1
Inhalt
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... 1
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................. 2
Einleitung ......................................................................................................................... 4
1. Unternehmensbewertung ........................................................................................... 6
3. Ertragswertverfahren ............................................................................................... 15
3.2.1.Ertragsüberschüsse.......................................................................................... 17
3.2.2. Kapitalisierungszinssatz................................................................................. 18
3.2.3. Diskontierung................................................................................................. 18
4. Praxisbeispiel ............................................................................................................. 21
6. Fazit ............................................................................................................................ 32
Literaturverzeichnis...................................................................................................... 34
Abbildungsverzeichnis
1
Abkürzungsverzeichnis
Das erste Kapitel erläutert kurz den Nutzen und Anlass von Unternehmensbe-
wertungen.
Das Ertragswertverfahren wir im dritten Kapitel vorgestellt und auf seine Vor- und
Nachteile untersucht.
Die anschließende Bewertung eines Fallbeispiel im vierten Kapitel soll die Anwendung
in der Praxis verdeutlichen. Dabei wird das DCF-Verfahren schrittweise durchgeführt
und anschließend der Unterschied zum Ertragswertfahren festgehalten.
Das fünfte Kapitel grenzt die behandelten Verfahren voneinander ab und legt ihre Ge-
meinsamkeiten, wie Unterschiede dar.
Das Fazit fasst die gewonnenen Ergebnisse kurz zusammen und wägt diese ab.
1. Unternehmensbewertung
Bei der Bewertung eines Unternehmens handelt es sich um die Ermittlung des
Wertes eines Unternehmens oder Unternehmensteilen.1 Der Wert stellt hierbei den zu-
künftigen Nutzen des Unternehmens für den Investor dar.2 Demzufolge ist der Wert ei-
nes Unternehmens nicht als absolute Zahl, sondern immer in Relation zu den Interessen
des Investors zu betrachten.3
Anlass für die Bewertung eines Unternehmens kann eine Veränderung der Ei-
gentumsverhältnisse, durch Kauf oder Verkauf, Ausscheiden eines Gesellschafters oder
einer Fusion zweier Unternehmen sein.4
Ein in der Praxis sehr beliebtes Verfahren ist das aus dem anglo-amerikanischen
Raum stammende Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF-Verfahren).5 Es beinhaltet
verschiedene Varianten, welche im nächsten Kapitel vorgestellt werden. Alle Varianten
basieren auf der Annahme, dass ein Unternehmen nicht Konkurs geht und somit kon-
stant zukünftige Zahlungsüberschüsse, die sogenannten Cash-Flows abwirft.6 Es gehört
zu den Gesamtwertverfahren, welches den Unternehmenswert durch ein Zukunftser-
folgswertverfahren ermittelt.7 Der Free Cash-Flow (FCF) ist in dieser Methode die zent-
rale Erfolgsgröße.8
1
Vgl. Höhne, F. (2013), S.168.
2
Vgl. Schacht, U., Fackler, M. (2009), S.11.
3
Vgl. Höhne, F. (2013), S.168.
4
Vgl. Menzel, K. (2008), S.99.
5
Vgl. Hering, T. (2006) , S.206.
6
Vgl. Ballwieser, W., Hachmeister, D. (2013), S.140.
7
Vgl. Langenstein, K. (2007), S.46 ff.
8
Vgl. Voigt, C., Voigt, J., Voigt, J. (2015), S.37.
Die Ermittlung des Unternehmenswertes erfolgt in diesem Verfahren durch die
Diskontierung der zukünftig erwarteten Cash-Flows mit Kapitalkostensätzen. Diese ba-
sieren auf Informationen über das Preissystem am Kapitalmarkt.9 Die zukünftigen Cash-
Flows werden hierbei genaustens geplant. Der Betrachtungszeitraum variiert dabei von
Branche zu Branche. Es lässt sich jedoch festhalten, dass die Planung über Cash- Flows
über fünf Jahre hinaus mit erhöhten Unsicherheiten behaftet ist.10 Ab dem Zeitpunkt an
dem die Cash-Flows nicht mehr realitätsnah planbar sind, münden diese in der ewigen
Rente, da davon ausgegangen wird, dass ein Unternehmen ewig existiert und somit wei-
tere Cash-Flows in der Zukunft bringen wird. 11 Diese ewige Rente, auch Terminal Va-
lue genannt, ist der sogenannte Restwert des Unternehmens, der einen großen Teil des
Unternehmenswertes ausmacht.12
Die ermittelten Cash-Flows und der Perpetuitätswert werden mit einem Diskon-
tierungssatz auf den Betrachtungszeitpunkt abgezinst.13 Aus den Barwerten und dem
nicht betriebsnotwendigen Vermögen, abzüglich des Fremdkapitals wird der Unterneh-
menswert bestimmt. Daher hängt der Unternehmenswert stark von der Höhe der Zah-
lungsströme, als auch der der Diskontrate ab. 14
9
Vgl. Diedrich, R., Dierkes, S. (2015), S.131.
10
Vgl. Hasler, P. (2011), S.192.
11
Vgl. Ernst, D.; Schneider, S.; Thielen, B. (2012), S.38.
12
Vgl. Hasler, P. (2011), S.223.
13
Vgl. Hasler, P. (2011), S.213.
14
Vgl. Schmidlin, N. (2013), S.145.
15
Vgl. Spremann, K., Ernst, D. (2011), S.7.
16
Vgl. Voigt, C., Voigt, J., Voigt, J. (2015), S.15.
