Sie sind auf Seite 1von 17

Universität Novi Sad

Philosophische Fakultät

Institut für Germanistik

Entstehung und Kunstkonzept


des Dadaismus

Studenten: Dozentin:
Izabela Stošić dr. Ivana Pajić
Dušan Jovanović
Novi Sad, Januar 2020
Pflichterklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit eigenständig verfasst habe und nur die in der Arbeit
angegebenen gedruckten bzw. Internet-Quellen als Sekundärliteratur verwendet habe. Ich habe
alle aus der Sekundärliteratur und dem Internet übernommenen (paraphrasierten und zitierten)
Textstellen in meinem Text (nach den vorgegebenen Maßstäben) sichtbar gemacht und den
Regeln entsprechend das Quellenverzeichnis verfasst. Alle Textstellen, die keine
Quellenangaben besitzen, wurden von mir eigenständig erdacht und verfasst. Ich habe mich an
die vorgegebenen Richtlinien für den Kurs „Deutsche Literatur der Moderne“ (min. 5 Quellen –
die Primärliteratur, Onlinebücher und -artikel in PDF-Format miteingerechnet) gehalten.

Datum: _________________
Unterschrift: _____________
Unterschrift: _____________

Philosophische Fakultät
Universität Novi Sad
Inhaltsverzeichnis

Einführung ................................................................................................................1
Der Begriff „Dada“ ..................................................................................................2
Entstehung ................................................................................................................2
Zürich .....................................................................................................................2
Berlin ......................................................................................................................5
Hannover ...............................................................................................................6
Köln ........................................................................................................................6
Andre Zentren .......................................................................................................7
Dadaismus .................................................................................................................8
Merkmale des Dadaismus .....................................................................................10
Neodada...................................................................................................................11
Schluss .....................................................................................................................13
Literaturverzeichnis...............................................................................................14
Einführung
Diese Seminararbeit führt den Leser in die Geschichte des Dadaismus ein. Die Bewegung
des Dadaismus zeigt von Anfang an eine stark expansive und internationale Tendenz. Was da
zwischen 1915 und 1922 in den verschiedenen Hauptzentren Dadas seine gewaltige Sogwirkung
entfaltet, in Zürich und etwa gleichzeitig in New York, in Berlin, Hannover, Köln, in Barcelona
und schließlich in Paris sich vehement Bahn bricht und zum Teil unter der Ägide von Tristan
Tzara, dem in manchem Marinetti nacheifernden dadaistischen Enfant terrible, zeitweise
epidemische Ausmaße annimmt, ist eine radikale und bis zum Negativismus gesteigerte
uneinheitliche Literatur- und Kunstrevolte, die im Spannungsfeld von Anti-Kunst-Bewegung und
A-Kunst-Proklamationa zwischen reduktionistischem Selbstzweck und politischem Programm
sich erstreckt, von der Demontage der Kunst bis zur ästhetischen Innovation reicht.1
Marcel Duchamp hat Doppelcharakter Dadas beschrieben: „Dada war ein extremer
Protest gegen die physische Seite der Malerei. Es war eine metaphysische Haltung. [...] Es war
eine Art Nihilismus ... ein Weg, um von einer bestimmten Gesiteshaltung loszukommen [...]: um
von den „Clichés“ loszukommen.“2
Wesentlich in Opposition zum sentimentalen Subjektivitätskult des Expressionismus, zu
seiner formal kulinarischen Gefühlssprache entstanden, findet die Dada-Bewegung ihr erstes
europäisches Zentrum im 1916 gegründeten Züricher Cabaret Voltaire. Initiatoren sind die vor
Kriegswirren und fanatischem Nationalismus ins Exil der neutralen Schweiz geflohenen
Schriftsteller Hugo Ball und Emmy Hennings, die Maler Hans Arp und Marcel Janco, die
Dichter Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck, denen sich später neben anderen auch Walter
Serner und Hans Richter zugesellen.
Dadaismus ist niemals als Schule, als Richtung oder Kunststil aufgetreten, und politische
Implikationen liegen ihm anfangs fern.3

1
Dietrich, Mathy: Europäischer Dadaismus oder: Die nichtige Schönheit. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994,
102-103.
2
Hugo, Ball: Die Flucht aus der Zeit. Luzern: Wallstein Verlag, 1946, 149.
3
Mathy, 102-103.

