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DER

GEWERBERECHTLICHE
GESCHÄFTSFÜHRER

Das vorliegende Merkblatt beinhaltet eine grundsätzliche Darstellung zum


Thema. Im Einzelfall sind oft Detailbestimmungen von Bedeutung. Eine
individuelle Beratung ist daher zu empfehlen.

Wenden Sie sich dazu an:

Ihre Bezirksstelle, Ihre Fachgruppe


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Stand: Jänner 2003

EIN SERVICE DER WIRTSCHAFTSKAMMER STEIERMARK


Nachdruck, Vervielfältigung und Verbreitung jeglicher Art nur mit ausdrücklicher
Zustimmung der Wirtschaftskammer Steiermark zulässig.
Trotz sorgfältiger Bearbeitung wird für die Ausführungen keine Gewähr übernommen.
Er ist eine natürliche Person, die für den Gewerbeinhaber die gewerberechtlichen Belange wahrnimmt.
Er ist dem Gewerbeinhaber für die fachlich einwandfreie Gewerbeausübung und der Gewerbebehörde
für die Einhaltung der gewerberechtlichen Vorschriften verantwortlich.

Wann kann bzw wann muss ein gewerberechtlicher Geschäftsführer bestellt werden?

FAKULTATIVER GESCHÄFTSFÜHRER
Jeder Einzelunternehmer kann einen gewerberechtlichen Geschäftsführer bestellen, wenn er das will.

OBLIGATORISCHER GESCHÄFTSFÜHRER
Ein gewerberechtlicher Geschäftsführer muss jedenfalls bestellt werden, wenn das Unternehmen
betrieben wird, von

• Juristischen Personen
• Personengesellschaften des Handelsrechts (OHG, KG)
• Eingetragenen Erwerbsgesellschaften (OEG, KEG)
• einem Einzelunternehmer, der keinen Wohnsitz im Inland hat, sofern die Zustellung der
Verhängung und die Vollstreckung von Verwaltungsstrafen nicht durch Übereinkommen
sichergestellt sind (dzt. nur Deutschland)
• bei Verlust der Eigenberechtigung des Einzelunternehmers
• bei Fortbetrieb
• bei Ausübung folgender Gewerbe in Form eines Industriebetriebes
− Baumeister
− Herstellung von Arzneimitteln und Giften
− Herstellung und Aufbereitung von Medizinprodukten, soweit diese Tätigkeiten
nicht unter ein anderes reglementiertes Gewerbe fallen
− Steinmetzmeister, einschließlich Kunststeinerzeuger und Terrazzomacher
− Waffengewerbe
− Zimmermeister
• bzw. von einem Einzelunternehmer, der den Befähigungsnachweis nicht erbringen kann.
Für jedes ausgeübte Gewerbe ist ein gewerberechtlicher Geschäftsführer zu bestellen.
FUNKTION UND VERANTWORTUNG DES
GEWERBERECHTLICHEN GESCHÄFTSFÜHRERS

• Er ist für die Ausübung des Gewerbes zu bestellen.


• Er muss den für die Ausübung des Gewerbes vorgeschriebenen persönlichen Voraussetzungen
entsprechen.
• Er muss (obligatorischer Geschäftsführer) bzw er muss in der Lage sein (fakultativer
Geschäftsführer), sich im Betrieb entsprechend zu betätigen.
• Er ist der Behörde für die Einhaltung der gewerberechtlichen Vorschriften und dem
• Gewerbeinhaber für die fachlich einwandfreie Ausübung des Gewerbes verantwortlich.
• Er muss über eine entsprechende, selbstverantwortliche Anordnungsbefugnis verfügen und
• nachweislich seiner Bestellung und Erteilung der Anordnungsbefugnis zugestimmt haben.

VERANTWORTUNG FÜR DIE EINHALTUNG


GEWERBERECHTLICHER VORSCHRIFTEN:
Die gewerberechtlichen Verpflichtungen treffen an sich den Gewerbeinhaber, gleich ob
Einzelunternehmer oder Gesellschaft. Wurde ein Geschäftsführer bestellt, dann trägt dieser die
Verantwortung für die Erfüllung jener Verpflichtungen, die an sich den Gewerbeinhaber treffen.

