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B a n d 62.] W. SPIEGELBERG: Der Schlangengott Pe-Neb-onck.

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sein könnte. Der Gott dieser Festlichkeiten war der Nil, der in der Spätzeit den
Beinamen Nfr-htp — Ν ε φ ω τ η ς führte und krokodilgestaltig 1 , vielleicht wie Sobk =
Σ ο ΰ χ ο ς mit Krokodilskopf dargestellt wurde. Daher kam νε<ρω& < Nfr-htp zu der
Bedeutung „Krokodil".
Vielleicht läßt sich von diesem Wort noch eine weitere Spur im Koptischen
nachweisen, und zwar in dem Worte Ε Φ Ω Τ , das P E Y R O N nach K I R C H E R 1 7 1 als Fem.
mit der Bedtg. testudo ( Ä ~ Y ) verzeichnet. Nach einer frdl. Mitteilung von C R I ' M
sie
gibt aber eine Skala ( C U R Z O X No. 136) S. 136 π ι ε ^ ω τ ^ U ^ X J I , also „Krokodil". Das
wird gewiß die richtige Gleichung 2 sein, die lehren würde, daß man in νεφω9· das ν
als Pluralartikel empfunden 3 und nun ein neues Wort €φωτ mit Artikel π ι ε ^ ω τ
gebildet hat.

Der Schlangengott Pe-Neb-onch,


V o n W . SPIEGELBERG.

E t ΛΛΛΛΛΛ Q ΛΛΛΛ

in häufiger Name der Spätzeit ist Ns-nb- nh, der hieroglyphisch ^ -γ-
vor allem aber demotisch 5 häufig belegt ist. Der Name bedeutet „Zugehörig zu dem
Herren des Lebens", ist also ein theophorer, dessen zweiter Bestandteil nb-nh einen
Gott bezeichnen muß. Dieser ist nun auch sonst bekannt, freilich stets mit dem
Vulgärartikel als pi-nb-nh, den er einmal auch in dem n. pr. C ^ Ns-pi-nb-
cnh zeigt. Eine Holzstele des Louvre 7 (Spätzeit) nennt einen „Propheten
des Gottes Pi-nb-nhder Pap. demot. Berlin 3096,6 (Tafel 5) einen wn-pr$) Pi-nb-
cnh „Pastophoren des Gottes Pi-nb-nh. In einem sehr zerstörten Ostrakon (Ptol.)
der Straßburger Slg. (D 1842) erscheint ein αΤ © m a n

auf Grund des Determinative einen Gott vermuten wird.


Wer ist nun dieser Gott? In der alten artikellosen Form Nb-nh „Herr des
Lebens" ist er (s. Berl. Wörterbuch S. 199) ein Epitheton von Göttern, das u. a. den
Osiris bezeichnet, und so hat ihn auch B R U G S C H (Diet, geogr. 1222) in dem Titel der
Holzstele erklärt. Wir besitzen aber seit langem eine demotische Inschrift, die das
Rätsel löst. Sie steht auf dem bemalten Särgchen einer mumifizierten Schlange des

1) E i n e solche D a r s t e l l u n g ist mir freilich nicht bekannt. — 2 ) Bei KIBCHEB würde also ent-
weder eine Verlesung oder eine Verstellung vorliegen. N a c h CBUM haben einige H s s . ^ ω τ statt ε φ ω τ .
— 3 ) Also ähnlich wie aus phwj n+e-goir aus pr- 3 n + e p o ( p p o ) wurde, oder öä.'Aä.cca. als T-fge.Ae.cci.
gedeutet wurde. Vgl. STEINDOBFF, ÄZ. 27 ( 1 8 8 9 ) S. 1 0 8 und SPIEGELBEBG, Demot. Studien I 22. —
— 4 ) Catal. T u r i n I 2 2 0 no. 1 8 0 4 (Totenb.). — 5) P a p . Rylands I I I S. 453. Pap. Straßb. 7 (Verso).
Heidelberg 723 (Verso). P a p . Berlin 1 3 5 4 8 . 1 3 5 6 4 (aus Elephantine). — 6 ) Mem. Mission X X X I V H a m a m ä t
(ed. MONTET) no. 15. 49. 65. 1 3 6 (Nachtrag p. 119). — 7) PIERBET, Recueil d'inscr. du L o u v r e I I S. 122.
(Vgl. Ann. Serv. Antiq. V I I S . 38.)

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38 W . SPIEGELBEKG: Der Schlangengott Pe-Neb-onch. [62. Band.

