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Christian Sachse
christian.sachse@unil.ch
Überblick
III. Literatur
Bio-concept: „BC“
Generelle Frage:
Ist es möglich, durch unsere Klassifikationen ontologische
Unterschiede widerzuspiegeln?
Kausaler Ansatz gegen Quiditismus; Extreme: „picture theory“ vs.
Konventionalismus / Idealisierungen (Vgl. Wirtschaftstheorien).
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II. Selektionseinheit und Altruismus
Altruismus ist nach O. Wilson das zentrale Problem der Soziobiologie
(evolutionäre Psychologie).
Weshalb? ...
Hintergrund:
Frage: Welche Positionen / Erklärungsansätze gibt es?
Frage: Wie lässt sich darin biologischer Altruismus interpretieren?
Frage: Ist eine anderer* Altruismus im Bereich der Kultur möglich?
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Die Standardpositionen bzgl. Selektionseinheiten
1. Gruppenselektion
2. Reziproker Altruismus
3. Verwandtenselektion
Lohnt es sich aus Sicht des Gens, dass der Organismus im Extremfall
das eigene Leben opfert, um das Leben von beispielsweise ein, zwei
oder drei seiner Geschwister zu retten? Wie viele genau?
Klassische Fitness: ?
Inklusive Fitness: ?
Hamilton-Regel: ?
Inklusive Fitness: setzt sich zusammen aus dem Beitrag durch direkte
Fortpflanzung und dem Beitrag der nächsten Verwandtschaft, den
diese zur Verbreitung der Gene leisten.
Hamilton-Regel: rb > v
r = Verwandtschaftskoeffizient zwischen Geber und Empfänger
b = Vorteil für Empfänger
v = Nachteil für Geber
Diskussion: Teilen wir nicht sowieso fast 90% der Gene?
Beispiel: Verwandschaftskoeffizient zwischen Geschwister: 0,5 (weil im
Durchschnitt eine 50%-Chance besteht, dass der jeweilige Geschwister
ebenfalls die genetische Basis für altruistisches Verhalten hat.
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Diskussion
Extrem: Es ist aus anderen Gründen der Fall, dass vor allem
nahverwandte viel Kontakt haben, so dass eine diskriminatorische
Fähigkeit nicht notwendig ist. Schwachpunkt (vgl. Gruppenselektion)?
Voraussetzungen:
- regelmäßiges Aufeinandertreffen
- Fähigkeit, sich wiederzuerkennen
- Fähigkeit zur Proportionalität
B B gesteht/verrät
schweigt/kooperiert A
mit A
A A: -2 / B: -2 A: -5 / B: 0
schweigt/kooperiert
mit B
A gesteht/verrät B A: 0 / B: -5 A: -4 / B: -4
Die Frage ist insofern, wie ein solches Dilemma gelöst werden kann,
da im Kern solche Situationen in der Wirtschaft und Politik, aber auch
bereits im Bereich der Biologie vorkommen. Dazu sei angemerkt, dass
die Gefängnisjahre dann durch beispielsweise Geld oder Fitnesswerte
ersetzt werden. Um eine grundlegend gleiche Situation zu haben,
muss nur folgendes gelten: es ist am Besten, nicht zu kooperieren
(verraten), wenn der andere kooperiert. Beispielsweise Ressourcen
nicht zu teilen, sofern möglich. Danach ist es beidseitige Kooperation
(Teilung der Ressource) besser als beidseitiges nicht-kooperatives
Verhalten (agressives Verhalten im Kampf um die Ressource). Am
Schlechtesten ist es, wenn man kooperiert, der andere jedoch nicht
(verrät), das heißt, dem anderen die Ressource einfach überlässt.
Hintergrund:
Gehen wir davon aus, dass es für viele Verhaltensstrategien bei Tieren
und Pflanzen eine genetische Basis gibt, so stellt sich die Frage, wie es
dabei in der Evolution zu kooperativem Verhalten kommen kann.
Was ist das Problem von kooperativem oder altruistischem Verhalten?
Kooperation ist hierbei als eine Verhaltensstrategie mit genetischer
Basis verstanden – und somit als Phänotyp. Es kann gezeigt werden,
dass wenn eine Situation, wie im Gefangenendilemma beschrieben,
wiederholt zwischen zwei Agenten (Individuen einer Population
beispielsweise) vorkommt, es bestimmte kooperative
Verhaltensstrategien vorteilhaft sind. Die sogenannte „Wie du mir, so
ich dir“-Strategie („Tit-for-Tat“) kann sich gegenüber, metaphorisch
gesprochen, egoistischen Strategien durchsetzen.
