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Geleitwort

Das nahezu vierhundert Bestattungen umfassende früheisenzeitliche Gräberfeld von Statzendorf


wurde in mehreren Kampagnen am Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Richard Pittioni hat für
eine Untergruppe der osthallstättischen Kalenderbergkultur nach diesem und einem anderen
bedeutenden Gräberfeld schon 1937 den Begriff Typus Statzendorf-Gemeinlebarn eingeführt. Wenn
diese Untergliederung heute, so auch im vorliegendem Werk, umstritten ist, hat der Fundplatz in der
Fachwelt doch immer größtes Interesse erweckt. Man erwartete sich von einer Auswertung vor allem
eine präzisere zeitliche Umschreibung und bessere Einblicke in die Sozialstrukturen und
Fernbeziehungen der Kalenderbergkultur. Dies umso mehr, als die Grabungsdokumentation von
Statzendorf weitgehend verlässlich ist und zusammen mit dem reichen Fundmaterial eine viel
versprechende Auswertung erwarten ließ.

Allerdings waren vom Statzendorfer Gräberfeld bisher nur wenige Grabinventare näher bekannt, und
diese bei weitem auch nicht durchgehend graphisch erfasst worden. Mehrere Anläufe zur Bearbeitung
scheiterten an dem enormen Umfang der Grabbeigaben (rund 2500 Einzelstücke) und der
Aufbewahrung in vier verschiedenen Sammlungen. Dazu kam, dass viele ursprünglich restaurierten
Tongefässe wieder zerfallen waren und einer neuerlichen Präparation bedurften, um gezeichnet
werden zu können. Um den großen Arbeitsaufwand für eine Gräberfeldvorlage zu bewältigen, war ein
finanziertes Forschungsprojekt erforderlich.
Im Oktober 1997 genehmigte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit einer
großzügigen Unterstützung das von mir beantragte Projekt (P 12520). Damit konnte eine
systematische Untersuchung und Auswertung des Fundstoffes ermöglicht werden.

Diese Bearbeitung hat nun Katharina Rebay in sehr umsichtiger und kritischer Form im Rahmen ihrer
Dissertation vorgenommen. Von großem Wert sind ihre dafür gewählten modernen Methoden der
statistischen Auswertung, die zu detaillierten Aufschlüssen in kulturellen, chronologischen, sozialen
und wirtschaftlichen Bereichen geführt haben. Da unsere bisherigen Kenntnisse von
Gräberfeldstrukturen der frühen und älteren Hallstattzeit im nordalpinen Gebiet noch recht
bruchstückhaft sind, bilden die nun aus Statzendorf gewonnenen Ergebnisse einen beachtlichen
Fortschritt. Bis zu einem bestimmten Grad hilft dieses Wissen auch, die Welt der damals Lebenden zu
erkennen und zu verstehen. Und dies ist ja auch eines der wichtigsten Ziele der
Urgeschichtsforschung. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass die veröffentlichte Arbeit einen
Meilenstein in der Erforschung der östlichen Hallstattkultur darstellen wird.

Andreas Lippert, Wien


Herausgeber

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Statzendorf Vorwort

Vorwort
Vorlage und Auswertung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Statzendorf sind seit langem ein
Desiderat der prähistorischen Forschung, zumal das Gräberfeld seit über hundert Jahren bekannt ist
und bereits in den Jahren 1903 bis 1925 freigelegt wurde. Diese Arbeit hat die Gesamtvorlage des
Gräberfeldmaterials zum Ziel, besonderen Raum nehmen die Aufarbeitung der verfügbaren Quellen
und die Sozialinterpretation des Gräberfeldes ein. Die Bearbeitung des Fundmaterials sowie eine
chronologische und chorologische Beurteilung des Gräberfeldes erfolgte ebenfalls in diesem Rahmen.
Noch ist sicherlich nicht das letzte Wort über das Gräberfeld von Statzendorf gesprochen, das ohne
Zweifel zu den bedeutendsten Gräberfeldern der Hallstattzeit im Raum Niederösterreich zählt.
Trotzdem hoffe ich, mit dieser Arbeit eine solide Arbeitsgrundlage für weitere Forschungen geliefert zu
haben.
Die Publikation im Rahmen der Reihe Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie ist
eine nur leicht veränderte Fassung meiner im Sommer 2005 an der Universität Wien approbierten
Dissertation. In der nun publizierten Form habe ich weniger geändert, als ich ursprünglich wollte.
Besonders meine derzeitige Anstellung an der Universität Cambridge hat viele meiner Ansichten zu
Fragen des sozialen Wandels prähistorischer Gesellschaften weiterentwickelt und verändert.
Trotzdem wiegen die Vorteile einer zeitnahen Vorlage des Dissertationsmaterials schwerer als der
Nachteil, dass manches vielleicht nicht völlig ausgereift präsentiert werden kann. Die digitalen
Rohdaten, die zur Auswertung benutzt wurden, werden der Publikation nicht beigelegt, jedoch bin ich
nach Rücksprache gerne bereit, sie Fachkolleginnen und Kollegen zur Verfügung zu stellen.
Für die Möglichkeit der Drucklegung und für die Überlassung des Themas meiner Dissertation danke
ich A. Lippert, der das vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung geförderte Projekt
„Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf“ (P12520) initiierte und leitete. Im Rahmen des
Projektes wurde die Restaurierung einiger Funde von W. Prenner (NHM Wien) durchgeführt. Ein
Großteil des Fundmaterials konnte von G. Bawaronschütz (ASINOE) und H. Scheidl (ASINOE)
gezeichnet werden, so dass eine Bearbeitung des umfangreichen Fundmaterials erst möglich wurde.
Zudem wurde durch das Projekt die Bestimmung der Skelette und Leichenbrände (S. Renhart), sowie
die Bestimmung der Tierknochen (M. Schmitzberger) finanziert. Allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Projektes sei für ihre Arbeit herzlich gedankt.
Die Arbeiten an meiner Dissertation begannen im Herbst 2001 und wurden 2002/2003 im Rahmen
eines Forschungsstipendiums auf dem Gebiet der Archäologie und Altertumswissenschaften
gefördert, wofür ich der öffentlichen Hand zu Dank verpflichtet bin. Der Titel des Projekts war „Aspekte
der hallstattzeitlichen Gesellschaftsstruktur anhand ausgewählter metallführender Gräber der
Nekropole Statzendorf“. Die Betreuung der Arbeit war von größtmöglicher Freiheit, aber auch von
reger Anteilnahme und zahlreichen anregenden Diskussionen geprägt, die ich sowohl mit A. Lippert,
als auch mit meinem zweiten Betreuer, O. Urban, führen durfte. Ich danke beiden für ihre
Unterstützung.
Da der größte Teil des Fundmaterials in der Sammlung der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums aufbewahrt wird, war ich dort häufig zu Gast und habe von allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlreiche Hilfestellungen erfahren. Für die Überlassung des
Materials zur Bearbeitung danke ich A. Kern, für die Betreuung bei der Archivarbeit danke ich W. Antl-
Weiser, A. Heinrich und V. Holzer, für die Unterstützung bei der elektronischen Datenverarbeitung,
statistischer Auswertung und Seriation danke ich P. Stadler. H. Reschreiter hat auf dem Weg in den
Tiefspeicher im Lauf der Zeit sicherlich Kilometer zurückgelegt, auch ihm möchte ich für seine stete
Hilfsbereitschaft danken. Ein weiterer Teil des Fundmaterials sowie der Dokumentation lagert im Stift
Herzogenburg, wo ich ebenfalls freundlich von C. Oppitz und H. Ulrich aufgenommen wurde. Bei der
Aufnahme des Fundmaterials aus den Museen in Krems und St. Pölten waren mir A. Krenn-Leeb und
M. Krenn behilflich.
Folgende Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunde haben durch Diskussionen,
Hinweise und persönliche Anteilnahme ihren Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet: V. Albustin, H.
Böhm, L. Blundell, B. Bühler, M. und N. Doneus, A. Eibner, T. Einwögerer, E. Engelke, M. Fera, M.
Griebl, R. Karl, K. Kowarik, M. Kucera, J. Leskovar, K. Löcker, M. Mehofer, S. Moser, L. Nebelsick, W.
Neubauer, N. Müller-Scheeßel, P. Nigst, N. Pieper, A. und F. Preinfalk, O. Rachbauer, P. Ramsl, J.
Reschreiter, D. Siegl, I. Steiner, U. Trenkmann, P. Trebsche, B. Viola, K. Wiltschke, C. Zingerle und
M. Zivny. Danke.
Das Korrekturlesen der Arbeit war auf A. Eibner, M. Fera, J. Leskovar, M. und P. Rebay sowie U.
Trenkmann aufgeteilt, den englischen Text korrigierten L. Blundell, R. Karl und J. Wilson. Sämtliche

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Statzendorf Vorwort

verbleibende Fehler liegen in meiner Verantwortung. Zum Schluss möchte ich meinen Eltern, M. und
P. Rebay und allen anderen Mitgliedern meiner Familie danken, die mich während der arbeitsreichen
letzten Jahre unterstützten, wo sie nur konnten.

Katharina Rebay

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Statzendorf Inhalt

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ........................................................................................................................................ 15
2. Fundort ............................................................................................................................................ 16
3. Fund- und Forschungsgeschichte ............................................................................................... 19
3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes ....................................................................... 19
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen ...................................................................................... 20
3.3 Grabungsmethode und Dokumentation .................................................................................... 21
3.4 Verbleib der Funde.................................................................................................................... 22
4. Quellenkritik.................................................................................................................................... 24
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe............................................................................ 24
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes ........................................................................................... 24
4.3 Verbale Beschreibungen........................................................................................................... 24
4.4 Fotos ......................................................................................................................................... 25
4.5 Inventare ................................................................................................................................... 25
4.6 Vergleich der Quellengattungen................................................................................................ 27
4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit ...................................................................................... 30
4.8 Quellenqualität .......................................................................................................................... 32
5. Befund ............................................................................................................................................. 36
5.1 Grabtiefe ................................................................................................................................... 36
5.2 Bestattungsform ........................................................................................................................ 36
5.2.1 Körperbestattungen........................................................................................................... 36
5.2.2 Brandbestattungen............................................................................................................ 37
5.2.3 Mehrfachbestattungen ...................................................................................................... 38
5.3 Grabbau .................................................................................................................................... 39
5.3.1 Holzkammergräber............................................................................................................ 41
5.3.2 Brandgrubengräber ........................................................................................................... 41
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen............................................................................................. 41
5.5 Die „Brandgrube“ C086 ............................................................................................................. 43
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes................................................................................................... 43
6. Keramik - Vorbemerkungen .......................................................................................................... 45
7. Keramik - Herstellungsweise ........................................................................................................ 46
7.1 Erhaltungszustand .................................................................................................................... 46
7.2 Tonart ........................................................................................................................................ 46
7.3 Aufbau der Gefäße.................................................................................................................... 47
7.4 Oberflächenbehandlung............................................................................................................ 47
7.5 Grafitierung................................................................................................................................ 48
7.6 Farbe ......................................................................................................................................... 49
7.7 Sekundärer Brand ..................................................................................................................... 49
7.8 Reparaturstellen ........................................................................................................................ 50
8. Keramik - Typographie .................................................................................................................. 51
8.1 Schalen..................................................................................................................................... 51
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand ..................................................................................... 51
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand ....................................................................................... 59
8.1.3 Große, bemalte Schale ..................................................................................................... 61
8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung ...................................................................... 62
8.1.5 Knickwandschalen ............................................................................................................ 63
8.2 Kegelhalsgefäße...................................................................................................................... 64
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung ............................................................................ 65
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ..................................................................................... 66
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals ................................................................................. 70
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals ................................................................................ 71
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel ............................................................................................. 73
8.2.6 Verzierungen..................................................................................................................... 73
8.3 Schüsseln ................................................................................................................................ 75
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln .................................................................... 75
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung ............................................................................................... 77
8.4 Henkelschalen ......................................................................................................................... 87
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick ......................................................................................... 88
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen ........................................................................................ 88
8.4.3 Kugelige Henkelschalen ................................................................................................... 89

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Statzendorf Inhalt

8.4.4 Napfartige Henkelschalen ................................................................................................. 90


8.5 Kalenderbergtöpfe................................................................................................................... 90
8.5.1 Breite Kalenderbergtöpfe .................................................................................................. 92
8.5.2 Geschwungene Kalenderbergtöpfe................................................................................... 92
8.5.3 Kalenderbergtöpfe mit Fuß................................................................................................ 92
8.5.4 Kugelige Kalenderbergtöpfe.............................................................................................. 93
8.5.5 Normal proportionierte Kalenderbergtöpfe........................................................................ 93
8.5.6 Schlanke Kalenderbergtöpfe ............................................................................................. 94
8.5.7 Verzierungen ..................................................................................................................... 95
8.6 Töpfe ......................................................................................................................................... 97
8.6.1 Henkeltöpfe ....................................................................................................................... 97
8.6.2 Töpfe ohne Henkel ............................................................................................................ 99
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen............................................................................................ 90
8.7 Henkelschüsseln ................................................................................................................... 100
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil ............................................................. 101
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil ................................. 101
8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln.................................................................. 102
8.7.4 Hohe Henkelschüssel...................................................................................................... 102
8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln .............................................................................................. 102
8.7.6 Verzierungen ................................................................................................................... 103
8.8 Fußschalen............................................................................................................................. 104
8.8.1 Fußschalen mit eingezogenem Rand ............................................................................. 105
8.8.2 Fußschalen mit Turbanrand ............................................................................................ 105
8.8.3 Fußschalen mit ausladendem Rand ............................................................................... 105
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen........................................................................... 106
8.9 Ausgussgefäße...................................................................................................................... 106
8.9.1 Ausgussgefäße mit röhrenförmigem Ausguss ................................................................ 106
8.9.2 Ausgussgefäße mit tierförmigem Ausguss...................................................................... 107
8.10 Zisten .................................................................................................................................... 109
8.11 Drillingsgefäß....................................................................................................................... 110
8.12 Miniaturgefäße ..................................................................................................................... 111
8.13 Deckel ................................................................................................................................... 112
8.14 Spinnwirtel ........................................................................................................................... 112
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 113
8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel .......................................................................................... 114
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel............................................................................................... 114
8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil ................................................. 115
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form ............................................................. 115
8.15 Rasseln................................................................................................................................. 116
8.16 Tonständer (?) ..................................................................................................................... 116
8.17 Lampe (?) ............................................................................................................................. 117
9. Keramik – Verzierungen............................................................................................................... 118
9.1 Verzierungstechniken ........................................................................................................... 118
9.1.1 Ritzverzierung ................................................................................................................. 119
9.1.2 Kammstrich ..................................................................................................................... 120
9.1.3 Kanneluren ...................................................................................................................... 121
9.1.4 Dellen .............................................................................................................................. 124
9.1.5 Kerben ............................................................................................................................. 125
9.1.6 Einstiche .......................................................................................................................... 126
9.1.7 Stempel ........................................................................................................................... 126
9.1.8 Zahnstempel.................................................................................................................... 127
9.1.9 Abrollungen ..................................................................................................................... 128
9.1.10 Knubben ........................................................................................................................ 128
9.1.11 Leisten ........................................................................................................................... 130
9.1.12 Fingernagelkerbleisten .................................................................................................. 131
9.1.13 Grafitbemalung.............................................................................................................. 132
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung ................................................................................................. 133
9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken ............................................................................ 134
9.2 Verzierungsmotive ................................................................................................................ 136
9.2.1 Dreieck ............................................................................................................................ 136
9.2.2 Winkel.............................................................................................................................. 137
9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster .............................................................................. 139

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Statzendorf Inhalt

9.2.4 Rauten............................................................................................................................. 140


9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien................................................................................. 140
9.2.6 Kreis ................................................................................................................................ 142
9.2.7 Spirale ............................................................................................................................. 142
9.2.8 Kreuz............................................................................................................................... 143
9.2.9 Gitter ............................................................................................................................... 144
9.2.10 Strahlenmuster.............................................................................................................. 144
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen .................................................................................... 145
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive................................................................................. 146
9.2.13 Verzierung und Identität................................................................................................ 148
10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf ............................................ 151
11. Metall ........................................................................................................................................... 157
11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät ............................................................................................ 158
11.1.1 Beile .............................................................................................................................. 158
11.1.2 Lanzenspitzen ............................................................................................................... 159
11.1.3 Pfeil ............................................................................................................................... 159
11.1.4 Pferdegeschirr............................................................................................................... 160
11.1.5 Eisenringe ..................................................................................................................... 161
11.1.6 Messer .......................................................................................................................... 162
11.1.7 Pinzette ......................................................................................................................... 164
11.1.8 Nähnadeln..................................................................................................................... 164
11.1.9 Nadelbehälter (?) .......................................................................................................... 164
11.2. Tracht und Schmuck.......................................................................................................... 164
11.2.1 Anhänger....................................................................................................................... 164
11.2.2 Armschmuck ................................................................................................................. 165
11.2.3 Fibeln ............................................................................................................................ 167
11.2.4 Gürtel ............................................................................................................................ 171
11.2.5 Halsreifen ...................................................................................................................... 173
11.2.6 Nadeln........................................................................................................................... 174
11.2.7 Ringe............................................................................................................................. 177
11.2.8 Knöpfe und Nieten ........................................................................................................ 179
11.2.9 Kugeln ........................................................................................................................... 179
11.3. Weitere Metallobjekte ........................................................................................................ 180
11.3.1 Bronzegefäß.................................................................................................................. 180
11.3.2 Klammern...................................................................................................................... 181
11.3.3 Nägel............................................................................................................................. 181
11.3.4 Fragmente..................................................................................................................... 181
12. Stein............................................................................................................................................. 182
12.1 Geräte ................................................................................................................................... 182
12.1.1 Schleifsteine mit Loch ................................................................................................... 182
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch................................................................................................ 182
12.2 Anhänger.............................................................................................................................. 183
12.3 Rohstoffe.............................................................................................................................. 183
12.3.1 Silex .............................................................................................................................. 183
12.3.2 Grafit ............................................................................................................................. 183
12.3.3 Rötel.............................................................................................................................. 183
12.3.4 Sonstiges ...................................................................................................................... 183
13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte .................................................................................... 184
13.1 Zahnanhänger ....................................................................................................................... 184
13.2 Geweihscheiben.................................................................................................................... 184
13.3 Knochenobjekte .................................................................................................................... 184
13.4 Astragali ................................................................................................................................ 184
14. Gagat ........................................................................................................................................... 185
15. Harz.............................................................................................................................................. 185
16. Bernstein ..................................................................................................................................... 185
16.1 Fibelverzierungen.................................................................................................................. 185
16.2 Stabperlen ............................................................................................................................. 186
16.3 Ringe ..................................................................................................................................... 186
16.4 Perlen .................................................................................................................................... 186
17. Glas.............................................................................................................................................. 187
17.1 Ringe ..................................................................................................................................... 187
17.2 Ringaugenperlen................................................................................................................... 187

13
Statzendorf Inhalt

17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband ....................................................................... 187


18. Kommentar zur Tierknochenauswertung ................................................................................ 189
19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechtsbestimmung ............................. 191
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung .................................................................... 191
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung...................................................................... 192
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechtsbestimmung ........ 196
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft..................................................................................... 196
20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung....................................................... 199
20.1 Theoretische Überlegungen .................................................................................................. 199
20.2 Forschungsgeschichte .......................................................................................................... 201
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf ..................................... 201
20.3.1 Index Befund ................................................................................................................. 203
20.3.2 Index Gefäße................................................................................................................. 205
20.3.3 Keramikpluralität............................................................................................................ 208
20.3.4 Keramikseltenheit.......................................................................................................... 210
20.3.5 Kleinfundanzahl............................................................................................................. 212
20.3.6 Kleinfundpluralität.......................................................................................................... 214
20.3.7 Kleinfundseltenheit ........................................................................................................ 216
20.3.8 Werkstoffindex............................................................................................................... 218
20.3.9 Klassenindex ................................................................................................................. 220
20.3.10 Metallgewicht............................................................................................................... 222
20.3.11 Socistat-Index.............................................................................................................. 225
20.3.12 Fazit – der Gesamtindex ............................................................................................. 228
20.3.13 Verteilung der Gräber unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldes .. 233
20.3.14 Schlussbemerkungen zu den Berechnungen ............................................................. 234
20.4 Überlegungen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf ...... 241
20.4.1 Die Spitze der Pyramide – die reichsten Frauen- und Männergräber .......................... 241
20.4.2 Die gehobene Mittelklasse ............................................................................................ 243
20.4.3 Durchschnittlich ausgestattete Gräber .......................................................................... 244
20.4.4 Einfach ausgestattete Gräber ....................................................................................... 245
20.4.5 Beigabenlose Bestattungen .......................................................................................... 246
20.4.6 Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft ...... 247
20.5 Zur hierarchischen Gliederung der hallstattzeitlichen Gesellschaft ............................ 248
21. Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur ................................................... 254
21.1 Die Begriffe Kultur und Kulturkreis ........................................................................................ 254
21.2 Hallstättische Welt – Hallstattkultur – West- und Osthallstattkreis........................................ 256
21.3 Zum Begriff der Kalenderbergkultur ...................................................................................... 258
21.4 Zur inneren Gliederung der Kalenderbergkultur.................................................................... 262
21.5 Statzendorf und die Region Traisental-Fladnitztal ................................................................ 264
22. Chronologie der Hallstattzeit im Kalenderbergraum .............................................................. 269
22.1 Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes .................................. 269
22.2 Hallstattisierung oder der Beginn der Hallstattzeit ................................................................ 272
22.3 Das chronologische Grundgerüst der Hallstattzeit im Kalenderbergraum ............................ 275
22.4 Überregionale Synchronisationsversuche............................................................................. 277
23. Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf ............................................................................. 279
23.1 Die bisherige Datierung einzelner Grabkomplexe in der Literatur ........................................ 279
23.2 Absolute Chronologie ............................................................................................................ 281
23.3 Seriation ................................................................................................................................ 281
23.4 Vorschläge zur Datierung einzelner Gräber.......................................................................... 289
23.5 Horizontalstratigraphie und Belegungsreihenfolge ............................................................... 296
24. Zusammenfassung ..................................................................................................................... 299
25. Abstract ....................................................................................................................................... 301
26. Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 303
27. Plan des Gräberfeldes Statzendorf (Übersicht)....................................................................... 316

S. Renhart: Anthropologie ............................................................................................................... 317


M. Schmitzberger: Tierknochen aus dem hallstattzeitlichen Gräberfeld von Statzendorf ....... 342

Beilage: Plan des Gräberfeldes (1:100)

14
Statzendorf Einleitung

1. Einleitung

Das Gräberfeld von Statzendorf ist mit seinen etwa 375 Gräbern eines der größten und
aussagekräftigsten Gräberfelder der hallstattzeitlichen Kalenderbergkultur. Trotz des langen
Zeitraumes, in dem es der Forschung bekannt war, war es bis dato weder vollständig publiziert noch
analysiert. Im Rahmen der Aufarbeitung der Funde und Befunde des Gräberfeldes wurde versucht,
Hinweise auf die Gesellschaftsstruktur der hallstattzeitlichen Bevölkerung zu erlangen. Der Fokus der
Arbeit ist die Gesellschaftsstruktur und Hierarchie der Bevölkerung in der ländlichen Peripherie
herauszuarbeiten, und nicht, wie so oft, die bekannten Fürsten- oder Elitengräber der Hallstattzeit.
Das Fundmaterial des Gräberfeldes umfasst etwa 2500 Objekte, wozu die Trachtbestandteile,
Gefäßbeigaben, Tierknochen und das anthropologische Fundmaterial, die Toten des Gräberfeldes
selbst, zu zählen sind. Der Großteil der Bestatteten wurde verbrannt beigesetzt, in Urnen oder als
Brandschüttung, doch ein kleiner Prozentsatz der Bestattungen sind Körperbestattungen. Zur
Ausstattung der Toten gehören häufig mehrere Gefäße, Bestandteile eines umfangreichen Trink- und
Speisegeschirrs, Fleischbeigaben und Messer. Zur persönlichen Ausstattung zählen
Trachtbestandteile wie Fibeln, Armreifen und Ringe, Geräte wie Spinnwirtel und Schleifsteine sowie in
einigen wenigen Fällen auch Waffen.
Da das Gräberfeld von Statzendorf bereits zwischen 1903 und 1925 ausgegraben wurde, sind nicht
alle Informationen vorhanden, die bei modernen Grabungen zu erwarten wären. Trotzdem ist für diese
frühe Zeit archäologischer Forschung die Dokumentation dank der peniblen Aufzeichnungen und
Vermessungen der Ausgräber zufriedenstellend. Es wurde ein Gräberfeldplan im Maßstab 1:100
angefertigt, in dem die Lage der Skelette, Leichenbrände und Beigaben eingetragen ist,
Beschreibungen und Fotos illustrieren die Situation. Leider ist ein Teil der Dokumentation genauso wie
ein Teil des Fundmaterials heute nicht mehr auffindbar. Eine umfangreiche Quellenkritik war daher
zunächst unumgänglich, um in die Auswertung nur jene Komplexe einzubeziehen, deren
Quellenqualität dies auch zuließ. Die anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung
der einzelnen Gräber waren Grundlage für die Weiterarbeit.
Zur archäologischen Auswertung des Gräberfeldes gehören die Klassifikation der Funde mittels
dynamischer Typologie, die Seriation nach funktionalen und chronologischen Gesichtspunkten, die
Analyse der nächsten Nachbarn, die Berechnung von Sozialindices für jedes Grab und ihre
statistische Auswertung. Sozialindexberechnungen sind der Versuch einer qualitativen und
quantitativen Wertung der Beigaben und Befundsituationen für jedes Grab eines Gräberfeldes. Die
subjektive Wertung „arm“ und „reich“ wird durch Werte ersetzt, die nachvollziehbar, quantifizierbar und
statistisch auswertbar sind. Durch den errechneten Wert wird im Idealfall der soziale Rang der
Bestatteten ausgedrückt. Das Verhältnis der Werte untereinander kann ein Hinweis auf prähistorische
Gesellschaftsstrukturen sein. Nach Berechnung der einzelnen Werte wurden Zusammenhänge mit der
Bestattungsform, der Grabform, dem archäologisch bzw. anthropologisch bestimmten Geschlecht
sowie dem anthropologisch erhobenen Alter auf statistischem Wege untersucht. Dadurch konnten
detaillierte Ergebnisse erzielt werden, die bei einer großen Menge von Gräbern durch rein intuitives
Arbeiten nicht in dieser Form zustande gekommen wären.

15
Statzendorf Fundort

2. Fundort
Das Gräberfeld von Statzendorf (KG und OG Statzendorf, PB und GB St. Pölten, Niederösterreich)
befindet sich 300 m nördlich des Ortes und östlich der Bundesstraße 32, die von St. Pölten nach
Krems führt, in der „Ried Laiberkreuz“. Die Gemeinde Statzendorf hat 1420 Einwohner, eine Fläche
von 12,44 km2 und liegt auf einer Seehöhe von 295 m.

Abb. 1: Lage des Gräberfeldes (Österreichischen Karte 1:50000 Blatt 38, Krems an der Donau)

Geographisch betrachtet liegt der Fundort im Tal der Fladnitz, etwa 20 km südlich ihrer Einmündung in
die Donau, die sich zwischen dem Dunkelsteiner Wald und dem Hollenburger Hügelland befindet.
Neben randlichen Anteilen an der Böhmischen Masse mit dem kristallinen Grundgebirge gehört dieser
Raum dem "Außeralpinen Wiener Becken" mit Sanden, Tegel, Mergel und Konglomeraten an. Durch
pleistozäne Klimaschwankungen entstanden weite Schotterflächen und getreppte Flussterrassen,
wobei die höheren Terrassen durchwegs mit Löß überlagert sind.1
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes umfasst eine Fläche von bis zu 130 m Länge und 55 m
Breite. Obwohl 378 Gräber entdeckt wurden, dürfte das Gräberfeld nicht vollständig freigelegt worden
sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der die Parzelle
278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Funde mehr zutage
gekommen waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da Grabungen
jenseits der Straße keine Erfolge erbrachten. Über die südliche Ausdehnung berichtet er, dass in den
70er Jahren des 19. Jahrhunderts im Bereich der Pfarrkirche und südlich davon eine „große Zahl an
Gefäßen“ ausgegraben worden war. Bei einem von A. Dungel beschriebenem Befund, der noch weiter
südlich am Rande einer Schottergrube zutage gekommen war und den er als Verbrennungsplatz

1
Neugebauer 1993, 9.

16
Statzendorf Fundort

deutete, könnte es sich um Reste einer


mit dem Gräberfeld gleichzeitigen
Siedlung handeln. Die Ausdehnung nach
Osten bleibt ebenfalls offen.2
Die Siedlung zum Gräberfeld von
Statzendorf wird von J. Bayer auf dem
Boden des heutigen Statzendorfs ver-
mutet. „Unweit der Kirche von Statzen-
dorf, am Südostausgang des Ortes, also
auf der dem Gräberfelde entgegenge-
setzten Seite des Hügelrückens“ wurde
bei Schotterabbauarbeiten eine Brand-
schichte entdeckt, die „unzählige Ton-
scherben von derselben Beschaffenheit
wie die unseres Gräberfeldes“ enthielt
(Abb. 2: D). J. Bayer deutete den Befund
als Verbrennungsplatz und vermutete die
Siedlung zwischen Gräberfeld und
Verbrennungsplatz. Bestätigt wurde er in
seiner Vermutung durch hallstattzeitliche
Funde aus einem dazwischenliegenden
Abb. 2: Ort Statzendorf und Lage des Gräberfeldes (B)
Hohlweg (Abb. 2: C).3 Seine Vermutung
(J. Bayer 1904, 46)
kann zur Zeit weder bestätigt noch ab-
gelehnt werden, doch ist aufgrund der topographischen Situation eine Siedlung an dieser Stelle auf
jeden Fall denkbar.
Die Grabungen erstreckten sich auf vier Parzellen, die von den Ausgräbern Feld A, B, C und D
genannt wurden. Begonnen wurde auf Parzelle 280, die man als Feld A bezeichnete, danach wurden
die Grabungen nach Norden fortgesetzt, auf der Parzelle 279, die als Feld B bezeichnet wurde. Später
wurde südlich der ersten Grabungsstelle, auf Parzelle 281, dem Feld C, weiter geforscht. Zuletzt
wurden noch auf der südlich anschließenden Parzelle 282 ein kleiner Streifen ergraben, das Feld D.
Die Nummerierung der Gräber erfolgte auf jedem Feld jeweils von neuem, was vielfältige Verwirrung
gestiftet hat. Zum einen ist bei Notizen, Fotos und auch manchen Funden die Grabnummer zwar
bekannt, doch wurde nicht vermerkt, auf welches Feld sich die Angabe bezieht. Zum anderen wurde
in der Sekundärliteratur zumeist nur die Nummer des Grabes angegeben, ohne zu bedenken, dass im
Gräberfeld von Statzendorf bis zu vier Gräber mit der selben Nummer vorhanden sind.
Die Gräber auf Feld A wurden zunächst mit 1 – 119 bezeichnet. Die ersten 39 Gräber dieses Feldes
stellte A. Dungel in seiner Publikation von 1937 vor.4 Bei Feld B begann die Nummerierung wieder bei
1 und geht nun bis 148. Feld B ist der Ausschnitt des Gräberfeldes, auf den sich J. Bayer in seiner
summarischen Publikation von 1904 bezieht.5 Bei Feld C werden die ersten 14 Gräber in der
Publikation von A. Dungel als 1a – 14a beschrieben, die restlichen Gräber sind dann 15 bis 86. Das
erste Grab von Feld D bezeichnet Dungel als 1b. Auf der Parzelle wurden später noch die Gräber 2 –
21 ergraben.

Parzelle Feld Grab Bezeichnung Publikation


280 A 1-39 1-39 Dungel 1908
280 A 40-119 - -
279 B 1-81 1-81 Bayer 1904
279 B 82-148 - -
281 C 1-14 1a-14a Dungel 1908
281 C 15-86 - -
282 D 1 1b Dungel 1908
282 D 2-21 - -

2
Dungel 1908, 4.
3
Bayer 1904, 71.
4
Dungel 1908, 2 ff.
5
Bayer 1904, 47 ff.

17
Statzendorf Fundort

Um weitere Verwirrungen zu vermeiden, werden in dieser


Arbeit die Gräber jeweils zuerst mit dem Buchstaben des
Feldes und dann mit der laufenden Nummer bezeichnet
(z.B.: Grab A014, Grab B122).
Statzendorf gehört zu den südwestlichsten Fundstellen
der Kalenderbergkultur und zeigt bereits deutlich
westhallstättische Züge. Im Gebiet südlich der Donau
zwischen Pielach und Traisen sind neben Statzendorf
eine große Anzahl weiterer wichtiger Fundorte der Hall-
stattkultur zu nennen: Franzhausen, Fugging, Gemeinle-
barn, Getzersdorf, Göttweig, Groß-Rust, Hafnerbach,
Inzersdorf a. d. Traisen, Karlstetten, Klein- bzw. Großrust,
Kuffern, Oberndorf i. d. Ebene, Reichersdorf, St. Andrä a.
d. Traisen, St. Pölten, Wagram ob der Traisen und
Statzendorf.6
Weiteres zu benachbarten Fundstellen im Traisen- und
Fladnitztal sowie zur landschaftsarchäologischen Einord-
nung ist dem Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in
der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische Ein-
Abb. 3: Parzellen und Feldbezeichnungen ordnung“ zu entnehmen.

6
Nebelsick 1997, 25; Neugebauer 1988, 87; Kaus 1973a.

18
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

3. Fund- und Forschungsgeschichte


3.1 Entdeckung und Ausgrabung des Gräberfeldes
Bereits im November 1902 stieß H. Preinreich, der Sohn des Grundbesitzers K. Preinreich, im Zuge
landwirtschaftlicher Tätigkeiten - nämlich dem Ausheben von zwei Gruben zum Verwahren von
Burgunderrüben - auf ein Tongefäß. Er grub es aus, doch da es keinerlei "Schätze" enthielt, zerschlug
er es. Auf Anregung des Unterlehrers von Statzendorf, der davon erfuhr, deckte H. Preinreich jedoch
weitere drei Gräber auf, deren Fundmaterial auf ein hohes Alter schließen ließ. Er zeigte sie A.
Dungel, der eine weiterführende Untersuchung der Fundstelle vereinbarte. So wurde in den Jahren
1903 und 1904 auf dem an die Straße angrenzenden Teil der Parzelle 280 (Feld A) die Ausgrabung
der Gräber A001 bis A039 durchgeführt.7
Die Anthropologische Gesellschaft machte sich 1903 auf den Weg, um die Grabungen zu besichtigen.
Dazu wird berichtet: "Nun ging es zu dem mit Fahnen ausgesteckten Gräberfelde, wo bereits der
hochwürdigste Herr Prälat Generalabt Dr. Adalbert Dungel vom Stifte Göttweig wartete. Derselbe
hatte in dankenswerter Fürsorge drei Gräber mit ungefähr 18 Urnen in höchst anschaulicher Weise
bloßlegen lassen. Herr Kustos Szombathy entnahm dann einem Grabhügel (sic!) sorgfältig eine Urne
und untersuchte deren Inhalt. Zu aller Freude fand sich darin unter anderem auch eine ganz gut
erhaltene Bronzefibel... Ein herannahendes heftiges Gewitter trieb leider zu einem raschen Rückzuge,
doch wurden auf Anregung des hochwürdigen Herrn Prälaten Dungel noch die vom Hausbesitzer Karl
Preinreich aufgestellten Grabfunde besichtigt."8

Abb. 4: Anthropologische Gesellschaft bei der Besichtigung des Gräberfeldes im Jahr 1903

J. Bayer benachrichtigte 1904 J. Szombathy, dass die Herzogenburger bis jetzt 100 Gräber
ausgegraben haben. Am 18.5.1905 fährt J. Szombathy mit J. Bayer nach Statzendorf, um über
Grabungen für das Hofmuseum zu verhandeln, die auf den Feldern A, B und D durchgeführt werden
sollten. Zunächst bestritt J. Bayer selbst die Kosten der Arbeitslöhne und Grundentschädigungen, die
ihm nach Abtreten der Funde an das Museum erstattet wurden. Im Archiv der Prähistorischen
Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien existiert dazu die Korrespondenz zwischen J.
Szombathy und seinem Vorgesetzten, aus der auch hervorgeht, dass J. Bayer gelegentlich ein wenig
übereifrig war und J. Szombathy daher immer wieder um zusätzliches Geld bitten musste. Interessant
ist auch, in welcher Weise die Grundentschädigung durchgeführt wurde: Dr. Teltschik, der auch selbst
die Vermessung durchführte, berechnete für jeden Quadratklafter9 Feld, der ein Grab enthielt, den

7
Dungel 1908, 1 f.
8
Hein 1903, 99 ff.
9
1 Quadratklafter = 3,6 m2

19
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Betrag von 2 Kronen, für jeden Quadratklafter, der kein Grab enthielt 60 Heller und überdies einen
Betrag von 30 Heller als Entschädigung für den Schaden an Feldfrüchten.
Mit Zustimmung und im Auftrag von A. Dungel dehnte H. Preinreich seine Aufdeckungen südlich von
Parzelle 280 auf die Parzelle 281 (Feld C) und Parzelle 282 (Feld D) aus. Er konnte in den Jahren
1903, 1904 und 1906 insgesamt 14 Gräber (C001 bis C014) auf dem Feld C freilegen. Die Gräber
C015 bis C086 wurden von J. Bayer und R. Teltschik dann in den Jahren 1906 und 1907 freigelegt.
1925 wurde noch einmal gegraben, hierbei kamen die Gräber D017 bis D021 zum Vorschein.
3.2 Die Ausgräber und ihre Publikationen
Die beiden wichtigsten Persönlichkeiten, die sich um das Gräberfeld von Statzendorf bemühten,
waren J. Bayer und A. Dungel. Zu ihrer Biographie:
Josef Bayer wurde 1882 in Oberhollabrunn als Sohn eines Herzogenburger Oberlandesgerichtsrates
geboren. Schon als Kind war er bei Ausgrabungen in seiner Heimat dabei, bereits seit 1902, also in
seiner Studentenzeit, grub er in Statzendorf. Er studierte Urgeschichte an der Universität Wien bei M.
Hoernes und wurde 1907 mit dem Thema "Die Hallstatt – Periode in Niederösterreich" promoviert.
Kurze Zeit später wurde er am Naturhistorischen Museum in Wien angestellt, ab 1915 war er Kustos
und ab 1918 war er Direktor der Anthropologisch – Ethnographischen Abteilung. 1913 habilitierte sich
Bayer und lehrte von nun an als Privatdozent am Urgeschichtlichen Institut. Seinen Militärdienst
während des 1. Weltkrieges verbrachte er unter anderem im Nahen Osten, wo er ebenfalls
Gelegenheit fand, sich mit der dortigen Urgeschichte zu beschäftigen. Sein Hauptforschungsgebiet
war die Eiszeit, 1921 rief er in Wien das "Institut und die Kommission für Eiszeitforschung" ins Leben.
Er grub unter anderem in Willendorf, Langmannersdorf, Getzersdorf, Stollhofen und Nikitsch. 1931
starb J. Bayer an Bauchspeicheldrüsenkrebs.10
J. Bayer begann bereits 1904 die Ergebnisse seiner Grabungen zu publizieren. Es handelt sich jedoch
nur um einen Ausschnitt des Gräberfeldes, der zusammenfassend beurteilt wurde, um einen
Vorbericht.11 Seine handschriftliche Dissertation, in der das Gräberfeld sicher breiten Raum einnahm
und die 1907 verfasst wurde, ist heute leider verschollen.
Adalbert Dungel, 1842 in Luggau in Mähren geboren, besuchte das Gymnasium in Znaim und trat
1861 ins Benediktinerstift Göttweig ein. Nach seinem Theologiestudium im Kloster wurde er 1866 zum
Priester geweiht. In seiner Eigenschaft als Waldmeister des Stiftes hatte er Gelegenheit,
archäologische Fundstellen in seiner näheren Umgebung kennen zu lernen. Obwohl er 1886 zum Abt
gewählt wurde, fand er weiterhin Zeit, sich mit Ausgrabungen zu beschäftigen: So grub er unter
anderem die Grabhügel von Gemeinlebarn sowie Teile der Gräberfelder von Statzendorf und Kuffern
aus und publizierte auch Berichte über seine Ausgrabungstätigkeit. Zu seinen Mitarbeitern zählten
weitere Persönlichkeiten, die Bedeutendes für die Urgeschichte Österreichs geleistet haben, wie L.
Karner, L. Hacker und A. Fuchs. 1923 starb A. Dungel an Herzversagen.12
Adalbert Dungel veröffentlichte 1908 die ersten 39 Gräber von Feld A, die ersten 14 Gräber von Feld
C und ein Grab von Feld D, wobei nur ein Teil des Fundmaterials fotografisch dargestellt wurde.13
Einen wesentlichen Beitrag zur Dokumentation der Grabung erbrachte der Notar Dr. R. Teltschik
(1844 - 1939), der als Vermesser, Zeichner und Präparator J. Bayer zur Hand ging. Auf ihn geht der
unschätzbare Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 zurück. Er wurde nach Bayers Tod im
Jahre 1932 der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien übergeben.
Fotos verdankt die Nachwelt zum einen dem Kaufmann und Kommerzialrat L. Petschka (1861 - 1927),
zum anderen J. Spora, der sich in einem Brief an J. Bayer als "ehemaliger Concurrent und
prähistorischer Leichenschänder“ bezeichnet. Zwar wurden längst nicht alle interessanten Befunde
und Grabsituationen verewigt, doch einige Bilder vermitteln einen guten Eindruck von den
Grabungsbedingungen sowie der Grabungsmethode.

10
Gedenkblatt anläßlich der Enthüllung des Dr. Josef Bayer Denkmales in Spitz i. d. Wachau, am 3. September
1936, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/11; J. - W. Neugebauer 1993, 26.
11
Bayer 1904.
12
Koller 1923, 138.
13
Dungel 1908, 1 ff.

20
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

3.3 Grabungsmethode und Dokumentation


Verbindet man die Gräber am Plan ihren Nummern nach, also in der Reihenfolge, in der sie
ausgegraben wurden, so ist ersichtlich, nach welchem System gearbeitet wurde: Meistens wurden
parallel zur Straße zwei bis fünf Meter breite Streifen angelegt, die systematisch durchgraben und
erforscht wurden. Einige Fotos aus dem Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien geben einen Einblick in die damalige Situation.

Abb. 5: Bereits durchgrabenes Areal des Gräberfeldes Statzendorf

Abb. 6: Grobarbeit (links: H. Preinreich) Abb. 7: Feinarbeit (H. Preinreich)

21
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Die Dokumentation des Gräberfeldes war für die damalige Zeit vorbildlich. Der Grundpfeiler für die
wissenschaftliche Arbeit ist ein Gesamtplan im Maßstab 1:100, in dem alle Gräber, sowohl die von J.
Bayer als auch die von A. Dungel freigelegten, eingetragen sind. Zusätzlich gibt es eine
Orientierungstabelle, um die Gräber auf dem Plan schneller auffinden zu können, sowie einen Plan im
Maßstab 1:12.500, der die Lage des Gräberfeldes in Bezug auf die Ortschaft Statzendorf festhält.14
Fotos hatten damals weniger den Charakter der Befunddokumentation, sie halten aber die allgemeine
Grabungssituation anschaulich fest.15
Befundbeschreibungen dürfte es ursprünglich von allen Gräbern gegeben haben. Jene von A. Dungel
sind aus seiner Publikation bekannt, von J. Bayer existieren Beschreibungen der Gräber B124 bis
B141 im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Drei
Grabungstagebücher von R. Teltschik zu den Gräbern B001 bis B123 sind heute nicht mehr
auffindbar. Einige Informationen zum Grabungsablauf kann man aus den Notizen in den
Inventarbüchern der Prähistorischen und Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien herauslesen. Zuletzt geben noch Briefe, Eintragungen in den Notizbüchern von J.
Bayer und J. Szombathy, Schenkungsverträge, Testamente, Gedenkschriften und Nachrufe Hinweise
auf Befunde, Grabungsverlauf und Verbleib der Funde sowie der Dokumentation.16

Abb. 8: J. Bayer und R. Teltschik bei der Dokumentation eines Grabbefundes

3.4 Verbleib der Funde


Das Fundmaterial wird in mehreren Museen aufbewahrt. Der größte Teil, etwa zwei Drittel, befindet
sich in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, der zweitgrößte Posten
wird in der Stiftssammlung Herzogenburg aufbewahrt, einzelne Objekte, die keinen Gräbern mehr
zugewiesen werden können, befinden sich in den Museen von Krems und St. Pölten. Durch Tausch
kamen 1953 drei Gefäße sogar ins Nationalmuseum Kopenhagen, zwei Gefäße aus dem
Diözesanmuseum Brixen sind jüngst publiziert worden.17
Der Verbleib der Funde wurde in einem Dokument von 1931 vereinbart, das von U. Steiner, dem
Stiftsprobst von Herzogenburg, J. Bayer und R. Teltschik unterzeichnet wurde. Demnach wurden die
Funde der Jahre 1903 bis 1905, die von J. Bayer und R. Teltschik bei den Grabungen der ersten 123
14
Die Vorzüge und Schwächen des Planes werden im nachfolgenden Kapitel erörtert.
15
Für die Erlaubnis, Fotos aus dem Archiv abzudrucken, danke ich den Verantwortlichen im Naturhistorischen
Museum Wien.
16
Plan, Fotos und Beschreibungen werden im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien aufbewahrt, der Nachlass von J. Bayer befindet sich im Stift Herzogenburg.
17
Kaufmann 1999, 199 ff.

