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Vorbesitz
Aeschbach-Stiftung
Psychosophische Gesellscha~
3iblir: chek Thelema, 9063 Stein
OSMOLOGISCHE
HEILKUNDE
OSMOLOGISCHE
HEILI(UNDE
Die Magie der Duftstoffe

Von

Dr. Arnold Krumm-Heller

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1955

VERLAG RICHARD SCHIKOWSKI BERLIN


Der treuesten Gehilfin meiner Forschungen,
meiner Frau Carlota gewidmet.

Alle Rechte vorbehalten


Copyright 1955 hy Verlag Richard Schikowski, Berlin
Buchdruck: 1. Bargon Söhne Nachf., Berlin SW 68
I. TEIL

GESCHICHTE DER RIECHSTOFFE


IN
RELIGION UND KULTUR
Weihrauch im Kultus des Alten Testaments
Religion und Heilkunst sind \Vesensverwandtes, das bei allen Völkern von
ihren Prie.stern gemeinsam gelehrt und ausgeübt wurde. Was für die Seele die
Religion ist, das bedeutet die Heilkunst für den Körper; da aber Körper und
Seele untrennbare Begriffe sind, sind auch Religion und Heilkunst in ihrer
Wechselwirkung und inneren Bezogenheit auf das engste miteinander verbun-
den. Wenn wir unserer osmologischen Heilkunde eine ge.schichtliche Rück-
schau vorausschicken wollen, so müssen wir, je weiter wir zurückgreifen,
Den heiligen Hauch oder Odem, der die ewigen desto mehr gerade in der V,e rwendung der Riechstoffe unser Interesse auch
Wesenheiten untereinander ausgleicht und zur wah- dem religiösen, also kultischen Gebrauch zuwenden.
Die Heilkunst der alten Zeit benutzte, wie auch die primitiven Völker
ren Ruhe bringt, soll man sich nicht als einen tat- heute noch, die Mittel so, wie sie die Natur wachs1en läßt. Daher ,ist es
sächlichen Hauch oder Luftzug vorstellen, sondern vollkommen verständlich, wenn man das Wunder der Heilung eines kranken
als den sanften Duft einer Salbe odell" eines aus Körpers durch die Kräfte der Natur und ihrer Produkte als etwas Göttliches
vielen Stoffen gemischten Rauchwerkes. Es ist eine ansah, ja darin das Wirken der Götter selbst erblickte. Daher V·e rknüpften seit
altersher die Priester wohlweislich die Heilung ihrer Kranken mit rituellen
durchdringende Kraft von einer unbeschreiblichen Handlungen, bis schließlich daraus ein~ untrennbare Einheit wurde. Es ist
Gewalt des Wohlgeruches, schöner als man es hier nämlich auch für den einfachen Menschen die Verbindung des Sinnlich-
denken oder aussprechen kann. Dbersinnlichen mit der irdischen Materie am leichtesten erkennbar.
Bei unseren folgenden Untersuchungen über das osmologische Gebiet inter-
(Aus einem gnostiscllen Katecllismus) essiert uns aus dem Vorgenannten natürlich besonders der Gebrauch ätheri-
scher Düfte und Dämpfe, sowie alles, was im weiteren Rahmen mit dem
Geruchssinn zusammenhängt, da wir den Geruchssinn gewissermaßen als.
Medium der V·e rbindung zwischen übersinnlichen und physischen Momenten,
hauptsächlich also hier die Heilwirkung auf Kö1·per und Seele, kennen
lernen wollen.
Die frühe Heilkunst kannte schon genau den großen Einfluß der Riechstoffe
auf den Menschen, und wir wollen jetzt einen Blick auf den Kultus einiger
Kirchen werfen, in welchen der Duft des Weihrauchs und anderer Räucber-
und Riechmittel eine wichtige Rolle spielte. Wir werden dabei auch .bald
das starke Obergreifen in die eigentliche Heilkunst feststellen können.
Der Kultus des Alten Testaments v,e rwendete sowohl in der Stiftshütte, wie
auch im Tempel in Jerusalem weitgehend wohlriec.hende Substanzen. Palästina
dürfte damals an solchen Riechstoffen arm gewesen sein, wenn man auch heute
noch auf dem großen Platz vor dem Tempel Salomonis zierliche, kleine
Blümchen wachsen sieht, die Träger von Wohlgerüchen sein mögen; aber
nur der Libanon lieferte Weihrauch, den die hebräische Sprache darum auch
mit: "1 'bhonah" bezeichnete.
Die weitaus größere Menge an Weihrauch und Riechstoffen, hebräisch
unter dem Wort: "sam" zusammengefaßt, wurde aus dem Ausland für den
Kultusgebrauch bezogen. So lesen wir unter anderem von Weihrauch aus
dem Landa Saba, das nach Ansicht heutiger Exegeten ein Landstrich im
Südwestteil Arabiens war, während frühere Theologen damit Aethiopien
oder Indien gleichzusetzen pflegten. Außer dem erwähnten Weihrauch finden
wir noch manche Pflanze, deren Nennung im Zusammenhang mit dem Weih-
rauch ebenfalls auf kultische Verwendung schließen läßt, so die Myrrhe,
Safran, Narde, Cypernblumen, Ambra, Kalmus, Zimt, Aloe und Gewürzstaub;

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·. daneben werden aber auch fertige Präparate genannt, die Luther in s-eine.r Aber schon in ältester Zeit finden wir Angaben, die auf die Kenntnis osmolo-
Obersetzung mit "Salben" kurz, aber nicht ganz zutreffend, zusammenfaßt. gieeher Mittel hinweisen. In der Bibel schreiben Hesekiel und Jesaias die
Diese aber lassen sich, mangels sicherer Anhaltspunkte, ebenso wie manch16 Verwendung von Räucherstoffen vor, und auch der weise Salomo gab den
der zitierten reinen Stoffe, auch von Fachleuten nicht mehr in ihrer Art Israeliten gewisse Anweisungen zur Herstellung von Räucherwerk für Kult-
oder Zusammensetzung bestimmen. · und Heilzwecke. Selbst Mose, der Führer Israels aus Ägypten, welcher sicher
Häufig begegnet uns auch das hebräische Wort "besem" mit der Plural- in die ägyptischen ~ysterien eingeweiht und dazu einer der tiefsten . Kenner
form "b'somin" sowohl in der Grundbedeutung der Balsamstaude, als auch der Beziehungen zWischen Natur und Mensch war, verlangte, daß sem Volk
.als Bezeichnung für die daraus gewonnenen wohlriechenden Erzeugnisse. die Oelung vollziehe und gab Vorschriften zur Bereitung eines Stoffes aUlt
Als der reichgegliederte Kultus des jüdischen Volkes mit dem Verluslt aromatischen Essenzen.
seiner politischen Selbständigkeit und des Nationalheiligtums in Jerusalem Bekannt ist, daß die handelstüchtigen Juden auch die Räucherstoffe zum
sein Ende fand, bot sich auch kein .weiterer Anlaß mehr zur Anwendung Eintausch gegen Waffen benutzten. Hier liefert uns die Durchforschung ~er
aromatischer Stoffe bei gottesdienstlichen Handlungen. Das Gebet begann an jüdischen Literatur reiche Aufschlüsse über sonst Verborgenes; besonders ergibt
die Stelle des Opfers zu rücken. Es ist dafür bezeichnend, daß auch heute die Kenntnis der alten Schriften der spanischen Juden vor ihrer Ausweisung
noch einige hebräische Gebetbücher als Titel den alten Ausdruck "Opfer" im Jahre 1492 n. Chr. ein hochinteressantes Forschungsmaterial, das anzu-
gebrauchen. Lediglich bei der sogenannten "Habdalah", d. h. Scheidung, führen uns aber über den Rahmen dieses Buches hinausführen würde.
macht man auch heute noch, weun auch in bescheidenem Maße, Gebrauch
von Wohlgerüchen. Es ist dies ein Brauch, der nach Oberlieferung der
Rabbinen bereits unter Esra, also im 6. Jahrhundert v. Chr., in Obung gewesen
sein soll. Es kaun einen an die spagyrische Kunst der mittelalt·e rlichl'n Das Duftsymbol in den Religionen des Altertums
Jlosenkreuzer erinnern, wenn auch mit der Feier der Scheidung allerdings
der Beginn der neuen Woche am ausklingenden Sabbatabend gemeint ist.
Das uns dabei interessierende Gerät besteht aus einer durchbroche.nen Wir müssen aber in diesem Zusammenhang noch auf eine wichtige, weiter·e
Metallbüchse von zylindrischer oder r·e chteckiger Form, meist mit einem Beziehung tieferer Art zwischen Duft und Religion in vielen antiken Völkern
spitzen Türmchen oder mit einer metallischen Fahne als Krönung versehen hinweisen. Bei diesen allen treffen wir nämlich auf die Vot·stellung des
und auf einem kelchfußartigen Untersatz ruhend. Das Messing, aus dem "göttlichen Wohlgeruchs", eine Anschauung, die nicht an eine bestimmte
dieses Gefäß gemacht wird, enthält die Metalle von Venus und Jupiter in Religion gebunden, sondern eine ganz allgemeine war und ihren Ursprung
gleicher Mischung, und der Kabbalist Therion meint, daß dieses durch- wohl in der Heilkunst der Priester hat.
brochene Messing in Richtung und Ausdehnung unbeschränkt sei, also sich Der Wohlgeruch ist bei ihnen ein Merkmal göttlichen Lebens, Zeichen
nicht auf einze.Jne beziehe, sondern universell und symbolisch für die gött- göttlicher Nähe, ja Form der göttlichen Offenbarung. Die besondere Art und
liche Liebe wäre. In der Büchse befinden sich verschiedene frischduftende Gestalt, die das Vorstellungsleben in den einzelnen Religionen darüber ge-
Gewürzkörner, die auch mit dem Namen "b'somim" belegt werden. Daher wonnen hat, werden durch die Art der Gottesanschauung bestimmt; aber
heißt auch das kleine Gerät "B'somim-Büchse" . immer verdichtet sich in dem Symbol des Duftes, wie in einer verkleinerten
Beim Vollzug des erwähnten Brauches am Sabbatausgang, wit! er nicht nur Wiedergabe, der lebendige Hauch jeder Religiosität und Gotteserfühlung.
in den strenggläubigen Synagogen, sondern auch in den Familien beoh- In der jüdischen, alttestamentlichen Vorstellung finden wir, zunächst noch
.achtet wird, nimmt der Vorbeter bzw. der Familienvater die Büchse in die verhältnismäßig schlicht, die Wohlgerüche als notwendige Begleiterscheinung
Hand und spricht über ihrem duftenden Inhalt folgenden .Segensspruch: des Allmächtig-Erhabenen, dem alles Schöne und Edle beigeordnet sein m~ß.
Ihm zu Ehren wurde der Duft köstlicher Würzbäume und -sträuc.her llD
"Gelobet seiest Du, Herr unser Gott, König der Welt, "Zelte" geopfert, um ihm den Aufenthalt so angenehm wie menschenmög-
der Du aller Arten Gewürze erschaffen." lich zu machen. Ihm gebührt das heilig~ Räucherwerk.
Dann wird der Deckel oder das Türehen der Büchse geöffnet und der Duft Eine ähnliche Vorstellung finden wir bei Henoch in seiner visionären
der Gewürzkörner eingeatmet. Dies ist der Rest kultischen Gebrauchs von Reise: ". . . sieben herrliche Berge, einen jeglichen vom anderen verschie-
Riechstoffen im heutigen Judentum. Nach orthodoxer jüdischer Auslegung den . . . der siebente überragte, einem Thronsitz ähnlich, alle an Höhe;
bedeutet dieser Ritus in Verbindung mit einem Segensspruch über einem es bedeckten ihn wohlriechende Bäume. Unter ihnen befand sich ein Baum,
Becher Wein und mit einer brennenden Kerze, die darin ausgelöscht wird, wie ich noch niemals einen gerochen habe; weder einer von ihnen noch
einen Dank an Gott für das Feuer, den mächtigen Gehilfen des Menschen andere waren ibm gleich. Er verbreitete mehr Duft als alle Wohlgerüche ...
bei allem Bilden und Schaffen, beim Beginn der wöchentlichen Arbeitszeit, Da sprach ich: Wie schön ist dieser Baum und wie wohlriechend und lieblich
indem der in den Gewürzen sinnbildlich dargestellte Sabbatgeist mit in den seine Blätter . . . Darauf antwortete mir Michael, einer von den heiligen
Werktag hinübergenommen wird. und geehrten Engeln: Dieser hohe Berg, dessen Gipfel dem Throne Gottes
Wir gehen nach dieser Erklärung nicht fehl, wenn wir den Duft der Ge- gleich ist, ist sein Thron, wo der Herr der Herrlichkeit . . . sitzen wird . . .,
würze geradezu als r-eligiöses Vorbeugungsmittel auffassen, das seinerseits die um die Erde mit Gutem heimzusuchen. Diesen wohlriechenden Baum hat
Wiederkehr des Sabbatgeistes nach Ablauf der neuen Woche siehersteHen soll. kein Fleisch die Macht anzurühren . . . "
Ich habe auf Rhodos und in Palästina festgestellt, daß dort auch heute noch Das Duftsymbol war aber nicht nur in der Gesamtvorstellung vom Paradies
jüdische Familien bei gewissen Beschwörungszeremonien Riechstoffe ge- als einer göttlichen Stätte _mit duftenden Bäumen lebendig, sondern .es ist
brauchen, die nach astrologischen Gesetzen zusammengestellt sind. auch im Judentum innig auf die Gottheit selbst bezogen. In dem Lehen
Die Juden haben zunächst wohl keine eigenen Mysterien und Kultgebräuehe Adams und Evas heißt es, als Gott und seine Engel das Paradies betreten:
mit Duftstoffen gehabt, aber auf Grund ihrer Veranlagung zum Handel werden "Da bewegten sich alle Blätter des Paradieses, so daß alle Menschen, von
sie schon früh auch auf diesem Gebiet zugleich mit den gängigen Waren Adam geboren, vom \Vohlgeruch einschlummerten." Und noch deutlicher wird
auch die entsprechenden Kenntnisse und Kultgebräuche übernommen und bei ernmal von der Zeit berichtet, da Gott den Messias offenbaren wird (Bar..
·sich eingeführt haben. Der Handel mit Riechstoffen, dem ich noch ein 29,7 ff.): "An jenem Tage sollen sie (die Menschen) Wunder schauen; denn
eigenes Kapitel widmen will, war zu jeder Zeit sehr einträglich und wird Winde werden von mir ausgehen, um Morgen für Morgen den Duft der
auch d-e n Juden gute Möglichkeiten für ihren Verdienst geboten haben. aromatischen Früchte mit sich zu füh~en."

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Das Bild des Wohlgeruchs als eines Zeichen der göttlichen Offenharun~ eines Menschen. Ein besonderes Moment, das die ägyptische Duftvorstellung
auf Erden begegnet uns im Urchristentum zum ersten Mal bei Paulus im von der griechischen unterscheidet, ist der Gedanke eines speziellen Weih-
2. Korintherbrief (2,14 ff). Hier ist das Bild des göttlichen Duftes nicht rauchduftes der Götter; in Griechenland begegnet uns der Weihrauchduft, so
mehr Bild der leiblichen Nähe Gottes, wie wir es in der griechischen Religion verbreitet auch das Weihrauchopfer selber war, außer im Dionysoskult nie als
finden, sondern Gleichnis der Wirkung und Offenbarung des göttlichen Geistes: Symbol der Götter.
Wenn -d as Duftsymbol in den Anfängen des Christentum.s auch nur spärlich Bei -d en Persern ist der Geruch nur ein Gleichnis unter anderen Gleich-
Leben und Raum gewonnen hat, so hat es sich in den §päteren _Jahrhunderten, nissen für die Götterhervorhebung, ein Bild ohne sinnliche Fülle und ohne
immer breiter und tiefer die mannigfaltigen, verborgenen Beziehungen seines lebendige Anschaulichkeit wie in den _eben genannten Ländern.
Sinnes enthüllend, bis weit in das Mittelalter 'h inein entfaltet, indem es sich "Ormuzd war lichtglänzend, rein, guten Geruchs, dem Guten ergeben und
wieder mehr und mehr an die Heilkräfte der Natur anlehnte. aller guten Handlungen fähig. Als er in den tiefsten Abgrund hinunterblickte,
An den Ufern des Flusses, in .dem •e inst Johannes der Täufer Jesus tauftel sah er .. . Ahriman, schwarz, unrein, übelriechend, bösartig . . . Nun erhob
und dieses Mysterium für die Menschheit festhielt, an der Stelle, wo die sich Ahriman, um den Ormuzd zu bekriegen und . . . rüstete ein Heer aus
Christussubstanz mit dem Heiligen Geist in die Person des Jesus einströmte, dem Unreinen, Finsteren und Dbelriechenden, was in ihm war."
wächst auch heute noch die heilkräftige "Amhapflanze", ein Gewächs, das Wichtig ist für den Charakter der persischen Religion die weitere Aus-
schon in vorchristlicher Zeit vom Volke gesammelt wurde .und dem seit damals deutung des Duftsymbols, die nicht ohne Einfluß auf die Anschauungen des
das Mysterium des Ortes eine besondere Kraft gegeben haben soll. Judentums und frühen Christentums geblieben ist. Zunächst wird die Duft-
Bei den Griechen hatte man den Begriff des Duftes zu einem wirklichen vorstellung auf die Anschauung vom Paradies der Seligen und der Hölle der
Symbol erhoben. Der Wohlgeruch ist die eine Form der Epiphanie, in der Unseligen übertragen. Die Stätte der Gerechten ist von Wohlgeruch um-
sich der Gott beim Kommen und Gehen, beim Nahen und Entschwinden flossen; Blumen blühen und Winde wehen dort, wo'hlriechender als alle W:inde
offenbart. Alles, was Götter berühren, nimmt an ihrem Dufte teil. Wie der Erde. Auch in dieser Symbolik bricht durch die sinnliche Hülle des
die Gewänder der Demeter ambrosischen Wohlgeruch ,atmen, so tun es die Bildes der Dualismus der in ihm beschlossenen sittlichen und widersittlichen
Windeln, in die das Knäblein Hermes gehüllt, oder die Wanne, in der -es Grundkräfte durch.
gebadet wird. Wie in den ägyptischen Mysterien, so findet sich auch in Indien und
Man geht hier sog1r noch einen Schritt weiter und sagt, daß die .d en Zentralamerika -die Dberzeugung, daß stets Engel den liturgischen Hand-
Menschen gnädigen Gottheiten an ihrem .\Vohl_geruch, die .menschenfeind- lungen des Kultus beiwohnen, aber sich nur dort aufhalten können, wo die
lichen an ihrem widri_gen Geruch zu erkennen seien. Schon Aeschylus be- Luft mit Wohlgerüchen geschwängert, vorber-e itet und ihrem segnenden Ein-
zeugt von den Erynnien, die älter seien als die anderen Götter, daß sie fluß zugänglich _gemacht wurde.
einen giftigen Hauch von sich geben. Dber Länder und Völker hinweg
bringen sie Tod oder Krankheit. Man stellt hier eigentlich schon der Heil-
wirkung des Wohlgeruchs die pathogene Wirkung von übelriechenden Infek- Duftstoffe und Salben in der orthodoxen Kirche
tionsquellen gegenüber. Eine bekannte Sitte war es bei den Griechen, aus
dem Niesen eines Menschen auf die Gegenwart eines Gottes zu schließen
und gemeinsam niederzufallen und anzubeten. Die Blume nun war das äußere Von ·d en jüdischen Gebräuchen übertrug sich zweifellos manches auf die
Zeichen des Duftsymbols für die Griechen, weil ihr Bild des Lebens zugleich orthodoxe Kirche des Ostens, wenn diese auch größtenteils eigene Riten
den lebendigen Atem der Natur spüren läßt. . eingeführt hat.
Bei der Weilie einet· Kirche, einer Handlung, die im orthodoxen Bekenntnis
Auch bei den römischen Dichtern ist der Duft ein deutliches, traditionelles ausschließlich einem Bischof vorbehalten ist, wird u nter anderen Sitten
Zeichen, an dem man Gottes Gegenwart auf Erden erkennt. Das geht aus namentlich die Deckplatte des neuen Altars, der nur aus einem einfachen,
einer Stelle bei Ovid hervor:
viere-ckigen Holztisch besteht, zunächst mit "Nitra", d. h. mit einer wohl-
"Omnia finierat (flora); tenues secessit in auras. dechenden Seife, und warmem Wasser abgewaschen, dann unter Verwendung
Mansit odor; posses scire fuisse deam." von Schwämmen vom Bischof selbst, der dabei mit einem Leinengewand über
seinem Ornat bekleidet ist, und von _den ilim assistierenden ,Priestern kräftig
Mit der Differenzierung Arzt- Priester wandelte sich die Anschauung von mit Rosenwasser abgerieben, und schließlich wird, wenn irgend möglich,
dem Wohlgeruch der Götter, hat sich nicht selten zu selbständiger Bedeutung schon der Tisch s.e lbst aus wohlriechendem Holz, meist aus dem der Zypres&e,·
entwickelt und ist nach menschlicher Analogie erweitert worden. gezimmert. Zypressenblätter sind es auch, die als Material für die Her-
Ägyptens Religionen ist die Vorstellung vom Wohlgeruch det· Götter seit stellung der Heiligenbilder bevorzugt werden.
den frühesten Zeiten nichts Ungewohntes. Auf den Wänden des Tempels zu Aber noch anderen aromatischen Substanzen, diesmal schon aus mehreren
Deir-el-Bahari ist eine himmlische Scene dargestellt, die durch folgende Bestandteilen zusammengesetzt, begegnen wir bei der W eilie eines neuen
Inschrift erläutert wird: Altartisches. Es ist der sogenannte ",Vachsmastix", der aus einer über dem
"Ammon verwandelt sich in die Gestalt der Maj-estät ilires Gemahls, der Feuer in einem neuen Ge-f äß aufgelösten Mischung von weißem reinen Bienen-
Majestät ilires Gemahls des Königs von Ober- und Unterägypten; sie (Ammon wachs, pulverisiertem Mastixharz (gewonnen aus Einschnitten in die Rinde
und Thot) fanden sie, wie sie ruhte in der Schönh!eit ihres Palastes. Sie des heiligen Mastixbaumes), Weihrauch aus Smyrna, Aloe, Thymian, Fichten-
erwachte von dem Geruche des Gottes; sie lächelte seiner Majestät zu . . . harz und weißem W-e ihrauc'h besteht. Mit dieser Mischung, deren gegen-
Sie freute sich, seine Schönheit zu sehen, seine Liebe ging in ihren ~eib, seitiges Mengenverhältnis in den einschlägigen, liturgischen Büchern gerrau
(der Palast) war überflutet von dem Geruche des Gottes; alle seine Düfte angegeben ist, werden, wenn sie dünnflüssig geworden und dann eine braune,
waren (Düfte) von Pnut." leichtbewegliche Masse ist, unterhalb des Altartisches kleine Reliquiensplitter
Mannigfach kehrt das Symbol in den religiösen Urkunden des mittleren fest in einem kelchartig gedrechselten Gefäß vergossen. Darauf wird der
und neuen Reiches wieder. Aus der Bilderschrift hat man sogar entziffern Altar in die üblichen Decken eingekleidet und die Weiliehandlung beendet.
können, daß Ramses den Göttern Weilirauch von rotem Balsam zur Opferung Zwar nicht alle Kirchen besitzen einen solchen Reliquienbehälter unter
brachte (also auch kultische Verwendung). Die ägyptische Religion hat den ihrem Altar. Stets aber liegt auf diesem eine zusammenlegbare gelb- oder
göttlichen Duft nie von . wesentlich anderet· Art gedacht als den Wohlgeruch rotseidene Decke mit einer Dat·stellung der Grablegung Christi, in deren

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oberen Teil, rückseitig in eine Art kleiner Täschchen, unbedingt Reliquien- Das heilige Myron gebrauchte man auch immer bei der Krönung der Zaren
ISplitter in die gleiche Mastixmasse von der Hand des Bischofs eingebettet zur Salbung, die allerdings nur selten stattfand. Man wußte aber, daß der·
werden. Diese seidenen Decken werden in der griechischen Kirche "Anti- Monarch .d adurch befähigt wurde, durch Handauflegen Kranke zu heilen,
minsia" genannt und entsprechen dem "corporale" der römischen Kirche. welcher Glaube auch von dem gesalbten englischen König her bekannt ist.
Ohne .ein solches Antiminsion, dessen Gebrauch in die ersten christlichen Wichtig ist auch der kirchliche Ritus der Myron-Salbung, der unmittelbar
Jahrhunderte zurückgeht, darf keine Abendmahlsfeier begangen werd·en. Auf nach der !aufe ~tattfindet .~md . etwa der Konfir~ation oder Firmung bei
dieser auseinandergefalteten Decke stehen während der Eucharistie der Kelch uns entspncht. Hieraus erklart siCh auch,. weshalb m der orthodoxen Kirche·
und die Patene. Wegen der umständlichen Herstellung des Mastix werden schon ganz kleine Kinder von ihren Müttern zum Abendmahl gebracht werden.
von den Bischöfen bei einer Gelegenheit immer gleich eine ganze Anzahl Im ~brigen ist.. d~r Gebrauc!1 des Myron noch in jenem Sa.k rament üblic,h,
von solchen Antiminsia geweiht. das wir nach rorru.sch-kathohscher Parallele als "letzte Ölung" bezeichnen.
Eine andere aus höchst aromatischen Stoffen bestehende Flüssigkeit, deren könnten, dem aber nach orthodoxer Auffassung eine andere Bedeutung zu
sich sowohl die orthodoxe, wie auc.h viele der kleineren morgenländischen Grunde liegt. Die armen~sche Kirche wendet diese ölung, wie schon be-
Kirchen bei ihren heiligen Handlungen bedienen, ist das heilige "Myron". merkt, nur bei bereits verstorbenen Priestern .a n. Bemerkt sei noch, daß der
In den Wörterbüchern finden _wir diesen Ausdruck mit "geweihtes Oe! od·e r Kampf um das Varrecht zur Herstellung des heiligen Myrons in den orientali-
Salböl" wiedergegeben. Sprachwissenschaftlich gesehen, trifft das aber nicht schen ~rchen oft zu erbitterten Kämpfen geführt hat, deren Folgen siclh
genau die Sache, denn das griechische Wort "myron" ist aus dem Hebräi- stellenweise noch heute fühlbar machen.
schen herübergenommen, wo es als "mor (von mar = bitter)" die Mymhe Während sich bei den angeführten kultis~;hen oder sakramentalen Hand-
als ,ein dunkelrotbraunes Harz bezeichnet. Es hapdelt sich beim heiligen lungen die aromatischen Stoffe mehr als Träger geistiger Gnadenmittel in
Myron, das seinen Namen nur von einem nicht einmal vorherrschenden symbolischer Bedeutung zeigen, ist es für unsere ZweCjke interessant, nun
Bestandteil bekommen hat, um eine Zusammenstellung von flüssigen und noch aus dem Bereich der orthodoxen Kirche eine Weihehandlung anzu-
festen Riechstoffen, deren Zahl nach der Literatur der griechischen Kirche führen, bei der aus dem begleitenden Gebet deutlich hervorgeht, daß den
Konstantinopels vierzig Teile beträgt, während sie in der russischen Kirche; duftenden Kräutern heilende und schützende Kräfte nicht nur in über-
über die wir uns persönlich orientieren konnten, etwa zwanzig Bestandteile. tragenem, religiösem Sinne zugeschrieben werden, sondern ihr duftendw
ausmachen. Jede dieser Pflanzen ist nun aber auch mit einer außergewöhn- Fl~idum unmittelbar als Heilmitt·e l im medizinischen Sinne bei physischen
lichen Heilkraft behaftet, und befähigt das Ganze, Wunderkuren zu erreichen, Leiden, sogar für Vieh, Haus und Hof, ja als Vorbeugungsmittel gegen aller-·
wenn man es als Duftstoff einatmet. Ebensoviele Bestandteile soll das heilige Iei Fährlichkeiten und Schädigungen aufgefaßt wird. Der deutsche Wort-
Salböl der gregorianisch-aramäischen Kirche enthalten, welches aber nicht laut dieses Gebetes, das sowGhl bei Maltzew, wie auch im "Trebnik" (Lit.-
am Krankenbette zu finden ist, sondern nur bei schon verstorbenen Kleri- Verz.) angeführt ist, lautet im ungekürzten Text der deutschen Sprache:
kern gebraucht wird. "Gebet zur Weihe irgendeines wohlriechenden Krautes:
Alle Ingredienzien hier aufzuzahlen, ist nicht unsere Aufgabe, und ich
verweise auf das Buch von Maltzew (Lit.-Verz.), wo sich im zweiten Teil,' Herrgott, Allerhalter, der du durch dein Wort alles erfüllst und der Erde
Seite 89 bis 114 der Ritus der Myronbereitung und dessen Bestandteile finden. befohlen hast, alle Früchte zu ihrer Zeit hervorzubringen, um sie zur
Hier sei nur soviel gesagt, daß die heilige Handlung .selbst alljährlich am Freude und zum Leben dem Menschen zu geben f Du selbst, allgütiger Ge-
Montag der Karwoche beginnt und unter unaufhörlichem Kochen der aroma- bieter, segne und weihe durch deinen Heiligen Geist auch diese Samen-
tischen Substanzen, unter denen 'Vein und Rosenöl eine hervorragende Rolle körner samt den verschiedenen Kräutern, die in diesen heiligen Tempel.
spielen, bis zum Gründonnerstag andauert. ·g ebracht we1~den; und diese deine Knec'h te, die diese Kräuter mit dem
Während der ganzen Zeit werden bestimmte Abschnitte der heiligen Schrift, Samen hinnehmen, Tem1ge sie von aUem Makel und erfülle ihre Häuse.r
entsprechend<~ Gebete, heilige Formeln und ähnliches v.e rlesen und ausge- mit jeglichem Wohlgeruch, auf daf~ sie ihnen und allen, die sie im Glauben
sprochen. Das Feuer unter den Kesseln wird durch den jeweils rangältesten bewahren und denen, die mit ilmen räuchern, zur Bewahrung gereichen,
Bischof, in der russischen Kirche der Zarenzeit durch einen Metropoliten, zur Befreiung von allen feindlichen Anschlägen und zur Abwehr jeglic,her
in der heutigen russischen Kirche und in den selbständigen Kirchen der Anfechtung, die vom Treiben des Teufels am Tage und in den Nächten
orthodoxen Christenheit, soweit diese letzteren ihr Myron nicht aus Kon- kommt, zum Segen aber deinem getreuen Volk an Seele und Leib und ,dem
stantinopel erhielten, durch den Patriarchen angezündet. Die weitere Unter- Vieh und auch denen, die zum Hause gehören, und den Stätten. Auf /daß
haltung des Feuers unterliegt anderen Bischöf·en, höheren Klostergeistlichen alle, die diese Kräuter gebrauchen, sich Schutz der Seele und des L.eihes
und auch Weltpriestern. erwerben, und auf daß deiner Gnade Geheimnis (Sakrament-Mysterium)
Nach Fertigstellung wurde das heilige Myron, in das übrigens stets ein unserer Erlösung zur heiligen Arznei werde, damit, an welcher Stelle· es
kleines Quantum aus dem vorhergehenden Jahre gegossen wurde·, in zwölf auch immer gebraucht werde, um Segen zu empfangen, und wo es nieder-
prächtige, noch aus dem alten Byzanz stammende Alabasterkrüge von rosen- gelegt werde, deine Rechte, nachdem die gegnerische Kraft von dort ver--
roter, natürlicher Farbe, je etwa 60 cm hoch, gefüllt. Die Krüge· wurden jagt, alles bedecke zur Herrlichkeit deines alleinigen, majestätischen und
dann von ehrwürdigen alten Geistlichen nach der im Kreml gewesenen allverehrten Namens, dem da gebührt alle Herrlichkeit, Ehre und Anbetung,
Zwölf-Apostel-Kirche getragen. In Moskau war nämlich für die Herstellung mit dem Vater und dem heiligen Geiste jetzt und immerdar und in die
des heiligen Myrons früher Lim Kreml ein eigener Saal bestimmt, der "Myro- Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen." Darauf wurden di·e Kräute·r in Kreuzes-
warennaja Palata", d. h. "Myron-Kammer", hieß. Dort standen in einem form dreimal mit Weihwasser besprengt.
prächtig verzierten Herde aus Fayenc:3 drei riesige, silberne Kessel vo.n Schließlich erwähnen wir noch einen merkwürdigen Brauch bei den
etwa 150 cm Höhe eingemauert, in denen die duftenden Stoffe dem langen Kopten, nach dem man auch eine V,e rgebung seiner Sünden erlangen kann,
Herstellungsprozeß unterworfen wurden. Aus der oben genannten Kirche im wenn man auch in Abwesenheit des Priesters, dem sonst allein die Absolu-
tionsg~walt zusteht, Weih~auch anzündet und vor den emporsteigenden,
Kreml, die zu sonstigem, gottesdienstlichem Kultus nicht verwandt wurde,
stellte man das Myron, je nach Bedarf, den einzelnen Diözesan-Bischöfen zu, wohlnechenden Dämpfen seme Sünden bekennt. Es wird also hier den Duft-
die es ihrerseits den einzelnen Gemeinde-Geistlichen zuteilten, um es dort, stoffen eine in religiösem Sinne reinigende Kraft zugemessen, eine Vor-
von dem Priester, der zugleich Arzt war, als Heil- und Kultusmittel ver- stellung, _die gewissen Prinzipien der magischen Riten des Schamanismus.
nahekommt.
wenden zu lassen.

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oder aus Holz gefertigten, meist vergoldeten Statuen tritt an ihre Stelle ein
Duft- und Riechstoffe im Kultus des Buddhismus wirkliches Weihrauchgefäß.
So weiß der bekannte Asienforscher Dr. Wilhelm Filchner in seinem wert-
Wir wollen jetzt in einem anderen Kultus den duftenden Spuren ariJima- vollen und überaus le?rreichen. Werk ,_,Kumbum Dscbamba Ling", das Kloster
tischer Substanzen nachgehen und den Buddhismus betrachten, aus dessen der hunderttausend Bilder Mru.treyas, rn welchem er das Leben und Treiben
Gedankengut ja auch manches in den jüdisc hen Traditionen vorkommt. Der in einer der Hochburgen des Lamaismus im östlichen Tibet auf Grund
Buddhismus ist zu einer Art Modereligion unserer Zeit geworden, und es seiner letzten Reise 1926/28 eingebend schildert, von einer ganzen Reihe
solcher \Veihraucbgefäße in den einzelnen Tempeln des genannten Klosters
wird viel über seine Lehre geschrieben. Wir haben hier nicht die Leb<ens~
äußerung jenes Lehrsystems im Auge, auch nicht seine praktische Anwen- zu berichten. Aus den begleitenden, eingehenden Schilderungen, unterstützt
dung, wie sie einst Gautama Buddha prägte und wie sie heute in den durch. schö!le Auf':la?men und detaillierte. Handze~cbnungen, erfah.ren wir,
buddhistischen Gemeinschaften verbreitet ist. ·wir müssen aber feststellen, daß siCh die lamarstlsche Kunst gerade dieser Weibrauchgefäße mit beson-
daß Buddha selbst jeder kultischen Verehrung ablehnend gegenüberstand, derer Liebe ,a ngenommen hat. Sie bestehen aus kostbaren Metallen, sind oft
weil seine Lehre, wenn sie auch dem einzelnen anheimstellte, mit der Existenz genug mit Edelsteinen besetzt und erreichen manchmal sehr ansehnliche
von Gottheiten zu rechnen, diesen Gottheiten selbst aber in Hinblick auf Ausmaßt;. Unzertr~nnlich dav?n sind die ebenso schönen .Weibelampen, in
das Endziel des Strebens aller Lebewesen, die Buddhaschaft, nm· eine rec.ht denen mcht nur die landesübliche ungesalzene Butter, sondern oft auch sehr
untergeordnete Rolle zuwies. Der ursprüngliche Buddhismus war gar keine wohlriechende Oie als Brennstoff dienen. ·
Religion in unserem Sinne, sondern war atheistisch, solange er rein und ,Daneben befinden sich auf den Altären in besonderen Behältern Räucher-
unverfälscht war. Seine Ausbreitung ist, besonders in den nördlichen Schulen stäbchen mit mannigfaltigen At·om.atika durchtränkt. Diese Weihrauchaefäße
bei den Chinesen, den Tibetanern und Mongolen, also im Lamaismus, eine und Räucherst~bchen brennen in den Heiligtümern, werden ständig unterhalten
gewaltige gewesen. Aber überall sollte _sich aus dieser gottlosen Doktrin und dürfen memals erlöschen. Selbst die Asche der Räucherstäbchen wird
oder Lebensweisheit, gewissermaßen wie eine Ironie des geschiehtlieben später sorgfältig gesammelt und medizinischen Präparaten beigemischt. Diese
~pflogenbeiten finden wir nicht nur in den Lamatempeln der Mongolei und
Schicksals, eine Religion im ausgeprägten Sinne dieses Wortes bilden. .Dei'
ursprünglich götter-, ja .gottleere Himmel des Buddha .hat sich nach und \l'rbets, sondern bei allen Buddhisten, ja sogar bei den Taoisten in China,
nach zu einem Pantheon ersten Ranges angefüllt, sodaß er an Reichhaltigkeit und es ist nicht ausgeschlossen, daß der Lamaismus erst von dort den Ge-
von keinem anderen Himmel bekannter Religionen erreicht wird. Es gehören brauch der Aschkästen für die Reste der Weihrauchl<erzen übernommen hat.
dazu neben den eigentlichen .Göttern die gedachten Buddhas, die Heiligen,• Andererseits ist es bezeichnend, daß nach einer Mitteilung des verstorbenen
die Engel, die .Feen, Dämonen, Schutz- und Ortsgenien und die machtvollen russischen Spezialforschers auf lamaistischem Gebiet, .Prof. Pozdnejev, der
Zauberer der Tantrasysteme. Nur noch der mexikanische Olymp, der alleine Gebrauch von Räucherkerzen chinesischer Herkunft in Lamaklöstern und
400 Pulque-, d. h. Schnapsgötter, kennt, könnte sich mit solchem Reichtum Tempeln, die im chinesischen Gebiet und im Bereich chinesischen Einflusses
liegen, durch di~ höhere Geistl~c?keit un~ersagt wurde, da die Befürchtung
messen. bestand, daß bei den wechselsertrgen Beziehungen der Lamas und Chinesen
Den Keim zur Schöpfung dieses buddhistischen Pantheons und damit über-
haupt zu einem Kultus bildet die Gestalt des Gautama Buddha, und hier die strengen Vorschriften gelockert oder mißachtet würden.
treten auch die Wohlgerüche und Duftstoffe sogleich in ibre Rechte. Dies Hinsichtlich der Räucherkerzen, die auf den Altären der lamaistischen
muß umsomehr befremden, als der Meister selber, vor dessen Statuen heute Tempel b~·ennen bzw. glimmen und ~ie auch bei den Prozessionen gebraucht
Weibrauch verbrannt wird, gerade den Verzicht auf den Gebrauch von werden, gibt es .ganz .besondere ,AnweiSungen für die Herstellung. Eine .solche
Duftstoffen von seinen Anhängern forderte. Räucherkerze oder eines der beschriebenen Räucherstäbchen wird in der Kul-
So lesen wir in Olcotts buddhistischem Katechismus (Lit.-Verz.) unter tursprache des Lamaismus "Dug-boi oder Dugbö" genannt. Beide Silben
der Zahl der von einem Laien auf sich .genommenen Verpflichtungen: "Ich b.edeuten in wörtlicher Obersetzung ja dasselbe, nämlich Räucherwerk. Wir
beobachte das Gebot, mich allen Schmuckes, wohlriechender Mittel, SQeze- si.nd ~uch nach" andere';! Beispielen in der tibetanischen Sprache berechtigt,
reien und allen Zierates zu enthalten." Wenige Seiten später können· wir die Silbe "Dug als eme Abkürzung des Wortes ,,Dugsching" aufzufassen,
uns aber in demselben Buch davon überzeugen, daß das Opfer von Blumen,. womit eine Abart des Wacholderbaumes bezeichnet wird, den Botaniker nach
Weihrauch und wohlriechenden Kerzen vor dem Buddhabild als durchaus einer Angabe im tibetanischen Wörterbuch des Inders Sarat Cbandra Das mit
anerkennenswertes Verhalten für den Gläubigen angesehen wird. Juniperus excelsus benennen. Dieses Strauchgewächs muß aber nach indisch-
Wenige Schritte von meinem Haus an der nördlichen Peripherie Berlins tibetanischer Auffassung infolge seiner Riechstoffe als Spender des Wohl-
entfe.rnt, konnte ich mich im buddhistisc.ben Tempel von Frobnau selber geruchs für kultische Zwecke "par excellenc·e " gelten. Das wird noch mehr
davon überzeugen, daß das Standbild Buddhas mit würzigen Blumen und einleuchten, wenn wir in Betracht ziehen, daß die Hindus dieses Ge,~äc,Ju;
im Winter mit duftenden Tannenzweigen geschmückt war. Oben .auf einem im heiligen Sanskrit als "Devadara" bezeichnen. Von den Mongolen, die auch
der Höfe steht ein großer metallener Kessel aus Bronze, der aus einem als Bekenne~ des Lamaismus gelten, wird das Räucherstäbchen "Kudschi"
japanischen Tempel stammte, und nur zur Riecbstoffverflüchtigung gebraucht genannt. Diese dünnen Räucherstäbchen oder -kerzen bestehen aus einer
verhärteten, 'harzigen Masse, die wohl nach den Anaaben fachkundiacr For-
wurde.
Geschiehtlieb betrachtet, ist dieser Gebrauch von Riechstoffen darauf scher (so z. B. Przewalski) manchmal die ansehnlich~ Höhe von drei' Metern
zurückzuführen, daß man in alten Zeiten in Indien die Mahärajas, wenn sie erreichen. Die im lamaistischen Kultus verwandten Kerzen dürfen keinen
ein Haus betraten, dadurch ehrte, daß man wohlriechende Blumen ,vor Moschusgeruch abgeben, weil solchen die .Eidechsen und Schlangen nicht ver-
ihren Sitz streute, Riechstoffe verbreitete und de:m weltlichen Herrscher zu tragen und dadurch aus den Tempeln ,vertrieben ,werden könnten.
Ehren aromatisches Räucherwerk entzündete. Dies wurde auch auf den Um auch sonst nicht Anlaß zur Vernichtung kleiner Lebewesen in den Tem-
Herrscher der Religion "Dharmaraja ", wie Buddha später genannt wurde, peln durch Räucherkerzen zu geben, ·halten sie die lamaistischen Mönche in
übertragen, um bald im allgemeinen Kultus Eingang zu finden. Daher erklärt der warmen Jahreszeit unter einer Laterne, wie das Filchner in seinem Buch
es sich, daß wir auf den bildliehen Darstellungen des buddhistischen )"an- angibt. Da die buddhistische Grundregel vorschreibt, kein Lebewesen zu
theons vor der Hauptfigur schwelende Weihrauchgefäße finden, besonders s~hädigen, h.at ~ich auch der Lamaismus diese Vorschrift gegeben, und auf
ausgeprägt auf deri Gemälden in Tibet und in der Mongolei, also im Gebiet Sie dürfte VIellercht auch noch das erwähnte Verbot chinesischer Kerzen zu-
der sogenannten lamaistischen Kirche. Im Tempel vor den metallischen rückzuführen sein, da zu deren Herstellung Talg, also ein tierisches Fett,

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den heutigen Tag erha~ten ist. Der ~eutsche Titel dieses Buches würde etwa:
benutzt wird, das nur mit einer dünnen Wachsschiebt überzogen wird, in- "~erlensc_hnur des Klemods der W eihrauchbereitnng" lauten. Keinem Arzt-
folgedessen die Kerzen auch stark qualmen und einen häßlichen Niederschlag pnester ~ allen Teilen des Landes der Gletscher dürfte dieses Buch unbe-
auf den Altarfiguren hervorr ufen. kannt sem.
Neben den Räucherkerzen und den erwähnten Gefäßen kennt der Lamais- BeachJ;nng IJ?-~ß es. auch verdienen_, wenn wir mitteilen, daß der Lamais-
mus auch das bei den Katholiken gebräuchliche W eihrauchfaß, das sich in m:ns kleme heilige Figuren kennt, die von den Händen seiner bedeutends-ten
seiner Form und Ausführung nur wenig von diesem unterscheidet, nur daß ~Irchenlehre~. aus Tonpasten modelliert und. denen in großen Mengen wohl-
es etwas plumper und gröber gearbeitet ist. Aber auch im weltfremden Tibet r!echende Krauter zugesetz~ werden. Ja es gibt .sogar Figuren, die ansschließ-
kennt man elegante Ausführungen von Kultgefäßen. So berichtet Austin hc~ aus gepre~ten aromatischen Stoffen gefertigt werden und zu Kult- und
W addell, ein Teilnehmer der bekannten englischen Expedition nach der Haupt- Heilzwecken dienen.
stadt des verschlossenen Landes, in seinem Buche "Lhasa and its mysteries", In diesem Zusammenhang wollen wir auch die unter dem tibetanischen
daß der Dalai Lama in einer Pariser Juwelierwerkstatt goldene Weihrauch- Namen "J~)scho", d. h. Herr oder Meister, bekannte Buddhastatue hervorheben
gefäße habe herstellen lassen. Auch findet man dort allerlei Gerät aus welche Wir sowohl in Lhasa. wie i.n einem mongolischen Kloster Erdeni Ds~
Pforzheim, dessen Stempel ja unverkennbar ist. Der Unterschied in dem Ge- (d. h. _kostbare D~cho) und m Peking antreffen. Alle diese sind, und das ist
brauch des Räuchergerätes besteht darin, daß der amtierende Mönch dieses uns ~er das W1c~tigste, aus dem für außerordentlich kostbar geltenden
nicht, wie bei den Katholiken, an der Kette schwingt, sondern daß er sich !lnd uber~us wohlriechenden Holz des Sandelbaumes (Sirium myrtifolium),
dabei einer kurzen Stange bedient. Verbrannt werden im \Veihrauch des m San~knt candan~ :und von. den Tibetanern Tsandan genannt, geschnitzt.
lamaistischen Kultus verschiedene Harzarten, die mit einer allgemeinen Be- W:enn m der lamaistischen Literatur diese Standbilder erwähnt werden so
zeichnung von den Tibetanern Dug-ba ode1· auch Ssang genannt werden;' V:Ird ste~s h~rvorgehoben, daß sie aus diesem Holz bestehen. Dbe;dies
Interessant ist, daß die Mongolen, welche den tibetanischen Ausdruck in fmden Wir die ~esta?dtei~e des wohlriechenden Sandelbaumes, von dem es
ihre Sprache übernommen haben, ihm noch das rein mongolische Iden, das mehrere Arten gib!, m Tibet und in der Mongolei in Verwendung für ,die
Nahrung oder Speise bedeutet, anhängen. Also der brennende Weihrauch gilt Herstell.~g von RI_echstoffen und :im;nal als Grundstoff für Heilmittel aller
für die Gottheit als Genußmittel, als Speise. Art. Fur den kultischen Gebrauch gibt es eine Schrift mit dem Titel das
Der ganze, halb tibetanische, halb mongolische Ausdruck lautet: Ssang-un erhabene Sandel-Gebet". "
Iden. In den mongolischen Klöstern, die sich den Luxus echten Weihrauchs Einen be~?nderen G~ruch trägt ?as. Akaru-Holz, das. u. a. zur Herstellung
in Harzform nicht leisten können, finden wir ebenso wie bei den Israeliten der Amts~tabe der fuhrenden Geistlichen und der emgeweihten Mediziner
wohlriechende Kräuter, die nach astrologischen Regeln gesammelt und in benutzt ~rd. Des ö_fteren werden auch die Eßschalen, die bei den Lamaisti-
getrocknetem und pulverisiertem Zustand verbrannt werden. schen _Monchen an die Stelle. der altbuddhistischen Almosentöpfe getreten sind
Das an Ketten hängende Weihrauchfaß wird bei den Tibetanern Boi-por aus diesen Holzarten verfertigt. '
oder Bö-por genannt, was nach seiner sprachlichen Auflösung "Weihrauch- ~~ul Bru~ton, ~er bek~nnte yerfasser des so lesenswerten Buche& "Yogis",
Schale" ergibt. (Die Mongolen gebrauchen dasselbe Wort.) Der Ausdruck: ~rzählt dann, . WI~ er Sich . zum ersten Male mit ernstlichen Forschungen
"vor den Göttern \Veihrauch aufsteigen lassen" lautet in der tibetanischen ube~ das geheimrusvolle WISs~n Indien& beschäftigte und dabei Init einem
Sprache: Lha-la pö-dschi dug-ba (mongolisch Tenggri-dü1· anggilachu). Es zuru~kgezogenen lebenden Weisen namens Vishudhananda zusammentraf· er
sei uns verstattet, hier noch auf eine andere Redewendung hinzuweisen, die ~at Ihn, ~r möc~te ih~ doc?- einmal i_rgend etwas von seinen überna~ür­
man (nach Sarat Chandra Das) oft in der tibetanischen Literatur antrifft: hchen Kraften zeiPen, eme Bitte, der die wahren Eingeweihten Indiens nur
ssang ssel, d. h.: "Weihrauch vertreibt die Befleckung". Wir haben es also s~hr schwer zu wlllf~hren pflegen. Vishudhananda aber ist dazu bereit. Er
mit einer ähnlichen Auffassung von der Wirksamkeit des Weihrauches zu ~~ttet Bru.nton um sem Tasche~tuc~, auf dessen eine~ Zipfel er sein Brennglas
tun, wie wir sie schon in jenem Gebrauch der koptischen Christen kennen n~htet nut der Frage: wa~ fur el!len Geruch soll ICh Ihnen herbeibringen?
zu lernen Gelegenheit hatten, bei dem der Gläubige seine Sünden vor bren- Em h~ller ~onn?nstrahl trifft zwei Sekunden lang das seidige Gewebe, dann
nendem _\V eihrauch aufzählt und dadurch Vergebung davon erlangt. verbreitet sich em entzückender Jasminduft durch den ganzen Raum. Brunton
Dies hat, nach Bischof Leadbeater, seine Berechtigung, da sich unsere u~tersucht das Taschentuch nach irgend einer Flüssigkeit, aber er vermag
Sünden und Verfehlungen im Astralkörper widerspiegeln nnd alsdann durch mch:ts an ~~m Tuch ~~tzustel~en, was auf irgend eine derartige Einwirkung
Riechstoffe, die astrale Wirkung haben, eliminiert werden. Schließlich sei schließen. laßt. Er .'\\'un~cht siCh Rosenöl und danach noch den Duft einer
auch noch erwähnt, daß der Lamaismus eine eigenartige religiöse Handlung Blume, die es nur m Tibet gibt, und auch diese Wünsche werden ihm als:-
kennt, bei der übelduftende Weihrauchkerzen zur Verbrennung gelangen. b~ld _erfüllt, ohne. daß dabei die sorgfältigste Nachprüfung irgend eine andere
Es ist das ein Ritus, bei dem durch die magische Macht eines mit besondere;llj E_mWirkung als die des Brennglases ergeben hätte. Er bittet den Weisen um
tantristischen Fähigkeiten und Kenntnissen begnadeten Lamas in eine Teig- e1~e Erklärung und erhält zur Antwort: es ist das kein Yogatum und keine
puppe von menschlicher Gestalt, oder auch in einen Opferkuchen, alle Sün- Willensschulung_, s?ndern eine .Auswirkung ,der Sonnenlehre, die eine Samm-
den der betreffenden Klostergemeinschaft hineingebannt werden. Dünste, lung von ~eheimrussen der nat~rlichen Sonnenwirkung bringt und wie jede
die von übelriechenden, brennenden pflanzlichen Substanzen aufsteigen, andere WI_ssenschaft erlernb~r ISt. Man brauchst dann nur noch geistige
hüllen bei diesem Ritus das Teiggebilde ein. Seine Vernichtung erfolgt immer Kon.zentratl?n u;nd hat es leic~t, . solche scheinbaren Wunder zu vollbringen.
außerhalb der Klostermauern, und die Mönche, welche das Opfer dorthin ~arm __Pundit, em anwesender md1scher Freund, der Brunton bei dem Weisen
tragen, binden ein feines Netz um ihren Mund, um nicht durch die unbe- emgefuhrt hatte, setzt ergänzend hinzu, daß diese Sonnenlehre am ehesten
rechenbaren Ausdünstungen des unheilschwangeren Teiggebildes seelisch und de?en von ~er Elektri~t?t und vom Magnetismus zu vergleichen sei; sie sei
leiblich geschädigt zu werden. An Ort und Stelle angelangt, wird das Opfer; ~ei den Yog~s schon selt Je bekannt und viel angewandt worden. Das Sonnen-
wenn es in einer menschlichen Figur besteht, zerstückelt, und die Brocken hc~t, des~en belebende Kräft~ wir alle kennen, besitzt ,.auch gewisse ätherische
werden einzeln in die Steppe geworfen oder verbrannt. Kraft~, die d~m Europäer bisher .verborgen geblieben sind, die aber Wunder
Welch eine große Bedeutung schon die ältesten Buddhisten der Herstellung vollbrmgen konnen, sobald man s1e beherrscht und anzuwenden weiß. - Als
von Räucherwerk für die Götter zugeschrieben haben, mag .daraus hervor- ~runton nachher das Hau.s verläßt, da findet er an seinem Äußeren Fenster-
gehen, daß Nagarjuna, einer der hervorragendsten Philosophen des off~ung_en ausgespart, . die. das Sonnenlicht offenbar in ganz bestimmter
Mahayana-Buddhismus, eine Schrift in Sanskrit über Anfertigung von Räu- Weise m das Innere emdrmgen lassen; sie sind es auch, die die Duftstoffe
cherkerzen verfaßt hat, die uns in einer tibetanischen Dbersetzung bis auf
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aller Arten mit sich tragen J.lnd sie nun ,in det· von dem W~t~isen ,gewollten. Gandham:idna im Himalaya stammen sollen. Nach Jaeschke, einem berühm-
Form auf die Zipfel des Tuches tragen, wie si-e sich sonst auf den einzelnen ten Mi.s sionar, _glauben die Tibetaner, daß diese Disas die Gestalt von In-
Pflanzen in der in diesen Pflanzen vorbereiteten Form ablag&n. sekten annehmen können, die dann nicht nur Blüten und andere duftende
In den meisten Lama-Tempeln hängen von der Decke Stoffbälle von oft Pflanzenteile mnschwärmen, sondern auch Düngerstätten und Kadaver, und
recht großem Ausmaß, welche aus elf Kissen oder Beuteln zusammengenäh1 sich jeweils von den ihnen zusagenden Gerüchen ernähren.
werden und in denen verschiedene wohlriechende Kräuter in getrocknetem Gewisse Mysterienschulen lehren, daß sich Astrallarven von den Aus-
Zustande die Luft schwängern. Die Bälle heißen (ll'ach Prof. Pozdnejew) bei dünstungen der Morphinisten ,und Alkoholiker ernähren. Diese Wesen treiben
den Tibetanern und bei den Mongolen: Tschima-Purma. Es braucht kaum ihre Opfer an, stets die vergiftete Droge einzunehmen, und es wird darauf
besonders erwähnt zu werden, daß sich hier die Kranken zusammenfinden, verwiesen, daß solche Leidenschaften nur geheilt _werden können durch Um-
um durch den Geruch geheilt zu werden. Bemerkt sei auch noch, daß auf stellung dieser Geruchsausströmungen, was nur durch Einatmen bestimmter
allen Altären der Lamaisten zwei Opferschalen stehen, eine mit einer wohl- Riechstoffe zu erreichen ist.
riechenden Räucherkerze und die andere mit Duftstoff enthaltendem Wasser
gefüllt. , . . .. ·
In manchen Lamaklöstern von Buthan und Srkkhim, Lander, dre mit Bri-
tisch-Indien in regem Verkehr stehen, sehen wir, daß das mit Riechstoffen
versehene Wasser auf den Altären durch Toilettenseifen englischen Ursprungs
Riechstoffe bei Mayas, Inkas und Azteken
ersetzt wird. Man merkt auch hier, wie die Lamas durch praktische Erfah-
rung dahinter gekommen sind, daß sich auf diese Weise die Unkosten auf \Venn man unter dem Einfluß der paläoepigraphischen Ausführungen von
dem Konto des Kultus verringern lassen. Es ist ja fast unmöglich, aus ,der Prof. Wirth in den Ruinen auf der Osterinsel, in Yukatan oder in dem der
umfangreichen lamaistischen Literatur alle Stellen zu sammeln, die von Riech- Demeter geweihten Eleusis in Griechenland Untersuchungen anstellt, so kommt
stoffen handeln, oder in denen sich Hinweise darauf befinden. Aber als Bei- man zu der Oberzeugung, daß all den erwähnten Kulten (möglicherweise in-
spiele seien hier doch zwei einschlägige Strophen aus einem lamaistischen dische) Urmysterien vorangegangen sind. Sie haben den ersten Schritt vom Exo-
Gebetstext in deutscher Sprache angeführt; der Text ist heute noch in tibe- terischen zum Esoterischen gemacht. Der Gebrauch von heiligen Pflanzen und
tanischer Sprache vorhanden und geht auf eine Vorlage im altehrwürdigen deren Riechstoffen hat dort seinen Ursprung. Ebenso gilt das natürlich be,i den
Sanskrit zurück. Es heißt dort: Mayas oder den Inkas und ihren Priestern oder bei den ägyptischen Tempel-
eingeweiliten, die wohlriechende Pflanzen züchteten und zu Räucherwerk
"Erhabene Blumen, auserlesene Blütenketten, gebrauchten. Sie wurden nicht allein in Extraktform zur Einbalsamierung
Musik und Salben, herrlich duftend,
Prachtvolle Leuchten und bestes Räucherwerk von Leichen verwendet, sondern auch um eine gewisse Atmosphäre durch die
Räucherung in iliren Gotteshäusern zu bereiten zur Beeinflussung ihrer Prose-
Bring' ich den Siegreichen (d. h. Buddhas) dar.
lyten. Gewiß waren die Länder der \Vohlgerüche vorwiegend im Orient
Herrliche Gewandung und ausgesuchte Wohlgerüche, gelegen, aber auch die amerikanischen Kulturen kannten die Anwendung
Beutelehen voll zerkleinerten Räuclierwerks, der Riechstoff.e, und heute noch begegnet man Quetschua- und Aimara-
An Menge dem Meruberge gleich, Indianern, welche zu Fuß von dem Hochlande der Inkas durch ganz Süd-,
Und all die schönen Schöpfungen Mittelamerika und Mexiko wandern und ihre Heilkräuter und Riechstoffe
Bring' ich den Siegreichen dar." anbieten. Es gibt Medizinmänner, welche Koka-Blätter kauend in einem
Die vorstehenden, gewissermaßen Jlls Proben geltenden Angaben über die Tage 30 Meilen laufend zurücklegen, ohne die geringste Müdigkeit zu ver-
Verwendung der Riechstoffe im Lamakult ergänzend, sei noch hinzugefügt, spüren und so an die halbfliegenden Asketen Tibets erinnern, die Frau
daß sich in den Vorhöfen der Tempel große Urnen befinden, in denen I:Jei Neel in ilirem Tibetbuch beschrieben hat.
feierlichen Anlässen wohlriechende Substanzen verbrannt werden. Auch auf Wir möchten daran erinnern, daß, als Cortez in Mexiko und Pizarro in
den Höfen oder Dächern tibetanischer Häuser findet man, allerdings in ein- Peru ankamen, ihnen von dem Aztekenkaiser Montezuma und dem Oberhaupt
facherer Ausführung aus Ziegeln oder nur aus Lehm, Weihrauchöfchen, in der Inkas Abordnungen zur Begrüßung entgegengeschickt wurden, die als erste
deren Nähe allerlei mystische Sinnbilder aufgestellt sind. Geschenke Riechstoffe darbrachten, um den Boden für eine gute gegen-
Weihrauchdämpfe und Riechstoffe _spielen auch in der Ausübun_g des Wahr- seitige Verständigung vorzubereiten. Bei Friedensverhandlungen wurde von
sagens im Lamaismus eine hervorragende Rolle, indem sich die Medien den einzelnen Parteien stets geräuchert, was sich dann später in der Form
unter ihrem Einfluß in Trance-Zustand versetzen. Es gibt ein Gemälde von der Friedenspfeife erhalten hat. Die heute übliche Sektstimmung nach Kon-
Frhr. von ' Perckhammer im Hofe des Young-ho-Kung (Tempel des ewigen ferenzen wäre wünschenswerterweise durch ausgleichende Riechstoffe zu er-
Friedens), auf dem man einen wahrsagenden Lama neben dem Weihrauch- setzen. Aber zu den alten Azteken und Inkas zurückkehrend, kann heute
faß sitzen sieht. Unter den Geräten der buddhistischen Tempel in China, noch bewiesen werden, daß die wenigen vorkommenden Krankheiten und
Korea und Japan stoßen wir auf eine Reilie von Requisiten, die dazu be- Seuchen verhältnismäßig leicht durch Riechstoffe und Bäder beseitigt wur-
stimmt sind, brennenden Riechstoffen als Behälter zu dienen: Räuchergefäße, den. Eine besondere Form der Syphilis, die allerdings in der Regel recht
Schalen- und Urnen, die oft eine überraschende Ähnlichkeit mit dem aus schnell ohne Nachwirkung abklang, stammt aus ,;Mexiko und hatte der Sage
der orthodoxen Kirche bekannten Katzi haben. Wir finden aber in dem nach ihren besonderen Gott. Gerade diese Gottheit starb einen freiwilligen
japanischen Buddhakultus nit·gends das an Ketten hängende Weihrauchfaß, Opfertod gegenüber der Sonne und schenkte so der Sonne die Heilkraft,
das wir im Lamakultus angetroffen hatten. Zu erwälmen ist hier vielleicht mit iliren Strahlen diese Krankheit auszulöschen, wie uns die alte Sage
noch im Hinblick auf die Wechselbeziehungen zwischen Duftstoffen und weiter berichtet.
Religion, die wir im Auge haben, die von Chandra Das in seinem _:.l'ibeta.n-, Es ist erschütternd zu lesen, wie die Arztpriester über die Aderlässe und
english Dictionary angeführte Tatsache, daß der Lamaismus eine Gruppe andere Heilweisen der spanischen Ärzte urteilten und mit Entrüstung alles
von Halbgöttern und Geistern anerkennt, die im Sanskrit Gandharva und zurückwiesen, da ilirer Meinung ,nach solche Methoden ,mehr schädlich als
von den Tibetanern Disa genannt werden. Beide Ausdrücke aber bedeuten nützlich wären.
in genauet· Obersetzung "Gerüche-Verzehrende", womit imaginäre Wesen Wie im Vorhergehenden angedeutet, benutzten die Urvölker einen eigen-
bezeichnet werden, die aus einer gewürzreichen und pflanzeuerfüllten Zone artigen künstlichen Schlaf, in welchem sie iht·e Medizinen, darunter auch

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4 Schamanen unter Anwendung von Riechstoffen mantramsehe Gesänge an-
Duftstoffe, verabreichten, um die Kranken zu heilen. Die Mexikaner hatten stimmen während der Kranke von einer Wolke von Riechstoffen um":oben
außer dem Peyotl auch noch eine andere Pflanze, welche dann später einen ist. Da~ Sonderbarste aber war, daß ein Schamane, als er unsere ü~lich.en
ungeheuren Einfluß auf sä.mtliche Länd!lr der Welt ausge~bt _hat: der Noten als Schrift der Musik sah, sich erbot, auch seine Musik aufz';lzeichnen;
Tabak. Als die ersten Sparuer nach Mexiko kamen, fanden sie die Natur- und siehe da er malte Runen auf, wie wir sie in gleicher WeiSe, d. ht.
völker beim Rauchen, nicht ahnend, daß gerade diese Eigenart das kulturelle als Mensch-G~tt- und Lebensrune, in den no~dischen. Aufzeichn_ungen vor-
Leben und die Wirtschaft der gesamten Menschheit so weitgehend beein- finden Und diese Indianer behaupten, daß eme Beziehung zwischen Ton.
flussen würde. Die Tabakblätter wurden in Röhren gestopft, angezündet, und Farbe . und Duft bestände, worauf wir später noch ausführlieber zurück-
dann wurde der Rauch eingesogen. Mitunter wurden auch in Tempeln große kommen werden. .
Behälter aufgestellt, in denen angezündete Tabakblätter verdampften. Da Mais das Hauptnahrungsmittel der alten und heutig~n . Mexikaner ~st,
Interessant ist es, daß schon in der Bilderschrift des Codex Troano die so wurde auch diese Pflanze zur Herstellung von allem Moglichen, darunter
Priester rauchend dargestellt werden. Durch Sahagun erfahren wir, daß auch Riechstoffen, verwendet. .
aus dem Tabak eine Art Getränk zubereitet wurde, welches den schon er- In einem der Codice sieht man eine Frau, welche Mais zu Räucherwerk
wähnten eigentümlichen Schlaf be,~irkte. J?as Re~ept '?Jerfü;, das. die kocht, und der Urtext sagt: "auh in izquitl in quinc~quia _uel . inp_an <_Jnm<_J-
Indianer heute noch kennen, geben s1e aber mcht preis. Bei gewissen ntuel- lonja on motecaica icematonaoac auh in iquac qu]hnecup m Izgmtl ~
len Zeremonien mußten die Priester rauchen. Diese Sitte findet man dann tulteca, quivelicamatia cahuiacama tia. quivelmatia:" (. . . und der Mais,
später bei den Tupi-Indianern wieder, die Zigarren rauchend ibre Kriegs- den sie röstete verbreitete sich über die Bewohner m der ganzen Welt, und
tänze aufführten. Im Codex Florentino finden wir ebenso ein Bild, auf dem als die Toltek~n den gerösteten Mais rochen, roch er ibnen se:hr gut.)
die Priester Tabakpfeifen auf den Altar legen, sowie einen Gott, der in dem Die Herstellung der Dn_ft- und Riechs~~f~e aus A~phal! wird uns von der
Schmuck des Sonnengottes Tonbatiu und des Windgottes Quetzalcoatl dar- modernen chemischen WISsenschaft ermoglicht. Wll' wiSsen aber a~s den
gestellt ist. Auf d-e m Toxalcoatl-Fest werden den knieenden Gläubigen Tabak- Berichten der spanischen Erober-e r, daß die alten Me;dkaner die ~ewmnun_g
pfeifen überreicht. Sogar auf dem groß~n Altanelief von Palenque finden von Riechstoffen aus Asphalt bereits kannten, was. w1ederum als .em ,Bew~ns
wir die Gottheit mit der Tabakrauchrolle als höchstes Sinnbild. für die hohe Kulturstufe dieser Völker anzusehen ISt. .
In den Pyramiden und Tempeln wurde W-e ihrauch entzündet, und bei der Im mexikanische n Jah.re finden die Festlichkeiten d-es Frühlings mit den
Zusammenstellung des Weihrauchs spielte gerade Tabak eine große Rolle. Kinderopfern auf . dem Altar der Götter Tepictoton un? anderer im ~empel
Der Wohlgeruch, den wir von den Havanna-Zigarren-Deckblättern kennen, des Tlaloc an. Die mexikauische Bevölkerung soll m _der Bl_ütezei~ ~er
stammt aus Mexiko. Oberhaupt wurde vom heiligen Land der Mayas das Azteken und Mayas über 80 Millionen betragen haben. Die Me~kanenn_ _Ist
Tabakrauchen über die ganze Erde verbreitet. Die Etnologen hegen keinen eine außergewöh nlic ~ fruchth~re Mutte·r natur, ~nd heute noch smd FaDlllH:n
Zweifel, daß Mexiko das Vaterland des Tabaks, wie auch der Schokolade ist. mit 20 und mehr Kindern keme Ausnahme ; so kann man V•e rstehen, daß die
Auch waren die südlichen Inkas die ersten Kartoffelbauer. Heute braucht religiösen Gebräuche benutzt . wurde~, um die zu. starke yerm~~hru'lg .~er
nicht mehr erwähnt zu werden, welche Bedeutung diese Erzeugnisse in Bevölkerung einzudämmen. D1ese .Kinderopferung 1st als eme furcht e.rhvhe
allen Ländern gewonnen haben. Es ist nur schade, daß die Zubereitung der Greueltat von den spanischen Priestern beschrieben und von den ~pan~schen
Riechstoffe aus diesen Pflanzen ·vergessen wurde und wir sie jet zt aus den Behörden als Hauptvorwand ausgen~tzt worden, um gegen de_n mexikarnschen
Papyrusrollen, auf denen die gottesdienstlichen .Rituale aufgezeichnet wo;~en 'G ottesdienst vot·zugehen. Was d1e Menschenopfer anbetrifft, muß man
sind, heraussuchen müssen. Kartoffel, Kakao und Tabak waren heilige berücksichtigen, daß die Mexikaner an eine Wit;dergeb.~·t glaubten ~d
Pflanzen, die nur von Got tgeweihten und für sie verwendet wurden. Sehr jedes dieser Kinder zu einer Art Gott ":urd~, das emer hoheren Inkarnation
viel später machten die Europäer und die Indianer sie (nach der Ansicht der entgegenging. Die Priester des Tlaloc, die die für uns so furchtbarel!- H_and-
Eingeborenen in gotteslästerlicher Weise) der großen Masse und somit der lungen vornehmen, trugen die Farben des Sonn_enkultus und ~aren lnlt emem
ganzen Welt zugänglich. Wenn man bedenkt, was schon alleine diese drd Kopalbeutel ausgerüstet. Sie schwänge~ten W~ilirau~h und ~~ser, aus ~arzen
aus dem Zusammenbang herausgegriffenen Pflanzen an Bedeutung für alle von heiligen Bäumen zubereitet, verDllschte Sich Dllt den _Da_mpfen, die aus
Völker gewonnen haben, so kann man möglicherweise noch vieles in den den so heißen Herzen der sterbenden Opfer kamen und g1eng von den. ,an-
mexikanischen Mysterien finden, was nicht minder wertvoll wäre. wesenden Gläubigen eingeatmet wurden, um sich die ~eistige Kraft der ~md~r
An der Kartoffel ist es aber nicht bloß dio Erdfrucht, für welche sich die einzuverleiben. Sie standen wie vor Göttern und heßen den Duft wie em
Eingeborenen besonders interessiert haben, wie wir es heute nach unseren Mysterium auf sich einwirken. . . .
Gewohnheiten annehmen sollten, sondern auch gerade die anderen Teile de,r Wenn wir das Zustandekommen moderner Knege studieren und die Be?b-
Pflanze, wie Stenge!, Früohte, Blätter und Keime. Jeder Pflanzenteil ist in achtung machen, daß alle Parteien ein _und denselben Gott anrufen und ibn
der Medizin für bestimmte Organe verwendbar und ermöglicht auch die Her- bitten, ihren 'V affeu den Sieg zu verleihen, da mutet es wunderbar erfreu-
stellung ätherischer öle. Sehr gefährlich sind die Keime, zumal für frische lich an, folgende Schilderung aus dem alten Kulturland der Azteken zu
Wunden, durch ibren Saft, der durch sein Gift schon manchen Unglücksfall
hervorgerufen bat. Wiederum sind die Keimsäfte, in homöopathischer Ver- vernehmen: h' d V"lk
Auf dem weiten Hochplateau von Mexiko hatt~n sich .v-~rsc Ie ene o er-
dünnung, als Schlafmittel zu gebrauchen. schaften angesiedelt. Die bekanntest~n waren die 1\;lexiths, . von denen ~er
Die Blätter und Früchte werden gegen Rheumatismus erfolgreich angewandt. Name des Landes herstammt, dann die Totonaken, die Otomi\S und verschie-
Soweit über die Erdfrucht oder Kartoffel (solanum tuberostun). Neben ~ dene andere die sich des öfteren unt-e reinander befehdeten. Die Führ~ng
sei auch noch der Erdnüsse gedacht, aus deren Pflanzenteilen ebenfalls wir- dieser Krieg~ war nicht bruta_l in unsere~ Sinn.e~ nicht V.ernichtungskne_g,
kungsvolle ätherisc'h e öle extrahiert we-r den können. Mexikanisch Cacahuate sondern der Krieg stellte gewiSsermaßen eme he1hge Handlung dar. Es ISt
genannt, arachis hypogaea L. von den Botanikern, hat diese Pflanze die eigen- so zu verstehen, daß es sich eigentlich um einen Kampf der Götter .selb?t
artige Erscheinung, daß die Blüten sich nach der Befruchtung zum Boden handelte der für sie unten auf der Erde ausgeh·agen werden mußte. Dle
senken, und die Entwicklung der Erdnüsse sich im Boden selber vollzieht, Mensche~ waren Werkzeuge der allmächtigen Götter und ihre Sachwalter
in den sich die Blütenstengel eingegraben haben. Bei der Zubereitung diese·r auf Erden.
Pflanzensäft-e gebrauchten die India.ner bestimmte ~sänge. Zu einer gewissen Zeit, durch Abordnung~n vorher bekannt gemacht, er-
Palioquina l1eißen die Medizinmänner am Golf von Darien, und in den 15Chienen die Gegner, völlig kriegsgerüstet, 10 den _feindlichen Lagern. Ein
Traditiones y Cantares de Panama beschreibt der Folklorist Garay, wie die