1|Seite
Der Begriff „Dada“

Die genaue Entstehungsweise des Wortes ist sehr umstritten. Es entstand zufällig und hat
keine klare Bedeutung. Es ist ebenfalls direkt an die Gründung dieser selbstproklamierten
Kunstrichtung gebunden. Das Wort „Dada“ wurde 1916 in Zürich gefunden und in Umlauf
gebracht, kursierte dort allerdings bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Marke für eine
„Lilienmilchseife“. Hugo Ball war einer der Dada-Gründer. Er hat das Wort „dada“ zusammen
mit Richard Huelsenbeck gefunden, als beide im Wörterbuch nach dem Zufallsprinzip den
Künstlernamen für eine Sängerin suchten.4 Nach den Worten Richars Huelsenbecks, beschreibt
er Dada als:
,,Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende
Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die
Dichtung und die Malerei mit Nichts ändern und wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende
bringen[,]“5
Der Begriff ,,Dada“ hatte dadurch, dass es nichts bedeutet, ein großes Potenzial als Mittel
für die Einbeziehung aller diejenigen, die vom Krieg schwer betroffen wurden und denen eine
eigene Stimme in diesem Durcheinander fehlte, zu fungieren. Es hatte eine internationale
Reichweite und deshalb bedeutet „Dada“ im Französischen „Steckenpferd“, im Rumänischen-
der Muttersprache des Dada-Mitbegründers Tristan Tzara- „ja, ja“ und im Deutschen ist
bekanntlich Ausdruck kindlicher Naivität.6

Entstehung
Zürich
Der Dadaismus nahm seinen Ausgangspunkt in Zürich 1916. Die internationale
Gründergruppe, die vor dem Krieg und Kriegsdienst in die neutrale Schweiz emigriert war,
umfasste neben Hugo Ball, Richard Huelsenbeck und Tristan Tzara die SchriftstellerInnen

4
Walter, Fähnders: Avantgarde und Moderne 1890-1933. Weimar: Metzler, 1998, 189-190.
5
Herbert, Grabes: Einführung in die Literatur und Kunst der Moderne und Postmoderne. Tübingen und Basel: A.
Francke Verlag, 2004, 34.
6
Horst, Brunner; Reiner, Moritz (Hrsg.): Literaturwissenschaftliches Lexikon: Grundbegriffe der Germanistik.
Berlin: Erich Schmidt, 1997, 63.

2|Seite
und KünstlerInnen Emmy Hennings, Hans Arp und Marcel Janco, später auch Hans Richter
und Walter Serner.7
Diese KunstlerInnen sind vor den Schrecken des Krieges geflüchtet oder waren exiliert
und wollten alle ihre Kräfte dazu einsetzen, um gegen den Krieg zu protestieren. Dennoch
wussten sie nicht genau, wie sie das machen sollten, und gründeten erst mal eine Künstlerkneipe
- das ,,Cabaret Voltaire“ in Zürich.8 Das Cabaret wurde zu ihrer Bühne, wo sie ungestört ihre
Gedichte und Geschichten vorführen konnten. Es wurde sehr schnell zu einem Experimentierfeld
der jungen Avantgarde, deren Schienen der deutsche Frühexpressionismus und der italienische
Futurismus gelegt hat.9
Am 05.02.1916. fanden im Cabaret zum ersten Mal Aufführungen statt. Die zu Protest
geneigten Künstler fanden sich zusammen und lesten Texte von großen Autoren wie Alfred
Lichtenstein, Jakob van Hoddis, Frank Wedekind und weitere. Sie trugen auch ihre Gedichte und
Texte vor.10
Der Protest gegen den Krieg wurde ganz schnell auf den Protest gegen die bürgerliche
Kultur ausgebreitet. Sie wollten etwas Neues erschaffen, etwas noch nie Dagewesenes, und so
kam es zu einem radikalen Bruch mit der Tradition der Kunst auf allen Ebenen.11

