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Mathematik - Vorkurs

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Goethe-Universität - Frankfurt am Main

1 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


MAVO
Mathematik-Vorkurs am Fachbereich Wirtschaftwissenschaften

Diese Foliensätze zum Mathematik-Vorkurs und die dazugehörige


Aufgabensammlung sind im Rahmen meiner Tätigkeit am Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität entstanden.

Ich bedanke mich herzlich bei Prof. Dr. Michael Weba, Dr. Olga Borozdina,
Markus Kontny, Steffen Peterskovsky und Kevin Rink sowie den
wissenschaftlichen Hilfskräften und dem Vorkurs-Tutorenteam für wertvolle
Korrektur- und Verbesserungsvorschläge.

Ich weise hiermit ausdrücklich darauf hin, dass ich sämtliches Kursmaterial
ausschließlich zur Verwendung im Rahmen der Mathematik
Vorkurs-Veranstaltungen an der Goethe-Universität zur Verfügung stelle.
Eine Weitergabe an Dritte sowie das Nutzen zu kommerziellen Zwecken ist
nicht erlaubt.

Frankfurt am Main, im Dezember 2015


Nora Dörmann

2 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


Mathematik - Vorkurse
Literaturempfehlungen

◮ Sydsæter, K.; Hammond, P. mit Strøm, A.: Mathematik für


Wirtschaftswissenschaftler - Basiswissen mit Praxisbezug.
Pearson, 4. Auflage.
◮ Merz, M.; Wüthrich, M.: Mathematik für Wirtschafts-
wissenschaftler - Die Einführung mit vielen ökonomischen
Beispielen. Vahlen.
◮ Merz, M.: Übungsbuch zur Mathematik für Wirtschafts-
wissenschaftler. Vahlen.

Sekundärliteratur:
◮ Böker, F.: Formelsammlung für Wirtschaftswissenschaftler
- Mathematik und Statistik. Pearson.

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Mathematik - Vorkurse
Online-Mathematik-Brückenkurs

Ein weiteres Angebot der Goethe-Universität ist der


Online-Mathematik-Brückenkurs (OMB):

www.omb.uni-frankfurt.de

In diesem Online-Kurs kann Gelerntes wiederholt, Wissens-


lücken geschlossen und Kenntnisse überprüft werden. Der
Kurs ist kostenlos.

Die Betreuung erfolgt über Online-Tutoren.

Zusätzlich zu den Fachbereich-spezifischen Vorkursen können


Sie gerne auch dieses Angebot nutzen.

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Mathematik - Vorkurse
Kapitelübersicht

1. Einführung
2. Gleichungen
3. Univariate Funktionen
4. Differenziation
5. Kurvendiskussion
6. Integralrechnung

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Kapitel 1: Einführung
Inhalt

1.1 Grundlagen

1.2 Potenzen

1.3 Vereinfachung algebraischer Ausdrücke

1.4 Wurzelgesetze

1.5 Ungleichungen

1.6 Intervalle

1.7 Absolutbeträge

1.8 Summen- und Produktzeichen

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1.1 Grundlagen
Das Zahlensystem
◮ Natürliche Zahlen: N = {1, 2, 3, . . .}
◮ Ganze Zahlen: Z = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .}

◮ Rationale Zahlen: Q = ba | a ∈ Z, b ∈ N
Rationale Dezimalbrüche sind immer periodisch. Es wird dabei
unterschieden in:
- Endlich rationale Dezimalbrüche
Beispiel: 18 = 0, 125
- Unendlich rationale Dezimalbrüche
Beispiel: 75 = 0, 714285714285 . . .
- Irrationale Zahlen sind nicht-periodische, unendliche
Dezimalbrüche √
Beispiele: 2, π
◮ Reelle Zahlen: R = {x | x ist eine Dezimalzahl}

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1.1 Grundlagen
Rechengesetze
Es seien a, b, c ∈ R. Es gelten folgende Rechengesetze:
◮ Addition
- Kommutativgesetz: a+b =b+a
- Assoziativgesetz: (a + b) + c = a + (b + c)

◮ Multiplikation
- Kommutativgesetz: a·b =b·a
- Assoziativgesetz: (a · b) · c = a · (b · c)

◮ Distributivgesetze
a · (b + c) = a · b + a · c
(a + b) · c = a · c + b · c

◮ Vorzeichengesetze
− (a + b) = −a − b
− (a − b) = −a + b
a · (−b) = (−a) · b = − (a · b)
(−a) · (−b) = a · b
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1.1 Grundlagen
Binomische Formeln
Für alle reellen Zahlen a und b gilt:
◮ 1. binomische Formel
(a + b)2 = (a + b) · (a + b) = a2 + 2ab + b2
◮ 2. binomische Formel
(a − b)2 = (a − b) · (a − b) = a2 − 2ab + b2
◮ 3. binomische Formel
(a + b) · (a − b) = a2 − b2

Für höhere Potenzen lassen sich binomische Formeln mit dem


binomischen Lehrsatz verallgemeinern:
m
   
m P m i m−i m m!
(a + b) = a b , wobei =
i=0 i i (m − i)! · i!

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1.2 Potenzen
Potenzschreibweisen

Allgemein:

. . · a} = an (a – Basis; n – Exponent)
| · .{z
a
n-mal

Definitionen:
◮ a0 = 1 für a 6= 0

1
◮ a−n = , wobei n ∈ N und a 6= 0
an

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1.2 Potenzen
Potenzgesetze
Für a, b, c ∈ R und m, n ∈ N gilt:
◮ am an = am+n

◮ (am )n = amn = (an )m

am 1
◮ = am−n = n−m
an a

◮ am a−m = a0 = 1

◮ (ab)m = am bm
 a m am
◮ = = am b−m
b bm
◮ (abc)m = am bm c m
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1.3 Vereinfachung algebraischer Ausdrücke
Rechenregeln für Brüche
Es seien a, b ∈ R und c, d, e ∈ R\{0}.

a·d a
◮ =
c·d c
−a (−1) · a a
◮ = =
−c (−1) · c c

a a (−1) · a a −a a
◮ − = (−1) · = = = =
c c c (−1) · c c −c

a b a+b
◮ + =
c c c
a b a·d +c·b
◮ + =
c d c·d
a b a·b
◮ · =
c d c·d
a d a e
◮ : = ·
c e c d
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1.4 Wurzelgesetze
Quadratwurzel

1 √
2

Quadratwurzel: a2 = a= a für a ≥ 0

Rechenregeln:
√ √ √
◮ ab = a · b für a, b ≥ 0
q √
◮ a
= √a für a ≥ 0, b > 0
b b

1
1 √ √ √
Für r = 2 gilt: (a + b) 2 = a + b 6= a+ b

Die Quadratwurzel ist nicht-negativ:


Für die Gleichung x 2 = 4 existieren zwei Lösungen

x 2 = 4 ⇐⇒ x = ± 4 = ±2 .

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1.4 Wurzelgesetze
Wurzel- und Potenzgesetze
Für a > 0 und n ∈ N wird die n-te Wurzel definiert als
1 √
a n = n a,
wobei
 1
n √
n
n √  √  √ 
an = a = n a · n a · ... · n a = a
| {z }
n−mal

Für a, b > 0 und n, m ∈ N gelten folgende Rechenregeln:


√n √ √
◮ ab = n a · n b
q √n
◮ n a = √ a
b n
b
q
◮ n 1 = √ n
1
b b
p
m n
√ p√ √ 1
◮ a = n m a = mn a = a mn

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1.4 Wurzelgesetze
Wurzel- und Potenzgesetze
Für Potenzen mit gebrochenen Exponenten mit a > 0 und q ∈ N,
p ∈ Z gilt:
p
 1 p √ p 1 √
aq = aq = q a = (ap ) q = q ap

Für Potenzen mit rationalen Exponenten mit a, b > 0, n, m ∈ N und


p, q ∈ Q gilt:
√ √ √
◮ n ap · m aq = nm apm+qn

n p
a nm

◮ √
m q
a
= apm−qn
q √ q √
m n nm
◮ ap = apq


n

n
q
n p
◮ ap · bp = (ab)

√ q 
n
a p n a p
◮ √
n p
b
= b

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1.5 Ungleichungen
Schwache und strikte Ungleichungen
Die Zahl a ist größer als die Zahl b, wenn der Ausdruck a − b positiv ist bzw.

a > b oder b < a.

Falls a ≥ b, dann a − b ≥ 0.

Ungleichungen werden unterschieden in:


◮ > und < : Strikte bzw. starke Ungleichungen
◮ ≥ und ≤ : Schwache Ungleichungen
Rechenregeln:
Für a, b, c ∈ R gilt:
◮ a>b ⇒a+c >b+c
◮ a > b und b > c ⇒ a > c
◮ a > b und c > 0 ⇒ ac > bc
◮ a > b und c < 0 ⇒ ac < bc
◮ a < b und c < d ⇒ a + c < b + d

Alle Rechenregeln gelten auch für schwache Ungleichungen.


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1.5 Ungleichungen
Multiplikation mit negativen Zahlen & Doppelungleichungen

◮ Werden beide Seiten einer Ungleichung mit einer


negativen Zahl multipliziert, kehrt sich die Richtung des
Ungleichheitszeichens um.

Beispiel: 6 < 8 | ·(−2) ⇐⇒ −12 > −16

◮ Die Ungleichungen
a≤z und z<b
können zu einer Doppelungleichung zusammengefasst
werden:
a≤z<b
Dabei sind die Ungleichheitszeichen nur in eine Richtung
erlaubt.

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1.6 Intervalle
Definitionen
(a, b) a<x <b Offenes Intervall von a bis b

[a, b] a≤x ≤b Abgeschlossenes Intervall von a bis b

(a, b] a<x ≤b Halboffenes Intervall von a bis b


(linksseitig offenes und rechtsseitig
abgeschlossenes Intervall von a bis b)

[a, b) a≤x <b Halboffenes Intervall von a bis b


(linksseitig abgeschlossenes und rechtsseitig
offenes Intervall von a bis b)

◮ [a, ∞): alle Zahlen x mit x ≥ a.


Das Intervall besitzt keine obere Schranke.
◮ (−∞, b): alle Zahlen x mit x < b.
Das Intervall besitzt keine untere Schranke.

Die Länge eines Intervalls ist als b − a definiert .


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1.7 Absolutbeträge
Definition

Es sei a eine reelle Zahl. Der Abstand zwischen a und 0 heißt


dann Absolutbetrag:
(
a falls a ≥ 0
|a| =
−a falls a < 0

Somit gilt:

|a| < b ⇐⇒ −b < a < b


|a| ≤ b ⇐⇒ −b ≤ a ≤ b

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1.8 Summen- und Produktzeichen
Summenzeichen
Um Summen der Form a1 + a2 + . . . + an−2 + an−1 + an vereinfacht
darzustellen, wird das Summenzeichen verwendet:
X n
ai
i=1

Dabei ist i = 1 der Summationsindex oder die untere Summengrenze, n die


obere Summengrenze und der Ausdruck ai der i-te Summand.

Rechenregeln:
Für ai , bi , c, d ∈ R gilt:
P n
◮ c = c + c + c + ... + c = n · c
i=1
| {z }
n Summanden
n
P n
P
◮ c · ai = c · a1 + . . . + c · an = c (a1 + . . . + an ) = c · ai
i=1 i=1
Pn n
P n
P
◮ (ai + bi ) = ai + bi
i=1 i=1 i=1
Pn n
P n
P
◮ (cai + dbi ) = c · ai + d · bi
i=1 i=1 i=1

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1.8 Summen- und Produktzeichen
Summenzeichen - Arithmetisches Mittel

Das Summenzeichen wird häufig in der Statistik verwendet.

Beispiel:
Berechnen Sie das arithmetische Mittel von x1 , x2 , . . . , xn . Die
Stichprobe habe dabei einen Umfang von n.

Das arithmetische Mittel berechnet sich aus der Summe der


Werte von xi beginnend bei i = 1 bis i = n, die dann durch den
Stichprobenumfang dividiert wird:
1
x̄ = n · (x1 + x2 + x3 + . . . + xn−2 + xn−1 + xn )
Pn
= n1 · xi
i=1

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1.8 Summen- und Produktzeichen
Produktzeichen
Um Produkte der Form a1 · a2 · . . . · an−1 · an vereinfacht darzustellen, wird
das Produktzeichen verwendet:
Yn
ai
i=1

Dabei ist i = 1 der Laufindex oder die untere Grenze, n die obere Grenze
und der Ausdruck ai der i-te Faktor.

Rechenregeln:
Für ai , bi , c ∈ R und m, n ∈ N gilt:
Qn
◮ ai = am · . . . · an für m ≤ n
i=m
n
Q k
Q n
Q
◮ ai = ai für k = 1, . . . , n − 1
ai ·
i=1 i=1 i=k +1
n n
 
Q Q
◮ (c · ai ) = c n · ai
i=1 i=1
Qn n
Q n
Q
◮ (ai · bi ) = ai · bi
i=1 i=1 i=1
n
Q n+k
Q
◮ ai = ai−k
22 i=1
Goethe-Universität i=1+k
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1.8 Summen- und Produktzeichen
n Fakultät

Für n ∈ N ist der Ausdruck n Fakultät definiert als

n! = 1 · 2 · 3 · . . . · (n − 2) · (n − 1) · n

bzw.
n
Q
n! = i.
i=1

Zudem gilt 0! = 1.

