AALE 2010
TAGUNGSBAND
7. Fachkolloquium für Angewandte
Automatisierungstechnik in Lehre und
Entwicklung an Fachhochschulen
Wien, 11./12. Februar 2010
Fachhochschule Technikum Wien
Viktorio Malisa
(Hrsg.)
Wien 2010
Kontaktadressen - Impressum
Veranstaltung: AALE 2010
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung
11. – 12. Februar 2010
Veranstalter: Institut für Mechatronics, FH Technikum Wien
Veranstaltungsort: Fachhochschule Technikum Wien
Höchstädtplatz 5, 1200 Wien, Austria
T: +43 (0)1 333 40 77 – 463, E: info.mr@technikum‐wien.at, I: www.technikum‐wien.at
Organisationskomitee: Viktorio Malisa Christian Fuchs Wolfgang Haindl
Alexandra Winter Jennifer Janik Andreas Mehrle
Christof Hieger Alexander Liebe Johannes Steinschaden
Roswitha Gindra Markus Malits Udo Traussnigg
Georg Domayer Gerald Tanzer
Titanilla Komenda Raoul Zeitlinger
Manfred Mayerhofer
Herausgeber: FH‐Prof. Dipl.‐Ing. Viktorio Malisa
Leiter des Instituts für Mechatronics
Studiengangsleiter Bachelor und Master Mechatronik/Robotik
Herstellung & Lektorat: Mag. Roswitha Gindra
Assistentin Bachelorstudiengang Mechatronik/Robotik
Umschlaggestaltung: Linie B, 1060 Wien
Druckerei: paco Medienwerkstatt, 1160 Wien
Druck: Technikum Wien GmbH, Meldemannstraße 16, 1200 Wien
Copyright F‐AR Verein zur Förderung der Automation und Robotik, 2010
Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in
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vorbehalten.
Alle in diesem Tagungsband enthaltenen Angaben wurden nach bestem Wissen zusammengestellt und mit Sorgfalt kontrolliert.
Dennoch sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Aus diesem Grund sind die im vorliegenden Tagungsband enthaltenen Informationen
mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgendeiner Art verbunden. Herausgeber und Institut übernehmen infolgedessen keine
Verantwortung und werden keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung
dieser Informationen – oder Teilen davon – entstehen, auch nicht für die Verletzung von Patentrechten, die daraus resultieren können.
Printed in Austria: ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Online‐Ausgabe: ISBN 978‐3‐902759‐01‐6
F‐AR Verein zur Förderung der Automation und Robotik
Schweizertalstr. 5/1/1, 1130 Wien, Austria
www.f‐ar.at
Vorwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
Das fachwissenschaftliche Kolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung (AALE) hat
sich in den vergangenen sechs Jahren zu einem etablierten Forum des Meinungsaustauschs zwischen den Professoren
der automatisierungstechnischen Lehr‐ und Forschungsbereiche an Fachhochschulen entwickelt. Zur weiteren
Unterstützung des AALE erfolgte 2007 in Lippe die Gründung eines ständigen AALE‐Beirats, in dem Vertreter der
Fachhochschulen, der Industrie und der Fachverbände zusammenarbeiten, um im Blickwinkel des aktuell laufenden
Bologna‐Prozesses sowie des tiefgreifenden Strukturwandels an europäischen Hochschulen den anstehenden
Veränderungsprozeß gemeinsam und mit hoher Dynamik voranzubringen.
Obwohl Fachhochschulen den größten Teil der Ausbildungsarbeit für Ingenieure leisten, werden Fachhochschulen
generell nur unzureichend in der Bildungspolitik wahrgenommen, dies trifft umso mehr auf einzelne Fachrichtungen
zu. Unser verfügbares Potential an Professoren ‐ und später auch das unserer Absolventen ‐ sollte deshalb auch für eine
aktive Einflußnahme in Politik und Wirtschaft über das AALE mobilisiert und verstärkt für entsprechende Aktivitäten
motiviert werden.
Zur weiteren Stärkung des AALE und seines Beirats wurde 2008 in Wernigerode der Verein der Freunde und Förderer
der Angewandten Automatisierungstechnik an Fachhochschulen (VFAALE) gegründet. Zweck des Vereins ist die
Unterstützung und Förderung der automatisierungstechnischen Lehr‐ und Forschungsbereiche an Fachhochschulen
durch die Automatisierungsindustrie. Mittlerweile hat der VFAALE 17 Mitglieder darunter solche namhaften
Automatisierungsfirmen wie Bayer Technology Services, Endress+Hauser, National Instruments, SEW‐Eurodrive,
Siemens, Phoenix Contact, Weidmüller u.a. Damit ist es nunmehr auch möglich das AALE finanziell besser zu
unterstützen. Damit konnten wir beginnend mit 2008 auch einen AALE Student Award für die beste Abschlussarbeit
ausloben.
In diesem Jahr findet das AALE erstmalig außerhalb Deutschlands statt. Wir möchten damit die Kolleginnen und
Kollegen aus den Fachhochschulen Österreichs und der Schweiz verstärkt in die AALE integrieren und wollen dies auch
zukünftig beibehalten.
Dank dem großen Engagement des diesjährigen Veranstalters, der FH Technikum Wien, ist es nun auch gelungen den
vorliegenden ISBN‐Tagungsband für die AALE zu erstellen, um damit die wissenschaftliche Professionalität der
inhaltlichen Beiträge öffentlich zu dokumentieren.
Für die AALE 2010 wünschen wir Ihnen viel Erfolg, interessante Gespräche und einen angenehmen Aufenthalt in Wien
Reinhard Langmann Viktorio Malisa
Sprecher des AALE‐Beirats Mitglied des AALE‐Beirats
FH Düsseldorf FH Technikum Wien
7. AALE 2010, Wien
Inhaltsverzeichnis
1. Agenda 7. AALE 2010 .................................................................................................................................................. 1
2. Veranstaltungsort Fachhochschule Technikum Wien....................................................................................... 3
Bahlke, K.; Günther, N.; Untersuchung von Methoden zur Optimierung einer Zustandssteuerung bezüglich
Büchau, B.; Gröbe, G. des Entwurfs und der Implementierung............................................................................ 19
Büchau, B.; Gröbe, G. Analyse und Entwurf nach der Methode von Ward & Mellor mit dem CASE‐Tool
E32 ........................................................................................................................................... 35
Enhuber, F.; Dicker, T. Optimierungspotentiale für Maschinenbau und Endanwender durch moderne
Automatisierung.................................................................................................................... 51
Fischer, M.; Große, A.; Online‐Optimierung der Regelung eines Piezoaktors mittels einer
Morgeneier K.‐D. Evolutionsstrategie................................................................................................................ 61
Gottwald, C. Design und Implementierung einer Erweiterung für SolidWorks zur Einbindung
von DENSO Robotern........................................................................................................... 89
I
7. AALE 2010, Wien
II
7. AALE Fachkolloquium, AALE 2010
7.AALE: ANGEWANDTE AUTOMATISIERUNG IN LEHRE UND ENTWICKLUNG AN FACHHOCHSCHULEN
11. UND 12. FEBRUAR 2010, FH TECHNIKUM WIEN
ORT: FH TECHNIKUM WIEN, HÖCHSTÄDTPLATZ 5, 1200 WIEN, ÖSTERREICH
URL:WWW.TECHNIKUM-WIEN.AT/AALE2010, EMAIL:AALE2010@TECHNIKUM-WIEN.AT
PROGRAMM
(Version 9.0 vom 10.Feb.2010)
18:45-19:00h Bustransfer vom Hotel / Suitehotel Wien Messe / Radingerstr. 2 / zum „Lusthaus“
19:00-23:00h Galaabend / Restaurant „Lusthaus“, Freudenau 254, 1020 Wien
23:00-23:15h Bustransfer zum Hotel / Suitehotel Wien Messe / Radingerstr. 2 / (paar Minuten zu Fuß zum IBIS Hotel)
3
3. Veranstalter
Institut für Mechatronics
1 Einleitung
„Technik überfordert Menschen“ liest man täglich in diversen Medien. Ein modernes und gut ausgestattetes Haus hat
eine Alarmanlage und Zentralsteuerung, Küchengeräte mit Überwachungsfunktionen, im Keller ist eine Wärmepumpe
eingebaut und am Dach steht die Fotovoltaikanlage, im Wohnraum laufen Staubsaugeroboter und im Garten
vollautomatische Rasenmäher. Fehlermeldungen von den Geräten erreichen uns per Mail oder per SMS. Um diese
Geräte täglich an eigene Bedürfnisse, Witterung und Umgebung anpassen zu können, wird ein hohes technisches
Wissen des Besitzes vorausgesetzt. Das Autocockpit eines Luxusautos unterscheidet sich heute kaum mehr von einem
Flugzeugcockpit, so dass die normale Führerscheinausbildung nicht mehr ausreicht, um diese Technik auch in den
Stresssituationen sicher zu kontrollieren.
Durch die immer größer werdende Flut an digitalen Daten und Vielzahl an den Auswahlmöglichkeiten die uns geboten
werden, wird jede unsere Entscheidung zu einer Herausforderung. Die Menschen sind durch die immer differenzierte
Technik in ihrem Wohnbereich, im Auto oder am Arbeitsplatz überfordert.
Nun aber befinden wir uns erst am Beginn des Roboterzeitalters. Derzeit wird sehr viel geforscht an den Robotern, die
uns im täglichen Leben zu Hause helfen sollen. Ziel ist, eine Vollautomatisierung zu Hause zu erreichen, um den
Lebensstandard zu erhöhen. Um noch mehr technische Innovationen in die Wohnbereiche zu bringen, ist es notwendig,
das technische Verständnis der Menschen anzuheben. Dazu ist es unbedingt erforderlich, der Technik in der
allgemeinen schulischen Ausbildung eine höhere Priorität einzuräumen und ihr somit zu einer größeren Bedeutung als
bisher zu verhelfen – nicht zuletzt auch aus dem Grund, um dadurch noch mehr junge Leute als bisher für ein
technisches Studium zu begeistern und auch zu befähigen.
Die Forschung im Bereich der humanoiden Roboter ermöglicht es uns, die Kinematik und Dynamik des Menschen
immer besser zu verstehen. Die Kollaboration von Roboter und Mensch stellt jeden Mechatroniker vor große und
komplexe Problemstellungen, weshalb viele kleinere Teilaufgaben nur mit den integrativen Kräften mehrerer Institute
bewältigt werden können. Am Institut für Mechatronics wird laufend an der Lösung solcher Aufgaben gearbeitet.
Außerdem forschen wir kontinuierlich am Einsatz von Robotern in ziviler Umgebung, am Aufbau und an der Steuerung
von humanoiden Robotern und Servicerobotern sowie an einer selbstorganisierenden Produktion – oder plakativer
ausgedrückt: an der Fabrik der Zukunft!
Alle Mitarbeiter des Instituts für Mechatronics stehen Kooperationen jeglicher Art in den genannten Bereichen offen
gegenüber.
2 Definition der Mechatronik
Man kann noch immer viele unterschiedliche grafische Darstellungen der Mechatronik finden. Im Institut für
Mechatronics wird als Leitgedanke jene Definition zum Begriff der Mechatronik von der Mechatronik Plattform
Österreich präferiert:
Abb. 1 zeigt, dass dabei MechanikM , ElektronikM und
InformatikM jene Teile der Mechanik, Elektronik und Informatik
bedeuten, die für einen bestimmten Schwerpunkt der
Mechatronik benötigt werden und für die Ausübung des
bestimmten Mechatroniker‐Berufes notwendig sind.
MechatronikAV (AV = added value oder Mehrwert) bezeichnet
neu entstandene Mechatronik–Bereiche und die Art und Weise,
wie die Grundbereiche miteinander verbunden werden.
Somit gilt die einfache mathematische Formel:
Mechatronik = MechanikM + ElektronikM + InformatikM +
Abb. 1 Definition der Mechatronik (Malisa 2006) MechatronikAV
4
3 Facts
Das Institut wurde 2003 – damals noch als Fachbereich Mechatronik/Robotik – gegründet und besteht seit der
Organisationsentwicklung an der Fachhochschule Technikum Wien 2007 unter der Bezeichnung „Institut für
Mechatronics“. Derzeit arbeiten im Institut fünf fixe und 19 externe Mitarbeiter, mit deren Hilfe 48 Lehrveranstaltungen
in den Bereichen Maschinenbau, Robotik und Mechatronik betreut und jährlich über 5.000 Lehreinheiten gehalten
werden. Das Institut für Mechatronics hat in den vergangenen Jahren außerdem einen besonderen Schwerpunkt auf den
Ausbau der Labors gelegt, wobei folgende im Speziellen gepflegt werden:
‐ Roboterlabor für Grundlagen
‐ Labor für die Automatisierung
‐ Roboterlabor für Projekte (ViTeRo)
‐ Pneumatiklabor
‐ Mechanische Werkstätte
Die Studierenden profitieren von den Geräten und Maschinen am neuesten Stand der Technik, die unser Roboterlabor
zu einem der modernsten Europas macht. Die im Institut für Mechatronics vorhandenen Industrieroboter, Mobilen
Roboter sowie die weiteren mechatronische Komponenten für den Bereich Automatisierungstechnik wurden
überwiegend von der Industrie zur Verfügung gestellt.
Die Ausstattung des Roboterlabors wird immer auf dem neuesten Stand der Technik gehalten und unterliegt daher
immer wieder Veränderungen. Es sind viele verschiedene Robotertypen und mechatronische Komponenten in Labor
und Werkstatt vorhanden. Diese große Varietät macht das Arbeiten an den Robotern besonders interessant und
abwechslungsreich für unsere Studierenden. Die gelernte Theorie wird hier durch das eigenständige Arbeiten an den
Maschinen im Labor und durch das Fertigen von Teilen für Projekte in der mechatronischen Werkstatt in die Praxis
umgesetzt.
Weiters steht den Studierenden Zubehör, wie unterschiedliche Endeffectoren, Kamerasysteme, ein umfangreiches
Sensoren‐Sortiment, modernste 3D‐Meßsysteme, ein Pneumatiklabor, verschiedene Simulations‐Software usw. zur
Verfügung. Unterstützt und koordiniert werden sie dabei durch den Werkstättenleiter.
3.1 Das Team
Fixe Mitarbeiter des Instituts
Institutsleiter & Studiengangsleiter Dipl.‐Ing. Dr. Wilfried Kubinger Dipl.‐Ing. (FH) Christof Hieger
FH‐Prof. Dipl.‐Ing. Viktorio Malisa E: kubinger@technikum‐wien.at E: hieger@technikum‐wien.at
E: malisa@technikum‐wien.at Stellvertretender Studiengangsleiter Lektor Industrieroboter und
Fachgebiet: Mechatronik, Bachelor Mechatronik/Robotik Mobile Roboter
Automatisierung, Lektor Mobile Roboter
Selbstorganisierende Produktion Dipl.‐Ing. Dr. Kemajl Stuja
Dipl.‐Ing. Günther Poszvek E: stuja@technikum‐wien.at
E: poszvek@technikum‐wien.at Lektor Simulationstechnik
Lektor Life Cycle Design
Externe Mitarbeiter im Institut
• Industrie‐Robotik: Sicherheit in kollaborierendem Betrieb und Greifertechnik
• Mobile und Humanoide Roboter
• Intelligente mechatronische Produkte
• Selbstorganisierende Produktion, Produktionsplanung, Digitale Fabrik
• Handhabungstechnik und Automatisierungstechnik
• Life Cycle Design im Maschinenbau: ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus von Produkten zur Erfüllung
ökologischer Anforderungen
5
3.3 Überblick über die Projekte
Simulationslabor – „Life Cycle Design Lab“ / Call 9, 2008 – 2011
Der wesentliche Projektinhalt ist der Aufbau, die Initiierung und die Einbindung des Labors in die Ausbildung,
Forschung und Lehre an der Fachhochschule Technikum Wien. Das Labor ist mit 20 Hochleistungsrechnen geeignet
zur Simulation und zusätzlich zehn voll ausgestatteten Werkbänken ausgerüstet. Das Simulationslabor „Life Cycle
Design Lab“ ist somit die moderne Weiterentwicklung des klassischen Labors für Lehre und Forschung. Die
Verknüpfung von einfachen praktischen Arbeiten, Analysen der dabei gewonnenen Erkenntnisse und die
Koppelung mit Simulationsverfahren ist Teil einer neuen, modernen Ausbildung im technischen Bereich, von der
sowohl Studierende als auch das wissenschaftliche Personal profitieren. Durch diese Kombinationsmöglichkeiten
im Laborbetrieb werden neue, richtungweisende Lehrmethodiken ermöglicht, die insbesondere auf dem Gebiet der
nachhaltigen Produktentwicklung für alle Studiengänge von entscheidender Bedeutung für eine moderne und
zukunftssichere Ausbildung sind.
Stiftungsprofessur Maschinenbau – Life Cycle Design / Call 5, 2009 – 2012
Durch die von der Stadt Wien geförderte Stiftungsprofessur wird in den neuesten Entwicklungen im Bereich der
nachhaltigen, Ressourcenschonenden und umweltbewussten Gestaltung von Produkten und Prozessen Rechnung
getragen. Die Thematik der nachhaltigen Produktentwicklung lässt sich erfolgreich auf viele verschiedene Sparten
der Technik anwenden, so dass die erfolgreiche Implementierung in verschiedenen Studiengängen der FH
Technikum Wien angestrebt wird.
Projekte im Rahmen der Innovationsschecks:
• Entwicklung einer universellen Steuerung für Dosiergeräte in Roboteranwendungen, Roland Ambrosch, 2008
• Entwicklung eines Gelenkes für einen Designersessel, M&O Möbeldesign und Consulting GmbH, 2008
• Entwicklung eines Funktionsprototyps eines international prämierten Stuhlentwurfs, Antonio Ortiz, 2008 ‐ 2009
• Entwicklung einer High‐Tech‐Leuchte, Florian Radon Lichtdesign, 2009
• Montagevorrichtung für Displays an der Heckscheibe eines Kraftfahrzeuges, Stefan Vestl, 2009
• Entwicklung eines Evakuierungskorbs, Alco Bauelemente GmbH, 2010
Sonstige Firmenprojekte
• Entwicklung eines Dosierroboters, Firma Gonano, 2006
• Tanzender Glasmensch, Künstlerin Renate Korinek, 2008
• Steuerungs‐ und Sicherheitskonzept für das Schulungsgebäude der Feuerwehr Tulln, EVN, 2009 ‐ 2010
• Automatische Kupplung für Frontlader, Firma Hauer, 2010 ‐ 2011
Internationale Projekte
• CEEPUS (Central European Exchange Program For University Studies)
o Rapid Manufacturing in Biomedical Fields / CII‐SI‐0206‐02‐0809, seit 2008
Partneruniversitäten: ● University of Miskolc, H ● University of Debrecen, H ● University of Montenegro, MNE ●
Koszalin University of Technology, PL ● Technical University of Cluj‐Napoca, RO ● University of Medicine and
Pharmacy of Cluj‐Napoca, RO ● University of Brasov, RO ● University of Novi Sad, SRB ● University in Prishtina
with temporary seat in Kosovska Mitrovica, Kosovo ● Slovak University of Technology in Bratislava, SK ●
Technical University in Košice, SK ● University of Maribor, SLO
o Intelligent Automation for Competitive Advantage / CII‐RS‐0065‐04‐0910, seit 2009
Partneruniversitäten: Graz University of Technology, A ● University of Applied Sciences Vienna, A ● University
of Zenica, BIH ● Budapest University of Technology and Economics, H ● University Sts.Cyril and Methodius –
Skopje, MK ● Cracow University of Technology, PL ● University of Kragujevac, SRB ● University of Novi Sad,
SRB ● Technical University in Košice, SK ● J.J.Strossmayer University in Osijek, HR ● University of Maribor, SLO
• World University Service – wus austria
Im Rahmen des World University Service (WUS) nimmt das Institut für Mechatronics im Zeitraum März 2009 bis
Dezember 2010 am Kooperationsprojekt «MA in Mechanical Engineering» gemeinsam mit der Faculty of Technical
Engineering der Universität Bihac (Bosnien/Herzegovina) teil. Dieses DDS‐ (Degree Development Structure) Projekt
soll die Einführung eines neuen maßgeschneiderten Curriculums unterstützen und hat das Ziel, die
Hochschulbildung in Bosnien und Herzegovina im Rahmen des Bologna Prozesses an europäische Standards
anzugleichen.
6
• TECH 1 bis 3
Das TECH‐Programm ist ein seit 2007 bestehendes, intensives und maßgeschneidertes Ausbildungsprogramm
(«MR‐Update») für chinesische Mittelschulprofessoren mit dem Ziel, die teilnehmenden Lehrenden aus der Provinz
Jinagsu für den gesteigerten Bedarf in der Ausbildung von Fachkräften nach dem neuesten wissenschaftlichen und
methodischen Stand weiter zu bilden.
Im ersten Veranstaltungsjahr 2007 haben 12 Professoren an TECH1 mit dem Schwerpunkt «Industrierobotik»
teilgenommen, gefolgt von jeweils 13 Professoren in den Jahren 2008 (TECH2 mit dem Schwerpunkt «Intelligent
Manufacturing») und 2009 (TECH3 mit dem Schwerpunkt «Fertigungstechnik & CNC‐Maschinen»). Der
theoretische Wissenstransfer wird dabei jedes Jahr durch praktische Erfahrungen und Exkursionen zu thematisch
passenden heimischen Betrieben ergänzt.
Das TECH‐Programm wurde gemeinsam von der FH Technikum Wien International, dem Studiengang
Mechatronik/Robotik und der Lifelong Learning Academy konzipiert und stellt mittlerweile einen Fixpunkt in der
Internationalisierungsstrategie der FH Technikum Wien dar.
• Workshop TU Novi Sad
Ein weiterer Bestandteil der Pflege seiner internationalen Beziehungen durch das Institut Mechatronics besteht in
dem Workshop «New Technologies», der für Studierende der TU Novi Sad organisiert und durchgeführt wird. 2009
haben 32 Studierende dieses Angebot genutzt. Die Schwerpunkte dabei waren die Themen Advanced Material,
Robotics Lab Praxis, Renewable Energy und Simulation of Manufacturing. Außerdem wurden Fallstudien
mechatronischer Projekte durchgenommen und mittels zwei Exkursionen veranschaulicht.
4 Firmenkooperationen
Das Institut für Mechatronics und seine beiden Studiengänge Bachelor und Master Mechatronik/Robotik konnten nur
Dank guter Verbindungen zu und der guten Zusammenarbeit mit etablierten Firmen aus der Branche gegründet und bis
heute erfolgreich weiter geführt werden. Die Unterstützung umfasst dabei die Bereiche der Roboterausstattung, die
Praktikanten‐ und Bachelor‐ bzw. Diplomarbeitsbetreuung sowie die Organisation und Durchführung von Exkursionen
und Firmenvorträgen. Die angeführten Punkte werden außerdem durch jederzeitiges flexibles Reagieren auf all unsere
darüber hinausgehenden Anfragen abgerundet.
E x k u rs io n e n
P ro je k ta rb e ite n
(Kooperationspartner)
B e ra tu n g
spez. Ü bungen
Industrie
P ra k tik a n te n
V o rträ g e
D ip lo m a n d e n
L a b o r a u s s ta ttu n g
A b s o lv e n te n
Abb. 2 Firmenkooperationen
5 Förderung von Studentinnen
Der Fachhochschule Technikum Wien ist es ein großes Anliegen, mehr Frauen für technische Ausbildungen zu
gewinnen. Um die bereits gewonnenen Studentinnen zusätzlich zu fördern und sie in der Wahl ihres technischen
Studiums zu bestärken, organisiert das Institut für Mechatronics im Rahmen der Studiengänge der Mechatronik/Robotik
Exkursionen zu den Firmen, in welchen Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Im Rahmen dieser Exkursionen
erhalten die Studentinnen auch die Gelegenheit, ganz spezifisch zum Thema Frauen in der Technik Fragen zu stellen
und in Gespräch mit den jeweiligen Firmenvertreterinnen zu kommen.
7
6 Veranstaltungen
• Mechatronik Plattform / Tag der Mechatronik (seit 2005, jährlich)
Das Institut für Mechatronics pflegt über die Mechatronik‐Plattform Kooperationen mit anderen FH‐Instituten. Die
Ziele dieser Mechatronik Plattform sind die Förderung der Mechatronik sowie zusätzlich die Sicherung des
Produktionsstandortes Österreich durch innovative mechatronische Produkte, die Erhöhung des Frauenanteils in
den mechatronischen Berufen, die Förderung der Kooperation und der Austausch von Studierenden,
AbsolventInnen und Lehrenden, die kontinuierliche Verbesserung der Qualität in der Ausbildung sowie die
Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit.
Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist die gemeinsame, informative und fachliche Behandlung und Koordinierung
von Fragen, die im Interesse ihrer Mitglieder liegen. Insbesondere sollen Fragen betreffend der Didaktik, der Lehre
und der Forschung und Entwicklung behandelt werden.
Bestehende bilaterale und multilaterale Kontakte zwischen den Mitgliedern werden durch die Tätigkeit der
Arbeitsgemeinschaft nicht beeinträchtigt; sie können im Rahmen der Möglichkeiten unterstützt werden.
Die Mechatronik‐Plattform veranstaltet jährlich am 22. September den Tag der Mechatronik, an dem herausragende
Leistungen von Studierenden im Bereich der Mechatronik gewürdigt und prämiert werden.
• Symposium „Life Cycle Design in Forschung, Industrie und Lehre“ (20. Okt. 2009)
Um das Thema an der Fachhochschule publik zu machen, wurde ein Symposium veranstaltet. Die Vortragenden
kamen aus verschiedenen Bereichen, um so möglichst viele Aspekte dieses Themas herauszuarbeiten. Als eine
Vertreterin der Lehre konnte das Institut für Technologie und nachhaltiges Produktmanagement der
Wirtschaftsuniversität gewonnen werden. Ein Experte für Life Cycle Costs der Firma Liebherr war ebenso vertreten
wie die Leiterin des Projekts Ökokauf Wien der Wiener Umweltschutzabteilung.
• Robotics Day (seit 2006 jährlich)
Der ROBOTICS DAY ist die jährliche Leistungsschau des Studienganges Mechatronik/Robotik, bei der
Semesterprojekte von Studierenden des 4. Semesters und Bachelorarbeiten von Studierenden des 6. Semesters
zusammen mit den Firmenpartnern vor Publikum präsentiert werden. Der ROBOTICS DAY 09 am 27. und 28. Mai
2009 stand ganz im Zeichen der Mobilen Robotik, da Dank zunehmender Automatisierung mobile Roboter künftig
eine immer wichtigere Rolle spielen und dabei in Betrieben ebenso wie in Spitälern oder auf den Straßen zum
Einsatz kommen werden. Konkret wurden 48 Projekten und 40 Bachelorarbeiten präsentiert. Mehr Informationen
über Robotics Day finden Sie auf unserer Webseite: www.technikum‐wien.at/roboticsday
7 Zusammenfassung
Im Rahmen der Mechatronik Plattform in Österreich arbeiten alle Mechatronik FH‐Studiengänge eng zusammen mit
dem Ziel, die Ausbildung abzustimmen und auf einem hohen Niveau zu halten. Den Studierenden wird ermöglicht,
einfach zwischen die Studiengänge zu wechseln.
Im Rahmen von Austauschprogrammen wie CEEPUS, ERSAMUS, WUS und Sonderprojekten wie TECH sowie der
Zusammenarbeit mit den Universitäten TU Novi Sad, TU Rijeka, TU Brno und anderen Universitäten konnten in den
letzten Jahren einige Studierende in den laufenden Lehrbetrieb in Studiengängen Mechatronik/Robotik integriert
werden. Viele Professoren haben das Institut für Mechatronics besucht und sich für eine Kooperation interessiert, wie in
der Tab. 1 gezeigt wird.
Studienjahr Studenten Professoren
2003/2004 30 5
2004/2005 25 6
2005/2006 18 4
2006/2007 27 8
2007/2008 45 12
2008/2009 51 14
2009/2010 59 12
gesamt 255 61
Tab. 1 Internationale Studierende/ProfessorInnen Besucher des Instituts für Mechatronics
8
Alle Mitarbeiter des Instituts sind ständig bemüht, Kooperationen (s. Abb. 3) zu den Instituten innerhalb der FH
Technikum Wien, zu den nationalen und internationalen Instituten, Fachhochschulen, Universitäten und Firmen zu
pflegen und weiter auszubauen.
Abb. 3 Kooperationen der Mechatronik/Robotik (Malisa 2009)
Durch die Mitarbeit in der AALE wird auf dem Gebiet der Automatisierung eine engere Kooperation der Mechatronik
Plattform und der Fachhochschulen in Deutschland und der Schweiz angestrebt.
8 Literatur
Malisa, V. (2006). Mechatronik – mehr als ein Modewort, Handling, Juni 2006
Malisa, V. (2009). Aufbau eines neuen Studienganges am Beispiel Mechatronik/Robotik, 6. Fachwissenschaftliches Kolloquium
ʺAngewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklungʺ (AALE) in Berlin, Berlin 19.–20. Februar 2009
Malisa, V. & Hieger, Ch. (2009). Graphical Analysis of the definition of Mechatronics. 20th International DAAAM
Symposium, ISBN 978‐3‐901509‐70‐4, 25‐28th Nov. 2009, Vienna, Austria,
9
4. Papers der Vortragenden
Im Hauptteil dieses Tagungsbandes finden Sie je nach Einreichungsart die Vollpapers unserer Vortragenden oder
Kurzversionen der Präsentationen in Form eines Papers.
Zur leichteren Orientierung sind die Papers in den Indices im hinteren Teil des Tagungsbandes nochmals alphabetisch
nach allen beteiligten Autoren sowie nach den Institutionen der Vortragenden und nach den vergebenen AALE‐ID
Nummern gereiht und mit der entsprechenden Seitenangabe zu finden.
Anmerkung: Die eingereichten Papers der
Vortragenden zur 7. AALE 2010 sind jeweils nach
dem ersten angeführten Autor in alphabetischer
Reihenfolge sortiert.
Das Organisationskomitee wünscht Ihnen eine
interessante und spannende Lektüre!
10
Schwäche als Chance – F&E
Kooperation mit FH Technikum Wien
Christof Ackermann, Yves Dicke
Leiter F&E Montrac
Divisionsleiter Montrac
Corresponding author E‐mail: christof.ackermann@montech.com
Abstract: Wir sind eine Firma mit ca. 100 MA in einer Branche in der Innovation und technischer
Vorsprung überleben heißt. Wir konkurrieren gegen weitaus größere Firmen und haben nicht selten
von Kunden Anfragen für Machbarkeitsstudien oder neue Entwicklungen welche wir aus eigenem
Antrieb ausloten möchten.
Für alle diese Anforderungen bräuchten wir eine Entwicklungsabteilung welche unser Budget bei
weitem überschreiten würde. Mit dem Technikum Wien haben wir eine Möglichkeit gefunden dieses
Manko teilweise abzudecken. Heute werden bei uns Studienarbeiten und Praktikas gezielt eingesetzt
und bergen für uns einen Wettbewerbsvorteil, da wir mehr entwickeln können, als wir uns eigentlich
leisten könnten.
Keywords: F&E Outsourcing, Kooperation, Partnerschaft
1
Folie 1: Einleitung. Darstellung der Problemstellung in 4 Teilen. Was ist die Montech AG, wie sieht ihr Markt aus, was
sind die Anforderungen und wie kann man diese bewältigen. Die Kooperation als Lösung.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 11
7. AALE 2010, Wien
3
Folie 2: Der Markt des Maschinen‐ und Anlagenbau ist ein technisch sehr anspruchsvoller Markt. Es muss höchste
Qualität in geringer Zeit geliefert werden und immer auf dem neuesten Stand.
M ontech AG
M artksituation
Problemstellung
Kooperation
Kooperation
Technikum Wien &
M ontech AG
4
Folie 3: Die Bedürfnisse des Marktes übersteigen die Kapazität der Montech AG. Dank der Kooperation mit dem
Technikum Wien, kann man den Markt auch nicht vollends befriedigen. Die Abdeckung mit Kooperation ist aber
bedeutend größer als ohne.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 12
Ackermann, Christof; Dicke / Schwäche als Chance – F&E Kooperation mit Technikum / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Standardisierung
M arkteinführung
M achbarkeit
Evaluierung
Idee
5
Folie 4: Der Zyklus einer Entwicklung bei der Montech AG und in welchen Teilbereichen kann das Technikum Wien
unterstützend hinzugezogen werden.
M ontech AG
M artksituation
Problemstellung
Kooperation
Von M ontech
Kundenwünsche
Ideen von Kunden
6
Folie 5: Erläuterung der Einzelpunkte anhand von Beispielen. Hier die Unterstützung in der Ideenfindung bei der
Realisierung der vollautomatischen Bar an der Messe Automatica in München.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 13
7. AALE 2010, Wien
M ontech AG
M artksituation
Problemstellung
Kooperation
Einschätzen
Bewerten
Optimale Lösung wählen
8
Folie 6: Beispiel der Webvisualisierung der internen Demoanlage. Hier liegt ein klarer Trend im Markt. Dank eines
Praktikanten vom Technikum konnten wir eine gute Lösung realisieren auf Basis einer Bachelorarbeit. Dieses Beispiel
zeigte eindrücklich, dass meistens die Evaluierungsphase sehr zeitintensiv und anspruchsvoll ist.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 14
Der Branchenstandard PROLIST und
die Harmonisierung mit eCl@ss
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Ahrens
PROLIST INTERNATIONAL e.V.
Wolfgang.w.ahrens@t‐online.de
Abstract: PROLIST stellt produktbeschreibende Merkmale und Merkmalleisten für
automatisierungstechnische Geräte und Systeme basierend auf den Standards IEC 61360‐2 Component
Data Dictionary resp. ISO 13584‐42 Industrial automation systems and integration – Parts library zur
Verfügung. Das PROLIST‐Dictionary wird nun im Rahmen eines vom deutschen Ministerium der
Wirtschaft (BMWi) geförderten Harmonisierungsprojekt mit dem Klassifizierungsstandard eCl@ss
zusammengeführt
Keywords: PROLIST, eCl@ss, parts library
1. Einführung mengen von Anlage zu Anlage, von Projekt zu Projekt
variieren, ist anzunehmen.
Beim Datenaustausch zwischen industriellen Partnern in
diesem Fall zwischen Firmen der Prozessindustrie Ausweg aus diesem Dilemma ist die Definition von
(Chemie, Pharma, Oil&Gas, Energieerzeugung etc.) und Gerätedaten, wir wollen sie ab sofort Merkmale (englisch:
Herstellern automatisierungstechnischer Geräte und property) nennen, die zusammengefasst eine Geräteklasse
Systeme werden zum Zwecke der Planung, Errichtung beschreiben, im Folgenden Merkmalleiste (englisch: list of
und des Betriebs automatisierungstechnischer Ein‐ property) genannt.
richtungen vielfältige Daten über genau diese Geräte und
Systeme benötigt. Das beginnt bei Anfragen des Welche Merkmale nun genau in eine Merkmalleiste
planenden Ingenieurs zu Eignung bestimmter Geräte und gehören damit der planende oder instandhaltende
Systeme für einen bestimmten Zweck in einer Ingenieur genau die Informationen erhält, die er aus der
verfahrenstechnischen Anlage, geht weiter über die Kenntnis der Anforderungen am sog. Prozessanschluss‐
Bestellung, Lieferung, Montage bis hin zum Betrieb und punkt heraus benötigt, ist nicht trivial und erfordert einen
Instandhaltung einer Anlage und dies über einen langen deutlichen Aufwand.
Zeitrahmen (Life Cycle Paradigma).
Seit 2003 hat nun die PROLIST 1 , zunächst als
T
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 15
7. AALE 2010, Wien
Allgemeiner Zweck der eCl@ss‐Klassifikation ist es zum Ein Merkmal wird also wiederum durch Merkmale
einen, Käufer und Verkäufer zu unterstützen, indem beschrieben, die wir zur besseren Unterscheidung jetzt
Beschaffungsvorgänge elektronisch unterstützt, Produkte mit dem Synonym Attribute belegen.
eindeutig beschrieben und Vertragsgegenstände definiert Attribute sind z. B. das Ident, der bevorzugte Name, die
werden. Zum andern bestehen Anforderungen aus Versions‐ und Revisionsnummer, die Definition, Quelle
interner Sicht eines Unternehmens, Zuständigkeiten zu der Definition usw.
regeln, statistische Analysen zu ermöglichen, den Bedarf Es gibt aber eine ganze Reihe weiterer Strukturelemente,
zu bündeln und elektronische Katalogeinträge auffindbar die wichtige Bestandteile der Technologie darstellen.
zu machen. Zu nennen ist hier der Block, ein Strukturelement, das
Und damit ist PROLIST im Kleinen (bezogen auf Geräte zwischen Merkmal und Merkmalleiste eine weitere
und Systeme der Automatiserungstechnik) das Gleiche, Strukturierung und Zusammenfassung von Merkmalen
was eCl@ss im Großen bezogen auf die gesamte erlaubt.
Warenwirtschaft ist.
In Verbindung mit dem Merkmal Kardinalität steht ein
Folgerichtig macht es dann auch Sinn beide Konstrukt bzw. eine Funktionalität zur Verfügung, die es
Merkmallexika zusammenzuführen, was insgesamt zu erlaubt, Vielfache von Blöcken zu erzeugen, indem die
Einsparungen und einer größeren Akzeptanz führen Kardinalität einen Wert größer 1 erhält.
wird. Das genau ist das Ziel im Harmonisierungsprojekt.
Hat eine Geräteklasse z. B. 2, 4 oder 6 Kanäle oder 1 – 32
2. Die PROLIST‐Technologie Klemmen, dann ist es nicht notwendig für jede mögliche
Ausprägung eine gesonderte Merkmalleiste zu
2.1 Normkonformität definieren. Im Lexikon bleibt wie bei allen anderen
Die PROLIST‐Technologie besteht neben der Definition Merkmalen auch die Kardinalität zunächst ohne Wert.
von Merkmalen und Merkmalleisten, dem Lexikon eben, Ist jedoch das konkrete Gerät bekannt, damit auch das
darüberhinaus aus weiteren wichtigen Elementen. Vielfache bestimmt, erhält die Kardinalität einen Wert
Die wichtigste Eigenschaft des Lexikons ist die, dass es und der Block wird entsprechend vervielfacht (Abb. 1).
auf einem Datenmodell basiert und nicht nur irgend Man sieht schnell den Nutzen dieses Konstrukts, denn
einem, sondern dem, das in der Norm IEC 61360‐2 wenn eine Geräteklasse mehrere Eigenschaftsblöcke hat,
Component Data Dictionary resp. ISO 13584‐42 Industrial die durch Vielfache ausgeprägt werden können, dann
automation systems and integration – Parts library kommt man sehr schnell in die sog. kombinatorische
beschrieben ist. Explosion.
Normkonformität ist bei der Erstellung des PROLIST‐ Ähnlich funktioniert der Polymorphismus, der hier nicht
Merkmallexikon ein wichtiges Ziel gewesen. weiter erläutert werden soll.
2.2 Merkmalserver Weitere Strukturelemente sind
Ein tragendes Element ist der Merkmalserver, eine • die Einheiten, die ein Merkmal hat. Hier
Datenbank mit Applikation zur Aufnahme und Pflege verwendet PROLIST die DIN‐Einheiten,
von Merkmalen und Merkmalleisten. Der PROLIST‐ • die Wertelisten da wo sinnvoll,
Server folgt in Aufbau und Struktur dem DIN‐ • die Sichten, eine Untermenge von interessieren‐
Merkmalserver und wurde von der Fa. Paradine, Wien, den Merkmalen aus einer Merkmalleiste
erstellt. Paradine hostet heute den Server.
2.4 Austauschformat
Im Engineering‐Workflow spielt der Server eine wichtige Das Austauschformat ist eine XML‐Defintion, mit der
Rolle: Merkmalleisten können nach LOGIN auf den Daten ausgetauscht werden. Zu unterscheiden sind
Server auf den eignen Rechner heruntergeladen werden, Strukturfiles, das sind solche Daten, die Merkmale ohne
und stehen danach für den Datenaustausch zur Bewertungen enthalten, also so, wie sie im Dictionary
Verfügung, sofern die Mermale mit den konkreten abgelegt sind, und Transaktionsfiles, das sind
Werten einer Geräteklasse versehen sind. Struktutfiles mit Bewertungen, also die konkrete
Geräteklasse.
