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und dies so sehr, daß man paradox, aber gar nicht ohne tiefen Sinn,
die Philosophie als die Wissenschaft von den Trivialitäten bezeichnen
kllnnte. Jedenfalls wird auch hier das im ersten Augenblick so
Triviale bei genauerar Betrachtung ein Quell tiefliegender und vielver-
zweigter Probleme. Da diese für den Logiker, bei seinem auf objektive
V.
Geltung gerichteten Interesse, nicht die zuerst empfindlichen - ob-
schon, ARisTOTELisch gesprochen, die "an sich ersten" - sind, so ist Über intentionale Erlebnisse und ihre
es gar nicht zu verwundern, daß es in der bisherigen Logik (auch
der BoLzANoschen) nicht einmal zu einer wissenschaftlichen Formu- "Inhalte".
lierung dieser Probleme, bzw. zu einer Konzeption der Idee einer
reinlogischen Formenlehre gekommen ist. Auf diese Weise fehlt der
Logik ein erstes Fundament, es fehlt an einer wissenschaftlich strengen
Einleitung.
und phänomenologisch geklärten Unterscheidung der primitiven Be-
deutungselemente und - strukturen und an der Erkenntnis der zuge- Wir haben in der II. Untersuchung den Sinn der Idealität
hörigen Wesensgesetze. So erklärt es sich auch, daß speziell die der Spezies überhaupt klargelegt und damit zugleich denjenigen
vielen "Begriffs-" und "Urteilstheorien ", die einer wesentlichen Seite Sinn der Idealität von Bedeutungen, der für die reine Logik in
nach in dieses Gebiet hineinreichen, so wenig haltbare Ergebnisse Betracht kommt. Wie allen idealen Einheiten, so entsprechen
gezeitigt haben. In der Tat liegt dies zu einem großen Teil an dem den Bedeutungen reale Möglichkeiten und eventuell Wirklich-
Mangel an den richtigen Gesichtspunkten und Zielen, an den Ver- keiten, den Bedeutungen in specie entsprechen die Akte des Be-
mengungen der hier radikal zu sondernden Problemschichten und an deutens, und jene sind nichts anderes als ideal gefaßte Momente
dem bald offenen, bald in mancherlei Verkleidungen wirksamen Psycho- aus diesen. Es erheben sich nun aber neue Fragen mit Beziehung
logismus. Offenbar erweist sich aber in diesem Mangel (da doch der auf die Gattung von psychischen Erlebnissen, in welchen die
Blick des Logikers allzeit auf der Form ruht) die in den Sachen selbst oberste Gattung Bedeutung ihren Ursprung nimmt, und des-
liegende Schwierigkeit. gleichen mit Beziehung auf die niederen Arten dieser Erlebnisse,
3. Über verwandte und gegensätzliche Auffassungen vergleiche in welchen sich die wesentlich verschiedenen Bedeutungsarten
man H. STEINTHALS Einleitung in die Psychologie und Sprachwissen- entfalten. Es handelt sich also um die Beantwortung der Frage
schaft (Einl. IV "Sprechen und Denken, Grammatik und Logik" S. 44ff.). nach dem Ursprung des Begriffes Bedeutung und seiner wesent-
Zumal sei hingewiesen auf die schöne Präzisierung der Auffassung lichen Abartungen, bzw. um eine tiefer und weiter dringende
W. v. HUMBOLDTS (a. a. 0. S. 63ff.), aus welcher hervorgeht, daß wir Beantwortung dieser Frage, als sie unsere bisherigen Unter-
uns mit dem hier Vorgetragenen dem großen und auch von STEINTHAL suchungen dargeboten haben. Im innigsten Zusammenhang damit
hochverehrten Forscher einigermaßen annähern. Was STEINTHAL, der stehen weitere Fragen: Die Bedeutungen sollen in Bedeutungs-
selbst auf der Gegenseite steht, einwendet, scheint durch unsere intentionen liegen, die zur Anschauung in gewisse Beziehung
Unterscheidungen eine so klare Erledigung zu finden, daß von ein- treten können. Wir sprachen mehrfach von der Erfiillung der
gehender Kritik hier abgesehen werden kann. Bedeutungsintention durch korrespondierende Anschauung und
davon, daß die höchste Form dieser Erfüllung in der Evidenz
344 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre " Inhalte". Bewußtsein als phiinomenologischer Bestand des Ich usw. 345
gegeben sei. Es erwächst also die Aufgabe, dieses merkwürdige Bedeutungen, in welchen von dem "Inhalt" eines Aktes die
phänomenologische Verhältnis zu beschreiben und seine Rolle zu Rede ist.
bestimmen, d. h. die in ihm gründenden Erkenntnisbegriffe zu Das Wesen der Akte als solcher kann nicht ausreichend
klären. Für die analytische Untersuchung sind diese und die erörtert werden, ohne daß man in ziemlich erheblichem Maße in
vorigen, auf das Wesen der Bedeutung (speziell der logischen die Phänomenologie der "Vorstellungen" eingeht. An den innigen
Vorstellung und des logischen Urteils) bezüglichen Aufgaben gar Zusammenhang erinnert uns der bekannte Satz, daß jeder Akt
nicht zu trennen. entweder eine Vorstellung ist oder Vorstellungen zur Grundlage
Mit diesen Aufgaben wird sich die vorliegende Untersuchung hat Indessen fragt es sich dabei, welcher von den sehr ver-
noch nicht beschäftigen; denn ehe wir sie selbst in Angriff schiedenen Begriffen. von Vorstellung heranzuziehen ist, und so
nehmen können, bedarf es einer sehr viel allgemeineren phäno- wird die Scheidung der sich ineinander mengenden Phänomene,
menologischen Untersuchung. "Akte" sollen die Erlebnisse des welche den Äquivokationen hier zugrunde liegen, zu einem
Bedeutens sein, und das Bedeutungsmäßige im jeweiligen Einzel- wesentlichen Stück der Aufgabe.
akte soll gerade im Akterlebnis und nicht im Gegenstande Die Behandlung der soeben im Rohen angezeigten Probleme
liegen, und es soll in dem liegen, was ihn zu einem "inten- (welchen sich einige andere innig anschließen werden) knüpfen
tionalen", auf Gegenstände" gerichteten" Erlebnis macht Ebenso wir nicht unpassend an die deskriptiv-psychologische Unter-
liegt das Wesen der erfüllenden Anschauung in gewissen Akten: scheidung mehrerer ineinander fließender Begriffe von Bewußt-
Denken und Anschauen sollen als Akte verschieden sein. Und sein. Psychische Akte bezeichnet man ja oft als "Betätigungen
natürlich soll das sich Erfüllen selbst eine speziell zu den Akt- des Bewußtseins", als "Beziehungen des Bewußtseins auf einen
charakteren gehörige Beziehung sein. Nun ist in der deskriptiven Inhalt (Gegenstand)", und mitunter definiert man "Bewußtsein"
Psychologie keine Rede bestrittener als die von "Akten"; und geradezu als einen zusammenfassenden Ausdruck für psychische
Zweifel, wo nicht gar schnelle Ablehnung, mögen sich an all Akte jeder Art.
die Stellen der bisherigen Untersuchungen geknüpft haben, wo
der Aktbegriff zur Charakteristik und zum Ausdruck . unserer
Auffassung diente. Es ist also eine wichtige Vorbedingung für
die Lösung der bezeichneten Aufgaben, daß dieser Begriff vor Erstes Kapitel.
allen anderen geklärt werde. Es wird sich herausstellen, daß der Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich
Begriff des Aktes im Sinne des intentionalen Erlebnisses und Bewußtsein als innere Wahrnehmung.
eine wichtige Gattungseinheit in der Sphäre der (in phänomeno-
logischer Reinheit erfaßten) Erlebnisse begrenzt, und daß somit § 1. Vieldeutigkeit des Terminus Bewußtsein.
die Einordnung der Bedeutungserlebnisse in diese Gattung in In der Psychologie ist von Bewußtsein und ebenso von
der Tat eine wertvolle Charakteristik derselben liefert. Bewußtseinsinhalten und Bewußtseinserlebnissen (gewöhnlich
Selbstverständlich gehört zur Erforsch1mg des phänomeno- spricht man schlechthin von Inhalten und Erlebnissen) hauptsäch-
logischen Wesens der Akte als solcher auch die Klärung des lich viel die Rede im Zusammenhange mit der Sonderung der
Unterschiedes zwischen Aktcharakter und Aktinhalt, und in letz- psychischen und physischen Phänomene, womit auf der einen
terer Hinsicht die Nachweisung der fundamental verschiedenen Seite die zum Bereich der Psychologie, auf der anderen die zum
346 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "Inhalte". Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 34 7
Bereich der physischen Wissenschaften gehörigen Phänomene be;;. sondernder Ausdrücke, sowie durch passende Umschreibungen
zeichnet sein sollen. Mit der Frage dieser Sonderung hängt das und Erläuterungen. Von diesen Hilfsmitteln werden wir also
uns gestellte Problem, den Begriff des psychischen Aktes nach Gebrauch zu machen haben.
seinem phänomenologischen Wesen zu umgrenzen, sehr nahe
§ 2. Erstens: Bewußtsein als reell-phänomenologische Einheit
zusammen, insofern dieser Begriff gerade in diesem Zusammen-
der Icherlebnisse. Der Begriff des Erlebnisses.
hange, nämlich als vermeintliche Umgrenzung der psychologischen
Domäne, erwachsen ist. Auf den richtigen Vollzug dieser Um- Wir beginnen mit folgender Zusammenstellung: Wenn der
grenzung hat nun ein Begriff von Bewußtsein berechtigte An- moderne Psychologe seine Wissenschaft als Wissenschaft von
wendung, die Bestimmung des Begriffs psychischer Akt liefert den psychischen Individuen als konkreten Bewußtseinseinheiten,
ein anderer. Jedenfalls gilt es, mehrere sachlich verwandte oder als Wissenschaft von den Bewußtseinserlebnissen erleben-
und sich darum leicht vermengende Begriffe zu unterscheiden. der Individuen, oder als solche von deren Bewußtseinsinhalten
definiert, bzw. definieren kann: so bestimmt die Nebeneinander-
Wir werden im folgenden drei Begriffe von Bewußtsein,
setzung der Termini in diesem Zusammenhang einen gewissen
als für lmsere Interessen in Betracht kommend, erörtern:
Begriff von Bewußtsein und zugleich gewisse Begriffe von Er-
1. Bewußtsein als der gesamte reelle phänomenologische
lebnis und Inhalt. Unter diesen letzteren Titeln Erlebnü und
Be!'ltand des empirischen Ich, als Verwehung der psychischen
Inhalt meint der moderne Psychologe die realen Vorkommnisse
Erlebnisse in der Einheit des Erlebnisstroms.
