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GEWERBERECHTLICHE
GESCHÄFTSFÜHRER
Wann kann bzw wann muss ein gewerberechtlicher Geschäftsführer bestellt werden?
FAKULTATIVER GESCHÄFTSFÜHRER
Jeder Einzelunternehmer kann einen gewerberechtlichen Geschäftsführer bestellen, wenn er das will.
OBLIGATORISCHER GESCHÄFTSFÜHRER
Ein gewerberechtlicher Geschäftsführer muss jedenfalls bestellt werden, wenn das Unternehmen
betrieben wird, von
• Juristischen Personen
• Personengesellschaften des Handelsrechts (OHG, KG)
• Eingetragenen Erwerbsgesellschaften (OEG, KEG)
• einem Einzelunternehmer, der keinen Wohnsitz im Inland hat, sofern die Zustellung der
Verhängung und die Vollstreckung von Verwaltungsstrafen nicht durch Übereinkommen
sichergestellt sind (dzt. nur Deutschland)
• bei Verlust der Eigenberechtigung des Einzelunternehmers
• bei Fortbetrieb
• bei Ausübung folgender Gewerbe in Form eines Industriebetriebes
− Baumeister
− Herstellung von Arzneimitteln und Giften
− Herstellung und Aufbereitung von Medizinprodukten, soweit diese Tätigkeiten
nicht unter ein anderes reglementiertes Gewerbe fallen
− Steinmetzmeister, einschließlich Kunststeinerzeuger und Terrazzomacher
− Waffengewerbe
− Zimmermeister
• bzw. von einem Einzelunternehmer, der den Befähigungsnachweis nicht erbringen kann.
Für jedes ausgeübte Gewerbe ist ein gewerberechtlicher Geschäftsführer zu bestellen.
FUNKTION UND VERANTWORTUNG DES
GEWERBERECHTLICHEN GESCHÄFTSFÜHRERS
Mit der Bestellung für ein bestimmtes Gewerbe ist der Geschäftsführer der Behörde gegenüber für die
Einhaltung der entsprechenden gewerberechtlichen Vorschriften verantwortlich.
Kommt es im Zuge der Gewerbeausübung zu einer Verletzung dieser Vorschriften, so haftet der
Geschäftsführer dafür und wird verwaltungsstrafrechtlich zur Verantwortung gezogen.
Eine Vereinbarung zwischen Gewerbeinhaber und Geschäftsführer, wonach sich der Gewerbeinhaber
verpflichtet, gegen den Geschäftsführer verhängte Geldstrafen im Innenverhältnis zu refundieren, ist
nach ständiger Rechtsprechung sittenwidrig und damit nichtig.
Die Haftung des Geschäftsführers gegenüber der Behörde ist auf die Einhaltung der gewerberechtlichen
Vorschriften beschränkt.
• Gewerbeordnung
− Gewerbeumfang
− Gewerbeausübung
− Betriebsanlagengenehmigung
• alle Verordnungen, die auf die GewO gegründet sind
• gewerberechtliche Nebengesetze, zB
− Güterbeförderungsgesetz
− Gelegenheitsverkehrsgesetz
− Öffnungszeitengesetz
− Betriebszeitengesetz
Nicht in den Verantwortungsbereich fallen zB:
• landesrechtliche Bestimmungen
• Arbeitsrecht und Arbeitnehmerschutzgesetz
• Lebensmittelrecht
• Wettbewerbsrecht
• Arbeitsinspektion
• Ausländerbeschäftigung
Eine direkte Geltendmachung von Ansprüchen durch Dritte (zB Kunden, sonstige Geschädigte) ist nicht
gegeben.
Was unter fachlich einwandfreier Ausübung des Gewerbes konkret zu verstehen ist, ist dem Gesetz
nicht zu entnehmen.
Gemeint ist aber sicher keine Verantwortung für eine kommerziell erfolgreiche Unternehmensführung,
sondern ein Einstehen für solche Kenntnisse und Fähigkeiten, die in theoretischer wie fachlicher
Hinsicht erforderlich sind, um ein bestimmtes Gewerbe fachlich einwandfrei auszuüben.
BESTELLUNG DES GEWERBERECHTLICHEN
GESCHÄFTSFÜHRERS
Die Bestellung eines Geschäftsführers erfolgt grundsätzlich durch einen privatrechtlichen
Bestellungsvertrag. Ob der Geschäftsführer für seine Tätigkeit ein Entgelt erhält, bleibt aber der freien
Vereinbarung der Vertragspartner überlassen.
Ein Geschäftsführer ist nur dann in der Lage seiner Verpflichtung nachzukommen, wenn er zumindest
folgende Befugnisse hat:
Ein Vertrag, der solchermaßen die gewerbestrafrechtliche Verantwortung abwälzen soll, ist nichtig.
