Leitthema
Hautarzt 2016 · 67:793–805
DOI 10.1007/s00105-016-3870-7
Online publiziert: 2. September 2016
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
Erkrankungen des Penis können im
Rahmen generalisierter Hauterkran-
kungen auftreten oder lokalisierte
Hautveränderungen sein. Differenzi-
aldiagnostisch müssen entzündliche
und infektiöse Erkrankungen sowie
benigne und maligne Neubildungen
unterschieden werden. Der Leidens-
druck wird insbesondere dann groß,
wenn sie zu Beeinträchtigungen oder
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
führen.
Die Differenzialdiagnose peniler Er-
krankungen umfasst Infektionen, Ba-
lanitiden, neoplastische Erkrankungen,
Traumata, papulosquamöse oder syste-
mische Erkrankungen, fixe Arzneimit-
telreaktionen, allergische oder irritative
Kontaktdermatitiden und verschiedene
andere Krankheiten [1, 2].
Relevante Hauterkrankungen des Pe-
nis können wie folgt eingeteilt werden:
4 infektiöse Erkrankungen,
4 genitaler Befall bei systemischen
Dermatosen,
4 spezifische Erkrankungen von Glans
penis und Präputium,
4 gutartige Neubildungen am Penis
und Skrotum,
4 bösartige Neubildungen.
Diese Übersicht enthält Teile des Inhalts folgen-
der Veröffentlichungen: Köhn FM, Schultheiss D,
Krämer-Schultheiss K (2016) Teil 1 – Hauter-
krankungen am äußeren männlichen Genitale.
Urologe A 55:829–842; Köhn FM, Schultheiss D,
Krämer-Schultheiss K (2016) Hauterkrankungen
am äußeren männlichen Genitale – Teil 2 – Mali-
gne und infektiöse Hauterkrankungen. Urologe
A 55:981–996.
F.-M. Köhn
Andrologicum München, München, Deutschland
Hauterkrankungen im
Genitalbereich des Mannes
Hautveränderungen ohne
pathologische Bedeutung
Papillae coronae glandis
Papillae coronae glandis (Hirsuties papil-
laris penis, „pearly penile papules“) treten
mit einer Häufigkeit von ca. 20–50 % aller
Männer auf [3–5]. Am proximalen Rand
der Glans besteht ein ein- oder mehrrei-
higer Saum 1–3 mm großer, weißlich-
roter, feiner, ganz regelmäßiger Knöt-
chen, die teilweise vaskularisiert erschei-
nen (. Abb. 1). Histologisch entsprechen
die Hautveränderungen kleinen Angio-
fibromen. Ansteckungsfähigkeit besteht
nicht.
Die wichtigsten Differenzialdiagno-
sen umfassen Condylomata acuminata
und ektope Talgdrüsen.
Der Patient muss über die Harmlo-
sigkeit des Befundes aufgeklärt werden.
Heterotope Talgdrüsen
Freie Talgdrüsen, d. h. nicht mit einem
Haarfollikel assoziierte Talgdrüsen, kom-
men an verschiedenen Lokalisationen
der Haut vor. Synonyme oder früher
gebräuchliche Begriffe sind ektope oder
ektopische Talgdrüsen [3, 4, 6]. Aufzufin-
den sind sie bei über 80 % der Menschen
im Bereich des Lippenrotes und der
Wangenschleimhaut (Fordyce-Zustand).
Außerdem treten sie bei Frauen an
den Labia minora und den Innenseiten
der Labia majora auf (Äquivalent zum
Fordyce-Zustand). Freie Talgdrüsen im
Bereich der Mamillenhöfe werden als
„Montgomery-Knoten“ bezeichnet.
Am Penis treten ektope Talgdrüsen
bevorzugt am inneren Vorhautblatt auf.
Sie sind aber auch am sonstigen Penis-
stamm, dem Skrotum und sehr selten an
der Glans penis nachweisbar. Klinisch
imponieren sie als 1–3 mm große, gelb-
liche, reizlose Papeln in größerer Zahl
(. Abb. 2). Freie Talgdrüsen im Bereich
des Frenulums werden als Tyson-Drüsen
bezeichnet.
Im Gegensatz zu den Talgdrüsen-
hyperplasien im Gesichtsbereich ent-
wickeln sich die freien Talgdrüsen am
Penis in jüngeren Jahren.
Differenzialdiagnostisch muss an ver-
schiedene andere Dermatosen oder
Hautveränderungen gedacht werden:
Milien, Lichen nitidus, Mollusca con-
tagiosa, HPV-induzierte Viruswarzen,
Papillae coronae glandis.
Der Patient muss über die Harmlo-
sigkeit des Befundes aufgeklärt werden.
Penile Nävuszellnävi
Zu der Häufigkeit von erworbenen me-
lanozytären Nävi in der Genitalregion
gibt es nur wenige Studien. Sie treten bei
ca. 9–10 % der weißen Bevölkerung auf.
Ein wesentliches Risiko für die Entste-
hung von malignen Melanomen scheinen
sie in den meisten Fällen nicht zu sein.
In der Literatur wurden bisher nur
ca. 220 maligne Melanome an der Glans
penis oder männlichen Urethra beschrie-
ben. Penile Melanome haben einen Anteil
von nur 1–1,5 % aller malignen Verän-
derungen am Penis und von 0,15 % aller
Melanome [8].
Melanozytäre Nävi am Penis kön-
nen unterschiedliche Größen von einem
bis mehreren Millimetern oder darüber
hinaus aufweisen [3, 7, 8]. Ihre Pigmen-
tierung zeigt eine breite Spannweite von
hellbraun bis dunkelbraun. Atypische
Nävi scheinen in dieser Region nur sehr
selten vorzukommen.
Der Hautarzt 10 · 2016 793
 Leitthema
Abb. 1 8 Papillae coronis glandis [28]
Abb. 3 8 Lentigo der Glans penis [28]
Eine besondere klinische Ausprägung
in der Genitalregion ist der sog. geteilte
Nävus oder „kissing nevus“. Hierbei han-
delt es sich um einen seltenen kongeni-
talen Nävus [9]. Die umschriebenen pig-
mentierten Veränderungen haben sich
in diesen Fällen an gegenüberliegenden
Stellen (z. B. Glans penis und inneres Vor-
hautblatt) entwickelt. Diese Variante ist
auf die Einwanderung von Melanozyten
vor der Trennung anatomischer Struk-
turen während der Embryonalzeit zu-
rückzuführen. Maligne Transformation
scheint nur sehr selten vorzukommen.
Differenzialdiagnostisch müssen Nae-
vi coerulei („blaue Nävi“), Hämangiome,
maligne Melanome, Syndrome mit Len-
tigines und der melanotische Fleck des
Penis in Betracht gezogen werden. Auf-
lichtmikroskopie und histologische Un-
794 Der Hautarzt 10 · 2016
Abb. 2 8 Ektope Talgdrüsen am Penisstamm [28]
Abb. 4 8 Angiokeratome (nicht assoziiert mit Morbus Fabry) [28]
tersuchung nach Entfernung der Haut-
veränderungen können die Diagnose si-
chern.
»sindMaligne Transformationen
sehr selten
Bei typischen melanozytären Nävus-
zellnävi ist in der Regel keine Entfernung
notwendig.