(Wmmr sagt mit Recht: Ereignisse), welche, von Moment zu
2. Bewußtsein als inneres Gewahrwerden von eigenen psychi- Moment wechselnd, in mannigfacher Verknüpfung und Durch-
schen Erlebnissen. dringung die reelle Bewußtseinseinheit des jeweiligen psychischen
3. Bewußtsein als zusammenfassende Bezeichnung für jeder- Individuums ausmachen. In diesem Sinne sind die Wahr-
lei "psychische Akte" oder "intentionale Erlebnisse". nehmungen, Phantasie- und Bildvorstellungen, die Akte des be-
Daß damit nicht alle .Ä.quivokationen des fraglichen Terminus grifflichen Denkens, die Vermutungen und Zweifel, die Freuden
erschöpft sind, braucht kaum gesagt zu werden. Beispielsweise und Schmerzen, die Hoffnungen und Befürchtungen, die Wünsche
erinnere ich an die zumal im außerwissenschaftlichen Sprach- und Wollungen u. dgl., sowie sie in unserem Bewußtsein von-
gebrauch umlaufenden Redensarten von dem "ins Bewußtsein statten gehen, Erlebnüse oder Beu>ußtseinsinhalte. Und mit
treten" oder "zum Bewußtsein kommen", vom "hochgespannten" diesen. Erlebnissen in ihrer Ganzheit und konkreten Fülle
oder "herabgedrückten Selbstbewußtsein ", vom "Erwachen des sind auch die sie komponierenden Teile und abstrakten Momente
Selbstbewußtseins" (die letztere Rede auch in der Psychologie, erlebt, sie sind reelle Bewußtseinsinhalte. Natürlich kommt es dar-
aber in ganz anderem Sinne als im gemeinen Leben gebräuchlich), auf nicht an, ob die betreffenden Teile für sich irgend wie gegliedert,
und dergleichen mehr; ob sie durch eigens auf sie bezogene Akte abgegrenzt sind, und
Bei der Vieldeutigkeit aller Termini, die für die unter- speziell ob sie für sich Gegenstände "innerer", sie in ihrem Be-
scheidende Bezeichnung irgend in Frage kommen können, ist wußtseinsdasein erfassender Wahrnehmungen sind und es über-
die eindeutige Bestimmung der voneinander abzuhebenden Be- haupt sein können, oder nicht.
griffe nur auf indirektem Wege möglich, nämlich nur durch Es sei nun gleich darauf hingewiesen, daß sich diel'ler
Zusammenstellung gleichbedeutender und Entgegenstellung zu Erlebnisbegriff rein phänomenologisch fassen läßt, d. i.
348 V. Über intentionale FJrlebnisse und ihn3 ,,Inhalte". Beumf3tsein als phänomenologischer Best(Jnd des Ich usw. 349
so, daß alle Beziehung auf empirisch-reales Dasein (auf ein reelles Bestandstück. Es entspricht ihr die Farbenemp-
Menschen oder Tiere der Natur) ausgeschaltet bleibt: das find ung, das qualitativ bestimmte phänomenologische Farben-
Erlebnis im deskriptiv-psychologischen Sinn (im empirisch-phäno- moment, welches in der Wahrnehmung, bzw. in einer ihm eigens
menologischen) wird dann zum Erlebnis im Sinne der reinen zugehörigen Komponente der Wahrnehmung ("Erscheinung der
Phänomenologie 1. An den klärenden Exemplifizierungen, die gegenständlichen Färbung") objektivierende "Auffassung" erfährt.
wir jetzt folgen lassen, kann und muß man sich davon überzeugen, Nicht selten mengt man beides, Farbenempfindung und objektive
daß die geforderte Ausschaltung jederzeit in unserer Freiheit Farbigkeit des Gegenstandes, zusammen. Gerade in unseren
steht, und daß die vorerst an ihnen vollzogenen, bzw. zu voll- Tagen ist eine Darstellung sehr beliebt, die ·so spricht, als wäre
ziehenden "deskriptiv-psychologischen .. Aufweisungen im das eine und andere dasselbe, nur unter verschiedenen "Gesichts-
angegebenen Sinne "rein" zu fassen und in weiterer Folge als punkten und Interessen" betrachtet; psychologisch oder subjektiv
reine Wesenseinsichten (als apriorische) zu verstehen sind. Und betrachtet, heiße es Empfindung; physisch oder objektiv betrachtet,
so natürlich in allen verwandten Fällen. Beschaffenheit des äußeren Dinges. Es genügt hier aber der
Beispielsweise ist also im Falle der äußeren Wahrnehmung Hinweis auf den leicht faßlichen Unterschied zwischen dem
das Empfindungsmoment Farbe, das ein reelles Bestandstück objektiv als gleichmäßig gesehenen Rot dieser Kugel und der
eines konkreten Sehens (in dem phänomenologischen Sinn der gerade dann in der Wahrnehmung selbst unzweifelhaften und
visuellen W ahrnehmungserscheinung) ausmacht, ebensogut ein sogar notwendigen Abschattung der subjektiven Farbenemp-
"erlebter" oder "bewußter Inhalt", wie der Charakter des Wahr- findungen - ein Unterschied, der sich in Beziehung auf alle
nehmens und wie die volle Wahrnehmungserscheinung des Arten von gegenständlichen Beschaffenheiten und die ihnen
farbigen 'Gegenstands. Dagegen ist dieser Gegenstand selbst, ob- korrespondierenden Empfindungskomplexionen wiederholt.
gleich er wahrgenommen ist, nicht erlebt oder bewußt; und des- Was wir von den einzelnen Bestimmtheiten gesagt haben,
gleichen auch nicht die an ihm wahrgenommene Färbung. Wenn überträgt sich auf die konkreten Ganzen. Die Behauptung: der
der Gegenstand nicht existiert, wenn also die Wahrnehmung Unterschied zwischen dem in der Wahrnehmung bewußten Inhalt
kritisch als Trug, als Halluzination, Illusion u. dgl. zu be- und dem in ihr wahrgenommenen (wahrnehmungsmäßig ver-
werten ist, so existiert auch die wahrgenommene, gesehene meinten) äußeren Gegenstand sei ein bloßer Unterschied der
Farbe, die des Gegenstandes, nicht. Diese Unterschiede zwischen Betrachtungsweise, welche dieselbe Erscheinung einmal im
normaler und anomaler, richtiger und trügerischer Wahrnehmung subjektiven Zusammenbang (im Zusammenhang der auf das Ich
gehen den inneren, rein deskriptiven, bzw. phänomenologischen bezogenen Erscheitmngen) und das andere Mal im objektiven
Charakter derWahrnehmungnicht an. Während die gesehene Farbe Zusammenhang (im Zusammenhang der Sachen selbst) betrachte,
- d. i. die in der visuellen Wahrnehmung an dem erscheinenden ist phänomenologisch falsch. Die Äquivokation, welche es ge-
Gegenstande als seine Beschaffenheit miterscheinende und in stattet, als Erscheinung nicht nur das Erlebnis, in dem
eins mit ihm als gegenwärtig seiend gesetzte Farbe - wenn das Erscheinen des Objektes besteht (z. B. das konkrete
überhaupt, so gewiß nicht als Erlebnis existiert, so entspricht Wahrnehmungserlebnis, in dem uns das Objekt vermeintlich
ihr in diesem Erlebnis, d. i. in der Wahrnehmungserscheinung, selbst gegenwärtig ist), sondern auch das erscheinende Ob-
1 Vgl. dazu meine "Ideen zu einer reinen Phänomenologie usw." im jekt als solches zu ·bezeichnen, kann nicht scharf genug be-
Jahrbuch f. Philos. u. phänom. Forschung I, 1913, 2. Abschnitt. tont werden. Der Trug dieser Äquivokation verschwindet sofort,
350 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "Inhaltea. Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 351
sowie man sich phänomenologische Rechenschaft darüber gibt, kate der Erscheinung nicht zugleich Prädikate des in ihr Er-
was denn vom erscheinenden Objekt als solchem im Erlebnis scheinenden sind. Und eine abermals neue Beziehung ist die
der Erscheinung reell votfindlich sei. Die Dingerscheinung (das objektivierende Beziehung, die wir der in der Erscheinung
Erlebnis) ist nicht das erscheinende Ding (das uns vermeintlich erlebten Empfindungskomplexion zu dem erscheinenden
in leibhaftiger Selbstheit "Gegenüberstehende"). Als dem Be- Gegenstand zuschreiben; nämlich wenn wir sagen: im Akte des
wußtseinszusammenhang zugehörig, erleben wir die Erscheinungen, Erscheinens werde die Empfindungskomplexion erlebt, dabei aber
als der phänomenalen Welt zugehörig, erscheinen uns die Dinge. in gewisser Weise "aufgefaßt", "apperzipiert", und in diesem
Die Erscheinungen selbst erscheinen nicht, sie werden erlebt. phänomenologischen Charakter beseelender .Auffassung der Emp-
Erscheinen wir uns selbst als Glieder der phänomenalen findungen bestehe das, was wir Erscheinen des Gegenstandes
Welt t, so erscheinen die physischen und psychischen Dinge nennent.
(Körper und Personen) in physischer und psychischer Beziehung Ähnliche Wesensunterscheidungen, wie wir sie eben in betreff
zu unserem phänomenalen Ich. Diese Beziehung des phäno- der Wahrnehmung notwendig fanden, um das, was in ihr Er-
menalen Objekts (das man ebenfalls Bewußtseinsinhalt zu lebnis ist, nämlich was sie reell komponiert, von dem zu unter-
nennen liebt) auf das phänomenale Subjekt (Ich als em- scheiden, was in einem uneigentlichen (dem "intentionalen") Sinn
pirische Person, als Ding) ist selbstverständlich zu trennen "in ihr ist", sind auch bei den anderen "Akten" zu machen. Wir
von der Beziehung des Bewußtseinsinhalts in unserem werden diese Unterscheidungen bald allgemeiner behandeln müssen.
Sinne des Erlebnisses zum Bewußtsein im Sinne der Hier kommt es nur darauf an, von vornherein gewisse beirrende
Einheit der Bewußtseinsinhalte (dem phänomenologischen Gedankenrichtungen zu verbauen, welche den schlichten Sinn
Bestand des empirischen Ich). Dort handelt es sich um das der zu klärenden Begriffe verwirren könnten.
Verhältnis zweier erscheinender Dinge, hier um das Verhältnis
§ 3. Der phänomenologische und der populäre Erlebnisbegritf.
eines einzelnen Erlebnisses zur Erlebniskomplexion. Ebenso ist
natürlich umgekehrt die Beziehung der erscheinenden Person In gleicher .Absicht weisen wir noch darauf hin, daß unser
Ich zum äußerlich erscheinenden Dinge zu trennen von der Begriff von Erlebnis nicht übereinstimmt mit dem popu-
Beziehung zwischen der Dingerscheinung als Erlebnis lären, wobei wieder die eben angedeutete Unterscheidung zwischen
und dem erscheinenden Ding. Sprechen wir von dieser reellem und intentionalem Inhalt ihre Rolle spielt.
letzteren Beziehung, so bringen wir uns nur zur Klarheit, Sagt jemand, ich habe die Kriege von 1866 und 1870 er-
daß das Erlebnis nicht selbst das ist, was "in" ihm intentional lebt, so ist das, was in diesem Sinne "erlebt" heißt, eine Kom-
gegenwärtig ist; wie wenn wir z. B. feststellen, daß die Prädi- plexion äußerer Vorgänge, und das Erleben besteht hier aus
Wahrnehmungen, Beurteilungen und sonstigen .Akten in welchen
.
d1e '
1
Die hier nur als erscheinende in Frage ist, während alle Frage nach Vorgänge zu gegenständlicher Erscheinung und öfters zu
Existenz oder Nichtexistenz derselben - mitsamt dem in ihr erscheinenden Objekten einer gewissen, auf das empirische Ich bezogenen
empirischen Ich - ausgeschaltet bleibt, wenn wir diese ganzen Erwägungen Satzung werden. Das erlebende Bewußtsein, in dem für uns
nicht als deskriptiv-psychologische, sondern als rein phänomenologische ver- 1
werten wollen. Man achte also wie bisher, so in jeder neuen, zunächst psycho- Oder auch Erscheinung in dem oben und auch im weiteren verwendeten
logisch geführten .Analyse darauf, daß sie wirklich jene "Reinigung", die ihr Sinn, in dem das (phänomenologisch verstandene) Erlebnis selbst Erscheinung
heißt.
den "rein" phänomenologischen Wert verleiht, zuläßt.
