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Cancel-Culture.

Schweigen oder nicht Schweigen, das ist hier die Frage

Es war das Jahr noch vor der Corona-Krise. Die Jahresversammlung der Modern Language
Association, bei der sich alles trifft, was in Nordamerika zu Fragen von Literatur und Kultur
arbeitet, fand in jenen idyllischen Zeiten ‚physisch‘ statt. Ich war für ein panel zu mittelalterlicher
Literatur registriert. Ein Kollege aus Deutschland trug vor zur ‚Divina Commedia‘. Er ging auf
eine Stelle aus dem Purgatorium ein, an der ein Marmor-Fries mit prominenten Figuren aus Bibel,
Geschichte und Mythos beschrieben wird. Eher en passant erwähnte er, dass die christlichen
Kulturen aus den bekannten Gründen kein Bilderverbot kennen. Im Unterschied zu den zwei
anderen Monotheismen hätten sie deshalb die antike Praxis der bildlichen Darstellung von
Menschen und Göttern weiterzuführen vermocht. Die Diskussion nach dem Vortrag plätscherte
träge dahin. Dann meldete sich eine junge Teilnehmerin, die ‚head scarf‘ trug. Mit erregter
Stimme klagte sie den Vortragenden der Islamophobie und des Rassismus an: Der Islam kenne
sehr wohl die mimetische Darstellung von Menschen. Als Beleg nannte sie Zeichnungen, die man
in einer Höhle in Jordanien gefunden habe und die jetzt in einem Museum in Amman zu sehen
seien. Der Vortragende blieb freundlich, entschuldigte sich vage und beließ es bei einer irenischen
Formel: Gewiss gebe es auch im Islam hier und da figürliche Malerei. Die anwesenden
Prominenzen aus den umliegenden Ivy League-Universitäten lächelten ein wenig und schwiegen,
klopften dem deutschen Kollegen hinterher anerkennend auf die Schulter. Er habe sich den
Folgen des unverhofften ‚Stichs ins Wespennest‘ (wie einer es formulierte) doch ganz gut
entzogen. Auch ich habe damals nichts gesagt.
Mittlerweile sind die Dinge krasser geworden. Wir wissen nicht so recht, wer der Autor
des Stücks war, auf den der Titel dieses Beitrags anspielt. Aber vermutlich war er weiss, männlich,
und er war über das Greta- und Luisa-Alter hinaus, als er schrieb. Und was hat er sich nicht alles
zusammenkonstruiert - Frauen, die einen Abgrund an Boshaftigkeit, ja, Mordlust repräsentieren,
wie etwa Lady Macbeth. Und zu allem anderen, das hier aufzuführen zu weit führte: einen
Schwarzen, der ganz und gar aus dem Gefühl heraus agiert und dann tötet, gar eine Frau. Das
geht gar nicht! (wie man heutzutage sagt). Zum ersten sind Gefühle etwas Wunderbares und viel
besser als die ‚irgendwie‘ immer patriarchalisch infizierte Vernunft. Zum zweiten sind Schwarze
Opfer, und nicht Täter. Zum dritten sind schlimme Dinge wie Femizid eine verbreitete
Freizeitbeschäftigung weißer Männern. Und selbst wenn man diesen krassen Rassismus-plus-
Logozentrismus für den Moment tolerierte, wie sollte man einen Othello besetzen, heute? Ein
Weißer, gar ein Mann, am Ende noch binär, ‚blackened‘, mit einem Löffel schwarzer Schuhcreme?
Andererseits: darf man die durch den Rassismus bedingte pekuniäre Not von PoC-Personen
nutzen, um sie/ ihn/ es dazu zu bringen, auf der Bühne jemanden zu geben, der ein rassistisches
Bild von PoC-Männern suggeriert, dh., von Menschen, die doch allesamt und immer unschuldig
sind, wie uns ‚Black lives matter‘ gelehrt hat? Ein Intendant, der sich daranmachte, derartige
Fragen in der einen oder anderen Richtung zu beantworten, handelte sich ärgste Probleme ein.
