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Thea Dorn „Die deutsche Seele.“ Knaus Verlag 2011
(Ausschnitt)
WALDEINSAMKEIT
Der Wald ist groß. Der Wald ist finster. Im
Wald bist du allein. Mit Wölfen, die dich zu
Abwegen verleiten, wenn du der
Großmutter Kuchen und Wein bringen
willst. Rotkäppchen, sieh einmal die
schönen Blumen, die ringsumher stehen,
warum guckst du dich nicht um? Ich
glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein
so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin,
als wenn du zur Schule gingst, und ist so
lustig hausen in dem Wald ...
Du bist allein mit Hexen, die dich in ihr
Knusperhäuschen locken und mit
Pfannekuchen, Äpfeln, Nüssen mästen.
Doch ehe du dich’s versiehst, sitzt du im
Stall und sollst gefressen werden.
Hinter jedem Stamm lauert ein
Holländer-Michel, der es auf dein Herz
abgesehen hat. Und nur wenn du so
unschuldig bist wie der Kohlenmunk-
Peter, erscheint dir das Glasmännlein und
hilft, dein gestohlenes Herz
zurückzuerobern.
Im deutschen Wald darf das Obskure
seine phantastischsten Blüten treiben.
Kein Wunder, dass er den Angehörigen
von Völkern, die sich früher und
rückhaltloser als die Deutschen zu
Fußbodenheizung, manierlichen
Woodland Solitude
The woods are big. The woods are
dark. You are alone in the woods with
wolves that lead you astray when you want
to take cake and wine to Grandmother.
Little Red Riding Hood, look at the
beautiful flowers around you. Why don't
you look around? I think you don't even
hear how beautifully the little birds are
singing? You are walking, lost in thought,
as if you were walking to school, when it
is so lovely to live in the woods. . . .
You are alone with witches, who lure
you into their gingerbread houses and feed
you pancakes, apples, and nuts. But before
you know it, you are sitting in a cage about
to be eaten.
Behind every tree lurks a
Holländer-Michel, who is after your heart.
And only if you are as innocent as
Kohlenmunk-Peter, will the little man
made of glass appear and help you to gain
back your stolen heart.
In the German woods, the
mysterious may give rise to the most
fantastic blossoms. No wonder that
members of nations that sooner and more
enthusiastically than the Germans
appreciated floor heating, polite manners,

Umgangsformen und bürgerlichem Recht,
kurz: zur Zivilisation bekannt haben, nie
recht geheuer war. Der römische
Geschichtsschreiber Tacitus bescheinigte
in seiner Germania dem rauen Land hinter
dem Limes, „mit seinen Wäldern einen
schaurigen, mit seinen Sümpfen einen
widerwärtigen Eindruck“ zu machen.
Selbst Cäsar, der Unerschrockene,
berichtete nicht ohne Schaudern von
jenem „Hercynischen Wald“ (gemeint sind
die dicht bewaldeten Mittelgebirgszüge von running from the source of the Danube to
den Donauquellen bis nach Siebenbürgen),
in dem es vor sonderbar gehörnten Tieren
wimmle und aus dem auch der geübte
Marschierer erst nach sechzig Tagen
wieder herausfinde. Nach dem Zweiten
Weltkrieg gar soll ein britischer
Verbindungsoffizier auf den Vorschlag
eines Hamburger Buchhändlers, Grimms
Märchen in den Kanon der demokratisch
unverdächtigen Bücher aufzunehmen,
geantwortet haben: „Oh no, that’s too
much wood!“
Doch plötzlich bricht die Sonne durchs
Blätterdach, die düstren Stämme
schimmern silbrig, der moosige Boden
leuchtet im zartesten Grün, und in dem
Astloch, das dich eben noch so finster
angestarrt hat, entdeckst du einen emsigen
Käfer bei der Arbeit. Verschwunden sind
die Spukgestalten, und du bist bereit,
Adalbert Stifter, dem Schriftsteller des
Biedermeier, der kaum eine Erzählung
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and bourgeois laws, in short, civilization,
perceived the woods as somewhat spooky.
