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Studienarbeit
Begutachtung eines empirischen Artikels
Datum: 30.10.2020
Kurs: P WS 2018-2
Modulnummer: M18
Modulbezeichnung: Gesundheitspsychologie
3. Ausblick 9
3.1 Einleitung und Theorie 9
3.2 Methoden 10
4. Literaturverzeichnis 13
Begutachtung des Artikels
‚Thinking About the Joneses? Decreasing Rumination About Social
Comparison Increases Well-Being‘ von Silvana Weber und York
Hagmayer (2018)
1
die positiven Auswirkungen nehmen zu (H4a) und die negativen Auswirkungen nehmen ab
(H4b)
Schließlich testeten sie, ob es die Quantität der Vergleiche ist oder die einhergehenden
Kognitionen, die das Wohlbefinden beeinflussen. Sie stellten die Hypothese auf, dass die
Menge an sozialen Vergleichsgedanken in negativen sozialen Situationen nach dem Training
geringer sein wird (H5). Analog zur theoretischen und empirischen Basis werden insbesondere
unglücklichere Personen von dem Training profitieren (H6). Die letzte Hypothese (H7)
thematisiert die Veränderungsmechanismen, die das Wohlbefinden beeinflussen. Sie
vermuteten, dass die Verringerung von sozialen Vergleichsgedanken und Grübeln relevante
Faktoren sind, um das Wohlbefinden zu steigern.
1.2 Methoden
Es handelte sich um ein Quasi-Experiment im Prä-Post-Design mit 74 ProbandInnen
(Psychologie-Bachelor-Studierende, 65 w). In der ersten Woche fanden grundlegende
Messungen statt, an die dann das 6-wöchige Online-Trainings-Programm anschloss. Dieses
folgte immer derselben Struktur: (1) rückblickende Besprechung, (2) Psychoedukation, (3)
Übung/persönliche Reflexion, (4) praktische Übung zur Implementierung/Hausaufgabe. Einen
Überblick über die Details der einzelnen Phasen liefert die Tabelle 1. Zusammengefasst kann
man jedoch sagen, dass die einzelnen Wochen folgende Inhalte thematisierten:
1. Grundlegende Messungen via OHQ, PANAS, RTS, INCOM, Evaluation von positiven und
negativen sozialen Situationen (PANAS, SCS). Hausaufgabe: Identifikation und Analyse
der negativen sozialen Situationen
2. Erklärung des kognitiven Modells (ABC-Modell: A = activating event, B = belief system;
C = consequences) mit Beispielen, anschließende Identifizierung der eigenen
Overthinking-Trigger und dysfunktionalen Gedanken
3. Formulierung der eigenen Ziele mit Hinweisen darauf, wie Ziele formuliert sein sollen
(clear, precise, positiv and realistic)
4. Vermeiden von Grübeln über negative Soziale Vergleiche mit Hilfe zweier Strategien:
mittels pleasant distraction oder mit dem Notieren von dysfunktionalen Gedanken
5. Formulierung einer persönlichen Situation basierend auf dem ABC-Modell,
Analysieren der üblich auftretenden Gedanken, anschließend neue, positive,
zielorientierte Gedanken generieren, um dysfunktionale auszutauschen.
2
6. Positive persönliche Entwicklung: Fokus auf Problembewältigungsfähigkeiten und
erste Maßnahmen für etwas ergreifen, dass man schon immer tun wollte (erst
Herausforderung formulieren, dann Strategie, wie man diese meistern will)
7. Positive soziale Situationen genießen: Faktoren finden, die üblicher Weise dazu
beitragen, dass man sich in sozialen Situationen gut/wohl fühlt(z.B. bestimmte,
Personen, Aktivitäten, Orte). Anschließend Visualisierung und detaillierte Planung
eines konkreten positiven sozialen Erlebnisses, um Achtsamkeit und Fokus auf positive
Aspekte zu fördern.