352 V. Über intentionale Erlebnisse urul ·ihre "Inhalteu. Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 353
maßgebenden phänomenologischen Sinne, hat diese Vorgänge, d. h. das entsprechende Ganze, die reelle Bewußtseinseinheit.
wie die an ihnen beteiligten Dinge natürlich nicht in sich als Ihr Inhalt ist der Gesamtinbegriff der präsenten "Erlebnisse",
seine "psychischen Erlebnisse", als seine reellen Bestand- und unter Inhalten im Plural versteht man dann diese Erlebnisse
stücke oder Inhalte. Was es in sich findet, was in ihm reell vor- selbst; d. i. alles, was als reeller Teil den jeweiligen phänomeno-
handen ist, das sind die betreffenden .Akte des W ahrnehmens, logischen Bewußtseinsstrom konstituiert.
Urteilens usw. mit ihrem wechselnden Empfindungsmaterial, ihrem
Auffassungsgehalt, ihren Setzungscharakteren usw. Und so be- § 4. Die Beziehung zwischen erlebendem Bewußtsein und erlebtem
deutet hier auch das Erleben etwas ganz anderes als dort. Die Inhalt keine phänomenowgisch eigentümliche Be~iehungsart.
äußeren Vorgänge erleben, das hieß: gewisse auf diese Vorgänge Nach der vorstehenden Darstellung ist es klar, daß die Be-
gerichtete Akte des Wahrnehmens, des (wie immer zu bestim- ziehung, in welcher wir die Erlebnisse zu einem erlebenden Be-
menden) Wissens u. dgl. haben. Dieses Haben bietet gleich ein wußtsein (oder erlebendem "phänomenologi~chen Ich 1 ") denken,
Beispiel für das ganz andersartige Erleben in dem phänomeno- auf keinen eigentümlichen phänomenologischen Befund
logischen Sinne. Es besagt nicht mehr, als daß gewisse Inhalte zurückweist. Das Ich im Sinne der gewöhnlichen Rede ist ein
Bestandstücke in einer Bewußtseinseinheit, im phänomenologisch empirischer Gegenstand, das eigene Ich ist es ebenso gut wie das
einheitlichen Bewußtseinsstrom eines empirischen Ich sind. fremde, und jedwedes Ich ebenso wie ein beliebiges physisches Ding,
Dieser selbst ist ein reelles Ganzes, das sich aus mannigfachen wie ein Haus oder Baum usw. Die wissenschaftliche Bearbeitung
Teilen reell zusammensetzt, und jeder solche Teil heißt "erlebt". mag dann den Ichbegriff noch so sehr modifizieren, hält sie sich
In diesem Sinne ist das, was das Ich oder das Bewußtsein nur von Fiktionen fern, so bleibt das Ich ein individueller dinglicher
erlebt, eben sein Erlebnis. Zwischen dem erlebten oder bewußten Gegenstand, der wie alle solche Gegenstände phänomenal keine
Inhalt und dem Erlebnis selbst ist kein Unterschied. Das Emp- andere Einheit hat, als welche ihm durch die geeinigten phäno-
fundene z. B. ist nichts anderes als die Empfindung. "Bezieht menalen Beschaffenheiten gegeben wird, und welche in deren
sich" aber ein Erlebnis auf einen von ihm selbst zu unter- eigenem inhaltlichen Bestande gründet. Scheiden wir den Ichleib
scheidenden Gegenstand, wie z. B. die äußere Wahrnehmung vom empirischen Ich ab, und beschränken wir dann das rein
auf den wahrgenommenen, die nominale Vorstellung auf den psychische Ich auf seinen phänomenologischen Gehalt, so redu-
genannten Gegenstand, u. dgl., so ist dieser Gegenstand in dem ziert es sich auf die Bewußtseinseinheit, also auf die reale Er-
hier festzulegenden Sinne nicht erlebt oder bewußt, sondern lebniskomplexion, die wir (d. h. jeder für sein Ich) zu einem
eben wahrgenommen, genannt usf. Teile mit Evidenz als in uns vorhanden finden und zum er-
Diese Sachlage berechtigt ja zu der Rede von Inhalten, gänzenden Teile mit guten Gründen annehmen. Das phänomeno-
die hier eine durchaus eigentliche ist. Der normale Sinn des logisch reduzierte Ich ist also nichts Eigenartiges, das über den
Wortes Inhalt ist ein relativer, .er weist ganz allgemein auf eine mannigfaltigen Erlebnissen schwebte, sondern es ist einfach mit
umfassende Einheit hin, die in dem Inbegriff der zugehörigen ihrer eigenen Verknüpfungseinheit identisch. In der Natur der
Teile ihren Inhalt besitzt. Was immer an einem Ganzen sich Inhalte und in den Gesetzen, denen sie unterstehen, gründen
als Teil auffassen läßt und es in Wahrheit reell konstituiert, gehört
zum Inhalte des Ganzen. In der üblichen deskriptiv- psycholo- 1
In der ersten Auflage war überhaupt der Bewußtseinsstrom als "phäno-
gischen Rede von Inhalten ist der verschwiegene Beziehungspunkt, menologisches Ich u bezeichnet.
H u 8 8 e rl , Log. Unters. II, 23
V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "Inhalte"· Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 355
354
gewisse Verknüpfungsformen. Sie laufen in vielfältiger W~ise terisiert, ihren Gegenstand als in leibbafter Selbstheit gegen-
von Inhalt zu Inhalt, von Inhaltskomplexion zu Inhaltskomplexwn, wärtigen zu erfassen. Dieser Intention entspricht die Wahr-
und schließlich konstituiert sich eine einheitliche Inhaltsgesamt- nehmung in ausgezeichneter Vollkommenheit, sie ist adäquat,
heit die nichts anderes ist als das phänomenologisch reduzierte wenn der Gegenstand in ihr selbst wirklich und in strengstem
Ich ~elbst. Die Inhalte haben eben, so wie Inhalte überhaupt, ihre Sinne "leibhaftig" gegenwärtig, als das, was er ist, restlos er-
gesetzlich bestimmten Weisen miteinander zusammenzugehen, zu faßt, also im Wahrnehmen selbst reell beschlossen ist. Somit
umfassenderen Einheiten zu verschmelzen, und indem sie so eins ist es selbstverständlich, ja aus dem reinen Wesen der Wahrneh-
werden und eins sind, hat sich schon das phänomenologische Ich mung evident, daß adäquate Wahrnehmung nur "innere" Wahr-
oder die Bewußtseinseinheit konstituiert, ohne daß es darüber nehmung sein, daß sie nur auf gleichzeitig mit ihr gegebene,
hinaus eines eigenen, alle Inhalte tragenden, sie alle noch einmal mit ihr zu Einem Bewußtsein gehörige Erlebnisse gehen kann,
einigenden Ichprinzips bedürfte. Und hier wie sonst wäre die und zwar gilt das, gerrau erwogen, nur für Erlebnisse in rein
Leistung eines solchen Prinzips unverständlich. 1 phänomenologischem Sinn. .Andererseits kann man keineswegs
umgekehrt schlechthin und in psychologischer Redeweise sagen,
§ 5. Zweitens. Das "innere" Bewußtsein als innere Wahrnehmung. daß jede auf eigene Erlebnisse gerichtete Wahrnehmung (die dem
Nach den Betrachtungen der drei letzten Paragraphen ist natürlichen Wortsinn gemäß als innere zu bezeichnen wäre) eine
ein Sinn der Termini Bewuß~ein, Erlebnis, Inhalt bestimmt, adäquate sein muß. Bei der eben hervorgetretenen Zweideutigkeit
gerrauer gesprochen, ein deskriptiv-psychologischer, und bei des Ausdrucks innere Wahrnehmung wäre es besser, zwischen
phänomenologischer "Reinigung" ein rein phänomenologischer. innerer Wahrnehmung (als Wahrnehmung eigener Erlebnisse) und
An diesem Sinn wollen wir weiterhin festhalten, es sein denn, adäquater (evidenter) Wahrnehmung einen terminologischen Unter-
daß andere Begriffe ausdrücklich angezeigt werden. schied festzuhalten. Es würde dann auch der schiefe erkenntnis-
Ein zweiter Begriff von Bewußtsein prägt sich in der Rede theoretische und auch psychologisch verwertete Gegensatz zwischen
vom inneren Bewußtsein aus. Es ist dies die "innere Wahr- innerer und äußerer Wahrnehmung verschwinden, der dem echten
nehmung", welche die aktuell präsenten Erlebnisse, sei es im Gegensatz zwischen adäquater und nichtadäquater Wahr-
allgemeinen, sei es in gewissen Klassen von Fällen, begleiten nehmung, dem im reinen phänomenologischen Wesen solcher
und auf sie als ihre Gegenstände bezogen sein soll. Die Evidenz, Erlebnisse gründenden, untergeschoben wird.t
welche man der inneren W abrnehmung gewöhnlich beimißt, weist Eine nahe Beziehung der beiden bisher behandelten Begriffe
darauf hin, daß man sie dann als adäquate Wahrnehmung ver- von Bewußtsein kommt bei manchen Forschern, wie z. B. bei
steht, welche ihren Gegenständen nichts zudeutet, was nicht im BIOO-.'TANO, dadurch zustande, daß sie das Bewußtsein (oder Erlebt-
Wahrnehmungserlebnis selbst anschaulich vorgestellt und reell sein) von Inhalten im ersten Sinne zugleich als ein Bewußtsein im
gegeben ist; und umgekehrt, welche sie genau so ansebaulich zweiten Sinne glauben fassen zu dürfen. In diesem letzteren ist
vorstellt und setzt, wie sie faktisch in und mit der Wahrnehmung bewußt oder erlebt, was innerlich (und das bedeutet bei BRENTANO
erlebt sind. Jede Wahrnehmung ist durch die Intention cbarak- immer zugleich adäquat) wahrgenommen ist; bewußt im ersteren
Sinne hieß, was als Erlebnis in der Bewußtseinseinheit überhaupt
1 Die sich in diesem Paragraphen schon aussprechende Opposition gegen
die Lehre vom "reinen" Ich billigt der Verf., wie aus den oben zitierten
1 Vgl. dazu die Beilage über innere und äußere Wahrnehmung.
"Ideen" ersichtlich ist, nicht mehr. (Vgl. a. a. 0. § 57, S. 109; § 80, S. 159.)