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Erklärung der Strategie:
Vor diesem Hintergrund können wir auf den zuvor behandelten Fall
der Allele der Augenfarbe zurückkommen. Wir hatten gesagt und
anhand des wiederholten Gefangenendilemmas und der „Wie du mir,
so ich dir“-Strategie gezeigt, dass der Fitness-Beitrag einer Strategie
(auch als Eigenschaft mit genetischer Basis zu verstehen) von der
relevanten Umwelt abhängt (zu der auch die vorhandene
Allelfrequenz in der Population gehören kann). Somit ist ersicht,
weshalb sich unter gegebenen Umständen allein deshalb
unterschiedliche Entwicklungsrichtungen der Subpopulationen
ergeben können, sofern sich deren Allelfrequenzen unterscheiden.
Christian Sachse
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Überblick
I. Biologische Funktionen
II. Literatur
c1 e1
c2 B e2
c3 e3
… …
Der ätiologische Ansatz stellt, als erste Annäherung, eine Antwort auf
die Frage dar, weshalb eine bestimmte Eigenschaft existiert bzw. für
einen gewissen Zeitraum existiert hat (Wright 1973; siehe auch McLaughlin 2005,
der diesen Ansatz mit dem kausal-dispositionalen Ansatz vergleicht, den wir an späterer Stelle
erörtern).
Ob oder nicht „Blut pumpen“ das Herz funktional charakterisiert,
ergibt sich mit Hinblick auf die evolutionäre Vorgeschichte des
Herzens: Wenn Organismen aufgrund der Fähigkeit ihrer Herzens
Blut zu pumpen einen selektiven Vorteil besessen haben, erklärt dies,
weshalb Herzen mit „Blut pumpen“ charakterisiert werden, und
ebenfalls erklären, warum es heute noch Organismen mit Herzen gibt.
Wie wir bei unserer Betrachtung des Begriffs der Fitness gesehen
haben, hängt der Fitness-Wert jedoch von der relevanten Umwelt
ab. Da sich die Umweltbedingungen stetig ändern, kann man
kaum erwarten, dass beispielsweise das gleiche Organ stets die gleiche
funktionale Eigenschaft darstellt. Die Herzfunktion mag sich nicht
grundsätzlich geändert haben, und das Pumpen von Blut nach wie vor
das am meisten Charakteristische am Herzen sein – aber nichts desto
trotz liegt eine Veränderung vor.
Generelle Diskussion:
Wie lassen sich der ätiologische Ansatz und der kausal-dispositionale
Ansatz eventuell zusammenbringen bzw. unterscheiden? Inwiefern
lässt sich dann der Begriff der „Normativität“ bestimmen
(Normativität durch Abstraktion??).
Christian Sachse
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Überblick
I. Natürliche Arten
II. Literatur
Ausgestorbene Arten
Evolution
Artenbildung
Gegenwart
Rezente Arten
Horizontaler Gentransfer
+ Hybridbildung
Ausgestorbene Arten
Evolution
Artenbildung
Horizontaler Gentransfer
Wie sieht Darwin’s Position aus? Wie wurde diese Position durch
Dobzhansky und Mayr kritisiert, was wurde vorgeschlagen?
Frage, wie der sogenannte „Baum des Lebens“ mit der Debatte
um die natürlichen Arten zusammenhängt.
Christian Sachse
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REDUKTIONISMUS DEBATTE
IST BIO REDUZIERBAR AUF PHYSIK
Überblick
I. Klassische Genetik
III. Literatur
Der Beginn der Genetik wird in der Regel mit Gregor Mendel
(1822-1884) in Verbindung gebracht (Mendel 1865).
Die klassischen Genetik hat sich im Laufe der Zeit und aufgrund
anhaltender Forschung in den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts vor allem hinsichtlich der Methode, dem technischen
Vokabular und im Gesetzescharakter gewandelt.
Klassische Genetik superveniert über Molekulargenetik?
Darüber hinaus besitzt die klassische Genetik jedoch nach wie vor
einen allgemeinen und wissenschaftlichen Kern, der bis heute aus
gutem Grunde relevant ist.
Unser Ziel ist es, diesen wissenschaftlichen Kern im Vokabular der
klassischen Genetik zu rekonstruieren, um ihn dann im Anschluss mit
der molekularen Genetik zu vergleichen und eine sogenannte
konservative reduktionistische Position zu diskutieren.
