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M. Fleischhauer · C.-A Krebs
www.ManuelleMedizin.springer.de
Originalien
Das Verkettungssyndrom
auf dem Weg zur tonischen
Immobilität bzw. Schreckstarre
Eine Hypothese
Nichtspezifischer Rückenschmerz, soma- Instituts aus dem Jahr 2009 gaben 20,7% te Kosten. Auch in der Rehabilitationsbe-
toforme Schmerzstörung, Verkettungs- der mehr als 21.000 Befragten an, im letz- handlung ist der Rückenschmerz größter
syndrom, myofasziales Schmerzsyndrom, ten Jahr mindestens 3 Monate oder länger Kostenfaktor [11, 20, 36]. Dabei hat sich in
chronifizierte funktionelle Störung, Colon unter anhaltenden Rückenschmerzen (fast Studien gezeigt, dass viele therapeutische
irritabile, funktionelle Herzrhythmusstö- täglich) gelitten zu haben [38]. Verfahren unwirksam sind. Dazu zählen
rung usw. sind Ausdruck von Dysbalan- Aber auch der Anteil psychischer Er- Infiltrationen in Muskeln und Gelenke,
cen des menschlichen Körpers. Für sie krankungen nimmt in den letzten Jahren Wärme- und Kälteanwendungen, Bettru-
findet sich keine Erklärung im Sinne von zu: um 10% von 2009 bis 2010. Psychische he, Bandagen, Mieder oder Korsett, Elek-
Virchow. Sind sie vielleicht unterschiedli- Erkrankungen stehen an vierter Stelle der tro- und Magnetfeldtherapie, Ultraschall,
che Ausdrucksformen ein- und desselben Arbeitsunfähigkeitstatistik mit 13,3% im Bäder, Akupunktur, transkutane elektri-
zugrunde liegenden Reflexgeschehens – Jahr 2010 bei den BKK-Pflichtversicher- sche Nervenstimulation (TENS), Traktio-
der „Schreckstarre“, bzw. tonischen Im- ten [3]. In einer zwischen September 2009 nen. Eine Wirksamkeit ist belegt für kör-
mobilität? Dieser Frage wird im Folgen- und April 2012 untersuchten repräsentati- perliche Aktivität, Bewegungstherapie bei
den nachgegangen. ven Stichprobe der Bevölkerung von über chronischem Verlauf, manuelle Medizin
5000 Personen wiesen 33,3% eine klinisch bei akutem und chronischem Verlauf, Mas-
Epidemiologische Daten bedeutsame psychische Störung auf, davon sage in Kombination mit Bewegungsthera-
zur Hälfte Angststörungen. Frauen sind pie bei chronischem Verlauf, progressive
Seit Jahren zeigen regelmäßig durchge- besonders häufig von Angststörungen, De- Muskelrelaxation, kognitive Verhaltens-
führte statistische Erhebungen und die pressionen und somatoformen Störungen therapie und Patientenedukation [20, 33].