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ungeheuer großer Tempel wurde je in den beiden Hauptplätzen dazu tränkten. Aus der Ilias erfahren wir, daß Juno ganz bestimmte Düfte
benutzt um vorab eine wichtige Weihehandlung in würdigster W1eise unter benutzte, um Jupiter, den großen Herrn, herbeizurufen. Bis heute haben sich
Verbre~en vielfachen wohlriechenden Räucherwerks vorzunel:J.men. Bei dem in den Namen von gewissen Düften die hellenischen Erzeugnisse erhalten.
aufsteigenden Opferrauch wurden die Götter angefleht, die Waffen b e i d er Man kann sagen, daß in jener Zeit j'e de der attischen Inseln wegen eines
Gegner zu segnen. Eine Anzahl Priesterinnen wurde in einen Trancezustand besonderen auf ihr hergestellten Duftmittels b.erühmt wurde, das dann als
versetzt, aus dem heraus sie Zeit und Gegend bestimmten, wann und wo Austauschmittel von einem Land nach den anderen verschifft wurde.
die ersten Treffen stattfinden sollten. Einer der größten Exporteure auf diesem Gebiet wa1· Arabien. Sein stetig
Die Kämpfe spielten sich ritterlich ab. Nach Beendigung des Krieges kam blauer Himmel, welcher acht Monate lang der Sonne freien Einfluß auf die
man wiederum zusammen, und zwar in der Hauptstadt des Besiegten, um Gebirge gibt und schon im Schatten 45 Grad Temperatur hat, läßt allnächt-
unter großen Zeremonien und Rauchopfern einen ,den Göttern wohlgefälligen lich . einen ganz merkwürdigen Tau verbreiten, welcher ganz besonders stark
&ieden zu schließen. riechende )3lumen beeinflußt. Man hat dort ganze Wälder eines eigenartig·e n
Wacholderstrauches; auch findet man dort den seltenen Adenium obesum. Auf
der ganzen Welt konnte wohl nirgends ein so duftender Weihrauch bergestellt
werden wie gerade in diesen u·opischen Gefilden. Wie gewaltig der Verbrauch
Der Handel mit Räucherstoffen Im Altertum der arabischen Produkte war, geht aus den interessanten Ausführungen eines
damaligen Schriftstellers hervor, der behauptet, daß Nero bei de·r Bestattung
und Mittelalter seiner Gattin Sabina Poppäa im Jahre 65 nach Christi soviel Räucherwerk
V·e rbrauchte, wie Arabien nur in :einem ganzen Jahr liefern konnte. Nun denke
man sich, wie schon erwähnt, daß Arabien eine ganze Flotte eigens zu
Aus der Geschichte erfahren wir, daß die Königin Hatschepsut (1500 vor diesem Handelszweck unterhielt. Aus Arabien brachten dann später die
Christi) eine Expedition ausrüstete, um Räucherwerk und andere wohlriechende nordafrikanischen Mauren die Kenntnis der Duftstoffe nach Spanien, wo
Essenzen gegen verschiedene Produkte ihres Landes einzutauschen. Es war wir in den dortigen Bibliotheken unzählige Rezepte aus der reichhaltigen
damals ein beständiger Austausch .zwisch_e n Elfenbein, Ebenholz und Weib- Literatur abscru·eiben konnten. Von Spanien gingen dann viele dieser Sachen
rauchbaumprodukten im Morgenland im Gange. Auf der Tempelwand von nach Latein-Amerika und vermischten sich mit den Rezepten dieser Völker;
Dar-el-Bahari fand man, wie schon erwähnt, Darstellungen von diesen Pro- und so haben wir heute dort, wenn auch ein gewisser Wirrwarr herrscht,
dukten. Eine dieser Weihrauchpflanzen war vermutlich die "Boswellia eine Quelle für Untersuchungen, die sich wirklich lohnen und die W.echsel-
Carterii". beziehungen Europas und Amerikas, auch auf diesem besonderen Gebiete,
Zur Herstellung aller Riechstoffe wurden schon damals und werden noch schön erkennen lassen.
heute geheime Rezepte genau befolgt und die Gestirnkonstellationen beachtet, Es ist ja schwer festzustellen, wo das Reich der Legende aufhört und 'die
)Ulter denen die Mittel hergestellt werden müssen. Es gibt wohl kein Natur- Aufzeichnungen der Geschichte anfangen. In Mexiko, Indien, Griechenland
volk, sei es in dem Busche Afrikas, in den Steppen Argentiniens, auf den und dem alten Rom finden wir unzählige Legenden und Märchen, in denen
Südseeinseln oder im Norden _Sibiriens, wo wir nicht Zauherer und Magier an- durch Düfte und Räucherstaffe Kranke geheilt wurden, und man kann daraus
treffen, die die Geheimnisse der Herstellung von Duft- und Räucherstoffen ersehen, daß die praktische Verwendung nicht nur heute, sondern zu allen
vom Vater auf den Sohn übertragen und heute noch ihren eigenartige'Il Zeiten Wirklichkeit war. In allen den erwähnten Ländern wurden Urnen mit
und einträglichen Beruf des Medizinmannes ausüben. wohlriechenden Pflanzen nicht allein in den Tempeln, sondern auch in den
Die spanischen Priester, die damals mit den Eroberern in Mexiko vor- Behausungen der Bewohner aufgestellt, um die günstige Wirkung der Düfte
drangen, haben manches Kultusdokument aus jener und aus frühe1·er Zeit auf die Heilung eines Kranken zur Geltung kommen zu lassen, d. h. sozu-
zerstört. Die reichhaltige Literatru·, die uns aber dennoch Sahagun und sagen das Innere des kranken Organismus zu einer Selbsthilfe anzuspornen.
andere überliefert haben, geben uns genaue Angaben über die Zubereitung Daß sich diese Heilverfahren bis auf den heutigen Tag nicht mehr erhalten
von Räucher- und Duftstoffen. Wenn die Natur verschwenderisch ist, so und entwickelt haben, ist nur so zu erklären, daß die Völker der damaligen
braucht man ja auch mit seinen Spenden nic'ht sparsam zu sein, und das war Zeit sich aus wirtschaftlichen Interessen und in der r eligiösen Arena be-
zumal im Orient gewiß nicht der Fall: so ist es zum Beispiel geschichtlich kämpften, den Gehrauch der Räucherstaffe dabei mehr oder weniger ächteten
erwiesen, daß bei der Beisetzung Herodes 5000 Sklaven vorangingen, die die und somit den Kernpunkt, das Verständnis für ihre Heilkraft, ebenfalls
Luft mit Räucherwerk, Düften und Wohlgerüchen vernebelten. verwischten. l
Aus dem Neuen Testament sei hier nur noch einmal an die Verwendung Wenn die griechischen Priester ihren Olymp mit allen Vorzügen ihrer
wohlriechender ·Salben erinnert, mit denen zum Beispiel die schöne Sünderio eigenen Geschmacksrichtung schilderten, so vergaß auch Mohammed nicht,
Maria Magdalena die Füße des Herrn wusch und mit ihren Haaren ;ib- zu erwähnen, daß die schönen Körper der schwarzäugigen Huris aus reiustem
trocknete. Im Alten Testament schon finden wir hundertfach dasselbe, ISO Moschus gebildet seien und sogar Allah in seinem Paradies umschwebten.
Judith (Sprüche), die ihr Gesicht mit wohlriechenden Salben einrieb. Der Sultan Saladin ordnete an, daß die Wände der Moscheen mit Rosen-
Die Phönizier, die in der Herstellung solcher Mittel Künstler waren, wasser gewaschen werd·en sollten, und diese ,Anordnung hat sich bis heu'Q!l
lehrten ·es die Griechen, und man sieht heute bei den Wanderungen durch als Gewohnheit erhalten. Eifrig hütete man natürlich die besonderen Art!ln
die Gebirge, die die Sonne Homers beleuchtete, eine ungeheure Flora, welche mancher Riechmittel und Düfte, und Plinius spricht um 65 v. Chr. von Ver-
zu diesem Zweck wie geschaffen war. Die Griechen aber, die es verstanden, folgungen wegen Nachahmung gewiss,er ätherischer Produkte.
aus ander·e n Ländern immer das Beste auch für sich herauszuziehen, über- Später finden wir, daß die Staaten den Handel mit Duftstoffen monopoli-
nahmen auch vieles von dieser Kunst von den Ägyptern. In den homerischen sierten, da er damals ebenso bedeutende Steuereinnahmen abwarf wie heute
Gesängen wird Hera mit wohlriechendem 01 eingerieben, und man braucht Alkohol- und TabakmonopoL So wie im Mittelalter an den Höfen Magier
nur die griechischen Sagen von der Schöpfung der olympischen Göttin Per- und Astrologen öff.entliche Stellungen einnahmen, um den Herrschern durch
sephone, die Geschichte des Herakles oder Odysseus Irrfahrten_ zu lesen, um astrologische Berechnungen die Zukunftsmöglichkeit zu deuten oder bei Ver-
überall Stellen zu finden, in denen davon berichtet wird, daß die Grieche:r. stimmung des Gemüts aufheiternd auf sie einzuwirken, so .e ngagierte man
nicht nur ihre Kleider, sondern auch ihre Möbelstücke mit duftenden Kräutern auch Parfümisten, die bei jeder Gelegenheit den passenden Duft für alle

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Zeremonien bereithalten bzw. herstellen mußten. Aber nicht immer wurden Kultische Duftpflanzen
diese Sachen die an sich heilig sein sollten, zu guten Zwecken gebraucht.~
So sehen wir' daß Katharina von Medici, die Gemahlin Heinrichs des II. von
Frankreich, ~ich giftiger Riechstoffe bediente, welche, im Handschuh ver- Man braucht nur die Liturgie der römisch-katholischen Kirche eingehend
borgen, immer zur Stelle waren, mißliebige Anbeter oder Gegner zu beseitigen. .zu studieren, um ein Verständnis zu haben für den Gebrauch des Weihrauchs
Ludwig der XV. hatte übrigens eine so verwöhnte Nase, daß er verlangte, bei der heiligen Messe. Bei vielen Oberseevölkern bringen die Katholiken
in seinem Zimmer solle jeden Tag ein anderer Wohlgeruch verbr·e itet werden. ihre Kranken zur Messe, um sie durch Waschungen mit Weihwasser und
In Latein-Amerika verwenden die Zauberer alle möglichen Stoffe als den Duft des Weihrauchs zu heilen. Gemeinsam mit der römischen Kirche
Träger ihrer Gifte, meistenteils Asche, dann Salz, aber auch vielfach Seife. des Abendlandes hat nicht nur die griechisch-orientalische (orthodoxe), son-
Der zu V erhexende bekommt dann ein Stück Seife geschenkt und soll nach dern auch die armenische, die koptische, die syrische, die abessiillsche, die
Gebrauch derseihen erkranken. Seife als Waschmittel kannte man schon in indische (der sogenannten Thomachristen) und nicht zuletzt die gnostische
früheren Zeiten aber erst im Jahre 1713 finden wir wohlriecl1ende Produkte Kirche den W eil1rauch in Gebrauch.
im Handel wo~aus heute ja eine Weltindustrie entstanden ist. Wenn wir Er wird nicht nur an den bekannten, an Ketten schwingenden Weihrauch-
erwähnten,' daß man in Tibet auf d~n Altären kultisch vorgeschriehene fässern, sondern auch, gerade bei den Völkern des Balkan und in den ,9-lt-
Duftstoffe durch wohlriechende Seifen englischer Herkunft ersetzt hat, so ritualistischen Sekten de1· russischen Kirche, in einem leichten metallischen
sind in der l etzten Zeit die Amerikaner auf eine ·ganz neuartige ld·ee ,ge- Gefäß untergebracht, bestehend aus einem mit den Flächen aneinander liegen-
kommen. Das :z;eigt uns nachfolgender Ausschnitt aus einer Zeitung, der einen den Doppelkegel, an dem ein .Stiel von ziemlicher Länge ,als Handhabe
neuen, amerikanischen Verkaufskniff beleuchtet : befestigt ist. Dieses Gerät wird, wie schon erwähnt, auf dem Balkan "Katzi"
"Seil with Smell". Verkaufe mit Geruch, der natürlich angenehm sein genannt. Von ·e inem etymologischen Deutungsversuch des Wortes, dae. so-
muß, ist Amerikas neueste Parole- im Handel. Nachdem Statistiker fest - wohl in der Kirchensprache der Griechen als auch der Rumänen und Russen
gestellt haben, daß die Kundschaft, nach ihren Beobachtungen, in allen vorkommt, möchten wir Abstand nehmen. Wahrscheinlich dürfte es mit
Branchen lieber und mehr von Dingen kauft, die einen angenehmen Geruch dem türkischen "Katzani" (Kessel) zusammenhängen, trotzdem andererseits
ausströmen, war es natürlich, diese Feststellung praktisch auszunut:z;en. ei:ne ~usammenstellung mit der slawischen Wurzel "Kad" (für räuchern),
Der Parfumeur ist plötzlich in vielen Geschäftszweigen Mode geworden. Eine die wlr noch erwähnen werden, auch möglich ist. Bezeichnend ist es jeden-
wahr·e Sucht 'h at eingesetzt, um die verschiedensten Waren mit ei.nem mög- falls und vollkommen erklärlich, daß sowohl im Griechischen wie auch in
lichst angenehmen Geruch zu versehen. Gummiartikel, die sonst bekannter- den slawischen Sprachen die Ausdrücke für Weihrauch, räuchern, Rauchfaß
maßen einen nicht sehr schönen Duft ausströmen, riechen plötzlich nach usw. je mit der entsprechenden Bezeichnung für eine stark duftende Pflanze
Veilchen oder Reseda. Textilwaren mit ihrem öd.en Geruch werden herrlich zusammenhängen. Für die fraglichen griechischen Ausdrücke ist es de1· uns
durchduftet. Selbst die Packungen, in denen große Lebensmittelunterneh- nicht nur als Küchenkraut, sondern namentlich als Heilkraut bekannte Thy-
mungen ihre Waren verkaufen, bekommen einen schönen Geruch, damit die mian (Thymus serpyllum), der im deutschen Volksmund hier und da Feld-
sich mitunter bemerkbar machende Druckerschwärze. der Aufdrucke ver- quendel oder Feldkümmel genannt wird.
schwindet. Seidenstrümpfe, Leder und Papier für vornehme "Magazine" Der uns so geläufige Thymian ist aber w.eiter ni~hts als eine Ableitung
müssen jetzt riechen. Niemand weiß, wie lange diese Mode noch anhält. von dem heute noch im Neugriechischen als schriftsprachlicher, botanischer
Für manche Waren wird es sich wohl sicher um eine bleibende Einrichtung Ausdruck gebräuchlichen "Thymos" für die in Rede stehende Pflanze. Die
handeln. Die beste Idee aber hatte wo'hl eine Feuerversicherungsgesellschaft, Umgangssprache sagt dazu "Thymari", und aus dieser Wurzel sind die Worte
die \V erbezertel ausschickte, die nach verbranntem Holz rochen. thymia:z<ein (räuchern), t11ymiama (Räucherung, Räucherwerk) _und thymia-
terion (Räucherfaß) hervorgegangen.
Eine wissenschaftlich-internationale Koryphäe, Herr UniversitätsprofessO'r Angesichts der belebenden Wirkung, die besonders der frisch zwischen den
Ballestero aus Madrid, untersuchte einmal in einem sehr wichtigen Vortrag Fingern zerriebene Thymian bei Schwächezuständen ausübt (die Blüten dieser
in Berlin di e Ursachen, die dem Suchen des neuen Seeweges nach Indien un Pflan:z;en dienen u. a. auch zum Füllen von sogenannten Kräuterki~sen),
Mittelmeer zugrunde lagen, als die Entdeckung der neuen Welt damals ihren können wir uns hier nicht versagen, der Vermutung Ausdruck zu geben, daß
Ausgang von der iberischen Halbinsel nahm: Indien war der hanpt~äch­ aller Wahrscheinlichkei t nach ein Zusammenhang besteht zwischen dem eben
lichste Lieferant aller Gewürze und Spezereien. Der Hunger nach diesen genannten Thymian mit dem Ton auf der ersten Silbe und dem auf der letzten
Dingen, wozu natürlich auch die Rohmaterialien für Räucherwerk und Silbe betonten Thymos, womit m·sprünglich das Lebensprinzip oder die
Duftstoffe zu rechnen sind, war so ungeheuer, daß er auf dem damaligen. Vitalität des Menschen bezeichnet wurde. Des weiteren gibt dann dieses
normalen Schiffahrts- und Karawanenwege nicht befriedigt werden konnte. \Vort, z. B. in der Sprache Homers, das Herz und die Seele als Sitz del.'
Zwangsläufig ergaben sich die Bemühungen, neue Wege und wohl auch Leidenschaften, des Empfindens und W ollens, des Verlangens besonders nach
Fundstätten ausfindig zu machen, um Spezereien in vermehrten Mengen Speise und Trank, und schließlich der Gesinnung wieder. Kurz, man sieht,
in die Abendländer zu bringen. wie hier die Sprachbildung ein zartes Band von der belebenden Wirkung
Nicht also die Sucht nach Gold allein war von vornherein die Triebfeder des Thymian-Duftes zum Objekt dieser Einwirkung, dem Menschen als Träger
für die großen Entdeckungsreisen. Es steht fest, daß es Gewürzkrämer der üer Lebensäußerungen in den genannten Funktionen, gezogen hat. Ich möchte
damaligen Zeit waren, die die Mittel zusammenbrachten, Schiffe auszurüsten nicht. unerwähnt lassen, daß der Montserrat, der heilige Gralsberg, nicht
und verwegene Führer und Mannschaften anzuheuern, die iln' Leben für unweit von Barcelona, von Thymianpflanzen übersät ist, deren Heilwirkung
solche, zu damaliger Zeit phantastisch anmutende Pläne auis Spiel setzten. ans Wunderbare grenzt. Ich bin nach vierjährigem Aufenthalt .dort zu der
Es steht also fest, daß wir die sogenannte Entdeckung der Neuen Welt nicht Vermutung gekommen, daß kein geringer Teil der Wunderheilungen an Kran-
zuletzt dem Bedürfnis nach Quellen für neue Riechstoffe und den dazu nötigen ken, die. sich dort tatsä ~hl ich ereignet haben, und die dem Muttergottesbild
Verkehrswegen zu verdanken haben. Wohl fanden sich in den neuen Gebie-cen zugeschrieben wurden, viel dem ausströmenden Duft des Thymians zu ver-
alsdann auch mancherlei Rohstoffe gedachter Art, doch das aufgefundene danken sind. Jahr-elang habe ich gerade mit diesem Thymian-Riechstoff
Gold war es, und die Sucht, noch mehr davon zu gewinnen, das alle guten Versuche angestellt und bin zu _ganz erstaunlichen Erg·ebnissen gekomm<ln.
Keime der Eingewanderten erstickte, jahrtausendalte Kulturen vernichtete und Aber ,_gehen wir zu einer anderen Pflanze üher 1 einer Pflanze von herberem
Hekatomben an Menschenleben forderte. Geruch, die den auf rauhere, nördlichere Landstriche angewiesenen Slawen

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sehr angenehm ist, nämlich der Wacholder (Juniperus commuuis und andere 'diese und die heilige gnostische Kirche bald der Allgemeinheit zugänglich
Arten). Er wird von den slawischen Polen "Kadik" genannt. Auch die deut- werden würden.
sche Landbevölkerung in Ost- und Westpreußen kannte den würzigen duften- In der orthodox·e n Kirche segnet der Priester an den Vorabenden der Sonn-
den Strauch unter diesem Namen. Der Wurzel des slawischen Wortes be- und Feiertage in der Mitte der Kirche neben fünf Broten und je einem Schäl-
gegnen wir aber wiederum in den uns hier interessierenden Ausdrücken auf chen voll Weizen und Wein auch ein kleines Gefäß mit Olivenöl. Mit
dem ganzen weiten Gebiet, welches von der kirchenslawischen, oder wie die diesem öl werden bei dem sich anschließenden Morgengottesdienst die .Kircl1en-
Linguisten sagen, paläobolgarischen Sprache heherrscht wird. Dort heißt das besucher durch den Priester mit Hilfe eines kleinen Pinsels auf der Stirn in
Weihrauchfaß und das Räucherwerk "Kadilo", räuchern "kaditj" und die Kreuzesform gesalbt. Diesem Olivenöl wird ·e in gewisses Quantum von wunder-
Räucheruug "kashdeuije". bar duftendem Rosenöl zugesetzt, dessen Aroma sich mit seiner Intensität
In Mexiko kennt man einen ganz besonderen \Vacholderbusch, den Juniperus durch den ganzen Kirchenraum verbreitet, ja alles durchdringt und den Gläu-
thurifera, und in Tibet begegnen wir sogar noch in 4000 Meter Höhe JCiner bigen au:ch noch in sein Heim begleitet. Kranke ziehen sich reine Wäsche an
Wacholderart, die die Chinesen "Hyiang ching" (duftendes Grün) nennen. ln und, mag es nun auf Suggestion zurückzuführen sein oder nicht, Unzählige
Mexiko ist noch der Juniperus scopulorum und Cnpressus Benthamii amru- fühlen Heilung von ihren Gebrechen, indem sie stets wieder und wieder diesen
führen, während in Napal und Kaschmir der Juniperus squamata und recurva, Geruch aufnehmen. Das teuerste und beste öl wird wohl in Bulgarien ge-
in Sibirien der Juniperus sabina zu finden ist. Alle diese Wacholdergewächse wonnen, worauf wir noch ausführlich im zweiten Teil des Buches eingehen
sind verschieden und werden von den eingeborenen Medizinmännern auch zu werden. Aber auch in Mexiko (Xochimilco) finden wir ganze schwimmJnde
den verschiedensten Heilungen von Krankheiten benutzt. Jedenfalls lassen Inseln, die nur mit Rosen bepflanzt sind. Die Indianer _p ressen nach altem
sich aus allen Arten, die wir einmal angeführt haben, um den weltweitan Brauch den Extrakt aus den Blättern, um ihn zu Heilzwecken zu benutze<n.
Umfang der botanischen Grundlage unserer osmologischen Heilmittel anzu- Die Königin der Blumen liefert auch noch zur Schaffung eines anderen
deuten, wertvolle ätherische öle herstellen, die in der Heilkunde von uner- Würzstoffes für den kirchlichen Gebrauch der griechischen OrthodoXLe ihre
setzlichem Wert sind. unvergleichlichen Duftstoffe, nämlich zur Destillation des Rosenwassers, das
Als aromatische Stoff.e, die beim Räuchern selbst im Weihrauchfaß auf .allerdings nur einer sehr beschränkten und verhältnismäßig seltenen An-
Holz oder besonders hergestellten Kohlen verbrannt werden, kommen Harze wendung dient.
von verschiedener Herkunft in Betracht, denen meist noch andere pflanzliche Die alten Mysteriengebräuche der Mayas sehen nicht allein Schmetterlinge,
Zutaten, deren Wert den Preis bestimmen, zugesetzt werden. In gam. armen sondern besonders auch Rosen als Opfergaben vo1·. Wir finden ähnliche Ge-
Kirchen, bei slawischen Völkerschaften z. B., werden mangels eines Besst>ren bräuche in der gnostischen Kirche, wo Rosen am Altar verbrannt werden,
sogar nur Wacholderbeeren verbrannt. wozu man Kranke ladet, die durch die&en Duft Heilung finden sollel'l.
Der harzige Weihrauch kommt in unregelmäßigen Stücken vor, die in Es sollten hier nur einige der vielen Pflanzen als Beispiele für ihre sich
ihrem Aussehen mehr dem Gummi arabicum ähneln oder in besseren Arten über die ganze 'Velt verbreitende Anwendung im Kultus beschrieben werdeu.
als ziemlich harte Gußmasse in den Handel gelangen und vor ihrem Gebrauch Es wird unser·e Aufgabe im zweiten Teil des Buches sein, ausführlich auf die
pulverisiert werden. Die feinsten Sorten, die in der katholischen Kircht> zu materiellen, d. h. chemischen Grundlagen und botanischen BesondJrheiten
besonders festlichen Gottesdiensten gebraucht werden, bestehen aus einer einzugehen. i
Menge verschiedenartiger pflanzlicher und mineralischer Stoffe, deren Be-
trachtung unter dem Mikroskop ein wirklich buntes Bild gewährt. Unserer
Meinung nach übernahm die römisch-katholische Kirche dieses Brauchtum von
der gnostischen, und ihrem Verfall in den Materialismus seinerzeit ist es
zuzuschreiben, daß sie auch mineralische Stoffe annahm, die in der Gnosis Kultus und Medizin
nicht bekannt waren. Weihrauchbäume findet man heute in Java, Arabien,
Central-Amerika, Mexiko und auf der Insel Sokotra. In den letzten Jahren Wir wollen aber, dem Zwecke dieses ersten historisch-kultischen Teiles
hat man ihn aber auch schon in Kamerun, Somaliland und Abessinien an- entspr.echend, nun die Brücke bauen vom r·eligiösen zum medizinischen
treffen können. Gebiet, bevor wir uns alleine mit diesem letzteren befassen. Dabei müssen
Um •e ine Verwendung der Gegenwart noch anzuführen, so können wir- unsere wir noch mehrfach auf die Religion und ihre Einwirkungen auf die Heil-
Augen auf die Menschen-Weihehandlung der Christengemeinschaft lenken, kunst zu sprechen kommen.
eine kultische Handlung, die Dr. Rudolf Steiner, der Gründer der anthropo- Ein Thema, über das wir angesichts der stiefmütterlichen Behandlung, die
sophischen Bewegung, geschaffen hat. Der Oberlenker dieser Christengemein- ihm seitens de·r Gelehrten zuteil geworden, leider bis heute noch recht wenig
schaft war der durch seine bedeutenden Werke weltbekannte Theologe Dr. ·s agen können, ist die Heilkunde der lamaistischen Völl{er. Eines aber steht
Rittelmeyer, und viele hervorragende Gelehrte gehören ihr an, so Prof. Her- sicher fest, daß es ein enges Band zwischen religiösem und ärztlichem Wirken
mann Beckh, Lizentiat Bock, Dr. Hernieben und weitere. gibt, und die kultische und heilkundliehe Tätigkeit im Priester des Lamaismus
Bei dieser W eihehandlung, die aus Kreisen hervorgegangen ist, die eigent- in Personalunion zu finden ist. Zumindest ist dort jeder Arzt stets Priester,
lich der protestantischen Kirche nahestehen, wird auch Räucherwerk ver- wenn auch nicht jeder der zahlreichen Priester gleich Arzt zu sein braucht.
brannt. Dr. Steiner war der Ansicht, daß zu jed·e r kultischen Handlung,• Setzt doch die Zulassung zum Studium der lamaistischen Heilkunde eine dTei-
wie zu jeder Heilung Räuchern gehört. Wir bekamen es von ihm bestätigt, zehn Jahre lang in Anspruch nehmende Beschäftigung mit d-en allgemeinen
daß auch seiner Ansicht nach _die Düfte- und Räucheranwendnng zu Heil- buddhistischen Fächern, wie sie in den Klöstern g·e lehrt werden, voraus. Erst
zwecken für das älteste, aber auch zugleich zukunftsreichste Anwendungs- der Mönch, der dieses Pensum erfolgr-e ich hinter sich hat, darf sich mit
gebiet gehalten werden kann: d•em Gedanken tragen, ein Jünger des buddhistischen Aeskulap zu werden.
In der Christengemeinschaft nun wird, an den Gebrauch früherer Mysterien Daß es hier au~h "nicht approbierte Mediziner und Scharlatane" gibt, ist
anschließend, mit ganz besonderem Weihrauch geräuchert. Dieses sei nur selbstverständliclh. Doch ist der Erfolg letztlich stets ausschlaggebend.
nebenbei erwähnt, da wir gerade dieser Kirche die größten Sympathien ent- Wh· haben schon erwähnt, daß wir davon Abstand nehmen müssen, hier
gegenbringen und es zum W ohie der Menschheit wünschen würden, wenn näher auf die ungemein lehrreiche lamaistische Heilweise einzugehen. Eins

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aber ist gewiß: die lamaistische Heilkunde arbeitet mit einem von ihrem Dieses sei hier schon einmal, unter Vorwegnalune aus einem späteren Zu-·
Standpunkt wohl ausg~bildeten Repertoire, i!ldem gerade. die D_uftstof~e sammenhang, angeführt, um auch die gef~hrliche Seite der Heilstoffe in
pflanzlicher Herkunft eme bedeuten~e Rolle spiele~ . Daß d_Ie Lamatsten die unkundiger oder böswilliger Hand zu kennzeichnen.
chemische Zusammensetzung noch mcht kennen, hegt dabei auf der Hand. Die alten Mexikaner hatten nicht allein Parlamente, die durchaus autokra-
Als Kinder d·e r Natur aber sind sie auch gute Naturbeobachter, die vieHeicht tisch aufgebaut waren, sondern auch wissenschaftli che, ~.umal astrolo~ische
mit ihren klar·e n Augen und ihrer sich über Jahrhunderte ,e rstrecke.ndeiU, Kongresse und Medizinschulen, aus. denen ~1ervorragen~e Ärzt~ hervorgmge_n.
traditionsreichen Erfahnmg mehr sehen als unsere scharf qualitativ blickende Diesen Medizinschulen waren botamsch.e Garten angegliedert, m denen Heil-
Reagenz oder unsere Mikroskopgläser. kräuter gezogen wurden. Es sei. hier nur auf "Huaxtepe_c y sur reliquia,SI
Der vorwiegende Teil des indischen Heilmittelschatzes besteht aus aromati- Arqueologicas" und die Beschreibung des al.ten _Sanktuarm~s d~s Tempels
schen Stoffen, die meist dem Reiche der Flora entstammen. Hierzu müssen von Ome Tochtli verwiesen. Man hatti} zwei Heilsysteme, die emander er-
wir bedenken, daß die lamaistische Pharmakologie unter ihnen nicht einseitig gänzten : Hydrotherapie und osmolog~sche H?ilkunde. _Nebenbei auch Heil-
diejenigen versteht, die wohlriechend sind, sondern auch andere, die nach kräuter, Lichtbehandlung und Zauberet, was steh z. T. b1s heute erhalten _hat.
unserem Geschmack diese Bezeichnung nicht verdienen. Sie gruppieren ihre Wenn wir uns ein warmes Bad von einer halben Stunde Dauer angede1hen
Gerüche in fünf Kategorien; nämlich: widrig-penetrant, verbrannt, aroma- lassen so erfordert das ein Opfer an Zeit und Geduld. Schon im alten
tisch-würzig in unserem Sinne, ranzig und muffig. Mexiko dauerte ein heißes Bad, mit allen Wohlgerüchen angefüllt, .e inen
Um nun dem Leser noch schließlich eine Vorstellung zu geben, wie die gan:llen Tag. Wir haben diese HeilmetJ;toden se_lber. erprobt D?? sind zu ~r­
Heilkw1de des Lamaismus gerad·e die Duftstoffe der Pflanzen als wirkenden staunlichen Ergebnissen gekommen_. Em amenkams~her '?ffizi~r wurde rm
Faktor zu schät zen weiß, seien hier in Ubersetzung nach dem mongolischen ersten 'Veltkriege aus dem Heeresdienst entlassen, weil er stc_h el!len sch~eren
Text einige Angaben aus dem ersten Kapitel des Hauptwerkes der lamaisti- Bruch zugezogen hatte. Nach Jahren hört.e er von dem mex.1kams~hen Bader-
schen Medizin: "Quintessenz det· medizinischen Mittel" (tibetanisch: bdud system. Er ließ sich drei Tagesbäder verabfolgen und erzleite em~ restl~se
rtsi srjing po, mongolisch: rasian-u jirüken) gemacht, die daranf Bezug haben: Zuheilung des Bruches, die sonst nur ~ach vorangegangener Operatwn mo_g-
lich gewesen wäre. Man kann wohl nut Recht annehmen, daß solche Hel~­
Hier wird uns eine in Indien liegende Stadt gesc-hildert, in deren Mauern weis·e dazu berufen ist, schon in Kürze wieder beliebt zu werde~, und wir
der Unterricht in den medizinischen Wissenschaften erteilt wird. Sie ist wollen uns dann daran erinnern, daß wir solches den alten .Mexikanern zu
von blühenden und duftenden Gärten umgehen, in denen die vorzüglichsten verdanken haben. . .
Heilkräuter üppig gedeihen. Diese Gewächse werden einzeln aufgezählt. Wir Stammland im weitesten Sinne dieses Begriffes, für Wohlgerüche Jeglicher
führen nur einige davon an, wie Granatäpfel, Pfeffer, den Sandel- und den Art war und' ist bis auf den heutigen Tag der Orient in der Ausdehnung, in
Kampfer baum, die Zimtpflanze usw. Umgeben ist die Stadt von vier Bergen, welcher ilm das Al tertum und das Mittelalter bis zur Zeit der g~oßen ge?gra-
die nach den Hinlmelsrichtungen orientiert sind, und je.d er dieser Berge trägt phischen Entdeckungen kannte. 'Vas Wunder also, wenn alle .die _zahlreiChen
seine besonderen Pflanzen. In dem Werk sind auch die den Pflanzen inne- Religionskulte (die hier iliren Ursprung genommen haben, zur weiteren. Ent-
wohnenden Heilkräfte genau beschrieben, wobei. gerade der Duft an erster- wicklung gelangten und zum Teil heute no~h bestehen) von aromatischen
Stelle steht. "Durch den Duft dieser wohlriechenden, prächtigen und an- Stoffen jeglicher Art zu ausgesprochen kultischen .z~ecken, aber auch zu
genehmen Heilmittel, von der·e n wirksamen Eigenschaften ihre 'Vurzeln,. solchen, die zu ihm in enger Beziehun~ stehen, ausg1ebig Gebrauch. machten?
Stämme, Zweige, Blätter, Blüten und Früchte erfüllt sind, werden bei jeder- Wir könnten absehen von den zahlreichen Anwendungen, welche d1e Aroma-
mann alle Krankheiten zum Stillstand gebracht." Noch bezeichnender ist es tika in der Heilkunde fanden, wenn es nicht der Zweck dieses Buches wäre,
aber, daß der Berg an der Ostseite der Stadt, an dessen Hängen die Arura gerade dieses immer wieder zu betonen. Denn es ist die Grundlage für unser
(terminalia chebula), die Universalheilpflanze der indisch-tibetanischen Medi- ganzes, neues Heilsystem, was wi: ei&entlich . richtiger ein "altes" ;n_~nnen
zin wächst, ausdrücklich der wohlriechende Berg genannt wird. Er aber heißt müßten, denn beschämt müssen wll' wieder emmal feststellen, daß fruher·e,
in der Sprache der Tibetaner: "Boi-dschi-Ri", in dessen erster Silbe "Boi" sogenannte "primitiver e" Zeite!l auf diesem Gebie~ vieles gekannt un~ ge-
wir jenes Wort wiederfinden, das uns schon früher als Ausdruck für Weih- konnt haben was wir heute w1eder mühsam neu fmden und lernen mussen.
rauch begegnet ist. Im Sanskrit aber entspricht diesem Ausdruck "Gandha- Wir wollen 'aber auch betonen, daß die praktische Ausübung der Heilkunde
mli.dna", und von dort stammen die Disa, jene Genien, die sich von Düften vorwiegend, wenn nicht ausschließlich, in den Händen der Priester, also der
ernähr·e n, wie wir schon berichteten. Diener der Religion, lag. . . . .
Die Einbr.e cher-Gilde in Insel-Indien bedient sich eines merkwürdigen Es sei nur daran e1·innert über welch eme emgehende Kenntms der vnrk-
pflanzlichen Giftes bei Ausübung ihres Berufes. Die gut handspannenlan~e samen, um nicht zu sagen 'chemischen, Eigen~cha.~ten die Ange~örigen ~ener
weiße Blüte einer Campanula-Art von schlanker Form bringt in v·erschwen- prieste.r lichen Kaste verfügen mußten, denen m Ägypten . das Einbalsamieren
derischer 'Veise Unmengen von Blütenstaub hervor, der in frischem Zustand der Toten oblag. Schon der von uns Eu!opäer~ für dieSe~ yerfahren ge-
ungiftig ist. Wird der aus der reifen Blüte herausgeschüttelte Staub aber brauchte Ausdruck spricht dafür, daß hierzu m erster Lime Stoffe von
einige Tage lang auf Steinen ausgebreitet und der glutheißen indischen Sonne stark würzirren Gerüchen in Anwendung kamen, wofür Balsam als pars pro
ausges,etzt, so ist aus der vorher harmlosen Pollenmasse ein äuße;rst drastisch toto zur ge~er·ellen Bezeic~mung herh~lten mußt~. .
wirkendes Betäubungsmittel geworden. Die V erhrecher benutzten es, indem Immer wieder stoßen wrr auf Schritt und Tntt ll1 d,er alten Literatm: 'lluf
sie es unter Verwendung ein·e r primitiven Gesichtsmaske (vor die Nase ge- Beispiele der Anwendung von Rie~h- und Räucherstoffen, w~bei wir g~r nicht
haltenes feuchtes Tuch) und eines dünn·e n Blasrohres durchs Schlüsselloch des einmal immer deutlich unterscheiden können, wo das Kultische aufuort und
Schlafzimmers des zu Beraubenden blasen. Das sehr leichte Narkotikum das Medizinische IJnfängt. Dei' griechische Geschichtssc'hreiber Herodot. be-
gelangt langsam in die Atmungsorgane der Schläfer, und diese werden be- richtet um 450 v. Chr. von den Massageten und Skythen am _Flusse Araxes,
täubt. Nachdem die Einbrecher etwa eine halbe Stunde lang diesen Erfolg daß sie Früchte in ihr Laaerfeuer warfen, um den Rauch ernzuatmen und
abgewartet haben, dringen sie, ohne nun Geräusche vermeiden zu müssen, dadurch in einen sonderbar~ Rauschzustand versetzt zu werden, in dem sie
in das Zimmer ein, töten die Betäubten durch eine in Mund oder Nase ein- zu singen und tan:llen beginne!l. . Plutarch .erzählt, daß die Griechen oft
geblasene größere Dosis des Giftes mit Sekundenschnelligkeit und können gewisse Gräser sammelten, um sie !ns Feue~· zu werfen, ~·en erzeugte~ Dam_Pf
nun an ihr verbrecherisches Handwerk gehen, ohne dne Störung zu be- einzuatmen und Krankheiten danut zu hellen. Pompomus Mela, sem Zeit-
fürchten. genosse, berichtet dieselbe Sitte von den Thrakern.

30 31
Bemerkenswert und als Ausgangspunkt für spätere Betrachtungen in dieset· mit d,e r gleichen Materie für die noch heute lebenden Völker,_ Reli~onen u~d
Richtung scheint uns ganz besonders der in der indischen Philosophie ge- die durch die Oberlieferung geheiligte!?- medizinisc.hen Heilpraktiken,. die
bräuchliche Begriff "Tattva". Diese Tattvas, meisterhaft von Rama Prasad sich auf uralte Erfahrungen gründen, m allen Teden der Welt erztelen.
als feinere Naturkräfte beschrieben, können wir uns als eine Art Äthet·- Aber hier will nun die osmologische _Heilk'!mde anknüpfen, ~lte Erfahr~ngen
schwingungen denken. Nun unterscheiden die Inder Schwingungen, welche auf ihre Richtigkeit hin untersuchen und di~ neuen ErkenntniSSe de~ WISSen-
auf unsere Sinne einwirken, ja sogar die Sinne selbst sind. So entspricht schaft zu einem organischen Ganzen zusammenstellen, neue \Vege fmden auf
die Sonne als Tattva Tejas dem Auge oder dem Geruchssinn oder auch den alter Grundlage_im Kampf um das köstlichste Gut der Menschen:
Farben nach dem Element Feuer, d. h. sie wird in roter Farhe empfunden.
Der Mond-Apas ist dem Geschmackssinn, Merkur dem Gefühl der Luft zu- die Gesundh.eit.
geeignet, Saturn-Akasha dem Gehör und Jupiter dem Geruch. Nun ist
Prithvi das Element des Lebens, des Erfolges. Der Inder sagt, eine Krank-
heit, die in Prithvi anfängt, wirid stets geheilt werden. Prithvi ist das
Element der universellen Liebe. Bei dem Tattva-Studium machen uns die
Inder auf eine merkwürdige Eigenschaft unserer Nase in Verbindung mit
dem Kosmos aufmerksam. Sie ,beweisen, daß wir doppelpolig sind, rechts
positiv, links negativ vet·anlagt, und daß diese Polarität abwechselnd den
ganzen Tag wirkt, d. h. alle zwei Stunden fang·e n die Tattvas an von neuem
zu schwingen. Man kann den Versuch machen, wenn man das linke Nasenloch
oder das rechte zuhält, welche Polarität gerade am Wirken ist. Dieses ist
zu beachten beim Einatmen der Riechstoffe bei gewissen Krankheiten, welche
i11rerseits ebenfalls polarisch positiv od~r negativ eingestellt sind. So sind
hitzende, mit Fieber behaftete Krankheiten positiv eingestellt, während chro-
nische Leiden mit Untertemperatur, Blutarmut usw. als negativ dargestellt
werden müssen. Fieber ist ja schon lange als Heilprozeß anerkannt tmd
wird auch von der ärztlichen Wissenschaft künstlich erzeugt. Nun können
wir aber gerade durch Riechstoffanwendung eine Temperaturerhöhung sehr
leicht erreichen und dadurch wieder ·einen Beweis mehr erbringen, daß Riech-
stoffe als Heilmittel anzusehen sind.
Inneres Empfinden hängt von Stimmungen ab. Im politischen Lehen, in
lichterliehen Verhandlungen spricht man von Stimmung machen, denn man
weiß, daß inneres Leben nur von Stimmung abhängig ist. Bei allen Kon-
fessionen oder früheren Religionsformen von den mexikanischen oder ägypti-
schen Mysterien bis zur heutigen katholischen _Messe sind Duftstoffe in Form
von Weihrauch oder ähnlichen Dingen gebräuchlich. Dieser Weihrauch soll
nach religiösem Glauben geeignet sein, \Vesen aus der unsichtbar.e n Welt
herbeizurufen, welche dann auf ihre Art günstig auf uns .e inwirken solle111.
Der berühmte Franzose Rochas erklärt in seinen verschiedenen Werken übl!ll.·
die Spaltung der psychischen Persönlichkdt weitgehend die Formverwendung
der Gedanken, und er kommt zu dem Resultat, daß die Fernwirkung der
Gedanken nur in einer gewissen Stimmung möglich ist, welche wiederum nur
durch Duftstoffe erreicht werden kann. Wir kommen hier auf das heikle
Gebiet der Wunder, und neuer-e Forscher nehmen an, daß sich z. B. gewiise
Gedankenwellen um die Muttergottesbilder gestalten, welche ,von den heten-
den Kranken angezogen werden. Wir erinnem an Lourdes, Maria Einsiedeln
und Hunderte von W allfahrtsstätten, und stets werden wir erfahren, daß die
Priester und Mönche die Kranken auch mit Weihrauch umhüllen, um sie dem
Heilungsprozeß zugänglich 'zu machen. Dieser Weihrauch war stets das
Sinnbild des Gebetes ,s.elbst, welches, aus dem Niede.r.en erzeugt, zu Höherem
strebt und uns von der Krankheit zur Heilung leitet. Wir sehen, wie hie~
inmler wieder eine enge und kaum trennbar·e Verbindung zwischen Religion
und Heilwissenschaft besteht. Jede Kirche, gleichvi·el, welcher Religion oder
Sekte sie angehört, könnte zur Heilstätte unzähliger Krankheiten werden,
besonders solcher Kranker, die an psychischen Erscheinungen leiden, und
das sind sicher die meisten. Alles kommt, unser.em Erachten nach, nur auf
die richtige Zusammenstellung, auf den den einzelnen Gerüchen innewohnen-
den Heilungsimpuls und die Harmonie an.
Es hieße ein ganzes Buch für sich schreiben, wenn wir der Anwendung
der Riechstoffe, gleichviel welcher Herkunft, in den einzelnen Religionen
und den heilkundigen Methoden des alten Orients auf Schritt und Tritt
nachgehen wollten. Wir haben e iniges in den angeführten Beispielen an-
deuten können und würden ähnliche Resultate auch bei einer Beschäftigung

.32 3 33
II. TEIL

GEISTIGE UND MATERIELLE


GRUNDLAGEN
DER RIECHSTOFFHEILKUNDE
Eigene Heil- und Abwehrkraft unseres Organismus
Ehe wir auf das Wesen und die Grundlagen der Naturheilkraft eingehen,
müssen wir uns zunächst darüber klar werden, was eigentlich unter Krank-
heit zu verstehen ist: Gesundheit ist .Harmonie, Krankheit Disharmonie
unseres Organismus.
Zwischen Kranksein und Gesundsein kann natürlich keine feste Grenze
gezogen werden, im Gr unde auch nicht zwischen Kranksein und Gesund-
werden, denn _die meisten Krankheitserscheinungen sind bereits Zeichen der
Heilung. Wir können also auch sagen, daß Krankheiten eine Verminderung
der inneren Heilkraft darstellen und sich durch mannigfaltige Anzeichen
ausdrücken. Schmerzen und Ubelbefinden beunruhigen den Menschen und
machen ihn disharmonisch, so daß er danach trachtet, si·e zu bekämpfen,.
was ihm aber fr eilich nichts nützt, wenn er nicht auf die dahinter liegende
Ursache eingeht. Diese kann verborgen sein oder auch offen zu Tage treten.
V oll K;ostbarkeiten, die die Menschen preisen1 Meistens wird der Kranke dann zum Arzt gehen, bei dem er Kenntnis und
War dieser Teil, von Hügeln überragt, Erfahrung voraussetzt. Oft g·eschieht es aber, daß auch der Arzt nur
Und tausend würz'ge WohlgeTüche .flossen; die Krankheitserscheinungen bekämpft, und dann versagt er höchstwahr-
scheinlich.
Nicht nur vom Auge ward die Pracht genossen. Es gilt also letzten Endes, den i nneren Kampf d.es Organismus gegen die
(Dante: Porg. 7. Gesang) Fremdstoffe zu unterstützen, die sich in ihm angehäuft haben und nicht auf
dem allgemeinen Wege durch Darm, Blase, Lungen- oder Hautatmung ab-
gesondert werden können.
Der spanische Arzt Prof. Dr. Riera Maynegre verrgleicht unseren Körpex:
mit einem Gebäude mit seinen Grundmauern, Säulen, Gerüsten, Steinen, Zie-
geln und ander en Bauelementen. Das Gerüst stellen unsere Knochen dar, die
Steine und Ziegel sind die Zellen, über die wir noch im Folgenden ein-
gehender sprechen werden; denn sie sind es, die schadhaft sind, wenn wir
~rkranken. ·
Jede Krankheit kann in drei Perioden eingeteilt werden: die der Vor-
bereitung oder des Anfalls, die des verborgenen Zustandes, in welchem sich
di!l Heilkraft in unserem Organismus bereits zur Wehr setzt und auswirkt,
und schließlich die der Krisis oder des Höhepunktes, die dann eintritt,
wenn die Naturheilkraft gesiegt hat oder den Anfall nicht mehr weit1lr be-
k ämpfen kann; es entscheidet sich dabei dann, je nach dem, für Tod
oder Leben.
Es kann also der Heilsvorgang nur durch die eigene Heilkraft des Organis-
mus •e rzeugt werden, und der Arzt soll nicht glauben, daß er die Natnr
"errsetzen" kann, es sei denn, er begeht ein Attentat auf den Körper oder
er quacksalbert an ihm herum. Zur Erkenntnis der eigenen Heilkraft des
Organismus muß der Arzt unserer Meinung nach, - und damit knüpfen wir
on den ,ersten Teil unserer Ausführungen an - auch Priester und Seelsorger
sein. Leider ist es aber meist so, wie ich es in Latein-Amerika folgender-
maßen beobachten konnte:
Die Kandidaten der Medizin hatten nach ihrem Abschlußexamen nur ein
Ideal: sie wollen in irgendeiner großen Provinzstadt oder so.g ar der Haupt-
stadt eine Praxis eröffnen, ausger üstet mit möglichst modernen Apparaten
für Röntgen, Diathermie usw. In der Nähe wohnt dann ein guter Freund,

37
der Apotheker ist, bei dem die Patienten alles erstehen können, was man werden kann, so umhüllt es der eigene Organismus mit Kalkstoffen, um es
ihnen V·e rschreibt, und ein Indianer macht Famulus und erledigt alles, was unschädlich zu machen.
gem-acht ~erde~ _muß ---:. ~er ~err Doktor schreibt nur die Rechnungen, Es könnten noch viele derartige Beispiele g·e nannt werden, die die Heil-
denn das ISt ber ihm naturheb dre Hauptsa,che. Aufs Land zu gehen jst fü.r kraft unseres Körpers zeigen; wir wollen hier nur noc'h auf ein besonders
diese Mediziner schon ein Opfer, zu dem sie sich selten entschließen. Für interessantes hinweisen, den Kampf der Leukozyten, der weißen Blutzellen
gewöhnlich überläßt man dort die Kranken den Praktikanten oder !im oder Phagozyten, die wie ein Heer auf Kommando gegen die Eindringlinge,
G:ebirge, fast ganz den Schamanen oder Medizinmännern. Im Gegensatz llU die Krankheiten, kämpfen.
di·esen krassen Fällen aber sind es nun gerade wir Europäer gewesen, die ins AUe diese Erscheinungen haben mit unserem WiUen gar nicht... zu tun;
tiefste, unbekannte Indianerland vorstießen und gerade dort sehr interessante sie sind abhängig von etwas Geistigem in uns. Diese Kraft kann in ihrem
Erfahrungen im Sinne der obigen Forderungen an d.en wahren Arzt gemacht inneren Wesen nicht materiell sein und niemals durch die Gesetze der
haben, wie ich es zum Beispiel in meinem Buch über den "Schamanismus" Quhniotaxie oder der Mechanik erklärt werden. Sie ist eine Ausdrucksform
eingehend beschrieben habe. Ich werde auch noch in diesem Buch · oftmals der Seele, jedenfalls etwas Göttliches.
auf diese bewundernswert natürlichen und einleuchtenden Heilmethoden der Gerrau aber wissen wir, daß diese Heilkraft, die V•e rteidigungskraft des
Eingeborenen zu sprechen kommen, habe ic.h sie doch in vierzigjähriger Körpers, vermindert wird durch falschen Lebenswandel, durch unsere Leiden-
Praxis im Rahmen der modernen Medizin mit größtem Erfolg angewandt. schaften und Laster, Vergiftungen durch Alkohol, Nikotin, Opium, auch durch
Also nicht das alleinige Streben nach modernsten Einrichtungen und Appa- Verabreichung falscher Medikamente in dem Glauben, diese könnten unsere
raten sei das Ideal des jungen Arztes und Forschers, sondern gerade auch Krankheiten heilen.
die Heilmethoden der "primitiven" Völker, die ohne diese Hilfomittel fast Nein, unser.e Organe heilen an sich stets selbst. Aufgahe des Arztes ~t
ebenso erfolgreiche, ja oft viel, viel bessere Heilerfolge erzielen. innner nur die Unterstützung des natürlich~n Heilungsprozesses. Die Leber z. B.
Wenn man zu den Indianern kommt, so hört man immer wieder, daß ist imstande, einen Liter Blut aufzuspeichern, um .es bei Herzleiden dem Blut-
arme Leute von Lungenentzündungen, Typhus, Blinddarm- und Bauchfell- kreislauf zu entziehen, bis die Gefahr eines Herzschlages vorüber ist.
entzündungen, Verletzungen aller Art und V.e rgiftungen befallen waren, Dies ist :eine ,Erkenntnis der Neuzeit, die wir nicht vergessen sollen.
gegen die }Vll' auch in !len .modernsten Krankenhäusern oft schwer kämpfen De'l' Mensch ist wohl an sich schon ein wahr·es Wunder. In den kältesten
müssen; sie aber sind dort auch geheilt, haben die schwersten Krankheiten Regionen der A:rktis, bei 50° unt·e r Null, behält der Körper seine 37 Grad
ü~erstanden und waren doch eigentlich von allen (für unsere Begriffe) Hilfs- Eigentemperatur, und •ebenso bei 85 Grad Hitze in den Kesselräumen älterer
mitteln verlassen. Wodurch wurden sie geheilt? Hauptsächlich durch die Dampfer, die das Rote Meer dm·chfuhren . Alles dies wäre unmöglich, wenn
eigene Heilkraft ihres Organismus, die lediglich durch die eingeborenen unse'l' Körper nur Materie wäre; die sich immer verteidigende Seele ist es,
"Ärzte" richtig gestärkt worden ist. die ihm hilft. Die enge Verhindung von Seele .und Körper wird auch durch
,Beobachten wir nicht auch Ähnliches bei den Tier·e n? Auch sie werden den Einfluß des Charakters auf Krankheit und Genesung gezeigt. Es gibt
von Krankheiten befallen; sie versuchen dann aber, sich die Wunden zu lecken Menschen, die schlecht gelaunt sind, wenn sie krank sind, andere, die sich
oder in der Sonne zu liegen, fressen nicht und. folgen ihrem Instinkt, h.is wütend v·e rteidigen, welche, die sich gehen Jassen, und schließlich solche,
sie wieder gesund sind. die mit ein·e r gewissen _Zufriedenheit, Freude und Glauben ,dem Arzt heUen
Munk sagt: "Ja, in unserem Körper haben wir Kräfte, die allen unsereD, wollen oder ihn wenigstens nicht hr seiner Arbeit stören.
Organen innewohnen und ihnen eine bewundernswerte Belastungs- und Rege.- Eine große Anzahl von Ärzten ist leider allzu materialistisch eingestellt,
nerationsfähigkeit verleihen, - haben wir aber auch jene ander·en, die uns und während sie von Psychologie .sprechen, .verneinen sie im Grunde die
d~~:s Bibelwort ver~tehen lassen: "Wißt ihr nic~t, daß ihr ~ottes Tempel menschliche Seele. Solche Ärzte halten sich gewöhnlich obendrein noch
serd und daß ·e r m euch wohnt?" Gott selbst rst es, der srch in uns als für unf,e hlbar. Sie vergessen, wie sehr wir Menochen dem Irrtum unter-
Heil-er offenbart, als Heiland, durch die vis medicatrix naturae, durch die worfen sind, ja daß wir manchmal einen Irrtum ablegen, um einem neuen;
göttliche Naturheilkraft in unserem eigenen Innern. Von dieser Heilkraft noch schlimmer·e n dafür zu verfallen. Und wenn jene Ärzte allzusehr auf
müssen wir uns leiten und lenken lassen, und wir dürfen niemals in :den ilirer eigenen Unfehlbarkeit b.eharren, so vergessen sie, wie leicht sie dabeiiJ
Irrtum V·erfaUen, sie ersetzen zu wollen. - Obertriebene Vergeistigung ande- jenen Gelehrten ähneln ,können, die .mit allem Rüstzeug ,ihrer 'Vissenschaft
rerseits führt schließlich zu dem Ergebnis, daß die Kranken den Heilprak- behaupteten und bewiesen, daß die Erde flach wäre, bis sie sich schließlich
tikern zugeschoben werden. Der Arzt entfernt sich vom Volk und endet da- doch vom Gegenteil überzeugen lassen mußten. Diese Haltung bezieht sich
mit, die verschiedenen Wirkungen dieser Patentmedizin zu erklären." allerdings mehr auf gewisse Kollegen, die ich seinerzeit drüben .antraf. In
Liek beschließt sein wunderbar·es Buch mit den Worten: "Der Mediziner Deutschland ist da erfreulicherweise ehr erquickender Wandel eingetreten,
stammt von dem Göttlichen; ein Teil seiner Macht kommt aus dem Himmel, den wir größtenteils dem hervorragenden Meister Prof. Dr. Bier zu verdanken
uer andere von der Erde. Tier und Pflanze leben in jedem von uns, und haben. Die Elrscheinungen so vieler Ärzteromane, in denen "EI Hakim"
·d ie Mediziner, die wirklich Diener und Priester Gottes sind, werden ewig ein schönes Beispiel darstellt, wirken wohltuend auf unseren medizinischen
weiterlehen. Heilen ist ein ,heiliges Werk, und dieses ist dargestellt in .einer Nachwuchs ein.
Serie von Schöpfungen, wenn sie auch nur vom menschlfchen Standpunkt Natürlich bestehen auch unter .d er ernstesten .Ärzteschaft oft grundsätzlich
aus beh·achtet werden. - Zum Heilen gehören heilige Hände und ein ge:- veTschiedene Ansichten über wichtigste Fragen: So vergleichen viele· Ärzte, und
heiligtes Herz." auch Laien, das Herz mit einer ,Pumpe, die, anstatt Wasser zu pumpen,
Wenn wir uns einmal selbst beobachten: Welche wunderbaren Phänomene das Blut durch den Körper befördert und ansaugt. Fast ebensoviele aber _gibt
können wir an uns entdecken: es in den letzten ,Jahren, die,- heeinflußt oder angeregt durch Vorträge YO'D,
Wir fahren zum Beispiel in der Eisenbahn, und durch das Fenster kommt 1 Dr. Rudolf Steiner, glauben, daß unser Herz nicht einer Pumpe, sonder;n
vom Qualm der Lokomotive herrührend, ein kleines Kohleteilchen in unser eher einer Turbine zu V•ergleichen ist; bei der Turbine ist es das Wassei',
Auge. Sofort badet sich unser Sehapparat in Tränen und trachtet, den das die Bewegung hervorruft, heim Herzen kommt der Antrieb von unserem
Fremdkörper hinauszuwaschen. Oder uns kommt etwas in die Nase - so- Blute.
fort müssen wir niesen; der Körper verteidigt sich gegen den Fremdkörper, (Diese ganze Theorie ist gewiß an sich sehr interessant. Trotzdem könnte
ohne daß wir es ansdrücklieh wollen. Wenn der Soldat im Kampf ein man ihr •e ntgegnen: das Herz dreht sich nicht unter dem Blutstrom wie eine
Geschoß in den Körper bekommen hat, welches nicht sofort herausoperiert Turbine, um durch diese seine Drehung irgend etwas anderes anzutreiben;

38 39
die Turbine ist doch ein "Wassermotor", ein vom Wasser betriebener Motor,. Stellen wir uns einmal einen Radioapparat vor. Die Elektrizität, die i.hn,
der seinerseits einen Lichtdynamo oder eine andere Maschine betreibt, - also belebt, wirkt auf allen nur denkbaren Wellenlängen, vermag mit den sogenann-
ist sie eigentlich nur ein verbesse rtes WasE>errad. Das Herz aber "pumpt" ten Hertzsehen Wellen überall und überallhin den Äther zu durchdringen:
vielmehr buchstäblich, seine Muskulatur anspannend und entspannend, etwa Unseren Radioapparat bringt sie jedoch erst dann zum Tönen, wenn der
wie ein Gummiball, der sich vollsaugt und wieder entleert. Die "Pumpe" Apparat "richtig" geschaltet ist und .seine Einstellungsvorrichtungen aus der
Herz treibt das Blut, das sie vorher ansog, weiter durch den Körper, und Fülle der Möglichkeiten den entsprechenden Sender herausgreifen. Nun
diese pumpende Bewegung wird vom ganzen Arteriensystem aufgeno=en liegen die Dinge bei unserem Nervensystem ganz ähnlic·h. In unserem Orga-
und mitgemacht, gelenkt durch den seelisch-beeinflußten Sympathikus-Para- nismus besorgt die Innervation· die "Schaltung", die auf dem Wege über die-
sympathikus in den Blutgefäßwänden, die eine "unwillkürliche" Muskulatur einzelnen .Nerven zu den verschiedenen Verrichtungen führt. Alle Nerven-
besitzen. - Als Kuriosum zweier achtbarer wissenschaftlicher Ansichten sei sind genau wie die einzelnen Teile eines Radioapparats auf die gleiche "Wel-
dieses hier eingefügt.) lenlänge" gestimmt. Im Radio nennt man es Syntonisation . .
Wenn sich bei ärztlichen Beratungen ein Fall zeigt, für den keine rechte Banuelos, -e iner der berühmtesten spanischen Gelehrten, sagt: "Die vitalen
Diagnose zu stellen ist, dann werden oft die Schultern hochgezogen, und Vorgänge, wie sie aus dem veg-e tativen Leben hervorgehen, entziehen sich
man begnügt sich mit der Feststellung: das ist nervös, - was dann .soviel größtenteils der Kontrolle des Willens, aber ihre Ordnung und wechselseitige
wie nichts zu bedeuten pflegt. Verbindung werden geregelt durch den Mechanismus der neuro-vegetati ven.
In der Tat haben fast alle Krankheiten etwas "Nervöses"; das Gewebe. Ref1exe, angetrieben durch mannigfache Vorgänge verschiedener Art und
unserer Nerven verbreitet sich ja durch den ganzen Organismus. Viele durch Wechsel im ionischen und elektrischen Gleichgewicht des Zentrums
Krankheiten fangen bei den Nerven an und hören auf dem Friedhof auf, uuser-es Organismus." Bannelos führt l:tier den neuen Begriff des "Neuro-
Es liegt also in der Feststelluug, eine Krankheit sei nervös, kein Ende ,d er vegetativen" ein, also der Verbindung von ,neuro- (vom Zentralnervensystem
ärztlichen Möglichkeiten, sondern gerade der Kern der Krankheit, der An- herrührend) und vegetativ (also vom vegetativen Nervensystem herrührend) .
griffspunkt für die Beeinflussung des Heilungsprozesses. Man kann ruhig Hier liegt folgender Sachverhalt zu Grunde: die Ganglienbahn des vegeta-
behaupten, daß bei den Nerven der Anfang jeder Krankheit liegt, und wm tiven Nervensystems geht als "Grenzstrang" parallel dem Rücke-n mark bei-
f ügen jetzt hinzu, bei ihnen liegt auch der Anfang der Gesundwerdung. We.nn derseits der Wirbelsäule entlang, und zwischen dem Rückenmark und den
wir beginnen, auf die Nerven einzuwirken, so können wir Ärzte auch großen vegetativen Ganglien bestehen nach neueren Erkenntnissen "Querverbindun-
Einfluß auf das Gesundwerden ausüben, und das wollen wir ja schließlich. gen". Bannelos nimmt anscheinend an, daß diese Querverbindungen zwischen
Man hat auch den Vergleich aufgestellt zwischen dem Nervensystem ,und Sympathikus und Zentralnervensystem b.ai den Reflexen, also den sich unbe-
einem elektrischen Leitungsnetz. Dieser Vergleich ist wiederum sehr berech- wußt vollziehenden eigentlich bewußten Nervenaktionen, eine RoHe spielen~
tigt. Die Drähte uuser-e r elektrischen Einrichtungen und Anlagen entsprechen die Lebensvorgänge, die an sich größtenteils ohne unseren Willen vor •sich
weitgeh4md den Ner venbahite.n uus~res Organismus, und es ist auch eine gehen, also rein vegetativ unwillkürlich beeinflußt werd·en, werden _nach
"Zentrale" da, das Gehirn, es gibt "Verbindungsstellen ", die Nervenknoten, Bannelos trotzd.em auf dem Wege über die Querverbindungen .",kontrolliert"
ja auch "Einzelanschlüsse" in den verschiedenen . Organen und Gewebsteilen . durch unseren Willen, obwohl sie an sich lediglich von mannigfachen Vor-
Dazu kommt noch ein Unsichtbares : das Nervenfluidum, der Elektrizität ver- gängen verschiedener Art, also von äußeren "Reizen " und vom Gleich-
gleichbar Beide kommen vom Kosmos. und wenn wir den Dingen ganz auf gewicht an Ionen abhängig sind.
den Grund gehen, so handelt es sich in ,Wahrheit auch bei beiden um daa Das vegetative Nervensystem, das im "Grenzstrang" und in den Nerven-
gleiche Fluidum. Was dieses Fluidum ist, weiß eigentlich niemand genau, geflechten des Sympathikus (wozu also vor allem das Sonnengeflecht und
aber wir gebrauchen es, wir verarbeiten es, da,s eine Mal in der T·echniik; das Halsgeflecht gehören) seine Zentrale hat, leitet von hier aus alle unwill-
das andere Mal im Nervensystem unseres Körpers. Das, was wir dort Elek- k ürlichen, triebmäß igen Geschehnisse in unseren Körper. Um dem Leser das
trizität, hier Nervenfluidum nennen, ist über den _ganzen Kosmos allgemein v-erständlich zu machen, genügt es, auf ein paar Beispiele hinzuweiseu: die
verbreitet; zu uns kommt es von außen, aus der Umgebung. Denn _sein Peristaltik unseres Magens besteht darin, daß dieses Organ ohne unser Zutun
Urspr ung ist unser königliches Gestirn, die Sonne, und von ihr her teilt ununterbrochen gewisse wellenartige Bewegungen ausführt, um auf diese Weise
es sich dem Ber-e ich unserer Erde als Elektrizität, dem unseres menschlichen den Mageninhalt ständig zu verrühren und zu vermischen und gleich zeitig
Organismus als Nervenfluidum mit; als solches erscheint es in unserem Kör- in dem Darm vorwärts zu bewegen; die gleiche "wurmförmige", ,peristaltische
per, wirkt, verbraucht sich und wird wieder ausgeschieden. Bewegung unseres Darmes schiebt den Speisebrei durch die ganze Darmlänge
Wir unterscheiden an der Elektrizität einen galvanischen und einen faradi- ebenfalls ohne .unser Zutun hindurch, bis auf diese Weise alle brauchbaren
schen Strom, sprechen von Elektromagnetismus und ähnlichem. Im Grunde Stoffe von den Darmschleimhäuten aufgeno=en werden konnten und nur-
aber ist bekanntlich alles das Gleiche, verschieden sind nur die Apparate die .Abfallstoffe für die Ausscheidung durch den Mastdarm _übrig bleiben.
und Maschinen und die Umwelt, in der sie wirken. · Genau so ist es im Ner- Ebenso schlägt auch unser Herz ununterbrochen, ohne uns zu fragen, und
vensystem. Das Fluidum ist der Elektrizität gleich, und es ist auch ver- auch das ganze vielseitige und ausgedehnte Drüsensystem wirkt in seinen.
änderlich wie diese. Genau so wie der Elektrotechniker nichts an der EI.ek- wichtigen und komplizierten Bewegungen und Verrichtungen olme unseren
trizität selbst ändern, sondern nur die Apparate in Ordnung halten oder. bewußten Willen.
reparieren kann, so vermag auch der Arzt nichts auf das Nervenfluidu.m Der Impuls zu alledem hat seinen Ursprung in der Zentrale des vegetativen
selbst, sondern nur auf den körperlichen Ner venapparat, den er genau kennen Nervensystems, und in diesem ruht auch die Naturheilkraft unseres Körpers ..
muß, wie der Techniker seine Maschinen und Leitungen und Instrumente. Da also müssen wir unsere Bemühungen zur Krankheitsheilung ansetzen.
So wie die Drähte _vom Elektrizitätswerk ausgehen, hat das Zentralnerven- Der Orientalist Avalon spricht hiervon in seinem leider wenig bekannten
system seinen Ausgang vom Gehirn und Rückenmark und wirkt über die Werk "Kundalini", wenn er eine Gelleimkraft in unserem Körper folgen-
Ganglien oder Nervenknoten auf die Nervenendigungen in den Geweben. dermaßen beschreibt: es handele sich dabei um ein äußerst feines Fluidum,
Neben dem Zentralnervensystem, das von _unserem Willen gelenkt und he- unmateriell und für unsere Sinne nicht zu_gänglich wie etwa die Elektrizität
herrsc·h t wird, haben wir aJ?er auch noch das unwillkürliche (von un1rorem oder das Nerven-Fluidum. Die indischen Ärzte sprechen von einer Art
Willen unbeeinflußte) autonome oder vegetative Nervensystem mit seinen "Feuer", als dem Wesentlichen der Nervenströmung, die ununterbrochen
beiden Hauptnerven, dem Sympathikus und dem Vagus. In ihnen allen wirkt zwischen Wirbelsäule und Gehirn kreist. Unabhängig von unserem Willen
die J(raft des Nervenfluidums. wirkt sie hauptsächlich auf das vegetative Nerv-ensystem. Der Verfasser be-

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hauptet weiter, jenes Fluidum stelle das Leben an sich dar, und in ihm lieg0 geschützten Ger uchsnerven verbindet sich nun das Nervensystem mit dem
das Wesentliche aller Lebenskraft, liege , vor allem die eigene Heilkraft Gehirn.
unser-es Körpers. Die Wirkung durch die Nase wird von ihr aus auf alle Plexe erzielt, zu-
Ein Schüler Avalons, ein Arzt, den wir einst kennen lernten, sagte, daß mal die Plexe des vegetativen Nervensystems, w-elches zum Beispiel der plexu!'
er und seine gleichdenkenden Kollegen meist mit Weihrauch und Düften cardiacns, der der Lun gen, der Solarplexus (Sonnenplexus) als größter und
heilten und dabei wunderbare Erfolge zu erzielen vermochten. Er war ein wichtigster von allen, ist. Wir haben noch viele untergeordnete Plexe, den
ganz besonders weiser Mann, und d-er Leser wird verstehen, daß wir uns. phrenischen, den adrenalen, den renalen, den mesenterialen, den aortischen,
eifrig mit der Literatur über Kundalini beschäftigten, die uns jene-r Arzt den ovarischen u;,w. Ein großes Geflecht stellt der hypogastrische Plexu5
empfahl: Kundalini, so stellten wir fest, ist die Lebenskraft an sich, das dar mit seiner Fortsetzung, dem pelvischen Plexus.
univ-e rsale Prinzip, welches sowohl Elektrizität wie Magnetismus in sich W-e nn wir dem Nichtfachmann mit diesen zahlreichen Fachausdrücken viel-
birgt. Herbert Spencer beschreibt es als die V·e rbindungskraft zwischen den leicht ·etwas viel zugemutet haben, so nur deshalb, um die entscheidende Be-
inneren und äußeren Ursachen und betont, daß Kundalini die Kraft se!, deutung des vegetativen Nervensystems aufzuzeigen. Besonders interessieren
welche als Schöpfer und Zerstörer alles meistere. Diese Kraft, können wu· uns natürlich die Präkomponenten der Gesichtsnerven. Diese geben neue
sagen, ist die Essenz und äußert sich als nervöses Fluidum, welches zwischen Zweige an die Schleimhaut des Pharynx und verbinden sich schließlich mit
Gehirn und Wirbelsäule zirkuliert und auch im vegetativen Nervensystem dem Palatinus'. Ein weiterer Zweig verbreitet sich durch die Nase, wo die
wieder zum Ausdruck kommt. Sie besteigt den Nervenstrang des Sympathikus Schleimhaut durch die nas,a len Nerven innerviert wird. Es kann also dieses
beiderseits der Wirhelsäule aufwärts vom os sacrum, dem heiligen Knochen ganze große Gewebe durch das Einriechen von äthe-r ischen Ölen erreicht und
her und kehrt dann auf den zentralen Nervenbahnen über die sich überall beeinflußt werden, denn die Essenzen von Pflanzen und Früchten wirken
verteilenden Vagusnerv·e n . (Parasympathikus) nach unten zurück. · stark auf die Schleimhäute.
W ir wollen unsererseits den Weg anne'h men, daß die beschrieb-ene Kraft Die osmologische Heilbehandlung wirkt also auf das ganze Zentralnerven-
im Sympathikus sich sammelnd aufsteigt, im Vagus sich trennend absteigt, system, verbreitet sich im ganzen Organismus und zirkuliert durch den Blut-
um sich wiederum, im Sympathikus aufsteigend, zu ver-einen. strom bis in alle Teile unseres Körpers. Damit haben wir eine der Grund-
Die indischen Mediziner haben große Abhandlungen über Kundalini ge- lagen unserer Heilmethode erarbeitet , und bevor wir unsere Gedanken über
schrieben, und wir können das zitierte Werk von dem Engländer Avalo_'n die -e inwirkenden Energien entwi ckeln, sei zum Abschluß dieser Untersuchung
besonders empfehlen. Auch die Gnostiker, die sich mit Kundalini befassen, unserer eigenen Abwehrkraft nur noch der Vollständigkeit halber auf Unter-
sind eingeweiht in die Kenntnisse um diese geheime Kraft. suchungen hingewiesen, die den Zusammenhang zwischen dem neuro-vegeta-
Kundalini ist das Feuer des Heraklit, in ganz ähnlicher Weise bei den tiven System und den Krankheitserscheinungen klarstellen sollen: Brodie,
_alten Mexikanern versinnbildlicht durch die hefederte und feurige Schlange Weber und Bräueher stellten den Funktionsantagonismus des Vagus und den
Quetzalcoatl. Heraklit von Ephesus, dem der große Arzt Prof. Bier in seinem des Sympathikus in der Bronchialinnervation, sowie auch die Tatsache, daß
Buch "Die Seele" und auch sonst soviel Verehrung zollt, nimmt das "Feuer" während asthmatis cher Anfälle eine bronchienzusammenziehende Aktion des
als Urgrund und Ursein aller Dinge an. Alle_ Dinge sind nach il1m I!US Vagus und eine bronchienerweiternde des Sympathikus e'rfolgt, fest. Die
F·e uer geworden. Dabei ist der Makrokosmos eine Wiederholung des Mikro- Erklärung dafür gibt uns Prof. Uranga, welcher in seiner in spanisch ver-
kosmos und umgekehrt, dem irdischen Feuer entspricht ein himmlisches faßten Anatomie lehrt , daß der Vagus zentral-e Fasern aufweist, mit denen
Feuer, eine kosmische Kundalini, wie wir ähnliches als Weltschlange in er in den Bereich des Sympathikus reicht und der Sympathikus seinerseits
viel-en alten Religionen und Mysterien haben. mit seinen Fasern, die aus dem Medularzentrum des Parasympathikus stammen,
Heraklit sagt: Gott hat die Welt nicht unmittelbar geschaffen, sondern sie in gleicher Weis-e eindringt. Dies ist also ein Beweis, daß das Asthma, als eine
ist, war und wird durch sein ewiges Feuer, das in steter Ordnung sich ent- von vielen Krankheiten, mit dem neuro-vegetativen Nerv•ens-ystem zu tun hat.
zündet und erlischt. Alles ist demnach ein "Stirb und Werde"; "panta rhei"
(alles fließt) : in diesem weltberühmt gewordenen Satz liegt alles inbegriffen .
In allem waltet das, Gesetz, die Notwendigkeit, die durch den Logos die H ar-
monie e-rzielt, und so ist der Logos die Weltseele. Die Entelechie als Heilenergie
Die Seele ist als geistiges Wesen von ihrem Schöpf-e r zum Lenker und
Leiter und damit auch zum Arzt ihres Körpers geworden, und sie ist hie-r zu
mit aller notwendigen Kraft und Weisheit ausgestattet. Der allmächtige Arnold von Villanova nannte den Arcano, d. h. die eigene Heilkraft,
Schöpfer hat die Seele zur Beherrs·chedn dieser baufälligen Hütte gesetzt und ,.spiritns", und in den vorhergehenden Gedanken über die Naturheilkraft
sie mit viel Verstand und Vermögen ausgerüstet. unseres Organismus haben wir den "spiritus" als vis medicatrix naturae be-
In unseren osmologischen Forschungen fanden wir alles bestätigt, was wir zeichnet. Wir hahen auch den orientalischen Begriff von Kundalini besprochen
von Avalon und seinen Schülern erfahren; das zwang uns auch, etwas aus-· als Essenz, als nervöses Fluidum, aber wir haben noch nicht die Herkunft
führlieber auf dies•e wichtigen gedanklichen Vo raussetzungCIJl für unsere Heil- dieses dynamischen Impulses erklärt, der die Vererbung einschließlich der
methode einzugehen. Krankheiten tmd Familienähnlichkeit bedingt. Dies sei auch ein Hinweis auf
Im Buche der Bücher heißt es : " .. . und Gott blies ihm den lebendigen erbliche Krankheiten und viele Erscheinungen, die wir bis jetzt noch nicht
Odem in die Nase". Wir hören also eine ganz alte Anschauung von der erklären konnten.
Ubertragung des L eben-s auf diesem W ege. Warum soll nicht auch die dem Allerdings wollen wir uns hüten, die Bedeutung der Vererbung zu über -
!Leben ve rwandte Heilkraft auf diesem Wege übertragen werden können? schätzen, eine jetzt allg•emeine Gefahr, währ-e nd früher alles damit Zu-
Das ·L eben der Pflanzen wolmt in ihrem innersten Wesen, in ihr-e n äthe- sammenhängende maßlos unterschätzt wurde. Es beginnen sich in der Wissen-
rischen Ölen, die beim Einströmen in die Nase auf und in unsere Geruchs- schaft auch immer mehr Stimmen zu regen, di-e die Wichtigkeit der Umwelt-
nerven das Leben der Pflanzen als Heilkraft übertragen und so den stärksten einflüsse gegenüber den Erbeinflüssen herv01·heben. Wir sehen zum Beispiel ,
Antrieb für Kundalini oder die eigene Heilkraft des KörperB werden. Denn wie Eheleute nach längerer, glückliche-r Ehe sich immer mehr gleichen können,
unser Körper hat als Wand di-e Haut, aber in den feinsten Teilen, wie im -oder wie Stief- oder Adoptivkinder ihren Pflegeeltern immer mehr ähneln.
Mund, im Uterus und After, in den Ohren und zumal in der Nase haben die W enn erbliche Familienähnlichkeit auch niemals- bestritten werden kann, so
Nerven noch einen besonderen Schutz durch die Schleimhäute. In den gut ist sie doch z. T. ein Ergebnis des Zusammenlebens - andererseits wissen