2.3 Strukturelemente
Bisher war nur die Rede von Merkmalen und 2.5 Tools
Merkmalleisten. Wir nennen sie auch Strukturelemente Zum Editieren und vergleichen von XML‐Dateien gibt es
weil sie ein eigenes Ident haben und darüber hinaus über zwei Tools, PRO‐SPEC und PRO‐VIEW, die es erlauben
Metainformationen beschrieben werden. schnell XML‐Dateien mit Bewertungen zu erzeugen und
mehrere Dateien zu vergleichen.
16
Prof. Dr.‐Ing. Wolfgang Ahrens / Der Branchenstandard PROLIST und die Harmonisierung mit eCl@ss / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
2.6 Schnittstellen
Die Technologie wäre unvollständig, wenn es nicht Dafür vorgesehen ist ein Zeitrahmen von 2008 – 2010.
Schnittstellen in und aus diversen Systemen gäbe. Hier Ziel ist einen für die verschiedenen Anwendergruppen
sind vor allem CAE‐Systeme zu nennen, also die (Handel, Bau, Prozessindustrie) einheitlichen Standard
Werkzeuge, mit denen die Planer ihre Anlagen planen adressierbar unter der Klassifizierungshierarchie von
und entwerfen. Eine zweite große Gruppe sind diverse eCl@ss zu schaffen. Im Fokus stehen die kleinen und
Der Change Management Prozess wird getriggert durch mittleren Firmen (KMU), die in der Regel nicht über
sog. Change Requests (CR). Ein CR wirkt sehr granular große IT‐Abteilungen verfügen und sich deshalb eher
auf die Strukturelemente. Je nach Schwere des CR wird schwer tun, einen solchen Standard umzusetzen und
dadurch eine neue Revision, eine neue Version oder gar einzuführen.
ein ganz neues Strukturelement erzeugt, d.h. es gibt einen
neuen Identifier.
Merkmalleiste
Merkmalleiste „Regelventil"
„Regelventil"
Werkstoff
Werkstoff
Farbe
Farbe
Gewicht
Gewicht
Interpretation
Geometrie
Geometrie Wert
hängt_ab_von Anzahl
Anzahl 2
Prozessanschluss Prozessanschlüsse
Prozessanschlüsse
Prozessanschluss 1
Prozessanschluss 1 Wert
Merkmalblock Bezeichnung Saugseitig
... "Prozess-
besteht anschluss"
_aus PN
Prozessanschluss n
Bezeichnung
DN
PN
Prozessanschluss 2
Wert
DN
Bezeichnung Druckseitig
PN
DN
Abb. 1: Anwendung der Kardinalität
Einige Beispiele: Nach zwei Jahren der Förderung sind die Arbeiten im
• Ändern eines Attributs von Integer auf Real: Æ Teilprojekt PROLIST soweit fortgeschritten, dass jetzt
neue VERSION klar ist, was Harmonisierung bezogen auf die
Strukturelemente der Normen bedeutet.
• Ändern eines Attributs von Real auf Integer: Æ
neuer IDENTIFIER
Die wesentlichen Ergebnisse der bisherigen Arbeiten sind
• (sinnerhaltende) Umformulierung z.B. von in der sog. Harmonisierungsvorschrift niedergelegt. In
Preferred Name / Definition usw.: Æ neue ihr ist festgehalten was im Einzelnen im Hinblick
REVISION • auf die Strukturelemente Merkmal, Block,
Merkmalleiste, Einheiten, Wertelisten zu tun ist.
3. Das Harmonisierungsprojekt
• Es werden neue Strukturelemente eingeführt, das
Der deutsche Staat fördert im Rahmen der Initiative
sind vor allem das Strukturelement Aspekt und
„eCl@ss für den Mittelstand ‐ Phase 2“ die
Abstraktionen innerhalb und zwischen Blöcken.
Harmonisierung und Zusammenführung der Branchen‐
standards ETIM, profiCl@ss und PROLIST nach eCl@ss.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 17
7. AALE 2010, Wien
• Es wird ein Releasemanagement unter Nutzung des
eCl@ss‐ServicePortals eingeführt. Damit wird der
Change Management Prozess zu ersten Mal für
PROLIST definiert und durch ein Tool unterstützt.
Ein definierter und durch ein Tool unterstützter
Prozess ist ein wesentliches Element der
Qualitätssicherung.
• Schließlich werden sog Transaction Update Files zur
Verfügung gestellt, die dem Implementierer der
PROLIST‐Technologie Hilfestellung geben sollen, ein
Upgrade auf die nächst höhere Version möglichst
automatisch zu bewerkstelligen.
18
Untersuchung von Methoden zur
Optimierung einer Zustandssteuerung
bezüglich des Entwurfs und der
Implementierung
Bahlke, K.1, Günther, N.1,Büchau, B.2, Gröbe. G.2
1 Enerday GmbH, D‐Neubrandenburg, E‐Mail: KBahlke@enerday.com
2 Fachhochschule Stralsund, D‐Stralsund, E‐Mail: bernd.buechau@fh‐stralsund.de
Abstract: In der Automatisierungstechnik werden sehr häufig Zustandssteuerungen, in der Regel als
endliche Zustandsautomaten, eingesetzt. Eine Optimierung bezüglich des Entwurfs und der
Implementierung ist deshalb zur Verbesserung der Qualität und der Laufeigenschaften von besonderer
Bedeutung. In diesem Zusammenhang wird exemplarisch an dem Algorithmus von Mehryar Mohri
gezeigt, dass die Methoden und Algorithmen zur Optimierung von sequentiellen Transduktoren für die
Wort‐ und Spracherkennung oft ungeeignet sind, um eine als sequentiellen Transduktor vorliegende
Zustandssteuerung zu optimieren. Anschließend erfolgt die Darstellung der von Sukhamay Kundu
publizierten Methode zum Entwurf und Optimierung einer Zustandssteuerung mit Hilfe eines
Programmablaufplans. Der dritte Teil des Beitrags zeigt, dass eine optimierte Zustandssteuerung durch
eine höhere Software‐Qualität, sowie einen geringeren Speicherbedarf und einer geringeren maximalen
Ausführungszeit in einem Zielsystem charakterisiert ist.
Keywords: Zustandssteuerung, sequentieller Transduktor, Optimierung
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 19
7. AALE 2010, Wien
20
Bahlke; Büchau; Gröbe/Untersuchung v. Methoden zur Optimierung einer Zustandssteuerung bzgl. d. Entwurfs u. d. Implementierung/F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Abb. 2. Sequentieller Transduktor T1
(Mohri, M., 2000)
Abb. 3. T1 nach der Präfixbildung (Mohri, M., 2000) Abb. 5. Ausschnitt einer Zustandssteuerung
3.2. Entwurf eines minimierten Automaten mit Hilfe
einesProgrammablaufplans
Die zweite Methode für den Entwurf bzw. die
Generierung eines minimalen sequentiellen
Transduktors, die vorgestellt werden soll, unterscheidet
Abb. 4. Minimierter Transduktor T1 (Mohri, M., 2000) sich grundsätzlich von dem Minimierungsalgorithmus
von Mehryar Mohri. Den Ausgangspunkt bildet nicht ein
bereits vorhandener Transduktor sondern ein Programm‐
Der von Mohri vorgestellte Algorithmus zur ablaufplan (PAP). Ein Programmablaufplan ist eine weit
Minimierung der Anzahl an Zuständen und Transitionen verbreitete Methode zum Beschreiben und
wurde für Transduktoren entwickelt, die zur Wort‐ und übersichtlichen Darstellen von Abläufen. Erstmals
Spracherkennung bzw. Verarbeitung dienen. Eine angewendet wurde er im Jahre 1969. Programm‐
Anwendung auf Zustandssteuerungen, die in Form eines ablaufpläne bestehen aus verschiedenen Symbolen, die in
sequentiellen Transduktors vorliegen, ist nicht möglich. der DIN 66001 genormt sind.
Die Ursache dafür liegt in der Unverschiebbarkeit der In dem Artikel „Finite‐State Modeling in Software
Ausgaben (z. B. Einschalten eines Aktors) einer Design: Some Fundamental Techniques“ (Kundu, S.,
Zustandssteuerung. Die Ausgaben einer Zustands‐ 2002) beschreibt Sukhamay Kundu Methoden, mit deren
steuerung sind unverschiebbar, da sie von bestimmten Hilfe sich aus Programmablaufplänen sequentielle
Bedingungen abhängen. Zur Veranschaulichung zeigt die Transduktoren konstruieren und optimieren lassen.
Abb. 5 einen Ausschnitt einer Zustandssteuerung. Wie bereits erwähnt, bildet ein Programmablaufplan die
Wendet man den Algorithmus von Mohri formal an, so Grundlage für den Entwurf des Transduktors. Um den
ließen sich alle Ausgaben bis vor den Startzustand PAP in einen sequentiellen Transduktor zu übersetzen,
verschieben. Dies würde jedoch bedeuten, dass z. B. ein wird aus jeder Verzweigung im Programmablaufplan ein
Aktor eingeschaltet wird, ohne Erfüllung der Freigabe‐ Zustand im sequentiellen Transduktor. Die Transition
bedingung. Somit verändert die Präfixbildung eine und Transitionsausgaben ergeben sich aus den Ausgaben
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 21
7. AALE 2010, Wien
Abb. 6. Programmablaufplan (Kundu, S., 2002)
Abb. 9. Zustandssteuerung Z1
(Hopcroft, J., Ullman, J., 1994)
22
Bahlke; Büchau; Gröbe/Untersuchung v. Methoden zur Optimierung einer Zustandssteuerung bzgl. d. Entwurfs u. d. Implementierung/F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 23
7. AALE 2010, Wien
6. Referenzen
Hopcroft, J. & Ullman, J. (1994). Einführung in die
Automatentheorie, formale Sprachen und
Komplexitätstheorie, Addisson‐Wesley Verlag, 978‐
3486243659, Bonn/Paris/[u.a.]
Kundu, S. (2002). Finite‐State Modeling in Software
Design: Some Fundamental Techniques. Ninth Asia‐
Pacific Software Engineering Conference, S. 317
Mäurer, I. (2002). Zur Minimalisierung und Determinierung
von sequentiellen Transducern, Available from:
http://www.informatik.uni‐
leipzig.de/~maeurer/diplomarbeit.pdf, 2009‐12‐23
Maximale Laufzeit, , http://www.computerbase.de/
lexikon/ maximale_Laufzeit, 2009‐12‐23
Mohri, M. (2000). Minimization Algorithms for Sequential
Transducers. Theoretical Computer Science, 234, S. 177‐
201
24
Automatisierungsprojekte im FB
EMT der Hochschule Bonn-Rhein-
Sieg
Prof. Dr.-Ing. N. Becker
Hochschule Bonn‐Rhein‐Sieg, FB EMT, Grantham Allee 20, D‐53757 Sankt Augustin
Corresponding author E‐mail: norbert.becker@h‐brs.de
Abstract: Projekte sind ein wesentlicher Bestandteil des Bachelor Studiums Eelektrotechnik an der
Hochschule Bonn‐Rhein‐Sieg. Dieser Beitrag beschreibt zunächst die grundsätzliche
Projektphilosophie. Anschließend wird exemplarisch auf das Projekt der Automatisierung einer
Fertigungsanlage näher eingegangen. Diese Anlage liegt sowohl real als auch als virtuelle Fabrik
vor. Letzteres erlaubt die Beschäftigung von zahlreichen Studierenden in diesem Projekt. Die
Erörterung weiterer Automatisierungsprojekte schließt den Beitrag ab.
Keywords: Automatisierungstechnik, Projektstudium, virtuelle Fabrik
Folie 1: Gliederung
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 25
7. AALE 2010, Wien
Folie 2: Einführung: Beschreibung des Bachelor‐Studiums
Folie 3: Einführung: Darstellung der Struktur des Bachelor‐Studiums
26
N. Becker / Automatisierungsprojekte im FB EMT der Hochschule Bonn‐Rhein‐Sieg / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Folie 4: Grundsätzliche Projektphilosophie: Das 4‐1‐4‐1‐4‐1‐Prinzip
Folie 5: Grundsätzliche Projektphilosophie: Beschreibung der Projektdurchführung
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 27
7. AALE 2010, Wien
Folie 6: Beispielprojekt IMS: Aufbau der Anlage
Folie 7: Beispielprojekt IMS: Foto der Anlage
28
N. Becker / Automatisierungsprojekte im FB EMT der Hochschule Bonn‐Rhein‐Sieg / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Folie 8: Beispielprojekt IMS: Bildschirmkopie der virtuellen Anlage IMS Virtual
Folie 9: Beispielprojekt IMS: Darstellung der im Projekt vertieften Fähigkeiten
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 29
7. AALE 2010, Wien
Folie 10: Weitere Projekte: Darstellung der sonstigen durchgeführten und weiter geplanten Projekte
Folie 11: Zusammenfassung
30
Greifertechnologie der Zukunft
ppa. DI(FH) Christian Binder
SCHUNK Intec GmbH
christian.binder@at.schunk.com
Abstract: Der Vortrag gibt einen Einblick in Technologien, die in der humanoiden Robotik verwendet
werden. SCHUNK ist der weltweite Marktführer in der Greiftechnik und deshalb auch in der
Forschung tätig, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse für industrielle oder industrienahe Produkte
im Umfeld der Automatisierung oder der Servicerobotik umzusetzen. Nach einer kurzen Vorstellung
des Unternehmens und der weltweiten ProduktionsProduktions‐ und Vertriebsstruktur wird noch ein
Blick auf das Produktportfolio geworfen, um den Eindruck und die Bedeutung von SCHUNK
abzurunden.
Keywords: Humanoide Roboter, Greifhände, Taktile Sensorik
TOYOTA-Roboter spielt
Trompete
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 8
Folie 1: Es gibt heute schon viele Arten von humanoiden Robotern, wobei Japan und die USA hier mitunter an der
Spitze liegen.
SCHUNK nimmt mit F&E‐Partnern eine führende Rolle in der mechatronischen Entwicklung von humanoiden Greif‐
und Handhabungstechniken ein.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 31
7. AALE 2010, Wien
• ABER:
• Bis Roboter alleine auf die Menschheit losgelassen werden dürfen, rechnet man mit
einem Planungshorizont von 20-50 Jahre
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 9
Folie 2: Die noch zu lösenden Hauptprobleme sind die künstliche Intelligenz und die Erzeugung bzw. Speicherung von
Antriebsenergie.
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 13
Folie 4: Greiferhände haben bereits eine beachtliche Historie und finden schon lange Verwendung in Raumfahrttechnik
und Prothetik.
32
ppa. DI(FH) Christian Binder / Greifertechnologie der Zukunft / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Flexibilität
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 17
Folie 5: Aufgrund der hohen Kosten sind humanoide Greiferhände in der industriellen Umgebung bisher nur bedingt
einsetzbar.
SCHUNK Greifhände
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 18
Folie 6: Es gibt 2 Hauptanforderungsfelder für Greifhände, die sich in ihrer Zielsetzung unterschieden.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 33
7. AALE 2010, Wien
SDH - Spezifikation
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 19
Folie 7: Die hohe Anzahl an Freiheitsgraden ermöglicht beinahe jede mögliche Greifart.
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 20
Folie 8: Die menschliche Haut ist Vorbild um Druckstärke und Druckposition zu erkennen und rückzuführen.
34
Analyse und Entwurf nach der
Methode Ward & Mellor mit dem
CASE-Tool E32
Büchau, Bernd; Gröbe, Gerald
University of Applied Sciences, Fachhochschule Stralsund, D‐Stralsund
Kontakt: bernd.buechau@fh‐stralsund.de, gerald.groebe@fh‐stralsund.de
Abstract: Leider werden heute noch in vielen Unternehmen keine CASE‐Tools für die Entwicklung
von Software‐Produkten eingesetzt, obwohl sie erhebliche Vorteile im Vergleich zu konventionellen
Entwicklungsumgebungen aufweisen, da sie die Produktivität und die Qualität von Software‐
Produkten deutlich erhöhen. Die Gründe sind hier im Wesentlichen im Zusammenhang mit den
relativ hohen Kosten für die Anschaffung und Pflege sowie in dem sehr hohen zeitlichen Aufwand für
die Einarbeitung zu sehen. Um zumindest den letzten Aspekt abzumildern, wird hier für angehende
Ingenieure und Informatiker ein Weg aufgezeigt, wie dies fehlende Wissen am Beispiel des CASE‐
Tools E32 der Fa. blue river software GmbH aus D‐Nürnberg, welches die Analyse und den Entwurf
nach der Methode von Ward und Mellor unterstützt, systematisch vermittelt werden kann.
Eingangs wird auf die Vorgehensweise bei der Vermittlung entsprechenden Wissens im Bereich
Software‐Engineering und die Einführung in das CASE‐Tool E32 aufgezeigt, mit dem ein
exemplarisches Projekt aus dem Bereich Kommunikationstechnik analysiert, entworfen und
implementiert werden soll. Nach einer Einführung in die Methode nach Ward und Mellor werden die
wichtigsten Aspekte der CASE‐Tools und insbesondere des CASE‐Tools E32 vorgestellt. Basierend auf
dem Werkzeug und der eingesetzten Methode werden die einzelnen Projektphasen bis zum fertigen
Gesamtsystem behandelt. Abschließend werden die Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise, der
Methode und dem Werkzeug diskutiert.
Keywords: Software Engineering, CASE‐Tool, E32, Ward, Mellor
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 35
7. AALE 2010, Wien
Die Methode der strukturierten Analyse wurde von Ross
und die des strukturierten Entwurfs von DeMarco Mitte Essenzielles Modell
der siebziger Jahre entwickelt. Ward und Mellor haben
das Modellierungsverfahren für den Bereich der
Realzeitanwendungen erweitert und geben Vorgehens‐ Umgebungsmodell Verhaltensmodell
weisen für die Analyse derartiger Software‐Systeme an.
Die Analyse beschränkt sich auf die Formulierung der Abb. 2. Verfeinerung des essenziellen Modells
Anforderungen und der Entwurf auf den
systemspezifischen Entwurf. Wegen der Struktur und Das Implementierungsmodell beschreibt wie eine
Funktionalität eines CASE‐Tools ist aber eine klare spezielle Technologie zur Ausführung der Funktionen
Trennung zwischen Analyse und Entwurf schwer des essentiellen Modells benutzt wird (Ward; Mellor
möglich, da der Übergang auf Grund der (1991)) (siehe Abbildung 3). Es umfasst die Gesamtheit
Beschreibungsmittel fließend ist, weshalb im Folgenden aller Prozessoren, Speicher und sonstigen Hilfsmittel, die
keine Unterscheidung mehr vorgenommen wird und notwendig sind, um die essentiellen Aktivitäten und
grundsätzlich von der SA/SD‐Methode gesprochen. Speicher eines Systems bei einer realen und existierenden
Technologie zu implementieren. Die Zuordnung von
2.1. SA/SD‐Methode als Basis Aufgaben an verschiedene Prozessoren wird im
Die SA/SD‐Methode erlaubt die Entwicklung von Prozessormodell und die Aufgaben (Tasks) eines
Modellen des jeweiligen Anwendungsbereiches und gibt einzelnen Prozessors im Task‐Modell beschrieben. Im
einen Überblick über das betrachtete System als Ganzes, Modulmodell werden die Aktivitäten innerhalb einer
wie auch jedes erkannten Details, in einem einheitlichen Task zu den Modulen und den Schnittstellen zugeordnet.
Modell an.
Implementierungsmodell
Durch eine einheitliche Modellnotation, die sich intensiv
grafischer Mittel bedient, wird ein hoher Grad an
Verständlichkeit des Modells für alle Gruppen von
Anwendern erreicht, wobei eine implementierungs‐
unabhängige schrittweise Verfeinerung vom Allgemeinen Prozessormodell Taskmodell Modulmodell
zum Speziellen vorgenommen wird. Abb. 3. Verfeinerung des Implementierungsmodells
Das System wird mit Hilfe eines essenziellen Modells
und eines Implementierungsmodells beschrieben wie Mit der SA/SD‐Methode kann nur eine rein funktionale
dies in Abbildung 1 dargestellt ist. Das essentielle Modell Zerlegung des Systems vorgenommen werden. Die
wird mittels Datentransformationen (Datenfluss‐ Darstellung von Ablaufreihenfolge oder Alternativen ist
diagramme) mit der in Tabelle 1 angegebenen Notation nicht möglich. Somit ist auch eine spezielle
beschrieben und bei dem Implementierungsmodell Fehlerbehandlung nicht darstellbar. Mit diesen Mängeln
handelt es sich um eine zielsystemspezifische ist ein technisches System in der Automatisierungs‐
Entwicklungsumgebung mit z.B. Linker, Compiler und technik nicht hinreichend beschreibbar.
Realzeitbetriebssystem.
2.1. Ergänzungen nach Ward und Mellor
Strukturierte Analyse / Strukturierter Entwurf Die Ergänzungen nach Ward und Mellor beheben die
Mängel der SA/SD‐Methode für technische Systeme. Die
Ergänzungen umfassen
Essenzielles Modell Implementierungsmodell • die Aktivierung von Prozessen in Abhängigkeit von
systemintern erkannten Bedingungen,
Abb. 1. Verfeinerung der strukturierten Analyse
• die Modellierung von Systemzuständen zur Steuerung
Das essentielle Modell beschreibt die grundlegenden des Systems,
Aktivitäten, die zur eigentlichen Zielsetzung des Systems • die Berücksichtigung zeitgleicher Reaktionen und
beitragen. Das Modell wird aus den wahren An‐ • die Trennung von Daten‐ und Kontrollflüssen.
forderungen (Verarbeitungsfunktionen und Speicher‐ Die Methode nach Ward und Mellor nutzt neben den
inhalte) des Anwenders gewonnen, die unabhängig von Datentransformationen der SA/SD‐Methode zusätzlich
einer gewählten Technologie sein müssen und ein ideales Steuertransformationen (Steuerflussdiagramme) zur
Systemverhalten voraussetzen. Modellierung des essenziellen Modells (Umgebungs‐ und
Unterteilt wird das essenzielle Modell in Umgebungs‐ Verhaltensmodell). Dabei wird die Datenflussstruktur
und Verhaltensmodell (siehe Abbildung 2). Das (siehe Tabelle 1) eines Systems angereichert um eine
Umgebungsmodell beschreibt das Verhalten des Systems Steuerstruktur (siehe Tabelle 2). Die Steuerprozesse
gegenüber seiner Umwelt. Im Verhaltensmodell wird das beschreiben das dynamische Verhalten eines technischen
Antwortverhalten des Systems auf Ereignisse aus der Systems mittels endlicher Automaten.
Umgebung abgebildet.
36
Büchau, B;. Gröbe, G./ Analyse und Entwurf nach der Methode von Ward und Mellor mit dem CASE‐Tool E32 / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
SA/SD‐Darstellungselemente im Datenflussdiagramm
Symbol W&M E32 Definition Namensgebung Eigenschaften
Möglichst genaue und Eine Funktion repräsentiert eine
Prozess verständliche Aktivität, die Eingabedaten empfängt
name (process) implementierungsun‐ und diese zu Ausgabedaten transformiert.
● ●
abhängige Definition Funktionen werden in tieferen Ebenen
(Beschreibung mit Verb weiter zerlegt (Verfeinerungen).
und Substantiv).
name Eindeutiger und Ein Datenfluss verbindet Informations‐
● Datenfluss sinnvoller Name austauschende Objekte in einem SA‐Modell.
(data flow) (Beschreibung durch Er repräsentiert die gesamten Daten, die bei
Substantiv, eventuell einer Datenübergabe ausgetauscht werden.
ergänzt Die Richtung des Datenflusses kennzeichnet
name ●
durch Adjektiv). Sender und Empfänger eines
Informationsaustausches.
Sinnvoller Name Datenspeicher halten Daten für längere Zeit.
Datenspeicher (Beschreibung mit Anlegen eines Speichers, wenn mindestens
name
● ● (data store) Substantiv), der zwei Knoten zu unterschiedlichen
Rückschluss auf den Zeitpunkten auf den Speicherinhalt
Inhalt gibt. zugreifen.
Beliebige Schnittstelle Ein Terminator ist Sender und/oder
Terminator zur Umgebung des Empfänger von Informationen, die von
● ●
name (terminator) Systems. einem System verarbeitet oder erzeugt
werden.
Tab. 1. Modellnotationen der SA/SD‐Darstellungselemente nach Ward und Mellor (W&M) und in E32
Steuerungselemente im Transformationsgraphen (SA/SD‐Erweiterung Real‐Time)
Symbol W&M E32 Definition Namensgebung Eigenschaften
Steuerprozess Möglichst genaue und Steuerprozesse regeln die Ausführungsfolge
(control process) verständliche der Prozesse eines SA/SD‐Modells, d.h. sie
name Definition definieren seine Dynamik. Steuerprozesse
● ●
(Beschreibung mit starten und stoppen andere Prozesse in
Verb und Substantiv). Abhängigkeit von den Signalen, die sie
empfangen.
name Steuerfluss Eindeutiger und Ein Steuerfluss repräsentiert Informationen,
● (control flow) sinnvoller Name die zwischen Prozessen ausgetauscht
(Beschreibung durch werden, um deren Ausführungsreihenfolge
Substantiv, eventuell zu steuern. Steuerinformationen enthalten
name ●
ergänzt keine verarbeiteten Dateninhalte.
durch Adjektiv)
Signalspeicher Sinnvoller Name Ein Signalspeicher ist ein Zwischenpuffer
(control storage) (Beschreibung mit für Signale, der es einem Steuerprozess
name
Substantiv), der ermöglicht, auf sie zeitverzögert zu
● ● Rückschluss auf den reagieren. Im Unterschied zum
Inhalt gibt. Datenspeicher wird ein Signal aus dem
Signalspeicher gelöscht, sobald ein
Steuerprozess darauf reagiert.
name Kontinuierlicher Eindeutiger und Ein kontinuierlicher Datenfluss repräsentiert
● Datenfluss sinnvoller Name einen permanenten Informationsaustausch.
(continuous data (Beschreibung durch Durch ihn repräsentierte Daten haben zu
flow) Substantiv, eventuell jedem Zeitpunkt einen Wert.
name ●
ergänzt
durch Adjektiv)
Tab. 2. Modellnotationen der Steuerungselemente nach Ward und Mellor (W&M) und in E32
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 37
7. AALE 2010, Wien
3. CASE‐Tools
Der Begriff CASE (Computer Aided Software
Engineering) bedeutet computergestützte Hilfe zur
Verbesserung von Software‐Produktivität und Software‐
Management. Notwendig wird der Einsatz von CASE‐
Tools, um die steigende Komplexität von Software‐
Entwicklungsprozessen beherrschbar zu machen.
3.1. Allgemeine Anforderungen
Bezüglich der Verbesserung der Software‐Produktivität
und dem Software‐Management ergibt sich eine Vielzahl
von Anforderungen. An dieser Stelle seien nur einige der
wichtigsten Anforderungen genannt, um die Komplexität
dieser Werkzeuge zu verdeutlichen: Abb. 4. Darstellung eines Umgebungsmodells (Context‐
• Methodengetreue Unterstützung Diagramm) in E32
• Bereitstellung von Basisfunktionalität
Im nächsten Schritt muss der Entwurf des Prozesses
• Übernahme von Routinearbeiten
• Intuitive Bedienung mittels alternativer Beschreibungsmittel (z.B. Pseudo‐
Code, Nassi‐Shneiderman‐Diagramm) vorgenommen
• Export‐/ Importschnittstellen
• Konsistenz‐ und Redundanzprüfung werden. Diese Beschreibung ist noch zielsystem‐
• Qualität der Dokumentation verbessern unabhängig. Daraufhin wird der Quellcode für das
• Wiederverwendbarkeit erleichtern Zielsystem automatisch generiert, der dann in E32 über
• Schnellere Produktentwicklung Nassi‐Shneiderman‐Diagramme weiter bearbeitet werden
• Erhöhung der Standardisierung kann. Diese Beschreibung ist jetzt zielsystemspezifisch. In
• Jederzeitige Information über den Soll‐ und Ist‐Zustand Abbildung 5 ist ein Beispiel für die Darstellung nach der
automatischen Code‐Generierung dargestellt.
3.2. Das CASE‐Tool E32
Das CASE‐Tool E32 deckt mit den Darstellungsmitteln
Transformationsgraphen (Daten‐ und Steuertrans‐
formation), Zustandsdiagrammen und Datenstruktur‐
beschreibungen die Methode nach Ward und Mellor ab
(siehe Tabelle 1 und 2). Ein entscheidender Vorteil dieses
CASE‐Tools sind die Unterstützung des Entwurfs durch
Nassi‐Shneiderman‐Diagramme, die automatische Code‐
Generierung für eine große Anzahl verschiedener
Zielsysteme, das Projektinformationssystem und die
Debuggeranbindung. Weiterhin kann eine Modell‐ und
eine Code‐Dokumentation generiert werden. Damit wird
in diesem CASE‐Tool von der Analyse bis zum fertigen
Software‐Produkt in einer Umgebung gearbeitet.
Eine Anforderungsspezifikation für das zu entwickelnde Abb. 5. Ergebnis nach einer automatischen Code‐
System ist in E32 noch nicht enthalten. Die Anbindung an Generierung mit E32
ein Versionverwaltungssystem für die Projektdateien ist
aber möglich. Im Weiteren sind jetzt zielsystemspezifische
Der Beginn für jedes Projekt in E32, besteht darin, dass Implementierungen vorzunehmen, die in der jeweiligen
ein Projekt mit einem frei wählbaren Namen angelegt Programmiersprache oder auch in Form von Nassi‐
werden muss. Im nächsten Schritt muss die Shneiderman‐Diagrammen möglich sind. Diese Er‐
Konfiguration von E32 vorgenommen werden. Hierzu gänzungen oder auch Änderungen werden dann
zählen z.B. zielsystemspezifische Compiler, Linker und automatisch in die bisherige Analyse und den Entwurf
Debugger. Nach diesen Vorarbeiten kann mit der für dieses Projekt übernommen.
Modellierung des Umgebungsmodells (Context‐ Das Ergebnis kann jetzt entsprechend der Konfiguration
Diagramm) begonnen werden. In Abbildung 4 ist ein auf einem fast beliebigen Zielsystem, entweder mit einer
Bildschirmausschnitt von E32 mit dem in E32 integrierten Testmethode oder mit anderen
Umgebungsmodell dargestellt, dass aus einem Prozess externen Werkzeugen verifiziert werden.
und zwei Terminatoren besteht.
38
Büchau, B;. Gröbe, G./ Analyse und Entwurf nach der Methode von Ward und Mellor mit dem CASE‐Tool E32 / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Nach der Fertigstellung eines Projektes kann dann die Die Bearbeitung des Projektes wird in drei Phasen
Modell‐ und Code‐Dokumentation mit E32 generiert unterteilt:
werden. • Vermittlung des Methoden des Software‐Engineerings
4. Vorstellung des Projektes • Vermittlung der Arbeitsweise und des methoden‐
getreuen Umgangs mit dem CASE‐Tool E32
Als Projekt ist hier ein Beispiel aus der • Selbständige Bearbeitung des Projekts
Kommunikationstechnik gewählt worden, da es Vorausgesetzt wird hier die erste Phase. Aus diesem
einerseits mit Standard‐PC´s realisiert werden kann und Grund wird in den weiteren Ausführungen nur auf die
somit kein spezielles Zielsystem erforderlich ist und beiden letzten Phasen detaillierter eingegangen.
andererseits am Ende ein funktionsfähiges Gesamtsystem
ergibt, dass sich mit einfachen Werkzeugen testen lässt. Anforderungs‐ Verbale
Anforder‐
Die Aufgabe besteht dann in der Analyse, dem Entwurf, beschreibung Beschreibung
ungen
der Implementation und dem Test eines Datenüber‐
tragungsprotokolls mittels endlicher Zustandsautomaten
zur Realisierung einer Rechner‐Rechner‐Kopplung über Methoden‐
SA/SD‐Methode
eine Punkt‐zu‐Punkt‐Verbindung nach dem Master‐ konforme Analyse
Ward und Mellor
Slave‐Verfahren, wie dies in den Abbildungen 6 und 7 Beschreibung
dargestellt ist. Hierfür soll das CASE‐Tool E32 zum
Einsatz kommen. Struktogramme
Funktions‐
Entwurf implementier‐
Zielsystem 1 Zielsystem 2 beschreibung
ungsunabhängig
Master Slave
Serielle Schnittstelle
Umsetzung für Implementie‐ Strukturierte
das Zielsystem rung Programmierung
Punkt‐zu‐Punkt‐
Verbindung
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 39
7. AALE 2010, Wien
Abb. 8. Umgebungsmodell des Masters
40
Büchau, B;. Gröbe, G./ Analyse und Entwurf nach der Methode von Ward und Mellor mit dem CASE‐Tool E32 / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Abb. 10. Endlicher Zustandsautomat des Masters
Abb. 11. Ausschnitt von Abb. 10
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 41
7. AALE 2010, Wien
42
MidAut: Middleware für verteilte
Systeme
Abstract: In diesem Paper wird einerseits vorgestellt, welche spezifischen Anforderungen sich an eine
Middleware im Bereich der verteilten Automatisierung ergeben, wie z.B. QoS – Parameter oder
Interfaces. Andererseits wird gezeigt, in wie weit bestehende, standardisierte Middleware –
Technologien (z.B. DDS oder CORBA in sowohl kommerziellen als auch Open Source Paketen) diese
Anforderungen abdecken. Dabei wird auf folgende Punkte im Detail eingegangen:
Welche Erweiterungen sind für den Einsatz in einer Steuerungsumgebung notwendig?
Sind die bestehenden Middleware – Pakete genügend performant um in Systemen zur verteilten
Automatisierung eingesetzt zu werden?
Dazu werden die Resultate von Performancemessungen in zwei typischen Konfigurationen vorgestellt:
- Einseitiger Datenverkehr mit sehr vielen Teilnehmern
- Schneller Datenverkehr zwischen mehreren gleichberechtigten Teilnehmern.
Die Randbedingungen (Anzahl der Teilnehmer bzw. Zykluszeit zwischen den Teilnehmern) werden
dabei so lange verschärft, bis wesentliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Middleware
Paketen feststellbar sind.
Keywords: Middleware, Automatisierung, Netzwerk
44
Ulrich Dangel, Alexander Diem, Reinhard Schneider / MidAut: Middleware für verteilte Systeme / F-AR, ISBN 978-3-902759-00-9
RPC – Remote Procedure Call – ist ein altes, aber Feldbusse fallen nicht unter den Begriff Middleware, da
einfaches Modell zur Verteilung von Applikationen. ein Feldbus typischerweise von der Applikationsschicht
Hierbei wird versucht, die Kommunikation über ein bis zur physikalischen Schicht definiert ist und somit eng
Netzwerk für einen Entwickler so transparent wie an ein bestehendes Physikalisches System gekoppelt ist.
möglich zu gestalten. Dies wird durch die Verwendung Da keinerlei Abstraktion über das zugrunde liegende
bestehender und bekannter Konzepte erreicht. Bei RPC Transportmedium (Feldbus) möglich ist, werden Feldbus
werden Funktionen auf entfernten Rechnern ausgeführt. Systeme nicht weiter als Middleware untersucht.
Dabei macht es für den Entwickler keinen Unterschied, Anybus ist ein Produkt der Firma HMS Industrial
ob der Funktionsaufruf lokal oder entfernt ausgeführt Networks GmbH, das den Nachteil der fehlenden
wird. Abstraktion über verschiedene Feldbusse zu lösen
versucht. Dies wird durch eine Hard- und Software
Verteilte Objekte: Durch die Entwicklung und Ver- Lösung erreicht. Das erlaubt die Abstraktion zwischen
breitung von objektorientierten Sprachen wurde ein verschiedenen Feldbussen und ermöglicht die
neues Kommunikationsmodell für Objekte benötigt, da Verwendung verschiedener Feldbusse in einem Produkt.
RPC kein Konzept für Objekte besitzt. Der Kerngedanke Da Anybus jedoch nur mit zusätzlicher proprietärer
bei diesem Modell ist das Definieren einer Schnittstelle Hardware funktioniert, wird dieses Produkt im weiteren
um die Implementation zu verbergen. Dadurch ist es Verlauft nicht weiter berücksichtigt.
möglich, Objekt-Implementationen auszutauschen, ohne JMS ist eine Java Programmierschnittstelle, die es einem
dass die Benutzer des Objektes beeinträchtigt werden. Bei Entwickler ermöglicht, auf Grundlage eines
diesem Modell wird, wie auch bei RPC, die Nachrichtenbasierten Kommunikationsmodells,
Netzwerkkommunikation vom Anwender abstrahiert, so Nachrichten zu versenden und zu empfangen. JMS
dass er sein Programmier- Paradigma auch in verteilten unterstützt dabei sowohl Publish-Subscribe Mecha-
Systemen einsetzen kann. Bekannte Vertreter dieses nismen als auch Queue basierende Kommunikation. Der
Kommunikationsmodells sind zum Beispiel CORBA oder Hauptschwerpunkt hierbei liegt in der losen Kopplung
Java RMI. der Kommunikationspartner.
bieten allgemeine, abstrakte Dienste an, unabhängig von Ein weiterer Nachteil ist die fehlende Filtermöglichkeit.
der Applikationsdomäne. Die vertikale Infrastruktur So werden Events, die über einen Event-channel verteilt
richtet sich an Domänenspezifische Applikationen, wie werden, an alle Consumer gesandt. Das heißt, wenn man
zum Beispiel Applikationen für die Automatisierung. zwischen unterschiedlichen Event Typen unterscheiden
Darüber hinaus gibt es noch die Common Object möchte, benötigt man unterschiedliche Eventchannels
Services, die allgemeine Dienste anbieten, welche von wodurch die Komplexität des verteilten Systems erhöht
den meisten verteilten Applikationen benutzt werden. wird und die Supplier, Consumer, Event-channels und
Neben diesen Kernkomponenten, richtet sich CORBA Event Typen enger miteinander gekoppelt werden. Des
auch gezielt an interoperable verteilte Applikationen, die Weiteren werden seitens der CORBA Spezifikation keine
auch in unterschiedlichen Sprachen programmiert sein Garantien über die Zustellung von Events gegeben. Das
können. So ist es mit Hilfe von CORBA möglich, Java, heißt, man kann nicht sicherstellen, dass ein Event an alle
C++ und Python Programme gemeinsam kommunizieren Consumer zugestellt wird. (Tanenbaum u.a. 2003, S. 503)
zu lassen, ohne sich um das Marshalling kümmern zu DDS – Data Distribution Service – ist ein von der OMG
müssen. Dies erlaubt eine flexible Vernetzung un- standardisiertes Protokoll, das auf ein Nach-
terschiedlicher Applikationen. richtenbasiertes Kommunikationsmodell aufsetzt und
Durch die Standardisierung von Seiten der OMG und einen Publish-Subscribe Modell verwendet. Im Gegensatz
vielen Unterschiedlichen Implementierungen, zu allen anderen bisher betrachteten Systemen wurde
kommerziell sowie auch Open-Source, ist es möglich DDS von Grund auf unter Realtime - Aspekten entwickelt
herstellerübergreifend Applikationen zu betreiben und und bietet eine Vielzahl von verschiedenen Quality of
zu entwickeln. Da sich CORBA an Standard - Service Parametern, um das Echtzeit Verhalten
Applikationen richtet und nicht in Hinblick auf Echtzeit beeinflussen und Überwachen zu können. Des Weiteren
Anwendungen entwickelt wurde, fehlen CORBA Echtzeit bietet DDS auch eine optionale Speicherung der
Aspekte wie Quality of Service Parameter. Mit Real-time übertragenen Daten an, so dass die
CORBA (OMG 2005) adressiert die OMG die Echtzeit Kommunikationsteilnehmer nicht zeitlich gekoppelt sein
Aspekte wodurch Echtzeit Anwendung mit CORBA müssen.
entwickelt werden können. Die Kommunikationspartner DDS erfüllt dabei, aufgrund der Entwicklungsvorgaben,
sind jedoch bei CORBA eng gekoppelt, wodurch das au- wie zum Beispiel Echtzeitfähigkeit, Standardisierung
tomatische Publizieren von Werten sowie ein geregeltes oder Quality of Service Parameter alle geforderten
Starten&Stoppen von Diensten erschwert werden. Dies Eigenschaften. So ist das ganze System, inkl. dem Wire-
trifft sowohl auf Real-Time CORBA als auch auf CORBA Protokoll DDSI und der Programmier Schnittstelle durch
zu. verschiedene Spezifikationen standardisiert, siehe Abb. 4
(OMG 2007, OMG 2008). DDS wurde von Anfang unter
Echtzeit Aspekten entwickelt, es gibt Schnittstellen in
verschiedene Sprachen wie C++, Java oder .NET, Quality
of Service Parameter sind Teil der Spezifikation, durch
das Peer to Peer Kommunikationsmodell ist ein defi-
niertes Start-Stopp Verhalten gegeben und dank Publish-
Subscribe Mechanismus ist das automatische Publizieren
von Werten möglich.