Daten der Krankenkassen eine konstant betroffen [4]. Psychische Erkrankungen
hohe Anzahl an Arbeitsunfähigkeitsta- bestehen fast nie isoliert. Nach Versiche- Beobachtungen des
gen wegen muskuloskeletaler Schmerzen rungsdaten haben 88–99% der psychisch Manualmediziners
(überwiegend sog. nichtspezifische Rü- Erkrankten auch eine behandlungsbedürf-
ckenschmerzen). Die Betroffenen stellen tige somatische Erkrankung [47]. Bei betroffenen Patienten, die uns aufsu-
mit über einem Viertel die größte Grup- Eine hohe Evidenz für eine Chroni- chen, finden wir regelhaft eine Minder-
pe dar [4, 11, 36, 45]. Eine Umfrage bei fizierung des nichtspezifischen Rücken- beweglichkeit sonst beweglicher Struk-
ca. 6000 zufällig ausgewählten Bundes- schmerzes besteht bei den psychosozia- turen wie Wirbel- und Extremitätenge-
bürgern im Auftrag des BKK Bundesver- len Risikofaktoren Depressivität, Distress, lenke. Weiterhin stellen wir Spannungs-
bandes zeigt, dass fast 70% der Befragten Katastrophisierung, „fear avoidance be- erhöhungen der Weichteilgewebe (Myo-
unter Rückenschmerzen leidet. Der An- liefs“ sowie ausgeprägtes Schon- und Ver- faszien) und ggf. Stauungsphänomene in
teil der Menschen, die täglich Rücken- meidungsverhalten. Das biopsychosozia- abhängigen Körperabschnitten fest. Da-
schmerzen haben, hat sich dabei von 1998 le Krankheitsmodell gilt für den chroni- bei zeigen sich diese Veränderungen nicht
bis 2008 auf 15% verdoppelt [3]. Zu jedem schen, nichtspezifischen Rückenschmerz nur in dem Gebiet, wo der Patient den
Zeitpunkt haben etwa 20% aller Menschen als allgemein akzeptiert [33]. Schmerz verspürt, sondern wir finden sie
Schmerzen, die schon mindestens 3 Mona- Durch Rückenschmerzen entstehen ins- auch in ganz anderen Körperregionen, die
te anhalten [7]. In der Studie „Gesundheit besondere bei Chronifizierung in Deutsch- nicht zwingend in bekannter direkter neu-
in Deutschland aktuell“ des Robert-Koch- land jährlich hohe direkte und indirek- rophysiologischer oder anatomischer Be-
ziehung zum Schmerzgebiet stehen müs- auch die zentralnervösen neuralen und wiesen, dass die Myofibroblasten der Fas-
sen. Auch innere Organe, Hormon- oder endokrinen Antworten. Darüber hinaus zien auf unter Stress ausgeschüttete Hor-
Immunsystem sind bei diesen Patienten trägt die embryologische Segmentver- mone (Histamine) mit einer messbaren
häufig von Dysbalancen betroffen [5, 8, schiebung zur Diskrepanz zwischen Pa- Kontraktion reagieren. Allerdings löst
32]. Studien zeigen, dass manuelle Medi- tientenangaben und Untersuchungsbe- der H1-Antagonist Mepyramin die stärks-
zin geeignet ist, Patienten mit nichtspezi- funden bei, was die Identifikation des No- ten Kontraktionen aus. Welche neurophy-
fizischem muskuloskeletalen Schmerz er- zigenerators zusätzlich erschwert. Inter- siologischen Abläufe diesen Prozessen zu-
folgreich zu behandeln [19, 41]. neurone zwischen oberer HWS und Lum- grunde liegen, ist noch ungeklärt [43].
bosakralmark sind die Grundlage für be- Weiterhin wurde gezeigt, dass sich
Bisherige Erkenntnisse durch kannte klinische Wechselwirkungen zwi- Faszien bei anhaltender Kontraktion oder
die Grundlagenforschung schen Kranium und Sakrum [18]. Weiter- unzureichender Dehnung in ihrer Struk-
hin stellt der M. longissimus dorsi als we- tur dahin gehend verändern, dass sie un-
Nachfolgend werden die Erkenntnisse sentlicher Anteil des lateralen Trakts des elastischer und dicker werden und in ih-
beschrieben, die aus den Ergebnissen der Erector spinae aufgrund seines anatomi- rer Textur „verfilzen“. Ultraschallunter-
translationalen neurophysiologischen schen Verlaufs eine funktionelle Verbin- suchungen wiesen bei Menschen mit
Grundlagenforschung resultieren. dung zwischen Kopfgelenken und den Sa- chronischem nichtspezifischem Rücken-
Bei der segmentalen Dysfunktion (Blo- kroiliakalgelenken her und verklammert schmerz nach, dass in diesen Fällen die
ckierung) handelt es sich um die Sonder- dabei den sakralen, thorakalen und zervi- Faszie um 25% dicker und unelastischer
form eines Schutzreflexes, die im Ergeb- kalen Abschnitt des Rumpfs [31]. ist als bei einer schmerzfreien Kontroll-
nis zu einer prinzipiell reversiblen Verfes- Propriozeptive Reizsetzungen wirken gruppe. Es wird postuliert, dass durch die
tigung des betroffenen Wirbelsäulenab- über GABAerge, hemmende Interneurone strukturelle Veränderung der Faszie eine
schnitts führt. Aufgrund der Verschaltung herunterregulierend auf die WDR-Neuro- Irritation der interstitiellen Nozizeptoren
mit in der Tiefe des Hinterhorns des Rü- ne und damit dämpfend auf die motori- möglich ist. Die Faszie würde zu einem
ckenmarks lokalisierten multirezeptiven sche/sympathische Systemaktivierung, was eigenen Nozigenerator [18, 23].