23•
V. Über intentionale EJrlebnisse und ihre " Inhalte". Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 357
356
präsent ist. Die Äquivokation, die dahin drängt, Bewußtsein als mung hinzuweisen. Nicht nur das ich bin ist evident, sondern
eine Art von Wissen, und zwar von anschaulichem Wissen, zu ungezählte Urteile der Form ich nehme dies oder ;'enes wahr-
verstehen, dürfte hier eine Auffassung empfohlen haben, welche nämlich sofern ich dabei nicht bloß vermeine, sondern dessen
mit allzu harten Unzuträglichkeiten behaftet ist. Ich erinnere mit Evidenz versichert bin, daß das Wahrgenommene als das,
an den unendlichen Regreß, der aus dem Umstand erwächst, was es vermeint ist, auch gegeben ist; daß ich es selbst erfasse
daß die innere Wahrnehmung selbst wieder ein Erlebnis ist, also als das, was es ist. Z. B. diese Lust, die mich erfüllt; diese
neuer Wahrnehmung bedarf, für welche dann wieder dasselbe Phantasieerscheinung, die mir eben vorschwebt u. dgl. Alle
gilt, usw.; ein Regreß, den BRENT.A.NO durch die Unterscheidung diese Urteile teilen das Schicksal des Urteils ich bin, sie sind
zwischen primärer und sekundärer Wahrnehmungsrichtung zu begrifflich nicht vollkommen faßbar und ausdrückbar, sie sind
lösen versuchte. Da unser Absehen hier auf rein phänomeno- nur in ihrer lebendigen, aber durch Worte nicht angemessen
logische Feststellungen geht, müssen wir Theorien dieser Art mitteilbaren Intention evident. Das adäquat Wahrgenommene,
auf sich beruhen lassen, solange eben die Notwendigkeit einer gleichgültig, ob es in derartigen vagen Aussagen zum Ausdruck
Annahme der kontinuierlichen Aktion innerer Wahrnehmung phä- kommt, oder ob es unausgedrückt bleibt, macht nun den er-
nomenologisch nicht nachzuweisen ist. kenntnistheoretisch ersten und absolut sicheren Bereich dessen
aus, was im betreffenden Augenblick die Reduktion des phäno-
§ 6. Ursprung des ersten Bewußtseinsbegriffs aus dem xweiten. menalen empirischen Ich auf seinen rein phänomenologisch faß-
Es ist unverkennbar, daß der zweite Bewußtseinsbegriff baren Gehalt ergibt; wie es auch umgekehrt richtig sein wird,
der "ursprünglichere", und zwar der "an sich frühere" ist. In daß im Urteil ich bin unter dem Ich das adäquat Wahrgenommene
wissenschaftlich geordneter Weise wird man von ihm, dem eben den die Evidenz zu allererst ermöglichenden und begrün-
engeren, zu dem ersten und weiteren durch folgende Überlegung denden Kern ausmacht!. Zu diesem Bereich tritt nun ein weiterer
fortschreiten können: Nehmen wir das cogito, ergo sum, oder hinzu, wenn wir all das, was die der Wahrnehmung wesentlich
vielmehr das einfache sum als eine Evidenz in Anspruch, die angeschlossene Retention als uns soeben gegenwärtig Gewesenes,
allen Zweifeln gegenüber ihre Geltung behaupten dürfe, so ist und ebenso, was die Wiedererinnerung als zu einer früheren
es selbstverständlich, daß hierbei als Ich nicht das empirische Erlebnisaktualität gehörig bekundet, auf seinen gewesenen phäno-
Ich passieren kann. Da wir aber andererseits werden zugestehen menologischen Gehalt reduzieren, also durch Reflexion "in" der
müssen, daß die Evidenz des Satzes ich bin von der Kenntnis 1 [Die im wesentlichen ungeändert aus der 1. Auflage übernommene
und Annahme der immer fragwürdig gebliebenen philosophischen Darstellung des Textes wird dem Umstande nicht gerecht, daß das empirische
Ichbegriffe nicht abhängig sein kann, so werden wir am besten Ich eine Transzendenz derselben Dignität ist wie das physische Ding. Behält
wohl sagen: Im Urteil ich bin hängt die Evidenz an einem ge- die Ausschaltung dieser Transzendenz und die Reduktion auf das rein-phäno-
menologisch Gegebene kein reines Ich als Residuum zurück, dann kann es auch
wissen, in begrifflicher Schärfe nicht umgrenzten Kern der
keine wirkliche (adäquate) Evidenz "Ich bin" geben. Besteht diese Evidenz
empirischen Ichvorstellung. Werfen wir nun weiter die Frage aber wirklich als adäquate - und wer möchte das leugnen -, wie kommen
auf, was zu diesem begrifflich ungefaßten und daher unsagbaren wir an der Annahme eines reinen Ich vorbei? Es ist gerade das in dem
Kern wohl gehören mag, was also jeweils mit evidenter Sicher- Vollzu-g der Evidenz cogito erfaßte Ich, und der reine Vollzug faßt es eo ipso
heit das Gegebene am empirischen Ich ausmacht, so liegt es am phänomenologisch "rein", und notwendig als Subjekt eines "reinen" Erlebnisses
nächsten, auf die Urteile der inneren (= adäquaten) Wahrneh- des Typus cogito.]
358 V. Über intentionale J!Jrlebnisse und ihre " Inhalte". Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 359
Retention und Erinnerung auf das reproduktiv Phänomenologische Wahrgenommenen" und in diesem Sinn Bewußten erweitert zum
zurückgehen. Ebenso verfahren wir mit dem, was wir auf empi- Begriff des das empirische Ich intentional konstituierenden "phä-
rische Gründe hin als koexistierend mit dem adäquat Wahr- nomenologischen Ich".
genommenen jedes Augenblicks, oder als koexistierend gewesen
mit jenem reflektiven Bestand der Retention und Wiedererinne- § 8. Das reine Ich und die Bewußtheit.
rung, und zwar als mit ihm kontinuierlich einheitlich zu- Wir haben bisher des reinen Ich (des Ich der "reinen
sammenhängend, annehmen dürfen. Wenn ich hierbei sage Apperzeption 11) gar nicht gedacht, welches nach den KANT nahe-
"kontinuierlich einheitlich zusammenhängend", so meine ich stehenden, aber auch nach manchen empirischen Forschern den
hierbei die Einheit des konkreten phänomenologischen Ganzen, einheitlichen Beziehungspunkt abgeben soll, auf den sich in ganz
dessen Teile entweder Momente sind, die sich in der Koexistenz einzigartiger Weise aller Bewußtseinsinhalt als solcher beziehe.
wechselseitig fundieren, also fordern, oder Stücke, die durch Zur Tatsache des "subjektiven Erlebens" oder Bewußtseins g·e-
ihre eigene Natur in der Koexistenz Einheitsformen fundieren, höre dies reine Ich also wesentlich. "Bewußt-sein ist Beziehung
und zwar Formen, die wirklich mit zum Inhalt des Ganzen als auf das Ich'', und was in dieser Beziehung steht, ist Bewußt-
ihm reell ein wohnende Momente gehören. Und die Einheiten seinsinhalt. "Inhalt nennen wir alles, was nur im Bewußtsein
der Koexistenz gehen von Zeitpunkt zu Zeitpunkt stetig inein- auf ein Ich bezogen ist, es habe übrigens welche Beschaffenheit
ander über, sie konstituieren eine Einheit der Veränderung, die es wolle." "Diese Beziehung ist für allen noch so mannigfach
des Bewußtseinsflusses, welche ihrerseits stetiges Verharren oder wechselnden Inhalt offenbar eine und dieselbe; sie ist es eigent-
stetiges Ändern mindestens Eines für die Einheit des Ganzen lich, welche das Gemeinsame und Spezifische des Bewußtseins
wesentlichen, also von ihm als Ganzem unablösbaren Moments ausmacht Wir markieren sie (sagt NAToRP, den ich hier ständig
fordert. Diese Rolle spielt vor allem die Darstellungsform zitiere), 1 um sie von der Gesamttatsache des Bewußtseins zu
der dem Bewußtseinsfluß, als zeitlich erscheinender Einheit, unterscheiden, durch den besonderen Ausdruck der Bewußtheit."
immanent zugehörigen Zeit (also nicht der Zeit der dinglichen "Das Ich als das subjektive Beziehungszentrum zu allen
Welt, sondern der Zeit, die mit dem Bewußtseinsfluß selbst mir bewußten Inhalten, steht diesen Inhalten unvergleichlich
erscheint, in der er fließt). Jeder Zeitpunkt dieser Zeit stellt gegenüber, es hat zu ihnen nicht eine Beziehung gleicher Art,
sich in einer kontinuierlichen Abschattung sozusagen von wie sie zu ihm, es ist nicht seinen Inhalten bewußt, wie der
"Zeitempfindungen" dar; jede aktuelle Phase des Bewußtseins- Inhalt ihm; es zeigt sich eben darin nur sich selber gleich, daß
flusses besitzt, sofern sich in ihr ein ganzer Zeithorizont des wohl Anderes ihm, aber nie es selbst einem Anderen bewußt
Flusses darstellt, eine all seinen Inhalt übergreifende Form, sein kann. Es kann selbst nicht Inhalt werden und ist in nichts
die kontinuierlich identisch bleibt, während ihr Inhalt beständig dem gleichartig, was irgend Inhalt des Bewußtseins sein mag.
wechselt. Es läßt sich eben darum auch gar nicht näher beschreiben; denn
Dies macht also den phänomenologischen Inhalt des Ich, des alles, wodurch wir das Ich oder die Beziehung darauf zu be-
empirischen loh im Sinne des seelischen Subjekts aus. Die Re- schreiben versuchen könnten, würde doch nur aus dem Inhalt
duktion auf das Phänomenologische ergibt diese real in sich ge-
schlossene, sich zeitlich fortentwickelnde Einheit des "Erlebnis- ' Vgl. den ganzen § 4 in N.uoRPs Einleitung in die Psychologie nach
stroms". Der Begriff des Erlebnisses hat sich vom "innerlich kritischer Methode, S. ll:ff.
360 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "InhaUe ". Bewußtsein als phänomenologischer Bestand des Ich usw. 361
des Bewußtseins genommen werden können und also es selbst, Nun muß ich freilich gestehen, daß ich dieses primitive Ich
das Ich, oder die Beziehung auf dasselbe, nicht treffen. .Anders als notwendiges Beziehungszentrum schlechterdings nicht zu
ausgedrückt: jede Vorstellung, die wir uns vom Ich machen finden vermag. 1 Was ich allein zu bemerken, also wahrzunehmen
würden, würde dasselbe zum Gegenstande machen. Wir imstande bin, ist das empirische Ich und seine empirische Be-
haben aber bereits aufgehört, es als Ich zu denken, indem wir ziehung zu denjenigen eigenen Erlebnissen oder äußeren Objekten,
es als Gegenstand denken. Ich-sein heißt nicht Gegenstand, die ihm im gegebenen .Augenblick gerade zu Gegenständen be-
sondern allem Gegenstand gegenüber dasjenige sein, dem etwas sonderer "Zuwendung" geworden sind, während "außen", wie
Gegenstand ist. Dasselbe gilt von der Beziehung auf das Ich. "innen" vielerlei übrig bleibt, was dieser Beziehung auf das Ich
Bewußt-sein heißt Gegenstand für ein Ich sein: dies Gegenstand- ermangelt.
sein läßt sich nicht selbst wiederum zum Gegenstand machen." Ich kann hier keinen anderen Weg zur Klärung der Sach-
"Die Tatsache der Bewußtheit, obwohl die Grundtatsache lage finden, als das empirische Ich mit seiner empirischen Be-
der Psychologie, kann wohl als vorhanden konstatiert, durch ziehung auf Objekte einer phänomenologischen Analyse zu unter-
.Aussonderung bemerklich gemacht, aber sie kann nicht definiert, werfen, und dann ergibt sich notwendig die oben vertretene
noch von etwas anderem abgeleitet werden." .Auffassung. Wir schieden den Ich-Körper aus, der als physisches
So eindrucksvoll diese .Ausführungen auch sind, ich vermag Ding erscheint wie irgendein anderes, und betrachteten das
sie bei genauer Erwägung nicht zu bestätigen. Wie solften wir empirisch an ihn gebundene, als zu ihm gehörig erscheinende
jene "Grundtatsache der Psychologie" feststellen, wenn wir sie geistige Ich. .Auf das phänomenologisch-aktuell Gegebene redu-
nicht denken, und wie. sollten wir sie denken, ohne Ich und ziert, liefert es die oben beschriebene Komplexion von reflektiv
Bewußtsein, als Objekte der Feststellung, "zu Gegenständen zu erlaßbaren Erlebnissen. Diese Komplexion verhält sich zum
machen?" Dies würde schon gelten, wenn wir uns auf eben seelischen Ich analog, wie die "in die Wahrnehmung fallende
diese Tatsache nur durch indirekte, symbolische Gedanken be- Seite" eines wahrgenommenen äußeren Dinges zu dem ganzen
ziehen könnten; aber nach NATORP soll sie ja "Grnndtatsache" Dinge. Die bewußte intentionale Beziehung des Ich auf seine
sein, die uns als solche also doch wohl gegeben sein muß in Gegenstände kann ich nicht anders verstehen, als daß zum phäno-
direkter Anschauung. In der Tat lehrt er ausdrücklich, sie menologischen Gesamtbestand der Bewußtseinseinheit eben auch
könnte "als vorhanden konstatiert und durch .Aussonderung solche intentionale Erlebnisse gehören, in denen der Ichleib, das
merklich" werden. Ist das Konstatierte, Bemerkte nicht Inhalt? Ich als die geistige Person und so das ganze empirische Ich-
Wird es da nicht gegenständlich? Nun mag allenfalls ein engerer subjekt (Ich, der Mensch) das intentionale Objekt ist, und daß
Begriff von Gegenstand ausgeschlossen sein; aber zunächst solche intentionalen Erlebnisse zugleich einen wesentlichen phäno-
kommt es auf den weiteren an. So gut die Hinwendung des menologischen Kern des phänomenalen Ich ausmachen.