So ein indirekter Bezug ergab sich beispielsweise aus der Synthese mit
der Chromosomen-Theorie von Heinrich Theodor Boveri (1862-
1915) und Walter Stanborough Sutton (1877-1916), durch welche
begründet wurde, dass Gene auf Chromosomen, anschaulich
ausgedrückt, wie Perlen auf einer Kette angeordnet sind. Boveri und
Sutton hatten unabhängig voneinander dafür argumentiert, dass
Chromosomen Träger von genetischem Material sind. Die Rolle
der Chromosomen bei der Vererbung wurde um 1910 von Thomas
H. Morgan (1866-1945) entdeckt (Boveri 1904, Sutton 1903, Morgan 1910; siehe
Schulz 2004).
Darüber hinaus wurde intensiv über Mutationen gearbeitet und es
konnte beispielsweise gezeigt werden, dass das Auftreten von
Mutationen künstlich beeinflusst werden kann (H. J. Muller 1922 und 1927).
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Christian Sachse – Philosophie der Biologie
Mutationen und Gen-Karten:
Wir sollten hierbei aber immer im Auge behalten, dass nur aufgrund
von beobachtbaren phänotypischen Eigenschaften und statistischer
Korrelationen darauf geschlossen wurde, dass es Gene gibt und wie
diese in Relation zueinander auf den Chromosomen angeordnet sind.
2. Für die klassische Genetik ist vor allem relevant, dass Gene
vorliegen und was diese Gene bewirken (siehe auch Waters 2007).
Die molekulare Genetik ist weitaus mehr als nur das Studium der
molekularen Struktur der Gene. Das bekannte Operon-Modell (Jacob
und Monod 1961), das allosterische Modell der Protein-Interaktion
(Changeux 1964) und der genetische Code (Nirenberg und Matthaei 1961 und
Nirenberg und Leder 1964) sind, um nur einige zu nennen, ebenfalls große
Errungenschaften der molekularen Genetik bzw. der Molekular-
biologie.
inwiefern verringertn man den anwendungsbereich wenn man details wegläss? inwiefern
erweitert man den anwendungsbereich wenn man abstrahiert?
Diskussion der DNA und des genetischen Codes steht aus folgendem
Grund im Mittelpunkt unserer Diskussion: das größte
philosophische Problem für Reduktion besteht im Zusammenhang
mit der DNA und dem genetischen Code ist und somit stets im
Bereich der Debatte klassische Genetik vs. molekulare Genetik
verortet (für einen reduktionistischen Ansatz, der die Entwicklungsbiologie betrifft, siehe
Rosenberg 2006).
Die leitende These ist, dass der funktional definierte Begriff des
Gens der klassischen Genetik zutreffend als DNA im Vokabular der
molekularen Genetik ausgedrückt werden kann (d.h. die kausal-
dispositionale Beschreibung von DNA im molekularen Kontext).
Zwei Ergänzungen:
Christian Sachse
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Überblick
I. Funktionale Sub-typen
III. Literatur
Basierend auf einem kausalen Argument soll gezeigt werden, wie eine
nomologische Koextensionalität zwischen konstruierten Begriffen
(Subtypen) der klassischen Genetik und konstruierten Begriffen der
molekularen Genetik erreicht werden kann.
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Multiple Referenz (Realisation):
(Kausalerklärung)
(Kausalerklärung)
Gesetze der mol. G.: „Wenn P1, dann PE1“ „Wenn P2, dann PE2“ „Wenn P3, dann PE3“
(Ableitung/Konstruktion)
• Funktionale Definition
• Einheitliche Realisation
• Homogene reduktive Erklärung
(Ableitung)
(Ableitung/Konstruktion)
Im Fall von E. coli und Saccharomyces cerevisiae kann gezeigt werden, dass
die Redundanz des genetischen Codes nicht wirklich eine
vollständige Redundanz darstellt, sondern von Organismen
sowohl zur Gen-Expression genutzt werden kann, als auch um
das Translationssystem zu modulieren. Diese Nutzung bzw. die
Codon-Präferenzen stehen im Zusammenhang mit selektivem Druck,
wobei es möglich ist, dass jedes einzelne Codon, das unter
bestimmten molekularen Bedingungen ein bevorzugtes Codon
darstellt, dies in einem anderen Kontext oder einem anderen Gen
nicht ist (Andersson et al. 1990).
Warum?
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Natürliche Selektion ist nicht alles (vgl. Adapatationsmusdebatte)
Der Grund ist, dass wir unter funktionalen Unterschieden Fitness-
Unterschiede verstehen, es jedoch bisher nicht gezeigt werden konnte,
dass alle Codon-Präferenzen aufgrund von Selektionsdruck etabliert
wurden.