2.1. Methodik
Trotz verschiedener Varianten des DCF- Verfahren resultieren alle Varianten bei
identischen Annahmen in demselben Unternehmenswert. Ist dies nicht der Fall beruht
dies auf Differenzen in den Annahme.18 Diese Arbeit wird in den folgenden Kapital nä-
her aus die Entity-Methode (WACC-Ansatz) und die Equity-Methode (FTE) eingehen.
Abschließend werden die Vor- und Nachteile des DCF-Verfahrens (WACC-Ansatz) er-
läutert, um schließlich die Ertragswertmethode mit dem DCF-Verfahren kritisch zu ver-
gleichen.
17
Vgl. Ballwieser, W., Hachmeister, D. (2013), S.140.
18
Vgl. Diedrich, R., Dierkes, S. (2015), S.131.
19
Vgl. Heesen, B. (2014), S.88.
20
Vgl. Heesen, B. (2014), S.88, S.92.
Diese Arbeit wird näher auf das wichtigste DCF-Verfahren, dem Weighted-
Average-Cost-of-Capital-Ansatz (WACC) eingegangen.21 In diesem werden die ermit-
telten Free Cash-Flows mit dem gewichteten Kapitalkostensatz, dem Weighted Average
Cost of Capital (WACC), bis zum Betrachtungszeitpunkt abgezinst. 22
− adaptierte Steuerzahlungen
= operatives Ergebnis vor Zinsen und nach Steuern (NOPAT bzw. NOPLAT)
+/− Abschreibungen/Zuschreibungen
= operativer Brutto-Cash-Flow
−/+ Investitionen/Desinvestitionen
= Free Cash-Flow.
Der Ausgangspunkt für die Errechnung des Free Cash-Flow eines Jahres stellt
das operative Ergebnis vor Steuer und Zinsen dar, auch Earnings before interest and
taxes genannt.24 Von diesem wird die Unternehmenssteuer in Höhe des zu erwartenden
Steuersatzes abgezogen. Die Fremdkapitalzinsen werden nicht abgezogen, da diese im
21
Vgl. Becker, H. P. (2009), S.84.
22
Vgl. Schierenbeck, H., Lister, M. (2002), S.105.
23
Heesen, B. (2014), S.90.
24
Vgl. Wöhe, G., Bilstein, J., Ernst, D., Häcker, J. (2013), S.32.
Finanzierungsbereich anzusiedeln sind und später Betrachtung in dem Diskontierungs-
satz finden.25 Daraus resultiert das operative Ergebnis nach Steuern und vor Zinsen. An-
schließend findet die Bereinigung von Aufwänden und Erträgen statt, die keinen Zah-
lungsstrom (Einnahmen und Ausgaben) darstellen und somit nicht in den Free Cash-
Flow einbezogen werden dürfen.26 Der operative Brutto-Cash-Flow der daraus gewon-
nen wird, ist das Ergebnis, welches aus der Betriebsfähigkeit resultiert ist und nun für
Investitionen zur Verfügung steht. Zieht man nun die Investitionen in Anlage- und Net-
toumlaufvermögen ab, erhält man den operativen Free Cash-Flow27, den Wert, der so-
wohl Fremdkapital- als auch Eigenkapitalgebern zugesprochen wird.28 Diese werden
pro Planungsjahr errechnet.
Anschließend wird der Terminal Value errechnet, indem der FCF aus dem letz-
ten Planjahr um die erwartete jährliche Wachstumsrate aufgezinst wird.29
Im nächsten Schritt erfolgt nun die Abzinsung der Free Cash-Flows und des Per-
petuitätwertes mittels der gewichteten Kapitalkosten (WACC). Dieser bildet
Die Durchschnittskosten von Fremd- und Eigenkapital unter Einbezug derer Gewich-
tung.30 Dazu bilden Marktwerte die Basis.31
Durch die Verwendung des WACC, welcher den Gesamtkapitalkostensatz des Unter-
nehmens widerspiegelt32, werden die Zinsansprüche von Eigen- als auch von Fremdka-
pitalgebern berücksichtigt, die in der Errechnung des Free Cash-Flows unberücksichtigt
blieben. Die gewogenen Fremdkapitalkosten ergeben sich aus dem durchschnittlichen
25
Vgl. Brugger, R. (2009), S.104.
26
Vgl. Wöhe et al (2013), S.32.
27
Vgl. Heesen, B. (2014), S.90f.
28
Vgl. Heesen, B. (2014), S.90.
29
Vgl. Stowell, D. (2017), S.95.
30
Vgl. Heesen, B. (2014), S.88.
31
Vgl. Henselmann, K., Kniest, W. (2015), S.362.
32
Vgl. Schacht, U., Fackler, M. (2009), S.217.
Zinssatz der Fremdkapitalgeber.33 Die Eigenkapitalkosten hingegen werden mittels Ka-
pitalmarkt- und Preisbildungsmodellen (CAPM-Methode) bestimmt.34 Der WACC wird
nach folgender Formel berechnet:35
EK FK
WACC = iE x + iF x x (1 − s)
GK GK
Legende:
s = t = Unternehmenssteuersatz
33
Vgl. Becker, H. (2009), S.84.
34
Vgl. Drukarczyk, J.; Schüler, A. (2016), S.101.
35
Vgl. Hutzschenreuter,T. (2015), S.369.
36
Vgl. Schacht, U., Fackler, M. (2009), S.218.
37
Vgl. Heesen, B. (2014), S.91.