„wide dynamic range neurons“ (WDR- vermutlich einen Teil der schmerz- und
Neuronen) sind Afferenzen aus allen Ge- tonusreduzierenden Wirkung von geziel- Hirn- und Verhaltensforschung
weben des entsprechenden Segments, aber ten therapeutischen manipulierenden/mo-
auch aus kranialen oder kaudalen Nach- bilisierenden Maßnahmen und von Eigen- Alle Reize, die wir aufnehmen, durchlaufen
barsegmenten im Sinne des Reizsummen- bewegung ausmacht [6, 16, 50]. vor der bewussten Bearbeitung die emotio-
prinzips in der Lage, solche Schutzreaktio- Es gibt bisher keine Erkenntnisse, dass nalen Zentren, um ggf. bei Auslösung le-
nen als motorische und/oder sympathi- ein erhöhter Muskelquerschnitt mit re- bensbedrohlicher Angst schnell, d. h. vor-
sche Systemaktivierung auszulösen. Über duzierten Schmerzen einhergeht. Ebenso reflexiv, reagieren zu können. Das war und
spinothalamische Bahnen erfolgt eine Si- wurde keine Korrelation zwischen Alter ist für das Überleben notwendig [2, 49].
gnalweiterleitung nach zentral. Durch die und nichtspezifischem Rückenschmerz Die emotionalen Schlüsselzentren bei
Konvergenzfunktion der WDR-Neuronen gefunden [7]. Gefahrensituationen sind neben dem
erfolgt die Wahrnehmung „Schmerz“ ir- Der Einsatz von Zyklooxygenase(Cox)- Hippocampus die Amygdala (emotionaler
gendwo im Segment/Metamer [6, 16, 18, 2-Hemmern kann einer Schmerzchronifi- Brandmelder und Furchtgedächtnis)und
50]. Daneben werden auch die emotiona- zierung durch Verkleinerung nozizeptiver der zinguläre Kortex, der als Überschnei-
len Zentren, wie präfrontaler Kortex, an- Felder vorbeugen und damit den Wieder- dungsbereich von Schmerz und Emotion
teriorer zingulärer Kortex, Amygdala und aufbau inhibitorischer Felder unterstüt- gilt [34]. Im präfrontalen Kortex finden
Hippocampus, angesprochen [50]. Es wird zen [16]. die Identifikation und Bewertungen der
postuliert, dass insbesondere die autono- Emotionen statt [10]. In Untersuchungen
men Afferenzen das limbische System ak- Eigenschaften der (Myo-)Faszien konnte gezeigt werden, dass Katastrophi-
tivieren [21]. Auf der anderen Seite erfolgt sieren ein besserer Prädiktor für Schmerz-
aber auch eine gegenläufige Modulation Faszien bilden ein fibröses, kollagenes Ge- symptomatik ist als die Schmerzintensi-
durch psychische Einflüsse aus dem lim- webenetz, das den ganzen Körper durch- tät selbst. Die mit Schmerz auftretende
bischen System, insbesondere der Amyg- zieht und Spannungskräfte überträgt [44]. Angstreaktion signalisiert eine potenzielle
dala: Negative Emotionen, wie z. B. Angst, Sie sind z. T. auch Sinnesorgane, da sie in- Bedrohung für die körperliche Integrität,
fördern die Entstehung von chronischen terstitielle Rezeptoren, die u. a. zur Nozi- und es kommt zu einer Schmerz-Angst-
Schmerzen im Rahmen der motorischen zeption befähigt sind [7, 46], Mechano- Konditionierung, die aufgrund ihrer evo-