Weitere Eigenschaften:
◮ (n + 1)! = n! · (n + 1)
√ 
n n
◮ n! ≈ 2πn · e (Stirlingsche Formel für große n ∈ N)

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Kapitel 2: Gleichungen
Inhalt

2.1 Lösen einfacher Gleichungen

2.2 Quadratische Gleichungen

2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten

2.4 Nichtlineare Gleichungen

2.5 Ungleichungen

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2.1 Lösen einfacher Gleichungen
Äquivalenzumformungen

Gesucht werden alle Werte einer Variablen, die eine vorge-


gebene Gleichung erfüllen.

Beispiele:
4b+3 2b+16
1.) 4a + 8 = 2a + 6 2.) b+1 = b+1 +2 3.) a = 4b + 3c

Um die Gleichungen zu lösen, sind folgende Äquivalenz-


umformungen auf beiden Seiten der Gleichung erlaubt:
I Addition oder Subtraktion derselben Zahl
I Multiplikation mit derselben (oder Division durch dieselbe)
Zahl, wobei diese ungleich Null sein muss
Besitzen zwei Gleichungen dieselbe Lösung, heißen sie
äquivalent.

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2.1 Lösen einfacher Gleichungen
Beispiel 1

Mithilfe von Äquivalenzumformungen wird die Gleichung nach


ihrer Variablen a aufgelöst:

4a + 8 = 2a + 6 | −2a

2a + 8 = 6 | −8

2a = −2 | :2

a = −1
Beispiel 1 besitzt die eindeutige Lösung a = −1.

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2.1 Lösen einfacher Gleichungen
Beispiel 2

Da die Division durch Null nicht definiert ist, müssen unde-


finierte Ausdrücke zunächst für unzulässig erklärt und der
Definitionsbereich der Gleichung festgesetzt werden.
Für das Beispiel
4b + 3 2b + 16
= +2
b+1 b+1

darf b nicht den Wert (−1) annehmen. Somit gilt

D = R\ {−1}.

Weiterhin:
Mithilfe von Äquivalenzumformungen kann man zeigen, dass
diese Gleichung keine Lösung besitzt.

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2.1 Lösen einfacher Gleichungen
Beispiel 3
Die Gleichung
a = 4b + 3c
besitzt mehrere Lösungen.

Zum Beispiel sind diese Lösungen möglich:


a = 1000 b = 100 c = 200
a = 10 b=1 c=2
a = 4, 25 b = 0, 5 c = 0, 75
Legt man zwei Variablen (z.B. a und b) fest, so erhält man eine
Gleichung mit der Unbekannten c, welche eindeutig nach c
aufgelöst werden kann. Die Gleichung hat somit unendliche
viele Lösungen.

Allgemein gilt: Gleichungen besitzen entweder genau eine,


keine oder unendlich viele Lösungen.
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2.2 Quadratische Gleichungen
Allgemeine quadratische Gleichung und Normalform

Es sei folgende quadratische Gleichung gegeben:

ax 2 + bx + c = 0 , wobei a 6= 0

a, b, c sind Konstanten und x ist eine Unbekannte.

Division durch a ergibt:


b c
x2 + x+ =0
a a
Dies entspricht der Darstellung in Normalform

x 2 + px + q = 0
b c
mit p = und q = .
a a

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2.2 Quadratische Gleichungen
Quadratische Gleichungen mit q = 0
Für eine quadratische Gleichung mit q = 0 folgt:

x 2 + px = 0

Faktorisieren führt zu den zwei möglichen Lösungen:


x 2 + px = 0

⇐⇒ x · (x + p) = 0

x =0 x +p = 0
x = −p

Die quadratische Gleichung x 2 + px = 0 besitzt somit die


Lösungen
x =0 und x = −p.

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2.2 Quadratische Gleichungen
Quadratische Gleichungen mit p = 0

Eine quadratische Gleichung mit p = 0 führt zu

x2 + q = 0

Freistellen nach x 2 ergibt:

x 2 = −q

Fallunterscheidung:
I Für q > 0 existiert keine Lösung.

I Für q ≤ 0 existieren die Lösungen x1,2 = ± q

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2.2 Quadratische Gleichungen
Quadratische Ergänzung - p/q-Formel
Für den allgemeinen Fall wird mithilfe der quadratischen
Ergänzung die p/q-Formel hergeleitet.

x 2 + px + q = 0

x 2 + px = −q

p 2 p 2
x 2 + px + 2 = −q + 2

p 2 p 2
x+ 2 = −q + 2
q
p p 2
x+ 2 = ± 2 −q
q
p 2
x1,2 = − p2 ± 2 −q

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2.2 Quadratische Gleichungen
p/q-Formel - Faktorzerlegung
Der Radikant wird unterschieden in:
2
I p − q > 0 : es existieren zwei reelle Lösungen
2
2
I p

2 − q = 0 : es existiert eine doppelte reelle Lösung
2
I p

2 − q < 0 : es existiert keine reelle Lösung

Sind x1 und x2 Lösungen von x 2 + px + q = 0, kann die


Gleichung auch mithilfe der Faktorzerlegung dargestellt
werden:
x 2 + px + q = (x − x1 ) · (x − x2 )

Weitere Eigenschaften:

x1 + x2 = −p und x1 · x2 = q

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2.2 Quadratische Gleichungen
p/q-Formel - Biquadratische Gleichungen
Mit der p/q-Formel können auch biquadratische Gleichungen
der Form

ax 4 + bx 2 + c = 0

gelöst werden. Division durch a 6= 0 führt zu:

x 4 + ba x 2 + c
a =0
b
Setzt man p = a und q = ac , erhält man

x 4 + px 2 + q = 0.

Substitution von x 4 durch y 2 sowie x 2 durch y führt zu

y 2 + py + q = 0.

Für y ≥ 0 existieren nur reelle Lösungen .

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2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten
Zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten
Gegeben seien zwei lineare Gleichungen mit den zwei Unbe-
kannten a und b.
Es werden nun alle Werte von a und b, die beide Gleichungen
erfüllen, gesucht.

Beispiel:

I 3a + 6b = 18
II 8a + 2b = −8

Lösungsmethoden:
I Substitutionsmethode
I Eliminationsmethode
I (Gauss-Jordan-Algorithmus)

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2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten x, y
Substitutionsmethode

Vorgehensweise:
1. Eine der Gleichung nach einer Variablen auflösen.
2. Ergebnis in die zweite Gleichung einsetzen.
3. Lösung für die zweite Variable ermitteln.

Hier:
1. 3a + 6b = 18 ⇐⇒ 3a = 18 − 6b ⇐⇒ a = 6 − 2b
2. 8 · (6 − 2b) + 2b = −8 ⇐⇒ 48 − 16b + 2b = −8
⇐⇒ −14b = −56 ⇐⇒ b = 4
3. a = 6 − 2 · 4 = −2

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2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten
Eliminationsmethode
Eine der beiden Variablen wird eliminiert, indem ein geeignetes
Vielfaches einer der beiden Gleichungen zur anderen addiert oder
von dieser subtrahiert wird.

I 3a + 6b = 18

II 8a + 2b = −8 |· (−3)

I 3a + 6b = 18

II −24a − 6b = 24

−21a = 42

a = −2
=⇒ b = 4

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2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten
Allgemeine Lösung

Für ein allgemeines Gleichungssystem mit zwei Gleichungen


und zwei Unbekannten
I ax + by = c
II dx + ey = f
erhält man die Lösungen:
ce − bf af − cd
x= und y=
ae − bd ae − bd
Voraussetzung:

ae − bd 6= 0

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2.3 Lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten
Lösungsmöglichkeiten

Ein Gleichungssystem bestehend aus zwei linearen


Gleichungen und zwei Unbekannten erfüllt eine von drei
Lösungsalternativen:

I Genau eine Lösung:


Jeder Variablen kann genau ein reeller Zahlenwert
zugeordnet werden.

I Unendlich viele Lösungen:


Eine Gleichung ist das k -fache, wobei k 6= 0, der anderen
Gleichung.

I Keine Lösung:
Die Gleichungen widersprechen sich.

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2.4 Nichtlineare Gleichungen
Produkt von mehreren Faktoren
Ein Produkt von mehreren Faktoren kann nur dann Null sein,
wenn mindestens einer der Faktoren Null ist.
Beispiel 1 :
(x − 2) · (x + 3) · (x − 5) = 0
Lösungen: x1 = 2 ; x2 = −3 ; x3 = 5

Beispiel 2:
x · (x − 5) · (x 2 + 4) = 0
Lösungen: x1 = 0; x2 = 5

Wichtig:
Es dürfen keine Faktoren aus einer Gleichung eliminiert
werden, die eventuell Null sein könnten.
Beispiel: x 2 = 3x 3 ist nicht äquivalent zu 1 = 3x.

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2.4 Nichtlineare Gleichungen
Gleichheit von zwei Produkten mit gemeinsamem Faktor

Für die Gleichheit von zwei Produkten mit gemeinsamem


Faktor gilt:
a·b =a·c
ist äquivalent zu

a=0 oder b = c,

denn

a · b = a · c ⇐⇒ a · b − a · c = a · (b − c) = 0.

Aus a · b = a · c mit a 6= 0 folgt b = c.

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2.5 Ungleichungen
Division durch eine negative Zahl

Ungleichungen werden ähnlich wie Gleichungen mithilfe von


Äquivalenzumformungen gelöst. Dabei gilt insbesondere:

Werden beide Seiten einer Ungleichung durch eine negative


Zahl dividiert, kehrt sich das Ungleichungszeichen um.

Beispiel:
5 · (7 − 2x) > 5

⇐⇒ 35 − 10x > 5 | −35

⇐⇒ −10x > −30 |: (−10)

⇐⇒ x < 3

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2.5 Ungleichungen
Quadratische Ungleichungen
Die Lösungsmenge einer quadratischen Ungleichung kann mithilfe
der Faktorzerlegung ermittelt werden.
Beispiel:
x 2 + 4x − 5 ≥ 0 ⇐⇒ (x + 5) · (x − 1) ≥ 0
Fallunterscheidung:
I Beide Faktoren seien nicht negativ
x +5 ≥ 0 x −1 ≥ 0
x ≥ −5 x ≥ 1
L1 = {x ∈ R |x ≥ 1 }
I Beide Faktoren seien nicht positiv
x +5 ≤ 0 x −1 ≤ 0
x ≤ −5 x ≤ 1
L2 = {x ∈ R |x ≤ −5 }
Lösungmenge:
L = L1 ∪ L2 = {x ∈ R|x ≥ 1} ∪ {x ∈ R|x ≤ −5} = R\(−5; 1)
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2.5 Ungleichungen
Ungleichungen mit Brüchen

Enthält eine Ungleichung Brüche, deren Nenner eine Variable


besitzt, wird zunächst der Definitionsbereich der Ungleichung
festgelegt. Im Anschluss wird dann mithilfe einer Fallunter-
scheidung die Lösungsmenge ermittelt.

Beispiel:
x −5
≥1
3−x
Da der Nenner nicht Null werden darf, muss gelten:

D = R\ {3}

Fallunterscheidung:
I Nenner sei positiv.
I Nenner sei negativ.

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2.5 Ungleichungen
Ungleichungen mit Brüchen
1. Fall: Nenner sei positiv 2. Fall: Nenner sei negativ
3−x >0 3−x <0

−x > −3 −x < −3

x <3 x >3

x − 5 ≥ 1 · (3 − x) x − 5 ≤ 1 · (3 − x)

x −5≥3−x x −5≤3−x

2x ≥ 8 2x ≤ 8

x ≥4 x ≤4

L1 = {} L2 = {x ∈ R|3 < x ≤ 4}
L = L1 ∪ L2 = {x ∈ R|3 < x ≤ 4} = (3; 4]

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2.5 Ungleichungen
Ungleichungen mit Beträgen
Beispiel: |9x + 5| ≤ 50

1. Fall: Betrag sei positiv 2. Fall: Betrag sei negativ


9x + 5 ≥ 0 9x + 5 < 0

9x ≥ −5 9x < −5

x ≥ − 95 x < − 59

9x + 5 ≤ 50 − (9x + 5) ≤ 50

9x ≤ 45 −9x − 5 ≤ 50

x ≤5 −9x ≤ 55

x ≥ − 55
9

5
L2 = x ∈ R| − 55 ≤ x < − 59
 
L1 = x ∈ R| − ≤x ≤5
9 9

L = L1 ∪ L2 = x ∈ R| − 55 ≤ x ≤ 5 = − 55
  
9 9
;5

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Kapitel 3: Univariate Funktionen
Inhalt

3.1 Definitionen

3.2 Graphen von Funktionen

3.3 Lineare Funktionen

3.4 Quadratische Funktionen

3.5 Kubische Funktionen

3.6 Polynome

3.7 Rationale Funktionen

3.8 Potenzfunktionen

3.9 Exponentialfunktionen

3.10 Logarithmusfunktionen

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3.1 Definitionen
Funktionen mit einer Variablen

Es sei x eine reelle Variable mit dem Definitionsbereich D. Eine


reelle Funktion ist dann eine Vorschrift, die jeder Zahl x ∈ D
eindeutig eine reelle Zahl zuordnet.

