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Kapitel 4: Differentiation

Inhalt

4.1 Steigung von Funktionen

4.2 Ableitungen

4.3 Monotonie

4.4 Grenzwerte

4.5 Regeln der Differentiation

4.6 Ableitungen höherer Ordnung

4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen

4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen

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4.1 Steigung von Funktionen
Allgemeine Geradengleichung
Die allgemeine Geradengleichung ist durch

y = ax + b

definiert, wobei a, b ∈ R. a ist die Steigung der Geraden und b


der y -Achsenabschnitt.

I Für a > 0 steigt die Gerade von links unten nach rechts
oben.
I Für a < 0 fällt die Gerade von links oben nach rechts
unten.

Weiterführende Fragestellung:
Wie ist die Steigung des Graphen einer beliebigen Funktion
definiert?
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4.1 Steigung von Funktionen
Steigung einer Tangente
Die Steigung einer Funktion f (x) im Punkt P (x0 | f (x0 )) ist
durch die Steigung der Tangente in diesem Punkt gegeben.

Die Steigung der Tangente im Punkt P heißt Ableitung von f an


der Stelle x0 .
f 0 (x0 ) ist die Steigung der Tangente an die Funktion y = f (x)
im Punkt (x0 | f (x0 )).
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4.2 Ableitungen
Tangente und Sekante

Es werden nun die zwei Punkte P und Q der Kurve betrachtet.


Die Gerade, die durch diese Punkte verläuft, ist eine Sekante.
(Vgl. linke Abbildung)
Nähert sich der Punkt Q immer mehr dem Punkt P an, dreht
sich die Sekante um P. (Vgl. rechte Abbildung)

Die Sekante geht im Grenzfall in eine Tangente T über.

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4.2 Ableitungen
Steigung der Sekante - Differenzenquotient

P(x0 | f (x0 )) und Q(x1 | f (x1 )) seien Punkte auf dem Graphen
der Funktion f und liegen nahe beieinander:

P(x0 | f (x0 )) Q(x0 + ∆x | f (x0 + 4x)), wobei ∆x = x1 − x0 .

Folglich lautet die Steigung der


Sekante:
f (x0 + 4x) − f (x0 )
mPQ = ,
4x
wobei ∆ 6= 0.

Dies entspricht dem


Differenzenquotienten.

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Je näher die Punkte P und Q liegen, desto mehr strebt ∆x


gegen Null und die Sekante gegen die Tangente an P.

Somit ist die Ableitung der Funktion f an der Stelle x0 durch


f (x0 + ∆x) − f (x0 )
f 0 (x0 ) = lim
∆x→0 ∆x
gegeben.

Folglich lautet die Gleichung der Tangente an den Graphen


y = f (x) im Punkt (x0 , f (x0 )):

y − f (x0 ) = f 0 (x0 ) (x − x0 )

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Bestimmen Sie f 0 (x0 ) mit f (x) = x 2 .

Lösung:
f (x0 + ∆x) = (x0 + ∆x)2 = x02 + 2x0 ∆x + (∆x)2

f (x0 + ∆x) − f (x0 ) = x02 + 2x0 ∆x + (∆x)2 − x02 = 2x0 ∆x + (∆x)2

f (x0 + ∆x) − f (x0 ) 2x0 ∆x + (∆x)2 ∆x (2x0 + ∆x)


= = = 2x0 + ∆x
∆x ∆x ∆x

f (x0 + ∆x) − f (x0 )


f 0 (x0 ) = lim = lim (2x0 + ∆x) = 2x0
∆x→0 ∆x ∆x→0

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4.2 Ableitungen
Differenzenquotient: Ableitung

Die Funktion f (x) = x 2 besitzt die erste Ableitung f 0 (x0 ) = 2x0 .

Ableitung an der Stelle 12 : f0 1 1


 
2 =2· 2 =1

Ableitung an der Stelle -1 : f 0 (−1) = 2 · (−1) = −2

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4.2 Ableitungen
Notationen

Statt f 0 (x) findet man in der Literatur auch die auf Leibniz
zurückgehenden Differentialnotationen:
dy
I = dy /dx
dx

d f (x)
I = d f (x)/dx
dx

d
I f (x)
dx

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4.3 Monotonie
Monotonie/Strenge Monotonie
Eine Funktion f sei auf dem Intervall I mit x1 , x2 ∈ I und x2 > x1
definiert. Die Funktion heißt
I monoton wachsend, falls f (x2 ) ≥ f (x1 ),

I streng monoton wachsend, falls f (x2 ) > f (x1 ),


I monoton fallend, falls f (x2 ) ≤ f (x1 ),
I streng monoton fallend, falls f (x2 ) < f (x1 ).