In his Germania, the Roman historian
Tacitus attests to the fact that the woods in
the rough, swampy countryside behind the
“Limes,” the boundary of the Roman
empire, makes an eerie, disagreeable
impression. Even Caesar, the fearless, was
unable to describe without shuddering,
those “Hercynian woods,” meaning the
densely wooded low mountain ranges
Transylvania, which teemed with strange
horned animals; even experienced foot
soldiers could find their way out only after
sixty days. After World War II, a British
liaison officer supposedly responded to a
Hamburg bookseller’s proposal to add
Grimm’s Fairytales to the canon of books
untainted by Nazi ideology, exclaiming:
“Oh no, too much forest!”
But suddenly, the sun breaks
through the canopy of leaves; the gloomy
tree trunks shimmer like silver; the moss-
covered forest floor glows in a most
delicate green; and in a knothole that only
a second ago stared at you so darkly, you
discover a diligent bug at work. The
spooky figures disappear, and you are
ready to believe Adalbert Stifter, an author
of the Biedermeier period, who could

geschrieben hat, die ohne Wald auskommt,
zu glauben, wenn er versichert: „Alle, die je
in jene Waldländer gerieten, fanden eine
schöne Wildnis voll gesunder Blumen,
Kräuter und herrlicher Bäume, die
Wohnung unzähliger fremder Vögel und
Tiere, aber nicht das mindeste
Verdächtige.“
Deine Seele möchte vor Erleichterung
jauchzen, doch kommt ihr ein Waldvöglein
zuvor, das schöner singt, als du es je
könntest: „Waldeinsamkeit, / Die mich
erfreut, / So morgen wie heut’ / In ew’ger
Zeit, / O wie mich freut / Waldeinsamkeit.“
Aber kannst du dem zierlichen Sänger
wirklich vertrauen? Du versuchst, dich an
deine Schullektüre zu erinnern: War es
nicht Ludwig Tieck, der romantische
Dichter, der dies Vöglein so hinreißend
singen lässt? Es fällt dir wieder ein: Der
blonde Eckbert, so heißt das
Rittermärchen. Ein ungeliebtes Mädchen
flieht aus seinem Elternhaus in den Wald
und findet dort jenen Frieden, den ihm die
Welt verwehrt. Steht dort auf der Lichtung
nicht die Klause, in der das Kind sein
beschaulich geborgenes Leben führt? Doch
halt! Überlege es gut, bevor du anklopfst!
Das Mädchen Bertha lebt nicht mehr.
Musste sterben, weil seine Sehnsucht nach
Prinzen es aus dem Wald getrieben hat.
Waldverrat rächt sich. Wer im Wald
einmal heimisch geworden ist, den lässt er
nicht mehr los. Den holt er zurück, selbst
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hardly ever write a story without the woods
in it, when he assures the reader: “All those
who wander into the woods find a beautiful
wilderness full of thriving flowers, herbs,
magnificent trees, the habitat of numerous
birds and animals, but nothing at all that is
the least bit ominous.”
Your soul wishes to rejoice;
however, a little forest bird that sings more
beautifully than you ever could, beats you
to it: “Woodland solitude/which gives me
joy/tomorrow as today/in eternity/Oh how
you please me/woodland solitude.”
But can you really trust the dainty
singer? You try to remember what you read
in school. Wasn't it Ludwig Tieck, the
romantic poet, who made this little bird
sing so enchantingly? Yes, you remember
again: The Blond Eckbert. This is the name
of a fairytale about knights. An unloved girl
flees from her parents’ house into the
woods and finds the very peace that the
world has denied her. Isn't there, in the
clearing, the very hermitage where the
child leads her contemplative and
protected life? But stop! Think it through
carefully before you knock at the door!
Berta, the girl, is no longer alive. She had
to die because her yearning for the prince
drove her out of the woods. However,
betraying the woods has dire
consequences. Once a person feels at home
in the woods, the woods will never let them

wenn er sich in Ritterburgen verschanzt.