22
Statzendorf Fund- und Forschungsgeschichte

Gräber auf Feld B angefallen waren, zunächst bis 1910 von R. Teltschik restauriert. Nach und nach
wurden sie - da dies offenbar die günstigste Lösung war - in den Räumlichkeiten des Stiftes
untergebracht. Der damalige Prälat F. Schmolk verpflichtete sich nicht nur zur angemessenen
Unterbringung des Fundgutes, sondern auch dazu, keine Stücke an Dritte zu entlehnen und die
Sammlung für die wissenschaftliche Bearbeitung sowie "unter entsprechenden Vorsichten auch dem
Publikum" zugänglich zu halten. Das Stift bekam Kopien der Grabungsdokumentation, deren Original
aber bei den Ausgräbern verblieb. Seitdem die Grabungen aber vom Naturhistorischen Museum
vorgenommen wurden, also seit 1906, kamen die Funde nach Wien. Für den Fall, dass eine
ordentliche Unterbringung der alten Funde in Herzogenburg nicht mehr möglich wäre, wurde
vereinbart, die Funde zur weiteren Verwahrung ins Naturhistorische Museum in Wien zu bringen.18
In seinem Testament vermacht R. Teltschik seinen "Hälfte-Anteil an der im Stifte befindlichen
Sammlung aus dem prähistorischen Gräberfeld in Statzendorf" dem Augustiner Chorherrenstift in
Herzogenburg.19 Lotte Adametz, langjährige Freundin und Mitarbeiterin J. Bayers, schenkt 1959 die
andere Hälfte des Fundgutes, die J. Bayer gehört hatte und die ihr vererbt worden war, ebenfalls dem
Stift Herzogenburg. Im Schenkungsvertrag ist der geschätzte Wert des Fundgutes von 468.- Schilling
vermerkt.20
Bereits im Mai 1904 wurde dem damaligen Hofmuseum von A. Dungel Funde des Gräberfeldes
Statzendorf als Geschenk angeboten. "Die Funde sind in ganz verläßlicher Art gräberweise geordnet
und daher von vollem wissenschaftlichem Wert. Sie sind die reichsten und wertvollsten, welche bisher
aus alt-hallstättischen Gräbern gehoben wurden und erscheinen daher als eine ganz besonders
erwünschte Bereicherung unserer prähistorischen Sammlung. Ihr Wert ist auf 1600 Kronen zu
schätzen.“21
1905 wurden die Funde mit den Inventarnummern 38097 – 38193 und 38246 – 38356 inventarisiert,
im Inventarbuch unterschrieben haben M. Hoernes und J. Szombathy. Ab 1906 kamen die Funde
direkt in die Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. 1909 wurden Funde der Gräber
B124 bis B138 unter den Inventarnummern PA 43085 – 43255 von J. Bayer selbst der Sammlung
einverleibt, Inventare der Gräber C015 bis C083 unter den Nummern PA45036 – 45428. 1932 kamen
Stücke aus der Sammlung Dungel nach Wien, die unter den Nummern 56049 – 56300 von K. Krenn
inventarisiert wurden. Weitere Funde aus dem Gräberfeld werden unter den Nummern 72168 –
72171, 56049 – 56300, 86329 – 86387 und 86435 – 86440 geführt.

Feld Grab Grabungsjahre Ausgräber Verbleib


A 1-39 1903-1904 A. Dungel PA 38097-38193, PA 38256-38356, PA 56157-56266
A 40-118 1905 J. Bayer PA 42638-43076
B 1-123 1903-1904, 1906 J. Bayer / R. Teltschik Stift Herzogenburg
B 124-148 1906 J. Bayer PA 43085-43255
C 1-14 1903-1904 A. Dungel PA 38194-38231, PA 38330-38345
C 15-83 1906-1907 J. Bayer PA 45036-45428
C 84-85 1906 J. Bayer PA 56075-56087
D 1 1903-1904 A. Dungel PA 38201, PA 38328-29
D 19-21 1925 J. Bayer PA 86329-86381
D 2-19 1907 J. Bayer PA 56100-56154 ?
D o.A. 1907 J. Bayer PA 56155-56156
o.A. o.A. o.A. o.A. PA 56267-56300, 86382-86387, 56049-56074, 56088-99
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum Krems AN 3079-3086
o.A. o.A. o.A. o.A. Museum St. Pölten 56, 59, 137-139, 143, 155

18
Gedenkschrift betreffend die im Stifte Herzogenburg befindliche Sammlung von Funden aus dem
prähistorischen Gräberfelde in Statzendorf, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/1.
19
Testament von Notar Dr. Teltschik 1938, Stiftsarchiv Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/7.
20
Schenkungsurkunde von Frau Lotte Adametz (Statzendorfer Funde) an das Stift Herzogenburg, Stiftsarchiv
Herzogenburg, Nachlass Bayer 2/9 und 2/10.
21
Brief J. Szombathy an seine Vorgesetzten, 20. 5. 1904.

23
Statzendorf Quellenkritik

4. Quellenkritik

Bei der Auswertung eines Gräberfeldes, dessen Ausgrabung etwa 100 Jahre zurück liegt, ist es
notwendig, die Aufzeichnungen und Inventare sorgfältig zu überprüfen und ihre Zuverlässigkeit zu
bewerten. Keinesfalls soll dieses Kapitel als Kritik an den Ausgräbern missverstanden werden, die für
ihre Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Die Beschreibung und Auswertung der Befunde des
Gräberfeldes von Statzendorf stützt sich auf verschiedene Quellengattungen, die leider nicht für alle
Gräber im gleichen Maße zur Verfügung stehen: Es sind dies der vollständige Plan des Gräberfeldes,
die verbale Beschreibung von Befundsituationen, Fotos sowie die Inventarlisten der Gräber.
4.1 Erkennen und Benennen der Grabkomplexe
Im Wesentlichen wurde an J. Bayers bzw. A. Dungels Einteilung der Gräber nichts verändert, da sie
als Ausgräber für das Erkennen und Benennen der Grabkomplexe verantwortlich waren und jede
nachträgliche Korrektur nicht mehr verifiziert werden könnte. Zweifel drängen sich lediglich bei
wenigen Komplexen auf: Es sind dies die Gräber A028, C046 und C048, die jeweils zwei
Leichenbrände beinhalten und deren Geschirrsatz und -lage auch darauf hinweisen, dass es sich um
jeweils zwei getrennte Komplexe handeln könnte. Umgekehrt verhält es sich bei den Gräbern B002
und B003, deren gemeinsame, annähernd rechteckige Steinlage darauf schließen lässt, dass es sich
um nur einen Komplex handelt. Zudem sind bei Grab B003 im Plan weder Leichenbrände noch
Gefäße eingezeichnet.
4.2 Der Gesamtplan des Gräberfeldes
Der Gesamtplan des Gräberfeldes im Maßstab 1:100 wurde vom Notar Dr. Teltschik aus
Herzogenburg angefertigt und 1921 fertiggestellt. Bayer publiziert bereits einen kleinen Ausschnitt
1904,22 der bis auf einige Details mit dem Originalplan übereinstimmt. Im Zweifel wurde der
überarbeiteten Version des publizierten Planes der Vorzug gegeben. Im Plan wurden Ganzgefäße als
Kreise verschiedener Größe abgebildet, die Lage des Leichenbrandes oder der Skelette eingetragen,
Steinsetzungen eingezeichnet und die Lage der Tierknochen sowie der Messer durch ein Symbol
vermerkt. Im großen und ganzen ist der Plan sehr brauchbar, wenn auch einige Fragen offen bleiben.
Durch die geringe Maßstabsgröße sind Details schwer zu erkennen. Der Gesamtplan ist jedoch die
Grundlage des Befundkataloges, da nur er Hinweise auf alle Befunde gibt.
Für den Befundkatalog wurden dem Plan folgende Angaben entnommen: Aus dem Plan kann
herausgelesen werden, ob die einzelnen Gräber Steinabdeckungen oder Steinumstellungen
aufweisen. Steinumstellungen sind zumeist nur einzelne Steine, die am Rand der Grabgrube
aufgefunden und eingezeichnet wurden. Sie trennen häufig benachbarte Grabgruben voneinander.
Steinabdeckungen hingegen sind Steinlagen, die das Grab zur Gänze oder teilweise bedecken. Sie
haben häufig eine rechteckige oder quadratische Form. Bei Körperbestattungen kann die
Orientierung, die Lage des Skelettes und die Lage der Beigaben angegeben werden.
Brandbestattungen können danach unterschieden werden, ob ein, zwei oder kein Leichenbrand
eingezeichnet ist, ob er in Form eines Leichenbrandhäufchens oder in einer Urne niedergelegt wurde
und in welcher Position der Leichenbrand bzw. die Brandurne in Bezug zu den anderen Gefäßen liegt.
In einigen Fällen kann die Inventarnummer der Urne bzw. des Urnendeckels angegeben werden. Zum
Befund gehört zudem die Gesamtzahl der Gefäße, aufgeschlüsselt in kleine, mittelgroße und große
Gefäße, wobei diese Angabe zu nicht unwesentlichem Teil dem Auge des Betrachters entspringt. Als
Maßstab für große Gefäße wurden diejenigen genommen, in denen ein kleineres eingezeichnet ist,
das dann als Maßstab für die kleineren Gefäße genommen wurde, da man annehmen kann, dass es
sich um Kegelhalsgefäße mit innenliegenden Henkelschalen handelt.23 Ist ein solcher Befund im Plan
ersichtlich, wird er extra angeführt. Außerdem wird die Lage der Großgefäße in Bezug zum Rest des
Ensembles angegeben. Zuletzt werden noch Messer und Tierknochen erwähnt, falls sie eingezeichnet
wurden.
4.3 Verbale Beschreibungen
Von 97 Gräbern sind verbale Beschreibungen vorhanden, es sind dies die Gräber A001 – A039
(Dungel), A084 (Szombathy), B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028,
B037, B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 (Bayer in
summarischer Form), B124 – B141 (Bayer), C001 – C014 (Dungel), D001 (Dungel) und D021 (Bayer).

22
Bayer 1904, Taf. 1.
23
J. Bayer erwähnt, dass in Grab B047 die kleine Schale in einem gerippten Henkeltopf lag, der „die Stelle der
üblichen, großen Urne vertrat“ (Bayer 1904, 52.)

24
Statzendorf Quellenkritik

Die Quellen zu den Beschreibungen waren die Publikationen von J. Bayer 1904 und A. Dungel 1908,
Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer, die Korrespondenz zwischen J. Bayer und J.
Szombathy, sowie die vorhandenen Notizbücher von J. Bayer und J. Szombathy, die in der
Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien verwahrt werden. Verbale
Befundbeschreibungen wurden im Befundkatalog wörtlich übernommen. Beschreibungen der Funde,
die im ursprünglichen Text eingeflossen sind, wurden jedoch ausgelassen und mit (...)
gekennzeichnet. Auf die Wiedergabe von Größenangaben und Hinweise auf Abbildungen wurde
ebenfalls verzichtet. In den Beschreibungen aus dem Nachlass J. Bayer werden Gefäße zum Teil mit
Buchstaben bezeichnet, die offenbar in Skizzen eingetragen waren, die allerdings nicht mehr
vorhanden sind. Da sie somit heute wertlos sind, werden die Bezeichnungen hier nicht genannt.
Sowohl J. Bayer als auch A. Dungel bezeichnen große Kegelhalsgefäße als „Halsurnen“ oder nur als
„Urnen“, unabhängig davon, ob sie Leichenbrand enthielten oder nicht. J. Bayer bezeichnet alle
Schalen, also auch Einzugsrandschalen, als „Schüsseln“, Henkelschalen als Henkelschalen. Für
Dungel sind kleinere Gefäße immer Schalen oder Schälchen.
J. Bayer war offensichtlich ein äußerst verlässlicher Aufzeichner. Die Angaben seiner Beschreibungen
passen mit den Plänen in erstaunlicher Präzision überein, besonders in der Anzahl der Gefäße. Bayer
vermerkt die Grabtiefe, ob die Urne abgedeckt ist oder nicht, ob Messer und Tierknochen vorhanden
sind und beschreibt die Lage der Gefäße. A. Dungel beschreibt die Befundsituation weniger
systematisch und nur dann, wenn es ihm notwenig erscheint, in vielen Fällen begnügt er sich mit dem
Aufzählen des Inventars. Trotzdem konnten manche seiner Aussagen zur Ergänzung des Befundes
herangezogen werden.
4.4 Fotos
Im Archiv der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien sind zahlreiche
Fotos auf Glasplatten und deren Abzüge lagernd. Die Fotografen waren L. Petschka und J. Spora.
Viele Fotos geben die Grabungssituation, die Arbeiten oder die frisch restaurierten Funde wieder. 56
Fotos geben Hinweise auf Befunde, doch ist leider nur selten vermerkt, welches Grab fotografiert
wurde.
4.5 Inventare
Die Geschichte des Verbleibs der Funde aus Statzendorf wurde bereits im vorherigen Kapitel
behandelt. Bei den im Stift Herzogenburg aufbewahrten Funden gibt es keinen Zweifel an der
Zuordnung der Funde zu Feld B. Bei den in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen
Museums Wien verwahrten Funden ist im Inventarbuch jeweils der Ausgräber, das Jahr und die
Parzelle vermerkt, so dass die Inventare eindeutig den jeweiligen Gräbern zugeordnet werden
konnten. In einigen Fällen ist aber weder das Feld, noch das Grab bekannt, diese Funde wurden als
Streufunde (Strf) bezeichnet, in manchen Fällen ist nur die Feldzugehörigkeit bekannt (z.B.: StrfB), bei
anderen die Grabnummer, ohne das ein Feld genannt wäre (z.B.: Strf024).
Bei Durchsicht der Funde ergaben sich für die Inventarnummern PA56049 – PA56300 Zweifel an ihrer
Zuordnung zu den betreffenden Gräbern. Die Nummern PA56049 bis PA56070 waren der „Fundstelle
A“ sowie folgenden Grabinventaren zugeordnet:

A Grab 4 PA56049 - PA 56050


A Grab 8 PA56051 - PA56058
A Grab 9 PA56059 - PA56062
A Grab 10 PA56063 - PA56064
A Grab 11 PA56065 - PA56069
A Grab 94 PA56070

Es handelt sich durchwegs um Gräber, die A. Dungel bereits 1908 publizierte und beschrieb, von den
Fundstücken aber wird keines in seiner Beschreibung erwähnt. Bei Grab A004 lässt sich das vielleicht
dadurch erklären, dass die zwei Gefäßfragmente in seinen Augen keiner Beschreibung bedurften. Bei
Grab A008 allerdings werden in der Beschreibung zwei Gefäße erwähnt, die nicht abgebildet und mit
Inventarnummern erwähnt werden. Allerdings sind laut K. Krenns Zuordnung im Inventar immerhin
sieben Gefäße zuviel, was sich auch in keiner Weise mit den vier im Plan eingezeichneten Gefäßen
deckt. Bei Grab A009 verhält es sich genauso. Beschreibung, Plan und ursprüngliches Inventar
stimmen mit neun Gefäßen überein, die vier zusätzlichen können nicht in das Grab gehören. Bei Grab
A010 passen die zwei zusätzlichen Gefäße ebenso wenig in das Inventar wie bei Grab A011 die
zusätzlichen vier. Die Schale mit facettierter Randzone, die nachträglich dem Grab A094 zugeordnet
wurde, bleibt im Rahmen dieser Erfahrungen ebenfalls unsicher. Die Zuordnung der Komplexe zu

25
Statzendorf Quellenkritik

Fundstelle A lässt sich jedenfalls definitiv ausschließen. Versucht man aber, die Funde in den Gräbern
der anderen Felder unterzubringen, ergibt sich folgendes Bild: Aus der Tabelle kann man entnehmen,
dass die Übereinstimmung in keinem Fall sehr gut ist. Auszuschließen ist zunächst Feld D, wo in drei
Fällen mehr Gefäße im Inventar als im Plan aufscheinen, und Feld B, wo das einmal der Fall ist. Am
ehesten wahrscheinlich wäre die Zuordnung zu Feld C. Da auch dies unsicher ist, können die Funde
lediglich als geschlossene Grabfunde gewertet werden. Sie werden als Gräber GA04, GA08, GA09,
GA10 und GA11 bezeichnet. Die Inventarnummern PA56071 – PA56074 sind allgemein als
Streufunde zu werten, gehören aber keinesfalls zu Grab A119, für das im Plan keinerlei Gefäße
eingezeichnet sind.

Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan


Grab 4 0-2 4 3 1
Grab 8 5-8 7 7 4
Grab 9 4 4 5 10
Grab 10 2 4 2 1
Grab 11 4 1 9 0
Grab 94 1 5 - -

Der „Fundstelle C“ waren Funde mit folgenden Inventarnummern zugeordnet worden:

C Grab 1 PA56075
C Grab 84 PA56076 - PA56082
C Grab 85 PA56083 - PA56087
C Strf PA56088 - PA56093

Die Henkelschale PA56075 stört nicht im Grabinventar C001, bei Grab C084 sind sechs Gefäße im
Plan eingezeichnet und da diesem Grab keine anderen Funde zugeordnet werden, kann das Inventar
stimmen. Grab C085, im Plan mit drei Gefäßen, weist im Plan mit den Inventarnummern PA56083 –
PA56086 drei Gefäße auf, die passen könnten. Die Zuordnung kann also stimmen, kann aber nicht
durch Beschreibungen verifiziert werden.

Die nächste Gruppe von Inventarnummern war der Fundstelle D zugeordnet worden:

D Grab 1 PA56094 - PA56099


D Grab 2 PA56100 - PA56107
D Grab 3 PA56108 - PA56109
D Grab 4 PA56110 - PA56111
D Grab 5 PA56112 - PA56113
D Grab 6 PA56114
D Grab 7 PA56115 - PA56117
D Grab 8 PA56118 - PA56128
D Grab 9 PA56129 - PA56133
D Grab 11 PA56134 - PA56137
D Grab 12 PA56138
D Grab 13 PA56139 - PA56140
D Grab 16 PA56141 - PA56150
D Grab 17 PA56151 - PA56152
D Grab 18 PA56153
D Grab 19 PA56154

Grab D001 wird von A. Dungel als einfaches Grab mit drei Gefäßen und einem Eisenring beschrieben,
die auch vorhanden sind. Das Inventar PA56094 - PA56099 mit Spinnwirtel, Harfenfibel und
Bronzeringen wird nicht erwähnt und gehört sicher nicht dazu. Dank der Beschreibungen ist auch Feld
A und C auszuschließen. So bleibt als einzige Möglichkeit eine Zuordnung zu Feld B. Die Funde von
Feld B sind allerdings im Stift Herzogenburg aufbewahrt, und die Inventare wurden meines Wissens
nicht getrennt. Allerdings sind am Plan drei Gefäße eingezeichnet, was sich mit dem Gesamtinventar
decken könnte. Für den Rest des Feldes D sind ausschließlich Inventarnummern der 56000er Serie
zugeordnet. Leider existieren für diese Gräber keine Beschreibungen, nur die Angaben aus dem Plan
können zu Rate gezogen werden. Feld A kann aufgrund der Beschreibungen ausgeschlossen werden,
bleiben Feld B, C und D zum Vergleich. Dass weniger Gefäße im Inventar als am Plan vorhanden
sind, ist möglich, allerdings sollten es nicht wesentlich mehr Gefäße sein.

26
Statzendorf Quellenkritik

Grab Gefäße Inventar Feld B Plan Feld C Plan Feld D Plan


Grab 2 5-7 7 0 3
Grab 3 1 0 6 4
Grab 4 0 4 3 1
Grab 5 2 5 4 1
Grab 6 1 5 1 2
Grab 7 1-4 2 2 1
Grab 8 7-8 7 7 4
Grab 9 1 4 5 10
Grab 10 0 4 2 1
Grab 11 0 1 9 0
Grab 12 1 7 1 0
Grab 13 2 6 8 7
Grab 14 0 2 5 1
Grab 15 0 2 0 2
Grab 16 6 8 0 9
Grab 17 keine 56*** 3 0 5
Grab 18 keine 56*** 2 6 6
Grab 19 keine 56*** 1 0 8

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, ist die Übereinstimmung in jedem Fall schlecht, die Grabfunde
können keinem Feld eindeutig zugeordnet werden. Sie werden daher als geschlossene Grabfunde
behandelt und als GD02 – GD19 bezeichnet.
Die Inventarnummern PA56157 – PA56266 sind im Inventarbuch zwar Gräbern zugeordnet, allerdings
steht darüber „Gräber ohne Parzellenangabe“ vermerkt. Sofort fällt auf, dass 39 Gräber angegeben
sind, genau so viele, wie A. Dungel 1908 auf Feld A beschreibt. In seinen Beschreibungen gibt es
Funde, deren Inventarnummern er in Klammer gesetzt hat, manche Funde werden allerdings nur
beschrieben und die Angabe der Inventarnummer fehlt. Aufgrund der Beschreibung von Form, Farbe
und Verzierung, vor allem aber der Angabe von Maßen wurden für Grab 2, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 20,
21, 22, 24, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 34, 36, 38 und 39 entsprechende Gefäße gefunden. Bei Grab A005
steht allerdings eindeutig fest, dass keine Gefäße erhalten sind und es keine weiteren Beigaben gibt.
Grab A011 enthält in der Beschreibung keine Angaben, die auf weitere Funde schließen lassen, bei
Grab A018, A019 und A035 ist die Zuordnung ebenfalls möglich, aber nicht sicher. Alles in allem ist es
sehr wahrscheinlich, dass die Inventarnummern Feld A zuzuordnen sind.
4.6 Vergleich der Quellengattungen
Der Vergleich der Fotos mit dem Plan des Gräberfeldes spricht für die Qualität des Planes.
Beispielhaft sind hier einige Fotos den Planausschnitten gegenübergestellt, wobei die Ausschnitte aus
dem Plan jeweils genordet sind. Das auf den Kopf gestellte Quadrat bezeichnet die Lage des
Leichenbrandes.

Abb. 9: Plan des Grabes B005 Abb. 10: Foto des Grabes B005

Grab B005 wurde von Westen fotografiert, deutlich sind die vier intakten und das zerdrückte Gefäß zu
erkennen. Ihre Lage entspricht völlig der auf dem Gesamtplan. Durch den Vergleich des Befundfotos

27
Statzendorf Quellenkritik

mit dem vorhandenen Inventar des Grabes konnten einige Gefäße auf dem Plan eindeutig zugeordnet
werden.

Abb. 11: Plan des Grabes B034 Abb. 12: Foto des Grabes B034

Grab B034 wurde als Beispiel eines Grabes mit Steinabdeckung herausgegriffen. Deutlich ist auf dem
Foto die unregelmäßige Steinlage zu erkennen. Das Foto wurde vermutlich von Südwesten aus
gemacht. Im Foto ist das Kegelhalsgefäß mit innenliegender Henkelschale noch unter einem Stein
verdeckt, dieser ist im Plan nicht mehr eingezeichnet worden. Auch bei flächigen, rechteckigen
Steinabdeckungen ist im Plan die Mitte häufig ausgespart, um die Gefäße besser sichtbar zu machen.
Der Charakter der Steinlage ist durch die Zeichnung im Plan jedenfalls definiert.

Abb. 13: Plan des Grabes B104 Abb. 14: Foto des Grabes B104

Grab B104 sei als Beispiel eines Körpergrabes gezeigt. Die ursprünglich vorhandene Steinabdeckung
ist auf dem Foto nicht mehr zusehen. Es wurde offenbar von Nordwesten fotografiert. Das Foto konnte

28
Statzendorf Quellenkritik

aufgrund der Lage der Beigaben identifiziert werden: Zur linken Seite des Skelettes fand sich ein
großes Kegelhalsgefäß, dahinter drei kleinere Gefäße, davor ebenfalls ein kleineres Gefäß. Im
Inventar des Grabes sind heute lediglich ein großes Kegelhalsgefäß, eine Schale und das Bruchstück
einer Henkelschale vorhanden. Aus dem Plan24 ist ersichtlich, dass die Zahl der Gefäße wesentlich
größer gewesen sein muss und aus dem Foto geht hervor, dass das Skelett mit mindestens einem
Unterarmreif vorgefunden wurde.

Abb. 15: Plan des Grabes D020 Abb. 16: Foto des Grabes D020

Grab D020 fällt durch den einzelnen, großen Stein am Rand der Grabgrube auf. Auch auf dem Foto
ist dieser deutlich zu erkennen, sowohl in der Größe als auch in der Form entspricht er jenem im Plan.
Obwohl das südlichste Gefäß im Foto abgeschnitten ist, konnte durch Vergleich des Fotos mit dem
Inventar auf die Inventarnummern geschlossen werden.
Beim Vergleich des Gesamtplanes mit den leider nur in einigen Fällen vorhandenen Beschreibungen
konnten einige Gefäße und Kleinfunde auf dem Plan exakt identifiziert werden, etwa wenn die
Inventarnummer des Gefäßes erwähnt wird, in dem sich der Leichenbrand befand, und am Plan in
einem Gefäß Leichenbrand eingezeichnet ist. In der Umzeichnung des Planes wurde die
Inventarnummer dann ohne Fragezeichen übernommen. In einigen Fällen konnte der Plan aufgrund
der Beschreibung leicht ergänzt werden, aber nur dann, wenn aus der Beschreibung die genaue
Lokalisation der Objekte hervorgeht. Wird in der Beschreibung etwa erwähnt, der Leichenbrand
befände sich zwischen den beiden (im Plan eingetragenen) Schalen, so ist die Lokalisation klar, wird
nur pauschal erwähnt, im Grab befänden sich auch Tierknochen, wurde nichts eingetragen. In einigen
Fällen ließ sich aufgrund des dem Grab zugeordneten Inventars auf die Inventarnummern schließen.
Ist bei einem Grab zum Beispiel nur ein Großgefäß mit innenliegender Henkelschale verzeichnet und
im Inventar befinden sich korrespondierende Objekte, so wurde die Inventarnummer mit Fragezeichen
eingetragen.
Beim Vergleich der Beschreibungen mit dem Plan fielen folgende Unterschiede auf: Bei den Gräbern
B001 und B027 handelt es sich um Leichenbrandhäufchen, die unter Gefäßen gefunden wurden, sie
erscheinen im Plan jedoch genauso wie Urnenbestattungen. Bei A009 und A013 konnte geklärt
werden, dass es sich um Urnenbestattungen handelt, obwohl im Plan kein Leichenbrand eingetragen
ist. Bei A028 werden in der Beschreibung zwei statt nur einem Leichenbrand vermerkt. Bei B127
handelt es sich um ein Grab, bei dem kein Leichenbrand, aber einige Schädelbruchstücke gefunden
wurden. A014 dürfte mit Steinen abgedeckt gewesen sein, obwohl im Plan nichts davon eingezeichnet
ist. Bei den Gräbern A001, A012 und B133 scheinen in der Beschreibung mehr Gefäße auf als im
Plan, und in diesen Fällen kann dies nicht durch das Abdecken der Urne durch eine Schale oder
dergleichen erklärt werden.
Der Vergleich des Planes mit den vorhandenen Grabinventaren ist zum Teil problematisch. In den
meisten Fällen ist die Übereinstimmung gut, aber nicht hundertprozentig. Um einen Überblick zu
erlangen, welche Grabinventare vollständig sind, wurde für jedes Grab die Anzahl der Gefäße,
Messer, Kleinfunde und Tierknochen in Plan und Beschreibung gezählt und mit dem vorhandenen
Inventar verglichen. Die Vollständigkeit des Inventars wurde dann nach dem Schulnotenprinzip
bewertet.

24
Das Skelett wurde bei der Umzeichnung stilisiert wiedergegeben.

29
Statzendorf Quellenkritik

4.7 Bewertung der Inventarvollständigkeit


Die Bewertung der Inventarvollständigkeit ergibt sich aus den Einzelwerten für die Vollständigkeit von
Keramik, Messer und Kleinfunden durch das Errechnen des Mittelwertes.
Die Gefäßvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 187 50 %
1*= zu viele Gefäße im Inventar 9 2%
2= 1 Gefäß fehlt 65 17 %
3= 2 Gefäße fehlen 48 13 %
4= 3 Gefäße fehlen 22 6%
5= mehr als 3 Gefäße fehlen 42 11 %
373 100 %
Zunächst wurde die Gesamtzahl der Gefäße nach dem Plan ermittelt, ebenso wie die Gesamtzahl der
Gefäße in den Beschreibungen. Danach wurden die Gefäße in den Inventaren gezählt, wobei jeweils
ein Minimalwert (ohne fragmentierte Gefäße) und ein Maximalwert (mit Fragmenten) erhoben wurde.
Nun wurde die Differenz der Anzahl der im Grab eingetragenen Gefäße (bzw. der Beschreibung, wo
vorhanden) und der im Inventar vorhandenen Gefäße gebildet, und zwar jeweils für den Minimalwert
und Maximalwert. War eines der Ergebnisse 0, d.h. stimmt die Anzahl der Gefäße im Plan bzw. der
Beschreibung exakt überein, ergab das die Note 1. Fehlt 1 Gefäß, wurde die Note 2 vergeben, fehlen
2 Gefäße, die Note 3, fehlen 3 Gefäße, die Note 4 und ab 4 fehlenden Gefäßen die Note 5.
Waren zu viele Gefäße im Grab, wurde bei bis zu 2 Gefäßen die Note 1 belassen. Gräber mit mehr als
2 Gefäßen zuviel erscheinen auf den ersten Blick generell fragwürdig, und wurden zur Vorsicht mit 1*
bezeichnet.
Viele Gefäße fehlen, da sie entweder gleich bei der Grabung nicht mitgenommen wurden, nicht zu
restaurieren waren, später verlorengegangen sind oder keinem Grab mehr zugeordnet werden
konnten. Dungel schreibt dazu selbst: „Die Gegenstände, welche in der vorstehenden Beschreibung
aufgezählt, aber ‚als nicht mehr vorhanden' bezeichnet sind, waren teils so schlecht erhalten, dass sie
nicht konserviert werden konnten, teils sind sie wahrscheinlich identisch mit einer Anzahl der
nachfolgenden Objekte, welche nicht mehr mit bestimmten Gräbern in Verbindung gebracht werden
konnten.“25 Trotzdem wurden einige Funde noch nach seiner Publikation Gräbern zugeordnet,
vermutlich im Zuge der Inventarisierung der Funde nach der Schenkung des Stiftes Herzogenburg an
die Prähistorische Sammlung.

Sind mehr Gefäße vorhanden, als im Plan eingetragen wurden, liegt das an zwei Gründen: Zum einen
sind manche Gefäße, vor allem die Urnen im eigentlichen Sinne, also die Leichenbrandbehälter, mit
Schalen oder dergleichen abgedeckt gewesen, im Plan wurde das Ensemble dann aber nur mit einem
Kreis vermerkt, zum anderen wurden Gefäßbruchstücke nicht im Plan festgehalten, sondern lediglich
Ganzgefäße.
Die Messervollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 54 15 %
(bei 1 – 2 Messern)
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 255 68 %
(kein Messer vorhanden)
1*= zu viele Messer im Inventar 37 10 %
3= 1 – 2 Messer fehlen 27 7%
373 100 %
Bei den Messern ist die Übereinstimmung zwischen Plan, Beschreibung und Inventar nicht mehr sehr
überzeugend. Bei den 81 Gräbern, wo sowohl Plan als auch Beschreibung vorliegen, stimmen die
Angaben in 76 Fällen überein, bei vier Gräbern sind im Plan keine Messer verzeichnet, bei einem
Grab ist im Plan eines eingezeichnet, das in der Beschreibung nicht vorliegt. Die größten
Unterschiede zeigen sich zwischen Plan/Beschreibung und tatsächlichem Inventar. In 37 Fällen sind
zu viele Messer vorhanden, in 27 fehlen ein bis zwei Messer. Von insgesamt 124 Messern im Inventar
sind lediglich 96 im Plan oder der Beschreibung vermerkt. Möglicherweise sind Messer, die in Urnen
lagen, nicht im Plan eingezeichnet. In Grab A051 und B049 fehlen jeweils zwei Messer, in Grab A002,
A003, A010, A012, A028, A032, A033, A041, A058, A074, B008, B058, B061, B082, B085, B091,
B105, B121, C008, C014, C021, C047, D003, D009 und D001 jeweils ein Messer, das im Plan
eingezeichnet oder in der Beschreibung vermerkt ist. Bei den Gräbern A014, A037, A042, A055,
25
Dungel 1908, 36.

30
Statzendorf Quellenkritik

A065, A071, A072, A077, A078, A080, A086, A091, A094, A098, A099, A102, A106, A108, A109,
A118, B144, B146, C018, C020, C026, C029, C030, C035, C037, C039, C045, C046, C065, C067,
C074, C081 und D018 sind jeweils ein bis drei Messer im Inventar, die weder im Plan noch in der
Beschreibung aufscheinen.
Noch gravierender zeigt sich der Unterschied bei den Tierknochen, die Angaben zwischen Plan,
Beschreibung und Inventar divergieren so sehr, dass klar wird, dass Tierknochen nur ausnahmsweise,
keinesfalls jedoch regelhaft geborgen wurden und sich aus dem Vorhandensein oder
Nichtvorhandensein von Tierknochen im Inventar keine Schlüsse ziehen lassen.
Tierknochen weder in Plan/Beschreibung noch im Inventar 297 80 %
Tierknochen nur Plan/Beschreibung 19 5%
Tierknochen nur im Inventar 49 13 %
Tierknochen in Plan/Beschreibung und im Inventar 7 2%
373 100 %
Die Kleinfundvollständigkeit wurde folgendermaßen bewertet:
1= völlige Übereinstimmung von Plan/Beschreibung und Inventar 69 35 %
1*= zu viele Kleinfunde 3 2%
2= 1 Kleinfund fehlt 2 1%
3= 2 Kleinfunde fehlen 1 1%
4= mehr als 2 Kleinfunde fehlen 0 0%
5= Kleinfunde aus den Inventaren aussortiert 123 62 %
198 100 %
Erfreulich und erstaunlich zu gleich ist die gute Übereinstimmung der Kleinfunde in der Beschreibung
und im Inventar. Zur Kontrolle der Vollständigkeit der Kleinfunde stehen nur Angaben aus den
Beschreibungen zur Verfügung. Die Kleinfunde wurden im Plan nicht eingezeichnet, sieht man von
Ausnahmen wie den Lanzenspitzen aus Grab C013 und den Rasseln aus Grab B132 ab. Die
Beschreibungen und Inventare passen mit erstaunlicher Genauigkeit überein, und zwar bei 65 von 82
beschriebenen Grabkomplexen. Bei Grab A009, A018, B132 und B136 fehlen jeweils ein bis zwei
Funde, die aber anscheinend schon bei der ersten Inventarisierung nicht aufgenommen wurden. Sie
waren vermutlich in zu schlechtem Zustand oder wurden aus sonstigen Gründen nur in der
Beschreibung erwähnt, nicht aber inventarisiert. Bei Grab A005 und C008 sind mehr Kleinfunde
vorhanden als beschrieben.
Bei den Gräbern B001 bis B123 fehlen in fast allen Inventaren die Kleinfunde, da sie im Laufe der
Verwahrung im Stift Herzogenburg aussortiert wurden und später nur noch in Einzelfällen aufgrund
der Publikation von J. Bayer den Gräbern zugeordnet werden konnten. Die Gräber B001 bis B123
erhalten daher die Wertung 5 für die Kleinfundvollständigkeit.
Das Bild, das sich nun von der Vollständigkeit der gesamten Inventare zeichnet, ist nicht einmal so
schlecht. Die Gesamtnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der Einzelnoten für Gefäß-, Messer- und
Kleinfundvollständigkeit. Immerhin 163 Inventare können als völlig vollständig und 105 Gräber als
annähernd vollständig gewertet werden. Die hohen Werte bei den Noten 2 und 3 sind zum Großteil
durch die Gräber B001 – B123 verursacht, die, ebenso wie Gräber mit den Werten 3 oder 4, bei den
weiterführenden Analysen nur mehr zum Teil mitberücksichtigt werden können.

Note 1 163 44 %
Note 2 105 28 %
Note 3 76 20 %
Note 4 29 8%
373 100 %

Note 1
Note 2
Note 3
Note 4

Abb. 17: Vollständigkeit des Inventars aller Gräber nach


dem Schulnotenprinzip

31
Statzendorf Quellenkritik

4.8 Quellenqualität
Ein weiterer Indikator für die Verlässlichkeit der Inventare ist die Vielfältigkeit der Quellen. Bei den
meisten Gräbern kann nur auf den Gesamtplan zurückgegriffen werden. Von 97 Gräbern sind verbale
Beschreibungen vorhanden, als gut können die Beschreibungen der Gräber A001 – A039, C001 -
C014 und D001 von A. Dungel und die der Gräber B124 – B141 und D021 von J. Bayer bezeichnet
werden. Die Gräber B001, B002, B006, B007, B008, B009, B013, B016, B024, B027, B028, B037,
B043, B047, B049, B050, B053, B054, B085, B100, B104, B106 und B109 werden von J. Bayer in
seiner Publikation erwähnt, aber nicht vollständig beschrieben.
Die Quellenqualität wurde folgendermaßen bewertet:
1= Plan und vollständige Beschreibung 82 22 %
2= Plan und lückenhafte Beschreibung 16 4%
3= nur Plan 276 74 %
373 100 %

32
Statzendorf Quellenkritik

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit
Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit
Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit
Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit
Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität
Grab

Grab

Grab

Grab
A001 1 1 1 1 1 A045 3 1 1 - 1 A089 3 1 1 - 1 B014 3 2 1 5 3
A002 1 1 3 1 2 A046 3 2 1 - 2 A090 3 1 1 - 1 B015 3 1 1 5 2
A003 1 2 3 1 2 A047 3 1 1 - 1 A091 3 2 1* - 2 B016 2 4 1 5 3
A004 1 1 1 1 1 A048 3 1 1 - 1 A092 3 1 1 - 1 B017 3 1 1 5 2
A005 1 1 1 1* 1 A049 3 1 1 - 1 A093 3 1 1 - 1 B018 3 2 1 5 3
A006 1 3 1 1 2 A050 3 1 1 - 1 A094 3 1 1* - 1 B019 3 2 1 5 3
A007 1 2 1 1 1 A051 3 3 3 - 3 A095 3 1 1 - 1 B020 3 3 1 5 3
A008 1 2 1 1 1 A052 3 4 1 - 3 A096 3 1* 1 - 1 B021 3 2 1 5 3
A009 1 1 1 2 1 A053 3 1 1 - 1 A097 3 1* 1 - 1 B022 3 1 1 5 2
A010 1 1 3 1 2 A054 3 2 1 - 2 A098 3 1 1* - 1 B023 3 5 1 5 4
A011 1 1* 1 1 1 A055 3 1 1* - 1 A099 3 1* 1* - 1 B024 2 3 1 5 3
A012 1 1 3 1 2 A056 3 3 1 - 2 A100 3 1 1 - 1 B025 3 1 1 5 2
A013 1 5 1 1 2 A057 3 1 1 - 1 A101 3 1 1 - 1 B026 3 2 1 5 3
A014 1 5 1* - 3 A058 3 3 3 - 3 A102 3 3 1* - 2 B027 2 1 1 5 2
A015 1 3 1 1 2 A059 3 1 1 - 1 A103 3 1 1 - 1 B028 2 3 1 5 3
A016 1 1 1 1 1 A060 3 2 1 - 2 A104 3 1* 1 - 1 B029 3 1 1 5 2
A017 1 3 1 1 2 A061 3 1 1 - 1 A105 3 1 1 - 1 B030 3 1* 1 5 1
A018 1 1 1 2 1 A062 3 1 1 - 1 A106 3 1* 1* - 1 B031 3 5 1 5 4
A019 1 1 1 1* 1 A063 3 1 1 - 1 A107 3 2 1 - 2 B032 3 4 1 5 3
A020 1 5 1 1 2 A064 3 1 1 - 1 A108 3 1 1* - 1 B033 3 4 1 5 3
A021 1 1 1 1 1 A065 3 1 1* - 1 A109 3 1 1* - 1 B034 3 5 1 5 4
A022 1 3 1 1 2 A066 3 1 1 - 1 A110 3 2 1 - 2 B035 3 1 1 5 2
A023 1 3 1 1 2 A067 3 2 1 - 2 A111 3 1 1 - 1 B036 3 1 1 5 2
A024 1 1 1 1 1 A068 3 1 1 - 1 A112 3 1 1 - 1 B037 2 3 1 5 3
A025 1 3 1 1 2 A069 3 1 1 - 1 A113 3 1 1 - 1 B038 3 4 1 5 3
A026 1 1 1 1 1 A070 3 1 1 - 1 A114 3 1 1 - 1 B039 3 3 1 5 3
A027 1 3 1 1 2 A071 3 1 1* - 1 A115 3 1 1 - 1 B040 3 2 1 5 3
A028 1 4 3 1 3 A072 3 1 1* - 1 A116 3 1 1 - 1 B041 3 3 1 5 3
A029 1 1 1 1 1 A073 3 1 1 - 1 A117 3 1 1 - 1 B042 3 1 1 5 2
A030 1 2 1 1 1 A074 3 1 3 - 2 A118 3 1 1* - 1 B043 2 3 1 5 3
A031 1 3 1 1 2 A075 3 1 1 - 1 A119 3 1 1 - 1 B044 3 2 1 5 3
A032 1 3 3 1 2 A076 3 2 1 - 2 B001 2 3 1 5 3 B045 3 1 1 5 2
A033 1 4 3 1 3 A077 3 5 1* - 3 B002 2 5 1 5 4 B046 3 1 1 5 2
A034 1 3 1 1 2 A078 3 5 1* - 3 B003 3 1 1 5 2 B047 2 5 1 5 4
A035 1 1* 1 1 1 A079 3 1 1 - 1 B004 3 5 1 5 4 B048 3 1 1 5 2
A036 1 5 1 1 2 A080 3 2 1* - 2 B005 3 3 1 5 3 B049 1 5 3 5 4
A037 1 4 1* 1 2 A081 3 5 1 - 3 B006 1 4 1 5 3 B050 2 4 1 5 3
A038 1 1 1 1 1 A082 3 2 1 - 2 B007 1 2 1 5 3 B051 3 3 1 5 3
A039 1 1 1 1 1 A083 3 1 1 - 1 B008 1 1 3 5 3 B052 3 2 1 5 3
A040 3 1 1 - 1 A084 1 1 1 1 1 B009 2 2 1 5 3 B053 2 1 1 5 2
A041 3 2 3 - 3 A085 3 1 1 - 1 B010 3 3 1 5 3 B054 2 1 1 5 2
A042 3 1 1* - 1 A086 3 1 1* - 1 B011 3 2 1 5 3 B055 3 3 1 5 3
A043 3 4 1 - 3 A087 3 3 1 - 2 B012 3 5 1 5 4 B056 3 2 1 5 3
A044 3 1 1 - 1 A088 3 2 1 - 2 B013 2 3 1 5 3 B057 3 1 1 5 2