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wir, wie weitgehend es auf Einbildung beruht, wenn man schon in einem
Neugeborenen Vater oder Mutter "erkennen" will. Auch die Stammesähn- Das Leben ist ein Ding an sich und ein besonderes Prinzip der an sich
lich~eit beruht 9u~enteils auf solcher Ausgleichung; so kann zum Beispiel ein anorganischen Erscheinungen. Entelechie kann zur Entfaltung gebracht wer-
Berlmer nach euugen Jahren Münchner Aufenthaltes auch äußerlich buch- den durch eine Veränderung in der körperlichen Natur, wie sie zum Beispiel
&tählich zum Bayerntyp werden. in der Befruchtung oder in irgendeiner Operation vorliegt, aber auch durch
Als organische Grundlage für das Wirken des Nervenfluidums habe ich das einen Bewegungsreiz. Andererseits kann Entelechie zur Änderung der körper-
vegetative Nervensystem bezeichnet. Ein Rätsel blieb dabei zunächst das lichen Natur führen. Entelechie löst und schafft Kräfte, wirkt also als
Fluidu~ selbst, er~t die Analyse des "spiritus", der Seele, des Arcanos, von Energie, Heilenergie, wie ein anderer deutscher Gelehrter sagt.
dem VIllanova spncht, brachte uns die Möglichkeit einer Lösung des rätsel- Es gehört zum Wesen der Enteleohie, sich weitgehend zu -v;erzweigen; sie
haften Problems, in das wir uns nun weiter vertiefen wollen. Laßt uns sehen ist eine Kraft, die mannigfaltig wirkt, ohne selbst räumlich ausgedehnt zu
o~ zu seiner. ~larste~ung das in Medizin und Philosophie als Entelechie be~ sein; sie wirkt nur in den Raum hinein. Wäre die Entelechie materiellen
zeiChnete Prmzrp weiterhelfen kann und dabei Krank- und Gesundwerden zu Charakters, würde sie energetischen Veränderungen unterliegen, ja an sich
erklären vermag. selbst energetisch wirksam sein, was eine Unmöglichkeit ist. Sie ist also
Zuerst möchte ic.h unseren bereits in diesem Zusammenhang genannten völlig unabhängig von dem Materiellen; sie überwacht Atem sowie Stoff-
großen Gele.hrten Bier zu .Worte kom.men lassen, wenn ·e r sagt: "An dieser wechsel und ohne sie würden diese Verrichtungen gestört sein.
Stelle muß Ich kurz auf d1e Enteleeheia des Aristoteles eingehen die sich im Das Leben ist etwas, das, wie gesagt, das Ziel in sich selbst hat. Man be-
L~.uf der Jahrh~dert~ die _ve.t·schiede·~artigste?- Deutungen hat g~fallen lassen .zeichnet also als Entelechie das, was al-s Grundlage individueHer Formgebung
mussen .. I~h ~nupfe die memige an die wörthche Ubers6tzung an, die lautet: anzusehen ist. Sie ist keine Materie, nicht einmal materieller Natur, sie ist
"Das-Ziel-~n-sich-haben". Tatsächlich trägt jedes Lebewesen, nicht unähnlich da-s Prinzip des organischen Körpers, die Grundlage der Ve-r einigung seiner
der platomschen Idee, sein festbestimmtes Z1el in sich. Aus dem befruchteten Bestandteile zum Typus und hauptsächlich Ursache seiner Veränderungen. Es
Menschenei kann immer nur ein Mensch, aus dem Samenkorn der Buche ist eine Tatsache, daß heute die ärztliche Wissenschaft, vertreten durch be-
immer nur eine Buche werden . Das Ziel, nach dem diese hinstreben ist ein deutende Fachleute, die Entelechie anerkennt und als parabiologische These
in. si~h vo.llkommenes. Wesen .. D~e Erweckerin und Leiterin dieser zi:lstr·e big- betrachtet. Es, will dagegen wenig bedeuten, daß es auch Ärzte gibt, die
kelt ISt die Seele. Sie verwn~bcht erst. die im L.eibe angelegte Möglichkeit ähnlicher Ansicht wie Rabelais sind; das scheint nur zu beweisen, daß eine
des Lebens. Daher nennt Anstoteies die Seele die oberste Enteleeheia des Gruppe zu Folgerungen kommt, während die andere nicht über uferlose
Leibes." Diskussionen hinausgelangt.
Goethe sagt in seinem Gespräch mit Eckermann: "Was hat man nicht alles. Die Grundlagen der neuzeitlichen Vererbung&lehre und die Mendelschen
über U~terblichkeit philosophiert und w~e weit ist man damit gekommen? Ges:etze dürfen hier wohl bei unseren Lesern als bekannt vorausgesetzt wer-
Ich zweifle an unserer Fortdauer, deun die Natur kann der Entelechie nicht den. Es; würde über den Rahmen dieses Buches hinausführen, wenn wir auf
entbehren; aber wir sind nicht auf gleiche Weise unsterblich und um sich alle diese biologischen Lehren näher eingehen wollten; es sei auf die ent-
k~nftig als große Entelechie zu manifestieren, -muß man au'ch eine sein." sprechende Literatur, insbesondere auf Wilson, Roux, Weißma,un, Bujiula,
Em J9;hr vorher hatte ~r g.eäuß~rt: "Jede Ente~echie ist ein Stück Ewigkeit vor allem aber auf Driesch, hingewiesen.
und die paar Jahre, die Sie uut dem menschheben Körper verbunden ist Das Wort "vererben" hat den gleichen Wortstamm wie das lateinische
machen sie nicht alt." ' "haer·e re", d. h. ankleben. Was illlS als Erbe "angeklebt" ist, sind gute
.Er spricht aber auch von der "geprägten Form, die lebend sich ent- und schlechte Eigenschaften, aber auch alles körperliche Krankwerden und
wickelt", und Gesundheit oder Krankheit sind zweifellos ein nicht zu unter- Wiedergenesen, übertragen von den Eltern auf die Kinder. Es sei hier ein
schätzendes Erbgut, eine Art Erbprägung, die wir als Konstitution oder Summe .Satz des Mediziners und Jesuitenpaters Bujiula wiedergegeben, indem er über
d~r in uns l.iegende? ~nlage~ zu. ?ezeich~~n gewoh.nt sind. In ihr liegt auch Vererbung &pricht: "Sicherlich kann nichts Besseres von den Eltern auf die
d~e ~atur~ellJn:aft m. Ihrer Jeweiligen Starke begnffen, und deshalb ist eine Kinder übertragen werden als die natürliche Veranlagung, das Naturell,
Wlrkhch biOlOgiS•Ch erngesteHrte Medizin stets nicht nur eine Natur- sondern welches wir von Generationen unserer Vorfahren empfangen."
auch ein~ Geisteswi~enschaft. Di.e Bi?logie e?tsche~det über Bestim~ung und Als Veranlagung haben wir unsere Konstitution und unser Temperament usw.;
Gesetze,, Je~er Schn!'t vo.n der Bwlog~e '."eg 1st Willkür; und wenn wir den das alles zusammen, die Quintessenz unserer erblichen Impulse, ist Ente-
I~hbegnff m der BIOlogie zns.ammenschließen, so haben wir es zu tun mit lechie I Ihr haben wir die Veranlagung . zur Empfänglichkeit für Krank-
emem besonderen Impuls. heiten zuzuschreiben, eine Veranlagung, die nichts als ein dynamischer Ver-
In de.r . Ras~enhygiene h~hen wir diesen Impuls schon kennen gelernt. Er erbungsimpuls ist, der sich dann nachher verwirklicht. Wenn wir von solcher
deck! swh nut dem Begnff der Entelecheia, wie er von den Griechen des entelechischen Vererbung sprechen, so denken wir dabei auch an den bibli-
kl~slSchen Alte~ums geprägt wurde. Wir begegnen ihm zum ersten Mal bei schen Spruch, daß die Sünden der Väter an den Kindern heimgesucht werdea:~.
Anstoteles, der Ihn als "Kraft", als "Impuls", als die schöpferische Seele bis ins dritte und vierte Glied; so ist es aber nicht nur mit den Sünden,
der Formen" beschreibt. " sondern auch mit den Tugenden. Das Prinzip der Kausalität ist fundamental
Auch Goet.he sie~t in der Entelechie die Zusammenfassung der gesamten und grundsätzlich in der Wissenschaft, und zwar sowohl auf physischem wie
Erbmasse, nut der Jeder Mensch auf die El.'de kommt die jeder Mensch in auch auf metaphysischem Gebiet. Alle Wirkungen bergen eine ganz bestimmttl
sich trägt, ~d die als. ,V er9;nl~gung, Begab~g, Tugedd und Laster, Mängel Ursache in sich. Es kaun kein Zweifel darüber bestehen, daß auch unser-e
und Fehler .m der Familie '_l'le m der. Rasse m Erscheinung tritt. Krankheiten eine Ursache haben, und diese Ursache ist außer den von jedem
D~r Begriff der Entelechie des Ar1stoteles ist daun besonders von Lei.bniz selbst begangenen Lehensfehlern beeinflußt von der Entelechie, welche oft
ve~tleft worden; er beweist die Realität dieser Kraft als ein Urwesen des genug durch unzählige Generationen hindurch bis zu uns kommt.
S:ms und _des Handelns~ welches das Ziel in sich selbst trägt. Rabelais, mehr Ebenso ist es mit dem Gesundwerden; auch die Naturheilkraft in uns ist
Lit:rat, pic~ter und. Priester als Arzt und Wissenschaftler, der s:ich in keiner .in ihr·e r Fähigkeit, Krankheiten zu heilen, eine e-r.e rbte, also von Generation
Weise m~t .emel? ..Anstoteles oder Leibniz messen kann, lehrt allerdings, diese zu Generation übertragene Kraft; wir können sie deshalb nicht durch Arznei-
Kraft .sei Imag~~ar. Im Gegensa~z z?- ih~ sag~ jedoch der große Gelehrte mittel ersetzen, sondern nur unterstützen, wohl aber auch verstärken, selbst
und. BIOloge. D.nesch: "Wenn wir die ariStotelische Lehre zusammenfassen, wenn sie ererbt schwach ist. Sie ist eine Kraft, die von außen in uns hinein-
so fmden wu sie als Ansdruck eines wirklichen Naturelementes." strömt und uns verläßt, wenn wir Sünden wider den Geist oder das Blut be-
_gehen; durch derartige Fehler wird die Naturheilkraft immer schwächer
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und schwächer. Solange der Verbrauch dieser Kraft sich in natürlichen Gren- zwischen dem Organischen und dem Anorganischen. Bei diesen Betrachtungen
zen hält, ersetzt sich die Kraft immer wieder, steigt der Verbrauch aber sei auch an die Katalysatoren erinnert, die nur durch ihr Vorhandensein_
über Gebühr, so vermögen wir mit unserem menschlichen Können die Kraft wirken, ohne daß dabei ein stofflicher Verbrauch an ihnen stattfindet.
nicht wieder völlig zu ersetzen. Gelingt ·es uns aber, durch besonders sinn- Die biologische Entelechie ist eine Realität, mit der wir Ärzte rechnen
gemäßes Verhalten diese Kraft zu schonen, so werden wir mehr vedoren- müssen, ja sie ist die Naturheilkraft schlechthin.
gegangene Kraft ersetzen können, als wir verbrauchen, und die Gesamtkraft Ohne Zweifel besteht die Entelechie auch in den Pflanzen. Und so wie sie
wird wiederum in uns ansteigen. Selbst ein Men6ch mit schwache·r Erbmasse bei dein Mens.chen durch die Samenflüssigkeit, der sie innewohnt, der Nach-
braucht deshalb nicht zu verzweifeln, sondern kann daran arbeiten, diese kommenschaft eingepflanzt wird, so ist auch bei den Pflanzen eine Flüssig-
Erbmasse wieder zu stärken. Da sich diese Tatsachen auch auf charakterliche keit bei der Dbertragung der Entelechie beteiligt: das ätherische 01, das in
Veranlagung und soziale Eigenschaften beziehen, so hat es durchaus seine ihnen enthalten is.t und mit dem Samen auf die künftige Pflanze ühertra@en
Berechtigung, die Erbgrundlagen zu pflegen. wird. Es ist sicher, daß der Geruch schon in den Kernen schläft, wenn er·
Unsere Heilkunde war in den letzten Jahrzehnten in ein ziemlich mate- sich auch erst in der Blüte entfaltet, zusammensetzt und verbreitet. W.e un
rielles Fahrwasser geraten, was zwar neuerdings besser geworden ist. Wenn wir das ätherische 01 einer Pflanze ausziehen, fangen wir ihre keimende
die Medizin ihre Ergebnisse und Wirkungen nur auf einem mechanisch- Kraft, also auch die ihr innewohnende Heilkraft ein. Als ich vor viele.n
che~is.chen Wege zu erreichen suchte und keinen dynamisch-geistigen Impuls Jahren meine ersten Ver.suche mit ätherischen Oien machte, entfuhr mir-
dabei voraussetzte, könnte sie niemals die großen biologischen Aufgaben, die dabei einmal das Wort: "Das ist ja der Samenschleim der Pflanze." Wer
ihr gestellt sind, wirklich lösen. weiß, wie weit ich dabei buchstäblich recht hatte?
Die Philosophen früherer Zeiten sprechen vom Logos, und diesen Logos Daß bei der Heilung von Krankheiten der Geruch allein genügt, wird am
halten sie für die rationale Seele, für den Ausdruck der universalen Ordnung, meisten den Homöopathen verständlich sein, die ja auch oft mit kleinsten und
die Grundlage aller Vernunft. SLe sagen, "Logos" sei das, was der Materie allerkleinsten Mengen zu arbeiten gewohnt sind. Daß manchmal die Wirk-
die Form prägt, und auf diese Weise wäre der Logos zugleich die Triebkraft samkeit einer Substanz gerade in der kleinsten Menge liegt, zeigt eine Be-
der Entelechie, wie e,r uns auf der Menschheitsebene als Bios oder Leben gebenheit, welche ich im spanischen Espasa fand:
erscheint. Bios-Leben finden wir aber auch in den Pflanzen als automatischen
Bei Untersuchungen im Laboratorium hatte ein Che~ker viel~ Ver~uche
Impuls und in der Tierwelt, sogar in den niederen Tieren, als Veranlagung
und Trieb. Es ist die Grundursache der organischen vegetativen Zelle, die mit einem bestimmten Stoff vorgenommen, o~ne daß ~e Explosion, di~ er
ohne des Logos Leitung zum Chaos würde, Logos oder universales Bewußt- dabei erwartete, eintrat. Ermüdet durch die zahlrexeben Versuchs.r·eihen
sein erscheint uns in den Steinen als Kri6tallisation der Mineralien und zeigt schüttete er die gan!Ze Flüssigkeit in eine Flasche, in deren Öffnung ~abei
sich auch als Sensibilität der Pflanzen . Bei den domestizierten Tieren liegt etwas Stoff hängen blieb. Beim Einsetzen des Glasstopfens nun explodiertß·
diese Triebkraft der Enteleohie in deT Tendenz der Liebe, die sie zum Men- dieser winzige Rest im Flaschenhals bei der Berülrrung mit dem Glasstopfen,
ISChen haben. und überdies mit einer ungeheuren Wirkung.
Die biologische Vererbung prägt sich in ihrem eigentlichen Wesen im Ur- Wir sehen also, daß d~n subtilsten Stoffe.n ein enormer dynamischer Im-
plasma und im eigenen Keim im Augenblick der Empfängnis aus. Es ist ein puls innewc:hnen kann, und deshalb. steh;.n ~sere. Ansichte~ i~ Gru~de ~er­
geistig-energetischer Impuls, wie eine dynamische Ladung, in der Wesenheit Homöopathie näher als der Allopathie, die die Heilung gewohntich mit mag-
eines jeden; es ist der Impuls an sich. liehst großen Dosen erreichen will.
Um diese Erscheinung zu verstehen, mögen wir sie mit einem Magneten Wir könnten noch viele Beispiele, ähnlich dem obigen, anführen, um zu.
vergleichen, der, wenn wir ihn über unmagnetisches Eisen streichen, dieses beweisen, daß gewohnlich der dynamische Impuls in jenen feinsten St<;>ffen
Eis·en magnetisiert, ohne sich selbst dabei irgendwie zu ve~brauchen, ja noch am größten ist. Was wir über die Entelechie gesagt. hab~n, als ~mate·r~elles
mehr, bis zu einem gewissen Grade wird er bekanntlich selbst dabei nur noch geistiges Agens, und was wir eben anführten über die. Wuksa~kelt subtilster
immer stärker. Die Kraft der Entelechie überträgt sich in ganz ähnlicher Stoffe, ist zugleich die Grundlage für unsere osmologLSche Heilmethode, und_
Weise durch Induktion wie der Magnetismus. Im Augenblick de·r Befruch- berechtigt uns, .diese Hei~m~thod.e als gru~dsätz~ch ~un~ert .. anzt;sehen, _da
tung erhält die Zelle die vererbten Eigenschaften der Ursamenzellen, die, sie die Naturhellkraft, die m sich enteleg1sch ISt w1e dxe atheriSchen öle
nachdem sie sich vorher an den Samenmutterzellen in Samenzellen v-erwandelt selbst, anspornt.
haben, als Samenfäden in die weibliche Zelle dringen und so die Befruchtung Die Gedanken grundsätzlicher Art dieses Abschnittes . führen uns jetzt zu
vollziehen. einer weiteren Betrachtung, die in dieser Form und diesem Zusammenhang,
In einem Kubikzentimeter männlicher Samenflüssigkeit sind ungefähr 60 000 wohl den Anspruch auf Erstmaligkeit erheben darf.
lebende Samenfäden enthalten, von denen jedem einzelnen ebenso wie allen
zusammen die entelechische Vex,erbung anhängt, genau so wie der weiblichen
Eizelle. Die interessanten und wertvollen Arbeiten der Plasmogonie köune,n
jedoch nie eine lebendige Zelle schaff.en, denn das Leben ist göttlichen Ur-
sprungs. Logos und Bios werden für uns imme'r ein unlösbares Geheimnis
Die osmetischen Strahlen
bleiben, zumal bei dem Höhepunkt des Augenblicks der Befruchtung.
Sicher ist, daß die treibende Kraft aller Vererbung im vegetativen Nerven- Der Leser möge es uns erlauben, we·n n wir zur Erklärung und Begründung-
~>ystem verankert ist, und so erklärt es sich, daß die Zuckerkrankheit, der unserer neuartigen Theorie über osme.tische Strahien etwas we.iter ansholen
diabetes mellitus, meistens erst in reiferen Jahren auftritt, ohne daß man und einige grundlegende Beobachtungen und Tatsachen aus dem Strahlen-
früher etwas davon gemerkt hat. Wenn der diabetes vielfach noch lange mehr bereich herbeiziehen.
oder weniger latent gehalten wird, bevor er zum Durchbruch kommt, ist das Wir kennen schon aus dem oben Gesagten den Grundsatz des Heraklit:·
auch der Naturheilkraft zu danken. Alles fließt." Doch weit wichtiger für die heutige Wissenschaft sind die
Es gibt sicher eine universale Seele·, welche sich an die chemischen Moleküle Sätze: Alles atmet - und - Alles strahlt - , auch wenn wir diese Vorgänge
a~heftet; aber sie hat einen Logos-Bios in veränderter Form, ohne Bewußt- nicht immer mit unseren Sinnen feststellen können. Bezüglich des mensch-
se~. In der lebendigen Zelle unseres Organismus zeigt er sich in grundver- lichen Körpers müssen wir Ärzte der Atmung und Strahlung einen großen
schiedener Form, und die Kristallisation der Mineralien ist eine Brücke· :W·e rt beimessen, weil man durch sie viele Krankheiten heilen kann.

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Alle Verrichtungen des Lebell6 haben einen Rhythmus, der in der Harmonie . In seinem Buch: "EI . secreto de Ia vidf~;" be'Yeist Prof. Lakhovsky, daß
und Ausgeglichenheit gipfelt. Harmonie i~>t Gesundheit und - wir wollen es .die Zellen elektromagnetiSche Resonatoren srnd mit bestimmten Wellenlängen
'hier noch einmal sagen - , Disharmonie Krankheit. Aufgabe der Ärzte i~>t es, und Schwingungsphasen, und daß in Zukunft die Ärzte weiter nichts zu tun
.e ntdeckte Disharmonie in normale Leben5verrichtung-~n überzuleiten. Mit hätten, als die Wellenlänge des betreff-enden Bazillus festzustellen und durch
den Mitteln der Allopathie ist dies nicht immer gut möglich. Denn was tut die entsprechende Ober lagerung zu töten. Hat nicht die Erforschun" der
sie •e igentlich? Sie erzeugt auf ch~mischem We~e ein der ursprünglichen Krank- Strahlungsvorgänge in den letzten Jahrzehnten zu Ergebniss-en geführ~, die
heit entge~enge&etztes Leiden, das ihr-e Symptome unterdrückt, sie aber nicht ungeahnte Möglichkeiten für die Medizin und die Technik eröffnet haben?
direkt heilt. Die Heilung muß der Körper dann selbst übernehmen. Ein Die Strahlen, die wir am besten kennen, sind d1e Lichtstrahlen. Doch
Herzfehler zum Beispiel wird mit Digitalis bekämpft. Digitalis ist ein Gift, welcher Natur sind sie? Versuche haben gezeigt, daß wir s1e in bestimmter
welches das Herz zu größerer Tätigkeit anr-egt. Auf der ein-en Selite haben W -eise mit Wasserwellen vergleichen können. Dadurch kommt man zu dem
wir das erlahmte Herz, auf der anderen Seite die entgegengese-t zte Arznei- Schluf?, daß das Licht Wel~ennatur h-;ben muß. Allerdings ist die Wellenlänge
wirkung oder Giftwirkung; daraus ergibt sich eine Mitt-ellage, die dem ge- des Lichtes b~deutend klemer als d1e der Wasserwellen. Huygens erkannte
sunden Zustand wieder nahe kommt. So sind Krankheit und Arzneiwirkung 1680 zuerst die Wellennatur des Lichtes, und spätere Versuche haben seine
zwei ge~eneinander gerichtete Kräfte, deren Ergebnis Gesundheit sein soll. Hypothese bestätigt.
Was tut dagegen die Homöopathie? Sie sagt, das Symptom habe immer Wie groß ist nun die Wellenlänge des Lichtes? Sie schwankt zwischen
die Anlage zur Heilung in sich. Alle Symptome, sogar der Schmerz, sind 0,0004 und 0,0008 mm. Die Unterschiede zwischen den Wellenlängen empfin-
Heilbestrebungen. Vom Fieber und Eiter weiß man das schon lange. Abar den wir als Farbe. So ·e rscheint das Licht mit der Wellenlänge 0,0007 mm una
warum sollten nur diese heilend wirken? Die Aufgabe eines Arzneimittels als dunkle.s Rot, 0,0006 mm als Gelb, und so geht es weiter über Grün Blau
ist es, den Körper in seinen Heilbestrebtmgen zu unterstützen und nicht die bis Violett, welches die Wellenlänge 0,0004 mm hat. Im weißen Licht sind
Symptome zu unterdrücken. Dies tut die Homöopathie mit Mitteln, die die sämtliche Wellenlängen, also sämtliche Farben, enthalten.
Symptome zunächst fördern. Diese Mittel werden an Gesunden erprobt. Er- Ein wichtiger Bew-eis für die Wellennatur des Licht-es ist die Interfe,r enz
zeugen sie bei diesen die Symptome einer bestimmten Krankheit, so we.r den der Lichtw.ellen.. Als lnterfet:enz bezeichnet man die Erscheinung, daß sich
sie gegen diese Krankheit auch ins Feld geführt. "Similia similibus !" Nach ~-eilen be~ geetgnete·r Oberein ander1egung auslöschen können, so daß also
-einem homöopathischen Mittel tritt oft zuerst eine Krise ein, ja es sieht aus, Licht zu LICht gebracht Dunkelheit ergibt. - Man kann dies bei allen Arten
als verschlimmere sich die Krankheit, aber dann erfolgt die wirkliche Heilung. von Wellen beobachten, so etwa auch bei Schallw-ellen. V-e rschieden hohejll
Schlaflosigkeit wird bei den Homöopathen mit Kaffee bekämpft, wenn Tönen liegen verschiedene Schallwellenlängen zu Grunde. Bringt man zwei
auch nicht in de-r Form, wie wir ihn gewohnt sind. Aus den rohen Kaffee- Schallquellen in einer solchen Entfernung von einander an, daß sich beim
bohnen wird eine feinstoffliche Arznei - Coffea - zubereitet, diese wird ~usamme.ntreffen ~hrer Wellen, '?-e natürlich die gleiche Länge haben müssen,
stark verdünnt eingenommen und wirkt wie ein Schlafmittel. Dies ist natür- Immer eme VerdiChtung und eme Verdünnung (Wellenberg und Wellental)
lich kein -chemischer Vorgang mehr, anders als bei den meisten allopathischen zusammenlagern, so hören wir nichts. Für die Wellennatur des Lichtes spricht
Schlafmitteln, denn in einer Verdünnung D 30 (1 zu einer 1 mit 30 Nullen) darüber hinaus noch die Polarisation.
ist kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr vorhanden. Sind wir von de·r Wellennatur des Lichtes überzeugt, so müs&en wir uns
Was bringt nun die Homöopathie dazu, mit derartigen Verdünnungen zu fragen, was eigentlich in einer LichtweHe schwingt. Luft kann es nicht sein
arbeiten? Sie hat in der Materie Formungs-, Bildungs- und Richtkräfte ent- denn sonst würde uns die Sonne nicht über den luftleeren Weltenraum ihr~
-deckt, die auch ohne· ihr Dasein noch vorhanden sind. Ein einfaches Beispiel Strahlen senden können. Man na'h m deshalb den Lichtäther an, einen Stoff,
möge das erläutern: Jeder kennt die Eisblumen, die man nach kalt~ Winte~­ d~r d~u ganzen Weltraum erfüllen sollte. Durch Messun~en der Lichtgeschwin-
nächten an den Fenstern beobachten kann. Was hat das Wasser veranlaßt, digkeit und andere Erkenntnisse mußte diese Theorie wieder fallen gelassen
sich gerad-e in diesen merkwürdigen Formen zu kristallisieren? Strindb~rg werden, doch man forschte weiter.
fand, daß sich dabei Abbildungen niederer Pflanzen zeigen, die tatsächlich . Ma;nvell _fan~ im Jahre. 1~73, _daß es elektromagnetische Schwingungen gibt,
in der Natur vorkommen. Diese Blumen sind früher einmal durch den Kreis.- die. sich mit ~chtg_eschwmdigkelt, aber bedeutend größerer W-e llenlänge aus-
lauf des Wassers hindurchgegangen und haben diesem ihre Formungs- und breiten.. ~s 5I_!ld die bekannt-e n Rund~unkwellen. Wegen der Gleichheit der
Richtkräfte zurückgelassen. Bei der Kristallisation werden diese Kräfte wieder Gesch'Ymdigkelten und anderer Oberemstimmungen nahm Maxwell an, daß
wirRSam, und es entstehen die Eisblumen. das Licht auch aus elektromagnetischen Wellen bestünde, und stellte die
Strindberg ist noch weiter gegangen. Er hat Blüten bestimmter Pflanren elektro-magnetische Liehtheorie auf.
verbrannt, die Asche aufgelöst und das Lösungsmittel verdunsten lassen. Das Auf eine elektro-magnetische Schwingung wollen wir hier nicht näher ein-
Kristallisationsbild zeigte dann die ursprüngliche Blütenform wieder. gehen. Wir wollen nur noch betonen, daß den Rundfunkwellen dem sicht-
Ehrenfried Pfeiffer hat diese Formungskräfte auch im menschlichen Blut baren Licht und sogar den Röntgenstrahlen, wie auch vielen and~ren Strahlen
nachgewiesen. Kupfer-chloridlösung hinterläßt beim Verdunsten ganz be- (~ltrarote, ul~raviol?tte, G_an:mas~rahlen) die gl~~che Na.tur zugrunde liegt.
-stimmte Kristalle. Hat man der Lösung menschliches Blut hinzugefügt, so SI~ unterschei~en s~ch lediglich m der Wellenlange. Dte kürzeren Wellen
entsteht ein völlig anderes Kristallisationsbild. Dieses ist außerdem noch mißt man mlt Mikron _(_ 1_ mm, abgekürzt t-L) oder Angströmeinhffit
krankheitsspezifisch; die einzelnen K1·ankheiten zeigen verschied-eile Kristallisa- 1000
tionen. 1 0 0
Die Homöopathie hat bewiesen, daß die Formungs- und Bildekräfte ein~ _,__ _ 1 ___ cm, abgekürzt a oder e).
Stoffes in seinen feill6ten Exponenten, den Korpuskeln, am stärksten wirks,am 100 000 000
sind. Auch außerhalb der Verdünnung 5ind sie noch vorhanden; Hahnemann
ließ z. B. seine Patienten die hochverdünnten Arzneimittel nicht mehr ein- Wir unterscheiden die Wellen, di-e uns das Radio vermittelt, sehr wohl
nehmen, sondern nur noch riechen. Wir haben also hier einen entstofflichten von denen, die uns das Licht spenden, oder denen, die die Wärme übermitteln .
Arzneireiz. Diese Feinstoffkräfte aber sind Stellungswirkungoo unterworfen, Das Band dieser verschiedenen Wellenlängen ist uns wohl bekannt, von den
und man könnte sagen, daß das Lehen ganz allgemein elektrische V orgäng<l langen Wellen der drahtlosen Tele-graphie über die infraroten, Licht- und
zeitigt. Diese Behauptung soll uns zur Beschäftigung ·mit Schwingen und ultravioletten Strahlen bis zu den Strahlen der kleinsten Schwingungszahlen
Strahlen im Folgenden führen. von 0,002 f-L·

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Wer aber sagt uns, wo die untere Grenze der Wdlenlängen liegt? Daß nie das natürliche Licht sehen. Trotzdem gedeihen sie und sind gesund, denn
wir Wellen mit kleiner.en Längen nicht messen können, ist noch kein Beweis sie ernähr.e n sich von Pflanzen, deren Aufbau die Sonne bewirkt hat, nehmen
dafür, daß sie nicht existieren. Nach den neUJeSten Arbeiten von Reiter und also Sonnenenergie in sich auf, die in die Pflanze eingegangen ist. Wachstum,
Gabor soll es, nach: den Mitteilnngen des Siemens-Konzerns, auch jetzt Ernährung und Fortpflanzung bei der Pflanze s•i nd notwendig ari die Licht-
möglich sein, solche zu bestimmen. Ber.eits Lakhovsky sprach von kosmischen aufnahme gebunden, hei Mensch und Tier nicht. Diese sind auf die von der
Wellen mit Längen, die das uns bekannte WelleJnband nach unten fortsetzen. Pflanze gespeicherte Sonnenenergie angewiesen. Wir wissen, daß das direkte
Zu diesen kosmischen Wdlen müssen wir nun auch d1e Ausstrahlungen sämt- Sonnenlicht darüber hinaus auf den Ablauf der Lebensvorgänge bei Mensch
licher Lebewesen rechnen; auf die Wichtigkeit dieser Aussage werden wir und Tier großen Einfluß hat.
späte·r noch einmal zurück;gr.eifen. . . . . . . Zunächst hat die Sormenstrahlung eine wichtige Bedeutung für den Wärme-
Die elektromagnetis:chen Wellen smd aber rncht dle emztge m der Natur haushalt. Dies ist aber nicht die einzige Wirkung. Die Sonnenstrahlen treffen
vorkommende Strahlungsart. Wir brauchen nur an einen Wasserstrahl zu au:f die Haut. Diese ist ein sehr kompliziertes Organ, dessen Bedeutung meist
denken. Solche Strahlen aus materiellen Teilchen sind sehr v·e rbreitet. Wir unterschätzt wird. Man kann die Haut als ein Drüsenorgan mit inn·e rer Sekre-
kennen die schon erwähnten Atom- oder Molekularstrahlen, denen d1e Wärme- tion auffassen, welches bei der Bildung von Abwehrstoffen gegen Infektions-
bewegung der Moleküle zugrunde liegt; denn die Empfindung von Wärme krankheiten eine große Rolle spielt. In der Haut hat die Sonnenstrahlung
und Kälte hat die Ursache in der Bewegungsgeschwindigkeit der Moleküle; ganz spezifische Wirkungen. Bekannt ist die Bildung des Vitamins D in der
schnell sich bewegende Moleküle er.s cheinen oos warm, langsame als kalt. Haut durch die Sonnenstrahlen. Damit tritt die Sonne in die Reihe der Heil-
So kann durch geeignete Maßnahmen aus dieser Wärmebewegung ein Strahl mittel gegen Rachitis, wobei allerdings nur die ultravioletteiil Strahlen eine
entstehen. Rolle spielen.
Derartige Korpuskularstrahlen brauchen sich aber nicht. immer aus so Die ultraviolette Strahlung beeinflußt auch den gesamten Stoffwechsel, den
großen Bestandteilen wie die Moleküle zusammenzusetzen. Wn kennen Strah- Eiweiß-, den Lipoid-, den Kohlehydrat- und den Mineralstoffwechsel. Die
len fliegender Elektronen, die wir Kathodenstrahlen nennen, und Kanalstrahlen, Atmung wird durch eine Erre·g ung des Atemzentrums tiefer und lang,samer,
die etwas anderet• Natur sind. Das Radium z. B. sendet drei verschiedene der Blutdruck wird gesenkt, die Erythrozyten-, Leukozyten- und Thrombo-
Strahlen aus, von den a und ß -Strahlen aus elektrisch geladenen Teilchen zytenzahl steigt. Wir können so noch eine Reihe von weiteren Einwirkungen
bestehen, die y -Strahlen da.gegen Welleirrnatur haben. der ultravioletten Strahlen anführen, was aber in diesem Rahmen zu weit
Wir haben also gese·h en, daß es zwei Arten von _Strahlen gibt: Teilchen- führen würde.
strahlen und Wellenstrahlen, die beide ganz verschiedene Eigenschaften besitzen. Die Strahlen des sichtbat·en Lichtes wirken in der Hauptsache über das
In den letzten Jahrzehnten wurden nun Versuche gemacht, namentlich mit Auge auf den Organismus. Es besteht eine hormonale Beziehung zwischen
der sogenannten lichtelektrischen oder photoelektrischen Zelle, die nur zu Auge und Hypophyse (Melanphorenhormon). Dem Blauviolettlicht schreibt
erklären waren, wenn man die Unterschiede zwischen den erwähnten Strahlen- man einen Einfluß zu, der die Adrenawirksamkeit herabsetzt und Insulin ak-
arten fallen ließ. Man kam zu einer Verschmelzung der Begriffe von W<ellen- tiviert, die Sexualhormone hemmt. Das rote Licht soll Wirkung auf das
und Teilchenstrahlen. Auch läßt sioh die festgestellte Unabhängigkeit der Ge- weibliche Sexualhormon haben. Dem blauen Licht gegenüber scheint es auf
schwindigkeit von der Intensität des Lichtes nicht mit seiner re:ilnen W·e llen- Adrenalin und Insulin entgegengesetzt zu wi1·ken. Man wendet auch bereits
natur vereinbaren. Andererseits decken sich manche Erscheinungen nicht mit das Rotlicht therapeutisch bei weiblichen Menstruationsstörungen an. So
der Auffas.s ung des Lichtes als Teilchenstrahlung. haben wir auch mit der Heliotherapie viele Möglichkeiten in der Heilkunde.
Planck fand, daß sich diese Erscheinungen nur erklären lassen, we1m man Das Anwendung.sgebiet der Strahlen in der Medizin. ist aber damit nicht
annimmt, daß die Lichtenergie in bestimmten Einzelquanten ausgesendet wird. erschöpft. Wir heilen heute mit Röntgenstrahlen, indem wir Gewebe zer-
Die Größe dieser Energiequanten ist von der Wellenlänge abh~ngig. Bezüglich stören. Bekanntlich ist jede Zelle. gegen Strahlen seh1· empfindlich, und je
der Energie ·eines Quan'ts kam er auf das sogenannte Wulmngsquantum, jünger sie ist, desto größer ist ihre Radiosensibilität. Diese Tatsache ist bei
welches er mit dem Buchstaben h bezeichnete. Das Licht besteht also aus der Bestrahlung von Krebsgeschwülsten von großer Bed.eutung. Da Krebs-
einzelnen Teilchen, den Lichtquanten, deren Energie von der Fr.e.quenz 3.b- geschwülste aus jüngeren, sc'h nellebigen Zellen bestehen, lassen sich diese mit
hängig ist. einer derart kleinen Dosis von Strahlen :llerstören, daß die gesunden Zellen
Dieselben Schwierigkeiten traten auch bei den als Korpuskularstrahlen be- in der Umgebung nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
zeichneten Kathodenstrahlen, die aus einzelnen Elektronen bestehen, auf. L. de Aber nicht nur bei Karzinomen hat sich die Röntgentherapie als erfolgreich
Broglie stellte fest, daß sie sich: manchmal wie Wellen verhalten können, erwiesen. Man heilt beute schon v~rstärkte Gebärmutterblutungen bei der
dem~ man konnte auch bei ihnen Interferenzerscheinungen nachweisen. Inter- Frau durch Bestrahlung der Eierstöcke; auch bei Myomen hat man durdh
ferenz ist aber nur bei Wellen möglich. Diese Elektronenwellen bezeichn6t Strahlenbehandlung gute Wirkungen erzielt. So könnte man noch Blutkrank-
man zum Unterschied von den elektromagnetischen Wellen al,s Materiewellen. heiten, Störungen der inner·en Sekretion, Bronchialasthma, chronische Arthritis
Wie erwähnt, besteht alle Matetie aus Atomen und diese aus Elektronen und Tuberkulose anführen.
und Kernen. Für die Elektronen und auch für die Kerne müssen wir eine Eine weitere Strahlenart, die in der Medizin Verwendung findet, sind die
Wellennatur annehmen. So kommen wir zu dem Schluß, daß Materie wie Kmzwellen. Prof. Esau in Jena beobachtete, daß Mücken, die zufällig
Strahlung Wellennatur besitzt. Versuche, bei denen sich Materie zerstrahlt zwischen Platten eines Kond.e nsators seines SeJnders kamen, starben. Schliep-
und Strahlen sich materialisieren, sind nicht die einzigen in dieser Richtung. hake baute auf dieser Erfahrung auf und führte die Kurzwellen in die Medizin
So sind Strahlung und Materie nu1· verschiedene Erscheinungsformen ein und ein. Einen großen Erfolg mirt dieser KurzweHentherapie hatte man bei allen
derselben Sache. Die Ene·rgie ist Bindeglied. entzündlichen Erkrankungen. Ungeldärt ist noch die Frage, ob bei der
Welche Anwendung finden nun die Strahlen in de·r Medizin? Ein alter Heilung die Kurzwellen einen spezifischen Einfluß haben oder ob es nur die
Satz heißt: "Ohne Licht kein Leben." Unser lehenspendendes Licht ist die Wirkung der Wärme ist, die man damit an jede beliebige Stelle auch im
Sonne. Allerdings ist die direkte Sonnenstrahlung für Mensch und Tier nicht lnnern des Körpers bringen kann. Auf jeden Fall entsteht durch die Kurz-
lebensnotwendig; ohne Sonnenstrahlung wäre aber überhaupt kein Leben .mög- wellen eine s.tärke1·e Durchblutung des bestrahlt~n Körperteiles, und dadurch
lich. Alle Organismen, die nicht den unmittelbaren Strahlen des Sonnenlichtes wird die Heilung schon sehr gefördert.
ausgesetzt sind, also im Dunke·l n leben, erhalten die Sonnenene·rgie in anderer Alle diese Strahlen sind nur ein Ausschnitt aus der Mannigfaltigkeit d·e r
Form. Wir kennen die Grubenpferde, die unter Tage geboren werden und Strahlungserscheinungen. Wir brauchen nur an das Leuchten der Glüh-

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werden, daß sioh dieser Reiz nicht nur innerhalb lebender Gewebe, sonde.rn
würmchen zu denkeiL Diese Bioluminessenz kennt man bei vielen Tieren und
Pflanzen· sie ist aber nicht die einzige Organismenstrahlung, die wir kennen. auch außerhalb im Raum ausbreitet. Man wies dies an den Zwiebelwur:~~eLn
naoh. ·
Weitaus 'interessanter für uns ist die von dem russischen Histologen Gurwitsch
entdeckte mitogenetische Strahlung. In diesem Fundamentalversuch von Gurwitsch werden zwei Zwiebeln so an-
Wir haben gesehen, daß jedes Lebewesen aus Zellen besteht. Wie jeder geordnet, daß je eine ihrer Wurzeln senkrecht zueinander mittels Glaskapil-
Organismus lebt auch jede einzelne Zelle. Sie reagiert auf verschiedene äußere laren festgelegt sind. Die eine Wur:~~el soll die mitogenetischen Strahlen aus-
Reize, so z. B. auf chemische, thermische, mechanische und manche andere. senden, und an der auder.en sollen sie zur Wirkung kommen. Bei einer un-
Sie vermehrt sich durch T·eilung. Früh:~~eitig haben nun mikroskopische Unte•ll- beeinflußten Wurzel war eine Zellenverteilung radiärsymetrisch zur Wurzel-
suchungen in den Zellen Körnchen erkennen lassen, die beim Durchtränken achse festgestellt worden; .nun aber, bei diesem Versuch, :~~eigte sich am Ende
der Zelle mit Farbstoffen sich leicht färben ließen. Man nannte sie "Chroma- in jeder Zwiebel an der der anderen zugewandten Seite eine Oberzahl von
tine". Bei einem der elementarsten Lebensvorgänge, der Zellteilung, konnte Zellen.
man beobachten, daß im Kern eine Ordnung der Chromatinkörperehen zu Man fand allmählich viele biologische Strahlenquellen, z. B. Seeigel- und
einzelnen Gruppen stattfindet, zu Stäbchen, Fädchen oder Schleifen. Diese Amphibieneier, Protisten, flüssige Extrakte und Körpersäfte, Organstücke
Kernschleifen erhielten die Be:~~eichnung "Chromosomen". Sind sie mit ihrem und GewebsbJJeie, ja sogar chemische Stoffel Unter anderem wurde auch die
Exerzieren fertig, dann platzt der Kern und die geordneten Körnchen liegen Fähigkeit des Blutes zur Aussendung mitogenetischer Strahlen nachgewiesen.
frei im Zelleib, wo sie sich zu einem Kranz zusa=enfinden. In der Nähe Ehrenfried Pieiffers vorerwähnter Versuch gehört hierher. Es wurde bei den
des Kerns tritt gleichzeitig ein winziges Küg·elchen auf, das sich abbald in genauen Untersuchungen des Blutes festgestellt, daß die Strahlung mit dem
zwei teilt. Sie wandern in entgegengesetzt.e r Richtung auseinander, während Alter nachläßt. Auch infolge Gewichtsverlustes durch Hunger kann sie aus-
zwischen ihnen die Chromosomen liegen. Dann teilen sich auch diese, in zwei bleiben. Die Beziehungen zwischen Krankheit und Blut5trahlung fehlen nur
Hälften jede Schleife etc., und wandern jeweils zu einem der beiden Kügelchen bei Blutkrankheiten, Vergiftungen und Sepsis, ebenso bei Krebs. Zur Diagnose
hin. Schließlich schnürt sich die Mitte der Zelle ab, bis jede Verhindung ?.b- des Krebses ist die Blutstra'h lung allerdings noch nicht herangezogen worden.
reißt und nun zwei Zellen weitedeben, jede mit den gleichen Chromosomeilt- Trotzdem die Blutstrahlung bei Krebserkrankungen fehlt, ist die Geschwulst
zahlen und -arten, wie die Mutterzelle, von der nicht einmal mehr eine selbst eine sehr starkie Strahlenquelle, da ihre Zellen sich sehr rasch vermehren.
"Leiche" übriggeblieben ist. Die.ser Vorgang spielt, ob wir ihn im Pflanzen- Nach den angeführten Versuchen dürfen wir wohl die Annahme zuversicht-
oder Tierreich oder beim Menschen beobaclüen, eine große Rolle in der Ver- licher aussprechen, daß die mitogenetischen Strahlen, die uus bisher noch ein
erbung, deren Bedeutung wir schon im Zusa=enhang mit dem über die völliges Geheimnis waren, die Zellteilungen beeinflussen oder veranlassen und
Entelechie Gesagten erkennen mußten. im organischen Leben weitertreibend wirken. Bei den Untersuchungen ge-
Man sagt oft : "Die Zellen zergehen ja alle, sie sterben", aber dieses Ster- winnt man auch die Ober:~~eugung, daß sich jene Vorgänge im Atom auch im
ben oder Absterben geht gar nicht so leicht V·o nstatten. Der Auslandsdeutsche Kosmos wiederholen. Das Atom hat im gewissen Sinne seinen eigenen Meta-
Paul Busse-Grawitz hat in verschiedenen Versuchen mit fast strukturlosen bolismus, ja, wir könnten beinahe sagen, es atmet sogar. Es ist ein Mikrokos•-
holzartigen Teilen von 5000 Jahre alten Mumien mit starker Erhitzung be- mos der Zelle gegenüber, es ernährt sie und "irradüert" sie (d. h . bestrahlt
reits nach wenigen Stunden wieder lebendige Zellen erhalten, und selbst Zell- sie). Die Zelle i5t wiederum ein Mikrokosmos gegenüber dem ganzen Organis-
teile eines in grauer Vorzeit ausgestorbenen Riesengürteltieres erwiesen sich mus, und dieser wieder ein Mikrokosmos gegenüber dem W·eltall. Alles, vom
immer noch nicht endgültig ohne Leben. Atom bis zum All, irradiiert, wie wir bei unserer Umschau durch die Welt
Durch die Forschung der Plasmogeniker wissen wir, daß die Zellgewebe der Strahlen feststellen konnten; alles sendet Strahlen oder Wellen aus. Diese
in jedem Organ charakt·e ristische Zellformen annehmen. Lakhovsky, der Wellen beschränken sich allerdings jeweils auf ein kleines Gebiet und sind
schon erwähnte französische Forscher, beweist nun in seinen Studien, daß gleich jeder bekannten Welle, die sich ihren W·eg selber bahnen muß. Auch
je nach Art und Form der Zelle diese wellenartige Emanationen aussendet. das menschliche Wesen ist ein· Sender von unsichtbaren, wenigstens für unser
Und inzwischen entdeckte nun, wie wir oben schon andeuteten, Gurwitsch Auge unsichtbaren, Wellen.
die sogenannten mitogenetischen oder W achstumsstrahlen. Heute widmen sich eine große Zahl von biologischen Ärzten der Mitogenesis,
Diese Strahlen sind imstande, in naheliegenden Lebewesen Zellteilungen denn diese Strahlen sind ein hauptsächlicher Träger der inneren Heilkraft
zu bewirken. Die Ärzte Wassiljew und Dr. Frank hatten den Riechnerv eines , unseres Organismus, und da wir sie beeinflusseu können, sind sie auch he-
Fisches herauspräpariert und in die Nähe einer Hefekultur gebracht. Nun sonders wertvoll für unsere osmologische Heilkunde.
entdeckte man, daß sogar dieser präparierte Nerv Strahlungen aussandte, und Bevor wir aber die Verbindungslinien von dem bisher Gesagten zu unseren
binnen 20 Minuten die V·e rmehrung der Zellen um ein Doppeltes erreichte. eigenen, neuen Gedanken über die osmetischen Strahlen ziehen, wollen wir
Kontrollversuche bestätigten, daß kein anderer Sender in der Nähe war aLs die genannte Ausstrahlung des menschlichen Körpers noch etwas näher unter-
eben dieser Fischnerv als Ursprung dieser geheimnisvollen Strahle:n. Spätere suchen. Es handelt sich um eine Ausstrahlung, die wie eine Atmosphäre den
Forschungen der genannten Gelehrten haben diese Nervenstrahlen endgültig ganzen Menschen umhüllt und den Körper in allen Richtungen und auf ver-
bewiesen, und daß solche durch geringen Reiz außergewöhnliche Veränderun- schiedenen Wegen durchdringt.
gen in unserem flüssigen Nervensystem, d. h . in unser.e n Drüsen, hervorrufen. In der allgemeinen medizinischen Wissenschaft nennt man die "Aura"
• Wenn nun die Nerven an sich ungeheuer empfindlich sind, so ist diese einen erregenden Vorgang (Neurose), der, wie ein Dampf, durch den ganzen
Empfindlichkeit bei den inner.e n Drüsen n och viel größer, und man gebraucht Körper bis zum Kopf steigt und meistens wie ein Hauch empfunden wird.
nur ganz kleine Kolloidalmengen, um große und unvermutete Wirkungen zu Bei den Krankheitserscheinungen der Epileptiker und Hysteriker wird, unserer
erzeugen, . Ansicht nach, die Ausstrahlung sogar zurückgezogen in den Körper, um den
Ob nun diese mitogenetischen Strahlungen die Ursache der Zellteilung sind beginnenden Anfall zu dämpfen; eine Erscheinung, die wir mit ein.er häufig
oder i nwieweit sie mit ihr zusammenhängen, ist noch nicht restlos geklärt. in Mexiko gemachten, magnetischen Beobachtung anschaulich machen wollen:
Oft sind zunächst nur äußere Reize als Ursachen der Teilung zu beobachten Ein Hufeisenmagnet, an dem ein normales Eisenstück (Nagel oder ähnliches)
gewesen, so Gewebeverletzungen, bei denen sioh die Zellen der Umgebung hängt, läßt dieses kurz vor Beginn eines Erdbebens plötzlich fallen. Wenn
teilen, um die Wunde wieder zu schließen. Durch V.e rsuche an der verletzten man diese Erscheinung mit einem kleinen Läutewerk mechanisch verbindet,
H ornhaut eines Frosches konnte aber ge:~~eigt werden, daß dieser Reiz, der so hat man einen akustischen Erdbehenwarner. Eine Erklärung für diese
die Zellen zur Teilung veranlaßt, Strahlung ist. Ferner konnte festgestellt

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Erscheinung ist, ebenso wie für das Stehenbleiben selbst widerstandsfähiger Empfangsapparat der Sonnenplexus ist. Für Geruchsstrahlen - wir wollen
Uhren bei Erdbeben, un&el·es Wiss·ens bis'h er noch 'nicht gegeben worden. .sie ab jetzt osmetische Strahlen nennen -, ist abet· die Nase der Spezial-
Wir wissen, daß die Nervengewebe der Haut Strahlungen aussenden, einmal empfangsapparat. Genau wie die weißen Stra'hlen der Sonne vermittelst der
als Empfänger oder Sender, das andere Mal als Erzeuger der Vitamine D und in ihnen enthaltenen and.e ren Strahlen, z. B. der ultravioletten, in die in-
E. Wenn wir die Wirkung dieser Vitamine studieren, dann liegt die Ver- nersten Teile des Organismus eintreten, um dort ihre schöpferische Arbeit
mutung nahe· und soll hier ausgesprochen sein, daß auch der Kuß, di-e Um- zu tun und die Heilkraft des Körpers anzutreiben - genau so dringen auch
armung und ähnliches nichts anderes sind als elektro-strömende Erscheinungen. die osmetischen Stra'hlen durch die Nase in den ganzen Körper. Diese Strahlen
Wir empfehlen in diesem Zusammenhang die Tabellen von Bachen, die über können entweder weitergetragen werden oder selbst Träger von Stoffkor-
die Aufsaugn:n~fähigkeit der Haut und ihre Refle:x;e eingehend unterrichten; puskeln sein; deshalb können wir sagen, daß diese Geruchsstrahlen nicht nur
an ihr·e r Hand ist es auch leicht zu ver.stehen, wie der uns hier besond·et·s ein elektro-magnetisches, sondern auch ein chemisches Phänomen darstellen.
interessierende Geruchssinn dabei eine große Rolle spielt. Wenn die osmetischen StraMen außer ihrer elektromagnetischen Erschei-
Und nun wollen wir noch einen letzten wissenschaftlichen Grundbegriff nungsform eine chemische Wirkung ausüben, dann erweist es sich, daß die
klären und erklären, der mit zu den Grundlagen unserer osmologischen Heil- von Langley beschriebenen Refle:x;e von sicher.e r Wirkung sind, und wir können
kunde gehört, wenn auch aus seinem ähnlich lautenden Namen keine falschen ahnen, wie die ausstrahlenden Teilchen unserer Heilesseuzen wirl"en können.
Schlüsse gezogen werden dürfen: die Osmose (vom Griechischen diosmos: Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Dbertragung der ne-rvösen Re~ze eine.r
durchdringen). Folgender Versuch erklärt den Vorgang der Osmose, der in Neurose sich auf dem W·ege einer chemischen Wirkung vollzileht. Es ist er-
jeder Zelle erfolgt, am besten: Wir trennen ein Glasgefäß in der Mitte mit wiesen, daß es sich hier um eine Substanz wahrscheinlich hormonaler Art
einer wasse·rdurchlässigen Tonwand völlig ab. Durch Bestreichen mit Eisen- handelt.
zyankupferniederschlag können wir sie halb-permeable, halb so durchlässig, Brücke beweist, daß die·se chemischen Reize lokalisiet·t und vor allem in
machen. Gießen wir nun auf die eine Seite eine 50joige Salzlösung, auf die den vegetativ·en Reflexzentr.e n wirksamer sind. Man hat in diesem Sinne
andere dagegen eine 100joige Lösung, so läßt sich beobachten, daß die beiden Versuche mit verschie-denen Nerv.enzentr.e n angestellt, besonders mit dem
verschiedenen Lösungen das Bestreben haben, sich auszugleichen, so daß auf nervus accelerans, der vom Sympathikus ausgeht und die Herztätigkeit ver-
beiden Seiten eine 7,5ojoige Lösung entJsteht. Nun muß dazu eine Seite mehrt. Die Nachricht hiervon ließ uns große Hoffnungen fassen für die
Wasser abgeben, um den Unte'r schied zu decken. Heilung von Herzkrankheiten.
Mit diesem Vorgang der Osmose erldären wir auch das Wachstum der
Pflanzenzellen, welche das Wasser einsaugen, weil in ihnen eine stärkere Wir haben nun, herleitend von den einfachsten und bekanntesten Strahlen,
Salzlösung besteht, als wie in dem Wasser, das aus dem Erdbod-en kommt.· immer weitere Kreise bis zu der Hypothese der osmetischen Strahlen gezogen,
Diese Osmose kann auch durch elektrischen HochfrequPJnzstrom erzielt wer- weil wir die ungeheure Bedeutung der Strahlen in der Therapie nicht klar
den. Dieser Strom wurde von T·e pplar, d' Arsonval, Nernot u. a. entdeckt. genug herausstellen können. Aber ebenso, wie die Existenz der mitogenetischen
Von ihnen lernten wir auch die Anwendung dieser Ströme, für die dem Strahlen physikalisch no·ch nicht genügend bewiesen ist, so steht auch der
Laien meistens das Verständnis fe'hlt, da er sie ·mit den hohen Spannunge.n Beweis für die osmetischen Strahlen noch aus. Wie aber für die mitog·ene-
der Ströme v·e rwechselt, die uns das Licht geben. In der Diathermie braucht tischen Strahlen der physikalische Beweis nicht allzuviel bedeuten würde -
man dagegen die Ströme, die eine große Ampere- und kleine Voltzahl haben. denn ·e r würde ja doch nicht beweisen, daß sie wirklich mitog·eneseerzeugend,
Sie haben eine Frequenz von vielen Millionen Wellenbewegungen und sind d. h. wachstumanregend sind - , soudern die biologischen Nachweismethoden
auch besonders wertvoll für die Verabreichung von Heilmitteln in der osmo- die Hauptsache sind, so mag auch unseile Hypothese de1· osmetischen Strahlen
logischeu Therapie. falsch sein, aber die enormen Wirkungen d.er osmologischen Therapie bleiben
Um die Isotmnie-Spannung der menschlichen Zelle zu mildern, wPJrden sie bestehen, und darum, d. h. den pt·aktischen Heilwert und -nutzen, g·e ht es
mit elektrischen Strömen gereizt. Um diese Reizung zu erzielen, muß der letztlich.
Strom von Pol zu Pol durch die Zellularmembranen gehen, um die Ionen Vielleicht geht es mir wie meinem väterlichen Freund, Dr. Karl Ochsen,
mitzureißen. Diese Strömungen, die zug1eich einen Wechsel der Zellen be- der als weltbekannter Vulkanologe ,und Bergingenieur _eine Theorie zur Be-
deuten, können nun Träger der allerfeinsten Heilmittel, wie unsere äthe- stimmung der Kali-Lager aufstellte und genau angab, wo die Lager zu finden
rischen öle sie darstellen, in unserem Körper werden. Gerade also die hohen seien. Die Geologen stellten zwar später fest, daß seine The.o rie falsch war,
Fr·e quenzströme sind es, die wir dazu brauchen, um Riechstoffe in den Kör- aber die Lager wurden an der angegebenen Stelle jeweils genau gefunden.
per zu bringen. Daß dies•e Ströme überdies dii'J Naturheilkraft des Organis- Dies soll der einzige Fall gewesen sein, daß eine falsche Hypothese ein rich-
mus anfeuern, bewiesen die Versuche von Nagelschmidt, Mann und Kahane. tiges Ergebnis gezeitigt hat!
Wir ·empfehl-en den Ärzten, die sich mit der oomologischen Therapie be-
fassen wollen, folgenden Apparat, den wir aus einem Nürnberger Inhalatorium
bekamen und mit Erfolg benutzten:
Wir fühl"en in die Nase die zwei Röhren der Inhalationselektrode ein, mit Der Atem als Duftträger
der wir .einen Strom direkt in den Körper geben. Gleichzeitig wird mit einem
Zerstäuber ·der erforderliche Heilriechstoff in die Nase eingeblas·en, so daß er
gemeinsam mit dem Strom durch die Nase über die Lungen in den Blutkr-eis- Mehr als 7 Billionen Zellen bauen des Menschen Leib; und diese'!: mensch-
lauf :IDommt. liche Körper ist sich in keiner Sekun.de gleich. Es ist gewaltig, daß die
Das Zytoplasma, das Protoplasma ohne Kern, zeigt in der Zelle, die trotz Natur in allen Bereichen einer ununterbrochenen Transformation unterworfen
verschiedener Formen eine einheitliche Struktur hat, zwischen Eisen und ist. Die Zellen werden und vergehen, sie ziehen sich zusammen und dehnen
anderen StoUen ·e1ektrolytische Substanzen. Wir können sogar sagen, daß sich aus. Dieses Ausdehnen zwingt zur Annahme einer Zwischensubstanz, die
jede Zelle 1ein elektrisches Feld mit .e inem positiven und negativen Pol ist. wir, wie in ander.e m Zusammenhang schon angedeutet, mit dem alldurch-
Da sich nun die Zellen in Geweben sammeln und unser Körper aus Milli- dringenden Äther identifizieren können. Was der Äther an sich ist, ob
onen und Abermillionen von Zellen bestehlt, so dürfen wir für ihn als Ge- z. B. der Plasmagenist He:rrera recht hat mit seiner Behauptung, der Äther
samtheit etwas Ähnliches annehmen und können ihn vielleicht am besten mit habe als Ursubstanz Kieselsäure, können wir hier nicht untersuchen; es wird
einem Radioapparat vergieichen, bei dem der Sender die Epiphyse, der wohl auch noch lange ein Rätsel bleiben. Für uns genügt es zu wissen, daß

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11wischen den Zellen eine Substanz existiert, ein Urweltstoff, den wir Xthe.r Medikamente, vielmehr natürlich no.ch die allopathischen, in unserem Ver-
nennen. dauungsapparat physiologisch und chemisch verändert werden können. Wir·
Fest steht ferner die Bewegung der Zellen und deren Stoffwechsel in sich; müssen also, so lautet die einfache Folgerung aus dem bisher Gesagten,
diese Zellenaktivität kann durch nichts, weder durch Willen noch durch andere Arzeneien suchen, die so fein herstellbar sind, daß wir sie einatmen
Schlaf in ihrem ewigen Wechsel gestört werden. Dabei erscheint es geradezu können.
als eine Profanierung, wenn im Krankheitsfall an dieses Lebenskunstwerk mit Wie entsteht denn nun die Wirkung einer eingeatmeten Arzenei auf unseren
grobmateriellen Mitteln herangegangen wird, wie sie die Allopathie gebraucht. Körper, auf die einzelnen Zellen insbesondere?
Der Arzt, der sich als Priester betrachten soll und den Körper als etwas Die Zelle ist getränkt mit einer zähen Flüssigkeit oder fettigen Masse, die
Heiliges, suche daher nach anderen Wegen! Und wirklich b1etet sich ihm unter den Namen Lipoide, Lipide oder Lipime bekannt ist. Wir unter-
ein solcher bei einer gerrauen Beobachtung des gigantischen Vorgangs des ~cheiden verschiedene Lipoide, so das Kolestrin, das Lezithin, das Zerebrosin,
Stoffwechsels aller Zellen, nämlich auf Grund der speziellen Beobachtung Je. na~hdem, an ~elcher Stelle sie wirken. Die Lipoide gestatten mm das
eines der wichtigsten aller Le'bensfunktionen, des Atems. Eindr~gen. verschiedener S_ubstanwn un~ Ferment-e. Diese Erscheinung nen-
Die Aufgeschlossenheit des Körpers für den Einfluß des Atems muß der n?n wu L1polyse, dahe1· wu auch von bpolytischen Stoffen sprechen. Unter
Arzt benutzen, um die Heilkraft des Organismus mit osmologischen Mitteln diesen stehen nun an bedeutender Stelle die für uns entscheidenden ätheri-
zu stärken. Der Schlummer ist hierbei sein nicht unwichtiger Helfer. (Ober schen öle, die mit ihr,e m eingeatmeten Duft bis zur Zelle gelangen, in der sie
die Bedeutung des Schlafes für die Heilwirkung verweisen wir auch auf wirken und durch die sie wirken.
Dr. Brauchle, Neue Lebensformen.) Wenn wir hier in diesem Teil schon So zum Beispiel erklären wir uns die Wirksaml<eit der aus Fichtennadeln,
einige Gedankengänge vorwegnehmen, die ausführlicher erst im dritten, ~eidekraut oder Anis gewonnenen öle, die i n den Verästelungen der Bronchien
medizinisch-praktischen Teil unseres Buches erläutert werden, so ist das biS zu den Lungenalveolen vordringen und eine lösende, kräftigende und ent-
notwendig, um das Verständnis des Lesers für die materiellen Grundlagen keimende Wirkung ausühen. Der Vorgang der Lipolyse erklärt auch die
unserer Therapie und ihre Auswahl nach den hier zu skizzierenden geisti- großen Erfolge, die wir gerade bei der HeilUing allergischer Krankheiten e.r-
gen Grundlagen verständlich zu machen. zielen konnten.
Spr-echen wir also den Atmungspro21eß als die wichtigste Lebensfunktion . Tra~n·ig~ ~rfahrungen des ersten Weltkrieges haben uns auch gezeigt, wie
an, so bezie"hen wir uns eigentlich damit nur auf den Gedanken, der in der die mit giftigen Stoffen erfüllte Luft der Träger des Gastodes werden kann·
Heiligen Schrift ebenso die Urkraft alles Lebens deutet: "Und er blies ihm wer damals draußen war, weiß etwas von Bomben und Nebeln mit den:
den lebendigen Odem in seine Nase." Wir atmen ja nicht nur mit der Lunge, typischen Knoblauch-, Veilchen- und Fliederge:ruch. Auch dort wurde damals
sondern mit dem ganzen Körper. Die Haut, die ihn umschließt, ist nicht von pflanzlichen Stoffen ausgegangen , die vergast oder vernebelt wurden,
nur seine schützende, ihn von der Umwelt trennende Hülle, sie ist auch sein um tödlich zu wirken.
Organ des lebendigen Atemaustausches mit eben dieser Umwelt. Eigentlich Nun ist aber alles bipolarisoh. Wie der eine Pol uns eine tötende Wirkung
ist sogar jede Zelle, die unseren Leib mitbaut, ein Atmungsorgan für sich. zeigt und lehrt, so zeigt uns der andere, und wir sollten uns auch da be-
Denn der Atem bedeutet für die Zelle als Lebenselement genau das gleiche lehren lassen, daß es auch lebensfördernde Gase geben kann. Das können wir
wie für unseren Gesamtorganismus. von unserer hoch"erdienten, chemischen Wissenschaft fordern, nachdem sie
Nach dem kosmischen Gesetz : "sicut superius, sicut inferius" (wie oben, die tötenden Gase gefunden hat!
so auch unten; wie im Großen, so auch im Kleinen) kann man den Atmungs- Haben wir bisher zu zeigen versucht, daß das Atmen den unmittelbarsten
prozeß ·der Zellen mit dem der Lungen gut v-e rgleichen. Beim Atmen der .Weg z~r Beeinflussung des Blutes darstellt, so wollen wir im Folgenden
Zellen vollzieht sich der Austausch von Blut zu den Zellen und umgekehrt nachweiSen, daß auch dem Stoff selbst, der eingeatmet wird, im gasförmigen
genauso wie im Kapillarsystem, dem Netz der weitverzweigten, feinsten Erd- Zustand, also in dieser seiner feinstve-rteilten Form, die beste, weil intensivste
gefäße. J-eder innere Atem, so sagte einmal Schmidt, kann nur vermitteln, Wirkungsmöglichkeit gegeben ist. ·
was ihm übergeben wird, und während die Blutflüssigkeit den Saft der Die !Jomöopath~e hat ja ohnehin schon bewiesen, daß die größte Kraft in
Speisen trägt, führen die roten Blutkörperchen bei ihrer Wanderung durch den fernsten Exponenten, den Korpuekeln, wirksam wird. Aber welches sind
den Körper den Sauerstoff und beim Abwandern den wärmeausgeschiedenen nun die Kräfte, die dort wirksam werden und woher stammen sie? Jetzt
Kohlenstoff 1mit. ist der Augenblick gekommen, um uns wieder an die osmetisc"hen Strahlen
Im Atem liegt zugleich die Tendenz zur Abwehr wie. zur Anziehung von und unsere Verm utungen darüber zu erinnern:
Kräften und Stoffen. Atmen im gröberen Sinne ausgedrückt heißt: "Austausch Jed~s Atom, auch da~ der Pflanze, läßt sich als ein Dreiklang von Materi~,
der Luft von Lunge zu Blut, und Ausscheidung der Abfallstoffe von Blut Energ1e und Bewußtsem auffassen. Das ganw Leben ist eiaentlich nur em
zu Lunge." Größe des Atems, Tiefe des Atems und Rhythmus des Atems be- ständiger Kampf innerhalb dieser drei Wesenheiten. Im Geruch nun hat
einflussen die Leibesle'bendigkeit, deren Tiefe und Rhythmus. Wohl und dieser Dreiklang seinen stärksten Exponenten in der Pflanzenwelt. Er wirkt
.W ehe des Lebens ist Wirkung des Atems: Atem ist Leben! durch od~r mit den osmetischen Strahlen nicht nur auf den Körper in allen
Nun haben wir eine neue·re Wissenschaft, die Biozönose, die Umweltfor- seinen Gliedern, Organen und Zellen, sonder n darüber hinaus auf den Teil
schung, die die Grundlage einer Biosophie, der Wissenschaft des Lebens über- unseres Wesens, das wir schon einmal als Aura bewic"hneten.
haupt werden muß. Wir müssen erforschen, in welchen Substan.zen wir Um die Aura, zunächst negativ, zu beschr-e iben, wollen wir einmal nur
leben und atmen müssen, um die günstigsten Lebensbedingungen schaffen zu theoretisch, aus dem menschlichen Körper das Knochengerüst herausd~nken .
können. In praktischer Hinsicht tun wir dies ja bereits schon täglich, wenn und dieses selbständig als "Knochen-Ich" beiseitestellen. Ebenso sei danach
wir unsere Zimmer lüften, in den Arbeitsstätten den Staub bekämpfen usw. unser "Blut-Ich" ausg-e sondert und separiert. Nehmen wir nun das "Drü,sen-
Mit diesen Maßnahmen können wir zwar eine verhältnismäßig reine Luft Ich" heraus , so können wir dort nicht nur die Absonderung der verschiedenen
herstellen, aber reine Luft alleine ist noch kein Allheilmittel oder Vorbeu- Sek.retc beobachten, ~ondern . auch das eigenartige _Wirken einer wechselseiti~
gungsmitteL Wir müssen weiterge"hen und Heilluft schaffen! beemflußten Emanatwn. Bei der Beobachtung dieses wunderbaren Arbeits-
Es gilt also, die Luft zum Träger für unsere Heilmittel zu machen und es prozesses tun wir einen Blick in das Zentrum unserer eigenen Abwehr- und
wäre ideal, wenn man mit dem Atem zugleich die homöopathischen Kügelchen Heilkräfte des Körpers. Diese Emanation im Bereich unseres Drüsensystems
einnehmen könnte. Aber das erlaubt nun leider unseve Konstitution nicht. beeinflußt auf bed-e utsame W-eise Blut und Nerven und wird damit zum mit -
Man wird dabei auch nie den Gedanken l os, daß selbst die homöopathischen bestimmenden Faktor unseres seelischen Ichs. Denken wir uns nun auch noch

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aus unser.e m Körper das Nerven-Ich herausgelöst, so würden wir bei diesem Der gasförmige Zustand bietet ahso offensichtlich die feinste Verteilung
selbständigen "Nerv.e n-Ich" überrascht feststellen, daß dieser Nerv·e n-Mensch der Materie urnd da•mit ihre größte Strahlenwirkung. Wir stellen nunmehr
.strahlt. Das ist nun keine Theorie, sondern Wirklichkeit. Diese Strahlung, also die Regel für den osrnologischen A:rzt auf: "Vor allem atme und rieche
die den Körper umgibt, ist die Aura, von der schon die indischen Philosophen dich gesund I"
gesprochen "haben, ·eine Aura, die auf wu•nderbar·e Weise Leuchtkraft und So schön nun gewiß ein Sich-gesund-atmen ist, noch besser ist eine Vor-
Farben zu wechseln v·e rmag. Sie beeinflußt nicht nur den Mentalzustand des beugung gegen alle Krankheiten, denen wir täglich ausges·e tzt sind. Wir
Körpers, sondern auch die Aktivität des gesamt·en Organismus. Nun kann die sprachen vorhin schon ·e inmal davon, daß wir Heilluft schaffen müssen.
Aura aber nicht nur psychologisch beeinflu.ß t werden, sondern - und das ist Im Falle des Verdachtes auf Epidemien werden Schiff.e, ehe sie landen
der Ansatzpunkt für unsere neue ·osmologische Heilkunde -, durch Riechstoffe. dürfen, oft ausgeräuchert. Wir sollten auf ähnliche Weise versuchen, Sc:hu-
Das beschriebene Abstrahieren der verschiedenen Körper-Ichs war fr.eiliclb. len, Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude mit Heilluft zu versorgen.
nur Theorie, nicht aber die Ausstrahl=g, das Fluidum, die Aura, die tat- Mit einer solchen Heilluft hätten wir das beste Vorbeugungsmittel gegen
sächlich nachweisbar ist. Ein englischer Arzt will bereits eine Brille erfunden Epidemien, ein Mittel, das in seiner Naturgemäßheit alle anderen übertreffen
haben, mit der die Aura des menschlichen Körpers zu sehen sein soll. Ein würde. Der englische Generalstab, der einstens seine Truppen gegen Grippe
deutscher Kollege hat jedenfalls die Emanation der Pflanzen schon sichtbar alle gurgeln ließ, hätte es hiermit einfacher habeil könn·en.
machen könn.en. Beide haben dabei die wichtige Feststellung gemacht, daß Bei den geschilderten Ver.s uchen wurde auch noch gleichzeitig festgestellt,
.sich die Krankheiten im Emanationsbild dur.ch Modifikationen bemerkbat· daß die gestaltende Formkraft (oder ätherische Bild=gskraft, von der wir
machen. Welche Möglichkeiten tun sich hier dem ärztlichen Forschergeist vorher •e inmal sprachen) mit dem übermittelnden Pflanzensaft verschieden
auf! Es gilt, dem Wirken der feinstoffliehen Kräfte eine äquivalente Macht lang v-erbunden ist. Die Formkraft eines Seerosenblattes v-e rschwand nach
entgegenzusetzen, um so auf ganz neue Art und Weise die Disharrnonien 14 Tagen aus seinem Saft, währ-e nd der Saft einer blühenden Agave aus
wieder auszugleichen, also eine Gesundung herbeizuführ-en. Mexiko, einer heiligen Pflanze nebenbei, über eineinhalb Jahre seine Kraft
Werfen wir jetzt noch ·e inmal einen Blick von dem zu behandelnden Kör- behielt.
per auf das Heil•m ittel, die Pflanze. Der Geruch der Blume ist schon immer Das Studium der Heilpflanzen ist in dieser Hinsicht ungeheuer inter·essant.
als das Leben oder die Seele der Pflanzen dargestellt worden, und Paul an Nicht genug kann ich Dr. Ferrandiz für die Errichtung einer schola popularis
der Sorbonne hat die Gerüche verschiedener Blumen photographisch festhalten botanicae drüben danken, in welchem wunderbar gelegenen Gebäude ich von
können. Daß -es sich bei Düften um die kleinsten deillkbaren Gasteilchen han- dem neugeschaffenen Lehrstuhl für Osmologie lehren durfte.
delt, sagten wir schon; wenn nun die aus Zellen zusammengesetzten Pflanzen Die Duftstoffe, die ätherischen Substanzen der Pflanzen kann man durch
an sich Strahlen aufweisen, so muß auch das kleinste Teilchen dieser Zelle, sehr sorgfältigen Anbau erzeugen, wobei aber die Umwelt sehr berücksichtigt
z. B. im Geruch, bei ihrem Ausströmen mit Strahlung weiterwirken können. werden muß. Wir wissen ja, daß die Wirkung der Sonne zu verschiedenen
Tageszeiten verschieden ist, daß der Mond in seinen v·erschiedenen Phasen
Ein amerikanischer Arzt hat die Einflüsse dieser Strahlung der Pflanzen, verschieden auf die Pflanzen wirkt, daß der Erdmagnetismus an den einwlneu
wir nennen s.i e ja osmetische Stra'hlung, auf Menschen untersucht, wobei er Stellen verschieden ist; das alles muß beim Säen, Züchten, Sammeln der
mit geruchsreic'h eren Pflanzen größere Wirkungen erzielt hat, als mit ge- Pflanzen berücksichtigt werden. Der Osmologe muß also, wenn er mit Pflan-
ruchsärmer.en. Sobald er die Pflanzen den Patienten auf die Wange legte, zen erfolgreich umgehen will, diese von Grund auf studieren, um später bei
beobachtete er unter Auswirkung der Pflanzenstrahlung eine Erweiterung der der Herstellung von Heilriechstoffen Erfolg zu haben.
Iris. Dieselbe Wirkung können wir auch bei gleichen Versuchen mit reinen Iu Spanien gibt es Verkaufsstellen für Arzneipflanzen, aber es war be-
Riechstoffen beobachten. klagenswert zu beobachten, was sich da gleich fü·r ein Schund sarnrnelt.e.
Allgernein zusammenfassend müssen wir 'h ier noch einmal feststellen: Von Dieser Ubelstand und die beschränkte Wirkungsdauer dieses Materials schaden
jeder Substanz, besonders aber von solchen, die aus Lebensprozessen ge.- natürlich dem Zweck. Es genügt nicht nur, ein Botaniker zu sein, sondern
wo-nnen werden, gehen Strahlungen aus, die in anderen Substanzen oder man muß wie zu Me-nsch und Tier ein auf tiefstem Einfü'hlungsvermögen
Lebensvorgängen Wirkungen hervorrufen! Ober die Wirkung nun ergaben basierendes Verhältnis zur Pflanzenwelt haben, wenn man ihr die geheimnis-
Untersuchungen das folgende Gesetz: Das Produkt aus Substanzwirkung vollen Kräfte entlocken will. Ich riet meinen Schülern immer, sie sollten
(Materie) und Strahlenwirkoog (Ätherische Bildungskraft) ist konstant; j•e die Steine wie Pflanzen betrachten, die Pflanzen wie Tie1·e behandeln, die
dichter die Materie, desto kleiner ist ihr·e Stra.h lungswirkung und umgekehrt. Tiere wie Menschen ans-ehen, die Menschen wie Engel lieben.
Um die Wirkung de·r Riechstoffdosierungen festzustellen, war es nun durch Wir können so viel aus der Natut· lernen, die nicht so selbstsüchtig ist
Versuche zu beweisen, .daß das über die Homöopathie Gesagte auch in unserer wie die Menschen. Die Natur sieht nicht in allem Nützlichkeit und materielle
Heilkunde entsprechend dem obigen Gesetz seine Gültigkeit hat. Nachdem schöpferisc'he Kraft, sondern sie steht geistig im Zenit al1er Bedeutung. Gönnt
ein gesunder Körper durch große Dosierung (also vornehmlich Substanz- uns nicht der Apfelsinenbaum, bevor er uns die köstlichen Früchte schenkt,
wirkung) in e·i nen Krankheitszustand gesetzt war, konnte er durch eine kleine noch seine Blüten mit ihrem wunderbaren Geruch?
Dosierung derselben Mittel (hauptsächlich durch eine überwiegende Strahlen- In diesem Geistesgang behandelten die alten Mexikaner ih:re Pflanzen.
wirkung) wieder gesund gemacht werden. Unvergeßlich sind für mich die Besuche in den botanischen Gärten der alten
Wir müssen uns merken: Je- ferner der Aggregatzustand der Medikamente, Azte~en, die heute noch in Resten bestehen. Prof. Dr. Reich, der in Chile
umso stärker ist ihre Wirkung. Digitalis z. B. ist ein altes Herzmittel und und Mexiko seinerzeit als Botaniker unvergängliche Pionierarbeit leistete,
·es ist fast schon jedem Laien bekannt, daß es aus dem Fingerhut gewonnen stimmte mir immer bei, wenn wie feststellten, welche unschätzbaDen Werte
wird. Aber wenige wissen, daß dieses herzstärkende Mittel gerade im ver- die alten Literaturen der Mayas, Inkas und Azteken ~erade in Bezug auf die
dunsteten Zustand am wirksamsten ist. Diese Wirkung wird sogar nicht nur osmologischen Gedanken bergen, wenn sie auch leider nur Wilnigen Lesern
auf den menschlichen Organismus, sondern auch auf andere Pflanzen aus- zugänglich werden. Da muß man schon, wie ich, zwischen d.e n jahrtausende-
,geübt, wie die Versuche von Fahrenkamp beweisen, der mit diesen Glykosiden alten mexikanischen Pyramiden gr·o ß geworden sein, um mit Verständnis und
bei anderen Pflanzen eine außergewohnliche Wachstumssteigerung erreicht Liebe eindringen zu können.
hat. Ja, wir haben bei gleichen Versuchen f.estgestellt, daß auch eine erhöhte Es ist jetzt an der Zeit, daß wir zu den Heilmitteln selber übergehen, zu
Abgabe ätherischer öle und eine Verstärkung des Geruchs durch diese Aus- Jhren Substanzen, deren Auswahl und Zusammenstellung, ihren individuellen
strahlungen erzielt werden. Gebund·e nheiten und ihren chemischen Grundlagen.