Mit der Bestellung für ein bestimmtes Gewerbe ist der Geschäftsführer der Behörde gegenüber für die
Einhaltung der entsprechenden gewerberechtlichen Vorschriften verantwortlich.

Kommt es im Zuge der Gewerbeausübung zu einer Verletzung dieser Vorschriften, so haftet der
Geschäftsführer dafür und wird verwaltungsstrafrechtlich zur Verantwortung gezogen.

Ein vertraglicher Haftungsausschluss gegenüber der Behörde ist unzulässig.

Eine Vereinbarung zwischen Gewerbeinhaber und Geschäftsführer, wonach sich der Gewerbeinhaber
verpflichtet, gegen den Geschäftsführer verhängte Geldstrafen im Innenverhältnis zu refundieren, ist
nach ständiger Rechtsprechung sittenwidrig und damit nichtig.

Auch bei Befolgung ausdrücklicher, auf konkrete Verletzung gewerberechtlicher Vorschriften


abzielende Weisungen des Gewerbeinhabers bleibt die Haftung des Geschäftsführers bestehen.

Die Haftung des Geschäftsführers gegenüber der Behörde ist auf die Einhaltung der gewerberechtlichen
Vorschriften beschränkt.

Darunter sind sämtliche Bestimmungen zu verstehen, die in die Bundeskompetenz


Gewerbeangelegenheiten fallen.
Insbesondere umfasst der verwaltungsstrafrechtliche Verantwortungsbereich des Geschäftsführers
folgende Bestimmungen:

• Gewerbeordnung
− Gewerbeumfang
− Gewerbeausübung
− Betriebsanlagengenehmigung
• alle Verordnungen, die auf die GewO gegründet sind
• gewerberechtliche Nebengesetze, zB
− Güterbeförderungsgesetz
− Gelegenheitsverkehrsgesetz
− Öffnungszeitengesetz
− Betriebszeitengesetz
Nicht in den Verantwortungsbereich fallen zB:

• landesrechtliche Bestimmungen
• Arbeitsrecht und Arbeitnehmerschutzgesetz
• Lebensmittelrecht
• Wettbewerbsrecht
• Arbeitsinspektion
• Ausländerbeschäftigung

VERANTWORTUNG FÜR DIE FACHLICH EINWANDFREIE


AUSFÜHRUNG DES GEWERBES
Mit der Gewerberechtsnovelle 1988 wurde die zivilrechtliche Haftung des Geschäftsführers gegenüber
dem Gewerbeinhaber ausdrücklich gesetzlich geregelt.

Damit wollte man dem „Strohmännerwesen“ wirkungsvoller begegnen.

Die Haftung besteht lediglich dem Geschäftsinhaber gegenüber.

Eine direkte Geltendmachung von Ansprüchen durch Dritte (zB Kunden, sonstige Geschädigte) ist nicht
gegeben.

Was unter fachlich einwandfreier Ausübung des Gewerbes konkret zu verstehen ist, ist dem Gesetz
nicht zu entnehmen.

Gemeint ist aber sicher keine Verantwortung für eine kommerziell erfolgreiche Unternehmensführung,
sondern ein Einstehen für solche Kenntnisse und Fähigkeiten, die in theoretischer wie fachlicher
Hinsicht erforderlich sind, um ein bestimmtes Gewerbe fachlich einwandfrei auszuüben.
BESTELLUNG DES GEWERBERECHTLICHEN
GESCHÄFTSFÜHRERS
Die Bestellung eines Geschäftsführers erfolgt grundsätzlich durch einen privatrechtlichen
Bestellungsvertrag. Ob der Geschäftsführer für seine Tätigkeit ein Entgelt erhält, bleibt aber der freien
Vereinbarung der Vertragspartner überlassen.