46
Ulrich Dangel, Alexander Diem, Reinhard Schneider / MidAut: Middleware für verteilte Systeme / F-AR, ISBN 978-3-902759-00-9
und aufsummiert. Die Bibliotheken wurden mit in die Applikation. Die Serverkomponente ist in den
Berechnung aufgenommen, da zum Beispiel unter Ergebnissen nicht miteingeflossen da auf einem Knoten
VxWorks typischerweise statisch gelinkt wird und somit in der Automatisierungstechnik typischerweise mehrere
alle Bibliotheken in die Flashgröße einfließen. Kommunikationsteilnehmer ausgeführt werden und
somit die Serverkomponente vernachlässigbar ist.
Das Ergebnis der Messung ist in Abbildung 5 dargestellt OpenDDS wiederum setzt auf mehreren Bibliotheken auf
Die OpenDDS Applikation braucht dabei, mit Abstand und handhabt die Kommunikation selbst.
am meisten Speicherplatz. Dies liegt unter anderem
daran, dass OpenDDS auf zwei externen Bibliotheken 3.2.3 Latenzmessung
aufsetzt, TAO und ACE. Im Diagramm ist deutlich zu Neben den Vergleichsgrößen, die ohne Kommunikation
erkennen, dass ZeroMQ wesentlich kleiner als die erstellt wurden, benötigt man für einen Vergleich von
anderen untersuchten Programme ist, hier spiegelt sich Middleware-Systemen Messgrößen, die sich mit der
die schlanke und einfache Architektur wieder. Kommunikation beschäftigen. Dazu werden zwei
Systeme miteinander vernetzt, so dass sich die Rechner
gegenseitig Nachrichten zusenden können. Dabei wird
zeromq die Latenzzeit bestimmt um die Produkte vergleichen zu
können. Nachrichten werden dabei nicht nur in eine
NDDS Richtung gesendet, sondern der Empfänger sendet die
Nachricht zurück, um eine kompletten
Opensplice Kommunikationszyklus abzubilden sowie auch das Pro-
blem der Zeitsynchronisation zu umgehen. In diesem
OpenDDS Test wurde die Durchschnittszeit über 600 Pakete
gebildet und verglichen.
0 10000 20000 30000 40000 Die Ergebnisse der Roundtrip Messung mit 600
Abb. 5. Flashgröße Middleware Produkte in KB empfangen Paketen sind in Abbildung 7 dargestellt. Dass
die drei DDS Implementationen, RTI DDS, OpenDDS und
3.2.2 Speicherverbrauch OpenSplice schlechtere Zeiten als ZeroMQ aufweisen,
Bei der Speicherverbrauchsmessung gibt es mehrere liegt schon an den zusätzlichen komplexeren Aufgaben,
mögliche Kennzahlen. In diesem Test wurde allein die die die drei Produkte vornehmen müssen.
Größe der Daten im Physikalischen Speicher (VmRSS)
und die Größe des Virtuellen Speichers, (VmSize)
herangezogen. Es wurden beide Größen untersucht, da ZeroMQ
180000 NDDS
160000
140000
120000 Opendds
100000
80000 VmRSS
Opens plice
60000 VmSize
40000
0 100 200 300 400 500
20000
0 Abb. 7. Latenzzeit zwischen zwei Rechnern in us
Opens plice OpenDDS
zeromq NDDS 3.2.4 Zusammenfassung
In diesem Kapitel ging es um das Aufstellen,
Abb. 6. Speicherverbrauch in KB Durchführen und Auswertung von Tests zur Evaluierung
von Middleware-Systemen, um einen Eindruck über die
VmRSS nur die zum Ausführen notwendigen Daten Leistungsfähigkeit dieser Systeme zu bekommen.
enthält, VmSize jedoch den kompletten angeforderten Aufgrund dieser ersten Tests lassen sich bereits
Speicher. VxWorks unterscheidet jedoch nicht zwischen Rückschlüsse ziehen. NDDS ist dabei von den
VmRSS und VmSize, das heißt VmSize ist automatisch untersuchten DDS Produkten am schnellsten und
VmRSS. benötigt auch am wenigsten Speicherplatz.. OpenSplice
Das Ergebnis der Speicherverbrauchs Messung ist in Abb. liegt bei den Messergebnissen nahe an NDDS trotz
6 dargestellt. ZeroMQ verbraucht dabei am wenigsten unterschiedlicher Architektur. OpenDDS verbraucht mit
Speicher. NDDS hat eine größere VmSize als OpenSplice, Abstand am meisten Arbeits - und Flash – Speicher,
da bei OpenSplice die Kommunikation über einen extra wodurch der Einsatz auf Embedded Geräten gefährdet
Server abgehandelt wird und bei RTI direkt in der ist.
48
Ulrich Dangel, Alexander Diem, Reinhard Schneider / MidAut: Middleware für verteilte Systeme / F-AR, ISBN 978-3-902759-00-9
3.3.1 Usecases
In Zusammenarbeit mit der Firma Bachmann wurden
Testfälle, die die in der Automatisierungstechnik
typischen Anforderungen berücksichtigen, entwickelt.
Dabei gilt es zwischen zwei Usecases zu unterscheiden.
Usecase 1 spiegelt die Kommunikation, die zum Beispiel
in einem Windpark vorkommt, wieder. Es
kommunizieren nicht alle Teilnehmer miteinander,
Abb. 8. Ergebnis OSPL: Usecase 1.3 510 Slaves
sondern die Kommunikation erfolgt primär von / zu einer
zentralen Komponente (Master). Dabei muss zwischen Abb. 8 zeigt ein von der Auswertungssoftware
drei verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten generiertes Bild für den Usecase 1.3 mit 510 Slaves für
unterschieden werden: OpenSplice. Dabei ist auf der X-Achse die Testzeit
Usecase 1.1 Master → Slave Kommunikation, ein Master abgetragen, und auf der Y-Achse die Jitter Zeit der
schickt an N Slaves pro festgelegter Zeiteinheit. einzelnen Pakete. So ist hier beim Starten der Applikation
Usecase 1.2 Slave → Master Kommunikation, Slaves eine kurze Einschwingzeit zu beobachten, die durch das
schicken pro definierter Periode eine Nachricht an den Starten und Entdecken von zusätzlichen Clients entsteht.
Master mit einer bestimmten Nachrichtengröße. Dieses Startverhalten zeigt sich, wie in Abbildung 9
Usecase 1.3 Master ↔ Slave Kommunikation, Master und dargestellt, bei RTI DDS noch stärker. Hier geht das
Slave kommunizieren gleichberechtigt, das heißt N Slaves System erst nach 20 Sekunden in einen stabilen Zustand
schicken pro definierter Periode eine Nachricht an den über. Dieses Verhalten ist seitens RTI dokumentiert und
Master und umgekehrt. kann auch modifiziert werden.
Usecase 2 basiert auf dem Kommunikationsprofil im
Maschinenbau. Dabei gibt es keine zentrale Komponente
in der Kommunikation, das heißt alle Steuerungssysteme
sind dabei gleichberechtigt. Die Teilnehmer schicken
dabei an alle Teilnehmer pro definierte Periode eine
Nachricht.
Messgröße Bei diesen Tests ist man, im Gegensatz zu
Kapitel 3.2 nicht an der Latenz interessiert sondern an
dem Jitter, da es in der Automatisierungstechnik nicht
nur auf die absoluten Zeiten ankommt sondern auch auf
die Abweichungen zu einer vorgegeben Zeit. Dies
ermöglicht es, die automatisierungsspezifischen Abb. 9. Ergebnis RTI Usecase 1.3 510 Slaves
Anforderungen, wie zum Beispiel garantierte
Zustellungszeiten, zu Überprüfen. Da die Rohdaten nur 3.4 Zusammenfassung
den Empfangszeitpunkt eines einzelnen Paketes In diesem Kapitel wurden verschiedene Middleware
enthalten, muss daraus der Jitter berechnet werden. Dazu Produkte vorgestellt und Kommunikationsmodellen
muss die ursprüngliche Periodendauer bekannt sein. Eine zugeordnet. Dabei wurden verschiedene Messgrößen
einfache Möglichkeit den Jitter aus den Empfangs- identifiziert und bestimmt, um die verschiedenen
zeitpunkten zu bestimmen ist: Produkte klassifizieren und vergleichen zu können.
Dabei wurde trotz guten Performance Ergebnissen
Jitter = Rn − Rn−1 wobei Rn der Empfangszeitpunkt
ZeroMQ nicht weiter untersucht da es nicht alle, die in
der N-ten Nachricht ist. Dies hat den Nachteil, dass wenn Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden
eine Nachricht verspätet oder verfrüht ankommt, die werden., definierten Anforderungen erfüllt. Es wurden
Jitter Berechnung verfälscht wird, da immer der
Dieser Arbeit setzt sich mit den vielfältigen Beckmann, K. (2007). ”Konsistenz in echtzeitfähigen
Anforderungen der Automatisierungstechnik, wie Datenverteildiensten für dezentratrale Embedded-
Standardisierung oder Publizieren von Nachrichten an Anwendungen“. Diplomarbeit. FH-Wiesbaden. URL:
mehrere Empfänger, an eine Middleware-Komponente http://wwwvs.cs.hsrm.de/downloads/extern/pubs/the
auseinander. Dabei wurden sowohl Anforderungen an sis/beckmann07.pdf Besucht: 2009-12-05.
eine neue Middleware definiert sowie auch schon Corradi, A. & Foschini L. (2009). ”A DDS-compliant P2P
existierende und eingesetzte Technologien in der infrastructure for reliable and QoS-enabled data
Automatisierungstechnik auf ihre Eignung hin dissemination“. In: Parallel and Distributed Processing
untersucht. Dabei zeigte sich, dass verbreitete Systeme in Symposium, International. Bd. 0. Los Alamitos, CA,
der Automatisierungstechnik, beispielsweise Feldbusse, USA: IEEE Computer Society. S. 1–8. ISBN: 978-1-
den aufgestellten Anforderungen an eine Middleware in 4244-3751-1.
Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden Favre-Bulle, Z. und Dutzler (2006). “Zukunftstrends der
werden. nicht genügen konnten. In verteilten Systemen Automatisierungstechnik und die Bedeutung von
häufig eingesetzte Middleware-Komponenten, wie zum adaptiven Produktionssystemen“. In: e & i
Beispiel CORBA oder JMS konnten jedoch die Elektrotechnik und Informationstechnik 123.5 (Mai 2006).
Anforderungen auch nicht komplett erfüllen. DDS konnte S. 172–177.
jedoch, auf Grund der definierten Entwicklungsziele alle Hapner, M., Burridge R. & Sharma R. (2002). Java
aufgestellten Anforderungen erfüllen. Message Service. Version 1.1. URL:
http://java.sun.com/products/jms/docs.html Besucht:
4.1 Evaluation 2010-01-05
Die in Kapitel 0 durchgeführten Test wurden mit den OMG (2004). CORBA 3.0 März 2004. URL:
defaultmäßigen Quality of Service Parametern http://www.omg.org/technology/documents/formal/c
durchgeführt. Um die Eignung der verschiedenen DDS orba_2.htm Besucht: 2009-11-05
Implementierungen für die Automatisierungstechnik OMG (2005). Real-time Corba, v. 1.2 Jan. 2005. URL:
eindeutig bewerten zu können ist es notwendig die Tests http://www.omg.org/technology/documents/formal/r
auf Echtzeit Betriebssystemen durchzuführen um ein eal-time_CORBA.htm Besucht: 2009-11-05
deterministisches Zeitverhalten der Produkte zu erhalten. OMG (2007). Data Distribution Service for Real-time Systems
Des Weiteren sollten das Zeitverhalten der Produkte mit Version 1.2 Jan 2007. URL:
verschiedenen Quality of Service Parameter untersucht http://www.omg.org/technology/documents/formal/d
werden, um möglichst realistische Testergebnisse zu ata_distribution.htm Besucht: 2009-11-05
erreichen. Die verschiedenen Quality of Service OMG (2008). The Real-Time Publish-Subscribe Wire Protocol
Parameter bei DDS und ihre Auswirkungen sind in DDS Interoperability Wire Protocoll (DDSI) Version 2.0
Beckmann 2007 beschrieben. April 2008. URL: http://www.omg.org/spec/DDSI/2.0/
Die Tests wurden zwar, so weit wie möglich, Besucht: 2009-11-05
automatisiert, benötigen jedoch eine manuelle OMG (2009). OMG Members Demonstrate that Multi-Vendor
Überwachung, da es bei allen Produkten teilweise Data Distribution Service (DDS) Wire Protocol
Probleme gab, die manuell gelöst werden mussten. Für Interoperability is a Reality. 25. März 2009 URL:
die weiteren Testreihen sollte ein automatisches http://www.omg.org/news/releases/pr2009/03-25-
Überwachen der beteiligten Systeme inklusive Lösen der 09.htm Besucht: 2009-12-13
am häufigsten auftretenden Probleme implementiert Ryll, M. & Ratchev S. (2008). “Application of the Data
werden. Distribution Service for Flexible Manufacturing
Automation“. In: World Academy of Science, Engineering
4.2 Ausblick and Technology 41. S. 187–194. URL:
Um als Basistechnologie in der Automatisierungstechnik http://www.waset.org/journals/ijmiae/v2/v2-3-29.pdf
eingesetzt werden zu können, ist noch Integrationsarbeit Besucht: 2010-01-05
notwendig. So wird eine Abbildung nach PLC benötigt, Tanenbaum, Andrew S. und Maarten van Steen (2003).
um in Code Blöcken eine Verteilte Applikation Distributed Systems: Principles and Paradigms. Prentice
entwickeln zu können. Hall. ISBN: 0-13-088893-1.
Um die Akzeptanz der Applikationsentwicklern
sicherzustellen, wird des Weiteren ein einfaches, jedoch
50
Optimierungspotentiale für Maschi-
nenbau und Endanwender
durch moderne Automatisierung
Franz Enhuber & Thomas Dicker
Bernecker + Rainer Industrie‐Elektronik Ges.m.b.H.
B&R Straße 1, 5142 Eggelsberg, Austria
E‐Mail: franz.enhuber@br‐automation.com
Abstract: Experten und Unternehmen fordern verstärkt die Verbesserung der „Gesamt – Wirtschaft‐
lichkeit“ speziell in Europa. Das steht auch im Einklang mit der globalen Herausforderung eines akti‐
ven Klimaschutzes. Der effizientere Umgang mit den Ressourcen unserer Welt reduziert die Umweltbe‐
lastungen und erhöht die Wirtschaftlichkeit der Produktionsprozesse. Die Automatisierungstechnik
nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Offensichtliche Optimierung liegt in der besseren Nutzung von
Material, Energie und Zeit. Weniger Bedeutung misst man heute noch dem Faktor Mensch, d.h. Kom‐
petenzen und Know How zu. Der sorgsame Umgang mit Rohstoffen – Ressourcen in allgemeiner Form
– entwickelt sich zu einer existenziellen Herausforderung. Moderne Automatisierung muss sich daher
der enormen Bandbreite an Aufgabenvariationen stellen.
Keywords: Ressourcenoptimierung, Energieoptimierung, Integrierte Automatisierung, Simulation
und automatische Codegenerierung
1. Im Spannungsfeld von „schneller – besser – billiger“ ken und der Konsument darf nicht über den Tisch gezo‐
gen werden. Der daraus resultierende Zwang hat zu
Maschinen und Anlagen unterliegen weitestgehend dem höchst präzisen Lösungen mit optimaler Materialausnut‐
enormen Druck des Konsummarktes. Dieser zeichnet sich zung geführt. In vielen anderen Bereichen gibt es diesen
durch einen raschen Wechsel der Produkte und einen ursächlichen Zwang einer Materialoptimierung nicht.
sehr hohen Individualisierungsgrad aus. Sprach man vor Verfügbarkeit und letztendlich die Basiskosten drängen
Jahren noch von einem Serienmaschinenbau so darf man auf eine Optimierung des Materialverbrauches in allen
heute weitestgehend von individuellen Maschinen und Ebenen. Gewichtsreduktion ist ein weiterer Aspekt, der
Anlagen ausgehen. Der Begriff „Sonderanlage“ ist heute weitreichende Folgen hat. Geringere Materialstärken und
marketingtechnisch nicht mehr zulässig, denn man ver‐ andere Materialeigenschaften verlagern konstruktive
bindet damit Nachteile, wie unausgereifte Technik, unzu‐ Arbeiten von der klassischen Mechanik in die Software
reichende Unterstützung oder fehlende Dokumentation der Automatisierung.
und vieles mehr. Individuell gefertigte Maschinen und
Anlagen bergen aber unverändert ein enormes Risiko in 3. Wirkungsgrad und Energieaufwand
sich, genau diese Eigenschaften von „Sondermaschinen“
mit sich zu tragen. Der herrschende Zeit‐ und Kosten‐ Die Optimierung des Energieaufwandes, speziell wenn es
druck verstärkt diese negativen Effekte zusätzlich. Die um Energierückgewinnung geht, ist eine strukturelle und
Problemstellungen müssen strukturell aufgelöst werden. konstruktive Maßnahme. Bezogen auf die Lebensdauer
Bereits in einer sehr frühen Phase des Entwicklungspro‐ einer Maschine oder Anlage fallen bis zu 80% der Ge‐
zesses fallen die fundamentalen Entscheidungen, die in samtkosten auf den Energieeinsatz. Diese enorme Kos‐
maßgeblicher Wechselwirkung mit der Automatisierung tenposition lässt sich in zwei Schwerpunkte teilen. Einer‐
stehen. seits die grundsätzliche Leistungsaufnahme zu reduzie‐
ren und andererseits Energie wieder in direkt nutzbare
2. Materialkosten wirken unmittelbar Energie, wie zum Beispiel elektrischen Strom umzufor‐
men. Anlagen nehmen unter ungünstigen Konstruktions‐
Industriezweige, wie zum Beispiel Getränkeabfüller, verhältnissen bis zu 60% der Anschlussleistung im Still‐
kennen die Bedeutung des optimalen, exakten verarbei‐ stand auf. Konstruktiv bedingte Wärmeverluste oder der
ten des Getränkes. Der Produzent hat nichts zu verschen‐ grundsätzlich schlechte Wirkungsgrad von Antriebssys‐
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 51
7. AALE 2010, Wien
temen belasten den Energiehaushalt unnötig. Mit elekt‐ den Ingenieuren und Konstrukteuren mehr Zeit sich auf
rohydraulischen Antriebskonzepten lassen sich hier zum kreative Arbeiten zu konzentrieren.
Beispiel bis zu 50% Energiekosten einsparen.
Obwohl moderne Antriebssysteme die Option einer
Netzrückspeisung anbieten, nutzen viele Maschinenbau‐
er diese Funktion aus Kostengründen nicht. Wertvolle
kinetische Energie geht im täglichen Betrieb in Wärme
verloren und senkt die Maschinenproduktivität beim
Endkunden.
Energieoptimierung bedeutet gegebenenfalls höhere An‐
schaffungskosten auf Grund umfangreicherer Technik
und zusätzlicher Konstruktionsleistungen. Manche Lö‐
sungen amortisieren sich beim Endanwender bereits nach
wenigen Monaten und tragen somit wesentlich zur Stei‐ Abb. 1. Maschinen – Lebenszyklus
gerung der Wirtschaftlichkeit und zur Entlastung der
Umwelt bei. B&R unterstützt mit Automation Studio und integrierter
Automatisierung den gesamten Lebenszyklus zum Nut‐
4. Integrierte Automatisierung ist eine Kerntechnologie zen für Hersteller und Anwender (Abb. 1.).
Aus gutem Grund sind historisch bedingt, Bereiche der 5. Neue Methoden ergänzen Standards
Automatisierung technologisch getrennt. Klassische Bei‐
spiele dafür sind komplexe Regelungstechnik, CNC, Ro‐ Die Simulation moderner Maschinen und Anlagen wird
botik und sehr ausgeprägt Sicherheitstechnik. In realen auf Grund der hohen Komplexität zunehmend sinnvoller.
Maschinen und Anlagen sind diese Technologie jedoch Risiken rechtzeitig erkennen, Prozessoptimierung und
nicht getrennt sondern wirken direkt zusammen und Absicherung gesammelter Erkenntnisse sind nur einige
greifen ineinander. Aus diesem Grund muss moderne Beispiele, die professionelle Simulation abdeckt. Mit au‐
Automatisierung die realen Verhältnisse bestmöglich tomatischer Codegenerierung lassen sich Modelle direkt
widerspiegeln. Nur so lassen sich die Potenzial in Bezug in moderne Automatisierungssysteme übertragen. So
auf „Gesamt‐Wirtschaftlichkeit“ heben. Die notwendigen entwickeln sich Simulationsmodelle zu einer nachhalti‐
flexiblen Strukturen der mechanischen Konstruktion ver‐ gen Automatisierungskomponente.
schmelzen auf der Softwareebene der Automatisierung
zu einer funktionalen Einheit. Übergreifende Informatio‐
nen aus allen Themenbereichen lassen den täglichen Pro‐
duktionsprozess optimal ablaufen. Das beinhaltet alle
Elemente in Bezug auf Verfügbarkeit. Klares Informati‐
onsmanagement für Anlage und Maschine sind ideale
Voraussetzungen für vorbeugende Wartung und reduzie‐
ren somit erforderliche Stillstandzeiten auf ein Minimum.
Das beinhaltet aber auch eine effiziente Material‐ und
Auslastungsplanung und natürlich ein entsprechendes
Energiemanagement. Ein durchgängiges Echtzeit‐
netzwerk und integrierte Sicherheitstechnik bilden dabei
einen wesentlichen Eckpfeiler.
Abb. 2. Automatische Erzeugung von Programmcode
„Gesamt‐Wirtschaftlichkeit“ umfasst nicht nur die Belan‐
Entscheidend ist eine vollständig kompatible und auto‐
ge der Endanwender für den laufenden Betrieb, sondern
matische Integration in die Entwicklungsumgebung des
muss auch den Maschinen‐ und Anlagenbau erreichen.
Automatisierungssystemes, wie dies zum Beispiel beim
Integrierte Automatisierung unterstützt auch den Ent‐
B&R Automation Studio gewährleistet ist (Abb. 2.).
wicklungs‐ und Fertigungsprozess von Maschinen und
Anlagen. Hardwareunabhängiges Softwaredesign unter‐
Weblinks
streicht die Philosophie mechatronischer Objekte mit ma‐
ximaler Modularität. Durch den Einsatz von Rechnern
http://www.discover‐automation.com
und der Koordination von Software lassen sich die erfor‐
http://www.ethernet‐powerlink.org/
derliche Prozesse für Konstruktion und Fertigung auto‐
http://www.br‐automation.com
matisieren und Doppeleingaben eliminieren. Das steigert
nicht nur die Effizienz, es erhöht die Qualität und gibt
52
Formalisierte Prozessbeschreibung in
der praktischen Anwendung
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen
Hochschule Pforzheim
Adresse: Hochschule Pforzheim, Tiefenbronner Str. 65, D‐75175 Pforzheim, Tel.: 07231/28–6001, Fax: ‐
6006, e‐Mail: michael.felleisen@hs‐pforzheim.de
Abstract: Mit der Veröffentlichung der VDI/VDE‐Richtlinie 3682 wurde 2005 eine standardisierte
Beschreibungsmethode zur Formalisierten Prozessbeschreibung bereitgestellt (VDI/VDE 2005). Dar‐
auf aufbauend startete 2006, mit der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und For‐
schung (BMBF), am Institut für angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Pforzheim ein Entwick‐
lungsvorhaben mit dem Ziel, die Entwicklung einer grafischen Projektierungsoberfläche zur verbesser‐
ten Beschreibung von Prozessen zu realisieren. Dies sollte nach Vorgaben der VDI/VDE‐Richtlinie
3682 geschehen. Der vorliegende Beitrag stellt die Möglichkeiten der Formalisierten Prozessbeschrei‐
bung vor und erläutert Funktionen des neu entwickelten, softwaregestützten Werkzeugs am Beispiel
einer Abfallaufbereitungsanlage.
With the publication of guideline VDI/VDE 3682 in 2005 a description methode for formalised process
descriptions was published (VDI/VDE 2005). Based on this guideline a development project was initi‐
ated, funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) in order to develop a graphi‐
cal engineering tool for improved description of processes. This should be realized using formalised
process descriptions according to the guideline VDI/VDE 3682. This paper introduces the formalised
process description and explains functions of the recently developed software tool at the example of
processes for waste treatment.
Keywords: Process Documentation Editor, Beschreibungsmethode, Informationsmodell, Abfallaufbe‐
reitungsanlage
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 53
7. AALE 2010, Wien
Output
P E
Abb. 3. Übergang vom Grundfließbild zur Formalisierten
Prozessbeschreibung
54
Michael Felleisen / Formalisierte Prozessbeschreibung in der praktischen Anwendung / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Zur Darstellung der einfachen Anwendung der Formali‐ Prozessoperator wird die erforderliche „Technische Res‐
sierten Prozessbeschreibung mit ihren einfachen Regeln source“, hier in Form eines Kraftwerks, definiert.
ist in Bild 3 der Übergang vom Grundfließbild zur For‐ Um dieses Prozesselement weiter beschreiben zu können,
malisierten Prozessbeschreibung dargestellt. Der im wird es zerlegt (dekomponiert), wie es Bild 6 zeigt, wobei
Grundfließbild typische rechteckige Kasten entspricht sich das erste Prozesselement auf der ersten Dekomposi‐
einem Prozessoperator (O), die Ein‐ und Ausgangspro‐ tionsstufe in weitere, unterlagerte Prozesselemente wie
dukte, im Grundfließbild dargestellt mit einfachen Pfei‐ „Wasserdampf erzeugen“, „Rotation erzeugen“ etc. zer‐
len, werden durch die Formalisierte Prozessbeschreibung legen lässt:
zu Kreisen mit Pfeil (P). Die mit der Raute dargestellte
Energie (E) wird im Grundfließbild meist nicht berück‐
sichtigt (Polke 1996). In Bild 3 wird aus einem Rechteck Kohle Luft
B00
mit Ein‐ und Ausgangspfeilen im Grundfließbild ein E‐ Wasserdampf Dampferzeuger
& Überhitzer
erzeugen
lement der Formalisierten Prozessbeschreibung, dass im Asche
Überhitzter
Energieverluste-1
Wasserdampf Abgas
Gegensatz mehr Informationen zum beschriebenen Pro‐ (hoher Druck,
hohe Temperatur)
Rotation Dampfturbine
niedrige Temperatur)
Kondensieren Rotationsenergie
Kondensator
Zwischen-
Einsatzstoff
(1545 kg/h)
? Lösung
(2580 kg/h) ? produkt
(2570 kg/h)
Lösung Reaktion
Abb. 6. Dekomposition des Prozesselements
Lösemittel
(10 kg/h) Lösemittel
(1000 kg/h)
1 MPa
(200°C)
Jedes neu dargestellte Prozesselement wird durch seine
Ein‐ und Ausgangsprodukte, Ein‐ und Ausgangsener‐
gien, Zwischen‐ und Nebenprodukte sowie der zugehö‐
rigen Technischen Ressource beschrieben. Das Prozess‐
Abb. 4. Anwendung und zusätzliche Informationen element „Wasserdampf erzeugen“ wird mit der Techni‐
schen Ressource „Dampferzeuger & Überhitzer“ reali‐
Die im Grundfließbild einfachen Blöcke mit ihren Ein‐ siert. Damit werden die Eingangsprodukte „Wasser“,
und Ausgangspfeilen wurden durch die einfachen Pro‐ „Kohle“ und „Luft“ in „Überhitzter Dampf“, „Asche“,
zessoperatoren mit Produkten und Energien in Bild 4 „Abgase“ und „Energieverluste‐1“ umgewandelt. Bereits
ersetzt. Neben dem Energiebedarf werden nun auch die an diesem einfachen Beispiel sind die Vorteile der Forma‐
Zwischen‐ und Nebenprodukte durch Informationen lisierten Prozessbeschreibung zu erkennen. Ist diese Zer‐
spezifiziert. Ein einfaches Anwendungsbeispiel zur For‐ legung des ersten sowie der folgenden Prozesselemente
malisierten Prozessbeschreibung zeigt Bild 5: bis auf eine unterste Ebene erfolgt, werden alle Prozess‐
elemente und Produkte bzw. Energien mit ihren Eigen‐
schaften beschrieben (attributiert), wie es Bild 7 zeigt:
Kohle Luft
B00
Wasser
Abgase
Strom erzeugen
Kenn- von:
Kraftwerk O11 .. Verweis auf
zeichnung nach: O1211 Prozessoperator
Energieverluste-
Elektrische Energie Abwasser Energieverluste- 1 Versionsnummer
Asche Energieverluste-
Abgas
Abb. 5. Prozesselement eines Beispielsprozesses Elektrische
0 Revisionsnummer
(...)
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 55
7. AALE 2010, Wien
Für die Attributierung der Prozesselemente, Produkte In der Abfallwirtschaft ist es aus Kostengründen heute
und Energien mit ihren spezifischen Eigenschaften sind noch unüblich, den Prozess mit der Vielfalt zur Verfü‐
ein „eindeutiges Ident“, der „Langname“, „Kurzname“, gung stehender Fließbilder zu beschreiben. Zur ur‐
der „Verweis auf Prozessoperator“, die „Revisionsnum‐ sprünglichen Planung der Anlage wurde ein Material‐
mer“ etc. zu definieren. Diese Vorgehensweise der De‐ flussbild (ähnlich dem Grundfließbild) mit dem CAE‐
komposition der Prozesselemente und der anschließen‐ Werkzeug „AutoCAD“ für die Genehmigungsplanung
den Attributierung der Produkte und Prozesselemente erstellt. Änderungen während des Betriebs dokumentier‐
für eine Abwasseraufbereitungsanlage zeigt Bild 8: te man mit Hilfe von „Microsoft Visio“ bzw. „Power
Point“ und Berechnungen mit „Microsoft Excel“. Um die
Vielfalt der verwendeten Werkzeuge zu reduzieren und
Produktfluss Informationsfluss
den Gesamtprozess anschaulich darzustellen, wurden in
Abwasser
Recyclier- 1 2 Nachbehandlung
4
eingedickter
Klärschlamm
Prozesseigenschaft
Konditionierung Kategorie
kam die im Forschungsprojekt entwickelte Software
bare Stoffe Klärschlamm Abwass Einheit Wert
Schönung
er nach
gereinigtes
Vorklärung
Schlammbeet- Sandfan Klärschlamm
Trocknung
„Process Documentation Editor – PDE“ zum Einsatz.
Abwasser
gereinigtes
Abwasser
Spezielle
VorklärungMechanische Massenstrom kg/s
Entwässerung 15
Aufbereitung
1 3
Klär-
Füllstand
2,5
m
schl-
amm 4
Trinkwasser Problem-
abwasser
Thermische Klär-
Klärschlamm
schlammtrocknung
3.1. Erstellung der formalisierten Prozessbeschreibung
Darstellung ohne
Abwasser nach
Vorreinigung
2 3 Ausgangspunkt der Erstellung der Formalisierten Pro‐
zessbeschreibung mit dem PDE war das in Bild 9 darge‐
stellte Materialflussbild:
Abb. 8. Beispielsprozess Abwasseraufbereitung
Zunächst werden die Prozesselemente bis zu einer un‐
tersten Beschreibungsebene dekomponiert, anschließend
alle Prozesselemente und Produkte mit ihren spezifischen
Eigenschaften wie dem „Massestrom“, der „Temperatur“,
der „Trockensubstanz“ etc. beispielsweise für das Pro‐
dukt „Abwasser nach Rechen“ attributiert. Bild 8 zeigt,
dass sich mit der Beschreibungsmethode und den leicht
verständlichen Symbolen der Formalisierten Prozessbe‐
schreibung jeder Prozess grafisch einfach, dennoch voll‐
ständig beschreiben lässt, wobei die Dekomposition ‐ bis
hin zu einer letzten funktionalen Stufe ‐ eng mit der
Sichtorientierung der Aufgabenstellung des Bearbeiters
zusammenhängt. Elemente der formalisierten Prozessbe‐
schreibung und der Umgang mit ihnen wird in der Richt‐
linie, aber auch an anderen Prozessbeispielen aufgezeigt,
vgl. (VDI/VDE 2005), (Buchner et al. 2001), (Polke et al.
2003). Die Anwendung der Formalisierten Prozessbe‐
schreibung ermöglicht einen vollständigen Informations‐
haushalt in allen Teilen des mit ihr beschriebenen Prozes‐
ses und in allen Planungsphasen.
3. Pilotanwendung an einer Abfallaufbereitungsanlage
Abb. 9. Materialflussbild der Abfallaufbereitungsanlage
Aufgabe der Abfallaufbereitungsanlage der GfA am
Standort Bruchsal ist die Trennung und Aufbereitung
Im Materialflussbild in Bild 9 sind alle wesentlichen Ma‐
von Haus‐ und Gewerbemüll. Die Kapazität der Anlage
terialflüsse der Abfallaufbereitungsanlage aufgezeigt. In
beträgt 75.000 Jahrestonnen, aus der Ersatzbrennstoffe
der Vorverarbeitung „Input Control/Pre‐Sorting“ werden
mit einem Heizwert von ca. 23.000 kJ/kg gewonnen wer‐
Papier, Holz und Metalle aussortiert und der verbleiben‐
den. Dies entspricht dem Brennwert von 24.000 t Heizöl
de Restabfall zerkleinert. In der Zerkleinerung bildet das
oder 90.000 t Braunkohle. Rund 65% des angelieferten
„Überkorn“ mit einer Kantenlänge von 20 mm und mehr
Materials lässt sich durch die Aufbereitung in der Anlage
den Hauptbestandteil von ca. 85%. Dieser Anteil wird in
als Ersatzbrennstoff wieder verwerten.
einer manuellen Sortierung „Manual Sorting“ in die
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Michael Felleisen / Formalisierte Prozessbeschreibung in der praktischen Anwendung / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Leicht‐ und Schwerfraktion über „Air classifier 1“ und werden die Prozessoperatoren (Teilprozesse) wiederum
„Air classifier 2“ getrennt. Die Leichtfraktion bildet den detailliert beschrieben, wie es das aufgesetzte Bild zum
Grundstoff für das Ausgangsprodukt „RDF“ (Refuse De‐ Prozesselement „Grobkornverarbeitung“ in Bild 10 zeigt.
rived Fuel), das als Ersatzbrennstoff wieder verwertet Die Dekomposition des Prozesses wird so lange durchge‐
wird. Auf dieser Informationsbasis aufsetzend wurde die führt, bis alle Prozessoperatoren so weit zerlegt sind, dass
Abfallaufbereitungsanlage mit dem PDE beschrieben. keine neue Zerlegung mehr möglich oder sinnvoll ist.
Zunächst wurde der Prozess über das vorhandene Mate‐ 3.2. Attributierung und Auswertung der Prozess‐
rialflussbild im Editor des PDE formal mit den Regeln der beschreibung
VDI/VDE‐Richtlinie 3682 abgebildet, so dass der Prozess
als eine Kette von Prozessoperatoren dargestellt wurde. Bei der Attributierung der Produkte und Prozessoperato‐
Die Prozessoperatoren werden durch Zwischenprodukte ren auf der untersten Dekompositionsebene der Abfall‐
miteinander verbunden. Der PDE‐Editor besitzt, zur aufbereitungsanlage werden spezifische Eigenschaften,
leichteren Erstellung, verschiedene Fenster zur Bearbei‐ wie ein eindeutiges Ident, ein Lang‐ und Kurzname und
tung und Übersicht. In Bild 10 sind links oben die zur eine Revisionsnummer bei Änderungen der Eigenschaf‐
Beschreibung zur Verfügung stehenden Zustände und ten, wie es in Bild 7 allgemein dargestellt wurde, angege‐
Operatoren der Formalisierten Prozessbeschreibung zu ben. Damit lassen sich die Objekte der Prozessbeschrei‐
erkennen, mit denen der Prozess der Abfallaufberei‐ bung in ihren Eigenschaften vollständig spezifizieren
tungsanlage im rechts daneben befindlichen Editor‐ (VDI/VDE 2005).
Fenster abgebildet wurde. Ein im Editor mögliches Über‐
sichtsbild für komplexe Anlagenstrukturen mit der ge‐ Bei der Spezifikation der Objektattribute können ver‐
samten Prozessdarstellung ist in Bild 10 der Übersicht‐ schiedene gewerkeorientierte Sichten zugeordnet wer‐
lichkeit wegen ausgeblendet. Bild 10 zeigt zusätzlich be‐ den. Jeder Bearbeiter der am Prozess beteiligten Gewerke
reits eine erste Dekomposition des Prozesselements kann Informationen zur Prozessbeschreibung hinzufü‐
„Grobkornverarbeitung“: gen, als auch mit Hilfe bereits eingetragener Informatio‐
nen anderer Bearbeiter eigene Aufgaben besser informiert
lösen. Durch die Verwendung eines Informationsmodells,
das eine allgemein verständliche Ablage von Objekten
Überkorn
Verunreinigungen
Sortieren
Papier 3
und deren Attribute unterstützt, ist beispielsweise die
Rest
Holz 3
Bilanzierung über die definierten Attribute jederzeit mög‐
Gewerbeabfall Sperrmüll Sortierreste
Eisenabscheider
Rest
lich. Neben Eigenschaften wie „Kosten pro m3“, „Entsor‐
Vorverarbeitung
Papier 1
Trennen 1
Rest 2
Eisen gungskosten pro m³“, „Energieaufwendungen“ oder die
Rest 1
Holz 1
Unterkorn
Überkorn
Grobkorn-
Metall 1
Trennen 2 Trennen 3
„Temperatur des Prozesses“ lassen sich von unterschied‐
Verunreinigungen verarbeitung
PVC
Schwer-
fraktion
NE-Metall 1
Feinstaub
Schwer-
fraktion
Leicht-
fraktion
Schwer-
fraktion
Leicht-
fraktion
lichen Gewerken Informationen, auch für andere Gewer‐
Feinkorn-
verarbeitung
Papier 3
Schwer-
Sammeln 1
ke, speichern. Ziel der Funktionen des PDE ist die Unter‐
Papier 2 fraktion
Trennen 4
RDF aufbereiten
Eisen
Gewerke, ihre jeweiligen spezifischen Informationen ein‐
PVC
RDF 0-30
NE-Metall 1 Eisen 2
mm
definieren und im Prozessmodell ablegen zu können, wie
es Bild 11 zeigt:
Abb. 10. PDE‐Beschreibung Abfallaufbereitungsanlage
In der Detaildarstellung in Bild 10 ist zu erkennen, dass
Attributierung eines Produkts
innerhalb des Prozessoperators „Grobkornverarbeitung“ mit Mess- und Grenzwerten
das Eingangsprodukt „Überkorn“ sortiert wird. Als Aus‐ Massenbilanz
3“ und „Holz 3“ den ersten Prozessoperator „Sortieren“. Vorverarbeitung
Papier 1
Überkorn
Holz 1
Metall 1
Grobkorn-
PVC
Schwer-
verarbeitung
NE-Metall 1
fraktion Feinstaub
Papier 3
Sammeln 3
Eisen 1 Eisen 2
„Trennen1“ etc. fortführen. Sie ist soweit durchzuführen, Stabilisi
erung
Sammeln 1
Sammeln 2
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 57
7. AALE 2010, Wien
Die Formalisierte Prozessbeschreibung bietet mit den zur Verfügung stellt. Informationen über physikalische
dargestellten Funktionen die Möglichkeit, alle Informati‐ und chemische Bedingungen im Prozess können in die
onen zu einem Prozess gewerkeübergreifend und inter‐ Spezifikation von Messstellen, vorzugsweise entspre‐
disziplinär zu nutzen. Sie bietet eine schnittstellenüber‐ chend der NAMUR‐Empfehlung NE100 (Merkmalleisten
greifende Beschreibungsform für Prozesse an. Alle an der zur Erstellung von PLT‐Gerätespezifikationen) überführt
Prozessbeschreibung beteiligten Gewerke, vom Chemiker werden. Die herstellerneutrale Anbindung über
über die Verfahrenstechnik bis hin zur Elektro‐ und Au‐ ACPLT/KS ist mit dem PDE bereits getestet (Leber 2007).
tomatisierung können ihre bisherigen Arbeitsabläufe bei‐ Den mit dem PDE möglichen Informationstransfer zeigt
behalten. Die Formalisierte Prozessbeschreibung erleich‐ Bild 12:
tert die Zusammenarbeit, weil jedes Gewerke seine spezi‐
fischen Informationen an Produkten und Prozessoperato‐
ren in einem einheitlichen Informationsmodell speichern PD I. Kommunikation über
IEA-Datei für den Import in
kann, vgl. (Polke 1996), (Polke et al. 2003). Führungsgröße
(Sollwert)
Hier
archi
Plan
nam
O
War
U
War
O
Alar
U
Alar
Soll
wer
Mess
wer
..