Durchläuft x den Definitionsbereich D, erhält man den Werte-


bereich W als Menge der Werte von f (x).

Meistens wird eine Funktion durch die Buchstaben f , g, F oder


Φ (insbesondere in der Statistik) bezeichnet.

Ist f eine Funktion, dann bezeichnet f (x) den Wert, den die
Funktion f einer Zahl x zuordnet. f (x) ist dann der Funktions-
wert von f an der Stelle x.

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3.1 Definitionen
Funktionen mit einer Variablen

f (x): f von x

f - Symbol für die Funktion


f (x) – Wert der Funktion f an der Stelle x

y = f (x)

x – unabhängige, exogene Variable


y – abhängige, endogene Variable

Definitionsbereich D einer Funktion:


Menge der möglichen Werte der unabhängigen Variablen

Wertebereich W einer Funktion:


Menge der möglichen Werte der abhängigen Variablen
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3.1 Definitionen
Definitions- und Wertebereich einer Funktion

Ohne festgelegten Definitionsbereich ist die Beschreibung einer


Funktion unvollständig.

Wird eine Funktion durch eine mathematische Formel


angegeben, besteht ihr Definitionsbereich D aus den möglichen
Werten der unabhängigen Variablen, solange explizit nichts
anderweitig angegeben wird.

Beispiele:
1
I f (x) = x+8
Definitionsbereich: D = {x ∈ R|x 6= −8}

I f (x) = x
Definitionsbereich: D = {x ∈ R|x ≥ 0}

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3.2 Graphen von Funktionen
Kartesisches Koordinatensystem

Graphen einer Funktion f mit einer Variablen werden in einem


rechtwinkligen, kartesischen Koordinatensystem dargestellt.

Diese besitzt die Eigenschaften:


I x - Achse: horizontale Achse, Abszisse
I y - Achse: vertikale Achse, Ordinate
I Schnittpunkt der Achsen: Ursprung, Nullpunkt
I xy -Ebene mit vier Quadranten
I Jeder Punkt P der Ebene mit x = a und y = b kann durch
das entsprechende Koordinatenpaar (a | b) dargestellt
werden

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3.2 Graphen von Funktionen
Kartesisches Koordinatensystem

Abbildung 1: Abbildung 2:
Koordinatensystem Darstellung von Punkten

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3.2 Graphen von Funktionen
Kartesisches Koordinatensystem

Der Graph einer Funktion einer Variablen entspricht der Menge


aller Punkte (x | f (x)), wobei x zum Definitionsbereich der
Funktion f gehört.

Beispiel:
f (x) = x 2 − 4x + 3

Wertetabelle:
x 0 1 2 3 4
f (x) 3 0 −1 0 3

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3.2 Graphen von Funktionen
Wichtige Graphen

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3.3 Lineare Funktionen
Definition

Die Funktion mit der Darstellung

y = ax + b ,

wobei a und b Konstanten sind, ist definiert als lineare


Funktion.

Ihr Funktionsgraph entspricht folglich einer Geraden.

Sei f mit

y = f (x) und f (x) = ax + b

die Funktion, die jedem Wert von x einen Funktionswert y


zuordnet, dann heißt die Funktion linear.

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3.3 Lineare Funktionen
Steigung einer linearen Funktion

a entspricht der Steigung der Geraden bzw. der Funktion

f (x + 1) − f (x) = a (x + 1) + b − (ax + b) = a

I Für a > 0
Die Gerade steigt mit wachsendem x.
Je größer der Wert von a ist, desto steiler ist die Gerade.

I Für a < 0
Die Gerade fällt mit wachsendem x.
Je größer der Wert von a ist, desto flacher ist die Gerade.

I Für a = 0
Die Gerade verläuft parallel zur x-Achse.

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3.3 Lineare Funktionen
Y -Achsenabschnitt einer linearen Funktion

Für a = 0 ist

y = ax + b = b.

Der y -Achsenabschnitt der linearen Funktion entspricht b.

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3.3 Lineare Funktionen
Bestimmung der Steigung einer Geraden

Um die Steigung einer Geraden zu ermitteln, werden zwei ver-


schiedene Punkte P (x1 | y1 ) und Q (x2 | y2 ) auf der Geraden
gewählt.

y2 −y1
Mithilfe ihrer Koordinaten wird der Quotient x2 −x1 bestimmt.

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3.3 Lineare Funktionen
Bestimmung der Steigung einer Geraden

Die Steigung einer Geraden y wird somit definiert als


y2 − y1
a= , wobei x1 6= x2 .
x2 − x1
Eigenschaften:
I Werden die gewählten Punkte vertauscht, bleibt der Wert
der Steigung gleich.

I Der Wert der Steigung ist unabhängig von der Wahl der
Punkte auf der Geraden.

I Die Steigung einer Geraden gibt die Änderung des Wertes


von y wieder, wenn x um eine Einheit erhöht wird.

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3.3 Lineare Funktionen
Punkt-Steigungs-Formel

Eine Gerade mit der Steigung a verlaufe durch den Punkt


(x1 | y1 ). Die Gleichung der Geraden kann dann mithilfe der
Punkt-Steigungsformel ermittelt werden.

Dafür sei (x | y ) ein beliebiger Punkt auf der Geraden.

Die Steigung lautet dann


y − y1
= a.
x − x1

Folglich besitzt die Gleichung einer Geraden mit der Steigung a


durch den Punkt (x1 | y1 ) die Darstellung

y − y1 = a · (x − x1 ).

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3.3 Lineare Funktionen
Zwei Punkte-Formel

Gegeben seien die Punkte (x1 | y1 ) und (x2 | y2 ), wobei


x1 6= x2 .

Die Gleichung der Geraden wird folgendermaßen bestimmt:


1.) Berechnen der Steigung:
y2 − y1
a=
x2 − x1

2.) Einsetzen des Werts für a in die Punkt-Steigungsformel


y − y1 = a · (x − x1 ) ergibt:
y2 − y1
y − y1 = · (x − x1 )
x2 − x1

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3.3 Lineare Funktionen
Graphische Lösung von linearen Gleichungen

Gegeben sei ein Gleichungssystem mit zwei linearen


Gleichungen und zwei Unbekannten x und y der Form:

ax + by = c
dx + ey = f

Die Koordinaten eines Schnittpunktes zweier Geraden erfüllen


beide Geradengleichungen.

Die Koordinaten des Schnittpunktes sind somit Lösung des


Gleichungssystems.

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3.3 Lineare Funktionen
Graphische Lösung von linearen Gleichungen - Beispiel 1

x + y = 5
x − y = −1

Lösung: x = 2, y = 3, Schnittpunkt: (2 | 3)

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3.3 Lineare Funktionen
Graphische Lösung von linearen Gleichungen - Beispiel 2

3x + y = −7
x − 4y = 2

Lösung: x = −2, y = −1, Schnittpunkt: (−2 | −1)

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3.3 Lineare Funktionen
Graphische Lösung von linearen Gleichungen - Beispiel 3

3x + 4y = 2
6x + 8y = 24

Die Graphen der Gleichungen sind zwei zueinander parallel


verlaufenden Geraden.
Es gibt keinen Schnittpunkt bzw. keine Lösung.

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3.3 Lineare Funktionen
Darstellung von linearen Ungleichungen - Beispiel
Stellen Sie graphisch alle Zahlenpaare (x | y ) dar, die die
Ungleichung 2x + y ≤ 4 erfüllen.

Die Menge aller Punkte (x | y ), die die Gleichung y = −2x + 4


erfüllen, ist eine Gerade.
Die Menge aller Punkte (x | y ), die die Ungleichung y ≤ −2x + 4
erfüllen, liegt auf und unterhalb der Geraden.
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3.4 Quadratische Funktionen
Allgemeine quadratische Funktion
Die allgemeine quadratische Funktion ist definiert als
f (x) = ax 2 + bx + c,
wobei a, b und c Konstanten sind und a 6= 0 gilt. Ihr Funktions-
graph ist eine Parabel und besitzt folgende Eigenschaft:
I Für a < 0: nach unten offene Parabel
I Für a > 0: nach oben offene Parabel

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3.4 Quadratische Funktionen
Eigenschaften von quadratischen Funktionen

Nullstellen:
I Für welche Werte von x nimmt die quadratische Funktion
den Wert Null an?

ax 2 + bx + c = 0

Extremstellen:
I Für welche Werte von x wird der Funktionswert minimiert
bzw. maximiert? (Bestimmung des Scheitelpunkts der
Parabel)

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3.4 Quadratische Funktionen
Nullstellen von quadratischen Funktionen
Um Nullstellen von quadratischen Funktionen

f (x) = ax 2 + bx + c

zu bestimmen, werden diese gleich Null gesetzt und als


quadratische Gleichung gelöst:

ax 2 + bx + c = 0

Mithilfe der quadratischen Ergänzung oder pq-Formel können


x1 und x2 als Lösungen der quadratischen Gleichung und somit
die Nullstellen der quadratischen Funktion bestimmt werden.
Dabei gilt:

ax 2 + bx + c = a · (x − x1 ) · (x − x2 )

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3.4 Quadratische Funktionen
Scheitelpunktform einer Parabel
An der Scheitelpunktform kann der Scheitelpunkt einer Parabel
abgelesen werden. Dazu wird die Funktion mithilfe der quadratischen
Ergänzung umgeschrieben zu:

f (x) = ax 2 + bx + c
 
2 b c
= a· x + x +
 a a 
2 b c
= a· x +2· ·x +
2a a !
 2  2
b b b c
= a · x2 + 2 · ·x + − +
2a 2a 2a a
2 !
b2

b c
= a· x+ − 2+
2a 4a a
 2 2
b b
= a· x + +c−
2a 4a

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3.4 Quadratische Funktionen
Scheitelpunktform einer Parabel

Der Scheitelpunkt ist bestimmbar mit:

b2
 
b
− ;c −
2a 4a
Betrachtet man die quadratische Funktion in Scheitelpunktform

b 2 b2
 
f (x) = a x + +c− ,
2a 4a
| {z }
≥0

wird deutlich, dass der erste Term von der Variablen x ab-
hängig und der zweite Term konstant ist.
b
Folglich hat die Funktion an der Stelle x = − 2a für a < 0 ein
globales Maximum und für a > 0 ein globales Minimum.

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3.4 Quadratische Funktionen
Symmetrie einer Parabel
Eine Parabel ist symmetrisch.
Ihre Symmetrieachse verläuft als senkrechte Gerade durch
ihren Scheitelpunkt

b2
 
b
P − ;c −
2a 4a

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3.5 Kubische Funktionen
Allgemeine kubische Funktionen

Eine kubische Funktionen ist definiert als

f (x) = ax 3 + bx 2 + cx + d

mit Koeffizienten a, b, c und d und a 6= 0.

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3.6 Polynome
Allgemeine Polynome

Das allgemeine Polynom n-ten Grades ist definiert als:

P (x) = an x n + an−1 x n−1 + . . . + a1 x + a0 , wobei an 6= 0.

a0 , a1 , . . . , an sind reelle Koeffizienten.

I Der Grad eines Polynoms ist definiert als der höchste


Exponent.
I Lineare, quadratische bzw. kubische Funktionen sind
Polynome ersten, zweiten bzw. dritten Grades.
I Ein Polynom n-ten Grades hat höchstens n reelle
Nullstellen.
I Wichtig: Jedes Polynom kann als Produkt von Polynomen
ersten bzw. zweiten Grades geschrieben werden.

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3.6 Polynome
Faktorzerlegung von Polynomen
Gegeben seien die Polynome P (x) und Q (x), wobei der Grad
von P (x) größer oder gleich dem von Q (x) sei.
Man kann zeigen, dass es eindeutig bestimmte Polynome q (x)
und r (x) gibt, so dass

P (x) = q (x) Q (x) + r (x)

erfüllt ist.

Der Grad des Rests r (x) ist kleiner als der von Q (x).

Für Q (x) 6= 0 gilt

P (x) r (x)
= q (x) + .
Q (x) Q (x)

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3.6 Polynome
Teilbarkeit durch (x – a)

Für Q (x) = x − a besitzt Q (x) den Grad Eins und r (x) den
Grad Null.

Für P (x) ergibt sich die Darstellung P (x) = q (x) (x − a) + r .

Für x = a ist P (a) = r .

Somit teilt der Ausdruck x − a das Polynom P (x) genau dann,


wenn P (a) = 0.

Das Polynom P (x) enthält den Faktor x − a immer dann, wenn


a eine Nullstelle dieses Polynoms ist.

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3.6 Polynome
Ganzzahlige Lösungen
Für ganzzahlige Lösungen gilt allgemein:
Seien an , an−1 , . . . , a1 , a0 ganze Zahlen. Dann muss jede ganz-
zahlige Lösung der Gleichung

an x n + an−1 x n−1 + . . . + a1 x + a0 = 0

ein Faktor von a0 sein.

Beispiel:
Bestimmung aller ganzzahligen Lösungen der Gleichung

x 3 − 2x 2 + x − 2 = 0.