Das Resultat sind die gewichteten Kapitalkosten.38 Im nächsten Schritt werden die zu-
vor errechneten Free Cash-Flows des Planungszeitraumes und der Terminal Value mit
dem WACC diskontiert.39
Die erhaltenen Barwerte aus der Diskontierung werden mit dem Marktwert des
nicht betriebsnotwendigen Vermögens addiert, woraus der Marktwert des Gesamtkapi-
tals resultiert. Abschließend wird der Marktwert des Fremdkapitals subtrahiert um den
Marktwert des Eigenkapital, den Shareholder-Value, zu erhalten.40
Bei der Netto- oder Equity-Methode wird der Eigenkapitalwert direkt ermittelt,
indem die zukünftig erwarteten Cash-Flows der Eigenkapitalsgeber mit den jeweiligen
Eigenkapitalkosten diskontiert.41 Diese Cash-Flows werden als Owner Earnings be-
zeichnet42 und pro Jahr der Planungsperiode wie folgt berechnet43:
- Fremdkapitalzinsen
+ Abschreibungen
38
Vgl. Schacht, U., Fackler, M. (2009), S.217f.
39
Vgl. Hersberger, D. (2008), S.58.
40
Vgl. Drukarczyk, J.; Schüler, A. (2016), S.101.
41
Vgl. Hommel, H.; Knecht, T.; Wohlenberg, H. (2006), S.720 ff.
42
Vgl. Schmidlin, N. (2013), S.147.
43
Ernst,Schneider,Thielen (2012), S. 36.
+/- Veränderung der Rückstellungen
- Investitionen
= Flow to Equity
Die Zinsen an die Fremdkapitalgeber, als auch die Veränderung des Fremdkapi-
talbestands werden bereits in dem Flow to Equity berücksichtigt. Dadurch steht das Er-
gebnis des Flow to Equity ausschließlich den Eigenkapitalgebern zur Verfügung. Daher
ist der Diskontierungssatz die Renditeerwartung der Eigenkapitalgeber.44
Anschließend wird der Flow to Equity und der errechnete Terminal Value mit
der Renditeerwartung der Eigenkapitalgeber diskontiert und es entsteht der Barwert des
Flow to Equity.45
Dieser wird mit dem Marktwert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens ad-
diert und ergibt in Summe den Marktwert des Eigenkapitals.46
Der Unterschied der beiden Verfahren besteht darin, dass bei der Entity-Me-
thode, die Fremdkapitalkosten und die Steuerersparnis im Diskontierungssatz berück-
sichtigt werden und bei der Equity-Methode bereits im Free Cash-Flow.47 Dadurch kann
die Equity-Methode den Unternehmenswert direkt bestimmen. In Hinblick auf die Be-
rechnung beider, erklärt sich, warum beide Verfahren bei identischen Annahmen zum
gleichen Marktwert des Eigenkapitals kommen müssen.48
44
Vgl. Ernst, D., Schneider, S., Thielen, B. (2012), S.30.
45
Vgl. Hommel, H., Knecht, T., Wohlenberg, H. (2006), S.720 ff.
46
Vgl. Heesen, B. (2014), S.94.
47
Vgl. Voigt, C., Voigt, J., Voigt, J. (2015), S.40.
48
Vgl. Ernst, D., Schneider, S., Thielen, B. (2012), S.27.
Die APV- Methode hingegen ermittelt den Wert des Eigenkapitals in einem
mehrstufigen Verfahren um eine differenzierte Wertermittlung zu garantieren.49 Diese
wird in dieser Arbeit jedoch nicht behandelt.
2.2.1. Vorteile
49
Vgl. Schierenbeck, H., Lister, M. (2002), S.106.
50
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
51
Vgl. Heusinger von Waldegge, S. (2009), S.86.
52
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
53
Vgl. Heesen, B. (2014), S.112.
54
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
55
Vgl. Uhlig, T. (2011), S.70.
Rechnungslegung fließt nicht in die Bewertung mit ein, sodass das DCF-Verfahren sich
international hoher Beliebtheit erfreut.56
2.2.2. Nachteile
Als kritisch betrachtet wird das DCF-Verfahren, neben seinem hohen Maß an
Komplexität,57 insbesondere die Berechnung des gewichteten Kapitalsatzes. In der Er-
rechnung der Renditeerwartung der Eigenkapitalgeber kann es bei der Berechnung des
Beta-Faktors zu Verzerrung kommen.58 Auch die Zirkularität des WACC-Ansatzes gilt
als problematisch. Zudem geht der WACC-Ansatz von einer konstanten Kapitalstruk-
tur59 und von dieser unabhängigen Renditeforderungen der Kapitalgeber aus, welches
zu Bewertungsfehlern führt. Unsicherheiten resultieren aus den Schätzung der Pla-
nungsjahre, da die Zukunft nie absolut vorherbestimmt werden kann.
3. Ertragswertverfahren
56
Vgl. Heusinger von Waldegge, S. (2009), S.86.
57
Vgl. Heusinger von Waldegge, S. (2009), S.86.
58
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
59
Vgl. Kuhner, C., Maltry, H. (2017), S.282.
60
Vgl. Bachl, R. (2015), S.11.
61
Vgl. Ballwieser, W.; Hachmeister, D. (2013), S.8.
Durch die praxisorientierte Anwendung, gehört das Ertragswertverfahren, welches be-
vorzugt von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern genutzt wird, zu den führenden Be-
wertungsverfahren.62
Es wurde zudem vom Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.v. (IDW) als ein
geeignetes Verfahren anerkannt.