Unter derartigen Auspizien ist es das Beste, Stücke dieser Art zu canceln. Und da ja immer alle
das Gute wollen, tauchen solche Machwerke dann auch weniger und weniger auf den Spielplänen
auf.
Selbst liberale, ja, diskret subversive Geister sitzen inzwischen auf der Anklagebank.
Wenn Cervantes eine wunderbare Geschichte schreibt (El cautivo), die u. a. von einer jungen
Frau handelt, die ein besonders inbrünstiges Christentum praktiziert und aus dieser Haltung
heraus Dinge tut, die moralisch problematisch sind, ist dies, rebus sic stantibus, nicht mehr
akzeptabel. Denn mag auch der Autor damit einst ein Zeichen gesetzt haben gegen die
rigoristische Variante von Christentum, die in Spanien herrschte, so würde eine Lektüre der
Geschichte heute unvermeidlich als verdeckte und insofern besonders boshafte Anprangerung
anderweitiger religiöser Fundamentalismen gesehen werden müssen. Zudem ist die inbrünstige
Christin bei Cervantes eine islamische Konvertitin – da wäre er wieder, der unverbesserliche
Rassismus-plus-Sexismus der alten weißen Männer.

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Naheliegenderweise schlägt der Rigorismus auch dieser neuen Aufklärung recht
nachhaltig in Gegen-Aufklärung um. Ein Zeitgenosse von Cervantes, Calderón, heute weithin
vergessen, noch von Goethe (ja, gewiß, alt, weiß, männlich) als Gipfel der Weltliteratur gepriesen,
hat Stücke geschrieben, an deren Ende die weiblichen Hauptfiguren blutig ums Leben gebracht
werden. Ihr Vergehen ist sexuelle Untreue, oder auch nur das Erregen eines entsprechenden
Verdachts. Den Exekutoren (zumeist die Ehemänner) fällt dies nicht leicht, aber sie tun es dann
doch - Ehrenmorde, eine Vergewaltigung des gesamten weiblichen Geschlechts mithin.
‚Canceln‘ heißt das Urteil. Nur begibt man sich damit der Chance, in den heutigen erregten
religionspolitischen Debatten an durchaus faszinierend gemachten Beispielen zu demonstrieren,
dass Ehrenmorde nichts ‚organisch’ mit dem Islam Verbundenes sind oder dass sie gar in den
Genen von Männern mit betreffender Herkunft angelegt wären. Sie gehören zum Patriarchat, bis
ins Sizilien und Andalusien der 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts, und damit auch zu
‚unserer‘ europäischen Vergangenheit. Die wirkliche Frage ist mithin, ob wir wollen, dass sich
derartige Strukturen auf dem Umweg über den Multikulturalismus hier wieder Raum schaffen
oder nicht.
Ideologische Volten wie die beschriebenen oder noch verschrobenere beherrschen
mittlerweile die akademische Szene, in den USA, in Großbritannien, in Frankreich, und auch
hierzulande. Jetzt aber regt sich plötzlich lauter Widerstand, bis weit in Milieus hinein, die sich
seit einigen Jahren als ‚linksliberal‘ affichieren und die doch nichts anderes sind als die mit einem
der drei betreffenden Parteibücher ausgestattete Kader-Linke. Die Betreffenden haben über
Jahrzehnte hinweg dafür gesorgt, dass es kaum eine Ausschreibung in den geistes- und
sozialwissenschaftlichen Disziplinen gab, in der nicht ‚gender‘ oder ‚Postkolonialismus‘ oder
beides vorkam, und sich im Glanz ihrer Fortschrittlichkeit gesonnt. Nunmehr sehen sie mit
Entsetzen, wie die von ihnen Installierten sie vor sich hertreiben. Sie fürchten, zu Recht, dass ein
zweites Mal geschieht, was schon nach der ersten linken Umwälzung geschah, der des Roten
Oktober: Die (Kultur-)Revolution frißt ihre Kinder.
