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Energietechnik
Biogas-
Methangãrung
organischer
Abfallstoffe
Grundlagen und Anwendungsbeispiele
Mit 65 Abbildungen
Braun, Rudolf:
Biogas - Methangãrung organiseher AbfaIlstoffe:
Grundlagen u. Anwendungsbeispiele / R. Braun.
- Wien; New York: Springer, 1982.
(Innovative Energieteehnik)
ISBN·13: 978·3·7091·8676-3 e-ISBN·13: 978·3·7091·8675·6
DOI: 10.1007/978·3·7091-8675·6
ISSN 07234589
ISBN-13: 978-3-7091-8676-3
Vorwort
Sichtung eigener Ergebnisse und solcher der intemationaIen Literatur auf die
Zusammenstellung anwendungsorientierter und praxistauglicher Resultate
gelegt. Obschon damit eine Fülle von Ergebnissen prãsentiert wird, wird sich
in manchen Zweifelsfàllen in der Praxis trotzdem die Durchftihrung eigener
Substratuntersuchungen und Gãrversuche zur Auslegung einer Biogasanlage
ais notwendig erweisen.
Das Vorwort eines Buches ist auch, obwohl meist ungelesen, jene Stelle, an
der den am Zustandekommen des Buches Beteiligten Dank ausgesprochen wird.
Vieles wãre unmõglich gewesen ohne den kollegialen Geist und die Unter-
stützung durch Kollegen und Institutsangehõrige. 1m besonderen soll an dieser
Stelle jedoch die unermüdliche Arbeit und kreative Einsatzfreudigkeit des Herm
Siegried Huss gewürdigt werden, ohne dessen Mitarbeit die zielstrebige Abfassung
dieses Buches nicht mõglich gewesen wãre. Mein Dank gilt auch meiner lieben
Frau, die mich durch ihre verstãndnisvolle Geduld wãhrend der zweijãhrigen
Arbeit an dem Manuskript unterstützte.
4. Reaktorbauarten 46
4.1 Geschichtliche Entwicklung 46
4.2 Einfache Reaktorbauarten 47
4.3 Klassische Reaktorbauarten 48
4.4 Neuere Reaktorbauarten 51
4.4.1 Zielsetzung 51
4.4.2 Der KontaktprozeB 51
4.4.2.1 Die Bildung von Aggregaten 51
4.4.2.2 Funktionsweise 52
4.4.2.3 Anwendungsfálle 52
4.4.3 Das AnaerobfJlter 53
4.4.3.1 Oberflãchenwachstum von Mikroorganismen 53
4.4.3.2 Funktionsweise 53
4.4.3.3 Anwendungsfálle 56
4.4.3.4 Kombinierte Verfahren 56
4.4.3.5 Fixed-Film-Reaktoren 57
4.4.4 Der Schlammbettreaktor 58
4.4.4.1 Verfahrensentwicklung 58
4.4.4.2 Funktionsweise 59
4.4.4.3 Anwendungsfálle 60
4.4.5 Plug-Flow-Reaktor 61
4.4.5.1 Ãltere Bauarten 61
4.4.5.2 Neuere Bauarten 63
4.4.5.3 Kombinierte Anlagen 64
4.4.6 Vergleich verschiedener Reaktorbauarten 65
Literaturverzeichnis 173
Sachverzeichnis 197
Symbole und Abkürzungen
a Jahr
BR Raumbelastung (kg.m- 3 .d- 1 )
BSB s Biochemischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen
CSB Chemischer Sauerstoffbedarf
d Tag
D VerdÜllnungsrate (h- 1 )
D' Künstlich erhõhte Verdünnungsrate (h -1)
.6. G~ Freie Enthalpie; Konzentration 1 mol·I- 1 , T = 25 o C, pH =7
DR Verdünnungsrate durch die Rückführung (h- 1 )
dx
Absolute Biomassebildungsrate (g.l-l ·h- 1 )
dt
1'/ Abbaugrad (%)
Ec Redoxpotential bezogen auf die Kalomelelektrode
Eh Redoxpotential bezogen auf die Normalwasserstoffelektrode
EG Einwohnergleichwert (60 g BSB s · EW- 1 ·d- 1 )
EW Einwohner
F FlieErate (l. h-I)
FFS Flüchtige organische Fettsãuren
GVE GroEvieheinheit (500 kg Lebendgewicht)
h Stunde
HTS Hefetrockensubstanz
K Konstanter Faktor
KJ Kilojoule (l03 Joule)
Ks Substratkonzentration bei halb maximaler Wachstumsgeschwindigkeit
(gTl)
L Unge
Ilmax Maximale Wachstumsrate (h -1)
min Minute
MJ Megajoule ( 106 J)
nm Nanometer ( 10- 9 m)
OTS Organische Trockensubstanz
P Produktivitãt (g.l-1 ·h- 1)
Pa Pascal(l N·m- 2 = 10,197.10- 6 at)
PF Produktivitãt bezogen aufFermentervolumen (g.l-1 ·h- 1)
PG Biogasproduktivitãt (m 3 ·m- 3 ·d- l )
%w/v Gewichts-Volums-Prozent
%w/w Gewichtsprozent
S Substratkonzentration (g .1- 1 )
Symbole und Abkürzungen XIII
sec Sekunde
SVI Schlammvolumenindex (mI. g-l )
t Tonne
T Durchstrômzeit im Rohrreaktor (h)
8 Hydraulische Verweilzeit
Feststoffmenge im Reaktor
8c F eststoffverweilzei t = - - : - : - - : - - : - - - - = - : = : - - - - - = - : : - - - -
taglich abgezogene Feststoffmenge
TJ Terrajoule (10 12 1)
TOe Total organic carbon
TS Trockensubstanz
UpM Umdrehungen pro Minute
v Strômungsgesch windigkeit (m . h -1 )
V Volumen
V' Freies Reaktorvolumen
Vp Fermentervolumen
Vsed Sedimentervolumen
X Zellkonzentration (g .1- 1 )
Xo Anfangskonzentration eines Produkts
Xl Endkonzentration eines Produkts
X' Künstlich erhôhte Biomassekonzentration (g .1- 1 )
XR Zellkonzentration in der Rückführung (g·l-l)
Xs ZeIlkonzentration resultierend aus Substratkonzentration (g.rl)
YG Biogasausbeute (m 3 ·kg OTS- 1 )
Einleitung
A B c
ZELLULOSE KOHLENHYDRATE+FETT +E I fiE I SS
~ HYDROLYSE
~FERMENTATION
SAUREN, ALKOHOLE
FLÜCHTIGE FETTSAUREN
HYDROLYSE
ALKOHOLE,HCOOH,H 2 ,CO,
FERMENTA TI VE
CH 3 (CH 2 I n COOH,C0 2
METHANBILDUNG
CH3(CH2InOH,n=o-3
STUFE METHAN-
II BILDUNG
(METHANOGENE B.)
Abb. 1. Schematische Darstellung des ein-, zwei- und dreistufigen Modells der Methangarung
dungen wie Proteine, Kohlenhydrate und Fette in einer ersten Stufe zu flüeh-
tigen Fettsauren und Alkoholen abgebaut, wobei kein Methan gebildet wird. Erst
in einer zweiten Stufe erfolgt dureh Methanbakterien die Umwandlung dieser
Zwisehenprodukte in Methan und Kohlendioxid. Barker (1940) zeigte die
Bildung von Essigsaure und Methan aus Ãthanol und isolierte Methanobakterium
omelianskii aIs Verursaeher der Garung. Stadtman und Barker (1951) besehrie-
ben den Abbau von Capronsaure, Valeriansaure und Buttersaure durchMethano-
bakterium suboxydans, bzw. Propionsaure dureh M. propionicum.
Mit der Entdeckung von Bryant et aI. (1967), daB der von Barker (1940) iso-
lierte Stamm M. omelianskii eigentlieh eine syntropische Misehkultur eines Was-
serstoffbildners (S. Organismus) bzw. eines wasserstoffverwertenden Methan-
bakteriums (Stamm MOH) ist, konnte auch das zweistufige Modell des anaero-
ben Abbaus hoehmolekularer Substanz meht mehr aufrechterhaIten werden.
Bryants Entdeckung war durch wesentlich verbesserte mikrobiologisehe Metho-
den zur Züehtung und Reinkultivierung strikt anaerober Mikroorganismen
mõglieh gewordet1. Die weitere systematisehe Untersuchung der aIs Reinkulturen
verfUgbaren Methanbakterien ergab, daB, neben der sehon von Sõhngen (1906)
gezeigten Bildung von Methan aus CO 2 und H2' lediglieh Ameisensaure und
Essigsaure bzw. Methanol aIs Substrat fUr Methanbakterien dienen konnten
(Bryant, 1974).
rien (Bryant, 1977; McInemey und Bryant, 1980). Ihre wesentlichen Endpro-
dukte sind Essigsaure, Kohlendioxid und Wasserstoff. Die eigentliche Methan-
bildung erfo1gt danach in einer dritten Stufe, durch Reduktion von Koh1endi-
oxid bzw. Spaltung der gebildeten Essigsaure. Etwa 70 % des gebildeten Methans
stamrnen aus der Essigsaure (Mah, 1977).
!:::'Gó = 5,82 kJ
CH 3 CH 2 COO-+ 2H 2 0 ":CH 3 COO-+ 3H 2 + CO 2 (2)
!:::'Gó =81,85kJ
CH 3 CH 2 CH 2 COO- + 2H 2 0": 2CH 3 COO-+ 2H 2 + H+ (3)
!:::'Gó =41,66 kJ
4H 2 +C0 2 ":CH 4 +H 2 0 (4)
!:::, Gó =- 139,13 kJ
Nur durch die gleichzeitige Anwesenheit wasserstoffoxidierender Methan-
bildner kann der Wasserstoffpartia1druck niedrig gehalten (lO Pa) und die Reak-
tion schwach exergonisch werden. Wird Wasserstoff nicht 1aufend aus dern
G1eichgewicht entfemt, so steigt dessen Konzentration zunachst und führt zur
Hernmung der acetogenen Bakterien. ln der Fo1ge haufen sich aus der Hydro1yse
anfallende Sauren, welche entweder se1bst oder durch pH-Reduktion toxisch auf
die Methanbakterien wirken (McCarty und McKinney, 1961 a). Die regu1ative
Wirkung der Methanbakterien auf den E1ektronenflu:B schafft sornit die thermo-
dynarnischen Voraussetzungen für die Oxidation von Alkoholen und Fettsauren.
Mit der Entfemung des toxischen Produkts H 2 wird auch die Umsatzrate der
hydro1ytischen Bakterien erhõht. Eine weitere wichtige Funktion stellt die
Bereitstellung von Vitarninen durch Methanbakterien dar (Stadtman, 1967).
Vie1e heterotrophe, hydrolytische und acetogene Bakterien sind von Stoffwech-
selprodukten autotropher Methanbakterien abhangig. Eine dritte wichtige
Aufgabe der Methanbakterien ist die pH-Stabilisierung. Durch die Verwertung
von Acetat bzw. Entfemung der entsprechenden Protonen wird eine pH-Reduk-
tion verhindert.
1.2 Wechselwirkungen verschiedener Organismen 7
500
N0 3--NH 4+
EH O
(MV) SOl=--H 2S
CO 2 -CH 4
-500
Stãmme der Gattungen Bacillus, Alcaligenes und Pseudomonas. Die meisten der
isolierten Stãmme spalten Glyceride in langkettige Fettsãuren und Glycerin. Die
Fãhigkeit zum weiteren Abbau langkettiger Fettsãuren wurde bisher noch bei
keinem der isolierten Bakterien nachgewiesen. Der Abbaulangkettiger Fettsãuren
wurde jedoch bei Klãrschlammgãrungen bewiesen (Chynoweth und Mah, 1971).
Manche Endprodukte des hydrolytischen Abbaues hochmolekularer Verbin-
dungen, in der Hauptsache Zucker, unterliegen auf Grund der Anwesenheit
fermentativer Bakterien einer weiteren Umwandlung, wobei Alkohole, niedere
Fettsãuren und andere organische Sãuren ais Endprodukte anfallen. ln Klãr-
schlammfermentationen wurde die Anzahl fermentativer Bakterien mit 1 bis
7 . 108 Bakterien je mi (Kirsch, 1969), in Fermentationen mit Schweinegülle mit
6,4.10 5 bis 8,4.10 6 • mr 1 angegeben (Hobson und Shaw, 1974).
Eine Reihe von Bakterien fúhren hochspezialisierte Reaktionen wie den Ab-
bau aromatischer Verbindungen oder Detergenzien durch. Benzol wird vollstãn-
dig zu Propionat und Acetat abgebaut (Keith, 1973), ebenso werden Phenol und
Catechol zu Methan abgebaut (Healy und Young, 1978). Verbindungen wie
Indol, Skatol und Kresol, die in Schweinegülle intensiven, unangenehmen Geruch
verursachen, werden ebenfalls abgebaut (van Velsen, 1981). Spezifisch fur diese
Reaktionen verantwortliche Bakterien wurden jedoch nicht nãher identifiziert.
Nach Adaption scheinen jedoch viele Organismen in der Lage zu sein, solche Re-
aktionen durchzufúhren. Oba (1971) zeigte, dl& Alkylsulfonat aus synthetischen
Waschmitteln von einer Reihe Bakterien wie Micrococcus, Aerobacter, Alcali-
genes, Flavobakterium und Pseudomonas abgebaut wird. Von Clostridium buty-
ricum, Cl. pasteurianum und Citrobacter freundii wurde Hexachlorcyclohexan
abgebaut (lagnow et aI., 1977).
1.3.4 Acetogene und homoacetogene Bakterien
Produkte des hydrolytischen Abbaues wie Fettsãuren und Alkohole unter-
liegen durch die Aktivitãt acetogener Bakterien einer weiteren Oxidation zu
Acetat und H 2. Gasfõrmige Produkte der Hydrolyse wie H 2 und CO 2 dienen
homoacetogenen Bakterien ais SuMtrat. wobei ebenfalls Acetat entsteht. 1m
Rumen, als optimiertem natürlichen Õkosystem, werden homoacetogene Bak-
terien wie Acetobacterium woodii und Clostridium aceticum durch Methanbak-
terien an der Entwicklung gehindert. ln Klãrschlammfermentationen wurden sie
jedoch in einer Konzentration von 10 5 bis 106 Keimen je mi nachgewiesen
(Ohwaki und Hungate, 1977). Neben H 2 und CO 2 vermõgen homoacetogene
Bakterien auch Zucker zu verwerten. Von Zeikus (1980) wurde kürzlich aus
einer Klãrschlammfermentation ein Bakterium isoliert, welches Acetat aus H 2
und CO 2 bzw. aus Methanol bilden konnte. AUS Acetat und Methanol wurde
Butyrat gebildet.
Ein klassisches Beispiel eines acetogenen Bakteriums ist der aus einer syn-
tropischen Mischkultur isolierte S-Organismus (Bryant et al., 1967). Das Bak-
terium oxidiert Xthanol zu Acetat und H2' eine Reaktion, welche thermodyna-
misch erst durch die laufende Entfernung des gebildeten Wasserstoffs durch den
symbiontischen Methanbildner Methanobacterium bryantii mõglich wird. Ein
weiteres acetogenes Bakterium, welches in syntropischer Mischkultur mit einem
Methanbildner Fettsãuren mit einer Kettenlãnge bis zu 7 C-Atomen abbaut,
1.3 Systematik der beteiligten Orgarusmen 11
l:J.Gó = -7,54kJ
oder Athanol (Reaktion 1) zu Acetat. Voraussetzung ist, dl& der gebildete
Wasserstoff aus dem Reaktionsgleichgewicht entfemt wird. ln syntropischer
Mischkultur mit dem H 2 und CO 2 verwertenden Methanobrevibacter smithii
wird Lactat durch Desulfovibrio desulfuricans und Desulfovibrio vulgaris zu Ace-
tat und Methan abgebaut. ln Mischkultur mit Methanosarcina barkeri, welcher
sowohl H 2 und CO 2 ais auch Acetat unter Methanbildung verwertet, wird Lactat
stõchiometrisch in Methan und KohIendioxid umgewandelt (McInemey und
Bryant, 1981). Sowohl Vertreter der Gattung Desulfovibrio aIs auch Desulfoto-
maculum kõnnen routinemiillig aus Methangãrungen isoliert werden. Torien et
ai. (1968) ermittelten in einer Klãrschlammfermentation eine Dichte von 104
Keimen pro mI.
1.3.5 Methanbakterien
Gemãfl ihrer ursprunglichen Klassifikation waren die Methanbakterien über
mehrere Familien verteilt. GrundIage ihrer systematischen Einordnung war ihre
sehr unterschiedliche Morphologie. Es wurden Lang- und Kurzstãbchen, Spiril-
len, Kokken und Sarcinen, sowohl beweglich ais auch unbeweglich, bzw. gram-
positiv und gramnegativ idtmtifiziert. Sporen werden keine gebildet. Erst nach
allmãhlicher tiefergehender Kenntnis ihrer Stoffwechselaktivitãten war es nahe-
liegend, sie zu einer gemeinsamen Gruppe zusammenzufassen. Bryant (1974) un-
terscheidet in der 8. Ausgabe von "Bergey's Manual of Determinitive Bacterio-
logy" neun Species von Methanbakterien, die in drei Genera (Methanobacterium,
Methanosarcina, 'Methanococcus) in der Familie Methanobacteriaceae zusam-
mengefl&t werden. Weiter gesichert wurde die physiologische Einheit dieser
Gruppe durch die Entdeckung, dl& die polare Lipidschicht der Methanbakterien
nicht wie bei allen anderen Bakterien aus verseifbaren Estem, sondem aus
Phytanyl- und Biphytanyl-Glycerin Athem besteht (Makula und Singer, 1978;
Tomabene und Langworthy, 1978).
Ein neues Klassifikationsschema, beruhend auf der chemischen Analyse der
Basensequenz der RNA im 16 S-Ribosom der Methanbakterien, wurde von Balch
et ai. (1979) entwickelt. Diese Einteilung auf der Basis phylogenetischer Be-
ziehungen beseitigt das Dilemma von einheitlicher Physiologie, jedoch võl1ig un-
terschiedlicher Morphologie. Mit Hilfe eines aus dem Vergleich der Basensequenz
ORDNUNG FAMILIE GENUS SPECIES ALTE BEZEICHNUNG N
. ~ M. formicicum Methanobacterium formicicum
-
• o" / Methanobactenum ___________ M. bryantii . Methanobacterium Stamm MOH
Methanobactenales ___ Methanobacteriaceae M. thermoautotroplúcum Methanobacterium thermoautotrophicum
~ / M. ruminantium Methanobacterium ruminantium Stamm MI'
Methanobrevibacter ~ M. arboriplúlus Methanobacterium arboroplúlicum
M. smitlúi Methanobacterium ruminantium Stamm PS
_ _ _ M. vanielii M. vanielii
Methanococcales - - - - Methanococcaceae - - - - Methanococcus _ _ M I
. vo tae Methanococcus Stamm PS ~
/ Methanomicrobium - - - M. mobile
~
g.
Methanobacterium mobile
/ _ _ M. cariaci Cariaco isolate JR I
Methanomicrobiaceae "-.... Methanogenum _ _ .. . ~
/ ~ M.mansmgn Black Sea isolate JR I ~.
Methanomicrobiales Methanospirillum - - - - M. hungatei Methanospirillum hungatii
...~
~ Methanosarcinaceae - - - Methanosarcina M. barkeri Methanosarcina barkeri ~
Abb. 3. KIassiftkationsschema der Methanbakterien auf Grund der Basensequenz der RNA im 16 S-Ribosom (Nach Balch et al., 1979)
r
~:
~
IA Biochemie der Methanbildung 13
KOHLENWASSER-
STOFFE
ANORGANISCHES
MATERIAL
SALZE
SPURENELEMENTE
VERSATZSTOFFE
1.4.2 Methangarung
Die letzte Stufe im anaeroben Abbau organischen MateriaIs, die eigentliche
Methangãrung, beschrãnkt sich auf die Bildung von Methan aus H 2 und CO 2 ,
CH 3 0H, HCOOH und CH 3 COOH. Die Bildung von Methan aus CO 2 und H 2
wird von allen bisher bekannten Methanbakterien durchgeführt. CO 2 dient aIs
Oxidationsmittel für Wasserstoff und wird dabei selbst zu CH 4 reduziert. Gleich-
zeitig wird CO 2 auch aIs C-Quelle zum Aufbau von Zellsubstanz verwendet. Die
Biochemie beider Reaktionen, wie auch die Art und Weise der Kopplung von
MethanbiIdung und ATP-Synthese, sind noch weitgehend ungeklãrt. Barkers
(1956) hypothetisches Schema der CO 2 -Reduktion (Abb. 5) ist im wesentlichen
heute noch gültig. Danach wird CO 2 an eine unbekannte organische Substanz
Acetats ist demnach keine reine Decarboxy1ierung, sondem verlauft über zumin-
dest eine oder mehrere Zwischenstufen (Pine und Barker, 1956). Methano1 wird
teilweise zu CO 2 oxidiert, Gl. (8), und mit dem gebildeten Wasserstoff gleich-
zeitig zu Methan reduziert, Gl. (9), (Stadtman und Barker, 1951), womit sich die
Summeng1eichung (Gl. (10)) ergibt.
CH 30H + H 20 ~C02 + 6H (8)
(10)
HCOOH~F4Z0 OX'XNADPH + H+
Form1at-
(12)
dehydrogenase
der Oxidation von HCOOH freiwerdenden Elektronen via Co F 420 auf NADP+
übertragen, wodureh das Coenzym regeneriert wird und für weitere reduktive
Prozesse zur Verfügung steht. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde von Zeikus
(1980) die Barkersehe Reduktionshypothese (vgI. Abb. 5) erweitert.
Diese Hypothese kombiniert die Funktionen von Coenzym F 420, CoM und
Methylcobalamin (CH 3 -B I2 ) (Abb. 7). Danaeh dienen die bei der Oxidation von
H 2 freiwerdenden Elektronen (e-) in einer Kette von Reaktionen zur sukzessiven
men eines für die Methanbildung notwendigen reduzierten Milieus ist erheblich.
Bacillus subtilis UT6 reduziert als aerobes Bakterium das Redoxpotential (Ec)
innerhalb von 24 Stunden um 415 mV von + 135 mV zu -280 mV (pH 7). Der
fakultativ anaerobe Stamm Proteus vulgaris SG2 vermag das Redoxpotential (Ec)
bei pH 7 von + 160 mV um 750 mV auf -590 mV zu reduzieren. Auf diese
Weise werden die ftir strikt anaerobe Bakterien nõtigen Milieubedingungen ge-
schaffen. So vermag Clostridium paraputriftcum H2 beispielsweise erst ab einem
Redoxpotential vonEc = O mV zu wachsen, wobei eine Reduktion auf -665 mV
erfolgt (pH 7). Methanbakterien benõtigen zum Wachstum ein erheblich tieferes
Redoxpotential. Hungate (1966) nennt -330 mV (Eh) als Mindestwert, Con-
verse et alo (1971) bezeichnen -360 mV (Ec) bereits als ungeeignet ftir eine
Methanfermentation. Ais optimaler Bereich werden -520 bis -530 mV (Ec)
(Dirasian et al., 1963) bzw. -450 bis -550 (Ec) (Blanc und Molof, 1973) ange-
fúhrt.
Die Ãnderung des Redoxpotentials im Verlaufe der Kultivierung von Mikro-
organismen ist durch deren Sauerstoffaufnahme sowie die Bildung von Meta-
boliten, wie beispielsweise Formiat, Acetat, Malat, H 2 , HS- und die Aktivitãt
von Cofaktoren (NADH, F ADH 2 , Cytochrome C 3 ) bedingt. Die Ãnderung des
Redoxpotentials einiger solcher Redoxpaare ist aus Tab. 1 ersicht1ich. Ahnlich
Eo' (inV)
CO 2 -Formiat -432
CO 2 -Acetat -290
Acetaldehyd-Ã thanoI -197
Pyruvat-Lactat -190
Oxalacetat-Malat -172
Dihydroxyacetonphosphat-
GIycerinaldehydphosphat -190
soi- -HS0 3- -516
HS0 3- -HS- -116
s2ol- -HS- + HS0 3- -402
Cytochrom C3 ox./red. -290
FAD-FADH 2 -220
NAD-NADH -320
FMN-FMNH 2 -190
kapazitãt eines Substrates, lãf.)t jedoch bei periodischer Bestimmung eine gewisse
Beurteilung des Redoxzustandes zu. Das Redoxpotential gegen die Nonnalwas-
serstoffelektrode ergibt sich für 300 C aus der jeweiligen Konzentration an redu-
zierter bzw. oxidierter Fonn eines Redoxpaares nach der Nemstschen Gleichung.
Eh=O+ E 1 -=-(O:..-X1:;-·d-.e.-:;F=-o_nn-7-)
0,06 'og-::
n (Reduz. Fonn)
Eo ist das Potential (mV) einer zu 50 % reduzierten Verbindung gegen die
Nonnalwasserstoffelektrode, n ist die Anzahl der an der Reaktion beteiligten
Elektronen. Wird eine andere Bezugselektrode zur Messung verwendet, so ãndert
sich das Potential entsprechend. Hãufig vorzufmdende Ec-Werte beruhen auf
einer Messung des Redoxpotentials gegen eine Kalomelbezugselektrode.
Die Bestimmung des Redoxpotentials erfolgt in der Praxis mittels inerter
Edelstahlelektroden (Pt, Au), deren Oberflãche vor der Messung poliert werden
mu~ (Jacob, 1970). Nicht polierte oder verunreinigte Me&lektroden zeigen be-
trãchtliche Abweichungen. Die Aussagekraft der Messung wird in der Praxis vor
aliem dadurch eingeschrãnkt, d~ üblicherweise eine Vielzahl von Redoxpaaren
vorliegt und sich ein Gleichgewichtszustand nur allmãhlich einstellt. Durch die
Aktivitãt der Bakterien ist kein konstanter Zustand, sondem ein Flie~gleichge
wicht zu erwarten. Bei praktischen Messungen ãu&rt sich dies durch laufende
Schwankungen des Me~werts. Trotzdem wurde das Redoxpotential verschiedent-
lich als geeigneter Indikator für den Verlauf einer Methangãrung beschrieben
(pohland und Mancy, 1969). Stõrungen, welche sich in weiterer Folge in einer
pH-Abnahme, Anhãufung von Fettsãuren oder Rückgang der Gasausbeute ãu-
&m, sollen sich schon frühzeitig in einer Ãnderung des Redoxpotentials be-
merkbar machen (Blanc und Molof, 1973).