Merkens auf einen Gedanken, auf eine Empfindung, auf eine Damit stehen wir aber vor dem dritten Bewußtseinsbegriff,
Regung des Unbehagens usw. diese Erlebnisse zu Gegenständen der gerade durch die .Akte oder intentionalen Erlebnisse umgrenzt
innerer Wahrnehmung macht, ohne sie darum zu Gegenständen ist, und den wir sogleich im nächsten Kapitel analysieren werden.
im Sinne von Dingen zu machen, so gut wäre jenes Beziehungs- 1
[Inzwischen habe ich es zu finden gelernt, bzw. gelernt, mich durch
zentrum Ich und jede bestimmte Beziehung des Ich auf einen Besorgnisse vor den Ausartungen der Ichmetaphysik in dem reinen Erfassen
Inhalt, als bemerkt, auch gegenständlich gegeben. des Gegebenen nicht beirren zu lassen. Vgl. die Anm. zu § 6, S. 357.]
362 V. Über intentionale Erlibnisse und ihre "Inhalteu. Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 363
Wer die Eigenart der intentionalen Erlebnisse bestreitet, wer ein adäquates Anschauen. Das Wahrnehmen selbst, obschon es
nicht anerkennen will, was uns als das Allersicherste gilt, daß zum Ich nach seinem phänomenologischen Bestand gehört, fällt
das Gegenstand-sein, phänomenologisch gesprochen, in gewissen selbstverständlich, wie so vieles andere, das "bewußt" aber nicht
Akten liegt, in welchen etwas als Gegenstand erscheint oder bemerkt ist, nicht mit in den erfassenden Blick der Wahrnehmung;
gedacht ist: der wird freilich nicht verstehen können, wie das einigermaßen ähnlich, wie etwa die unerfaßten und doch erschei-
Gegenstand-sein selbst wieder gegenständlich werden kann. nenden Momente eines wahrgenommenen Außendinges nicht in
Nach uns ist die Sache ganz klar: Akte "richten sich" auf die die Wahrnehmung fallen. Gleichwohl heißt dort das Ich und
Eigenart von Akten, in denen etwas erscheint; oder Akte richten hier das Ding wahrgenommen; und wahrgenommen, in der Weise
sich auf das empirische Ich und auf seine Beziehung auf den leibhafter Selbstgegenwart bewußt, ist es ja in der Tat
Gegenstand. Den phänomenologischen Kern des Ich (des empiri- Zusatz zur 2. Auflage. Es sei ausdrücklich hervorgehoben, daß
schen) bilden hierbei Akte, die ihm Gegenstände "zum Bewußt- die hier vollzogene (und von mir, wie schon gesagt, nicht mehr ge-
sein bringen", "in" ihnen "richtet sich" das Ich auf den be- billigte) Stellungnahme zur Frage des reinen Ich für die Unter-
treffenden Gegenstand. suchungen dieses Bandes irrelevant bleibt. So wichtig diese
Ich kann auch nicht einsehen, wie die Rede gelten kann, Frage sonst und auch als rein phänomenologische ist, so können h1lchst
daß die Beziehung des Ich auf den Bewußtseinsinhalt aller Unter- umfassende Problemsphären der Phänomenologie, welche in einer
schiede bar sei; denn wenn unter Inhalt das Erlebnis (das reelle gewissen Allgemeinheit den reellen Gehalt der intentionalen Erlebnisse
Konstituens des phänomenologischen Ich) verstanden ist, so hängt und ihre Wesensbeziehung zu intentionalen Objekten betreffen, einer
doch die Weise, in der sich die Inhalte in die Erlebniseinheit systematischen Durchforschung unterzogen werden, ohne daß man zu
einfügen, durchaus von der Besonderheit der Inhalte ab, ganz der Ichfrage Überhaupt Stellung nimmt. Ausschließlich auf solche
so wie bei der Einfügung von Teilen in Ganze überhaupt. Ist Sphären beschränken sich aber die vorliegenden Untersuchungen. Mit
aber unter Inhalt irgendwelcher Gegenstand gemeint, auf den Rücksiebt darauf, daß ein so bedeutendes Werk, wie der jüngst
sich das Bewußtsein als Wahrnehmen, als Einbllden, als Erinnern erschienene 1. Band der zweiten Bearbeitung von P. NATORPS "Ein-
oder Erwarten, als begriffliches Vorstellen oder Prädizieren usw. leitung in die Psychologie" sieb mit den obigen Ausführungen
richtet, dann bestehen erst recht offensichtliche Unterschiede, die auseinandersetzt, habe ich dieselben nicht einfach weggestrichen.
schon in der Aneinanderreihung der eben gebrauchten Ausdrücke
hervortreten.
Vielleicht nimmt man Anstoß an unserer obigen Behauptung,
daß das Ich sich selbst erscheine, von sich selbst Bewußtsein
und speziell Wahrnehmung habe. Aber die Selbstwahrnehmung Zweites Kapitel.
des empirischen Ich ist die alltägliche Sache, die dem Verständnis
Bewußtsein als intentionales Erlebnis.
keine Schwierigkeiten bietet. Das Ich wird so gut wahrgenommen,
wie irgend ein äußeres Ding. Daß der Gegenstand nicht mit Die Analyse des dritten Begriffs von Bewußtsein, der nun
allen Teilen und Seiten in die Wahrnehmung fällt, tut hier, wie mit dem Begriffe "psychischer Akt" nach dem phänomeno-
dort nichts zur Sache. Denn wesentlich ist es dem Wahrnehmen, logischen Wesensbestand übereinkommt, erfordert ausführlichere
ein vermeintliches Erfassen des Gegenstandes zu sein, nicht aber Erörterungen. Im Zusammenbang mit ibm gewinnt auch die Rede
364 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre lJ Inhalte". Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 365
-von bewußten Inhalten, speziell -von Inhalten unserer Vorstel- Wert der BRENTANoschen Konzeption des Begriffes "psychisches
lungen, Urteile usw. mehrfache Bedeutung, welche zu sondern Phänomen" hängt -von den Zwecken, die er mit ihr -verfolgte,
und auf' das gerraueste zu erforschen -von größter Wichtigkeit ist. durchaus nicht ab. Eine scharf abgegrenzte Klasse von Erleb-
nissen tritt uns hier entgegen, die alles in sich faßt, was in
§ 9. Die Bedeutung der BRENT.ANOschen Abgrenzung der
einem gewissenprägnanten Sinne psychisches, bewußtes Dasein
"psychischen Phänomene".
charakterisiert. Ein reales Wesen, das solcher Erlebnisse ermangelte,
Unter den Klassenbegrenzungen der deskriptiven Psychologie das etwa bloß Inhalte der Art, wie es die Empfindungserlebnisse
ist keine merkwürdiger und in philosophischer Beziehung bedeut- sind, in sich hätte\ während es unfähig wäre, sie gegenständlich
samer als diejenige, welche BRENTANO unter dem Titel der "psy- zu interpretieren oder sonstwie durch sie Gegenstände vorstellig
chischen Phänomene" vollzogen und zu seiner bekannten Ein- zu machen - also erst recht unfähig, sich in weiteren Akten
teilung der Phänomene in psychische und physische benützt hat. auf Gegenstände zu beziehen, sie zu beurteilen, sich über sie
Nicht als ob ich die Überzeugung billigen könnte, die den großen zu freuen oder betrüben, sie zu lieben und hassen, zu be-
Forscher hierbei leitete, und die sich schon in den gewählten gehren und verabscheuen - ein solches Wesen würde niemand
Termini ausprägte: nämlich eine erschöpfende Klassifikation der mehr ein psychisches Wesen nennen wollen. Findet man es
"Phänomene" gewonnen zu haben, durch welche die Forschungs- fraglich, ob solch ein Wesen, das bloßer Empfindungskomplex
gebiete der Psychologie und Naturwissenschaft gesondert und die wäre, überhaupt denkmöglich ist; so genügt es doch auf die phäno-
Streitfrage nach der richtigen Bestimmung der Forschungsgebiete menalen äußeren Dinge hinzuweisen, die sich bewußtseinsmäßig
dieser Disziplinen in gar einfacher Weise erledigt werden könnte. durch Empfindungskomplexe darstellen, aber keineswegs selbst
Es mag ja sein, daß sich der Definition der Psychologie als als solche erscheinen, und die wir seelenlose Wesen oder Körper
Wissenschaft von den psychischen, und der koordinierten Defini- darum nennen, weil sie aller psychischen Erlebnisse im Sinne
tion derNaturwissenschaftals Wissenschaft von den physischen Phä- jener Beispiele entbehren. Sehen wir von der Psychologie ab,
nomenen, ein guter Sinn unterlegen läßt; aber mit ernsten Gründen und treten wir in den Kreis der engeren philosophischen Diszi-
läßt sich bestreiten, daß die Begriffe der BRENTANoschen Scheidung plinen, so bezeugt sich die fundamentale Wichtigkeit dieser
diejenigen sind, die gleichnamig in den fraglichen Definitionen Erlebnisklasse darin, daß nur die ihr zugehörigen Erlebnisse
auftreten. Es ließe sich zeigen, daß keineswegs alle psychischen für die obersten normativen Wissenschaften in Betracht kommen;
Phänomene im Sinne einer möglichen Definition der Psychologie denn in ihnen allein sind, wofern wir sie in phänomenologischer
ebensolche im Sinne BRENTANos, also psychische Akte sind, und Reinheit erfassen, die konkreten Grundlagen für die Abstraktion
daß auf der anderen Seite unter dem bei BRENTANO äquivok der fundamentalen Begriffe zu finden, welche in Logik, Ethik,
fungierenden Titel "physische Phänomene" sich ein guter Teil .Ästhetik ihre systematische Rolle spielen, nämlich als Begriffe,
von wahrhaft psychischen Phänomenen findet.l Indessen der
1 Wir könnten nicht mehr sagen: erlebte. Der Ursprung des Begriffes
1 Daß meine abweiehende Auffassung sich nicht in der Richtung von Ein- Erlebnis liegt ja im Gebiet der psychischen "Akte", und wenn die Extension
schränkungen bewegt, wie sie BRENTANO selbst, der Unangemessenheit der desselben uns zu einem Erlebnisbegriff geführt hat, der auch Nicht-Akte be-
schlichten Bestimmungen wohl bewußt, beizufügen für nötig hielt (vgl. die faßt, so bleibt doch die Beziehung auf einen Zusammenhang, der sie Akten
Psychologie vom emp. Standp. I, 127 ff.), zeigen dio Erörterungen der 2. Bei- einordnet oder angliedert, kurz auf eine Bewußtseinseinheit, so wesentlich,
lage am Schlusse d. Bandes. daß wir, wo dergleichen fehlte, von Erleben nicht mehr sprechen würden.
