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DAS MÄRCHEN

Das Märchen ist ein Genre der Kurzerzählung; es entstand als Volksdichtung und lebte bei nahezu allen
Völkern meistens in mündlicher Überlieferung.

Charakteristisch für das Märchen ist eine einfache ethische Norm: das Gute, Anständige, Humane wird belohnt;
das Böse, Ungerechte, Inhumane bestraft. In Märchen werden Lehren und moralische Anweisungen vermittelt,
und damit erfüllen sie in allen Zeiten eine wichtige erzieherische Aufgabe.

Die Darstellung der Erlebnisse des Haupthelden macht die Handlung aus, die zeitlich und örtlich nicht
konkretisiert wird. Dabei zeigt sich die Vorliebe für das Phantastische, Abenteuerliche, Wundersame. Auf diese
Weise realisieren sich Wunschträume der einfachen Menschen von einem besseren Leben, Glückssehnen nach
Freiheit und Gerechtigkeit, wodurch das Phantastische, als künstlerisches Hauptprinzip des Märchens, mit dem
realen Leben verbunden wird.

Die Märchen widerspiegeln die Lebensbedingungen und die Weltanschauungen der Völker unter verschiedenen
Gesellschaftsverhältnissen; darum weisen sie neben nationalbedingten Besonderheiten auch gemeinsame
Merkmale auf. Bei allen Völkern gibt es Märchen, die die Kraft der Bruderliebe, die Bewährung der Treue, die
Unbeirrbarkeit der Liebe, die Mutterliebe, den scharfen Bauernsinn, die belohnte Tugend und die unbelohnt
bleibende Untugend zeigen. Bei allen Völkern ist das Volksmärchen eng mit der Geschichte der menschlichen
Gesellschaft verbunden. Dementsprechend bildeten sich bestimmte Märchentypen heraus.
 Die Zaubermärchen stammen aus der Zeit der Gentilordnung und widerspiegeln den Glauben an
Geister, Elfen, Zwerge, Naturgötter u.a.m.;
 die Tiermärchen entstammen der Zeit, als der Mensch begann Tiere zu zähmen («Der Wolf und die
sieben jungen Geißlein»);
 mythologische Märchen haben ihren Ursprung aus der Zeit des Beginns unserer Zeitrechnung
(«Dornröschen»);
 Königsmärchen – aus der Zeit des Feudalismus («König Drosselbart»);
 sozial-kritische Märchen stammen aus der Zeit des heranwachsenden Kapitalismus («Der Teufel und
der Drescher»).
Im Aufbau der Märchen seien die folgenden Züge unterstrichen:
o der typische Held, dazu auch typisierende Namen der handelnden Personen (der Bauer, der
Handwerker, der Teufel, Rumpelstilzchen, Aschenputtel);
o der jähe Übergang vom Traurigen zum Heiteren;
o die dreimalige Wiederholung (die Dreizahl);
o Erlösungen (Rückverwandlungen der Verzauberten – «Dornröschen», «Der Froschkönig, oder Der
eiserne Heinrich»);
o der Kontrast, der typisierend wirkt, und die Gestalten mit jeweils nur einer stark betonten Eigenschaft,
aus der andere Eigenschaften der Figur erschlossen werden.

Die Sprache der Märchen ist volkstümlich, mit umgangssprachlichen und veralteten Elementen. Die übliche
Einleitungsformel ist «Es war einmal..».. Der Kontrast realisiert sich sprachlich in Gegensatzpaaren gut – böse,
arm – reich usw., die als Klischees auftreten. In der deutschsprachigen Literatur wurden die Volksmärchen um
die Wende vom 18. zum 19. Jh. gesammelt (J. Musäus, Brüder Grimm).

Von dem Volksmärchen ist das Kunstmärchen zu unterscheiden. Das Kunstmärchen ist Schöpfung eines
Dichters und existiert von Anfang an in literarischer Gestalt. Es nutzt Motive, Figurentypen und die
Erzählweise des Volksmärchens, ist aber in stärkerem Maße an die Zeit seiner Entstehung, Weltanschauung
und künstlerische Methode des Autors gebunden.

Das Kunstmärchen erlebte seine Blüte in der Romantik. In der deutschen Literatur sind die Märchen von J.
Musäus, C. Brentano, W. Hauff, E.T.A. Hoffmann, L. Tieck, F. Novalis bekannt.
In der spätbürgerlichen Literatur verlor das Kunstmärchen mehr und mehr an realistischem Gehalt. Im 20. Jh.
werden in den Kunstmärchen Probleme von Moral, Ethik und vor allem Fragen der Kunst aufgegriffen Einer
der bekanntesten deutschen Kunstmärchenautoren des 20. Jhs ist Hermann Hesse. Er hat eine neue Art des
Kunstmärchens geschaffen das spekulativ philosophische Märchen. Er stützt sich dabei auf die
Tiefenpsychologie von K. G. Jung.

Lernen Sie: das Volksmärchen, das Kunstmärchen, das Zaubermärchen, das Tiermärchen, das mythologische
Märchen, das sozialkritische Märchen, die mündliche Überlieferung, die Dreizahl, die Erlösung, die
Einleitungsformel

Jacob Grimm (1785–1863)


und Wilhelm Grimm (1786–1859)
Jacob Grimm, Begründer der Germanistik als Literatur- und Sprachwissenschaft, und sein Bruder Wilhelm
Grimm, Mitbegründer der Germanistik, waren berühmte Märchensammler und -forscher.