Gelangen soviel Sauerstoff oder andere hochoxidierte Verbindungen ins Sub-
strat einer Methangãrung, d~ die Redoxpufferkapazitãt nicht ausreicht, den er-
forderlichen Redoxzustand aufrechtzuerhalten, so tritt eine Schãdigung der
Mischpopulation ein. Sowohl das verãnderte Redoxpotential selbst als auch O 2
bzw. dessen Reaktionsprodukte mit Substrat- ode r Zellkomponenten werden ais
Ursache der Schãdigung strikt anaerober Bakterien betrachtet (Morrls und
O 'Brien , 1971). Die Tatsache, d~ enzymatische Vorgãnge und chemische Re-
aktionen in der Zelle jeweils spezifische Redoxpotentiale erzeugen, lã~t ver-
muten, d~ deren Ablauf au~erhalb dieses optimalen Bereiches beeintrãchtigt isto
Sauerstoff als sehr reaktionsfreudige Verbindung vennag zudem aktive Zentren
wie SH-Gruppen in Enzymen direkt zu oxidieren oder via Sekundãrprodukte wie
H 2 O 2 andere Schãden an Zell- oder Substratkomponenten zu verursachen. Schã-
den durch Sauerstoff resultieren auch daraus, d~ dieser das nonnalerweise für
den Metabolismus der Zelle anderweitig benõtigte Reduktionspotential der re-
duktiven Enzyme verbraucht. Dadurch stehen diese Enzyme nicht mehr für ihre
ursprünglichen Funktionen zur Verfúgung.
ln der Praxis erreicht man die rasche Absenkung des Redoxpotentials durch
Verwendung gro&r Impfmengen. Vorhandene aerobe und fakultativanaerobe
Bakterien verwerten eventuell vorliegenden Sauerstoff und reduzieren das Re-
doxpotential durch Ausscheidung von Stoffwechselprodukten. Der hohen Emp-
findlichkeit strikt anaerober Bakterien gegenüber O 2 bzw. hohem Redoxpoten-
2.2 EinfluL\ der Temperatur 21
ergibt. Der Wert der Geschwindigkeitskonstanten k ist von der zur Initiierung der
Reaktion erforderlichen Aktivierungsenergie abhai:.gig. ln biologischen Prozessen
ist der aIs Arrheniuskonstante J.I. bezeichnete Faktor von einer Reihe von Einzel-
reaktionen abhangig, deren langsamste ihre GrõBe detenniniert. Ihr Absolutwert
liegt ftir die hier interessierenden Prozesse, wie die Veratmung von Zucker oder
die Oxidation von Alkoholen und Sauren, um etwa 80 kJ . Mor I (Thimann,
1964). 1m Gegensatz zu chemischen Reaktionen nimmt bei biologischen Prozes-
sen der Wert der Arrheniuskonstanten mit steigender Temperatur oft ab. Be-
trachtet man zwei beliebige Temperaturen TI und T 2 , so ergibt sich die Abhan-
gigkeit der Geschwindigkeitskonstanten k I und k 2 nach:
k2 T 2 - TI
log - = J.I.'
kl TI' T 2
Zur Erzielung praktischer Vergleichswerte, unabhãngig vom Temperaturbe-
reich, wurde eine Temperaturdifferenz von 10° C festgesetzt und der erhaltene
Ausdruck aIs Q lO bezeichnet:
10
10g QIO = T2 - T I
Es ist dies ein MaB der Geschwindigkeit, mit der sich die Reaktionsrate mit
der Temperatur andert. ln Tab. 2 sind einige Q IO-Werte biologischer Reaktionen
angeführt (Thimann, 1964). Der QIO-Wert nimmt mit steigender Temperatur ab.
Je hõher der betrachtete Temperaturbereich, um so geringer wird die Auswir-
kung einer Temperaturanderung auf die Reaktionsgeschwindigkeit. Hingegen
2.3 Emiihrungsphysiologie 23
2.3 Ernãhrungsphysiologie
Der Gro:Bteil aller an der Umsetzung organischen Materiais zu CH 4 und CO 2
beteiligten Organismen ist heterotroph und somit nur bei Vorliegen organischer
C- und N-Quellen bzw. von Vitaminen und Wuchsstoffen zu Wachstum und Ver-
mehrung befãhigt. Lediglich einige Vertreter der Methanbakterien, wie beispiels-
weise Methanobacterium thermoautotrophicum, M. formicicum, Methanosarcina
barkeri und Methanococcus vanielii sind chemolitotroph, d.h. zum Wachstum
auf anorganischen C- und Energiequellen (C0 2 + H 2 ) befãhigt (Bryant, 1974;
Balch et aI., 1979). AIs N-Quelle dient überwiegend NH 4+, organische N-Quellen
wie Aminosãuren und Peptide werden kaum verwertet (Bryant et aI., 1971). Der
Mechanismus der Biosynthese von Ze11komponenten autotropher Methanbak-
terien aus CO 2 ist unbekannt. Keiner der üblichen Reaktionswege wurde bei
Methanbakterien gefunden. Acetat wurde aIs wichtiges Intermediãrprodukt der
CO 2 -Assimilation identifiziert. Basierend auf Carboxylierungsreaktionen von
Acetat, Pyruvat und a-KetogIutarat wurde von Fuchs et aI. (1978) ein hypothe-
tisches Reaktionsschema entwickeIt, welches Methanbakterien die Synthese der
Aminosãuren Alanin, Asparagin und GIutamin ermõglichen sol1.
Zahlreiche e111ãhrungsphysiologische Studien wurden an aus dem Rumen von
Wiederkãuem isolierten Methanbakterien durchgeführt. Methanobrevibacter
ruminantium (= Methanobacterium ruminantium Stamm M 1) konnte ursprüng-
lich nur unter Zusatz von Rumenflüssigkeit zum Kultivierungsmedium gezüchtet
werden (Bryant, 1965). Weitere Analysen zeigten, da:B die in Rumenflüssigkeit
enthaltene Essigsãure bzw. 2-MethyIbuttersãure sowie eine Verbindung, die
spãter aIs Coenzym M identiflZiert wurde (McBride und WoIfe, 1971b), zum
Wachstum nõtig waren. Ein weiteres heterotrophes, aus KIãrschlammgãrungen
isoliertes Methanbacterium (Methanobrevibacter smithii = Methanobacterium
ruminantium Stamm PS) kann CoM seIbst synthetisieren und benõtigt 2-MethyI-
buttersãure nicht. Essentie11 sind jedoch ein oder mehrere nicht nãher identifi-
24 2. Physiologie und Milieueinflüsse
7,2
7,0
6,8
O 10 20 3
Anstieg der Konzentration blieb auch ein Propionatgehalt von 6 g ·1-1 ohne er-
kennbaren nachteiligen EinfluJ1 auf die Gãrung.
Der Mechanismus der Inhibition von Bakterien durch flüchtige Fettsãuren
ist unbekannt. MaJ1gebenden EinfluJ1 üben das salzbildende Kation sowie pH und
Temperatur des Substrates aus. Die hemmende Wirkung flüchtiger Fettsãuren
steigt in Abhãngigkeit vom Kation in der Reihenfolge Ca z +, Mgz+, K+, Na+ und
NH 4+ (McCarty und McKinney, 1961, 1961 a). Bei gleichzeitigem Vorliegen wir-
ken Maghesium oder Calcium antagonistisch zu Ammonium. Steigende K+-Men-
7,0
6,5
6,0
:::I:
o-
5,5
5,0
O 10 20 30 40 50 60
Abb. 9. Abhãngigkeit der Dissoziation flüchtiger Fettsãuren vom pH-Wert der Lôsung (T= 20°C)
gen reduzieren Wachstums- und Substratabbaurate, wobei Zusatz von Na+ anta-
gonistisch wirkt (Kugelman und Chin, 1971). Na+ allein bewirkt bei leichter Re-
duktion der Wachstumsrate eine starke Zunahme der Substratabbâurate. Mit ab-
nehmenden pH wird die Dissoziation der flüchtigen Fettsãuren zurückgedrãngt
(Abb. 9). ln Form der freien Sãure diffundiert das Molekülleichter in die Zelle,
wo es emeut dissozüert und dabei infolge pH-Verschiebung'zu Schãden an Ei-
weiJ1verbindungen führen kann. So ist beispielsweise die Hemmstoffwirkung von
Propionat bei pH 6,5 deutlich groJ1er als bei pH 7,2 (Andrews, 1969).
2.4.4 pH-Wert
Der pH einerGãrung resultiert in der Hauptsache aus der Reaktion basisch
oder sauer reagierender Stoffwechselprodukte und dem natürlich vorliegenden
Puffersystem. Der wichtigste Puffer einer Methangãrung ist das CO z -HC0 3--
System. Kohlendioxid lost sich in Wasser unter teilweiser Bildung von unbestãn-
diger Kohlensãure, Gl. (14), welche zu Hydrogencarbonat und H+ zerfãIlt.
CO Z + HzO ~ H Z C0 3 ~ H+ + HC0 3- (14)
H 2 C0 3 + OH- ~ HC0 3- + Hz O (15)
Mit Hydroxylionen reagiert Kohlensãure unter Bildung von Hydrogencarbo-
nat, Gl. (15). Die Hydroxylionen stammen aus der Reaktion des beim Abbau
von Proteinen freiwerdenden NH 3 mit Wasser (vgl. Gl. (13)). Das CO z -HC0 3--
28 2. Physiologie und Milieueinflüsse
13
11
=a. 9
7
5
100 80 60 40 20 o
UNDISSOZIIERTER H2S (Hs-l (%)
Abb. 10. Dissoziation von H 2 S in Abhiingigkeit vom pH-Wert der Lõsung (T= 20° C)
K K
et aI., 1975). Die Affinitãt der MetaIle zu Faulsch1amm nimmt in der Reihen-
folge Cu, Zn, Cd, Ni ab.
Chemische Fãllungsreaktionen wãhrend der Methangãrung beruhen auf der
Bildung unlõslicher Metallsulfide bzw. Carbonate und basischer Carbonate. So-
wohl S2- ais auch CO/- bilden ex trem unlõsliche Niederschlãge mit Schwer-
metaIlen (Tab. 4). Von Lawrence und McCarty (1965) wurde der Nachweis der
entgiftenden Wirkung von Sulfidionen infolge Fãllungsbildung erbracht. ln
einem Laborexperiment wurden einer Methangãrung periodisch Metallsulfate zu-
gesetzt. Obwohl eine Konzentration von mehreren hundert Milligramm an
Schwermetallen vorlag, ergab sich infolge parallel laufender H 2S-Bildung und
2.4 Einfluil. von Substratkomponenten 31
-fãIlung kein nachteiliger EinfluJ1 auf die Gãrung. Wurden Metal1chloride zudo-
siert, trat eine Storung der Gãrung auf. Mit Ausnahme von Chrom bilden alIe
SchwermetaIle unlosliche Sulfide. Die Verfügbarkeit von Sulfidionen hãngt vom
Schwefelgehalt des Substrats und nach Mosey et al., (1971) von der hydrau-
lischen Verweilzeitab. Mit deren Verkürzung so11 auch die H 2 S-Bildung verrin-
gert werden. Beobachtungen von Braun und Huss (1981) an Melasseschlempe-
gãrungen dagegen zeigten, daJ1 die H 2 S-Bildung nicht signifikant von der Ver-
weilzeit bestimmt wurde.
Die Konzentration an Carbonat wird durch das pH der Losung bzw. den Par-
tialdruck von CO 2 in der Gasphase kontrolliert. Mit abnehmendem pH steigt die
Lõslichkeit der Carbonate und die Konzentration an CO 2 in der Gasphase. ln
FãIlen, in denen die Sulfidkonzentration zur Fã11ung vorhandener Schwerme-
talle nicht ausreicht, hãngt die Toxizitãt von Schwermetallen somit vom pH der
Gãrung ab. Nach Untersuchungen von Mosey (1971) nimmt die toxische Wir-
kung von Schwermeta11en mit abnehmendem pH im Bereich 8 bis 6,1 deutlich
zu. Je tiefer der pH, um so geringere Schwermetallmengen reichten zur Storung
der Gãrung aus (Tab. 5). Bei pH 8 führten gegenüber pH 6,6 erst die vierfache
Menge Cd sowie die nahezu zweifache Kupfermenge zu vergleichbarer Hem-
mung.
Tabelle 5.
EinflufJ des pH-Werts au! die Toxizitiit von Schwermetallen. DieangegebenenKonzentrationen
verursachen jeweils eine 20%ige Hemmung der Giirung (nach Mosey et ai., 1971)
mg·r 1
pH6,6 pH8
Autor Fe Zn Cr Cu Ni Pb Cd Wirkung
Regan und Peters (1970) 9800 4300 2100 1200 790 650 290 Toxisch
~
'"
=
'"
g;
!ii'
Kl
2.4 Einfluf.\ von Substratkomponenten 33
Diese Gleichung wurde durch Einfügen weiterer Faktoren für spezifische Ein-
flu~grõ~en wie pH, Temperatur, Hemmstoffe, Metabolite u.a. erweitert.
Die grundsatzliche Problematik a11er Mode11e besteht darin, d~ wesentliche
Vereinfachungen und Annahmen getroffen werden müssen, um die Vielzahl
komplexer Wechselwirkungen auf ein erfa~bares und überschaubares M~ zu re-
duzieren. Eine der wesentlichen Annahmen ist die Definition einer geschwindig-
keitslimitierenden Reaktion. Basis der meisten Reaktionsmodelle ist die An-
nahme der Geschwindigkeitslimitierung in der Bildung von Methan aus flüchtigen
Fettsauren. Analysen der kinetischen Daten an Anreicherungskulturen von Me-
thanbakterien zeigten jedoch sehr hohe Substratabbauraten von 0,065 bis 0,115
MoI, g-I . h-I, wodurch diese Annahme unberechtigt erscheint (Zehnder und
Wuhrmann, 1977; Shea et al., 1968).
Die Zuverlassigkeit kinetischer Reaktionsmodelle ist ohne die Basis weiterer
grundlegender Erkenntnisse der Physiologie von Mischpopulationen sehr einge-
schrãnkt. Die eigentliche Ermittlung kinetischer Kenngrõ~en, wie Wachstums-
rate (Il), Ausbeute (Y) und Einflu~ der Substratkonzentration (Ks) im Verlaufe
der Methangarung, ist nach drei Verfahren mõglich. Die Bestimmung in Reinkul-
turen hat den Nachteil, d~ aus dem natürlichen Okosystem isolierte Organismen
nicht mehr alIe ihre ursprünglichen Eigenschaften aufweisen. Zudem ist die Iso-
lierung von Reinkulturen oft schwierig, so d~ meist Anreicherungskulturen un-
36 3. Kinetik der Methanbildung
tersucht werden. Ausgehend von der natürlichen Mischpopu1ation wird zur Her-
stellung einer Anreicherungskultur mehrrna1s hintereinander in das gleiche Sub-
strat überimpft, wobei eine partielle Se1ektion und damit hõhere Konzentration
der anzureichernden Organismen eintritt. Diese Vorgangsweise hat, ebenso wie
die Verwendung des komp1etten natürlichen Okosystems, den Nachteil, da!) die
ermittelten kinetischen Daten nicht einem bestimmten Organismus zugeordnet
werden kõnnen.
Für die Praxis ist vor allem die Kenntnis des Einflusses des Kultivierungs-
systems auf den Verlauf der Methangãrung wichtig. ln der Folge werden daher
die wichtigsten im Rahmen der Methangãrung interssierenden kontinuierlichen
Fermentationssysteme, mõgliche Anwendungsfãlle sowie Auswirkungen auf den
Garungsverlauf besprochen.
3.2 Kultivierungssysteme
3.2.1 Einstufig homogene kontinuierliche Reaktoren
3.2.1.1 Einfluf.) der Wachstumsrate
Die Mehrzahl al1er jemals beschriebenen Reaktorsysteme beruht auf einer
kontinuierlichen oder quasi-kontinuierlichen Kultur (Abb. 11). Dabei wird dem
Reaktor stãndig oder in kurzen Zeitabstãnden (quasi kontinuierlich) Substrat
F 1
D=-=-
V G
8 = -FV (h)
II III IV
x
z
--' Xll-----~-i
ZElT
Abb. 12. Wachstumsphasen einer Batchkultur. I Anlaufphase; II Exponentielle Wachstums-
phase; III Stationãre Phase; IV Absterbephase; X Organismenkonzentration
lnX2 -lnxI
JJ.max = -t- -t-- (h-I)
2 - I
berechnet werden. Die Kenntnis von JJ.max erlaubt die UmstelIung einer Batch-
kultur in eine kontinuierliche Kultur. Dazu wird in der exponentiellen Wachs-
tumsphase kontinuierlich frisches Substrat zugeführt, wobei die Verdünnungs-
rate D ~ JJ.max gewãhlt werden muB. Die Verdünnungsrate D entspricht nume-
risch dem Reziprokwert der hydraulischen Verweilzeit (J und ist ein MaB für den
Volumsaustausch je Zeiteinheit.
D = .1
(J
(h-I)
Ks
SUBSTRATKONZENTRATION
Abb. 13. Abhãngigkeit der Wachstumsrate von der Substratkonzentration (nach Monod, 1942)
S
JJ. = JJ.max· ---
Ks+S
Die Ks-Werte, welche graphisch ennittelt werden kõnnen (MaIek und Fend,
1966), liegen für Bakterien im Bereich von nur einigen mg . rI . lhr Wert ist spezi-
fisch für die jeweiligen Organismen bzw. das verwendete Substrat. ln Acetat-An-
reicherungskulturen von Methanbakterien wurden Ks-Werte zwischen 9,5 urid
560 mg' rI ennittelt (Gosh und Pohland, 1974; Lawrence und McCarty, 1969).
Für Propion- und Buttersãure wurden Ks-Werte von 32 bzw. 5 mg· rI (ais Ace-
tat) berichtet (Lawrence, 1971).
Die Substratkonzentration übt über die Wachstumsrate ebenfaIls direkten
Einflu~ auf den Stoffwechsel der Zelle aus. So wird beispielsweise bei einer Glu-
cose-Konzentration von 20 mg· 15 g- 1 Rumen Mischkultur sowohl E~slg-, Pro-
pion- und Buttersãure gebildet, wãhrend bei nur 0,6 mg Glucose diese nahezu
vollstãndig in Essigsãure umgewandelt wird (Hobson et aI., 1974). Obschon die
Substratkonzentration in Methangãrungen üblicherweise weitaus hõher ist, ist
der Einflu~ der Substratkonzentration auf die Wachstumsrate erheblich, da Zwi-
schenprodukte des biochemischen Abbaues nur sehr geringe Konzentrationen
erreichen, nachdem sie von anderen Bakterien der Mischpopulation laufend wei-
ter verwertet werden.
D' D'
D' . Xs + DR . XR
x' = --..:,-_..::
D'+DR
wobei die Produktivitãt des Reaktors nach
A B c
S1
D'> fJmax
Verdünnungsrate Produktivitiit
I
, XR-X
Kontaktprozefl. D = DR . - , - -
x -x s
3.2.4 Rohrreaktoren
Ein Rohrreaktor ist durch eine dÜDne, lange Rõhre charakterisiert, welche
vom Substrat durchflossen wird. Das Substrat durchwandert die Rõhre aIs
Pfropfen ("Plug flow"), welcher im Idealfall nicht durchmischt wird. Substrate,
die kein Inoculum enthalten, müssen am Eintritt in das Rohr beimpft werden.
Beim Durchtritt durch das Rohr ãndem sich die Milieubedingungen laufend, wo-
bei sich .ein der Batchkultur ãhnlicher Verlauf zeigt (Abb. 16). Die Reaktion ist
mit einer Kaskade von Rührkesselreaktoren vergleichbar, in der nur der erste Re-
aktor mit Substrat beschickt wird.
-- -...
"-
"-
', .... _~-
I, ROHRlJINGE (l) '1
~ I I I: .v ~
1111:1:1:1:1:1:1:11
Abb. 16. Verallgemeinerter Verlauf von Produkt- (1) und Substratkonzentration (2) über die
Unge des Rohrreaktors. v Durchstrõmgeschwindigkeit; x Produktkonzentration; S Substrat-
konzentration
Die Produktivitãt des Rohrreaktors ergibt sich aus der Menge an neu gebilde-
tem Produkt Xl - Xo sowie der hiezu nõtigen Durchstrõmzeit nach
p = ~1 - X o
T
Diese Folgerungen gelten nur unter der Annahme einer idealen Rohrreaktor-
charakteristik. ln der Praxis verkompliziert sich der Reaktionsablauf infolge
Rückmischung durch Diffusion oder Strõmungsbildung durch Gasentwicklung.
Rohrreaktoren eignen sich für gelõste Substrate hoher Konzentration, bei denen
eine Mischung oder regulierende Eingriffe wãhrend des Reaktionsverlaufs nicht
erforderlich sind. Auch in Fãllen, in denen Produkte in bestimmten Wachstums-
phasen gebildet werden, ist die Verwendung des Rohrreaktors vorteilhaft. Auf
Grund seines Reaktionsverhaltens ist der Rohrreaktor besonders für Studien der
Substratabbaukinetik geeignet.
44 3. Kinetik der Methanbildung
Abb. 17. Schema einer mehrstufigen homogenen kontinuierlichen Kultur in Form einer
Kaskade von Riihrkesseln
Die hydraulische Verweilzeit im gesarnten System Otot ergibt sich aus der
Summe aller Verweilzeiten nach
n
6 tot =.L
1=1
ai (h)
ln Analogie zum Rohrreaktor ergibt sich die Produktivitãt (P) aus der Menge
an neu gebildetem Produkt Xn - Xo und der Gesarntverweilzeit Otot nach
P= Xn -Xo (g.I-I.h-l)
6tot
Wird nur in den ersten Reaktor der Kaskade Substrat zugefúhrt, so gilt ledig-
lich flir die erste Stufe die Gleichgewichtsbeziehung D :e;;;; #L. Durch Abnahme der
Substratkonzentration nimmt in den aufeinanderfolgenden Stufen die spezi-
3.2 K.ultivierungssysteme 45
fische Wachstumsrate der Organismen sukzessiv ab (vgl. Abb. 16). Ahnlich den
Systemen mit künstlich erhõhter Biomassekonzentration ist die Verdünnungs-
rate hõher, als sie der Wachstumsrate entspricht. Selbst bei einer auf Null sinken-
den Wachstumsrate entspricht die Organismenkonzentration jener der Vorstufe.
Prinzipiell weist ein mehrstufiger Reaktor dem Rohrreaktor ãhnliche Vor-
teile auf. Durch die Wahl verschiedener Volumina in einzelnen Stufen der Kas-
kade lãBt sich die Verweilzeit und damit die spezifische Wachstumsrate sehr
elegant beeinflussen. Gegenüber dem Rohrreaktor ergibt sich zudem der Vorteil
eines besseren Zugriffs zu den einzelnen Reaktorstufen. Regulierung des pH-
Werts, Nãhrstoffzusatz und ãhnliche M~nahmen kõnnen spezifisch für jede
Stufe erfolgen. Manche dieser Charakteristika kommen der Methangãrung ent-
gegen, so d~ es nicht an Versuchen gefehlt hat, zwei- und mehrstufige Reak-
toren zur Methangãrung einzusetzen (Borchardt, 1971; Gosh et aI., 1975; Gosh
und KIass, 1978; Massey und Pohland, 1978; Cohen et al., 1979; de la Torre und
Goma, 1981). Obwohl die Ergebnisse dieser Bemühungen im Hinblick auf die
Aufk.lãrung der Abbaureaktionen in den verschiedenen Phasen der Gãrung inter-
essant sind, ergeben sich für die Praxis kaum Vorteile. Vielmehr ist im Falle
einer exakten Trennung in Sãure- und Methangãrung die Entstehung toxischer
H 2 -Konzentrationen durch die Aktivitãt obligat wasserstoffproduzierender ace-
togener Bakterien zu erwarten (vgl. Kap. 1). Die relativ gute Funktion solcher
zweistufiger Systeme hat ihre Ursache darin, d~ eine strenge Trennung in Sãure-
und Methangãrung kaum erzieIt wurde. Die Ursache liegt darin, d~ manche Or-
ganismen sehr stabile syntropische Gemeinschaften bilden (Methanobacterium
Stamm MOH), wodurch selbst Reinzüchtungen oft nicht gelingen. Zudem stellen
weder pH noch Wachstumsrate geeignete Parameter zur Trennung von Sãure-
und Methanbildnem dar, da Methanbildung in manchen Fãllen auch bei tiefen
pH-Werten bis zu 3,5 beobachtet wurde (Lettinga et al., 1979). Unter diesen Be-
dingungen wurde eher die Sãurebildung ais die Bildung von CH 4 aus flüchtigen
Fettsãuren unterdrückt. Eine gegenüber zweistufigen Systemen wesentlich ele-
gantere Lõsung stellt die Verwendung von Rohrreaktoren oder Rührkesselkas-
kaden dar, da sich ein optimaler Gleichgewichtszustand von selbst graduell ein-
stellt bzw. bei Bedarf künstlich unterstützt werden kann. Die technische Reali-
sierung von Rohrreaktoren und Rührkesselkaskaden bringt jedoch konstruktiven
Mehraufwand mit sich, so d~ solche Systeme nur im Falle eindeutiger Vorteile
wirtschaftlich vertretbar sind.
4. Reaktorbauarten
Abb. 19. Schema einfacher indischer Biogasanlagen. Links eine unbeheizte "Gobar"·An1age,
rechts eine beheizte und gerührte Anlage fur kalte Klimazonen. 1 Zulauf; 2 Ablauf; 3 Gas·
speicher; 4 Schlammschicht; 5 Mischpumpe; 6 Heizung (nach Singh, 1973; 1974)
CD
<D
gepumpt, wobei dieser Vorgang oft mit der Temperierung über externe Wãrme-
austauscher kombiniert wird. Auch UmwãIzeinrichtungen mittels Einblasen von
komprimiertem Biogas sind bekannt, wobei meist über ein oder mehrere Leit-
rohre eine vertikale Zirkulation erzeugt wird. Altere Reaktorbauarten weisen oft
mechanische Rührwerke auf, die jedoch selten eine ausreichende Durchmischung
bewerkstelligen. Selbst kombiniertes Umpumpen und Gaseinblasen reicht in
groBen Reaktoren oft nicht zur Unterbindung von Sinkschichtenbildung, welche
50 4. Reaktorbauarten
1980, Maurer, 1980), der Schweiz (Wellinger, 1979) und anderen europãischen
und überseeischen Lãndem (Nyns et aI., 1980). Eine Reihe õsterreichischer Bio-
gasanlagen wurde von Hãusler (1981) beschrieben.
ln Osterreich wurde unter der Bezeichnung "Bima", von der Finna Biolo-
gische Verfahrenstechnik GesmbH., Bregenz, eine Biogasanlage ohne maschinelIe
Einbauten entwickelt. Durch hõhenmã~ig unterschiedliche Anordnung von
Haupt- und Nachgãrbehãlter kann der entstehende Gasdruck zur Erzielung einer
ausreichenden Durchmischung dienen (Abb. 22). Die mehrfach unterteilte Nach-
gãrkammer erlaubt zudem die Separierung und Rückführung von Schlamm. Ver-
fahrenstechnisch ist die Anlage ein intermittierend laufender Rührkesselreaktor,
we1cher dazu Elemente eines Kontaktprozesses aufweist. Etwa 15 so1cher An-
lagen wurden in den letzten Jahren sowohl in landwirtschaftlichen aIs auch Indu-
striebetrieben realisiert.
CD CD
draulischen Verweilzeit iro Absetzbecken von nur 2,4 bis 3,4 Stunden wurde
eine gegenüber dem Reaktor um etwa 10 bis 23 % erhõhte Biomassekonzentra-
tion registriert. Auf den Substratzulauf berechnet war eine hydraulische Verweil-
zeit iro Reaktor von nur 3,6 Stunden ausreichend, um einen Abbau an OTS von
67 bis 80 % bzw. an BSB s von 50,4 bis 97 % zu erreichen. Eine Verkürzung der
Verweilzeit, iro Vergleich zu einstuftg homogenen Reaktoren, wurde auch in d~n
von einer englischen Firma zu Verarbeitung diverser Abwãsser der LebensmitteI-
industrie installierten Kontaktprozessen erreicht (Donelly, 1978; Anderson et
al., 1981). Nãhere AusIegungsparameter und Ergebnisse sind jedoch nicht ver-
f1igbar. ln einem anderen Anwendungsfall, der Methangãrung von Schlempe der
Melassebrennerei, wurde bei einer relativ hohen Verweilzeit von 7,7 Tagen ein
BSB s -Abbau von 97 % erzieIt (Anonym, 1977).