58 59
Die Beziehungen zwischen Pflanzen und Sternen Menschen verborgen und unsicht~at ist, offenJ;lart sich im l!niversum. Dw
Eltern des Menschen sind der Himmel und die Erde, also Ist der Mensch
nur eine Wiederholung der gesamten Welt im v·e rkürzten ~aßstabe. .
Betrachten wir jetzt die spagyrischen Arkane, die Trennung der giftigen, Daß zwischen den Sternen und der Behandlung menschlicher Krankheiten
tötenden Substan:llen von den lebenspendenden, heilenden Prinzipien. Es gibt schon zu allen Zeiten Zusammenhänge gespürt wurden, braucht nicht be-
da eine Fülle von Literatur in lateinischer Sprache, die von den führenden sonders .e rwähnt zu werden, zumal ja gerade die Gedankenkreise, in die uns
Alchemisten des Mittelalters auf uns gekommen ist. Damals mußte der Me- Rudolf Steiner geführt hat, diese ~,zieh.ungen zwischen ~ensch und. All. auch
diziner, wie in den Gilden eines Handwerks, eine Art Meisterstück auf wieder anklingen lassen. Hören wu· emmal,, wa,s Mar~a Hachez m d1esem
diesem Gebiet herstellen, ein Spezifikum, das dann auch meistens sein Eigen- Sinne über die vielfach geahnten oder beschnebenen Wukungen der Sonnen-
tum verblieb und für dessen Weiterherstellung ihm von seiner Obrigkeit ein strahlen auf das Pflanzenleben sagt: . . . .
Privileg zugeteilt werden konnte .. Viele dieser Extrakte haben sich bi~ he?-te "Wenn wir das Werden und Vergehen und das wieder siCh Ne~bil~en m
erhalten · denken wir nur an die bekannten Hoffmannstropfen. Fnedench der Pflanzenwelt betrachten, so haben wir da hinzuschauen auf zweierlei: a~f
Hoffma~n wirkte um 1685 im Fürstentum Minden als Hofmedikus und er- das wechselnde Leben der gesamten Pflanzendecke der ~rde und auf ~e
probte damals viele alte Rezepte, die ihrerseits schon vor 3- 1:00 Jahren Metamorphosen der einze~nen Pflan2lengestalten. Schon m dem, daß wir
geschaffen worden waren. Er bemerkte schon damals a~s großen Nachteil die- hinschauen m üssen, um die Pflanze zu verstehen, auf das Leben der Erde,
prinlitiven Einrichtuno-en, mit denen die Präparanten siCh begnügen mußten. zeigt sich, daß die Pflan2le a~s kein in sich abges~hlossener Organismus a~­
Was würde HoffmaU: wohl sagen, wenn er in ein heutiges, modernes chemi- gesehen werden kann. ~ur .1m Zusa~enhang nnt .der Erde erfassen wu
sches Laboratorium blicken könnte, wo wir mit Zentrifugen und elektrischen die: Pflanze vollo-ültig, wie SJ.e wurzelt m der Erde, Ihr Wachstum entfaltet
Apparaten aller Gattungen das erreichen könne~, was ~an damals kaum zu im Wechselleben"' der Sonne mit der Erde im Jahreslauf. Sonnenstrahlen und
erträumen wagte. Die modernsten Verkehrsnuttel brmgen uns aus allen Erdenlehen ihrer werden wir ansichtig im Pflanzenleben, ja, das Pflan2len-
Teilen der Welt in Kürze die Pflan2len, die wir zur Untersuchung oder leben entsteht erst im Zusammenwirken beider. Was äußert sich durch die
Mischung brauchen. Erde, was durch die Sonne? Zeigen wir einige Aspekte auf, die für das Pflan-
In einem Schweizer Laboratol'ium hat man nun neuerdings Versuche an- zenlehen von Bedeutung sind. Mit der Erde wird imm~r v·e~·bunden das phy-
gestellt, um ausgepreßte Pflan:llensäfte nach ihr·e m Niederschlag1 d. h. ih~·em sisch-schwere mineralisch-feste. Das Sonnenleben weiSt hin auf Lebenser-
Kristallisationsbild, zu beurteilen, und man ist da zu endgültigen Bewe·lSen scheinungen, 'ruft Lebenserscheinungen im Stofflichen hervor, wir!ct a~~ dem
gekommen, daß doch eine Beziehung zwischen d·en Pflanzen und Sternen Umkreis auf die Erde herein, löst das verhärtende, das zu fest SI?h fu?'ende
besteht. der Erde auf und unterwirft es den Umkreiskräften. In der GelStesw!Ssen-
Seit vielen Jahren stritt sich die Wissenschaft über die Behauptungen des schaft Rudolf Steiners finden wir diese Polarität charakterisiert als vom
Swante Arrhenins in seinem Lehrbuch der kosmischen Physik, daß die Be- Mittelpunkt her nach außen wirkende rentrale - und vom Weltenraum
ziehungen der Planeten und unserer Flora absolut nachweisbar seien. Den hereinstrahlende periplwrische Kräfte. Man kann sie auch in di~sem Zus?.m-
Anweisrmgen Pfeifers und Koliskos folgend, haben wir selber in jahrelangen menhang nennen: irdische und kos~sche ~.räft~, und a~~ kosiii}-sch~ Kraf~e
Experimenten bei Sonnen- und Mondfinsternissen mit Metallpräpai:at~n llll:d hier vor allem V·e rstehen: Lebenskrafte - athensehe Krafte. Sie wuken m
Pflanzensäften den Beweis dafür erbringen können, daß zum Beispiel die entg·e gengesetzter Richtung und Qualität. Im Zusammenwirken dieser beiden
Säfte der Pflanzen bei jeder Mondphasenänderung. steigen u~d ~allen, sich Kräfte entstehen die Pflan2lenwesen, das Pflan2lenleben.
auch mit jeder anderen Konstellati~n anders gruppieren, was J!i Jeder_ Bauer Es kann an der Pflanre nun in vielfacher Art dasselbe studiert werden :--om
als selbstverständlich erachtet und Jeder Forstmann als unbestritten hLnstellt. Himmelsgang der Gestirne und dem Ein:wirken derselben in Erdengebiete.
Wenn wir eine Pflanze· ve1·brenne:n und dann die sich ergebende AschB Die Formenmannigfaltigkeit der Blätter, die Blüte~far?en~racht, das W~rdm
untersuchen so finden wir Salze und meta!Hsche BestandteUe, je nach Gat- des Same.n,s, das Verwelken, sie sind Buchstaben, dHl riChtig gelesen, erza~en
tung verschleden. Die Spektralanalyse hew,eist, daß gleiche Substan~en auch vom Wechsellehen der Erde und der Sonne. Wir lernen verstehen das ru1uge
aus den Himmelskörpern als Emanationen hera~sströmen. Da siCh .abe.r Leben der Erde im Winter wo die schneebedeckte Erde nicht in lebhafter
Gleiches anzuziehen pflegt, haben wir im Raum em. Zusammentreffen dieser We.chselwirkung zur Sonne.' steht,. wo. aber wohl. die Sonnen~ärme und dali
Substanzen einmal von der Pflan:lle ausströmend, em anderes Mal von den Sonnenlicht des Sommers emzog m die Erde. D1e. Erdoberflache na_?m a~f,
HimmelskÖrpern ko·m mend, so daß sich im Welten raum die Kolloidalsub- was ihr an Sonnenlicht und Sonnenwärme und damit verbundenen Kraften Im
stanzen bilden, mit denen sich die Kolloidalchemiker befassen. Wir empfeh- Lauf des Sommer6 zukam, dieses dringt tiefer in die Erde e~n, wenn es dem
len in diesem Zusammenhang eine Untersuchung der bekannten mexikanischen Winter zugeht. Wir haben noch etwas vom Sommerleben m der Erde zur
Pflanze Gobernadora" (Gebieterin) - Covillea tridentata - , die auf Kalk-
Winterszeit. - . .
felsen a~f kaum wahrnehmba:re·r dünner Humusschicht wächst. Mehr als die Die Erde, die im Sommer ganz der Sonnenwirkung ~eöffn~t war,, ISt .Im
Hälfte der chemischen Substanzen, die wir bei der Analyse finden, kommt Winter eine am meisten in sich abgeschlossene Wesenheit. Sie hat 1m EiD-
in dem Boden, wo die Pflanze wächst, nicht vor, und es unterliegt leeirrem atmungszug in sich hereing~nom~en,_ was s~e von .der. Sonne, vom Weltall
ZweHel daß sie diese Substan:llen aus der Umgebung, d. li. aus der Atmo- empfing, mehr und mehr ~eh~ Sie s1.ch gle10hs.am m sich selber zu~annne~.
t;phäre 'bezogen hat. Macerisiert und . extrah~rt, strömt die .Pflan~e einen Die Wirksamkeit des außenrdiS.c hen Kosmos wirkt erdenhaft lebendig. unt,r
durchdringenden Geruch aus, der für em sp~Zielles Pa~~um g~eignet ISt. der kristallenen Schneedecke fort. Die Sonnenkräfte,. die dieses .Leben nn~er
In die Fußstapfen der großen ~aturkundigen und Ärztephilosoph~n Para- wiederum 'h erausholen aus dem irdischen Bereich, sie haben siCh ~ur .TLef-
celsus, Oswald Crollius und Jolhvet Castelot tretend, sprachen wir schon. wintet•sreit am meisten der Erde entzogen. So ist das Samenkorn m diesem
über den Grundg·e danken aller medizinischen Lehre, daß ~ine vollkommene Sinne in der Erde auch dieser Erdenwirkung unterworfen. Es w~rde se~ber
Ubereinstimmung des Mikrokosmos, z. B. des Menschen, nut dem Mal~rokos­ ganz Erde werden, wenn nicht die Sonne in der Blüten ~amenb~ld~g illre
mos, d. h. der großen und äußeren Welt !>esteht. D.er Makro~osmos 1St der· Sonnenschwungkraft als kleines Abbild d<!m Samenkorn verlieh._ Dies Ist ganz
Vater des Mikrokosmos; die äußere Welt 1St der Spiegel, worm d·e r Mensch konkret zu nehmen. Der Bewegungsimpuls d~r S<;nne l~bt f~rt 1m Samenkor?,
sich erkennen kann denn zwischen beiden gibt es keinen grundlegenden dadurch kann die Sonne später wiederum m d1eses emgreifen, es dem rem
Unterschied. Es besteht nämlich eine göttliche Analogie zwischen dem sicht- irdischen KräftesyBtem entreißen, in das es Unn;ter wieder .zu fallen . .droh.t.
baren Makrokosmos und dem unsichtbaren Mikrokosmos; denn alles, was im... Samenkörner, die ihre Keimkraft, ihren Sonnenrmpuls verlieren, bleiben Ja

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unbeweglich wie das Mineral in der Erde zurück, sie ,können ,nicht mehr unter Heidekraut zugeteilt für Geschlechtskrankheiten. Der Schütze, ab 21. Novem-·
dem Einfluß des Sonnenlebens ihre Pflanzengestalt entwickeln. - Aber indem her, mit dem Jupiter als Planet, wirkt auf Hüftweh, Oberschenkelleidetn,'
die Sonne in das keimkräfti~ Samenkorn wiederum eingreift, macht sie auch Gicht und alle nervösen Störun~n. Vom ,21. Dezember an regiert Satu.rn
ihre Wirkung im Erdenbereich geltend. Durch die sprossiende, zur Sonne hin- im Steinbockzeichen üb& alle Lähmungen, Knieleiden und RheumatismuS!.
aufwachsende Pflanze wird die Erde im Frühling für den' Himmel, den außer- Fichte und Efeu gehören hierher; zum vorigen Zeichen die Palme und
irdischen Kosmos, wieder aufgeschlossen. - Die Pflanze ist mehr Sonnen- als Begonie.
Erdengeschöpf und durch sre wird immer von neuem Himme1skraft in /die Bei der Konstellation des W&ssermann herrschen Uranus und auch Saturn;
Erde ve~rpflanzt." · Bronchien, Krämpfe, Beinleiden und Krampbdern sowia die Pflanzen Alpen-
Wir wollen aber noch einen ander-en Speziali5ten auf diesem Gebiet;, rosen, Myrrhe, Narde gehören ab 19. Januar hierher. Das Sonnenjahr, aus,
Dr. Friedbert Asboga, zu Worte kommen lassen, damit der Lese·r sieht, daß dem wir hier bloß einen ganz flüchtigem Uberblick bringen k,o nnten, endet
wir nicht allein mit diesen zunächst etwas außenseitig erscheinenden Gedanken- vom 20. F.e bruar ab mit den Fischen, bei welchen Saturn und Jupiter die
gängen dastehen. Ashoga schreibt u. a.: "Nicht nur der Mensch als solcher Herrscherrollen spielen über alle Geschwüre, Blutkrankheiten und Fußleiden;
untersteht den Einflüssen dex Gestirne, sondern auch sämtliche Reiche der Ulmen und Farne werden hier zugeteilt.
Natur, sowie sämtliche Gattungen und Individuen sind der Herrschaft dieser Nur einige Pflanzen haben wit· b~i den einzelneu Zeichen des Tierkreises
kosmischen Individuen unterwocfen. So besitzt ruicht nur jeder Mensch, als Beispiel genannt. Es unterstehen aber jed,em Tierkreiszeli.chen und . jedem
sondern auch jedes Tier, jede Pflanze ,und jedes Mineral gewisse Eigenschaften, Planeten eine große Anzahl von Pflanzen, Bäumen, Kräutern und IDumen~
die ganz bestimmten Gestirneinflüssen entsprechen. Damit soll natürlich nicht Allerdingns besteht über die einzelnen Pflanzen und ihre Zugehörigkeit zu den
gesagt sein, daß ein bestimmtes Individuum ~mmer nur einem bestimmten Planeten noch keine volle Ubea:einstimmung unter d,e n Autoren, wenn auch
Gestirneinfluß unterstehe. Denn die Schöpfung, die Materie, untersteht mit schon eine große Anzahl ganz eindeutig festgelegt sind. Im Anhang geben
al.len .ihr~~ Einzelindividuen de.m gesa~ten ~lanetensystem. Aber für jede·s wir ein ausführlicheres Verzeichnis von Pflanzen, die wir nach ihrer llu-
Emzelindiv1duum herrschen bestimmte Emze1emflüsse vor. So kann man also gehörigkeit zu Tierkreiszeichen und Planeten untersucht und geordnet haben-
bestimmte Pflanzen speziellen Planeteneinflüssen unterstellen und ius;:>weit Nehmen wir 'e inmal an, daß der Astrologe· bei einem Kranken feststellt,1
von einer Herbaiastrologie sprechen. In der Tat sind die Beziehungen ~er daß er durch diese oder jene Planeten oder Tie.r heiszeichen günstig beein-
A5trologie zu den Pflanzen viel tiefere, als der Nichteingeweihte zu ahnen flußt wird, so suchen wir die dazu gehörigen Pflanzen (speziell bei uns
vermag. Wenn wir erst in vollem Umfang~ diese Beziehungen kennen, dann deren Riechstoffe) .und stellen sie zusammen. Uber die Art und W1eise ,der
kennen wir auch genau die Heilmittel, die wir bei den einzelnen Krankheiten Zusammenstellung wollen wir im nächsten Abschnitt ,einiges Uberraschende
anzuwenden haben. Culpeper hat vollkommen Recht, wenn er sagt: "Die berichten. Mit dem so gewonnenen Duft müssen ,wir an di~· .Heilung der
Heilkunde, die nicht an der Sternenwissenschaft orientiert ist, ist eine Krankheit gehen.
Lampe ohne öl". Für die Auswahl der heilkräftigen Pflanzen soll hier aber noch auf einen
P:aktisch sehen diese Gedank·en nun etwa so aus: Die Metalle gehören zu anderen Gesichtspunkt hingewiesen werden, der auf Grund eigener Beob-
bestnnmten Planeten, so das Gold zur Sonne, Silber zum Mond, Eisen zum achtungen in Uhersee eine erl1ebliche Steigerung der W;ürksamkeit pflanz-
Ma~s, Quecksilber zum Merkur, Zinn zum Jupiter, Kupf,e r zur VenllS und licher Heilmittel herbeiführen kann. Wir müssen bei deT Auswahl de~
Ble1 zum Saturn. Andererseits hat die Kolloidalchemie bewiesen, naß diese Pflanzen die schon von Paracelsus begt:ündete .und ausführlich beschriebene
Metalle in sieben Baumarten zu finden sind: Quecksilber in der Linde, Signaturenlehre berücksichtigen.
Kupf·ex in der Birke, Gold in der Buch<!, Eisen in der Eiche, Zinn in der Dies!l Siguaturenlehr,e spielte nicht nur iin unserer Volksmedizin eine,
Pappel, Blei in den Kiefern und Silber im Kirschbaum. Daß in der Bh·ke ganz allerdings meist unbewußte und vielfach belächelte Rolle, sondern sie wird
besondere Mengen "on Kieselsäure stecken, hat ma_n ,auch erst in den auch in den Heilmethoden der Naturvölk!er überall verwandt. Diese Leht·e
letzten Jahren ,g.efunden. besagt, daß die Pflanzen pine besondere Heilwirkung _für j-eweils die Körper-
Die Planeten korrespondier,e n ihrerseits mit den Tierkreäszeichen, so daß teile haben, deren Signatur, also äußerlic'hes Aussehen sie tragen oder
z. B. im Frühling Mars der herrschende Planet des Zeichens W:~dder alle wenigstens ähneln. So wird zum Beispiel dex Mohnkopf um seiner Ähnlich-
Kopfleiden, alle ansteckenden Krankheiten, Fiehe:r, Masern und Zahulei<den keit mit der menschlichen Kopfform willen als Mittel gegen Kopfschmerzen,
beeinflußt. Ihm unterstehen Pflanzen wie die Zwiebel, de1.· Hanf und der Schlaflosigkeit usw. empfohlen. Wiederum taucht hier die praktische, An-
Knoblauch. Dann folgt Venus vam 21. April an mit dem Zeichen Stier für wendung der oben .geschilderten Gedanken auf, daß unser Körp:er als
die Halskrankheiten, Furunkel, Katarrhe, Heiserkeit. An Pflanzen korrespon- Mikrokosmos in engster Beziehung zum Makrolmsmos steht und sich in
dieren Flieder, Gänseblümchen, Flachs und Moose. dessen Erscheinungen spiegelt.
Dem Merkur mit den Zwillingen (am 21. Mai beginnend) unterstehen Pie Vielfach habe ich in den südamerikanische.n Urwäldern beobachtet, daß
Lungen, die Bronchien, Ripptmfellentzündungen, Verletzungen an Schultern die Eingeborenen mit ausgezeichnetem Erfolge gegen Schlangenbisse eine
und Armen, dazu die Pflanzen Schafgarbe und der .Lorbeerbaum. Der Mond, Pflanze v,e rwandten, die so täuschend einer Schlange glich, daß ich selber
welcher als herr,s chender Planet am 21. Juni im Kr,ebs be~innt, beeinflußt mehrfach diese Pflanze zunächst als Schlange ansah, bis ich ihre wahre
Magenkrankheiten, Verdauungsbeschwerd~n, Stoffwechsel, Krehs und anderes. Natur erkannte. Diese beobachtete, nnfehlbar,e Wirkung gab mir zu denken
Zu ihm gehören die Wasserpflanzen und Kohlsorten. und hat mich davon abgebracht, mit der großen Menge über diese Zu-
. Die ,Sonne f,o lgt im Löw,en etwa vom 22. Juli ab; dort finden .wh· den sammenhänge spöttisch· zu lächeln; denn meistens ist es nur die Unkenntnis
Emfluß auf Het•zkrankheiten, Blutzirkulation, Rückenleiden und Fieber (Eiche der tatsächlichen Verhältnisse, die ein "Lächeln des Uberlegenseins" v,e r-
u!'-d Holunder als _Pflanzen). Vom ~3. August bis zum 23. September geht anlaßt.
d1e Sonne durch die Jungfrau und 1st dt~r Merkur herrschend,e r Planet. Die Lassen wir den berühmten Philosophen des 16. Jahrhunderts, Jdhann Arndt,
Konstellation der Jungfrau hat nach astrologischen Gesichtspunkten mit in seinem Buch vom wahr,en Christentum zu Wrorte komm,en; er sagt über
Leber, Darm, Stofflechsel, Blähungen zu tun, auch Krämpfe unterliegen diesem das Wesen der Signatm·l<ehre tr,effend:
Zeichen (Apfelbaum). "Da hat Gott zugerüstet eine große Apothek und ein groß Kräuterbud).t
Die Waage mit dem herrschenden Planeten Venus folgt für Blasenleideu, ganz wunderlich und vollkommen geschrieben. Das ist ein )ebendiges Buc'h;
Leber, Nieren; Rosen, Veilchen und Erdbeeren sind die wirksamen Pflanzen. nicht wie man die Kräutell.' in Büchern beschreibt und als ein toten Schatten
Skorpion als nächstes Zeichen mit dem vorherrschenden Mars hat Ahorn und abmalt, 5ondern das Buch Gottes siud lebendige Buchstaben, welche allen

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f
i

Menschen, groß und klein, gelehrt und ungelehrt, vor Augen gestellt werden; k anntermaßen gegen Bindehautentzündungen, Schwellung der Augenlider von
allein daß sie nicht von jedermann recht gelesen . werden können, darum daß de r H omöopathie benutzt wOTden, kann auch insbesondere eine Erweit er ung
sie die schöne und herrliche Signatur der Krä uter nicht kennen; dieselbe muß der Pupillen verursachen.
man zuvor wissen. Bedenke allhier die Güte und Weisheit Gottersl Du wirst Das Lungenkraut (Pulmonaria) wi rd wegen der Ähnlichkeit seiner weiß-
an einem Kraut und Blümlein sond{ll"licha Ze.ichen finden, welches sind die gefleckten Blätter mit d er Lunge in der Signatur-Heillehre, aber auch sonst
lebendige Han dschri ft und Uberschrift Gottes, damit •e r jedes Kraut ge-zeichnet i n der ganzen Medizin, gegen Lungenleiden, Asthma, Hei.ser'k-eit usw. ver-
hat nach seiner verborg-enen Kr aft. Denn eines hat die G:estalt einetS wandt. Es ist von Pf arrer Kneipp populär gemacht worden.
H auptes, ein andll'res die Gestalt und Signatur der Augen usw. U:nd liegt Basilienkraut (Ocimnm Basillicum), was sehr ergiebig an ätherischen ölen
.d as vor deinM Augen allenthalben. ist, gilt als hervorragendes Mittel bei allen Ni erenleiden. ALs Ap hrodisiacum
Sobald du auf einen grünen Rasen tri ttst, so hast du unter deinen Füßen ist es auch in der Volksmedizin seit langem bekannt. Es trägt die Signatur
eine Speise und Arznei. Denn in dem allo...rgeringsten Gräs1ein und Sämlein, .des männlichen und weiblichen Geschlechts.
welches du gar gering und für unnütz achtest, ist größere W·eish eit Gottes, Haselwurz (As·a rum europaeum), dessen Blätter ein·e gewisse Ähnlichkeit
K raft und Wirkung, als du ergründen kannst. Ich sage dir, .es ist tl;el', mit der Ohrmuschel zeigen, wird auß1r gegen Asthma, Gelbsucht, Kopf-
t ausendste Teil der Kräuter Kraft noch nie ergründet. Wo du nuu n icht s chmerzen in der Homöopathie auch gegen nervöse Uberempfindlichkeit des
alleine -d ie äußere Form und Signatur erk·e nnest, sondern die !innerliche ver- Ohres und Schwerhörigkeit durch Verstopfung und Ver-e ngung des Ohren-
bor gene Form, und dies·elhe offenbar machst durch die Kraft der Scheidung kanals ver wendet. Augentrost (Enphrasia officinalis) ist, nicht nur dem
(Alchemie), daß du he-r ausziehest dia Kraft, in welcher die r echte Arznei Namen, sondern auch seiner Signatur nach, ei n bekanntes Mittel gegen
.liegt, s o wi rst du erst die Güte des Schöpfers schmeck-en in seinem Wetik." entzündete Augen und andere Augenleiden.
Jakob Böhme, ein and-e rer großer Geist der gleichen Zeit, schreibt in . Die Melisse (melissa officinalis) zeigt die Signatur des Herzens, die Blätter
seiner Schrift: de signatura r.erum (Uber die Signatur der Ding.e) f olgendes : smd unverkennbar herzförmig, u nd wir,d allgemein gegen Herzleiden, nicht
" Alles, was von Gott geredet, gerschrieben oder g-e lehrt wir d ohne die nur als Tee, sondern auch in Riechstoffarm mit größtem Erfolg verwendet.
Erkenntnis der Signatur, da.s ist stumm und ohne Verstand, denn es kommt
nur aus einem historisch en Walm. Und ist k.ein Di ng in der Natur , das Der Nachtschatten (solanum nigrum), die Signatur der Har nblase tragend,
geschaffen ist , es offenbart sei ne innerliche Gest alt auch äußer lich. Denn wird viel ge_geii Blasenleiden eingesetzt~ Das Johanniskraut (l:Iypericu'ID
das Innerliche arbeitet stets zur Offenbarung. Als wir solches an der Kra.ft perforatum) zeigt schließlich auf seinen Blättern die Signatur der Haut-
und Gestaltnis dieseT Welt erk-ennen: wie sich das ewige W,esen mit ·der poren und wird außer gegen Magen-, Nieren- und Leberleiden auch gege;n
Ausgebärung in der Begierde hat in ·e inem GLei chnis off.enbart; wie es sich .Schweiß absonden mg und Por-enverstopfung gebr aucht.
hat in soviel F-ormen und Gestaltnissen offenbart, als wir solches -an Es wär e eines ernsten und forschungsinteressierten Arztes unwürdig, wenn
Sternen und Element, sowohl an Kreatur-en, auch Bäumen und Kräute.rn e~ solche viel erprobten und bewiesenen, erfolgreichen Möglichkeiten nicht
sehen und erkennen. Darum ist in der Signatur der größte Verstan:d, da- b1s zum Letzten ausschöpfen würde, sonder·n sich mit einem großzügige,n
rinn-en si ch der Mensch nicht allein lernt selher erkennen. Denn an der Lächeln darüber hinwegsetzen wolltel Die _unumgänglichen Tatbeständ-e auch
äußerlichen Gestaltn:is aller Kreaturen, an i'hrmi:t Trieb und B~gierde, item auf diesem Gebiet müssen ebenfalls ausgenutzt werden, und dafür wollten
an i hrem ausgehenden Hall, Stinlme und Sprache kennt man den- verborgenen wir durch das Vorstehende die Anregung gegeben haben. Un~er-e o smologische
Geist. Denn ,die Natur hat jedem Dinge seine Sprache gegeben, und das 1st Heilmethode ist in keiner W,eise abhängig von der Wirksamkeit der hier
die Natursprache, daraus jedes Di ng aus s einer Eigenschaft redet und sich geschildert-en Prinzipien, aber erfahrungsgemäß läßt sich auch ihre gute
:immer selbst oHenbart." Wirkung durch Berücksichtigung dieser Gedankengänge erheblich verstärken
Crollius hat als erster ausführliche Beispiel-e, dabei jeweils die Pflanzen- und in ihrer Heilwirkung abrunden. Da·sselbe gilt für einen letzten, weiteren
n amen in acht Sprachen, gegeben nnd dabei den Grundsatz der Homöopathie Zusammenhang, den wir noch erörtern wollen, bevor wir zum rein Chemischen
(similia sinlllibus curantur) schon mn Jahrhund-e rte voraus genommen. Für kommen, nämlich der Zusammenhang zwischen Pflanzen (damit auch Riech -
unsere osmologische Heilmethode bra uchen wir natürlich in erst-er Linie .stoffen) und Tönen.
solche Pflanzen, die reich an äthi!irischen ölen sind.
So sei hier i n erster Linie der Salbei (salvia real) genannt, der in Latein-
amerika von fast allen Ärzten und Schamanen verschrieben wird bei
krankhaften Schwei ßausbrüchen, die besonders bei Schwindsüchtig-en auf- Riechstoffe und Töne
tr-e ten. Ihr wirksames Prinzip ist ein ätherisches öl Salviol (C 10 H 16 0 ).
Cymal (CC 10 H 14). Tatsächlich fühlt sich die Pflanze .zu manchen Zeiten
genau wie eino stark transpirierende Haut an. Bei Barth und Roger finden wir eine merk wüt'dige Abhandlung über die
Der Pf-erdeschwanz (equisetum) besitzt die Signatur der WirbelsäuLe und im Jahre 1856 entdeckte Dynamoskopie ,von Dr. Collognes in Paris. Wenn
hat große W irkung bei Kr euzschmerzen. Die Birke (bet ula) hat die Signatur man sich d en kle-inen Finger ins Ohr steckt, so empfindet man ein ganz
der Gebärmutter in ihrer grünen, inneren Rinde und ist bei vielen Frauen- sonderbares Geräusch, das dem Ton einer Seemuschel ähnelt, derll'!l Rauschen
krankheiten besonders wirk-sam. Außerd-em ist das Mittel sehr wirksam zur wir auch hören, wenn wir sie dicht an unser Ohr lb.altcn. Merkwür dig ist,
Vermehrung d er Muttermilch. -daß dieses Ger ä usch nur empfunden wird, wenn man sich den Finger ins
Der Sade-Baum (juniperus sabina) zeigt _die Signatur det· Blutgefä ße d-er Ohr hält, während e.s, wenn man dasselbe mit -e inem Stück Holz od-er flinem
Gebärmutter und ist zum Verhüten von Fehlgeburten anzuwenden. .Bei sehr anderen toten Gegensta nd verschließt, nicht erfolgt. Lännec sprach ·schon
starker Dosis allerdings wird ger ad~ das Gegenteil erreicht, nämlich die -vor hundert J ahren von diesem Geräusch und nannte es das Muske-lzusammen-
Fehlgeburt gefördert . Dieser Sade-Baum, auch War.ho1der genannt, riecht .ziehung.sge.räusch.
zwar häßlich, aber kann mit anderen ö1en gemischt und zu einem wund-er- Man könnte nun gJauhen, daß dieses Geräusch vom Ohr ausginge, aber
b aren Riechst off verbunden werden. -das ist nicht der Fall; es ist der Körper als Gan zes, der d urch die Finger
Der Eisenh ut (Acon:itum) ist ein gefährLiches Gift, aber in der homöopathi- rauscht. Collognes griff nun zur Stinnugabel und konstruierte einen App arat
schen Anwendung sehr wohltuend. Seine schwarzen Körner ähneln den .a us Metall, del" in das Ohr eingeführt wur-de; der Patient m ußte mit dem
Augenlidern bzw. den Pupillen. Ihr öl (Aconitin C 30 H 47 NO 7) !ist be- kleinen Finger eine Metallplatte ber ühren, die an den Appaeat angeschlossen

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war und sofort fing das Geräusch an, während es verstummte, wenn di~ Wir sehen also auch hier eine wahre Geißel der Menschheit, die als solche
Verbindung mit dem Körper fehlte. Diesen .Apparat nennt man Dynamoskop. mehr und mehr erkannt wird, durch simple Duftwirkung erfolgreich nieder-
. Nun wurden die Schwingungen gezählt, und man stellte ,fest, daß es sich gekämpft. Daß die Feinheit unserer Organe, die wir eben demonstriert
wD. 72 handelte, die dem Ton Re entsprachen. Dieser Ton aber ist auf der haben, au,c h in den verschiedenen Rassen eine Rolle spielt, beweist der
linken und rechten Körperseite gleich, nur bei Gelähmten liegt er vet·schieden. Physiker Judt: "Es ist bekannt, daß die primitiven Völker, wie die rein-
Als man weiterforschte, fand man, daß der Ton abklingt und vollständig rassig geblie~enen In.?ianer- oder ~egerstämme (wieso eigentlich primitiv?
aufhört, we.n n der Mensch stirbt, ja, daß Höhe, Umfang und Klangfarbe, d. Verf.), nnt unerhort scharfen Smnesorganen ausgestattet sind. Sie ver-
dieses digitalen Tones .dem Zustand der Gesundheit oder Krankheit eines mögen mit unbewaffnetem Auge weiter und schärfer zu schauen als wir mit
Menschen entsprechen. Zuhilfenahme eines F·e rnrohres: ihr Gehörs- und Geruc.hssinn sind analoa aus-
Normal beträgt dieser Ton bei Kindern, Jünglingen und bei Erwachsenen, gebildet. Ich habe im tropischen Auslande vor einigen Jahren in dies~r Be-
gute Gesundheit vorausgesetzt, immer 72 Schwingungen in der Sekunde. ziehung ganz unverhofft eine äußerst interessante Beobachtung machen
Doch bei Kranken und Müden geht die Schwingung herunter auf 36. _Man können. Ein in Asien lebender ·e uropäischer Gelehrt·e r zeigte mir voller
kann, wenn man die Sache nähe-r studiert, eine Diagnose durch diesen Ton Stolz sein physikalisches Laboratorium, und namentlich seine Instrumente
stellen· Diabetes, Rheumatismus, Neut"Osen usw. kann man durch die Klang- de'-!tscher Herkunft, mit schmeichelhaften Komplimenten vor der Tüchtigkeit
farbe dieses Tones bestimmen. Bei gewissen Krankheiten 'hat man ein La memer Landsleute. Unter diesen Instrumenten befand sich auch eine Zeiß'-
mit 54 oder ein Fa mit 42 Schwingungen. sche Apparatur für Spektralanalyse, und unser Professor zeigte mir spiele-
Es ist eigenartig, daß diese dynamischen Scl1wingung-en die Stärke unserer rischerweise das auf einem Schirm von weißem Zeichenkarton projizierte
heilenden Naturkraft erkennen lassen, sodaß beim kranken Menschen der Spektrum des Sonnenlichtes. Einem plötzlich sich mir aufdrängenden Ge-
Ton tiefet· ist und die Schwingungen langsamer, während er bei dex Genesung d~kene!n~all nachgeb?nd, bat ich den Gelehrten, die Grenzen des Spektrums
ansteigt. mtt Ble1stift zu markieren. Ich stellte fest, daß das haargenau die von mir
geseh~nen Grenz~?- des. Far.bb_andes wa~en. Der A~sistent ~eines Gastgebers,
Diese Beobachtung, die natürlich nur langsam sich vollzieht, kann man Euros1er, ·europrusch-hmdu~stlsches Mtschblut, mtschte siCh nun ein und
aber auch augenblicklich bewe-rkstelligen, und dies ist durch Riechstoffe zu sagte ·e rstaunt: "Aber meine Herren, das muß doch ein Irrtum sein", und
erreichen. Es genügt, während man den Finger ins Ohr steckt, Riechstoff bezeichnet~ und markierte nun seinerseits die Spektrumsgr·enzen, die sehr
unter die Nase zu halten, um sofort einen W·echsel dieses Geräusches wahr- merkbar mnerhalb unserer eigenen Markierungen lagen. Dieser Mischling
nehmen zu können. Man beobachtet, daß diese Veränderung des Geräusches "fifty of fifty" sah also ein kleineres Spektrum als mein reinrassiger Gast-
nur vor sich geht, wenn man den dc.r Person zukommenden Duftstoff ein- geber und ich. Um dies verblüffende Bild für mich abzurund·en, ließ ich
riecht. So haben wir hier auch eine Methode, um indirekt für den Einzelnen einen maiaiseben Boy kommen, einen vollkommen reinrassigen Malaien von
den richtigen Riechstoff feststellen zu können, und diesen Riechstoff sollte der s.chönen Badoenger Rasse, drückte ihm einen Bleistift in die Hand und
man in Krankheitsfällen immer zur Hand haben. ließ ihn nun die Grenzen des von ihm gesehenen Spektrums markieren.
Wir können, wenn wir von Düften und Duftwirkung reden, nicht vorbei- Es erwies sich als erheblich länge·r noch als das von meinem europäischen
gehen an einer in der allerjüngsten Zeit gewonnenen Erkenntnis im Zusam- Freunde und mir gesehene Spektrum."
menhange mit der Wünschelrutenfrage. Daß Duftempfindung durch eine . Ju.dt machte a~erdem eine R_eihe and~rer interessanter F-eststellungen,
von gewissen Zonen unseres Nervenaufbaues dargestellte Antenne, die für.- die m unser spezteUes Problem hmübergreifen. So stellte er fest, daß der
eine volle "Oktave" von Strahlungsfrequenzen abgestimmt ist, weiß nicht Reinrassige, auch wenn er Angehöriger einer Niederrasse ist, volle 8 Oktaven
nur der Strahlungsphysiker, sondern, nac.h den vorangegangenen Ausfüh- hört, vom zweigestrichenen G (Fr-e quenz 96,825) bis zum fünfgestrichenen G
rungen, jetzt auch unser aufmerksamer Leser. Welcherlei Konsequenzen (Frequenz 24 787,200), während der als Mis,chling anzusehende Durchschnitts-
sich aber daraus für die Strahlungstherapie ergeben können, zeigt ein Experi- europäer sehr viel geringere Gren21en na.ch der tiefen und namentlich nach
ment mit - Erdstrahlen. der hohen Seite des Gehörbe·reichs aufweist! Das Auge des Reinras.sigen sieht
Wie sehr auch dieses Kapitel und namentlich die Frage der "Entstrah- schärfer und weiter als das unsrige, die Geschmacksempfindung warnt zu-
lungsapparate" umstritten sein mag, so konnt-e eines niemals ernstlic:h be- verlässig~r ~d eindringlicher vor giftigen Substanzen als die unsrige, sein
stritten werden: daß nämlich in gewissen Zonen über und unter der Erdie Gerucbs~mn J.St unerhört fein ausgebildet und lehnt bereits Mißg.erüche,
"Reizstreifen" bestehen, die Krankheiten hervorrufen oder doc:h Krankheits- namentlich Ausdünstungen stark Mischrassiger, als unerträglich ab, die wir
symptome steigern können. · Man kann über solc.hen Rei21streifen ;nicht kaum o~er überhaupt nicht als lästig empfinden.
sc·hlafen, und in einer unglaublich großen Anzahl aller Fälle V·on Schlaf- . Nun lllt aber unser, G~ruchssinn so empfindlich, daß er z. B. von künst-
losigkeit zeigt uns die Rute, daß das Bett des davon Betroffenen über einem lichem ~oschus 0,0000005 Gramm wahrnimmt. Ein Millionstel Gramm wäre
Reizstreifen steht. Die Empfindlichkeit vieler Personen gegenüher diesen O,OOObOl Gramm. Wir können diesen feinsten Duftstoffen ohne weiteres
Zonen schädlicher Erdstrahlungen geht so weit, daß, wird nicht das Bett e~e gro~e eigene Empfindlichkeit hins~chtlich ihrer Kompositionsmöglich-
rechtzeitig aus dem Bereich der Reizstreifen gebracht, ein vollkommellier keiten nnt anderen Rtechsubstanzen beimessen. Uber die Grundsätze der
Nervenzusammenbruch oder gar der Tod am Ende d-es Geschehens steht. Ob chemischen Verbindungen mehrerer Riechstoffe mit·e inander soll hier an
es richtig ist, daß es ,,Krebshäuser" gibt, also Wohnungen, m denen in~ s~ch n?ch nich~ gesprochen werden. Abe·r es gibt eine eigenartige Methode,
folge .des Vorhandenseins starker Erdstrahhmgszonen ._jeder für Krebs Prädis- die. Wuksamkeit der Zusammenpassung zu steigern, und dies hängt an den
ponierte kr.e bskrank zu werden pflegt, scheint zwar noch nicht exakt Beztehungen zwis.chen Tönen und Pflanzen.
bewiesen, ist aber immerhin äußerst wahrscheinlich. Der französische Parfümeur Piesse hat es erreicht, den Geruchssinn mit
~en Geschm~cks- und ~ehörsorga_nen in ein.e Parallele zu bringen. Wir kennen
Wie gesagt, diese Reizstreifen machen sich dem Rutengänger durch die m der Musik Harmome· und DISsonanzen; also Töne, die zueinander passen
Rutenreaktion erkenntlich. Durchtränkt man nun beispielsweise eine Decke oder ni,cht. Genauso ist es mit den Duftstoffen, welche man nun nach dem
mit einer gewissen Säm·clösung und überdeckt man damit einen Teil .d~ Piess'schen System zur erhöhten Wirkung durch richtige, harmonische Kom-
Reizstreifens, so hört an diese;r Stelle sofort j-ede Art von Wünschelruten- bination bringen kann.
ausschlag auf, und dieser Zustand dauert haargenau solange an, wie wir de,n Die Zuordnung der Pflanzen zu den Tönen ist am besten aus der nachfol-
durchaus unangenehmen leichte,n Duft dieser Säure empfinden. genden Tonleiter der Gerü,che (nach Pie.s8C) ersichtlich.

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Veilchen Patst:huli
Vanille 1. Habatun.ca oder faba vulgaris (Bohne), die überall vorkommt, als ein
Akazie harntreibendes Mittel, besonders au,ch für Nierenleiden. (Speziell ist es hier
Tuberose Alheli
Benzol das aus den Blüten erzeugte Oll)
Zitronenblüte
frisches Heu Steinbrech 2. Narcissus (Narzisse), allgemein in Europa verbreitet, gegen Asthma,
Eberraute Storax · Keuchhusten und V·e rschiedene Lungenkrankheiten sowie bei Malariafieber
Gewürznelke verwandt.
Kampfer Sandei 3. Kampfer (wie oben beschrieben).
4; Tuberose oder Nachthyazinthe (tube'rosa), eine echt mexika·nische Pflan7.e,
Bittere Mandel die jetzt auch in Europa gezüchtet wird, als Mittel für Magenkrankheiten.
Portugal 5. Rosa centifolia (Rose), überall vorkommend, ist ein besonders vielseitiges
Narzisse Waldrebe
Kalmus Mittel und wirkt auf die innensekretorisrchen Drüsen. Es kann als öl mirt
Pfeifenstrauch gutem Erfolg fast allen Heilmitteln beigesetzt werden, und wenn es nur ein
Schweinsbohne Bibergeil
Pergularia Tropfen ist.
Pfefferminze Als Bindemittel, auch harmonisch passend, nehmen wir den Moschus, ein
Jasmin Perubalsam
Nelke tierisches Produkt, das bei genauer Dosierung, die eine erhebliche Praxis vor-
aussetzt, die genannten öle sehr gut zusammenfaßt. Die ganze Zusamm~n­
Bergamott Geranie
stellung ist ein gutes Mittel gegen alle allergisoben Krankheiten.
Zider Wir können dem Leser norch zahlreiche, ähnliche Beispie1e bringen, aber
Ambra Heliotrop
dieses bleibt einem ausführlichen Kursus von Fachleuten vorbehalten, da alle
Magnolie Lilie diese Mittel syst·e matisch erarbeitet werden müssen. Wir wollen hier nur
Lavendel Mos.chus
Rie,chbohnen die Zusammenhänge und Möglichkeit·e n aufdecken und zur Anregung geben.
Wiohtig ist aber bei allen Zusammenstrellungen, die zur Heilwirkung führen
Minze Tolonbalsam sollen, daß das für den individuellen Fall erforderliche Mittel harmonisch mit
Ananas Zimt
dem persönlichen Duftstoff, der dem Kranken beigeordnet ist, V·e rbunden wird.
Zitrone Rose
Dazu kann die obige Skala dienen. Ober die persönliche Beiordnung von Ge-
rüchen wird noch ausführlicher zu handeln sein; darum sei es hier nur er-
Verbene wähnt, denn da die Pflanzen, wie wir sahen, ebenfalls zu den Sternen in
Zibet Beziehung stehen wie jeder Mensch, so kann sich der Leser aus dem im An-
hangbefindlichen Verzeichnis die unter seinem Sternbild auffindbaren Pflanzen
Wir können jetzt also ganz nach harmonischen Prinzipien unseres musika- mit den aus jedem Kräuterbuch zu entnehmenden Heilmittreln für seine
lis,chen Denkens Dreiklänge oder andere Harmonien in die Pflanzenwelt über- Krankheit zusammensteHen (unter Berücksichtigung der oben erwähnten Me-
setzen, um auch dort harmonisch~ Zusammenst·e llungen zu erreichen. Wir thoden). Es handelt s~ch hier natürlich jeweils um die ätherischen öle und
geben als Beispiele nachfolgend zwei verschiedene Riechstoffzusammenstellungen ihren Gebraucl1, soweit sie von den zuständigen Firmen auf den Markt ge-
und ihre erprobte Wirksamkeit gegen bestimmte Krankheiten an. Der Leser bracht werden oder selber zu beschaffen sind.
möge ihre "Komposition" mit den entspreehenden Notenakkorden nachprüfen! Grundsätzlich müssen wir hier noch bemerken, daß natürlich auch schon
der Riechstoff einer einzigen A:rt große Wirkung haben kann; d·enn der Leser
1. Acacia farnesiana ist ein in ganz Europa bekannte·r und zumal in Spanien wird uus mit Recht fragen, wie aHe diese versc'h iedenen Prinzipien (Töne,
und Südfrankreich gezüchteter Baum, der uns das Cassia-öl liefert. Es ist, Sterne, Signatur, Krankheitsheilmittel an sich usw.) in einem Mittel berück-
für si ch allein, ein hervorragendes Mittel gegen Herz- und Milzkrankheiten; sichtigt ~erden können. Das ist nach dem eben Gesagten nicht unbedingt
2. Zur Erhöhung der Wirksamkeit komponieren wir die Eberraute (arte- crforde:!lich; aber die angegebenen Method·en lassen eine ·e rhebliche Steigerung
misia abrotanum L.) dazu, die hier in Deutschland, zumal in Thüringen und der Wirkung zu oder lassen, negativ, erkennen, warum irgend ein Gemisch
Schwaben, wild wächst. Sie hat, schon für sich allein, eine große Wirkung oder eine einzelne Art eines Riechstoffes nicht anspricht. Es hat dann eben
bei Erkr ankungen der Geschlechtsteile und ist, besonders wichtig für uns hier, gegen ·eines der genannten Prinzipien, die alle zusammen oder auch einzeln
ein hervorragendes Stärkungsmittel. für jeden Einzelfall vre rschieden stark in Erscheinung treten können, verstoß·en. I
3. Dazu tun wir Citrus limonium (Zitronenbaum), der uns ein wunderbares Je größer die Einfühlung in den Einzelfall - das gilt hier genau so, wie für
Mittel gegen Leberkrankheiten schenkt. Er wächst in vielen südlichen Län- alle ärztli,che Behandlung - , desto größer die Chance, das richtige Heilmittel
dern und wird von dem Botaniker Losch in seinem Kräuterbuch als eine zu finden oder zusammenzust·eUen. Das heißt aber mit anderen Worten: Fach-
Hauptingredienz des Hoffmann'schen Lebensbalsam (mixtura oleoso-baisamica) kenntnisse und ungeheure Erfahrung sind in gleicher Weise erforderlich.
genannt.
Wenn wir nun die Riechstoffe dieser drei Pflanzen, die in Tönen einen
normalen Dreiklang ergeben, durch ein entsprechendes Bindemittel vereinigen,
so haben wir ein überaus wirksames Herzmittel, das alle Herz- und Lebens- Chemie der ätherischen Öle
elixiere übertrifft. Wenn wir statt der Eberraute, nach einem anderen Akkord
unserer Skala, Kampfer (camphora officinarum) einsetzen, ein in der Medizin
weitverbreitetes Mittel in Salben, Zahntropfen usw., so gibt auch diese neue Ein Hauptgebiet der eben geford·e rten Fach- und Sachke.n ntnisse umfaßt
Mischung ein sehr erfolgreiches Mittel gegen Nervenleiden, Rheumatismus und die Chemie. Denn die Grundlage aller Riechstoffheilmittel sind die ätherischen
manche andere Krankheit. ~OI.e. Diese ;;ind zwar ke!ne einheitlic~e chemische Verbindung, abe·r ein Ge-
Wir gehen einem anderen Akkord nach und machen folgende Zusammen- mi6Ch von Substanzen, die den verschiedensten Körperklassen angehören. Zum
großen Teil handelt es sich um Terpenverbindungen, Kohlenwasserstoffe von
stellung:
der Formel C 5 H 8 und ihre Alkohole, Aldehyde und Ketone.

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Schlüsse auf die Zusammensetzung dieser öle sind mit Hilfe folgender Wie wird nun, so fragt der Leser, das ätherische öl eigentlich gewonnen?
Bestimmungen möglich: 1. spezifisches Gewicht, 2. optische Eigenschaften Teile von Pflanzen, Blätter, Blüten, Knollen und Wurzeln z. B. liefern urul
und 3. Verhal.ten in Kälte und Wärme. Bei gewöhnlicher Temperatur sind die Grundstoffe. Eine befriedigende Ausbeute an öl ist, wie langjährige Ver-
die ätherischen Öle flüssig, lösen sich aber nicht in Wasser, sondern vor- snahe ergaben, abhängig von der Art der pflanzlichen Produktion. Viele
wiegend üi Alkohol, Aether, Petroläther und ähnlichen Lösungsmitteln. Si~ Pflanzen speichern das durch Drüsen produzierte ätherische öl auf, so z. B.
verflüchtigen sich sehr leicht und haben einen penetranten, zumeist aber se~r viele Labiaten und Umbelliferen. Bei anderen, z. B. bei Jasmin, produzieren
angenehmen Geruch. die Pflanzen nur soviel Hiechstoffe, wie ihren Blüten entströmen. Es ist also
Diese Riec,hstoffe können photographiert und ihre Reize auf den Schleim- die erste Aufgabe die Auslese einer hochwertigen Droge mit hohem öl-
häuten der Haut festgest·e llt werden. Marfori sagt in seiner Pharmakologie , gehalt, die zweite Aufgahe sodann die Anwendung einer richtigen Gewinnun~
daß die biolouiseben Aktionen sehr verschieden sind, daß aber die meisten methode.
dieser Stoffe ';.ntiseptisch wirken, also bestimmt auf die pathogenoo Keime, Am häufigsten wird die Wasserdampfdestillation angewandt, wobei ein
sowie auf Fermente und Reize in höchstem Grade. Binz meint, daß die anti- kontinuierlicher W ass·erdampfstrom durch die feingeschnittene Droge geleitet
septische Aktion dieser öle auf eine Exydation zurückzuführen sei. Beob- ·wird. Der mit öl angereicherte Dampf wird dann kondensiert. Vielfach wird
achtungen in Hospitälern beweisen, daß sie den Appetit anregen, die peri- die Droge mit Wasser angesetzt und gekocht, der entstehende Dampf auf-
staltischen Bewegungen steigern und so die Verdauung begünstigen. Weiter gefangen und ebenfalls kondensiert. Das öl läßt sich leicht vom Wasser
meint Marfori in seinem Handbuc,h, daß eine antifermentative und anti- trennen.
septische Wirkung auf den Darm vorhanden ist. Im allgemeinen ist die Eine wesentliche Hauptgruppe der Gewinnung stellt die Extraktion dar.
Aktion der ätherischen öle auf das Zentralnervensystem gerichtet; so erzielen Wir unterscheiden die Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln und mit
sie in dem cardio-muscular-Nerven zeitweise eine Erregung oder Nieder- nichtflüchtigen Lösungsmitteln, d. h. mit Fetten. Die Extraktion durch
gedrücktheit desselben. Ferner wirken sie unmittelbar auf den Stoffwechsel. Fette ohne Anwendung von Wärme wird "Enfleurage", die mit Anwendung
Wir können die ätherischen Öle als pharmakologisches Agens somit ohne von Wärme ;,Mazeration" genannt.
weiter·eS daran ·e rkennen, daß es die Naturkraft unseres Organismus, auch Für einen einzelnen Arzt wäre die selbständige Herstellung von Riech-
wenn er noch gesund ist, schon hebt. Sie steigern die Tätigkeit der Haut stoffen sehr kostspielig, denn sie erfordert eine große Anzahl von Sonder-
und wirken im allgemeinen desinfizierend. Die Ausscheidung der ätherischen apparaten, wie wir sie nur in großen Laboratorien haben. Hinzu kommt
Öle geschieht durch die Atmungsorgane und die Nieren. noch ein anderer Umstand. Die Verarbeitung der ve rschiedenen Pflanzen ge-
Die öle aus Wacholder, Rosmarin und Raute z. B. wirken hervorragend schieht am besten an derselben Stelle, an der sie gewachsen sind, denn die
auf die Beckenorgane, bei Krankheiten besonders auf die Bekämpfung von atmosphärischen Verhältnisse haben auf diesen Vorgang eine be.s timmende
Entzündungen der Ovarien und auf die Regulierung der Perioden. Die Wirkung. Bekannt ist folgendes Beispiel: Wenn man die mexikanisohe Agave,
Atmungsorgane verlangen Terpen.e, z. B. Fichten, Thymian, Salbei, Eucalyptus aus der der Pulque, das mexikanische Nationalgetränk, gewonnen wird, nach
oder Veilchenwurzel als Lieferanten. Europa verpflanzt, so gibt sie, auch wenn man ihr den gleichen Nährboden
Um nur einige Leiden anzudeuten, sei hier Wacholder und Petersilie gegen bietet, hier keinen Saft, wogegen drüben täglich 4- 5 Liter gewonnen werden
Nierenleiden, Basilienkraut, Lavendel, Zitrone, Ürange, Kamille und Rose können. Der Grund dieser Veränderung kann nur in der Verschiedenheit der
als Hauptmittel gegen die bekanntesten, anderen Krankheiten angeführt; ins- atmosphärischen Verhältnisse liegen.
gesamt gehrauoben wir als mindestes für unsere Heilkunst hundert verschiedene Bei der Extraktion von Reseda, Veilchen, Nelken und Flieder fand man, daß
Pflanzen als Haupt- und mindestens ebenso viele als Hilfsmittel oder besser gerade diese Pflanzen sehr wenig ergiebig sind, daß man z. B. 30 000 Mark
als Beigabeöle für die jeweilige Mischtmg. für Blüten ausgehen muß, um ein Kilo Resedaöl zu gewinnen; bei Veilchen
·Diese Riechstoffe ergeben eine günstige Reiztherapie. Als Kuriosum sei sind es 80 000 Mark. In Bulgarien, dem Hauptland der europäischen Rosen-
hier bemerkt, daß das Haus Me·rk in seinen Annalen den Gebrauoh von erzeugung, benötigt man 3000 Kilo Rosen für ein Kilo öl (in Deutschland
Ephedrin empfiehlt, ein Produkt aus der Ephedrapflanze, das als Pomade braucht man die doppelte Menge Rosen!)
hergestellt und durch die Nase eingezogen wird, wobei ein Tropfen 50/oiger Die Herstellung von Rosenöl in Bulgarien ist erst 200 Jahre alt. Die
Sub·s tanz genügt, um Erfolge zu erzielen. Die Ärzte, die in diesem Hauw Rosen wurden damals aus den Rosengärten Teherans eingefüht·t, und nach
arbeiteten, bestätigt·e n, daß sie damit große Erfolge gegen das Heufieber, und nach entstand daraus die heutige große ,,Industrie". Die Produkt:i,on
sowie gegen allergische Krankheiten aller Art zu verzeichnen hatten. ist an und für sich einfach, e.rfordert aber riesige Anlagen, da die Rosen in
Aber auoh sonst empfehlen schon eine größere Reihe von Ärzten, meist ihrer großen Empfindlichkeit sofort in großen Mengen verarbeitet werden
Allopathen, die Riechstoffe und erkennen damit die Güte der osmologischen müssen. Die Rosen werden in kochendes Wasse,r geworfen, zwei Stund€ln
Heilkunde an. Wir können deshalb stolz darauf sein, weil, wenigstens zeitlicl1 lang gekocht, der entwt~ichende Dampf wird abgekühlt und setzt sich, geson-
gesehen, die meisten Versuche mit Riechstoffen nach unserem ersten Buch dert als Rosenöl und Wasser, ab. Die erhaltene Flüssigkeit ist grünlieb
über diese Fragen gemacht wurden und uns damit als Bestätigung umso opalihierend und ihr Geruch ist so stark, daß oer mehr herbe als süß
wertvoller sind. -wirkt. Er dient als Grundlage für v.ie1o Parfums und feine Seifen.
Wichtig nnd me.rkwürdig zugleich ist ein Versuch mit einem Hund, der Kostspielig wird das Rosenöl durch die ungeheure Menge von Rosen, die
eine Mischung vou ätherischem öl riechen mußte, in der Petersilie und dazu benötigt werden. Dreihundert bis fünfhundert Blüten - alle von
Wacholder enthalten waren. Eine diuretische Steigerung von 95o;o auf 700o;o Menschenhand gepflückt - ergeben erst ein einziges Kilogramm fl"isch&
wurde erzielt, ein Beweis für die starke Wirkung der ätherischen öle, die Rosenhlüten. Also brauchen wir für ein Kilogramm Rosenöl etwa 1 Million
augenblicklich einsetzen kann. Aus diesem Grunde müssen wir sehr vor- Blüten, was weit mehr als die gesamte Jahresproduktion einer ganzen Rosen-
sichtig sein in der Wahl der Mischungen. hauerfamilie in Bulgarien beträgt. Insgesamt werden <in Bulgarien ~twa
In unseren Laboratorien in Valencia stellten wir, neben den oben schon 2000 Kilo im Jahr hergestdlt.
genannten Pflanzen, alleine aus den Apfelsinen zehn verschiedene öle her, Die Rose selbst ist eine anspruchslose Pflanze, klein und ohne besondere
von denen jedes einen ganz unterschiedlichen, von den übrigen abweichenden .Schönheit, einer dickgefüllten Heckenrose gleich. Auch ihr Duft ist einfach,
Geruch hatte. Eine 30-jährige Erfahrung bei dieser Herstellung ließ uns zwar stark, aber weniger gepflegt, als wir es aus unseren Rosengärten ge-
wertvollste Medikamente aus allen Pflanzensorten gewinnen, wobei besonders wöhnt sind. Erst in der ungeheuren j\1enge wirkt der Duft so unvers1eichlich
die aus der Veilchenwurzel gewonnenen sich durch gl"oße Güte auszeichneten. schön. Noch frühmorgens, ehe die ersten Sonnenstrahlen sie treffen, die

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ihr den Duft aussaugen würd·en, wird si~ gepflückt, in Säck•e gepackt, auf gegen Schlaflosigkeit gut erzielte. Nun ist ja Hopfen auch ungeheuer ver-
Maulesel v·e rladen und in der Fabrik gewogen, zu hohen Haulien geschichtet, schieden, je nachdem, wo er wächst; wir kennen ihn, mit dem Namen vcer-
in die Kessel geworfen, bis sie aus ihnen als ein arms.eliges Häufchen Unrat, bunden, aus dem spanischen Hopfenöl, das aus Mayoran hergestellt wird und
als schwärzlich-klebrige Masse, wioder zum Vorschein kommen und immffi" wiederum gerade belebend, statt einschläfernd wirkt. Das eigentliche Origaöl,
noch einen leisen, lieblichen Duft verströmen. aus Mayoran (origanum vulgaris) stammend, nenn·en wir aber Dostenöl.

I Die d.eutsche Gewinnung der ätherischen Öle wur.de .vor dem Krieg v.o n
1939- 1945 vorwiegend von der Firma Schimmel u. Co. bestritten, wohl die
größte )liechstoffabrik der Welt. 1838 Pegrünaet, beherrschte sie alle Kon-
tinente mit ihren hochwertigen Erzeugru.ssen und gab über dreißig Spezial-
Pfefferminzöl kennen wir in den verschiedensten Arten, als japanisches,'
englisches, französisches, amerikanisches, !italienisches und mexi'kanisches;
alle sind mehr oder weniger verschieden, obwohl sie alle von der menta
piperita stammen. Die Zusammensetzung beruht auf dem Unterschied in den
chemikern besondere Arbeit. Mengen an Mentol, Acetat und Menton. - Erwähnt sei noch das viel ~e­
Zu den Spezialisten, die mittelbar oder unmittelbar mit ätherischen öLen brauchte Creosot, das aus der Destillation des Buchenteeres gewonnen wird ..
gearbeitet haben, gehören Bredt, Thiemann, Semm1er, Asschau, Hesse, Creosot setzt sich aus Polyphenol'<ln zusammen und hat ungefähr 500jo
Harries, Komppa, Brauer, Power, Kl-cbar, Walbaum und Gildemeister, deren Guajacol und Creosot.
Werke wir für Interessenten sehr empfehlen können. In der großen Biblio- Zur Herstellung von richtigen Riechstoffen gehören, nach allem in den
thek der Firma Schimmel konnte man alle Autoren finden, die sich mit vorigen Kapiteln Gesagtem, nicht nur erfahr·ene wissenschaftliche Kenntnisse,
der ölproduktion befaßt hatten. sondern auch die seelischen Impulse des Künstlers, denn es soll ja auch
Auf Grund weiterer Forschungen ist es auch gelungen, die w'esentlidhc;n das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden werden. W~e schon gesagt,
Bestandteile der natürlichen ätherischen öle zu isolieren und alsbald diese gehört zur Herstellung des Riechstoffes zuerst der Grundstoff, man könnte
synthetisch herzustellen. Diese Ergebnisse führten zu einer großen Industr~e auch sagen, das spezifische Mittel gegen die jeweilige Krankheit. Dies~s
für külliltliche Riechstoffe. unterstützen wir dann nach den zahi.Nichen anderen Ges,i chtspunkten, von
Die _Ausbeute verschiedener öle ist (nach Walbaum): denen wir genügend anführten, mit einem anderen Produkt, das wir Unter-
stützer nennen; natürlich können es auch me·hrere Substanzen sein, die wir
Extrakt aus 1000 kg Jonxquille gab 1577 gr 01 komponieren und durch einen Binder und Träger, meistens Alkohol, zu-
Cassie 840 sammenhalten. Die Kraft des Riechstof:fes hängt, wir wollen es hier noch
Orangenblüten 600- 800 " " einmal betonen, wesentlich an der Auswahl der richtigen Komponenten.
Jasminblüten 770 " " In der allgemeinen Medizin wir.d ein Re2iept ja. auch nicht viel anders·
Rosen 520 " " formuliert, indem wir unser Augenmerk auf das _Hauptsymptom richt·en,
Mimosen 180 " " weitere Substanzen hinzufügen, und schließlich alles durch ein·e n Träger,
Narzissen 68 " " wie .Wasse.r , Zucker oder Alk·o hol verbinden. Für den reinen Laien soll
Tuberosen 66 " " es genug sein an chemischen und physikalischen Erklärungen, für den
v .e ilchen 30 " " Fachmann wollen wir noch im folgenden Kapitel einige interessante Diruge .
Reseda 30 " " über die rein chemischen Grundlagen der osmologischen Heilkräfte gehen.
" " Zuvor wollen wir aber noch aus einem geistreichen Artikel, der in einer
Die Blütenöle sind sehr delikat, sehr •e mpfindlich gegen höhere Tempera- Tages:lieitung, von e•i nem Unbekannten geschrieben, manchedei über die
turen. Daher ist besondere Vorsicht nötig, denn wir wollen doch das Riechstoffherstellung in Frankreich berichtete, einige Abschnitte zur Ergänzung
Höchstmaß an Wirkung darans hervorholen. Ein besonderes Studium müssen dessen anführen, was über die Schwierigkeiten der Duftherstellung, a~
wir darauf verwenden, ob wir die Gewinnung von Riechstoff sofort nach auch über deren alte Tradition gesagt wurde. Wir lesen dort:
dem Abpflücken vornehmen müssen, oder ob wir, bei .anderen Arten, durch ."Die Parfum-Industrie ist wahrscheinlich die älteste Industrie der WdtJ..
eine längere Aufspeicherung einen Gewinn an aromatisc'hen W•erten erzielen. In Frankreich behauptet man, sie gehe ·direkt auf Eva zurück. Adam und
Wir haben aber auch zu berücksichtigen, daß sowohl in den Tropen, als Eva", erzählt man, "hätten sich im Paradies die Zeit mit •einem Fangspiel
auch unter ander·e n klimatischen Verhältnissen die Versuche ergaben, daß vertrieben. ZuLetzt war Eva müde geworden und sie warf sich in einen
gewisse Pflanzen im Urwald einen größereu Geruch ausströmen ,als im Gte- hlühend·e n Rosenstrauch. (Die Rosen hatten bekanntlich im Paradies keine
wächshaus und umgekehrt. Die im Gewächshaus gezüchteten Blumen können Dornen.) Am Abend fand daun Adam, Eva rieche so gut, daß sie sich ent-
auch ihr Aroma teilweise gewaltig steigern; die Bodenv-erhältnisse sind vo,n schloß, sich täglich mit Rosenblättern einzureihen." In Frankreich gibt es
großer Bedeutung; so gibt Pfe.fferminze und Lavendel bei gepflegtem Boden ein Parfum, das nach diesem ältesten Menschenrezept hergestellt wird, es
eine Stärke des Geruchs, die sie wildwachsend nie erreichen. Das sind alles heißt "Die e·rste Sünde".
eigene Erfahrungen, die wir hier nur andeuten, nicht aber detailliert ami- Aber auch Historiker, die nicht an ~ie Geschichte von der Erfindung der
führen können. Parfums glauben, behaupten, Instrumente zur Herstellung von Parfums
Greifen wir nur einmal ein bemermenswertes öl aus den hunderten yon gefunden zu haben, die über 30 000 Jahr·e alt sind. Jedenfalls ist die
uns untersuchten Pflan:ren heraus. Das Öl, das wir aus Basilienkraut Parfum-Industrie unendlich viel älter als die ihr heute nahestehende Sci.fen-
(ocimum basilicum L.) erhalten, ist sehr verschieden j.e nach den Variationen industrie. Ja, es gab bekanntlich Zeiten, wo der Parfum-Verbrauch den
der Pflanze (album, Thysiflorum, crispum u. a.) und ist auch wieder ganz .von Seif.e v·ertrat und wo Menschen, die _sich nicht '_gerne wuschen, ihre ni()ht
verschieden in M-exiko oder in Deutschland. Unter dem Namen Xcaltun fehlte immer an_genehmen Ausdünstungen unter dem Geruche von Parfums ver-
es wohl auf keinem Markt des alten Aztekenlandes bei den Mayas. In bota- schwinden ließen. Noch im Jahre 1850 warnte im englischen Unterhaus
nischen Werken findet man, daß es aus Afrika und Asien stammen soll, wir ein würdige·r Parlamentarier seine Landsleute: "Der Tag, da eine Badewanne
aber wissen, daß es seit Urzeiten in Mexiko ehenfalls bekannt war; heute und ein Stück SeHe an Stelle des anständigen King James Rosenwasser in.
wächst es fast auf der ganzen Welt, wo es das Klima .einigermaßen erlaubt; jedem englischen .Haushalt vorhanden sein werden, wird die letzte Stufe
als Zierpflanze kennen wir es in vielen Gärten. D~e chemische Zusammen- des ,Niedergangs .d es britischen ,Reiches .ankündigen."
setzung ist: Estragol, Linaol, Ciniol und Piinen. Allerdings die Geschichte der schönen Ninon de Lenclos ·d eutet darauf hin,
Vor einiger Zeit fand man im Handd gewisse Kissen, welche mit Hop:Een daß die Bäder vielleicht doch nicht so gefährlich sind, wie· man das im
gefüllt waren und mit denen man in der Tat die angepriesene W~rkung Zeitalter der Königin Viktoria in England noch glaubte. Die schöne Ninon

72
de Lenclos, die das Alter von 85 Jahren erreichte, verstand es nämlich in Allgemein kann behauptet werden, daß ähnliche Gerüche auf ähnliche
wunderbarer Weise, ihre jugendliche Schönheit zu erhalten. Ihre, Freunde, -chemische Konstitution zurückzuführen sind. Auch hier bestätigen Aus-
-zu denen auch Voltaire gehörte, waren von diesem Wunder ewiger Jugend nahmen die Regel. Es kommt vor, daß Stoffe von vollkommen verschie-
so überrascht, daß sie zu munkeln begannen, ihr-e schöne Freundin st~hß denem Aufbau verblüffend ähnlichen Geruch haben. So wird z. B. dal'
lnit übernatürlichen Mächten im Bunde. Dieser Glaube wurde auch dadurch Bittermandelöl oft mit billigerem Nitrobenzol verfälscht. Nitrobenzol und
noch genährt, daß die schöne Ninon sich jeden Morgen ganz allein in einen Benzaldehyd besitzen fast denselben Geruch. Noch ·e rstaunlicher ist die
Raum zurückzog, wo sie der Schönheitspflege oblag. Da sie niemandem "Dbereinstimmung des Geruches bei Bornylacetat und Trichlorpseudobutyl·
sagen wollte, wer sie dort behandele, s~ behauptete man, es sei der Teu~el alkohol. Wollte man be'h aupten, daß der Geruch lediglich die Wirkung
selber, der sie massiere und mit Parfums und Elixieren ewiger Jugend vet·sehe• eines Moleküls auf den Riechnerven sei, so könnte man diese Ansicht damit
Als aber dann die schöne Ninon de Lenclos trotz allem starb, brachen widerlegen, denn wie sollen zwei gänzlich vers-chiedene Moleküle die gleiche
ihre Bewunderer in den geheimnisvollen Raum ein und fanden als einzi~ physiologische Wirkung haben.
Geheimnis - - eine Badewanne. \Vichtig für die Art des Geruches ist auch die Stellungsisomerie und die
Die Herstellung von guten Parfums ist außerordentlich schwierig. Nicht Anzahl von Bindungen bei den Kohlenstoffatomen. Man kann fast behaupten,
p_ur die Zucht der Blumen erfordet·t viele und sorgfältige Arbeit, sondern: daß die doppelte und dreifache Bindung Voraussetzung für einen Riechstoff
auch das Pflücken der Blüten muß nach ganz bestimmten Regeln erfolgen. ist. Wir haben sie bei fast allen Benzolherkömmlingen und Terpenen. Ihn
So müssen Nelken drei Stunden, nachdem sie sich geöffnet haben, der Sonne Stellung ist ebenfalls nicht ohne Einfluß. Zum Beispiel läßt sich der Unter-
ausgesetzt bleiben, um ein Maximum an Wohlgeruch zu entwickeln. Noch schied im Geruch von Eugenol und Isoeugenol, Safrol und Isosafrol noch
komplizierter ist das Pflücken von Jasmin, der ,zwar voll erblüht sein feststellen, obwohl diese Stoffe sich lediglich durch di!e Stellung ihrer
muß, aber an der Sonne sofort einen Teil sein·es Geruches v·e rliert. ·doppelten Bindung untersch-eiden.
Bei der Analyse der natürlichen Riechstoffe muß man zunächst die ein-
zelnen Bestandteile voneinander isolieren. Dann folgt die Darstellung dieser
einreinen Bestandteile. Zum Schluß muß man noch die Mengenverhältnisso
Chemische Analysen feststellen, denn die meisten RiechstoHa, welche die Industrie herstellt, be-
lwmmen erst ihren charakteristischen Ge·ruch durch das Mischen mehrere1·
riechender Substanzen.
Einen großen Teil der heutigen Riechstoffe verdanken wir der organischen - \Vir erwähnten bereits, daß die Riechstoffe einzelnen Klassen von organi-
Chemie. Nicht nur, daß sie durch Erforschung der Zusammensetzung der schen Verbindungen angehören und bestimmte Gruppen wichtig sind. Im
bekannten natürlichen Riechstoffe die Reindarstellung ·e rmöglichte, - sie Folgenden wollen wir eine kurze Dbersicht über einige künstlich hergeste-l lte
schuf auch eine große Anzahl neuer Riechstoffe natürlicher Herkunft durclt Riechstoffe bieten, indem wir bei der Einteilung die erwähnten Klassen und
Eliminierung gewisser riechender Grundsubstauzen, bzw. deren Transformation. Gruppen zu Grund·e legen.
Dadurch ist der Chemiker heute im Stande, einen großen Anteil der Riech- Von den aliphatischen Kohlenwasserstoffen werden die Methanreihe,
stoffe künstlich herzustellen, und es ist wohl ·nicht zuviel gesagt, daß es Acetylenreihe und Aetylenreihe gar nicht als Riechstoffe verwandt. Nament-
uns dereinst möglich sein wird, sämtliche uns bekannte natürliche Riechstoffe lich die Glieder der Metl1anreihe sind g~ruchlos, falls sie nicht mit irgend
künstlich herzustellen und weitere neue, noch unbekannte, zu erzeugen. einer Venmreinigung versetzt sind, die sich meistens schwer entferne:u
Die chemische Definition eines Riechstoffes ist äußerst schwierig. Bei den 'läßt.
Farben kann man sagen: diejenige organische Verbindung, die färbt, ist Mit dem Steigen der mehrfachen Bindung wird der Geruch auch immer
ein Farbstoff. Da die meisten organischen V·erbindungen riechen, genügt unangenehmer. \Vährend die niedrigen Glieder der Aetylenreihe noch einen
dieses nicht allein, um einen Riechstoff zu charakterisieren. Allgemein werden nicht unangenehmen, schwachen Geruch besitzen, zeichnen sich die Verbin-
nur die wohlriechenden Substanzen damit bezeichn-et, wobei man nicht v·er- d-ungen der Acetylenreihe und noch mehr der Acroleinreihe durch intensiven
gessen darf, daß \Vohlgeruch ein sehr relatives od-er objektives Urteil ist. unangenehmen Geruch aus.
Im weiteren Sinne sind also alle durch Geruch wahrzunehmenden Substdnzen Die Terpene dagegen sind ausgesprochene Riechstoffe. Meist sind si&
Riechstoffe. ..aliphatischer oder hydroaromatischer Natur. Die aliphatischen allerdings,
Aus den vorigen Kapiteln wissen wir, daß die Riechstoffe fertig gebildet
als ätherische öle im Pflanzenreich vor'h anden sind. Moschus und Ambra Limonen p-Zymol
entstammen allerdings dem Tierreich. Wir wollen uns hier aber lediglich
mit den Riechstoffen beschäftigen, deren chemisch-e Konstitution aufgeklärt ist.
Es ist bereits lange bekannt, daß der Geruch eines Stoffes lnit dem chelni-
schen Aufbau desselben in naher Beziehung steht. Heute wissen wir, daß
die meisten Riechstoffe folgenden Klassen angehören: den Kohlenwasserstoffen
der Benzol- und Terpenreihe, den Alkoholen, Aldehyden und Ketonen der
aliphatischen Benzol- und Terpenreihe, den Säuren, Säureanhydriden, Äthern
und Phenoläthern der alipathischen Benzol- und Naphtalireihe, dazu noch
einige Verbindungen lnit anorganischen Substanzen.
Darüber hinaus können wir feststellen, daß der Geruch an gewisse Grup-
pen gebunden ist : die1 Alkoholgruppe, die ~Äthergruppe, die - Ald·ehydegruppe,
die Ketongruppe, die ,- Carboxydgruppe, die Lactongruppe, die - Phenol- und
Phenoläthergruppe, Nitril-, Nitro-, Azimido- und Sulfocyangruppe. Dies6 -von denen man Myrzen und Ozimen kennt, spielen keine so wesentlicli6
Gruppen bedingen nun keinen spezifischen Geruch, sondern bewirken in den Rolle. Anders die monozyclischen Terpene. Unter ihnen ist das Limoneu
einzelnen Klassen der Verbindungen ganz verschiedene Gerüche. Sie wirken wichtig. Es findet sich im Bergamottöl, Neroliöl, Orangenschalenöl, Kümmelöl,
allerdings nicht nur auf die Art des Riechstoffes, sondern auch auf sein-eo Pf-efferminzöl, Kampferöl, Citronenöl und anderen. \Vie die meisten mono-
Intensität. .;zyclischen Terpene geht es auf das Zymol zurück und man kann es als Hydrat