33
Statzendorf Quellenkritik

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit

Kleinfundvollständigkeit
Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit

Inventarvollständigkeit
Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit

Messervollständigkeit
Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit

Gefäßvollständigkeit
Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität

Quellenqualität
Grab

Grab

Grab

Grab
B058 3 4 3 5 4 B102 3 5 1 5 4 B146 3 1 1* - 1 C042 3 2 1 - 2
B059 3 2 1 5 3 B103 3 4 1 5 3 B147 3 1 1 - 1 C043 3 1 1 - 1
B060 3 3 1 5 3 B104 1 4 1 5 3 B148 3 1 1 - 1 C044 3 1 1 - 1
B061 3 4 3 5 4 B105 3 2 3 5 3 C001 1 3 1 1 2 C045 3 1 1* - 1
B062 3 1 1 5 2 B106 1 3 1 5 3 C002 1 1 1 1 1 C046 3 1 1* - 1
B063 3 4 1 5 3 B107 3 3 1 5 3 C003 1 5 1 1 2 C047 3 1 3 - 2
B064 3 5 1 5 4 B108 3 1 1 5 2 C004 1 5 1 1 2 C048 3 2 1 - 2
B065 3 2 1 5 3 B109 1 1 1 5 2 C005 1 2 1 1 1 C049 3 3 1 - 2
B066 3 2 1 5 3 B110 3 5 1 5 4 C006 1 2 1 1 1 C050 3 1 1 - 1
B067 3 1 1 5 2 B111 3 5 1 5 4 C007 1 2 1 1 1 C051 3 1 1 - 1
B068 3 2 1 5 3 B112 3 2 1 5 3 C008 1 5 3 1* 3 C052 3 1 1 - 1
B069 3 4 1 5 3 B113 3 1 1 5 2 C009 1 5 1 1 2 C053 3 1 1 - 1
B070 3 5 1 5 4 B114 3 2 1 5 3 C010 1 3 1 1 2 C054 3 1 1 - 1
B071 3 5 1 5 4 B115 3 1 1 5 2 C011 1 5 1 1 2 C055 3 1 1 - 1
B072 3 2 1 5 3 B116 3 1 1 5 2 C012 1 2 1 1 1 C056 3 2 1 - 2
B073 3 1 1 5 2 B117 3 3 1 5 3 C013 1 5 1 1 2 C057 3 1 1 - 1
B074 3 1 1 5 2 B118 3 1 1 5 2 C014 1 5 3 1 3 C058 3 1 1 - 1
B075 3 2 1 5 3 B119 3 1 1 5 2 C015 3 1 1 - 1 C059 3 5 1 - 3
B076 3 1 1 5 2 B120 3 1 1 5 2 C016 3 1 1 - 1 C060 3 1 1 - 1
B077 3 5 1 5 4 B121 3 1 3 5 3 C017 3 1 1 - 1 C061 3 1 1 - 1
B078 3 2 1 5 3 B122 3 5 1 5 4 C018 3 1 1* - 1 C062 3 1 1 - 1
B079 3 5 1 5 4 B123 3 1 1 5 2 C019 3 1 1 - 1 C063 3 1 1 - 1
B080 3 1 1 5 2 B124 1 1 1 1 1 C020 3 1 1* - 1 C064 3 1 1 - 1
B081 3 1 1 5 2 B125 1 4 1 1 2 C021 3 2 3 - 3 C065 3 3 1* - 2
B082 3 3 3 5 4 B126 1 1 1 1 1 C022 3 3 1 - 2 C066 3 1 1 - 1
B083 3 1 1 5 2 B127 1 1 1 1 1 C023 3 1 1 - 1 C067 3 1 1* - 1
B084 3 1 1 5 2 B128 1 1 1 1 1 C024 3 1 1 - 1 C068 3 1 1 - 1
B085 2 5 3 5 4 B129 1 1 1 1 1 C025 3 1 1 - 1 C069 3 2 1 - 2
B086 3 2 1 5 3 B130 1 2 1 1 1 C026 3 2 1* - 2 C070 3 1 1 - 1
B087 3 5 1 5 4 B131 1 1 1 1 1 C027 3 3 1 - 2 C071 3 2 1 - 2
B088 3 4 1 5 3 B132 1 1 1 2 1 C028 3 1 1 - 1 C072 3 1 1 - 1
B089 3 1 1 5 2 B133 1 1 1 1 1 C029 3 1 1* - 1 C073 3 1 1 - 1
B090 3 1 1 5 2 B134 1 2 1 1 1 C030 3 1 1* - 1 C074 3 1 1* - 1
B091 3 3 3 5 4 B135 1 1 1 1 1 C031 3 1 1 - 1 C075 3 1 1 - 1
B092 3 3 1 5 3 B136 1 2 1 2 2 C032 3 1 1 - 1 C076 3 1 1 - 1
B093 3 3 1 5 3 B137 1 2 1 1 1 C033 3 2 1 - 2 C077 3 1 1 - 1
B094 3 5 1 5 4 B138 1 1 1 1 1 C034 3 1 1 - 1 C078 3 1* 1 - 1
B095 3 4 1 5 3 B139 1 2 1 1 1 C035 3 1 1* - 1 C079 3 2 1 - 2
B096 3 1 1 5 2 B140 1 1 1 1 1 C036 3 1 1 - 1 C080 3 1 1 - 1
B097 3 1 1 5 2 B141 1 1 1 1 1 C037 3 3 1* - 2 C081 3 1* 1* - 1
B098 3 4 1 5 3 B142 3 1 1 - 1 C038 3 3 1 - 2 C082 3 1 1 - 1
B099 3 3 1 5 3 B143 3 1 1 - 1 C039 3 1 1* - 1 C083 3 1 1 - 1
B100 2 5 1 5 4 B144 3 1 1* - 1 C040 3 1 1 - 1 C084 3 2 1 - 2
B101 3 5 1 5 4 B145 3 1 1 - 1 C041 3 1 1 - 1 C085 3 1 1 - 1

34
Grab

D006
D005
D004
D003
D002
D001

3
3
3
3
3
1
Statzendorf

Quellenqualität

3
2
2
5
4
2
Gefäßvollständigkeit

1
1
1
3
1
1
Messervollständigkeit

-
-
-
-
-
1
Kleinfundvollständigkeit

2
2
2
4
3
1 Inventarvollständigkeit

Grab

D011
D010
D009
D008
D007

3
3
3
3
3

Quellenqualität
1
2
5
5
2

1 Gefäßvollständigkeit
1
3
1
1

Messervollständigkeit
-
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
1
2
4
3
2

Inventarvollständigkeit

Grab
D016
D015
D014
D013
D012

3
3
3
3
3

Quellenqualität
5
3
2
5
1

Gefäßvollständigkeit
1
1
1
3
1

Messervollständigkeit
-
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
3
2
2
4
1

Inventarvollständigkeit
Grab
D021
D020
D019
D018
D017

1
3
3
3
3

Quellenqualität
1
2
3
1
1

Gefäßvollständigkeit
1
1
1
1
1*

Messervollständigkeit
-
-
-
-

Kleinfundvollständigkeit
1
2
2
1
1

Inventarvollständigkeit

35
Quellenkritik
Statzendorf Befunde

5. Befunde
Im Gesamtplan des Gräberfeldes sind 373 Gräber verzeichnet, nämlich A001-A119, B001-B148,
C001-C085 und D001-D021, sowie die „Brandgrube“ C086. Auf diesen Plan und auf vereinzelte
Befundbeschreibungen stützt sich die Auswertung der Befunde.
5.1 Grabtiefe
Die Grabtiefe wird 25 mal in den Beschreibungen explizit angegeben, sie reicht von 0,3 bis 1,8 m, und
beträgt im Durchschnitt 0,7 m. Bayer erklärt dazu die Bodensituation des Gräberfeldes im Bereich des
Feldes B: "Die Fundstelle ist heute bebauter Ackerboden, auf dem nichts darauf hinweist, dass er
Gräber birgt. Der Pflug hat infolgedessen schon manches hochliegende Grab zerstört, besonders im
nördlichen Teile, wo die Gräber kaum 30 cm unter dem Boden liegen. Ein vertikaler Durchschnitt des
Bodens zeigt zwei Erdschichten, die auf einer Schotterlage aufliegen: Unter einer Schichte von
schwarzer Erde, von der Mächtigkeit bis zu 1,5 m, die gegen Norden allmählich abnimmt, liegt eine
20-30 cm dicke Lage gelber, lehmiger Erde. Auf dieser Lehmschicht liegen ausnahmslos die
Brandgräber auf, deren Tiefenlage also mit der Höhe der schwarzen Erdschicht identisch ist."26 Später
schreibt Bayer in einem Brief an Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen Verbrennungsplatz,
2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander liegen. [...] Die Gräber
liegen jetzt leider so tief, dass die Arbeit verhältnismäßig langsam fortschreitet."
Das Feld besitzt ein leichtes Gefälle von Norden nach Süden, so verwundert es kaum, dass die
Humusauflage im Süden dicker ist, im Norden aber nur 20 – 30 cm beträgt. Durch das Feld führte ein
Schotterweg, der schon zum Zeitpunkt der Ausgrabung längs aufgelassen worden war, durch den
aber einige Gräber zerstört worden sind. Im Gesamtplan ist das verbliebene Schotterband, das sich
durch das Gräberfeld zieht, zu erkennen.
5.2 Bestattungsform
kein Leichenbrand

Von den insgesamt überlieferten 376 6,4%

Bestattungen aus 373 Gräbern sind 338


Leichenbrandhäufchen
Brand- und 38 Körperbestattungen, was
20,1%
einem Anteil von etwa 10,1 % entspricht.
5.2.1 Körperbestattungen
In etwa der Hälfte aller Fälle wurden die Körperbestattung
Urnenbestattung
Körperbestattungen mit Steinumgrenzungen 63,5% 9,4%
oder Steinabdeckungen bedacht. Neun Körper- und Urne
Bestattungen lagen unter einer dichten ,5%

Steinlage, zumeist rechteckig und der Form


und Orientierung des Grabes entsprechend,
sechs wurden partiell abgedeckt, zumeist im
Bereich des Oberkörpers, und fünf Gräber
waren zumindest durch einzelne Steine Abb. 18: Verhältnis der einzelnen Bestattungsformen
umstellt. des Gräberfeldes Statzendorf zueinander

Zur Orientierung der Körperbestattungen ist zu sagen, dass so gut wie alles vertreten ist, am
beliebtesten war jedoch mit 14 Bestattungen die O – W Orientierung (37,8 %), gefolgt von der S – N
Orientierung mit 7 Bestattungen (18,9 %).
Orientierung Anzahl Prozent
O-W 14 37,8 %
W-O 3 8,1 %
S-N 7 18,9 %
N-S 3 8,1 %
NW - SO 2 5,4 %
SO - NW 5 13,5 %
NO - SW 3 8,1 %
SW – NO 0 0%
Die Lage der Skelette ist aus dem Plan, wenn auch undeutlich, ersichtlich. Ihm zufolge waren 23 Tote
in gestreckter Rückenlage (62,2 %) niedergelegt worden, neun in Seitenlage mit leicht angezogenen
Beinen (24,3 %), vier mit stärker angezogenen Beinen (10,8 %), wobei drei dieser Toten zwar
angehockte Beine, aber einen gestreckten Oberkörper aufwiesen. Lediglich ein Toter wurde mit zur

26
Bayer 1904, 47 f.

36
Statzendorf Befunde

linken Seite angezogenen Beinen angetroffen, sein Oberkörper lag aber ebenfalls in Rückenlage.
Auffallend ist, dass fast die Hälfte der Körperbestattungen (18) keinerlei keramische Beigaben
aufweist, jedoch einige Bronzefragmente, die zur Tracht gehört haben. Andererseits zählen die
reichsten Gräber von Statzendorf zu den Skelettbestattungen (A014, C001), so dass man keinesfalls
von einer Bestattungssitte sprechen kann, die nur für „arme Leute“ zutrifft. Auf dieses Phänomen wird
noch bei den Sozialstrukturen näher einzugehen sein.
Von den 38 Körperbestattungen waren aus 21
Gräbern Skelettreste vorhanden, die
anthropologisch bestimmt und einzelnen
Gräbern zugeordnet werden konnten. Darunter
waren zwei Kinderskelette (Grab C066 und
C073), beide in Rückenlage, eines NW – SO,
das andere NO – SW orientiert, sowie zehn
männlich bestimmte Skelette (Grab A090, A110,
A113, B139, B133b, C078, A112, C017, A070,
C077), davon sechs in gestreckter Rückenlage
und je zwei in rechter Seitenlage mit mehr oder
weniger stark angehockten Beinen. Die
Orientierung der Männer ist in fünf Fällen O – W,
in drei Fällen S – N und je einmal NO – SW bzw.
SO – NW. Neun der Skelette (A061, A079,
A094, B104, D002, A119, A067, A089, C016)
konnten als Frauen bestimmt werden, von
denen sechs in gestreckter Rückenlage, zwei in
rechter Seitenlage und eines als rechter Hocker
niedergelegt wurden. Die Orientierung der
Frauen ist je zweimal N – S, O – W, W – O und
je ein mal NO – SW, NW – SO sowie S – N.
Aufgrund der geringen Stichprobengröße ist
eine statistische Auswertung dieser Daten nicht
möglich, es hat jedoch den Anschein, dass das
Geschlecht keinen Einfluss auf Lage und
Orientierung der Toten im Grab hatte. Die
Kartierung der Körperbestattungen lässt
Gruppen im Nord-, Ost- und Südostbereich des
Gräberfeldes erkennen, deren Orientierung
dann auch jeweils ähnlich erscheint. Der Punkt Abb. 19: Kartierung der Körperbestattungen nach dem
anthropologisch bestimmten Geschlecht
gibt die Lage des Grabes innerhalb des
Gräberfeldes wieder und symbolisiert
gleichzeitig die Orientierung des Kopfes.
5.2.2 Brandbestattungen
Bei den Brandbestattungen (89,9 %) wurden im 100%
Plan 311-mal ein Leichenbrand, dreimal zwei
Leichenbrände und 23-mal gar kein
Leichenbrand eingezeichnet, was nicht 80%

unbedingt bedeutet, dass kein Leichenbrand


gefunden wurde. In 75 Fällen (23,6 %) wurde 60%

der Leichenbrand in Form eines Häufchens


niedergelegt, zumeist jedoch in einer Urne (243
40%
Fälle, 76,4 %), die häufig auch abgedeckt war. Sex archäologisch
In den Beschreibungen wird bei 65
Urnenbestattungen 40-mal erwähnt, dass die 20% Kind

Urne abgedeckt war, und zwar zweimal mit


Prozent

Frauen

Steinen (Grab B006 und C003) und 38-mal mit 0% Männer

Schalen bzw. Schüsseln. Das ergibt einen Anteil Urne freiliegend

an abgedeckten Urnen von 62 %. Beachtet man Brandbestattungsform


allerdings, dass bei den genaueren
Beschreibungen Bayers von zwölf Urnen elf Abb. 20: Brandbestattungsform im Verhältnis zum
abgedeckt sind und er bei Grab B140 extra archäologisch bestimmten Geschlecht
erwähnt, dass die Urne unbedeckt gewesen ist,

37
Statzendorf Befunde

dürfte der Anteil weitaus höher anzusetzen sein. Es scheint sinnvoll zu erwähnen, dass Urnendeckel
aus dem Plan nicht ersichtlich sind, da sie zusammen mit der Urne als lediglich ein Kreis
eingezeichnet wurden. Aufgrund dieser Tatsache ist vermutlich der Überschuss an Gefäßen im
Inventar in Bezug auf den Plan zu erklären. Bei 53 Gräbern konnte das Gefäß, das als Urne bzw.
Leichenbrandbehälter gedient hat, identifiziert werden. In 33 Fällen wurden Schüsseln verwendet, in
17 Fällen Kegelhalsgefäße, zweimal Töpfe und einmal eine Schale. Bei der Niederlegung des
Leichenbrandes bzw. der Urne in Bezug zu den anderen Gefäßen im Grab wurde eindeutig
bestimmten Himmelsrichtungen der Vorzug gegeben. Die Orientierung der Lage der Bestattung ist
aus den folgenden Diagrammen ersichtlich:
40%
Z

14,1% N

W 9,4%
30%
1,7%

SW

4,4% NO
20%
22,8%

SO

12,8%
10%
Sex kombiniert
NW
S

Prozent
3,4% Frauen
4,7%
0% Männer
O
N NO NW O S SO SW W Z
26,8%
Lage des Leichenbrandes

Abb. 21: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu Abb. 22: Lage des Leichenbrandes im Verhältnis zu
den Himmelsrichtungen den Himmelsrichtungen, aufgeschlüsselt nach
Geschlecht (kombinierte archäologische und
anthropologische Geschlechtsbestimmung)
Osten, Nordosten und Südosten waren die beliebtesten Niederlegungsregionen innerhalb der
Grabgrube, gefolgt von Zentrum, Norden und Süden, am wenigsten beliebt waren Westen,
Nordwesten und Südwesten: Somit ist zu 48,3 % eine Tendenz zum Osten, zu 27,5 % eine Tendenz
zum Norden, zu 16,9 % eine Tendenz zum Süden und nur zu 7,3 % eine Tendenz in Richtung Westen
feststellbar.
Betrachtet man die Verteilung in Bezug zum archäologisch bestimmten Geschlecht, ergibt sich kein
klar kontrastierendes Bild, es ist lediglich feststellbar, dass Männer den Nordosten zu 37 %
bevorzugen, den Osten zu etwa 25 %, gefolgt vom Süden und Südosten mit etwa 12 %. Der Westen
wird am stärksten gemieden. Bei den Frauen ist die Niederlegung im Osten mit etwa 35 % am
beliebtesten, gefolgt von Nordosten mit 17 % und Niederlegungen im Zentrum mit etwa 13 %. Es
liegen weniger Bestattungen im Süden als bei den Männern, und auch wenn der Westen bei den
Frauen ebenfalls unbeliebt ist, gibt es doch einige Beispiele für Niederlegungen im Westen. Der
Deponierungsort der Großgefäße steht dem logischerweise genau gegenüber. Großgefäße stehen
bevorzugt im Westen, Südwesten und Süden: Zu 49,4 % ist eine Tendenz zum Westen, zu 32,1 %
eine Tendenz zum Süden, zu 11,9 % eine Tendenz zum Norden und nur zu 6,6 % eine Tendenz in
Richtung Osten feststellbar. Geht man rein hypothetisch davon aus, dass der vorherrschende Platz
der Urne oder der Brandschüttung im Grab der Nordostbereich ist, könnte man auch annehmen, dass
die Bestattung meist von dort inszeniert wurde. Nach dem Begräbnisritual konnte abschließend, in die
Grabgrube oder Kammer blickend, der Leichenbrand noch einmal gesehen werden. Man könnte
weiter daraus schließen, dass der Zugang zum Gräberfeld meistens von dort erfolgte. Betrachtet man
die räumliche Verteilung der bevorzugten Himmelsrichtungen, so stellt man fest, dass einzelne
Urnenbestattungen, deren Richtung mit Zentrum angegeben ist, vor allem im Nordbereich zu finden
sind, wo ja auch der älteste Teil des Gräberfeldes liegt. Die eher ungewöhnlichen, südlich und
westlich orientierten Gräber finden sich dagegen häufiger im dicht belegten, westlichen Teil des
Gräberfeldes, den man vielleicht eher von Westen aus betreten hatte.
5.2.3 Mehrfachbestattungen
Üblicherweise ist pro Grabkomplex ein Leichenbrand oder ein Skelett im Gesamtplan verzeichnet. Bei
den Gräbern A018, A028, B136 und C048 sind zwei Leichenbrände vermerkt. Bei Grab A028 und
C048 weist die Lage der Gefäße darauf hin, dass es sich durchaus ursprünglich um jeweils zwei
getrennte Komplexe gehandelt haben könnte, die zu einem zusammengefasst worden sind. Neben
der Möglichkeit, zwei verbrannte Individuen im Grab zu haben, könnte auch ein Individuum auf zwei

38
Statzendorf Befunde

Gefäße aufgeteilt worden sein. Genauso bleibt die Möglichkeit offen, dass bei den zahlreichen,
einzeln erscheinenden Brandbestattungen tatsächlich zwei oder mehrere Individuen gleichzeitig
beigesetzt worden waren. Unter den anthropologisch untersuchten Leichenbränden war allerdings
jeweils nur ein Individuum vertreten, die Menge der untersuchten ist aber sehr gering. Bei C046 ist
eine Brandbestattung und die Körperbestattung eines Kindes unter einer gemeinsamen, rechteckigen
Steinabdeckung gefunden worden. Das Grab B133 enthielt zwei Skelette, es handelt sich bei diesem
Grab aber nicht um eine Mehrfachbestattung, sondern um eine Nachbestattung, wie J. Bayer in seiner
Beschreibung ausführt: "Unter einer 2 m langen, aus sehr großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65
m tief ein Skelett mit zur rechten Seite gewendetem Schädel im Süden; es war nur bis zu den
Armgelenken erhalten, der andere Teil war offenbar bei der später erfolgten Bestattung des nördlich
aufgefundenen Skelettes zerstört worden. Letzteres lag etwas abgebogen mit ausgestreckten Füßen
und an den Körper angelegten Händen. Schädel und Brust waren mit einer schweren Steinplatte und
einem Konglomerat bedeckt. Dieser Nachbestattung scheinen, nach ihrer Lage zu schließen, alle
keramischen Beigaben anzugehören [...] Von beiden Skeletten sind Reste erhalten."
5.3 Grabbau
Umrisse von Steinen sind zum einen auf dem Gräberfeldplan eingezeichnet, zum anderen sind Steine
auf den Fotos deutlich zu erkennen. Wie der Vergleich der Fotos mit dem Plan gezeigt hat, ist den
Angaben durchaus Vertrauen zu schenken. Es kann allerdings nicht mehr festgestellt werden, in
welcher Phase der Ausgrabung die Dokumentation durchgeführt wurde, ob Steine bereits weggeräumt
worden waren oder ob tatsächlich die gesamten ursprünglich vorhandenen Steinstrukturen
festgehalten wurden. Die Ausschnitte aus den Beschreibungen von J. Bayer27 geben einen Eindruck,
wie man sich die Situation vorzustellen hat:
B002 und B003: "Ein interessantes Moment bietet die Verbindung zweier Gräber durch einzelne
Steine, was mir auf die Zusammengehörigkeit der darin Bestatteten hinzuweisen scheint. Das Grab 2
bildet mit seiner Steinlage ein großes Rechteck, an das sich, durch einen aufgestellten Stein
verbunden, ein kleineres, steinbedecktes Grab anschließt."
B006: "Das Grab 6 enthielt in einer Tiefe von 1,4 m fünf Gefäße, von denen nur die Brandurne mit
einem Stein zugedeckt, das Ganze aber im Halbkreis von Steinplatten umschlossen war. In dem
eingeschlossenen Raum waren Spuren von Holzkohle und Asche wahrzunehmen, daneben
unverbrannte Tierknochen.“
Grab B013: "Die Brandurne ist oft zwischen den Steinen eingeklemmt, wie in Grab 13 [...]"
Grab B049: "Die neun Gefäße des Grabes 49, 1 m tief gelegen, waren teilweise mit Steinplatten
bedeckt. Zu beiden Seiten der abseits stehenden Brandurne lag ein kleiner und ein sehr großer Stein
[...]"
B104: "Die Skelette lagen in einer Tiefe von 60-70 cm ausgestreckt, mit ostwärts gerichtetem Haupte.
Das zuerst aufgedeckte weibliche Skelett (Grab 104) von guter Erhaltung lag diagonal unter einer
rechteckigen Steinanlage. Über dem stark
zerdrückten Schädel ließ man in der
80%
Steinsetzung einen freien Raum; die Steine
herum waren aufgestellt, so dass sie eine
Nische zu bilden scheinen. [...]" 60%

B133: "Unter einer 2 m langen, aus sehr


großen Steinen gebildeten Decke lag 0,65 m
tief ein Skelett mit zur rechten Seite 40%

gewendetem Schädel im Süden [...] Schädel


und Brust waren mit einer schweren
Steinplatte und einem Konglomerat bedeckt. 20% Bestattungsform

[...]"
Prozent

Brandbestattungen

Quantifizierend kann man zusammenfassen, 0% Körperbestattungen


keine Abdeckung
dass bei 110 Gräbern, das sind 29,5 % aller Umstellung rechteckige A.
Gräber des Gräberfeldes, Steinstrukturen in
der einen oder anderen Form festgestellt Steinstrukturen

werden konnten. 54 Gräber oder 49,4 % Abb. 23: Steinstrukturen im Verhältnis zur
wurden mit einzelnen oder nur wenigen Bestattungsform (Brand- und Körperbestattungen)
Steinen umstellt bzw. abgedeckt, partielle

27
Sämtliche Beschreibungen samt genauem Zitat sind im Befundkatalog nachzulesen.

39
Statzendorf Befunde

und unregelmäßige Steinabdeckungen kamen in 23 Fällen (21,1 % der Gräber mit Steinstrukturen)
vor, annährend rechteckige bis rechteckige Steinabdeckungen in 32 Fällen (29,5 %).
Deutlich häufiger sind Steine in Zusammenhang mit Körperbestattungen zu finden als bei
Brandbestattungen. Während nur 48,4 % der Körperbestattungen (18) nicht abgedeckt sind, ist dies
bei 73,5 % der Brandbestattungen der Fall (247). Brandbestattungen sind eher nur mit einem Stein
oder wenigen, unregelmäßigen Steinen abgedeckt, während Körperbestattungen prozentuell häufiger
eine partielle oder rechteckige Abdeckung aufweisen. Das lässt sich natürlich durch die Form des
Skelettes erklären, doch nicht einmal so selten, in 24 Fällen, sind auch Brandbestattungen unter
rechteckigen Steinabdeckungen zu finden.
100%

Vergleicht man die Brandbestattungen


gemeinsam mit den Steinstrukturen und 80%
gliedert diese in Urnenbestattungen und
freiliegende Bestattungen, so sieht man, dass
freiliegende Bestattungen häufiger durch 60%

einzelne Steine markiert wurden. Vermutlich


hätte man ansonsten ein Grab als solches gar 40%

nicht erkannt. Abgedeckt sind 32


Urnenbestattungen (13,4 %), aber nur sechs 20%
Brandbestattungen

frei liegende Leichenbrände (8 %). Die Prozent


Urne
Bestattungen, bei denen kein Leichenbrand 0% freiliegend
eingezeichnet ist, wurden nicht in die Statistik keine Abdeckung

miteinbezogen. Wie später noch ausgeführt Umstellung rechteckige Abd.

werden wird, besteht ein deutlicher Steinstrukturen


Zusammenhang zwischen Steinabdeckungen
und Sozialstatus, Alter und Geschlecht der Abb. 24: Steinstrukturen im Verhältnis zur
Bestatteten, der bei den Sozialindex- Brandbestattungsform (Urnen- und freiliegende
Berechnungen untersucht wird. Bestattungen)

Als Gräber mit Steinumstellungen können folgende 54 Gräber bezeichnet werden: A009, A037, A040,
A045, A050, A055, A059, A063, A068, A104, A115, B009, B011, B013, B033, B035, B036, B040,
B046, B047, B049, B054, B064, B081, B087, B094, B098, B099, B110, B117, B120, B127, B136,
C003, C016, C021, C024, C033, C034, C036, C040, C041, C043, C060, C062, C064, C065, C072,
C078, C081, D001, D002, D011 und D020. Die 21 Gräber mit Steinabdeckungen sind A004, A013,
A033, A057, A097, B003, B023, B024, B026, B031, B034, B060, B063, B066, B073, B108, B133,
B139, C012, C066 und C085. Zu den 32 Gräbern mit rechteckiger Steinabdeckung zählen A036,
A047, A061, A071, A072, A076, A079, A091, B002, B006, B084, B104, B111, B129, B138, B141,
B146, C001, C010, C011, C014, C017, C019, C020, C028, C029, C030, C035, C046, C049, C056
und C084.
Von Verfärbungen, Grabgruben oder Ähnlichem ist nie die Rede, es bleibt daher oft fraglich, wie die
Beschreibungen zu deuten sind. Vermutlich sind die Befunde denen der Gräberfelder im
benachbarten Traisental sehr ähnlich. Runde und rechteckige Grabgruben mit Brandschüttungen oder
Urnen sind hier typisch, vereinzelt finden sich auch Kreisgräben, Stein- und Pfostensetzungen
ehemaliger Tumuli.28 Die Steinstrukturen in den Gräbern kann man sich einerseits sicherlich als
direkte Abdeckung von Urnen und kleinen Gruben vorstellen, andererseits aber auch als Umstellung
und Abdeckung einer möglicherweise ursprünglich vorhandenen kleinen Holzkammer oder -kiste.
# # # # # #

42721a?
38180 42719?
$

% 45115?
38356? (38188, 38182-5) % 45116? %
42720?
A57
A37 C30
# # #

Abb. 25: Steinumstellung Abb. 26: Steinabdeckung Abb. 27: rechteckige Abdeckung

28
Neugebauer 1997, 180.

40
Statzendorf Befunde

5.3.1 Holzkammergräber
# #

Bei zahlreichen Gräbern ist durch die Lage der Gefäße


anzunehmen, dass sie ursprünglich als Holzkammergräber 56145?
angelegt worden waren. An der Seite der Holzkammern waren
die Beigabengefäße aufgestellt, so dass bei der Grabung
Beigaben und Gefäße noch rechtwinkelig angeordnet
%
erschienen. Im Grabungsplan ist diese Situation mitunter
festgehalten worden, da Verfärbungen aber nicht dokumentiert

D16
wurden, bleibt die Aufzählung spekulativ und hat lediglich
beispielhaften Charakter: Bei den Brandgräbern A011, A012,
A035, A051, A099, A106, A116, B085, C008, C013, C022,
C059, C083, D009, D016, D019 und D021 kann von der
Konstruktion einer Holzkammer ausgegangen werden, ebenso
#

bei den Körpergräbern A014 und A094. Ein besonders schönes Abb. 28: Holzkammergrab
Beispiel eines solchen Befundes ist Grab D016, dessen
# #

Kammerausmaße etwa 1,5 x 1,5 m betragen haben dürften.


5.3.2 Brandgrubengräber
Für die Mehrzahl der Bestattungen (231) sind jedoch kleine,
seicht angelegte Gruben anzunehmen, mit rundem, ovalem oder %
rechteckigem Grundriss, in denen der Leichenbrand mit oder
?
ohne Urne samt den Beigabengefäßen bestattet wurde. Dieser
einfache Typ einer Grabanlage lässt urnenfelderzeitliche
A52
Wurzeln erkennen,29 was aber nicht immer chronologisch zu
erklären ist. Brandgrubengräber können dicht nebeneinander
angelegt werden, dürften aber gekennzeichnet gewesen sein.
Überschneidungen sind im Gräberfeld Statzendorf nicht #

nachweisbar, da keine stratigraphischen Beobachtungen Abb. 29: Brandgrubengrab


gemacht wurden und der Gesamtplan solche auch nicht
erkennen ließ. Einfache Brandgrubengräber besaßen weder eine Steinabdeckung noch eine
Steinumstellung und ließen auch keine eindeutig rechteckige Anordnung der Beigabengefäße
erkennen. Die Mehrzahl der Gräber ist hier einzureihen: A001, A002, A003, A005, A006, A007, A008,
A010, A015, A016, A017, A018, A019, A020, A021, A022, A023, A024, A025, A026, A027, A028,
A029, A030, A031, A032, A034, A038, A039, A041, A042, A043, A044, A046, A048, A049, A052,
A053, A054, A056, A058, A060, A064, A065, A066, A069, A073, A074, A075, A077, A078, A080,
A081, A082, A083, A084, A085, A086, A087, A088, A092, A093, A095, A096, A098, A100, A101,
A102, A103, A105, A107, A108, A109, A114, A117, A118, B001, B004, B005, B007, B008, B010,
B012, B014, B015, B016, B017, B018, B019, B020, B021, B022, B025, B027, B028, B029, B030,
B032, B037, B038, B039, B041, B042, B043, B044, B045, B048, B050, B051, B052, B053, B055,
B056, B057, B058, B059, B061, B062, B065, B067, B068, B069, B070, B071, B072, B074, B075,
B076, B077, B078, B079, B080, B082, B083, B086, B088, B089, B090, B091, B092, B093, B095,
B096, B097, B100, B101, B102, B103, B105, B107, B109, B112, B113, B114, B115, B116, B118,
B119, B121, B122, B124, B125, B126, B130, B131, B132, B134, B135, B137, B140, B143, B144,
B145, B147, B148, C004, C005, C006, C007, C009, C015, C018, C023, C025, C026, C027, C031,
C032, C037, C038, C039, C042, C044, C045, C047, C048, C050, C051, C052, C053, C054, C055,
C057, C058, C061, C063, C067, C068, C069, C070, C071, C074, C075, C076, C079, C080, C082,
C086, D003, D004, D005, D006, D007, D008, D010, D012, D013, D014, D015, D017 sowie D018.
5.4 Gefäße, Messer und Tierknochen
Zur Befundsituation gehört auch noch die Lage der Funde, soweit sie aus dem Plan ersichtlich ist. Die
Gesamtzahl der Gefäße im Grab liegt zwischen keinem und 16 Gefäßen. Bei 376 Gräbern sind 1558
Gefäße dokumentiert, der Durchschnitt liegt also bei etwa vier Gefäßen pro Grab. Die Gesamtzahl der
Gefäße und deren Aufschlüsselung in kleine, mittlere und große Gefäße wird noch bei der
Sozialindexberechnung eine Rolle spielen, wo die Ergebnisse auch mit Sozialstatus, Alter und
Geschlecht verglichen werden. 182-mal konnte der Befund eines Kleingefäßes in einem Großgefäß
festgestellt werden, im Normalfall eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Normalerweise gibt es
diese Kombination lediglich ein mal pro Grab, elfmal war sie doppelt und einmal sogar dreifach
vorhanden.

29
Nebelsick 1997, 30.

41
Statzendorf Befunde

Die Urne ist zumeist ein mittelgroßes Gefäß, Topf

das typologisch nicht vom Rest des Ensembles 6,0%

abgesetzt ist. In 50 Fällen konnte die


Kegelhalsgefäß
Inventarnummer der Urne eruiert und somit der 34,0%
Typ des Gefäßes bestimmt werden: 17
Kegelhalsgefäße stehen drei Töpfen und 30
Schüsseln gegenüber.
Die größten Unterschiede zwischen
Schüssel
Beschreibung und Plan bestehen bei den 60,0%
Messern und Tierknochen, da sie wesentlich
häufiger in der Beschreibung als im Plan
aufscheinen. Bei 97 Gräbern mit
(unvollständigen) Beschreibungen kommen
Tierknochen 22-mal statt siebenmal, bei den 19 Abb. 30: Prozentueller Anteil der als Urne
verwendeter Gefäßtypen untereinander
gut beschriebenen Gräbern neunmal statt
zweimal vor. Im Gesamtplan sind 58-mal
Tierknochen eingezeichnet. Je ein Messer wurde bei 97 Gräbern und je zwei Messer zwölfmal
eingezeichnet, 44-mal wurden allerdings in der Beschreibung ein bis drei Messer vermerkt. Bei den
Messern muss man zusätzlich unterscheiden, ob es sich um solche handelt, die in der Nähe von
Schalen gefunden wurden, oder um solche in Zusammenhang mit Leichenbrand. Es könnte sich dabei
um Hinweise handeln, ob die Messer zur Fleischbeigabe gehörten oder Bestandteil des
Trachtensembles waren, das mitverbrannt wurde. In der Regel dürfte eine Schale mit Fleischbeigabe
und Messer niedergelegt worden sein, in 37 Fällen ist dieser Befund auch durch eine Beschreibung
verifiziert. Besonders jedoch, wenn im Inventar zwei oder mehr Messer aufscheinen, sind diese in der
Urne oder zusammen mit dem Leichenbrand gefunden worden. Insgesamt sind 108 Messer aus 68
Gräbern in Plan und Befund vermerkt.

Abb. 31: Kartierung der Gräber mit zwei Messern Abb. 32: Kartierung der Gräber mit drei Messern

42
Statzendorf Befunde

5.5 Die „Brandgrube“ C086


J. Bayer schreibt in einem Brief vom 21.9.1906 an J. Szombathy: "Vorige Woche kam ich auf einen
Verbrennungsplatz, 2,40 m tief, in dessen unmittelbarer Nähe die Gräber sehr dicht nebeneinander
liegen. Es ist ein kreisrundes Loch, die Wände und der Boden zeigen Spuren eines sehr intensiven
Feuers, nach genauer Vermessung ließ ich wieder zuschütten." Im Plan ist C086 als runder Kreis mit
dem Vermerk „Brandgrube“ eingezeichnet. Leider ist das alles an Information, was über den Befund
vorliegt, es ist auch kein Fundmaterial vorhanden, das ihm zugeordnet ist. Nachdem J. Bayer auch
sonst ein guter Beobachter war, gibt es kaum Grund, an seiner Interpretation zu zweifeln. Im
Kalenderbergraum sind mir aber derzeit keine ähnlichen Befunde bekannt.
5.6 Zur Struktur des Gräberfeldes
Der ergrabene Bereich des Gräberfeldes ist in etwa 130 m lang und 45 m breit, hat einen Umfang von
ca. 424 m und eine Fläche von etwa 4855 m2. Das Gräberfeld dürfte aber nicht vollständig freigelegt
worden sein. A. Dungel vermutet, dass die nördliche Ausdehnung mit dem Wassergraben, der
Parzelle 278 begrenzt, zusammenfällt, da bei Schotterabbauarbeiten nördlich davon keine Gräber
mehr gefunden worden waren. Die Westgrenze setzt er in etwa mit der Bundesstraße gleich, da
Grabungen jenseits der Straße keine Erfolge brachten. Das bedeutet, dass etwa 10 m westlich der
Grabungsgrenze mit einem Ende zu
rechnen ist.30 Zur Ausdehnung nach
Süden ist nichts bekannt, nach Osten
scheint das Gräberfeld auszudünnen, so
dass es möglich erscheint, dass die
Grabungsgrenze mit der tatsächlichen
Gräberfeldausdehnung zusammenfällt.
Der nebenstehende Plan gibt die
Belegungsdichte des Gräberfeldes wieder.
Jeder Kreis symbolisiert den Raum, den
ein Grab für sich beanspruchen kann. Der
Mittelpunkt jedes Kreises ist der
Mittelpunkt des Grabes, der Radius wurde
so gewählt, dass er dem halben Abstand
zum nächsten benachbarten Grab
entspricht. Je dichter die Belegung des
Gräberfeldes ist, desto kleiner erscheinen
die Kreise, je weiter sie von einander
entfernt sind, desto größer wird der Kreis.
Natürlich sind durch diese Darstellungsart
im Randbereich Fehler zu erwarten.
Deutlich erkennbar ist die dichte Belegung
im Nordwestbereich des Gräberfeldes, der
gleichzeitig auch der älteste Teil ist. Im
Zentrum und im Südwesten ist die
Belegung ebenfalls relativ dicht, allerdings
nicht so dicht wie im Nordwesten. Absolut
gesehen ist die Verteilung der
Steinstrukturen und Steinabdeckungen im
Gräberfeld zwar relativ gleichmäßig,
dadurch dass die Belegungsdichte im
Mittel- und Südwestbereich aber abnimmt,
sind dort prozentuell die Steinstrukturen
häufiger. Die Gräber nehmen hier
insgesamt mehr Raum ein, die Kreise
beschreiben einen Durchmesser von vier
bis fünf Metern. Um diese Abstände
einzuhalten, wäre eine obertägige
Kennzeichnung der Gräber
Voraussetzung. Überschneidungen von
Gräbern konnten von den Ausgräbern bis Abb. 33: Belegungsdichte des Gräberfeldes Statzendorf
(grau: Gräber mit Sozialindex > 50)
30
Dungel 1908, 4.

43
Statzendorf Befunde

auf einen einzigen Fall, Grab B133, nicht entdeckt werden. Analog zu den Befunden aus dem
benachbarten Gräberfeld von Franzhausen, wo hallstattzeitliche Gräber mit Umfassungsgräben,
Steinkränzen und Pfostenkranzumfassungen ähnlicher Dimension dokumentiert werden konnten,31
kann man hier an eingeebnete, kleine Hügel denken. Ähnliches vermutet L. Nebelsick für die
Freiflächen zwischen den hallstattzeitlichen Kammergräbern der Phase III a und III b in Loretto, die
durch die Abstände der Grabfunde erschließbaren Hügel besäßen hier einen Durchmesser von fünf
bis zehn Meter.32
Beim Stand der Ausgrabungstechnik im Jahr 1903 kann man nicht damit rechnen, dass Strukturen
dieser Art erkannt worden wären. Das berühmteste Flachgräberfeld der Hallstattkultur
Niederösterreichs zumindest zum Teil als Hügelgräberfeld zu bezeichnen, wirkt auf den ersten Blick
hin kühn, aber es sprechen noch andere Indizien dafür: Die horizonalstratigraphische
Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Norden nach Süden, die den langsamen Wandel des
urnenfelderzeitlich geprägten Bestattungsbrauches hin zum hallstattzeitlichen dokumentiert, spricht
ebenfalls dafür. Kartiert man die Gräber mit einem Sozialindex höher als 50, also die Gräber mit
zahlreicheren und qualitativ hochwertigen Beigaben, so erkennt man, dass es sich um die
überdurchschnittlich „platzaufwändigen“ handelt, für die ein Hügelaufbau durchaus in Frage käme.33
Gräber mit Steineinbauten benötigen ebenfalls mehr freien Raum für sich, während einfache Urnen-
und Brandschüttungsgräber oft dicht nebeneinander liegen.

31
Neugebauer 1997, 180 f.
32
Nebelsick 1994a, 151 f.
33
Einschränkend sei noch hinzugefügt, dass im Nordwestbereich der niedrige Sozialindex mit dem Quellenstand
zusammenhängt und aus dem Fehlen reicher Gräber in diesem Bereich keine Schlüsse gezogen werden dürfen.
Zum Vergleich untereinander ist lediglich der Ost-, Mittel- und Südbereich des Gräberfeldes geeignet.

44
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

6. Keramik - Vorbemerkungen

Unter dem Begriff Keramik werden aus gebranntem Ton gefertigte Fundstücke zusammengefasst.34
Neben der großen Gruppe der Gefäße, die in die Grundtypen Ausgussgefäß, Drillingsgefäß,
Fußschale, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf
und Ziste eingeteilt werden können, gehören auch Deckel, Miniaturgefäße, das heißt verkleinerte
Formen der Grundtypen, sowie Sonderformen wie Rasseln, Perlen und eine Lampe (?) zu dieser
Gruppe. Als Gerät aus gebrannten Ton sind noch Spinnwirtel aus Statzendorf anzuführen.
Die Herstellungsweise der Keramik beschreibt Tongewinnung, Aufbereitung und Brand, was aufgrund
des Erhaltungs- und Restaurationszustandes der Statzendorfer Keramik nur in eingeschränktem
Maße untersucht werden konnte. Die Formtypologie untersucht die Formgebung der Keramik, die
weitere Gestaltung wird durch die Beschreibung und Auswertung der Verzierungstechnik und
Verzierungsmotivik wiedergegeben. Zuletzt ist die Funktion der Keramik für ihre Interpretation
bedeutsam, wofür die Berechnung der Gefäßinhalte wesentliche Informationen liefert.
Die Klassifikation der Keramik strukturiert das Material soweit, dass es für eine wissenschaftliche
Bearbeitung verwendbar wird. Die Auswahl der Merkmale, die zur Definition von Typen herangezogen
werden, basiert auf subjektiver Einschätzung, entsprechend der Forschungstradition wurde dem
deskriptiv-morphologischen Typ35 der Vorzug gegeben. Die Zuordnung einzelner Gefäße zu einzelnen
Typen bedeutet oft das Überwinden von Grauzonen, da sich individuell von Menschen geformte
Gegenstände nicht so einfach in moderne Schemata pressen lassen.36
Mit Hilfe einer Bilddatenbank und des Programms WinSerion37 war es möglich, verschiedene
typologische Einteilungen nach Form, Verzierung und Funktion auf ihre chronologische Relevanz und
ihre Verteilung innerhalb des Gräberfeldes zu testen. Es hat sich gezeigt, dass in einigen Fällen das
Erfassen von Details in der Formgebung sowie der Proportion und in anderen Fällen eher die
Verzierungstechnik sichtliche Erfolge in der Auswertung gebracht haben. Im regionalen Vergleich der
Keramik mit anderen hallstattzeitlichen Fundstellen der Kalenderberggruppe ist jedoch die
Individualität der Keramikherstellung einzelner Fundorte augenscheinlich, so dass die Einbeziehung
von Daten anderer Gräberfelder bei der Seriation keine wesentlich besseren Ergebnisse erbrachte.
Einige praktische Hinweise: Alle Funde des Gräberfeldes werden unter den Inventarnummern
angesprochen, unter denen sie in den jeweiligen Museen inventarisiert sind und die auch gleichzeitig
für den Katalog und die Tafeln verwendet werden. Auf Verweise kann daher verzichtet werden. Der
Grabzusammenhang wird – wenn notwendig – an die Inventarnummer angehängt: PA42671_A047
bezeichnet also den Fund mit der Inventarnummer 42671 der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums Wien und der Fund stammt aus Grab A047.
Weitere Abkürzungen:
B nur bei J. Bayer 1904 abgebildet, Fund nicht auffindbar
MK Museum Krems
MP Museum St. Pölten
PA Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
SH Stift Herzogenburg
SHoA Stift Herzogenburg ohne Angabe der Grabnummer
Strf Streufund
StrfA Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld A
StrfB Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld B
StrfC Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld C
StrfD Streufund aus dem Gräberfeldbereich Feld D
Zur Illustration der Typen werden im Text jeweils bis zu fünf Vertreter eines Typs unmaßstäblich
angebildet, um die Bandbreite der Formdetails und Verzierungen an der Stelle wiederzugeben, an der
sie besprochen werden.