Alle ganzzahligen Lösungen müssen ein Faktor von 2 sein. Mögliche


Lösungen sind somit ±1 und ±2.
Probieren ergibt, dass x = 2 die einzige ganzzahlige Lösung ist.
Es gibt nur eine reelle Lösung, da x 3 − 2x 2 + x − 2 = (x − 2) x 2 + 1 .


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3.6 Polynome
Polynomdivision

Zeigen Sie, dass das Polynom

P (x) = 2x 3 − 3x + 10

die Nullstelle x = −2 besitzt.

Polynomdivision:
(2x 3 − 3x + 10) : (x + 2) = 2x 2 − 4x + 5
− (2x 3 + 4x 2 )
−4x 2 − 3x
− (−4x 2 − 8x)
5x + 10
− (5x + 10)
0

Faktorzerlegung: 2x 3 − 3x + 10 = (x + 2) · 2x 2 − 4x + 5
 

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3.6 Polynome
Polynomdivision mit Rest

Beispiel für eine Polynomdivision mit Rest

x +1
(x 4 + x) : (x 2 − 1) = x2 + 1 +
x2 − 1
− (x 4 − x 2)
x2 + x
− (x 2 − 1)
x +1

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3.7 Rationale Funktionen
Definition und Eigenschaften
Rationale Funktionen lassen sich als Quotient der Polynome P(x)
und Q(x) darstellen:

P (x)
R (x) = , wobei Q(x) 6= 0.
Q (x)

Weitere Eigenschaften:
I R (x) ist immer dann eine echte rationale Funktion, wenn der
Grad des Zählerpolynoms kleiner als der des Nennerpolynoms
ist.
I R (x) ist immer dann eine unechte rationale Funktion, wenn der
Grad des Zählerpolynoms größer oder gleich dem Grad des
Nennerpolynoms ist.
I Jede unechte rationale Funktion ist eine Summe eines
Polynoms und einer echten rationalen Funktion.

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3.7 Rationale Funktionen
Beispiel
Beispiel für eine rationale Funktion:
3x − 5
R (x) =
x −5

Der Graph dieser rationalen Funktion ist eine Hyperbel.

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3.8 Potenzfunktionen
Allgemeine Potenzfunktion

Die allgemeine Potenzfunktion ist definiert als

f (x) = Ax r ,

wobei x ≥ 0 und r sowie A Konstanten sind.

Bisher wurde x r nur für rationale Zahlen r definiert.

Weiterführende Fragestellung:
Wie könnte die Potenzfunktion mit irrationalen Exponenten
definiert sein?

Z.B.: f (x) = x π

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3.7 Potenzfunktionen
Graphen von Potenzfunktionen

f (x) = x r , wobei x > 0 und r ∈ R

Beispiele für Graphen von Potenzfunktion:

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3.8 Potenzfunktionen
Graphen von Potenzfunktionen

Graphen von Potenzfunktionen hängen maßgeblich vom


Exponenten ab.

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3.9 Exponentialfunktionen
Anwendung von Exponentialfunktionen

Exponentialfunktionen werden häufig in Modellen der


Wirtschaftswissenschaften verwendet, wie z. B.:
I Darstellung des wirtschaftlichen Wachstums
I Darstellung des Bevölkerungswachstums
I Stetig angehäufter Zins
I Statistik: Normalverteilung, Exponentialverteilung
I Zeitreihenanalyse
I Verdopplungszeiten

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3.9 Exponentialfunktionen
Potenz- und Exponentialfunktion

Eine Exponentialfunktion ist definiert als

f (x) = ax .

Dabei variiert der Exponent x bei konstanter Basis a.

Im Gegensatz dazu ist eine Potenzfunktion definiert als:

g (x) = x a

Hier variiert die Basis x bei konstantem Exponenten a.

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3.9 Exponentialfunktionen
Basis a > 0 und Basis e
Die allgemeine Exponentialfunktion mit der Basis a > 0 wird
definiert als
f (x) = Aax .
Dabei ist f (0) = A und a ein Faktor, um den sich der Funktions-
wert ändert, wenn x um eine Einheit steigt.

Die bekannteste Exponentialfunktion besitzt als Basis die


Euler‘sche Zahl

e = 2, 718281828459 . . .

Die Exponentialfunktion zur Basis e heißt natürliche


Exponentialfunktion:

f (x) = ex = exp (x)

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3.9 Exponentialfunktionen
Rechenregeln für die e-Funktion
Es seien a, b ∈ R. Für die Exponentialfunktion gelten folgende
Rechenregeln:
I ea · eb = ea+b

ea
I = ea−b
eb

I (ea )b = eab

Bekanntes Beispiel:
Dichtefunktion der Normalverteilung (C. F. Gauß)
 !
1 x −µ 2

1
f (x) = √ · exp −
2πσ 2 σ

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3.9 Exponentialfunktionen
Graphen von exp (x) und exp (-x)

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3.10 Logarithmusfunktionen
Die Logarithmusfunktion als Umkehrfunktion der Potenzfunktion
Im Weiteren wird das Logarithmieren als Umkehrung zum
Potenzieren untersucht. Die Basis wird als fest und positiv ange-
nommen und der Exponent gesucht.

Es seien a, b > 0, wobei b 6= 1. Dann heißt die eindeutig bestimmte


Zahl x ∈ R mit
ax = b
Logarithmus von b zur Basis a:
x = loga (b) .
Spezielle Logarithmen:
I Dekadischer Logarithmus
Logarithmus zur Basis 10: log10 (x) = lg (x)
(Hinweis: Bei vielen Taschenrechnern steht die Taste "log" für
den dekadischen Logarithmus.)
I Natürlicher Logarithmus
Logarithmus zur Basis e: loge (x) = ln (x)

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3.10 Logarithmusfunktionen
Rechenregeln für Logarithmen zur Basis a
Es seien a, x, y positive reelle Zahlen, zudem sei a 6= 1. p sei
eine reelle Zahl. Es gelten Logarithmusregeln:
I loga (xy ) = loga (x) + loga (y )
 
x
I loga = loga (x) − loga (y )
y
n n
 
Q P
I loga xi = loga (xi )
i=1 i=1

I loga (x p ) = p · loga (x)

I loga (1) = 0

I loga (a) = 1
Wichtig: loga (x + y ) 6= loga (x) + loga (y )
45 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
3.10 Logarithmusfunktionen
Rechenregeln für Logarithmen zur Basis e
Analog ergeben sich die Rechenregeln für den natürlichen
Logarithmus:
I ln (xy ) = ln (x) + ln (y )
 
I ln yx = ln (x) − ln (y )
 n  n
Q P
I ln xi = ln (xi )
i=1 i=1
I ln (x p ) = p · ln (x)

I ln (1) = 0

I ln (e) = 1

Ferner gilt:
I x = eln(x) , wobei x > 0
I ln (ex ) = x für alle x

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3.10 Logarithmusfunktionen
Natürlicher Logarithmus

Beispiele:

ln (1) = 0, da e0 = 1

ln (e) = 1, da e1 = e

 
1 1 1
= ln e−1 = −1, da e−1 = 1 =

ln
e e e

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3.10 Logarithmusfunktionen
Graphische Darstellung: ln- und e-Funktion

Spiegelt man den Graphen der e-Funktion an der Winkel-


halbierenden, erhält man den Graphen der natürlichen
Logarithmusfunktion.

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3.10 Logarithmusfunktionen
Eigenschaften der natürlichen Logarithmusfunktion
Es sei
g (x) = ln (x) , x > 0
g (1) = 0

g (x) < 0 für 0 < x < 1 g (x) > 0 für x > 1

g (x) → −∞ für x → 0 g (x) → ∞ für x → ∞

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Kapitel 4: Differentiation
Inhalt

4.1 Steigung von Funktionen

4.2 Ableitungen

4.3 Monotonie

4.4 Grenzwerte

4.5 Regeln der Differentiation

4.6 Ableitungen höherer Ordnung

4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen

4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen

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4.1 Steigung von Funktionen
Allgemeine Geradengleichung
Die allgemeine Geradengleichung ist durch

y = ax + b

definiert, wobei a, b ∈ R. a ist die Steigung der Geraden und b


der y -Achsenabschnitt.

I Für a > 0 steigt die Gerade von links unten nach rechts
oben.
I Für a < 0 fällt die Gerade von links oben nach rechts
unten.

Weiterführende Fragestellung:
Wie ist die Steigung des Graphen einer beliebigen Funktion
definiert?
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4.1 Steigung von Funktionen
Steigung einer Tangente
Die Steigung einer Funktion f (x) im Punkt P (x0 | f (x0 )) ist
durch die Steigung der Tangente in diesem Punkt gegeben.

Die Steigung der Tangente im Punkt P heißt Ableitung von f an


der Stelle x0 .
f 0 (x0 ) ist die Steigung der Tangente an die Funktion y = f (x)
im Punkt (x0 | f (x0 )).
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4.2 Ableitungen
Tangente und Sekante

Es werden nun die zwei Punkte P und Q der Kurve betrachtet.


Die Gerade, die durch diese Punkte verläuft, ist eine Sekante.
(Vgl. linke Abbildung)
Nähert sich der Punkt Q immer mehr dem Punkt P an, dreht
sich die Sekante um P. (Vgl. rechte Abbildung)

Die Sekante geht im Grenzfall in eine Tangente T über.

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4.2 Ableitungen
Steigung der Sekante - Differenzenquotient

P(x0 | f (x0 )) und Q(x1 | f (x1 )) seien Punkte auf dem Graphen
der Funktion f und liegen nahe beieinander:

P(x0 | f (x0 )) Q(x0 + ∆x | f (x0 + 4x)), wobei ∆x = x1 − x0 .

Folglich lautet die Steigung der


Sekante:
f (x0 + 4x) − f (x0 )
mPQ = ,
4x
wobei ∆ 6= 0.

Dies entspricht dem


Differenzenquotienten.

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Je näher die Punkte P und Q liegen, desto mehr strebt ∆x


gegen Null und die Sekante gegen die Tangente an P.

Somit ist die Ableitung der Funktion f an der Stelle x0 durch


f (x0 + ∆x) − f (x0 )
f 0 (x0 ) = lim
∆x→0 ∆x
gegeben.

Folglich lautet die Gleichung der Tangente an den Graphen


y = f (x) im Punkt (x0 , f (x0 )):

y − f (x0 ) = f 0 (x0 ) (x − x0 )

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Bestimmen Sie f 0 (x0 ) mit f (x) = x 2 .

Lösung:
f (x0 + ∆x) = (x0 + ∆x)2 = x02 + 2x0 ∆x + (∆x)2

f (x0 + ∆x) − f (x0 ) = x02 + 2x0 ∆x + (∆x)2 − x02 = 2x0 ∆x + (∆x)2

f (x0 + ∆x) − f (x0 ) 2x0 ∆x + (∆x)2 ∆x (2x0 + ∆x)


= = = 2x0 + ∆x
∆x ∆x ∆x

f (x0 + ∆x) − f (x0 )


f 0 (x0 ) = lim = lim (2x0 + ∆x) = 2x0
∆x→0 ∆x ∆x→0

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Die Funktion f (x) = x 2 besitzt die erste Ableitung f 0 (x0 ) = 2x0 .

Ableitung an der Stelle 12 : f0 1 1


 
2 =2· 2 =1

Ableitung an der Stelle -1 : f 0 (−1) = 2 · (−1) = −2

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4.2 Ableitungen
Notationen

Statt f 0 (x) findet man in der Literatur auch die auf Leibniz
zurückgehenden Differentialnotationen:
dy
I = dy /dx
dx

d f (x)
I = d f (x)/dx
dx

d
I f (x)
dx

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4.3 Monotonie
Monotonie/Strenge Monotonie
Eine Funktion f sei auf dem Intervall I mit x1 , x2 ∈ I und x2 > x1
definiert. Die Funktion heißt
I monoton wachsend, falls f (x2 ) ≥ f (x1 ),

I streng monoton wachsend, falls f (x2 ) > f (x1 ),


I monoton fallend, falls f (x2 ) ≤ f (x1 ),
I streng monoton fallend, falls f (x2 ) < f (x1 ).

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4.3 Monotonie
Monotonie/Strenge Monotonie

Sei f eine differenzierbare Funktion:


I f ist monoton steigend auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) ≥ 0
für alle x ∈ I.
I f ist monoton fallend auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) ≤ 0 für
alle x ∈ I .
I f ist konstant auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) = 0 für alle
x ∈I.
I f (x) ist streng monoton steigend auf dem Intervall I, falls
f 0 (x) > 0 für alle x ∈ I.
I f (x) ist streng monoton fallend auf dem Intervall I, falls
f 0 (x) < 0 für alle x ∈ I.

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4.3 Monotonie
Beispiel

Bestimmen Sie das Monotonieverhalten der Funktion:


1
f (x) = − x 3 + 2x 2 − 3x + 1
3
Lösung:
f 0 (x) = −x 2 + 4x − 3

f 0 (x) = −x 2 + 4x − 3 = 0 ⇐⇒ x1 = 1, x2 = 3

f 0 (x) = − (x − 1) · (x − 3) = (x − 1) · (3 − x)

f 0 (x) ≥ 0 auf [1, 3]: f ist monoton wachsend


f 0 (x) ≤ 0 auf (−∞, 1] und [3, ∞): f ist monoton fallend

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4.4 Grenzwerte
Definition und Eigenschaften
Die Funktion f (x) sei für alle Werte von x in einer Umgebung von x0 definiert,
wobei sie nicht notwendigerweise an der Stelle x0 definiert sein muss.
Besitzt f (x) den Wert a als Grenzwert für x gegen x0 , dann bedeutet dies,
dass die Funktion gegen a konvergiert, wenn x gegen x0 konvergiert.