8. Schriftliche Zusammenfassung des gesamten Trainings.
9. Wiederholung der Fragebögen OHQ, PANAS, RTS, INCOM, Reevaluation von sozialen
Situationen (PANAS, SCS)
Die Daten wurden mithilfe diverser Fragebögen erhoben (OHQ, PANAS, INCOM, RTS).
Ausgewertet wurden die erhobenen Daten mithilfe zweier MANOVAs mit Messwiederholung
für die ersten 5 Hypothesen, zweier MANCOVAs mit Messwiederholung für Hypothese 6,
wobei das ursprüngliche Ausmaß an Wohlbefinden als Kovariable genutzt wurde, und einer
schrittweisen linearen multiplen Regressionsanalyse für die letzte Hypothese.
1.3 Ergebnisse
Die Ergebnisse unterstützen alle 7 Hypothesen teilweise oder vollständig. Die Untersuchung
der ersten drei Hypothesen offenbarte einen Trainingseffekt auf das Wohlbefinden der
TeilnehmerInnen (F(4, 70) = 5.67, p = .001, η2 = .25). Wie erwartet nahmen das allgemeine
subjektive Wohlbefinden und die positiven Affekte zu, während die negativen Affekte und die
Neigung zum Grübeln abnahmen (Wohlbefinden F(1, 73) = 8.83, p = .004, η2 = .11, Positiver
Affekt F(1, 73) = 4.18, p = .04, η2 = .05 Negativer Affekt, F(1, 73) = 5.17, p = .02, η2 = .07 und
Grübeln F(1, 73) = 22.20, p < .001, η2 = .23). Mehr als 20% der ProbandInnen wiesen eine
klinisch signifikante und statistisch reliable Verringerung des Grübelns auf. Auch die
Annahmen zu den situationalen Auswirkungen konnten weitestgehend bestätigt werden (F(3,
71) = 12.69, p < .001, η2 = .35). Ebenso konnten die Annahmen zu den situationalen
Auswirkungen (H4-5) weitestgehend bestätigt werden (F(3, 71) = 12.69, p < .001, η2 = .35).
ProbandInnen mit kritischen Lebensereignissen während des Trainings mussten jedoch aus
der Analyse ausgeschlossen werden, damit nicht nur die Auswirkungen auf die situationalen
3
Emotionen (H4), sondern auch auf soziale Vergleichsgedanken (H5) bestätigt wurden. Legte
man das ursprüngliche Ausmaß an Wohlbefinden als Prädiktor für Trainingseffekte fest,
bestätigte sich die Annahme, dass das Training bei Personen, die anfänglich unglücklich waren,
den stärksten Effekt zeigte (F(3, 70) = 7.19, p < .001, η2 = .24). Somit unterstützten die
Ergebnisse Hypothese 6. Die Analyse der Veränderungsmechanismen ergab, dass eine
Veränderung in der Neigung zum Grübeln der beste Prädiktor ist. TeilnehmerInnen, die
weniger grübelten, zeigten eine stärkere Zunahme des Wohlbefindens und positiver Affekte,
sowie eine stärkere Abnahme der negativen Affekte, als Teilnehmer, die gleich viel oder mehr
grübelten. Zusätzlich sagt die Reduzierung von Grübeln eine Verringerung der sozialen
Vergleichsgedanken vorher. Hypothese 7 konnte also durch die gefundenen Ergebnisse
ebenfalls unterstützt werden.
1.4 Diskussion
Die vorliegende Studie konnte bestätigen, dass nicht der Soziale Vergleich per se, sondern
eher die damit verbundene Bewertung das subjektive Wohlbefinden beeinflusst und steht
somit in Kontrast zu früheren Studien. Der eher schwache Effekt des Trainingsprogramms auf
die generelle Tendenz zu Sozialem Vergleichen bestätigt die Theorie, dass es sich hierbei um
eine recht stabile Persönlichkeitseigenschaft handelt. Die Ergebnissee weisen darauf hin, dass
die beobachteten Veränderungen signifikant und somit relevant für die Praxis sind. Das
diskutierte Trainingsprogramm stellt ein Präventionsprogramm für junge Erwachsene dar, die
möglicherweise zu einem dysfunktionalen Vergleichsverhalten neigen, insbesondere in stark
leistungsorientierten Umgebungen. Die praktischen Implikationen und Limitationen dieser
Studie dienen als Empfehlung für zukünftige Forschung.