P1 Grenzwerte
(Gutbereich)
Merkm
Der dies ermöglichende Attributierungsdialog wird im j
Istwerte
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FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 59
7. AALE 2010, Wien
Das Projektteam dankt dem Bundesministerium für Bil‐ Leber, T. (2007): „Anbindung eines Service‐PCs an das
dung und Forschung (BMBF) für die finanzielle Unterstüt‐ PCS7‐Leitsystem über ACPLT/KS mit Microsoft
zung und das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Herrn .NET“. Master‐Thesis an der Hochschule Pforz‐
Dipl.‐Ing. Joachim Folmer von der SITA Rohstoffwirt‐ heim, Juni 2007.
schaft GmbH und Herrn Jochen Zickwolf, Geschäftsfüh‐ DIN, (2001). DIN EN ISO 10628: Fließschemata für
rer der GfA Gesellschaft für Abfallwirtschaft mbH & Co verfahrenstechnische Anlagen, Beuth‐Verlag 2001
KG, gebührt Dank für die konstruktive Zusammenarbeit
im vorgestellten Beispielprojekt. Dank gebührt allen mit Schmitz, S., Schlütter, M., Epple, U. (2008): R&I‐
Rat beteiligten Experten der BTS Leverkusen, neben an‐ Grundlage durchgängigen Engineerings,
deren an erster Stelle Herrn Dr. Kuschernus, der nie den Automation 2008, Baden‐Baden.
Glauben an das „Phasenmodell“ verloren hat, sowie
Herrn Dr. Rauprich, der stets mit seinem fachlichen Rat
zur Seite stand, Ratgebern und Experten der BASF AG
Ludwigshafen, der NAMUR, der GMA, den Mitgliedern
des GMA‐Fachausschusses 7.21. und allen Pilotanwen‐
dern, die diese Entwicklung in dieser Form ermöglicht
und unterstützt haben. Besonderer Dank gilt dem Ideen‐
geber des in den 80iger Jahren als „Phasenmodell“ defi‐
nierten Grundidee der Formalisierten Prozessbeschrei‐
bung, Herrn Prof. Dr. Martin Polke. Nach seiner Lehre ist
es von wesentlicher Bedeutung, zunächst die Aufgaben‐
stellung und nicht gleich die funktionale Lösung in den
Vordergrund zu stellen, wie es mit der Formalisierten
Prozessbeschreibung zur Beschreibung von Prozessen
möglich ist.
Literatur
VDI/VDE, (2005): Richtlinie 3682: „Formalisierte Prozess‐
beschreibungen“, Beuth Verlag Berlin 2005‐9.
Polke, M. (1985): Informationshaushalt technischer Pro‐
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27 (1985), Nr. 4, S. 161‐171.
Kuschnerus, N.; Rauprich, G.; Rehn, G. (2006): Optimale
Prozess Performance ‐ Welche Methoden und En‐
gineering‐Werkzeuge fehlen uns? VDE‐Kongress
2006, Aachen, 23.‐25.10.2006, Tagungsband 2, S.
275‐278.
Fay, A. (2005): Engineering in vernetzten, offenen, durch‐
gängigen Systemen, In: Automatisierungstechnik ‐
at 53 (2005), Nr. 4‐5, S. 205‐210.
Polke, B. (1996): Das Phasenmodell zur integrierten
Beschreibung von Material‐ und Energieströmen,
GMA‐Kongress 1996, VDI‐Berichte 1282, S. 127‐
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Buchner, H.; Lauber, J.; Polke, M. (2001): Informations‐
kultur für die Leittechnik. 12 Dissertationen des
Lehrstuhls Prozessleittechnik PLT der RWTH Aa‐
chen. CD‐ROM, Oldenbourg Industrieverlag 2001.
Polke, B., Schnieder, E. (2003): Formalisierte Prozessbe‐
schreibungen ‐ Entwurf der Richtlinie VDI/VDE
3682 und deren Anwendung, In: Automatisie‐
rungstechnische Praxis ‐ atp 45 (2003), H.8, S. 26‐
33
60
Online- Optimierung der Regelung
eines Piezoaktors mittels einer
Evolutionsstrategie
Matthias Fischer, Andreas Große, Karl-Dietrich Morgeneier
Fachhochschule Jena‐ Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
Carl‐ Zeiss‐ Promenade 2, D‐07745 Jena
E‐ Mail: morgen@fh‐jena.de
Abstract: Im Beitrag wird die Methodik der Online‐ Optimierung von Regelungen vorgestellt. Dabei
wird auf Voraussetzungen und Eigenschaften eingegangen. Die beschriebenen Untersuchungen
befassen sich mit der Anwendung der Methodik zur Optimierung der Regelung eines
Piezoaktorsystems, dessen kritische Eigenschaften dargestellt werden. Aufgrund der Online‐
Optimierung wird eine aufwendige Modellbildung vermieden. Das Ergebnis der Optimierung zeigt die
Leistungsfähigkeit der Methodik.
Keywords: Optimierung, Evolutionsstrategie, Regelung, Piezoaktor
1. Einleitung
Praktisch werden Piezoaktoren derzeit, je nach benötigter
Piezoaktoren sind Aktoren, die es erlauben Positionierwege Regelgüte, mit herkömmlichen PID‐ Reglern oder Zu‐
im Mikrometerbereich und darunter mit sehr hohen standsreglern geregelt. Die Regler werden überwiegend
Auflösungen zu realisieren. Dabei nutzen diese Aktoren den durch Nutzung der Informationen aus dem Frequenzgang
piezoelektrischen Effekt von Piezokristallen. Aufgrund der (Vernachlässigung der Nichtlinearitäten) und/ oder durch
sehr kleinen Dehnungen der hier interessierenden Erfahrungswerte parametriert.
scheibenförmigen Piezoelemente werden diese meist als
Piezostapel aufgebaut (vgl. Bild 1). Der Piezostapel wird
typischerweise durch eine Mechanik zum Piezoaktor
komplettiert. Unter dem Begriff Piezoaktorsystem soll in
diesem Beitrag der Piezoaktor einschließlich des
Piezocontrollers (bestehend aus Spannungsquelle und einer
Informationselektronik) und des Messsystems verstanden
werden (Bild 1). Zur Erlangung hoher
Positioniergeschwindigkeiten, einer reproduzierbaren
Bewegung unter Störeinflüssen und zur Eliminierung der
Wirkung des Kriechverhaltens werden Piezoaktoren
geregelt. Hierbei verursachen typische Eigenschaften
resonantes Verhalten
derartiger Aktoren, wie:
stark resonantes Verhalten (Bild 2, links), Hysterese
zwischen Eingangsspannung und Positionierweg (Bild 2,
rechts) sowie Totzeiten in der benötigten Informations‐
technik und physikalische Begrenzungen der Endstufe teils
erhebliche regelungstechnische Schwierigkeiten.
Hystereseverhalten
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 61
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 62
Abb. 4. Prinzip der Online‐ Optimierung einer Regelung
Das System muss „tolerant“ bzgl. ungeeigneter differenzierbar ist. Bei nicht vorhandenem Modell ist f nicht
Reglereinstellungen sein oder es müssen Maßnahmen zur analytisch verfügbar. Somit können bei gewünschter
Vermeidung von negativen Auswirkungen (z.B. Optimierung unter Verwendung von Gradienten nur
Beschädigungen) durch diese getroffen werden können. Methoden verwendet werden, die diese numerisch
Diese Forderung entsteht durch den Online‐ gewinnen; dazu müssen Evaluierungen benutzt werden.
Optimierungsprozess. Aufgrund fehlender Möglichkeiten Wird ferner multimodaler Charakter des Optimierungs‐
zur Gewinnung von Gradienten auf analytischer Basis wird problems angenommen, muss auf globale Optimierungs‐
mit Algorithmen gearbeitet, bei denen diese numerisch methoden zurückgegriffen werden. Diese arbeiten meist
ermittelt (Scales, L. E., 1985) oder direkt Lösungsvorschläge ausschließlich auf Basis einer direkten Auswertung von
generiert und am Prozess evaluiert werden. Darüber hinaus Evaluierungen. Weiterhin benötigen diese Algorithmen
muss bei multimodalen Problemen durch die Optimierung inhärent eine größere Anzahl an Zielfunktionsabfragen. In
exploriert werden. Folglich entsteht nicht immer eine stetige jüngerer Vergangenheit wurden hybride Verfahren
Verbesserung des Güteindex und damit sinnvolles entwickelt, die Vorteile lokaler und globaler Opti‐
Regelverhalten. mierungsverfahren kombinieren (Jakob, W., 2003).
Das System, welches geregelt werden soll, muss möglichst
kleine Zeitkonstanten besitzen. Im Punkt 1 und Punkt 2 3. Realisierung und Ergebnisse der Online‐
wurde bereits auf die Evaluierung durch die Optimierung Optimierung am Piezoaktorsystem
eingegangen. Ein geregeltes dynamisches System kann mit
endlicher Energie nicht in unendlich kurzer Zeit an den Im konkreten Fall wurde die Online‐ Optimierung zur
Sollwert geführt werden. Die Ausregelzeit ist unmittelbar parameteroptimalen Einstellung der Regelung eines
abhängig von den Zeitkonstanten des dynamischen Systems; Piezoaktorsystems der piezosystem Jena GmbH verwendet
damit hängt auch direkt die Zeit für eine Evaluierung von (www.piezojena.de). Der verwendete Aktor PX200 besitzt
den Zeitkonstanten ab. Da die bei der Online‐ Optimierung einen Positionierweg von 200 μm. Er wird mit einem
zur Anwendung kommenden Optimierungsalgorithmen Piezocontroller 30DV50 angesteuert. Zur Positionserfassung
eine relativ große Anzahl an Evaluierungen benötigen, ist ist der Aktor mit einem hochauflösenden kapazitiven
eine möglichst kurze Zeit je Evaluierung wünschenswert Messsystem ausgerüstet. Dieses besitzt prinzipbedingt eine
bzw. notwendig, um eine Optimierungsaufgabe in Messtotzeit von ca. 400 μm, die sich entsprechend negativ
akzeptabler Zeit zu durchführen zu können. auf die Regelung auswirkt. Sämtliche Untersuchungs‐
Bzgl. des Zieles der Optimierung einer Regelung kann ergebnisse wurden bei einer Belastung des Aktors mit einer
zwischen Führungs‐ und Störverhalten unterschieden Masse von m=50g erhalten. Die Resonanzfrequenz fr beträgt
werden. Eine Online‐ Optimierung kann ohne zusätzliche in diesem Fall ca. 140Hz. Aus Gründen der Akzeptanz
Bedingungen vorteilhaft bei gewünschter Optimierung auf wurde vorerst eine PID‐ Struktur für den Regler verwendet,
Führungsverhalten eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu ist über deren Parametrierung hier ausschließlich berichtet
bei Optimierung auf Störverhalten zu beachten, dass die zu werden soll. Weiterhin wurde ein Sollwertvorfilter zur
berücksichtigende Störung je Evaluierung und über alle Vermeidung der Anregung der Resonanz bei
Evaluierungen stationär sein muss. Führungsverhalten verwendet und dessen Parametrierung in
An dieser Stelle sollen noch allgemeine Anforderungen an die Optimierung einbezogen. Die Struktur des Filters ist mit
den Optimierungsalgorithmus diskutiert werden. Prinzipiell kritischer Dämpfung und 4. Ordnung bestimmt. Die
können bei einer Online‐ Optimierung keine Algorithmen Abtastzeit der Regelung wurde mit Ta=50μs festgelegt.
Anwendung finden, die die Information des Gradienten in
analytischer Form benötigen. Voraussetzung für die
Gewinnung des analytischen Gradienten ist eine
mathematisch zugängliche Abhängigkeit f des Güteindex I
von den Optimierungsparametern p (I=f(p)) die
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 63
7. AALE 2010, Wien
Optimierungsalgorithmus entsprechend negativ bewertet. Es
erfolgt Sprung zu 6.
Nach erfolgreicher Beendigung der Evaluierung wird der
Verlauf der Regelgröße in den PC eingelesen und es erfolgt
die Berechnung der Objektivfunktion.
Es wird ein Abbruchkriterium geprüft. Bei Erfüllung dessen
wird die Optimierung beendet, bei Nichterfüllung wird zu 3.
gesprungen.
Nach Darstellung des Versuchsaufbaus und des allge‐
meinen Ablaufs kann nun zur Beschreibung der eigent‐
lichen Optimierung übergegangen werden.
Die Aufgabe bestand darin die Regelung des Piezoaktors auf
Führungsverhalten zu optimieren. Dazu wurden relativ
Abb. 5. Anordnung zur Durchführung der Online‐ strenge Anforderungen an die Regelgüte formuliert, die
Optimierung am PX200 insbesondere die Anregelzeit, die Überschwing‐weite und
die Genauigkeit im ausgeregelten Zustand quantifizieren.
Folgend soll der Versuchsaufbau sowie der Ablauf der Vorteilhaft und als gut interpretierbar wurde aus diesem
Optimierung anhand dessen erläutert werden. Dazu gibt Grund ein Schrankenkriterium erachtet (Bild 6, rechts). Zum
Bild 5 näheren Aufschluss. Der Optimierungsalgorithmus ist Schutz des Aktors wurden erweiterte Schranken (Bild 6,
in MATLAB® auf einem handelsüblichen PC implementiert. links) definiert, deren Bedeutung bereits erwähnt wurde.
Die Laufzeitumgebung für den Regelalgorithmus wird durch
einen DSP im Piezocontroller gebildet. Die Durchführung Bei der Wahl der Optimierungsmethode musste den
der Online‐ Optimierung findet nun nach dem Prinzip aus Anforderungen der Online‐ Optimierung und der
Bild 4 im Detail folgendermaßen statt: Charakteristik des Optimierungsproblems selbst Rechnung
In einer Initialisierungsphase werden einmalig ein vorher getragen werden. Folgende Kriterien führten zur
festgelegter repräsentativer Sollwertverlauf und noch zu Anwendung einer nichtlinearen globalen Optimierungs‐
beschreibende Grenzen zum Schutz des Aktors in den methode:
Piezocontroller geladen und dort im RAM gespeichert. Der nichtlineare Charakter des Optimierungsproblems wird
Start der Optimierung. schon bei Betrachtung bestimmter Eigenschaften des
Durch den Optimierungsalgorithmus werden die Parameter Piezoaktorsystems (Hysterese, Begrenzungen) und des
für den PID‐ Regler und den Sollwertvorfilter berechnet und verwendeten Gütekriteriums deutlich.
zum Piezocontroller gesendet. Anschließend wird eine Für die Online‐ Optimierung müssen, wie erörtert,
Evaluierung gestartet. Die Werte der Regelgröße werden zur Methoden gewählt werden, deren Arbeitsweise nicht auf
Laufzeit im RAM gespeichert. analytisch gewonnenen Gradienten basiert.
Während der Evaluierung werden Grenzen zur Einhaltung Ein unimodales Problem kann durch das vorhandene a‐
maximaler Positionierwege des Aktors überwacht (vgl. Bild priori Wissen nicht vorausgesetzt bzw. der multimodale
6, links). Bei Verletzung aufgrund resonanten Verhaltens Charakter des Optimierungsproblems kann nicht
wird die Evaluierung abgebrochen und durch den ausgeschlossen werden.
Überblick Grenzen zum Schutz des Aktors (‐‐‐) und Schrankenkriterium als Ausschnitt der Abbildung von links
Schrankenkriterium (___) (___), Sollwert (‐‐‐)
Abb. 6. Verwendetes Schrankenkriterium und Grenzen zum Abb. 7. Grundprinzip einer Evolutionsstrategie
Schutz des Aktors
Im konkreten Fall wurde eine Evolutionsstrategie gewählt. ist bei Evolutionsstrategien (und anderen globalen
Durch die zusätzlich vorhandene Funktion der Breitensuche Optimierungsverfahren) die Wahrscheinlichkeit der Findung
64
Fischer, Mathias; Große; Morgeneier / Online‐ Optimierung der Regelung eines Piezoaktors mittels einer Evolutionsstrategie / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
eines guten lokalen Minimum oder des globalen Minimum eine Zwischenpopulation aus λ Nachkommen erzeugt,
relativ hoch. Dieser Vorteil wird durch den Nachteil einer welche evaluiert und bewertet werden. Anschließend
vergleichsweise langsamen Konvergenz erkauft. Durch die werden aus den μ+ λ (oder ausschließlich λ) Individuen
Anwendung hybrider Methoden kann dieser Nachteil durch einen Selektionsoperator die im Sinne der
abgeschwächt werden (Jakob, W., 2003). Bei den hier Objektivfunktion geeignetsten Lösungsvorschläge
dargestellten Untersuchungen stand jedoch vorerst nicht im ausgewählt (neue Generation) und für die weitere Opti‐
Vordergrund eine Optimierungsmethode zu wählen, die mierung übernommen. Die vorstehend beschriebenen
nach einer möglichst geringen Anzahl an Evaluierungen Schritte werden bis zur Erfüllung des Abbruchkriteriums
konvergiert, vielmehr war die zu erreichende Regelgüte von wiederholt. Der gesamte Vorgang wird auch als evolutio‐
Interesse. näre Schleife bezeichnet. Nähere Details zu Evolutions‐
strategien sind z.B. in (Schwefel, H.‐P., 1977) zu finden.
Die Ausführung der Optimierung wird bei der vorliegenden
Applikation durch die kombinierte Betrachtung von Bild 5
und Bild 7 beschrieben. Die unterschiedlichen Graustufen
machen die praktische Ausführung in der
Versuchsanordnung deutlich.
Bild 7 zeigt die Wirkungsweise einer Evolutionsstrategie. Abb. 8. Sollwertverlauf für eine Evaluierung
Prinzipiell unterscheiden sich diese Algorithmen zu
herkömmlichen lokalen Suchverfahren, wie dem Hooke‐ Eine Evaluierung von Lösungsvorschlägen muss, wie
Jeeves‐ Algorithmus (Wright, M. H., 1995), durch eine andere beschrieben, repräsentativ sein. Aufgrund der Nichtline‐
Art der Berechnung neuer Lösungsvorschläge. Während bei aritäten des Piezoaktorsystems und der Zielapplikation
lokalen Suchverfahren direkt oder indirekt versucht wird wurde ein Sollwertverlauf mit unterschiedlichen Sprung‐
Informationen zum Gradienten zu gewinnen und zu nutzen, höhen und Sprungrichtungen gewählt. Die Länge der
werden bei Evolutionsstrategien Operatoren verwendet, die einzelnen Niveaus ist entsprechend der Dynamik des Aktors
in Anlehnung an die natürliche Evolution arbeiten und deren so gewählt, dass das stationäre Verhalten hinreichend
Funktion überwiegend zufallsgetrieben ist. Die Annäherung Berücksichtigung findet. Bei einer Anzahl von
an das Optimum geschieht daher weniger zielgerichtet, was 48000 Tastschritten und einer Abtastzeit von Ta=50μs ergibt
die Konvergenz verlangsamt. Jedoch wird durch die sich eine Zeit für eine Evaluierung von teval=2,4s.
zufällige Arbeitsweise eine Breitensuche gewährleistet. Die Ergebnisse der Online‐ Optimierung sollen im Folgenden
prinzipielle Funktion einer Evolutionsstrategie soll folgend dargestellt und bewertet werden. Die Optimierung zeigte
kurz näher erläutert werden (vgl. Bild 7): durchschnittlich nach ca. 400 Evaluierungen gute Lösungen,
Als Individuum wird ein Lösungsvorschlag in Form des nach ca. 600 Evaluierungen wurde Konvergenz verzeichnet.
Parametervektors verstanden. Ein Individuum wird Das Bild 9 zeigt Ergebnisse der optimierten Regelung. Der
weiterhin durch eine Anzahl so genannter Strategie‐ rechteckig markierte Bereich im Bild links ist rechts
parameter definiert. Die Anzahl von μ Individuen bildet eine vergrößert dargestellt. Offensichtlich ist eine gute Erfüllung
Generation. Zu Beginn der Optimierung werden die μ des Schrankenkriteriums. Gegenüber den erreichbaren
Individuen mit Startwerten (Initiallösung) belegt; ebenso Ergebnissen einer manuellen Reglereinstellung konnte die
werden die Strategieparameter, welche zur Steuerung der Anregelzeit von einem typischen Wert von ca. 40ms auf <
Optimierung benutzt werden, sinnvoll initialisiert. Nach 20ms reduziert werden. Gleichzeitig wurde die Ausregelzeit
einer ersten Evaluierung der μ Individuen, werden diese verkürzt und das stationäre Verhalten mäßig verbessert.
bewertet (Zuweisung eines Fitnesswertes) und es wird Damit ist die Reglereinstellung durch die Online‐
erstmals ein Abbruchkriterium geprüft. Bei Nichterfüllung Optimierung der Einstellung durch einen Experten aus
des Abbruchkriteriums wird unter Verwendung der wirtschaftlicher und qualitativer Sicht weit überlegen.
Operatoren Mutation, Rekombination (oder Duplikation)
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 65
Ausschnitt aus einer Evaluierung (Überblick) Ausschnitt aus einer Evaluierung (Detailansicht)
Abb. 9. Darstellung des Ergebnisses der Online‐ Optimierung
Das Bild 9 zeigt Ergebnisse der optimierten Regelung des ist zukünftig der Einsatz von hybriden Optimierungs‐
PX200. Der rechteckig markierte Bereich im linken Bild ist verfahren (Jakob, W., 2003) denkbar.
rechts vergrößert dargestellt. Offensichtlich ist eine sehr gute
Erfüllung des Schrankenkriteriums. Gegenüber den 5. Danksagung
erreichbaren Ergebnissen einer manuellen Reglereinstellung
eines Experten konnte die Anregelzeit des Piezoaktors Die dargestellten Arbeiten wurden mit Mitteln der
(PX200) von einem typischen Wert von ca. 40ms auf <20ms Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen
reduziert werden. Gleichzeitig wurde die Ausregelzeit ʺOtto von Guerickeʺ e.V. (AiF) aus dem Programm
deutlich verkürzt und das stationäre Verhalten mäßig PROINNO II gefördert. Die Autoren bedanken sich
verbessert. Damit ist die Reglereinstellung durch die Online‐ ausdrücklich beim Fördermittelgeber.
Optimierung der Einstellung durch einen Experten aus
wirtschaftlicher und qualitativer Sicht weit überlegen. 6. Literaturverzeichnis
4. Zusammenfassung und Ausblick Isermann, R. (1992). Identifikation dynamischer Systeme. Band
1, 2, Springer‐ Verlag, Berlin
Im dargestellten Beitrag wurde die Online‐ Optimierung von Jakob, W.(2003). Eine neue Methodik zur Erhöhung der
Regelungen generell analysiert. Dabei ist auf Voraus‐ Leistungsfähigkeit Evolutionärer Algorithmen durch
setzungen eingegangen worden. Als Vor‐ und Nachteile der die Integration lokaler Suchverfahren, Diss., Universität
Methodik können genannt werden: Karlsruhe
‐ kein Modell notwendig, Kuhnen, K. (2001). Inverse Steuerung piezoelektrischer
‐ keine Auswirkungen von Modellunsicherheiten auf den Aktoren mit Hysterese‐, Kriech‐ und Superpositions‐
Reglerentwurf, operatoren, Diss., Universität Saarbrücken
‐ geringer personeller Aufwand, Lin, C.‐J. & Yang, S.‐R. (2006). Precise positioning of piezo
‐ Vorwissen implementierbar (Struktur, Startparameter des actuated stages using hysteresis‐observer based control.
Reglers) Mechatronics, Nr.16
‐ Voraussetzungen müssen erfüllt sein (kleine Zeit‐ Scales, L. E. (1985). Introduction to Non‐ Linear Optimization,
konstanten des Systems etc.), Computer and Science Series, Macmillan, London
‐ robuster Reglerentwurf nicht realisierbar. Schwefel, H.‐P. (1977). Numerische Optimierung von
Computer‐ Modellen mittels der Evolutionsstrategie,
Die Anwendung der Online‐ Optimierung auf die Regelung Birkhäuser, Basel und Stuttgart
eines Piezoaktorsystems wurde durch eine aufwendige Wright, M. H. (1995). Direct Search Methods: Once Scorned,
Modellbildung und den hohen regelungstechnischen Now Respectable. AT&T Bell Laboratories
Problemgehalt des Systems motiviert. Weiterhin ergeben sich
aufgrund der sehr kleinen Zeitkonstanten des Systems gute Internetquelle, www.piezojena.de, Stand: 26.03.2009
Voraussetzungen zur Anwendung der beschriebenen
Methodik. Neben den drei Parametern eines PID‐Reglers
wurde auch die Grenzfrequenz eines Sollwertvorfilters
optimiert. Im Ergebnis entsteht eine Regelgüte, die durch die
Einstellung eines Experten nur mit unvertretbar hohem
Aufwand zu erreichen wäre. Der unmittelbare Vergleich mit
der durch den Experten eingestellten Regelung macht die
Vorteile der vorgestellten Methodik eindrucksvoll deutlich.
Zur Erlangung kürzerer Zeiten des Optimierungsvorgangs
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 66
Standardisierte
Kommunikationsschnittstelle für
Photovoltaikanlagen
Heinz Frank; Sidonia Mesentean
Reinhold Würth Hochschule der Hochschule Heilbronn in Künzelsau
frank@hs‐heilbronn.de
Abstract: Nowadays more and more distributed energy resources like wind power plants and
photovoltaic systems are installed in Germany for the electrical power supply. Since they are delivering
energy basically when there is a lot of wind or sunshine it becomes more and more difficult to ensure in
the electrical power grids a high reliability and high quality. So during the next years efficient energy
management systems must be developed for the power grids. For this most of the distributed energy
resources need to be integrated into a communication network. In this paper in particular a
communication interface for photovoltaic systems according to the IEC 61850 standard is described.
For each functional element of a photovoltaic system a set of standardized data is defined. For the
transmission of these data over a wide area network the use of three basic communication services,
which are read, write, and reporting, is proposed. For other devices which want to communicate with
such a photovoltaic system the communication interface is described in a communication model.
Keywords: photovoltaics, functional elements, communication interface, IEC 61850, communication
model
1. Einleitung Fleischmann, K. & Stuhler, M., 2009) zur Anwendung für
dezentrale Energieerzeuger weiterentwickelt. Diese
Zurzeit findet in Deutschland in der elektrischen Anpassungen sind in der Norm IEC 61850‐420
Energieversorgung ein dramatischer Wandel statt. In der spezifiziert (IEC 61850 Part 7‐420, 2009). Damit wurde der
Vergangenheit wurde die Energie für das elektrische erste Standard für eine Kommunikationsschnittstelle zu
Energieversorgungsnetz überwiegend in zentralen dezentralen Energieerzeugern zur Verfügung gestellt. Im
Kraftwerken erzeugt. Seit einigen Jahren werden nächsten Schritt soll sich dieser Standard nun in der
zunehmend dezentrale Energieerzeuger wie Praxis etablieren. In diesem Aufsatz wird die
Wasserkraftwerke, Windenergieanlagen und Photo‐ beispielhafte Anwendung der IEC 61850 für
voltaikanlagen installiert. Diese Systeme speisen ihre Photovoltaikanlagen dargestellt.
Energie weitgehend unkontrolliert, d.h. im Wesentlichen
in Abhängigkeit von den Wetterbedingungen, in das
Betreiber des Energienetzes:
Energieversorgungsnetz ein. Für die Netzbetreiber wird - Instandhaltung Wind-
es dabei immer schwieriger ihre Energieversorgungs‐ - Energiemanagement energie-
- Energieabrechnung anlage
netze mit einer hohen Zuverlässigkeit und Qualität zu
betreiben. Da sich diese Herausforderung in Zukunft Photovoltaik-
Anlage Energie- Kommunikationsnetz
noch deutlich verschärfen wird, muss bereits heute mit netz (WAN – wide area network)
der Entwicklung eines Energiemanagementsystems Blockheiz-
kraftwerk
begonnen werden, welches auch die dezentralen
Energieerzeuger einschließt (Palensky, P., 2008). Eine der Wechselrichter
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 67
7. AALE 2010, Wien
68
Heinz Frank; Mesentean / Standardisierte Kommunikationsschnitt‐stelle für Photovoltaikanlagen / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
CF ‐ configuration information M.G., 2008). In Fig. 3 ist die Zuordnung der abstrakten
DC ‐ description Kommunikationsdienste zu MMS‐Diensten dargestellt.
2.3. Logische Knoten für Photovoltaikanlagen
Abstrakte Kommunikationsdienste:
Neben dem in Abschnitt 2.2 beschriebenen logischen Lesen von Daten (GetDataValues)
Knoten für Zähler (MMTR) sind für die Modellierung der Schreiben von Daten (SetDataValues)
Automatisierungsfunktionen von Photovoltaikanlagen Ereignismeldungen (Reporting)
MMS
Schnittstelle zur Optimierung der Ausgangs‐ 6 ASN.1 MMS-Write
leistung (MPP – power point tracking) beschrieben MMS-Information Report
5 Session
werden. 4 TCP – Transport Control Protocol
3 IP – Internet Protocol
‐ Der logische Knoten DTRC (tracking controller) ist
2 Ethernet
für Automatisierungsfunktionen zur Sonnen‐
1 Physikalische Schicht
standsnachführung vorgesehen.
‐ Die Ansteuerung eines Leistungsschalters kann mit Fig. 3. Kommunikationsdienste nach IEC 61850
Hilfe des logischen Knotens XCBR (circuit breaker)
modelliert werden. Er enthält Datenklassen für 4. Beschreibung eines Kommunikationsmodells
Steuerbefehle und Rückmeldungen, für die
Überwachung von Auslösekreisen, für die Zählung Die Kommunikationsschnittstellen für die im Abschnitt 2
von Schaltspielen sowie zum Blockieren des beschriebenen Automatisierungsfunktionen von Photo‐
Schalters. voltaikanlage können in einem oder in mehreren
- Für die Ansteuerung von Wechselrichtern wurde Rechnern realisiert (siehe Fig. 2). Solche Rechner werden
der logische Knoten ZINV (Inverter) spezifiziert. In in der Norm IEC 61850 als intelligente elektronische
einem solchen Knoten können Parameterwerte wie Geräte (IED ‐ intelligent electronic device) bezeichnet.
z.B. die Frequenz der Ausgangsspannungen und Die in einem IED implementierten Kommunikations‐
Grenzwerte zur Überwachung von Spannungen dienste und logischen Knoten werden zusätzlich in einem
und Strömen, Statusinformationen wie z.B. die Kommunikationsmodell beschrieben. Damit wird es
aktuelle Betriebsart sowie Messwerte wie z.B. ermöglicht anderen Kommunikationspartnern die
Temperaturwerte, vorgesehen werden. konkrete Ausprägung der Kommunikationsschnittstelle
in einem IED mitzuteilen.
3. Kommunikationsdienste In Fig. 4 ist beispielhaft die Struktur eines Kommuni‐
kationsmodells für eine Photovoltikanlage dargestellt.
3.1. Abstrakte Kommunikationsdienste
In der Energieversorgung wird von den technischen Modell für Kommunikationsschnittstellen
Systemen i.a. eine sehr lange Lebensdauer gefordert. Da
in der Informationstechnologie die Lebensdauern jedoch Intelligentes elektronisches Gerät (IED)
häufig nur sehr kurz sind, wurden für die Kommuni‐ Abstrakte Kommunikationsdienste
kationsdienste in der Norm zunächst abstrakte GetDataValues Lesen von Daten
Kommunikationsdienste (ACSI – abstract communication SetDataValues Schreiben von Daten
Reporting Ereignismeldungen
services interface) standardisiert (IEC 61850 Teil 7‐2,
Server-Zugriffspunkt
2004). Für eine Kommunikation mit einer Photo‐
voltaikanlage reichen in einer Grundversion die LDevice Logisches Gerät
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 69
7. AALE 2010, Wien
70
Sensorüberwachung mit einer robus-
ten zweidimensionalen Regelkarte
Thomas Friebel, Markus Stockmann, Robert Haber
Labor für Prozessleittechnik, Institut Anlagen‐ und Verfahrenstechnik,
Fachhochschule Köln, D‐50679 Köln, Betzdorfer Straße 2, Deutschland
Fax: +49‐221‐8275‐2836 und E‐mail: robert.haber@fh‐koeln.de
Abstract: Um eine möglichst hohe Anlagenverfügbarkeit zu gewährleisten, ist es in der modernen
Instandhaltung immer wichtiger gleich große Abweichungen vom Normalzustand eines Sensors
schneller, oder mit gleichem Zeitverzug kleinere Abweichungen zu erkennen. Bei der parallelen
Überwachung von mehreren Variablen, Signalen oder Sensoren hat sich die T² bzw. Hotelling‐
Qualitätsregelkarte in vielen Anwendungsfeldern als Standardwerkzeug aufgrund ihrer einfachen
Handhabung und Struktur etabliert. Mit zunehmenden Anforderungen an die Empfindlichkeit ist es
wichtig eine robuste Schätzung der Varianz und Kovarianz sowie der Lage einer Messreihe zu erhalten.
In diesem Artikel wird der Median und die MAD‐Methohe zur robusten Schätzung dieser Größen
eingesetzt. In einer Robustheitsuntersuchung wird gezeigt, das die MAD‐Methode eine vergleichbare
Robustheit wie die aus der Literatur bekannten robusten Schätzmethoden MCD und MVE hat. Dabei
aber gleichzeitig zeitsparender und universeller einsetzbar ist. Im letzten Abschnitt werden die Vorteile
der robusten Schätzung gegenüber der normalen nicht robusten Schätzung anhand realer Messdaten
eines Gasanalysegerätes in der Rauchgasüberwachung gezeigt.
Keywords: robuste Schätzung, Kovarianzmatrix, Qualitätsregelkarte, MAD (Median Absolute
Deviation), Hotelling, Shewhart
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 71
7. AALE 2010, Wien
⎡ Var ( X ) Cov( X , Y )⎤
S=⎢ (1) Es werden drei in Abb. 1 dargestellte Störungsarten auf
⎣Cov(Y , X ) Var (Y ) ⎥⎦ die Messwerte angewendet. Die Störung eines
Mittelwerts (Abb. 1a) und die Störung beider Mittelwerte
In weiteren Verlauf wird die folgende Definition der (Abb. 1b) werden auf 5% der Messdaten angewendet. Bei
Kovarianz und Varianz als Norm‐Methode bezeichnet. der Störung der Varianz in Abb. 1c bleibt die Richtung
Und dabei sind Varianz und Kovarianz wie folgt über der Verteilung erhalten. Die Störung wird auf 10% der
den Erwartungswert definiert: Messdaten angewendet.
Variable 2
Variable 2
Cov(Y , X ) = Cov( X , Y ) (2b)
{
Var ( X ) = E ( X − E{X }) } 2
(2c)
Var (Y ) = E {(Y − E{Y }) }
2
(2d)
a) Variable 1 b) Variable 1 c) Variable 1
welcher stark von Ausreißern beeinflusst wird. Die neue,
2
72
Thomas Friebel, Markus Stockmann, Robert Haber / Sensorüberwachung mit einer robusten zweidimensionalen Regelkarte / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
1.8
2.0
1.7 Norm
1.8 1.6 MCD
1.5 MVE
1.6
1.4 MAD
1.4
a) b) 0 1 2 3 4
Norm MCD MVE MAD
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 73
7. AALE 2010, Wien
Die neue MAD‐Methode weist eine vergleichbare Wert liegt deutlich außerhalb dieser Grenze im
Robustheit wie Literaturverfahen (MCD und MVE) auf, zweidimensionalen Raum. Dieser Wert wurde in der 31.
kann aber mit deutlich weniger Rechenzeit durchgeführt Woche aufgezeichnet und hat keine Kontrollgrenze der
werden. Die Zeitersparnis gegenüber der MCD‐Methode eindimensionalen Auswertung überschritten. Der
beträgt mehr als 90 %. Datensatz der 31. Woche wird nun eindeutig als ein nicht
normaler Zustand des Gassensors identifiziert. Durch
3. Überwachung eines Gasanalysators mit Regelkarten weglassen dieses Werts bei der Schätzung von Varianz
und Kovarianz kann bereits eine Effektivitätssteigerung
In der Phase I (Trainingsphase) soll die Kovarianz‐matrix der Auswertung erzielt werden.
für einen Sensor eines Gasanalysators bestimmt werden.
Aus Beispielmessungen soll der Vorteil der robusten 5
MAD‐Methode gegenüber der nicht robusten Berechnung
der Kovarianz gezeigt werden. Anschließend wird 4
+ + ++ ++
Drift
2 ++ + +
+ + ++ ++ ++ +
Bisher wurde nur die nicht robuste Schätzung (Norm‐
0
a) -2 + Methode) der Varianz und Kovarianz aus den Messdaten
verwendet, und gezeigt, welche Vorteile die
4
[%MB]
2 +
+ + ++ ++ + ++
eindimensionalen Auswertung hat. Jetzt soll der Vorteil
0 der robusten Schätzung erläutert werden. Dazu werden
b)
die ersten 10 Messwerte des vorherigen Beispiels aus
25 30 35 40 45
Abb. 6 als Trainingsdatensatz verwendet. Es fällt
Zeit k wiederum auf, das alle Messwerte innerhalb der mit der
Abb. 6. 1D‐Auswertung mit einer Shewhart‐QRK mit 20
Norm‐Methode berechneten Kontrollgrenzen, den
Werten in Phase I a) Nullpunkt b) Spanne
gestrichelten Linien in Abb. 8, liegen. Wird jedoch die
Kontrollgrenzen für nicht robuste Auswertung
Ausreißererkennung von Hampel (Pearson, 2002),
basierend auf dem MAD Wert, verwendet, liegen die
Betrachtet man nun jedoch die beiden Messreihen in einer
Kontrollgrenzen, durchgezogene Linien in Abb. 8,
zweidimensionalen Auswertung, wie in Abb. 7
deutlich näher am Erwartungswert. Durch die robustere
dargestellt, tritt anstelle der Kontrollgrenzen die
Schätzung der Varianz der beiden Messsignale, können
Mahalanobis‐Distanz (D). In dieser Darstellung sind die
bereits in der eindimensionalen Auswertung mit der
beiden eindimensionalen Shewhart‐QRK senkrecht
normalen Shewhart‐QRK zwei Messwerte identifiziert
zueinander unter Berücksichtigung der zeitlichen
werden, die nicht den ungestörten Sensorzustand
Zusammenhänge aufgetragen. Zusätzlich zur Varianz
beschreiben und somit nicht in einen Trainingsdatensatz
wird hier auch die Kovarianz der Messsignale bei der
gehören. Erstens die bereits bekannte einzelne und
Auswertung berücksichtigt, was bereits eine effektivere
sprunghafte Störung im Nullpunkt in der 31. Woche, die
Auswertung ermöglicht. Für eine Wahrscheinlichkeit von
mit einem “a“ gekennzeichnet ist. Zweitens wird der
99,73% ergibt sich, wie in Abb. 7 dargestellt, eine Ellipse
Beginn einer rampenförmigen Störung der Spanne in der
als neue „Kontrollgrenze“. Der mit “a“ gekennzeichnete
74
Thomas Friebel, Markus Stockmann, Robert Haber / Sensorüberwachung mit einer robusten zweidimensionalen Regelkarte / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
34. Woche erkannt. Dieser Wert ist mit einem “c“ rampenförmige Störung in der Spanne einen Abtastpunkt
gekennzeichnet. (d.h. eine Woche) früher identifiziert werden. Gleichzeit
beeinflusst dieser Punkt nicht mehr die Schätzung der
[%MB] Varianz und Kovarianz des Sensors. In Abb. 9 ist
2 + + +
Drift
BC
DE
F GHIJKL
M
NO
PR
STU
Q VXYZ123
W
Drift
-5 g
-10
-15 h
a)
3
g
Drift der Spanne [%MB]
[%MB]
10
Drift
5 +++++++++++++ikjm
lnop+++++ ++++++++
D
EF 2
2 0 GHIJKL
N
MO
PR
STU
Q
c VXYZ13
W
b) -5
1 a +b 40 60 80 100 120
+++
+ Zeit k
Abb. 10. 1D‐Auswertung mit Shewhart‐QRK eines
0 Sensors zur SO2‐Messung mit nicht robuster Auswertung
a) Nullpunkt b) Spanne ; Kontrollgrenzen
-1
Um den zeitlichen Bezug der Messwerte in der
zweidimensionalen Auswertung nicht zu verlieren, ist es
üblich die Daten nicht wie in Abb. 7. und 9 mit der
-2 -1 0 1 2 3
Mahalanobis‐Distanz D darzustellen, sondern in der T²‐
Drift des Nullpunkts [%MB]
QRK. (Montgomery, 2006) Die Verknüpfung zwischen
Abb. 9. 2D‐Auswertung mit 10 Werten in Phase I den beiden Größen kann über (5) erfolgen.