34
Dobiat 1980, 65.
35
Eggert 2001, 139 ff.
36
Leskovar 1998, 22.
37
P. Stadler gab mir die Möglichkeit, seine Programme MonteliusEntry und WinSerion anhand des Gräberfeldes
von Statzendorf als Beta – Version zu verwenden, wobei er viel Zeit und Arbeit investiert hat, mich zu
unterstützen. Dafür möchte ich ihm herzlich danken. Die genaue Methode, Vorgehensweise und die statistischen
Grundlagen beschreibt er in seiner Habilitationsschrift: P. Stadler, Quantitative Studien zur Archäologie der
Awaren I, Mitt. Prähist. Komm. 60, Wien 2005.

45
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7. Keramik - Herstellungsweise

Die Beurteilung der Keramikherstellung ist in Statzendorf deshalb schwierig, weil die meisten Gefäße
vollständig und umfangreich restauriert vorliegen. Zur Restaurierung wurde häufig großzügig Gips
verwendet, mitunter auch auf der Oberfläche, der dann oft mitsamt dem originalen Rest des Gefäßes
eingefärbt wurde. Die Bestimmung nichtplastischer Stoffe in der Tonmatrix sowie der Farbe ist daher
in vielen Fällen nicht möglich. Nachdem keine naturwissenschaftlichen Untersuchungen an der
Keramik durchgeführt wurden, kann eine lokale Gewinnung des Tons lediglich vermutet werden.
Tonlagerstätten, etwa entlang des Flussbettes der Fladnitz, waren sicherlich in unmittelbarer
Reichweite vorhanden.
7.1 Erhaltungszustand
Insgesamt sind 1558 Gefäße im Gesamtplan des Gräberfeldes vermerkt, wobei sich zum Teil recht
eindrucksvolle Diskrepanzen zwischen Plan und erhaltenem Inventar ergeben. Fragmentierte Keramik
wurde vermutlich im Plan nicht berücksichtigt und zum Teil auch nicht mitgenommen. Immerhin
existieren im Inventar etwa 1100 Gefäße, von denen mehr als 50 % vollständig vorliegen. Insofern
kann man davon ausgehen, dass zumindest zwei Drittel der Keramik erhalten sind. Insgesamt enthält
der Keramikkatalog zufällig ebenfalls 1558
Objekte, die sich jedoch nicht mit den im Plan 1000
eingezeichneten decken, da noch
Keramikfragmente und kleinere Objekte wie 800
Spinnwirtel hinzukommen, die nicht im Plan
vermerkt sind.
600

Das Balkendiagramm zeigt den Erhaltungs-


zustand der einzelnen Keramikobjekte: 203 400
Gefäße sind lediglich durch wenige
Absolute Werte

Bruchstücke belegt, die weniger als 10 % des 200


ursprünglichen Objektes ausmachen, 875
Objekte sind vollständig bzw. vollständig 0
restauriert erhalten, 15 Objekte sind

komplett
10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

fehlt
verschollen, bei den restlichen 465 Objekten ist
zwischen 20 bis 90 Prozent erhalten. Bei den Erhaltung
Werten handelt es sich lediglich um
Schätzwerte, die ein Bild der Situation zeichnen Abb. 34: Erhaltungszustand der Keramik
sollen.
7.2 Tonart
Aus oben genannten Gründen konnte die Tonart für die meisten Gefäße nicht eindeutig bestimmt
werden, und so wurde lediglich in Fein- und Grobkeramik getrennt. An nichtplastischen Stoffen konnte
bei so gut wie allen Gefäßen ein geringer Glimmeranteil festgestellt werden, lediglich der Anteil und
die Größe der Steinchen (vermutlich Quarz)
variiert. Bei der feinen Ware hat man den 500
Eindruck, dass größere Steinchen, die
vermutlich schon in der Lagerstätte mit dem 400
Ton vorkamen, mehr oder weniger sorgfältig
aussortiert wurden. Bei der gröberen Ware 300
kann man oft Quarzsteinchen bis zu einem
halben Zentimeter Durchmesser und mehr
200
erkennen. Offen bleibt, ob sie im Sinne einer
Absolute Werte

Magerung absichtlich beigefügt wurden. Ware


100
1167 Keramikobjekte wurden in diesem grob
Sinne der feineren Ware zugeordnet, 376 der
0 fein
gröberen. Betrachtet man die Verteilung
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dieser beiden Warenarten in Bezug auf die


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Grundtypen, so zeigt sich lediglich bei


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Kalenderbergtöpfen, Töpfen und Kegelhals-


gefäßen ein Anteil an grober Keramik, der Gefäßtyp
über 20 % hinausgeht, bei allen anderen
Typen überwiegt die feine Ware bei weitem. Abb. 35: Häufigkeit der Grob- und Feinware in Bezug auf
die Keramiktypen

46
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.3 Aufbau der Gefäße

Abb. 36: Statzendorfer Keramik aus dem Diözesanmuseum Brixen (Kaufmann 1999, 199.)

Zur Keramiktechnologie, besonders zum Aufbau der Gefäße, erschien vor kurzem ein Artikel von G.
Kaufmann,38 der als Beispiel für seine Betrachtungen zwei Gefäße aus dem Gräberfeld Statzendorf
wählte. Die Gefäße befinden sich im Diözesanmuseum Brixen und dürften als Geschenk an Prälat A.
Egger in die dortige Sammlung gelangt sein.
Die Schale ist 7,9 cm hoch und besitzt einen Randdurchmesser von 17,5 cm, sie ist hart gebrannt,
schwarz und feinkörnig gemagert. Die vertikalen Risse der Gefäßwand werden als Stoßrisse
bezeichnet. Der Aufbau der Gefäßwand dürfte entweder innerhalb einer einzigen Treib- bzw.
Abformphase oder in zwei Schritten erfolgt sein, wobei der Boden bis zu einem Wandanteil von etwa 2
cm Höhe ausgetrieben wurde, die Wand dann mit dem Rand in einem aufgebaut wurde.
Das Kegelhalsgefäß, ebenfalls schwarz, hartgebrannt und aus feinkörnig gemagertem Ton, ist 17,7
cm hoch. Der Randdurchmesser beträgt 12,7 cm, der Schulterdurchmesser 20 cm. Bei diesen Gefäß
zeichnen sich die einzelnen Arbeitschritte anhand der horizontalen Risse deutlich ab: Zunächst wurde
der Boden des Gefäßes aus dem Ganzen heraus getrieben, der Aufbau der Wand erfolgte dann in
Ringwulsttechnik in drei Schüben, wobei zuerst die Wand vom oberen Wandteil des Bodens bis zur
Schulter, danach von der Schulter bis unterhalb des Randes aufgebaut wurde. Zum Schluss wurde
der Rand aufgesetzt.39
7.4 Oberflächenbehandlung
Nach der Formgebung der Keramik, die üblicherweise von Hand erfolgte, werden die Gefäße und
anderen Objekte getrocknet und gegebenenfalls verziert. Die Oberfläche kann dabei unterschiedlich
behandelt werden: Neben dem einfachen Verstreichen, dem letzten Schritt der Formgebung, ist das
Glätten und Polieren möglich. Diese Vorgänge müssen in engem Zusammenhang mit dem Verzieren,
insbesondere dem Bemalen und Grafitieren gesehen werden. Durch das Glätten werden
Oberflächenunebenheiten ausgeglichen und Magerungspartikel in den Tonkern gedrückt, was ein
homogenes Aussehen der Oberfläche bewirkt, Lufteinschlüsse im Ton beseitigt und die Poren
verdichtet. Dieser Vorgang kann mit Hilfe der Finger oder durch Glättwerkzeuge geschehen.40 Das
Polieren der Gefäße mit Steinen, Knochen, Leder oder Holz ist die aufwändigste Art der
Oberflächenbehandlung. Sie dichtet das Gefäß ab und verbindet Bemalung und Grafitierung fest mit
dem Ton.41 73 % aller Keramikobjekte sind lediglich verstrichen, 24,8 % zumindest stellenweise
geglättet und 2,2 % poliert. Unter den Gefäßformen, denen eine besondere Oberflächenbehandlung
zuteil wurde, stechen kleinere Gefäße wie Schalen, Schüsseln und Henkelschalen heraus. Töpfe und
Spinnwirtel zählen zu den am wenigsten weiterbehandelten Objekten.

38
Kaufmann 1999, 199 ff.
39
Kaufmann 1999, 203.
40
Lantschner 2000, 91.
41
Voss 1981, 21 ff.

47
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

500

geglättet

400

300
poliert

200 Oberfläche

Absolute Werte
verstrichen
verstrichen 100
poliert

0 geglättet

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Gefäßtyp

Abb. 37: Oberflächenbehandlung der Keramik Abb. 38: Oberflächenbehandlung der Keramik im
Verhältnis zu den Gefäßtypen

7.5 Grafitierung
Die auffälligste und weit verbreitetste Form der Oberflächenbehandlung ist die Grafitierung. Sie gibt
der Keramik ein silbrig-glänzendes Äußeres, und kann die physikalischen Eigenschaften der Keramik
verändern, sie lässt sich etwa leichter glätten und dichtet das Gefäß bis zu einem gewissen Grad ab.
Bei 47% der Keramikobjekte konnte eine Grafitierung festgestellt werden, wobei hier
Oberflächengrafitierung, Grafitbemalung und das häufige Auftreten von Grafitierung einzelner
Gefäßpartien, zumeist des Randes, zusammengenommen wurden. Die Zahlen sind angesichts des
Erhaltungszustandes nicht hundert-prozentig verlässlich. Grafitiert ist jeweils die Schauseite, in der
Regel also die Außenseite sowie die innere Randpartie. Bei Schalen und Fußschalen ist die
Innenseite und eventuell der äußere Rand grafitiert. Grafitiert werden alle Gefäßtypen in ungefähr
gleichem Maße, eine Ausnahme stellen
lediglich die Töpfe dar, bei denen 500
Grafitierung mit einem Anteil von nur 4,5 %
an allen Töpfen seltener auftritt. Für den 400
Überzug der Oberfläche reichen sehr
geringe Mengen von Grafit aus. Im 300
Fundspektrum des Gräberfeldes finden sich
zwei kleine Grafitstücke aus Grab D017 200
(PA86337a und b) sowie ein Streufund
Absolute Werte

(PA56092c) von ungefähr jeweils 4 cm Grafit


100
Länge. Sie könnten aus der näheren grafitiert
Umgebung des Gräberfeldes stammen,
0 nicht grafitiert
etwa aus dem Dunkelsteiner Wald, oder
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eingehandelt sein, etwa aus dem Bereich


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der Kleinen Karpaten aus dem Raum


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Bratislava.42 Mitunter kann beim Brand der


Keramik eine Oberflächenveränderung Gefäßtyp
eintreten, die auch ohne Zusatz von Grafit
von einer Grafitierung mit freiem Auge nicht Abb. 39: Anteil der Oberflächengrafitierung der Keramik im
43 Verhältnis zu den Gefäßtypen
zu unterscheiden ist.

42
Pichlerová 1970, 22.
43
Freundlicher Hinweis von V. Albustin, die im Rahmen ihrer Experimente zahlreiche Gefäße aus Statzendorf
nachformte und beim Brennen der Gefäße jene Beobachtung machte.

48
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.6 Farbe
70%
Die Keramikfarbe, die angesichts des
60%
Erhaltungszustandes nicht immer beurteilt
werden kann, ist außer von der 50%

Restaurierung noch von Rohstoff, 40%


Lagerung, Brand und
Oberflächenbehandlung abhängig. In den 30%

meisten Fällen, in denen der Bruch 20%

ebenfalls bestimmt werden konnte, deckt

Prozent
10%
sich die Farbe des Bruches mit jener der
0%
Oberfläche. Grafitierte Ware erscheint

beige

braun

graubraun

rötlich
grau

rotbraun
rot

rotgrau
rot - schwarz
heute zumeist dunkelgrau bis silbergrau,
nicht grafitierte Ware bewegt sich ebenfalls
im dunkleren Farbspektrum und ist grau
Gefäßfarbe außen
bis graubraun. Beige und braune Farbtöne
sind in etwa 4 % der Fälle zu beobachten,
rot-schwarze Bemalung ist bei etwa 5 %
Abb. 40: Anteil der Farbtöne der Keramik in Bezug auf die
der Keramik festzustellen. Etwa 12 % der
Gefäßtypen
Keramikfunde weichen ins Rötliche ab und
erscheinen rotgrau und rotbraun. Diese Farbvariation ist auf ein nicht ganz reduzierendes
Brennmilieu, zu dem gelegentlich Sauerstoff treten konnte, zurückzuführen oder auf sekundären
Brand. Brand bei geringer Temperatur, etwa Meiler- oder Grubenbrand ist für die Keramik denkbar.
Immer wieder treten hellere, gelbbraune bis hellgraue Stellen auf, die während des Brennprozesses,
der auf die Zufuhr von wenig Sauerstoff ausgelegt ist, kurzfristig einem anderen Milieu ausgesetzt
gewesen sein müssen.
7.7 Sekundärer Brand
Eng verbunden mit der Farbbestimmung ist die Feststellung eines sekundären Brandes. So wird das
nochmalige Einwirken von Feuer auf das fertige Keramikobjekt nach dem eigentlichen Brennvorgang,
zum Beispiel auf dem Scheiterhaufen oder
durch Schadfeuer, bezeichnet. Dieser
500
Vorgang lässt sich an der farblichen
Veränderung des Scherbens ablesen. Er
wird poröse, seine Oberfläche platzt leicht 400
44
ab und wird löchrig. 68 Objekte (4,4 %)
weisen diese Merkmale auf. Bei 300

Kalenderbergtöpfen konnte überhaupt nie


ein sekundärer Brand festgestellt werden, 200
Absolute Werte

bei Kegelhalsgefäßen und


Henkelschüssen nur in jeweils zwei Fällen. 100
Während es sich bei den meisten sekundär gebrannt

Keramiktypen nur um Einzelstücke handelt, 0 keine Brandspuren


sind immerhin 22 von 51 Spinnwirteln
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einem zweiten Brandvorgang ausgesetzt


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worden, also etwa 43,1 %. Das lässt darauf


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schließen, dass Spindeln während des


Gefäßtyp
Verbrennungsprozesses zumeist ihren
Platz am Scheiterhaufen hatten, vermutlich Abb. 41: Häufigkeit sekundärer Brandspuren auf der
neben dem Leichnam. Keramik im Verhältnis zu den Gefäßtypen

44
Lantschner 2000, 41.

49
Statzendorf Keramik-Herstellungsweise

7.8 Reparaturstellen
Dass durchaus auch Altstücke in die Gräber gelangten, die offensichtlich bereits eine Zeit lang in
Verwendung standen, beweisen eindrucksvoll Reparaturstellen an den Gefäßen: Links und rechts
neben einem Sprung in der Gefäßwand befinden sich jeweils kleine Bohrungen mit etwa 0,5 cm
Durchmesser, zumeist leicht konisch ausgeführt. Diese Bohrungen dürften dazu gedient haben,
Schnüre oder Klammern aufzunehmen, um die beiden Gefäßhälften links und rechts des Sprunges zu
stabilisieren. Die Bohrungen konnten dann etwa durch Harz abgedichtet werden. Bei dem Topf
PA42981 aus Grab A104 zieht sich der Sprung über die gesamte Gefäßwand, weshalb gleich drei
derartige Reparaturstellen notwendig waren, bei der Schüssel PA45392_C078 ist lediglich der Rand
betroffen, ebenso wie bei der Schüssel SHoA91a_B091, wo sicherheitshalber gleich zwei
Reparaturstellen den Rand festigen. Die Schüssel PA45316_C062 weist insgesamt vier durchlochte
Stellen auf. Drei Einzugsschalen wurden jeweils im
Randbereich mit einer doppelten Bohrung gefestigt,
nämlich PA56103_GD02, PA86330_D017 sowie
SHoA089a_B089. Das einzige Kegelhalsgefäß mit
Reparaturstelle im Randbereich ist PA86369 aus
Grab D020.
Reparaturstellen dieser Art sind vor allem aus
Siedlungen bekannt.45 Eine doppelte Durchlochung,
wo allerdings kein Sprung in der Mitte zu bemerken
ist und die zudem untypischerweise senkrecht
angebracht ist, ist auf einer Kragenrandschüssel aus
Langenlebarn zu bemerken. Die Durchlochung wird in
dem Fall als Möglichkeit zur Verzapfung eines
Aufsatzes gedeutet.46 Abb. 42: Reparaturstelle auf PA45392_C078

45
Griebl 1997, 60; Lauermann 1990a, Taf. 4/3.
46
Preinfalk 2001, 117, Taf. 53.

50
Statzendorf Keramik-Typographie

8. Keramik - Typographie

Von den insgesamt 1560 in den Katalog aufgenommenen Keramikobjekten des Gräberfeldes von
Statzendorf konnten bis auf 80 Gefäßfragmente alle den folgenden Grundtypen zugeordnet werden:
Die größte Gruppe bilden mit 418 Vertretern (28,3 %) die Schalen, gefolgt von den 285
Kegelhalsgefäßen (19,3 %) und den 261 Schüsseln (17,6 %). Es folgen die Henkelschalen mit 162
Vertretern (11 %) und die Kalenderbergtöpfe (150 bzw. 10,1 %). Spinnwirtel kommen im Gräberfeld
73-mal vor (4,9 %), Töpfe 61-mal (4,1 %), Henkelschüsseln 30-mal (2 %), Fußschalen 18-mal (1,2 %)
und Ausgussgefäße neunmal (0,6 %). Sechs Rasseln, jeweils zwei Zisten und Deckel sowie eine
Lampe und ein Drillingsgefäß runden das Bild des Keramikrepertoires ab. Die Reihenfolge der
Beschreibung der Gefäßkeramik entspricht ihrer Häufigkeit im Fundmaterial.

Ausgußgefäß

Deckel
Ziste Drillingsgefäß
Topf Fußschale
Spinnwirtel Henkelschale

Henkelschüssel
Schüssel
Kalenderbergtopf

Kegelhalsgefäß

Schale
Rassel

Abb. 43: Verteilung der Keramikgrundtypen

8.1 Schalen
Als Schalen und Schüsseln werden weitmündige, niedrige Gefäße bezeichnet, deren Gefäßmündung
wesentlich größer als der Boden ist. Anders als Schüsseln sind Schalen einteilig aufgebaut, sie
bestehen aus einer konischen oder kalottenförmigen Wandung und schließen mit einem geraden,
eingezogenen oder ausbiegenden Rand ab.47
Die Funktion der Schalen dürfte unter mehreren Aspekten zu deuten sein: Zum einen dienen Schalen
im Grab als Abdeckung der Urnen, wie aus den Beschreibungen der Gräber in 38 Fällen hervorgeht.
Die tatsächliche Zahl der als Deckel verwendeten Schalen lag sicher weitaus höher. Zum anderen ist
die Deutung als Teller für Speisen bzw. Schale für Getränke sicherlich zutreffend, wobei davon
auszugehen ist, dass die Gefäße tatsächlich als Geschirrbeigabe zu verstehen sind, da sie häufig
ineinandergestellt vorkommen. Antike Darstellungen lassen eine Deutung als Trinkschale ebenso zu,
wie Tierknochenfunde in Schalen ihre Funktion als Teller nahe legen.48
8.1.1 Schalen mit eingezogenem Rand
387 Schalen des Gräberfeldes, die große Masse der Schalen, gehören zur Gruppe der Schalen mit
eingezogenem Rand. Schalen gehören zur Grundausstattung vieler Gräber, Einzugsrandschalen sind
in 196 Gräbern vertreten, der durchschnittliche Sozialindex liegt mit 26,6 nur knapp über dem
Durchschnitt von 21,4. Eine Schale ist aus dem Inventar von 97 Gräbern überliefert, zwei liegen aus
57 Gräbern, drei aus 31 Gräbern, vier aus vier Gräbern und fünf aus sechs Gräbern vor.

47
Klemm 1992, 48.
48
Rebay 2002, 79 ff.

51
Statzendorf Keramik-Typographie

Ganz allgemein können die Schalen mit eingezogenem Rand, auch Einzugschalen genannt, als
breite, niedrige Gefäße mit konischer, kalottenförmiger oder eingezogener Wand beschrieben werden,
deren Wandung zum Rand hin mehr oder weniger stark einzieht. Um die Masse der Einzugschalen
bearbeitbar zu machen, wurden sie nach Proportion, Gestaltung des Gefäßunterteils und
Randgestaltung in elf Varianten untergliedert. Die Grenzen zwischen den Varianten sind fließend. Die
elf Varianten sind: Einzugschale mit konischem Unterteil, Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil,
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, hohe Einzugschale, bauchige Einzugschale mit
kalottenförmigem Unterteil, bauchige Einzugschale mit geradem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit
konischem Unterteil, gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil und gedrückte
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil. Dazu kommen die Schalen mit schräg kanneliertem bzw.
facettiertem Rand und die Schalen mit waagrecht facettiertem Rand. Die Varianten sind jedoch weder
chronologisch empfindlich noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes von besonderer
Aussagekraft. Mit Vorbehalt kann man eine Tendenz innerhalb des Gräberfeldes feststellen, nach der
höhere Formen im nördlichen, älteren Teil des Gräberfeldes verbreiteter vorkommen, während im
jüngeren Südbereich niedrigere, gedrückte Formen häufiger sind.

Fragment 57

bauchig mit kalottenförmigem Unterteil 7

bauchig mit geradem Unterteil


mit eingezogenem Unterteil
mit kalottenförmigem Unterteil 74

mit konischem Unterteil 83

gedrückt mit eingezogenem Unterteil


gedrückt mit kalottenförmigem Unterteil 36

gedrückt mit konischem Unterteil 67

17
hohe Einzugschale
27
mit schräg facettiertem Rand
mit waagrecht facettiertem Rand
0 20 40 60 80 100

Abb. 44: Häufigkeit einzelner Varianten der Schalen mit eingezogenem Rand

Das Höhen-/Breitenverhältnis der Schalen mit eingezogenem Rand liegt im Durchschnitt bei 1:2,5,
spricht man von normal proportionierten Schalen, so sind solche mit einem Höhen-/Breitenverhältnis
von etwa 1:2,4 gemeint, hohe und bauchige Varianten haben in etwa ein Höhen-/Breitenverhältnis von
1:2, gedrückte Varianten eines von 1:2,8. Normal proportionierte Schalen mit konischem und
kalottenförmigem Unterteil sind am häufigsten vertreten, gefolgt von der gedrückten Variante mit
konischem und kalottenförmigem Unterteil. Bauchige und hohe Varianten sind relativ selten, immerhin
30 Vertreter zählen zur Variante mit kannelierter bzw. facettierter Randzone. Alle Schalen mit
eingezogenem Rand zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 2,3 und 13,2
cm hoch, im Durchschnitt 7,6 cm, und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite
zwischen 3,8 und 32,3 cm. Im Durchschnitt sind sie 19 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen
0,01 und 4,68 l, im Durchschnitt bei 1,06 l.
Folgende 57 Schalenfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet werden:
PA42639_A041, PA42656_A044, PA42788_A072, PA42794b_A073, PA42884_A092, PA42906_
A096, PA42935_A099, PA42941a_A099, PA42941b_A099, PA42999_A106, PA43000_A106,
PA43003b_A106, PA43045b_A115, PA43143_B135, PA43169_B138, PA43209b_B142, PA45080_
C023, PA45103_C028, PA45120_C030, PA45134_C031, PA45139a_C032, PA45143a_C032,
PA45182_C038, PA45187_C039, PA45201_C042, PA45214_C044, PA45220_C045, PA45253_
C049, PA45257_C050, PA45301_C059, PA45306_C061, PA45317c_C062, PA45335_C065,
PA45343a_C067, PA45360_C070, PA45371_C073, PA45379b_C074, PA45384b_C075, PA45393a_
C078, PA45394a_C078, PA45404_C080, PA56088b_Strf, PA56088c_Strf, PA56105_GD02,
PA56115c_GD07, PA56117_GD07, PA56194a_A014, PA56293_Strf, PA56296_Strf, PA86354b_
D018, PA86364_D019, PA86376c_D021, SH018a_B018, SH090b_B090, SH100b_B100, SH121d_
B121, SH122d_B122.
Das Farbspektrum der Schalen ist von grau dominiert, Abweichungen ins Braune und Rötliche
kommen vor. 97 Schalen (25 %) sind geglättet oder poliert, 167 (43 %) weisen innen oder außen

52
Statzendorf Keramik-Typographie

Spuren von Grafit auf. Nur zehn Einzugschalen weisen Spuren


eines sekundären Brandes auf, zwei tragen Reparaturstellen
(PA56103 und PA86330).
Auffällig und relativ selten sind die Bodenzeichen, die bei 16
Schalen an die Außenseite des Bodens angebracht sind,
nämlich bei MK3080_Strf, PA38263_A009, PA38264_A009,
PA38275_A011, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_
A051, PA42697_A051, PA42917_A097, PA42999_A106,
PA45045_C018, PA56074_Strf, PA56177_A011, PA56211_
A022, SH022d_B022 und SH024b_B024. In zwölf Fällen
handelt es sich bei den Bodenzeichen um ein Kreuz, zweimal
schraffiert gefüllt, in zwei Fällen um einen Stern und einmal um
ein Gittermuster. Auffallend sind die Gräber A009, A011 und
A051, wo jeweils zwei Schalen mit Bodenzeichen mitgegeben
wurden. Bei den Gräbern, die Schalen mit Bodenzeichen
enthalten, sind Männer und Frauen gleichermaßen vertreten,
es handelt sich aber durchwegs um Gräber der gehobeneren
sozialen Schicht. Der Sozialindex der Gräber mit Schalen und
Bodenzeichen beträgt 34,4, während der allgemeine
Durchschnitt lediglich bei 21,4 liegt. In der Kartierung der
Bodenzeichen ist weniger die absolute Position der Gräber
bedeutsam, als der Umstand, dass einige dieser Gräber richtig
benachbart angelegt sind. Abb. 45: Schalen mit Bodenzeichen

Eine Schale mit Bodenzeichen aus Langenlebarn wurde jüngst von F. Preinfalk vorgestellt, wobei
auch deren Bedeutung diskutiert wird: Die geringe Anzahl und Variabilität der Zeichen schließt eine
Deutung als Töpfermarke aus, auch die Kennzeichnung einer bestimmten Art von Gefäß, da
Bodenzeichen nicht nur auf Schalen vorkommen.49 Weitere Vergleiche sind ein einfaches Kreuz auf
einer Schale aus Nové Kosariská50 und ein Kreuz mit Delle in der Mitte aus Sopron.51 Das Gittermotiv
in Rollstempeltechnik findet sich in Grafenwörth.52 Natürlich ist auch die Deutung im Sinne eines
religiös-kulturellen Kontextes immer möglich. Trotzdem scheint es möglich, dass die Gefäße markiert
wurden, die einen besonderen Inhalt aufnehmen sollten, über den wir heute nicht mehr Bescheid
wissen. In Anbetracht der Tatsache, dass Schalen sehr häufig als Deckel verwendet werden, macht
auch das Markieren des Gefäßbodens Sinn, bei der Verwendung als Deckel wird der Schalenboden
zur Schauseite.
Anzuschließen sind Gefäße, die zwar nicht außen, aber innen eine besondere Bodenzeichnung
besitzen. Bei den Gefäßen SH084a_B084 und SH022d_B022 sind dies eingeritzte Kreuze, bei den
Gefäßen SH028a_B028 und SH037d_B037 eine dreifache, bei PA56188 aus Grab A012 eine
doppelte Kreiskannelur. 55 Gefäße tragen innen ein heute noch erkennbares Grafitstreifenmuster, das
zumeist daraus besteht, dass der Rand innen und außen grafitiert ist und im Inneren der Schale ein
Kreuz- oder Sternmotiv oder hängende Winkel angebracht sind. Die Zahl der ursprünglich in dieser Art
verzierten Gefäße lag vermutlich einst wesentlich höher. 30 Gefäße sind durch schräge und
waagrechte Facettierung verziert, vier Gefäße tragen Knubben und nur 12 Einzugschalen sind auf
andere Art verziert.
8.1.1.1 Bauchige Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil

MK3080 PA42659 PA45317b SH044b SH054d

Bauchige Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch kugeligen Gefäßaufbau
und eingezogenen Rand aus, der zum Mundsaum hin leicht s-förmig gerade gerichtet oder leicht nach
außen geneigt ist. Drei der sieben Schalen dieser Variante zeigen eine leichte Omphalosbildung. Mit
49
Preinfalk F. 2003, 65 f., Taf. 48.
50
Pichlerová 1969, Taf. 34/2.
51
Eibner-Persy 1980, Taf. 5/1.
52
Lochner 1988, Taf. 3/3.

53
Statzendorf Keramik-Typographie

einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,8 handelt es sich um relativ hohe Schalen. Vertreter dieser
Variante sind zwischen 5,3 und 9,3 cm hoch, im Durchschnitt 6,4 cm und zwischen 9,1 und 14,2 cm
breit, im Durchschnitt 10,9 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,15 bis 0,8 l, im Durchschnitt
fasst diese Variante 0,35 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Schalenvariante nur bei kleinen
Schalen vertreten ist. Dazu zählen MK3080_Strf, PA42659_A044, PA42682_A048, PA42844_A085,
PA45317b_C062, SH044b_B044 und SH054d_B054. SH054d ist an der Schulter umlaufend durch
stehende, dreifach eingeritzte Winkel verziert, dazwischen und darunter befinden sich eingestochene
Punkte. Das Muster ist durch einen einzelnen, eingeritzten Stern unterbrochen. MK3080trägt an der
Außenseite des Bodens ein eingeritztes Kreuz, dessen zwei gegenüberliegende Winkel schraffiert
gefüllt sind. Alle übrigen Gefäße dieser Variante sind unverziert.
8.1.1.2 Bauchige Einzugschale mit konischem Unterteil

PA42983 PA45378 SH054c

Schalen dieser Variante unterscheiden sich von der vorhergehenden durch eine größere,
ausgeprägtere Standfläche ohne Omphalos und die steilkonische Gefäßwand, die Proportionen sind
mit einem Höhen/Breitenverhältnis von ca. 1:1,9 ähnlich. Der Rand ist leicht eingezogen und nicht
geschwungen. Bauchige Einzugschalen mit konischem Unterteil besitzen eine Höhe zwischen 3,3 und
5 cm, durchschnittlich 4,4 cm und eine Breite von 6,5 bis 9,1 cm, durchschnittlich 8,3 cm. Ihr
Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,4 und 0,14 l, durchschnittlich liegt es also bei nur 0,10 l.
Diese Variante ist offenbar bevorzugt bei den kleinen Schalen beliebt. Die vier Exemplare
PA42983_A104, PA42984_A104, PA45378_C074 und SH054c_B054 sind allesamt unverziert.
8.1.1.3 Einzugschale mit eingezogenem Unterteil

PA42871 PA43042 PA45407 PA56066 SH042d

Diese Variante zeichnet sich durch normale Proportionen und einen konischen, eingezogenen
Gefäßunterteil aus. Durchschnittlich sind die Einzugschalen mit eingezogenem Unterteil 7,8 cm hoch
(6,1 bis 9,3 cm) und 19,3 cm breit (13,8 bis 26,5 cm). Sie fassen zwischen 0,39 und 2,41 l, im
Durchschnitt 1,13 l. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:2,5. Bei drei Gefäßen ist der Rand innen
schräg abgestrichen. Folgende sechs Gefäße zählen zu den Einzugschalen mit eingezogenem
Unterteil: PA42871_A091, PA43042_A115, PA45407_C081, PA56066_GA11, PA86343_D018 und
SH042d_B042. Drei der Gefäße sind durch Grafitstreifenmuster verziert (PA56066, PA86343 und
SH042d). Die Schale PA43042 trägt außen ein Winkelband aus dreifachen Einstichreihen, die durch
Rollstempel angebracht wurden, unter jedem Winkel sitzt eine doppelte Delle. Innen ist der Boden
durch ein Hakenmotiv aus gleichen Einstichreihen, einfach und dreifach, verziert. An der Wand ist
innen ein Winkelband aus doppelten Einstichreihen angebracht, über jedem randseitigen Winkel sitzt
eine doppelte Delle, unter jedem bodenseitigen eine einfache Delle.

54
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.4 Einzugschale mit kalottenförmigem Unterteil

MK3081 PA38336 PA56172 PA56200 PA56210


Die normal proportionierten Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil besitzen ein
kalottenförmiges, also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil. Vertreter dieser Variante sind mit
folgenden Maßen zu finden: Die Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die
Breite liegt zwischen 10,5 und 29,3 cm, im Durchschnitt bei 18,1 cm. Das Fassungsvermögen bewegt
sich zwischen 0,14 und 3,66 l, durchschnittlich können 1,16 l Inhalt in Schalen dieser Variante gefüllt
werden. Das Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:2,3.
Zu den Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zählen 74 Gefäße, MK3081_Strf,
PA38264_A009, PA38275_A011, PA38298_A027, PA38299_A027, PA38300_A027, PA38307_A030,
PA38336_A008, PA38348_A017, PA42645_A042, PA42668_A046, PA42686c_A049,
PA42714_A055, PA42730_A061, PA42737_A061, PA42778_A071, PA42798_A074, PA42810_A076,
PA42832_A083, PA42859_A089, PA42899_A094, PA42917_A097, PA43100_B126,
PA43114b_B131, PA43181b_B139, PA43194_B141, PA43197_B141, PA43221_B144,
PA43239_B146, PA45055_C020, PA45058_C020, PA45089_C026, PA45211_C043,
PA45260_C051, PA45426_C083, PA56077_C084, PA56095_GD01, PA56121_GD08,
PA56157_A002, PA56172_A010, PA56177_A011, PA56185_A012, PA56196_A015, PA56200_A016,
PA56210_A021, PA56211_A022, PA56220_A028, PA56227_A029, PA56228_A029, PA56244_A036,
PA56259_A038, PA56266_A039, PA56282_Strf, SH008a_B008, SH013a_B013, SH016a_B016,
SH022d_B022, SH024b_B024, SH027b_B027, SH028a_B028, SH028c_B028, SH037b_B037,
SH037d_B037, SH042b_B042, SH043a_B043, SH051e_B051, SH051f_B051, SH053c_B053,
SH057b_B057, SH058b_B058, SH059b_B059, SH064f_B064, SH084a_B084 und SH105b_B105.
Im Normalfall geht die Wand mehr oder weniger übergangslos in die gerade, innen oft leicht gewölbte
Standfläche über. Einige Gefäße zeigen eine Omphalosbildung (PA42730, PA56244, SH028c,
SH051f, SH053c, SH058b), andere eine deutlich abgesetzte, ausgeprägte Bodenbildung (PA38275,
PA38300, PA42810, PA45211, PA56172, SH022d, SH024b, SH057b, PA56259). 54 Gefäße sind
unverziert, sieben Gefäße sind durch Grafitstreifen innen dekoriert (PA45260, PA56177, PA56210,
PA56211, PA56228, PA56266, SH084a). Bodenzeichen tragen die Gefäße PA38264, PA38275,
PA56177, PA56211, PA42917, SH022d und SH024b. Bei den Gefäßen SH028a und SH037d ist der
Boden durch doppelte Kreiskannelur innen verziert. Der Rand des Gefäßes PA56259 trägt umlaufend
Fingereindrücke, so dass sich ein wellenartiger Abschluss des Gefäßes ergibt. Die Wand des Gefäßes
PA43194 ist knapp über dem Boden dreifach waagrecht getreppt, am Gefäßboden innen befindet sich
ein Gittermuster in rot-schwarzer Bemalung. Neben der komplexen Grafitstreifenverzierung der
Innenseite der Schale SH084a ist am Boden innen ein doppeltes Kreuz eingeritzt, dessen Winkel mit
Ritzlinien gefüllt sind. Kompliziert verziert ist die Schale PA38264: Die Wand ist außen durch ein
umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband mit eingeschriebenen, punktgefüllten, hängenden
Winkeln verziert, außerdem sind außen Dellenpaare eingedrückt, die durch doppelte Kannelur
verbunden sind. Der Innenboden trägt umlaufend doppelte, eingeritzte, stehende Bogen, die von
Punktreihen umgeben sind, innen eingeschrieben ist noch ein Stern aus gleichen Eindrücken.
8.1.1.5 Einzugschale mit konischem Unterteil

PA38252 PA38310 PA42872 PA56160 PA56178

Die Einzugschalen dieser Variante sind normal proportioniert (Höhen-/Breitenverhältnis 1:2,4), ihr
Unterteil ist konisch und weder nach außen noch nach innen gebogen. Der Winkel der Wand zum
Gefäßboden beträgt in etwa 45°. Vertreter dieser Variante sind mit folgenden Maßen zu finden: Die
Höhe liegt zwischen 4 und 12,3 cm, im Durchschnitt bei 8 cm, die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im

55
Statzendorf Keramik-Typographie

Durchschnitt bei 7,8 cm (zwischen 4,5 und 13,2 cm), die durchschnittliche Breite bei 18,8 cm
(zwischen 11,7 und 32,3 cm). Das Fassungsvermögen liegt mit 1,08 l (zwischen 0,18 und 4,68 l) nahe
beim allgemeinen Durchschnitt aller Einzugschalen.
83 Exemplare können dieser Variante zugeordnet werden: MP056_Strf, PA38252_A004,
PA38310_A030, PA38316_A033, PA38317_A033, PA42664_A045, PA42687_A049, PA42692_A050,
PA42696_A051, PA42697_A051, PA42726_A059, PA42761_A066, PA42775_A069, PA42789_A072,
PA42837_A084, PA42854_A088, PA42872_A091, PA42907_A096, PA42908_A096, PA42922_A097,
PA42931_A098, PA42955_A101, PA43013_A108, PA43033_A114, PA43034_A114, PA43053_A116,
PA43057_A116, PA43067_A117, PA43073_A118, PA43097_B126, PA43112_B130, PA43130_B133,
PA43131_B133, PA43144_B135, PA43146a_B135, PA43161_B137, PA43170a_B138,
PA43170c_B138, PA43196_B141, PA43198_B141, PA43229_B145, PA45045_C018,
PA45085_C025, PA45132_C031, PA45138_C032, PA45150_C033, PA45152_C033,
PA45153_C033, PA45176_C037, PA45235_C046, PA45248_C048, PA45315_C062,
PA45397_C079, PA45409_C081, PA56074_Strf, PA56085_C085, PA56113_GD05, PA56122_GD08,
PA56160_A005, PA56178_A011, PA56187_A012, PA56190_A012, PA56247_A036, PA56284_Strf,
PA86342_D018, PA86376b_D021, SH008b_B008, SH008c_B008, SH015b_B015, SH017a_B017,
SH050b_B050, SH052a_B052, SH053b_B053, SH057c_B057, SH072b_B072, SH077a_B077,
SH089a_B089, SH103a_B103, SH104a_B104, SH105c_B105, SH110b_B110, SH113a_B113,
SH121a_B121.
MP056 und PA42908 besitzen eine ausgeprägte Standfläche, Omphalosbildungen kommen bei dieser
Variante nicht vor. Bei etwa der Hälfte der Gefäße ist der Rand innen abgestrichen. 64 Gefäße sind
gänzlich unverziert. Die Wand des Gefäßes SH089a ist an einer Stelle durchlocht.
Grafitstreifenverzierungen der Innenseite tragen die Gefäße PA43097, PA45176, PA45315, PA45409,
PA56085, PA86342 und SH057c. Bodenzeichen zieren die Gefäße PA42692, PA42696, PA42697und
PA45045 in Form eines Kreuzes, PA56074 ist durch ein eingeritztes Gitter am Boden markiert und
PA42687 durch einen Stern. An der Wand des Gefäßes PA42955 befindet sich ein eingeritztes
Zeichen in Form eines V mit Teilstrich in der Mitte, so dass es einem Krähenfuß ähnelt. PA45066 und
PA45176 sind am Rand durch schräge Kannelurbündel verziert. Zuletzt bleiben noch die plastisch
verzierten Einzugschalen: Kreuzständige, längliche Knubben sind an den Gefäßen PA56160 und
PA42931 angebracht, jeweils zwei kleine, runde Knubben zieren die Wand von SH077a. Bei Gefäß
PA42761 ist die Wand an einer Stelle zu einer kleinen Knubbe ausgezogen.
8.1.1.6 Gedrückte Einzugschale mit eingezogenem Unterteil

PA45048 PA45196 PA45297 PA56061 PA86333

Gedrückte Einzugschalen sind niedriger als ihre normal proportionierten Verwandten, das Höhen-
/Breitenverhältnis bei dieser Variante liegt bei 1:2,8. Die Wand des Unterteils ist konisch und leicht
eingezogen, der Mundsaum ist bei fast allen Exemplaren nach innen abgestrichen.
Vertreter dieser Variante sind zwischen 6,6 und 11 cm hoch, im Durchschnitt 8,1 cm, und zwischen
17,7 und 32 cm breit, im Durchschnitt 23 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich auf 0,67 bis 3,82 l,
im Durchschnitt fasst diese Variante 1,65 l. Die Maße sprechen dafür, dass diese Variante bevorzugt
bei größeren Schalen vertreten ist. Von den sechs Schalen dieser Variante sind PA45048_C018,
PA45196_C040, PA45297_C059, PA56061_GA09 und PA86333_D017 durch ein Grafitstreifenmuster
verziert, PA45297_C059 und PA45425_C083 sind unverziert. Eventuell ist es von Bedeutung, dass
die fünf Gräber, die Schalen dieser Variante beinhalten, allesamt im Südbereich des Gräberfeldes zu
finden sind. Dies spräche für eine jüngere Datierung dieser Variante.