2. Kritische Bewertung
2.1 Einleitung
Die AutorInnen beginnen die Studie mit einem einführenden Zitat und ermöglichen so einen
angenehmen Einstieg. Außerdem sollte eine gelungene Einleitung Antworten auf folgende
Fragen geben (Grant & Pollock, 2011, S. 875):
(1) Was ist das Thema oder die Forschungsfrage und warum ist es in Theorie und Praxis
interessant und wichtig?
4
Weber und Hagmayer geben aufschlussreiche und ausführliche Antworten auf diese Frage.
Sie erläutern das Thema dieser Studie und verdeutlichen die sowohl theoretische als auch
praktische Relevanz. Die theoretische Relevanz wird vor allem durch die Erläuterung teils
widersprüchlicher Theorien deutlich. Die AutorInnen streben an, diese empirisch zu
bestätigen oder zu widerlegen. Der Verweis auf aussagekräftige Empirie bezüglich negativer
Auswirkungen von Sozialem Vergleichen verdeutlicht die Relevanz dieser Studie für die
Praxis. Auch die aktuelle Relevanz wurde in der Einleitung deutlich gemacht: Weber und
Hagmayer thematisieren, dass soziale Vergleichssituationen natürlich nicht nur im realen
Leben, sondern auch via Social Media wie Facebook und Instagram auftreten. Aufgrund
steigender Beliebtheit von Sozialen Medien ist diese Studie aktuell besonders wichtig und
interessant. Außerdem strebten sie als erstes Forschungsteam eine Reduzierung dieser
negativen Auswirkungen an und wählten damit eine innovative Forschungsfrage.
(2) Was wissen wir und was wissen wir nicht? Welche theoretischen Schlüsselperspektiven
und empirischen Befunde haben das Thema oder die Frage bereits beeinflusst? Welche
wichtigen, nicht angesprochenen Aspekte werden in dieser Studie behandelt, und warum
müssen sie angesprochen werden?
Die AutorInnen geben in der Einleitung Antwort auf all diese Fragen: Wie bereits oben
erwähnt, sind sich die VerfasserInnen von Theorien bezüglich Sozialem Vergleichen nicht
ganz einig. Hierzu erläutern Weber und Hagmayer drei wichtige Felder (Individuelle
Unterschiede im sozialen Vergleichen und Wohlbefinden, kognitive Prozesse, die sozialem
Vergleichen unterliegen und Grübeln und Wohlbefinden) und die dazugehörigen
theoretischen Annahmen und empirischen Befunde. Die Befundlage zeigt, dass man zwar
weiß, dass eine hohe Soziale Vergleichsorientierung positiv mit Depressionen, negativen
Auswirkungen und sozialer Angst, jedoch negativ mit Optimismus korreliert. Wie man dem
entgegenwirken kann, wurde noch nicht untersucht. Dies ist jedoch wichtig für Praxis und
Prävention.
(3) Was werden wir lernen? Wie verändert, fordert oder fördert die Studie das Verständnis
der WissenschaftlerInnen grundlegend?
Auch dies wurde sehr gut dargestellt. Wir werden mit Hilfe dieser Studie zwei Dinge lernen:
1. Ob eine Veränderung der Kognitionen von Personen über Situationen, die einen Sozialen
Vergleich beinhalten, das subjektive Wohlbefinden beeinflussen könnte
5
2. ob die Anzahl der Sozialen Vergleiche (d.h. Die Tendenz zum Sozialen Vergleich) oder die
damit verbundenen Kognitionen (z.B. Grübeln) das Wohlbefinden beeinflussen.
Die Studie liefert also Antwort auf praktische und theoretische Fragen.