DIE DREI BRÜDER (1)

Es war ein Mann, der hatte drei Söhne (2) und weiter nichts im Vermögen als das Haus, worin er wohnte. Nun
hätte jeder gerne nach seinem Tode das Haus gehabt, dem Vater war aber einer so lieb als der andere, da wusste
er nicht, wie er's anfangen sollte, dass er keinem zu nahe tat'; verkaufen wollte er das Haus auch nicht, weil's
von seinen Voreltern war, sonst hätte er das Geld unter sie geteilt. Da fiel ihm endlich ein Rat ein, und er sprach
zu seinen Söhnen: «Geht in die Welt und versucht euch und lerne jeder sein Handwerk, wenn ihr dann
wiederkommt, wer das beste Meisterstück macht, der soll das Haus haben».

Das wären die Söhne zufrieden (3) und der älteste wollte ein Hufschmied, der zweite ein Barbier (4), der dritte
aber ein Fechtmeister werden. Darauf bestimmten sie eine Zeit, wo (5) sie wieder nach Haus zusam-
menkommen wollten, und zogen fort. Es traf sich auch, dass jeder einen tüchtigen Meister fand, wo (6) er was
Rechtschaffenes lernte. Der Schmied musste des Königs Pferde beschlagen und dachte: «Nun kann dir' s nicht
fehlen, du kriegst das Haus». Der Barbier rasierte lauter vornehme Herren und meinte auch, das Haus wäre
schon sein. Der Fechtmeister kriegte manchen Hieb, biss aber die Zähne zusammen und ließ sich's nicht
verdrießen, denn er dachte bei sich: «Fürchtest du dich vor einem Hieb, so kriegst du das Haus nimmermehr».
Als nun die gesetzte Zeit herum war (7), kamen sie bei ihrem Vater wieder zusammen; sie wussten aber nicht,
wie sie die beste Gelegenheit finden sollten, ihre Kunst zu zeigen, saßen beisammen und ratschlagten. Wie sie
so saßen (8), kam auf einmal ein Hase übers Feld dahergelaufen (9). «Ei», sagte der Barbier, «der kommt wie
gerufen», nahm Becken und Seife, schäumte so lange bis der Hase in die Nähe kam, dann seifte er ihn in
vollem Laufe ein, und rasierte ihn auch im vollen Laufe ein Stutzbärtchen, und dabei schnitt er ihn nicht und tat
ihm an keinem Haare weh. «Das gefällt mir», sagte der Vater, «wenn sich die ändern nicht gewaltig angreifen,
so ist das Haus dein». Es währte nicht lang (10),  so kam ein Herr in einem Wagen dahergerannt (11) in vollem
Jagen. «Nun sollt Ihr sehen, Vater, was ich kann», sprach der Hufschmied, sprang dem Wagen nach, riss dem
Pferd, das in einem fort jagte, die vier Hufeisen ab und schlug ihm auch im Jagen vier neue wieder an. «Du bist
ein ganzer Kerl», sprach der Vater, «du machst deine Sachen so gut wie dein Bruder; ich weiß nicht, wem ich
das Haus geben soll». Da sprach der dritte: «Vater, lasst mich auch einmal gewähren», und weil es anfing zu
regnen, zog er seinen Degen und schwenkte ihn in Kreuzhieben über seinen Kopf, dass kein Tropfen auf ihn
fiel. Und als der Regen stärker ward, und endlich so stark, als ob man mit Mulden vom Himmel gösse, schwang
er den Degen immer schneller und blieb so trocken, als saß (12) er unter Dach und Fach. Wie der Vater das sah,
erstaunte er und sprach: «Du hast das beste Meisterstück gemacht, das Haus ist dein».

Die beiden ändern Brüder waren damit zufrieden, wie sie vorher gelobt hatten, und weil sie sich einander so
lieb hatten, blieben sie alle drei zusammen im Haus und trieben ihr Handwerk; und da sie so gut ausgelernt
hatten und so geschickt waren, verdienten sie viel Geld. So lebten sie vergnügt bis in ihr Alter zusammen, und
als der eine krank ward und starb, grämten sich die zwei ändern so sehr darüber, dass sie auch krank wurden
und bald starben. Da wurden sie, weil sie so geschickt gewesen waren und sich so lieb gehabt hatten, alle drei
zusammen in ein Grab gelegt.
Texterläuterungen

Die zu analysierenden Volksmärchen «Die drei Brüder» und «Der Bauer und der Teufel» sind der von den
Brüdern Grimm herausgegebenen Sammlung «Kinder- und Hausmärchen» entnommen.

Das Märchen «Die drei Brüder» fußt mit seinem Inhalt und seinen Motiven auf dem täglichen Leben. Ein Vater
hat drei Söhne, er will gerecht sein und sein Haus dem fleißigsten Sohn hinterlassen. Jeder Sohn wurde Meister
in seinem Handwerk, aber einer zeigte das beste Meisterstück und bekam das Haus. Die Brüder aber liebten
einander so stark, dass sie alle drei im Hause blieben und bis zum Alter zusammen lebten.

In den Vordergrund des Märchens tritt das Motiv der Bruderliebe, was auch der Titel des Märchens betont. Das
Märchen bringt im allgemeinen eine übliche ethische Norm zum Ausdruck: die Tugend wird belohnt. Aus dem
Inhalt aber lassen sich mehrere moralische Anweisungen erschließen: man muss die Eltern hoch achten (der
Vater wollte sein Haus nicht verkaufen, weil es «von seinen Voreltern war»); man muss fleißig sein (jeder
Bruder hatte ein Handwerk «gut ausgelernt» und verdiente «viel Geld»); man muss gerecht und liebevoll sein
(dank der Gerechtigkeit und dem Familiensinn «lebten sie vergnügt bis in ihr Alter zusammen»).

Die Handlung des Märchens ist zeitlich und örtlich nicht konkretisiert. Sie entwickelt sich aus den Erlebnissen
der drei Helden, die als fleißige und gehorsame Söhne ohne Typisierung auftreten. Das Realistische, Alltägliche
ist mit Phantastischem verbunden: das reale Handwerk ermöglicht wundersame Meisterstücke; das reale Haus
wird wiederum durch Meisterstücke vererbt. Das scheinbar traurige Ende verwirklicht doch den Hang zum
glücklichen Ende: die Brüder wurden in ein Grab gelegt – auch der Tod trennte sie nicht.

