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Geleitwort

Das nahezu vierhundert Bestattungen umfassende früheisenzeitliche Gräberfeld von Statzendorf


wurde in mehreren Kampagnen am Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Richard Pittioni hat für
eine Untergruppe der osthallstättischen Kalenderbergkultur nach diesem und einem anderen
bedeutenden Gräberfeld schon 1937 den Begriff Typus Statzendorf-Gemeinlebarn eingeführt. Wenn
diese Untergliederung heute, so auch im vorliegendem Werk, umstritten ist, hat der Fundplatz in der
Fachwelt doch immer größtes Interesse erweckt. Man erwartete sich von einer Auswertung vor allem
eine präzisere zeitliche Umschreibung und bessere Einblicke in die Sozialstrukturen und
Fernbeziehungen der Kalenderbergkultur. Dies umso mehr, als die Grabungsdokumentation von
Statzendorf weitgehend verlässlich ist und zusammen mit dem reichen Fundmaterial eine viel
versprechende Auswertung erwarten ließ.

Allerdings waren vom Statzendorfer Gräberfeld bisher nur wenige Grabinventare näher bekannt, und
diese bei weitem auch nicht durchgehend graphisch erfasst worden. Mehrere Anläufe zur Bearbeitung
scheiterten an dem enormen Umfang der Grabbeigaben (rund 2500 Einzelstücke) und der
Aufbewahrung in vier verschiedenen Sammlungen. Dazu kam, dass viele ursprünglich restaurierten
Tongefässe wieder zerfallen waren und einer neuerlichen Präparation bedurften, um gezeichnet
werden zu können. Um den großen Arbeitsaufwand für eine Gräberfeldvorlage zu bewältigen, war ein
finanziertes Forschungsprojekt erforderlich.
Im Oktober 1997 genehmigte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit einer
großzügigen Unterstützung das von mir beantragte Projekt (P 12520). Damit konnte eine
systematische Untersuchung und Auswertung des Fundstoffes ermöglicht werden.

Diese Bearbeitung hat nun Katharina Rebay in sehr umsichtiger und kritischer Form im Rahmen ihrer
Dissertation vorgenommen. Von großem Wert sind ihre dafür gewählten modernen Methoden der
statistischen Auswertung, die zu detaillierten Aufschlüssen in kulturellen, chronologischen, sozialen
und wirtschaftlichen Bereichen geführt haben. Da unsere bisherigen Kenntnisse von
Gräberfeldstrukturen der frühen und älteren Hallstattzeit im nordalpinen Gebiet noch recht
bruchstückhaft sind, bilden die nun aus Statzendorf gewonnenen Ergebnisse einen beachtlichen
Fortschritt. Bis zu einem bestimmten Grad hilft dieses Wissen auch, die Welt der damals Lebenden zu
erkennen und zu verstehen. Und dies ist ja auch eines der wichtigsten Ziele der
Urgeschichtsforschung. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass die veröffentlichte Arbeit einen
Meilenstein in der Erforschung der östlichen Hallstattkultur darstellen wird.

Andreas Lippert, Wien


Herausgeber

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Statzendorf Vorwort

Vorwort
Vorlage und Auswertung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Statzendorf sind seit langem ein
Desiderat der prähistorischen Forschung, zumal das Gräberfeld seit über hundert Jahren bekannt ist
und bereits in den Jahren 1903 bis 1925 freigelegt wurde. Diese Arbeit hat die Gesamtvorlage des
Gräberfeldmaterials zum Ziel, besonderen Raum nehmen die Aufarbeitung der verfügbaren Quellen
und die Sozialinterpretation des Gräberfeldes ein. Die Bearbeitung des Fundmaterials sowie eine
chronologische und chorologische Beurteilung des Gräberfeldes erfolgte ebenfalls in diesem Rahmen.
Noch ist sicherlich nicht das letzte Wort über das Gräberfeld von Statzendorf gesprochen, das ohne
Zweifel zu den bedeutendsten Gräberfeldern der Hallstattzeit im Raum Niederösterreich zählt.
Trotzdem hoffe ich, mit dieser Arbeit eine solide Arbeitsgrundlage für weitere Forschungen geliefert zu
haben.
Die Publikation im Rahmen der Reihe Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie ist
eine nur leicht veränderte Fassung meiner im Sommer 2005 an der Universität Wien approbierten
Dissertation. In der nun publizierten Form habe ich weniger geändert, als ich ursprünglich wollte.
Besonders meine derzeitige Anstellung an der Universität Cambridge hat viele meiner Ansichten zu
Fragen des sozialen Wandels prähistorischer Gesellschaften weiterentwickelt und verändert.
Trotzdem wiegen die Vorteile einer zeitnahen Vorlage des Dissertationsmaterials schwerer als der
Nachteil, dass manches vielleicht nicht völlig ausgereift präsentiert werden kann. Die digitalen
Rohdaten, die zur Auswertung benutzt wurden, werden der Publikation nicht beigelegt, jedoch bin ich
nach Rücksprache gerne bereit, sie Fachkolleginnen und Kollegen zur Verfügung zu stellen.
Für die Möglichkeit der Drucklegung und für die Überlassung des Themas meiner Dissertation danke
ich A. Lippert, der das vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung geförderte Projekt
„Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf“ (P12520) initiierte und leitete. Im Rahmen des
Projektes wurde die Restaurierung einiger Funde von W. Prenner (NHM Wien) durchgeführt. Ein
Großteil des Fundmaterials konnte von G. Bawaronschütz (ASINOE) und H. Scheidl (ASINOE)
gezeichnet werden, so dass eine Bearbeitung des umfangreichen Fundmaterials erst möglich wurde.
Zudem wurde durch das Projekt die Bestimmung der Skelette und Leichenbrände (S. Renhart), sowie
die Bestimmung der Tierknochen (M. Schmitzberger) finanziert. Allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Projektes sei für ihre Arbeit herzlich gedankt.
Die Arbeiten an meiner Dissertation begannen im Herbst 2001 und wurden 2002/2003 im Rahmen
eines Forschungsstipendiums auf dem Gebiet der Archäologie und Altertumswissenschaften
gefördert, wofür ich der öffentlichen Hand zu Dank verpflichtet bin. Der Titel des Projekts war „Aspekte
der hallstattzeitlichen Gesellschaftsstruktur anhand ausgewählter metallführender Gräber der
Nekropole Statzendorf“. Die Betreuung der Arbeit war von größtmöglicher Freiheit, aber auch von
reger Anteilnahme und zahlreichen anregenden Diskussionen geprägt, die ich sowohl mit A. Lippert,
als auch mit meinem zweiten Betreuer, O. Urban, führen durfte. Ich danke beiden für ihre
Unterstützung.
Da der größte Teil des Fundmaterials in der Sammlung der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums aufbewahrt wird, war ich dort häufig zu Gast und habe von allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlreiche Hilfestellungen erfahren. Für die Überlassung des
Materials zur Bearbeitung danke ich A. Kern, für die Betreuung bei der Archivarbeit danke ich W. Antl-
Weiser, A. Heinrich und V. Holzer, für die Unterstützung bei der elektronischen Datenverarbeitung,
statistischer Auswertung und Seriation danke ich P. Stadler. H. Reschreiter hat auf dem Weg in den
Tiefspeicher im Lauf der Zeit sicherlich Kilometer zurückgelegt, auch ihm möchte ich für seine stete
Hilfsbereitschaft danken. Ein weiterer Teil des Fundmaterials sowie der Dokumentation lagert im Stift
Herzogenburg, wo ich ebenfalls freundlich von C. Oppitz und H. Ulrich aufgenommen wurde. Bei der
Aufnahme des Fundmaterials aus den Museen in Krems und St. Pölten waren mir A. Krenn-Leeb und
M. Krenn behilflich.
Folgende Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunde haben durch Diskussionen,
Hinweise und persönliche Anteilnahme ihren Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet: V. Albustin, H.
Böhm, L. Blundell, B. Bühler, M. und N. Doneus, A. Eibner, T. Einwögerer, E. Engelke, M. Fera, M.
Griebl, R. Karl, K. Kowarik, M. Kucera, J. Leskovar, K. Löcker, M. Mehofer, S. Moser, L. Nebelsick, W.
Neubauer, N. Müller-Scheeßel, P. Nigst, N. Pieper, A. und F. Preinfalk, O. Rachbauer, P. Ramsl, J.
Reschreiter, D. Siegl, I. Steiner, U. Trenkmann, P. Trebsche, B. Viola, K. Wiltschke, C. Zingerle und
M. Zivny. Danke.
Das Korrekturlesen der Arbeit war auf A. Eibner, M. Fera, J. Leskovar, M. und P. Rebay sowie U.
Trenkmann aufgeteilt, den englischen Text korrigierten L. Blundell, R. Karl und J. Wilson. Sämtliche

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Statzendorf Vorwort

verbleibende Fehler liegen in meiner Verantwortung. Zum Schluss möchte ich meinen Eltern, M. und
P. Rebay und allen anderen Mitgliedern meiner Familie danken, die mich während der arbeitsreichen
letzten Jahre unterstützten, wo sie nur konnten.

Katharina Rebay

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Statzendorf Inhalt

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ........................................................................................................................................ 15
2. Fundort ............................................................................................................................................ 16
3. Fund- und Forschungsgeschichte ............................................................................................... 19
3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes ....................................................................... 19
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen ...................................................................................... 20
3.3 Grabungsmethode und Dokumentation .................................................................................... 21
3.4 Verbleib der Funde.................................................................................................................... 22
4. Quellenkritik.................................................................................................................................... 24
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe............................................................................ 24
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes ........................................................................................... 24
4.3 Verbale Beschreibungen........................................................................................................... 24
4.4 Fotos ......................................................................................................................................... 25
4.5 Inventare ................................................................................................................................... 25
4.6 Vergleich der Quellengattungen................................................................................................ 27
4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit ...................................................................................... 30
4.8 Quellenqualität .......................................................................................................................... 32
5. Befund ............................................................................................................................................. 36
5.1 Grabtiefe ................................................................................................................................... 36
5.2 Bestattungsform ........................................................................................................................ 36
5.2.1 Körperbestattungen........................................................................................................... 36
5.2.2 Brandbestattungen............................................................................................................ 37
5.2.3 Mehrfachbestattungen ...................................................................................................... 38
5.3 Grabbau .................................................................................................................................... 39
5.3.1 Holzkammergräber............................................................................................................ 41
5.3.2 Brandgrubengräber ........................................................................................................... 41
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen............................................................................................. 41
5.5 Die „Brandgrube“ C086 ............................................................................................................. 43
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes................................................................................................... 43
6. Keramik - Vorbemerkungen .......................................................................................................... 45
7. Keramik - Herstellungsweise ........................................................................................................ 46
7.1 Erhaltungszustand .................................................................................................................... 46
7.2 Tonart ........................................................................................................................................ 46
7.3 Aufbau der Gefäße.................................................................................................................... 47
7.4 Oberflächenbehandlung............................................................................................................ 47
7.5 Grafitierung................................................................................................................................ 48
7.6 Farbe ......................................................................................................................................... 49
7.7 Sekundärer Brand ..................................................................................................................... 49
7.8 Reparaturstellen ........................................................................................................................ 50
8. Keramik - Typographie .................................................................................................................. 51
8.1 Schalen..................................................................................................................................... 51
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand ..................................................................................... 51
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand ....................................................................................... 59
8.1.3 Große, bemalte Schale ..................................................................................................... 61
8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung ...................................................................... 62
8.1.5 Knickwandschalen ............................................................................................................ 63
8.2 Kegelhalsgefäße...................................................................................................................... 64
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung ............................................................................ 65
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ..................................................................................... 66
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals ................................................................................. 70
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals ................................................................................ 71
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel ............................................................................................. 73
8.2.6 Verzierungen..................................................................................................................... 73
8.3 Schüsseln ................................................................................................................................ 75
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln .................................................................... 75
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung ............................................................................................... 77
8.4 Henkelschalen ......................................................................................................................... 87
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick ......................................................................................... 88
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen ........................................................................................ 88
8.4.3 Kugelige Henkelschalen ................................................................................................... 89

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Statzendorf Inhalt

8.4.4 Napfartige Henkelschalen ................................................................................................. 90


8.5 Kalenderbergtöpfe................................................................................................................... 90
8.5.1 Breite Kalenderbergtöpfe .................................................................................................. 92
8.5.2 Geschwungene Kalenderbergtöpfe................................................................................... 92
8.5.3 Kalenderbergtöpfe mit Fuß................................................................................................ 92
8.5.4 Kugelige Kalenderbergtöpfe.............................................................................................. 93
8.5.5 Normal proportionierte Kalenderbergtöpfe........................................................................ 93
8.5.6 Schlanke Kalenderbergtöpfe ............................................................................................. 94
8.5.7 Verzierungen ..................................................................................................................... 95
8.6 Töpfe ......................................................................................................................................... 97
8.6.1 Henkeltöpfe ....................................................................................................................... 97
8.6.2 Töpfe ohne Henkel ............................................................................................................ 99
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen............................................................................................ 90
8.7 Henkelschüsseln ................................................................................................................... 100
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil ............................................................. 101
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil ................................. 101
8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln.................................................................. 102
8.7.4 Hohe Henkelschüssel...................................................................................................... 102
8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln .............................................................................................. 102
8.7.6 Verzierungen ................................................................................................................... 103
8.8 Fußschalen............................................................................................................................. 104
8.8.1 Fußschalen mit eingezogenem Rand ............................................................................. 105
8.8.2 Fußschalen mit Turbanrand ............................................................................................ 105
8.8.3 Fußschalen mit ausladendem Rand ............................................................................... 105
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen........................................................................... 106
8.9 Ausgussgefäße...................................................................................................................... 106
8.9.1 Ausgussgefäße mit röhrenförmigem Ausguss ................................................................ 106
8.9.2 Ausgussgefäße mit tierförmigem Ausguss...................................................................... 107
8.10 Zisten .................................................................................................................................... 109
8.11 Drillingsgefäß....................................................................................................................... 110
8.12 Miniaturgefäße ..................................................................................................................... 111
8.13 Deckel ................................................................................................................................... 112
8.14 Spinnwirtel ........................................................................................................................... 112
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 113
8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel .......................................................................................... 114
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 114
8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil ................................................. 115
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form ............................................................. 115
8.15 Rasseln................................................................................................................................. 116
8.16 Tonständer (?) ..................................................................................................................... 116
8.17 Lampe (?) ............................................................................................................................. 117
9. Keramik – Verzierungen............................................................................................................... 118
9.1 Verzierungstechniken ........................................................................................................... 118
9.1.1 Ritzverzierung ................................................................................................................. 119
9.1.2 Kammstrich ..................................................................................................................... 120
9.1.3 Kanneluren ...................................................................................................................... 121
9.1.4 Dellen .............................................................................................................................. 124
9.1.5 Kerben ............................................................................................................................. 125
9.1.6 Einstiche .......................................................................................................................... 126
9.1.7 Stempel ........................................................................................................................... 126
9.1.8 Zahnstempel.................................................................................................................... 127
9.1.9 Abrollungen ..................................................................................................................... 128
9.1.10 Knubben ........................................................................................................................ 128
9.1.11 Leisten ........................................................................................................................... 130
9.1.12 Fingernagelkerbleisten .................................................................................................. 131
9.1.13 Grafitbemalung.............................................................................................................. 132
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung ................................................................................................. 133
9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken ............................................................................ 134
9.2 Verzierungsmotive ................................................................................................................ 136
9.2.1 Dreieck ............................................................................................................................ 136
9.2.2 Winkel.............................................................................................................................. 137
9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster .............................................................................. 139

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Statzendorf Inhalt

9.2.4 Rauten............................................................................................................................. 140


9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien................................................................................. 140
9.2.6 Kreis ................................................................................................................................ 142
9.2.7 Spirale ............................................................................................................................. 142
9.2.8 Kreuz............................................................................................................................... 143
9.2.9 Gitter ............................................................................................................................... 144
9.2.10 Strahlenmuster.............................................................................................................. 144
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen .................................................................................... 145
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive................................................................................. 146
9.2.13 Verzierung und Identität................................................................................................ 148
10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf ............................................ 151
11. Metall ........................................................................................................................................... 157
11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät ............................................................................................ 158
11.1.1 Beile .............................................................................................................................. 158
11.1.2 Lanzenspitzen ............................................................................................................... 159
11.1.3 Pfeil ............................................................................................................................... 159
11.1.4 Pferdegeschirr............................................................................................................... 160
11.1.5 Eisenringe ..................................................................................................................... 161
11.1.6 Messer .......................................................................................................................... 162
11.1.7 Pinzette ......................................................................................................................... 164
11.1.8 Nähnadeln..................................................................................................................... 164
11.1.9 Nadelbehälter (?) .......................................................................................................... 164
11.2. Tracht und Schmuck.......................................................................................................... 164
11.2.1 Anhänger....................................................................................................................... 164
11.2.2 Armschmuck ................................................................................................................. 165
11.2.3 Fibeln ............................................................................................................................ 167
11.2.4 Gürtel ............................................................................................................................ 171
11.2.5 Halsreifen ...................................................................................................................... 173
11.2.6 Nadeln........................................................................................................................... 174
11.2.7 Ringe............................................................................................................................. 177
11.2.8 Knöpfe und Nieten ........................................................................................................ 179
11.2.9 Kugeln ........................................................................................................................... 179
11.3. Weitere Metallobjekte ........................................................................................................ 180
11.3.1 Bronzegefäß.................................................................................................................. 180
11.3.2 Klammern...................................................................................................................... 181
11.3.3 Nägel............................................................................................................................. 181
11.3.4 Fragmente..................................................................................................................... 181
12. Stein............................................................................................................................................. 182
12.1 Geräte ................................................................................................................................... 182
12.1.1 Schleifsteine mit Loch ................................................................................................... 182
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch................................................................................................ 182
12.2 Anhänger.............................................................................................................................. 183
12.3 Rohstoffe.............................................................................................................................. 183
12.3.1 Silex .............................................................................................................................. 183
12.3.2 Grafit ............................................................................................................................. 183
12.3.3 Rötel.............................................................................................................................. 183
12.3.4 Sonstiges ...................................................................................................................... 183
13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte .................................................................................... 184
13.1 Zahnanhänger ....................................................................................................................... 184
13.2 Geweihscheiben.................................................................................................................... 184
13.3 Knochenobjekte .................................................................................................................... 184
13.4 Astragali ................................................................................................................................ 184
14. Gagat ........................................................................................................................................... 185
15. Harz.............................................................................................................................................. 185
16. Bernstein ..................................................................................................................................... 185
16.1 Fibelverzierungen.................................................................................................................. 185
16.2 Stabperlen ............................................................................................................................. 186
16.3 Ringe ..................................................................................................................................... 186
16.4 Perlen .................................................................................................................................... 186
17. Glas.............................................................................................................................................. 187
17.1 Ringe ..................................................................................................................................... 187
17.2 Ringaugenperlen................................................................................................................... 187

13
Statzendorf Inhalt

17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband ....................................................................... 187


18. Kommentar zur Tierknochenauswertung ................................................................................ 189
19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechtsbestimmung ............................. 191
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung .................................................................... 191
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung...................................................................... 192
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechtsbestimmung ........ 196
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft..................................................................................... 196
20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung....................................................... 199
20.1 Theoretische Überlegungen .................................................................................................. 199
20.2 Forschungsgeschichte .......................................................................................................... 201
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf ..................................... 201
20.3.1 Index Befund ................................................................................................................. 203
20.3.2 Index Gefäße................................................................................................................. 205
20.3.3 Keramikpluralität............................................................................................................ 208
20.3.4 Keramikseltenheit.......................................................................................................... 210
20.3.5 Kleinfundanzahl............................................................................................................. 212
20.3.6 Kleinfundpluralität.......................................................................................................... 214
20.3.7 Kleinfundseltenheit ........................................................................................................ 216
20.3.8 Werkstoffindex............................................................................................................... 218
20.3.9 Klassenindex ................................................................................................................. 220
20.3.10 Metallgewicht............................................................................................................... 222
20.3.11 Socistat-Index.............................................................................................................. 225
20.3.12 Fazit – der Gesamtindex ............................................................................................. 228
20.3.13 Verteilung der Gräber unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldes .. 233
20.3.14 Schlussbemerkungen zu den Berechnungen ............................................................. 234
20.4 Überlegungen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf ...... 241
20.4.1 Die Spitze der Pyramide – die reichsten Frauen- und Männergräber .......................... 241
20.4.2 Die gehobene Mittelklasse ............................................................................................ 243
20.4.3 Durchschnittlich ausgestattete Gräber .......................................................................... 244
20.4.4 Einfach ausgestattete Gräber ....................................................................................... 245
20.4.5 Beigabenlose Bestattungen .......................................................................................... 246
20.4.6 Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft ...... 247
20.5 Zur hierarchischen Gliederung der hallstattzeitlichen Gesellschaft ............................ 248
21. Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur ................................................... 254
21.1 Die Begriffe Kultur und Kulturkreis ........................................................................................ 254
21.2 Hallstättische Welt – Hallstattkultur – West- und Osthallstattkreis........................................ 256
21.3 Zum Begriff der Kalenderbergkultur ...................................................................................... 258
21.4 Zur inneren Gliederung der Kalenderbergkultur.................................................................... 262
21.5 Statzendorf und die Region Traisental-Fladnitztal ................................................................ 264
22. Chronologie der Hallstattzeit im Kalenderbergraum .............................................................. 269
22.1 Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes .................................. 269
22.2 Hallstattisierung oder der Beginn der Hallstattzeit ................................................................ 272
22.3 Das chronologische Grundgerüst der Hallstattzeit im Kalenderbergraum ............................ 275
22.4 Überregionale Synchronisationsversuche............................................................................. 277
23. Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf ............................................................................. 279
23.1 Die bisherige Datierung einzelner Grabkomplexe in der Literatur ........................................ 279
23.2 Absolute Chronologie ............................................................................................................ 281
23.3 Seriation ................................................................................................................................ 281
23.4 Vorschläge zur Datierung einzelner Gräber.......................................................................... 289
23.5 Horizontalstratigraphie und Belegungsreihenfolge ............................................................... 296
24. Zusammenfassung ..................................................................................................................... 299
25. Abstract ....................................................................................................................................... 301
26. Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 303
27. Plan des Gräberfeldes Statzendorf (Übersicht)....................................................................... 316

S. Renhart: Anthropologie ............................................................................................................... 317


M. Schmitzberger: Tierknochen aus dem hallstattzeitlichen Gräberfeld von Statzendorf ....... 342

Beilage: Plan des Gräberfeldes (1:100)

14
Statzendorf Einleitung

1. Einleitung

Das Gräberfeld von Statzendorf ist mit seinen etwa 375 Gräbern eines der größten und
aussagekräftigsten Gräberfelder der hallstattzeitlichen Kalenderbergkultur. Trotz des langen
Zeitraumes, in dem es der Forschung bekannt war, war es bis dato weder vollständig publiziert noch
analysiert. Im Rahmen der Aufarbeitung der Funde und Befunde des Gräberfeldes wurde versucht,
Hinweise auf die Gesellschaftsstruktur der hallstattzeitlichen Bevölkerung zu erlangen. Der Fokus der
Arbeit ist die Gesellschaftsstruktur und Hierarchie der Bevölkerung in der ländlichen Peripherie
herauszuarbeiten, und nicht, wie so oft, die bekannten Fürsten- oder Elitengräber der Hallstattzeit.
Das Fundmaterial des Gräberfeldes umfasst etwa 2500 Objekte, wozu die Trachtbestandteile,
Gefäßbeigaben, Tierknochen und das anthropologische Fundmaterial, die Toten des Gräberfeldes
selbst, zu zählen sind. Der Großteil der Bestatteten wurde verbrannt beigesetzt, in Urnen oder als
Brandschüttung, doch ein kleiner Prozentsatz der Bestattungen sind Körperbestattungen. Zur
Ausstattung der Toten gehören häufig mehrere Gefäße, Bestandteile eines umfangreichen Trink- und
Speisegeschirrs, Fleischbeigaben und Messer. Zur persönlichen Ausstattung zählen
Trachtbestandteile wie Fibeln, Armreifen und Ringe, Geräte wie Spinnwirtel und Schleifsteine sowie in
einigen wenigen Fällen auch Waffen.
Da das Gräberfeld von Statzendorf bereits zwischen 1903 und 1925 ausgegraben wurde, sind nicht
alle Informationen vorhanden, die bei modernen Grabungen zu erwarten wären. Trotzdem ist für diese
frühe Zeit archäologischer Forschung die Dokumentation dank der peniblen Aufzeichnungen und
Vermessungen der Ausgräber zufriedenstellend. Es wurde ein Gräberfeldplan im Maßstab 1:100
angefertigt, in dem die Lage der Skelette, Leichenbrände und Beigaben eingetragen ist,
Beschreibungen und Fotos illustrieren die Situation. Leider ist ein Teil der Dokumentation genauso wie
ein Teil des Fundmaterials heute nicht mehr auffindbar. Eine umfangreiche Quellenkritik war daher
zunächst unumgänglich, um in die Auswertung nur jene Komplexe einzubeziehen, deren
Quellenqualität dies auch zuließ. Die anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung
der einzelnen Gräber waren Grundlage für die Weiterarbeit.
Zur archäologischen Auswertung des Gräberfeldes gehören die Klassifikation der Funde mittels
dynamischer Typologie, die Seriation nach funktionalen und chronologischen Gesichtspunkten, die
Analyse der nächsten Nachbarn, die Berechnung von Sozialindices für jedes Grab und ihre
statistische Auswertung. Sozialindexberechnungen sind der Versuch einer qualitativen und
quantitativen Wertung der Beigaben und Befundsituationen für jedes Grab eines Gräberfeldes. Die
subjektive Wertung „arm“ und „reich“ wird durch Werte ersetzt, die nachvollziehbar, quantifizierbar und
statistisch auswertbar sind. Durch den errechneten Wert wird im Idealfall der soziale Rang der
Bestatteten ausgedrückt. Das Verhältnis der Werte untereinander kann ein Hinweis auf prähistorische
Gesellschaftsstrukturen sein. Nach Berechnung der einzelnen Werte wurden Zusammenhänge mit der
Bestattungsform, der Grabform, dem archäologisch bzw. anthropologisch bestimmten Geschlecht
sowie dem anthropologisch erhobenen Alter auf statistischem Wege untersucht. Dadurch konnten
detaillierte Ergebnisse erzielt werden, die bei einer großen Menge von Gräbern durch rein intuitives
Arbeiten nicht in dieser Form zustande gekommen wären.

15
Statzendorf Fundort

2. Fundort
Das Gräberfeld von Statzendorf (KG und OG Statzendorf, PB und GB St. Pölten, Niederösterreich)
befindet sich 300 m nördlich des Ortes und östlich der Bundesstraße 32, die von St. Pölten nach
Krems führt, in der „Ried Laiberkreuz“. Die Gemeinde Statzendorf hat 1420 Einwohner, eine Fläche
von 12,44 km2 und liegt auf einer Seehöhe von 295 m.

Abb. 1: Lage des Gräberfeldes (Österreichischen Karte 1:50000 Blatt 38, Krems an der Donau)

Geographisch betrachtet liegt der Fundort im Tal der Fladnitz, etwa 20 km südlich ihrer Einmündung in
die Donau, die sich zwischen dem Dunkelsteiner Wald und dem Hollenburger Hügelland befindet.
Neben randlichen Anteilen an der Böhmischen Masse mit dem kristallinen Grundgebirge gehört dieser
Raum dem "Außeralpinen Wiener Becken" mit Sanden, Tegel, Mergel und Konglomeraten an. Durch
pleistozäne Klimaschwankungen entstanden weite Schotterflächen und getreppte Flussterrassen,
wobei die höheren Terrassen durchwegs mit Löß überlagert sind.1
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes umfasst eine Fläche von bis zu 130 m Länge und 55 m
Breite. Obwohl 378 Gräber entdeckt wurden, dürfte das Gräberfeld nicht vollständig freigelegt worden
sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der die Parzelle
278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Funde mehr zutage
gekommen waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da Grabungen
jenseits der Straße keine Erfolge erbrachten. Über die südliche Ausdehnung berichtet er, dass in den
70er Jahren des 19. Jahrhunderts im Bereich der Pfarrkirche und südlich davon eine „große Zahl an
Gefäßen“ ausgegraben worden war. Bei einem von A. Dungel beschriebenem Befund, der noch weiter
südlich am Rande einer Schottergrube zutage gekommen war und den er als Verbrennungsplatz

1
Neugebauer 1993, 9.

16
Statzendorf Fundort

deutete, könnte es sich um Reste einer


mit dem Gräberfeld gleichzeitigen
Siedlung handeln. Die Ausdehnung nach
Osten bleibt ebenfalls offen.2
Die Siedlung zum Gräberfeld von
Statzendorf wird von J. Bayer auf dem
Boden des heutigen Statzendorfs ver-
mutet. „Unweit der Kirche von Statzen-
dorf, am Südostausgang des Ortes, also
auf der dem Gräberfelde entgegenge-
setzten Seite des Hügelrückens“ wurde
bei Schotterabbauarbeiten eine Brand-
schichte entdeckt, die „unzählige Ton-
scherben von derselben Beschaffenheit
wie die unseres Gräberfeldes“ enthielt
(Abb. 2: D). J. Bayer deutete den Befund
als Verbrennungsplatz und vermutete die
Siedlung zwischen Gräberfeld und
Verbrennungsplatz. Bestätigt wurde er in
seiner Vermutung durch hallstattzeitliche
Funde aus einem dazwischenliegenden
Abb. 2: Ort Statzendorf und Lage des Gräberfeldes (B)
Hohlweg (Abb. 2: C).3 Seine Vermutung
(J. Bayer 1904, 46)
kann zur Zeit weder bestätigt noch ab-
gelehnt werden, doch ist aufgrund der topographischen Situation eine Siedlung an dieser Stelle auf
jeden Fall denkbar.
Die Grabungen erstreckten sich auf vier Parzellen, die von den Ausgräbern Feld A, B, C und D
genannt wurden. Begonnen wurde auf Parzelle 280, die man als Feld A bezeichnete, danach wurden
die Grabungen nach Norden fortgesetzt, auf der Parzelle 279, die als Feld B bezeichnet wurde. Später
wurde südlich der ersten Grabungsstelle, auf Parzelle 281, dem Feld C, weiter geforscht. Zuletzt
wurden noch auf der südlich anschließenden Parzelle 282 ein kleiner Streifen ergraben, das Feld D.
Die Nummerierung der Gräber erfolgte auf jedem Feld jeweils von neuem, was vielfältige Verwirrung
gestiftet hat. Zum einen ist bei Notizen, Fotos und auch manchen Funden die Grabnummer zwar
bekannt, doch wurde nicht vermerkt, auf welches Feld sich die Angabe bezieht. Zum anderen wurde
in der Sekundärliteratur zumeist nur die Nummer des Grabes angegeben, ohne zu bedenken, dass im
Gräberfeld von Statzendorf bis zu vier Gräber mit der selben Nummer vorhanden sind.
Die Gräber auf Feld A wurden zunächst mit 1 – 119 bezeichnet. Die ersten 39 Gräber dieses Feldes
stellte A. Dungel in seiner Publikation von 1937 vor.4 Bei Feld B begann die Nummerierung wieder bei
1 und geht nun bis 148. Feld B ist der Ausschnitt des Gräberfeldes, auf den sich J. Bayer in seiner
summarischen Publikation von 1904 bezieht.5 Bei Feld C werden die ersten 14 Gräber in der
Publikation von A. Dungel als 1a – 14a beschrieben, die restlichen Gräber sind dann 15 bis 86. Das
erste Grab von Feld D bezeichnet Dungel als 1b. Auf der Parzelle wurden später noch die Gräber 2 –
21 ergraben.

Parzelle Feld Grab Bezeichnung Publikation


280 A 1-39 1-39 Dungel 1908
280 A 40-119 - -
279 B 1-81 1-81 Bayer 1904
279 B 82-148 - -
281 C 1-14 1a-14a Dungel 1908
281 C 15-86 - -
282 D 1 1b Dungel 1908
282 D 2-21 - -

2
Dungel 1908, 4.
3
Bayer 1904, 71.
4
Dungel 1908, 2 ff.
5
Bayer 1904, 47 ff.

17
Statzendorf Fundort

Um weitere Verwirrungen zu vermeiden, werden in dieser


Arbeit die Gräber jeweils zuerst mit dem Buchstaben des
Feldes und dann mit der laufenden Nummer bezeichnet
(z.B.: Grab A014, Grab B122).
Statzendorf gehört zu den südwestlichsten Fundstellen
der Kalenderbergkultur und zeigt bereits deutlich
westhallstättische Züge. Im Gebiet südlich der Donau
zwischen Pielach und Traisen sind neben Statzendorf
eine große Anzahl weiterer wichtiger Fundorte der Hall-
stattkultur zu nennen: Franzhausen, Fugging, Gemeinle-
barn, Getzersdorf, Göttweig, Groß-Rust, Hafnerbach,
Inzersdorf a. d. Traisen, Karlstetten, Klein- bzw. Großrust,
Kuffern, Oberndorf i. d. Ebene, Reichersdorf, St. Andrä a.
d. Traisen, St. Pölten, Wagram ob der Traisen und
Statzendorf.6
Weiteres zu benachbarten Fundstellen im Traisen- und
Fladnitztal sowie zur landschaftsarchäologischen Einord-
nung ist dem Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in
der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische Ein-
Abb. 3: Parzellen und Feldbezeichnungen ordnung“ zu entnehmen.

6
Nebelsick 1997, 25; Neugebauer 1988, 87; Kaus 1973a.

18
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

3. Fund- und Forschungsgeschichte


3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes
Bereits im November 1902 stieß H. Preinreich, der Sohn des Grundbesitzers K. Preinreich, im Zuge
landwirtschaftlicher Tätigkeiten - nämlich dem Ausheben von zwei Gruben zum Verwahren von
Burgunderrüben - auf ein Tongefäß. Er grub es aus, doch da es keinerlei "Schätze" enthielt, zerschlug
er es. Auf Anregung des Unterlehrers von Statzendorf, der davon erfuhr, deckte H. Preinreich jedoch
weitere drei Gräber auf, deren Fundmaterial auf ein hohes Alter schließen ließ. Er zeigte sie A.
Dungel, der eine weiterführende Untersuchung der Fundstelle vereinbarte. So wurde in den Jahren
1903 und 1904 auf dem an die Straße angrenzenden Teil der Parzelle 280 (Feld A) die Ausgrabung
der Gräber A001 bis A039 durchgeführt.7
Die Anthropologische Gesellschaft machte sich 1903 auf den Weg, um die Grabungen zu besichtigen.
Dazu wird berichtet: "Nun ging es zu dem mit Fahnen ausgesteckten Gräberfelde, wo bereits der
hochwürdigste Herr Prälat Generalabt Dr. Adalbert Dungel vom Stifte Göttweig wartete. Derselbe
hatte in dankenswerter Fürsorge drei Gräber mit ungefähr 18 Urnen in höchst anschaulicher Weise
bloßlegen lassen. Herr Kustos Szombathy entnahm dann einem Grabhügel (sic!) sorgfältig eine Urne
und untersuchte deren Inhalt. Zu aller Freude fand sich darin unter anderem auch eine ganz gut
erhaltene Bronzefibel... Ein herannahendes heftiges Gewitter trieb leider zu einem raschen Rückzuge,
doch wurden auf Anregung des hochwürdigen Herrn Prälaten Dungel noch die vom Hausbesitzer Karl
Preinreich aufgestellten Grabfunde besichtigt."8

Abb. 4: Anthropologische Gesellschaft bei der Besichtigung des Gräberfeldes im Jahr 1903

J. Bayer benachrichtigte 1904 J. Szombathy, dass die Herzogenburger bis jetzt 100 Gräber
ausgegraben haben. Am 18.5.1905 fährt J. Szombathy mit J. Bayer nach Statzendorf, um über
Grabungen für das Hofmuseum zu verhandeln, die auf den Feldern A, B und D durchgeführt werden
sollten. Zunächst bestritt J. Bayer selbst die Kosten der Arbeitslöhne und Grundentschädigungen, die
ihm nach Abtreten der Funde an das Museum erstattet wurden. Im Archiv der Prähistorischen
Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien existiert dazu die Korrespondenz zwischen J.
Szombathy und seinem Vorgesetzten, aus der auch hervorgeht, dass J. Bayer gelegentlich ein wenig
übereifrig war und J. Szombathy daher immer wieder um zusätzliches Geld bitten musste. Interessant
ist auch, in welcher Weise die Grundentschädigung durchgeführt wurde: Dr. Teltschik, der auch selbst
die Vermessung durchführte, berechnete für jeden Quadratklafter9 Feld, der ein Grab enthielt, den

7
Dungel 1908, 1 f.
8
Hein 1903, 99 ff.
9
1 Quadratklafter = 3,6 m2

19
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Betrag von 2 Kronen, für jeden Quadratklafter, der kein Grab enthielt 60 Heller und überdies einen
Betrag von 30 Heller als Entschädigung für den Schaden an Feldfrüchten.
Mit Zustimmung und im Auftrag von A. Dungel dehnte H. Preinreich seine Aufdeckungen südlich von
Parzelle 280 auf die Parzelle 281 (Feld C) und Parzelle 282 (Feld D) aus. Er konnte in den Jahren
1903, 1904 und 1906 insgesamt 14 Gräber (C001 bis C014) auf dem Feld C freilegen. Die Gräber
C015 bis C086 wurden von J. Bayer und R. Teltschik dann in den Jahren 1906 und 1907 freigelegt.
1925 wurde noch einmal gegraben, hierbei kamen die Gräber D017 bis D021 zum Vorschein.
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen
Die beiden wichtigsten Persönlichkeiten, die sich um das Gräberfeld von Statzendorf bemühten,
waren J. Bayer und A. Dungel. Zu ihrer Biographie:
Josef Bayer wurde 1882 in Oberhollabrunn als Sohn eines Herzogenburger Oberlandesgerichtsrates
geboren. Schon als Kind war er bei Ausgrabungen in seiner Heimat dabei, bereits seit 1902, also in
seiner Studentenzeit, grub er in Statzendorf. Er studierte Urgeschichte an der Universität Wien bei M.
Hoernes und wurde 1907 mit dem Thema "Die Hallstatt – Periode in Niederösterreich" promoviert.
Kurze Zeit später wurde er am Naturhistorischen Museum in Wien angestellt, ab 1915 war er Kustos
und ab 1918 war er Direktor der Anthropologisch – Ethnographischen Abteilung. 1913 habilitierte sich
Bayer und lehrte von nun an als Privatdozent am Urgeschichtlichen Institut. Seinen Militärdienst
während des 1. Weltkrieges verbrachte er unter anderem im Nahen Osten, wo er ebenfalls
Gelegenheit fand, sich mit der dortigen Urgeschichte zu beschäftigen. Sein Hauptforschungsgebiet
war die Eiszeit, 1921 rief er in Wien das "Institut und die Kommission für Eiszeitforschung" ins Leben.
Er grub unter anderem in Willendorf, Langmannersdorf, Getzersdorf, Stollhofen und Nikitsch. 1931
starb J. Bayer an Bauchspeicheldrüsenkrebs.10
J. Bayer begann bereits 1904 die Ergebnisse seiner Grabungen zu publizieren. Es handelt sich jedoch
nur um einen Ausschnitt des Gräberfeldes, der zusammenfassend beurteilt wurde, um einen
Vorbericht.11 Seine handschriftliche Dissertation, in der das Gräberfeld sicher breiten Raum einnahm
und die 1907 verfasst wurde, ist heute leider verschollen.
Adalbert Dungel, 1842 in Luggau in Mähren geboren, besuchte das Gymnasium in Znaim und trat
1861 ins Benediktinerstift Göttweig ein. Nach seinem Theologiestudium im Kloster wurde er 1866 zum
Priester geweiht. In seiner Eigenschaft als Waldmeister des Stiftes hatte er Gelegenheit,
archäologische Fundstellen in seiner näheren Umgebung kennen zu lernen. Obwohl er 1886 zum Abt
gewählt wurde, fand er weiterhin Zeit, sich mit Ausgrabungen zu beschäftigen: So grub er unter
anderem die Grabhügel von Gemeinlebarn sowie Teile der Gräberfelder von Statzendorf und Kuffern
aus und publizierte auch Berichte über seine Ausgrabungstätigkeit. Zu seinen Mitarbeitern zählten
weitere Persönlichkeiten, die Bedeutendes für die Urgeschichte Österreichs geleistet haben, wie L.
Karner, L. Hacker und A. Fuchs. 1923 starb A. Dungel an Herzversagen.12
Adalbert Dungel veröffentlichte 1908 die ersten 39 Gräber von Feld A, die ersten 14 Gräber von Feld
C und ein Grab von Feld D, wobei nur ein Teil des Fundmaterials fotografisch dargestellt wurde.13
Einen wesentlichen Beitrag zur Dokumentation der Grabung erbrachte der Notar Dr. R. Teltschik
(1844 - 1939), der als Vermesser, Zeichner und Präparator J. Bayer zur Hand ging. Auf ihn geht der
unschätzbare Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 zurück. Er wurde nach Bayers Tod im
Jahre 1932 der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien übergeben.
Fotos verdankt die Nachwelt zum einen dem Kaufmann und Kommerzialrat L. Petschka (1861 - 1927),
zum anderen J. Spora, der sich in einem Brief an J. Bayer als "ehemaliger Concurrent und
prähistorischer Leichenschänder“ bezeichnet. Zwar wurden längst nicht alle interessanten Befunde
und Grabsituationen verewigt, doch einige Bilder vermitteln einen guten Eindruck von den
Grabungsbedingungen sowie der Grabungsmethode.

10
Gedenkblatt anläßlich der Enthüllung des Dr. Josef Bayer Denkmales in Spitz i. d. Wachau, am 3. September
1936, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/11; J. - W. Neugebauer 1993, 26.
11
Bayer 1904.
12
Koller 1923, 138.
13
Dungel 1908, 1 ff.

20
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

3.3 Grabungsmethode und Dokumentation


Verbindet man die Gräber am Plan ihren Nummern nach, also in der Reihenfolge, in der sie
ausgegraben wurden, so ist ersichtlich, nach welchem System gearbeitet wurde: Meistens wurden
parallel zur Straße zwei bis fünf Meter breite Streifen angelegt, die systematisch durchgraben und
erforscht wurden. Einige Fotos aus dem Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien geben einen Einblick in die damalige Situation.

Abb. 5: Bereits durchgrabenes Areal des Gräberfeldes Statzendorf

Abb. 6: Grobarbeit (links: H. Preinreich) Abb. 7: Feinarbeit (H. Preinreich)

21
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Die Dokumentation des Gräberfeldes war für die damalige Zeit vorbildlich. Der Grundpfeiler für die
wissenschaftliche Arbeit ist ein Gesamtplan im Maßstab 1:100, in dem alle Gräber, sowohl die von J.
Bayer als auch die von A. Dungel freigelegten, eingetragen sind. Zusätzlich gibt es eine
Orientierungstabelle, um die Gräber auf dem Plan schneller auffinden zu können, sowie einen Plan im
Maßstab 1:12.500, der die Lage des Gräberfeldes in Bezug auf die Ortschaft Statzendorf festhält.14
Fotos hatten damals weniger den Charakter der Befunddokumentation, sie halten aber die allgemeine
Grabungssituation anschaulich fest.15
Befundbeschreibungen dürfte es ursprünglich von allen Gräbern gegeben haben. Jene von A. Dungel
sind aus seiner Publikation bekannt, von J. Bayer existieren Beschreibungen der Gräber B124 bis
B141 im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Drei
Grabungstagebücher von R. Teltschik zu den Gräbern B001 bis B123 sind heute nicht mehr
auffindbar. Einige Informationen zum Grabungsablauf kann man aus den Notizen in den
Inventarbüchern der Prähistorischen und Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien herauslesen. Zuletzt geben noch Briefe, Eintragungen in den Notizbüchern von J.
Bayer und J. Szombathy, Schenkungsverträge, Testamente, Gedenkschriften und Nachrufe Hinweise
auf Befunde, Grabungsverlauf und Verbleib der Funde sowie der Dokumentation.16

Abb. 8: J. Bayer und R. Teltschik bei der Dokumentation eines Grabbefundes

3.4 Verbleib der Funde


Das Fundmaterial wird in mehreren Museen aufbewahrt. Der größte Teil, etwa zwei Drittel, befindet
sich in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, der zweitgrößte Posten
wird in der Stiftssammlung Herzogenburg aufbewahrt, einzelne Objekte, die keinen Gräbern mehr
zugewiesen werden können, befinden sich in den Museen von Krems und St. Pölten. Durch Tausch
kamen 1953 drei Gefäße sogar ins Nationalmuseum Kopenhagen, zwei Gefäße aus dem
Diözesanmuseum Brixen sind jüngst publiziert worden.17
Der Verbleib der Funde wurde in einem Dokument von 1931 vereinbart, das von U. Steiner, dem
Stiftsprobst von Herzogenburg, J. Bayer und R. Teltschik unterzeichnet wurde. Demnach wurden die
Funde der Jahre 1903 bis 1905, die von J. Bayer und R. Teltschik bei den Grabungen der ersten 123
14
Die Vorzüge und Schwächen des Planes werden im nachfolgenden Kapitel erörtert.
15
Für die Erlaubnis, Fotos aus dem Archiv abzudrucken, danke ich den Verantwortlichen im Naturhistorischen
Museum Wien.
16
Plan, Fotos und Beschreibungen werden im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien aufbewahrt, der Nachlass von J. Bayer befindet sich im Stift Herzogenburg.
17
Kaufmann 1999, 199 ff.

22
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Gräber auf Feld B angefallen waren, zunächst bis 1910 von R. Teltschik restauriert. Nach und nach
wurden sie - da dies offenbar die günstigste Lösung war - in den Räumlichkeiten des Stiftes
untergebracht. Der damalige Prälat F. Schmolk verpflichtete sich nicht nur zur angemessenen
Unterbringung des Fundgutes, sondern auch dazu, keine Stücke an Dritte zu entlehnen und die
Sammlung für die wissenschaftliche Bearbeitung sowie "unter entsprechenden Vorsichten auch dem
Publikum" zugänglich zu halten. Das Stift bekam Kopien der Grabungsdokumentation, deren Original
aber bei den Ausgräbern verblieb. Seitdem die Grabungen aber vom Naturhistorischen Museum
vorgenommen wurden, also seit 1906, kamen die Funde nach Wien. Für den Fall, dass eine
ordentliche Unterbringung der alten Funde in Herzogenburg nicht mehr möglich wäre, wurde
vereinbart, die Funde zur weiteren Verwahrung ins Naturhistorische Museum in Wien zu bringen.18
In seinem Testament vermacht R. Teltschik seinen "Hälfte-Anteil an der im Stifte befindlichen
Sammlung aus dem prähistorischen Gräberfeld in Statzendorf" dem Augustiner Chorherrenstift in
Herzogenburg.19 Lotte Adametz, langjährige Freundin und Mitarbeiterin J. Bayers, schenkt 1959 die
andere Hälfte des Fundgutes, die J. Bayer gehört hatte und die ihr vererbt worden war, ebenfalls dem
Stift Herzogenburg. Im Schenkungsvertrag ist der geschätzte Wert des Fundgutes von 468.- Schilling
vermerkt.20
Bereits im Mai 1904 wurde dem damaligen Hofmuseum von A. Dungel Funde des Gräberfeldes
Statzendorf als Geschenk angeboten. "Die Funde sind in ganz verläßlicher Art gräberweise geordnet
und daher von vollem wissenschaftlichem Wert. Sie sind die reichsten und wertvollsten, welche bisher
aus alt-hallstättischen Gräbern gehoben wurden und erscheinen daher als eine ganz besonders
erwünschte Bereicherung unserer prähistorischen Sammlung. Ihr Wert ist auf 1600 Kronen zu
schätzen.“21
1905 wurden die Funde mit den Inventarnummern 38097 – 38193 und 38246 – 38356 inventarisiert,
im Inventarbuch unterschrieben haben M. Hoernes und J. Szombathy. Ab 1906 kamen die Funde
direkt in die Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. 1909 wurden Funde der Gräber
B124 bis B138 unter den Inventarnummern PA 43085 – 43255 von J. Bayer selbst der Sammlung
einverleibt, Inventare der Gräber C015 bis C083 unter den Nummern PA45036 – 45428. 1932 kamen
Stücke aus der Sammlung Dungel nach Wien, die unter den Nummern 56049 – 56300 von K. Krenn
inventarisiert wurden. Weitere Funde aus dem Gräberfeld werden unter den Nummern 72168 –
72171, 56049 – 56300, 86329 – 86387 und 86435 – 86440 geführt.

Feld Grab Grabungsjahre Ausgräber Verbleib


A 1-39 1903-1904 A. Dungel PA 38097-38193, PA 38256-38356, PA 56157-56266
A 40-118 1905 J. Bayer PA 42638-43076
B 1-123 1903-1904, 1906 J. Bayer / R. Teltschik Stift Herzogenburg
B 124-148 1906 J. Bayer PA 43085-43255
C 1-14 1903-1904 A. Dungel PA 38194-38231, PA 38330-38345
C 15-83 1906-1907 J. Bayer PA 45036-45428
C 84-85 1906 J. Bayer PA 56075-56087
D 1 1903-1904 A. Dungel PA 38201, PA 38328-29
D 19-21 1925 J. Bayer PA 86329-86381
D 2-19 1907 J. Bayer PA 56100-56154 ?
D o.A. 1907 J. Bayer PA 56155-56156
o.A. o.A. o.A. o.A. PA 56267-56300, 86382-86387, 56049-56074, 56088-99
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum Krems AN 3079-3086
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum St. Pölten 56, 59, 137-139, 143, 155

18
Gedenkschrift betreffend die im Stifte Herzogenburg befindliche Sammlung von Funden aus dem
prähistorischen Gräberfelde in Statzendorf, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/1.
19
Testament von Notar Dr. Teltschik 1938, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/7.
20
Schenkungsurkunde von Frau Lotte Adametz (Statzendorfer Funde) an das Stift Herzogenburg, Stiftsarchiv
Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/9 und 2/10.
21
Brief J. Szombathy an seine Vorgesetzten, 20. 5. 1904.

23
Statzendorf Quellenkritik

4. Quellenkritik

Bei der Auswertung eines Gräberfeldes, dessen Ausgrabung etwa 100 Jahre zurück liegt, ist es
notwendig, die Aufzeichnungen und Inventare sorgfältig zu überprüfen und ihre Zuverlässigkeit zu
bewerten. Keinesfalls soll dieses Kapitel als Kritik an den Ausgräbern missverstanden werden, die für
ihre Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Die Beschreibung und Auswertung der Befunde des
Gräberfeldes von Statzendorf stützt sich auf verschiedene Quellengattungen, die leider nicht für alle
Gräber im gleichen Maße zur Verfügung stehen: Es sind dies der vollständige Plan des Gräberfeldes,
die verbale Beschreibung von Befundsituationen, Fotos sowie die Inventarlisten der Gräber.
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe
Im Wesentlichen wurde an J. Bayers bzw. A. Dungels Einteilung der Gräber nichts verändert, da sie
als Ausgräber für das Erkennen und Benennen der Grabkomplexe verantwortlich waren und jede
nachträgliche Korrektur nicht mehr verifiziert werden könnte. Zweifel drängen sich lediglich bei
wenigen Komplexen auf: Es sind dies die Gräber A028, C046 und C048, die jeweils zwei
Leichenbrände beinhalten und deren Geschirrsatz und -lage auch darauf hinweisen, dass es sich um
jeweils zwei getrennte Komplexe handeln könnte. Umgekehrt verhält es sich bei den Gräbern B002
und B003, deren gemeinsame, annähernd rechteckige Steinlage darauf schließen lässt, dass es sich
um nur einen Komplex handelt. Zudem sind bei Grab B003 im Plan weder Leichenbrände noch
Gefäße eingezeichnet.
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes
Der Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 wurde vom Notar Dr. Teltschik aus
Herzogenburg angefertigt und 1921 fertiggestellt. Bayer publiziert bereits einen kleinen Ausschnitt
1904,22 der bis auf einige Details mit dem Originalplan übereinstimmt. Im Zweifel wurde der
überarbeiteten Version des publizierten Planes der Vorzug gegeben. Im Plan wurden Ganzgefäße als
Kreise verschiedener Größe abgebildet, die Lage des Leichenbrandes oder der Skelette eingetragen,
Steinsetzungen eingezeichnet und die Lage der Tierknochen sowie der Messer durch ein Symbol
vermerkt. Im großen und ganzen ist der Plan sehr brauchbar, wenn auch einige Fragen offen bleiben.
Durch die geringe Maßstabsgröße sind Details schwer zu erkennen. Der Gesamtplan ist jedoch die
Grundlage des Befundkataloges, da nur er Hinweise auf alle Befunde gibt.
Für den Befundkatalog wurden dem Plan folgende Angaben entnommen: Aus dem Plan kann
herausgelesen werden, ob die einzelnen Gräber Steinabdeckungen oder Steinumstellungen
aufweisen. Steinumstellungen sind zumeist nur einzelne Steine, die am Rand der Grabgrube
aufgefunden und eingezeichnet wurden. Sie trennen häufig benachbarte Grabgruben voneinander.
Steinabdeckungen hingegen sind Steinlagen, die das Grab zur Gänze oder teilweise bedecken. Sie
haben häufig eine rechteckige oder quadratische Form. Bei Körperbestattungen kann die
Orientierung, die Lage des Skelettes und die Lage der Beigaben angegeben werden.
Brandbestattungen können danach unterschieden werden, ob ein, zwei oder kein Leichenbrand
eingezeichnet ist, ob er in Form eines Leichenbrandhäufchens oder in einer Urne niedergelegt wurde
und in welcher Position der Leichenbrand bzw. die Brandurne in Bezug zu den anderen Gefäßen liegt.
In einigen Fällen kann die Inventarnummer der Urne bzw. des Urnendeckels angegeben werden. Zum
Befund gehört zudem die Gesamtzahl der Gefäße, aufgeschlüsselt in kleine, mittelgroße und große
Gefäße, wobei diese Angabe zu nicht unwesentlichem Teil dem Auge des Betrachters entspringt. Als
Maßstab für große Gefäße wurden diejenigen genommen, in denen ein kleineres eingezeichnet ist,
das dann als Maßstab für die kleineren Gefäße genommen wurde, da man annehmen kann, dass es
sich um Kegelhalsgefäße mit innenliegenden Henkelschalen handelt.23 Ist ein solcher Befund im Plan
ersichtlich, wird er extra angeführt. Außerdem wird die Lage der Großgefäße in Bezug zum Rest des
Ensembles angegeben. Zuletzt werden noch Messer und Tierknochen erwähnt, falls sie eingezeichnet
wurden.
4.3 Verbale Beschreibungen
Von 97 Gräbern sind verbale Beschreibungen vorhanden, es sind dies die Gräber A001 – A039
(Dungel), A084 (Szombathy), B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028,
B037, B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 (Bayer in
summarischer Form), B124 – B141 (Bayer), C001 – C014 (Dungel), D001 (Dungel) und D021 (Bayer).

22
Bayer 1904, Taf. 1.
23
J. Bayer erwähnt, dass in Grab B047 die kleine Schale in einem gerippten Henkeltopf lag, der „die Stelle der
üblichen, großen Urne vertrat“ (Bayer 1904, 52.)

24
Statzendorf Quellenkritik

Die Quellen zu den Beschreibungen waren die Publikationen von J. Bayer 1904 und A. Dungel 1908,
Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer, die Korrespondenz zwischen J. Bayer und J.
Szombathy, sowie die vorhandenen Notizbücher von J. Bayer und J. Szombathy, die in der
Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien verwahrt werden. Verbale
Befundbeschreibungen wurden im Befundkatalog wörtlich übernommen. Beschreibungen der Funde,
die im ursprünglichen Text eingeflossen sind, wurden jedoch ausgelassen und mit (...)
gekennzeichnet. Auf die Wiedergabe von Größenangaben und Hinweise auf Abbildungen wurde
ebenfalls verzichtet. In den Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer werden Gefäße zum Teil mit
Buchstaben bezeichnet, die offenbar in Skizzen eingetragen waren, die allerdings nicht mehr
vorhanden sind. Da sie somit heute wertlos sind, werden die Bezeichnungen hier nicht genannt.
Sowohl J. Bayer als auch A. Dungel bezeichnen große Kegelhalsgefäße als „Halsurnen“ oder nur als
„Urnen“, unabhängig davon, ob sie Leichenbrand enthielten oder nicht. J. Bayer bezeichnet alle
Schalen, also auch Einzugsrandschalen, als „Schüsseln“, Henkelschalen als Henkelschalen. Für
Dungel sind kleinere Gefäße immer Schalen oder Schälchen.
J. Bayer war offensichtlich ein äußerst verlässlicher Aufzeichner. Die Angaben seiner Beschreibungen
passen mit den Plänen in erstaunlicher Präzision überein, besonders in der Anzahl der Gefäße. Bayer
vermerkt die Grabtiefe, ob die Urne abgedeckt ist oder nicht, ob Messer und Tierknochen vorhanden
sind und beschreibt die Lage der Gefäße. A. Dungel beschreibt die Befundsituation weniger
systematisch und nur dann, wenn es ihm notwenig erscheint, in vielen Fällen begnügt er sich mit dem
Aufzählen des Inventars. Trotzdem konnten manche seiner Aussagen zur Ergänzung des Befundes
herangezogen werden.
4.4 Fotos
Im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien sind zahlreiche
Fotos auf Glasplatten und deren Abzüge lagernd. Die Fotografen waren L. Petschka und J. Spora.
Viele Fotos geben die Grabungssituation, die Arbeiten oder die frisch restaurierten Funde wieder. 56
Fotos geben Hinweise auf Befunde, doch ist leider nur selten vermerkt, welches Grab fotografiert
wurde.
4.5 Inventare
Die Geschichte des Verbleibs der Funde aus Statzendorf wurde bereits im vorherigen Kapitel
behandelt. Bei den im Stift Herzogenburg aufbewahrten Funden gibt es keinen Zweifel an der
Zuordnung der Funde zu Feld B. Bei den in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien verwahrten Funden ist im Inventarbuch jeweils der Ausgräber, das Jahr und die
Parzelle vermerkt, so dass die Inventare eindeutig den jeweiligen Gräbern zugeordnet werden
konnten. In einigen Fällen ist aber weder das Feld, noch das Grab bekannt, diese Funde wurden als
Streufunde (Strf) bezeichnet, in manchen Fällen ist nur die Feldzugehörigkeit bekannt (z.B.: StrfB), bei
anderen die Grabnummer, ohne das ein Feld genannt wäre (z.B.: Strf024).
Bei Durchsicht der Funde ergaben sich für die Inventarnummern PA56049 – PA56300 Zweifel an ihrer
Zuordnung zu den betreffenden Gräbern. Die Nummern PA56049 bis PA56070 waren der „Fundstelle
A“ sowie folgenden Grabinventaren zugeordnet:

A Grab 4 PA56049 - PA 56050


A Grab 8 PA56051 - PA56058
A Grab 9 PA56059 - PA56062
A Grab 10 PA56063 - PA56064
A Grab 11 PA56065 - PA56069
A Grab 94 PA56070

Es handelt sich durchwegs um Gräber, die A. Dungel bereits 1908 publizierte und beschrieb, von den
Fundstücken aber wird keines in seiner Beschreibung erwähnt. Bei Grab A004 lässt sich das vielleicht
dadurch erklären, dass die zwei Gefäßfragmente in seinen Augen keiner Beschreibung bedurften. Bei
Grab A008 allerdings werden in der Beschreibung zwei Gefäße erwähnt, die nicht abgebildet und mit
Inventarnummern erwähnt werden. Allerdings sind laut K. Krenns Zuordnung im Inventar immerhin
sieben Gefäße zuviel, was sich auch in keiner Weise mit den vier im Plan eingezeichneten Gefäßen
deckt. Bei Grab A009 verhält es sich genauso. Beschreibung, Plan und ursprüngliches Inventar
stimmen mit neun Gefäßen überein, die vier zusätzlichen können nicht in das Grab gehören. Bei Grab
A010 passen die zwei zusätzlichen Gefäße ebenso wenig in das Inventar wie bei Grab A011 die
zusätzlichen vier. Die Schale mit facettierter Randzone, die nachträglich dem Grab A094 zugeordnet
wurde, bleibt im Rahmen dieser Erfahrungen ebenfalls unsicher. Die Zuordnung der Komplexe zu

25
Statzendorf Quellenkritik

Fundstelle A lässt sich jedenfalls definitiv ausschließen. Versucht man aber, die Funde in den Gräbern
der anderen Felder unterzubringen, ergibt sich folgendes Bild: Aus der Tabelle kann man entnehmen,
dass die Übereinstimmung in keinem Fall sehr gut ist. Auszuschließen ist zunächst Feld D, wo in drei
Fällen mehr Gefäße im Inventar als im Plan aufscheinen, und Feld B, wo das einmal der Fall ist. Am
ehesten wahrscheinlich wäre die Zuordnung zu Feld C. Da auch dies unsicher ist, können die Funde
lediglich als geschlossene Grabfunde gewertet werden. Sie werden als Gräber GA04, GA08, GA09,
GA10 und GA11 bezeichnet. Die Inventarnummern PA56071 – PA56074 sind allgemein als
Streufunde zu werten, gehören aber keinesfalls zu Grab A119, für das im Plan keinerlei Gefäße
eingezeichnet sind.

Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan


Grab 4 0-2 4 3 1
Grab 8 5-8 7 7 4
Grab 9 4 4 5 10
Grab 10 2 4 2 1
Grab 11 4 1 9 0
Grab 94 1 5 - -

Der „Fundstelle C“ waren Funde mit folgenden Inventarnummern zugeordnet worden:

C Grab 1 PA56075
C Grab 84 PA56076 - PA56082
C Grab 85 PA56083 - PA56087
C Strf PA56088 - PA56093

Die Henkelschale PA56075 stört nicht im Grabinventar C001, bei Grab C084 sind sechs Gefäße im
Plan eingezeichnet und da diesem Grab keine anderen Funde zugeordnet werden, kann das Inventar
stimmen. Grab C085, im Plan mit drei Gefäßen, weist im Plan mit den Inventarnummern PA56083 –
PA56086 drei Gefäße auf, die passen könnten. Die Zuordnung kann also stimmen, kann aber nicht
durch Beschreibungen verifiziert werden.

Die nächste Gruppe von Inventarnummern war der Fundstelle D zugeordnet worden:

D Grab 1 PA56094 - PA56099


D Grab 2 PA56100 - PA56107
D Grab 3 PA56108 - PA56109
D Grab 4 PA56110 - PA56111
D Grab 5 PA56112 - PA56113
D Grab 6 PA56114
D Grab 7 PA56115 - PA56117
D Grab 8 PA56118 - PA56128
D Grab 9 PA56129 - PA56133
D Grab 11 PA56134 - PA56137
D Grab 12 PA56138
D Grab 13 PA56139 - PA56140
D Grab 16 PA56141 - PA56150
D Grab 17 PA56151 - PA56152
D Grab 18 PA56153
D Grab 19 PA56154

Grab D001 wird von A. Dungel als einfaches Grab mit drei Gefäßen und einem Eisenring beschrieben,
die auch vorhanden sind. Das Inventar PA56094 - PA56099 mit Spinnwirtel, Harfenfibel und
Bronzeringen wird nicht erwähnt und gehört sicher nicht dazu. Dank der Beschreibungen ist auch Feld
A und C auszuschließen. So bleibt als einzige Möglichkeit eine Zuordnung zu Feld B. Die Funde von
Feld B sind allerdings im Stift Herzogenburg aufbewahrt, und die Inventare wurden meines Wissens
nicht getrennt. Allerdings sind am Plan drei Gefäße eingezeichnet, was sich mit dem Gesamtinventar
decken könnte. Für den Rest des Feldes D sind ausschließlich Inventarnummern der 56000er Serie
zugeordnet. Leider existieren für diese Gräber keine Beschreibungen, nur die Angaben aus dem Plan
können zu Rate gezogen werden. Feld A kann aufgrund der Beschreibungen ausgeschlossen werden,
bleiben Feld B, C und D zum Vergleich. Dass weniger Gefäße im Inventar als am Plan vorhanden
sind, ist möglich, allerdings sollten es nicht wesentlich mehr Gefäße sein.

26
Statzendorf Quellenkritik

Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan


Grab 2 5-7 7 0 3
Grab 3 1 0 6 4
Grab 4 0 4 3 1
Grab 5 2 5 4 1
Grab 6 1 5 1 2
Grab 7 1-4 2 2 1
Grab 8 7-8 7 7 4
Grab 9 1 4 5 10
Grab 10 0 4 2 1
Grab 11 0 1 9 0
Grab 12 1 7 1 0
Grab 13 2 6 8 7
Grab 14 0 2 5 1
Grab 15 0 2 0 2
Grab 16 6 8 0 9
Grab 17 keine 56*** 3 0 5
Grab 18 keine 56*** 2 6 6
Grab 19 keine 56*** 1 0 8

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, ist die Übereinstimmung in jedem Fall schlecht, die Grabfunde
können keinem Feld eindeutig zugeordnet werden. Sie werden daher als geschlossene Grabfunde
behandelt und als GD02 – GD19 bezeichnet.
Die Inventarnummern PA56157 – PA56266 sind im Inventarbuch zwar Gräbern zugeordnet, allerdings
steht darüber „Gräber ohne Parzellenangabe“ vermerkt. Sofort fällt auf, dass 39 Gräber angegeben
sind, genau so viele, wie A. Dungel 1908 auf Feld A beschreibt. In seinen Beschreibungen gibt es
Funde, deren Inventarnummern er in Klammer gesetzt hat, manche Funde werden allerdings nur
beschrieben und die Angabe der Inventarnummer fehlt. Aufgrund der Beschreibung von Form, Farbe
und Verzierung, vor allem aber der Angabe von Maßen wurden für Grab 2, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 20,
21, 22, 24, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 34, 36, 38 und 39 entsprechende Gefäße gefunden. Bei Grab A005
steht allerdings eindeutig fest, dass keine Gefäße erhalten sind und es keine weiteren Beigaben gibt.
Grab A011 enthält in der Beschreibung keine Angaben, die auf weitere Funde schließen lassen, bei
Grab A018, A019 und A035 ist die Zuordnung ebenfalls möglich, aber nicht sicher. Alles in allem ist es
sehr wahrscheinlich, dass die Inventarnummern Feld A zuzuordnen sind.
4.6 Vergleich der Quellengattungen
Der Vergleich der Fotos mit dem Plan des Gräberfeldes spricht für die Qualität des Planes.
Beispielhaft sind hier einige Fotos den Planausschnitten gegenübergestellt, wobei die Ausschnitte aus
dem Plan jeweils genordet sind. Das auf den Kopf gestellte Quadrat bezeichnet die Lage des
Leichenbrandes.

Abb. 9: Plan des Grabes B005 Abb. 10: Foto des Grabes B005

Grab B005 wurde von Westen fotografiert, deutlich sind die vier intakten und das zerdrückte Gefäß zu
erkennen. Ihre Lage entspricht völlig der auf dem Gesamtplan. Durch den Vergleich des Befundfotos

27
Statzendorf Quellenkritik

mit dem vorhandenen Inventar des Grabes konnten einige Gefäße auf dem Plan eindeutig zugeordnet
werden.

Abb. 11: Plan des Grabes B034 Abb. 12: Foto des Grabes B034

Grab B034 wurde als Beispiel eines Grabes mit Steinabdeckung herausgegriffen. Deutlich ist auf dem
Foto die unregelmäßige Steinlage zu erkennen. Das Foto wurde vermutlich von Südwesten aus
gemacht. Im Foto ist das Kegelhalsgefäß mit innenliegender Henkelschale noch unter einem Stein
verdeckt, dieser ist im Plan nicht mehr eingezeichnet worden. Auch bei flächigen, rechteckigen
Steinabdeckungen ist im Plan die Mitte häufig ausgespart, um die Gefäße besser sichtbar zu machen.
Der Charakter der Steinlage ist durch die Zeichnung im Plan jedenfalls definiert.

Abb. 13: Plan des Grabes B104 Abb. 14: Foto des Grabes B104

Grab B104 sei als Beispiel eines Körpergrabes gezeigt. Die ursprünglich vorhandene Steinabdeckung
ist auf dem Foto nicht mehr zusehen. Es wurde offenbar von Nordwesten fotografiert. Das Foto konnte

28
Statzendorf Quellenkritik

aufgrund der Lage der Beigaben identifiziert werden: Zur linken Seite des Skelettes fand sich ein
großes Kegelhalsgefäß, dahinter drei kleinere Gefäße, davor ebenfalls ein kleineres Gefäß. Im
Inventar des Grabes sind heute lediglich ein großes Kegelhalsgefäß, eine Schale und das Bruchstück
einer Henkelschale vorhanden. Aus dem Plan24 ist ersichtlich, dass die Zahl der Gefäße wesentlich
größer gewesen sein muss und aus dem Foto geht hervor, dass das Skelett mit mindestens einem
Unterarmreif vorgefunden wurde.

Abb. 15: Plan des Grabes D020 Abb. 16: Foto des Grabes D020

Grab D020 fällt durch den einzelnen, großen Stein am Rand der Grabgrube auf. Auch auf dem Foto
ist dieser deutlich zu erkennen, sowohl in der Größe als auch in der Form entspricht er jenem im Plan.
Obwohl das südlichste Gefäß im Foto abgeschnitten ist, konnte durch Vergleich des Fotos mit dem
Inventar auf die Inventarnummern geschlossen werden.
Beim Vergleich des Gesamtplanes mit den leider nur in einigen Fällen vorhandenen Beschreibungen
konnten einige Gefäße und Kleinfunde auf dem Plan exakt identifiziert werden, etwa wenn die
Inventarnummer des Gefäßes erwähnt wird, in dem sich der Leichenbrand befand, und am Plan in
einem Gefäß Leichenbrand eingezeichnet ist. In der Umzeichnung des Planes wurde die
Inventarnummer dann ohne Fragezeichen übernommen. In einigen Fällen konnte der Plan aufgrund
der Beschreibung leicht ergänzt werden, aber nur dann, wenn aus der Beschreibung die genaue
Lokalisation der Objekte hervorgeht. Wird in der Beschreibung etwa erwähnt, der Leichenbrand
befände sich zwischen den beiden (im Plan eingetragenen) Schalen, so ist die Lokalisation klar, wird
nur pauschal erwähnt, im Grab befänden sich auch Tierknochen, wurde nichts eingetragen. In einigen
Fällen ließ sich aufgrund des dem Grab zugeordneten Inventars auf die Inventarnummern schließen.
Ist bei einem Grab zum Beispiel nur ein Großgefäß mit innenliegender Henkelschale verzeichnet und
im Inventar befinden sich korrespondierende Objekte, so wurde die Inventarnummer mit Fragezeichen
eingetragen.
Beim Vergleich der Beschreibungen mit dem Plan fielen folgende Unterschiede auf: Bei den Gräbern
B001 und B027 handelt es sich um Leichenbrandhäufchen, die unter Gefäßen gefunden wurden, sie
erscheinen im Plan jedoch genauso wie Urnenbestattungen. Bei A009 und A013 konnte geklärt
werden, dass es sich um Urnenbestattungen handelt, obwohl im Plan kein Leichenbrand eingetragen
ist. Bei A028 werden in der Beschreibung zwei statt nur einem Leichenbrand vermerkt. Bei B127
handelt es sich um ein Grab, bei dem kein Leichenbrand, aber einige Schädelbruchstücke gefunden
wurden. A014 dürfte mit Steinen abgedeckt gewesen sein, obwohl im Plan nichts davon eingezeichnet
ist. Bei den Gräbern A001, A012 und B133 scheinen in der Beschreibung mehr Gefäße auf als im
Plan, und in diesen Fällen kann dies nicht durch das Abdecken der Urne durch eine Schale oder
dergleichen erklärt werden.
Der Vergleich des Planes mit den vorhandenen Grabinventaren ist zum Teil problematisch. In den
meisten Fällen ist die Übereinstimmung gut, aber nicht hundertprozentig. Um einen Überblick zu
erlangen, welche Grabinventare vollständig sind, wurde für jedes Grab die Anzahl der Gefäße,
Messer, Kleinfunde und Tierknochen in Plan und Beschreibung gezählt und mit dem vorhandenen
Inventar verglichen. Die Vollständigkeit des Inventars wurde dann nach dem Schulnotenprinzip
bewertet.

24
Das Skelett wurde bei der Umzeichnung stilisiert wiedergegeben.

29
Statzendorf Quellenkritik

4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit


Die Bewertung der Inventarvollständigkeit ergibt sich aus den Einzelwerten für die Vollständigkeit von
Keramik, Messer und Kleinfunden durch das Errechnen des Mittelwertes.
Die Gefäßvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 187 50 %
1*= zu viele Gefäße im Inventar 9 2%
2= 1 Gefäß fehlt 65 17 %
3= 2 Gefäße fehlen 48 13 %
4= 3 Gefäße fehlen 22 6%
5= mehr als 3 Gefäße fehlen 42 11 %
373 100 %
Zunächst wurde die Gesamtzahl der Gefäße nach dem Plan ermittelt, ebenso wie die Gesamtzahl der
Gefäße in den Beschreibungen. Danach wurden die Gefäße in den Inventaren gezählt, wobei jeweils
ein Minimalwert (ohne fragmentierte Gefäße) und ein Maximalwert (mit Fragmenten) erhoben wurde.
Nun wurde die Differenz der Anzahl der im Grab eingetragenen Gefäße (bzw. der Beschreibung, wo
vorhanden) und der im Inventar vorhandenen Gefäße gebildet, und zwar jeweils für den Minimalwert
und Maximalwert. War eines der Ergebnisse 0, d.h. stimmt die Anzahl der Gefäße im Plan bzw. der
Beschreibung exakt überein, ergab das die Note 1. Fehlt 1 Gefäß, wurde die Note 2 vergeben, fehlen
2 Gefäße, die Note 3, fehlen 3 Gefäße, die Note 4 und ab 4 fehlenden Gefäßen die Note 5.
Waren zu viele Gefäße im Grab, wurde bei bis zu 2 Gefäßen die Note 1 belassen. Gräber mit mehr als
2 Gefäßen zuviel erscheinen auf den ersten Blick generell fragwürdig, und wurden zur Vorsicht mit 1*
bezeichnet.
Viele Gefäße fehlen, da sie entweder gleich bei der Grabung nicht mitgenommen wurden, nicht zu
restaurieren waren, später verlorengegangen sind oder keinem Grab mehr zugeordnet werden
konnten. Dungel schreibt dazu selbst: „Die Gegenstände, welche in der vorstehenden Beschreibung
aufgezählt, aber ‚als nicht mehr vorhanden' bezeichnet sind, waren teils so schlecht erhalten, dass sie
nicht konserviert werden konnten, teils sind sie wahrscheinlich identisch mit einer Anzahl der
nachfolgenden Objekte, welche nicht mehr mit bestimmten Gräbern in Verbindung gebracht werden
konnten.“25 Trotzdem wurden einige Funde noch nach seiner Publikation Gräbern zugeordnet,
vermutlich im Zuge der Inventarisierung der Funde nach der Schenkung des Stiftes Herzogenburg an
die Prähistorische Sammlung.

Sind mehr Gefäße vorhanden, als im Plan eingetragen wurden, liegt das an zwei Gründen: Zum einen
sind manche Gefäße, vor allem die Urnen im eigentlichen Sinne, also die Leichenbrandbehälter, mit
Schalen oder dergleichen abgedeckt gewesen, im Plan wurde das Ensemble dann aber nur mit einem
Kreis vermerkt, zum anderen wurden Gefäßbruchstücke nicht im Plan festgehalten, sondern lediglich
Ganzgefäße.
Die Messervollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 54 15 %
(bei 1 – 2 Messern)
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 255 68 %
(kein Messer vorhanden)
1*= zu viele Messer im Inventar 37 10 %
3= 1 – 2 Messer fehlen 27 7%
373 100 %
Bei den Messern ist die Übereinstimmung zwischen Plan, Beschreibung und Inventar nicht mehr sehr
überzeugend. Bei den 81 Gräbern, wo sowohl Plan als auch Beschreibung vorliegen, stimmen die
Angaben in 76 Fällen überein, bei vier Gräbern sind im Plan keine Messer verzeichnet, bei einem
Grab ist im Plan eines eingezeichnet, das in der Beschreibung nicht vorliegt. Die größten
Unterschiede zeigen sich zwischen Plan/Beschreibung und tatsächlichem Inventar. In 37 Fällen sind
zu viele Messer vorhanden, in 27 fehlen ein bis zwei Messer. Von insgesamt 124 Messern im Inventar
sind lediglich 96 im Plan oder der Beschreibung vermerkt. Möglicherweise sind Messer, die in Urnen
lagen, nicht im Plan eingezeichnet. In Grab A051 und B049 fehlen jeweils zwei Messer, in Grab A002,
A003, A010, A012, A028, A032, A033, A041, A058, A074, B008, B058, B061, B082, B085, B091,
B105, B121, C008, C014, C021, C047, D003, D009 und D001 jeweils ein Messer, das im Plan
eingezeichnet oder in der Beschreibung vermerkt ist. Bei den Gräbern A014, A037, A042, A055,
25
Dungel 1908, 36.

30
Statzendorf Quellenkritik

A065, A071, A072, A077, A078, A080, A086, A091, A094, A098, A099, A102, A106, A108, A109,
A118, B144, B146, C018, C020, C026, C029, C030, C035, C037, C039, C045, C046, C065, C067,
C074, C081 und D018 sind jeweils ein bis drei Messer im Inventar, die weder im Plan noch in der
Beschreibung aufscheinen.
Noch gravierender zeigt sich der Unterschied bei den Tierknochen, die Angaben zwischen Plan,
Beschreibung und Inventar divergieren so sehr, dass klar wird, dass Tierknochen nur ausnahmsweise,
keinesfalls jedoch regelhaft geborgen wurden und sich aus dem Vorhandensein oder
Nichtvorhandensein von Tierknochen im Inventar keine Schlüsse ziehen lassen.
Tierknochen weder in Plan/Beschreibung noch im Inventar 297 80 %
Tierknochen nur Plan/Beschreibung 19 5%
Tierknochen nur im Inventar 49 13 %
Tierknochen in Plan/Beschreibung und im Inventar 7 2%
373 100 %
Die Kleinfundvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 69 35 %
1*= zu viele Kleinfunde 3 2%
2= 1 Kleinfund fehlt 2 1%
3= 2 Kleinfunde fehlen 1 1%
4= mehr als 2 Kleinfunde fehlen 0 0%
5= Kleinfunde aus den Inventaren aussortiert 123 62 %
198 100 %
Erfreulich und erstaunlich zu gleich ist die gute Übereinstimmung der Kleinfunde in der Beschreibung
und im Inventar. Zur Kontrolle der Vollständigkeit der Kleinfunde stehen nur Angaben aus den
Beschreibungen zur Verfügung. Die Kleinfunde wurden im Plan nicht eingezeichnet, sieht man von
Ausnahmen wie den Lanzenspitzen aus Grab C013 und den Rasseln aus Grab B132 ab. Die
Beschreibungen und Inventare passen mit erstaunlicher Genauigkeit überein, und zwar bei 65 von 82
beschriebenen Grabkomplexen. Bei Grab A009, A018, B132 und B136 fehlen jeweils ein bis zwei
Funde, die aber anscheinend schon bei der ersten Inventarisierung nicht aufgenommen wurden. Sie
waren vermutlich in zu schlechtem Zustand oder wurden aus sonstigen Gründen nur in der
Beschreibung erwähnt, nicht aber inventarisiert. Bei Grab A005 und C008 sind mehr Kleinfunde
vorhanden als beschrieben.
Bei den Gräbern B001 bis B123 fehlen in fast allen Inventaren die Kleinfunde, da sie im Laufe der
Verwahrung im Stift Herzogenburg aussortiert wurden und später nur noch in Einzelfällen aufgrund
der Publikation von J. Bayer den Gräbern zugeordnet werden konnten. Die Gräber B001 bis B123
erhalten daher die Wertung 5 für die Kleinfundvollständigkeit.
Das Bild, das sich nun von der Vollständigkeit der gesamten Inventare zeichnet, ist nicht einmal so
schlecht. Die Gesamtnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der Einzelnoten für Gefäß-, Messer- und
Kleinfundvollständigkeit. Immerhin 163 Inventare können als völlig vollständig und 105 Gräber als
annähernd vollständig gewertet werden. Die hohen Werte bei den Noten 2 und 3 sind zum Großteil
durch die Gräber B001 – B123 verursacht, die, ebenso wie Gräber mit den Werten 3 oder 4, bei den
weiterführenden Analysen nur mehr zum Teil mitberücksichtigt werden können.

Note 1 163 44 %
Note 2 105 28 %
Note 3 76 20 %
Note 4 29 8%
373 100 %

Note 1
Note 2
Note 3
Note 4

Abb. 17: Vollständigkeit des Inventars aller Gräber nach


dem Schulnotenprinzip

31
Statzendorf Quellenkritik

4.8 Quellenqualität
Ein weiterer Indikator für die Verlässlichkeit der Inventare ist die Vielfältigkeit der Quellen. Bei den
meisten Gräbern kann nur auf den Gesamtplan zurückgegriffen werden. Von 97 Gräbern sind verbale
Beschreibungen vorhanden, als gut können die Beschreibungen der Gräber A001 – A039, C001 -
C014 und D001 von A. Dungel und die der Gräber B124 – B141 und D021 von J. Bayer bezeichnet
werden. Die Gräber B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028, B037,
B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 werden von J. Bayer in
seiner Publikation erwähnt, aber nicht vollständig beschrieben.
Die Quellenqualität wurde folgendermaßen bewertet:
1= Plan und vollständige Beschreibung 82 22 %
2= Plan und lückenhafte Beschreibung 16 4%
3= nur Plan 276 74 %
373 100 %

32
Statzendorf Quellenkritik

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit
Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit
Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit
Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit
Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität
Grab

Grab

Grab

Grab
A001 1 1 1 1 1 A045 3 1 1 - 1 A089 3 1 1 - 1 B014 3 2 1 5 3
A002 1 1 3 1 2 A046 3 2 1 - 2 A090 3 1 1 - 1 B015 3 1 1 5 2
A003 1 2 3 1 2 A047 3 1 1 - 1 A091 3 2 1* - 2 B016 2 4 1 5 3
A004 1 1 1 1 1 A048 3 1 1 - 1 A092 3 1 1 - 1 B017 3 1 1 5 2
A005 1 1 1 1* 1 A049 3 1 1 - 1 A093 3 1 1 - 1 B018 3 2 1 5 3
A006 1 3 1 1 2 A050 3 1 1 - 1 A094 3 1 1* - 1 B019 3 2 1 5 3
A007 1 2 1 1 1 A051 3 3 3 - 3 A095 3 1 1 - 1 B020 3 3 1 5 3
A008 1 2 1 1 1 A052 3 4 1 - 3 A096 3 1* 1 - 1 B021 3 2 1 5 3
A009 1 1 1 2 1 A053 3 1 1 - 1 A097 3 1* 1 - 1 B022 3 1 1 5 2
A010 1 1 3 1 2 A054 3 2 1 - 2 A098 3 1 1* - 1 B023 3 5 1 5 4
A011 1 1* 1 1 1 A055 3 1 1* - 1 A099 3 1* 1* - 1 B024 2 3 1 5 3
A012 1 1 3 1 2 A056 3 3 1 - 2 A100 3 1 1 - 1 B025 3 1 1 5 2
A013 1 5 1 1 2 A057 3 1 1 - 1 A101 3 1 1 - 1 B026 3 2 1 5 3
A014 1 5 1* - 3 A058 3 3 3 - 3 A102 3 3 1* - 2 B027 2 1 1 5 2
A015 1 3 1 1 2 A059 3 1 1 - 1 A103 3 1 1 - 1 B028 2 3 1 5 3
A016 1 1 1 1 1 A060 3 2 1 - 2 A104 3 1* 1 - 1 B029 3 1 1 5 2
A017 1 3 1 1 2 A061 3 1 1 - 1 A105 3 1 1 - 1 B030 3 1* 1 5 1
A018 1 1 1 2 1 A062 3 1 1 - 1 A106 3 1* 1* - 1 B031 3 5 1 5 4
A019 1 1 1 1* 1 A063 3 1 1 - 1 A107 3 2 1 - 2 B032 3 4 1 5 3
A020 1 5 1 1 2 A064 3 1 1 - 1 A108 3 1 1* - 1 B033 3 4 1 5 3
A021 1 1 1 1 1 A065 3 1 1* - 1 A109 3 1 1* - 1 B034 3 5 1 5 4
A022 1 3 1 1 2 A066 3 1 1 - 1 A110 3 2 1 - 2 B035 3 1 1 5 2
A023 1 3 1 1 2 A067 3 2 1 - 2 A111 3 1 1 - 1 B036 3 1 1 5 2
A024 1 1 1 1 1 A068 3 1 1 - 1 A112 3 1 1 - 1 B037 2 3 1 5 3
A025 1 3 1 1 2 A069 3 1 1 - 1 A113 3 1 1 - 1 B038 3 4 1 5 3
A026 1 1 1 1 1 A070 3 1 1 - 1 A114 3 1 1 - 1 B039 3 3 1 5 3
A027 1 3 1 1 2 A071 3 1 1* - 1 A115 3 1 1 - 1 B040 3 2 1 5 3
A028 1 4 3 1 3 A072 3 1 1* - 1 A116 3 1 1 - 1 B041 3 3 1 5 3
A029 1 1 1 1 1 A073 3 1 1 - 1 A117 3 1 1 - 1 B042 3 1 1 5 2
A030 1 2 1 1 1 A074 3 1 3 - 2 A118 3 1 1* - 1 B043 2 3 1 5 3
A031 1 3 1 1 2 A075 3 1 1 - 1 A119 3 1 1 - 1 B044 3 2 1 5 3
A032 1 3 3 1 2 A076 3 2 1 - 2 B001 2 3 1 5 3 B045 3 1 1 5 2
A033 1 4 3 1 3 A077 3 5 1* - 3 B002 2 5 1 5 4 B046 3 1 1 5 2
A034 1 3 1 1 2 A078 3 5 1* - 3 B003 3 1 1 5 2 B047 2 5 1 5 4
A035 1 1* 1 1 1 A079 3 1 1 - 1 B004 3 5 1 5 4 B048 3 1 1 5 2
A036 1 5 1 1 2 A080 3 2 1* - 2 B005 3 3 1 5 3 B049 1 5 3 5 4
A037 1 4 1* 1 2 A081 3 5 1 - 3 B006 1 4 1 5 3 B050 2 4 1 5 3
A038 1 1 1 1 1 A082 3 2 1 - 2 B007 1 2 1 5 3 B051 3 3 1 5 3
A039 1 1 1 1 1 A083 3 1 1 - 1 B008 1 1 3 5 3 B052 3 2 1 5 3
A040 3 1 1 - 1 A084 1 1 1 1 1 B009 2 2 1 5 3 B053 2 1 1 5 2
A041 3 2 3 - 3 A085 3 1 1 - 1 B010 3 3 1 5 3 B054 2 1 1 5 2
A042 3 1 1* - 1 A086 3 1 1* - 1 B011 3 2 1 5 3 B055 3 3 1 5 3
A043 3 4 1 - 3 A087 3 3 1 - 2 B012 3 5 1 5 4 B056 3 2 1 5 3
A044 3 1 1 - 1 A088 3 2 1 - 2 B013 2 3 1 5 3 B057 3 1 1 5 2

33
Statzendorf Quellenkritik

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit
Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit
Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit
Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit
Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität
Grab

Grab

Grab

Grab
B058 3 4 3 5 4 B102 3 5 1 5 4 B146 3 1 1* - 1 C042 3 2 1 - 2
B059 3 2 1 5 3 B103 3 4 1 5 3 B147 3 1 1 - 1 C043 3 1 1 - 1
B060 3 3 1 5 3 B104 1 4 1 5 3 B148 3 1 1 - 1 C044 3 1 1 - 1
B061 3 4 3 5 4 B105 3 2 3 5 3 C001 1 3 1 1 2 C045 3 1 1* - 1
B062 3 1 1 5 2 B106 1 3 1 5 3 C002 1 1 1 1 1 C046 3 1 1* - 1
B063 3 4 1 5 3 B107 3 3 1 5 3 C003 1 5 1 1 2 C047 3 1 3 - 2
B064 3 5 1 5 4 B108 3 1 1 5 2 C004 1 5 1 1 2 C048 3 2 1 - 2
B065 3 2 1 5 3 B109 1 1 1 5 2 C005 1 2 1 1 1 C049 3 3 1 - 2
B066 3 2 1 5 3 B110 3 5 1 5 4 C006 1 2 1 1 1 C050 3 1 1 - 1
B067 3 1 1 5 2 B111 3 5 1 5 4 C007 1 2 1 1 1 C051 3 1 1 - 1
B068 3 2 1 5 3 B112 3 2 1 5 3 C008 1 5 3 1* 3 C052 3 1 1 - 1
B069 3 4 1 5 3 B113 3 1 1 5 2 C009 1 5 1 1 2 C053 3 1 1 - 1
B070 3 5 1 5 4 B114 3 2 1 5 3 C010 1 3 1 1 2 C054 3 1 1 - 1
B071 3 5 1 5 4 B115 3 1 1 5 2 C011 1 5 1 1 2 C055 3 1 1 - 1
B072 3 2 1 5 3 B116 3 1 1 5 2 C012 1 2 1 1 1 C056 3 2 1 - 2
B073 3 1 1 5 2 B117 3 3 1 5 3 C013 1 5 1 1 2 C057 3 1 1 - 1
B074 3 1 1 5 2 B118 3 1 1 5 2 C014 1 5 3 1 3 C058 3 1 1 - 1
B075 3 2 1 5 3 B119 3 1 1 5 2 C015 3 1 1 - 1 C059 3 5 1 - 3
B076 3 1 1 5 2 B120 3 1 1 5 2 C016 3 1 1 - 1 C060 3 1 1 - 1
B077 3 5 1 5 4 B121 3 1 3 5 3 C017 3 1 1 - 1 C061 3 1 1 - 1
B078 3 2 1 5 3 B122 3 5 1 5 4 C018 3 1 1* - 1 C062 3 1 1 - 1
B079 3 5 1 5 4 B123 3 1 1 5 2 C019 3 1 1 - 1 C063 3 1 1 - 1
B080 3 1 1 5 2 B124 1 1 1 1 1 C020 3 1 1* - 1 C064 3 1 1 - 1
B081 3 1 1 5 2 B125 1 4 1 1 2 C021 3 2 3 - 3 C065 3 3 1* - 2
B082 3 3 3 5 4 B126 1 1 1 1 1 C022 3 3 1 - 2 C066 3 1 1 - 1
B083 3 1 1 5 2 B127 1 1 1 1 1 C023 3 1 1 - 1 C067 3 1 1* - 1
B084 3 1 1 5 2 B128 1 1 1 1 1 C024 3 1 1 - 1 C068 3 1 1 - 1
B085 2 5 3 5 4 B129 1 1 1 1 1 C025 3 1 1 - 1 C069 3 2 1 - 2
B086 3 2 1 5 3 B130 1 2 1 1 1 C026 3 2 1* - 2 C070 3 1 1 - 1
B087 3 5 1 5 4 B131 1 1 1 1 1 C027 3 3 1 - 2 C071 3 2 1 - 2
B088 3 4 1 5 3 B132 1 1 1 2 1 C028 3 1 1 - 1 C072 3 1 1 - 1
B089 3 1 1 5 2 B133 1 1 1 1 1 C029 3 1 1* - 1 C073 3 1 1 - 1
B090 3 1 1 5 2 B134 1 2 1 1 1 C030 3 1 1* - 1 C074 3 1 1* - 1
B091 3 3 3 5 4 B135 1 1 1 1 1 C031 3 1 1 - 1 C075 3 1 1 - 1
B092 3 3 1 5 3 B136 1 2 1 2 2 C032 3 1 1 - 1 C076 3 1 1 - 1
B093 3 3 1 5 3 B137 1 2 1 1 1 C033 3 2 1 - 2 C077 3 1 1 - 1
B094 3 5 1 5 4 B138 1 1 1 1 1 C034 3 1 1 - 1 C078 3 1* 1 - 1
B095 3 4 1 5 3 B139 1 2 1 1 1 C035 3 1 1* - 1 C079 3 2 1 - 2
B096 3 1 1 5 2 B140 1 1 1 1 1 C036 3 1 1 - 1 C080 3 1 1 - 1
B097 3 1 1 5 2 B141 1 1 1 1 1 C037 3 3 1* - 2 C081 3 1* 1* - 1
B098 3 4 1 5 3 B142 3 1 1 - 1 C038 3 3 1 - 2 C082 3 1 1 - 1
B099 3 3 1 5 3 B143 3 1 1 - 1 C039 3 1 1* - 1 C083 3 1 1 - 1
B100 2 5 1 5 4 B144 3 1 1* - 1 C040 3 1 1 - 1 C084 3 2 1 - 2
B101 3 5 1 5 4 B145 3 1 1 - 1 C041 3 1 1 - 1 C085 3 1 1 - 1

34
Grab

D006
D005
D004
D003
D002
D001

3
3
3
3
3
1
Statzendorf

Quellenqualität

3
2
2
5
4
2
Gefäßvollständigkeit

1
1
1
3
1
1
Messervollständigkeit

-
-
-
-
-
1
Kleinfundvollständigkeit

2
2
2
4
3
1 Inventarvollständigkeit

Grab

D011
D010
D009
D008
D007

3
3
3
3
3

Quellenqualität
1
2
5
5
2

1 Gefäßvollständigkeit
1
3
1
1

Messervollständigkeit
-
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
1
2
4
3
2

Inventarvollständigkeit

Grab
D016
D015
D014
D013
D012

3
3
3
3
3

Quellenqualität
5
3
2
5
1

Gefäßvollständigkeit
1
1
1
3
1

Messervollständigkeit
-
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
3
2
2
4
1

Inventarvollständigkeit
Grab
D021
D020
D019
D018
D017

1
3
3
3
3

Quellenqualität
1
2
3
1
1

Gefäßvollständigkeit
1
1
1
1
1*

Messervollständigkeit
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
1
2
2
1
1

Inventarvollständigkeit

35
Quellenkritik
Statzendorf Befunde

5. Befunde
Im Gesamtplan des Gräberfeldes sind 373 Gräber verzeichnet, nämlich A001-A119, B001-B148,
C001-C085 und D001-D021, sowie die „Brandgrube“ C086. Auf diesen Plan und auf vereinzelte
Befundbeschreibungen stützt sich die Auswertung der Befunde.
5.1 Grabtiefe
Die Grabtiefe wird 25 mal in den Beschreibungen explizit angegeben, sie reicht von 0,3 bis 1,8 m, und
beträgt im Durchschnitt 0,7 m. Bayer erklärt dazu die Bodensituation des Gräberfeldes im Bereich des
Feldes B: "Die Fundstelle ist heute bebauter Ackerboden, auf dem nichts darauf hinweist, dass er
Gräber birgt. Der Pflug hat infolgedessen schon manches hochliegende Grab zerstört, besonders im
nördlichen Teile, wo die Gräber kaum 30 cm unter dem Boden liegen. Ein vertikaler Durchschnitt des
Bodens zeigt zwei Erdschichten, die auf einer Schotterlage aufliegen: Unter einer Schichte von
schwarzer Erde, von der Mächtigkeit bis zu 1,5 m, die gegen Norden allmählich abnimmt, liegt eine
20-30 cm dicke Lage gelber, lehmiger Erde. Auf dieser Lehmschicht liegen ausnahmslos die
Brandgräber auf, deren Tiefenlage also mit der Höhe der schwarzen Erdschicht identisch ist."26 Später
schreibt Bayer in einem Brief an Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen Verbrennungsplatz,
2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander liegen. [...] Die Gräber
liegen jetzt leider so tief, dass die Arbeit verhältnismäßig langsam fortschreitet."
Das Feld besitzt ein leichtes Gefälle von Norden nach Süden, so verwundert es kaum, dass die
Humusauflage im Süden dicker ist, im Norden aber nur 20 – 30 cm beträgt. Durch das Feld führte ein
Schotterweg, der schon zum Zeitpunkt der Ausgrabung längs aufgelassen worden war, durch den
aber einige Gräber zerstört worden sind. Im Gesamtplan ist das verbliebene Schotterband, das sich
durch das Gräberfeld zieht, zu erkennen.
5.2 Bestattungsform
kein Leichenbrand