Inwiefern die Studie von Weber und Hagmayer das Verständnis der WissenschaftlerInnen
grundlegend verändert, wurde zwar nicht explizit thematisiert, ist jedoch dennoch deutlich
geworden.
2.2 Methoden
Die folgende Beurteilung des Methodenteils erfolgt mit Hilfe der TIDieR Checkliste (Hoffmann
et. al, 2016). Es stellt sich hierbei die Frage, ob alle Informationen gegeben sind, so dass eine
Wiederholung der Studie möglich wäre. Dies ist leider nur teilweise der Fall. Die Materialien
wurden zwar gut beschrieben und jedes verwendete Modell, jede erläuterte Theorie in einer
übersichtlichen Tabelle dargestellt. Teilweise wurden jedoch Modelle u.ä. verkürzt oder
abgewandelt (z.B. ABC-Modell). Eine genaue Beschreibung hierzu fehlt, wodurch nicht
ersichtlich ist, wie genau das betreffende Modell letztendlich dargestellt wurde. Hilfreich wäre
ein direkter Verweis zu dem exakten Trainingsprogramm (z.B. als Download) gewesen, um
Abweichungen und Einschränkungen in der Replizierbarkeit zu vermeiden. Außerdem würde
das Replizieren wesentlich erleichtert werden, da man so nicht mehr die einzelnen Materialien
recherchieren und anpassen müsste. Abgesehen davon, dass ein Zugriff auf das exakte
Trainingsprogramm inklusive Folien, etc. fehlt, sind die Messmethoden, Theorien und (Haus-
)Aufgaben ausführlich beschrieben und anschließend übersichtlich in der Tabelle
zusammengefasst. Auch die genutzten Messmethoden wurden umfassend beschrieben und
auf Interne Konsistenz, Retest-Reliabilität und Konstrukt-Validität getestet. An der
Beschreibung der Prozeduren habe ich hingegen keine negative Kritik zu äußern. Die einzelnen
Prozeduren, Aktivitäten und Prozesse, die im Rahmen der Intervention genutzt wurden,
wurden gut beschrieben. Hierzu zählen auch die vorbereitenden und unterstützenden
Aktivitäten, in diesem Falle also die Reflexion der letzten Woche zu Beginn einer jeden Sitzung
und die Hausaufgabe für die kommende Woche zum Ende einer jeden Sitzung. Die einzelnen
Sitzungen folgten immer derselben Struktur. Dies haben die AutorInnen verständlich und
erschöpfend beschreiben können. Auch die Frage, wer genau intervenierte, wurde im
Methodenteil beantwortet. Silvana Weber vom Institut Mensch-Computer-Medien der Julius-
Maximilians-Universität in Würzburg entwickelte das Trainingskonzept, wobei ein Team aus 6
6
ExpertInnen aus der Gesundheits- und Kognitionspsychologie dieses überprüfte. Das
Trainingsprogramm wurde anschließend auf Basis des ExpertInnenfeedbacks angepasst.
Des Weiteren kann ich positiv anmerken, dass auch die Modalitäten ausreichend beschrieben
wurden. Es handelte sich hierbei um ein interaktives Online-Trainingsprogramm, das in
Einzelgruppen stattfand. Jedoch ist nicht ganz klar, wie die Rationale vermittelt wurden. Gab
es einen Videoanruf, bei dem ein*e Versuchsleiter*In diese genau erklärt? Beinhaltete das
Trainingsprogramm eine Art PowerPoint-Präsentation oder Videoanleitung oder hatten die
ProbandInnen lediglich theoretische Texte zur Verfügung. Diese Fragen bleiben offen. Fakt ist,
dass die Intervention in irgendeiner Weise interaktiv ist, in welcher Form dies genau von
statten ging, ist jedoch unklar. Wie oben bereits erwähnt, wurden die jeweiligen Anpassungen
nur teilweise beschrieben: was konkret an den einzelnen Modellen abgeändert wurde, ist
nicht ganz klar. Jedoch wurde erwähnt, dass fremdsprachige Modelle mit Hilfe der Comittee
Scale Translation Methode (Van de Vijver & Leung, 1997) ins Deutsche übersetzt wurden. Um
sicherzustellen, dass die Studie repliziert werden kann, ist es nicht nur wichtig zu erwähnen,
um wie viele Sitzungen es sich bei der Intervention handelt, sondern auch wie lange diese
dauerten. Leider geht aus dem Text nur die Anzahl und Frequenz der Sitzungen (8,
wöchentlich) hervor, nicht aber die genaue Dauer derselben. Alles in Allem kann man sagen,
dass die Replizierbarkeit mal mehr und mal weniger sichergestellt wurde. Mein größter
Kritikpunkt ist, dass die AutorInnen zwar in vielerlei Hinsicht auf Replizierbarkeit geachtet
haben, ein eindeutiger Zugriff auf diese Interventionsmethode inklusive Materialien, Folien,
Rationale, etc. fehlt.