Lentigo der Glans penis
Penile Lentigines treten meist im frühen
Erwachsenenalter (4. Lebensjahrzehnt)
auf. Sie sind gutartige, rein makulöse,
pigmentierte Hautveränderungen unter-
schiedlicher Farbintensität mit geringer
Wachstumstendenz durch erhöhte Mela-
ninbildung von Melanozyten, die mor-
phologisch normal aussehen und zah-
lenmäßig normal oder gering vermehrt
erscheinen [9].
Langsam (Jahre bis Jahrzehnte) ent-
wickeln sich an der Glans penis braune
Flecken (. Abb. 3), die an Größe zuneh-
men, scharf begrenzte, bizarr konfigu-
rierte mittel- und dunkelbraun gefleck-
te Herde bilden, konfluieren und auch
auf das innere Präputialblatt übergreifen
können. Der Verlauf ist gutartig. Bei aty-
pischer Lentigo (initiales Melanoma in
situ) ist die Anamnesedauer meist we-
sentlich kürzer.
In jedem Zweifelsfall ist eine Biop-
sie indiziert. Wenn möglich, sollten ver-
stümmelnde operative Eingriffe vermie-
den werden.

Angiokeratome
Angiokeratome im Genitalbereich fin-
den sich an Penis und Skrotalhaut bei
bis über 15 % aller Männer. Sie entste-
hen durch Ektasien von Blutgefäßen im
Stratum papillare und Stratum reticulare
mit gleichzeitigen Hyperkeratosen. Tre-
ten Angiokeratome ohne Begleiterkran-
kung auf, sind sie eher als Normvarian-
te und nicht als relevante Erkrankung
einzustufen. Diese Form der Angiokera-
tome entwickelt sich typischerweise im
Erwachsenenalter [3, 10].
Angiokeratome können aber auch im
Zusammenhang mit einem Morbus Fa-
bry (Angioma corporis diffusum) vor-
kommen. Im Gegensatz zu Angiokera-
tomen ohne Begleiterkrankung manifes-
tieren sie sich bereits im Kinder- und
Jugendalter und betreffen bevorzugt die
untere Körperhälfte.
Angiokeratome der Skrotalhaut, des
Penisstammes und seltener der Glans pe-
nis imponieren als 2–5 mm große, livid-
rötliche, meist multipel auftretende, dun-
kelblaue bis schwarze Papeln mit meist
glatter, aber seltener auch rauer oder ke-
ratotischer Oberfläche (. Abb. 4).
Bei solitären Angiokeratomen kom-
men differenzialdiagnostisch unter an-
derem Nävi, maligne Melanome, Kaposi-
Sarkome oder auch eine bazilläre Angio-
matose in Betracht.
Einzelne Angiokeratome können bei
Bedarf durch Lasertherapie entfernt wer-
den.
Balanitis und Balanoposthitis
Balanoposthitis ist eine entzündliche
Veränderung der Glans (Balanitis) und
des inneren Präputialblattes (Posthitis)
verschiedener Genese. Die häufigsten
Ursachen sind Irritation oder Infektion
(s. unten), seltener Kontaktdermatitis
(z. B. Kondome, Gleitmittel). Prädispo-
nierende Faktoren können sein höheres
Alter, angeborene Phimose, vorbeste-
hende penile Dermatosen, mangelhafte
oder übertriebene Hygiene („overtreat-
ment“), Reiben von Kleidung, Stoff-
wechselstörungen wie Diabetes mellitus
oder reduzierte Immunität [4]. Bala-
noposthitis kommt bei zirkumzidierten
Männern wesentlich seltener vor als bei
nicht zirkumzidierten Männern [11].
Die Ursachen für eine akute Balano-
posthitis umfassenInfektionen, akute Ex-
azerbation peniler Dermatosen, Trauma,
toxische Noxen, Smegmaretention und
Kontaktallergie. Iatrogene Auslöser sind
lokale Anwendungen von Podophylloto-
xin, Imiquimod oder Grünteeextrakt im
Rahmen der Behandlung von Condylo-
mata acuminata.
Fixe Arzneimittelexantheme
Nach Sensibilisierung gegenüber einem
Medikament manifestieren sich fixe Arz-
neimittelreaktionen als solitäre oder mul-
tiple, scharf begrenzte erythematöse Ma-
kulae oder Plaques, in denen sich auch
Blasen entwickeln können (. Abb. 5). Sel-
tener werden Ulzerationen beobachtet.
Typischerweise treten diese Veränderun-
gen nach Einnahme des gleichen Me-
dikamentes immer wieder an derselben
Stelle auf und heilen innerhalb von 2
bis 3 Wochen mit postinflammatorischer
Hyperpigmentierung ab. Substanzen, die
fixe Arzneimittelexantheme verursachen
können, sind Tetrazykline, Doxycyclin,
Penicilline, Phenolphthalein, Sulfonami-
de, Barbiturate, Salizylate, Dapson, Gri-
seofulvin, Carbamazepin, Dimenhydri-
nat, Metamizol, Hydroxyzinhydrochlo-
rid und Colchicin [1, 12, 13].
Spezifische Erkrankungen von
Glans penis und Präputium
Balanoposthitis chronica
circumscripta benigna
plasmacellularis Zoon
Diese Balanoposthitis ist eine hauptsäch-
lich bei nicht zirkumzidierten Männern
im 5. bis 8. Lebensjahrzehnt auftreten-
de Erkrankung. Als Auslöser werden ir-
ritative Faktoren wie Wärme, Traumata
(Friktion), unzureichende Hygiene oder
immunologische Vorgänge mit IgE-ver-
mittelten Reaktionen vermutet. Bakteri-
elle oder virale Ursachen konnten bisher
nicht bewiesen werden [4].
Besonders an der Dorsalseite der
Glans, aber auch am inneren Vorhaut-
blatt, kommt es zur Ausbildung von
spiegelnden, im Hautniveau liegenden,
Zusammenfassung · Abstract
Hautarzt 2016 · 67:793–805
DOI 10.1007/s00105-016-3870-7
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F.-M. Köhn
Hauterkrankungen im
Genitalbereich des Mannes
Zusammenfassung
Im Rahmen einer Ganzkörperinspektion
kann im Genitalbereich eine Vielzahl
dermatologischer Veränderungen auffallen.
Nicht alle Hautveränderungen haben
klinische Relevanz. Papillae coronae glandis
und heterotope Talgdrüsen sind Beispiele für
Normvarianten. Die meisten Pigmentmale,
Angiokeratome, Fibrome und Angiome
bedürfen keiner Therapie. Daneben bietet
die Inspektion der Genitalhaut aber auch die
Möglichkeit einer frühzeitigen Diagnostik
von malignen Neoplasien (z. B. Erythroplasie
Queyrat), infektiösen Erkrankungen
(z. B. Condylomata acuminata) oder
generalisierten Hauterkrankungen (z. B.
Psoriasis vulgaris). Da die Erkrankungen des
Penis den betroffenen Patienten außerdem
in der Regel beunruhigen und auch zu
Beeinträchtigungen seines Sexuallebens
führen können, hat ihre adäquate Therapie
eine große Bedeutung.
Schlüsselwörter
Dermatosen · Penis · Balanitis ·
Balanoposthitis · Neoplasie
Dermatological diseases of
the male genital tract
Abstract
During complete inspection of skin a variety
of penile skin alterations may be found. Not
all dermatological findings have clinical
relevance. Pearly papules and heterotopic
sebaceous glands are physiological
variations. Most penile melanotic macules,
angiokeratoma, fibroma and angioma have
not to be treated. However, other more
severe diseases such as malignant skin
lesions (erythroplasia of Queyrat), infectious
disease (human papillomavirus-induced
penile warts) or systemic skin diseases
(psoriasis) may be detected. Since patients
are alarmed by genital skin lesions and their
sexuality may be affected, the initiation of
adequate therapy is an important task for
urologists and dermatologists.