Weitere Erfahrungen mit dem Kontaktproze~ liegen aus Untersuchungen iro
Laborm~stab vor (Kõhler, 1973; van den Berg und Lentz, 1977; Maier, 1980).
Mit einer Reihe verschiedener Substrate wurden mitunter, iro Vergleich zu ein-
stuftg homogenen Systemen, bei gIeichem BSB-Abbaugrad erheblich kürzere Ver-
weilzeiten erzielt. Der Abbau des Substrats wird durch hohe Feststoffverweilzei-
ten von bis zu 100 Tagen günstig beeinfl~t. Eine deutliche Abhãngigkeit zeigte
die dem Kontaktproze~ zugrundeliegende Aggregation von der Substratbeschaf-
fenheit. Sowohl ein einseitiges Nãhrstoffverhã1tnis als auch der Gehalt an fein
dispersen Feststoffen beeintrãchtigen die Aggregatbildung. Die bisher vorliegen-
den Ergebnisse reichen jedoch nicht zur Defmition exakter Betriebsbedingungen
für den Kontaktproze~. Daher ist es notwendig, von FalI zu FalI die jeweiligen
Parameter empirisch zu ermitteln.
A B c
Abb. 24. Prinzip eines Tropfkõrpers (A), AnaerobfIlters mit Durchlaufbetrieb (H) sowie eines
AnaerobfIlters mit partiellem Rücklauf (C). 1 Zulauf; 2 Ablauf; 3 Tragermaterialpackung;
4 Luftstrom; 5 Gasabzug; 6 Rücklauf
4.4.3.3 Anwendungsfálle
Die Anwendung des AnaerobfIlters ist auf Substrate mit sehr geringem Ge-
halt an ungelõsten Feststoffen beschrãnkt. Seine Entwicklung geht auf die Ar-
beiten von Coulter et alo (1957) zurück, welche versuchten, kastengünstige Kom-
munalabwasserreinigungsanlagen zu entwickeln. Ihre Pilotanlage bestand aus
einem ersten ungerührten Schlammbettreaktor, dessen Klarphase einer zweiten
Stufe, bestehend aus einem steingeftillten Zylinder, zugeführt wurde. Weitere sy-
stematische Untersuchungen von Young und McCarty (1969) charakterisierten
die Leistungsfáhigkeit dieses Systems soweit, d~ in der Folge verschiedene tech-
nische Anwendungen fúr Abwãsser von Stãrkefabrlken (Anonym, 1972; Taylor
und Bum, 1973), Molkereien (Witt et aI., 1979) sowie chemischen und Lebens-
mittelfabrlken (Anonym, 1981) mõglich waren. ln Laboratoriums- und Pilotver-
suchen wurde darüber hinaus die Eignung des AnaerobfIlters für eine Vielzahl
weiterer Ablãufe, wie Brauereiabwasser (Foree und Horsley, 1972), Abwãsser
der Fischkonservenerzeugung (Hudson et al., 1978) und der pharmazeutischen
Industrie (Dennis und Jennett, 1975) sowie phenolhaltigen Abwãssem (Haku-
linen et al., 1979), Gerbereiabwãssem (Arora und Chattopadhya, 1980), Schlem-
pe der Melassebrennerei (Braun und Huss, 1981) und Kommunalabwasser
(Genung et al., 1980) nachgewiesen.
Grundsãtzlich wurde in nahezu allen Anwendungsfállen des AnaerobfIlters in
Abhãngigkeit vom Substrat eine gegenüber dem einstufigen RührkesseIreaktor
wesentlich reduzierte Verweilzeit von zumeist nur wenigen Stunden erzielt. Da-
durch waren deutlich verringerte Reaktorvolumina mõglich, wodurch die hohen
Kosten der Fü1lkõrper wieder kompensiert wurden. Auch im Vergleichzum Kon-
taktproze~ wurden· mit dem AnaerobfIlter deutlich geringere Verweilzeiten er-
zielt. Gegenüber dem Kontaktproze~ wie auch dem Schlammbettreaktor hat der
AnaerobfIlter den erheblichen Vorteil, d~ der Rückhalt von Biomasse im Re-
aktor nicht vom Aggregationsvermõgen der Zellen abhãngig isto Eine Reihe von
Substrat- und Milieueinflüssen bleiben im Falle der Verwendung des Anaerob-
fIlters daher ahne Bedeutung. ln jenen Fãllen, in denen Substrate mit hõherem
Gehalt an ungelõsten Feststoffen, wie beispielsweise Kommunalabwasser, ver-
arbeitet wurden, mu~te Überschu~schlamm periodisch durch Durchspü1en aus
dem Reaktor entfemt werden (Genung et al., 1980). Nach Wiederbeschickung
mit Substrat reichte der verbleibende Film immobilisierter Zellen jedoch aus, die
Methangãrung rasch wieder in Gang zu bringen.
II
CD
A RUHRKESSEL
B ANAEROBFILTER
C ABSETZBEHiU.TER
III
Abb. 26. Verschiedene Kombinationsmõglichkeiten eines AnaerobfJIters. I Rührkessel (A) und
AnaerobfJIter (B); II Vorsedimentation (C) mit Rührkessel (A) und AnaerobfJIter (B);
III Kontaktproze~ (A und C) und AnaerobfJIter (B). 1 Zulauf; 2 Ablauf; 3 Feststoffrücklauf;
4 Klarlaufiiberlauf; 5 Gasabzug; 6 Suspensionsüberlauf
vôllig auszuschlieBen. Aus diesen Gründen sind die Versuche zur Immobilisierung
von Bakterien auf Glaswãnden (van den Berg und Lentz, 1979) von gro&r Be-
deutung. Der Aufbau des Bakterienfilms in dünnen Glasrohren vollzieht sich
langsam, ProzeBstabilitãt und Produktivitãt sind jedoch mit jener auf Füllkõrper-
materiallen erreichten vergleichbar. Falls es gelingt, Bakterien an leichten, bil-
ligen und leicht verfügbaren Trãgermaterialien zu immobilisieren, kônnten da-
durch wesentlich kostengünstigere und auch betriebssichere Anaerobfilter kon-
struiert werden. Versuche mit Oberflãchen wie konzentrischen R ohren , Stanz-
profilen und Fãchereinlagen (Abb. 27) sind im Laboratorium des Autors in
Gang.
II III
Abb. 27. AItemative Trãgennaterialien rur Anaerobfilter. I Stanzprofile; II Flexible Well-
platten;IIl Konzentrische Rohre
4.4.4.2 Funktionsweise
Das unter der Bezeichnung "Upflow anaerobic sludge blanket" (UASB) Pro-
ze~ bekannte System besteht im wesentlichen aus einem Reaktionsbehãlter und
einer Entgasungseinrichtung (Abb. 28). Letztere ermõglicht die Zurückhaltung
der infolge von Gaseinsch1~ aufsteigenden Sch1ammpartikel im Reaktor, da das
freigesetzte Gas zentral abgezogen wird und die entgasten SchIammaggregate
allmãhlich wieder in die Sch1ammdecke bzw. in das Sch1ammbett zurücksinken.
o 50 100 150
TROCKENSUBSTANZ q.l
-1
Abb. 28. Schlammbettreaktor (UASB) und TS-Profll über die Reaktorhõhe für verschiedene
VeIWeilzeiten und Substratkonzentrationen. 1 Zulauf; 2 Ablauf; 3 Schlammbett; 4 Schlamm-
decke; 5 Gasabzug (nach Lettinga et al., 1980)
Die Ausbildung eines gut absetzbaren Sch1amms ist an eine Reihe von Vor-
aussetzungen gebunden. Zunãchst darf in der Startphase lediglich Substrat gerin-
ger TS-Konzentrationen zugefúhrt werden. AIs Impfmaterial dient meist Faul-
sch1amm kommunaler Biogasanlagen, dessen BeIastung anfânglich einen Wert
von etwa 0,1 bis 0,2 kg CSB je kg Schlamm-TS und Tag nicht überschreiten und
nur allmãhlich erhõht werden darf. Das Substrat mu~ zudem frei von schwer ab-
baubaren, feindispersen Stoffen sein. Hoher NH 4+-Gehalt wirkt sich bei FehIen
einer ausreichenden Menge an divalenten Kationen ebenfalls nachteilig auf die
Ausbildung von Aggregaten aus (Lettinga et al., 1981). Bei Einhaltung dieser
Bedingungen ist auf vielen Substraten nach mehreren Wochen die Bildung eines
granularen Sch1amms mit au~erordentlich guten Absetzeigenschaften zu beob-
achten. Sein Sch1ammvolumenindex (SVI) betrãgt Iediglich etwa 10 bis 20
mI· g-l. 1m Bereich des Sch1ammbetts sind TS-Konzentrationen von bis zu
150 g . rI zu registrieren. Mit Erhõhung der hydraulischen Belastung expandiert
das Sch1ammbett zum Teil, wobei die vomehmlich aus granularem Schlamm be-
stehende Sch1ammdecke bis in die Entgasungseinrichtung reichen kann.
Der Schlammgehalt des zum Teil aus mineralisierten Substanzen bestehenden
Sch1ammbetts steigt allmãh1ich und mu~ durch periodischen Abzug von Über-
schu~schlamm konstant gehalten werden. Der Sch1amm der Schlammdecke be-
60 4. Reaktorbauarten
steht zum .grõBten Teil aus Bakterien. Seine Konzentration ist, im Vergleich zu
Rührkesselreaktoren oder dem Kontaktsystem, um ein Vielfaches hõher, wo-
durch hohe Umsatzraten und extrem kurze Verweilzeiten von nur etwa 5 bis 24
Stunden mõglich sind. Die Durchmischung des Reaktors ist daher auf Grund der
resultierenden hohen Strõmungsgeschwindigkeiten des Substrats, vor alIem je-
doch des Gases, in ausreichender Weise gewãhrleistet. 1m Bereich der Schlamm-
decke weist der Reaktor in manchen Fãllen eine Rührkesselcharakteristik auf.
Auf eine zusãtzliche mechanische oder hydraulische Mischung wird jedoch auch
im Hinblick auf die Erhaltung des granularen Schlamms bewuBt verzichtet.
Lediglich im Falle nur geringer Gasproduktivitãt ist eine kÜllstliche Mischung, am
besten durch Gasrezirkulation, notwendig.
ln Fãllen, in denen ein Mitreillen von Schlammaggregaten aus der Schlamm-
decke in den Ablauf auftritt, stellt die Kombination des UASB-Prinzips mit
einem Anaerobfilter eine Abhilfe dar (Lettinga et aI., 1981; Eggers, 1981). Da-
bei wird im Bereich der Entgasungseinrichtung des Schlammbettreaktors eine
schwimmende Filterschicht aus spezifisch leichtem Trãgermaterial eingebracht
(Abb. 29). Aus den Schlammaggregaten gelõste suspendierte Zellen kõnnen da-
bei am Trãgermaterial adsorbiert werden, womit deren Ausschwemmen mit dem
Ablauf verhindert wird.
----&-
=-_- 4 _-_-
--~
Abb. 29. Kombination des Schlammbettreaktors mit einem Anaerobfilter. 1 Zulauf; 2 Ablauf;
3 Schlammbett; 4 Schlammdecke; 5 Gasabzug; 6 Entgasungseinrichtung; 7 Filterschicht
4.4.4.3 Anwendungsfãlle
Seit seiner Entwicklung vor etwa zehn Jahren wurde der UASB-ProzeB zur
Methangãrung einer Reihe von vomehmlich Industrieabwãssem herangezogen.
ln Labor- und Pilotanlagen wurde seine Eignung zur Verwertung von Zucker-
fabriksabwãssem, Molkereiabwãssem, Blanchierwãssem, alkoholhaltigen Abwãs-
sem sowie Abwãssem der Sauerkrautherstellung und Kartoffelverarbeitung ge-
zeigt (van Bellegem, 1980; Lettinga et al., 1979a, 1980). ln diesen Fãllen lag die
Substratkonzentration im Bereich von 1,5 bis 20 g CSB .1- 1 , wobei eine hydrau-
lische Verweilzeit von 5 bis 24 Stunden mõglich war. Ebenfalls in Versuchsan-
lagen wurde die Eignung des Systems für Kommunalabwasser geprüft (Roersma
4.4 Neuere Reaktorbauarten 61
et al., t981; LettiIiga et al., 1981). Zusãtzlich wurde kürzlich eine Reihe grof.)-
technischer Biogasanlagen zur Abwasserreinigung in Zuckerfabriken in Betrieb
genommen (Pette und Versprille, 1981). Diese Reaktoren mit einem Volumen
zwischen 200 und 1300 m 3 wurden sowoh1 beckenfõrmig aIs auch zyIindrisch
ausgeführt. Ebenso wie in den VersuchsanIagen wurden auch im technischen
Mai.)stab hohe Durchsatzleistungen, bei vergleichsweise geringen Beckenvolu-
mina, erzielt. Derartige Anlagen werden von der hoIlãndischen Firma Centrale
Suiker Mij (CSM) Amsterdam und in Lizenz von der Braunschweigischen Ma-
schinenbauanstalt AG, Braunschweig, Bundesrepublik Deutsch1and, sowie der
Firma Esmil in HoIland vertrieben.
Kombiniert mit einem Perkolationsreaktor wurde der UASB-Prozef.) zur Ver-
arbeitung von festen organischen AbfãIlen vorgesch1agen (Rijkens, 1981). Dabei
wird die flüssige Phase des UASB-Reaktors durch einen periodisch befúllten Per-
kolationsreaktor geftihrt (Abb. 30). Dabei wird allmãhIich eine Methangãrung
CD
von Feststoffen wie Stroh, Pülpe, pflanzIíchen Abfállen oder des organischen An-
teils kommunalen Mülls initüert, ohne dai.) diese vorher mechanisch zerkleinert
und mit Wasser verdünnt werden müssen. Durch Kombination mehrerer Perko-
lationsreaktoren wird einquasikontinuierlicher Betrieb des zweistufigen Systems
mõglich.
4.4.5 Plug-Flow-Reaktor
4.4.5.1 Ãltere Bauarten
Plug-Flow oder Pfropfenstrõmung ist der laminare Durchfluf.) eines Substrat-
pfropfens durch ein dünnes Rohr grof.)er Unge (vgl. Kap. 3). Keines der in der
Folge beschriebenen Systeme wird dieser Charakteristik gerecht. Die üblicher-
weise errichteten kanal- bis wannenartigen Plug-Flow-Reaktoren weisen ein
DurchmesserjLãnge-Verhãltnis von etwa 1:5 bis 1: 10 auf. Je nach Substrat und
dem Vorhandensein einer Mischeinrichtung entsprechen diese Systeme verfah-
renstechnisch den nicht homogenen Reaktoren oder auch Rührkesselreaktoren.
62 4. Reaktorbauarten
II
III
und Jauche wurden getrennt gesammelt und zur Düngung verwertet. Mehrere
Anlagen dieser Bauart waren damals in Deutschland in Betrieb. Ein ãhnliches,
1959 errichtetes System ist in Bernloch, Bundesrepublik Deutschland, noch in
Betrieb. Diese Biogasanlage "Bauart Reusch" (Abb. 31) erhalt in einer Vorgrube
mechanisch zerkleinerten Mist als Substrato Das langsam laufende Rührwerk wird
intermittierend, insgesamt nur etwa 5 Minuten tãglich, betrieben. Offenbar in-
folge der Homogenisierung des Mistes kommt es trotzdem zu keiner Schwimm-
deckenbildung. Die Anlage hat ein Volumen von 22 m 3 und produziert durch-
schnittlich 1,9 m 3 Biogas' m- 3 • d- I • Eine weitere altere Anlage nach dem "Plug-
Flow"-Prinzip wurde von Fry (1971) vor etwa 20 Jahren in Südafrika errichtet.
Der Reaktor ist kanalfõrmig und besitzt einen gegen den Auslauf hin abfallenden
konischen Boden (Abb. 31). Zur Entfernung einer eventuell auftretenden
Schwimmdecke wurde eine mechanisch betriebene Kratzeinrichtung vorgesehen.
4.4.5.2 Neuere Bauarten
Die in letzter Zeit konzipierten bzw. errichteten Anlagen vom Plug-Flow-Typ
lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zunãchst die Gruppe jener alteren Anlagen
des oben beschriebenen Typs nachempfundenen und sodann solche, die im Hin-
blick auf mõglichst kostengÜflstige ErstelIung und einfache Betriebsweise ent-
wickelt wurden. Eine Anlage der ersteren Gruppe wurde von Helix Multiprofes-
sional Service Ltd. in Sevenoaks, England, errichtet (Dobson, 1979). Der Reak-
tor besteht aus einem Betontrog von 204 m 3 Fassungsraum. Wãhrend bei alIen
bisher beschriebenen Plug-Flow-Reaktoren externe Gasspeicher verwendet
werden, erfolgt die Gasspeicherung in diesem FalI in schwimmenden Kunststoff-
glocken.
Sowohl eine mechanische Mischung als auch Mischung durch Gasrückführung
sind vorgesehen. Bei einer hydraulischen Verweilzeit von 16 Tagen wird mit die-
sem System aus Mist von Milchkühen eine tãgliche Gasmenge von 1,7 m 3 je m 3
Reaktorvolumen erzeugt. Weitere Anlagen der ersteren Gattung wurden in der
Schweiz aus alten Õltanks, Kesselwaggons und Gü11elagerbehãltern durch Einbau
eines Rührwerks und Isolierung der Tanks (Wellinger, 1979), sowie in Cardiff,
Wales, aus isolierten glasfaserverstãrkten Kunststofftanks errichtet (Stafford,
1981). Von einer Reihe meist im Silobau tãtigen Firmen werden Anlagen dieses
Typs angeboten. Sie bestehen im Prinzip aus liegenden isolierten Stahlzylindern
mit eingebautem hydraulischen ode r mechanischen Rührwerk.
Die im Hinblick auf kostengünstige Erstellung konzipierten Plug-Flow-Reak-
toren werden ausschliefllich in Erdbauweise errichtet. Das Reaktionsbecken kann
eine einfache kunststoffverkleidete wãrmeisolierte Erdwanne (Abb. 31) oder ein
betonierter Kanal sein. Zur Abdeckung und Gasspeicherung dient eine flexible
Kunststoffgashaube. Die Flüssigkeitsoberflãche wird gegenüber dem Gasraum
mitteIs einer schwimmenden gasdurchlãssigen Schicht aus KunststoffkugeIn ode r
BIõcken isoliert. Die Temperierung des Reaktorinhalts wird sowohI direkt durch
Heillwassereintrag aIs auch über Heizschlangen vorgenommen. Derartige einfache
Systeme wurden an der CornelI University, Ithaca, N.Y., USA (Hayes et al.,
1980), sowie von der Projektgruppe BiogastechnoIogie in Dãnemark (Anonym,
1981a) untersucht. Durch das FehIen einer Mischeinrichtung kommt es bei tech-
nischen AnIagen dieser Art jedoch hãufig zu KurzschIuflstrõmungen infoIge Ka-
64 4. Reaktorbauarten
nalbildung (Petersen, 1981) sowie, abhãngig vom verwendeten Substrat, zur Aus-
bildung von Schwimmdecken und Schlammablagerungen.
4.4.5.3 Kombinierte Anlagen
Eine interessante Variante eines Plug-Flow-Reaktors ist der "Mabigas"-Reak-
tor (Vütasalo et al., 1981). Er besteht aus einem Stahlbehãlter mit eingebauter,
langsam rotierender Mehrkammerunterteilung (Abb. 32). Mit Hilfe einer mit-
rotierenden Schlammrücklaufleitung wird abgesetzter Schlamm vom Auslauf
wieder in den Zulaufbereich zurückgeführt. Der Reaktor soU dadurch sowohl
einen hõheren Biomassegehalt aIs infolge der Segmentierung auch stabileren Re-
aktionsverlauf erzieIen. Mehrere gro~technische Anlagen dieser Bauart sind in
Finnland und Schweden zur Methangãrung sowohl von GülIe als auch von Indu-
strieablãufen in Betrieb.
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HYDRAULISCHE VERWEILZEIT ( d )
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gangs der Gasausbeute. 1m Bereich der kritischen Verweilzeit leidet die biolo-
gische Proze~stabilitat, wodurch im praktischen Betrieb zumeist deutlich gerin-
gere Verweilzeiten Verwendung finden. Diese bestimmen das erforderliche Reak-
torvolumen und damit die Kosten des Behalters. Die erhaltenen Datcn sind nur
für das betreffende untersuchte Substrat relevant.
Der Vergleich der beschriebenen Reaktorbauarten zeigt, d~ mit neueren Re-
aktortypen wie Schlammbettreaktor und Anaerobfilter in manchen Fallen hy-
draulische Verweilzeiten von nur wenigen Stunden zu erzielen sind (Tab. 8). Da-
durch verringert sich im Vergleich zum klassischen Rührkesselreaktor das erfor-
derliche Reaktorvolumen um mehr aIs das Zehnfache. Bei vergleichbarer Gasaus-
beute erhõht sich dadurch die Gasproduktivitat im gleichen Ausm~.
8 BR
(kgOTS·m- 3 .d- l )
mehrere
Einfache Reaktorbau·
Wochen bis 0,1 - 0,2
arten (Faulgruben)
Monate
Klassische Rühr·
I5-35d 0,5- 4 0,25- 2
kesselreaktoren
1 kg CSB . m-3 . d- I
UMWANDLUNGSPROZESSE
ANDERE BEHANDlUNGSMETHODEN
Abb. 34. Vereinfachtes Schema der Biomassekonversion. Entstehung von land· und forstwirt·
schaftlichen Industrie- und Kommunalabfállen
5.2 Landwirtschaftliche Abfálle 69
von Nãhr- und Wuchsstoffen ins Abwasser, we1che dessen weitere biologische
Verwertung günstig beeinflussen. ln vielen Fãllen zeigen jedoch vomehmlich
Industrieabfãlle auf Grund des Aufarbeitungsprozesses oft eine einseitige Nãhr-
stoffzusammensetzung, we1che deren biologische Weiterverwertung erschweren
kann. Bei der letzten Stufe der Biomassekonversion, der Verwertung veredelter
Produkte durch den Menschen, fallen KommunaIabfálle in fester und flüssiger
Form ano Gemeinsam mit Industrieablãufen waren KommunaIabwãsser seit Jahr-
zehnten Ursache der Eutrophierung vieler Flie~gewãsser und Seen. Abfálle der
landwirtschaftlichen Primãr- und Sekundãrproduktion konnten lange Zeit in den
natürlichen Stoffkreislauf eingebunden werden, erst durch die Verbreitung der
IntensivtierhaItung entstand auch hier das Problem der AbfaIlentsorgung.
Obwohl in zahlreichen biologischen Klãranlagen der bei der KommunaI- und
Industrieabwasserreinigung anfallende Schlamm zu Biogas vergoren wird und
auch eine Reihe weiterer Abfálle direkt der Methangãrung unterzogen werden,
erf~t dieser Proze~ offensichtlich nur einen geringen Teil des GesamtabfaIIs der
Biomassekonversion. Der überwiegende Anteil gelangt unbehandelt direkt aIs
Dünger in den Boden oder in Gewãsser, ein weiterer kleiner Anteil nach ander-
weitiger Behandlung, wie Kompostierung oder Verbrennung, in den Stoffkreis-
lauf zurück.
Aus der Vielzahl mõglicher Anwendungsfálle der Methangãrung werden in
der Folge einige wesentliche BeispieIe beschrieben, wobei eine vereinfachende
Unterteilung in Iandwirtschaftliche AbfãIle sowie Industrie- und KommunaIab-
fálle vorgenommen wurde.
1 Bei Flüssigftitterung
den erheblich. Nach Hobson und Robertson (1977) betragt der tagliche Anfall
an Exkrementen je nach Tierart und sonstigen Bedingungen zwischen 3,4 und
11,1 % des Lebendgewichts (Tab. 9). Der für die Methangarung maBgebende Ge-
halt an Trockenmasse der Exkremente liegt zwischen 5,6 und 30 %. ln Schweine-
mastereien kann betriebsbedingt der TS-GehaIt der GülIe 1ediglich 2 % betragen
(Braun, 1981). Hõhere TS-Konzentrationen ergeben sich bei Verwendung von
Einstreu in der Tierhaltung. 1m Laboratorium des Autors untersuchter Rinder-
mist wies einen TS-GehaIt von 7,4 %, Hühnermist einen solchen von 29 % auf
(Tab. 10) (Braun, 1981a). Der Anteil an OTS der Gesamttrockenmasse 1ag bei
den untersuchten Exkrementen zwischen 69 % bei Hühnermist, 73 % bei Schwei-
nemist und 77 % bei Rindermist. Etwa 27 bis 40 % davon liegen ge1õst vor. Der
Gehalt an N, P und K ist vor alIem bei Hühnermist erheblich, jedoch reprasen-
tieren auch Rindermist und SchweinegülIe einen nicht unbedeutenden Dünger-
wert, obschon gemaB Schatzungen nur etwa 80 % des K und 50 % des P und N
auch tatsachlich für die Pf1anze verfügbar sind (Hobson und Robertson, 1977).
Etwa 45 bis 60% des N liegen ais NH 4 + vor. ln ge1agertem Mist steigt dieser Wert
bei Hühnermist bis zu 80 % ano Dies findet auch im pH-Wert des Mists seinen
Niedersch1ag. Die Angabe des CSB-Werts von tierischen Exkrementen ist nicht
unprob1ematisch, da zur Ana1yse hohe Verdünnungen notwendig sind. Die in
Tab. 10 angegebenen Werte zwischen 47 und 242 g02 .1- 1 kõnnen daher nur die
GrõBenordnung wiedergeben, mit der gerechnet werden muB. Ebenso zu inter-
pretieren sind BSBs-Werte, die in der GrõBenordnung von 21 bis 27 g02 . rI
für Rindermist, 30 g02 . rI für SchweinegülIe und 16 bis 67 g02 TI für Hüh-
nermist liegen (Hobson und Robertson, 1977).
Wahrend der Lagerung von Mist treten durch die Tatigkeit aerober und fakul-
tativ anaerober Bakterien erheb1iche chemische Umsetzungen auf. Der Gehalt an
5.2 Landwirtschaftliche Abfálle 71
Tabelle 10. Diverse chemische Analysenergebnisse tierischer Exkremente (Braun und Meyrath,
1980; Braun. 1981a)
8 BR YG PG Autor
(d) (kgOTS·m- 3 ·d- I ) (m 3 ·kg OTS- 1 ) (m 3 ·m- 3 ·d- I )
1 bezogen auf abgebaute OTS; 2 bezogen auf zugeftihrte TS; 3 bezogen auf CSB abgebaut.
5.2 Landwirtschaftliche Abfálle 73
Gegenwãrtig ist eine groBe Fülle von Ergebnissen aus vorwiegend Labor- und
Pilotversuchen verftigbar (Tab. 11), welche die Eignung von Schweinemist oder
SchweinegülIe zur Biogasproduktion zeigen. Mitunter beim Start der Methanga-
rung auftretende Probleme durch rasche pH-Abnahme lassen sich durch nm alI-
mãhliche Erhôhung der RaumbeIastung, bei anfanglich hohen Verweilzeiten, ver-
meiden. GemáB Hobson und Shaw (1973) kann die Methangãrung sowohl ohne
als auch mit Beimpfung gestartet werden. ln ersterem FalIe wird dem mit Wasser
geftillten, in letzterem dem zumeist faulschlammbeimpften Reaktor zunãchst
verdünntes Substrat zugefoort. Nach Einsetzen der Methangãrung wird die Sub-
stratkonzentration über einen Zeitraum von mehreren Wochen allmãhlich bis zur
Originalkonzentration erhôht. Die Beimpfung mit kommunalem Faulschlamm
hat sich als zuverlãssige Startprozedur erwiesen und nahezu alIe Gãrungen wer-
den auf diese Weise gestartet.