Einer, der dies sehr genau wusste, war
Ernst Jünger, der Autor, der die
Stahlgewitter des Ersten Weltkriegs pries,
um nach dem Zweiten zum
leidenschaftlichen Waldgänger zu werden:
„Der Wald ist heimlich“, schreibt er. „Das
Wort gehört zu jenen unserer Sprache, in
denen sich zugleich ihr Gegensatz verbirgt.
Das Heimliche ist das Trauliche, das wohl
geborgene Zuhause, der Hort der
Sicherheit. Es ist nicht minder das
Verborgen-Heimliche und rückt in diesem
Sinne an das Unheimliche heran.“
Ganz gleich, ob heimlich oder
unheimlich – der Wald vermag nur den in
seinen Bann zu schlagen, der sich nach
einem Ort jenseits der Zivilisation sehnt.
Wer im deutschen Wald lustwandeln will,
und sei’s mit wohligem Schauer, der muss
noch Dickicht in sich tragen. Aber gibt es
dieses Dickicht da draußen überhaupt
noch? Ist das Dickicht nicht längst in
unseren Städten angekommen, und findet
sich der, dessen unbehauste Seele den
Wald sucht, nicht einzig im wohl
geordneten Forst wieder?
„Wer hat dich, du schöner Wald /
Aufgebaut so hoch da droben?“, fragte zu
Beginn des 19. Jahrhunderts Joseph
Freiherr von Eichendorff mit heiligem
Staunen und versprach: „Wohl den Meister
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go. The woods will bring them back even if
they barricade themselves in knights'
castles.
Someone who knew this very well
was Ernst Jünger, an author who praised
the “storms of steel” of the First World
War, only to become passionate about
walking in the woods. "The forest is
“heimlich," homelike, he writes. The word
is one of those in our language that also
includes its opposite. Something that is
“heimlich,” connotes both a cozy and well-
protected home, a safe refuge, but also the
hidden and secretive, and in this sense it
comes close to its opposite, “unheimlich,”
which means eerie.
Whether "heimlich" or
"unheimlich," the forest captivates only
those who long for a place away from
civilization. And those who wish to stroll
with joy in the German woods, even if with
a blissful shudder, the dense covering of
the forest floor within themselves. But
does this dense covering still exist out
there? Hasn't it already entered our cities?
And don’t those whose homeless souls are
still searching for the untamed woods find
themselves instead in the well-ordered
forest?
Who built you, you beautiful forest/
so high up there?" asked Joseph Freiherr
von Eichendorff with holy amazement at
the beginning of the 19th century and
promised: "I will praise the master/as long

will ich loben, / So lang noch mein’ Stimm’
erschallt.“ Ein kaltes Jahrhundert später
erhielt der deutsche Waldpoet, der ein
preußisches Beamtenleben lang nicht
aufhören konnte, seine oberschlesischen
Kindheitswälder anzusingen, die spöttische servant, received the derisive answer: "The
Antwort: „Der Meister ist ein Forstmeister,
Oberforstmeister oder Forstrat, und hat
den Wald so aufgebaut, dass er mit Recht
sehr böse wäre, wenn man darin seine
sachkundige Hand nicht sofort bemerken
wollte. Er hat für Licht, Luft, Auswahl der
Bäume, für Zufahrtswege, Lage der
Schlagplätze und Entfernung des
Unterholzes gesorgt und den Bäumen jene
schöne, reihenförmige, gekämmte
Anordnung gegeben, die uns so entzückt,
wenn wir aus der wilden Unregelmäßigkeit
der Großstädte kommen.“
Mit dieser Einschätzung lag der
österreichische Schriftsteller Robert Musil
richtig. Und daneben zugleich. Das
Verhältnis von deutscher Waldver- und -
entzauberung ist verschlungener. Es
stimmt: Die Deutschen sind Weltmeister,
wenn es darum geht, Forst straff und
„nachhaltig“ zu bewirtschaften. Das älteste
Lehrbuch der Forstwissenschaft, die
Sylvicultura oeconomica, stammt von
Hannß Carl von Carlowitz, einem
sächsischen Oberberghauptmann.