Keywords
Dermatosis · Penis · Balanitis · Balanoposthi-
tis · Neoplasms
Der Hautarzt 10 · 2016 795
 Leitthema
Abb. 5 8 Fixes Arzneimittelexanthem [28]
durch ihre bräunlich-rote Farbe auffal-
lende Plaques ohne tastbare Konsistenz-
zunahme (. Abb. 6). Häufig kann man
petechiale Punktblutungen („cayenne
pepper spots“) feststellen. Seltener kann
der Befall multilokulär oder erosiv sein.
Subjektiv können leichtes Brennen oder
Juckreiz bestehen.
Der Verlauf geht unbehandelt chro-
nisch über Jahre. Die Prognose ist güns-
tig, da keine Präkanzerose vorliegt.
Die wichtigste Differenzialdiagnose
ist die in ihrer Prognose völlig anders
zu bewertende Erythroplasie Queyrat.
Andere differenzialdiagnostische Über-
legungen betreffen fixe Arzneimittel-
reaktion, Kontaktdermatitis, Psoriasis,
Lichen planus oder infektiöse Formen
der Balanitis.
Äußerlich werden glukokortikoid-
haltige Externa in fettarmer Grundlage
und Tacrolimus angewendet. Auch über
den Einsatz von Imiquimod zur lokalen
Therapie wurde berichtet. Unterstützend
wirken gute Hygiene und Trockenhalten
(Mullstreifen) des Präputialraumes. Zir-
kumzision führt zu Besserung. Positive
Effekte sind auch durch Behandlung mit
CO2- oder Erbium:YAG-Laser beschrie-
ben worden.
Lichen sclerosus et atrophicus
Der Lichen sclerosus et atrophicus ist
eine chronisch entzündliche Bindege-
webserkrankung der Haut, die bevorzugt
796 Der Hautarzt 10 · 2016
Abb. 6 8 Morbus Zoon mit Befall des inneren
Vorhautblattes [28]
(>80 %) die Genitalregion befällt. Die
Ursache der Erkrankung ist unklar; sie
kann mit einem Diabetes mellitus as-
soziiert sein (. Infobox 1). Zusätzlich
werden traumatische Faktoren, Autoim-
munerkrankungen, genetische Faktoren
sowie hormonelle Faktoren diskutiert.
Bei Frauen tritt er 5- bis 10-mal häu-
figer auf als bei Männern. Betroffen sind
meist unbeschnittene Patienten im mitt-
leren Lebensalter. Doch schon bei Kin-
dern ist diese Hauterkrankung ein häu-
figes, wenn auch manchmal nicht dia-
gnostiziertes Phänomen [14].
Klinisch präsentiert sich die Erkran-
kung mit porzellanartig verfärbten, der-
ben, zunächst kleinfleckigen Herden, die
schließlich zu größeren Flächen mit per-
gamentartiger Oberfläche konfluieren
können (. Abb. 7). Im weiteren Verlauf
können auch Hämorrhagien, Erosionen
und Ulzerationen auftreten. Beim Mann
sind Adhäsionen zwischen Glans penis
und innerem Vorhautblatt die Folge. Das
Orificium urethrae kann sich verengen,
sodass die Miktion behindert ist. An-
fänglich sind die Hautveränderungen
symptomlos; später wird über Juckreiz,
Brennen, verminderte Sensibilität der
Glans penis und Schmerzhaftigkeit der
Erektion bzw. vaginale Beschwerden be-
richtet. Beim Mann kommt es zu einer
narbigen Verengung der Vorhaut und
sekundären entzündlichen Veränderun-
gen infolge von Rhagaden der Vorhaut
bei Erektion und Geschlechtsverkehr.
Immer sollte bei genitalem Befall mit
Lichen sclerosus et atrophicus das gesam-
te Integument einschließlich der Analre-
Infobox 1 Risikofaktoren für
Lichen sclerosus et atrophicus [16]
4 Diabetes mellitus
4 Hoher Body-Mass-Index
4 Koronare Herzkrankheit
4 Atopisches Ekzem
4 Hauttyp I und II
4 Traumata
4 Irritation durch Urin
gion untersucht werden, um extragenita-
le Herde dieser Erkrankung zu erfassen.
Die Differenzialdiagnosen des Lichen
sclerosus et atrophicus umfassen Vitili-
go, postinflammatorische Hypopigmen-
tierungen, Narben durch Traumen oder
Operationen oder das vernarbende Pem-
phigoid.
Bei chronischem Verlauf des Lichen
sclerosus et atrophicus kann in den Her-
den ein spinozelluläres Karzinom auf-
treten. Es ist noch nicht abschließend
geklärt, wie hoch das Risiko dafür ist.
Neuere Untersuchungen deuten darauf
hin, dass es deutlich niedriger (ca. 1 %)
ist als ursprünglich (bis 5 %) angenom-
men [15].
»frühzeitig
Eine Zirkumzision sollte
erwogen werden
Therapeutisch sollte bei Männern die Be-
schneidung frühzeitig erwogen werden,
da nach Zirkumzision selbst Hautver-
änderungen an der Glans penis Rück-
bildung zeigen können. Die lokale Ap-
plikation kortikoidhaltiger (Clobetasol)
Cremes und auch die Injektionen von
Glukokortikoiden haben sich als effektiv
erwiesen. Alternativ können Externa mit
Immunmodulatoren (Pimecrolimus, Ta-
crolimus) eingesetzt werden. Eine Abtra-
gung einzelner Herde mit dem CO2-Laser
ist möglich. Positive Effekte wurden auch
mit fokussiertem Ultraschall beschrieben
[16]. Die früher regelmäßig empfohlenen
testosteronhaltigen Cremes gelten heute
als obsolet.
Balanitis erosiva circinata
Es handelt sich um eine zumeist chroni-
sche psoriasiforme Balanitis, die spon-
tan vorkommt oder als ein Symptom

Abb. 7 8 Lichen sclerosus et atrophicus [28]
von Morbus Reiter beobachtet wird.
Das Reiter-Syndrom ist durch die Tri-
as Harnröhrenentzündung (Urethritis),
Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
und Gelenkentzündungen (Arthritis)
charakterisiert. Es besteht eine Assozia-
tion mit Infektionen durch Chlamydia
trachomatis. Die meisten Patienten sind
zwischen 30 und 40 Jahre alt. Die In-
zidenz beträgt 3,5 pro 100.000 Männer
unter 50 Jahren [17].
Die Erkrankung beginnt meist mit
stecknadelkopfgroßen, erst grauweißen
Makulae im Präputialraum, die sich in
runde, noch kleine fleischrote Erosio-
nen mit grauer Randbegrenzung umwan-
deln (. Abb. 8). Diese scharf begrenzten
Herde vergrößern sich nach allen Sei-
ten und konfluieren. Auf diese Weise bil-
densichbizarre landkartenartig erodierte
Flächen, die nach allen Seiten von außen
von einem weißlichen Epithelsaum be-
grenzt sind. Die periurethrale Gegend
der Glans bleibt zumeist frei. Nicht sel-
ten besteht schmerzhaftes Jucken oder
Brennen [4].