Wie konnte es dazu kommen, dass sich das Territorium der heutigen kulturellen Debatten
zu einem Echo-Raum des puren Irrsinns entwickelt hat? Es gibt politische Mega-Trends mit
langer Vorgeschichte, die hier konditionierend sind. Mit dem Christentum ist der Gedanke
universeller Gleichheit in die Welt gekommen (ein Gedanke, der, trotz Nietzsche, für sich
genommen zunächst einiges für sich hat). Als im 18. Jahrhundert der Glaube an die wörtliche
Wahrheit der Bibel schwand und der industriell produzierte diesseitige Fortschritt einsetzte,
wurde die Vorstellung einer Rückkehr ins verlorene Paradies säkular. Nach einigen
Geburtswehen war der Marxismus geboren, 1917 gelang es per Staatsstreich, den Gedanken in
die Wirklichkeit zu zwingen. Nach dem von rechts-außen gestarteten, gründlich gescheiterten
Versuch, das kommunistische System mit Waffengewalt zu beseitigen, breitete es sich über die
halbe Welt aus. Die Erfolge danach aber blieben mäßig. Es drohte Stagnation. Erst mit Kuba,
dann mit diversen Eskapaden auf dem lateinamerikanischen Festland versuchte man, die
Revolution von der ‚Peripherie‘ her in die Metropolen zu tragen. Auch das misslang gründlich.
Nach dem Scheitern einer schleichenden kommunistischen Machtergreifung in Chile (1973)
stellte der für Internationales zuständige rote Chef-Ideologe, Ponomarjow, die Diagnose, die
Linke könne in entwickelten Gesellschaften die Macht nicht erobern, wenn sie nicht zuvor die
Diskurshoheit, vulgo: die Medien und die Universitäten, erobert habe. Theoretisch
‚vorgedacht‘ hatte dies Antonio Gramsci, dh., eine weniger anrüchige Figur als der Moskauer
Ideologie-Verantwortliche. Dies machte es der westlichen Linken möglich, das Programm der
Eroberung des ‚Überbaus‘ (dh. die Inversion des klassischen Marxismus) zu übernehmen. Nicht
in Moskau, wo man letztlich doch bis zum Schluß konservativ blieb, sondern in den westlichen
Metropolen wurde dieser Gedanke um die zweite Komponente ergänzt, die nötig war, um ihn
zündend zu machen: Entgegen den Prognosen von Marx und Lenin wuchs das Proletariat im
Zuge der kapitalistischen Monopol-Bildung nicht stetig an. Im Gegenteil: das ‚alte‘ historische
Subjekt war zunehmend schwindsüchtig geworden. Substituiert wurde es durch die
‚Subalternen‘ jeglichen Profils: Bürger von (ehemaligen) Kolonien, PoC aller Schattierungen,

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Frauen, sexuelle Minderheiten (usw.). Der Gewährsmann war hier Frantz Fanon, die
Ausarbeitung übernahmen die Propagatoren des Post-Kolonialismus.
Was entschlossene Minderheiten – und sei ihr Programm letztlich noch so konfus -
anrichten können, wenn die vernünftige Mehrheit sie gewähren läßt, ermißt man mit einem Blick
auf das Moskau des Jahres 1917. Die entscheidende Frage ist dann aber: warum läßt die
vernünftige Mehrheit die radikale Minderheit gewähren? Und was könnte sie, die vernünftige
Mehrheit, stattdessen tun? Was könnte sie bewahren vor Hamletischer Prokrastination zum einen,
dem Sprung andererseits ins wilde, unbedachte, Hamletische ‚Aufräumen‘ mit denen, die die
Macht an sich reißen wollen? Das letztere ist ja nicht besser als das erstere. Am Ende sind dann
alle tot, die in den (culture) wars so oder so agiert haben. Und ob man die Überlebenden
beneiden sollte? Der neue Herrscher käme in unseren Zeiten nicht aus einem friedfertigen Land
wie Norwegen. Er wäre wohl ein Kalif aus dem Irak, ein Mullah aus dem Iran, oder ein
Statthalter von Xi Jin-Ping.