2.3 Ergebnisse
Im Ergebnisteil stellen die AutorInnen die Ergebnisse ausführlich und doch nachvollziehbar
dar. Dies wird zum Beispiel an der übersichtlichen Gliederung deutlich. Ergebnisse der
Hypothesen, die inhaltlich zusammen gehören, wurden in einem Absatz erläutert und in
einem weiteren dann die nächsten. Außerdem folgen die einzelnen Absätze (fast) immer
derselben Struktur: zuerst werden die entsprechenden Hypothesen wiederholt, dann werden
die statistischen Ergebnisse der Analyse inklusive Effektgröße erwähnt und schließlich wurde
geschlussfolgert, ob die Hypothesen beibehalten oder verworfen werden. Dies steigert den
Lesefluss und trägt zu einem besseren Verständnis bei. Im Abschnitt „Situational Assessment“
sprechen die AutorInnen davon, dass die Reduktion der sozialen Vergleichsgedanken zwar
7
nicht signifikant war, die deskriptiven Mittelwerte sich jedoch wie erwartet verhalten. Ich sehe
es kritisch, aus deskriptiven Mittelwerten Schlussfolgerungen zu ziehen, wenn diese eigentlich
nicht statistisch relevant sind. Die AutorInnen nutzten diese Erkenntnis jedoch, um die Analyse
anzupassen und so herauszufinden, was zu einem signifikanten Ergebnis führen würde. Sie
schlussfolgern daraus, dass die Hypothese durch die Ergebnisse nur teilweise bestätigt werden
konnte. Einerseits finde ich es gut, dass die AutorInnen widererwartenden Ergebnissen direkt
auf den Grund gehen, andererseits finde ich, dass sie die Hypothese hätten verwerfen müssen.
Welche Anpassung zu einem signifikanten Ergebnis führt, hätte besser in der Diskussion
erwähnt werden sollen. Im Gegensatz zu den restlichen Absätzen sind die Effektgrößen der
Ergebnisse des vierten und letzten Absatzes „Mechanism Of Change“ in einer Tabelle
dargestellt. Die AutorInnen hielten sich hiermit an APAs (2010) empfohlene Faustregel für die
Darstellung von Werten: Bis zu drei Werte können gut in einem Text präsentiert werden. Für
vier bis 20 Werte eignet sich eine Tabelle. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die
Ergebnisse ausführlich und trotzdem nachvollziehbar und übersichtlich dargestellt wurden.