Zur topischen Therapie der Balanitis
circinata werden vorübergehend gluko-
kortikoidhaltige Cremes oder Tacrolimus
angewendet. Bei erosiven Verläufen sind
austrocknende Maßnahmen angebracht.
Aufgrund der Assoziation zur Psoriasis
kann auch eine vorsichtige Lokaltherapie
mit Calcipotriol-haltigen Cremes erwo-
gen werden. Wegen der Seltenheit der
Abb. 8 8 Balanitis circinata [28]
Erkrankung liegen hierzu aber noch kei-
ne größeren Erfahrungen vor.
Penile Dermatosen durch
Infektionen
Die wichtigsten durch Infektionen ver-
ursachten penilen Dermatosen sind in
. Infobox 2 aufgeführt.
Virusinfektionen
Humane Papillomaviren
Anogenitale Warzen (Feigwarzen, Con-
dylomata acuminata) werden verursacht
durch humane Papillomaviren (HPV).
Diese gehören zu den DNA-Viren und
befallen das Plattenepithel der Haut
und Schleimhäute [18, 19]. Die Über-
tragung erfolgt durch direkten Kontakt.
Obwohl Geschlechtsverkehr bei Genital-
warzen eine vorrangige Rolle spielt, sind
durch die Resistenz der Viren gegenüber
Austrocknung auch Schmierinfektio-
nen nach Kontakt mit kontaminierten
Oberflächen möglich. Die Inkubations-
zeit nach Infektion mit HPV beträgt
ca. 4 Wochen bis mehrere Monate.
HPV-Typen
Die überwiegende Mehrheit der anoge-
nitalen Warzen wird verursacht durch die
HPV-Typen 6 und 11.
Infobox 2 Penile Dermatosen
durch Infektionen [1]
4 Sexuell übertragbare Erkrankungen
4 Pilzinfektionen
j Candida-Spezies
j Dermatophyten
4 Bakterielle Infektionen
j β-hämolysierende Streptokokken Typ A
oder B
jStaphylococcus aureus
jChlamydia trachomatis
jMykoplasmen
jAnaerobier
jMykobakterien
4 Virale Infektionen
j Herpes simplex
j Zoster
j Condylomata acuminata
j Mollusca contagiosa
4 Parasitäre Infektionen
j Skabies
j Trichomonas
j Entamoebia histolytica
Einige HPV-Typen (HPV 16, 18, 31,
33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59) gelten als
onkogen. Sie werden als ein Hauptfaktor
für die Entstehung zervikaler, peniler
und anderer anogenitaler Karzinome
bzw. deren Vorstufen (z. B. zervikale
intraepitheliale Neoplasie [CIN], vul-
väre intraepitheliale Neoplasie [VIN]
und penile intraepitheliale Neoplasie
[PIN]) angesehen. Bei weiteren HPV-
Typen wird ein solcher Zusammenhang
vermutet (HPV 26, 30, 34, 53, 66, 67, 68,
69, 70, 73, 82, 85, 97).
Die in Peniskarzinomen nachweisba-
ren High-risk-HPV-Typen sind HPV 16,
18, 31, 33, 45, 52 und 69.
Epidemiologie
Etwa 1–2 % der sexuell aktiven Be-
völkerung zwischen 15 und 49 Jahren
sind von anogenitalen Warzen betrof-
fen. In Deutschland wird von einer
Inzidenz für anogenitale Warzen von
169,5/100.000 Personen (im Alter von
10 bis 79 Jahre) pro Jahr ausgegangen.
Die meisten Infektionen betreffen Perso-
nen zwischen 15 und 45 Jahren. Humane
Papillomaviren können aber auch in kli-
nisch gesunder genitaler Haut bei mehr
Der Hautarzt 10 · 2016 797
 Leitthema
als 50 % von Männern nachgewiesen
werden. Bei Frauen liegen nur Unter-
suchungen an kleinen Fallzahlen vor.
Hier war in 15 % der mit bloßem Auge
unauffälligen Haut HPV nachweisbar
[20].
Klinik
In den meisten Fällen scheint eine Infek-
tion mit HPV ohne klinisch erkennba-
re Hautveränderungenabzulaufen. Klini-
sche Manifestationen einer HPV-Infek-
tion im Anogenitalbereich des Mannes
umfassen:
4 Condylomata acuminata,
4 Condylomata plana,
4 bowenoide Papulose (schwere intra-
epitheliale Neoplasie im Bereich des
Penis in Form von flachen, rötlich-
bräunlichen makulopapulösen Haut-
veränderungen, meist mit Nachweis
von HPV 16),
4 Condylomata gigantea (Buschke-
Löwenstein-Tumore, große, verrukös
imponierende Tumore im Genitalbe-
reich),
4 perianale intraepitheliale Neoplasie
(PAIN),
4 anale intraepitheliale Neoplasie
(AIN),
4 penile intraepitheliale Neoplasie
(PIN).
Die typischen Feigwarzen beginnen
initial als stecknadelkopfgroße, haut-
farbene oder auch gering pigmentierte,
scharf begrenzte Papeln, die im Verlauf
beetartig konfluieren oder auch hah-
nenkammartige Strukturen ausbilden
können (. Abb. 9). Sie stellen sich dann
798 Der Hautarzt 10 · 2016
Abb. 9 9 Typische
Condylomata acu-
minata [29]
als verschieden große, rötliche Tumo-
ren dar mit zerklüfteter Oberfläche, die
z. T. schmalbasig auf der Haut aufsitzen.
Feigwarzen treten beim Mann bevorzugt
an der Eichel und Vorhaut (75 %) oder
am Penisstamm (25 %) auf, sind aber
auch in der Analregion oder an anderen
Körperstellen vorzufinden.
Besonderer Beachtung bedürfen in-
traurethrale und intraanale Kondylome.
Condylomata acuminata können über
Monate bis Jahre persistieren und in ca.
einem Drittel der Fälle auch spontan ab-
heilen.
Differenzialdiagnosen
Mögliche Differenzialdiagnosen sind
Condylomata lata bei Syphilis, weiche
Fibrome, Papillae coronae glandis, Ver-
rucae seborrhoicae, papillomatöse pig-
mentierte Nävuszellnävi, Lichen ruber
planus, Mollusca contagiosa.
Diagnostik
Der makroskopische Befund ist meist
so typisch, dass eine Diagnosestellung
problemlos möglich ist. In Zweifelsfäl-
len oder bei atypischem klinischem Bild
ist eine histologische Untersuchung sinn-
voll. Histologische Untersuchungen wer-
denauchempfohlenbeiGrößenzunahme
unter Therapie oder Therapieresistenz,
anogenitalen Warzen bei immunsuppri-
mierten Patienten und großen (>1 cm)
Kondylomen.
Unterstützend kann bei der Diagnos-
tik der sog. Essigsäuretest angewendet
werden. Dabei werden verdächtige Lä-
sionen der Haut (z. B. am Penisstamm)
mit (3 bis) 5 %iger Essigsäure benetzt.
Eine nach wenigen Minuten auftretende
Weißfärbung kann auf eine HPV-indu-
zierte Hautveränderung hinweisen. An
der Schleimhaut sollte grundsätzlich nur
3 %ige Essigsäure angewendet werden.
Da mehr als 90 % der urethralen Kon-
dylome im Bereich des Meatus urethrae
lokalisiert sind, sind die Spreizung der
Harnröhrenöffnung und sorgfältige Un-
tersuchung dieser Region von besonderer
Relevanz. Vorher sollten die äußerlichen
Kondylome adäquat behandelt werden,
um eine Schmierinfektion durch die Un-
tersuchung zu vermeiden.