Von den insgesamt überlieferten 376 6,4%

Bestattungen aus 373 Gräbern sind 338


Leichenbrandhäufchen
Brand- und 38 Körperbestattungen, was
20,1%
einem Anteil von etwa 10,1 % entspricht.
5.2.1 Körperbestattungen
In etwa der Hälfte aller Fälle wurden die Körperbestattung
Urnenbestattung
Körperbestattungen mit Steinumgrenzungen 63,5% 9,4%
oder Steinabdeckungen bedacht. Neun Körper- und Urne
Bestattungen lagen unter einer dichten ,5%

Steinlage, zumeist rechteckig und der Form


und Orientierung des Grabes entsprechend,
sechs wurden partiell abgedeckt, zumeist im
Bereich des Oberkörpers, und fünf Gräber
waren zumindest durch einzelne Steine Abb. 18: Verhältnis der einzelnen Bestattungsformen
umstellt. des Gräberfeldes Statzendorf zueinander

Zur Orientierung der Körperbestattungen ist zu sagen, dass so gut wie alles vertreten ist, am
beliebtesten war jedoch mit 14 Bestattungen die O – W Orientierung (37,8 %), gefolgt von der S – N
Orientierung mit 7 Bestattungen (18,9 %).
Orientierung Anzahl Prozent
O-W 14 37,8 %
W-O 3 8,1 %
S-N 7 18,9 %
N-S 3 8,1 %
NW - SO 2 5,4 %
SO - NW 5 13,5 %
NO - SW 3 8,1 %
SW – NO 0 0%
Die Lage der Skelette ist aus dem Plan, wenn auch undeutlich, ersichtlich. Ihm zufolge waren 23 Tote
in gestreckter Rückenlage (62,2 %) niedergelegt worden, neun in Seitenlage mit leicht angezogenen
Beinen (24,3 %), vier mit stärker angezogenen Beinen (10,8 %), wobei drei dieser Toten zwar
angehockte Beine, aber einen gestreckten Oberkörper aufwiesen. Lediglich ein Toter wurde mit zur

26
Bayer 1904, 47 f.

36
Statzendorf Befunde

linken Seite angezogenen Beinen angetroffen, sein Oberkörper lag aber ebenfalls in Rückenlage.
Auffallend ist, dass fast die Hälfte der Körperbestattungen (18) keinerlei keramische Beigaben
aufweist, jedoch einige Bronzefragmente, die zur Tracht gehört haben. Andererseits zählen die
reichsten Gräber von Statzendorf zu den Skelettbestattungen (A014, C001), so dass man keinesfalls
von einer Bestattungssitte sprechen kann, die nur für „arme Leute“ zutrifft. Auf dieses Phänomen wird
noch bei den Sozialstrukturen näher einzugehen sein.
Von den 38 Körperbestattungen waren aus 21
Gräbern Skelettreste vorhanden, die
anthropologisch bestimmt und einzelnen
Gräbern zugeordnet werden konnten. Darunter
waren zwei Kinderskelette (Grab C066 und
C073), beide in Rückenlage, eines NW – SO,
das andere NO – SW orientiert, sowie zehn
männlich bestimmte Skelette (Grab A090, A110,
A113, B139, B133b, C078, A112, C017, A070,
C077), davon sechs in gestreckter Rückenlage
und je zwei in rechter Seitenlage mit mehr oder
weniger stark angehockten Beinen. Die
Orientierung der Männer ist in fünf Fällen O – W,
in drei Fällen S – N und je einmal NO – SW bzw.
SO – NW. Neun der Skelette (A061, A079,
A094, B104, D002, A119, A067, A089, C016)
konnten als Frauen bestimmt werden, von
denen sechs in gestreckter Rückenlage, zwei in
rechter Seitenlage und eines als rechter Hocker
niedergelegt wurden. Die Orientierung der
Frauen ist je zweimal N – S, O – W, W – O und
je ein mal NO – SW, NW – SO sowie S – N.
Aufgrund der geringen Stichprobengröße ist
eine statistische Auswertung dieser Daten nicht
möglich, es hat jedoch den Anschein, dass das
Geschlecht keinen Einfluss auf Lage und
Orientierung der Toten im Grab hatte. Die
Kartierung der Körperbestattungen lässt
Gruppen im Nord-, Ost- und Südostbereich des
Gräberfeldes erkennen, deren Orientierung
dann auch jeweils ähnlich erscheint. Der Punkt Abb. 19: Kartierung der Körperbestattungen nach dem
anthropologisch bestimmten Geschlecht
gibt die Lage des Grabes innerhalb des
Gräberfeldes wieder und symbolisiert
gleichzeitig die Orientierung des Kopfes.
5.2.2 Brandbestattungen
Bei den Brandbestattungen (89,9 %) wurden im 100%
Plan 311-mal ein Leichenbrand, dreimal zwei
Leichenbrände und 23-mal gar kein
Leichenbrand eingezeichnet, was nicht 80%

unbedingt bedeutet, dass kein Leichenbrand


gefunden wurde. In 75 Fällen (23,6 %) wurde 60%

der Leichenbrand in Form eines Häufchens


niedergelegt, zumeist jedoch in einer Urne (243
40%
Fälle, 76,4 %), die häufig auch abgedeckt war. Sex archäologisch
In den Beschreibungen wird bei 65
Urnenbestattungen 40-mal erwähnt, dass die 20% Kind

Urne abgedeckt war, und zwar zweimal mit


Prozent

Frauen

Steinen (Grab B006 und C003) und 38-mal mit 0% Männer

Schalen bzw. Schüsseln. Das ergibt einen Anteil Urne freiliegend

an abgedeckten Urnen von 62 %. Beachtet man Brandbestattungsform


allerdings, dass bei den genaueren
Beschreibungen Bayers von zwölf Urnen elf Abb. 20: Brandbestattungsform im Verhältnis zum
abgedeckt sind und er bei Grab B140 extra archäologisch bestimmten Geschlecht
erwähnt, dass die Urne unbedeckt gewesen ist,

37
Statzendorf Befunde

dürfte der Anteil weitaus höher anzusetzen sein. Es scheint sinnvoll zu erwähnen, dass Urnendeckel
aus dem Plan nicht ersichtlich sind, da sie zusammen mit der Urne als lediglich ein Kreis
eingezeichnet wurden. Aufgrund dieser Tatsache ist vermutlich der Überschuss an Gefäßen im
Inventar in Bezug auf den Plan zu erklären. Bei 53 Gräbern konnte das Gefäß, das als Urne bzw.
Leichenbrandbehälter gedient hat, identifiziert werden. In 33 Fällen wurden Schüsseln verwendet, in
17 Fällen Kegelhalsgefäße, zweimal Töpfe und einmal eine Schale. Bei der Niederlegung des
Leichenbrandes bzw. der Urne in Bezug zu den anderen Gefäßen im Grab wurde eindeutig
bestimmten Himmelsrichtungen der Vorzug gegeben. Die Orientierung der Lage der Bestattung ist
aus den folgenden Diagrammen ersichtlich:
40%
Z

14,1% N

W 9,4%
30%
1,7%

SW

4,4% NO
20%
22,8%

SO

12,8%
10%
Sex kombiniert
NW
S

Prozent
3,4% Frauen
4,7%
0% Männer
O
N NO NW O S SO SW W Z
26,8%
Lage des Leichenbrandes

Abb. 21: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu Abb. 22: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu
den Himmelsrichtungen den Himmelsrichtungen, aufgeschlüsselt nach
Geschlecht (kombinierte archäologische und
anthropologische Geschlechtsbestimmung)
Osten, Nordosten und Südosten waren die beliebtesten Niederlegungsregionen innerhalb der
Grabgrube, gefolgt von Zentrum, Norden und Süden, am wenigsten beliebt waren Westen,
Nordwesten und Südwesten: Somit ist zu 48,3 % eine Tendenz zum Osten, zu 27,5 % eine Tendenz
zum Norden, zu 16,9 % eine Tendenz zum Süden und nur zu 7,3 % eine Tendenz in Richtung Westen
feststellbar.
Betrachtet man die Verteilung in Bezug zum archäologisch bestimmten Geschlecht, ergibt sich kein
klar kontrastierendes Bild, es ist lediglich feststellbar, dass Männer den Nordosten zu 37 %
bevorzugen, den Osten zu etwa 25 %, gefolgt vom Süden und Südosten mit etwa 12 %. Der Westen
wird am stärksten gemieden. Bei den Frauen ist die Niederlegung im Osten mit etwa 35 % am
beliebtesten, gefolgt von Nordosten mit 17 % und Niederlegungen im Zentrum mit etwa 13 %. Es
liegen weniger Bestattungen im Süden als bei den Männern, und auch wenn der Westen bei den
Frauen ebenfalls unbeliebt ist, gibt es doch einige Beispiele für Niederlegungen im Westen. Der
Deponierungsort der Großgefäße steht dem logischerweise genau gegenüber. Großgefäße stehen
bevorzugt im Westen, Südwesten und Süden: Zu 49,4 % ist eine Tendenz zum Westen, zu 32,1 %
eine Tendenz zum Süden, zu 11,9 % eine Tendenz zum Norden und nur zu 6,6 % eine Tendenz in
Richtung Osten feststellbar. Geht man rein hypothetisch davon aus, dass der vorherrschende Platz
der Urne oder der Brandschüttung im Grab der Nordostbereich ist, könnte man auch annehmen, dass
die Bestattung meist von dort inszeniert wurde. Nach dem Begräbnisritual konnte abschließend, in die
Grabgrube oder Kammer blickend, der Leichenbrand noch einmal gesehen werden. Man könnte
weiter daraus schließen, dass der Zugang zum Gräberfeld meistens von dort erfolgte. Betrachtet man
die räumliche Verteilung der bevorzugten Himmelsrichtungen, so stellt man fest, dass einzelne
Urnenbestattungen, deren Richtung mit Zentrum angegeben ist, vor allem im Nordbereich zu finden
sind, wo ja auch der älteste Teil des Gräberfeldes liegt. Die eher ungewöhnlichen, südlich und
westlich orientierten Gräber finden sich dagegen häufiger im dicht belegten, westlichen Teil des
Gräberfeldes, den man vielleicht eher von Westen aus betreten hatte.
5.2.3 Mehrfachbestattungen
Üblicherweise ist pro Grabkomplex ein Leichenbrand oder ein Skelett im Gesamtplan verzeichnet. Bei
den Gräbern A018, A028, B136 und C048 sind zwei Leichenbrände vermerkt. Bei Grab A028 und
C048 weist die Lage der Gefäße darauf hin, dass es sich durchaus ursprünglich um jeweils zwei
getrennte Komplexe gehandelt haben könnte, die zu einem zusammengefasst worden sind. Neben
der Möglichkeit, zwei verbrannte Individuen im Grab zu haben, könnte auch ein Individuum auf zwei

38
Statzendorf Befunde

Gefäße aufgeteilt worden sein. Genauso bleibt die Möglichkeit offen, dass bei den zahlreichen,
einzeln erscheinenden Brandbestattungen tatsächlich zwei oder mehrere Individuen gleichzeitig
beigesetzt worden waren. Unter den anthropologisch untersuchten Leichenbränden war allerdings
jeweils nur ein Individuum vertreten, die Menge der untersuchten ist aber sehr gering. Bei C046 ist
eine Brandbestattung und die Körperbestattung eines Kindes unter einer gemeinsamen, rechteckigen
Steinabdeckung gefunden worden. Das Grab B133 enthielt zwei Skelette, es handelt sich bei diesem
Grab aber nicht um eine Mehrfachbestattung, sondern um eine Nachbestattung, wie J. Bayer in seiner
Beschreibung ausführt: "Unter einer 2 m langen, aus sehr großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65
m tief ein Skelett mit zur rechten Seite gewendetem Schädel im Süden; es war nur bis zu den
Armgelenken erhalten, der andere Teil war offenbar bei der später erfolgten Bestattung des nördlich
aufgefundenen Skelettes zerstört worden. Letzteres lag etwas abgebogen mit ausgestreckten Füßen
und an den Körper angelegten Händen. Schädel und Brust waren mit einer schweren Steinplatte und
einem Konglomerat bedeckt. Dieser Nachbestattung scheinen, nach ihrer Lage zu schließen, alle
keramischen Beigaben anzugehören [...] Von beiden Skeletten sind Reste erhalten."
5.3 Grabbau
Umrisse von Steinen sind zum einen auf dem Gräberfeldplan eingezeichnet, zum anderen sind Steine
auf den Fotos deutlich zu erkennen. Wie der Vergleich der Fotos mit dem Plan gezeigt hat, ist den
Angaben durchaus Vertrauen zu schenken. Es kann allerdings nicht mehr festgestellt werden, in
welcher Phase der Ausgrabung die Dokumentation durchgeführt wurde, ob Steine bereits weggeräumt
worden waren oder ob tatsächlich die gesamten ursprünglich vorhandenen Steinstrukturen
festgehalten wurden. Die Ausschnitte aus den Beschreibungen von J. Bayer27 geben einen Eindruck,
wie man sich die Situation vorzustellen hat:
B002 und B003: "Ein interessantes Moment bietet die Verbindung zweier Gräber durch einzelne
Steine, was mir auf die Zusammengehörigkeit der darin Bestatteten hinzuweisen scheint. Das Grab 2
bildet mit seiner Steinlage ein großes Rechteck, an das sich, durch einen aufgestellten Stein
verbunden, ein kleineres, steinbedecktes Grab anschließt."
B006: "Das Grab 6 enthielt in einer Tiefe von 1,4 m fünf Gefäße, von denen nur die Brandurne mit
einem Stein zugedeckt, das Ganze aber im Halbkreis von Steinplatten umschlossen war. In dem
eingeschlossenen Raum waren Spuren von Holzkohle und Asche wahrzunehmen, daneben
unverbrannte Tierknochen.“
Grab B013: "Die Brandurne ist oft zwischen den Steinen eingeklemmt, wie in Grab 13 [...]"
Grab B049: "Die neun Gefäße des Grabes 49, 1 m tief gelegen, waren teilweise mit Steinplatten
bedeckt. Zu beiden Seiten der abseits stehenden Brandurne lag ein kleiner und ein sehr großer Stein
[...]"
B104: "Die Skelette lagen in einer Tiefe von 60-70 cm ausgestreckt, mit ostwärts gerichtetem Haupte.
Das zuerst aufgedeckte weibliche Skelett (Grab 104) von guter Erhaltung lag diagonal unter einer
rechteckigen Steinanlage. Über dem stark
zerdrückten Schädel ließ man in der
80%
Steinsetzung einen freien Raum; die Steine
herum waren aufgestellt, so dass sie eine
Nische zu bilden scheinen. [...]" 60%

B133: "Unter einer 2 m langen, aus sehr


großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65 m
tief ein Skelett mit zur rechten Seite 40%

gewendetem Schädel im Süden [...] Schädel


und Brust waren mit einer schweren
Steinplatte und einem Konglomerat bedeckt. 20% Bestattungsform

[...]"
Prozent

Brandbestattungen

Quantifizierend kann man zusammenfassen, 0% Körperbestattungen


keine Abdeckung
dass bei 110 Gräbern, das sind 29,5 % aller Umstellung rechteckige A.
Gräber des Gräberfeldes, Steinstrukturen in
der einen oder anderen Form festgestellt Steinstrukturen

werden konnten. 54 Gräber oder 49,4 % Abb. 23: Steinstrukturen im Verhältnis zur
wurden mit einzelnen oder nur wenigen Bestattungsform (Brand- und Körperbestattungen)
Steinen umstellt bzw. abgedeckt, partielle

27
Sämtliche Beschreibungen samt genauem Zitat sind im Befundkatalog nachzulesen.

39
Statzendorf Befunde

und unregelmäßige Steinabdeckungen kamen in 23 Fällen (21,1 % der Gräber mit Steinstrukturen)
vor, annährend rechteckige bis rechteckige Steinabdeckungen in 32 Fällen (29,5 %).
Deutlich häufiger sind Steine in Zusammenhang mit Körperbestattungen zu finden als bei
Brandbestattungen. Während nur 48,4 % der Körperbestattungen (18) nicht abgedeckt sind, ist dies
bei 73,5 % der Brandbestattungen der Fall (247). Brandbestattungen sind eher nur mit einem Stein
oder wenigen, unregelmäßigen Steinen abgedeckt, während Körperbestattungen prozentuell häufiger
eine partielle oder rechteckige Abdeckung aufweisen. Das lässt sich natürlich durch die Form des
Skelettes erklären, doch nicht einmal so selten, in 24 Fällen, sind auch Brandbestattungen unter
rechteckigen Steinabdeckungen zu finden.
100%

Vergleicht man die Brandbestattungen


gemeinsam mit den Steinstrukturen und 80%
gliedert diese in Urnenbestattungen und
freiliegende Bestattungen, so sieht man, dass
freiliegende Bestattungen häufiger durch 60%

einzelne Steine markiert wurden. Vermutlich


hätte man ansonsten ein Grab als solches gar 40%

nicht erkannt. Abgedeckt sind 32


Urnenbestattungen (13,4 %), aber nur sechs 20%
Brandbestattungen

frei liegende Leichenbrände (8 %). Die Prozent


Urne
Bestattungen, bei denen kein Leichenbrand 0% freiliegend
eingezeichnet ist, wurden nicht in die Statistik keine Abdeckung

miteinbezogen. Wie später noch ausgeführt Umstellung rechteckige Abd.

werden wird, besteht ein deutlicher Steinstrukturen


Zusammenhang zwischen Steinabdeckungen
und Sozialstatus, Alter und Geschlecht der Abb. 24: Steinstrukturen im Verhältnis zur
Bestatteten, der bei den Sozialindex- Brandbestattungsform (Urnen- und freiliegende
Berechnungen untersucht wird. Bestattungen)

Als Gräber mit Steinumstellungen können folgende 54 Gräber bezeichnet werden: A009, A037, A040,
A045, A050, A055, A059, A063, A068, A104, A115, B009, B011, B013, B033, B035, B036, B040,
B046, B047, B049, B054, B064, B081, B087, B094, B098, B099, B110, B117, B120, B127, B136,
C003, C016, C021, C024, C033, C034, C036, C040, C041, C043, C060, C062, C064, C065, C072,
C078, C081, D001, D002, D011 und D020. Die 21 Gräber mit Steinabdeckungen sind A004, A013,
A033, A057, A097, B003, B023, B024, B026, B031, B034, B060, B063, B066, B073, B108, B133,
B139, C012, C066 und C085. Zu den 32 Gräbern mit rechteckiger Steinabdeckung zählen A036,
A047, A061, A071, A072, A076, A079, A091, B002, B006, B084, B104, B111, B129, B138, B141,
B146, C001, C010, C011, C014, C017, C019, C020, C028, C029, C030, C035, C046, C049, C056
und C084.
Von Verfärbungen, Grabgruben oder Ähnlichem ist nie die Rede, es bleibt daher oft fraglich, wie die
Beschreibungen zu deuten sind. Vermutlich sind die Befunde denen der Gräberfelder im
benachbarten Traisental sehr ähnlich. Runde und rechteckige Grabgruben mit Brandschüttungen oder
Urnen sind hier typisch, vereinzelt finden sich auch Kreisgräben, Stein- und Pfostensetzungen
ehemaliger Tumuli.28 Die Steinstrukturen in den Gräbern kann man sich einerseits sicherlich als
direkte Abdeckung von Urnen und kleinen Gruben vorstellen, andererseits aber auch als Umstellung
und Abdeckung einer möglicherweise ursprünglich vorhandenen kleinen Holzkammer oder -kiste.
# # # # # #

42721a?
38180 42719?
$

% 45115?
38356? (38188, 38182-5) % 45116? %
42720?
A57
A37 C30
# # #

Abb. 25: Steinumstellung Abb. 26: Steinabdeckung Abb. 27: rechteckige Abdeckung

28
Neugebauer 1997, 180.

40
Statzendorf Befunde

5.3.1 Holzkammergräber
# #

Bei zahlreichen Gräbern ist durch die Lage der Gefäße


anzunehmen, dass sie ursprünglich als Holzkammergräber 56145?
angelegt worden waren. An der Seite der Holzkammern waren
die Beigabengefäße aufgestellt, so dass bei der Grabung
Beigaben und Gefäße noch rechtwinkelig angeordnet
%
erschienen. Im Grabungsplan ist diese Situation mitunter
festgehalten worden, da Verfärbungen aber nicht dokumentiert

D16
wurden, bleibt die Aufzählung spekulativ und hat lediglich
beispielhaften Charakter: Bei den Brandgräbern A011, A012,
A035, A051, A099, A106, A116, B085, C008, C013, C022,
C059, C083, D009, D016, D019 und D021 kann von der
Konstruktion einer Holzkammer ausgegangen werden, ebenso
#

bei den Körpergräbern A014 und A094. Ein besonders schönes Abb. 28: Holzkammergrab
Beispiel eines solchen Befundes ist Grab D016, dessen
# #

Kammerausmaße etwa 1,5 x 1,5 m betragen haben dürften.


5.3.2 Brandgrubengräber
Für die Mehrzahl der Bestattungen (231) sind jedoch kleine,
seicht angelegte Gruben anzunehmen, mit rundem, ovalem oder %
rechteckigem Grundriss, in denen der Leichenbrand mit oder
?
ohne Urne samt den Beigabengefäßen bestattet wurde. Dieser
einfache Typ einer Grabanlage lässt urnenfelderzeitliche
A52
Wurzeln erkennen,29 was aber nicht immer chronologisch zu
erklären ist. Brandgrubengräber können dicht nebeneinander
angelegt werden, dürften aber gekennzeichnet gewesen sein.
Überschneidungen sind im Gräberfeld Statzendorf nicht #

nachweisbar, da keine stratigraphischen Beobachtungen Abb. 29: Brandgrubengrab


gemacht wurden und der Gesamtplan solche auch nicht
erkennen ließ. Einfache Brandgrubengräber besaßen weder eine Steinabdeckung noch eine
Steinumstellung und ließen auch keine eindeutig rechteckige Anordnung der Beigabengefäße
erkennen. Die Mehrzahl der Gräber ist hier einzureihen: A001, A002, A003, A005, A006, A007, A008,
A010, A015, A016, A017, A018, A019, A020, A021, A022, A023, A024, A025, A026, A027, A028,
A029, A030, A031, A032, A034, A038, A039, A041, A042, A043, A044, A046, A048, A049, A052,
A053, A054, A056, A058, A060, A064, A065, A066, A069, A073, A074, A075, A077, A078, A080,
A081, A082, A083, A084, A085, A086, A087, A088, A092, A093, A095, A096, A098, A100, A101,
A102, A103, A105, A107, A108, A109, A114, A117, A118, B001, B004, B005, B007, B008, B010,
B012, B014, B015, B016, B017, B018, B019, B020, B021, B022, B025, B027, B028, B029, B030,
B032, B037, B038, B039, B041, B042, B043, B044, B045, B048, B050, B051, B052, B053, B055,
B056, B057, B058, B059, B061, B062, B065, B067, B068, B069, B070, B071, B072, B074, B075,
B076, B077, B078, B079, B080, B082, B083, B086, B088, B089, B090, B091, B092, B093, B095,
B096, B097, B100, B101, B102, B103, B105, B107, B109, B112, B113, B114, B115, B116, B118,
B119, B121, B122, B124, B125, B126, B130, B131, B132, B134, B135, B137, B140, B143, B144,
B145, B147, B148, C004, C005, C006, C007, C009, C015, C018, C023, C025, C026, C027, C031,
C032, C037, C038, C039, C042, C044, C045, C047, C048, C050, C051, C052, C053, C054, C055,
C057, C058, C061, C063, C067, C068, C069, C070, C071, C074, C075, C076, C079, C080, C082,
C086, D003, D004, D005, D006, D007, D008, D010, D012, D013, D014, D015, D017 sowie D018.
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen
Zur Befundsituation gehört auch noch die Lage der Funde, soweit sie aus dem Plan ersichtlich ist. Die
Gesamtzahl der Gefäße im Grab liegt zwischen keinem und 16 Gefäßen. Bei 376 Gräbern sind 1558
Gefäße dokumentiert, der Durchschnitt liegt also bei etwa vier Gefäßen pro Grab. Die Gesamtzahl der
Gefäße und deren Aufschlüsselung in kleine, mittlere und große Gefäße wird noch bei der
Sozialindexberechnung eine Rolle spielen, wo die Ergebnisse auch mit Sozialstatus, Alter und
Geschlecht verglichen werden. 182-mal konnte der Befund eines Kleingefäßes in einem Großgefäß
festgestellt werden, im Normalfall eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Normalerweise gibt es
diese Kombination lediglich ein mal pro Grab, elfmal war sie doppelt und einmal sogar dreifach
vorhanden.

29
Nebelsick 1997, 30.

41
Statzendorf Befunde

Die Urne ist zumeist ein mittelgroßes Gefäß, Topf

das typologisch nicht vom Rest des Ensembles 6,0%

abgesetzt ist. In 50 Fällen konnte die


Kegelhalsgefäß
Inventarnummer der Urne eruiert und somit der 34,0%
Typ des Gefäßes bestimmt werden: 17
Kegelhalsgefäße stehen drei Töpfen und 30
Schüsseln gegenüber.
Die größten Unterschiede zwischen
Schüssel
Beschreibung und Plan bestehen bei den 60,0%
Messern und Tierknochen, da sie wesentlich
häufiger in der Beschreibung als im Plan
aufscheinen. Bei 97 Gräbern mit
(unvollständigen) Beschreibungen kommen
Tierknochen 22-mal statt siebenmal, bei den 19 Abb. 30: Prozentueller Anteil der als Urne
verwendeter Gefäßtypen untereinander
gut beschriebenen Gräbern neunmal statt
zweimal vor. Im Gesamtplan sind 58-mal
Tierknochen eingezeichnet. Je ein Messer wurde bei 97 Gräbern und je zwei Messer zwölfmal
eingezeichnet, 44-mal wurden allerdings in der Beschreibung ein bis drei Messer vermerkt. Bei den
Messern muss man zusätzlich unterscheiden, ob es sich um solche handelt, die in der Nähe von
Schalen gefunden wurden, oder um solche in Zusammenhang mit Leichenbrand. Es könnte sich dabei
um Hinweise handeln, ob die Messer zur Fleischbeigabe gehörten oder Bestandteil des
Trachtensembles waren, das mitverbrannt wurde. In der Regel dürfte eine Schale mit Fleischbeigabe
und Messer niedergelegt worden sein, in 37 Fällen ist dieser Befund auch durch eine Beschreibung
verifiziert. Besonders jedoch, wenn im Inventar zwei oder mehr Messer aufscheinen, sind diese in der
Urne oder zusammen mit dem Leichenbrand gefunden worden. Insgesamt sind 108 Messer aus 68
Gräbern in Plan und Befund vermerkt.

Abb. 31: Kartierung der Gräber mit zwei Messern Abb. 32: Kartierung der Gräber mit drei Messern

42
Statzendorf Befunde

5.5 Die „Brandgrube“ C086


J. Bayer schreibt in einem Brief vom 21.9.1906 an J. Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen
Verbrennungsplatz, 2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander
liegen. Es ist ein kreisrundes Loch, die Wände und der Boden zeigen Spuren eines sehr intensiven
Feuers, nach genauer Vermessung ließ ich wieder zuschütten." Im Plan ist C086 als runder Kreis mit
dem Vermerk „Brandgrube“ eingezeichnet. Leider ist das alles an Information, was über den Befund
vorliegt, es ist auch kein Fundmaterial vorhanden, das ihm zugeordnet ist. Nachdem J. Bayer auch
sonst ein guter Beobachter war, gibt es kaum Grund, an seiner Interpretation zu zweifeln. Im
Kalenderbergraum sind mir aber derzeit keine ähnlichen Befunde bekannt.
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes ist in etwa 130 m lang und 45 m breit, hat einen Umfang von
ca. 424 m und eine Fläche von etwa 4855 m2. Das Gräberfeld dürfte aber nicht vollständig freigelegt
worden sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der
Parzelle 278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Gräber
mehr gefunden worden waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da
Grabungen jenseits der Straße keine Erfolge brachten. Das bedeutet, dass etwa 10 m westlich der
Grabungsgrenze mit einem Ende zu
rechnen ist.30 Zur Ausdehnung nach
Süden ist nichts bekannt, nach Osten
scheint das Gräberfeld auszudünnen, so
dass es möglich erscheint, dass die
Grabungsgrenze mit der tatsächlichen
Gräberfeldausdehnung zusammenfällt.
Der nebenstehende Plan gibt die
Belegungsdichte des Gräberfeldes wieder.
Jeder Kreis symbolisiert den Raum, den
ein Grab für sich beanspruchen kann. Der
Mittelpunkt jedes Kreises ist der
Mittelpunkt des Grabes, der Radius wurde
so gewählt, dass er dem halben Abstand
zum nächsten benachbarten Grab
entspricht. Je dichter die Belegung des
Gräberfeldes ist, desto kleiner erscheinen
die Kreise, je weiter sie von einander
entfernt sind, desto größer wird der Kreis.
Natürlich sind durch diese Darstellungsart
im Randbereich Fehler zu erwarten.
Deutlich erkennbar ist die dichte Belegung
im Nordwestbereich des Gräberfeldes, der
gleichzeitig auch der älteste Teil ist. Im
Zentrum und im Südwesten ist die
Belegung ebenfalls relativ dicht, allerdings
nicht so dicht wie im Nordwesten. Absolut
gesehen ist die Verteilung der
Steinstrukturen und Steinabdeckungen im
Gräberfeld zwar relativ gleichmäßig,
dadurch dass die Belegungsdichte im
Mittel- und Südwestbereich aber abnimmt,
sind dort prozentuell die Steinstrukturen
häufiger. Die Gräber nehmen hier
insgesamt mehr Raum ein, die Kreise
beschreiben einen Durchmesser von vier
bis fünf Metern. Um diese Abstände
einzuhalten, wäre eine obertägige
Kennzeichnung der Gräber
Voraussetzung. Überschneidungen von
Gräbern konnten von den Ausgräbern bis Abb. 33: Belegungsdichte des Gräberfeldes Statzendorf
(grau: Gräber mit Sozialindex > 50)
30
Dungel 1908, 4.

43
Statzendorf Befunde

auf einen einzigen Fall, Grab B133, nicht entdeckt werden. Analog zu den Befunden aus dem
benachbarten Gräberfeld von Franzhausen, wo hallstattzeitliche Gräber mit Umfassungsgräben,
Steinkränzen und Pfostenkranzumfassungen ähnlicher Dimension dokumentiert werden konnten,31
kann man hier an eingeebnete, kleine Hügel denken. Ähnliches vermutet L. Nebelsick für die
Freiflächen zwischen den hallstattzeitlichen Kammergräbern der Phase III a und III b in Loretto, die
durch die Abstände der Grabfunde erschließbaren Hügel besäßen hier einen Durchmesser von fünf
bis zehn Meter.32
Beim Stand der Ausgrabungstechnik im Jahr 1903 kann man nicht damit rechnen, dass Strukturen
dieser Art erkannt worden wären. Das berühmteste Flachgräberfeld der Hallstattkultur
Niederösterreichs zumindest zum Teil als Hügelgräberfeld zu bezeichnen, wirkt auf den ersten Blick
hin kühn, aber es sprechen noch andere Indizien dafür: Die horizonalstratigraphische
Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Norden nach Süden, die den langsamen Wandel des
urnenfelderzeitlich geprägten Bestattungsbrauches hin zum hallstattzeitlichen dokumentiert, spricht
ebenfalls dafür. Kartiert man die Gräber mit einem Sozialindex höher als 50, also die Gräber mit
zahlreicheren und qualitativ hochwertigen Beigaben, so erkennt man, dass es sich um die
überdurchschnittlich „platzaufwändigen“ handelt, für die ein Hügelaufbau durchaus in Frage käme.33
Gräber mit Steineinbauten benötigen ebenfalls mehr freien Raum für sich, während einfache Urnen-
und Brandschüttungsgräber oft dicht nebeneinander liegen.

31
Neugebauer 1997, 180 f.
32
Nebelsick 1994a, 151 f.
33
Einschränkend sei noch hinzugefügt, dass im Nordwestbereich der niedrige Sozialindex mit dem Quellenstand
zusammenhängt und aus dem Fehlen reicher Gräber in diesem Bereich keine Schlüsse gezogen werden dürfen.
Zum Vergleich untereinander ist lediglich der Ost-, Mittel- und Südbereich des Gräberfeldes geeignet.

44
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

6. Keramik - Vorbemerkungen

Unter dem Begriff Keramik werden aus gebranntem Ton gefertigte Fundstücke zusammengefasst.34
Neben der großen Gruppe der Gefäße, die in die Grundtypen Ausgussgefäß, Drillingsgefäß,
Fußschale, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf
und Ziste eingeteilt werden können, gehören auch Deckel, Miniaturgefäße, das heißt verkleinerte
Formen der Grundtypen, sowie Sonderformen wie Rasseln, Perlen und eine Lampe (?) zu dieser
Gruppe. Als Gerät aus gebrannten Ton sind noch Spinnwirtel aus Statzendorf anzuführen.
Die Herstellungsweise der Keramik beschreibt Tongewinnung, Aufbereitung und Brand, was aufgrund
des Erhaltungs- und Restaurationszustandes der Statzendorfer Keramik nur in eingeschränktem
Maße untersucht werden konnte. Die Formtypologie untersucht die Formgebung der Keramik, die
weitere Gestaltung wird durch die Beschreibung und Auswertung der Verzierungstechnik und
Verzierungsmotivik wiedergegeben. Zuletzt ist die Funktion der Keramik für ihre Interpretation
bedeutsam, wofür die Berechnung der Gefäßinhalte wesentliche Informationen liefert.
Die Klassifikation der Keramik strukturiert das Material soweit, dass es für eine wissenschaftliche
Bearbeitung verwendbar wird. Die Auswahl der Merkmale, die zur Definition von Typen herangezogen
werden, basiert auf subjektiver Einschätzung, entsprechend der Forschungstradition wurde dem
deskriptiv-morphologischen Typ35 der Vorzug gegeben. Die Zuordnung einzelner Gefäße zu einzelnen
Typen bedeutet oft das Überwinden von Grauzonen, da sich individuell von Menschen geformte
Gegenstände nicht so einfach in moderne Schemata pressen lassen.36
Mit Hilfe einer Bilddatenbank und des Programms WinSerion37 war es möglich, verschiedene
typologische Einteilungen nach Form, Verzierung und Funktion auf ihre chronologische Relevanz und
ihre Verteilung innerhalb des Gräberfeldes zu testen. Es hat sich gezeigt, dass in einigen Fällen das
Erfassen von Details in der Formgebung sowie der Proportion und in anderen Fällen eher die
Verzierungstechnik sichtliche Erfolge in der Auswertung gebracht haben. Im regionalen Vergleich der
Keramik mit anderen hallstattzeitlichen Fundstellen der Kalenderberggruppe ist jedoch die
Individualität der Keramikherstellung einzelner Fundorte augenscheinlich, so dass die Einbeziehung
von Daten anderer Gräberfelder bei der Seriation keine wesentlich besseren Ergebnisse erbrachte.
Einige praktische Hinweise: Alle Funde des Gräberfeldes werden unter den Inventarnummern
angesprochen, unter denen sie in den jeweiligen Museen inventarisiert sind und die auch gleichzeitig
für den Katalog und die Tafeln verwendet werden. Auf Verweise kann daher verzichtet werden. Der
Grabzusammenhang wird – wenn notwendig – an die Inventarnummer angehängt: PA42671_A047
bezeichnet also den Fund mit der Inventarnummer 42671 der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums Wien und der Fund stammt aus Grab A047.
Weitere Abkürzungen:
B nur bei J. Bayer 1904 abgebildet, Fund nicht auffindbar
MK Museum Krems
MP Museum St. Pölten
PA Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
SH Stift Herzogenburg
SHoA Stift Herzogenburg ohne Angabe der Grabnummer
Strf Streufund
StrfA Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld A
StrfB Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld B
StrfC Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld C
StrfD Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld D
Zur Illustration der Typen werden im Text jeweils bis zu fünf Vertreter eines Typs unmaßstäblich
angebildet, um die Bandbreite der Formdetails und Verzierungen an der Stelle wiederzugeben, an der
sie besprochen werden.

34
Dobiat 1980, 65.
35
Eggert 2001, 139 ff.
36
Leskovar 1998, 22.
37
P. Stadler gab mir die Möglichkeit, seine Programme MonteliusEntry und WinSerion anhand des Gräberfeldes
von Statzendorf als Beta – Version zu verwenden, wobei er viel Zeit und Arbeit investiert hat, mich zu
unterstützen. Dafür möchte ich ihm herzlich danken. Die genaue Methode, Vorgehensweise und die statistischen
Grundlagen beschreibt er in seiner Habilitationsschrift: P. Stadler, Quantitative Studien zur Archäologie der
Awaren I, Mitt. Prähist. Komm. 60, Wien 2005.

45
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7. Keramik - Herstellungsweise

Die Beurteilung der Keramikherstellung ist in Statzendorf deshalb schwierig, weil die meisten Gefäße
vollständig und umfangreich restauriert vorliegen. Zur Restaurierung wurde häufig großzügig Gips
verwendet, mitunter auch auf der Oberfläche, der dann oft mitsamt dem originalen Rest des Gefäßes
eingefärbt wurde. Die Bestimmung nichtplastischer Stoffe in der Tonmatrix sowie der Farbe ist daher
in vielen Fällen nicht möglich. Nachdem keine naturwissenschaftlichen Untersuchungen an der
Keramik durchgeführt wurden, kann eine lokale Gewinnung des Tons lediglich vermutet werden.
Tonlagerstätten, etwa entlang des Flussbettes der Fladnitz, waren sicherlich in unmittelbarer
Reichweite vorhanden.
7.1 Erhaltungszustand
Insgesamt sind 1558 Gefäße im Gesamtplan des Gräberfeldes vermerkt, wobei sich zum Teil recht
eindrucksvolle Diskrepanzen zwischen Plan und erhaltenem Inventar ergeben. Fragmentierte Keramik
wurde vermutlich im Plan nicht berücksichtigt und zum Teil auch nicht mitgenommen. Immerhin
existieren im Inventar etwa 1100 Gefäße, von denen mehr als 50 % vollständig vorliegen. Insofern
kann man davon ausgehen, dass zumindest zwei Drittel der Keramik erhalten sind. Insgesamt enthält
der Keramikkatalog zufällig ebenfalls 1558
Objekte, die sich jedoch nicht mit den im Plan 1000
eingezeichneten decken, da noch
Keramikfragmente und kleinere Objekte wie 800
Spinnwirtel hinzukommen, die nicht im Plan
vermerkt sind.
600

Das Balkendiagramm zeigt den Erhaltungs-


zustand der einzelnen Keramikobjekte: 203 400
Gefäße sind lediglich durch wenige
Absolute Werte

Bruchstücke belegt, die weniger als 10 % des 200


ursprünglichen Objektes ausmachen, 875
Objekte sind vollständig bzw. vollständig 0
restauriert erhalten, 15 Objekte sind

komplett
10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

fehlt
verschollen, bei den restlichen 465 Objekten ist
zwischen 20 bis 90 Prozent erhalten. Bei den Erhaltung
Werten handelt es sich lediglich um
Schätzwerte, die ein Bild der Situation zeichnen Abb. 34: Erhaltungszustand der Keramik
sollen.
7.2 Tonart
Aus oben genannten Gründen konnte die Tonart für die meisten Gefäße nicht eindeutig bestimmt
werden, und so wurde lediglich in Fein- und Grobkeramik getrennt. An nichtplastischen Stoffen konnte
bei so gut wie allen Gefäßen ein geringer Glimmeranteil festgestellt werden, lediglich der Anteil und
die Größe der Steinchen (vermutlich Quarz)
variiert. Bei der feinen Ware hat man den 500
Eindruck, dass größere Steinchen, die
vermutlich schon in der Lagerstätte mit dem 400
Ton vorkamen, mehr oder weniger sorgfältig
aussortiert wurden. Bei der gröberen Ware 300
kann man oft Quarzsteinchen bis zu einem
halben Zentimeter Durchmesser und mehr
200
erkennen. Offen bleibt, ob sie im Sinne einer
Absolute Werte

Magerung absichtlich beigefügt wurden. Ware


100
1167 Keramikobjekte wurden in diesem grob
Sinne der feineren Ware zugeordnet, 376 der
0 fein
gröberen. Betrachtet man die Verteilung
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dieser beiden Warenarten in Bezug auf die


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Grundtypen, so zeigt sich lediglich bei


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Kalenderbergtöpfen, Töpfen und Kegelhals-


gefäßen ein Anteil an grober Keramik, der Gefäßtyp
über 20 % hinausgeht, bei allen anderen
Typen überwiegt die feine Ware bei weitem. Abb. 35: Häufigkeit der Grob- und Feinware in Bezug auf
die Keramiktypen

46
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.3 Aufbau der Gefäße

Abb. 36: Statzendorfer Keramik aus dem Diözesanmuseum Brixen (Kaufmann 1999, 199.)

Zur Keramiktechnologie, besonders zum Aufbau der Gefäße, erschien vor kurzem ein Artikel von G.
Kaufmann,38 der als Beispiel für seine Betrachtungen zwei Gefäße aus dem Gräberfeld Statzendorf
wählte. Die Gefäße befinden sich im Diözesanmuseum Brixen und dürften als Geschenk an Prälat A.
Egger in die dortige Sammlung gelangt sein.
Die Schale ist 7,9 cm hoch und besitzt einen Randdurchmesser von 17,5 cm, sie ist hart gebrannt,
schwarz und feinkörnig gemagert. Die vertikalen Risse der Gefäßwand werden als Stoßrisse
bezeichnet. Der Aufbau der Gefäßwand dürfte entweder innerhalb einer einzigen Treib- bzw.
Abformphase oder in zwei Schritten erfolgt sein, wobei der Boden bis zu einem Wandanteil von etwa 2
cm Höhe ausgetrieben wurde, die Wand dann mit dem Rand in einem aufgebaut wurde.
Das Kegelhalsgefäß, ebenfalls schwarz, hartgebrannt und aus feinkörnig gemagertem Ton, ist 17,7
cm hoch. Der Randdurchmesser beträgt 12,7 cm, der Schulterdurchmesser 20 cm. Bei diesen Gefäß
zeichnen sich die einzelnen Arbeitschritte anhand der horizontalen Risse deutlich ab: Zunächst wurde
der Boden des Gefäßes aus dem Ganzen heraus getrieben, der Aufbau der Wand erfolgte dann in
Ringwulsttechnik in drei Schüben, wobei zuerst die Wand vom oberen Wandteil des Bodens bis zur
Schulter, danach von der Schulter bis unterhalb des Randes aufgebaut wurde. Zum Schluss wurde
der Rand aufgesetzt.39
7.4 Oberflächenbehandlung
Nach der Formgebung der Keramik, die üblicherweise von Hand erfolgte, werden die Gefäße und
anderen Objekte getrocknet und gegebenenfalls verziert. Die Oberfläche kann dabei unterschiedlich
behandelt werden: Neben dem einfachen Verstreichen, dem letzten Schritt der Formgebung, ist das
Glätten und Polieren möglich. Diese Vorgänge müssen in engem Zusammenhang mit dem Verzieren,
insbesondere dem Bemalen und Grafitieren gesehen werden. Durch das Glätten werden
Oberflächenunebenheiten ausgeglichen und Magerungspartikel in den Tonkern gedrückt, was ein
homogenes Aussehen der Oberfläche bewirkt, Lufteinschlüsse im Ton beseitigt und die Poren
verdichtet. Dieser Vorgang kann mit Hilfe der Finger oder durch Glättwerkzeuge geschehen.40 Das
Polieren der Gefäße mit Steinen, Knochen, Leder oder Holz ist die aufwändigste Art der
Oberflächenbehandlung. Sie dichtet das Gefäß ab und verbindet Bemalung und Grafitierung fest mit
dem Ton.41 73 % aller Keramikobjekte sind lediglich verstrichen, 24,8 % zumindest stellenweise
geglättet und 2,2 % poliert. Unter den Gefäßformen, denen eine besondere Oberflächenbehandlung
zuteil wurde, stechen kleinere Gefäße wie Schalen, Schüsseln und Henkelschalen heraus. Töpfe und
Spinnwirtel zählen zu den am wenigsten weiterbehandelten Objekten.

38
Kaufmann 1999, 199 ff.
39
Kaufmann 1999, 203.
40
Lantschner 2000, 91.
41
Voss 1981, 21 ff.

47
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

500

geglättet

400

300
poliert

200 Oberfläche

Absolute Werte
verstrichen
verstrichen 100
poliert

0 geglättet

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Gefäßtyp

Abb. 37: Oberflächenbehandlung der Keramik Abb. 38: Oberflächenbehandlung der Keramik im
Verhältnis zu den Gefäßtypen

7.5 Grafitierung
Die auffälligste und weit verbreitetste Form der Oberflächenbehandlung ist die Grafitierung. Sie gibt
der Keramik ein silbrig-glänzendes Äußeres, und kann die physikalischen Eigenschaften der Keramik
verändern, sie lässt sich etwa leichter glätten und dichtet das Gefäß bis zu einem gewissen Grad ab.
Bei 47% der Keramikobjekte konnte eine Grafitierung festgestellt werden, wobei hier
Oberflächengrafitierung, Grafitbemalung und das häufige Auftreten von Grafitierung einzelner
Gefäßpartien, zumeist des Randes, zusammengenommen wurden. Die Zahlen sind angesichts des
Erhaltungszustandes nicht hundert-prozentig verlässlich. Grafitiert ist jeweils die Schauseite, in der
Regel also die Außenseite sowie die innere Randpartie. Bei Schalen und Fußschalen ist die
Innenseite und eventuell der äußere Rand grafitiert. Grafitiert werden alle Gefäßtypen in ungefähr
gleichem Maße, eine Ausnahme stellen
lediglich die Töpfe dar, bei denen 500
Grafitierung mit einem Anteil von nur 4,5 %
an allen Töpfen seltener auftritt. Für den 400
Überzug der Oberfläche reichen sehr
geringe Mengen von Grafit aus. Im 300
Fundspektrum des Gräberfeldes finden sich
zwei kleine Grafitstücke aus Grab D017 200
(PA86337a und b) sowie ein Streufund
Absolute Werte

(PA56092c) von ungefähr jeweils 4 cm Grafit


100
Länge. Sie könnten aus der näheren grafitiert
Umgebung des Gräberfeldes stammen,
0 nicht grafitiert
etwa aus dem Dunkelsteiner Wald, oder
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eingehandelt sein, etwa aus dem Bereich


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der Kleinen Karpaten aus dem Raum


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Bratislava.42 Mitunter kann beim Brand der


Keramik eine Oberflächenveränderung Gefäßtyp
eintreten, die auch ohne Zusatz von Grafit
von einer Grafitierung mit freiem Auge nicht Abb. 39: Anteil der Oberflächengrafitierung der Keramik im
43 Verhältnis zu den Gefäßtypen
zu unterscheiden ist.

42
Pichlerová 1970, 22.
43
Freundlicher Hinweis von V. Albustin, die im Rahmen ihrer Experimente zahlreiche Gefäße aus Statzendorf
nachformte und beim Brennen der Gefäße jene Beobachtung machte.

48
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.6 Farbe
70%
Die Keramikfarbe, die angesichts des
60%
Erhaltungszustandes nicht immer beurteilt
werden kann, ist außer von der 50%

Restaurierung noch von Rohstoff, 40%


Lagerung, Brand und
Oberflächenbehandlung abhängig. In den 30%

meisten Fällen, in denen der Bruch 20%

ebenfalls bestimmt werden konnte, deckt

Prozent
10%
sich die Farbe des Bruches mit jener der
0%
Oberfläche. Grafitierte Ware erscheint

beige

braun

graubraun

rötlich
grau

rotbraun
rot

rotgrau
rot - schwarz
heute zumeist dunkelgrau bis silbergrau,
nicht grafitierte Ware bewegt sich ebenfalls
im dunkleren Farbspektrum und ist grau
Gefäßfarbe außen
bis graubraun. Beige und braune Farbtöne
sind in etwa 4 % der Fälle zu beobachten,
rot-schwarze Bemalung ist bei etwa 5 %
Abb. 40: Anteil der Farbtöne der Keramik in Bezug auf die
der Keramik festzustellen. Etwa 12 % der
Gefäßtypen
Keramikfunde weichen ins Rötliche ab und
erscheinen rotgrau und rotbraun. Diese Farbvariation ist auf ein nicht ganz reduzierendes
Brennmilieu, zu dem gelegentlich Sauerstoff treten konnte, zurückzuführen oder auf sekundären
Brand. Brand bei geringer Temperatur, etwa Meiler- oder Grubenbrand ist für die Keramik denkbar.
Immer wieder treten hellere, gelbbraune bis hellgraue Stellen auf, die während des Brennprozesses,
der auf die Zufuhr von wenig Sauerstoff ausgelegt ist, kurzfristig einem anderen Milieu ausgesetzt
gewesen sein müssen.
7.7 Sekundärer Brand
Eng verbunden mit der Farbbestimmung ist die Feststellung eines sekundären Brandes. So wird das
nochmalige Einwirken von Feuer auf das fertige Keramikobjekt nach dem eigentlichen Brennvorgang,
zum Beispiel auf dem Scheiterhaufen oder
durch Schadfeuer, bezeichnet. Dieser
500
Vorgang lässt sich an der farblichen
Veränderung des Scherbens ablesen. Er
wird poröse, seine Oberfläche platzt leicht 400
44
ab und wird löchrig. 68 Objekte (4,4 %)
weisen diese Merkmale auf. Bei 300

Kalenderbergtöpfen konnte überhaupt nie


ein sekundärer Brand festgestellt werden, 200
Absolute Werte

bei Kegelhalsgefäßen und


Henkelschüssen nur in jeweils zwei Fällen. 100
Während es sich bei den meisten sekundär gebrannt

Keramiktypen nur um Einzelstücke handelt, 0 keine Brandspuren


sind immerhin 22 von 51 Spinnwirteln
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einem zweiten Brandvorgang ausgesetzt


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worden, also etwa 43,1 %. Das lässt darauf


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schließen, dass Spindeln während des


Gefäßtyp
Verbrennungsprozesses zumeist ihren
Platz am Scheiterhaufen hatten, vermutlich Abb. 41: Häufigkeit sekundärer Brandspuren auf der
neben dem Leichnam. Keramik im Verhältnis zu den Gefäßtypen

44
Lantschner 2000, 41.

49
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.8 Reparaturstellen
Dass durchaus auch Altstücke in die Gräber gelangten, die offensichtlich bereits eine Zeit lang in
Verwendung standen, beweisen eindrucksvoll Reparaturstellen an den Gefäßen: Links und rechts
neben einem Sprung in der Gefäßwand befinden sich jeweils kleine Bohrungen mit etwa 0,5 cm
Durchmesser, zumeist leicht konisch ausgeführt. Diese Bohrungen dürften dazu gedient haben,
Schnüre oder Klammern aufzunehmen, um die beiden Gefäßhälften links und rechts des Sprunges zu
stabilisieren. Die Bohrungen konnten dann etwa durch Harz abgedichtet werden. Bei dem Topf
PA42981 aus Grab A104 zieht sich der Sprung über die gesamte Gefäßwand, weshalb gleich drei
derartige Reparaturstellen notwendig waren, bei der Schüssel PA45392_C078 ist lediglich der Rand
betroffen, ebenso wie bei der Schüssel SHoA91a_B091, wo sicherheitshalber gleich zwei
Reparaturstellen den Rand festigen. Die Schüssel PA45316_C062 weist insgesamt vier durchlochte
Stellen auf. Drei Einzugsschalen wurden jeweils im
Randbereich mit einer doppelten Bohrung gefestigt,
nämlich PA56103_GD02, PA86330_D017 sowie
SHoA089a_B089. Das einzige Kegelhalsgefäß mit
Reparaturstelle im Randbereich ist PA86369 aus
Grab D020.
Reparaturstellen dieser Art sind vor allem aus
Siedlungen bekannt.45 Eine doppelte Durchlochung,
wo allerdings kein Sprung in der Mitte zu bemerken
ist und die zudem untypischerweise senkrecht
angebracht ist, ist auf einer Kragenrandschüssel aus
Langenlebarn zu bemerken. Die Durchlochung wird in
dem Fall als Möglichkeit zur Verzapfung eines
Aufsatzes gedeutet.46 Abb. 42: Reparaturstelle auf PA45392_C078

45
Griebl 1997, 60; Lauermann 1990a, Taf. 4/3.
46
Preinfalk 2001, 117, Taf. 53.

50
Statzendorf Keramik-Typographie

8. Keramik - Typographie

Von den insgesamt 1560 in den Katalog aufgenommenen Keramikobjekten des Gräberfeldes von
Statzendorf konnten bis auf 80 Gefäßfragmente alle den folgenden Grundtypen zugeordnet werden:
Die größte Gruppe bilden mit 418 Vertretern (28,3 %) die Schalen, gefolgt von den 285
Kegelhalsgefäßen (19,3 %) und den 261 Schüsseln (17,6 %). Es folgen die Henkelschalen mit 162
Vertretern (11 %) und die Kalenderbergtöpfe (150 bzw. 10,1 %). Spinnwirtel kommen im Gräberfeld
73-mal vor (4,9 %), Töpfe 61-mal (4,1 %), Henkelschüsseln 30-mal (2 %), Fußschalen 18-mal (1,2 %)
und Ausgussgefäße neunmal (0,6 %). Sechs Rasseln, jeweils zwei Zisten und Deckel sowie eine
Lampe und ein Drillingsgefäß runden das Bild des Keramikrepertoires ab. Die Reihenfolge der
Beschreibung der Gefäßkeramik entspricht ihrer Häufigkeit im Fundmaterial.

Ausgußgefäß

Deckel
Ziste Drillingsgefäß
Topf Fußschale
Spinnwirtel Henkelschale

Henkelschüssel
Schüssel
Kalenderbergtopf

Kegelhalsgefäß

Schale
Rassel

Abb. 43: Verteilung der Keramikgrundtypen

8.1 Schalen
Als Schalen und Schüsseln werden weitmündige, niedrige Gefäße bezeichnet, deren Gefäßmündung
wesentlich größer als der Boden ist. Anders als Schüsseln sind Schalen einteilig aufgebaut, sie
bestehen aus einer konischen oder kalottenförmigen Wandung und schließen mit einem geraden,
eingezogenen oder ausbiegenden Rand ab.47
Die Funktion der Schalen dürfte unter mehreren Aspekten zu deuten sein: Zum einen dienen Schalen
im Grab als Abdeckung der Urnen, wie aus den Beschreibungen der Gräber in 38 Fällen hervorgeht.
Die tatsächliche Zahl der als Deckel verwendeten Schalen lag sicher weitaus höher. Zum anderen ist
die Deutung als Teller für Speisen bzw. Schale für Getränke sicherlich zutreffend, wobei davon
auszugehen ist, dass die Gefäße tatsächlich als Geschirrbeigabe zu verstehen sind, da sie häufig
ineinandergestellt vorkommen. Antike Darstellungen lassen eine Deutung als Trinkschale ebenso zu,
wie Tierknochenfunde in Schalen ihre Funktion als Teller nahe legen.48
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand
387 Schalen des Gräberfeldes, die große Masse der Schalen, gehören zur Gruppe der Schalen mit
eingezogenem Rand. Schalen gehören zur Grundausstattung vieler Gräber, Einzugsrandschalen sind
in 196 Gräbern vertreten, der durchschnittliche Sozialindex liegt mit 26,6 nur knapp über dem
Durchschnitt von 21,4. Eine Schale ist aus dem Inventar von 97 Gräbern überliefert, zwei liegen aus
57 Gräbern, drei aus 31 Gräbern, vier aus vier Gräbern und fünf aus sechs Gräbern vor.

47
Klemm 1992, 48.
48
Rebay 2002, 79 ff.

51
Statzendorf Keramik-Typographie

Ganz allgemein können die Schalen mit eingezogenem Rand, auch Einzugschalen genannt, als
breite, niedrige Gefäße mit konischer, kalottenförmiger oder eingezogener Wand beschrieben werden,
deren Wandung zum Rand hin mehr oder weniger stark einzieht. Um die Masse der Einzugschalen
bearbeitbar zu machen, wurden sie nach Proportion, Gestaltung des Gefäßunterteils und
Randgestaltung in elf Varianten untergliedert. Die Grenzen zwischen den Varianten sind fließend. Die
elf Varianten sind: Einzugschale mit konischem Unterteil, Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil,
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, hohe Einzugschale, bauchige Einzugschale mit
kalottenförmigem Unterteil, bauchige Einzugschale mit geradem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit
konischem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil und gedrückte
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil. Dazu kommen die Schalen mit schräg kanneliertem bzw.
facettiertem Rand und die Schalen mit waagrecht facettiertem Rand. Die Varianten sind jedoch weder
chronologisch empfindlich noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes von besonderer
Aussagekraft. Mit Vorbehalt kann man eine Tendenz innerhalb des Gräberfeldes feststellen, nach der
höhere Formen im nördlichen, älteren Teil des Gräberfeldes verbreiteter vorkommen, während im
jüngeren Südbereich niedrigere, gedrückte Formen häufiger sind.

Fragment 57

bauchig mit kalottenförmigem Unterteil 7

bauchig mit geradem Unterteil


mit eingezogenem Unterteil
mit kalottenförmigem Unterteil 74

mit konischem Unterteil 83

gedrückt mit eingezogenem Unterteil


gedrückt mit kalottenförmigem Unterteil 36

gedrückt mit konischem Unterteil 67

17
hohe Einzugschale
27
mit schräg facettiertem Rand
mit waagrecht facettiertem Rand
0 20 40 60 80 100

Abb. 44: Häufigkeit einzelner Varianten der Schalen mit eingezogenem Rand

Das Höhen-/Breitenverhältnis der Schalen mit eingezogenem Rand liegt im Durchschnitt bei 1:2,5,
spricht man von normal proportionierten Schalen, so sind solche mit einem Höhen-/Breitenverhältnis
von etwa 1:2,4 gemeint, hohe und bauchige Varianten haben in etwa ein Höhen-/Breitenverhältnis von
1:2, gedrückte Varianten eines von 1:2,8. Normal proportionierte Schalen mit konischem und
kalottenförmigem Unterteil sind am häufigsten vertreten, gefolgt von der gedrückten Variante mit
konischem und kalottenförmigem Unterteil. Bauchige und hohe Varianten sind relativ selten, immerhin
30 Vertreter zählen zur Variante mit kannelierter bzw. facettierter Randzone. Alle Schalen mit
eingezogenem Rand zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 2,3 und 13,2
cm hoch, im Durchschnitt 7,6 cm, und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite
zwischen 3,8 und 32,3 cm. Im Durchschnitt sind sie 19 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen
0,01 und 4,68 l, im Durchschnitt bei 1,06 l.
Folgende 57 Schalenfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet werden:
PA42639_A041, PA42656_A044, PA42788_A072, PA42794b_A073, PA42884_A092, PA42906_
A096, PA42935_A099, PA42941a_A099, PA42941b_A099, PA42999_A106, PA43000_A106,
PA43003b_A106, PA43045b_A115, PA43143_B135, PA43169_B138, PA43209b_B142, PA45080_
C023, PA45103_C028, PA45120_C030, PA45134_C031, PA45139a_C032, PA45143a_C032,
PA45182_C038, PA45187_C039, PA45201_C042, PA45214_C044, PA45220_C045, PA45253_
C049, PA45257_C050, PA45301_C059, PA45306_C061, PA45317c_C062, PA45335_C065,
PA45343a_C067, PA45360_C070, PA45371_C073, PA45379b_C074, PA45384b_C075, PA45393a_
C078, PA45394a_C078, PA45404_C080, PA56088b_Strf, PA56088c_Strf, PA56105_GD02,
PA56115c_GD07, PA56117_GD07, PA56194a_A014, PA56293_Strf, PA56296_Strf, PA86354b_
D018, PA86364_D019, PA86376c_D021, SH018a_B018, SH090b_B090, SH100b_B100, SH121d_
B121, SH122d_B122.
Das Farbspektrum der Schalen ist von grau dominiert, Abweichungen ins Braune und Rötliche
kommen vor. 97 Schalen (25 %) sind geglättet oder poliert, 167 (43 %) weisen innen oder außen

52
Statzendorf Keramik-Typographie

Spuren von Grafit auf. Nur zehn Einzugschalen weisen Spuren


eines sekundären Brandes auf, zwei tragen Reparaturstellen
(PA56103 und PA86330).
Auffällig und relativ selten sind die Bodenzeichen, die bei 16
Schalen an die Außenseite des Bodens angebracht sind,
nämlich bei MK3080_Strf, PA38263_A009, PA38264_A009,
PA38275_A011, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_
A051, PA42697_A051, PA42917_A097, PA42999_A106,
PA45045_C018, PA56074_Strf, PA56177_A011, PA56211_
A022, SH022d_B022 und SH024b_B024. In zwölf Fällen
handelt es sich bei den Bodenzeichen um ein Kreuz, zweimal
schraffiert gefüllt, in zwei Fällen um einen Stern und einmal um
ein Gittermuster. Auffallend sind die Gräber A009, A011 und
A051, wo jeweils zwei Schalen mit Bodenzeichen mitgegeben
wurden. Bei den Gräbern, die Schalen mit Bodenzeichen
enthalten, sind Männer und Frauen gleichermaßen vertreten,
es handelt sich aber durchwegs um Gräber der gehobeneren
sozialen Schicht. Der Sozialindex der Gräber mit Schalen und
Bodenzeichen beträgt 34,4, während der allgemeine
Durchschnitt lediglich bei 21,4 liegt. In der Kartierung der
Bodenzeichen ist weniger die absolute Position der Gräber
bedeutsam, als der Umstand, dass einige dieser Gräber richtig
benachbart angelegt sind. Abb. 45: Schalen mit Bodenzeichen

Eine Schale mit Bodenzeichen aus Langenlebarn wurde jüngst von F. Preinfalk vorgestellt, wobei
auch deren Bedeutung diskutiert wird: Die geringe Anzahl und Variabilität der Zeichen schließt eine
Deutung als Töpfermarke aus, auch die Kennzeichnung einer bestimmten Art von Gefäß, da
Bodenzeichen nicht nur auf Schalen vorkommen.49 Weitere Vergleiche sind ein einfaches Kreuz auf
einer Schale aus Nové Kosariská50 und ein Kreuz mit Delle in der Mitte aus Sopron.51 Das Gittermotiv
in Rollstempeltechnik findet sich in Grafenwörth.52 Natürlich ist auch die Deutung im Sinne eines
religiös-kulturellen Kontextes immer möglich. Trotzdem scheint es möglich, dass die Gefäße markiert
wurden, die einen besonderen Inhalt aufnehmen sollten, über den wir heute nicht mehr Bescheid
wissen. In Anbetracht der Tatsache, dass Schalen sehr häufig als Deckel verwendet werden, macht
auch das Markieren des Gefäßbodens Sinn, bei der Verwendung als Deckel wird der Schalenboden
zur Schauseite.
Anzuschließen sind Gefäße, die zwar nicht außen, aber innen eine besondere Bodenzeichnung
besitzen. Bei den Gefäßen SH084a_B084 und SH022d_B022 sind dies eingeritzte Kreuze, bei den
Gefäßen SH028a_B028 und SH037d_B037 eine dreifache, bei PA56188 aus Grab A012 eine
doppelte Kreiskannelur. 55 Gefäße tragen innen ein heute noch erkennbares Grafitstreifenmuster, das
zumeist daraus besteht, dass der Rand innen und außen grafitiert ist und im Inneren der Schale ein
Kreuz- oder Sternmotiv oder hängende Winkel angebracht sind. Die Zahl der ursprünglich in dieser Art
verzierten Gefäße lag vermutlich einst wesentlich höher. 30 Gefäße sind durch schräge und
waagrechte Facettierung verziert, vier Gefäße tragen Knubben und nur 12 Einzugschalen sind auf
andere Art verziert.
8.1.1.1 Bauchige Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil

MK3080 PA42659 PA45317b SH044b SH054d

Bauchige Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch kugeligen Gefäßaufbau
und eingezogenen Rand aus, der zum Mundsaum hin leicht s-förmig gerade gerichtet oder leicht nach
außen geneigt ist. Drei der sieben Schalen dieser Variante zeigen eine leichte Omphalosbildung. Mit
49
Preinfalk F. 2003, 65 f., Taf. 48.
50
Pichlerová 1969, Taf. 34/2.
51
Eibner-Persy 1980, Taf. 5/1.
52
Lochner 1988, Taf. 3/3.

53
Statzendorf Keramik-Typographie

einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,8 handelt es sich um relativ hohe Schalen. Vertreter dieser
Variante sind zwischen 5,3 und 9,3 cm hoch, im Durchschnitt 6,4 cm und zwischen 9,1 und 14,2 cm
breit, im Durchschnitt 10,9 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,15 bis 0,8 l, im Durchschnitt
fasst diese Variante 0,35 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Schalenvariante nur bei kleinen
Schalen vertreten ist. Dazu zählen MK3080_Strf, PA42659_A044, PA42682_A048, PA42844_A085,
PA45317b_C062, SH044b_B044 und SH054d_B054. SH054d ist an der Schulter umlaufend durch
stehende, dreifach eingeritzte Winkel verziert, dazwischen und darunter befinden sich eingestochene
Punkte. Das Muster ist durch einen einzelnen, eingeritzten Stern unterbrochen. MK3080trägt an der
Außenseite des Bodens ein eingeritztes Kreuz, dessen zwei gegenüberliegende Winkel schraffiert
gefüllt sind. Alle übrigen Gefäße dieser Variante sind unverziert.
8.1.1.2 Bauchige Einzugschale mit konischem Unterteil

PA42983 PA45378 SH054c

Schalen dieser Variante unterscheiden sich von der vorhergehenden durch eine größere,
ausgeprägtere Standfläche ohne Omphalos und die steilkonische Gefäßwand, die Proportionen sind
mit einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,9 ähnlich. Der Rand ist leicht eingezogen und nicht
geschwungen. Bauchige Einzugschalen mit konischem Unterteil besitzen eine Höhe zwischen 3,3 und
5 cm, durchschnittlich 4,4 cm und eine Breite von 6,5 bis 9,1 cm, durchschnittlich 8,3 cm. Ihr
Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,4 und 0,14 l, durchschnittlich liegt es also bei nur 0,10 l.
Diese Variante ist offenbar bevorzugt bei den kleinen Schalen beliebt. Die vier Exemplare
PA42983_A104, PA42984_A104, PA45378_C074 und SH054c_B054 sind allesamt unverziert.
8.1.1.3 Einzugschale mit eingezogenem Unterteil

PA42871 PA43042 PA45407 PA56066 SH042d

Diese Variante zeichnet sich durch normale Proportionen und einen konischen, eingezogenen
Gefäßunterteil aus. Durchschnittlich sind die Einzugschalen mit eingezogenem Unterteil 7,8 cm hoch
(6,1 bis 9,3 cm) und 19,3 cm breit (13,8 bis 26,5 cm). Sie fassen zwischen 0,39 und 2,41 l, im
Durchschnitt 1,13 l. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:2,5. Bei drei Gefäßen ist der Rand innen
schräg abgestrichen. Folgende sechs Gefäße zählen zu den Einzugschalen mit eingezogenem
Unterteil: PA42871_A091, PA43042_A115, PA45407_C081, PA56066_GA11, PA86343_D018 und
SH042d_B042. Drei der Gefäße sind durch Grafitstreifenmuster verziert (PA56066, PA86343 und
SH042d). Die Schale PA43042 trägt außen ein Winkelband aus dreifachen Einstichreihen, die durch
Rollstempel angebracht wurden, unter jedem Winkel sitzt eine doppelte Delle. Innen ist der Boden
durch ein Hakenmotiv aus gleichen Einstichreihen, einfach und dreifach, verziert. An der Wand ist
innen ein Winkelband aus doppelten Einstichreihen angebracht, über jedem randseitigen Winkel sitzt
eine doppelte Delle, unter jedem bodenseitigen eine einfache Delle.

54
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.4 Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil

MK3081 PA38336 PA56172 PA56200 PA56210


Die normal proportionierten Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil besitzen ein
kalottenförmiges, also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil. Vertreter dieser Variante sind mit
folgenden Maßen zu finden: Die Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die
Breite liegt zwischen 10,5 und 29,3 cm, im Durchschnitt bei 18,1 cm. Das Fassungsvermögen bewegt
sich zwischen 0,14 und 3,66 l, durchschnittlich können 1,16 l Inhalt in Schalen dieser Variante gefüllt
werden. Das Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:2,3.
Zu den Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zählen 74 Gefäße, MK3081_Strf,
PA38264_A009, PA38275_A011, PA38298_A027, PA38299_A027, PA38300_A027, PA38307_A030,
PA38336_A008, PA38348_A017, PA42645_A042, PA42668_A046, PA42686c_A049,
PA42714_A055, PA42730_A061, PA42737_A061, PA42778_A071, PA42798_A074, PA42810_A076,
PA42832_A083, PA42859_A089, PA42899_A094, PA42917_A097, PA43100_B126,
PA43114b_B131, PA43181b_B139, PA43194_B141, PA43197_B141, PA43221_B144,
PA43239_B146, PA45055_C020, PA45058_C020, PA45089_C026, PA45211_C043,
PA45260_C051, PA45426_C083, PA56077_C084, PA56095_GD01, PA56121_GD08,
PA56157_A002, PA56172_A010, PA56177_A011, PA56185_A012, PA56196_A015, PA56200_A016,
PA56210_A021, PA56211_A022, PA56220_A028, PA56227_A029, PA56228_A029, PA56244_A036,
PA56259_A038, PA56266_A039, PA56282_Strf, SH008a_B008, SH013a_B013, SH016a_B016,
SH022d_B022, SH024b_B024, SH027b_B027, SH028a_B028, SH028c_B028, SH037b_B037,
SH037d_B037, SH042b_B042, SH043a_B043, SH051e_B051, SH051f_B051, SH053c_B053,
SH057b_B057, SH058b_B058, SH059b_B059, SH064f_B064, SH084a_B084 und SH105b_B105.
Im Normalfall geht die Wand mehr oder weniger übergangslos in die gerade, innen oft leicht gewölbte
Standfläche über. Einige Gefäße zeigen eine Omphalosbildung (PA42730, PA56244, SH028c,
SH051f, SH053c, SH058b), andere eine deutlich abgesetzte, ausgeprägte Bodenbildung (PA38275,
PA38300, PA42810, PA45211, PA56172, SH022d, SH024b, SH057b, PA56259). 54 Gefäße sind
unverziert, sieben Gefäße sind durch Grafitstreifen innen dekoriert (PA45260, PA56177, PA56210,
PA56211, PA56228, PA56266, SH084a). Bodenzeichen tragen die Gefäße PA38264, PA38275,
PA56177, PA56211, PA42917, SH022d und SH024b. Bei den Gefäßen SH028a und SH037d ist der
Boden durch doppelte Kreiskannelur innen verziert. Der Rand des Gefäßes PA56259 trägt umlaufend
Fingereindrücke, so dass sich ein wellenartiger Abschluss des Gefäßes ergibt. Die Wand des Gefäßes
PA43194 ist knapp über dem Boden dreifach waagrecht getreppt, am Gefäßboden innen befindet sich
ein Gittermuster in rot-schwarzer Bemalung. Neben der komplexen Grafitstreifenverzierung der
Innenseite der Schale SH084a ist am Boden innen ein doppeltes Kreuz eingeritzt, dessen Winkel mit
Ritzlinien gefüllt sind. Kompliziert verziert ist die Schale PA38264: Die Wand ist außen durch ein
umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband mit eingeschriebenen, punktgefüllten, hängenden
Winkeln verziert, außerdem sind außen Dellenpaare eingedrückt, die durch doppelte Kannelur
verbunden sind. Der Innenboden trägt umlaufend doppelte, eingeritzte, stehende Bogen, die von
Punktreihen umgeben sind, innen eingeschrieben ist noch ein Stern aus gleichen Eindrücken.
8.1.1.5 Einzugschale mit konischem Unterteil

PA38252 PA38310 PA42872 PA56160 PA56178

Die Einzugschalen dieser Variante sind normal proportioniert (Höhen-/Breitenverhältnis 1:2,4), ihr
Unterteil ist konisch und weder nach außen noch nach innen gebogen. Der Winkel der Wand zum
Gefäßboden beträgt in etwa 45°. Vertreter dieser Variante sind mit folgenden Maßen zu finden: Die
Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im

55
Statzendorf Keramik-Typographie

Durchschnitt bei 7,8 cm (zwischen 4,5 und 13,2 cm), die durchschnittliche Breite bei 18,8 cm
(zwischen 11,7 und 32,3 cm). Das Fassungsvermögen liegt mit 1,08 l (zwischen 0,18 und 4,68 l) nahe
beim allgemeinen Durchschnitt aller Einzugschalen.
83 Exemplare können dieser Variante zugeordnet werden: MP056_Strf, PA38252_A004,
PA38310_A030, PA38316_A033, PA38317_A033, PA42664_A045, PA42687_A049, PA42692_A050,
PA42696_A051, PA42697_A051, PA42726_A059, PA42761_A066, PA42775_A069, PA42789_A072,
PA42837_A084, PA42854_A088, PA42872_A091, PA42907_A096, PA42908_A096, PA42922_A097,
PA42931_A098, PA42955_A101, PA43013_A108, PA43033_A114, PA43034_A114, PA43053_A116,
PA43057_A116, PA43067_A117, PA43073_A118, PA43097_B126, PA43112_B130, PA43130_B133,
PA43131_B133, PA43144_B135, PA43146a_B135, PA43161_B137, PA43170a_B138,
PA43170c_B138, PA43196_B141, PA43198_B141, PA43229_B145, PA45045_C018,
PA45085_C025, PA45132_C031, PA45138_C032, PA45150_C033, PA45152_C033,
PA45153_C033, PA45176_C037, PA45235_C046, PA45248_C048, PA45315_C062,
PA45397_C079, PA45409_C081, PA56074_Strf, PA56085_C085, PA56113_GD05, PA56122_GD08,
PA56160_A005, PA56178_A011, PA56187_A012, PA56190_A012, PA56247_A036, PA56284_Strf,
PA86342_D018, PA86376b_D021, SH008b_B008, SH008c_B008, SH015b_B015, SH017a_B017,
SH050b_B050, SH052a_B052, SH053b_B053, SH057c_B057, SH072b_B072, SH077a_B077,
SH089a_B089, SH103a_B103, SH104a_B104, SH105c_B105, SH110b_B110, SH113a_B113,
SH121a_B121.
MP056 und PA42908 besitzen eine ausgeprägte Standfläche, Omphalosbildungen kommen bei dieser
Variante nicht vor. Bei etwa der Hälfte der Gefäße ist der Rand innen abgestrichen. 64 Gefäße sind
gänzlich unverziert. Die Wand des Gefäßes SH089a ist an einer Stelle durchlocht.
Grafitstreifenverzierungen der Innenseite tragen die Gefäße PA43097, PA45176, PA45315, PA45409,
PA56085, PA86342 und SH057c. Bodenzeichen zieren die Gefäße PA42692, PA42696, PA42697und
PA45045 in Form eines Kreuzes, PA56074 ist durch ein eingeritztes Gitter am Boden markiert und
PA42687 durch einen Stern. An der Wand des Gefäßes PA42955 befindet sich ein eingeritztes
Zeichen in Form eines V mit Teilstrich in der Mitte, so dass es einem Krähenfuß ähnelt. PA45066 und
PA45176 sind am Rand durch schräge Kannelurbündel verziert. Zuletzt bleiben noch die plastisch
verzierten Einzugschalen: Kreuzständige, längliche Knubben sind an den Gefäßen PA56160 und
PA42931 angebracht, jeweils zwei kleine, runde Knubben zieren die Wand von SH077a. Bei Gefäß
PA42761 ist die Wand an einer Stelle zu einer kleinen Knubbe ausgezogen.
8.1.1.6 Gedrückte Einzugschale mit eingezogenem Unterteil

PA45048 PA45196 PA45297 PA56061 PA86333

Gedrückte Einzugschalen sind niedriger als ihre normal proportionierten Verwandten, das Höhen-
/Breitenverhältnis bei dieser Variante liegt bei 1:2,8. Die Wand des Unterteils ist konisch und leicht
eingezogen, der Mundsaum ist bei fast allen Exemplaren nach innen abgestrichen.
Vertreter dieser Variante sind zwischen 6,6 und 11 cm hoch, im Durchschnitt 8,1 cm, und zwischen
17,7 und 32 cm breit, im Durchschnitt 23 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,67 bis 3,82 l,
im Durchschnitt fasst diese Variante 1,65 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Variante bevorzugt
bei größeren Schalen vertreten ist. Von den sechs Schalen dieser Variante sind PA45048_C018,
PA45196_C040, PA45297_C059, PA56061_GA09 und PA86333_D017 durch ein Grafitstreifenmuster
verziert, PA45297_C059 und PA45425_C083 sind unverziert. Eventuell ist es von Bedeutung, dass
die fünf Gräber, die Schalen dieser Variante beinhalten, allesamt im Südbereich des Gräberfeldes zu
finden sind. Dies spräche für eine jüngere Datierung dieser Variante.

56
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.7 Gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigen Unterteil

PA38263 PA38295 PA56186 PA56188 PA56201

Gedrückte Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch ein kalottenförmiges,
also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil aus. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei dieser
Variante bei 1:2,7. Sie besitzen eine Höhe zwischen 5,7 und 12 cm, durchschnittlich 7,2 cm und eine
Breite von 14,2 bis 31,7 cm, durchschnittlich 20 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,17
und 4,49 l, durchschnittlich liegt es bei 1,10 l. Die Werte entsprechen den allgemein bei
Einzugsschalen zu beobachtenden Werten.
PA38263_A009, PA38295_A025, PA38351_A019, PA42655_A044, PA42673_A047, PA42782_A071,
PA42800_A074, PA42827_A082, PA42833_A083, PA42847_A086, PA42965_A103, PA43015_A108,
PA43045a_A115, PA43058_A116, PA43066_A117, PA43068_A117, PA43124_B132,
PA43152_B136, PA45161_C035, PA45184_C038, PA45203_C042, PA45221_C045,
PA45230_C046, PA45330_C065, PA45412c_C081, PA45424_C083, PA56186_A012,
PA56188_A012, PA56201_A016, PA56245_A036, SH059c_B059, SH064a_B064, SH064g_B064,
SH077b_B077, SH083a_B083 und SH088c_B088 sind dieser Variante zuzuordnen, das sind 36
Schalen.
Die Standfläche ist nur bei einem Gefäß, PA42782, leicht abgesetzt, alle anderen Gefäße haben
gerade oder leicht nach innen gewölbte Standflächen, die übergangslos an die Wandung anschließen.
Fast alle Schalen haben nach innen abgestrichene Mundsäume. PA38263 trägt als Bodenzeichen ein
Kreuz, bei dem zwei gegenüberliegende Viertel schraffiert gefüllt sind. Sechs Gefäße sind durch ein
Grafitstreifenmuster verziert (PA43124, PA45184, PA45203, PA45412c, SH064a und SH064g), alle
übrigen Schalen dieser Variante sind unverziert.
8.1.1.8 Gedrückte Einzugschale mit konischem Unterteil

PA38290 PA38294 PA42977 PA56054 PA56175

67 Schalen werden der gedrückten Variante mit konischem Unterteil zugeordnet, deren Höhen-
/Breitenverhältnis im Durchschnitt bei 1:2,9 liegt. Neben der geringen Höhe ist das konische Unterteil
charakteristisch, das weder nach außen noch nach innen zieht, sondern gerade im Winkel von etwa
35 - 40° zum Boden steht. Die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im Durchschnitt bei 7,1 cm (zwischen
4,2 und 10,7 cm), die durchschnittliche Breite bei 20,6 cm (zwischen 10,8 und 31 cm). Das
Fassungsvermögen liegt mit 1,05 l (zwischen 0,14 und 3,07 l) nahe beim allgemeinen Durchschnitt
aller Einzugschalen.
Die Gefäße MP059_Strf, PA38290_A024, PA38294_A025, PA38345_C001, PA42644_A042,
PA42706_A053, PA42721a_A057, PA42757a_A065, PA42767_A068, PA42768a_A068,
PA42850_A086, PA42885_A092, PA42896_A094, PA42918_A097, PA42919_A097, PA42924_A097,
PA42939_A099, PA42948_A100, PA42963_A103, PA42974_A104, PA42977_A104, PA43001_A106,
PA43023_A109, PA43088_B124, PA43090a_B124, PA43090b_B124, PA43170b_B138,
PA43181a_B139, PA43185_B140, PA43193_B141, PA43242a_B146, PA45066_C021,
PA45069_C021, PA45073_C022, PA45074_C022, PA45078_C022, PA45104_C028,
PA45163_C035, PA45209_C043, PA45219_C045, PA45252a_C049, PA45262_C051,
PA45265_C051, PA45283_C055, PA45286_C057, PA45291_C058, PA45307_C061,
PA45312_C061, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_C068, PA45353_C068,
PA45354_C068, PA56054_GA08, PA56103_GD02, PA56171_A010, PA56175_A011,
PA56260_A038, PA56265_A039, PA56270_Strf, PA56283_Strf, PA86360_D019, PA86361_D019,

57
Statzendorf Keramik-Typographie

PA86376a_D021, SH085a_B085, SH088b_B088 und SH121b_B121 gehören zu dieser Variante. Als


Bodenform kommen hier weder omphalosartig eingezogene noch solche mit abgesetztem
Standboden vor. 53 Gefäße sind unverziert, PA56103 weist eine Reparaturstelle in Form einer
doppelten Durchlochung, links und rechts eines Sprunges, auf. Elf Gefäße sind wiederum in
charakteristischer Weise durch ein Grafitstreifenmuster im Inneren verziert (PA42850, PA42939,
PA42963, PA45252a, PA45322, PA45341a, PA45352, PA56171, PA56175, PA56270, PA86360). Von
der Schale PA42977 sind zwei Tüllen erhalten, die knapp unterhalb des Randes am Gefäß ansetzen.
8.1.1.9 Hohe Einzugschale

PA38308 PA38309 PA56073 PA56176 SH034a

Die hohen Schalen mit eingezogenem Rand haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:2, ihre
Wandung weist steil, etwa im 50-60° Winkel, nach oben. Durchschnittlich sind hohen Einzugschalen
8,2 cm hoch (2,3 bis 11,8 cm) und 16,9 cm breit (3,8 bis 24 cm). Sie fassen zwischen 0,01 und 2,57 l,
im Durchschnitt 1,00 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße PA38308_A030, PA38309_A030,
PA38311_A030, PA42672_A047, PA42680_A048, PA42744a_A063, PA42831_A083,
PA43136_B134, PA45117_C030, PA56073_Strf, PA56176_A011, PA56238_A034, SH034a_B034,
SH046b_B046, SH065c_B065, SH071a_B071 und SH122b_B122. Der Boden der Schalen ist ein
gerader Standboden, im Fall der Gefäße PA38311 und SH034a ist er stark eingezogen, bei PA38309
und dem Miniaturgefäß SH122b gerundet. Nur die Schale SH034a ist verziert, in dem der Rand außen
durch ein breites, waagrechtes Grafitband bemalt ist. Hohe Einzugschalen scheinen bevorzugt im
Nordteil des Gräberfeldes verbreitet zu sein.
8.1.1.10 Einzugschale mit schräg kanneliertem bzw. facettiertem Rand

PA38354 PA42842 PA45331 PA56246 SH012c

Sämtliche Vertreter dieser Variante sind normal bis niedrig proportioniert (1:2,6) und besitzen eine
ebene Standfläche sowie eine konisches, eventuell leicht kalottenförmiges Gefäßunterteil. Folgende
Maße kommen für Vertreter dieser Variante vor: Die Höhe liegt zwischen 5,8 und 9,4 cm, im
Durchschnitt bei 7,2 cm, die Breite liegt zwischen 12,4 und 22,6 cm, im Durchschnitt bei 18,7 cm. Das
Fassungsvermögen bewegt sich zwischen 0,25 und 1,7 l, durchschnittlich können 0,96 l Inhalt in
Schalen dieser Variante gefüllt werden. Bei der Gestaltung der Randzone ist die schräge Kannelur,
die auch für die späturnenfelderzeitlichen Komplexe typisch ist,53 oft nicht so einfach von der typisch
hallstattzeitlichen, schrägen Facettierung zu trennen.
Die eher an Turbanrandschalen erinnernden Schalen sind PA45213_C044, PA45331_C065,
PA56246_A036 und PA86330_D017. Bei den übrigen Schalen ist die Kannelur in einem geringen
Winkel zum Gefäßrand, teilweise übereinanderliegend und so flach gestaltet, dass sie eher als
Facettierung angesprochen werden kann. Dies betrifft die Gefäße PA38354_A037, PA42842_A085,
PA42897_A094, PA42940_A099, PA43035_A114, PA43114a_B131, PA43118_B131,
PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_B142, PA43210_B142, PA43218_B143,
PA45173_C036, PA45342_C067, PA56070_Strf, PA56139_GD13, PA56140_GD13, SH012c_B012,
SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054 und SH082a_B082. Zusätzlich zur
gestalteten Randzone ist lediglich das Gefäß PA86330 mit einem Grafitstreifenmuster im Inneren
versehen. Außerdem trägt es an der Gefäßwand zwei Löcher einer Reparaturstelle.

53
Wewerka 2001, 24 f.

58
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.11 Einzugschale mit waagrecht facettiertem Rand

PA43238 PA45102 PA45400c

Drei Schalen weisen eine waagrechte Facettierung der Randzone auf, wobei auch hier die Grenzen
zwischen Kannelur und Facettierung nicht einfach zu ziehen sind. PA43238_B146 ist am Rand
fünffach facettiert, PA45102_C028 dreifach und PA45400c_C080 lediglich zweifach. Die einzige
komplett erhaltene Schale dieses Typs ist 7,4 cm hoch und 19,4 cm breit. Sie fasst 1,02 l. Schalen mit
waagrecht facettierter Randzone sind im Kalenderbergraum nicht gerade häufig anzutreffen, einige
Vergleichsbeispiele gibt es aber dennoch, etwa in Bad Fischau54 und Loretto.55 Aus Sopron sind
Fußschalen mit eingezogenem Rand und waagrechter Facettierung der Randzone bekannt.56 In
Kleinklein werden die Schalen mit Facettierung als kennzeichnendes Merkmal für die ältere Phase 1
des Gräberfeldes gewertet.57
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand
18 Schalen des Gräberfeldes besitzen einen deutlich ausladenden Rand, sie sind nach Form und
Verzierung in weitere vier Varianten zu gliedern, den kalottenförmigen Schalen mit ausladendem
Rand, den einfachen Schalen mit ausladendem Rand, den Schalen mit ausladendem Rand und
Randverzierung, den Stufenschalen und den innenverzierten Stufenschalen.
8.1.2.1 Kalottenförmige Schale mit ausladendem Rand

PA56281 SH002a SH049c

Die drei Schalen dieser Variante besitzen einen Gefäßkörper, der mit seiner kalottenförmigen
Grundform sehr an die Einzugsrandschalen erinnert, besitzt jedoch einen aufgesetzten, trichterförmig
nach außen ausladenden Rand. Zwei der Gefäße, SH002a_B002 und SH049c_B049 sind unverziert,
PA56281_Strf besitzt auf dem nach außen gebogenen Rand eine Verzierung aus sieben dreifachen
Kannelurbündeln. SH002a ist mit 5,8 cm Höhe und 14 cm Randdurchmesser deutlich kleiner als die
anderen beiden Gefäße, es fasst 0,35 l. SH049c hat einen Randdurchmesser von 35 cm, PA56281 ist
12 cm hoch, hat einen Randdurchmesser von 32 cm und fasst 2,49 l. Am ehesten vergleichbar ist
diese Form mit Schalen aus Gemeinlebarn58 und Maiersch.59 Vergleichbar ist die Form mit den
Trichterrandschalen im Inn–Salzach–Raum, die vorrangig aufgrund der Verzierung in die Frühphase
der Hallstattkultur gestellt werden, jedoch Vorläufer in der Urnenfelderkultur finden.60

54
Klemm 1992, Taf. 55/452.
55
Nebelsick 1994a, Fundstelle 3, 25, 37, 116.
56
Eibner-Persy 1980, Taf. 66/2, 4.
57
Dobiat 1980, 114 f.
58
Szombathy 1890, Fig. 69, 70.
59
Berg 1962, Taf. 24/4.
60
Stöllner 2002, 193 f.

59
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.2.2 Einfache Schale mit ausladendem Rand

PA38346 PA42855 PA45240 PA56124 PA56155


Die sechs einfachen Schalen mit ausladendem Rand zeichnen sich durch eine gerade bis leicht
konkave Gefäßwandung aus, deren Rand nach außen gerade abschließt oder leicht nach außen
waagrecht abgeknickt ist. Es handelt sich um die Gefäße PA38346_C001, PA42855_A088,
PA45240_C047, PA56079a_C084, PA56124_GD08 und PA56155_Strf. Die Ränder der Schalen
PA56079a und PA56124 sind grafitiert, im Inneren der Schale befindet sich ein Grafitstreifenmuster.
Die übrigen Schalen sind unverziert. Der Randdurchmesser schwankt zwischen 9,4 und 26 cm, der
mögliche Gefäßinhalt liegt zwischen 0,08 und 1,09 l. Schalen dieser Art begegnen außer in
Statzendorf noch in Rabensburg61 und Maiersch.62 In Bad Fischau ist vor allem die Miniaturform
gebräuchlich.63
8.1.2.3 Schale mit ausladendem Rand und Randverzierung

PA38344 PA56057 PA56060 PA86384

In der Form identisch, jedoch mit etwas breiterem Rand, der die Ritzverzierung in Form von gefüllten
Winkeln aufnehmen kann, sind die Gefäße PA38344_C001, PA56057_GA08, PA56060_GA09 und
PA86384_StrfD gestaltet. Der Boden des Gefäßes PA38344 ist durch eine vierfache Kreiskannelur
gestaltet, PA86384 zeichnet sich zusätzlich durch ein Grafitstreifendekor aus. Der Randdurchmesser
dieser Gefäße liegt zwischen 22 und 30 cm, der Inhalt zwischen 0,91 und 2,58 l. Verzierung und
Randgestaltung dieser Variante begegnen häufiger auf Fußschalen der Kalenderberggruppe, zu den
Vergleichen ohne Fuß zählen Exemplare aus Nové Kosariská,64 Maiersch65 und Gemeinlebarn,66
einige Vergleiche weisen auch in westlichere Gebiete.67
8.1.2.4 Stufenschale

PA38281 PA45160
Die Stufenschalen zeichnen sich durch ihren ausladenden Rand und den doppelt bzw. einfach
getreppten Gefäßkörper aus. Das Gefäß PA38281 aus Grab A018 ist unverziert. Es ist 6 cm hoch, der
Randdurchmesser beträgt 19 cm und es fasst einen Inhalt von 0,32 l. PA45160 aus Grab C035 ist rot-
schwarz bemalt. Außer dem schwarzen Boden und Rand sind dreifache, hängende Winkel aus
schwarzer Farbe auf rotem Grund charakteristisch. Mit 8,3 cm Höhe, 29 cm Randdurchmesser und
1,35 l Fassungsvermögen ist es wesentlich größer als das andere Exemplar seines Typs.
Stufenschalen sind im Kalenderbergraum eine Seltenheit. Ein ebenfalls innen bemalter Vertreter ist
ein Streufund aus Maiersch.68
61
Kerchler 1977, Taf. 25/2 und 26/2.
62
Berg 1962, Taf. 8/5.
63
Klemm 1992, Taf. 16/88, 18/115, 38/283, 44/312.
64
Pichlerová 1969, Taf. 34/6.
65
Berg 1962, Taf. 6/6, 37/4, 37/7.
66
Szombathy 1890, 70 f., Fig. 68-71.
67
Stöllner 2002, 193.
68
Berg 1962, Taf. 50/4.

60
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.2.5 Innenverzierte Stufenschale

PA38254 PA45167 SH037c

An die einfachen Stufenschalen anzuschließen sind jene, die sich durch besonders umfangreiches
Dekor auszeichnen. PA38254 aus Grab A006 ist am Innenrand durch umlaufende, doppelte,
eingeritzte Winkel verziert, der Boden ist doppelt gestuft, über jeder Stufe läuft eine Reihe
eingestochener Punkte, am Gefäßboden verläuft eine horizontale Linie eingestochener Punke, auf der
doppelte, stehende Winkel sitzen. SH037c aus Grab B037 ist in der Mitte der Wandung doppelt
getreppt, vom Rand und von der untersten Treppe hängen dreifache, geritzte Bögen. Die Treppen
sind durch kleinere, stehende, dreifach geritzte Bögen markiert. In der Bodenmitte befindet sich ein
siebenzackiger Bogenstern aus dreifacher Ritzlinie, an die Wand anschließend ein Winkelband aus
Einstichen. PA45167 aus Grab C035 ist ebenfalls in der Mitte der Wandung doppelt getreppt, auch
der Übergang zum Boden ist durch doppelte Treppung markiert. Der Rand der Stufenschale ist durch
eingestochene Kreisaugen verziert. Vom Rand und der Treppung hängt eine Bogengirlande aus
dreifacher Ritzlinie, die von Fingernagelkerben begleitet wird. Um den Boden sind wieder Kreisaugen
eingestochen. Mit 23 bis 29 cm Randdurchmesser handelt es sich bei allen drei Schalen um große
Objekte, sie fassen einen Inhalt zwischen 1,66 und 3,88 l. Als Vergleich soll eine Stufenschale aus
Maiersch genannt werden, deren Rand ebenfalls verziert ist.69
Stufenschalen sind typische Bestandteile der Hallstatt C – zeitlichen Grabkeramik in Südwest-
deutschland,70 wo sie allerdings zumeist stärker profiliert und tiefer ausgeführt werden, und kommen
vereinzelt auch in der Horákov – Kultur vor.71 Die Keramik ist dort typischerweise durch geometrische
Ritzlinien, Stempel- und Kerbschnittmuster sehr reich verziert und zudem noch bemalt. Tendenziell
dürften die Stempel- und Kerbschnittverzierungen älter als die einfacheren Ritzverzierungen sein,
wobei dieser Tendez einige gut datierte Grabfunde widersprechen.72 Funde einfach und doppelt
getreppter Stufenschalen mit Rollstempel und Ritzverzierung stammen aus den Gräbern von
Mitterkirchen73 sowie weiter westlich aus dem Inn–Salzach–Raum. T. Stöllner legt sich auf eine
Datierung zwischen Ha C und D1 fest.74
PA45167 zählt nach T. Stöllner zum Typ der Knickwandstufenschalen, die durch konkav eingezogene
Wandungsteile charakterisiert sind, die durch einen deutlichen Absatz voneinander getrennt sind.
Stufenschalen dieser Formausprägung sind bereits seit der späten Urnenfelderzeit (HaB2 – B3)
bekannt und sind für die frühe Phase der Stufe Hallstatt C charakteristisch.75
8.1.3 Große, bemalte Schale
Das Gefäß PA38282 aus Grab A019 ist das einzige, das als große, bemalte
Schale bezeichnet werden kann. Es trägt unterhalb des Randes einen
kleinen, englichtigen Henkel, der eher dekoratives als funktionelles Element
ist und daher wird das Gefäß auch mit den Schalen und nicht mit den
Henkelschalen behandelt. Der Rand ist schwarz bemalt, darunter liegen
hängende Dreiecke, der Bauch ist rot mit schwarzem Gittermotiv, darunter
verläuft wieder ein breiter, horizontaler schwarzer Streifen. Die Schale ist 21
PA38282
cm hoch, 32 cm breit und fasst ein Volumen von 9,82 l.