Im Aufbau des Märchens realisiert sich auf zweierlei Weise die Dreizahl: einmal ist es die Zahl der Helden und
zum anderen die dreimalige Vorführung der Meisterstücke. Das Märchen beginnt mit der üblichen
Einleitungsformel «Es war ein Mann...» und zeigt in ihrer sprachlichen Gestaltung Besonderheiten, die durch
das Genre bestimmt sind. Die ruhig-umständliche Darstellung der Geschehnisse in ihrer Aufeinanderfolge
realisiert sich in zusammengesetzten Sätzen mit Bevorzugung der Beiordnung und in Sätzen mit gleichartigen
Satzgliedern: «...nahm Becken und Seife, schäumte so lange, bis der Hase in die Nähe kam, dann seifte er ihn in
vollem Laufe ein, und rasierte ihn auch im vollen Laufe ein Stutzbärtchen, und dabei schnitt er ihn nicht und tat
ihm an keinem Haare weh». Die Nebensätze werden so gestaltet, dass sie manchmal (ungeachtet ihrer formalen
logisch-syntaktischen Funktion) die zeitliche Aufeinanderfolge der Geschehnisse ausdrücken, vgl. im Kontext:
«Es traf sich auch, dass jeder einen tüchtigen Meister fand, wo er was Rechtschaffenes lernte». Statt temporaler
Konjunktionen und Relativpronomen werden Relativadverbien wie und wo gebraucht, was für die
volkstümliche Umgangssprache üblich ist. Umgangssprachlich ist ferner der Gebrauch des Artikels (die drei
Brüder, die vier Hufeisen); die Elision des -e im Auslaut und im enklitischen Pronomen es (lang, dir' s, sich's);
Gebrauch des Demonstrativpronomens statt des Personalpronomens (Es war ein Mann, der hatte drei Söhne).
Die Lexik des Märchens ist alltäglich und einfach. Es finden sich viele umgangssprachlich gefärbte Wörter und
Phraseologismen (kriegen, die Zeit war herum, einganzer Kerl u.a.m.) und die für das Märchen typischen
stehenden Epitheta und Wendungen (tüchtig, geschickt, stark; so lebten sie vergnügt bis in ihr Alter u.a.m.).
Das zeitliche Kolorit prägen lexische und grammatische Archaismen aus (der Barbier; sollt Ihr sehen, Vater;
des Königs Pferde; ward).

1) die drei Brüder (umg.) – drei Brüder;


2) ... der hatte drei Söhne (umg.) – Gebrauch des Demonstrativpronomens statt Personalpronomens: er hatte
3) Das waren die Söhne zufrieden (umg.) – damit waren ...;
4) der Barbier (franz., veraltend) – Herrenfriseur;
5) eine Zeit, wo … (umg.) – Ersatz des Relativpronomens durch wo: eine Zeit, wann ...;
6) einen ... Meister, wo – sieh Anm. 5; einen ..., Meister, bei dem ...;
7) herum war (umg.) – abgelaufen war;
8) wie sie so saßen – als sie ...;
9) kam dahergelaufen – zusammengesetztes verbales Prädikat, besteht aus kommen +Part. II des Verbs, das
eine Bewegung bezeichnet. Kommen weist auf die Bewegung in der Richtung auf den Sprechenden hin oder
bezeichnet eine Annäherung an den Ort der Handlung;
10) lang (umg.) – die Elision des -e: lange;
11) kam dahergerannt – sieh Anm. 9;
12) als saß – als säße.
Wortschats zur Erarbeitung
das Feld der Rat wohnen geschickt
die Gelegenheit bestimmen ziehen schnell
der Meister treffen alt zufrieden

Synonyme
der Anlass, die Gelegenheit

Beide Substantive haben einen gemeinsamen begrifflichen Kern: Vorgang oder Ereignis, die zu einer
bestimmten Handlung Veranlassung oder Möglichkeit geben. Dabei rückt bei Anlass die Bedeutung «ein
festliches Ereignis» hervor.

«Es ist lange her, dass der, dem der schöne Auftrag zuteil wurde, heute Abend vor Ihnen die Festrede zu
halten, zum letzten – zum ersten Mal einem Geschäftsjubiläum beiwohnte. Der Anlass, aus dem ich spreche...»
(Th. Mann).
«Dir wird Gelegenheit geboten, eine gute Tat zu tun» (Th. Mann).

zufrieden, vergnügt

Beide Synonyme haben einen gemeinsamen begrifflichen Kern: innerlich ausgeglichen sein. Dabei rückt
bei zufrieden die Bedeutung «nichts anderes verlangen als man hat» und bei vergnügt
«in guter Laune, von einer zufriedenen Stimmung sein» hervor.
«Die Familie war zufrieden mit der Braut...» (Th. Mann).
«Doch Wenzlow war so vergnügt und beruhigt, als hätte er diese Nachtreise nur gemacht, um auch von
dem Schwager zu hören...» (Seghers).

wohnen, leben

Beide Verben haben einen gemeinsamen begrifflichen Kern: sich an einem Ort aufhalten. Bei wohnen
wird im allgemeinen angegeben, wo j-d seinen Wohnsitz hat oder wie er irgendwo lebt. Bei leben rückt die
Bedeutung «an einem bestimmten Ort oder bei j-m mehr oder weniger lange wohnen».
«Wir waren ... aus unserer alten Wohnung ... ausgewiesen worden und wohnten in einem Dienstgebäude
der Eisenbahn. Meine Mutter ging mit mir 1945 nach Berlin, und dort leben wir» (G. de Bruyn).

ziehen, schleppen

Beide Verben haben einen gemeinsamen begrifflichen Kern: etwas fortbewegen.