und sympathischen Systemaktivierung rezeptoren und in hoher Dichte sympathi- lutionären Bedeutung sehr stabil ist. Da-
durch Aktivierung des γ-motorischen Sys- sche afferente Fasern enthalten [48]. bei kann Unberechenbarkeit das Angst-
tems [6, 17]. Weiterhin enthalten Faszien einzelne potenzial noch steigern [1, 34]. Über die
Die autonome nozireaktive System- glatte Muskelzellen [46] und sind in der Amygdala und den Hypothalamus hat der
antwort überschreitet bei Weitem die be- Lage, sich – wenn auch nur sehr langsam präfrontale Kortex Einfluss auf das auto-
kannten Segmentgrenzen und beeinflusst – zu kontrahieren [42]. Es wurde nachge- nome Nervensystem [49].
Trigger schreckt, fallen sie um und erstarren. terhält, wobei der Einstieg in den Regel-
Dreht man Vögel oder Kaninchen auf kreis mittels Trigger über die subjektiven
den Rücken, erstarren sie ebenso. Auch Parameter Schmerz und/oder Angst erfol-
Mäuse und Ratten zeigen das Phänomen gen kann (. Abb. 1).
der Schreckstarre. Diese Eigenschaft wird Trigger, wie unüberschaubare Lebens-
auch tierexperimentell genutzt, um Anxi- situationen, die Furcht auslösend wir-
Schmerz Angst olytika zu testen [9]. ken, Wut und Trauer, sprechen unterhalb
Bei Kleinkindern bis zum 5. Lebens- der Bewusstseinsebene primär die emo-
jahr wird die Schreckstarre ausgelöst, tionalen Zentren an. Ursprünglich so-
wenn sie mit dem Gesicht in eine Pfütze matische Trigger können Geburtstrau-
fallen: Sie bleiben mit dem Gesicht in der mata, banale Unfälle, organisch bedingte
Pfütze liegen, bewegen sich nicht und er- Schmerzen, Operationen oder Verlet-
Spannung/Versteifung/persistierende partielle trinken [22]. Wenn es im Kinderzimmer zungen sein, die bei fortbestehenden Be-
tonische Immobilität (PPTI)/Schreckstarre (PPS) brennt, rennen Kinder dieser Altersgrup- schwerden wiederum Angst auslösen.
pe nicht immer aus dem Zimmer, sondern Aus der o. g. Fragestellung ergeben sich
Abb. 1 8 Circulus vitiosus der partiellen to- kriechen häufig unter das Bett, unter die die Grundsätze des therapeutischen Vor-
nischen Immobilität bzw. Schreckstarre. Durch
Blockierung und myofasziale Restriktion wird
Bettdecke oder in den Schrank und kau- gehens, insofern ist sie von großer Bedeu-
die Organversorgung eingeschränkt und es re- ern dort in Erstarrung, sodass sie nicht ge- tung. Häufig verstehen wir die betroffe-
sultiert eine Dysbalance des Hormon- und Im- funden werden. Immer wieder kommt es nen Patienten aufgrund ihrer Komplexi-
munsystems so zu tragischen Todesfällen (http://www. tät nicht und sind im therapeutischen Re-
brandschutzerziehung-leverkusen.de/ gime hilflos. Das Modell der PPTI bzw.
mitäten und der Wirbelsäule behindert Hauptseite/hauptseite.html). PPS kann beim Therapeuten mehr Ver-
würden. ständnis für seinen Patienten hervorru-
Vor- und Nachteile fen. Er mag sich statt des chronischen
Prinzip Schmerzpatienten ein traumatisiertes, in
Die Schreckstarre beschert den Lebewe- der Ecke verkrochenes Kind vorstellen.