Große Henkelschalen sind hauptsächlich auf das Gebiet östlich und südöstlich des Wienerwaldes
beschränkt.76 Am ehesten vergleichbar ist eine Schale aus Bad Fischau,77 die ein Winkelband trägt,
und ein Gefäß aus Weiden, ebenfalls mit Winkelband.78

69
Berg 1962, Taf. 37/6.
70
Kossack 1959; Zürn 1957.
71
Podborský 1974, 392.
72
Dämmer 1978, 28 f.
73
Leskovar 1998, 39 ff.
74
Stöllner 2002, 192 ff.
75
Stöllner 2002, 109.
76
Klemm 1992, 77.

61
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung

PA38321 PA38322 PA38323 PA38324 PA42742a

Sechs Schalen mit westlich geprägter Verzierung sind vom Gräberfeld Statzendorf bekannt, wobei
fünf aus demselben Grab stammen. PA38320 – PA38224 wurden in Grab A035 gefunden, PA42742a
stammt aus Grab A062. PA38320 ist der Form nach zwar eher den Schüsseln zuzuordnen, aufgrund
der ähnlichen Verzierung und des Grabzusammenhangs wird das Gefäß aber ebenfalls in die Gruppe
der großen Schalen mit westlich geprägter Verzierung gestellt. Mit 23 cm Höhe und 44 cm
Bauchdurchmesser sowie 18,22 l Fassungsvermögen ist es das größte der Gruppe. Der Rand ist
schwarz bemalt, darunter befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, in der schraffierte, hängende
Dreiecke eingeschrieben sind. Am Gefäßkörper darunter befinden sich drei hängende
Bogengirlanden, doppelt geritzt, die ersten beiden sind schraffiert, die dritte mit senkrechten
Strichbündeln verziert. Zwischen den Girlanden ist das Gefäß abwechselnd schwarz bemalt und rot
belassen.
PA38321 ist 11 cm hoch, hat einen Bauchdurchmesser von 29 cm und 3,9 l Fassungsvermögen. Das
Gefäß trägt eine im Stil ähnliche Verzierung: Zwischen zwei waagrechten Ritzlinien befinden sich
doppelte Kreisaugen, darunter hängen Dreiecke aus eingestochenen Dreiecken, umgeben von einer
doppelter Ritzlinie, die mit Kerben gefüllt ist. Jedes Dreieck ist durch ein doppeltes Kreisauge
abgeschlossen. Unter dieser Verzierung verläuft ein Winkelband aus einer doppelter Ritzlinie, das mit
dreifachen, geritzten Winkeln gefüllt ist. Die Winkel werden wiederum durch Kreisaugen
abgeschlossen.
PA38322 und PA38323 sind in den Dimensionen fast identisch, 11 bzw. 9 cm hoch erreichen beide
Gefäße einen Bauchdurchmesser von 24 cm und fassen in etwa 2,5 l. PA38322 ist durch ein
Rahmenmotiv verziert. Ein Rahmen ist durch ein Andreaskreuz aus doppelten Ritzlinien
gekennzeichnet, gefüllt mit quer dazu verlaufenden Leitersprossen, die Zwickel sind mit ebensolchen
Winkeln gefüllt, darin eingeschrieben befinden sich geritzte, gefüllte Winkel. Alle Winkel sind durch
kleine Dellen markiert. Zwischen den Rahmen mit dem Hauptmotiv befinden sich in schmäleren
Rahmen jeweils drei übereinanderliegende, eingeritzte, schraffierte Sanduhren.
PA38323 ist in Rollstempeltechnik verziert: Unterhalb des Randes befindet sich eine doppelte,
waagrechte Linie, darunter zweimal doppelte, hängenden Bogen in gleicher Technik. An den oberen
Enden der Bogen befindet sich jeweils ein doppeltes Kreisauge.
PA38323, das letzte Gefäß aus Grab A035, ist mit 5,1 cm Höhe und 13 cm Bauchdurchmesser das
kleinste Gefäß. Es fasst 0,41 l. Seine Wand ist außen rot und schwarz bemalt, unter dem Rand
befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, die mit einem Winkelband aus eingeritzten, vierfachen
Linien gefüllt ist. Darunter schließen zwei doppelte Reihen hängender Bogen an, die jeweils mit
Kerben gefüllt sind und so ein Leitermotiv ergeben. Die Fläche zwischen den beiden Bogengirlanden
ist schwarz bemalt.
PA42742a ist 11 cm hoch und 27 cm breit, es fasst 3,65 l. Das einzige Gefäß dieser Gruppe aus
einem anderen Grab, A062, hat unterhalb des Randes eine waagrechte, doppelt eingeritzte Linie, die
durch Dreiergruppen senkrechter Kerben gefüllt ist. Darunter befinden sich zweimal doppelt
eingeritzte, hängende Bogengirlanden mit eingeschriebenen Kerben, die ein Leitermotiv bilden. An
den oberen Bogenenden sitzt jeweils eine kleine Delle.
Schalen ähnlicher Form und Verzierung stammen aus Grafenwörth,79 wo außen an der Gefäßwand
ein Rahmenmuster mit Andreaskreuzen in Rollstempel und Kreisaugentechnik angebracht ist, und in
Maiersch,80 wo hängende Bögen in gleicher Technik zu beobachten sind. Kerbschnitt, Ritzlinien und
Stempel in streng geometrischen Manier sind typisch für die Alb-Hegau-Keramik, die in

77
Klemm 1992, Taf. 18/112.
78
Pescheck 1943, Taf. 9/4.
79
Lochner 1988, Taf. 3/3.
80
Berg 1962, Taf. 38/9.

62
Statzendorf Keramik-Typographie

Südwestdeutschland verbreitet ist,81 Girlandenzier unterschiedlicher Art, in Ritzlinientechnik und


Rollstempeltechnik, oft kombiniert mit Kreisaugen, sind jedoch typisch für den angrenzenden Raum
östlich davon, im Bereich des Inns und der Salzach. Hier finden sich Verzierungen dieser Art auch auf
ähnlichen Keramikgefäßen wie in Statzendorf, nämlich den schwach geschweiften Schüsseln.82
8.1.5 Knickwandschalen

PA42998 PA43254 PA56161 SH030b SH030d

Die Knickwandschalen besitzen ein konisches Gefäßunterteil mit gerader Wandung, im oberen Drittel
befindet sich ein deutlicher Bauchknick, die Wand des Gefäßes zieht wieder gerade nach oben oder
zur Mitte, knapp vor dem Rand biegt der Rand leicht nach außen ab. Fünf Gefäße können diesem Typ
zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße PA42998_A106, PA43254_B148, PA56161_A005,
SH030b_B030 und SH030d_B030. Die Gefäße sind bis auf PA43254, das durch drei mit Gitter
gefüllte, eingeglättete, hängende Dreiecke geschmückt ist, unverziert. Fast identisch ist die Verzierung
einer Schale aus Langenlebarn, Tumulus 3.83 Die Gefäße sind zwischen 7 und 8,8 cm hoch sowie
14,5 bis 22,8 cm im Randdurchmesser breit und fassen zwischen 0,92 und 1,18 l.
Knickwandschalen sind im Kalenderbergraum selten, zwei Schalen, die in der Randgestaltung eine
gewisse Ähnlichkeit besitzen, stammen aus Grafenwörth,84 mit einer aufwändigen Verzierung
versehen sind die beiden Stücke aus Rabensburg.85 Häufig kommt dieser Typ in Maiersch vor.86

81
Keller 1939.
82
Stöllner 2002, 185 f., Verbreitungskarte Abb. 87.
83
Preinfalk F. 2003, Taf. 47.
84
Lochner 1988, Taf. 5, 2 und 5.
85
Kerchler 1977, Taf. 32/3 und 32/4.
86
Berg 1962, Taf. 37/13, 14, 38/1-8.

63
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2 Kegelhalsgefäße
Charakteristisch für die Kegelhalsgefäße ist der mehr oder minder hohe, kegelförmige Hals, der
zwischen dem breiten, trichterförmig oder waagrecht ausladenden Rand und der zumeist deutlich
abgesetzten Schulter-/Bauchpartie liegt. Kegelhalsgefäße besitzen eine doppelkonische Grundform,
ihr Bodendurchmesser ist meist wesentlich kleiner als der Randdurchmesser, den größten
Durchmesser erreichen sie am Schulter-/ Bauchumbruch.87
Kegelhalsgefäße sind Großgefäße, deren praktische Funktion am ehesten im Bereich der
Vorratswirtschaft und der Nahrungszubereitung zu suchen ist.88 In Zusammenhang mit weiteren
Elementen eines Trinkgeschirrsets sind Kegelhalsgefäße als Mischgefäße zu interpretieren, in denen
Wein mit Wasser und Gewürzen versetzt wurde.89 Henkelschalen als Schöpfgefäße in den
Kegelhalsgefäßen legen nahe, dass diese Funktion im Grab dargestellt wurde. Regelhaft sind
Kegelhalsgefäße als Leichenbrandbehälter benutzt worden, 17-mal geht dieser Befund aus den 53
Beschreibungen des Gefäßes, das den Leichenbrand enthielt, hervor.
Das Kegelhalsgefäß ist der zweithäufigste Typ des Gräberfeldes Statzendorf. In 185 Gräbern sind
Kegelhalsgefäße belegt, wobei in 132 Gräbern nur ein Kegelhalsgefäß vertreten ist, in 41 Gräbern je
zwei, in 10 Gräbern drei und in je einem Grab vier (D018) und fünf (A036). Der durchschnittliche
Sozialindex der Gräber mit Kegelhalsgefäßen liegt bei 27,4 (allgemeiner Durchschnitt 21,4).
Die Kegelhalsgefäße wurden nach ihrer Profilierung und der Gestaltung des Halses in vier Typen
gegliedert, die sich dann nach den Proportionen in Varianten aufteilen. Die Grenzen zwischen den
Varianten sind fließend. Die Typen werden als Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung und als
Kegelhalsgefäße mit hohem, mittleren und niedrigem Hals umschrieben. Der Großteil der in Typen
und Varianten aufzugliedernden Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit hohem Hals (122 Vertreter bzw. 61
%), von denen 71 (58 %) normal proportioniert sind, 19 gehören der gedrückten Variante, zwölf der
kugeligen Variante, neun der breiten Variante mit breitem Hals, sechs der kugeligen Variante und fünf
der kugeligen, abgesetzten Variante an. 35 Kegelhalsgefäße (18 %) sind niedrige Kegelhalsgefäße,
13 kugelige, acht normal proportionierte, und je sieben hohe und gedrückte Vertreter bilden die
Varianten. Flau profilierte Typenvertreter sind im Gräberfeld 23-mal zu finden (12 %), elfmal in
kugeliger, fünfmal in gedrückter, viermal in hoher Variante und dreimal mit Knick. Die Kegelhalsgefäße
mit mittlerem Hals stehen typologisch sozusagen zwischen den Gefäßen mit hohem und niedrigem
Hals und sind mit 16 Vertretern die kleinste Gruppe. Sechs der Gefäße sind normal proportioniert, vier
kugelig und je drei gedrückt und hoch. Die letzte Gruppe bilden drei eher untypische Gefäße mit
Henkel, die als eigene Gruppe beschrieben werden.

mit flauer Profilierung

mit hohem Hals

mit mittlerem Hals


normal

mit niedrigem Hals mit Knick

kugelig abgesetzt

mit Henkel kugelig

hoch

Fragment gedrückt

breiter Rand
0 20 40 60 80 100 120 140

Abb. 46: Häufigkeit einzelner Kegelhalsgefäßtypen und -varianten

Folgende 86 Kegelhalsgefäßfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet


werden: MK3086_Strf, PA38328a_D001, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA42734_A061,
PA42745_A063, PA42841_A085, PA42866_A090, PA42910b_A096, PA42921_A097,
PA42949b_A100, PA42982_A104, PA43017b_A108, PA43102_B127, PA43129_B133,
PA43148_B136, PA43156_B137, PA43165_B138, PA43190_B141, PA43191_B141, PA43205_B142,
87
Klemm 1992, 30ff.
88
Barth 1992, 56 ff.
89
Kaus 1981, 38.

64
Statzendorf Keramik-Typographie

PA43226_B145, PA45054_C020, PA45062_C021, PA45081b_C024, PA45091_C027,


PA45093_C027, PA45097_C028, PA45101_C028, PA45130_C031, PA45141_C032,
PA45156_C034, PA45158_C035, PA45174_C037, PA45181_C038, PA45206_C043,
PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45251_C049, PA45254_C049, PA45269_C052,
PA45281_C055, PA45328_C065, PA45343d_C067, PA45363a_C072, PA45379a_C074,
PA45384a_C075, PA45393b_C078, PA45412b_C081, PA45417_C082, PA45420_C083,
PA56049a_GA04, PA56069_GA12, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56088a_Strf,
PA56088d_Strf, PA56088e_Strf, PA56094_GD01, PA56107b_GD02, PA56119a_GD08,
PA56146_GD16, PA56230_A029, PA56231_A029, PA56250a_A036, PA56250b_A036,
PA56252_A036, PA56271_Strf, PA56273_Strf, PA86329_D017, PA86346_D018, PA86347a_D018,
PA86354c_D018, PA86369_D020, PA86373_D021, PA86383_StrfD, SH008d1_B008,
SH008d2_B008, SH023d_B023, SH030a_B030, SH091c_B091, SH094a_B094, SH101b_B101,
SH110c_B110, SH111a_B111 und SH118b_B118. Bei vielen der Fragmente lassen sich
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.
Alle Kegelhalsgefäße zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 6,5 und 50 cm
hoch, im Durchschnitt 28,3 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von
7 bis 66,5 cm, im Durchschnitt 33,3 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,2
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,14 und 77,35 l, im Durchschnitt bei
14,68 l. Die Maße variierten zwischen den Typen beträchtlich. 27 Gefäße fassen unter einen Liter
Inhalt und wurden als Miniaturgefäße klassifiziert.
Kegelhalsgefäße sind in 200 von 285 Fällen (70%) grau, 23 Gefäße sind rot-schwarz bemalt, der Rest
der Gefäße ist grau mit Abweichungen ins Braune und Rötliche. Interessant ist, dass die Farbe der
Innenseite häufig eine andere ist als die der Außenseite. Etwas weniger als die Hälfte aller
Kegelhalsgefäße ist aus relativ feinem Ton geformt, bei 39 Gefäßen ist die Oberfläche geglättet, eine
geglättete Randzone kommt wesentlich häufiger vor. Bei 179 Gefäßen kann heute noch eine
Grafitierung der gesamten Oberfläche oder der Randzone beobachtet werden. Fünf Gefäße weisen
Spuren einer Feuereinwirkung auf, bei zweien ist die Wand doppelt durchlocht. Bei PA86369_D020
handelt es sich eindeutig um eine Reparaturstelle, bei PA42870 ist zwischen den Löchern kein Sprung
zu sehen.
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
Die 23 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung weisen keinen ausgeprägten Hals-/Schulterumbruch
auf, ihre Form ist aber wie die der Kegelhalsgefäße doppelkonisch. Sie sind zwischen 7,1 und 30 cm
hoch, im Durchschnitt 19,1 cm, und zwischen 9 und 47 cm hoch, im Durchschnitt 25 cm. Ihr
Fassungsvermögen beläuft sich zwischen 0,2 und 17,51 l, im Durchschnitt auf 5,22 l. In dieser Gruppe
sind vier Miniaturkegelhalsgefäße zu finden. Fast alle Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung sind in
der sehr kleinen oder kleinen Größenklasse. Bis auf ein Gefäß aus Grab C079 sind alle Gefäße im
Nordbereich des Gräberfeldes, dem älteren Bereich, zu finden. Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
und geringer Größe stehen der Urnenfelderzeit nahe, wie ausführlich von L. Nebelsick diskutiert
wird.90
8.2.1.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - gedrückte Variante

PA42944 PA45396 PA56217 PA56251 SH053c

Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,4. Folgende Gefäße zählen zu dieser
Variante: PA42944_A100, PA45396_C079, PA56217_A028, PA56251_A036 und SH053e_B053, alle
Gefäße sind unverziert.

90
Nebelsick 1994a, 28 ff.

65
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.1.2 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - hohe Variante

PA42670 PA56279 PA86382 SH055a

Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,1. Die Gefäße PA42670_A047,
PA56279_Strf, PA86382_StrfD und SH055a_B055 zählen dazu, bis auf Gefäß PA86382, das an
Schulter und Bauch durch hängende, mit Gitter gefüllte, geritzte Winkel und eingedrückte Punkte
verziert ist, sind alle Gefäße unverziert.
8.2.1.3 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - kugelige Variante

PA38347 PA42719 PA43127 PA56100 PA56183


Die kugelige Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst folgende Vertreter:
MK3084_Strf, PA38347_A017, PA42701_A053, PA42709_A054, PA42719_A057, PA43127_B133,
PA56100_GD02, PA56183_A012, SH013c_B013, SH034c_B034 und SH041a_B041. Die Form des
Gefäßunterteils ist eher kugelig als doppelkonisch. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,
PA42701 trägt am Hals sechs dreifache, geritzte Bogengirlanden untereinander, unter der untersten
befinden sich Einstiche. Bei PA43127 ist der kaum ausgeprägte Hals-/Schulterumbruch durch
kreuzständige Knubben verziert, der Hals ist doppelt waagrecht kanneliert. PA56100 trägt am Bauch
ein einfach eingeritztes Winkelband.
8.2.1.4 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - Variante mit Knick

SH005c SH097b SH105d

Die Variante mit Knick hat eine deutlich doppelkonische Form, der Rand ist kurz und trichterförmig
ausladend. Die unverzierten Gefäße SH005c_B005, SH097b_B097und SH105d_B105 gehören dazu.
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals
Die 122 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind die größte Gruppe der Kegelhalsgefäße. Sie sind
doppelkonisch geformt, ihr Hals ist deutlich von der Schulter abgesetzt. Die Höhe des Halses nimmt
etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Kegelhalsgefäße mit hohem Hals
sind zwischen 6,5 und 50 cm hoch, im Durchschnitt 32,1 cm, 8,7 bis 66,5 cm breit, im Durchschnitt
37,2 cm und fassen zwischen 0,14 und 77,35 l Inhalt (im Durchschnitt 18,56 l). Ihr Höhen-
/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,2. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, 10 Gefäße
lassen sich als Miniaturgefäße bezeichnen. Gräber mit Kegelhalsgefäßen dieses Typs sind über das
gesamte Areal verteilt, Vertreter der besonders hohen Variante sind vor allem im westlichen Mittelteil
vertreten, Vertreter der kugeligen Varianten dort und vor allem auch im Südostbereich, dem jüngeren
Teil des Gräberfeldes. Die Herkunft der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist ebenfalls aus der
Urnenfelderkultur abzuleiten, die Gefäße dürften im Verlauf der Hallstattkultur eine regional

66
Statzendorf Keramik-Typographie

differenzierte Entwicklung erfahren haben.91 Sie gehören zu den typischsten Keramikformen der
Kalenderbergkultur.
8.2.2.1 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – normal proportionierte Variante

PA38313 PA38350 PA42835 PA56051 PA56192


Mit 71 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: elf
Gefäße sind unverziert (PA38350_A019, PA42694_A051, PA42956_A102, PA43092_B125,
PA45115_C030, PA45272_C053, PA45370_C073, PA56198_A016, PA56256_A038, SH026a_B026,
SH096a_B096), bei PA42691_A050 ist lediglich der Hals oben und unten durch eine doppelte,
umlaufende, waagrechte Kannelur profiliert, bei SH024a_B024 ist der Hals-/Schulterumbruch durch
eine dreifache, waagrechte Ritzlinie markiert. Drei Gefäße sind rot-schwarz bemalt, durch
Winkelbänder oder Dreiecke (PA38249_A004, PA42784_A072, PA42835_A084), bei SH091b_B091
ist an der Schulter eine Grafitbemalung in Form eines Winkelbandes zu sehen. In Kammstrichtechnik,
zumeist durch stehende einfache und doppelte Winkel an Hals und Bauch, sind elf Gefäße verziert
(MP137_Strf, PA38279_A013, PA56192_A014, PA42711_A055, PA42880_A092, PA42890_A094,
PA45358_C070, SH006b_B006, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113). Ein einfaches
Winkelband aus Kammstrich, zusätzlich durch Dellen garniert, verziert die Gefäße PA42652_A044
und PA43027_A110, einfache Winkel am Bauch verzieren PA43235_B146. Eine komplexere
Ritzverzierung ist auf dem Gefäß PA38258_A009 zu finden. Auf dem Hals sitzen Dreiecksmotive aus
eingeritzten, gittergefüllten Dreiecken und auf der Spitze stehenden Vierecken, auf dem Bauch ein
geritztes Dreiecksmotiv, gittergefüllt, stehend und hängend ineinander verzahnt, abwechselnd mit
doppelten, stehenden Winkeln aus Kammstrich, in deren Mitte ein senkrechter Kammstrich verläuft.
PA56118_GD08 trägt am Hals doppelte, stehende Winkel aus dreifachem Kammstrich, die an den
Enden kleine Füße haben. Der Bauch ist durch senkrechte Kannelurbündel verziert, zwischen denen
Dreierreihen hängender Winkel aus Kammstrich verlaufen. Nur durch kreuzständige Knubben verziert
sind die Gefäße PA42966_A104 und SH057d_B057, SH027a_B027 trägt unter den Knubben
Kannelurbündel, SH058c_B058 zusätzlich eine doppelte Kannelur, die den Hals-/Schulterumbruch
markiert.
Die häufigste Verzierung mit 20 Vertretern ist die typische Knubben-/Kannelurbogenverzierung. Vier
Knubben sitzen jeweils an der Schulter, um die mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen.
Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In
vielen Fällen ist der obere Bereich des Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend
hervorgehoben, zusätzlich können am Hals kleine Kreiskanneluren angebracht sein. Folgende Gefäße
sind so verziert: PA38313_A033, PA38340_C001, PA42764_A068, PA42722_A058, PA42891_A094,
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, PA43119_B132, PA45145_C033, PA45191_C040,
PA45200_C042, PA45320_C063, PA56053_GA08, PA56141_GD16, PA56142_GD16,
PA86358_D019, SH023e_B023, SH070d_B070 und SH084e_B084. 13 Gefäße tragen eine andere
Verzierung in Kannelurtechnik, die Schulter von PA45289_C058 ist umlaufend schräg kanneliert, die
von PA56051_GA08 ebenfalls, allerdings unterbrochen von Kreiskanneluren. Zudem ist der Hals oben
und unten mit mehrfacher, waagrechter Kannelur profiliert. Winkelbänder und stehende Winkel am
Bauch tragen die Gefäße PA38338_A007, PA42755_A065, PA42904_A096, PA42915_A097,
PA43011_A108, PA38341_C001, PA45250_C049, PA45405_C081 und PA86339_D018. Senkrechte
Kannelurbündel zieren SH009a_B009, und senkrechte Kannelurbündel und hängende Kannelurbögen
wechseln sich an Schulter und Bauch von PA42882_A092 ab. Bei Gefäß PA45296_C059 sind die
typische waagrechte Kannelur des Halses, des Hals-/Schulterumbruches und das Winkelband aus
mehrfacher Kannelur an der Schulter durch einfache und doppelte Reihen rechteckiger Einstiche
begleitet.

91
Klemm 1992, 38.

67
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – breite Variante mit breitem Rand

PA38257 PA38355 PA42973 PA45239 SH016b

Die Variante mit breitem Rand hat mit 1:1,25 ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis.
Kennzeichnend ist der überdurchschnittlich große Randdurchmesser im Vergleich zu den anderen
Formen. Beträgt das Verhältnis von Randdurchmesser außen zu Bauchdurchmesser im Durchschnitt
aller Kegelhalsgefäße mit hohem Hals 1:1,9, liegt es bei der Variante mit breitem Rand bei nur 1:1,5.
Mit fünf von neun Gefäßen nehmen hier die Miniaturgefäße eine bedeutende Rolle ein
(PA38355_A037, PA42973_A104, PA45239_C047, PA56289_Strf, SH016b_B016). Auch die übrigen
Gefäße gehören zur sehr kleinen und kleinen Größenklasse der Kegelhalsgefäße (PA38257_A006,
PA43072_A118, PA56225_A029, SH016e_B016). Drei Gefäße sind unverziert, PA38257 ist am Hals
durch doppelte, stehende Winkel in Kammstrichtechnik verziert, an der Schulter durch hängende
Winkel in Kammstrich- und Kannelurtechnik sowie durch Dellen. PA38355 trägt an Schulter und
Bauch senkrechte Leisten, der Rand ist an zwei Seiten ausgezogen und durchlocht, so dass ein
Aufhängen möglich erscheint. PA42973 ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehend eingeritzte
Winkel verziert, die durch eingestochene Punkte gefüllt sind. SH016e trägt an der Schulter vier
längliche Knubben. PA45239 trägt ebenfalls Knubben, am Bauch ist das Gefäße durch vierfach
geritzte, stehende Winkel, begleitet von Motiven aus eingestochenen Punkten verziert. Zuletzt trägt
das Gefäß PA56289 am Hals eine waagrecht umlaufende, dreifache Kannelur und am Bauch
hängende Winkel aus dreifacher Kannelur.
8.2.2.3 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – gedrückte Variante

PA38255 PA42649 PA42994 PA45274 PA56059

Der gedrückten Variante gehören 19 Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,35. Trotz ihrer
Breite haben sie eine ausgeprägt doppelkonische Form, das Unterteil ist zumeist konkav einziehend
gearbeitet. Mittelgroße und große Größen überwiegen, es sind aber auch zwei Miniaturgefäße in
dieser Gruppe (PA45302_C059, PA45374_C073), sie sind durch schräge bzw. senkrechte Kannelur
des Schulterbereiches verziert. Die restlichen Gefäße sind PA38255_A008, PA38339_StrfA,
PA42649_A043, PA42724_A059, PA42994_A106, PA43166_B138, PA43233_B146, PA45274_C054,
PA45339_C067, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56262_A039, SH008e_B008, SH069a_B069,
SH070c_B070, SH102a_B102 und SH104b_B104. Nur drei Gefäße sind gänzlich unverziert, sechs
tragen eine sehr typische Verzierung, nämlich jeweils vier Knubben an der Schulter, um die
mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen. Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der
Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In fast allen Fällen ist der obere Bereich des
Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend hervorgehoben (PA38339, PA42724,
PA45339, PA56059, PA56065, PA56262). PA45274 zeigt das Motiv in etwas abgewandelter Form,
anstelle der Bogenkannelur sind hier unter den Knubben Spiralleisten angebracht. Charakteristisch für
diesen Typ ist auch die Verzierung mit Winkeln und Dreiecken aus mehrfacher Kannelur, die an den
Gefäßen PA42994, PA43233, SH070c, SH102a und SH104b zu beobachten ist. Häufig ist zudem der
Hals-/Schulterumbruch durch mehrfache, waagrechte Kannelur betont. Lediglich ein Gefäß trägt
außer den Knubben an der Schulter am Bauch ein mit Kammstrich eingeritztes Winkelband. Am
Bauch des Gefäßes PA38255 befinden sich schräge, eingeritzte Strichbündel, abwechselnd orientiert,
die von eingestochenen Punkten begleitet werden.

68
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.2.4 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – hohe Variante

PA38267 PA42868 PA42928 PA42995 PA45224

Die hohe Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von nahezu 1:1 und ist in der Form doppelkonisch.
Neben den sechs Gefäßen PA38267_A010, PA42678_A048, PA42868_A091, PA42928_A098,
PA42995_A106 und PA45224_C046 könnte auch das Gefäß PA38277 mit Henkel zu diesem Typ
gezählt werden. PA45224 ist ein Miniaturkegelhalsgefäß mit sehr hohem Hals, es ist etwas schief
geraten und weist an der Schulter senkrechte und schräge Kannelurbündel sowie gefüllte und
hängende Winkel auf. Zwei Gefäße tragen kreuzständige Knubben an der Schulter (PA38267 und
PA42678), PA42928 ist durch mehrfache, waagrechte Kannelur des Hals-/Schulterumbruches und
durch senkrechte und schräge Kannelurbündel an der Schulter charakterisiert, PA42868 trägt
ungewöhnliche, längliche Knubben und außerdem an Hals und Schulter stehende Winkel in
Kammstrichtechnik. PA42995 ist unverziert.
8.2.2.5 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante

PA38285 PA45042 PA45216 PA45267 PA56216

Die kugelige Variante der Kegelhalsgefäße hat im Durchschnitt einen Höhen-/Breitenindex von 1:1,2
und zeichnet sich durch den kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der dadurch entsteht, dass
der Hals-/Schulterumbruch wenig ausgeprägt ist und der Bauch kugelig geformt ist. Das
Gefäßunterteil ist kugelig bis kalottenförmig. Fast alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind
mittelgroß, eines ist den Miniaturgefäßen zuzuordnen (PA38256_A007). Es ist am Hals durch
Dreiecke aus eingedrückten Punkten, am Bauch durch Winkel dreifacher Kannelur verziert. Ansonsten
zählen noch elf Gefäße zu dieser Variante, und zwar die Gefäße PA38256_A007, PA38285_A023,
PA42651_A044, PA43085_B124, PA45042_C018, PA45082_C025, PA45169_C036, PA45216_C045,
PA45255_C050, PA45267_C052, PA45398_C080 und PA56216_A027. Drei sind unverziert,
stehende Winkel aus Kammstrich verzierten Hals und Bauch der Gefäße PA38256, PA42651 und
PA45169. Das charakteristische Knubben-/Bogenkannelurmotiv findet sich auf vier Gefäßen dieser
Gruppe (PA45042, PA45216, PA45255 und PA45267).
8.2.2.6 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante mit abgesetztem Hals

PA42888 PA45208 PA45228 PA72168 PA74271

69
Statzendorf Keramik-Typographie

Bei der kugeligen Variante mit abgesetztem Hals ist vor allem der Bauch und das Gefäßunterteil
kugelig ausgeformt. Es handelt sich durchwegs um sehr kleine Kegelhalsgefäße, bis auf
PA72168_Strf, einem mittelgroßen Exemplar. Das Gefäß ist ungewöhnlich verziert, unter dem Rand
verläuft am Hals eine dreifache waagrechte Kannelur, darunter befinden sich senkrechte Streifen aus
dreifachen Punktreihen, die jeweils abwechselnd zu hängenden und stehenden Dreiecken auslaufen.
Am Bauch verläuft eine umlaufende, doppelte Einstichreihe, darunter hängen Dreiecke aus drei- bis
vierfachen Einstichreihen, um die ein geritzter Winkel verläuft. An den Spitzen der Winkel sitzen
weitere Punkte. Zwischen den vier Winkeln prangen vier Kreuze aus doppelten Einstichreihen.
PA74271_D011 kann als Miniaturgefäß klassifiziert werden. Am Hals des Gefäßes verläuft eine
doppelte, waagrechte Reihe aus viereckigen Einstichen, am Bauch ein Winkelband aus denselben
Einstichen, begleitet von doppelten Ritzlinien. Der Boden ist durch einen leichten Omphalos markiert,
um den eine doppelte Kreiskannelur führt. PA45228_C046 ist unverziert, PA45208_C043 trägt an der
Schulter unterhalb des durch dreifache, waagrechte Kannelur markierten Hals-/Schulterumbruchs
gefüllte stehende und hängende Winkel aus Kannelur, und PA42888_A093 ist am Hals durch schräge
Bündel doppelter Kannelur und am Bauch durch kannelierte Doppelspiralen alternierend mit
Kreiskanneluren verziert.
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals
Die 16 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals belegen eine Zwischenstellung zwischen dem Typ mit
hohem und dem Typ mit niedrigem Hals. Der deutlich von der Schulter abgesetzte Hals nimmt etwa
ein Fünftel des Gefäßkörpers ein. Gefäße dieses Typs sind zwischen 16,7 cm und 38,2 cm hoch,
durchschnittlich 27,5 cm, und zwischen 21 und 42 cm breit, durchschnittlich 33,3 cm. Das Höhen-
/Breitenverhältnis ist 1:1,2. Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals fassen zwischen 2,54 und 21,45 l, im
Durchschnitt 11,25 Liter, in der Mehrheit handelt es sich um sehr kleine und kleine Gefäße, vier
gehören der mittleren Größenklasse an. Echte Miniaturformen sind nicht darunter. Gräber mit
Gefäßen dieses Typs sind vor allem in Nordbereich des Gräberfeldes zu finden, bis auf die beiden
Gräber C035 und C068, die im Südosten liegen.
8.2.3.1 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – normal proportionierte Variante

PA45349 SH043g SH045a SH067a SH099b

Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 zählen die Gefäße
PA45349_C068, SH043g_B043, SH045a_B045, SH059d_B059, SH067a_B067 und SH099b_B099.
Das Gefäß SH045a ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehende Winkel aus Kammstrich verziert,
das Gefäß PA45349 trägt am Hals dreifache, stehende Winkel aus Einstichreihen und am Bauch
schraffierte, hängende Winkel aus doppelten Einstichreihen.
8.2.3.2 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – gedrückte Variante

PA42750 PA45351 PA56195

Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4. Die unverzierten Gefäße
PA42750_ A064, PA45351_C068 und PA56195_A015 zählen dazu.

70
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.3.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – hohe Variante

PA42892 PA43050 SH052b

Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,1 umfasst drei Gefäße: A094_PA42892,
A116_PA43050 und B052_SH052b. PA42892 ist in Form eines mehrfachen Winkelbandes rot-
schwarz bemalt, PA43050 trägt am Bauch dreifache, stehende Winkel aus Kannelur und SH052b ist
am Hals durch senkrechte Striche aus mehrfachen, feinen Ritzlinien und an der Schulter durch
doppelte, stehende Winkel aus mehrfachen, feinen Ritzlinien verziert.
8.2.3.4 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – kugelige Variante

PA42663 PA43040 PA45159


Die unverzierten Gefäße A045_PA42663, A115_PA43040, C035_PA45159 und A018_PA56203
wurden zur kugeligen Variante gruppiert, die mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 ebenfalls
normal proportioniert ist, das Gefäßunterteil ist jedoch weniger doppelkonisch als kugelig ausgefallen.
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals
35 Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals, deren deutlich von der Schulter abgesetzter
Hals etwa ein Sechstel des Gefäßkörpers oder noch weniger einnimmt. Im Durchschnitt sind sie 21,8
cm hoch (11 – 38 cm) und 29,1 cm breit (13,6 – 47,5 cm) und fassen einen Inhalt von 8,97 l (0,82 –
31,08 l). Ein Miniaturgefäß ist in dieser Gruppe (PA56249). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im
Durchschnitt bei 1:1,4. Der Schwerpunkt der Verbreitung der Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals liegt
eindeutig im mittleren Westbereich des Gräberfeldes. Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals sind die
typische Form der Großgefäße in Süd- und Südwestdeutschland92 ebenso wie im Inn–Salzach–
Raum.93 Neben der Form ist die Verzierung der Gefäße durch Bemalung kennzeichnend für den
westlichen Einfluss.
8.2.4.1 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – normal proportionierte Variante

PA38246 PA38289 PA38291 PA42712 PA42807


Die Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,3) sind
PA38246_A001, PA38289_A024, PA38291_A025, PA42712_A055, PA42777_A071, PA42807_A076,
PA42869_A091 und PA45325_C063. Bis auf das unverzierte Gefäß PA42712 und das durch
senkrechte Kannelurbündel verzierte Gefäß PA38291 sind alle anderen rot-schwarz bemalt. PA45325
trägt ein Rautenmotiv, die anderen Winkelbänder und Dreiecke.

92
Klemm 1992, 41.
93
Stöllner 2002, 162 ff.

71
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.4.2 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – gedrückte Variante

PA38286 PA42870 PA42958 PA42962 SH012b


Die gedrückte, fast schüsselartige Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,65. Während
PA38286_A023, PA42870_A091 und SH012b_B012 rot-schwarz bemalt sind und jeweils ein
Winkelmuster tragen, ist die Verzierung der Gefäße PA42958_A102, PA42962_A103, PA43155_B137
und PA56071_Strf sehr ähnlich: Sie tragen an der Schulter jeweils eine horizontale Reihe einfacher
Einstiche, senkrechter Kerben bzw. Stempel in Form des Buchstabens U.
8.2.4.3 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – hohe Variante

PA42685 PA56170 PA42669 SH028e SH060c

Die hohe Variante ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 und einen sehr hoch sitzenden
Bauchumbruch charakterisiert, das Gefäßunterteil ist steil und konisch ausgeformt. Die Gefäße
PA38259_A009, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42806_A076, PA56170_A010, SH028e_B028
und SH060c_B060 zählen hierzu. Drei Gefäße (PA42669, PA42685 und SH060c) sind rot-schwarz in
Form eines Winkel- oder Dreiecksmusters bemalt, die restlichen vier Gefäße sind unverziert.
8.2.4.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – kugelige Variante

PA38247 PA42826 PA56249 SH037a SH073d

Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören mit 13 Gefäßen die meisten Kegelhalsgefäße
mit niedrigem Hals. Es handelt sich um die Gefäße B76_B076, PA38247_A001, PA38278_A012,
PA42815_A077, PA42826_A082, PA42961_A103, PA56249_A036, SH014a_B014, SH022e_B022,
SH037a_B037, SH073d_B073, SH113c_B113 und SH115a_B115. Mit einem normalen Höhen-
/Breitenverhältnis von durchschnittlich 1:1,3 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen
Gefäßaufbau unterhalb des Halses aus, der keinen deutlichen Bauchumbruch zulässt. Bis auf zwei
unverzierte Gefäße (SH022e und SH115a) sind alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals in
vielfältiger Manier verziert: Die Gefäße PA38278, PA42815, PA42826, PA42961, PA56249 und
SH073d sind rot-schwarz bemalt, durch Winkelbänder oder Dreiecke, PA42815 trägt zusätzlich ein
breites Winkelband aus mehrfacher Kannelur, an dessen untere Winkel große Dellen angebracht sind.
Die Winkel und Dellen sind von Einstichen begleitet. PA42961 trägt außer der Bemalung senkrechte
Kannelurbündel am Bauch, zwischen denen Andreaskreuze aus doppelter Kannelur verlaufen. B76
und SH037a sind identisch verziert, und zwar durch eine waagrechte, umlaufende Reihe von
rechteckigen Einstichen am Hals-/Schulterumbruch, unter der ein Winkelband in gleicher Technik
verläuft.
PA38247 trägt am Hals eingeritzte, zwei bis dreifache, stehende Winkel, die mit eingedrückten
Punkten gefüllt sind, dazwischen sind eingeritzte Kreise mit Punkt in der Mitte gestellt. Am Bauch ist
viermal ein punktgefüllter, stehender Winkel alternierend mit einem Kreuz mit erhobenen Armen

72
Statzendorf Keramik-Typographie

dargestellt, was einer anthropomorphen Darstellung gleichkommen dürfte. Die geritzte Linie ist durch
eingedrückte Punkte begleitet. Auch am Bauch findet sich als Füllmotiv der Kreis mit Punkt in der
Mitte. Ähnlich ist die Verzierung des Gefäßes SH014a, am Hals befindet sich ein eingeritztes, von
Eindrücken umgebenes Winkelband, am Bauch, von dem nicht viel im Original erhalten ist, sind
mehrfache, eingeritzte Winkel und Punktreihen ebenso zu erkennen wie ein Kreuz mit erhobenen
Armen, geritzt, von Punkten begleitet. An der Schulter des Gefäßes SH113c ist eine Winkelband aus
dreifachen, tannenzweigartigen Eindrücken angebracht, an jeder Spitze des Winkelbandes befindet
sich eine Delle.
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel

PA38277 PA45222 SH013d


PA38277 aus Grab A012 ist 32,5 cm hoch, 34,5 breit und fasst 13,02 l. Der Form nach ist es ein
Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, ungewöhnlich ist der an einer Seite des Halses oberhalb des Hals-
/Schulterumbruches angebrachte, doppelt kannelierte Henkel. Auch die Verzierung ist atypisch –
Neben der umlaufenden waagrechten Kannelierung des Halses und des Schulterbereiches sind am
Hals-/Schulterumbruch vier Knubben angebracht. Unterhalb der Knubben sind Bögen aus mehrfacher
Kannelur angebracht, die aber nicht wie üblich nach unten gebogen sind, sondern aufrecht stehen.
Ein fast identisches Gefäß wurde in Loretto, Fundstelle 25a, gefunden.94 Die typischen „Maria Rast –
Krüge“, die an Hals-/Schulterumbruch durch zwei Henkel gekennzeichnet und in der
späturnenfelderzeitlichen Gruppe Ruše II in Slowenien beheimatet sind,95 werden in Zusammenhang
mit dem Gefäße PA38277 von S. Stegman – Rajtar genannt.96
SH031d aus Grab B031 ist ein unverziertes, kugeliges Gefäß mit kurzem Kegelhals, an beiden Seiten
des Hals-/Schulterumbruches sind kleine, englichtige Henkel angebracht. Mit 16,5 cm Höhe, 19 cm
Breite und 2,46 l Fassungsvermögen gehört es zu den kleinen Kegelhalsgefäßen. Auch bei dem
Gefäß PA45222 aus Grab C045 sind zwei, allerdings etwas weitere Bandhenkel am Hals-
/Schulterumbruch angebracht. Der untere Teil des Gefäßes ist mit einer Besenstrichrauung versehen.
Es gehört zur Gruppe der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals und ist ein sehr schlanker Vertreter seines
Typs. Mit 28,5 cm Höhe und 27,3 cm Breite fasst es 8,07 l. Zwei Gefäße mit gewisser Ähnlichkeit aus
Loretto werden dort als Amphoren bezeichnet und mit Stücken aus Stillfried und Podoli verglichen, die
zwischen der mittleren und beginnenden späten Urnenfelderzeit datiert werden.97
8.2.6 Verzierungen
Fasst man die häufigsten Verzierungen der Kegelhalsgefäße zusammen, so sind 61 (30,7 %)
unverziert, 21 bemalt (10,6 %), 25 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kammstrichtechnik verziert
(12,6 %), 19 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kannelurtechnik (9,5 %), sieben Gefäße sind nur
durch Knubben verziert (3,5 %) und 33 tragen das typische Knubben-/Bogenmotiv (16,6 %). Ebenfalls
33 tragen andere Verzierungsmotive und –techniken. Die Kreuztabelle gibt die häufigsten
Verzierungsarten in Zusammenhang mit den Haupttypen der Gefäße wieder. Ein deutlicher
Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Kegelhalsgefäßtyp wird sichtbar: Knubben und Bogen
sind ausschließlich auf Kegelhalsgefäßen mit hohem Hals zu finden, Knubben als Einzelmotiv ebenso.
Geritzte und kannelierte Winkel und Bogenmotive sind ebenfalls fast ausschließlich bei den hohen
Kegelhalsgefäßen zu finden. Der überwiegende Anteil der bemalten Gefäße ist unter den
Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals zu suchen, rot – schwarze Bemalung tritt in wenigen Fällen
jedoch auch bei den Kegelhalsgefäßen mit hohem und mittlerem Hals auf.

94
Nebelsick 1994a, 69, Taf. 43, 25a/48.
95
Müller – Karpe 1959, Taf. 110-115; J. Kaerner 1989, 222.
96
Stegmann-Rajtár 1992, 73.
97
Nebelsick 1994a, 35 f.

73
Statzendorf Keramik-Typographie

Anzahl
Verzierung
Winkel Winkel
und und Knubben
Dreiecke Dreiecke und anders
unverziert bemalt geritzt kanneliert Knubben Bogen verziert Gesamt
Typ flau 19 1 3 23
hoch 23 5 22 18 6 33 17 124
mittel 12 1 2 1 1 17
niedrig 7 15 1 12 35
Gesamt 61 21 25 19 7 33 33 199

Die Kartierung der wichtigsten Verzierungstechniken und Motive hinterlässt ein einigermaßen klares
Bild: Bemalte Kegelhalsgefäße sind vor allem im mittleren Westbereich vertreten, Kegelhalsgefäße mit
Winkeln und Dreiecken in Kammstrichtechnik finden sich eher im Nordbereich. Die beliebte Knubben
und Bogenkombination ist über das gesamte Gräberfeld verteilt, einer der Schwerpunkte liegt aber im
Südostbereich der ergrabenen Fläche.

Abb. 47: bemalte Kegelhalsgefäße Abb. 48: Kegelhalsgefäße mit Abb. 49: Kegelhalsgefäße mit
Kammstrichwinkeln Knubben und Bögen

74
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3 Schüsseln
Wie die Schalen sind auch Schüsseln weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung
wesentlich größer als der Boden ist. Durch eine deutliche Schulter- und Halsausbildung lassen sie
sich als zwei- bzw. dreiteilige Gefäße beschreiben und von den Schalen abgrenzen.98 Unter den
Schüsselformen – Henkelschüsseln ausgenommen – können zwei wesentliche Grundtypen
unterschieden werden: Die schwarz-rot bemalten (Kragenrand-)schüsseln und die Schüsseln ohne
Bemalung. Schüsseln gehören zu den dritthäufigsten Typen des Gräberfeldes Statzendorf, insgesamt
konnten 261 Schüsseln vorgelegt werden, was etwa 17,6 % des Keramikmaterials entspricht.
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln
Rot-schwarz bemalte Schüsseln treten in 25 Gräber auf, zumeist ist nur ein Gefäß dieser Art im Grab.
In einem Fall jedoch zwei und einmal sogar drei. Gräber mit rot-schwarz bemalten Schüsseln haben
einen durchschnittlichen Sozialindex von 31,6, sind daher deutlich besser ausgestattet als der
Durchschnitt der Gräber (21,4). Unter den Gräbern sind sechs archäologisch als Männergräber und
drei als Frauengräber bestimmte Komplexe, was einer deutlichen Bevorzugung der Männer entspricht.
In vier Fällen ist die Verwendung der Gefäße als Urne belegt, und zwar in den Gräbern A015, A030,
A117 und B138, drei geschlechtsindifferente Gräber und ein Männergrab. S. Klemm hat in Bad
Fischau beobachtet, dass Kegelhalsgefäße mit niedrigem Rand und Kragenrandgefäße mit rot-
schwarzer Bemalung regelhaft in Verbindung mit Männerbestattungen auftreten.99 Die praktische
Verwendung der Gefäße ist durch eine Reparaturstelle in einem Fall belegt, vermutlich dienten die
Gefäße als Weinbehälter, wie im Falle von Zagersdorf nachgewiesen werden konnte.100
Die Verteilung der rot-schwarz bemalten Schüsseln ist im
gesamten Gräberfeld konstant, eine Konzentration liegt im
mittleren Westbereich.
Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln haben einen
senkrechten bis leicht trichterförmigen, kurzen Kragenrand, der
von der Schulter deutlich abgesetzt ist. Der Randdurchmesser
beträgt etwa zwei Drittel des größten Bauchdurchmessers. Der
Gefäßkörper ist kugelig, das Gefäßunterteil zumeist konisch,
leicht eingezogen oder auch kalottenförmig. Die ebene
Standfläche schließt das Gefäß nach unten ab. Nach der Höhen-
/Breitenrelation werden sechs gedrückte, elf normal
proportionierte und zwei hohe Gefäße zu Varianten
zusammengefasst. Die Formvariationen dürften weder
chronologisch noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes
eine Rolle spielen. Zehn Gefäße können aufgrund ihres
fragmentarischen Zustandes nicht eingeordnet werden. Es sind
dies die Gefäße PA38352_A019, PA42874_A091, PA43025_
A109, PA43065a_A117, PA45166_C035, PA45362_ C071,
PA45411_C081, PA45412a_C081, PA56204a_A018 und
SH029d_B029. Bei den Fragmenten ist oft nur die Bemalung der
Randzone zu erkennen, PA38352 trägt ein Winkelmotiv, bei
PA45412a sind die Winkel, die abwechselnd rot und schwarz
bemalt sind, durch Ritzlinien vorgezeichnet. PA45411 trägt ein
Rahmenmotiv mit Andreaskreuzen, deren seitliche Winkel
wiederum durch Winkel gefüllt sind. Ganz ähnlich ist das Abb. 50: rot-schwarz bemalte
Schüsseln
Fragment PA45362, von dem aber nicht so viel erhalten ist.
Die rot-schwarz bemalten Gefäße besitzen gewisse Gemeinsamkeiten in ihrer Verzierung. Bei allen
Gefäßen ist der Rand schwarz bemalt bzw. stark grafitiert und der Schulter-/Bauchbereich rot
gehalten, in manchen Fällen ist der Boden dann wiederum schwarz ausgeführt, häufig bildet ein
schwarzes, umlaufend waagrechtes Band den Abschluss des Musters der Bauchpartie. Mehrfache,
verschränkte Winkel und Winkelbänder sowie Rautenmuster sind die beliebtesten Motive. Bei einigen
Gefäßen ist nur noch erkennbar, dass sie einmal bemalt waren, das Muster jedoch nicht mehr,
vielleicht haben sie auch nie eines getragen. Interessant ist jedenfalls, dass die schwarze Bemalung
der Gefäße in unterschiedlicher Technik ausgeführt wurde. Zehn Gefäße sind mit Grafit bemalt, 19 mit
schwarzer Farbe, auf jeden Fall ohne Grafit. Ein Mischen der Techniken kommt nicht vor. Es fällt auf,

98
Klemm 1992, 48.
99
Klemm 1992, 27.
100
Rebay 2002, 80.

75
Statzendorf Keramik-Typographie

dass bei hohen Formen die Grafitstreifen bevorzugt wurden, bei gedrückten Formen die Bemalung
ohne Grafit. Grafitstreifen kommen im älteren Teil des Gräberfeldes häufiger vor als schwarze
Bemalung, die wiederum im jüngeren Teil bevorzugt verwendet wird. Bei zwei Stücken (PA45412a
und SH070b) ist die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben. In der Motivgestaltung innerhalb des
Gräberfeldes ist keine Regelhaftigkeit oder Abfolge erkennbar, allerdings ist auffällig, dass in drei
Fällen benachbarte Gräber fast identisch verzierte Schüsseln beinhalten. Das ist bei Grab C071 und
C081 der Fall, die beide Schüsseln mit Rahmenmotiv und Andreaskreuz enthielten, bei Grab A010
und A011, die beide durch ineinandergestellte, auf der Spitze stehende Rauten verziert sind, sowie
bei Grab A015 und A030, die beide Schüsseln mit Winkelmotiv und geritzter Bogengirlande
aufwiesen.
Kragengefäße und Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals gehören zu den Leitformen der älteren
Hallstattzeit in Süddeutschland,101 sie sind im Inn–Salzachgebiet ebenso heimisch102 und sind in
praktisch allen niederösterreichischen Gräberfeldern, je nach geographischer Lage, mehr oder
weniger häufig zu finden.
8.3.1.1 Normal proportionierte rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA38270 PA45149 PA45392 SH070b SH073b


Die Schüsseln dieser Variante besitzen ein konisches Gefäßunterteil, das mitunter leicht eingezogen
sein kann, einen kugeligen Bauchumbruch, der etwa in der Mitte der Gefäße sitzt und ein Verhältnis
zwischen Höhe und Breite von ca. 1:1,5. Die elf Gefäße PA38270_A011, PA38271_A011,
PA38272_A011, PA42695_A051, PA42916_A097, PA43168_B138, PA45149_C033, PA45392_C078,
SH017b_B017, SH070b_B070 und SH073b_B073 können dieser Variante zugeordnet werden. Die
Gefäße sind zwischen 9,2 und 19 cm hoch, durchschnittlich 14,3 cm, und zwischen 12 und 41 cm
breit, durchschnittlich 24 cm. Sie fassen zwischen 0,72 und 6,93, im Durchschnitt 3,31 l. Bei fünf
Gefäßen ist außer der schwarzen Bemalung der Randzone und der roten Bemalung des
Gefäßkörpers keine Verzierung mehr zu erkennen (PA38271, PA38272, PA43168, SH017b, SH073b),
bei PA45392 ist Rand und Schulter schwarz bemalt, dann folgt ein roter Streifen, und das
Gefäßunterteil ist wieder in schwarz ausgeführt. Zwischen Rand und Schulter befindet sich eine
doppelte Durchlochung im Sinne einer Reparaturstelle links und rechts eines Sprunges. PA45149
trägt ein dreifaches Winkelband, PA42695 und PA42916 sind durch mehrfache, stehende und
hängende Winkel verziert, PA38270 durch ein Motiv aus auf der Spitze stehenden, ineinander
gestellten Vierecken. SH070b trägt zwei eingeritzte, gegenläufige, dreifache Winkelbänder, die auf der
Spitze stehende Vierecke bilden. Die jeweils äußere Linie ist schwarz bemalt. Es ist neben dem
Fragment PA45412a der einzige Fall, bei dem die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben ist.
8.3.1.2 Gedrückte, rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA38280 PA38287 PA38305 PA43010 SH040b

Zu den gedrückten Vertreten der Kragenrandschüsseln gehören die sechs Gefäße PA38280_A015,
PA38287_A023, PA38305_A030, PA43010_A107, PA56173_A010 und SH040b_B040. Sie haben ein
Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7, sind zwischen 9,3 und 14 cm hoch, im Durchschnitt 11,8 cm, und
zwischen 15,7 und 25,8 cm breit, im Durchschnitt 20,3 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 1,06
und 3,47 l, im Durchschnitt bei 2,29 l. Der Gefäßkörper dieser Form ist zumeist kugelig, der
Bauchumbruch liegt in der Mitte und das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. PA38287 ist in der

101
Schreg 1998, 144 f.
102
Stöllner 2002, 176 ff.

76
Statzendorf Keramik-Typographie

Form ein wenig anders, mit dem konischen Gefäßunterteil liegt der Bauchumbruch ein wenig höher
als bei den anderen Gefäßen. Außerdem ist es das einzige Gefäß dieser Variante, das einen
englichtigen Bandhenkel trägt. Der Bandhenkel ist eher verzierendes als funktionelles Element, von
anderen Verzierungen ist nichts mehr zu erkennen. Bei PA43010 kann die Verzierung auch kaum
mehr erahnt werden, als plastisches Verzierungselement tritt am Übergang von der Standfläche zur
Gefäßunterseite eine umlaufende, dreifache, waagrechte Kannelur auf. PA56173 trägt ein Motiv aus
auf der Spitze stehende, ineinander gestellten Vierecken, SH040b ein zumindest doppeltes
Winkelband. Die Gefäße PA38280 und PA38305 sind nahezu identisch und stammen aus
benachbarten Gräbern. Unterhalb des vierfachen Winkelbandes, das Schulter und Bauch ziert, ist an
der Gefäßunterseite eine Bogengirlande aus dreifacher Ritzlinie angebracht, die von eingestochenen
Punkten begleitet ist. Bei PA38305 ist noch ein englichtiger Bandhenkel, auch hier eher als
verzierendes denn funktionelles Element, zu bemerken.
8.3.1.3 Hohe rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA43237 SH072c

Die beiden Gefäße PA43237_B146 und SH072c_B072 können als hohe Formen bezeichnet werden,
da ihr Höhen-/Breitenverhältnis bei etwa 1:1,7 liegt. Die Gefäße sind sehr groß, das Gefäß, bei dem
zumindest ein Profil vollständig erhalten ist, ist 28,5 cm hoch und 38 cm breit. Beide Gefäße sind am
Bauch durch mehrfache, stehende Winkel aus Grafitstreifen verziert.
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung
Bei 29 Gräbern wurde dokumentiert, dass die Schüssel als Behältnis für Leichenbrand, also als Urne,
diente. In Wahrheit dürfte dies viel öfter der Fall gewesen sein, denn prozentuell gesehen sind
Schüsseln mit 54,7 % die Leichenbrandbehälter, die am häufigsten vorkommen, gefolgt von
Kegelhalsgefäßen mit 24,6 %.
Schüsseln ohne Bemalung sind aus 153 Gräbern dokumentiert, 106-mal kommt nur eine, 36-mal
zwei, zehnmal drei und einmal kommen vier Schüsseln gemeinsam in einem Grab vor. Gräber mit
Schüsseln stammen 17-mal aus Männergräbern, 28-mal aus Frauengräbern und zweimal aus
Kindergräbern, sie dürften also keine geschlechterspezifische Beigabenform sein. Der
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Schüsseln liegt mit 25,5 nur leicht über dem allgemeinen
Durchschnitt von 21,4.
Alle Schüsselformen zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 4,5 und 28 cm
hoch, im Durchschnitt 14 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von
7,2 bis 41 cm, im Durchschnitt 21,9 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,6
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 17 l, im Durchschnitt bei 3,47 l.
20 Schüsseln wurden aufgrund ihres Fassungsvermögens von unter 0,65 l als Miniaturgefäße
klassifiziert.
Die Schüsseln sind überwiegend aus feinem Ton hergestellt (207 bzw. 89,2 %), bei 41,8 % der
Gefäße ist die Oberfläche, zumindest am Rand, geglättet oder poliert. 145 Gefäße (62,5 %) sind
außen grafitiert, was natürlich dazu führt, dass die Farbe der Oberfläche vorwiegend grau erscheint.
Neben grau kommen graubraune und rötliche Schattierungen vor. Vier Schüsseln weisen Spuren
sekundären Brandes auf, zwei Gefäße zeigen Reparaturstellen (PA45316 und SH091a).
Die Schüsseln werden in erster Linie nach der Gestaltung des Randes in fünf Typen gegliedert, die
dann wiederum nach ihren Proportionen in Varianten zerfallen. Die Grenzen zwischen den Varianten
sind fließend. Der häufigste Typ mit 75 Vertretern (32,4 %) sind die Schüsseln mit geradem, langem
Rand, gefolgt von den Schüsseln mit langem Kegelrand (66 Vertreter bzw. 28,5 %) und den
Schüsseln mit Kragenrand (37 Gefäße bzw. 15,9 %). Schüsseln mit kurzem, geraden Rand (21 bzw.
9,1 %) und Schüsseln mit kurzem Kegelrand (15 bzw. 6,5 %) bilden kleinere Gruppen. Alle diese
Typen werden nochmals in gedrückte, kugelige, normal proportionierte und hohe Varianten gegliedert.
18 Fragmente können keinem Typ mehr zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA43017a_A108, PA45241_C047, PA45282_C055, PA45359a_C070, PA45389_C078,
PA45394b_C078, PA45400a_C080, PA56049b_GA04, PA56056_GA08, PA56156_Strf,

77
Statzendorf Keramik-Typographie

PA56162_A005, PA56204c_A018, PA56240_A035, PA56288_Strf, PA86354a_D018,


PA86354f_D018, SH066b_B066 und SH090c_B090. Bei vielen der Fragmente lassen sich
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.

gerader, kurzer Rand


8 11

gerader, langer Rand


33 7 26

kurzer Kegelrand 6

langer Kegelrand 10 37 13
fragmentiert

hoch
Kragenrand 9 10 12

normal

18 kugelig
Fragment
gedrückt
0 20 40 60 80

Abb. 51: Häufigkeit einzelner Typen unbemalter Schüsseln

Schüsseln ohne Bemalung und ohne Henkel sind geläufige Typen, deren Hauptverbreitungsgebiet
westlich des Wienerwaldes liegen dürfte. Außer in Statzendorf sind sie einigermaßen regelmäßig in
Maiersch,103 Maissau104 und dem Fundraum Traisental105 mit den Fundstellen Langenlebarn,
Gemeinlebarn, Wagram o. d. Traisen, Franzhausen und Nussdorf o. d. Traisen vertreten. Im Gebiet
östlich davon dominieren Henkelschüsseln. Dieser Umstand
könnte durch den geographisch bedingten, stärkeren Einfluss
westlicher Strömungen auf die Keramikgestaltung zu erklären
sein. In Kleinklein gehören Schüsseln ebenfalls zur typischen
Grabausstattung.106 Innerhalb der Nekropole lässt sich die
Entwicklung von den hohen, bauchigen Schüsseln hin zu den
flachen Schüsseln mit kurzer bzw. fehlender Schulter und
scharfem Umbruch deutlich nachvollziehen. Schüsseln mit
kurzem Rand sind hingegen bereits aus der Urnenfelderzeit
bekannt.107 Das häufigere Auftreten von Schüsseln generell
wird als Indiz für eine jüngere Datierung innerhalb der
Hallstattzeit gewertet,108 wobei vor allem die Schüsseln mit
steilem Hals und linsenförmigem Körper in die mittlere bis
jüngere Hallstattzeit datiert werden.109
8.3.2.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand
Die 21 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand weisen einen
kugeligen Bauchumbruch auf, der zumeist im oberen Drittel
oder in der Mitte des Gefäßes liegt, ein konisches
Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Der Rand
nimmt etwa ein Sechstel der gesamten Gefäßhöhe ein. Die
Schüsseln sind zwischen 4,5 und 24,5 cm hoch, im
Durchschnitt 14,3 cm, und zwischen 7,2 und 32 cm breit, im
Durchschnitt 21,7 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich
Abb. 52: Schüsseln mit geradem,
zwischen 0,4 und 11,18 l, im Durchschnitt auf 3,24 l. In dieser
kurzem Rand
Gruppe sind überwiegend kleine Schüsseln zu finden, auch
103
Berg 1962.
104
Berg 1980.
105
Neugebauer 1997, 165 ff.
106
Dobiat 1980, 77 ff.
107
Wewerka 1989.
108
Preinfalk A. 2003, 103.
109
Nebelsick 1997, 80.

78
Statzendorf Keramik-Typographie

eine Miniaturschüssel. Die Schüsseln dieser Gruppe sind ausschließlich im Nord- und Mittelbereich
des Gräberfeldes verteilt.
8.3.2.1.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – normal proportionierte Variante

PA42785 PA56226 PA56233 SH013b SH022f


Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,5. Kennzeichnend ist der im oberen Drittel
gelegene Bauchumbruch und das konische Gefäßunterteil. Folgende elf Gefäße zählen zu dieser
Variante: PA42667_A046, PA42781_A071, PA42785_A072, PA43096_B126, PA56218_A028,
PA56226_A029, PA56233_A031, PA56272_Strf, SH013b_B013, SH022f_B022 und SH066a_B066.
Fast alle Gefäße sind Gänzlich unverziert, PA42667 weist an der Schulter kreuzständige, große
Dellen auf, auf dem Rand des Gefäßes SH066a befindet sich eine längliche Knubbe.
8.3.2.1.2 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – gedrückte Variante

SH084c SH109a
Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8. Die beiden Gefäße SH084c_B084
und SH109a_B109 zählen dazu, beide Gefäße sind durch mehrfache, hängende Kannelurbögen
verziert.
8.3.2.1.3 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – kugelige Variante

PA38284 PA42791 PA43098 PA56199 PA42653

Die kugelige Variante zeichnet sich durch einen kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der
Bauchumbruch sitzt in der Mitte, das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. Wie bei der normal
proportionierten Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis in etwa 1:1,5. Die Variante umfasst die acht
Vertreter PA38284_A021, PA42653_A044, PA42791_A073, PA42795_A074, PA42820_A078,
PA43036_A114, PA43098_B126 und PA56199_A016. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,
PA42653 trägt umlaufend an Schulter und Bauch eine senkrechte Kannelur, das Miniaturgefäß
PA43036 schachbrettartig angeordnet eine schräge Kannelur. PA38284 ist unterhalb des Randes
durch eine Reihe eingedrückter Punkte verziert, darunter befinden sich abwechselnd stehende und
hängende Winkel aus fünffachen Punktreihen, die wiederum von einer eingeritzten Linie begrenzt
sind.
8.3.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand
Die 75 Schüsseln mit geradem, langem Rand sind die größte Gruppe der Schüsseln. Die Höhe des
Randes nimmt etwa ein Fünftel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Schüsseln mit
geradem, langem Rand sind zwischen 5,5 und 22,4 cm hoch, im Durchschnitt 13 cm, 8 bis 35,5 cm
breit, im Durchschnitt 20,6 cm und fassen zwischen 0,16 und 10,97 l Inhalt (im Durchschnitt 2,96 l). Ihr
Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,7. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, sehr
kleine und kleine Gefäße überwiegen aber bei weitem. Neun Gefäße lassen sich als Miniaturgefäße
bezeichnen. Gräber mit Schüsseln dieses Typs sind über das gesamte Areal verteilt, allerdings liegt

79
Statzendorf Keramik-Typographie

ein deutlicher Verbreitungsschwerpunkt im Südbereich des


Gräberfeldes. Die Verlängerung des geraden Schüsselrandes
könnte demnach eventuell chronologisch zu deuten sein.
Folgende Gefäßfragmente konnten zwar dem Typ, nicht aber
einer der untenstehenden Varianten zugeordnet werden:
PA38319_A035, PA42905_A096, PA42979_A104,
PA43087_B124, PA43115_B131, PA43228_B145,
PA45047_C018, PA45057_C020, PA45063_C021,
PA45119_C030, PA45192_C040, PA45195_C040,
PA45259_C051, PA45277_C054, PA45298a_C059,
PA45300_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062,
PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07,
PA56123_GD08, PA56191_A012, PA56214_A024,
PA86331_D017 und PA86362_D019. Acht der
Gefäßfragmente sind unverziert, 16 durch Kannelur in
verschiedener Motivik, PA56123 fällt durch dreifache,
hängende Bögen in Rollstempeltechnik auf, ebenso wie
PA45277, ein Gefäß, bei dem offenbar kleine und große
hängende Winkel in Rollstempeltechnik einander abwechseln.

Abb. 53: Schüsseln mit geradem,


langem Rand

8.3.2.2.1 Schüsseln mit geradem, langem Rand – normal proportionierte Variante

PA42765 PA42803 PA42936 PA45133 PA56052

Mit 33 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: Vier
Gefäße sind unverziert (PA42802_A075, PA42830_A083, PA43055_A116, SH063a_B063), zwei
Gefäße, PA45133_C031 und PA45287_C057, tragen an der Schulter umlaufen eine senkrechte, zwei
andere Gefäße PA42803_A075 und PA45273_C053, eine schräge Kannelur. Bei PA45202_C042 ist
die senkrechte Kannelur der Gefäßschulter durch längliche Knubben unterbrochen. PA45402_C080
ist durch schachbrettartig angeordnete, stehende und hängende, schraffierte Kannelurwinkel
umlaufend verziert. Kreuzständige Knubben mit umgebender Bogenkannelur sind bei PA42936_A099,
PA42937_A099, PA43018_A108 und PA43125_B132 zu bemerken. Längliche Knubben, flankiert von
je zwei Kreiskanneluren prangen an der Schulter der Schüssel PA43012_A108. Fünf Schüsseln
tragen an der Schulter schraffierte, eingeritzte Dreiecke, PA56064_GA10 in stehender, die übrigen in
hängender Form (PA56052_GA08, PA56101_GD02, PA56115a_GD07 und SH092a_B092). Ein
dreifaches Winkelband in Rollstempeltechnik ziert die Schulter der Schüssel PA42727_A060.
Kannelurbündel, gerade und schräg, häufig kombiniert mit Winkeln aus Kannelur sowie
Kreiskanneluren und Dellen, sind äußerst beliebt und zieren in vielfältiger Weise die Schüsseln
PA42765_A068, PA42802_A075, PA42830_A083, PA43041_A115, PA43055_A116, PA45112_C029,
PA45285_C057, PA45309_C061, PA45377_C074, PA45403_C080, PA56084_C085,
PA56143_GD16, PA86374_D021, SH063a_B063 und SH086a_B086. PA38331_C005 sticht ein
wenig aus dem üblichen Rahmen heraus, die senkrechten Kannelurbündeln, die links und rechts von
kleinen Dellen flankiert werden, wechseln mit gefüllten, hängenden Winkeln ab, die in sehr feiner
Ritztechnik ausgeführt sind.

80
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand – gedrückte Variante

PA38343 PA42763 PA45077 PA45323

Die vier Vertreter der gedrückten Variante haben mit 1:2,1 ein besonders divergierendes Höhen-
/Breitenverhältnis. Als Miniaturgefäß kann PA42763_A067 bezeichnet werden, es ist in der Form
ungewöhnlich, da der lange Rand gekehlt ist und das Gefäßunterteil besonders kugelig gearbeitet ist
und einen Omphalos trägt. Schulter und Bauch tragen umlaufend hängende und stehende Winkel aus
dreifacher Kannelur, die jeweils durch senkrechte Linien aus dreifacher Kannelur getrennt sind.
Ungewöhnlich in der Form durch die harte Modellierung des Bauchumbruches ist PA45323_C063,
auch die Verzierung fällt aus dem üblichen Rahmen: Am Rand befindet sich eine doppelte Reihe
rechteckiger Einstiche, an der Schulter eine horizontal eingeritzte Linie, darunter eingeritzte,
schraffierte, stehende Winkel, zwischen denen Dellen sitzen. PA38343_C001 ist an der Schulter
durch Kannelurbündel, PA45077_C022 durch Schachbrettkannelur und vier Kreiskanneluren verziert.
8.3.2.2.3 Schüsseln mit geradem, langem Rand – hohe Variante

PA43105 PA43249 PA45311 PA56213 PA56235

Der hohen Variante gehören sieben Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5. Kleine und
mittelgroße Schüsseln sind in dieser Variante vertreten, nämlich PA38296_A027, PA43105_B127,
PA43249_B147, PA45311_C061, PA56076_C084, PA56213_A024 und PA56235_A032. Drei Gefäße
sind unverziert, PA43105 trägt umlaufend eine schräge Kannelur, PA45311 Winkel aus
Kannelubündeln, alternierend mit Dellen, die Schulter von PA56076 ist durch ein doppelt eingeritztes
Winkelband verziert, das durch eingestochene Punktreihen flankiert wird. Auch die Dellen, die
oberhalb des Winkelbandes eingeschrieben sind, sind von Einstichen umgeben. PA43249 trägt an der
Schulter zusammenhängende Rauten in Rollstempeltechnik und in den Vierecken Dellen. Eine
Parallele zu diesem Gefäß stammt aus dem Gräberfeld Linz – Posthofgründen.110
8.3.2.2.4 Schüsseln mit geradem, langem Rand – kugelige Variante

PA45044 PA45075 PA45226 SH042e

Bei der kugeligen Variante ist der mittige Bauchumbruch, der kugelige Gesamteindruck des Gefäßes
und das kalottenförmige Gefäßunterteil kennzeichnend. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt wie bei der
normal proportionierten Variante bei 1:1,7. Die fünf Vertreter dieser Variante sind PA45044_C018,
PA45075_C022, PA45188_C039, PA45226_C046 und SH042e_B042. PA45075 ist unverziert,
SH042e durch schräge Kannelur an der Schulter gekennzeichnet und PA45226 trägt schraffierte,
hängende Winkel in Kannelurtechnik. PA45188 trägt am Bauch Kammstrichwinkel, eine eher
unübliche Verzierungstechnik für Schüsseln, und PA45044 ist in typischer Weise durch kreuzständige
Knubben, umgeben von Kannelurbögen und alternierend mit Kreiskanneluren, verziert.

110
Karnitsch 1930, Abb. 11.

81
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.3 Schüsseln mit Kragenrand


Bei den 37 Schüsseln mit Kragenrand ist der kragenartige,
trichterförmig nach außen geneigte Rand kennzeichnend, der
deutlich von der nach innen geneigten Schulter abgesetzt ist.
Gefäße dieses Typs sind zwischen 5,2 cm und 27 cm hoch,
durchschnittlich 15,9 cm, und zwischen 7,8 und 40 cm breit,
durchschnittlich 23,6 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5.
Schüsseln mit Kragenrand fassen zwischen 0,11 und 15,95 l, im
Durchschnitt 4,49 l Liter, in der Mehrheit handelt es sich um
kleine Gefäße, doch kommen auch mittelgroße, große und sehr
große Gefäße vor. Ein Gefäß kann als Miniaturgefäß bezeichnet
werden (PA38266). Gräber mit Gefäßen dieses Typs sind über
das gesamte Gräberfeld verteilt, häufiger jedoch im Nordbereich
zu finden. Hohe und kugelige Formen kommen nur im
Nordwestbereich vor, gedrückte Formen ziehen sich bis in den
Südosten. Keiner Variante können die unverzierten Fragmente
PA42938_A099, PA45343c_C067 und SH121f_B121 mehr
zugeordnet werden.
8.3.2.3.1 Schüsseln mit Kragenrand – normal proportionierte
Variante
Abb. 54: Schüsseln mit
Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen- Kragenrand
/Breitenverhältnis von 1:1,5 zählen zwölf Gefäße. Der rundliche
Bauchumbruch sitzt bei dieser Gefäßvariante im oberen Drittel
oder in der Mitte, im Gegensatz zur kugeligen Variante ist aber das Gefäßunterteil konisch bis leicht
eingezogen. Die meisten Kragenrandgefäße sind unverziert (PA42772_A069, PA42883_A092,
PA42957_A102, PA42997_A106, PA43219_B144, PA45108_ C029, SH015a_B015 und
SH051a_B051). MP138_Strf trägt einen kleinen, englichtigen Bandhenkel, PA42945_A100 besitzt an
der Schulter eine doppelt geritzte, hängende Bogengirlande, die von Einstichen flankiert wird,
PA43031_A114 ist am Bauch durch Ritzlinien verziert, die wohl als Winkel zu deuten sind und
SH053a_B053 trägt an der Schulter geritzte, stehende Winkel, die mit runden Einstichen gefüllt sind.

MP0138 PA42883 PA42945 SH015a SH053a

8.3.2.3.2 Schüsseln mit Kragenrand – gedrückte Variante

PA45151 PA45368 PA56219 SH033a SH040a

Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6. Die neun Gefäße PA42736_A061,
PA45151_C033, PA45172_C036, PA45368_C073, PA56219_A028, PA56224_A028, SH033a_B033,
SH040a_B040 und SH064d_B064 zählen dazu. Sechs Gefäße sind unverziert, PA56224 trägt
lediglich einen englichtigen Henkel mit rechteckigem Querschnitt am Rand, der als Verzierung
aufzufassen ist. PA45151 ist umlaufend durch schachbrettartig angelegte, wechseln orientierte,
schräge Kannelur gekennzeichnet. PA45368 trägt hängende Winkel aus mehrfacher Kannelur unter
einem waagrechten Band aus dreifacher Kannelur, das den Rand-/Schulterumbruch markiert, und
PA45172 ist am Bauch durch senkrechte Kannelurbündel verziert, die mit gefüllten Andreaskreuzen
abwechseln. Einige der durch Kannelur vorgegebenen Linien sind in Rollstempeltechnik zusätzlich
hervorgehoben.

82
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.3.3 Schüsseln mit Kragenrand – hohe Variante

PA56264 SH065a
Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst drei Gefäße: PA56264_A039,
SH065a_B065 und SH090a_B090. Alle Gefäße sind unverziert.
8.3.2.3.4 Schüsseln mit Kragenrand – kugelige Variante

PA38266 PA38314 PA38349 PA42760 SH006a

Die im Gesamteindruck kugelig wirkenden Gefäße mit mittigem Bauchumbruch und einem Höhen-
/Breitenverhältnis von 1:1,4 sind größtenteils unverziert (PA38266_A009, PA38314_A033,
PA38349_A017PA42756_A065, PA42760_A066, PA56237_A032, SH001a_B001, SH016d_B016).
SH006a_B006 trägt am Rand einen kleinen, englichtigen Henkel, der als Rudiment aufzufassen ist,
PA42720_A057 ist an der Schulter durch eine dreifache, doppelt eingeritzte Bogengirlande, die jeweils
von einer doppelten Einstichreihe begleitet wird, verziert.
8.3.2.4 Schüsseln mit kurzem Kegelrand
15 Gefäße besitzen einen kurzen Kegelrand. Der deutlich von der nach innen gewölbten Schulter
abgesetzte Rand richtet sich nur leicht auf und zeigt nach innen. Die Höhe des Randes nimmt etwa
ein Sechstel der Gesamtgefäßhöhe oder noch weniger ein. Im Durchschnitt sind Schüsseln mit
kurzem Kegelrand 10,6 cm hoch (4,5 – 23 cm) und 17 cm breit (7,4 – 39 cm) und fassen einen Inhalt
von 2,16 l (0,1 – 15,57 l). Bis auf ein Gefäß, das zur großen Größenklasse gehört (SH082b) sind alle
Gefäße sehr klein bzw. klein, fünf Miniaturgefäße fallen in diese kleine Gruppe. Das Höhen-
/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Ein überzeugender Verbreitungsschwerpunkt dieses
Typs im Gräberfeld ist nicht auszumachen.
8.3.2.4.1 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – normal proportionierte Variante

PA42762 PA42894 PA45242 SH043b SH082b

Die fünf Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,6) sind
PA42762_A067, PA42894_A094, PA45242_C048, SH043b_B043 und SH082b_B082. PA42894 trägt
kreuzständig Knubben, die jeweils von einem hängenden Bogen umgeben sind, SH082b ist an der
Schulter durch eine doppelt eingeritzte Bogengirlande verziert, darunter läuft begleitend eine Reihe
eingestochener Punkte.

83
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.4.2 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – gedrückte Variante

PA38265 PA42860 PA43135 SH098a

Die gedrückte Variante mit vier Vertretern besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:8.
PA43135_B134 ist unverziert, die beiden Gefäße PA38265_A009 und PA42860_A089 sind durch
senkrechte Kannelur des Bauches gekennzeichnet. SH098a_B098 hat an der Schulter eine einzelne
rechteckige Knubbe, daneben verläuft eine waagrechte Reihe Einstiche und vier hängende, gefüllte
Winkel in Rollstempeltechnik.
8.3.2.4.3 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – kugelige Variante

PA38262 PA38276 PA42738 PA56159 PA054b

Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören sechs Schüsseln – es handelt sich um die
Gefäße PA38262_A009, PA38276_A011, PA42738_A061, PA56159_A002, SH035a_B035 und
SH054b_B054. Vier Gefäße sind unverziert, zwei Miniaturformen tragen in Technik und Motivik sehr
ähnliche Verzierungen: PA38262 trägt am Rand eine doppelte Reihe eingestochener, dreieckiger
Punkte und am Bauch ein umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband, begleitet von Reihen
dreieckiger Einstiche. Unterhalb des Winkelbandes befinden sich einfache, stehende Winkel,
wiederum begleitet von dreieckigen Einstichen. SH035a, ist noch kleiner, daher findet nicht ganz so
viel Verzierung Platz: Der Rand trägt eine waagrechte Reihe eingestochener Punkte, der Bauch ein
doppeltes eingeritztes Winkelband, dazwischen und daneben verlaufen eingestochene Punkte. Dafür
ist auch der Boden durch einen Kreis eingestochener Punkte verziert.
8.3.2.5 Schüsseln mit langem Kegelrand
Die 66 Gefäße mit langem Kegelrand bilden die zweitgrößte Gruppe der Schüsseln. Der Rand nimmt
ein Fünftel oder mehr der Gesamthöhe des Gefäßes in Anspruch und ist zwar von der nach innen
gewölbten Schulter deutlich abgesetzt, biegt aber ebenfalls nach innen ein. Im Durchschnitt sind sie
14,8 cm hoch (6,1 – 28 cm) und 23,9 cm breit (10 – 41 cm) und fassen einen Inhalt von 3,9 l (0,23 –
17,2 l). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Sieben sehr kleine, darunter vier
Miniaturgefäße, 29 kleine, 17 mittelgroße, zwei große und drei sehr große Schüsseln fallen in die
Kategorie der Schüsseln mit langem Kegelrand. Die Schüsseln dieser Gruppe sind über das gesamte
Gräberareal verteilt, ohne erkennbare Schwerpunkte fassen zu können.
14 Fragmente können keiner der untenstehenden Varianten zugeordnet werden: PA42846_A086,
PA42980_A104, PA43122_B132, PA43186_B140, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45249_C048,
PA45284_C056, PA45316_C062, PA56114_GD06, SH042f_B042, SH058d_B058 und
SH089b_B089. Zwei Gefäße sind unverziert (PA42980 und PA56114), die übrigen tragen
Verzierungen in Kannelurtechnik in verschiedenen Motiven. Bei der Schüssel PA45316 ist der Rand
im Sinne einer Reparaturstelle durchlocht.

84
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.5.1 Schüsseln mit langem Kegelrand – normal proportionierte Variante

PA42836 PA42930 PA42954 PA45234 PA56263

Die 37 Vertreter der normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6
zeichnen sich durch den Bauchumbruch im oberen Drittel des Gefäßkörpers und ein konisches
Gefäßunterteil aus. Es handelt sich um die Gefäße PA38332_C005, PA42836_A084, PA42923_A097,
PA42930_A098, PA42954_A101, PA42968_A104, PA42989_A105, PA42996_A106, PA43022_A109,
PA43052_A116, PA43134_B134, PA43158_B137, PA43184_B140, PA43192_B141, PA43217_B143,
PA45204_C042, PA45212_C044, PA45234_C046, PA45247_C048, PA45314_C062,
PA45423_C083, PA56072_Strf, PA56125_GD08, PA56257_A038, PA56263_A039, PA56277_Strf,
PA56278_Strf, PA86370_D020, PA86385_StrfD, SH028b_B028, SH030e_B030, SH051b_B051,
SH054a_B054, SH072a_B072, SH077e_B077, SH084d_B084 und SH091a_B091. Unverziert sind
sechs Gefäße (PA42836, PA42923, PA42989, PA43217, SH028b, SH091a), wobei SH091a am Rand
und an der Schulter vier Löcher einer Reparaturstelle besitzt. Nur durch Knubben an der Schulter sind
die Gefäße PA42954 und PA43134 verziert. Knubben mit darunter senkrecht verlaufenden
Kannelurbündeln sind an der Schulter von PA56277 angebracht. Knubben in Kombination mit
umgebenden Bogenkanneluren sowie in manchen Fällen alternierend mit Kreiskanneluren verzieren
die Gefäße PA43184, PA43192, PA45212, PA45314, PA45423, PA56257, PA56263, PA56278,
SH054a und SH084d. Hängende Winkel aus Kannelur sind bei der Schüssel PA45247 mit Dellen
kombiniert. Umlaufende, meist leicht schräge Kannelur ist kennzeichnend für die Gefäße PA42968,
PA45234, PA56125, PA86370 und SH072a. Bei Gefäß PA43158 besteht die umlaufende Kannelur
aus schachbrettartig angeordneten, gefüllten, stehenden und hängenden Winkeln aus Kannelur.
Durch Kannelurbündel bzw. winkelartig angeordneten Kannelurbündeln, häufig mit Kreiskanneluren
kombiniert, sind die Schüsseln PA38332, PA42930, PA42996, PA43022, PA43052, PA45204,
PA56072, PA86385, SH030e, SH051b und SH077e verziert.
8.3.2.5.2 Schüsseln mit langem Kegelrand – gedrückte Variante

PA42702 PA42990 PA45225 PA45264 SH005a

Die zehn Vertreter der gedrückten Variante besitzen ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis
von 1:1,9. Alle zehn Gefäße sind verziert, PA42702_A053, PA42774_A069 und PA45225_C046
tragen an der Schulter eine umlaufende, senkrechte Kannelur, bei PA45264_C051 ist die umlaufende
Kannelur durch Kreiskanneluren unterbrochen. PA45233_C046 ist nur durch kreuzständige
Kreiskanneluren verziert. PA42990_A105 trägt schachbrettartig angeordnete, gefüllte, stehende und
hängende Winkel aus Kannelur, ebenfalls umlaufend. Knubben und umgebende, dreifache
Kannelurbögen kennzeichnen PA43051_A116, bei SH005a_B005 ist die Verzierung ähnlich, nur sind
die Kannelurbögen durch hängende Winkel ersetzt. An der Schulter der Schüssel PA42843_A085
sind schräge Kannelurbündel zu Winkeln angeordnet, zwischen denen Dreiergruppen von Dellen
sitzen. Neben hängenden Winkeln aus schräger Kannelur mit dazwischenliegenden Kreiskanneluren
ist bei PA45333_C065 die Randzone durch ein waagrechtes Band eingedrückter Punkte markiert,
Punkte umgeben auch die Kreiskanneluren.

85
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.5.3 Schüsseln mit langem Kegelrand – hohe Variante

PA42728 SH074a

Die hohe Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4 und umfasst nur zwei Vertreter:
PA42728_A060 und SH074a_B074. Beide Gefäße sind in ähnlicher Weise verziert, PA42728 trägt an
der Schulter eine sehr breite, senkrechte Kannelur, SH074a trägt kreuzständig breite, dreifache
Kannelurbündel.
8.3.2.5.4 Schüsseln mit langem Kegelrand – kugelige Variante

PA42952 PA43151 PA56243 SH056a

Zur kugeligen Variante gehören vier Gefäße, es handelt sich um die Gefäße PA42952_A101,
PA43151_B136, PA56243_A036 und SH056a_B056. Mit einem normalen Höhen-/Breitenverhältnis
von durchschnittlich 1:1,6 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen Gefäßaufbau unterhalb
des Randes aus, der das Gefäßunterteil mit einschließt. PA56243 ist durch umlaufende, senkrechte
Kannelur verziert, SH056a durch senkrechte Kannelurbündel, PA42952 durch kreuzständige
Knubben, um die eine doppelte Bogenkannelur verläuft und mit Kreiskanneluren abwechselt.
PA43151 trägt senkrechte Kannelurbündel alternierend mit Kreiskanneluren.
8.3.2.6 Verzierungen
Fasst man die häufigsten Verzierungen der unbemalten Schüsseln, die sich eindeutig einem Typ
zuordnen lassen, zusammen, so sind 94 (43,9 %) unverziert, 57 (26,6 %) durch Kannelurbündeln oder
andere Motive in Kannelurtechnik verziert, 30 (14 %) durch umlaufende Kannelur, 24 (11,2 %) durch
Knubben mit umgebender Bogenkannelur, fünf in Rollstempeltechnik (2,3 %) und vier (1,8 %) in
Ritztechnik verziert. Die Kreuztabelle gibt die wichtigsten Verzierungsarten in Zusammenhang mit den
Haupttypen der Gefäße wieder.
Knubben und Bogenkannelur

Rollstempelverzierung

umlaufende Kannelur
Kannelurbündel

Ritzverzierung

unverziert

Gesamt

gerader, kurzer Rand 2 1 1 17 21


gerader, langer Rand 26 6 1 4 15 23 75
kurzer Kegelrand 1 1 1 12 15
langer Kegelrand 26 16 14 10 66
Kragenrand 2 2 1 32 37
Gesamt 57 24 4 5 30 94 214

86
Statzendorf Keramik-Typographie

Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Schüsseltyp wird sichtbar:


Kragenrandgefäße sind in der Mehrzahl unverziert, so sie nicht unter die Gruppe der bemalten
Gefäße fallen, Gefäße mit Kegelrand sind am häufigsten durch Kannelurbündel, Knubben mit
Bogenkannelur und umlaufende Kannelur verziert. Die Kombination von Knubben und Bogenkannelur
ist an den langen Rand gebunden, ebenso wie die Rollstempelzier. Die Kartierung der
Verzierungstypen erbrachte wenige überzeugende Ergebnisse. Die umlaufende Kannelur ist im
gesamten Gräberfeld, verstärkt aber im Südbereich zu beobachten, bei den verschiedenen Spielarten
der Verzierung in Kannelurtechnik, die ebenfalls im gesamten Areal vorkommen, kann die Gruppe der
hängenden Dreiecke und die der schachbrettartig verschränkten Dreiecke eher im Südbereich
festgemacht werden. Dasselbe gilt für die Gefäße mit Rollstempelzier.
8.4 Henkelschalen
Henkelschalen besitzen eine breite, niedrige Grundform mit gerader bzw. leicht einziehender
Wandung. Henkelschalen sind wie die Schalen grundsätzlich einteilig aufgebaute Gefäße, sie
zeichnen sich besonders durch den hochgezogenen Bandhenkel aus, der an der Mitte der Wandung
ansetzt und überrandständig an die Innenseite des Gefäßes geführt wird. Der Gefäßboden ist
rundlich, die Standfläche entsteht durch eine Eindellung in der Mitte des Gefäßbodens, der
Omphalosbildung, die üblicherweise auftritt. Lediglich bei 28 Henkelschalen ist kein Omphalos zu
beobachten, bei 14 Gefäßen ist er besonders scharf und tief eingedrückt. Die 162 Henkelschalen sind
zumeist aus feiner, grauer, dünnwandiger Keramik, 86 Gefäße sind grafitiert, 91 geglättet oder poliert,
in jedem Fall aber recht sorgfältig hergestellt. Nur 22 der Gefäße weisen eine Verzierung auf, zumeist
ist der Henkel mehrfach kanneliert.
Fast alle Henkelschalen können als kleine Henkelschalen bezeichnet werden. Sie sind 3,5 bis 7 cm,
im Durchschnitt 5,2 cm hoch, und besitzen einen Randdurchmesser zwischen 5,3 und 11,4 cm, im
Durchschnitt 9,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt im Durchschnitt bei 0,25 l, zwischen 0,05 und 0,43 l.
Nur sechs Henkelschalen werden zu den mittelgroßen Henkelschalen gezählt, ihre Höhe liegt
zwischen 6,2 und 10,5 cm, ihr Randdurchmesser zwischen 13,4 und 18 cm. Sie fassen mit 0,68, 0,92
und 1,85 l deutlich mehr Inhalt als ihre kleineren Verwandten. Unter den kleinen und großen
Henkelschalen kommen jeweils alle Typen gleichermaßen vor. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis beträgt bei den Henkelschalen 1:2, kugelige Henkelschalen sind etwas höher, daher
ist ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8.
Nach der Gestaltung der Form werden im wesentlichen drei Typen unterschieden, die Henkelschalen
mit Bauchknick (25 Vertreter, 15,4 %), die kalottenförmigen Henkelschalen (99 Vertreter, 61,1 %) und
die kugeligen Henkelschalen (11 Vertreter, 6,8 %). Vier Henkelschalen sind Sonderformen, sie
werden als napfartige Henkelschalen bezeichnet, 23 Fragmente sind aufgrund ihres
Erhaltungszustandes keinem Typ mehr zuzuordnen:
PA42895_A094, PA42972_A104, PA42978_A104,
PA43054_A116, PA43109_B130, PA43114c_B131,
PA43145_B135, PA43227_B145, PA45043_C018,
PA45246b_C048, PA45268_C052, PA45321_C063,
PA45364_C072, PA45379d_C074, PA56291_Strf,
PA56295_Strf, PA86351_D018, SH027c_B027,
SH085b_B085, SH096b_B096, SH096c_B096, SH104c_B104
und SH109b_B109.
Die Henkelschalen mit Knick und die kalottenförmigen
Henkelschalen sind relativ gleichmäßig über das Gräberfeld
verteilt, lediglich die kugeligen Henkelschalen zeigen eine
deutliche Konzentration im westlichen Mittelfeld, so dass eine
Datierung in die ältere Hallstattzeit wahrscheinlich wird.
In 108 Gräbern ist eine Henkelschale vertreten, in 27 Gräbern
zwei und in nur 3 Gräbern drei. Im wesentlichen ist das
Auftreten von Henkelschalen an das Vorhandensein von
Kegelhalsgefäßen gebunden, wenn das auch in 37 Fällen
nicht mehr verifiziert werden konnte. Nach dem Plan des
Gräberfeldes konnte 182-mal konnte der Befund eines
Kleingefäßes in einem Großgefäß festgestellt werden,
vermutlich eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Je
mehr Kegelhalsgefäße und Henkelschalen im Grab vorhanden
sind, desto höher ist auch der Sozialindex des Grabes. Liegt er Abb. 55: kugelige Henkelschalen

87
Statzendorf Keramik-Typographie

bei den Gräbern mit einer Henkelschale im Durchschnitt bei 28, so liegt er bei Gräbern mit mehr als
einer Henkelschale bei 33.
Die Funktion der Henkelschalen ist nun leicht zu erraten: Sie dienten in erster Linie als Schöpfgefäß,
das notwendig wurde, als die Kegelhalsgefäße zu groß wurden, um sie gefüllt hochheben und
ausschütten zu können.111 Einige Henkelschalen sind bereits aus dem späturnenfelderzeitlichen
Grabverbänden im Ostalpenraum bekannt, ebenso wie aus Siedlungen. Hohe, konische Formen mit
englichtigem oder nur wenig überrandständigem Henkel stehen am Beginn der Entwicklung, später
beeinflussen Bronzeformen mit kennzeichnenden Merkmalen wie Omphalos und Bandhenkel die
Formgebung.112 Die kleine Henkelschale ist dennoch ein hallstättischer Gefäßtyp, der an das
Erscheinen des großen Kegelhalsgefäßes gebunden ist.113 Die Henkelschalen mit Knick gelten als
kennzeichnend für die ältere Hallstattzeit, zunehmend werden sie von kalottenförmigen Henkelschalen
abgelöst. Henkelschalen mit Kehlung des Randes werden in der mittleren Hallstattzeit zur Leitform
und leiten zu den Henkelschüsseln über.114 Im Gräberfeld von Statzendorf kann lediglich festgestellt
werden, dass diese Art der Henkelschalen in einem klar umgrenzten Bereich im mittleren Westbereich
des Gräberfeldes vorkommen, während sowohl Henkelschalen mit Knick als auch Vertreter des
kalottenförmigen Typs im gesamten Gräberfeld verbreitet sind.
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick

PA42671 PA42909 PA45305 PA56063 PA86332

Henkelschalen mit Bauchknick zeichnen sich durch den scharfen Bauch-/Bodenumbruch aus, der
zumeist im unteren Drittel des Gefäßes liegt. Der darüber liegende Teil der Wand kann gerade, leicht
nach innen oder außen gewölbt sein, der Randdurchmesser des Gefäßes ist in jedem Fall geringer als
der Bauchdurchmesser. Die 25 Gefäße PA42671_A047, PA42705_A053, PA42856_A088,
PA42900_A094, PA42909_A096, PA42929_A098, PA43044_A115, PA43086_B124, PA43093_B125,
PA45072_C022, PA45245_C048, PA45305_C061, PA45329_C065, PA45421_C083,
PA56058_GA08, PA56062_GA09, PA56063_GA10, PA56205_A019, PA86332_D017,
PA86340_D018, PA86371_D020, SH077c_B077, SH092b_B092, SH093a_B093 und SH105a_B105
sind diesem Typ zuzuordnen. Die Höhe der Gefäße mit Bauchknick schwankt zwischen 3,9 und 6,9
cm (5,1 cm im Durchschnitt), der Randdurchmesser zwischen 7,1 und 13,4 cm (9 cm im Durchschnitt).
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße liegt bei 0,24 l, die Variationsbreite liegt
zwischen 0,09 und 0,68 l. PA86332 ist innen durch ein strahlenförmiges Grafitstreifenmuster verziert,
der Henkel von PA56063 ist doppelt senkrecht kanneliert. Ansonsten gibt es bei diesem Typ keinerlei
Verzierungen.
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen

PA38253 PA38283 PA42873 PA56202 SH099a

Die kalottenförmigen Henkelschalen besitzen keinen deutlichen Bauchknick, ihr Boden ist kaum
abgesetzt und rund geformt. Die Gefäße sind breit und niedrig. Mit 99 Vertretern sind sie der häufigste
Typ innerhalb des Gräberfeldes. Folgende Gefäße lassen sich als kalottenförmige Henkelschalen
bezeichnen: MK3083_Strf, MP143_Strf, PA38253_A004, PA38283_A019, PA38301_A027,
PA38318_A033, PA38356_A037, PA42646_A042, PA42657_A044, PA42658_A044, PA42665_A045,
PA42693_A050, PA42699_A051, PA42704_A053, PA42707_A053, PA42715_A055, PA42735_A061,

111
Rebay 2002, 41.
112
Klemm 1992, 65 ff.
113
Nebelsick 1994a, 42.
114
Nebelsick 1997, 77.

88
Statzendorf Keramik-Typographie

PA42752_A064, PA42758_A065, PA42766_A068, PA42787_A072, PA42796_A074, PA42797_A074,


PA42809_A076, PA42829_A082, PA42834_A083, PA42839_A084, PA42873_A091, PA42875_A091,
PA42886_A092, PA42898_A094, PA42925_A097, PA42946_A100, PA42991_A105, PA43002_A106,
PA43003a_A106, PA43016_A108, PA43028_A110, PA43043_A115, PA43074_A118,
PA43101_B126, PA43103_B127, PA43113_B130, PA43116_B131, PA43157_B137, PA43167_B138,
PA43206_B142, PA43216_B143, PA43220_B144, PA43234_B146, PA43236_B146, PA45083_C025,
PA45088_C026, PA45092_C027, PA45098_C028, PA45109_C029, PA45116_C030,
PA45137_C032, PA45146a_C033, PA45157_C034, PA45164_C035, PA45170_C036,
PA45194_C040, PA45217_C045, PA45229_C046, PA45275_C054, PA45340_C067,
PA45350_C068, PA45369_C073, PA45399_C080, PA45412d_C081, PA45413_C081,
PA56086_C085, PA56096_GD01, PA56138_GD12, PA56145_GD16, PA56189_A012,
PA56197_A015, PA56202_A016, PA56212_A022, PA56222_A028, PA56223_A028, PA56248_A036,
PA56261_A038, PA56276_Strf, PA56285_Strf, PA56286_Strf, SH009c_B009, SH022b_B022,
SH023b_B023, SH026c_B026, SH036a_B036, SH039a_B039, SH042a_B042, SH051d_B051,
SH066c_B066, SH099a_B099, SH102c_B102 und SH113b_B113. Bei den kalottenförmigen
Henkelschalen schwankt die Höhe zwischen 3,6 und 8,2 cm und liegt im Durchschnitt bei 5,3 cm. Die
Breite liegt zwischen 6,1 und 14,1 cm mit einem Durchschnitt von 9,4 cm. Die Gefäße fassen
zwischen 0,06 und 0,92 l, im Durchschnitt 0,26 l.
Die Variationsbreite der Bandhenkel lässt zwar einige Schwankungen zu, der Henkel des Gefäßes
SH036a ist mit seinem rechteckigen, dicken Querschnitt ungewöhnlich. Bei den Henkelschalen
PA38253, PA42665, PA42699, PA42752, PA42766, PA42829, PA42886, PA43167, PA45350,
PA45369 und SH099a ist der Henkel des Gefäßes einfach bis dreifach, zumeist jedoch doppelt
senkrecht kanneliert. Bei Gefäß SH051d befindet sich am Bauch unterhalb des Henkelansatzes eine
Delle. Reste vom Grafitstreifenmuster, das die Innenseite der Gefäße geziert hat, sind noch bei den
Gefäßen PA43206, PA56086 und SH099a zu erkennen, im Fall des Gefäßes MK3083 ist es richtig
eingeglättet. Die beiden Gefäße PA42875 und MP143 sind rot-schwarz bemalt, mit hängenden,
doppelten Winkeln bzw. einem Gittermuster. Der auffallend übertriebene Restaurierungszustand lässt
zwar einige Zweifel an der Verzierung dieser beiden Gefäße zu, doch wird die rot-schwarze Bemalung
nicht ohne Grund auf den Gips aufgetragen worden sein.
8.4.3 Kugelige Henkelschalen

PA42681 PA42746 PA42805 PA56075 SH010b

Die kugeligen Henkelschalen haben wie die kalottenförmigen Henkelschalen keinen Bauchknick, ihr
Gefäßunterteil ist halbkugelig angelegt, sie sind jedoch höher als die kalottenförmige Variante. Der
Rand des Gefäßes ist zumeist leicht eingezogen, der Bereich unterhalb des Randes leicht gekehlt, so
dass man zum Teil bereits von einer Übergangsform in Richtung Henkelschüssel sprechen kann.
Durch die Formgebung wird ein kugeliger Eindruck des Gefäßes erreicht.
Elf Vertreter zählen zu dieser Variante: PA38312_A030, PA42650_A043, PA42681_A048,
PA42746_A063, PA42793_A073, PA42805_A075, PA43128_B133, PA56075_C001, SH010b_B010,
SH026b_B026 und SH029c_B029. Die Variationsbreite in der Größe ist bei diesem Typ hoch, die
Höhe schwankt zwischen 3,5 und 10,5 cm, im Durchschnitt liegt sie bei 6 cm. Der Randdurchmesser
beträgt 5,8 bis 18 cm, im Durchschnitt 9,7 cm. 0,12 bis 1,85 l Inhalt fassen die Gefäße, der Mittelwert
beträgt 0,41 l.
Von den elf Gefäßen besitzen fünf keinen Omphalos, ein relativ hoher Prozentsatz. Der eingezogene
Rand von PA42681 und SH010b ist knapp vor dem Randabschluss wieder gerade gerichtet, so dass
fast der Eindruck eines Kragenrandes entsteht. SH026b ist durch einen abgesetzten, deutlich
geformten Standboden charakterisiert. PA42681 trägt als Verzierung an Bauch und Henkel umlaufend
doppelt bzw. dreifach eingeritzte, stehende Winkel. Die Henkel der Gefäße SH026b und PA42650
sind doppelt senkrecht kanneliert, der Henkel von PA42805 trägt eine dreifache, senkrechte
Ritzverzierung.