Kontrollgrenzen aus der Shewhart‐QRK aus der 1D‐
Auswertung für nicht robuste und für
T 2 = D2 (5)
robuste Auswertung und Mahalanobis‐Distanz
für nicht robuste und für robuste Auswertung.
Auch hier lassen sich mit der nicht robusten Auswertung
keine neuen Informationen gewinnen, der erste Messwert
Bei der Auswertung der Mahalanobis‐Distanz, wird zu
oberhalb der Kontrollgrenze liegt in der 37. Woche. Es
den bereits bekannten Störungen ein weiterer (mit “b“
konnte lediglich die Überwachung von zwei Signalen
gekennzeichneter) Wert als nicht normaler Zustand
bzw. QRK`s auf ein Signal, nämlich die T²‐QRK, reduziert
identifiziert. Dieser Messwert wurde in der 33. Woche
werden.
aufgezeichnet. Somit könnte die sich entwickelnde
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 75
7. AALE 2010, Wien
Tab. 3.1. Schewhart‐QRK mit nicht robuster Auswertung g
40000
d.h. der Norm‐Methode
30000
Zeit Nullpunkt Spanne
T²
20000
30,615 + 0,481 + 4,491
h 3
10000
K
I
JLO
M
NP
Q
R
S VXYZ1
TU
W
31,615 + 0,394 + 4,305 GH
0 ++++++++defikjm
c lnopqrsu +y+
t vxA
BCD
E
F 2
32,615 + 0,296 + 4,351
40 60 80 100 120
33,615 + 0,239 + 4,031 Zeit k
34,615 + 0,093 + 4,064 Abb. 12. 2D‐Auswertung mit T²‐QRK eines Sensors zur
35,614 + 0,136 + 4,117 SO2 Messung mit robuster Auswertung
36,614 + 0,155 + 3,934 Kontrollgrenze
37,614 g ‐7,206 g 11,630
4. Zusammenfassung
37,629 h ‐16,215 + 4,181
38,614 + 0,135 i 5,987
Die aus der eindimensionalen Auswertung bekannte
39,615 + 0,163 j 5,859 MAD‐Methode wird hier im neuen Zusammenhang im
mehrdimensionalen Raum angewendet. Sie ermöglicht
Tab. 3.2. Vergleich der T²‐QRK mit der robusten MAD‐ eine schnellere robuste Schätzung von Varianz und
Methode und der nicht robusten Norm‐Methode Kovarianz der Messsignale. In einem Robustheits‐
Zeit T²Norm T²MAD vergleich konnte gezeigt werden, dass die neue Methode
30,615 + 1,288 + 0,518 von der Robustheit her vergleichbar zu den aus der
31,615 + 0,156 + 5,774 Literatur bereits bekannten Methoden ist. Weiterhin hat
die MAD‐Methode zwei entscheidende Vorteile
32,615 + 1,755 + 0,126
gegenüber den beiden anderen bekannten robusten
33,615 + 4,119 c 46,57
Methoden zur Kovarianzschätzung. Erstens ist die
34,615 + 3,085 d 23,74 erforderliche Rechenzeit wesentlich geringer und
35,614 + 2,346 e 16,85 zweitens, was noch bedeutsamer ist, sie ist nicht auf
36,614 + 6,487 f 66,54 normal verteilte Messdaten beschränkt, sondern kann auf
37,614 g 17012 g 41522 alle rotationssymmetrischen Verteilungen angewendet
werden. Im Anwendungsbeispiel Gasanalysator konnte
37,629 h 18779 h 10570
exemplarisch gezeigt werden, das mit der MAD‐Methode
38,614 i 340,7 i 1163
eine deutlich effektivere Sensorüberwachung ohne
39,615 j 288,6 j 977,9 zusätzlichen materiellen oder finanziellen Mehraufwand
mit den bereits vorhandenen Messdaten möglich ist.
10000
6. Referenzen
5000
0 lnopqrsu
++++++++++++ikjm t vwxyzA
BC
DF
E GHIJKL
M
NO
PQ
R
SVXYZ123
TU
W
Montgomery D. (2006); Introduction to statistical quality
40 60 80 100 120 control, Wiley, ISBN 0‐471‐65631‐3
Zeit k
Pearson R.K. (2002); Outliers in process modeling and
Abb. 11. 2D‐Auswertung mit T²‐QRK eines Sensors zur identification; IEEE Trans. on Control Systems
SO2 Messung mit nicht robuster Auswertung Technology; Vol. 10; Issue 1; 55‐63; ISSN: 1063‐6536
Kontrollgrenze Varmuza K, Filzmoser P. (2009); Introduction to
Multivariate Statistical Analysis in Chemometrics,
Taylor & Francis Group, ISBN 978‐1‐4200‐5947‐2
76
Industriekooperation am Beispiel der
Roboter-Automatisierung in der
Gießerei
Wolfgang Gerke
Fachhochschule Trier, Umwelt‐Campus Birkenfeld, Institut für Betriebs‐ und Technologiemanagement
(IBT), Postfach 1380, D‐55761 Birkenfeld
w.gerke@umwelt‐campus.de
Abstract: Das Paper erläutert wichtige Prozesse in einer Messing Gießerei für Waschtisch‐Armaturen.
Darauf aufbauened werden drei Automtisierungsprojekte präsentiert, die zur Kosteneinsparung und
Qualitätskontrolle beitragen. Die Projekte wurden in enger Kooperation zwischen
Industrieunternehmen und Fachhochschule unter Beteiligung mehrerer Studierender durchgeführt. Ein
Sägeroboter mit Bildverarbeitung konnte erfolgreich in den Produktionsablauf integriert werden.
Weiterhin wurde ein 3D Messverfahren zur Bahnoptimierung von Industrierobotern entwickelt und
ebenfalls in die Produktion übernommen. Zur Reinigung von Gieß‐Kokillen wird gegenwärtig das
Trockeneis‐ bzw. CO2 Strahlreinigen durch einen Roboter untersucht.
Keywords: Industriekooperation, Robotik, Prozessoptimierung
1. Einleitung Schleifroboter konnten erfolgreich abgeschlossen werden
und die entwickelten Verfahren wurden in den
Die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Fertigungsablauf integriert. Die mit dem Projekt
Industrie fördert die praxisnahe Ausbildung von betrauten Studierenden wurden vom Unternehmen
Studierenden und bietet gute berufliche eingestellt und sind heute für die Verfahren zuständig.
Einstiegsmöglichkeiten. Sie ist ein Grund für den Erfolg
der Ausbildung an Fachhochschulen. Bei der engen Der Beitrag soll einerseits die wesentlichen technischen
Zusammenarbeit ist es wichtig, dass Arbeiten nicht nur Entwicklungsschritte und Methoden darstellen, aber auch
beim Unternehmen durch Absolventen oder Praktikanten die Organisation der Projekte und die Zusammenarbeit
durchgeführt werden, sondern dass auch an der mit dem Unternehmen reflektieren. Diese Zusammen‐
Hochschule Entwicklungsarbeiten erfolgen, die vom arbeit wurde auch auf andere Unternehmen in der
Unternehmen mit finanziert werden. In dem Beitrag wird Region ausgedehnt und ein gemeinsamer dualer
ein Beispiel für die Industriekooperation vorgestellt, bei Studiengang „Produktionstechnologie“ daraus
der seit einigen Jahren Automationsprojekte im entwickelt, der mittlerweile akkreditiert ist und
Technikum der Fachhochschule im Auftrag eines erfolgreich anläuft. In dem 8 Semester dauernden
Unternehmens zusammen mit Studierenden Studiengang werden zwei Abschlüsse erworben,
durchgeführt werden. Industriemechaniker und Bachelor of Engineering. Die
Studierenden werden während des Studiums bei den
Die Zusammenarbeit erfolgt bei der geschilderten industrienahen Projekten auf ihre spätere
Verfahrensentwicklung für neuartige robotergestützte Arbeit vorbereitet.
Prozesse im Umfeld der Messing‐Gießerei für
Waschtischarmaturen. In mehreren Projekten wurden ein 2. Verfahrensentwicklung im Technikum
automatischer Sägeroboter für das Absägen von Anguss
und Steiger sowie eine dreidimensionale Roboterver‐ Zur Organisation der Zusammenarbeit mit der Industrie
messung für das Schleifen von Wasserhähnen entwickelt. wurde ein Institut gegründet, in dem die Kompetenzen
Gegenwärtig wird ein Reinigungs‐ und Schlichtroboter der beteiligten Hochschullehrer zusammengefasst
für die Kokillen der Gießanlage erprobt. Weitergehende werden. Das Institut für Betriebs‐ und Technologie‐
Arbeiten zum Gießen des flüssigen Materials mit dem management bietet Unterstützung in den Arbeitsfeldern
Roboter sind geplant. Die Projekte Sägeroboter und Organisationsgestaltung, Produkt‐ und Prozess‐
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Wolfgang Gerke / Industriekooperation am Beispiel der Roboter‐Automatisierung in der Gießerei / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐01‐6
über eine Trennanlage entfernt werden müssen. Der bis Lagekoordinaten berechnet werden, dient die zweite
2006 gängige Arbeitsablauf bestand darin, eine Kamera zur genauen Lage‐Ermittlung der gegriffenen
Trennanlage mit Rundtakttisch zu bestücken. In der Armatur im Greifer. Das Kamerasystem kann auch Teile
Trennanlage wurden die Angüsse und Steigerabschnitte erkennen, die sich berühren und einen geringen Kontrast
dann entfernt. Dieser Arbeitsgang erfordert eine Person zum Untergrund haben. Die Teile werden in 0,5 s erkannt
zum Bestücken und Entfernen der bearbeiteten Produkte. und neue Teile werden in ca. 10 Minuten eingelernt. Der
Die Armaturen werden nachfolgend mit Robotern und Ablauf erfolgt in den folgenden Stufen:
Bandschleifanlagen geschliffen. Zur Aufnahme der
Kartusche muss die Armatur mit einem mehrstufigen • Roboter erkennt das Teil über eine Kamera
Bohrwerkzeug auch von innen bearbeitet werden. (Abbildung 6)
• Roboter ergreift das Teil und vermisst es im
Detail über die zweite Kamera
• Roboter führt das Werkstück entlang der Säge
um Steiger und Anguss abzutrennen
Die Anlage wurde im Technikum hinsichtlich der
Prozesssicherheit getestet. Dazu stellte die Firma über 100
Rohteile zur Verfügung, die erfolgreich vom Band
ergriffen und mit ausreichender Genauigkeit gesägt
wurden. Das Projekt wurde als Auftragsforschung
bearbeitet. Mit den eingenommenen finanziellen Mitteln
konnten mehrere Diplomarbeiten finanziert werden. Ein
Studierender wurde im Anschluss an seine Arbeit fest
Abb. 3. Die gegossenen Messingarmaturen werden auf ein von der Firma eingestellt. Das System wurde in einer
Transportband ausgeworfen ersten Erprobungsstufe im Unternehmen in die
Produktion integriert und in weiteren
Optimierungsstufen, insbesondere hinsichtlich der
Zuverlässigkeit und Geräuschminimierung, verbessert.
Abb. 4. Die gegossene Roharmatur mit Anguss und Steiger,
Sägelinien sind markiert
4. Projekt: Robotersägen
Abb. 5. ABB 6400 Roboter mit Greifer, Schwingförderer,
In einem ersten gemeinsamen Projekt der Firma Ideal links Kreissäge
Standard mit der FH Trier wurde im Jahr 2005 eine
Automatisierung des Sägevorgangs geplant. Der
Trennvorgang soll mit einer Kreissäge erfolgen. Die
gegossenen Armaturen werden nach dem Gießen über
einen Schwingförderer in den Arbeitsbereich eines
Industrieroboters gebracht. Die heißen und qualmenden
Teile liegen völlig ungeordnet auf der Metallplatte des
Schwingförderers. Die im Technikum der FH entwickelte
und erprobte Anlage besteht aus einem Machine Vision
System mit zwei Kameras, dem Schwingförderer mit
Lichtschranke, einer Kreissäge sowie einem ABB 6400
Industrieroboter mit einem speziell entwickelten
Greifersystem. (Abbildung 5) Während mit der ersten Abb. 6. Greifbarkeitsprüfung zweier Armaturen, die über
Kamera das Teil auf dem Förderer erkannt wird und die eine Kamera erkannt wurden
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Wolfgang Gerke / Industriekooperation am Beispiel der Roboter‐Automatisierung in der Gießerei / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐01‐6
Abb. 10. Transformatiosnbeziehungen
Im Anschluss werden beide Aufnahmen
zusammengeführt. In diesem Arbeitsschritt werden die Abb. 11. manuelles Reinigen der Kokillen
Bilder bestmöglich zueinander ausgerichtet und die
K1
Transformationsmatrix TK 2 berechnet. In Abbildung 10 Trockeneis ist festes, gefrorenes Kohlendioxid (CO2), das
bei einer Temperatur von ‐78,5° C sublimiert. Bei einem
sind die Beziehungen zwischen den drei
Druck oberhalb von 5,2 bar schmilzt es. Der erste Schritt
Koordinatensystemen K1, K2 (Kamerabild eins und zwei)
und T (Werkzeugkoordinatensystem) dargestellt. Da die um Trockeneis herzustellen, ist das Komprimieren des
Kohlendioxidgases, bis es flüssig wird und gleichzeitig
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
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7. AALE 2010, Wien
überschüssige Hitze entfernt wird. Das flüssige finanziellen Mitteln der Firma Ideal Standard vergütet
Kohlendioxid wird aus einem Tank in eine Maschine werden.
geleitet, dem Pelletizer und entspannt. Bei ‐78,5° C
gefriert ein Teil zu Schnee. Dieser wird über eine Düse
mit Druckluft von 3‐8 bar und Geschwindigkeiten von
100‐300 m/s auf das zu reinigende Teil geblasen.
Während der Kontaktzeit zieht sich die Verschmutzung
durch die starke CO2‐Unterkühlung (‐78,5°C) zusammen
und versprödet. Die unterschiedlichen
Ausdehnungskoeffizienten von Verunreinigung und
Trägermaterial führen an der Grenzschicht zu
mechanischer Spannung. Die Haftfähigkeit nimmt ab und
die kinetische Energie der Schneepartikel löst die
Schmutzschicht. Beim Aufprall auf die zu reinigende
Oberfläche geht der Trockenschnee vom festen direkt in Abb. 13. Reinigen der Kokille mit einem Roboter (ABB
den gasförmigen Zustand über. Die Reinigungswirkung 2400)
beruht demnach auf einem thermischen und
mechanischen Effekt.Für das Trockeneisstrahlen werden 7. Zusammenfassung und Ausblick
Trockeneis‐ Pellets verwendet. Diese entstehen indem
Trockeneisschnee durch eine Matrix gepresst wird. Der Bericht stellt die Kooperation der FH Trier mit der
Firma Ideal Standard vor. Es wurden erfolgreiche
Beide Verfahren werden gegenwärtig im Technikum der Projekte vorgestellt, bei denen neuartige Verfahren
FH Trier untersucht. Dabei wird eine Kokillenanordnung erprobt und entwickelt wurden. Die Ausstattung der
gewählt die der realen Gießanlage entspricht. (Abbildung Fachhochschule mit neuesten Geräten verbunden mit der
13) Die Strahlpistole wird von einem ABB 2400 Roboter Kenntnis innovativer Verfahren und die kostengünstige
getragen, der mit der Strahlanlage über I/O Signale Bearbeitung durch Studierende machen die Arbeit der
verbunden ist. Zuerst wurde eine Trockeneis‐ Fachhochschule für Industrieunternehmen attraktiv.
Reinigungsanlage der Firma Kärcher benutzt. Das Dadurch erhalten die Studierenden die Möglichkeit
Trockeneis kann nach Lieferung nur ca. 2 Tage benutzt industrienahe Projekte an der FH durchzuführen. In
werden und muss jeweils neu bezogen werden. Der weiteren Untersuchungen ist geplant, das Gießen
Reinigungseffekt ist ausreichend und ist in dem komplizierter Formen mit dem Roboter durchzuführen.
folgenden Bild dokumentiert. Auch die mechanische Bearbeitung, wie das Bohren der
Armaturen soll mit dem Roboter durchgeführt werden,
7. Literatur
Klein, M. (2007):Entwicklung eines Messverfahrens, zur
Korrektur der Roboterbahnen für die
Materialbearbeitung, Diplomarbeit FH Trier, Umwelt‐
Campus Birkenfeld
Gerke, W. (2006): Robot sawing of bathroom faucets with
image processing, 37th International symposium on
Robotics, Munich, May 15.‐1., 2006
Gerke, W. (2004): Milling Robot with 3D Vision system
for Styrofoam Modelling, IEEE International
Abb. 12. eine Kokille wurde mit Trockeneis teilweise Conference on Mechatronics and Robotics, Aachen
gereinigt. Die Sprühpistole wurde ümit einem ABB 2400 13.‐15.9.2004, Conference Proceedings, part II, pp. 192‐
Roboter bewegt 196
Gerke, W. (2005): Robotics with 3D Vision in foundry
In weiteren Untersuchungen soll das CO2 Schneestrahlen automation, EOS Conference on Industrial Imaging
getestet werden. Dabei muss flüssiges CO2 bevorratet and Machine Vision, 13.‐15‐June 2005, Munich,
werden. Wichtig für die Beurteilung der industriellen Germany, pp 91‐94
Einsatzfähigkeit sind die Kosten für Druckluft und Gerke, W. (2005): Roboter fräst Styropror,
Schnee‐ bzw. Eisherstellung. Die Arbeiten sollen im April FORM+Werkzeug 2/2005, Carl Hanser Verlag,
2010 beendet sein und das wirtschaftlichere Verfahren München
wird in die Produktion integriert. Die Arbeiten werden
von einem Absolventen durchgeführt, der aus
82
Die NAMUR/GMA Technologie-
Roadmap „Prozess-Sensoren 2015+“
Dr. Martin Gerlach
NAMUR AK 3.6, c/o Bayer Technology Services GmbH, Leverkusen
Abstract: Im Jahr 2005 wurde gemeinsam von NAMUR (Interessengemeinschaft
Automatisierungstechnik der Prozessindustrie) und VDI‐GMA (VDI/VDE‐Gesellschaft für Mess‐ und
Automatisierungstechnik) die Technologie‐Roadmap „Prozess‐Sensoren 2005–2015“ veröffentlicht. Die
Roadmap sollte Technologie‐ und Marktsicht zusammenbringen, Entwicklungsziele für neuartige
Sensorik mit denkbaren Lösungsansätzen aufzeigen und die dafür benötigten Realisierungszeiträume
abschätzen. 2008 wurde beschlossen, die Roadmap „Prozess‐Sensoren“ auf die weitere Gültigkeit ihrer
Aussagen zu überprüfen, sie gegebenenfalls zu korrigieren und inhaltlich fortzuschreiben.
Um diese Aktualisierung auf eine möglichst anwendungsbezogene Basis zu stellen, wurden Anwender
von Sensortechnik in mehr als 100 Betrieben der Prozessindustrie befragt. Der dazu entwickelte
Fragebogen enthielt sowohl Fragen zu den Aussagen der vorliegenden Roadmap Prozess‐Sensorik als
auch zum aktuellen Verbesserungspotential in Bezug auf Sensortechnik. Damit wurden im
Wesentlichen die Validierung der Ergebnisse von 2005 und die Feststellung von Ergänzungsbedarf bei
den Anforderungen angestrebt. Der Beitrag fasst die wesentlichen Ergebnisse der Roadmap „Prozess‐
Sensorik 2015+“ zusammen und ordnet dabei die zu erwartenden Entwicklungen in der Sensortechnik
nach ihrem Nutzen, der zu erwartenden Anwendungshäufigkeit und der voraussichtlichen Zeit bis
ihrer Marktreife.
Keywords: NAMUR, Technologie‐Roadmap, Prozesssensoren
1. Überblick Prozess-Sensorik
Prozess
Luft Prozessanalysentechnik in der Prozessperipherie
• Anlagensicherheit ⇒ Warnung vor Explosionsgefahr
Einsatz- Einsatz-
• Arbeitssicherheit ⇒ Warnung vor toxischen Stoffen
stoff A stoff B
• Umweltschutz ⇒ Überwachung Abluft/Abwasser
Chemische
Anlagensicherheit
Arbeitssicherheit
Reaktion
Rohprodukt
Nebenkomponenten Prozessanalysentechnik in der Prozessführung
Einsatzstoffe
• Edukt- und Produktqualität
Isolierung, ⇒ Eigenschaften, Spezifikationen
Aufarbeitung • Ausbeute, Durchsatz, Energiebedarf
⇒ Wirtschaftlichkeit
Produkt Neben- • Ersatz klassischer Laboranalytik
komponenten, ⇒ Arbeitshygiene, Zeitverhalten
Einsatzstoffe • Bessere Regeleigenschaften
Wasser ⇒ Grad der Automatisierung
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 83
7. AALE 2010, Wien
1. Überblick Prozess-Sensorik: PAT-Messstellenstatistik
Anteil [%]
0 5 10 15 20 25 30
pH-Wert
sonstige elektrochemische Zellen
optische Verfahren
elektrische Leitfähigkeit
Dichte (inkl. radiometrische Best.)
Paramagnetismus (Sauerstoff)
Kalorimetrie (Wärmetönung)
FID, Ionisation
TOC und andere Summenparameter
Sonstige
Feuchte
chromatographische Verfahren
Wärmeleitfähigkeit
Titratoren, Verfahren mit Hilfsreaktion
Quelle: Bayer Technology Services 2010
Folie 2: Überblick Prozess‐Sensorik: PAT‐Messstellen von Titratoren bis zu pH‐Wert
84
Dr. Norbert Kuschnerus; Dr. Martin Gerlach / Die NAMUR/GMA Technologie‐Roadmap «Prozess‐Sensoren 2015+« / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
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7. AALE 2010, Wien
• www.namur.de neu
• www.vdi.de/gma/prozess-sensoren2015
Das
DasProjektteam
Projektteam
Dr.
Dr.Armin
ArminGasch
Gasch ABB
ABB
Dr.
Dr.Martin
MartinGerlach
Gerlach Bayer
BayerTechnology
TechnologyServices
Services
Dr.
Dr.Ulrich
UlrichKaiser
Kaiser Endress+Hauser
Endress+Hauser
Dr.
Dr.Michael
MichaelKloska
Kloska BASF
BASF
Dr.
Dr.Michael
MichaelMaiwald
Maiwald BAM,
BAM,Projektleitung
Projektleitung
Dr.
Dr.Wolfgang
WolfgangMorr
Morr NAMUR
NAMUR
Dipl.-Ing.
Dipl.-Ing.Norbert
NorbertMatalla
Matalla BASF
BASF “downloaden”
Dipl.-Ing.
Dipl.-Ing.Rolf
RolfPanzke
Panzke Siemens
Siemens
Dr.
Dr.Stefan
StefanStieler
Stieler BIS
BISProzesstechnik
Prozesstechnik
Dipl.-Ing.
Dipl.-Ing.Dieter
DieterWesterkamp
Westerkamp VDI/VDE-GMA
VDI/VDE-GMA
NAMUR
NAMUR2007:
2007:„Prozessanalysentechnik
„Prozessanalysentechnik––Quo
QuoVadis“
Vadis“
NAMUR
NAMUR2008:
2008:Fortschreibung
Fortschreibungauf
aufBasis
Basiseiner
einerÜberarbeitung
Überarbeitung
greifbare
greifbarePerspektiven
Perspektivenfür
fürHersteller
Herstellerund
undForschung
Forschungschaffen
schaffen
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Dr. Norbert Kuschnerus; Dr. Martin Gerlach / Die NAMUR/GMA Technologie‐Roadmap «Prozess‐Sensoren 2015+« / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
5. Vorgehensweise: Validierung auf Basis einer breiten
Anwenderumfrage
• Dezember 2008–März 2009
Abfrage an mehr als 100
chemische Produktionsbetriebe
europaweit
• neue Anforderungsblätter
neu
und Thesen
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 87
7. AALE 2010, Wien
Zusammenfassung
Ziel ist die Prozessführung und Prozessoptimierung
► optimierte Produktqualität
► reduzierte Herstellkosten
► überlegene Herstellverfahren
großes Innovationspotenzial
für Sensoren jetzt nutzen
Aufruf an die Gerätehersteller
Umsetzung der Anforderungen aus der
Roadmap "Prozess-Sensoren 2015+"
in marktgängige Produkte
88
Design und Implementierung einer
Erweiterung für SolidWorks zur
Einbindung von DENSO Robotern
Christian Gottwald
FH Technikum Wien, Höchstädtplatz 5, 1200 Wien, Austria
christian.gottwald@technikum‐wien.at
Abstract: Da SolidWorks von einem Großteil der DENSO Kunden für die Erstellung ihrer CAD
Modelle verwendet wird ist es nur logisch und folgerichtig ein Werkzeug zu entwickeln welches sich
nahtlos in SolidWorks integriert und in der Lage ist die benötigten Daten vom Controller abzufragen
um ein zeitnahes Monitoring zu verwirklichen.
Um diesen Anspruch zu realisieren wurde ein Visual Basic Programm geschrieben welches mittels
ORiN2 und dem von DENSO bereit gestellten Provider eine Verbindung zum RC7 Controller herstellt
und dort die Encoderwerte abfragt. Mittels dieser werden dann in SolidWorks die einzelnen Teile eines
entsprechenden Robotermodels positioniert. Die Positionierung erfolgt unter Einbezug der SolidWorks
API und des Befehls „Transform2“. Dieser hat sich unter den drei möglichen Verfahren zur
Positionierung durch hohe Geschwindigkeit und das Vermeiden unnötiger Verknüpfungen
ausgezeichnet.
Als Ergebnis wurde ein Monitoring Programm erstellt welches in der Lage ist jedes verfügbare
DENSO Model in SolidWorks zu integrieren um dort den Bahnverlauf des realen Roboters zu
verfolgen.
Keywords: Monitoring, DENSO, ORiN2, SolidWorks
Folie 1: Dargestellt wird die Grundstruktur von ORiN2. Durch einen, vom Hersteller des Endgeräts zur Verfügung
gestellten, Provider kann von jeder beliebigen Anwendung heraus auf das Gerät zugegriffen werden. Für das aktuelle
Projekt wurden sowohl der angeschlossene Robotertyp als auch die aktuellen Achswerte ermittelt. Der ganze Ablauf
funktioniert ebenso in umgekehrter Richtung wodurch ein Steuern des Roboters möglich wird.
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FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 89
7. AALE 2010, Wien
Folie 2: Um den Programmcode selbst schlank zu halten wurde beschlossen sich wiederholende Daten in eine
Datenbank auszulagern. Dazu wurde eine MySQL Datenbank angelegt und in das Visual Basic Programm eine Klasse
zum Abfragen der oben angegebenen Felder implementiert. Durch das Auslagern der Roboterspezifischen Daten in die
Datenbank ergibt sich eine leichte Erweiterbarkeit des Programms da zukünftige DENSO Modelle nur noch in die
Datenbank ein gepflegt werden müssen um die Aktualität des Programms zu erhalten.
Folie 3: Zur Positionierung der Teile in SolidWorks werden Transformationsmatrizen benötigt. Die Folie dient dazu den
Zuschauer in das Prinzip der Homogenen Transformationsmatrix einzuführen und erläutert die Auswirkung von
90
Christian Gottwald / Design und Implemenierung einer Erweiterung für SolidWorks zur Einbindung von DENSO Robotern / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐01‐6
Winkeländerungen auf die Position der Teile. Beispielhaft wird ein Winkel von 0° eingesetzt, was dazu führt, dass der
rotatorische Teil eine Einheitsmatrix wird und damit keine Verdrehung bewirkt.
Folie 4: Um die sechs Hauptbestandteile des Robotermodells miteinander zu verknüpfen bietet die SolidWorks API drei
vorrangige Methoden. Am rechtsseitigen Bild wird eine Möglichkeit erläutert die Teile mittels der Add Mate Funktion
miteinander zu verbinden. Zum Einsatz ist letztendlich die Transform 2 Methode gekommen, bei der die Teile mittels
der zuvor erwähnten Transformationsmatrix positioniert werden können.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
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7. AALE 2010, Wien
Folie 5: Das fertige Programm bestand aus zwei Hauptklassen. Ziel hierbei war die Unterscheidung zwischen SCARA
und Sechsachsknickarmroboter. Die wichtigsten Variablen und Methoden der Klasse des Sechsachsroboters sind rechts
dargestellt. Von Bedeutung ist vor allem die Methode MoveAxis.
Folie 6: Als Ergebnis der Arbeit steht ein Programm bereit, mittels dem es DENSO Kunden in der Zukunft möglich sein
sollte, schon während der Phase der Projektierung, wichtige Positionen mit einem Robotermodell anzufahren und so die
Erreichbarkeit zu prüfen. Das Programm zeichnet sich, wie im rechten Bild sichtbar, durch eine einfache
Benutzeroberfläche aus. Weiters wurde die Software RobotWorks evaluiert. Bei einer möglichen Weiterführung des
Projekts kann der Detailgrad der DENSO Modelle reduziert werden um eine schnellere Positionierung der Bauteile zu
bewirken. Als große Verbesserung wird die Implementierung einer virtuellen Steuerung gesehen.
References
Luis C. (2008), DENSO NetwoRC provider_en. V 1.2.1
Löffelman, K. (2005), Visual Basic 2005 ‐ Das Entwicklerbuch.
Unterschleißheim: Microsoft Press
Dassault Systémes (2009), API Fundamentals,
Concord, Massachusetts: Dassault Systéms SolidWorks
Corporation
92
Neue Möglichkeiten der Medien-
didaktik durch 3D-Druckverfahren
DI Dr. techn. Franz Haas
Fachhochschul‐Studiengang Automatisierungstechnik
FH CAMPUS 02, Körblergasse 126, A‐8021 Graz
franz.haas@campus02.at
Abstract: Der Erfolg bei der Vermittlung technischer Inhalte im Hochschulbereich wird wesentlich
vom richtigen Medieneinsatz bestimmt. Im Vergleich zu den elektronischen Medien (z.B. Powerpoint,
Lernplattformen) hat die Bedeutung des klassischen Lehrmodells eher abgenommen. In diesem Beitrag
werden der erfolgreiche Einsatz eines 3D‐Farbdruckers in der Lehre anhand von Beispielen dargestellt
und allgemeingültige Regeln zur Anwendung und Einführung des Systems abgeleitet.
Keywords: 3D‐Drucker, Mediendidaktik, Rapid Prototyping, Simulation
1. Einführung 2. Rapid Technologien im Überblick
In allen Bereichen der technischen Aus‐ und Als Überbegriff für die schichtweise Fertigung von
Weiterbildung, insbesondere an Fachhochschulen und Bauteilen direkt aus den 3D‐Konstruktionsdaten, also
Universitäten, müssen die LektorInnen sich permanent ohne Zwischenstufe einer Form oder eines Werkzeuges,
darum bemühen, die Lehrinhalte der technischen hat sich die Bezeichnung „Generative Verfahren“
Entwicklung anzupassen und neue didaktische etabliert. Der Begriff „Rapid Technologien“ betont die
Möglichkeiten aufzugreifen. kurze Fertigungs‐ bzw. Durchlaufzeit, schließt jedoch
Die Halbwertszeit des Wissens sinkt ständig und beträgt auch andere, nicht generativ arbeitende Verfahren (z.B.
für typische Hochschulfächer etwa zehn Jahre, in extrem das Hochgeschwindigkeitsfräsen) mit ein. Im Folgenden
technologieorientierten Disziplinen ist die Situation noch werden die drei wichtigen Einsatzfelder der Rapid
drastischer. Die aktuelle Technologie wird in zahlreichen Verfahren vorgestellt.
Branchen in zehn Jahren bereits zu 80 Prozent veraltet
sein. Ein weiteres Phänomen unserer Zeit ist der 2.1. Rapid Prototyping
vielbeklagte Mangel an TechnikerInnen, wobei die Rapid Prototyping steht für die unmittelbare
derzeitige Frühpensionierungswelle im Zuge der Transformation der Konstruktionsidee in ein Bauteil
Wirtschaftskrise die Situation in kurzer Zeit noch weiter durch schichtweise arbeitende Verfahren. Für dieses
verschärfen wird. Die Initiativen zur Steigerung des Segment werden jährlich etwa zwei neue oder
Frauenanteils bei technischen Studienrichtungen zeigen maßgeblich weiterentwickelte Verfahren vorgestellt,
auch eher geringe Wirkung. wobei sich derzeit ein Trend zu preisgünstigen Anlagen
Eine Ursache für das mangelnde Interesse unserer Jugend für Anschauungs‐ und Kommunikationsmodelle
für Technik ist meiner Ansicht nach auch darin zu abzeichnet.
suchen, dass unsere Wegwerfprodukte kompakt,
miniaturisiert sowie nicht zerleg‐ und damit erforschbar 2.2. Rapid Tooling
sind. Die Strategie von Rapid Tooling zielt auf die Herstellung
Die genannten Fakten sind gute Gründe dafür, dass neue von Werkzeugen und Formeinsätzen für den Spritzguss
Methoden und Medien zur Verbesserung der Situation mit Hilfe von generativen Verfahren ab. Komplexe
entwickelt werden müssen. Die so genannten Rapid Formeinsätze mit schlanken, dünnen Kavitäten oder
Technologien stellen die idealen Hilfsmittel dar, um die speziellen Kühlbohrungen zur Werkzeugtemperierung
neuesten Trends für die Studierenden „greifbar“ zu können durch Lasersintern aus speziellen Metall‐
machen. 3D‐Drucksysteme, die für den Unterricht pulvergemischen wirtschaftlicher hergestellt werden als
gestaltete Lehrmodelle und industrielle Produkte als mit spanenden oder abtragenden Verfahren. Rapid
Schnittmodelle in Vollfarbe erzeugen, schaffen wichtige Tooling Projekte zeichnen sich durch die Anwendung
Voraussetzungen, um besonders die Jugend für Technik von konventionellen und generativen Verfahren aus.
zu begeistern.
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FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 93
7. AALE 2010, Wien
2.3. Rapid Manufacturing Drucken von Körpern in den Hohlräumen anderer Teile.
Das Ziel ist hier die Herstellung von Bauteilen, die als Damit sind Geometrien und Funktionen möglich, die mit
Endprodukte höchster Qualität verkauft werden. Derzeit konventioneller Fertigung nicht herstellbar sind.
ist Rapid Manufacturing (z.B. Hörgeräteschalen) nur in Die bereits gedruckten Volumen sind von losem Pulver
Nischenbereichen zu finden. Aber auch der 3D‐Drucker, umschlossen, das als Stützmedium für Überhänge und
der für den privaten Gebrauch kleine Ersatzteile fertigt, freistehende Segmente dient.
ist noch immer visionär (vgl. Gebhart, A., 2007). Ist der Druckvorgang abgeschlossen, wird das
umgebende Pulver abgesaugt und die Teile können
2.4. Technologische Grundprinzipien entnommen werden. In der Nachbehandlungsstation, die
Bis jetzt bilden fünf Grundprinzipien die Basis der Rapid im Drucker integriert ist, wird noch anhaftendes Pulver
Prototyping Verfahren: vom Bauteil mit einer feinen Druckluftdüse abgeblasen.
Solidifikation einer flüssigen Phase Als letzter Arbeitsschritt erfolgt die Infiltration der Teile
Sintern eines Pulvers mit flüssigem Cyanacrylat, das in die Werkstück‐
Direktes Tintenstrahldrucken oberfläche eindringt und dort aushärtet. Dadurch wird
Indirektes Tintenstrahldrucken die Festigkeit der Bauteile erhöht. Ein neues Pulver
Lamination von Schichten erlaubt sogar die Infiltration mit Wasser und ergibt für
rein weiße Bauteile bessere Resultate.
3. Technik des 3D‐Druckers an der FH CAMPUS 02 Besitzt die Maschine neben dem Druckkopf für farblosen
Binder auch weitere Druckköpfe für drei Grundfarben
3.1. Verfahrensgrundlagen (Yellow, Magenta und Cyan), können farbige Teile
Das Drucksystem des Studiengangs Automatisierungs‐ erzeugt werden.
technik an der FH CAMPUS 02 arbeitet nach dem Prinzip
des indirekten 3D‐Druckens. Abbildung 1 zeigt die 3.2. Zprinter 650 – Technische Daten
Hauptkomponenten des Systems, den Bauraum, den Der ZPrinter 650 vom Weltmarktführer Z Corporation
Pulvervorratsbehälter, die Einrichtung zum Auftragen setzt in mehrfacher Hinsicht neue Maßstäbe. Er besitzt
des Pulvers und das Druckkopfsystem zum Ausbringen das weltweit größte Bauformat (Länge 381mm x Breite
des flüssigen Bindemittels. 254mm x Tiefe 203mm) und die höchste Auflösung mit
600 x 540dpi. Die Abb. 2 zeigt das Gerät mit geöffneten
Arbeitstüren des Bauraumes (links) und der Nach‐
behandlungsstation (rechts). Eine weitere Besonderheit
dieses Modells ist, dass neben den Binderflüssigkeiten
Farblos, Yellow, Magenta und Cyan auch ein schwarzer
Binder samt Druckkopf vorhanden ist, um eine noch
höhere Farbqualität zu erreichen und vor allem die Farbe
Schwarz gut wiedergeben zu können. Damit die
Druckkosten gering gehalten werden können, wird nur
eine ca. 2 mm dicke Randzone in Farbe gedruckt.
Abb. 1. Prinzip des 3D‐Druckens
Der Prozess des indirekten Druckens ist durch das
Sprühen eines Bindemittels in ein Pulverbett
gekennzeichnet, um eine dünne Schicht des Ausgangs‐
materials in eine feste Schicht zu verwandeln und
gleichzeitig mit der darunter liegenden, bereits gebauten
Struktur zu verbinden. Nachdem durch zeilenweises
Abarbeiten der Arbeitsebene eine Schicht (ca. 0,1mm)
fertig gedruckt ist, senkt sich die gesamte Bauplattform
mit den halbfertigen Teilen um die Schichtstärke ab. Eine
Einrichtung (z.B. Walze) trägt eine neue Pulverschicht
aus einem Vorratsbehälter auf, streicht diese glatt und bei
der Rückbewegung sprüht der Druckkopf wieder
zeilenweise Bindemittel selektiv auf die zu
verfestigenden Stellen. Dieses schichtweise Bauprinzip
ermöglicht die Ausnutzung des gesamten Volumens
Abb. 2. ZPrinter 650 an der FH CAMPUS 02
durch das gleichzeitige Drucken mehrerer Teile und das
94
DI Dr. techn. Franz Haas / Neue Möglichkeiten der Mediendidaktik durch 3D‐Druckverfahren / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
4. Wirtschaftliche Aspekte
Die Entscheidung über den Einsatz einer Rapid
Technologie in Lehre und Forschung wird zwangsläufig
auch von wirtschaftlichen Fragen beeinflusst. Folgende
Voraussetzungen müssen für einen effizienten Einsatz
erfüllt sein:
Komplexe Geometrie der Bauteile
Notwendigkeit der raschen Auftragsabwicklung
Große Variantenvielfalt
Standardmäßiger Einsatz eines 3D‐CAD‐Systems
Engagiertes, handwerklich geschicktes Personal
Abb. 4. Kalkulationsblatt für Druckaufträge
Der Zeit‐ und damit Kostenvorteil kommt bei komplexen
5. Prozessablauf
Modellen besonders zum Tragen (siehe Abb. 3).
Dieses Kapitel widmet sich den einzelnen
Prozessschritten, um von der Idee zum fertigen
Lehrmodell zu kommen (siehe Abb. 5). Am Beginn eines
Projektes existiert häufig nur eine vage Vorstellung
bezüglich des endgültigen Modells. Auch neigen
Personen, die mit der Technik weniger vertraut sind, zur
Überschätzung der Möglichkeiten des Druckverfahrens.