Eine HPV-Typisierung mit Differen-
zierung zwischen High-risk- und Low-
risk-Typen sollte bei sehr großen Kondy-
lomen und bei Kindern erfolgen. Für die
Diagnosestellung hat sie in der Regel kei-
ne Relevanz. Bei Kindern kann sie aber
sinnvoll sein, da in Abhängigkeit vom
HPV-Typ und der Präsenz gleichzeitiger
Fingerwarzen auf eine Selbstinokulation
geschlossen werden kann und ein sexu-
eller Missbrauch weniger wahrscheinlich
ist.
Bei sehr großen Kondylomen muss
durch die histologische Untersuchung
und die HPV-Typisierung (High-risk-
HPV?) eine maligne Neoplasie ausge-
schlossen werden. Bei Diagnose von
HPV-induzierten Veränderungen emp-
fiehlt sich auch ein Screening auf andere
sexuell übertragbare Erkrankungen wie
HIV, Lues, Chlamydien oder Hepatitis B
und C.
Therapie
Die Behandlung anogenitaler Warzen er-
folgt durch Verfahren, die der Patient un-
ter häuslichen Bedingungen anwendet,
und solche, die nur von ärztlicher Seite
durchgeführt werden können (. Tab. 1).
Impfung
Die Impfung mit HPV-Impfstoffen ist
weder weltweit noch auf europäischer
Ebene (und nicht einmal in Deutsch-
land selbst) einheitlich geregelt. Grund-
sätzlich stehen bivalente (HPV-Typen 16
und 18), quadrivalente (HPV-Typen 6,
11, 16 und 18) und 9-valente (HPV-Ty-
pen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58)
Impfstoffe zur Verfügung. In seiner ak-
tuellen Impfempfehlung empfiehlt das
Robert-Koch-Institut in Deutschland die
Tab. 1 Behandlung anogenitaler Warzen [18]
Selbsttherapie
Podophyllotoxin (0,5 %-Lösung)
Imiquimod-Creme (5 %-Creme)
Grüner Tee Extrakt (10 % Salbe)
– Scherenschlag/Kürettage
Tab. 2 Erstbehandlung des Herpes geni-
talis [19]
Dosis (täglich) Therapie-
dauer
(Tage)
Aciclovir 3-mal 400 mg 5–10
Aciclovir 5-mal 200 mg 5–10
Famciclovir 3-mal 250 mg 5–10
Valaciclovir 2-mal 1000 mg 7–10
Valaciclovir 2-mal 500 mg 5
Impfung von 9- bis 13-jährigen Mädchen
mit dem quadrivalenten und die Impfung
von 9- bis 14-jährigen Mädchen mit dem
bivalenten Impfstoff.
Für Jungen hat das Robert-Koch-
Institut noch keine allgemeine Impf-
empfehlung ausgesprochen und betont
daher versicherungsrechtliche Probleme
bei entsprechenden Impfungen. Positi-
ve Effekte sind bei Jungen und jungen
Männern bezüglich des Auftretens von
Genitalwarzen und Frühformen des
Analkarzinoms aber bekannt. Ob eine
HPV-Impfung bei schon bestehenden
Genitalwarzen zur besseren Abheilung
(auch durch Bildung evtl. kreuzreaktiver
Antikörper gegen HPV) oder zum Schutz
vor Infektionen mit anderen HPV-Ty-
pen führt, kann noch nicht abschließend
beurteilt werden.
Herpes-simplex-Virus
Auslöser der genitalen Herpesinfektion
ist meist Herpes-simplex-Virus (HSV)
Typ 2, seltener auch HSV Typ 1. HSV sind
DNA-Viren, die in sensorischen Gan-
glien persistieren, um bei Reaktivierung
erneut klinische Läsionen auszubilden
[21]. Reaktivierungen können getriggert
werden durch Immunsuppression, UV-
Lichtexposition, endokrinologische Fak-
toren (z. B. prämenstruell), emotionale
Belastungen sowie neurochirurgische
Eingriffe an Ganglien. Ansteckung kann
Ärztliche Therapie
Trichloressigsäure (<85 %-Lösung)
Kryotherapie
Elektrochirurgie/Laser
Tab. 3 Suppressionsbehandlung des Her-
pes genitalis bei >6 Rezidiven/Jahr [19]
Dosis (täglich) Therapie-
dauer
Aciclovir 2-mal 400 mg Monate
Aciclovir 4-mal 200 mg Monate
Famciclovir 2-mal 250 mg Monate
Valaciclovir 1- bis 2-mal Monate
500 mg
auch bei makroskopisch unauffälligem
Haut- und Schleimhautbefund erfolgen.
Die primäre Infektion mit HSV weist
eine Inkubationszeit von 3 bis 7 Ta-
gen auf. Nachfolgend kommt es zur
Ausbildung eines Erythems mit grup-
piert stehenden, juckend schmerzhaf-
ten, serösen Bläschen (. Abb. 10). Eine
begleitende Lymphadenitis inguinal,
Fieber, Kopfschmerz und allgemeines
Krankheitsgefühl können auftreten. Der
primären HSV-Infektion folgt bei etwa
85 % der Patienten mindestens ein sym-
ptomatisches Rezidiv. Bei etwa 20 % der
Infizierten kommt es zu rekurrieren-
den Läsionen am Genitale. Insgesamt
unterliegt die Rezidivhäufigkeit jedoch
großen intra- und interindividuellen
Schwankungen. Klinisch manifestieren
sich lediglich etwa 30 % der Fälle von
genitalem HSV.
Die Diagnose kann häufig bereits kli-
nisch gestellt werden. Zur Diagnosesi-
cherung besteht aber auch die Möglich-
keit des DNA-Nachweises durch Poly-
merasekettenreaktion (PCR).
Im akuten Stadium müssen u. a. ein
akutes Kontaktekzem, fixes Arzneimit-
telexanthem, bullöse Stichreaktionen,
bullöser Lichen sclerosus et atrophicus,
Primäraffekt bei Syphilis, Ulcus molle,
Lymphogranuloma venereum, autoim-
mune und bullöse Erkrankungen, Mor-
bus Behçet und Zoster ausgeschlossen
werden.
Die Therapie mit Virostatika ist nur ef-
fektiv, wenn sie frühzeitig erfolgt (. Tab. 2
und 3). Zusätzlich können Analgetika
und bei Superinfektionen lokale antibio-
tisch oder antiseptisch wirksame Externa
zur Anwendung kommen.
Molluscum-contagiosum-Virus
Das Molluscum-contagiosum-Virus ge-
hört zur Gruppe der DNA-Pockenviren.
Die Übertragung erfolgt über Haut-
Haut-Kontakte [21]. Bei Auftreten von
Dellwarzen im Erwachsenenalter muss
an eine Immunsuppression (z. B. durch
HIV-Infektion) gedacht werden.
Nach einer Inkubationszeit von 2 bis
8 Wochen entstehen zentral genabelte,
hautfarbene, halbkugelige Papeln oder
Knötchen von 1–10 mm Durchmes-
ser (. Abb. 11). Gelegentlich wird über
Juckreiz geklagt. Dellwarzen können sich
nach mehreren Monaten auch spontan
zurückbilden.