Nochmals zurück zu der eingangs erwähnten MLA Convention: Das Schweigen der
Vernünftigen war gewiß zum Gutteil hasenfüßige Feigheit – warum soll man sich Schwierigkeiten
aufhalsen? Solcher Opportunismus blüht eben unter alten weißen Männern (und Frauen), die die
‚harten Zeiten‘ allesamt nur aus Büchern und Erzählungen kennen. Und wenn die Duckmäuserei
in den USA noch weiter verbreitet ist als in Europa, so liegt dies vermutlich daran, dass die
Dekadenz in der dortigen intellektuellen Schicht stärker ausgeprägt ist als hier – plausiblerweise.
Das Leben eines Ivy League-Professors ist so komfortabel wie es das Leben eines deutschen
Groß-Ordinarius vor 1933 war. Das US-Bildungssystem hat die vielen unzähligen
Nivellierungskampagnen nicht erlebt, die diverse mit dem Etikett ‚sozial‘ ausgestattete Parteien
hierzulande durchexerziert haben.
Nun, man mag den vielverschrienen Älteren vielleicht durchaus nachsehen, wenn sie den
Ruhestand genießen und sich nicht (mehr) in die Arena der Auseinandersetzungen begeben
wollen. Ethisch freilich ist derartiges nicht. Der Kern des Ethischen (der Muster des regulären,
dem Selbst und der Gemeinschaft zuträglichen Handelns) besteht u. a. darin, die Dinge, die man
bekommen hat (vom Schicksal, vom Zufall, vom Lieben Gott), um ein erträgliches, in Momenten
glückliches, kurz: ein gelungenes Leben führen zu können, den künftigen Generationen nicht
vorzuenthalten.
In dieser Hinsicht ruht auf meiner Generation noch eine gewaltige Bringschuld. Es gab
auch in den 60-er, 70-er Jahren viel Unrast an den Universitäten. Unsere akademischen Lehrer
haben uns viel Freiheiten gelassen. Aber sie haben eben auch mit uns diskutiert, und nicht nur
verlegen lächelnd zu Boden geschaut, wenn wir mit nicht weniger Verve und Überzeugung als die
heutigen AktivistInenn den damaligen (kultur-)revolutionären mainstream in die Seminare und
Vollversammlungen trugen. Respektvoll, aber deutlich haben sie uns auf die gedanklichen
Schwächen hingewiesen, die in den auf den ersten Blick so gut konstruierten Thesen enthalten
waren. Mit den reichlich erwachsenen Ideologen, die uns ‚anleiteten‘, gingen sie weniger
schonend um. Die wurden auch öffentlich angeprangert, als totalitäre Verführer. Und wenn die
Frage physischer Gewaltausübung ins Spiel kam, kannten die damaligen Älteren kein Pardon.
Studentenpfarrer, die Sprengstoff horteten, wurden angezeigt. Zu Formeln wie ‚defund the
police‘ hätten sie nicht geschwiegen, oder ihnen gar aus Opportunismus heraus applaudiert.
‚Irgendwann wirst Du noch einmal ein richtig guter Sozialdemokrat‘ – dies war Hans
Mommsens Schlußformel, wenn er mal wieder seine knappe Zeit investiert hatte um mir zu
demonstrieren, dass Rosa Luxemburg den falschen Weg gegangen ist (den ich damals für den
richtigen hielt). Aus mir und der Sozialdemokratie ist nichts geworden, aber Mommsen hat mir
dies nachgesehen. Und vermutlich meinte er seine versöhnliche Formel auch gar nicht im Sinne
des Parteipolitischen, sondern im Sinne der Erkenntnis, dass allzu viel skeptische Skrupulosität
und quasi-aristokratische Zurückhaltung genau so ruinös ist wie spontaner Aktionismus, wenn es
um Politisches im weiteren Sinne geht.