Die in Tab. II erfa1\ten Versuchsergebnisse verschiedener Autoren wurden
überwiegend in stehenden oder liegenden Rührkesselreaktoren erhalten. Diese
Reaktoren hatten ein Volumen zwischen IS und 6500 I, ihre Mischung wurde
durch mechanische Rührwerke oder durch GasumwãIzung bewerkstelligt. ln drei
Fãllen dienten Anaerobft1ter zur Untersuchung der Gülle. Alle Reaktoren wur-
den im mesophilen Temperaturbereich zwischen 27 und 40° C betrieben. Das
verwendete Substrat wurde nicht vorbehandeIt und in einer Konzentration von
etwa 3 bis 8 % TS verwendet. Bei den getesteten Verweilzeiten zwischen 3 und
80 Tagen ergab sich damit eine Raumbelastung von etwa 0,3 bis 11,3 kg OTS .
. m- 3 • d- I . Nur bei Anwendung eines zweistufigen Systems mit Vorabscheidung
der ungelôsten Substanz konnte in einem Anaerobft1ter eine geringere hydrau-
lische Verweilzeit von 1,1 Tagen erreicht werden (Smith et aI., 1977). Davon ab-
gesehen wurde in Rührkesselreaktoren der Bereich einer stabilen Methangãrung
übereinstimmend durch eine minimale Verweilzeit zwischen lO und IS Tagen
und eine maximale Raumbelastung von etwa 3 bis 5 kg OTS . m- 3 . d- I charak-
terisiert. Dabei ergab sich eine durchschnittliche Gasproduktivitãt von I bis
2 m 3 • m- 3 • d- I . Lediglich in den Versuchen von Kennedy und van den Berg
(1982) wurde unter Verwendung eines Anaerobft1ters eine extrem hohe Raum-
belastung von 18,7 kg OTS . m- 3 • d- I erzieIt.
Einer beliebigen Erhôhung der Raumbelastung zum Zwecke der Produktivi-
tãtssteigerung stehen nicht nur mechanische Probleme, wie mangelnde Pump-
fàhigkeit hôher konzentrierter Substrate, sondem auch biologische Schwierigkei-
ten, wie Fettsãure-, NHr und H 2 S-Toxizitãt, im Wege. ln den genannten Unter-
suchungen war eine stabile Methangãrung durch einen Fettsãuregehalt von unter
0,5 g. ri, einen NH 4+-GehaIt zwischen 0,5 und 5 g. ri und einen H 2 S-Gehalt
von 0,1 bis 0,3 Vol % gekennzeichnet. Der Methangehalt im Biogas wird durch
den bei der Gãrung resuItierenden pH-Wert beeinfluBt und Iag zwischen 68 und
80 Vol %. Je nach Vorgeschichte der Gülle weist diese oft von Haus aus einen
sehr hohen Fettsãuregehalt und tiefen pH-Wert auf. Dadurch kann bei unkon-
trollierten Gãrungen sehr rasch eine überbelastung und ein Absinken des pH-
Werts der Gãrung unterhalb des üblichen Bereichs von 6,8 bis 8,0 eintreten. 1m
Gegensatz dazu steigt bei ebenfalls hãufigem hohen Stickstoffgehalt der GülIe
der pH rasch deutlich über 8,0. ln beiden Fãllen foort die Toxizitãt freier flüch-
tiger Fettsãuren bzw. freien NH 3 zum Erliegen der Methangãrung. ln der Praxis
Tabelle 12. Ergebnisse diverser Labor- und Pilotversuche zur Biogasproduktion aus Rinder- bzw. Hühnermist -..J
"""
RINDERMIST
e BR YG PG Autor
(d) (kg OTS ·m- 3 • d- I ) (m 3 ·kgOTS- 1 ) (m 3 ·m- 3 ·d- I )
müssenGãrtests mit der zu verwendenden Gülle Aufschluf.) über ihre Eignung zur
Methangarung geben, deren Aussagekraft jedoch auf das zum Test verwendete
Reaktorsystem beschrãnkt bleibt. Eine Prozefloptimierung mufl, wie die erwãhn-
ten Resultate mit Anaerobfiltem zeigen, auch die Untersuchung des jeweiligen
Substrats in verschiedenen Reaktorsystemen einschlieflen.
Durch die Methangarung wird nur ein geringer Teil der GüIleinhaltsstoffe ver-
wertet. Der Abbau an organischem Material wird von der Ausgangskonzentration
der Gülle· bzw. deren Verweilzeit beeinfluflt. Gemessen an der OTS werden etwa
40 bis 60 % abgebaut. Bezogen auf CSB und BSB sind erhebliche Schwankungs-
breiten der Meflwerte zu beobachten, die entsprechenden Angaben liegen zwi-
schen 30 und 70 % fúr den CSB-Abbau und 50 bis 80 % für den BSB s -Abbau.
Auf Grund der für die CSB- und BSBs-Bestimmung notwendigen hohen VerdÜD-
nungen ist die OTS-Bestimmung als zuverlãssigere Analyse vorzuziehen.
Die Untersuchungsergebnisse der Labor- und Pilotanlagen dienten ais Aus-
legungsparameter bei der Errichtung eine Reihe grofltechnischer Biogasanlagen.
Soweit Ergebnisse aus Praxisanlagen verfügbar sind, wurden sie von Hobson et alo
(1981) fúr Groflbritannien, WeIlinger (1979) für die Schweiz und Kraemer
(1981) fúr Dãnemark berichtet. Soweit es sich bei diesen Anlagen um Rührkessel
oder Plug-Flow-Reaktoren handelt, wurden den Laborergebnissen ãhnliche Re-
sultate erhalten (Tab. 13). Bei Verweilzeiten von etwa 15 bis 50 Tagen wurden
Raumbelastungen zwischen 0,6 und 4,3 kg OTS· m- 3 • d- 1 verwendet, woraus
eine Gasproduktivitãt von etwa 0,3 bis 1,6 m 3 • m- 3 . d- 1 resultierte. Lediglich
neuere Reaktorsysteme wie Anaerobfilter zeigten abweichendes VerhaIten. ln
einer in Irland auf der Basis der erwãhnten Laborversuche weiterentwickelteh
Anaerobfilteranlage wird Schweinegülle von 1000 Tieren verarbeitet (Wilkie und
NeweIl, 1981). Die flüssige Phase der Gülle hat dabei lediglich eine Verweilzeit
zwischen 12 und 36 Stunden. Das entstehende Biogas weist einen auflergewõhn-
lich hohen MethangehaIt von 80 bis 85 % auf. Der CSB-Abbau betrãgt insgesamt
90 %. Derartige Anlagen schaffen võIlig neue Voraussetzungen im Hinblick auf
die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen, da im Vergleich zu konventioneIlen
Reaktoren 20 bis 30rnal kleinere Reaktorvolumina ausreichen. Obwohl der abge-
trennte Feststoffanteil der GüIle eine separate Behandlung erfordert, wird da-
durch der weitaus grõflere und in der Praxis die meisten Probleme bereitende
flüssige Volumsanteil der Gülle beseitigt.
Substrar zu liefern. Bei Verwendung von Einstreu in der Tierhaltung ist, wie
aueh bei Schweinemist, bei den meisten Biogasanlagen eine mechanische Zer-
kleinerung des Mists erforderlich. Hiezu steht eine Reihe gleichzeitig fõrdemder
und zerkleinemder Schneidepumpen zur Verfügung. Die Zerkleinerung fasriger
Anteile erhõht nicht nur deren biologische Abbaubarkeit, sondem vermindert
auch Verstopfungsgefahr und Schwimmschlammbildung.
Die zur Meiliangãrung verwendete Mistkonzentration lag bei der Mehrzahl
der bekartnten Untersuchungen zwischen 6 und 10% TS bei Rindermist und 6
bis 8 % bei Hühnermist (Tab. 12). Nur in Ausnahmefállen wurden auch hõhere
Rindermistkonzentrationen von bis zu 20 % TS (Hills, 1980; Shelef et aI., 1980)
sowie Hühnermistkonzentrationen von 22,4 % TS (Savery und Cruzan, 1972)
untersucht. Ab etwa 8 % TS ist jedoch die Mischfáhigkeit von Rindermist nicht
mehr gewãhrleistet, wãhrend im Falle von Hühnermist die NH 4+-Konzentration
bereits schãdlich fúr das Bakterienwachstum wird. Entsprechend der dadurch
mõglichen Raumbelastung liegt die Biogasproduktivitãt bei Rindermist zwischen
0,3 und 5,5, bei Hühnermist zwischen 0,2 und 1,5 m 3 ·m- 3 ·d- I . Die entspre-
chende Gasausbeute betrãgt dabei durchschnittlich 0,14 bis 0,23 bzw. 0,08 bis
0,56 m 3 • kg OTS- I •
Mit Ausnahme der Untersuchungen von Bryant et aI. (1977) (60° C), Shelef
et alo (1980) (35 bis 55° C) und Shih und Huang (1980) (60° C) wurden alle
Versuche im mesophilen Temperaturbereich zwischen 22 und 35° C durchge-
führt. Durch die Anwendung hõherer Fermentationstemperaturen waren in
diesen Fãllen geringere hydraulische Verweilzeiten von 3 bis 6 gegenüber üblicher-
weise 10 bis 30 Tagen mõglich. Generell liegt der Abbau der OTS im Zuge der
Methangãrung bei Rindermist mit 23 bis 30% deutlich unter dem von Hühner-
mist mit 57 bis 68 %. Nur in den Versuchen von Bryant et aI. (1977) wurde bei
60° C an Rindermist ein OTS-Abbau von bis zu 53 % erzielt.
Der NH 4+-Gehalt im Verlauf der Fermentation von Rindermist liegt,je nach
Futterzusammensetzung und TS, zwischen 0,5 und 2,3 g. rI. Unter bestimmten
Bedingungen kann, unterhalb einer TS von etwa 5 %, der N-Gehalt zu gering wer-
den (Hobson et al., 1981). Bei Hühnermist dagegen tritt bei TS-Konzentrationen
zwischen 4 und 13 % ein NH 4+-Gehalt von 2,8 bis 6 g. ri auf, welcher im oberen
Bereich die Gãrung bereits deutlich hemmt. Der pH-Wert liegt bei Rindermist
Gãrungen zwischen 7,2 und 7,6, im Falle von Hühnermist steigt das pH in man-
chen Fãllen schon ab einer TS von 5 bis 6 % auf 8,0 ano Aus einer TS von 10%
resultiert bereits ein pH von 8 bis 8,4 (Ploder et aI., 1979). ln Abhãngigkeit von
pH-Wert und Temperatur resultiert jm Biogas ein CH 4 -Gehalt zwischen 52 und
70 %. Mit Zunahme der Temperatur bzw. Abnahme des pH sinkt der Methange-
halt im Biogas auf Grund der verãnderten Lõslichkeit von CO 2 in Wasser.
5.2.3.2 Ergebnisse aus Praxisanlagen
Wãhrend in den Labor- und Pilotanlagen mit einem Reaktorvolumen bis zu
5685 1 ausschlie~lich Rührkessel mit unterschiedlichen Mischeinrichtungen Ver-
wendung fanden, wurden bei den in weiterer Folge beschriebenen Praxisan-
lagen sowohl Rührkesselreaktoren als auch Plug-Flow-Reaktoren eingesetzt.
Einen direkten Vergleich dieser beiden Reaktortypen lassen die Resultate von
Hayes et alo (1980) und Kraemer (1981) zu. Unter Verwendung des gleichen
78 5. Methangãrung diverser Substrate
5.3 Energieplantagen
5.4 Industrieablãufe
5.4.1 Eigenschaften von Industrieabliiufen
Zahlreiche Abwãsser und Ablãufe der Lebensmittelindustrie sowie auch der
chemischen und pharmazeutischen Industrie weisen einen hohen Gehalt orga-
nischer Inhaltsstoffe auf (Tab. 16) und sínd grundsãtzlich, ãhnlich Kommunalab-
wãssem, eíner biologischen Reínigung zugãnglich. ln vielen Fãllen ist jedoch auf
Grund der hohen Konzentration der Ablãufe eíne aerobe biologische Reinigung
ohne weitgehende Verdünnung schwierig, sodaJ1 altemative Behandlungsmetho-
den wie Vorreínigung durch Biofilter, Methangãrung oder Eindampfung und Ver-
brennung eingesetzt werden. Die Methangãrung hat den Vorteil, daJ1 direkt ver-
wertbare Energie anfállt und eíne bessere Nutzung der eíngesetzten Rohstoffe
erreícht wird. Trotzdem wurde lange Zeit, vermutlich aus Gründen mangelnder
Kenntnis des Prozesses, gezõgert, die Methangãrung für Industrieablãufe einzu-
setzen.
~
00
w
Tabelle 17. À'ltere Ergebnisse der Methanglirung diverser Industrieablliufe ~
1 bezogen auf abgeb. TS 2 bezogen auf abgeb. BSB s 3 kg BSB s 'm- 3 .d- 1
5.4lndustrieablãufe 85
~
Schlachthof 14 -25 3,5- 4,20TS 0,460TS 1,6-2,1 46 de Favieri et alo
(1981 ) ~
~:
Schlachthof 0,5 3,5 CSB 0,27 CSB 2 80 Sayed et aI. OQ
(1981)
Schlachthof 3 -10 5,3-16,70TS 0,22-0,350TS 1,9-3,7 Mathisen (1981)
i....
~
....
Bohnenblan- 4,2 3,5- 4,50TS 0,6 OTS I 1,6-2 75 88 v. d. Berg und ~
cr
til
chierung l..entz (1977)
....
Bimenschalung 5 - " - - " - - " - 63 91 - " - ~
--'"
Kartoffelschiilung 9 - " - - " - 65 62 - " -
Obst- und Gemüse- 32 0,8- 1,6OTS 0,3 -0,58 OTS Knol et alo
verarbeitung (1978)
Spinat- und 4 -12 48 -85 90,8-92,7 Schlegel (1975)
Porreeblanchierung
Obst- und Gemüse- 25 4TS 0,45 TS 1,8 Lane (1979)
verarbeitung
Erbsenabfálle 15 0,420TS Braun (1981a)
Olivenôlextraktion 20 -25 1,2- 1,5 TS 0,7 BSB 3 80 -85 Fiestas et alo
(1981)
Palmôlablauge 10 -30 1,4- 4,20TS 52,4-72,2 64,5-80 87 -95,3 Morris (I 980)
Molke 2 - 5 6,4 BSB 0,86 BSB 5,5 92 Parker und
Skerry (I 975)
Kartoffelstarke- 7,5 CSB 0,32-0,38 CSB 2 90 -95 95 -98 van Bellegem
erzeugung (1980)
Hefefabrik 0,45- 0,7 1 - 8CSB 0,5-4 60 -70 60 -70 - Hansford und
Richter (1974)
Hefefabrik 3,5 - 7 1,8- 5,75 BSB 0,58-0,72 BSB 3 75 -93 Kôhler (1973,
V\
1974) ~
~
1
~
bezogen auf abgeb. OTS 2 bezogen auf abgeb. CSB 3 bezogen auf abgeb. BSB s 4 nach Zentrifugation
00
-..J
88 5. Methangiirung diverser Substrate
fallen je kg abgebauter OTS etwa 0,6 m 3 Biogas mit einem Methangehalt von 60
bis 80 % ano Zitrusschalen, Bohnen, Erbsen, Karottenabfálle und Apfeltrester
liefem sowohl nach dem Kontaktprozel.) (Lane, 1979) aIs auch bei Verarbeitung
in Rührkesselreaktoren (Knol et aI., 1978) vergleichbare Ergebnisse. Bei hydrau-
lischen Verweilzeiten von 25 bzw. 32 Tagen betrãgt die Biogasausbeute 0,45 m 3
. kg TS- 1 bzw. 0,3 bis 0,58 m 3 • kg OTS-l (Tab. 18). 1m Laboratorium des Au-
tors wurde mit Erbsenabfállen von 15,8 % TS in Rührkesselreaktoren innerhalb
von 15 Tagen eine Gasausbeute von 0,420 m 3 . kg OTS- 1 erzielt (Braun, 1981 a).
Die Methangãrung von Abwãssem aus Zucker- und Stãrkefabriken wurde
unter Verwendung von Schlammbettreaktoren (UASB-Prozel.) eingehend unter-
sucht. Sowohl in Labor- und Pilotversuchen als auch in grol.)technischen Anlagen
wurden im Vergleich zu anderen Reaktorbauarten erheblich günstigere Resultate
erzielt (Tab. 18). Bei hohen Raumbelastungen von 7,5 bis 16,5 kg CSB· m- 3 • d- 1
waren hydraulische Verweilzeiten von nur 0,17 bis 1 Tag mõglich (Lettinga et
al., 1980). Grol.)technische Biogasanlagen eines Volumens zwischen 200 und
5000 m 3 erzielen einen CSB-Abbau von 87 bis 97 % und einen BSB-Abbau von
90 bis 98 % (van Bellegem, 1980; Pette und Versprille, 1981).
Bei der Herstellung von Speiseõl fallen Ablaugen sehr hoher Konzentrationen
an, deren Eignung zur Biogasproduktion ebenfalls untersucht wurde. Die ent-
wickelten Verfahren gingen aus der hãufig aIs Vorreinigungsstufe der Ablaugen
verwendeten Lagunenbehandlung (Southworth, 1979) hervor, im Zuge welcher
heftige Gasbildung zu beobachten war, die schliel.)lich Anl~ für Versuche zur
Intensivierung des Vorgangs war. Sowohl nach dem Kontaktprozel.) in Pilotver-
suchen (Fiestas et al., 1981) aIs auch in gro:fl,technischen Rührkesselreaktoren
(Morris, 1980) waren zur Erzielung eines BSB-Abbaus von 80 bis 95,3 % Ver-
weilzeiten zwischen 10 und 30 Tagen nõtig (Tab. 18). Bei thermophilen Gãrun-
gen nach dem Kontaktverfahren waren geringere Verweilzeiten von 8 Tagen
mõglich (Peyton et al., 1979).
Der erwãhnte Abbau von Industrieablaugen und Abwãssem durch die Me-
thangãTung in Lagunen ist auf Grund seiner Einfachheit und geringen Kosten
weit verbreitet. Nachteile, wie hohe Verweilzeiten, Geruchsbelãstigung sowie die
mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Teichflãchen, zwingen jedoch zunehmend
zu einer Proze:fl,intensivierung. Durch schwimmende Kunststoffabdeckungen der
Lagunen Iã:fl,t sich die Geruchsbelãstigung zum Teil vermindem, und es lassen
sich durch die resultierende hõhere Temperatur kürzere Verweilzeiten erzielen
(Dombush et al., 1978). Dabei wurde an Abwasser der Kartoffelverarbeitung bei
einer Raumbelastung von 0,73 kg BSB s . m- 3 . d- 1 ein BSB-Abbau von 74 % er-
zielt. Auch gemeinsam mit Kommunalschlamm wurde Abwasser der Kartoffel-
verwertung der Methangãrung zugeftihrt. Bis zu 50 % Zumischung von Kartoffel-
fabriksabwasser zu Kommunalschlamm wurde keine Stõrung der Gãrung beob-
achtet. Bei hõheren Dosierungen wird der Zusatz von· N und P erforderlich
(Hindin und Dunstan, 1963).
1m Zuge der Entsorgung von Molkerei- und Kãsereiablãufen im Rahmen
eines mehrstufigen Reinigungssystems wurde die Methangãrung zur energetischen
Nutzung der organischen Inhaltsstoffe herangezogen (Parker und Skerry, 1975).
ln einer technischen Fermentationsanlage wird bei einer Verweilzeit zwischen
2 und 5 Tagen und einer Raumbelastung von 6,4 kg BSB s . m- 3 • d- 1 eine Gas-
5.4 Industrieablãufe 89
produktivitãt von etwa 5,5 m 3 . m- 3 . d- I erzielt (Tab. 18). Das dabei zu etwa
92 % (BSB s ) gereinigte Abwasser gelangt sodann zur weiteren Reinigung in eine
anaerobe Lagune und zuletzt in einen Oxidationsgraben.
Abwãsser der Hefefabrikation unterliegen unter Sauerstoffmangel einer
raschen Sãuregãrung, wodurch ihre aerobe Reinigung schwierig isto Obwohl die
aerobe Reinigung von Hefefabriksabwasser im Gemisch mit kommunalem Ab-
wasser mõglich ist (Tomczynska, 1975; Tomczynska et al., 1976), ist eine Vor-
reinigung durch Methangãrung vorteilhaft. Nach dem Kontaktverfahren wurde
dabei ein BSBs-Abbau zwischen 60 und 93 % erzielt (Kõhler, 1973, 1974; Hans-
ford und Richter, 1974). ln Laborversuchen wurden hydraulische Verweilzeiten
von 0,45 bis 0,7 Tagen, in gro~technischen Anlagen von 3,5 bis 7 Tagen erzielt
(Tab. 18).
5.4.3 Ablãufe der Giirungsindustrie
Schlempen der Gãrungsalkoholherstellung weisen je nach verwendetem Roh-
stoff einen TS-Gehalt zwischen 30 und 120 g . rI und einen CSB von 40 bis
130 g02 . rI auf (Tab. 16). Etwa 74 bis 95 % der Inhaltsstoffe sind organischer
Natur. Bereits vor etwa 50 Jahren wurde die Methangãrung zum Abbau der
hohen organischen Belastung von Melasseschlempe eingesetzt (Buswell und Le
Bosquet, 1936), wobei bei einer hydraulischen Verweilzeit von 7,3 d ein BSBs-
Abbau von 88,7 % erreicht wurde (Tab. 17). Die Methangãrung war als erste
Stufe in ein zweistufiges Abwasserreinigungssystem integriert, wobei die als
Tropfkõrper ausgebildete zweite Stufe die weitere Faulwasserreinigung über-
nahm. Der Gesarntreinigungseffekt, gemessen arn BSB s , betrug 99,1 %. Ahnliche
Systeme wurden von Sen und Bhaskaran (1962), Bhaskaran (1965) und Rad-
hakrishnan et alo (1969) beschrieben (Tab. 17).
Die meisten der in letzter Zeit berichteten Anwendungsfálle der Biogaser-
zeugung aus Brennereischlempen (Tab. 19) sind von den Auslegungsdaten, wie
Verweilzeit, Raumbelastung und Biomasseabbau mit den vorher erwãhnten ãlte-
ren Verfahren vergleichbar. Bei Verweilzeiten zwischen 5,6 und 40 Tagen wurde
aus 'Schlempe der Melassebrennerei (Anonym, 1977), der Mais- und Kartoffel-
brennerei (Doppler, 1982) sowie aus Schlempe der Rumherstellung (van den
Berg und Lentz, 1977; Hiatt et al., 1979) Biogas erzeugt. Je nach dem für die
Alkoholgãrung verwendeten Rohstoff ergibt die Methangãrung der Destillations-
schlempe je m 3 eine Biogasausbeute von etwa 17 bis 30 m 3 , wobei der Methan-
gehalt zwischen 55 und 75 % liegt. ln einer gro~technischen Biogasanlage nach
dem Kontaktprin'Zip wurde unter Verwendung von Melasseschlempe ein BSB s -
Abbau von 95 % erzielt (Anonym, 1977). Der Abbau an organischem Material
betrug bei Mais- und Kartoffelschlempe in schrãgliegenden Pilot-Plug-Flow-Reak-
toren 40 bzw. 47 %, entsprechend einem CSB-Abbau von nur etwa 40 % (Tab.
19). Die mit Rumschlempe in Laboranlagen gemã~ Kontaktprinzip durchge-
führten Gãrungen fúhrten zu einem CSB-Abbau von 70 bis 80 %.
Gegenüber Rührkessel und Kontaktproze~ erheblich günstigere Resultate
ergibt die Verwendung von Anaerobfi1tern. Bei hydraulischen Verweilzeiten von
nur 1,2 bis 2 Tagen waren in Pilotversuchen Raumbelastungen von 18 bis 38 kg
OTS· m- 3 • d- I mõglich (Braun und Huss, 1981). Dementsprechend ergab sich
eine hohe Gasproduktivitãt von etwa 6 bis 14 m 3 ·m- 3 ·d- I (Tab. 19). Neben
Tabelle 19. Ergebnisse der Methanglirung diverser Ablliufe der Glirungsindustrie \D
o
1 bezogen auf abgeb. CSB 2 bezogen auf abgeb. BSB s 3 bezogen auf abgeb. OTS
5.4 Industrieablãufe 91
60 % CH 4 kann der H 2S-Gehalt im Biogas bis zu etwa 0,8 VoI. % ansteigen, ent-
sprechend etwa 100 mg . rI gelõstem Sulfid. Ahnlich den Ergebnissen von
Radhakrishnan et al. (1969), welche einen H 2S-Gehalt von bis zu 1,6 %, ent-
sprechend 241 mg' rI Sulfid gelõst berichteten, stõrte Schwefelwasserstoff die
Garung kaum.
Abwasser aus Melassebrennereien mit einem CSB von 5 bis 15 g02 .1- 1 wur-
de von Pipyn et aI. (1979) in einer zweistufigen Pilotanlage zur Biogasproduk-
tion verwendet. ln der ersten, aIs Sauregarung konzipierten Stufe solIen über-
wiegend Fettsauren, CO 2 + H 2 , in der zweiten Stufe in einem Sch1ammbettreak-
tor Methan gebildet werden. Bei einer Raumbe1astung von 13,8 kg CSB . m- 3 . d- 1
ergeben sich, mit einer Gesamtverweilzeit von 1,25 bis 3,6 Tagen (Tab. 19) dem
Anaerobfilter ãhnliche Resultate. Auch der CSB-Abbau im Bereich von 45 bis
65 % ist verg1eichbar.
AIs Vorreinigungsstufe dient die Methangarung bei dem in Schweden ent-
wickelten zweistufigen ANAMET-Prozef1. Das Verfahren eignet sich fúr Abwas-
ser mit einem CSB von etwa 4 bis 12 g02 .1- 1 (Skogman, 1979). Bei einer Ver-
weilzeit von 2 bis 15 Tagen erfo1gt durch die Methangarung ein BSB s -Abbau von
70 bis 90 %, wobei je kg OTS etwa 0,3 bis 0,5 m 3 Biogas anfalIen (Tab. 19). ln
der nachfo1genden aeroben Stufe erfo1gt die weitere Reinigung des Faulwassers.
ln grof1technischen An1agen wird auf Abwassern der Zucker- und Hefefabrika-
tion sowie der kartoffe1verarbeitenden Industrie ein BSB 5 -Gesamtreinigungs-
effekt von 99 % erreicht.
Bei der a1koholischen Gãrung von Mo1ke durch Kluyveromyces fragilis falIt
eine Destillationssch1empe mit einem CSB von etwa 7 g02 . rI an (Reesen und
Strube, 1978). Das bei deren Methangarung nach dem Kontaktprozef1 in einer
Ausbeute von 0,5 m 3 . kg CSB-l anfalIende Biogas (Tab. 19) deckt etwa 17 bis
20 % der zur A1koho1destillation nõtigen Energiemenge. Zudem werden etwa
85,7 % des CSB durch die Methangarung abgebaut.
ln der Brauerei- und Getrãnkeindustrie fallen ebenfal1s kohlenhydrathaltige,
zur Methangarung geeignete Abwasser ano ln Laboratoriumsversuchen erzielten
Keenan und Kormi (1977) bei Verweilzeiten zwischen 2,3 und 10 Tagen auf
Brauereiabwasser eine Biogasausbeute von 0,32 bis 0,41 m 3 . kg TS-l (Tab. 19).
