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(27.12.1904 – 05.07.1983)
von Edwin Mertes
Ein autorisierter Nachruf und umfassende Wölki muss ein totaler Idealist gewesen
Expertisen und Würdigungen über die sein, diese Strapazen auf sich zu nehmen,
Persönlichkeit Konrad Wölki und sein um dann noch 7 Tage einen Lehrgang
verdienstvolles Wirken für die Zupf- und alleine zu leiten und zu gestalten. Noten,
Volksmusik sind von berufeneren Schulwerke und Spielstücke hatte er bei
Kapazitäten veröffentlicht worden. Der Musikverlag Ragotzky, Berlin rechtzeitig
geneigte Leser wird bald merken, dass zum Versand in Auftrag gegeben.
diese Reminiszenz keine historisch Am Dirigentenkurs nahmen 44 Musikanten
relevante Würdigung Wölkis darstellt. mit Mandolinen, Mandolen, Mandolon-
Über 20 Jahre pflegte ich Kontakte und celli, Gitarren und Bässen teil. Drei Zither-
Korrespondenzen mit dem Berliner spieler und vier Akkordeonisten ergänzten
Musikpädagogen. Aus Anlass seines 100. die buntgewürfelte Spielschar.
Geburtstages bin ich aufgefordert worden, (Auf die stümperhafte Spieltechnik und die
meine persönlichen Begegnungen und miserable Qualität der Instrumente und
Erfahrungen anekdotenhaft zusammen- Saiten kann hier nicht eingegangen
fassen. werden .)
Ich war damals - mit 15 Jahren - einer der
Wölki leitet 1954 den ersten jüngsten Kursteilnehmer.
saarländischen Dirigentenkurs Wölkis pädagogische Leistung ist
angesichts der damaligen Bedingungen
Im August 1954 begegnete ich erstmals phänomenal oder gigantisch zu nennen.
Konrad Wölki. Der jungdynamische Bund Instrumentalunterrichte mussten vermittelt
für Volks- und Zupfmusik Saar (BZVS) und Dirigiertechniken eingeübt werden. Er
hatte wenige Monate nach seiner bildete Spielgruppen. Im kompletten
Gründung den Direktor der Volksmusik- Lehrgangsorchester sorgte er für die
schule Berlin-Reinickendorf als Lehr- Integration der Akkordeonspieler und der
gangsdozenten ins „französisch besetzte“ Singstimme einer Teilnehmerin.
„Saargebiet“ eingeladen. Konrad Wölki Aber vor allen Dingen: in der Spielweise
nahm zwei Tage als Gast am ersten und Literatur kamen völlig neue Welten
Bundesmusikfest des BZVS in Oberthal auf uns zu. Es ging in der Methode Wölkis
teil und leitete im Anschluss daran vom – in der damaligen Zeit - um einen
01.bis 07.08.1954 den ersten saarländi- Paradigmenwechsel: Neue Anschlags- und
schen „Dirigentenkurs“ in Tholey. Spieltechniken, ein neuer Musizierstil,
Eine Zugreise in der damaligen Zeit über neue Literatur. Man könnte diesen
diverse Zonengrenzen von Berlin bis Stilwandel skizzieren: weg vom schwel-
Saarbrücken, war ein langwieriges, gerisch-pseudoromantischen und hin zum
strapaziöses Unterfangen. Ich weiß nicht, kultivierten und transparenten Klangideal.
wie oft der damals 50jährige mit Dabei hat er seine eigenen Ouvertüren und
Mandoline und großem Koffer umsteigen Frühwerke, die manche von uns schon
musste, und wie oft er Pass, Visum und gespielt hatten, als „Jugendsünden“
Deklaration über mitgeführte Instrumente abgetan.
und andere Wertgegenstände bei seiner Ich glaube, für die jüngeren von uns waren
Reise über Helmstett und Köln, die fast 20 die neuen musikalischen Welten spannend
Stunden dauerte, vorzeigen musste. und gewissermaßen logisch, wenn uns
auch vieles zu leicht und zu simpel