2.4 Diskussion
Im Diskussionsteil fassen die AutorInnen die Ergebnisse übersichtlich zusammen und
erläutern, welche Hypothesen bestätigt bzw. verworfen werden konnten. Außerdem äußern
sie sich zu Limitationen und zur praktischen Relevanz der Studie und geben Empfehlungen für
zukünftige Forschung. Positiv anzumerken ist, dass sie die Ergebnisse nicht nur wiederholen,
sondern sich auch auf die bereits in der Einleitung thematisierten, sich teils widersprechenden
Theorien beziehen. Sie erklären nachvollziehbar, inwiefern die gefunden Ergebnisse für und
gegen diese sprechen. So liefern sie aufschlussreiche Erkenntnisse für die Überarbeitung und
Weiterentwicklung von Theorien bezüglich Sozialem Vergleichen. Auch die praktische
Relevanz dieser Studie reflektieren Weber und Hagmayer selbstkritisch. Neben gängigen
Kritikpunkten wie der Größe und Art der Stichprobe (hauptsächlich weibliche Psychologie-
Studentinnen, keine Kontrollgruppen), kritisieren sie auch ihr Studiendesign: Es wurde kein
Follow-Up gemacht und bei den Fragen bezüglich sozialer Situationen handelt es sich nur um
Prä- bzw. Post-Fragen und nicht um tatsächliche soziale Situationen. Dies könnte zu weniger
verlässlichen Ergebnisse geführt haben. Des Weiteren weisen sie darauf hin, dass Soziale
Vergleiche nicht die Hauptrolle bei subjektivem Wohlbefinden spielen, das
Trainingsprogramm dennoch von praktischer Relevanz ist. Vor allem für präventive
8
Gesundheitsprogramme und positive Psychologie. Dennoch bin ich der Meinung, dass Soziale
Vergleiche, vor allem mit Blick auf die stetig wachsende Zeit, die Jugendliche und junge
Erwachsene mit Sozialen Medien verbringen, immer wichtiger für das subjektive
Wohlbefinden werden. Neuer Forschung zufolge verbrachten InternetnutzerInnen im Jahre
2019 im Schnitt fast 2,5 Stunden täglich auf Social Media Plattformen. 2012 waren es lediglich
90 Minuten (Daily social media usage worldwide, 2020). Aufgrund der genannten Aspekte
lässt sich zusammenfassend sagen, dass es Weber und Hagmayer gelungen ist, eine
übersichtliche, verständliche und selbstkritische Diskussion zu formulieren.
9
bequemer analysieren zu können. So könnte man herausfinden, welcher Teil der Intervention
die größte Rolle bei der Reduzierung von Grübeln und der Verbesserung des Wohlbefindens
spielt. Diese Analyse fehlte bei Weber und Hagmayers Design. Apps wie Balloon und 7Mind
beschäftigen sich ebenfalls mit der Verbesserung des Wohlbefindens. Mit Erfolg: die
beliebteste Meditationsapp 7Mind wird von einer Millionen Deutsche regelmäßig genutzt. Für
Smartphone-NutzerInnen ist dieses Prinzip also nicht unbekannt. Gleiches gilt für
Krankenkassen: 7Mind wird sogar von der BARMER gefördert und als Präventionsmaßnahme
anerkannt und genutzt. Ein weiterer Vorteil von app-basierten Interventionsmethoden ist,
dass die Replizierbarkeit erhöht wird. Dies ist ein Punkt, den ich bei Weber und Hagmayer
kritisierte: sie gaben der Interventionsmethode keinen Namen und es gab keine Möglichkeit,
auf exakt dieses Trainingsprogramm zuzugreifen, was dazu führt, dass das Replizieren der
Studie erschwert wird.
Mit der Nutzung von sozialen Medien vergleicht man sich nicht nur mit seinen Peers, die man
auch im realen Leben antrifft, sondern auch mit InfluencerInnen, die oftmals unrealistische
Ideale verkörpern, welche nur mit Retusche zu erreichen sind. Des Weiteren ist zu beachten,
dass man sich auf Sozialen Medien natürlich nur von seiner besten Seite zeigt. Man zeigt den
perfekten Lebenspartner, mit dem man sich nie streitet und postet nur das eine Bild, für das
es in Wahrheit 100 Anläufe gebraucht hat. All diese Dinge bleiben auf Sozialen Medien
verschwiegen und so kommt es zum Sozialen Vergleich mit einem unrealistischen Modell. Aus
diesen Gründen sehe ich den Sozialen Vergleich via Social Media als von besonderer Relevanz.
Meine Hypothesen hierzu sind folgende:
H1: Menschen, die viel Zeit mit Sozialen Medien verbringen, sind unglücklicher bzw. haben
ein geringeres subjektives Wohlbefinden.