74 75
Von den bizyklischen Terpenen ist das P in e n von Bedeutung. Es ist
des Parazymols auffassen. Durch Einwirkung von Bromwasserstoff Br~m und ·wohl .das am meisten v·e rhreitete Terpen in der Pflanzenwelt. Im Gegensatz
Reduktion läßt sich das Limonen in p - Z y m o 1 überführen. L~ider ist es Z?- Limonen enthält Pinen nur eine doppelte Bindung., Es findet sich in
D;icht .gelunge~, dfese Rea~tion umzukehr~n. ~us di~en Reaktionen ergibt emer rechts- und in einer linksdrehenden Modifikation. Enthalten ist es im
s1ch die Kon~tltution d~. Lnno~ens. AUerdmgs 1st damit noch ni~ht die Lage Kampheröl, Koriander-, Zypressen-, Fichtennadel-, Terpentin- und Fenchelöl
der Doppeibmdung geklart. D1ese folgt erst aus dem zweiwertigen Alkohol u. a. Am häufigsten kommt es in den ölen der Nadelhölzer vor. Harze
Te r p in. Man kann seine Hydroxylgrup- lief·e rn bei tl'ockener Destillation ebenfalls Pinen. Wahl'\Scheinlich sind sie
pen mit HiHe von Bl:'omwasserstoff duroh Umwandlungsprodukte desselben. Nach Wallach wi,rd das chemisch reine,
Brom ersetzen und kommt dann zu dem- ·opJ;isch inaktive \in·en ~erge.stellt, indem. man gleiche Teile Terpentinöl, Eis-
Terpin
selben Dibromid, das man erhält, wenn man essig und Aetylrutrat m em~r KältemlSchung abkühlt. Wenn man dann
B:omwassersto~f an die Doppelbindung des Salzsäur·e einleitet, entsteht Pinennitrosochlorid. Der Kristallbrei wird mit
Lnnonens addiert. Daraus ergehen sich vier- Alkohol gewaschen. Dieses Präparat löst man dann in Chloroform und fällt
Mö,g lichkeiten für die Lage. der Doppelbin- es mit Methylalkohol.
dung, von. ~;:nen ahe~ nur eine der ~pti­
sc~en ~khVIt~t des . Lnnonens . gerecht wird, Die optisch links- und rechtsdr·ehenden Modifikationen kann man durch
weil keme W•eltel"e em asymetnsches Kohlen-· fraktionierte Destillation des ame·r ikanischen und französischen Terpentinöles
stoffatom besitzt. gewinnen. Lagert man an Pinen Salzsäur·e heran, so erhält man Bornyl-
Von ·den Isomer·en d.es Limonens, bei denen chlorid, welches bei Abspaltung von Salzsäure Camp h e n ergibt. Nach
le~glich die D?ppelbindung~n anders liegen, Kachler und Wallach kann man BornylchJ.orid auch herstellen, indem man
sp1elt das Terpmen noch eine Rolle. Es i~t
im Majoranöl, Cardarnonöl, Korianderöl und Campben
K.ampferöl enthalten. Das optisch inaktive
Lnnonen, welches man erhält, wenn man
gleiche Gewichtsmengen des rechts- und
. linksdrehend·en Limonens vermischt, nennt
man ~1pente?-. Man ~ann es ~uch gewinnen, wenn man die Terpene -
es gelingt ?el de~ meisten - eme Zeitlang über 250 Grad erhitzt.' Um es
~~nn chenusch re~ darz~stellen~ mu.ß man es nach Wallach in Essigsäure
lose~. Durch Salzsame .wud es m Dichtorhydrat überführt. Nachdem es mit
Natnum~ceta~ zersetzt. 1st, kann ma';l es ~it Wasserdampf destillieren. Sein
Geruch ~st ~tronen.artrg. Enthalten 1.st es nn Kampheröl, Terpentinöl, Fich-
tennadelol~. nn \V·e ihrauch-, Massoyrmden-, Thymian-, Bay-, · Cascarill- und
Bergamottol u. a .
Phosphorpentachlorid mit Petroleumäther überschichtet und darauf allmäh-
.~in anderes, zitronenartig riechendes Terpen ist das Sylvestr.en. Es ist lich kleine Mengen Benzol einwirken läßt. Nachdem man die Ätherschicht
OI?tlsch ~·echtsd~ehen~. Es h~t! wie alle T.e rpene, die Bruttoformel C 10 H 16. abgegossen hat, wäscht man wiederholt mit kaltem Wasser und läßt ·d en
Die optische, maknve Modifikation nennt man Carvestren. In der Natur Petroläther verdunsten. Das zurückbleibende Bornylchlorid geht schon beim
~OIJI!Ilt das let~ter~ a!lerdi,ngs nicht vor. Das Sylvestr·en wird bei der frak-
Erhitzen mit schwachen Alkalien in Campben über. Seine Strukturformel
tlOil!erten. Destillation des schwedischen oder russischen Terpentins gewonnen. zeigt gegenüber Pinen ein vollständig verändertes Bild. Interessant ist, daß
E~ weiteres Terpen, welches in der Natur ebenfalls noch nicht nach-
bei Oxydation des Camphens der synthetische Kampher entsteht. Auf diese
gewiesen wurde, aber häufig als Nebenprodukt bei Reaktionen auftritt ist Weise wird auch aus Terpentinöl Kampher hergestellt.
das Te r p in o 1 e n. Man erhält es beim Erhitzen v-on Pinen mit Schw'efel-
säure oder be~ Kochen von Terpenhydrat, Terpineol, Cineol mit Phosphor- Ein Terpen, welc,hes man bisher in der Natur nicht nachgewiesen, son-
?der Schwefelsaure. Nach Wallach und Kerkhoff kann man es darstellen dern nur synthetisoh hergestellt hat, ist das Fenchen. Nach Wallach wird
mdem . man 1 ~eil Oxalsäure in 2 Teilen Wasser löst, dieses Gemisch bi~ -es aus Fenchylchlorid und Anilin gewonnen.
z.~ S1eden erhitzt un~ dann das gesclnnolzene Terpineol langsam eintropfen Von den Alkoholen haben nur die Terpenalkohole und die der Benzolreihe
la~. Man muß d.abe1, das entstandene Terpinolen mit HiUe v·o n durch- eine Bedeutung für die Riechstoffindustrie. Die Alkohole der alphabetischen
stromende.m. Wasserdampf der weiteren Einwirkung von Oxalsäure entziehen. Reihen ergeben nur als Äther mit Säuren verbunden einen Geruoh; aller-
Man destilliert es dann im Vakuum. dings auch nur die einwertigen Alkohole. Der Geruch richtet sich nach der
Art der Säure. Bei den zwei- und dreiwertigen Alkoholen v.e rsohwindet der
·Geruch ganz.
Terpinolen Pinen
Wie sohon gesagt, sind aber die Terpenalkohole von ganz besonderer
Wichtigkeit. Man hat auf keinem Gebiet der künstlichen Riechstoffherstel-
lung soviel Erfolge ·e rzielt wie gerade hier. Besonders gilt dies von den
Untersuchungen des Rosenöles und dess·en Ersatzstoffen. Die Terpenalkohole
sind am meisten in den ätherischen ölen enthalten. Die Isolation daraus ist
allerdings mit Schwierigkeiten verbunden. Die fraktionierte Destillation führt .
nur in den wenigst-en Fällen zum Erfolg. Gewöhnlich muß man sie erst
zur Isolierung der Terpenalkohole und Befreiung von Terpenen veresten.
Tiernano und Krüger geben dazu folgende Vorschrift:
"Wenn man in die absolut ätherisc,he Lösung eines Alkohols Natrium im
!ein verteilten Zustande, zweckmäßig in Form eines dünnen Drahtes bringt,

76 77
Menthol Geraniol
11o wird der betreffende Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur in das e.nt-
spreohende Natriumalkoholat umgewandelt, das sich meist am Boden des
Gefäßes als gelatinöse oder feinpulvrige Masse abscheidet. , r3
Die besondere Vorschrift des Arbeitens in ätherischer Lösung braucht man CH3-C.
indessen nicht bei der Darstellung aller Natriumalkoholate anzuwenden. So II
kann man z. B. zur Darstellung des Linaloylnat riumalkoholates alsbald eine CH
I
größere Menge Natrium in Linaloyl auflösen, wenn man die Operation im
luftverdünnten Raume ausführt und dafür sorgt, daß der entwickelte Wasser-
'wl.
stoff sofort entfernt wird. In diesem Falle darf man die Reaktion durch ( IHl.
Erwärmen unterstützen. Das unangegriffene Natrium wird nach dem Erkalten
Ton der Auflösung des Linaloylnatriumalkoholats in überschüssigem Linaloyl
(H:s-'
II
getrennt und danach das letztere im luftverdünnten Raume von der gebildeten c~
Natriumverbindung abdestilliert. I
Andere Alkohole, z. B. Geraniol, ertragen aber eine solche Behandlung C. H:z. o H
nicht. Wenn man zu dem in absolutem Äther verteilten Natriumalkoholat
die äquivalente Menge Bernsteinsäureanhydrid oder Phtalsäureanhydr.id bringt, Zu erwähnen wäre noch das B o r n e o 1, welches wie das Menthol zu den
so erfolgt die Umsetzung in phtalestersaures oder bernsteinsaures Natrium . zyklischen Terpenalkoholen gehört. Es. ist namen~li~h auf. Born~o und ~umatra
Man läßt, damit diese vollständig geschieht, das Gemenge einige Tage bei sehr vocbreitet. Es wurde außerdem nn Rosmarmol, Rau;tfarnol tJ?-d 1m Bal-
Zimmertemperatur stehen. :Fügt man nun Wasser hinzu, so geht beim Um- drianöl nachgewiesen. Die Ester, die ebenfalls sehr wohlnechend smd, wurden.
schütteln das phtalestersaure Natrium in die wässerige Lösung, während im
Äther überschüssiges Phtalsäureanhydrid, unangegriffener und regenerierter Borneol
Alkohol zurückbleibt. Die wässerige Lösung des phtalestersauren Natriums.
kann beliebig oft mit Äther gewaschen und so völlig gereinigt werden. C.fl3
Aus dieser Lösung läßt sich die freie Phtalsäure durch Ansäuren tmd Aus-
äthern gewinnen. Bei Verarbeitung kohlenstoffreicher Alkohoie kann man
HOH'--1----C.H
auch durch konzentrierte Kalilauge das phtalestersaure Natrium aussalzen, ' H3c.-C--cH3 11
weiches sich in der Regel üb~·r der alkalischen Flüssigkeit als dickflüssige
Seife sammelt. D.ie freie Phtalestersäure oder das Natriumsalz lassen sich H~c--.,L----c H4
durch alkoholische Kalilauge bei Zimmertemperatur in wenigen Stunden ver-
seifen. Das Fortschreiten und die Beendigung dieses Prozesses lassen sich
nach dem Auskristallisieren der in Alkohol bzw. alkoholischer Kalilauge in vielen Nadelholzölen gefunden. Interessant ist, da~ man da~s.elbe Borny-
schwer löslichen, neutralen phtalsauren Alkalisalze leicht beurteilen. ehlorid erhält, das auch bei der Anla&erung von Salzsaure an Pmen e~tsteht.
Wir sehen, daß die Chemie der zykhschen :rerpene und Kampher re1eh an
Wenn man die abgegossene alkoholisohe Lösung mit einer ausreichenden eigenartigen innermolekularen Umlag~rungell: ISt : .
Menge Wasser versetzt, so scheiden sich die in Freiheit gesetzten, in Wasser Einen großen Zweig der Rie.chsto~findustne bt~den die Phenole und P~enol­
schwer oder unlöslichen Alkohole als öl ab. Kamphersäureanhydrid darf äther. Nach ihrer Struktur smd die Phenole die Alkohole der aromatischen
man an Stelle von Phtalsäur·e anhydrid bei diesem Verfahren nicht anwenden, Reihe. Sie zeichnen sich durch die Intensität ihres Geruchs aus. Besonders
da das erstere unter den angegebenen Bedingungen äußerst schwierig verseif- wohlriechend sind ihre Äther. Von ihnen wollen wir Thymol, Carvacrol,
bare Kampherestersäuren liefert. Um zu den verseifbaren Kampherestet<- Eugenol und Safrol erwähnen. Thymol ist ein in der Natur a~ längsten
15äuren zu gelangen, muß man Kampher.säureanhydrid mit dem betreffenden. bekanntes Phenol. Es wurde in den ölen der Thymusarten nachgewiesen. Aus
Alkohol versetzen. dem indischen Ajowan wird es im Großen hergestellt. Das 01, welches. dara~s­
Die beschriebene Alkoholreinigung l äßt sich ohne jede Temperaturst·e igerung mit Wasserdampf destilliert wird, enthält ca. 400/o Thymol.. Es ~;rd ~t
tmd ohne Anwendung stark saurer Agentien ausführen. D.ie Naohteile der Natronlauge von den and·e ren Oien geschieden und dann von Mmeralsauren m
Methode bestehen in der Schwierigkeit, die Alkohole annähernd quantitativ Freiheit gesetzt. . . .
in ihre Natriumverbi nd ungen überzuführen und in der leichten Dissoziier- C ·a r v a c r o 1 ist mit Thymol isomer und unterscheidet Sich von ihm
barkeit der letzteren. Bei Verarbeitung der Terpenalkohole beträgt die Aus- lediglich durch die Stellung der Hydr?xYl.gru~pe. Es tritt .~ de~ Natur ~uch
beute an Reinprodukt gewöhnlich 70-80o;o vom Gewicht des augewandten häufig mit ihm gemeinsam auf. Es ISt m VIe.len Hopfenolen, Im T_?yllllan-
Rohmaterials" - Soweit Tiemann und Krüger. und Quendelöl enthalten. Am besten läßt es siCh aus de? Onganumolen ge-
Wenn die Terpenalkohole allerdings gleic,h als Ester in den ätherischen winnen. Es gibt auch mehr·e re Methoden, um es synthetisch herzustellen.
ölen enthalten sind, gelingt die Isolation bedeutend leichter. Zu den Terpen-
alkoholen gehört auch das M e n t h o l, welches der Ha uptbestandteil des Thymol Carvacrol Eugenol Safrol
Pfefferminzöles ist und die kühlende Wirkung dieser öle hervorruft. Durch
Oxydation geht Menthol in ein Keton (Menthon) über, welches man ebenfalls
in ätherischen ölen findet.
Wichtig ist noch das Ger an i o 1. Wie alle Terpene nnd deren Sauerstoff-
abkömmlinge, die Kampher, ist auch dieser aliphatische Kampher ein Isopten-·
Derivat. Das Geraniol ist de.r Hauptbestandteil aller Rosenöle. Es wird als
billiger Ersatz des Rosenöles in Verbindung mit anderen ölen verwandt. Es.
ist eine farblose, optisch inaktive Flüssigkeit von angenehmem, rosenartigem~
Geruch.

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Eu g e n o 1 ist der Hauptbestandteil des Nelkenöles. Außerdem finden wir Kampher bezeichnet wurden. Vo·n diesen wollen wir nur das Jonon b6-
·es im Bayöl, Pimen- und Zimtblätt.eröl, u. a. Aus dem Nelkenöl wird es nach trachten.
der allgemeinen Trennungsmethode der Phenole gewonnen. - Saf r ol Diesen V·eilchenr.iedhstoff hat zuerst nach
kommt im Sassafras-, Sternanis-, Massoyrinden-, Zimtblätter- und Kampheröl jahrelanger Arbeit Tiemann dargestellt. Ge-
vor. Es wird in der Seifenindustrie direkt als Riechstoff verwendet und dient Jono n wonnen wir-d es aus dem Geranial, welche&
auch zur Herstellung von Heliotr·o pin. sich auf Grund seiner Aldehydnatur mit Ace-
Die Aldehyde bilden auch eine wichtige Gruppe von Riechstoffen im Pflan- ton zu dem Keton Pseudojonon vereinigt.
zenreich. Viele von ihnen können synthetisch hergestellt werden. Man ge- Dieses geht bei Behandlung mit verdünnter
winnt sie gewöhnlich, indem man die Alkohole und ungesättigten Kohlen- Mineralsäure unter Ring~Schließung in das
wasserstoffe in sauren Lösungen oxydiert. Da sie sehr reaktionsfähig sind, isomere Jonon über. Das Pseudojonon hat
ist es nicht schwierig, sie zu erkennen und zu isolieren. einen eigenartigen, aber nicht sehr ausge-
Die Aldehyde der alipathischen Reihe sind in der Natur nicht s·e hr ver- sprochenen Geruch. Bisher ist noch nicht
breitet. Von den olefinischen Terpenaldehyden kennt man nur drei, die in einwandfrei festgestellt, ob das natürliche
der Natur vorkommen: das Ci t r a 1, das Ciwnellal und der Menthonylaldehyd. Veilchenblütenaroma vollkommen identisCh
mit Jonon ist. Die Schwierigk·e it liegt in
C.H der Isolierung des natürlichen Veilchen-
( H.3 1 3 blütenaromas.
Citral > (;
( H~
Cfi-(H~-(H2.-C =CH-COH Die Säuren besitzen nicht den Charakter als Riechstoffe. Die Fettsäuren
riechen zu stechend, die aromatischen Säuren zu schwach. Erst ihre Ester
sind als Riechstoffe anzuspr·echen. Sie kommen auch meistens als solche vor.
Das Citral wurde im Jahre 1888 von Chemikern der Firma Schimmel im Es würde zu weit führen, sie ein2leln aufzuzählen. Die zyklischen Säuren,·
Citronenöl wie im Lemongrasöl entdeckt. Es ist eine hellgelbe, optisch in- jedenfalls die, die einen Geruch entwickeln, sind in den Harzen und solchen
aktive Flüssigkeit, welche im unverdünnten Zus•tand einen scharfen Citronen- Pflanzenteilen enthalten, die wenig ätherische öle aufweisen.
geruch be·si tzt. Um es aus den ätherischen ölen darzustellen, werden diese Von den organischen Verbindungen mit anorganischen Substituenten wäre
mit Natriumbisulfit geschüttelt. Es entsteht dann eine kristallinische Doppel-
verbindung, die von den anderen öligen Bestandteilen befreit wird. Man kann nur der künstliche Moschus zu erwähnen. J.edoch entspricht keines von
diesen Sunogaten vollkommen dem natürlichen Moschus, da dessen Struktut·
es auch aus Ge·r aniol durch Oxydation gewinnen. Der weitaus größte Teil
noch nicht aufgeklärt ist.
des Citral dient als Ausgangsmittel für die zahlreichen, künstlichen Veilcheu-
riechstoffe Schließlich sei in diesem Zusammenhang noch auf ein wichtiges Gebiet
Die ZY.klischen Aldehyde werdem synthetisch aus Benzol oder den Homologe.n der Riechstoffchemie hingewiesen, die Geruchsschwellen. Die W·e rte, die
des Phenols hergest·e llt. Haben diese eine gesättigte Seitenkette, so kann man wir in der nachfolgenden Tabelle (nach v. Skramlik) wiedergeben, wur-
direkt oxydieren. Bei einer ungesättigten Seitenkette muß man erst chlorieren. den so gefunden, daß man eine abgewogene Meng·e von Riechstoff entwede1:
Dann kaun man es mit Wasser leicht in das Aldehyd überführen. Allge- direkt od·e r in einem bestimmten Lösungsmittel zum Verdampfen bracht&
mein erfolgt die Oxydation bei der Propylengruppe leichter als bei der und ·die Größe des Luftramnes bestimmte, in dem der betreffende Stoff
Allylgruppe. noch gerochen wurde.
BBnzaldehyd ist ein zyklischer Aldehyd. Es ist das künstliohe Bittermandel- In d·er ersten Spalte steht die Substanz verzeichnet, in der zweiten ihre
öl. In der Natur kommt es nicht frei vor, sondern als Glykosid an Blausäure chemische Formel, in der dritten das Molekular-Gewicht, der vierten die
gebunden im Amygdalin. Dieses ist in den bitteren Mandeln, in Pfirsich- Konzentration in Millionstel Mol in 1 Liter, in der fünften die zur Aus-
kernen und Kirschlorbeerblättern enthalten. Aus Amygdalin kann man durch lösung einer Geruchsempfindung ausreichende Menge des betreffe nden Stoffes
Gärung Benzaldehyd gewinnen. Es ist wahrscheinlich, daß das Emulsin, in 50 ccm (das L uft-Volumen, das nach Valentirr an der Riechschleimhaut
welches ebenfalls in bitteren Mandeln vorkommt, das Gärungsferment dar- vorüberstreicht).
stellt. Synthetisch kann man Benzaldehyd herstellen, indem man Tuluol durch
Einleiten von Chlor in Benzaldehyd umwandelt. Dieses geht beim Erhit:ren
mit Wasser auf 150- 160 Grad in Benzaldehyd über. Allerdings ist der syn- Substanz Chem. Formel
Mol.
Gew.
IMolMillionstel
in l Liter
Millionstel
g 'in 50 CCIJl
thetische Benzaldehyd nie ganz chlorfrei. Dadurch ist der Geruch und die
Haltbarkeit beeinträchtigt. Der Firma Schimmel und Co. ist es inzwischen
gelungen, .e in praktisch chlorfreies Benzaldehyd herauszubringen. Alcohol
CH 3 (CH 2)a CH 2 0 H 88,1 0,011 0,05
V a n i 11 in ist der Hauptbestandteil der amylicus
Vanillin Vanille-Schoten. Der Verbnuch dieses Stof-
g~:>CH ( CH2 )2 OH
fes hat ganz beträchtlich zugenommen. Es Alcohol
isoammylic. 88,1 0,0011 1 0,005
ersetzt di<l teur.en Vanilleschot en vollständig.
Es gibt sehr vie1e Methoden, Vanillin syn-
thetisch herzustellen, auf die wir aber nicht Alcohol
CH 3 (CH 2) 6 CH 2 OH 116,2 0,0086 0,05
näher eingehen wollen. Von den Aldehyden heptylicus
('I) sind noch das Piper.o nal oder Heliotropirr
und Zimtaldehy·d wichtig. Terpineol 154,5 1,17 9,0
C10 Hls 0
Von den Ketonen gehör·e n die wohlriechendsten der Terpenreihe an. Von
denen der P.ettr.e ihe wurde nur eines, das Methylnonylfueton in ätherischen 0

Ölen nachgewiesen. Die oiefiniseben Terpenketone spielen als Riechstoffe


keine Rolle. Anders die zyklischen Terpenketone, die früher auch oft als
Citral Is. oben im Text 152,2
0,0066-
0,0033
0,005-
0,025

80 6
81
Millionstel Millionstel Substanz Mol. Millionstel Millionstel
Chem. Formel
Substanz Chem. Formel
.I Mol in l Liter gin 50 ccm Gew. Mol in 1 Liter gin 50 ccm

Acidum Alcohol
CH 3 ( CH2)s C < 8 H 1 0,000098 0,0005 a.ethylicus CH 3 CH 2 OH 46,1 5,42 12,5
cvalerianic.
Alcohol
Acidum
eapronio. I CHg ( CH2)4 c ,zgH 116,1 0,00033 0,002 propylicus
CH 3 CH 2 CH 2 OH 60,1 0,084- 0,166 0,25-0,5
I
Acidum Alcohol CH 3 >CHOH
I CHs ( cu2)s c,z:gH 1130,1 0,0023 0,015 isopropylic. CH 3 60,1 0,664 2,0
heptylic.
I
I CH CH2)~ c,z:gH
Alcohol
Acidum butylicus CH 3 (CH 2)2 CH2 OH 74,1 0,0135 0,05
1144,2 0,00035 0,0025
caprylic. 3 (
I Acidum
Acidum C6 H 5 OH 94,1 0,0425 0,2
I CHs ( CH2)7 c,z:gH 158,2 0,000126 0,001 carholicum
I
nonylic.
I I Acidum
Acidum C6 H4 C2 OH 128,5 1 0,000034 0,000217
I CH CH2)s c,z:gH 172,2 0,00029 0,0025 chlorocarhol.
"aprinic. 3 (
I I Aldehyd
Acidum CH s c ,z: 0H 44,0 1 0,016 0,035
laurinic. I CHs ( CH2) 1o c ,z: gH 1200,2 1 0,0005 1 0,005
aceticus
I
Amylium I c C-"""'0 ~ CHg
Aceton CH 3 CO CH 3
I 58,1
I 0,069 0,2
acet. iso. Hs Zo (CH2)2 CH,CHs 1130,1 1 0,69 145,0 Camphora I C1o H1s 0 1152,2
I 0,033 0,25

Cumarin
I
CH~ C6 H4-.._ 0
1146,1
I
0,000068-
I
0,()005- Acidum
I HC<oOH I
46,0 0,54 1,25
'CH-co ~ 0,00034 0,()025 formicic.
I
Guajakol 0 -OCH 3 124,1 0,03 0,19
Acidum
CH 3 CH 2 C,Z:gH 74,1 0,000675 0,0025
- OH
I
propionic.
I
0,0000033- 0,000025- Methylium
Vanillin s. oben im Text 152,1 acetic. CH3 c ,z: g CHs 74,0 0,027 0,1
0,000033 0,00025

0,00033- 0,0025- Aether


Heliotropin - 150,1 C2 H 5 OC2 H 5 74,1 1 0,07135 0,05
0,00066 0,005 eulfuric.

.A.nthranik;äure- Nitrobenzol C6 H 5 N0 2 123,1 0,331 2,05


C6 H 4 NH 2 c,z:gCHs 1139,1 0,000042 0,0003
methylester
Pyridin
I - 79,1 1 o,ooo505 0,0020
Trinitrobutyl- 0,000000017 - 0,0000025-
- 283,13
toluol 0,00000034 0,0000005 Merkapt an C2 H5 SH
I 62,1 0,0000007 0,0000022

Aethylbi-
Brom Br. 79,96 1 1,67 &Sulfid (C2 H 5) 2 S 122,2 0,00245 0,015

Phosphor- Acidum
I PHg 34,0 10-20 CHs ( CH2 )2 c,z:gH 88,1 0,0000113 0,00005
wasseestoff
I I butyricum

Schwefel- Alcohol CH 3 >CH CH 2 OH


H2 S 34,1 0,4 isobuty lic. CH 3 74,1 0,0135 0,05
wasserstoff

Alcohol
metylicus CH 3 0H
I 32,0 118,7 30,0 Skatol - 131,1 0,0000035
I
0,00005

82 83
Als Abschluß diese.s hauptsächlich für den chemisch-inter-essierten Fach-
mann geltenden Abschnittes sei noch eiu~ wichtige Tabelle, ebenfalls nach
v. Skramlik, angeführt, in der die Verbindungen aufgezählt sind, hei denen
eine Wirkung auf den Geruchssinn nachzuweisen ist:
Von aliphatisch; Kohlenwasserstoffen : Myrcen;
" alizyklischen Kohlenwasserstoffen : Limon, Pinen, Cadinen, Caryophyllen,
Phellandr.e n;
aliphatischen Alkoholen Decyl-Alkohol, Citronellol, Geraniol,
" Linalool, Nerol;
alizyklischen Alkoholen Terpineol;
" aromatischen Alkoholen BenzyI-Alkohol, Phen yläthyl-Alkohol,
" Carvacrol, Thymol;
aliphatischen Aldehyden Citral;
" alizyklischen Ketonen Iron, ß -Jonen, Carvon, Pulegon,
" Thujon;
aromatischen Ketonen p-Methoxyacetophenon;
" aliphatiscillm Säuren Valerian-, Capron-, Heptyl-, Capryl-,
" Nonyl-, Caprin-Säure;
aromatischen Säuren Phenylessig-Säure;
" Estern, Gruppe a Essigsäure-Octy1ester, Caprinsäure-
" Äthylester;
Estern, Gruppe 1' Essigsäure-, Propionsäu•r e-, Butter- 111. TEIL
" säure-Benzylester;
Estern, Gruppe s Benzoesäure-Äthylester, -Propylester,
" Phtalsäure-Diäthy1ester, Zimtsällire·
Methylester; MEDIZINISCHE ANWENDUNG
" Lactonen, Gruppe 1: Cumarin, Methyl- und Äthyl-Cumarin;
aliphatischen Äthem
" aromatischen Ät'hern
Cerauyl-Methyläther; UND
Anethol, Guajakol, Kreosol, Eugeuol,
" Iso-Eugenol, Eugenol-Methyläther, HEILVERFAHREN
V anilliu, - Heliotropin;
aromatischen N-Verbindungen ~ 0- und p-Toluidin, Xylidin, Toluol-,
" Xylol-, Moschus;
" heterozyklisch: N-Verbindungen : Indol, Skatol.
Damit haben wir das un·e rschöpfliche Gebiet der Chemie, das nun auch
einmal eine Hauptgrundlage unserer osmologischen Heilmethode ist, etwas
ausführlicher gestreift. Der Fachmann wird daraus manche Anregung
schöpfen können; der Laie aber sieht, welches profunde Fachwissen auoh
dieser, zunächst vielleicht recht einfach aussehenden Riechstoff-Heilkunde
zu Grunde liegen muß, um sowohl mit größtem Heilerfolg, als auch m~t
modernen, rationellen Mitteln und Methoden zu einem schnellen und nicht
zu kostspieligen Erfolg zu kommen.
Nachdem wir in diesem Teil unserer Ausführungen die geistigen und
~~teriellen Grundlagen für unsere Heilmethode erarbeitet haben, können
,w ir im folgenden nun an unseren Körper selbst und an die Betrachtunlg
der Heilmethode 'h erangehen.

84
Das Geruchsorgan
Wie aus allen vorangegangenen Ausführungen zu schließen, kann es Uil6
hier bei der Behandlung des Geruchsorganes nicht so sehr darauf ankommen,
die Nase medizinisch eingehend zu betrachten: denn dieses wird der inter-
essierte Leser in vielen Standardwerken ausführlich und unübertrefflich
finden können. Uns geht •es vielmehr um dü engen Zusammenhänge zwischen
den verschiedenen Organen, dem Geruchsorgan an sich und dem Geruchssinn
und -gefühl.
Morgenstern: Korfs Geruchsinn ist enorm.- Ohne Frage ist ja der Geruchssinn einer der interessantesten Sinne: denn
Doch der Nebenwelt gebrichts I schon die Art seiner Erregung zu eTklären stößt, wie wir oben sahen, auf
Und ihr Wort: "Wir riechen nichts", viel größere Schwierigkeiten als z. B. beim Geschmack. Er steht einerseits
Bringt ihn oft aus aller Form. zu diesem ja auch im stärksten Geg-e nsatz, als ·d ieser ein "Nahsinn" ist,
bei dem in besonders intensiver Berührung ein meist stark kon:rentrierter
Reizstoff wirkt, während der Geruchssinn als "Fernsinn" anzusprechen ist,
Und er schrieb wie Stendhal Beyle der seine Reizstoffe auch noch in der enormen Verdünnung von 0,000001 mg
Stumm in sein Notizbuch ein: wahrnimmt, ja, er kann noch Mengen wahrnehmen, die wir physikalisch-
Einst, nach überlanger Weile, chemisch nicht mehr nachweisen können, weil durch einen großen Abstand
der Reizquelle die Verdünnung nicht ,mehr meßbar wird.
werde ich verstanden sein. Andererseits wird aber das eigentümliche Verhältnis von Geruch und
(Ans Palmström) Geschmack auch durch das besonders eng~ Zusammenarbeiten dieser beiden
Sinne gekennzeichnet, denn jeder kennt die zahlreichen Versuche oder
Scherze, bei denen wir zu schmecken vermeinen, aber tatsächlich nur rieche-n.
Wie fade schmeckt bei starkem Schnupfen, wenn der Geruch ausgeschaltet
ist, unser Essen. Dazu kommt, daß beim Menschen der Atmungsvorgang
so eingerichtet ist, daß die durch die Nase eingeatmet·e Luft mit den Riech-
zeHen des Geruchsfeldes in der sogenannten membrana olfaotoria im obersten
Winkel der Nasenhöhle beiderseits der Nasenscheidewand kaum unmittelbar
in Berührung kommt, insofern di'l Atemluft gerade durch den unteren Teil
der Nasenhöhle streicht. Diese Luft kann sich mithin nur durch Wirbel-
bewegung mit der in den oberen Spalträumen befindlichen Luft vermischen,
was dann auch die geruchsempfindungssteigernde Wirkung des Schnüffelns
erklärt.
Schon den anatomischen Anfänger überrascht an dem menschlichen Kopf-
skelett - wo es durch geeignete Schnitte besonders gut verdeutlicht werden
kann - , das kunstvolle System papierdünner und teilweise siebartig fein-
durchlöcherter Knochen, das das nach innen zu liegende Stützgerüst des
inneren Nasenbereiches bildet. Dieses ganze Gebiet ist mit ungemein reagibler
Schleimhaut überzogen. Schon in der Schule haben wir gelernt, daß die
eingeatmete Luft in den Nasengängen erwärmt und dabei durch eine Trän-
kung mit Wasserstoff von allen Staubteilen gereinigt wird.
Der anatomischen Betrachtung ·e röffnen sich im Naseninnern nach unten
verlaufende Buchtungen und Kammern (linksseitig drei, rechts zwei), der
sinus ethmoidales des Siebbeines, der Hauptteil der inne ren Nasenhöhle,
von dem an das Siebbein sich ansetzende os maxillare umgrenzt und durch
die ossa turbinalia noch weiter gebuchtet. Diese Gegend, schlechthin als die
Kiefernhöhle bezeichnet, ist wegen der so oft mit Zähnen und Zahnbehand-
lung zusammenhängenden Erkrankungen, meistens Vereiterungen, allgemein
bekannt.

87
Uber und hinter diesem ganzen Bereich befinden sich noch mehrere(, und Wirbeltieren, wo sie vor allem der Verteidigung dienen (Stinktier oder ·
normalerweise mit Luft gefüllte Höhlungen, wie die Stirnhöhle oder der Wiedehopf) oder, soweit sie angenehm riechen, der Anziehung des anderen
sinus frontalis und noch hinter den Muscheln liegend die sinus sphenoidales, Geschlechts (Moschusochse), sondern auch bei Reptilien mit ihren versohle-
das For. sphenopalat. u. a. Recht bedeutsam ist ·e·s auch, daß gerade diese denen Brunst- und Angstdüften, ja sogar bei den Insekten können wir
ganze Körpergegend ganz besonders reich ist an Variationen, besser: Unter- diese Beobachtungen machen (Duftschuppe des Rapsweißlings -oder der all5-
schieden der jeweiligen Formen oder Gebilde: wenn diese an sich auch noch 6preizbar·e Duftpinsel eines ande,ren Schmetterlings, des damais septantrionis) .
nichts Krankhaftes darstellen, so erforde·r n sie aber doch zumindestens eine Es wäre doch absurd anzunehmen, daß die Natur ihre GeiSchöpfe mit duft-
besondere, ärztliche Betreuung, zu der große Erfahrung und Ubung gehört. erzeugenden Organen ausrüstet in einem Tierreich, in dem für Duftwahr-
Das eigentliche Organ der Geruchsempfindung beim Menschen ist nun nehmungen kein·e Sinnesorgane vorhanden wären.
in der obersten der drei Nasenmuscheln, dem höchst gelegenen Winke.! der Besonders begrüßenswert ist in diesem ZtLsammenhaug die, Entdeckung.
Nasenhöhle und dem ihr benachbarten Nasenscheidewandgebiet lokalisiert. der Bienenforschung, daß die Honigbiene in der Verbindungshaut des 5. und
Der histologische Bau und die damit gegebene deutliche anatomische Kennt- 6. Rückenschild·es am Hinterleib eine Duftdrüse hat und die,se Duftdrüse
lichkeit der Riechschleimhaut in ihr·em Unterschiede von der übrigen, einen, einem jeden Bienenvolk eigentümlichen Duft ausströ mt, an dem die
respiratorischen Nasenschleimhaut liegt besonders in dem Vm'handens·ein der Bienen sich als zueinander gehörig er~ennen. Der Geruch wird hiet· zu
fadenförmigen Riechzellen, deren basale, also in ihrem unteren Pole g-e- einem außerordentlichen Orientierungsmitt·el. Auch andere Hautflügler hab en
legenen Enden unmittelbar in die f.einen, marklosen Riechnervenfasern über- ähnliche Vorrichtungen. Die Erzeugung stinkender Substanzen bei den
gehen. Während von .d a d·e r Anschluß .zum Gehirn hergestellt ist, sind diß' Gliedertier.e n (Arthropod·en) ist ja allgemein bekannt, wir brauchen nur
Riechzellen am oberen Pole der freien Enden mit feinen Haar.en V!lll'sehen, die an die verschied·e n stiuk;md·e n Wauzenarten oder an das Stinksekret der
zwischen den häutchenartigen Bedeckungen der Stützzellen an die von der Laufkäfer (Carabi) zu denken. .
Absonderung der sogenannten Bowmanschen Drüsen als unverästelte alveo-· Es bedarf jahrelanger Erfahrungen, um die Geruchswirkung zu bestimmen ..
lare drüsenbesetzte Oberfläche des Riechepithels treten. Etwas leichtel' ist es schon, die Geruchsempfindungen zu erforschen. Aus
Die anatomisch leichte Unterscheidbarkeit des Geruchsot·gane·s (beim Men- beiden ·e rgibt sich dann die Beziehung zwischen Geruchsempfindung :und
schen paarig in der Nase angeordnet) und des Geschmacksorganes (in der -wirkung. Aber auch die Bestimmung der Geruchsempfindungen ist noch
Mundhöhle lokalisiert) ermöglicht, zumal im Zusammenhang mit der physio- recht schwer, denn komplizier·e nd ist es, daß die meisten Riechstoffe ;nicht
logischen Beobachtung .am lebenden Material, ein einigermaßen befriedigend nur auf den olfac.t orius, sondern auch auf benachbarte Sinneswerkzeuge,
klares Bild über die Leistungsmöglichkeiten von Geruch und Geschmack. wie Geschmack-, Tast-, Temperatur- und Schmerzsinn einwirken. \Vir
Bei den höher entwickelten Wirbeltieren ist eine ständige Verbindung müssen also die Riechstoffe wiederum unterteilen in solche, die auf den
zwischen Nasen- und Rachenraum durch die hinteren Nasenöffnungen, ldie olfactorius alleine, und solche, die noch nebenher auf andere Sinneswerk-
Choanen, vorhanden. Anatomisch ist festzustellen, daß Tiere, wie Hirsche, zeuge Wirkung haben. Die Erstexen bezeichnen wir zweckmäßig als reine
Rehe und dergleiO:hen sich eines relativ viel ausgedehnter•e n Riechepithels Riechstoffe zmn Unterschied von den allg·emeinen.
erfreuen, als der Mensch, bei dem das pigmentierte Gebiet der Nasen- Wieder war es hier von Skramlik, der die verschiedenartigen Empfin-
schleimhaut, rechts wie links, nur je etwa 1 qcm beträgt. dungen erforscht und, naoh chemischen Gruppen, in gute Tabellen ein-
In gleicher W·eise kann man feststellen, daß das Geruchsorgan bei den geordnet hat. So hat et· bei ·einer Reihe von Substanzen ein·e Einwirkung
Fischen am stärksten entwickelt ist. Bei den Amphibien arbeitet es sowohl auf den Temperatursinn durch Kälteempfindung festgestellt (z. B. bei Phenol,
im Wasser, als auch in der Luft. Besonders interessant ist dabei das Jako.b- Menthol, . Kamplier usw.) und durch Wärmeempfindung in Form ei~es
sonsche Organ, das bei den Reptilien und vielen Säugern auftritt: eine zweite Brennens bei anderen Stoffen (so Methylalkohol u. a.) Stichschmerzempfm-
Riechschleimhautbildung in der Nähe des Mauleinganges, als ein blind .d ungen lösen unter anderem Toluol, Azeton, Amei.sensäure, saure Ge-
endender, mit Riechepithel ausgekleideter, also vom Riechnerven versorgter schmacksempfindungen z. B. Essig-, Butter- und Valeriansäure aus. Süße
Kanal, beiderseits der Nasenschei dewand anliegend, welcher durch den Stenson- Geschmacksempfindungen erregen neben anderen Stoffen P.entan, Benzol,
schen Gang gestattet, alles sofort beim Aufnehmen in die Mundhöhle, ~uf Isosafrol und Hexan.
den Geruch hin zu überprüfen, also für ungeeignet empfundene Nahrung Was die Geruchsempfindlichkeit anlangt, so unterscheiden wir heute bei
rechtzeitig wieder auszuspeien. den Säugetieren drei Gruppen: . .
Bei den Vögeln best ehen große Schwierigkeiten, um über i'hr Ge·ruch.s- a) Makroosmaten mit gut entwickeltem Geruchsvermögen und Elurtch-
vermögen einigermaßen sichere Angaben machen zu können. Noch größer tungen, die eine Vergrößerung de.r Riechschleimhaut ermöglichen, z. B.. die
wird ·diese Unsicherheit bezüglich des Geruchs, ja aller Sinnesfunktiouen,. Anzahl der Nasenmuscheln wird bedeutend erhöht oder die. Muscheln zeigen
bei den meisten, niederen Tieren. Bei manchen Insekten krurn man immer- zahlreichere Verfaltungen und mehr oder minder starke Einrollungen. Die
hin von einer Trennung der Geruchs- und Geschmacksorgane sprechen:. Makroosmatennasen ·erlauben durch ihr·e Feuchtigkeit die Orientierung über
hier verdienen die Untersuchungen Beachtung, die v. Frisch mit Hilfe der die Windrichtung: an der durch den Wind angeblasenen Seite der äußerlich
Futterdressur durchgeführt hat, wonach die Biene ihr Geruchsorgan auf stets feuchten Nase entsteht eine größere Verdunstungskälte und in Verbin-
den vorderen Gliedern ihrer Fühler hat. dung mit deren Waln·nehmung nimmt dann das Tier automatisch dilljenige
Daß aber durch die ganze Natur hindurch das tierische Wesen, auch Körperstellung ein, die zugleich auch die günstigste ist, für das Abfange,n
in seinen verhältnismäßig niederen Stufen, wo es bis jetzt noch nicht der aus derselben Windrichtung ihm zugetrageneu Gerüche.. Ein alter
gelang, siche.r e histologische Anhaltspunkte zu entwickeln, dennoch zu-· Elefantenfäger erzählt·e einmal, daß die ELefanten, w:ie bekannt, in RudeJm
mindest auf die Riechfähigkeit hin angelegt ist, wird doch dadurch ~1M­ leben und von dem größten und ältesten Tie.r geleitet werJeu.. Von Zeit
stark angedeutet, daß von der Natur im ausgedehnten Maße, ja tatsächlich, zu Zeit reckt dieses Leittier seinen Rüssel und macht damit kreisförmi§e
soweit es nur möglich ist, Gerüche pr-oduziert werden. Wir Menschen,- Bew·e gungen, um die Witterung des Umkreises einzusaugen. Es ist in der
die wu· nur Wesen mit mittlerer Geruchsfähigkeit sind, ahnen gru· nicht,, Lage, auf diese W.eise z. B. die Anwesenheit eines weißEm Menschen auf eine
und können es auch gar nicht wissen, in welchem umfassenden Maße .die Viertelstunde Entfernung zu wittern ..
Natur Gerüche -hervorbringt, die sich unserer Beo.bachtung entziehen. b) die Hemiosmaten, bei denen die Riechschleinthaut auf einen mehr oder
In dieser Richtun,g spricht noch stärker die Tatsache der Bildung Wllll weniger großen Bruchteil der Nasenhöhle beschränkt ist, so beim Menschen
G"(;rüche ausstrahlenden Organen im Tierreich: nicht nur bei den Säugern. und den Affen.

88 39
c) Mikroosmaten mit einer kleinen Riechschleimhaut und entsprechend Wilhelm von Kügelgen erzählt aus seiner Jugend, daß ihm der Duft der
entwickeltem Geruchsvermögen. Farben einer Malerwe·r kstatt so lieb geworden war, daß er vor die :Vabl
Die Natur zeigt aber neben den besonders hoch entwickelten Geruchs- gestellt, Gelehrter oder Künstler zu werden, die Malerei wähl~, we~l er
organen derartig starke Rückbildungserscheinungen, daß wir wegen des glaubte, sein·em Hang doch nicht widerstehen zu können, wenn Ihm emmal
völligen Verlustes des Geruchsvermögens, bei den Walen z. B., von A-osmaten später beim Betreten einer Malerwe<rkstatt diese Atmosphäre entgegensc~lüge•. · .
sprechen können. Durch diese ungeheuere Spannweite in der Mannigfaltig- Hoffmann läßt in seiner bekannten Erzählung von dem verlorenen Spwgelbild
keit und Intensität der Geruchskräfte gibt uns die Natur selbst ein philo- den Dr. Dapertutto dem höllischen Mittel, das er seinem Opfer gibt, einen
genetisch-entwicklungsge:schichtlich, außerordentlich eindringliches Bild von starken Geruch als besonders bezeichnenden Zug gehen. Und wem fällt da
der Bedeutsamkeit des Geruchssinns überhaupt. Den Geruchskräften steht nicht auch gleich die Oberlieferung ein, daß Schiller durch den Geruoh
überdies eine nicht minder und qualitativ unterschiedliche Geruchempfind- Jaulender Äpiel besonders zum Dicht-en inspiriert worden _se~? .
lichkeit gegenüber, wozu die unermeßliche Verschiedenheit der Vorliebe· für Schon diese wenigen, aus der Fülle des StoHes herausgegriffenen Beric~te
bestimmte Gerüche bei den einzelnen Tierarten jeweils völlig anders ist von Künstlern lassen erkennen, wie sehr •es gerade der Gefühlsmensch Ist,
und ein gutes Beispiel b1etet. .dem der Geruch wichtig ist; denn so verschieden die Berichte und Beispiele
Schließlich ist ja auch für den Ein:lldmenschen der Geruch, den er selber sein möaen, so ist es doch ganz klar zu erkennen, daß es nicht das Y:er-.
ausstrahlt oder an anderen wahrnimmt, so ungemein charakteristisch, wie standes-" sondern das Gefühlsleben ist, das hier im Tiefsten berührt W)!]:d..
es andererseits auch bedeutungsvoll ist, daß man einen Geruch, den mall/ Der Gehörsinn ist im Gegensatz zum Gesicht fähig, in Form der Musik
selbst hat, selber allet·meistens nicht wahrnimmt. Dies führt uns zwangs- Gefühle auszudrü cken oder zu vernehmen, ohne sie an die konkreten Empfin-
läufig zu den zahlreichen Beobachtungen, die wir über unseren fünften dtmgen des WirklichkeitslebenG zu binden: das sicher.t der Sprache. der Musik
Sinn im Zusammenhang mit unserem Gefühlslehen machen können. jenes Unaussprechliche, man möchte ~ast sagen: Nummose zu,. das :ilire P~I.ege,
ihren Kult zu einem wahren Gottesdienst erlteben kann. Es 1St die sublimste
Sprache, zu der das menschliche Gefühlslebe_n überhaupt noch fähi~ ist.
Geruch und Gefühl Ganz ande'l·s, zum Teil umgekehrt, liegt es benn Geruch. Von allen Smnen
dürfen wir ihn als den freiesten ansehen; er ist am wenigsten gebunden an
uns&e Verfügung, er kann so ohne weit·eres zur Verständigung nich~ mehr
In unserem Sprachgebrauch betrachten wir die fünf Sinne, ilie uns gegeben herangezogen werden, ist aber andererseits engstens verbunden mit ru.:n
sind, als das Wesen unseres Seins, unserer V.e rnunft. Das Märchen erzählt, Vorgängen und Erscheinungen des Lebens und der UJ?lwelt .. W~nn w~r
bei der Erschaffung des Menschen habe Gott der Herr seinem Geschöpf einen Geruch empfind.en, sa ist es uns zwar oft nnm?gl~ch, mit Sich.erheit
fünf Küsse gegeben, und dieser Berührung des göttlichen Geistes seien die anzugeben, welcher Art er ist, und n·otzdem kennen wu· ihn, ruft er _Irgend
fünf Sinne entsprungen. eine Stimme oder Gedankenassoziation in uns hervor, auch wenn Wir P-en
Uns mag es erscheinen, daß die verschiedenen Fähigkeiten unseres Kör- Zusammenhang oft nicht erkennen. .
pers, die Eindrücke der Umwelt wahrzunehmen, doch nicht das gleiohe Ja, der Zusammenhang zwisohen Gefühl und Geruch. geh~ sogar so wett, da_ß
Gewicht hätten. Das Schicksal eines Blinden, und insbesondere eines erst selbst ein ausgesprochen unangenehmer, ja sogar widerliche~ Geru_ch, w!e
Blindgewordenen, wird wohl jed·em als trostlos erscheinen, und gerade in z. B. einer den oben erwähnten Fabrikanlagen anhaftend.e r, emem lieb sem
unserer Zeit, wo es derer durch das harte Kriegsschicksal soviele gibt, kann, obwohl er bei allen anderen Mensohen Ekel hervorruft. Der bei2iende
we·rd·en auch vide, wenn nicht am eigenen Leibe, so doch aber durch Mit- Geruch von Holzteuer verbindet sich für manchen jungen Pfadfinde.r oder
erleben die schwere Lebenswende gespürt haben, ilie der Verlust des Augen- alten Soldat•en mit seinen sohönsten Lebenszeiten, während ein passionierter
lichtes für einen Menschen bedeutet. Damit verglichen erscheint det· G~hör­ Reiter nichts Angenehmer.es ab ·den soharfen Geruch eines Pferde·stalles, der
sinn schon wesentlich geringer an Be.deutung, ganz zu schweigen von d·e m Landmann sein·es mit Liebe gepflegten Misthaufens usw. vorstellen kann .
Geschmack und Geruch, den wohl jeder weit danach einreihen würde. Daß sich wohlige Erinnerungen und Gefühle mit de~ Geruch von L_ebens-
Aber wir müssen dies hier einmal gerrau durchdenken und uns frage'Il, ob und Genußmittoeln, sowie Tabak und Alkohol verbmden, braucht ]U als
das nicht eine Unterschätzung des Geruchssinnes, der uns ja hier am meisten Besond·e rheit wohl kaum angeführt zu werden. .
interessie.rt, bed.e ntet? Es ist also unsere Aufgabe, im Folgenden die Bedeutung Hierbei wird uns auch v.er.s tändlioh, wie es zu der Bezeichnung "Ge-
des Geruchssinn.es im praktischen Lehen für uns herauszuheben. Der heutige schmack" für eine bestimmte persönliche Einstellung in Bezug an~ Schön-
Mensch neigt wohl überhaupt in gefährlicher Weise dazu, seine Gefühlswelt heitsbewertung der verschiedensten Dinge kommt. ~er _Geschmackssm~ steht
zu vernachlässigen, ihren Wert zu klein anzusetzen und, damit zusammen- ja in engster Beziehung mit d•em Geruch, was wu m der anatomlSc~en,
hängend, wenn schon ·e inen Sinn, dann dem Gesicht und Gehör den Vorrang schon beschriebenen ·e ngen Verbundenheit sehen konnten. Es hat semen
zu geben. Gerade aber der Ge·r uch wirkt stärker auf das Gefühlsleben ein, tiefen Sinn, daß gerade diese beiden Sinne, die das Gefühlsmom"!nt am
als wir glauben. \Vir wissen, was er b~i sehr vielen Tierarten für eine st ärksten anspr·e chen und betonen, d~zu herangezogen_ wurden; denn die
Rolle im Geschlechtsleben spielt. Kunst, ob Tonkunst, ja überhaupt die ganze aesthetlSohe Ges.taltung des
Auch bei uns spielt der Geruch eine wichtige Rolle, Ist nicht so Lebens und der Dinge, die uns umgehen, sind ausgesprochenes EI~entu.m des
manchem von uns der würzige Duft der Tannen besonders lieb, weil .er Gefühls. Abseits von aller praktischen Bedeutung, von der NützhchkeJ.t ~d
sich von fruhe:ster Kindheit an dadurch an viele, schöne Wdhnachtsf·eie.rn von naturgetreuer Darstellung des Wirklichen ist alles, was Kunst heißt
erinnert fühlt? Wer von seinem Vater'haus her den Geruch einer bestimmten und ist, das Gebiet des Empfindungslebe.ns und _damit des. "G_esclnnacks" ...
Blume, eines Waldes oder Sees, des Meeres oder auoh einer industriellen Wie seh1· ein "Gerücht", das sich ganz unbestimmbar wie ~me Atm?sphare
Anlage kenn·e n gelernt und liebg~wonnen hat, der wird gewiß sein ganzes auf einen Kreis von Mensohen laaern kann, Sac11e des - meist bösartigen -
Leben lang durch diesen Geruch immer wieder an seine Heimat erinnell"t Gefühls ist wird bekannt sein. Auoh wenn wir von einem uns unsympathi-
weTden. schen Men;cben sagen, daß wir ihn "nicht riechen" können, so ist das. kdeine
Goethe hat sein ganzes Leben lang immer an dem Geruch der Speisekammer wohlüberlegte Ablehnung, sondern eine gleiohfalls ?ft unhe_gründ_bare, Je en-
des Hauses im Hirschgraben gehangen, in der auch die Theaterpuppen ~ni­ falls gefühlsmäßig bedingte Einstellung. Gerade 1m Beretch dtes.es oft s.o
bewahrt wurden: die ihm zum ersten Male den "Faust" bekannt machren zurückgesetzten Sinnes hat sic!h die Ma~ht ?es _Gefühles, der Empfindsamke~t
und denen der gleiche·, würzige Duft anhaftete. und damit unserer Seele besonders rundrmghch behauptet. Hat also dte