Ziehen ist neutr.-lit., schleppen – umg.
«... aber die Autos waren von Kühen gezogen, denn es gab keine Tankstellen mehr» (Seghers).
«... aber er schleppte, wenn es darauf ankam, die Töpfe selbst bis zur vordersten Linie» (Remarque).

SPRICHWORT
Sprichwörter sind lehrhafte Phraseologismen, die im Volksmund umlaufen und geschlossene Satzform haben.
Das vorherrschende Kennzeichen der einprägsamen Form der Sprichwörter ist die Bildhaftigkeit, vgl.:
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Zu den formbildenden Mitteln der Sprichwörter gehören Kürze,
Rhythmus, Reim (Ohne Fleiß kein Preis), Parallelismus (Viele Köpfe, viele Sinne), Ironie (Das Ei will klüger
sein als die Henne); Paradoxie (Ein Mann, kein Mann).
Die Sprichwörter verallgemeinern gesellschaftliche Erfahrungen und behandeln verschiedene
Lebensbereiche: das Verhalten zur Arbeit, Menschenverhältnisse u.a.m., sie preisen Tugend und verspotten
Laster. Darum finden sich in Sprachen verschiedener Völker Sprichwörter mit gleicher oder ähnlicher Lehre:
Aller Anfang ist schwer-Лиха беда начало; In den kleinsten Dasen sind die besten Salben - Мал золотник, да
дорог.

Aufgaben zum Text


1. Sprechen Sie über das Volksmärchen:
a) bestimmen Sie das Genre;
b) erzählen Sie über die ethische Norm des Märchens;
c) nennen Sie Märchentypen; führen Sie Beispiele aus dem Märchengut der Welt an;
d) erläutern Sie die Aufbau- und Sprachbesonderheiten der Märchen.

2. Nennen Sie die bekanntesten Märchensammlungen und Märchendichter der Welt!


Carlo Collodi -Pinocchio
Hans Christian Andersen
1. Die Prinzessin auf der Erbse
2. Däumelinchen
3. Die Schneekönigin
4. Die kleine Meerjungfrau
Antoine de Saint-Exupéry - Der kleine Prinz
Lewis Carroll - Alice im Wunderland

5. Geben Sie kurz den Inhalt des Märchens «Die drei Brüder» wieder!
Es war ein Mann, der hatte drei Söhne. Im Alter begann er darüber nachzudenken, wie er das Haus
aufteilen sollte, das er selbst erbte. Vater befahl seinen Söhnen, etwas zu lernen. Wer ein erfahrener
Handwerker in seinem Geschäft sein wird, der wird das Haus bekommen. Die Brüder entschieden, dass
seine Entscheidung fair war. Jeder wählte ein Handwerk nach seinem Geschmack und begann es zu
beherrschen. Der Ältere wurde Schmied, der mittlere wurde Barbier, der jüngere wurde
Schwertkämpfer. Jeder wurde Meister in seinem Handwerk. Bald kamen die Brüder nach Hause, um
ihrem Vater ihre Fähigkeiten zu zeigen. Der Ältere rasierte den Hasen, der an ihm vorbeiging. Ein
Schmied beschoß ein Pferd im Galopp. Und der Jüngere besaß so geschickt ein Schwert, dass während
eines Regens kein Tropfen auf ihn fiel. Der Vater lobte alle, aber der jüngere Meister erkannte das
Beste. Das Haus ging an den jüngsten Sohn. Alle stimmten mit der Wahl des Vaters überein, und da sie
einander liebten, lebten sie im selben Haus. Und als einer der Brüder im Alter starb, starb auch der
andere der Leiden und begrub sie gemeinsam im selben Grab.

6. Formulieren Sie die Moral des gelesenen Märchens!


Liebe, Harmonie, brüderliche Freundschaft und eine Lieblingsursache geben einem Menschen mehr als nur
Reichtum.

7. Wie widerspiegelt sich die ruhig-umständliche Erzählweise in der Syntax des Märchens? Führen Sie
Beispiele an!

8. Nennen Sie umgangssprachlich gefärbte Wörter und Formen! Führen Sie entsprechende neutr.-lit. Wörter
und Formen an!

9. Erläutern Sie veraltete Wörter und Formen; ersetzen Sie sie durch die modernen!
Aufgaben zur Wortbildung und Phraseologie
1. Bestimmen Sie die wortbildende Struktur:
geschickt - schicken
vergnügt -
reizend - reizen
bebrillt -
gelehrt - lehrnen

2. Suchen Sie adjektivierte Partizipien heraus; übersetzen Sie:

1) Sie sprach mit mir in gereiztem Ton, und ich war beleidigt.
Она говорила со мной раздраженным тоном, и я обиделась.
2) Ins Zimmer trat ein bebrillter Mann ein.
В комнату зашел носящий очки мужчина (очкарик).
3) Wie aufgeregt sie auch ist, sie spricht mit ihren Kollegen immer höflich.
Как бы она ни была взволнована, она всегда вежливо разговаривает со своими коллегами.
4) Meine kleine Schwester ist ein reizendes Kind.
Моя младшая сестра прелестный (чарующий) ребенок.
5) Unsere Klasse leitet eine erfahrene Lehrerin.
Наш класс ведет опытный (знающий) преподаватель.
6) Sie trug ein Kleid aus geblümtem Stoff.
На ней было платье в цветочек.