89
Statzendorf Keramik-Typographie

8.4.4 Napfartige Henkelschalen

PA42780 PA42858 PA56104 SH029b

Zu den napfartigen Henkelschalen werden vier Vertreter gezählt, nämlich PA42780_ A071, PA42858_
A089, SH029b_ B029 und PA56104_GD02. Auch wenn die Vertreter diese Typs nicht besonders viele
Gemeinsamkeiten besitzen, ist ihre Höhe im Verhältnis zur Breite wesentlich größer als bei den
anderen Typen, die Wandung ist relativ steil und gerade und die Standfläche deutlich abgesetzt. Alle
Vertreter dieses Typs gehören zu den kleinsten Henkelschalen, ihr durchschnittliches
Fassungsvermögen liegt bei 0,12 l.
Die Miniaturhenkelschale PA42780 ist nur 2,1 cm hoch, 3,6 cm breit und fasst nicht ganz einen
Zentiliter Inhalt. Ihre Wand ist durch schräge, kannelurartige Eintiefungen verziert. SH029b ist
ebenfalls eher klein geraten. Statt eines Bandhenkels ist hier knapp unterhalb des Randes ein runder,
englichtiger Henkel mit rundem Querschnitt angebracht, zusätzlich dazu befinden sich an zwei
anderen Stellen des Gefäßes unterhalb des Randes kleinere Ösen. Dieses Gefäß stellt innerhalb des
Gräberfeldes eine Sonderform dar. PA42858 und PA56104 sind unverziert und zeichnen sich durch
einen besonders großen Bandhenkel aus, mit 5,6 bzw. 5,9 cm Höhe und 10 bzw. 10,7 cm
Randdurchmesser gehören auch sie zu den kleinsten Henkelschalen.
8.5 Kalenderbergtöpfe
Als Kalenderbergtöpfe werden Henkeltöpfe bezeichnet, die im allgemeinen einen geraden, leicht ein-
oder ausgebogenen, vom Gefäßkörper deutlich abgesetzten Rand besitzen, einen bauchigen
Gefäßkörper mit oft hochsitzendem, rundlichen Umbruch, ein konisches bis kalottenförmiges
Gefäßunterteil und eine ebene Standfläche, die auch als Standfuß ausgebildet sein kann. Der
Bandhenkel reicht von der Schulter bis an die Innenseite des Randes. Die Hals- und Randform der
Kalenderbergtöpfe ist im westlichen Bereich des Verbreitungsgebietes, zu dem Statzendorf gehört,
dem der Schüsseln sehr ähnlich, während im übrigen Verbreitungsgebiet das Profil anders erscheint –
der Rand ist hier zumeist ausladend abgeknickt oder geschwungen nach außen geführt.115
Charakteristisch ist die flächige, plastische Verzierung der Bauchpartie, die klassisch in aufwändiger
Weise durch Knubben und gekerbte Leisten ausgeführt wird. Die Verzierung ist im Laufe der Zeit
gewissen Veränderungen unterworfen, auf die noch später einzugehen sein wird.
Nach rein praktischen Überlegungen wird man die Funktion des Kalenderbergtopfes aufgrund der
Form in den Bereich der Nahrungszubereitung stellen. Möglich erscheint auch die Aufbewahrung
eines spezifischen Inhalts, der durch die Verzierung der Oberfläche des Gefäßes gewissermaßen
codiert wurde. Die zumeist plastische Verzierung der Töpfe verhindert, dass er leicht aus der Hand
rutscht, deswegen darf man an einen besonders wertvollen oder auch besonders rutschigen Inhalt
denken, wie etwa Honig oder Öl. Deckel und dergleichen bzw. Befunde, wo Schalen
Kalenderbergtöpfe abdecken, sind allerdings nicht bekannt, genauso wenig wie Analysen, die
Hinweise auf die ehemalige Verwendung oder den Inhalt geben könnten. Kalenderbergtöpfe werden
auch in die Nähe der besonderen Ausstattung von Frauengräbern mit der "Kalenderbergtrias",
bestehend aus Mondidol, innenverzierter Fußschale und Zwillingsgefäß, gestellt.116 Während diese
Ausstattung aber nur in der Kernzone der Kalenderbergkultur vorkommt, dem Eisenstädter Becken
und Umgebung, sind Kalenderbergtöpfe auch weiter nordwestlich davon117 bis nach Mitterkirchen118
und in den Süden bis nach Kleinklein119 verbreitet und nicht mehr unbedingt an Frauenbestattungen
gebunden. L. Nebelsick bringt den Kalenderbergtopf, vor allem in seiner Verdoppelung, mit
Libationsriten in Verbindung - die Gefäße sind daher als Spendegefäße für Trankopfer anzusehen.120

115
Klemm 1992, 90.
116
Teržan 1986, 227 ff.
117
Nebelsick 1997, 46.
118
Leskovar 1998, 47.
119
Dobiat 1980, 87.
120
Nebelsick 1997, 45.

90
Statzendorf Keramik-Typographie

Eventuell steht die typische Kalenderbergware, die an häusliche Gebrauchskeramik erinnert,


metaphorisch für Zuhause bzw. dem neuen Zuhause, in das sich die Verstorbenen begeben.121
Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind 150 Kalenderbergtöpfe bekannt, das entspricht ca. 10,1 % des
keramischen Fundmaterials. 141 können Gräbern zugeordnet werden. Normalerweise wird nur ein
Kalenderbergtopf ins Grab gelegt, dies ist bei 113 Gräbern der Fall, acht Gräber beinhalten zwei und
vier Gräber drei Kalenderbergtöpfe. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Kalenderbergtopf liegt bei 29,5, im Vergleich zum allgemeinen Durchschnitt von 21,4 leicht erhöht.
Kalenderbergtöpfe sind weder für Frauen- noch für Männergräber typisch. In Statzendorf kommen sie
in einem Kindergrab, 21 Frauen und 17 Männergräbern vor, wobei dieser Umstand aufgrund der nur
wenigen identifizierbaren Männergräber bemerkenswert ist.
Die Kalenderbergtöpfe sind zwischen 5,5 und 22,5 cm groß, im Durchschnitt 13,5 cm, und zwischen 5
und 25 cm breit (im Durchschnitt 17,9 cm). Ihr Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei etwa 1: 1,3. Die
Gefäße fassen einen Inhalt von 0,08 bis 4,01 l, im Durchschnitt 1,76 l. Drei Gefäße zählen zu den
Miniaturformen. Die vorherrschende Farbe ist auch bei den Kalenderbergtöpfen grau, bei einigen
weicht die Farbe ins Braune oder Rötliche ab. Bei 71 Gefäßen ist eine Grafitierung zu bemerken, sie
ist oft auf den Rand oder den oberen Bereich des Gefäßes beschränkt, 18 Gefäßen sind zudem
sorgfältig geglättet.
Kalenderbergtöpfe können nach Form und Verzierung klassifiziert werden. Bei der Klassifizierung
nach der Form wurden normalproportionierte, schlanke, kugelige und geschwungene Typen sowie
Kalenderbergtöpfe mit Fuß voneinander unterschieden. Am häufigsten ist der normal proportionierte
Typ mit 34 Vertretern (22,7 %), gefolgt vom breiten Typ mit 20 Vertretern (13,3 %) und vom
Kalenderbergtopf mit Fuß (19 Vertreter bzw. 12,7 %). Der kugelige Kalenderbergtopf umfasst 17
Vertreter bzw. 11,3 %, der geschwungene 15 (10 %) und der schlanke Kalenderbergtopf acht (5,3 %).

breiter Kalenderbergtopf 20

geschwungener Kalenderbergtopf 15

Kalenderbergtopf mit Fuß 19

kugeliger Kalenderbergtopf 17

normal proportionierter Kalenderbergtopf 34

schlanker Kalenderbergtopf 8

Fragment 37

0 10 20 30 40

Abb. 56: Häufigkeit einzelner Typen von Kalenderbergtöpfen

Keinem dieser Typen konnten 37 Fragmente (24,7 %) zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA42686a_A049, PA42838_A084, PA42910a_A096, PA42949a_A100, PA43240_B146, PA45056_
C020, PA45081a_C024, PA45118_C030, PA45165_C035, PA45261_C051, PA45276_C054,
PA45288_C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA45324_C063, PA45332_
C065, PA56078_C084, PA56112_GD05, PA56193_A014, PA56241a_A035, PA56241b_A035,
PA56242_A035, PA56287_Strf, PA56292_Strf, PA86354d_D018, PA86354e_D018, PA86377b_
D021, SH031b_B031, SH038a_B038, SH062a_B062, SH079a_B079, SH084b_B084, SH088a_B088,
SH097a_B097, SH118a_B118 und SH121c_B121.

121
Nebelsick 1996, 327 ff.

91
Statzendorf Keramik-Typographie

8.5.1 Breiter Kalenderbergtopf

PA38250 PA42799 PA42947 PA42971 PA45410

Die 20 breiten Kalenderbergtöpfe zeichnen sich durch einen besonders breiten, rundlichen
Gefäßkörper aus, der untere Teil des Gefäßes ist doppelkonisch. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist im
Durchschnitt 1:1,5. Die Gefäße sind zwischen 7,9 und 15,5 cm hoch, durchschnittlich 12,6 cm,
zwischen 11,4 und 22 cm breit, durchschnittlich 18,6 cm, und fassen zwischen 0,35 und 3,1 l Inhalt,
durchschnittlich 1,85 l. Zu den breiten Kalenderbergtöpfen zählen die Gefäße PA38250_A004,
PA42698_A051, PA42786_A072, PA42799_A074, PA42808_A076, PA42816_A077, PA42881_A092,
PA42942_A099, PA42947_A100, PA42971_A104, PA43014_A108, PA45099_C028, PA45218_C045,
PA45410_C081, PA45422_C083, PA56229_A029, PA56280_Strf, SH070a_B070, SH073e_B073 und
SH101a_B101.
8.5.2 Geschwungener Kalenderbergtopf

PA38297 PA38334 PA38342 PA43150 PA56120

Bei den 15 geschwungenen Kalenderbergtöpfen ist das Gefäßunterteil s-förmig geschwungen


ausgeführt, also konisch eingezogen. Das durchschnittliche Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:1,4.
Die Gefäße weisen eine Höhe von 11 bis 15,6 cm auf, im Durchschnitt 13,5 cm, und eine Breite von 8
bis 22,3 cm, im Durchschnitt 18,4 cm. Sie fassen zwischen 0,82 und 3,06, im Durchschnitt 1,96 l. Die
folgenden Gefäße werden zur Gruppe der geschwungenen Kalenderbergtöpfe gezählt:
PA38297_A027, PA38334_C008, PA38342_C001, PA38353_A037, PA42828_A082, PA42848_A086,
PA43150_B136, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018,
PA56120_GD08, PA86341_D018, PA86359_D019 und PA86377a_D021.
8.5.3 Kalenderbergtopf mit Fuß

PA38337 PA42674 PA42804 PA43187 SH087a

Kennzeichnendes Merkmal der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist der Standfuß, der ringförmig und
konisch an den Gefäßboden anschließt. Unter den Gefäßgrundformen kommen normal
proportionierte, kugelige, breite und auch schlanke Formen vor. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis ist bei den Töpfen mit Fuß 1:1,2. Sie sind zwischen 10,8 und 22 cm hoch, im
Durchschnitt 15,6 cm, und zwischen 12,5 und 23,5 cm breit, im Durchschnitt 18,4 cm. Ihr
Fassungsvermögen liegt zwischen 0,59 und 3,3 l, im Durchschnitt bei 1,73 l. 19 Gefäße, die Töpfe
MK3082_Strf, PA38292_A025, PA38337_C013, PA42674_A047, PA42776_A069, PA42804_A075,

92
Statzendorf Keramik-Typographie

PA42893_A094, PA43004_A106, PA43117_B131, PA43187_B140, PA45175_C037, PA45193_C040,


PA45205_C042, PA45246a_C048, PA45271_C052, PA45310_C061, PA56180_A011,
PA74270_D011 und SH087a_B087 besitzen einen Standfuß. Bei Gefäß PA42804 ist der konisch
geformte Standfuß mit drei Dreiecken durchbrochen gearbeitet, in einigen Fällen ist der Boden rund
geformt, daran setzt ein stielartiger Standfuß an (PA43117, PA45271, PA45310, SH087a), in einem
Fall besteht der Standfuß im wahrsten Sinne des Wortes aus anthropomorph geformten Füßen
(PA38337). Anthropomorphe Füße auf Keramik verschiedener Typen sind selten, kommen aber doch
immer wieder in Fundkomplexen der Urnenfelder- und Hallstattzeit vor. Ein Beispiel ist eine
Doppelhenkelschüssel aus Lednice (Eisgrub/Südmähren), das der Lausitzer Kultur zugeordnet wird.122
Ein Kalenderbergtopf mit zwei parallel gestellten, 8,7 cm langen, 2 cm breiten und 4 cm hohen Füßen
ist aus Gemeinlebarn bekannt. J. Szombathy vermutet durch die „andeutungsweise erhaltene
Ausweitung“, dass das Gefäß ein Protomen besaß, das abgebrochen ist.123
8.5.4 Kugeliger Kalenderbergtopf

MK3085 PA38273 PA38303 PA42666 PA42713


Diese Variante mit 17 Vertretern besitzt einen kugeligen Gefäßkörper, der Bauchumbruch ist rund
geformt und liegt etwa in der Mitte der Gefäßhöhe, nicht wie bei den anderen Formen im oberen
Drittel. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist mit 1:1,3 im normalen Bereich. Die Höhe der Töpfe liegt
zwischen 9,8 und 16 cm, im Durchschnitt bei 12,5 cm, die Breite zwischen 13 und 20,5 cm, im
Durchschnitt bei 16,5 cm. Der Inhalt, den die Töpfe fassen, beträgt 0,26 bis 3,09 l, im Durchschnitt
1,39. Die kugeligen Kalenderbergtöpfe des Gräberfeldes sind MK3085_Strf, PA38273_A011,
PA38274_A011, PA38303_A028, PA42666_A045, PA42713_A055, PA42792_A073, PA43056_A116,
PA43250_B147, PA45110_C029, PA45171a_C036, PA45372_C073, PA45401_C080, PA56221_
A028, SH043h_B043, SH050a_B050 und SH056b_B056.
8.5.5 Normal proportionierter Kalenderbergtopf

PA38260 PA42953 PA43089 SH073c SH092c

Der häufigste Typ (34 Vertreter) entspricht in der Form zur Gänze der Beschreibung des
Kalenderbergtopfes an sich und ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,3 charakterisiert. Die
Töpfe sind zwischen 8,5 und 20 cm hoch, im Durchschnitt 13,9, und zwischen 11 und 25 cm breit,
durchschnittlich 18,2 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,37 und 4,01 l, liegt aber im
Durchschnitt bei 1,85 l. Zur „normalen Form“ gehören die Gefäße PA38251_A006, PA38260_A009,
PA38268_A010, PA38288_A023, PA38306_A030, PA38315_A033, PA38333_C007, PA42703_A053,
PA42751_A064, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA43029_A110, PA43075_A118,
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43195_B141, PA43230_B145, PA45086_C025, PA45094_C027,
PA45244_C048, PA45270_C052, PA56258_A038, PA86375_D021, SH022c_B022, SH024c_B024,
SH044a_B044, SH049a_B049, SH057a_B057, SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060,
SH073c_B073 und SH092c_B092.

122
Rzehak 1904, 1 ff.
123
Szombathy 1929, 61 f. und Taf. 25/1.

93
Statzendorf Keramik-Typographie

8.5.6 Schlanker Kalenderbergtopf

MP0155 PA38304 PA43037 SH008f SH043c

Mit sieben Vertretern ist die Gruppe der schlanken Kalenderbergtöpfe klein. Sie sind im Verhältnis zu
den anderen relativ hoch und besitzen ein Höhen-/Breitenverhältnis von nur 1:1,2. Zu diesem Typ sind
zwei Miniaturgefäße zu stellen (B99_B099 und SH043c_B043). Die übrigen Gefäße sind MP155_Strf,
PA38304_A029, PA42654_A044, PA43037_A114, SH008f_B008 und SH110a_B110. Die Töpfe sind
zwischen 5,5 und 17 cm hoch, der Durchschnitt ist wegen der Miniaturgefäße nur 12,6 cm, und
zwischen 6,4 und 20,4 cm breit (durchschnittlich 14,8 cm). Die Miniaturformen fassen 0,08 l, das
größte Gefäß 2,93 l, der Durchschnitt liegt bei 1,55 l.

Abb. 57: breiter Kalenderbergtopf Abb. 58: geschwungener KBT Abb. 59: KBTmit Fuß

Abb. 60: kugeliger KBT Abb. 61: normaler KBT Abb. 62: schlanker KBT

94
Statzendorf Keramik-Typographie

Die Formtypen der Kalenderbergtöpfe sind für die Verteilung im Gräberfeld von geringer Bedeutung,
vermutlich auch für die Chronologie. Alle Typen sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, mit
Ausnahme der schlanken Form, die vor allem im Nordbereich vertreten ist. Eine gewisse
Konzentration der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist im Südostbereich des Gräberfeldes zu vermerken,
auch wenn dieser Typ ebenso im Rest des Gräberfeldes ebenso vorkommt.
8.5.7 Verzierungen
Die Verzierungstypen der Kalenderbergtöpfe sind für Verteilung und Chronologie von größerer
Bedeutung. Es wurden zwölf Verzierungstypen unterschieden: Mit 55 Vertretern (36,7 %) ist der
Verzierungstyp mit Knubben und Bogen aus Leisten der häufigste. Die Randzone ist unverziert, an
Schulter und Bauch sitzen zumeist drei, manchmal, wenn sie um den Henkel geführt werden, auch
vier mehrfache, hängende Bögen aus plastischen Leisten, die durch Finger- und
Fingernageleindrücke ein grobes Aussehen erhalten. In der Mitte der Bögen befinden sich oft kleine
Gruppen von Knubben, außerdem wird der freie Raum am Bauch des Gefäßes zwischen den Bögen
durch Knubben flächig gefüllt (B99, MP155, PA38250, PA38251, PA38268, PA38273, PA38274,
PA38288, PA38303, PA38304, PA38315, PA38353, PA42654, PA42666, PA42686a, PA42703,
PA42776, PA42786, PA42792, PA42808, PA42848, PA42893, PA42910a, PA42920, PA43004,
PA43160, PA43223, PA45046a, PA45081a, PA45094, PA45099, PA45165, PA45171a, PA45246a,
PA45401, PA45422, PA56180, PA56241a, PA56241b, PA56242, PA56287, SH024c, SH031b,
SH043h, SH044a, SH049a, SH050a, SH057a, SH059a, SH060b, SH073c, SH084b, SH088a, SH092c
und SH121c).
Der zweithäufigste Verzierungstyp ist eine Abwandlung des ersten, statt Knubben werden hier die
freien Flächen zwischen den Bögen mit waagrechten Fingernagelkerbleisten aufgefüllt. Diesem Typ
sind 25 Gefäße bzw. 16,7 % zuzuordnen (MK3085, PA38306, PA42698, PA42713, PA42751,
PA42799, PA42953, PA42959, PA42971, PA43014, PA43029, PA43037, PA43171, PA43250,
PA45056, PA45110, PA45244, PA45324, PA45332, PA45372, PA56193, PA56229, SH056b,
SH073e, SH101a). Ebenfalls verbreitet ist mit 9 Vertretern (6 %) das Ersetzen der Bögen durch
hängende Winkel und Dreiecksmotive (PA42828, PA42881, PA43230, PA56221, PA56258, PA74270,
PA86359, SH022c, SH043c).
Dem anzuschließen sind zwei oder dreifache, schräge Leisten, die abwechselnd orientiert sind und so
etwas auseinandergezogene Winkel bilden. Ihr Zwischenraum ist ebenfalls mit Knubben gefüllt.
Diesem Verzierungstyp gehören vier Gefäße (2,7 %) an (PA38297, PA43075, PA45086 und SH008f).
Sechs Gefäße (4 %) sind durch schachbrettartig angeordnete, mit Leisten gefüllte Dreiecke verziert,
die sich hängend und stehend abwechseln (PA45218, PA45310, PA86375, SH038a, SH058a und
SH097a). Sieben Gefäße (4,7 %) tragen neben den Leisten als Füllmotiv Rosetten (PA38292,
PA42949a, PA43056, PA43089, SH062a, SH070a und SH079a).
Alle bisher besprochenen Verzierungen mit Leisten und Knubben sind der klassische Verzierungstyp
der Kalenderbergtöpfe, der im gesamten Gräberfeld verbreitet ist, seinen Schwerpunkt aber im
Nordwesten und westlichen Mittelbereich hat. Als Übergangsform zu den jüngeren Verzierungstypen
kann die Verzierung mit Kannelur und Knubben betrachtet werden. Hier werden die plastischen
Leisten durch doppelte oder dreifache Kannelur ersetzt, meistens in Form von Winkelbändern, das
Füllmotiv der Knubben bleibt allerdings bestehen. Zehn Gefäße tragen eine Verzierung dieser Art, das
entspricht 6,7 % (PA38333, PA43150, PA43187, PA43207, PA43240, PA45205, PA45290, PA56078,
PA86341, SH118a). Gräber mit Gefäßen dieses Verzierungstyps sind im Nordostbereich ebenso zu
finden wie im Südbereich, nicht aber im ältesten Teil des Gräberfeldes Statzendorf. Bei den jüngeren
Typen werden nicht nur die Leisten durch Kannelur, Fingernageleindrücke oder Stempel ersetzt,
sondern ebenso das Füllmotiv der Knubben. Offensichtlich soll mit weniger Aufwand derselbe
Eindruck vermittelt werden. Elf Gefäße (7,3 %) gehören dem Verzierungstyp an, bei dem die
hängenden Bogenleisten imitiert werden (PA38334, PA38342, PA42816, PA42838, PA45270,
PA45299b, PA45410, PA56280, PA86377a, PA86377b, SH110a), bei vier Gefäßen werden in anderer
Technik hängende Winkel ausgeführt (2,7 %, PA45193, PA45271, PA56120, SH087a). Besonders
kanonisch wirken jeweils vier Gefäße der folgenden Verzierungstypen, die fast identisch ausgeführt
sind:
Die Gefäße PA38260, PA42674, PA42947 und PA43195 sind jeweils durch doppelte, senkrechte
Kannelurstreifen versehen, zwischen denen ein kanneliertes Andreaskreuz angebracht ist. Die freien
Flächen sind durch eingedrückte Punkte bzw. Kreisaugen verziert. Dieser Verzierungstyp ist in
Gräbern des Mittelbereichs vertreten. Die Kalenderbergtöpfe PA42804, PA42942, PA43117 und
PA45118 weisen jeweils an der Schulter hängende Bögen aus dreifacher Kannelur auf, darunter sind
jeweils ein bis zwei Bogengirlanden in gleicher Technik angebracht. Die Bogen und die
Zwischenräume zwischen den Girlanden sind mit eingedrückten Punkten versehen. Mit Stempeln oder

95
Statzendorf Keramik-Typographie

Fingernagelkerben sind auch die Gefäße MK3082, PA38337, PA45261 und PA45299a flächig
verziert, bei diese Gefäßen verläuft ein Winkelband aus ein bis dreifacher Kannelur über den
gesamten Gefäßbauch.
Die Gefäße, bei denen der Platz der Knubben durch einfache Fingernagelkerben oder Stempel in
Form von eingedrückten Punkten oder Kreisaugen eingenommen wird, sind besonders im Südbereich
des Gräberfeldes vertreten, hier dürfte es sich um eine jüngere Verzierungserscheinung handeln.124
So fragmentarisch erhalten, dass man sie keinem Verzierungstyp zuordnen kann, sind sieben Gefäße
(4,7 %, PA45175, PA45276, PA45288, PA56112, PA56292, PA86354d und PA86354e).

Knubben und Bögen aus Leisten 55

Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten 25

Knubben und Winkel aus Leisten 9

Knubben und schräge Leisten 4

schachbrettartig angeordnete Leisten 6

Rosetten 7

Kannelur und Knubben 11

Bogen aus Eindrücken 10

Winkel aus Eindrücken 4

4
Kannelurandreaskreuz und Punkte
4
Kannelurbögen und Punkte
4
Kannelurwinkel und Punkte
0 10 20 30 40 50 6

Abb. 63: Häufigkeit einzelner Verzierungsvarianten auf Kalenderbergtöpfen

Abb. 64: klassische Verzierung Abb. 65: Schachbrettleiste Abb. 66: jüngere Verzierung

Als klassische Verzierung werden hier die Verzierungstypen Knubben und Bögen aus Leisten, Bögen
aus Leisten und waagrechte Leisten, Knubben und Winkel aus Leisten, Knubben und schräge Leisten
sowie Rosetten bezeichnet, als jüngere Verzierung Kannelur mit Knubben, Bogen aus Eindrücken,
Winkel aus Eindrücken, Kannelurandreaskreuz mit Punkten, Kannelurbögen mit Punkten sowie
124
Ganz ähnliche Beobachtungen sind aus den Siedlungsmaterialien von Großmugl (M. Lantschner 2000, 131 ff.)
herauszulesen.

96
Statzendorf Keramik-Typographie

Kannelurwinkel und Punkte. Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp erbrachte keinen
besonderen Zusammenhang. Wie aus der Kreuztabelle ersichtlich ist, scheinen schlanke Formen bei
den älteren Verzierungstypen etwas häufiger vertreten zu sein, bei den jüngeren Verzierungstypen
sind Gefäße mit Fuß bevorzugt.

geschwungen

mit Fuß

schlank

gesamt
kugelig

normal
breit
Knubben und Bögen aus Leisten 5 4 5 9 16 4 43
Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten 7 1 6 6 1 21
Knubben und Winkel aus Leisten 1 2 1 1 3 1 9
Knubben und schräge Leisten 1 2 1 4
schachbrettartig angeordnete Leiste 1 1 2 4
Rosetten 1 1 1 1 4
Kannelur und Knubben 3 2 1 6
Bogen aus Eindrücken 3 3 1 1 8
Winkel aus Eindrücken 1 3 4
Kannelurandreaskreuz und Punkte 1 1 2 4
Kannelurbögen und Punkte 1 2 3
Kannelurwinkel und Punkte 2 2
Gesamt 20 15 19 17 34 8 113

8.6 Töpfe
Töpfe sind mehr oder weniger bauchige, schwach profilierte Hochformen, die nur selten und dann
lediglich sehr grobe Verzierungen, meist im Schulter- oder Bauchbereich, aufweisen.125 Töpfe sind im
allgemeinem aus eher grobem Ton hergestellt und ohne besondere Oberflächenbehandlung. Bei nur
acht Gefäßen konnten Grafitspuren ausgemacht werden. Die Farben der Töpfe sind gerne braun bis
graubraun, auch beige und rötliche Farbtöne kommen vor. Sechs Gefäße weisen Spuren sekundären
Brandes auf, ein Gefäß wurde repariert und ist links und rechts eines Sprunges dreimal durchlocht
(PA45071). Bei den Töpfen werden Typen mit und ohne Henkel unterschieden. 61 Gefäße zählen zu
dieser Gruppe, wobei die Gruppe der Kalenderbergtöpfe ausdrücklich ausgeklammert wurde und
bereits an anderer Stelle besprochen wurde. Die Funktion der Töpfe wird im praktischen Bereich der
Nahrungszubereitung und Aufbewahrung liegen.
Töpfe sind aus 27 Gräbern bekannt, worunter ein Männer- und drei Frauengräber fallen. Der
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Topf beträgt 20,7 und liegt damit unter dem allgemeinen
Durchschnitt von 21,4.
8.6.1 Henkeltöpfe
Kennzeichnend für diese Typen ist der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der Schulter des
Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt. Es werden kugelige und eiförmige Varianten
unterschieden.
Henkeltöpfe sind im ganzen Gräberfeld sporadisch vertreten, sie zeigen keinerlei chronologische oder
gruppenspezifische Relevanz. Inwiefern sie als eigenständige Gruppe aufzufassen sind oder als
unverzierte oder untypisch verzierte Varianten der Kalenderbergtöpfe beschrieben werden könnten,
sei dahingestellt. Falls es tatsächlich so ist, dass Kalenderbergtöpfe im Lauf der Zeit ihre markante
Verzierung verlieren,126 ist dieser Umstand im Gräberfeld Statzendorf jedenfalls nicht eindeutig
nachzuvollziehen.

125
Preinfalk A. 2003, 112.
126
Nebelsick 1997, 47.

97
Statzendorf Keramik-Typographie

8.6.1.1 Kugeliger Henkeltopf

MP0139 PA42794a PA56166 PA56236 SH064b

Kugelige Henkeltöpfe besitzen einen kugeligen Gefäßkörper, einen geraden bis leicht ausladenden
Rand, der nicht sehr deutlich abgesetzt ist, eine ebene Standfläche und den charakteristischen
Bandhenkel. Das Verhältnis der Höhe zur Breite liegt im Durchschnitt bei 1:1,5. Acht Töpfe zählen zu
dieser Gruppe, sie sind zwischen 8,5 und 15 cm hoch, im Durchschnitt 10,9 cm, und zwischen 13,4
und 23 cm breit, im Durchschnitt 17,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,61 und 2,16, im
Durchschnitt bei 1,21 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße MP139_Strf, PA42794a_A073,
PA42969_A104, PA56166_A008, PA56236_A032, SH049b_B049, SH060a_B060 und SH064b_B064.
PA56236 trägt an beiden Seiten an der Schulter rundlich geformte Bandhenkel, die untypischerweise
am Hals-/Schulterumbruch ansetzten und nicht über den Rand geführt werden. Die Töpfe PA42794a
und PA42969 sind beide durch senkrechte Kannelur des Gefäßkörpers verziert. SH064b trägt an drei
Seiten an der Schulter Doppelknubben.
8.6.1.2 Eiförmiger Henkeltopf

SH017c PA45232 PA45076 SH005b PA45365

Zu den eiförmigen Henkeltöpfen zählen 20 Exemplare. Ihre Form ist schlanker als die der kugeligen
Henkeltöpfe, ihr Gefäßkörper wirkt eiförmig und ist nur schwach profiliert. Der durchschnittliche
Höhen-/Breitenindex liegt bei 1:1,2. Die Randgestaltung ist wenig ausgeprägt, oft geht die Wandung
übergangslos in der eingezogenen oder geraden Rand über. Die Standfläche ist breit und eben, der
Bandhenkel wie bei den kugeligen Henkeltöpfen angesetzt. Eiförmige Henkeltöpfe sind zwischen 6,5
und 16 cm hoch, durchschnittlich 12 cm, und zwischen 9 und 18,2 cm breit, durchschnittlich 13,5 cm.
Sie fassen einen Inhalt von 1,15 bis 2,36 l, im Durchschnitt 0,89 l. Die Gefäße PA42739_A061,
PA42749_A063, PA42992_A105, PA43094_B125, PA43111_B130, PA43132_B133, PA45076_C022,
PA45140_C032, PA45232_C046, PA45344_C067, PA45357_C069, PA45365_C072,
PA56209_A020, PA56275_Strf, SH005b_B005, SH009b_B009, SH017c_B017, SH051c_B051,
SH053d_B053 und SH103b_B103 zählen zu dieser Gruppe. Sieben Gefäße sind unverziert, bei drei
Gefäßen sitzen an der Schulter Knubben (PA45232, SH053d, SH103b). Zusätzlich zu den Knubben
ist der zumeist in der Form keineswegs betonte Hals-/Schulterumbruch bei den Gefäßen PA42739,
PA45076, PA45344, SH005b und SH051c durch eine waagrechte Reihe von Fingernagelkerben
betont. PA42749 trägt außerdem senkrechte Reihen von Knubben an der Gefäßwand, so dass es fast
in die Nähe der Kalenderbergtöpfe gestellt werden kann. Den Topf PA42992 zieren flächige
Fingernageleindrücke am gesamten Gefäßkörper, und am Bauch von PA45140 ist ein vierfaches
Winkelband aus Kannelur angebracht.
Bei den Gefäßen SH017c und PA43094 ist der Hals-/Schulterumbruch durch dreieckige Einstiche
markiert, unterhalb des Henkels von PA43094 ist ein dreifacher Bogen aus gleichen Einstichen
angebracht. Ähnliche Gefäße begegnen gelegentlich auch westlich von Statzendorf, zum Beispiel im
Gräberfeld Linz, St. Peter.127 Bei Gefäßen dieser Art könnte es sich um Typen handeln, die funktionell
den östlichen Kalenderberggefäßen entsprechen, morphologisch allerdings westlichen ästhetischen
Vorstellungen entsprechen.

127
Adler 1965, Körpergrab 116, 163, Abb. 2., ohne Grabzusammenhang 317, Abb. 4, 319, Abb. 2.

98
Statzendorf Keramik-Typographie

8.6.2 Töpfe ohne Henkel


Die Gruppe der Töpfe ohne Henkel ist, besonders was die kugelige Variante betrifft, zum Teil nur
schwer von den Schüsseln und Kegelhalsgefäßen abzugrenzen. Das entscheidende Merkmal ist die
undeutliche Ausprägung des Randes, der vom Gefäßkörper nur schwach, wenn überhaupt, abgesetzt
ist. Die Töpfe zeichnen sich also durch eine undeutliche Profilierung aus, ihr Gefäßkörper ist
doppelkonisch, eiförmig oder kugelig. Die Standfläche ist breit und eben, der Rand gerade, leicht ein-
oder ausgebogen. Ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,3.
8.6.2.1 Doppelkonischer Topf ohne Henkel

SH043d SH122c PA42804 PA43187 SH087a


Die beiden Töpfe dieser Variante, SH122c_B122 und SH043d_B043, weisen einen streng
doppelkonischen Gefäßaufbau mit gerader Wandung auf. Sie sind 6,5 bzw. 6,9 cm hoch und 8,5 bzw.
8,8 cm breit und fassen einen Inhalt von 0,12 bzw. 0,16 l. Beide Gefäße sind unverziert.
8.6.2.2 Kugeliger Topf ohne Henkel

PA38293 PA42748 PA42889 PA45084 PA45162

14 Gefäße werden dieser Variante zugeordnet, die sich durch einen kugeligen Gefäßaufbau und
undeutliche Profilierung sowie Randgestaltung auszeichnet. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis liegt bei ihnen bei 1:1,4, es handelt sich also durchaus um eine Breitform. Die Töpfe
sind zwischen 7,5 und 23 cm hoch, im Durchschnitt 12,1 cm, zwischen 9,8 und 27,7 cm hoch, im
Durchschnitt 16,5 cm, und fassen einen Inhalt zwischen 0,25 und 7,3 l, im Durchschnitt 1,68 l. Fast
alle kugeligen Töpfe ohne Henkel sind unverziert (PA38293_A025, PA42679_A048, PA42748_A063,
PA42768b_A068, PA42889_A093, PA42903_A095, PA43024_A109, PA45071_C022,
PA45142_C032, PA45162_C035, PA45210_C043, SH028d_B028 und SH034b_B034), lediglich
PA45084_C025 weist am Bauch umlaufend feine, senkrechte Ritzlinien auf.
8.6.2.3 Eiförmiger Topf ohne Henkel

PA45199 PA42964 PA56179 PA38330 PA43099


Charakteristisch für diese Variante mit elf Vertretern ist der vergleichsweise hohe, schlanke
Gefäßaufbau, die Töpfe haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von etwa 1:1,2. Der schwach
ausgeprägte Bauchumbruch sitzt im oberen Drittel der Gefäße. Die Töpfe sind zwischen 5,1 und 23,5
cm hoch, im Durchschnitt 13,6 cm, und zwischen 6,6 du 25,7 cm breit, im Durchschnitt 14,9 cm. Ihr
Fassungsvermögen beläuft sich im Durchschnitt auf 1,79 l (0,08 bis 5,93 l). PA43099_B126 und
PA56102_GD02 sind unverziert, die Töpfe PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041
tragen an der Schulter kreuzständig längliche Handhaben. Gefäße dieser Art sind typisch für

99
Statzendorf Keramik-Typographie

hallstattzeitliches Siedlungsmaterial und zum Beispiel am Praunsberg128 zu finden. Bei


PA42964_A103 sind die Handhaben durch vier Fingertupfenleisten ersetzt. PA56179_A011 und
PA56234_A031 tragen an der Schulter umlaufende Knubbenreihen, bei SH100a_B100 in typischer
Kalenderbergmanier mit dem Fingernagel aus der Gefäßwand getrieben. PA42857_A089 trägt
kreuzständig Doppelknubben. Schulter und Bauch des Gefäßes PA38330_C005 ist durch schräge,
unregelmäßig und abwechselnd orientierte Kannelurbündel verziert.
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen
Fragmente von Großgefäßen sind aus vier Gräbern bekannt, wobei zum Teil nicht sicher gesagt
werden kann, ob sie zur Grabausstattung gehören oder durch Zufall ins Inventar gelangt sind,
eventuell sogar nicht einmal hallstattzeitlich sind. Sie zeichnen sich alle durch eine sehr dicke
Wandstärke und große Gestaltung aus. Das Fragment PA56239_A035 ist ein Vorratsgefäß mit
Fingertupfenleiste unterhalb des Randes, aus hallstattzeitlichen Siedlungen durchaus wohl bekannt,129
bei SH065b_B065 ist lediglich der Boden erhalten, PA45343b_C067 trägt unterhalb des Randes eine
waagrechte Reihe von Dellen130 und die Fragmente PA86380a_D021 und PA86380b_D021 sind
Henkelansätze, die aufgrund der Form und der Art der Keramik eher als nicht hallstattzeitlich
anzusprechen wären.
8.7 Henkelschüsseln
Henkelschüsseln sind weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung wesentlich größer als der
Boden ist. Sie unterscheiden sich von den Henkelschalen durch die für Schüsselformen
kennzeichnende Schulter- und Halsausbildung.131 Der abgesetzte Rand der Gefäße ist zumeist
kragenartig aufgestellt bzw. leicht eingezogen. Der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der
Schulter des Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt, ist typisch. Das Gefäßunterteil kann
kugelig, konisch oder eingezogen gearbeitet sein, ein Merkmal, das die einzelnen Varianten
unterscheidet. Der Boden besteht aus einer zumeist ebenen Standfläche, die auch nach innen leicht
omphalosartig gewölbt sein kann.
Die kleinen Henkelschüsseln werden im wesentlichen eine ganz ähnliche Funktion wie die
Henkelschalen gehabt haben, nämlich zum Schöpfen, die größeren Formen sind durch die
Nachahmung bronzener Formen, etwa der Beckentasse, erklärbar, die jedoch kaum zum eigentlichen
Gebrauch bestimmt gewesen sein dürfte.132
Henkelschüsseln kommen im Gräberfeld Statzendorf in 26 Komplexen dokumentiert vor, wobei außer
in zwei Gräbern, wo jeweils zwei Henkelschüsseln niedergelegt wurden (A036, C078), nur jeweils eine
vertreten ist. Unter den Gräbern wurden fünf Männergräber, zwei Frauengräber und ein Kindergrab
archäologisch festgestellt, eine erstaunlich große Menge Männergräber. Der Durchschnitt des
Sozialindex bei Gräbern mit Henkelschüsseln liegt bei 27,9, also ganz genauso wie bei den
Henkelschalen und im Vergleich zum Allgemeindurchschnitt von 21,4 etwas besser.
Die 30 Henkelschüsseln sind sorgfältig gearbeitet, in fast allen Fällen aus feinem Ton hergestellt, 18
sind grafitiert, 13 deutlich geglättet oder poliert. Das Farbspektrum umfasst sämtliche Grautöne, drei
Gefäße sind rot-schwarz bemalt. Nur neun Gefäße sind unverziert, die meisten tragen recht
charakteristische Verzierungen, auf die noch einzugehen sein wird. Beliebt sind die senkrechte und
schräge Kannelur der Schulter und des Bauches und deren Abwandlungen.
Die Henkelschalen sind zwischen 3,8 und 13,5 cm hoch, im Durchschnitt 7,3 cm, und zwischen 8 und
24 cm breit, im Durchschnitt 13,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 2,55 l, im
Durchschnitt bei 0,67 l. Die Henkelschüsseln können in verschiedene Größenklassen eingeteilt
werden (sehr kleine bis 0,2 l, kleine bis 0,5 l, mittelgroße bis 1 l, große bis 1,6 l und sehr große
darüber). Sehr kleine, kleine und mittlere Henkelschüsseln bilden eine Gruppe, davon abgegrenzt sind
fünf große (PA38326, PA38335, SH023a, PA45391 und PA45183) sowie zwei sehr große
Henkelschüsseln (PA38261 und PA42643). Sie unterscheiden sich in Form und Verzierung nicht von
den kleineren Vertretern. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Höhe und Breite ist 1:1,8.
Die Form bestimmt die erste Klassifizierung: Es wird eine Variante mit konischem Unterteil
umschrieben (11 Vertreter), eine gedrückte Form mit kalottenförmigem Unterteil (10 Vertreter), eine
gedrückte, hart profilierte Form (3 Vertreter), eine hohe Henkelschale und fünf kugelige

128
Lauermann 1990a, 69.
129
wie zum Beispiel aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 47/387, 347/3116.)
130
wie zum Beispiel ein Exemplar aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 158/1327.)
131
Klemm 1992, 75.
132
Klemm 1992, 27, Kaus 1981, 37 ff.

100
Statzendorf Keramik-Typographie

Henkelschalen. Die Kartierung der Formen erbringt keine wesentlichen Ergebnisse, eventuell ist eine
Tendenz festzustellen, nach der gedrückte Formen eher im jüngeren Südteil des Gräberfeldes zu
beobachten sind. Form und Verzierung der kleinen Henkelschüsseln sind typisch für das
niederösterreichische Donaugebiet westlich des Wienerwaldes, große Formen sind charakteristische
Gefäßtypen der nordostalpinen Hallstattzeit. Ihre Form leitet sich aus der späturnenfelderzeitlichen,
großen Henkelschüssel des Nordalpenraumes ab,133 in der mittleren bis jüngeren Hallstattzeit werden
die großen Henkelschüsseln zu krugartigen Schöpfern reduziert,134 Schüsseln erhalten einen steilen
Hals und gedrückten, linsenförmigen Körper, gehenkelte Formen werden seltener und verschwinden
bis zur Latènezeit gänzlich.135
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil

PA42725 PA42849 PA43149 PA45390 PA45391


Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil zeichnen sich durch einen kragenartigen, geraden
bzw. leicht eingezogenen Rand aus, der von der Schulter deutlich abgesetzt ist, einen rundlichen
Bauchumbruch, der in der Mitte oder im oberen Drittel des Gefäßes angesetzt ist und durch ein
konisches, gerade verlaufendes Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Die Gefäße haben ein
durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7 und sind zwischen 6,2 und 13,5 cm hoch, im
Durchschnitt 9,6 cm, und zwischen 10,2 und 24 cm breit, im Durchschnitt 16,3 cm. Sie fassen
zwischen 0,21 und 2,55 l, durchschnittlich 1,15 l, es sind alle Größenklassen vertreten. Die Gefäße
PA38335_A007, PA38261_A009, PA42643_A042, PA42849_A086, PA43149_B136, PA45390_C078,
PA42725_A059, PA43241_B146, PA45183_C038, PA45391_C078 und PA56144_GD16 zählen zu
dieser Variante. Alle elf Gefäße sind verziert, und zwar durch umlaufende Kannelur oder
schachbrettartig angelegte Kannelurbündel.
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil

PA38248a PA38326 PA43032 PA45406 SH060d


Bei den gedrückten Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil liegt das Höhen-
/Breitenverhältnis bei 1:1,9, es handelt sich also um niedrige Gefäße. Der Bauchumbruch liegt in der
Mitte des Gefäßes oder darunter. Die zehn Henkelschüsseln dieser Variante sind zwischen 4,6 und
8,7 cm hoch, im Durchschnitt 6,2 cm, und zwischen 9 und 16 cm breit, im Durchschnitt 11,9 cm. Sie
fassen zwischen 0,15 und 1,07 l, im Durchschnitt 0,41 l, bis auf zwei Gefäße handelt es sich um kleine
Formen. Folgende Henkelschüsseln zählen zu dieser Variante: PA38248a_A001, PA38326_A036,
PA42773_A069, PA43032_A114, PA43120_B132, PA45131_C031, PA45148_C033, PA45373_C073,
PA45406_C081 und SH060d_B060. Vier Gefäße sind unverziert, PA38248a, PA43120 und PA45406
sind an der Schulter umlaufend kanneliert, PA45406 zusätzlich rot-schwarz bemalt. Eine recht genaue
Entsprechung dieser Variante stammt aus Langenlebarn, Tumulus 3.136 Durch Winkel aus doppelter
und dreifacher Kannelur, kombiniert mit Dellen, sind die Gefäße PA38326, PA42773 und PA43032
gekennzeichnet.

133
Klemm 1992, 76f.
134
Nebelsick 1997, 77.
135
Nebelsick 1997, 80.
136
Preinfalk F. 2003, Taf. 57.

101
Statzendorf Keramik-Typographie

8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln

PA45207 SH121e B121


Zwei sehr eng verwandte Vertreter der gedrückten, stark profilierten Henkelschüsseln sind die Gefäße
B90_B090 und SH121e_B121. Die Hälfte der Höhe der Gefäße nimmt der Rand ein, der scharf
abgesetzt von der niedrigen Schulter fast trichterförmig nach außen gebogen ist. Der Bauchumbruch
ist stark geknickt, das Unterteil der Schüsseln kalottenförmig und mit einem Omphalos versehen. Der
Umbruch von SH121e ist durch Kerben markiert. PA45207 ist ebenfalls scharf profiliert und gedrückt,
allerdings nimmt bei diesem Gefäß der Rand nur etwa ein Drittel der Gefäßhöhe ein. Die Schulter
dieser Schüssel ist durch schräg schraffierte, hängende Winkel hervorgehoben. Das Höhen-
/Breitenverhältnis dieser Variante liegt bei 1:2,2, alle drei Gefäße sind sehr klein, nur zwischen 3,8 und
5,2 cm hoch und zwischen 8 und 10,2 cm breit. Sie fassen einen Inhalt von 0,1 bis 0,18 l.
Stark profilierte Henkelschüsseln mit tief sitzendem Umbruch sind im Raum der Kalenderbergkultur
nicht besonders häufig, Vergleiche aus Maissau,137 Maiersch138 und Grafenwörth139 können dennoch
angeführt werden. In Kleinklein sind ähnliche Formen weit verbreitet, C. Dobiat attestiert der
Gefäßform eine weite Verbreitung und Langlebigkeit,140 die keine genaue chronologische Einordnung
zulässt.
8.7.4 Hohe Henkelschüssel
Die einzige wirklich hohe Henkelschüsselform ist
SH007a_B007, die ein Höhen-/Breitenverhältnis
von 1:1,3 aufweist und mit 7 cm Höhe, 9 cm
Breite und 0,22 l Inhalt zu den sehr kleinen
Henkelschüsseln zählt. Sie ist unverziert. Die
Form erinnert stark an Tassen der
Urnenfelderzeit, wie sie etwa in den Gräber-
feldern Stillfried141 und St. Andrä142 vorkommen.
SH007a

8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln

PA38327 PA42753 PA56108 SH023a

Bei kugeligen Henkelschüsseln ist das Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,7. Die Schüsseln besitzen nicht
nur ein kugeliges Gefäßunterteil, der gesamte Eindruck der Form ist kugelig, da der Bauchumbruch
etwa in der Mitte sitzt. Die fünf Gefäße PA42753_A064, PA43180_B139, PA56108_GD03,
PA38327_A036 und SH023a_B023 gehören zu dieser Variante. Die Höhen der Gefäße liegen
zwischen 5,9 und 9,7 cm, im Durchschnitt bei 7,3 cm, die Breiten zwischen 9,7 und 17 cm, im
Durchschnitt bei 12,4 cm. Die Gefäße fassen einen Inhalt zwischen 0,22 und 1,36 l, im Durchschnitt
0,58 l. Alle Gefäße bis auch SH023a, das zu den großen Henkelschüsseln gehört, sind kleine Gefäße.
SH023a zeichnet sich durch senkrechte, rot-schwarz bemalte Kannelur aus. PA38327 ist durch
Winkel aus dreifacher Kannelur und dazwischenliegende Dellen gekennzeichnet, ungewöhnlich ist der

137
Berg 1980, Taf. 1/1.
138
Berg 1962, Taf. 43/8.
139
Lochner 1988, Taf. 7/4.
140
Dobiat 1980, 84.
141
Kaus 1984, Taf. 40b.
142
Eibner 1974, Taf. 1d.

102
Statzendorf Keramik-Typographie

lediglich rudimentär angelegte Bandhenkel, der keine Öffnung mehr aufweist und nur noch als
Zierelement zu deuten ist.
8.7.6 Verzierungen
Neben den neun unverzierten Henkelschüsseln (B90, PA42753, PA43180, PA45131, PA45148,
PA45373, PA56108, SH007a und SH060d) ist die mit zehn Vertretern größte Gruppe die der
Henkelschüsseln, deren Schulter und Bauchregion senkrecht bzw. schräg kanneliert ist (PA38248a,
PA38261, PA38335, PA42643, PA42849, PA43120, PA43149, PA45390, PA45406 und SH023a).
Drei der Gefäße sind zusätzlich schwarz – rot bemalt, und zwar so, dass immer abwechselnd eine
oder zwei Kanneluren rot und schwarz gefärbt sind. Fünf Gefäße sind durch schräge Kannelurbündel
in abwechselnder Folge verziert (PA42725, PA43241, PA45183, PA45391, PA56144) und vier durch
Winkel aus zwei und dreifacher Kannelur, in deren Winkel zumeist noch Dellen angebracht sind
(PA38326, PA38327, PA42773, PA43032). PA45207 trägt an der Schulter schräg schraffierte,
hängende Winkel, und der Umbruch von SH121e ist durch eine waagrechte Kerbenreihe markiert.

unverziert

Kannelur-
Kannelur

Gesamt
andere
Winkel

bündel
konisch 6 5 11
gedrückt kalottenförmig 4 3 3 10
gedrückt profiliert 1 2 3
hoch 1 1
kugelig 3 1 1 5
Gesamt 9 4 10 5 2 30

Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp zeigt, dass Kannelur und Kannelurbündel bei
konischen Gefäßformen bevorzugt auftreten, bei den gedrückten Formen mit kalottenförmigem und
kugeligem Unterteil dann offensichtlich die Winkel hinzutreten und die stark profilierten Formen aus
dem Verzierungskanon ganz herausfallen. Der Schwerpunkt der Verbreitung der einzelnen
Verzierungstypen innerhalb des Gräberfeldes ist eindeutiger als der Verbreitungsschwerpunkt der
Formen: Die umlaufende und schräge Kannelur, die m. E. die älteste Verzierungsform darstellt, ist vor
allem im Nordwesten verbreitet, mit zwei Ausreißern im Südbereich, die Gräber der Gefäße mit
Kannelurwinkeln liegen nahe beieinander im Mittelteil des Gräberfeldes. Schachbrettartig angeordnete
Kannelurbündel finden sich im Süden und Osten des Gräberfeldes.

Abb. 67: Henkelschüsseln mit Abb. 68: Henkelschüsseln mit Abb. 69: Henkelschüsseln mit
umlaufender Kannelur Kannelurwinkeln Schachbrettkannelur

103
Statzendorf Keramik-Typographie

8.8 Fußschalen
18 Gefäße im Gräberfeld Statzendorf können als Fußschalen bezeichnet werden. Der obere Gefäßteil
ist mit den Schalen verwandt, an die sie in ihrer typochronologischen Beurteilung anzuschließen sind.
Die Standfüße sind im allgemeinen konisch, zum Teil mit leicht konkaver oder konvexer Wandung.
Alle Varianten der Fußschalen haben zusammengenommen ein Fassungsvermögen von
durchschnittlich 0,54 l, sie sind zwischen 5,7 und 15 cm hoch (durchschnittlich 8,5 cm) bzw. zwischen
9,7 und 27,5 cm breit (durchschnittlich 13,9 cm).
Fußschalen sind für die Ausstattung hallstattzeitlicher Gräber im südöstlichen Niederösterreich,
Nordburgenland und Westungarn charakteristisch143 und treten westlich dieses Kernbereichs der
Kalenderbergkultur nur vereinzelt auf. Lediglich 18 Funde dieses Funktionstyps in den 374
Statzendorfer Gräbern reichen nicht aus, um Fußschalen zur üblichen Ausstattung zählen zu können.
Die Herkunft hallstattzeitlicher Fußschalen leitet S. Klemm aus dem Este- und Golasecca – Bereich ab
und betont die frühe Einflussnahme der Gefäßform bereits in der Formierungsphase der
Hallstattkultur, die sie anhand der Einzugsrandschale mit Standfuß aus Hadersdorf am Kamp
belegt.144 Die Fußschalen des Gräberfeldes von Statzendorf besitzen lediglich niedrige Standfüße und
sind keineswegs aufwändig verziert oder gar mit den großen, ausladenden Standfußschalen der
Kalenderbergtrias zu vergleichen. Sie dürften daher auch nicht in diesem Sinne benutzt worden sein.
Viel wahrscheinlicher ist eine Deutung als Teller oder – wegen ihrer handlichen, pokalartigen Form –
als Trinkgefäß.145
Auffallend ist, dass Fußschalen im Gräberfeld häufig in außergewöhnlich reich ausgestatteten
Grabzusammenhängen zu finden sind, der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Fußschalen
liegt bei 32 (Gesamtdurchschnitt 21,4). Fußschalen kommen in vier archäologisch als Männergräber
bestimmten Komplexen, aber nur in einem Frauengrab vor.
Betrachtet man die Verteilung der Fußschalentypen am Gesamtplan des Gräberfeldes, so fällt eine
Konzentration der Fußschalen mit eingezogenem Rand im Nordwestbereich des Gräberfeldes auf,
Fußschalen mit ausladendem Rand und Fußschalen mit Turbanrand sind im Mittel und südöstlichen
Bereich weiter verbreitet. Die Tendenz eine chronologischen Entwicklung der Fußschalen von den
eingezogenen zu den ausladenderen, reicher verzierten Formen, kann postuliert werden. Eine ganz
ähnliche Entwicklung der Standfußschalen wurde in Sopron anhand der neuen Grabungen im
Gräberfeld Sopron – Burgstall von E. Patek nachgewiesen.146

Abb. 70: Fußschale mit Abb. 71: Fußschale mit Abb. 72: Fußschale mit
eingezogenem Rand ausladendem Rand Turbanrand

143
Klemm 1992, 53.
144
Klemm 1992, 54 f., F. Scheibenreiter 1954, Taf. 50/2.
145
Nebelsick 1997, 43.
146
Patek 1993, 52 ff.

104
Statzendorf Keramik-Typographie

8.8.1 Fußschale mit eingezogenem Rand

PA38269 PA56068 SH022a SH023c SH046a

Acht Gefäße des Gräberfelds können dieser Variante zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA38269_A010, PA42932_A098, PA56068_GA11, PA56253_A036, SH016c_B016, SH022a_B022,
SH023c_B023 und SH046a_B046. Die Fußschalen mit eingezogenem Rand stehen den
Einzugsrandschalen nahe. Die Gefäße sind im allgemeinen unverziert, drei weisen eine Grafitierung
auf. Das Gefäß PA38269 besitzt zwei überrandständige, ausgezipfelte Handhaben, die durchlocht
sind, so dass es möglich erscheint, das Gefäß aufzuhängen. Bei der Schale SH022a ist der Standfuß
durch stehende Winkel aus vierfachem Kammstrich verziert, die mit eingestochenen Punkten gefüllt
und umgeben sind. Während PA38269 mit 15 cm Höhe und 27,7 cm Breite sowie einem
Fassungsvermögen von 2,63 l als sehr groß zu bezeichnen ist, sind die übrigen Fußschalen zwischen
6,5 und 11,3 cm hoch und zwischen 12 und 17,8 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt im
Durchschnitt bei 0,43 l. Fußschalen diese Typs begegnen relativ häufig im Kalenderbergraum, so
etwa in Bad Fischau,147 Rabensburg,148 Marz149 oder Sopron.150
8.8.2 Fußschale mit Turbanrand

PA45111 PA45308
Die Form dieser Variante entspricht im wesentlichen der Fußschale mit eingezogenem Rand, der
Rand der Schalen ist jedoch stark bzw. leicht schräg kanneliert bzw. facettiert. PA45111 aus Grab
C029 besitzt neben der steilen, schrägen Kannelur der Randzone vier längliche, vom Gefäß
waagrecht abstehende Knubben, die jeweils mit eingestochenen Punkten verziert sind. Es ist 7,8 cm
hoch, 16,8 cm breit und fasst 0,47 l. PA45308 aus Grab C061 besitzt einen leicht schräg facettierten
Rand und ist ansonsten unverziert. Die Fußschale ist 8,4 cm hoch, 16,6 cm breit und fasst in etwa 0,5
l. Fußschalen mit Turbanrand sind aus Fischau, Sopron, Loretto und Krensdorf151 belegt.
8.8.3 Fußschale mit ausladendem Rand

PA42638 PA42811 PA45100 PA45263 PA45334

Sieben Gefäße des Gräberfeldes, nämlich PA42638_A041, PA42811_A076, PA43095_B125,


PA45100_C028, PA45263_C051, PA45334_C065 und PA45408_C081 zählen zu dieser Variante der
Fußschalen. Der Schalenkörper der Fußschalen mit ausladendem Rand ist im allgemeinen
flachkonisch bzw. unterhalb des Randes nur leicht gewölbt, die einzige Ausnahme ist das Gefäß
PA42811, das einen kalottenförmigen Gefäßkörper besitzt. Der Rand der Gefäße ist mehr oder

147
Klemm 1992, Taf. 10/58 und 49/379.
148
Kerchler 1977, Taf. 46/1.
149
Peschek 1943, Taf. 4/5.
150
Eibner-Persy 1980, diverse.
151
Klemm 1992, Taf. 67/620, 67/622 und 67/626; Eibner-Persy 1980, Taf. 45/1, 45/2, 45/3, 45/7, 45/9; Pescheck
1943, Taf. 1/3; Nebelsick 1997, 74.

105
Statzendorf Keramik-Typographie

weniger stark nach außen gebogen und verläuft leicht trichterförmig bis waagrecht. Die Fußschalen
mit ausladendem Rand sind zwischen 5,7 und 7 cm hoch und zwischen 9,7 und 18,4 cm breit. Die
Fußschale PA45263 kann mit einem Randdurchmesser von nur 4,6 cm als Miniaturfußschale
bezeichnet werden. Das Fassungsvermögen der Schalen liegt zwischen 0,06 und 0,43 l, im
Durchschnitt bei 0,22 l. Vier der Gefäße sind grafitiert, der Rand der Fußschale PA42638 ist durch
kreuzständige, doppelte Auszipfelungen des Randes plastisch verziert, PA45408 besitzt am Standfuß
eine Ritzverzierung in Form von gittergefüllten, stehenden Winkeln und die Gefäße PA42811 und
PA45334 sind innen jeweils durch Grafitstreifenmuster verziert. PA45334 trägt zusätzlich am Rand
gefüllte Dreiecke aus eingestochenen Punkten.
Einfache, plastisch unverzierte Fußschalen mit ausladendem Rand sind aus Donnerskirchen,152
Bernhardsthal153 und Rabensburg154 bekannt. Die plastisch verzierten Vertreter dieses Typs begegnen
in der Kernzone der Kalenderberggruppe, in Sopron, Bad Fischau und Loretto häufig.
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen
Die kalottenförmige Schale SH010a aus Grab B010 auf vier Füßen ist
unter den Fußschalen eine Sonderform, da sie nicht den typischen
Standfuß, sondern statt dessen vier gedrückt – kugelige, kleine Füße
besitzt. Sie ist bis auf die Grafitierung unverziert und zählt mit 7,5 cm
Höhe, 17,5 cm Breite und einem Fassungsvermögen von 0,64 l zu den
großen Schalen. Eine ähnliche Schale, allerdings mit vier im Querschnitt
SH010a rechteckigen Füßen, stammt von der Töpferwiese auf der Malleiten bei
Bad Fischau.155
8.9 Ausgussgefäße
Insgesamt sind im Statzendorfer Fundmaterial neun Gefäße vorhanden, die sich durch einen seitlich
am Gefäß angebrachten, tüllenförmigen Ausguss von der Masse abheben. Der Ausguss kann
röhrenförmig oder in tierförmiger Gestalt geformt sein. Als Gefäßgrundform dient bei allen Gefäßen ein
kugeliges Kegelhalsgefäß oder eine Schüssel mit Kragenrand. Die Gefäße sind zwischen 6,7 und
17,5 cm hoch und zwischen 8 und 17,5 cm breit, ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,17 und 1,21
l, im Durchschnitt bei 0,49 l.
Das Bruchstück eines Gefäßes PA56290 kann keiner Variante mehr zugeordnet werden, es ist ein
Streufund. Die Grundform des Gefäßes ist die Schüssel mit Kragenrand, verziert ist das Gefäß durch
schräge Kannelur, die um den Ausguss bogenförmig gestaltet ist. Abwechselnd sind je zwei Bahnen
grafitiert und nicht grafitiert. Der Ausguss ist abgebrochen, so dass nicht entschieden werden kann, ob
es sich um eine einfache, röhrenförmige Tülle oder ein in Tierform gestaltetes Protomen gehandelt
hat. Mit 15 cm Bauch- und 10 cm Randdurchmesser ist das Gefäß jedenfalls das größte seiner
Gruppe.
8.9.1 Ausgussgefäß mit röhrenförmigen Ausguss

B77 PA43104 SH012a

Der Variante mit einfachem, röhrenförmigem Ausguss gehören drei Exemplare an, SH012a aus Grab
B012, das nur von einer Abbildung bei J. Bayer bekannte Gefäß B077 aus Grab B077 und das Gefäß
PA43104 aus Grab B127. Der Gefäßkörper von SH012a ist ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit
niedrigem Hals, die Ausgusstülle ist seitlich angebracht und leicht nach oben gezogen. Das Gefäß ist
an Rand und Boden schwarz in Grafit bemalt, der Hals und Bauch sind rot gefärbt, darauf findet sich
umlaufend ein Muster aus doppelt ineinander gesetzten, auf die Spitze gestellten Vierecken mit
eingeschriebenen, hängenden Winkeln. Mit 8,5 cm Höhe und 10,9 cm Breite fasst es einen Inhalt von
0,36 l.

152
Pescheck 1942b, 99/9 und 99/11.
153
Kerchler 1977, Taf. 13/3.
154
Kerchler 1977, Taf. 32/1.
155
Klemm 1992, 229.

106
Statzendorf Keramik-Typographie

B077 ist in der Grundform eine kugelige Schüssel mit Kragenrand, der seitlich angebrachte Ausguss
ist im letzten Drittel nach unten abgeknickt. Das Gefäß zeichnet sich durch senkrechte Kannelur und
eine schwarz – rote Streifenbemalung aus. Das Gefäß ist nach den Angaben des Ausgräbers 8,5 cm
hoch und 8 cm breit.
Eine kugelige Schüssel mit Kragenrand bildet den Gefäßkörper von PA43104. Seitlich angesetzt ragt
der Ausguss schräg nach oben. Das Gefäß ist bis auf kleine Kannelurbündel am Bauchumbruch
unverziert. Mit 6,7 cm Höhe, 9,5 cm Breite und einem Inhalt von 0,17 l ist es das kleinste seiner
Gruppe.
8.9.2 Ausgussgefäß mit tierförmigem Ausguss

PA38325 PA42747 PA42779 SH031a SH064c

Dem Gefäß B077 steht SH031a aus Grab B031 sehr nahe: Es ist in der Grundform genauso eine
kugelige Schüssel mit Kragenrand, und das Gefäß zeichnet sich genauso durch senkrechte Kannelur
und eine rot-schwarze Streifenbemalung aus. Der seitlich angebrachte Ausguss ragt etwas steiler
empor, und ist im letzten Drittel ebenfalls nach unten abgeknickt. Durch zwei eingedrückte Punkte
sind die Augen kenntlich gemacht. 8,2 cm hoch und 11 cm breit fasst es ca. 0,32 l und ist auch in der
Größe dem verschollenen Stück B077 sehr ähnlich.
Von PA42747 aus Grab A063 ist lediglich das Tierprotomen in einer Länge von 3,3 cm erhalten, da es
aber so gearbeitet ist, dass Flüssigkeit hindurchlaufen kann, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es
einmal Ausguss eines Gefäßes war. Der Querschnitt der Figur ist oval, zwei angedeutete Ohren oder
Hörner sind erkennbar, der Vorderteil des Tiergesichtes ist abgebrochen. Flüssigkeit konnte aus der
Tülle durch zwei Öffnungen austreten, sofern die obere Öffnung nicht anderwärtig verschlossen war.
Ähnlich dazu ist das Fragment eines Protomens aus Hafnerbach-Wimpassing.156
PA42779 aus Grab A071, in der Grundform ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit mittelhohem Hals, ist
unverziert. Der aus der Schulter steil herausragende, im Querschnitt ovale Hals des Tierprotomens
knickt im letzten Viertel scharf ab. Der Knick ist als Nackenpartie mit kleinen, leicht nach vorne
stehenden Ohren ausgebildet, der runde Ausguss bildet das Maul des stilisierten Tieres. Das Gefäß
ist 10,6 cm hoch, 12,2 cm breit und fasst 0,52 l.
Auch bei PA38325 aus Grab A036 ist die Grundform das kugelige Kegelhalsgefäß, es steht außerdem
auf einem konischen Standfuß. Der aus der Schulter ragende, tierförmige Ausguss hat einen
annähernd runden Querschnitt und knickt im letzten Drittel ab. Deutlich sind die Stirnpartie und die
kleinen, runden Ohren geformt, eingedrückte Punkte symbolisieren die Augen. Das verjüngte
Tüllenende bildet das Maul. Als zusätzliche Verzierung sind auf dem Hals des Tierprotomens und des
Kegelhalsgefäßes stehende, gefüllte Dreiecke aus Punkten eingestochen. Der Bauch des Gefäßes ist
durch ein dreifach eingeritztes Winkelband verziert, links und rechts begleitet von einer Reihe
eingestochener Punkte. 9,8 cm ist das Gefäß hoch, 12,3 cm breit und das Fassungsvermögen beträgt
0,37 l.
Die Grundform des Gefäßes SH064c aus Grab B064 ist ebenso ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit
Standfuß. Der Bauch des Gefäßes trägt senkrechte Kannelurbündel und hängende Winkel aus
mehrfacher Kannelur. Der Hals des aus der Gefäßschulter herausragenden Tierkopfes ist stark oval
geformt und knickt im letzten Viertel im rechten Winkel ab. Im Vergleich zu den anderen Gefäßen sind
die Ohren bzw. Hörner deutlich geformt und stehen nach oben, das Maul des Tieres bildet wiederum
das runde Tüllenende. Ein wenig rätselhaft wirken die an beiden Seiten angebrachten, durchlochten,
halbrunden Lappen. Spricht man die beiden Auszipfelungen als Hörner an so könnten diese nun die
Ohren symbolisieren. Mit 17,5 cm Breite und Höhe fasst das Ausgussgefäß 1,21 l und ist das größte
seines Typs.
Bei den Ausgussgefäßen handelt sich durchwegs um kleine Gefäße, die auch als Sauggefäße
angesprochen werden. Sauggefäße sind in der Urnenfelderzeit weit verbreitet und werden als

156
Sitzwohl 1993, Taf. 68/1.

107
Statzendorf Keramik-Typographie

Trinkgefäß für Neugeborene gedeutet.157 Die tiergestaltigen Ausgussgefäße sind den Sauggefäßen
anzuschließen und gehören nach L. Nebelsick ebenfalls noch zur Welt der Kinder, erst im Verlauf der
Hallstattkultur entwickeln sich Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zerimonialgerät.158
Welche Arten die Tierköpfen wiedergeben sollten ist nicht einfach zu entscheiden, Gefäß SH064c
kann man noch am ehesten als Rind interpretieren, die anderen sehen eher Schafen ähnlich.
Wahrscheinlich sollte weniger eine spezielle Art wie bei den späteren Stierkopfgefäßen abgebildet
werden, sondern das Gefäß ganz allgemein – für Kinder? – freundlich erscheinen lassen, ohne ein
spezielles Tier im Sinn zu haben.
Die typochronologische Entwicklung der Gefäße lässt sich folgendermaßen zeichnen: Am Beginn der
Entwicklung stehen kleine Gefäße mit röhrenförmiger Ausgusstülle (SH012a, PA043104), die bald
darauf abgeknickt (B077) und mit Augen versehen wird (SH031a). Etwas größer und mit deutlicher
gestaltetem Tierkopf sind die Gefäße PA42779 und vermutlich auch PA42747. An der Endpunkt der
Statzendorfer Entwicklung kann man die Gefäße PA38325 und SH064 c stellen, die bereits deutlich
und mit naturalistischen Details geformte Tierprotomen besitzen und auf Standfüßen stehen. Andere
zoomorphe Gefäße mit Standfuß wurden etwa in Donnerskirchen159 und Guntramsdorf160 gefunden.
Ob die Entwicklung tatsächlich von den zoomorph geformten Tiergefäßen wie zum Beispiel aus
Wagram ob der Traisen,161 Donnerskirchen162 und Sopron163 hin zu den eigentlichen
Stierprotomengefäßen164 der entwickelten Hallstattzeit tatsächlich linear weiterverläuft, oder der
mediterrane Einfluss der Protomenkessel hier als zweiter Entwicklungsstrang eine gewichtige Rolle
spielt,165 sei dahingestellt.
Gefäß Gefäßform Grab Sozialindex
SH012a Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B012 15
PA43104 Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B127 23
B077 Ausgussgefäß mit geknickter Tülle B077 18
SH031a Ausgussgefäß mit geknickter Tülle und angedeuteten Augen B031 41
PA42747 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A063 24
PA42779 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A071 46
SH064c Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß B064 30
PA38325 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß A036 72
Grab A036, in dem ein Ärmchenbeil gefunden wurde, kann als Männergrab gedeutet werden,
ansonsten liegen von keinem anderen Grab mit Ausgussgefäß Grabfunde vor, die Hinweise auf das
Geschlecht der Bestatteten liefern könnten. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Ausgussgefäß liegt mit 33,6 deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 21,4. Interessant ist, dass die
Entwicklung der Gefäße analog zur Steigerung des Sozialindex der ausgussgefäßführenden Gräber
verläuft. Während die Gefäße am Beginn der Entwicklung mit wenigen, unspezifischen Beigaben
versehen waren, liegt der Sozialindex bei den Gefäßen der mittleren Gruppe bereits über dem
allgemeinen Durchschnitt. Die Gräber mit naturalistisch gestalteten Protomengefäßen, zuletzt mit
Standfuß, erreichen die höchsten Werte. Setzt sich die Entwicklung fort, ist es nicht verwunderlich,
dass die großen Stierprotomengefäße der Hallstattzeit in außergewöhnlich gut ausgestatteten, durch
monumentale Grabhügel gekennzeichneten (Männer-) Gräbern zu finden sind.
Kartiert man die Gefäße im Gräberfeld, so lässt sich auch anhand der räumlichen Verteilung der
Gräber die chronologische Entwicklung in etwa nachzeichnen. Die Gefäße mit einfacher Ausgusstülle
sind im nördlichsten Bereich des Gräberfeldes zu finden, der auch als ältester gewertet wird. Gefäße
mit naturalistisch geformten Protomen nehmen den nördlichen und mittleren Bereich des Gräberfeldes
ein, wobei Grab A036, das Grab mit Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und
Standfuß sowie dem höchsten Sozialindex das südlichste ist.

157
Eibner 1973, 191.
158
Nebelsick 1997, 118.
159
Rebay 1998, Taf. 3.
160
Ladenbauer-Orel 1948, 83.
161
Gattringer 1971, 49 f.
162
Rebay 1998, Taf. 4.
163
Bella 1893, 26 f.
164
zuletzt zusammengestellt von F. Preinfalk (Preinfalk F. 2003, 73 ff.)
165
Siegfried-Weiss 1979, 32 ff.

108
Statzendorf Keramik-Typographie

Abb. 73: Ausgussgefäße mit einfachem Abb. 74: Ausgussgefäße mit


Ausguss tierförmigem Ausguss

8.10 Zisten
Die Zisten des Gräberfeldes stammen aus den Gräbern B033 (SH033b), B077 (SH077d) und B122
(SH122a). Das erste Gefäß ist mit nur 3,4 cm Höhe als Miniaturziste anzusprechen, es besitzt einen
zylindrischen Gefäßkörper und einen Omphalos in der Bodenmitte. Der Unterteil des Gefäßes ist
umlaufend mit stehenden, gefüllten Dreiecken aus eingedrückten Punkten verziert. Die Ziste SH077d
steht auf drei lappenförmigen, tönernen Füßen und ist mit drei waagrecht umlaufenden Rippen
verziert. 12, 5 cm hoch fasst sie einen Inhalt von 0,72 l. Die dritte Ziste wirkt etwas gedrückter und hat
zwei senkrecht aufstehende Lappen, in die der zugehörige Deckel eingepasst werden kann. Sie ist
ebenfalls mit drei waagrecht umlaufenden Rippen verziert, um den Rand jedoch zusätzlich noch durch
ein doppeltes Rollstempelband verziert, zwischen dem doppelte, hängende Winkel stehen. Sie ist 8,9
cm hoch und fasst mit 0,76 fast genauso viel Inhalt wie die Ziste aus Grab B077.
Zu der Ziste gehört ein Deckel, der
aus einer kreisrunden, flachen
Tonscheibe besteht, die an den
Seiten zwei rechteckige
Ausnehmungen für die von der
Ziste aufstehenden Lappen besitzt.
Der Deckel ist durch einen Kreis in
SH033b SH077d SH122a
gleicher Technik und gleichem
Motiv verziert wie die Ziste selbst.
Vergleichsstücke tönerner Rippenzisten sind sowohl aus Siedlungen wie Michelstetten,166
Göttlesbrunn167 oder dem Braunsberg,168 als auch aus Gräbern bekannt, sehr ähnlich sind die Stücke
aus Maiersch,169 Grab 31, Marz170 und Gemeinlebarn.171 Die Ziste aus dem Grab Verf. 1124 aus
Franzhausen172 ist in den Proportionen und durch die beiden Grifflappen dem Stück SH122a sehr
ähnlich.
Im Grab der Miniaturziste kommt sonst lediglich eine Schüssel mit Kragenrand vor, in Grab B077 ist
bloß das Ausgussgefäß außergewöhnlich, die beiden Einzugsrandschalen, die Henkelschale und die
Schüssel mit langem Kegelrand folgen dem üblichen Repertoire. In Grab B122 sind neben der
166
Preinfalk A. 2003, 195 f.
167
Griebl 2002, 246.
168
Urban 1995, Kat.Nr. 2583
169
Berg 1962, Taf. 7/5.
170
Peschek 1943, Taf. 3/3.
171
Szombathy 1890, Taf. 2/6.
172
Neugebauer 1997, 179 f.

109
Statzendorf Keramik-Typographie

Einzugsrandschale zwei sehr kleine Miniaturgefäße vorhanden. Keines der Gräber enthält Beigaben,
die sich geschlechts- und altersdiagnostisch verlässlich verwerten lassen können. Im Gräberfeld
selbst sind alle drei Zisten im nördlichen Bereich vertreten, der als ältester des gesamten
Gräberfeldes interpretiert wird.
Tonzisten gelten als Nachahmungen ähnlicher Formen aus Metall, die als Behältnisse für
Flüssigkeiten im Rahmen des Trinkgeschirrsatzes gedeutet werden. Belege zu deren Verwendung
sind auf den Situlendarstellungen aus Certosa, Welzelach und Benvenuti zu finden. Eine große
Menge tönerner Rippenzisten stammen aus den Gräberfeldern von Bologna, wo sie erst ab dem
Übergang der Stufe Ha C1/C2 vorkommen.173 Tonzisten gelten als charakteristisches Siedlungs- und
Grabinventar der jüngeren Hallstattzeit im Kalenderbergraum174 und werden in die Stufen HaC2
und/oder HaD1 gestellt.175 Vorläufer der klassischen, hallstattzeitlichen Rippenzisten aus Bronzeblech,
nämlich Holzeimer mit Blechbeschlägen in Leisten-Buckel-Zier, sind jedoch bereits ab der älteren
Urnenfelderzeit (Ha A1) bekannt176 und könnten ebenfalls in Ton nachgeahmt worden sein. Gerade
die Ziste SH122a sowie deren Vergleichsstück aus Franzhausen erinnert eher an einen Holzbottich
als an bronzene Rippenzisten, zumal die senkrecht aufstehenden Lappen und der eingepasste Deckel
Konstruktionsdetails sind, die in Bronze keinen Sinn machen, in Holz aber sehr wohl. Möglich ist auch,
dass die Rippen der Zisten die (Holz-)Reifen nachahmen,177 mit denen die Dauben der Eimer bzw.
Bottiche zusammengehalten waren. Holzgefäße aus Dauben, mit hölzernen Reifen zusammengefügt,
sind spätestens seit der Bronzezeit belegt.178
8.11 Drillingsgefäß
Das Gefäß SH102b aus Grab B102 ist das einzige Gefäß des
Gräberfeldes, das als Drillingsgefäß angesprochen werden
kann. Es besteht aus drei kleinen, kugeligen
Kragenrandgefäßen, die im Bauchbereich miteinander
verbunden sind und einen gemeinsamen Standfuß besitzen.
Das Gefäß ist bis auf die Oberflächengrafitierung unverziert.
Es ist lediglich 6,8 cm hoch, alle drei Teilgefäße zusammen
SH102b fassen in etwa einen Inhalt von 0,06 l.
Aus Grab B102 liegt außer dem Drillingsgefäß noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein
Spinnwirtel vor, nach dem Gräberfeldplan waren ursprünglich neben dem Drillingsgefäß noch sechs
weitere Gefäße im Grab. Die als Frauengrab gedeutete Bestattung erreicht einen Sozialindexwert von
19.
Ein ähnliches, allerdings durch Kannelur verziertes Drillingsgefäß wurde im Grabhügel 1 von
Zagersdorf gefunden,179 ebenfalls unverziert, allerdings ohne Standfuß tritt das Drillingsgefäß aus dem
Grab Verf. 10368 aus Gemeinlebarn, Gräberfeld A/Maisgasse auf.180 Ein weiteres Gefäß aus
Gemeinlebarn ist von Tumulus 3 bekannt.181 Das Drillingsgefäß aus Sopron begegnet mit drei
stilartigen Füßen, die am unteren Teil des Gefäßes zu einem Standfuß zusammengefasst werden.182
Außerhalb des Kalenderbergraumes finden sich sehr enge Parallelen zu dem Gefäß in Vače und
Este. A. Siegfried-Weiss erwägt Beziehungen zu Italien, wo dreiarmige Schalen im 7. und 6.
Jahrhundert vorkommen.183 Neben dem Drillingsgefäß sind im Inventar des Grabkomplexes B102
noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein Spinnwirtel vorhanden, laut Plan des
Gräberfeldes müssten es aber mindestens sieben Gefäße gewesen sein. Das Grab B102 ist aller
Wahrscheinlichkeit nach als Frauengrab zu deuten. Laut L. Nebelsick ist das Erscheinen von
Miniaturdrillingsgefäßen in Gräbern an die Existenz weiterer Elemente des Kalenderberg-Geschirres
gebunden und kommt in Loretto nur bei Gräbern vor, die mindestens drei Kegelhalsgefäße enthalten.
Sie sind typischerweise in Frauengräbern zu finden, manchmal auch in Zusammenhang mit Kinder-
bzw. Nachbestattungen.184
173
Stjernquist 1967, 112 ff.
174
Griebl 2002, 246.
175
Preinfalk A. 2003, 195.
176
Clausing 1996, 426.
177
Pescheck 1942a, 59.
178
Hochuli/Maise 1998, 279 ff.
179
Rebay 2002, 44 f.
180
Nebelsick 1997, 30 f., Abb. 8/4.
181
Szombathy 1890, 69, Fig. 64.
182
Eibner-Persy 1980, Taf. 18/1.
183
Siegfried-Weiss 1979, 77.
184
Nebelsick 1997, 46 f.; Nebelsick 1994a, Fundstelle 57, Taf. 92, Fundstelle 93, Taf. 122.

110
Statzendorf Keramik-Typographie

8.12 Miniaturgefäße
Miniaturgefäße sind Kleinstgefäße oder Verkleinerungen von größeren Gefäßformen. Sie wurden
bereits bei der Betrachtung der formtypologischen Aspekte bei den jeweiligen Typen behandelt, fallen
aber in eine eigene Funktionsklasse, da nicht davon auszugehen ist, dass sie die gleiche Funktion
einnehmen wie ihre formtypologisch gleichen oder ähnlichen großen „Brüder und Schwestern“.185
Die Abgrenzung zwischen Miniaturgefäß und kleinem Vertreter eines gängigen Keramiktyps ist
mitunter schwierig. Deshalb wurde nach Sortieren der Grundtypen der Gefäße (Ausgussgefäß,
Deckel, Drillingsgefäß, Fußschale, Gefäßfragment, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf,
Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf) das Fassungsvermögen der Gefäße dazu herangezogen, sie
jeweils in die Größenklassen sehr klein, klein, mittel, groß und sehr groß einzuteilen. Konnte das
Fassungsvermögen nicht errechnet werden, wurde auf die Maße für Höhe und Randdurchmesser
zurückgegriffen. Die Klassifizierung geschah mittels Clusteranalyse.186 Unter den meisten Typen
kommen mitunter deutlich verkleinerte Formen als der Durchschnitt der ohnehin kleinen Vertreter
eines Typs vor, die dann als Miniaturgefäße bezeichnet wurden.
Unter den 62 so als Miniaturgefäß klassifizierten
Gefäßen sind die Kegelhalsgefäße mit 27 30

Vertretern (43,5 %) die häufigsten, gefolgt von


den Schüsseln mit 20 Vertretern (32,2 %), acht
Töpfe und drei Kalenderbergtöpfe (zusammen 20
17,7 %) sind auch noch mehrfach vertreten,
jeweils nur einmal kommen die Fußschalen,
Henkelschalen, Schalen und Zisten vor.
10
Absolute Werte

Als Miniaturkegelhalsgefäß werden jene


Kegelhalsgefäße bezeichnet, die weniger als
einen Liter Fassungsvermögen besitzen. Das
kleinste dieser Gefäße fasst 0,14. Die Gefäße 0
Fußschale Kalenderbergtopf Schale Topf
sind zwischen 6,5 und 10,6 cm hoch. Es sind Henkelschale Kegelhalsgefäß Schüssel Ziste

dies die 27 Gefäße MK3084_Strf, PA38256_ Miniaturtypen


A007, PA38355_A037, PA42709_A054,
PA42973_A104, PA42982_A104, PA45081b_ Abb. 75: Häufigkeit der einzelnen Miniaturtypen
C024, PA45093_C027, PA45141_C032,
PA45224_C046, PA45227a_C046, PA45239_C047, PA45243_C048, PA45302_C059, PA45374_
C073, PA45379a_C074, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56107b_GD02, PA56146_GD16,
PA56249_A036, PA56252_A036, PA56289_Strf, PA74271_D011, SH013c_B013, SH016b_B016 und
SH097b_B097.
Die 20 Miniaturschüsseln fassen zwischen 0,1 und 0,65 l. Sie sind bis zu 9 cm hoch (PA38262_A009,
PA38265_A009, PA38266_A009, PA38276_A011, PA42763_A067, PA42860_A089, PA43018_A108,
PA43036_A114, PA43055_A116, SH035a_B035, PA43105_B127, PA43125_B132, PA43151_B136,
PA45188_C039, PA45225_C046, PA45226_C046, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45287_
C057, PA45323_C063).
Unter den acht Miniaturtöpfen (PA38293_A025, SH028d_B028, SH043d_B043, SH100a_B100,
SH122c_B122, PA43094_B125, PA45140_C032, PA45232_C046) sind Formen mit und ohne Henkel.
Sie fassen einen Inhalt von 0,16 bis 0,31 l und sind zwischen 5,1 und 8,1 cm hoch. Die beiden
schlanken Kalenderbergtöpfe, SH043c aus Grab B043 und B99 aus Grab B099 sind nur 5,5 bzw. 6
cm hoch, SH043c fasst nur 0,08 l. Das Fragment eines PA45288_C057 ist dem anzuschließen.
Die Fußschale mit ausladendem Rand PA45263 aus Grab C051 ist mit nur 4,6 cm Randdurchmesser
in die Kategorie Miniaturgefäß zu stellen. Die napfartige Henkelschale PA42780_ A071 ist nicht nur in
der Form ungewöhnlich, sondern auch nur 2,1 cm hoch und fasst lediglich 0,007 l. Unter den Schalen
kann nur die Einzugschale SH122b aus Grab B122 kann als Miniaturform bezeichnet werden. Mit nur
2,3 cm Höhe fasst sie maximal 0,02 l. Das Fragment einer Ziste SH033c aus Grab B33 ist mit 3,4 cm
Höhe deutlich kleiner als die beiden anderen im Gräberfeld vorhandenen Zisten und kann somit als
Miniaturziste bezeichnet werden.
Die Gräber, die Miniaturformen beinhalten, sind über das gesamte Gräberfeld verteilt. 33 Gräber
besitzen jeweils nur ein Miniaturgefäß, in acht Gräbern sind zwei vorhanden, in Grab A009 drei und

185
Dobiat 1980, 95 f.; Klemm 1992, 96.
186
Es wurde die Ward Methode angewandt, die dazu neigt, etwa gleich große Gruppen zu bilden.

111
Statzendorf Keramik-Typographie

ein Grab C046 sogar sechs Stück. Miniaturgefäße kommen in zwei anthropologisch als Kindergräber
bestimmten Komplexen vor, ob sie allerdings als diagnostische Beigabe angesehen werden können,
bleibt zweifelhaft.187 Die These, dass Miniaturgefäße häufig in Gräbern mit besonders hohem Status
vorkommen,188 konnte aufgrund des durchschnittlichen Sozialindexwertes für Gräber mit
Miniaturgefäßen überprüft werden. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass deren durchschnittlicher
Sozialindex mit 26,3 leicht über dem allgemeinem Durchschnitt von 21,4 liegt.
8.13 Deckel

PA38302 PA45293

Der Deckel mit der Inventarnummer PA38302 aus Grab A027 besitzt eine bauchige Form und einen
massiven Deckelknopf, der in der Mitte leicht eingedellt ist. Er ist 7,7 cm hoch und misst im
Durchmesser 15,7 cm. PA45293 aus Grab C058 ist eher flachkonisch geformt und besitzt einen
bandhenkelförmigen Bügel anstelle des Knopfes. Mit 8,4 cm Höhe und 19,8 cm Durchmesser ist er
deutlich größer als der andere Deckel. Beide Deckel sind unverziert. Grab A027 ist eines der am
reichsten ausgestatteten Männergräber des Gräberfeldes (Sozialindex 68), es ist unklar, welches
Gefäß durch den Deckel verschlossen war. Offensichtlich war es nicht die Urne, denn diese war nach
der Beschreibung A. Dungels mit einer umgedrehten Schale abgedeckt. Grab C058 ist
geschlechterunspezifisch ausgestattet (Sozialindex 13), welches Gefäß in diesem Grab mittels des
Deckels abgedeckt werden sollte, ist ebenfalls unklar, vermutlich fehlt es.
Üblicherweise werden im Kalenderbergraum Situlen durch Deckel verschlossen, Gefäße dieser Art
fehlen in Statzendorf jedoch völlig, auch situlenähnliche Töpfe sind in den Grabkomplexen nicht
vorhanden. Im Raum Kleinklein und südlich davon sind die Deckel an andere Gefäßformen gebunden,
etwa an Töpfe, Kegelhalsgefäße und Fußgefäße aller Art.189 Vergleichsbeispiele beider
Deckelvarianten sind im Gräberfeld von Sopron zu finden, wo die unverzierten, bauchigen Formen mit
Bandhenkel eher der 1. Gruppe (Wende HaB/Ha C), die mit Knopf der 2. Gruppe (Ha C) zugeordnet
werden.190 Deckel mit Bügel sind außer aus Statzendorf aus Bad Fischau bekannt,191 Deckel mit
Knopf begegnen in Rabensburg,192 Bernhardsthal193 und Zagersdorf.194
8.14 Spinnwirtel
73 Spinnwirtel gehören zum Fundmaterial des Gräberfeldes Statzendorf, 50 lassen sich 32
verschiedenen Gräbern zuordnen und werden als diagnostisch für die archäologische
Geschlechtsbestimmung der Frauengräber gewertet. Ihre Funktion im Sinne der Textilherstellung ist
evident, auf ihre weitere symbolische Bedeutung wird an anderer Stelle eingegangen. 23 der Gräber
beinhalten nur einen Spinnwirtel, sechs Gräber zwei und in je einem Grab sind vier (A089), fünf
(B134) und sechs (A014) Spinnwirtel vorhanden. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Spinnwirteln liegt mit 37,8 gegenüber dem allgemeinen Durchschnitt von 21, 4 sehr hoch, es sind hier
auch die reichsten Frauengräber dabei. Die Gräber mit Spinnwirteln sind über das gesamte
Gräberfeld verteilt, es lassen sich keine räumlichen Konzentrationen bemerken.
Zwölf der Spinnwirtel weisen deutliche Spuren sekundären Brandes auf, 10 dürften kurzzeitig dem
Feuer eines Scheiterhaufens ausgesetzt worden sein, so dass eine Mitverbrennung der Spindeln auf
dem Scheiterhaufen nahe liegt. Webgewichte wurden in Statzendorf nicht gefunden, Hinweise, dass
ganze Webstühle auf den Scheiterhaufen gelangten, wie es für Uttendorf nachgewiesen ist, fehlen
völlig.195

187
Siehe Kapitel anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung.
188
Von Dobiat 1980, 95 f., für Kleinklein formuliert.
189
Dobiat 1980, 104.
190
Eibner-Persy 1980, 40, 79.
191
Klemm 1992, Taf. 19, 117 und 119.
192
Kerchler 1977, Taf. 50/4 und 6.
193
Kerchler 1977, Taf. 12/4.
194
Rebay 2002, Taf. 24, 82 und 83.
195
Moosleitner 1992, 26 f.