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4.3 Monotonie
Monotonie/Strenge Monotonie

Sei f eine differenzierbare Funktion:


I f ist monoton steigend auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) ≥ 0
für alle x ∈ I.
I f ist monoton fallend auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) ≤ 0 für
alle x ∈ I .
I f ist konstant auf dem Intervall I, wenn f 0 (x) = 0 für alle
x ∈I.
I f (x) ist streng monoton steigend auf dem Intervall I, falls
f 0 (x) > 0 für alle x ∈ I.
I f (x) ist streng monoton fallend auf dem Intervall I, falls
f 0 (x) < 0 für alle x ∈ I.

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4.3 Monotonie
Beispiel

Bestimmen Sie das Monotonieverhalten der Funktion:


1
f (x) = − x 3 + 2x 2 − 3x + 1
3
Lösung:
f 0 (x) = −x 2 + 4x − 3

f 0 (x) = −x 2 + 4x − 3 = 0 ⇐⇒ x1 = 1, x2 = 3

f 0 (x) = − (x − 1) · (x − 3) = (x − 1) · (3 − x)

f 0 (x) ≥ 0 auf [1, 3]: f ist monoton wachsend


f 0 (x) ≤ 0 auf (−∞, 1] und [3, ∞): f ist monoton fallend

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4.4 Grenzwerte
Definition und Eigenschaften
Die Funktion f (x) sei für alle Werte von x in einer Umgebung von x0 definiert,
wobei sie nicht notwendigerweise an der Stelle x0 definiert sein muss.
Besitzt f (x) den Wert a als Grenzwert für x gegen x0 , dann bedeutet dies,
dass die Funktion gegen a konvergiert, wenn x gegen x0 konvergiert.

Notation: lim f (x) = a


x→x0

Möglicherweise konvergiert f (x) gegen keine Zahl für x → x0 . Die Funktion


hat somit keinen reellwertigen Grenzwert, wenn x gegen x0 konvergiert.

Beim Bestimmen von Grenzwerten gilt es zu beachten:


I Der Grenzwert lim f (x) hängt von den Funktionswerten für x in der
x→x0
Umgebung von x0 ab.
I Wird der Grenzwert lim f (x) berechnet, müssen die Werte links- und
x→x0
rechtsseitig von x0 berücksichtigt werden. Der Grenzwert existiert dann
und nur dann, wenn beide Grenzwerte existieren und übereinstimmen.

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4.4 Grenzwerte
Beispiel
ex −1
Gegeben sei die Funktion f (x) = x

Für x = 0 erhält man f (0) = ” 00 ”.

Folglich ist f für x = 0 nicht definiert.


x
Allerdings: lim e x−1 = 1
x→0

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4.4 Grenzwerte
Rechenregeln für Grenzwerte
Falls lim f (x) = a und lim g(x) = b mit a, b ∈ R, dann gelten
x→x0 x→x0
folgende Rechenregeln für Grenzwerte:
Der Grenzwert einer Summe bzw. einer Differenz ist die Summe bzw.
Differenz der Grenzwerte:
lim (f (x) ± g(x)) = a ± b
x→x0

Der Grenzwert eines Produkts ist das Produkt der Grenzwerte:


lim (f (x) · g(x)) = a · b
x→x0

Der Grenzwert eines Quotienten ist der Quotient der Grenzwerte,


wobei (b 6= 0):  
f (x) a
lim =
x→x0 g(x) b
Der Grenzwert einer Potenz ist die Potenz des Grenzwerts der Basis,
falls diese Potenz definiert ist:
r
lim (f (x)) = ar
x→x0