Veröffentlicht wurde es 1713, zu einer Zeit,
da es um die gesamten mittel- und
westeuropäischen Urwälder nicht mehr gut
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as my voice rings out." A cold century
later, the German woodlands poet who,
who couldn’t stop singing the praises of the
Upper Silesian woods of his childhood
during his entire tenure as a Prussian civil
master is a forester, a head forester, or
forest councilor, and he made the woods in
such a way that he would be justifiably
angry if nobody noticed that the woods
were the work of his expert hand. He took
care of light, air, the selection of trees,
access roads, places where trees should be
felled and underbrush taken away, and he
gave trees that beautiful appearance of
being lined up in rows and combed, which
delights us when we come from the wild
irregularity of the big cities.”
The Austrian writer, Robert Musil,
was right with this assessment, and wrong
at the same time. The relationship between
Germans’ enchantment with the woods
and their disenchantment is more
complex. It is true: Germans are world
champions when it comes to managing the
forest firmly and "sustainably." The oldest
textbook of forest management,
Sylvicultura Oeconomica, was written by
von Hannß Carl von Carlowitz, a Saxon
"Oberberghauptmann." It was published
in 1713 at a time when the Middle and
West-European primeval woods were not
well cultivated, to say nothing of the

bestellt war – von den südeuropäischen
Wäldern ganz zu schweigen, die von den
Griechen und Römern bereits in der Antike antiquity by the Greeks and Romans. The
erbarmungslos abgeholzt worden waren.
Wald war Baustoff, Brennstoff, Weideland.
Städte und Bergwerke fraßen den Wald mit
wachsender Gier. Doch nur die Deutschen
beunruhigte der „große Holz-Mangel“, wie
es bei Carlowitz im Untertitel heißt, schon
damals so sehr, dass sie begannen
systematisch aufzuforsten.
[...]
An keinem lässt sich die Ambivalenz der
deutschen Forstwirtschaft im
Märchenwald besser ablesen als an Johann
Heinrich Jung-Stilling. Der Enkel eines
Köhlers war Augenarzt, außerdem in den
verschiedensten technisch-ökonomischen
Wissensgebieten zu Hause und einer der
bekanntesten Dichter der Empfindsamkeit
obendrein. 1777 veröffentlichte er den
ersten Teil seiner Autobiographie und
erzählte darin die Geschichte von Jorinde
und Joringel: „Es war einmal ein altes
Schloss mitten in einem großen dicken
Wald; darinnen wohnte eine alte Frau ganz
allein, das war eine Erzzauberin [...]“ Ein
Märchen, so romantisch versponnen, dass
es in der Sammlung der Gebrüder Grimm
nicht fehlen durfte. Und dennoch war es
derselbe Jung-Stilling, der ein
zweibändiges Lehrbuch der Forstwirtschaft
schrieb, in welchem er unter anderem
empfahl, die Wildbestände zu
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Southern European woods, which had
already been mercilessly cut down in
woods were building material, fuel, and
grazing land. Cities and mines devoured
the woods with growing greed. But only
the Germans were concerned at the time
with the "the great shortage of wood," the
subtitle of Carlowitz's book, so that they
started a program of systematic re-
forestation.
[. . . ]
The ambiguity of the German forest
management in the fairytale woods is
nowhere so visible as in the attitude of
Johann Heinrich Jung-Stilling, the
grandson a charcoal burner, who was an
eye doctor, and well-versed in various
technical and economic fields of
knowledge. In addition, he was one of the
best-known poets of sentimentalism. In
1777, he published the first part of his
autobiography, and in it, he told the story
of Jorinde and Joringel: "Once upon a
time, there was an old castle in the middle
of a large dense woods; in it, lived an old
woman, all by herself. She was a witch [. .
.]" The story is a fairy tale which is so
romantic and dreamlike that it could not
be left out of any collection of Grimm’s
Fairytales. And yet, it was the same Jung-
Stilling who wrote a two-volume textbook
on forest management in which, among
other things, he recommended keeping the

kontrollieren, um den Wald zu schützen.