3.2. Methodik
Es wird davon ausgegangen, dass die Ermittlung des Unternehmenswertes von dem
subjektiven Nutzen, den entweder des Eigentümers selbst, oder der potentiell zukünftige
Eigentümer, mit dem Unternehmen erzielen will, bestimmt wird.64
Zur Ermittlung des Wertes eines Unternehmens wird bei der Ertragswertmethode ein
Verfahren der Nettokapitalisierung verwendet.65
Die Nettogrößen, die dabei heraus kommen ergeben sich aus den zu diskontierenden
Größen. Diese vermindert man um Kapitaleinlagen und persönliche Steuern der Eigen-
tümer.
62
Vgl. Mandl, G. (1999), S 43.
63
Vgl. IDW (2005c), S. 691ff.
64
Vgl. WP-Handbuch (2002), S.27ff.
65
Vgl. Ballwieser, W.; Hachmeister, D. (2013), S.8.
66
Vgl. Bachl, R. (2015), S11.
Für den Marktwert des Eigenkapitals ist zum einen die Überschussprognose von zentra-
ler Bedeutung als auch eine Festlegung des Kapitalisierungszinssatzes.67
3.2.1.Ertragsüberschüsse
Bei der Ermittlung der Ertragsüberschüsse ist es wichtig, zum einen die Vergangen-
heitswerte als auch die zu erwartende Entwicklung in der Zukunft mit einzubeziehen.68
Da die Ermittlung aller relevanter Daten unabdingbar ist, welche allerdings nicht immer
gegeben sind, müssen diese vom Prüfer aufbereitet und kontrolliert werden. Hierbei
wird geschaut, ob eine ausreichende Verlässlichkeit und Vollständigkeit besteht.69
Da die ganzheitliche Überprüfung der brauchbaren Kennzahlen meist utopisch ist, wird
eine Vollständigkeitserklärung nach den Richtlinien des IDW S1 verlangt. Diese Auf-
gabe trägt in der Regel der Wirtschaftsprüfer, als neutraler Gutachter.70
Daraus gehend werden die Betriebsergebnisse nach Steuern ermittelt. Um die reinen Er-
tragsüberschüsse ermitteln zu können, muss man die GuV um außerordentliche Auf-
wendungen und außerordentliche Erträge bereinigen. Die Notwendigkeit dessen liegt
darin, da diese keine relevanten Kennzahlen für die tatsächliche Bewertung in der Ver-
gangenheit, als auch für die Zukunft gewähren.71
Wenn dies geschehen ist, kann man die tatsächlich anzunehmende Ertragskraft des Un-
ternehmens aus den Vergangenheitsdaten ziehen.
67
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.72.
68
Vgl. IDW S1 (2008), S70.
69
Vgl. Madl/Rabel (1997), S145.; IDW S1(2008), S.171.
70
Vgl. WP-Handbuch (2008), S.171.
71
Vgl. Born, K. (2003), S.177.
72
Vgl. Hommel, M.; Dehmel, I. (2013), S.138.
3.2.2. Kapitalisierungszinssatz
Mit dem Kapitalisierungszinssatz lässt sich Finanzmathematisch der Marktwert des Ei-
genkapitals errechnen. Dieser ergibt sich in der Ertragswertmethode aus der Abzinsung
finanzieller Überschüsse.74
Der Kapitalisierungszinssatz stellt hierfür die Rendite dar. Diese ist maßgebend für ei-
nen Investor, falls dieser seine Investition in ein anderes adäquates Unternehmen mit
gleichem Risikofaktor investieren möchte. Daraus lässt sich für den Investor die Er-
kenntnis ziehen, ob es sich lohnt in das zu bewertende Unternehmen zu investieren, da
hierbei die Rendite im Vergleich mindestens den gleichen Wert erbringen sollte.76
3.2.3. Diskontierung
73
Vgl. IDW (2008), S.3f.
74
Vgl. IDW (2008), S 21ff
75
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.187.
76
Vgl. Preißel, M. (2009), S.106 ff.
77
Vgl. Peemöller, V. (2012), S.321.
78
Vgl. Hegemann, J. (2009), S.22.
Mit Hilfe des Kapitalisierungszinssatzes lässt sich genau dieser berechnen. Dies ge-
schieht, indem man die in Zukunft berechneten Erträge des Unternehmens diskontiert.79
Der Barwert ist somit eine wichtige Kennzahl um den Unternehmenswert zu berechnen.
Als eine seltenere Ausnahme kann es geschehen, dass der ermittelte Barwert den zu-
kunftserfolgswert, bei Abwicklung des Unternehmens übersteigt. In dem Fall wird der
Liquidationswert als Marktwert des Eigenkapitals in Erwägung gezogen.
Es sind die prognostizierten Liquidationserlöse zu beachten, die aus dem Verkauf des
nicht betriebsnotwendigen Vermögens entstehen können.81
3.3.1. Vorteile
Gerade in Deutschland zählt das Ertragswertverfahren zu einem der gern benutzen Un-
ternehmensbewertungsverfahren. Dies hat zugrunde, dass vor allem die Besonderheiten
des deutschen Steuersystems berücksichtigt werden.82
79
Vgl. Peemöller , V. (2012), S.268.
80
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.171.
81
Vgl. Peemöller , V. (2012), S.268.
82
Vgl. Heesen, B. (2014), S.112.
83
Vgl. Kühnberger, M.; Brenig, M.; Maaßen, H. (2008), S.198.
84
Vgl. Pott, O.; Pott, A. (2012), S.318.