Ein Geschäftsführer ist nur dann in der Lage seiner Verpflichtung nachzukommen, wenn er zumindest
folgende Befugnisse hat:

• Information über alle gewerberechtlich relevanten Betriebsvorgänge.


• Anordnungsbefugnis gegenüber Arbeitnehmern, um gewerberechtlich unzulässige Tätigkeiten zu
verhindern.
• Möglichkeit, gewerberechtlich relevante Entscheidungen im Betrieb treffen zu können.
• Ermächtigung zur Vornahme aller Handlungen, die seine Verantwortung gegenüber der
Gewerbebehörde nach sich ziehen.
Die Bestellung eines gewerberechtlichen Scheingeschäftsführers widerspricht den guten Sitten.

Ein Vertrag, der solchermaßen die gewerbestrafrechtliche Verantwortung abwälzen soll, ist nichtig.

VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE BESTELLUNG ZUM


GESCHÄFTSFÜHRER
Der Geschäftsführer muss den für die Ausübung des Gewerbes vorgeschriebenen persönlichen
Voraussetzungen entsprechen.

• Eigenberechtigung
• EWR-Staatsbürgerschaft bzw. fremdenrechtliche Aufenthaltstitel
• Nichtvorliegen von Ausschließungsgründen
− bestimmte gerichtliche Verurteilungen und finanzbehördliche Bestrafungen
− Verlust der erforderlichen Zuverlässigkeit
• Wohnsitz im Inland oder einem EWR-Staat erforderlich; in einem anderen Staat nur dann
möglich, wenn mit diesem Zustell- und Vollstreckungsübereinkommen bestehen
• Erbringung des Befähigungsnachweises
• Selbstverantwortliche Anordnungsbefugnis
• Nachweisliche Zustimmung zur Bestellung und Erteilung der Anordnungsbefugnis

WEITERE VORAUSSETZUNGEN

• Entsprechende Betätigung im Betrieb.


Prüfung unter Bedachtnahme auf Art und Umfang des Betriebes und die Lebensumstände des
Geschäftsführers auf den jeweiligen Einzelfall bezogen.
• Entsprechende Stellung im Unternehmen:
bei Gewerben, für deren Ausübung ein Befähigungsnachweis erforderlich ist, muss der
Geschäftsführer im Unternehmen eine bestimmte Stellung einnehmen.
Juristische Personen (zB GmbH, AG)
− dem zur gesetzlichen Vertretung berufenen Organ angehören oder
− voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer, der mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigt ist.

F Achtung:
Innerhalb eines Konzerns kann eine Bestellung zum Geschäftsführer auch für mehrere
Konzernunternehmen erfolgen, wenn der Geschäftsführer ein mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigter, nach den Bestimmungen des
Sozialversicherungsrechtes voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer ist.
Personengesellschaften (OHG, KG, OEG, KEG)
− persönlich haftender Gesellschafter, der nach dem Gesellschaftsvertrag zur
Geschäftsführung und Vertretung der Gesellschaft berechtigt ist oder
− voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer, der mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigt ist.
Einzelunternehmer
− voll versicherungspflichtiger Arbeitnehmer, der mindestens zur Hälfte der
wöchentlichen Normalarbeitszeit im Betrieb beschäftigt ist.
Ausnahme: Rauchfangkehrer

BESTELLUNGSVORGANG DES GESCHÄFTSFÜHRERS UND


MITWIRKUNG DER BEHÖRDE

• Die Bestellung des gewerberechtlichen Geschäftsführers bedarf der Anzeige bei der Behörde:
Die Gewerbebehörde hat die Anzeige mit Bescheid zur Kenntnis zu nehmen. Sollten sämtliche
Voraussetzungen für eine Bestellung nicht vorliegen, so hat die Gewerbebehörde dies in einem
Bescheid festzustellen.