Daher ist eine umfassende Beratung und detaillierte
Planung, die die Anforderungen im Unterrichtsbetrieb
berücksichtigt, unerlässlich. Wenn eigene CAD‐Daten
vorhanden sind oder Geometriedaten von Firmen zur
Verfügung gestellt werden, können diese über das
Abb. 3. Einfluss der Bauteilkomplexität auf die Kosten VRML‐Format direkt vom 3D‐Drucker verarbeitet
werden.
4.1. Fixkosten Eine Besonderheit des Verfahrens ist der Vollfarbdruck
Dazu gehören die Anschaffungskosten (kalkulatorische von Grafiken (z.B. Logos, Beschriftungen), die auf
Abschreibung, kalkulatorische Zinsen) inklusive der Oberflächen der Volumenkörper projiziert werden
maschinennahen Infrastruktur (z.B. Computeranlage, können. In der Gestaltung des Layouts sollen
Software usw.). Die sehr kurzen Innovationszyklen bei Erkenntnisse der Mediendidaktik einfließen (z.B. Größe
Generativen Fertigungsanlagen führen zu der Beschriftung, Farbwahl). Während die
vergleichsweise hohen Kosten für Instandhaltung und Farbinformation der Einzelteile in der VRML‐Datei
Wartung gespeichert wird, müssen die Grafiken in der
Zusatzsoftware „ZEdit“ auf den Flächen positioniert, in
4.2. Variable Kosten der Größe angepasst und danach projiziert werden. Die
Als Hauptfaktor ist das Material zu sehen (Pulver, einfache Übernahme des modifizierten 3D‐Objekts in das
Binder, Druckköpfe, Infiltrat). Da derzeit noch wenige Programm „ZPrint“, welches die eigentliche Drucker‐
Anlagen im Einsatz sind und der Kreis der Software darstellt, beschließt die vorbereitenden
Materialanbieter naturgemäß klein ist, befinden sich die Maßnahmen des Druckprozesses.
Materialkosten auf hohem Niveau. Am Studiengang Mit „ZPrint“ bestimmt man zuerst die Druckzeit und die
Automatisierungstechnik wurde ein Kalkulationsblatt erforderlichen Materialmengen. Selbstverständlich kann
entworfen (siehe Abb. 4), mit dem die Druckkosten direkt durch einfache Skalierung das Modell kleiner und damit
aus den Angaben zu Materialverbrauch und Druckzeit billiger ausgeführt werden, damit ist jedoch eine
der Software „ZPrint“ ermittelt werden können (vgl. geringere Anschaulichkeit verbunden.
Hartner, A., 2009). Nicht zu vernachlässigen sind Die vorbereitenden Arbeiten umfassen die Säuberung der
Energiekosten, da ein 3D‐Drucker zur Temperierung des Anlage (z.B. Bauraum, Reinigungsstation), notwendige
Pulver‐Vorratsbehälters rund um die Uhr eingeschaltet Wartungsarbeiten und, falls erforderlich, die Ergänzung
sein muss. von Verbrauchsmaterial. Wenn Druckköpfe getauscht
werden müssen, ist ein so genannter „Alignment‐Druck“
zu starten. Dabei wird ein spezielles Muster gefertigt und
durch ein Kamerasystem vermessen. Bei Abweichungen
kompensiert die Maschine die Positionsunterschiede der
einzelnen Druckköpfe automatisch.
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DI Dr. techn. Franz Haas / Neue Möglichkeiten der Mediendidaktik durch 3D‐Druckverfahren / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010
97
7. AALE 2010, Wien
Die Modelle einer Lehrveranstaltung sollten einer
gemeinsamen Design‐Richtlinie entsprechend
konstruiert werden.
Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist
anzustreben.
Das Ziel aller Bemühungen zur Verbesserung der
Qualität der Ausbildung sollte die bestmögliche
Förderung der Kreativität unserer Studierenden sein.
Denn nur gute Ideen und deren erfolgreiche Umsetzung
in Produkte sichern Arbeitplätze und schaffen
Abb. 10. Modell einer Biomasse‐Heizanlage
Zufriedenheit in den Arbeitswelten unserer Gesellschaft.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ergibt sich mit der
9. Referenzen
Layoutplanung von Produktionsstätten. Um die
komplexen Abhängigkeiten, die das optimale Layout
Gäse, T. (2009). Detaillierungsstufen in der Layout‐
beeinflussen, zu berücksichtigen wird zunächst von
planung. Innovationsforum Digitale Fabrik, S. 104‐106,
einem sehr abstrakten Modell ausgegangen (vgl. Gäse, T.,
Westsächsische Hochschule Zwickau, ISSN 1863‐1916
2009). Am Ende steht das virtuelle Modell, das mit Hilfe
Gebhart, A. (2007). Generative Fertigungsverfahren,
des 3D‐Druckverfahrens in ein reales Modell umgesetzt
Hanser Verlag, S. 50‐55, ISBN 3446226664, München
werden kann.
Hartner, A. (2009). Einsatzkonzept eines 3D‐Druckers am
Studiengang Automatisierungstechnik, Diplomarbeit
7.5. Lehrmodelle der Naturwissenschaften
FH CAMPUS 02, S. 70‐71, Graz
In den so genannten Grundlagenfächern (Physik,
Hoffmann, J. (2008). Durch Modellbildung und
Chemie, Materialwissenschaften usw.) gibt es ein
Simulation technische Sachverhalte nachhaltig
vergleichsweise großes Angebot an Lehrmodellen. Aber
vermitteln. Neues Handbuch Hochschullehre, S. 2‐4,
auch in diesem Bereich kann ein maßgeschneidertes
RAABE Fachverlag, Berlin
Produkt, das die Idee des Lektors optimal umsetzt, auf
Meyerhoff, J. & Brühl, C. (2004). Fachwissen lebendig
die Studierenden besonders motivierend wirken. Die
vermitteln, Rosenberger Fachverlag, S. 30‐37 ISBN 3‐
Abbildung 11 zeigt einige Elementarzellen von
931085‐46‐5, Leonberg
Kristallstrukturen, insbesondere die Verzerrung eines
kubisch raumzentrierten Kristallgitters durch ein
Fremdatom (Verzerrungsdipol) und die Entstehung des
kubisch raumzentrierten Martensitgitters aus dem
kubisch flächenzentrierten Gitter als Folge kleiner
Verformungen.
Abb. 11. Elementarzellen von Kristallstrukturen
8. Schlussfolgerungen und Ausblick
Der vorliegende Beitrag ist als Versuch zu verstehen, die
Möglichkeiten moderner Rapid Technologien nicht nur
für die Produktentwicklung, sondern auch für die Lehre
zu nutzen. Damit dies gut gelingt, müssen einige Regeln
beachtet werden:
Es sollte ein Arbeitsteam gebildet und die
optimale Nutzung der Modelle geplant werden.
Die Kosten sind gerade bei größeren Bauteilen
unbedingt zu beachten.
98
PFC-(Predictive Functional Control)-
Regelung eines Heißluftgebläses
Robert Haber, Mirco Kreutz, Khaled Zabet
Labor für Prozessleittechnik, Institut für Anlagen‐ und Verfahrenstechnik, Fakultät für Anlagen‐, Energie‐
und Maschinensysteme, Fachhochschule Köln, D‐50679 Köln, Betzdorfer Straße 2, Deutschland
robert.haber@fh‐koeln.de
Abstract: Die hier vorgestellte PFC‐(Predictive Functional Control)‐Regelung ist eine Art der prädik‐
tiven (vorausschauenden) Regelungen, die für Ein‐ und Zweigrößensysteme Algorithmen anbietet,
welche in speicherprogrammierbare Steuerungen und Prozessleitsysteme einfach implementiert werden
können. Ein studentisches Praktikum wurde für die Temperaturregelung eines Heißluftgebläses aufge‐
baut. Anlagenmodelle für einen Arbeitspunkt und für einen großen Arbeitsbereich wurden experimen‐
tell identifiziert. Eine lineare und eine nichtlineare Regelung wurden entworfen, simuliert und sowohl
mittels Matlab als auch mit dem Prozessleitsystem PCS 7 in Echtzeit realisiert.
Keywords: Temperaturregelung, prädiktive Regelung, PFC, nichtlineare Regelung, Prozessleitsystem
PCS 7
1. Einleitung SIMATIC PCS 7 realisiert und im Echtzeitversuch erfolg‐
reich gestestet.
Vorausschauende (prädiktive) Regelungen gehören zu
den fortgeschrittenen Regelungsstrategien und werden 2. Versuchsanlage Heißluftgebläse
vor allem für komplexe Optimalwertregelungen einge‐
setzt. Die hier vorgestellte PFC (Predictive Functional Die Versuchsanlage LTR‐701 (siehe Abb. 2) der Firma
Control)‐Regelung (Richalet, J. & O’Donavan, D., 2009) ist Amira (Amira, 2002) ist ein Heißluftgebläse mit Strom‐
eine Form der modellbasierten prädiktiven Regelung. und Spannungsanschlüssen zum Messen und Regeln. Die
Das typische Anwendungsgebiet der PFC‐Regelung ist Luft wird über das Radialgebläse angesaugt und strömt
die Ein‐ und Zweigrößenregelung, sowie die Regelung über eine Drosselklappe zur Heizung. Die Luft wird
von totzeitbehafteten Prozessen. Der Algorithmus be‐ durch die Heizung erwärmt und strömt anschließend
rücksichtigt in eleganter Weise die Begrenzungen und durch das Rohr. Die Temperatur wird an zwei Stellen
vermeidet gleichzeitig das so genannte Integrator‐ über Thermoelemente gemessen (yT1 und yT2) und der
Windup, wodurch die Regelung sehr langsam sein kann. Massenstrom y m& wird über die gemessene Druckdiffe‐
Zudem lassen sich die PFC‐Algorithmen einfach in spei‐ renz an einer Lochblende am Ende des Rohres berechnet.
cherprogrammierbare Steuerungen und Prozessleitsys‐ Die Mess‐ und Stellbereiche betragen jeweils 0 bis 10 Volt
teme implementieren. oder 4 bis 20mA.
Im Rahmen einer studentischen Arbeit wurde ein PFC‐
Temperaturregler für die Laboranlage Amira LTR‐701
(Amira, 2002) entworfen, der die durch Änderungen des
Luftstroms verursachten Störungen kompensieren kann.
Ein lineares Modell zweiter Ordnung der Anlage wurde
aufgestellt und die Modellparameter aus aktiven Versu‐
chen geschätzt. Die Reglerparameter wurden ebenfalls
für verschiedene Arbeitspunkte ‐ verursacht durch ver‐
schiedene Gebläseleistungen ‐ angepasst, so dass ein
einziger nichtlinearer PFC‐Regler für die verschiedenen
Arbeitspunkte der Anlage realisiert wurde.
Die Regelung wurde zuerst simuliert und anschließend
mit der Software Matlab über einen Rechner mit Prozess‐
peripherien erfolgreich geregelt. Der Regelungsalgorith‐
Abb. 1: Heißluftgebläse Amira LTR‐701
mus wurde ebenfalls als Baustein im Prozessleitsystem
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 99
7. AALE 2010, Wien
2.1 Physikalisches Modell mit der Parallelschaltung von zwei PT1‐Modellen model‐
liert, siehe Abb. 3 und Tab. 1.
Vernachlässigt man vorerst die Temperaturänderung des
Rohres, dann erwärmt die Heizleitung P(t) die Lufttem‐
peratur ϑ(t) abhängig vom Massendurchfluss m& L (t ) und
der stationären Luftmasse ML im Rohr mit der spezifi‐
schen Wärmekapazität der Luft cp,L nach der Gleichung:
dϑ (t)
m& L (t )c p , L Δϑ (t ) + M L c p , L = P(t ) (1)
dt
Abb. 3. Parallelschaltung zweier PT1‐Modelle
Gl. (1) repräsentiert ein proportionales System erster
Ordnung (PT1) ohne Totzeit, dessen Übertragungsfunkti‐ Modellparameter Wert
on Zeitkonstante T1m 202,2s
Proportionalbeiwert K1m 0,536
dΔϑ (s) K (2)
= Zeitkonstante T2m 14,1s
P(s) 1 + sT Proportionalbeiwert K2m 0,509
Tab. 1. Modellparameter in einem Arbeitspunkt
den durchflussabhängigen Proportionalbeiwert (K) und
die Zeitkonstante (T) besitzt. Abb. 4 zeigt die gemessenen Werte yT und die anhand des
geschätzten Modells simulierten Werte yTm der Tempera‐
1 ML tur am Ende des Rohres.
K= ; T = (3)
mL (t )c p , L
& m
& L (t )
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Robert Haber, Mirco Kreutz, Khaled Zabet / PFC‐(Predictive Functional Control)‐Regelung eines Heißluftgebläses / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Die Gleichungen 4a bis 4d werden für die nichtlineare eˆ ( k + 1 | k ) = λ e ( k ) (6a)
Regelung der Anlage verwendet. eˆ( k + 2 | k ) = λ eˆ( k + 1 | k ) = λ2 e ( k ) (6b)
eˆ ( k + ne | k ) = λne e ( k ) = λne [ y r ( k ) − y ( k )] (6c)
In (6) sind zwei Reglerparameter definiert:
• ne : Vorhersagehorizont,
• λ: Reduktionsverhältnis der nacheinander folgen‐
den Reglerfehler.
Die stetige Reduktion des Regelfehlers kann mit einer
exponentiellen Funktion beschrieben werden, wie die
Abb. 5. Abhängigkeit der Proportionalbeiwerte vom
Differenz der Sprungantwort eines (ungeregelten) PT1‐
Durchfluss
Prozesses zum angestrebten Endwert. Folglich sollte der
so entworfene, geschlossene Regelkreis sich wie ein PT1‐
Glied verhalten und 95 % des Sollwertes ohne Über‐
schwingung in Tc erreichen. Daraus folgt:
⎛ Δt ⎞ ⎛ 3Δ t ⎞
λ = exp ⎜⎜ − ⎟⎟ = exp ⎜⎜ − ⎟⎟
⎝ Tc / 3 ⎠ ⎝ Tc ⎠ (7)
Als Reglerparameter wird daher neben dem Prädiktions‐
horizont ne die zu 95% des Endwertes gehörende Ausre‐
Abb. 6. Abhängigkeit der Zeitkonstanten vom Durchfluss gelzeit t95%=Tc des zu erwartenden geschlossenen Regel‐
kreises benutzt. Durch Änderung von Tc kann man den
3. PFC‐Regelungsprinzip und Reglerparameter PFC‐Regler beliebig beschleunigen oder langsamer ma‐
chen. Jedoch ist die Beschleunigung der Regelung mit
In Abb. 7 ist das Funktionsprinzip von PFC für eine einer größeren Änderung des Stellsignals verbunden.
sprunghafte Sollwertänderung dargestellt. Ab dem aktu‐
ellen Zeitpunkt k wird ein neues, konstantes Stellsignal (Richalet, J. & O’Donavan, D., 2009) empfehlen für die
gesucht. Es wird angenommen, dass der aktuelle Regel‐ Wahl von ne:
fehler • für PT1‐Prozesse ne =1,
• für aperiodische Prozesse höherer Ordnung den
Zeitpunkt des Wendepunktes der Sprungantwort
e( k ) = y r ( k ) − y ( k ) (5)
(in Abtastschritten gezählt und auf Integer gerun‐
det).
Wie bei jedem prädiktiven Regelungsalgorithmus wird
der zukünftige Wert der Regelgröße anhand des Pro‐
zessmodells nach (8) vorausgesagt bzw. berechnet:
Δ yˆ ( k + ne | k ) = Δ yˆ m ( k + ne | k ) (8)
So wird angenommen, dass die Änderung der Regelgrö‐
ße
Δyˆ ( k + ne | k ) = yˆ ( k + ne | k ) − y ( k ) = [ y r ( k ) − y ( k )]
− [ yr ( k ) − yˆ ( k + ne | k )] = e( k ) − eˆ( k + ne | k )
(9)
unter Berücksichtigung von (6c) gleich
Abb. 7. Geplanter Regelfehlerverlauf
Δyˆ ( k + ne | k ) = (1 − λne )e( k ) = (1 − λne )[ y r ( k ) − y ( k )]
in jedem Schritt gleichermaßen sinkt: (10)
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Robert Haber, Mirco Kreutz, Khaled Zabet / PFC‐(Predictive Functional Control)‐Regelung eines Heißluftgebläses / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Abb. 11. Linearer PFC‐Regler‐Baustein
Die PFC‐Regelung (Abb. 12) zeigt ‐ wie erwartet ‐ eine
Abb. 10. Simulation der PI‐Temperaturregelung schnelle und aperiodische Regelung. Die Begrenzung des
Stellsignals ist hier inaktiv. Im Vergleich zur PI‐Regelung
5. Echtzeitregelung über das Prozessleitsystem PCS 7 (Abb. 13) erreicht die PFC‐Regelung circa ein Drittel
schneller den Sollwert yr. Die Änderungen des Durchflus‐
Um mit dem PFC‐Algorithmus Anlagen regeln zu kön‐
ses (durch Änderung der Gebläseleistung) als Störungen
nen, wurde ein PFC‐Regler‐Baustein (Abb. 11) für das
machen sich in beiden Fällen ungefähr gleich stark be‐
Prozessleitsystem Simatic PCS 7 entworfen. Die Anlage
merkbar.
LTR‐701 wurde an das Prozessleitsystem PCS 7 ange‐
schlossen. Die Sensorsignale werden zur analogen Einga‐
Die Eingänge des PFC‐Regler‐Bausteins (u.a. die zwei
begruppe (AI) und die analogen Ausgabesignale (AO) zu
Proportionalbeiwerte und die zwei Zeitkonstanten) wur‐
den Aktoren (Heizung und Gebläse) geführt. Die Mess‐
den so gewählt, dass je nach Arbeitspunkt die Modellpa‐
und Stellsignale werden wegen der kurzen Entfernung
rameter angepasst werden können. Der lineare PFC‐
im Labor mit analogen Spannungssignalen von 0 bis 10V
Regler konnte so relativ einfach zu einem nichtlinearen
übertragen. Für die Versuche wurden die Spannungswer‐
Regler erweitert werden, welche die Durchflussänderung
te in Prozent umgerechnet: 1V=10%.
berücksichtigen, d.h. kompensieren kann. Die Durch‐
flussabhängigkeit der Parameter wurden nach (4) mit
Bei dem Echtzeitversuch mit PCS 7 wurde das Stellsignal
Addierern und Multiplikatoren im CFC‐(Continuous
für das Gebläse bei uF=50% 5V eingestellt. Bei t=30s wur‐
Flow Chart)‐Plan realisiert (Abb. 14) und mit den ent‐
de der Sollwert yr für Temperatur sprunghaft von 0 auf
sprechenden Eingängen des linearen PFC‐Bausteins für
40% geändert. Ab dem Zeitpunkt t=150s wurde das Stell‐
die Modellparameter verbunden. Zu den Multiplikator‐
signal des Gebläses uF stufenweise erhöht, bzw. ab 190s
Bausteinen wird das Stellsignal des Gebläses uF geführt,
stufenweise gesenkt, um eine Störung zu generieren.
welches als Ausgangssignal den Durchfluss einstellt.
Die Einstellungen der Reglerparameter wurden für eine
schnelle und möglichst aperiodische Regelung gewählt.
Der PFC‐Regler wurde zunächst für den Vergleich mit
einem PI‐Regler für einen linearen Prozess zweiter Ord‐
nung in einem Arbeitspunkt entworfen. Für den PFC‐
Regler wurden die Reglerparameter aus Abb. 9 für die
schnellste aperiodische Regelung gewählt (ne =1 und Tc =
50s). Der PI‐Regler sollte für den Vergleich ähnlich
schnell regeln können, daher wurden für den Echtzeit‐
versuch folgende PI‐Reglerparameter bestimmt: KPR = 1;
Abb. 12. Lineare PFC‐Temperaturregelung mit Prozess‐
Tn =5s. Das Stellsignal sollte nicht mehr als 20% über dem
leitsystem
zum Sollwert gehörenden stationärem Stellsignalwert
liegen (ohne Begrenzung) und die Überschwingung sollte
Abb. 15 zeigt den Verlauf der nichtlinearen PFC‐
nicht mehr als 5% betragen. Das Stellsignal wurde sowohl
Regelung mit Anpassung der Modellparameter für ver‐
für die PI‐, als auch für PFC‐Regelung dann auf 55%
schiedene Arbeitspunkte. Der Vergleich der PFC‐
begrenzt.
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FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010
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7. AALE 2010, Wien
Regelung ohne und mit Anpassung der Modellparameter und die vorausschauende PFC‐Regelung. Die Einstellung
zeigt, dass die Änderungen des Durchflusses (bei gleicher eines PI‐Reglers braucht Erfahrung, weil kein eindeutiger
Intensität) Zusammenhang zwischen den Reglerparametern und
dem resultierenden Regelungsverhalten existiert. Der
Vorteil des PFC‐Reglers liegt in der physikalischen Inter‐
pretierbarkeit der Reglerparameter und die daraus resul‐
tierende einfache Reglereinstellung. Ein weiterer Vorteil
ist die einfache Realisierung der Stellsignalbegrenzung
gegenüber einer Anti‐Windup‐Maßnahme bei einem PI‐
Regler. Des Weiteren zeigte die PFC‐Regelung einen
schnellen, aperiodischen Verlauf bei relativ mäßiger Stell‐
signalbewegung.
Abb. 13. PI‐Temperaturregelung mit Prozessleitsystem Der PFC‐Regler gehört nicht zu den Standardbausteinen
in Prozessleitsystemen, so dass er zuerst programmiert
werden musste. Die Regelung wurde zuerst simuliert
und anschließend mit der Software Matlab über einen
Rechner mit Prozessperipherien erfolgreich geregelt. Der
Regelungsalgorithmus wurde ebenfalls als Baustein im
Prozessleitsystem SIMATIC PCS 7 realisiert und im Echt‐
zeitversuch erfolgreich getestet.
Die lineare PFC‐Regelung konnte einfach für einen gro‐
ßen Durchflussbereich als nichtlinearer PFC‐Regler er‐
weitert werden. Hierbei wurde das lineare Modell durch
ein nichtlineares Model ersetzt. Die PFC‐Reglerparameter
blieben dabei unverändert.
Abb. 14. Nichtlinearer Teil des PFC‐Regler‐Bausteins
Der hier vorgestellte PFC‐Algorithmus ist in seiner
Grundform sehr einfach. Eine Erweiterung auf
durch die Modellanpassung vollständig von der Tempe‐
Totzeitprozesse, vermaschte Regelungen, wie
raturregelung kompensiert werden.
Störgrößenaufschaltung, Kaskadenregelung, sowie für
Zweigrößensysteme wird in (Richalet, J. & O’Donavan,
D., 2009, 2010) vorgestellt.
7. Danksagung
In dieser Arbeit wurde der PFC‐Regelungsalgorithmus an
einer Heißluftanlage angewendet. Die Verfasser danken
für die Unterstützung und Ratschläge von Prof. J. Richa‐
let während der Entwicklungsarbeit und bei der Durch‐
führung der Versuche.
Abb. 15. Nichtlineare PFC‐Temperaturregelung mit Pro‐
zessleitsystem
8. Referenzen
Um die Versuchsreihe in einem Bild darstellen zu kön‐ Richalet, J., & O’Donavan, D. (2009), Elementary Predi‐
nen, wurde der Beharrungszustand nach der Sollwertän‐ tive Functional Control, ISBN: 978‐1‐84882‐492‐8.
derung nicht ganz abgewartet, was am Stellsignal ables‐ Springer Verlag, Berlin.
bar ist. Dies ist derart zu erklären, dass das Rohr sich Richalet J., & O´Donavan, D. (2010). Elementary predicti‐
langsamer erwärmt als die Luft und daher ein verzöger‐ ve functional control ‐ a tutorial, eingereicht für Pub‐
ter Temperaturanstieg auf den Messfühler wirkt, welcher likation.
durch das sinkende Stellsignal kompensiert wird. Amira (2002). Luft‐ und Temperatur‐Regulierstrecke
LTR‐701, http://www.amira.de/neuheiten.html, herun‐
6. Fazit tergeladen am 2009‐12‐20
Kuhn, U. (1995). Eine praxisnahe Einstellregel für PID‐
Ein studentisches Praktikum wurde für die Echtzeitrege‐ Regler: Die T‐Summen‐Regel, Automatisierungstech‐
lung mit einem Prozessleitsystem aufgebaut. Zwei Rege‐ nische Praxis, Band 37, Nr. 5, S. 10‐16, ISSN 0178‐
lungsalgorithmen wurden verglichen, die PI‐Regelung 2320.
104
Kabelloses/- gebundenes Sensormo-
dul für dynamische Brückenschwin-
gungen (SNode)
Georg Halmetschlager
FH Technikum Wien, Höchstädtplatz 5, 1200 Wien, Austria
mr07b122@technikum‐wien.at
Abstract: Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Hard‐ und Softwareentwicklung eines Sensormoduls
für dynamische Brückenschwingungen. Um die zahlreichen Messwerte die bei einer dynamischen
Messung auftreten in Relation setzen zu können, müssen die Werte eindeutig zeitlich zuordenbar sein.
Dies erfordert eine synchrone Wertaufnahme die innerhalb eines definierten Toleranzbereichs, zuverläs‐
sig funktioniert. Die Uhrensynchronisation wurde mit einer RTT‐ Messung und anderen Optimie‐
rungsmaßnahmen, die hauptsächlich zur Steigerung der Genauigkeit, aber auch einer effizienteren
Synchronisation dienen, realisiert. Optional kann die Uhrensynchronisation deaktiviert werden, um
das System als „normales“ Sensorsystem zu verwenden. Das SNode wurde speziell für den kabellosen,
aber auch für den kabelgebundenen Betrieb designt und erlaubt auch die Koexistenz beider Schnittstel‐
lenvarianten. Zur kabellosen Verbindung wurde ein gängiger Funkstandard (IEEE 802.15.4) um ein
proprietäres Protokoll erweitert, um einen reibungslosen Ablauf mit einem geringen Overhead zu er‐
möglichen. Das System erlaubt eine Netzwerkstruktur von maximal 32 Teilnehmern, die die Messwerte
mit einer Auflösung von 16‐Bit aufnehmen.
Keywords: Uhrensynchronisation, kabelloses Sensormodul, synchrone Messwertaufnahme
Folie 1: Zur Messung von Brückenschwingungen wird eine zeitsynchronisierte Messwertaufnahme benötigt. Die Folie
zeigt den Unterschied zwischen einer «normalen Messwertaufnahme» und einer «synchronen Messwertaufnahme». Bei
einer normalen Messwertaufnahme besteht keine Möglichkeit die einzelnen Sensorwerte in Relation zu setzen, die Werte
können nur lokal, sequenziell aneinandergereiht werden. Bei der synchronen Messwertaufnahme können alle Werte zu
einer bestimmten Zeit (t) betrachtet und über einen Zeitstempel verknüpft werden.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 105
7. AALE 2010, Wien
Folie 2: Zunächst wurde die Netzwerkstruktur festgelegt. Auf der untersten Ebene befinden sich Sensorplattformen die
per Funk die Daten an einen zentralen Master‐ Knoten senden. Der Master muss das Netzwerk abhängig von den vor‐
genommenen Einstellungen verwalten und eine Uhrensynchronisation durchführen. Dem System soll ein PC überge‐
ordnet sein der als Benutzerinterface und Datenzentrale fungiert.
Folie 3: Die Anforderungen an die Hardware ergaben sich hauptsächlich durch die Vorgabe der Firma bei der das Prak‐
tikum absolviert wurde (Aplica‐ Advanced Solutions GmbH, Jeneweingasse 11/2, A‐1210 Wien). Ein besonderes Au‐
genmerk musst bei der Wahl der Komponenten auf den geforderten Temperaturbereich gelegt werden. Die eigentliche
Messwertaufnahme soll verschiedene Sensorsignalen interpretiere können, dadurch wurde eine rauscharme Messwert‐
anpassung notwendig.
106
Georg Halmetschlager / Kabelloses/‐gebundenes Sensormodul für dynamische Brückenschwingungen (SNode) / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐01‐6
Folie 4: Für die Zeitsynchronisation wurden verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen. Unter anderem wurde
eine Synchronisation auf Basis des GPS‐Signals analysiert. Es stellte sich jedoch heraus, dass das GPS‐Signal nicht zuver‐
lässig genug für eine Synchronisation ist. Dadurch wurde eine Phasendifferenzbestimmung (vgl. Zhao, F. & Guibas, L.,
2004) zur Korrektur der Uhrzeit etwas abgeändert und implementiert.
Folie 5: Zunächst wurden alle Softwareteile als Module programmiert und getestet. Nachdem die Module zufriedenstel‐
lend funktionierten wurden sie in eine Gesamtlösung integriert. Dabei wurden die Module in Kernel und Tasks geglie‐
dert. Die Module des Kernels verwalten hauptsächlich die Ressourcen und stellen sie den Tasks zur Verfügung. Die
Tasks wiederum übernehmen hauptsächlich eine steuernde Aufgabe. Sowohl der Kernel als auch die Tasks wurden nach
dem Prinzip des „Non‐preemptiven Multitaskings“ programmiert.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 107
7. AALE 2010, Wien
Folie 6: Die einzelnen Hardwaremodule des Systems wurden aufgebaut und mit dem dazugehörendem Softwaremodul
getestet. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser ersten Tests wurden fast alle Module in zwei Hauptprogramme (Mas‐
ter&Slave), die nach dem Prinzip des non‐preemptiven‐Multitaskings funktionieren, integriert und getestet.
References
Guibas, L./Zhao, F., 2004. Wireless Sensor Networks‐An Information
Processing Approach. 1.Auflage. San Francisco:Morgan Kaufmann
Publishers
108
WebLabs in Control Engineering
Education: status and trends
Jim Henry & Serge Zacher
University of Tennessee Chattanooga, USA
University of Applied Sciences RheinMain, Germany
Corresponding author : jim‐henry@utc.edu
Abstract: In 1995, Prof. Jim Henry built a WebLab (Henry, 1998) at the University of Tennessee at
Chattanooga (UTC). Currently, the WebLab of UTC has had over 10,000 laboratory experiments per
year conducted on shared equipment. The experiments have been on a variety of feedback control sys‐
tems, motor‐generator systems, heat exchange, combustion, distillation, kinematics of machines, forced
vibrations, batch drying, journal bearing pressure distribution and others. The web address for the We‐
bLab is http://chem.engr.utc.edu Collaborating with UTC Prof. Herbert M. Schaedel and Prof. Serge
Zacher translated web pages into German language and used the remote laboratory experiments for the
education at the Universities of Applied Sciences Cologne, Wiesbaden and Darmstadt.
After using the UTC‐WebLab for several years Prof. Zacher initiated a project to design and build simi‐
lar WebLab stations at the University of Applied Sciences RheinMain (HS‐RM), which is ready to be
applied in 2010.
This paper describes the actual technical stand of WebLabs and describes the data acquisition methods.
The special attention is paid to the teaching methods of control engineering with both laboratories of
UTC and HS‐RM using online experiments.
Keywords: controls, engineering, education, internet, experiments
1. Introduction program of study where the students rarely or never
meet face‐to‐face, nor access on‐campus laboratory
Internet access and Web browsers are today available on devices and other educational facilities, because they
nearly every PC or laptop in universities all over the study online.
world. The Home‐PCs or laptops of students are mostly
equipped with it. That was the reason why 1971 the NSF The WebLabs described and discussed in this paper, are
(National Science Foundation) began in the USA two big not virtual, but real laboratories with real devices, which can
projects TICCIT (Time‐shared Interactive Computer Con‐ be used and activated by students via Internet with
trolled Information Television) and PLATO (Pro‐ elearning platforms. The fact that WebLabs, used in this
grammed Logic for Automated Teaching Operations). paper are not “virtual laboratories,” is often ignored by
The goal of both projects was similar: to show how effi‐ students and by professors, who are not familiar with the
cient is the online education via Internet. principles of remote controls.
Since the efficiency of the Web‐based learning was Although the remote control is widely known for those
successfully proved a new term elearning is used outside the industry, the control of laboratory devices is
encompassing all forms of online learning. This term has understood as a simulation like MATLAB /Simulink and
different meanings to different people and different other software tools.
education branches. It is ambiguous also for those who
are inside the elearning industry, but generally under In the reality the concept of WebLab is the combination of
elearning is understood an online learning platform or a remote control of labor equipment with the databank and
virtual classroom. with virtual tools for data transfer from campus to the
user. Of course the simulation could be done by user
Also with industrial companies, which often use the himself, when the experimental results are transferred.
company network to deliver training courses to its
employees and in most universities, the word elearning is
used to define a specific mode to attend a course or
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 109
7. AALE 2010, Wien
The best classification of elearning laboratories is done by perature control, distillation column control, drying oven
www.e‐teaching.de. According to this classification there control, gas‐fired heater control, absorption column con‐
are three kinds of laboratories: trol and pressure‐swing absorber control.
The air pressure control system consists of a 3‐phase mo‐
(1) Remote laboratories, where users (students) do tor‐driven blower fan forcing air into a system of ducts.
experiments with real devices which are placed far from The system has a variable‐voltage, variable‐frequency
user. (VVVF) motor drive for the blower motor that is con‐
(2) Virtualized laboratories, where instead of real trolled by the data acquisition and control computer that
devices students experiment with simulations. is connected to the database server. A schematic diagram
of the system is shown in Fig. 1. Eight other systems are
(3) Partly virtualized laboratories, which are the
same as HIL (hardware‐in the loop) or RP (Rapid
described more completely, with diagrams, elsewhere
(Henry & Knight, 2004).
Prototyping); that means the real devices are combined
with simulations.
According to this classification the WebLabs of this paper
are the same as remote laboratories. The emergence of
technology enabling the establishment of computer net‐
works has fostered the development of online laborato‐
ries. Twenty‐five years after first NSF projects, mentioned
above, the international group of professors, including
authors of this paper and directed by Prof. Henry, Fig. 1. Schematic diagram of control system for air pres‐
proposed NSF a new project called EVO‐ELE (Engineer‐ sure
ing Virtual Organization for Engineering Laboratory
Education). The goal of the project is to extend develop‐ Other universities have developed similar laboratories
ment of on‐line laboratories, further the sharing of human along the model developed at UTC. Fort Valley Univer‐
and engineering resources, and encourage interactivity, sity in the U.S. has several stations. One of these is pic‐
cooperation and collaboration in distance‐learning con‐ tured in Fig. 2. Dr. Henry has shared demonstrations of
texts. these laboratories in the U.S. and abroad on many occa‐
sions. Fig. 3. is a photo of demonstrating the multiple‐
2. Early WebLab Development tank water level control experiment with other faculty at
a conference.
In 1995, Dr. Henry began connecting the experiments in
his lab to the web to be operated remotely [Henry, 1998].
Prior to this, all the experimental stations in the engineer‐
ing labs at the UTC were locally connected to computers
for control, operation and data acquisition. Extending
from there to the Web was conceptually straightforward.
Subsequently, Dr. Henry’s team has built a data‐base
driven system that handles the queuing of the experi‐
ments and the collection, storing and presentation of the
data.
Remote experimentation on the engineering laboratory
equipment can be remotely operated, observed and data
collected by students or instructors at a remote internet‐
connected location. The experiments can be run anytime,
24 hours a day, 7 days a week. Schools of all sizes and
rankings can participate and accessing these on‐line ex‐
periments and simulations. Instructors can use the on‐line
experiments in classroom or office demonstrations; stu‐
dents can use them in laboratory situations and for
homework assignments. Application of these concepts
and extension to international collaboration is described
here. Student teams dispersed globally can work on the
same experiments.
The stations used in control engineering education in‐
clude air pressure control, motor speed control, generator Fig. 2. A student at Fort Valley University working with
voltage control, water flow control, level control, tem‐ an electric generator control system
110
Jim Henry, Serge Zacher / WebLabs in Control Engineering Education: status and trends / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Later on Prof. Zacher extended the use of the UTC‐
WebLab for students of CDHAW (Chinesisch‐Deutsche
Hochschule für Angewandte Wissenschaften) and for
master‐of‐science students in Electrical Engineering of
ZFH (Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen
in Koblenz). All above mentioned students without ex‐
ception were fascinated by the opportunities of the re‐
mote experiments and were very motivated. Most of
them repeated the experiments many times from home
Fig. 3. Dr. Henry and 3 other faculty discussing and ob‐ PC’s for the evaluation of the test results and discussed
serving the operation a remotely controlled water‐level them in their reports.
experiment
3. Broader Applications
Three of the laboratory systems have been used as mod‐
els for hypothetical environmental system control appli‐
cations.
The pressure control system models a paint spraying
booth pressure control system to prevent fugitive paint
and fume emissions. The motor speed control system
models the drive motor on an aerator at a water treatment
facility to properly control the oxygenation in an aerator. Fig. 4. A Student of University of Applied Sciences
The water flow control system models a filter washing RheinMain observing experimental response of the Chat‐
operation at a waste water treatment facility. The assign‐ tanooga experiment
ments to students are presented as important environ‐
mental applications of engineering control systems (Sla‐
ter, 2005).
4. International Collaboration
In addition to providing facility usage for the students at
UTC, the usage of labs have been shared by students in
Australia, Indonesia, Scotland, Canada, Germany and
other countries as well as many U.S. universities. Labs
such as these are considered laboratories of excellence for
the digital age.
Collaborating with UTC for several years, and currently,
Prof. Herbert M. Schaedel and Prof. Serge Zacher trans‐
lated web pages into German language and used the re‐ Fig. 5. Dr. Zacher introducing the UTC‐WebLab to the
mote laboratory experiments for the education at the students of University of Applied Sciences RheinMain
Universities of Applied Sciences Koeln, Wiesbaden and
Darmstadt. The results were partly published by [Henry In using the WebLab, each student receives a personal
& Schaedel, 2005], the description of methods and user task with the different operation points of the plant, dif‐
manual are available online at [Zacher, 2009]. ferent sizes of the input step and sends the configuration
via Internet to the UTC. The step responses come back
Since 2006, Prof. Zacher has used the WebLab of Prof. Jim from UTC after 30‐50 seconds as a text‐ and csv‐file,
Henry, UTC, together with his own laboratories of auto‐
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 111
7. AALE 2010, Wien
which the students send to the EXCEL or MATLAB and curve will be linearized at the operating point and the
evaluate. gains will be defined. Very important for the use of the
WebLab is the fact, that each student receives own oper‐
ating point, so that the calculation results can not be ex‐
changed between students and demands his or her own
calculation.
Fig. 6. Students of University of Applied Sciences Darm‐
stadt evaluating UTC‐experiments in the PC‐Cluster
Fig. 8. Static input‐output diagram for the system (steady‐
state operating curve)
In addition to step response tests, ramp response, fre‐
quency response, pulse response and relay‐feedback tests
The transfer function can developed and checked by a
can be conducted for system identification. Proportional
simulation. The unknown proportional plant with delay
and proportional‐integral feedback controllers can be run
K PS
on all of the systems. Some systems have full propor‐ GS ( s ) =
(1 + sT1 )(1 + sT2 )...(1 + sTn )
tional‐integral‐derivative (PID) feedback control capabili‐
ties. During whole period of cooperation with UTC‐ will be approximated as the first‐order plus dead‐time
WebLab, since 2006, there were no disturbances or prob‐ model parameters for the dynamic system include system
lems with the Internet connection during experiments. gain (KPS), first‐order time constant (T1) and the dead‐time
(Tt):
K PS − sTt
Receiving the data files from the remote experiments at GS ( s) ≈ e
UTC, where the values of the input and output signals of 1 + sT1
the plant are represented in ASCII or text‐format, stu‐ The dead‐time term will be then replaced with a first‐
dents curry it out for process identification and modelling order delay block. The plant identification based upon
with MATLAB/Simulink, so that transfer functions will UTC‐experimental step responses is proposed for stu‐
be achieved. The parameter estimation is done on the ba‐ dents as a standard exercise for adaptive control with so‐
sis of the tangent method applied to the step response lution (Fig.9. below).
(Fig. 7 below).
Fig. 9. Solution to the exercise 8.1 of the book [Zacher,
2010] for adaptive control, based upon UTC‐experiments
Fig. 7. Plotted data resulting from the experiment. Shown
Based upon defined transfer function of the plant, the pa‐
here is a Tt (dead‐time) of 85.8 ms. and a T1 (first‐order rameters of the P‐ or PI‐controller can be calculated. Con‐
time constant) of 343.2 ms. troller tuning is done according to the method of opti‐
Repeating input steps for different operating points en‐ mum magnitude for optimal damping of 0.707 [Reuter &
ables a static input‐output diagram to be built with Zacher, 2008].