V. Über intentionale :Erlebnisse und ihre "Inhalte". Bewußtsein als intentionales :Erlebnis. 367
366
welche die idealen Gesetze dieser Disziplinen aufbauen. Indem hier nicht eine Realität zu verstehen ist) oder die immanente
wir hierbei auch die Logik nannten, haben wir zugleich an das Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Objekt
besondere Interesse erinnert, das uns zur genaueren Betrachtung in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise".l Diese "Weise
der Beziehung des Bewußtseins auf einen Inhalt" (wie BRENTANO
dieser Erlebnisse veranlaßt
sich an. anderen Stellen öfters ausdrückt) ist in der Vorstellung
eben d1e vorstellende, im Urteil die urteilende usw. Bekanntlich
§ 10. Deskriptive Charakteristik der Akte als "intentionaler"
gründet sich BRENTANOS Klassifikationsversuch der psychischen
:Erlebnisse.
Phänomene in Vorstellungen, Urteile und Gemütsbewegungen
Doch es ist an der Zeit, das Wesen der BRENTANOschen
("Phänomene der Liebe und des Hasses") auf diese Beziehungs-
Klassenabgrenzung, also das Wesen des Begriffes Bewußtsein im weise, von welcher BRENTANO eben drei grundverschiedene (sich
Sinne von psychischem Akt zu bestimmen. Von dem oben eventuell mannigfach spezifizierende) Arten unterscheidet
erwähnten klassifikatorischen Interesse geleitet, führt BRENTA.NO Ob man Bru:NTANos Klassifikation der "psychischen Phäno-
selbst die bezügliche Untersuchung in der Form einer wechsel- mene" für zutreffend erachtet, und ob man ihr sogar jene grund-
seitigen Abscheidung der zwei von ihm angenommenen Haupt-
legende Bedeutung für die ganze Behandlung der Psychologie
klassen von "Phänomenen", der psychischen und physischen. Er zuerkennt, welche ihr genialer Urheber für sie in Anspruch ge-
gewinnt sechs Bestimmungen, von welchen für uns von vorn-
nommen hat, darauf kommt es hier nicht an. Nur Eins. halten
herein nur zwei in Betracht kommen können, da bei allen übrigen wir als für uns wichtig im Auge: daß es wesentliche spezüische
gewisse täuschende .Äquivokationen, welche die BRENTANoschen Verschiede:r;theiten der intentionalen Beziehung, oder kurzweg
Begriffe von Phänomen, speziell von physischem Phänomen, dann
der Intention (die den deskriptiven Gattungscharakter des "Aktes"
von innerer und äußerer Wahrnehmung zu unhaltbaren machen,
ausmacht) gibt Die Weise, in der eine "bloße Vorstellung"
in destruktiver Weise mitspielen.l eines Sachverhalts diesen ihren "Gegenstand" meint, ist eine
Von den beiden bevorzugten Bestimmungen zeigt die eine
andere, als die Weise des Urteils, das den Sachverhalt für wahr
direkt das Wesen der psychischen Phänomene oder Akte auf. oder falsch hält. Wieder eine andere ist die Weise der Ver-
Es drängt sich an beliebigen Beispielen unverkennbar entgegen.
mutung und des Zweifels, die Weise der Hoffnung oder Furcht,
In der Wahrnehmung wird etwas wahrgenommen, in der Bild- die Weise des Wohlgefallens und Mißfallens, des Begehrens und
vorstellung etwas bildlich vorgestellt, in der Aussage etwas aus-
Fliehens; der Entscheidung eines theoretischen Zweifels (Urteils-
gesagt, in der Liebe etwas geliebt, im Hasse etwas gehaßt, im
entscheidung) oder 'eines praktischen Zweifels (Willensentschei- .
Begehren etwas begehrt usw. Das Gemeinsame, das an solchen
dung im Falle einer abwägenden Wahl); der Bestätigung einer
Beispielen zu erfassen ist, hat BRENTANO im Auge, wenn er sagt:
theoretischen Meinung (Erfüllung einer Urteilsintention) oder einer
"Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was Willensmeinung (Erfüllung der Willensintention). Usw. Gewiß
die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl
sind, wo nicht alle, so die meisten Akte komplexe Erlebnisse,
mentale) Ine.Ustenz eines Gegenstandes genannt haben, und was
und sehr oft sind dabei die Intentionen selbst mehrfältige. Ge-
wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Be-
mütsintentionen bauen sich auf Vorstellungs- oder Urteilsinten-
ziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter
1 Psychologie I, 115.
1 Näheres in der vorhin zitierten Beilage.
368 V. Dber intentionale Erlebnisse und ihre ,,Inhalte". Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 369
tionen u. dgl. Aber zweifellos ist es, daß wir bei der Auflösung Sinne) natürlich durch die Beispiele gesichert ist.t Mit anderen
dieser Komplexe immer auf primitive intentionale Charaktere Worten und zugleich rein phänomenologisch gefaßt: Die an
kommen, die sich ihrem: deskriptiven Wesen nach nicht auf exemplarischen Einzelfällen solcher Erlebnisse vollzogene Ideation
andersartige psychische Erlebnisse reduzieren lassen; und wieder - und so vollzogen, daß jede empirisch-psychologische Auf-
ist es zweifellos, daß die Einheit der deskriptiven Gattung fassung und Daseinssatzung außer Ansatz bleibt und nur der
"Intention" ("Aktcharakter") spezifische Verschiedenheiten auf- reell phänomenologische Gehalt dieser Erlebnisse in Betracht
weist, die im reinen Wesen dieser Gattung gründen, und somit kommt - gibt uns die rein phänomenologische Gattungsidee
der empirisch psychologischen Faktizität als ein Apriori vorher- intentionales Erlebnis oder Akt, wie dann weiter auch deren
gehen. Es gibt wesentlich verschiedene Arten und Unterarten I'eine Artungen. 2 Daß nicht alle Erlebnisse intentionale sind,
der Intention. Zumal ist es auch unmöglich, alle Unterschiede zeigen die Empfindungen und Empfindungskomplexionen. Irgend-
der Akte auf Unterschiede der eingewobenen Vorstellungen und ein Stück des empfundenen Gesichtsfeldes, wie immer es durch
Urteile zu reduzieren, unter bloßem Sukkurs von Elementen, die visuelle Inhalte erfüllt sein mag, ist ein Erlebnis, das vielerlei
nicht zur Gattung Intention gehören. So ist z. B. die ästhetische Teilinhalte in sich fassen mag, aber diese Inhalte sind nicht
Billigung oder Mißbilligung eine Weise intentionaler Beziehung, etwa von dem Ganzen intendierte, in ihm intentionale Gegenstände.
die sich als evident und wesensmäßig eigenartig erweist gegen- Die weiter folgenden Überlegungen werden den fundamen-
über dem bloßen Vorstellen oder theoretischen Beurteilen des talen Unterschied zwischen der einen und anderen Rede von
ästhetischen Objekts. Die ästhetische Billigung und das ästhe- "Inhalten" genauer klarstellen. Und überall wird man sich
tische Prädikat kann zwar ausgesagt werden, und die Aussage überzeugen, daß, was in exemplarischer Analyse und Verglei-
ist ein Urteil und schließt als solches Vorstellungen ein. Aber chung an den beiderseitigen Inhalten zur Erfassung kommt, in
dann ist die ästhetische Intention, ebenso wie ihr Objekt, Gegen- der Ideation als reiner Wesensunterschied einsahbar ist. Alle phä-
stand von Vorstellungen und Urteilen; sie selbst bleibt von nomenologischen Feststellungen, die wir hier anstreben, sind (auch
diesen theoretischen Akten wesentlich verschieden. Ein Urteil ohne besondere Betonung) als Wesensfeststellungen zu verstehen.
als triftig, ein Gemütserlebnis als hochsinnig u. dgl. zur Aus- 1 Für uns gibt es daher keine Streitfragen wie die, ob wirklich alle
wertung bringen, das setzt gewiß analoge und verwandte, nicht psychischen Phänomene, z. B. die Gefühlsphänomene, die bezeichnete Eigen-
tümlichkeit haben. Statt dessen wäre zu fragen, ob die betreffenden Phänomene
aber spezifisch identische Intentionen voraus. Ebenso im Ver-
"psychische Phänomene" sind. Die Sonderbarkeit dieser Frage entspringt aus
gleiche zwischen Urteilsentscheidungen und Willensentschei- der Unangemessenheit der Worte. Über die letztere weiter unten Näheres.
dungen usw. 2 Halten wir uns im Rahmen psychologischer Apperzeption, so nimmt
Die intentionale Beziehung, rein deskriptiv verstanden als der phänomenologisch reine Begriff des Erlebnisses den einer psychischen Realität
innere Eigentümlichkeit gewisser Erlebnisse, fassen wir als in sich auf; genauer gesprochen, er modifiziert sich zum Begriff des psychischen
Zustandes eines animalischen Wesens (sei es der faktischen Natur, sei es einer
Wesensbestimmtheit der "psychischen Phänomene" oder "Akte",
ideal möglichen mit ideal möglichem "animalischen" Wesen- im letzteren Falle
so daß wir in BRENTA.NOS Definition, sie seien ,,solche Phäno-
1 also unter Ausschluß von Daseinssetzungen). In weiterer Folge modifiziert sich
mene, welche intentional einen Gegenstand in sich enthalten", auch die rein phänomenologische Gattungsidee intentionales Erlebnis in die
eine essentielle Definition sehen, deren "Realität'' (im alten parallele und nahverwandte psychologischeGattungsidee. Je nach Ausschaltung
oder Einschaltung der psychologischen Apperzeption gewinnen dieser Art die-
selben Analysen bald rein phänomenologische, bald psychologische Bedeutung.
1 A. a. 0. S. 116.
Husserl, Log. Unters. li. 24
V. Über intentionale Erlebnisse und ihre n Inhalte". Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 371
370
Eine zweite für uns wertvolle BeRtimmung der psychischen eine sehr zweifelhafte theoretische Überzeugung, die wir bei
Phänomene faßt BRENTANO dahin, "daß sie entweder Vorstellungen BRENTANO ausdrücklich hingestellt finden, nämlich daß jedes
sind oder auf Vorstellungen als ihrer Grundlage beruhen 'l. 1 intentionale Erlebnis eben Phänomen ist. Da Phänomen in der
"Nichts kann beurteilt, nichts kann aber auch begehrt, nichts vorwiegenden und auch von BRENTANO angenommenen Rede einen
kann gehofft und gefürchtet werden, wenn es nicht vorgestellt erscheinenden Gegenstand als solchen bezeichnet, so liegt darin,
wird"· 2 Unter Vorstellung ist in der Bestimmung natürlich nicht daß jedes intentionale Erlebnis nicht nur auf Gegenstände Be-
der vorgestellte Inhalt (Gegenstand), sondern das Vorstellen, der ziehung' hat, sondern selbst ein Gegenstand gewisser intentionaler
Akt verstanden. Erlebnisse ist; zumal denkt man hierbei an diejenigen Erlebnisse,
Was diese Bestimmung nicht als geeigneten .Ausgangspunkt die uns etwas im speziellsten Sinne zur Erscheinung bringen,
für unsere Untersuchungen erscheinen läßt, ist der Umstand, nämlich an Wahrnehmungen: "Jedes psychische Phänomen ist
daß sie einen Begriff von Vorstellung voraussetzt, der bei den Gegenstand des inneren Bewußtseins". Wir haben aber schon
vielfachen und gar nicht leicht zu unterscheidenden Äquivoka- gesagt, daß wir ernstlich Bedenken tragen, diesem Satze zu-
tionen dieses Terminus erst herausgearbeitet werden müßte. zustimmen.