Die Diagnosestellung ist zumeist kli-
nisch möglich. Eine histologische Siche-
rung ist nur in Zweifelsfällen notwendig.
Milien, Kondylome, Histiozytome sowie
gestielte weiche Fibrome müssen abge-
grenzt werden.
Dellwarzen können durch die lokale
Anwendung von Kaliumhydroxidlösung
oder Kryotherapie behandelt oder auch
nach lokaler Anästhesie durch Kürettage
oder Exprimierung entfernt werden. Bei
allen Therapieansätzen muss die sponta-
ne Abheilung dieser Hautveränderungen
berücksichtigt werden.
Pilzinfektionen
Candida albicans
Candida albicans ist ein Saprophyt auf der
menschlichenHautund Schleimhaut, der
durch das Immunsystem und andere Kei-
me an einer unkontrollierten Vermeh-
rung gehindert wird. Klinische Relevanz
kann dieser Hefepilz infolge einer ge-
nerellen (z. B. HIV, Krebserkrankungen
oder andere schwere Allgemeinerkran-
kungen) oder lokalen (z. B. Anwendung
von Glukokortikoiden oder Änderungen
der Keimbesiedelung durch Antibiotika)
Beeinträchtigung des Immunsystems ge-
winnen [22].
Der Hautarzt 10 · 2016 799
 Leitthema
Abb. 10 8 Akuter Herpes genitalis [29]
Hefepilzinfektionen der Genitalregi-
on manifestieren sich als erosive, maze-
rierte Haut- und Schleimhautverände-
rungen. Darüber hinaus sind weißliche
Beläge und randständige Follikulitiden
(„Satellitenpapeln“, z. B. an den Ober-
schenkelinnenseiten) typisch für die
Soorbalanitis bzw. Balanoposthitis can-
didomycetica. Die Hautveränderungen
können jucken oder brennen.
Die Diagnosestellung erfolgt klinisch
sowie durch den Nachweis von Candi-
da albicans in der Kultur. Ausgeschlos-
sen werden müssen Gonorrhö, Tricho-
moniasis, Herpes genitalis, Chlamydien-
infektion, Lichen ruber (mucosae), Li-
chen sclerosus et atrophicus, Psoriasis
inversa, eine unspezifische („irritative“)
Balanitis, toxische oder allergische Kon-
taktdermatitis, eine bakterielle Intertrigo
und Morbus Hailey-Hailey.
Örtliche begrenzte Hefepilzinfektio-
nen können in der Regel lokal mit Anti-
mykotika behandelt werden. Zusätzlich
werden desinfizierende Bäder empfoh-
len. Bei häufig rezidivierenden Erkran-
kungen kommt eine Zirkumzision in Be-
tracht.
Dermatophyten
Dermatophyten (Fadenpilze) befallen im
Genitoanalbereich am häufigsten die In-
guinal- und Glutealregion. Die Infekti-
on erfolgt durch Kontakt mit pilzbefalle-
800 Der Hautarzt 10 · 2016
nen Hautschuppen. Ein prädisponieren-
der Faktor ist eine gleichzeitig vorliegen-
de Fußmykose. Der häufigste Erreger der
Tinea inguinalis ist Trichophyton rubrum
[22].
Die Tinea inguinalis muss v. a. vom
Erythrasma (fehlende Schuppung, zie-
gelrote Fluoreszenz im Wood-Licht)
abgegrenzt werden. Weitere Differenzi-
aldiagnosen sind bakterielle Intertrigo,
Psoriasis inversa, Lichen simplex chro-
nicus, Kontaktekzem, eine Kandidose
sowie der Morbus Hailey-Hailey.
Grundlage derTherapie sind lokal aus-
trocknende Maßnahmen und die An-
wendung von Antimykotika. Weitere be-
troffene Hautareale (z. B. Füße, Zehen-
zwischenräume, Nägel) sollten ebenfalls
saniert werden. Sollten diese Maßnah-
men nicht zum Erfolg führen, wird v. a.
bei großflächigem Befall eine systemische
Therapie notwendig.
Bakterielle Infektionen
Bakterielle Balanoposthitis
Auslöser für eine akute bakterielle Ba-
lanoposthitis sind häufig Streptokokken
der Gruppen A und B. Seltener finden
sich Staphylokokken, Haemophilus pa-
rainfluenzae, Klebsiellen, Enterokokken,
Proteus, Morganella oder Escherichia coli.
Zu anderen relevanten aeroben Bakterien
gehört Gardnerella vaginalis. Anaerobe
Bakterien (z. B. Bacteroides melaninoge-
nicus, andere Bacteroides-Spezies) finden
sich häufig bei Balanoposthitis oder un-
spezifischer Urethritis.
Abb. 11 9 Multiple
Mollusca contagio-
sa [29]
Akut entwickeln sich Rötung und
Schwellung, die auf Glans und inne-
res Präputialblatt übergreifen. Es kann
zur Entleerung von serösem oder serös
eitrigem Sekret und sekundär zu ent-
zündlicher Phimose oder Paraphimose
kommen [4].
Bei stärker entzündlichen erosiven
oder ulzerösen Balanitisformen ist zu-
nächst eine feuchte Behandlung mit
antiseptischen Penisbädern oder ent-
sprechenden Umschlägen sinnvoll. Die
Wahl der Externa richtet sich nach
der Genese der Balanoposthitis (lokal
Cremes mit Antibiotika). Bei häufig re-
zidivierender Erkrankung kommt eine
Zirkumzision in Betracht. Eine syste-
mische Therapie wird meist nur bei
schwerem Verlauf oder bei gleichzeitiger
Immunsuppression notwendig.
Syphilis
Die Syphilis hat in den letzten Jahren
wieder erhöhte Bedeutung gewonnen.
Die Zahl der an ihr neu Erkrankten stieg
in Deutschland von 3033 (2011) auf 5015
im Jahr 2013 [23]. Das spiralig gewunde-
ne Bakterium Treponema pallidum führt
nach einer Inkubationszeit von 3 bis
4 Wochen am Ort des Erregereintritts zu
einem sog. „Primäraffekt“ mit Schwel-
lung der entsprechenden Lymphknoten.
Bei heterosexuellem Kontakt findet er
sich beim Mann bevorzugt am Penis
und dort am Übergang von Eichel zum
Penisstamm. Aus einem anfänglichen
Knötchen entsteht ein scharf begrenztes,
gelblich belegtes, schmerzloses, hochin-
Abb. 12 8 Einschmelzender Lymphknoten bei Granuloma venereum [29]
fektiöses Geschwür. Da der Rand hart
ist, wird die Erkrankung auch als „har-
ter Schanker“ bezeichnet. Idealerweise
wird die Syphilis noch in diesem ersten
Stadium erkannt und antibiotisch behan-
delt. Ansonsten kann es in 25–50 % zur
Progression der Erkrankung ins zweite
Stadium kommen. Der Primäraffekt heilt
nach ca. 6 Wochen ab [12].
Ulcus molle
Der weiche Schanker ist eine bakterielle
Infektion mit Haemophilus ducreyi. Zwei
bis 5 Tage nach der Infektion bildet sich
am Penis ein schmerzhaftes Geschwür
mit Schwellung der Leistenlymphknoten.
Lymphogranuloma inguinale
Erreger sind Chlamydia trachomatis der
Serovare L1–L3. In Deutschland kommt
es im Gegensatz zu Südostasien, Afrika,
Südamerika und der Karibik selten vor
und wird hier v. a. bei direkten Sexu-
alkontakten homosexueller Männer be-
obachtet.