H2: Menschen, die viel Zeit mit Sozialen Medien verbringen, werden am meisten von dem
Trainingsprogramm profitieren.
3.2 Methoden
Um die Hypothesen zu untersuchen, orientiere ich mich hauptsächlich am
Interventionsdesign von Weber und Hagmayer. Es wird sich jedoch auf das Online-Setting
spezialisieren und in App-Format verfügbar sein. Das 6-wöchige Trainingsprogramm wird
folgender Struktur folgen:
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1. Grundlegende Messungen via OHQ, PANAS, RTS, INCOM, Evaluation von positiven und
negativen sozialen Situationen (PANAS, SCS). Hausaufgabe: Identifikation und Analyse
der negativen sozialen Situationen
2. Erklärung des kognitiven Modells (ABC-Modell: A = activating event, B = belief system;
C = consequences) in Form eines Videos mit Beispielen (Social-Media-Situation),
anschließende Identifizierung der eigenen Overthinking-Trigger und dysfunktionalen
Gedanken während der Nutzung von Sozialen Medien
Ein Beispiel könnte wie folgt aussehen:
A = activating event: Travel-InfluencerIn postet Foto im Bikini am Strand
B = minderwertige Grundannahme „Sie hat so ein perfektes Leben und Körper, das
werde ich nie erreichen können.“
C = vermindertes Wohlbefinden und Selbstwertgefühl. Retusche der eigenen Bilder,
um Idealbild zu entsprechen.
3. Formulierung der eigenen Ziele mit Hinweisen darauf, wie Ziele formuliert sein sollen
(clear, precise, positive and realistic)
4. Vermeiden von Grübeln über negative Soziale Vergleiche mit Hilfe zweier Strategien:
mittels pleasant distraction oder mit dem Notieren von dysfunktionalen Gedanken
5. Formulierung einer persönlichen Situation basierend auf dem ABC-Modell,
Analysieren der üblich auftretenden Gedanken, anschließend neue, positive,
zielorientierte Gedanken generieren, um dysfunktionale auszutauschen.
6. Positive persönliche Entwicklung: Fokus auf Problembewältigungsfähigkeiten und
erste Maßnahmen für etwas ergreifen, dass man schon immer tun wollte (erst
Herausforderung formulieren, dann Strategie, wie man diese meistern will)
7. Positive soziale Situationen genießen: Faktoren finden, die üblicher Weise dazu
beitragen, dass man sich in sozialen Situationen gut/wohl fühlt (z.B. bestimmte
Personen, Aktivitäten, Orte). Anschließend Visualisierung und detaillierte Planung
eines konkreten positiven sozialen Erlebnisses, um Achtsamkeit und Fokus auf positive
Aspekte zu fördern.
8. Schriftliche Zusammenfassung des gesamten Trainings.
9. Wiederholung der Fragebögen OHQ, PANAS, RTS, INCOM, Reevaluation von sozialen
Situationen (PANAS, SCS)
Die einzelnen Einheiten werden wöchentlich stattfinden und ca. 30 Minuten betragen.
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Vor Beginn des Trainingsprogramms wird ein kurzes Video produziert, welches auf Instagram
als Werbung geschaltet wird, um so eine besonders große und diverse Stichprobe zu
ermöglichen. In diesem Video wird die Studie inklusive Trainingsprogramm kurz vorgestellt.
Die App wird ermöglichen, Daten wie Alter und Geschlecht, aber auch die Dauer, die eine
Person mit Sozialen Medien verbringt, bequem zu erfassen. Auch hier werden die Daten
mittels diverser Fragebögen erhoben (OHQ, PANA, INCOM, RTS, SCS), die in der App verfügbar
sein werden.
Schließlich sollen sie mithilfe einer MANOVA mit Messwiederholung ausgewertet werden. Das
ursprüngliche Ausmaß an Wohlbefinden und die Dauer, die man täglich mit Sozialen Medien
verbringt, sollen als Kovariablen genutzt werden.
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Literaturverzeichnis
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