Es liegen beispielsweise Codon-Präferenzen vor, die vor allem aus
molekularen Mechanismen und dem einfachen Zusammenspiel
bestimmter Moleküle resultieren. Es kann in Extremfällen sogar sein,
dass Codon-Präferenzen vorliegen, die zu geringerer Fitness führen.
Für jeden molekularen Unterschied ist es nur eine Frage der Zeit und
der Umgebung, dass dieser eine derartigen Fitnessunterschied mit sich
bringt, so dass er selektiert wird.
Dies kann sich auch konkret vor allem auf Forschungen an so
genannten Modellorganismen wie E. coli Drosophila, aber auch
Forschungen an Viren stützen (siehe, chronologisch geordnet, einige
Forschungsergebnisse, die im Detail den skizzierten Zusammenhang
– dass molekulare Unterschiede in der DNA unter bestimmten
Bedingungen unterschiedliche Funktionalität implizieren – bestätigen
bzw. molekulare Bedingungen, Zusammenhänge und weitere
Erklärungen darlegen: Hartl et al. 1994, Comeron und Kreitman 1998, Akashi 1999, Llopart und Aguadé 1999, Begun 2001, Morton 2001,
Musto et al. 2001, Kern et al. 2002, Lynn et al. 2002, Piganeau und Eyre-Walker 2003, Plotkin und Dushoff 2003, Qin et al. 2004, dos Reis et al. 2004, Rispe et al. 2004,
Bartolomé et al. 2005, Sharp et al. 2005, Burns et al. 2006, Cutter et al. 2006, Gilchrist 2007, Glémin 2007, Heger und Ponting 2007, Kimchi-Sarfaty et al. 2007, Morton und
Wright 2007, Singh et al. 2007, Stoletzki und Eyre-Walker 2007, Haddrill et al. 2008, Mukhopadhyay et al. 2008, dos Reis und Wernisch 2009 und Gerland und Hwa 2009).
Wir haben dabei bisher nicht explizit den Fall behandelt, dass ein
Aminosäureaustausch im Protein (durch eine so genannte non-silent
Mutation beispielsweise) einen Fitnessunterschied mit sich bringt, dass
also „FE“ durch „PE1“ bzw. „PE2“ beschrieben werden. Der Grund für
diese bisherige Vernachlässigung ist, dass in einem solchen Fall noch
eindeutiger gezeigt werden kann, das heißt, es unter sehr viel
geläufigeren Bedingungen dazu kommt, dass diese molekularen
Unterschiede einen Fitnessunterschied mit sich bringen (siehe zu solchen
Fitnessunterschieden bei Drosophila beispielsweise Loewe et al. 2006 und zu
Fitnessunterschieden bei Menschen beispielsweise Yampolsky 2005, aber auch die bisher
genannten Artikel, die zum großen Teil diesen Sachverhalt parallel behandeln). Fassen wir
das Gesagte in folgendem Schaubild zusammen:
Gesetze der mol. Genetik: „Wenn P1, dann PE1“ „Wenn P2, dann PE2“
(Ableitung/Konstruktion)
Aus der Möglichkeit der multiplen Referenz folgt keinesfalls ein anti-
reduktionistisches Argument, sondern lediglich, dass die klassische
Genetik durch Abstraktion andere natürliche Arten in der Welt
herausstellen kann, als es die molekulare Genetik vermag.
Eingebettet in unsere reduktionistische Strategie ergibt sich daraus ein
Argument gegen die Elimination der klassischen Genetik, welches
nicht die relative Vollständigkeit der molekularen Genetik in Frage
stellt.
Die klassische Genetik hat somit einen gut begründeten Platz im
wissenschaftlichen System, welches sich durch unsere
Reduktionsstrategie als in sich zusammenhängend erweist.
Hieran anschließend lässt sich die Frage stellen, inwiefern sich die
Subtypen-Gesetze und die abstrakten Gesetze der klassischen Genetik
gleichen bzw. unterscheiden. Das abstrakte Gesetz der klassischen
Genetik „Wenn F, dann FE“ erfasst die Kausalrelation zwischen
Eigenschaftsvorkommnissen, welche unter „F“ bzw. „FE“ fallen.
Diese Kausalrelation wird, mit einem Unterschied, in gleicher Weise
durch die Subtypen-Gesetze „Wenn F1, dann, ..., FE“ und „Wenn F2,
dann, ..., FE“ zum Ausdruck gebracht.
Der Unterschied liegt in der Hinzunahme von funktionalen Details
dieser Kausalrelation in den Subtypen-Gesetzen. Dabei ist wichtig zu
beachten, dass sich diese hinzukommenden funktionalen Details stets
auf die gleiche Kausalrelation beziehen (die durch „Wenn F, dann FE“
zum Ausdruck gebracht wird).