56
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.7 Gedrückte Einzugschale mit kalottenförmigen Unterteil

PA38263 PA38295 PA56186 PA56188 PA56201

Gedrückte Einzugschalen mit kalottenförmigem Unterteil zeichnen sich durch ein kalottenförmiges,
also leicht bauchig ausgebogenes Gefäßunterteil aus. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei dieser
Variante bei 1:2,7. Sie besitzen eine Höhe zwischen 5,7 und 12 cm, durchschnittlich 7,2 cm und eine
Breite von 14,2 bis 31,7 cm, durchschnittlich 20 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,17
und 4,49 l, durchschnittlich liegt es bei 1,10 l. Die Werte entsprechen den allgemein bei
Einzugsschalen zu beobachtenden Werten.
PA38263_A009, PA38295_A025, PA38351_A019, PA42655_A044, PA42673_A047, PA42782_A071,
PA42800_A074, PA42827_A082, PA42833_A083, PA42847_A086, PA42965_A103, PA43015_A108,
PA43045a_A115, PA43058_A116, PA43066_A117, PA43068_A117, PA43124_B132,
PA43152_B136, PA45161_C035, PA45184_C038, PA45203_C042, PA45221_C045,
PA45230_C046, PA45330_C065, PA45412c_C081, PA45424_C083, PA56186_A012,
PA56188_A012, PA56201_A016, PA56245_A036, SH059c_B059, SH064a_B064, SH064g_B064,
SH077b_B077, SH083a_B083 und SH088c_B088 sind dieser Variante zuzuordnen, das sind 36
Schalen.
Die Standfläche ist nur bei einem Gefäß, PA42782, leicht abgesetzt, alle anderen Gefäße haben
gerade oder leicht nach innen gewölbte Standflächen, die übergangslos an die Wandung anschließen.
Fast alle Schalen haben nach innen abgestrichene Mundsäume. PA38263 trägt als Bodenzeichen ein
Kreuz, bei dem zwei gegenüberliegende Viertel schraffiert gefüllt sind. Sechs Gefäße sind durch ein
Grafitstreifenmuster verziert (PA43124, PA45184, PA45203, PA45412c, SH064a und SH064g), alle
übrigen Schalen dieser Variante sind unverziert.
8.1.1.8 Gedrückte Einzugschale mit konischem Unterteil

PA38290 PA38294 PA42977 PA56054 PA56175

67 Schalen werden der gedrückten Variante mit konischem Unterteil zugeordnet, deren Höhen-
/Breitenverhältnis im Durchschnitt bei 1:2,9 liegt. Neben der geringen Höhe ist das konische Unterteil
charakteristisch, das weder nach außen noch nach innen zieht, sondern gerade im Winkel von etwa
35 - 40° zum Boden steht. Die Höhe dieser Gefäßvariante liegt im Durchschnitt bei 7,1 cm (zwischen
4,2 und 10,7 cm), die durchschnittliche Breite bei 20,6 cm (zwischen 10,8 und 31 cm). Das
Fassungsvermögen liegt mit 1,05 l (zwischen 0,14 und 3,07 l) nahe beim allgemeinen Durchschnitt
aller Einzugschalen.
Die Gefäße MP059_Strf, PA38290_A024, PA38294_A025, PA38345_C001, PA42644_A042,
PA42706_A053, PA42721a_A057, PA42757a_A065, PA42767_A068, PA42768a_A068,
PA42850_A086, PA42885_A092, PA42896_A094, PA42918_A097, PA42919_A097, PA42924_A097,
PA42939_A099, PA42948_A100, PA42963_A103, PA42974_A104, PA42977_A104, PA43001_A106,
PA43023_A109, PA43088_B124, PA43090a_B124, PA43090b_B124, PA43170b_B138,
PA43181a_B139, PA43185_B140, PA43193_B141, PA43242a_B146, PA45066_C021,
PA45069_C021, PA45073_C022, PA45074_C022, PA45078_C022, PA45104_C028,
PA45163_C035, PA45209_C043, PA45219_C045, PA45252a_C049, PA45262_C051,
PA45265_C051, PA45283_C055, PA45286_C057, PA45291_C058, PA45307_C061,
PA45312_C061, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_C068, PA45353_C068,
PA45354_C068, PA56054_GA08, PA56103_GD02, PA56171_A010, PA56175_A011,
PA56260_A038, PA56265_A039, PA56270_Strf, PA56283_Strf, PA86360_D019, PA86361_D019,

57
Statzendorf Keramik-Typographie

PA86376a_D021, SH085a_B085, SH088b_B088 und SH121b_B121 gehören zu dieser Variante. Als


Bodenform kommen hier weder omphalosartig eingezogene noch solche mit abgesetztem
Standboden vor. 53 Gefäße sind unverziert, PA56103 weist eine Reparaturstelle in Form einer
doppelten Durchlochung, links und rechts eines Sprunges, auf. Elf Gefäße sind wiederum in
charakteristischer Weise durch ein Grafitstreifenmuster im Inneren verziert (PA42850, PA42939,
PA42963, PA45252a, PA45322, PA45341a, PA45352, PA56171, PA56175, PA56270, PA86360). Von
der Schale PA42977 sind zwei Tüllen erhalten, die knapp unterhalb des Randes am Gefäß ansetzen.
8.1.1.9 Hohe Einzugschale

PA38308 PA38309 PA56073 PA56176 SH034a

Die hohen Schalen mit eingezogenem Rand haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:2, ihre
Wandung weist steil, etwa im 50-60° Winkel, nach oben. Durchschnittlich sind hohen Einzugschalen
8,2 cm hoch (2,3 bis 11,8 cm) und 16,9 cm breit (3,8 bis 24 cm). Sie fassen zwischen 0,01 und 2,57 l,
im Durchschnitt 1,00 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße PA38308_A030, PA38309_A030,
PA38311_A030, PA42672_A047, PA42680_A048, PA42744a_A063, PA42831_A083,
PA43136_B134, PA45117_C030, PA56073_Strf, PA56176_A011, PA56238_A034, SH034a_B034,
SH046b_B046, SH065c_B065, SH071a_B071 und SH122b_B122. Der Boden der Schalen ist ein
gerader Standboden, im Fall der Gefäße PA38311 und SH034a ist er stark eingezogen, bei PA38309
und dem Miniaturgefäß SH122b gerundet. Nur die Schale SH034a ist verziert, in dem der Rand außen
durch ein breites, waagrechtes Grafitband bemalt ist. Hohe Einzugschalen scheinen bevorzugt im
Nordteil des Gräberfeldes verbreitet zu sein.
8.1.1.10 Einzugschale mit schräg kanneliertem bzw. facettiertem Rand

PA38354 PA42842 PA45331 PA56246 SH012c

Sämtliche Vertreter dieser Variante sind normal bis niedrig proportioniert (1:2,6) und besitzen eine
ebene Standfläche sowie eine konisches, eventuell leicht kalottenförmiges Gefäßunterteil. Folgende
Maße kommen für Vertreter dieser Variante vor: Die Höhe liegt zwischen 5,8 und 9,4 cm, im
Durchschnitt bei 7,2 cm, die Breite liegt zwischen 12,4 und 22,6 cm, im Durchschnitt bei 18,7 cm. Das
Fassungsvermögen bewegt sich zwischen 0,25 und 1,7 l, durchschnittlich können 0,96 l Inhalt in
Schalen dieser Variante gefüllt werden. Bei der Gestaltung der Randzone ist die schräge Kannelur,
die auch für die späturnenfelderzeitlichen Komplexe typisch ist,53 oft nicht so einfach von der typisch
hallstattzeitlichen, schrägen Facettierung zu trennen.
Die eher an Turbanrandschalen erinnernden Schalen sind PA45213_C044, PA45331_C065,
PA56246_A036 und PA86330_D017. Bei den übrigen Schalen ist die Kannelur in einem geringen
Winkel zum Gefäßrand, teilweise übereinanderliegend und so flach gestaltet, dass sie eher als
Facettierung angesprochen werden kann. Dies betrifft die Gefäße PA38354_A037, PA42842_A085,
PA42897_A094, PA42940_A099, PA43035_A114, PA43114a_B131, PA43118_B131,
PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_B142, PA43210_B142, PA43218_B143,
PA45173_C036, PA45342_C067, PA56070_Strf, PA56139_GD13, PA56140_GD13, SH012c_B012,
SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054 und SH082a_B082. Zusätzlich zur
gestalteten Randzone ist lediglich das Gefäß PA86330 mit einem Grafitstreifenmuster im Inneren
versehen. Außerdem trägt es an der Gefäßwand zwei Löcher einer Reparaturstelle.

53
Wewerka 2001, 24 f.

58
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.1.11 Einzugschale mit waagrecht facettiertem Rand

PA43238 PA45102 PA45400c

Drei Schalen weisen eine waagrechte Facettierung der Randzone auf, wobei auch hier die Grenzen
zwischen Kannelur und Facettierung nicht einfach zu ziehen sind. PA43238_B146 ist am Rand
fünffach facettiert, PA45102_C028 dreifach und PA45400c_C080 lediglich zweifach. Die einzige
komplett erhaltene Schale dieses Typs ist 7,4 cm hoch und 19,4 cm breit. Sie fasst 1,02 l. Schalen mit
waagrecht facettierter Randzone sind im Kalenderbergraum nicht gerade häufig anzutreffen, einige
Vergleichsbeispiele gibt es aber dennoch, etwa in Bad Fischau54 und Loretto.55 Aus Sopron sind
Fußschalen mit eingezogenem Rand und waagrechter Facettierung der Randzone bekannt.56 In
Kleinklein werden die Schalen mit Facettierung als kennzeichnendes Merkmal für die ältere Phase 1
des Gräberfeldes gewertet.57
8.1.2 Schalen mit ausladendem Rand
18 Schalen des Gräberfeldes besitzen einen deutlich ausladenden Rand, sie sind nach Form und
Verzierung in weitere vier Varianten zu gliedern, den kalottenförmigen Schalen mit ausladendem
Rand, den einfachen Schalen mit ausladendem Rand, den Schalen mit ausladendem Rand und
Randverzierung, den Stufenschalen und den innenverzierten Stufenschalen.
8.1.2.1 Kalottenförmige Schale mit ausladendem Rand

PA56281 SH002a SH049c

Die drei Schalen dieser Variante besitzen einen Gefäßkörper, der mit seiner kalottenförmigen
Grundform sehr an die Einzugsrandschalen erinnert, besitzt jedoch einen aufgesetzten, trichterförmig
nach außen ausladenden Rand. Zwei der Gefäße, SH002a_B002 und SH049c_B049 sind unverziert,
PA56281_Strf besitzt auf dem nach außen gebogenen Rand eine Verzierung aus sieben dreifachen
Kannelurbündeln. SH002a ist mit 5,8 cm Höhe und 14 cm Randdurchmesser deutlich kleiner als die
anderen beiden Gefäße, es fasst 0,35 l. SH049c hat einen Randdurchmesser von 35 cm, PA56281 ist
12 cm hoch, hat einen Randdurchmesser von 32 cm und fasst 2,49 l. Am ehesten vergleichbar ist
diese Form mit Schalen aus Gemeinlebarn58 und Maiersch.59 Vergleichbar ist die Form mit den
Trichterrandschalen im Inn–Salzach–Raum, die vorrangig aufgrund der Verzierung in die Frühphase
der Hallstattkultur gestellt werden, jedoch Vorläufer in der Urnenfelderkultur finden.60

54
Klemm 1992, Taf. 55/452.
55
Nebelsick 1994a, Fundstelle 3, 25, 37, 116.
56
Eibner-Persy 1980, Taf. 66/2, 4.
57
Dobiat 1980, 114 f.
58
Szombathy 1890, Fig. 69, 70.
59
Berg 1962, Taf. 24/4.
60
Stöllner 2002, 193 f.

59
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.2.2 Einfache Schale mit ausladendem Rand

PA38346 PA42855 PA45240 PA56124 PA56155


Die sechs einfachen Schalen mit ausladendem Rand zeichnen sich durch eine gerade bis leicht
konkave Gefäßwandung aus, deren Rand nach außen gerade abschließt oder leicht nach außen
waagrecht abgeknickt ist. Es handelt sich um die Gefäße PA38346_C001, PA42855_A088,
PA45240_C047, PA56079a_C084, PA56124_GD08 und PA56155_Strf. Die Ränder der Schalen
PA56079a und PA56124 sind grafitiert, im Inneren der Schale befindet sich ein Grafitstreifenmuster.
Die übrigen Schalen sind unverziert. Der Randdurchmesser schwankt zwischen 9,4 und 26 cm, der
mögliche Gefäßinhalt liegt zwischen 0,08 und 1,09 l. Schalen dieser Art begegnen außer in
Statzendorf noch in Rabensburg61 und Maiersch.62 In Bad Fischau ist vor allem die Miniaturform
gebräuchlich.63
8.1.2.3 Schale mit ausladendem Rand und Randverzierung

PA38344 PA56057 PA56060 PA86384

In der Form identisch, jedoch mit etwas breiterem Rand, der die Ritzverzierung in Form von gefüllten
Winkeln aufnehmen kann, sind die Gefäße PA38344_C001, PA56057_GA08, PA56060_GA09 und
PA86384_StrfD gestaltet. Der Boden des Gefäßes PA38344 ist durch eine vierfache Kreiskannelur
gestaltet, PA86384 zeichnet sich zusätzlich durch ein Grafitstreifendekor aus. Der Randdurchmesser
dieser Gefäße liegt zwischen 22 und 30 cm, der Inhalt zwischen 0,91 und 2,58 l. Verzierung und
Randgestaltung dieser Variante begegnen häufiger auf Fußschalen der Kalenderberggruppe, zu den
Vergleichen ohne Fuß zählen Exemplare aus Nové Kosariská,64 Maiersch65 und Gemeinlebarn,66
einige Vergleiche weisen auch in westlichere Gebiete.67
8.1.2.4 Stufenschale

PA38281 PA45160
Die Stufenschalen zeichnen sich durch ihren ausladenden Rand und den doppelt bzw. einfach
getreppten Gefäßkörper aus. Das Gefäß PA38281 aus Grab A018 ist unverziert. Es ist 6 cm hoch, der
Randdurchmesser beträgt 19 cm und es fasst einen Inhalt von 0,32 l. PA45160 aus Grab C035 ist rot-
schwarz bemalt. Außer dem schwarzen Boden und Rand sind dreifache, hängende Winkel aus
schwarzer Farbe auf rotem Grund charakteristisch. Mit 8,3 cm Höhe, 29 cm Randdurchmesser und
1,35 l Fassungsvermögen ist es wesentlich größer als das andere Exemplar seines Typs.
Stufenschalen sind im Kalenderbergraum eine Seltenheit. Ein ebenfalls innen bemalter Vertreter ist
ein Streufund aus Maiersch.68
61
Kerchler 1977, Taf. 25/2 und 26/2.
62
Berg 1962, Taf. 8/5.
63
Klemm 1992, Taf. 16/88, 18/115, 38/283, 44/312.
64
Pichlerová 1969, Taf. 34/6.
65
Berg 1962, Taf. 6/6, 37/4, 37/7.
66
Szombathy 1890, 70 f., Fig. 68-71.
67
Stöllner 2002, 193.
68
Berg 1962, Taf. 50/4.

60
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.2.5 Innenverzierte Stufenschale

PA38254 PA45167 SH037c

An die einfachen Stufenschalen anzuschließen sind jene, die sich durch besonders umfangreiches
Dekor auszeichnen. PA38254 aus Grab A006 ist am Innenrand durch umlaufende, doppelte,
eingeritzte Winkel verziert, der Boden ist doppelt gestuft, über jeder Stufe läuft eine Reihe
eingestochener Punkte, am Gefäßboden verläuft eine horizontale Linie eingestochener Punke, auf der
doppelte, stehende Winkel sitzen. SH037c aus Grab B037 ist in der Mitte der Wandung doppelt
getreppt, vom Rand und von der untersten Treppe hängen dreifache, geritzte Bögen. Die Treppen
sind durch kleinere, stehende, dreifach geritzte Bögen markiert. In der Bodenmitte befindet sich ein
siebenzackiger Bogenstern aus dreifacher Ritzlinie, an die Wand anschließend ein Winkelband aus
Einstichen. PA45167 aus Grab C035 ist ebenfalls in der Mitte der Wandung doppelt getreppt, auch
der Übergang zum Boden ist durch doppelte Treppung markiert. Der Rand der Stufenschale ist durch
eingestochene Kreisaugen verziert. Vom Rand und der Treppung hängt eine Bogengirlande aus
dreifacher Ritzlinie, die von Fingernagelkerben begleitet wird. Um den Boden sind wieder Kreisaugen
eingestochen. Mit 23 bis 29 cm Randdurchmesser handelt es sich bei allen drei Schalen um große
Objekte, sie fassen einen Inhalt zwischen 1,66 und 3,88 l. Als Vergleich soll eine Stufenschale aus
Maiersch genannt werden, deren Rand ebenfalls verziert ist.69
Stufenschalen sind typische Bestandteile der Hallstatt C – zeitlichen Grabkeramik in Südwest-
deutschland,70 wo sie allerdings zumeist stärker profiliert und tiefer ausgeführt werden, und kommen
vereinzelt auch in der Horákov – Kultur vor.71 Die Keramik ist dort typischerweise durch geometrische
Ritzlinien, Stempel- und Kerbschnittmuster sehr reich verziert und zudem noch bemalt. Tendenziell
dürften die Stempel- und Kerbschnittverzierungen älter als die einfacheren Ritzverzierungen sein,
wobei dieser Tendez einige gut datierte Grabfunde widersprechen.72 Funde einfach und doppelt
getreppter Stufenschalen mit Rollstempel und Ritzverzierung stammen aus den Gräbern von
Mitterkirchen73 sowie weiter westlich aus dem Inn–Salzach–Raum. T. Stöllner legt sich auf eine
Datierung zwischen Ha C und D1 fest.74
PA45167 zählt nach T. Stöllner zum Typ der Knickwandstufenschalen, die durch konkav eingezogene
Wandungsteile charakterisiert sind, die durch einen deutlichen Absatz voneinander getrennt sind.
Stufenschalen dieser Formausprägung sind bereits seit der späten Urnenfelderzeit (HaB2 – B3)
bekannt und sind für die frühe Phase der Stufe Hallstatt C charakteristisch.75
8.1.3 Große, bemalte Schale
Das Gefäß PA38282 aus Grab A019 ist das einzige, das als große, bemalte
Schale bezeichnet werden kann. Es trägt unterhalb des Randes einen
kleinen, englichtigen Henkel, der eher dekoratives als funktionelles Element
ist und daher wird das Gefäß auch mit den Schalen und nicht mit den
Henkelschalen behandelt. Der Rand ist schwarz bemalt, darunter liegen
hängende Dreiecke, der Bauch ist rot mit schwarzem Gittermotiv, darunter
verläuft wieder ein breiter, horizontaler schwarzer Streifen. Die Schale ist 21
PA38282
cm hoch, 32 cm breit und fasst ein Volumen von 9,82 l.

Große Henkelschalen sind hauptsächlich auf das Gebiet östlich und südöstlich des Wienerwaldes
beschränkt.76 Am ehesten vergleichbar ist eine Schale aus Bad Fischau,77 die ein Winkelband trägt,
und ein Gefäß aus Weiden, ebenfalls mit Winkelband.78

69
Berg 1962, Taf. 37/6.
70
Kossack 1959; Zürn 1957.
71
Podborský 1974, 392.
72
Dämmer 1978, 28 f.
73
Leskovar 1998, 39 ff.
74
Stöllner 2002, 192 ff.
75
Stöllner 2002, 109.
76
Klemm 1992, 77.

61
Statzendorf Keramik-Typographie

8.1.4 Schalen mit westlich geprägter Verzierung

PA38321 PA38322 PA38323 PA38324 PA42742a

Sechs Schalen mit westlich geprägter Verzierung sind vom Gräberfeld Statzendorf bekannt, wobei
fünf aus demselben Grab stammen. PA38320 – PA38224 wurden in Grab A035 gefunden, PA42742a
stammt aus Grab A062. PA38320 ist der Form nach zwar eher den Schüsseln zuzuordnen, aufgrund
der ähnlichen Verzierung und des Grabzusammenhangs wird das Gefäß aber ebenfalls in die Gruppe
der großen Schalen mit westlich geprägter Verzierung gestellt. Mit 23 cm Höhe und 44 cm
Bauchdurchmesser sowie 18,22 l Fassungsvermögen ist es das größte der Gruppe. Der Rand ist
schwarz bemalt, darunter befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, in der schraffierte, hängende
Dreiecke eingeschrieben sind. Am Gefäßkörper darunter befinden sich drei hängende
Bogengirlanden, doppelt geritzt, die ersten beiden sind schraffiert, die dritte mit senkrechten
Strichbündeln verziert. Zwischen den Girlanden ist das Gefäß abwechselnd schwarz bemalt und rot
belassen.
PA38321 ist 11 cm hoch, hat einen Bauchdurchmesser von 29 cm und 3,9 l Fassungsvermögen. Das
Gefäß trägt eine im Stil ähnliche Verzierung: Zwischen zwei waagrechten Ritzlinien befinden sich
doppelte Kreisaugen, darunter hängen Dreiecke aus eingestochenen Dreiecken, umgeben von einer
doppelter Ritzlinie, die mit Kerben gefüllt ist. Jedes Dreieck ist durch ein doppeltes Kreisauge
abgeschlossen. Unter dieser Verzierung verläuft ein Winkelband aus einer doppelter Ritzlinie, das mit
dreifachen, geritzten Winkeln gefüllt ist. Die Winkel werden wiederum durch Kreisaugen
abgeschlossen.
PA38322 und PA38323 sind in den Dimensionen fast identisch, 11 bzw. 9 cm hoch erreichen beide
Gefäße einen Bauchdurchmesser von 24 cm und fassen in etwa 2,5 l. PA38322 ist durch ein
Rahmenmotiv verziert. Ein Rahmen ist durch ein Andreaskreuz aus doppelten Ritzlinien
gekennzeichnet, gefüllt mit quer dazu verlaufenden Leitersprossen, die Zwickel sind mit ebensolchen
Winkeln gefüllt, darin eingeschrieben befinden sich geritzte, gefüllte Winkel. Alle Winkel sind durch
kleine Dellen markiert. Zwischen den Rahmen mit dem Hauptmotiv befinden sich in schmäleren
Rahmen jeweils drei übereinanderliegende, eingeritzte, schraffierte Sanduhren.
PA38323 ist in Rollstempeltechnik verziert: Unterhalb des Randes befindet sich eine doppelte,
waagrechte Linie, darunter zweimal doppelte, hängenden Bogen in gleicher Technik. An den oberen
Enden der Bogen befindet sich jeweils ein doppeltes Kreisauge.
PA38323, das letzte Gefäß aus Grab A035, ist mit 5,1 cm Höhe und 13 cm Bauchdurchmesser das
kleinste Gefäß. Es fasst 0,41 l. Seine Wand ist außen rot und schwarz bemalt, unter dem Rand
befindet sich eine doppelte, eingeritzte Linie, die mit einem Winkelband aus eingeritzten, vierfachen
Linien gefüllt ist. Darunter schließen zwei doppelte Reihen hängender Bogen an, die jeweils mit
Kerben gefüllt sind und so ein Leitermotiv ergeben. Die Fläche zwischen den beiden Bogengirlanden
ist schwarz bemalt.
PA42742a ist 11 cm hoch und 27 cm breit, es fasst 3,65 l. Das einzige Gefäß dieser Gruppe aus
einem anderen Grab, A062, hat unterhalb des Randes eine waagrechte, doppelt eingeritzte Linie, die
durch Dreiergruppen senkrechter Kerben gefüllt ist. Darunter befinden sich zweimal doppelt
eingeritzte, hängende Bogengirlanden mit eingeschriebenen Kerben, die ein Leitermotiv bilden. An
den oberen Bogenenden sitzt jeweils eine kleine Delle.
Schalen ähnlicher Form und Verzierung stammen aus Grafenwörth,79 wo außen an der Gefäßwand
ein Rahmenmuster mit Andreaskreuzen in Rollstempel und Kreisaugentechnik angebracht ist, und in
Maiersch,80 wo hängende Bögen in gleicher Technik zu beobachten sind. Kerbschnitt, Ritzlinien und
Stempel in streng geometrischen Manier sind typisch für die Alb-Hegau-Keramik, die in

77
Klemm 1992, Taf. 18/112.
78
Pescheck 1943, Taf. 9/4.
79
Lochner 1988, Taf. 3/3.
80
Berg 1962, Taf. 38/9.

62
Statzendorf Keramik-Typographie

Südwestdeutschland verbreitet ist,81 Girlandenzier unterschiedlicher Art, in Ritzlinientechnik und


Rollstempeltechnik, oft kombiniert mit Kreisaugen, sind jedoch typisch für den angrenzenden Raum
östlich davon, im Bereich des Inns und der Salzach. Hier finden sich Verzierungen dieser Art auch auf
ähnlichen Keramikgefäßen wie in Statzendorf, nämlich den schwach geschweiften Schüsseln.82
8.1.5 Knickwandschalen

PA42998 PA43254 PA56161 SH030b SH030d

Die Knickwandschalen besitzen ein konisches Gefäßunterteil mit gerader Wandung, im oberen Drittel
befindet sich ein deutlicher Bauchknick, die Wand des Gefäßes zieht wieder gerade nach oben oder
zur Mitte, knapp vor dem Rand biegt der Rand leicht nach außen ab. Fünf Gefäße können diesem Typ
zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße PA42998_A106, PA43254_B148, PA56161_A005,
SH030b_B030 und SH030d_B030. Die Gefäße sind bis auf PA43254, das durch drei mit Gitter
gefüllte, eingeglättete, hängende Dreiecke geschmückt ist, unverziert. Fast identisch ist die Verzierung
einer Schale aus Langenlebarn, Tumulus 3.83 Die Gefäße sind zwischen 7 und 8,8 cm hoch sowie
14,5 bis 22,8 cm im Randdurchmesser breit und fassen zwischen 0,92 und 1,18 l.
Knickwandschalen sind im Kalenderbergraum selten, zwei Schalen, die in der Randgestaltung eine
gewisse Ähnlichkeit besitzen, stammen aus Grafenwörth,84 mit einer aufwändigen Verzierung
versehen sind die beiden Stücke aus Rabensburg.85 Häufig kommt dieser Typ in Maiersch vor.86

81
Keller 1939.
82
Stöllner 2002, 185 f., Verbreitungskarte Abb. 87.
83
Preinfalk F. 2003, Taf. 47.
84
Lochner 1988, Taf. 5, 2 und 5.
85
Kerchler 1977, Taf. 32/3 und 32/4.
86
Berg 1962, Taf. 37/13, 14, 38/1-8.

63
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2 Kegelhalsgefäße
Charakteristisch für die Kegelhalsgefäße ist der mehr oder minder hohe, kegelförmige Hals, der
zwischen dem breiten, trichterförmig oder waagrecht ausladenden Rand und der zumeist deutlich
abgesetzten Schulter-/Bauchpartie liegt. Kegelhalsgefäße besitzen eine doppelkonische Grundform,
ihr Bodendurchmesser ist meist wesentlich kleiner als der Randdurchmesser, den größten
Durchmesser erreichen sie am Schulter-/ Bauchumbruch.87
Kegelhalsgefäße sind Großgefäße, deren praktische Funktion am ehesten im Bereich der
Vorratswirtschaft und der Nahrungszubereitung zu suchen ist.88 In Zusammenhang mit weiteren
Elementen eines Trinkgeschirrsets sind Kegelhalsgefäße als Mischgefäße zu interpretieren, in denen
Wein mit Wasser und Gewürzen versetzt wurde.89 Henkelschalen als Schöpfgefäße in den
Kegelhalsgefäßen legen nahe, dass diese Funktion im Grab dargestellt wurde. Regelhaft sind
Kegelhalsgefäße als Leichenbrandbehälter benutzt worden, 17-mal geht dieser Befund aus den 53
Beschreibungen des Gefäßes, das den Leichenbrand enthielt, hervor.
Das Kegelhalsgefäß ist der zweithäufigste Typ des Gräberfeldes Statzendorf. In 185 Gräbern sind
Kegelhalsgefäße belegt, wobei in 132 Gräbern nur ein Kegelhalsgefäß vertreten ist, in 41 Gräbern je
zwei, in 10 Gräbern drei und in je einem Grab vier (D018) und fünf (A036). Der durchschnittliche
Sozialindex der Gräber mit Kegelhalsgefäßen liegt bei 27,4 (allgemeiner Durchschnitt 21,4).
Die Kegelhalsgefäße wurden nach ihrer Profilierung und der Gestaltung des Halses in vier Typen
gegliedert, die sich dann nach den Proportionen in Varianten aufteilen. Die Grenzen zwischen den
Varianten sind fließend. Die Typen werden als Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung und als
Kegelhalsgefäße mit hohem, mittleren und niedrigem Hals umschrieben. Der Großteil der in Typen
und Varianten aufzugliedernden Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit hohem Hals (122 Vertreter bzw. 61
%), von denen 71 (58 %) normal proportioniert sind, 19 gehören der gedrückten Variante, zwölf der
kugeligen Variante, neun der breiten Variante mit breitem Hals, sechs der kugeligen Variante und fünf
der kugeligen, abgesetzten Variante an. 35 Kegelhalsgefäße (18 %) sind niedrige Kegelhalsgefäße,
13 kugelige, acht normal proportionierte, und je sieben hohe und gedrückte Vertreter bilden die
Varianten. Flau profilierte Typenvertreter sind im Gräberfeld 23-mal zu finden (12 %), elfmal in
kugeliger, fünfmal in gedrückter, viermal in hoher Variante und dreimal mit Knick. Die Kegelhalsgefäße
mit mittlerem Hals stehen typologisch sozusagen zwischen den Gefäßen mit hohem und niedrigem
Hals und sind mit 16 Vertretern die kleinste Gruppe. Sechs der Gefäße sind normal proportioniert, vier
kugelig und je drei gedrückt und hoch. Die letzte Gruppe bilden drei eher untypische Gefäße mit
Henkel, die als eigene Gruppe beschrieben werden.

mit flauer Profilierung

mit hohem Hals

mit mittlerem Hals


normal

mit niedrigem Hals mit Knick

kugelig abgesetzt

mit Henkel kugelig

hoch

Fragment gedrückt

breiter Rand
0 20 40 60 80 100 120 140

Abb. 46: Häufigkeit einzelner Kegelhalsgefäßtypen und -varianten

Folgende 86 Kegelhalsgefäßfragmente konnten keinem der obenstehenden Typen zugeordnet


werden: MK3086_Strf, PA38328a_D001, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA42734_A061,
PA42745_A063, PA42841_A085, PA42866_A090, PA42910b_A096, PA42921_A097,
PA42949b_A100, PA42982_A104, PA43017b_A108, PA43102_B127, PA43129_B133,
PA43148_B136, PA43156_B137, PA43165_B138, PA43190_B141, PA43191_B141, PA43205_B142,
87
Klemm 1992, 30ff.
88
Barth 1992, 56 ff.
89
Kaus 1981, 38.

64
Statzendorf Keramik-Typographie

PA43226_B145, PA45054_C020, PA45062_C021, PA45081b_C024, PA45091_C027,


PA45093_C027, PA45097_C028, PA45101_C028, PA45130_C031, PA45141_C032,
PA45156_C034, PA45158_C035, PA45174_C037, PA45181_C038, PA45206_C043,
PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45251_C049, PA45254_C049, PA45269_C052,
PA45281_C055, PA45328_C065, PA45343d_C067, PA45363a_C072, PA45379a_C074,
PA45384a_C075, PA45393b_C078, PA45412b_C081, PA45417_C082, PA45420_C083,
PA56049a_GA04, PA56069_GA12, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56088a_Strf,
PA56088d_Strf, PA56088e_Strf, PA56094_GD01, PA56107b_GD02, PA56119a_GD08,
PA56146_GD16, PA56230_A029, PA56231_A029, PA56250a_A036, PA56250b_A036,
PA56252_A036, PA56271_Strf, PA56273_Strf, PA86329_D017, PA86346_D018, PA86347a_D018,
PA86354c_D018, PA86369_D020, PA86373_D021, PA86383_StrfD, SH008d1_B008,
SH008d2_B008, SH023d_B023, SH030a_B030, SH091c_B091, SH094a_B094, SH101b_B101,
SH110c_B110, SH111a_B111 und SH118b_B118. Bei vielen der Fragmente lassen sich
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.
Alle Kegelhalsgefäße zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 6,5 und 50 cm
hoch, im Durchschnitt 28,3 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von
7 bis 66,5 cm, im Durchschnitt 33,3 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,2
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,14 und 77,35 l, im Durchschnitt bei
14,68 l. Die Maße variierten zwischen den Typen beträchtlich. 27 Gefäße fassen unter einen Liter
Inhalt und wurden als Miniaturgefäße klassifiziert.
Kegelhalsgefäße sind in 200 von 285 Fällen (70%) grau, 23 Gefäße sind rot-schwarz bemalt, der Rest
der Gefäße ist grau mit Abweichungen ins Braune und Rötliche. Interessant ist, dass die Farbe der
Innenseite häufig eine andere ist als die der Außenseite. Etwas weniger als die Hälfte aller
Kegelhalsgefäße ist aus relativ feinem Ton geformt, bei 39 Gefäßen ist die Oberfläche geglättet, eine
geglättete Randzone kommt wesentlich häufiger vor. Bei 179 Gefäßen kann heute noch eine
Grafitierung der gesamten Oberfläche oder der Randzone beobachtet werden. Fünf Gefäße weisen
Spuren einer Feuereinwirkung auf, bei zweien ist die Wand doppelt durchlocht. Bei PA86369_D020
handelt es sich eindeutig um eine Reparaturstelle, bei PA42870 ist zwischen den Löchern kein Sprung
zu sehen.
8.2.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
Die 23 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung weisen keinen ausgeprägten Hals-/Schulterumbruch
auf, ihre Form ist aber wie die der Kegelhalsgefäße doppelkonisch. Sie sind zwischen 7,1 und 30 cm
hoch, im Durchschnitt 19,1 cm, und zwischen 9 und 47 cm hoch, im Durchschnitt 25 cm. Ihr
Fassungsvermögen beläuft sich zwischen 0,2 und 17,51 l, im Durchschnitt auf 5,22 l. In dieser Gruppe
sind vier Miniaturkegelhalsgefäße zu finden. Fast alle Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung sind in
der sehr kleinen oder kleinen Größenklasse. Bis auf ein Gefäß aus Grab C079 sind alle Gefäße im
Nordbereich des Gräberfeldes, dem älteren Bereich, zu finden. Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
und geringer Größe stehen der Urnenfelderzeit nahe, wie ausführlich von L. Nebelsick diskutiert
wird.90
8.2.1.1 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - gedrückte Variante

PA42944 PA45396 PA56217 PA56251 SH053c

Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,4. Folgende Gefäße zählen zu dieser
Variante: PA42944_A100, PA45396_C079, PA56217_A028, PA56251_A036 und SH053e_B053, alle
Gefäße sind unverziert.

90
Nebelsick 1994a, 28 ff.

65
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.1.2 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - hohe Variante

PA42670 PA56279 PA86382 SH055a

Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,1. Die Gefäße PA42670_A047,
PA56279_Strf, PA86382_StrfD und SH055a_B055 zählen dazu, bis auf Gefäß PA86382, das an
Schulter und Bauch durch hängende, mit Gitter gefüllte, geritzte Winkel und eingedrückte Punkte
verziert ist, sind alle Gefäße unverziert.
8.2.1.3 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - kugelige Variante

PA38347 PA42719 PA43127 PA56100 PA56183


Die kugelige Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst folgende Vertreter:
MK3084_Strf, PA38347_A017, PA42701_A053, PA42709_A054, PA42719_A057, PA43127_B133,
PA56100_GD02, PA56183_A012, SH013c_B013, SH034c_B034 und SH041a_B041. Die Form des
Gefäßunterteils ist eher kugelig als doppelkonisch. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,
PA42701 trägt am Hals sechs dreifache, geritzte Bogengirlanden untereinander, unter der untersten
befinden sich Einstiche. Bei PA43127 ist der kaum ausgeprägte Hals-/Schulterumbruch durch
kreuzständige Knubben verziert, der Hals ist doppelt waagrecht kanneliert. PA56100 trägt am Bauch
ein einfach eingeritztes Winkelband.
8.2.1.4 Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung - Variante mit Knick

SH005c SH097b SH105d

Die Variante mit Knick hat eine deutlich doppelkonische Form, der Rand ist kurz und trichterförmig
ausladend. Die unverzierten Gefäße SH005c_B005, SH097b_B097und SH105d_B105 gehören dazu.
8.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals
Die 122 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind die größte Gruppe der Kegelhalsgefäße. Sie sind
doppelkonisch geformt, ihr Hals ist deutlich von der Schulter abgesetzt. Die Höhe des Halses nimmt
etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Kegelhalsgefäße mit hohem Hals
sind zwischen 6,5 und 50 cm hoch, im Durchschnitt 32,1 cm, 8,7 bis 66,5 cm breit, im Durchschnitt
37,2 cm und fassen zwischen 0,14 und 77,35 l Inhalt (im Durchschnitt 18,56 l). Ihr Höhen-
/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,2. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, 10 Gefäße
lassen sich als Miniaturgefäße bezeichnen. Gräber mit Kegelhalsgefäßen dieses Typs sind über das
gesamte Areal verteilt, Vertreter der besonders hohen Variante sind vor allem im westlichen Mittelteil
vertreten, Vertreter der kugeligen Varianten dort und vor allem auch im Südostbereich, dem jüngeren
Teil des Gräberfeldes. Die Herkunft der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist ebenfalls aus der
Urnenfelderkultur abzuleiten, die Gefäße dürften im Verlauf der Hallstattkultur eine regional

66
Statzendorf Keramik-Typographie

differenzierte Entwicklung erfahren haben.91 Sie gehören zu den typischsten Keramikformen der
Kalenderbergkultur.
8.2.2.1 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – normal proportionierte Variante

PA38313 PA38350 PA42835 PA56051 PA56192


Mit 71 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: elf
Gefäße sind unverziert (PA38350_A019, PA42694_A051, PA42956_A102, PA43092_B125,
PA45115_C030, PA45272_C053, PA45370_C073, PA56198_A016, PA56256_A038, SH026a_B026,
SH096a_B096), bei PA42691_A050 ist lediglich der Hals oben und unten durch eine doppelte,
umlaufende, waagrechte Kannelur profiliert, bei SH024a_B024 ist der Hals-/Schulterumbruch durch
eine dreifache, waagrechte Ritzlinie markiert. Drei Gefäße sind rot-schwarz bemalt, durch
Winkelbänder oder Dreiecke (PA38249_A004, PA42784_A072, PA42835_A084), bei SH091b_B091
ist an der Schulter eine Grafitbemalung in Form eines Winkelbandes zu sehen. In Kammstrichtechnik,
zumeist durch stehende einfache und doppelte Winkel an Hals und Bauch, sind elf Gefäße verziert
(MP137_Strf, PA38279_A013, PA56192_A014, PA42711_A055, PA42880_A092, PA42890_A094,
PA45358_C070, SH006b_B006, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113). Ein einfaches
Winkelband aus Kammstrich, zusätzlich durch Dellen garniert, verziert die Gefäße PA42652_A044
und PA43027_A110, einfache Winkel am Bauch verzieren PA43235_B146. Eine komplexere
Ritzverzierung ist auf dem Gefäß PA38258_A009 zu finden. Auf dem Hals sitzen Dreiecksmotive aus
eingeritzten, gittergefüllten Dreiecken und auf der Spitze stehenden Vierecken, auf dem Bauch ein
geritztes Dreiecksmotiv, gittergefüllt, stehend und hängend ineinander verzahnt, abwechselnd mit
doppelten, stehenden Winkeln aus Kammstrich, in deren Mitte ein senkrechter Kammstrich verläuft.
PA56118_GD08 trägt am Hals doppelte, stehende Winkel aus dreifachem Kammstrich, die an den
Enden kleine Füße haben. Der Bauch ist durch senkrechte Kannelurbündel verziert, zwischen denen
Dreierreihen hängender Winkel aus Kammstrich verlaufen. Nur durch kreuzständige Knubben verziert
sind die Gefäße PA42966_A104 und SH057d_B057, SH027a_B027 trägt unter den Knubben
Kannelurbündel, SH058c_B058 zusätzlich eine doppelte Kannelur, die den Hals-/Schulterumbruch
markiert.
Die häufigste Verzierung mit 20 Vertretern ist die typische Knubben-/Kannelurbogenverzierung. Vier
Knubben sitzen jeweils an der Schulter, um die mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen.
Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In
vielen Fällen ist der obere Bereich des Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend
hervorgehoben, zusätzlich können am Hals kleine Kreiskanneluren angebracht sein. Folgende Gefäße
sind so verziert: PA38313_A033, PA38340_C001, PA42764_A068, PA42722_A058, PA42891_A094,
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, PA43119_B132, PA45145_C033, PA45191_C040,
PA45200_C042, PA45320_C063, PA56053_GA08, PA56141_GD16, PA56142_GD16,
PA86358_D019, SH023e_B023, SH070d_B070 und SH084e_B084. 13 Gefäße tragen eine andere
Verzierung in Kannelurtechnik, die Schulter von PA45289_C058 ist umlaufend schräg kanneliert, die
von PA56051_GA08 ebenfalls, allerdings unterbrochen von Kreiskanneluren. Zudem ist der Hals oben
und unten mit mehrfacher, waagrechter Kannelur profiliert. Winkelbänder und stehende Winkel am
Bauch tragen die Gefäße PA38338_A007, PA42755_A065, PA42904_A096, PA42915_A097,
PA43011_A108, PA38341_C001, PA45250_C049, PA45405_C081 und PA86339_D018. Senkrechte
Kannelurbündel zieren SH009a_B009, und senkrechte Kannelurbündel und hängende Kannelurbögen
wechseln sich an Schulter und Bauch von PA42882_A092 ab. Bei Gefäß PA45296_C059 sind die
typische waagrechte Kannelur des Halses, des Hals-/Schulterumbruches und das Winkelband aus
mehrfacher Kannelur an der Schulter durch einfache und doppelte Reihen rechteckiger Einstiche
begleitet.

91
Klemm 1992, 38.

67
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.2.2 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – breite Variante mit breitem Rand

PA38257 PA38355 PA42973 PA45239 SH016b

Die Variante mit breitem Rand hat mit 1:1,25 ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis.
Kennzeichnend ist der überdurchschnittlich große Randdurchmesser im Vergleich zu den anderen
Formen. Beträgt das Verhältnis von Randdurchmesser außen zu Bauchdurchmesser im Durchschnitt
aller Kegelhalsgefäße mit hohem Hals 1:1,9, liegt es bei der Variante mit breitem Rand bei nur 1:1,5.
Mit fünf von neun Gefäßen nehmen hier die Miniaturgefäße eine bedeutende Rolle ein
(PA38355_A037, PA42973_A104, PA45239_C047, PA56289_Strf, SH016b_B016). Auch die übrigen
Gefäße gehören zur sehr kleinen und kleinen Größenklasse der Kegelhalsgefäße (PA38257_A006,
PA43072_A118, PA56225_A029, SH016e_B016). Drei Gefäße sind unverziert, PA38257 ist am Hals
durch doppelte, stehende Winkel in Kammstrichtechnik verziert, an der Schulter durch hängende
Winkel in Kammstrich- und Kannelurtechnik sowie durch Dellen. PA38355 trägt an Schulter und
Bauch senkrechte Leisten, der Rand ist an zwei Seiten ausgezogen und durchlocht, so dass ein
Aufhängen möglich erscheint. PA42973 ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehend eingeritzte
Winkel verziert, die durch eingestochene Punkte gefüllt sind. SH016e trägt an der Schulter vier
längliche Knubben. PA45239 trägt ebenfalls Knubben, am Bauch ist das Gefäße durch vierfach
geritzte, stehende Winkel, begleitet von Motiven aus eingestochenen Punkten verziert. Zuletzt trägt
das Gefäß PA56289 am Hals eine waagrecht umlaufende, dreifache Kannelur und am Bauch
hängende Winkel aus dreifacher Kannelur.
8.2.2.3 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – gedrückte Variante

PA38255 PA42649 PA42994 PA45274 PA56059

Der gedrückten Variante gehören 19 Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,35. Trotz ihrer
Breite haben sie eine ausgeprägt doppelkonische Form, das Unterteil ist zumeist konkav einziehend
gearbeitet. Mittelgroße und große Größen überwiegen, es sind aber auch zwei Miniaturgefäße in
dieser Gruppe (PA45302_C059, PA45374_C073), sie sind durch schräge bzw. senkrechte Kannelur
des Schulterbereiches verziert. Die restlichen Gefäße sind PA38255_A008, PA38339_StrfA,
PA42649_A043, PA42724_A059, PA42994_A106, PA43166_B138, PA43233_B146, PA45274_C054,
PA45339_C067, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56262_A039, SH008e_B008, SH069a_B069,
SH070c_B070, SH102a_B102 und SH104b_B104. Nur drei Gefäße sind gänzlich unverziert, sechs
tragen eine sehr typische Verzierung, nämlich jeweils vier Knubben an der Schulter, um die
mehrfache, hängende Kannelurbögen verlaufen. Zusätzlich sind in den Zwischenräumen an der
Schulter noch kleinere Kreiskanneluren angebracht. In fast allen Fällen ist der obere Bereich des
Halses durch eine mehrfache, waagrechte Kannelur umlaufend hervorgehoben (PA38339, PA42724,
PA45339, PA56059, PA56065, PA56262). PA45274 zeigt das Motiv in etwas abgewandelter Form,
anstelle der Bogenkannelur sind hier unter den Knubben Spiralleisten angebracht. Charakteristisch für
diesen Typ ist auch die Verzierung mit Winkeln und Dreiecken aus mehrfacher Kannelur, die an den
Gefäßen PA42994, PA43233, SH070c, SH102a und SH104b zu beobachten ist. Häufig ist zudem der
Hals-/Schulterumbruch durch mehrfache, waagrechte Kannelur betont. Lediglich ein Gefäß trägt
außer den Knubben an der Schulter am Bauch ein mit Kammstrich eingeritztes Winkelband. Am
Bauch des Gefäßes PA38255 befinden sich schräge, eingeritzte Strichbündel, abwechselnd orientiert,
die von eingestochenen Punkten begleitet werden.