Notation: lim f (x) = a


x→x0

Möglicherweise konvergiert f (x) gegen keine Zahl für x → x0 . Die Funktion


hat somit keinen reellwertigen Grenzwert, wenn x gegen x0 konvergiert.

Beim Bestimmen von Grenzwerten gilt es zu beachten:


I Der Grenzwert lim f (x) hängt von den Funktionswerten für x in der
x→x0
Umgebung von x0 ab.
I Wird der Grenzwert lim f (x) berechnet, müssen die Werte links- und
x→x0
rechtsseitig von x0 berücksichtigt werden. Der Grenzwert existiert dann
und nur dann, wenn beide Grenzwerte existieren und übereinstimmen.

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4.4 Grenzwerte
Beispiel
ex −1
Gegeben sei die Funktion f (x) = x

Für x = 0 erhält man f (0) = ” 00 ”.

Folglich ist f für x = 0 nicht definiert.


x
Allerdings: lim e x−1 = 1
x→0

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4.4 Grenzwerte
Rechenregeln für Grenzwerte
Falls lim f (x) = a und lim g(x) = b mit a, b ∈ R, dann gelten
x→x0 x→x0
folgende Rechenregeln für Grenzwerte:
Der Grenzwert einer Summe bzw. einer Differenz ist die Summe bzw.
Differenz der Grenzwerte:
lim (f (x) ± g(x)) = a ± b
x→x0

Der Grenzwert eines Produkts ist das Produkt der Grenzwerte:


lim (f (x) · g(x)) = a · b
x→x0

Der Grenzwert eines Quotienten ist der Quotient der Grenzwerte,


wobei (b 6= 0):  
f (x) a
lim =
x→x0 g(x) b
Der Grenzwert einer Potenz ist die Potenz des Grenzwerts der Basis,
falls diese Potenz definiert ist:
r
lim (f (x)) = ar
x→x0

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4.4 Grenzwerte
Differenzierbarkeit
Die Funktion f heißt differenzierbar in x, wenn der Grenzwert
f (x + ∆x) − f (x)
f 0 (x) = lim
∆x→0 ∆x
existiert. Diese Darstellung entspricht dem Differential-
quotienten.
Durch das Ableiten bzw. Differenzieren wird die Funktion f in
eine neue Funktion f 0 transformiert.
f 0 ist für alle x definiert, für die der obige Grenzwert existiert.
Notation:
dy
y = f (x), Ableitung: y 0 = = f0
dx
Die Bestimmung von Ableitungen mit Hilfe des Differential-
quotienten ist im Allgemeinen aufwändig. Daher bedient man
sich hierfür der Ableitungsregeln.
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4.5 Regeln der Differentiation
Ableitungen mit Konstanten
I Die Ableitung einer Konstanten ist Null (vgl. Abb. links):
f (x) = c =⇒ f 0 (x) = 0
I Additive Konstanten verschwinden (vgl. Abb. rechts):
y = A + f (x) =⇒ y 0 = f 0 (x)
I Multiplikative Konstanten bleiben erhalten:
y = a · f (x) =⇒ y 0 = a · f 0 (x)

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4.5 Regeln der Differentiation
Ableitungen mit Konstanten - Beispiele

d
I (π + f (x)) = f 0 (x)
dx

d
I (f (x) − e) = f 0 (x)
dx
 
d 7 7
I · f (x) = · f 0 (x)
dx 8 8
   
d f (x) d 1 1
I − = − · f (x) = − · f 0 (x)
dx 5 dx 5 5
   
d a · f (x) + b d a · f (x) b a 0
I = + = · f (x)
dx c dx c c c

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4.5 Regeln der Differentiation
Potenzregel

Für eine Funktion der Form f (x) = ax r mit a, r ∈ R gilt:

f (x) = ax r =⇒ f 0 (x) = arx r −1 ,

Beispiele:
I f (x) = x 5 =⇒ f 0 (x) = 5x 4

I f (x) = 2x 7 =⇒ f 0 (x) = 2 · 7 · x 6 = 14x 6

x6 1 1
I f (x) = 3 = 3 · x6 =⇒ f 0 (x) = 3 · 6 · x 5 = 2x 5

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4.5 Regeln der Differentiation
Summenregel

f und g seien differenzierbare Funktionen. Dann sind auch ihre


Summe und ihre Differenz differenzierbar.
Es gilt:

h(x) = f (x) ± g(x) =⇒ h0 (x) = f 0 (x) ± g 0 (x)

Diese Ableitungsregel kann auch auf Summen mit beliebig


vielen Summanden angewendet werden.
Beispiel:

x6 d x6
 
d 5 7 d 5 d
x + 2x − = x + 2x 7 − = 5x 4 +14x 6 −2x 5
dx 3 dx dx dx 3

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel

Es seien f und g differenzierbare Funktionen. Dann ist auch ihr


Produkt h (x) = f (x) g (x) differenzierbar und es gilt

h0 (x) = (f · g)0 (x) = f 0 (x) · g(x) + f (x) · g 0 (x)

Notationen:    
d d d
I [f (x) · g(x)] = f (x) · g(x) + f (x) · g(x)
dx dx dx

I (u · v )0 = u 0 · v + u · v 0

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel - Beispiel

Bestimmen Sie die Ableitung zu:

h(x) = (x 4 − x 2 ) · (2x 3 + 4)

Lösung:
I f (x) = x 4 − x 2 =⇒ f 0 (x) = 4x 3 − 2x
I g(x) = 2x 3 + 4 =⇒ g 0 (x) = 6x 2

h0 (x) = f 0 (x) · g(x) + f (x) · g 0 (x)

4x 3 − 2x · 2x 3 + 4 + x 4 − x 2 · 6x 2
  
=

= 14x 6 − 10x 4 + 16x 3 − 8x

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel für mehr als zwei Faktoren

Es seien f , g und h differenzierbare Funktionen. Für ihr Produkt


gilt:

y = f (x) · g(x) · h(x)

y 0 = f 0 (x) · g(x) · h(x) + f (x) · g 0 (x) · h(x) + f (x) · g(x) · h0 (x)

Notation:
I (u · v · w)0 = u 0 · v · w + u · v 0 · w + u · v · w 0

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel

Es seien f und g differenzierbare Funktionen, wobei g(x) 6= 0.


f
Dann ist der Quotient h = g differenzierbar in x.

Es gilt:
f (x) f 0 (x)g(x) − f (x)g 0 (x)
h(x) = =⇒ h0 (x) =
g(x) (g(x))2

Notationen:
 0
f f 0 g − fg 0
I =
g (g)2
 u 0 u 0 v − uv 0
I =
v (v )2

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel - Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:
3x−5
h(x) = x−2

Lösung:
I f (x) = 3x − 5 =⇒ f 0 (x) = 3
I g(x) = x − 2 =⇒ g 0 (x) = 1

Für x 6= 2 gilt:

f 0 (x) g (x) − f (x) g 0 (x) 3 · (x − 2) − (3x − 5) · 1


h0 (x) = 2
=
(g (x)) (x − 2)2

−1
=
(x − 2)2

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel - Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:

3x − 5
h(x) =
x −2
Lösung:
−1
h0 (x) = (x−2) 0
2 , wobei h (x) < 0 für x 6= 2

Die Funktion ist für x < 2 und x > 2 streng monoton fallend.
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4.5 Regeln der Differentiation
Kettenregel

Die Funktion g sei differenzierbar an der Stelle x und die


Funktion f sei differenzierbar an der Stelle g(x).
Dann ist die verkettete Funktion f ◦ g = f (g (x)) an der Stelle x
differenzierbar.

Für ihre Ableitung gilt:

(f (g(x)))0 = g 0 (x) · f 0 (g(x))

Der erste Faktor g 0 (x) heißt innere Ableitung; der zweite Faktor
f 0 (g(x)) heißt äußere Ableitung.

Beispiel:
h(x) = (4x 2 − 2)3
=⇒ h0 (x) = 8x · 3 · (4x 2 − 2)2 = 24x · (4x 2 − 2)2

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4.5 Regeln der Differentiation
Kettenregel - Weitere Beispiele
2
I h(x) = 2x 3 + 4x − 2
h0 (x) = 6x 2 + 4 · 2 2x 3 + 4x − 2
 

= 24x 5 + 64x 3 − 24x 2 + 32x − 16



I h(x) = 4x + x 2
1
− 1
h0 (x) = (4 + 2x) · 2 · 4x + x 2 2

2 · (2 + x) 1
= ·√
2 4x + x 2

(2 + x)
= √
4x + x 2

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Bisher: f 0 als erste Ableitung der Funktion f .
Falls f 0 differenzierbar ist, heißt (f 0 )0 =: f 00 zweite Ableitung von
f an der Stelle x.
Notationen:
I y = f (x) =⇒ y 0 = f 0 (x) =⇒ y 00 = f 00 (x)

dy d f (x) d d d 2 f (x)
f 0 (x) = =⇒ f 00 (x) =
 
I
dx = dx dx dx f (x) = d x2

Allgemein:
Die n-te Ableitung von f in x ist definiert als
dny
y (n) = f (n) (x) = d xn ,

wobei n dabei die Ordnung der Ableitung angibt.

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Beispiel

x6
f (x) = x 5 + 2x 2 − 3

f 0 (x) = 5x 4 + 4x − 2x 5

f 00 (x) = 20x 3 + 4 − 10x 4

f 000 (x) = 60x 2 − 40x 3

f 0000 (x) = 120x − 120x 2

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung

Das Vorzeichen der ersten Ableitung bestimmt, ob eine


Funktion im betrachteten Intervall I wächst oder fällt.
Fallunterscheidung
I f 0 (x) ≥ 0 : die Funktion wächst im angegebenen Intervall
I f 0 (x) ≤ 0 : die Funktion fällt im angegebenen Intervall

Die zweite Ableitung entspricht der Ableitung der ersten


Ableitung.

Das Vorzeichen der zweiten Ableitung bestimmt, ob die erste


Ableitung wächst oder fällt:
I Für f 00 (x) ≥ 0 auf I ist f 0 monoton wachsend auf I.
I Für f 00 (x) ≤ 0 auf I ist f 0 monoton fallend auf I.

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Konvexe und konkave Funktionen

Eine Funktion heißt konvex auf dem Intervall I, wenn f 00 (x) ≥ 0 für alle x ∈ I.
Bestimmt man zwei Punkte auf dem Graphen und verbindet diese, liegt die
Verbindungslinie bei konvexen Funktionen oberhalb des Funktionsgraphen.

Eine Funktion heißt konkav auf dem Intervall I, wenn f 00 (x) ≤ 0 für alle x ∈ I.
Bestimmt man zwei Punkte auf dem Graphen und verbindet diese, liegt die
Verbindungslinie bei konkaven Funktionen unterhalb des Funktionsgraphen.

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion
Die natürliche Exponentialfunktion ist definiert als f (x) = ex .
Differenzenquotient:

f (x + ∆x) − f (x) ex+∆x − ex


=
∆x ∆x
Besitzt der Differenzenquotient für ∆x → 0 einen Grenzwert,
dann ist die natürliche Exponentialfunktion differenzierbar in x.
Die erste Ableitung entspricht diesem Grenzwert:

ex+∆x = ex e∆x

=⇒ ex+∆x − ex = ex e∆x − 1


f (x + ∆x) − f (x) e∆x − 1


=⇒ = ex ·
∆x ∆x

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion
Für ∆x → 0 ist die natürliche Exponentialfunktion eine
Konstante. Wir verwenden hierzu das bereits gezeigte
Ergebnis:
ex − 1
lim =1
x→0 x
Damit gilt:

f (x + ∆x) − f (x) e∆x − 1


lim = lim ex = ex
∆x→0 ∆x ∆x→0 ∆x
Daraus kann gefolgert werden:

f (x) = ex ⇒ f 0 (x) = ex ⇒ f 00 (x) = ex

Da ex > 0, sind die erste und die zweite Ableitung positiv.


f (x) ist somit streng monoton wachsend und konvex.
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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion - Beispiel

Gemäß Kettenregel gilt:

y = eg(x) ⇒ y 0 = g 0 (x) · eg(x)

Beispiel :
Bestimmen Sie die ersten beiden Ableitung zu

y = e−x .

Lösung:

y = e−x ⇒ y 0 = (−1) · e−x = −e−x ⇒ y 00 = e−x

Da y 0 < 0, ist die betrachtete Funktion monoton fallend.


Zudem ist sie konvex, da y 00 > 0 .

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Allgemeine Exponentialfunktion

Die allgemeine Exponentialfunktion lautet y = ax .


Für a > 0 gilt:
a = eln(a)
Die Funktion ax kann man somit folgendermaßen umformen:
 x
ax = eln(a) = eln(a)x = eg(x) ,

wobei g(x) = ln(a)x.