112
Statzendorf Keramik-Typographie

Von den 73 Spinnwirteln sind 37 grafitiert und 62 verziert, nur elf gänzlich unverzierte Formen
kommen vor. Die typische Verzierung aller Spinnwirteltypen ist die Gestaltung des Randes der
Oberseite: Durch Ritzen oder Eindrücken werden hier umlaufend radiale Striche gezeichnet. Häufig
handelt es sich um schräge Kannelur oder Ritzung, die durch Richtungsänderung kleine Winkel bildet.
In manchen Fällen wird die umlaufende Verzierung durch radiale oder schräge Strichbündel ersetzt.
Die Höhe der Spinnwirtel liegt zwischen 1,1 und 4,8 cm, der Durchschnitt liegt bei 1,88 cm, die Breite
liegt zwischen 2 und 5,5 cm, im Durchschnitt bei 3,58 cm. Der Durchmesser des Loches in der Mitte
schwankt zwischen 0,3 und 1,3 cm, durchschnittlich ist es 0,6 cm im Durchmesser. Das Gewicht der
Spinnwirtel beträgt zwischen 4 und 50 g, im Durchschnitt 20 g. Nach der Gestaltung der Form werden
drei Typen unterschieden, die kugelförmigen Spinnwirtel (6 Stück, 8,2 %), die doppelkonischen
Spinnwirtel (5 Stück, 6,8 %) und mit 62 bzw. 85 % größte Gruppe der kegelförmigen Spinnwirteln.
Innerhalb dieser großen Gruppe kann noch eine Variante mit eingezogenem Unterteil (10 Vertreter,
13,7 %) und eine gedrückte Variante (18 Vertreter, 24,7 %) abgegrenzt werden.
Die Kartierung der Spinnwirtelformtypen erbrachte keine überzeugenden Ergebnisse. Auch die
Größenklassen der Spinnwirtel – kleine Wirtel bis 3 cm Breite, mittelgroße bis 4 cm breite, große
darüber – sind regelmäßig über das Gräberfeld verteilt. Turbanförmige Spinnwirtel werden eher
allgemein in ein hallstattzeitliches Milieu gestellt, während alle anderen Spinnwirtelformen,
scheibenförmige, pyramidenförmige, konische, doppelkonische und kugelförmige, bereits in der
Urnenfelderzeit, und da vor allem in Siedlungen, auftreten.196
Bei den Verzierungen fällt auf, dass gänzlich unverzierte Spinnwirtel lediglich im Südbereich, dem
jüngeren Teil des Gräberfeldes, auftreten. Die beiden Spinnwirtel mit Strahlenzier stammen aus
benachbarten Gräbern (B134 und B142), Spinnwirtel mit Bronzenagelung aus den Gräbern A092 und
A104, dem mittleren Bereich des Gräberfeldes Statzendorf. Bronzenagelung von Spinnwirteln
begegnet man häufig im estensischen Raum, sie ist aber auch in der Kalenderbergkultur keine
Seltenheit. Vergleichsbeispiele sind aus Loretto und Bad Fischau bekannt.197
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel

PA38145 PA56097 PA56147b SHoA22 SHoA24


Die sechs kugelförmigen Spinnwirtel PA38145_A019, PA56097_GD01, PA56147b_GD16,
SHoA22_StrfB, SHoA24_StrfB und SHoA34_StrfB zeichnen sich durch einen annähernd kugeligen
oder gedrückt kugeligen Körper aus, der Umbruch vom Ober- zum Unterteil ist gerundet. PA56097
und PA56147b sind unverziert, PA38145 und SHoA24 weisen die typische, umlaufend schräge
Kannelur bzw. Ritzung der Oberseite auf, SHoA22 besitzt fünf waagrechte Eintiefungen, zwischen
denen Wellenlinien verlaufen und SHoA34 ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert. Die
Verzierung der beiden letztgenannten Spinnwirtel ist denen der Perlen sehr ähnlich, und auch ihre
geringe Größe könne eine Verwendung als Keramikperle nahe legen.

196
Kern 2001, 33; Preinfalk A. 2003, 121.
197
Klemm 1992, 98 f.

113
Statzendorf Keramik-Typographie

8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel

PA38100 PA38169 PA45095 SH102d SHoA03


Die fünf doppelkonischen Spinnwirtel PA38100_A009, PA38169_A032, PA45095_C027, SH102d_
B102 und SHoA03_StrfB sind den kugeligen ähnlich, lediglich der Umbruch vom Ober- zum Unterteil
ist durch einen mehr oder weniger scharfen Knick betont. PA45095 ist unverziert, PA38100 weist am
Umbruch zarte Kannelurbündel auf, SH102d ist am Umbruch umlaufend stark gekerbt. SHoA03
besitzt an der Oberseite eine umlaufende Kannelur. Die komplexeste Verzierung findet sich an dem
Stück PA38100: Die Oberseite ist umlaufend durch eine doppelte Reihe eingestochener Punkte, die
Unterseite durch ein umlaufend achtmal eingedrücktes Tannenzweigmuster verziert.
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel

PA38099 PA38129 PA38130a PA38192 PA42677


Die kegelförmigen Spinnwirtel sind in ihrer Grundform ebenfalls doppelkonisch angelegt, der Umbruch
vom Ober- zum Unterteil liegt jedoch im ersten Drittel bzw. Viertel des Wirtels und niemals in der Mitte.
Die Oberseite ist zumeist durch eine kreisförmige Vertiefung gekennzeichnet, das Unterteil verläuft
gerade kegelstumpfförmig.
Der kegelförmige Spinnwirtel ist mit 34 Vertretern der häufigste Typ, die Exemplare PA38097_A002,
PA38099_A003, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130e_A014, PA38147_A022, PA38192_
A039, PA38211_C010, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA, PA42677_A047, PA42716_A055,
PA42769a_A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42863_A089, PA42975_A104, PA42985_
A104, PA43020_A108, PA43140_B134, PA43141_B134, PA45070a_C021, PA45070b_C021,
PA45279_C054, PA45345_C067, PA45367_C072, PA56093c_Strf, PA56106_GD02, SHoA01_StrfB,
SHoA23_StrfB, SHoA25_StrfB, SHoA26_StrfB, SHoA27_StrfB und SHoA60_StrfB zählen dazu.
Unter den kegelförmigen Spinnwirteln finden sich vier unverzierte Exemplare (PA38211, PA45345,
PA56093c und SHoA26), PA56106 ist an der Oberseite unverziert, trägt aber an der Unterseite ein
Strahlenmuster. Fast alle anderen Exemplare haben eine umlaufende Verzierung der Oberseite in
Form von schrägen Einritzungen bzw. Kanneluren. PA38129 trägt an der Unterseite drei hängende
Winkel, die freien Flächen sind durch jeweils einen eingedrückten Punkt verziert. PA42769a ist
zusätzlich zur Ritzverzierung durch eingestochene Punkte dekoriert. Der sehr sorgfältig gestaltete
Wirtel PA42975 trägt an der Unterseite fünf vierfache, geritzte Bögen, seine Oberseite ist kreuzständig
durch je drei Bronzenieten hervorgehoben. PA42985, ein weiterer Wirtel aus dem Grab A104, ist ganz
ähnlich gestaltet und mit fünf dreifachen, geritzten Bögen und vier einzelnen Nieten an der Oberseite
verziert. SHoA25 hat neben den Kanneluren an der Oberseite auch an der Unterseite eingedrückte
Strichbündel, die Vertiefung an der Oberseite von SHoA60 ist mit eingedrückten Punkten gefüllt.

114
Statzendorf Keramik-Typographie

8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil

PA38183 PA42769b PA42887 PA43137 PA43215

Die kegelförmigen Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil können als Variante der kegelförmigen
Spinnwirteln betrachtet werden, sie sind den kegelförmigen Spinnwirteln sehr ähnlich, das
kegelstumpfförmige Unterteil ist jedoch mehr oder weniger stark eingezogen. Folgende zehn Vertreter
zählen zu dieser Variante: PA38183_A037, PA38210_C009, PA38224_C014, PA42769b_A068,
PA42887_A092, PA43019_A108, PA43137_B134, PA43215_B142, PA43224_B144 und PA56093b_
Strf. Einer der Spinnwirteln ist unverziert (PA56093b), alle anderen sind durch schräge Kannelur,
Kannelurbündeln bzw. Ritzverzierung an der Oberseite verziert. Die Unterseite von PA43137 ist durch
ein radiales Strahlenmuster, die Unterseite von PA43215 durch ein Kreuz begleitet von Einstichen,
verziert. Acht Bronzenieten verzieren zusätzlich die Oberseite von PA42887.
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form

PA38098 PA38130c PA42740 PA42823d PA42862

Auch bei dieser Variante des kegelförmigen Spinnwirtels ist die Grundform doppelkonisch bis
kegelförmig, jedoch wirken sie in ihrer Gesamtheit durch die geringe Höhe im Bezug zur Breite
gedrückt bzw. im Vergleich zu den anderen Varianten sehr flach. 18 Spinnwirtel aus dem Gräberfeld
gehören zu dieser Variante: PA38098_A002, PA38118_A013, PA38130b_A014, PA38130c_A014,
PA38130d_A014, PA38242_StrfA, PA42740_A061, PA42823d_A079, PA42861_A089,
PA42862_A089, PA42864_A089, PA43138_B134, PA43139_B134, PA56093a_Strf, PA56111_GD04,
PA56147a_GD16, SHoA02_StrfB und SHoA21_StrfB. Auch in dieser Gruppe finden sich unverzierte
Objekte (PA56111 und PA56147a), die meisten tragen die übliche umlaufende Kannelur bzw.
Ritzverzierung der Oberseite, bei PA38098 ist sie tief und breit genug, um zur Gestaltung der Form
beizutragen. PA42862 ist an Ober- und Unterseite durch viele eingestochene Punkte charakterisiert,
PA43138 trägt eingestochene Punkte und ein Bogenmuster an der Unterseite. PA38242 trägt an der
Oberseite die Reste von je drei kreuzständig angebrachten Bronzenieten.

115
Statzendorf Keramik-Typographie

8.15 Rasseln

PA43126a PA43126b PA43126c

Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind sechs kugelförmige Tonrasseln bekannt, drei mit der
Inventarnummer PA43126 aus Grab B132 und drei mit der Nummer PA 56298, die als Streufunde
vorliegen. Sie sind jeweils aus zwei halbkugeligen Teilen zusammengesetzt, von denen jeweils einer
von außen nach innen durchbohrt ist, vermutlich um ein Zerreißen beim Brennen zu verhindern.
Gefüllt sind die Rasseln mit einigen kleinen Kieselsteinen, die beim Schütteln Geräusche verursachen.
Die Rasseln sind zwischen 4 und 4,6 cm im Durchmesser groß und wiegen zwischen 28 und 36 g, sie
sind unverziert. Im Grab B132 treten sie zusammen mit dem üblichen Keramikrepertoire auf, zum Teil
allerdings in stark verkleinerter Form.
Für den Ausgräber J. Bayer war es daher klar, dass es sich um ein Kindergrab handeln müsse.
Tonrasseln sind außer aus Statzendorf noch aus den Gräbern 38 und 54 von Maiersch bekannt, in
einem Fall sogar mit einer durchlochten Auszipfelung zum Aufhängen. Sie kommen zusammen mit
Funden vor, die als weiblich zu charakterisieren sind.198 In dem Soproner Tumulus Este/2 wurde ein
birnenförmiges Exemplar gefunden.199 Ein Siedlungsfund eines fragmentierten Stückes aus Großmugl
– Flur Todtenweg rundet das Bild ab.200 Für K. Kaus ist die ausgehende Urnenfelder- und
Hallstattkultur die Blütezeit der Tonrasseln, deren Hauptverbreitungsgebiet er in ganz Mitteleuropa,
vor allem aber im Sudetenland, Schlesien, Mitteldeutschland entlang der Oder und Böhmen am
Oberlauf der Elbe umschreibt. Einfache, unverzierte Kugelrasseln wie die aus Statzendorf wären
typisch für die ausgehende Hallstatt- und Latènezeit. Rasseln werden ganz allgemein als
Musikinstrument, Kultgerät oder Kinderspielzeug gedeutet.201
8.16 Tonständer (?)
Ein Objekt, dessen Deutung schwer fällt, ist der
Tonständer PA45037 aus Grab C015. Er besitzt einen
runden Querschnitt, die Standfläche ist ebenfalls rund
geformt und misst 4 cm im Durchmesser. Das
abgebrochene Ende ist leicht verbreitert, so dass eine
Deutung als Fuß eines pokalartigen Gefäßes möglich
erscheint. Aufgrund von Parallelen aus Langenlebarn,
Tumulus 3, und Gemeinlebarn, Tumulus 1, erscheint
PA45037 PA86354h auch eine Deutung als einer von mehreren Füßen, die
ein Gefäß tragen sollten, plausibel.202 Auch die
Drillingsfußschale aus Sopron steht auf ähnlichen, tönernen Füßen.203 Aus dem Grab C015 selbst ist
aber ansonsten keine Keramik erhalten, auch im Plan ist nicht vermerkt, dass ein Gefäß ursprünglich
vorhanden war. So kann es sich natürlich auch um einen Fund handeln, der nicht unmittelbar in
Zusammenhang mit einer Bestattung zu sehen ist.
Ähnlich problematisch ist das Tonobjekt PA86354h, das in Grab D018 gefunden wurde. Es ist 7 cm
lang und misst 3,9 cm im Durchmesser des breiteren Endes. Von der Form her ist es mit dem
Tonständer zu vergleichen, verjüngt sich aber nach oben hin, ist gebogen und an beiden Enden
abgebrochen. Das Aussehen erinnert an das Horn eines Rindes. Im Grab befindet sich kein Gefäß,
mit dem ein Zusammenhang zu finden wäre, die vielen unterschiedlichen, kleinen Fragmente, die aus
dem Grab überliefert sind, sprechen jedoch für einen gestörten Grabzusammenhang.

198
Berg 1962, Taf. 14/3 und 19/10.
199
Eibner-Persy 1980, 199 f., Taf. 100/5.
200
Lantschner 2000, 75 f.
201
Kaus 1971, 81 ff.
202
Preinfalk F. 2003, 79 f., Taf. 31, 33, 35, 36.
203
Eibner-Persy 1980, Taf. 27.

116
Statzendorf Keramik-Typographie

8.17 Lampe (?)


Bei dem nur in Fragmenten erhaltenen Tonobjekt PA42981 aus Grab A104
könnte es sich um eine Lampe handeln. Ähnliche Stücke, die Tonlöffeln
ähneln, aber eine ausgussartige Erweiterung am spitz zulaufenden Rand
besitzen, treten seit der Stufe Hallstatt B auf und sind häufig mit
Miniaturgefäßen vergesellschaftet. Das trifft auch für das Grab A104 aus
Statzendorf zu. Die Erweiterung der Spitze könnte als Auflage für einen
Docht dienen, in den Miniaturgefäßen könnte flüssiger Brennstoff mitgeführt
PA42981 worden sein. Stücke dieser Art stammen aus Burgschleinitz, Etzmannsdorf,
Heidenstatt bei Limberg, Maiersch und Thunau.204 Sehr ähnlich ist das
Stück von der Malleiten bei Bad Fischau.205

204
Pescheck 1942a, 119; Kern 2001, 32; Wewerka 2001, 90; Lochner 1991, 249 ff.
205
Klemm 1992, 240.

117
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9. Keramik – Verzierungen

Verzierungen sind Merkmale an Gefäßen, die nicht unmittelbar notwendige Bestandteile ihrer
Formgebung sind.206 Auch wenn die Verzierungen den einzelnen Gefäßtypen bereits
gegenübergestellt und beschrieben wurden, so scheint eine kurze, nachgereichte Definition der
verwendeten Begriffe und eine Zusammenfassung der die Verzierungen betreffenden Ergebnisse
durchaus angebracht. Von 1559 im Katalog aufgenommenen keramischen Objekten, Gefäßkeramik
und Spinnwirtel zusammengenommen, sind 848 verziert, eine eventuelle Grafitierung der Oberfläche
ist hier nicht berücksichtigt.
Die Begriffe Verzierung, Ornament und Dekor können synonym verwendet werden und legen
gleichzeitig bereits den Sinn fest, nämlich Keramik zu schmücken.207 Daneben kann den Verzierungen
jedoch durchaus auch die Funktion von Zeichen zugekommen sein, im Sinne einer Bildsprache, die
für die Menschen der Hallstattzeit problemlos lesbar war, deren Inhalt uns heute aber verschlossen
bleibt. Stilattribute können aktiv zur Vermittlung von Information, etwa Gruppenidentität, eingesetzt
werden, viele Elemente eines Zierstils tragen jedoch nicht notwendigerweise Informationen, sondern
werden durch Nachahmung erlernt und passiv weitergegeben.208
In jüngerer Zeit sind Arbeiten erschienen, die sich in breitem Rahmen mit der Verzierungsmotivik der
Hallstattkultur auseinander gesetzt haben und die das Fundmaterial von Statzendorf berücksichtigt
und ausgewertet haben. Zum einen handelt es sich um die Arbeit von C. Schappelwein,209 zum
anderen die von U. Brosseder.210
C. Schappelwein erarbeitete einen umfassenden und ausführlichen Katalog der Verzierungsmotive
der Kalenderbergkultur, in dem ein Großteil des Fundmaterials von Statzendorf bereits berücksichtigt
wurde. Insgesamt 114 verzierte Gefäße wurden aus der Literatur in den Katalog übernommen, 559
Gefäße wurden aus den Beständen der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in
Wien zusätzlich aufgenommen. Im nun vorliegenden Gesamtkatalog des Gräberfeldes sind 785
verzierte Gefäße beschrieben, von insgesamt 1486 Gefäßen. Spinnwirtel sind hier abgezogen, da sie
in der Arbeit C. Schappelweins keine Berücksichtigung finden. Demnach wurden rund 86% des
Fundmaterials von C. Schappelwein bereits codiert und ausgewertet. Die Klassifizierung und
Codierung der Verzierungsmotive geht bei C. Schappelwein sehr ins Detail, für die Auswertung
wurden sie jedoch in größere Gruppen zusammengefasst, die praktikabler erschienen. Im
wesentlichen wurde versucht, die Diktion C. Schappelweins zu übernehmen. Anstelle einer
umfangreichen und überflüssigen Beschreibung, wie ein einzelnes Motiv aussieht, ist in seiner Arbeit
eine schematische Zeichnung zu finden, die Missverständnisse vermeidet und Klarheit schafft. Die
Verzierungstechniken nehmen in der Arbeit C. Schappelweins keine besondere Vorrangstellung ein,
was zu bedauern ist, denn sie sind besonders für die Chronologie wesentlich. Definitionen der
Verzierungstechniken finden sich keine, hier ist auf S. Klemm211 und C. Dobiat212 zurückzugreifen. Er
bemerkt lediglich, dass gravierende Unterschiede in der Auswahl der Verzierungstechnik zwischen
dem Siedlungs- und Gräberfeldmaterial festzustellen sind, die Chronologie ist ebenso wie die
Chorologie für die Verwendung einzelner Verzierungstechniken mitbestimmend. Im Allgemeinen
lassen sich den Motiven nicht eindeutig bestimmte Verzierungstechniken zuordnen.213
Auch bei U. Brosseder sind die Verzierungstechniken nicht Thema der Untersuchung, ihre Arbeit
untersucht die Ornamentik hallstattzeitlicher Keramik in einem größeren räumlichen Kontext, nämlich
zwischen Rhonetal und Karpatenbecken.
9.1 Verzierungstechniken
Eines der chronologisch empfindlichsten Merkmale eines Keramikgefäßes ist die Auswahl der
Verzierungstechnik – sie verdient daher besondere Beachtung. Gefäßform, Verzierungstechnik und
Motivik stehen in engem Zusammenhang, worauf bei der Typologie bereits Rücksicht genommen
wurde. Eingetiefte Verzierungen, erhabene Verzierungen und Bemalung können im Fundmaterial
beobachtet werden, wobei die Grafitierung der Oberfläche hier nicht behandelt wird, da sie und die

206
Dobiat 1980, 113.
207
Brosseder 2004, 15.
208
Bernbeck 1997, 238 ff.
209
Schappelwein 1999.
210
Brosseder 2004.
211
Klemm 1992.
212
Dobiat 1980.
213
Schappelwein 1999, 263.

118
Statzendorf Keramik-Verzierungen

damit verbundenen Probleme bereits bei der Keramikherstellung besprochen wurden. Eingetiefte
Verzierungen werden nach Formung des Gefäßes in dessen Oberfläche eingebracht. Das kann durch
Finger, Fingerkuppen, Fingernägel oder Werkzeuge geschehen.214 Um die Ansprache einfach zu
halten, werden an eingetieften Verzierungen Ritzung, Kammstrich, Kannelur, Einstiche, Kerben,
Dellen, Stempel und Rollstempel unterschieden, an erhabenen Verzierungen Knubben, Leisten und
Fingernagelkerbleisten. Bei der Bemalung wird die Grafitmalerei von der rot-schwarz Bemalung
unterschieden.
9.1.1 Ritzverzierung
Ritzverzierungen kommen alleine oder in Kombination mit anderen Verzierungstechniken bei etwa 100
Gefäßen vor. Unter Ritzung versteht man eine „enge, linienhafte, längere oder auch strichartig kurze
Vertiefung der Gefäßoberfläche, die nur mit einem spitzen Werkzeug erreicht werden kann.“215 Die
Ritzverzierung unterscheidet sich von anderen eingetieften Verzierungen durch den Umstand, dass
sie mit einem scharfen Gegenstand angebracht wird, bei dem die Oberfläche des Gefäßes
aufgerissen wird.216 Bei schlechtem Erhaltungszustand ist eine Unterscheidung zwischen
Ritzverzierung und eingedrückter Verzierung bzw. Kannelur im Einzelfall nur schlecht möglich.
Tendenziell sind Ritzverzierungen in der Stufe Ha C häufiger nachzuweisen.217 Sie sind im gesamten
Hallstattraum gebräuchlich, besonders beliebt im Gebiet Fischau–Sopron–Gniebing.218 Bei den
Ritzverzierungen werden im allgemeinen die Winkel- und Dreiecksmotive bevorzugt (82), Bogen und
Kreismotive finden sich weit seltener (18). Eine recht umfangreiche Gruppe mit 16 Vertretern ist die
der eingeritzten Kreuze, wie sie auf den Böden von Schalen verbreitet vorkommen. Ritzverzierungen
können mit anderen Techniken kombiniert auf einem Gefäß zu finden sein, häufig sind jedoch lediglich
eingestochene Punkte, die Ritzungen in 16 Fällen begleiten, und das Vorritzen von gemalten
Verzierungen in zehn Fällen. Eine eingeritzte Linie trennt den roten vom schwarz bemalten Bereich.
Die Verteilung der ritzverzierten Gefäße auf die Gefäßformen entspricht in etwa der allgemeinen
Verteilung der Gefäßformen und lässt keine besondere Bevorzugung einzelner Typen erkennen.

PA56100 PA42945 SH024b PA38247 SH070b

Eine Fußschale (PA45408_C081), drei Gefäßfragmente (PA45046b_C018, PA45304_C061,


PA86354g_D018), drei Henkelschalen (PA42780_A071, PA42805_A075, SH027c_B027) und zwei
Henkelschüsseln (PA42725_A059, PA45207_C043) sind ebenso wie der Topf PA45084_C025 von
zahlenmäßig geringer Bedeutung. Häufiger kommen Ritzverzierungen auf Kalenderbergtöpfen
(PA56229_A029, PA42881_A092, SH062a_B062, SH079a_B079, SH087a_B087, PA38333_C007,
PA45046a_C018, PA45086_C025, PA45193_C040, PA45271_C052, PA45410_C081, PA86354d_
D018, PA86354e_D018, PA56292_Strf), Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38249_A004,
PA38255_A008, PA38258_A009, PA56198_A016, PA38286_A023, PA56231_A029, PA42784_A072,
PA42870_A091, PA42973_A104, PA42982_A104, SH014a_B014, SH024a_B024, PA45054_C020,
PA45181_C038, PA74271_D011, PA56100_GD02, MK3086_Strf, PA72168_Strf, PA86382_StrfD),
Schalen (PA38254_A006, PA38263_A009, PA38264_A009, PA38275_A011, PA38320_A035,

214
Dobiat 1980, 117.
215
Dobiat 1980, 120.
216
Lantschner 2000, 103.
217
Preinfalk A. 2003, 137.
218
Klemm 1992, 104.

119
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA38321_A035, PA38322_A035, PA38324_A035, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_A051,


PA42697_A051, PA42742a_A062, PA42917_A097, PA42955_A101, PA42999_A106, SH022d_B022,
SH024b_B024, SH037c_B037, SH054d_B054, SH084a_B084, PA43254_B148, PA38344_C001,
PA45045_C018, PA45167_C035, PA56060_GA09, MK3080_Strf, PA56074_Strf, PA86384_StrfD),
Schüsseln (PA38262_A009, PA38280_A015, PA38284_A021, PA38305_A030, PA56240_A035,
PA42720_A057, PA42945_A100, PA43031_A114, SH035a_B035, SH053a_B053, SH070b_B070,
SH082b_B082, SH092a_B092, PA45249_C048, PA45323_C063, PA45412a_C081, PA56076_C084,
PA86374_D021, PA56064_GA10, PA56101_GD02, PA56115a_GD07) und Spinnwirteln (PA38099_
A003, PA38129_A014, PA38169_A032, PA56106_GD02, SHoA22_StrfB, SHoA34_StrfB) vor.
9.1.2 Kammstrich
Kammstrich ist ebenfalls eine Ritztechnik. Die Oberfläche des Gefäßes wird mit einem mehrzinkigen,
scharfen Gerät, einem Kamm, aufgerissen,219 so dass mehrfache, parallele Ritzlinien entstehen. 31
Gefäße sind in dieser Art verziert. Im Fundmaterial kann der grobe Kammstrich, wie er in der
Kalenderbergkultur besonders um Loretto verbreitet ist und ein Charakteristikum der Stufe Ha C
darstellt,220 vom feinen, westlicheren Kammstrich unterschieden werden. Der Kammstrich Typ Štitary
in der Art sehr feiner Haarlinien ist kennzeichnend für die späturnenfelderzeitliche Štitary-Keramik
Mittel- und Westböhmens.221

SH052b PA38331 PA56192 PA38257 PA38325

Die beiden Gefäße mit sehr feinem Kammstrich sind das Kegelhalsgefäß SH052b_B052 und die
Schüssel PA38331_C005, bei der ein schraffierter, hängender Winkel aus feinem Kammstrich von
senkrechten Kannelurbündeln und Dellen flankiert wird. Am weitesten verbreitet sind Kegelhalsgefäße
mit stehenden, oft auch mehrfachen Winkeln aus grobem Kammstrich am Hals und Bauch. Dazu
zählen PA38257_A006, PA38256_A007, PA38258_A009, PA38279_A013, PA56192_A014,
PA38285_A023, PA42651_A044, PA42652_A044, PA42701_A053, PA42711_A055, PA42868_A091,
PA42880_A092, PA42890_A094, PA42910b_A096, PA43027_A110, SH006b_B006, SH012b_B012,
SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138, PA43235_B146,
PA45169_C036, PA45224_C046, PA45239_C047, PA45358_C070, PA56118_GD08, MK3086_Strf,
MP137_Strf und PA56088e_Strf. Nur ein Gefäß, PA42701, trägt eine Bogengirlande am Hals.
Kammstrichwinkel tragen außerdem die Henkelschale PA42681_A048, eine Fußschale SH022a_B022
und eine weitere Schüssel PA45188_C039. Bei dem Ausgussgefäß PA38325_A036 und der Schüssel
SH090c_B090 ist der dreifache Kammstrich von einer Reihe eingestochener Punkte begleitet.

219
Klemm 1992, 104.
220
Klemm 1992, 104.
221
Klemm 1992, 104.

120
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.3 Kanneluren
436 Gefäße sind in der einen oder anderen Form in Kannelurtechnik verziert, die Kannelur ist also mit
Abstand die häufigste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf. Als Kannelur werden hier
sämtliche linearen Eintiefungen verstanden, bei denen durch Druck Vertiefungen an der Oberfläche
erzeugt werden,222 ohne die Gefäßwand aufzureißen. Die Breite der Eintiefung spielt bei dieser
Definition keine Rolle, auch wenn sie mitunter stark divergiert.223 Kanneluren können mit Hilfe eines
Stäbchens oder der Finger hergestellt worden sein. Im Fundmaterial kommen waagrechte,
senkrechte, schräge, bogen- und kreisförmige Kanneluren vor, sie sind sowohl einfach, mehrfach – in
diesem Fall werden sie als Kannelurbündel bezeichnet – oder flächig umlaufend angebracht. Die
Kannelur ist eine Verzierungstechnik, die in der Urnenfelderzeit weit verbreitet ist. Vor allem
waagrecht bei der Verzierung des Halses und senkrecht im Schulter- und Bauchbereich findet sie
Verwendung. In der Hallstattkultur wird sie weiter verwendet, nach und nach jedoch durch andere
Verzierungstechniken wie Grafitstreifen- und Stempelzier ergänzt und verdrängt.224 Obwohl die
Verzierung aus der Urnenfelderzeit tradiert ist, fehlen interessanterweise im Gräberfeld von Sopron
Kanneluren in der ersten Belegungsphase, die an den Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit
gestellt wird, während sie in der zweiten Belegungsphase, die mit Ha C1a beschrieben wird, an
nahezu jedem Kegelhalsgefäß vorkommen.225

PA45044 PA38354 PA38277 PA42674 PA42994

Waagrechte Kanneluren markieren bei Kegelhalsgefäßen häufig den Übergang vom Rand zum
Halsbereich bzw. vom Hals- zum Schulterbereich. Ist auf den Gefäßen eine andere Verzierung in
Kannelurtechnik angebracht, so ist dies fast immer der Fall. Allerdings weisen nur wenige Gefäße als
alleiniges Verzierungselement eine Umbruchsmarkierung in Form der umlaufenden Kannelur auf,
nämlich die Kegelhalsgefäße PA38258_A009, PA42691_A050, PA42750_A064, SH058c_B058,
PA43127_B133, PA45062_C021, PA45174_C037, PA45412b_C081, PA86346_D018, PA86354c_
D018 und PA72168_Strf. Die mehrfache Kannelur des Halsansatzes tritt in den Gräberfeldern des
Nordostalpenraumes gehäuft auf. In Kleinklein ist sie bereits in den älteren Grabzusammenhängen zu
beobachten, die flächige Kannelur des Halses kann als datierendes Element für die jüngere
Nekropolenphase gewertet werden.226
Bei den beiden Miniaturkegelhalsgefäßen PA45141_C032 und PA74271_D011 dient eine mehrfache,
umlaufende Kannelur oberhalb des Bodenbereiches genauso wie bei der Schüssel PA43010_A107
und der Schale PA43194_B141 der Akzentuierung des Profils. Bei den Schalen PA56188_A012,
SH028a_B028, SH037d_B037, PA38344_C001 und PA45167_C035 ist der Innenboden durch eine
mehrfache, kreisförmige Kannelur hervorgehoben.
Kreiskanneluren an der Gefäßwand kommen 68-mal vor, und zwar ausschließlich bei
Kegelhalsgefäßen (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,

222
Dobiat 1980, 117.
223
Weitere Begriffe, wie Rille oder Riefe, die häufig die Breite der Kannelur oder ihre Orientierung
mitberücksichtigen (z. B. Lantschner 2000, 109, Klemm 1992, 109) werden hier vollständig vermieden.
224
Lantschner 2000, 107 und 109.
225
Brosseder 2004, 278.
226
Dobiat 1980, 118.

121
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42764_A068, PA42888_A093, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, SH023d_B023,


SH030a_B030, SH084e_B084, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43156_B137, PA38340_C001,
PA38341_C001, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45200_C042, PA45216_
C045, PA45339_C067, PA45398_C080, PA45420_C083, PA38328a_D001, PA86358_D019,
PA86369_D020, PA56053_GA08, PA56051_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_
GD16, PA56146_GD16, PA38339_StrfA) und Schüsseln (PA56263_A039, PA42930_A098,
PA42936_A099, PA42952_A101, PA42996_A106, PA43012_A108, PA43022_A109, PA43041_A115,
PA43052_A116, SH042f_B042, SH084d_B084, PA43151_B136, PA43184_B140, PA43192_B141,
PA45047_C018, PA45044_C018, PA45063_C021, PA45077_C022, PA45204_C042, PA45212_
C044, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45285_C057, PA45314_C062, PA45333_C065,
PA45403_C080, PA56049b_GA04, PA56143_GD16, PA56072_Strf). Dazu kommen noch
Gefäßfragmente (PA45147_C033, PA86344_D018, PA56110a_GD04, PA56294_Strf) und die
Henkelschüssel PA45391_C078. Kreiskanneluren sind konzentrische, einfache oder doppelte, selten
mehrfache Kanneluren, in deren Mitte häufig eine knubbenartige Erhebung entsteht. Einige wenige
Kreiskanneluren besitzen in ihrer Mitte auch Dellen. Die geläufigste Kombination ist jene mit Knubben,
die 45-mal auftritt, und jene mit Kannelur- bzw. Leistenbogen, die 42-mal auftritt. Hier tritt die
Kreiskannelur als Füllmotiv auf, gelegentlich wird sie auch abwechselnd mit Kannelurbündeln
angebracht oder unterbricht umlaufende, flächige Kannelur. Die Kreiskannelur ist im Gräberfeld
Kleinklein besonders in der älteren Belegungsphase mit einer Mittelknubbe verbunden, Kreiskannelur
ohne erhabene Mittelknubbe folgt dort auf jene mit Knubbe und wird in der späten Belegungsphase
häufig mit einem Punktkranz umgeben.227 Kreisförmige Dellen mit Mittelknubbe und umgebendem
Punktkranz sind auch in Süddeutschland auf junghallstättischer Keramik beliebt.228
Hängende Bogen aus Kannelur, besonders um Knubben, sind ganz charakteristisch für das
Gräberfeld Statzendorf. Zumeist handelt es sich um vier kreuzständig angebrachte, doppelte bis
dreifache, breite Bogenkanneluren, deren untere Bogen häufig zu einer Girlande zusammengefasst
sind. Manche der Kanneluren sind technisch betrachtet Leisten, da Ton zusätzlich auf dem
Gefäßkörper angebracht wurde, manche der Bogen sind aber rein durch Druck entstanden, was im
Einzelfall schwierig zu unterscheiden ist. Ergänzendes Motiv der Bogenkannelur ist die Kreiskannelur.
50 Kegelhalsgefäße sind in dieser Art verziert: PA38277_A012, PA38313_A033, PA56262_A039,
PA42722_A058, PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42882_A092, PA42891_A094,
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023,
SH030a_B030, SH070d_B070, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133,
PA43156_B137, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45062_C021, PA45093_C027, PA45130_
C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45206_C043,
PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45269_C052, PA45274_
C054, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067, PA45398_C080, PA86358_D019,
PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56146_GD16, PA56142_
GD16 und PA38339_StrfA. Aus dieser umfangreichen Aufzählung sticht das gehenkelte Gefäß
PA38277_A012 hervor, der einzige Fall, bei dem die Schulter des Gefäßes mit stehenden statt mir
hängenden Bogen verziert ist. Ähnlichkeiten besitzt das Gefäß mit den typischen „Maria Rast-
Krügen“, die an Hals-/Schulterumbruch durch gegenständige Henkel gekennzeichnet sind und
späturnenfelderzeitlich datiert werden.229 Aus dem üblichen Rahmen fällt auch das Gefäß
PA45274_C054, das durch Volutenspiralen statt Bogen heraussticht. Die plastische Umrahmung von
Knubben, die am Hals-/Schulterumbruch angesetzt sind, ist typisch für die ältere Hallstattzeit.230 Die
Bogenzier ist außer auf Kegelhalsgefäßen auf 22 Schüsseln vertreten (PA56257_A038,
PA56263_A039, PA42894_A094, PA42930_A098, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101,
PA43018_A108, PA43051_A116, SH054a_B054, SH084d_B084, SH084c_B084, SH109a_B109,
PA43125_B132, PA43122_B132, PA43192_B141, PA45047_C018, PA45044_C018, PA45212_C044,
PA45314_C062, PA45423_C083 und PA56278_Strf), wobei sie nur bei zwei Gefäßen nicht mit
Knubben kombiniert ist (SH084c_B084 und SH109a_B109).
Unter die Rubrik Bogenkannelur fallen auch einige Kalenderbergtöpfe, nämlich PA42804_A075,
PA42816_A077, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42949a_A100, PA43117_B131 und PA45118_
C030. Es handelt sich um Kalenderbergtöpfe jüngerer Prägung, bei denen die sonst üblichen Bogen
aus Fingernagelkerbleisten durch Bogen und Girlanden aus zwei- und mehrfacher Kannelur
substituiert wurden. Zuletzt bleibt noch das Ausgussgefäß PA56290_Strf zu erwähnen, dessen
umlaufende Kannelur um den Ausguss einen Bogen bildet.

227
Dobiat 1980, 119.
228
Kossack 1959, 36.
229
Stegmann-Rajtár 1992, 73.
230
Nebelsick 1997, 72.

122
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Umlaufende Kanneluren sind bei einigen Gefäßtypen häufig, das Paradebeispiel sind
Einzugsrandschalen mit schräg kannelierter Randzone. In drei Fällen ist der Rand waagrecht
kanneliert (PA43238_B146, PA45102_C028, PA45400c_C080), zumeist aber leicht schräg.
Ausnahmslos verläuft die Kannelur von links oben nach rechts unten. Schalen mit schräger
Randkannelur werden auch Turbanrandschalen genannt. In Statzendorf sind 28 dieser Schalen
gefunden worden (PA56246_A036, PA38354_A037, PA42842_A085, PA42897_A094, PA42940_
A099, PA43035_A114, SH012c_B012, SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054,
SH082a_B082, PA43114a_B131, PA43118_B131, PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_
B142, PA43210_B142, PA43218_B143, PA45111_C029, PA45173_C036, PA45213_C044,
PA45308_C061, PA45331_C065, PA45342_C067, PA56139_GD13, PA56140_GD13, PA56070_
Strf).
Unter den 51 übrigen Gefäßformen, die durch umlaufende Kannelur verziert sind, stechen die neun
Henkelschüsseln hervor, die ansonsten kaum verziert werden (PA38248a_A001, PA38335_A007,
PA38261_A009, PA42849_A086, SH023a_B023, PA43120_B132, PA43149_B136, PA45390_C078,
PA45406_C081). Schüsseln sind mit 32 Vertretern der häufigste Typ unter den umlaufend mit
Kannelur verzierten Formen (PA38265_A009, PA56191_A012, PA56243_A036, PA42653_A044,
PA42702_A053, PA42728_A060, PA42774_A069, PA42803_A075, PA42846_A086, PA42968_A104,
SH042e_B042, SH072a_B072, PA43105_B127, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45133_C031,
PA45151_C033, PA45225_C046, PA45234_C046, PA45273_C053, PA45284_C056, PA45287_
C057, PA45298a_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062, PA86354a_D018, PA86354f_D018,
PA86370_D020, PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07, PA56125_GD08). Vier
Kegelhalsgefäße (PA45289_C058, PA45302_C059, PA45374_C073, PA56051_GA08), ein
Ausgussgefäß (SH031a_B031), drei Gefäßfragmente (PA42686b_A049, PA42970_A104 und
PA43123_B132), die am ehesten Schüsseln zuzuordnen sind, und zwei Töpfe runden das Bild ab
(PA42794a_A073, PA42969_A104). Unter den umlaufend schräg verzierten Gefäßen, zusammen-
genommen 83, sind nur drei Gefäße, die nicht von links oben nach rechts unten, sondern umgekehrt,
von rechts oben nach links unten kanneliert sind (PA56055_A008, PA43120_B132, PA45406_C081).
Das ist insofern bemerkenswert, als es für einen Rechtshänder am einfachsten erscheint, ein Gefäß
mit der linken Hand am Rand zu fassen, und mit der rechten Hand eine Kannelur von Körper weg,
also von links oben nach rechts unten, anzubringen. Eine generelle Bevorzugung dieser
Kannelurrichtung könnte eine kulturelle Präferenz von Rechtshändigkeit andeuten. Die wenigen
Ausnahmen, die in Gegenrichtung laufen, betreffen besonders kleine Gefäße, bei denen ganz einfach
auch zum Körper hin gearbeitet werden kann. Zudem ist ein gewisser Linkshänderanteil in allen
Gesellschaften vorhanden.
Häufig ist eine radiale Kannelur für Spinnwirtel, wobei sie einfach umlaufend ausgeführt sein kann
oder leicht schräg gestellt, wobei die Richtungsänderungen mitunter Winkel bilden. 57 Spinnwirtel im
Fundmaterial sind derartig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38100_A009,
PA38118_A013, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_A014, PA38130e_
A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38183_A037, PA38192_A039, PA42677_A047,
PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_A068, PA42812a_A076, PA42812b_
A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089, PA42863_A089, PA42864_A089,
PA42887_A092, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,
PA43137_B134, PA43138_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142,
PA43224_B144, PA38210_C009, PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_
C054, PA45367_C072, PA56093a_Strf, PA38242_StrfA, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA,
SHoA01_StrfB, SHoA02_StrfB, SHoA03_StrfB, SHoA21_StrfB, SHoA23_StrfB, SHoA24_StrfB,
SHoA25_StrfB, SHoA27_StrfB, SHoA60_StrfB).
Die Kannelur der Bandhenkel, die senkrecht und in den meisten Fällen doppelt, gelegentlich auch
einfach oder mehrfach ausgeführt wird, ist bei 30 Gefäßen nachweisbar. In erster Linie betrifft diese
Verzierungsvariante Henkelschalen (PA38253_A004, PA42650_A043, PA42704_A045, PA42699_
A051, PA42752_A064, PA42766_A068, PA42829_A082, PA42886_A092, PA42978_A104, SH026b_
B026, SH099a_B099, SH109b_B109, PA43167_B138, PA43227_B145, PA45350_C068, PA45369_
C073, PA56063_GA10), aber auch Henkelschüsseln (PA38326_A036, SH023a_B023, PA43241_
B146, PA45406_C081, PA56144_GD16), Kalenderbergtöpfe (SH022c_B022, SH024c_B024,
SH031b_B031, PA45086_C025, PA45310_C061, PA45422_C083) und das ungewöhnlicherweise
gehenkelte Kegelhalsgefäß PA38277_A012. In ähnlicher Weise, aber in Ritztechnik sind die beiden
Bandhenkel der Gefäße PA42805_A075 und SH027c_B027 ausgeführt, beides sind Henkelschalen.
Der Anteil der verzierten Henkel unter den Henkelgefäßen bleibt gering. Insgesamt tragen immerhin
320 Gefäße im Fundmaterial einen Bandhenkel, 12 einen Henkel mit ovalem bis rundem Querschnitt,
davon sind aber nur 32, also knapp unter 10%, verziert.

123
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Zuletzt bleiben die 141 Gefäße zu erwähnen, die in anderer Art durch Kanneluren geschmückt sind.
Sie sind durch Kannelurbündel, Winkel, gefüllte Winkel, Zickzack- und Wolfszahnmuster, seltener
durch Rauten und Kreuze in Kannelurtechnik verziert. Kannelurbündel auf der Gefäßschulter zählen
zu den wichtigsten Verzierungselementen der älteren Billendorfer Gruppe der Lausitzer Kultur, sind
aber auch andernorts weit verbreitet.231 In dieser Gruppe sind sämtliche Typen ohne erkennbare
Präferenz vertreten. Der Vollständigkeit halber ist hier die Liste der betreffenden Gefäße eingefügt
(PA38338_A007, PA38260_A009, PA38264_A009, PA38291_A025, PA38319_A035, PA38327_
A036, PA56250b_A036, PA42643_A042, PA42674_A047, PA42755_A065, PA42763_A067,
PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077, PA42841_A085, PA42843_A085, PA42860_A089,
PA42880_A092, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42947_A100, PA42949b_
A100, PA42961_A103, PA42990_A105, PA42994_A106, PA43011_A108, PA43027_A110,
PA43032_A114, PA43036_A114, PA43046_A115, PA43050_A116, PA43070b_A117, SH005a_B005,
SH008d2_B008, SH009a_B009, SH027a_B027, SH030e_B030, SH051b_B051, SH056a_B056,
SH058d_B058, SH064c_B064, SH070c_B070, SH074a_B074, SH077e_B077, SH086a_B086,
SH089b_B089, SH090c_B090, SH091b_B091, SH091c_B091, SH097a_B097, SH101b_B101,
SH102a_B102, SH104b_B104, SH113d_B113, SH118a_B118, PA43104_B127, PA43115_B131,
PA43121_B132, PA43150_B136, PA43158_B137, PA43165_B138, PA43187_B140, PA43195_B141,
PA43233_B146, PA43240_B146, PA38343_C001, PA38330_C005, PA38331_C005, PA38332_C005,
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45057_C020, PA45091_C027, PA45112_C029, PA45119_
C030, PA45140_C032, PA45158_C035, PA45172_C036, PA45176_C037, PA45183_C038,
PA45192_C040, PA45202_C042, PA45205_C042, PA45208_C043, PA45224_C046, PA45226_
C046, PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45247_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,
PA45285_C057, PA45290_C058, PA45294a_C059, PA45295_C059, PA45296_C059, PA45299a_
C059, PA45309_C061, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45328_C065, PA45358_C070,
PA45368_C073, PA45377_C074, PA45402_C080, PA45405_C081, PA45417_C082, PA56078_
C084, PA56080b_C084, PA56084_C085, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA86329_D017,
PA86331_D017, PA86339_D018, PA86341_D018, PA86345_D018, PA86348_D018, PA86349a_
D018, PA86362_D019, PA86373_D021, PA56049a_GA04, PA56052_GA08, PA56056_GA08,
PA56057_GA08, PA56069_GA12, PA56114_GD06, PA56118_GD08, MK3082_Strf, MK3083_Strf,
PA56088d_Strf, PA56269_Strf, PA56277_Strf, PA56281_Strf, PA56288_Strf, PA56289_Strf,
PA56292_Strf, PA86439_Strf, PA86384_StrfD, PA86385_StrfD).
9.1.4 Dellen

PA42667 PA56059 PA45311 PA45323 PA42815

Dellen sind kleine,232 zumeist runde Vertiefungen, die durch Druck erzielt werden und die Oberfläche
des Gefäßes nicht aufreißen.233 Nicht berücksichtigt sind hier Kreiskanneluren, die gelegentlich auch
den Dellen ähnlich sehen. Von den Dellen sind daher eingestochene Punkte abzugrenzen, sofern die
Oberfläche nicht zu sehr verschliffen ist. Ebenfalls zu unterscheiden sind Dellen, die üblicherweise
ohne zusätzliche Hilfsmittel mit den Fingern eingedrückt werden, von den Stempeln, die kleinere
Dellen hinterlassen, die aber mittels eines Gerätes ebenfalls eingedrückt werden. Bei der
231
Klemm 1992, 114.
232
Die Eintiefungen sind im Durchmesser größer als die Stempeleindrücke, zumeist zwischen 0,5 und 1,5 cm
groß.
233
Klemm 1992, 105.

124
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Unterscheidung zählen die Größenunterschiede und der optische Gesamteindruck des Gefäßes, im
Einzelfall wird es Streitpunkte geben. Für chronologische Fragen kann die Delle nicht herangezogen
werden, wird sie doch in der gesamten Urgeschichte als Verzierungsmittel eingesetzt.234
Dellen sind nur selten alleiniges Verzierungselement auf einem Gefäß (PA56259_A038,
PA42667_A046, SH051d_A051 und PA45343b_C067). Meistens sind Dellen Füllmotive und
besonders in Kombination mit Kanneluren sehr beliebt. Manchmal werden drei oder sechs Dellen als
Dreieck angeordnet und bilden so ein eigenes Motiv (PA42843_A085, SH054a_B054, SH077e_B077,
PA43156_B137, PA45062_C021, PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_
D020, PA56059_GA09). Die Verteilung der Typen spricht für eine Bevorzugung von
Kegelhalsgefäßen mit 14 Vertretern (PA38257_A006, PA42652_A044, PA42815_A077, PA42841_
A085, PA43027_A110, SH113c_B113, PA43156_B137, PA45062_C021, PA45243_C048,
PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_D020, PA56059_GA09) und
Schüsseln mit 16 Vertretern (PA38319_A035, PA42667_A046, PA42843_A085, SH054a_B054,
SH077e_B077, SH089b_B089, PA43249_B147, PA38331_C005, PA38332_C005, PA45247_C048,
PA45309_C061, PA45311_C061, PA45323_C063, PA45423_C083, PA56076_C084, PA86362_
D019). Andere Gefäßformen sind selten mit Dellen verziert, dazu zählen die Henkelschale
SH051d_B051, die Henkelschüsseln PA38327_A036, PA42773_A069 und PA43032_A114, der
Kalenderbergtopf PA38292_A025, die Schale PA56259_A038, deren Mundsaum ist mit kleinen,
ovalen Dellen verziert ist, und der Topf PA45343b_C067.
9.1.5 Kerben

PA38337 PA38342 PA45076 SH121e PA42958


Kerben sind längliche, schnittartige Vertiefungen, die sich bevorzugt auf erhabenen oder kantigen
Gefäßabschnitten befinden235 und gerne zur Markierung von Gefäßumbrüchen eingesetzt werden. Sie
können durch spitze Geräte oder einfach mit den Fingernägeln angebracht werden. Kerben sind eine
typische Verzierung des Kalenderbergtopfes, wo einfache Fingernagelkerben die Knubben ersetzen
können. Prinzipiell kommt die Verzierungstechnik bereits in urnenfelderzeitlichem Kontext vor.236 Von
Kerben zu unterscheiden sind Fingernagelkerbleisten, die später gesondert besprochen werden.
17 Kalenderbergtöpfe sind durch Kerben verziert: PA42881_A092, SH110a_B110, PA38342_C001,
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45193_C040, PA45261_C051, PA45271_C052, PA45288_
C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA86354d_D018, PA86377a_D021,
PA86377b_D021, PA56280_Strf und PA56292_Strf.
Außerdem sind einige Henkeltöpfe, die nicht unbedingt als Kalenderbergtöpfe angesprochen werden
müssen, mit einer Reihe senkrechter Kerben unterhalb des Randbereiches verziert (PA42739_A061,
PA42992_A105, SH017c_B017, SH051c_B051, PA45076_C022, PA45344_C067). Kerben finden
sich weiters am Umbruch der typologisch fast identischen Henkelschüsseln B90_B090 und
SH121e_B121, sowie am Hals-/Schulterumbruch der drei ebenfalls fast identischen Kegelhalsgefäße

234
Wewerka 1989, 157.
235
Dobiat 1980, 122, Klemm 1992, 108.
236
Dobiat 1980, 122.

125
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42958_A102, PA42962_A103 und PA43155_B137. Das vierte gedrückte Kegelhalsgefäß mit


niedrigem Hals gleichen Typs trägt umlaufend eine Reihe von Stempeleindrücken in Form des
Buchstabens U.
9.1.6 Einstiche

PA38256 PA42973 SH053a SH087a PA45410

Die Oberfläche eines Gefäßes wird bei einfachen Einstichen ähnlich der Ritztechnik verletzt. Es
handelt sich um runde Vertiefungen, die mit einem scharfen Gerät erreicht werden.237 Insgesamt
kommen sie 35-mal vor.
Üblich sind Einstiche in Verbindung mit Ritzverzierung und Kammstrich, als begleitendes Motiv, sie
kommen auf Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38256_A007, PA38286_A023, PA42701_A053,
PA42815_A077, PA42973_A104, SH014a_B014, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083,
MK3086_Strf), Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, PA42945_A100, SH035a_B035,
SH053a_B053, SH082b_B082, SH090c_B090, SH092a_B092, PA45333_C065, PA56076_C084),
aber auch auf Spinnwirteln vor (PA38169_A032, PA42769a_A068, PA42862_A089, PA43215_B142,
PA56093a_Strf). Andere Gefäßformen sind vereinzelt mit eingestochenen Punkten verziert, etwa das
Ausgussgefäß PA38325_A036, die Fußschalen SH022a_B022, PA45111_C029 und PA45334_C065,
das Gefäßfragment PA86354g_D018, der Kalenderbergtopf PA56280_Strf, die Schale SH054d_B054,
der Topf PA56239_A035 und die Miniaturziste SH033b_B033. Eingestochene Punkte als Primärmotiv
sind im Kalenderbergbereich selten, sie dürften chronologisch später anzusetzen sein und kommen in
Form von Rosetten und Dreiecken im Gräberfeld von Kleinklein vor.238
Dreieckige Einstiche sind im Fundmaterial zwölfmal vertreten, auf den Schüsseln PA38262_A009 und
PA86374_D021, auf den Schalen PA38264_A009 und PA38321_A035, ebenso wie auf den
Kalenderbergtöpfen PA42816_A077, SH087a_B087, PA43094_B125, PA38334_C008, PA38337_
C013, PA45270_C052 und PA45410_C081, wo sie die übliche Knubbenverzierung substituieren.
Eintiefungen in Dreiecksform stellen einen Grenzfall zum Kerbschnitt dar, sie können so tief
eingestochen sein, dass der Eindruck entsteht, sie wären aus dem lederharten Ton
herausgeschnitten.239
9.1.7 Stempel
Bei der Stempelzier wird in den feuchten Ton ein Gerät eingedrückt oder eingestochen, das einen
dreieckigen, runden oder kreisförmigen Abdruck hinterlässt. Es handelt sich um einzelne Eindrücke
mit annähernd identischer Form.240 Bei runden Stempeln ist die Abgrenzung zu eingeschliffenen
Punkten bei schlechter Oberflächenerhaltung manchmal nicht gut möglich, ebenso wie die
Abgrenzung zu den größeren, eventuell mit den Fingern eingedrückten Dellen.

237
Klemm 1992, 105.
238
Dobiat 1980, 121.
239
Lantschner 2000, 114.
240
Lantschner 2000, 112.

126
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42804 PA38321 PA38323 PA38284 PA72168

Typisch ist die flächige Stempelverzierung der späten Kalenderbergtöpfe, bei denen die Stempelung
die flächige Knubbenzier ersetzt. Hier kommen einerseits einfache, runde Stempel zum Einsatz,
anderseits kreisförmige Stempel, die einen Mittelpunkt besitzen (PA38260_A009, PA42674_A047,
PA42804_A075, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42947_A100, SH110a_B110, PA43117_B131,
PA43195_B141, PA45118_C030, MK3082_Strf).
Richtige Kreisaugen mit Mittelpunkt sind Bestandteil der Verzierung bei den Gefäßen PA38319_A035,
PA38321_A035 und PA38323_A035, die alle aus einem Grab stammen, und der innen verzierten
Stufenschale PA45167_C035. Alle diese Gefäße lassen deutlich westliche Einflüsse erkennen.
Schalen und Schüsseln mit einfachen, runden Einstempelungen sind PA38264_A009,
PA42742a_A062, PA43042_A115, PA38284_A021, PA38319_A035 und PA38322_A035. Das
gedrückte Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals PA56071_Strf trägt am Hals-/Schulterumbruch eine
Reihe von Stempeleindrücken in Form des Buchstabens U. Weitere Kegelhalsgefäße, die mit
Stempeleindrücken verziert sind, sind PA38255_A008, SH113c_B113, PA72168_Strf, PA86382_StrfD
und PA86383_StrfD.
Stempelverzierungen werden als westlicher Einfluss interpretiert, die Datierung wird eher am Ende der
älteren Hallstattzeit angesetzt.241 Bei der Ringstempelverzierung spricht sich K. Kaus ganz allgemein
für eine Datierung in die Stufe Ha D aus,242 andere AutorInnen votieren zumeist für eine etwas frühere
Einordnung, Ha C2.243 Parallelen fanden sich im Material von Sopron, wo sie überwiegend in die Stufe
Ha C2 datiert werden.244 Aber auch in den Materialien von Wien Leopoldsberg und vom Braunsberg
bei Hainburg treten vereinzelt kreis- bzw. würfelaugenverzierte Stücke auf.245
9.1.8 Zahnstempel
Einstiche, die mit einem mehrzinkigen Gerät hergestellt wurden, werden als Zahnstempel bezeichnet.
Es entstehen relativ regelmäßige Einstichreihen, wobei die Einstiche selbst rechteckig erscheinen. Mit
19 verzierten Gefäßen bleibt die Zahnstempeltechnik selten, je siebenmal sind Kegelhalsgefäße
(SH037a_B037, B76_B076, PA45141_C032, PA45296_C059, PA45349_C068, PA45417_C082 und
PA74271_D011) und Schüsseln (PA42720_A057, PA42727_A060, SH098a_B098, PA45172_C036,
PA45277_C054, PA45323_C063, PA56123_GD08) so verziert. Die Verzierung der Ziste
SH122a_B122 erfolgte in Zahnstempeltechnik, ebenso wie die Innenverzierungen der Schalen
PA38254_A006, PA38323_A035, PA43042_A115 und SH037c_B037. Sowohl die Verwendung der
Typen als auch die Motivwahl und die Kombination der Zahnstempelungen mit anderen Techniken
hinterlassen einen sehr inhomogenen Eindruck, so dass sich Gesetzmäßigkeiten nicht herausarbeiten
lassen. Chronologisch ist festzustellen, dass die Zahnstempeltechnik typisch für die jüngere
Hallstattzeit ist.246

241
Lantschner 2000, 115.
242
Kaus 1973a, 384 f.
243
Lochner 1988, 114.
244
Eibner-Persy 1980, 225 f.
245
Urban 1995, Abb. 218, Urban 1994, Abb. 103.
246
Nebelsick 1992, 416.

127
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA45349 PA74271 SH098a SH122a PA43042

9.1.9 Abrollung
Nur bei drei Gefäßen scheint es wirklich notwendig, an eine Abrollung im Sinne eines Rollstempels
oder Rollrädchens zu denken. Bei der Schale PA56156_Strf und PA43249_B147 kann man von
einem tordierten Draht ausgehen, mit dem ein Muster in den Ton eingedrückt wurde. Einen
tannenzweigartigen Eindruck bilden die dreifachen, hängenden Winkel auf der Schüssel
SH113c_B113, auch er würde sich unschwer mithilfe eines geflochtenen Drahtarmreifes oder
Halsreifes herstellen lassen. Ringabrollungen sind aus Kleinklein ebenfalls bekannt, wenn auch
selten. C. Dobiat bringt sie mit späturnenfelderzeitlichen Gefäßen aus Maria Rast (Ruše) in
Verbindung.247

PA56156 PA43249 SH113c

9.1.10 Knubben
Knubben sind mehr oder weniger kleine, runde, spitzkegelig aufgesetzte Erhebungen oder weisen
eine längliche Form auf.248 M. Lantschner bezeichnet aus dem Ton herausgedrückte, kleine Knubben,
die inmitten von Dellen sitzen und die charakteristische Verzierung der Kalenderbergtöpfe darstellen,
als Warzen.249 Im Allgemeinen hilft aber auch eine genauere Klassifizierung der Knubben bei der
Datierung nicht weiter. Knubben sind in Statzendorf ein häufiges Verzierungselement, insgesamt ist
auf 216 Gefäßen eine Knubbenbildung in der einen oder anderen Form vertreten. Besonders gerne
sind sie in folgendem Kontext zu finden:
Bei 94 Gefäßen, hauptsächlich Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, dienen Knubben zur Markierung
des Hals-/Schulterumbruches. In den meisten Fällen sind vier runde, spitz zulaufende, relativ große
Knubben kreuzständig angebracht, seltener markieren mehr Knubben den Umbruch. Ihre Spitzen
zeigen schräg nach oben.

247
Dobiat 1980, 122.
248
Klemm 1992, 119.
249
Lantschner 2000, 122 ff.

128
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA56059 SH016e PA56179 PA45199 SH008f

Als alleinige Verzierung ist die Knubbenverzierung dieser Art nur auf zwölf Gefäßen zu beobachten
(PA42678_A048, PA42857_A089, PA42954_A101, PA42966_A104, PA43102_B127, PA38267_
A010, PA43127_B133, PA43134_B134, PA45359a_C070, PA56273_Strf, SH057d_B057,
SH058c_B058), wesentlich häufiger tritt sie in Kombination mit anderen Elementen, vor allem der
umgebenden Bogenkannelur, auf (PA56053_A008, PA56059_A009, PA56065_A011, PA38277_
A012, PA38313_A033, PA56257_A038, PA56262_A039, PA56263_A039, PA42722_A058,
PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42891_A094, PA42894_A094, PA42934_A099,
PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA42967_A104, PA43018_A108, PA43039_A115,
PA43051_A116, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023, SH030a_B030, SH054a_B054,
SH070d_B070, SH084d_B084, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43125_B132,
PA43129_B133, PA43184_B140, PA43192_B141, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45044_C018,
PA45047_C018, PA45093_C027, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_
C040, PA45200_C042, PA45212_C044, PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050,
PA45267_C052, PA45274_C054, PA45314_C062, PA45320_C063, PA45343d_C067, PA45423_
C083, PA56141_D016, PA56142_D016, PA56146_D016, PA86358_D019, PA56053_GA08,
PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_GD16, PA56146_GD16, PA38339_
Strf, PA56278_Strf). Knubben werden aber im Prinzip mit allen anderen Techniken und Motiven
kombiniert (PA43027_A110, SH005a_B005, SH027a_B027, SH058d_B058, SH098a_B098,
PA43165_B138, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083, PA56277_Strf, PA56280_Strf).
An die selbe Stelle und den selben Gefäßtyp kann auch eine längliche Knubbe angesetzt werden, die
weniger spitz ausgeführt und deutlich länger als breit ausgeführt ist (PA56250a_A036, PA42868_
A091, PA43041_A115, SH016e_B016, PA43226_B145, PA45202_C042). Die Platzierung der
einzelnen, länglichen Knubbe auf der Schüssel SH066a_B066 ist recht ungewöhnlich, sie sitzt auf
dem Hals. Sie erinnert an das rot-schwarze, mit spiraloidem Muster verzierte Kragenhalsgefäß aus
Zagersdorf.250 Mit Knubben besetzte Kegelhalsgefäße sind im Gräberfeld Kleinklein durch die
gesamte Belegungszeit vertreten.251
Außerdem sind bei Töpfen am Hals-/Schulterumbruch recht häufig vier kreuzständige Knubben
angebracht, gelegentlich auch mehrere. Gerne werden sie in ein horizontales Band von Kerben oder
Fingernageleindrücken miteinbezogen. Die Knubben auf Töpfen sind im allgemeinen rundlich, flach
und besitzen keine ausgeprägte Spitze (PA56179_A011, PA56234_A031, PA42739_A061, SH005b_
B005, SH051c_B051, SH053d_B053, SH103b_B103, PA45076_C022). Eine Besonderheit sind die
drei Knubben des Topfes SH064b_B064, die in der Mitte deutlich eingekerbt sind. Undeutlich aus dem
Topf herausgedrückte Knubben bilden das verbindende Element zur typischen Knubbenverzierung
der Kalenderbergtöpfe (SH100a_B100, PA45232_C046 und PA45344_C067).
Horizontal angebrachte, breite Knubben, die wohl treffender als Handhaben zu bezeichnen sind, sind
kreuzständig an den Töpfen PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041 angebracht. Auf
der Fußschale PA45111_C029 finden sich ebenfalls längs-rechteckige, kreuzständige Handhaben, die
durch eingestochene Punkte zusätzlich verziert sind. An den Einzugschalen PA56160_A005 und
PA42931_A098 sind weich profilierte, längliche Knubben unterhalb des Randes gesetzt. Knubben
250
Rebay 2002, Taf. 19.
251
Dobiat 1980, 124.

129
Statzendorf Keramik-Verzierungen

begegnen auf Einzugschalen ansonsten nicht besonders häufig und in unterschiedlicher Form
(PA42639_A041, PA42761_A066, SH077a_B077, PA43144_B135, PA45102_C028).
Letztendlich sind flächig angebrachte Knubben charakteristisch für die Verzierung des
Kalenderbergtopfes. In vielen Fällen ist zu sehen, dass der für die Knubbe benötigte Ton mit dem
Fingernagel aus der Gefäßwand herausgedrückt wurde. Die Knubben erscheinen daher unregelmäßig
und nicht ganz so perfekt geformt, da offensichtlich ein haptisch und visuell grober Effekt erwünscht
war. Knubben sind oft Mittelpunkt der Bogen aus Fingernagelkerbleisten und Füllelement für
freibleibende Flächen. Die flächige Knubbenverzierung kommt ausschließlich in Verbindung mit dem
Kalenderberghenkeltopf vor, ist aber nicht zwingend Bestandteil der Verzierung. In einigen Fällen
steht die Fingernagelkerbleiste für sich. Knubben werden im Verlauf der Entwicklung der
Kalenderbergkultur durch flächige Fingernagelkerben, Einstiche und Stempel ersetzt (PA38250_A004,
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA38288_A023,
PA38292_A025, PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38315_A033, PA56241b_
A035, PA38353_A037, PA56258_A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049,
PA42703_A053, PA42749_A063, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42808_A076,
PA42816_A077, PA42848_A086, PA42881_A092, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_
A097, PA43004_A106, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118, SH008f_B008,
SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043c_B043, SH043h_B043, SH044a_B044,
SH049a_B049, SH050a_B050, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,
SH073c_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH118a_B118,
SH121c_B121, PA43089_B124, PA43150_B136, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43187_B140,
PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018, PA45081a_C024, PA45086_C025, PA45094_
C027, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45175_C037, PA45246a_C048, PA45261_C051,
PA45276_C054, PA45299a_C059, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56078_
C084, PA56120_D008, PA74270_D011, PA86341_D018, MP000155_Strf, PA56287_Strf,
PA56292_Strf).
9.1.11 Leisten

PA56239 PA38355 SH077d SH122a


252
Leisten sind schmale, längliche Tonauflagen auf Keramikgefäßen. Leisten kommen im vorliegenden
Fundmaterial im wesentlichen in drei Versionen vor, den Bogenkannelurleisten, die bereits
besprochen wurden, den Fingernagelkerbleisten, auf die noch einzugehen sein wird, und den
einfachen Leisten, die im Fundmaterial nicht besonders häufig vorkommen.
Im Fall des Vorratsgefäßes PA56239_A035 ist eine einfache, waagrechte Leiste unterhalb des
Randes mit Einstichen versehen, im Fall des Miniaturkegelhalsgefäßes PA38355_A037 zieren
senkrechte Leisten den Bauch des Gefäßes. Die beiden tönernen Rippenzisten tragen jeweils drei
umlaufende, waagrechte Leisten (SH077d_B077, SH0122a_B122).

252
Klemm 1992, 120 und Dobiat 1980, 123 verwenden die Begriffe Rippe und Leiste, die allerdings nicht
überzeugend voneinander abzugrenzen sind. Für Statzendorf wird daher nur der Begriff Leiste verwendet.

130
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.12 Fingernagelkerbleisten

PA38273 PA38297 PA42953 PA56120 PA42964


In der Literatur sind für die Bezeichnung Fingernagelkerbleiste zahlreiche Begriffe wie etwa Rippe,
Kannelurleiste, gekerbte Furche, Wulstband oder Eindrucksleiste im Umlauf. M. Lantschner stellte die
Begriffe jüngst zusammen253 und unternahm Versuche, bei denen sie die Leisten detailliert
nachformte, um der Herstellungstechnik auf den Grund zu gehen.254 Es handelt sich einerseits um
aufgelegte Leisten, die durch Einkerbungen und Eindrücke versehen sind, die eindeutig von
Fingernägeln und Fingern stammen, oder Leisten, die erst durch das Herausdrücken des Tons in
dieser Technik entstehen. Sie bilden gemeinsam mit der flächigen Knubbenzier die klassische
Verzierungstechnik der Kalenderbergtöpfe, eine plastische Verzierung, die einen ganz typischen,
rauen Eindruck hinterlässt. Häufig werden Fingernagelkerbleisten mehrfach übereinander angeordnet
in Bogen gelegt, oder sie bilden, ebenfalls mehrfach übereinandergelegt, Winkel und andere typische
Motive der Kalenderbergkultur. Mitunter sind Fingernagelkerbleisten nicht eindeutig von
Knubbenreihen, die in ähnlicher Technik hergestellt wurden, zu unterscheiden. Die Verzierung der
Kalenderbergtöpfe ist chronologisch empfindlich, im Lauf der typologischen Entwicklung wird die
Verzierungstechnik verändert, die Fingernagelkerbleiste wird häufig durch einfache
Fingernageleinstiche, Kerben oder Stempel verdrängt. Nach S. Klemm ist die Kerbleiste der Vorläufer
der Reliefverzierung, die sie weiter in Knopfreihen, Kannelurleisten, scharfkantige Leisten und
Eindruckleisten unterteilt. Die Eindruckleisten entstehen durch Fingerkuppeneindrücke. „Durch die
dichte, reihenweise Anordnung der Fingerkuppeneindrücke entsteht ein Mittelgrat, der den Eindruck
einer Leiste vermittelt.“255 Nach M. Lantschner sind Fingernagelkerbleisten charakteristisch für ihren
Typ 2 der Kalenderbergtöpfe, der zwischen der reinen Kerbleistenzier, dem Anfang der Entwicklung,
und ausgesprochen jungen Formen, die durch verschiedene Stempelmuster charakterisiert sind,
steht.256
Folgende Gefäße tragen Fingernagelkerbleisten: PA38250_A004, PA38251_A006, PA38268_A010,
PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014, PA38288_A023, PA38292_A025,
PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA56258_
A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053,
PA42713_A055, PA42749_A063, PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073,
PA42799_A074, PA42808_A076, PA42828_A082, PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_
A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA42964_A103, PA42971_A104,
PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118,
SH008f_B008, SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH038a_B038, SH043c_B043,
SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049, SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057,
SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070, SH073c_B073, SH073e_B073,
SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH101a_B101, SH121c_B121,
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA43230_B145,

253
Lantschner 2000, 109. Sie entscheidet sich für den Begriff „Kerbriefe“, der hier nicht verwendet wird, da der
Begriff Riefe generell vermieden wird. Zudem schränkt die Bezeichnung den Begriff technologisch zu sehr ein.
254
Lantschner 2000, 109 ff. und Fototafel 5.
255
Klemm 1992, 123.
256
Lantschner 2000, 133 f.

131
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA43240_B146, PA43250_B147, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_


C024, PA45094_C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036,
PA45218_C045, PA45244_C048, PA45246a_C048, PA45270_C052, PA45310_C061, PA45324_
C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56112_D005,
PA56120_D008, PA74270_D011, PA86354e_D018, PA86359_D019, PA86375_D021, MK003085_
Strf, MP000155_Strf, PA56287_Strf.
PA42964_A103 ist das einzige Gefäß, das nicht dem klassischen Kalenderbergtopf entspricht und
trotzdem Fingernagelkerbleisten trägt, es handelt sich um einen eiförmigen Topf, der am Hals-
/Schulterumbruch vier kreuzständige, waagrechte Fingernagelkerbleisten als Handhabe trägt.
9.1.13 Grafitbemalung

PA56175 PA86333 PA56061 PA45334 SH060c

Als Bemalung wird eine Behandlung der Oberfläche bezeichnet, die durch flächendeckendes oder in
Mustern gehaltenes Auftragen fester oder flüssiger Substanzen entsteht.257 Während
flächendeckende Grafitierung der Schauseite, insbesondere der Randpartie eines Gefäßes, bei fast
der Hälfte aller Keramikgefäße festgestellt werden konnte, ist die Bemalung mit Grafitstreifenmustern
seltener. Bei dieser Technik wird auf schwarzer oder dunkler Oberfläche Grafit angebracht, was
flüssig oder durch direktes Aufreiben einer Grafitknolle oder eines Grafitstiftes258 geschehen kann.
Ebenso wie bei der rot-schwarz Bemalung wird die Herkunft dieser Verzierungstechnik in
Süddeutschland vermutet, im oberfränkischen Raum tritt sie in der späten Urnenfelderzeit auf und ist
auch in Österreich für die späte Urnenfelderzeit nachgewiesen.259
Insgesamt findet sich die Grafitbemalung auf 73 Gefäßen des Gräberfeldes Statzendorf. Es werden
ausschließlich lineare Muster und Winkel in dieser Technik ausgeführt. Die Grafitstreifentechnik ist
etwa zur Innenverzierung von Schalen höchst beliebt (PA56171_A010, PA56175_A011,
PA56177_A011, PA56210_A021, PA56211_A022, PA56228_A029, PA56266_A039, PA42850_A086,
PA42906_A096, PA42935_A099, PA42939_A099, PA42963_A103, PA43045a_A115, SH028a_B028,
SH034a_B034, SH042d_B042, SH057c_B057, SH059b_B059, SH059c_B059, SH064a_B064,
SH064g_B064, SH084a_B084, SH090b_B090, PA43097_B126, PA43124_B132, PA45048_C018,
PA45120_C030, PA45176_C037, PA45184_C038, PA45196_C040, PA45203_C042, PA45213_
C044, PA45220_C045, PA45230_C046, PA45240_C047, PA45252a_C049, PA45260_C051,
PA45301_C059, PA45306_C061, PA45315_C062, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_
C068, PA45409_C081, PA45412c_C081, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_D017,
PA86333_D017, PA86342_D018, PA86343_D018, PA86360_D019, PA56061_GA09, PA56066_
GA11, PA56117_GD07, PA56124_GD08, PA56139_GD13, PA56070_Strf, PA56270_Strf,
PA86384_StrfD), seltener werden auch Henkelschalen (SH099a_B099, PA43206_B142, PA56086_
C085, PA86332_D017) und Fußschalen (PA45334_C065) innen mit Grafitstreifen verziert. Selten
nachzuweisen ist die Grafitstreifenverzierung bei Kegelhalsgefäßen, nämlich nur bei den drei Gefäßen
SH060c_B060, SH091b_B091 und PA43191_B141. Die Aufzählung der Gefäße mit Grafitstreifen-
muster muss sich auf die Gefäße beschränken, bei denen ein solches noch einwandfrei zu erkennen
ist. Vor dem Prozess der Lagerung und Restaurierung dürften weit mehr Gefäße in dieser Art verziert
257
Dobiat 1980, 127.
258
Lantschner 2000, 99.
259
Lantschner 2000, 101.

132
Statzendorf Keramik-Verzierungen

gewesen sein. Bei den Kalenderbergtöpfen werden einzelne Kanneluren manchmal nachgrafitiert, so
dass sie wie Grafitstreifen aussehen (PA38260_A009, PA56078_C084, PA56292_Strf).
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung

PA45149 PA38289 PA42685 SH012a PA45406

Die rot-schwarz Bemalung tritt auf, wenn der Untergrund des Gefäßes rot engobiert wurde, was
gewöhnlich durch das Auftragen von eisenoxydhaltigem Tonschlicker bewerkstelligt wurde.260
Kontrastierend wird darauf ein Muster aus schwarzen Streifen angebracht. Dies kann wiederum in
unterschiedlicher Ausführung geschehen, von den 69 rot-schwarz bemalten Gefäßen ist bei 41
Gefäßen das Motiv in einer schwarzen Farbe angebracht, die kein Grafit ist – hier könnte man Harz-
oder Pechfarbe vermuten – bei dem Rest ergänzen Grafitstreifen in ähnlicher Weise wie bei der
Grafitstreifenbemalung die Verzierung. Winkelmuster, Wolfszahnmuster, Rauten und Andreaskreuze
werden an Motiven verwendet. Gelegentlich wird auch eine Kombination aus umlaufender Kannelur
und Bemalung angebracht, indem die Kanneluren abwechseln rot und schwarz bemalt werden
(SH023a_B023, SH031a_B031, PA45390_C078, PA45406_C081 und PA56290_Strf).
Als Gefäßtyp ist die Schüssel am häufigsten rot-schwarz bemalt, 26-mal kommen solche Schüsseln
im Fundmaterial vor (PA56173_A010, PA38270_A011, PA38271_A011, PA38272_A011, PA38280_
A015, PA56204a_A018, PA38352_A019, PA38287_A023, PA38305_A030, PA42695_A051,
PA42874_A091, PA42916_A097, PA43010_A107, PA43025_A109, PA43065a_A117, SH017b_B017,
SH040b_B040, SH070b_B070, SH072c_B072, SH073b_B073, PA43168_B138, PA43237_B146,
PA45149_C033, PA45166_C035, PA45362_C071, PA45392_C078,

PA45411_C081, PA45412a_C081), 23-mal sind Kegelhalsgefäße rot-schwarz bemalt (PA38246_


A001, PA38249_A004, PA38278_A012, PA38286_A023, PA38289_A024, PA56230_A029,
PA56249_A036, PA42649_A043, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42777_A071, PA42784_A072,
PA42807_A076, PA42815_A077, PA42826_A082, PA42835_A084, PA42869_A091, PA42870_A091,
PA42892_A094, PA42961_A103, SH073d_B073, PA45101_C028, PA45325_C063). Andere Typen
haben untergeordnete Bedeutung. Ausgussgefäße, Schalen, Henkelschalen und Henkelschüsseln
sind nur selten rot-schwarz bemalt (PA38282_A019, PA38320_A035, PA38324_A035,
PA56252_A036, PA42811_A076, PA42875_A091, SH012a_B012, SH023a_B023, SH031a_B031,
B77_B077, PA43194_B141, PA45160_C035, PA45390_C078, PA45406_C081, PA56290_Strf,
MK3079_Strf, MP143_Strf).
Gefäße mit rot-schwarzer Bemalung sind typisch und kennzeichnend für den Westhallstattkreis. Ihr
Auftreten im ostösterreichischen Raum wird vielfach mit dem Beginn der Stufe Hallstatt C
gleichgesetzt, wobei vermutet wird, dass Form, Herstellungstechnik und Verzierung aus
Süddeutschland übernommen, zunächst nachgebildet und schließlich weiterentwickelt wurden.261

260
Eibner-Persy 1980, 54.
261
Klemm 1992, 181 f.

133
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken


Die Quantifizierung von Motiven und Verzierungselementen erfolgt bezogen auf das einzelne Gefäß,
für das jeweils festgestellt wird, ob ein Verzierungselement vorkommt oder nicht. Häufig ist die
Kombination der einzelnen Verzierungstechniken auf einem Gefäß. Prozentangaben beziehen sich
immer auf den Prozentsatz der verzierten Gefäße oder die Gesamtzahl der Gefäße, nicht auf den
Prozentsatz der vorkommenden Verzierungen allgemein.

% der
% aller
Technik Anzahl verzierten
Gefäße
Gefäße Bemalung Ritz/Kammstrich
Ritzverzierung 100 6,4% 11,8%
Kammstrich 38 2,4% 4,5% Leiste
Kannelur 437 28% 51,7%
Delle 38 2,4% 4,5%
Einstich 35 2,2% 4,1%
Dreieckige Einstiche 12 0,8% 1,4% Knubbe Kannelur

Kerbe 28 1,8% 3,3%


Stempel 26 1,7% 3,1%
Stempel
Zahnstempel 19 1,2% 2,2% Einstich/Kerbe

Rollstempel 3 0,2% 0,4% Delle

Knubbe 216 13,9% 25,5%


Leiste 4 0,3% 0,5%
Abb. 76: Verteilung der Verzierungstechniken
Fingernagelkerbleiste 110 7,1% 13%
Grafitbemalung 73 4,7% 8,6%
Rot-schwarz Bemalung 68 4,4% 8%

Die beliebteste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf ist die Kannelur, die in der
einen oder anderen Form auf 437 Keramikobjekten vorkommt, das sind 51,6% der verzierten oder
28% aller Objekte. Daher ist es lohnend, einen genaueren Blick auf die Verteilung der
Kannelurvarianten zu werfen. Die größte Gruppe, die hier nicht näher unterteilt werden konnte, sind
mit 141 Vertretern (32,3%) Kannelurbündel und Kannelurwinkel. Zahlenmäßig folgt als nächstes die
Bogenkannelur, die 86-mal vorkommt (19,7%) und die Kreiskannelur (69 bzw. 15,8%). Zusammen
kommen die beiden Kannelurformen 42-mal vor, besonders auf Schüsseln und Kegelhalsgefäßen.
Andere Gefäßspektren deckt die umlaufende Kannelur ab, die häufig auf Schüsseln und
Henkelschüsseln vorkommt (52-mal, 11,9%) und der Turbanrand, die schräge, umlaufende Kannelur
der Randzone, die auf Einzugschalen und einigen Fußschalen beliebt ist (32-mal, 7,3%). An die
gehenkelten Formen gebunden ist die zumeist doppelte Kannelur des Henkels, die 29-mal auftritt. Die
radiale Kannelur ist kennzeichnendes Verzierungselement der Spinnwirtel und kommt im Fundmaterial
57-mal vor (13%). Randerscheinungen sind die Kannelur des Bodens oder der Randzone, solange sie

100%

90%
Bodenkannelur

Bogenkannelur 80%

Kannelurbündel Kannelurbündel
70%
Kannelurwinkel
60%
Henkelkannelur Umlaufende Kannelur
50%
Turbanrand
40%
Radiale Kannelur
Kreiskannelur 30%
Umlaufende Kannelur Kreiskannelur
20%
Randkannelur Henkelkannelur
Turbanrand 10%
Radiale Kannelur
0% Bogenkannelur
Au

Fu ssg

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ß
p

Abb. 77: Verteilung der Kannelurvarianten Abb. 78: Anteil der Kannelurvarianten im Verhältnis
zu den einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

134
Statzendorf Keramik-Verzierungen

die einzige Verzierungstechnik bleibt, das trifft nur in neun bzw. elf Fällen zu (2,1 bzw. 2,5%). Aus den
Grafiken sind Verteilung und Bindung der Kannelurvarianten an die Keramikformen herauszulesen.
Mit 216 Gefäßen (25,5% der verzierten Gefäße) ist die Knubbe das zweithäufigste
Verzierungselement. Sie kommt bevorzugt in Kombination mit Kanneluren vor, etwa auf
Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, was im Fundmaterial 103-mal der Fall ist, aber auch in Kombination
mit Fingernagelkerbleisten auf Kalenderbergtöpfen, nämlich 79-mal. Zu den Ritzverzierungen zählen
einfache Ritzungen (100 bzw. 11,8% der verzierten Gefäße) und Ritzverzierungen, die mithilfe eines
Kammes ausgeführt wurden (38 bzw. 4,5%). Zusammengenommen beträgt ihr Anteil etwa 16,1% aller
verzierten Gefäße. Fingernagelkerbleisten kommen 110-mal vor (13,5%), und zwar fast
ausschließlich auf Kalenderbergtöpfen, einfache Leisten sind sehr selten und nur viermal im
Fundmaterial zu finden (0,5%). Vom quantitativen Standpunkt aus gesehen hat die Bemalung mit 141
dokumentierten Gefäßen keinen hohen Stellenwert, zu bedenken ist hier allerdings der
Erhaltungszustand der Gefäße, der die Zahlen nach unten nivelliert. Rot-schwarze Bemalung ist in
68 Fällen (8%) der verzierten Gefäße nachgewiesen, Grafitstreifenbemalung in 73 Fällen (8,6%).
Bemalung ist in 21 Fällen mit Kannelur kombiniert, Kombinationen mit Ritzverzierungen kommen 13-
mal vor, mit Einstichen und Kerben fünf mal. Die übrigen Verzierungstechniken sind weit seltener:
Dellen sind im Fundmaterial 38-mal vertreten (4,5%). Zu den einstich- und kerbverzierten Gefäßen
können 47 gezählt werden (5,5%). In dieser Gruppe sind 35 mit einfachen Einstichen, 28 mit Kerben
und zwölf mit dreieckigen Einstichen subsummiert. Die kleinste Gruppe sind die stempelverzierten
Gefäße (45 bzw. 5,3%), zu der 19 zahnstempelverzierte und drei rollstempelverzierte Gefäße
gehören.
Die Grafik stellt die bereits erwähnten Zusammenhänge zwischen Verzierungsform und Typ dar. Da
das linke Balkendiagramm ein wenig unübersichtlich wirkt, sind die zahlenmäßig größten Gruppen
rechts noch einmal skaliert auf 100 Prozent dargestellt. Deutlich ist ersichtlich, dass die
hauptsächliche Verzierungstechnik für Kalenderbergtöpfe die Leisten- und Knubbenzier ist, für
Kegelhalsgefäße bevorzugt Knubben und Kanneluren angewendet werden, doch auch Ritzverzierung
bzw. Kammstrichtechnik und Bemalung eine gewisse Rolle spielen. Ähnlich verhält sich dies bei den
Schüsseln, die noch häufiger eine Kannelur aufweisen, dafür aber weniger Knubben und
Ritzverzierungen. Bei Schalen ist die Bemalung ganz wichtig, Kannelur und Ritzverzierungen haben
bei dieser Gefäßform eine geringere Bedeutung.

400 100%
Bemalung Bemalung
90%

Leiste 80% Leiste


300 Fingernagelkerbleis. Fingernagelkerbleis.
70%
Knubbe Knubbe
60%
Stempel Stempel
200 50%

Einstich/Kerbe 40% Einstich/Kerbe

Delle 30% Delle


100
Kannelur 20% Kannelur

Ritzverzierung 10% Ritzverzierung

0 Kammstrich 0% Kammstrich
Au

Fu ssg

H hale

Ka lsc

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ß

ß
p

fp

Abb. 79: Häufigkeit der Verzierungstechniken bei den Abb. 80: Anteil der Verzierungstechniken bei den
einzelnen Keramiktypen einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

Zuletzt wurde das Datenmaterial auf Zusammenhänge zwischen Verzierungstechnik sowie


Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Markante Korrelationen ergaben
sich nicht, einige Verzerrungen kamen durch die geschlechter- bzw. statusabhängige Auswahl der
Keramiktypen für das Grab zustande. Da die Verzierungstechnik stark an die verwendete Keramikform
gebunden ist, lassen sich auch bei der Verzierungstechnik gewisse Unterschiede feststellen. Dass
Kannelur bei den Keramikformen aus Frauengräbern bevorzugt vorkommt, lässt sich durch die
zahlreichen, mit umlaufender Kannelur verzierten Spinnwirteln in Frauengräbern erklären. Doch auch
wenn man die Kanneluren filtert, bleibt prozentuell gesehen ein gewisser Überhang von bemalten
Gefäßen in Männergräbern bestehen. Die Auswahl der Verzierungstechnik ist vom Sozialstatus nicht
beeinflusst. In jeder Sozialindexgruppe sind ganz ähnliche Verteilungen zu beobachten. In der Gruppe
der reichsten Gräber (Sozialindex 80-100) sind nur die Gefäße zweier Gräber vorhanden, was als

135
Statzendorf Keramik-Verzierungen

statistische Basis zu wenig ist. Zufällig befindet sich kein bemaltes Gefäß unter den 18 analysierten
Gefäßen, das hat aber weiter nichts zu bedeuten. Nimmt man die beiden reichsten Gruppen
zusammen, sind keine Unterschiede zu den anderen Gruppen zu bemerken. Dass in der Gruppe der
Keramikobjekte, die aus Gräbern mit dem Sozialindex 20-39 stammen, etwas mehr kannelierte
Objekte auftreten, hängt wiederum mit den Spinnwirteln zusammen, die ab dieser Sozialindexgruppe
gehäuft in den Frauengräbern vorkommen.

100% 100%

90% 90%
Bemalung
80%
80% Leiste
Bemalung
70% Fingernagelkerbleis.
70% Leiste
60% Knubbe
Fingernagelkerbleis.
60%
50% Stempel
Knubbe
50%
40% Einstich/Kerbe
Stempel
40%
30% Delle
Einstich/Kerbe
30%
20% Kannelur
Delle
20% 10% Ritzverzierung
Kannelur
0% Kammstrich
10%
Ritzverzierung

So

So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

z.
0% Kammstrich

8
-1

0-

0-

0-

0-
Frau Mann

39

59

79

10
0
Abb. 81: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis Abb. 82: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis
zum archäologisch bestimmten Geschlecht zum Sozialindex

9.2 Verzierungsmotive
Das Motiv bezeichnet in der bildenden Kunst den Gegenstand der Darstellung. Im Keramikmaterial
des Gräberfeldes von Statzendorf kommen einfache Linienmuster, vor allem jene in Kannelurtechnik,
Knubben und Dellen als Motive sehr häufig vor, allerdings seltener als alleinige Verzierung, sondern in
Kombination mit anderen Motiven. Solche Verzierungen wurden bereits bei der Verzierungstechnik
näher betrachtet, hier werden lediglich die wichtigsten Verzierungsmotive, die technikübergreifend
vorkommen, erläutert.
Nützlich bei der Beschreibung der Verzierungselemente sind die Termini „Struktur“ und „Inhalt“, wobei
die Struktur die Art der Anordnung beschreibt, der Inhalt die Einzelelemente. Häufig in der Hallstattzeit
ist die Anordnung der Einzelmotive zu Bändern, die oben und unten begrenzt sind und sich um den
gesamten Gefäßkörper ziehen. Die einzelnen Motive können einfach aneinander gereiht sein, sich
abwechseln, oder abwechselnd in umgekehrter Folge auftreten. Die Anordnung in Felder ist eine
weitere Möglichkeit, Motive anzuordnen. Als „Muster“ wird eine spezifische Kombination aus Struktur
und Inhalt bezeichnet, „Motive“ sind die kleinsten, sich wiederholenden Einheiten der Verzierung.
Beispiele von Motiven sind Dreiecke, Winkel, Kreise oder Bogen. Unterscheiden kann man ferner
zwischen primären und sekundären Motiven, wobei letztere zumeist kleiner sind und nur in
Kombination mit den Primärmotiven auftreten. Beispiele sind etwa Häkchen, begleitende Einstiche
oder Dellen an der Spitze von Dreiecken.262 Das Ornament ist in der Arbeit U. Brosseders eine aus
Motiven zusammengesetzte Einheit, wird in der Arbeit C. Schappelweins allerdings als Synonym für
Motiv verwendet.263
9.2.1 Dreieck
Das Dreieck unterscheidet sich vom weitaus häufigeren Winkel durch das
Vorhandensein einer Basislinie.264 Die Seltenheit dieses Motivs in
Statzendorf verwundert geradezu. Nur wenige Gefäße können genannt
werden, bei denen das Dreieck das primäre Verzierungsmotiv bildet – als
Zwickel oder Füllmotiv in Kombination mit dem Zickzackband kommt ihm
größere Bedeutung zu. Bei den wenigen Fällen, wo von Dreiecken
gesprochen werden kann, bedingt die Verzierungstechnik die Motivwahl mit.
Die Gefäße PA38278_A012, PA42685_A049 sowie PA42784_A072 sind in
Grafitbemalung auf rotem Grund ausgeführt, aus eingestochenen Punkten Abb. 83: Dreieck

262
Brosseder 2004, 17 f.
263
Brosseder 2004, 18; Schappelwein 1999.
264
Eibner-Persy 1980, 58.

136
Statzendorf Keramik-Verzierungen

bestehen die Dreiecke auf den Gefäßen PA38325_A036, SH033b_B033, PA45334_C065 und
PA38256_A007. Das Motiv auf dem letztgenannten Gefäß, einem kleinen Kegelhalsgefäß, ist
eigentlich als Dreieck-im-Dreieck – Ornament zu bezeichnen. Hängende Dreiecke aus Knubben
finden sich auf dem Kalenderbergtopf PA43089 aus Grab B124. Hängende und stehende Dreiecke
sowie eine Dreieck-Rautenkombination ist gittergefüllt in Ritztechnik auf dem Hals des
Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 zu erkennen.
Das Dreieck-im-Dreieck – Ornament, bei dem zumeist ein stehendes Dreieck in ein hängendes
eingeschrieben ist, das aber auch aus mehreren eingeschriebenen Dreiecken bzw. Rauten bestehen
kann, ist von Schlesien bis Nordbayern vertreten, zeigt aber auch einen Verbreitungsschwerpunkt im
niederösterreichischen Donauraum. Im Gräberfeld von Sopron sind Dreiecke dieser Art ab der zweiten
Belegungsphase, dem klassischen Ha C, verbreitet, Dreiecke mit mehr als drei eingeschriebenen
Dreiecken sind typisch für die jüngsten Tumuli, die an den Beginn von Ha D datiert werden.265
9.2.2 Winkel
Als enger Verwandter des Dreieckmotivs ist der Winkel weitaus häufiger im
Fundmaterial vertreten. Der Winkel ist ein Dreieck ohne Basislinie,
geschlossene Winkel stehen offenen Winkeln gegenüber, deren schräge
Seitenlinien nicht zusammentreffen. Winkel sind häufig da zu beobachten,
wo schräge Linienbündel aufeinandertreffen, weil sie die Richtung wechseln.
Die Abgrenzung der Winkel zum Zickzackband ist mitunter nicht einfach, da
häufig mehrere Winkel aneinandergestellt eine Reihe bilden. Der
Unterschied ist jedoch der, dass lediglich eine geschlossene Linie als Abb. 84: Winkel
Zickzackband bezeichnet wird. Der Winkel ist eines der häufigsten Motive im
Fundmaterial und etwa 200-mal vertreten. Winkel werden in allen vorkommenden
Verzierungstechniken ausgeführt, sie können einfach, doppelt und mehrfach ineinandergestellt
vorkommen. Die meisten Winkel sind im mathematischen Sinne gleichschenkelige, spitze Winkel, also
Winkel, die kleiner als ein rechter Winkel sind. Die beiden Schenkel der Winkel können sich am
Scheitel berühren, aber auch einen kleinen Abstand zueinander lassen, so dass sich ein offener,
gesperrter Winkel ergibt. Das Winkelmotiv kommt für sich stehend ebenso vor wie gefüllt, in den
meisten Fällen schraffiert, das heißt mit geraden, parallelen Linien versehen, die entweder parallel
zum rechten oder linken Schenkel verlaufen. Schräge, lineare Motive, etwa die Kannelur der
Gefäßoberfläche, bilden dort Linien, wo sich ihre Ausrichtung ändert. Das ist zum Beispiel häufig bei
der radialen Verzierung von Spinnwirteln zu beobachten. Winkel werden an der Innenseite von
Schalen dazu eingesetzt, die Illusion eines Strahlenmusters zu erzeugen. Die vielfältige Anwendung
des Motivs macht es schwierig, es präziser zu klassifizieren und systematisch zu beschreiben.
In Bemalung ist der Winkel häufig nur ein einzelnes Element des komplexeren Zickzackbandes oder
Wolfzahnmusters. Doppelt oder dreifach gemalt kommt er ansonsten auf den Gefäßen
PA56249_A036, PA42875_A091, PA43237_B146 und PA45160_C035 vor.
Mehrfache, meist hängende, oder mit Knubben gefüllte Winkel in Fingernagelkerbleistentechnik sind
nicht selten als Zierde der Kalenderbergtöpfe anzutreffen. Auch wenn das Bogenmotiv weitaus
überwiegt, so sind doch 16 Töpfe mit Winkeln ausgestattet (PA56221_A028, PA56258_A038,
PA42828_A082, PA42881_A092, PA43075_A118, SH008f_B008, SH022c_B022, SH043c_B043,
B99_B099, SH118a_B118, PA43207_B142, PA43230_B145, PA43240_B146, PA74270_D011,
PA86359_D019, PA56292_Strf).
Eine recht typische Verzierung der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist die Anbringung einfacher und
doppelter Winkel auf Hals und Schulter bzw. Bauch der Kegelhalsgefäße in Kammstrichtechnik. 27
Gefäße tragen diese Zier (PA38257_A006, PA38279_A013, PA56192_A014, PA38285_A023,
PA42651_A044, PA42711_A055, PA42868_A091, PA42880_A092, PA42890_A094, PA43027_A110,
SH006b_B006, SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138,
PA43235_B146, PA45169_C036, PA45358_C070, MK3086_Strf, MP137_Strf). Dem anzuschließen
sind die miniaturisierten Kegelhalsgefäße PA45224_C046 und PA45239_C047. Auf dem Hals des
Kegelhalsgefäßes PA56118 sind stehende, doppelte Winkel in Kammstrichtechnik angebracht, die an
der Basis kleine Häkchen besitzen, die wie Füße wirken. Andere Gefäßtypen tragen den Winkel in
Kammstrichtechnik ebenfalls, aber nicht regelhaft. Zu nennen ist die Schale PA38324_A035, die
Henkelschale PA042681_A048, die Schüssel PA042763_A067 und die Fußschale SH022a_B022.
Dasselbe Motiv, in sehr feinem Kammstrich ausgeführt, findet sich auf dem Kegelhalsgefäß SH052_
B52 und den drei Schüsseln SH012_B012, PA38331_C005 und PA45188_C039.