68
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.2.4 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – hohe Variante

PA38267 PA42868 PA42928 PA42995 PA45224

Die hohe Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von nahezu 1:1 und ist in der Form doppelkonisch.
Neben den sechs Gefäßen PA38267_A010, PA42678_A048, PA42868_A091, PA42928_A098,
PA42995_A106 und PA45224_C046 könnte auch das Gefäß PA38277 mit Henkel zu diesem Typ
gezählt werden. PA45224 ist ein Miniaturkegelhalsgefäß mit sehr hohem Hals, es ist etwas schief
geraten und weist an der Schulter senkrechte und schräge Kannelurbündel sowie gefüllte und
hängende Winkel auf. Zwei Gefäße tragen kreuzständige Knubben an der Schulter (PA38267 und
PA42678), PA42928 ist durch mehrfache, waagrechte Kannelur des Hals-/Schulterumbruches und
durch senkrechte und schräge Kannelurbündel an der Schulter charakterisiert, PA42868 trägt
ungewöhnliche, längliche Knubben und außerdem an Hals und Schulter stehende Winkel in
Kammstrichtechnik. PA42995 ist unverziert.
8.2.2.5 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante

PA38285 PA45042 PA45216 PA45267 PA56216

Die kugelige Variante der Kegelhalsgefäße hat im Durchschnitt einen Höhen-/Breitenindex von 1:1,2
und zeichnet sich durch den kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der dadurch entsteht, dass
der Hals-/Schulterumbruch wenig ausgeprägt ist und der Bauch kugelig geformt ist. Das
Gefäßunterteil ist kugelig bis kalottenförmig. Fast alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit hohem Hals sind
mittelgroß, eines ist den Miniaturgefäßen zuzuordnen (PA38256_A007). Es ist am Hals durch
Dreiecke aus eingedrückten Punkten, am Bauch durch Winkel dreifacher Kannelur verziert. Ansonsten
zählen noch elf Gefäße zu dieser Variante, und zwar die Gefäße PA38256_A007, PA38285_A023,
PA42651_A044, PA43085_B124, PA45042_C018, PA45082_C025, PA45169_C036, PA45216_C045,
PA45255_C050, PA45267_C052, PA45398_C080 und PA56216_A027. Drei sind unverziert,
stehende Winkel aus Kammstrich verzierten Hals und Bauch der Gefäße PA38256, PA42651 und
PA45169. Das charakteristische Knubben-/Bogenkannelurmotiv findet sich auf vier Gefäßen dieser
Gruppe (PA45042, PA45216, PA45255 und PA45267).
8.2.2.6 Kegelhalsgefäße mit hohem Hals – kugelige Variante mit abgesetztem Hals

PA42888 PA45208 PA45228 PA72168 PA74271

69
Statzendorf Keramik-Typographie

Bei der kugeligen Variante mit abgesetztem Hals ist vor allem der Bauch und das Gefäßunterteil
kugelig ausgeformt. Es handelt sich durchwegs um sehr kleine Kegelhalsgefäße, bis auf
PA72168_Strf, einem mittelgroßen Exemplar. Das Gefäß ist ungewöhnlich verziert, unter dem Rand
verläuft am Hals eine dreifache waagrechte Kannelur, darunter befinden sich senkrechte Streifen aus
dreifachen Punktreihen, die jeweils abwechselnd zu hängenden und stehenden Dreiecken auslaufen.
Am Bauch verläuft eine umlaufende, doppelte Einstichreihe, darunter hängen Dreiecke aus drei- bis
vierfachen Einstichreihen, um die ein geritzter Winkel verläuft. An den Spitzen der Winkel sitzen
weitere Punkte. Zwischen den vier Winkeln prangen vier Kreuze aus doppelten Einstichreihen.
PA74271_D011 kann als Miniaturgefäß klassifiziert werden. Am Hals des Gefäßes verläuft eine
doppelte, waagrechte Reihe aus viereckigen Einstichen, am Bauch ein Winkelband aus denselben
Einstichen, begleitet von doppelten Ritzlinien. Der Boden ist durch einen leichten Omphalos markiert,
um den eine doppelte Kreiskannelur führt. PA45228_C046 ist unverziert, PA45208_C043 trägt an der
Schulter unterhalb des durch dreifache, waagrechte Kannelur markierten Hals-/Schulterumbruchs
gefüllte stehende und hängende Winkel aus Kannelur, und PA42888_A093 ist am Hals durch schräge
Bündel doppelter Kannelur und am Bauch durch kannelierte Doppelspiralen alternierend mit
Kreiskanneluren verziert.
8.2.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals
Die 16 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals belegen eine Zwischenstellung zwischen dem Typ mit
hohem und dem Typ mit niedrigem Hals. Der deutlich von der Schulter abgesetzte Hals nimmt etwa
ein Fünftel des Gefäßkörpers ein. Gefäße dieses Typs sind zwischen 16,7 cm und 38,2 cm hoch,
durchschnittlich 27,5 cm, und zwischen 21 und 42 cm breit, durchschnittlich 33,3 cm. Das Höhen-
/Breitenverhältnis ist 1:1,2. Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals fassen zwischen 2,54 und 21,45 l, im
Durchschnitt 11,25 Liter, in der Mehrheit handelt es sich um sehr kleine und kleine Gefäße, vier
gehören der mittleren Größenklasse an. Echte Miniaturformen sind nicht darunter. Gräber mit
Gefäßen dieses Typs sind vor allem in Nordbereich des Gräberfeldes zu finden, bis auf die beiden
Gräber C035 und C068, die im Südosten liegen.
8.2.3.1 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – normal proportionierte Variante

PA45349 SH043g SH045a SH067a SH099b

Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 zählen die Gefäße
PA45349_C068, SH043g_B043, SH045a_B045, SH059d_B059, SH067a_B067 und SH099b_B099.
Das Gefäß SH045a ist an Hals und Bauch durch doppelte, stehende Winkel aus Kammstrich verziert,
das Gefäß PA45349 trägt am Hals dreifache, stehende Winkel aus Einstichreihen und am Bauch
schraffierte, hängende Winkel aus doppelten Einstichreihen.
8.2.3.2 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – gedrückte Variante

PA42750 PA45351 PA56195

Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4. Die unverzierten Gefäße
PA42750_ A064, PA45351_C068 und PA56195_A015 zählen dazu.

70
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.3.3 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – hohe Variante

PA42892 PA43050 SH052b

Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,1 umfasst drei Gefäße: A094_PA42892,
A116_PA43050 und B052_SH052b. PA42892 ist in Form eines mehrfachen Winkelbandes rot-
schwarz bemalt, PA43050 trägt am Bauch dreifache, stehende Winkel aus Kannelur und SH052b ist
am Hals durch senkrechte Striche aus mehrfachen, feinen Ritzlinien und an der Schulter durch
doppelte, stehende Winkel aus mehrfachen, feinen Ritzlinien verziert.
8.2.3.4 Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals – kugelige Variante

PA42663 PA43040 PA45159


Die unverzierten Gefäße A045_PA42663, A115_PA43040, C035_PA45159 und A018_PA56203
wurden zur kugeligen Variante gruppiert, die mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 ebenfalls
normal proportioniert ist, das Gefäßunterteil ist jedoch weniger doppelkonisch als kugelig ausgefallen.
8.2.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals
35 Gefäße sind Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals, deren deutlich von der Schulter abgesetzter
Hals etwa ein Sechstel des Gefäßkörpers oder noch weniger einnimmt. Im Durchschnitt sind sie 21,8
cm hoch (11 – 38 cm) und 29,1 cm breit (13,6 – 47,5 cm) und fassen einen Inhalt von 8,97 l (0,82 –
31,08 l). Ein Miniaturgefäß ist in dieser Gruppe (PA56249). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im
Durchschnitt bei 1:1,4. Der Schwerpunkt der Verbreitung der Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals liegt
eindeutig im mittleren Westbereich des Gräberfeldes. Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals sind die
typische Form der Großgefäße in Süd- und Südwestdeutschland92 ebenso wie im Inn–Salzach–
Raum.93 Neben der Form ist die Verzierung der Gefäße durch Bemalung kennzeichnend für den
westlichen Einfluss.
8.2.4.1 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – normal proportionierte Variante

PA38246 PA38289 PA38291 PA42712 PA42807


Die Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,3) sind
PA38246_A001, PA38289_A024, PA38291_A025, PA42712_A055, PA42777_A071, PA42807_A076,
PA42869_A091 und PA45325_C063. Bis auf das unverzierte Gefäß PA42712 und das durch
senkrechte Kannelurbündel verzierte Gefäß PA38291 sind alle anderen rot-schwarz bemalt. PA45325
trägt ein Rautenmotiv, die anderen Winkelbänder und Dreiecke.

92
Klemm 1992, 41.
93
Stöllner 2002, 162 ff.

71
Statzendorf Keramik-Typographie

8.2.4.2 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – gedrückte Variante

PA38286 PA42870 PA42958 PA42962 SH012b


Die gedrückte, fast schüsselartige Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,65. Während
PA38286_A023, PA42870_A091 und SH012b_B012 rot-schwarz bemalt sind und jeweils ein
Winkelmuster tragen, ist die Verzierung der Gefäße PA42958_A102, PA42962_A103, PA43155_B137
und PA56071_Strf sehr ähnlich: Sie tragen an der Schulter jeweils eine horizontale Reihe einfacher
Einstiche, senkrechter Kerben bzw. Stempel in Form des Buchstabens U.
8.2.4.3 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – hohe Variante

PA42685 PA56170 PA42669 SH028e SH060c

Die hohe Variante ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 und einen sehr hoch sitzenden
Bauchumbruch charakterisiert, das Gefäßunterteil ist steil und konisch ausgeformt. Die Gefäße
PA38259_A009, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42806_A076, PA56170_A010, SH028e_B028
und SH060c_B060 zählen hierzu. Drei Gefäße (PA42669, PA42685 und SH060c) sind rot-schwarz in
Form eines Winkel- oder Dreiecksmusters bemalt, die restlichen vier Gefäße sind unverziert.
8.2.4.4 Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals – kugelige Variante

PA38247 PA42826 PA56249 SH037a SH073d

Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören mit 13 Gefäßen die meisten Kegelhalsgefäße
mit niedrigem Hals. Es handelt sich um die Gefäße B76_B076, PA38247_A001, PA38278_A012,
PA42815_A077, PA42826_A082, PA42961_A103, PA56249_A036, SH014a_B014, SH022e_B022,
SH037a_B037, SH073d_B073, SH113c_B113 und SH115a_B115. Mit einem normalen Höhen-
/Breitenverhältnis von durchschnittlich 1:1,3 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen
Gefäßaufbau unterhalb des Halses aus, der keinen deutlichen Bauchumbruch zulässt. Bis auf zwei
unverzierte Gefäße (SH022e und SH115a) sind alle kugeligen Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals in
vielfältiger Manier verziert: Die Gefäße PA38278, PA42815, PA42826, PA42961, PA56249 und
SH073d sind rot-schwarz bemalt, durch Winkelbänder oder Dreiecke, PA42815 trägt zusätzlich ein
breites Winkelband aus mehrfacher Kannelur, an dessen untere Winkel große Dellen angebracht sind.
Die Winkel und Dellen sind von Einstichen begleitet. PA42961 trägt außer der Bemalung senkrechte
Kannelurbündel am Bauch, zwischen denen Andreaskreuze aus doppelter Kannelur verlaufen. B76
und SH037a sind identisch verziert, und zwar durch eine waagrechte, umlaufende Reihe von
rechteckigen Einstichen am Hals-/Schulterumbruch, unter der ein Winkelband in gleicher Technik
verläuft.
PA38247 trägt am Hals eingeritzte, zwei bis dreifache, stehende Winkel, die mit eingedrückten
Punkten gefüllt sind, dazwischen sind eingeritzte Kreise mit Punkt in der Mitte gestellt. Am Bauch ist
viermal ein punktgefüllter, stehender Winkel alternierend mit einem Kreuz mit erhobenen Armen

72
Statzendorf Keramik-Typographie

dargestellt, was einer anthropomorphen Darstellung gleichkommen dürfte. Die geritzte Linie ist durch
eingedrückte Punkte begleitet. Auch am Bauch findet sich als Füllmotiv der Kreis mit Punkt in der
Mitte. Ähnlich ist die Verzierung des Gefäßes SH014a, am Hals befindet sich ein eingeritztes, von
Eindrücken umgebenes Winkelband, am Bauch, von dem nicht viel im Original erhalten ist, sind
mehrfache, eingeritzte Winkel und Punktreihen ebenso zu erkennen wie ein Kreuz mit erhobenen
Armen, geritzt, von Punkten begleitet. An der Schulter des Gefäßes SH113c ist eine Winkelband aus
dreifachen, tannenzweigartigen Eindrücken angebracht, an jeder Spitze des Winkelbandes befindet
sich eine Delle.
8.2.5 Kegelhalsgefäße mit Henkel

PA38277 PA45222 SH013d


PA38277 aus Grab A012 ist 32,5 cm hoch, 34,5 breit und fasst 13,02 l. Der Form nach ist es ein
Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, ungewöhnlich ist der an einer Seite des Halses oberhalb des Hals-
/Schulterumbruches angebrachte, doppelt kannelierte Henkel. Auch die Verzierung ist atypisch –
Neben der umlaufenden waagrechten Kannelierung des Halses und des Schulterbereiches sind am
Hals-/Schulterumbruch vier Knubben angebracht. Unterhalb der Knubben sind Bögen aus mehrfacher
Kannelur angebracht, die aber nicht wie üblich nach unten gebogen sind, sondern aufrecht stehen.
Ein fast identisches Gefäß wurde in Loretto, Fundstelle 25a, gefunden.94 Die typischen „Maria Rast –
Krüge“, die an Hals-/Schulterumbruch durch zwei Henkel gekennzeichnet und in der
späturnenfelderzeitlichen Gruppe Ruše II in Slowenien beheimatet sind,95 werden in Zusammenhang
mit dem Gefäße PA38277 von S. Stegman – Rajtar genannt.96
SH031d aus Grab B031 ist ein unverziertes, kugeliges Gefäß mit kurzem Kegelhals, an beiden Seiten
des Hals-/Schulterumbruches sind kleine, englichtige Henkel angebracht. Mit 16,5 cm Höhe, 19 cm
Breite und 2,46 l Fassungsvermögen gehört es zu den kleinen Kegelhalsgefäßen. Auch bei dem
Gefäß PA45222 aus Grab C045 sind zwei, allerdings etwas weitere Bandhenkel am Hals-
/Schulterumbruch angebracht. Der untere Teil des Gefäßes ist mit einer Besenstrichrauung versehen.
Es gehört zur Gruppe der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals und ist ein sehr schlanker Vertreter seines
Typs. Mit 28,5 cm Höhe und 27,3 cm Breite fasst es 8,07 l. Zwei Gefäße mit gewisser Ähnlichkeit aus
Loretto werden dort als Amphoren bezeichnet und mit Stücken aus Stillfried und Podoli verglichen, die
zwischen der mittleren und beginnenden späten Urnenfelderzeit datiert werden.97
8.2.6 Verzierungen
Fasst man die häufigsten Verzierungen der Kegelhalsgefäße zusammen, so sind 61 (30,7 %)
unverziert, 21 bemalt (10,6 %), 25 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kammstrichtechnik verziert
(12,6 %), 19 durch Winkel oder Dreiecksmotive in Kannelurtechnik (9,5 %), sieben Gefäße sind nur
durch Knubben verziert (3,5 %) und 33 tragen das typische Knubben-/Bogenmotiv (16,6 %). Ebenfalls
33 tragen andere Verzierungsmotive und –techniken. Die Kreuztabelle gibt die häufigsten
Verzierungsarten in Zusammenhang mit den Haupttypen der Gefäße wieder. Ein deutlicher
Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Kegelhalsgefäßtyp wird sichtbar: Knubben und Bogen
sind ausschließlich auf Kegelhalsgefäßen mit hohem Hals zu finden, Knubben als Einzelmotiv ebenso.
Geritzte und kannelierte Winkel und Bogenmotive sind ebenfalls fast ausschließlich bei den hohen
Kegelhalsgefäßen zu finden. Der überwiegende Anteil der bemalten Gefäße ist unter den
Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals zu suchen, rot – schwarze Bemalung tritt in wenigen Fällen
jedoch auch bei den Kegelhalsgefäßen mit hohem und mittlerem Hals auf.

94
Nebelsick 1994a, 69, Taf. 43, 25a/48.
95
Müller – Karpe 1959, Taf. 110-115; J. Kaerner 1989, 222.
96
Stegmann-Rajtár 1992, 73.
97
Nebelsick 1994a, 35 f.

73
Statzendorf Keramik-Typographie

Anzahl
Verzierung
Winkel Winkel
und und Knubben
Dreiecke Dreiecke und anders
unverziert bemalt geritzt kanneliert Knubben Bogen verziert Gesamt
Typ flau 19 1 3 23
hoch 23 5 22 18 6 33 17 124
mittel 12 1 2 1 1 17
niedrig 7 15 1 12 35
Gesamt 61 21 25 19 7 33 33 199

Die Kartierung der wichtigsten Verzierungstechniken und Motive hinterlässt ein einigermaßen klares
Bild: Bemalte Kegelhalsgefäße sind vor allem im mittleren Westbereich vertreten, Kegelhalsgefäße mit
Winkeln und Dreiecken in Kammstrichtechnik finden sich eher im Nordbereich. Die beliebte Knubben
und Bogenkombination ist über das gesamte Gräberfeld verteilt, einer der Schwerpunkte liegt aber im
Südostbereich der ergrabenen Fläche.

Abb. 47: bemalte Kegelhalsgefäße Abb. 48: Kegelhalsgefäße mit Abb. 49: Kegelhalsgefäße mit
Kammstrichwinkeln Knubben und Bögen

74
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3 Schüsseln
Wie die Schalen sind auch Schüsseln weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung
wesentlich größer als der Boden ist. Durch eine deutliche Schulter- und Halsausbildung lassen sie
sich als zwei- bzw. dreiteilige Gefäße beschreiben und von den Schalen abgrenzen.98 Unter den
Schüsselformen – Henkelschüsseln ausgenommen – können zwei wesentliche Grundtypen
unterschieden werden: Die schwarz-rot bemalten (Kragenrand-)schüsseln und die Schüsseln ohne
Bemalung. Schüsseln gehören zu den dritthäufigsten Typen des Gräberfeldes Statzendorf, insgesamt
konnten 261 Schüsseln vorgelegt werden, was etwa 17,6 % des Keramikmaterials entspricht.
8.3.1 Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln
Rot-schwarz bemalte Schüsseln treten in 25 Gräber auf, zumeist ist nur ein Gefäß dieser Art im Grab.
In einem Fall jedoch zwei und einmal sogar drei. Gräber mit rot-schwarz bemalten Schüsseln haben
einen durchschnittlichen Sozialindex von 31,6, sind daher deutlich besser ausgestattet als der
Durchschnitt der Gräber (21,4). Unter den Gräbern sind sechs archäologisch als Männergräber und
drei als Frauengräber bestimmte Komplexe, was einer deutlichen Bevorzugung der Männer entspricht.
In vier Fällen ist die Verwendung der Gefäße als Urne belegt, und zwar in den Gräbern A015, A030,
A117 und B138, drei geschlechtsindifferente Gräber und ein Männergrab. S. Klemm hat in Bad
Fischau beobachtet, dass Kegelhalsgefäße mit niedrigem Rand und Kragenrandgefäße mit rot-
schwarzer Bemalung regelhaft in Verbindung mit Männerbestattungen auftreten.99 Die praktische
Verwendung der Gefäße ist durch eine Reparaturstelle in einem Fall belegt, vermutlich dienten die
Gefäße als Weinbehälter, wie im Falle von Zagersdorf nachgewiesen werden konnte.100
Die Verteilung der rot-schwarz bemalten Schüsseln ist im
gesamten Gräberfeld konstant, eine Konzentration liegt im
mittleren Westbereich.
Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln haben einen
senkrechten bis leicht trichterförmigen, kurzen Kragenrand, der
von der Schulter deutlich abgesetzt ist. Der Randdurchmesser
beträgt etwa zwei Drittel des größten Bauchdurchmessers. Der
Gefäßkörper ist kugelig, das Gefäßunterteil zumeist konisch,
leicht eingezogen oder auch kalottenförmig. Die ebene
Standfläche schließt das Gefäß nach unten ab. Nach der Höhen-
/Breitenrelation werden sechs gedrückte, elf normal
proportionierte und zwei hohe Gefäße zu Varianten
zusammengefasst. Die Formvariationen dürften weder
chronologisch noch in der Verteilung innerhalb des Gräberfeldes
eine Rolle spielen. Zehn Gefäße können aufgrund ihres
fragmentarischen Zustandes nicht eingeordnet werden. Es sind
dies die Gefäße PA38352_A019, PA42874_A091, PA43025_
A109, PA43065a_A117, PA45166_C035, PA45362_ C071,
PA45411_C081, PA45412a_C081, PA56204a_A018 und
SH029d_B029. Bei den Fragmenten ist oft nur die Bemalung der
Randzone zu erkennen, PA38352 trägt ein Winkelmotiv, bei
PA45412a sind die Winkel, die abwechselnd rot und schwarz
bemalt sind, durch Ritzlinien vorgezeichnet. PA45411 trägt ein
Rahmenmotiv mit Andreaskreuzen, deren seitliche Winkel
wiederum durch Winkel gefüllt sind. Ganz ähnlich ist das Abb. 50: rot-schwarz bemalte
Schüsseln
Fragment PA45362, von dem aber nicht so viel erhalten ist.
Die rot-schwarz bemalten Gefäße besitzen gewisse Gemeinsamkeiten in ihrer Verzierung. Bei allen
Gefäßen ist der Rand schwarz bemalt bzw. stark grafitiert und der Schulter-/Bauchbereich rot
gehalten, in manchen Fällen ist der Boden dann wiederum schwarz ausgeführt, häufig bildet ein
schwarzes, umlaufend waagrechtes Band den Abschluss des Musters der Bauchpartie. Mehrfache,
verschränkte Winkel und Winkelbänder sowie Rautenmuster sind die beliebtesten Motive. Bei einigen
Gefäßen ist nur noch erkennbar, dass sie einmal bemalt waren, das Muster jedoch nicht mehr,
vielleicht haben sie auch nie eines getragen. Interessant ist jedenfalls, dass die schwarze Bemalung
der Gefäße in unterschiedlicher Technik ausgeführt wurde. Zehn Gefäße sind mit Grafit bemalt, 19 mit
schwarzer Farbe, auf jeden Fall ohne Grafit. Ein Mischen der Techniken kommt nicht vor. Es fällt auf,

98
Klemm 1992, 48.
99
Klemm 1992, 27.
100
Rebay 2002, 80.

75
Statzendorf Keramik-Typographie

dass bei hohen Formen die Grafitstreifen bevorzugt wurden, bei gedrückten Formen die Bemalung
ohne Grafit. Grafitstreifen kommen im älteren Teil des Gräberfeldes häufiger vor als schwarze
Bemalung, die wiederum im jüngeren Teil bevorzugt verwendet wird. Bei zwei Stücken (PA45412a
und SH070b) ist die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben. In der Motivgestaltung innerhalb des
Gräberfeldes ist keine Regelhaftigkeit oder Abfolge erkennbar, allerdings ist auffällig, dass in drei
Fällen benachbarte Gräber fast identisch verzierte Schüsseln beinhalten. Das ist bei Grab C071 und
C081 der Fall, die beide Schüsseln mit Rahmenmotiv und Andreaskreuz enthielten, bei Grab A010
und A011, die beide durch ineinandergestellte, auf der Spitze stehende Rauten verziert sind, sowie
bei Grab A015 und A030, die beide Schüsseln mit Winkelmotiv und geritzter Bogengirlande
aufwiesen.
Kragengefäße und Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals gehören zu den Leitformen der älteren
Hallstattzeit in Süddeutschland,101 sie sind im Inn–Salzachgebiet ebenso heimisch102 und sind in
praktisch allen niederösterreichischen Gräberfeldern, je nach geographischer Lage, mehr oder
weniger häufig zu finden.
8.3.1.1 Normal proportionierte rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA38270 PA45149 PA45392 SH070b SH073b


Die Schüsseln dieser Variante besitzen ein konisches Gefäßunterteil, das mitunter leicht eingezogen
sein kann, einen kugeligen Bauchumbruch, der etwa in der Mitte der Gefäße sitzt und ein Verhältnis
zwischen Höhe und Breite von ca. 1:1,5. Die elf Gefäße PA38270_A011, PA38271_A011,
PA38272_A011, PA42695_A051, PA42916_A097, PA43168_B138, PA45149_C033, PA45392_C078,
SH017b_B017, SH070b_B070 und SH073b_B073 können dieser Variante zugeordnet werden. Die
Gefäße sind zwischen 9,2 und 19 cm hoch, durchschnittlich 14,3 cm, und zwischen 12 und 41 cm
breit, durchschnittlich 24 cm. Sie fassen zwischen 0,72 und 6,93, im Durchschnitt 3,31 l. Bei fünf
Gefäßen ist außer der schwarzen Bemalung der Randzone und der roten Bemalung des
Gefäßkörpers keine Verzierung mehr zu erkennen (PA38271, PA38272, PA43168, SH017b, SH073b),
bei PA45392 ist Rand und Schulter schwarz bemalt, dann folgt ein roter Streifen, und das
Gefäßunterteil ist wieder in schwarz ausgeführt. Zwischen Rand und Schulter befindet sich eine
doppelte Durchlochung im Sinne einer Reparaturstelle links und rechts eines Sprunges. PA45149
trägt ein dreifaches Winkelband, PA42695 und PA42916 sind durch mehrfache, stehende und
hängende Winkel verziert, PA38270 durch ein Motiv aus auf der Spitze stehenden, ineinander
gestellten Vierecken. SH070b trägt zwei eingeritzte, gegenläufige, dreifache Winkelbänder, die auf der
Spitze stehende Vierecke bilden. Die jeweils äußere Linie ist schwarz bemalt. Es ist neben dem
Fragment PA45412a der einzige Fall, bei dem die Bemalung durch Ritzlinien vorgegeben ist.
8.3.1.2 Gedrückte, rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA38280 PA38287 PA38305 PA43010 SH040b

Zu den gedrückten Vertreten der Kragenrandschüsseln gehören die sechs Gefäße PA38280_A015,
PA38287_A023, PA38305_A030, PA43010_A107, PA56173_A010 und SH040b_B040. Sie haben ein
Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7, sind zwischen 9,3 und 14 cm hoch, im Durchschnitt 11,8 cm, und
zwischen 15,7 und 25,8 cm breit, im Durchschnitt 20,3 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 1,06
und 3,47 l, im Durchschnitt bei 2,29 l. Der Gefäßkörper dieser Form ist zumeist kugelig, der
Bauchumbruch liegt in der Mitte und das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. PA38287 ist in der

101
Schreg 1998, 144 f.
102
Stöllner 2002, 176 ff.

76
Statzendorf Keramik-Typographie

Form ein wenig anders, mit dem konischen Gefäßunterteil liegt der Bauchumbruch ein wenig höher
als bei den anderen Gefäßen. Außerdem ist es das einzige Gefäß dieser Variante, das einen
englichtigen Bandhenkel trägt. Der Bandhenkel ist eher verzierendes als funktionelles Element, von
anderen Verzierungen ist nichts mehr zu erkennen. Bei PA43010 kann die Verzierung auch kaum
mehr erahnt werden, als plastisches Verzierungselement tritt am Übergang von der Standfläche zur
Gefäßunterseite eine umlaufende, dreifache, waagrechte Kannelur auf. PA56173 trägt ein Motiv aus
auf der Spitze stehende, ineinander gestellten Vierecken, SH040b ein zumindest doppeltes
Winkelband. Die Gefäße PA38280 und PA38305 sind nahezu identisch und stammen aus
benachbarten Gräbern. Unterhalb des vierfachen Winkelbandes, das Schulter und Bauch ziert, ist an
der Gefäßunterseite eine Bogengirlande aus dreifacher Ritzlinie angebracht, die von eingestochenen
Punkten begleitet ist. Bei PA38305 ist noch ein englichtiger Bandhenkel, auch hier eher als
verzierendes denn funktionelles Element, zu bemerken.
8.3.1.3 Hohe rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln

PA43237 SH072c

Die beiden Gefäße PA43237_B146 und SH072c_B072 können als hohe Formen bezeichnet werden,
da ihr Höhen-/Breitenverhältnis bei etwa 1:1,7 liegt. Die Gefäße sind sehr groß, das Gefäß, bei dem
zumindest ein Profil vollständig erhalten ist, ist 28,5 cm hoch und 38 cm breit. Beide Gefäße sind am
Bauch durch mehrfache, stehende Winkel aus Grafitstreifen verziert.
8.3.2 Schüsseln ohne Bemalung
Bei 29 Gräbern wurde dokumentiert, dass die Schüssel als Behältnis für Leichenbrand, also als Urne,
diente. In Wahrheit dürfte dies viel öfter der Fall gewesen sein, denn prozentuell gesehen sind
Schüsseln mit 54,7 % die Leichenbrandbehälter, die am häufigsten vorkommen, gefolgt von
Kegelhalsgefäßen mit 24,6 %.
Schüsseln ohne Bemalung sind aus 153 Gräbern dokumentiert, 106-mal kommt nur eine, 36-mal
zwei, zehnmal drei und einmal kommen vier Schüsseln gemeinsam in einem Grab vor. Gräber mit
Schüsseln stammen 17-mal aus Männergräbern, 28-mal aus Frauengräbern und zweimal aus
Kindergräbern, sie dürften also keine geschlechterspezifische Beigabenform sein. Der
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Schüsseln liegt mit 25,5 nur leicht über dem allgemeinen
Durchschnitt von 21,4.
Alle Schüsselformen zusammengenommen haben folgende Maße: Sie sind zwischen 4,5 und 28 cm
hoch, im Durchschnitt 14 cm und besitzen einen Bauchdurchmesser, also eine maximale Breite von
7,2 bis 41 cm, im Durchschnitt 21,9 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis kann demnach etwa mit 1:1,6
angegeben werden. Das Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 17 l, im Durchschnitt bei 3,47 l.
20 Schüsseln wurden aufgrund ihres Fassungsvermögens von unter 0,65 l als Miniaturgefäße
klassifiziert.
Die Schüsseln sind überwiegend aus feinem Ton hergestellt (207 bzw. 89,2 %), bei 41,8 % der
Gefäße ist die Oberfläche, zumindest am Rand, geglättet oder poliert. 145 Gefäße (62,5 %) sind
außen grafitiert, was natürlich dazu führt, dass die Farbe der Oberfläche vorwiegend grau erscheint.
Neben grau kommen graubraune und rötliche Schattierungen vor. Vier Schüsseln weisen Spuren
sekundären Brandes auf, zwei Gefäße zeigen Reparaturstellen (PA45316 und SH091a).
Die Schüsseln werden in erster Linie nach der Gestaltung des Randes in fünf Typen gegliedert, die
dann wiederum nach ihren Proportionen in Varianten zerfallen. Die Grenzen zwischen den Varianten
sind fließend. Der häufigste Typ mit 75 Vertretern (32,4 %) sind die Schüsseln mit geradem, langem
Rand, gefolgt von den Schüsseln mit langem Kegelrand (66 Vertreter bzw. 28,5 %) und den
Schüsseln mit Kragenrand (37 Gefäße bzw. 15,9 %). Schüsseln mit kurzem, geraden Rand (21 bzw.
9,1 %) und Schüsseln mit kurzem Kegelrand (15 bzw. 6,5 %) bilden kleinere Gruppen. Alle diese
Typen werden nochmals in gedrückte, kugelige, normal proportionierte und hohe Varianten gegliedert.
18 Fragmente können keinem Typ mehr zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA43017a_A108, PA45241_C047, PA45282_C055, PA45359a_C070, PA45389_C078,
PA45394b_C078, PA45400a_C080, PA56049b_GA04, PA56056_GA08, PA56156_Strf,

77
Statzendorf Keramik-Typographie

PA56162_A005, PA56204c_A018, PA56240_A035, PA56288_Strf, PA86354a_D018,


PA86354f_D018, SH066b_B066 und SH090c_B090. Bei vielen der Fragmente lassen sich
Verzierungen feststellen, die hier nicht behandelt werden, da sie sich nicht in sicheren
Zusammenhang mit der Gefäßform bringen lassen.

gerader, kurzer Rand


8 11

gerader, langer Rand


33 7 26

kurzer Kegelrand 6

langer Kegelrand 10 37 13
fragmentiert

hoch
Kragenrand 9 10 12

normal

18 kugelig
Fragment
gedrückt
0 20 40 60 80

Abb. 51: Häufigkeit einzelner Typen unbemalter Schüsseln

Schüsseln ohne Bemalung und ohne Henkel sind geläufige Typen, deren Hauptverbreitungsgebiet
westlich des Wienerwaldes liegen dürfte. Außer in Statzendorf sind sie einigermaßen regelmäßig in
Maiersch,103 Maissau104 und dem Fundraum Traisental105 mit den Fundstellen Langenlebarn,
Gemeinlebarn, Wagram o. d. Traisen, Franzhausen und Nussdorf o. d. Traisen vertreten. Im Gebiet
östlich davon dominieren Henkelschüsseln. Dieser Umstand
könnte durch den geographisch bedingten, stärkeren Einfluss
westlicher Strömungen auf die Keramikgestaltung zu erklären
sein. In Kleinklein gehören Schüsseln ebenfalls zur typischen
Grabausstattung.106 Innerhalb der Nekropole lässt sich die
Entwicklung von den hohen, bauchigen Schüsseln hin zu den
flachen Schüsseln mit kurzer bzw. fehlender Schulter und
scharfem Umbruch deutlich nachvollziehen. Schüsseln mit
kurzem Rand sind hingegen bereits aus der Urnenfelderzeit
bekannt.107 Das häufigere Auftreten von Schüsseln generell
wird als Indiz für eine jüngere Datierung innerhalb der
Hallstattzeit gewertet,108 wobei vor allem die Schüsseln mit
steilem Hals und linsenförmigem Körper in die mittlere bis
jüngere Hallstattzeit datiert werden.109
8.3.2.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand
Die 21 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand weisen einen
kugeligen Bauchumbruch auf, der zumeist im oberen Drittel
oder in der Mitte des Gefäßes liegt, ein konisches
Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Der Rand
nimmt etwa ein Sechstel der gesamten Gefäßhöhe ein. Die
Schüsseln sind zwischen 4,5 und 24,5 cm hoch, im
Durchschnitt 14,3 cm, und zwischen 7,2 und 32 cm breit, im
Durchschnitt 21,7 cm. Ihr Fassungsvermögen beläuft sich
Abb. 52: Schüsseln mit geradem,
zwischen 0,4 und 11,18 l, im Durchschnitt auf 3,24 l. In dieser
kurzem Rand
Gruppe sind überwiegend kleine Schüsseln zu finden, auch
103
Berg 1962.
104
Berg 1980.
105
Neugebauer 1997, 165 ff.
106
Dobiat 1980, 77 ff.
107
Wewerka 1989.
108
Preinfalk A. 2003, 103.
109
Nebelsick 1997, 80.

78
Statzendorf Keramik-Typographie

eine Miniaturschüssel. Die Schüsseln dieser Gruppe sind ausschließlich im Nord- und Mittelbereich
des Gräberfeldes verteilt.
8.3.2.1.1 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – normal proportionierte Variante

PA42785 PA56226 PA56233 SH013b SH022f


Das Höhen-/Breitenverhältnis dieser Gruppe ist etwa 1:1,5. Kennzeichnend ist der im oberen Drittel
gelegene Bauchumbruch und das konische Gefäßunterteil. Folgende elf Gefäße zählen zu dieser
Variante: PA42667_A046, PA42781_A071, PA42785_A072, PA43096_B126, PA56218_A028,
PA56226_A029, PA56233_A031, PA56272_Strf, SH013b_B013, SH022f_B022 und SH066a_B066.
Fast alle Gefäße sind Gänzlich unverziert, PA42667 weist an der Schulter kreuzständige, große
Dellen auf, auf dem Rand des Gefäßes SH066a befindet sich eine längliche Knubbe.
8.3.2.1.2 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – gedrückte Variante

SH084c SH109a
Bei der hohen Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8. Die beiden Gefäße SH084c_B084
und SH109a_B109 zählen dazu, beide Gefäße sind durch mehrfache, hängende Kannelurbögen
verziert.
8.3.2.1.3 Schüsseln mit geradem, kurzem Rand – kugelige Variante

PA38284 PA42791 PA43098 PA56199 PA42653

Die kugelige Variante zeichnet sich durch einen kugeligen Gesamteindruck der Gefäße aus, der
Bauchumbruch sitzt in der Mitte, das Gefäßunterteil ist kalottenförmig gestaltet. Wie bei der normal
proportionierten Variante ist das Höhen-/Breitenverhältnis in etwa 1:1,5. Die Variante umfasst die acht
Vertreter PA38284_A021, PA42653_A044, PA42791_A073, PA42795_A074, PA42820_A078,
PA43036_A114, PA43098_B126 und PA56199_A016. Die meisten Gefäße sind auch hier unverziert,
PA42653 trägt umlaufend an Schulter und Bauch eine senkrechte Kannelur, das Miniaturgefäß
PA43036 schachbrettartig angeordnet eine schräge Kannelur. PA38284 ist unterhalb des Randes
durch eine Reihe eingedrückter Punkte verziert, darunter befinden sich abwechselnd stehende und
hängende Winkel aus fünffachen Punktreihen, die wiederum von einer eingeritzten Linie begrenzt
sind.
8.3.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand
Die 75 Schüsseln mit geradem, langem Rand sind die größte Gruppe der Schüsseln. Die Höhe des
Randes nimmt etwa ein Fünftel bis ein Drittel der Gesamthöhe des Gefäßes ein. Schüsseln mit
geradem, langem Rand sind zwischen 5,5 und 22,4 cm hoch, im Durchschnitt 13 cm, 8 bis 35,5 cm
breit, im Durchschnitt 20,6 cm und fassen zwischen 0,16 und 10,97 l Inhalt (im Durchschnitt 2,96 l). Ihr
Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,7. Unter den Gefäßen sind alle Größenklassen vertreten, sehr
kleine und kleine Gefäße überwiegen aber bei weitem. Neun Gefäße lassen sich als Miniaturgefäße
bezeichnen. Gräber mit Schüsseln dieses Typs sind über das gesamte Areal verteilt, allerdings liegt

79
Statzendorf Keramik-Typographie

ein deutlicher Verbreitungsschwerpunkt im Südbereich des


Gräberfeldes. Die Verlängerung des geraden Schüsselrandes
könnte demnach eventuell chronologisch zu deuten sein.
Folgende Gefäßfragmente konnten zwar dem Typ, nicht aber
einer der untenstehenden Varianten zugeordnet werden:
PA38319_A035, PA42905_A096, PA42979_A104,
PA43087_B124, PA43115_B131, PA43228_B145,
PA45047_C018, PA45057_C020, PA45063_C021,
PA45119_C030, PA45192_C040, PA45195_C040,
PA45259_C051, PA45277_C054, PA45298a_C059,
PA45300_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062,
PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07,
PA56123_GD08, PA56191_A012, PA56214_A024,
PA86331_D017 und PA86362_D019. Acht der
Gefäßfragmente sind unverziert, 16 durch Kannelur in
verschiedener Motivik, PA56123 fällt durch dreifache,
hängende Bögen in Rollstempeltechnik auf, ebenso wie
PA45277, ein Gefäß, bei dem offenbar kleine und große
hängende Winkel in Rollstempeltechnik einander abwechseln.

Abb. 53: Schüsseln mit geradem,


langem Rand

8.3.2.2.1 Schüsseln mit geradem, langem Rand – normal proportionierte Variante

PA42765 PA42803 PA42936 PA45133 PA56052

Mit 33 Gefäßen ist die normal proportionierte Variante diejenige mit den meisten Vertretern: Vier
Gefäße sind unverziert (PA42802_A075, PA42830_A083, PA43055_A116, SH063a_B063), zwei
Gefäße, PA45133_C031 und PA45287_C057, tragen an der Schulter umlaufen eine senkrechte, zwei
andere Gefäße PA42803_A075 und PA45273_C053, eine schräge Kannelur. Bei PA45202_C042 ist
die senkrechte Kannelur der Gefäßschulter durch längliche Knubben unterbrochen. PA45402_C080
ist durch schachbrettartig angeordnete, stehende und hängende, schraffierte Kannelurwinkel
umlaufend verziert. Kreuzständige Knubben mit umgebender Bogenkannelur sind bei PA42936_A099,
PA42937_A099, PA43018_A108 und PA43125_B132 zu bemerken. Längliche Knubben, flankiert von
je zwei Kreiskanneluren prangen an der Schulter der Schüssel PA43012_A108. Fünf Schüsseln
tragen an der Schulter schraffierte, eingeritzte Dreiecke, PA56064_GA10 in stehender, die übrigen in
hängender Form (PA56052_GA08, PA56101_GD02, PA56115a_GD07 und SH092a_B092). Ein
dreifaches Winkelband in Rollstempeltechnik ziert die Schulter der Schüssel PA42727_A060.
Kannelurbündel, gerade und schräg, häufig kombiniert mit Winkeln aus Kannelur sowie
Kreiskanneluren und Dellen, sind äußerst beliebt und zieren in vielfältiger Weise die Schüsseln
PA42765_A068, PA42802_A075, PA42830_A083, PA43041_A115, PA43055_A116, PA45112_C029,
PA45285_C057, PA45309_C061, PA45377_C074, PA45403_C080, PA56084_C085,
PA56143_GD16, PA86374_D021, SH063a_B063 und SH086a_B086. PA38331_C005 sticht ein
wenig aus dem üblichen Rahmen heraus, die senkrechten Kannelurbündeln, die links und rechts von
kleinen Dellen flankiert werden, wechseln mit gefüllten, hängenden Winkeln ab, die in sehr feiner
Ritztechnik ausgeführt sind.

80
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.2.2 Schüsseln mit geradem, langem Rand – gedrückte Variante

PA38343 PA42763 PA45077 PA45323

Die vier Vertreter der gedrückten Variante haben mit 1:2,1 ein besonders divergierendes Höhen-
/Breitenverhältnis. Als Miniaturgefäß kann PA42763_A067 bezeichnet werden, es ist in der Form
ungewöhnlich, da der lange Rand gekehlt ist und das Gefäßunterteil besonders kugelig gearbeitet ist
und einen Omphalos trägt. Schulter und Bauch tragen umlaufend hängende und stehende Winkel aus
dreifacher Kannelur, die jeweils durch senkrechte Linien aus dreifacher Kannelur getrennt sind.
Ungewöhnlich in der Form durch die harte Modellierung des Bauchumbruches ist PA45323_C063,
auch die Verzierung fällt aus dem üblichen Rahmen: Am Rand befindet sich eine doppelte Reihe
rechteckiger Einstiche, an der Schulter eine horizontal eingeritzte Linie, darunter eingeritzte,
schraffierte, stehende Winkel, zwischen denen Dellen sitzen. PA38343_C001 ist an der Schulter
durch Kannelurbündel, PA45077_C022 durch Schachbrettkannelur und vier Kreiskanneluren verziert.
8.3.2.2.3 Schüsseln mit geradem, langem Rand – hohe Variante

PA43105 PA43249 PA45311 PA56213 PA56235

Der hohen Variante gehören sieben Gefäße an, ihr Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5. Kleine und
mittelgroße Schüsseln sind in dieser Variante vertreten, nämlich PA38296_A027, PA43105_B127,
PA43249_B147, PA45311_C061, PA56076_C084, PA56213_A024 und PA56235_A032. Drei Gefäße
sind unverziert, PA43105 trägt umlaufend eine schräge Kannelur, PA45311 Winkel aus
Kannelubündeln, alternierend mit Dellen, die Schulter von PA56076 ist durch ein doppelt eingeritztes
Winkelband verziert, das durch eingestochene Punktreihen flankiert wird. Auch die Dellen, die
oberhalb des Winkelbandes eingeschrieben sind, sind von Einstichen umgeben. PA43249 trägt an der
Schulter zusammenhängende Rauten in Rollstempeltechnik und in den Vierecken Dellen. Eine
Parallele zu diesem Gefäß stammt aus dem Gräberfeld Linz – Posthofgründen.110
8.3.2.2.4 Schüsseln mit geradem, langem Rand – kugelige Variante

PA45044 PA45075 PA45226 SH042e

Bei der kugeligen Variante ist der mittige Bauchumbruch, der kugelige Gesamteindruck des Gefäßes
und das kalottenförmige Gefäßunterteil kennzeichnend. Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt wie bei der
normal proportionierten Variante bei 1:1,7. Die fünf Vertreter dieser Variante sind PA45044_C018,
PA45075_C022, PA45188_C039, PA45226_C046 und SH042e_B042. PA45075 ist unverziert,
SH042e durch schräge Kannelur an der Schulter gekennzeichnet und PA45226 trägt schraffierte,
hängende Winkel in Kannelurtechnik. PA45188 trägt am Bauch Kammstrichwinkel, eine eher
unübliche Verzierungstechnik für Schüsseln, und PA45044 ist in typischer Weise durch kreuzständige
Knubben, umgeben von Kannelurbögen und alternierend mit Kreiskanneluren, verziert.