EXCEL as shown in Fig.8. The steady‐state operating
112
Jim Henry, Serge Zacher / WebLabs in Control Engineering Education: status and trends / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
The controller tuning parameters will be sent to the UTC
plant and the step will be given to the set point of the
closed loop at the same operating point of the plant as be‐
fore. The resulting response to the step‐change in set
point will be evaluated, and, if necessary, the controller
parameters will be modified as shown in Fig. 10.
Fig. 11. Sample page from a student lab report.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 113
7. AALE 2010, Wien
f = 1 Hz 22801
f = 0,5 Hz 22079
114
Jim Henry, Serge Zacher / WebLabs in Control Engineering Education: status and trends / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
The open and closed loop were analyzed as follows:
K PS − sTt
Transfer function of the plant: GS ( s ) = e
1 + sT1
1 K PS
Approximation e − sTt ≈ ⇒ GS ( s ) =
1 + sTt (1 + sT1 )(1 + sTt )
Transfer function of the P‐controller:
GR ( s ) = K PS
Transfer function of the open loop:
K PR K PS
G0 ( s ) = GR ( s )GS ( s ) =
(1 + sT1 )(1 + sTt )
Tuning by optimum magnitude, type B:
(T1 + Tt ) 2 1
K PR = −
2 K PST1Tt K PS
(3 + 5) 2 1
K PR = − = 0,265
Fig. 13. (b) Bode‐plot 2 ⋅ 4,28 ⋅ 3 ⋅ 5 4,28
The best results could be achieved combining the remote Controller gain:
experiments with the presented devices and comparing
the experiments with theoretical expected values. For ex‐ K PR = 0,27
ample, the web experiment with the UTC‐motor was first
discussed on the present motor (Fig.14). Transfer function of the closed‐loop:
GR ( s )GS ( s )
Gw ( s ) =
1 + GR ( s )GS ( s )
K PR K PS
Gw ( s ) =
(1 + sT1 )(1 + sTt ) + K PR K PS
1
Gw ( s ) ==
T T T1 + Tt
s2 1 t
+s +1
1 + K PR K PS 1 + K PR K PS
Damping:
⎧ 1 T1Tt
⎪ 2 = 1+ K K
RAM RAG ⎪⎨ ω0 PR PS
⎪ 2ϑ = T1 + Tt
Y = UR nM nG ⎪⎩ ω0 1 + K PR K PS
M G X=
Z=RB
⎧⎛ ⎞
2
⎛ T1 + Tt ⎞
2
⎪ ⎜ 2ϑ ⎟ ⎜ ⎟
⎪⎜ ω ⎟ ⎜1+ K K ⎟
Leistungs- Motor mit Getriebe Generator
Verstärker und rotierenden Massen ⎪⎨ ⎝ 0 ⎠ = ⎝ PR PS ⎠
⎪ 1 T 1Tt
W0 Y0 X0 ⎪ ω02 1 + K PR K PS
KPR KPS ,T1 1 ,Tt ⎩⎪
w e y x
+ ⎧⎪
− GR(s) (T1 + Tt ) 2
⎨4ϑ 2 =
⎪⎩ T1Tt (1 + K PR K PS )
Fig. 14. Study of present motor before web experiments
T1 + Tt
ϑ =
2 T1Tt (1 + K PR K PS )
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 115
7. AALE 2010, Wien
Expected damping
3+5
ϑ = = 0,7
2 3 ⋅ 5(1 + 0,27 ⋅ 4,28)
Damping from experiment:
ϑ = 0,8
Expected overshoot:
u max = 1,43%
Overshoot from experiment:
u max = 0,5
Retained error:
e(∞) = w − x(∞)
K PR K PS
x(∞) = lim
{ Gw ( s ) ⋅ w = lim
{ ⋅w
s →0 s →0 (1 + sT1 )(1 + sTt ) + K PR K PS
x(∞) = K PR K PS ⋅ w
1 + K PR K PS
Fig. 15. Sample WebLab browser images; the home page
K PR K PS 1
e(∞) = w − x (∞) = w − ⋅w= ⋅w and the legal disclosure page
1 + K PR K PS 1 + K PR K PS
The software used (Fig. 16 ‐ 18) includes:
Calculated retained error: Microsoft Server 2003
1
e(∞) = ⋅ 30 = 13,9 Microsoft Visual Studio 2005
1 + 0,27 ⋅ 4,28 Microsoft SQL Server 2005
Retained error from experiment: Microsoft SQL Server Management Studio Express
e(∞) = w − x(∞) = 30 − 5,4 = 24,6 LabVIEW National Instruments
5. Developing a WebLab in HS‐RM
116
Jim Henry, Serge Zacher / WebLabs in Control Engineering Education: status and trends / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Fig. 18. Schematic arrangement of Database system
The hardware based upon PLC SIMATIC S7‐300 of Sie‐
mens is shown in Fig. 19 ‐ 22. For the data acquisition and
transfer there is an original solution, combining Profibus
and LabVIEW. Fig. 19. Temperature plant with PLC Simatic S7‐300 Sie‐
mens
Fig. 20. Temperature plant with data‐acquisition hard‐
ware
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 117
7. AALE 2010, Wien
The Web pages in the HS‐RM system include the follow‐
ing:
1. Start page
2. Login
3. Change password
4. Experiment choice
5. Temperature‐control
6. Controller‐Type (P‐, PI‐, PID‐) shown in Fig. 23
Fig. 23. Controller parameter entry screen
7. Result (data)
8. Result (figures), an example shown in Fig. 24
`
Fig. 21. Detail of temperature plant
Fig. 24. Results (data and graph) screen
9. Evaluation
10. Device description
11. Domain manager
12. Professor’s Domain
13. Student’s Domain
14. Profile actualisation, shown in Fig. 25
Fig. 25. Profile actualisation screen
Fig. 22. Data communications equipment
15. Help
16. LabVIEW information, shown in Fig. 26
118
Jim Henry, Serge Zacher / WebLabs in Control Engineering Education: status and trends / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
The other kind of member is a Customer. According to a
data of UTC’s on‐line experiments the number of users
increased over 100,000 usages in the past 10 years.
Though many of these are multiple uses by the same stu‐
dents, the data indicate easily 1000 or more high‐interest
customers. With this much usage, it is clear that other in‐
stitutions and students can benefit from similar set‐ups;
therefore, EVO will offer seminars and workshops at na‐
tional and international engineering education meetings
to aid in recruiting a wide range of institutions dispersed
Fig. 26. LabVIEW information screen
around the world.
17. Contacts at the University
Initially, EVO‐ELE has Suppliers in 5 different areas at
18. Links
UTC:
19. Legal disclosure
engineering controls,
electrical engineering
The navigation structure among the web pages is shown
chemical engineering
in Fig. 27.
mechanical engineering
environmental engineering.
There will soon be at least 4 additional ones at the Uni‐
versity of Florida (U.S.) in chemical engineering. In EVO‐
ELE we will recruit two other types of Suppliers to join
EVO‐ELE.
There are two types of new suppliers to this EVO:
(1) Existing remote lab providers who buy into our
mission,
(2) New remote lab providers to whom we offer
support and technology in exchange for adding their
laboratory equipment and simulation to Web access.
EVO‐ELE would be the funnel through which these ser‐
vices are organized and supplied. The EVO will work to
have the assessment built into the system and integrated
with the data base of usage.
The EVO has both research and learning goals. The re‐
search components of EVO‐ELE are in two intercon‐
nected research areas: (1) how to best use the cyber‐
infrastructure to best provide remote operation for engi‐
Fig. 27. Navigational structure of the Web pages neering equipment and (2) effective education.
6. Trends Emphasis will be on aggregations of software compo‐
nents for on‐line laboratories in order to enable their inte‐
Some professors from the US, Canada and Germany, col‐ gration with other components. EVO will develop a series
laborating with UTC for several years, and currently, de‐ of Web and Grid service software component designs.
veloped a virtual organization called EVO‐ELE (Engi‐ The research work will focus on the ways of automating a
neering Virtual Organization for Engineering Laboratory lab environment design on the fly given that the follow‐
Education), directed by Prof J. Henry. ing information and tools are provided and made avail‐
able based on:
The vision of EVO‐ELE is that an engineering education 1) a pedagogical model including the content, the
is a world‐wide collection of services between “experi‐ learning strategy, the media, and the delivery models;
ment suppliers” (universities, instructors) and “custom‐
2) some distributed user interfaces (including aug‐
ers” (students). In the area of new providers, there is
mented and virtual reality elements) designed to be easily
enormous potential; as many as 100 of these could be
aggregated after retrieval from learning object reposito‐
added.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 119
7. AALE 2010, Wien
ries and hosted within the adequate local and remote web An extension of the tool may be done quite easily by add‐
service reference frameworks. ing sheets and introducing hyperlinks.
The shared community resources will include engineer‐ The Engineering Virtual Organization for Engineering
ing laboratory equipment, data, audio and video acquisi‐ Laboratory Education (EVO‐ELE) is called to continu‐
tion facilities, data archiving and data base retrieval ser‐ ously develop and extend the concept for educational
vices and, of course, web‐based access. purposes in order to illustrate modern methods of control
engineering for application in industry. The EVO-ELE is
The justification of EVO‐ELE rests on two items: directed by Prof J. Henry from UTC and includes today 7
(1) the use of laboratories in engineering education members from Washington State University, University
of Illinois, University of Florida, University of Quebec
(2) the ability to remotely conduct engineering labo‐
and Prof. Zacher, represented Universities of Applied
ratory experiments and complex interactive simulations.
Sciences RheinMain and Darmstadt. The first example of
The importance of Web Laboratories is supported by the the effective EVO interaction is the developed WebLab of
Accreditation Board for Engineering and Technology HS‐RM.
(ABET). Students in laboratory experiences learn design
of experiments, the importance of dynamic behavior, data Learning how people learn, while also supporting the
analysis, creativity, communication, models, instrumenta‐ very best ideas in the world‐wide engineering are essen‐
tion, learning from failure, safety, teamwork, ethics, psy‐ tial goals in todayʹs changing world. The fully developed
chomotor skills, and sensory awareness. Dynamic behav‐ WebLabs in Controls Engineering Education will have an
ior needs a special comment here: much of engineering enormous impact on both education and society by ex‐
education is steady‐state analysis (even if steady oscilla‐ panding the availability of engineering education for stu‐
tions); every actual laboratory experiment is a combina‐ dents throughout the world whose access to equipment
tion of transient and (hopefully) steady‐state operation. may be limited or non‐existent.
The richness of behavior that can be observed in the tran‐
sient operations is very broadening to students’ learning Schools of all sizes and rankings can participate in sup‐
and, of course, the way much of life occurs. On‐line labo‐ plying and accessing these on‐line experiments and simu‐
ratories can add to instructors’ menu of experiences to lations. Instructors can use the on‐line experiments in
help students learn. classroom or office demonstrations; students can use
them in laboratory situations and for homework assign‐
A recent European PROLEARN report stated that
ments. Student teams dispersed globally can work on the
ʺIntegration of on‐line experiments in education is recog‐ same experiments.
nized by the research community as a very challenging
development and deployment framework for advances in 8. References
learning technologies and methodologies. As such, it is a
key platform for driving and validating core research in
Henry, J., (1998) Laboratory teaching via the WWW. in
Real‐time Internet Communication, Interactive and Dis‐
ASEE Southeast U.S. Annual Meeting. Available
tributed Systems, Interoperability or Computer‐
online at http://chem.eng.utc.edu/Henry‐Pub
Supported Collaborative Learning. The availability of
Henry, J. & C. Knight (2004): Modern Engineering Labo‐
online experiments is also recognized as a key factor for
ratories at a Distance. Available online at
really enabling the future dissemination of technology‐
http://chem.engr.utc.edu/publications/UTC‐
enhanced learning) in applied sciences, technology and
ENGR4.htm
engineering‐oriented professional and academic domains.
Henry, J., & H. Schaedel (2005): International co‐
operation in control engineering education using
“The educational stakeholders in those demanding do‐
online experiments. European Journal of Engineering
mains are aware of the promises and the challenges re‐
Education, vol. 30, No.2, May 2005, 265‐274
lated to online experiments and are trying, often starting
Reuter, M. & Zacher S. (2008): Regelungstechnik für In‐
from scratch and alone, to handle them. Online experi‐
genieure, 12. Auflage, Verlag Vieweg+Teubner, Wies‐
ments are at an early stage of adoption as learning re‐
baden
sources.ʺ
Slater, C. Stewart, Robert P. Hesketh, Daniel Fichana, Jim
Henry, Ann Marie Flynn, Martin Abraham (2005):
7. Concluding remarks
Expanding the Frontiers for Chemical Engineers in
Green Engineering Education, IJEE.
The use of remote experiments from UTC for obtaining
Zacher, S. (2010): Übungsbuch Regelungstechnik, 4. Auf‐
plant data and designing feedback controllers was en‐
lage, Verlag Vieweg+Teubner, Wiesbaden
tirely successful by all cooperated professors of USA,
Zacher, S. (2009): http://doiop.com/Zacher‐WebLab
Canada and Germany. The WebLab can be used in teach‐
ing as well as real laboratories or industrial applications.
120
Feedback zum Taschenbuch
Robotik – Montage – Handhabung
Stefan Hesse, Viktorio Malisa; Christof Hieger
Institut für Mechatronics, FH Technikum Wien, Höchstädtplatz 5, 12000 Wien, Austria
Corresponding author E‐mail: malisa@technikum‐wien.at
Abstract: Typische Vorgänge der Handhabung sind beispielweise das Sortieren und Verpacken von
unterschiedlichen Objekten in der Montage, der Teilefertigung, Logistik und im Lagerwesen. Diese
Arbeitsschritte werden heute meistens vom Industrieroboter vollautomatisiert. Aber auch die
konventionelle Handhabungstechnik in unterschiedlichen Varianten wird weiterentwickelt und
eingesetzt. Inzwischen hat der technische Fortschritt auch autonome mobile Roboter hervorgebracht, die
zu einer weiteren Flexibilisierung in der Industrie beitragen werden. Durch die neuen
Sicherheitsvorschriften dürfen jetzt vollautomatische Arbeitsplätze eingerichtet werden, wo Mensch
und Roboter gemeinsam arbeiten. In so einem kollaborierenden Betrieb in einem gemeinsamen
Arbeitsraum wird die Intelligenz und Flexibilität der Menschen und die Genauigkeit und Stärke der
Roboter vereint. Auch Humanoide und Serviceroboter verlassen den Bereich von Sciencefiction und
wachsen in kleinen Schritten zum vielfältigen Helfer des Menschen. In der Montage steigt schließlich
schnelles Manipulieren zur „Hohen Schule“ der Handhabungstechnik auf, weil stets mehrere Teile
zeitlich und räumlich exakt bewegt werden müssen. Das alles ist der fachliche Spannbogen dieses
Taschenbuches.
Taschenbuch: Robotik – Montage – Handhabung. Reihe Taschenbuch, Hanser Verlag München/Wien,
ISBN‐13: 978‐3‐446‐41969‐8
Keywords: Handhabung, Industrieroboter, Humanoide, Servicerobotik
1. Einführung gen ‐ Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätzeʺ als Nachfol‐
genorm der EN 954‐1 verabschiedet.
Unter Federführung der Spezialisten in der Handha‐
bungstechnik, Dr.‐Ing. habil. Stefan Hesse, Prof. Viktorio
Malisa und dem Lehrpersonal des Instituts für Mecha‐
tronics an der FH Technikum Wien wurde an einem
Taschenbuch gearbeitet. Es ist ein Nachschlagewerk für
Studierende technischer Studiengänge, für das Lehrper‐
sonal sowie dem Praktiker aus der Industrie entstanden.
2. Mechatronik
In Abb.1 wird eingangs der Begriff Mechatronik erläutert.
Dabei bedeuten MechanikM , ElektronikM und InformatikM
jene Teile der Mechanik, Elektronik und Informatik, die
für einen bestimmten Schwerpunkt der Mechatronik
benötigt werden und für die Ausübung des bestimmten
Mechatroniker‐Berufes notwendig sind. MechatronikAV
(AV = added value oder Mehrwert) bedeutet neuentstan‐ Abb. 1. Definition zum Begriff der Mechatronik (Malisa,
dene Mechatronik–Bereiche und die Art und Weise wie Hieger 2009). Mechatronik AV = Mechatronik Added
die Grundbereiche miteinander verbunden werden. Value (Mehrwert)
Mechatronik = MechanikM + ElektronikM + InformatikM +
3. Sicherheit MechatronikAV
Im Jahr 2006 wurde die Norm EN ISO 13849‐1 ʺSicherheit Die Sicherheit ist in der Industrie wichtigster Bestandteil
von Maschinen ‐ Sicherheitsbezogene Teile von Steuerun‐ der Nutzung. Bedienungspersonal, Wartungspersonal
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 121
7. AALE 2010, Wien
und Programmierer müssen mit den Bedien‐ und War‐ werden. Vollautomatische Anlagen sollten in der Lage
tungsanleitungen für alle automatisierten sowie ange‐ sein, auftretende Fehler bis zu einem gewissen Grad
schlossenen Maschinen vertraut sein. selbstständig zu behandeln.
3.1 Sicherheit bei der Bearbeitung von Labor‐ oder Automatisches Behandeln von Fehlern dient dazu, die
Studentenprojekten Programmabarbeitung bei einem auftretenden Fehler
nicht unterbrechen zu müssen. Ein Paket an vorprogram‐
Wenn Roboter in ein solches Projekt einbezogen sind, mierten Instruktionen, vorbereiteten Routinen oder Un‐
darf die Sicherheit ebenfalls nicht vernachlässigt werden. terprogrammen sorgen im Fehlerfall dafür, dass die Feh‐
Grundsätzlich müssen Laborkräfte und Studierende ei‐ ler erkannt werden. Daraus sind Entscheidungen zu
nen Sicherheitskurs zum Umgang mit Robotern absol‐ treffen und notwendige Korrekturen für den Bewegungs‐
vieren, bevor am Roboter gearbeitet werden darf. Das ablauf durchzuführen bzw. Ausweichrouten zu planen.
Wissen über die Sicherheitssysteme muss auch vom Erst wenn diese Maßnahmen fehlschlagen, wird das
übergeordneten Leiter (z. B. zuständiger Professor, Werk‐ Steuerprogramm unterbrochen und die Anlage oder
stattleiter) abgefragt werden. Ohne sicherheitsrelevantes Maschine gestoppt.
Wissen dürfen Studierende keine Roboterprojekte bear‐
beiten. Falls nicht anders festgelegt, ist nach außen immer
der Projektleiter für die Sicherheit der projektbezogenen Gruppierung der Roboter
Maschinen verantwortlich. Anwend‐ Anwendungen in Industrie und Handwerk
ungs‐ Zivile Anwendungen
Beim Verlassen des Arbeitsplatzes muss dafür gesorgt
bereich Militärische Anwendungen
werden, dass Maschinen und Maschinenteile andere Per‐ Kommunale Anwendungen und Umwelt
sonen nicht in Gefahr bringen. Ungeschützte Stromlei‐ Einsatz‐ Festland, Bauwesen und Bergbau
tungen, scharfe Metallkanten usw. sind abzudecken und gebiet Wasser und Unterwasser, Offshore‐Bereich
der Arbeitsplatz ist ausreichend mit Hinweistafel, Ab‐ Luft‐ und Raumfahrt
Aus‐ Roboter auf Rädern, Ausführungen mit 1 bis n
deckmatten und Absperrbändern zu schützen.
führung Rädern
Wenn ein Not‐Aus‐Schalter angeschlossen wird, dann Ausführungen mit Raupenketten
muss dieser permanent in Funktion sein. Wird ein Not‐ Roboter mit 1 bis n Beinen, wie z. B.
Aus‐Schalter aus dem Sicherheitskreis des Roboters ent‐ humanoide Roboter, Robotertiere,
fernt, dann muss dieser abmontiert oder abgedeckt wer‐ Roboterinsekten usw.
Fliegende Roboter als Flugzeug, Drohne,
den. Ballon, Rakete, Raumschiff usw.
Schwimmende Roboter als Containerschiff,
4. Roboter Fischerboot, Segeljacht usw.
Unterwassertechnik als Kameraroboter oder
Seit den 1960er Jahren, als man mit der Forschung im zur Exploration von Meeresbodenschätzen
Bereich der Mobilroboter begonnen hat, versucht man, Roboter mit schlangenförmiger Lokomotion
Roboter‐Amphibien
Roboter sinnvoll in Gruppen einzuteilen. Mit dem Kombiausführungen, wie Roboter, die aus
technischen Fortschritt hat man die Systematik immer diversen Kombinationen bestehen (Rad und
wieder mehr oder weniger angepasst. In Betracht dessen, Bein, Kette und Bein usw.)
dass alle Transportmittel und Lebewesen als Roboter ge‐ Sonderformen, wie z.B. Magnet‐
schweberoboter, kriechende, kletternde
macht werden können, ist es sinnvoll, eine generelle
Roboter
Gruppierung vorzunehmen und die Roboter gemäß Auf‐ Diese Gruppe ist sehr breit aufgestellt und
Tabelle 1 einzuteilen und zwar nach gaben ständig im Wachsen begriffen. Hier können nur
wenige Beispiele stellvertretend angeführt
Anwendungsbereich werden:
Einsatzgebiet
Transportfahrzeuge (Güter oder
Ausführung Personentransport)
Aufgaben Assistenzroboter (Handwerk, Industrie und
Logistik)
Bauroboter (Straßenbau, Tunnelbau, Hausbau
5. Roboterprogrammierung u.a.)
Reinigungsmaschinen (Straßen‐, Fassaden‐
und Fensterreinigung u.a.)
Im Buch werden mehrere Programmiersprachen gegen‐ Sicherheitsroboter (Bewachung von privaten
übergestellt. In der Abb. 2 wird zur Fehlerbehandlung Häusern, Banken, Sportstätten und
Stellung genommen. Industriegelände)
Tab. 1. Allgemeine Einteilung der Roboter (Hesse, Malisa
Der Ausfall von Industrierobotern kann durch das 2010)
Versagen einzelner Komponenten oder durch fehlerhaftes
Zusammenwirken von Systemelementen hervorgerufen
122
Stefan Hesse, Viktorio Malisa, Christof Hieger / Feedback zum Taschenbuch Robotik‐Montage‐Handhabung / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐
Abb. 3. Anlage zum Palettieren von Packstücken Abb. 4. Gliederung der Industrieroboterperipherie
(Darstell‐ung mit Software Robot‐Studio, ABB (Hesse, (Hesse, Malisa 2010)
Malisa 2010)
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010
123
7. AALE 2010, Wien
8. Roboter als Bearbeitungsmaschine Ein Beispiel aus dem Taschenbuch wird in der Abb. 7
vorgestellt. Gestaltungsregeln werden meistens mit den
Immer öfter wird der Industrieroboter als preiswerte folgenden Verben typisiert:
Bearbeitungsmaschine eingesetzt. Das betrifft häufig die
Vermeide…(Verhindern schlechter und verbote‐
Verfahren Fräsen, Entgraten, Schneiden und z.B. Schlei‐
ner Lösungen)
fen. Die Abb. 5 unterscheidet zwischen werkzeug‐ und
Minimiere…(Einsparung von Teilen, Operatio‐
werkstückführendem Roboter.
nen und Kontrollen)
Strebe an…(Ausschöpfung aller erreichbaren
Vorteile)
Vereinfache…(Rückführung auf einfachere und
sicherere Lösungen)
124
Spurschätzung bei mehrgliedrigen
Straßenfahrzeugen
Jens Jäkel&Robert Huber
HTWK Leipzig, Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, PF 30 11 66, D‐04251 Leipzig
Fraunhofer Institut für Verkehrs‐ und Infrastruktursysteme, Zeunerstraße 38, D‐01069 Dresden
Corresponding author E‐mail:jaekel@fbeit.htwk‐leipzig.de
Abstract: Für die automatische Achslenkung der Anhänger bei mehrgliedrigen Fahrzeugen ist zum
einen die Spur des Zugfahrzeugs als Soll‐Spur, zum anderen die Spur der Anhänger als Ist‐Spur zu
bestimmen. Die Bestimmung hat in einem fahrzeugfesten Koordinatensystem für eine bestimmte
Weglänge zu erfolgen. In diesem Beitrag werden hierfür lediglich relativ messende, fahrzeugfeste
Sensoren wie inkrementelle Radencoder und inertiale Messeinrichtungen verwendet. Zur Fusion der
Sensordaten wird ein Erweitertes Kalman‐Filter auf Basis eines kinematischen Einspurmodells genutzt.
Dieses schätzt die Längsgeschwindigkeiten und Gierraten der Fahrzeugmodule und auf dieser
Grundlage per Koppelnavigation die Spur der Fahrzeugmodule. Simulative Untersuchungen für einen
Versuchsträger, der aus einem Zugfahrzeug mit Anhänger besteht, zeigen, dass für relativ kleine
Querbeschleunigungen, wie sie bei Fahrzeugen zur Personenbeförderung auftreten,mit Radencodern
stationär und dynamisch genauere Ergebnisse als mit inertialen Messsystemen erzielt werden können.
Eine Ergänzung um Winkelsensoren in den Gelenken, die die Winkel zwischen den Fahrzeugmodulen
erfassen, ist sinnvoll.
Keywords: Navigation, mehrgliedriges Fahrzeug, Erweitertes Kalman‐Filter, Odometrie, INS
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FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 125
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mit
tan ,
, , (2a)
Abb. 1. Einspurmodell eines zweigliedrigen Fahrzeugs sin ∆ tan , tan , 1
,
mit starrer Achse A1 , (2b)
cos ∆ tan , tan ,
Grundlage der simulativen Untersuchungen bildet ein
validiertes dynamisches Modell eines Versuchsträgers.
Diese wird umstochastische Sensormodelle, die aus gegeben. Das zeitdiskrete Modell beschreibt die Koppel‐
Messdaten der Sensorik des Versuchsfahrzeugs navigation, d.h. die Bestimmung der aktuellen Fahrzeug‐
identifiziert wurden, erweitert. position aus der vorherigen. Dabei werden konstante
Geschwindigkeiten und Winkelgeschwindigkeiten
2. Kinematisches Fahrzeugmodell und während des ZeitintervallsTangenom‐
men.
Das kinematische Fahrzeugmodell ist ein Einspurmodell,
s. Abb. 1.Dieses ist u.a. dadurch gekennzeichet, dass die 3. Positions‐ und Spurschätzung
Vorderachse des Anhängermoduls vernachlässigt
wird.Zustandsgrößen dieses Modells sind die Minimal‐ 3.1. Schätzmodell
koordinaten zur Orts‐ und Lagebeschreibung in der xI‐yI‐ Bei Verzicht auf absolut messende Navigationssysteme
ist das kinematische Modell nicht vollständig beobacht‐
Ebene eines inertialen Koordinatensystems I,z=(xA1, yA1,
bar, da die Anfangsposition und ‐orientierung nicht
ψ1, ψ2)T, hierbei sind , die Koordinaten des bestimmbar sind.
Mittelpunktes der Hinterachse des Zugfahrzeugs und ψ1, Da für die Spurführungnur die gefahrene Spur, also die
ψ2die Gierwinkel beider Module. Als Eingangsgrößen zeitliche Folge der Position, in einem fahrzeugfesten
Koordinatensystem von Interesse ist, wird ein Schätz‐
werden die Lenkwinkel γ0 und γ2 verwendet. Das Modell
modell entwickelt, das die für die Koppelnavigation not‐
lautet wendigen Größen, die Längsgeschwindigkeiten der
Module und sowie die Gierraten und , als
Zustandsgrößen (Schätzgrößen) enthält. Hinzu kommt
als weitere Zustandsgröße (Schätzgröße) der Knick‐
winkelΔ . Das Schätzmodell ergibt sich zu
, ,
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Jens Jäkel & Robert Huber / Spurschätzung bei mehrgliedrigen Straßenfahrzeugen / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
tan Analog folgtfür die Achsen A1
Radencoder
Incremental encoder
INS
IMU
Knickwinkelsensor
Sensor for bending angle
Lenkwinkelsensor
Sensor for steer angle
Abb. 2. Fahrzeugsensoren
Abb. 3. Struktur des Erweiterten Kalman‐Filters
Die Messgleichungen für die Radwinkelgeschwindig‐
keiten ergeben sich wie folgt:
Für die Achse berechnen sich die Radgeschwindig‐ 4. Simulationsgestützte Validierung
keiten für linkes (L) und rechtes (R) Rad in Fahrzeug‐
längsrichtung zu Zur Validierung der Positionsschätzung wird in dieser
Arbeit ein SIMPACK‐Modell eines Versuchsträgers
, , , (4) verwendet. Das Modell wurde anhand der Messdaten,
die durch zahlreiche Testfahrten auf einer Teststrecke ge‐
Aus dem geometrischen Zusammenhang
wonnen wurden, validiert. Diese Teststrecke wird auch
1 4 tan im Folgenden zu Grunde gelegt. Einen Überblick über
1 ihren Verlauf gibt Abb. 5 (im oberen Bild durch eine
cos , , 2 tanγ
schwarze duchgezogene Linie dargestellt).
folgen die Radwinkelgeschwindigkeiten mit
, , ,
, , , (5)
, , ,
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7. AALE 2010, Wien
4.1. Bewertung des Spurfehlers
Für die automatische Achslenkung sind die Spur von
Zugfahrzeug und Anhänger in einem fahrzeugfesten
Koordinatensystem mit Ursprung im Mittelpunkt der
Achse zu bestimmen. Daher wird die Bewertung des
Spurfehlers ebenfalls in diesem fahrzeugfesten Koordi‐
natensystem vorgenommen. Dazu werden die geschätz‐
ten Positionsdaten und die Positionsmessdaten aus dem
validierten Fahrzeugmodell mittels affiner Transforma‐
tion aus dem Inertialsystem in das fahrzeugfeste Koordi‐
natensystem überführt (sieheAbb. 4). Aus praktischen
Gesichtspunkten wird zur Bewertung der maximale
Spurfehler herangezogen, der über ein Länge von 20 m, Abb. 5. Maximaler Spurfehler bei Koppelnavigation mit
dies entspricht ungefähr der dopplten Länge zwischen ungefilterten Messgrößen
den Mittelpunkten der Achsen und , entsteht.
4.2. Ergebnisse beiKoppelnavigation mit EKF‐gefilterten
Messsignalen
Es werden drei verschiedene Sensorkonfiguationen bei
einer Geschwindigkeit von 5 m/s untersucht:
1. INS auf Zug‐ und Anhängerfahrzeug
2. Ecoder an allen Rädern
3. alle verfügbaren Sensoren (INS, Encoder, Knick‐
winkelsensor)
Abb. 4. Bewertung des Spurfehlers Abb. 6 zeigt den maximalen Spurfehler bei Koppel‐
navigation nach Gl. (6) mit den durch das EKF fusionier‐
4.2.Ergebnisse beiKoppelnavigation mit Messdaten
ten Messsignalen für die drei genannten Sensorkonfigu‐
Als Referenz wird eine reine Koppelnavigation genutzt,
rationen und zum Vergleich bei Verwendung von Längs‐
wobei drei Fälle hinsichtlich der verwendeten Mess‐
geschwindigkeit und Lenkwinkeln (Modell).
größen betrachtet werden:
1. Positionsberechnung mit Gln. (1) und (2) unter
Verwendung der gemessenen Fahrzeuglängs‐
geschwindigkeit(Radencoder) und Lenkwinkel
(Lenkwinkelsensoren)
2. Positionsberechnung mit Gln. (1) und (6‐8) unter
Verwendung der gemessenen Radwinkel‐
geschwindigkeiten (Radencoder)
3. Positionsberechnung mit Gln. (1) unter Verwendung
der gemessenen Fahrzeuglängsgeschwindigkeit und Abb. 6. Maximaler Spurfehler bei Koppelnavigation mit
Gierraten (INS) EKF‐gefilterten Messgrößen
Die Ergebnisse für eine Geschwindigkeit von 5 m/s zeigt Mit den gefilterten INS‐Daten wird nunmehr eine
Abb. 5. Für den günstigsten Fall (Fall 1 : Geschwindigkeit Genauigkeit wie für die Koppelnavigation mit Ge‐
und Lenkwinkel gemessen) beträgt die maximale Ab‐ schwindigkeit und Lenkwinkeln erzielt. Die Fusion der
weichung bereits 1 m. Besonders groß ist die Ab‐ Encoderdaten hingegen bringt ehebliche Genauigkeits‐
weichung in den Kurven, was insbesondere auf die Ver‐ gewinne; der maximale Spurfehler beträgt nur noch ca.
nachlässigung der Querbeschleunigungen und damit der 0,5 m. Die Hinzunahme der Knickwinkelmessung bringt
Schwimmwinkel im kinematischen Modell zurück‐ hinsichtlich des Spurfehlers keine weitere Verbesserung.
zuführen ist. In der 180°‐Kurve beträgt die Quer‐ Abb. 7 und Abb. 8 zeigen die Verläufe der geschätzten
beschleunigung durchschnittlich 1 m/s, d.h. sie liegt noch Zustandsgrößen für das Zugfahrzeug sowie den
deutlich unterhalb des bei der Personenbeförderung Anhänger beim Durchfahren der 180°‐Kurve. Es ist zu
empfohlenen Maximalwertes von 1,5 m/s.Weiterhin ist zu sehen, dassfür alle Sensorkonfigurationen die Längs‐
sehen, dass die Messdaten des INS für eine Koppel‐ geschwindigkeiten beider Fahrzeugmodule stationär und
navigation aufgrund des schlechten Stör‐Nutzsignal‐ dynamisch genau geschätzt werden, wobei bei Ver‐
Verhältnisses ungeeignet sind. wendung des INS eine größere Varianz auftritt.
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130
Einbettung modellgestützter Fehler-
diagnose in vorhandene Regelungs-
systeme
Torsten Jeinsch*; Nick Weinhold** & Steven X. Ding***
*
Hochschule Lausitz (FH), D‐01968 Senftenberg, Großenhainer Straße 57.
**
Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr GmbH, D‐38518 Gifhorn, Rockwellstraße 16.
***
Universität Duisburg‐Essen, D‐47048 Duisburg, Bismarckstraße 81, BB.
*
Corresponding author E‐mail: tjeinsch@hs‐lausitz.de
Abstract: In diesem Beitrag wird ein Verfahren zur Fehlerdiagnose in mechatronischen Systemen vor‐
gestellt. Ziel des Verfahrens ist es, Informationen über potentielle Fehler im System basierend auf den
Signalen innerhalb der vorhandenen Regelungsstrukturen zu erlangen. Der damit verbundene, gerin‐
gere Implementierungsaufwand schont die Ressourcen des Echtzeitsystems. Darüber hinaus wird der
Aufwand im Rahmen der Entwicklung und Parametrierung des Diagnosesystems erheblich reduziert.
Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Diagnosesystems sind dabei durch ein hohes Maß an
Sicherheit und Genauigkeit bei der Fehleridentifizierung gekennzeichnet.
Keywords: modellgestützte Fehlerdiagnose, Fehlerdetektion, Fehleridentifikation, Motormanagement
1. Einleitung und den zum Teil erheblichen Kostenvorteilen gegenüber
der hardwarebasierten Überwachung durchgesetzt. Da‐
Der Einsatz mechatronischer Systeme hat in den vergan‐ bei werden statt zusätzlicher Sensoren (Hardwareredun‐
genen Jahren zu einer neuen Qualität und Leistungsfä‐ danz) echtzeitfähige Modelle für die Überwachung und
higkeit bei vielen technischen Produkten geführt. Die Diagnose in die Steuerung der Systeme integriert (Soft‐
Steuerung dieser Systeme besteht zumeist aus speziellen, wareredundanz), die z. B. auf Basis der Kraft‐, Moment‐
eingebetteten Regelungsstrukturen und den entspre‐ und Energiebilanzen erstellt werden können. Unter einer
chenden Schnittstellen für die Ankopplung verschiedens‐ Vielzahl verfügbarer Methoden für die softwaregestützte
ter Sensor‐ oder Stelleinrichtungen. Wachsende Anforde‐ Fehlerdiagnose erweisen sich die beobachtergestützten
rungen an die Qualität der Produkte und die steigende Methoden für den Einsatz in mechatronischen Systemen
Leistungsfähigkeit der eingebetteten Regelkreise führen als besonders geeignet (Chen & Patton 1999; Ding 2008;
häufig zu einer Erhöhung der Komplexität. Dies drückt Ding et al. 2005; Isermann 2003; Isermann 1994).
sich u.a. in einer steigenden Anzahl von Sensoren und Die Integration softwaregestützter Fehlerdiagnosesys‐
Stellgrößen, in der breiten Integration von intelligenten teme in Fahrzeuge, so z. B. im Rahmen von ESP oder des
und vernetzten Systemkomponenten und in der Zunah‐ Motormanagements, hat zu einer signifikanten Verbesse‐
me des Umfangs der Steuerungsfunktionalitäten aus. rung bei der Sicherheit und Zuverlässigkeit geführt und
Die Erhöhung der Komplexität äußert sich aber auch in damit nicht zuletzt zu einer deutlichen Leistungssteige‐
einem Anstieg der Fehlerwahrscheinlichkeiten in me‐ rung dieser Systeme beigetragen.
chatronischen Systemen. Dies hat zur Folge, dass die Ge‐ Im vorliegenden Beitrag wird ein Ansatz zur Integration
währleistung einer hohen Zuverlässigkeit und Verfüg‐ der Systemüberwachung und Diagnose in Modell‐ und
barkeit neben der Optimierung von Prozessparametern Regelungsstrukturen zunächst allgemein und dann bei‐
ein wichtiges Entwicklungsziel geworden ist. So wird die spielhaft für die Anwendung im Motormanagement von
Qualität der technischen Systeme zunehmend auch an Fahrzeugen vorgestellt. Ziel ist es, den wachsenden An‐
der Leistungsfähigkeit der Überwachungs‐ und Diagno‐ forderungen an Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit
sefunktionalität gemessen. Als Konsequenz sind heutzu‐ effizient und ressourcenschonend Rechnung zu tragen.
tage bereits erhebliche Anteile der Software für die Ü‐ Im Fokus steht neben der Begrenzung des Ressourcenbe‐
berwachung und Diagnose zuständig (Weinhold 2007). darfs im Echtzeitsystem insbesondere auch die Reduzie‐
Im Rahmen der gerade beschriebenen Entwicklung hat rung von den mit der Implementierung verbundenen
sich in vielen Bereichen die softwarebasierte Überwa‐ Kosten und Aufwendungen für die Bedatung und Appli‐
chung und Diagnose aufgrund ihrer hohen Flexibilität kation im Rahmen des Engineerings.
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7. AALE 2010, Wien
2. Klassische modellgestützte Fehlerdiagnose genden Fehlergröße) und ist ein entscheidendes Merkmal
für die Leistungsfähigkeit des Diagnosesystems. Eine
Bei den in den letzten Jahren entwickelten modellgestütz‐ wesentliche Herausforderung besteht dabei darin, die
ten Fehlerdiagnoseverfahren wird analytisches Prozess‐ ebenfalls in den Residuen (1) enthaltenen Störungen
wissen in Form von mathematischen Prozessmodellen durch z.B. Modellungenauigkeiten und Messrauschen
von den eigentlichen Fehlern zu unterscheiden.
Stellgrößen
Störungen Fehler Messgrößen
ui yi
Aktorik Prozess Sensorik
3. Einbettung der Fehlerdiagnose in Regelungsstruktu‐
Residuen
ri ren
Prozessmodell
yˆi Es ist Stand der Technik, dass das Prozessmodell als Kern
Softwareredundanz
des in Abb. 2 dargestellten Fehlerdiagnosesystems in
Abb. 1. Softwareredundanz und Residuen
Softwareform auf einem Mikroprozessor implementiert
wird und parallel zum Systembetrieb läuft. Die Aufstel‐
verwendet, um Informationen aus den vorhandenen Sen‐
lung, programmiertechnische Umsetzung und Implemen‐
soren für die Fehlerdiagnose gemäß der Struktur in Abb.
tierung des Systemmodells setzt somit
1. zu generieren. Die entstehenden Differenzsignale
ausgezeichnetes technisches Know‐how des zu
ri = yi − yˆ i (1)
modellierenden Systems,
solide mathematische und regelungstechnische
zwischen den Messgrößen yi und den nachgebildeten Kenntnisse zur Modellbildung,
Modellgrößen yˆ i werden als Residuen und der Vorgang optimierte programmiertechnische Umsetzung,
als Residuengenerierung bezeichnet. Mit Hilfe der analy‐ ein effektives Applikationsprogramm und
tischen Redundanz kann damit durch die Messung der ausreichende online Rechenkapazität sowie
Ein‐ und Ausgangssignale auf innere Größen des Prozes‐ Speicherplatz
ses, mit dem Ziel den Ursprungsort eines auftretenden voraus. Daraus ergeben sich für die Implementierung von
Fehlers durch die Residuenauswertung zu ermitteln, zu‐ zusätzlichen Prozessmodellen im Rahmen der modellge‐
rückgeschlossen werden. stützten Residuengenerierung heute aus praktischer Sicht
einige Nachteile. Zum Einen führt die Implementierung
Störungen Fehler der Parallelmodelle zu einem erheblichen Anstieg des
Stellgrößen Messgrößen Ressourcenbedarfs im Rahmen einer Echtzeitimplemen‐
Aktorik Prozess Sensorik tierung. Zum Anderen müssen diese Parallelmodelle die
oft hohe Komplexität von mechatronischen Systemen im
Zuge des Engineerings zusätzlich entwickelt und an den
Prozess angepasst (bedatet) werden.