Nach einer Inkubationszeit von 3
bis 30 Tagen treten Proktitis oder eine
kleine schmerzlose Papel, Pustel oder
Erosion mit narbenloser Abheilung in-
nerhalb von einer Woche auf. Nach 2
bis 6 Wochen beginnt eine schmerzhaf-
te regionäre Lymphknotenschwellung
(. Abb. 12). Nach einer Latenzphase
von 5 bis 10 Jahren werden Ulzeratio-
nen, Fisteln und z. T. massive örtliche
Lymphödeme beobachtet.
Abb. 13 8 Pyoderma gangraenosum im Genitalbereich [29]
Infektionen durch Parasiten
Sarcoptes scabiei (Krätzmilbe)
Bei der Krätze finden sich am Penis typi-
sche Hautveränderungen (strichförmige,
z. T. auch aufgekratzte Knötchen, „Pe-
nispapeln“), die wegweisend für die Dia-
gnose sein können. Die weibliche Milbe
bohrt einen oberflächlichen Gang durch
die Hornhaut, wo sie ihre Eier legt und
Exkremente ausscheidet. Durch die an-
tigenen Eigenschaften dieser Substanzen
reagiert der befallene Patient mit ekzema-
tösen Hautveränderungen und Juckreiz,
der v. a. nachts in der Bettwärme stärker
wird.
Die Therapie erfolgt lokal mit Anti-
scabiosa (z. B. Permethrin). Seit Anfang
2016 ist auch eine orale Gabe mit Iver-
mectin als Einmaldosis von 200 μg/kg
Körpergewicht zur Behandlung der Ska-
bies zugelassen. In hartnäckigen Fällen
kann nach 1 bis 2 Wochen eine zweite
Gabe erfolgen.
Lokal destruierende
Dermatosen
Pyoderma gangraenosum
Genitale Pyoderma gangraenosum ist
zwar keine häufige Dermatose, die beson-
dere klinische Relevanz ist aber darin zu
sehen, dass sie differenzialdiagnostisch
viel zu selten in Betracht gezogen wird
und daher unter der Vorstellung von
Wundheilungsstörungen, Fisteln und
Infektionen chirurgische Interventionen
erfolgen, die zu einer weiteren Ver-
schlechterung des klinischen Befundes
führen [24].
Pyoderma gangraenosum wird heute
dem Formenkreis der neutrophilen Der-
matosen zugeordnet. Auf dem Boden
einer vermuteten genetischen Dispositi-
on kommt es aus ungeklärten Gründen
zu einer irregulären Aktivierung des
Immunsystems, der Granulozyten sowie
von inflammatorischen Zytokinen (z. B.
TNF-α, IL-6, IL-8, IL-1β, Interferon-
γ, „granulocyte-colony-stimulating fac-
tor“), die einen entzündlichen Prozess
an der Haut und tieferen Schichten in
Gang setzen.
In bis zu 50–70 % ist Pyoderma
gangraenosum assoziiert mit chro-
nisch entzündlichen Darmerkrankungen
(ca. 20 %), malignen hämatologischen
Erkrankungen einschließlich Parapro-
teinämien (ca. 15 %) und Arthritiden
(ca. 35–40 %). Auch ein Zusammenhang
mit anderen malignen Erkrankungen,
Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus
erythematodes) und Infektionen (z. B.
Hepatitis C) wird diskutiert.
Pyoderma gangraenosum beginnt
meist am Ort eines kleinen Traumas
(kann auch zu diagnostischen Zwecken
mit einer Nadel provoziert werden [Pa-
thergie-Phänomen]) oder operativen
Eingriffes mit einer entzündlichen Pa-
pel und sterilen Pustel, die dann in
eine Ulzeration mit Wachstumstendenz
übergeht. Die lividen bis bläulichen,
infiltrierten Ulkusränder sind typischer-
Der Hautarzt 10 · 2016 801
 Leitthema
Infobox 3 Erkrankungen mit
Manifestationen an der Genital-
schleimhaut [1]
4 Psoriasis vulgaris
4 Lichen planus
4 Lichen nitidus
4 Seborrhoische Dermatitis
4 Atopische Dermatitis
4 Pityriasis rosea
4 Morbus Crohn
4 Colitis ulcerosa
4 Sarkoidose
4 Amyloidose
4 Vitiligo
4 Pemphigus
4 Bullöses Pemphigoid
4 Dermatitis herpetiformis
4 Purpura allergica
4 Wegener-Granulomatose
4 Neurofibromatose
4 Necrobiosis lipoidica
4 Hypereosinophiliesyndrom
4 Behçet-Syndrom
4 Angiokeratoma corporis diffusum
4 Erythema multiforme
4 Lichen sclerosus et atrophicus
4 SARA („sexually aquired reactive arthritis“,
früher Reiter-Syndrom)
4 Mastozytose
weise unterminiert und druckschmerz-
haft. Hinweisgebend ist die weit über
den Ort der ursprünglichen Schädigung
hinausgehende Ulzeration (. Abb. 13).
Ein Befall der Genitalregion ist selten.
Differenzialdiagnostisch kommen
Infektionen einschließlich Lues, Myko-
bakteriosen oder tiefe Pilzinfektionen,
Ulzerationen durch arterielle, venöse
oder durch Antiphospholipidantikörper
verursachte Gefäßschäden, Vaskulitiden,
Morbus Behçet, kutane Manifestation
eines Morbus Crohn, Pemphigus vege-
tans, Artefakte, PAPA (pyogene sterile
Arthritis, Pyoderma gangraenosum, Ac-
ne conglobata), maligne Erkrankungen
und Parasitosen in Betracht.
Da es sich bei dem Pyoderma gangrae-
nosum um eine entzündliche Erkran-
kung handelt, basiert die Therapie im
Wesentlichen auf der Unterdrückung der
bekannten inflammatorischen und im-
munologischen Prozesse. Daher werden
lokal kortikosteroidhaltige Externa, Ta-
crolimus und auch Cyclosporin einge-
setzt. Solche lokalen Maßnahmen rei-
chen in den meisten Fällen alleine nicht
aus, sodass eine systemische Therapie
802 Der Hautarzt 10 · 2016
Infobox 4 Neoplasien des Penis
[1]
4 Benigne Neoplasien des Penis
j Nävi
j Penile Melanose
j Hämangiome
j Glomangiome
j Benigne Schwannome
j Syringome
j Seborrhoische Keratosen
j Verruciforme Xanthome
j Leiomyome
j Neurofibrome
4 Maligne Neoplasien des Penis
j Erythroplasie Queyrat
j Spinozelluläre Karzinome
j Verruköse Karzinome
j Maligne Melanome
j Lymphome
j Metastasen
j Kaposi-Sarkome
j Extramammärer Morbus Paget
j Basaliome
j Sarkome
j Maligne Schwannome
notwendig wird. Berichte über erfolgrei-
che Behandlungen liegen vor mit hoch
dosierten Kortikosteroiden, Azathioprin,
Ciclosporin, Sulfasalazin, Dapson, Thali-
domid, Methotrexat, Mycophenolat-Mo-
fetil, Tacrolimus, Clofazimin, Cyclophos-
phamid und intravenösen Immunglobu-
linen.