3. Auf welche Wörter gehen die folgenden Partizipialadjektive zurück?

betitelt betiteln betitelte Person


geflügelt Flügel geflügelte Wörter
gestiefelt stiefeln gestiefelte Kater
beflaggt beflaggen beflaggte kirche
beschattet beschatten beschattete Terrasse
bewaldet bewalden bewaldetes Gebiet
vergnügt vergnügen vergnügte Ruh
verlogen lügen verlogene moral

4. Unterscheiden Sie adjektivierte und nicht adjektivierte Partizipien; beweisen Sie ihre Meinung:

verschlossene Tür – verschlossener Mensch;


bestimmter Artikel – fest bestimmte Lieferungszeit;
beschränkter Mensch – beschränkte Arbeitsfrist;
geriebener Fuchs – geriebenes Gemüse.

5. Übersetzen Sie, erklären Sie die Bedeutung der Präfixe! Vergleichen Sie die Bedeutung der
präfigierten Verben mit der der Stammverben:

1) «Sie wollen's annageln...» flüsterte sie wieder.


«Хочешь прибить это ...» - прошептала она снова.
2) Sie wagte ihr Glas nicht anzurühren. 
Она не смела прикасаться к ее рюмке.
3) ... den Sommer vor dem Krieg hatte ich auf einer Nordseeinsel verbracht.
Лето перед войной я провел на острове в Балтийского море
4) Eine Arbeit, mit der ich mich lange herumgeschlagen hatte, lag endlich abgeschlossen hinter mir.

5) ... wir langten in Z. an, und ich stieg aus.


Мы приехали в Z. и я вышел.
6)  ... das Wasser schlug mit seinen wildesten Wellen an die Lehmwand an.
Вода удалялась своими самыми дикими волнами о глиняную стену.
7) Der Schaum einer Welle übersprühte mich; ich lief zum Dünenweg zurück, zog Schuh und Strümpfe
wieder an und ging zum Bushalteplatz.
Пена волны распыляла меня; Я побежал обратно по тропинке к дюнами, снова натянул ботинки
и чулки и пошел к автобусной остановке.
8) Wo ich meine Mahlzeiten einnehmen würde, wollte ich wissen.
Я бы хотел знать, гдя я буду принимать пищу.
9) Sie stellte die Eimer ab.
Она поставила на землю ведра.
10) Der Raum zerfloss, die Zeit war zersprengt.

11) Sie krümmte sichin sich zusammen.


Она съежилась
12) ... und er begründete seine Meinung (Fühmann).
и он обосновал свое мнение

6. Stellen Sie eine Übung zusammen zum Gebrauch der Verben mit an-, ab-, aus-, be-, ent-, er-, fort-,
hervor-, аm-!

7. Bestimmen Sie die wortbildende Struktur:

Vermögen – Substantivierung aus „vermögen“


Voreltern - die Ableitung aus Eltern mit präffix „vor“
Meisterstück – die Zusammensetzung aus die Wörter „Meister“ und „Stück“
Herr
Gelegenheit – die Ableitung aus „legen“ mit Präffix „ge-„ und Suffix „-heit“
Nähe
Lauf,
tüchtig.

Führen Sie analog gebildete Wörter an!


8. Bilden Sie Antonyme mit Hilfe verschiedener Wortbildungsmittel:

o Erfolg - Misserfolg
o Geduld - Ungeduld
o Lust - Lustlos
o Abwesenheit - Anwesenheit
o Fortschritt - Rückschritt
o achten – missachten
o beladen – abladen, ausladen
o trauen - misstrauen
o absteigen - ansteigen
o verhüllen - enthüllen
o einatmen - ausatmen
o wasserreich - wasserarm
o mitleidsvoll - mitleidlos
o zulaufen - entlaufen

9. Setzen Sie passende Affixe ein:

Während sie in einer Art von herrlicher Betäubung die Musik genoss, erblühte wie durch einen Zauber
ein Reichtum von Erinnerungen in ihr, einander scheinbar Willkürlich ablösend, alle sonderbar klar, alle
merkwürdig bedeutungsvoll.
Und ihr Leben erschien ihr plötzlich geheimnisvoll, tief und reich. Sie sah die Züge ihrer kleinen
Mutter in unendlicher Vergeistigung und Güte vor sich, aber sie empfand keine Trauer dabei, nur Freude und
unaussprechliche Liebe (Kellermann). 

10. Ordnen Sie die folgenden Sprichwörter nach strukturellen Gesichtspunkten:

o Ohne Fleiß kein Preis.


Без труда не выловишь и рыбку из пруда.
o Das Ei will klüger sein als die Henne.
Яйца курицу не учат.
o Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen.
Маленькие детки- маленькие бедки, большое детки- большые бедки.
o Vier Augen sehen mehr als zehn.
Ум хорошо, а два лучше!
o Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Слово – серебро, молчание – золото
o Wer A sagt, muss auch B sagen.
Сказал „А“ – говори „Б“!
o Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
Кто не работает – тот не ест!
11. Ordnen Sie die folgenden Sprichwörter nach ihren Grundgedanken:
o Das Ei will klüger sein als die Henne.
Яйца курицу не учат.
o Wie einer isst, so arbeitet er auch.
o Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Делу время, а потехе час.
Сначала работа, потом отдых.
o Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Не боги горшки обжигают
o Lerne was, so kannst du was.
Учение- путь к умению
o Morgenstund hat Gold im Mund.
Кто рано встаёт, тому Бог подаёт
o Arbeit macht das Leben süß.
Где труд, там и счастье.
o Ein freundlich Gesicht ist das beste Gericht.
Приветливое лицо - лучшее кушанье
o Einmal ist keinmal.
Один раз - это ни разу
o Ende gut, alles gut.
Все хорошо, что хорошо кончается
o Erst Last, dann Rast.
Сначала ноша, а уж потом отдых
o Geduld und Fleiß bricht alles Eis.
Терпение и труд всё перетрут
o Lüge vergeht, Wahrheit besteht.
Все минется, одна правда останется.
o Man lernt, solange man lebt.
Век живи — век учись.
o Schönheit vergeht, Tugend besteht.
Красота увядает, добродетель остаётся
12. Wie sind die russischen Äquivalente?
1) Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. - Куй железо, пока горячо
2) Zum Lernen ist niemand alt. – Век живи, век учись; учиться никогда не поздно
3) Eine Hand wäscht die andere. - Рука руку моет
4) Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – Слово – серебро, молчание – золото.
5) Stille Wasser sind tief. - В тихом омуте черти водятся
6) Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. - дарёному коню в зубы не смотрят
7) Über den Geschmack lässt sich nicht streiten. – На вкус и цвет – товарища нет.
8) Aller Anfang ist schwer. – Лиха беда начало.
9) Jedes Ding hat zwei Seiten. - У каждой вещи есть две стороны. Две стороны медали.
13. Setzen Sie in die folgenden Sprichwörter die Antonyme zu den fettgedruckten Wörtern ein:

1) Ausnahmen bestätigen die Regel.


2) Kleine Ursachen – große Wirkungen.
3) Leicht gesagt, schwer getan.
4) Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen.
5) «Morgen, morgen, nur nicht Heute», sagen alle faulen Leute.

14. Setzen Sie ein Wort ein, das sich auf das hervorgehobene Wort reimt:

Eile mit Weile!
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
Erst mach dein Sach, dann trink und lach!
Ohne Fleiß kein Preis . 
Muss ist eine harte Nuss .
Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul .
Geduld und Fleiß bricht alles Eis .
Ein freundlich Gesicht ist das beste Gericht . 
Einmal ist keinmal .
Erst Last, dann Rast . 
Lüge vergeht, Wahrheit besteht .

Aufgaben zum Wortschatz


5. Führen Sie Synonyme zu den folgenden Wörtern aus dem Text an:
Barbier - Herrenfriseur
Hieb - Schlag
Sache – Kleidung, Ding
denken - bedenken
kriegen - bekommen, empfangen, erhalten, erlangen, erreichen, erringen
währen – anhalten, dauern, durchgehen
anfangen – angehen, anpacken, aufnehmen, beginnen, darangehen
schnell - rasch
sprechen – ausprechen, klingen artikulieren, prononcieren
erstaunen – irritieren, überraschen
6. Führen Sie Antonyme zum Wortgut aus dem Text an:
Tod - Leben
Nähe – die Ferne, die Weite
Himmel – das Land
alt – jung, modern
geschickt - senden
lange - kurze
anfangen - schließen
über - unter
schnell - langsam
sterben - entstehen
zusammen - allein
Bestimmen Sie die Art der Antonyme!

7. Erläutern Sie die Vieldeutigkeit des Verbs "ziehen"; übersetzen Sie:


1) Auf dem Wege traf ich meistens Krämer, die nach der Braunschweiger Messe zogen (Heine).
По дороге я встретил в основном купцов, которые тащились на Брауншвейгскую ярмарку.
2) Als ich noch am Leben war, zog ich in den Krieg (Seghers).
Когда я был еще жив, я пошел на войну.
3) Gerade über ihm zog eine Wolke (Brezan).
Прямо над ним двигалось облако.
4) Die beiden Kinder hingegen zogen ihr Fuhrwerk unter den Schutz der jungen Linden (Keller).
Двое детей перетащили свою повозку под защиту Липы.

8. 
ziehen oder schleppen?
1) Die Lokomotive schleppt über dreißig Wagen.
2) Sie schleppt/zieht einen Karren mit Sand.
3) Wir ziehen in eine neue Wohnung (um).
4) Der Dampfer schleppt einige Lastkähne.
5) Der Traktor zieht den Pflug.
6) Sie ziehen zu ihren Eltern aufs Land.
7) Das Gewitter zieht nach Osten.

wohnen oder leben?


1) Ich wohne in diesem Zimmer allein.
2) Seit wann leben Sie in Leningrad?
3) In einigen Märchen lesen wir: «Sie leben lange und starben an einem Tage».
4) Lebt deine Großmutter noch?
5) Sein verstorbener Freund lebt in seinem Herzen.
6) Es lebt der Frieden!
Beide Verben haben einen gemeinsamen begrifflichen Kern: sich an einem Ort aufhalten. Bei wohnen
wird im allgemeinen angegeben, wo j-d seinen Wohnsitz hat oder wie er irgendwo lebt. Bei leben rückt die
Bedeutung «an einem bestimmten Ort oder bei j-m mehr oder weniger lange wohnen».

wohnen leben
1) seinen ständigen Aufenthalt an einem 1. sein Leben in einer bestimmten Art führen,
bestimmten Ort, seine Wohnung in einem verbringen
bestimmten Haus haben z.B.: zufrieden, froh und glücklich leben
z.B.: „Ich wohne in St. Petersburg.“ in Freiheit, Ehren leben
2) vorübergehend eine Unterkunft haben, 2. am Leben, lebendig sein; nicht tot sein.
zeitweilig untergebracht sein z.B.: Man lebt nur einmal in der Welt!
z.B.: „Ich wohne für die drei Tage bei er lebt noch
Freunden“
3. seinen Lebensunterhalt bestreiten, existieren
z.B.: sie hatten kaum zu leben
ohne Beruf, Geld kann man nicht leben
4. ⟨an einem Ort leben⟩ an einem Ort wohnen
z.B.: sie leben in Berlin, im Gebirge
sie leben wie in einer Glaskugel
sie leben in einer Traumwelt
Beethoven lebte in der Musik
5. unvergessen bleiben, weiterleben
z.B.: Sein Werk wird leben.
sein Andenken, Gedächtnis lebt in seinen
Kindern
diese Tat lebt in aller Munde
6. ⟨für jmdn., etw. leben⟩für jmdn., etw. da
sein, jmdm., einer Sache sein Leben widmen
z.B.: für seine Kinder, die Gesellschaft,
Wissenschaft leben
er lebte für sein Vaterland

Gelegenheit oder Anlass?