Im Märchen rettet Joringel seine zur
Nachtigall verzauberte Jorinde, indem er
die blutrote Blume findet, von der er des
Nachts geträumt hat. Im wirklichen Leben
sollte der Jäger mit seiner Büchse auf Wild
anlegen, auf dass es keinen Flurschaden
anrichte. Bewahrt der Förster/Jäger den
deutschen Wald, damit Joringel weiter von
blutroten Blumen und Nachtigallen
träumen kann? Oder ist der Märchenknabe
Joringel in Wahrheit selbst ein
Förster/Jäger, der es darauf abgesehen
hat, den althochdeutschen „wuastwaldi“,
den wüsten Wald, zu entzaubern?
[...]
Wie dem auch sei, der Wald bleibt der
Ort, an dem jeder mit seinen Urängsten
konfrontiert wird: „Der alte Wald mag nun
zum Forst geworden sein, zur
ökonomischen Kultur“, schreibt Ernst
Jünger in seinem bereits zitierten Essay
Der Waldgang. „Doch immer noch ist in
ihm das verirrte Kind.“ Bei aller
Domestizierung: Der Wald ist weiterhin
das „große Todeshaus“ – wie Jünger ihn
nennt. Jedes verirrte Kind muss allein
sehen, wie es die Todesangst in ihm
erträgt.
„Aus der Heimat hinter den Blitzen rot /
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game population under control in order to
protect the woods.
In the fairytale, Joringel rescued his
Jorinde, who one night was turned into a
nightingale after a spell had been put on
her. He accomplished this by finding a
blood-red flower, which he had dreamed
about that night. In real life, the hunter
was supposed to aim his rifle at the game
so that it could not do any damage to the
woods. Does the forester/hunter preserve
the German forest so that Joringel can
continue to dream about the blood-red
flower and the nightingale? Or is the young
man of the fairytale, Joringel, in truth, a
hunter himself, whose goal it is to take the
enchantment from the “wuastwaldi,” the
Old High German word for the wild
woods?
[. . .]
Regardless, the woods remain the
place where people are confronted with
their primeval fears: "The woods of the
past may have become managed forests or
an “economic culture," as Ernst Jünger
wrote in his essay quoted earlier, "The walk
through the woods" ("Der Waldgang”). Yet,
the forlorn child is still there.” With all its
domestication, the forest is still the "big
house of death"— as Jünger called it.
Every lost child must figure out alone how
to endure the fear of death.
From my home behind the red

Da kommen die Wolken her, / Aber Vater
und Mutter sind lange tot, / Es kennt mich
dort keiner mehr. / Wie bald, wie bald
kommt die stille Zeit, / Da ruhe ich auch,
und über mir / Rauschet die schöne
Waldeinsamkeit / Und keiner mehr kennt
mich auch hier.“
Das Kind, das so anrührend im Walde
pfeift, dass seine Todesangst gar nicht
anders kann, als den Zug einer
wehmütigen Todessehnsucht anzunehmen,
ist natürlich der Freiherr von Eichendorff.
Wer einmal gehört hat, welche Töne
Robert Schumann, der Komponist der
abgrundtiefen Traurigkeit, durch dieses
Gedicht hindurchgewebt hat, der ist sofort
bereit zu sterben. Nicht im Auftrag eines
klirrenden Vaterlandes. Sondern ganz
allein. Für sich. Und dennoch getröstet.
Dieses urromantische Im-Wald-Sterben
ist eines, das Herz und Kopf befreit, und
damit auch das Leben, weil es bis zu
seinem Schlussakkord noch wuchern darf.
Wie ganz und gar anders war dagegen die
Grundstimmung, in welcher die deutsche
Angst vorm Waldsterben in den 1980er
Jahren in die Welt hinausposaunt wurde.
„Wir stehen vor einem ökologischen
Hiroshima“, orakelte Der Spiegel. Und der
Stern verkündete: „Die Reihen der Bäume
lichten sich wie Armeen unterm
Trommelfeuer.“ Mitten im
bundesrepublikanischen
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flashes/this is were the clouds come
from,/But father and mother have long
been dead/ Nobody knows me there
anymore./How soon, oh how soon, the
quiet time will come./ There I will rest as
well, and above me/the beautiful woodland
solitude will rustle/and no one will know
me here either."