265
Brosseder 2004, 254.

137
Statzendorf Keramik-Verzierungen

66 Gefäße sind mit Winkeln in Kannelurtechnik verziert. Das Motiv ist auf Kegelhalsgefäßen und
Schüsseln besonders beliebt, doch sind auch Henkelschüsseln und Kalenderbergtöpfe mit Winkeln
verziert. Im letzten Fall tritt eine einfache oder doppelte Kannelur an Stelle der üblichen
Fingernagelkerbleiste und unterbricht die flächige Knubben- oder Stempelzier (MK3082_Strf,
PA38257_A006, PA38319_A035, PA38326_A036, PA38327_A036, PA38256_A007, PA38333_C007,
PA38337_C013, PA38338_A007, PA38343_C001, PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077,
PA42843_A085, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42982_A104, PA42994_A106,
PA43011_A108, PA43012_A108, PA43031_A114, PA43032_A114, PA43115_B131, PA43187_B140,
PA43241_B146, PA45063_C021, PA45191_C040, PA45204_C042, PA45205 C042_, PA45226_
C046, PA45227a_C046, PA45247_C048, PA45249_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,
PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45333_C065, PA45368_
C073, PA45400b_C080, PA45405_C081, PA56052_GA08, PA56078_C084, PA56080b_C084,
PA56084_C085, PA56115a_GD07, PA56143_GD16, PA56288_Strf, PA56289_Strf, PA86331_D017,
PA86339_D018, PA86341_D018, PA86354d_D018, PA86362_D019, PA86374_D021, PA86385_Strf,
SH005a_B005, SH030e_B030, SH064c_B064, SH077e_B077, SH089b_B089, SH090c_B090,
SH104b_B104).
In Ritztechnik ist das Winkelmotiv in unterschiedlichster Weise ausgeführt, einfach eingeritzt kommt es
nur dreimal vor, und zwar auf SH053a_B053 und PA045271_C052, auf den Kegelhalsgefäß
PA86382_Strf ist das Motiv gittergefüllt. Auf den Bruchstücken des Kegelhalsgefäßes PA56231_A029
sind mehrere, stehende Winkel eingeritzt, die wie ein Teil einer nicht fertig ausgeführten Verzierung
wirken. Doppelt eingeritzte Winkel finden sich auf PA42973_A104, SH035a_B035 und
PA45193_C040. Als sekundäres Motiv oder Bestandteil eines komplexen Motivs sind die Gefäße
PA38262_A009, PA38320_A035, PA38321_A035, PA38322_A035 und PA45193_C040 mit geritzten
Winkeln verziert. Schraffiert ist das eingeritzte Winkelmotiv vor allem an Schaleninnenrändern und an
der Schulter von Schüsseln beliebt (PA56240_A035, SH092a_B092, PA38344_C001,
PA45046b_C018, PA45207_C043, PA45323_C063, PA56057_GA08, PA56064_GA10, PA56101_
GD02, PA86384_Strf). Zuletzt kommen Winkel bei eingeritzten Linienbündeln zustande, die oft
gegenständig orientiert werden (PA42725_A059, SH054d_B054, PA38330_C005, PA45086_C025,
PA86354g_D018).
Da die Stempeltechnik im Gräberfeld nicht besonders häufig angewendet wird, sind auch Winkel in
Stempeltechnik selten und höchst unterschiedlich ausgeführt. Insgesamt begegnet der eingestempelte
Winkel zwölfmal, die Stufenschale PA38254_A006 und die Ziste SH122a_B122 sind mit kleinen,
einfachen und doppelten Winkelbändern verziert. Motivbegleitende Stempelreihen, die einen Winkel
bilden, sind auf den Gefäßen PA45296_C059, PA45417_C082 und PA74271_D011 zu sehen.
Mehrfache Winkel in Stempeltechnik finden sich auf SH113c_B113, PA45277_C054 und
PA56156_Strf. Schraffierte Winkel sind nur auf zwei Gefäßen, nämlich SH098a_B098 und
PA45349_C068 zu beobachten. Die Verzierung des Innenbodens der Schale PA43042_A115, ist
schwierig in Worte zu fassen, neben einem Teilstrich in der Mitte bilden jeweils dreifach gestempelte
Linienbündel ein Winkelmotiv. Ungewöhnlich wirken die stehenden und hängenden Winkel der
Schüssel PA38284, die vorgeritzt und von einem breiten Band aus runden, eingedrückten Punkten
begleitet sind. Ebenso fremd wirkt die Verzierung des Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf, bei dem auf
die Schulter hängende Winkel in Kannelurtechnik gesetzt wurden, die ebenfalls von einem breiten
Band runder Einstiche ausgefüllt wurden. Am Hals desselben Gefäßes wechseln stehende und
hängende, gefüllte Dreiecke, deren Spitzen durch breite Bänder verlängert wurden, einander ab.
Das Winkelmotiv in Ritzlinien- und Leistenform ist bereits in der Urnenfelderzeit bekannt, in der
Hallstattzeit lebt das Motiv weiter und wird auch in Grafitstreifenbemalung und rot-schwarzer
Bemalung ausgeführt.266 Im Gräberfeld von Kleinklein ist das Winkelmotiv typisch für die ältere und
mittlere Belegungsphase und wird im jüngeren Horizont vom Dreieck verdrängt.267 Der Winkel mit
einem teilenden Strich in der Mitte ist ein seltenes Motiv. Aus dem Fundmaterial von Statzendorf ist es
auf der Außenwand einer Einzugschale zu beobachten (PA42955_A101). Hier kann eine
Zeichenfunktion vermutet werden. Auf dem Kegelhalsgefäß PA38258_A009 sind in Kammstrich- und
Ritztechnik mehrere Motive ausgeführt, das Rautenmotiv und das Dreieck, jeweils gittergefüllt, sowie
ein doppelter Winkel mit Strich in der Mitte, ein Motiv, das sehr an einen Baum erinnert, eventuell aber
auch einen stark stilisierten Menschen darstellen könnte. Eine gewisse Verwandtschaft zu vegetabilen
Ornamenten, wie sie in Schlesien oder Böhmen vorkommen268 scheint ebenfalls möglich.

266
Klemm 1992, 245 ff.
267
Dobiat 1980, 134.
268
Brosseder 2004, 248.

138
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster


Das Zickzackband ergibt sich aus einer Abfolge stehender
und hängender Winkel, die ohne Abstand ineinander
übergehen. Dadurch unterscheidet sich das Zickzackband
von einer Reihe nebeneinander gestellter Winkel. Das
Wolfszahnmuster ist die Vervielfältigung und Verdichtung
des Motivs. Wolfszahnbänder bestehen aus dicht Abb. 85: Zickzackband
aneinandergesetzten, hängenden und stehenden Winkeln,
so dass ein dichtes Band entsteht. Wolfszahnmuster sind
bereits in der Urnenfelderzeit weithin bekannt.269
Im Gräberfeld von Statzendorf ist das Zickzackband ebenso
wie das Wolfszahnmuster besonders häufig, nämlich in 21
Fällen, auf rot-schwarz bemalten Kegelhalsgefäßen oder
Schüsseln zu finden. Ein drei- bis vierfaches, schwarzes
Zickzackband ziert die Gefäße PA38280_A015, Abb. 86: Wolfszahnmuster
PA38305_A030, PA42826_A082, SH040b_B040, SH072c_
B072, SH073d_B073 und PA45149_C033. Nur in einem Fall, PA38249_A004, ist die Verzierung
vorgeritzt und erscheint durch den Wechsel der Gefäßgrundfarbe von rot nach schwarz reizvoll positiv
und negativ. Bei den Verzierungsmustern der übrigen bemalten Gefäße sind die Zwickel der
Zickzackbänder mit Winkeln und Dreiecken gefüllt, die mitunter erst den negativen Eindruck eines
Zickzackbandes entstehen lassen (PA38246_A001, PA38286_A023, PA38289_A024,
PA42669_A047, PA42695_A051, PA42777_A071, PA42807_A076, PA42835_A084, PA42869_A091,
PA42870_A091, PA42892_A094, PA42916_A097, SH060c_B060, PA45412a_C081). Das
Verbreitungsbild des Wolfzahnmusters innerhalb des Gräberfeldes Statzendorf ist eng umrissen und
auf den mittleren Westbereich beschränkt. Zickzackbänder in anderen Techniken kommen nur
vereinzelt vor. Ein vierfaches Zickzackband ist kannelurartig auf der Wand des Henkeltopfes
PA45140_C032 angebracht, in Stempeltechnik finden sich einfache Zickzackbänder auf den
Kegelhalsgefäßen SH037_B037 und B76_B076, in dreifacher Stempelausführung auf der Schale
PA43042_A115 und der Schüssel PA42727_A060. Für geritzte Zickzackbänder ist offenbar die
doppelte Ausführung mit begleitenden Einstichen charakteristisch, sie findet sich auf den typologisch
sehr unterschiedlichen Gefäßen PA038262_A009, PA038264_A009, PA038325_A036 und
PA056076_C084 wieder. Ein einfaches, geritztes Zickzackband prangt auf der Schulter des
Kegelhalsgefäßes PA56100_D002. Aus dem Rahmen fällt die Schale PA38321_A035, die mit
Ritzverzierung, Kerbschnitt und Rundstempeln verziert ist. Das doppelte, eingeritzte Zickzackband ist
hier mit eingeritzten, dreifachen Winkeln gefüllt.
Die Kartierung der Wolfszahnbänder lässt ein bemerkenswertes Fehlen in manchen Gebieten
erkennen, so etwa auch in Mähren und im Südostalpenraum.270 Typisch für den Kalenderbergraum ist
nach U. Brosseder die lokale Ausführung des Wolfszahnmusters in Knoppern.271
Einfache, aneinandergestellte hängende und stehende Winkel aus Fingernagelkerbleisten sind
tatsächlich auf vier Kalenderbergtöpfen zu finden, auf SH038a_B038, SH058a_B058, PA45218_C045
und PA45310_C061. Eine Abwandlung des Motivs, bei dem waagrechte und senkrechte Blöcke die
Winkel ersetzen, findet sich auf dem Kalenderbergtopf PA86375_D021. Ein einfaches Band
schraffierter hängender und stehender Winkel in Ritztechnik ziert den Rand der Schale
PA56060_GA09. Sehr häufig begegnet das Wolfszahnmuster in Kannelurtechnik. Die hängenden und
stehenden, schraffierten Winkel bilden eine flächige Verzierung der Gefäßwand, die in einigen Fällen
durch Kreiskanneluren, Knubben und Dellen unterbrochen wird. Die Abgrenzung dieses Motivs von
schrägen Kannelurbündeln, die gelegentlich die Ausrichtung wechseln und aus diesem Grund Winkel
bilden, ist kaum möglich. Das Motiv ist übrigens nur auf Schüsseln und Henkelschüsseln vertreten und
in klarer Ausführung 16-mal im Gräberfeld vertreten (PA42990_A105, PA43022_A109,
PA43036_A114, SH042f_B042, SH058d_B058, SH097a_B097, PA43158_B137, PA45077_C022,
PA45151_C033, PA45183_C038, PA45285_C057, PA45391_C078, PA45402_C080, PA45403_
C080, PA56144_GD16, PA56072_Strf).

269
Brosseder 2004, 184.
270
Brosseder 2004, 184.
271
Brosseder 2004, 278.

139
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.4 Rauten
Das Motiv der Raute ist ein auf die Spitze gestelltes Viereck oder
Parallelogramm. Es kann für sich stehen oder entsteht durch das
symmetrische Überlagern zweier Winkelbänder. Rauten können positiv oder
negativ ausgeführt sein. Wenn zwei Sanduhrmotive zusammenstoßen,
entsteht in der umschlossenen Fläche der Eindruck einer Raute. Mit nur 13
rautenverzierten Gefäßen kommt sie im Gräberfeld nur selten vor.
Am häufigsten ist die Raute in Statzendorf in der Technik der Bemalung
ausgeführt, schwarz auf rotem Grund. Mehrere ineinandergestellte Rauten Abb. 87: Raute
finden sich auf den Gefäßen SH012a_B012, PA56173_A010, PA38270_
A011, PA45325_C063, mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf den Gefäßen PA45101_C028,
PA38352_A019 und PA56230_A029, auch wenn es sich bei den drei letzten auch um
ineinandergestellte Winkelbänder handeln könnte. Die Rauten auf dem Gefäß SH070b_B070
entstehen durch die Überlagerung dreifacher, polychrom bemalter Winkelbänder, so dass eine
einfache, schachbrettartige Teilung der Raute entsteht. Diese findet sich auf dem Gefäß
PA38282_A019 wieder, auf dem noch blass ein gitterartiges Rautenmuster zu erkennen ist. Die
restlichen Rauten sind in ganz unterschiedlicher Technik ausgeführt: Die zonale Verzierung der
Schüssel PA38322_A035 weist liegende Sanduhren auf, die aus schraffierten Dreiecken geritzt sind
und aneinandergefügt den negativen Eindruck von übereinanderstehenden Rauten vermitteln.
Ebenfalls in Ritztechnik sind die mit dreieckigen Einstichen gefüllten Rauten auf dem Kalenderbergtopf
SH087a_B087 ausgeführt, sie stehen einzeln nebeneinander. Eine Kombination von Dreieck – Raute
– Dreieck ist gittergefüllt am Hals des Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 in Ritztechnik angebracht.
Auf dem Kalenderbergtopf PA56120_GD08 entsteht das Rautenband durch stehende und hängende
Winkel aus Knubben und Leisten, die abwechseln die Rauten einfassen. Derselbe Eindruck entsteht
auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA038328b_D001, wo sehr flache Kanneluren in Sanduhrform
umlaufend ein Rautenbild erzeugen. Zuletzt ist auf der Schüssel PA43249_B147 ein Rautenband
durch jeweils dreifache Rollstempelumrahmung angebracht.
Rautenbänder sind besonders auf der Schwäbischen Alb und im Hegau beliebt, außerhalb dieses
Gebietes werden sie seltener. Einzeln stehende Rautenmotive sind weiter östlich geläufiger. Zudem
scheint in Hallstatt C1 das Rautenmotiv weiter verbreitet zu sein als in Hallstatt C2 und D1,272
allerdings ist auch bei diesem Motiv die Technik als entscheidend für die Datierung anzuführen.273 Die
Raute dürfte durch Überlagerung von Winkelbändern entstanden sein und wird bereits zu Beginn der
älteren Hallstattkultur eingeführt, zunächst vor allem auf rot-schwarz bemalten Kegelrand- und
Kragenrandgefäßen.274 Gelegentlich wird das Rautenmotiv auch mit Einflüssen der ostgriechischen
Keramik des 8. und 7. Jahrhunderts erklärt.275
9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien
Das Bogen- bzw. Girlandenmotiv kommt im Gräberfeld
Statzendorf 176-mal vor und ist neben den
Winkelmotiven das häufigste Thema bei Verzierungen.
Als Bogen wird das halbkreisförmige Einzelmotiv
bezeichnet, als Girlande eine zusammenhängende Reihe
hängender Bogen. Stehende Bogen kommen nur ein Abb. 88: hängender und stehender Bogen
einziges mal auf einem Gefäß vor, nämlich auf dem
bereits eingehender besprochenen Kegelhalsgefäß mit
Henkel PA38277_A012, das in Kannelurtechnik verziert
ist.
Bogen finden ihre Präsentationsfläche zum einen in
Fingernagelkerbleistentechnik auf Kalenderbergtöpfen, Abb. 89: Girlande
zum andern in Leisten- und Kannelurtechnik auf
Kegelhalsgefäßen. Verzierungen auf anderen
Gefäßformen sind selten.
Das typische Motiv der Verzierung des Kalenderberg-
topfes ist der mehrfache, hängende Bogen, der zumeist
dreimal nebeneinander die Wand des Gefäßes ziert. An Abb. 90: Wellenlinie

272
Brosseder 2004, 184.
273
Lantschner 2000, 129.
274
Nebelsick 1997, 72 f.
275
Klemm 1992, 131; Siegfried-Weiss 1979, 102 ff.

140
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Stelle des vierten Bogens ist der Henkel angebracht, oft verläuft auch unterhalb des Henkels ein
Bogenmotiv. Die Viertelsymmetrie ist nicht zwingend, bis zu fünf Bogen können vorkommen. Die
klassische Technik, in der Bogen ausgeführt werden, ist die Fingernagelkerbleiste. Füllmotiv ist häufig
eine flächige Knubben- oder Kerbleistenzier. 85 Gefäße sind in dieser Weise verziert (PA38250_A004,
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014,
PA38288_A023, PA38292_A025, PA38303_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA42654_
A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053, PA42713_A055,
PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42799_A074, PA42808_A076,
PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_
A102, PA42971_A104, PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114,
PA43056_A116, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049,
SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,
SH073c_B073, SH073e_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B99_B099,
SH101a_B101, SH121c_B121, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43223_B144, PA43250_B147,
PA38342_C001, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_C024, PA45094_
C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45244_C048,
PA45270_C052, PA45324_C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_
C083, MK3085_Strf, MP0155_Strf, PA56287_Strf).
Später wird zunächst das Füllmotiv durch Stempel oder einfache Fingernageleindrücke ersetzt,
schließlich wird das Bogenmotiv selbst in einer anderen Technik ausgeführt. Einfache
Fingernageleindrücke, in mehreren Reihen zu Bogen angeordnet, ersetzen fünfmal das Motiv
(PA45288_C057, PA45299b_C059, PA86377a_D021, PA086377b_D021, PA056280_Strf), Bogen
aus Stempel zweimal (PA42838_A084, SH110a_B110). Durch Ritztechnik werden die Bogen
ebenfalls zweimal ersetzt PA042949a_A100, PA045410_C081). Bogen und darunter angeordnete
Girlanden aus doppelter bzw. dreifacher Kannelur, die abwechseln mit flächiger Stempelzier auf dem
Gefäßkörper der Kalenderbergtöpfe sind, begegnen in fünf Fällen (PA042804_A075, PA042816_
A077, PA042942_A099, PA043117_B131, PA045118_C030).
Charakteristisch für das Gräberfeld Statzendorf ist die kombinierte Knubben- und
Kannelurbogenverzierung. Um vier kreuzständig an der Gefäßschulter angebrachte Knubben sind
zumeist zwei bis dreifache, mitunter auch mehrfache Bogen angebracht, und zwar als plastische
Leisten oder auch als breite, flache Kannelur. Die Grenze zwischen den Verzierungstechniken ist nicht
klar zu ziehen, da der optische Effekt derselbe bleibt. Die Bogenmotive berühren einander zumeist
nicht, in manchen Fällen ist die untere Bogenreihe zu einer Girlande oder zu einer Wellenlinie
zusammengefasst. Häufig bilden Knubben oder Dellen mit Kreiskanneluren ein Füllmotiv zwischen
den Bogen, das sich auch auf dem Hals der Kegelhalsgefäße wiederfindet. Begleitende waagrechte
Kanneluren am Hals oder am Hals- /Schulterumbruch sind keine Seltenheit.
34 Kegelhalsgefäße (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,
PA42764_A068, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH084e_B084,
SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43165_B138, PA38340_C001, PA45042_C018,
PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45216_
C045, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067,
PA86358_D019, PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_
GD16, PA38339_Strf) und 23 Schüsseln sind in der oben beschriebenen Art verziert (PA56263_A039,
PA42894_A094, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA43018_A108, PA43051_A116,
SH054a_B054, SH084d_B084, SH109a_B109, PA43122_B132, PA43125_B132, PA43184_B140,
PA43192_B141, PA45044_C018, PA45047_C018, PA45093_C027, PA45212_C044, PA45314_
C062, PA45423_C083, PA56146_GD16). Ungewöhnlich ist die dreifache Wellenlinie auf der Schulter
der Schüssel PA56278_Strf, und die acht aneinander gesetzten Motive auf der Schüssel
SH084c_B084, die eine Mischform zwischen Bogen und Winkel darstellen.
In Stempeltechnik wird der Bogen zweimal ausgeführt, das Miniaturkegelhalsgefäß PA45141_C032
trägt doppelte und dreifache Girlanden, die Schüssel PA56123_GD08 zwei untereinander liegende
Bogen aus drei- bzw. vierfachen Stempelreihen. Bei der Schale PA38323_A035 ist eine zweifache,
aus doppelten Stempelreihen bestehende Girlande angebracht. An der Spitze der
aneinandergesetzten Bogen prangt jeweils ein Kreisstempel.
Doppelt geritzte, mit Stempeln und Einstichen versehene Girlanden zieren die Schüsseln
PA42945_A100 und SH082b_B082. Bei der Schüssel PA42720_A057 ist das Motiv dreifach
untereinander ausgeführt. Auf dem Hals des Kegelhalsgefäßes PA42701_A053 ist eine sechsfache
Bogengirlande in feinem Kammstrich eingeritzt. Doppelt geritzte Girlanden, die mit kleinen

141
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Querstrichen gefüllt sind und ein Leitermotiv ergeben, begegnen auf der Außenseite dreier komplex
verzierter Schalen und Schüsseln (PA38320_A035, PA38324_A035 und PA42742a_A062).
In der Aufzählung der Bogenmotive fehlen noch die Bogen und Girlanden, die in der Innenverzierung
von Schalen und Stufenschalen eine Rolle spielen: Doppelt eingeritzt und von einfachen Stempeln
begleitet ist die stehende Bogengirlande der Schale PA38264_A009. An der Innenseite der
Stufenschalen SH037c_B037 und PA45167_C035 dominiert das Motiv der hängenden Bogengirlande,
in feiner Kammstrichtechnik ausgeführt. Zuletzt sind noch drei Spinnwirtel zu nennen, deren
Unterseiten mit Bogen gestaltet sind. Bei den Spinnwirteln PA42975_A104 und PA42985_A104 bilden
mehrfach eingeritzte Bogen einen fünfzackigen Stern, bei PA43138_B134 ist ein sechszackiger Stern
einfach eingeritzt.
In Bad Fischau stellen stehende Bogen ein Charakteristikum dar,276 hängende Bogen sind im übrigen
Kalenderbergraum allerdings durchwegs geläufiger und sind etwa aus dem Gräberfeld von Hadersdorf
am Kamp277 oder den Grabhügeln von Zagersdorf bekannt.278 In Kleinklein werden im älteren
Nekropolenhorizont Knubbenaufsätze auf der Schulter von Kegelhalsgefäßen von einer zwei- bis
vierfachen, winkel- oder halbkreisförmig angelegten, nach unten gerichteten Kannelur umzogen.279
9.2.6 Kreis
Das Motiv des Kreises ist auf Kegelhalsgefäßen und Schüsseln relativ häufig
zu finden, und zwar in Form einer Knubbe oder einer Delle, die zusätzlich mit
einer einfachen oder doppelten Kreiskannelur umgeben ist. In dieser Form ist
der Kreis als Zwickelmotiv zwischen hängenden Bogen und Bogengirlanden
eingesetzt, auf Kegelhalsgefäßen, die mit Bogen verziert sind, schmückt er
gelegentlich zusätzlich den Hals des Gefäßes. Von dieser regelhaften
Verzierung abgesehen, die bereits eingehender bei den Knubben und Dellen
besprochen wurde, bleibt der Kreis ein seltenes Motiv. Abb. 91: Kreis

Der kleine, kugelige Spinnwirtel SHoA34_Strf ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert, in
ganz ähnlicher Art, wie es für Glasperlen üblich ist. Eine Deutung des Objektes als Tonperle ist
deshalb nicht auszuschließen. Alle übrigen Kreisdarstellungen sind auf Kalenderbergtöpfen zu finden.
Die Gefäße PA42949a_A100, PA43056_A116, SH070a_B070 und PA43089_B124 sind jeweils durch
mehrfache, konzentrische Kreise aus Fingernagelkerbleisten verziert. Sie sind zum Teil von Knubben
begleitet und dienen als Zwickelmotiv. Einfache Kreise aus Fingernagelkerbleisten zieren die Gefäße
SH062a_B062 und SH079a_B079. Bei dem Kalenderbergtopf PA38292_A025 ist der Kreis in Form
einer einfachen Leiste angebracht. Dellen, die mit Einstichen bzw. Stempeln gesäumt sind, gehören
ebenfalls zur Kreismotivik. Folgende Gefäße sind zu nennen: PA38319_ A035, PA42815_A077,
PA45333_C065, PA45420_C083 und PA56076_ C084.
Kreisförmige Ornamente und Motive kommen vor allem in mittelschlesischen Gräbern vor, sind aber
im gesamten nordöstlichen Gebiet der Hallstattkultur verbreitet. Kreisdarstellungen aus mehreren
konzentrischen Kreisen sind auf den mittleren Donauraum beschränkt.280 U. Brosseder bezeichnet
konzentrische Kreise als geradezu typisch für den Kalenderbergraum.281
9.2.7 Spirale
Auf einem Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, PA45274_C054, findet sich ein
Beleg des Spiralmotives im Gräberfeld: Auf der Schulter des Gefäßes sind
kreuzständig plastische Leisten in Form eines hängenden Winkels
angebracht, deren Enden in Spiralen auslaufen. Die Spiralen sind ihrerseits
durch hängende Winkel verbunden. Der andere Beleg ist auf dem
Miniaturkegelhalsgefäß PA42888_A093 in doppelter Kannelur angebracht,
hier verzieren Spiralen die Enden von stehenden Dreiecken.
Tangentenspiralen, die aus ineinandergreifenden S-Haken oder mit Linien Abb. 92: Spirale
verbundenen Kreisen bestehen, sind für den südostalpinen Raum
charakteristisch. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich entlang der östlichen Ausläufer der Alpen vom
Marchfeld bis Südslowenien und Istrien.282 Eine Vorbildrolle für dieses Motiv dürfte der Keramik der

276
Klemm 1992, 115 ff. und 133.
277
Scheibenreiter 1954, Taf. 11, 31, 51, 55, 57.
278
Rebay 2001, 61.
279
Dobiat 1980, 119.
280
Brosseder 2004, 249 f.
281
Brosseder 2004, 278.
282
Brosseder 2004, 289.

142
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Basarabi-Kultur zukommen.283 Die Spiralornamentik ist gerade am Übergang von der streng
geometrischen zur orientalisierenden Zeit bei der ostgriechischen und kykladischen Keramik von
Bedeutung. Anregungen könnten auch aus diesem Raum aufgenommen worden sein.284 Das Motiv
der Volutenwinkel, Winkel, deren Enden in Spiralen auslaufen und mit denen wir es in Statzendorf zu
tun haben, treten etwa in Kleinklein und Sopron auf und können innerhalb der Stufe Ha C nicht näher
chronologisch definiert werden. Einzeln stehende Spiralen sind aus dem Grabhügel 1 von
Gemeinlebarn bekannt, dessen Zeitstellung auf ein entwickeltes Ha C hinweist.285 Spiralmotive im
Gräberfeld von Kleinklein sind in den älteren bis spätestens mittleren Nekropolenhorizont zu stellen.286
Die Datierung passt zur Übernahme basaraboider Elemente, die in unserem Raum gemeinhin an den
Beginn der Hallstattzeit gestellt wird.287
9.2.8 Kreuz
Kreuzmotive begegnen als Bodenkreuze, als Element der Innenverzierung
von Schalen und Schüsseln, und seltener an der Gefäßwand, in Form des
Andreaskreuzes und des breiteren Kreuzes in x-artiger Form. Die
Bodenzeichen, an der Außenseite des Bodens von Schalen angebracht,
wurden bereits bei der Typographie der Schalen diskutiert. Zwölf der 16
Bodenzeichen sind Kreuze, zwei davon mit schraffiert gefüllten,
gegenständigen Winkeln. Das Motiv des Sternes stellt eine Abwandlung des
Kreuzmotivs dar. An der Unterseite zweier Schalen findet sich das
Bodenkreuz in seiner Abwandlung als Stern wieder (PA42687_A049, Abb. 93: Kreuz
SH024b_B024). An der Gefäßwand der Schale SH054d_B054 prangt ein
einzelner, eingeritzter Stern.
Ein einfaches Kreuz aus doppelten Stempelreihen ist an der Schulter des
Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf angebracht. Das Andreaskreuz oder das
Kreuz in x-artiger Form ist Element der jüngeren Kalenderbergverzierung. In
vier Fällen ist das Andreaskreuz abwechselnd mit senkrechten Linien auf der
flächig durch Kreisstempel verzierten Wand der Kalenderbergtöpfe
Abb. 94: Andreaskreuz
angebracht (PA38260_A009, PA42674_A047, PA42947_A100, PA43195_
B141). Die Technik als Kannelurtechnik zu bezeichnen, scheint fast ein
wenig zu hoch gegriffen, handelt es sich doch um einfache, mit dem Finger
gezogene Linien. Ebenfalls auf einem Kalenderbergtopf findet sich das
Andreaskreuz aus Fingernagelkerbleisten unterhalb des Henkels als
Füllmotiv wieder (SH056b_B056). Schwarz auf roten Grund gemalt sind die
mehrfachen Andreaskreuze auf den Gefäßen PA56252_A036, PA453623_
C071 und PA45411_C081.
Abb. 95: Stern
In den Zwickeln des Kreuzes sind jeweils einfache Winkel eingeschrieben.
Etwas eigenartig platziert mutet das zwischen zwei der vier mehrfachen Winkel der Schale
SH000084a_B084 gemalte Andreaskreuz an. Am Innenboden derselben Schale ist ein Kreuz doppelt
eingeritzt. Die Winkel des Kreuzes sind schraffiert. An der Wand der Gefäße PA42961_A103 und
PA043046_A115 verbinden jeweils ein einfaches bzw. doppeltes Andreaskreuz senkrechte
Linienbündel aus schmaler Kannelur. In ein komplexes Verzierungsschema eingebunden ist das
Andreaskreuz auf Gefäß PA38322_A035. Es besteht aus doppelten Ritzlinien, die mit quer
verlaufenden Leitersprossen gefüllt sind. Die Zwickel sind mit ebensolchen Winkeln gefüllt, diese
wiederum mit schraffierten Winkeln. Das Motiv ist durch Ritzlinien eingerahmt und wechselt mit
Rautenbändern ab. Bei der Schüssel PA45172_C036 alternieren senkrechte Linienbündel aus
Kannelur und Stempelzier mit einem Andreaskreuz, dessen Zwickel mit Kannelur schraffiert ist. Die so
entstehenden Dreiecke und Winkel sind durch die zusätzliche Stempelzier betont. Die
Motivkombinationen aus senkrechten Kannelurbündeln und Andreaskreuzen stammen aus dem
südwestdeutschen Raum, wo sie bevorzugt auf Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals oder
Kragenrandgefäßen angebracht sind. Das Motiv wird im Nordostalpenraum in regionaler Technik
umgesetzt.288

283
Metzner-Nebelsick 1992, 349 ff.; Eibner 2001, 181 ff.
284
Siegfried-Weiss 1979, 103.
285
Brosseder 2004, 292 f.
286
Dobiat 1980, 136.
287
Nebelsick 1997, 72 f.
288
Klemm 1992, 132.

143
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.9 Gitter
Gitter- oder Netzmotive sind im Gräberfeld von Statzendorf selten. Als
eigenständiges Motiv kommt es an der Wand der stark durch Restaurierung
überprägten Henkelschale MP143_Strf in Bemalung vor, in Bemalung
ebenso am Innenboden der Schale PA43194_B141. In den Schalen-
außenboden eingeritzt übernimmt das Gitter auf der Schale PA56074_Strf
die Funktion des Bodenzeichens. Als Füllmotiv für Winkel wird eindeutig die
Schraffur, also parallele Linien, bevorzugt. Mit Gitter gefüllte Winkel kommen
nur dreimal vor, einmal eingeglättet in der Schale PA43254_B148, einmal
eingeritzt am Fuß der Fußschale PA45408_C081 und einmal gemalt an der Abb. 96: Gitter
Innenseite der Schale PA86333_D017. Beim Kegelhalsgefäß PA38258_
A009 sind die Dreiecke und Rauten mit engem Gitter gefüllt, ebenso die geritzten Winkel der sehr
unsorgfältig ausgeführten Verzierung auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA86382_Strf.
Die Ausgestaltung mit Kreuzschraffur (Gitter) ist an allen späthallstättischen Fundorten Nordbayerns,
Südmährens, Niederösterreichs, Westungarns und Schlesiens zu finden. Vereinzelt finden sich
Schalen dieser Verzierung bereits am Beginn der Stufe Ha C1. Die Ausführung in Glättstreifen,
Ritzung und Grafit ist typisch für ein spätes C und vor allem für Ha D.289 Im Kalenderbergraum, wo
Verzierungen mit Winkel- und Dreieckskompositionen besonders häufig in unterschiedlichen
Techniken vorkommen, scheinen mit Kreuzschraffur und Gittern ausgefüllte Winkel und Dreiecke
einem späten Abschnitt der Stufe Hallstatt C anzugehören.290
9.2.10 Strahlenmuster
Eng verbunden mit Kreuzen und Sternen sind Strahlenmuster, die auf den
Innenseiten der Schalen, seltener Schüsseln und Henkelschalen, sowie auf
Spinnwirteln angebracht sind. Strahlenmuster an den Innenseiten von
Schalen und Henkelschalen sind überwiegend in Grafitmaltechnik ausgeführt
und liegen nicht immer im besten Erhaltungszustand vor. Die einfache
Grafitierung des Randes mit einem Grafitband ist häufig vorhanden, soll hier
aber nicht näher diskutiert werden. Die angegebenen Zahlen sind daher als
Mindestwerte zu verstehen, vermutlich waren weit mehr Gefäße mit Abb. 97: Strahlen
Strahlenmustern versehen.
Die einfachste Form des Strahlenmusters ist das einfache Kreuz, das an der Innenseite von neun
Schalen angebracht ist (PA56210_A021, PA42906_A096, PA42963_A103, SH028a_B028,
SH057c_B057, PA43097_B126, PA45176_C037, PA86343_D018, PA56066_GA11). Das einfache
Kreuz aus jeweils drei parallelen Linien ziert die Schale PA86384_Strf. Der negative Eindruck eines
Kreuzes entsteht durch das Anbringen von vier flächig gefüllten, hängenden Dreiecken auf
SH090b_B090. Mehr als vier Strahlen, zumeist acht oder zwölf, bilden das Sternmotiv, das 18
Schalen tragen (PA056171_A010, PA056175_A011, PA056177_A011, PA056211_A022, PA056228_
A029, PA056266_A039, PA042850_A086, PA042935_A099, SH000042d_B042, SH000064a_B064,
PA045184_C038, PA045230_C046, PA045252a_C049, PA045322_C063, PA045409_C081,
PA045412c_C081, PA056086_C085, PA086332_D017). Hängende, oft auch mehrfache Winkel,
lassen das Kreuzmotiv negativ erscheinen. Dies ist bei 15 Schaleninnenverzierungen der Fall
(PA42811_A076, SH084a_B084, SH099a_B099, PA43124_B132, PA45048_C018, PA45260_C051,
PA45315_C062, PA45334_C065, PA45341a_C067, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_
D017, PA86342_D018, PA56117_GD07, PA56124_GD08). Eingeglättet ist das Motiv der Innenseite
der Henkelschale MK3083, zwei gegenüberliegende, schraffierte Winkel. Andere Schaleninnenzierden
sind selten. Bei einem Gefäß, PA86333_D017, kann eine gitterartige Binnengliederung der
hängenden Winkel beobachtet werden, bei der Schale PA45352 ist der doppelte, hängende Winkel
durch einen Mittelstrich geteilt, und bei PA56061_GA09 ist viermal ein gerades und ein verkehrtes B
abgebildet.
Neben den Schalen ist der zweite klassische Fall radialer Verzierungen die Oberseite von
Spinnwirteln. Zumeist ist umlaufend eine Kannelur oder Ritzung angebracht, die strahlenförmig von
der Mitte ausgeht. Diese kann gerade oder leicht schräg verlaufen, mit Richtungsänderungen, die
einen Winkel bilden. Mitunter ist das Motiv so verdichtet, dass man von einem wolfszahnartigen Motiv
sprechen kann.

289
Brosseder 2004, 286 ff.
290
Brosseder 2004, 278.

144
Statzendorf Keramik-Verzierungen

56 Spinnwirtel sind strahlenförmig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38099_A003,


PA38118_A013, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_
A014, PA38130e_A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38169_A032, PA38183_A037,
PA38192_A039, PA42677_A047, PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_
A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089,
PA42863_A089, PA42864_A089, PA42887_A092, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,
PA43137_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142, PA38210_C009,
PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_C054, PA45367_C072, PA56106_
GD02, PA38242_Strf, PA38243a_Strf, PA38243b_Strf, PA56093a_Strf, SHoA01_Strf, SHoA02_Strf,
SHoA03_Strf, SHoA21_Strf, SHoA23_Strf, SHoA24_Strf, SHoA25_Strf, SHoA27_Strf, SHoA60_Strf).
Die Unterseite ist seltener Verzierungsträger. PA38129_A014 trägt drei eingeritzte Winkel, PA43137_
B134 und PA56106_GD02 tragen einen eingeritzten, neun bzw. siebenfachen Stern, PA43215_B142
ein einfaches, von Punkten begleitetes, eingeritztes Kreuz. Ungewöhnlich ist das achtmal
eingedrückte Tannenzweigmotiv auf der Unterseite des Spinnwirtels PA38100_A032.
Strahlenmuster sind radiale Verzierungen einer kreisförmigen Fläche, die zumeist symmetrisch in drei,
vier, fünf oder mehr Sektoren unterteilt werden. Einfache vierstrahlige Muster, die seltener auch
doppelt und dreifach ausgeführt werden können, sind auf das nördliche Bayern und den
Kalenderbergraum beschränkt. Negative Strahlenmuster, die durch vom Rand hängende Winkel oder
Dreiecke entstehen, kommen in einem weiten Verbreitungsgebiet vor, besonders häufig jedoch im
Ostalpenraum.291
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen
„Zaghafte anthropomorphe Attribute an geometrischen Gebilden“ macht L. Nebelsick am Gefäß
PA38247 aus Grab A001 aus. Das kleine, rot-schwarz bemalte Kegelhalsgefäß ist am Hals mit
eingeritzten, zwei- bis dreifachen, stehenden Winkeln verziert, die wiederum durch eingedrückte
Punkte ausgefüllt sind. Den Bauch zieren vier Kreuze mit angesetzten, erhobenen Armen. Die Motive
sind eingeritzt und werden rechts und links von eingedrückten Punkten begleitet. An zwei Kreuzen
sind Füße bzw. ein dreieckiges Röckchen angebracht, so dass eine Deutung des Motivs als Adorantin
wahrscheinlich wird.292 Zwischen den Adorantinnen sind stehende, mit eingedrückten Punkten
gefüllte, eingeritzte Winkel angebracht, wobei in einem Fall der Winkel aus Platzgründen sehr klein
ausgefallen ist. Füllmotiv für das gesamte Gefäß sind Kreise mit eingedrückten Punkten in der Mitte.
Der Grabkomplex ist an den Anfang der Hallstattzeit zu stellen.
Ein weiteres Gefäß gleicher Form und Verzierung, das allerdings nur bruchstückhaft erhalten ist, ist
SH014a aus Grab B014. Auch in diesem Fall ist ein gabelartiges Motiv zu erkennen, eingeritzt mit
begleitenden Punkten, das eventuell als Adorantin gedeutet werden kann. Beide Gräber stammen aus
dem mittleren Westbereich des Gräberfeldes, weitere Beigaben sind entweder nicht vorhanden, wie
bei Grab A014, oder wenig aussagekräftig. In Grab A001 ist neben dem Kegelhalsgefäß mit niedrigem
Hals noch eine umlaufend mit senkrechter Kannelur verzierte Henkelschüssel und ein mit
Zickzackband und Dreiecken verziertes, bemaltes Kegelhalsgefäß gefunden worden. Neben den als
menschliche Füße plastisch ausgeführten Standfüßen des Kalenderbergtopfes PA38337_C013 sind
diese beiden Gefäße die einzigen Andeutungen anthropomorpher Darstellungen in der Statzendorfer
Verzierungskunst.

Abb. 98: Abrollung der Verzierung des Gefäßes PA38247_A001 (Nebelsick 1992, 405.)

Menschendarstellungen auf Keramik kommen in der Kalenderbergkultur öfter vor und sind von
entscheidender, kulturdefinierender Bedeutung. Relativ deutliche Darstellungen in Form eines
Strichmännchens begegnen ebenso wie starke Abstrahierungen, bei denen lediglich angefügte
Extremitäten oder Trachtbestandteile Menschliches andeuten, und reichen bis hin zur geometrischen

291
Brosseder 2004, 256 ff.
292
Nebelsick 1992, 404 f.

145
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Form des Dreiecks.293 In diesem Fall verschwimmt die Grenze zwischen Zeichen und rein
schmückendem Dekor. Während komplexe, erzählende Szenen selten bleiben, ist der häufigste
Figurentyp des Kalenderbergstils ein auf die Basis gestelltes Dreieck mit abgewinkelten und
erhobenen Armen. Solche Figuren werden als Adorantin bezeichnet, wenn auch die ausschließliche
Zuweisung zum weiblichen Geschlecht mehr als fragwürdig erscheint.294 Die Armhaltung der
abgebildeten Figuren wird als Anbetung oder Epiphanie einer Gottheit295 sowie profaner als Abbildung
klagender und trauernder Menschen296 gedeutet. Die Kombination der Adorantin mit dem Leierspieler
lässt an Tänzerinnen denken.297
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive
Die Quantifizierung der Verzierungsmotive bezieht sich immer auf das einzelne Objekt, das heißt es
wird festgestellt, ob ein Motiv auf einem Objekt vorkommt oder nicht, Prozentangaben beziehen sich
immer entweder auf die Gesamtzahl der Gefäße oder die Gesamtzahl der verzierten Gefäße als
Grundmenge und nicht auf die Gesamtzahl der Motive. Diese vorangehende Feststellung ist wichtig,
da häufig mehrere Motive auf einem Gefäß kombiniert werden, und sich daher anteilsmäßig große
Unterschiede ergeben würden.
Um die Motive leichter fassbar zu machen, werden sie noch einmal zu Gruppen zusammengefasst. Zu
den „eckigen“ Motiven zählen Dreiecke, Winkel, Zickzackbänder und Rauten. Insgesamt sind 287
Gefäße mit eckigen Motiven verziert, 273 (32,3% der verzierten Gefäße) mit Winkeln, 55 (6,5%) mit
Zickzackbändern oder Wolfszahnmustern, 15 (1,8%) mit Rauten und zehn (1,2%) mit Dreiecken. Die
„runden“ Motive, Bogen, Kreis und Spirale, sind mit 196 Gefäßen im Fundmaterial ebenfalls gut
vertreten. 190-mal kommen Bogen vor, also bei 22,5% der verzierten Gefäße, jedoch nur achtmal
Kreise (0,9%), wobei einfache Dellen oder Kreiskanneluren nicht zu den Kreismotiven gezählt werden,
und lediglich zweimal werden Spiralen verwendet (0,2%). Zu den „Strahlenmotiven“ werden
Strahlenmuster, Kreuze und Gitter zusammengefasst, die gesamt auf 141 Gefäßen des Fundmaterials
vorkommen. Davon entfallen 107 auf radiale Strahlenverzierungen (12,6%), 29 auf Kreuze (3,4%) und
acht auf Gitter (0,9%).

% aller
% aller
Motiv Anzahl verzierten
Gefäße
Gefäße Mensch
Dreieck
Dreieck 10 0,6% 1,2% Strahlen
Gitter
Winkel 273 17,5% 32,3%
Kreuz
Zickzack 55 3,5% 6,5%
Spirale
Raute 15 1% 1,8% Kreis
Winkel

287 18,4% 33,9%


Bogen 190 12,2% 22,5%
Kreis 8 0,5% 0,9%
Spirale 2 0,1% 0,2%
Bogen
196 12,6% 23,2%
Kreuz 29 1,9% 3,4% Zickzack
Raute
Gitter 8 0,5% 0,9%
Strahlen 107 6,9% 12,6%
141 9,1% 16,7% Abb. 99: Verteilung der Verzierungsmotive
Mensch 3 0,2% 0,4%

Vergleicht man die Werte mit den Ergebnissen der von C. Schappelwein durchgeführten Analyse des
Fundmaterials der gesamten Kalenderberggruppe, so sind die Daten nur eingeschränkt vergleichbar,
da sie stark und nicht sehr transparent gefiltert sind. Die Grundmenge der Daten sind nicht die
einzelnen Gefäße, sondern die einzelnen Motive an sich. Neben den reinen Gefäßgrafitierungen
wurden auch reine Linienmuster, die ursprünglich 40,3% des Fundmaterials ausgemacht haben, aus
der Datenmenge herausgenommen, von den komplexeren Motivgruppen, die nun übrig bleiben, sind
Winkel mit 25% am häufigsten zu beobachten, gefolgt von Dreiecken mit 19% und Bogen- und

293
Dobiat 1982, 279 ff.
294
Rebay 2001, 123 ff.
295
Eibner 1997, 129 ff.
296
Dobiat 1982, 301.
297
Nebelsick 1992, 401 ff.

146
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Strahlenmustern mit 13% und 12%. Zickzackbänder konnten in 9% aller Fälle nachgewiesen werden,
Kreise in 6% und Kreuzmotive in 4%. Eher seltener finden sich Rauten mit 2% und Spiralen mit 1%
unter den aufgenommenen Fundstücken.298
Während die Motive innerhalb der Gruppen häufig zusammen vorkommen, sind Kombinationen von
kurvolinearen und eckigen Motiven selten. Im Fundmaterial konnten nur 21 Gefäße beobachtet
werden, auf die dies zutrifft. Am häufigsten sind runde und eckige Motive auf Kalenderbergtöpfen
kombiniert (PA42776_A069, PA42804_A075, SH070a_B070, SH110a_B110, PA43089_B124,
PA45244_C048 und PA45410_C081), ein einziges Mal auf einem Kegelhalsgefäß (SH073d_B073),
häufiger auf Schalen (PA38264_A009, PA38320_A035, PA38324_A035, SH037c_B037) und
Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, SH005a_B005, SH035a_B035, SH084c_B084,
PA45047_C018) sowie auf Spinnwirteln (PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134). Eckige
und Strahlenmotive sind 47-mal miteinander kombiniert, runde und Strahlenmotive nur sechsmal
(PA38264_A009, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134, SH056b_B056 und PA43224_
B144).
Betrachtet man die Aufteilung der Verzierungsmotive auf die Gefäßform, so ergeben sich starke
Korrelationen. In den Balkendiagrammen ist die Verteilung der Motive aufgetragen, einmal nach den
tatsächlichen absoluten Zahlen und einmal nach Prozent auf den Typ bezogen. Deutlich fallen die
Strahlenmotive heraus, die nur bei Fußschalen, Henkelschalen und Schalen als Innenverzierung
sowie bei Spinnwirteln als umlaufende Verzierung vorkommen. Interessant ist ferner, dass bei
Henkelschüsseln keine runden Motive vorkommen, ebensowenig bei Töpfen und Zisten, wobei hier
die beurteilte Menge nicht zufriedenstellend ist. Am häufigsten sind runde Verzierungen auf
Kalenderbergtöpfen, was durch das häufige Vorkommen der Bogen aus Fingernagelkerbleisten
zurückzuführen ist. Bei Kegelhalsgefäßen und Schüsseln sind runde Motive in Kannelurleistentechnik
häufig.
200 100%

90%

80%

70%

60%

100 50%

40%

30%
Strahlenmotiv Strahlenmotiv
20%
rundes Motiv rundes Motiv
10%

0 eckiges Motiv 0% eckiges Motiv


Au

Fu

Ka

Ke erb

Sc alsg pf

Sc

Sp el

To irte

Zi

Ka

Ke erb

Sc als
Au

Fu

Sc

Sp el

To irte

Zi
en

en

en

en
st

st
ßs efä

ha

pf

ßs efä

ha g e

pf
s

le

ge

in

le

ge

in
s
e

e
gu

gu
ke

ke

ke

ke
nd sse

nw

nd

nw
ch

ch
le

le
ss

ss
lh

lh
ss

ss
ls

ls

ls

ls
al

al
ch

ch

ch

ch
g

g
e

e
er

er
al

al

üs

l
ef
e

gt

gt


se
ß

äß

ß
o

op

ß
l

Abb. 100: Häufigkeit der Verzierungsmotive bei den Abb. 101: Anteil der Verzierungsmotive bei den
einzelnen Keramiktypen einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

Das Datenmaterial wurde schließlich auf Zusammenhänge zwischen Verzierungsmotivik sowie


Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Zur Vereinfachung der Analyse
wurde auch hier die Gruppen der eckigen, runden und Strahlenmotive zusammengefasst. Signifikante
Korrelationen sind nicht zu bemerken, bei der Verzierungsmotivik gilt dasselbe wie bei der Technik:
Sie ist an die jeweilige Keramikform gebunden und wird durch die geschlechter- bzw. statusbedingte
Auswahl der Beigaben beeinflusst. Das häufigere Vorkommen der Strahlenmotive in Frauengräbern
kann durch die Spindelbeigabe erklärt werden. Die Spinnwirtel sind überwiegend durch radial
umlaufende Kanneluren verziert, die hier einen gewissen Überhang erkennen lassen. Filtert man die
Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, so verschiebt sich das Bild ein wenig, radiale Verzierungen sind
dann in Männergräbern etwas häufiger, dafür holen die Frauen bei den runden Verzierungen auf.
Alles in allem dürfte das Geschlecht des Bestatteten keinen Einfluss auf die Auswahl des
Verzierungsmotivs des Beigabengefäßes gehabt haben.

298
Schappelwein 1999, 161 ff.

147
Statzendorf Keramik-Verzierungen

100% 100%

90% 90%

80%
80%

70%
70%
60%
60%
50%
50%
40%
40%
30%

30% Strahlenmotiv
20%

20% Strahlenmotiv 10% rundes Motiv

rundes Motiv 0% eckiges Motiv


10%

So

So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

z.
0% eckiges Motiv

1-

20

40

60

80
1

-
Frau Mann

39

59

79

10
0
Abb. 102: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis Abb. 103: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis

Auch der Sozialstatus wirkt sich nicht auf die Motivwahl aus. Ein ansteigender Anteil von radialen
Verzierungen mit zunehmendem Sozialstatus könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der
Spinnwirtel ebenso wie die Zahl der beigegebenen Schalen in reicheren Gräbern verdoppelt oder
vervielfacht wird. Filtert man Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, ist die Motivverteilung bei den
einzelnen Sozialindexgruppen fast identisch.
9.3 Verzierung und Identität
Die Ornamentik der Keramik ist zu Beginn der Hallstattzeit ein sichtbares Zeichen für Veränderung. U.
Brosseder299 konnte einen starken Zusammenhang zwischen dem Status einer Person und der
Ornamentik der im Grab gefundenen Keramik feststellen. In Kleinklein und Frög werden einige Motive
wie der Mäander und das Malteserkreuz von der „Gründergeneration“ aufgegriffen und bleiben einer
gewissen Oberschicht vorbehalten. Dieses Phänomen lässt sich im südostalpinen Bereich ebenso
fassen wie in Nordostbayern und Baden-Württemberg, so dass es sich vermutlich um ein
gesamthallstättisches Phänomen handelt. In der frühesten Hallstattzeit, um 800 v. Chr., dürfte die
Gesellschaft von einer Umbruchsstimmung erfasst gewesen sein. Eine neue Führungsschicht, eine
neue Elite, muss sich möglicherweise neu etablieren und eine eigene Ausdrucksform schaffen. In
diesem Zusammenhang sind Reisen, Wanderjahre zur Ausbildung und die folgende Präsentation von
„fremdem Wissen und religiösem Denken“ unter anderem in der Ornamentik der Keramik denkbar.
Gegenüber dieser Erklärung tritt die Erklärung neuer Zeichen und Muster durch reines
Experimentieren zurück, denn auf allen anderen Gebieten ist ein regulierter und regelhafter, eng
regional gebundener Umgang mit Zeichen zu erkennen. Während die Bedeutung von Keramik
allgemein und die von verzierter Keramik im Besonderen in der entwickelten Hallstattzeit und gegen
Ende der Hallstattzeit deutlich abnimmt, erfährt der Trachtschmuck als Träger von Dekor eine
Aufwertung. Im Verlauf von Ha C2 und Ha D verliert die Ornamentik also nicht generell an Bedeutung,
es findet lediglich ein Wechsel des Ornamentträgers statt. Die Reduzierung des einst so wichtigen,
vielfältigen Geschirrensembles zu wenigen Stücken deutet eine Änderung der religiösen
Vorstellungen an.
In Zusammenhang mit der Frage, welche sozialen Verhältnisse im Nebeneinander von Flach- und
Hügelgräbern zu erkennen sind, bemerkt C. Schappelwein, dass der Charakter der Verzierungen aus
Statzendorf ein „gröberes, vom künstlerischen Standpunkt aus ungereifteres Bild“ vermitteln. Er hält
dies für kennzeichnend für Flachgräberfelder, die im Gegensatz zu den Grabhügeln der
Kalenderbergkultur ein „weniger prunkvolles Gesamtbild der Gefäße liefern, das sich sowohl in der
Stückzahl, als auch in der komplexen Verzierung äußert.“300
Meines Erachtens trifft diese Ansicht nur bedingt zu, zumal das Bild der klaren Trennung in Hügel- und
Flachgräberfelder in Auflösung begriffen ist. Statzendorf als reines Flachgräberfeld zu bezeichnen
wäre verfehlt, einzelne Gräber des Gräberfeldes Statzendorf stehen in Qualität und Quantität der
Keramik und deren Verzierung der Ausstattung vieler Grabhügel um nichts nach. Im Gräberfeld
Statzendorf sind jedoch im Gegensatz zu den meisten Grabhügeln, die nur punktuell ergraben sind,
zusätzlich Bestattungen bekannt, die der einfachen Bevölkerung entsprechen. Innerhalb des

299
Brosseder 2004, 338 ff.
300
Schappelwein 1999, 283.

148
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Gräberfeldes Statzendorf dürften Verzierungsunterschiede weniger vom Status der einzelnen


bestatteten Personen, sondern vielmehr von chronologischen Faktoren abhängen.
Neben der persönlichen sozialen Identität kann durch Keramikzierstile auch Gruppenidentität
manifestiert werden. Keramikverzierungen und die Untersuchung ihres Stils in ihrer räumlichen
Verbreitung werden in der prähistorischen Archäologie häufig dazu herangezogen, Gruppenidentitäten
zu definieren.301 Interessant ist die Idee einer bewussten Abgrenzung einzelner Gruppen durch
besondere Betonung spezifischer, eigener Stilmerkmale in Zeiten erhöhter Spannung. Stilgrenzen
bedeuten demnach Gruppengrenzen und werden zur Definition von Kulturgruppen herangezogen, bei
denen zumeist das Konzept einer ethnischen Deutung mitschwingt. Keramikzierstile können jedoch
auch von linguistischen, politischen oder sozialen Komponenten abhängen.302
Ganz allgemein ist die Ornamentik der hallstattzeitlichen Keramik lineargeometrisch und nicht
kurvolinear, das betrifft sowohl das Gebiet der Hallstattkultur als auch Italien und Griechenland.
Einzelne Zeichen werden über einen sehr langen Zeitraum abgebildet und unterliegen keiner
schnellen Änderung – der chorologischen Interpretation der unterschiedlichen Keramikstile ist der
chronologischen offenbar in Bezug auf den gesamten Hallstattraum der Vorzug zu geben.303 Die
Umsetzung der Ornamentik ist lokal, es lassen sich anhand der Verzierung Gruppenstile feststellen.
Nach U. Brosseder gibt es weder eine strenge Korrelation zwischen Zeichen und Mustern mit
Gefäßformen, noch eine Korrelation zwischen der Ornamentik der Gefäße in den Bestattungen mit
dem Geschlecht der bestatteten Person. Ein Zusammenhang mit dem Alter der Bestatteten konnte
nicht untersucht werden. Auch im vorliegenden Statzendorfer Material konnte kein überzeugender
Zusammenhang zwischen Alter, Geschlecht oder Sozialstatus der Bestatteten mit der Keramik-
verzierung im Grab festgestellt werden.
Über die Ornamentik der Keramik konnte U. Brosseder innerhalb ihres Untersuchungsgebietes einige
Regionalgruppen herausarbeiten. Den Kalenderbergraum fasst sie mit Böhmen und Mähren zu einem
„mittleren Kreis“ zusammen, der bereits in der frühesten Hallstattzeit zu fassen ist. Dabei weist er
Eigenheiten auf, die sich vor allem in der plastischen Gestaltung der Verzierung und weniger in der
Ornamentik fassen lassen. Typisch sind jedoch verschiedene Arten von Wolfszahnbändern, Varianten
der Felderverzierung und Schalen mit schräg schraffierten Dreiecken. Auf der Muster- und
Ornamentebene dürfte der Kalenderbergraum eine eigenständige Region bilden, wenn auch die
Vielfältigkeit der Ornamentik nicht so ausgeprägt erscheint wie in anderen Regionen. Sowohl die
zweidimensionalen, geritzten oder gemalten Zeichen, als auch die plastische, dreidimensionale
Verzierung mit Knubben, Kanneluren und Leisten sind Kennzeichen des Kalenderbergraumes.
Innerhalb des niederösterreichisch- nordburgenländischen Kalenderbergraumes lassen sich weitere
regionale Einheiten fassen, so die Beschränkung der komplexen Kalenderberg-Ausstattung mit
Tonfeuerbock, Fußschale und Doppelgefäßen auf den Raum westlich des Neusiedler Sees und das
südliche Wiener Becken.304 Allerdings zeigt jede Fundstelle individuelle Charakteristika, die
Zusammenfassung von Fundorten zu Werkstattkreisen ist nach C. Schappelwein nicht möglich,305
eher finden sich kleinregionale Ziergruppen, wie sie schon L. Nebelsick für das Wiener Becken
annimmt.306
Die Ergebnisse der Seriation307 des Fundmaterials aus Sopron, Nové Košariská und von der Malleiten
bei Bad Fischau lassen jeweils Einblicke in die Keramikentwicklung der einzelnen Fundorte zu,
überregionale Aussagen oder auch nur Aussagen, die über einen einzelnen Fundort hinausgehen,
lassen sich jedoch nicht ablesen. C. Schappelwein hält Datierungen der Keramik aufgrund der
Gefäßverzierung für zu unsicher.308 Die Abgrenzung der Kalenderbergkultur zu benachbarten
Regionen gelingt über die Motivwahl der Keramikverzierung nur zum Teil. Einzelne Motive lassen eine
klare Trennung vornehmen, wie zum Beispiel die gewölbten Mäander und die sternförmige
Schaleninnenzier, die südmährische Gräberfelder auszeichnet. Weder nach Osten noch nach Süden
können jedoch Einzelmerkmale in der Motivik festgemacht werden, anhand derer Grenzen der
Kalenderbergkultur festzumachen wären.309 Hier zählt offenbar als Hauptkriterium der
Gesamteindruck der Keramik. In der späten Hallstattzeit sind keine lokalen Gruppierungen mehr
301
Siehe Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische
Einordnung“
302
Bernbeck 1997, 239.
303
Brosseder 2004, 24 f.
304
Brosseder 2004, 281f.
305
Schappelwein 1999, 282.
306
Nebelsick 1997, 72.
307
Siehe Kapitel „Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf – Seriation“
308
Schappelwein 1999, 265 ff.
309
Schappelwein 1999, 279.

149
Statzendorf Keramik-Verzierungen

festzustellen, im Raum zwischen Raab, Neusiedlersee und mittlerer Oder wird eine einheitliche
Ornamentsprache verwendet. Zu Beginn der Latènezeit entwickelt sich gerade hier ein neuer,
eigenständiger Stil.310
Der „mittlere Kreis“ der hallstattzeitlichen Ornamentik ist wiederum in den nordöstlichen Kreis
eingebunden, zu dem auch Nordostbayern und Schlesien gehören. Die engen Verbindungen auf dem
Sektor der Keramikverzierung legen verstärkten Kontakt innerhalb dieser Räume nahe.
Keramikverzierung wird als Ausdruck von Identität gedeutet, wobei die unterschiedlichen Ebenen der
räumlichen Verteilung mit unterschiedlichen Ebenen sozialer Identität parallelisiert werden könnten311
– eine reizvolle Vorstellung, wenn sie nicht zu weit geht.

310
Brosseder 2004, 289.
311
Brosseder 2004, 345 f.

150
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf

Analog zu den Inhaltsberechnungen der Gefäße im Grabhügel 1 von Zagersdorf312 wurde das
Fassungsvermögen aller Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf berechnet, für die dies möglich war.
Immerhin sind 996 Gefäße vollständig oder vollständig rekonstruierbar, was eine gute Basis für
typendifferenzierte Betrachtungen darstellt. Um den Inhalt zu ermitteln, wurden kleinere Gefäße mit
Mohn gefüllt, das Gewicht des Mohnes dann auf das Volumen zurückgerechnet. Ein Liter des
verwendeten Mohnes wog etwa 610 g. Der Inhalt größerer Gefäße wurde mithilfe eines kleinen
Computerprogramms errechnet. Eine Gegenüberstellung der gemessenen und errechneten Werte
ergab eine zufriedenstellende Übereinstimmung, ein geschätzter Fehler von 5 % muss aber
einkalkuliert werden. Die Füllmarke der Gefäße, die auch in der Hallstattzeit nicht randvoll gewesen
sein werden, wurde wie schon beim Fundmaterial von Zagersdorf intuitiv festgesetzt.
Die Tabelle gibt einen Überblick von der Zahl der Gefäße, bei denen aufgrund des Erhaltungs-
zustandes eine Messung möglich war, und ihre Aufteilung auf die verschiedenen Gefäßtypen (als
„gültig“ werden hier die Gefäße mit messbarem Inhalt verstanden).

Inhalt in Liter Verarbeitete Fälle


Gültig Fehlend Gesamt
N Prozent N Prozent N Prozent
Ausgussgefäß 6 66,7% 3 33,3% 9 100,0%
Drillingsgefäß 1 100,0% 0 ,0% 1 100,0%
Fußschale 13 72,2% 5 27,8% 18 100,0%
Henkelschale 131 80,9% 31 19,1% 162 100,0%
Henkelschüssel 26 86,7% 4 13,3% 30 100,0%
Kalenderbergtopf 103 68,7% 47 31,3% 150 100,0%
Kegelhalsgefäß 172 60,6% 112 39,4% 284 100,0%
Schale 334 79,9% 84 20,1% 418 100,0%
Schüssel 165 63,2% 96 36,8% 261 100,0%
Topf 43 70,5% 18 29,5% 61 100,0%
Ziste 2 66,7% 1 33,3% 3 100,0%

Die Darstellung des durchschnittlichen Fassungsvermögens der einzelnen Gefäßtypen in Liter sieht
nun folgendermaßen aus: Ausgussgefäße bringen es auf ein durchschnittliches Fassungsvermögen
von 0,49 l, Fußschalen von 0,54 l, Henkelschalen von 0,27 l, Henkelschüsseln von 0,67 l, Kalender-
bergtöpfe von 1,76 l, Kegelhalsgefäße von 14,68 l, Schalen von 1,18 l, Schüsseln von 3,44 l, Töpfe
von 1,26 l und Zisten von 0,74 l. Das Drillingsgefäß fasst 0,45 l. Interessant ist, dass jene Gefäße, die
als Urnen Verwendung fanden, im Mittel deutlich kleiner als Gefäße desselben Typs sind, die als
Beigabengefäße ins Grab gelangten.

Ausgussgefäß
Ausgussgefäß
Drillingsgefäß Drillingsgefäß
Fußschale Fußschale
Henkelschale Henkelschale

Henkelschüssel Henkelschüssel

Kalenderbergtopf Kalenderbergtopf

Kegelhalsgefäß Kegelhalsgefäß

Schale Schale

Schüssel Schüssel

Topf Topf
Beigabengefäß
Ziste Ziste
Urne
0 2 4 6 8 10 12 14 16 0 2 4 6 8 10 12 14 16

Mittelwert Inhalt in l Mittelwert Inhalt in l

Abb. 104: Durchschnittliches Fassungsvermögen der Abb. 105: Durchschnittliches Fassungsvermögen der
einzelnen Gefäßtypen in Liter Gefäßtypen, in Bezug auf ihre Verwendung als Urne

312
Rebay 2002, 71 ff.

151
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

Bei der genauen Betrachtung der Statistik sind neben dem arithmetischen Mittelwert auch der
Median,313 das 5 % getrimmte Mittel,314 der Minimalwert und Maximalwert sowie die Standard-
abweichung315 von Bedeutung.

5% getrimmtes Standard-
Mittelwert Median Minimalwert Maximalwert
Mittel abweichung
Ausgussgefäß 0,49 0,36 0,47 0,17 1,21 0,37
Drillingsgefäß 0,45
Fußschale 0,54 0,43 0,45 0,06 2,63 0,66
Henkelschale 0,27 0,25 0,25 0,01 1,85 0,19
Henkelschüsse 0,67 0,38 0,59 0,10 2,55 0,68
Kalenderbergtopf 1,76 1,72 1,74 0,08 4,01 0,80
Kegelhalsgefäß 14,68 13,26 13,92 0,14 77,35 11,52
Schale 1,18 0,95 1,05 0,01 18,22 1,26
Schüssel 3,44 2,39 3,06 0,10 17,02 3,21
Topf 1,26 0,79 1,04 0,08 7,30 1,37
Ziste 0,74 0,72 0,76

1,4
Die sechs Ausgussgefäße haben ein Fassungs-
vermögen zwischen 0,17 und 1,21 l, im Durchschnitt 1,2

fassen sie 0,49 l. Differenziert man weiter, haben


Ausgussgefäße mit einfachem Ausguss ein Fassungs- 1,0

vermögen von 0,27 l, Ausgussgefäß mit tierförmigem ,8


Ausguss von 0,61 l.
,6

Das Drillingsgefäß kann einen Inhalt von 0,45 l fassen,


,4
nimmt man alle drei Kammern zusammen.
Inhalt in l

,2

0,0
PA

SH

SH

PA

PA

SH
43

38

42
03

01

06
10

32

77
1a

2a

4c
4

9
Abb. 106: Fassungsvermögen der Ausgussgefäße
3,0
Bei den 13 Fußschalen lassen sich vier Varianten
deutlich voneinander abgrenzen. Die Gruppe der 2,5
Fußschalen mit ausladendem Rand und einem durch-
schnittlichen Inhalt von 0,22 l, die Gruppe der 2,0
Fußschalen mit facettierter Randzone mit einem
mittleren Inhalt von 0,49 l, die Gruppe der ein- 1,5

gezogenen Fußschalen mit einem mittleren Inhalt von


0,87 l und die einzelne kalottenförmige Schale auf vier 1,0

Füßen, die 0,64 l fasst. Gesamt gibt es Fußschalen, die


zwischen 0,06 und 2,63 l fassen, der Mittelwert liegt bei ,5
Inhalt in l

0,54 l.
0,0
PA

PA 38

PA 00

PA

SH 34

SH c

PA a

PA

PA 11

SH 08

SH a

SH

PA c
42

45

42

45

43

45

45

38
02

02

04

01

01
6

81

09

26
3

0a

6
1

Abb. 107: Fassungsvermögen der Fußschalen

313
Der Wert, unter dem die Hälfte der Fälle liegen (SPSS für Windows 10.1).
314
Der unter Ausschluß der 5% größten und der 5% kleinsten Werte berechnete arithmetische Mittelwert. Der
Ausschluß von Extremfällen aus der Berechnung des Mittelwertes führt zu einer besseren Schätzung der Lage,
insbesondere dann, wenn die Daten nicht normalverteilt sind (SPSS für Windows 10.1).
315
Ein Maß für die Streuung um den Mittelwert. Bei einer Normalverteilung liegen 68% der Fälle im Bereich von
einer Standardabweichung um den Mittelwert und 95% der Fälle im Bereich von zwei Standardabweichungen.
Wenn z. B. der Altersmittelwert 45 ist, und die Standardabweichung 10 beträgt, würden bei Normalverteilung 95%
der Fälle zwischen 25 und 65 liegen (SPSS für Windows 10.1).

152
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

2,0
Das Fassungsvermögen der 131 Henkelschalen liegt
zwischen 0,01 und 1,85 l. Aufgrund der Form lassen
sich Henkelschalen mit Knick (0,24 l), kalottenförmige
Henkelschalen (0,27 l), kugelige Henkelschalen (0,41 l) 1,5

und napfartige Henkelschalen, die normalerweise ein


wenig kleiner ausfallen (0,13 l), voneinander abgrenzen.
Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Henkel- 1,0

schalen liegt bei 0,27 l. In der Grafik stechen die vier


größten Henkelschalen, MK3083, PA42704, PA42705
und SH026b deutlich heraus, während sich die Masse ,5

der Gefäße nahe des arithmetischen Mittelwerts

Inhalt in l
bewegt.
0,0

Abb. 108: Fassungsvermögen der Henkelschalen


3,0
Henkelschüsseln sind im Allgemeinen ein wenig größer,
ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,10 und 2,55 l,
im Durchschnitt bei 0,67 l. 26 Henkelschüsseln wurden 2,5

in die Statistik einbezogen. Die kleinste Variante sind


die gedrückten, profilierten Formen (0,14 l), gefolgt von 2,0

den hohen Formen (0,22 l) und den gedrückt-


kalottenförmigen (0,41 l). Kugelige Henkelschüsseln 1,5

fassen 0,59 l, die größten sind Henkelschüsseln mit


eingezogener Wand mit einem durchschnittlichen 1,0

Fassungsvermögen von 1,15 l.


,5
Inhalt in l

0,0

Abb. 109: Fassungsvermögen der Henkelschüsseln


5
Der Inhalt der 103 Kalenderbergtöpfe liegt zwischen
0,08 und 4,01 l, im Mittel fassen Kalenderbergtöpfe
somit 1,76 l. Kugelige Kalenderbergtöpfe sind die 4

kleinste Variante mit einem Fassungsvermögen von


1,39 l, gefolgt von den Kalenderbergtöpfen mit Fuß und
3
einem Fassungsvermögen von 1,73 l. Schlanke
Kalenderbergtöpfe fassen 1,55 l, breite und normale
1,85 l, geschwungene Kalenderbergtöpfe 1,96. Das 2

Fassungsvermögen dieser Gruppe verteilt sich relativ


regelmäßig und lässt keine echten Ausreißer zu. 1
Inhalt in l

Abb. 110: Fassungsvermögen der Kalenderbergtöpfe


100
Das Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße liegt im
Bereich zwischen 0,14 und 77,35 l. Im Durchschnitt
fassen die 172 berechneten Kegelhalsgefäße jedoch 80

nur 14,68 l. Differenziert nach den Varianten ergibt sich


folgendes Bild: Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
60
sind mit 5,22 l die kleinsten, dann folgen die
Kegelhalsgefäße mit Henkel und 7,85 l Inhalt, die
Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals und 8,97 l und die 40

Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals und 11,25 l


Fassungsvermögen. Die größte Gruppe sind 20
erwartungsgemäß die Kegelhalsgefäße mit hohem
Inhalt in l

Hals. Sie fassen im Durchschnitt 18,56 l.


0

Abb. 111: Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße

153
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

Die Schalen sind mit 334 Gefäßen die größte


20
beobachtete Gruppe. Sie kommen im Gräberfeld von
Statzendorf mit einem Fassungsvermögen zwischen
0,01 und 18,22 l vor. Im Durchschnitt sind sie mit einem
Inhalt von 1,18 l befüllbar. Unter den Einzugschalen
sind die bauchigen die kleinsten (0,25 l), hohe und
durchschnittliche fassen etwa 1 l, gedrückte mit 1,1 l
etwas mehr. Einzugschalen mit facettierter Randzone 10

halten bei 0,96 l. Schale mit ausladendem Rand fassen


0,43 l, jene mit Randverzierung sind mit 1,58 l
Fassungsvermögen deutlich größer, ebenso wie die
kalottenförmigen Schalen mit ausladendem Rand (1,42

Inhalt in l
l). Stufenschalen fassen 0,84 l, Knickwandschalen 1,31
l. Die Schalen mit dem größten Fassungsvermögen 0

sind die innenverzierten Schalen mit ausladendem Abb. 112: Fassungsvermögen der Schalen
Rand (2,95 l), Schalen mit Kerbverzierung,
durchschnittlich 5,21 l. Die große, bemalte Schale
PA38282 fasst 9,82 l Inhalt.
20
165 Schüsseln konnten in die Statistik mit einbezogen
werden. Aufgrund der Menge werden Schalen und
Schüsseln hier anders als in Zagersdorf getrennt
behandelt. Trotzdem ist der Minimal- und Maximalwert
mit 0,10 bis 17,02 l den Schalen relativ ähnlich.
Durchschnittlich fassen Schüsseln 3,44 l. Schüsseln mit
kurzem Kegelrand sind mit 2,16 l Fassungsvermögen 10

die kleinsten, gefolgt von Schüsseln mit geradem,


langen Hals (2,96 l) und rot-schwarz bemalten
Kragenrandschüsseln (2,97). Schüsseln mit geradem,
kurzem Hals fassen 3,24 l, Schüsseln mit langem
Inhalt in l

Kegelrand 3,93 l, und Schüsseln mit Kragenrand 4,49 l.


0

Abb. 113: Fassungsvermögen der Schüsseln


Der Inhalt der 43 Töpfe schwankt zwischen 0,08 und 8

7,30 l. Eiförmige Henkeltöpfe fassen im Durchschnitt


0,9 l, eiförmige Töpfe ohne Henkel 1,79 l. Die beiden
kleinen, doppelkonischen Töpfe ohne Henkel fassen 6

nur 0,14 l, die kugeligen Henkeltöpfe 1,22 l, die


kugeligen Töpfe ohne Henkel1,69 l. Zusammen-
genommen fassen alle Töpfe im Durchschnitt 1,26 l, 4

deutlich weniger als die Kalenderbergtöpfe.

2
Inhalt in l

Abb. 114: Fassungsvermögen der Töpfe


,77
Zuletzt sind noch die beiden Zisten anzuführen, deren
Fassungsvermögen mit 0,72 und 0,76 l nahe
,76
beieinander liegt. Im Durchschnitt fassen sie demnach
0,74 l.
,75

,74

,73

,72
Inhalt in l

Abb. 115: Fassungsvermögen der Zisten ,71


SH077d SH122a

154
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

In der Tabelle ist ein Vergleich der Inhaltsberechnungen zwischen Statzendorf und Zagersdorf316
dargestellt. Abgesehen von der Tatsache, dass einige Typen aufgrund ihres unterschiedlichen
Vorkommens nicht vergleichbar sind, ergeben sich doch ganz beachtliche Unterschiede. Am
auffälligsten ist der Unterschied bei den Kegelhalsgefäßen, die in Statzendorf im Durchschnitt deutlich
kleiner ausfallen als in Zagersdorf. Der Unterschied im Fassungsvermögen beträgt 13,69 l. Bei den
Schüsseln ist dasselbe der Fall, hier beträgt der Unterschied 2,84 l. Schalen sind wiederum in
Statzendorf deutlich größer als in Zagersdorf: Statt den durchschnittlichen 0,64 l fassen die
Statzendorfer Schalen über einen Liter (1,18 l). Fußschalen, Henkelschalen, Kalenderbergtöpfe und
Töpfe sind in etwa vergleichbar. Mit 996 Gefäßen, bei denen ein Fassungsvermögen berechnet
werden konnte, stehen für Statzendorf weit mehr Daten zur Verfügung, als bei Zagersdorf mit 53
Gefäßen.

30

Statzendorf Zagersdorf
Ausgussgefäß 0,49
Doppelgefäß 0,89
20
Drillingsgefäß 0,45
Fußschale 0,54 0,37
Henkelschale 0,27 0,58
Henkelschüssel 0,67 1,65
10
Kalenderbergtopf 1,76 1,48
Kegelhalsgefäß 14,68 28,37 Fundort

Schale 1,18 0,64 Statzendorf


Schüssel 3,44 6,28
0 Zagersdorf
Situla 1,96
Fu

Ka

Ke

Sc

Sc

To
en

en

Topf 1,26 1,36


ßs

ha

p

le

ge

f
ke

ke

nd
c

le

ss
lh
ha

ls

ls

er

al

el
ch

ch

Ziste 0,74
le

sg
be
al

üs

ef
rg
e

se

äß
to
l

pf
Abb. 116: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner
Gefäßtypen aus Statzendorf und Zagersdorf

Schließlich soll dem Zusammenhang zwischen Geschlecht und Sozialstatus der Bestatteten einerseits
und dem durchschnittlichen Fassungsvermögen der mitgegebenen Gefäßen andererseits
nachgegangen werden. Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Gefäße zusammengenommen
unterscheidet sich innerhalb der Männer- und Frauengräber so gut wie gar nicht und liegt bei etwa 4,4
l. Keramik aus nicht bestimmbaren Gräbern liegt mit einem mittleren Fassungsvermögen von etwa 3,6
l deutlich darunter. Gliedert man die Werte nach einzelnen Typen auf, fällt auf, dass Kegelhalsgefäße
aus Männergräbern mehr Inhalt fassen können als solche aus Frauengräbern, im Durchschnitt

Fußschale

unbestimmbar Henkelschale

Henkelschüssel

Kalenderbergtopf
Frau
Kegelhalsgefäß

Schale

Mann Schüssel

Frau
Topf

Mann
3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 4,4 4,6 0 10 20 30

Mittelwert Inhalt in l Mittelwert Inhalt in l

Abb. 117: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller Abb. 118: Durchschnittliches Fassungsvermögen


Gefäße in Frauen- bzw. Männergräbern einzelner Gefäßtypen in Frauen- bzw. Männergräbern

316
Rebay 2002, 71 ff. Für den Vergleich sind einige Typbezeichnungen aus Zagersdorf anders definiert worden,
um sie an das Statzendorfer Material anzupassen, deshalb weichen die Zahlenangaben ein wenig von der
Publikation ab.

155
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

nämlich 22,3 l im Gegensatz zu 16,3 l. Ähnlich verhält es sich bei den Schüsseln (4,9 bzw. 3,4 l).
Dafür sind die Kalenderbergtöpfe und Henkelschüsseln bei weiblichen Bestattungen etwas größer.
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße steigt mit zunehmendem Sozialstatus. Auch
wenn in der Gruppe mit Sozialstatus 80-100 bloß zwei Gräber mit zusammen 18 Gefäßen
vorkommen, so ist doch der durchschnittliche Gefäßinhalt aller Gefäße 12,2 l. Fasst man die Gräber
mit einem Sozialindex über 60 zusammen, ergibt sich ein durchschnittliches Fassungsvermögen von
5,15 l, was immer noch oberhalb der Gräber mit niedrigem Sozialindex liegt. Dieser Trend ist
ausschließlich auf die Kegelhalsgefäße zurückzuführen, andere Gefäßformen verhalten sich
insignifikant oder gegenläufig, wie etwa Schalen, Schüsseln und Töpfe.

5,5

Fußschale
5,0
Henkelschale

Henkelschüssel
4,5

Kalenderbergtopf

4,0
Mittelwert Inhalt in l

Kegelhalsgefäß Sozialindex

Schale 1-19
3,5

Schüssel 20-39

3,0
40-59
Topf
So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

60-100
1-

20

40

60
1

-
9

39

59

10

0 10 20 30
0

Mittelwert Inhalt in l

Abb. 119: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller Abb. 120: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner
Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber

156
Statzendorf Metall

11. Metall
Zu den Metallobjekten im Gräberfeld von Statzendorf zählen Waffen, Geräte, Schmuck,
Trachtbestandteile und Reste von Bronzegefäßen. Selbstverständlich sind sie zahlenmäßig den
Keramikfunden unterlegen, jedoch ist die Zahl der katalogisierten Objekte aus Metall mit 528 (271
Bronze, 257 Eisen) gegenüber den Keramikfunden mit 1560 Objekten für den Nordostalpenraum
ungewöhnlich hoch. In wie weit dieser Umstand die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegelt, oder
doch eher darauf zurückzuführen ist, dass man nicht alle Gefäße bei der Grabung geborgen und
später aufbewahrt hat, sei dahingestellt. Zu erwarten ist bei Ausgrabungen des frühen 20.
Jahrhunderts eher ein Nichterkennen bzw. Nichtbergen von kleinen, unscheinbaren oder im Boden
schlecht erhaltenen Metallobjekten.
Ein Problem bei der Auswertung war, dass zahlreiche Kleinobjekte des Feldes B nicht kartierbar sind,
da sie aus dem Grabzusammenhang gerissen wurden und heute nicht mehr entscheidbar ist, zu
welchem Grab des Feldes B sie gehören. Verbreitungskarten innerhalb des Gräberfeldes sind daher
nur in wenigen Fällen aussagekräftig.
Bei vielen Trachtbestandteilen und Metallbeigaben kann nicht mehr entschieden werden, ob sie am
Scheiterhaufen mitverbrannt worden sind oder nicht. Das trifft vor allem auf Eisenobjekte zu, die in
verschiedensten Erhaltungszuständen vorliegen und in unterschiedlichen Techniken restauriert
wurden. Eine offensichtliche Veränderung der Oberfläche konnte jedenfalls nicht beobachtet werden.
Die meisten bronzenen Trachtbestandteile weisen auch keine Spuren von Hitzeeinwirkung auf, auch
zarte Objekte wie kleine Ringe oder Fibeln sind kaum beschädigt. Bei 108 Objekten, zumeist
Trachtbestandteilen, ist hingegen eine Feuerdeformation deutlich zu erkennen. Dazu zählen 8
Armreifen, 1 Bronzegefäß, 3 Fibeln, 1 Gürtel, 8 Halsreiffragmente, 1 Knopf, 4 Nadeln, 8 Niete und 17
Bronzeringe. Von den feuerdeformierten Objekten sind oft nur wenige Fragmente vorhanden, die nicht
immer eindeutig Typen zugeordnet werden konnten. 54 Fragmente dieser Art sind im Fundbestand
erhalten. Inwieweit Bronzeschmelzstücke und völlig zerstörte Objekte den Prozess der Grabung,
Restaurierung und Lagerung über 100 Jahre überlebt haben, ist eine andere Frage. Die
feuerdeformierten Bronzeobjekte stammen, soweit zuordenbar, aus insgesamt 48 unterschiedlichen
Gräbern, einige Objekte sind Streufunde. Die Gräber sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, es
konnten keine Konzentrationen festgestellt werden, die auf unterschiedliche Bestattungs- und
Niederlegungssitten schließen ließen.
So könnte sowohl die Verbrennung des Leichnams samt Gewand und Tracht als auch die
Niederlegung und Beigabe von zusätzlichem Gewand, Tracht und Schmuck üblich gewesen sein. J.
Bayer vermutet ähnliches bereits in Zusammenhang mit der Beschreibung des Befundes von Grab
B037: "Die Behauptung, dass man bei Verbrennung die mit den Fibeln geschmückte Kleidung auf die
Brandreste gelegt hat, bestätigt die Lage der Fibel in Grab 37. Sie lag geschlossen an der
Bauchwölbung der Urne, nahe unter dem Deckel, wo sie herabfallen hätte müssen, wäre sie nicht von
dem unter dem Deckel herausstehenden Gewandstoff festgehalten worden."317
Experimente zur Verbrennung am Scheiterhaufen haben ergeben, dass Beigaben die Kremation in
einem breiten Erhaltungsspektrum überstehen können, von völlig unverbrannt bis total verbrannt.
Erklärbar ist dies dadurch, dass die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen ein komplexes Phänomen
ist, das von Witterung, Brenneigenschaften, Feuchtigkeitsgehalt des Holzes und Konstruktion
abhängig ist, trotzdem aber immer einen gewissermaßen chaotischen Verlauf zeigt. Innerhalb des
Brandes gibt es Zonen mit unterschiedlicher Sauerstoffversorgung und unterschiedlicher Temperatur,
die zwischen 300 und über 1000 °C schwankt. Diese Tatsache erklärt den differenzierten
Erhaltungszustand von Beigaben in einem Grab.318 Selbstverständlich können Trachtbestandteile und
Beigaben während des Verbrennungsvorganges vom Scheiterhaufen fallen und in feuernahen und
feuerfernen Bereichen zu liegen kommen. Die Temperaturen, die Zinnbronze zum Verformen (1040°
C) bzw. zum Schmelzen (1150 bis 1250° C) benötigt, werden unter Umständen gar nicht erreicht. So
wurde auch bei einem Experiment in der Steiermark festgestellt, dass mitverbrannte Keramik zur
Gänze zerscherbt und ausgeglüht, das Glas völlig zerschmolzen, die Bronzegegenstände hingegen
fast unzerstört waren.319

317
Bayer 1904, 52.
318
Leineweber 2002, 168 ff.
319
Siami/Kern 2001, 77 f.
157
Statzendorf Metall

11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät


11.1.1 Beile
Eiserne Ärmchenbeile liegen aus drei Gräbern vor (PA38154_A027,
PA38175_A036 und PA43251_B147), sie unterscheiden sich auffällig in
ihrer Größe. Das erstgenannte Beil ist mit 15,5 cm Länge das größte,
das zweitgenannte mit 9,2 cm das kleinste, das letztgenannte liegt mit
12,6 cm dazwischen. Nach A. Wesse gehört PA38154 der Variante
III3A,2, das Beil PA38175 der Variante III3C,2 an, den Ärmchenbeilen
mit Nackenfächern, die sich nur noch durch die Länge des Schaftteiles
unterscheiden. Der erste Typ ist vor allem im Gräberfeld von Hallstatt
und im inneralpinen Raum zu finden, der zweite vor allem in Schlesien,
Böhmen und Mähren.320 Eiserne Ärmchenbeile setzen während der
frühen Hallstattzeit im Ostalpenraum ein und verschwinden im Lauf der
späten Hallstattzeit. Für F. Stary könnte die häufige Vergesellschaftung
mit anderen Beiltypen darauf hinweisen, dass sie im Kampf eine
besondere Bedeutung, etwa als Wurf- oder Reiterwaffe, haben.321 A. PA38154_A027
Wesse datiert die Funde aus dem Ostalpenraum in ein vorgerücktes
Stadium der älteren Hallstattzeit, die Beile mit Nackenfächer stehen
chronologisch zwischen den älteren Exemplaren mit geradlinigem Bahnende und den jüngeren Beilen
mit verdicktem Bahnende.322 Die eisernen Ärmchenbeile sind in ganz Mitteleuropa verbreitet, sie
haben Vorbilder aus Bronze in Kleinasien und im Kaukasus, wo sie bereits ab dem 12. Jh. v. Chr.
belegt sind. Im Bereich des Osthallstattraumes wurden sie vermutlich in Eisen umgeformt.323 Die
eisernen Ärmchenbeile mit fächerförmig verbreitertem Nacken sind in der älteren Hallstattzeit erstmals
nachweisbar, die meisten Funde stammen auch aus dieser Zeit. Einige Exemplare aus Hallstatt sind
in jüngeren Zusammenhängen nachgewiesen.324 Ärmchenbeile sind in Niederösterreich aus Hügel 7
und Hügel Hochholz von Bad Fischau325 sowie vom Kalenderberg326 und dem Schwarzkogel bei
Mödling327 bekannt. Im Gräberfeld von Kleinklein wurden ebenfalls drei eiserne Ärmchenbeile
gefunden (Tumulus Hochschusterwald 27, Grellwald 22 und Leitengritschwald 27).328 Die Schäftung
der Ärmchenbeile kann in verschiedener Weise ausgeführt werden. Aus Bad Fischau ist ein Befund
überliefert, der bezeugt, dass der Nackenteil des Ärmchenbeiles durch ein in Längsrichtung
verlaufendes Loch im Stiel gesteckt wird. Auch andere Schäftungsmethoden als die
Stangenschäftung, wie die Knieholmschäftung, wobei die Schneide sowohl längs- als auch quer
angebracht werden kann, sind wahrscheinlich.329
Aus Grab B141 ist ein bronzenes Tüllenbeil mit Schaftloch und
einer Länge von 9,2 cm bekannt (PA43204). Es weist deutlich
ausgeprägte Seitengrate auf, eine Seite ist mit fünf Ziergraten
verziert. Der mittlere Grat ist länger, von ihm zweigen zwei Grate
schräg nach oben ab und enden in einem Kreis. L. Nebelsick
datiert das Beil in die frühe bzw. ältere Hallstattzeit.330 Das
Tüllenbeil gehört nach E. Mayer zu den Tüllenbeilen mit vertikalen
Rippen. Weitere Funde dieses Typs aus dem nieder-
österreichischen Raum stammen aus Hainburg, Langenlois,
Hohenau und Wien. Beile dieser Art gehören zu den Leitformen
der späten Urnenfelderzeit, lediglich das Statzendorfer Beil wurde
in älterhallstättischem Kontext gefunden.331
PA43204_B141

320
Wesse 1990, 79.
321
Stary 1982, 41.
322
Wesse 1990, 154, 168.
323
Mayer 1977, 241.
324
Mayer 1977, 240.
325
Klemm 1992, 153; Schäftungsteile wie etwa Bronzebänder und Eisendrahtumwicklungen, die in Bad Fischau
nachgewiesen werden konnten, kommen in Statzendorf nicht vor.
326
Kyrle 1912, 225.
327
Pescheck 1942a, 112, Taf. 39/1.
328
Dobiat 1980, 143.
329
Wesse 1990, 86 ff.
330
Nebelsick 1997, 101.
331
Mayer 1977, 202 f.
158
Statzendorf Metall

Die Funktion der Tüllenbeile ist nicht ganz geklärt, es könnte sich sowohl um Werkzeuge als auch um
Waffen handeln.332 Im östlichen Hallstattkreis ist das Beil zusammen mit der Lanze die primäre
Angriffswaffe und setzt sich damit vom westlichen Hallstattkreis ab. Der Übergang zur Beilbewaffnung
findet im Ostalpenraum und in Mittelitalien annähernd gleichzeitig statt, urnenfelderzeitliche Formen
werden weiterentwickelt. Das eiserne Ärmchenbeil wird unter östlichem Einfluss in der frühen
Hallstattzeit eingeführt und verschwindet noch während der Hallstattzeit wieder.333 Dem Beil können
mehrere Funktionen zugeschrieben werden, es ist als Waffe, als Handwerksgerät aber auch in
rituellem Zusammenhang als Schlacht- und Opfergerät334 oder Würdezeichen verwendbar. Als
Rangabzeichen und Kultobjekt spielt das Beil besonders an der Grenze zwischen West- und
Osthallstattkreis, namentlich in Hallstatt und am Dürrnberg, eine besondere Rolle.335
11.1.2 Lanzenspitzen
Beide eisernen Lanzenspitzen (PA38236a und b) stammen aus
demselben Grab C013. Mit 21,7 und 22,5 cm unterscheiden sie sich
nicht wesentlich in der Länge. Die lange Tülle, der scharfe Mittelgrat und
das leicht geschwungene, schmale Blatt sind typisch. Beide
Lanzenspitzen sind am Tüllenende verziert, sie sind umlaufend doppelt
eingeritzt, darunter befinden sich je drei Bänder mit schrägen Ritzungen.
Die Tülle ist beidseitig gelocht. Nach dem Gesamtplan des Gräberfeldes
waren die beiden Lanzenspitzen parallel zueinander im Nordosten des
Grabes C013 neben einem mittelgroßen Gefäß niedergelegt, und zwar
mit der Spitze nach Westen. Der Befund impliziert, dass die
Lanzenspitzen nicht auf einer organischen Stange montiert waren,
Hinweise auf Lanzenschuhe fehlen ebenfalls. Das paarweise Auftreten
der Lanzenspitzen ist nicht ungewöhnlich und z. B. aus Maissau Grab 17
und Roggendorf Grab 14 bekannt.336 In Größe und Form entspricht die
Roggendorfer Lanzenspitze337, in der Verzierung das Stück aus
Maiersch, Grab 7, am ehesten dem aus Statzendorf.338
Das Mitgeben von Lanzen im Grab ist eine Sitte der Urnenfelderkultur,
die in der Hallstattzeit im Kalenderbergraum nur selten zu beobachten
ist. Wenn überhaupt sind Lanzen im westlichen Verbreitungsgebiet zu
suchen und unterstreichen dort die enge Verbindung zu Mähren. PA38236a_C013
Lanzenspitzen wurden im Kalenderbergraum noch in Grafenwörth,
Maiersch, Ravelsbach, Roggendorf und Maissau gefunden.339
Lanzenspitzen aus Eisen lösen in der späten mittleren und frühen
jüngeren Phase von Kleinklein die Standardbewaffnung des Kriegers mit
Schwert zugunsten des Beiles mit zunächst einer, später zwei oder
mehreren Lanzenspitzen ab.340
11.1.3 Pfeil
Die einzige Pfeilspitze des gesamten Gräberfeldes stammt aus Grab
A013 (PA38110). Sie ist aus Bronze und 2,8 cm lang, besitzt zwei Flügel
und eine Schafttülle. Nach E. Holger gehört die Statzendorfer Pfeilspitze
zu Typ 4, der geflügelten Tüllenpfeilspitze, Variante A. Sie besitzt eine
eingezogene Basis und spitz zulaufende Flügelenden. Es handelt sich
um den bei weitem häufigsten Typ im Hallstattraum überhaupt. Er kommt
in Fundzusammenhängen von Bronzezeit C bis Latène A vor, am
häufigsten jedoch in der späteren Urnenfelderzeit (Ha A/B).341 Pfeile sind
als Jagd-, Kriegs und Wettkampfwaffe einsetzbar. Die Pfeilspitze aus
PA38110_A013
Statzendorf Grab A013 stammt aus einem interessanten Grabensemble,
das neben zwei Harfenfibeln und einem Gürtelhaken auch einen

332
Mayer 1977, 207.
333
Stary 1982, 70.
334
Pauli 1989, 291 ff.; Krausse 1996, 319 f.; Tomedi 2002, 119 f.
335
Stary 1982, 67.
336
Pescheck 1942a, 106.
337
Pescheck 1942a, Taf. 38/3.
338
Berg 1962, Taf. 1/8.
339
Nebelsick 1997, 102.
340
Dobiat 1980, 144.
341
Eckhard 1996, 29, 151.
159
Statzendorf Metall