Universität Zürich (UZH) 33
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Theorieimmanente Abstraktion
In anderen Worten, dass in den Subtypen-Gesetzen beispielsweise die
Weise des Hervorbringens (wie der Zeitfaktor) der entsprechenden
Wirkung präzisiert wird, ändert nichts daran, dass in ihnen die gleiche
Kausalrelation ausgedrückt wird, welche „Wenn F, dann FE“
beschreibt. Insofern kann man von einem rein theorieimmanenten
Abstraktionsunterschied sprechen, der zwischen abstrakten Gesetzen
und den Subtypen-Gesetzen vorliegt. Es ist somit innerhalb der
klassischen Genetik möglich, zwischen allgemeineren, abstrakten
Gesetzen und präziseren bis hin zu Subtypen-Gesetzen zu wechseln.
Unter Hinzunahme von funktionalen Details ist es möglich, präzisere
Gesetze zu formulieren. Sofern alle möglichen funktionalen Details
berücksichtigt sind, handelt es sich um die erörterten Subtypen-
Gesetze, deren Begriffe nomologisch koextensional mit Begriffen der
molekularen Genetik sind.
Universität Zürich (UZH) 34
Christian Sachse – Philosophie der Biologie
Vergleich zum Antireduktionismus
Vergleichen wir unsere Position mit der in vielerlei Hinsicht
repräsentativen anti-reduktionistischen Position von Philip Kitcher.
Gemäß Kitcher (1984 und 1999) scheitert die epistemologische Reduktion
der klassischen auf die molekulare Genetik deshalb, weil letztere keine
adäquaten Erklärungen liefert. Dies ist so zu verstehen, dass die durch
die klassische Genetik hervorgehobenen natürlichen Arten nicht in
den Erklärungen der molekularen Genetik vorkommen, und zwar
aufgrund der multiplen Realisation. So wird das Prinzip der
Segregation in der klassischen Genetik durch zelluläre Prozesse,
beispielsweise durch das Verhalten der Chromosomen während der
Meiose, erklärt. Demgegenüber ist es nicht möglich, einen
vereinheitlichenden Erklärungsansatz im Vokabular der molekularen
Genetik zu liefern.
2009:
Bitte beantworten Sie alle 5 nachfolgenden Fragen. Ein zusammenhängender Text ist möglich.
1. Die Biologie beschreibt und erklärt biologische Eigenschaften. Inwiefern gleicht oder
unterscheidet sich dies von einer physikalischen Beschreibung oder Erklärung der biologischen
Eigenschaften?
2. Fassen Sie kurz Darwins Erklärung der Evolution zusammen und stellen Sie die Argumente für
diese Theorie dar.
3. Worin besteht das Tautologie-Problem in der Evolutionsbiologie und wie würden Sie dies lösen?
4. Beschreiben Sie kurz das Altruismus-Problem und erklären Sie eine gut begründete Lösung.
5. Diskutieren Sie die Argumente für und gegen den Ansatz der evolutionären Ethik.
2010:
Bitte beantworten Sie alle 5 nachfolgenden Fragen. Ein zusammenhängender Text ist möglich.
1. Skizzieren Sie die empirischen Indizien für Evolution und stellen Sie Darwins Erklärung der
Evolution dar.
2. Worin besteht die Adaptationismusdebatte und aufgrund welcher Argumente vertreten Sie
welche Position?
3. Erläutern Sie kurz die Debatte um die Selektionseinheit stellen Sie dar, welche begründete Position
Sie vertreten.
4. Stellen Sie die Ihrer Meinung nach plausibelste Definition von Leben vor und erläutern Sie,
inwiefern diese Definition Probleme mit sich bringt.
5. Ist es möglich, die klassische Genetik auf die Molekulargenetik zu reduzieren? Begründen und
diskutieren Sie Antwort.
2011:
Bitte beantworten Sie alle 5 nachfolgenden Fragen. Ein zusammenhängender Text ist möglich.
1. Evolution: Stellen Sie Darwins Erklärung der Evolution anhand des Prinzips der natürlichen
Selektion dar.
2. Fitness: Worin besteht das sogenannte Tautologieproblem?
3. Altruismus: Definieren Sie biologischen Altruismus und erläutern Sie, weshalb Altruismus ein
Problem für Darwin’s Erklärung der Evolution darstellt.
4. Biologische Arten: Warum ist es problematisch, von einer Art Essenz unserer Spezies (oder
allgemein von Essenzen biologischer Arten) zu sprechen?
5. Freier Wille: Weshalb ergibt sich in einer deterministischen Welt ein Problem für die Existenz
eines freien Willens?