,,Die Dada-Bewegung basierte nicht nur auf Zerstörung. Wir wollten neue Werte
schaffen und alte beseitigen. Dazu mussten wir natürlich die gängingen akademischen Werte
zerstören. Neues wird nicht geschaffen, ohne das Alte zu zerstören“12

So beschreibt Tristan Tzara die Dada-Bewegung. Der Bruch mit der Tradition, die
Destruktion, das Verlachen jeglichen Sinns, Blasphemie, die Auslösung von Schock prägten die
Dada-Bewegung zu dieser Zeit. Ihre Stellung was ganz Antikunst.13 Dieser Zusammenbruch
aller Werte und der bürgerlichen Moral im Weltkrieg gaben den Dadaisten die Freiheit alles zu

7
Ebenda, 190.
8
Dieter, Hoffmann: Arbeitsbuch Deutschsprachige Lyrik 1916 – 1945: Vom Dadaismus bis zum Ende des Zweiten
Weltkrieges.Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 2001, 35.
9
Fähnders, 190.
10
Hoffmann, 35-36.
11
Brunner; Moritz, 63.
12
https://www.youtube.com/watch?v=OEnkEPTHmOw, (2:03-2:25), 12.01.2020.
13
Brunner; Moritz, 63.

3|Seite
tut, was sie wollten. Sie waren an keine Regeln der Kunst gebunden und konnten erschaffen, was
auch immer ihenen in den Sinn kommt.14
Auf diese Wise schrieben sie Gedichte, Lieder und Geschichten, die keinen
Konventionen folgten und da sie zusätzlich von den futuristischen Bruch mit der Syntax
inspiriert waren, entstanden in dieser Zeit, die poème gymnasique – eine Kombination von
künstlerischer Vorführung und körperlicher Bewegung. Der Künstler trägt sein Gedicht vor und
kombiniert es mit gymnastischen Übungen, oft mit Musik von exotischen Trommeln. Eine
weitere beliebte Form der Gedichte ist das poème simultan. So beschreibt Hugo Ball diese
Form:15

,,ein kontrapunktisches Rezitativ, in dem drei oder mehrere Stimmen gleichzeitig


sprechen, singen, pfeifen oder dergleichen, so zwar, daß ihre Begegnungen den elastischen,
lustigen oder bizaren Gehalt der Sache ausmachen. (...)“16

Er meinet, dass die menschliche Stimme die Seele vertretet. Diese Geräusche, verursacht
durch die moderne Zeit, sind überall in den Hintergründen dieser chaotischen Zeit zu spüren und
diese Gedichte sollen die Verschlungenheit des Menschen in den mechanischen Prozess
verdeutlichen.
Der italienische Futurismus ist auch als Vorbild der Zerstörung der Syntax und der
besonderen Abhebung des einzelnen Wortes oder des Lautes. Hier entstanden dann die
berühmten Lautgedichte, die sehr oft mit Kostümen und Tänzen vorgeführt wurden, bei denen
das ganze Publikum mitmacht.
Die Züricher Dadaisten verbinden also Sprachkritik mit Gesellschaftskritik. Sie sehen
den Ersten Weltkrieg nicht nur als ein Symptom einer Krise, sondern vielmehr als exsitentzielle
Krise des modernen Menschen.

14
Ebenda, 63.
15
Hoffmann, 36-38.
16
Ebenda, 38-39.

4|Seite
Berlin
Es kam zu der Schließung des Cabaret Voltaire im März 1917. Die Dadaisten verloren
somit ein wenig an ihren Zusammengehörigkeitsgefühl und verschtreuten sich in alle Richtungen
in Europa.
Im gleichen Jahr ging Huelsenbeck wieder zurück nach Berlin. Dort verlagerte sich auch
das Zentrum des Dadaismus. Zusammen mit Georg Grosz, Raoul Hausmann, Walter Mehring,
Franz Jung, Johannes Baader, John Heartfield und dessen Bruder Weiland Herzfeld gründete
er eine Beliner Dada-Gruppe. Im Berlin wurde dann, am 12. April 1918, der Dada Club
gegründet von Hausmann und Jung. Sie hatten wieder einen Ort ihrer Freiheit und nicht nur das.
Sie meinten, dass die Dada-Revolution nicht aufzuhalten ist, und mussten ihre Ideen so schnell
wie möglich verbreiten. Sie hatten deshalb ihre eigenen Zeitschriften, von welchen die
bekannteste Der Dada war. 17
Was den Berliner Dadaismus von den Züricher unterscheidet, ist, dass der Berliner viel
mehr politisch war. Im Umfeld der Novemberrevolution war es eine hochpolitisierte
Angelegenheit, die sehr oft radikale Ausbrüchen erlitt. Es herrschte eine revolutionäre
Atmosphäre. Der politische Gegner war die Republik. Wie Hausmann hier sagt:

,,Weimar isr nichts als Lüge, die Verkleidung der teutonischen Barbarei “18

Hier sehen wir deutlich, was die Berliner Dadaisten von der damaligen Situation hielten.
Hausmann und andere Berliner Dadaisten waren aber nicht nur gegen die Republik, sondern
auch gegen die deutsche Kulturtradition. Sie protestierten durch künstlerische Aktionen. Ganz
radikal ist der Protest von Johannes Baader, der eine Predigt in Berliner Dom unterbrochen hat,
und zwar mit den Worten ,,Was ist euch Jesus Christus? Er ist euch Wurst!“19
.Sie ,,spielten“ mit allen Mitteln, die ihnen die moderne Zeit geboten hat. Sie wollten
dadurch die Literatur im formalen Sinne erneuern. Von den traditionelleren Mitteln abgesehen,
entwickelten sich auch die Fotomontage (und das präziser Heratfield und Hausmann), die als
Schlagwort für satirische Verfremdung, Ironie und groteske Gestaltung wurde und auch
Hausmanns Optophonetik (Umwandlung von optischen in akustische Signale und wieder

17
Ebenda, 42-43.
18
Leiß, Stadler, 60.
19
Hoffmann, 43.

5|Seite
zurück). Neben der Fotomontage, gab es auch das Mittel der Collage, mit dem die Berliner
Dadaisten in der Kunst protestiert haben und unter sehr oft fanden sich unter den Collagen
Kommentare20.

Hannover
Parallel zu den Berliner Dadaismus entwickelte sich in Hannover die sgn. MERZ-Kunst.
Der Gründer war Werbefachmann, Schriftsteller und der bildende Künstler Kurt Schwitters. Er
hat das Wort MERZ zufällig, als er eine Collage machte, aus einer Reklame KOMMERZ und
PRIVATBANK herausgeschnitten.21 Die MERZ- Kunst hatte sich teils dadaistischer, teils
surrealistischer Methoden bedient.
Dada hatte schon in dieser Zeit (1919/20) an ihren Schwung verloren und drohte
langsam, aber sicher unterzugehen. Die Merz-Kunst sah sich selbst als eigenständig, aber war
trotzdem eine Variante des Dadaismus. Das was deutlich in den vielen Bezugspunkten zu sehen,
wie z. B. Die Ironisierung des traditionellen Kunst-pathos in seinem Gedicht Annablume, dann
ebenfalls die Lautpoesie in der Ursonate und i-Gedicht.22
Bei ihm stand die bildende Kunst im Vordergrund, die Collage hatte eine zentrale
Bedeutung und sein Ziel war es, ein ,,Merzgesamtkunstwerk“ zu erschaffen, indem er
verschiedene Künste miteinander verbindet. Die Merz-Kunst gilt als Vorläufer der Konkreten
Poesie. 23

Köln
Auf eine sehr kurze Zeit fanden sich in Köln die Künstler: Max Ernst, Johannes
Baargeld und Hans Arp, die zugleich die Hauptvertreter des Dadaismus in dieser Stadt sind. Bei
ihnen war, auch wir bei Schwitter, die bildende Kunst im Vordergrund.24 Sie kamen an die Szene
1920 mit der Veröffentlichung der Kölner Zeitschrift ,,Die Schammade. Dadametar. (Dilettanten

20
Ebenda, 61.
21
Fähnders, 190; Brunner; Moritz, 64.
22
Brunner; Moritz, 64.
23
Leiß; Stadler, 62.
24
Günter Schweikle; Irmgart, Schweikle (Hrsg.): Metzler Literaturlexikon. Begriffe und Definitionen. 2. über. Aufl.
Stuttgart: Metzler, 1990, 92.