5.S Kommunalabfãlle
5.5.1 Kliirschlamm
Kommuna1abwasser durchlãuft zur bio10gischen Reinigung in kommunalen
Klãran1agen eine Kombination standardisierter Einheitsverfahren wie Absetzen,
Be1üftung, Eindickung sowie weitere Schlammbehand1ung. Sogenannter Primãr-
schlamm fállt beim Absetzen des rohen Abwassers in Absetzbecken in einer
Menge von etwa 0,3 1 je Einwohner und Tag ano Bei der anschlie~enden bio10-
gischen Reinigung des Abwassers entsteht in Abhãngigkeit vom verwendeten Be-
lüftungssystem eine Überschu~schlammenge von etwa 0,2 bis 0,9 g TS je g zuge-
führtem BSB s (Mosey, 1979). Wãhrend Primãrsch1amm nach der Eindickung
eine Konzentration von etwa 5 bis 10 % TS aufweist, fâllt Überschu~sch1amm
verdÜDnter an, so d~ sich im Gemisch K1ãrschlamm eine Konzentration von 4
bis 7 % TS ergibt. Etwa 60 bis 80 % der Trockenmasse sind organischer Natur.
Die weitere Behand1ung des K1ãrschlamms zum Zwecke seiner bio10gischen Sta-
bilisierung kann durch Methangãrung oder durch aerobe Stabilisierung mit an-
schlie&nder Trocknung, Kompostierung oder Verbrennung erfo1gen (Triebe1,
1978).
Sehr vie1e grõ~ere bis mitt1ere K1ãran1agen wenden die anaerobe Sch1amm-
stabilisierung an, wobei vereinzelt noch unbeheizte offene Becken oder Emscher-
brunnen, meist aber beheizte Rührkesse1 Verwendung finden. Die hydraulische
Verweilzeit des Schlamms betrãgt in unbeheizten An1agen zwischen 60 und 100
Tagen, in auf 30° bis 37° C geheizten Rührkesse1n zwischen 11 und 30 Tagen.
Bei einer Raumbe1astung von etwa 2 bis 5 kg OTS· m- 3 • d- 1 betrãgt die Gasaus-
beute 0,5 m 3 . kg OTS- 1 (65 % CH 4 ). Untersuchungen am Water Research Centre
Stevenage, Eng1and, zeigten, d~ die hydraulische Verweilzeit bei adãquater Pro-
ze~kontrolle bis auf 5 Tage zu reduzieren ist (Mosey, 1979). Dadurch vervie1-
facht sich die Gasproduktivitãt bei gleichzeitiger erheblicher Reduktion des Re-
aktorvo1umens. Unter diesen Umstãnden kann ein wirtschaftlicher Betrieb der
Schlammfau1ung in K1ãran1agen auch bei wesentlich unter der hãufig als Renta-
bilitãtsgrenze angenommenen Grõ~e von 100 000 EGW erwartet werden.
94 5. Methangãrung diverser Substrate
5.5.2 Abwasser
Neben der heute allgemein praktizierten aeroben Abwasserreinigung in Be-
lebungsanlagen erlangt die lange Zeit lediglich auf hãusliche Abwasserreinigung
beschrãnkt gebliebene anaerobe Behandlung (Coulter et ai., 1957) auch ftir Kom-
munalabwasser Interesse. Die Gründe daftir sind sowohl wirtschaftlicher ais auch
betriebstechnischer Natur.
Nachdem kommunaIes Abwasser nur einen geringen FeststoffgehaIt von etwa
0,0 I % aufweist, scheiden konventionelle Reaktorbauarten ftir die Methangãrung
aus, da sie auf.)ergewõhnlich grof.)e Reaktorvolurnina erfordem würden. Ablãufe
mit einem OTS-GehaIt von weniger ais 2 % wurden lange Zeit ais ungeeignet ftir
eine Methangãrung erachtet, da sie nur eine geringe Gasproduktivitãt ergeben
(lrnhoff, 1969).
Durch die Verwendung eines Anaerobftlters kann die Reaktion erheblich be-
schleunigt werden (Genung et aI., 1980). ln Pilotversuchen wurden hydraulische
Verweilzeiten zwischen 1,5 und 0,2 Tagen erreicht. Dabei wurden in der bei der
Umgebungstemperatur von 10° bis 25° C betriebenen Versuchsanlage etwa
0,02 m 3 Biogas (80 % CH 4 ) je Tag und m 3 Reaktorvolumen gebildet. Wãhrend
eines zweijãhrigen Versuchsbetriebs wurden im Durchschnitt 55 % des BSB s so-
wie 75 % der suspendierten Feststoffe aus dem Abwasser entfemt. Die weiter-
gehende Reinigung erfolgte durch chemische Flokkulation und Sandftltration.
1m Verlauf des zweijãhrigen Betriebs wurden 57 % des ursprünglich freien Volu-
mens von Schlamm belegt. Nach Ablassen der Hauptmenge des Schlamms und
Durchspülen mit Wasser war die Anlage sofort wieder betriebsbereit, da eine aus-
reichende Impfschlammenge im TrãgermateriaI des Filters verbleibt.
Von Lettinga et aI. (1981) wurde in einem ebenfaIls bei Umgebungstempera-
tur betriebenen Pilotschlammbettreaktor mit KommunaIabwasser eine hydrau-
lische Verweilzeit von 8 Stunden erzielt. Der ZulaufCSB von 0,4 bis 0,6 g' O 2 •
.rI wurde zu etwa 65 bis 80 % abgebaut. Je Einwohner und Jahr ist bei dieser
Vorgangsweise mit einem Biogasanfall von 7,6 bis 9,1 m 3 , bei nur geringem
SchlammanfaIl von 5,3 bis 8,5 kg TS, zu rechnen.
5.5.3 Müll
5.5.3.1 Müllfraktionierung
Stãdtischer Müll wird zum überwiegenden Teil in Deponien abgelagert. Nur
ein geringer Teil gelangt in Müllverbrennungsanlagen und ein praktisch unbedeu-
tender Teil wird einer Fraktionierung unterworfen. Müll hat einen unteren Heiz-
wert von 5 bis 8,5 MJ· kg- 1 (Bamiske und Schenkel, 1975). Bei seiner Verbren-
nung resultiert eine Volumsreduktion von 90 %, und mit Ausnahme von Staub-
austrag und Schadstoffemissionen wãhrend der Verbrennung stellen die Endpro-
dukte, MetaIlschrott und Schlacke, keine weitere Umweltgefãhrdung mehr dar.
ln Mülldeponien wird die organische Müllfraktion unter anaeroben Bedingun-
gen unter Bildung von Biogas langsam abgebaut, wobei innerhaIb eines Zeit-
raums von 20 bis 30 Jahren je t TS mehr ais 100 m 3 Gas gebildet werden kõnnen
(Tabasaran, 1981). Die Gewinnung von Deponiegas durch Eintreiben von Sam-
melrohren in die Lagerstãtten hat neuerdings zunehmendes Interesse erlangt
(Boyle, 1976; Blanchet und Greenman, 1979). 1m Zuge des Abbaus entstehendes
5.5 Kommunalabfálle 95
MOLL
ORGANISCHE
FRAKTlON
Sickerwasser stellt eine akute Gefáhrdung des Grundwassers dar. Sorgfãltige Aus-
wahl der Müllagerstãtten und geordnete Auffüllung ermõglichen die Erzielung
hõherer Temperaturen und dadurch weitergehenden Abbau des Sickerwassers
zu CH 4 und CO 2 (Rees, 1980). ln vielen Fãllen wird Sickerwasser zur Reinigung
biologischen Klãranlagen zugeführt. Zur Entfemung von Schwermetallen aus
Sickerwasser wurden Anaerobfilter vorgeschlagen (Chian und De Walle, 1977).
ln einer Pilotanlage wurden die Metalle Fe, Zn, Cu, Cr, Ni und Pb zu 83,7 bis
97,1 %, Cd zu 51,9 % aus dem Sickerwasser entfemt.
Die Fraktionierung von Müll erfolgt über ein System von Zerkleinerungsein-
richtungen, Windsichtem, Sieben und Magnetabscheidem (Abb. 35), wobei Me-
talle, Glas, Keramik, Gummi, Leder, Kunststoff, Lumpen und Papier von der
organischen Fraktion abgetrennt werden. Die Zusammensetzung von Müll wird
von vielen Faktoren beeinflu:Bt und schwankt erheblich. Etwa 51,8 bis 80 % der
TS sind organischer, 20 bis 48,2 % anorganischer Natur, wobei der Wassergehalt
20 bis 50 % betragt (Tillmann, 1977; Schlesinger, 1977; McQueen, 1975; Tho-
mas und Holmes, 1975). Die organische Fraktion kann zur Herstellung von Müll-
kompost sowie zur Energiegewinnung durch Pyrolyse oder Methangãrung Ver-
wendung finden.
Zur Verrottung und zur Kompostierung wird mechanisch vorzerkleinerter
Müll unter eventueller Beimischung von Klãrschlamm einer drei- bis vierwõchigen
künstlichen und anschlie:Bend einer mehrmonatigen natürlichen Belüftung ausge-
setzt (Braun, 1976). Dadurch erfolgt unter Bildung von Humus eine weitgehende
biologische Stabilisierung der organischen lnhaltsstoffe.
Durch Pyrolyse der organischen Müllfraktion bei Temperaturen zwischen
650 0 und 10500 C entstehen neben Teeren und Olen brennbare Gase in unter-
schiedlicher Menge und Zusammensetzung. Obwohl ausreichende Erfahrungen
mit technischen Anlagen kaum vorhanden sind, wird angenommen, da:B die Be-
triebskosten der Pyrolyse jenen der Müllverbrennung entsprechen (Levy, 1975).
5.5.3.2 Biogasproduktion
Verschiedentlich wurde die organische Müllfraktion gemeinsam mit Klãr-
schlamm in entsprechend adaptierten Reaktoren kommunaler Abwasserreini-
gungsanlagen der Methangarung unterzogen (Ross, 1954). Mit dem zumeist gro:B-
teils aus Klãrschlamm bestehenden Gemisch wurden der Klãrschlammfaulung
ãhnliche Ergebnisse erzielt (Tab. 21). ln verschiedenen neueren Untersuchungen
Tabelle 21. Ergebnisse der Methangarung der organischen Fraktion kommunalen Mülls '-O
0\
RAUMBELASTUNG
,
\
,
\
,,
,,
.... ....
....
---- -------
CD
HYDRAULISCHE VERWEILZEIT
Abb. 36. Generalisierter Zusammenhang zwischen hydraulischer Verweilzeit bzw. Raum-
belastung und Biogasausbeute (1) bzw. CSB- und OTS-Abbau (2)
6.2 Charakterisierung des Substrats 99
20°C 60°C
600 /'
500
"":.: 400
I
....,
:5 300
w 200
'-"
o::
w
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IDO
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f--
O
W
z
-100
-200
1 2 3 4 5 6 7 8
oRGANISCHE TROCKENSUBSTANZ (%w/vl
Abb. 37. Abhangigkeit der Nettoenergieausbeute von Trockensubstanzgehalt und Fennenta·
tionstemperatur. Substrattemperatur 5 oe
I
I
i
i
17/1721 ANAEROBF I LTER
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.".. """r19'= ':::;:::-=~-'-'9
I':"",,~
C> 100 ~~,.:~.SCHLAMMBETTREAKTOR
S I
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I
I-
z i i ROHRKESSEL PLUG-
W
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~ 50 fflft-H-+-t-+-+-H-H
I-
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[[[I] KONTAKTPROZESS
l-
rl~ t>~_ ~
V)
OQ
=> ~S::' o_..J j"-"-"] PERKOLATIONSREAKTOR
V) O .0- - • • • • • 0 0 •••• • •• 0 •••••
•. "'; TROCKEtlFERMENTOR
! - . _ .• _
O 50 100
UNGELOSTE TROCKENSUBSTANZ
(% DER TS)
Abb. 38. Eint1u~ von Substratkonzentration sowie ungelõstem Feststoffanteil auf die
Anwendbarkeit verschiedener Reaktorsysteme
102 6. Auslegung und Betrieb von Biogasanlagen
geringer Konzentration mõglich wird (Abb. 38), ohne extrem hohe Reaktorvolu-
mina zu benõtigen. Zudem erlauben die hohen Umsatzraten solcher Reaktoren
einen Betrieb bei Umgebungstemperatur, wodurch infolge Wegfalls der Aufhei-
zung die anfallende Gasmenge vollstãndig verfúgbar isto
Die mõgliche Substratkonzentration wird bei Anaerobfi1ter, Rührkessel und
Plug-Flow-Reaktor nach oben hin nur durch die Pump- und Mischfãhigkeit des
Substrats begrenzt, sofem die maximal mõgliche Raumbelastung nicht über-
schritten wird. ln Sch1ammbettreaktoren wirkt sich dagegen eine hohe Substrat-
konzentration bereits ab 2,5 % OTS nachteilig auf die Ausbildung granularen
Sch1ammes aus.
Vor alIem Substrate mit hohem ungelõsten Feststoffanteil verlieren mit Zu-
nahme der TS-Konzentration rasch ihre Pump- und Mischfáhigkeit. Bereits ab
einer Konzentration von etwa 10 bis 20 % TS sind viele Ablãufe nicht mehr in
den bisher erwãhnten Reaktortypen vergãrbar. ln solchen Fãllen werden Perko-
lationssysteme (vgl. Kap. 4) oder Trockenfermentoren (Wujcik und Jewell,
1979) eingesetzt (Abb. 38). Bei der Trockenfermentierung wird das Substrat bei
der Originalkonzentration und extrem hohen Verweilzeiten in einfache Reak-
tionsbehãlter gefúllt. Durch die hohe Substratkonzentration und den geringen
Wassergehalt verlãuft der anaerobe Abbauprozefl sehr langsam.
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RAUMBELASTUNG ( kgoTs.m- 3 .d- 1 )
Abb. 39. Einflu~ der Raumbelastung auf die Biogasausbeute einer Methangãrung von Rüben-
melasseschIempe irn (1) Rührkessel, (2) Plug-Flow-Reaktor, (3) Rohrreaktor und
(4) Anaerobfilter
6.3 Dimensionierung des Reaktors 103
belastung mit Hilfe eines kontinuierlichen Gãrversuchs (siehe Kap. 7). unter
allmãhlicher Steigerung der Substratkonzentration bzw. Verringerun!:$ der hy-
draulischen Verweilzeit, ermittelt. Die Raumbelastung ist spezifisch fUr jedes
Substrat und wird zudem, wie Versuche mit Rübenmelasseschlempe zeigten
(Braun und Huss, 1982), auch vom verwendeten Reaktorsystem beeinfluBt. ln
einem Vergleich von vier verschiedenen Reaktorsystemen waren bei Verwendung
des gleichen Substrats Raumbelastungen zwischen 5 und 40 kg OTS . m- 3 • d- 1
mõglich (Abb. 39). Wãhrend Rührkessel- und Plug-Flow-Reaktoren bereits bei
einer Raumbelastung von 5 kg OTS . m- 3 . d -1 eine deu tlich reduzierte Gasaus-
beute zeigten, waren im Falle der Verwendung eines Rohrreaktors bzw. An-
aerobfilters Raumbelastungen bis zu 25 bzw. 40 kg OTS . m- 3 . d- 1 mõglich.
Zuverlãssige Ergebnisse bei der Bestimmung der zulãssigen Raumbelastung
erfordem somit kontinuierliche Gãrtests, unter Verwendung verschiedener, in
ihrer Zahl meist ohnehin durch die Substratbeschaffenheit beschrãnkter, Reak-
torsysteme.
e= ~
BR
(d)
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HOMOGENISIERUNG WARMWASSER
LAGERUNG ABWÃRME STROM
FAULWASSER I_~ -
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WÃRMERUCKGEWINNUNG
REAKTORTEMPERI ERUNG
I
6.4.2 Substrat[orderung
Vom VorratsbehãIter gelangt das Substrat in den Biogasreaktor. Günstiger-
weise wird das Substrat bereits vor Eintritt in den Reaktor auf Fermentations-
temperatur erwãrmt. Dies ist vor allem dann erforderlich, wenn eine kontinuier-
liche Beschickung des Reaktors nicht mõglich ist und das Substrat semikontinu-
ierlich stof.)weise in den Reaktor gelangt. Aus verfahrenstechnischen und biolo-
gischen Gründen ist jedoch nach Mõglichkeit immer eine kontinuierliche Be-
schickung anzustreben.
Bei der Planung der Dosiereinrichtung ist auf die spezifischen Gegebenheiten
von Substrat, Gelãndeverhãltnissen und Baulichkeiten Rücksicht zu nehmen.
Lange Leitungen sind grundsãtzlich zu vermeiden, eine Ausnützung des Gelãndes
nach Mõglichkeit einzuplanen. Durch rãumliche Tieferstellung der Biogasanlage
gegenüber dem Anfallort kann unter Umstãnden der Einbau von Dosierpumpen
entfallen. Zur Auswahl erforderlicher Dosierpumpen ist deren Probebetrieb mit
dem zu fõrdemden Material empfehlenswert. Sowohl Kreisel- ais auch Mono-
pumpen leiden unter der abreibenden Wirkung fester Substratinhaltsstoffe.
Monopumpen bewãhren sich in Fãllen von Substraten mit hohem ungelõsten
Feststoffanteil. Bereits ab einem TS-Gehalt von etwa 7 bis 10 % sind viele sol-
cher Substrate jedoch praktisch nicht mehr pumpbar. Substrate mit fasrigen
ode r voluminõsen Inhaltsstoffen erfordem vor ihrer Einbringung in den Reaktor
eine Zerkleinerung. Dadurch soll ihre Pumpfãhigkeit erreicht bzw. die spãtere
Ausbildung von Schwimmdecken im Reaktor vermieden werden. Günstig er-
weist sich in solchen Fãllen der Einsatz einer gleichzeitig zerkleinemden und
fõrdemden Schneidepumpe. Derartige Aggregate haben jedoch nicht nur einen
hohen Energieverbrauch, sondem sind auch anfãllig gegen Betriebsstõrungen und
6.4 AlIgemeine Konstruktionsmerkmale 107
KOMMUNALANLAGEN
D [J 8 9
Abb. 44. Fonnen von Reaktorbehãltem. 1 London, England; 2 Coburg, BRD; 3 Bolton,
England; 4 Lübeck, BRD; 5 Düsseldorf, BRD; 6 Stowmarket, England; 7 Domat, Schweiz;
8 Punkalaidun, Finnland; 9 Sevenoaks, England
(Abb. 44). Eifõrmige Behãlter sollen strõmungstechnisch güflstig sein und durch
eine verhãltnism~ig geringe FIüssigkeitsoberflãche M~nahmen zur Schwimm-
deckenzerstõrung erleichtern (Loll, 1977). Behãlter dieser Form bis zu einem
VoIumen von 12000 m 3 wurden vor allem in DeutschIand errichtet. ln EngIand
sind hãufig aus StahI gefertigte, zylindrisch konische Behãlterformen vorherr-
schend.
Landwirtschaftliche Biogasreaktoren Iassen sich hinsichtlich ihrer Form auf
stehende, seltener liegende, ZyIinder wechselnden Durchmesser/Hõhe-Verhãltnis-
ses bzw. entsprechende Becken wechselnder Dimensionen zurückfúhren. Grund-
sãtzlich sollte neben der kostengüflstigen Erstellung des Reaktionsbehãlters seine
Betriebstauglichkeit im Hinblick auf einfache und kostengüflstige Mischmõglich-
keit sowie Vermeidung von Phasentrennungen Beachtung fmden. Dies gilt vor
alIem für in der Landwirtschaft und vereinzelt in Industriebetrieben zu beobach-
tende Adaptierungen bestehender Behãlter, wie Silos, Lagertanks, Speicher,
GülIegruben, Õltanks und KesseIwagen ais Biogasreaktoren. Ein beeintrãchtigter
Proze~verIauf und verringerte Gasausbeute beeinflussen die Wirtschaftlichkeit
einer BiogasanIage nachhaltiger ais hõhere Amortisationszeiten teurerer Reak-
toren.
Einbauten in den Gãrbehãlter sollten grundsãtzlich auf das unbedingt erfor-
derliche Mindestm~ beschrãnkt bIeiben, um Beeintrãchtigungen durch ScWamm-
abIagerungen und die Ausbildung toter Zonen zu vermeiden. Erforderliche Ein-
bauten wie Mischeinrichtungen und Wãrmeaustauscher sind ebenfalls nach die-
sem Kriterium zu konstruieren. Ein- und AusI~ für Zu- und Ablauf bzw. ein
Bodenabl~ventil müssen entsprechend den Substrateigenschaften dimensioniert
werden, wobei ais Mindestnennweite 75 bis 100 mm empfehIenswert sind. Die
Anordnung des AbIaufventils mu~ eine Trennung von Biogas und AbIauf ermõg-
lichen, wozu eine hydraulische Gassperre in Form eines U-fõrmigen AbIaufrohrs
(SchwanenhaIs) geeignet isto Der gesonderte Gasabzug erfoIgt üblicherweise über
ein Gegendruckgefã~ von 50 mm Wassersãule. Weitere Einbauten umfassen im
wesentlichen Sicherheitsüberdruckventil, Mannloch, Probenahmeventile sowie
Õffnungen zum Einbau von Me~fühlern.
6.4 AlIgemeine Konstruktionsmerkmale 109
6.4.4 Mischeinrichtungen
Die Mischung in aneroben Fermentationen unterscheidet sich grundsãtzlich
von der aerober Prozesse. ln aeroben Prozessen soU durch energieintensive Be-
lüftungs- und Mischeinrichtungen ein mõglichst hoher Sauerstoffeintrag ins Me-
dium erreicht werden. Bei anaeroben Fermentationen ist eine Mischung ledig-
lich zur Erzielung eines ausreichenden Kontakts zwischen Substrat und Bakte-
rienzellen bzw. zur Verhinderung einer Phasentrennung infolge Sinkschichten-
und Schwimmdeckenbildung erforderlich. Obwohl dadurch im Vergleich zur Be-
lüftung der Energieaufwand ftir die Mischung erheblich geringer ist, soIlte auf
Grund des sehr knappen Bereichs positiver Energiebilanzen im Fali der Methan-
gãrung die Auswahl einer Mischeinrichtung immer unter Bedachtnahme mõg-
lichst geringen Energieverbrauchs vorgenommen werden.
Die Notwendigkeit einer Mischung ist unbestritten. Ungemischte Methan-
gãrungen (Faulgruben) verlaufen infolge verzõgerter Diffusion sehr langsam, ob-
schon durch das gebildete aufsteigende Gas ein minimaler Mischeffekt erreicht
wird. Bei hochbelasteten Schlammbettreaktoren dagegen ist infolge hoher Gas-
produktivitãt die Selbstmischung durch aufsteigendes Biogas zur Mischung aus-
reichend (Lettinga et aI., 1980). Die Erfahrungen hinsichtlich der erforderlichen
Mischintensitãt sind widersprüchlich. Fry (1971) hielt in seinen Plug-Flow-Reak-
toren lediglich gelegentliches Mischen ftir notwendig. Durch Umstellen von kon-
tinuierlicher auf Mischung von nur zwei Minuten pro Stunde verringerte sich die
Gasausbeute aus SchweinegüIle erheblich (Braun, 1981). Bei Wiederinbetrieb-
nahme des Rührwerks wurde jeweils eine plõtzliche intensive Gasfreisetzung
registriert. Der Rückgang der Gasbildung wãhrend der Nichtmischung ist dem-
nach vermutlich durch die Ausbildung einer GashüIle um die Zelle bedingt, wel-
che die weitere Stoffwechseltãtigkeit verhindert (Finney und Evans, 1975). Eine
zu intensive Mischung kann sich jedoch ebenfaIls nachteilig auf die Gãrung aus-
wirken. Stafford et aI. (1980) beobachteten in Laboratoriumsversuchen mit Zu-
nahme der Rührgeschwindigkeit einen deutlichen Rückgang der Gasausbeute.
Auf Grund der Komplexheit des biologischen Ablaufs, des Einflusses der je-
weiligen Substratbeschaffenheit sowie der Reaktorbauform und Grõ& ist eine
generelle Angabe der notwendigen Mischintensitãt nicht mõglich. Grundsãtzlich
soIlten jedoch Mischeinrichtungen ftir einen kontinuierlichen Betrieb ausgelegt
werden, wobei unter Einbeziehung der spãteren Betriebserfahrungen ein energie-
sparender, intermittierender Betrieb anzustreben ist. ln den meisten FãIlen wird
die Betriebsweise des Rührwerks durch betriebliche Erfordernisse, wie Verhinde-
rung von Phasentiennung oder Temperaturschichtung, ohnehin diktiert werden.
ln der Praxis steht eine Reihe unterschiedlicher Mischsysteme zur Verftigung
(Abb. 45), welche vereinfachend in hydraulische, mechanische sowie Gasum-
wãlzsysteme eingeteilt werden kõnnen. Hydraulische Umwãlzsysteme mit so-
wohl auBen- ais auch innenliegenden Umwãlzpumpen (Abb. 45/1 und la) finden
hãufig in Kommunalanlagen Anwendung. 1m Fali au&nliegender Zirkulations-
pumpen wird die Umwãlzung hãufig mit der Beheizung des Reaktors über
Wãrmeaustauscher kombiniert. Der Rücklauf in den Reaktor wird sinnvoller-
weise über die Flüssigkeitsoberflãche verteilt, um eine Befeuchtung und ein Ab-
sinken aufsteigender Substratinhaltsstoffe zu bewirken. Die Angabe aIlgemeiner
Richtlinien ftir die Dimensionierung der Umwãlzeinrichtung ist schwierig, da zu
110 6. Auslegung und Betrieb von Biogasanlagen
I IA 2 2A 2B
(.)
I~
3 3A 4
Abb. 45. Verschiedene Mischsysteme fiir Biogasanlagen. Hydraulische Umwiílzung durch
Pumpen (1), Schraubenpumpen (1a), Propellerrührer (2) und Blattrührwerke (2a, 2b). Gas·
umwiílzung mittels Gaskompressor (K), (3, 3a) und hydraulisch durch Druckausgleich (4, 4a)
Q = k· v 3 ·D
berechnet werden. 1m Bereich der in Kommunalanlagen üblichen Behãlter-
grõ~en hat der Proportionalitãtsfaktor (k) den Wert 10 bis 13, wobei eine mitt-
lere Steiggeschwindigk:eit (v) des Gases von 11 m· min- 1 als ausreichend gilt. Die
mit dieser Faustformel auf Grund von Reaktordurchmesser D und Reaktorform
zu errechnenden Gasmengen liegen jedoch oft deutlich unter den in der Praxis
als tatsãchlich erforderlich erkannten Mengen.
Der Energieverbrauch zur Mischung kann im allgemeinen auf Grund der
Leistungsaufnahme von Pumpen und Kompressoren bzw. der notwendigen Ein-
schaltzeit abgeschãtzt werden. Bereits im Planungsstadium sollte dieser Wert,
zusammen mit der zum Aufheizen des Substrats auf Fermentationstemperatur
benõtigten Energie, der auf Grund des OTS-Gehalts im Substrat mõg1ichen Bio-
gaserzeugung gegenübergestellt werden, wodurch eine Aussage über die zu er-
wartende Energiebilanz mõg1ich wird. ln ungünstigen Fãllen kann durch Reduk-
tion der Fermentationstemperatur bzw. Nutzung des entstehenden Gasdrucks
zu hydraulischer Mischung Energie eingespart werden. Grundsãtzlich sollte der
sehr eleganten Lõsung des Mischproblems durch Flüssigkeitsverdrãngung (Abb.