Hierbei aber bildet die Erörterung des Begriffes Akt den natur- Weitere Einwände treffen die Ausdrücke, welche BRENTANO
gemäßen Anfang. Immerhin ist mit dieser Bestimmung zugleich parallel mit dem Terminus psychisches Phänomen oder die er in
ein wichtiger und seinem Inhalt nach zu weiteren Forschungen umschreibender Weise verwendet, und die auch sonst gebräuch-
anregender Satz ausgesprochen, auf den wir noch werden zurück- lich sind. Es ist jedenfalls sehr bedenklich und oft genug irre-
greifen müssen. führend, davon zu sprechen, daß die wahrgenommenen, phanta-
sierten, beurteilten, gewünschten Gegenstände usw. (beziehungs-
§ 11. Abwehrung terminologisch nahegelegter Mißdeutungen: weise in wahrnehmender, vorstellender Weise usf.) "ins Be-
a) Das "mentale" oder »immanente" Objekt. wußtsein treten", oder umgekehrt, daß "das Bewußtsein"
Während wir BRENTA.NOS wesentliche Bestimmung festhalten, (oder "das Ich") zu ihnen in dieser oder jener Weise "in Be-
nötigen uns die angedeuteten Abweichungen von seinen Über- ziehung trete'', daß sie in dieser oder jener Weise "ins Be-
zeugungen, seine Terminologie abzulehnen. Wir werden gut daran wußtsein aufgenommen werden" usw.; ebenso aber auch
tun weder von psychischen Phänomenen, noch überhaupt von davon zu sprechen, daß die intentionalen Erlebnisse ,,etwas als
Ph~nomenen zu sprechen, wo es sich um die Erlebnisse der in Objekt in sich enthalten" u. dgl.l Derartige Ausdrücke legen
Rede stehenden Klasse handelt. Das erstere hat nur Berech- zwei Mißdeutungen nahe; erstens, daß es sich um einen
tigung auf dem Standpunkt BRENTANos, wonach mit dieser ~lasse realen Vorgang oder ein reales sich Beziehen handle, das sich
(der Hauptsache nach) das Forschungsgebiet der Psychologie um- zwischen dem Bewußtsein oder Ich und der "bewußten" Sache
grenzt sein soll, während auf dem unseren alle Erlebnisse über- abspiele; zweitens, daß es sich um ein Verhältnis zwischen
haupt in dieser Hinsicht gleichberechtigt sind. Was ab~r den zwei gleicherweise im Bewußtsein reell zu findenden Sachen, Akt
Terminus Phänomen anbelangt, so ist er nicht nur mtt sehr und intentionales Objekt, handle, um so etwas wie eine Inein-
nachteiligen Vieldeutigkeiten behaftet, sondern imputiert auch anderschachtelung eines psychischen Inhalts in den anderen.
1 .A. a. 0. S. 111 (Schluß des § 3). 1 Vgl. BRENTANo; a. a. 0. B-266, 267, 295 u. ö.
• A. a. 0. S. 109. 24*
372 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre , , Inhalte". Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 373
Wird sich die Rede von einer Beziehung hier nicht vermeiden solch ein Erlebnis im Bewußtsein vorhanden sein mit dieser
lassen, so müssen doch die .Ausdrücke vermieden werden, welche seiner Intention, ohne daß der Gegenstand überhaupt existiert
zur Mißdeutung des Verhältnisses, als eines psychologisch-realen, und vielleicht gar existieren kann; der Gegenstand ist gemeint,
bzw. dem reellen Inhalt des Erlebnisses zugehörigen, förmlich d. h. da.s ihn Meinen ist Erlebnis; aber er ist dann bloß vermeint
einladen. und in Wahrheit nichts.
Erwägen wir des näheren zunächst die zweitgenannte Miß- Stelle ich den Gott Jupiter vor, so ist dieser Gott vorge-
deutung. Ganz besonders empfohlen wird sie auch durch den stellter Gegenstand, er ist in meinem Akte "immanent gegen-
Ausdruck immanente Gegenständlichkeit zur Bezeichnung wärtig", hat in ihm "mentale Inexistenz", und wie die in eigent-
der wesentlichen Eigentümlichkeit der intentionalen Erlebnisse, licher Interpretation verkehrten Redeweisen sonst lauten mögen.
und ebenso durch die gleichbedeutenden scholastischen Ausdrücke Ich stelle den Gott Jupiter vor, das heißt, ich habe ein gewisses
intentionale oder mentale Inexistenz eines Gegenstandes. Vorstellungserlebnis, in meinem Bewußtsein vollzieht sich das
Die intentionalen Erlebnisse haben das Eigentümliche, sich aui den-Gott-Jupiter-Vorstellen. Man mag dieses intentionale Er-
vorgestellte Gegenstände in verschiedener Weise zu beziehen. lebnis in ·deskriptiver Analyse zergliedern, wie man will, so
Das tun sie eben im Sinne der Intention. Ein Gegenstand ist etwas wie der Gott J upiter kann man darin natürlich nicht
in ihnen "gemeint"\ auf ihn ist "abgezielt", und zwar in der finden; der "immauente", "mentale" Gegenstand gehört also nicht
Weise der Vorstellung oder zugleich der Beurteilung usw. Darin zum deskriptiven (reellen) Bestande des Erlebnisses, er ist also in
liegt aber nichts anderes, als daß eben gewisse Erlebnisse präsent Wahrheit gar nicht immanent oder mental. Er ist freilich auch
sind welche einen Charakter der Intention haben und speziell nicht extra mentem, er ist überhaupt nicht. Aber das hindert nicht,
der 'vorstellenden, urteilenden, begehrenden Intention usw. Es daß jenes den-Gott-Jupiter-Vorstellen wirklich ist, ein so ge-
sind (von gewissen Ausnahmefällen sehen wir hier ab) nicht zwei artetes Erlebnis, eine so bestimmte Weise des Zumuteseins ·daß
Sachen erlebnismäßig präsent, es ist nicht der Gegenstand erlebt wer es in sich erfährt, mit Recht sagen kann, er stelle' sich'
und daneben das intentionale Erlebnis, das sich auf ihn richtet; jenen mythischen Götterkönig vor, von dem dies und jenes ge-
es sind auch nicht zwei Sachen in dem Sinne, wie Teil und fabelt werde. Existiert andererseits der intendierte Gegenstand,
umfassenderes Ganzes, sondern nur Eines ist präsent, das in- so braucht in phänomenologischer Hinsicht nichts geändert zu
tentionale Erlebnis, dessen wesentlicher deskriptiver Charakter sein. Für das Bewußtsein ist das Gegebene ein wesentlich
eben die bezügliche Intention ist. Je nach ihrer spezifischen Gleiches, ob der vorgestellte Gegenstand existiert, oder ob er
Besonderung macht sie das diesen Gegenstand Vorstellen oder fingiert und vielleicht gar widersinnig ist. Jupiter stelle ich
das ihn Beurteilen usw. voll und allein aus. Ist dieses Erlebnis nicht anders vor als Bismarck, den Babylonischen Turm nicht
präsent, so ist eo ipso, das liegt, betone ich, an seinem eigenen anders als den Kölner Dom, ein regelmäßiges Tausendeck nicht
Wesen, die intentionale "Beziehung auf einen Gegenstand" voll- anders als einen regelmäßigen Tausendflächner.l
zogen, eo ipso ist ein Gegenstand "intentional gegenwärtig"; denn 1
Von den eventuellen Satzungscharakteren, welche die Überzeugung vom
das eine und andere besagt genau dasselbe. Und natürlich kann Sein des Vorgestellten ausmachen, können wir hier absehen. - Man überzeuge
sich wieder, daß alle Voraussetzung 11iner Naturwirklichkeit mit Menschen und
1 Das auszeichnende Aufmerken, Bemerken ist hier nicht in den Wort- sonstigen erlebenden Animalien in den vollzogenen Betrachtungen ausgeschaltet
sinn des "Meinens" der "Intention" aufgenommen. Vgl. weiter unten § 13. werden kann, so daß diese Betrachtungen als Erwägungen idealer Möglich-
374 V. Über intentionale ErZehnisse und ihre "Inhalte u. Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 375
Sind die sogenannten immanenten Inhalte vielmehr bloß in- jedenfalls klar, daß wir gut daran tun, diese Redeweise von
tentionale (intendierte), so sind andererseits die wahrhaft immanenten Gegenständen ganz zu vermeiden. Sie ist übrigens
immanenten Inhalte, die zum reellen Bestande der intentio- leicht zu entbehren, da wir den Ausdruck intentionaler Gegen-
nalen Erlebnisse gehörigen, nicht intentional: sie bauen den stand haben, der ähnlichen Bedenken nicht unterliegt.
Akt auf, ermöglichen als die notwendigen Anhaltspunkte die Mit Rücksicht auf die Uneigentlichkelt der Rede vom inten-
Intention, aber sie sind nicht selbst intendiert, sie sind nicht tionalen "Enthaltensein" des Gegenstandes im Akte ist es un-
die Gegenstände, die im Akt vorgestellt sind. Ich sehe nicht verkennbar, daß die parallelen und gleichwertigen Reden, der
Farbenempfindungen, sondern gefärbte Dinge, ich höre nicht Gegenstand sei bewußt, im Bewußtsein, dem Bewußtsein imma-
Tonempfindungen, sondern das Lied der Sängerin usw. 1 nent u. dgl., an einer sehr schädlichen Äquivokation leiden; denn
Und was von den Vorstellungen gilt, gilt auch von den auf das Bewußt-sein meint hier ein ganz anderes, als es nach Maß-
sie gebauten sonstigen intentionalen Erlebnissen. Sich ein Objekt, gabe der beiden früher erörterten Bedeutungen von Bewußtsein
z. B. das Berliner Schloß, vorstellen, das ist, sagten wir, eine meinen kann. Die ganze neuere Psychologie und Erkenntnistheorie
deskriptiv so und so bestimmte Art des Zumuteseins. Über ist von diesen und nahe mit ihnen verwandten Äquivokationen
dieses Schloß urteilen, sich an seiner architektonischen Schön- in Verwirrung gesetzt. Bei dem vorherrschenden Einfluß der
heit freuen, oder den Wunsch hegen, dies tun zu können, psychologischen Denkweise und Terminologie würden wir übel
u. dgl., das sind neue Erlebnisse, phänomenologisch in neuer daran tun, unsere eigenen Termini in Widerstreit mit denen der
Weise charakterisiert. Alle haben sie das Gemeinsame, daß sie heutigen Psychologie zu setzen. Da unser erster Bewußtseins-
Weisen der gegenständlichen Intention sind, die wir in normaler begriff- welcher, empirisch- psychologisch gefaßt, den zur realen
Rede nicht anders ausdrücken können, als daß wir sagen, es sei Einheit des psychischen Individuums gehörigen Erlebnisstrom,
das Schloß wahrgenommen, phantasiert, im Bilde vorgestellt, be- sowie alle ihn reell konstituierenden Momente gleichermaßen als
urteilt, es sei Gegenstand jener Freude, jenes Wunsches usw. bewußt bezeichnet - die Tendenz zeigt, in der Psychologie durch-
Es wird noch ausführlicher Untersuchung bedürfen, heraus- zudringen, so haben wir uns schon im vorigen Kapitel dafür ent-
zustellen, was die bildliehe Rede von dem in der Vorstellung schieden, diesen Begriff (nur unter Absehen vom eigentlich Psycho-
vorgestellten, im Urteil beurteilten Gegenstande rechtfertigt, und logischen, also in phänomenologischer Reinheit) zu bevorzugen,
wie überhaupt die gegenständliche Beziehung der Akte voll zu und somit müssen wir die Reden vom Bewußtsein, im Sinn der
verstehen ist; aber soweit wir bis nun gedrungen sind, ist es inneren Wahrnehmung und im Sinn der intentionalen Beziehung,
wo nicht ganz vermeiden (was kaum durchführbar ist), so mit
keiten zu verstehen sind. Schließlich sieht man, daß sie den Charakter
methodischer Ausschaltungsüberlegungen annehmen, welche zur Abscheidung
nötiger Vorsicht gebrauchen.
bringen, was Sache transzendenter Apperzeption und Satzung ist, um heraus-
§ 12. b) Der Akt und die Beziehung des Beuntßtseins oder des
zustellen, was zum Erlebnis selbst nach seinem reellen Wesensbestand gehört.