90 91
Seele, wie es heute wieder vielfach wahrzunehmen ist, gegenüber dem Ver- "rieche mich". Auch bei den Malaien gibt es ähnliche Bräuche, und es gilt
st and eine höhere Wertung zu erfahren, so müßten wir auch den Geruehs- als besonders aufmerksam, wenn man hörbar schnüffelt. In CHebes sehen
IÜnn wieder mehr Bedeutung zuerkennen. Das Verhältnis des Geruchssinnes wir das gleiche, in Neuseeland noch bei den älteren eingeborenen Gene-
zur Seele ist aber so fundamental wichtig, daß wir es uns noch für einen rationen.
eigenen, folgenden AIAschnitt vorbehalten wollen. Auf Sanskrit bedeutet die \Vurzel "Chra" sowohl 'küssen wie auch riechen,
Zuvor müssen wir aber den sinnlichen Zusammenhang zwischen Geruchs- ja, das Deutsche hat dieselbe indogermanische \Vnrzel in Rauch und Rie·cheft
gefühl und Geschmacksgefühl noch genauer betrachten. Im ersten Bucu usw. In Neuseeland bedeutet das Wort "Hongi" riechen, aber auch Küsseil
Mo~ wird erzählt, wie der Herr den lieblichen Geruch des Opfers roch, und Nasenlmß. In gewissen Gegenden Böhmens müssen Brautleute vor der
das Ihm Noah zum Dank für die En··e ttung aus der Sintflut darbrachte und Hochzeit eine Nac'h t ini Dunkeln beieinander sitzen, damit sie sich "zu-
wie der Herr zusagte, daß er, dessen eingedenk, hinfort die Erde 'nicht sammenriechen", innig miteinander bekannt werden. Auf Persisch ist "hujha"
~ehr verfluch~n und beimanchen wolle u~ der. Men~chen willen. Klingt Sehnsucht, Liebe und Geruch.
weht seliAst fur unsere modernen Ohr.e n diese eigentliche recht anthropo- Für die Unzahl von poetischen Wendungen, die den Wohlgeruch der Ge-
morphe Haltung des Herrn durchaus verständlich und leuchtet dem kind- liebten besingen, sei hier, wegen seiner eindrucksvollen Oberschwenglichkeit,
liehen Gemüt sofort ein? Ba udelair·e zitiert:
Die Juden ließen die Erstlinge ihrer Herden und Früchte in den Flammen "Laß mich riechen, lange, lange, den Duft deiner Haare; laß mich mein
des Opfers verbr·e nnen, um sie dem Gott darzubringen. W·e r weiß wie sehr Gesicht darin vergraben, wie ein durstige>r Mensch das Wasser einer Quelle
da _noch die alte, bei_ den Indianern noch heute übliche Anschauu'ng durch· einschlürft. Laß meine Hand mit ihnen spielen, wie mit einem duftenden
~~~him.mert, daß der feme Duft_ verbrannter Pflanzen den Göttern als Nahrung Taschentuch, um Erinnerungen in die Luft zu schütteln. . . . . Wenn Da
diene~ Der Curandero sagt Ja, daß alle Körper sich in un·e.ndlidh kleine alles wissen könntest, was ich sehe, was ich fühle, was ich in deinen Haaren
Teilchen verflüchtigen, welche, wenn auch durch Tast- und Geschmackssinn erkenne. Meine Seele reist mit dem DuHe, wie die Seele anderer Menschn
nicht mehr zugänglich, doch durch den Geruch noch wahrgenommen werden mit der Musik. . . . . In dem Ozean deiner Haare sehe ich flüchtig eines
können. Hafen, wimmelnd von melancholischen Liedern. . . . . In der Nacht deines
Sicherlich hat jede SuiAstanz ode r Materie ihren eigenen Duftkreis als ein Haares atme ich den Duft der Unendlichkeit des tropischen Himmelblaues."
Resultat der AusdünMungen, d~e aus un·e ndlich vielen und kleinsten Teälchen- Erinnert uns das nicht an die ebenso gefühlsstarke Ausdrucksweise des
a~As.onderungen ~ntstehen. Nur dem Geruchssinn, als dem empfindlichsten, allegor.ischen Hoheliedes Salomos in der Heiligen Schrift, wo es heißt:
hle.1ht •es allerdings da noch vorbehalten, wahrzunehmen und in den Dunst- " . . . Es riechen deine Salben so köstlich, dein Name ist eine aus-
oder Duftkreis einzudringen. geschüttete Salbe ..• deine Lippen, meine Braut, sind wie trief.ender Honi·g -
Zwaardemal~er weist darauf hin, daß Wechselbeziehungen zwischen Geruch seim; Honig und Milch ist unter deiner Zunge; deiner Kleider Geruch ist
un~ Geschmack bestehen, aber nicht allein, daß ein Bratengeruch den Appetit wie der Geruch des Libanon. Deine Gewächse sind wie ein Lustgarten von
steigert, sondern auch, daß Riechstoffe im allgemeinen den Appeüt anre·aen. Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zypernbäumen mit Narden, Narde und
F_rankenhäus·e r sagt, daß das Geruchsorgan seine Bedeutung vom klimat~lo­ Safran, Kalmus und Zimt mit allerlei Bäumen des Weihrauchs, Myrrhen
grschen Standpunkt habe und deutet darauf hin, daß die r.e ine und würzige und Aloe mit allen besten Würzen . . . Seine Backen sind wie Wurzgärtlein,
Luft durch tiefe Atmung den Appetit steigere. da Balsamkräuter wachsen. Laß deine Brüste sein wie Trauben am
Hier müss·en wir gleich wieder auf den Vorteil der Riechstoffe als Medizin Weinstock, und deiner Nase Duft wie Äpfel. . . . . "
hinweisen; denn wenn Friedricih der Große sagt, daß alle Kultur vom Magen Dher den Zusa=enhang zwischen Gefühl im Sexualleben und Geruch
ausgehe, und ein anderes Spriohwort, daß die Liebe duroh den Magen gehe wollen wir im Folgenden noch einige interessante Tatsachen anfügen;
so müssen wir aber auch feststdlen, daß viele Erkrankungen vom Mage~ die FL·auen haben ein·en ganz besonderen Duft des Haares, ja des Kusses, den
ausgehen oder durch den Magen entstehen; dabei werden aber die Leiden die Italiener odor di femina nenn·en. Jungfrauen haben einen ganz eigenen
durch normale Medizinen oft nur noch schlimmer, weil diese zu unmittelbar Geruch, der sofort wechselt, wenn sie dieser Eigenschaft verlustig gehen:
in_ ihrer GroiAsubstanz auf diesen wirken sollen. Die Riechstoffe dagegen sind, Schon Hippokrates erzählte, daß Demokrit den odor voluptatis sofort er-
wie aus dem oben Gesagten hervorgeht, nicht nur völlig unschädlich für- kannte, indem er .e ine weibliche Person an einem Tage mit "Jungfrau" an-
den Magen in ihrer indirekten, feinstoffliehen Wirkung auf die Nerven und red·ete, aber am nächsten Tage als "Frau" begrüßte, denn sie hatte unter-
durch das Blut, sondern sie sind die besten Heihnittel gerade für diese un- dessen ihre Jungfräulichkeit auf d·em Altar der Venus geopfert. Der
entwegte Kr ankheitsquelle. Geruch der Prostituierten ist bekannt als odor lupanaris.
Die Medizinmänner verschreiben keine Medizin und verabreichen nichts In der Türkei fiel mir der besondere Geruch der Eunuchen auf, d·e r ganz
ohne es. vorhe.r :selbst an sich probiert zu haben. Sie sagen, es müsse ein~ anders ist, als der der Kastraten allgemein. Ehen so merkwürdig ist es,
Harmowe ZWischen Geschmack und Geruch bestehen. In Lateinamerika daß während der geschlechtlichen Enthaltsamkeit der ,Ausdünstungsgeruch
bedienen sich die Indianer ein,es Lieheszaubers, indem sie Absonderunaen,. erhöht wird, was vielleicht auf die Assinülation der Samenflüssigkeit, welch$
Ausscheidungen von Genitalsekr·e tionen un.d Schweiß in die Speisen mischen, ins Blut aufgenommen wird, zu erklären ist. Man spricht ja bekanntlieb
um auf die Liebenden einzuwirken. Das braucht nidht völliger Aberglaube auch von ein,e m Witwengernch, der denselben Grund haben mag.
zu sein, denn manche Ehen der Eingeborenen sind auf diese Weise in süd- Auch die Haarfarbe der Frauen heeinflußt iln"lll Ausdünstungen; Brünette
lichen Ländern zustande gekommen. und Rothaarige riechen stärker, Blondinen weniger. So besenreibt es ein-
Ebenfalls bei einigen Indianern Nord-, Mittel- und Südamerikas fand ich mal ein Student, der Iesend auf einer Bank sitzt und dabei von einer hart-
de? Nasengeruch, bei dem es sich nicht. nur um eine mechanMcbe Berührung näckigen Er·e ktion belästigt wird. Als er sich zufällig umdreht, sieht er in
~t den Nasen handelt, sondern um em Beschnüffeln. Begegnen sich zwei der Nähe eine rothaarige Frau sitzen, die einen so starken Sexualgeruclt
Eingeborene, so wollen sie durch An~inandei·reiben der Nasen die Luft des ausströmt, daß bei ihm im Unterbewußtsein eine sexuelle Erregung hervor-
Partners auf sich gefühlsmäßig einwirken lassen. Diese Sitte ist aber nicht gerufen wurde.
nur bei den Indianern g·e hräuchlich, sondern auf der ganzen Welt verstreut. Bei Männern geht von den Barthaaren ein ganz merkwürdiger Geruch aus,
~e er~ählt uns, daß die Lappländer sich umarmen, Nasenspitze an Nasen- der sexuelle Wirkung ~tusübt. Alexande<r .?er Große .soll, wie_ von verschic:
~Plt;ze reihen und dann "Dervan, dervan" (wohl, wohl) sagen. In Hinter- denen Schriftstellern erwähnt wird, seine Umgehung und d1e Frauen ID.lt
mdien spricht der Geliebte zu seiner Braut nicht "küsse mich", sondern .einem besonders angenehmen Duft entzückt haben.

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Daß im Liebesrausch die Einatmung des Duftes des Partners zu einer· Viele Reptilien haben ihre Riechdrüsen in d-er Nähe des Anus, und während
förmlichen Raserei führ·e n kann, ist ebenso wissenschaftlich erwiesen, wie der Paarungszeit sind sie von weitem zu riechen. Auch bei den Krokodilen
Fälle sexualer N~uropathie, in denen sich die Männer mit dem Geruch von gibt es Weibchen - und umgekehrt auch Männchen - die sich gegenseitig
weiblicher Garderobe befriedigen. Andererseits sind auch der Haß zwischen durch das Ausstrahlen der Sexualdrüsen anlocken. Bekannt ist der starke
vielen Ehepartnern und viele Ehebrüche auf den Geruch zurückzuführen .. Duft des Ziegenbockes und des Hirsches. Darwin schildert, daß er diesen
J eder Frauentyp hat seinen eigenen, besonderen Geruch; dicke Frauen Hirschgeruch über eine halbe Meile wahrnahm; er war gezwungen, sich
haben besonders große Talgdrüsen und Schweißporen, schwitzen daher mehr durch das Vorhalten des Taschentuches zu schütz·e n; er mußte nach sieben
als die Mageren, und es entsteht durch die Absonderung von Fettsäure durch Monaten feststellen, daß der Geruch trotz W aschens noch anhielt.
die Talgdrüsen, ihr spezieller Geruch. Entsprechend riechen magere Frauen, Bei den männlichen Moschustieren findet man einen nackten Raum rund
dasselbe mag auch für Männllll' gelten, weniger scharf, weil ihre Haut um den Schwanz, der ·e ine merkwürdig riechende Flüssigkeit absondert.
trockener und dar Schweißausbruch gocinger ist. Diese Gerüche dienen teils zum Reizen, teils zum Locken, Daß Wolhu;t-
Auch ·das Klima hat Einfluß auf den Geruch. In den Tropen ist ider geruch bei den Tieren der Antrieb zum Geschlechtsverkehr :i.st, weiß ie?er-
Stoffwechsel aktiver und die Nahrung anders, als in nordischen Gegenden. mann. Der Hund wittert auf große Entfernung den Geruch der läufigen
Vegetarier haben schwächere Ausdünstungen als Fleischesser, sodaß schon da- Hündin, er vergißt Hunger und Durst, nur um sich zu befr.i!edigen. Ein-
durch ein Geruchsunterschied entstehen kann. brecher pfleg·e n dieses dadurch auszunetzen, daß sie einen mit den Scham-
Selbst die Kleidung kann den Geruch beeinflussen (richtig·e r die Ausdün- teilen einer Hündin in Berührung gebrachten Lappen dem Wachhund vor-
etungen der Haut als Ursache des Geruchs); grüne, blaue oder rote Kleider halten und ihn, wenn er noch nicht gut abgerichtet ist, damit ahzulenkellj
behalten Gerüche des Trägers kürzer als schwarze. Seide hat die Eigen- oder wegzulocken.
schaft, gute Gerüche zu behalten, während schlechte Gerüche schneller Jeder Jäger weiß, daß zur Zeit der Hochbrunst aus der Scheide des
entweichen. Tieres ·e in Geruch kommt, den sie sogar selber Vßlrspüren können. Mit tief-
Der erwähnte Elefantenjäge~· bericht~t übrigens auch, daß er einst in Afrika gesenkter Nase folgt der männliche Hirsch dem brünstigen Tier, wie der
im Busch Besuch von einem europäischen Freund bekommen habe und daß· Stier oder Bock auch. Minutenlang ziehen sie den Duft durch die Nase, bevor
heide völlig gleiche Panamahüte getragen hätten, die sie nie unterscheiden sie zum Akt übergehen. Bewiesen ist, daß sowohl weibliche Tiere, als aue.h
konnten. Dieses konnte aber sein eingeborener Negerboy um so bess·e·r , da Menschenfrauen am Nacken gewisse Lustdünste ausströmen, die Gl!y de
e'l' die Hüte am Duft nach einer Sekunde totsicher auseinanderkannte. Maupassant genau beschrieb und Prof. Jäger als Zer·e bral-Affekt bezeichnet.
W enn die Medizinmänne·r hestimmt~ Kräuter bzw. deren Riechstoffe gegen Der Hengst beriecht begierig den Hals der Stute, ehe er sie hespringt u~d
Männerschwäche empfehlen, dann lenkt das unseren Blick noch einmal auf heißt sie dabei oft in den Nacken. Aue.h von Katern und Ziegenböcken i!St
die Pflanzenwelt, wo wir ebenfalls .beobachten, daß sich zwischen den Pflan- das bekannt. Die sogenannte Liebkosung der Pferde, das gegenseitige Knab-
zen sexuelle Riechstoffe auswirk•en. \Vir kennen einen auch in der weihliehen bern am Widerrist, mag vielleicht auch damit zusammenhängen. .
Scheide ,vorkommenden .Stoff - Trimetylamin (C H 3) 3 N - , den man. auch Andere Zusammenhänge zwischen Geruch und Gefühl lassen sich noch
bei der Crataegus oxiacabtha 'findet. Die Counohallus (Aracee) stellt ihren vielfach aufzählen: ob wir den besond,eren Geruch des Truthahnes nehmen,
Geruch sofort ein, sobald die Staubblüten durch männliche Blüten befruchtet wenn er ein Rad schlägt (auch noch eine Brunsterscheinung), od,er die Vor-
eind. Bei g~nvissen Pilzen gibt es Luftausströmungen, die die Insekten an- liebe ·d er Katzen für Baldrian, oder auch die Gewohnheit vieler Tiere, um
locken, welche dann als Träg.e r der Sporen dienen sollen. Aber es gibt auch des Geruches willen ihre Exkremente zu verscharren usw.: so wollen wir
Pilze, die den Brunstgeruch ·einer Hirschkuh haben, und dadurch den Hirsch abschließend nur noch eine Geruchswirkung eigener Art beschreiben, dffi
erwiesenermaßen anlocken. experimentell zu beweisen ist. Schlang.e n sollen angeblich durch ihr.e n
Sc.hön duftende Blumen, wie die stark duftende viola odorata oder die zwar hypnotischen Blick Vögel bannen oder anziehen. Es ist aber, aller W a!u;-
geruchlose, aber scl1ön blühende viola. .tricolor, werden von Insekten :nicht scheinlichkeit nach, ein gewisser Geruch oder eine Ausdünstung, der die
so häufig besucht, als der in Deutschland sehr bekannte phallus impudlli:us Vögel betäubt und zur Opferhereitschaft zwingt. Zur Probe aufs Ex_emp~l
mit seinem widrigen Aasgeruch. In Mexiko gibt es eine Pflanze, unter dem setzen wir eine Schlange in einen Glaskasten und stellen fest, daß s1e die.
"Huele de Noche" bekannt, die während der Nacht einen wunderbaren unmittelbar davorsitzenden kleinen Vögel in keiner Weise beeinflußt, obwohl
Geruch verbreitet und von Insekten viel besucht wir·d, ahoc am Tage voll- sie sonst, ohne Glaskasten, durch die Ausdünstungen der Schlange sofort
ständig geruchlos ist. betäubt werden.
\Vährend meiner Anwesenheit in Kolumbien experimentierte ich mit doc Jäge.r schreibt in dem W·e rk von Albert Haben wörtlich: "Die Tatsache,
mimosa pudica (Mimose od•e r Sinnpflanze); sie :i.st über die ganze Welt ver- daß die verschiedenen Ot·gane eines und desselben Tieres verschiedenartige
breitet, aber in Brasilien und Kolumbien am besten ausgebildet. Ich ließ Duft- und Geschmackstoffe besitzen, weist, daß jedes einzelne Organ seinen
verschiedene chemische. Produkte, Schlafmittel, Chlm·oform und ätherische eigenartigen Seelenstoff hat." .
öle auf die Pflanze einwirken. Es genügte manchmal, mit dem kleine,n Es gäbe also hiernach eine Muskelsecle, Nierenseele, Nerven- und Gehirn-
Finger ein Blättchen anzurühr·en, damit sich sofort die Blätter in einem seele, die aber alle nur Modifikationen bzw. Differenzierungen des primären
Meter Umkr.eis schlossen. Nur wenn ich erst mit Chloroform darüber- Eiseelenstoffes sind. Das führt uns nun zur Betrachtung des Verhältnisses
gegangen war, blieben sie unbewegt; die Pflanze war dann narkotisiert. Bei von Gocuch zu Seele und Charakter.
einigen ätherischen ölen steigt die Sensibilität enorm, zumal bei Zitr-onen-
und ApfelsinenöL
Die sexuellen Bezie.h ungen bei Tieren sind natürlich noch viel auffälliger,
als bei Pflanzen und mögen auch gestreift werden. Man findet sogar, in
Umkehrung zu den tierähnlichen Pftanzendüften, Blumendürfte bei Tieren.
Geruch und Seele
Die Hummel (Bombus fragons) riecht stark nach Rosen, manche Schmetter-
linge nach Veilchen oder Reseden. Bei vielen Tieren kennt man nun Es gibt im Volkslehen Spaniens eine w~derbare Erzäh_lung, die. auch ~uf
Riechstoffe der Drüsen im Dienste des Geschlechts"\'erkehrs; die Widerkäuer- der Bühne verwandt wurde: "La Mascotta . Es handelt SiCh um eme WaJ.Se,
haben diese Drüsen in den Klauen, die Gemse hat ihre Brunstfeige am die bei ihrem ehrgeizigen Onkel Aufnahme fand und übel behandelt wurde;
Kopfe. denn der Mann merkte nicht, daß ihm seit der Aufnahme des Mädchens

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alles besser gedieh, sein Acker mehr trug und seine Viehherden sich ver- -sie in der Gunst des Publikums, als Mediziner haben si.e die besten und gut
mehrten. Obwo'hl alles auf seinem Hof·e aufwärts ging, jagte er das Mäd- :zahlenden Patienten, als Lehrer werden sie von ihren Zöglingen vocgöttert.
chen aus Geiz weg, sodaß sie sich zu einem anderen Verwandten flüchten Trotzdem heiraten solche schönen, 1md wie wir meinen begnadeten Men-
mußte und diesem bald dasselbe Glück brachte. Da merkte der erste Onkel -schentypen oft einen Partner, der für unsere Begriffe häßlich, gerade. das
was er, unwiederbringlich natürlich, verloren hatte. ' -Gegenteil von jenen sind, und wir müssen beobachten, daß solche Ehen
Diese:r Geschi~hte liegt die Tatsache zu Grunde, daß manche Menschen "trotzdem" ganz glücklich sind. Was hat, so fragen wir wiederum, diese
d~ch Ihre yerbmdung Glück bringen, oder auch Unheil. Das sollte gerade verschiedenen .Persönlichkeiten zusammengebracht? Sollen wir sagen: eine
~ei Ehes~hließung besonde·r s be.d acht werden, aber auch bei allen mensch- .Seelenverwandtschaft, odecr sollen wir es mit unseren Gedanken sagen:
lichen Erndungen überhaupt. .e ine zueinander passende Ausstrahlung?
Studier·e n wir doch einmal di~sen, _in d~r obigen Erzählung zum Ausdruck Bevor wir diese Frage weiter aufrollen, will ich hier an dieser Stelle
gebrachten, "Aberglauben", Wie w1r dtes Phänomen einstweilen nennen mein persönliches Glaubensbekenntnis .einschalten, damit der Leser meine
wollen: geistige Ausgangsstellung, wenn ~r sie bishet noch nicht _1;efühlt hatJ er-
Wenn sich zwei Menschen begegnen, so entsteht sicherlich zwischen ihnen ,kennen kann: Ich stanmre mütterlicherseits aus einem Pfarrgeschlecht und
eine unsichtbar·e Verbindung oder Berührung anziehender oder abstoßender ·bin meiner christlichen Erziehung im Elternhaus bis zum heutigen Tage treu
A~t, die nicht v~m .ihrem Willen abhängig ist, ja oft nicht einmal bewußt geblieben. Der Materialismus, der heute so viele junge Menschen zu oc-
~rrd. Treff~n wu· Jemand_, so sehe_n wir ihn zue;rstJ d . h. unser Auge ,tritt greifen droht, wenn der Zweifel aufsteigt, konnte mir darum nichts anhaben.
(Im allgememen~ z~erst m Funktion. pann folgen ggf. Handreichungen, Ich bin immer übeneugter Animist gewesen.
Gesten und schhe~lich das Gespräch. Die Psychologen glauben mit solchen In den Naturvöl'kern, denen ich mich in den Studien meines Lebens
Komp~_ne~ten a~belten und. alles. erklären zu können. Es gibt nun aber auch hauptsächlich zugewandt habe, ist mir keines bekannt geworden, das rein
tmerklarhche Emdrücke, die wu· von unse.r en Mitmenschen empfangen die materialistisch gedacht oder geglaubt hat. Im Gegenteil, alle sind sich
a?ch h~ft~ bleiben, '~enn wir gar nicht mit jenen gesprochen haben, so~dern im Seelenglauben, wenn auch auf verschiedenen Stufen, einig gewesen.
dt_e ledtj5hch dur?h dre Gegenüberstellung als ,solche zustande ko=en. Es Auch als Arzt war ich, um einen bekannten Begriff zu gebrauchen, Vitalist,
wu·kt hter also em geheinmisvoller Kontakt, und wohl jed·er hat es erfahren eine Auffassung, die der Begriffsbestimmung des Anintismus auch sehr ver-
daß g~rade dieser "erste Eindruck", wie man oft ·sagt, entscheidend für di~ wandt ist. Ich glaube also an die Unsterblichkeit der Seele; ohne diesen
Beurteilung des anderen werden kann. Der eine Mensch reizt uns sofort -Glauben hätte ich wohl auch schwer die Naturvölker richtig verstehen
d~n anderen möch~e m?n sofor~ liebkosen, einen anderen ohrfeigen, mit d~ ,können. Im Zusammenhang nun mit dem oben eillieitend Gesagten, muß
VIerten glauben Wir leacht fertig werden zu können usw. ich der Ansicht des Grafen Kayserling beipflichten, daß es kein . Unter- und
Blick, Ges.t·e und W ort sind. deii!flach erst seku_ndäre Eindrucksempfänger Uberbewußtsein und ähnliche, falsch _gedeutete Komplexe gibt, sondern daß
oder -Ver_mittler: ~as erste 1St eme W.ech:>elbeztehnng durch unsichtbai"IC es alles verschiedene Ausdrucksformen der Seele sind.
Wellen, die auch mcht hörbar sind oder leuchten. Dagegen kann man sie, Es gibt also demnach auch keine "Geistes"-Krankheit, denn der Geist iÜ;t
wenn auch oft nur unbewußt, "riechen". 'Venn die Dichter von einer nie krank, weil er eine nichtmaterielle, nicht körperliche Kraft ist: er ist
"Stimme der Stille" sprechen, so ist es gerade die oben beschriebene unsicht- wohl die gleichbleibende Ursubstanz der Seele. Richtiger müßte man also
und unhörbare Sprache, die jede Begegnung einleitet, anziehend 'oder ab- von Seelenkrankheiten sprechen, weil die Seele unmittelbar mit dem Körper
stoßend macht, lange bev·o r das eigentliche Gespräch dieses unbewußte verbunden und sein eigentlicher Dirigent ist. Das leuchtet sofort ein bei
Empfinden bestätigt. der Beobachtung von sogenannten Geisteskrankheiten, die fast alle _mit
.:Wir haben folglich Organe, die nicht direkt mit unserem physischen .körperlichen Defekten verbunden sind, wenn es auch nur Veränderung.m
K_orper _verbunden sind un~ durch ilm odecr in ibm wirksam werden, sondern des Gehirns sind. Wir müssen uns also hüten, Seele und Geist zu ver-,
die alleme unter dem Gestchtspunkt der Seele und ilirer Wirkungen erfaßt wechseht. '
werden können. Wenn wir zum Beispiel in einen dunklen Raum geführt Für mich sind die Geisteskrankheiten in gewissem Sinne sogar ansteckende
werd~, ohne zu wissen, ob wir allein sind, so werden alle, nur etwas Krankheiten, wobei ich die Dbertragung durch die oben erwähnte Ausstrah-
e~pfmds~men Menschen sofort merken, wenn noch eine weitere Person im lung verantwortlich mache. Diese Ausstrahlung der Seele ist bei den Kranken-
~n:~n_n~r ISt. Psychologen _bescJu:eiben J!.ese Erscheinung mit einer Hypersen- ,gestört; sie haben ihre Anziehungskraft verlo.r en und stoßen jetzt nur
s~tlitat. unserer Haut. Sie memen, die .von anderen ausströmende Wärme noch ab; die Irrenärzte und -wärter spürßlll das sofort. Bemerkenswert ist
w;u:kt stc.h au~ unsere Haut aus, indem diese die T.e mperatur spür,;. Wir .dabei die Beobachtung, das Schizophrene und Unglückliche, .die mit dementia
woll~n aber ·Cmen ander·e n w .eg zur Erklärung dieser bedeutungsvolLen Er- precox behaftet sind, einßlll ganz merkwür.digen, besonderen Geruch haben,
schemung gehen. obwohl bei einer klinischen Untersuchung sonst nichts weiter an ilm·e n
. Man . braucht nicht e~al eine besonders sensible Person zu sein, wn .gefunden wer.d en kann.
diese Eigenschaft de1· Empfmdung zu haben. Es können aU.e Menscehn diese Der osmologische Arzt kann auf diesem pathologischen Gebiet, sowie auf
~usstrahlunge~ Jühle~, ~loß stellt. sich ~e1· Mensch in diesen Dingen ._gegen- dem oben besprochenen Gebiet, der Beziehung der Ehe- oder Geschäfts-
ube~· _allgemem zu _mdifferent ~m. Dlie. Anlage zur Empfänglichkeit ist und Berufspartner ein ungeheures Betätigungsfeld finden. Er kann einer-
na~urlic.h sehr V·erschieden, und du~ Versr.hiedenheit des Einfühlungsvermögens .seits das Elend der Menschheit, wie es in den Irrenanstalten am erschrer.kend-
zw~schen den Geschlechtern besonders groß: die Frau ist da dem Manne .sten zum Ausdruck kommt, vecrkleinern, da er auch mit Riechstoffen die
wei! über.leg~n - ~der sollen wir sagen unterlegen? - weil sie in tragischer meisten Krankheiten beeinflussen kann, ander.e rseits kann er die Beziehungen
Wetse nnt Ihrer VIel größer.e n Seelendifferenziertheit meistens an der dies- der Menschen zueinander und untereinander durch Mischung entsprechender,
bezüglichen Grenze des Mannes zerschellen muß. persölliicher Parfüme beeinflussen, verbessern oder verändern. Er kann durch
Es gibt Menschen, die werden mit einer gewissen Sympathie, die sie von ,geschickte Mischungen gera.dezu die fehlenden oder notwendigen Eigenschaften
Anfang an spontan auslösen, geboreu. Wir fühlen uns in Anwesenheit dieser -ersetzen, st·e igern und uns direkt zu einer Vertrauensperson des entsprechen-
Personen ganz beson_d·e rs wohl. Wir. gl.auben förmlich. he1ebt ode·r geheilt den Partn·e rs machen. Er kann also an der Tatsache, daß wir einen Men-
zu werde_n dur0 die Begegnung nut thnen, durch rune Aufnahme ihres . ,schen, den wir nur flüchtig sehen, nicht mehr aus dem Gedächtnis verlieren
Lebensf~mdnms m uns. Es sind das jene Menschen, die das Märchen: und dauernd mit ihm in Kontakt ble,i ben möchten, erheblkhen Anteil .und
"Hans Im Glück" - nennen würde; ihnen gelingt alles: als Juristen stehen Einfluß nehmen.

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W ir haben bish er den Zusammenhang zwischen Seele und Geruch nur
in einzelnen Beobachtungen und Erfahrungen geschildert; jetzt müssen wir innen her aber fühlt und weiß der Mensch sich als Einheit· er schaut sich
aber den umfassenden Begriff der Seele noch .etwas einge:hende.r im Zu- selbst als eine Gemütswelt, deren wechselnde Fülle der Erlebclsse zusammen-
sammenhang mit ihrer Beeinflussung betrachten: Der berühmte Psycho- gehalten sind von unserem Selbstbewußtsein. Ich bin der der ich bin "
analytiker Jung sagt: "Jeder Mensch hat etwas vom Verbrecher, etwas vom Und wie innig ~ese~~elpunkt ~~d Gemütsl:ben zusamme~gehör. en, of~­
Genie und auch dwas vom Heiligen. Das Leben der Seele ist weit·e r nichts , bart uns das Gefuhl, m Jeder Gemutsverfassung derselbe zu sein."
könnte man sagen, als ein Kampf zwischen · diesen verschie.denen Etwas. ,1 Man hat viele Einteilungen von bio-physischen Typen aufgestellt. Kar]
. Zuweil~~ nun entscheidet sich dieser ~ampf ganz ausgeprägt für eine Huter, der Vater. der Psyc·ho-Physiognomiker, teilte seine Typen nach der
d,iese:r Machte, und so kommt es, daß WlT Menschen erleben, die uns als Vererbungslehre ~rn, nach det· Umweltbezogenheit, nach dem Temperament
g~or~ne yerb~echer erscheinen od~r als Genies oder als Heilige; ihre Seele
~d na?h d~m .Korperbau. .Jaensch und Lampert haben interessante Arheiten
Wll'd Jeweils nnt der ganzen Kraft 1hres starken Daseins auf die Umwelt ihr.e u~er die . ~u~tellung geschneben. Am besten begrüud·e t erscheint uns doch
Ausstrahlungen, ihren besonderen persönlichen Duft, senden. Der Ver- die _Klass1flzterung von Kretschmer in Astheniker Leptosomen Athletiker
brecher - sei er dazu durch Einfluß der Umgebung oder durch Veran-. und. Pykniker. .N~eben .diesen vier Haupttypen uut;rscheidet er ~och phleg-
matls~he, sangUlUl~che, lymphatische, melancholische, intellektuelle, sensuale,
lagung bzw. durch ein Zusammenwirken beider geworden - wird immer·
durch seinen unstäten, fahrigen Habitus eine ganz eigenartige Atmosphäre und apathische, pletomsche, zerebrale, respiratorische, muskulöse und digestible
Typen.
~eruch }liil si~h verbr.e iten. Dagegen strahlt VO!ß Genie die großartige Ruhe
emes r ·e lchen mneren Fundamentes aus, und sern Wes·en ist voll bezwingen- W· e~n das ~uch für J?ISere Be_trachtung etwas zu sehr ins Einzelne geht,
den Vertrauens. Paart sich ein solches Vertrauen in die eigen-e Kraft mit so mussen Wir doch die verschiedenen Typen überall in Betracht ziehen
tie~s~er Frömmigkeit und Würde, so spricht man schließlich gar von eiuem
se~ es, daß wir osmologisch heilen, sei es, daß wir den Menschen mit
Heiligen, dem die. gutgläubigen Katholiken vielfach einen besonders guten semem J>ersönlichen Duftstoff heben und fördern wollen. Bei der Lektüre
Geruch nachsagen. Es ist sicher wahr, daß sich das W.esen der mensch- ':on Kretschmer kann uns der G~danke kommen: handelt es sich da eigent-
lichen Seele in .d en Geruch des Körpers verströmen kann, der bis über den lich U!ß Kranke oder Gesunde, die er beschreibt? Hören wir ihn selbst:
Tod hinaus wirksam zu sein vermag. Von Heiligen wird wiederholt erwähnt "Wrr w:erden an der Gren~e d~s psychiatrischen .Forschungsgeb1et es nicht
daß sie noch einen eigenartigen Wohlgeruch abgaben, wenn ihre st·erbliche~ stehen bleiben. Erst, wenn Wlr die gewonnenen Ge·slchtspunkte ins. Normal-
Oberreste noch Jahrhunderte nach ihrem Tode an eine andere Grabstätte psychologische hinein unermüdlich weiterverfolgen, wird das ~onstitutions­
gebracht wurden. Es ist auch bekannt, daß Menschen, die sich während problem in der ganzen Weite seines Horizonts sich uns. aufr.o llen. ;wir
ihres Lebens rein gehalten und einer mäßig, gewürzarmen Nahrungsweise machen ~it diese~ Hinüberschreiten ins Normalpsychologische keinen Sprung,
gehuldigt haben, selbst nach ihrem Tode keinen unangenehmen Gerucih sondern, mdem Wll' die Beziehungsfäden zwischen Körperbau und seelische·r
verbreiten. Anlage aus dem Psychotischen heraus Schritt für Schritt in alle Variant·en .
Schade? daß die· Psychoanalytik.llr nur das Wort "Psyche" gebrauchen. psychologischer Persönlichkeit hinein weiterspinnen und dadurch den massive~
als ob s~e Angst vor dem Wort "Seele" hätten; vielleicht fürchten sie, daß. Geistesstörungen als dem ersten Ausgangspunkt unserer Untersuchung immer
dieses Wort nur in dem Munde des Priesters angemessen klingt.1 Aber· ferner rücken, stehen wir unversehens mitten unter gesunden Menschen unter
interessiert die "Seele" nicht uns alle? Sie ist untrennbar von unserem lauter bekannten Gesichtern. Wir erkennen darin als wohlvertraute n'ormale
eigentlichen "Ich", das sie gleichsam zusammenschließt, und dieses Ic'b: Prägung d!ese~ben Zü_pe wiedei·, die wir do~t in Verzerrung kennen gelernt
aU5Schalten wäre, wie ein deutsober P'hilosop'h sagt, "ein sich ent-ichen", h~ben.. Wir finden dieselben Typ~n d~s Ges1chtsbau~s, dieselben Stigmen der
ein Ausschalten vom Ich, uud hieße nur der Hülle, dem Schein, der SchaLe,. korperliehen Verfassung, und wll' fmden, daß hmter derselben äußeren
dem Körpe[' als solchem Bedeutung geben.' Architektur auch dieselben psychisc'h en Triebkräfte wohnen. Hier als feine
Jung .e rklärt uns, daß soziale Stellung, Rang, Titel, Uniform usw. nur die sirmvolle Regulative gesunder seelischer Einstellung dieselben Anlagen d~
Schale sind, die mit dem eigentlichen Ich, mit der Seele nichts zu tun dort, das Gleichgewicht heftig durchbrechend, sich vernichten und zerstÖren."
haben. Im innersten "sind" wir das gar nicht. Es ist allerdings sehr schwer ~iese Ansi~ht ist uns besonders wichtig für die Absicht, daß wir nicht nur
festzustellen, wo das Ich anfängt und die SChale aufhört, denn unser ganzer ~atlen.ten hellen, sondern ~benso auc~ vorbeugend, ja allgemein die Persön-
Körper ist innerlich von der Seele durchdrungen, .wie ,wir oben schon sahen. lichkelt hebend, durch d1e osmologiSchen Methoden wirken woUen. Um
Die Soo1e ist die lauteste Stinrnle in uus, sie bestintmt alles Entscheidende wirklich glücklich zu sein, muß man vor allem eine gute Gesundheit haben•
in unserer Haltung und in unserem Wirken;. Da!S wirkliche ICh, das den Diese erlangen und verteidigen wir, indem wir die R-eserven unseres Organis-
Menschen bestimmt und da!S ihn darstellt, w.iJe er wirklich ist und wie die mus durch osmologische Düfte zusammemufen. Aber wir selber müssen
anderen ihn sehen sollten, ist das Ich der Natur, das natürliche Ich. ;De!l" darüber hinaus ein übriges tun und unseren Charakter, unse·r e Wesensart
Gesamteindruck des Menschen, wie wir ihn jeden Augenblick vor uns haben, erke~enl ~amit wir sie ~t unseren Mitmeuschen i.n Harmonie bringen, d. h.
auch der Eindruck, den wir selbst von uns haben, diese Natur mit ri.hr.e r dannt w1r 1hnen sympathlSch werden; durch unsere individuelle Aura müssen
Anlage zu Schönheit, Güte und W a:hrheit, wird meistens durCh ·e ntgegen- wir un~ zu P~sönlichke~ten machen, die in jeder Lebenslage· sieges- (und
gesetzte Züge gestört, die entsprechende gegenteilige Auswirkungen zeitigen ~ erfolgss1c.her . smd. Soweit gehen die Möglichk.e iten der Riechstoffe, j}Üt
Außer durch Ver.e rbung, Umwelt und große Eindrücke ist es dieser be- d~~en w1r mch~ nur den Körper, sond;;rn auch die Seele, die im ganze;n
ständige Kampf zwischen ~em Guten und Bösen, 'der unsere persönliche Korper wohnt, Ja auch unsere Aura heemflussen können.
Wesensart, unsere individuelle Seele, formt und zu den unterschiedlichsten . Goethe sagt: "Es ist der Geist, de1· sich den Körper baut". Wir würd®
Ausdrucksformen treibt. Gena.u so ist es mit der· rein körperlichen :Ver- h1~r dazusetzen: "u~d die S~ele, die ~ ihm wirkt". Zur Wirkung auf den
fassung, die denselben Einwirkungen unterliegt, denn die Seele wirkt sich K~rpe:r bra~chen Wll' aber ernen Vernnttler, der den ganzen Körper durch-
durch den Körper und in ihm aus. Aurelius-Bäuerle betont diesen engen ~mgt? das 1St das Blut, d~ "ganz besondere Saft". Durch ·das Blut bringen
Zusammenhang zwischen Seele und Körper, der auch für uns eiue entschei- Wll' die duftenden Atome m und durch den Körper., Entscheidend ist aber
dende Grundlage ist. für alle Erfolge immer das persönlich abgestinmlte Riechmittel wofür wir
"Von außen her betrachtet, besteht der Mensch aus vielen stofflichen schon . die v.e.rschiedenen. Auswahlmethoden empfohlen haben. '
Gebilden: aus Gliedern und Organen und diese wieder aus Zellen und Säften Es 1St erw~esen, daß Jeder Typ seine· besondere Ausdünstung, damit seine
rmd diese wieder aus Molekülen und Atomen, ans Ionen und Quanten. V~ besondere Aura hat. Dafür wollen wir nur ein kleines Beispiel anführen
das "Natur und Kultur" einmal brachte: '

98 7•
99
Ein Junge hat von seinem Vater eine Uhr geschenkt bekommen. Kun dasselbe", denn "wat dem eenen sin Ul, is dem anneren sin Nachtigall";
darauf gibt sie der Junge seinem Vater wieder zurück, weil sie stehen ge- wir sagen zwar mit voller Berechtigung von uns selbst, "den Kerl kann ich
blieben war, mit der Bitte, sie zum Uhrmacher zu b.ringen. Der Vater v.e rgißt nicht riechen", aber trotzdem wird dieser Kerl mit anderen Leuten ver-
diesen Auftrag und steckt sich die Uhr in die Tasche. Am nächsten Ta~Ye kehren, die ihn schätzen oder sich sogar zu ihm hingezogen fühl~n. Da
sieht er jedoch, daß die Uhr wieder geht und gibt si-e dem Sdhn zurück. - lassen sich also, wie in allen Formen menschlicher Beziehungen, keine all-
Siehe da, sie bleibt alsbald wieder steh-en. Der Junge verfällt darauf, ver- gemein gültigen Regeln aufstellen.
schiedene Uhren von seinen Kameraden auszubitten, die sämtlich bei ihm Im Kolleg des berühmten Professors Encausse in Paris, das ich im Winter
stehen bleiben; es war ein unerklärliches Rätsel, bis der Vater später in 1906 be·l egt hatte, wurde folgendes Experiment vorgeführt: Auf einer Bank
einer Zeitschrift ·e ine Beschreibung fand, wonach ähnliche Beobac!htungen bei saßen 10 verschiedene Personen, die sauber gebadet und in reine \Väsche
Damen mit gewissem Parfum gemacht worden waren. Eine Ärzte- und Che- gekleidet waren. Wir Studenten mußten sie nun beriechen und unser•e Beob-
mikerkommission konnte dann feststellen, daß bestimmte Riechstoffe das Öl achtungen niederschreiben. Ich weiß zwar die Einzelheiten der Ergebnisse
der Uhr·e n eintrocknen lassen, und daß der Eigengeruch des J un.g.e n auf nicht mehr genau; aber es verhielt sich etwa so: Den Geruch von Nil'". I
diese w .eise dasselbe veranlaßt hatte. empfand ich als angenehm, während mich II anekelte. IV wiederum roch
Wir sehen an diesem Jungen, daß jeder sein eigenes Parfum sowohl ist gut, während VII und IX für mein Empfinden stanken usw. Als wir aber
als auch hat. Gerade wegen seiner innet·organischen Wirkungen wird man die Ergebnisse austauschten, siehe da, - was ich als Wohlgeruch empfunden,
uns recht geben, wenn wir danach trachten, jedem sein persönliches Padun1 war bei einem anderen Gestank und umgekehrt, mit den krassesten Unter-
herzustellen. Auf die Typeneinteilung von Kretschmer gestützt, haben wir schieden. Einer roch einen Veilchenduft, wo ich nur abstoßend berührt
ein.e Serie von Riechstoffkombinationen nicht nur für einzelne Krankheits- worden war.
fälle, sondern auch für jed·e n Typus eig·ens zusammengestellt. Der Rioch- Darüber wurden nun physiologische Untersuchungen gemacht, Vergleiche
stoffachmann kann damit nicht nur zum Künstler, sondern geradezu zum angestellt, und später haben wir sogar Blutproben bei diesen Versuchen
Magier werden, der für den Choleriker, Phlegmatiker, Sensuellen oder Intellek- unternommen, wobei sich tatsächlich herausstellte, daß durch Geruch fest-
tuellen das richtige Ergänzungsparfum findet: dem Choleriker muß man ein zustellende Sympathien oder Antipathien zwischen Menschen wissenschaftlich
besänftigendes Mittel verabfolgen, alsbald werden sein·e Mitmenschen durch nachweisbar sind. Schüler von Encausse haben sogar behauptet, daß man mit
die Veränderung seiner Aura eine ganz andere Meinung als bisher von ihm Menschen, die einem nicht wohlriechend erscheinen, keine geschäftlichen Ver-
ausgehen spüren; er ist ruhiger und .ausgeglichener nach allen Richtungen handlungen führen soll, denn es kämen dabei nur Verlust-e heraus. Man.
hin. Dem Phlegmatiker dagegen geben wir eine Mischung, die ihn dktiv, sollte sich auch nicht, wie es in der Gesellschaft üblich ist, die Hand reichen,
gefühlsfr.e udiger macht, sodaß sein Temperament in allem betonter und auf- sondern wie im Tierreich üblich, bei Begegnungen beriechen.
fallender wird. Dabei kommt uns der Gedanke unwillkürlich an den Kuß: was ist es?
Wir müssen den Riechstoff genau so fein abstimmen auf die Persönlichkeit Es gibt Menschen, die wir nie küssen möchten, und solche, nach deren
wie Kleidung und Farbe, die jeder einzelne trägt, um seine persönliche Kuß wir förmlich lechzen. Es ist erwiesen, daß es nicht nur die Feinfühlig-
Prägung zu betonen, vor allem bei der Frau, die zu allen Zeiten darauf aus keit der Lippen ist, sondern auch gerade der Geruchssinn, der hie·r eine
war, ihre persönlichen Reize zu steigern. Wie die nordische Frau einen große Rolle spielt. In der Bib·e l wissen wir von Fällen, wo ein Pr(}phet sich
anderen Eigengeruch hat, als die dunkle Frau der Tropen, so wird sie auch über einen Kranken oder Sterbenden legt, um ihn durch seinen, vielleicht
ein entsprechendes Parfum bevorzugen. Dieses muß auch wiederum mit allen magischen Einfluß zu heilen. Wie oft aber wird der Kuß heißer, inniger
ihren Ausdrucksformen, wie Sprache, Mimik und Bewe.gungsart, überein- Mutterliebe auch ,e inem kranken Kinde das Leben gerettet haben? Es teilt
stimmen. also eine Mutter nicht nur ihre ganz besonders starke seelische Ausrichtung
Ja sogar das Sich-jung-erhalten ist durch die Kunst der Riechstoffmischung ihrem Kinde mit, sondern auch gegebenenfalls die heilenden Kräfte ihr,llil'
und -wirkung zu beeinflussen. Das Äußere des Menschen, seine Physiognomie, Aura; dieses macht sich in der Mitteilung ihres Geruchs an das Kind
sein.e Pubertät, alle Jugend- un.d Alterserscheinungen sind ja ungeheuren bemerkbar.
Schwankungen unterworfen. Wir alle haben das schon erlebt, welchen ge- In den Hütten der Inka-Indianer empfand ich einen ganz eigenartigen
waltigen Irrtümern in der Altersschätzung man da unterliegen kann. Wir Geruch, der von dem anderer Stämme ganz verschieden war. Der Geruch
sind zwar auf die Sonnenuhr angewiesen, weil sie unser Leben in ihre Maße fremder Rassen berührt uns ja meist besonders stark. Nichts ist für uns
hineinzwingt. Aber unsere innere Zeit ist eine Form, die verschieden .u nd scheußlicher, als z. B. der Geruch einer Negerin; dadurch erklärt sich auch
unabhängig von der Zeit an sich ist. Die physiologische Zeit ist eine fort- der Standpunkt der Amerikaner, den Negern in den Straßen- und Eisenbahn-
gesetzt·e Dimension, die sich aus der Folge aller organischen Wechsel, die der wagen besondere Abteile zuzuweisen. Was für ein Gegensatz ist dagegen
Mensch durchzumachen hat, vom Anfang seines embryonalen Wesoos bis zum der Geruch eines klein·e n Kindes. Sie riechen nach Leben, nach wonnige.r.;
Tode ergibt. unschuldiger Liebe; aber wohl nur für uns. Ich kannte Neger, die mir sagten,
Das wirkliche Alter eines Menschen kann man eigentlich nur im Labora- wir Weißen röchen nach Le.ichen.
torium erforschen; die Uhr2leit, der Kalender spielt dabei die geringste Rolle; Es gibt oft bei solchen geruchliehen Antipathien die Möglichkeit, sich
es gibt Zeiten, in denen wir schnell altern und solche, in denen wir Ull!l zu trennen od·e r aus dem Wege zu gehen. In anderen Fällen sind wir aber
lange fast unverändert jung erhalten. Bietet nicht die heutige Zeit mit ihren auf das Zusammenleben selbst mit uns unsympathischen Menschen ange-
Kriegsfolgeerscheinungen, mit ihren Hungerauswirkungen und iliren Ver- wiesen. Zur Erleichterung dieser Begegnung wird der Gebrauch eines persön-
änderungen des Menschen durch Greuel, Leid oder Ausschweifungen, ganz lichen, auf uns .,und die beabsichtigta Wirkung abgestimmt•en, Duftstoff-
unabhängig vom tatsächlichen Alter, eine Fülle von erschrecklichem An- gemisches geradezu Zwangssache. J.e der im Leben stehende Mensch sollte sich,
schauungsmateriaU - Die phy5iologische Zeit nun kann wiederum durch so wie man sich einen Anzug, oder ein Kieid, machen läßt, seinen .e igenen;
osmologische Methoden wesentlich beeinflußt werden, weil sie ja in engem passenden Riechstoff zusammenstellen lassen. Für viele Menschen wäre das
Zusammenhang mit der Seele, und mit dem seelischen Erleben - wie eben der Weg zum Erfolg, zum eigenen Ziel. Gerade bei Kindern können wir gut
beschrieben - steht. beobachten, wie sie auf wohlriechende Menschen freundlich reagieren, wäh-
Bei der Beurteilung der persönlichen Ausdünstung, der Aura, spielt natür - rend sie sich von den anderen abwenden und weinen; sie sind nämlich
lich der Aufnahmeapparat - d. 'h. der Mensch, der diese Beurteilung voll- noch nicht so naturgetrennt und abgestumpft durch Genuß von Fleisch und
ziehen soll ::--: auch eine Rolle: "W.e nn zwei dasselbe tun, so ist es nicht Alkohol, wie wir, unwillkürlich durchseuchten Erwachsenen.

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Aus dem schon einmal zitierten Zeitungsartikel sei hier noch Folgendes
angeführt: Alte und neue Heilmethoden
"Es ist interessant festzusteHen, daß V·e rschiedene Völker au ch verschie-
dene Blumendüfte lieben. Die Skandinavier lieben den Duft des Jasmin tmd
Maiglöckchen; Rußland, wenigstens das alte Rußland, konsumierte vor allem "Wer als beschäftigte r Arzt sich Rechenschaft darüber zu gehen v.e rsucht,
den Duft von Veilchen. In Nordafrika liebt man den schwer en Duft der aus welchen Quellen e r schöpft und auf welchem Fundame•nt er steht, wenn
er ein Me dikament aus dem PflanJ'jenreich, ein Mineral oder ein Mittel der
Rose. Von den Engländern sa.g t man, si e P-efänden sich in Bezug auf ihne
modernen Chemie v.e rordnet, warum er heiße oder kalte Wickel macht, WICS-
Parfums noch in einem Zustand der Barbarei. D1e Engländerinnen lieben den halb er massiert, Bäder verschreibt oder gar schn·eidßlt und bewußt V•e rstüm-
Ger uch von Zitronen, von Gardenien und von Lavendel. Die ,Amerikaner, melt, ja, wie er ja denn überhaupt vermitt·els d·es Kurierens .den Organismus
welcl1e die wichtigsten Abnehmer fü1· die französischen Produkte sind, haben bis zur Heilung gängelt oder drängelt, der wird sich bald gestehen müssen:
ini allgemeinen keine besondere Vorliebe für einzelne Düfte. In Frankreich das hat man lnir so beigebraCht, das ist Tradition, das hat sich. erst anderen,
sagt man, diese amerikanisc'he Gleichgültigkeit komme daher, daß Amerika Jann lnir bewährt. Warum abe·r die kranke Natur so verschiedener Wege
aus einem wenig einheitlichen Völkergemisch bestehe. Auch wirft man den bedürfe, welches geistige Band diese Methoden umfaßt, das wird er nicht ~u
Amerikanern vor, sie ließen sich seh1· leicht durch seltsam tönende Namen
betör·en. sagen vermögen. Ja, bei der Verfolgung des Themas "Grundlagen der Heil-
kunde" wird der Suchende in die Irr.e geraten. Und w.e nn er immer wieder
Ein berühmter Parfumrieche'l' erklärt, nach seiner Ansicht habe man in ~riebt, daß im gleichen Kran!CheitsfaUe soundso viele Patentmethoden sich
den letzten 5000 Jahren zwar wohl gelernt, wie Parfum herzustellen und zu rühmen, die ein Medikus höchlichst lobt, der andel.'e aber lnit Spott begießt,
brauchen ist, man hat sich aber noch nicht um die latenten Möglich~eiten ·d ann wird ihm vielleicht aufge-hen (wenn er die· Einsamlooitssphäre der Er-
gekümmert, welche der Gebrauch von Parfums bietet. "\Vir wissen zwar", kenntnis nicht sCheut) : In der praktischen Medizin gibt es zwar alle möglichen
sagt er, "daß es Parfums gibt, die eine Frau in den Augen des Mannes als Theorien, aber keine Theorie sch1echthin. "Prim um vivel'e " : zunächst erst
Dame erscheinen lassen und die einen Mann d azu bringen, ihr gegenüber als einmal am Leben bleiben (das wird ihm vielleicht bremsend durch den Kopf
Herr aufzutr·e ten. Aber wir haben noc'h nicht versucht Parfums herzustellen, gehen), dann erst philosophier·en. Das ist abe~ ein Einwand, den er ta.pfer
die Männer in den Augen anderer Männer und Nationen angenehm er- abschlägt. Nichts ist ja so trächtig, nein - Wle sagt man? - so pr~ktisch,
scheinen la.s sen."
wie eine gute Theorie. Erst wenn wir unser Tun verstehen, können Wlr öko-
Es gibt friedliche Gerüche wie Lavendel, Orange und den Geruch von nomisch und treffsicher handeln.
frischgeschnittenem Gras. Es gibt aber auch agressiv·e Gerüche, wie den
Geruch von Kölnisch Wasser, das ini 17. Jahrhun!Lert in Deutschland erfunden Nun sitzen auf oon Thronen der Wissenschaft, genau wie an anderen Orten,
wurde·: Kölnisch Wasser war d,as Lieblingsparfum von Friedrich dem Großen; .a uch Menschen, Menschen lnit Ambitionen und Schwächen. Das ist ja jedem
Napoleon v·e rbrauchte es in ungeheuren Mengen, und es wurde auch mehr klar. Es wechseln die Kopfgrößen, die Menschlichkeiten, Paradoxien a?er
als irgend ein anderes Parfum in den Generalstäben der modernen Armeen wachsen in den Himmel. Paul Ehrlich, einer der Größten des frühen zwanZig-
benutzt. sten Jahrhunderts, brauchte zu seiner Entspannung den Kriminalroman.
Wenn man von einem Politiker, von cin•e m Buch, von einer Politik sagt, Weiterhin sind die Fach- und Sondergebiete so ins Kraut ~chossen, daß
"ISie stinken", so hat dieser Ausdruck mehr als nur einen rhetorischen Sinn, auch Vertreter der gleichen Spezialität kaum mehr voneinander verstehen,
Der Ausdruc'k weist vom UnteTbewußten her darauf hin, daß unser Geruchs- als die näheren oder weiteren Nachbarn von ihnen; wozu schlie.ßlich noch
sinn mit anderen SiilllJCn verbunden ist und Emotionen verrät. Der Haß riecht; jen'il Dunkelmänner kommen, die, bewußt od·e r unbewußt, das Wort dazu
diß :Freude riecht. Ich rieche .es, w.e nn -ein Mann schle·c ht gelaunt ist. Es gibt benutzen, einen Sachverhalt zu verhülLen, statt ihn zu kläl'en. So kommt es,
Ärzte, welche .die Nervosität und d]e Launen ihrer Patienten riechen. daß in der Medizin oor eine den andeven nur halb ode·r dreiviertel ve·rsteht
Wir alle haben rassisch und persönlich uns•eoo besonderen Gerüche, und ich und daß vieLes unverdaut ist in ihrem großen Organismus. Der Zusohaue1·
glaube sogar, daß der Rassenhaß mehr durch ·delll Geruch als durch die Farbe aber fragt sich: kann denn das gut abgehen für die Menschheit? "tW.e rden
bedingt ist. wirklich imme r nur die schwarzen Schäflein ausgemerzt und die echten Helfer
Junge Paare, die heiraten woUen, sollten nicht nur lnit dem Pfarrer und ,gefeiert? Oder passiert ge1egentlich nicht das Gegenteil? ~ie. kann man
dem Arzt spr.echen, sonde'rn auch lnit dem Parfumeur. Ein richtig gewähltes aber bei solcher Sprachwirrnis von Chorus reden? Paul de KrUlf, Jener tap~ere
Parfum kann dazu beitragen, die Harmonie zwischen Menschen zu steigern. Medizinmann und Schriftsteller, hat ber.eits vor Jahl'en gefragt, "ob es. wuk-
Es gibt komplementäre Parfums und solche, die einander widerstreiten. Es lich mehr Wissenschaft sei, die wir brauchen, oder einfach ein gründlicherer
ist eine Tatsache, daß Ehen auseinanderfie1en, w.eil die Gatten einande r wid·e r- ·u nd redlicheren Gebrauch dessen, was wir bereits kennen".
strebenden Geruchsgruppen angehöl'en. Aber wenn in diesem Zusammenhang Wenn wir heute in der Presse eine solche Stimme lesen - der Autor war
gesehen, die Parfumindustrie auch erst in den Anfängen steckt, so hat sie nicht festzustellen - dann müssen wir uns auch fragen: Sind wir nicht schon
doch s chon a.Uerlei erreicht. Sie kann den Leuten helf.en, das zu sein, was derartig übersättigt :mt Systemen und Heilverfahren, daß es sich gar nicht
sie nicht sind, aber gerne wär.eu. So bringt das Parfum es fertig, daß die mehr lohnt, etwas Neues auf diesem Gebiete zu bringen? Wenn man den
scheueste kleine Frau rücksichtslos und exotisch riecht, magisch, geheimnis- Irrgarten der Heilsysteme ans1eht, in den jährlich vier b~ fün~ Br.eschen neu
voll, bezaubernd, kühn, drohend, unvorsichtig, schwer, atemberaubend, sündig, ,g·eschlagen werden, die manchmal ?ls Modeangelege~he1t hhtz~chne,U auf-
wünschenswert, provokant, gefährlich und verführ·erisch. tauchen und ebenso wieder v;ersohwmden, so steht d1e Öffentlichkelt allen
Nur auf einen Gedanken ist die Parfulnindustrie noch nicht verfall<:}n, solchen Neuerungen lnit ReCht zweifelnd gegenüber. Wenn wir uris auch
nämlich auf .den Gedanken, ein Parfum herzustellen, daß eine Frau intelligent bewußt sind in dieser unserer -osmologischen Heilmethode grundsätzlich neue
duften läßt. Aber wahrscheinlich wäre ein solcher Geruch wohl auch ga r
kein Erfolg." Wege b3schrltten zu haben, so wol!en ~r doch im Folgenden J'jei~en.' wieviele
.ähnliche Gedanken schon vor uus s1ch llllt deruselben Fragen beschaftigt haben.
Im Zusammenhang mit der Heilbehandlung werden wir noch einmal auf Wir woUen gerne zu erk~nnen geben, daß wir. auf diesen Fors.chungen. und
die Seele und ihr·e Bedeutung im Kraul&eitsprozeß und bei der Gesundun g Bemühungen zum Teil weiterhauen konnten, wie es das Recht Jeder wissen-
zu sprechen kommen. Zuvor wenden wir uns aber einer tei1s historischen, schaftlichen Arbeit ist, auf der bestehenden Tradition weiterzubauen, unge-
teils medizinischen Betrachtung von alten und neueu Heilmethoden zu, soweit achtet dessen, daß wir mit unser.e r Riechstoffheilkunde in der ausgesprochen<m
sie mit der unsrigen in Zusammenhang st·ehen. Totalität und umfassendoo Möglichkeit sicher erstmalig uralte Gebräuche lnit

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modernen Anschauungen und Erfahrungen verbunden und damit einen neueru Bazillen bergen, die sie zu einer Gefah.r für andere MelliSchen, mit denen sie
Weg .b eschritten haben. . . . . in Berührung kommen, werden lassen. Wer gararutiert UIJJS, ~aß . nicht au~h
Wir besprachen schon an anderer Stelle d1e Allopathie, die von 1hrem Ver- so ein Magnetiseur als Bazillenträger mehr gefährlich als heilbrmgend s•em
fechter seinerzeit fast auf den Thron der Unfehlbarkeit gesetzt wurde; heute kann.
können wir sie als überwunden ansehen. Es gibt laufende Neuerungen in der Auch die manchmal gefährlichen Magnetopathen sind sich einig über die·
Schulmedizin, wie z. B. die Psychoanalyse von Prof. Freud, mit der wir dem Körper innewohnende Naturkraft. Ein Teil verspricht sich nicht v_iel
nicht einverstanden sein körmen, wenn sie uns auch einen Weg gewiesen hat, von der Tankerei und sagt, jeder Mensch hat von Natur aus das nöhge
das Psychische und Parapsychische mehr zu berücksichtigen. Trumpf ist in. Quantum Heilkraft in sich. Dieses muß nun dirigiert, oder besser kommandiert
der Schulmedizin immer noch größtenteils der Empirismus, der da sagt: Das- werden sei es durch den Kranken selbst oder einen anderen. Das erste sind·
Mittel X hat Johann geholfen, folglich muß es auch Peter und Fritz helfen, die Anhänger der Autosuggestion, das andelle die der Hypnose. Gemeinsam
wobei natürlich die verschiedenen Naturen von Peter und Fritz unbeachtet haben beide, daß diese Heilkraft im Unterbewußtsein verankert ist. Nament-
bleiben. lich Coue hat bahnbrechende Erfolge in dieser Beziehung erreicht. Die. Psycho-
Hippokrates, der Vater der Medizin, prägte den Satz: "natura sanat medicus analyse Freuds bewegt sich auf derselben Linie; sogar die ~esund~eter der
curat." So ist es in der Tat, die Natur heilt den Menschen von seiner Krank-· Christian Scienoe, die diese Kraft "Gott" nennen, bekennen s1ch zu Ihr.
heit, und der Arzt darf mit seinen Mitteln die Natur anspornen, günstig be- Neuerdings werden allerhand Panaoea, AUesheilmittel, welche an die panacea
einflussen, wenn er Genesung herbeiführen will. Unter Natur verstehen wir- mercurialis der Alchemisten erinnern, angepriesen und damit viel Unfug·
die dem Körper innewohnende Heilkraft, welche sich Krankheiten gegenüber· und Schwindel getrieben. Und doch ist da nicht alles unwahr. Es gibt ge-
abwehrend verhält oder auch heilend wirkt. wisse, man kann sagen, Allheilmittel, von denen ich nur zwei erwähnen
Neben der Allopathie besprachen wir auch schon die Grundsätze der Ho-· möchte: Honig und sein Hauptbestandteil, Zucker. . .
möopathie, deren Erfinder Bannemann schon auf die Uberlegung kam, daß. Der Honig, dieses wirkliche Götterpräparat, kann unendhdh Vl!ele Kran~­
es in unserem Inneren ein Etwas geben müsse, eine Natur, eine Heilenergie; heiten heilen, denn die Bienen verstehen es, die zahlreichen, fein.e n Heil-
welche als Reflex Krankheitssymptome hervorbringe. Er kam denn auch nnd Riechstoffe ans den Blumenkelchen herausholen. Natürlich steht der·
auf die geniale Idee, Medikament.e, Pflan:llensäfte oder Mineralstoffe, wie sie Heilerfolg ·des Honigs in direkter Beziehung zu der Gegend, in der er ge_-
auch die Allopathie gebrauchte, zuerst auf den gesunden Körper wirken zu· sammelt wurde. Befinden sich viele Giftpflanzen in der Nähe der Imkerei,
lassen und sie nur dann, woon sie dieselben Symptome der Krankheit hervor- so kann das auch auf den Honig sehr nachteilig wirken. Das hängt aber·
bringe, seinem Heilmittelschatz einzuverleiben. Er beschreibt sie als eine wiederum von der Art des Bienenvolkes ab.
Art Reizmittel auf die inner.e Natur des Menschen. Der Zucker, sein Hauptbestandteil, ist einer der Grundnährstoffe und He_il-
Wir halten fest, daß die beiden Heilverfahren den Gebrauch von Pflanzen- bringer. Man kann mit ihm bei Blasen- und Nierenkrankheit~n großartigle'
säften gemeinsam haben, bei allen anderen grundLegenden Unterschieden. Beide Erfolge erzielen. Bis zu einem Pfund dieses Nährstoffes habe 1ch dazu ver-
setzen auch eine innere Heilkraft voraus. Die Naturärzte, in der Regel weni•ger· ordnet und Erfolg gehabt; ebenso ist Zucker ein ausgezeiChnetes Mittel gegen
belastet mit wissenschaftlichen Kenntnissen, setzen schon von vornherein diese Fieber. Diesen Kranken sollte man niemals Limonade mit Zucker versagen,
Naturkraft in Rechnung und sagen: Wenn es diese· Naturheilkraft oder dieses: denn er ist leicht verdaulidh, wirkt günstig auf den Temperaturverlauf und
physische Agens gibt, so muß es möglich sein, mit physischen Mitteln sich. sorgt außerdem für die nötige Kalorienzufuhr. Weniger bekannt ist e~ als
anzuspornen oder zu reizen. Das Naheliegende war, Sonne, Licht, Luft oder Heilmittel gegen Insektenstiche, denn er verhindert Anschwellung und mmmt
Wasser in warmer oder kalter Form, Elektrizität und Massage als wirkmHl.e: den Juckreiz.
Kräfte heranzuziehen. Selbst bei größeren Wunden wirkt er heilend und_ meist ~10ch sc~·elle~, als
Was aber auch auf diesem Gebiet, durch falschen Wärmeentzug aus dem. eine sorgfältige Wundbehandlung anderer Art. D1ese Wirkung 1st ernmal
Körper, durch kaltes Wasser z. B., schon für Unheil angprichtet worden ist~ daraus zu erklären, daß jede Wunde am besten in llirem eigenen Se.kret
mag dahingestellt sein. Durch übertriebene Massage, Verbrennung der Haut heilt und außerdem das Wundsekr·e t den Zucker in Alkohol und Kohlensäure
durch Sonnenbäder und sohlecht geleitete Elektrizitätsverfahren ist zumin- spaltet, wodurch das Bakterienwachst~ verhindert wird. ~i~htig ist, daß
destens die Gefährlichkeit dieser Methode offensichtlich geworden. Es ist der Verband nicht zu oft erneuert wud, was zwar unhyg1erusch anmutet,
bekannt, daß durch gewisse Strahlungen Krebs besonders begünstigt wurde,. aber für die Heilm1g äußerst günstig ist, weil dadurch die Wunde nicht
oder daß Aloe enthaltende Abführmittel oft unheilbare Magen- und Darm- immer des heilenden Wundsaftes beraubt wird. Läßt man den Zuckerverband
krankheiten hinterlassen haben. einige Wochen liegen, so kann man mit einem bestimmten Heilerfolg: reohnen •.
Aber auch die Hauptvertreter dieser Richtung, wie z.. R Pfarrer Kneipp,. Wir haben also gezeigt, daß die hauptsächli~hen Hei~v·erfahren Heilp~lanz~n
verschmähten dennoch die Heilpflanze nicht, sonderrr empfahlen eine ganoo gebrauchen, und diese Verfahren nehmen die Geschichte der Medi~m f~r·
Reihe von Kräuterteearten zur Unterstützung ihrer Verfahren. Auch sie sich in Anspruch. Wir erwähnten schon in anderem Zusammenhang die Hell-
~Sehen in der inneren Natur, in den dem Körper innewohnenden eigenen Heil- pflanzenverfahren des Paracelsus, w1e sie uns so wunderbar durch Dr. med ..
kräften den Hauptvorgang, den Gene;;ungsprozeß zu bewerkstelligen. Karl Zimpel etwa um 1860 herum in seinem spagyrischen Heilverfahren übe.r-
Mit Messmer kam man auf eine neue Idee·. Er als erster Magnetopath sagte~ liefert worden ist. In der Zeit, als Religion und Medizin noch vereint waren,
"Wenn die Menschen diese innere Heilkraft besitzen, so kann sie nur geistige.r, erkannte man, daß eigentlich alle Pflanzen heilbringende und lebensförde.rnde
magnetischer Natur sein und ist dann selbstverständlich übertragbar von; Substanzen enthielten. Das heißt, jede Pflanze hat etwas Böse~, eine nach-
einem Menschen auf den anderen. Er nimmt eine Art N-Stra'h len an, eine teilige Eigenschaft, und zugleich etwas Heiliges und Gutes. D1e erste Auf-
Art Od a la Reichenbach, und meint: "Wenn bei einem kranken Menschen gabe der Chemiker wäre nun, hier das Böse vom Guten zn tr-erunen. MaiL
diese innere magnetische Heilkraft nicht ausreicht, ihn zn retten, so muß. nennt dies ars spagyrica Paraoelsi.
er bei einem anderen eine Art Anleihe aufnehmen, damit dieser ihm seine. Die Gelehrten der früheren Zeit gaben ihre Geheimnisse nicht der Öffent-
Heilkraft übertrage." Die Magnetopathen glaubten sidh nur beruf~n, diese lichkeit preis. Es gab ja nodh kein Patentamt, das einen schützte. Man wollte
Art der Heilkraft als Akkumulatoren zu besitzen, so daß man sie gewisse-r- auch nicht daß ein Verfahren, das durch viel Sorge und Fleiß entstan<k.n
maßen bei ihnen tanken kann. Es gibt aber Me:nschen, welche unter dem; war der Zukunft verloren ginge. So übergab man es gewissen Geheimgesell-
Namen "Bazillenträger" bekannt sind, das heißt P.ersonen, die selber voll- sch;ften welche dann für die neuere Genoeration der Ärzte eine Art Univ·er-
ständig gesund sind, aber in ihrer Nase, im Rachen oder solliS·t wo am Körper Bität da'rstellten. Erwiesenermaßen wa•ren es die Rosenkreuzer, welche diese

104 105-
alchimistischen Kenntnisse und Geheilllllisse der Spagyriker überlieferten auch Als man die&es Gebiet der Drüsen erkannt hatte, verfiel man sofort wieder
für sich Räucherwerk und Duftstoffe herstellen, die bis heute noch' nicht :.auf die materialistische Therapie nnd machte grobstoffliche und tie.rische
i~ den Handel ge~omm:en sind. Die. U~erlieferung dieser Wissenschaften geh1: P~äparate, um sie dem Kranken zu verabreichen. Und tatsächlich, einige
bis zu d~n Mystenen Ägyptens und Gnechenlands zurück und wurde ergänzt WJ.rkten wunderbar. Wir erinnern an das Phymolin als Produkt der Schild-
durch die Forschungen des Verfassers auf dem Gebiet der Mysterien der -drüse, an das Adrenalin der Nebennieren, dann an das Pituitin aus der Zirbel-
' Tolteken, Mayas und lrika.s. drüse und auch an das bei der Diabetes so vi•el verwandte Insulin. Durch die
Wir fand~m bei nnser.e n. Ausgrabungen Zeichnungen auf Töpfen, welche moderne Chemie wurde der Erfolg dieser Mittel zwar noch gesteigert abel·
Kr~ke abbll~e~e;n, Paralytiker, Geschwüre-Behaftete usw. In Mexiko gab unseres Erachtens besteht der ewige Fehler in den hohen Potenzen der' mate-
es emen syp~htis?hen Gott und _in ?er Bilde~schrift sind diese Symptome riellen Präparate, anstatt sie in Gas-, in Duftform herzustellen und zu ver-
der Krankheit mlt aller Genau;gkelt beschneben. Schon die damaligen abreichen.
Schamanen verstanden .es zu opener·e n, Dornen und Pfeile geschickt zu ent- Das J?t~ressanteste ist, daß man eine Düngun-g von Pflanzen mit Präparaten
fernen, ja sogar künstliche Gliedmaßen anzufertigen. Die Sumerer um 3000 aus weibbeben Sexualhormonen v-e rsucht hat und dadurch ein ungeheueres
vor Christi, hatten schon Heilmittel gegen die Zahnschmerzen, j~ machten Wachstum der Pflanu erreicht. Nun ist aber aUen Sexualhormonen, stammen
schon Zahnpasta zur Reinigung der Zähne. Im allgemeinen gebrauchten diese sie ans .dem Pflanzen- oder Tierl'eich, ein besonderer Geruch zu eigen. Ja,
Urvölker Luft und Sonne, Wasser nnd Erde, Medizinpflanzen und Wohl- m:m weiß heute, d~ß jeder Pfla~enduft mit Sexualität in Verbindung stelht.
gerüche, die sie ans innerer Erkenntiris anwendeten. Diese sexuelle AnZiehung chenuscher Grundlagen nennt man Chemotaxis·
Auch orientalische Ärzte kennen die Möglichkeit der Heilung durch Riech- Beispiele aus allen Bereichen haben wir ja schon in anderem Zusammenhang
s~offe,. und . da~on will ich ?in eigenes ErLebnis ans Mexiko berichten, wo .genug aufgezeigt.
siCh em . chinesischer Arzt medergelassen hatte, von dem man sich alle:rle.i Die Mengen, welche in der Chemotaxis noch als chemische Substanz wirken
Sonderhe~ten erzählte, und der einen riesigen Zulauf, angeblich auch fabel- sind unglaublich klein. Hier bestätigt sich, was wir schon bei der Besprechun;
hafte ~eilerfolge. hatte_. Ich . hatte schon lange die Absicht, ihn aufzusuchen, der Homöopathie sagten: "Nach meiner Meinung sind die Arzeneien in kleine~
wollte ihn awr m memer Eigenschaft als amtlicher Arzt nicht einschüchtern Mengen .lediglich R;-izmittel, die den kranken Körper zur Abwehrtätigkeit
und wartete daher auf eine günstige Get.eg=heit, bei der ich ihn als Patient ,ge9en .. die Kran~he1t . erregen. . Der Reizerfolg hängt aber nicht von de-r
einmal würde konsultieren können. Reizgroße ab. Die klemsten Re1ze können die größten Kräfte entfesseln."
Nach einem großen Festessen, bei dem, wie in Mexiko üblich, allzu viel Br~o Wille sagte in einem Artikel "Reizphysiologie des Eros", daß nicht
nu~ die sexuelle, sondern auch d~e soziale Anziehung zwischen den Individuen
getaf;lt und gebechert wur~e, hatte. ich. am nä?hsten Morgen eine Magen-
ver~timmunfl, oder s~gen WJ.r es frei, emen klemen Kater. Da sagte mein sozial lebender Art größtenteils auf Chemotaxis beruht und daher mit de1r
AdJutant m_.rt Zugekniffenern Auge: "J.e tzt, Herr Oberst, können Sie ja mal sexuellen, eigentlichen Erotik jed·e:nfalls eine gemeinsame Wurzel hat. Was-
zu dem Chinesen gehen." Das war der richtige Gedanke, und ich zog einen mann berichtet wied-e rholt, welche enorme Rolle der Nestgeruch bei Ver-
alten ~zug an, nah!ß den schäbigsten Hut und stiefelte zu dem Medizinmann, such;m mit Ameisen spielt, so daß beispielsw.eise bei der Dbertragung von
der nnch gottlob mcht erkannte und harmlos aufnahm. Ich markierte auf AmeiSen oder Ameisengäst•e n von einem Nest in das andere, immer die Vor-
seine Frage nach meinem Leiden und sagte, wenn ich wüßte, was ich hätte ·~icht gebraucht werden muß, die zu übertragenden Tier.e vorher einige Tage
·wäre ich nicht zu ihm gekommen. ' m Quarantäne zu halten, da andere-nfalls der fremdartige Geruch ein feind-
Er wies mir einen Stuhl an neben seinem Tisch, legte meine Hand auf den- seliges Verhalten der neuen Wirte hervorruft. Ferner hat Wasmann bewiesen,
.selben und nahm meinen Puls, jedoch nicht nach unser·e r Gepflogenheit, daß die Zuneigung der Ameisen zu gewissen Käfern auf Chemotaxis beruht,
sondern er legte sein Ohr auf meine Hand·. Diese Position, die ich belächelte .indem sich die Ameisen an einem Duftstoff gleichsam berauschen, welche>r
behielt er mindestens eine Viertet.stunde bei, dann richtete er sich auf und von jenen Käfern abgesondert wird. Also kann man im Ameisennest mit
sagte zu meiner Verblüffung: "Es ist nicht schlimm. Sie haben nur eirul e·i nem Geruch v-erhe·e rend, totwirkend vorgehen, und lnit einem anderen da-
vorübergehende Magenverstimmung; die heile ich bis morgen." ,gegen lehenspendend.
Ich faßte nun Vertrauen und ließ mir allerhand erzähLen. Der gute Chinese Dieselben Eigenschaften werden auch die Mikroorganismen, Bazillen usw.
kannte genau unsere westlichen Heilsysteme, glaubte aber, daß sein Verfahren haben, und es ist auch erwiesoo, daß gewisse Düfte bakterizide Wirkung
besser wäre und er keine Veranlassung hätte, umzulernen. Er hatte als .ausüben. Wir denken da auch sofort an Inhalationen in der menschlichen
seine Diagn?se beendet war, eine Art Lämpchen angesteckt, aus welchem 'dann ~handlung: auch dabei werden, al1erdings grobstoffliche, Substanzen zum
bald wohlnechende Dämpfe ausströmten. Auf meine Frage nach der Be- Einatmen gebraucht. Scl10n früher 'hat es eine Art Dampfbehandlung gegeben,
Wellll z. B. vide Frauen nach Beendigung der Wedhseljahre Blutungen durch
deutung sagte er: "Dies ist euer Inhalatorium, das sollen Sie riechen, danach
werden Sie gesund und sparen d~e Medizin." Kamillendämpfe zum Stillstand gebracht haben. Wie die Erfahrung lehrt,
In Berlin haben wir auch Gelegenheit gehabt, einen Lama-Arzt kennen zu ist es auch gerade der Geruch der SeUe-rieextrakte, mit denen man eine För-
Lt:rnen. Er brachte v~m Orient seine eigene Apotheke mit, ohne auch nur ,derung der Menses err·e icht. Es gibt da eine ganze Menge von Apiolpräparate.n,
erne deutsche Droge rn Anspruch zu nehmen. Er machte ehenfalls viele welche in Extrakten und Pillen verabreicht werden.
Riecbkuren. Gerade auch in Büchern des Lamaismus fand ich wieder den Jeder Arzt weiß, daß das indokrine Drüsensys.t em •e ine intime Beziehung
Inhalt ~eines eigenen ~panischen Buches: "Plan.t as Sagradas" (Heilige Pflan- zum neuro-vegetativen Nervensystem hat. Man muß annehmen, daß alle
~) dah~ngehend bestätigt, daß alle diese Naturvölker in botanischen Schätzen
endokrinische Tätigkeit als Ausgangspunkt (l)benfalls das neuro -vegetative
~rer Heil:ver.fahren über·~instimmen, da1_1 es aber überall der Mangel an tech- Nervenzentrum hat. Sind doch die Nerven und Hormonreizungen sicher die
lllSchen Einnchtungen rncht erlaubt, R1echstoffe so herzustellen, wie wir sie Ursache z. B. des Stoffwechsels. Bauer sagt dazu: "AUein die exakten Kennt-
nach unserem Verfahren zum Heil und Segen der kranken Menschheit heute nisse und das genaue Wissen der Beziehungen zwischen dem Ne·rven- und
herstellen können. Drüsensystem gibt uns das Verständnis für vie1e pathologisch-organiscbß
Betrachten wir aber noch eine andere, in der allgemein·en Medizin ebenso .Prozesse." Und Bannelos fügt hinzu: "Es zeigt sich als beachtliche Tatsache,
wichtige Seite der Heilmethoden, wie auch in unser-em Heilverfahren; die daß die Beziehungen zwischen dem vegetativen Nervensystem und dem endo-
Drüsen, und im Zusammenhang damit die Hormone. Es ist heute allgemein krinen System nicht allein auf den Lebensprozeß des Orgarrismns, sondern
bekannt, daß die innersekretorischen Drüsen Wachsen und Gedeihen, Aufbau .auch auf die Morphogenesis und die Entwicklung des Körpers Einfluß hat.
und Niedergang, Gesundheit und Krankheit unseres Körpers sehr beeinflussen. .Sicher ist", sagt er weiter, "daß die Beschädigung einer Drüse oder ihr

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Ausfall sofort auf die anderen Drüsen einwirkt und das Gleichgewicht stört, rischen ölen enthalten blieben. Auch so können wir also einen Teil der
das bisher den Organismus beherrscht." ;großen Erfolge und Möglichkeiten unseres Heilverfahrens erklären.
Bauer spricht deshalb von einem neuro-endokrinen System und pathologisch. Wir wollen sogar die These aufsteHen: ohne VitaliliruJ keine Fermente, ohnß
von einer Neurose oder Blutdrüsenneurose. Wir wissen heute noch nicht, Fermente keine Hormone; denn die Vitamine sind der komplizierte Schlüssel,
was die Krankheiten mit dem ne.uro-vegetativen Nervensystem zu tun haben, um Zugang zu unserem Organismus zu finden. Als sie von der Wissensc~aft
aber mit Sicherheit können wir sagen, daß hauptsächlich die allergischen entdeckt wurden, glaubte man, es sei nicht möglich, daß die Natur die&e
Krankheiten über dasseihe geheilt werd·en können. _gemacht hätte, um Krank?eits~ustände zu verhinde~n und zu . heil:n. Wir
Die Hormone sind chemische Sender, welche den Auftrag haben, die Zellen wissen heute, daß das VItanun C den Scorbut heilt, das Vltannn B das
zu regulieren und dadurch die Organe und den ganzen OrganismlllS. Siil ent- Ferment der Atmung ist. Heute k;ennen '_Vir schon über 20 '_Vertv~lle Yitamin~,
stehen in unserem Körper und wir können drei Gruppen unterscheiden: -die auch an Pflanzen haften können. D1e Rose hat sehr V1el Vltamm A, die
Zellulare Hormone, solche der allgemeinen Gewebe und solche der Drüsen. Citrone und der Pfeffer das P, andere Blumen und Vegetalien, die wir in der
Wir erhalten so die Drüsen'hormone, die, wie auch die der Gewebe, vom -osmologischen Heilkunde brauchen, das Y, das Vitamin H, das wir in der
Herzen stammen. Die Hormone der Zellen nennen wir Neuro-Hormone. Die _Haut gehrauchen und das I, das mau in den Erbsenblüten findet.
Hormone zirkulieren im Blutstrom und v.e rteilen sich dadurch im ganzen
Organismus; Alle seine Funktionen sind durch sie beeinflußt. Die Wissen- Unser Körper braucht erwiesenermaßen Vitamine, ~nd wir f~hren sie uns
schaft hat sich auch stark damit befaßt, das Funktionieren der Ho1·mone in ,durch pflanzliche Ernährung zu. Aber zu derselben Zelt werden s1e auch unter
der Fortpflanzung zu erfassen, desgleichen im Wachsrtum. So erklärt man Mithilfe unse.rer Nerven in IDlS erzeugt: wir erinnern nur an die Vitamine E
ja heute die Riesen und die Zwerge durch das Zuvielvorhandensein bzw. das und D, die unsere Haut hervorbringt. Es ist bekannt, daß die Ubertragungen
Fehlen von Drüsensekreten. von nervösen Exaltationen nicht allein eloektrische Erscheinungen, sondern
Der Körper in all seinen Funktionen bestätigt sich durch die· Regulierung auch chemische Prozesse herheiführ·en; So verband der Psychologe Dalen den
oder Nerveneinwirkung chemischen und nervösen Charakters, wobei die letz- .elektrischen Strom mit dem End·e eines Nerven und konnte die Tatsache be-
tere überwiegend ist. Es konnte bewiesen werden, daß die Produktion der stätigen, daß dieser durch Provozierung Acetylcholin und Adrenalin erzeugt;
Hormone mit einem colloida1en Impuls anfängt. Wir deut•e ten schon oben an, .deshalb unterscheiden wir colenergetische Nerven und adrenergetische. Der