45/4 und 4a) mehr Beachtung geschenkt werden. Neben jener durch sehr inten-
sive Gasbildung bewirkten Mischung ist dies die zweite Mõglichkeit, ohne Ein-
satz von Fremdenergie eine Umwãlzung zu erreichen. Dabei wird durch Unter-
teilung des Reaktors, bzw. Kombination eines Behãlters mit einem rãurnlich
hõher stehenden, über eine periodische druckgesteuerte Schaltung von Gasven-
tilen infolge entstehenden Gasdrucks ein Teil des Reaktorinhalts auf ein hõheres
Niveau verdrãngt. Nach Ablassen des Gasüberdrucks sorgt der infolge Schwer-
kraft zurücklaufende Flüssigkeitsstrom ftir eine intensive Durchmischung des Be-
hãlters. Für kleine bis mittlere Biogasreaktoren wird dieses System seit einiger
Zeit mit Erfolg eingesetzt (Aichele, 1980). Trotz Verwendung landwirtschaft-
licher Substrate wie Gülle und Mist treten bislang keine Probleme durch Phasen-
trennung auf.
Der Einsatz von Propeller- und Blattrührwerken (Abb. 45/2, 2a und 2b) ist
auf kleinere Reaktorbauarten bis etwa 100 m 3 beschrãnkt. Liegende Behãlter
sind in dieser Baugrõ~e mischtechnisch begünstigt. Durch ein langsamlaufendes
Blattrührwerk (2 bis 10 UpM) kann sowohl ausreichende Homogenitãt erzielt
als auch Phasentrennung vermieden werden. Dagegen treten in stehenden zy1in-
drischen Behãltern bei Verwendung sowohl von Propeller- als auch von Blatt-
rührwerken hãufig Schwierigkeiten mit Schwimmdecken- bzw. Sinkschichtenbil-
dung auf. Auch bei Verwendung von hydraulischer oder Gasdiffusionsmischung
ist ein stehender Behãlter infolge hõheren hydrostatischen Drucks gegenüber
liegenden Reaktoren benachteiligt.
6.4.5 Beheizung
ln den meisten Anwendungsfállen der Methangãrung ist eine Beheizung des
Reaktionsbehãlters notwendig. Bei Umgebungstemperatur ist die Reaktionsge-
schwindigkeit meist derart verringert, d~ hohe hydraulische Verweilzeiten und
damit investitionsintensive Reaktorvolumina in Kauf genommen werden müssen.
Aus der Kommunalanlagentechnik sind im wesentlichen drei verschiedene Be-
112 6. Auslegung und Betrieb von Biogasanlagen
II I II
~ t
IV V VI
Abb. 46. Heizungssysteme flir Biogasreaktoren. Warmwasserheizung (W) mit au~enliegendem
(I) und innenliegendem (II) Warmeaustauscher. III Niederdruckdampfheizung (D). Bauformen
von Warmeaustauschem, IV Rohrschlangen-, V Platten- und VI Doppelspiralwarmeaustauscher
6.5.2 Impfmaterial
Die Methangarung unterscheidet sich im praktischen Betrieb erheblich von
anderen technischen Fermentationen. Wãhrend die meisten Prozesse unter Ver-
wendung steriler Substrate und reingezüchteter Inocula unter aseptischen Bedin-
114 6. Auslegung und Betrieb von Biogasanlagen
(Hobson und Shaw, 1973). ln diesem FalI werden zunachst durch die Tatigkeit
der mit dem Substrat zugeftihrten aeroben und fakultativ anaeroben Organis-
men durch den Verbrauch des gelõsten Sauerstoffs, bzw. die Ausscheidung von
potentialsenkenden Metaboliten, für die nachfolgende Methangarung geeignete
Milieubedingungen geschaffen. Die Stõrungsanfalligkeit dieser Vorgangsweise
gegen Überlasíungen ist erheblich grõfller aIs im FalI einer Beimpfung, weswegen
diese Prozedur eine genaue ana1ytische Überwachung erfordert.
6.5.4 Betriebskontrolle
Unabhangig von der Beimpfungsart solIte das Substrat von Beginn an, wenn-
gleich auch in zunachst hoher Verdünnung, sowie bei hohen Verweilzeiten konti-
nuierlich zudosiert werden. Die mõgliche Iaufende Steigerung der Raumbe-
lastung hangt sowohI von der Art des InocuIums, der Reaktorbauart, aIs auch
von der Abbaubarkeit des Substrats ab. 1m Zug der periodischen Erhõhung der
RaumbeIastung solIte der Gãrungsverlauf nach jeder Anderung, zumindest für die
Dauer einiger Verweilzeiten, unter konstanten Bedingungen beobachtet werden
(Abb. 47). Erst nach, über die Dauer mehrerer Verweilzeiten, stabilem Gãrungs-
verlauf kann eine weitere Belastungserhõhung vorgenommen werden. Je geringer
die analytischen KontrolImõglichkeiten des Garungsverlaufs sind, um so Iang-
samer und vorsichtiger mufll die Raumbelastung erhõht werden. Die Erhõhung
der RaumbeIastung erfolgt zunãchst über die Erhõhung der Substratkonzentra-
tion und spater durch Reduktion der hydrauIischen Verweilzeit. AIs Entschei-
HYDRAULISCHE VERWEILZElT ( d )
35 25 15
pH
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ZEIT (d )
Abb. 47. Verallgemeinerter Verlauf einer Methangarung wahrend der Einarbeitungsphase und
im Normalbetrieb. 0K kritische hydraulische Verweilzeit. * Maximale Raumbelastung
substratspezifisch zwischen 2 und 50 kg OTS ·m- 3 ·d- 1
116 6. Auslegung und Betrieb von Biogasanlagen
6.5.5.1 Ursachen
Neben rein mechanischen Storungen, wie AusfalI oder Nachlassen der Misch-
wirkung oder Temperierung, sind Schwankungen der OTS-Konzentration im
Zulauf sowie der Zulaufmenge haufigste Ursache einer Garungsstõrung. Die re-
sultierende Ausbildung von Schwimmdecken oder Schlammablagerungen erhoht
durch Volumsverminderung die Raumbelastung zusiitzlich, so daP.. haufig eine
kritische Raumbelastung bzw. Verweilzeit resultiert. Derartige Storungen lassen
sich durch entsprechend dimensionierte Substratlager- bzw. Ausgleichsbehalter,
Mengenmessung und entsprechende FunktionskontrolIe in einfacher Weise aus-
schlie:Ben.
Unangenehm und in der Praxis meist schwerer feststelIbar sind Beeintrachti-
6.5 Inbetriebnahme des Reaktors 117
2 g' ri Fe'S04 von 0,6 auf 0,3 % (v/v) reduziert (Braun und Huss, 1982). Da-
durch verringerte sich der Gehalt an flüchtigen Fettsãuren von etwa 10 auf
6 g' r I , wodurch die RaumbeIastung" von 37 kg OTS . m- 3 . d- 1 weiter auf 50
kg OTS . m- 3 • d- I erhõht werden konnte.
6.6.2 Biagas
6.6.2.1 Bauvorschriften und Zusammensetzung
Ab dem Zeitpunkt der Beimpfung bzw. dem Einsetzen der Gasbildung sind
beim Betrieb der BiogasanIage infoIge der spezifischen chemischen und physika-
lischen Eigenschaften des Gases besondere Sicherheitsma~nahmen zu beachten.
Entsprechende gesetzliche Bauvorschriften für Biogasanlagen sind in Ausarbei-
tung, derzeit gelten Normenblãtter, RegeIwerke und UnfaBverhütungsvorschrif-
ten des Gas- und Wasserfaches (Dohne und Brenndõrfer, 1978). AIs wesentliche
bauÜche Vorkehrungen geIten
- Sicherheitsabstand der BiogasanIage von anderen Baulichkeiten und
Rauchverbot in AnIagennãhe
- Bauausführung durch behõrdlich konzessionierten Betrieb nach allgemein
anerkannten Regeln der Technik
6.6 Produkte der Methangiirung 119
Bereich Durchschnitt
I IA IB lc
2 3
fi- 3A
ü
G
4
G
-=='-'=====(
K
Abb. 49. Abtrennung von CO2 aus Biogas durch Druckwãsche. K Kompressor; W Waschsãule;
E Entspannung
und erheblich teurer. CO 2-Abtrennung ist erforderlich, wenn Biogas ins Erdgas-
netz eingespeist oder hoch verdichtet werden soll. Zur Abscheidung von CO 2
wird dessen gute Lõslichkeit in Wasser unter erhõhtem Druck genutzt (Abb. 49).
Druckwaschanlagen sind technisch aufwendig und sicherlich nur in wenigen Son-
derfãllen sehr gro~er Biogasanlagen wirtschaftlich realisierbar. Das ais N'ebenpro-
dukt anfallende CO 2 ist etwa vier- bis fünfmal teurer als industriell hergestelltes
Kohlendioxid (Dohne, 1980a).
1m Gegensatz zu CO 2 und Wasserdampf wirkt sich die Anwesenheit von
Schwefelwasserstoff in vielen Anwendungsfãllen schãdlich aus. H 2S entsteht
beim Abbau schwefelhaltiger Eiwei~verbindungen bzw. durch Reduktion oxi-
dierter Schwefelverbindungen. Durch Zugabe von Eisensalzen ins Substrat kann
der H 2S-Gehalt infolge Fãllungsbildung erheblich reduziert werden (Talty, 1978;
van den Berg et al., 1980), eine võllige Entschwefelung ist auf diese Weise jedoch
kaum mõglich (Braun und Huss, 1982). Sowohl H 2S als auch das bei Verbren-
nung entstehende S02 wirken auf Metalle korrodierend. Solange kein Sauerstoff
zutritt, ist prakisch keine Korrosion zu beobachten. ln Gegenwart von Luft so-
wie bei der Verbrennung von Biogas in Gasmotoren oder Verdichtung in Kom-
pressoren treten durch H 2S jedoch erhebliche Korrosionen auf. 1m allgemeinen
wird im Betrieb von Gasmotoren eine H 2S-Reduktion auf weniger als 0,2 %
(v/v), im Falle der Komprimierung mitunter eine noch weitergehende Gasreini-
gung gefordert.
6.6.2.4.2 Konventionelle Reinigungsverfahren
Obwohl zur Entschwefelung von Gasen zahlreiche Verfahren aus der che-
mischen und petrochemischen Industrie existieren (pichler und Hector, 1965;
Peter, 1964; Becker-Boost, 1958), eignen sich auf Grund besonderer Gegeben-
heiten nur wenige zur Reinigung von Biogas. Diese Reinigungsmethoden, welche
sich in physikalische Neutralisations- und Oxidationsverfahren einteilen lassen,
wurden primar zur Abtrennung von H 2S, NH 3 , HCN, diversen Kohlenwasserstof-
fen und CO 2 aus Kokerei-, Raffmerie- und Erdgas entwickelt. Infolge riesiger
Durchsatzmengen von 5.10 3 bis 50.10 3 m 3 ·h- t konnte trotz hohen te ch-
nischen Aufwands eine kostengünstige Gasreinigung erzielt werden. Nur Oxida-
tionsverfahren wirken spezifisch auf H 2S, alie anderen Methoden sind unspezi-
fisch und entfernen immer auch einen bestimmten Anteil an CH 4 und CO 2 .
124 6. Auslegung und Betrieb von Bíogasanlagen
\~
L L L
ABLUFT
REINGAS
BIOGAS
ZULUFT
Abb. 51. Schematische Darstellung der NaBentschwefelung nach dem Oxidationsverfahren mit
Katalysatorlõsungen. A Absorbtion; R Regeneration; S Schwefelabzug; W Katalysatorkreislauf
4 6 4 6
\~ \~
5
Abb. 52. Beispiel einer einfachen Trockenentschwefelung nach dem Oxidationsverfahren.
1 Dreiweghahn zum aItemierenden Betrieb aIs Oxidation bzw. Regeneration mit Luft;
2 Thermometer; 3 Biogas; 4 Reingas; 5 Zuluft; 6 Abluft; RM Reinigermasse
H 2 S). Zur Dimensionierung eines mit Eisenspãnen gefúllten Filters kann eine
Kontaktzeit von etwa 6 bis 10 Minuten zugrundegelegt werden (Braun, 1982).
Bei der Dimensionierung sol1ten, insbesondere bei Verwendungvon Eisen-
oxidmassen, Standzeiten von zumindest einigen Tagen kalkuliert werden, um
einerseits den Arbeitsaufwand zur Regeneration in Grenzen zu halten und ande-
rerseits eine zu starke Erwãrmung der Reinigermasse zu vermeiden. Die optimale
Reaktionstemperatur von 35 bis 45° C sol1 nicht wesentlich über- oder unter-
schritten werden. Der Wassergehalt der Eisenoxidmasse sol1 bei etwa 35 bis 45 %
liegen und ist unter Umstãnden durch Befeuchten aufrechtzuerhalten. Neben
einem Aktivitãtsverlust besteht bei Austrocknung und zu hoher Reaktionstempe-
ratur, besonders im Bereich hoher SãttIgung mit Schwefel, die Gefahr einer
SelbstentzÜDdung der Reinigermasse.
6.6.2.4.3 Biologische Reinigungsverfahren
Biologische Gasreinigungsverfahren sind seit etwa 25 J ahren im Einsatz.
Neben ihrer ursprünglichen Verwendung zur Entschwefelung sulfidhaltiger Ab-
luft (pomeroy, 1957) fanden sie in der Folge auch zur Desodorierung von durch
Phenole (Pipes, 1976), Aldehyde, Amine, Ketone (Reither, 1977) und niedere
Fettsãuren (Huber und Baumung, 1976) verunreinigter Abluft Verwendung. AlIe
Prozesse nützen die Fãhigkeit von Mikroorganismen, eine Vielzahl geruchsbilden-
der Verbindungen abzubauen. Beim Durchstrõmen eines festen oder flüssigen
Sorptionsmaterials werden Verunreinigungen durch Absorption, Adsorption,
Chemosorption, lonenaustausch ode r Lõsung zUTÜckgehalten und durch mikro-
bielle Tãtigkeit oxidiert.
1m Falle von Biogas durchstrõmen dessen Hauptbestandteile CO 2 und CH 4
das Sorptionsmaterial unverãndert, wãhrend H 2 S und Mercaptane zUTÜckgehal-
6.6 Produkte der Methangarung 127
ten und oxidiert werden. AIs feste Sorptionsmaterialien dienen Stoffe hoher
Mikroorganismenkonzentration wie Erde, Torf oder Kompost, aIs flüssige Trãger
werden entsprechende NãhrIõsungen für SchwefeIbakterien verwendet. Die Ent-
schwefeIung beruht auf der Aktivitãt aerober Vertreter der Gattung Thiobacillus
(SiveIã und Sundmann, 1975; Starkey, 1956), welche S2-, HS- zu einem Ge-
misch von S und S04 2- oxidieren. Mercaptane werden nicht zu SchwefeI abge-
baut, sondem in nicht flüchtige schwefeIhaltige organische Verbindungen einge-
baut (Cadson und Gumerman, 1966;Carlson et aI., 1970).
1m Jahre 1979 waren in Deutschland etwa 50 Biofilter fúr unterschiedliche
Reinigungsaufgaben in Gie~ereien, Müllkompostwerken, Tierkõrperverwertungs-
anstalten und landwirtschaftlichen Betrieben in Betrieb (Dratwa, 1967, 1967 a;
Gust et al., 1979 ; HelmeT, 1974; Reither, 1977; Wãchter und Janssen, 1977). ln
den meisten Fãllen dienen etwa 0,5 bis 1 m hohe Schüttungen von Torf oder
Kompost als bioIogisch aktiver Trãger (Abb. 53). Die Trãgerschüttung ruht dabei
auf einem von gelochten Steinzeugrohren durchzogenen Kiesbett, welches der
Gasverteilung dient. Die Dimensionierung der Filter erfolgt rein empirisch. Die
Durchstrõmungsgeschwindigkeit der Filterschicht liegt im Bereich von 1 bis
10 cm . sec-I, die Aufenthaltszeit des Gases zwischen 5 und 36 Sekunden. Zur
Aufrechterhaltung des geforderten Feuchtigkeitsgehalts der Filterschicht von
40 bis 60 % ist in den meisten Fãllen eine laufende Befeuchtung erforderlich.
Die Einarbeitungszeit eines bioIogischen Filters kann durch geeignete Beimpfung
verkürzt werden. Ebenso kann bei NachIassen der Reinigungsleistung Zusatz
von kommunalem KlãrschIamm die Aktivitãt des Filters erhõhen. 1m Zuge der
Reinigung unterliegt das Trãgermaterial selbst einem weiteren Abbau bzw. einer
Nãhrstofferschõpfung. Dadurch mu~ die Filterschüttung periodisch emeuert
werden. Die Standzeiten der Filter sind jedoch im allgemeinen sehr hoch und be-
tragen trotz hoher DurchsatzIeistungen mehrere J ahre.
Durch verhãItnismã~ig einfache Modifizierungen, wie beispieIsweise der Ver-
wendung von geschIossenen BehãItem, lassen sich biologische Filter in einfacher
Weise zum Zweck der Biogasreinigung adaptieren . Für die Zufuhr geringer Men-
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gen an Luft mui.) in diesem Falle separat Vorsorge getroffen werden. Auf diese
Weise geIangen wohl geringe Luftmengen in das gereinigte Biogas, beeinflussen
dessen Verwertung jedoch kaum negativo Unter ZugrundeIegung einer Durch-
strõmungsgeschwindigkeit von 1 bis 10 cm . sec- 1 reicht im FaIle einer Biogas-
produktivitãt von etwa I bis 2 m 3 • m- 3 • d- 1 ein Filtervolumen von 1 bis 2% des
N P20S K 20 Literatur
Menge und Hãufigkeit der Ausbringung von Faulschlamm hãngen von der
Bodenbeschaffenheit, dem Klima sowie von Nãhrstoffbedarf und Reaktion der
Pflanzen ab. ln feuchten Bõden bzw. bei Überdosierungen treten rasch anaerobe
Verhãltnisse und damit Schãden an Pflanzen und Boden ein. Früher übliche DÜD-
germengen von 25 bis 50 m 3 GÜlIe· ha- I . a-I werden heute nicht selten erheb-
lich überschritten. Nach Tunney (1980) solIten maximal 50 m 3 GÜlIe· ha- I auf
einmal ausgebracht werden. Zwischen einzelnen Gaben ist ein Zeitraum von
mindestens 30 Tagen einzuhalten. Zumindest 6 Wochen vor der Einbringung solI
Grasland nicht mehr gedÜDgt werden. Obwóhl die Verhãltnisse in hygienischer
Hinsicht sowie bezüglich C: N-Verhãltnis und pH-Wert im FalIe von Faulschlamm
günstiger sind, sollten die genannten Richtlinien auch bei der Verwendung von
Faulschlamm aIs DÜDger eingehalten werden. Zur optimalen Nãhrstoffaus-
nutzung ist in den meisten Fãllen eine Ergãnzung durch KunstdÜDger nõtig. Rin-
dermist weist ein Defizit an Phosphor, Schweinemist und kommunaler Faul-
schlamm ein solches an Kalium auf.
Zahlreiche Untersuchungen und Beobachtungen deuten auf eine gegenüber
unbehandeltem Mist und Schlamm verbesserte Düngerwirkung von Faulschlamm
hino AlIe Aussagen entstammen jedoch Kurzzeitversuchen und sind insgesamt
teilweise widersprüchlich. Wãhrend Baines (1970) in Versuchen mit Gras und
Kartoffeln eine gegenüber HandelsdÜDger um 12 bis 15 % und gegenüber GülIe
um 6 bis 24 % vermehrte Ausbeute bei Faulschlammdüngung berichtet, wurde
in den DÜDgungsversuchen von Theophile (1981) wohl ein rascherer Aufwuchs,
insgesamt jedoch kein erhõhter Ertrag erzielt. Andere Versuche mit Hirse, Ge-
treide und Sojabohnen zeigten ein differenziertes DÜDgeverhalten von Faul-
schlamm (Hobson et aI., 1980). Wãhrend Getreide im gesamten Bereich der Faul-
schlammgaben eine gegenüber HandelsdÜDger geringere Ausbeute ergab, zeigten
sich beí Sojabohnen bei alIen und bei Hirse im Bereich hõherer Faulschlamm-
gaben gegenüber HandelsdÜDger erhõhte Ausbeuten.
SUBSTRATANALYSE GI1RTESTS
PROZESStJKONOMIE
GASVERWERTUNG, ENERGIE-
D
VERFAHRENSOPTIMIERUNG
BILANZ, SCHLAMMVERWER-
TUNG, ABWASSERREINIGUNG
<===> PILOTTEST VERSCHIEDENER
REAKTORSYSTEME,
YG, %CH4' BR, g, TS,
TECHNISCHE BIOGASANLAGE
OTS, CSB, BSB, pH, FFS,
ROUTINEANALYSEN, PG' 8, ALKALITAT, BAKTERIENGE-
pH, %CH4' %H2s \==J HALT, ENERGIEBILANZ
des pH-Werts und der Gasqualitãt bescmãnkt bleiben. ln manchen Frulen der
Einarbeitung, der Verfahrensoptimierung sowie beim Betrieb hochbelasteter
Biogasreaktoren sind zur Vermeidung von Stõrungen jedoch weitere Analysen,
wie die Bestimmung flüchtiger Fettsãuren, der Alkalitãt, NH 3 und der Massen-
bilanz notwendig. Analysen wie die Bestimmung des Redoxpotentials oder des
Bakteriengehalts sind kaum praxistauglich und an entsprechende Laboreinrich-
tungen gebunden.
Die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des zu vergãrenden Sub-
strats erlaubt bereits eine erste Abschãtzung von dessen Eignung zur Biogaspro-
duktion. Die Aussagekraft einer Substratanalyse sowie der nachfolgenden Gãr-
tests hãngt zunãchst von der Zuverlãssigkeit der Probenahme ab. Da auch die
weitere vorlãuftge Kalkulation der Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage entschei-
dend von der Gasausbeute beeinflu~t wird (Abb. 55), mu~ die Probenahme ent-
sprechend dem Anfallmodus des Substrats genau geplant und exakt durchgeführt
werden. Probenahmen aus LagerbehãItern, Güllegruben oder Teichen erfordern
eine vorherige ausreichende Durchmischung. Vorzugsweise werden jedoch in
kurzen Zeitabstãnden Proben des frisch anfallenden Substrats über einen lãnge-
ren Zeitraum gesammelt, um eventuelle Alterungseinflüsse auszuschalten und
zeitliche Mengen- und Konzentrationsschwankungen auszugleichen.
7.2 Gãrversuche
Mit Hilfe von Gãrtests so11 die Eignung eines Substrats zur Methangãrung
nachgewiesen und dessen mõgliche Gasausbeute bestimmt werden. Vorausset-
zung zur Durchflihrung von Gãrtests ist die Kenntnis der chemischen Zusammen-
setzung des Substrats. Sowohl die Konzentration an organischem Material als
auch die Verteilung der Hauptnãhrstoffe C: N : P mu~ bekannt sein und im Be-
darfsfall entsprechend ergãnzt werden (vgl. Kap. 2). Darüber hinaus müssen, je
nach Puffervermõgen bzw. Vorliegen bakteriostatischer Verbindungen, geeignete
M~nahmen wie Neutralisation, Pufferung oder Entschwefelung ergriffen wer-
den. ln den meisten Fãllen mu~ das Substrat zudem zum Ansatz eines Gãrtests
mit Wasser verdünnt werden, um eine Unterbrechung der Gãrung infolge zu
hoher Konzentration an Metaboliten sicher auszuschlie~en. Das entsprechend
vorbehandelte Substrat wird mit etwa 20 bis 30 % kommunalem Faulschlamm
beimpft und in einem Gãrbehãlter auf 30° C temperiert. Eine zur Durchflihrung
von Gãrtests geeignete einfache Versuchsanordnung ist in Abb. 56 dargestellt.
Die tãgliche Gasmenge wird bis zum Aufhõren der Gasbildung registriert. Von
der Gesarntmenge wird die in einem identischen Blindversuch ohne Substrat er-
mittelte Gasmenge zum Abzug gebracht und schlie~lich nach
Y _ Gas
l,;
(mI· g OTS-l)
G- OTS
auf die eingesetzte Menge an organischem Material bezogen. Diese praktische
Biogasausbeute wird von einer Reihe Faktoren wie der Substratkonzentration,
dem Nãhrstoffverhãltnis, der Temperatur, der Art des Inoculums sowie der Re-
aktorbau- und Betriebsweise beeinflu~t und liegt immer deutlich unter der theo-
retisch zu errechnenden Gasausbeute.
7.2 Gãrversuche 137
r====';l
Abb. 56. Schematische Darstellung einer einfachen Versuchsanordnung zur Durchfiihrung von
Gãrtests. 1 Umwãlzthermostat mit Wasserbad; 2 Magnetrühreinrichtung; 3 Gãrbehãlter;
4 Gasvolumsmessung durch Wasserverdrãngung
a - "2)
CnHaOb + (n - "4 b . H 2 0 ~ ( 2'
n - 8a + "4b) -C0 2 + (a8" + 2'n - "4b ) . CH 4
erlaubt die Kenntnis dieses Verhãltnisses durch Bestimmung des CSB-Werts die
Angabe eines Richtwerts für den biochemischen Sauerstoffbedarf.
7.3.2 Gasanaly se
7.3.2.1 Gasmenge
Die einfachste Beurteilungsmõglichkeit des Verlaufs einer Methangãrung
stellt die Jaufende Ermittlung der Gasausbeute und Gaszusammensetzung dar. 1m
Laboratorium bereitet sowohl die Messung der pro Zeiteinheit zugeführten Sub-
stratmenge aIs auch des daraus erhaltenen Gasvolumens keine Schwierigkeiten.
1m einfachsten Fall wird die Gasmenge durch Messung der entsprechenden ver-
drãngten, angesãuerten Wassermenge bestimmt (vgl. Abb. 56), eine bequemere
Bestimmung erlaubt die Verwendung von Laborgaszãhlern, welche sowohl aIs
N a~gaszãhler als auch aIs Balgengaszãhler erhãltlich sind. Es empfiehlt sich, kor-
rosionsbestãndige Edelstahl- oder Kunststoffausführungen zu wãhlen.
ln der Praxis scheitert die Ermittlung zuverlãssiger Werte der Gasausbeute oft
am Fehlen einer entsprechenden Me~einrichtung für die in einem bestimmten
Zeitraum zugeführte Substratmenge. Die Rückrechnung über Einschaltdauer und
Leistungskurven von Pumpen erweist sich oft aIs zu ungenau. Besser geeignet
sind kalibrierte Vorgruben oder Ablaufsammelbehãlter. Die Gasmengenmessung
mit Hilfe handelsüblicher Balgengaszãhler ist unproblematisch. Ohne Gasent-
schwefelung u,nd ohne ausreichende Wasserabscheidung betrãgt die Lebensdauer
nicht korrosionsgeschützter Gaszãhler etwa 1 bis 2 Jahre.