Da das Ertragswertverfahren prädestiniert durch seine einfache Anwendbarkeit und
leichte Durchführung ist85, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der zu berechnende Un-
ternehmenswert richtig ist. Zudem ist es schwieriger verwendete Kennzahlen durch fi-
nanzpolitische Maßnahmen zu manipulieren, woraus sich Ergibt, dass sich die Sicher-
heit im Bezug auf den Wert des Ergebnisses erhöht.86
Auf Grund der Tatsache, dass die Berechnung des Ertragwertverfahrens größtenteils auf
Markt- und Unternehmensdaten basiert, lässt sich ein solider Vergleichswert generieren.
Dieser ist nützlich für die Entscheidungsfindung des zukünftig potentiellen Unterneh-
menseigners und hilfreich bei Zukunftsprogosen des Unternehmenswertes.87
3.3.2. Nachteile
Problematisch ist, dass die Wertkonstellationen, die aus der Berechnung des Ertrags-
wertverfahrens entstehen, meist nicht als einzelner, unabhängiger Wert dargestellt wer-
den. Daher gelangt man nur zu einer einwertigen Betrachtungssicht.
Dies hat für den Käufer zur Folge, dass die weitere Entwicklung des zu bewertenden
Unternehmens nicht ganzheitlich aufgezeigt wird. Hierbei fehlen Daten, die auf die stra-
tegische Handlung und dessen Folgeentwicklung hindeuten.88
Der Zeitraum aus dem die verschiedenen Wertgrößen des Unternehmens bezogen wer-
den ist auch kritisch zu betrachten.89 Auf Problematiken kann man hierbei für junge Un-
ternehmen, als auch für stark wachsende Unternehmen treffen.90
Schwierigkeiten kommen auch darin auf, den Wert der tatsächlichen Nettoausschüttung,
der an die Eigentümer fließt zu ermitteln.
85
Vgl. Heusinger von Waldegge, S. (2009), S.86.
86
Vgl. Heesen, B. (2014), S.112.
87
Vgl. Kühnberger, M.; Brenig, M.; Maaßen, H. (2008), S.198.
88
Vgl. Heesen, B. (2014), S.108.
89
Vgl. Ihlau, S.; Duscha, H.; Gödecke, S. (2013), S.68.
90
Vgl. Macharzina, K./ Wolf, J. (2008), S.726.
Da das Ertragswertverfahren nach deutschem Standard ausgelegt ist, ergibt sich eine
Problematik im Hinblick auf dessen Akzeptanz für den internationalen Raum.91 Durch
diese fehlende internationale Akzeptanz werden in andern Ländern in der Regel unter-
schiedliche und abweichende Vorgehensweisen und Verfahren genutzt.92
Außerdem wird bei den Rechenvorgängen eine nicht auszureichende Transparenz be-
mängelt.93 Die zum Vergleich herangezogene Alternativinvestition bringt Schwächen
auf Grund derer Risikoberücksichtigung mit sich, da diese meist schwer ermittelbar
sind.94
4. Praxisbeispiel
Es bleibt zu beachten, dass das Fallbeispiel sich zu diesem Zweck rein fiktiver
Kennzahlen bedient, die in keinerlei Bezug mit einem auf dem Markt existierenden Un-
ternehmen stehen. Auch die Größe der Kennwerte und deren Verhältnis zu den anderen
Kennzahlen sind rein fiktiv gewählt und somit unaussagekräftig. Es wird von einer zu-
künftigen Wachstumsrate von 2% ausgegangen. Alle Kennzahlen werden auf maximal
zwei Dezimalstellen gerundet. Da es der Umfang der Arbeit nicht zulässt, wird ein Teil
der Kennzahlen als gegeben betrachtet.
91
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
92
Vgl. Uhlig, T. (2011), S.70.
93
Vgl. Heesen, B. (2014), S.109.
94
Vgl. Heesen, B. (2014), S.112.
4.2. Unternehmensbewertung mit dem DCF-Verfahren
Dieses Kapital behandelt die Anwendung des DCF-Verfahrens auf das gegebene Fall-
beispiel. Die theoretische Rechnung wurde bereits im Theorieteil ausführlich themati-
siert, weshalb dieser Teil sich auf die praktische Anwendung fokussiert.
Wie bereits in dem theoretisch orientierten Teil dieser Arbeit erwähnt, stellt das
Berechnen der geplanten, zukünftigen Cash Flows der Jahre der Planperiode die Aus-
gangslage des DCF-Verfahrens dar.95 Hinzu dient als Ausgangspunkt das EBIT der
Jahre der Planungsperiode. Die Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens lie-
fert hierzu die folgenden Kennzahlen.96
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird nun verwendet um die Free Cash-
Flows zu berechnen.97 Die dazugehörige Formel wurde bereits im Theorieteil dargelegt
und näher erläutert.
95
Vgl. Hersberger, D. (2008), S.58.
96
Vgl. Hering, E. (2014), S.5.
97
Vgl. Wöhe et al (2013), S.32.
Abbildung 2: Berechnung der Free Cash-Flows (eigene Darstellung mit Anlehnung an Heesen, B., 2014, S.90.)
Dazu werden die voraussichtlichen Steuerzahlungen, welche durch die Höhe des
EBIT und dem Steuersatz abschätzbar sind vom EBIT des jeweiligen Jahres subtrahiert.
