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Bau der Schleusenanlage und Pflasterarbeiten an der Heiligenmühle in Lahr/Dinglingen, 1934 Ausschachtarbeiten für den Mühlbachdüker Nonnenweier und Brückenbau am Schutterentlastungskanal, 1934
Martin Frenk
Der Schutterentlastungskanal
Bauzeit: von Januar bis August 1934
Baukosten: 970.000 Reichsmark
Arbeiter: ca. 1.000 Personen
Kittersburger Mühle Ehemaliges Sägewerk Fauser in Lahr/Dinglingen Hochwasser und Überflutungen der Schutter, ca. 1930er Jahre Die Schutter in Lahr vor dem Bau des Schutterentlastungskanals Spatenstich zum Bau des Schutterentlastungskanals am 10. Januar 1934 in der Nähe der ehemaligen Fliegerkaserne in Lahr-Dinglingen
Das Flußsystem der Schutter Die ersten Planungen zum Hochwasserschutz Die Machtergreifung der Nationalsozialisten
Die Schutter entspringt am Hünersedel im Schwarzwald oberhalb Schutter viel Wasser abgezweigt und somit der ökologische Zustand Aus den Akten des Großherzoglichen Bezirksamtes Lahr geht Erst im Jahr 1920 wurde dieser Plan wieder aufgegriffen und die Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 änder- jeweiligen Land neu gebildet. Gleichzeitig wurden auch die Landes-
von Schweighausen auf 680 Meter Höhe. Sie entsteht bei Schweig- weiter verschlechtert. hervor, dass es bereits 1854 sowohl von Wasser- wie auch von Baukosten mit 18 Millionen Mark veranschlagt. Aufgrund der hohen ten sich die Verhältnisse grundlegend. Am 20. November 1933 wurde regierungen ermächtigt, entsprechende Landesgesetze zu beschließen.
hausen aus der Vereinigung des Geisbergbachs mit dem Lohbach. der Straßenbauinspektion in Offenburg und Lahr verschiedene Kosten fand sich bei den Gemeinden keine Mehrheit für die Hoch- im Karlsruher Finanzministerium der Bau eines Entlastungskanals Auf Grund dieser durch die Nationalsozialisten neu geschaffenen
Zunächst fließt sie in westliche Richtung. Nach einem fast recht- Hochwasser und Überschwemmungen planerische Vorarbeiten für die Rectification (Berichtigung) der wasserschutzmaßnahmen. Das Projekt ruhte daraufhin wieder, bis zwischen Dinglingen und dem Rhein zur Beseitigung und Verhütung Rechtsgrundlage hat das Karlsruher Staatsministerium am 5. Dezember
winkligen Knick nach Norden fließt die Schutter durch die In vielen Chroniken der Orte, die an der Schutter liegen, finden sich Schutter unterhalb von Lahr gab. Obwohl alle Gemeinden, die es 1930 und 1931 zu erneuten erheblichen Hochwasserschäden kam. der sich regelmäßigen wiederholenden Hochwasserschäden in Aussicht 1933 das insgesamt sechs Paragrafen umfassende Gesetz über den
Gemeinden Schuttertal und Seelbach, macht dann einen Bogen immer wieder Berichte, wie sehr der Fluss in den vergangenen Jahr- entlang der Schutter lagen, sich immer wieder über die durch die Wieder kam es zum Streit mit den Anliegergemeinden über die gestellt. Gleichzeitig sollte das Schutterbett unterhalb von Dinglingen Hochwasserschutz im Schuttergebiet erlassen. Demnach baut der
nach Westen und durchfließt das Stadtgebiet von Lahr. Hier verlässt hunderten bei plötzlich auftretenden Hochwasserereignissen Leib Hochwasser entstandenen Schäden beklagten, waren neun Gemeinden Finanzierung. Auch alternative und weit kostengünstigere Hoch- reguliert und die bisher vom Hochwasser bedrohten Gebiete Staat einen Entlastungskanal von der so genannten Heiligenmühle
die Schutter den Schwarzwald und fließt in nördlicher Richtung und Leben der Anwohner gefährdete und deren Hab und Gut nicht bereit sich an den Kosten dieser Planungen zu beteiligen. wasserschutzmaßnahmen wurden von ihnen abgelehnt. zwischen Dinglingen und Kehl entwässert werden. Die Kosten für in Lahr/Dinglingen bis zum Altrhein hinter Rheinkilometer 98 auf
parallel zum Rhein durch die Oberrheinische Tiefebene. Dabei ruinierte. Bei den Überschwemmungen wurden Häuser zerstört, Deshalb mussten die Planungskosten, nach einer Entscheidung des den Bau des Schutterentlastungskanals (SEK) wurden auf 1,1 Mio. der Gemarkung Nonnenweier und erwirbt das hierfür erforderliche
durchquert sie die Gemarkungen von Friesenheim, Neuried, Feldfrüchte verdarben, Ernten wurden vernichtet und Felder und Handelsministeriums, letztendlich von der Staatskasse übernommen Auszug aus der Hochwassergefahrenkarte Reichsmark prognostiziert. Durch den Einsatz des „Freiwilligen Gelände. Mit dem Gesetz wurde auch die Kostenbeteiligung