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4.4 Grenzwerte
Differenzierbarkeit
Die Funktion f heißt differenzierbar in x, wenn der Grenzwert
f (x + ∆x) − f (x)
f 0 (x) = lim
∆x→0 ∆x
existiert. Diese Darstellung entspricht dem Differential-
quotienten.
Durch das Ableiten bzw. Differenzieren wird die Funktion f in
eine neue Funktion f 0 transformiert.
f 0 ist für alle x definiert, für die der obige Grenzwert existiert.
Notation:
dy
y = f (x), Ableitung: y 0 = = f0
dx
Die Bestimmung von Ableitungen mit Hilfe des Differential-
quotienten ist im Allgemeinen aufwändig. Daher bedient man
sich hierfür der Ableitungsregeln.
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4.5 Regeln der Differentiation
Ableitungen mit Konstanten
I Die Ableitung einer Konstanten ist Null (vgl. Abb. links):
f (x) = c =⇒ f 0 (x) = 0
I Additive Konstanten verschwinden (vgl. Abb. rechts):
y = A + f (x) =⇒ y 0 = f 0 (x)
I Multiplikative Konstanten bleiben erhalten:
y = a · f (x) =⇒ y 0 = a · f 0 (x)

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4.5 Regeln der Differentiation
Ableitungen mit Konstanten - Beispiele

d
I (π + f (x)) = f 0 (x)
dx

d
I (f (x) − e) = f 0 (x)
dx
 
d 7 7
I · f (x) = · f 0 (x)
dx 8 8
   
d f (x) d 1 1
I − = − · f (x) = − · f 0 (x)
dx 5 dx 5 5
   
d a · f (x) + b d a · f (x) b a 0
I = + = · f (x)
dx c dx c c c

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4.5 Regeln der Differentiation
Potenzregel

Für eine Funktion der Form f (x) = ax r mit a, r ∈ R gilt:

f (x) = ax r =⇒ f 0 (x) = arx r −1 ,

Beispiele:
I f (x) = x 5 =⇒ f 0 (x) = 5x 4

I f (x) = 2x 7 =⇒ f 0 (x) = 2 · 7 · x 6 = 14x 6

x6 1 1
I f (x) = 3 = 3 · x6 =⇒ f 0 (x) = 3 · 6 · x 5 = 2x 5

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4.5 Regeln der Differentiation
Summenregel

f und g seien differenzierbare Funktionen. Dann sind auch ihre


Summe und ihre Differenz differenzierbar.
Es gilt:

h(x) = f (x) ± g(x) =⇒ h0 (x) = f 0 (x) ± g 0 (x)

Diese Ableitungsregel kann auch auf Summen mit beliebig


vielen Summanden angewendet werden.
Beispiel:

x6 d x6
 
d 5 7 d 5 d
x + 2x − = x + 2x 7 − = 5x 4 +14x 6 −2x 5
dx 3 dx dx dx 3

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel

Es seien f und g differenzierbare Funktionen. Dann ist auch ihr


Produkt h (x) = f (x) g (x) differenzierbar und es gilt

h0 (x) = (f · g)0 (x) = f 0 (x) · g(x) + f (x) · g 0 (x)

Notationen:    
d d d
I [f (x) · g(x)] = f (x) · g(x) + f (x) · g(x)
dx dx dx

I (u · v )0 = u 0 · v + u · v 0

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel - Beispiel

Bestimmen Sie die Ableitung zu:

h(x) = (x 4 − x 2 ) · (2x 3 + 4)

Lösung:
I f (x) = x 4 − x 2 =⇒ f 0 (x) = 4x 3 − 2x
I g(x) = 2x 3 + 4 =⇒ g 0 (x) = 6x 2

h0 (x) = f 0 (x) · g(x) + f (x) · g 0 (x)

4x 3 − 2x · 2x 3 + 4 + x 4 − x 2 · 6x 2
  
=

= 14x 6 − 10x 4 + 16x 3 − 8x

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4.5 Regeln der Differentiation
Produktregel für mehr als zwei Faktoren

Es seien f , g und h differenzierbare Funktionen. Für ihr Produkt


gilt:

y = f (x) · g(x) · h(x)

y 0 = f 0 (x) · g(x) · h(x) + f (x) · g 0 (x) · h(x) + f (x) · g(x) · h0 (x)

Notation:
I (u · v · w)0 = u 0 · v · w + u · v 0 · w + u · v · w 0

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel

Es seien f und g differenzierbare Funktionen, wobei g(x) 6= 0.


f
Dann ist der Quotient h = g differenzierbar in x.