1) Ich nutzte diese Gelegenheit aus, um meine Meinung zu äußern.
2) Das Kind gab ihr nie der Anlass zur Unzufriedenheit.
3) Ich rufe dich bei nächster Gelegenheit an.
4) Das ist ein Anzug für alle Gelegenheiten.
5) Aus dem Anlass des Jubiläums des Werkes musste er Rede halten.
6) Sie wird schon der Anlass finden, dich zu besuchen.

zufrieden oder vergnügt?


1) Sie sah vergnügt aus.
2) Der Lehrer ist mit deiner Antwort nicht ganz zufrieden.
3) An diesem Abend fand ich bei meiner Freundin eine __________________ Gesellschaft.
4) Er ist mit seiner Arbeit sehr zufrieden.
5) Sie sah mich vergnügt an.

9. Setzen Sie die Wörter unter dem Strich richtig ein!


1) Ich brauche dringend ____________!
2) Dieses Mädchen ist arbeitsam und geschickt in allen Dingen.
3) Auf Rat oder Hilfe hat sie nicht mehr gehofft.
4) Sie lächelte mich schnell an.
5) Deine Räte sind immer nützlich.
bestimmen
6) Sein Alter ist schwer zu zufrieden .
treffen
7) Nach der Arbeit lief sie schnell nach Hause.
Rat
8) Sie war mit den Leistungen ihrer Kinder zufrieden . geschickt
9) Die Sitzung bestimmen begann um 11. schnell
10) Das Unglück begegnet sie sehr schwer. zufrieden
11) Sie trefft ihr Unglück mit Mut. begegnen
12) Die Kugel begegnet ihn ins Herz.
13) Wir werden ihn in der Bibliothek bestimmt treffen .
14) Wir werden ihnen mit Rat und Tat beistehen.
15) Wollen wir den Tag begegnen , an dem wir uns treffen !
16) Mit diesen Worten hast du den Nagel auf den Kopf getroffen .
17) Dieser Film ist für Kinder bestimmen .
10. Gebrauchen Sie in den auf das Märchen «Die drei Brüder» bezogenen Situationen:
Übung macht den Meister. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Früh übt sich, was ein Meister
werden will.

11. Übersetzen Sie:


 Древние языки  Alte Sprachen
 давняя дружба  langjährige Freundschaft
 черствых хлеб  altes Brot
 прежние времена  frühere Zeiten
 старый человек  alter mann
 старинные украшения  Vintage-Schmuck
 давняя традиция  lange Tradition
 Старый свет (Европа)  Alte Welt (Europa)
 древняя истина  alte Wahrheit
 давнишний клиент  langjähriger Kunde
 старый друг  alter Freund
 древняя легенда  alte Legende
 прежняя квартира.  alte wohnung.
12. Erarbeiten Sie den gemeinsamen begrifflichen Kern der Substantive Feld, Acker.
Feld Acker
bearbeitete landwirtschaftliche Nutzfläche, Acker bearbeitete landwirtschaftliche Nutzfläche,
(umgebrochenes) Feld
abgegrenzter Teil einer beliebigen Fläche altes, besonders mitteldeutsches Flächenmaß
offene, weite Bodenfläche in der Landschaft
Kriegsschauplatz, Schlachtfeld
Gebiet, Bereich (der Tätigkeit eines Menschen)
geschlossene Gruppe von Sportlern in einem
Rennen

13. Suchen Sie Originalbeispiele zum Erläutern der Vieldeutigkeit des Substantivs das Feld!

14. Stellen Sie fest, ob in den folgenden Originalbeispielen die Wörter Feld und Acker gegeneinander


ausgetauscht werden können:
1) ... und über die sanfte Anhöhe lagen vor Jahren drei prächtige lange Äcker weithin gestreckt, gleich
drei riesigen Bändern nebeneinander. An einem sonnigen Septembermorgen pflügten zwei Bauern auf
zweien dieser Acker (Keller).
2) Denn sie gingen nun nicht mehr gemeinschaftlich auf das Feld (Keller).
3) Indessen sollte der Acker doch endlich verkauft werden (Keller). 
4) ... und es war ihm höchst langweilig dabei, so dass er, anstatt auf seinem vernachlässigten Felde zu
arbeiten, ebenfalls auf das Fischen verfiel (Keller).
5) ... und das schöne breite Stück Feld sah beinahe so aus wie einst der herrenlose Acker (Keller).
6) Meine Wunden heilten, und ich kam schließlich gesund aus dem Feld (Seghers).
7) Wir vermieden die große Straße, wir liefen über Felder (Seghers).

15. Erarbeiten Sie die Stilfärbung des Substantivs der Kerl! Belegen Sie den Gebrauch dieses Wortes mit
Originalbeispielen!

16. Erarbeiten Sie den gemeinsamen begrifflichen Kern der Verben denken, meinen! Gebrauchen Sie
diese Verben in Sätzen!

17. Stellen Sie eine Übung zusammen zum Gebrauch der Verben denken, meinen!

18. Drücken Sie den Gegensatz aus:


frisches Brot  altes Brot
neue Zeit  früher Zeiten
junger Mensch  alter Mensch
neue Welt  Alte Welt (Europa)
neuer Kunde  langjähriger Kunde
moderne Sprachen  Alte Sprachen
neue Wohnung  alte Wohnung
moderner Schmuck  Vintage-Schmuck

19. Suchen Sie aus dem Märchen die idiomatischen Ausdrücke heraus und gebrauchen Sie sie in
Situationen!
 'es gießt wie mit Mulden' дождь льет как из ведра
«sich zu Tode grämen“ – умереть с горя
„unter Dach und Fach“
„kein Tropfen fallen“
20. Formulieren Sie Lehren, die aus dem Märchen gezogen werden können, in entsprechenden
Sprichwörtern!