7.3.2.2 Gaszusammensetzung
Neben CH 4 , CO 2 und H 2S kann Biogas noch geringere Mengen an H2' CO,
N 2 und O 2 enthalten (vgl. Kap. 6). Die Erfassung der Spurenkomponenten hat
lediglich wissenschaftliche Bedeutung, von praktischem Interesse ist der Gehalt
an CH 4 und H 2S. Eine einfache Ermittlung von Richtwerten erlaubt in der
Praxis die Verwendung von Gastestrõhrchen. Diese sind sowohl für CO 2- aIs auch
H 2S-Bestimmungen erhãltlich. Das Testgas erzeugt beim Durchleiten eine Farb-
reaktion, aus welcher mit Hilfe einer Skala eine für Richtwerte ausreichend ge-
naue Bestimmung der jeweiligen Konzentration mõglich isto
Eine genauere absorptiometrische Analyse des Biogases erlaubt die Verwen-
dung der Orsat-Apparatur. Diese aus einer Gasbürette und mehreren Absorp-
tionspipetten für verschiedene Gaskomponenten bestehende Analysenapparatur
(Jander und Blasius, 1965) kann zur Analyse von Biogas wesentlich vereinfacht
werden. Eine solche vereinfachte, im Laboratorium des Autors mit Erfolg ver-
wendete Apparatur ist in Abb. 57 dargestellt. Dabei wird eine 50 ml-Biogasprobe
unten in die KOH gefüllte Bürette injiziert. Neben CH 4 bleiben H2' N 2 und O 2
nicht absorbiert, welche jedoch auf Grund ihrer geringen Konzentration das
Me~ergebnis nicht beeintrãchtigen. Diese Apparatur eignet sich auf Grund ihrer
einfachen Handhabbarkeit auch zur Verwendung in der Praxis. Vorsicht ist ledig-
lich bei der Gasprobenahme geboten, da Luftzutritt einen hõheren Methangehalt
vortãuscht. Sollen Gasproben zur spãteren Analyse in einem Laboratorium ge-
zogen werden, so eignen sich im einfachsten Fall Fu~ballseelen aIs Transportbe-
hãlter. 1m Fachhandel stehen jedoch auch geeignete Kunststoffsãcke zur Ver-
fügung.
140 7. Analytische Methoden
N
o
u
oN
;Il
12 10 8 6 4 2 o
RETENTIONSZEIT (min)
nem erhãlt man als Ergebnis direkt den Prozentgehalt der jeweiligen Elemente.
Zur Ermittlung des Phosphorgehalts organischer Abfãlle eignet sich die Auf-
schlu~methode mit Perchlorsãure (Horwitz, 1965). Die Bestimmung des gebilde-
ten Phosphats erfolgt nach Farbreaktion mit handelsüblichem Vanadat-Molyb-
dat-Reagens im Spektralphotometer.
Für die im Bedarfsfall erforderliche Analyse von Schwermetallen, Xenobio-
tika, Glen, Desinfektionsmitteln, Antibiotika und anderen mõglichen Verunreini-
gungen organischer AbfalIstoffe stehen Bestimmungsmethoden der Agrikultur-
chemie (Horwitz, 1965), Lebensmittelchemie (Beythien und Diemair, 1972),
Wasser- und Abwasseruntersuchung (Orland, 1965; Wheatstone, 1977; DEV
1981) sowie der organischen und anorganischen Chemie (J ander und Blasius,
1965; Lux, 1970, Staudinger, 1968; Fries und Getrost, 1977) zur Verfügung.
7.4.2 Bestimmung der flüchtigen Fettsiiuren
7.4.2.1 AIkalitãt
Flüchtige Fettsãuren vermõgen in hõherer Konzentration eine pH-Reduktion
zu verursachen, wenn gIeichzeitig das Puffervermõgen der Lõsung nur gering ist.
Das Puffervermõgen wird durch die AIkalitãt einer Lõsung ausgedrückt und ist
ein Ma~ ftir die Tendenz zu pH-Verschiebungen bei Zusatz von Sãure. Die Puf-
ferwirkung beruht im wesentlichen auf dem Gehalt an Bicarbonat-, Carbonat-
und Hydroxidsalzen von Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium. Die AIkali-
tãt wird durch den zum Erreichen eines pH-Werts von 4,5 notwendigen Sãure-
verbrauch charakterisiert und aIs mg· r I CaC0 3 ausgedrückt (Orland, 1965). ln
der Praxis kann bei geringem natürlichen Puffervermõgen eine pH-Stabilisierung
durch Zusatz von Kalk oder Soda, oder, falIs mõglich, durch Mischen verschiede-
ner AbIãufe erzielt werden.
7.4.2.2 FIüchtige Fettsãuren
Die Bestimmung der aIs Intermediãrprodukte der Methangãrung auftreten-
den flüchtigen Fettsãuren erIaubt eine bessere Beurteilung des Gãrungsverlaufs
sowie eventuelle Rückschlüsse auf StOrungsursachen (vgl. Kap. 6). Zur quantita-
tiven Bestimmung der flüchtigen C I -C 6 -Fettsãuren eignen sich verschiedene, für
Zwecke der landwirtschaftlichen und LebensmitteIanaIytik entwickelte Metho-
den (Horwitz, 1965; Beythien und Diemair, 1972), die für die speziellen Erfor-
demisse der Abwasseruntersuchung übemommen (Orland, 1965; Di Lallo und
AIbertson, 1961) und teilweise weiterentwickelt wurden (Lambardo, 1973). 1m
Prinzip wird bei allen Verfahren eine abgemessene Probemenge einer Wasser-
dampfdestillation unterworfen und der Sãuregehalt im Destillat titrirnetrisch be-
stimmt. Durch Destillation mit bzw. ohne MineraIsãurezugabe ist eine Unter-
scheidung zwischen freien und gesamten flüchtigen Fettsãuren mõglich.
7.4.2.3 Trennung der flüchtigen Fettsãuren
Ein Nachteil der Destillationsverfahren ist, d~ eine Trennung in spezifische
Sãuren nur beschrãnkt und mit erhõhtem analytischen Aufwand mõglich isto
Nachdem jedoch gerade der Gehalt spezifischer flüchtiger Fettsãuren, wie bei-
spielsweise Propionsãure, von Interesse ist, bietet eine rasche und zuverlãssige,
gIeichzeitig qualitative und quantitative Analyse erhebliche Vorteile.
7.4 Kontrolle des Prozesses 143
1 Ameisensãure
2 Essigsãure
3 Propionsãure
4 iso-Buttersãure
5 Buttersãure
6 iso-Valeriansãure
4 7 Valeriansãure
8 iso-Capronsãure
9 Capronsãure
O Start
16 14 12 10 8 6 4 2 O
RETENTIONSZEIT (min)
K = -MSt . HPr· V (g . rI )
HSt
7.4.3 Messung des Redoxpotentials
Das Redoxpotential zur Methangãrung üblicherweise verwendeter Substrate
ergibt sich aus der Reaktion einer Vielzahl von Redoxpaaren. Durch die Stoff-
wechseltãtigkeit der Mikroorganismen unterliegt das Potential einer laufenden
Ãnderung, verlãuft jedoch in einem proze~spezifischen charakteristischen Be-
reich, wodurch seine Bestimmung eine teilweise Beurteilung des Gãrungsverlaufs
ermõglicht (vgl. Kap. 2). Zudem sollen Abweichungen des Redoxpotentials be-
reits frühzeitig Stõrungen ankündigen, welche sich erst spãter in typischen Reak-
tionen, wie Zunahrne der flüchtigen Fettsãuren, pH-Abnahrne oder Verringerung
der Gasausbeute, ãu&rn (Blanc und Molof, 1973; Molof, 1960).
144 7. Analytische Methoden
Ãhnlioh der Messung des pH-Werts stehen zur Bestimmung des Redoxpoten-
tiaIs Indikatoren sowie elektrometrische Apparate zur Verfügung (Kokholm-
Petersen, 1966; Jacob, 1970). Jacob (1970) beschreibt etwa 60 Redoxfarbindi-
katoren im Bereich eines RedoxpotentiaIs von -421 bis 810 m V (pH 7). Für
rasche orientierende Messungen farbloser Losungen geben derartige Indikatoren
ausreichende Infonnation. Bei ihrer Verwendung ist zu berücksichtigen, d<ill sie
aIs Redoxpaar an der Oxidations-Reduktionsreaktion teilnehmen und bei zu
hoher Dosierung Potentialverschiebungen verursachen. AIs Nahrbodenzusatze
sind Redoxindikatoren oft ungeeignet, da sie auf Mikroorganismen haufig
toxisch wirken.
Abb. 60. Schematische Darstellung einer MeBanordnung zur Bestimmung des Redoxpotentials.
1 Reaktor, 2 pH-Meter; 3 MeBelektrode; 4 Bezugselektrode; 5 KCI-Lõsung; 6 Salzbrücke;
7 Porõses Sintermaterial
Eine Aussage über die Redoxpufferkapazitãt ist durch die Messung des Po-
tentials nicht mõglich. Die Pufferkapazitãt ist ein MaE für die zu erwartende Sta-
bilitãt des Potentials bei Zusatz von Redoxverbindungen. Sie ist von praktischer
Bedeutung, wenn Proben aus einem Biogasreaktor extern einer Messung unter-
zogen werden. Je nach Dauer des Luftkontakts wird das MeBergebnis dadurch er-
heblich verfãlscht. Nachdem das Redoxpotential von der W-Ionenkonzentration
beeinfluBt wird, bedeutet umgekehrt eine Verschiebung des Potentials auch eine
Ãnderung der H+-Ionenkonzentration. Dies ãuBert sich in einer von der Kontakt-
zeit mit Luft abhãngigen pH-Verschiebung. Für praktische Messungen ist es da-
her notwendig, võllig gefüllte Probebehãlter ehestmõglich zur Messung zu brin-
gen.
Die Bestimmung via DNA (Cooney und Wise, 1975) hat den Nachteil, dlili
DNA auch in totem Zellmaterial vorliegt und zudem auch nicht balcterielle DNA
aus pflanzlichen Substratbestandteilen miterflilit wird. Die DNA-Bestimmung er-
gibt daher lediglich einen annãhernden Wert für den Gehalt an Balcterienmasse.
Vorteilhaft ist die mõgliche rasche DNA-Bestimmung auf spektrofluorometri-
schem Wege (Le Pecq und Paoletti, 1966).
7.5 .1.3 Bestimmung via ATP
Adenosintriphosphat ist ais universelIer Energietrãger in alIen funktionsfáhi-
gen lebenden Zellen zu fmden. Der ATP-Gehalt verschiedener sãurebildender
Balcterien liegt im Bereich von 0,8 bis 3,5 mg· g-l Bakterientrockenmasse (Lun-
din und Thore, 1975a). Tote Zellen enthalten kein nachweisbares ATP (Holm-
Hansen und Booth, 1966), wodurch eine KorreIation zwischen ATP-Gehalt und
lebender ZeIlmasse mõglich isto Unter den Bedingungen kontinuierlicher Kulti-
vierung sind auf Grund konstanter Wachstumsraten und Milieubedingungen gra-
vierende Ãnderungen des ATP-Gehalts nicht zu erwarten (Patterson et al., 1970).
N ach Callander und Barford (1980) betrãgt unter den Bedingungen kontinuier-
licher Kultivierung der durchschnittliche ATP-Gehalt 3 mg . g-l Bakterientrok-
kenmasse.
Die ATP-Bestimmung ist eine Routinemethode der biochemischen AnaIytik
(Munch-Petersen und Kalckar, 1957; DhopIe und Hanks, 1973; Guinn und
Eidenbock, 1972, HoImsen et aI., 1972), stelIt jedoch hohe Ansprüche an Probe-
nahme und Aufarbeitung, so dlili eine breite Anwendung bzw. Automatisierung
im Rahmen pralctischer Methangãrungen kaum mõglich ist. Die Probenahme
mufl im N 2 -Strom erfolgen, da Luftzutritt den ATP-GehaIt um etwa 40 bis 50 %
vermindert (Callander und Barford, 1980). Bei der nachfolgenden Extraktion
solI ATP mõglichst quantitativ gewonnen und gIeichzeitig alIe Enzyme rasch und
vollstãndig inalctiviert werden. ln einem Vergleich von zehn Extraktionsmetho-
den erwies sich TrichIoressigsãure aIs am besten geeignet (Lundin und Thore,
1975a). Dabei werden 2 mi Probe mit 2 mI eiskalter Trichloressigsãure 30 Sekun-
den intensiv gemischt und wãhrend 30 Minuten extrahiert. Die eigentliche Mes-
240
~
200
I
til
160
E-t
"
~
.... 120 ",,/"
>
C/)
.5
80 /.
" "
"
40
Tabelle 25. Extraktion von CoF 420 aus Faulschlamm. Nach de Zeeuw et ai. (1981)
-1 bis 2 mI Schlamm homogenisieren und mit 8 bis 9 mI Puffer (10 mM GIycin + 5mM Mg-
EDTA versetzen,
-14 min bei 1000 C extrahieren und rasch abkühlen (200 C),
-10 min bei 9000 xg zentrifugieren,
-5 mI Zentrifugat mit 10 mI iso-PropanoI versetzen,
-10 min bei 9000 xg zentrifugieren,
-pH im Zentrifugat mit KOH auf 8,7 einstellen.
148 7. Analytische Methoden
GIycin-Puffers vorteilhaft (de Zeeuw et al., 1981). Zur Messung der FIuoreszenz
ist lediglich noch eine entsprechende Verdünnung, Feststoffabtrennung und pH-
Justierung notwendig (Tab. 25). Durch die pH-Einstellung b1eibt die F1uoreszenz
über einen Zeitraum von etwa 5 Stunden konstant. Durch Erstellung einer Eich-
kurve, unter Verwendung bekannter Verdünnungen reinen Enzyms, kann durch
einfache Messung der F1uoreszenz auf den Gehalt an Methanbakterien geschIos-
sen werden.
Die Kenntnis der Konzentration an Methanbakterien ist ein wertvoller Para-
meter bei der Beurteilung des Gãrungsverlaufs oder beim Vergleich verschiedener
Reaktorsysteme. Sowohl die Bestimmurig von ATP als auch von CoF 420 gibt
Aufsch1uB über die Verteilung der Bakterien in Reaktoren wie Anaerobfilter,
Kontaktsystem oder Sch1ammbettreaktor. Setzt man die Enzymkonzentration in
Beziehung zum suspendierten OTS-Gehalt des Reaktors, so werden erhebliche
Unterschiede in der spezifischen Aktivitãt des Sch1amms ersichtlich (Tab. 26).
Wãhrend im Sch1ammbettreaktor die spezifische Schlammaktivitãt (nmoI COF420
. g OTS suspendierC 1 ) bis zu 490 betrãgt (de Zeeuw et aI., 1981), liegt in Rühr-
kesse1reaktoren die spezifische Sch1ammaktivitãt zwischen 22,5 und 44,7 (De1a-
fontaine et aI., 1979). Obwohl die spezifische Schlammaktivitãt durch den je
nach Substrat unterschiedlichen, unge1õsten Feststoffgehalt beeinflu~twird, ist
der EinfluB der Reaktorbauart auf den Bakteriengeha1t deutlich erkennbar.
Die auf die Enzymkonzentration bezogene Gasbildungsrate (mI CH 4 . nmoI
COF420- 1 . d- 1 ) ist von der Substratzusammensetzung bzw. dem daraus resultie-
Tabelle 26. Vergleich verschiedener Substrate unter Verwendung von COF420 ais Maf3 for
Schlammaktivitiit und Gasbildungsrate
B c
Abb. 62. Rollagar-Technik zur Kultivierung strikt anaerober Bak:terien. 1 Inertgasspülung;
2 Siedendes Nãhrmedium; 3 Pipette mit Peleusbal1; 4 KuIturrõhrchen; 5 Gummistopfen;
6 Federspange; 7 Nãhrbodenverfestigung unter Drehung; 8 Motor; 9 Beimpfung;10 Impfõse;
11 Periphere Agarschicht
7.5 Mikrobiologische Untersuchungen 151
®~~r~~~:i
®@®.
Abb. 63. Schematische Darstel1ung einer Anaerobierkammer.l Spülgas; la Druckreduzierung;
lb Gastrockung; lc OrReduktion; ld Gasentkeimung; le DurchfluBmessung; 2 Tür;
2a Schleuse; 3 Fenster; 4 HandschuhOffnungen; 5 Heizung
7.5.3.3 Viren
Auf Grund der Kleinheit von Enteroviren versagen direkte Nachweismetho-
den wie Fãrbung oder Beobachtung der Lumineszenz im Mikroskop. Zum indi-
rekten Nachweis auf Grund ihres cytopathischen Effekts in Gewebskulturen wer-
den Viren zunãchst durch Zentrifugation (200 000 xg) vom GroBteil der Bak-
terien und sonstigen ungelõsten Feststoffen abgetrennt. Nach Zusatz von Rinder-
serum und hohen Dosen an Penicillin und Streptomycin bleibt der überstand
zur Einwirkung der Antibiotika 24 Stunden bei 4° C stehen (Breitig und Tümp-
ling, 1970). Zur Konzentrierung von Viren aus Abwasser und Klãrschlamm wur-
den daneben noch eine Reihe weiterer Methoden, wie die Adsorption an Filter-
membranen oder Extraktion in einem Zweiphasensystem vorgeschlagen (Gravelle
und Chin, 1961; Shuval et al., 1967; Wallis und Melnick, 1967; Grinstein et al.,
1970).
Der eigentliche Virusnachweis in der bakterienfreien Probe erfolgt durch Be-
impfen einer Zellkultur menschlicher oder tierischer Nierenzellen. Die bei 37° C
bebrütete Kultur wird über einen lãngeren Zeitraum mikroskopisch beobachtet.
Bei Vorliegen von Viren tritt eine charakteristische Auflõsung der Gewebszell-
verbãnde und Auflõsung der Zellen ein. Zur Freisetzung und Isolierung von
Viren wird die Zellkultur mehrmals hintereinander eingefroren und aufgetaut.
Die Virustypisierung erfolgt in Neutralisationstests mit Hilfe verschiedener Im-
munseren (Lim und Benyesh-Melnick, 1960).
7.5.3.4 Parasiten
ln kommunalem Abwasser, Gülle und Mist kõnnen Eier menschlicher und
tierischer Parasiten wie Rinderfinnenbandwurm (Taeniarhynchus saginatus),
Schweinefmnenbandwurm (Taenia solium), Spulwurm (Ascaris lumbricoides),
Peitschenwurm (Trichuris trichiura) und Madenwurm (Enterobius vermicularis)
auftreten. ln Gülle und Mist kõnnen zudem Eier der als Parasiten von Nutztieren
auftretenden Leberegel Fasciola hepatica und Dicrocoelium lanceatum vorkom-
men. Verschiedentlich kõnnen resistente Formen von Wurmeiem die Methan-
gãrung ungeschãdigt überstehen und stellen dann eine potentielle Gefãhrdung
von Mensch und Tier dar. Eine umfassende Darstellung der Bedeutung von Para-
siten bei der landwirtschaftlichen Verwertung von Klãr- und Faulschlamm wurde
von Hays (1977) verfaBt.
Zum Nachweis von Wurmeiem im Faulschlamm werden diese durch ein kom-
biniertes Sedimentations-Flotationsverfahren angereichert und mikroskopisch
identifiziert (Ockert, 1966, 1969). Dazu wird die Probe zunãchst mehrere Stun-
den sedimentiert und nach Verwurf des Überstands 10 Minuten zentrifugiert
(150 xg). Nach Zugabe eines spezifisch schweren Flotationsgemisches aus
MgS0 4 ·7H 2 0 und Na 2 S 2 0 3 ·5 H 2 0 (Breza, 1964) wird zwei Minuten zentri-
fugiert (1000 xg). Der Flotationsvorgang wird im Bedarfsfall mehrmals wieder-
holt. Das gesammelte Zentrifugat wird mehrere Stunden sedimentiert und nach
Verwurf des überstands erneut 10 Minuten zentrifugiert (150 xg). Das anfallen-
de Sediment wird zur mikroskopischen Untersuchung auf charakteristische For-
men von Wurmeiem herangezogen (Breitig und Tümpling, 1970).
8. Õkonomie der Methangãrung
8.1 Biomassepotential
8.1.1 Rolle der Methangiirung
Bei der Suche nach mõglichen Einsatzgebieten der Methangãrung müssen so-
wohl õkologische aIs auch energiewirtschaftliche Oberlegungen beTÜcksichtigt
werden. Aus õkologischer Sicht fUgt sich die Methangãrung praktisch immer
ohne wesentliche Stõrungen in den natürlichen Stoffkreislauf. Voraussetzung da-
für ist eine entsprechende Endverwertung des in Faulschlamm und Faulwasser
verbleibenden organischen MateriaIs. Sowohl aus õkologischer aIs auch energie-
wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar ist beispielsweise die oft in Kommunal-
klãranlagen gehandhabte Verbrennung des Faulschlamms.
1m Hinblick auf den mõglichen Energiegewinn aus Biomasse scheiden viele
Abfallprodukte für die Methangãrung aus. Trockene landwirtschaftliche Produk-
te wie diverse Pflanzenreste, Stroh oder Holzabfãlle liefern bei ihrer Verbren-
nung eine gegenüber der Methangãrung um das Vielfache hõhere Energiemenge.
Von der unter Einbeziehung aller Biomasseabfãlle weltweit mõglichen Energie-
produktion von 14,5· 106 TJ (Hungate, 1977) entfãlIt nur rund ein Drittel auf
der Methangãrung zugãngliche Materialien wie Klãrschlamm, GülIe und Mist.
Unter der unrealistischen Annalune, d~ alle zuletzt angeführten Stoffe zur
Gãnze verfUgbar wãren, entspricht die produzierbare Biogasmenge etwa 1 % des
derzeitigen Verbrauchs an fossiler Energie.
Auch Holz- und PflanzenabfãlIe sowie Stroh sind keinesfalIs im vollen Aus-
m~ üblicher Schãtzungen (Tab. 28) verfügbar. Neben der Konkurrenz anderer
Verwertungsmõglichkeiten limitiert vor alIem der resultierende Nãhrstoffentzug
die Nutzung von Holz- und PflanzenabfãlIen. Sowohl in Wald- aIs auch in land-
wirtschaftlich genutzten Bõden stellen Pflanzenreste einen notwendigen Beitrag
zur Humus- bzw. Nãhrstoffversorgung dar. ln vielen Entwicklungslãndern be-
steht durch die intensive Nutzung von Holzabfãllen zur Verbrennung bereits
eine akute Gefãhrdung der Wãlder. Die in diesen Lãndern ebenfalIs hãufig prak-
tizierte Trocknung von Rindermist führt durch den bei der Verbrennung resul-
tierenden Nãhrstoffverlust zu einer alImãhlichen Nãhrstoffverarmung des Bo-
denso
Trotz des gegenüber der Verbrennung geringeren Energiegewinns ist die Me-
thangãrung fester Abfallstoffe dann in Betracht zu ziehen, wenn schãdliche Aus-
wirkungen einer Verbrennung auf die Bodenstruktur zu befürchten sind. Unter
BeTÜcksichtigung der zur Erzeugung einer dem Faulschlamm entsprechenden
Düngermenge benõtigten Energie verbessert sich die Energiebilanz zugunsten der
Methangãrung. 1m FalIe tierischer Exkremente betrãgt der aIs Biogas anfallende
Tabelle 28. Organische Abfallstoffe verschiedener Industriestaaten (Anderson, 1977; Loll, 1977; Mosey, 1981; Stafford et aL, 1978; Tyner, 1980; Vl
0\
Reichmann, 1980. Angaben in 106 t OTS·a- 1
-
Staat KIárschlamm Müll Gülle + Mist Pflanzenabfâlle Industrieabfálle
f
2
~
8.1 Biomassepotential 157
Energieanteil 48,6 bis 55 % und der als Dünger ãquivalent berechnete Energiean-
teil45 bis 51,4 % des Gesamtenergieinhalts (Winstrom-01sen et al., 1977).
8.1.2 Verftigbare Biamasse
Gemessen am Energie- und DÜDgerverbrauch von Industriestaaten fállt, se1bst
bei optimistischer Schãtzung, der Beitrag von durch Methangãrung aus Biomasse
gewinnbarer Energie bzw. Dünger bescheiden aus. Unter der theoretischen An-
nahme voIlstãndiger Verfügbarkeit aIler zur Methangãrung geeigneten Biomasse-
abfàlle kõnnte durch Biogas etwa 0,9 bis 1,5 % des Primãrenergiebedarfs gedeckt
werden (Loll, 1977; Hungate, 1977). Se1bst unter Einbeziehung zur Methangã-
rung weniger geeigneter Pf1anzen- und Holzabfãlle sowie Stroh kõnnten durch
Biogas kaum mehr als etwa 6 bis 7 % der erforderlichen Primãrenergie aufge-
bracht werden (C1ausen et al., 1978). Neben der in der Praxis erheblich einge-
schrãnkten Verfügbarkeit wird die mõgliche Nutzung des Biomassepotentials von
den zu erwartenden Betriebs- bzw. Energieherstellungskosten bestimmt. Vor
aIlem Transport- und Vorbehandlungskosten be1asten den Gaspreis hãufJg erheb-
lich, so d.~ in vie1en Fãllen weder ein konkurrenzfàhiger Energiepreis noch eine
Kapitalamortisation in einem wirtschaftlich vertretbaren Zeitraum zu erzielen
isto
Der mõgliche Beitrag von K1ãrsch1amm zur Düngerversorgung der Landwirt-
schaft wurde von Sabey (1980) untersucht. Danach reieht bei Erfassung von
75 % der Abwãsser eines Landes von 7 Millionen Einwohnern der anfaIlende
K1ãrsch1amm zur Düngerversorgung von etwa 10 000 bis 20000 ha. K1ãrsch1amm
stellt allerdings nur etwa 1,5 bis 3 % des geschãtzten Gesamtbiomasseanfal1s in
Industrielãndern dar, so d~ je nach Umfang der tatsãch1iehen Verwertung eine
bedeutend hõhere Hande1sdÜDgermenge durch Fau1sch1amm ersetzt werden
kõnnte.
8.1.2.1 K1ãrsch1amm und Müll
Mit zunehmender Erfassung kommunaler und industrieller Abwãsser in bio-
10gischen Klãran1agen fallen stetig steigende Klãrsch1ammengen ano ln den USA
erhõhte sieh zwischen 1976 und 1980 die anfallende Klãrsch1ammenge von
jãhrlich 20.10 6 t auf 25.106 t OTS. Der Verwertung von Klãrsch1amm zur Bio-
gasproduktion wurde hãuIJg eine Eindickung und anschlie~ende Verbrennung
vorgezogen. Ursache dieses Vorgehens waren zumeist inadãquate An1agengrõ~e
bzw. der Schwermetallgehalt von Sch1ãmmen mit hohem Industrieabwasseran-
teil. Sowoh1 in k1eineren als auch sehr gro~en Klãran1agen bevõlkerungsreieher
Gebiete wurde die P1anung von Faultürmen auf Grund mangelnder Rentabilitãt
bzw. nicht gesicherter Verwertungsmõglichkeiten des Fau1sch1amms unterlassen.
Bei sorgfãltiger Planung sollte jedoch in Anbetracht laufend steigender Energie-
kosten eine vermehrte Heranziehung zusãtzlichen Klãrsch1amms zur Biogaspro-
duktion mõglich sein. Zur Ermõgliehung einer landwirtschaftlichen Endverwer-
tung des Fau1sch1amms mu~ gleichzeitig der Zutritt von SchwermetaIlen ins Ab-
wasser durch strikte M~nahmen am Anfal1sort verhindert werden.
1m Vergleich zu Klãrsch1amm, welcher etwa 1,5 bis 3 % der Gesamtbiomasse
reprãsentiert, trãgt Mül1 mit etwa 15 bis 30 % zehnmal mehr Biomasse zum ge-
schãtzten Gesamtanfal1 bei (Tab. 28). Der überwiegende Antei! ge1angt jedoch in
158 8. Õkonomie der Methangarung
Deponien und geht so der Wiederverwertung verloren. Der Gewinnung von De-
poniegas, welche vereinzelt bereits realisiert wurde (vgl. Kap. 5), muB daher in
Zukunft mehr Beachtung geschenkt werden. Die Verwertung der organischen
MüIlfraktion zur Biogasproduktion in eigenen Biogasreaktorcn erfordert eine vor-
herige, energetisch aufwendige Müllfraktionierung und kann daher nur sinnvoll
sein, wenn neben Biogas die Rückgewinnung anderer wertvoller Müllinhaltsstoffe
die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses sichert.
