Von
I. Goldziher.
Ansichten schließt sich der Verfasser an die zweite an: Lcjjj i3>^Lj |«J ^^Ls
auch solche , die in Versuchung kamen durch die große Qual , die
sie traf i). Dies sieht eher einer Mißbilligung ähnlich.
Die alten Gesetzeslehrer betrachten den Fall des 'Ammär als
seine Eltern zum Ausharren bei den ilinen von den Heiden zugefugten Qualen
ermutigt. — Alle diese Erzählungen bei Usd al-gäba s. v. 'Ammär b. Jäsir IV, 44.
[Vgl. auch Ibu Sa'd Vlll, 193, Ilff.]
1) Ibn HisSm 205, 5. Die dazu gehörige Glosse des SuhejlT (ibid. II, 07
unten) hat den Zweck , die gewöhnliche Überlieferung über 'Ammär und die
Billigung des Propheten nachzuholen.
durch die Regierung; Tä^' al-Sari'a, Sarl.i al-wikäja (Kasan 1881) 440: (^»j
3) äejbänl, al-öämi' al-saj;ir (a.K. des Kitäb al-charäji;) 132 unten: ^ Ul ..,
J - ^ w » »
oLuajyüJ! .
7) Buchäri wendet die Lehre oLkÄiU ,3^ f"^] auf solche Fälle an.
216 Goldziher, Dae Prinzip der takijija im Islam.
nossen erwäblen, ,es sei denn, wenn ibr Furcht vor ihnen empfindet:
5 > « P . ..
üLäj ff^jji (jäXj ^ bSt*. Der terminus takijja sehließt sich an
^ i
eine Textvariante zu dem Worte sLäj an; bei Buchäri (Kitäb
1) KitSb al-milal wal-nihal (ed. Küro) IV, 6 nach den Erzählangen über
Verbergung der wirklichen fjberzeugung; bei HilSl al-SSbl ed. Amedroz 63, 6;
115, 3 ist es Gegensatz zu '»ÄfStS-; bei schi'itischen Schriftstellern sehr häufig
aach üclöt, z. B. KulTnl, Usül al-KSfl (Bombay 1302) 37, 18; 482 paenult.
»
4) Vgl. zur Anwendung des Wortes den reichen Nacbweis bei de Goeje, Gloss.
Fragm. nnd besonders 61. Tab. s. v. [Vgl. jetzt Ibn Sa'd V, 70, 10; 158, 11, 15.]
5) Z. B. in der oben angeführten Stelle 'Tabari, Tafsir IU, 140.
Goldziher, Das Prinzip der taUijja im Islam. 217
Katechismus der heutigen Ibäditen wird als eine der Arten der
1) Vgl. den von Abü BilSl der Charigiten&aa al-Balgä erteilten Hat:
\ %
218 Goldziher, Das Prinzip der takiija im Islam.
3) Asad Alläh al-KSzimI, Kasf al-kinä' 'an wugüh hu^^ijjat al-i^mä' (Iith.
(Leidener Hscbr. Amin 248) fol. 175 die Berechtigung der takijja der ImSme
1 »
Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam. 219
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freiung und mache sein Hervortreten leicbt!" oder: Hjy^ *l!t VJys
8j.>*o^ »Möge Gott sein Hervortreten nabe sein lassen und sein Ge¬
iy^.
nicht übt, ist wie ein Körper ohne Kopt" JJu/ «J jUÄj ^ o^y
tjJij ^ iX-wj=- '). „Hätte Gott gewollt — sagt der Propbet <*) —
so hätte er auch die tahijja verboten und eucb befohlen bei allem
•auszuharren, was euch von eueren Feinden trifft durch euer ofienes
Bekenntnis zur Wahrheit. Aber, fürwahr, die wichtigste euch von
<jott auferlegte Pflicbt, nacb der Liebe zu uns und der Bekämpfung
unserer Feinde, ist die Anwendung der takijja für euch und euere
Brüder in Gott. So fürchtet denn Gott und setzet eucb nicbt seinem
Zorne aus durch das Unterlassen der takijja und die Verkürzung
der Interessen euerer rechtgläubigen Brüder". In ganz detaillierter
Weise läßt man den 'All bei der Bekehrung eines griecbischen

(LL« j.^\) , wenn dich die Angst dazu zwingen sollte; du
1) Tafsir al-'Askari 131. Vgl. viele SprUche bei Kullnl 1. c. 209; 482 ff. u. ö.
2) Tüsi, List of Shy'ah Bootes 104 paenult, 319, S.
3) '^AÄxit ^v^äIU»-! JsJi Naht' al-baläga (Beimt 1307) ed. 'Abduh, 50, 8.
4) Der Text in meinen Beiträgen zur Literaturgesch. der Si'a (Wien
1874) 33, 21 ff.
5) Me^efl, al-Huntachah fi-l-murätl wal-chutab (Bombay 1311) I, 136:
^JJ! fUj.
1 9 *
222 Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam.
seine Sache*'), ,er übte nacb außen (^LLi! ^5) das Fikh nacb dem
madhab des Säfi'i, aber im Innern (j^^LJi ,3) hing er der Lehre
der Imämijja an'-) u. a. m., während allerdings auch Ausnabmen
von mutigem Ausbarren und unerschrocken freiem Bekenntnis be¬
sonders hervorgehoben werden müssen").
!tXs»l ^•,y^^.