110
Karnitsch 1930, Abb. 11.

81
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.3 Schüsseln mit Kragenrand


Bei den 37 Schüsseln mit Kragenrand ist der kragenartige,
trichterförmig nach außen geneigte Rand kennzeichnend, der
deutlich von der nach innen geneigten Schulter abgesetzt ist.
Gefäße dieses Typs sind zwischen 5,2 cm und 27 cm hoch,
durchschnittlich 15,9 cm, und zwischen 7,8 und 40 cm breit,
durchschnittlich 23,6 cm. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist 1:1,5.
Schüsseln mit Kragenrand fassen zwischen 0,11 und 15,95 l, im
Durchschnitt 4,49 l Liter, in der Mehrheit handelt es sich um
kleine Gefäße, doch kommen auch mittelgroße, große und sehr
große Gefäße vor. Ein Gefäß kann als Miniaturgefäß bezeichnet
werden (PA38266). Gräber mit Gefäßen dieses Typs sind über
das gesamte Gräberfeld verteilt, häufiger jedoch im Nordbereich
zu finden. Hohe und kugelige Formen kommen nur im
Nordwestbereich vor, gedrückte Formen ziehen sich bis in den
Südosten. Keiner Variante können die unverzierten Fragmente
PA42938_A099, PA45343c_C067 und SH121f_B121 mehr
zugeordnet werden.
8.3.2.3.1 Schüsseln mit Kragenrand – normal proportionierte
Variante
Abb. 54: Schüsseln mit
Zur normal proportionierten Variante mit einem Höhen- Kragenrand
/Breitenverhältnis von 1:1,5 zählen zwölf Gefäße. Der rundliche
Bauchumbruch sitzt bei dieser Gefäßvariante im oberen Drittel
oder in der Mitte, im Gegensatz zur kugeligen Variante ist aber das Gefäßunterteil konisch bis leicht
eingezogen. Die meisten Kragenrandgefäße sind unverziert (PA42772_A069, PA42883_A092,
PA42957_A102, PA42997_A106, PA43219_B144, PA45108_ C029, SH015a_B015 und
SH051a_B051). MP138_Strf trägt einen kleinen, englichtigen Bandhenkel, PA42945_A100 besitzt an
der Schulter eine doppelt geritzte, hängende Bogengirlande, die von Einstichen flankiert wird,
PA43031_A114 ist am Bauch durch Ritzlinien verziert, die wohl als Winkel zu deuten sind und
SH053a_B053 trägt an der Schulter geritzte, stehende Winkel, die mit runden Einstichen gefüllt sind.

MP0138 PA42883 PA42945 SH015a SH053a

8.3.2.3.2 Schüsseln mit Kragenrand – gedrückte Variante

PA45151 PA45368 PA56219 SH033a SH040a

Die gedrückte Variante hat ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6. Die neun Gefäße PA42736_A061,
PA45151_C033, PA45172_C036, PA45368_C073, PA56219_A028, PA56224_A028, SH033a_B033,
SH040a_B040 und SH064d_B064 zählen dazu. Sechs Gefäße sind unverziert, PA56224 trägt
lediglich einen englichtigen Henkel mit rechteckigem Querschnitt am Rand, der als Verzierung
aufzufassen ist. PA45151 ist umlaufend durch schachbrettartig angelegte, wechseln orientierte,
schräge Kannelur gekennzeichnet. PA45368 trägt hängende Winkel aus mehrfacher Kannelur unter
einem waagrechten Band aus dreifacher Kannelur, das den Rand-/Schulterumbruch markiert, und
PA45172 ist am Bauch durch senkrechte Kannelurbündel verziert, die mit gefüllten Andreaskreuzen
abwechseln. Einige der durch Kannelur vorgegebenen Linien sind in Rollstempeltechnik zusätzlich
hervorgehoben.

82
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.3.3 Schüsseln mit Kragenrand – hohe Variante

PA56264 SH065a
Die hohe Variante mit dem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,2 umfasst drei Gefäße: PA56264_A039,
SH065a_B065 und SH090a_B090. Alle Gefäße sind unverziert.
8.3.2.3.4 Schüsseln mit Kragenrand – kugelige Variante

PA38266 PA38314 PA38349 PA42760 SH006a

Die im Gesamteindruck kugelig wirkenden Gefäße mit mittigem Bauchumbruch und einem Höhen-
/Breitenverhältnis von 1:1,4 sind größtenteils unverziert (PA38266_A009, PA38314_A033,
PA38349_A017PA42756_A065, PA42760_A066, PA56237_A032, SH001a_B001, SH016d_B016).
SH006a_B006 trägt am Rand einen kleinen, englichtigen Henkel, der als Rudiment aufzufassen ist,
PA42720_A057 ist an der Schulter durch eine dreifache, doppelt eingeritzte Bogengirlande, die jeweils
von einer doppelten Einstichreihe begleitet wird, verziert.
8.3.2.4 Schüsseln mit kurzem Kegelrand
15 Gefäße besitzen einen kurzen Kegelrand. Der deutlich von der nach innen gewölbten Schulter
abgesetzte Rand richtet sich nur leicht auf und zeigt nach innen. Die Höhe des Randes nimmt etwa
ein Sechstel der Gesamtgefäßhöhe oder noch weniger ein. Im Durchschnitt sind Schüsseln mit
kurzem Kegelrand 10,6 cm hoch (4,5 – 23 cm) und 17 cm breit (7,4 – 39 cm) und fassen einen Inhalt
von 2,16 l (0,1 – 15,57 l). Bis auf ein Gefäß, das zur großen Größenklasse gehört (SH082b) sind alle
Gefäße sehr klein bzw. klein, fünf Miniaturgefäße fallen in diese kleine Gruppe. Das Höhen-
/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Ein überzeugender Verbreitungsschwerpunkt dieses
Typs im Gräberfeld ist nicht auszumachen.
8.3.2.4.1 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – normal proportionierte Variante

PA42762 PA42894 PA45242 SH043b SH082b

Die fünf Vertreter der normal proportionierten Variante (Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,6) sind
PA42762_A067, PA42894_A094, PA45242_C048, SH043b_B043 und SH082b_B082. PA42894 trägt
kreuzständig Knubben, die jeweils von einem hängenden Bogen umgeben sind, SH082b ist an der
Schulter durch eine doppelt eingeritzte Bogengirlande verziert, darunter läuft begleitend eine Reihe
eingestochener Punkte.

83
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.4.2 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – gedrückte Variante

PA38265 PA42860 PA43135 SH098a

Die gedrückte Variante mit vier Vertretern besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:8.
PA43135_B134 ist unverziert, die beiden Gefäße PA38265_A009 und PA42860_A089 sind durch
senkrechte Kannelur des Bauches gekennzeichnet. SH098a_B098 hat an der Schulter eine einzelne
rechteckige Knubbe, daneben verläuft eine waagrechte Reihe Einstiche und vier hängende, gefüllte
Winkel in Rollstempeltechnik.
8.3.2.4.3 Schüsseln mit kurzem Kegelrand – kugelige Variante

PA38262 PA38276 PA42738 PA56159 PA054b

Zur kugeligen, zumeist recht kleinen Variante gehören sechs Schüsseln – es handelt sich um die
Gefäße PA38262_A009, PA38276_A011, PA42738_A061, PA56159_A002, SH035a_B035 und
SH054b_B054. Vier Gefäße sind unverziert, zwei Miniaturformen tragen in Technik und Motivik sehr
ähnliche Verzierungen: PA38262 trägt am Rand eine doppelte Reihe eingestochener, dreieckiger
Punkte und am Bauch ein umlaufendes, doppelt eingeritztes Winkelband, begleitet von Reihen
dreieckiger Einstiche. Unterhalb des Winkelbandes befinden sich einfache, stehende Winkel,
wiederum begleitet von dreieckigen Einstichen. SH035a, ist noch kleiner, daher findet nicht ganz so
viel Verzierung Platz: Der Rand trägt eine waagrechte Reihe eingestochener Punkte, der Bauch ein
doppeltes eingeritztes Winkelband, dazwischen und daneben verlaufen eingestochene Punkte. Dafür
ist auch der Boden durch einen Kreis eingestochener Punkte verziert.
8.3.2.5 Schüsseln mit langem Kegelrand
Die 66 Gefäße mit langem Kegelrand bilden die zweitgrößte Gruppe der Schüsseln. Der Rand nimmt
ein Fünftel oder mehr der Gesamthöhe des Gefäßes in Anspruch und ist zwar von der nach innen
gewölbten Schulter deutlich abgesetzt, biegt aber ebenfalls nach innen ein. Im Durchschnitt sind sie
14,8 cm hoch (6,1 – 28 cm) und 23,9 cm breit (10 – 41 cm) und fassen einen Inhalt von 3,9 l (0,23 –
17,2 l). Das Höhen-/Breitenverhältnis liegt im Durchschnitt bei 1:1,6. Sieben sehr kleine, darunter vier
Miniaturgefäße, 29 kleine, 17 mittelgroße, zwei große und drei sehr große Schüsseln fallen in die
Kategorie der Schüsseln mit langem Kegelrand. Die Schüsseln dieser Gruppe sind über das gesamte
Gräberareal verteilt, ohne erkennbare Schwerpunkte fassen zu können.
14 Fragmente können keiner der untenstehenden Varianten zugeordnet werden: PA42846_A086,
PA42980_A104, PA43122_B132, PA43186_B140, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45249_C048,
PA45284_C056, PA45316_C062, PA56114_GD06, SH042f_B042, SH058d_B058 und
SH089b_B089. Zwei Gefäße sind unverziert (PA42980 und PA56114), die übrigen tragen
Verzierungen in Kannelurtechnik in verschiedenen Motiven. Bei der Schüssel PA45316 ist der Rand
im Sinne einer Reparaturstelle durchlocht.

84
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.5.1 Schüsseln mit langem Kegelrand – normal proportionierte Variante

PA42836 PA42930 PA42954 PA45234 PA56263

Die 37 Vertreter der normal proportionierten Variante mit einem Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,6
zeichnen sich durch den Bauchumbruch im oberen Drittel des Gefäßkörpers und ein konisches
Gefäßunterteil aus. Es handelt sich um die Gefäße PA38332_C005, PA42836_A084, PA42923_A097,
PA42930_A098, PA42954_A101, PA42968_A104, PA42989_A105, PA42996_A106, PA43022_A109,
PA43052_A116, PA43134_B134, PA43158_B137, PA43184_B140, PA43192_B141, PA43217_B143,
PA45204_C042, PA45212_C044, PA45234_C046, PA45247_C048, PA45314_C062,
PA45423_C083, PA56072_Strf, PA56125_GD08, PA56257_A038, PA56263_A039, PA56277_Strf,
PA56278_Strf, PA86370_D020, PA86385_StrfD, SH028b_B028, SH030e_B030, SH051b_B051,
SH054a_B054, SH072a_B072, SH077e_B077, SH084d_B084 und SH091a_B091. Unverziert sind
sechs Gefäße (PA42836, PA42923, PA42989, PA43217, SH028b, SH091a), wobei SH091a am Rand
und an der Schulter vier Löcher einer Reparaturstelle besitzt. Nur durch Knubben an der Schulter sind
die Gefäße PA42954 und PA43134 verziert. Knubben mit darunter senkrecht verlaufenden
Kannelurbündeln sind an der Schulter von PA56277 angebracht. Knubben in Kombination mit
umgebenden Bogenkanneluren sowie in manchen Fällen alternierend mit Kreiskanneluren verzieren
die Gefäße PA43184, PA43192, PA45212, PA45314, PA45423, PA56257, PA56263, PA56278,
SH054a und SH084d. Hängende Winkel aus Kannelur sind bei der Schüssel PA45247 mit Dellen
kombiniert. Umlaufende, meist leicht schräge Kannelur ist kennzeichnend für die Gefäße PA42968,
PA45234, PA56125, PA86370 und SH072a. Bei Gefäß PA43158 besteht die umlaufende Kannelur
aus schachbrettartig angeordneten, gefüllten, stehenden und hängenden Winkeln aus Kannelur.
Durch Kannelurbündel bzw. winkelartig angeordneten Kannelurbündeln, häufig mit Kreiskanneluren
kombiniert, sind die Schüsseln PA38332, PA42930, PA42996, PA43022, PA43052, PA45204,
PA56072, PA86385, SH030e, SH051b und SH077e verziert.
8.3.2.5.2 Schüsseln mit langem Kegelrand – gedrückte Variante

PA42702 PA42990 PA45225 PA45264 SH005a

Die zehn Vertreter der gedrückten Variante besitzen ein durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis
von 1:1,9. Alle zehn Gefäße sind verziert, PA42702_A053, PA42774_A069 und PA45225_C046
tragen an der Schulter eine umlaufende, senkrechte Kannelur, bei PA45264_C051 ist die umlaufende
Kannelur durch Kreiskanneluren unterbrochen. PA45233_C046 ist nur durch kreuzständige
Kreiskanneluren verziert. PA42990_A105 trägt schachbrettartig angeordnete, gefüllte, stehende und
hängende Winkel aus Kannelur, ebenfalls umlaufend. Knubben und umgebende, dreifache
Kannelurbögen kennzeichnen PA43051_A116, bei SH005a_B005 ist die Verzierung ähnlich, nur sind
die Kannelurbögen durch hängende Winkel ersetzt. An der Schulter der Schüssel PA42843_A085
sind schräge Kannelurbündel zu Winkeln angeordnet, zwischen denen Dreiergruppen von Dellen
sitzen. Neben hängenden Winkeln aus schräger Kannelur mit dazwischenliegenden Kreiskanneluren
ist bei PA45333_C065 die Randzone durch ein waagrechtes Band eingedrückter Punkte markiert,
Punkte umgeben auch die Kreiskanneluren.

85
Statzendorf Keramik-Typographie

8.3.2.5.3 Schüsseln mit langem Kegelrand – hohe Variante

PA42728 SH074a

Die hohe Variante besitzt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,4 und umfasst nur zwei Vertreter:
PA42728_A060 und SH074a_B074. Beide Gefäße sind in ähnlicher Weise verziert, PA42728 trägt an
der Schulter eine sehr breite, senkrechte Kannelur, SH074a trägt kreuzständig breite, dreifache
Kannelurbündel.
8.3.2.5.4 Schüsseln mit langem Kegelrand – kugelige Variante

PA42952 PA43151 PA56243 SH056a

Zur kugeligen Variante gehören vier Gefäße, es handelt sich um die Gefäße PA42952_A101,
PA43151_B136, PA56243_A036 und SH056a_B056. Mit einem normalen Höhen-/Breitenverhältnis
von durchschnittlich 1:1,6 zeichnet sich diese Variante durch einen kugeligen Gefäßaufbau unterhalb
des Randes aus, der das Gefäßunterteil mit einschließt. PA56243 ist durch umlaufende, senkrechte
Kannelur verziert, SH056a durch senkrechte Kannelurbündel, PA42952 durch kreuzständige
Knubben, um die eine doppelte Bogenkannelur verläuft und mit Kreiskanneluren abwechselt.
PA43151 trägt senkrechte Kannelurbündel alternierend mit Kreiskanneluren.
8.3.2.6 Verzierungen
Fasst man die häufigsten Verzierungen der unbemalten Schüsseln, die sich eindeutig einem Typ
zuordnen lassen, zusammen, so sind 94 (43,9 %) unverziert, 57 (26,6 %) durch Kannelurbündeln oder
andere Motive in Kannelurtechnik verziert, 30 (14 %) durch umlaufende Kannelur, 24 (11,2 %) durch
Knubben mit umgebender Bogenkannelur, fünf in Rollstempeltechnik (2,3 %) und vier (1,8 %) in
Ritztechnik verziert. Die Kreuztabelle gibt die wichtigsten Verzierungsarten in Zusammenhang mit den
Haupttypen der Gefäße wieder.
Knubben und Bogenkannelur

Rollstempelverzierung

umlaufende Kannelur
Kannelurbündel

Ritzverzierung

unverziert

Gesamt

gerader, kurzer Rand 2 1 1 17 21


gerader, langer Rand 26 6 1 4 15 23 75
kurzer Kegelrand 1 1 1 12 15
langer Kegelrand 26 16 14 10 66
Kragenrand 2 2 1 32 37
Gesamt 57 24 4 5 30 94 214

86
Statzendorf Keramik-Typographie

Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Verzierungsart und Schüsseltyp wird sichtbar:


Kragenrandgefäße sind in der Mehrzahl unverziert, so sie nicht unter die Gruppe der bemalten
Gefäße fallen, Gefäße mit Kegelrand sind am häufigsten durch Kannelurbündel, Knubben mit
Bogenkannelur und umlaufende Kannelur verziert. Die Kombination von Knubben und Bogenkannelur
ist an den langen Rand gebunden, ebenso wie die Rollstempelzier. Die Kartierung der
Verzierungstypen erbrachte wenige überzeugende Ergebnisse. Die umlaufende Kannelur ist im
gesamten Gräberfeld, verstärkt aber im Südbereich zu beobachten, bei den verschiedenen Spielarten
der Verzierung in Kannelurtechnik, die ebenfalls im gesamten Areal vorkommen, kann die Gruppe der
hängenden Dreiecke und die der schachbrettartig verschränkten Dreiecke eher im Südbereich
festgemacht werden. Dasselbe gilt für die Gefäße mit Rollstempelzier.
8.4 Henkelschalen
Henkelschalen besitzen eine breite, niedrige Grundform mit gerader bzw. leicht einziehender
Wandung. Henkelschalen sind wie die Schalen grundsätzlich einteilig aufgebaute Gefäße, sie
zeichnen sich besonders durch den hochgezogenen Bandhenkel aus, der an der Mitte der Wandung
ansetzt und überrandständig an die Innenseite des Gefäßes geführt wird. Der Gefäßboden ist
rundlich, die Standfläche entsteht durch eine Eindellung in der Mitte des Gefäßbodens, der
Omphalosbildung, die üblicherweise auftritt. Lediglich bei 28 Henkelschalen ist kein Omphalos zu
beobachten, bei 14 Gefäßen ist er besonders scharf und tief eingedrückt. Die 162 Henkelschalen sind
zumeist aus feiner, grauer, dünnwandiger Keramik, 86 Gefäße sind grafitiert, 91 geglättet oder poliert,
in jedem Fall aber recht sorgfältig hergestellt. Nur 22 der Gefäße weisen eine Verzierung auf, zumeist
ist der Henkel mehrfach kanneliert.
Fast alle Henkelschalen können als kleine Henkelschalen bezeichnet werden. Sie sind 3,5 bis 7 cm,
im Durchschnitt 5,2 cm hoch, und besitzen einen Randdurchmesser zwischen 5,3 und 11,4 cm, im
Durchschnitt 9,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt im Durchschnitt bei 0,25 l, zwischen 0,05 und 0,43 l.
Nur sechs Henkelschalen werden zu den mittelgroßen Henkelschalen gezählt, ihre Höhe liegt
zwischen 6,2 und 10,5 cm, ihr Randdurchmesser zwischen 13,4 und 18 cm. Sie fassen mit 0,68, 0,92
und 1,85 l deutlich mehr Inhalt als ihre kleineren Verwandten. Unter den kleinen und großen
Henkelschalen kommen jeweils alle Typen gleichermaßen vor. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis beträgt bei den Henkelschalen 1:2, kugelige Henkelschalen sind etwas höher, daher
ist ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis etwa 1:1,8.
Nach der Gestaltung der Form werden im wesentlichen drei Typen unterschieden, die Henkelschalen
mit Bauchknick (25 Vertreter, 15,4 %), die kalottenförmigen Henkelschalen (99 Vertreter, 61,1 %) und
die kugeligen Henkelschalen (11 Vertreter, 6,8 %). Vier Henkelschalen sind Sonderformen, sie
werden als napfartige Henkelschalen bezeichnet, 23 Fragmente sind aufgrund ihres
Erhaltungszustandes keinem Typ mehr zuzuordnen:
PA42895_A094, PA42972_A104, PA42978_A104,
PA43054_A116, PA43109_B130, PA43114c_B131,
PA43145_B135, PA43227_B145, PA45043_C018,
PA45246b_C048, PA45268_C052, PA45321_C063,
PA45364_C072, PA45379d_C074, PA56291_Strf,
PA56295_Strf, PA86351_D018, SH027c_B027,
SH085b_B085, SH096b_B096, SH096c_B096, SH104c_B104
und SH109b_B109.
Die Henkelschalen mit Knick und die kalottenförmigen
Henkelschalen sind relativ gleichmäßig über das Gräberfeld
verteilt, lediglich die kugeligen Henkelschalen zeigen eine
deutliche Konzentration im westlichen Mittelfeld, so dass eine
Datierung in die ältere Hallstattzeit wahrscheinlich wird.
In 108 Gräbern ist eine Henkelschale vertreten, in 27 Gräbern
zwei und in nur 3 Gräbern drei. Im wesentlichen ist das
Auftreten von Henkelschalen an das Vorhandensein von
Kegelhalsgefäßen gebunden, wenn das auch in 37 Fällen
nicht mehr verifiziert werden konnte. Nach dem Plan des
Gräberfeldes konnte 182-mal konnte der Befund eines
Kleingefäßes in einem Großgefäß festgestellt werden,
vermutlich eine Henkelschale in einem Kegelhalsgefäß. Je
mehr Kegelhalsgefäße und Henkelschalen im Grab vorhanden
sind, desto höher ist auch der Sozialindex des Grabes. Liegt er Abb. 55: kugelige Henkelschalen

87
Statzendorf Keramik-Typographie

bei den Gräbern mit einer Henkelschale im Durchschnitt bei 28, so liegt er bei Gräbern mit mehr als
einer Henkelschale bei 33.
Die Funktion der Henkelschalen ist nun leicht zu erraten: Sie dienten in erster Linie als Schöpfgefäß,
das notwendig wurde, als die Kegelhalsgefäße zu groß wurden, um sie gefüllt hochheben und
ausschütten zu können.111 Einige Henkelschalen sind bereits aus dem späturnenfelderzeitlichen
Grabverbänden im Ostalpenraum bekannt, ebenso wie aus Siedlungen. Hohe, konische Formen mit
englichtigem oder nur wenig überrandständigem Henkel stehen am Beginn der Entwicklung, später
beeinflussen Bronzeformen mit kennzeichnenden Merkmalen wie Omphalos und Bandhenkel die
Formgebung.112 Die kleine Henkelschale ist dennoch ein hallstättischer Gefäßtyp, der an das
Erscheinen des großen Kegelhalsgefäßes gebunden ist.113 Die Henkelschalen mit Knick gelten als
kennzeichnend für die ältere Hallstattzeit, zunehmend werden sie von kalottenförmigen Henkelschalen
abgelöst. Henkelschalen mit Kehlung des Randes werden in der mittleren Hallstattzeit zur Leitform
und leiten zu den Henkelschüsseln über.114 Im Gräberfeld von Statzendorf kann lediglich festgestellt
werden, dass diese Art der Henkelschalen in einem klar umgrenzten Bereich im mittleren Westbereich
des Gräberfeldes vorkommen, während sowohl Henkelschalen mit Knick als auch Vertreter des
kalottenförmigen Typs im gesamten Gräberfeld verbreitet sind.
8.4.1 Henkelschalen mit Bauchknick

PA42671 PA42909 PA45305 PA56063 PA86332

Henkelschalen mit Bauchknick zeichnen sich durch den scharfen Bauch-/Bodenumbruch aus, der
zumeist im unteren Drittel des Gefäßes liegt. Der darüber liegende Teil der Wand kann gerade, leicht
nach innen oder außen gewölbt sein, der Randdurchmesser des Gefäßes ist in jedem Fall geringer als
der Bauchdurchmesser. Die 25 Gefäße PA42671_A047, PA42705_A053, PA42856_A088,
PA42900_A094, PA42909_A096, PA42929_A098, PA43044_A115, PA43086_B124, PA43093_B125,
PA45072_C022, PA45245_C048, PA45305_C061, PA45329_C065, PA45421_C083,
PA56058_GA08, PA56062_GA09, PA56063_GA10, PA56205_A019, PA86332_D017,
PA86340_D018, PA86371_D020, SH077c_B077, SH092b_B092, SH093a_B093 und SH105a_B105
sind diesem Typ zuzuordnen. Die Höhe der Gefäße mit Bauchknick schwankt zwischen 3,9 und 6,9
cm (5,1 cm im Durchschnitt), der Randdurchmesser zwischen 7,1 und 13,4 cm (9 cm im Durchschnitt).
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße liegt bei 0,24 l, die Variationsbreite liegt
zwischen 0,09 und 0,68 l. PA86332 ist innen durch ein strahlenförmiges Grafitstreifenmuster verziert,
der Henkel von PA56063 ist doppelt senkrecht kanneliert. Ansonsten gibt es bei diesem Typ keinerlei
Verzierungen.
8.4.2 Kalottenförmige Henkelschalen

PA38253 PA38283 PA42873 PA56202 SH099a

Die kalottenförmigen Henkelschalen besitzen keinen deutlichen Bauchknick, ihr Boden ist kaum
abgesetzt und rund geformt. Die Gefäße sind breit und niedrig. Mit 99 Vertretern sind sie der häufigste
Typ innerhalb des Gräberfeldes. Folgende Gefäße lassen sich als kalottenförmige Henkelschalen
bezeichnen: MK3083_Strf, MP143_Strf, PA38253_A004, PA38283_A019, PA38301_A027,
PA38318_A033, PA38356_A037, PA42646_A042, PA42657_A044, PA42658_A044, PA42665_A045,
PA42693_A050, PA42699_A051, PA42704_A053, PA42707_A053, PA42715_A055, PA42735_A061,

111
Rebay 2002, 41.
112
Klemm 1992, 65 ff.
113
Nebelsick 1994a, 42.
114
Nebelsick 1997, 77.

88
Statzendorf Keramik-Typographie

PA42752_A064, PA42758_A065, PA42766_A068, PA42787_A072, PA42796_A074, PA42797_A074,


PA42809_A076, PA42829_A082, PA42834_A083, PA42839_A084, PA42873_A091, PA42875_A091,
PA42886_A092, PA42898_A094, PA42925_A097, PA42946_A100, PA42991_A105, PA43002_A106,
PA43003a_A106, PA43016_A108, PA43028_A110, PA43043_A115, PA43074_A118,
PA43101_B126, PA43103_B127, PA43113_B130, PA43116_B131, PA43157_B137, PA43167_B138,
PA43206_B142, PA43216_B143, PA43220_B144, PA43234_B146, PA43236_B146, PA45083_C025,
PA45088_C026, PA45092_C027, PA45098_C028, PA45109_C029, PA45116_C030,
PA45137_C032, PA45146a_C033, PA45157_C034, PA45164_C035, PA45170_C036,
PA45194_C040, PA45217_C045, PA45229_C046, PA45275_C054, PA45340_C067,
PA45350_C068, PA45369_C073, PA45399_C080, PA45412d_C081, PA45413_C081,
PA56086_C085, PA56096_GD01, PA56138_GD12, PA56145_GD16, PA56189_A012,
PA56197_A015, PA56202_A016, PA56212_A022, PA56222_A028, PA56223_A028, PA56248_A036,
PA56261_A038, PA56276_Strf, PA56285_Strf, PA56286_Strf, SH009c_B009, SH022b_B022,
SH023b_B023, SH026c_B026, SH036a_B036, SH039a_B039, SH042a_B042, SH051d_B051,
SH066c_B066, SH099a_B099, SH102c_B102 und SH113b_B113. Bei den kalottenförmigen
Henkelschalen schwankt die Höhe zwischen 3,6 und 8,2 cm und liegt im Durchschnitt bei 5,3 cm. Die
Breite liegt zwischen 6,1 und 14,1 cm mit einem Durchschnitt von 9,4 cm. Die Gefäße fassen
zwischen 0,06 und 0,92 l, im Durchschnitt 0,26 l.
Die Variationsbreite der Bandhenkel lässt zwar einige Schwankungen zu, der Henkel des Gefäßes
SH036a ist mit seinem rechteckigen, dicken Querschnitt ungewöhnlich. Bei den Henkelschalen
PA38253, PA42665, PA42699, PA42752, PA42766, PA42829, PA42886, PA43167, PA45350,
PA45369 und SH099a ist der Henkel des Gefäßes einfach bis dreifach, zumeist jedoch doppelt
senkrecht kanneliert. Bei Gefäß SH051d befindet sich am Bauch unterhalb des Henkelansatzes eine
Delle. Reste vom Grafitstreifenmuster, das die Innenseite der Gefäße geziert hat, sind noch bei den
Gefäßen PA43206, PA56086 und SH099a zu erkennen, im Fall des Gefäßes MK3083 ist es richtig
eingeglättet. Die beiden Gefäße PA42875 und MP143 sind rot-schwarz bemalt, mit hängenden,
doppelten Winkeln bzw. einem Gittermuster. Der auffallend übertriebene Restaurierungszustand lässt
zwar einige Zweifel an der Verzierung dieser beiden Gefäße zu, doch wird die rot-schwarze Bemalung
nicht ohne Grund auf den Gips aufgetragen worden sein.
8.4.3 Kugelige Henkelschalen

PA42681 PA42746 PA42805 PA56075 SH010b

Die kugeligen Henkelschalen haben wie die kalottenförmigen Henkelschalen keinen Bauchknick, ihr
Gefäßunterteil ist halbkugelig angelegt, sie sind jedoch höher als die kalottenförmige Variante. Der
Rand des Gefäßes ist zumeist leicht eingezogen, der Bereich unterhalb des Randes leicht gekehlt, so
dass man zum Teil bereits von einer Übergangsform in Richtung Henkelschüssel sprechen kann.
Durch die Formgebung wird ein kugeliger Eindruck des Gefäßes erreicht.
Elf Vertreter zählen zu dieser Variante: PA38312_A030, PA42650_A043, PA42681_A048,
PA42746_A063, PA42793_A073, PA42805_A075, PA43128_B133, PA56075_C001, SH010b_B010,
SH026b_B026 und SH029c_B029. Die Variationsbreite in der Größe ist bei diesem Typ hoch, die
Höhe schwankt zwischen 3,5 und 10,5 cm, im Durchschnitt liegt sie bei 6 cm. Der Randdurchmesser
beträgt 5,8 bis 18 cm, im Durchschnitt 9,7 cm. 0,12 bis 1,85 l Inhalt fassen die Gefäße, der Mittelwert
beträgt 0,41 l.
Von den elf Gefäßen besitzen fünf keinen Omphalos, ein relativ hoher Prozentsatz. Der eingezogene
Rand von PA42681 und SH010b ist knapp vor dem Randabschluss wieder gerade gerichtet, so dass
fast der Eindruck eines Kragenrandes entsteht. SH026b ist durch einen abgesetzten, deutlich
geformten Standboden charakterisiert. PA42681 trägt als Verzierung an Bauch und Henkel umlaufend
doppelt bzw. dreifach eingeritzte, stehende Winkel. Die Henkel der Gefäße SH026b und PA42650
sind doppelt senkrecht kanneliert, der Henkel von PA42805 trägt eine dreifache, senkrechte
Ritzverzierung.

89
Statzendorf Keramik-Typographie

8.4.4 Napfartige Henkelschalen

PA42780 PA42858 PA56104 SH029b

Zu den napfartigen Henkelschalen werden vier Vertreter gezählt, nämlich PA42780_ A071, PA42858_
A089, SH029b_ B029 und PA56104_GD02. Auch wenn die Vertreter diese Typs nicht besonders viele
Gemeinsamkeiten besitzen, ist ihre Höhe im Verhältnis zur Breite wesentlich größer als bei den
anderen Typen, die Wandung ist relativ steil und gerade und die Standfläche deutlich abgesetzt. Alle
Vertreter dieses Typs gehören zu den kleinsten Henkelschalen, ihr durchschnittliches
Fassungsvermögen liegt bei 0,12 l.
Die Miniaturhenkelschale PA42780 ist nur 2,1 cm hoch, 3,6 cm breit und fasst nicht ganz einen
Zentiliter Inhalt. Ihre Wand ist durch schräge, kannelurartige Eintiefungen verziert. SH029b ist
ebenfalls eher klein geraten. Statt eines Bandhenkels ist hier knapp unterhalb des Randes ein runder,
englichtiger Henkel mit rundem Querschnitt angebracht, zusätzlich dazu befinden sich an zwei
anderen Stellen des Gefäßes unterhalb des Randes kleinere Ösen. Dieses Gefäß stellt innerhalb des
Gräberfeldes eine Sonderform dar. PA42858 und PA56104 sind unverziert und zeichnen sich durch
einen besonders großen Bandhenkel aus, mit 5,6 bzw. 5,9 cm Höhe und 10 bzw. 10,7 cm
Randdurchmesser gehören auch sie zu den kleinsten Henkelschalen.
8.5 Kalenderbergtöpfe
Als Kalenderbergtöpfe werden Henkeltöpfe bezeichnet, die im allgemeinen einen geraden, leicht ein-
oder ausgebogenen, vom Gefäßkörper deutlich abgesetzten Rand besitzen, einen bauchigen
Gefäßkörper mit oft hochsitzendem, rundlichen Umbruch, ein konisches bis kalottenförmiges
Gefäßunterteil und eine ebene Standfläche, die auch als Standfuß ausgebildet sein kann. Der
Bandhenkel reicht von der Schulter bis an die Innenseite des Randes. Die Hals- und Randform der
Kalenderbergtöpfe ist im westlichen Bereich des Verbreitungsgebietes, zu dem Statzendorf gehört,
dem der Schüsseln sehr ähnlich, während im übrigen Verbreitungsgebiet das Profil anders erscheint –
der Rand ist hier zumeist ausladend abgeknickt oder geschwungen nach außen geführt.115
Charakteristisch ist die flächige, plastische Verzierung der Bauchpartie, die klassisch in aufwändiger
Weise durch Knubben und gekerbte Leisten ausgeführt wird. Die Verzierung ist im Laufe der Zeit
gewissen Veränderungen unterworfen, auf die noch später einzugehen sein wird.
Nach rein praktischen Überlegungen wird man die Funktion des Kalenderbergtopfes aufgrund der
Form in den Bereich der Nahrungszubereitung stellen. Möglich erscheint auch die Aufbewahrung
eines spezifischen Inhalts, der durch die Verzierung der Oberfläche des Gefäßes gewissermaßen
codiert wurde. Die zumeist plastische Verzierung der Töpfe verhindert, dass er leicht aus der Hand
rutscht, deswegen darf man an einen besonders wertvollen oder auch besonders rutschigen Inhalt
denken, wie etwa Honig oder Öl. Deckel und dergleichen bzw. Befunde, wo Schalen
Kalenderbergtöpfe abdecken, sind allerdings nicht bekannt, genauso wenig wie Analysen, die
Hinweise auf die ehemalige Verwendung oder den Inhalt geben könnten. Kalenderbergtöpfe werden
auch in die Nähe der besonderen Ausstattung von Frauengräbern mit der "Kalenderbergtrias",
bestehend aus Mondidol, innenverzierter Fußschale und Zwillingsgefäß, gestellt.116 Während diese
Ausstattung aber nur in der Kernzone der Kalenderbergkultur vorkommt, dem Eisenstädter Becken
und Umgebung, sind Kalenderbergtöpfe auch weiter nordwestlich davon117 bis nach Mitterkirchen118
und in den Süden bis nach Kleinklein119 verbreitet und nicht mehr unbedingt an Frauenbestattungen
gebunden. L. Nebelsick bringt den Kalenderbergtopf, vor allem in seiner Verdoppelung, mit
Libationsriten in Verbindung - die Gefäße sind daher als Spendegefäße für Trankopfer anzusehen.120

115
Klemm 1992, 90.
116
Teržan 1986, 227 ff.
117
Nebelsick 1997, 46.
118
Leskovar 1998, 47.
119
Dobiat 1980, 87.
120
Nebelsick 1997, 45.

90
Statzendorf Keramik-Typographie

Eventuell steht die typische Kalenderbergware, die an häusliche Gebrauchskeramik erinnert,


metaphorisch für Zuhause bzw. dem neuen Zuhause, in das sich die Verstorbenen begeben.121
Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind 150 Kalenderbergtöpfe bekannt, das entspricht ca. 10,1 % des
keramischen Fundmaterials. 141 können Gräbern zugeordnet werden. Normalerweise wird nur ein
Kalenderbergtopf ins Grab gelegt, dies ist bei 113 Gräbern der Fall, acht Gräber beinhalten zwei und
vier Gräber drei Kalenderbergtöpfe. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Kalenderbergtopf liegt bei 29,5, im Vergleich zum allgemeinen Durchschnitt von 21,4 leicht erhöht.
Kalenderbergtöpfe sind weder für Frauen- noch für Männergräber typisch. In Statzendorf kommen sie
in einem Kindergrab, 21 Frauen und 17 Männergräbern vor, wobei dieser Umstand aufgrund der nur
wenigen identifizierbaren Männergräber bemerkenswert ist.
Die Kalenderbergtöpfe sind zwischen 5,5 und 22,5 cm groß, im Durchschnitt 13,5 cm, und zwischen 5
und 25 cm breit (im Durchschnitt 17,9 cm). Ihr Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei etwa 1: 1,3. Die
Gefäße fassen einen Inhalt von 0,08 bis 4,01 l, im Durchschnitt 1,76 l. Drei Gefäße zählen zu den
Miniaturformen. Die vorherrschende Farbe ist auch bei den Kalenderbergtöpfen grau, bei einigen
weicht die Farbe ins Braune oder Rötliche ab. Bei 71 Gefäßen ist eine Grafitierung zu bemerken, sie
ist oft auf den Rand oder den oberen Bereich des Gefäßes beschränkt, 18 Gefäßen sind zudem
sorgfältig geglättet.
Kalenderbergtöpfe können nach Form und Verzierung klassifiziert werden. Bei der Klassifizierung
nach der Form wurden normalproportionierte, schlanke, kugelige und geschwungene Typen sowie
Kalenderbergtöpfe mit Fuß voneinander unterschieden. Am häufigsten ist der normal proportionierte
Typ mit 34 Vertretern (22,7 %), gefolgt vom breiten Typ mit 20 Vertretern (13,3 %) und vom
Kalenderbergtopf mit Fuß (19 Vertreter bzw. 12,7 %). Der kugelige Kalenderbergtopf umfasst 17
Vertreter bzw. 11,3 %, der geschwungene 15 (10 %) und der schlanke Kalenderbergtopf acht (5,3 %).

breiter Kalenderbergtopf 20

geschwungener Kalenderbergtopf 15

Kalenderbergtopf mit Fuß 19

kugeliger Kalenderbergtopf 17

normal proportionierter Kalenderbergtopf 34

schlanker Kalenderbergtopf 8

Fragment 37

0 10 20 30 40

Abb. 56: Häufigkeit einzelner Typen von Kalenderbergtöpfen

Keinem dieser Typen konnten 37 Fragmente (24,7 %) zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA42686a_A049, PA42838_A084, PA42910a_A096, PA42949a_A100, PA43240_B146, PA45056_
C020, PA45081a_C024, PA45118_C030, PA45165_C035, PA45261_C051, PA45276_C054,
PA45288_C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA45324_C063, PA45332_
C065, PA56078_C084, PA56112_GD05, PA56193_A014, PA56241a_A035, PA56241b_A035,
PA56242_A035, PA56287_Strf, PA56292_Strf, PA86354d_D018, PA86354e_D018, PA86377b_
D021, SH031b_B031, SH038a_B038, SH062a_B062, SH079a_B079, SH084b_B084, SH088a_B088,
SH097a_B097, SH118a_B118 und SH121c_B121.

121
Nebelsick 1996, 327 ff.

91
Statzendorf Keramik-Typographie

8.5.1 Breiter Kalenderbergtopf

PA38250 PA42799 PA42947 PA42971 PA45410

Die 20 breiten Kalenderbergtöpfe zeichnen sich durch einen besonders breiten, rundlichen
Gefäßkörper aus, der untere Teil des Gefäßes ist doppelkonisch. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist im
Durchschnitt 1:1,5. Die Gefäße sind zwischen 7,9 und 15,5 cm hoch, durchschnittlich 12,6 cm,
zwischen 11,4 und 22 cm breit, durchschnittlich 18,6 cm, und fassen zwischen 0,35 und 3,1 l Inhalt,
durchschnittlich 1,85 l. Zu den breiten Kalenderbergtöpfen zählen die Gefäße PA38250_A004,
PA42698_A051, PA42786_A072, PA42799_A074, PA42808_A076, PA42816_A077, PA42881_A092,
PA42942_A099, PA42947_A100, PA42971_A104, PA43014_A108, PA45099_C028, PA45218_C045,
PA45410_C081, PA45422_C083, PA56229_A029, PA56280_Strf, SH070a_B070, SH073e_B073 und
SH101a_B101.
8.5.2 Geschwungener Kalenderbergtopf

PA38297 PA38334 PA38342 PA43150 PA56120

Bei den 15 geschwungenen Kalenderbergtöpfen ist das Gefäßunterteil s-förmig geschwungen


ausgeführt, also konisch eingezogen. Das durchschnittliche Höhen-/Breitenverhältnis beträgt 1:1,4.
Die Gefäße weisen eine Höhe von 11 bis 15,6 cm auf, im Durchschnitt 13,5 cm, und eine Breite von 8
bis 22,3 cm, im Durchschnitt 18,4 cm. Sie fassen zwischen 0,82 und 3,06, im Durchschnitt 1,96 l. Die
folgenden Gefäße werden zur Gruppe der geschwungenen Kalenderbergtöpfe gezählt:
PA38297_A027, PA38334_C008, PA38342_C001, PA38353_A037, PA42828_A082, PA42848_A086,
PA43150_B136, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018,
PA56120_GD08, PA86341_D018, PA86359_D019 und PA86377a_D021.
8.5.3 Kalenderbergtopf mit Fuß

PA38337 PA42674 PA42804 PA43187 SH087a

Kennzeichnendes Merkmal der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist der Standfuß, der ringförmig und
konisch an den Gefäßboden anschließt. Unter den Gefäßgrundformen kommen normal
proportionierte, kugelige, breite und auch schlanke Formen vor. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis ist bei den Töpfen mit Fuß 1:1,2. Sie sind zwischen 10,8 und 22 cm hoch, im
Durchschnitt 15,6 cm, und zwischen 12,5 und 23,5 cm breit, im Durchschnitt 18,4 cm. Ihr
Fassungsvermögen liegt zwischen 0,59 und 3,3 l, im Durchschnitt bei 1,73 l. 19 Gefäße, die Töpfe
MK3082_Strf, PA38292_A025, PA38337_C013, PA42674_A047, PA42776_A069, PA42804_A075,

92
Statzendorf Keramik-Typographie

PA42893_A094, PA43004_A106, PA43117_B131, PA43187_B140, PA45175_C037, PA45193_C040,


PA45205_C042, PA45246a_C048, PA45271_C052, PA45310_C061, PA56180_A011,
PA74270_D011 und SH087a_B087 besitzen einen Standfuß. Bei Gefäß PA42804 ist der konisch
geformte Standfuß mit drei Dreiecken durchbrochen gearbeitet, in einigen Fällen ist der Boden rund
geformt, daran setzt ein stielartiger Standfuß an (PA43117, PA45271, PA45310, SH087a), in einem
Fall besteht der Standfuß im wahrsten Sinne des Wortes aus anthropomorph geformten Füßen
(PA38337). Anthropomorphe Füße auf Keramik verschiedener Typen sind selten, kommen aber doch
immer wieder in Fundkomplexen der Urnenfelder- und Hallstattzeit vor. Ein Beispiel ist eine
Doppelhenkelschüssel aus Lednice (Eisgrub/Südmähren), das der Lausitzer Kultur zugeordnet wird.122
Ein Kalenderbergtopf mit zwei parallel gestellten, 8,7 cm langen, 2 cm breiten und 4 cm hohen Füßen
ist aus Gemeinlebarn bekannt. J. Szombathy vermutet durch die „andeutungsweise erhaltene
Ausweitung“, dass das Gefäß ein Protomen besaß, das abgebrochen ist.123
8.5.4 Kugeliger Kalenderbergtopf

MK3085 PA38273 PA38303 PA42666 PA42713


Diese Variante mit 17 Vertretern besitzt einen kugeligen Gefäßkörper, der Bauchumbruch ist rund
geformt und liegt etwa in der Mitte der Gefäßhöhe, nicht wie bei den anderen Formen im oberen
Drittel. Das Höhen-/Breitenverhältnis ist mit 1:1,3 im normalen Bereich. Die Höhe der Töpfe liegt
zwischen 9,8 und 16 cm, im Durchschnitt bei 12,5 cm, die Breite zwischen 13 und 20,5 cm, im
Durchschnitt bei 16,5 cm. Der Inhalt, den die Töpfe fassen, beträgt 0,26 bis 3,09 l, im Durchschnitt
1,39. Die kugeligen Kalenderbergtöpfe des Gräberfeldes sind MK3085_Strf, PA38273_A011,
PA38274_A011, PA38303_A028, PA42666_A045, PA42713_A055, PA42792_A073, PA43056_A116,
PA43250_B147, PA45110_C029, PA45171a_C036, PA45372_C073, PA45401_C080, PA56221_
A028, SH043h_B043, SH050a_B050 und SH056b_B056.
8.5.5 Normal proportionierter Kalenderbergtopf

PA38260 PA42953 PA43089 SH073c SH092c

Der häufigste Typ (34 Vertreter) entspricht in der Form zur Gänze der Beschreibung des
Kalenderbergtopfes an sich und ist durch ein Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,3 charakterisiert. Die
Töpfe sind zwischen 8,5 und 20 cm hoch, im Durchschnitt 13,9, und zwischen 11 und 25 cm breit,
durchschnittlich 18,2 cm. Ihr Fassungsvermögen schwankt zwischen 0,37 und 4,01 l, liegt aber im
Durchschnitt bei 1,85 l. Zur „normalen Form“ gehören die Gefäße PA38251_A006, PA38260_A009,
PA38268_A010, PA38288_A023, PA38306_A030, PA38315_A033, PA38333_C007, PA42703_A053,
PA42751_A064, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA43029_A110, PA43075_A118,
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43195_B141, PA43230_B145, PA45086_C025, PA45094_C027,
PA45244_C048, PA45270_C052, PA56258_A038, PA86375_D021, SH022c_B022, SH024c_B024,
SH044a_B044, SH049a_B049, SH057a_B057, SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060,
SH073c_B073 und SH092c_B092.