Spinnwirtel und einen Anhänger enthält. Ohne anthropologische Daten zur Verfügung zu haben, ist
eine Klassifizierung als Frauengrab angebracht, wobei der Pfeilspitze ein Amulettcharakter
zugeschrieben werden kann.342 Pfeilspitzen dieser Art sind zumeist als Oberflächenfunde im Bereich
von Siedlungen gefunden worden, wie etwa am Kalenderberg343, in Deutschkreuz344 und in
Donnerskirchen.345 Aus Gräbern stammen jeweils mehrere Knochenpfeilspitzen, die in Grafenwörth346
und Franzhausen347 gefunden wurden.
11.1.4 Pferdegeschirr
Zu Bestandteilen von Pferdegeschirr zählen zwei eiserne
Trensen (PA38158a und b), die in Form und Ausführung
fast identisch sind. Sie besitzen jeweils ein zweiteiliges
Mundstück mit falscher Torsion und ringförmige
Abschlüsse, in die jeweils ein Schaumring und eine
Omegazwinge eingehängt ist. Zur Ausrüstung gehören PA38158a_A027
außerdem zwei eiserne Zwergknebel (PA38161 und
PA38162). Ersterer hat Kugelenden und ist im Querschnitt achteckig, der zweite ist wesentlich
schlechter erhalten, dürfte aber im Querschnitt rund gewesen sein. Zum Verschließen der Riemen ist
außer den Zwergknebeln noch mit Ringen zu rechnen, die aus demselben Grab in vierfacher
Ausführung vorhanden sind. Alle Objekte stammen aus Grab A027, sie wurden gemeinsam mit drei
Messern, einem Ärmchenbeil, einer Mehrkopfnadel und dem Leichenbrand in einer Urne gefunden.
Ein weiteres Eisenobjekt, das in Grab C062 gefunden wurde, könnte ebenfalls eine Omegazwinge
sein (PA45319), aber auch jede andere Funktion als mit Holz oder anderem organischen Material
verbundener Splint annehmen.
Eine Entsprechung der Eisentrense aus Grab 9 von Mindelheim zählt G. Kossack zu den älteren
Ausprägungen der hallstättischen Pferdegebisse.348 Trensen sind im Gebiet der Kalenderbergkultur
äußerst selten, paarweise treten sie noch in Retz auf, in dem Fall allerdings aus Bronze, weshalb ein
urnenfelderzeitlicher Zusammenhang eher wahrscheinlich ist349, einzeln in Maiersch Grab 36 und
50,350 wobei letztere Trense jenen aus Statzendorf sehr gut entspricht.351 Einzelne andere
Bestandteile des Pferdegeschirrs finden sich in Loretto, Bad Fischau und Gemeinlebarn,
Donnerskirchen und Roggendorf.352Omegazwingen werden durch Seitenstangen aus Holz oder Bein
getrieben und befestigen das Kopfgestell und die Trense an den Seitenstangen. Sie kommen sehr
häufig vor, in Österreich etwa in Hügel 1 von Gilgenberg und Mitterkirchen.353
Zwergknebel dienen der schnellen, sicheren, aber auch leicht lösbaren
Verbindung zweier Lederriemen. Wenn auch im Magdalenenberg bei Villingen ein
Zwergknebel in Verbindung mit einem Ring als einfacher Gürtel bzw.
Leibriemenverschluß Verwendung gefunden hat, so kommen sie doch am
häufigsten in Gräbern mit Pferdegeschirr und Zaumzeugteilen vor. C. Dobiat zählt
die beiden eisernen Zwergnebel aus Statzendorf zu seinem Typ 1, den einfachen
Knebeln aus Bronze und Eisen mit knopfartigen Enden. Sie sind über den
gesamten Hallstattraum verbreitet.354 Eine ganz ähnliche Ausstattung mit
Zwergknebeln und mehreren Eisenringen ist vom Tschoneggerfranzl - Tumulus 2
von Kleinklein bekannt.355 Aus dem Grab stammen vier Eisenringe, drei mit einem
Durchmesser von 5,2 cm, einer mit einem Durchmesser von 2,3 cm. Ringe dieser PA38161_A027
Art können als Riemenkreuzungen eingesetzt werden, J. Leskovar rekonstruiert

342
wie auch Nebelsick 1997, 102 vorschlägt.
343
Pescheck 1942a, 107, Taf. 37, 5-7.
344
Matouschek 1976, 212, Abb. 166.
345
Nebehay 1981, 415 f., Abb. 396-397.
346
Lochner 1988, 99, Taf. 12, 4-8.
347
Neugebauer 1997, 180, Abb. 73.
348
Kossack 1959, 19, Taf. 23/4, 23/5.
349
Lochner 1991, 219 ff.
350
Berg 1962, Taf. 12/2, Taf. 18/4.
351
Gelegentlich wird in der Literatur fälschlich behauptet, in Statzendorf Grab A027 gäbe es nur eine Trense (z.
B. Kaus 1973a, 201, Nebelsick 1997, 103). A. Dungel spricht jedoch von Anfang an von einem Paar Eisentrensen
(Dungel 1908, 21), wenn er auch nur ein Objekt abbildet und beide Trensen unter einer Nummer inventarisiert
sind.
352
Nebelsick 1997, 103.
353
Leskovar 1998, 67.
354
Dobiat 1979, 191ff.
355
Dobiat 1980, Taf. 58.
160
Statzendorf Metall

das Kopfgeschirr von Grab I/3 aus Mitterkirchen so, dass je zwei Ringe pro Geschirr die
Kreuzungselemente zwischen Stirn- und Nackenriemen bilden.356 Genauso möglich ist es, einen
Nasenriemen mit dem Backenringen zu verbinden, wofür vermutlich ein kleinerer Ring eingesetzt
wurde. Das könnte die verschiedenen Größen der Ringe in Grab A027 erklären. Weiterhin sind
einfache Lederverbindungen in jedem Fall möglich. Eine zweite Interpretationsmöglichkeit ist die
Verwendung von Ringen am Joch, was aber reichlich unwahrscheinlich erscheint, da sonstige
Hinweise auf Fahrgeschirr oder Wagen gänzlich fehlen. An den Trensen selbst ist nicht zu erkennen,
ob sie zum Reiten oder zum Fahren benutzt wurden, die paarige Beigabe spricht jedoch für ein
wagenziehendes Gespann. Im Westhallstattkreis sind vor allem paarweise Trensenbeigaben zu
beobachten, während sie im Osthallstattkreis nur bei sehr reichen Gräbern wie in Strettweg,
Kleinklein, Somlóvásárhely und Libna vorkommen. Üblicher ist die Beigabe von nur einer Trense, die
häufig mit Reiterkriegern in Verbindung gebracht wird. Selten kommen auch drei Trensen in Gräbern
vor, die wohl für ein wagenziehendes Gespann und ein Reittier dienten.357 Zur Grabausstattung eines
Pferdehalters gehören in der frühen Hallstattzeit zwei Paar Trensen aus Bronze oder Eisen, zwei Paar
Knebel verschiedener Form, ein- oder zwei Paar kreisrunde Bronzeblechscheiben,
Riemenkreuzungen in Form von Hohlkreuzen oder Bronzekegeln mit Rückenösen und Ringbesatz am
Rand, sowie Riemenschlaufen oder Knöpfe mit Ringfuß. Diese Garnitur kann noch durch Aufsatzringe
ergänzt werden.358 Diese Zusammensetzung von Pferdegeschirrteilen ist von Krain bis
Norddeutschland und von Westungarn bis nach Belgien recht einheitlich, von lokalen Nuancierungen
in der Zusammensetzung und im Stil abgesehen. In Grab 11 aus Mindelheim fanden sich 2
Eisentrensen, 4 Bronzeknebel, 13 geschlossene Bronzeringe, 10 Bronzetutuli mit kreuzförmiger
Rückenöse und Ringösenbesatz, 2 Aufsatzringe aus Bronze, Leder mit Bronzeblechbesatz, Schale
und Schöpfer aus Bronzeblech und Keramik.359 Durch glückliche Fundumstände und präzise Grabung
konnte die Machart der beiden im Grab von Hochdorf niedergelegten Zaumzeuge der jüngeren
Hallstattzeit genau rekonstruiert werden. Das Gebiss selbst wird durch mit Bronzeblech umwickelte,
gebogene hölzerne Trensenknebel vor dem Durchrutschen geschützt. Zur Fixierung der Trense und
der Riemen sind jeweils drei Omegaclips pro Seite in den Trensenknebeln fixiert, der mittlere ist mit
den Schaumringen verbunden, die beiden äußeren mit dem Kopfgestell.360 Die Trensenknebel werden
mit zwei Riemen am Nasen- und Backenriemen fixiert. Der Genickriemen ist mit dickem Bronzedraht
umwickelt, zwischen Stirn- und Nasenriemen läuft ein Frontriemen. Auf diesen Riemen sind bei jedem
Halfter 16 große und 8 kleine Bronzeblechscheiben aufgesetzt. Sie sind unverziert und besitzen in der
Mitte einen Bronzeniet, der mit einer Eisenblechlasche den durchlaufenden Lederriemen hält.
Riemenkreuzungen werden zusätzlich mit schmalen Eisenblechstreifen gesichert. Die Halfter werden
seitlich am Kehlriemen mit einem kleinen Verschlussknopf geschlossen, bei Zugtieren, wie in diesem
361
Fall, liegen die Verschlüsse jeweils an der äußeren, der Deichsel abgewandten Seite.
11.1.5 Eisenringe
Dem Pferdegeschirr sind thematisch die Eisenringe anzuschließen. Für die Eisenringe sind zahlreiche
Verwendungsmöglichkeiten denkbar. Ein Zusammenhang mit Pferdegeschirr ist für die vier Eisenringe
aus Grab A027 anzunehmen, doch auch in anderen Fällen können Eisenringe als Riemenverteiler für
das Schwertgehänge oder als Gürtelschließe Verwendung finden. Im
Gräberfeld von Statzendorf wurden 31 Ringe aus Eisen gefunden. Sie
besitzen bis auf die Exemplare PA42822 und PA42710, die einen
rechteckigen Querschnitt aufweisen, einen runden Querschnitt
(PA38126_A014, PA38159a_A027, PA38159b_A027, PA38159c_A027,
PA38160_A027, PA38201_D001, PA38220a_C013, PA38220b_C013,
PA42640a_A041, PA42640b_A041, PA42640c_A041, PA42710_A054,
PA42822_A078, PA42878_A091, PA42993_A105, PA43007_A106,
PA43211a_B142, PA43231_B145, PA43246_B146, PA43253_B147,
PA45061a_C020, PA45061b_C020, PA45113_C029, PA45121_C030,
PA45125_C030, PA45238a_C046, PA45415_C081, PA56127a_GD08, PA38159a_A027
PA56127b_GD08, PA56164_A005, PA56181_A011). Die Ringe haben

356
Leskovar 1998, 70.
357
Egg 1996b, 71.
358
Kossack 1953, 55 f.
359
Kossack 1954, 154 und Kossack 1953, 56.
360
Koch 2000, 327. Auch für Statzendorf kann man davon ausgehen, dass ursprünglich sechs Clips vorhanden
gewesen sein müssen.
361
Biel 1985, 157.
161
Statzendorf Metall

einen Durchmesser zwischen 2,3 und 6,4 cm, der Durchschnitt liegt bei 4,5 cm. Auf PA45415 ist ein
kleinerer Ring aufgeschoben. An PA43246 ist ein Nadelfragment, an PA45415 ist Leichenbrand
ankorrodiert.
11.1.6 Messer
Von den 141 erhaltenen Eisenmessern sind lediglich 58 in voller Länge erhalten. Sie sind im
Durchschnitt 11,3 cm lang (6,9 bis 17,2 cm), 1,7 cm breit und 0,4 cm dick. In ihrer Form sind sie relativ
einheitlich, mit Mühe kann man Messer mit geknicktem, geradem, geschwungenem und rundem
Rücken voneinander unterscheiden.

geknickter Rücken gerader Rücken geschwungener Rücken runder Rücken


(PA38202_C003) (PA45087a_C025) (PA38208_C009) (PA42783b_A071)

Bei Messern mit geknicktem Rücken ist der Rücken in der Mitte bzw. im letzten Drittel vor der
Griffangel scharf abgeknickt. Zu diesem Typ zählen die Exemplare PA38137_A017, PA38146_A022,
PA38173_A034, PA38202_C003, PA38213_C011, PA38221_C013, PA42648_A042, PA42661_A044,
PA42754_A064, PA42821_A078, PA43162_B137, PA43252_B147, PA56126_GD08, SHoA42_StrfB,
SHoA50_StrfB und SHoA52_StrfB.
Messer mit relativ geradem Rücken kommen ebenfalls im Formbestand vor, sie weisen keinen Knick
am Rücken auf, können aber sanft gebogen sein. Die Messer PA38103b_A011, PA38131_A015,
PA38156_A027, PA38177_A036, PA38204_C008, PA38205_C008, PA42717_A055, PA42723b_
A058, PA42759b_A065, PA42801_A074, PA42960_A102, PA43009b_A106, PA43038_A114,
PA43244a_B146, PA45059a_C020, PA45060_C020, PA45087a_C025, PA45154_C033, PA45190_
C039, PA56167_A009, PA56299, SHoA40_StrfB, SHoA48_StrfB und SHoA57_StrfB zählen zu
diesem Typ.
Bei den Messern mit geschwungenem Rücken sitzt der runde Knick im letzten Drittel der Klinge, die
Spitze ist nach oben gebogen, so dass sich ein s-förmig geschwungener Rücken ergibt. Die eher
geringe Zahl der Messer dieses Typs kommt auch dadurch zustande, dass unvollständig erhaltenen
Messern häufig die Spitze fehlt, so dass sie eher den Messern mit rundem Rücken zugeordnet
werden (PA38144_A019, PA38208_C009, PA42642_A041, PA42770a_A068, PA42876a_A091,
PA42927_A097, PA42933_A098, PA43048_A115, PA43225_B144, PA45096_C027, PA45127_C030,
PA45355_C068, PA45361_C070, SHoA38_B106, SHoA41_StrfB).
Messer mit rundem Rücken sind zwar ebenfalls geknickt, der Knick ist allerdings nicht scharf,
sondern rund ausgeführt und sitzt etwa in der Mitte des Rückens (PA38116_A013, PA38125a_A014,
PA38125b_A014, PA38132_A016, PA38141_A018, PA38151_A023, PA38155_A027,
PA38157_A027, PA38165_A030, PA38166_A030, PA38171_A033, PA38176_A036, PA38179_A037,
PA38180_A037, PA38189_A038, PA38200_C001, PA38212_C011, PA38237_A004, PA42675_A047,
PA42708_A053, PA42783b_A071, PA42790a_A072, PA42790b_A072, PA42818a_A077, PA42824_
A080, PA42825_A081, PA42851_A086, PA42876b_A091, PA42901_A094, PA42943_A099,
PA42950_A100, PA43021a_A108, PA43021b_A108, PA43026_A109, PA43060_A116, PA43076a_
A118, PA43091_B124, PA43147_B135, PA43153_B136, PA43189_B140, PA43199b_B141,
PA43244b_B146, PA45049a_C018, PA45059b_C020, PA45087b_C025, PA45090b_C026,
PA45105_C028, PA45114_C029, PA45128_C030, PA45168_C035, PA45177_C037, PA45197_
C040, PA45215_C044, PA45223_C045, PA45280_C054, PA45313_C061, PA45348_C067,
PA45383_C074, PA45416_C081, PA45427_C083, PA56091b_C086, PA56136_GD11, PA56154_
GD19, PA86352_D018, PA86379_D021, SHoA19_StrfB, SHoA43_StrfB, SHoA44_StrfB, SHoA47_
StrfB, SHoA49_StrfB, SHoA51_StrfB, SHoA53_StrfB).
Keinem Typ zuordenbar sind die Fragmente PA38103a _A011, PA38117_A013, PA42818b_A077,
PA42840a_A084, PA42840b_A084, PA43009a_A106, PA43021c_A108, PA43076b_A118, PA43081,
PA43178a_B138, PA43178b_B138 und PA45236_C046.

162
Statzendorf Metall

Die Verteilung der zuordenbaren Messer auf die Typen sieht nun folgendermaßen aus:

Messertyp n % Länge
Messer mit geknicktem Rücken 16 12,6% 11,0
Messer mit geradem Rücken 24 18,9% 11,6
Messer mit geschwungenem Rücken 15 11,8% 11,4
Messer mit rundem Rücken 72 56,7% 11,2

Die durchschnittliche Länge der Messer ist offenbar nicht an den Typ gebunden. Bei der Verteilung
der Messertypen im Gräberfeld lässt sich auch keine Regel erkennen. Die Messer dürften ihre Form
durch Benutzung, Nachschleifen und vielleicht auch durch Korrosion und Restaurierung verändert
haben, deshalb ist eine typologische Gliederung vermutlich nicht sinnvoll und brachte keine
Ergebnisse. Das Verhältnis zwischen Längen und Breiten der Messer verhält sich erwartungsgemäß.
180

160

140

120
Messerlänge in mm

100

80

60
N= 1 2 2 4 3 6 12 3 5 6 2 4 1 3 1 2 1

9 11 13 15 17 19 21 24 27

Messerbreite in mm

Abb. 121: Boxplot zum Längen-/Breitenverhältnis der Eisenmesser

Die kurzen Griffangelmesser, die zu den häufigsten Metalltypen des Kalenderbergraumes überhaupt
zählen, gehören dem Typ Stillfried an. Sie werden zunächst aus Bronze, während der Hallstattzeit
zunehmend aus Eisen hergestellt und sind in ganz Mitteleuropa verbreitet.362
Für die Messer kann man zwei Arten der Niederlegung unterscheiden: Viele werden in der Nähe von
Schalen und Tierknochen gefunden und sind somit eindeutig als Essbesteck ausgewiesen. Natürlich
können Messer auch als Werkzeug- oder Gerätebeigabe interpretiert werden.363 In Frög und generell
im südalpinen Raum werden Messer selten im Zusammenhang mit Tierknochen gefunden. Eventuell
wurde dort entweder so tranchiert, dass Fleischstücke ohne Knochen übrig blieben, oder die
Fleischbeigaben mit Knochen werden am Scheiterhaufen mitverbrannt. Die Beigabe von Messern ist
geschlechtsspezifisch nicht relevant.364 Nach C. Dobiat treten sie aber in Kleinklein häufiger in
Männergräbern als in Frauengräbern auf.365 Diese Annahme kann für das Gräberfeld von Statzendorf
nicht bestätigt werden. In 37 Fällen ist der Befund als Messer zur Speisebeigabe in Statzendorf durch
die Grabbeschreibung dokumentiert. Andere Messer werden mitverbrannt und gemeinsam mit dem
Leichenbrand in der Urne niedergelegt, so dass man annehmen kann, sie seien Bestandteil des
Trachtensembles gewesen, das mitverbrannt wurde. Dieser Befund ist sechsmal beschrieben. Sind
mehrere Messer im Grabensemble, so ist selten mehr als ein Messer bei der Fleischbeigabe zu
finden. Im Plan sind nur fünfmal zwei Messer pro Grab eingezeichnet, aus den Beschreibungen geht
aber hervor, dass bei mindestens 15 Gräbern (von 97 beschriebenen) zwei oder drei Messer
vorhanden waren, heute gibt es noch 20 Gräber, in deren Inventar mehr als ein Messer zu finden ist
(drei Messer: A027, A108, C020 zwei Messer: A011, A014, A030, A036, A037, A072, A077, A084,
A091, A106, A118, B138, B146, C008, C011, C025, C030).

362
Klemm 1992, 157.
363
Nebelsick 1997, 97 f.
364
Tomedi 2002, 132 f.
365
Dobiat 1980, 144.
163
Statzendorf Metall

11.1.7 Pinzette
Eine kleine Bronzepinzette (PA42845) mit nur 4,5 cm Länge stammt aus
Grab A085. Sie besteht aus einem Bronzeband, das in der Mitte rund
gebogen ist und so die Fähigkeit zu federn besitzt. Zwei ganz ähnliche
Objekte sind die Pinzetten aus Grab 44 und 54 von Maiersch.366
Toilettebesteck, bestehend aus Pinzette, Nagelkratzer und Ohrlöffelchen,
die häufig durch einen Ring zusammengehalten werden, sind aus Ha C
Männergräbern der gesamten Zone nördlich der Alpen gut bekannt.367
PA42845_A085
11.1.8 Nähnadeln
Die vier bronzenen Nadeln mit Öhr sind im Durchschnitt 8,7 cm lang (7,5
bis 9,4 cm) und dürften ebenso wie die eisernen Exemplare
(PA38140_A018, PA42718 aus der Nähe des Grabes A056) wohl weniger
als Trachtbestandteil sondern eher als Nähnadel zu interpretieren sein
(PA38228_A013, PA42731c_A061, SH32b_B032, SH37f_B037).
Parallelen zu den Nähnadeln finden sich sowohl im Osten, zum Beispiel in
Loretto, Fundstelle 126,368 als auch im Westen, zum Beispiel in Linz – St.
Peter, Brandgrab 446.369
PA38140_A018
11.1.9 Nadelbehälter (?)
Als Nadelbehälter wird PA38107 aus Grab A014 angesprochen, wenn
auch im Inventar des Grabes keine Nadeln zu finden sind. Das nur
fragmentarisch erhaltene Stück aus sehr dünnem Bronzeblech ist noch 13
cm lang und dürfte zu einem runden Behälter von 1,5 cm Durchmesser zu
rekonstruieren sein. Es ist durch Reihen von Punzen verziert. Die
Blechenden sind auf beiden Seiten einmal umgefalzt und ineinander
gesteckt. Im Gräberfeld von Maiersch, allerdings ohne Grabzusammen-
hang, existiert ein ähnliches Objekt. Es wird als 26 cm langer, länglicher
Beschlag aus sehr dünnem Bronzeblech beschrieben, die Oberfläche ist
mit Reihen von getriebenen Buckeln verziert und es konnten Reste einer
Holzunterlage beobachtet werden. F. Berg interpretiert das Objekt als
Dolchscheide.370 PA38107_A014

11.2 Tracht und Schmuck


Zu Tracht und Schmuck werden all jene Gegenstände zusammengefasst, die unmittelbar am Körper
oder als Kleidungsapplikation zur Zierde getragen werden.
11.2.1 Anhänger

PA38108_A013 PA45038_C015 PA56153c_D018 SH31c_B031

Nur vier Bronzen können zu den Anhängern gezählt werden. Bei der ersten handelt es sich um einen
länglichen Anhänger aus Grab A013 von 5,9 cm Länge mit 24 runden Buckeln, das obere Ende ist
durchlocht (PA38108). Ein weiteres Klapperblechfragment, PA42911b_A096, wurde in
Zusammenhang mit einer Halbmondfibel gefunden. Anhänger dieser Art sind im gesamten
Hallstattraum weit verbreitet, sie finden als Klapperbleche an kleinen Kettchen oder Ringen bei
Bronzegefäßen, Fibeln und Ringschmuck Verwendung. Während Klapperbleche im Westen eher in

366
Berg 1962, Taf. 13/14, Taf. 19/5.
367
Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 80.
368
Nebelsick 1994a, Taf. 141.
369
Adler 1965, 281, sowie als Streufund, 319.
370
Berg 1962, Taf. 47/1.
164
Statzendorf Metall

Zusammenhang mit Pferdegeschirr und Wagen auftreten, werden Klapperbeche im Osten der
Hallstattkultur als Schmuck gebraucht.371 Buckelverzierte Klapperbleche finden sich vor allem nördlich
der Alpen, ihre Zeitstellung innerhalb der Hallstattzeit lässt sich nicht näher eingrenzen,372 weist aber
einen Schwerpunkt in Hallstatt C2 und D1 auf.373
Des weiteren stammt eine nur 2,2 cm lange Doppelspirale aus Bronzedraht (PA45038 aus Grab
C015) aus dem Gräberfeld Statzendorf. Doppelspiralanhänger sind selten in funktionalem
Zusammenhang überliefert, wenn doch, sind sie mit einem kleinen Kettchen an einer Fibel angehängt.
Ihr Verbreitungsgebiet zeigt Schwerpunkte im Golaseccagebiet und in Slowenien, an österreichischen
Fundorten sind Hallstatt und Bischofshofen zu nennen. Die Datierung ist zwischen Este II spät und
dem Certosafibelhorizont, also etwa zwischen Hallstatt C2 und D3 anzusetzen.374
Ein kleines, gewölbtes und durchlochtes Bronzeblech mit einem Durchmesser von etwa 1,7 cm
(PA56153c aus Grab GD18) dürfte als Anhänger getragen oder auf die Kleidung aufgenäht gewesen
sein. Zu den Prunkstücken des Gräberfeldes gehört sicher die kleine Vogelfigur aus Grab B031, von
der offenbar 1904 noch etwas mehr erhalten war als heute (SH31c).375 Die Figur ist heute noch 4 cm
lang, der etwa 1 cm lange Schnabel ist abgebrochen und fehlt heute. Das Auge ist beiderseits deutlich
ausgearbeitet. Das Ende der Figur war vermutlich als Ring ausgearbeitet, der allerdings ebenfalls
abgebrochen ist. Anhänger mit Wasservögeln sind in der Hallstattkultur weit verbreitet, ein Beispiel
aus Niederösterreich ist Grab 32 von Maiersch.376 Anhänger, die vermutlich einen Hahn darstellen,
sind aus Most na Soči und Stična bekannt.377
Bei den Anhängern kann sowohl ein Schmuck- als auch ein Amulettcharakter postuliert werden.378 Die
Tatsache, dass aus dem Süden eingeführte Anhängerformen im Norden keine nachhaltige Wirkung
hinterließen, veranlasste T. Warneke, von einer geistig-religiösen Eigenständigkeit der Hallstatt- und
Frühlatènekultur auszugehen, zumal etwa ein Fünftel der Anhängerformen bereits aus der Bronzezeit
tradiert ist.379
11.2.2 Armschmuck
42 Armreifen bzw. Armringe kommen im Bestand des Statzendorfer Gräberfeldes vor. Armreif
bezeichnet ein offenes Objekt, der Armring ist in sich geschlossen. Da keinerlei Befund Hinweise auf
die Trageweise gibt, werden hier alle Funde der oberen Extremität zugewiesen, wenn auch nicht
ausgeschlossen werden kann, dass es sich in manchen Fällen um Fußreifen oder -ringe handelt. Als
Material wurde sowohl Eisen als auch Bronze verwendet.
Die 16 Armreifen aus Eisen sind im Durchschnitt 7,1 cm lang (von 5,6 – 8,3 cm) und 6,6 cm breit
(von 4,4 - 7,6 cm) und besitzen einen runden bis leicht ovalen Querschnitt. Lediglich der bandförmige
Armreif PA38168 aus Grab A032 besitzt einen halbrunden Querschnitt. Seine Enden überlappen sich
leicht und sind nicht weiter verziert. Am ehesten vergleichbar ist ein bandförmiger Armreif mit
überlappenden Enden aus Klein Rust, Grab 13, und ein Exemplar mit ovalem Querschnitt aus
Maiersch, Grab 31. 380 Die Enden aller anderen Armreifen laufen – soweit erhalten – in Kugeln bzw.
Pufferenden aus (BA54_B054, PA38136_A017, PA38139b_A018, PA38139a_A018, PA38150_A023,
PA38168_A032, PA38185_A037, PA38239_A012, PA38240_A023, PA42660_A044, PA42689_A049,
PA45381_C074, PA56132a_GD09, SHoA18_StrfB, SHoA46_StrfB, SHoA58_StrfB). Nach K. Kaus
sind eiserne Pufferringe typisch für die frühen Männergräber in Niederösterreich.381 Bei fünf
Armreifen ist vor dem Ende eine kleine Verdickung bzw. ein Knoten zu beobachten (PA38139b,
PA38139a, PA38239, SHoA58, PA38136). PA38240 besitzt ein gleichmäßig doppelt verdicktes
Ende.

371
Warneke 1999, 91.
372
Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 53.
373
Warneke 1999, 91.
374
Warneke 1999, 166.
375
Bayer 1904, 60.
376
Berg 1962, Taf. 32/8.
377
Warneke 1999, 125.
378
Pauli 1975.
379
Warneke 1999, 224.
380
Pescheck 1942a, 90.
381
Kaus 1973a, 200.
165
Statzendorf Metall

Eisenarmreifen: bandförmig mit Pufferenden mit doppelt verdickten Enden


(PA38168_A032) (PA38136_A017) (PA38240_A023)

Die 26 bronzenen Armringe und -reifen können in mehrere Typen gegliedert werden. Die
Bronzearmreifen sind mit einer durchschnittlichen Länge von 6,2 cm (3,8 bis 7,5) und einer Breite von
6 cm (3,5 bis 9 cm) etwas kleiner als die eisernen Exemplare. SH74b aus Grab B074 ist ein 1,2 cm
breiter Blechbandarmreifen mit Hakenverschluß. Er ist mit 6 waagrecht eingeritzten Linien verziert,
der Rand ist mit kleinen Kerben versehen. Die geschlossenen Armringe (PA38196a und b aus Grab
C001, PA38222 aus Grab C014) haben einen Durchmesser von etwa 7 cm und einen runden
Querschnitt. Die ersten beiden sind durch Knoten, der dritte durch Rippen verziert. Bei den Armreifen
mit verdickten Enden (PA38120_A014, PA38190_A039, PA42951_A100, PA45386c_C075,
SHoA04_StrfB, SHoA06_StrfB, SHoA07_StrfB, SHoA11_StrfB) laufen die Enden in Pilz- oder
Kugelform aus, bei drei Exemplaren ist vor dem Ende ein Knoten angebracht. PA38120 ist durch
Knoten verziert, zwischen den Knoten ist der Armreif gerippt. Auch PA38190 und PA42951 sind durch
Rippen verziert. Alle Armreifen dieses Typs besitzen einen runden Querschnitt. Die Armreifen mit
einfachem Ende besitzen zumeist einen runden Querschnitt (PA43030_A110, PA45144_C032,
PA45380_C074, PA56134_GD11, PA86440, SHoA05_StrfB, SHoA10_StrfB), bei drei Objekten ist er
halbrund (PA45376a_C073, PA45376b_C073, PA56135_GD11). Nur ein Armreifen ist gänzlich
unverziert (ShoA05), PA43030 ist lediglich an den Enden gerippt, alle anderen Armreifen weisen
Ritzverzierungen, Knoten oder Rippen auf. Bei den Fragmenten PA38135_A017, PA42912_A096,
PA45180_C037 und PA56133_GD09 kann keine Zuordnung zu einzelnen Typen mehr vorgenommen
werden, da sie durch das Mitverbrennen auf dem Scheiterhaufen zu stark beschädigt wurden.

Bronzearmreifen: Blechband offen mit verdicktem Ende offen mit einfachem Ende Ring
(SH74b_B74) (PA38120_A014) (PA45376a_C073) (PA38196a_C001)

Die Bronzearmreifen sind in neun Fällen glatt, in zwölf Fällen gerippt und in fünf Fällen durch Ritzung
verziert. Runde und leicht ovale Querschnitte kommen ebenso vor wie D-förmige Querschnitte. Das
Spektrum der Bronzearmreifen entspricht im Wesentlichen den in der älteren Hallstattzeit geläufigen
Typen.382 Die Verteilung der Armreifen nach dem Material innerhalb des Gräberfeldes ist nicht
uninteressant: Während Bronzearmreifen relativ regelmäßig über das Gräberfeld verteilt sind und
auch unkartierter weise sechsmal in Feld B vorkommen, das den nördlichsten Bereich des
Gräberfeldes darstellt, konzentriert sich die Verteilung der Eisenarmreife im mittleren Westbereich des
Gräberfeldes, der Innovationszone, die auch mit der mittleren Phase des Gräberfeldes gleichzusetzen
ist. Drei Eisenarmreifen stammen aus Feld B und konnten daher nicht kartiert werden.

382
Stöllner 2002, 78 ff.
166
Statzendorf Metall

Abb. 122: Bronzearmreifen Abb. 123: Eisenarmreifen

11.2.3 Fibeln
25 Objekte konnten als Fibeln oder deren Bestandteile identifiziert werden. Sie sind in Statzendorf
vermutlich ausschließlich Bestandteil der Frauentracht und dienen dem Zusammenstecken des
Gewandes oder des Leichentuches.
11.2.3.1 Harfenfibeln
Der häufigste Typ ist zweifellos die Harfenfibel, die neunmal in Bronze und zehnmal in Eisen gefertigt
vorkommt.383 Nur eine der bronzenen Harfenfibeln wurde offenbar am Scheiterhaufen mitverbrannt
(PA42911a aus Grab A104), bei den eisernen Exemplaren bzw. Fragmenten kann dies nicht mit
Sicherheit gesagt werden. Die bronzenen Exemplare können der Größe nach in drei Gruppen
eingeteilt werden. Die kleinste Fibel ist nur 3,8 cm lang (PA38163 aus Grab A28), die mittelgroßen
sind zwischen 5 und 6,3 cm lang (PA38226_C001, SH37e_B037, PA56098_GD01, PA56148_GD16,
PA43211b_B142, PA38142_A019) die größten sind 10,2 bzw. 11,5 cm lang (SHoA62_StrfB,
PA42987b_A104). Meist ist der Bügel von rundem Querschnitt, bei SHoA62 und SH37e und PA56148
ist er rautenförmig, bei PA38142 achteckig. Drei Objekte sind am Bügel verziert, und zwar jeweils mit
zwei Gruppen von doppelten, drei oder fünffachen Einritzungen bzw. Rippen. PA38226 weist als
Besonderheit eine Achse auf, die in der Spirale geführt wird und an den Enden eingerollt ist. PA38142
besitzt eine einfache Achse.
P. Beltzer teilt die Fibeln nach ihren Proportionen ein. Zum eher lang gezogenen Typ Hadersdorf zählt
er die Stücke PA38142 und PA43211b. Dem ist noch die Fibel PA56098 anzuschließen. Die
Bezeichnung des Typs legt schon nahe, dass es sich um einen hauptsächlich urnenfelderzeitlichen
Typ handelt, der nur in Bronze vorkommt. Parallelen sind aus Hadersdorf am Kamp, Stillfried,
Zagersdorf, Bad Fischau und Jois bekannt. Der Typ Roggendorf ist im Gegensatz zum Typ
Hadersdorf immer unverziert, klein und besitzt eine gedrungene Form. Er kann auch in Eisen
auftreten. PA38163, PA38226 und SH37e ordnet er diesem Typ zu, hinzuzufügen ist noch PA56148.
Parallelen gibt es aus Roggendorf und Maiersch. Als typologischen Grenzgänger ordnet er das Stück
SHoA62 ein, da es in Proportion und nicht vorhandener Verzierung dem Typ Roggendorf entspricht,
aber größer als üblich ist.384
Die eisernen Harfenfibeln sind in der Größe ähnlich, die kleine Fibel PA38184 aus Grab A037 ist 4,7
cm lang, die mittelgroße Fibel PA45179 aus Grab C037 ist 7,1 cm lang, die großen Fibeln PA38113a

383
Betzler 1974, 87.
384
Betzler 1974, 86 ff.
167
Statzendorf Metall

Bronzeharfenfibel Typ Hadersdorf Bronzeharfenfibel Typ Roggendorf Eisenharfenfibel


(PA38142_A019) (PA38226_C001) (PA38113a_A013)

aus Grab A013 und PA45385 aus Grab C075 sind 9,2 bzw. 9,3 cm lang. Von den restlichen
Eisenfibeln existieren nur Fragmente (PA56132b_GD09, PA56150b_GD16, PA38114b_A013,
PA38223_C014, PA38114a_A013, SHoA45_StrfB, PA38209_C009). Auch bei den eisernen
Exemplaren ist der Bügel zumeist rund, außer bei PA45179 und PA45385, die einen rautenförmigen
Querschnitt haben. Bei PA45179 und PA38113a sind die Bügel verziert, bei allen anderen Eisenfibeln
ist durch die Korrosion keine Verzierung mehr erkennbar. Aus Sopron liegt nur eine eiserne
Harfenfibel aus Tumulus 27 vor (2. Gruppe),385 weitere Exemplare aus Eisen sind aus Klein Rust,
Maiersch, Roggendorf und Röschitz bekannt.386 Im Südostalpenraum ist am Übergang von der
Urnenfelder- zur Hallstattzeit der "Horizont des eisernen Schmuckes" fassbar, zu dem auch das
Auftreten der eisernen Harfenfibel gerechnet wird.387 In Statzendorf kommen zweimal zwei
Harfenfibeln in einem Grab vor, es sind die Gräber D016 (ein bronzenes und ein eisernes Exemplar)
und A013 mit zwei eisernen Fibeln. Dieser Befund ist sonst nur aus Maiersch bekannt,388 üblich ist
jeweils nur eine Fibel. Körpergräber geben Hinweise auf die Trageweise. So lag in Swibie die Fibel auf
der rechten Brustseite, in Grab 3 von Prag-Stresovice auf der linken Schulter389. Betrachtet man alle
Harfenfibeln so, dass die Fußspirale links liegt, so ist bei 11 Fibeln, wo dies entschieden werden
konnte, der Bügel oben und die Nadel unten. Bei den Fibeln PA45385, ShoA37e, ShoA45 ist es
jedoch genau umgekehrt. Die verschiedene Ausrichtung der Fußspiralscheibe links bzw. rechts des
Bügels könnte auf verschie-
dene Tragweisen an der
linken bzw. rechten Schulter
hinweisen.
Die Verteilung der Harfenfi-
beln innerhalb des Gräber-
feldes Statzendorf ist klar
gegliedert: Bronzene Har-
fenfibeln sind schwerpunkt-
mäßig im nördlichen Teil
des Gräberfeldes verteilt,
das der ältere sein dürfte,
eiserne Harfenfibeln kom-
men hingegen im Südteil
des Gräberfeldes vor. Je-
weils eine nicht kartierbare
Fibel aus Bronze und aus
Eisen stammen aus Feld B.
In Mitteleuropa haben Har-
fenfibeln drei Verbreitungs-
schwerpunkte: Niederöster-
reich und das Burgenland,
wo die ältesten Stücke zu
Abb. 124: Harfenfibeln aus Bronze Abb. 125: Harfenfibeln aus Eisen finden sind, Nordostböhmen

385
Eibner-Persy 1980, 50.
386
Pescheck 1942a, 79.
387
Tomedi 1996, 539.
388
Berg 1962, 20.
389
Betzler 1974, 89.
168
Statzendorf Metall

und Schlesien. Chronologisch betrachtet sind sie eine langlebige Form, die bereits in der jüngeren
Urnenfelderzeit vorkommt und in der frühen- und älteren Hallstattzeit beliebt ist, und zwar sowohl aus
Bronze als auch aus Eisen. Im Laufe der Hallstattzeit ist eine Tendenz zu gedrungeneren Formen,
dem Typ Roggendorf, zu erkennen.390 Zu Beginn der Hallstattzeit bilden Harfenfibeln den Leittyp, am
Ende der Stufe Ha C2 und zu Beginn von D1 überwiegen Kahnfibeln.391
11.2.3.2 Bogenfibeln
Aus Grab A014 stammt die bronzene Bogenfibel PA38124a, die nur 3,8
cm lang und 2,3 cm hoch ist. In den hohl gearbeiteten Bügel wurde
offenbar nachträglich der Rahmen aus Draht eingesetzt. In die Mitte des
Bügels eingesetzt befindet sich heute noch ein rechteckiges Stück aus
Bein, in das eine nur etwa 2 mm dicke, runde Bernsteineinlage
eingesetzt ist. Die Einlagen links und rechts des Mittelstückes fehlen, ein
ebenfalls in diesem Grab gefundenes Bernsteinfragment legt nahe, dass
die fehlenden Teile mit Bernstein zu ergänzen wären (PA38124b). Da
der Bügel an der Ober- und nicht an der Unterseite hohl gearbeitet und
außerdem durch Intarsien geschmückt ist, handelt es sich nicht wie an
manchen Stellen in der Literatur angegeben um eine Kahnfibel. PA38124a_A014

PA42732_A061 PA38194a und b_C001

Eine einfache Bogenfibel aus rundem Bronzedraht stellt das Stück PA42732 aus Grab A061 dar. Sie
ist 6,1 cm lang, die Spirale beinhaltet fünf Windungen und der Nadelrast ist relativ groß. Die Fibel
PA38194a aus Grab C001 ist ebenfalls eine Bogenfibel, besteht jedoch aus rechteckigem, tordiertem
Bronzedraht und besitzt nur zwei Windungen an der Spirale. Sie ist 6,2 cm lang. Auf den Bügel
aufgeschoben war eine große, 7,4 cm lange Bernsteinperle (PA38194b). Die Fibel wurde in der
Halsgegend der Körperbestattung gefunden. Die Fibel mit monolithischem Bernsteinaufsatz wäre
typisch für das Picenum, sie kommt aber auch im liburnischen und japodischen Kulturraum vor.392
11.2.3.3 Weitere Typen
Weitere Fibeltypen kommen im Gräberfeld Statzendorf jeweils nur
einmal vor. Die verbrannten Fragmente PA42911a und b aus Grab
A096 könnten Teile einer Halbmondfibel sein. Das erste Fragment
ist noch 8,9 cm lang erhalten, an der Oberseite ist das
umgeschlagene Blech mit feinen Ritzlinien verziert, der untere
Bereich ist mehrfach gelocht, in einigen Löchern hängen noch Reste
der eingehängten Kettchen. Das zweite Fragment (PA42911b) ist PA42911a_A096
ein 2,5 cm großes, ehemals annähernd dreieckiges Bronze-
blechfragment, das mit einem doppelten Kreisauge verziert ist. Die rechte Seite des Fragmentes ist im
Original erhalten, die linke angebrochen. Oben befindet sich die Hälfte des kleinen Loches, mit dem
das Klapperblech in ein Kettenglied eingehängt gewesen ist. Da Nadel, Nadelrast und Schleifen
fehlen, ist eine genaue typologische Einordnung nicht möglich. Ein sehr ähnliches Stück stammt aus
Grab 83 von Maiersch,393 das zu den einschleifigen Halbmondfibeln zu zählen ist. Auch aus Frög,
Tumulus 234, Grab 1, kann man ein vergleichbares Stück nennen.394 Fibeln dieser Art sind vor allem
am Caput Adria und im inneralpinen Hinterland verbreitet. Am Caput Adria sind sie vom 9. bis ins 7.
Jh. v. Chr. nachgewiesen, in Hallstatt sind sie in lokalen Variationen bis Ha D gebräuchlich.395 Der
Ursprung dieser Fibelmode ist im 10. Jh. im ägäischen Raum zu suchen. Halbmondfibeln sind im

390
Betzler 1974, 90 f.
391
Romsauer 1996, 433.
392
Dörrer 2003, 205.
393
Berg 1962, Taf. 23, 1.
394
Tomedi 2002, 175, Taf. 90 B.
395
Teržan 1990, 84.
169
Statzendorf Metall

gesamten Verbreitungsgebiet fast ausschließlich aus Gräbern von Frauen, Jugendlichen und Kindern
bekannt, die vermutlich eine gehobene, vielleicht auch rituelle Stellung innehatten. Im griechischen
Raum sind sie als Votivgaben in Heiligtümern, die Frauen geweiht waren, bekannt.396
Die knieförmig geknickte Kahnfibel PA42819 aus Grab A077 besteht
aus Eisen und hat einen längeren Fuß, der mit einem einfachen
Schlußknopf geziert ist. Sie ist an den Seiten ausgezogen und an allen
vier Bügelenden doppelt gerippt. C. Pescheck bezeichnet Fibeln, die
seitlich ausgezogen und mit Knöpfen verziert sind, als Segelfibeln. Fibeln
dieser Art sind auch aus Eisen bekannt, etwa aus Roggendorf und
Röschitz.397 Die Länge beträgt 6,2 cm. Nach G. Kossack sind Kahnfibeln
typisch für die Stufe Ha D1.398 Nach G. Mansfeld wäre sie am ehesten
dem Typ K2 zuzuordnen, mit dem Fuß der Variante A und der
Verzierung V3.399 Ein ähnliches Exemplar mit reicher Ritzverzierung fand
sich im Grab Höchschusterwald 2 der Nekropole von Kleinklein. Es wird PA42819_A077
Phase 2 des Gräberfeldes zugeordnet.400 Kahnfibeln mit rhombischem
Bügel sind in der Golasecca – Gruppe häufig, wie die Kartierungen von
B. Teržan und G. Tomedi zeigen.401 Die Verzierung der Bügel kann
vielfältig ausfallen.402
Keinem gesicherten Grabverband konnte das Hörnchenfibelfragment
PA56268 zugeschrieben werden. Sie ist eine Variante der Schlangen-
fibel, Typ 2 nach G. Mansfeld, und an ihrem aufsteigenden Bügelende
befindet sich ein Paar abgebrochener Hörnchen sowie eine Rosette der
Variante R2.403 Fibeln dieses Typs werden auch Dragofibeln genannt.
Auch wenn dieser Fund lediglich ein Streufund ist, ist er doch einer der
chronologisch spätesten Typen, die im Gesamtfundverband vertreten PA56268_Strf
sind. Schlangenfibeln breiten sich ab der Stufe D1 von Süddeutschland
aus, werden aber im Nordostalpenraum nur selten in den Trachtbestand
integriert. Bei der Hörnchenfibel mit Rosettenbesatz handelt es sich um
ein Exemplar der älteren Variante. Weitere Funde von Schlangenfibeln
im Nordostalpenraum stammen aus Smolenice, Sághegy und
Doubravice.404
Mit einiger Vorstellungskraft könnte man in den Fragmenten von
gewundenem Bronzedraht SH32 c aus Grab B032, die es zusammen auf
eine Länge von ca. 6 cm bringen, eine Schleifenbogenfibel sehen.
Neben mittlerweile sechs Funden aus dem Gräberfeld von Hallstatt sind SH32c_B032
nur wenige Fibeln diese Typs bekannt, etwa aus der Region Trient und
aus Trzišče im Innerkrain. Eine Datierung dieser Einzelfunde ist derzeit
nicht möglich.405 P. Betzler hält das Stück möglicherweise für eine
Drahtbügelfibel vom Typ Hanau, die er zur Frauenausstattung zählt.
Fibeln dieses Typs sind vor allem von der Mündung zum Mittellauf des
Mains verbreitet, als Datierung schlägt er die Stufe Gammertingen vor,
die der Endstufe der älteren Urnenfelderzeit entspricht.406
C. Pescheck erwähnt in seiner Habilschrift das Fragment einer Watscher Fibel mit geknotetem
Bügel407, erwähnt aber leider mit keiner Angabe die Grabzugehörigkeit. Nach L. Nebelsick stammt das
Stück aus Grab B070408. Das Stück konnte im gesichteten Material nicht wiedergefunden werden.

396
Teržan 1990, 86 ff.
397
Pescheck 1942a, 77.
398
Kossack 1959, 32.
399
Mansfeld 1973, 20 f.
400
Dobiat 1980, 146, Taf. 2.
401
Teržan 1990, 217, Karte 13; Tomedi 1992, 611.
402
Tomedi 2002, 177.
403
Mansfeld 1973, 8 f.
404
Romsauer 1996, 433.
405
Glunz 1997, 27.
406
Betzler 1974, 40 f.
407
Pescheck 1942a, 74, Taf. 26/8.
408
Nebelsick 1994a, 80.
170
Statzendorf Metall

Neben dem üblichen Vorkommen im Südostalpenraum sind Stücke dieses Typs aus Maiersch und
Loretto bekannt.409
In Kleinklein ist die Fibeltracht im älteren Horizont kennzeichnend für die Frauentracht, während
Männer mit Mehrkopfnadeln ausgestattet sind, im jüngeren Horizont tragen auch Männer Fibeln.410 Im
Gegensatz zu P. Betzler vertritt G. Tomedi die Ansicht, dass zumindest die Harfenfibeln diagnostisch
für Frauengräber zu werten sind.411 Zur Frage der Geschlechterrelevanz der Fibeln und anderen
Trachtbestandteilen siehe Kapitel „Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechs-
bestimmung“.
11.2.4 Gürtel
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden in zehn Gräbern Objekte gefunden, die sich mit mehr oder
weniger großer Sicherheit den Gürteln zuordnen lassen. Dabei ist die Varietät der Funde auffällig.
Während nur ein einziger Bronzeblechgürtel erhalten ist, begegnen häufiger die metallenen
Endbeschläge organischer Gürtel, die Gürtelhaken. Das Gegenstück zur Befestigung des Hakens auf
der gegenüberliegenden Seite ist üblicherweise ein Ring, der jedoch nur in seltenen Fällen erhalten
ist.

PA38195_A014

Der einzige Bronzeblechgürtel (PA38195) stammt aus Grab A014. Er ist 108,5 cm lang und 6,5 cm
breit und besteht aus drei Teilen. Das breite Blechband ist mit großteiligen Mustern aus Ringbuckeln,
großen Buckeln und Perlbändern verziert. Der T-förmige Gürtelhaken ist aus etwas dickerem Blech
und mit Ziselier verziert. Der Gürtel ist durch ein angenietetes Blechband, das mit Löchern versehen
ist, verschließ- und verstellbar, einige Löcher wurden sichtlich auch mehr beansprucht als andere.
Nach I. Kilian-Dirlmeier ist er namengebend für den Typ Statzendorf, dem noch drei Exemplare aus
Hallstatt und eines aus Traubing zugeordnet werden. Kennzeichnend für den Typ ist der
Dekorwechsel. „Vom Hakenende ausgehend ist ein Teil mit einem in Blechbreite angelegten,
kontinuierlichen Muster oder mit großen geschlossenen Feldern verziert; auf dem restlichen Teil sind
in einer Länge, die selbst bei geschlossenem Gürtel nicht durch das Übergreifen verdeckt wird,
Einzelmotive zu mehreren Horizontalreihen angeordnet.“ Sie werden in die Stufe Hallstatt D1
datiert.412 Das Dekor der Gürtel ist allerdings jeweils sehr unterschiedlich. Der Statzendorfer Gürtel
wird der Stilgruppe B der Blechgürtel zugeordnet, deren Dekor sich ausschließlich aus Buckeln
unterschiedlicher Größe aufbaut, wobei beim Statzendorfer Exemplar noch Doppelringbuckel als
Zwickelmotiv vorkommen. Die Werkstatt ist nach I. Kilian-Dirlmeier im Bereich des Osthallstattkreises
zu suchen, etwa in der Steiermark oder in Slowenien.413 Das vorherrschende, spitzovale
Verzierungsmotiv dürfte einzigartig in Mitteleuropa sein, es zeigt laut O. Dörrer in seiner Verzierung
Hallstätter Einfluss, der Verschluss mittels zusätzlichem Blechstreifen ist bei den Vertretern aus
Hallstatt nicht zu beobachten.414 Der Gürtel war am Fußende der Körperbestattung niedergelegt, also
nicht in Trachtlage. In der Regel werden die Blechgürtel im Bereich der Hüfte gefunden, quer über
dem Vorderleib, der Verschlusshaken sitzt seitlich über der Hüfte.415 Ein weiterer Bronzeblechgürtel
wurde in jüngerer Zeit in Franzhausen gefunden. Es handelt sich um einen zweiteiligen, mit Ziernieten
und Ornamenten verzierten Blechstreifen, der offenbar auf einem Lederträger fixiert gewesen sein
musste.416 Aus Loretto ist ein dem Statzendorfer Exemplar ähnlicher, durch Feuer stark in
Mitleidenschaft gezogener Blechgürtel mit ähnlichem, jedoch gröber ausgeführtem Muster bekannt,
ebenso wie weitere Fragmente von Blechgürteln aus Loretto.417 Das Verbreitungsgebiet der
Bronzeblechgürtel ist im Allgemeinen eindeutig der Westhallstattkreis. In der "Grauzone" zwischen

409
Pescheck 1942a, 73 f.; Nebelsick 1994a, 80, Taf. 137.
410
Dobiat 1980, 145.
411
Tomedi 2002, 172, Betzler 1974, 90.
412
Kilian-Dirlmeier 1972, 91 f.
413
Kilian-Dirlmeier 1972, 119.
414
Dörrer 2002, 10.
415
Kilian-Dirlmeier 1972, 124.
416
Neugebauer 1997, 180 ff.
417
Nebelsick 1994a, 98 f., Taf. 107.
171
Statzendorf Metall

Ost- und Westkreis wurde ein Gürtel aus Amstetten gefunden.418 Parallelen zum Blechgürtel stammen
aus dem Gräberfeld Hallstatt, Grab 9 und 367, sowie Taubing Hügel 11. Gürteln diese Typs werden
gewöhnlich in die Stufe Ha D datiert.419 T. Stöllner sieht in den schmäleren, ostalpinen Blechgürteln
mit zungenförmigen Befestigungshaken Vorläufer der breiten Ha D1-zeitlichen Gürteln, deren
Verbreitungsgebiet östlicher gestreut ist.420 L. Nebesick spricht sich ebenfalls für das Tragen von
Blechgürteln bereits in der älteren Hallstattzeit aus.421
Eine ähnliche Hakenform besitzt der doppelkreuzförmige Bronzegürtelhaken PA38195 aus Grab
C001, er ist 13,4 cm lang und 6,6 cm breit, aus Bronzeblech gefertigt und mit Kreisaugen verziert. Das
Stück besteht aus zwei Teilen, die durch einen Niet zusammengehalten werden, offenbar eine
Reparatur, und war mit zwei weiteren Nieten am Gürtel aus organischem Material befestigt. Eine
Parallele zu diesem Stück ist aus Au am Leithagebirge bekannt.422 Der Gürtelhaken aus Statzendorf
ist allerdings aus einem Blechstück geschnitten und nicht gegossen wie sein zweiter Vertreter im
Nordostalpenraum. Er lässt einen fertigungstechnischen Einfluss aus Hallstatt erkennen.423 B. Teržan
veröffentlichte eine Verbreitungskarte dieses Typs,424 der offensichtlich im Drau-/Savegebiet am
geläufigsten ist. Als Gegenstück zur Befestigung des Hakens kommen einer oder mehrere der Ringe
PA38197a und b, PA38198 a und b und PA38199 in Frage.

PA38195_C001 PA45067b_C021 PA42976b_A104

Mit 5 cm Breite etwas kleiner, aber in der Länge auch nicht vollständig erhalten, ist PA45067b aus
Grab C021. Der Gürtelhaken ist am Rand mit kleinen Punkten verziert, auf dem Blech befinden sich
Punzen, die mit kleinen Einstichen umgeben sind. Befestigt war er ebenfalls mit Bronzenieten. Zum
Einhängen des Gürtelhakens gehört der Ring PA45067a. Ein sehr ähnliches Stück ist aus Loretto,
Grab Fundstelle 120, bekannt.425 Das durch Verbrennen in Mitleidenschaft gezogene Bronzefragment
PA42976b aus Grab A104 könnte analog zum eisernen Vertreter PA38115a ein Drahtgürtelhaken
sein, der aus einem runden Bronzestab doppelt zusammengebogen wurde. Das erhaltene Fragment
ist noch 4,2 cm lang.
Zu den eisernen Gürtelhaken zählt der Drahtgürtelhaken PA38115a aus Grab A013. Er besteht aus
einem am Hakenende doppelt genommenen, runden Eisenstab von 0,4 cm Dicke, der sich am Ende
verzweigt. Er ist 10,6 cm lang. Aus dem selben Grab stammen zwei Bronzeringe mit dreieckigem
Querschnitt, die zur Befestigung des Hakens gedient haben könnten. Nur noch 4,2 cm erhalten ist das
Fragment eines ähnlichen Stückes aus Bronze (PA42976b aus Grab A104), das durch Feuer
beschädigt wurde.
Ebenfalls aus Eisen ist der rhombische Gürtelhaken PA43255 aus Grab B148. Er ist vollständig
erhalten und 14,2 cm lang. Das rhombische Blatt mündet bei diesem Typ in einen runden Stab, der in
einen Schlitz des organischen Gürtels gesteckt werden konnte und so als Achse diente. Zum selben
Typ könnte das Fragment PA56081 aus Grab C084 gehören, das jedoch weniger rhombisch als
lanzettförmig geformt ist und nur bis zu einer Länge von 8,4 cm erhalten ist. Rhombische
426
Eisengürtelhaken datieren in die frühe Stufe Ha D1.

418
Stifft - Gottlieb 1931, 295, Taf. 2.
419
Kilian-Dirlmeier 1972, 91.
420
Stöllner 2002, 94.
421
Nebelsick 1994a, 100.
422
Serascin 1929, 229 ff.
423
Dörrer 2002, 10.
424
Teržan 1990, 211, Karte 3.
425
Nebelsick 1994a, Taf. 138.
426
Dušek 1974, 148; Dušek 1984, Taf. 118/14.
172
Statzendorf Metall

PA38115a_A013 PA43255_B148 PA42817d_A077

PA38203_C003 PA56081_C084 PA86353_D018

Der noch 11,3 cm lange, aber nur 2 cm schmale eiserne Gürtelhaken PA42817d aus Grab A077 ist
hingegen von rechteckiger Form. Aus dem selben Grab stammen drei weitere, hakenförmige
Eisenobjekte (PA42817a-c), die vielleicht zum selben oder anderen Gürteln gehören könnten.
Ein T-förmiger Gürtelhaken aus Eisen stammt aus Grab C003 (PA38203), es besteht aus zwei
Blechen, aufgrund des mäßigen Erhaltungszustandes ist über die Verbindung der Bleche nichts zu
sagen. Er ist fast vollständig erhalten und misst 8,4 mal 5,6 cm. Möglicherweise handelt es sich bei
dem Eisenblechfragment PA56081 aus Grab C084 ebenfalls um einen Gürtelhaken. In der Form
erinnert er am ehesten an den rhombischen Gürtelhaken, das Blatt ist jedoch runder ausgeführt.
Ungewöhnlich sind die zwei Niete in der Mitte des Blattes. Ein 3,8 cm langer, schmaler Eisenhaken
(PA86653), dessen rundes Ende durch einen Eisenniet befestigt war, fand sich in Grab D018, auch er
könnte Bestandteil eines Gürtels gewesen sein.
Gürtelbeschläge und -fragmente sind aus zahlreichen Gräbern der Kalenderberggruppe bekannt,
nach K. Kaus427 sind sie typische Bestandteile der Frauentracht. Neben der praktischen Funktion ist
noch auf die Funktion eines Status-, Berufs- bzw. Herrschaftssymbols des Gürtels im Osthallstattkreis
hinzuweisen.428
11.2.5 Halsreifen
Von den Halsreifen können nur drei Objekte einzelnen Gräbern zugeordnet werden. Bis auf den
eisernen Halsreifen PA38138 aus Grab A018 bestehen alle Halsreifenfragmente aus Bronze.
PA38138 ist ein einfacher, unverzierter Ösenreif mit eingerollten Enden und rundem Querschnitt, er
misst 14,4 mal 18,8 cm. Vergleichsstücke finden sich im Südostalpenraum, etwa in Frög. G. Tomedi
zählt Halsreife dieser Art zu den Leitformen des „Horizontes des eisernen Schmuckes“ und datiert sie
nach Ljubljana II b.429
Von den bronzenen Objekten sind nur Fragmente vorhanden, auch ihre Enden sind, soweit
ersichtlich, eingerollt. PA38232 und SH032a aus Grab B032 sind tordiert, wenn auch in
unterschiedlicher Technik. PA42688 aus Grab A048 ist geknotet und weist zwischen den Knoten
Ritzverzierungen in Form von einfachen Strichbündeln und schraffierten Dreiecken auf. ShoA55 und
ShoA56 sind leicht gerippt und in den Vertiefungen jeweils mit eingeritzten Strichbündeln versehen,
PA38233a und b, ShoA014 w und x weisen ebenfalls Bündel von Ritzlinien auf. Lediglich ShoA014y
und z sind unverziert.
Aus dem Gräberfeld von Sopron kommen sowohl glatte Halsreifen mit Ritzverzierung, als auch
geknotete Objekte, ebenfalls mit zusätzlicher Ritzverzierung vor, eine vollständige Entsprechung gibt
es aber nicht. Weitere ähnliche Stücke stammen aus Fischau, Klein Rust und Gemeinlebarn.430 Nach

427
Kaus 1975, 107.
428
Rebay 2001, 92.
429
Tomedi 2002, 193 f.
430
Pescheck 1942a, 87 f.
173
Statzendorf Metall

glatt tordiert geritzt


(PA38138_A018) (PA38232_Strf) (PA42688_A049)

G. Kossack werden die geperlten Halsreifen mit Strichbündeln in Vace IIa, das mit Ha C2/D1
parallelisiert wird, gestellt.431 Während Ringschmuck zur „vollständigen Frauenausstattung“ gehört,
kommen Halsreifen in Frauengräbern selten vor und dürften die hohe soziale Stellung der Toten
kennzeichnen.432
11.2.6 Nadeln
48 Nadeln konnten im Bestand des Gräberfeldes von Statzendorf eindeutig identifiziert werden, 36
aus Bronze und zwölf aus Eisen.
Charakteristisches Merkmal der Mehrkopfnadeln ist das durch zwei bis vier kugelförmige
Verdickungen gegliederte Oberteil. Die Mehrkopfnadel SH49f_B049 ist aus Bronze und hat drei
Köpfe, eine Faltenwehr und ist unterhalb des schrägen Knicks abgebrochen. Ein grazileres Exemplar
diese Typs, PA42741a_A061, ist nur 6,6 cm lang und besitzt drei Köpfe. PA38153_A027 ist in ihrer
vollständigen Länge von 10,2 cm erhalten. Sie besitzt einen pilzförmigen Kopf, am Hals zwei etwas
kleinere Knoten und eine kegelförmige Faltenwehr, unter dieser ist die Nadel leicht abgeknickt. K.
Kaus wertet sie als Übergangsform zwischen den Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr und den echten
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr.433 Die Mehrkopfnadel ist typisch für die Hallstattzeit, ihre ältere Form
ist die Mehrkopfnadel ohne Faltenwehr, beide Formen treten aber auch parallel und bis in die jüngere
Hallstattzeit auf.434 Sie ist im ostalpinen Bereich verbreitet und erreicht die größte Verbreitungsdichte
in der Gegend um Este und St. Lucia mit nördlichen Ausläufern nach Kärnten und Oberösterreich und
in Slowenien um Save und Drau.435 Vergleichbare Funde sind aus Maiersch, Schandorf, Bad Fischau,
Kleinklein, Frög und Jois bekannt.436 Die beiden erhaltenen eisernen Mehrkopfnadeln
(PA42877_A091, PA45414_C081) sind nicht in ihrer vollständigen Länge erhalten, trotzdem kann man
auch bei diesen Fragmenten einen Knick beobachten. Mehrkopfnadeln sind hauptsächlich im
Ostalpenraum und in der padanischen Ebene üblich, sie zeigen die stärkere Hinwendung der
männlichen Bevölkerung zu italischen Einflusssphären.437
Zu den Rippenkopfnadeln zählt eine breite Skala von Nadeln, die als gemeinsames Merkmal einen
aus Rippen und Wülsten bestehenden Kopf besitzen. Die Rippenkopfnadeln aus Bronze
(PA38227_A024, PA43006_A106, PA43047_A115, PA45107_C028, SH35b_B035, SH49d_B049,
SHoA17_StrfB, SHoA30_StrfB) sind im Durchschnitt 11,3 cm lang (9,4 bis 13 cm), der keulenförmige
Kopf ist zart gerippt, in vier Fällen doppelt, und in je einem Fall 4-, 6- und 13-mal. In Bayern kommt die
Rippenkopfnadel mit Schwanenhals gemeinsam mit der Schälchenkopfnadel auf, ist also ebenfalls
ans Ende der späten Urnenfelderzeit und den Beginn der Hallstattzeit anzusetzen,438 die
hallstattzeitlichen Stücke sind jedoch zierlicher als die der Urnenfelderzeit. Für die Rippen-,
Schälchen- und Spiralkopfnadeln finden sich zahlreiche westliche Analogien.439 Zur Variante der
Nadeln mit geripptem Kopf ohne ausgeprägtem Abschluss zählt SH35b. Diese Variante ist
möglicherweise von der Vasenkopfnadel abgeleitet, die vom Ende der jüngeren Urnenfelderzeit bis
zur älteren Hallstattzeit datiert. Sie ist in ganz Mitteleuropa und im nordischen Kulturkreis verbreitet,
ihre Verbreitung deckt sich mit jener der Vasenkopfnadeln und später Schälchenkopfnadeln. Ähnlich

431
Kossack 1959, 43.
432
Teržan 1995, 95.
433
Kaus 1973a, 202.
434
Říhovský 1979, 234 f.
435
Gabrovec 1968, 175 ff.
436
Říhovský 1979, 233 f.
437
Nebelsick 1996, 350.
438
Kaus 1973a, 201.
439
Torbrügge 1992, 466.
174
Statzendorf Metall

Stücke sind in Niederösterreich aus Hadersdorf, Limberg, Thunau und vom Oberleiserberg bekannt.440
Die Variante Býčí skála ist eine etwas massivere Rippenkopfnadel mit ausgeprägt kugeligem Kopf und
mit Rippen und Wülsten verziertem Hals. Aus Statzendorf sind die Stücke PA45106 und SHoA30
dieser Variante zuzuordnen. SHoA30 hat am Hals direkt unterhalb des Kopfes einen kleinen Knoten.
Diese Nadelvariante ist relativ selten. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in Südmähren,
Niederösterreich und dem Burgenland. Stücke der Variante Býčí skála stammen aus Býčí skála,
Jaroměřice nad Rokytnou und Thunau. Eine gute Parallele zur Nadel SHoA30 wurde in Brandgrab 3
vom Gilgenberg in Oberösterreich entdeckt. Die Datierung ist älter- bis junghallstättisch.441 Die
Variante Statzendorf besitzt ein stumpfwinkelig abgebogenes Schaftoberteil. Zu ihr zählen die Stücke
PA38227, PA45107, PA43006, PA43047, SHoA17 und SH49d. Nach der Kopfform sind diese Nadeln
den Rippenkopfformen anzuschließen, die knieförmige Biegung ist nur in Mähren, Niederösterreich
und dem Burgenland verbreitet, sie wird zumeist als lokale Variante der Stufen- und
Schwanenhalsnadeln gedeutet. Weitere Beispiele dieser Variante stammen aus Bad Fischau, Loretto
und Gemeinlebarn. Sie gehören der älteren Hallstattzeit an.442 O. Dörrer hat diesen Typ aber jüngst
mit den Nadeln vom Typ Molaroni in Verbindung gebracht, die im nördlichen Picenum während des 8.
und 7. Jahrhunderts verbreitet waren. Der typologische Einfluss der Nadeln aus Italien soll zur
Angleichung lokaler Formen an ein picenisches Vorbild geführt haben.443
Die Vasenkopfnadel (SH34d_B034) hat einen unausgebildeten Hals, einen geknickten Vasenkörper
und Miniaturkopf. Nadeln mit Miniaturvasenkopf erscheinen später als die mit großem Kopf, erstmals
nachweisbar sind sie im Velaticer – Podoler Übergangshorizont, ihre Blütezeit läuft bis zur späten
Urnenfelderzeit, sie kommen aber auch in der Hallstattzeit vor. Während die Nadeln mit gut
ausgebildetem Vasenkopf und reicher Verzierung des Schaftes älter sind, bilden Nadeln mit
degeneriertem Vasenkopf und unverziertem Schaft eine jüngere Gruppe der älteren Eisenzeit. Die
Nadel aus Statzendorf entspricht den genannten Degenerationserscheinungen. W. Kimmig spricht sie
in Süddeutschland als Leitform der jüngeren Urnenfelderkultur, des jüngeren Ha B an.444
Vasenkopfnadeln kommen häufig vor und streuen weit im mitteleuropäischen Raum. Die besten
Parallelen dieser Variante finden sich in der Siedlung Jaroměřice nad Rokytnou in Mähren und in
Brandgräbern von Hadersdorf und Wien Leopoldsberg.445 Die Vasenkopfnadel PA42676_A047 ist
11,4 cm lang und am Hals geknickt. Die nur fragmentarisch erhaltene Nadel PA45106_C028 ist
unterhalb des Kopfes doppelt geknotet. Auch sie dürfte dem Typ der Vasenkopfnadel zuzuordnen
sein.
Zu den Kugelkopfnadeln zählt die Schwanenhalsnadel mit gedrücktem Kugelkopf PA38152_A024.
Sie ist in ihrer vollständigen Länge erhalten und 6 cm lang. Sie besitzt ein zweifaches, in Form eines
Schwanenhalses gebogenes Schaftoberteil, der Kopf ist mehr oder weniger gedrückt kugelig, dicht
unter dem Kopf sitzt eine kleine Rippe und der Kopf weist schräg nach oben. Mit Sicherheit kommen
die Schwanenhalsnadeln ab der älteren Hallstattzeit vor, vereinzelt bis in die frühe Latènekultur.
Parallelen der älteren Eisenzeit stammen aus St. Andrä; Doloplazy und Drysice sind Belege für ein
Vorkommen im jüngerhallstättischen Kontext.446 Schwanenhalsnadeln sind weit verbreitet in Mittel-
und Nordeuropa, der Schwerpunkt dieser Variante liegt im zentralen Mitteleuropa, Niederösterreich ist
das südöstlichste Verbreitungsgebiet.447 Der oben gerade abschließende Kopf von PA45237_C046
trägt an der Oberseite ein eingeritzes Kreuz, der Rand ist schräg geritzt. Sie gehört zu den Nadeln mit
eingeflachtem Kugelkopf.448 Dieser Typ erscheint erstmals in der Stufe Velatice I und ist in der
jüngeren Urnenfelder- und älteren Hallstattzeit vorherrschend, zur Datierung also unbrauchbar. Die
ähnlichsten Stücke stammen aus einem Brandgrab der älteren Urnenfelderzeit aus Oberzeiring449,
weitere Exemplare diese Typs fanden sich in Gemeinlebarn, Getzersdorf, Maiersch und Hadersdorf.450
SH38b aus Grab B038 ist eine eiserne Kugelkopfnadel mit einfachem Pilzkopf und geknotetem Hals.
Sie erinnert an die Armreifen mit Pufferenden, die in gleicher Weise ausgeführt sind.
Rollenkopfnadeln mit geradem Schaft kommen in zwei Fällen vor, eine ist unverziert mit rundem
Querschnitt und 9 cm Länge (SHoA61_B031), die andere besitzt einen rechteckigen Querschnitt,

440
Říhovský 1979, 218 ff.
441
Říhovský 1979, 221 f.
442
Říhovský 1979, 222 f.; Nebelsick 1994a, 82 f.
443
Dörrer 2003, 205.
444
Kimmig 1940, 109.
445
Říhovský 1979, 198 ff.
446
Říhovský 1979, 224 f.
447
Říhovský 1979, 225 ff.
448
Říhovský 1979, 124 ff.
449
Říhovský 1979, 128
450
Říhovský 1979, 127 f.
175
Statzendorf Metall

Torsion und 8,2 cm Länge (SHoA28_StrfB). Haken und Rollenkopfnadeln haben eine lange Laufzeit
von der älteren Bronzezeit bis zur Hallstattzeit, ihre Form unterliegt aber gewissen Wandlungen. Bei
einigen Stücken lässt sich die Zeit ein wenig eingrenzen, im Statzendorfer Fall aber nicht.
Rollenkopfnadeln kommen in fast ganz Europa vor.451 Rollenkopfnadeln mit tordiertem Schaft werden
nach G. Kossack in die Mindelheimphase datiert452, nach J. Říhovský ist die Torsion des Schaftes
aber kein chronologisch relevantes Merkmal. Parallelen im niederösterreichischen Raum sind für das
Modell mit unverziertem Schaft aus Maissau, Maiersch, Eggenburg und vom Oberleiserberg
bekannt,453 Nadeln mit tordiertem Schaft aus Böheimkirchen, Leoben – Donawitz und ebenfalls vom
Oberleiserberg.454 Im Tumulus 103 von Sopron konnte noch der Kopf einer Bronzenadel mit
eingerolltem Kopf geborgen werden, A. Eibner datiert das Stück in ihre zweite Gruppe, die in etwa mit
Ha C1 gleichzusetzen ist.455 W. Torbrügge kritisiert die Datierung A. Eibners und nimmt für die
Rollenkopfnadel ein älteres Alter (ab Ljubljana I bzw. Vače Ia, nach konventioneller Gleichung mit Ha
B1 bis Ha B3 gleichzusetzen) an.456 Vermutlich dürfte sich bestätigen, was G. Tomedi schreibt: „Diese
Nadelform ist in ihrer Zeitstellung kaum näher zu präzisieren.“457
Die beiden bronzenen Schälchenkopfnadeln sind beide unterhalb des Halses geknotet, sie weisen
eine Länge von 10,1 bzw. 10,2 cm auf (PA38149_A023, SHoA29_StrfB). Schälchenkopfnadeln gibt es
bereits in der späten Urnenfelderzeit und werden in der frühen Hallstattzeit weitergeführt.458 Bei den
beiden Statzendorfer Exemplaren handelt es sich um jüngere Schälchenkopfnadeln mit geradem
Schaft. Sie besitzen einen kleinen Kopf von der Form eines Kugelabschnittes, der oben schalenförmig
eingetieft ist, und dicht unterhalb des Schaftes eine Rippe. Vorläufer dieser Variante sind Nadeln mit
Schälchenkopf und großen Schaftrippen. Die Mehrzahl der Schälchenkopfnadeln wird in ältere
Hallstattzeit datiert, es gibt aber auch Belege für die jüngere Hallstattzeit und Periode VI. Sie sind in
Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. In Südwest- und Süddeutschland kommen sie vereinzelt vor, in
Oberfranken und der Oberpfalz sind sie geläufige Typen der Hallstattzeit. Die nächsten Parallelen zu
den Statzendorfer Exemplaren stammen aus Sobúlky in Mähren und Linz – St. Peter.459
Die bronzene Nadel mit Doppelspiralkopf PA38148 aus Grab A023 ist ein ungewöhnlicher Typ für
den Kalenderbergraum. Sie ist nur 10,2 cm lang, die Doppelspirale ist 1,6 cm breit, darunter ist der
Hals doppelt gerippt. Das Schaftoberteil verzweigt sich in zwei Drähte mit rundem Querschnitt, von
denen jeder eine flache Spirale bildet, die brillenartig angeordnet sind. Nadeln dieses Typs sind relativ
selten und dünn gestreut über weite Teile der östlichen Hälfte Mitteleuropas, ihr Ursprung wird zum
einen in Großpolen gesucht,460 zum anderen aber auch als Imitation der Nadeln mit großen Spiralen,
die im oberösterreichischen und Salzburger Raum verbreitet sind, gesehen.461 Doppelspiralnadeln
stellen eine charakteristische Leitform der mittleren Hallstattzeit (Ha D1) im Inn-Salzach-Gebiet dar.462
Nach K. Kaus entwickelt sich die Nadel mit Doppelspiralkopf aus der einfachen Spiralkopfnadel des
B3 Horizontes.463 Eine vergleichbare Nadel stammt aus Dobšice in Mähren, deren Beifunde sind nicht
gesichert. Für das Statzendorfer Exemplar wird eine älterhallstattische Datierung angenommen, ein
Fund zweier ähnlicher Nadeln aus Schleedorf in Salzburg gemeinsam mit einem eisernen,
rhombischen Gürtelhaken bezeugt ein Vorkommen in jüngeren Komplexen.464
Die Nadel mit senkrechtem Scheibenkopf (PA38133 aus Grab A017) ist im Kalenderbergraum
ungewöhnlich und am ehesten mit nordischen Fibelformen vergleichbar.465 Sie ist 12,1 cm lang und
besitzt eine große, flache oder leicht gewölbte Kopfscheibe, die aus massivem Bronzeblech besteht
und durch konzentrisch eingeritzte Kreise den Eindruck einer Spirale erweckt. Der Durchmesser der
Scheibe beträgt 3,7 cm. Der Schaft ist dicht vor dem Ansatz der Kopfscheibe rechtwinkelig
abgebogen. Nach J. Říhovský ist sie eine charakteristische Form des nordischen Kulturkreises und

451
Říhovský 1979, 138 ff.
452
Kossack 1959, 17 ff.
453
Říhovský 1979, 142.
454
Říhovský 1979, 143.
455
Eibner-Persy 1980, 50, Taf. 71/4.
456
Torbrügge 1992, 477.
457
Tomedi 2002, 167.
458
Kossack 1959, Taf. 36.
459
Říhovský 1979, 216 f.
460
Říhovský 1979, 228 f.
461
Nebelsick 1997, 95.
462
Stöllner 2002, 49 f.
463
Kaus 1973a, 200.
464
Říhovský 1979, 228 f.
465
Nebelsick 1997, 95.
176
Statzendorf Metall

kommt in Mitteleuropa nur vereinzelt vor. Sie datiert in die IV bis VI Periode und kommt besonders
häufig in Periode V vor. Statzendorf ist eine lokale Variante, die an nordische Formen anknüpft.466
Elf Nadelfragmente aus Bronze (PA38111a_A013, PA38111b_A013, PA38186_A037, PA42783a_
A071, PA42813b_A076, PA45189_C039, PA56087_C085, SHoA31_StrfB, SHoA32_StrfB, SHoA33_
StrfB, PA45318b_C062) und sechs Fragmente von Eisennadeln konnten keinem Typ zugeordnet
werden (PA38214_C011, PA42641_A041, PA42759a_A065, PA45123_C030, PA56168_A009,
BA32_B032). PA38140 aus Grab A018 ist eine fragmentierte Eisennadel mit Bronzeaufsatz.

Mehrkopf Rippenkopf Vasenkopf Kugelkopf Rollenkopf Schälchenkopf Doppelspiralkopf Scheibenkopf


(PA38153) (PA38227) (PA42676) (PA38152) (SHoA28) (SHoA29) (PA38148) (PA38133)

11.2.7 Ringe
Neben den 31 Eisenringen, die bereits besprochen wurden, befanden sich im Gräberfeld von
Statzendorf weitere 73 Ringe aus Bronze. Ringe können als Fingerringe, Gürtelringe, Kleidungsbesatz
oder Anhänger Verwendung finden.
Die 29 Bronzedrahtspiralringe, oft auch als Lockenringe bezeichnet, bestehen aus 0,1 bis 0,2 cm
dickem, rundstabigem Bronzedraht, der zu einem Ring spiralig gedreht wird. In einigen Fällen konnte
nachgewiesen werden, dass zuerst ein einfacher Drahtring produziert wurde, der dann
zusammengedrückt und schließlich zu einem Ring zusammengelegt wird. In zwei Fällen (PA42741b
und PA42813a) waren zwei Ringe ineinander verdreht. Im Durchschnitt sind sie 2,8 cm groß, doch
können sie in drei Gruppen eingeteilt werden: kleine Bronzedrahtringe mit einem Durchmesser von
1,2 bis 2,3 cm sind PA43107a_B129, PA43212_B142, PA43064a_A116, PA45382_C074, PA42741b_
A061, SHoA15y_StrfB, SHoA15z_StrfB, PA42813a_A076, PA42729a_A060, PA45386b_C075,
PA56099b_GD01, PA56099c_GD01, PA38121a_A014, PA38121b_A014 und SHoA13_StrfB, mittlere
mit einem Durchmesser von 3,2 – 4,5 cm sind SHoA12_StrfB, PA38134b_A017, SHoA16_StrfB,
SHoA20_StrfB, PA42690_A049, PA38134a_A017, PA45395b_C078, PA45395a_C078, SHoA54_
StrfB und PA38234_Strf, und große die Exemplare SHoA08_StrfB und SHoA09_StrfB.
Drahtspiralringe werden häufig als Lockenringe bezeichnet, wenn auch die Fundlage der Stücke das
nicht immer unterstreicht. Paarweise getragen finden sie als Haar- oder Schleierschmuck
Verwendung.467 Ringe gleicher Machart sind aus Bronze von Maiersch, Grab 86, bekannt,468 aus Gold
sind sie ebenso gebräuchlich, Stücke stammen aus Hallstatt, Novo Mesto-Kandija und Strettweg.469
Der Ring PA43107b aus Grab B129 ist den Drahtspiralringen sehr ähnlich, besitzt jedoch bei einem

466
Říhovský 1979, 214 ff.
467
Teržan 1985, 77 ff.
468
Berg 1962, Taf. 27.
469
Egg 1996a, 219.
177
Statzendorf Metall

Drahtspiralring dreieckiger Querschnitt kleine Bronzeringe massive Bronzeringe


(PA38121a_A014) (PA38122_A014) (PA38231b_C001) (PA43163b_B137) (PA38197b_C001)

Durchmesser von 1,4 cm nur 1,5 Windungen und ist an den Drahtenden verdickt. Auch PA38167 aus
Grab A032 ist ein einfacher Ring aus dünnem Bronzedraht, der mit massiven Bronzekügelchen
absichtlich oder unabsichtlich verschmolzen ist. Er ist 2,4 cm lang.
Die 15 Bronzeringe mit dreieckigem Querschnitt (PA38109a_A013, PA38109b_A013,
PA38122_A014, PA38182_A037, PA38199_C001, PA38218b_C012, PA42662b_A044, PA42913_
A096, PA56099a_GD01, SHoA15v_StrfB, SHoA15w_StrfB, SHoA15x_StrfB) haben einen
durchschnittlichen Durchmesser von 1,6 cm, wobei drei Ringe – SHoA15v, w und x – einen
Durchmesser von 1,2 cm aufweisen, die anderen zwischen 1,6 und 1,8 cm groß sind. Der Ring
PA42731b aus Grab A061 hat einen stark ausgeprägten Grat auf der Rückseite. In Grab C001 und
A013 wurde jeweils ein Gürtelhaken gefunden, was eine Verwendung dieser Ringe als Gegenstück
oder Applikation am Gürtel nicht ausschließt. Aufgrund der Form ist die Funktion als Fingerring eher
auszuschließen.
Kleine Bronzeringe sind zwischen 0,4 und 0,6 cm groß, der rundstabige, aber auch halbrunde oder
dreieckige Draht besitzt einen Durchmesser von 0,1 cm (PA38101_A011, PA38230b_C001,
PA38231a_C001, PA38231b_C001, PA42814b_A076, PA56149d_GD16, PA42731a_A061). In fast
allen Gräbern ist mehr als ein Exemplar der kleinen Bronzeringe vorhanden. Bei PA38101 sind es
mehr als 25 Ringe, die zum Teil ineinander verschränkt sind. Zwei der Ringe weisen einen länglichen
Fortsatz auf. Interessant ist, dass im gesamten Gräberfeld keine Spiralröllchen gefunden wurden.
Kleine Bronzeringe schmücken das Gewand und den Gürtel, können ebenso aber als Kette um Hals
und Handgelenk getragen werden.470 L. Nebelsick sieht in den mit kleinen Bronzeringen bestickten
Gewändern einen eigenen Trachtkreis, der zwischen dem Machland (Mitterkirchen), dem westlichen
Niederösterreich und Mähren während der älteren und mittleren Hallstattzeit verbreitet ist.471
In einigen Gräbern kommen insgesamt zehn geschlossene, massive Bronzeringe vor. Sie sind im
Durchschnitt 2,9 cm groß (1,7 bis 4,6 cm). SH18b fällt mit seinen 7,6 cm ein wenig aus dem üblichen
Rahmen. Die geschlossenen Bronzeringe sind PA38191_A039, PA38207_C008, PA43163b_B137,
PA43175a_B138, PA43175b_B138, PA43232_B145, PA45124_C030, PA45387a_C076, PA45428a_
C083 und SH18b_B018. Bis auf PA45387 mit seinem rechteckigen Querschnitt sind alle Ringe
annähernd rundstabig. Nur ein geschlossener Ring, PA45428a, ist verziert, nämlich geperlt.
Die offenen, massiven Bronzeringe (PA56163_A005, PA38197a_C001, PA38197b_C001,
PA38198a_C001, PA38198b_C001, PA45052_C018, PA45067a_C021) zeigen eher die Tendenz zur
Zierde. PA45067a ist gerippt, PA38197a und b sind ebenfalls gerippt und in den Vertiefungen jeweils
zwei bis viermal umlaufend geritzt. Die sieben Ringe sind zwischen 1,5 und 3,2 cm, im Durchschnitt
2,33 cm, groß. Neben einer Verwendung als Fingerring, wie es A. Dungel für die Ringe PA38197
beschreibt,472 werden sie wohl ähnlich der Eisenringe als Riemenverteiler oder Verschluss gedient
haben.
Der Bronzering PA38198a aus Grab C001 hat einen Durchmesser von 2,3 cm
und ist mit umlaufend eingeritzten Strichen verziert. Auf Grund der Größe kommt
eine Verwendung als Fingerring in Frage, aber auch die Applikation des Ringes
gemeinsam mit den Exemplaren PA38197a und b, PA38198b und PA38199 auf
einem organischen Gürtel als Gegenstück zum ebenfalls in diesem Grab
gefundenen Bronzegürtelhaken ist möglich. Der Ring wurde zunächst von B.
PA38198a_C001

470
Nebelsick 1997, 91.
471
Nebelsick 1994a, 108.
472
Leider spezifiziert er die Lage der Ringe nicht genauer. Dungel 1908, 29.
178
Statzendorf Metall

Bühler mikroskopisch untersucht.473 Sie stellte einen vermutlich bronzenen Kern und eine
ungewöhnliche Oberfläche fest, die durch geritzte Linien verziert ist und regte eine weitere
Untersuchung an, um das Material des Ringes zu bestimmen. Die Untersuchung mittels
Rasterelektronenmikroskop wurde von M. Kucera durchgeführt, der ebenfalls zwei verschiedene
Materialien feststellte, nämlich einen stark kupferhältigen Kern und eine vergleichsweise stark
zinnhältige Oberfläche.474 Zudem konnte der Eindruck erhärtet werden, dass die Verzierung durch
Ritzen aufgebracht war.
Bei den Bronzeringfragmenten PA38101_A011, PA38230b_C001, PA38231a_C001, PA38231b_
C001, PA42731a_A061, PA42814b_A076 und PA56149d_GD16 konnte nicht mehr entschieden
werden, ob es sich um offene oder geschlossene Ringe handelt.
11.2.8 Knöpfe und Nieten
Knöpfe und Nieten dienten vermutlich als Zierde von
Kleidungsstücken, Gürteln und dergleichen. Während Knöpfe
durch einen kleinen Bügel am Gewand zu befestigen waren,
besitzen Niete kleine längliche oder dreieckige Fortsätze, die
direkt in den Stoff oder das Leder gesteckt werden konnten. Die
Mehrzahl (9 von 15 Objekten) sind durch Feuer beschädigt. Nur
ein Knopf (PA43199a aus Grab B141) besteht aus Eisen, er hat
einen Durchmesser von 1,5 cm. Die bronzenen Knöpfe aus Grab
C018 (PA45051a und b) sind 2,3 bzw. 1,8 cm groß. Knopf Niet
Möglicherweise ist das feuerbeschädigte Stück PA45318a aus PA45051b_C018 PA38229_C001
Grab C062 demselben Typ zuzuordnen. Knöpfe dieser Art
können dem Pferdegeschirr zuzurechnen sein, entsprechendes findet sich in Tumulus K von
Frög.475Mit einem kleinen Stift, der in der Mitte des Objektes angebracht ist, wurde PA42731d aus
Grab A061 befestigt. Der Schirm des Knopfes hat nur einen Durchmesser von 1 cm. PA42987a aus
Grab 104 ist mit 1,3 cm Durchmesser ein wenig größer. Zwei Bronzeknöpfe derselben Größe mit
kleiner Öse, die durch einen kleinen Draht zu befestigen sind, stammen aus Grab C051 (PA45266).
Mindestens 17 Niete aus dünnem Bronzeblech mit einem Durchmesser von 1,6 cm wurden in Grab
C001 gefunden (PA38229). Aus demselben Grab stammen mindestens 35 kleinere Niete mit einem
Durchmesser von 0,5 cm (PA38230a). Vier große Niete mit einem Durchmesser von 2,2 cm wurden in
Grab B140 gefunden (PA43188). Aus Grab C021 sind noch 55 kleine Nieten mit 0,6 cm Durchmesser,
sowie eine größere mit 1 cm Durchmesser erhalten (PA45068a und b). Zwei ineinander
verschmolzene Nieten PA43079 konnten keinem Grabverband mehr zugeordnet werden. Kleine,
kalottenförmige Zwingen wurden auch im Gräberfeld von Sopron geborgen und bereits 1891 von L.
Bella als Lederbeschlag gedeutet.476 Im süddeutschen Raum werden Ledergürtel vor allem während
den Stufen Ha D1 und 2 verwendet.477
11.2.9 Kugeln
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden sechs durchlochte
Eisenkugeln gefunden, die im Durchschnitt einen Durchmesser
von 2,4 cm (2 – 2,9 cm) aufweisen (PA42852_A086, PA42879_
A091, PA45122_C030, PA45126_C030, PA56127c_ GD08,
BA47_B047). Sie wiegen zwischen 12 und 56 g, der Durch-
schnitt ist 29,6 g, wenn auch der Aussagewert des Gewichtes
von korrodiertem Eisen eher gering einzuschätzen ist. Die
Eisenkugel aus Grab B47, die heute verschollen, aber bei J.
Bayer 1904478 publiziert ist, ist mit einem Eisenstift durchbohrt,
der an einem Ende zu einem Ring geformt ist.479 Eisenkugeln
dieser Art sind aus vielen Gräberfeldern der Hallstattzeit PA82852_A086 Bayer_B047

473
Zunächst stand der Verdacht im Raum, bei dem Ring könnte es sich um einen Goldring handeln. Für die
rasche und unkomplizierte Hilfe möchte ich mich bei B. Bühler bedanken.
474
Auch ihm sei für seine zeitaufwändigen Untersuchungen herzlich gedankt, ein Artikel über die technologischen
Aspekte des Ringes ist geplant.
475
Tomedi 1996, 542.
476
Eibner-Persy 1980, 51, Taf. 77/1, 97.
477
Kossack 1959, 32.
478
Bayer 1904, 60.
479
Pescheck erwähnt, dass zwei dieser Eisenperlen aus Statzendorf mit einem Eisenstift durchsteckt gefunden
wurden und deutet sie daher in ihrer Verwendung als Perlen (Pescheck 1942a, 99).
179
Statzendorf Metall

bekannt, so etwa aus Maiersch,480 St. Andrä481 oder Schandorf.482 In Bad Fischau wurden in zwei
Hügeln Eisenkugeln gefunden, eine in Feichtboden Hügel 2 und vier Stück in Hügel Hochholz, die
allerdings nicht mehr erhalten sind.483 In Sopron fand sich in Tumulus 28 ebenfalls eine durchlochte,
eiserne Kugel mit einem Durchmesser von 2,6 cm und einer Höhe von 1,6 cm (PA35438a). Sie wurde
gemeinsam mit dem Leichenbrand in einem kleinen Kegelhalsgefäß (PA35438) gefunden.484 Ein
jüngerer Fund wurde 1999 in Szombathely-Zanat geborgen, wo ebenfalls in der Urne neben einem
Eisenring, einem Eisenmesser und einem ovalen, durchbohrten Blech eine durchbohrte Eisenkugel
gefunden wurde, die der Bearbeiter als Perle oder Spinnwirtel deutet.485 Interessanterweise ist die
Urne hier ebenfalls ein kleines Kegelhalsgefäß mit derselben Verzierung wie in Sopron, nämlich mit
am Hals-/Schulterumbruch sitzenden eingedellten Knubben.
E. Patek vermutet den Ursprung der Sitte, Eisenperlen "mitunter als Rangabzeichen magischer
Potenz" zu tragen, im Kreis um Mezöcsát, der pontisch-kaukasische Kontakte aufweist. Sie nennt als
weitere Fundorte Halimba, Vaszar, Nové Košariská und Sopron.486 Im östlichen Raum der Dolenjsko-
Gruppe sind immer wieder mehrere Bronzeperlen in Männergräbern zu beobachten. Sie werden an
Lederriemen gehängt und sind Teil der Gürtelgarnitur.487 So fanden sich in den Gräbern Forstwald 50,
64 und Tschoneggerfranzl - Tumulus 2 massive Bronzeperlen kugeliger Form.488
Diese Kugeln bzw. „Eisenwirtel“ oder "Eisenperlen" werden als Teil des
Wehrgehänges oder als männliches Trachtattribut, eventuell als Riemen-
beschwerer, interpretiert.489 Möglicherweise dienen derartige Kugeln als Aufsatz
für Szepter, zumal sie an Keulenköpfe mit kugelförmigen Bekrönungen aus dem
picenischen Bereich erinnern.490
Eine gequetschte, hohle Bronzekugel PA43005 aus Grab A106 mit Durchlochung
in der Mitte soll ebenfalls in dem Zusammenhang aufgeführt werden. Sie fällt mit
2,8 cm Durchmesser und 44 g Gewicht in die selbe Kategorie wie die PA43005_A106
Eisenkugeln.

11.3 Weitere Metallobjekte


11.3.1 Bronzegefäß
In Grab C013 befanden sich Bruchstücke eines offenbar mitverbrannten Bronzegefäßes (PA38219)
mit umgeschlagenem Rand und Rippe am Bauch. Vom Rand ist soviel erhalten, dass ein
Durchmesser von mindestens 12 cm errechnet werden konnte, die Form konnte aufgrund der
geringen Größe der Fragmente nicht mehr erschlossen werden. Das Gewicht aller erhaltenen
Fragmente beträgt 90 g. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich um eine Schale oder Tasse
gehandelt hat. Solche Stücke führen die
urnenfelderzeitliche Tradition weiter und liegen in der
Hallstattzeit aus den verschiedenen Landschaften
Österreichs in mehreren Spielarten vor.491 Im
Kalenderberggebiet sind sie naturgemäß selten,
Bronzegefäße wurden zum Beispiel in Hügel Hochholz
von Bad Fischau entdeckt. Hier handelte es sich um
eine Fußschale, eine Tasse und ein Schale.492 Aus dem
Gräberfeld von Maiersch stammt ebenfalls eine Schale, PA38219_C013
die mit Buckeln verziert ist.493

480
Berg 1962, Taf. 11/14.
481
Krenn 1935, 70.
482
Barb 1937, 96.
483
Klemm 1992, 156 f.
484
Eibner-Persy 1980, 51, 144, Taf. 30/2.
485
Ilon 2001, 249, 264
486
Patek 1993, 59.
487
Guštin 1996, 119; z.B.: Velike Malence Grab 2, 122.
488
Dobiat 1980, 148.
489
Nebelsick 1997, 102.
490
Dörrer 2003, 205.
491
Prüssing 1991, 105.
492
Klemm 1992, 162, Taf. 61.
493
Berg 1962, Grab 73, Taf. 9/7.
180
Statzendorf Metall

11.3.2 Klammern
Die Klammern PA38179a und b aus Grab A037
bestehen aus je zwei dünnen Bronzeblechen mit den
Maßen 3,7 mal 1,2 cm, die durch je zwei Stifte mit leicht
verdickten Enden zusammengehalten werden. Ein
Zusammenhang mit den beiden ebenfalls im Grab
gefundenen Eisenmessern (PA38179 und PA38180), PA38179a_A037 PA38181a_C050
etwa als Bestandteil einer Messerscheide, scheint
möglich. In Grab C050 wurden vier Klammern gefunden (PA38181a-d), die aus je einem abgerundet
rechteckigen Blech mit zwei Löchern bestehen, in die ein kleineres Blech mit hakenartigen Fortsätzen
eingesteckt ist. Die Klammern sind zwischen 2,1 und 2,9 cm lang und 0,8 cm breit.
11.3.3 Nägel
Die Bronzestifte PA42731e_A061, PA42731f_A061, PA45419c_C082 und PA86435 werden als Nägel
bezeichnet. Die ersten beiden sind rundstabig und besitzen einen Kopf, die letzteren haben einen
quadratischen Querschnitt und keinen Kopf.
11.3.4 Fragmente
Einige Metalle konnten aufgrund des Erhaltungszustandes keinen Typen mehr zugeordnet werden. Es
handelt sich um die Eisenfragmente PA38206_C008, PA38238a, PA38238b, PA42770b_A068,
PA43008_A106, PA43063a_A116, PA43063b_A116, PA43070a_A117, PA43213_B142, PA43245_
B146, PA43247_B146, PA45050_C018, PA45185b_C038, PA45185c_C038, PA56091a und
PA56150a_GD16, sowie um die Bronzefragmente PA38102_A011, PA38112_A013, PA38123_A014,
PA38164_A028, PA38170_A033, PA38172_A034, PA38215_C011, PA38233c, PA38233d,
PA38235a, PA38235b, PA38235c, PA42662a_A044, PA42684a_A048, PA42684b_A048, PA42723a_
A058, PA42770c_A068, PA42813c_A076, PA42813d_A076, PA42817e_A077, PA42911b_A096,
PA42914_A096, PA42976a_A104, PA42987c_A104, PA42987d_A104, PA43064b_A116, PA43069_
A117, PA43084, PA43108a_B129, PA43108b_B129, PA43108c_B129, PA43133a_B133,
PA43133b_B133, PA43177_B138, PA43182_B139, PA43201_B141, PA45039a_C015, PA45039b_
C015, PA45090a_C026, PA45135a_C031, PA45185a_C038, PA45238b_C046, PA45327_C064,
PA45347_C067, PA45386a_C075, PA45387b_C076, PA45387c_C076, PA45419a_C082,
PA45419b_C082, PA45419c_C082, PA45419d_C082, PA45428b_C083, PA56089, PA56090a,
PA56090b, PA56090c, PA56090d, PA56090e, PA56090f, PA56090g, PA56128_GD08, PA56149a_
GD16, PA56149b_GD16, PA56149c_GD16, PA56149e_GD16, PA56151a_GD17, PA56151b_GD17,
PA56153b_GD18, PA56153c_GD18, PA56206a_A019, PA56206b_A019 und SH32d_B032.
Unter den Fragmenten sind Stücke, die sicherlich hallstattzeitlich sind, wobei aber nicht entschieden
werden konnte, ob es sich etwa um einen Ring, Armreif oder Halsreif gehandelt hat. Für einige
Bronze- und Eisenblechfragmente bleibt jede Vermutung offen. Die Streufunde PA56090c und d
dürften neuzeitliche Trachtbestandteile (aus den napoleonischen Kriegen?) sein. Die Streufunde
PA38238a und b könnten sowohl Messer als auch Bestandteile landwirtschaftlicher Geräte, etwa
Radreifen oder Eggenblätter, sein. Der Griff eines unbekannten Objektes PA43078 ist ein Streufund.
Er ist noch 12,6 cm lang, 2,7 cm breit und 0,4 cm dick. Der rautenförmige, bronzene Mittelteil endet
auf einer Seite in einem eisernen Stift, auf der anderen Seite in einem offenen Bronzering, der
spiralförmig eingeritzt ist.