Der daraus resultierende operative Ergebnis vor Zinsen und nach Steuern wird anschlie-
ßend um Abschreibungen, Aufwendungen aus Anlageabgängen und Veränderungen in
den Rückstellungen bereinigt98, da in diesen zum Betrachtungszeitpunkt kein Geld ge-
flossen ist. Man berücksichtige, dass lediglich die Änderung an Rückstellungen im Ver-
gleich zum vorangegangen Jahr miteinfließen. Je nachdem ob es sich um eine Abschrei-
bung oder Zuschreibung handelt, wird der Wert addiert oder subtrahiert, welches der
Abbildung zu entnehmen ist. Die Vorzeichen der Kennzahlen geben Aufschluss dar-
über, ob es sich hierüber eine Zunahmen (+) oder eine Abnahme (-) der Position han-
delt. Anschließend werden die Veränderungen im Umlauf- und Anlagevermögen be-
rücksichtigt. Das Resultat ist der Netto-Free-Cashflow, welcher sowohl Eigen- als auch
Fremdkapitalgebern zugeschrieben wird.99
Der Free Cash-Flow für das erste Jahr nach der Planungsperiode wird errechnet,
indem der letztgeplante Cash-Flow als Basis genommen wird und mittels der erwarteten
Wachstumsrate aufgezinst wird. Die zugrundeliegende Formel hierfür ist100:
𝐹𝐶𝐹𝑛 + 1 = 𝐹𝐶𝐹𝑛 ∗ (1 + 𝑔)
Legende:
98
Vgl. Eayrs, W., Ernst, D., Prexl, S. (2007), S.333.
99
Vgl. Seppelfricke, P. (2007), S.24.
100
Vgl. Samonas, M. (2015), S.132.
FCFn+1= Free Cash-Flows des Jahres nach dem Planungszeitraum
g = Wachstumsrate in Prozent
Der errechnete Cash-Flow für das Jahr nach dem Planungszeitraum wird durch
den gewichteten Kapitalkostensatz abzüglich der Wachstumsrate geteilt, um den Termi-
nal Value, den Perpetuitätswert zu erhalten. Die zugrundeliegende Formel hierfür ist:101
(𝐹𝐶𝐹𝑛 ∗ (1 + 𝑔))
𝑇𝑉 =
(𝑊𝐴𝐶𝐶 − 𝑔)
Legende:
TV = Terminal Value
Abbildung 3: Berechnung des Terminal Value (eigene Darstellung mit Anlehnung an Loderer, C., Wälchli, 2010,
S.275)
Die ermittelten FCFs der Planungperiode und der Terminal Value werden mit
dem gewichteten Kapitalsatz, dem WACC, zum Betrachtungszeitpunkt diskontiert. Der
WACC errechnet sich wie folgt:102
101
Vgl. Loderer, C., Wälchli (2010), S.275.
102
Vgl.Schacht, U., Fackler, M. (2009), S.132.
𝐸𝐾 𝐹𝐾
𝑊𝐴𝐶𝐶 = 𝑟𝐸𝐾 ∗ ( ) + 𝑟𝐹𝐾 ∗ (1 − 𝑡) ∗ ( )
𝐺𝐾 𝐺𝐾
Legende:
rFK = Fremdkapitalzinsatz
t = Unternehmenssteuersatz
Legende:
103
In Anlehnung an: Ernst, D., Schneider, S., Thielen, D. (2012), S.58.
wertenden Unternehmens bezüglich der Wertentwicklung im Vergleich zum Marktport-
folio ein.104 Somit wird die Marktrenditeprämie mit diesem Faktor multipliziert, da ein
höheres Risiko der Eigenkapitalgeber im Vergleich zu den Anlagealternativen des
Marktportfolios sich stets in der Renditeerwartung wiederfindet.105 Zur weiteren Be-
rechnung nutzen wir die bereits gegebenen Kennzahlen in diesem Fallbeispiel, die in
der Praxis zunächst errechnet werden müssen.
Setzt man die gegebenen Angaben in die Formel ein, erhält man eine Renditeerwartung
der Eigenkapitalgeber von 11,4%.
Da nun alle Angaben für das Ermitteln des gewichteten Kapitalsatzes vorhanden sind,
können diese nun in die Formel des gewichteten Kapitalsatzes eingesetzt werden:106
Der WACC kann nur für alle Jahre verwendet werden, wenn sich die Verschul-
dung nicht ändert.107 Dieses Fallbeispiel geht davon aus, dass sich der Verschuldungs-
grad, somit das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital, gleich bleibt, um den Fokus
104
Vgl. Schmidlin, N. (2013), S.151.
105
Vgl. Koller, T., Goedhart, M., Wessels, D. (2015), S.284.
106
Vgl. Schmidlin, N (2013), S.157.
107
Vgl. Koller, T., Goedhart, M., Wessels, D. (2015), S.830.
auf die Thematik der Arbeit nicht zu verlieren. Die ermittelten Free Cash-Flows der Pla-
nungsjahre werden mittels folgender Formel mit dem errechneten WACC von 9,56%
abgezinst:108
𝐹𝐶𝐹𝑛
𝐵𝑎𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 (𝐵𝑊) =
(1 + 𝑊𝐴𝐶𝐶)𝑛
Legende:
Daraus ergibt sich für das erste Jahr der Planungsperiode ein Barwert von 305,77 Mio €.
335
𝐵𝑎𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡(𝐵𝑊) = (1+0,0956)1 =305,77 Mio. €
𝑇𝑉 8670
𝐵𝑎𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 𝑑𝑒𝑠 𝑇𝑉 = 𝑛 = = 5492,36 𝑀𝑖𝑜. €
(1 + 𝑊𝐴𝐶𝐶) (1 + 0,0956)5
Legende:
TV = Terminal Value
Die resultierenden Barwerte der Planungsjahre werden nun mit dem Barwert des Termi-
nal Value summiert.110
108
In Anlehnung an: Schilden, N. (2013), S.146.