Es gilt:
f (x) f 0 (x)g(x) − f (x)g 0 (x)
h(x) = =⇒ h0 (x) =
g(x) (g(x))2

Notationen:
 0
f f 0 g − fg 0
I =
g (g)2
 u 0 u 0 v − uv 0
I =
v (v )2

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel - Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:
3x−5
h(x) = x−2

Lösung:
I f (x) = 3x − 5 =⇒ f 0 (x) = 3
I g(x) = x − 2 =⇒ g 0 (x) = 1

Für x 6= 2 gilt:

f 0 (x) g (x) − f (x) g 0 (x) 3 · (x − 2) − (3x − 5) · 1


h0 (x) = 2
=
(g (x)) (x − 2)2

−1
=
(x − 2)2

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4.5 Regeln der Differentiation
Quotientenregel - Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:

3x − 5
h(x) =
x −2
Lösung:
−1
h0 (x) = (x−2) 0
2 , wobei h (x) < 0 für x 6= 2

Die Funktion ist für x < 2 und x > 2 streng monoton fallend.
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4.5 Regeln der Differentiation
Kettenregel

Die Funktion g sei differenzierbar an der Stelle x und die


Funktion f sei differenzierbar an der Stelle g(x).
Dann ist die verkettete Funktion f ◦ g = f (g (x)) an der Stelle x
differenzierbar.

Für ihre Ableitung gilt:

(f (g(x)))0 = g 0 (x) · f 0 (g(x))

Der erste Faktor g 0 (x) heißt innere Ableitung; der zweite Faktor
f 0 (g(x)) heißt äußere Ableitung.

Beispiel:
h(x) = (4x 2 − 2)3
=⇒ h0 (x) = 8x · 3 · (4x 2 − 2)2 = 24x · (4x 2 − 2)2

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4.5 Regeln der Differentiation
Kettenregel - Weitere Beispiele
2
I h(x) = 2x 3 + 4x − 2
h0 (x) = 6x 2 + 4 · 2 2x 3 + 4x − 2
 

= 24x 5 + 64x 3 − 24x 2 + 32x − 16



I h(x) = 4x + x 2
1
− 1
h0 (x) = (4 + 2x) · 2 · 4x + x 2 2

2 · (2 + x) 1
= ·√
2 4x + x 2

(2 + x)
= √
4x + x 2

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Bisher: f 0 als erste Ableitung der Funktion f .
Falls f 0 differenzierbar ist, heißt (f 0 )0 =: f 00 zweite Ableitung von
f an der Stelle x.
Notationen:
I y = f (x) =⇒ y 0 = f 0 (x) =⇒ y 00 = f 00 (x)

dy d f (x) d d d 2 f (x)
f 0 (x) = =⇒ f 00 (x) =
 
I
dx = dx dx dx f (x) = d x2

Allgemein:
Die n-te Ableitung von f in x ist definiert als
dny
y (n) = f (n) (x) = d xn ,

wobei n dabei die Ordnung der Ableitung angibt.

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Beispiel

x6
f (x) = x 5 + 2x 2 − 3

f 0 (x) = 5x 4 + 4x − 2x 5

f 00 (x) = 20x 3 + 4 − 10x 4

f 000 (x) = 60x 2 − 40x 3

f 0000 (x) = 120x − 120x 2

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung

Das Vorzeichen der ersten Ableitung bestimmt, ob eine


Funktion im betrachteten Intervall I wächst oder fällt.
Fallunterscheidung
I f 0 (x) ≥ 0 : die Funktion wächst im angegebenen Intervall
I f 0 (x) ≤ 0 : die Funktion fällt im angegebenen Intervall

Die zweite Ableitung entspricht der Ableitung der ersten


Ableitung.

Das Vorzeichen der zweiten Ableitung bestimmt, ob die erste


Ableitung wächst oder fällt:
I Für f 00 (x) ≥ 0 auf I ist f 0 monoton wachsend auf I.
I Für f 00 (x) ≤ 0 auf I ist f 0 monoton fallend auf I.

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4.6 Ableitungen höherer Ordnung
Konvexe und konkave Funktionen

Eine Funktion heißt konvex auf dem Intervall I, wenn f 00 (x) ≥ 0 für alle x ∈ I.
Bestimmt man zwei Punkte auf dem Graphen und verbindet diese, liegt die
Verbindungslinie bei konvexen Funktionen oberhalb des Funktionsgraphen.