»auf Dieder Therapie basiert
Unterdrückung der
inflammatorischen und
immunologischen Prozesse
In den letzten Jahren haben auch Biolo-
gika wie die TNF-α-Blocker Etanercept,
Adalimumab und Infliximab und die
Interleukin-1β-Blocker Anakinra und
Canakinumab Einzug in die therapeuti-
schenOptionenerhalten. Hierliegenaber
noch keine Berichte über die Behandlung
des penilen Pyoderma gangraenosum
vor.
Die Abheilung eines Pyoderma gan-
graenosum nimmt Wochen bis Monate
in Anspruch.
Akute Gangrän des männlichen
Genitales (Fournier-Gangrän)
Es handelt sich um eine infektiöse, akute,
gangräneszierende Entzündung mit ne-
krotischem Zerfall von Penis und Skro-
tum innerhalb kürzester Zeit bei hohem
Fieber mit Schüttelfrost und stark einge-
schränktem Allgemeinbefinden.
Es liegt fast immer eine Mischinfek-
tion mit verschiedenen aeroben und an-
aeroben bakteriellen Erregern zugrunde,
sodass eine lokalisierte, nekrotisierende,
subkutane Infektion mit Beteiligung der
Faszien und Muskulatur wahrscheinlich
ist [4, 25]. Prädisponierende Faktoren
sind Verletzungen, urologische Eingriffe
oder vorhergehende Operationen sowie
Diabetes mellitus, immunsupprimieren-
de Therapie, Tumorerkrankungen oder
eine HIV-Infektion. Thrombosierender
Gefäßverschluss soll die rasche Progres-
sion erklären.
Die Erkrankung beginnt scheinbar
spontan oder nimmt ihren Ausgang von
einer oft unbemerkten banalen Exko-
riation. Ganz plötzlich kommt es zu
einem entzündlichen Ödem am Penis
und Skrotum. Bereits nach 1 Tag sieht
man an dem glockenschwengelartig auf-
getriebenen Penis bläulich-schwärzliche
oder weißliche Plaques, die gangränös
zerfallen, sich ausbreiten und die Penis-
haut – sogar mit Einschluss der Cor-
pora cavernosa – sowie die Skrotalhaut
zerstören können. Die Hoden können
freiliegen. Die Erkrankung kann auch
auf die Bauchwand und/oder die unte-
ren Extremitäten übergreifen. Es besteht
eine ausgeprägte Leukozytose.
Die Mortalität liegt zwischen 10 und
30 %. Kommt es zur Abheilung, bleiben
teilweise mutilierende Vernarbungen zu-
rück.
Die Therapie muss sofort massiv ein-
setzen. Unmittelbar nach Materialabnah-
me für bakterielle Untersuchungen sollte
hoch dosiert breitbandantibiotisch the-
rapiert werden. Die vollständige operati-
ve Entfernung des erkrankten Gewebes
im Gesunden ist obligat. Darüber hinaus
wird auch die frühzeitige intravenöse Ga-
be von Glukokortikoiden empfohlen.
 Hier steht eine Anzeige.
Sonstige Hauterkrankungen
mit Manifestation am Penis K
Eine Vielzahl anderer auch die übrige
Haut befallender Hauterkrankungen be-
trifft ebenfalls den Penis. Hierzu gehören
unter anderem Veränderungen z. B. bei
Psoriasis vulgaris, Vitiligo, blasenbilden-
den Erkrankungen (Pemphigus vulgaris,
bullöses Pemphigoid), Lichen ruber oder
Nesselfieber ([26]; . Infobox 3).

Bösartige Neubildungen am
Penis
Maligne Erkrankungen am Penis kön-
nen dort primär auftreten (z. B. Mela-
nome, spinozelluläre Karzinome, selten
auch Basaliome) oder sich erst sekundär
im Rahmen eines allgemeinen Hautbe-
falls am Penis manifestieren (z. B. kutane
Lymphome) ([2]; . Infobox 4).

Erythroplasie Queyrat
Wie die bowenoiden Penispapeln ist die
Erythroplasie Queyrat als ein nichtinva-
sives Karzinom der Eichel aufzufassen.
Sie weist Ähnlichkeiten zum Morbus Bo-
wen auf [27]. Bei der Pathogenese hat eine
Infektion mit humanem Papillomavirus
Typ 16 offensichtlich eine große Bedeu-
tung.
Klinisch fallen bei älteren, nicht be-
schnittenen Männern scharf begrenzte,
unregelmäßig konfigurierte Rötungen
auf, die nass-glänzend oder feingra-
nulierend erscheinen (. Abb. 14). Eine
Progression der Erythroplasie Queyrat
in ein invasives spinozelluläres Karzi-
nom ist in ca. einem Drittel der Fälle
beschrieben worden. Damit scheint das
Risiko höher zu sein als für den Morbus
Bowen der Haut.
Differenzialdiagnosen sind Balanitis
plasmacellularis Zoon, Psoriasis vulgaris,
seborrhoisches Ekzem, Kontaktdermati-
tis, Balanitis oder Balanoposthitis ande-
rer Genese.
Die Hautveränderungen können chi-
rurgisch oder durch Lasertherapie ent-
fernt werden. Weitere Therapiemöglich-
keiten bestehen in der Anwendung von
Imiquimod, 5-Fuoruracil oder photody-
namischer Therapie (PDT).
 Leitthema
Abb. 14 8 Erythroplasie Queyrat [29]
Invasives Plattenepithelkarzinom
des Penis
Plattenepithelkarzinome des Penis sind
selten. Sie haben nur einen Anteil von
0,3–0,5 % an allen Karzinomen des Man-
nes. Häufig bestehen prädisponierende
Faktoren wie Infektionen mit humanen
Papillomaviren, chronische Entzündun-
genoderPhimosen. Im BereichderEichel
oder Vorhaut kommt es zum Wachstum
eines rötlichen Tumors mit Blutungsnei-
gung (. Abb. 15). Später kann es zur Me-
tastasenbildung kommen. Die operative
Entfernung des Karzinoms sollte deshalb
frühzeitig erfolgen [2].
Fazit für die Praxis
4 Im Rahmen einer Ganzkörperin-
spektion sollte auch das Genitale
inspiziert werden.
4 Normvarianten ohne Krankheitswert
sind die Papillae coronae glandis und
heterotope Talgdrüsen. Daneben
sind auch Pigmentflecke, Angiokera-
tome, Angiome, Zysten und Fibrome
in den meisten Fällen ohne klinische
Relevanz.
4 Häufige Ursachen für eine Balano-
posthitis sind irritative Veränderun-
gen, nicht selten durch übertriebene
Pflege („overtreatment“).
4 Die wichtigste Differenzialdiagnose
für eine Balanitis plasmacellularis
Zoon ist die Erythroplasie Queyrat.
4 Die Wahrscheinlichkeit für die Ent-
wicklung eines spinozellulären Kar-
804 Der Hautarzt 10 · 2016
Abb. 15 8 Peniskarzinom [29]
zinoms auf dem Boden eines Lichen
sclerosus et atrophicus ist vermutlich
niedriger als bisher angenommen.
4 Humane Papillomaviren finden sich
in einem hohen Prozentsatz auch in
klinisch gesunder Penishaut.
4 Die Syphilis nimmt in Deutschland
wieder zu und sollte daher bei einem
genitalen Ulkus mit in Betracht
gezogen werden.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. F.-M. Köhn
Andrologicum München
Burgstr. 7, 80331 München, Deutschland
info@andrologicum.com
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. F.-M. Köhn gibt an, dass kein
Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchge-
führten Studien an Menschen oder Tieren.
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