• Die Bestellung des gewerberechtlichen Geschäftsführers bedarf der bescheidmäßigen


Genehmigung:
Bei jenen reglementierten in § 95 angeführten Gewerben, bei welchen die Zuverlässigkeit
überprüft wird sowie beim Rauchfangkehrergewerbe. Diese Gewerbe sind:
§ Baumeister, Brunnenmeister
§ Chemische Laboratorien
§ Elektrotechnik
§ Pyrotechnikunternehmen
§ Gas- und Sanitärtechnik
§ Herstellung von Arzneimitteln und Giften und Großhandel mit Arzneimitteln
und Giften
§ Inkassoinstitute
§ Reisebüros
§ Sicherheitsgewerbe (Berufsdetektive, Bewachungsgewerbe)
§ Sprengungsunternehmen
§ Vermögensberatung
§ Waffengewerbe (Büchsenmacher), einschließlich Waffenhandel
§ Zimmermeister
Die Bestellung des Geschäftsführers wird erst mit Rechtskraft des Genehmigungsbescheides
wirksam. Die Behörde hat dabei zu prüfen, ob der zukünftige gewerberechtliche
Geschäftsführer alle Voraussetzungen erfüllt.

AUSSCHEIDEN DES GESCHÄFTSFÜHRERS


Bei allen Geschäftsführern führt das Ausscheiden zum Ende der Verantwortlichkeit als Geschäftsführer.

Die Verantwortung geht ab diesem Zeitpunkt auf den Gewerbetreibenden bzw die nach § 9 VStG
Verantwortlichen über.

Für Delikte, die vor dem Ausscheiden des Geschäftsführers gesetzt wurden, haftet er nach dem
Ausscheiden weiter.

Die Gewerbeordnung sieht im Fall des Ausscheidens des Geschäftsführers bei juristischen Personen
und Personengesellschaften die Möglichkeit einer befristeten weiteren Gewerbeausübung bis zur
Bestellung eines neuen Geschäftsführers vor.

Die Bestellung des neuen Geschäftsführers muss längstens innerhalb von 6 Monaten nach dem
Ausscheiden des alten Geschäftsführers erfolgen.

Eine Verlängerung der Frist ist gesetzlich nicht vorgesehen.

Wohl aber kann die Behörde die 6-monatige Frist verkürzen, wenn mit der weiteren Ausübung des
Gewerbes ohne Geschäftsführer eine besondere Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von
Menschen verbunden ist.

• Verkürzung der Frist zur Ausübung eines Gewerbes ohne gewerberechtlichen Geschäftsführer
− Um zu verhindern, dass durch fortwährend wiederholten Austausch des
Geschäftsführers die 6-monatige Frist immer wieder von Neuem zum Laufen
gebracht und so diese Begünstigung mißbraucht wird, ist vorgesehen, dass die 6-
Monatsfrist auch dann von der Behörde zu verkürzen ist, wenn in den
vorausgegangenen 2 Jahren vor dem Ausscheiden des Geschäftsführers das
Gewerbe insgesamt länger als 6 Monate ohne Geschäftsführer ausgeübt wurde.
− Scheidet der gewerberechtliche Geschäftsführer eines Einzelunternehmers aus, hat
die Bestellung eines neuen Geschäftsführers binnen 1 Monat zu erfolgen.
• Um den Missbrauch von sogenannten Scheingeschäftsführern vorzubeugen, ist eine
wechselseitige Meldepflicht zwischen Gewerbebehörde und Sozialversicherungsträger
vorgesehen.
− Die zuständige Gewerbebehörde hat nämlich, wenn ein Arbeitnehmer als
Geschäftsführer angezeigt oder genehmigt wurde, die Bestellung oder das
Ausscheiden mit Sozialversicherungs- und Dienstgeberkontonummer auf
automationsunterstütztem Weg dem Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger zur Weiterleitung an den Versicherungsträger
anzuzeigen. Der Versicherungsträger hat das Ende der Pflichtversicherung eines
ihm angezeigten und nicht ausgeschiedenen Geschäftsführers möglichst auf
automationsunterstütztem Weg der Bezirksverwaltungsbehörde anzuzeigen.
Diese Regelung ist am 1.1.1998 in Kraft getreten.

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