109
Vgl. Schels, I, Seidel, U. (2016), S.267.
110
Vgl. Drukarczyk, J., Schüler, A. (2016), S.101.
Abbildung 5: Berechnung der Gesamtsumme aller Barwerte (eigene Darstellung mit Anlehnung an Schilden, N.,
2013, S. 146)
Dieser wird nun um den Marktwert des Fremdkapitals verringert, welche Kenn-
zahl auf der Passivseite der Bilanz des Unternehmens ausgewiesen wird.111 Das be-
triebsnotwendige Vermögen wird nun addiert um den Marktwert des Eigenkapitals und
somit den Unternehmenswert zu erhalten.112
Der Marktwert des Eigenkapitals beträgt nach der Errechnung mittels Entity-Ansatzes
des DCF-Verfahrens gerundet 8229,31 Mio. €.
Bei der Berechnung des Ertragswertverfahrens, muss das Betriebsvermögen des zu be-
wertenden Unternehmens einen Vorgang der Differenzierung durchlaufen.113
Um eine Aussage gegenüber dem potenziellen Käufer über den Wert des Unterneh-
mens lauten zu lassen, wird ein Barwert ermittelt. Dieser gibt Auskunft über die in Zu-
kunft liegenden Erträge der Unternehmung.114 Nach der Berechnung aller zukünftiger
Barwerte, werden diese zu einem einheitlichen Wert summiert.115 Es folgt eine Tren-
nung zwischen dem betriebsnotwendigem Vermögen, sowie dem nicht betriebsnotwen-
digem Vermögen.116 Hierbei betrachtet man die Zahlungsströme des Unternehmens.
111
Vgl. Hering (2014), S.45.
112
Vgl. Drukarczyk, J., Schüler, A. (2016), S.101.
113
Vgl. IDW S1 (2008), S.21.
114
Vgl. Peemöller/Kunowski (2009), S.268.
115
Vgl. Peemöller/Kunowski (2009), S.302.
116
Vgl. IDW S1 (2008), S21.
Diese lassen sich aus den finanziellen Überschüssen der beiden Vermögenswerte zu-
sammensetzen.117 Somit wir aus den Netto-Ausschüttungen des Unternehmens der
Marktwert des Eigenkapitals erfasst.118 Es besteht ein Unterschied zum DCF-Verfahren
im Hinblick auf die nun gewonnenen Zahlungsströme. Dies hat zur Folge, dass die zu
diskontierenden Werte, bei Anwendung beider Verfahren zu einem unterschiedlichen
Wert an dieser Stelle führen. Bei dem Ertragswertverfahren wird daher der Gewinn des
Unternehmens diskontiert, wo hingegen die DCF-Methode den Netto-Cashflow als
Wert nutzt.119 Der Gebrauch des Kapitalzinssatzes bei der Diskontierung von finanziel-
len Zahlungsüberschüssen ist wiederum bei beiden Verfahren vorzufinden.120
Eine unterschiedliche Verfahrensweiße tritt zudem bei der Verwendung des Diskontie-
rungszinses auf. Die gewichteten Kapitalkosten aus Eigenkapitalrendite und Fremdkapi-
talkosten beziehen beide Verfahren in ihre Wertung differenziert mit ein. Das Ertrags-
wertverfahren legt ausschließlich ihr Augenmerk auf die Eigenkapitalrendite. Für die
Rechnung der DCF-Methode werden auch die Zahlen der Eigenkapitalrendite, sowie die
der Fremdkapitalkosten berücksichtigt. Aus diesem Grund würde bei der Berechnung in
der Praxis ein unterschied festzustellen sein. Ein elementar wichtig zu beachtender As-
pekt bei der Unternehmensbewertung mit dem Ertragswertverfahren besteht darin, fest-
zulegen für welchen Zeitraum die Vergangenheitsanalyse durchgeführt werden soll.
Hierbei ist in der Regel die Betrachtung der letzten fünf Jahre zu empfehlen. Längere
Zeiträume verlieren an Aussagekraft in ihrem Wert, je nach Entwicklung des Unterneh-
mens. Bei einer kürzeren Betrachtung besteht die Gefahr, dass ungleichmäßige Ent-
wicklungen die Werte, grade im Hinblick auf die Zukunftsprognose des Unternehmens,
verfälschen könnten. Auffallend starke oder eher schwächere Jahre des Unternehmens
wären dann schwierig für die ganzheitliche Bewertung der Unternehmensjahre.121
117
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.239.
118
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.239.
119
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.240.
120
Vgl. Obermeier, T.; Gasper, R. (2008), S.153 ff.
121
Vgl. Schacht, U.; Fackler, M. (2009), S.241.