6|Seite
erhebt euch)“.25 Es wurde auch eine Ausstellung geplant, die ,,Dada-Vorfrühling“, aber sie
wurde durch die Polizei geschlossen. Hier erhielt sich Dada nur eine kurze Zeit.26

Andre Zentren
Paris – den Dadaismus brachte Tristan Tzara nach Paris und wurde auch durch die
,,ready mades“ von Marcel Duchamp geprägt als Provokation traditioneller
Kunstverständnisse27.

Die Ready-mades waren eine erneute Herausforderung für die Öffentlichkeit und dafür,
was eigentlich Kunst ist. Marcel Duchamp meine, dass Kunst nicht einzig und alleine vom
Künstler hergestellet werden muss. Man muss nicht mit seinen eigenen Hände ein Bild malen
oder sich Gedanken über ein Gedicht machen, sondern die Kunst muss lediglich vom Künstler
als solche entdeckt werden. Damit ist der Kunstbegriff erweitert. Die Objekte wurden durch
seine Signatur auserwählt und von bloßen Alltagsgegenständen auf eine neue Ebene gebracht.28
Später machte der Dadaismus den Weg für den Surrealismus frei.29

New York – Während des Ersten Weltkriegs, formierte sich eine Emigrantengruppe zu
der auch eine Zeit M. Duchamp, Francis Picabia, Man Ray u. a. gehörten.

Dada hatte drastisch am Anfang der 20er Jahre an Bedeutung verloren. Vielen Dadaisten
warf man vor, dass sie die Dada-Bewegung kommerzialisiert haben. Dada wurde auch langsam
zu Mode geworden, was den Geist des Dadas widerspicht. So kam es zum Verfall des
Dadaismus.30

Im Sommer 1920 versuchten die Berliner Dadaisten zum letzten Mal eine
provokatorische Anfangserfolge ihrer Kunstrichtung zu bewirken und das mit der Großen
Internationalen Dada-Messe. Sie hatte auch kurze Zeit erfolg, es kam zu Unruhen, wo einige
Künstler verhaftet wurden. Dort war es klar zu sehen, dass man Dada nicht mehr ernst nahm,
denn der Richter hat die Unruhestiftfer nur mit niedrigen Geldstrafen gestraft und ihr Tun als
25
Dario, Abram: Tristan Tzara i dadaizam. Rijeka: Filozofski fakultet, seminarski rad, 2012, 13.
26
Metzler, 92.
27
Brunner; Moritz, 64.
28
Grabes, 34.
29
Metzler, 92.
30
Hoffmann, 57-59.

7|Seite
,,jugendliche und wohl entschuldbare Knabenstreiche“ bezeichnet. Das war das Signal, dass der
Dadaismus kaum noch jemanden ernsthaft aufregte.31

Dadaismus

Der Dadaismus ist eine internationale Kunst- und Literaturrichtung, die 1916 in Zürich
unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstand. Sie wollte die Kunst revolutionieren und
griff deshalb Impulse aus kubistischen, futuristischen und expressionistischen Kunstrichtungen
auf.32
Dada-Kunst sollte neben ihrer Funktion als Provokation also Kunst für den Alltag sein, in
der die Probleme der Gesellschaft aufgegriffen werden. Im dadaistischen Manifest teilten die
Dadaisten die Möglichkeit dadaistischer Literatur mit:
a) das bruitistische Gedicht
b) das simultanistische Gedicht
c) das statische Gedicht.
Dabei sollte das bruitistische Element die Wahrheit der Schilderungen, das simultanistische
Element die Gleichzeitigkeit der Wahrnehmungen und das statische Element das Individuelle des
Wortes realistisch abbilden.33
Die Eröffnung des von Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings gegründeten Cabaret
Voltaire in Zürich am 5.2.1916 gilt als Beginn der dadaistischen Bewegung. Der Zürcher
Dadaismus ist durch Tristan Tzaras Chronique Zurichoise und Hugo Balls Edition Cabaret
Voltaire sowie sein Tagebuch Die Flucht aus der Zeit dokumentiert. Im Cabaret Voltaire treten
unter anderem auch die Rumänen Tristan Tzara und Marcel Janco, die Deutschen Richard
Huelsenbeck und Hans Richter, der Elsässer Hans Arp und der Österreicher Walter Serner auf
und lassen es durch ihre Experimente mit Zufallstexten, Collagen, Lautpoesie, mit
selbstironischen Manifesten, mit unkonventioneller Darbietungskunst, ungewöhnlicher