The child who whistles so movingly
in the woods so that the fear of death can't
but take on a form of longing for it, is, of
course, Freiherr von Eichendorff. Whoever
heard the notes that Robert Schumann, the
composer of the darkest abyss of sadness,
wove through this poem, feels ready to die
immediately. Not on behalf of a clanging
fatherland, but totally alone, for himself.
And comforted still.
This deepest romantic “dying-in-
the woods,” is something that frees heart
and mind and also life itself because it rises
exuberantly through the final chord. How
totally different, by contrast, was the
prevailing mood of the 1980s, when
Germans broadcast to the world their
Angst about the dying forests. "We are
confronting an ecological Hiroshima," the
German magazine Der Spiegel prophesied.
And Der Stern announced: "The rows of
trees are thinning out like armies under a
heavy barrage." In the middle of the
Federal Republic’s prosperity and peace,

Wohlstandsfrieden verlangten
überschäumende Zivilisationskritiker:
„Was das Waldsterben von uns fordert, ist
die totale Umstellung unseres
Produktions- und Reproduktionssystems –
und die wiederum erfordert die totale
Revision unserer so genannten Werte.
Darunter läuft nichts mehr.“ Hätte der
bayerische Schriftsteller und Ökoaktivist
Carl Amery nicht lieber den
Schumannschen Waldszenen lauschen
sollen, anstatt dem propagandistischen
Sound des „Totalen“? Oder wenigstens
dem Prosagedicht seines westfälisch-
badischen Dichterkollegen Otto
Jägersberg, der 1985, auf dem Höhepunkt
der Erregung, klagte: „Das ewige Reden
über den Sauren Regen / macht den Wald
ganz krank / Niemand geht mehr in ihm
rum / und bewundert ihn / Alle
bemitleiden ihn nur noch / Kein Leben für
den Wald.“ Franzosen und Amerikaner
lachen heute noch, wenn sie „le/the
waldsterben“ sagen.
Sorge um den Wald ist eine Sache.
Geschrei im Gewand der Sorge eine
andere. Und jene Sorge schließlich, um die
es am Schluss einzig geht, die Sorge, selbst
nicht mehr zu sein, während die Wälder
immer noch rauschen, lässt sich nicht
beruhigen, indem man sie ins Gegenteil
travestiert, die Wälder könnten nicht mehr
sein, während die Menschheit immer noch
rauscht.
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seething critics of civilization demanded:
"What the dying forests demand of us is a
total change in our systems of production
and reproduction. And this in return
demands a total revision of our so-called
values. Nothing else will suffice. Shouldn't
the Bavarian author and eco-activist Carl
Amery have listened to the “Woodland
Scenes” by Schumann instead of to the
sounds of the totalitarians’ propaganda?"
Or at least to the prose poem of his poet-
colleague Otto Jägersberg from
Westphalia-Baden, who complained at the
height of the outcry in 1985: The constant
talk about acid rain/makes the woods sick
/Nobody strolls around in them
anymore/and admires them/Everybody
only pities them/ No life for the woods. "
The French and the Americans still laugh
today when they say "Le/the Waldsterben."
Caring for the woods is one thing.
Shouting in the disguise of worry is
another. And in the end, the only thing
that it’s really about is the worry that one
isn’t oneself anymore. All the while, the
woods continue to rustle, and the worry
can't be soothed by making it into
something it is not, namely that the woods
can't exist anymore as long as humanity
still rustles.

Du kannst den Wald sterblicher
machen, als er ist. Du kannst dich mit
schuldzerknirschter Miene zu seinem
Retter aufspielen. Nur kannst du nicht
erwarten, dass er dich zur Belohnung
weniger sterblich macht, als du bist. Am
besten, du legst die Rüstung ab, gehst leise
hinein in den Wald und bittest ihn, eines
Tages für immer in ihm verschwinden zu
dürfen.
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You can make the woods more
mortal than they are. You can pretend to
be their savior with a guilty and remorseful
facial expression. However, as a reward,
you can't expect to become less mortal
than you are. It would be best to lay down
your armor, walk into the woods quietly,
and request that you be allowed to
disappear in them quietly one day.
Translated from the German by Wolfgang
Müller, Jane Muller-Peterson, and Susan
Lasche