5. kritischer Vergleich der beiden Verfahren
Der Ausgangspunkt beider Verfahren liegt bei einer unbegrenzten Lebensdauer des zu
bewertenden Unternehmens.122
Bei der Annahme, dass das Ertragswertverfahren und die DCF-Methode bei gleichen
Bewertungsannahmen zu gleichen Unternehmenswerten führen,123 ist jedoch keine
praktisch nachvollziehbare Überleitung enthalten. Aus diesem Grund ergibt sich daraus
kein brauchbarer Nachweis. Dies ist bei genauer Betrachtung nicht verwunderlich, da
dem Ertragswertverfahren ein Bilanzdenken zu Grunde liegt. Im Gegensatz dazu liegt
der DCF-Methode ein Marktwertdenken zu Grunde.124
Beide Verfahren sind in der Verfahrenstechnik ähnlich. da sie prinzipiell den Barwert
zukünftiger Unternehmenserfolge als Unternehmenswert berechnen.125
Es besteht also eine enge Verwandschaft beider Methoden. Zwar liegt der Ursprung bei-
der im Kapitalwertkalkül, jedoch besteht eine unterschiedliche Finanzierungsannahme,
auf Grund von differenzierter Orientierung. Deshalb kann man den Verfahren praktisch
gesehen niemals die gleichen Finanzierungsmaßnahmen unterstellen.126
Ein ausschlaggebender Unterschied beider Methoden ist, dass sie auf verschiedene Art
und Weise, festgelegte Kosten der Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierung aufwei-
sen.
Die DCF-Methode fordert von vorne herein klare, leicht verständliche Finanzierungsan-
nahmen zu treffen.127
122
Vgl. Seppelfricke, P. (2005), S.35.
123
Vgl. Born, K. (2003), S.176f.
124
Vgl. Born, K. (2003), S.177.
125
Vgl. Seppelfricke, P. (2005), S.35.
126
Vgl. Sperlich, M. (2003), S.13.
127
Vgl. Born, K. (2003), S.177.
Unterschiedlich in beiden Verfahren sind außerdem die zu diskontierende Überschuss-
größe, der Diskontierungssatz und die Berücksichtigung von Kapitalstrukturänderun-
gen.
Somit ist der bedeutende Unterschied der beiden Verfahren in der zu diskontierenden
Zielgröße zu sehen. Während bei dem Ertragswertverfahren neben den Cash-Flows
auch modifizierte bilanzielle Gewinngrößen diskontiert werden,129 bewertet das DCF-
Verfahren den Unternehmenswert alleinig auf Liquiditätsbasis.130
128
Vgl. Seppelfricke, P. (2005), S.35.
129
Vgl. Seppelfricke, P. (2005), S.30.
130
Vgl. Achleitner, A. ((2002), S.173.
6. Fazit
Das Ertragswertverfahren hat demnach einen Vorteil in der einfachen Berechnung des
Unternehmenswertes. Daher gelangt man schneller zu den gewünschten Kennzahlen,
wobei die Transparenz im Gegensatz zur DCF-Methode nicht ausreichend gegeben ist.
Das Ertragswertverfahren zählt vor allem bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern
zu einem gern verwendeten Verfahren. Dies liegt unter anderem daran, dass das Verfah-
ren vom Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.v. (IDW) als ein geeignetes
Verfahren zur Unternehmensbewertung anerkannt wurde. Dadurch berücksichtigt das
Verfahren vor allem die Besonderheiten des deutschen Steuersystems. Da dem Ertrags-
wertverfahren jedoch ausschließlich solch eine Anerkennung in Deutschland zugeteilt
wird, bringt es, im Gegensatz zur DCF-Methode, eine fehlende internationale Akzep-
tanz mit sich. Somit wird das Ertragswertverfahren fast ausschließlich im deutschen
Raum und die DCF-Methode sowohl im deutschen, als auch im international Raum ver-
wendet. Beiden Verfahren liegt eine unbegrenzte Lebensdauer des zu bewertenden Un-
ternehmens als Ausgangspunkt vor. Außerdem sind sie sich im Hinblick auf die Verfah-
renstechnik sehr ähnlich. Sie verwenden beide den Barwert zukünftiger Unternehmens-
erfolge als Grundlage zur Berechnung des Unternehmenswertes. Jedoch liegt dem Er-
tragswertverfahren ein Bilanzdenken zu Grunde, wo hingegen bei der DCF-Methode ein
Marktwertdenken dominiert. Zusätzlich arbeitet das Ertragswertverfahren sehr stark mit
dem Vergleich von Alternativinvestitionen, um die finanziellen Überschüsse bewerten
zu können und in einen Bezug zu stellen. Der Kapitalisierungszinssatz stellt hierfür die
Rendite dar. Anhand dessen ist es einem Investor möglich zu schauen, ob es sich für ihn
lohnt in das Unternehmen zu investieren, da hierbei die Rendite im Vergleich mindes-
tens den gleichen Wert erbringen sollte.
Abschließend lässt sich die Aussage treffen, dass eine enge Verwandschaft beider Me-
thoden besteht. Von der Grundbasis ähneln sich die Verfahren sehr stark, da der Ur-
sprung beider im Kapitalwertkalkül liegt. Auf Grund ihrer jedoch differenzierten Orien-
tierung, liegt eine unterschiedliche Finanzierungsannahme vor. Diese ist im Bereich der
Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierung vorzufinden. Da kein einheitlich festgeleg-
ter Zinssatz genutzt wird, können daraus unterschiedliche Ergebnisse resultieren. Somit
ist es zu empfehlen, sich nicht ausschließlich auf ein Unternehmensbewertungsverfah-
ren zu beschränke. Im direkten Vergleich weißen die beiden vorgeführten Verfahren un-
terschiedliche Stärken und Schwächen auf, wo durch sich aus beiden wertvolle Erkennt-
nisse und Daten ziehen lassen. Somit kann man sagen, dass die beiden Verfahren je-
weils unterschiedliche Zielgruppen adressieren und es dadurch nützlich ist, sie je nach
Anlass unterschiedlich und kritisch in Betracht zu ziehen.
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