8.1.2.2 Gülle und Mist
Von allen in Frage kommenden organischen Materialien haben tierische Ex-
kremente die gÜllstigsten Voraussetzungen zur Methanfermentation. Bei mini-
malem Aufwand ftir Transport und Vorbehandlung besteht fast immer die Mõg-
lichkeit einer nutzbringenden Endverwertung des Faulschlamms zu DÜllgezwek-
ken. MengenmãBig stellen Gülle und Mist hãufig das Hauptkontingent der zur
Biogasproduktion verfligbaren Abfallstoffe. Die aus dem Gesamtbestand an
Tieren geschãtzten Mengen an Gülle und Mist differieren auf Grund der Anwen-
dung unterschiedlicher Kennzahlen flir den Exkrementanfall erheblich (Tab. 28).
1m allgemeinen liegen die jãhrlich anfallenden Mengen an Gülle und Mist etwa
10 bis 20 mal über jenen von Klãrschlamm. Die Verfligbarkeit tierischer Exkre-
mente wird im wesentlichen nur durch den hohen Anteil kleiner und kleinster
landwirtschaftlicher Betriebe eingeschrãnkt. ln Osterreich besitzt beispielsweise
nur etwa I % der Rinderhalter mehr aIs 20 Tiere. Nachdem unterhalb eines auf
Grund der spezifischen Gegebenheiten nicht exakt definierbaren Mindestanfalls
an Biomasse eine õkonomische Erzeugung von Biogas nicht mõglich ist, kommt
ein erheblicher Teil des Gesamtanfalls tierischer Exkremente zur Verwertung
nicht in Betracht.
8.1.2.3 Pflanzliche Abfãlle
Unter den Begriff pflanzliche Abfálle fallen sowohl krautige Pflanzenteile
wie Blãtter, Hülsen, Fasern aIs auch Fruchtreste, Schalen und Stiele. Ein GroBteil
der überwiegend zellulosehaltigen Materialien, wie Stroh, fallen trocken an und
weisen hohe mechanische Stabilitãt auf. 1m Falle von Getreide, Hirse, Reis und
Zuckerrohr verbleiben je Hektar etwa 0,9 bis 5,4 t Pflanzenreste am Feld (Tyner,
1980). Nach vorsichtigen Schãtzungen wãren in den USA jãhrlich 78,2.10 6 t
OTS solcher Pflanzenreste verfligbar (Tab. 28), ohne daB nachteilige Folgen wie
Nãhrstoff- oder Humusverarmung der Bõden eintreten. Schãtzungen des Gesamt-
anfalls pflanzlicher Biomasseabfálle in den USA ergaben 550· 106 t TS· a-I
(Anderson, 1977).
Neben den Nachteilen der erforderlichen energieaufwendigen mechanischen
Zerkleinerung und der VerdÜllnung mit Wasser spricht auch der unvergleichlich
hõhere Verbrennungsheizwert trockener Biomasseabfãlle gegen ihre Verwendung
zur Biogaserzeugung. Selbst bei geringen Kosten, wie etwa 7 bis II Pfennig je kg
bei Stroh, wird der Biogaspreis erheblich belastet. Zur Verwertung flir eine Me-
thangãrung kommt daher nur ein Bruchteil der verfligbaren Biomasse in Frage,
wobei insbesondere krautige Pflanzenabfãlle, verdorbene Früchte und Fruchreste
hohen Wassergehalts zu erwãhnen sind.
Vielfach wurde neuerdings wieder die Nutzung brachliegender landwirt-
8.2 Kosten der Biogaserzeugung 159
BETRIEBS- UND
INVESTITIDNSKDSTEN
z
PROZESS-
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BIOGAS X
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-- ... _----".. GESAMTERLtlS
REINIGUNG GESAMT-
KOSTEN
GEWINN
Abb. 64. Rentabilitiitsbestimmende Faktoren bei der Ermittlung des Gewinnes aus der
Biogaserzeugung
8.2.2 Investitionswert
Wãhrend die Ermittlung des Erlõses aus der verwerteten Biogasme'1ge ver-
gleichsweise unproblematisch ist, bereitet die Ermittlung des Investitionswerts
oder der Betriebskosten einer Biogasanlage. mitunter Schwierigkeiten. Beispiele
in Betrieb befmdlicher und projektierter, überwiegend landwirtschaftlicher Bio-
gasanlagen zeigen eine überaus gro~e Schwankungsbreite des Investitionswerts
(Tab. 29). Je nach Reaktorvolumen liegt der Investitionswert je m 3 in Extrem-
fálIen zwischen DM 30.- für eine 130000 m 3 -Anlage und DM 13.000.- fúr
eine 30 m 3 -Biogasanlage. Die auf eine Gro~vieheinheit (GVE) bezogenen Werte
liegen zwischen DM 200.- und DM 1800.-. Derartige Angaben sind daher als
generelIe Richtwerte zur Ermittlung der Jahreskosten offensichtlich ungeeignet.
Lediglich die Einholung von Offerten, unter Zugrundelegung eines genauen Lei-
stungskatalogs, kann fúr den jeweiligen Einsatzfall genaue Berechnungsunter-
lagen liefern.
Für in jüngster Zeit errichtete oder angebotene landwirtschaftliche Biogasan-
lagen in der Grõ& zwischen 60 und 200 GVE lag der Investitionswert zwischen
DM 1250.- und DM 1800.- pro GVE (Wenzlaff, 1981; Firmenauskunft, 1981;
Anonym, 1981 b; Perwanger, 1981). Unter Zugrundelegung eines angenommenen
notwendigen Reaktorvolumens von 2 m 3 je GVE ergeben sich Anlagewerte von
DM 625.- bis DM 900.- je m 3 Faulraumvolumen. Die jeweiligen Anlagen ver-
fügen über in klassischer Bauweise errichtete Reaktoren sowie eine dem Kosten-
bereich entsprechende Gasverwertung durch einfache Warmwassererzeugung
oder aufwendigere Stromerzeugung. Au~erhalb dieses Kostenbereichs liegen
lediglich sehr gro~e (Gaddy et aI., 1974) und sehr kleine Biogasreaktoren (Fir~
menauskunft, 1981a; Anonym, 1980) sowie ãltere Preisangaben (vgl. Tab. 29).
SpezielI im Hinblick auf kostengünstige Errichtung gebaute Plug-Flow-Reaktoren
in Erdbauweise (Hayes et al., 1980) liegen mit DM 200.- bis DM 1000.- je
GVE deutlich unter dem üblichen Investitionswert. Aufwendiger in Betonbau-
weise errichtete Plug-Flow-Reaktoren (Kraemer, 1981) liegen mit etwa DM 700.-
je m 3 im unteren Bereich üblicher Investitionswerte. Mit Ausnahme einer gemã~
Kostenansãtzen aus der kommunalen Faulanlagentechnologie konzipierten An-
lage (Firmenauskunft, 1981a), liegen alIe Investitionswerte in dem nach oben
durch konventionelIe und nach unten durch Plug-Flow-Anlagen in Erdbauweise
eingegrenzten Gebiet (Abb. 65). Obschon mit zunehmender Reaktorgrõ~e ein
Trend zu einer Kostendegression erkenntlich ist, nimmt die Schwankungsbreite
des Investitionswerts mit steigender Anlagengrõ& erheblich zu.
Die Aufschlüsselung der Investition zeigt bei den untersuchten landwirt-
schaftlichen Biogasanlagen gro~e Differenzen in den einzelnen Positionen (Tab.
30). ln den nãher detaillierten Kostenaufschlüsselungen (Anonym, 1980; Per-
wanger, 1981; Wenzlaff, 1981; Hayes et aI., 1980) liegt der Anteil des Reaktors
an der Gesarntinvestition zwischen 28 und 58 %. Substratlagerung, -aufbereitung
und -fõrderung verbrauchen je nach spezifischen Gegebenheiten zwischen 3,7
und 40 % der Gesamtinvestition. Je nach Konzeption der Gasverwertung liegen
die Ausgaben für Gasspeicherung, Verrohrung und Reinigung zwischen 14 und
33 % des Investitionswerts. 1m FalIe der in Erdbauweise errichteten Plug-Flow-
Anlage (Hayes et al., 1980) sind die Arbeitskosten mit 16 % der Investition sepa-
rat ausgewiesen. Bei den nicht nãher detaillierten KostenaufstelIungen (Firmen-
Tabelle 29. Investitionswert in Betrieb befindlicher oder projektierter Biogasanlagen .....
0\
IV
200.- bis 1.000.- je GVE 500 und 25 GVE - " - Hayes et ai. (1980) I:!::l
C/Q
13.000.- je m 3 30m 3 - " - Firmenauskunft (1981a)
380.- bis 680.- je m 3 1.860 m 3 - " - Hashimoto und Chen (1980)
30.-je m3 130.000m 3 - " - Gaddy et ai. (1974)
1.250.- je m 3 186 m 3 - " - Hashimoto et ai. (1978)
550.- bis 800.-je m3 360-400 m3 - " - Parsby (1981); Kraemer (1981)
8.2 Kosten der Biogaserzeugung 163
45
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III
100 200 300 400 500
REAKTORVOLUMEN <M3), <O
GROSSVIEHEINHEITEN <D)
integrierter Foliengasspeicher (Hayes et al., 1980) belaufen sich auf 26 % der Ge-
samtinvestition des erwãhnten Beispiels (Tab. 30).
Zur mõglichst vollstãndigen Nutzung bzw. für den gelegentlichen Betrieb von
Gerãten hohen Gasbedarfs ist die Speicherung mõglichst gro~er Biogasmengen
notwendig. Die Kosten stabiler ex temer N~gasspeicher liegen im Bereich von
100 bis 1000 m 3 zwischen etwa DM 115000.- und DM 360000.- (Firmenaus-
kunft, 1981a) und errei chen damit mitunter mehr als 50 % des gesamten Investi-
tionswerts der Biogasanlage. Die Bestimmung des jeweiligen optimalen Gasspei-
chervolumens mu~ im Zug einer Rentabilitãtsrechnung und Zugrundelegung ver-
schiedener Gasnutzungsvarianten erfolgen. Eine generelle Festlegung der günstig-
sten Speicherkapazitãt ist nicht mõglich, jedoch sollte aus praktischen Erwãgun-
gen zumindest die Speicherung einer Tagesgasproduktion vorgesehen werden.
8.2.3 Jahreskosten
8.2.3.1 Kapita1kosten
Die Kapita1kosten setzen sich aus der jãhrlichen Abschreibung und Verzin-
sung der getãtigten Investition zusammen. Gemeinsam mit den Betriebskosten
der Biogasanlage ergeben sie die Gesamtkosten. Zur Ermittlung der Kapital-
kosten mu~ die voraussichtliche Nutzungsdauer der Anlage bekannt sein. Für
Biogasanlagen wurde eine Nutzungsdauer zwischen 10 bis 15 (Wenzlaff, 1981;
Hayes et al., 1980) und 30 Jahren (Firmenauskunft, 1979) angenommen. Für
maschinelle Einrichtungen ist eine Lebensdauer von 30 Jahren jedoch kaum zu
erwarten, so d~ flir Berechnungen die Zugrundelegung einer maximal 15 bis 20
jãhrigen Nutzungsdauer günstiger isto
Unter der Annahme einer Anlagenfmanzierung ohne Fremdkapital kõnnen
die Kapita1kosten mit der Berechnung der linearen Abschreibung und der Zinsen
vom halben Neuwert rasch ermittelt werden. Die jãhrliche Abschreibung ergibt
sich danach aus
Ab hr'b Investitionswert
sc el ung = Nutzungsdauer DM/Jahr
Die Zinsen werden vom halben Investitionswert mit Hilfe eines kalkula-
torischen Zinsfu~es nach
Z. - Investitionswert. [sollZinSen + Habenzinsen1. _1_ DM/Jahr
msen- 2 2 ] 100
ermittelt. Die Kapitalskosten ergeben sich additiv aus jãhrlicher Abschreibung
und Zinsen. Mu~ Fremdkapital zur Finanzierung aufgenommen werden, so er-
folgt die Berechnung der Kapita1kosten besser nach der Annuitãtenmethode
(Hanf, 1977).
8.2.3.2 Betriebskosten
Betriebskosten fallen bei Transport, Lagerung, Aufbereitung und Fõrderung
von Substrat, Faulwasser und Schlamm, bei Substrataufheizung, Temperierung
und Mischung des Reaktorinhalts sowie bei Wartung, Instandhaltung und Re-
paratur der Biogasanlage ano Eine Vemachlãssigung der Betriebskosten bei der
Ermittlung der Rentabilitãt ist, selbst bei sehr kleinen Anlagen, unzulãssig.
166 8. õkonomie der Methangãrung
Nach Séhãtzungen von Hayes et alo (1980) liegen ftir landwirtschaftliche Bio-
gasanlagen im Bereich zwischen 25 und 500 GVE die jãhrlichen Betriebskosten
zwischen 2,7 und 6,1 % des Investitionswerts. Die Betriebskosten einer 60 GVE-
Praxisan1age wurden von Perwanger (1981) mit DM 2400.- bis DM 3400.- pro
Jahr beziffert. Bei einer Investitionssumme von DM 96 300.- entspricht dies
etwa 3 %. Stewart (1980) gibt für An1agen im Bereich zwischen 45,5 und 182 m 3
Reaktorvo1umen jãhrliche Betriebskosten zwischen DM 3300.- und DM 6800.-
ano Die Gesarntkosten, a1so Betriebs- und Kapitalkosten, liegen nach Morris et alo
(1977) im erwãhnten Grõ~enbereich von Biogasan1agen zwischen 22 und 27 %
der Investition.
ln kommunalen und industriellen Biogasan1agen liegen die Betriebskosten er-
heblich hõher. Dies ist durch die notwendige weitere Reinigung bzw. Entsorgung
von Fau1wasser und Sch1arnm bedingt. Die Gesarntkosten der aeroben Abwasser-
reinigung liegen je nach An1agengrõ~e im Bereich zwischen DM 0,70 und DM
3,50 ·kg BSBs-I . a-I (v. d. Emde, 1969; Negaard, 1975; Irnhoff und Imhoff,
1979), wodurch in manchen Fãllen der Er1õs aus der Gasproduktion zur Gãnze
ftir die Nachreinigung des Fau1wassers aufgebraucht wird. ln solchen Fãllen darf
die Methangãrung nicht als Mõglichkeit zur Gewinnung kostengünstiger Energie
betrachtet werden, sondem stellt im Rahmen der erforderlichen Ma~nahmen
zur Abwasserreinigung ein Einheitsverfahren dar, welches auf Grund des Bonus
der Methanproduktion zur Kostenverminderung beitrãgt.
8.2.4 Rentabilitiit
8.2.4.1 Jahreserlõs
Zur Ermittlung des Jahreserlõses wird von der gemessenen Bruttobiogas-
menge die aufgewendete Proze&nergie sowie eine eventuell unverwertete Bio-
gasmenge in Abzug gebracht. Mit Hilfe des aktuellen Energiepreises von Erdgas
erhãlt man daraus, unter Berücksichtigung des Methangehalts im Biogas, den
Jahreserlõs der verwerteten Biogasmenge. Der Aufwand an Proze~energie ist von
vie1en Faktoren, wie Substrat, Reaktor- und Umgebungstemperatur, dem Ener-
gieaufwand zu Substratvorbehand1ung, Fõrderung und Mischung sowie Verweil-
zeit und Gasausbeute abhãngig. Demgem~ liegen die Angaben über den Proze~
energiebedarf in dem weiten Bereich zwischen 20 und mehr als 50 % der Brutto-
gasmenge (Kroeker et al., 1975; Firmenauskunft, 1979). Unter den k1imatischen
Bedingungen Mitte1europas ist bei optimaler Behãlterisolierung in 1andwirtschaft-
lichen Biogasan1agen mit einem Aufwand an Proze&nergie von etwa 30 % der
Bruttogasmenge zu rechnen. Mit abnehmender Substratkonzentration und zu-
nehmender Fermentationstemperatur steigt der Proze~energieaufwand erheblich,
wodurch letztlich Substrate geringer Konzentration zur Energieproduktion nicht
in Frage kommen.
Der Jahreserlõs ist fallweise noch durch die Ersparnis infolge Wegfalls alter-
nativer Behandlungsmethoden, den Wert des Vorreinigungseffekts der Methan-
gãrung sowie einen eventuellen Dünger- oder Futterwert des Faulsch1arnms zu
ergãnzen (vgl. Abb. 64). Der Wert der Vorreinigung kann aus dem gemessenen
BSBs-Abbau und den in der Abwasserreinigung hiefür üblicherweise veran-
sch1agten Kosten in einfacher Weise ermittelt werden. Die Kosten der Gü11ebelüf-
8.2 Kosten der Biogaserzeugung 167
tung in der Landwírtschaft liegen bei mindestens DM 5,50 pro m 3 (1981). Die
Bewertung des Nãhrstoffgeha1ts in Gülle ist prob1ematisch, da diese auch ohne
vorherige Methangãrung zum Teil verfügbar sind. Von Perwanger (1981) wurde
zur Abschãtzung der diesbezüglichen Kosteneinsparung ein Stickstoffwert von
DM 20.- je GVE und Jahr eingesetzt. ln den USA hat Rindermist eint'!i Han-
de1swert von 33 bis 66 Pfennig je m 3 (Beck, 1980). Der Futterwert von Fau1-
schIamm resultiert in erster Linie aus dem Zuwachs einweilihaltiger Bakterien-
masse wãhrend der Methangãrung. Durch Ermittlung des Gehalts an verdau-
lichem Einweifl kann mit Hilfe des aktuellen Eiweiflpreises der Futterwert von
Gülle errechnet werden. Die Berücksichtigung des Futterwerts bei der Berech-
nung des J ahreserlôses ist jedoch prob1ematisch, da die Eiweiflgewinnung aus
dem verdünnten Ab1auf kostenintensiv ist (Prior et aI., 1980) und gegen die Ver-
fütterung eines solchen Produkts noch hygienische und recht1iche Bedenken be-
stehen.
8.2.4.2 Gewinn
Zur Ermittlung des Gewinns werden Jahreserlôs und Jahreskosten der Bio-
gasanlage gegenübergestellt. Übersteigt der Er1ôs die Kosten, so ist die Rentabili-
tãt gegeben und die Biogasan1age arbeitet gewinnbringend. Eine diesbezügliche
Beurteilung bestehender 1andwirtschaftlicher Biogasanlagen fãllt sehr ungünstig
aus (Tab. 31). Unter der Annahme einer Lebensdauer von 15 Jahren und eines
kalkulatorischen Zinsfufles von 9 % führt der angegebene geringe Jahreserlôs
aus dem verwerteten Biogas in allen Fãllen zu einem erheblichen Verlust. Beson-
ders deutlich fãllt dieser bei der 400 m 3 -Anlage (Parsby, 1981) aus, da diese in-
folge geringer Gasausbeute und hohem Prozeflenergiebedarf nur einen beschei-
denen Jahreserlôs abwirft. Selbst unter der Annalune einer Lebensdauer von 35
Jahren ergibt keine der Anlagen einen Gewinn. Unter der unrealistischen An-
nahme einer môglichen Verdoppelung der Gasausbeute und gleichzeitiger Nut-
zung des gesamten ·GasanfalIs kãme lediglich die 100 m 3 -Anlage (Perwanger,
1981) in die Gewinnzone.
Werden zum Gaserlõs auch noch der Bonus des Düngerwerts von Faul-
sch1amm sowie die Kosten ersetzter Behandlungsverfahren wie Güllebelüftung
(Perwanger, 1981) hinzugerechnet, so ist unter den genannten Bedingungen ge-
rade eine Rentabilitãt der Biogasanlage zu erzielen (Tab. 32). Eine wesentliche
Verbesserung bzw. Erzielung eines Gewinns ist nur im FalI erheblich reduzierter
InvestitioI1skosten zu erwarten. Dies wird an den Beispielen Morris et al. (1977)
und Hayes et al. (1980) deutlich. Wãhrend in Billigbauweise errichtete Anlagen
erhebliche Gewinne erbringen, ist bei den hõheren Investitionskosten in konven-
tioneller Bauweise errichteter Biogasanlagen mit einem nicht unerheblichen jãhr-
lichen Verlust zu rechnen (Tab. 32). Der zugrundegelegte geschãtzte Investitions-
wert kostengÜfistiger, in Erdbauweise errichteter Plug-Flow-Anlagen betrãgt
weniger aIs 50 % vergleichbarer Standardanlagen.
Eine gÜfistigere Kostensituation ergibt sich bei Anlagen hõherer Gasproduk-
tivitãt. Wãhrend bei der Vergãrung tierischer Exkremente in kIassischen Reaktor-
bauarten kaum eine Produktivitãt von mehr als 2 m 3 • m- 3 • d- 1 erzielt wird, er-
geben manche industrielle Ablãufe bei Vergãrung in hochbelastbaren Reaktor-
typen eine bedeutend hõhere Gasproduktivitãt. Unterder Annahme einer in
Pilotversuchen mit Melassesch1empe erzielten minimalen Gasproduktivitãt von
8 m 3 ·m- 3 ·d,1 (Braun und Huss, 1981) ergibt sich bei Investitionskosten von
DM 150000.- flir einen 100 m 3 -Biogasreaktor (Firmenauskunft, 1981), ein
jãhrlicher Gewinn von DM 104000.- (Tab. 33). DieserBetrag deckt den grõ~ten
Teil der erforderlichen aeroben Faulwassernachreinigung.
Nach Berechnungen von Stewart (1980) ist bei der Herstellung von Biogas
aus Energiepf1anzen ebenfalls ein nicht unerheblicher Gewinn aus dem Gaserlõs
zu erzielen (Tab. 33). Den Berechnungen liegen jedoch vergleichsweise geringe
Investitionskosten zugrunde. Auf Grund einer Gasproduktivitãt von 3 m 3 • m- 3 •
. d- 1 ist aber auch bei bedeutend hõheren Investitionskosten noch ein Gewinn
erzielbar.
Anlagengrõ& (m 3 ) 91 100
Investitionswert (DM) 35.400.- 150.000.-
Betriebskosten (DM/Jahr) 13.600.- I 4.200.-
KapitaIkosten (DM/Jahr) 4.900.- 16.800.-
I InkIusive RohmateriaIkosten
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Sachverzeichnis
Lipidschicht 11 Methylcobalamin 16
Lõsungsmittel 33 Methylgruppen s. CH 3
Lucirerase 147 Micrococcus 9
Lucirerin 147 Micrococcus lactilyticus 28
LuXtnasse 124 Mikroaerophil 18
Mikrofossilien 1
Mabigas-Reaktor 64 Mikroskop 153
Madenwunn 154 Milchsãuregarung I, 132
Maisschlempe 83,90 Milchverarbeitung 84
Manchesterverfahren 125 Milieueinflüsse 18 rr.
Massenbilanz 138 r. Mineralisierung 2
Meeresschlamm 13 Mineralsalzmedium 150
Melasse 132 Mischeinrichtung 50,62,73, 109 r.
Melasseschlempe 83,90, 134 Mischpopulation 1,4.6 r., 18,35, 117
Mercaptan 126 Mist
Mercaptoathansulronsãure 15 - Lagerung 71
Mesophil 21,73,77 - Menge 158
Methamoglobinãmie 130 - Trocknung 132
Methanbakterien 11 rr. Mitteldruckspeicher 120
Methanbildung Modell 4,5
- Biochemie 13 r. Molke 82, 87, 132
- Dreisturenrnodell 55 Molkereiablaure 88
-, historische (Reaktionsmodelle) 4 Monensin 33
- Kinetik 35 r. Monod 35,39
-, natürliche 4 Moor 4
Methangarung MOO
- Mikrobiologie 4 rr. - Biogasproduktion 95 f., 110, 171
- õkologie 4 - Deponie 94, 171
- Reaktionsmodelle 4 r. - Fraktionierung 94 r., 158
- Start 73, 113 r. - Heizwert 94
- Substrate 5 - Menge 157
-, zweistufige 45,91 - Sickerwasser 95
Methangehalt 75,88 r., 91,93 f., 116, - Verbrennung 94
128, 139 - Zusammensetzung 95
Methanobacterium Myristinsaure 33
- bryantii lO, 13,24
- carillci 13 Nahrmedium 150
- formicicum 13,23,26 Nãhrstoffansprüche 149 r.
- smithii 13 N~gasbehãlter 120,165
- suboxydans 5 N~gaszãhler 139
- thermoautotrophicum 9,13,21,24 Natriumphenolatverfahren 124
Methanobrevibacter Natriumsulfid 149
- arborophilus 13,18,24 Nemstsche Gleichung 20
- ruminantium 23,33 Nettoenergie 81, 99 r., 111, 113
- smith ii 23 Nickel 30,95
Methanococcus vaniellii 13,23 Niederdruckgasspeicher 120
Methanogenium marisnigri 13 Nitrat 130
Methanol 5, lO, 13,15,93 Nitratreduktion 7
Methanosarcina barkeri 11,13,21,23 r., N-Mangel 25,88,97
29 N-Quelle 23 r., 149
Methanospirillum hungatei 13 Nutzungsdauer 165
202 Sachverzeichnis
Syntropismus 11 Viskositiit 75
Systematik s. Bakterien Vitamine 6,24
Vorbehiilter 105
Talbottank 46,49 Vorbehandlung 68
TelIurat 33 Vorratsbehiilter 99,105,116
Temperatur Vorreinigung 91,138,166,171
- Einf1u~ (Gasausbeute) 21
- Einflu~ (Gasbildungsrate) 21 Wachstumsphase 37
- Optimum 21 Wachsturnsrate 37
Tetrachlorkohlenstoff 33 Warburg 138
Tetracyclin 33 Wiinneaustauscher 49, 112 f., 122
Thennophil 21 Wiinnerückgewinnung 105 f., 113, 122
Thiobacülus 127 Waschflüssígkeit 124
Thioglykolat 149 Wasserdampf 122
Thyloxverfahren 125 Wasserhyazinthe 80 f.
Tierische Exkremente 69 ff., 110, 158, Wasserstoff
169 - Bíldung 6
TOC-Analyzer 141 - Konzentration 119
Torf 127,132 - Verwertung 6 f.
Triigennaterial s. Fü11kõrper Wirbelbildung 54
Trikaliumphosphatverfahren 124 Wirkungsgrad 122
Trockenfennentation 102 Wirtschaftlichkeit 118, 138, 166 f.
Trockenreinigung 124 Wuchsstoffe 150
Trockensubstanz 138 Wundinfektion 152
Tropfkõrper 53 f., 89 Wunneier 131, 154
Troposphiire 4
Trübungsmessung 145 Ziihlung, mikroskopische 8
Typhus 152 Zellulose 4 f., 9, 85
Zentrifugation 41
Überlastung 115 f. Zeolith 125
Übersch~schlamm 93 Zink 30,95,131
Unfallverhütung 118 Zinsen 165
Ungelõste Feststoffe 42, 59 f., 101 f., Zitronensiiureschlempe 83
106 Zitrusschalen 88
Universalmedium 8 Zooglea ramigera 51
Zucker 10
Valerat 33 Zuckerfabriksabwasser 87
Verbrennung 121,155,157 Zündgeschwindigkeit 121
Verdünllungsrate 37 Zündtemperatur 121
Verdünllungsverfahren 145 Zuwachsen 55
Veredlungsprozesse 68 Zweistufig s. Methangiirung
Verfiigbarkeit 155 f., 158 Zwiebelabfâlle 78
Viren 131,154
(Innovative Energietechnik)
(Innovative Energietechnik)
1982. 198 Abbildungen. Etwa 300 Seiten.
Gebunden DM 98,-, ôS 686,-
ISBN 3-211-81703-4