Gemäß Kettenregel:
0
(ax ) = g 0 (x) eg(x) = ln (a) eln(a)x = ln (a) ax

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Natürliche Logarithmusfunktion
Die natürliche Logarithmusfunktion lautet:

g(x) = ln(x), x > 0

Wichtige Eigenschaft: Die natürliche Exponentialfunktion ist die


Inverse zur natürlichen Logarithmusfunktion, d.h.

eg(x) = x.

Wird auf beiden Seiten dieser Gleichung differenziert, erhält


man:
1
eg(x) · g 0 (x) = 1 ⇔ x · g 0 (x) = 1 ⇔ g 0 (x) = x

Somit gilt:

1
(ln(x))0 =
x
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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren
Ableitung einer mit ln verketteten Funktion h(x):
y = ln(h(x))
Die Funktion y ist logischerweise nur dann definiert, falls
h(x) > 0.

Nach der Kettenregel gilt:


h0 (x)
y = ln(h(x)) =⇒ y0 = h(x)

Beispiel:
0
(x 2 )
y = ln x 2 =⇒ y 0 =

x2

2x
= x2

2
= x

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren - Weiteres Beispiel

Bestimmen Sie die Ableitung zu

y = xx,

wobei x > 0.

Zunächst gilt:

y = x x = ex ln(x)

Ableiten mittels Ketten- und Produktregel ergibt:


 
0 1
y = ln(x) + x ex ln(x) = (ln(x) + 1) x x .
x

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren - Weiteres Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:

y = loga x

ln x
Im Übrigen gilt: loga x =
ln a
Somit ist die betrachtete Funktion äquivalent zu
1
y= · ln x
ln a
und man erhält die Ableitung

1 1
y0 = · .
ln a x

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Kapitel 5: Kurvendiskussion
Inhalt

5.1 Grundlegende Funktionen

5.2 Nullstellen und Extrema

5.3 Funktionseigenschaften

5.4 Wende- und Sattelpunkte

5.5 Unbestimmtheitsstellen und Polstellen

5.6 Symmetrie

5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I

5.8 Grenzwerte & Stetigkeit II

5.9 Regel von de L‘Hospital

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5.1 Grundlegende Funktionen
Charakteristische Eigenschaften von Funktionen

Funktionen weisen eine Vielzahl von charakteristischen


Eigenschaften auf, wie z.B.
I Nullstellen,
I Extrempunkte,
I Wendepunkte bzw. Sattelpunkte.
Im Rahmen einer Kurvendiskussion werden diese und andere
Eigenschaften wie Grenzwertverhalten, Mono- tonie, Stetigkeit,
Asymptoten untersucht.

Insbesondere wird dafür die Eigenschaft der Differenzierbarkeit


einer Funktion herangezogen. Untersuchungen zum Verhalten
von Ableitungen geben u.a. Aufschluss zur Monotonie oder
zum Krümmungsverhalten.

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5.1 Grundlegende Funktionen
Konstante Funktion
Eine konstante Funktion ist definiert als

f (x) = a,

wobei a ∈ R.

Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.


Der Funktionsgraph einer konstanten Funktion verläuft parallel
zur Abszisse.

Beispiel: f (x) = 1

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5.1 Grundlegende Funktionen
Lineare Funktion

Eine lineare Funktion ist definiert durch

f (x) = ax + b,

wobei a, b ∈ R.

Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.

Beispiel: f (x) = 2x + 1

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5.1 Grundlegende Funktionen
Quadratische Funktion

Die allgemeine quadratische Funktion ist definiert durch

f (x) = ax 2 + bx + c,

wobei a, b, c ∈ R. Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.

Es wird dabei unterschieden: Beispiel:


I |a| = 1: Normalparabel f (x) = x 2 + 1
I a < 0: Nach unten geöffnete Parabel
I a > 0: Nach oben geöffnete Parabel
I |a| < 1: Gestauchte Parabel
I |a| > 1: Gestreckte Parabel

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5.1 Grundlegende Funktionen
Ganzrationale Funktionen: Polynome
Ganzrationale Funktion sind definiert als

f (x) = an x n + an−1 x n−1 + . . . + a1 x + a0


n
X
= ai x i ,
i=0

wobei n ∈ N, an 6= 0 und ai ∈ R für i = 1, . . . , n.

Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.

Beispiel:
f (x) = x 3 + x 2 + x

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5.1 Grundlegende Funktionen
Gebrochen rationale Funktionen
Gebrochen rationale Funktionen besitzen die Darstellung
n
ai x i
P
i=0
f (x) = m
,
P
bi x i
i=0

wobei m, n ∈ N0 und ai , bi ∈ R. Es gilt D = R, wobei die


Nullstellen des Nennerpolynoms nicht definiert sind.

Beispiel:
2
f (x) = xx 2 +1
−4
, wobei
x 6= 2 und x 6= −2.

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5.1 Grundlegende Funktionen
Potenzfunktionen

Potenzfunktionen sind definiert mit

f (x) = x a ,

wobei a ∈ R.

Dabei gilt D = R.

Für
1
a=
n
mit n ∈ N ist die Potenzfunktion eine
Wurzelfunktion.

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5.1 Grundlegende Funktionen
Exponentialfunktionen

Exponentialfunktionen besitzen die


Darstellung

f (x) = ax ,
mit a > 0 und a 6= 1.

Für ihren Definitionsbereich gilt:

D=R

Für a = e gilt

f (x) = ex = exp(x).

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5.1 Grundlegende Funktionen
Logarithmusfunktion

Logarithmusfunktionen besitzen
die Darstellung

f (x) = loga x

mit a > 0 und a 6= 1.

Für ihren Definitionsbereich gilt:

D = (0, ∞)

Für a = e: f (x) = ln(x)


Für a = 10: f (x) = lg(x)

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5.1 Grundlegende Funktionen
Betragsfunktion

Die Betragsfunktion ist definiert als:

f (x) = |x|

Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.

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5.1 Grundlegende Funktionen
Trigonometrische Funktionen
Trigonometrische Funktionen sind definiert als

f (x) = sin(ax) und f (x) = cos(ax)

mit a ∈ R.

Für ihren Definitionsbereich gilt D = R.

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5.2 Nullstellen und Extrema
Beispiel
Gegeben sei die Funktion
f (x) = −x 3 + 4x 2 − x − 6.
Gemäß Funktionsgraphen existieren drei Nullstellen in
x = −1, x = 2 und x = 3.
f(x) hat am linken (rechten) Funktionsrand den größten (kleinsten)
Funktionswert: globales Maximum (Minimum)
Auf [-2; 2] bzw. [2; 3] besitzt f(x) ein lokales Minimum bzw. Maximum.

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5.2 Nullstellen und Extrema
Nullstelle - Definition
Es sei x0 ein Element der Definitionsmenge der Funktion f . x0
heißt Nullstelle von f , wenn f (x0 ) = 0.
I Beispiel 1:

f (x) = 8x 3 − 2x = 2x · (4x 2 − 1)

f hat die Nullstellen N1 (− 21 , 0), N2 (0, 0), N3 ( 12 , 0).


I Beispiel 2:

f (x) = x 3 − 2x 2 = x 2 · (x − 2)

f hat die Nullstellen N1 (0, 0), N2 (2, 0), wobei N1 eine


doppelte Nullstelle ist.
In einer einfachen Nullstelle schneidet die Funktion die x-
Achse. Existieren identische Nullstellen, spricht man von mehr-
fachen Nullstellen. Hier berührt die Funktion die x-Achse.
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5.2 Nullstellen und Extrema
Extrema - Definition
Ein Extremum kann ein Maximum oder ein Minimum sein.
Man unterscheidet dabei zwischen einem globalen (absoluten)
und lokalen (relativen) Extremum, wobei
I f ein globales Maximum in a besitzt, falls für alle x ∈ D
f (a) ≥ f (x) gilt;

I f ein globales Minimum in a besitzt, falls für alle x ∈ D


f (a) ≤ f (x) gilt;

I f ein lokales Maximum in a besitzt, falls ein ε > 0 existiert,


sodass f (a) ≥ f (x) für alle x ∈ D , für die |x − a| < ε gilt;

I f ein lokales Minimum in a besitzt, falls ein ε > 0 existiert,


sodass f (a) ≤ f (x) für alle x ∈ D , für die |x − a| < ε gilt.

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5.2 Nullstellen und Extrema
Extrema - Notwendige und hinreichende Bedingung
Es sei die differenzierbare Funktion f : I → R, wobei I offene
Teilmenge der reellen Zahlen ist (es werden somit keine
Randpunkte betrachtet).
Notwendige Bedingung für ein Extremum:
Hat f an der Stelle x0 ∈ I ein lokales Extremum, dann ist
f 0 (x0 ) = 0.

Hinreichende Bedingung für ein Extremum:


Ist f zweifach differenzierbar und die notwendige Bedingung ist
erfüllt (f 0 (x0 ) = 0), dann ist x0 eine Extremstelle, wenn

f 00 (x0 ) 6= 0.
In x0 liegt ein
I lokales Maximum vor, falls f 00 (a) < 0;
I lokales Minimum vor, falls f 00 (a) > 0.

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5.2 Nullstellen und Extrema
Extrema - Graphisches Beispiel

I Lokale Maxima: c1 , c2 , b
I Lokale Minima: a (Randextremum), d1 , d2
I Lokales und globales Maximum: b (Randextremum)
I Lokales und globales Minimum: d1

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5.3 Funktionseigenschaften
Monotonie

Anhand der ersten Ableitung kann das Monotonieverhalten


einer differenzierbaren Funktion bestimmt werden.

Definition:
Es sei f eine differenzierbare Funktion f : I → R .
Die Funktion ist dann
I monoton steigend, falls f 0 (x) ≥ 0 für alle x ∈ I .
I monoton fallend, falls f 0 (x) ≤ 0 für alle x ∈ I .

18 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.3 Funktionseigenschaften
Beschränktheit

Die Funktionseigenschaft „Beschränktheit“ analysiert den


Wertebereich einer Funktion.
Eine Funktion f : D → R mit D ⊆ R heißt
I nach unten beschränkt, falls ein s ∈ R mit s ≤ f (x) für alle
x ∈ D existiert.
I nach oben beschränkt, falls ein S ∈ R mit f (x) ≤ S für alle
x ∈ D existiert.
I nach oben und unten beschränkt, falls s ≤ f (x) ≤ S.
Ist eine Funktion nicht (nach oben/unten) beschränkt, dann
handelt es sich um eine unbeschränkte Funktion.
Weiterhin nennt man die kleinste obere Schranke einer Funk-
tion Supremum. Die größte untere Schranke heißt Infimum.

19 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.3 Funktionseigenschaften
Krümmungsverhalten
Das Krümmungsverhalten einer Funktion wird mit Konkavität bzw.
Konvexität beschrieben:
I Eine konkave Funktion ist über ihren Funktionsverlauf
rechtsgekrümmt,
I eine konvexe Funktion dagegen linksgekrümmt.
Das Krümmungsverhalten einer differenzierbaren Funktion wird über
die zweite Ableitung bestimmt. f sei dazu zweimal auf dem Intervall I
differenzierbar und heißt
I konkav, falls f 00 (x) ≤ 0 für alle x ∈ I;
I konvex, falls f 00 (x) ≥ 0 für alle x ∈ I.
Weiterhin gilt:
I Ist f konkav auf ihrem Definitionsbereich und f (a) ein lokales
Maximum, dann ist f (a) ein globales Maximum.
I Ist f konvex auf ihrem Definitionsbereich und f (a) ein lokales
Minimum, dann ist f (a) ein globales Minimum.
20 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
5.4 Wende- und Sattelpunkte
Definition & Beispiel
Für die Bestimmung von Extrema werden Vorzeichenwechsel der
ersten Ableitung analysiert. Vorzeichenwechsel der zweiten Ableitung
werden zur Bestimmung von Wendestellen und Sattelpunkten
betrachtet.

f sei zweimal differenzierbar, wobei a ∈ I und f 00 (a) = 0.


Falls die zweite Ableitung in a ihr Vorzeichen wechselt (also
f 000 (a) 6= 0), heißt (a, f (a)) Wendepunkt. Hier ändert sich die
Krümmung der Funktion.
Ist dabei noch f 0 (a) = 0 erfüllt, wird der Punkt (a, f (a)) dann
Sattelpunkt genannt.

Beispiel:
Die Funktion f (x) = x 3 besitzt den Wendepunkt (0 | 0). Die
Wendetangente hat die Gleichung y = 0 und die Steigung Null. Der
Wendepunkt ist gleichzeitig ein Sattelpunkt.

21 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.5 Unbestimmtheitsstellen und Polstellen
Definition
Es sei
f (x)
r (x) =
g(x)
eine rationale Funktion.
Besitzt die Nennerfunktion eine Nullstelle x0 , so heißt diese
Unbestimmtheitsstelle der rationalen Funktion.

Weitere Eigenschaften:
Ist die Nullstelle der Nennerfunktion gleichzeitig Nullstelle der
Zählerfunktion, kann diese aus der rationalen Funktion gekürzt
werden. Die neue Nennerfunktion besitzt nicht mehr diese Null-
stelle. Es wird dann von einer hebbaren Unbestimmtheitsstelle
gesprochen.

Ist g(x0 ) = 0 und f (x0 ) 6= 0, dann wird x0 Polstelle genannt.