DER BAUER UND DER TEUFEL

Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein, von dessen Streichen viel zu erzählen wäre; die schönste
Geschichte ist aber doch, wie er den Teufel einmal dran gekriegt und zum Narren gehabt hat.

Das Bäuerlein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt, als die Dämmerung schon
eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen, und als er voll
Verwunderung hinzuging, so saß oben auf der Glut ein kleiner schwarzer Teufel.
- «Du sitzest wohl auf einem Schatz?» sprach das Bäuerlein.
- «Jawohl», antwortete der Teufel, «auf einem Schatz, der mehr Gold und Silber enthält, als du dein
Lebtag gesehen hast».
- «Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir», sprach das Bäuerlein.
- «Er ist dein», antwortete der Teufel, «wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein
Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde».

Das Bäuerlein ging auf den Handel ein.

- «Damit aber kein Streit bei der Teilung entsteht», sprach es, «so soll dir gehören, was über der Erde ist,
und mir, was unter der Erde ist».
Dem Teufel gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so
erschien der Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und das
Bäuerlein, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus.
- «Einmal hast du den Vorteil gehabt», sprach der Teufel, «aber das nächste mal soll das nicht gelten.
Dein ist, was über der Erde wächst, und mein, was darunter ist».
- «Mir auch recht», antwortete das Bäuerlein.
Als aber die Zeit zur Aussaat kam, säte das Bäuerlein nicht wieder Rüben, sondern Weizen. Die Frucht ward
reif, das Bäuerlein ging auf den Acker und schnitt die vollen Halme bis zur Erde ab. Als der Teufel kam, fand
er nichts als die Stoppeln, und fuhr wütend in eine Felsenschlucht hinab.

- «So muss man die Füchse prellen», sprach das Bäuerlein, ging hin und holte sich den Schatz.

Wortschatz zur Erarbeitung


der Bauer, die Erde, das Feld, der Fuchs; bestellen, gehören, gelten, holen; genug, reif, schön, voll.

Synonyme

gehören, angehören; bestellen, bebauen; holen, bringen; schön, hübsch.

Aufgaben zum Text


1. Interpretieren Sie das Märchen «Der Bauer und der Teufel», halten Sie sich dabei an die
Aufgaben zum Text I!

Grammatische Aufgaben
1. Bestimmen Sie die Satzstruktur: «Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der Teufe! und
wollte ...».

2. Bestimmen Sie die Prädikate:

1) Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein ... . 2) Er ist dein ... . 

3. Sprechen Sie über den Gebrauch der Zeitformen im Text, gehen Sie von der Dialogform dieses
Märchens aus!

4. Stellen Sie die Rektion der folgenden Verben aus dem Text fest:

bestellen, sich rüsten, enthalten, gehören, holen, finden, gelten.

5. Erläutern Sie die veralteten grammatischen Formen!

Aufgaben zur Wortbildung und Phraseologie


1. Erarbeiten Sie nach der Tabelle l die Bedeutung der Suffixe -chen, -lein und bilden Sie Diminutiv a von den
folgenden Substantiven:

Kind – Kindlein, Kindchen


Wald – Wäldchen,
Vogel – Vöglein, Vögelchen
Fenster - Fensterlein
Stube – Stübchen
Rose – Röschen
Glocke – Glöckchen

2. Bilden Sie Diminutivs und ändern Sie sinngemäß das Attribut! Muster:
großes Fenster – kleines Fensterchen.
vielstöckiges Haus - Häuschen
dickes Buch – schlimmes Büchlein
geräumiges Zimmer – gedrängtes Zimmerlein
breiter Tisch – enges Tischchen
hoher Turm – niedriges Türmchen
tiefer Bach - Bächlein
laute Stimme – ruhiges Stimmchen
helle Lampe – dunkles Lämpchen
3. Bestimmen Sie die wortbildende Struktur:

Bauer - ( die Ableitund) - das Bauen – (die Sunstantivierung) - bauen


Tag
Dämmerung – durch die Ableitung „ung“
Verlangen – duch die Substantivierung
Glut -
Streit -
Listig -

Felsenschlucht Führen Sie analog gebildete Wörter an!

4. Welche Sprichwörter können die Moral des Märchens «Der Bauer und der Teufel» veranschaulichen?
„Aller Schatz unter der Erde, tiefer als der Pflug geht, ist Regale“
„Nicht jede Schatz besteht aus Silber und Gold“
„Wessen Wille darauf gerichtet ist, Schätze zu sammeln, der ist nur ein Krämer.
- Dschuang Dsi
5. Gebrauchen Sie in Bezug auf das Märchen «Der Bauer und der Teufel» die Sprichwörter:
- Jedes Ding hat zwei Seiten
Wenn das Bäuerlein über der Teilung der Früchte sagt, kennte er, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Im
ersten Jahr war das Schatz unter der Erde, aber im zweiten Jahr über. Der Teufel hat im ersten Jahr über
das, was das Bäuerlein pflanzen will, vergessen, deshalb kennte er nicht über der zweiten Seite der
Rüben und im zweiten Jahr auch.
- Wie die Arbeit, so der Lohn
- Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

1. Formulieren Sie die Moral des gelesenen Märchens!


„Nicht jede Schatz besteht aus Silber und Gold“
2. Wie widerspiegelt sich die ruhig-umständliche Erzählweise in der Syntax des Märchens? Führen Sie
Beispiele an!
3. Nennen Sie umgangssprachlich gefärbte Wörter und Formen! Führen Sie entsprechende neutr.-lit. Wörter
und Formen an!
4. Erläutern Sie veraltete Wörter und Formen; ersetzen Sie sie durch die modernen!

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