für den Bereich der Schutter und des Schutterentlastungskanals
Schutterwald und Willstätt und mündet nach 55 Kilometer bei Wiesen verschlammten. werden. Konkrete Hochwasserschutzmaßnahmen wurde dennoch Arbeitsdienstes“ (FAD) sollten diese Kosten auf insgesamt 750.000 geregelt: Die 16 unterhalb Lahrs gelegenen Gemeinden, deren
Kehl in die Kinzig. Größere Zuflüsse zur Schutter sind der nicht in Angriff genommen, obwohl es bis zum Ende des Neunzehnten Reichsmark gesenkt werden. Bereits am 7. Dezember lag ein bau- Gemarkungen im Hochwasserbereich der Schutter liegen, mussten
Sulzbach und die Unditz bei Lahr. Jahrhunderts zu teils gravierenden Überschwemmungen und fertiger Plan vor. Selbst die Finanzierung war, was bislang völlig sich mit einem Drittel an den Kosten des Geländeerwerbs, der
Der Verlauf Der Schutter Schäden kam. unmöglich erschien, nach einem Aktenvermerk des badischen Herstellung und Unterhaltung des Kanals beteiligen. Damit hatten
Quelle am Hühnersedel oberhalb von Schweighausen, Mündung
Nutzung zur Energieversorgung in die Kinzig bei Kehl am Rhein. Kulturbauamtes Offenburg bereits gesichert. die Gemeinden keine Entscheidungsfreiheit mehr. Der Kosten-
Auf ihrem Weg durch 19 Städte und Dörfer war die Schutter für Wiederholtes Scheitern der Baufinanzierung anteil der einzelnen Gemeinden am Gesamtbeitrag wurde nach
die gewerbetreibenden Anlieger jahrhundertelang ein wichtiger Die ersten konkreten Planungen für einen wirksamen Hochwasser- Ermächtigungsgesetz und Kosten des SEK dem Nutzen der jeweiligen Gemeinde am Kanal und nach ihrer
Energielieferant. Nach dem Badischen Wasserkraftkataster von 1925 schutz werden erst wieder im Jahre 1914 aktenkundig, als ein Möglich geworden war dies durch das Gesetz zur Behebung der Leistungsfähigkeit bemessen. Der Kanal wurde als ein dem öffent-
trieb die Schutter 36 Wasserkraftanlagen mit insgesamt 47 Wasser- besonders starkes Hochwasser die Gemeinden entlang der Schutter Not von Volk und Reich, das so genannte Ermächtigungsgesetz lichen Nutzen dienendes Unternehmen angesehen. Damit wurde
rädern, sowie 12 Generatorenkraftanlagen mit 17 Turbinen an. Dies traf. In der Folge des Hochwassers legten die betroffenen 15 vom 24. März 1933 und durch das vorläufige festgelegt, dass das Eigentum und sonstige Rechte
waren Haus- und Hofmühlen, Kundenmühlen, Hammerschmieden, Gemeinden eine Petition ein. In der Stellungsnahme der Kultur- Gleichschaltungsgesetz vom 31. März 1933. Mit an Grundstücken entzogen oder beschränkt
Elektrizitätswerke, Ölmühlen, Gerstenstampfen und Sägewerke. inspektion Offenburg wurde erstmals die Erbauung eines Entlas- dem Ermächtigungsgesetzt konnte die Reichs- werden können. Nach Fertigstellung wurde der
Das Wasser der Schutter wurde auch zur Wiesenbewässerung tungskanals von Dinglingen aus unmittelbar in den Rhein genannt. regierung jederzeit beliebige Gesetze ohne Gesamtkostenaufwand mit 970.000 Reichsmark
genutzt (Wässerwiesen). Hierzu wurde das Wasser oberhalb von Dieser Kanal sollte unter Umständen auch zur Abführung der Beteiligung oder Kontrolle oder Zustimmung beziffert. 207.000 Reichsmark wurden durch
Mühlen (Schutterzeller Mühle, Dundenheimer Mühle, Kitters- Schmutzwässer der Stadt Lahr dienen. Die Finanzierung dieser von Reichstag und Reichsrat und ohne Gegen- Notstandsarbeiten und Tätigkeiten des Freiwil-
burger Mühle), oder von eigens hierzu errichteten Wässerwehren Maßnahme blieb aber weiterhin strittig. Da Schutter und Unditz zeichnung durch den Reichspräsidenten erlassen, ligen Arbeitsdienstes, sowie aus Zuschüssen
(Eckartsweier) so stark aufgestaut, dass der Wasserspiegel über dem nicht im staatlichen Flussbauverband aufgenommen waren, sah es selbst wenn diese von der Verfassung abwichen. von Reichsmitteln beigesteuert. Die restlichen
Gelände lag und das Wasser in Bewässerungsgräben abgeleitet die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues als Sache der Mit dem Gleichschaltungsgesetz wurden die 763.000 Reichsmark bezahlte der Staat zu zwei
werden konnte. Die dafür erforderlichen Stauwehre verhinderten Angrenzergemeinden, diese Schutzmaßnahmen zu finanzieren. Landtage aufgelöst und auf Basis der Stimmen- Dritteln und zu einem Drittel die 16 daran
die Durchwanderbarkeit für Wasserorganismen. Zudem wurde der Mit Beginn des 1. Weltkriegs enden die Aktenaufzeichnungen. zahl der Reichstagswahl vom 5. März 1933 im beteiligten Gemeinden.