22 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.6 Symmetrie
Definition
Eine Funktion f (x) ist
I symmetrisch zur y -Achse, falls

f (x) = f (−x)

I ungerade oder (punkt-)symmetrisch zum Ursprung, wenn

f (−x) = −f (x)

I symmetrisch zu einem Punkt (a, b), wenn

f (a + x) − b = −f (a − x) + b

I symmetrisch zu einer Geraden x = a, wenn

f (a + x) = f (a − x)

23 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Informelle Definition
Der Grenzwert einer Funktion f (x) an einer bestimmten Stelle x0
bezeichnet den Wert L, dem sich f (x) beliebig nahe annähert, wenn
sich x beliebig nahe x0 annähert.
Existiert der Grenzwert, so sagt man, dass die Funktion konvergiert,
anderfalls divergiert die Funktion.
x0 muss nicht zwingend im Definitionsbereich von f liegen. Zudem
kann x0 = ±∞ sein.

Notation: lim f (x) = L


x→x0

1
Beispiel: lim 2 =∞
x→−2 (x+2)
Strebt x sowohl von links als auch
rechts gegen −2, wird der
Funktionswert unendlich groß.
Die Gerade x = −2 ist eine vertikale
Asymptote.
24 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Einseitige Grenzwerte
Strebt x gegen x0 , besitzt die abgebildete Funktion keinen
Grenzwert.
Strebt x von links gegen x0 , existiert der Grenzwert in B.
Strebt x von rechts gegen x0 , besitzt f den Grenzwert A.
Man spricht von einseitigen Grenzwerten.

25 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Einseitige Grenzwerte

I Linksseitiger Grenzwert: Strebt x von links gegen x0 , dann


ist B der Grenzwert von f (x).

lim f (x) = B
x→x0−

I Rechtsseitiger Grenzwert: Strebt x von rechts gegen x0 ,


dann ist A der Grenzwert von f (x).

lim f (x) = A
x→x0+

Wichtig:
Der Grenzwert einer Funktion in x0 existiert immer nur dann,
wenn beide einseitige Grenzwerte existieren und überein-
stimmen.
26 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Uneigentliche Grenzwerte

Uneigentliche Grenzwerte:
I f (x) → ∞ für x → x0− :
f (x) wird größer, wenn x von links gegen x0 strebt.

I f (x) → −∞ für x → x0− :


f (x) wird kleiner, wenn x von links gegen x0 strebt.

I f (x) → ∞ für x → x0+ :


f (x) wird größer, wenn x von rechts gegen x0 strebt.

I f (x) → −∞ für x → x0+ :


f (x) wird kleiner, wenn x von rechts gegen x0 strebt.

27 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Definition

Eine Funktion f heißt stetig auf ihrem Definitionsbereich, falls


die Funktion an jeder Stelle x0 ∈ D stetig ist.

Ist eine Funktion an einer Stelle x0 nicht stetig, heißt x0 Un-


stetigkeitsstelle. Die Funktion ist dann unstetig an der Stelle x0 .

Vereinfacht kann man sagen, dass eine stetige Funktion weder


Sprünge noch Löcher aufweist. Der Funktionsgraph kann ohne
den Stift abzusetzen gezeichnet werden.

Polynome, gebrochen rationale oder trigonometrische


Funktionen sowie Exponential- , Logarithmus- und
Betragsfunktionen sind auf ihrem Definitionsbereich stetig.

28 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.7 Grenzwerte & Stetigkeit I
Einseitige Stetigkeit

Für einseitige Stetigkeit gilt:


I Eine auf dem Intervall I ⊆ R definierte Funktion f ist in
x0 ∈ I linkseitig stetig, wenn der linkseitige Grenzwert
limx→x − f (x) existiert und gleich f (x0 ) ist. Ist f auf dem
0
gesamten Definitionsbereich stetig, so nennt man f
linksstetig.

I Analog definiert man rechtsseitige Stetigkeit.

Eine Funktion ist immer dann stetig in x0 , wenn sie sowohl


links- als auch rechtsstetig in x0 ist. Eine Funktion ist demnach
stetig auf ihrem ganzen Definitionsbereich, genau dann wenn
sie auf ihrem ganzen Definitionsbereich links- und rechtssetig
ist.

29 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.8 Grenzwerte & Stetigkeit II
Grenzwerte im Unendlichen

Eine Funktion f (x) hat als Grenzwert A, wenn f (x) beliebig nah
an A gewählt werden kann, wobei für x eine genügend große
positive Zahl gewählt wird:

lim f (x) = A
x→∞

Eine Funktion f (x) hat als Grenzwert B, wenn f (x) beliebig nah
an B gewählt werden kann, wobei für x eine genügend große
negative Zahl gewählt wird:

lim f (x) = B
x→−∞

30 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.8 Grenzwerte & Stetigkeit II
Uneigentliche Grenzwerte - Graphisches Beispiel
I Die zur x-Achse parallel verlaufende Gerade y = A ist eine
horizontale Asymptote für den Graphen von f , wenn x
gegen +∞ strebt.

I Die zur x-Achse parallel verlaufende Gerade y = B ist eine


horizontale Asymptote für den Graphen von f , wenn x
gegen −∞ strebt.

31 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.8 Grenzwerte & Stetigkeit II
Stetigkeit und Differenzierbarkeit
Die abgebildete Funktion ist stetig an der Stelle x0 .
Ihr Funktionsgraph besitzt in (x0 | f (x0 )) keine eindeutige
Tangente. Somit ist die Funktion an x0 nicht differenzierbar.

Allgemein:
Ist eine Funktion an einer Stelle x0 differenzierbar, dann ist sie
dort auch stetig. (Aus Stetigkeit folgt allerdings nicht Differen-
zierbarkeit.)
32 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
5.8 Grenzwerte & Stetigkeit II
Links- und rechtsseitige Ableitung
f (x0 +4x)−f (x0 )
f 0 x0+ =

Rechtsseitige Ableitung: lim 4x
4x→0+
f (x0 +4x)−f (x0 )
f 0 x0− =

Linksseitige Ableitung: lim 4x
4x→0−
Ist f in x0 stetig und stimmen die links- und rechtsseitigen Ableitungen
nicht überein f 0 (x0+ ) 6= f'(x0− ) , dann besitzt der Funktionsgraph an


der Stelle (x0 | f (x0 )) einen Knick.


'

Beispiel:
Die Betragsfunktion
ist in x = 0 nicht differenzierbar.

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5.9 Regel von de L‘Hospital
Aufgabenstellung

Bestimmen Sie den Grenzwert von

f (x)
lim ,
x→x0 g (x)
wenn f (x0 ) = g(x0 ) = 0?

Man erhält :

f (x) 0
lim =” ”
x→x0 g (x) 0

Es ergibt sich eine unbestimmte Form vom Typ " 00 ".

Der Grenzwert kann nicht ohne Weiteres bestimmt werden.

34 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.9 Regel von de l’Hospital
Definition
Die Regel von de l’Hospital findet Anwendung, wenn bei der
Grenzwertbestimmung von Funktionen ein unbestimmter Ausdruck
auftritt.
f (x)
Erhält man bei der Bestimmung des Grenzwertes limx→x0 g(x) , dass
sowohl limx→x0 f (x) als auch limx→x0 g(x) entweder beide 0 oder
beide ±∞ sind, so ergeben sich unbestimmte Ausdrücke der Form
" 00 " bzw. " ±∞
±∞ ".
Die Regel von de l’Hospital besagt in diesem Fall, dass

f (x) f 0 (x)
lim = lim 0
x→x0 g(x) x→x0 g (x)

gilt für differenzierbare Funktionen f und g, sofern der Grenzwert


0
limx→x0 gf 0(x)
(x) existiert.

Wichtig: Der Ausdruck gf wird nicht als Quotient differenziert.


Vielmehr werden Zähler- und Nennerfunktion separat abgeleitert.

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5.9 Regel von de l’Hospital
Beispiel
Berechnen Sie folgenden Grenzwert:

ex − 1
lim
x→0 x

Lösung:
I Wir definieren die Funktionen f (x) := ex − 1 und g(x) := x.
I Es gilt f (0) = e0 − 1 = 0 und g(0) = 0.
I Wegen f 0 (x) = ex und g 0 (x) = 1 erhält man
f 0 (0) = g 0 (0) = 1.

Laut der Regel von de l’Hospital gilt dann:


ex − 1 ex 1
lim = lim = =1
x→0 x x→0 1 1

36 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


5.9 Regel von de l’Hospital
Weiteres Beispiel
Berechnen Sie den Grenzwert
ext − 1 − xt
lim .
x→0 x2
Wir erhalten erneut einen unbestimmten Ausdruck:

ext − 1 − xt 0
2
lim
=” ”
x→0 x 0
Nach der Regel von de l’Hospital gilt:

ext − 1 − xt text − t 0
lim 2
= lim =” ”
x→0 x x→0 2x 0
Zähler und Nenner sind erneut Null.
Nochmalige Anwendung der Regel von de l’Hospital führt zu:

text − t t 2 ext 1
lim
= lim = t2
x→0 2x x→0 2 2
Die Rechenregel kann mehrfach hintereinander angewendet werden.
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5.9 Regel von de l’Hospital
±∞\ ± ∞
Die Regel von de l’Hospital kann auch für unbestimmte Formen
vom Typ ±∞
±∞ angewendet werden.

Beispiel:
−4x 2
Bestimmen Sie: lim
x 2
x→∞ +x

−4x 2
Man erhält: lim
x 2 = ” −∞
∞ ”
x→∞ +x

Anwendung der Regel von de l’Hospital:

lim −8x = ” −∞
∞ ”
x→∞ 2x+1

Nochmalige Anwendung für zu:

lim −8 = −4
x→∞ 2

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Kapitel 6: Integralrechnung
Inhalt

6.1 Unbestimmte Integrale

6.2 Flächen

6.3 Bestimmte Integrale

6.4 Partielle Integration

6.5 Integration über unendliche Intervalle

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6.1 Unbestimmte Integrale
Definition

f (x) und F (x) seien zwei Funktionen, wobei f (x) = F 0 (x). F heißt
dabei Stammfunktion von f oder unbestimmtes Integral von f .
Notation: Z
F (x) = f (x) dx

Funktionen, die dieselbe Ableitung über einem Intervall besitzen,


unterscheiden sich durch eine additive Konstante c ∈ R:
Z
f (x) dx = F (x) + c
R
− Integralzeichen, f (x) − Integrand, dx − Integrationsvariable

Ein unbestimmtes Integral ist wegen der Konstanten nicht eine einzi-
ge Funktion, sondern eine ganze Klasse von Funktionen, die alle die
gleiche Ableitung besitzen.

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6.1 Unbestimmte Integrale
Eigenschaften
Die Ableitung eines unbestimmten Integrals entspricht dem
Integranden: Z
d
f (x) dx = f (x)
dx
Bis auf eine Konstante ist F das unbestimmte Integral von F 0 :
Z
F 0 (x) dx = F (x) + c

Wichtige Eigenschaften:
I Integration und Differentiation heben sich gegenseitig auf.
I Die Integralrechnung ist die Umkehrung der Differential-
rechnung.
Die Regeln der Integralrechnung werden aus den entsprech-
enden Regeln der Differentialrechnung gefolgert.

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6.1 Unbestimmte Integrale
Potenzfunktionen - Beispiele
Unbestimmtes Integral einer Potenzfunktion:
Z
1
x r dx = x r +1 + c,
r +1
wobei r 6= −1.

Beispiele:
Z Z
1 1
x dx = x 1 dx = x 1+1 + c = · x 2 + c
1+1 2

Z
1 1
x 3 dx = x 3+1 + c = · x 4 + c
3+1 4

Z Z
1 1 1 1 1
√ dx = x − 2 dx = x − 2 +1 + c = 2x 2 + c
x − 12 +1

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6.1 Unbestimmte Integrale
Unbestimmtes Integral von 1/x
Gesucht sei die Stammfunktion zu:
Z
1
dx
x
Die Potenzregel wird hier nicht verwendet, da sie für r = −1 nicht gilt.

Fallunterscheidung:
I Für x > 0 hat ln(x) die gesuchte Ableitung:
0 1
(ln(x)) =
x
I Für x < 0 hat ln(−x) ebenso die gesuchte Ableitung:
0 1 1
(ln (−x)) = · (−1) =
−x x
Lösung: Z
1
dx = ln |x| + c
x

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6.1 Unbestimmte Integrale
Unbestimmtes Integral der Exponentialfunktion
Bereits bekannt:
0
(ex ) = ex
Daraus folgt: Z
ex dx = ex + c

Bzw.
Z
d 1 ax 1 ax
e = eax =⇒ eax dx = e + c, a 6= 0
dx a a

Für a > 0 gilt ax = e(ln a)x .

Für a 6= 0 und a 6= 1 gilt:


Z
1 x
ax dx = a +c
ln a
6 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
6.1 Unbestimmte Integrale
Allgemeine Regeln
I Integration mit einer multiplikativen Konstante a ∈ R:
Z Z
a · f (x) dx = a · f (x) dx

Ein konstanter Faktor kann vor das Integral gezogen


werden.