daß wir über das Blut auf den Körper mit unse.ren Riechstoffen einwirken , Schweizer Psychologe Mutalt konnte in einem ähnlichen Versuch außer der
denn das Blut wirkt weiter wiederum auf die Drüsen, von denen wir als eine Schwingungsreaktion des Nerven beweisen, daß dieser Vitamin B a:boonderte.
der wichtigsten nur die Hypophyse nennen wollen. Anselmino und Hoffmann Auch Bier sagt, daß die Hormone und das Nervensystem ein gu!es Beisp~el
haben in verschiedenen Untersuchungen bewiesen, daß die Hypophyse einen für die psychophysische Wechselwirkung bieten. ,Jene geben phys1sche Rerze
starken Einfluß auf den Stoffwechsel ausübt, und so kann man auch einen .a b, die das Nervensystem erregen und zu zielstr.ebigen Handlungen veranlassen,
Teil der Riechstoffwirkungen (durch die Nase über die Hypophyse) auf den umgekehrt für psycbi:"che Reize zur Absonderung von Horl?onen. paher
Magen erklären; müssen wir immer w1eder auf den engen Zusammenhang zwlSchen korper-
Der bekannte Professor Waldschmidt ans Prag hat in seinem interess·a nten licher und s·e elischer Behandlung von Krankheiten hinweisen. Die moderne
Buch über Hormone und Vitamine besonders gut · diese Fragen beleuchtet. Ich Psychologie kann uns die Einfl~e des Ges~hmacks, . des Gehörs, der Farbe~
selber kam durch die Dbersetzung eines dieser Standardwerke ins Spanische und auch der Gerüche v·e rdeutlichen und die Reakt10nen feststellen. Es se1
eingehend mit dieser meist viel zu wenig beachteten Materie in Berührung hier auf die Werke von Brunswick und Leontieux und aaf Lehmann: "Grund-
und habe wichtige Schlüsse für meine osmologischen Methoden daraus ziehen sätze des menschlichen Gefühlslebens" hingewiesen. Viele glauben mit Freud,
können. daß der Charakter auch von sexualen Impulsen abhängig ist, zumal es er-
Wir wissen, daß die Tätigkeit der Fermente leicht in einem Reagenzglas wiesen ist, daß gerade in der .Zeit der P'!be~tät gewisse .Gerüche , .~ie Mo-
bewiesen werden kann, währ·e nd Hormone nur in Zellen wirken. Die Vit;a- schus, die Einbildungskraft reizen und d1e 1nnersekretor1Schen Drusen zur
mine unterscheiden sich von ihnen dadurch, daß sie von Pflanzen stammen. Mehrarbeit anstacheln.
Immerhin bestehen chemische und biologisch intime Beziehungen zwischen Willleim Fließ, der bekannte Herliner Professor, war der erste, welcher
diesen drei Elementen, die alle als Ausgangspunkt in irgend einer Form di~ .die Beziehungen zwischen der Nase und det:J?- übrigen Körper,. zumal den
Sonne haben. Die F.e rmente sind das Produkt chemischer Reaktion in unserem ·Sexualorganen, genau und überzeugend nachwLes. Er sagt: "Es 1St. bekann~,
Organismus; In der Transformation dilr Fette oder des Eiweißes sehen wir, .daß sich an den Nasenmuscheln ein eigentlicher Schwellkörper befindet, w1e
daß diese Stoffe sich umwandeln, aber sich nicht zerstÖl'en, wie Liehig im .sie auch an den Wollustorganen des Mannes und der Frau wiederkehren. Wo
Anfang glaubte. Die Fermente sind teils tätig, teils untätig. -ein Schwellkörper ist, gehen die Kapillaren nicht direkt in die ahführena:n
Die Natur hat aber große Moleküle erzeugt, die in ihrer Aktivität gleich Venen über sondern es schiebt sich zwischen Kapillaren und Venen noch em
sind, aber verschiedene Aufgaben haben und sich zu atomischcn Gruppen for- Fachwerk ~on blutführenden Hohlräumen ein, die zum Teil iooinandetr
mieren, den sogenannten aktiven Gruppen. W aldschmidt erklärt uns diese ..münden."
Aktivität mit dem schönen Beispiel einer zu öffnenden Tür, zu der man eben Fließ heilt z. B. die Dismonor.e a augenblicklich, indem er den Sexualteil
einen Schlüssel braucht; und das Schloß zu unserem Organismus ist besonders . der Nase mit Cocain betupfte. Später verbreitete sich dieses System, und
kompliziert, darum muß der Schlüssel ebenso kompliziert sein, wenn man .man gehrauchte auch Menthol und ander.e Substanzen.
ihn erschließen will. Fließ zeigt auch einen besonders interessanten Versuch, ~d~m er. in An-
.- Von großem Werte sind die Fermente der Verdauung oder, im allgemeinen, ·wesenheit seiner Schüler den Unterteil der Nasenmuschel nnt emer emfacheu
des Metabolismus; Die Wissenschaft hatte immer schon vermutet, daß der .Spatula berührte, wobei die Pati~mtin im gle~chen Augenb~ok schrie: ~r
Metaholismus der Pflanzen dem der Tiere entspr·echen müsse. Und da bei tut das Kreuz weh. Später hat Fließ alle mögllchen Krankhe1ten durch se1ne
den Tieren die Hormone eine entscheidende Rolle spielen bei der Assimilation .Methoden geheilt, und wir geben ihm das Wort, damit der ~er auch v~n,
und Dissimilation, so suchte man die Hormone auch in den Pflanzen. ,dieser Seite die Be.deutung der Nase, ihren Zusammenhang nnt den verschie-
Die Bestätigung dieser Erwartung v·e rdanken wir einem Wissenschaftler aus .densten Krankheiten und ihrer Heilung unterstrichen sieht. In seinem Buch
Stockholm, und heute holt man schon alle Hormone aus den Pflanzen. Bei ."Nasale Fernleiden" heißt es:
weiteren Versuchen ergab sich, daß heim Destillieren der Pflanzen einige · "Folgende Symptome, die wir in drei Gruppen sondern können, deuten auf
Hormone verschwanden, aber andere, und zwar die wichtigsten, in den äthe- .die Nase als Ort ihre r Entstehung:

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dem ganzen Körper, mit Nerven, Drüsen und Blut, in engem Zusammenhang;
Die erste Gruppe ist die der Kopfsymptome: Kopfschmerzen, Schwindel,. stand.
Kongestionen, mangelnde geistige Kon:z;entrationsfähigkeit, Gedächtnisschwäche,. Es würde zu weit führen, alle Heilsysteme zu nennen, ab-e r wiir wollen
unruhiger, durch ängstliche Träume gestörter Schlaf und Intoleranz gegen hie:r noch anfügoo, wie sich ~e. ~ediizin,;r ~u ihr-e r Wissenschaf! stel!en.. So
Tabak und alkoholische Getränke. sagt Stricker: Von allen mediZllllschen Heilverfahren, gab es erne vollcisehe
Die zweite Gruppe ist die der Organstörungen: Dabei ist der Magen mit Medizin· die K~nst des Heilv-e:rfahrens kam nur durch die Hilfe des Volkes-;
leichten dyseptischen Beschwerden bet eiligt: Völle, Druck und Appetitlosigkeit .. das Volk bereicherte die Medizin und die Medizin an sich bereicherte da;~
Ferner kann es sich um nervöse Magenschmeroon handeln. Schließlich kann Volk. Genau wie sich das Bewußtsein nur auf das Unterbewußtsein ;aufba uen
auch Dyspesia acida im Speichel sein. Am Herzen haben Herzklopfen und kann und nur von ihm stammt, kommt auch die Medizin v-om Volk."
Herzdruck, ja gewisse Formen von Arrythmien, die auf die Nase zu beziehen Billroth meint, es gibt zwei Arten m edizinischer Wissensch~ften, ei ne,
sind. Die Respiration ist mit Husten und Schweratmigkeit, die Haut mit die man erlernen kann, die dem V ol'k aber nicht zusagt, und eme an~ er•e,
Erblassen, Frieren und Schüttelfrösten beteiligt. Uber die nasalen Störungeu welche aLs Weistum von oben k·o mmt: es ist das \Vi;;sen von dem, was Ärzte
der Menstruation habe ich schon in meinem grundlegenden Werk ausführlich und Medikamente (d. h. Kräuter und d·e r.gleidhen) vom ~~mel emp~angcn ,
berichtet. und das imponiert dem Volk. In der Bib-el werden v'e rschiedene Hellw;gen
Die dritte und die diagnostisch wichtigste Gruppe sind die neuralgischen. durch Auflegen der Hände erzählt, und seit langem kennt das Volk dieses
Beschwerden. Der Schmerz sitzt dabei an typischen Körperstellen: In den Verfa'h ren. Die früheren Könige von Frankreich, England und Norwe.gen
Armen, an der Spitze des Schulterblattes oder zwischen den Schulterblättern, sollten Kraft ihrer Salbung durch Auflegen ihr-e·r Hände Kranke hell~
in den Interkostalräumen, in der Herzgegend, am Schwertfortsatz des Ernst- können. Man sagt, die Monarchen seien von Gottes Gna:den, und Gott hell~
beines, im Magen, in den Hypogastrien, in der Nierenge-g end und am Kreuz ... durch sie. . ..
Die Zahl der Symptome ist groß, und doch verdanken sie alle ihr Dasein Bei meinen langjährigen Experimenten un~ Untersuchungen m. Lan~ern,­
einer einzigen ~okalität - eben der Nase. Denn ihre Zusammengehörigkeit wo Millionen von Indianern lehen und auf die Kunst und das W~ISSen ilu:er
wird nicht durch ihr gemeinsames Auftreten bewiesen, sondern auch durch_ Schamanen angewiesen sind habe ich drei Arten von Medizinern feststellen
ihr gemeinsames Verschwinden." können von denen die eine' sidh ihr Wissen ans Büchern, die ander-e aus der
Dieser große Gelehrte, der Begründer der Periodizitätsichre der vitalen Praxis 'holte, die dritte aber, die studierte, in der Praxis lernten und als
Prozesse, war wohl derjenige in der Neuzeit, der in seinen We rken über die Äll'zte-Priester von oben ilu·-e Fä1Iigkeiten hekamen. . .
nasale Reflexneurose, und dann in seineu Büchern über die Beziehungen Hufeland der wie S•e lten einer si<ih seinen Patienten widmete, teilte auch
zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen den ersten Fingerzeig gab- diese in d;ei Gruppen ein: solohe, in denen. die Natur ~chne~ler heil!e, als
für das, was wir heute anstreben. Dann kam Bonnier in Frankneich, der uns er solche die sich mit oder ohne ihn herilten und dle dr1tten, die nw·
auf die Zentro-Therapie hlnwies, und die Ursache war, daß dann später det~ a~f die N~tur ohne Arzt angewiesen waren. Somit wär-en wir beim Kranken
spanische Arzt Dr. Asuero diese ungeheur-e n Erfolge mit seiner Reflextherapie selbst angelangt und dürfen uns jetzt der Betrachtung verschiedene.r Krank-·
erzielen konnte. Was war das nun eigentlich? heiten und ihrer osmo1ogisdhen Behandlung zuwenden.
Zu Asuero kam eine Kranke mit sehr vorgeschrittenen Krampfadererschei-
nungen, litt aber gleichzeitig an einem Nasenleidoo, das die Beseitigung eines.
Polyps erforderte. Bei der Operation kam Asuero mit seinem Instrument
an den Trigeminus, den bekannten Gesichtsnerv, und sah am nächsten Tage
mit einigem Erstaunen, daß die Krampfadern am Bein verschwunden war.;m .. Heilung durch Riechstoffe
"Heureka", sagte er sich, "hier muß ein Zusammenhang sein", und steckte
von dem Tage an jedem Krankien ein glühendes Stilett in die Nase. Wir haben im Vorhergehend-e n anfgezeig_t, daß die eigene, ~eilk~af! nnsel'>e:S
In Kürze wurde sein Wohnort zu einem Sammelpunkt sämtlicher Lahmen, Organismus als eine Art b-iologische ReaktiJon u~ere ~(rankhelten he1l~ . Da.r-
Blinden und Tauben Spaniens, die Pr-esse wurde aufmerksam, und auch in. über diskutiert man heute in ärztliohen Krel!Sen mcht mehr; es 1st all-
unsere Ambulatorien kam bald kein Kranker mehr, der nicht gleich vom Arzt gemein anockannt. Wir haben aber auch klarzulegen vers!lcht?. daß die
mit Spekulum und einer Alkohollampe zur Erhitzung des Stiletts erwartet osmologi6che Heilmethode d~ese Heilkraft d-es ~örpers gewalng_ fordert und
wurde. steigern kann. Wir wollen nunmehr sogar sowe1t .gehen, daß _w1r be_haupten,
MiCh bat in Argentinien der Bürgermeist•e r einer größeren Stadt, in der · die osmo1ogische Heilmethode heilt alle· Krankhe:Lten. . Aller-d ings ~1cht .. alle
ich vorübergehend Arzt war, ich solle auch mit dieser Methode eine Ope,ratio,n Krankheiten; denn dw·dh ir.g end einen Unfall od~r erne !üankhelt mus,s en
im dortigen Spital vornehmen. Eine paralytische Frau, die schon seit oohn wir ja schließlich doch sterben. Aber, w~nn ~IT. an ßlll;em Kr~enbett
Jahren die Wohlfahrt belastete, bekam also v-on mir als Erste den glühenden stehen, solange noCh Hoffnung ist, müssen w~r Heilbnnger sem .und ~md dazu_
Spatel in die Nase gesteckt. Ich selber ging als ZwjeiUer aus dem Spital, verpflichtet, das System anzuwend-en, das dre größten Garantien bietet und
weil ich mir davon nichts versprach. Als ich am nächsten Morgen aus dem der Logik am nächsten steht.
Spital angerufen wurde, erwartete ich eine Beschwerde der Frau, daß ich ihr· Der Arzt darf kein Scharlatan sein, d. h. nicht mehr versprechen, als er
die Nase verbrannt hätte. Aber im Hospital angelangt, kommt mir die para- haltoo kann. Im Gegenteil,. e;r muß mehr sein, a1s scheinen. Man darf nie-
lytische Frau bereits vollkommen geheilt entgegen und dankt mir stürmisch .. mals -die berechtigte Hoffnung eines Patienten täuschen oder betrügen. .
Solche und ähnliche Erfolge war•en überall zu verzeichnen. Es setzte eine AUe Systeme haben immer etwas Gutes für sich: Ich habe während meu~e:r
regelrechte Asuero-Manie ein. Da jed-er -e twas anderes bieten wollte, :fand. Praxis so ziemlich al1es verschrieben und anspr-ob1ert, zuletzt aber wur~e Ich
man die unglaublioh&ten Abänderungen -d.Js Verfahren<>. Im Inneren Boliviens. biologische:r Arzt und bekehrte mich zur Naturheilkunde auf homöopath1Sc.her
fand ich einen Kurpfuscher, welc'h er sich nicht getraute, den glüh.Jnden Grundlage. Aber auch dies'e befrie~igt<~ mich. nicht restlo~ lJ!ld so kall!- Ich,
Spachtel zu gebrauchen, und mit einem Holzs-t ift arbeitete, a1s ätzende Sub-- wie oben beschrieben, zur osmologlSchen Heilmethode, di? Ich ?-ach Jahre- -
stanz abe:r Riedhstoffe benutzte. Der Holzstift war ziemlich schmutzig gewor- langen Studien be} zahlr·? ichen N~turvölkern =;~ nach vrelen ..ea,gene-?- Veif-
den mit de:r Zeit, und mehr aus Ulk sagte iclb. zu ihm, er sollte doch den_ suchen ausbaute mdem rch es mit den Grundsatzen der Homoapathie teil--
Kranken einfach die Duftflasche unter dicl Nase halten. Siehe da, ·d ie Erfolge weise verband. 'Nach all unseren vorangegangenen Anpreisungen dieses He-~­
kamen auch so. Das erinnerte mich an die Studien von Fließ und ich er-- verfahren<> wird der Leser nun fragen: Was sind denn nun !eigentlich die
kannte, ·d aß -die Nase nicht nur mit den Geschlechtsorganen, sondern mit

lll_
no
Krankheiten für die dieses Heilverfahren besonders zu empfehlen ist? Wo wundervoUen osmologischen Mittel diesem vorgebeugt, entgangen und eine
bewährt es ~ich am besten? Darauf wollen wir in einigen Beispielen eingehen: 'Üperation verhindert werd•en kann. J,edes Mal, wenn ich einen Sinusirisfall
Aus der Fülle der Fälle, die ich im Verlauf meiner vierzigjährigen zur Behandlung hatte, der die Operation noch nicht unmittelbar nötig hatte,
Praxis mit osmoiogischen Methoden zu behandeln Gelegenheit l1atte, kann ich legte ieh den Kopf in ein elektrisches Bad und ließ die Patienten osmo,lo~
natürlich nur einige Fälle herausgreifen und schildern, weil sie mir besonders gisehe StoHe riechen. Dabei war auch nie ein Mißer:Eolg zu v.erzei<ihne;n.
inter-es-sant scheinen und die umfassenden Wirkungsmöglichkeiten am besten Selbst bei Fällen chronischer Sinusitis war diese unse~·e Methode einfach,
.aufzeigen. Dieses Buch soll ja, wie gesagt, kein eigentliches Lehrb~ch für .ab,solut ungefährlich, bequem nnd unv•ergleichbar wirksam .
osmologische Therapie sein, sondern soll zunächst. einmal grundsätzlic? d~s Eine andere Krankheit, die auch mit einem einfachen Katarrh anfangen
Interes&e und die allgemeine Aufmerksamkeit auf drese Wege lenken, die nnt kann, ist die Polynosis, meist unt-er dem Namen Heufiehe'l' be!l,annt. Diese
gleicher Konsequenz auf diesem ~ebiet bisher in .. Deutschland r;toch ~cht .aUergis-che Krankheit ist in den USA ungeheuer verbtr·eitet. Die Kranken
beschritten wurden: darum steht rhnen auch, daruber kann 'kem Zwe.rfel waren dort sogar in regelr·ech·~en Vereinigungen zusamme.ngefaßt und man
.bestehen noch -eine große Zukunft offen. Wir wollen bei nnser.e n folgenden hat üher vier Millionen FäHe regis.t rieren können. Aber auch in- der übrigen
Betracht~ngen ein:~~elner FäUe auch die Behandlungsweisen nach den bis- Welt dürften vieie Millionen daran leiden. Nun, es stirbt zwar niemand an
herigen Prinzipien, ,sow·e it erforderlich, mit heranziehen, um die Unteraehiede Heufieber; aber ich kannte viele Patienten, die lieber sterben wollten, a.Ls
deutlich hervortreten lassen zu können. mit dieser lästigen Krankheit weiterlehen. Dieser ["•e gelmäßig wied,er'kehre'lde
Besondere Erfolge erzielten wir gegen alle allergischen Krankheiten und Katarrh wir·d den Pollen gewisser Pflanzen zugesch:riehen, der, in die Nase
Krankheiten der Sensihilisation (Empfindlic'h'kdtserkrankungen). Diese . Emp- eingedrungen, diese zur Dherempfindlic'lliwit reizt und die weiter·en Folgen
findlichkeit ist eine Reaktion auf gewisse Substanzen, oder Mikrom;gam~men. hervorruft. Die Naturheilkraft in uns kämpft gegen diese spasmodisehen
In diesen Krankheiten kämpft die Natur ohne Unterlaß gegen die Mikro- Erkältungen .durc'h Niesen. Aher alles Niesen ist umsonst. Das Fieher, wir
organismen, die mit gleicher Stoßkraft wirk!en. Dieser innere, b~olo&ische wollen ·es Nasenasthma nennen, heilt und heilt nicht, alle Mühe ist urnsoll6t.
Kampf kann bis. zum Tode f~hr.en, jedenfa~s ~her s~hwer-e Komp_likaüonen Es gibt P·e rsonen, die so sensihel sind, daß sie auf diese Pollenaktion immer
zeitigen. Viele dieser Krankheiten fangen nnt eme·r etnfachen Erkaltung an, _g leich mit schweren Erkrankungen reagieren. Wiederum läßt sich das ganze
die ihrerseits nun Ursache zu einer im Keim schon vorhandenen Lungen- .Leiden lediglich durch das Aufnehmen unser-e r, aUe.r·dings sorgfältig gemisch-
-entzündung wird, ode-r auch den Aushruch einer ander-en Krankheit be- ten Riechstoffe heilen bzw. üherhaupt vermeiden.
günstigt. Wenn man nun heizeit•en die ~infa?'he Er~ältung btekämpft, so Noch schlinnner wird die Sache, wenn eine einfach·e Erkältung sich in
habtm wir das Vorgefecht gewonnen und smd emer großeren Sache aus dem .Asthma umsetzt; wir kennen verschieden~ ,Arten, z. B. Herzasthma oder Ner-
·wege gegangen. . . . . . .. v.e nasthma. Aber wir vermuten, daß sie aUe ihren Ursprung im Magen hahen.
Wenn wir nun z. B. -e me Gnppe m 1hr-en ersten Symptomen wre Schuttel- Es gibt Nahrungsmittel, -die die Asthmatiker nie essen sollten, z. B. Eier. Ja
:frost erhöhte Temperatm:, Kopfschme•r:llell, Rachenbeschwerden, Husten und schon gewisse Brotsorten, _ Semmela:rten, besonders Weizenmehl, können sogar
Mattigkeit mit normalen Heilmethoden nicht Herr werden, dann :l'olgt. als?.ald Asthmaursachen sein. Leute, die auf Getr.e idespeichern arbeiten, leiden häufig
starker Schnupf.en, Augenentzündungen, Entzündungen der Nasenschlermhaute .an starkem Asthma. In Ame'l'ika, wo wir die Heilung des Asthma auch mit
und T,ränener.g uß. Machen wir· uns -die Mühe, diese Ausscheidungen zu unter- osmo1ogischen Mitteln erfolgreich betrieben, wird sich mancher dieser Ge.-
·suchen so finden wir unter dem Mikroskop die Streptokokken, Pneumo- plagten heute dankbar an das einfache, schmerzlose und wir·ksam heilende
kokke~ und Influenzabazillen. Diese letzteren hat man a1s filtrierbaren Riechstoffv.erfahren •erinnern, weil es ihn wirklich radikal befreit hat.
Virus bezeichnet weil sie wegen ihrer Winzigkeit durch jede Filtrierung
Gerade auch viele Magen-, Mund- tmd Leberkrankheiten auf narvösm·
hindurchgehen. Sie sind von ·e iner ~röße, die d·em ~~ionsten ~eil eines •Grundlage können ·durch die Riechstoffheilkunde erfolgreich bekämpft werden.
Millimet·e rs entspricht. Erst durch die neuest_en un~ starkstt;n Mikrosk.op•e
sind sie u!lS überhaupt sichtbar gewor.den. DI·ese Mikroorgamsmen bereiten Warum sind nun die Riechstoffe gerade hei der Heilung von Magenkrank-
heiten so durchschlagend wirksam? Wi'l' !haben es schon einmal angedeutet:
nun den Körper vor zur Vermehrung und Begün;>t~;ng gefährlicher Mikrohen.
.alle die·se Krankheiten, auch wenn s.ie lokalisiert auftreten, sind, wie durch
Die bishe'l' gebräuchlichen. Mittel _waren desmfi~e~ende P~~-d. en: Na~­ .be·d eutend•e Wis,sensehaftler bestätigt wir-d, allgemeine Krankheiten und gehen
waschungen, überall angepnesene Pi11en und ~pez.rfische: FlusSI!?kel~en, . die häufig vom vegetativen Nerv•e nsystem aus. In diesem wird ja hes.onders die
meist wahllos angewandt wurden, sodaß. man bei !a~ächhche~, ~trltt e~r Hypophys-e heeinflußt. Durch sie wirken ·d ie Hormone viel sicherer, als
HeilUllg ·e igentlich nur .sagen konnt·e: die Krankheit 1st "trotz dieser 1\;lrtt~l
wenn sie erst .durch den Mag>tln gehan, wo sie sich :rer.setzen und spalten.-
geheilt. Selbs.t ein btekannter Internist ~agt, daß es um~o ~esser sei, ]'~
weniger Pomaden man anwendet oder M.rttel schluckt, weil drese fast alle Durch .die Vermittlung des Geruchsorga,nes erreichen uns·ere ätherischen öle
die größte Wirkung auf die Hypophyse, durch diese auf den _Mag·e n und da-
.irritant oder ätzend seien. mit .d ie ,heHend·e ,Wirkung.
Da ist nun schon die osmologische Heilmethode im Vorbeugungsstadium
unübertr-efflich. Es müßte in jedem Zimmer ein Zerstäubter, Vergaser oder Mir ist ein Fall einer schw,eren Lungenentzündung unvergeßlich, der
Verdunster sein der Heildüfte verbr·e itet, die nach den vorne angedeuteten ctligentlich schon als verlor.e n galt: wir machten sofort eine mikroskopische
Prinzipien zusa::Umengestellt wurden. Wenn n~ aber der Patient keine Untersuchung und fanden im Sputum die Pneumokokken zu dreiviertel vor-
dieser Vorbeugungsmittel henutzt, so entsteht dre Gefahr, daß der Katarrh herr-schend. Ich verwandte sofort einen Heilriechstoff, dem Creosot bei-
chronisch wil"d -ode'l' die Sinusitis (Stirnhöhlenentzündung) eintritt. Sie kommt _gemischt wurde·. Nach zwei Tagen war unter dem Mikmskop der Pneumo-
durch ·e in Zurüekhalten und Verhärt·e n des Nasenschleimes zustande. Es kokkenanteil _auf ein vierteJ zurückgegangen, am vierten Tage war der Befund
folgen starke Kopfschmenen, dann entwickelt sich Eiter und die Gefahr wll:d völlig normal und der Krank·e war auf dem besttln \V•ege zur völlig•e n Heil-ung.
.sehr groß, daß die Gehirnhaut angegriffen und da?urch der Tod herbtei- Es muß innner wieder hetont werden, daß die Erkranku{\gen ulliSerer Organe
geführt wird. In diesen Fällen kann nur noch de·r ChiTurg helfen, aufmachen nicht als gesonderte aufzufassen sind, sond= dai~, sobald ein Organ erkrankt,
und Drainage einlegen. Dabei wird er in ~anchen F~llen s?gar gezwunpen, der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen wird: es gibt weinen krank,en
die Sehädeldecke zu öffnen. Wenn auch d.re Operation geJmgt, so bleiben Magen, oder schlechte Leher, sondern nur 'kranke Men.schen, und es ist daher
doch immer häßliche Narben im Gesicht. .unklug, einzig an den Organen herumzukurieren. Es muß die Ganzheit des
Aber jede Operation birgt ja vieler1~i Gefahren in s~ch und_ wir stelle_n Körper.s in Pflege genommen werden. Wir hahen ja jetzt ehenfalls sch{)n
das hier absichtlich etwas drastischer heraus, um zu zeigen, wre durch die mehrfach darauf hingewiesen, daß di.e.ses nur auf dem Wege üher das Nenen-

112 :8 113
eystem möglich ist. K Hering sagt: "Auf der weisen Benutzung des auto- Plex. hypogastricus mit den Genitalorganen und in den beiden ersten Trige-
nomen Nervensystems beruht der größte Teil d& ärztlichen Kunst". minusästen die durch das Gangl. sphenolatinum und wahrscheinlich auch
Hören wir an dieser Stelle ,noch einmal eine einschlägige Ansicht :über- des Gangl. Gasseri mit den anderen Hirnnerven und dem Sympathikus in Ver-
die Lebensnerven der Nase. Sanitätsrat Fröse nennt die vegetativen Ne.rv.en bindung treten. Im sakral-autonomen System veTlaufen die Reflexe über
die Lebensnerven und schreibt darüber in seinem vortrefflichen Buch "Bio1o- den Plex. hypogastrious und d·e n N. pelvis unter Mitwirkung von juxtamuralen
gische Heilung üher die Lehensnerven der Nase" folgendes, was alle unsere Ganglien:l'el1en." ·
obigen Untersuchungen trefflich bestätigt: . . Auch für die Heilung von Beschwerden der Vorsteherdrüse, zur Regulierung
"Die jahrzehntelangen Forschungen an. Menschen und Tie.re;'l hat die. Aus- de:r Herzaktion, bei Magenschm-er2len mit BekLemmungen des Halses und der
stattung des Naseninneren mit einer Mischung außerordentlich zahlreicher,. Brust, bei Appetitlosigkeit, Völle, Sodbl."ennen, Magendruck stellt Fröse die
hochempfindlicher und mit V•egetativ·en Fasern reich durchsßtzten Nerv?I ~r­ nasale Heilmethode als besonders wirkungsvoll auf. Das V•e rschwinden der
geben, welche mit vegetativen Zentralstelle.l'l und de'? ganzen, großen em~.eit­ Beschwerd·e n aus allen Organen nach der Ausschaltung de·r exkrankten Nasen-
lichen vegetativen. Nervennetz de.s Körpers, a~ch Irut dem als H~~·mondrusen nerv·e n bezeugt ihre reflektorische (sympathische wie parasympathische) Ent-
sehr wichtigen Hirnanhang (Hypophyse) unnuttel~ar zusammenhangen. Den stehung. Die Beziehung zwischen Nase, bzw. der Nasenherde und dem übrigen
in dies·es Nervennetz im Gehirn und Rückenmark emgeschaUeten, aus Nerven- Organismus, kann also nicht mehr bezweifelt wer.den. Fliess, Koblanck,
kernen bestehenden, sogenannten Niveau2Jentren kommt für ihren Tätigkeits- Fröse und ander·e haben das hundertmal festgestellt. Der letztere sei noch
bereich, d. h. für die ihnen zugeordneten Querschnitte (Segmente) des Kör- einmal zitiert: ,
pers eine gewisse Selbständigkeit zu; dasselbe gilt für die .eigenen Nerven-· "Die Absonderung·e n der inneren Drüsen, wie das für die Betätigung ihrer
gef1echte innerer Organe (Herz, Magen, Darm, Gebärmutter). . wirksamen Stoff.e, der Hormone, erfo.rderliche Stoffwechselmilieu (H. Zondek)
In .dem ganzen vegetativen Nervensystem (Lebensnea.·ven) herrscht nun em wird vom vegetativen Nervensystem r·e guliert. Der Hirnanhang (Hypophyse)
allgemeiner Spannungszustand, ein bio:elektrischer Ton';LS, der si?h ?ls ein bildet sogar, wie sich hei der Herstellung von Blutleere an der untere:n,
Anteil d·e r Nervenerregung mittels femster Nervenendigungen biS m alle Hirnoberfläche · von ·d er Nas~ aus ergehen hat (Henke), mit dem Naseninneren
einzelnen Körperzellen erstreckt. So stehen durch die v-egetativen Nerv.e n gera·dezu eine Gefäßnerveneinheit (vasomotorisch). Unter gewissen Voraus-
alle Organe und sonstigen Gebilde des Körpers· untereinander in lückenloser setzungen mußte daher eine klinisch nachweisbar fehlerhafte Funktion dieser
V•e rbindung." Vorgänge als nasal bedingt er5cheinen. Dies war in der Tat der Fall."
Dr. Fröse meint, daß die Beschaffenheit der eingeatmeten Luft ein schäd- Als ich zum erstenmal über die Resultate las, die Fliess durch eine
liches Ansaugen bedingen kann und zur Entwicklung entzündlicher Reizungen Cocainisie·r ung .d er Schleimhäute der Nase erzieJte, wandte ich meine Methode
der Nasennerven Anlaß gibt. "Die Nervenendung", so sagt Fröse wieder an, indem ich .statt Cocain meine Riechst.o ffe nahm und siehe da, der Erfolg
wörtlich, "kann nun zut· QueUe unablässiger Tonus - .und damit auch vi~l­ war derselbe. Nun weise ich auch noch einmal auf die Veröffentlichungen
facher Stoffwechs·el- und Organstörungen werden, dte uns als vegetative· von Fröse hin, der die Cocainisierung bei Hautkrankheite~n anwaudte und
Neurose unt·e r den mannigfachsten Erscheinungen so außerordentlich häufig Verblüffendes erzielte. Er beschreibt einen Fall eines N&venkatauhs mit
entg·e gentritt. Bei chronischer Dauer die.sllll" krankhaften, nervö&en Erreghm;- gleichzeitiger Rötung und Anschwellung der Haut an der Stirn, den Schläfen
keit und reizbaren Schwäche bilden sich neben den Schmerzen auch orgaru- und Wangen, der Gegend hinter dem rechteu Ohre und des Ha1ses, bis auf
sche V·e ränderungen der Gewebe und Stoffwechs.elprodukt·e. '~ . die Brust. Selbst dabei entstehende größere Furunkel ging-en in kürzester
Dieses wur·de gena u bestätigt durch unser·e Erfahrung·e n m Ibero-Amerika! Zeit nach der Cocainisierung der erkrankten Nasennerven sofort auf und
wo wir nicht so oft mit guten Nasenspezialisten rechnen können, welche ~6<1. heilten, wie auch die Hauterkrankungen, in wenigen Tagen glänzend ab.
Veränderungen des Na.seninner·en nachhldfen können. Daher muß unser Heil- In meiner Praxis in Spanien erLebte ich d·enselben Fall, aber bei einem Diabe-
sy5tem wegen der dargelegten Wirkungsweise auch b:ei diesen Erkrankun_gen tiker. Der Patient hatte eine ebenso große Angst gegen eine· Ope.ration, wie
die, von uns so oft erprobte und bewiesene, glän~ende. Wjrkung haben. A;her ich eine Abneigung, und wir freuten uns beide, daß wir durch meine Riech-
Fröse hat eine ähnliche Erfahrung gemacht wre w1r, wenn <liL" schreibt: stoffe die Sache schnell.stens und sehrnerzlos erledigen konnten.
"Wegen .d er bisherigen Einstellung der ~edi~ auf ~ielfach mehr organische Auch die Masörn beginnen meistens mit Schnupfen, der die Krankheit
Behandlung und ,s ymptomatische Ther~pie, ~_r·d hei uns der hervo~rrage~­ übeT eine W-oche lang zusa=eu mit Heiserkeit, Husten und Entzündung
den biolO!rischen Bedeutung des vegetativ~n R&:l'sysotems der NasennCII"ven fur de.r Augenbindehaut einleitet. In dieser Zeit können wir mit Riechstoffen
eine umf~ssende. einheitliche Krankheitsbehandlung noch sehr wenig Beach- noch ganz hervorragend eingreifen und wirken. Selbst bei Ohnmacht~an­
tung geschenkt. Bei dem inzwischen ~dolg~~n Umschwung, durch den für die Be- fällen, bei d·enen der Laie meistens hilflos dasteht, statt den Ohnmächti~n
seitigung von aufgetretenen Krankheitern die ~eh;andl.ung des ganzen .Mensche-~ wenigstell5 von aUem Beengenden zu befr.eien, nimmt der praktische· Mann
in den Vordergrund gestellt wurde, dürfte hierm eme Wandlung Elmtreten. sofort ein lliechmittel, nämlich Salmiakgeist, das als einziges wirksam genug
Wir sind überzeugt, daß bei dieser \Vandl ung kein Arzt an unserem System ist, um aus der Ohnmacht zu helfen.
ohne Stellungnahme - wie wir m~inen auch .ohne Lob - vorübergehen .kann. Der bekannte Professor Schweninger sagt noch über die Tuberkulose, diese
Schon die bei Fröse genannten Heilungen au{ dem Nasenwege von chroruschen Geißel der Menschheit, selbst in zivilisierten Ländern: "Die gütige Mutter-
Kopfschmerzen, Störungen der Geschlechtsorgane, Herzbeschwerden, ..Asthma, natur, die bisher so viele Tuberkulöse ohne unser Zutun, ja sogar oft gegen
Magen-, Darm-, Leber- und Nierenleid·e n, Drüsen- und Stoffwechselstorungen,. unsea.· bestes Wissen und Könn·en gesunden ließ, wird auch in Zuku:nft
Gicht, Neuralgie und Hautkrankheiten werden den Arzt zum Nachd·enken unsere Bemühungen, so hoff.en wir, unterstützen und uns imme·r mehr be-
zwingen. . . lehren, wie wir es boesser, siche·re.r und scheuklappenloser machen solle~, um
Bei Kopfschmer2Jen machte Fröse di·~ mte~essan~e Erfahrung, daß diese· auch dieser Seuche Herr zu werden. Bi5 dahin müssen wir uns. mit der
Schmer2Jen nicht wie man vermuten konnte, illl mittleren Nasengange, son- Mahnung bescheiden: Nehmt den Menschen aus den unwürdigen Ställen, in
dern in der llie~hspalte (N. ethmoidalis anterior vom Nasociliar~ .des ersten denen sie oft hau·sen müs~en, führt sie in die freie Luft, ernährt sie ver-
Trigeminusastes) lagen. Auch betreffs der Störung.e n :der weibhch~n ~­ nünftig, lehrt sie atmen und sich bewegen, anstatt, daß sie sich zusammen-
schlechtsorgane finden wir bei Fröse eine Beobachtung, d1e sich off.ensichtbch gepfercht in Stickluft aufhalten, dem Nikotin und dem Alkohol frönen und
mit den Erfahrungen von Fliess deckt: "Die in Betracht kom~endoo Nerven- die Nacht zum Tage machen."
wege bestehen in olfactorius, in nasalen Fasern des. Sympathikus, der unter Cessante causa cessat effectus. Die Bakteriologie nannte sich einmal, so
Mitwirkung des Trigeminus und des Nerv. petros. profundus durch den erzählt uns Bier, die ätiologische Forschung. Sie wollte damit zum Ausdruck

114 s• 115
bringen, daß die Bakterien die Ursaoh~ (grieoh. aitia; lat. cau·sa) der soge- Natürlich wirkte sich dies·e Entwicklung des Kindes besonders ungünstig in
nannten Ansteckungskrankheiten sind. Längst haben die Biolog·e n bewiesen der Schule aus.
daß diese Ansicht nicht mehr haltbar ist, nnd Bier trifft diese besonders'. Die konsultierten brasilianischen Ärzte sowie ~in hinzugezogener deutscher
wenn ·e r seinen Hör.ern, gleichsam satirisch, folgendes. erklä:rt: "Causa! ist Arzt standen vor einem Rätsel, und schließlich wandte sich die Mutter schrift-
lich an mich, dessen Anschrift sie von begeisterten Anhängern unser·es Systems
dasjenige, von dem der Betroffene gern~ möchte, daß es die Ursache wäre".
Zur Tuberkulose sagt •er, es gäb·e keine Tuberkulose ohne Tub.e.rkulose-Bazillen. drüben erhalten hatte. Obwohl ich damals in. Deutschland war konnte ich
Diese müssen .d uroh irgendeine Eingangspforte, die den MeiJ<schen gegen die der ratlosen Frau •e inen Hinweis geben, d·e.r zum dauernden E;folge führte
:Eeindliche Außenwelt schützen sollte, in den Körper eindringen. Dort bleiben und die vollständige Heilung bewirkte. Ich verordnete damals f.olgendes:
sie liegen, oder werden vom Saftstrom verschJ.eppt, um in irgend ·einem Das Kind hat in Gegenwart der Mutt·e r auf einen Zettel zu schreiben:
Organ zu stranden, wo sie sich entwickeln. Sie fressen vom Leibe des An- "Ich will nicht mehr Geid wegnehmen.
gesteckten und geben ihre Stoffwechselprodukte, die Gifte sind, in sein Ich will den W•eisungen meiner Mutter stets folgen.
Inner.es ab. Ich will in der Schule stets aufmerksam sein."
Beim Auflschreiben dieser Versprechen läßt die Mutter ein Tuch, getränkt mit
Mit ätherischen ölen haben wir nun gerade bei Tuberkulose ganz große ein.em nach Vorschrift besonders angefertigten Duftstoff, vor dem Gesicht
Erfolge gehabt. Können wir dooh die g·esamte Atmosphär·e von Tannenduft, des Kindes vorbeiführen, sodaß das Kind gewisrs ermaßen seine Aubeichnungen
Pat·k- und Waldanlagen, wie sie ein Sanatorium besitzt, durch unser·e Riech- inhaltlich mit die•sem speziellen Geruch identifiziert und verbindet. Am
stoffe in das Krankenzimmer des Patienten bringen. Natürlich müss·en die gleichen Abend, nachdem das Kind eingeschlafen war, legte man das Tuch
öle erstklassig sein und die Gewissenhaftigkdt der Herstellungsfirmen ist auf einem Tischehen in der Nähe vom Gesicht dres Kindes niedrer. Im Unter-
sehr zu berücksichtigen. Das wird auch ein Grund sein, weshalb wir augen- bewußtsein wird das IGnd während der ganzen Nacht diesen Geruch in sich
blicklich trotz der großen Tuberkulose-Epidemie in Deutschland wenig Aus- aufnehmen und damit nicht nur dessen Heilkraft, sonde·r n es wird auch
sicht haben, mit .den wirksamen Ri~chstoHen eingr·eif.en zu können. Da gerade ständig an das Versprochene •e rinnert wer.den. Dieses Experim·e nt wiederholt
unser.e chemische Industrie besonders stark :1lerstört .o der vernichtet, teils man noch einig·e Ma1e und da.s Kind wird dauernd von seinen krankhaften
dm·ch Substanz- und Rohstoffmangel fast völlig lahmgeJ.egt ist. Man müßte Unsitten hefreit sein. -
also auch hier auf die Lieferungen des Ausland·es zunächst zurückgreif-on. Ein anderer extremerer Fall ist nicht minder interessant: Es kommt Ie in
Mit Migräne bezeichnen wir einen Zustand der Dbelkeit, leichtes Er- Patient in Mexiko in meine Sprechstunde und ist seinen Reden nach fe1>t
brechen, Gähnen, Appetitlosigkeit, Kopf.schmer:~Jen, ja sogar Scbwmdelaufälle. davon üher:1leugt, daß er vom T·e ufel hes•essen sei. Man hatte ihm gesagt,!
Unser Kopf wird druc_k·e mpfiudlich, Licht und Geräusche Jl·elästigen uns, de1· daß ich der " ·e inzigste" wäre, der die Austr.e ihung bewerkstelligen kö.nnte.
Anfall kann Stunden, Ja Tage dauern. Außer Kompl'essen und Erwärmen der Er war jahrelang von einem Arzt zum anderen gelaufen, hatte Schamanen
l!'üße kannte man kein gutes Mittel, bis unser System auch dafür einen guten konsultiert · und sogar den katholischen Pfarrer. Dieser letztere teilte mit
Riechstoff .gab, der schon nach Minuten Linderung, schließlich Heilung bringt. ihm die Obm·:i'leugung, daß •es sich nicht nur um den T·euf.el handeln könne.;
Keuchhusten ist eine Kinderkrankheit, die den IGndern schwer zu schaffen, denn der Patient hatte ihm gesagt, daß nach •ein·em Gelage, bei dem v;i~l
den Müttern viel Sor.g en macht. Am Anfang bat man ähnliche Symptome gegessen und getrunken worden sei, seine Geliebte ihn fellarisch ve.rgriffen
wie bei Masern, aber nach und nach stellen sich krampfartige Hustenanfälle. hätte, und in diesem Moment sei er dem Teufel Vlerfallen.
mit einem Auswurf von zähem Schleim ein. Bis zu sechs Woclhen dawert Der Patient gab mir auch eine größer.e Anzahl von fi.e:llepten, welche ihm
manchmal die er&te P·e riod•e und dann eret kommt eine Art Lösung: erst di~ früheren Ärzte ve.rschrieben hätten, es WaDen nur Sedative, Beruhigungs-
nach neun langen Wochen endlich erfolgt die ersehnte Heilung, d. h. ver- mittel, Baldrian, Brompräparate und einige H&zmittel. Es war nicht anders
schwinden die häßlichen Symptome, denn bei vielen Kindern bleiben noch mö.g lich, die Ärzte hatten den Patienten für einen Hypochonder oder Hys~e­
schädliche Nachwirkungen da. Man bat nun in den letzten Jahren ein riker - ja für v·errückt - gehalten. Als sie die Sache von dem Teufel
wunderbares V·e rfahr.e n gegen Keuchhusten populär gemacht. Die kleinen hörten, gab es für sie nur eine Diagnose: Hysterie. Die wirkliche Diagnose
Patienten werden in ein Flugzeug gebJ:acht und genießen einige Stunden war leicht perkutorisch zu stellen, z. B. die gastr·o kar.d ialen Sympt·o mkomplexe
Höhenluft in einigen taus·end Metern Höhe. Der Erfolg ist erstaunlich und von Römheld war.en klar zu erkennen. Aber die ersten Ärzte hatten sich
verblüffend, in vielen Fällen erfolgte Heilung a,ugenblicklich. Nun haben durch die Aus!lage des Patienten irreführ.e n lassen, und keiner hatte den
aber nicht alle Kinder Gelegenheit, eine Flugzeugpartie zu machen, und da Mann überhaupt richtig untersucht.
sind es wieder unsere Riechstoffe, die als si<Jhel'es Mittel die Wirkungen der Zuerst wußte ich auch nicht, was ich mit dem Mann anfangen sollte,:
Höhenluft selber V•e rmitteln können. und sah es ihm an, daß er enttäuscht von mir war, weil ich nicht sofort
Aus vielen Zuschriften von anhänglichen Patienten aus Mittel- und Süd- auf sein~ T•eufe1sbesess,e nheit ·einging. Da sagte er zu mir: "Sie k<innen sich
amerika, die vor mir liegen, sei ein Fall herausgegriff.en, der di.e Anwendung selbst davon üheneugen, und den Teuf.el mit dem Finger tasten". Unauf-
gefordert kletterte er auf den Unte,rsuchungstisch, nahm meine Hand und
der osmo1ogischen Heilmetbod•e besonders deutlich :1leigt. Besonders die eng·e
Verbundenheit zwischen Seele und Körper, auf die wir schon eingehend 'hin- le.g te s1e auf ·e ine Stelle, die ich sofort als Auftreibung erkannte. Diese Auf-
treibung W•e chsdte sogar v,e rschiedentlich den Platz, und als er mir von
gewiesen haben, spielt dabei eine wichtige Rolle. Nach verschiedenen Kur·e n
zur Wiederherrs tellung des Gesundheitszustandes ihres Töchterchens sclu·ieb mir Spasmen erzählte, die eil' gehabt hätte, konnte ich das wirklicihe Le~den
eine v•erzweifelte Mutter und bat um Hilfe. Das Töchterchen, acht Jah:rC! als flatus (Blähungen) f·e ststellen.
Die Anamnese ergab, daß beide Eltern an Altersschwäche gest()rben waren,
alt, war ein körperlich wohlgebildetes Kind, aber, wie die Frau schrieb, es seine Kinder kerngesund seien. Er selbst war nie krank gewres·e n bis zum
traten bei ibm Erscheinungen auf, die das psychische Lehen der Kleinen in Tage des Gelages, also nach seiner Meinung - bis der Teufel in ihm Einzug
einem traurigen Licht :1leigten. Schon vor Jahr und Tag machte siCh bei
l(iem Kind·e ein·e große Zerstreutheit bemerkbar und ein derartig un- hielt.
Im Sta~us prae8eillS zeigte der Mann sich blaß, abgehärmt und abgemagert.
ruhiger Schlaf mit unbewußtem Wandern durch die Zimmer, daß man an Er gab ·e me krankhafte Unruhe zu, manchmal vorübergehend Schwindd.
sogenannt·e Mondsucht d•e nk·e n konnte, zumal das Kind nichts von der nächt- Als Therapie ver.ordnete ich iltm keine Diät und ließ ihn vorläufig bei
lichen Unruhe wußte. Es stellten sich aber in der letzten Zeit auße.rdem Fälle seiner il'eu:Eelsidee. Mein Mittel mußte auch ohne Suggestion helfen können.
von Kleptomanie ein. Auf mehr oder weniger starke. Vorhaltungen erfolgte Der Riechstoff, bestehend aus Mentha cripa, Ananas, Lavendel (während des
zwar das Eingeständnis der Diebereien, aber keine Reue ode•r Bessre rung.

116 117
Tages) und des abends etwas Asa foetida, mußte genügen. Nach acht Tagen ·G ebrauch: jeder Arzt weiß h eute, daß er es auf dem Wege über d.on Ge-
kam der Patient wieder, und ich war selber erstaunt, wie er sich in der ruchssinn lange Zeit ohne schädliche Nebenwirkungen ausnutzen kann. So
Zeit zu seinen Gunsten verändert hatte. Nach einem Monat war er völlig bewies sich wieder der enge Zusammenhang zwischen Naturmitteln und wissen-
wiederhergestellt. Jahrelang habe ich ihn noch beobachten können, ohne .schaftlicher Arzneikunde.
daß irgen.d ein Rückschlag kam. Später habe ich ihn dann übßll' seine Be- Der Kampfer kommt vornehmlich aus Japan und Formosa: seine Haupt-
sessenheit aufklären können. 'bestandteile sind 89-940/o Reinkampfer und 2-2,50/o Kampferöl. Aus dem
Auch die Haut hat für die Gesamtgesundheit eine wichtige, ja ausschlag- Pinen des Terpinols gewinnen wir eiln Produkt, welches als synthetischer
gebende Bedeutung, denn sie ist, wie bisher angenommen wurde, nicht nm· Kampfer bekannt ist. Die medizinischen Fachzeitschriften behaupten - und
Ausscheidungsorgan, Sinnesorgan und Organ zur Regulierung der Körper- i ch stimme ihnen zu - daß der natürliche Kampfer dem synthetischen gleich-
wärme und der Zirkulation, sondern ihre wichtigste Funktion, die man in wertig ist und besonders erregend auf Herz, Atmung und Gehirn wirkt. Zu
der letzten Zeit erst richtig nachweisen konnte, ist ihre Tätigkeit ab innere di·esen Wirkungen, die durch größere Dosierungen hervorgerufen werden,
Drüse. In der Haut werden Säfte be•r eitet, die nicht nach außen abgeschieden werden auch beim Manne Er.e ktionen erzeugt, die wiederum - nach dem
werden, sondern sich nach inoon, in die Blutbahnen, ergießen. Diese Säfte homöopathischen Gesetz - durch das Riechen des Kampfers in der · feinen
sind für die Gesundheit des Organismus von wesentlicher Bedeutung. Daher Riechstoffverdünnung sofort beseitigt werden.
muß, wie auch Dr. Haus Graaz scltr.e ibt, die Zusammensetzung der den Kör- Zum Schluß wollen wir noch einen Fall betrachten, bei dem sich die
per, d. h. auch die Haut umgebenden Luft, die wir durch Riechstoffe beein- .eigeoo Heil- und Abwehrkraft des Organismus, von der wir schon soviel
flussen können, von großer Bedeutung für die Aktivität dieses Organes sei n. gesprochen haben, besonders deutlich erkennen läßt. Die Tonsillen (Mandeln)
Mit der Heilung einer Hautkrankheit verbinde ich di:e Erinnerung an eine sind nämlich ein ganz hervorragender Giftstoffilter, der die dem Körper
andere, merkwürdige und berichtenswerte Erfahrung mein·e r Praxis. Junge .schädlichen Stoffe sammelt und ausscheiden kann. Somit kann sich der Kör-
Frauen, in eänem gewissen Alter, haben oft im Gesicht einen Ausschlag und per selbständig vor Vergiftungßlll durch Fremdstoffe und Eindringen derselben
versuchen nun mit allerhand Pomaden und Salben, ihr Antlitz rein zu be- in die Blutbahnen schützen. Es ist also alles andere als richtig, wenn der
kommen. Da ich deswegen um Rat gefragt wurde, versuchte ich etwas Arzt bei Entzündungen der Tonsillen diese herausschneiden will. Er würde
Merkwürdiges. Es• gibt einen griechischen Ausdruck medizinischer Art: die .dem Organismus ein wesentliches Sc'h utzmittel nehmen. Dr. Röder aus Elber-
Metastasis, d. h. Platzw.echsel. Dies·e Platzwechselerscheinungen haben wir feld hat nun ein unschädlicheres Verfahren gefunden, um bei Mandel.entzün-
bei gewissen Krankheiten, z. B. Kr·ehs. Hier kommt es oft vor, daß er an .dungen einzugreifen. Er saugt die eitrigen Sekretionen der Drüsen mit oinem
einer Stelle verschwindet, um an einer ander.e n wieder hervorzutreten. Ich klein.e n Röhrchen ab und erspart damit eine blutige Operation; allerdings muß
s·e lbst habe mir einmal ein Magengeschwür geheilt, indem ich ein künstliches .nun auch noch eine Heilbehandlung einsetzen, die die Tonsillen zu erneuter
Geschwür auf der Haut über dem Magen hervorrief. Allmählich verschwand Tätigkeit anregt. Das erreichen wir auf das Beste mit unseren osmologischen
das Magengeschwür und das künstliche heilte nach und nach ab. .iihnliche Mitteln, wie das nachfolgende Beispiel zeig·e n soll.
Erfolge hatte ich bei anderen Patienten und so wandte ich bei den jungen Ein·e Frau, 48 Jahre alt, hatte in der Jugend sehr unter Rheumatismus ge-
Frauen, die den Ausschlag harten, dieses Verfahren mit an. Ich gab ihnen litten: aber der Körper hatte mit seinen eigenen Kräften, ohne viel Zutun
meine öle und den Rat, ihren Rücken mit einer starken Bürste zu kratzen. von außen, diesen überwunden. Sie kam zu ihrem Hausarzt mit einer plötz-
Bald darauf traten die Geschwüre aus dem Rücken heraus und das Gesicht lich aufgetretenen Rachenentzündung und bekam auch sofort di.'l Mandel
war r.ein. operativ entfernt. Kurze Zeit nach der Tonsillektomie bekam sie ihren Rheu-
Diese Metastasierungen kommen bemerkenswerterweise bei den Naturvöl- -matismus wieder, dazu weitere unangenehme Nebenerscheinungen nervöser
kern häufiger vor, als bei den Bewohnern Europas. Hier bezeichnet man sie Art, Herzbeklemmungen, ja eine Art Angina pectoris.
als Tochtergeschwülste od·e r Ableger eine.r Hauptgeschwulst. Das Klinische Ich bekam den Fall von ihrer Freundin geschildert, die sie bis zum Tode
.W örterbuch besagt, ·d aß sie fern von ihrem ursprünglichen Entstehungsort _gepflegt hatte und selber mich wegen einer vorzunehmenden Tonsillektomie
aufüeten. Nach unseren persönlichen Erfahrungen tritt diese Erscheinung konsultierte. loh riet ihr natürlich dringend ab, da diese Operation ja gerade
jedenfalls ganz verschieden - je nach Klima oder Rasse - auf und sind das Ende ihrer Freundin herbeigeführt habe. Die eigene Abwehrkraft des
z. B. im tropischen AmeTika zwar häufig - wie schon gesagt - aber auf- ,Organismus konnte die in der Anlage schon vorhandenen Krankheiten nicht
fallend gelinder. So ist es uns besonders offensichtlich geworden, daß die mehr bewältigen, als der Frau die Tonsillen fehlten. Ich riet der Freundin
Syphilis drüben ganz ungeheuer grassiert, aber längst nicht die grauenhaften also zum Rödern und gab ihr einen Riechstoff zur Anregung der Tonsillen
Formen annimmt, wie in europäischen Erscheinungsformen. Wir erwähnen nach dem Absaugen. Die Genesung war nach zwei Monaten vollständig da
hier die Metastasen deshalb, weil ihr Verlauf durch unsere Riechstoffe ehen- und dieser Frau ein wichtiges Körperorgan erhalten. Auch bei Kindern habe
falls förderlich beeinflußt werden kann und die Behandlung erfolgreicher ich ähnliche Fälle beobachten können. Da hin ich ein ganz besonders be-
gestaltet. geisterter Freund des Rödems geworden.
Der Hauptbestandteil eines solchen Riechmittels ist Kampfer mit Zusätzen Nach diesen, aus der Fülle des Materials herausgegriffenen Beispielen,
V•o n Akazie und Zitrone:nblüten. Zu der Wirkung des Kampfe·r s allgemein müss·en wir noch einen Blick auf Riechstoffheilungen werfen, die unter be-
ist mir •e ine besondere Erinnerung geblieben, die hier eingefügt sei: In einer .sonderen Umständen oder mit besonderen Mitteln getätigt werden, wie ich
der lateinamerikanischen Republiken hat mich einmal ein Bischof nach den -es selber in Oberse.e nicht nur vielfach beobachten, sondern auch durch-
Männem und Frauen in den Klöstet·n seine·r Diözese zu sehen, da diese in führen konnte.
den meist abgelegenen Gegenden ohne j-ede ärztliche Betreuung waren. Dieser
Wunsch .des vortrdflichen Mannes war mir als Medizin.e r gewissermaßen
Befehl und Pflicht, der ich gerne nachkam. Nun stellte ich bei diesen Unter- Riechstoffheilungen in aller Welt
tersuchungen fest, daß die Mönche seit alter Zeit ein - vielleicht schon von
den Inka-Indianern stammendes - Geruchstherapeuticum anwandten, um sich
gegen die libidinösen Versuchungen wider ihr Keuschheitsgelübde zu schützen. Es gibt eine Menge Inhalationsanästhetika, und in ihnen haben wir Seel.on-
Es handelte sich, wie ich schnell heraus hatte, hauptsächlich um Kampfer. beruhigungsmittel und Mittel zur Sinnentäuschung, Beranschungs- und Schlaf-
Dieses Mittel zeitigte auch die gewünschten Erfolge und ist ja allgemein mittel. Wie weit das Elend der Leidenschaften in der Menschheit durch den
jetzt auch wegen seiner antiaphrodisiakischen Wirkung bekannt und im .Genuß dieser Rauschmittel schon vorgeschritten ist, können wir garnicht

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übersehen. Aber es gibt beute in allen Großstädten verbrecherische Existen~· Güte wie Heilmittel, die weite Verbreitung gefunden haben, oder auch heute-
zen, welche armen Kranken Kampfe~, Cocain und an!lere Sachen zum Riechen noch fast unbekannt sind.
verkaufen, um mit diesen Betäubungsmitteln einen gewissen Rausch hervor- Wenn es zugleich überhaupt eine wirklich über:reugende Möglichkeit gibt
zuruf-en. Es gibt aber auch Substanzen, welche nie zur Leidenschaft werden, um die Erfolge d·e r Homöopathie eingehend kennen zu lernen und zu wür-i
nie Elend, sondern nur Wohlbefinden herbeüühren, das sind unsere Duft-- digen, dann kann da.s nur in einem Land•e, wie z. B. Mexiko,, geschehen,
un·d Riechstoffe. Es sind, ans.t att sinnentäuschend beraus.chend oder hyp- wo seit Menschen111ed·enken durch naturhellkun-dige Priester, Arzte, Schamanen
notisch wirkend, Excitantia, d. h. anregend im besten Sinne. Dies·e Anregungs- und auch Zaubeorer in dieser Weise verfahr,e n wit·-d. Allerdings kann m an
substanzen üben ihren Reiz hauptsächlich auf die Großhirm·inde aus und gerade auch bei den Zauberern die verheer.ooden Wirkungen natürliche-r
spornen die Tätigkeit des Großhir.ns an im Gegensatz zu den Narkotika, die Mittel beobachten, wenn s·1e in großer I~onzentration und stark·el· Dosierung.
Ermüdungssymptome hervorrufen. gereicht w.e rd•en. Das sind ·d ie entsetzlichen Rauschgifte und Giftmord-
Die Welt ist mit allem, was darin lebt und sich bewe•g t, ein in Ewigkei-t; affären, d. h. die, wenn nioht immer mit dem .s ofortigen Tode abschließen,
anhaltender Gedanke Gottes, und dieser Gedanke Gottes spiegelt sich in unse- so doch fast immer zum Dahinsiec'h en führ·e n oder im Irrenhans ende.n.
ren Gedanken wider. Unsere Gedanken sind die Folgen von Sinneseindrücken: Dieselben Mittel, mit deren ätherischen ölen wir in größter Dilusion und
die Welt existiert, weil wir s-ie wahrnehmen und über sie denken. D-er Aus:- kleinsten Mengen bewundernswerte HeiJ.erf.olge in der osmologischen Heil-
_d ruck der Gedanken ist das W-o rt, der Logos, der alles geschaffen hat. Der methode e.rzielen können, wer·d en in ungeübter, aber auch böswilliger Hand
Gedanke ist also das Schöpferische im All. Wenn wir die Gedankenausstra-h- zu den gefährlichsten Giften, mit denen die Menschheit geplagt werden
lungen sehen könnten, so würden wir gewahr werden, daß die Schönheit der kann. Gerade -die Irrenärzte sollten, so ·o ft sie Patienten mit schweren
Blume, ihr.e Farbenpracht und iht-e Duftfülle das Resultat unserer schönen geistigen Erkrankung-en eingeliefert bekommen, dies-e Gedanken eingehend_
und guten Gedanken sind; umgekehrt, daß die Bitterkeit der Pflanzen, das berücksichtigen, und sie ,wür,doo manchB Krankheitsgeschichte überraschend
Gilt des Skorpion;; und der Schlange nur besteht, weil wir es mit un.seren schnell durchleuchten .und .aufklär•e'll.
bösen Gedanken tagtäglich neu in sie hineindenken und .g ewissermaßen schaffen. Zur Gej/ienüberstellung der außerordentlichen Heilwirkungen mancher Pflan--
zen und ihrer außerordentlichen Gefährlichkeit sollen im Nachfolgenden
Im Paradies, im spekulationsfreien Urzustand, gab es sinnbildlich nichts ein~ge Beispiele von Pflan!llen gebracht werden, die in der asmologischen
Häßliches und nichts Giftiges, weil die Menschen von dem Göttlichen, Guten Therapie und in der V·e rhrecherwelt eine gleichgroße Rolle spielen. Hier,!
bis in ihr·e Gedanken hinein durchdrungen waren. Auch naoh de•r Bewußt- wie so -oft, liegt das Gute und das Böse dicht beieinander. Das' Segensr.e ich-
w-erdung des Bösen durch die sinnbildliche Schlange konnte das Gute nicht Heilende wird schn·e ll in grausiger Umk·e hrung zum Lebenszerstörenden. Wer
aufhör-en, w.e nn es auch in einem steten Ringen mit -dem Bösen blieb. Daher sich für diese Gebiete besonders interes•s iert, sei auf das Buch V•On P:r-ofesso.r
ist es nicht nur die Aufgabe des seelisch-priesterlich heiLenden Arztes, daß A. Reko hingewiesen, dessen F-orschungen Sii.ch -durch meine persönlichen Er-
er in der Heilseelsorge die Menschen darauf aufmerksam macht, daß Krank- lebnisse vielfach hestätigt haben.
heiten auf das engste mit dem bösen Prinzip, mit den eigenen schlechten Auf den Straßen mancher Städte in Süd- und Zentralamerika und ;v.or
Gedank.en zusammenhängen, sondern er muß auch bei den auszuwählenden allem in Mexiko tr·eff.en wir vielfach Indianer an, -die ihrer Kleidung nach_
Mitteln das Prinzip berücksichtigen, daß dessen Heilkraft segensreich oder den ander•e n wenig ähneln. Auf ihrem Rücken tragen sie, in Poncho ein-
auch totbrin-g end gestalten kann. Darum lenkt sich unser Blick auf solche geschlagen, Kräuter, Weihrauch und Duftstoffe. Es sind die berühmten
Mittel, die in gleichem Maße in der Heilkunde segen-, d. h. heilbringend, wie Koya•s, die Medizinpflan!llenv-e rkäufer, die ·o ft Tausende v-o n Kilometern zurück-
in der Rauschgiftv.e rwendung unheil-, ja totbringend wirken können. legen, um ihre Pflanzenpräparate und Riechstoffe anzubieten. Früher w;ar
Ich habe darüber besonders eingehende Studien bei den Schamanen de·r das anders. Die Medizinmänner und zumal ·d ie Frauen, die sich -der Heilkunst
mittel- und südamerikanischen Indianer gemacht und kann darüber Bemer- widmeten, mußten in eine Geheimge-s ellschaft aufgenommen wer-den. Bei den
kenswertes berichten. Prof. Bier sagt ja in dem bekannten Buch "Die Seele", Inkas waren es vornehmlich Frauen, die diesen Beruf ausübten. In 'e iner
daß ihm diese Kenntnis, die die alte Medizin und die Volksheilkunde besaß, Geheimgesellschaft wurd-en besonders schöne Jungfrauen -dazu ausgewählt, die
nie v.e rloren gegangen sei, da sie sein kluger Lehrer von Esmarch im großen hellen Teint und wenn möglich, heUe Augen und wohlproportionierte Körper-
Grade gehabt habe. Aber müssen wir nicht zu unserem Bedauern feststellen, formen hatten. Man übergab sie dem Apuskepay, der sie in der Pflanzenkunde
daß wir in unser.e m Stolz auf moderne, fortschrittliche Heilmethoden immer und Herstellung von Riechstoff-en unterrichtete. Bev-or sie selbstständig arhei-
mehr voll Verachtung auf die alten Gebräuche he-r absehen 7 Ich habe schon teten, mußten sie in einem Trancezustand, in den man .sie versetzte, die
an ander.e r Stelle darauf hingewiese-n , daß uns die sogenannten primitiven Diagnosen mancher FäUe aufstellen.
Heilmethoden und -mittel nicht verloren geben dürfen, denn immer wie·d er So wie in Deutschland der Bernstein gefunden wird, so findet man in
wird der Arzt vor Situationen gestellt, wo er alle modernen Therapien gar- ganz Südamerika, ja man könnte sagen, fast in der ganzen Welt ein ähnliches
nicht anwenden kann, weil einfach die Mittel dazu nicht da sind, wie ich es Produkt, welches man Kopal nennt. Dieses ersetzt das aus dem Orient kom-
hund-e rtfach im tiefsten Urwald erleben mußte. Da muß man dann doch auf mende Weihrauchharz und strömt ebenfalls einen wundervollen W-o hlgeruch
die einfachsten Mittel und Metboden zurückgreifen, man le·rnte sie ungeheuer aus, wenn ·es erhitzt wird. In Mexiko sehen wir das Kopalharz zum ersilen
schätzen, und wehe dem, der sie in seinen Studien bis dahin vernachlässigt Mal als Mittel gegen die Symptome der Syphilis beschrieben bei -dem mexi-
hat. Schon als kl-einer Junge und VoLontär einer Firma in Südamerika habe kanischen Mondgott Nanautzin, der sich der Sonne opf·e·r te und vor dieSier
ich mich ärztlich betätigt und mit großem Interesse und wachsende.r Be- sakramentalen Handlung eine viertägi~e Bußübung durchmachte, während
geisterung alle die kleinen und größeren Wunden behandelt und gepflegt, die welcher er der Sonne Agavenblattspitzen und Kopal darbrachte. Die e.s oteri-
in unser-e m Betriebe v-orkamen. Schon damals nanute man mich "den kleinen sche Bed·e utung liegt darin, daß sich nur ein Gott der Sonne opfern darf.
Doktor", und diesem unbändigen Trieb zum Arzt-Sein verdanke ich auch Bei dieser \Veihehandlung durfte auch keinesfalls das Räuchern mit Kopal
meine weitere Laufbahn einschließlich den großen Erfolgen, den die von v-ergessen werden.
mir in die Praxis eingeführte osmologische Heilmethode mit sich brachte•. W-e nn man sich dem Quellgebiet des Amazonas nähert, begegnet man dem.
Diesen Erfolgen gingen aber auch Studien in aller W.elt, und nicht zuletzt lndianersta= der Chimanen. A1s ich vor 30 Jahren zum erstenmal im lnnern
bei den gelehrten Schamanen voraus, deren Wissen ich nicht hoch genug Perus mit diesen Urvölkern in Berührung 'kam und ilir-e Gebräuche und Hand-
schät!llen lernen konnte. Ihnen verdanke ich auch in der Hauptsache die lungen, in denen Räucherwerk und Dufts·t offe von j-eher eine große Rolle
Kenntnis von all den in der dortigen Natur vorko=enden Pflanzenkräften, spielten, kennen lernte, stieg in mir erstmalig die Bedeutung der Riechstoffe

120 121_
.und ihre v .e rwendbarkeit ZU Heilzwecken in allgemeinen Umrissen auf. Beson- lrr·e närzte noch einmal auf diese Möglichkeiten hingewiesen, wenn sie sich
dere Bedeutung hat das Räucherwerk dort bei den Bestattungen. Dabei wird mit den Folgen aller Rauschgifterkrankung·en, aber auch anderer Geistes-
nicht allein der Sarg in W eihrauchwol'ken gehüllt, sondern der Chimaue trägt erkr ankungen mit denselben Symptomen befassen müssen.
außer seinem Räucherfaß auch einen Zweig irgendeiner bestimmten Pflanze Ein ähnliches Bild gewinnen wir von dem weitaus bekannteDen Peyotl. Es
mit sich, d.e nn die Zauberer behaupt·en, daß die Seele des Vocstorbenen in gibt die verschiedensten Arten, die hauptsächlic,h nach ihrem Fundort unter-
solchem Zweige 'hafte und sie nur durch den Einfluß d·e r Duftstofre zum schieden werden, so Echinocactus Williamii, Echinocactus Lewinii, E. Levinii
Himmel empor steig.en könne. Bei dieser feierlichen Zeremonie riecht deshalb Thompsonii oder zacatensis usw. Ich habe jahrelang in Saltillo gelebt und
de·r Weihrauch- und Zweigträger des öfter·e n an dem Zweig, und erst, wenn nichts unterlassen, um mit dieser bemerkenswerten Pflanze Ve:rsuche zu
de•r Duft ganz •e ntwichen ist, kann die Bestattung vor sich gehen. machen. In 16 Staaten der USA sowie bei allen lndianer&tämmen in Nord-
Sehr bemerk·e nswert ist es auch, daß der Chimane, wenn e:r Geschenke; Dakoma bis zu den Sioux und den Apachen in Mexiko, vom Missouri bis
·w affen, Perlenketten, Kürbisschalen oder ähnliches erhält, nichts eiligeres nach Nevada habe ich P•e yotlisten angetroffen. In Mexiko als dem Ursprungs-
zu tun hat, als diese zu waschen. Das geschieht aber nicht aus Reinlich- land der Pflanze sind zumal die Apachen, Tehuanen, Tarahumara.s, Huicholen,
keitsgründen, sondern um den Gegenständen den ihnen anhaftenden Geruch Coras und Chichimeken fanati<.~che Verehrer des Peyotl.
des Geb.ers zu nehmen. Auch sonst gebrauchen die indianischen Schamanen Cortez, .d er Eroherel· Mexikos, hat es verstanden, naohdem er Einblick in
häufi,g Riec'hstoffe, die sie auf besondere Weise herstellen. Diese Indianerärzte die hohe Kultur der Azteken und Mayas gewonnen hatte, hervorragende
betrachten sich als göttliche Werkzeuge und legten ihre Heilmittel, die ge- Gelehrte aus Spanien zu dBI·en Erfor·sohung h&überkommen zu lassen. Seine
wöhnlich pflanzlicher Art sind, früher ihr.en Idolen, heute dem Kruzifix zu &sten Berichte an Philipp den Zweiten von S.panißn wiederholen immer wieder
Füßen. Sie verlangen von ihr.en Patienten unbedingtes Vertrauen. Wenn die die Bitte, weit·e re 1570 Gelehrte nachkommen zu lassen. Der König sandte
Indianer 'h eute auch viele ihre~: alten Sitten und Kultm·gebräuche vernach- auol~ seinen besten Hausarzt, Dr. Francisco Hernandez, um die Heilpflanzen
lässigt und vergessen haben, so werden sie ·doch niemals vom Gebrauch des Mexikos zu untersuchen. Am Bemerkenswertesten erschien ihm v&ständlicher-
Weihrauches und vom Räuchern mit anderen bestimmten Pflanzenstoffen weise diese "teuflische Wurzel" des Peyotl, von dem er auch berichtet, daß
ablassen. Die Priester sind geradezu verpflichtet, soviel W·e ihrauch zu ver- .er getrunken ·e in wunderbar·es Her:llstär'kungsmittel, als Umschlag bei Gelenk-
wend•en als möglich, denn der Indianer glaubt, daß alles, Erfolg und Miß- rheumatismus ein .glän:llendes Heilmittel sei. Schon um 1611 gab der Priester
erfolg, Gesundheit und Krankheit, Unglück und Glück vom Geruch abhängt Nicolas de Leon die Zauberformel der Indianer an, welche die Medizin-
bzw. beeinflußt wird. Di·ese Ansichten stammen noch von den T·o lteken her. männer beim Peyotlgehrauoh noch heute anwenden.
Auf meiner letzten Re.ise hatte ich Gelegenheit, im lnn·e rn Columbiß!Us Ebenso wie die Kokablätt-er in Peru, wurde auch schon damals der Peyotl
die Yagepflanze kennen zu lernen, deren \Virkung ähnlich d·e r des mexikani- gekaut, um ohne Ermüdung wochenlange Fußreisen zurücklegen zu können.
schen Peyotl ist. Es genügen einig•e wenige Tropfen dieses Pflanzensaftes, um Nach meinen Erfahrungen hat der Peyotl 5ehr viel Ähnlichkeit in der Wir-
eine Art Trancezustand hervorzurufen, in dem der Indianer die Vorgänge,~ kung mit Pervitin (psyoh. Stimulans mit Kreislaufwirkung), das ja auch als
die oft Tausend•e von Meilßll •entf.ernt sich abspielen, zu beschreiben fähig ist. .ein hervorragßndes Stärkungsmittel gebraucht wird. Wenn der Peyotl in
Die meisten Zauberer gebrauchen jedoch diesen Yagesaft gewöhnlich nur zum die Hände eines .g roßen Erfinders, wie dessen, dex das Penicilin erfunden hat,
Riechen. Dadurch wird k·eine Halluzination herv.o rgerufen, sondern der Duft- kommen würde, so würden wir alsbald ein neues Wundermittel in der
stoff wirkt beruhigend auf das Zentralnervensystem und wird deshalb als Medizin gewonnen hahen.
Heilmittel verwendet. Unter den Wilden am Amazonas ist Yage das einzige Einer d,e r Nachfolger von Hernandez, Dr. Jacinto de Ia Serna, gibt uru;
sichere Mittel gegen Beri-Beri. 'Einblick in die Machenschaften der Inquisition. Der·en Richter waren natür-
Yaga ist eigentlich der Name des Getränkes, das aus der Ayahuasca oder lich überzeugt, daß der leibhafte Teufel in dieser Pflan:lle stecke und daß die
Caapipflanze (Baniste.r ia caa.pi) und auc·h Steppenraute (Peganum harmla) Peyotlisten vom Teufel hesessen seien. Viele Indianer, die diese Pflanze ver-
gewonnen wird. Es handelt sich um di:~ Alkaloide Harmin und Banisterin, ehrten, mußten damals die Scheiterhaufen besteigen. Ortegas "Historia de
die aus den Pflanzen gezogen und wirksam werden. Das Harmin wird mit .Nayarit" beschreibt uns die Gelage, die mit dem Peyotlwein ve·r anstaltet
Erfolg zur Herabsetzung d·e r Muskelstarre bei Gehirnentzündungen (Encepha- wurden, und von diesem Verfasser könnten die Nordamerikaner- ~elernt haben,
litis lethargica) und üherhaupt zur Anregung der Großhirnrinde verwandt. als sie in .d er Prohibitions:lleit Peyotls·chnaps brauten. Da damals Kommunion-
Der durch Auskochen der Pflan2len hergestellte Extrakt, eben Yage genannt, wein erlaubt war, verstand man es unter dem Deckmantel der Frömmigkeit,
ist nach Europa unter dem Strahlenkran:lle einer Prophetenpflanze gekommen. .den Peyotlwein populär zu machen, und ihnen 'hahen wir es zu verdanken,
Aber die schon ·e rwähnten Delirien, die dadurch heirvOJ.·gerufen werden, .daß wir heute nicht nur zahllose Morphinisten und Cocainisten, sondern nicht
führen nach anfänglicher Euphorie (gehohener Stimmung, Halluzinationen, minder viele Peyotlisten haben. Das Zeug wird in den Vereinigten Staaten
Sehen prachtvolLer Farben, Hören schöner Musik, ja sogar überdurchs·chnitt- unheimlich verkauft und Hauptkäufer sind die Mitglieder einer .regelrechten
liche Hellsichtigkeit) zu starken somnambulen Effekten, wie Zuckungen, Christian Peyotl-Church in O'kla'homa, welche den Kaktus, in Stücke zet·-
.Zittern, Zähneklappern, Kiunbackenkrämpfen, schließlich zu schwerem Kol- sohnitien, zur Eucharistie v•erwenden.
laps, Pulsverlangsamung, Erbr.echen, furchtbarem Schwindel und Lähmungs- In Deutschland ist man auch nic'ht unbeteiligt geblieben; man kann das
erscheinungen. Alkaloid des P.eyotl .d ort in den Apotheken als Meskalin kaufen. Der deutsohe
Wir sehen schon wi.ed.e r, wie furchtbar dicht die P.o1e des Angenehmen und Pharmakologe Art. Heffter machte schon 1897 Selbstversuche mit dem von
.Schädlichen beieinanderliegen. Beide \Virkungen sind jedenfalls den Eing•e- ihm rein darges·t ellten Meskalin (ohem. Trimethoxyphenylaminoäthan). Er
borenen schon lange bekannt gewesen, bevor sie durch die Süchtigen aller .beschreibt das Auftreten farbiger Visionen mit Pulsverlangsamung, Pupillen-
Länder in den Rauschgiftkultus mit ihr.e r furchtbaren Wirkung, andererseitEl erweiterung, V.erlus·t des Zeitsinnes, Dhelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.
durch ernste Forschung in Form von Alkaloiden in die Medizin segensreich Bei den von Behringer angestellten Versuchen fanden sich zuerst Sinnes-
eingeführt wurden. -e rscheinungen optisc'b..er Art, kurz danach Euphorie, die dann in eine mehr
Nun ist es hier die Homöopathie mit ihrer Methode, ·die die oben geschil- passive Bewußtseinslage unter Fortdauer der Sinneser5cheinungen übergeht.
derten Erkrankungen durch d·en Yage-Genuß, eben durch dasselbe Mittel, in Bemerk•e nswert ist es beim Peyotl, und das habe ich selber oft ausprobiert,
en~spr.ech:end kleiner Dosis, mit dem größten Edolg heilt. Die osmologische daß er keinerlei Nachwirkungen hinterläßt. Eigentlich hahen wir hier sogar
..Hellmethode kann, natürlich in Fortsetzung dies·es Prin.zips, mit den ent- den Katzenjammer vor dem Rausoh, deDJn der Genuß selbst ist etwas unan-
sprechenden ätherischen ölen noch durchgreif.ender wirken. Auch seien die ,genehm, weil das Zeug sehr bitt·e r und häßlich schmeckt, und die oben

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beschriebene Dbelkeit eher vor der Euphorie auftritt. Ich verweise in diesem·
Zusammenhang auf mein Buoh "Schamanismus", wo 'ich sowohl auf die Ge- . Eingeht;nder wollen wir uns jetzt noch mit einer anderen Geißel der
schic'h te, als auf mein·e eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Peyotl .Mensch?elt befassen, die an Krankheits-, ja Todesfällen sogar den Kre-bs
ausführlich eingegangen bin. Ich habe jedenfalls auch als Heilmittel die ~d·er die Tuberkulose noch überragen dürfte : die Malaria. Viele, viele Mil-
Wiohtigkeit dieser andererseits so gefähdichen Pflanze schätzen gelernt. Es lionen leiden auch heute noch an ihr, wenn auch nicht immer in schwer·e r
ist unter den Indianern erwiesen, daß auch der Peyotl zm· Heilung von F-orm. Es gibt drei ve:rschiedene Arten dieser Krankheit: die schwerste ist
Beri-Beri gut ist; diese Krankheit ist ja eine ausgesprochene Avitaminos.e,. die Malaria tropica. Bei ihr treten die FieberanfälLe fast täglich auf, und es
die naoh verschied-e nen häßlichen Rensymptomen und Polineuritis zu einem stellen sich bald die verschied·ensten Krankheitsers.cheinungen ein, die ent-
völligen Kräfte"~nerfall führt, der nur duroh Zufuhr von Vitaminen geheilt weder schnell zum Tode führen, oder die Krankheit chronisch werden lassell:t.
wer·d en kann. Durch Chemiker ist es nachgewiesen, welch vortrefflicher· Es gibt aber auch eine Art Malaria, die kein Fieber zeigt, sondern nur eine
Vitaminträger der Peyotl ist. ganz merkwürdige Art von Müdigkeit, Erschöpfung, ja ein Dahinsiechen;
Nicht umsonst weben sich um den Peyotl die merkwürdigsten Eingehorenen- später stellen sich dann Waden- und Rückens,c hmerzen ein.
Gebräuohe, die schrecklichsten Religionsverfolgungen, kultische Vre rehrung . Die Malaria ist eine Infektionskrankheit, die durch die bekannten Ano-
und weite Verhr.e itung in Vereinigungen und Kiroben auf d er ganzen Welt. pheles-Mücken übertragen und verbreitet wird. Durch ihren Stich gelangt der
Unterwelt, Rauschsüchtige, Spiritisten hab·en -ehenso zu seiner Berühmtheit ~ala.ria-Erreger, ein einzelliger, aus Kern und Pr-otoplasma bestehender Para-
beigetragen, wie Arzte und Naturheilkundige vhler Länder, die ihn se-gern- .s~t, m das. Bl~t de~ Menschen. Hier wächst er auf Kosten des Hämoglobin,
spendend anwandten. bts er schließheb die roten Blutkö!"perchen völlig ausg-efüllt hat und dann in
Es sei hier nooh eines g~heimnisvollen Mittels gedacht, das besonders 6- 25 Teilprodukte zerfällt. Diese nennt man Merozoiten, welche dann wieder
in Mexiko unter dem Namen Camotillo bekannt ist und von der Curouma unv,e rsehrte :rote Blutkö~perchen angreifen, wonach die Entwicklung vün
longa, einer Pflan2lengattung der Zingiherazeen gewonnen wird. Dies·e Pflan7!e- ueuem vor siCh geht. D1eser Vorgang ruft die für diese Krankheit charak-
lief.ert vieie nützliche Stoffe unte-r den versc1ried.ensten Namen, und auch ihr teristischen Fieberanfälle hervor.
ätherisohes öl wird von uns mit Erfolg v•e rwendet. In der falschen Hand,• Da vorläufig an eine vollständige, an sich erfo•rderliche Ausrottung der
kann ;de·r Camotillo zu einem ents-etzliohen Mittel werden~ und die· ~eschicht­ Anopheles-Mücken noch nicht zu d-e nken ist, wird von der Medizin ununtet·-
liche Tragödie der Vergiftung der unglücklichen Kaiserin Char1otte · von br-o chen weitergeforscht, um weuigs•t ens dem Kranken durch wirksame Arz-
Mexiko dürfte mit dies-em Mittel in engem Zusammenhang stehen. .neistoff.e helfen zu können. Früher galt als einziges Heilmitt.el das Chinin,
Camotillo wirkt nämlich erst, in entsprechender Form injiziert, nach einem_ das Alkaloid der Chinarinde, welche bei den Inkas als heilige Pflanze verehrt
halhen Jahr tödlich, zu einem Zeitpunkt, wo seine Spuren im Körper kaum wurde. Man mußte jedoch feststellen, daß bei fortgeschrittener Krankheit die
noch nachzuweisen sind, und auch die Mörder sich schon lange in Sicher- ·\Yirksamkeit -des Chinin nur gering ist. Auch ist, um Erfolg damit zu e rzielen,
heit bring-e n konnten. Man kann sich ohne viel Fantasie vorsteHen, welche em~ lange Anwendung desseibern unbedingt erforderlich. Airs Prophylaktikum
Möglichkeiten sich da für die Kriminalität ergeben. Sie sind auch gerade in bleibt es allerdings von höchster Bedeutung. Bei Kranken mit besonderer
~exiko in furchtbar.er und geheimnisvoller Weise für politische und persön-
Dber.e mpfindlichkeit und Idiosynkrasie werden oftmals durch das Chinin neue
hche Racheakte aller Art ausgenützt wor-den. Da man die tödliche Wirkung. Krankheiten hervorgerufen, wie z. B. Ohrensausen, ja sogar völlige Taubheit,
derr Pflanze ziemlich genau zeitlich vorhestimmen konnte, wurde mit ihr :Schwarzwasserfieber usw. Da das Chinin nur einen Teil der Infektion an-
natürlich auch ·de·r schauerlichste W-e issagungskult getrieben. greift, wundert es einen nicht, daß es langsam in Mißkredit kam. Die
Nur dem Namen und ihrer Verwendung nach will ich noch kurz erzählen: deuts~he Wissenschaft hat nun ein neues Produkt, das Plasmochin, gefunden,
Das Toloachi, aus den Datuni-Pflanzen gewonnen, wird in der Medizin in -das die Weiterübertragung von Mensch zu Mensch durch die Mücke zu ver-
