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Homo Naledi de
Homo Naledi de
2 Typusexemplare
Als Holotypus von Homo naledi wurde eine Gruppe von
Schädelknochen ausgewiesen, die als Dinaledi Hominin
1 (DH1) bezeichnet wird; zusätzlich wurden der Artde- Computergestützte Rekonstruktion der Schädeldecke anhand der
Funde DH3 und DH4
finition als Paratypen die Schädelfragmente DH2, DH3,
DH4 und DH5 sowie einige Langknochen – unter ande-
rem der Oberschenkelknochen U.W. 101-1391 und das
Schienbein U.W. 101-484 – beigegeben. Insgesamt um-
fasst der Fund 1413 Knochen und 137 einzelne Zähne,
wovon 737 in die Erstbeschreibung der Art einbezogen
wurden.
Alle Fossilien von Homo naledi werden in der Samm-
lung des Evolutionary Studies Institute der University of
the Witwatersrand in Johannesburg aufbewahrt.
A und B: Zwei Ansichten des Schädelfragments U.W.
101-1473
C bis F: Vier Ansichten des Oberkieferfragments U.W.
101-1277
G: Schädelfragment U.W. 101-1473, Oberkiefer U.W. Gebogene Handknochen und breiter Daumenknochen
1
2 6 GALERIE
Die durchschnittliche Körpergröße von Homo naledi be- ständig in die Kammer eindrang und dort zu Tode kam.[8]
trug ca. 1,50 Meter, das Gewicht 40 bis 55 kg.[4][5] Das Ritual der Bestattung von Toten schreiben viele Wis-
In der Erstbeschreibung heißt es, charakteristisch für senschaftler bislang lediglich dem anatomisch modernen
die Art seien zum einen ein sehr kleines Schädel- Menschen (Homo sapiens) und dem Neandertaler (Ho-
Innenvolumen von nur 560 cm³, was vergleichbar ist mo neanderthalensis) zu, die beide stammesgeschichtlich
mit den bei Australopithecus üblichen Dimensionen (zum jünger sind.
Vergleich: Schimpanse ca. 400 cm³, Mensch ca. 1400
cm³); zum anderen ein Körper, dessen Proportionen un-
terhalb des Kopfes vergleichbar seien mit kleinwüchsigen 5 Kritik
Populationen der Gattung Homo. Die morphologischen
Merkmale des Schädels seien zwar einzigartig, jedoch
am ehesten vergleichbar mit Funden der frühen Homo-
Arten Homo rudolfensis, Homo habilis und Homo erec-
tus. Die Bezahnung (insbesondere die großen Backen-
zähne) wurde als „ursprünglich“ bezeichnet, jedoch sei-
en die Schneidezähne und die Eckzähne im Vergleich
mit Homo rudolfensis, Homo habilis und Homo erectus
relativ klein. Im Kontrast zu diesen abgeleiteten („mo-
dernen“) Merkmalen weisen der Brustkorb, die Schul-
ter, das Becken und das zum Kniegelenk gerichtete En-
de des Oberschenkelknochens „ursprüngliche“ Merkma- Vergleich eines naledi-Schädels mit Schädeln anderer früher
le auf, wie sie zum Beispiel bei Australopithecus afarensis Homo-Arten
vorkommen. Hand und Handgelenk weisen den Analy-
sen der Forscher zufolge im Vergleich zu älteren Fossili- Unmittelbar nach Veröffentlichung der Erstbeschreibung
en der Hominini zwar Veränderungen auf, die als „dem von Homo naledi wurde die Zuweisung dieser Fossi-
Menschen ähnliche Anpassungen“ interpretiert wurden. lien zu einer neuen, eigenständigen Art von mehreren
In einer im Oktober 2015 publizierten Studie wurde dann Paläoanthropologen als voreilig kritisiert.[9] Solange ihr
aber zusätzlich darauf verwiesen, dass die Fingerknochen Alter nicht geklärt sei, könne man diese Fossilien nicht si-
länger und stärker gebogen sind als bei den meisten Fun- cher im Stammbaum der Hominini verorten. Der Schwei-
den von Australopithecus und dass die Daumenknochen zer Anthropologe Christoph Zollikofer wandte beispiels-
verbreitert sind, was auf häufiges Klettern hinweist. Zu- weise ein, dass einige der zur Definition herangezoge-
gleich wurde aus der Anordnung der Handknochen gefol- nen ursprünglichen Merkmale auch bei anderen bereits
gert, dass Homo naledi zum Präzisionsgriff befähigt war bekannten frühen Arten vorkommen und daher ungeeig-
und daher möglicherweise auch Steingerät herstellen und net seien, eine zusätzliche Art zu begründen. Tim Whi-
nutzen konnte;[6] Steingerät wurde aber bislang nicht im te und William Jungers argumentierten, sollte das ver-
Zusammenhang mit den zu dieser Art gestellten Fossilien mutete Alter von mindestens 1,5 Millionen Jahren bestä-
gefunden. tigt werden, könne es sich bei den Funden beispielsweise
Auch Bein und Fuß weisen den Analysen zufolge eine Mi- um frühe südafrikanische Exemplare von Homo erectus
schung aus ursprünglichen und abgeleiteten Merkmalen handeln. Und Chris Stringer schrieb in einem Begleitarti-
auf, und zwar in einer Kombination, die als „einzigartig“ kel zur Erstbeschreibung: „Meiner Meinung nach ähnelt
beschrieben wurde.[7] Gleichwohl sei der Fuß zweifelsfrei das Material am stärksten den kleinwüchsigen Individu-
angepasst an das aufrechte Gehen. en von Homo erectus aus Dmanissi in Georgien, die auf
ein Alter von 1,8 Millionen Jahren datiert wurden.“[10]
Der US-amerikanische Paläoanthropologe Jeffrey H.