I Das Integral einer Summe ist die Summe der Integrale:


Z Z Z
(f (x) + g (x)) dx = f (x) dx + g (x) dx

Allgemein:
Z Z Z
[a1 f1 (x) + . . . + an fn (x)] dx = a1 f1 (x) dx + . . . + an fn (x) dx

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6.1 Unbestimmte Integrale
Beispiel
Berechnen Sie das unbestimmte Integral:
Z  
3x 4 + 5x 2 + 2 dx

Lösung:
Z Z Z Z
3x 4 + 5x 2 + 2 dx = 3 x 4 dx + 5 x 2 dx + 2 1dx


   
1 5 1 3
=3 x + c1 + 5 x + c2 + 2 (x + c3 )
5 3
3 5 5 3
= x + x + 2x + 3c1 + 5c2 + 2c3
5 3 | {z }
=c
3 5
= x 5 + x 3 + 2x + c
5 3

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Fragestellung

Wie berechnet man die Fläche A unterhalb des Graphen einer


stetigen und nicht-negativen Funktion über einem geschlos-
senen Intervall [a, b] ?

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Einführung
Es sei t ein beliebiger Punkt im Intervall [a, b]:

I A(t) sei die Fläche unter dem


Funktionsgraph im Intervall [a, t]

I A(a) = 0

I A(b) = A

I Steigt t, steigt auch A(t)

I Steigt t um ∆t > 0, so ist


A(t + ∆t) die Fläche unterhalb
des Funktionsgraphen über dem
Intervall [a, t + ∆t]

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Flächenfunktion
Die Funktion A(t), die die Fläche unterhalb des Graphen über
dem Intervall [a, t] misst, ist differenzierbar. Sie besitzt die
Ableitung:
A0 (t) = f (t) für alle t ∈ (a, b)

Die Ableitung der Flächenfunktion A(t) ist die „Höhenfunktion“


f (t). Die Flächenfunktion ist daher ein unbestimmtes Integral
von f (t).

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Definition
F (x) sei ein beliebiges unbestimmtes Integral von f (x).
Dann ist die Fläche unterhalb des Funktionsgraphen
A (x) = F (x) + c.
Da A(a) = 0, folgt
0 = F (a) + c =⇒ c = −F (a) .
Es gilt somit für unbestimmte Integrale:
Z
A (x) = F (x) − F (a) mit F (x) = f (x) dx

Die Fläche unterhalb des Graphen einer stetigen, nicht-nega-


tiven Funktion über dem geschlossenen Intervall [a, b] ist für
die Stammfunktion F mit F 0 (x) = f (x) gegeben durch:
A (x) = F (x) − F (a)

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Beispiel
Berechnen Sie die Fläche unter der Parabel f (x) = x 2 über dem
Intervall [0, 1]

Lösung:
Gesucht ist die in der Abbildung
rot gefärbte Fläche A.

Somit gilt:
A = F (1) − F (0), wobei F ein unbestimmtes Integral von x 2 ist.
Z
1
F (x) = x 2 dx = x 3 + c
3
Dann ergibt sich:
1 3 1 3 1
A = F (1) − F (0) = ·1 − ·0 =
3 3 3

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Weiterführendes Beispiel
Zur Berechnung der Fläche unterhalb des Graphen einer stetigen, nicht-
negativen Funktion gilt, dass f über dem Intervall [a, b] für F mit F 0 (x) = f (x)
gleich
A = F (b) − F (a)
ist. Diese Flächenberechnung stimmt mit den üblichen geometrischen
Berechnungsmöglichkeiten überein.

Beispiel:
Berechnen Sie die Fläche
zwischen der Funktion e2x
und der x-Achse auf dem
Intervall [2; 5].

Lösung:
Z
1
e2x dx = e2x + c
2
Z5  5
1 2x 1 1 1  
e2x dx = e = e10 − e4 = · e4 · e6 − 1
2 2 2 2 2
2

14 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs


6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Beispiel

Berechnen Sie:
Z2
x − x 3 − x 5 dx


−2

Lösung:
Z2
x − x 3 − x 5 dx


−2
 2
1 2 1 4 1 6
= x − x − x
2 4 6 −2
   
1 1 1 1 1 1
= · 4 − · 16 − · 64 − · 4 − · 16 − · 64
2 4 6 2 4 6
=0

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
f (x) ≤ 0
Für f (x) ≥ 0 im Intervall [a, b] ist
Zb
f (x) dx
a
die Fläche unterhalb des Graphen von f über dem betrachteten
Intervall.
Wenn f auf [a, b] definiert ist und zudem f (x) ≤ 0 für alle
x ∈ [a, b] gilt, schliessen der Graph von f , die x-Achse und die
Geraden x = a und x = b folgende Fläche ein:
Zb
− f (x) dx
a
Zwar ist das bestimmte Integral negativ, der Flächeninhalt ist
jedoch positiv.
16 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Beispiel
Berechnen Sie die Fläche A zwischen
der x-Achse und dem Graphen von

f (x) = ex/3 − 3

auf dem Intervall [0, 3 ln 3].

(Hinweis: f (3 ln 3) = 0)

Lösung:
3Zln 3
  h i3 ln 3
A=− ex/3 − 3 dx = − 3ex/3 − 3x
0
0

= −3 3eln 3 − 3 · 3 ln 3 + 3e0 = −9 + 9 ln 3 + 3


≈ 3.89

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6.2 Flächen unterhalb eines Funktionsgraphs
Graphisches Beispiel

Ist f teilweise positiv und teilweise negativ, werden die Flächen,


die durch den Funktionsgraphen, der x-Achse und den
Geraden x = a und x = b begrenzt sind, berechnet mit:
Zc1 Zc2 Zc3 Zb
− f (x) dx + f (x) dx − f (x) + f (x) dx
a c1 c2 c3

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6.3 Bestimmte Integrale
Definitionen
f sei eine auf dem Intervall [a, b] definierte stetige Funktion. Ihre
Stammfunktion F sei ebenso stetig auf [a, b] und besitzt die
Ableitung: F 0 (x) = f (x).

Zb
f (x) dx = F (b) − F (a)
a
heißt dann bestimmtes Integral von f über [a, b].

wobei a, b untere bzw. obere Integrationsgrenze heißen. Zudem wird


b b
der Ausdruck F (b) − F (a) auch mit F (x)|a oder [F (x)]a bezeichnet.

Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung:


Zb
b
f (x) dx = [F (x)]a = F (b) − F (a)
a

F erfüllt dabei F 0 (x) = f (x) für alle x ∈ (a, b).


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6.3 Bestimmte Integrale
Eigenschaften

Gegeben sei eine Funktion f in einem Intervall, das a und b


enthält.
Es gelten dann folgende Eigenschaften zu den bestimmten
Integralen:
Rb Ra
I f (x) dx = − f (x) dx
a b
Ra
I f (x) dx = 0
a
Rb Rb
I αf (x) dx = α f (x) dx, wobei α ∈ R
a a

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6.3 Bestimmte Integrale
Eigenschaften
Eine Funktion f sei stetig in einem Intervall, das a, b und c enthält,
wobei a ≤ c ≤ b. Dann gilt:
Zb Zc Zb
f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx
a a c

Zb Zb Zb
(αf (x) + βg (x)) dx = α f (x) dx + β g (x) dx
a a a

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6.3 Bestimmte Integrale
Eigenschaften
Wenn F 0 (x) = f (x) ist, gilt:
Rb
f (x) dx = [F (x)]ba = F (b) − F (a) ,
a

so dass
d Rb
f (x) dx = −F 0 (a) = −f (a) .
da a
Die Ableitung eines bestimmten Integrals bzgl. der unteren Integrations-
grenze entspricht dem Negativen des Integranden an dieser Grenze.
Wenn F 0 (x) = f (x), gilt:
Rb
f (x) dx = [F (x)]ba = F (b) − F (a) ,
a

so dass
d Rb
f (x) dx = F 0 (b) = f (b) .
db a
Die Ableitung eines bestimmten Integrals bzgl. der oberen Integrationsgrenze
entspricht dem Integranden an dieser Grenze.
22 Goethe-Universität - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mathematik - Vorkurs
6.3 Bestimmte Integrale
Anwendungen
Das bestimmte Integral wird als Hilfsmittel zur Berechnung von
Flächen unter einer Kurve herangezogen.
Insbesondere in der Statistik werden Wahrscheinlichkeiten als
Flächen unterhalb einer stetigen Dichtefunktion dargestellt. Die
dazugehörige Verteilungsfunktion ist dabei das bestimmte Integral
einer Dichtefunktion.
Weiterhin findet man die Integralrechnung in einer Vielzahl von
ökonomischen Anwendungen, z. B. der graphischen Darstellung von
Konsumenten- und Produzentenrente.

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6.4 Partielle Integration
Unbestimmte Integrale
Wie bereits bekannt, entspricht die Ableitung eines Produkts nicht
dem Produkt der Ableitungen ((u · v )0 6= u 0 · v 0 ). Die korrekte
Ableitung eines Produkts wird mithilfe der Produktregel bestimmt:
(f (x) · g(x))0 = f 0 (x) · g(x) + f (x) · g 0 (x)
Auch das Integral eines Produkts ist nicht das Produkt der Integrale.
Hierzu wird die sog. partielle Integration verwendet.
Dazu wird auf beiden Seiten der Produktregel das unbestimmte
Integral gebildet:
Z Z
f (x) g (x) = f 0 (x) · g (x) dx + f (x) · g 0 (x) dx

Freistellen nach Z
f (x) · g 0 (x) dx

führt zur Formel der partiellen Integration:


Z Z
f (x) · g (x) dx = f (x) · g (x) − f 0 (x) · g (x) dx
0

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6.4 Partielle Integration
Beispiel
Bestimmen Sie das Integral mithilfe der partiellen Integration:
Z
x · ex dx

Lösung:
Sei f (x) = x und g 0 (x) = ex und somit g(x) = ex .
Dann ist f (x)g 0 (x) = xex und es gilt:
Z Z
x x
x · |{z}
|{z} x · |{z}
e dx = |{z} e − |{z} ex dx
1 · |{z}
f (x) g 0 (x) f (x) g(x) f 0 (x) g(x)
Z
= xex − ex dx

= xex − ex + c

f und g sind so zu wählen, dass es einfacher ist f 0 (x) · g(x) als


f (x) · g 0 (x) zu integrieren.
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6.4 Partielle Integration
Bestimmte Integrale

Nach Definition des bestimmten Integrals und der Produktregel


der Differentiation gilt:

Zb Zb
d
f 0 (x) g (x) + f (x) g 0 (x) dx =
 
[f (x) g (x)] dx
dx
a a
= [f (x) g (x)]ba

Daraus folgt:

Zb Zb
0
f (x) g (x) dx = [f (x) g (x)]ba − f 0 (x) g (x) dx
a a

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6.5 Integration über unendliche Intervalle
Definition
Rb
Gegeben sei eine für alle x ≥ a stetige Funktion f . Dann ist f (x)dx
a
definiert für alle b ≥ a .
f ist über dem Intervall [a, ∞) integrierbar, wenn der Grenzwert
dieses Integrals für b −→ ∞ existiert:
Z∞ Z b
f (x) dx = lim f (x) dx
b→∞ a
a
R∞
Das uneigentliche Integral f (x) dx konvergiert. Existiert der
a
Grenzwert nicht, divergiert das Integral.
Für f (x) ≥ 0 ist das Integral als Fläche unterhalb des Graphen von a
bis ∞ interpretierbar.
Ist die Funktion f auf dem Intervall (−∞, b] stetig, definiert man:
Zb Z b
f (x) dx = lim f (x) dx
a→−∞ a
−∞
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6.5 Integration über unendliche Intervalle
Beispiel: Dichtefunktion der Exponentialverteilung
Gegeben sei f (x) = λe−λx , wobei x ≥ 0 und λ eine positive Konstante sei.

Zeigen Sie, dass die Fläche unterhalb des Graphen von 0 bis ∞ gleich 1 ist.
Lösung:
Für b > 0 ist die Fläche von 0 bis b:
Zb h ib
λe−λx dx = −e−λx = −e−λb + 1
0
0

Strebt b gegen Unendlich, konvergiert f (x) gegen 1, d, h.


Z∞ Zb  
λe−λx dx = lim λe−λx dx = lim −e−λb + 1 = 1
b→∞ b→∞
0 0
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6.5 Integration über unendliche Intervalle
Definition

Ist die Funktion f auf dem Intervall (−∞, ∞) stetig, so ist das
uneigentliche Integral von f über dem Intervall definiert durch:

Z∞ Z0 Z∞
f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx
−∞ −∞ 0

Konvergieren beide Integrale auf der rechten Seite, konvergiert


das uneigentliche Integral:
Z∞
f (x) dx
−∞

Andernfalls divergiert das uneigentliche Integral.

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Quellenverzeichnis
I K. Sydsæter; P. Hammond mit Strøm, A.:
Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler, 4. Auflage
Pearson Studium
I F. Böker:
- Formelsammlung für Wirtschaftswissenschaftler, Pearson
Studium
- Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler, Das Übungs-
buch, Pearson Studium
I Mosler, K.; Dyckerhoff, R.; Scheicher, Chr.:
Mathematische Methoden für Ökonomen, Springer
I Fritsche, K.:
Mathematik für Einsteiger, 4. Auflage Spektrum
akademischer Verlag
I Cramer, E.; Nešlehová, J.:
Vorkurs Mathematik, 2. Auflage, Springer

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