In der Psychotraumatologie wird die sen einen entscheidenden Selektions-
Schreckstarre als Reaktion auf schwere vorteil: Raubtiere meiden instinktiv leb- Therapeutische Prinzipien
Formen der Traumatisierung (z. B. Kriegs- lose Beutetiere, da sie krank gewesen sein
traumatisierte, Vergewaltigungsopfer) be- könnten [14, 30, 37]. Liegt einem Verkettungssyndrom das
schrieben [28]. Der amerikanische Biologe, Für die meisten Katastrophen, in die Prinzip der PPTI bzw. PPS zugrunde, gel-
Physiker und Psychologe P.A. Levine [25, der moderne Mensch geraten kann, ist ten folgende therapeutische Prinzipien [7,
26] hat sich in seinen Forschungen inten- die TI äußerst ungünstig: Beim Untergang 13, 15, 26, 34]:
siv mit dieser Thematik auseinandergesetzt der MS Estonia am 28. September 1994 F Die Behandlung darf keinen Stress er-
und gibt dazu therapeutische Empfehlun- bewegten sich viele Passagiere gar nicht zeugen.
gen, die das Ziel der Entkoppelung von und griffen auch nicht nach den ihnen zu- F Der Therapeut nähert sich dem Pa-
Angst und Schreckstarre verfolgen („so- geworfenen Rettungswesten [37]. Es gibt tienten in achtsamer und wertschät-
matic experiencing“). bisher keine Erkenntnisse, dass nicht- zender Weise auf Augenhöhe an.
Ethologen beschreiben die Schreck- menschliche Primaten über die Fähigkeit F Zu bedenken ist die Amygdala, sie ist
starre bei Tieren als tonische Immobilität zur Schreckstarre verfügen. Der Grund der Brandmelder für Stressreaktionen
(TI) oder Totstellreflex [14]. Werden Tie- könnte darin liegen, dass diese Tiere da- und agiert vorbewusst.
re zuvor in Angst versetzt, dauert die TI mit ihren Platz in der bei diesen Primaten F Die somatischen Beschwerden soll-
deutlich länger an [25]. Beim Menschen ausgeprägten Rangordnung gefährden, da ten mittels differenzierter manualme-
kann die Schreckstarre über sehr lange sie Schwäche zeigen. Dies wäre ein Selek- dizinischer Untersuchung respektvoll
Zeit anhalten [29]. tionsnachteil (F. Kaup, Deutsches Prima- wahrgenommen werden.
Der US-Neuropsychologe J. LeDoux tenzentrum, Göttingen, persönl. Mittei- F Nach Diagnosestellung sollte eine
weist darauf hin, dass Erstarren eine au- lung 2013). Entkatastrophisierung erfolgen durch
tomatische Reaktion der Amygdala ist. Aufklärung über die Zusammenhän-
Menschen versteinern so z. B. bei der Kon- Zusammenhang mit dem ge und damit Entspannung der emo-
frontation mit Gegenständen, die Schlan- Verkettungssyndrom tionalen Zentren.
gen sein könnten, so lange, bis der Gegen- F Entspannte Rahmenbedingungen im
stand eindeutig identifiziert ist [24]. Wir hätten es in diesem Fall mit einer per- Praxisumfeld einschließlich einer an-
Gegenüber dem Menschen ist das Er- sistierenden partiellen tonischen Immo- gemessenen Prise Humor unterstüt-
starren bei Tieren ausgeprägter: Werden bilität (PPTI) bzw. persistierenden parti- zen die Entspannung der Amygdala.
Hühner geschüttelt, stehen die Tiere völ- ellen Schreckstarre (PPS) zu tun, die sich F Behutsame Wiederherstellung der
lig bewegungslos da. Werden Ziegen er- im Sinne des Circulus vitiosus selbst un- Elastizität (manuelle Medizin/Osteo-
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