Eine Funktion heißt konkav auf dem Intervall I, wenn f 00 (x) ≤ 0 für alle x ∈ I.
Bestimmt man zwei Punkte auf dem Graphen und verbindet diese, liegt die
Verbindungslinie bei konkaven Funktionen unterhalb des Funktionsgraphen.

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion
Die natürliche Exponentialfunktion ist definiert als f (x) = ex .
Differenzenquotient:

f (x + ∆x) − f (x) ex+∆x − ex


=
∆x ∆x
Besitzt der Differenzenquotient für ∆x → 0 einen Grenzwert,
dann ist die natürliche Exponentialfunktion differenzierbar in x.
Die erste Ableitung entspricht diesem Grenzwert:

ex+∆x = ex e∆x

=⇒ ex+∆x − ex = ex e∆x − 1


f (x + ∆x) − f (x) e∆x − 1


=⇒ = ex ·
∆x ∆x

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion
Für ∆x → 0 ist die natürliche Exponentialfunktion eine
Konstante. Wir verwenden hierzu das bereits gezeigte
Ergebnis:
ex − 1
lim =1
x→0 x
Damit gilt:

f (x + ∆x) − f (x) e∆x − 1


lim = lim ex = ex
∆x→0 ∆x ∆x→0 ∆x
Daraus kann gefolgert werden:

f (x) = ex ⇒ f 0 (x) = ex ⇒ f 00 (x) = ex

Da ex > 0, sind die erste und die zweite Ableitung positiv.


f (x) ist somit streng monoton wachsend und konvex.
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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Natürliche Exponentialfunktion - Beispiel

Gemäß Kettenregel gilt:

y = eg(x) ⇒ y 0 = g 0 (x) · eg(x)

Beispiel :
Bestimmen Sie die ersten beiden Ableitung zu

y = e−x .

Lösung:

y = e−x ⇒ y 0 = (−1) · e−x = −e−x ⇒ y 00 = e−x

Da y 0 < 0, ist die betrachtete Funktion monoton fallend.


Zudem ist sie konvex, da y 00 > 0 .

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4.7 Differenzieren von Exponentialfunktionen
Allgemeine Exponentialfunktion

Die allgemeine Exponentialfunktion lautet y = ax .


Für a > 0 gilt:
a = eln(a)
Die Funktion ax kann man somit folgendermaßen umformen:
 x
ax = eln(a) = eln(a)x = eg(x) ,

wobei g(x) = ln(a)x.

Gemäß Kettenregel:
0
(ax ) = g 0 (x) eg(x) = ln (a) eln(a)x = ln (a) ax

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Natürliche Logarithmusfunktion
Die natürliche Logarithmusfunktion lautet:

g(x) = ln(x), x > 0

Wichtige Eigenschaft: Die natürliche Exponentialfunktion ist die


Inverse zur natürlichen Logarithmusfunktion, d.h.

eg(x) = x.

Wird auf beiden Seiten dieser Gleichung differenziert, erhält


man:
1
eg(x) · g 0 (x) = 1 ⇔ x · g 0 (x) = 1 ⇔ g 0 (x) = x

Somit gilt:

1
(ln(x))0 =
x
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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren
Ableitung einer mit ln verketteten Funktion h(x):
y = ln(h(x))
Die Funktion y ist logischerweise nur dann definiert, falls
h(x) > 0.

Nach der Kettenregel gilt:


h0 (x)
y = ln(h(x)) =⇒ y0 = h(x)

Beispiel:
0
(x 2 )
y = ln x 2 =⇒ y 0 =

x2

2x
= x2

2
= x

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren - Weiteres Beispiel

Bestimmen Sie die Ableitung zu

y = xx,

wobei x > 0.

Zunächst gilt:

y = x x = ex ln(x)

Ableiten mittels Ketten- und Produktregel ergibt:


 
0 1
y = ln(x) + x ex ln(x) = (ln(x) + 1) x x .
x

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4.8 Differenzieren von Logarithmusfunktionen
Logarithmisches Differenzieren - Weiteres Beispiel
Bestimmen Sie die Ableitung zu:

y = loga x

ln x
Im Übrigen gilt: loga x =
ln a
Somit ist die betrachtete Funktion äquivalent zu
1
y= · ln x
ln a
und man erhält die Ableitung

1 1
y0 = · .
ln a x

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