Zur Vermeidung der oben genannten Nachteile und für
den praktischen Einsatz modellgestützter Diagnosesys‐
Residuengenerierung
teme wird ein Ansatz vorgestellt, der die bereits in der
Prozess- Residuen Regelung enthaltenen Prozessinformationen gezielt aus‐
modell nutzt und damit ohne zusätzliche für die Diagnose imp‐
Residuenauswertung
lementierte Parallelmodelle auskommt.
Das Vorgehen wird mit Bezug auf die Anwendung für
Fehler- Fehlerdetektion
diagnose eine bestimmte Regelungsstruktur vorgestellt. Für eine
Fehlerisolation
Fehleridentifikation Verallgemeinerung wird auf (Weinhold 2007) verwiesen.
Abb. 2. Klassischer Aufbau eines modellgestützten Diag‐
3.1. Lösungsansatz
nosesystems
Die Grundidee der Einbettung modellgestützter Überwa‐
chung und Fehlerdiagnose in Regelungsstrukturen be‐
Der Aufbau eines klassischen modellgestützten Diagno‐
steht darin, die vorhandenen Ein‐ und Ausgangssignale
sesystems ist in Abb. 2 dargestellt. Die Fehlerdiagnose
sowie weitere innerhalb der Regelungsstruktur vorhan‐
besteht aus der Gesamtheit von modellbasierter Residu‐
dene Signale zur Resduengenerierung und –auswertung
engenerierung und –auswertung. Ziel ist es, Fehler in
zu nutzen. Ausgangspunkt des Lösungsansatzes bildet
Aktuatoren, (Prozess‐) Komponenten und Sensoren zu
die bereits für das System entwickelte Regelungsstruktur.
identifizieren.
Der Detaillierungsgrad bei der Residuenauswertung er‐
streckt sich von der sicheren Fehlerdetektion (Erkennung,
dass ein Fehler im System aufgetreten ist) über die Feh‐
lerisolation (Bestimmung der fehlerhaften Komponente)
bis hin zur Fehleridentifikation (Ermittlung der vorlie‐
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Torsten. Jeinsch, Nick Weinhold, Steven .X. Ding / Einbettung modellgestützter Fehlerdiagnose in vorhandene Regelungssysteme / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
Störungen Fehler
Stellgrößen Messgrößen w u y
Vorsteuerung Prozess
Aktorik Prozess Sensorik
-
Regelung Prozess- ŵ ≈ w
modell
Prozess-
modell Führungsgrößen
Residuengenerierung Regler
Residuen Modellfolgeregelung
Residuenauswertung Abb. 4. Modellfolgeregelung
Fehler- Um das Arbeitsprinzip des Reglers zu verdeutlichen,
Fehlerdetektion
diagnose wird angenommen, dass die Regelstrecke bzw. das in der
Fehlerisolation
Fehleridentifikation Vorsteuerung realisierte inverse Streckenmodell nur in
Abb. 3. Einbettung der modellgestützten Diagnose in die einem bestimmten Frequenzbereich durch Übertragungs‐
vorhandene Regelungsstruktur funktionen Gs ( s ) bzw. Gs−1 ( s ) modelliert werden kann
und dass sich der gesamte Regelkreis durch
Dabei werden die bei der Implementierung und Ausle‐
gung der Regelung bereits genutzten Prozessinformatio‐ y ( s ) = Gs ( s ) u ( s )
nen (Prozessmodell) durch eine Kombination aus verfüg‐
baren Signalen innerhalb der Regelungsstruktur im Sinne
⎣ {
u ( s ) = Gs−1 ( s ) ⎡ w ( s ) + K ( s ) wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤
⎦ } (1)
der Definition in (1) für die Diagnose verfügbar gemacht. {
wˆ ( s ) = Gs ( s ) u ( s ) − K ( s ) wˆ ( s ) − y ( s ) }
Das Prinzip ist in Abb. 3 skizziert. Als Vorteil können die
Residuen direkt aus der Regelungsstruktur gewonnen
darstellen lässt. Somit gelten
werden, wodurch die explizite Implementierung eines
Gs ( s ) u ( s ) + K ( s ) y ( s )
Prozessmodells für die Fehlerdiagnose überflüssig wird.
Ausgehend vom Stand der Technik bilden modellgestütz‐ wˆ ( s ) =
te Auslegung und Implementierung von Reglern die Ba‐ 1 + K ( s)
sis für Regelungen von mechatronische Komponenten 1 + K ( s)
u( s) = Gs−1 ( s )
und Systeme. Dabei werden häufig auch (Teil‐)Modelle 1 + K ( s ) − K ( s ) Gs ( s ) Gs−1 ( s )
K ( s)
und inverse Modelle des Systems, zum Teil auch in ver‐ ⎛ ⎞
einfachter Form, zur geeigneten Anpassung an sich stän‐ ⎜ w ( s) − y ( s) ⎟
⎜
⎝ 1 + K ( s) ⎟
⎠
(2)
dig verändernde Bedingungen in die Regelkreise integ‐
riert. 1 + K ( s)
y ( s) = Gs ( s ) Gs−1 ( s )
Ein häufig verwendetes und sich als besonders effektiv 1 + K ( s ) − K ( s ) Gs ( s ) Gs−1 ( s )
{ }
erwiesenes Regelungskonzept ist die sogenannte Modell‐
⎡w ( s) + K ( s) w ( s) − y ( s) ⎤
folgeregelung, die im Folgenden näher betrachtet werden ⎣ ⎦
soll. Die Struktur ist in Abb. 4 schematisch dargestellt. := I ( s ) w ( s ) + I ( s ) K ( s ) ⎡⎣ w ( s ) − y ( s ) ⎤⎦ .
3.2. Eingebettete Residuengenerierung Bei einer geeigneten Wahl des Reglers K(s) kann man
Die Regelung fußt auf einem Vergleich zwischen der ge‐ trotz der vorhandenen Modellungenauigkeiten neben der
messenen Regelgröße y und der Onlineberechnung bzw. Systemstabilität ein gutes Führungs‐ und Störverhalten
Schätzung der Führungsgröße ŵ aus dem Prozessmo‐ erzielen (Weinhold et al. 2005).
dell. Die Abweichung der Regelgröße y von der Füh‐ Der Abgriff von Residuen kann in diesem Fall direkt aus
rungsgröße w wird durch eine Korrektur über den Reg‐ der Struktur basierend auf dem integrierten Prozessmo‐
ler K ( s ) mit der Abweichung ŵ − y ausgeglichen. dell erfolgen (Chen & Patton 1999; Isermann 2003; Iser‐
mann 1994; Weinhold 2007; Weinhold et al. 2005). Die
Berechnung der Schätzung
wˆ ( s ) = Gs ( s ) u ( s ) − K ( s ) ⎡⎣ wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤⎦ (3)
kann als Ausgangsbeobachter interpretiert werden. Somit
bilden die Schätzabweichung ŵ ( s ) − y ( s ) sowie das Reg‐
lerausgangssignal K ( s ) ⎡⎣ wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤⎦ Residuen, welche
sich in der Form
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 133
7. AALE 2010, Wien
r1 ( s) = wˆ ( s ) − y ( s )
Gs ( s ) u ( s ) − y ( s ) −1
r1 ( s) = wˆ ( s ) − y ( s ) = (4) = ⎡ ΔG ( s ) u ( s ) + fs ( s ) + Gk ( s ) fk ( s ) ⎤ ; (8)
1 + K ( s) 1 + K ( s) ⎣ s ⎦
r2 ( s) = K( s)r1 ( s).
und
Basierend auf dieser Gleichung kann man schließlich
r2 ( s) = K ( s ) ⎡⎣ wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤⎦ durch eine geeignete Residuenauswertung die Fehler
K ( s) (5) gezielt detektieren, isolieren und identifizieren (Weinhold
= ⎡G ( s ) u ( s ) − y ( s ) ⎤
1 + K ( s) ⎣ s ⎦ et al. 2005).
3.3. Residuenauswertung und Fehleranalyse
darstellen lassen. Die Regelungsstruktur mit eingebetteter Für die Residuenauswertung und weitere Analyse der
Diagnose ist in Abb.5 veranschaulicht. Fehlerursache werden in der Literatur eine Vielzahl von
Methoden und Verfahren vorgestellt (Chen & Patton
1999; Ding 2008; Ding et al. 2005; Isermann 2003; Iser‐
w u y
Vorsteuerung Prozess mann 1994; Patton et al. 2000; Weinhold 2007). Bei der
Isolierung verschiedenster Fehlertypen und für eine de‐
- taillierte Aussage über den Fehler einschließlich dessen
Prozess- ŵ ≈ w
Größe erweisen sich modellbasierte Methoden und Ver‐
modell
fahren als leistungsstark und zuverlässig.
In der betrachteten Struktur können zu diesem Zweck
Regler notwendige Prozessinformationen aus dem vorhandenen
r2 r1 Modell, wie in Abb.5 durch den gestrichelten Pfeil ange‐
Modellfolgeregelung
deutet, herangezogen werden. Dabei werden die Einflüs‐
se der Fehler auf das System durch so genannte Fehler‐
FDI modelle beschrieben.
Abb.5. Modellfolgeregelung mit eingebetteter Fehlerdi‐ In Kombination aus den Fehlermodellen und der Tatsa‐
agnose che, dass die Prozesse zumeist nichtlinearen Natur sind,
kann der einzelne Fehler unter Verwendung von Parame‐
Es ist anzumerken, dass die Stellgröße u und die Aus‐ terschätzverfahren im Rahmen eines Multi‐Modell An‐
gangsgröße y der Residuengenerierung mit satzes sehr gut und zuverlässig aus der Menge der mögli‐
chen Fehler bestimmt und dessen Größe geschätzt wer‐
wˆ ( s ) = Gs ( s ) u ( s ) − K ( s ) ⎡⎣wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤⎦
den (Weinhold 2007).
(6)
4. Anwendungsbeispiel Motormanagement
zugeführt werden. Diese in der Literatur als „open‐loop“
bezeichnete Struktur gewährleistet eine hohe Empfind‐ Neue Vorschriften und Gesetze zur Begrenzung der E‐
lichkeit bezüglich der zu entdeckenden Fehler und ist missionen von Kraftfahrzeugen und ein gestiegenes
unabhängig von den Eigenschaften der Modellfolgerege‐ Umweltbewusstsein in der Bevölkerung verlangen nach
lung. einem immer effizienteren Betrieb von Verbrennungs‐
Als Ergebnis enthalten die Residuen r1 ( s ) = wˆ ( s ) − y ( s ) kraftmaschinen. Moderne Diagnosesysteme unterstützen
und r2 ( s ) = K ( s ) ⎡⎣ wˆ ( s ) − y ( s ) ⎤⎦ alle erforderlichen Infor‐ hierbei neben der Fehlererkennung immer mehr auch im
Hinblick auf die Systemoptimierung und bedarfsorien‐
mationen zur Entdeckung von Sensor‐, Komponenten‐ tierte Wartung.
und Aktuatorfehlern. Das im Folgenden vorgestellte Luftsystem von Verbren‐
Um diese Aussage zu verdeutlichen, wird angenommen, nungskraftmaschinen sowie die zugehörige Regelung
dass sich der fehlerhafte Prozess durch und Überwachung innerhalb des Motormanagements
sind in einem hohen Maß für die Emissionen von Kraft‐
y ( s ) = Gs ( s ) u ( s ) + ΔGs ( s ) u ( s ) + f s ( s ) + Gk ( s ) f k ( s ) (7) fahrzeugen mitverantwortlich, wodurch dessen optimier‐
darstellen lässt, wobei mit ΔGs ( s ) , f s ( s ) und f k ( s ) Kom‐ ter und fehlerfreier Betrieb von entscheidender Bedeu‐
tung ist. Der Aufbau des hier betrachteten Luftsystems
ponenten‐, Sensor‐ und Aktuatorfehler bezeichnet wer‐
für einen Ottomotor mit Benzin‐Direkteinspritzung ist in
den. Unter Berücksichtigung der Regelung folgt dann
Abb. 6 und die zugehörige Regelungsstruktur in Abb. 7
skizziert. Die Information über die in die Zylinder strö‐
mende Luftmasse als zentrale Prozessgröße wird u.a. mit
Hilfe eines Drucksensorsignals ps , der Stellung der Dros‐
134
Torsten. Jeinsch, Nick Weinhold, Steven .X. Ding / Einbettung modellgestützter Fehlerdiagnose in vorhandene Regelungssysteme / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
selklappe α DK und eines Saugrohrmodells (Prozessmo‐ geschätzt werden. Dabei sei darauf hingewiesen, dass
dell) gewonnen und eingeregelt. (10) für die Implementierung in einer rekursiven Formel
berechnet werden kann (Unbehauen 1995).
Die Ergebnisse sind für den fehlerfreien Fall in der Abb. 8
r 2
Umgebungsdruck Saugrohrdruck
und Temperatur Abgasgegendruck
und Temperatur und Temperatur und für den fehlerbehafteten Fall in den Abb. 9 und Abb.
Saugrohrdruck- und
10 über die Zeit dargestellt, wobei die durchgezogene
Temperatursensor Abgassystem Linie jeweils die Parameterschätzung und die gestrichelte
Luftfilter Linie den zugehörigen Schwellwert markiert.
Es zeigt sich, dass neben einer funktionierenden Fehler‐
Massenstrom isolierung auch die Schätzung der Fehlergröße brauchba‐
über DK Massenstrom
Leck Saugrohr zum Brennraum Massenstrom zum re Ergebnisse liefert.
Abgassystem
Abb. 6. Schema des Luftsystems für einen Ottomotor mit
Δp
Benzin‐Direkteinspritzung Schp
Aus Abb. 7 ist ersichtlich, dass es sich bei der vorliegen‐
den Regelungsstruktur eben um die in Abschnitt 3.2 un‐
ΔA
tersuchte Modellfolgeregelung handelt, so dass gemäß SchA
den Ausführungen die Signale am Regelereingang und –
ausgang als Residuen für die Überwachung und Fehler‐
diagnose ausgewertet werden können. Abb. 8. fehlerfreie Situation
αDK pS
Momenten-
koordination
Vorsteuerung Δp
Drosselklappe
- Schp
Motor
pˆS ΔA
SchA
r2 -
FDI Prozessmodell
Regler
Abb. 9. Ergebnisse bei Offsetfehler im Drucksensor
r1
(50mbar)
Abb. 7. Regelungsstruktur mit eingebetteter Diagnose für
das Luftsystem
Δp
Schp
Die Residuenauswertung wird an dieser Stelle beispiel‐
haft an der Unterscheidung zwischen einem Offsetfehler
im Saugrohrdrucksensor Δp und einem Leck im Saug‐ ΔA
rohr ΔA gezeigt. Nutzt man die nichtlinearen Eigen‐ SchA
schaften des Luftsystems für einen Multi‐Modell Ansatz
mit Abb. 10. Ergebnisse bei einem Leck im Saugrohr (7mm²)
⎡ r2 ( AP1 ) ⎤ ⎡ FΔp ( AP1 ) FΔA ( AP1 ) ⎤ 5. Zusammenfassung und Ausblick
⎢ ⎥ ⎢ ⎥ ⎡ Δp ⎤
⎢ M ⎥=⎢ M M ⎥⎢ ⎥ (9)
⎢ r ( AP ) ⎥ ⎢ F ( AP ) F ( AP ) ⎥ ⎣{ ΔA ⎦ Im vorliegenden Beitrag wurde ein alternativer Ansatz
⎣12424 n ⎦ ⎢
⎣ Δp n ΔA n ⎥
⎦ zur Implementierung eines eingebetteten modellgestütz‐
3 1444424444 3 P
R F ten Diagnosesystems für mechatronische Systeme vorge‐
stellt. Die Leistungsfähigkeit des Ansatzes konnte dabei
Wobei FΔp , FΔA die entsprechenden Fehlermodelle und im Zusammenhang mit der Anwendung für das Luftsys‐
tem eines Verbrennungsmotors nachgewiesen werden.
APi den i‐ten Arbeitspunkt kennzeichnen, so können die
Der hier vorgestellte Ansatz besticht insbesondere durch
Fehler dann unter Verwendung z.B. des Least‐Squares
eine Reduzierung des Aufwands sowohl bei der Realisie‐
Verfahrens durch
rung als auch bei der Implementierung eines modellba‐
sierten Diagnosesystems. Eine Gegenüberstellung mit
−1
Pˆ = ⎡⎣ F T F ⎤⎦ F T R (10) dem klassischen Ansatz für modellbasierte Diagnosesys‐
teme wird in Abb. 11 vorgenommen.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 135
7. AALE 2010, Wien
Abb. 11. Vergleich zwischen dem klassischen und neuen
Ansatz
136
Eingebettete Programmierung von
Industrierobotern mit b-CAP
Alexander Kempf
DENSO EUROPE B.V.
alexander_kempf@denso‐auto.de
Abstract: Die Programmierung von Industrierobotern erfolgt heute meist auf der Robotersteuerung.
Dies erfordert eine Einarbeitung in die herstellerabhängige Programmiersprache und Philosophie.
Zusätzlich müssen Protokolle zum Austausch von Daten und Zuständen mit anderen
Automatisierungskomponenten durch den Benutzer implementiert werden. Ein für den Roboter
typisches Handbediengerät bringt häufig einen Bruch in der Mensch‐Maschine‐Schnittstelle mit sich.
In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten einer Einbettung von Robotern basierend auf einem
Netzwerkprotokoll aufgezeigt. Netzwerkprotokolle sind grundsätzlich sprach‐ und
betriebssystemunabhängig und auf einer großen Zahl von Plattformen verfügbar. Damit sind sie ein
gutes Medium, um Daten über Betriebssystem‐ und Programmiersprachgrenzen hinweg einfach und
effizient auszutauschen. Durch eine offene Schnittstelle, die auch den Eingriff in die
Bewegungsplanung erlaubt, können Industrieroboter auf einfache Weise wesentlich enger in
Automatisierungssysteme integriert werden.
Keywords: Industrieroboter, Integration, Eingebettete Programmierung, Netzwerkprotokoll, ORiN
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 137
7. AALE 2010, Wien
138
Kempf, Alexander / Eingebettete Programmierung von Industrierobotern mit b‐CAP / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010
139
7. AALE 2010, Wien
Die «Slave»‐Funktionalität (externe Bahnplanung) ermög‐
licht Anwendungen, bei denen ein geschlossener Regel‐
kreis erforderlich ist. Erwartet wird hier eine sehr enge
Verknüpfung mit Sensoren und Bildverarbeitungssyst‐
emen. Speziell für die eingangs beschriebenen Mess‐ und
Prüfapplikationen stellt diese Funktionalität eine Grund‐
voraussetzung dar.
Die externe Bahnplanung erlaubt es zudem sehr exakte
Simulationen zu erstellen, sofern die Simulationsumge‐
bung auf dasselbe Bahnplanungsmodul zugreifen kann
wie die spätere Produktivumgebung. Eine Einbettung der
Bewegungsplanung in CAD‐Umgebungen würde die
nahtlose Hardware‐ und Softwareentwicklung mit
integrierter Simulation und Überwachung der fertigen
Applikation in derselben Umgebung ermöglichen.
Um dem für viele Applikationen erforderlichen Determi‐
nismus gerecht zu werden, muss die Verwendung eines
Echzeitnetzwerkprotokolls in Erwägung gezogen
werden, um bei der Nutzung der «Slave»‐Funktionalität
die korrekte Zustellung der Interpolationsdaten zu
garantieren.
8. Referenzen
Japan Robot Association (2004). The ORiN Forum,
Available from: http://www.orin.jp/e/index.html,
Accessed: 2009‐01‐07
National Instruments (2009). ImagingLab Robotics
Library for DENSO, Available from :
http://sine.ni.com/nips/cds/view/p/lang/en/nid/207993
, Accessed: 2010‐01‐07
140
Sensornetzwerk mit aktiven Kameras
zur Objektverfolgung
Prof. Dr.-Ing. Karl Kleinmann
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
Hochschule Darmstadt
kleinmann@eit.h‐da.de
Abstract: This paper describes the components of a network of low‐cost cameras, each with pan‐tilt
capability, used for tracking objects. The goal of the research is to enhance the performance of the overall
system by intelligent coordination among the sensor peers as opposed to optimizing each camera’s indi‐
vidual recognition capability. The redundancy of the system is used to detect and suppress local inaccu‐
racies and to provide a higher fidelity of the global detection. The cameras pan/tilt in order to keep the
tracked object centered within each image and send out each camera’s line‐of‐sight to their peers by
broadcast. If a camera looses track of the object it still moves according to the triangulated object positi‐
on, avoiding the task of re‐localizing the object in the image once the tracked object is again visible to the
camera. The system is designed as a pure peer‐to‐peer approach with no master and with distributed
decision making. The intended application of this work is tracking objects within a robot cell or within
the vicinity of an industrial robot.
Keywords: optical sensor network; pan/tilt cameras; object localization and tracking; intelligent coor‐
dination; peer‐to‐peer approach
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 141
7. AALE 2010, Wien
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Karl Kleinmann / Sensornetzwerk mit aktiven Kameras zur Objektverfolgung / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 143
7. AALE 2010, Wien
I
Abb. 5. GUI für Systementwicklung und ‐test 5. Literatur
Man erkennt im Live‐Bild der Kamera ein «X», mit dem Abelkader, M.; Chellappa, R.; Qinfen, Z. & Chan, A.
die angenommene 2D‐Objektposition markiert wird. (2006). Integrated Motion Detection and Tracking for
Rechts daneben wird das verarbeitete Binärbild darge‐ Visual Surveillance, Proc. of the IEEE Int. Conf. on
stellt. Daneben existieren eine Reihe von Debugging‐ Computer Vision Systems.
Funktionalitäten für den Entwickler, so z.B. Schieberegler Aghajan, H. & Cavallaro, A. (2009). Multi‐Camera Net‐
zum manuellen Verfahren der Kamera oder Anzeigen für works, Academic Press, ISBN 978‐0123746337
die verbundenen Sensoren im Netzwerk (im Bild drei Araki, S.; Matsuoka, T.; Takemura, H. & Yokoya, N.
«fremde»). Das Konfidenzmaß ist im GUI farbig dar‐ (1998). Real‐Time Tracking of Multiple Moving Ob‐
gestellt (rot, gelb, grün). jects in Moving Camera Image Sequences using Ro‐
bust Statistics, 14th Int. Conf. on Pattern Recognition
4. Status und Ausblick Denzler, J. & Paulus, D. (1994). Active Motion Detection
and Object Tracking, Proc. of the IEEE Int. Conf. on
Das beschriebene System verfolgt das in Abb. 5 gezeigte Image Processing
Fahrzeug stabil und robust, auch wenn dieses Objekt für Feng, P.; Xuanyin, W. & Quanqiang, W. (2004). Moving
einen Teil der Sensoren temporär durch Hindernisse ver‐ Object Tracking Research Based on Active Vision, 5th
deckt wird oder Störungen in Form anderer sich bewe‐ World Congress on Intelligent Control & Automation
gender Objekte auftreten («durch das Bild laufen»). Migliore, D.; Matteucci, M. & Naccari, M. (2006). A Reva‐
Im praktischen Aufbau wurde das System mit bis zu fünf luation of Frame Difference in Fast and Robust Moti‐
Sensoren erfolgreich getestet; der Koordinationsmecha‐ on Detection, Proc. of the 4th ACM Int. Workshop on
nismus ist skalierbar, was in einer Simulation auch für Video Surveillance and Sensor Networks
mehr Sensoren nachgewiesen wurde. Im nächsten Schritt Papanikolopoulos, N.; Khosla, P. & Kanade, T. (1993).
soll das System reale Objektverfolgungsaufgaben in einer Visual Tracking of a Moving Target by a Camera
Roboterzelle übernehmen. Mounted on a Robot : A Combination of Control and
Der wesentliche Schritt im Hinblick auf eine industrielle Vision. IEEE Transactions on Robotics and Auto‐
Anwendung ist die Hardwareintegration, was insbe‐ mation, Vol. 9, Issue 1, February 1993, pp. 14‐35, ISSN
sondere die Portierung der Software auf eine Embedded‐ 1042‐296X
Plattform erfordert. Fernziel wäre ein integrierter, draht‐ Ren, Y.; Chua, C. & Ho, Y. (2003). Motion Detection with
loser, aktiver, «intelligenter» Kamerasensor mit «echtem» Nonstationary Background. Machine Vision and Appli‐
Zoom, der auch aus Kostensicht in großer Stückzahl in cations, Vol. 13, Issue 5‐6, March 2003, pp. 332‐343,
einem Sensornetzwerk eingesetzt werden kann. ISSN 0932‐8092
144
Sensor System for Obstacle and Lane
Detection for an Autonomous Vehicle
Wilfried Kubinger & Jürgen Kogler
University of Applied Sciences Technikum Wien, Höchstädtplatz 5, A‐1200 Vienna, Austria
AIT – Austrian Institute of Technology, Donau‐City‐Str. 1, A‐1220 Vienna, Austria
kubinger@technikum‐wien.at; juergen.kogler@ait.ac.at
Abstract: This paper summarizes the design and experimental results of a stereo sensor system for
obstacle and lane marker detection. The sensor is based on a stereo setup and executes two independent
algorithms for obstacle and lane detection. Both algorithms are suitable for real‐time systems, since the
algorithms are particularly designed for fast and efficient execution. The algorithms were implemented
on an embedded real‐time stereo vision system. Our sensor system was part of the sensor suite of the
autonomous vehicle RED RASCAL of the team SciAutonics / Auburn Engineering. RED RASCAL
participated at the National Qualification Event (NQE) in the DARPA Urban Challenge 2007 in
Victorville, CA, USA. Our sensor system did a great job and detected obstacles, lane markers as well as
lane borders with a high reliability.
Keywords: Sensor System, Stereo Vision, Autonomous Vehicle, DARPA Urban Challenge
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 145
7. AALE 2010, Wien
For 2007, the team built a new vehicle based on the calculation time of 100 ms, about 90 ms were allocated to
lessons learned from the former challenges. The new both vision algorithms and the remaining 10 ms were
vehicle was a modified Ford Explorer and was adapted used by system tasks of the stereo sensor system. The
for ʺdrive‐by‐wireʺ. The vehicle remained ʺstreet legalʺ stereo head of the sensor was mounted on the dashboard
and readily drivable on public highways. It was called while the DSP box was located in the trunk of the
RED RASCAL to reflect its close relation to its autonomous vehicle. Fig. 3 shows the sensor system
predecessor. The vehicle and the team SciAutonics / integrated into RED RASCAL.
Auburn Engineering are shown in Fig. 1.
Fig. 1. RED RASCAL (left) and the Team SciAutonics /
Auburn Engineering (right)
2.3. Sensor Suite
Sensors were needed for both localization (GPS, IMU,
etc.) and perception (obstacle and road detection). A
strategy of redundancy was employed to provide
measurements from some sensors when others were not Fig. 2: System Concept of the Stereo Vision Sensor
available or in the case of the failure of a particular
sensor. The main sensor for vehicle localization was a
single antenna Navcom SF‐2050 DGPS (Differential GPS)
receiver with Starfire satellite‐based corrections provided
by Navcom. A Honeywell HG1700 tactical grade six
degree of freedom IMU was used to measure
translational accelerations and angular rates. A NovAtel
Beeline RT20 dual antenna GPS system was used for
obtaining the initial vehicle orientation, as well as Fig. 3. Stereo Vision Sensor integrated into RED RASCAL
longitudinal and lateral velocities (Bevly & Porter 2007). (left ‐ stereo head, right ‐ computer box)
The vehicle used two types of environmental sensors
for obstacle and vehicle avoidance: LIDAR (Light Since the sensor system itself consisted of two off‐the‐
Detection and Ranging) sensors and the embedded stereo shelf cameras and only a small computer system, it was
vision sensor. The capabilities of these sensors mandatory for the vision algorithms to be very efficient to
overlapped to provide the redundancy desired to protect fulfill the real‐time requirements. However, the needed
against sensor failure and improve reliability of calculations for the algorithm were very time consuming
measurements. The embedded stereo vision system was and it was very challenging to fulfill the real‐time
used as near‐ and mid‐range (13 ft to 65 ft) obstacle requirements.
sensing system.
3.1. Obstacle Detection
3. Sensor System for Obstacle and Lane Detection The obstacle detection algorithm detected relevant objects
within the field of view. It used a predictive variant of the
Our sensor system was dedicated to detect obstacles and v‐disparity algorithm (Labayrade et al. 2002), which
lane markers in front of the autonomous vehicle in real‐ provided a coarse grid for searching the disparity space
time. Fig. 2 shows an overview of the system layout of the efficiently based on prior knowledge about vehicle state
sensor system. and road geometry. This met real time constraints with a
The sensor system was based on a stereo setup processing time of about 70ms for two images of 640x480
(Gonzalez & Woods 2002) and consisted of a pair of pixels. The algorithm consisted of two modules, pitch
Basler A601f monochrome cameras with a resolution of determination and obstacle detection. First, the pitch is
656 (H) x 491 (V) and a quantization of 8 bits/pixel. Both determined from the vertical movements of far objects.
cameras were connected by a 400 MBit‐FireWire interface Second, the ground plane is determined using this pitch
to the embedded vision system. The frame rate of the information. Third, obstacles are detected that are above
sensor was 10 fps (frames per second) to cope with the the ground plane with a limitation in width and height.
real‐time requirements of the vehicle. Of the available
146
Wilfried Kubinger, Jürgen Kogler / Sensor System for Obstacle and Lane Detection for an Autonomous Vehicle / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
The novelty of this method is the combination of RASCAL participated successfully at DARPA Grand
dynamic pitch determination based on image features Challenge 2005 achieving rank 13 in the race. Due to an
and the detection of obstacles near to the ground plane accident in the second test run leading to some serious
(Travis et al. 2006). mechanical damages on the vehicle, RED RASCAL was
not able to qualify for the final event on November 3,
3.2. Lane Detection 2007, the Urban Grand Challenge.
For extraction of lane markers and lane borders, only the
left camera image was used. To overcome the
performance bottlenecks and quality problems, the
algorithm was specifically designed to achieve real‐time
performance. The layout of this algorithm is shown in
Fig. 4.
Fig. 4. Overview of the lane detection algorithm
Fig. 5. Obstacle Detection Example – Test runs in a rough
For the extraction of lanes, five independent steps
terrain to test both obstacle detection and bouncing
were necessary. First of all, all potential edges were
compensation capabilities of the sensor system
enhanced using a Finite‐Impulse‐Response (FIR) filter
(Gonzalez & Woods 2002). In the second step, the image
was converted into a binary image. The threshold for this
operation was calculated automatically for each image
using the Otsu algorithm (Otsu 1979). In the next step, the
binary image was searched for lines ‐ which represented
possible lane markers ‐ using the Hough transformation
(Duda & Hart 1972). Local maxima in the Hough matrices
were an indicator for lines with specific parameters. Here,
it was important to identify candidates for possible lanes
in the image. In the last step, all found lines were
analyzed by a decision engine to eliminate all those
which were not part of the lane boundaries due to
reasoning.
4. Results
Fig. 6. Obstacle Detection Example – Visualization of
The sensor system was integrated and used in both detected objects in front of the vehicle
RASCAL and RED RASCAL for Grand Challenge 2005
and Urban Challenge 2007.
During Grand Challenge, only obstacle detection was
used. An example of a test run of the sensor system is
shown in Fig. 5. The estimated pitch was used to
compensate the bouncing of the vehicle. The position of
detected obstacles (direction and distance) was sent to the
vehicle’s brain. A snap shot of such position information
is presented in Fig. 6.
During the qualification runs for the Urban Challenge Fig. 7. Lane Detection Example: Original Image (left),
event at Victorville, CA, USA, the sensor system was after the FIR filter block (middle left), after thresholding
used for obstacle and lane marker detection. An example using Otsu’s method (middle right), and corresponding
of detected lanes is given in Fig. 7. Fig. 8 presents an lines in original image (right).
exemplary output of detected lane markers and obstacles
on a road with live traffic.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 147
7. AALE 2010, Wien
148
Entwicklungen in der
Sicherheitstechnik
DI (FH) Christoph Linzer
SICK GmbH
office@sick.at
Abstract: Intelligente Sensorik‐Lösungen erlauben mehr Freiraum in Produktionsbereichen, sie
gewährleisten die Sicherheit des Bedienpersonals und sie erhöhen die Produktivität.
Eine Entwicklung die sich übergreifend über alle Branchen weiter abzeichnet. Die Anforderungen an
die Absicherung von Maschinen haben sich mit der fortschreitenden Automatisierung von Anlagen
mehr und mehr verändert. Früher wirkten Absicherungen im Arbeitsprozess eher störend, daher wurde
oft ganz auf sie verzichtet. Heute ist das undenkbar! Der technische Fortschritt und die immer kürzeren
Bearbeitungs‐ und Durchsatzzeiten erfordern einen immer höheren Automatisierungsgrad bei
gleichbleibend hoher Qualität des Produktionsergebnisses. Der Arbeitgeber ist für die Sicherheit seiner
Angestellten verantwortlich, denn lt. Gesetzgeber müssen Maschinen ergonomisch und der
Qualifikation des Bedieners entsprechend betrieben werden können und dabei auch sicher sein.
Keywords: Gefahrenstellenabsicherung, Zugangsabsicherung, Gefahrbereichsabsicherung
Überblick Absicherungen
Gefahrenstellen- Zugangs- Gefahrbereichs-
absicherung absicherung absicherung
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 3
Folie 1: Die Sicherheit von Maschinen hängt im großen Umfang von der korrekten Anwendung von Richtlinien und
Normen ab. Verantwortlich für die Einhaltung dieser Richtlinien und Normen sind die Hersteller bzw.
Innverkehrbringer von Maschinen und Anlagen. In Anbetracht der Globalisierung eine große Herausforderung.
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 149
7. AALE 2010, Wien
Gefahrenstellenabsicherung
Direkter Zugriff in den Gefahrenbereich
Sehr nahe an der Gefahrenstelle
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 4
Folie 2: Im Fokus von Hersteller und Betreiber von Maschinen steht – neben der zu garantierenden Sicherheit – auch die
Wirtschaftlichkeit. Denn nur dann, wenn Schutzeinrichtungen von Maschinen perfekt in den Arbeitsprozess integriert
sind, sorgen sie für die Sicherheit der MitarbeiterInnen und unterstützen die Produktivität.
Gefahrenbereichsabsicherung
In Kombination mit Zutrittsabsicherung
Überwachung des Bereichs hinter der Zutrittsabsicherung
Früher keine
Heute Sicherheitslaserscanner
7. Fachkolloquium für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Fachhochschulen, Wien 2010 6
Folie 3: Dank innovativer Techniken, wie den berührungslos wirkenden Schutzeinrichtungen (BWS), ist das heute
möglich. Um jedoch allen Anforderungen von Hersteller und Betreiber gerecht zu werden, ist ein umfangreiches
Expertenwissen, Applikationswissen und eine langjährige Erfahrung notwendig.
150
Automatisches Tracking der Ge-
sichtsmimik
Luth Nailja; Ach Roland
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Amberg‐Weiden
n.luth@haw‐aw.de
Abstract: Automatische Mimikerkennung und Kodierung ist eine große Herausforderung beim Aus‐
werten von Gesichtsaufnahmen. In diesem Artikel wird eine Methode zur Verfolgung relevanter Ge‐
sichtsmerkmale vorgeschlagen. Die verwendeten Merkmale entsprechen dem MPEG‐4 Facial Animati‐
on Standard und repräsentieren minimale Muskelbewegungen. Die nachfolgende Klassifikation mittels
Hidden‐Markov‐Modellen erlaubt das Unterscheiden von sechs verschiedenen Gesichtsausdrücken.
Darüberhinaus lässt sich, basierend auf dem MPEG‐4 FA Standard, eine virtuelle Gesichtsanimation
durchführen. Zum Testen und Trainieren der vorgschlagenen Verfahren wurde eine eigene Mimik‐
Datenbank aufgebaut.
Keywords: Tracking Gesichtsmimik, Lucas‐Kanade‐Algorithmus, Hidden‐Markov‐Klassifikation,
MPEG‐4 Facial Animation
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 151
7. AALE 2010, Wien
dung 1 zeigt einen Überblick über die Funktionsweise des 3.1. Markieren der Merkmalspunkte (Labeln)
Systems. Im weiteren Text wird die Bezeichnung FP (aus In dieser Arbeit werden 19 Punkte aus 4 Gesichtsregionen
dem Englischen für Feature Points) für Merkmalspunkte (Augenbrauen, Augen, Nase Mund) als Merkmale defi‐
verwendet. niert. Sie entsprechen einer Teilmenge der im MPEG‐4
Facial Animation Standard festgelegten Punkte. Sie wer‐
den zunächst manuell im 1. Frame einer Bildfolge mar‐
kiert (siehe Abbildung 2) und danach über alle folgenden
Frames mit Hilfe des Lucas‐Kanade Verfahrens (Baker &
Matthews 2004) verfolgt.
Abb. 2. markierte Merkmalspunkte
MPEG‐4 Facial Animation (FA) ist der Teil des Standards,
welcher sich mit der effizienten Kodierung der Form und
der Bewegung des menschlichen Gesichts befasst. Er
definiert 84 Merkmalspunkte (FPs) in den verschiende‐
nen Gesichtsregionen. Abbildung 3 zeigt die im MPEG‐4
Standard definierten FPs.
Abb. 1. Systemüberblick
Die Merkmalsextraktion wird für alle Frames einer Se‐
quenz durchgeführt. Für die sechs zu erkennenden Ge‐
sichtsausdrücke sowie für ein zusätzliches Zurückwei‐
sungsmodell existiert je ein diskretes Hidden‐Markov‐
Modell (HMM). Jedes HMM übernimmt eine Folge von
Observations‐Symbolen welche aus den Merkmalen ge‐
neriert wurden und berechnet deren Emissons‐
Wahrscheinlichkeit. Aus den vorliegenden 7 Wahrschein‐
lichkeiten wird diejenige mit dem größten Wert ausge‐
wählt (Maximum Likelihood Decision). Diese bestimmt
somit um welchen Gesichtsausdruck es sich handelt bzw.
ob die Merkmale nicht zugewiesen werden konnten.
3. Merkmalsextraktion
Gesichtsmimiken enstehen duch das dynamische Zu‐
sammenspiel von Gesichtsmuskeln. Jede Mimik kann
durch ihr Bewegungsmuster charakterisiert und unter‐
schieden werden. Das Ziel der Merkmalsextraktion ist es,
genau dieses Bewegungsmuster zu erfassen und so die zu
analysierenden Datenmenge auf das Wesentliche zu re‐
duzieren. Diese Merkmale finden sich nur in Bildsequen‐
zen, nicht in Standbildern. Das entwickelte Merkmalsex‐
traktionsverfahren umfasst folgende Schritte:
a. Markieren der Merkmalspunkte (FP‐labeling)
b. Verfolgen der Merkmalspunkte (FP‐tracking)
c. Normalisieren der Merkmalspunkte (FP‐norm.) Abb. 3. Merkmalspunkte des MPEG‐4 FA Standards, aus
d. Generierung der Merkmalsvektoren und Quan‐ (Pandzic & Forchheimer 2002)
tisierung
152
Nailja Luth, Roland Ach / Automatisches Tracking der Gesichtsmimik / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9
7. AALE Angewandte Automatisierung in Lehre und Forschung
FH Technikum Wien, 11./12. Feb. 2010 153
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Nailja Luth, Roland Ach / Automatisches Tracking der Gesichtsmimik / F‐AR, ISBN 978‐3‐902759‐00‐9