31
Ebenda, 57-59
32
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/dadaismus - 4.1.2020.
33
Ebenda, 59.

8|Seite
Maskierungen, Kostümierungen und Tänzen sowie durch spontane Provokationen des Publikums
in kürzester Zeit zu einem „Tummelplatz verrücktester Emotionen“ werden.34
Zentren des Dadaismus waren Zürich, Paris, New York, Köln, Berlin und Hannover.
1917 kehrt Huelsenbeck nach Berlin zurück, wo er 1918 mit dem „Dadasophen“ Raoul
Hausmann den „Club Dada“ gründet, zu dem Hannah Höch, George Grosz, Freud Jung, der
„Oberdada“ Johannes Baader, Walter Mehring, der „Monteurdada“ John Heartfield und der
Verleger Wieland Herzfelde gehören. Der Zürcher Dadaismus war bei allen anarchistischen
Zügen eher auf Nonsense ausgerichtet, aber der Berliner Dadaismus war eher politisch
ausgerichtet.35
In Berlin perfektionierte Dada einerseits die „Bluff-, Skandal- und Reklamestrategie“,
griff nicht zuletzt bis zur „Ersten Internationalen Dada-Messe“ vom Sommer 1920 aber massiv
auch in die politischen Verhältnisse ein. Der Berliner Dadaismus war im Umfeld der
Novemberrevolution eine hochpolitisierte Angelegenheit. „Regionale Dadaismen“ finden sich
des weiteren in Köln im Kreis um Max Ernst und zumal in Hannover. Hier kultivierte Kurt
Schwitters seine aus der „Wortkunst“ des „Sturm“ weiterentwickelte Dadakunst unter dem
Signum „Merz“, das er aus dem Wort „Kommerz“ geschnitten hatte. Die große internationale
Verbreitung des Dadaismus zeigt sich dann in Paris, wo Tristan Tzara nach seinem Weggang aus
Zürich aktiv wird. Dada Paris wird Nährboden auch für den Beginn der surrealistischen
Bewegung 1924. Bereits während des Ersten Weltkrieges formierte sich in den USA Dada New
York, ein Emigrantenkreis um den Mäzen Walter Arensberg, zu dem zeitweilig Marcel
Duchamp, Francis Picabia, Man Ray und andere gehörten. Die vielen „Dadaländer“ wie Holland
und Rußland, Italien und Japan sind in jüngster Zeit ebenso erforscht worden wie die zahlreichen
„Dadastädte“ etwa Barcelona, Prag, Weimar oder Zagreb.36
Dada verweigert sich programmatisch der Festlegung. Eine von den Dadaisten selbst
immer wieder betriebene Reflexion, Definition, Paraphrase des Namens geht einher mit einer
grundsätzlichen Bedeutungsverweigerung. Als Beispiele seien enige Selbstbestimmungen von
Hauptvertretern des Dadaismus zitiert:

34
Brunner; Moritz, 63.
35
Ebenda, 63.
36
Fähnders, 190-191.

9|Seite
H.Ball: „Dadaist: kindlicher, donquichottischer Mensch, der in Wortspiele und
grammatische Figuren verstrickt ist.“
T.Tzara: „Dada bedeutet nicht.“ – „Dada ist im Munde hergestellt.“
H.Arp: „Dada ist der Urgrund aller Kunst. Dada ist für den „Ohne Sinn“ der
Kunst, was nicht Unsinn bedeutet. Dada ist ohne Sinn wie die Natur.“
M.Janco: „Dada war nicht eine Schule, sondern ein Alarmsignal des Geister gegen die
Verbilligung, die Routine und die Spekulation, ein Alarm-Schrei für alle Manifestationen
der Künste um eine schöpferische Basis, ein neues und universelles Bewußtsein der Kunst
zu schaffen.“
J.Baader: „Ein Dadaist ist ein Mensch, der das Leben in allen seinen unübersehbaren
Gestalten liebt, und der weiß und sagt: nicht allein hier, sondern da, da, da ist das
Leben.“
R.Hausmann: „Dada ist die völlige Abwesenheit dessen, was man Geist nennt. Wozu
Geist haben in einer Welt, die mechanisch weiterläuft?“
R.Huelsenbeck: „Wir fanden Dada, wir sind Dada, und wir haben Dada. Dada wurde in
einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts.“
F.Picabia: „Was Dada angeht: es riecht nicht, es bedeutet ja nicht, gar nichts.“37

Merkmale des Dadaismus

Merkmale des Dadaismus sind:


a) ein internationaler Charakter
b) Kriegsgegnerschaft
c) anti-bürgerlicher Impetus38
d) Negation und Destruktion von Herkömmlichem
e) Zurückweisung konventioneller Kunstauffassungen
f) das provokative Auftreten seiner Repräsentanten
g) die Zuwendung zu radikalen, ästhetischen Innovationen
h) die Beteuerungen der Negativität und des Nihilismus
37
Ebenda, 191.
38
Impetus → (innerer) Antrieb, Anstoß, Impuls
https://www.duden.de/rechtschreibung/Impetus - 5.1.2020

10 | S e i t e
Dada favorisiert das Prinzip einer „Selbstaufhebung der eigenen Aussage“ und bricht mit
gängigen, vor allem logischen, Aussagestrukturen. So endet einer der dadaistischen
Schlüsseltexte, das von Huelsenbeck verfaßte und von den Hauptvertretern des Zürcher und
Berliner Dadaismus unterzeichnete „Dadaistische Manifest“ von 1918 mit den Worten: „Gegen
dies Manifest sein, heißt Dadaist sein!“. Im „Dadaistischen Manifest“ wird ausdrücklich „die
höchste Kunst“ eingefordert und definiert als eine, „die in ihren Bewußtseinsinhalten die
tausendfachen Probleme der Zeit präsentiert.39
Die Basis des Dadaismus war der Zufall und die Beliebigkeit der Materialien. Die
Dadaisten stellten den Vortrag in Form des Lautgedichts mit musikalischer Untermalung in Form
von Geräuchkulissen in den Mittelpunkt ihrer Perforances. Ihre künstlerischen Mittel waren:
a) Montagen
b) Collagen40 - unter den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten von Irrationalität
wurde die Collage zu einer der am meisten verwendeten Dadaisten gewählt. Einige
Künstler, wie der deutsche Maler Max Ernst, schnitten Katalogbilder in Stücken aus
und rekonstruirten die Figur später in völlig unlogischer Reihenfolge. In der Literatur
war es auch üblich, zufällige Wörter aus einer Zeitung oder Zeitschrift zu schneiden,
die dann gemischt wurden und dazu benutzt wurden, völlig inkohärente Gedichte und
keinen Kontext zu konstruiren.41

Neodada
Dada schien in den Gedanken der Menschen erloschen zu sein, aber die Ideen des
Dadaismus sind immer noch präsent. Sie lassen sich in den französsischen Surrealismus
wiederfinden. Der Surrealismus ist nicht genau eine logische Weiterführung des Dadaismus,
sondern vielmehr eine Antwort auf den Dadaismus. Wo Dada tief in die Fasern der Wirklichkeit
eingedrungen ist und diese zugleich verurteilt hat, tauch der Surrealismus in das Ungewisse des
Menschen.42

39
Fähnders, 192-193.
40
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/dadaismus – 5.1.2020.
41
https://de.basicdefinitions.org/136-characteristics-of-dadaism – 5.1.2020
42
Abram, 19.