4 Fundumstände Schwartz hingegen wandte in Nature ein,[5] einzelne
Fundstücke seien derart unterschiedlich, dass sie mög-
Die zumindest heute fast unzugängliche Fundstelle war licherweise zu zwei Arten gehörten; in gleicher Weise
offenbar nicht bewohnt. Die Gebeine waren, mit Aus- äußerte sich der Brite Ian Tattersall gegenüber New Sci-
[11]
nahme derer an der Oberfläche der Ablagerungen, ana- entist.
tomisch richtig angeordnet und zeigen auch keine Biss-
spuren, was ausschließt, dass die Knochen angespült oder
die Körper von Raubtieren an die Fundstelle geschleift 6 Galerie
wurden. Daher spekulieren die Forscher, dass die To-
ten bewusst dort abgelegt worden sein könnten. Unge- • Schädelknochen (A) DH2, (B) DH5, (C und D)
klärt aber ist, auch angesichts der ausstehenden Datie- DH4. Skala = 10 cm
rung, wer – Individuen welcher Art – die Körper abgelegt
hat; auch ist nicht auszuschließen, dass die Gruppe selb- • Unterkiefer U.W. 101-377
3
• Handknochen [4] Homo naledi – ein neuer Verwandter des modernen Men-
schen. Auf: mpg.de vom 10. September 2015
• Oberschenkelknochen U.W. 101-1391
in vier Ansichten [5] Crowdsourcing digs up an early human species. Auf: natu-
re.com vom 10. September 2015
• Schienbein U.W. 101-484
in vier Ansichten [6] Tracy L. Kivell et al.: The hand of Homo naledi. In: Nature
Communications. Band 6, Artikel-Nr. 8431, 2015, doi:10.
• Fußknochen 1038/ncomms9431
• Einige Knochen in situ [7] William E. H. Harcourt-Smith et al.: The foot of Homo
naledi. In: Nature Communications. Band 6, Artikel-Nr.
(vor der Bergung)
8432, 2015, doi:10.1038/ncomms9432
• Schematische Darstellung des Höhlensystems [8] New human species discovered. Auf: sciencemag.org vom
10. September 2015, doi:10.1126/science.aad1728
[11] Colin Barras: Deep cave yields a new human. In: New Sci-
entist. Band 227, Nr. 3038, S. 8–9, Volltext (mit abwei-
8 Weblinks chendem Titel zur Printversion)
9 Einzelnachweise
[1] Johannes Dieterich: Mobile Verwandtschft. In: Berliner
Zeitung. vom 11. September 2015 → Wissenschaft S. 12.
[3] Jamie Shreeve: This Face Changes the Human Story. But
How? Auf. nationalgeographic.com vom 10. September
2015.
4 10 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN
10.2 Bilder
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org/wikipedia/commons/7/78/Comparison_of_skull_features_of_Homo_naledi_and_other_early_human_species.jpg Lizenz: CC BY 4.0
Autoren: Stringer, Chris (10 September 2015). "<a data-x-rel='nofollow' class='external text' href='http://www.pubmedcentral.gov/
articlerender.fcgi?tool=pmcentrez,<span>,&,</span>,artid=4559885'>The many mysteries of Homo naledi</a>". eLife 4: e10627.
DOI:10.7554/eLife.10627. PMC: 4559885. ISSN 2050-084X. Ursprünglicher Schöpfer: Chris Stringer, Natural History Museum, United
Kingdom
• Datei:Homo_naledi,_hand_(Hawks_version).jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e0/Homo_naledi%2C_
hand_%28Hawks_version%29.jpg Lizenz: CC BY-SA 3.0 Autoren: http://www.eurekalert.org/multimedia/pub/99005.php Ursprünglicher
Schöpfer: John Hawks
• Datei:Homo_naledi.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ae/Homo_naledi_holotype_specimen_%28DH1%
29.jpg Lizenz: CC BY-SA 4.0 Autoren: http://elifesciences.org/content/4/e09560 Ursprünglicher Schöpfer: Lee Roger Berger research team
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Homo_naledi_reconstruction_of_the_endocranium.jpg Lizenz: CC BY-SA 4.0 Autoren: http://elifesciences.org/content/4/e09560
Ursprünglicher Schöpfer: Lee Roger Berger research team
10.3 Inhaltslizenz
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