Das Erlebnis ist dann rein phänomenologisches Erlebnis, sofern dessen psycho- Ich auf den Gegenstand.
logische Apperzeption ja mit ausgeschaltet ist. Ähnlich verhält es sich mit der ersterwähnten Mißdeutung,t
1 In betreff jener scheinbar selbstverständlichen Unterscheidung zwischen
als ob das Bewußtsein auf der einen und die bewußte Sache
immanenten und transzendenten Gegenständen, die sich nach dem altüber- auf der anderen Seite in einem realen Sinne zueinander in
lieferten Schema: innerlich bewußtes Bild - außerbewußtes An- sich- sein
1
orientiert, vgl. die Beilage am Schlusse dieses Kapitels, S. 421 ff. Vgl. oben S. 371.
376 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "Inhalte". Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 377
Beziehung treten würden. Anstatt "das Bewußtsein" sagt man oft sehen Zustände" hat, das die betreffende Intention, die betreffende
geradezu "das Ich". In der Tat erscheint in der natürlichen Wahrnehmung, das Urteil usw. vollzieht. Ist ein Erlebnis von
Reflexion nicht der einzelne Akt, sondern das Ich als der eine der und der Intention präsent, so hat eo ipso das Ich diese
Beziehungspunkt der fraglichen Beziehung, deren zweiter im Intention.
Gegenstand liegt. Achtet man dann auf das Akterlebnis, so Also der Satz: Das Ich stellt einen Gegenstand vor, es be-
scheint sich das Ich notwendig durch dasselbe oder in dem- zieht sich in vorstellender Weise auf einen Gegenstand, es hat
selben auf den Gegenstand zu beziehen, und in letzterer Auf- ihn als intentionales Objekt seiner Vorstellung- besagt dasselbe
fassung möchte man sogar geneigt sein, jedem .Akte das Ich als wie der Satz: In dem phänomenologischen Ich, dieser konkreten
wesentlichen und überall identischen Einheitspunkt einzulegen. Komplexion von Erlebnissen, ist ein gewisses, nach seiner spezifi-
Damit kämen wir nun doch auf die früher abgewiesene An- schen Eigentümlichkeit "Vorstellen des bezüglichen Gegenstandes"
nahme eines reinen Ich als Beziehungszentrums zurück. benanntes Erlebnis reell gegenwärtig. Ebenso besagt der Satz:
Aber leben wir sozusagen im betreffenden Akte, gehen wir Das Ich urteilt über den Gegenstand, soviel wie: Es ist in ihm
z. B. in einem wahrnehmenden Betrachten eines erscheinenden ein so und so bestimmtes Urteilserlebnis gegenwärtig usw. In
Vorganges auf, oder im Spiele der Phantasie, in der Lektüre der Beschreibung ist die Beziehung auf das erlebende Ich
eines Märchens, im Vollzuge eines mathematischen Beweises nicht zu umgehen; aber das jeweilige Erlebnis selbst besteht
u. dgl., so ist von dem Ich als Beziehungspunkt der vollzogenen nicht in einer Komplexion, welche die Ichvorstellung als Teil-
Akte nichts zu merken. Die Ichvorstellung mag "in Bereit- erlebnis enthielte. Die Beschreibung vollzieht sich auf Grund
schaft" sein, sich mit ·besonderer Leichtigkeit hervordrängen, einer objektivierenden Reflexion; in ihr verknüpft sich die
oder vielmehr sich neu vollziehen; aber nur wenn sie sich Reflexion auf das Ich mit der Reflexion auf das Akterlebnis zu
wirklich vollzieht und sich in eins mit dem betreffenden Akte einem beziehenden Akte, in dem das Ich selbst als sich mitte1st
setzt, beziehen "wir" "uns" so auf den Gegenstand, daß diesem seines Aktes auf dessen Gegenstand beziehendes erscheint. Offen-
sich Beziehen des Ich etwas deskriptiv Aufzeigbares entspricht. bar hat sich damit eine wesentliche deskriptive Änderung voll-
Was dann deskriptiv im wirklichen Erleben vorliegt, ist ein zogen. Zumal ist der ursprüngliche Akt nicht mehr bloß ein-
entsprechend zusammengesetzter Akt, der die Ichvorstellung als fach da, in ihm leben wir nicht mehr, sondern auf ihn achten
einen und das jeweilige Vorstellen, Urteilen, Wünschen usw. und über ihn urteilen wir.
der betreffenden Sache als zweiten Teil in sich enthält. Natür- Das Mißverständnis muß also fern bleiben und ist durch die
lich ist es objektiv betrachtet (also auch von dem Standpunkte vollzogene Erwägung nun auch ausgeschlossen, daß die Beziehung
der natürlichen Reflexion aus) richtig, daß sich das Ich in jedem auf das Ich etwas zum wesentlichen Bestande des intentionalen
Akte auf einen Gegenstand intentional bezieht. Dies ist ja eine Erlebnisses selbst Gehöriges sei.l
pure Selbstverständlichkeit, wofern uns das Ich als nichts weiter
gilt, denn als die "Bewußtseinseinheit" als das jeweilige ,,Bündel" § 13. F?:cierung unserer Terminologie.
der Erlebnisse, oder aber in empirisch realer Fassung und natür- Wir fixieren nach diesen kritischen Vorbereitungen unsere
licher, als die kontinuierliche, dingliche Einheit, welche sich in eigene Terminologie, die wir ihnen gemäß so wählen, daß strittige
der Bewußtseinseinheit als das persönliche Subjekt der Erlebnisse 1
Vgl. den Zusatz zum 1. Kapitel, oben S. 363, sowie meine "Ideen zu
intentional konstituiert: als das Ich, das in ihnen seine "psychi- einer reinen Phänomenologie usw.", I. c.
378 V. Über intentionale Erlebnisse und ihre "Inhaltea. Bewußtsein als intentionales Erlebnis. 379
Vora,ussetzungen und störende Vieldeutigkeiten möglichst ausge- gestellten Beispiele genauer, so kann uns nicht entgehen, daß
schlossen bleiben. Wir werden also den Ausdruck psychisches ein engerer und ein weiterer Begriff von Intention unter-
Phänomen ganz vermeiden, und wo immer Genauigkeit erforder- schieden werden muß. Im Bilde entspricht der Tätigkeit des
lich ist, von intentionalen Erlebnissen sprechen. "Erlebnis" ist A bzielens als Korrelat diejenige des Erzielens (das Abschießen
dabei in dem oben fixierten phänomenologischen Sinne zu nehmen. und Treffen). Genau ebenso entsprechen gewissen Akten als
Das determinierende Beiwort intentional nennt den gemeinsamen "Intentionen" (z. B. Urteils-, Begehrungsintentionen) andere Akte
Wesenscharakter der abzugrenzenden Erlebnisklasse, die Eigen- als,,Erzielungen" oder"Erfüllungen". Und darum eignet sich das
heit der Intention, das sich in der Weise der Vorstellung oder Bild für die ersteren Akte so vollkommen; aber die Erfüllungen
in einer irgend analogen Weise auf ein Gegenständliches Be- sind ja auch Akte, also auch "Intentionen", obschon sie
ziehen. Als kürzeren Ausdruck werden wir, um fremden und (wenigstens im allgemeinen) nicht abermals Intentionen in
eigenen Sprachgewohnheiten entgegenzukommen, das Wort Akt jenem engeren Sinne sind, der auf eine entsprechende
gebrauchen. Erfüllung hinweist. Die Äquivokation ist, einmal erkannt,
Freilich sind diese Ausdrücke auch nicht ganz ohne Be- ungefährlich. Selbstverständlich muß, wo der engere Begriff in
denken. Von einer In te n ti o n sprechen wir öfters im Sinne des Frage ist, dies ausdrücklich gesagt werden. Im übrigen hilft
auf etwas speziell Achtens, des Aufmerkens. Doch nicht uns auch der parallele Ausdruck Aktcharakter, um etwaige Miß-
immer ist der intentionale Gegenstand bemerkter, be- verständnisse fernzuhalten.
achteter. Mitunter sind mehrere Akte zugleich gegenwärtig Was andererseits die Rede von Akten anbelangt, so darf
und verwoben, aber die Aufmerksamkeit "betätigt" sich in einem man hier an den ursprünglichen Wortsinn von actus natürlich
von ihnen in auszeichnender Weise. Wir erleben alle gleich- nicht mehr denken, der Gedanke der Betätigung muß
zeitig, aber in diesen Einen gehen wir gleichsam auf. Immer- schlechterdings ausgeschlossen bleiben.l Im Sprachge-
hin ist es vielleicht mit Rücksicht auf die historisch überkommene brauch einer großen Reihe von Psychologen ist der Ausdruck
und seit BRENTANO wieder vielgebrauchte Rede· von intentionalen Akt aber so festgewurzelt, andererseits so abgegriffen und von
Gegenständen nicht unpassend, in einem korrelativen Sinn von seinem ursprünglichen Sinn so klar abgelöst, daß wir ihn, zumal
Intention zu sprechen, zumal wir ja für die Intention im Sinne nach diesem ausdrücklichen Vorbehalt, unbesorgt beibehalten
des Aufmerkens (welches nicht als einen eigenartigen Akt gelten können. Wollen wir nicht ganz neue, allem lebendigen Sprach-
zu lassen, wir Grund haben werden) 1 eben diesen Terminus gefühl und aller historischen Überlieferung fremde Kunstworte
aufmerken haben. Aber noch eine andere Äquivokation kommt einführen, so werden wir Unzuträglichkeitendereben besprochenen
hier in Betracht. Der Ausdruck Intention stellt die Eigenheit Art kaum je vermeiden können.
der Akte unter dem Bilde des Abzielens vor und paßt daher
sehr gut auf die mannigfaltigen Akte, die sich ungezwungen 1
Wenn N.t.TORP (Einleitung in die Psychologie 1 S. 21) gegen die ernst-
und allgemeinverständlich als theoretisches oder praktisches Ab- genommene Redo von psychischen Akten als Betätigungen des Bewußtseins
zielen bezeichnen lassen. Dieses Bild paßt aber nicht auf alle oder des Ich einwendet: n nur weil Bewußtsein oft oder immer von Streben
begleitet ist, erscheint es als ein Tun und sein Subjekt als Täter" - so stim-
Akte gleich gut, und achten wir auf die im § 10 zusammen-.
men wir ihm vollkommen zu. Die "Mythologie der Tätigkeiten" lehnen auch
wir ab; nicht als psychische Betätigungen, ·sondern als. intentionale Erlebnisse
1
Vgl. § 19, S. 410. definieren wir die "Akte".