bestimmten Formen für die Lokalanästhesie, in der Rauschgiftbranche als hindern v•e rmag und die Za'hl der Rückfälle in einem bis dahin nicht gekannten
T·ee oder Rauchwa11e zur Erlangung von Halluzinationen, auch al& Aphrodisia- Ausmaß V•e rringe:rt. Vor aHem kann es auch von allen Kranken, selbst Kin-
kum, v•e rwendet. Es hinterläßt einen furchtbaren Kater und kann schwere. dern, gut vertrag~n werden. Dem deutschen Forschergeist ist es weiterhin
gesundheitliche Schäden hervorrufen. gelungen, durch em ebenso wertvolles Präparat, das Atebrin, dieser entsetz-
Der Colorinern-Samen, von -de-r Erythrina americana, zeigt ähnliche Er- lichoo Tr-openkrankheit eine weitere wirksame Waffe entgegenzusetzen. Durch
scheinungen und Wirkungen. Blutdruckerhöhungen und auch Gliederlähmung eine Kombination von Atebrin und Plasmocbin lassen sich die beiden Präpa-
zieht sein Genuß nach sich. Seine Alkaloide werden in vielen Formen in drer ratein in~ewohnenden Vorteile zu einer optimalen Wirkung verbinden.
Wis~ernschaft, s,e ine pflanzlichen Extrakte in der Volksmedizin und im Aber- Vor VIden Jahr.en hatte ich Gelegenheit, als Mitglied eines medizinischen
glauben, seine Rauschmittel schließlich in der Welt der Süchtigen als W·o llust- Kong11esses über Malaria zu referieren, da ich gerade als Militärarzt in den
mittel verwandt. ll'ropCIIl große Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte. Ich stieß dabei immer
Es .g ehören ferner in diese Reihe die noch wenig erforschten Zapote-Mittel, puf die erschreckende Verbreitung diese·r Krankheit; in allen amerikanischen
die aus Anona sqammosa und exelsa, aus Dyspyrus ebenaster und Achras- Ländern fand ich ausnahlliSlos die Malaria, eines der am meisten gestraften
sapota gewonnen werden. Der schon von Sahagun erwähnte Giftpilz Nana- Länder war Pa~ama, da~ durch seinen Reichtum an Sümpfen etc. ein wahres
cat•es, derr Rauschzustände, Exstasen und Geistesstörungen hervorruft, und de·r Eldorado für d1e Ausbr.e ltung und Vermehrung der Mücken war. Merkwürdig
unserem Fliegenpilz verwandt ist, sei auch hier erwähnt. ist es, daß die indianischen Medizinmänner, d!i.e sich natürlich auch mit diesen
Schließlich nenne ich noch die Gelsemium-Wurzel von der Gel&emium sem- Krankheitserscheinung-e u befass·en mußten, überall die Rinde, Blätte.r und
pervir-ellls Logoniacea, die schorn früher von den Eingeborenen Südamerikas Bohnen des Kaffeebaumes als Heilmittel gegen die Malaria empfehlen:
für Gott•e surteile verwandt wurde, weil ihre Vergiftung nach einer Euphorie In unser.em Laboratorium haben wir nun ein Produkt aus ätherischen ölen
schwere Herzanfälle und schließlich Todeskrämpfe herbeifüht'en kann. hergestellt, das bei der Bekämpfung jener Erscheinungen große Erfolge zeigte.
Der Leser wird unseren Abstecher in dieses inter·essante Gebiet sicher nicht Wir gebrauchten dieses Mittel sonst eigentlich nur als Riechstoff und be-
bereut haben, zumal es ja engstens mit unserer Riechstoffheilung zusammen- - handelten damit Migräne und ähnliches; bei Malaria mischte-n wir dr-ei bis
h~ngt u~d zeigen sollte, wie wichtig bei der Anwendung dieser gefährlichen vier Tropfen in ein Glas Zitronenlimonade und hatten durch diese Kom-
Mittel die genaue Kenntnis und Erfahrung des Arztes nötig ist, damit sich die- bination die ersehnte Wirkung, worüber ich gerade aus Panama noch viele
.mch von uns osmologisch augewandte Heilkraft der Pflanzen nicht in ihr: Dankschreiben vor mir habe.
furchtbares Gegenteil verkehrt. ' In kein-e m Land der Welt gibt es soviele Homöopathen wie in lbero-Ame-
rika. Auch Tausende von Pt·iestern und Pfarre-rn betätigen sich als· solche und

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haben stets eine kleine Taschenapotheke bei sich, um ihren Schützlingen auch seien, ja daß man sogar mit ihnen heilen könne; man rief eine Art Säure--
medizinisch helfen zu können. Es gibt dort in vielen Ländern hervorragende> Reiherfahren ins Leben, das in Inhalatorien verwendet wurde.
Fachschulen für Homöopathie, in Mexiko sogar eine besondere Fakultät. Die Interessant ist es, die Geschichte der Gasinhalation zu studieren, welche
spanische Sprache weist eine große und umfangreiche Literatur über dieses schon Ende des 18. Jahrhunderts in Mode kam. Scheele und Priestley hatten
Gebiet auf, die von eindrucksvoller Vielfalt und großartiger Tiefe, ist. Der Sauerstoff isoliert un-d glaubten, in ihm die Naturheilkraft gefunden zu
Führer diese'r homöopathischen Ärzte in Brasilien ist der bekannte Professor haben. Gestützt auf diesen Absud wurde er nun bei allen möglichen Krank-
am Hahnemannsehen Institut Dr. Jose Emygdio Rodrigues Galhardo. heiten angewandt, bis sie sich nach und nach überzeugen mußten, daß für
. Wenn wir nu?- einm.al im Vorbeigehen die Mittel der Homöopathie ansehen, Sauerst-o ff und andere Gase nur spezielle Fälle in Frage kämen. Aber von
d1e von allen die.sen Ärzten verwendet werden, so deshalb, weil wir sie auch jener Zeit an hat man schon immer ein Verfahren gesucht, welches durch
im osmologischen Heilverfahren mit großem Erfolg verwenden können. Da Inhalationen, Einatmung von Stoffen, Heilung erzielte. In dem erwähnten
ist in erster Linie d~r schon erwähnte Bienenhonig (apis), der allerdings hier· Säureheilverfahren hat Dr. Hartmann große Verdienste. Sicher ist, daß
in der der Homöopathie eigenen feinen Dilusion gebraucht wird. Auch Bella- viele v·on den Säuren keimtötend sind, und Weinbrenne1· hat nachgewiesen,
donna tr.e ffen wir hier ab Mittel gegen Kopfschmerzen, Schwindel und Ubel- daß diese Ausdünstungen Komplikationen vermeiden können, wie z. B. Embo-
keit. Bryonia wird gegen gastrische Symptome und auch gegen Kopfschme-rzen lien bei Lungenentzündungen. Willes war bahnbrechend auf dem Gebiet der
eingesetzt. Capsikum ist ein Mittel gegen Verschleimung und Schüttelfrost. Gasinhalationen, die angewandt wurden, um Erkrankungen der Atmungsorgane
Es ~.ird oft ~t ~ zusam~eu gegeben bei gro~er Schwäche und galligen zu beseitigen. Bellok brauchte schon Gase, in denen Riechstoff.e vermischt
Zustan-den, d1e an ihrer gelblichen Hautfarbenbeemflussung erkennbar sind. war·en, und Richardl! ließ Verdünnungen und Abkochungen von Chinarinde
einatmen, um gegen Malaria vorzugehen.
l gnatia findet g~gen Rückenschmerzen und bei großer Mattigkeit Anwen- Heupner hatte ein I nhalatorium in Göttingen, in dem er medizinische
dung. Das Gegenmittel. gel?en ~rankheitserscheinungen. durch China- (Chinin-) Nebel seinen Patienten einzeln oder in Gruppen verabreichte. Wir können
genuß durch pbe:empfindliche ISt das Ipecacuan:ha. Be1 Symptomen der Bleich- auch auf die Apparate von Reif und Wassmuth hinweisen, die für diese
sucht und be1 rerzbaren Ne•r ven gibt man Pulsatilla. Für Gliederr.e ißen und Zwecke brauchbar sind. Schreiber und Sänger haben Zerstäuber hergestellt
Nesselausschlag gilt Rhus tox. als passendes Mittel. Savbadilla wird geg-on zum Gebrauch von Nitrit, Amilo und Mohn, süßen Mandeln und Tannensäften.
H~sten und Knochens·chmerzen, Sambucus bei anormalem Schweiß, Tart. emet.
Sänger ist einer der Ärzte, die unserer Methode am nächsten kommen, wenn
be1 Kopfschmerz und Schlafsucht, Thuja gegen innere Kälte, zumal bei Frauen er empfiehlt, daß man 8-10 Tropfen Terpentin in ein Taschentuch oder
Jllld V•e ratrum schließlich bei Erbrechen und Schwäche ~ehraucht. ' in Watte tun und es dann einatmen oder riechen soll.
Alle diese Mittel, wie gesagt, haben wir auch osmologisch erprobt und Leider haften allen Inhalationsmethoden nur mechanisch-chemische Wir-
können den Homöopathen darum nur empfehlen, die Vorteile unseres Ver- kungen an, und deshalb haben sie auch nicht den Erfolg, wie wir ihn osmo-
fahrens mit dem ihrer h e•r vorragenden Mittel zu verbinden, um den Erfolg logisch schon bestätigt bekommen haben. Denn die osmologische Heilmethode
noch erheblich zu steigern. berücksichtigt nicht allein den materiellen, beständigen Körper, sondern auch
Wenn man nun in einsr Malariagegend ist, wie im genannten ehemaligen einen unbeständigen, in welchem ein stetes Sterben und Werden sich voll-
Hauptbrutgebiet dieser Krankheit, Panama, so greift man ja nach jedem Heil- zieht. Nach sieben Jahren hat er sich völlig erneuert, .aber eines bleibt jedem
m~ttel, das sich einem anbietet. Ein Schamane riet mir damals zu folgendem Menschen unverändert, das ist der Fluidalkörper (Kausalkörper), der in sich
Mittel: Ab~ud von grünem Kaffee mit Zitronensaft und einem T.e erpräparat immer derselbe bleibt. Auf diesen Körper, in dem der Kant'sche nisus for-
vermengt, 1st abends kurz vor dem Schlafengehen und morgens nüchtern ein- mativus, das Agens, das die Entwicklung de·r organischen Formen bewirkt,
zunehmen. - Es war dieses in der Tat ein vorzügliches Mittel, das ich in handelt und von dem Goethe das schon zitierte Wort sagt: "Es ist der Geist,
einem meiner Bücher ve:röffentlichte, und wofür ich später zahlreiche Zu- der sich den Körper baut" - auf diesen Körper wirkt die osmo1ogische
schriften von Patieuten bekam, die es mit großem Erfolg selber hergestellt Methode entscheidend mit ein, um hernach durch Reflexe an den materieUen
und verwandt hatten. Körper zu kommen und do'rt wirksam zu werden.
Man muß den Ame·r ikanern anerkennend zugestehen, daß sie in ihrer Zone
in wenigen Jahren Hervorragendea in der Bekämpfung der Malaria, haupt-
sächlich durch Petroteumve:rwendung, erreicht haben. Selbst die seinerzeit
"? verr~iene Haupt~tadt. ~es Isthmus Panama ist heute -eiue gesunde und Schlaf und Traumzustände
fieberfreie Stadt mit nes1gem Verkehr, der·en Krankenhäuser, selbst die
Irrenanstalt, vorbildlich in jeder Beziehung zu nerunen ist. Das in der ganzen
Gegend verbreitete Fieber ist fast völlig verschwunden. K·omm·en wir noch einmal zurück auf die dem Körper innewohnende Natur-
Panama erinnert mich noch an ein ande•res Ereignis, das wir in Deutschland heilkraft. Wir wissen, daß die weißen Blutkörperchen, die Phagozyten, wie
erle·b t haben. Man glaubte früher, daß Arbeiter, die in Laboratorieu wo ein Heer aufmarschieren, um einen eingedrungenen Feind zu vernichten. Sie
Säur·en hergestellt wurden, leichter Krankheiten anheimfielen; man hielt den sind sozusagen die Polizei oder Verteidigungsarmee des Organismus. Dieser
Auf·e nthalt in einer mit anorganischen Säuren geschwängerten Luft für Vorgang vollzieht sich ganz ohne unser Wollen. Wir können denselben durch
Menschen für gefährlich, bis Dr. Kapff in verschiedenen Fabriken festst ellte unseren Willen weder beeinflussen noch hemmen.
daß die Arbeiter nicht nur sehr gesund waren, sondern daß ihnen Erkältungen' Wenn wir den Gedankengang von Dr. Schwab, meinem Freunde, v·e rfolgen,
Br-onchitis, Asthma, Tube-rkulose und Darmkrankheiten fast unbekannt waren' so ist der Exponent . dieser uns innewohnenden Kraft das Kleinhirn und das
und daß die Leute guten Appetit hatten und länger lebten als andere. Jetzt sympathische Nervengeflecht. Letzteres ist ein im gan2len Körper verbreitetes
erst entdeckte man, warum Galen, der Vater der Medizin, die Schwindsüch- System, das diejenigen Funktionen überninlmt, die nicht von unserem Willen
tigen an den Vesuv geschickt hat, damit sie Schwefelsäur.e atmeten. abhängen, z. B. Erröten, Erblassen, Sträuben der Haare, ferner auch auto-
Als im Jahre 1840 in England eine Cholera- Epidemie ausbrach, fanden die matische Funktionen wie Herz- und Darmbewegung. Es greift auch in die
Arzte, ·d aß die Arbeiter, di·e mit künstlicher Wolle arbeiteten und dabei Salz- ['ätigkeit d.er inneren Sekretion gewisser Drüsen ein, die (im Kopf, Hals und
säur·e e~atmeten, v-on der Cholera verschont blieben. Nun haben neuerdings der Leibeshöhle) durch Säfteabsonderung das Wachstum des Körpers regulieren.
Ärzte die Untersuchungen Kapffs fortgeführt und entdeckt, daß Essigsäure, Wir wollen nicht mehr eingehende Erklärungen für das Unterbewußt~ein
Salpeter- nn·d Phosphorsäure nebst einigen anderen dem Körpe·r unschädlich geben, aber einige Hinweise seien hier vorgelegt. Wenn uns jemand ins

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Gesicht gähnt, so könne111 wir das eigene Gähnen kaum unterdrücken; wir Daran erinnert auch der Brauch, den wir als Schüler oder Studenten pfleg-
sind ·e infach angesteckt. Da uns ja keine Aufforderung zum Gähnen gegeben <ten: wenn uns eine Aufgabe von unserem Pensum zu schwer oder lang zum
wurde, also auch unserers-eits keine Absicht od>er dir.e kte Nötigung vorliegt, ·P.-be.ndlichen Lernen war, dann legten wir uns das Buch unter das Kopfkissen
so wirkt das fremde Gähnen unwillkürlich auf das Unterbewußtsein, in dem m der Hoffnung, daß wir am nächsten Morgen die 'richtigen 'Antworten daraus
ungeahnte Energien schlummern können. Es wird von tibetanischen Priestern V·On selber finden würden. Wenn auch vielleicht etwas Aberglauben mit-
berichtet, daß sie, ohne Spe.i se und Trank, im Zustand eines gewissen Unte~­ spielt, so ist doch Tatsache, daß sich unser Geist in der Nacht weiterhin mit
bewußtsein-s ungeheuere Fußtouren über acht Tage lang ohne Müdigkeitser- .angefangenen Sachen beschäftigt, wenn sie uns schon im Tagesbewußtsein
scheinungen zurücklegen konnten. Die Tibe.t aner, die diesen Zustand kennen beschäftigt hatten. Diese Beobachtung ließ mich vor Jahren auf folg.e nden
un·d wissen, daß es eine Art Traumzustand ist, sprechen diese Leute niemals Gedanken kommen: es galt, eine Brücke zwischen Tagesbewußtsein und dem
an, um sie dadurch nicht aufzuwecken. Gewisse Kasten in Indien sagen, daß Unterbewußtsein im Schlafe zu finden. Ich fand sie in den Duft- und
diese Läufer von unsichtbaren Wesen unterstützt werden. .Riechstoffen.
Der schon zitierte Freud hat bewiesen, daß sich in nnser.e m Unterbewußt- Nach dem Coueschen Vorbild ließ ich während des Tages den Patienten
sein .e ine große und herrliche Energie als Heilkraft ansammelt. Derselbe Ver- gewisse Sätze wiederholen und während dieser automatischen Satzsprechung
fasser behauptet auch in seinem Testament, daß die lebende Materie mit einen bestimmten Duftstoff riechen. Des nachts schlich ich mich im Hospital-
Energie .durchdrungen ist. Dieses ist die Nervenenergie, welche im Nerv.e n- saal an den schlafenden Patienten heran und hielt ihm ein Tuch mit dem-
system aktiv wirkt und zumal über das Unterbewußtsein, am besten "im selben !'arfum unter die Nase. Er spra.ch, wenn er überhaupt die Gewohnheit
.Schlaf", wirksam wird. Das Bewußtsein ist nach Henry nur ein vorüber- hatte, 1m Schlaf zu sprechen, alsbald dieselben Sätze, diB er am Tage eingeübt
gehender Zustand, der dauernd durch das Unterbewußtsein unterbrochen bekommen hatte. Neben dieser spaßigen Tatsache war aber auch beson<Wrs
wird. Diese Prozesse des Bewußtseins liegen in der Peripherie des "Ichs", .erf11eulich zn beobachten, daß während des Schlafes auch der Heilungsprozeß
und alles andere in uns ist Unterbewußtsein. erheblich fortgeschritten war.
Freud, welcher uns die Energie des Idioplasmas dargestellt hat, sagt, Wir wissen, wie im Schlaf alle Vorstellungskraft gesteigert wird. Es ge-
daß diese in zwei Formen existieren kaun; frei und an den Körper gebunden nügt ein kleiner kalter Luftzug, um uns im Traum in das Eismeer der Arktis
als .dynamische Potenz. Wenn nun das Idioplasma seine Energie freiläßt, v,e rsetzt zu sehen. Ein kleines Klopfen verwandelt sich in KanonenschüssB. Es
würde sie sofort aufhören, aber dem Körper durch Zersetzung schaden. Die .handelt sich also darum, den Wunsch oder die Willensgedanken am Tage zu
Funktion .des Egos, zumal während de-s Traumes, bindet und löst dies-e Energie wecken und während der Nacht durch anregende DuftstoffB zur Verwirk-
und macht sie brauchbar für die Zwecke des Organismus. lichung zu bringen.
Die Naturvölker verfügen noch über bellseherische Fähigkeiten, die uns Tatsache ist, daß während des Schlafes die Heilung der Krankheiten be-
durch T·echnisierung und Oberzivilisation verloren gegangen sind: vielleicht günstigt wird. Denn gerade dann erwacht in uns die Heilkraft, die uns hBlfen
führte auch die Rassenvermischung in den sogenannten zivilisierten Ländern soll und von allen Krankheiten, so sie überhaupt heilbar sind, erlösen kann.
zum Verlust dieser Fähigkeit~m. Dafür spricht, daß in den rassisch ziemlich Das Wachstum des menschlichen Körpers fängt im Moment der Geburt an,
.rein gebliebenen Gauen Ostfrieslands heute noch mancher die Gabe des sofern wir auf .das selbständige Wachsturn sehen, und hält bis in die zwanziger
"zweiten Gesichts" hat, das "Spökenkieken". Jahre hinein an; aber es ist merkwürdig, daß wir nur im Schlafe wachsen.
In mischrassigen Ländern fehlt diese bells-eherische Gabe vollkommen. Es Dieses verdanken wir den mitogenetischen Strahlen, die wir oben ausführlich
gibt aber bei manchen Völkern gewisse Substanzen, die diese Zustände herbei- behandelten, und deshalb müssen wil· die Zimmer während des Schlafes mit
führ·e n oder beeinflussen können. wohltuenden Gerüchen durchdringen lassen.
Im Inn·e ren von Brasilien gibt es gewisse Zauberer, die durch geheimnis-
volle Tränke eine Art Schlaf- oder Traumzustand hervorbringen und Men- Man hat viel gestritten, ob unser Mittagsschläfchen empfehlenswert ist: da
.schen, die durch sie in diesen Zustand versetzt wurden, zur Arbeit zwangen beJ.ehren uns am besten ·d ie Tiere, die sich zur Ruhe legen, wenn sie gefr.essen
und auf diese. Weise grausam ausbeuteten. Neben dem schon beschriebenen haben, und ebenso geht es bei den Säuglingen, die zu schlafen begehren, wenn
p,e yotl ist es auch der sogenannte Ololiuhqe (bei den Indianern auch häufig sie an der Mutterbrust gesättigt wurden. Wir wissen, daß während der Ver-
cohuaxihuitl genannt), durch den eine Art von Somnambulismus erreicht dauung der Blutstrom vorwiegend zum Magen und Darm gelenkt wird, um
wird. Beide Pflanzenarten werden derselben Wirkung wegen von vielen v·e.r- dort die Verdauung zu begünstigen, und es ist leicht zu verstehen, wie da-
wechselt. durch das Blut dem Gehirn und den Muskeln entzogen wird, was den Schlaf
Der Folklorist Garay beschreibt in den "Traditiones y Cantares de Panama" bzw. die Müdigkeit und Schlaffheit erklärt. Auch in diesem "Viertelstündchen"
wie die Schamanen unter Anwendung von Riechstoffen mantramsehe Gesänge können wir durch Zubereitung der Heilluft im Zimmer große Erfolge erreichen.
anstimmt•en, währ.e nd der Kranke von einer wahren Duftwolke umhüllt ist. w ,e nn im Alter die Spannkraft unseres Körpers, besonders der inneren
Das Sonderbarste aber ist, daß der Schamane, als er unsere üblichen Noten- Organe nachläßt, so fürchten sich betagte Menschen jeden Morgen vor dem
:lleichen als Musikschrift sah, sich erbot, auch seine Musik aufzuschreiben. Augenblick des Aufstehens; denn eine gewisse Atemnot und lästiges Husten
Siehe da, er malte Runen auf, wie wir sie in genau derselben Wieise, d. b. macht diese111 Augenblick zur schlimmsten Qual. Wie kann man das erklären?
als Me.nscb-, Gott- und Lebensrune, in den nordischen Aufzeichnungen vor- Wäh11end des Schlafes hat sich Schleim angesammelt, der, solange er nicht
finden. Die Schamanen meinen nun, daß diese Prozedur durch das Unter- durch den Husten entfernt wird, lähmend auf den Atem wirkt. Aber das
bewußtsein bewirkt wird. wäre nicht so schlimm, denn der Husten wird ihn ja verhältnismäßig leicht
Zu gewissen Stunden ließen schon die alten Aztekenpriester-Ärzte ihre entfernen. Schlimmer sind die Kohlendioxyde, welche die sogenannte Residual-
Patienten au gewissen Pflanzen riechen und erreichten mit dem Peyotl eine n luft verderben. Diese ist ein Gemisch von sauerstoffreicher Ein- nnd sauer-
Schlafznstand, um den Kranken zu heilen. Um aber den Heilprozeß zu be- stoffarmer Ausatmungsluft, die als Rest in der Lunge verblieben ist. Mit
schl<eunigen, wurden dem schlummernden Kranken auch noch andere wohl- dieser zurückgehaltenen Luft vergiften wir uns während des gan:llen Lebens,
riechende Blumen unter die Nase gehalten. Aus den ägyptischen und griechi- wenn wir nicht gelernt haben, eine Art Atemkultur zu tr·e iben. Wir müssen
schen Mysterien ist uns der Tempelschlaf bekannt, in welchem die Neophyten die Lungen auswringen, wie man einen Schwamm auswringt, und das ge-
das W1eistnm beigebracht bekamen, so daß sie, unwiss·e nd in den Schlaf ge- schieht nur durch langanhaltendes Blasen, d. h. Ausatmen und durch tiefes
gangen, wissend und erleuchtet aus ihm wieder hervorkamen. Dasselbe Ver- Einschöpfen von reiner Luft. Wenn wir nun bei diesem Einatmen der Luft
fahren finden wir auch bei den mexikanischen Tolteken. <etwas von unseren osmologischen Riechstoffen, z. B. Menthol, beimengen, so

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können wir ·n icht nur allen alten Leuten, sondern auch vielen Kranken ihr6' Beh~ndlung zu begeben. Wenn wir aber mit allopathischen Drogen nichts
Qualen beim Atmen erleichtern bzw. nach und ~ach Besserung sch~ffen. erreiChen, so können wir jetzt getrost zu den osmologischen Mitteln greif.en,
Wie sehr unsere zivilisatorischen Gepflogenheiten der Gesundheit entge.g en die mit Sicherheit Erfolg nach den erwähnten Prinzipien erzielen.
arbeiten, zeigt uns allein schon die Tatsache unseres unno·rmalen Z~-Bet~­ Prof. Bier hat mit vielen Beispielen bewiesen, daß, wenn die Seele sich
Ge'hens zu etwa mitternächtlicher Stunde. Prof. Stockmann sagt, daß die Zelt i~ Schlaf auch manchmal irrt, sie doch durch ihre Zellwirkung augespornt
von 19.30- 23.20 Uhr fest durchzuschlafen sei, weil gerade in dieser Zeit Wird, un.d deshalb wird er uns auch recht geben, wenn wir unsere osmologi-
der Schlaf am tiefsten, ruhigsten und gesündesten. ist, ja weil er da?~rch zu schen Mittel hauptsächlich im Schlafzimmer des Patienten wirken lassen, zu
einem heilenden Lebensfaktor wird, auf dessen Ernführung der Medizin, Er- einer Zeit, wo dieser schläft.
ziehung und Entwicklung der Menschheit viel mehr Rücksicht nehmen sollten.
Dr. Riera-Maynegre wendet auch den Hyp!lotismus als Heilverf~hren an,
aber es scheint daß er damit nicht alles erreichen kann, was er will; denn,
um seine Patie~ten einschlafen zu lassen, bedient er sich der osmologischen Ausblicke für das neue V erfahren
Mittel. In seinem vielgelesenen W•e rk sagt er: In den Fällen, in denen de~r
Patient kraft seiner beweglichen Mentalität, wie das .bei den gro~en Neu-
rasthenikern geschieht, sowie an Verfolgungswahn Leidenden, erreicht man Wir haben hier gesehen, welche ungeheueve Bedeutung der Verwendung
es nicht daß sie mithelfen, eine mentale Erschlaffung anzustreben, sondern von DuftstoHen in de.r Heilkunde zukommt. Aber wir dürfen uns auch nicht
muß, ~ durch Suggestion auf sie wirken zu können, dieses. durch Einatmen ,v erhehlen, daß wir uns noch am e'rsten Anfang wichtigster Erkenntnisse auf
gewisser Riec'hstoffe, die uns dabei helfen können, zu erreichen versuch:tm· diesem Gebiet befinden. Duft ist Strahlung; jede Duftabstufung ergibt sich
,W enn man über eine gewisse Zeit verfügt, kann man dann durch Suggestion unzweifelhaft aus mathematisch genau festliegenden Strahlungsfrequenzen; eine
mit einer Heilung rechnen. Wir gebrauchen, sagt Riera weiter, das Etulcl~_>rul, Änderung der Frequenzen würde eine Änderung der Duftstufe zur Folge
welches wir in fünf bis zehn cbcm vor die Nase und Mund halten, dannt es haben. Das zu wissen, ist wichtig, weil wir aus anderen Disziplinen der
eingeatmet wird. In anderen Fällen empfiehlt er Morphium, Chloral oder Strahlungstherapie erkennen, daß in einer einzigen "Oktave" des kosmischen
andere Betäubungsmittel. W·ellenbandes (das bedeutet im strahlungstechnischen Spra.chgebrauch den
Interessanter wird nun seine Behauptung, daß wir in einigen Fällen über- Ber,eich von einer besti=ten Frequenz his zu ihrem doppelten Werte) alle
haupt keine Suggestion gebrauchen, sondern daß ~ g~nü.ge, den Patien~n zu Arten therapeutischer Beeinflussungen unserer Körperorgane enthalten sind,
isolieren also mentalisch ausruhen zu lassen, damit die Innere Naturheilkraft nützliche und schädliche, lebensfördernde und lebenshe=·e nde.
auf ihn 'einwirken und eine Heilung erzielen kann. Nach ihm bedarf es also Wie ·e ine hestinmlte Frequenz aus der Grünzone des Sonnenspektrums un-
zwar keiner Suggestion, aber des Riec'hmittels, um. einen Zustand herb~­ beschr.eihlich wohltätig auf gewisse Arten nervösen Kopfwehs wirkt, so ist
zuführen, in dem sich unsere innere Heilkraft entwickeln kann. Wenn Wir von ihrer völligen Disresonanz aus der Rotzone das Ge.g enteil zu sagen. Genau
auch dem Hypnotismus insgesamt keineswegs das Wort reden wollen_, so er- so V'erhält es sich mit der Wirkung d·e r DuftstoHe.. Beispielsweise wird we
fr.eut es, daß auch V'On daher die Grundsätze unseres Verfahrens mcht nur belebende und erfrischende Wirkung des Kölnisch-Wasserduftes vollko=en
anerkannt, sondern auch praktisch angewandt werden. .i n ihr Gegenteil verkehrt, wenn man diesem auch nur ein Gramm Patschouli
Gerade die Neurasthenie ist ja die Krankheit uuser·e r Zeit, und die Neu- zufügt; es ist also festzuhalten, daß dadurch nichts anderes geschah, als daß
rastheniker sind ein öffentliches Leidwesen. Ihre Opf.er sind alle, die mit die Strahlungsfrequenz unseres Duftstoffes durch Hinzufügen einer anderen
ihnen zu tun haben als Vorgesetzte, Kollegen, Freunde, Geschwister oder Substanz in eine Disharmonie umgewandelt wurd·e. Da•s zeigt wieder sofort
Ehegatten. Wenn jemand übermäßig ißt, so wird sein Magen krank, schwach die wichtigste Seite unserer Aufgabe als osmologischer Medizin·e r; die richtige
und angegriff.en. Dasselbe geschieht mit den Nerven; auch s~e werden schwach, Auswahl des für die, jeweilige Erkrankung heilkräftigen Riechstoffes. In
müde und brauchen sich gewissermaßen auf. Die daraus entstehende Krank- dieser Hinsicht stehen wir auch heute noch am Anfang einer gewaltigen
heit nennen wir Neurasthenie. Arbeit, aber sollte sie nicht wichtig g·enug sein, um alle Suchenden der Erde
zu ihr.e r Lösung auf den Plan zu 'rufen?
Wenn sich jemand ohne Grund aufregt, empfehlen wir ihm ein kaltes
Zu der Frage, die vielleioht noch offen geblieben ist, ob man auch syn-
Bad um die Nerven zu beruhigen. Die Anglikaner greif,e n mit Vorliebe zu
thetische Parfums unbedenklich verwenden kann, ist zu sagen, daß man alle
Rie~'hsalzen, deswegen auch englische ~alze genannt, wenn. z. ~· eine Frau Essenzen, die aus vegetabilen Stoffen hergestellt sind, nicht aber wahllos Duft-
einen Schwächeanfall beko=t, und Sie führen an, daß die Riechsalze be- stoHe tierischer oder mineralischer He·rkunft gebrauchen darf. Die meisten
lebend auf die Nerven wirken. W.e nn diese AnfäHe sich wiede1·holen, sprechen
heute verwandten Duftstoffe sta=en allerdings aus dem Steinkoh1ente>i!ir, also
wir von Hysterie; bei gelindem abe'r anhaltendem Charakter ist es eben die
doch aus einem Mineral? Ja, und doch nein, denn die Steinkohle ist nichts
Neurasthenie. anderes als ein wunderbares Sa=elbecken der Sonnenenergie aus verflossenen
Die nervöse Reizbarkeit, die wir als schlechte Laune erfahr·en, ist vielen Jahrtausenden, in dem alles, was die Erde in früheren Epochen von der
Ursachen zuzuschr.e iben vor allem dem Ubermaß an Arbeit, das bis zu wahren Sonne an lebenspendenden Energien empfing, getreulich aufbewahrt wurde
Nervenzusa=enbrüche~ füht"en kann. Aber auch der Mißbrauch von Alkohol, für uns; die gleißende Farbenpracht des Paradieses, die von der Erde in
\l'abak und anderen Reiz- und Rauschgiften ist daran schuld, von gesundheits- Hunderttausenden von Jahren empfangene Wärmestrahlung, Duft und Feuer
schädlichen Ausschweifungen ganz zu schweigen. Der Organismus ist das der Blumen. Und die Chemie hat es verstanden, in immer steigendem und
Mittel durch das die Nervenwege dem Gehirn die Empfindungen von Lust uns <entzückendem Maße alle diese Herrlichkeiten wieder hervorzuzaubern und
und S~hmerz übermitteln, und diese Ubermittlungen müssen .e inwandfrei von- neu zu erwecken. Die moderne Wissenschaft •e rmöglicht die Herstellung von
statten gehen. ',Riechstoffeu auch aus Asphalt. Aber aus den Berichten der spanischen Er-
Nun v,e rsucht man die Nervenüberreizbarkeit mit bromhaltigen Mitteln oberer Mexikos wissen wir, daß bereits die alten Mexikaner diese Gewinnung
zu bekämpfen. Wir lehnen sie, wie alle Reizstoffe, ab, die die Anzeichen aus Asphalt kannten, was nur wiederum ein Beweis für die hohe Kulturstufe
gegebenenfalls beruhigen, aber das Ubel nicht ~n der Wurz,~l ~acke!l . Alles dieser Völker und zugleich für die historische Bedeutung der Riechstoffge-
dieses ist zu sehr Materialismus. Aber auch d1e Neurastheme 1st mcht nur winnung sein kann.
ein körperliches, sondern vor allem ein seelisc~es Leiden.. Die m:eisten. Ne~­ W•e nn wir auch alles bekämpfen müssen, was die moderne Kosmetik an
rasthen~ker glauben , garnicht, daß sie krank smd und weigern sich, siCh m widernatürlichen Mitteln in der Schminkerei usw. verwendet, so werden wir

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doch stets den Gebrauch von guten Parfums empfehlen, weil alle Wohlgerüche
stimmungsveredelnd und gesundheitsfördernd wirken. Durch unsere Sinne Beim Schreiben der Noten rutscht auch einmal eine unharmonische dazwischen;
!empfinden wir Eindrücke des Schmerzes und der Wonne, des Kummers und sie wird aber sofort unbarmherzig gestrichen oder durch eine ande.r·e ersetzt.
der Freude, und der Mensch ist berechtigt, ja sogar verpflichtet, den Schmerz- Auch bei den Wohlgerüchen wird durch eine Komposition eine viel größere
gefühlen, die, ganz gleich welcher Art sie sind, immer unsere Lebens- und ,W irkung erzielt, wenn wir harmonisch vorgehen. Haben wir einen Blumen-
Arbeitsfreude beeinträchtigen, Wonnegenüsse gegenüberzustellen und die erste- strauß, so empfinden wir nicht den Geruch jeder ein21elnen Blume, sondern
ren dadurch zu bekämpfen. Es wird wohl jeder wissen, wie ungeheuer wohl- die sich aus allen v·e reinigende Duftwelle strömt uns entgegen und erfreut
tuend und beruhigend eine ergreifende musikalische Darbietung auf ein sor- unseren Geruchssinn. Da aber Blumensträuße schnell verwelken und auch
genvolles und aufgeregtes Gemüt wirkt, und welche reine Freude sie unserem ilir Duft nur ein kurzes Lehen hat, sind wir gezwungen, die Riechstoffe
Ohr ber.e itet. Ja, die ärztliche Wissenschaft ist so weit, zu beweisen daß relber herzustellen. Gewöhnlich versucht man zur Ste.igerung des Effektes
man gewisse Krankheiten durch Musik heilen kann. ' Mischungen von verschiedenen Luftsorten in Form von Parfums oder Pulvoc
Nicht viel andars i.st es mit der Schönheit einer Landschaft oder eindrucks- herzustellen. Doch .d azu bedarf es schon ·e iner besonderen Fähigkeit und
voller Gemälde und Bilder, die unser Auge te.sseln und uns über das Klein- Dbung; denn würden bei dieser Zusammensetzung falsohe. Tropfen verwandt
liche und Abstumpfende d·es Alltags ebenso wie die Musik in eine hellere. werden, .so ist dieser Fehlgriff nioht wieder gut zu machen, würde aber auch
h_armonisch~·re At_mos~häre schweben lassen. Zum Ergötzen des Geschmack~ sehr unangenehm hervortreten, sodaß wir nichts mehr mit der Mischung
smnes ber·e lten wrr Mischungen von Getränken, wie Cocktails oder Konditor- anfangen können. Es handelt siclh, wie wir wohl nicht betonen zu brauchen,
schlecker·e ien und sonstig-ö appetitanregende. Zusammenstellungen von Speisen gewöhnlioh um kostbar·e oder seltene Mittel.
und. Früchten. Du.rch das Streichen über weiche Felle, ühe.r den Körper der Bier, in seinem bekannten Buoh, spricht den Menschen, dem Tier UIJJd
Gellebten usw. Wird unser Tastgefühl besonders entzückt. Hat man sich den Pflanzen, ohne Ausnahme, eine Se.ele zu: er würde auoh mit mir einejr
veTletzt, dann wirkt das Streicheln einer liebevollen Hand üb!!ll" die wunde Ansicht sein, daß die Seele der Pflanzen in ihren ätherischen ölen zum
Stelle sofort scbmerzlindernd. · Ausdruck kommt. Bier spric'ht der Seele Z'\\'ei kennZICichnende Merkmale zu:
So sucht man immer dem Schlechten etwas Angene.hmes gegenüberzustellen Reizbarkeit und zielstrebige Handlung. In der Pflanze wirken alle Seelen-
illld :es zu übertöne:'; nur einen Sinn hat man vielfach vernachJä,ssigt, und kräfte zusammen, mit mehr oder weniger angegebener Riohtung, und be-
das liSt der Geruchsmn, der doch am ehesten auf Negativ.es, z. B. Gestank, dingen die zielstrebige Haltung. ldh glaub~ auch an eine seelische Immunität
man kann sagen schmerzlich reagiert. Warum sollte er nicht auch ganz be- und glaube den Bakteriologen niclht, .d aß nur die Einspritzung uns gegen
sonders empfänglich s·ein für das Positive, das Schöne, das Gute, also Duft- bakteriologische Einflüsse immun macht. Lernten wir unsere Seelenkraft hand-
stoffe und W o'hlg·e rüche? Wa1·um sollte er nicht auch heilend und lind·e rnd haben, so würden wir gegen alle Krankheiten inmlun sein. Nicht nur die Z&-
wirken können? Gerade in der heutigen Zeit kann der Geruchsinn ,wieder setzungsstof:fe, die Anhäufungen von Schlacken in unserem Körper, können
ein.e ganz große Bedeutung bekommen. Er wird vielleicht der wertvollste uns durch ihre physischen Reize schaden, sondern auch die psychischen Reize
Sinn sein können. wirken auf uns ein. Bier sagt, der Wunsch, edel und gut zu sein, erzeugt!
Wie oft hat UllS wohl schon der Geruch das Lehen aerettet wenn übi~ Moral, und umgekehrt, entstehen unedle Triebe, die durch Reize in Gang
A~sdü~t~gen. uns vor. v·er_dorbenen Sp.eisen ~vari:t~en. Mit" der N~se neagieren gesetzt werden. · .
wu· namlich VIel empfindlicher, als WIT es Je mit dem Geschmacksinn ver- Cuauthemoo, als er von den Spaniilrn auf die Folter gespannt wurde, und
möchten. Wie gefährlich uns V·erschiedene Gerüche w.e rden könne.n wissen man ihm den Fuß vers.engte, zeigte sich als ein Ebenbild des Heraklit,
wir von den. yielen To~esfällen_, die ßurch Einatm~n giftiger Dämpfe ent- wenn dieser sagt: Eines gibt es, das die Besten allem anderen vorziehen, den
stehen: •es sei nur an die Benzinherstellung oder die Entgiftung der Wein- Ruhm, .d en ewigen, in unvergängliohen Dingen.
stöcke durch die Win21er •e rinnert. Dh Gefahren des Gaskrieges · s·eien hier Schon Paulus hat im erstiln Brief an die Korinther (Kap. 15) betont, welche
nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Zeug·en dem von seinen Gegnern angezweifelten Auferstehungserlebnis hei-
Die Gefahr ist off.ensichtlich, die uns durch Fehlen des Geruchs zutei;l gewohnt haben. J·e mehr Menschen für eine Sache zeug·en, desto glaub-
werden 'kann. Bei Nasenkrankheiten wie Schnupfen, Katarrh in den Nasen- würdiger scheint sie den anderen zu werden. Ich bin wegen meiner Methode
höhle.n u~w. ist das Aussetun der Geruchsempfindung nur vorübergehe.nd, auch stark von Gegnern und Wohlmeinenden angegriffen, hekämpft, ja ver-
aber Gehrrnerschütterungen oder Geschwulstbildungen im Stirnhirn können leumdet worden, aber ich bin ihnen dafür dankbar; denn sie haben dadurch
auch ':ollst~nd~ges Verschw~d~en des Gerueho>sinn.es zur Folge haben. Hier einerseits •e rfreulich zur Bekanntwerdung und Verbreitung der osmologischen
setzt die Wichtige und schwienge Aufgabe der Rhinologen ein, die versuchen, Methode beigetragen, anderers·eits haban sie mich selbst angespornt, :immex
M~scheLschwellungen, Wucherungen, V•e ränderungen der Schleimhaut, Vetr- tiefer in diese neue Materie einzudringen und schließlich diese Erkenntnis
krummungen usw. zu bekämp:Fen. Auch akute Krankheiten können manchmal im vorliegenden Buch niederzulegen.
Geruchsmangel hewirken, oder sie rufen seltsame Veränderungen in der Das Buch soll aber nicht eine schlicht~ Reklan1e für mein Verfahren sein,
Geruchswahrnehmung hervor. So sind Geisteskranke dafür hekannt oft sondern .es handelt sich für mich um die Zukunft dieser osmologischen
g~z eigenartig•e Gerüche wahrzunehmen. Das hängt wohl mit der Ablagerung Methode, die so wirksam, durchaus ·e infach und ung·efährlich, schlillßlich
fl1egender Stoffe und Vereiterungen in der Stirn und im Rachen zusammen. auch für jeden Preis erreichbar ist. Es giht eine ganze. Anzahl von Krank-
Hie·r ergibt sich für ·die Spezialisten der Nasenkrankheiten ein weites inter- heiten, mit denen ich mich jahr·e lang befaßt habe, aber das letzte Ziel der
e·ssantes Gebiet, auf dem, wie wir gelegentlich andeuten konnten, sch~n ganz völligen Heilung noch nicht erreicht habe. Wenn ich es auch wohl nic;ht
Außeror.d entliches geleistet worden i.st. mehr erreichen wer.de, so soll doch einer meiner Nacl1folger für die bisher
Um bei der Malerd den Effekt zu steigern, nimmt man seHen eine ein- noch nicht gefundenen Mittel die rettende F.o rmel finden; dafür sollen diese
fache Farbe, sondern kombiniert verschied·ene auf einer Leinwand welche hier niedergelegten Erfahrungen und neuen Gedanken Hinweis und An-
a!Je.rd~ngs zueinand·e r passen müssen. Sollt>•! jedoch einmal eine falsche Farbe regung sein. ,
siCh lll das GeJ?'lälde verirr·en, so streicht. man sie wider mit Leichtigkeit Bei meiner langjährigen Praxis, die mir viel Neid und Haß eingetragen
weg oder legt eme andere darübe.r. Auch m dem Reich d·e r Töne haben wir hat, ließ ich mich dennoch nicht beirren, inmler weiter zu forschen. Darum
Zus~mmenset~ungen, . die je . nach ilirer klangvollen und verschiedenartigen darf ich hier an letzter Stelle, nach den laufend von mir selber angeführteDJ
Anemander.re1hung ·ellle lustige, wehmütige oder erhebende Musik ergehen. und bezeugten Erfolgen meiner Heilmethode, auch ein Dokument von Z'\veiter
Hand sprechen lassen, das hier vor mir liegt:

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Was wir ersinn<m, sind Gesetze,
Procopio I. Elizondo Was wir erfassen - l~~ere Form -
Oberst der CavaUerie Und im Gefüge enger Sätze
und Standortältester Erstarrt die Wdt zu toter Norm.
leb bescheinige, daß der Oberstleutnant- Arzt Krumm-Heller, welcher heute
seine neue Mission im Auftrag der Regierung an der Grenze der Vereinigten Doch all das jubelfrohe Sehnen
Staaten antritt, hier Leiter des Militärhospitals war, während der letzten Das stürmend unser Herz durchdringt,
Monate. Dein .d unkles Fühlen, Hoffen, W äbJ;ten,
Es freut mich bestätigen zu können, daß er wertvolle Jleilmethoden .im Der Schmerz, der dich zu Boden ringt
.Krankenhaus einführte, dadurch die Ausgaben verminderte und diB Organi-
sation verbessert und vereinfacht h'lt. Und deine heimlichen Gedanken
Er zeichnete sich durch seine Aktivität in der Bekämpfung der Blatte~rn ·von Gottes ferner Ewigkeit,
aus und in der Behandlung unserer tapferen Soldaten, welchB vom Schlacht- , ·Die suchen jenseits aller Schranken
feld zurückgebracht wurden, mit solchem Erfolg, daß während seiner ~ätig­ Von Maß und Re.gel, Zahl und Zeit.
keit in mebr.eren Monaten keine TodesfäliB re.g istriert wurden.
Es tut uns leid, daß er nns verlassen muß. Schau in des Himmels klare Räume,
Gib all dein Denken an das Nichts I .
Constitutionelle Armee Matamoros, Tam. a 10. Febr. 1915 Dann zuckt - vielleicht - durch deme lfräumo
der Republik Mexiko Ein Funke sein•es heil'gen Lichts.
Kommandantur der Armee gez. (Unterschrift)

Ich führe gerade dieses Dokument an, weil die oben erwähnten Methoden
und Erfolge sich auf die osmologischen Heilmittel beziehen, diB ich damals
in ganz großem Umfang v·e rwerten konnte. Matamoros. ist eine ,Stadt am Rio
Grande an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, und
die angdührten Kämpfe hBziehen sich auf die innermexikanischen Ver-
fassungskämpfe, die zum Teil mit ungeheuerer Erbitterung ausgetragen
wur.den. Damab •e rregte mein Verfahren noch kein großes Aufsehen, aber
die Stimme des. obigen Laien läßt schon erk·ennen, wie einleuchtend .a uch
ihm die Sache erschien. Heute wird aber meine Methode ber·eits von viclen
.Ärzten in Amerika, teilweise auch schon in Deutschland, mit Erfolg an-
gewendet. Mein Wunsch geht dahin, daß sie immer weiter ansgebaut
werden mö.ge zum Heile der kranken Menschheit.
Während meiner Forschung·e n bei den zahlreichoo . Indianerstämmen konnte
ich nicht nur wertvolle Ergebnisse mit nach Hause bringen, sond~rn jch
habe auch gerade von den Eingeborenen durch mBine, für sie zwar nicht
völlig fremden, aber doch wunderbaren Heilvedahren, ungeahntes Vertrau~n,
ja Liebe •erfahr.e n dürfen. Vielfach lehnten kranke Indianer die Hilfe und
Behandlung ihres Stammesschamanen glatt ab und ließen nach mir, wenn
ich nicht konnte so doch wenigstens nach meiner Frau rufen, die in gleicher
Weise wie ich durch ihre heilenden Mittel osmologischer Art beliebt 1w>1r
und mich voll vertreten konnte. '
fhrem Andenken und dem mein·eS· ebenfalls verstorbenen Freundes Dr.
Friedrich Noltenius, habe ich daher die.ses Buch gewidmet. Noltenins war
beru:Een, ein Stern ersten Ranges am Himmel der deutschen Heilwissm-
schaften zu werden und seine Werke, J:umal das Buch ,,Gefühlswerte", !Sind
von besonderem Wert. Oft hatten wir Gele.g enheit, un.sere Erfahrungen aus-
zutauschen, hevor er durch einen bedauerlic11en Unglücksfall von uns ging.
Ich schließe .d aher mein Buch mit einem Gedicht, das ich seinem, obe'n
erwähnten Buch entnommen und schon vielfach ins Spanische übersetzt und
v·e rbreitet hah~:

Wirf dich dem Lehen in die Arme


Und sinne nicht auf Maß und Zahl,
Ergib das Herz dem Götterschwarme
Von Freud und Leiden, Glück und Qual.

Denn unser hochgetürmtes Wissen


Um alles., was die W.elt bewegt,
Ist ein erbarmungsloses Missen
Des festen Grundes, der uns trägt.
:135
134
ANHANG

Verzeichnis der "ätherischen Öle" in den Pflanzen


Viele Pflanzen verdanken ihren eigenartigen Geruch (Duft) den in ihnen ·
,v orhandenen starkriechenden und starkschmeckenden Stoffen, die durch Destil-
lation mit Wasserdampf als ätherische Oie aus ihnen gewonnen werden können.
Diese Oie riechen stark, haben meist ein gewürzartigen Geschmack, verflüch-
tigen sich in der Hitze und lassen auf Papier keine ölflecke zurück. In den
meisten Fällen sind die Blüten und Früchte dieser Pflanzen die ölhaltigen
II'räger, doch findet man diese Oie auch in Blättern, Rinden und Wurzeln.
Alant (I ula Helenium). Eine berühmte Heilpflanze des Altertums gegen alle
Krankheiten, denen eine Erschlaffung der Atmungs- und Verdauungs-
organe zugrunde liegt, ferner Hämorrhoiden, Lungenverschleimung. .
Gelbsucht, Wassersucht, Bleichsucht, Weißfluß, Menstruationsbeschwer-
den, Husten und katarrhliehe Entzündungen.
Anis (Pimpinelle anisum) magenerwärmend, verdauungsanregend, krampfstil-
lend. Viel verwandt gegen Magenverschleimung, Darmschwäche, Blähun-
gen, schwacher Periode, kolikartigen Zuständen, Leibschmerzen, Skor-
but, Asthma.
Amjea (arnica montania). Uraltes, vielverwandtes Heilmittel gegen Trägheit
der Unterleiborgane, Schleimfieber, Ubelkeit, Verstauchungen, rheuma-
tischen Beschwerden und nervösen Lähmungen.
Asant (Asa foetida). Suggestivmittel gegen nervöse Störungen, Hysterie, nieren-
und darmreinigend, Asthma, gut gegen Blähungen.
Bällentraube (Arbutus uva). Bei Krankheiten des Harnsystems, Stein- und
Blasenleiden, Wassersucht, Nierenkrankheiten, Blutharne, Weißfluß,
Lähmungszuständen der Harnorgane, Durchfall, Zuckerkrankheit.
Baldrian (Valeriana officinalis). Bei nervöser Schlaflosigkeit, Erregbarkeit des
Rückenmarks, Kolik, Blähungen, Veitstanz, Epilepsie, Kehlkopf-, Ma-
gen-, Unterleibskrämpfe, Schwindelanfälle, Hysterie und nervösen Ver-
stimmungen aller Art.
Basilienkraut (Basilikum ocimum) gegen Husten und Erbrechen, Entzündung•en .
der Harnwege, Fieber, Schrunden, Mundfäule, Nierenleiden, Katarrhe.
Bertramswurzel, römische (Anacylus Pyrethrum). Das bekannteste und belieb-
teste Mittel gegen Leiden der Unterleibsorgane, Erkältungen, Krämpfen,
Kolik,. Leibschmer:lien, Magenverstimmung, Blähungen, Hysterie, Blut-
flüsse und alle krampfartigen Erkrankungen.
Bienenkraut (Melissa officinalis), beruhigend bei Nervenleiden, Unterleibs-
störungen, mangelhafte Nerventätigkeit, Bleichsucht, Hysterie, Ver-
dauungsstörungen, Blähkoliken, Ohnmachten, rheumatischen Beschwer-
den und Lähmungen, Zahn-, Ohr.e n-, Kopf- und Luftwegeleiden.
Boekshornklee (Trigonella Foenum). Bei Lungenschwindsucht, Geschwüren,
Drüsengeschwülsten, Mandel- und _Rachenentzündungen, Dyphterie,
Podagra und l'heumatischen Schmenen.

137'
lJohnenkr.aut (Satureja hortensis) bei Katanhen, als Wurmmittel und bei Hanf (Cannabis sativa), bekannt in seiner berauschenden Wirkung in Rausch-
Magenkrämpfen und Kolik. mitteln, aber zugleich sehr gesundheitsschädlich. In der Heilkunde
Boldo (Penmus holdns) gegen Tripper und Leberleiden, außerordentlich stark gegen Gicht, Wechselfieber, Rheumatismus, Neuralgien und Migräne
wirkend bei Geistesstörungen, zahlreichen inneren Krankheiten. verwandt. Ferner bei Gelb.sucht, Leberverstopfung und Pollutionen.
lJoretsch (Borr.ago officinalis), harntreibend, reizmildernd und sehr gut gegen Heckenrode (Rosa canina). Zur Nieren- und Blasenr.e inigung, bei Gries-,
Masern, Scharlach, rheumatischen Schmerzen, Nierenentzündungen, Nieren- und Blaseustelnleiden, als Magenkrampfmittel, gegen Blut-
Hypochondrie und Seitenstechen. harnen, Keuchhusten, als Fiebergetränk und bei Durchfall.
Brunnenkresse (Nasturtium officinale). In vielen Zusammensetzungen mit 'Hopfen (Mumulus lnpulus). Bei Blasenblähungen, Drüs·enerkrankungen, Men-
anderen Oien gegen Skorbut, W as·s ersucht, Gelbsucht, Skrofeln, Milz- struatiousbeschwerden, Nierenkolik, Gelb6ucht, Gallensteine, Aufregun-
anschwellungen, Blutfleckenkrankheit, Schleimflüsse der Lungen, Tuber- gen, Migräne, Gliedersteifheit und langwierigen Eiterungen.
kulose und gegen Katarrhe und Brustkrankheiten. Ingwer (Zingiher officinale), ein .g utes Verdauung förd-e rndes Mittel, als Vor-
'Buche (Fagus empyreumaticus). Das Teeröl wird gegen Hautkrankheiten ver· beugungsmittel gegen Genuß fetter und schwerer Speisen. Allerdings
wandt. in größeren Mengen nicht ganz unbedenklich. Gegen ZahiLSchmerzeu
Caearilla (Kroton, croton eleut•eria), ein wichtiges MagenmitteL verwandt.
Dill (Anethu, graveolens), gegen Leibschmerzen, Kolik, katarrhliehe Zustände, .Johanniskraut (Hypericum perforatum). Bei Leber- und Nierenleiden, Gicht,
Schlaflosigkeit, Unterleibsschmerzen. Durchfällen, Blutungen, Brustverschleimung, Magendrücken, Kopf-
Diptau (Dictamnus albus). Gegen W·echselfieber, Steinkrankheiten, Weißfluß, ,s chmerzen, Nervenkrämpfen, Menstruations1eide.n, Bettnässen und Bleich-
,sucht.
Hysterie und Krämpfe.
Dostau (Origanus vulgare), krampfstillend, gegen Katarrhe der Atmungs- Kamille, echte, edle (Anthesis mobilis). Gegen W-echselfieber, hypochon-
-o rgane, Schwindsucht, Epilepsie, Asthma und schlechter Verdauung, drische und hysterische Aufregungen, Diarrhoe, schlechte Verdauung
Rheumatismus und Leibschmerzen. und Menstruationsschmerzen.
EberWiUrz (Carlina acaulis), ein lösendes Mitl{el gegen Erkrankungen der Klette (Lappa officinalis), schweiß- und harntreib.end, blutreinigend, bei
Nieren-, Harnorgane und Magenleiden, ferner gegen Bandwürmer, Gicht, Syphilis, Steinkrankheiten, Flechten, Ausschlägen, Rheumatismus.
Hautkrankheiten und Katarrhen. Koriander (Coriandrum sativum), ein krampftstillendes Mittel gegen Magen-
.Efeu (Hedera helix), .gegen Katarrh, Podagra, Rachitis, Abzehrung der Kinder, und Darmverschleimung, Durchfall, fe'hle.nde Periode, Wechselfieher.
Läuse und Krätze, Gesehwür.e, Hautkrankheiten. Kreuzblume, bittere (Polygala amara), bei Lungen-, Brust- und Nierenleiden,
Engelwurz (Angeliea archang-elica), wirkt besonders err.egend auf alle Abson- Krankheiten ,d er Atmungsorgane, Blutspeien, Wassersucht, Rheuma-
derungen, blutr-e inigend und gegen Wechselfieber, Bleichsucht, Schwäche, tismus.
Erbrechen, Kolik, Nerv·enerkrankungen mit Kraftlosigkeit, Lungenver- Kümmel (Carum earvi), gegen Koliken, Krampferscheinungen, mangelhaftec
schleimung und ehron. Luftröhr-e nentzündungen, Gicht, Skorbut, rheu- Periode, Blähungen, schlechter Verdauung, Appetitmangel, Leib-
matische Beschwerden und unter·d rückte Hauttätigkeit. schmerzen.
Eucalyptus (eucalyptus globulus). Infektionskrankheiten-, Bronchial- und Lärche (Larix decidua). Im Gebrauch gegen Gallensteine, Krankheiten dec
Lungenleiden, Rheumatismus. Harn- und Geschlechtsorgane, sowie Ischias und auch Lungenkrank-
Fenchel (Foenicnlum officinale).' Im Gebrauch bei Brustleiden und Erkältun- heiten.
gen, Husten und Leibkrämpfen, Blähungen und Koliken, Unterleibs- "Lavendel (Lavandnla vera), viel gebraucht gegen Blutandrang, Kopfschmerzen,
schwäche, Darmkrämpf-en und Augenschwäche. Migräne, nervöser Aufregung, Epilepsie, Hypochondrie, Melancholie,
.Fichte (Pinus abies), ihr 01 wird gegen Lungenv-e rschleimung, Hautausschlägen, Ver.d auungsschwäche.
Flechten und bei Rheumatismus verwandt. Latschenkiefer siehe Fichte.
Flieder odllr Holunder (Samhucus nigra). Seit Jahren in der Volksheilkunde Lehensbaum (Thuja occidentalis), zur Verhinderung von Fehl- und Früb-
vielfach verwandt, hauptsächlich gegen Husten, Heise·r keit, Kopf- .g eburten, Menstruationsbeschwerden.
schmerzen, Schnupfen, Nasen-, Brust- und Luftröhrenkrankheiten, Leinkraut (Linnria Vulgaris). Gegen Hautkrankheiten, Wassersucht, Gelb-
Zahn- und Kopfs.chmerzen, Fallsucht, Wassersucht und Fettleibigkeit, sucht, Blasensteine, Hämorrhoiden, Drüsenerkrankungen.
Halsgeschwüren und Mandelschwellungen. Lilie, weiße (Lilium candidum). Mit Erfolg in Anwendung gegen Hexenschuß,
-Föhre (Pinus silvestris), anzuwenden bei Luftröhrenkata!J.'rh, Raobitis, Rheuma- Gicht, Anschwellungen, Verr-enkungen, Geschwüre, Rotlauf, Krämpfe,
tismus, auch .gegen Gicht, Ohrenfluß, Asthma, Ischias. Leibschmerzen. '
Galgant (Alpinia officinarum). Gegen Erkältungen des Magens, bei mangel- Linde (Tilia grandifolia). V.orzugswei·se bei katarrhalischen Erkältungen,
hafter Periode, bei Ohnmachten, Schwindel und zur Förderung des Schnupfen, chr·on. Husten, Verschleimung ·d er Lungen und Bronchien,
Appetits·. W as.sersucht, Epilepsie.
Gauchheil (Anagallis arvensis). In großen Gaben sehr ~iftig, aber auch gut Löffelkraut (Cocblearia officinalis). Ver-d auungsfördernd, bei Magenkrämpfen,
wirksam gegen Wassersucht, Steinbeschwer-den, G1cht, Epilepsie, Mast- Untätigk·eit der Nieren, Blasenverschleimung, Griesbildung, Auflocke-
darmvorfall, Fieber, Leberverhärtung und Unterleibsstockungen. rung und Verdickung der Hamröhrschleimhaut, Skorbut.
Ginster (Genista germanica), zu verwenden wie die Heckenrose. Lorbeer (Laurus nohilis). In Gebrauch g-egen Magenverstimmung, Wechsel-
Goldrute (Solidago virgaurea), gegen Nieren- und Steinleiden, Gelbsucht, fieber, Kolik, Lähmungen, rheumatische Schmerzen, Verrenkungen,
Halsentzündung, Husten, Skrofulose, Ruhr, Blutspucken, Zuckerkr<tnk- Krätze.
heit, Sand, Gries, Asthma, Bettnässe, Krupp, bei allen Rachen- und "Liebstöckel (Levisticum officinale), im allgemeinen zu verwenden wie Eng-
Schlun-dleiden. wurz.

139
Maiglöckchen (Coovillaria majalis). Ein wirksames Mittel gegen Herzleiden, , 'Bibernello, kleine (Pimpinella saxifraga) wi-e bei Anis.
Epelipsie, Nierenleiden, Wassersucht, nervöses Herzklopfen. Quendel oder wilder Thymian (Thymus serpyllum). Bei Blutarmut, Husten,
Majoran, echter (Origanum majorana), magenstärkend, schweißtreibend, daher Blasenerkrankungen, Gallensteinbildung, Schwindel, Migräne, Nieren-
besonders hei Katarrhen, Nervenschwächen aller Art, Drüseusohwellun- leiden.
_gen, Lähmungen ,des ,Unterleib.es, .Stockschnupfen, Nasenvers.topfung. Rainfarn (Tanacetum vulgare) wie Be1·tramwurzel.
Mandelbaum (Amygdalus commnnis)., als reizmildernde Mittel ,verwandt und Raute (Tnta graveolens), sehr stark, nur vorsici,J.tig zu verwendendes Mittel
bei Fieherkrankheiten, Nierensteinen, Krankheiten der Harnorgane, gegen Schwindel, Blutandrang zum Kopf, Herzklopfen, Unterleibsbe-
Urinbeschwerden, Krampfhusten, Tripper. schwerden, Skorbut, Atmun~beschwe.rden, Nervenleiden, Unterleibs-
Mistel (Viscnm album). Viel verschrieben gegen Epilepsie, Krämpfe aller Art, stockungen.
Blutstörungen, Blutflüsse· und bei zu stark·e r Meus.t ruation. Ringelblume (Calendula officinalis), bei Unterleibsstockungen, Skrofeln, man-
Möhre (Dancus carota). Altes Volksheilmittel gegen Katarrhe, Lung·e nentzün-- gelnder Periode, Veitstanz, Schwäche, Erbr·echen, Gebärmutterverhär-
,d ung, Hartleibigkeit, Bleichsucht, Krehssohaden, Eingeweidewürmer, tung, Brustkrebs, Hautkrankheiten und Geschwüren.
Rachitis, Magendarmstörungen. Rosmarin (Rosmarinus officinalis). Bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen,
Myrrhenbalsambaum (Myrrha Nees). Schon im Altertum viel verwandt beL Krankheiten der Unterleibsorgane, Rheumatismus, Wassersucht, Herz-
Verdauungsstörungen, Leberschwdlungen, Darmversch1eimung, Blasen- , leiden, Epilepsie, Lähmung·e n und ausbleibende Periode.
Lungen-, Gebärmutterverschleimung, Hämorrhoiden, trägem Blutum- Roßfenchel (Oneanthe phellandrium). Gegen Schwindsuoht, Blutspeien, Keuch-
lauf, Lungenschwindßucht, Geschwüren, Knochenfraß, Hautkrankheiten. husten, Bronchialkatarrh, Brustverschl.eimung, Sch1eimflüssen, skrofu-
Myrt~ (Myrtus communis), bei Durchfall, Darmkatarrh, Lungenbrand, fauliger lösen Wunden, Wechselfieber, Blähungsbeschwerden, Husten.
Entzündung de~r Lungenschleimhaut, Wassersucht. Safran (Crocns sativns). Schon im Altertum mit erregender, nervenbeleben-
Nelkenbaum (Caryophyllus aromaticus). Für V·e rdauungsstörungen, Glieder- der und krampfstillender Wirkung, verwandt bei Schwindel, Blut-
schwäche, Zahnsohmenen, Reißen, Blähungen, Zungenlähmung. andrang, Schlafsucht, Blutwallungen, Keuchhllßten, Krämpfen.
Odermennig (Agrimonia eupatoria). Schon bei Griechen und Römern in Salbei (Salvia officinalis), hlähungstreibend, fäulniswidrig, schweißtreibend, ge-
Gebrauch gegen Leherleiden, Mage.n katarrh, Rheumatismus, Unterleibs- braucht gegen Nachtschweiß, Durchfall, Husten, Leb·er- und Nieren-
stockungen, Diarrhöen, Milzleid·en, Blutflüssßn, Nier·e nkoliken, Ruhr, krankheiten, Grippe, Keuchhusten, Skorbut, Mundfäule, Zahn- und
Bettnäsose, Lungen- und Leberabszessen, Rachenfäule, Speichelfluß, Gaumenleiden.
_geschwollene Mandeln. Sandelbaum (Santalum albnm). Ein altes indisches Heilmittel zum Schweiß-
Orange, gemeine (Citrus amantium). In vielfacher Anwendung bei Epilepsie, treiben, hei Hautkrankheiten, gegen Tripper- , Blasen- und Harnröhren-
Magenkrämpfen, Leib- und Magenschmerzen aUe.r Art, zur Stoffwechsel- entzündung, bei chron. Darmkatarrh und Entzündung der Vors.t eher-
förderung, bei Koliken. drüse.
Orange ,siiß (Citrus sinensis), sehr wirksam bei Halskrankheiten, geg;m Sandelholzbaum (Ptcrocarppus santalinns) gegen Tripper, ühermäßige Periode,
krampfhafte Zuckungen und Anfälle bei Schwangeren, Ubelkeit, ver- Bluthusten.
dorbene-r Magen, Zahnfäule, üblen Mundgeruch.
Sanikel (Sanicnla emopaea). Bei Magengeschwüren, Durchfall, Blutspucken,
Pappel, echte (popnlus nigra). Harn- und schweißtreibende Wirkung, bei Schwindsucht, Lungenkrankheiten, Syphilis, Gehärmutterleiden, Nieren-
allen Erkrankungen der Harnorgane, Bronchialkatarrh, Hautaus,schlag, bluten, Blutharnen, Veitstanz, Brust-, Magen-, Darmverschleimung,
Gicht, Rheumatismus, Sodbrennen, Blähsucht, Brechneigung, Kopf- Aus·s chlägen, Geschwürren, Halskrankheiten, Mund- und Zahnkrank-
schmerz, Magenbeschwerden. heiten.
Pastinak (Pastinaca aativa), gegen Schwindsucht, Steinleiden, Fieber. 'Schafgarbe (Achilles millefolium), altes Heilmittel gegen Darmkatarrh, Bleich-
Perubalsam (Balsanum pernvianum) .gegen Hautkrankheiten, auch viel als . sucht, Fieber, Gicht, Blutfluß, \Vechselfieher, Rheumatismus, Hysterie,
Fixator in der Riechstoffabrikation verwandt. Hämorrhoiden, Bettnäs.sen, Verdauungsbesc'hwerden, Krämpfen.
Petersilie (Petrosilinum sarivum). Seit ältester Zeit in der Medizin gegen Schwertlilie (Iris ge~manica) , bei Zahnleiden anwendbar, gegen Wassersucht.
Verdauungsschwäche, Blutumlaufstörungen, Steinleiden, Milz-, Leber-, Sternanis (Illicium verum). Gegen Brustkrankheiten, Katarrhe, Unterleibs-
Nierenleiden, Harnzwang, Nierenwassersucht, Gelbsucht, Harnröhren- krämpfe, besonders bei Schwangeren.
und Vorsteherdrüsenentzündung, Blasenstein, Drüsengeschwülste, ent-
zündete Augen. ·senastrauch (Cassia angnstifolia). Abführmittel, anregend, Kolik, Brustkrank-
Pfeffer, schw.aner (Piper nigrum), schon in der alten griechischen Medizin heit, blutrei.nli,gend.
gegen Wechselfieber, Hämorrhoiden, als stärkendes Magenmittel ver- Steinklee (Melilotns officinalis), wie Bockshornklee zu gebrauchen.
wandt. Stiefmütterchen (Vioia tricolor), gegen skrofulösen Ausschlag, Hautleiden,
Pfeffer, spanischer (Capsicum annnm). Bei Verdauungsstörungen, chron. Er- Milchschorf, Kopfgrind, Flechten, zur R·Ciinigung der Nieren, bei Fieber,
brechen, Cholera, Rheumatismus, Faul- und Wechselfieber, Lähmungen, starkem Schweiß, Frieselausschlag und .vielen Hautleiden.
Halsentzündungen. 'Taubnessel, weiße (Lamium album). Gegen Ausschlag bei Kindern, Blutarmut,
Pestwurz (Petasites officinalis). Gegen Drüsengeschwüre, Gicht, Husten, Skrofeln, W·e ißfluß, Milzetkrankungen, Brustbeschwerden.
Heiserkeit, Harnbeschwerden und bei unterdrückter Menstruation. Thymian, echter (Thymns vulgaris). Bei Kolik, Kopfschmerzen, Mag.enkrampf,
Pfefferminze (Mentha piperita). Eine der wichtigsten Pflanzen, hauptsächlich Sfrofulose, hartnäckigem Hust,en, K·euch'husten, Tuberkulose.
verwandt bei Magenkrämpfen, Blähsucht, Unterleibsschmerzen, Ver- 'Tolubalsam (Myroxyion balsamnm), ähnliche Wirkung wie der Perubalsam,
daunngsbeschwerden, Gebärmutterkolik, Kopfschmerzen, Ohre.nleiden,
Durchfall, rheumatische Schmerzen, Rotlauf, Untätigkeit der Därme. und bei Atmungserkrankungen.

140 141
Veilchen, wohlriechendes (Viola odorate). Stark verwendet g.egen Husten.
Bronchialkatarrh, Schwindsucht, P-odagra, Schlaflosigkeit, il"heumatischerr
und gichtis-chen Beschwerden, bei geschw-ollenem Hals und Mandeln.
Wacholder (Juniperus communis). Die Be.e ren gehen, verarbei tet, ein gutes
Mittel gegen Kopfschmer2'Jen, ~agendrücken, Blähsucht und hei Blasen-
leiden.
Waldmeister (Asperula Odorata). Bei Neuralgien, Schwindelanfällen, Hysterie,
Wassersucht und Unterleibss.törung-eu, Migräne, Leherverstopfungen,
~lbsucht, Brustheschwe:rden, Harngries.
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'Krebs: Gurke (Cucumis sativus), Kürbis (Curcwbita Pepo), Melone (C. Melo),
.Skramlik,· von: Tabulae Bio1ogicae. Ed. W. Junk. 1925.
alle Wasserpflanzen wie Binse (Juncus), Seerose (Nymphaea alba), Kohl
(Brassica cleracea), Pilze (Fungi) .
.Löwe: Anis (P. Anisum), Kamille (Matricaria chamonilla L.), Primel (Primula
officinalis Jacq.), Asphodel (Asphodelus L.), Dill (Anethum graveolens),
Heckenr-ose (Rosa canina L.), Augentro-st (Euphrasia officinalis L.),
Fenchel (Foeniculum officinale All.), Lavendel (Lavandula vera De Can-
dolle), Gelber Flieder (Sambucus racemosa L .), Mohn (Papaver somni-
ferum L.), Chrysantheme (Chrysanthemum), Minze (Mentha piperita),
Mistel (Viscum album), Petersilie (Petroselinum sativum Hoffm.), Gauch-
heil (Anagallis arversis L.), Rose (Rosa centifolia L .), Sonnenblume
(Helianthus annuus), Edelobst, Eiche (QuercUJS pedunculata Ehrh.),
Holunder (Sambucus nigra L.).
Jungfrau: Endivie (C. Eudivia), Hirse (Panicum miliaceum), Hartriegel (Li-
gustrum vulgare L .), Kopfsalat (Lactuca sativa), Waldgeißblatt (Lo.ui-
cera), Sandelholz (Snatalum album), Baldrian (Valeriana, Triticum
sativum L.), Gerste (Hordeum vnlgare L.), Hafer (Avena sativa L.),
Roggen (Secale cereale L .), Reseda (Reseda odorata), Apfelbaum (PirUJS
malus L .).
Waage: Brunnenkresse (Nasturtium officinaJ.e R. Brown), Rose (Rosa centifolia
L.), Erdbeere (Fragaria vesc.a L.), Primel (Primula officinalis Jacq.),
Rebe (Clematis), Veilchen (Viola, Viola tricola), Melisse (Melissa offici-
nalis), Zitronenbaum (Citrus), Stiefmütterchen (Violo tricolor L.), Lilie
(Lilium candidum L.).

144 .10
145
Skorpion: Schlehe (Prunus spinoaa L.), Rübe (Daucus carota L.), Heidekralllt Venus: Gern. Eibisch (Altheea officinalis L.), gern. Klette (Lappa officiualis
(Erica montana), Bohne (Phaseolus vulgaris L.), Bromheerstaude (Rubus AU.), gern. Waldmeister (Asperula odorata L.), Artischocke (Car!ina
fruticosus L.), Lauch (Allium porrum L.), Waid (lsatis), Absinth (Ab- acaulis L.), Schafgarbe (Arcbillea millefolium L.), Erle (Ainus glutinosa),
sintbium L.), Br·ennessel (Urtica urens L.), Distel (Carduus marianus L.) Bärwurz (Silans pratensis), Poleiminze (Pulegium vulgare), Sauerkirsche
Gift- und Arzneipflanzen, Ahorn (Acer Pseudoplatanus). ' (Prunus cerasus L.), Schlüsselblume (Primula veris L.), Hasenklee
Schütze: Odermenning (Agrimonia eupatoria L.), Begonie (Begonia), Malve (Oxalis acetosella L.), Maßliebchen (Bellis perennis L.), Männertreu
(Althaea rosea Cavanilles), Buche (Fagus silvatica L.), Palmen (Palmae). (Eryngium. campestre L.), Rainweide (Ligustrum vuJ.gare L.), gern. Lab-
kraut (Gahum verum L.), großer Wegerich (Plantago major L.), Seifen-
Steinbock: Schierliug (Conium maculatum), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger L.), wurzel (Saponaria officinalis L.), Knabenkraut (Orchis M~tscula L .)
Belladonna (Atropa belladorma L.), schwarzer Mohn (Papaver), Fichte Weizen (Triticum sativum Lam.), Quendel (Thymus serpyllum L.), Erd~
(Pinus abies L.), Pappel (Malva silvestris L.), Zypresse (Cupressus sem- beere (Fragaria vesca L.), Pfirsich (Prunus persica), Birne (Pirus com-
pervirens L.), Efeu (Hedera felix L.), Kiefer (Pinus silvestris L.). munis), Pflaume (Prunus domestica), Kirsche (Prunus avium), Akelei
Wassermann: Indische Narde (Nardostachus Jastamansi DC.), Myrthe (Myrtus), {Aquilegia vulgaris L.), Bohnen (Phaseolus vulgaris L.), Birke (Betula
Alpenr-ose (Rhododendron), Kakteen (Cacteae). alba L.), Bruchkraut (Agrimonia eupatoria L.), Brombeere (Rubus fruti-
Fische: Alle Seepflanzen und Gräser, Farnkraut (Filices) und Moose (Musci- cosus L.), Erdefeu (Glechoma hederacea L.), Erle (Ainus glutinosa),
neae)z die im W.asser wach-:en, He·r~stzeitlose (Colchicum autumnale L.), . Flieder (Sambucus), Fieberkraut (Gentiana Centaurium), Tausendgülden-
Orchideen (Orcbidaceen), Mimose (Mimosaceae), Ulme (Ulmus campestris). kraut (Erythraea Centaurium), Feigwarzenkraut (Ficaria verna Hudson),
Flöhkraut (Mentha Pulegium), Fingerhut (Digitalis), Franeumantel (Al-
Sonne: Mandel (Amygdalus communis L.), w .a ldengelwurz (Angelica silvestris chemilla vulgaris L .), Gundelrebe (Glechoma hederaceum L.), Herbst-
L.), römische Kamille (Anthemis nobilis L.), Herbstzeitlose (Colcbicum zeitlose (Colcbicum antunmale L.), Huflattich (Tussilago farfara L.),
antunmale L.), gern. Flockenblume (Erythroea Centaurium), gern. Schöll- Kastanie (Aesculus bipocastanum L.), Kreuzkralllt, Kreuzenzian (Gentiana
kraut (Chelidonium majus L.), Ringelblume (Calendula officinalis L.), cruciata L.), Klettenkraut (Agrimonia cupatoria L.), Minze (Mentha
S~mnentau (Drosera rotundif.?Iia L.), gemeine Natterwurz (Polygonum crispata), Mohn (Papaver somniferum L.), rote Ochsenzunge (Anchusa
biStorta L.), Hartheu (Hypencum perforaturn L.), gemeiner Wacholder · tinctoria Desf.), Ruhrkraut (Potentilla reptans), Ringelblume (Calendula
(Juniperus communis L.), gemeine Walnuß (Juglans regia L.), gem-eine ·o fficinalis L.), Storchschnabel (Geranium Robertianwn L.), Roggen
Esche (Fraxinus L.), Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.), Pestwurz (Secale cereale L.), Sauerampfer (Rum.ex aoetosa L.), wilde und stin-
(Betasites officinalis), Sonnenblume (Helianthus annuus), Angelika (An- ~ende Taubnessel (Lamium), Veilchen (Viola), Weizen (Triticum vulgare
.gelica siJv.e stris L.), Blutwurz (Potentilla torme.ntilla), Klee (Trifoleum) Villars).
Lorbeerbaum (Laurus nobilis L.), Mistel (Viscum album L.), Olbau~
(01~~ eu~opaea L.), Päonie (Paeonia), Gichtrose und Pfingstrose (Paeonia Mars: W,e rmut (Artemisia absinthium L.), Aloe (Aloe ve ra L.), Windröschen
offlcmahs L.), Raute (Ruta graveolens), Rosmarin (Rosmarinus officinalis (~emone), gefleckter Aronstab (Aron maculatum L.), Knoblauch (Allium
L.), Sternblume (Aster L.), Tausendgüldenkraut (Erythrea Centauriwn' satlvum L.), rotbeerige Zaunrübe (Bryonia alba L.), Heildistel (Carbenia
Persoon), Weinrebe (Vitis vinifera L.). henedicta), stinkender Storchschnabel (Geranium Robertianum L.), Sauer-
Mond: Gurke (Cucumis sativus L.), Mistel (Viscum album L.), Wiesenschaum- dorn (Berbe·ris vulgaris L.), Weißdorn (Crataegus), Flockenblume (Ery-
kraut (Cardamine pratensis L.), Salat (Lactuca sativa), Gelbveigelein throea Centaurium), Meerrettich (Cochlearia armoracia L.), Gnadenkraut
(Cheiranthus), Kohlportulak (Podulaca oleracea L.), echte Bärenklaue (Gratiola officinalis L.), Hopfen (Humulus lupulus L.), gelber Enzian
(Heracleum Sph~ndyduim L.), dunkelfarbige Winde (Convoluvus), Storch-- (Gentiana lutea L.), Koriander (Nigella sativa L.), Senf (Erysimum offi-
s~hnabel (Geramum Robertianum L.), Kürbis (Cucurbita pepo L.), jähr.
cinale L.), Tabak (Nicotiana), Sadabaum (Juniperus sabina L.), Nessel
Erngekraut (Mercuria!is annua L.), Brunnenkresse (Nasturtium officinale), (Urtica urens), Flachs (Liuum catharticum L .), Baldrian (Valeriana offi-
Natternzunge (Ophiaglossum vulgatum), Steinbrech (Saxifraga), Wasser- . cinalis L.), blasenziehender Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus L.), schar-
lin~e ~emnaceae), Weißweid-e (Salix alba), viele Wasserpflanzen, Berg-
fer Hahnenfuß (Ranunculus sceleratus L.), Färberröte (Rubia tinctorum
knoter~ch (Polygonum), Goldlack (C. Cheiri L.), Gänseblümchen (Bellis
L.), Rhabarber (Rhenum officinale Baillon), Basilienkraut (Ocimum basi-
per.enniS L.), Fetthenne (Sedum), Hundszunge (Cynoglossum officinale licum L.), Berberitze (Berberis vulgaris L.), Buchsbaum (Buxus semper-
L.), Lattich (Lactuca sativa L.), Lilien (Lilieae), Labkraut (Ga!ium vir.ens L.), Fichte (Pinus Abies L.), Ginster (Genista Germanica L.),
verschiedene Arten von Kresse (Barbaraea vulgaris R. Br.), Lauch
v·eru~), Mausöhr1e~ (Hierac~um pilosella. ~.), 'Yeißer Mohn (Papa ver
so~iferum L.), Veilchen (VIola), Wasserlilie (IriS pseudacorus), Weide
(Allium porrum L.), Meisterwurz (Imperatoria ostruthium L.), Stech-
(Sahx puppurea L.), Wintergrün (Hedera felix L.). ginster (Genista germanica L.), Zwiebel (Allium Cepa L .).
Merkur: Gern. Sellerie (Apium sraveolens L.), Eberraute (Artemisia abrotanum Jupiter: Gern. Spargel (Asparagus officina.Ies L.), Schwalbenwurz (Vincetoxi-
L.), Gartendill (Anethum), Wurmfarn (Aspidium fi!ix mas Sw.), Mai- cum officinale Moench), Odermennig (Agrimonia cupatoria L.), Aprikose
.g löckchen (Convallaria majalis L.), gern. Haselnuß (Corylus avellana L.), (Prunus armeniaca), Ahorn (Acer campestre), gern. Betonie (Betonica
Feldkü=el (Carum Carvi L.), gern. und stach!. Süßholz (Glycyrrbiza officina!is L.), Bor.etsch (Borrago officinalis L.), eßbare Kastanie (Casta-
glabra L.), Hundszunge (Cynoglossum officinale L.), Mohrrübe (Daucus nea vulgaris), gern. Feige (Ficus), Roßkastanie (Aesculus), Jasmin (Jas-
carota L.), Petersilie (Petroseliuum sativum Hoffm.), Glaskraut, ·wilder minum), gelber Steinklee (Melitus officinalis), echte Nelkenwurz (Geum
!fhymian (Thymus serphyllum L.), gern. Fenchel (Foeniculum officinale urbanum L.), Rose (Rosa centifo!ia), Lungenkraut (Pulmonaria offici-
All.), Lavendel (Lavendula vera de Candolle), Gartenbohnenkraut (Sa- nalis), Zitronenmelisse (Melissa officinalis), Ysop (Hyssopus officinalis
~reja h~r~ens~ L.), And?t:n (Marrub~u~ vulgare L.), Baldrian (Vale- L.), Lebermoose (Hepaticae), Löwenzahn (Taraxacum officinale), Fin-
riana officmahs L.), Endivie (C. Endivu), Hafer (Avena sativa), Huf- .g erkraut (Potentilla reptans L.), Zuckerrohr (Saccharum officinarum),
lattich (Tussilago farfara L.), Frauenhaar (Adiantum Capillus Veneris Hirschzunge (Scolopendrium vulgare), Hauswurz (Sempervivum tectorum
L.), Majoran (Origanum majonna L.), Maulbeere (Morus alba), Myrthe L.), Gartensalbei (Salvia officinalis L.), Quecke (Triticum repens L.),
(Myrtus co=unis L.), Pastinak (Pastinaca sativa L.), Wolfsmilch (Eu- Rainfarn (Tanacetum vulgare L.), Anis (Pimpinella anisum L.), Benedik-
phorbia), Alraun (Mandragora officinalis L.), Gamander (Maurum verum) . . tenkraut (Cnicus benedictus L.), Distel (Carlina acaulis L.), Eiche (Quer-

146 10• 147


cus), Frauenminze (Tanacetum balsamita L.), Heidelbeere (Vacciniurm
mytillus L.), Kerbelkraut (Herba Cerefolii), Leberkraut (Eupatorium
canabinum L.), Myrrhe (Myrrha), Sauerampfer (Rumex acetosa L.),.
Salbei (Salvia officinalis), Schwalbenkraut (Chelidonium majus L.),
Stechapfel (Datura stramonium L.), rote Rose (Rosa purpura).
Satnrn: Echter Eisenhut (Aconitum uapellus L.), Samtblume (Viola tricolor),
Tollkirsche (Atropa belladonna L.), Quitte (Cydonia vulgaris L.), Hanf
(Cannabis sativa L.), Hirt·e ntäschchen (Capsella bursa pastoris Moench),
gefleckter Schierling (Conium maculatum), Buche (Fagus silvat ca. L.),
Tüpfdfarn (olypodium vulgare L.), schwarze Nieswurz (Helleborus
niger L.), deutsche Mispel (Mespilus germanica L.), schwarzes Bilsen-
kraut (Hyoscyamus niger L.), Stechpalme (Ilex aquifolium L.), Efeu.
(Hedera helix L.), Schachtelhalm (Equisetinae), Schlehdorn (Prunus Inhaltsverzeichnis
spinosa L.), Königsk:erze (Verbascum Thapsus L.), Taumellolch (Lolium
temulentum L.), Feldulme (Ulmus campestris), betäubender W·e gerich
(Plantago), ital. Maiblume (Convallaria majalis), Schwarzwurzel (Scariolw I. Te i 1 : Ge s c h i c h t e d e r R i e c h s t o f f e in Re 1 i g i o n
hispanica), Schwarzpappel (Popupus niger), Tamariske (Tamaricaceae)" und Kultur
Habichtskraut (Hieracium pilosella L.), Pappel (Populus), Schwertlilie W·e ihrauch im Kultus des Alten Testaments . . 9
(Iris germanica), Stiefmütterchen (Viola tricolor), Schachtelhalme (Equi- Das Duftsymbol in den Religionen des Altertums 11
setinae), Schlehe (Prunus spinosa L.), Schlangenwurz (Polygonum bistor- Duftstoffe und Salben in der orthodox•en Kirche 13
ta L.). Duft- und Riechstoffe im Kultus d·es Buddhismus 16
Riechstoffe bei Mayas, Inkas und Azteken . . . . . . . . . 21
Der Handel mit Räucherstoff.en im Altertum und Mittelalter 24
Kultische Duftpflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Kultus und Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
II. Te i 1 : G •e ist i g e und materielle Grund 1 a g e n
der Riechstoffheilkunde
Eigene Heil- und Abwehrkraft unseres Organismus 37
Die Entelechie als Heilenergie 43
Die osmetischen Strahlen . . 47
Der Atem als Duftträger . . . . . . 55
Die Beziehungen zwischen Pflanzen und Sternen 60
Riechstoffe und Töne . . . . . . . . . . . . 65
Chemie der äthe·rischen öle . . . . . . . 69
Chemische Analysen . . . . . . . . 74
111. Te i 1 : M e d i z in i s c h e An wen d u n g u n d H e i 1 -
verfahren
Das Geruchsorgan 87
Geruch und Gefühl 90
Geruch und Seeie . . . 95
Alte und neue Heilungsmethoden 103
Heilung durch Riechstoffe . . . . 111
Riechstoffheilungen in alLer Welt 119
Schlaf und Traumzustände . . . 127.
Ausblicke für das neue Verfahren 131
Anhang
Verzeichnis der "ätherischen öle" in den Pflanzen . 137
'Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Verzeichnis einiger Pflanzen nach ihrer Zugehörigkeit
zu Tierkreiszeichen und Planeten . . . . . . . . . 145

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