Berliner Museums (Nr. 7232)1. Indem ich auf die unten folgende ausführliche Be-
schreibung verweise, die ich ebenso wie die photographischen Aufnahmen HEINRICH
SCHÄFERS Freundlichkeit verdanke, will ich hier nur kurz folgendes bemerken.
Auf den Längsseiten befindet sich 2 mal (Taf. I a und b) die Darstellung des
Mannes, der den Sarg geweiht hat, mit einer Gans(?)8 auf dem linken Unterarm,
die er, die Rechte anbetend erhoben, einer aufgerichteten Schlange (Schildviper) dar-
bringt. Die 2 mal wiederholte, dazugehörige Inschrift, die auch auf dem Deckel
2 mal erscheint (Taf. Ic) und die ich in die Perserzeit3 setzen möchte (sicher ist sie
älter als die Ptolemäerzeit), lautet in der vollständigsten Fassung: Ps-nb-nh dj 'nh
snb 'Ii kij η Pn-ni-krr-Mjn si Ns-pi-mtr viwUf 's-wrj „0, P-neb-onh, gib Leben,
Gesundheit (und) lange Lebenszeit dem Pa-ne-kror-Min(?), dem Sohne des Espmetis
und der Esoeris".
Also heißt hier die Schlange j^, der P. sein Gans(?)opfer darbringt, um sich von
ihr Gesundheit und Leben zu erbitten, p3 nb 1nh „der Herr des Lebens", und zwar ist
es die tote, einbalsamierte Schlange. Da der Sarg aus Theben stammt, könnte es
sich um eine der ίροί δφιες handeln, die nach Herod. II, 74 dem thebanischen Zeus,
d. i. Amon, heilig waren4. In jedem Falle heißt liier die angebetete tote Schlange
pi nb lnhb.
Der Name kommt übrigens auch allein als Personenname Nb-nh6 in der Ptole-
mäerzeit vor und die Variante der Stele des Louvre C 119 —ο ^ ( = hierogl.
^ f ^ ^ ) zeigt in dem Gottesdeterminativ, daß man sich der göttlichen Bedeutung
des Namens noch bewußt war.
Sehr merkwürdig ist der Name des Weihenden, den ich in der vollen Form
J^l^ Δ -2ss> lese und „der (Diener) der Frösche des Gottes Min" 7 deute.
Danach müßte dieses Tier, das nach ägyptischem Glauben mit der Erdschöpfung in
Zusammenhang gebracht wurde8, irgendwie zu dem Vegetationsgott Min in Beziehung
stehen, falls meine Lesung sich bestätigt9. Vielleicht, daß sich diese Beziehung auch
sonst nachweisen läßt.
1) Verzeichnis ägypt. Altertümer (1899) S. 317. Über die Herkunft des zuerst von MINUTOLI
(Reise zum Tempel des Juppiter Ammon Tafel XXXIV) unzureichend veröffentlichten Stückes siehe
SCHÄFER S. Aufsatz. Die Inschrift ist gut wiedergegeben bei SPOHN-SEYFFARTH, De lingua et litteris
veterum Aegyptiorum. Lipsiae 1825 Tafel 7 no. IV, danach wiederholt bei LEGRÄIN, Livre des Trans-
formations Seite X X X I I (nur e i n e Inschrift), der sie aber in der Hauptsache unrichtig gelesen hat. — 2) Über
die Gans als Opfertier siehe HOPFNER, Tierkult S. 122. — 3) Dafür sprechen, abgesehen von dem breiten,
{ . Q ΛΛΑΛΛΛ
schweren Duktus, die Schreibungen von nb und nh ohne und mtj ohne m. Auch F. LL.

GRIFFITH und H. THOMPSON, der auf die letzte Schreibung hinwies, stimmen meiner vorptolemäischen
Datierung unbedingt zu. Jedenfalls ist die römische Kaiserzeit palaeographisch ganz ausgeschlossen. —
4) Schlangenmumien in Tontöpfen haben sich auch in der thebanischen Nekropolis (Gurna) gefunden.
Siehe WIEDEMANN, Herodots 2. Buch S. 316 und HOPFNER, Tierkult S. 142. — 5 ) Man könnte hier auch
den Artikel als den der Anrede (Vokativ) von * nb-nh fassen. Doch spricht die sonst bekannte Form pi-
nb-nh dagegen. — 6) Ostrakon Straßb. 1201. 423. 824 b . 1653. Gräzisiert Ν ε β ω ν υ χ ο ς , Ναβωνυχος,
Νοβωνχις. — 7) Der zweite Text hat den Namen zu Pn-Mjn = Paminis abgekürzt. — 8) Siehe
JACOBY-SPIEGELBERG, Sphinx V I I S. 215ff. und HOPFNER, Tierkult S. 149. — 9) Eine Emendation in
Pi-krr-pn-Mjn = *Πεκρορπαμΐνις (zu der Bildung siehe den in diesem Heft veröffentlichten Aufsatz
über die Falkenbezeichnung des Verstorbenen in der Spätzeit, S. 32) erscheint mir sehr bedenklich.

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