4) Aus schi'itischen Grundwerken zitiert bei Mühleisen-Arnold, Der Islam
(Gütersloh 1878) 146.
5) Ibn Rosteh ed. de Goeje 218, 18, aber nicht mit talijja motiviert.
A.«jJÜtj.4.i .
7) Wenn man für solche schi'itische Lehren ethnographische Anknüpfungen
zugibt, kann man als Parallele auf die Anschauungen der Brahraanen hinweisen,
von deuen — uach Dubois — „der Meineid sogar für eine Tugend erklärt
wurde, wofern er ihrer Kaste Nutzen bringe' (boi Jolly, ZDMG. 44, 349).
und der Ansicbt, daß man durch zweideutige Ausdrücke der Lüge
scheinbar entgehen kann , in aufricbtig gemeinten Sentenzen ganz
unverhohlen Ausdruck gegebenDie Möglichkeit der reservatio
mentalis bei der Eidesleistung wird in der Ausbildung des mubam¬
medaniscben Rechtes als zu recht bestehend anerkannt; die Zu¬
lassung derselben allerdings auch in weitem Maße juristisch ein-
gescbränkt. Besonders hat aber die hanafitische Richtung^) in
einer, freilich von ernsteren Lehrern nicht immer gebilligten''),
Literatur das Kapitel der hijal, Recbtsknifie, auch auf dem Gebiete
der Eidesfragen fleißig und scharfsinnig gepflegt. Im Zusammen¬
bange der Takijjadisziplin kann mit ihr die schi'itiscbe Theologie
1*-^ ^jAC tX;»-!} tX^Li iü ^^L^ tti! M*-^ ^i^. ^;yi J^^^,
TiisT, List of Shy'ah Books 306, I.
und Ethik den Wettstreit füglich aufnehmen. Die takijja ist der
richtige Nährboden für die Zulassung und Billigung täuschender
Worte und Ausdrücke, zweideutiger Wendungen im Eide
IV. Die Anerkennung dieser Art der takijja nimmt denn aucb
früh ihre Stelle in der schi'itischen Literatur ein. Bereits einer
zeichnend, daß eine Schrift über ^xmIS ijoj^^xa von einem späteren
schi'itischen Gelehrten, Mubammed b. Mas'üd al-'Ajjäii, inmitten
einer Reibe gesetzeswissenschaftlicher Scbriften aufgefübrt wird*).
Die philologische Erudition kam dem weiten Gewissen der
Leute durch Zusammentragung der doppelsinnigen Ausdrücke zu
Hilfe. In diesem Sinne verfaßte Ibn Durejd sein durch Thorbecke
herausgegebenes Kitäb al-malähin mit dem in der Einleitung aus¬
gesprocbenen Zwecke, „daß solcbe, die zu einem ihnen unbequemen
Eid gepreßt werden , zu diesem Buche ihre Zuflucht nebmen und
von den in demselben verzeichneten Doppelsinnigkeiten Gebrauch
machen, etwas anderes im Sinne haben, als was ibre Rede scbein¬
bar ausdrückt, und dadurch von der Ungerechtigkeit des Bedrückers
loskommen". Es ist nicht zufällig, daß es ein eifriger Scbi'ite,
Abü 'Abdallah Muhammed al-Mufagga' (st. 320), ist, der gleichzeitig
(i >
wenn er sicb der Lüge bedient" \jyoyri «^j^ (jj-'Sii 'i^*^ i^y' *^
ÄÄt"). Aucb von der Schule der Nazzämijja, deren Stifter in
aus diesem Buch: i3jiJ! lXj» Tebrizi 540, 4; mit einem anderen: V_j!^ciS! lXj>
(Uber die Gedichte der Beduinen) beschäftigt sich Abu-l-'Alä al-Ma'arrl im Risälat
al-gufrän, JRAS. 1902, 85 unten.
L?*^ 1-5^
3) Sahrastäni 36 nr. 7. 4) Sahrastäni 39 nr. 11.
5) Murtadä, Ithäf al-säda (Kairo 1311) II, 253, 9.
6) Leider können die Textworte vom Kommentar nicht unterschieden
werden.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 15
226 Goldzüier, Dat Prinzip der takijja im Islam.
vJlüJj !iS iü«^ ^jLs jÄ<J( ö^li^. Ui! jjb' Joftj ^Ä5>- jJjLlj y^
1) Nach Flügel zu Wien nr. 1778 (III, 200) wSre in diesem Werke Abü
Jusnf niemals mit Namen erwähnt; daraus kSnnte gefolgert werden, daß hier
ein Einschub des Kommentators beginnt.
2) Sure 6, 119.
3) Vgl. Sure 16, 108.
4) Vgl. Zähiriten 68.
ö) Es ist nicht klar, auf welches „Kitäb* hier Bezug genommen ist.
Wenn der Passus von Sarachsi ist, so könnte er sich auf seinen Ornndtezt be¬
zogen haben ; aber weder hier noch in den unmittelbar vorangehenden Stücken
sind , wie mir auch Herr Dr. Juynboll bestätigt, die zitierten Worte zu finden.
6) Vgl. Sure 5.
227
Excavations at Lauriya*).
By
T. Bloch.
in this row, stands tbe famous Asoka column, witb tbe lion capital.
Then follow two parallel rows from nortb to south.- Tbe fourth
mound from north in tbe eastern one of these two rows is the