• Eigenberechtigung
• EWR-Staatsbürgerschaft bzw. fremdenrechtliche Aufenthaltstitel
• Nichtvorliegen von Ausschließungsgründen
− bestimmte gerichtliche Verurteilungen und finanzbehördliche Bestrafungen
− Verlust der erforderlichen Zuverlässigkeit
• Wohnsitz im Inland oder einem EWR-Staat erforderlich; in einem anderen Staat nur dann
möglich, wenn mit diesem Zustell- und Vollstreckungsübereinkommen bestehen
• Erbringung des Befähigungsnachweises
• Selbstverantwortliche Anordnungsbefugnis
• Nachweisliche Zustimmung zur Bestellung und Erteilung der Anordnungsbefugnis
WEITERE VORAUSSETZUNGEN
F Achtung:
Innerhalb eines Konzerns kann eine Bestellung zum Geschäftsführer auch für mehrere
Konzernunternehmen erfolgen, wenn der Geschäftsführer ein mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigter, nach den Bestimmungen des
Sozialversicherungsrechtes voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer ist.
Personengesellschaften (OHG, KG, OEG, KEG)
− persönlich haftender Gesellschafter, der nach dem Gesellschaftsvertrag zur
Geschäftsführung und Vertretung der Gesellschaft berechtigt ist oder
− voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer, der mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigt ist.
Einzelunternehmer
− voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer, der mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigt ist.
Ausnahme: Rauchfangkehrer
• Die Bestellung des gewerberechtlichen Geschäftsführers bedarf der Anzeige bei der Behörde:
Die Gewerbebehörde hat die Anzeige mit Bescheid zur Kenntnis zu nehmen. Sollten sämtliche
Voraussetzungen für eine Bestellung nicht vorliegen, so hat die Gewerbebehörde dies in einem
Bescheid festzustellen.
Die Verantwortung geht ab diesem Zeitpunkt auf den Gewerbetreibenden bzw die nach § 9 VStG
Verantwortlichen über.
Für Delikte, die vor dem Ausscheiden des Geschäftsführers gesetzt wurden, haftet er nach dem
Ausscheiden weiter.
Die Gewerbeordnung sieht im Fall des Ausscheidens des Geschäftsführers bei juristischen Personen
und Personengesellschaften die Möglichkeit einer befristeten weiteren Gewerbeausübung bis zur
Bestellung eines neuen Geschäftsführers vor.
Die Bestellung des neuen Geschäftsführers muss längstens innerhalb von 6 Monaten nach dem
Ausscheiden des alten Geschäftsführers erfolgen.
Wohl aber kann die Behörde die 6-monatige Frist verkürzen, wenn mit der weiteren Ausübung des
Gewerbes ohne Geschäftsführer eine besondere Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von
Menschen verbunden ist.
• Verkürzung der Frist zur Ausübung eines Gewerbes ohne gewerberechtlichen Geschäftsführer
− Um zu verhindern, dass durch fortwährend wiederholten Austausch des
Geschäftsführers die 6-monatige Frist immer wieder von Neuem zum Laufen
gebracht und so diese Begünstigung mißbraucht wird, ist vorgesehen, dass die 6-
Monatsfrist auch dann von der Behörde zu verkürzen ist, wenn in den
vorausgegangenen 2 Jahren vor dem Ausscheiden des Geschäftsführers das
Gewerbe insgesamt länger als 6 Monate ohne Geschäftsführer ausgeübt wurde.
− Scheidet der gewerberechtliche Geschäftsführer eines Einzelunternehmers aus, hat
die Bestellung eines neuen Geschäftsführers binnen 1 Monat zu erfolgen.
• Um den Missbrauch von sogenannten Scheingeschäftsführern vorzubeugen, ist eine
wechselseitige Meldepflicht zwischen Gewerbebehörde und Sozialversicherungsträger
vorgesehen.
− Die zuständige Gewerbebehörde hat nämlich, wenn ein Arbeitnehmer als
Geschäftsführer angezeigt oder genehmigt wurde, die Bestellung oder das
Ausscheiden mit Sozialversicherungs- und Dienstgeberkontonummer auf
automationsunterstütztem Weg dem Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger zur Weiterleitung an den Versicherungsträger
anzuzeigen. Der Versicherungsträger hat das Ende der Pflichtversicherung eines
ihm angezeigten und nicht ausgeschiedenen Geschäftsführers möglichst auf
automationsunterstütztem Weg der Bezirksverwaltungsbehörde anzuzeigen.
Diese Regelung ist am 1.1.1998 in Kraft getreten.