Was heißt das nun konkret? Die abstrakten Überlegungen für sich genommen führen ja
zu nichts. Der Kopftuchträgerin von der MLA Convention etwa hätte man durchaus etwas

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entgegnen müssen. Ihre Ausführungen schweigend stehen zu lassen, war ein Akt intellektueller
Herablassung. Sie war es uns alten, weißen Männern nicht wert, mit ihr zu diskutieren und dabei
unseren ruhigen Schlaf zu riskieren. Unsere höfliche Toleranz war letztlich Mißachtung. Die
junge Frau hätte es verdient gehabt zu hören, dass die Malereien, von denen sie sprach,
vermutlich aus der prä-islamischen Zeit stammen; dass der Islam (wie auch das Christentum)
vieles, aber eben nicht alles zerstört hat, was vorher war; dass alle großen Religionen liberale und
rigoristische Phasen erleben; dass der Rigorismus, gleich ob christlicher, islamischer, oder
sonstiger Provenienz, immer und überall unter Kontrolle gehalten, ja, klein gehalten werden muss;
schließlich: dass die islamischen Kulturen ihren bildnerischen Formwillen, der sich nicht im
Mimetischen ausagieren konnte, durch die Erfindung der Arabeske fruchtbar gemacht haben, zu
sehen an gestalterisch wunderbaren Moscheen-Wänden weltweit.
Gut möglich, dass die Betreffende uns böse beschimpft hätte, wenn wir ihr so oder
ähnlich geantwortet hätten anstatt ihr überhaupt nicht zu antworten. Das muss man dann
aushalten. Einer hiesigen jungen Dame, die über portugiesisch-französische Literatur im sub-
saharischen Afrika promoviert, mußte ich neulich sagen, dass ich ihre Ansicht nicht teile, der
Völkermord im Ruanda der 90-er Jahre sei Konsequenz des erst von den Europäern dort
‚implantierten‘ Rassismus und der generellen Tendenz zur Gewalt, die sie im Gepäck gehabt
hätten. Wir sprachen dann über Bartolomé de las Casas‘ und Rousseaus Idee vom ‚guten
Wilden‘ einerseits, über die christliche Anthropologie andererseits (die uns lehren könnte – was
heutige Priester und Pfarrer nicht mehr tun -, dass alle Menschen den Hang zum Bösen haben).
Das Gespräch war anregend. Es verlief zivilisiert. Aber überzeugt habe ich die Doktorandin nicht.
Sie sagt jetzt über mich, ich sei ein alter Reaktionär, indes ansonsten ‚ganz ok‘. Nun, nichts
anderes habe ich einst über Hans Mommsen und andere Illustre aus jener Zeit gesagt. Auch bei
mir hat es ein wenig gedauert bis mein Denken von der ideologischen Schwärmerei bis zu
rudimentärer Vernunft vorgedrungen war.
Aber ist nicht heute doch manches anders? Riskiert man nicht zu enden wie jener arme
Lehrer aus dem Pariser Vorort, dem man den Kopf abgeschnitten hat, wegen seines Unwillens,
das kulturelle Muster ‚Karikatur‘ canceln zu lassen (ein Muster, von dem Bachtin sagt, es sei
grundlegend sei für eine freiheitliche Kultur)? Erinnert sei daran, dass es auch in den 70-ern und
den 80-ern unschuldige Opfer der ideologischen Kämpfe gegeben hat. Zumal Herrhausen liebte
es, mit engagierten jungen Leuten zu diskutieren, deren Ideen er vermutlich recht genau so
beurteilte, wie ich heute die der cancel-Rollbrigaden: subjektiv verständlich, aber ‚beyond reason‘.
Die Drohung, die über den Häuptern der damaligen Arrivierten schwebte, hat diese aber nicht
davon abgehalten, der nachwachsenden Generation zu geben, was jede nachwachsende
Generation verdient: Aufmerksamkeit, Hingucken, Diskutieren, gegebenenfalls deutlich
Einspruch erheben, und eben nicht nur opportunistische Zustimmung oder höfliches
Wegschauen.

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