181
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

12. Stein
Zu den Steinobjekten gehören in erster Linie Geräte, nämlich Schleif- und Glättsteine sowie Silices,
Rohstoffe wie Grafit und Rötel, aber auch Steine, die im Sinne von Amuletten oder Schmuckstücken
gedeutet werden können.
12.1 Geräte
12.1.1 Schleifsteine mit Loch
Durchlochte Schleifsteine aus Sandstein kommen in Statzendorf
elfmal vor (PA38216_C011, PA38217_C011, PA42926_A097,
PA43172_B138, PA43202_B141, PA45053_C018, PA45129_
C030, PA45155_C033, SH49e_B049, SHoA49a_StrfB, SHoA59_
StrfB). Sie sind längsrechteckig, in den meisten Fällen leicht
tailliert und besitzen einen runden bis ovalen Querschnitt. Eine
Seite ist durchbohrt, der Durchmesser des Loches schwankt
zwischen 0,2 und 0,5 cm. Die Schleifsteine sind zwischen 8,2 PA45129_C030
und 15 cm lang, der Durchschnitt liegt bei 11,3 cm. Die Breite
liegt zwischen 1,1 und 3,1 cm, im Durchschnitt bei 2,3 cm. Die Schleifsteine kommen in fast allen
Fällen gemeinsam mit Messern vor, mit einem Messer in Grab A097, B141, C018 und C033, mit zwei
Messern in Grab B138, C011 und C030. Nur in Grab B049 ist kein Messer vorhanden, was aber auf
die unvollständige Überlieferung des Grabinventars zurückzuführen sein könnte. „Typisch weibliche“
Inventarbestandteile fehlen in Gräbern mit durchlochten Schleifsteinen, dafür sind ausreichen „typisch
männliche“ Bestandteile in den Inventaren vorhanden, etwa Beile, Mehrkopfnadeln und Eisenkugeln,
um Schleifsteine mit Loch in Statzendorf als kennzeichnend für Männergräber zu betrachten.
Während in Bad Fischau und Sopron Schleifsteine dieser Art nicht belegt sind, treten sie in Kleinklein
fünfmal in Verbindung mit Waffen auf.494 G. Tomedi vermutet eine Verwendung der Schleifsteine in
erster Linie zum Nachschärfen von Waffen und anderem schneidenden Werkzeug, das durch die
Lochung oder durch Metallzwingen am Gürtel befestigt zur persönlichen Ausstattung gehört.495 L.
Nebelsick hält eine nicht geschlechtsgebundene, praktische Funktion in Zusammenhang mit den
Messern des Tafelbestecks für wahrscheinlich.496 Dafür spricht das Vorkommen in einem Frauengrab
in Roggendorf, Grab 19497. Weitere Exemplare dieses Typs sind aus Krensdorf498 und Maiersch499
bekannt.
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch
Die sieben Schleifsteine ohne Loch (PA42823a_A079,
PA42823b_A079, PA42823c_A079, PA43061_A116, PA45346_
C067, PA45388_C077, PA56082a_C084) besitzen unterschied-
liche, meist längliche, Form und ebenfalls einen runden bis
ovalen Querschnitt. Die Länge der Stücke liegt zwischen 3,4 und
8,3 cm, wobei sie möglicherweise nicht ganz vollständig sind, die
Breite zwischen 1,2 und 3,8 cm. Die Schleifsteine ohne Loch sind
interessanterweise mit ganz anderen Funden vergesellschaftet
als die Schleifsteine mit Loch. In Grab A079, in dem gleich drei
PA43061_A116
Schleifsteine lagen, fand sich außerdem ein Spinnwirtel, ebenso
wie in Grab C067, wo neben dem Spinnwirtel auch ein Messer
zum Inventar gehört. In Grab A116 war ebenfalls ein Messer und diverse Trachtbestandteile, in Grab
C084 ein Gürtelhaken. Es handelt sich also durchwegs um Funde, die eher dem weiblichen Spektrum
zugeordnet werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Kleinklein, wo kleinere „Poliersteine“ im
Frauengrab Hochschusterwald 2 gefunden wurden.500

494
Dobiat 1980, 150.
495
Tomedi 2002, 158.
496
Nebelsick 1997, 98.
497
Pescheck 1942a, 261 f.
498
Pescheck 1943, Taf. 2/3.
499
Berg 1962, Taf. 1/4, 1/6, 28/11.
500
Dobiat 1980, 150.

182
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

Die Verbreitungskarte zeigt Gräber mit durchlochten


Schleifsteinen (schwarz markiert) und Gräber mit Schleifsteinen
ohne Durchlochung (weiß markiert). Da es sich bei den Formen
um funktionell geprägte Typen handelt, ist eine chronologische
Relevanz nicht zu erwarten. Im Nordostbereich befinden sich
die Gräber B138 und B141, die durch ähnlichen Grabbau und
Ausstattung in Zusammenhang zu bringen sind. Die Gräber mit
Schleifsteinen ohne Durchlochung konzentrieren sich – ob Zufall
oder nicht – eher im Südbereich des Gräberfeldes.
12.2 Anhänger
Ein durchlochter Kieselstein PA56109a aus Grab GD03 kann
als Anhänger bezeichnet werden, zumal er zusammen mit
einem durchlochten Bären- und einem durchlochten Eberzahn
gefunden wurde. Er ist 3,2 cm lang und 2,1 cm breit. Das
gesamte Ensemble dürfte Amulettcharakter besessen haben,
leider ist ansonsten außer einer Henkelschale aus dem Grab
kein Fund überliefert.
12.3. Rohstoffe
12.3.1 Silex
Silices wurden in vier Gräbern gefunden (PA45337_C065,
PA56152_GD17, PA56153a_GD18, PA56207_A019). Eine Abb. 126: Schleifsteine
eindeutige Funktion der Stücke ist nicht zu erkennen. Ob es sich ○ ohne Loch
um verlagertes Material oder absichtlich deponierte Stücke ● mit Loch
handelt, ist nicht zu entscheiden. Die Stücke weisen keine
Retuschen auf, die einen intentionalen Charakter besitzen.501 PA56152 ist derart weiß patiniert, dass
eine Herstellung zur Zeit der Hallstattkultur nahezu ausgeschlossen zu sein scheint. G. Tomedi macht
darauf aufmerksam, dass in bronze- und eisenzeitlichen Grabzusammenhängen geschlagene
Steingeräte keine Seltenheit sind und bietet mehrere Erklärungsmodelle an: Neben einer
tatsächlichen Verwendung als Gerät kommt eine Funktion als Feuerschläger in Betracht, ebenso ist
die Deponierung von Altstücken als Amulett nicht ausgeschlossen.502
12.3.2 Grafit
Grafitknollen, die bei der Oberflächenbehandlung und Verzierung der Keramik eine unverzichtbare
Rolle gespielt haben, sind aus Grab D017 (PA86337a und b) und als Streufund bekannt (PA56092c).
Ihre Größe liegt zwischen 4 und 4,8 cm. Grafit ist in hexagonalen Tafeln kristallisierender reiner
Kohlenstoff. Er ist schwarz bis grau, fast metallisch glänzend, sehr weich und gleitfähig. Sein
Kristallgitter besteht aus übereinander liegenden Schichten von Sechserringen, die sich relativ leicht
gegeneinander verschieben lassen. Daher kann er als Schmiermittel und zum Glätten verwendet
werden.503
12.3.3 Rötel
Ein weiterer Streufund ist ein 2,7 cm langes Stück Rötel (PA56092b). Als Rötel bezeichnet wird eine
Varietät des Hämatit, ein trigonales Mineral in der chemischen Zusammensetzung α-Fe2O3, das
dunkelgraue bis schwarze, metallisch glänzende Kristalle bildet, die in dünnsten Schichten dunkelrot
durchscheinen.504 Rötel wird als Farbpigment verwendet, eventuell zur Herstellung der rot-schwarz
bemalten Keramik.
12.3.4 Sonstiges
Aus nicht ganz geklärten Umständen wurden noch drei weitere Steine aufgehoben und inventarisiert.
Es handelt sich um einen Kiesel, der als Streufund gilt (PA56092a), einen Kalksteinbrocken aus Grab
D019 (PA86366) und einen Stein aus Grab C017 (PA45041).

501
freundlicher Hinweis von P. Nigst
502
Tomedi 2002, 157 f.
503
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
504
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.

183
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte


Die Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte wurden gemeinsam mit den restlichen Tierknochen von M.
Schmitzberger bestimmt. Ausführliche Bestimmung und Interpretation der Tierknochenfunde sind in
seinem Beitrag im Anhang zu finden, an dieser Stelle werden nur die Stücke angeführt, die nicht als
Reste einer Speisebeigabe zu deuten sind.
13.1 Zahnanhänger
An der Wurzel durchbohrte Tierzähne fanden offenbar als Anhänger oder Amulett Verwendung. Aus
Grab GD03 stammen jeweils ein Unterkiefereckzahn eines Braunbären und eines Ebers (PA56109 b
und c), aus Grab B139 der eines Keilers (PA43183). Gelochte Tierzähne werden seit der Altsteinzeit
getragen, in hallstattzeitlichen Zusammenhängen sind sie zum Beispiel aus den Siedlungen
Großmugl505 und Horn506 bekannt, in Gräberfeldern sind sie weniger häufig vertreten.
13.2 Geweihscheiben
Zwei ähnliche Stücke von Geweihscheiben, die aus der Hauptstange
eines Rothirschgeweihs gesägt und an einer Seite mit einer einfachen
bzw. doppelten Reihe von Kreisaugen verziert sind, stammen aus den
Gräbern B138 (PA43174) und B141 (PA43203). Sie sind 3,8 bzw. 3,5
cm im Durchmesser und jeweils 0,5 cm dick. Durchlochte Knochen-
und Geweihscheiben sind auch aus anderen Gräberfeldern der
Hallstattzeit bekannt. Ein unverziertes Exemplar stammt aus
Maiersch507, Grab 2 von St. Andrä barg ein mit Kreisaugen verziertes
Stück, ebenso wie der Grabhügel von Jois508 und das Grab Loretto,
Fundstelle 83a.509 PA43174_B138

13.3 Knochenobjekte
An die Geweihscheiben anzuschließen ist ein künstlich durchlochter
Handwurzelknochen eines Pferdes aus Grab C040 (PA45198) sowie
ein abgesägtes und durchlochtes Stück eines Oberschenkel-
gelenkknopfes eines Rindes aus Grab A090 (PA42867). Zwanzig
solcher Knochenscheiben wurden im Gräberfeld Linz-St. Peter in
Zusammenhang mit einem Körpergrab 8 gefunden, das von H. Adler PA45198_C040
in frühbronzezeitlichen Kontext gestellt wurde.510 Ein ganz ähnliches
Stück stammt aus dem Kürbischhansl – Tumulus von Kleinklein.511
Ungeklärt ist die Funktion eines hantelförmigen Knochenobjektes aus
Grab C037 (PA45178). Es ist 5,1 cm lang, 2,6 cm breit und nur 0,3 cm
dick, beide Enden sind durchlocht.
13.4 Astragali
Merkwürdigerweise nennt C. Pescheck Statzendorf, Grab B 80 als Fundort mehrerer Astragali,
beschreibt sie aber nicht näher. Heute sind aus diesem Grab überhaupt keine Funde erhalten.512 Elf
vollständig erhaltene, unverbrannte Tali des Hausrindes wurden hingegen in Grab A116 gefunden.
Eine so große Anzahl an Astragali in einem Grab ist aber durchaus bemerkenswert. Das Grab ist
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Stücke dieser Art sind aus urnenfelder- und
hallstattzeitlichen Grab- und Siedlungszusammenhängen hinreichend bekannt, vergleichbare Stücke
stammen aus Bad Fischau,513 Grafenwörth514 und Maiersch.515 Aus Loretto sind sogar 13 Gräber mit

505
Lantschner 2000, 138.
506
Griebl 1997, 62.
507
Berg 1962, Taf. 1/18.
508
Pescheck 1942a, 101.
509
Nebelsick 1994a, Taf. 112.
510
Adler 1965, 27. Aufgrund mangelnder Beifunde kann das Grab meiner Ansicht nach auch hallstattzeitlich
interpretiert werden. Die Hockerstellung des Skelettes hat vermutlich den Anstoß zur Datierung gegeben, diese
konnte in Statzendorf aber auch für hallstattzeitliche Bestattungen nachgewiesen werden.
511
Dobiat 1980, 150 f.
512
Pescheck 1942a, 103.
513
Klemm 1992, 167, Taf. 47/350.
514
Lochner 1988, Taf. 9/3 und 4.
515
Berg 1962, Taf. 12/5.

184
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

Astragali sicher überliefert.516 Über Bedeutung und Funktion der Stücke wird diskutiert. Gängige
Interpretationen sind die Verwendung als Spiel- und Orakelwürfel, im Sinne einer symbolischen
Überwindung des Todes, mitunter auch profan als Webgewicht.517

14. Gagat
Gagat ist eine zu Schmuckzwecken verwendete, polierbare,
bitumenreiche, tiefschwarze Braunkohle518 und wird auch schwarzer
Bernstein genannt. Aus Grab A039 stammt der kleine Gagatring
PA38193, der 1,8 cm Durchmesser im misst. Er ist das einzige Objekt
aus diesem Material im Gräberfeld von Statzendorf. Der Ring kommt PA38193_A039
gemeinsam mit einem Bronzearmreif und einem Bronzering in einem
Grab mit Spinnwirtel vor, dürfte also der weiblichen Tracht zuzuordnen
sein. Ein vergleichbares Exemplar eines Gagatrings stammt aus
Maiersch, Grab 83.519

15. Harz
Zwei Harzfragmente wurden in Statzendorf gefunden, PA38106 aus Grab A011 und der Streufund
PA38244. Über Funktion und Verwendung kann nur spekuliert werden, eine Deutung als Räucherwerk
scheint möglich. In St. Andrä ist Harz zur Reparatur und Abdichtung zerbrochener Gefäße
nachgewiesen.520 Harzreste wurden auch in Bad Fischau, Hügel 5521 und Sopron, Tumulus 148522
gefunden.

16. Bernstein
Bernstein ist ein fossiles Harz von Nadelbäumen, der chemischen Struktur nach ein Polyester aus
Harzsäuren. Er hat einen Schmelzpunkt zwischen 290 und 384ºC und ist brennbar523, weshalb er in
Körpergräbern häufiger erhalten ist als in Brandgräbern und daher auch gemäß der Bestattungssitte in
den westlichen und südöstlichen Bereichen der Hallstattkultur häufiger auftritt. Bernstein kommt in
größeren Mengen im Baltikum, in Sizilien und Rumänien vor und wurde entlang der Bernsteinrouten
zwischen baltischen Küstengebieten und Mittel- und Südeuropa verhandelt.524

16.1 Fibelverzierungen
Die große, ovale Bernsteinperle PA38194b aus Grab C001 war
vermutlich auf den Bügel der bronzenen Bogenfibel PA38194a
aufgeschoben. Sie ist 6,2 cm lang, 3,9 cm breit und 2,4 cm hoch.
Möglicherweise ist das Stück aus Hügel 3 von Donnerskirchen525, das
1,7 cm lang ist und eine ähnliche Durchbohrung besitzt, als Parallele
anzuführen. Ein weiteres Stück Bernstein, PA38124b, das vermutlich
als Bernsteineinlage der Bogenfibel PA38124a aus Grab A014 zu
deuten ist,526 ist 1,2 cm lang, 1 cm breit und 0,2 cm dick.
PA38194b_C001

516
Nebelsick 1994a, 185 ff.
517
Hlavac 1998, 35 ff.; Nebelsick 1994a, 194 f.
518
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
519
Berg 1962, Taf. 23/3.
520
Eibner 1974, 65.
521
Klemm 1992, 168.
522
Eibner-Persy 1980, 52.
523
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
524
Malinowski 1971, 102 ff.
525
Pescheck 1942b, 101, 103.
526
Siehe Kapitel 11.2.3 (Fiben)

185
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

16.2 Stabperlen
Aus dem Körpergrab A014 sind sieben stabförmige
Bernsteinperlen (PA38128) erhalten, die jeweils etwa 3 cm lang
sind und einen Durchmesser von 0,8 cm besitzen. Perlen dieser
Art sind aus westlicheren Gebieten der Hallstattkultur in
Zusammenhang mit größeren Kolliers geläufig, etwa aus
Hallstatt527 oder vom Dürrnberg528.
16.3 Ringe PA38128_A014
Bernsteinringe kommen im Gräberfeld von Statzendorf in vier
Gräbern vor. Es handelt sich um die zwei fragmentarisch
erhaltenen Ringe PA38105b aus Grab A011, die einen
Durchmesser von etwa 1,6 cm erreicht haben dürften und einen
annähernd runden Querschnitt besitzen, das Fragment
PA38127c aus Grab A014 mit halbrundem Querschnitt und
einem Durchmesser von etwa 0,8 cm, das Fragment PA38188
aus Grab A037, und den Bernsteinring PA42733 aus Grab A061,
der zu einem Ensemble aus 49 Glasringen und 4 Bronzeringen PA38105b_A011
gehört. Er besitzt einen flachen Querschnitt und misst 0,7 cm im
Durchmesser. Dass Bernstein aus Grab A011 und A037 erhalten
ist, ist eher erstaunlich, da es sich um Brandbestattungen
handelt.
16.4 Perlen
Runde Bernsteinperlen sind in Statzendorf in zwei Gräbern und
als Streufunde von Feld B belegt. Drei Perlen mit einem
Durchmesser von 0,5 cm stammen aus Grab A011 (PA38105a),
aus Grab A014 kommen 6 Perlen mit einem Durchmesser von
0,9 cm (PA38127a). Aus demselben Grab ist noch eine weitere,
mit 0,8 cm etwas kleinere, fragmentierte Perle zu erwähnen
(PA38125c), lediglich fragmentarisch erhalten sind die Stücke SHoA36
PA38127b aus Grab A014. Die beiden Streufunde SHoA35 und
SHoA36 sind im Durchmesser 1,1 bzw. 1,2 cm groß. Ähnliche
Perlen kommen in Bad Fischau, Hügel 5, vor.529 Aus
Donnerskirchen sind Perlen dieser Art erwähnt,530 zur
Ausstattung gehören sie offensichtlich auch in Maiersch.531
Bernsteinperlen kommen in Gräbern mit gehobener Ausstattung
vor, in drei Fällen, bei Grab A014, A037 und A061 in
Zusammenhang mit Spinnwirteln und weiblichen
Trachtbestandteilen, bei Grab A011 zusammen mit einem
Eisenring und zwei Messern. Wie aus der Kartierung der Gräber
mit Bernsteinfunden herausgelesen werden kann, sind die
Gräber im mittleren Westbereich des Gräberfeldes verteilt.
Einschränkend zu dieser Karte ist zu sagen, dass zwei Funde
aus Feld B, dem Nordbereich des Gräberfeldes, nicht kartiert
werden konnten, da nicht überliefert ist, aus welchen Gräbern sie
stammen.

Abb. 127: Gräber mit Bernstein


527
Kromer 1959, Taf. 2/23, 3/4.
528
Zeller 1994, 116.
529
Klemm 1992, 166.
530
Pescheck 1942b, 101.
531
Berg 1962, Taf. 2/11, 5/5, 10/6, 13/08, 23/05.

186
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

17. Glas
17.1 Ringe
Die 17 Glasringe mit der Inventarnummer PA42814a besitzen jeweils einen
Gesamtdurchmesser von nur 0,3 cm und eine Stabdicke von 0,1 cm. Sie
wurden in Grab A076 gefunden. Aus Grab A061 stammen 49 Glasringe
(PA42733), die gemeinsam mit vier Bronzeringen und einem Bernsteinring ein
Ensemble bilden. Die Glasringe haben ebenfalls jeweils einen Durchmesser von
0,3 bis 0,4 cm. Kleine, gelbe und hellblaue Glasringe ähnlicher Dimension ergab
PA42814a_A076
Tumulus 148 von Sopron.532
17.2 Ringaugenperlen
Ringaugenperlen werden durch das Auftragen von kleinen, zu Kreisen
geformten Fäden auf den andersgeformten Perlenkörper hergestellt. Sie sind
nicht zu verwechseln mit den chronologisch später gestellten, aus mehreren
Kreisflächen verschiedener Färbung schichtweise aufgebauten Schicht-
augenperlen.533 Ringaugenperlen aus blauem und gelbem Glas sind aus fünf
Gräbern und zweimal als Streufunde von Feld B belegt. Die Perlen
PA38174_A036, PA38187_A037, PA42853_ A086, PA42986b_ A104 und
PA43214_ B142 sind in ihrem Grab jeweils Einzelstücke. Zur den nicht mehr PA38174_A036
zuordenbaren Funden von Feld B zählen einmal die 16 Stücke SHoA37 und die
106 Stücke SHoA39. Die Perlen sind zwischen 0,8 und 2,4 cm groß und
zumeist mit jeweils drei Augen verziert, bei denen Ringe aus unterschiedlich gefärbtem Glas einander
abwechseln. Die Grundfarbe ist zumeist blau, die Farbe der Verzierung gelb oder weiß. Bei den
kleineren Perlen sind einfache und doppelte Kreise als Verzierung zu beobachten, gelegentlich auch
einfache Wellenbänder. Perlen dieser Art bezeichnet man als Perlen mit Zickzackzier. Fragmente von
Glasperlen stammen noch aus den Gräbern A104 (PA42986a) und D019 (PA86368), eine Perle
PA38104 aus Grab A011 fehlt. Ringaugenperlen sind typisch für Ha C-zeitliche Gräber im
Ostalpenraum534 und sind in allen wichtigen Fundorten repräsentiert, etwa in Maiersch535, Sopron536
und Kleinklein537.
17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband
Einen Sonderfall unter den Perlen mit Zickzackzier stellt das Stück PA38241 aus Grab A014 dar. Es
handelt sich um eine längliche Perle, die um eine Spirale aus Bronzeblech aus blauem und gelbem
Glas gefertigt wurde. Sie ist 2,7 cm lang erhalten, ihr Durchmesser beträgt 1,5 cm. Verziert ist sie
durch drei umlaufende, gelbe Linien, zwischen denen jeweils gelbe Wellenbänder auf blauem Grund
verlaufen. Stützringe in Perlen, kleine Blechbänder aus Kupfer bzw. Bronze, sind außer aus
Statzendorf von Bad Fischau538, Virje und Hallstatt Grab 495 bekannt, die Funktion ist nicht ganz
geklärt,539 sie können allerdings als Notwendigkeit bei der Perlenproduktion interpretiert werden.
Glasperlen mit Ringaugen sind weniger häufig vertreten als jene mit
Zickzackzier, ihre Verbreitung ist gesamteuropäisch mit Schwerpunkten in
Mittel- und Oberitalien sowie im slowenisch-kroatischen Raum. Sie sind
chronologisch früher anzusetzen, denn sie treten bereits in der späten
Urnenfelderzeit auf, sind in Hallstatt C sehr beliebt und weit verbreitet und
werden schließlich von Perlen mit Zickzackzier verdrängt.540 Blaue Perlen mit
weißer und gelber Zickzackeinlage sind ebenfalls in ganz Europa verbreitet,
ein Schwerpunkt findet sich in Slowenien, wo die größte Zahl und auch der
höchste Variantenreichtum auftritt. Typisch ist eine Datierung in Hallstatt D,
doch räumt T. Haevernick ein, dass Perlen dieser Art auch mitunter in PA38241_A014
früheren, C – zeitlichen Zusammenhängen auftreten. Sie führt hier Hallstatt

532
Eibner-Persy 1980, 185, Taf. 77/4, 77/6.
533
Dobiat/Frey/Roth 1987, 7.
534
Klemm 1992, 165.
535
Berg 1962, Taf. 5/4, 30/16.
536
Eibner-Persy 1980, 51.
537
Dobiat 1980, 150.
538
Klemm 1992, 165.
539
Dobiat/Frey/Roth 1987, 27.
540
Dobiat/Frey/Roth 1987, 9 ff.

187
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

und Sopron an,541 Statzendorf dürfte in diesem


Zusammenhang anzuschließen sein. L. Nebelsick hält Perlen-
ketten aus Glas, Bernstein und seltener auch Bein für eine
Erscheinung, die während der älteren und mittleren
Hallstattzeit die bronzenen Halsreifen zunehmend ablöst.542
Glasperlen kommen in sechs archäologisch als Frauengräber
bestimmten Komplexen vor und sind zumeist mit einem
reichen weiblichen Trachtensemble und Spinnwirteln
vergesellschaftet. Allerdings wurden Perlen auch in drei Fällen
mit eher dem männlichen Fundspektrum zuzuordnenden
Objekten gefunden, einem Beil, einem Eisenring und einer
Eisenkugel.
Die Verbreitungskarte aller Glasfunde des Gräberfeldes von
Statzendorf zeigt eine Konzentration der Funde im mittleren
Westbereich, und deckt sich in diesem Bereich mit der
Verbreitungskarte der Bernsteinfunde. Die östlich und nördlich
gelegenen Funde belegen die weitere Verbreitung dieses
Materials, die zum Teil auch durch die besseren
Erhaltungschancen zu erklären sein kann. Bei dieser
Kartierung fehlen zwei Gräber von Feld B, dem Nordbereich
des Gräberfeldes Statzendorf, da nicht mehr festgestellt
werden konnte, aus welchen der Gräber die recht
Abb. 128: Gräber mit Glasfunden umfangreichen Perlenketten stammen.

541
Haevernick 1983, 4 f.
542
Nebelsick 1996, 84.

188
Statzendorf Tierknochen

18. Kommentar zur Tierknochenauswertung


Die Bearbeitung der Tierknochen geschah vor der Auswertung des Gräberfeldes, somit standen dem
Bearbeiter M. Schmitzberger543 noch nicht alle archäologischen Daten zur Verfügung. Ein kleiner
Kommentar zu den Tierknochen versucht, diese Lücke zu schließen.
Wie M. Schmitzberger bereits ausführlich dargelegt hat, spiegelt sich die Bedeutung der einzelnen
Haustierarten für die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes in den Tierknochenresten wider.
Gesamt machen die Schaf/(Ziegen)-Reste etwa 46 %, Schweineknochen 31 % und Rinderfragmente
21 % des Gesamtaufkommens aus.

16 70

14
60

12
50

10
40
8

30
6

Sex arch. 20
Absolute Werte

4 Sex arch.

2 10

Prozent
Frau
Frau

0 Mann
0 Mann
Schaf Rind Schwein
Schaf Rind Schwein

Abb. 129: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im Abb. 130: Prozentueller Anteil der Haustierarten im
Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern

Betrachtet man die vorkommenden Tierarten in Zusammenhang mit der archäologischen


Geschlechtsbestimmungen der Gräber544, so zeigt sich, dass Kleinwiederkäuer signifikant häufiger in
Frauengräbern vorkommen (10 in Frauen-, 3 in Männer- und 16 in unbestimmbaren Gräbern), Rinder
und Schweine jedoch prozentuell gesehen häufiger in Männergräbern enthalten sind (Rind: 3 in
Frauen-, 2 in Männer- und 6 in unbestimmbaren Gräbern, Schwein: 4 in Frauen-, 3 in Männer- und 5
in unbestimmbaren Gräbern). Die Datenbasis bestand aus 20 Frauen-, 8 Männer- und 29
unbestimmbaren Gräbern, in den Grafiken sind nur Gräber mit jeweils einer Tierart berücksichtigt. Ein
Zusammenhang zwischen der Wollverarbeitung und Textilarbeit, die traditionell den Frauen
zugeordnet wird, und Schafen als Fleischbeigabe im Grab scheint nicht ganz unwahrscheinlich.

16
Die Reichhaltigkeit der übrigen Ausstattung der
Gräber könnte ein Kriterium für die Auswahl der 14

Tierart gewesen sein, die Überprüfung eines 12


Zusammenhangs zwischen dem Sozialindex und
der Tierart im Grab ergab allerdings keine 10

wesentlichen Zusammenhänge. In der Sozialindex- 8

gruppe 0 – 25 sind die Tierarten etwa den 6


Erwartungen gemäß verteilt, in der Gruppe 26 - 50 Tierart
Absolute Werte

sind die Rinder ein wenig häufiger vertreten, und in 4


Rind

der Gruppe 51 – 78 fehlt das Rind gänzlich, dafür 2 Schaf

ist das Schwein häufiger vertreten. 0 Schwein


0-25 26-50 51-78

Sozialindex

Abb. 131: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im


Verhältnis zum Sozialindex der Gräber

543
Die Neubearbeitung der Tierknochenfunde geschah im Rahmen des FWF-Projektes P 12520HIS unter der
Leitung von A. Lippert und wurde von M. Schmitzberger durchgeführt. Seine Auswertung findet sich im Anhang.
544
Dieser Fragestellung begegnet man in der Literatur nicht sehr häufig. P. Trebsche und N. Müller-Scheeßel
brachten mich auf die Idee, dem Zusammenhang nachzugehen und bereiten einen Artikel darüber vor.

189
Statzendorf Tierknochen

Die elf vollständig erhaltenen Rindertali aus Grab A116 sind anders als die meisten anderen
Tierknochenreste wohl kaum im Sinne einer Fleischbeigabe zu interpretieren. Grab A116 ist
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Die Bedeutung der Stücke könnte im kultischen
Bereich liegen, Deutungen als Spiel- und Orakelwürfel oder als Webgewicht sind ebenso gängig.
Der einzige Hinweis auf Pferde (Equus ferus f. caballus) in Statzendorf stammt aus dem Grab A009,
ein Brandgrab mit teilweiser Steinabdeckung. Archäologisch wurde es als Frauengrab bestimmt,
neben einem Spinnwirtel, einer Nadel und einem Messer sind noch neun Gefäße vorhanden. Das
Grab wurde mit einem Sozialindex von 44 bewertet.
Das Teilskelett eines Haushuhnes (Gallus gallus f. domestica) kann leider nicht mehr mit
vollständiger Sicherheit innerhalb des Gräberfeldes lokalisiert werden,545 wahrscheinlich ist jedoch
Grab D009, das im jüngeren Teil des Gräberfeldes anzunehmen wäre. Die sonstigen Funde aus dem
Komplex GD09 sind ein Eisenarmreif, Fragmente einer eisernen Fibel, ein Fragment eines
Bronzearmreifes ohne Verzierung sowie Leichenbrand, der nicht eindeutig als männlich bzw. weiblich
zu bestimmen war. Dem Komplex zuzuordnen ist jedoch ebenso der Boden eines rötlichen, auf der
Töpferscheibe hergestellten Gefäßes, was den Schluss nahe legt, dass es sich auch um einen
gestörten Komplex handeln könnte. Da die Erhaltung und die Größe der Hühnerknochen eher für eine
eisenzeitliche als römische Datierung spricht und hallstattzeitliche Hühner in Mitteleuropa zwar selten,
aber nicht unbekannt sind, gibt es trotzdem kaum Zweifel an der hallstattzeitlichen Herkunft des
Hühnerskelettes.
Frühe Hühnerfunde aus westhallstättischen Siedlungen sind von der Heuneburg und aus
Wallerfangen bekannt, Grabfunde stammen aus Schirndorf. Die Einführung von Hühnern in Spanien
dürfte auf die Phönizier zurückzuführen sein. Aus dem östlichen Bereich der Hallstattkultur sind Fund
aus Tĕšetice und Nové Košariská bekannt.546 Hühner werden aufgrund ihrer Seltenheit weniger als
Eier- und Fleischlieferant, sondern als Ziergeflügel gehalten worden sein,547 eventuell kam ihnen auch
eine glückbringende oder apotropäische Bedeutung zu.548
In diesem Zusammenhang sei auf eine Abbildung eines Huhnes auf der frühlatènezeitlichen Situla von
Kuffern aufmerksam gemacht549, einem Fundort, der zwar ein wenig jünger als Statzendorf sein dürfte,
allerdings nur etwa 1,5 km entfernt liegt. Von der Darstellung des Huhnes ist leider lediglich der Kopf
im Original erhalten, der deutlich den typischen Kamm und die Kehllappen unterhalb des Schnabels
zeigt.

Abb. 132: Abrollung und Detail des figuralen Frieses der Situla von Kuffern (Lucke/Frey 1962, Taf. 75.)

545
Siehe Kapitel „Quellenkritik“.
546
Neumaier 1996, 167.
547
Schüle 1960, 1 ff.
548
Spindler 1983, 313.
549
Für diesen Hinweis danke ich A. Eibner herzlich. Abbildungen: Lucke/Frey 1962, Taf. 75.

190
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechts-


bestimmung
Um Aussagen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf zu treffen, ist eine
Bestimmung von Alter und Geschlecht der bestatteten Personen wichtig. Leider sind nur wenige
anthropologische Daten vorhanden, viele der Skelette und Leichenbrände sind nicht in das
Naturhistorische Museum Wien gelangt, zumeist wurde der Leichenbrand zwar bemerkt und im Plan
eingezeichnet, aber nicht mitgenommen. Das biologische Geschlecht und das Alter der meisten
Bestatteten bleibt also im Dunkeln. Auch wenn die Quellenlage nicht so ideal wie bei modern
gegrabenen Gräberfeldern ist, rechtfertigt die Größe und Bekanntheit des Gräberfeldes den Versuch
einer detaillierten Auswertung, auch in bezug auf das Geschlecht der Bestatteten. Auf
archäologischem Weg wird nun versucht, einigen Komplexen aufgrund der Beigaben ein soziales
Geschlecht zuzuweisen. Natürlich ist das Bemühen nur dann von Erfolg gekrönt, wenn sich
einigermaßen aussagekräftige Beigaben in den Komplexen befinden. Der archäologischen
Geschlechtsbestimmung liegt in jedem Fall die Annahme zugrunde, dass die Geschlechterrollen der
Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf analog der biologischen Voraussetzungen bipolar
organisiert sind. In jeder Gesellschaft gibt es biologisch betrachtet Männer und Frauen, aber welche
Eigenschaften, Rollen und Aufgaben ihnen zugedacht werden, das unterscheidet sich von Kultur zu
Kultur.550 Aufgrund dieser Prämisse und den fehlenden Referenzdaten aus der Anthropologie ist es
nicht möglich, ungewöhnliche Gesellschaftsorganisationen, verschwimmende Geschlechtergrenzen,
Geschlechterrollentausch oder weitere soziale Geschlechter im Gräberfeld Statzendorf zu erkennen.
Die Geschlechtsbestimmung auf rein archäologischem Weg versucht also, aus den Beigaben eines
Komplexes den Bestatteten ein soziales Geschlecht innerhalb eines bipolaren Systems zuzuweisen,
auch wenn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es überhaupt in dieser Form existiert hat. Um
das Vorgehen bei der archäologischen Geschlechtsbestimmung mit allen Schwierigkeiten und
methodischen Zweifeln zumindest transparent zu machen, werden im folgenden die einzelnen Schritte
der archäologischen Geschlechtsbestimmung dargelegt.
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung551
Von ursprünglich 378 Bestattungen konnten nur noch 41 (10,9 %), nämlich 25 (65,8 %) Körper- und
16 (4,7 %) Brandbestattungen anthropologisch analysiert werden. Von den 31 Individuen, bei denen
ein Geschlecht festgestellt worden ist, sind lediglich die Bestimmungen von zwölf Individuen von der
Bearbeiterin als „sicher“ eingestuft.
Die Leichenbrände sind in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
inventarisiert. Unter den auffindbaren Leichenbränden aus Statzendorf konnten acht Männer und eine
Frau bestimmt werden. Bei sieben Leichenbrandresten konnte nur mehr „erwachsen“ diagnostiziert
werden: fünf Individuen sind vermutlich zwischen dem 19. und 60. und zwei zwischen dem 19. und 40.
Lebensjahr verstorben. Kindliche Individuen fehlen gänzlich. Bei den nach ihrem Geschlecht
unbestimmbaren Individuen ergibt sich eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 37,2 Jahren.
Bis auf ein Individuum, dem keinem Grab mehr zugeordnet werden konnte, sind alle Bestimmungen
der Brandbestattungen unsicher. Wichtig ist weiters die Feststellung, das in keinem Fall mehr als ein
Individuum pro Leichenbrand vorliegt.
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht
A001 38248 19-60 ? D018 86356 19-40 M??
A011 56182 19-40 ? D019 86367 19-40 M??
A015 38131 19-60 ? D020 86372 41-50 M??
A057 42721 19-40 M?? D021 86381 19-30 W??
A065 42757 19-40 M?? GD09 56131 19-60 ?
C032 45143 19-60 ? Strf oA 19-40 ?
C070 45359 19-60 ? Strf1 oA 19-40 M??
D017 86338 31-40 M? Strf13 oA 25-35 M

Die Skelette sind in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
untergebracht und inventarisiert, neben der Inventarnummer ist Feld und Grabnummer vermerkt. Von

550
Kästner 1997, 16.
551
Die anthropologische Geschlechtsbestimmung erfolgte im Rahmen des FWF-Projektes P12520HIS unter der
Leitung von A. Lippert von S. Renhart. Ihr Bericht ist im Anhang einzusehen, die Ergebnisse sind hier kurz
zusammengefasst.

191
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

vielen Skeletten ist nur wenig mehr als der Schädel vorhanden. Insgesamt konnten zwölf Männer und
zehn Frauen sowie drei Kinder bestimmt werden.
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht
A061 5789 31-40 W B133 5803 25-35 M
A067 5792 31-40 W? B139 5790 31-40 M
A068 5786 41-50 M? B146 5793 35-45 W??
A070 5791 19-30 M?? C016 5796 19-30 W?
A079 5781 35-45 W C017 5799 19-25 M?
A089 5783 31-40 W? C046 5801 2-3 -
A090 5779 41-50 M C066 5802 2-4 -
A094 5784 45-55 W C073 5800 4-6 -
A110 5794 35-45 M? C077 5798 35-45 M??
A112 5787 35-45 M? C078 5795 35-45 M
A113 5788 41-50 M D001 5797+5780 19-30 W
A119 5782 31-40 W B133 5804 verschollen W
B129 5785 31-40 M? 9539 verschollen
B104 5848 31-40 W

Selbst bei den Körperbestattungen ergeben sich große Unsicherheiten bezüglich der
Geschlechtsbestimmung, bei 11 von 22, also der Hälfte der Individuen ist die Geschlechtsbestimmung
mit einem Fragezeichen versehen.
Aufgrund der Datensituation können demographische Auswertungen nur als Einordnungsversuch
verstanden werden. Insgesamt zeigt das Geschlechterverhältnis ein großes Frauen- und
Subadultendefizit auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug bei der Geburt ca. 32 Jahre,
Körperhöhe und körperliches Erscheinungsbild fügen sich gut in das bereits bestehende Bild der
eisenzeitlichen Gräberfelder des heutigen ostösterreichischen Raumes ein. An pathologischen
Erscheinungen treten die üblichen Verschleißerscheinungen an den Gebissen auf. Bei dem
weiblichen Individuum aus Grab B104 zeigen sich am linken Os parietale zwei Eindellungen, die auf
eine Schabtrepanation hindeuten könnten.552
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung
In Ermangelung anthropologischer Daten, die nur für wenige Gräber zur Verfügung stehen, wird
versucht, über geschlechtertypische Grabausstattungen eine archäologische Geschlechter-
bestimmung durchzuführen.553 Zunächst wurden die anthropologisch sicher bestimmten Gräber und
ihre Inventare begutachtet. Ausgehend von der Hypothese, dass einige Beigaben nur oder vor allem
verstorbenen Frauen bzw. Männern ins Grab mitgegeben wurden, wurde Fundkomplexen ein soziales
Geschlecht zugewiesen. A priori angenommen wurde hierbei, dass normalerweise nur ein Individuum
pro Grab vorliegt. Diese Annahme stützt sich auf die Befunde des Flachgräberfeldes, die ganz anders
zu beurteilen sind als die von Hügelgräbern554 und auf die anthropologischen Analysen, bei denen
niemals mehr als ein Individuum pro Leichenbrand festgestellt werden konnte.
In den fünf als sicher bestimmten Frauengräbern (A061, A079, A094, B104 und D002) sind folgende
Typen zu finden: An Gefäßkeramik vorhanden sind Henkelschalen, Kegelhalsgefäße, Schalen,
Schüsseln und Töpfe, an Trachtbestandteilen Fibeln und Nadeln aus Bronze, Perlen aus Bernstein
und Glas und Bronzeringschmuck, an Geräten Messer, Nähnadeln, Schleifsteine ohne Loch und
Spinnwirtel. Als besonders typisch für Frauengräber in diesem Sinne wurden zunächst Spinnwirtel
gewertet. In 36 Gräbern, den Gräbern A002, A003, A009, A013, A014, A019, A022, A032, A037,
A039, A047, A055, A061, A068, A076, A079, A089, A092, A104, A108, B102, B134, B142, B144,
C009, C010, C014, C021, C027, C054, C067, C072, GD01, GD02, GD04 und GD16 kommen
Spinnwirtel vor. Sie werden als archäologische “Frauengräber” gedeutet. Weitere Funde, die Frauen
zugeschrieben werden, sind Harfen- und Halbmondfibeln, Halsreifen, (Finger-)Ringe, Perlen und
Tonspulen.555 Für C. Dobiat sind in Kleinklein Fibeln, Webstuhlgewichte und Spinnwirtel diagnostisch,

552
Siehe Anhang (S. Renhart, Anthropologie).
553
Dieses Vorgehen ist von der Genderforschung in letzter Zeit vielfach zurecht kritisiert worden (z.B.
Kleibscheidel 1997), jedoch sind im Fall Statzendorf keine Daten zu Verfügung, die ein anderes Vorgehen
ermöglichen. Durch die genaue Beschreibung der Hypothese und Methode wird versucht, das Verfahren
zumindest transparent und kritisierbar zu machen.
554
So konnten im Grabhügel von Zagersdorf sechs Brandbestattungen innerhalb eines Grabhügels geborgen
werden (Rebay 2002, 93 ff.)
555
Klemm 1992, 171.

192
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Arm- und Halsringe fehlen zwar in Kleinklein, werden aber als typisch weiblich bezeichnet.556 L.
Nebelsick ordnet alle Spinn- und Webgeräte sowie Nähnadeln den Frauenbestattungen zu, an
Trachtbestandteilen Halsreifen, Perlen, Fibeln, Schläfenringe, Gürtelhaken, Ringe und Spiralröllchen
als Kleidungsbesatz, Arm- und Beinschmuck, mitunter auch kleine Bronzenadeln.557
Die sechs anthropologisch sicher als Männergräber bestimmten Gräber (A090, A110, A113, B133,
B139 und C078) haben folgende Beigaben und Trachtbestandteile im Grab: Henkelschalen,
Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Kragenrandschüsseln, Töpfe, Anhänger, einen
Bronzearmreifen und zwei Bronzedrahtspiralringe. Als typisch für Männer werden in Statzendorf
Waffen aller Art, Eisenkugeln und Schleifsteine gewertet. „Männergräber“ sind die 17 Gräber A027,
A036, A086, A091, A097, A106, B047, B049, B138, B141, B147, C008, C011, C018, C030, C033 und
GD08. Schleifsteine sind in Statzendorf nie mit Spinnwirteln oder anderen typischen Frauenbeigaben
vergesellschaftet, dafür aber zweimal mit Waffen, dreimal mit Nadeln und bis auf einmal immer mit ein
bis zwei Messern. Waffen und Mehrkopfnadeln sind nach C. Dobiat kennzeichnend für die
Männergräber in Kleinklein, wobei er die Waffengräber von den Männerbestattungen ohne Waffen
abhebt. In Kleinklein wurden Wetzsteine auch nur in Verbindung mit Männergräbern beobachtet. Die
Tatsache, dass in drei Waffengräbern Spinnwirtel zu finden waren, die seiner Ansicht nach keine
Doppel- oder Nachbestattungen sind, erklärt er durch einen besonderen Grabritus.558
Leichenbrandbestimmungen konnten jedoch nicht durchgeführt werden.559 Charakteristisch für
Männergräber sind nach L. Nebelsick in der Kalenderbergkultur Nadeln, vor allem Mehrkopfnadeln,
Waffen und Pferdegeschirr, darunter auch durchlochte Eisenkugeln, die er als „Eisenwirtel“
bezeichnet. Bei den durchlochten Schleifsteinen bemerkt er ein gehäuftes Vorkommen mit
Waffengräbern und Gräbern mit männlichem Zubehör, hält aber Roggendorf Grab 19 dagegen, wo ein
Schleifstein dieser Art mit weiblichen Accessoirs vergesellschaftet ist. Er vermutet einen
Zusammenhang mit dem geschlechtsunspezifischen Tafelbesteck wie etwa bei den Messern.560 Nach
S. Klemm sind Gewandnadeln, vor allem Mehrkopfnadeln, Beile und Eisenkugeln typisch für
Männergräber der älteren Hallstattzeit,561 auf die Bedeutung der Nadeln wird noch einzugehen sein.
Bei Grab B141 und C030 wird die archäologische Geschlechterbestimmung durch zwei Argumente
gestützt. Bei Grab A013 gibt es eine Überschneidung mit den Frauengräbern, denn trotz typischer
Frauenausstattung mit zwei Fibeln, einem Spinnwirtel, Gürtelhaken und Nähnadel befindet sich die
einzige bronzene Pfeilspitze des Gräberfeldes in diesem Grab. Trotz dieser wird Grab A013 weiterhin
als Frauengrab gedeutet.
Neben dem Geschlecht ist das biologische Alter eines Individuums eine weitere der
Rahmenbedingungen, die wesentlichen Einfluss auf soziale Stellung und Rolle zu Lebzeiten und
Auswahl der Beigaben nach dem Tod haben kann. In den drei anthropologisch bestimmten
Kindergräbern, übrigens alle körperbestattet (C046, C066 und C073), wurden an Gefäßkeramik
Miniaturgefäße, Henkelschalen, Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Schüsseln und Töpfe
gefunden, an Schmuck und Tracht Bronzeanhänger, Bronzearmreifen und Bronzenadeln, ansonsten
noch ein Messer und ein Eisenring. Das Inventar des Grabes C046 gehört zu zwei Bestattungen in
einem Grab, neben der Körperbestattung ist im Plan auch eine Urne eingezeichnet. Sieben
Miniaturgefäße in zwei Kindergräbern sind ein starkes Argument für die altersspezifische Signifikanz
dieses Typs, wenn diese auch von vielen Autoren für ihre Gräberfelder abgelehnt wird. Einschränkend
ist zu sagen, dass Miniaturgefäße auch in zwei anthropologisch bestimmten Frauengräbern
vorkommen. C. Dobiat stellt für Kleinklein fest, das viele Miniaturgefäße und ganze Ensembles von
Miniaturgefäßen in Gräbern gefunden wurden, denen ein besonders hoher Status zugeschrieben
werden kann. Er kann keinen Zusammenhang zwischen Kindergräbern und Miniaturgefäßen
feststellen.562 Was ein Miniaturgefäß konkret ist, ist eine Definitionsfrage. Insgesamt kommen in 45
Gräbern Gefäße vor, die deutlich verkleinerte Typen darstellen, und zwar so, dass sie sich vom
sonstigen Größenspektrum, auch von den kleinen Gefäßen des Typs, deutlich absetzten. Die Gräber
mit Miniaturgefäßen sind A007, A009, A011, A025, A036, A037, A054, A067, A071, A089, A104,
A108, A114, A116, B013, B016, B028, B033, B035, B043, B097, B099, B100, B122, B125, B127,
B132, B136, C024, C027, C032, C039, C046, C047, C048, C051, C057, C059, C063, C073, C074,
C084, D011, GD02 und GD16. Sechzehn dieser Gräber kann aufgrund der übrigen Beigaben auch ein
weibliches oder männliches Geschlecht zugeschrieben werden, so dass es zweifelhaft bleibt, ob man

556
Dobiat 1980, 152.
557
Nebelsick 1997, 84 ff.
558
Dobiat 1980, 153.
559
Dobiat 1980, 152.
560
Nebelsick 1997, 94 ff.
561
Klemm 1992, 172.
562
Dobiat 1980, 95 f.

193
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Kindergräber tatsächlich über Miniaturgefäße erkennen kann. Als typisch für Kinder werden im
übrigen kleine Gefäße mit Ausguss angesehen, die auch in Tiergestalt ausgeführt werden können. In
seiner Zusammenstellung der urnenfelderzeitlichen Sauggefäße hält C. Eibner die Deutung kleiner
Gefäße mit Ausguss als Trinkgefäß für Kinder für wahrscheinlich. Er stellt zwei Statzdorfer Beispiele in
diese Reihe.563 Auch L. Nebelsick stellt eine Verbindung der tiergestaltigen Saug- bzw.
Ausgussgefäße zur Welt der Kinder her, erst im Verlauf der Hallstattkultur entwickeln sich
Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zeremonialgerät.564 Die acht im Statzendorfer
Gräberfeld gefundenen Objekte kommen in Grab A036 mit einem Ärmchenbeil, einer Glasperle und
zwei Messern vor, ein Grab, das man als Männergrab bezeichnen würde. Zweimal kommen
Ausgussgefäße mit Bronzenadeln vor. Grab A071 enthält neben dem Ausgussgefäß eine
Miniaturhenkelschale sowie eine fragmentierte und daher unbestimmbare Bronzenadel. Grab B031 ist
nicht vollständig und enthält neben der bronzenen Rollenkopfnadel noch einen vogelförmigen
Bronzeanhänger.
Die letzte Fundkategorie, die mit Kindern in Verbindung gebracht wird, sind Rasseln.565 B132, das
einzige Grab mit drei Tonrasseln, enthält sonst noch eine Miniaturschüssel. Die wirkliche Funktion der
beschriebenen Fundkategorien, Miniaturgefäße, Ausgussgefäße und Rasseln, ist im Endeffekt nicht
geklärt. Die Frage, ob es in der Kalenderbergkultur eine Sozialkategorie Kind gegeben hat, die im
Grab darzustellen war bzw. im Grabritus Beachtung gefunden hat, muss derzeit unbeantwortet
bleiben. Die Gleichung klein = Kind ist vermutlich eher typisch für unsere heutige Gesellschaft als für
die Hallstattkultur. In Mitterkirchen wurden die Kindergräber ebenso wie die Gräber der Erwachsenen
ausgestattet, zum Teil mit Objekten, „die ohne Zweifel zu Lebzeiten nicht selbstständig von ihnen
benützt wurden.“566 Da viele dieser „Kindergräber“ diagnostisch weibliche oder männliche Beigaben
aufweisen, und nicht eindeutig eine eigene Kategorie geschaffen werden konnte, wurden, soweit es
möglich war, die Gräber mit Miniaturgefäßen, Ausgussgefäßen und Rasseln im nächsten Schritt den
Männern bzw. Frauen zugeordnet und auf eine archäologische Kategorie Kinder verzichtet. Bei
Gräbern dieser Art könnte es sich auch um Doppel- oder Mehrfachbestattungen eines Erwachsenen
und eines subadulten Individuums gehandelt haben.
Nach dieser ersten Einordnung wurden andere Fundkategorien nach ihrer geschlechterspezifischen
Relevanz überprüft. In der Kategorie Tracht und Schmuck ist relativ eindeutig, dass Armreifen, Fibeln
und Gürtel ausschließlich und Bronzeringe und Perlen eher den „Frauengräbern“ zuzuordnen sind. Im
Gegensatz dazu sind Knöpfe eher den Männern zuzuschreiben. Betrachtet man die Nadeln etwas
genauer so stellt man fest, dass Eisennadeln eher bei den Männern, Bronzenadeln eher bei den
Frauen vorkommen. 25 Bronzenadeln aus 20 Gräbern stehen zwölf Eisennadeln aus zwölf Gräbern
gegenüber. Gemeinsam kommen Bronze- und Eisennadeln in keinem Komplex vor. Leider sind viele
der Eisennadeln zu schlecht erhalten, um sie typologisch zu bewerten, Mehrkopfnadeln aus Eisen und
Bronze stammen jedenfalls auch nicht ausschließlich aus Männergräbern. Vier Männergräber A027,
A091, B049 und C081 stehen zwei Frauengräbern gegenüber, A037 und A061.
„Frauengräber“ „Männergräber“
Armreif 5 0
Bronzering 20 7
Fibeln 13 0
Gürtel 4 0
Halsreif 0 0
Knopf 0 3
Nadel 8 7
Perle 88 2

Bei den Gefäßen kam ein Deckel in einem Männergrab vor, das einzige Drillingsgefäß in einem
Frauengrab. Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln kommen in vier Männergräbern, aber nur in
je einem Frauen- und Kindergrab vor. Die Beobachtung, dass rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüsseln nur in Männergräbern mitgegeben werden, wurde in Bad Fischau gemacht.567
Kalenderbergtöpfe sind relativ gleichmäßig verteilt. Andere Gefäßkategorien zeigen ebenso auf den
ersten Blick keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Keramik kann auch nur in beschränktem
Ausmaß als geschlechtsdiagnostisch gewertet werden, Keramiktypen, die mit Frauengräbern in

563
Eibner 1973, 191.
564
Nebelsick 1997, 118.
565
Leskovar 2000, 56.
566
Leskovar 2000, 58.
567
Klemm 1992, 172.

194
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Verbindung gebracht werden, wie innenverzierte Fußschalen, Doppelgefäße und Feuerböcke568


fehlen vollständig.
„Frauengräber" „Männergräber“
Deckel 0 1
Drillingsgefäß 1 0
Henkeltopf 5 1
Kalenderbergtopf 13 12
Kragenrandschüssel 1 4
Topf 3 0

Eisenringe sind signifikant häufiger in „Männergräbern“ zu finden. Relativ gesehen sind auch Messer
häufiger, wobei vor allem auffällt, dass in „Männergräbern“ tendenziell öfter mehr als ein Messer
vorkommt.
„Frauengräber“ (33) „Männergräber“ (17)
Eisenring 2 11
Nähnadel 2 0
Messer 20 25

Die Hypothese, Pinzetten wären typisch für das Toilettebesteck der Männer, kann durch den Komplex
A085 von Statzendorf, in dem sich sonst keine geschlechterrelevanten Beigaben befinden, nicht
gestützt werden. Auch in Maiersch kommen Pinzetten vor, in Grab 44 und 54, und zwar einmal mit
Bronzeanhängern und Armreiffragmenten, ein andermal mit zwei Spinnwirteln, einer Rassel und zwei
Bronzenadeln.569
Zur Überprüfung der Ergebnisse wurde die Seriation570 eingesetzt. Dazu wurden funktionelle
Merkmale statt chronologisch empfindliche Typen in den Vordergrund gestellt. Zu breite und
allgemeine Typen wurden ausgeschlossen. Es ergab sich eine Reihung der Gräber, die eindeutig
geschlechtsspezifisch zu deuten ist: In der ersten Gruppe finden sich Typen, die für Frauengräber
charakteristisch sind, und zwar Halsreifen, Nähnadeln, Fibeln, Armreifen, Gürtel, Ringe und Niete,
Spinnwirtel und Glasperlen. Dann folgt eine Gruppe, die man als Männergräber interpretieren kann, zu
den signifikanten Typen zählen Zaumzeug, Schleifstein, Nadel, rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüsseln, Kugeln, Eisenringe und Anhänger. Wie die anschließende Gruppe zu deuten
ist, in der Miniaturgefäße, Henkelschüssel, Töpfe, Fußschalen, Ausgussgefäße, Silices und die Ziste
vorkommen, ist fraglich. Interessant ist jedenfalls die Nähe der Miniaturgefäße zu den Männergräbern.

|ABABGACAACCCGAAACAAACABCACAAAAAABGBCAGCBCACCACACCAACAAACGBCCABGBBCCCAAGGBCAABCBCCABBBBAAGBCBB
|0000D0000000D000000000100000010110100D010000000000100000D00000D10000010D1001000000000100D0010
|134307794010033131112641375121704046418337159727290786830463030434834010320122642313227616627
|879297564149129374791128741136945512764806117873716298638972952646151513987489032661351384527
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+
Halsreif |* ** | | | | |
Nähnadel |** * * | * | | | |
Fibel | * ***** **** *** * ** * * * | | | |
Armreif |* * * ***** ** ***| ** * | * * | |
Gürtel | * * * * |* * *| | | |
Ring | * **** **** *********** * *** * *** * | | |
Niet | * |** * * | * | | |
Knopf | | * * | | | |
Spinnwirtel | ****** * **** * ** ** | * * *** *|* * | |
Glasperle | * + ** * * + * * + + * |
Zaumzeug | | * | * | | |
Schleifstein | | * ** * *** * * * **| | |
Nadel | * * *|** * ** ** |*** * ** * | * *** * * | * * |
rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel| * *** * ** * * | * ** | * |
Kugel | | |* ** * * | | |
Eisenring | * | * ** |* * ** * | * ** *** * | |
Anhänger | ** | * * | ** | * * |
Miniaturgefäß | | ** * **| * ** **** * *** | ** * * |
Henkelschüssel | | * | * * ** |* * * ** ** ** * * |
Henkeltopf | | * * | * *** * * *|* * * * |
Topf ohne Henkel | | | ** ** * * * * * ** * |
Fußschale | | | * | * * * * | ** ** * |
Ausgussgefäß | | | | | * * ** * *|
Silex | | | | | * * |
Ziste | | | | | *|
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+

Abb. 133: Seriation funktioneller Typen des Gräberfeldes Statzendorf

568
Nebelsick 1996, 327.
569
Berg 1962, Taf. 13 und Taf. 19.
570
Ähnliches versuchte J. Kaerner anhand des Gräbermaterials der Rušegruppe. Ihre Ergebnisse sind
vielversprechend, sie hatte aber leider ebenfalls keine anthropologischen Vergleichsdaten zur Überprüfung ihrer
Hypothesen zur Verfügung (Kaerner 1989, 172 ff).

195
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Nach dieser Analyse wurden im nächsten Schritt auch Gräber mit Armreifen, Fibeln und Gürteln als
„Frauengräber“ bezeichnet, Gräber mit Eisenringen als „Männergräber“. So wurden 62 Komplexe
archäologisch als Frauengräber und 31 Komplexe als Männergräber bestimmt.
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechts-
bestimmung
Bei den anthropologisch als sicher weiblich bestimmten Individuen A061, A079, A094, B104 und D002
ergaben sich keine Widersprüche zum Inventar. Grab A061 ist archäologisch durch
Bronzeringschmuck, eine Fibel, eine kleine Bronzenadel, Perlen aus Bronze und Eisen sowie einen
Spinnwirtel als weiblich gekennzeichnet. Auch Grab A079 enthielt einen Spinnwirtel, bei den anderen
Gräbern konnten keine geschlechtertypischen Inventarbestandteile gefunden werden. Das
anthropologisch als wahrscheinlich weiblich bezeichnete Individuum A089 hatte vier Spinnwirtel mit im
Grab, bei A067, C016 und D021 konnten keine geschlechtertypischen Objekte entdeckt werden. B146
hat Eisenfragmente im Grab, die von einer Eisennadel und einem Eisenring stammen könnten, sowie
zwei Messer. Archäologisch wäre dieses Grab eher einem Mann zuzuordnen, wenn auch unsicher.
Bei den sicher als männlich bestimmten Leichenbränden und Skeletten A090, A110, A113, B133,
B139 und C078 sind sehr wenige geschlechtsdiagnostische Anhaltspunkte zu finden. Grab A110
enthielt einen Bronzearmreif. Grab C078 enthielt ein Paar Bronzespiralringe, Schmuck, der eher für
Frauen typisch wäre. Bei den unsicher als männlich bestimmten Individuen A057, A065, A068, A070,
A112, C017, C077, D017, D018, D019 und D020 sind zwei als zweifelhaft einzustufen. Grab D018
enthielt ein Eisenobjekt, das man als Gürtelhaken deuten könnte, in diesem Fall eher für Frauen
typisch, A068 enthielt zwei Spinnwirtel. Die übrigen Gräber enthalten wenig diagnostisches Material,
zu nennen ist noch eine fragmentierte Eisennadel aus Grab A065 und ein eventuell als undurchlochter
Schleifstein zu bezeichnender Stein aus Grab C077.
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft
Die Bevölkerungsgröße kann nach der Formel P = ((D x e0) / t) + k von G. Acsádi und J. Nemeskéri571
berechnet werden. Die Bevölkerungsgröße entspricht demnach der Anzahl der Bestatteten (D) mal
der durchschnittlichen Lebenserwartung (e0) durch die Belegungsdauer (t) des Gräberfeldes. K ist ein
konstanter Faktor, der 10% der Bruchzahl ausmacht. Nach K. Beinhauer572 kann auf den Faktor k
verzichtet werden, er schlägt allerdings vor, die Formel dahingehend zu korrigieren, dass dem
Unterschied zwischen der absoluten, demographischen Belegungszeit eines Gräberfeldes und der
relativen, archäologisch ermittelten Belegungszeit Rechnung getragen wird. Da in den wenigsten
Fällen absolute Daten vorhanden sind, um die Laufzeit des Gräberfeldes besser als über
typochronologische Vergleiche und Kombinationsstatistik einzuschätzen, zieht er als Korrektur 50
Jahre von der archäologisch ermittelten Laufzeit eines Gräberfeldes ab. Seine Formel lautet daher P =
(D x e0) / (t - 50).
Nimmt man als geschätzte Zahl der Bestatteten 376 bis 500 an (376 Gräber wurden dokumentiert
ergraben), eine durchschnittliche Lebenserwartung von 32 Jahren573 und eine Laufzeit des
Gräberfeldes etwa 200 Jahren, so ergibt sich nach G. Acsádi und J. Nemeskéri eine
Bevölkerungsgröße von 80 bis 100 Personen, lässt man den Faktor k weg, so läge die Zahl bei 60 bis
80 Personen. Nach K. Beinhauers Korrekturvorschlag läge die Größe der Bestattungsgemeinschaft
mit 80 bis 106 lebenden Personen nicht wesentlich über den Ergebnissen der ursprünglichen Formel.
In jedem Fall wird man von etwa 80 gleichzeitig lebenden Personen ausgehen können, die ihre Toten
im Gräberfeld von Statzendorf bestatteten. Ob diese Gemeinschaft aus kleineren und größeren
Familien bestanden hat, die auch zusammen gewohnt haben, oder gänzlich anders organisiert war, ist
nicht mehr rekonstruierbar. Möglich wäre eine kleine, dörfliche Struktur, für die das Gräberfeld von
Statzendorf der zugehörige Friedhof war, oder aber auch mehrere, verstreute Gehöfte, die das
Gräberfeld zusammen als gemeinsamen Bestattungsplatz nutzten.

571
Acsádi/Nemeskéri 1970.
572
Beinhauer 1989, 22 ff.
573
S. Renhart, Anthropologie, siehe Anhang.

196
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Schleifstein ohne Loch


Schleifstein mit Loch
Sex anthropologisch
Sex archäologisch

Perle Bernstein

Pferdegeschirr
Nadelbehälter
Miniaturgefäß
Ausgußgefäß

Lanzenspitze
Bronzegefäß

Spinnwirtel
Bronzering
Perle Glas

Pfeilspitze

Gagatring
Anhänger

Nähnadel
Nadel BZ

Nadel FE

Eisenring

Goldring
Pinzette
Messer
Armreif

Rassel
Gürtel

Knopf

Kugel
Grab

Fibel

Niet
Beil
A002 F 2
A003 F 1
A009 F 3 1 1 1
A012 F 1
A013 F 1 2 1 2 2 1 1 2 1
A014 F 1 1 1 2 1 15 1 1 3 6
A017 F 2 1 1 2
A018 F 2 1 1
A019 F 1 1 1 1
A022 F 1 1
A023 F 2 1 2
A028 F 1
A032 F 1 1 1
A037 F 1 1 1 2 1 1 1 1 1
A039 F 1 1 1 1
A044 F 1 1 1
A047 F 1 1 1
A049 F 1 1
A055 F 1 1
A061 F F 1 1 1 1 1 49 3 1
A068 F M? 1 2
A076 F 1 17 2 2
A077 F 1 1 2
A079 F F 3 1
A089 F F? 1 4
A092 F 1
A096 F 1 1 1
A100 F 1 1
A104 F 2 1 1 1 2 2
A108 F 1 3 2
B032 F 1 1 1
B037 F 1 1
B054 F 1
B102 F 1
B134 F 5
B142 F 1 1 1 1 1
B144 F 1 1
B148 F 1
C001 F 2 2 1 1 1 1 104?
C003 F 1 1
C009 F 1 1 1
C010 F 1
C014 F 1 1 1
C021 F 1 1 1 1 2
C027 F 1 1 1
C032 F 2 1
C037 F 1 1 1 1
C054 F 1 1
C067 F 1 1 1
C072 F 1
C073 F K 1 2
C074 F 1 2 1 1
C075 F 1 1 1
C078 F M 2
C084 F 2 1 1
D018 F M?? 1 1
GD01 F 1 3 1
GD02 F 1 1
GD04 F 1
GD09 F 2 1
GD11 F 2 1
GD16 F 1 2 1 2

197
Grab

198
B147
B146
B145
B141
B138
B049
B047
A106
A105
A097
A091
A086
A078
A054
A041
A036
A027
A005
A011

D001
C081
C046
C033
C030
C029
C020
C018
C013
C011
C008
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M

GD08 M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
Sex archäologisch
Statzendorf

K
Sex anthropologisch

F?
1
Ausgußgefäß

1
2

6
1
Miniaturgefäß

1
1
Anhänger

Armreif

1
1
1
1 Beil

1?

1
Bronzegefäß

Fibel

Gürtel

2
Knopf

1
1
1
1

1
2
Kugel

2
Lanzenspitze

1
2
1
2
2
1
2
1
1
1
3
3

1
1
1
1
2
1
3
1
1
2
2
2

Messer

2
1

1
Nadel BZ
1
1
1

1
1
1
Nadel FE

Nadelbehälter

Nähnadel

Niet
5

Perle Bernstein
1
1
1

Perle Glas

Pfeilspitze
2

Pferdegeschirr

Pinzette

Rassel
1
1
1
1
1
3
4

2
1
1
1
2
1
2
2
1
1
1
1
1

Eisenring

Gagatring

Goldring
1
3

1
1
1
1
1

Bronzering
25

1
1
1

1
1
1
2
1

Schleifstein mit Loch

Schleifstein ohne Loch

Spinnwirtel
Geschlechtsbestimmung
Statzendorf Sozialindex

20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung


Da meines Erachtens die Auswertung von Gräberfeldern nicht beim Was, Wann und Wo aufhören
darf, sondern berechtigterweise die Frage nach dem Wie und Warum zu stellen ist, sind Unterschiede
innerhalb der Grabausstattungen besonders zu beachten und zumindest Erklärungsversuche
anzubieten, warum sie uns heute in dieser Form entgegentreten. In jüngerer Zeit werden
Sozialindexberechnungen von Gräberfeldern immer beliebter, was mich darauf brachte, verschiedene
aus der Literatur bekannte Methoden zu probieren und sie am Material von Statzendorf zu testen.
Das Gräberfeld von Statzendorf wurde bereits von den Ausgräbern als „bäuerlich“ und „ärmlich“
eingestuft, nicht überraschend, verglich man die Ausgrabungen doch mit anderen berühmten
hallstattzeitlichen Gräberfeldern, die zu der Zeit ausgegraben wurden. J. Bayer bemerkt dazu: „Wenn
der Reichtum künstlerischer Erzeugnisse in den folgenden Fundbeschreibungen nicht entfernt an die
Gräberfelder von Waatsch und Hallstatt erinnert, so darf nicht außer acht gelassen werden, wie weit
nördlich diese Nekropole gelegen ist, wieviel schwächer daher der Strahl südlicher Kultur in diese
Gegend gedrungen ist, und dass wir es hier mit einem ackerbautreibenden Volk zu tun haben, das
durch seiner Hände Arbeit seine Nahrung verdiente, aber auch nicht viel mehr, jedenfalls viel zu
wenig, um für die damalige Zeit unerhörte Reichtümer anzusammeln wie die Bergleute von
Hallstatt.“574
20.1 Theoretische Überlegungen
Die Untersuchung der vertikalen Sozialstruktur innerhalb des Gräberfeldes von Statzendorf setzt
voraus, dass Grabstrukturen und Beigaben qualitativ und quantitativ gewertet werden. Üblicherweise
geschieht dies dadurch, dass Gräber mit zahlreichen Beigaben, wertvollen Materialien wie Gold oder
Bernstein und aufwändigeren Grabanlagen ganz subjektiv als „reich“ eingestuft werden, während
seichte Gräber ohne Beigaben im Allgemeinen als „arm“ eingestuft werden.
Die Frage, in wie weit die Anlage und Ausstattung von Gräbern soziale Verhältnisse der Lebenden
widerspiegeln und sich daher Erkenntnisse über die Organisation der Gesellschaft aus Gräbern
ableiten lassen, wurde bereits ausführlichst diskutiert.575 Fest steht allerdings, dass trotz aller Kritik,
die Verhältnisse eines Gräberfeldes auf die Welt der Lebenden zu projizieren, zumindest ein gewisser
Zusammenhang gesehen und auch gewertet wird. Wenn auch mitunter durch das Totenritual
tatsächliche gesellschaftliche Strukturen verzerrt, versteckt oder umgekehrt werden, 576 so kann man
vielleicht gerade durch diesen Umstand dem von den Bestattenden gewünschten Idealbild einer
Gesellschaft durch die Gräberfeldanalyse näher kommen.577 Eine gewisse Variabilität im Fundmaterial
und bei den Befunden muss gegeben sein, um Unterschiede in Hinblick auf die soziale Organisation
einer Gesellschaft untersuchen zu können und sie etwa in Beziehung zu Alter, Geschlecht und
Gesundheitszustand der Bestatteten zu bringen. Die Variabilität im Bestattungsbrauchtum ist
allerdings nicht überall und zu allen Zeiten gleichermaßen gegeben und erschließbar.
Die zahlreichen geschlossenen Grabkomplexe des Gräberfeldes von Statzendorf bieten die
Möglichkeit, die Inventare statistisch auf einen Zusammenhang zwischen sozialem Status, Grabform,
Alter und Geschlecht zu untersuchen. Dazu wird die Methodik der Sozialindexberechnung angewandt.
Die Berechnung eines Sozialindex für einzelne Gräber innerhalb eines Gräberfeldes ist eine Methode,
die versucht, einzelnen Individuen bzw. deren Gräbern einen Wert zuzuordnen, der in etwa der
sozialen Bedeutung des Menschen innerhalb der Gemeinschaft entsprechen soll. Dies geschieht
durch die einzelne Wertung von Befundsituationen und Beigabenzusammensetzungen, die dann zu
einem Gesamtindex zusammengefasst werden. Der Vorteil der Beigabengewichtung liegt darin, dass
man die Unterschiede zwischen den Bestattungen nicht nur erfassen, sondern auch quantifizieren
kann. Vom rechnerisch ermittelten Beigabenwert gelangt man zum Inventarwert, der im Idealfall den
sozialen Rang der bestatteten Person ausdrückt und eine Ordnung der berücksichtigten Gräber
erlaubt.578
Dafür wird davon ausgegangen, dass etwa die Errichtung eines Hügels für die Bestattung ungleich
mehr Aufwand war als etwa das Verscharren einer Leiche im seichten Boden, daher war auch die
Wertschätzung des Toten, für den man diesen Aufwand trieb, wesentlich größer, was wiederum
seinen sozialen Status beschreibt. Für die Beigaben wird davon ausgegangen, dass die mit Bernstein

574
Bayer 1904, 47.
575
Einen Überblick über den Stand der Diskussion gab zuletzt G. Tomedi im Kapitel „Prämissen zur Gräber-
archäologie“ seiner Habilitationsschrift (Tomedi 2002, 283 ff.).
576
Hodder 1982, 152.
577
Rebay 2002, 76 ff.
578
Burmeister 2000, 128.

199
Statzendorf Sozialindex

und Beineinlage verzierte Fibel PA38125 aus Grab A14 ungleich mehr wert war als eine beliebige
Beigabenschale, die in so gut wie jedem Grab vorkommt. Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, nämlich
die Bedeutung von Beigaben nur archäologisch dokumentierter Gesellschaften zu begreifen und in
Zahlen zu fassen.
Die Analyse von Ausstattungsgruppen versucht, hierarchisch differenzierte soziale Gruppen antiker
Gesellschaften zu erkennen und zu beschreiben. Die Annahmen, die dieser Methode zugrunde liegen,
hat R. Karl579 kürzlich folgendermaßen zusammengefasst:
• Es gibt eine klare Gliederung der Gesellschaft in Gruppen, die sich in klar unterschiedlichem
materiellen Reichtum dieser Gruppen bzw. ihrer Angehörigen ausdrückt.
• Wir haben in den uns zur Verfügung stehenden Bestattungen einen repräsentativen
Querschnitt der Gesamtbevölkerung.
• Alle gesellschaftlichen Gruppen bestatten in der gleichen oder zumindest in vergleichbarer
Weise.
• Es gibt sozial kontrollierte Regeln, wer wie bestattet werden kann und/oder darf, und diese
Regeln werden auch – zumindest von der statistisch relevanten Mehrheit der Bevölkerung –
eingehalten.
• Diese Regeln führen dazu, dass gesellschaftliche Hierarchie und Ausstattungsreichtum in den
Bestattungen direkt aneinander gekoppelt sind.
• Diese Regeln führen des weiteren dazu, dass [sich] Angehörige unterschiedlicher sozialer
Gruppen in Bestattungen klar voneinander unterscheiden lassen.
Tatsächlich ist keine einzige dieser Prämissen erfüllt. Gerade der erste Punkt kann jedoch durch die
Methode der Sozialindexberechnungen ein wenig entschärft werden, da nicht bereits a priori von einer
„Klassengesellschaft“ ausgegangen wird, die im Fund- und Befundmaterial des Gräberfeldes ja auch
nicht zu erkennen ist. Die Zuweisung eines Sozialindex zwischen 0 und 100 lässt einen gewissen
Spielraum fließender Grenzen zu. Der zweite und dritte Punkt steht in dieser Analyse gar nicht zur
Debatte, da sie sich lediglich auf die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes von Statzendorf
bezieht. Ich gehe davon aus, dass im Gräberfeld kein repräsentativer Querschnitt der
Gesamtbevölkerung bestattet ist, sondern ein Ausschnitt, der sowohl geographisch-wirtschaftlich als
auch sozial-familiär und bereits vorab hierarchisch begründet sein dürfte. Das Gräberfeld von
Statzendorf ist jedoch nur ein Gräberfeld einer hallstattzeitlichen Gesellschaft, die viele verschiedene
Bestattungsformen und Ausstattungsmuster kennt. Um die Motive, die hinter diesen Unterschieden
stehen, zu erkennen, wäre die Analyse von Siedlungs- und Bestattungsformen in Bezug zu einem
geographisch-topographisch umgrenzten Raumes vonnöten. Die soziale Gruppe, die den Friedhof
benutzt hat, muss lange nicht alle Toten an diesem Ort bestattet haben. Leider können die lediglich
knapp über zehn Prozent anthropologisch bestimmten Bestattungen kaum Hinweise darauf geben, ob
die demographischen Verhältnisse innerhalb des Gräberfeldes der Demographie theoretisch einer
prähistorischen Gesellschaft entsprechen könnte. Das festgestellte Frauen- und Subaldultendefizit ist
nicht so signifikant, dass es nicht eher mit der schlechten Datenlage als mit einer besonderen
Auswahl der Individuen, die auf dem Gräberfeld bestattet wurden, zu erklären wäre.
Die Anwendung quantitativer Methoden zur Gräberfeldanalyse als Annäherung an prähistorische
Gesellschaftsstrukturen wurde bereits des öfteren kritisiert. M. Jung bezeichnete kürzlich Sozial-
indexberechnungen als „Vergröberung und Verzerrung, die der Kodierung und dem
Berechnungsmodus geschuldet sind.“580 Zahlen suggerieren eine Objektivität, die es nicht gibt, und
das Klassifizieren und Zuordnen von Zahlen ist tatsächlich immer eine gewisse Vereinfachung, um der
Komplexität zu entfliehen und vor allem die immer unüberschaubareren Datenmassen zu bewältigen.
Nun bedeutet das Messen allein noch nicht das Ende der Unsicherheit, und jeder, der mit Daten
arbeitet, ist sich dieses Umstandes bewusst, verdrängt ihn aber gelegentlich.
M. Gebühr setzte der Kritik M. Jungs entgegen, dass doch gerade von den Anwendern der Methode
der Sozialindexberechnungen die zahlreichen Schwächen der Verfahren ausführlich thematisiert und
diskutiert werden. Das Ziel bleibt, Verfälschungen und Verzerrungen in der Beurteilung möglichst klein
zu halten.581 Die Berechnung von Sozialindices objektiviert subjektive Einschätzungen von Reichtum
oder Armut nicht. Nicht Messbares wird dadurch allerdings messbar und somit vergleichbar gemacht.
Die Kriterien der Einschätzung werden explizit, sind nachvollziehbar und wiederholbar und werden für
alle Gräber gleich angewandt.582 Unterschiedliche Berechnungsmethoden liefern unterschiedliche
Ergebnisse, die zwar größtenteils miteinander korrelieren, aber nicht immer ausschließlich Aussagen
579
Karl 2004, 306.
580
Jung 2002, 18.
581
Gebühr 2002, 31 f.
582
Nönnig 2002, 151.

200
Statzendorf Sozialindex

zu „arm“ und „reich“ zulassen. Die Ergebnisse der berechneten Abstufung müssen daher in Bezug zu
ihrer Methode zunächst diskutiert werden und können erst dann zu einem Gesamtbild
zusammengefasst werden.
20.2 Forschungsgeschichte
Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchen verschiedene Forscherinnen und Forscher
sich den Sozialstrukturen auf quantitativem Wege anzunähern,583 zunehmend auch im
deutschsprachigen Raum. Im Prinzip kann man zwei Methoden voneinander unterscheiden: die
Berechnung aufgrund angenommener Werte, die intuitiv bzw. aufgrund von Analogien rezenter und
historischer Kulturen erfolgt, und materialimmanente Verfahren, die ihre Werte aus den Gräberfeldern
selbst errechnen. Diese Verfahrensweisen wurden im Wesentlichen von M. Gebühr entwickelt und
wurden bereits von einigen Autorinnen und Autoren angewandt, um zu einem differenzierten,
quantitativ erschließbaren Bild von „Reichtum“ zu gelangen. Die Kriterien, die zur Bewertung
herangezogen werden, sind recht unterschiedlich und im Allgemeinen abhängig von Bearbeiterinnen
und Bearbeitern sowie dem Ausgangsmaterial. An dieser Stelle sollen die wichtigsten relevanten
Arbeiten vorgestellt werden, die hallstattzeitliches Material betreffen:
F. Hodson ermittelt Werte für einzelne Beigabentypen, die daraus errechnet werden, mit wie vielen
Beigaben der betreffende Typ im Durchschnitt zusammen vorkommt. Die errechneten Werte aller
Beigaben in einem Grab werden addiert und bilden den Inventarwert. Typen, die also nur in Gräbern
vorkommen, die vielfältige und reichhaltige Inventare beinhalten, sind vermutlich mit exklusiveren
Aktivitäten und einem höheren Rang verknüpft als Typen, die regelmäßig auch in armen Gräbern
gefunden werden. Hodsons Ziel ist zum einen, das Gräberfeld Hallstatt generell zu charakterisieren,
zum anderen die Gräber in eine Reihenfolge zu bringen, die dem Beigabenwert entspricht. Typische
Inventare illustrieren die Abstufung der Gesellschaft.584
J. Müller erhebt für die Auswertung der Nachbestattungsgemeinschaft vom Magdalenenberg bei
Villingen die Daten Beigabenzahl,585 Beigabenpluralität, Klassenpluralität, Werkstoffanzahl und
Beigabenseltenheit sowie Grabschachtvolumen und Volumen von Steinpackungen. Die sieben Werte
werden jeweils auf 100 Einheiten umgerechnet, so dass der höchste Wert 100, der niedrigste Wert 0
entspricht. Die Werte für Beigaben werden zu einem Beigabenindex zusammengefasst, die Werte für
den Befund ebenfalls, diese werden nochmals einzeln skaliert und schließlich zum Gesamtindex
zusammengefasst. Interessant ist besonders, dass zwar die einzeln erhobenen Werte der Beigaben
stark miteinander korrelieren, die Werte der Befunde und Beigaben aber nur schwach.586
S. Burmeister verwendet in seiner „gräberfeldübergreifenden“ Studie über Geschlecht, Alter und
Herrschaft in der Späthallstattzeit Württembergs drei Kriterien zur Beurteilung der Grabinventare,
nämlich Seltenheit einer Beigabe, Vielfältigkeit des Inventars und die Vergesellschaftung mit Gold.
Dafür wird davon ausgegangen, dass die Seltenheit oder Exklusivität einer Beigabenart ein
wesentliches Kriterium für Statussymbole sind, die einen hohen Rang anzeigen. Einschränkend muss
man hinzufügen, dass auch individuelle Beigaben selten sind, ohne dass sie einen besonderen Rang
angeben müssen. Die Vielfältigkeit des Inventars ist ebenfalls ein Kriterium, das als Standesindikator
gewertet werden kann. Es zeigt unter anderem auch den ökonomischen Wohlstand einer Person an,
die ein Indiz für sozialen Rang sein kann – aber nicht muss. Das Vorkommen von Gold wertet S.
Burmeister als universellen Ausdruck von Reichtum, Macht und Ansehen.587
Von S. Sprenger, die das frühbronzezeitliche Gräberfeld von Franzhausen I bearbeitet hat, wurden
ebenfalls einige Ideen übernommen. Ihre Kriterien waren Beigabenindex (Beigabenanzahl +
Beigabenpluralität / 2), Werkstoffindex, Metallgewicht, Goldgewicht und Grabvolumen. Wegweisend
ist die Rekonstruktion des Inventars beraubter Gräber aufgrund der Bronzeverfärbungen auf den
Knochen und deren Einbeziehung in die Sozialanalysen.588
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf
Für das Gräberfeld von Statzendorf wurden verschiedene, in der Literatur vorgeschlagene, und
andere, aufgrund der Quellen- und Materiallage sinnvoll erscheinende Berechnungsmethoden

583
Zusammengefasst mit dem Schwerpunkt Bronzezeit bei Nönnig 2002, 148 ff. (z. B. Randsborg 1973, Shennan
1975, Gebühr 1975, 2002, Hodson 1973, 1990, Thrane 1981, Jørgenson 1987, Freudenberg 1989, Sprenger
1999, Müller 1994).
584
Hodson 1990.
585
Alle Berechnungsmethoden werden im folgenden genauer erklärt.
586
Müller 1994, 175 ff.
587
Burmeister 2000, 129.
588
Sprenger 1999.

201
Statzendorf Sozialindex

ausprobiert, mit dem Hintergrund, die Ergebnisse für das Gräberfeld von Statzendorf zu vergleichen
und so die generelle Anwendbarkeit der Methode für Gräberfelder der Hallstattzeit im Ostalpenraum
zu testen. Aufgrund der Ausgangslage für die Bearbeitung des Gräberfeldes von Statzendorf, vor
allem des Umstands, dass es sich um eine Altgrabung handelt, sind leider nicht alle sinnvoll
erscheinenden Auswertungen möglich. Die drei Hauptprobleme der Quellenlage sind folgende:
• Zahlreiche Beobachtungen zum Befund wurden zu Zeit der Ausgrabung nicht dokumentiert,
oder die Befundbeschreibungen sind nicht mehr auffindbar. Das betrifft etwa Angaben zur
Grabtiefe oder zum Volumen von Steinpackungen. Der Gesamtplan des Gräberfeldes im
Maßstab 1:100 ist jedoch mit Einschränkungen für Befundwerte verwendbar.
• Die Inventare wurden nicht immer vollständig geborgen, Teile der Inventare sind in späterer
Zeit verlorengegangen oder heute den einzelnen Grabkomplexen nicht mehr zuordenbar. Es
stellte sich heraus, dass bei 64 Gräbern die Übereinstimmung der Anzahl der Gefäße im
Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war, das heißt, dass der Unterschied
größer als +/- zwei Gefäße war. Bei nichtkeramischen Beigaben (Bronze, Eisen, Glas,
Bernstein, Stein) ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von der Grabungsstelle mitgenommen
wurden und Eingang in die diversen Sammlungen gefunden haben, wesentlich größer. Bei
den Gräbern B001 bis B123 sind die Kleinfunde heute nicht mehr sicher einzelnen Gräbern
zuordenbar. Problematisch ist, dass sich einige zusammengehörige Grabensembles, die als
GA04, GA08 bis GA12 und GD01 bis GD19 bezeichnet werden, nicht sicher einem Abschnitt
des Gräberfeldes zuordnen lassen und daher auch nicht dem Gräberfeldplan zugeordnet
werden können. 589 Da die Inventare aber in einem anderen Bereich fehlen müssen, sind auf
jeden Fall 25 Grabkomplexe nicht korrekt dargestellt. Bei Berechnungen, die sich auf die
Metallfunde in den Gräbern beziehen kommt das Problem dazu, dass bei den Gräbern B001
bis B123 zahlreiche Metalle nicht den einzelnen Gräbern zugeordnet werden konnten. Bei
jeder angewandten Berechnungsmethode muss auf diese Problematik der unvollständigen
Inventare mitunter unterschiedlich reagiert werden, weshalb sich auch die statistische Basis
der 374 im Plan eingetragenen Gräber verändern kann. Bei der Auswertung der Ergebnisse
werden jeweils jene Gräber, bei denen die Datenbasis unzureichend ist, nicht miteinbezogen.
• Anthropologische Daten, die für geschlechts- und altersspezifische Auswertungen benötigt
würden, sind leider nur in Ausnahmefällen vorhanden, und zwar für 41 Bestattungen. Der
Vergleich der Ergebnisse beruht daher hauptsächlich auf der archäologischen
Geschlechtsbestimmung, nur in Ausnahmefällen können anthropologische Daten in Bezug zu
Geschlecht dazugenommen werden. Archäologisch ist im Material von Statzendorf derzeit
keine Altersbestimmung möglich, daher wird mit den wenigen vorhandenen anthropologischen
Daten gearbeitet. Für die Beantwortung alters- und geschlechterspezifischer Detailfragen der
Hallstattzeit im Raum Niederösterreich kann nur ein Weg aufgezeigt werden, der anhand
anderer Gräberfeldmaterialen mit besserer Datenlage beschritten werden muss, aus dem
Gräberfeld Statzendorf lassen sich höchstens Tendenzen ableiten.
Alle Indices werden nach der Berechnung als Wert zwischen 0 und 100 ausgedrückt,590 was den
Vorteil hat, sie direkt miteinander vergleichen zu können, die relativen Verhältnisse aber nicht zu
verändern. So kann man die einzelnen Werte auch als Summanden der abschließenden
Gesamtberechnung verwenden. Zur besseren Übersicht wurden alle Werte auf ganze Zahlen
gerundet. Folgende Indices wurden für Statzendorf berechnet:
• Index Befund • Kleinfundanzahl • Klassenindex
• Index Gefäße • Kleinfundpluralität • Metallgewicht
• Keramikpluralität • Kleinfundseltenheit • Socistat – Index
• Keramikseltenheit • Werkstoffindex • Gesamtindex
Neben der Erklärung der Berechnungsmethode wird jeweils ein Überblick über Datenbasis, die
Datenprobleme und die Ergebnisse gegeben. Es folgt eine Diskussion der Methode und ihrer
Anwendbarkeit im Gräberfeld Statzendorf. Im Anschluss werden die Methoden zu einem Gesamtbild
zusammengefügt. Der aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Index wird in der gesamten
Arbeit kurz als „Sozialindex“ bezeichnet. Zum Schluss wird der Versuch einer Interpretation der
Ergebnisse unternommen, um der Gesellschaftsstruktur, die dem Gräberfeld Statzendorf zugrunde
liegt, näher zu kommen.
589
Siehe Kapitel „Quellenkritik“.
590
Der höchste errechnete Wert wird mit 100 gleichgesetzt. Alle Werte werden also mit 100 multipliziert und
durch den höchsten Wert dividiert. Alle anderen Werte werden so zu Prozentwerten des höchsten Wertes.
(Beispiel: Ist der höchste errechnete Wert 1005, entspricht dies 100, 534 entspricht 53,13, gerundet 53).

202
Statzendorf Sozialindex

20.3.1 Index Befund


Methode: Folgende Werte werden angenommen: Datenbasis: 374 Gräber
keine Steinstruktur = 0
Datenprobleme: keine, da der vollständige
Steinumstellung = 50
Gräberfeldplan als Grundlage verwendet wurde.
Steinabdeckung = 100
Ergebnisse:
266 Gräber besitzen keine Steinstrukturen, das entspricht 71,1 % der Gräber, jeweils 54 Gräber (14,4
%) sind durch Steinumstellungen markiert oder sind durch Steine abgedeckt.
100 300

80

200
60

40
100

Absolute Werte
Befundindex

20

0 0
1 51 101 151 201 251 301 351 0 50 100

Gräber Befundindex

Abb. 134: Befundindexwerte der einzelnen Gräber Abb. 135: Absolute Häufigkeit der unterschiedlichen
Befundindexwerte
80%

Beim Vergleich der Brand- und Körperbestattun-


gen in Bezug zum Befundindex wird deutlich,
60% dass prozentuell gesehen ein geringerer Anteil an
Brandbestattungen Steinabdeckungen erhält, als
das bei den Körperbestattungen der Fall ist.
40% Knapp mehr als die Hälfte aller Körperbestattun-
gen sind durch Steinstrukturen markiert, aber nur
35,9 % der Brandbestattungen.
20%
Bestattungsform
Prozent

Brandbestattungen
Abb. 136: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen
0% Körperbestattungen
0 50 100
Befundindexwerte im Verhältnis zur Bestattungsform

Befundindex

80% 80%

60% 60%

40% 40%

Sex archäologisch Sex anthropologisch


20% 20%
unbestimmbar unbestimmbar
Prozent

Prozent

Frauen Frauen

0% Männer 0% Männer
0 50 100 0 50 100

Befundindex Befundindex

Abb. 137: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen Abb. 138: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen
Befundindexwerte im Verhältnis zum archäologisch Befundindexwerte im Verhältnis zum anthropologisch
bestimmten Geschlecht der Bestatteten591 bestimmten Geschlecht der Bestatteten

591
Die Diagrammbeschriftung "Sex archäologisch" ist aus technischen Gründen entstanden und sollte richtiger
"archäologisch bestimmtes Geschlecht" oder "Gender" heißen.

203
Statzendorf Sozialindex

Der Vergleich des Befundindex mit den Männer- und Frauenbestattungen basiert auf der
archäologischen Geschlechtsbestimmung, bei der 55 Frauen und 29 Männer – soweit möglich –
identifiziert werden konnten, dazu kommen noch drei anthropologisch bestimmte Kinder. Die Masse
der Bestattungen, 287, ist nicht bestimmbar. Bereits im ersten Balkendiagramm wird deutlich, dass
prozentuell gesehen die Männer gegenüber den Frauen höhere Befundindexwerte erreichen. Das
zweite Balkendiagramm, in dem die absoluten Zahlen gezeigt werden, relativiert diese Aussage ein
wenig. Die drei Kinder sind mit einmal Wert 0 und zweimal Wert 100 nicht zu beurteilen. Der Mittelwert
beim Befundindex ist für die Männer 43,1, für die Frauen 27,3 und für unbestimmbare 17,9. Ob dieses
deutliche Ergebnis tatsächlich auf geschlechterspezifische Unterschiede in den Bestattungsriten
zurückzuführen ist, bleibt deshalb fraglich, da die Zahl der als Männer identifizierten erstens gering ist,
und sie zweitens meist nur dann identifiziert werden konnten, wenn außergewöhnliche oder
besonders reichhaltige Inventare vorhanden waren. In diesem Fall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass
die Sonderstellung dieser Männer auch im Grabbau ausgedrückt wird. Betrachtet man nur die Gräber,
von denen eine anthropologische Geschlechtsbestimmung vorliegt, so stellt sich das Bild anders dar,
die Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden kleiner und das Verhältnis kehrt sich um. Da
aber nur 30 Geschlechtsbestimmungen vorliegen, von denen 16 unsicher sind, kann man schwerlich
die oben aufgestellte Hypothese stützen oder verwerfen.

80%
Leider ist beim Alter die Datenbasis noch gerin-
ger, die Auswertung muss sich rein auf die anth-
ropologischen Daten verlassen. Es zeigt sich,
60%
dass die älteren Altersklassen adult-matur und
matur vorwiegend im unteren Bereich zu finden
40%
sind, die jüngeren, adulte und Kinder in den höhe-
Alter anthropolog. ren. Einschränkend ist zu sagen, dass die Daten-
basis hier nur drei Kinder, vier als matur be-
adult
20%
stimmte Individuen, zehn adult bis mature und 16
matur
adulte Individuen aufweist.
Prozent

adult-matur

0% infans Abb. 139: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen


0 50 100 Befundindexwerte im Verhältnis zum Sterbealter der
Befundin