11 | S e i t e
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten in der Bundesrepublik Deutschland Richard
Huelsenbeck (1964) und zur gleichen Zeit Hans Richter mit seiner Geschichte der
internationalen Dada-Bewegung die Erinnerung an Dada aufgerufen.43

Der Geist des Dadaismus kann sich auch in der Postmoderne wiederfinden (im Absurden
Theater und später auch in der feministischen Literatur der Postmoderne). Es wurden sehr
wichtige Methoden wie Fotomontage und Collage entwickelt. Der Dadaismus gilt auch als
Vorläufer der Konkreten Poesie, Happening, Performance und Collagetechniken.44

43
Fähnders, 197.
44
Glorija, Mavrinac: Dadaizam i književnost Avangarde. Rijeka: Filozofski fakultet odsek za kroatistiku, završni
rad, 2015, 30-32.

12 | S e i t e
Schluss
Der Dadadadadadadadadadadadadadadada war eine sehr einflussreiche Richtung, die aus
der Unzufriedenheit des 20. Jahrhundert ins Leben gerufen wurde. Durch seinen
provokatorischen Geist kämpften die Künstler dieser Zeit gegen den Krieg, gegen die
Gesellschaft und gegen die schon seit Jahrhunderten bestehenden Normen und Regeln in der
Kunst. Sie wollten sich nichts vorschreiben lassen und erschuf etwas Neues, etwas Eigenes, dass
später auch Wege für andere Richtungen machte.

Der Dadadadadadadadadadadadadadadada ist aus den Herzen der Menschen entsprungen


und ergriff Europa und später die Welt mit seinen riskanten Ideen, die einfach anders waren.
Deswegen war Dada so besonders, deswegen verbreitete sich Dada schnell und gab jedem den
Mut die etablierten Normen infrage zu stellen und sich selbst künstlerisch zu entfalten auf
welche Weise man wollte.

Dadadadadadadadadadadadadadadada war, Dada ist und Dada wird es für immer sein,
denn Dada ist und bleibt Dada.

13 | S e i t e
Literaturverzeichnis
1. Abram, Dario: Tristan Tzara i dadaizam. Rijeka: Filozofski fakultet, seminarski rad, 2012,
13-19.
2. Brunner, Horst; Moritz, Reiner (Hrsg.): Literaturwissenschaftliches Lexikon: Grundbegriffe
der Germanistik. Berlin: Erich Schmidt, 1997, 63-64.
3. Fähnders, Walter: Avantgarde und Moderne 1890-1933. Weimar: Metzler, 1998, 188-198.
4. Grabes, Herbert: Einführung in die Literatur und Kunst der Moderne und Postmoderne.
Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 2004, 33-37.
5. Hoffmann, Dieter: Arbeitsbuch Deutschsprachige Lyrik 1916 – 1945: Vom Dadaismus bis
zum Ende des Zweiten Weltkrieges.Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 2001, 34-63.
6. Leiß, Ingo; Stadler, Hermann: Deutsche Literaturgeschichte: Weimarer Republik 1918 –
1933. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2003, 58-62.
7. Mavrinac, Glorija: Dadaizam i književnost Avangarde. Rijeka: Filozofski fakultet odsek za
kroatistiku, završni rad, 2015, 30-32.
8. Mathy, Dietrich: Europäischer Dadaismus oder: Die nichtige Schönheit. Opladen: Westdeutscher
Verlag, 1994, 102-103.
9. Redaktion Schule und Lernen (Hrsg.): Schüler-Duden, Literatur. 3. neu bearb. Aufl.
Manhaim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 2000, 74-75.
10. Saalfeld, Lerke von; Kreidt, Dietrich; Rothe Friedrich: Geschicte der Deutschen Literatur.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: Th. Knaur Nachf, 1989, 559-562.
11. Schweikle Günter; Schweikle Irmgart (Hrsg.): Metzler Literaturlexikon. Begriffe und
Definitionen. 2. über. Aufl. Stuttgart: Metzler, 1990, 92.
12. Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Verbess. u. erweit. Aufl. Stuttgart:
Kröner, 2001, 151.

14 | S e i t e

Das könnte Ihnen auch gefallen