122
Rzehak 1904, 1 ff.
123
Szombathy 1929, 61 f. und Taf. 25/1.

93
Statzendorf Keramik-Typographie

8.5.6 Schlanker Kalenderbergtopf

MP0155 PA38304 PA43037 SH008f SH043c

Mit sieben Vertretern ist die Gruppe der schlanken Kalenderbergtöpfe klein. Sie sind im Verhältnis zu
den anderen relativ hoch und besitzen ein Höhen-/Breitenverhältnis von nur 1:1,2. Zu diesem Typ sind
zwei Miniaturgefäße zu stellen (B99_B099 und SH043c_B043). Die übrigen Gefäße sind MP155_Strf,
PA38304_A029, PA42654_A044, PA43037_A114, SH008f_B008 und SH110a_B110. Die Töpfe sind
zwischen 5,5 und 17 cm hoch, der Durchschnitt ist wegen der Miniaturgefäße nur 12,6 cm, und
zwischen 6,4 und 20,4 cm breit (durchschnittlich 14,8 cm). Die Miniaturformen fassen 0,08 l, das
größte Gefäß 2,93 l, der Durchschnitt liegt bei 1,55 l.

Abb. 57: breiter Kalenderbergtopf Abb. 58: geschwungener KBT Abb. 59: KBTmit Fuß

Abb. 60: kugeliger KBT Abb. 61: normaler KBT Abb. 62: schlanker KBT

94
Statzendorf Keramik-Typographie

Die Formtypen der Kalenderbergtöpfe sind für die Verteilung im Gräberfeld von geringer Bedeutung,
vermutlich auch für die Chronologie. Alle Typen sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, mit
Ausnahme der schlanken Form, die vor allem im Nordbereich vertreten ist. Eine gewisse
Konzentration der Kalenderbergtöpfe mit Fuß ist im Südostbereich des Gräberfeldes zu vermerken,
auch wenn dieser Typ ebenso im Rest des Gräberfeldes ebenso vorkommt.
8.5.7 Verzierungen
Die Verzierungstypen der Kalenderbergtöpfe sind für Verteilung und Chronologie von größerer
Bedeutung. Es wurden zwölf Verzierungstypen unterschieden: Mit 55 Vertretern (36,7 %) ist der
Verzierungstyp mit Knubben und Bogen aus Leisten der häufigste. Die Randzone ist unverziert, an
Schulter und Bauch sitzen zumeist drei, manchmal, wenn sie um den Henkel geführt werden, auch
vier mehrfache, hängende Bögen aus plastischen Leisten, die durch Finger- und
Fingernageleindrücke ein grobes Aussehen erhalten. In der Mitte der Bögen befinden sich oft kleine
Gruppen von Knubben, außerdem wird der freie Raum am Bauch des Gefäßes zwischen den Bögen
durch Knubben flächig gefüllt (B99, MP155, PA38250, PA38251, PA38268, PA38273, PA38274,
PA38288, PA38303, PA38304, PA38315, PA38353, PA42654, PA42666, PA42686a, PA42703,
PA42776, PA42786, PA42792, PA42808, PA42848, PA42893, PA42910a, PA42920, PA43004,
PA43160, PA43223, PA45046a, PA45081a, PA45094, PA45099, PA45165, PA45171a, PA45246a,
PA45401, PA45422, PA56180, PA56241a, PA56241b, PA56242, PA56287, SH024c, SH031b,
SH043h, SH044a, SH049a, SH050a, SH057a, SH059a, SH060b, SH073c, SH084b, SH088a, SH092c
und SH121c).
Der zweithäufigste Verzierungstyp ist eine Abwandlung des ersten, statt Knubben werden hier die
freien Flächen zwischen den Bögen mit waagrechten Fingernagelkerbleisten aufgefüllt. Diesem Typ
sind 25 Gefäße bzw. 16,7 % zuzuordnen (MK3085, PA38306, PA42698, PA42713, PA42751,
PA42799, PA42953, PA42959, PA42971, PA43014, PA43029, PA43037, PA43171, PA43250,
PA45056, PA45110, PA45244, PA45324, PA45332, PA45372, PA56193, PA56229, SH056b,
SH073e, SH101a). Ebenfalls verbreitet ist mit 9 Vertretern (6 %) das Ersetzen der Bögen durch
hängende Winkel und Dreiecksmotive (PA42828, PA42881, PA43230, PA56221, PA56258, PA74270,
PA86359, SH022c, SH043c).
Dem anzuschließen sind zwei oder dreifache, schräge Leisten, die abwechselnd orientiert sind und so
etwas auseinandergezogene Winkel bilden. Ihr Zwischenraum ist ebenfalls mit Knubben gefüllt.
Diesem Verzierungstyp gehören vier Gefäße (2,7 %) an (PA38297, PA43075, PA45086 und SH008f).
Sechs Gefäße (4 %) sind durch schachbrettartig angeordnete, mit Leisten gefüllte Dreiecke verziert,
die sich hängend und stehend abwechseln (PA45218, PA45310, PA86375, SH038a, SH058a und
SH097a). Sieben Gefäße (4,7 %) tragen neben den Leisten als Füllmotiv Rosetten (PA38292,
PA42949a, PA43056, PA43089, SH062a, SH070a und SH079a).
Alle bisher besprochenen Verzierungen mit Leisten und Knubben sind der klassische Verzierungstyp
der Kalenderbergtöpfe, der im gesamten Gräberfeld verbreitet ist, seinen Schwerpunkt aber im
Nordwesten und westlichen Mittelbereich hat. Als Übergangsform zu den jüngeren Verzierungstypen
kann die Verzierung mit Kannelur und Knubben betrachtet werden. Hier werden die plastischen
Leisten durch doppelte oder dreifache Kannelur ersetzt, meistens in Form von Winkelbändern, das
Füllmotiv der Knubben bleibt allerdings bestehen. Zehn Gefäße tragen eine Verzierung dieser Art, das
entspricht 6,7 % (PA38333, PA43150, PA43187, PA43207, PA43240, PA45205, PA45290, PA56078,
PA86341, SH118a). Gräber mit Gefäßen dieses Verzierungstyps sind im Nordostbereich ebenso zu
finden wie im Südbereich, nicht aber im ältesten Teil des Gräberfeldes Statzendorf. Bei den jüngeren
Typen werden nicht nur die Leisten durch Kannelur, Fingernageleindrücke oder Stempel ersetzt,
sondern ebenso das Füllmotiv der Knubben. Offensichtlich soll mit weniger Aufwand derselbe
Eindruck vermittelt werden. Elf Gefäße (7,3 %) gehören dem Verzierungstyp an, bei dem die
hängenden Bogenleisten imitiert werden (PA38334, PA38342, PA42816, PA42838, PA45270,
PA45299b, PA45410, PA56280, PA86377a, PA86377b, SH110a), bei vier Gefäßen werden in anderer
Technik hängende Winkel ausgeführt (2,7 %, PA45193, PA45271, PA56120, SH087a). Besonders
kanonisch wirken jeweils vier Gefäße der folgenden Verzierungstypen, die fast identisch ausgeführt
sind:
Die Gefäße PA38260, PA42674, PA42947 und PA43195 sind jeweils durch doppelte, senkrechte
Kannelurstreifen versehen, zwischen denen ein kanneliertes Andreaskreuz angebracht ist. Die freien
Flächen sind durch eingedrückte Punkte bzw. Kreisaugen verziert. Dieser Verzierungstyp ist in
Gräbern des Mittelbereichs vertreten. Die Kalenderbergtöpfe PA42804, PA42942, PA43117 und
PA45118 weisen jeweils an der Schulter hängende Bögen aus dreifacher Kannelur auf, darunter sind
jeweils ein bis zwei Bogengirlanden in gleicher Technik angebracht. Die Bogen und die
Zwischenräume zwischen den Girlanden sind mit eingedrückten Punkten versehen. Mit Stempeln oder

95
Statzendorf Keramik-Typographie

Fingernagelkerben sind auch die Gefäße MK3082, PA38337, PA45261 und PA45299a flächig
verziert, bei diese Gefäßen verläuft ein Winkelband aus ein bis dreifacher Kannelur über den
gesamten Gefäßbauch.
Die Gefäße, bei denen der Platz der Knubben durch einfache Fingernagelkerben oder Stempel in
Form von eingedrückten Punkten oder Kreisaugen eingenommen wird, sind besonders im Südbereich
des Gräberfeldes vertreten, hier dürfte es sich um eine jüngere Verzierungserscheinung handeln.124
So fragmentarisch erhalten, dass man sie keinem Verzierungstyp zuordnen kann, sind sieben Gefäße
(4,7 %, PA45175, PA45276, PA45288, PA56112, PA56292, PA86354d und PA86354e).

Knubben und Bögen aus Leisten 55

Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten 25

Knubben und Winkel aus Leisten 9

Knubben und schräge Leisten 4

schachbrettartig angeordnete Leisten 6

Rosetten 7

Kannelur und Knubben 11

Bogen aus Eindrücken 10

Winkel aus Eindrücken 4

4
Kannelurandreaskreuz und Punkte
4
Kannelurbögen und Punkte
4
Kannelurwinkel und Punkte
0 10 20 30 40 50 6

Abb. 63: Häufigkeit einzelner Verzierungsvarianten auf Kalenderbergtöpfen

Abb. 64: klassische Verzierung Abb. 65: Schachbrettleiste Abb. 66: jüngere Verzierung

Als klassische Verzierung werden hier die Verzierungstypen Knubben und Bögen aus Leisten, Bögen
aus Leisten und waagrechte Leisten, Knubben und Winkel aus Leisten, Knubben und schräge Leisten
sowie Rosetten bezeichnet, als jüngere Verzierung Kannelur mit Knubben, Bogen aus Eindrücken,
Winkel aus Eindrücken, Kannelurandreaskreuz mit Punkten, Kannelurbögen mit Punkten sowie
124
Ganz ähnliche Beobachtungen sind aus den Siedlungsmaterialien von Großmugl (M. Lantschner 2000, 131 ff.)
herauszulesen.

96
Statzendorf Keramik-Typographie

Kannelurwinkel und Punkte. Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp erbrachte keinen
besonderen Zusammenhang. Wie aus der Kreuztabelle ersichtlich ist, scheinen schlanke Formen bei
den älteren Verzierungstypen etwas häufiger vertreten zu sein, bei den jüngeren Verzierungstypen
sind Gefäße mit Fuß bevorzugt.

geschwungen

mit Fuß

schlank

gesamt
kugelig

normal
breit
Knubben und Bögen aus Leisten 5 4 5 9 16 4 43
Bögen aus Leisten und waagrechte Leisten 7 1 6 6 1 21
Knubben und Winkel aus Leisten 1 2 1 1 3 1 9
Knubben und schräge Leisten 1 2 1 4
schachbrettartig angeordnete Leiste 1 1 2 4
Rosetten 1 1 1 1 4
Kannelur und Knubben 3 2 1 6
Bogen aus Eindrücken 3 3 1 1 8
Winkel aus Eindrücken 1 3 4
Kannelurandreaskreuz und Punkte 1 1 2 4
Kannelurbögen und Punkte 1 2 3
Kannelurwinkel und Punkte 2 2
Gesamt 20 15 19 17 34 8 113

8.6 Töpfe
Töpfe sind mehr oder weniger bauchige, schwach profilierte Hochformen, die nur selten und dann
lediglich sehr grobe Verzierungen, meist im Schulter- oder Bauchbereich, aufweisen.125 Töpfe sind im
allgemeinem aus eher grobem Ton hergestellt und ohne besondere Oberflächenbehandlung. Bei nur
acht Gefäßen konnten Grafitspuren ausgemacht werden. Die Farben der Töpfe sind gerne braun bis
graubraun, auch beige und rötliche Farbtöne kommen vor. Sechs Gefäße weisen Spuren sekundären
Brandes auf, ein Gefäß wurde repariert und ist links und rechts eines Sprunges dreimal durchlocht
(PA45071). Bei den Töpfen werden Typen mit und ohne Henkel unterschieden. 61 Gefäße zählen zu
dieser Gruppe, wobei die Gruppe der Kalenderbergtöpfe ausdrücklich ausgeklammert wurde und
bereits an anderer Stelle besprochen wurde. Die Funktion der Töpfe wird im praktischen Bereich der
Nahrungszubereitung und Aufbewahrung liegen.
Töpfe sind aus 27 Gräbern bekannt, worunter ein Männer- und drei Frauengräber fallen. Der
durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Topf beträgt 20,7 und liegt damit unter dem allgemeinen
Durchschnitt von 21,4.
8.6.1 Henkeltöpfe
Kennzeichnend für diese Typen ist der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der Schulter des
Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt. Es werden kugelige und eiförmige Varianten
unterschieden.
Henkeltöpfe sind im ganzen Gräberfeld sporadisch vertreten, sie zeigen keinerlei chronologische oder
gruppenspezifische Relevanz. Inwiefern sie als eigenständige Gruppe aufzufassen sind oder als
unverzierte oder untypisch verzierte Varianten der Kalenderbergtöpfe beschrieben werden könnten,
sei dahingestellt. Falls es tatsächlich so ist, dass Kalenderbergtöpfe im Lauf der Zeit ihre markante
Verzierung verlieren,126 ist dieser Umstand im Gräberfeld Statzendorf jedenfalls nicht eindeutig
nachzuvollziehen.

125
Preinfalk A. 2003, 112.
126
Nebelsick 1997, 47.

97
Statzendorf Keramik-Typographie

8.6.1.1 Kugeliger Henkeltopf

MP0139 PA42794a PA56166 PA56236 SH064b

Kugelige Henkeltöpfe besitzen einen kugeligen Gefäßkörper, einen geraden bis leicht ausladenden
Rand, der nicht sehr deutlich abgesetzt ist, eine ebene Standfläche und den charakteristischen
Bandhenkel. Das Verhältnis der Höhe zur Breite liegt im Durchschnitt bei 1:1,5. Acht Töpfe zählen zu
dieser Gruppe, sie sind zwischen 8,5 und 15 cm hoch, im Durchschnitt 10,9 cm, und zwischen 13,4
und 23 cm breit, im Durchschnitt 17,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,61 und 2,16, im
Durchschnitt bei 1,21 l. Zu dieser Variante zählen die Gefäße MP139_Strf, PA42794a_A073,
PA42969_A104, PA56166_A008, PA56236_A032, SH049b_B049, SH060a_B060 und SH064b_B064.
PA56236 trägt an beiden Seiten an der Schulter rundlich geformte Bandhenkel, die untypischerweise
am Hals-/Schulterumbruch ansetzten und nicht über den Rand geführt werden. Die Töpfe PA42794a
und PA42969 sind beide durch senkrechte Kannelur des Gefäßkörpers verziert. SH064b trägt an drei
Seiten an der Schulter Doppelknubben.
8.6.1.2 Eiförmiger Henkeltopf

SH017c PA45232 PA45076 SH005b PA45365

Zu den eiförmigen Henkeltöpfen zählen 20 Exemplare. Ihre Form ist schlanker als die der kugeligen
Henkeltöpfe, ihr Gefäßkörper wirkt eiförmig und ist nur schwach profiliert. Der durchschnittliche
Höhen-/Breitenindex liegt bei 1:1,2. Die Randgestaltung ist wenig ausgeprägt, oft geht die Wandung
übergangslos in der eingezogenen oder geraden Rand über. Die Standfläche ist breit und eben, der
Bandhenkel wie bei den kugeligen Henkeltöpfen angesetzt. Eiförmige Henkeltöpfe sind zwischen 6,5
und 16 cm hoch, durchschnittlich 12 cm, und zwischen 9 und 18,2 cm breit, durchschnittlich 13,5 cm.
Sie fassen einen Inhalt von 1,15 bis 2,36 l, im Durchschnitt 0,89 l. Die Gefäße PA42739_A061,
PA42749_A063, PA42992_A105, PA43094_B125, PA43111_B130, PA43132_B133, PA45076_C022,
PA45140_C032, PA45232_C046, PA45344_C067, PA45357_C069, PA45365_C072,
PA56209_A020, PA56275_Strf, SH005b_B005, SH009b_B009, SH017c_B017, SH051c_B051,
SH053d_B053 und SH103b_B103 zählen zu dieser Gruppe. Sieben Gefäße sind unverziert, bei drei
Gefäßen sitzen an der Schulter Knubben (PA45232, SH053d, SH103b). Zusätzlich zu den Knubben
ist der zumeist in der Form keineswegs betonte Hals-/Schulterumbruch bei den Gefäßen PA42739,
PA45076, PA45344, SH005b und SH051c durch eine waagrechte Reihe von Fingernagelkerben
betont. PA42749 trägt außerdem senkrechte Reihen von Knubben an der Gefäßwand, so dass es fast
in die Nähe der Kalenderbergtöpfe gestellt werden kann. Den Topf PA42992 zieren flächige
Fingernageleindrücke am gesamten Gefäßkörper, und am Bauch von PA45140 ist ein vierfaches
Winkelband aus Kannelur angebracht.
Bei den Gefäßen SH017c und PA43094 ist der Hals-/Schulterumbruch durch dreieckige Einstiche
markiert, unterhalb des Henkels von PA43094 ist ein dreifacher Bogen aus gleichen Einstichen
angebracht. Ähnliche Gefäße begegnen gelegentlich auch westlich von Statzendorf, zum Beispiel im
Gräberfeld Linz, St. Peter.127 Bei Gefäßen dieser Art könnte es sich um Typen handeln, die funktionell
den östlichen Kalenderberggefäßen entsprechen, morphologisch allerdings westlichen ästhetischen
Vorstellungen entsprechen.

127
Adler 1965, Körpergrab 116, 163, Abb. 2., ohne Grabzusammenhang 317, Abb. 4, 319, Abb. 2.

98
Statzendorf Keramik-Typographie

8.6.2 Töpfe ohne Henkel


Die Gruppe der Töpfe ohne Henkel ist, besonders was die kugelige Variante betrifft, zum Teil nur
schwer von den Schüsseln und Kegelhalsgefäßen abzugrenzen. Das entscheidende Merkmal ist die
undeutliche Ausprägung des Randes, der vom Gefäßkörper nur schwach, wenn überhaupt, abgesetzt
ist. Die Töpfe zeichnen sich also durch eine undeutliche Profilierung aus, ihr Gefäßkörper ist
doppelkonisch, eiförmig oder kugelig. Die Standfläche ist breit und eben, der Rand gerade, leicht ein-
oder ausgebogen. Ihr durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis liegt bei 1:1,3.
8.6.2.1 Doppelkonischer Topf ohne Henkel

SH043d SH122c PA42804 PA43187 SH087a


Die beiden Töpfe dieser Variante, SH122c_B122 und SH043d_B043, weisen einen streng
doppelkonischen Gefäßaufbau mit gerader Wandung auf. Sie sind 6,5 bzw. 6,9 cm hoch und 8,5 bzw.
8,8 cm breit und fassen einen Inhalt von 0,12 bzw. 0,16 l. Beide Gefäße sind unverziert.
8.6.2.2 Kugeliger Topf ohne Henkel

PA38293 PA42748 PA42889 PA45084 PA45162

14 Gefäße werden dieser Variante zugeordnet, die sich durch einen kugeligen Gefäßaufbau und
undeutliche Profilierung sowie Randgestaltung auszeichnet. Das durchschnittliche Höhen-
/Breitenverhältnis liegt bei ihnen bei 1:1,4, es handelt sich also durchaus um eine Breitform. Die Töpfe
sind zwischen 7,5 und 23 cm hoch, im Durchschnitt 12,1 cm, zwischen 9,8 und 27,7 cm hoch, im
Durchschnitt 16,5 cm, und fassen einen Inhalt zwischen 0,25 und 7,3 l, im Durchschnitt 1,68 l. Fast
alle kugeligen Töpfe ohne Henkel sind unverziert (PA38293_A025, PA42679_A048, PA42748_A063,
PA42768b_A068, PA42889_A093, PA42903_A095, PA43024_A109, PA45071_C022,
PA45142_C032, PA45162_C035, PA45210_C043, SH028d_B028 und SH034b_B034), lediglich
PA45084_C025 weist am Bauch umlaufend feine, senkrechte Ritzlinien auf.
8.6.2.3 Eiförmiger Topf ohne Henkel

PA45199 PA42964 PA56179 PA38330 PA43099


Charakteristisch für diese Variante mit elf Vertretern ist der vergleichsweise hohe, schlanke
Gefäßaufbau, die Töpfe haben ein Höhen-/Breitenverhältnis von etwa 1:1,2. Der schwach
ausgeprägte Bauchumbruch sitzt im oberen Drittel der Gefäße. Die Töpfe sind zwischen 5,1 und 23,5
cm hoch, im Durchschnitt 13,6 cm, und zwischen 6,6 du 25,7 cm breit, im Durchschnitt 14,9 cm. Ihr
Fassungsvermögen beläuft sich im Durchschnitt auf 1,79 l (0,08 bis 5,93 l). PA43099_B126 und
PA56102_GD02 sind unverziert, die Töpfe PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041
tragen an der Schulter kreuzständig längliche Handhaben. Gefäße dieser Art sind typisch für

99
Statzendorf Keramik-Typographie

hallstattzeitliches Siedlungsmaterial und zum Beispiel am Praunsberg128 zu finden. Bei


PA42964_A103 sind die Handhaben durch vier Fingertupfenleisten ersetzt. PA56179_A011 und
PA56234_A031 tragen an der Schulter umlaufende Knubbenreihen, bei SH100a_B100 in typischer
Kalenderbergmanier mit dem Fingernagel aus der Gefäßwand getrieben. PA42857_A089 trägt
kreuzständig Doppelknubben. Schulter und Bauch des Gefäßes PA38330_C005 ist durch schräge,
unregelmäßig und abwechselnd orientierte Kannelurbündel verziert.
8.6.3 Fragmente von Großgefäßen
Fragmente von Großgefäßen sind aus vier Gräbern bekannt, wobei zum Teil nicht sicher gesagt
werden kann, ob sie zur Grabausstattung gehören oder durch Zufall ins Inventar gelangt sind,
eventuell sogar nicht einmal hallstattzeitlich sind. Sie zeichnen sich alle durch eine sehr dicke
Wandstärke und große Gestaltung aus. Das Fragment PA56239_A035 ist ein Vorratsgefäß mit
Fingertupfenleiste unterhalb des Randes, aus hallstattzeitlichen Siedlungen durchaus wohl bekannt,129
bei SH065b_B065 ist lediglich der Boden erhalten, PA45343b_C067 trägt unterhalb des Randes eine
waagrechte Reihe von Dellen130 und die Fragmente PA86380a_D021 und PA86380b_D021 sind
Henkelansätze, die aufgrund der Form und der Art der Keramik eher als nicht hallstattzeitlich
anzusprechen wären.
8.7 Henkelschüsseln
Henkelschüsseln sind weitmündige, niedrige Gefäße, deren Gefäßmündung wesentlich größer als der
Boden ist. Sie unterscheiden sich von den Henkelschalen durch die für Schüsselformen
kennzeichnende Schulter- und Halsausbildung.131 Der abgesetzte Rand der Gefäße ist zumeist
kragenartig aufgestellt bzw. leicht eingezogen. Der einseitig angebrachte Bandhenkel, der von der
Schulter des Gefäßes bis zur Innenseite des Randes führt, ist typisch. Das Gefäßunterteil kann
kugelig, konisch oder eingezogen gearbeitet sein, ein Merkmal, das die einzelnen Varianten
unterscheidet. Der Boden besteht aus einer zumeist ebenen Standfläche, die auch nach innen leicht
omphalosartig gewölbt sein kann.
Die kleinen Henkelschüsseln werden im wesentlichen eine ganz ähnliche Funktion wie die
Henkelschalen gehabt haben, nämlich zum Schöpfen, die größeren Formen sind durch die
Nachahmung bronzener Formen, etwa der Beckentasse, erklärbar, die jedoch kaum zum eigentlichen
Gebrauch bestimmt gewesen sein dürfte.132
Henkelschüsseln kommen im Gräberfeld Statzendorf in 26 Komplexen dokumentiert vor, wobei außer
in zwei Gräbern, wo jeweils zwei Henkelschüsseln niedergelegt wurden (A036, C078), nur jeweils eine
vertreten ist. Unter den Gräbern wurden fünf Männergräber, zwei Frauengräber und ein Kindergrab
archäologisch festgestellt, eine erstaunlich große Menge Männergräber. Der Durchschnitt des
Sozialindex bei Gräbern mit Henkelschüsseln liegt bei 27,9, also ganz genauso wie bei den
Henkelschalen und im Vergleich zum Allgemeindurchschnitt von 21,4 etwas besser.
Die 30 Henkelschüsseln sind sorgfältig gearbeitet, in fast allen Fällen aus feinem Ton hergestellt, 18
sind grafitiert, 13 deutlich geglättet oder poliert. Das Farbspektrum umfasst sämtliche Grautöne, drei
Gefäße sind rot-schwarz bemalt. Nur neun Gefäße sind unverziert, die meisten tragen recht
charakteristische Verzierungen, auf die noch einzugehen sein wird. Beliebt sind die senkrechte und
schräge Kannelur der Schulter und des Bauches und deren Abwandlungen.
Die Henkelschalen sind zwischen 3,8 und 13,5 cm hoch, im Durchschnitt 7,3 cm, und zwischen 8 und
24 cm breit, im Durchschnitt 13,2 cm. Ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,1 und 2,55 l, im
Durchschnitt bei 0,67 l. Die Henkelschüsseln können in verschiedene Größenklassen eingeteilt
werden (sehr kleine bis 0,2 l, kleine bis 0,5 l, mittelgroße bis 1 l, große bis 1,6 l und sehr große
darüber). Sehr kleine, kleine und mittlere Henkelschüsseln bilden eine Gruppe, davon abgegrenzt sind
fünf große (PA38326, PA38335, SH023a, PA45391 und PA45183) sowie zwei sehr große
Henkelschüsseln (PA38261 und PA42643). Sie unterscheiden sich in Form und Verzierung nicht von
den kleineren Vertretern. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Höhe und Breite ist 1:1,8.
Die Form bestimmt die erste Klassifizierung: Es wird eine Variante mit konischem Unterteil
umschrieben (11 Vertreter), eine gedrückte Form mit kalottenförmigem Unterteil (10 Vertreter), eine
gedrückte, hart profilierte Form (3 Vertreter), eine hohe Henkelschale und fünf kugelige

128
Lauermann 1990a, 69.
129
wie zum Beispiel aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 47/387, 347/3116.)
130
wie zum Beispiel ein Exemplar aus Michelstetten (Preinfalk A. 2003, 158/1327.)
131
Klemm 1992, 75.
132
Klemm 1992, 27, Kaus 1981, 37 ff.

100
Statzendorf Keramik-Typographie

Henkelschalen. Die Kartierung der Formen erbringt keine wesentlichen Ergebnisse, eventuell ist eine
Tendenz festzustellen, nach der gedrückte Formen eher im jüngeren Südteil des Gräberfeldes zu
beobachten sind. Form und Verzierung der kleinen Henkelschüsseln sind typisch für das
niederösterreichische Donaugebiet westlich des Wienerwaldes, große Formen sind charakteristische
Gefäßtypen der nordostalpinen Hallstattzeit. Ihre Form leitet sich aus der späturnenfelderzeitlichen,
großen Henkelschüssel des Nordalpenraumes ab,133 in der mittleren bis jüngeren Hallstattzeit werden
die großen Henkelschüsseln zu krugartigen Schöpfern reduziert,134 Schüsseln erhalten einen steilen
Hals und gedrückten, linsenförmigen Körper, gehenkelte Formen werden seltener und verschwinden
bis zur Latènezeit gänzlich.135
8.7.1 Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil

PA42725 PA42849 PA43149 PA45390 PA45391


Henkelschüsseln mit konischem Gefäßunterteil zeichnen sich durch einen kragenartigen, geraden
bzw. leicht eingezogenen Rand aus, der von der Schulter deutlich abgesetzt ist, einen rundlichen
Bauchumbruch, der in der Mitte oder im oberen Drittel des Gefäßes angesetzt ist und durch ein
konisches, gerade verlaufendes Gefäßunterteil sowie eine ebene Standfläche. Die Gefäße haben ein
durchschnittliches Höhen-/Breitenverhältnis von 1:1,7 und sind zwischen 6,2 und 13,5 cm hoch, im
Durchschnitt 9,6 cm, und zwischen 10,2 und 24 cm breit, im Durchschnitt 16,3 cm. Sie fassen
zwischen 0,21 und 2,55 l, durchschnittlich 1,15 l, es sind alle Größenklassen vertreten. Die Gefäße
PA38335_A007, PA38261_A009, PA42643_A042, PA42849_A086, PA43149_B136, PA45390_C078,
PA42725_A059, PA43241_B146, PA45183_C038, PA45391_C078 und PA56144_GD16 zählen zu
dieser Variante. Alle elf Gefäße sind verziert, und zwar durch umlaufende Kannelur oder
schachbrettartig angelegte Kannelurbündel.
8.7.2 Gedrückte Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil

PA38248a PA38326 PA43032 PA45406 SH060d


Bei den gedrückten Henkelschüsseln mit kalottenförmigem Gefäßunterteil liegt das Höhen-
/Breitenverhältnis bei 1:1,9, es handelt sich also um niedrige Gefäße. Der Bauchumbruch liegt in der
Mitte des Gefäßes oder darunter. Die zehn Henkelschüsseln dieser Variante sind zwischen 4,6 und
8,7 cm hoch, im Durchschnitt 6,2 cm, und zwischen 9 und 16 cm breit, im Durchschnitt 11,9 cm. Sie
fassen zwischen 0,15 und 1,07 l, im Durchschnitt 0,41 l, bis auf zwei Gefäße handelt es sich um kleine
Formen. Folgende Henkelschüsseln zählen zu dieser Variante: PA38248a_A001, PA38326_A036,
PA42773_A069, PA43032_A114, PA43120_B132, PA45131_C031, PA45148_C033, PA45373_C073,
PA45406_C081 und SH060d_B060. Vier Gefäße sind unverziert, PA38248a, PA43120 und PA45406
sind an der Schulter umlaufend kanneliert, PA45406 zusätzlich rot-schwarz bemalt. Eine recht genaue
Entsprechung dieser Variante stammt aus Langenlebarn, Tumulus 3.136 Durch Winkel aus doppelter
und dreifacher Kannelur, kombiniert mit Dellen, sind die Gefäße PA38326, PA42773 und PA43032
gekennzeichnet.

133
Klemm 1992, 76f.
134
Nebelsick 1997, 77.
135
Nebelsick 1997, 80.
136
Preinfalk F. 2003, Taf. 57.

101
Statzendorf Keramik-Typographie

8.7.3 Gedrückte, stark profilierte Henkelschüsseln

PA45207 SH121e B121


Zwei sehr eng verwandte Vertreter der gedrückten, stark profilierten Henkelschüsseln sind die Gefäße
B90_B090 und SH121e_B121. Die Hälfte der Höhe der Gefäße nimmt der Rand ein, der scharf
abgesetzt von der niedrigen Schulter fast trichterförmig nach außen gebogen ist. Der Bauchumbruch
ist stark geknickt, das Unterteil der Schüsseln kalottenförmig und mit einem Omphalos versehen. Der
Umbruch von SH121e ist durch Kerben markiert. PA45207 ist ebenfalls scharf profiliert und gedrückt,
allerdings nimmt bei diesem Gefäß der Rand nur etwa ein Drittel der Gefäßhöhe ein. Die Schulter
dieser Schüssel ist durch schräg schraffierte, hängende Winkel hervorgehoben. Das Höhen-
/Breitenverhältnis dieser Variante liegt bei 1:2,2, alle drei Gefäße sind sehr klein, nur zwischen 3,8 und
5,2 cm hoch und zwischen 8 und 10,2 cm breit. Sie fassen einen Inhalt von 0,1 bis 0,18 l.
Stark profilierte Henkelschüsseln mit tief sitzendem Umbruch sind im Raum der Kalenderbergkultur
nicht besonders häufig, Vergleiche aus Maissau,137 Maiersch138 und Grafenwörth139 können dennoch
angeführt werden. In Kleinklein sind ähnliche Formen weit verbreitet, C. Dobiat attestiert der
Gefäßform eine weite Verbreitung und Langlebigkeit,140 die keine genaue chronologische Einordnung
zulässt.
8.7.4 Hohe Henkelschüssel
Die einzige wirklich hohe Henkelschüsselform ist
SH007a_B007, die ein Höhen-/Breitenverhältnis
von 1:1,3 aufweist und mit 7 cm Höhe, 9 cm
Breite und 0,22 l Inhalt zu den sehr kleinen
Henkelschüsseln zählt. Sie ist unverziert. Die
Form erinnert stark an Tassen der
Urnenfelderzeit, wie sie etwa in den Gräber-
feldern Stillfried141 und St. Andrä142 vorkommen.
SH007a

8.7.5 Kugelige Henkelschüsseln

PA38327 PA42753 PA56108 SH023a

Bei kugeligen Henkelschüsseln ist das Höhen-/Breitenverhältnis 1:1,7. Die Schüsseln besitzen nicht
nur ein kugeliges Gefäßunterteil, der gesamte Eindruck der Form ist kugelig, da der Bauchumbruch
etwa in der Mitte sitzt. Die fünf Gefäße PA42753_A064, PA43180_B139, PA56108_GD03,
PA38327_A036 und SH023a_B023 gehören zu dieser Variante. Die Höhen der Gefäße liegen
zwischen 5,9 und 9,7 cm, im Durchschnitt bei 7,3 cm, die Breiten zwischen 9,7 und 17 cm, im
Durchschnitt bei 12,4 cm. Die Gefäße fassen einen Inhalt zwischen 0,22 und 1,36 l, im Durchschnitt
0,58 l. Alle Gefäße bis auch SH023a, das zu den großen Henkelschüsseln gehört, sind kleine Gefäße.
SH023a zeichnet sich durch senkrechte, rot-schwarz bemalte Kannelur aus. PA38327 ist durch
Winkel aus dreifacher Kannelur und dazwischenliegende Dellen gekennzeichnet, ungewöhnlich ist der

137
Berg 1980, Taf. 1/1.
138
Berg 1962, Taf. 43/8.
139
Lochner 1988, Taf. 7/4.
140
Dobiat 1980, 84.
141
Kaus 1984, Taf. 40b.
142
Eibner 1974, Taf. 1d.

102
Statzendorf Keramik-Typographie

lediglich rudimentär angelegte Bandhenkel, der keine Öffnung mehr aufweist und nur noch als
Zierelement zu deuten ist.
8.7.6 Verzierungen
Neben den neun unverzierten Henkelschüsseln (B90, PA42753, PA43180, PA45131, PA45148,
PA45373, PA56108, SH007a und SH060d) ist die mit zehn Vertretern größte Gruppe die der
Henkelschüsseln, deren Schulter und Bauchregion senkrecht bzw. schräg kanneliert ist (PA38248a,
PA38261, PA38335, PA42643, PA42849, PA43120, PA43149, PA45390, PA45406 und SH023a).
Drei der Gefäße sind zusätzlich schwarz – rot bemalt, und zwar so, dass immer abwechselnd eine
oder zwei Kanneluren rot und schwarz gefärbt sind. Fünf Gefäße sind durch schräge Kannelurbündel
in abwechselnder Folge verziert (PA42725, PA43241, PA45183, PA45391, PA56144) und vier durch
Winkel aus zwei und dreifacher Kannelur, in deren Winkel zumeist noch Dellen angebracht sind
(PA38326, PA38327, PA42773, PA43032). PA45207 trägt an der Schulter schräg schraffierte,
hängende Winkel, und der Umbruch von SH121e ist durch eine waagrechte Kerbenreihe markiert.

unverziert

Kannelur-
Kannelur

Gesamt
andere
Winkel

bündel
konisch 6 5 11
gedrückt kalottenförmig 4 3 3 10
gedrückt profiliert 1 2 3
hoch 1 1
kugelig 3 1 1 5
Gesamt 9 4 10 5 2 30

Der Vergleich zwischen Form- und Verzierungstyp zeigt, dass Kannelur und Kannelurbündel bei
konischen Gefäßformen bevorzugt auftreten, bei den gedrückten Formen mit kalottenförmigem und
kugeligem Unterteil dann offensichtlich die Winkel hinzutreten und die stark profilierten Formen aus
dem Verzierungskanon ganz herausfallen. Der Schwerpunkt der Verbreitung der einzelnen
Verzierungstypen innerhalb des Gräberfeldes ist eindeutiger als der Verbreitungsschwerpunkt der
Formen: Die umlaufende und schräge Kannelur, die m. E. die älteste Verzierungsform darstellt, ist vor
allem im Nordwesten verbreitet, mit zwei Ausreißern im Südbereich, die Gräber der Gefäße mit
Kannelurwinkeln liegen nahe beieinander im Mittelteil des Gräberfeldes. Schachbrettartig angeordnete
Kannelurbündel finden sich im Süden und Osten des Gräberfeldes.

Abb. 67: Henkelschüsseln mit Abb. 68: Henkelschüsseln mit Abb. 69: Henkelschüsseln mit
umlaufender Kannelur Kannelurwinkeln Schachbrettkannelur

103
Statzendorf Keramik-Typographie

8.8 Fußschalen
18 Gefäße im Gräberfeld Statzendorf können als Fußschalen bezeichnet werden. Der obere Gefäßteil
ist mit den Schalen verwandt, an die sie in ihrer typochronologischen Beurteilung anzuschließen sind.
Die Standfüße sind im allgemeinen konisch, zum Teil mit leicht konkaver oder konvexer Wandung.
Alle Varianten der Fußschalen haben zusammengenommen ein Fassungsvermögen von
durchschnittlich 0,54 l, sie sind zwischen 5,7 und 15 cm hoch (durchschnittlich 8,5 cm) bzw. zwischen
9,7 und 27,5 cm breit (durchschnittlich 13,9 cm).
Fußschalen sind für die Ausstattung hallstattzeitlicher Gräber im südöstlichen Niederösterreich,
Nordburgenland und Westungarn charakteristisch143 und treten westlich dieses Kernbereichs der
Kalenderbergkultur nur vereinzelt auf. Lediglich 18 Funde dieses Funktionstyps in den 374
Statzendorfer Gräbern reichen nicht aus, um Fußschalen zur üblichen Ausstattung zählen zu können.
Die Herkunft hallstattzeitlicher Fußschalen leitet S. Klemm aus dem Este- und Golasecca – Bereich ab
und betont die frühe Einflussnahme der Gefäßform bereits in der Formierungsphase der
Hallstattkultur, die sie anhand der Einzugsrandschale mit Standfuß aus Hadersdorf am Kamp
belegt.144 Die Fußschalen des Gräberfeldes von Statzendorf besitzen lediglich niedrige Standfüße und
sind keineswegs aufwändig verziert oder gar mit den großen, ausladenden Standfußschalen der
Kalenderbergtrias zu vergleichen. Sie dürften daher auch nicht in diesem Sinne benutzt worden sein.
Viel wahrscheinlicher ist eine Deutung als Teller oder – wegen ihrer handlichen, pokalartigen Form –
als Trinkgefäß.145
Auffallend ist, dass Fußschalen im Gräberfeld häufig in außergewöhnlich reich ausgestatteten
Grabzusammenhängen zu finden sind, der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit Fußschalen
liegt bei 32 (Gesamtdurchschnitt 21,4). Fußschalen kommen in vier archäologisch als Männergräber
bestimmten Komplexen, aber nur in einem Frauengrab vor.
Betrachtet man die Verteilung der Fußschalentypen am Gesamtplan des Gräberfeldes, so fällt eine
Konzentration der Fußschalen mit eingezogenem Rand im Nordwestbereich des Gräberfeldes auf,
Fußschalen mit ausladendem Rand und Fußschalen mit Turbanrand sind im Mittel und südöstlichen
Bereich weiter verbreitet. Die Tendenz eine chronologischen Entwicklung der Fußschalen von den
eingezogenen zu den ausladenderen, reicher verzierten Formen, kann postuliert werden. Eine ganz
ähnliche Entwicklung der Standfußschalen wurde in Sopron anhand der neuen Grabungen im
Gräberfeld Sopron – Burgstall von E. Patek nachgewiesen.146

Abb. 70: Fußschale mit Abb. 71: Fußschale mit Abb. 72: Fußschale mit
eingezogenem Rand ausladendem Rand Turbanrand

143
Klemm 1992, 53.
144
Klemm 1992, 54 f., F. Scheibenreiter 1954, Taf. 50/2.
145
Nebelsick 1997, 43.
146
Patek 1993, 52 ff.

104
Statzendorf Keramik-Typographie

8.8.1 Fußschale mit eingezogenem Rand

PA38269 PA56068 SH022a SH023c SH046a

Acht Gefäße des Gräberfelds können dieser Variante zugeordnet werden, es sind dies die Gefäße
PA38269_A010, PA42932_A098, PA56068_GA11, PA56253_A036, SH016c_B016, SH022a_B022,
SH023c_B023 und SH046a_B046. Die Fußschalen mit eingezogenem Rand stehen den
Einzugsrandschalen nahe. Die Gefäße sind im allgemeinen unverziert, drei weisen eine Grafitierung
auf. Das Gefäß PA38269 besitzt zwei überrandständige, ausgezipfelte Handhaben, die durchlocht
sind, so dass es möglich erscheint, das Gefäß aufzuhängen. Bei der Schale SH022a ist der Standfuß
durch stehende Winkel aus vierfachem Kammstrich verziert, die mit eingestochenen Punkten gefüllt
und umgeben sind. Während PA38269 mit 15 cm Höhe und 27,7 cm Breite sowie einem
Fassungsvermögen von 2,63 l als sehr groß zu bezeichnen ist, sind die übrigen Fußschalen zwischen
6,5 und 11,3 cm hoch und zwischen 12 und 17,8 cm breit. Ihr Fassungsvermögen liegt im
Durchschnitt bei 0,43 l. Fußschalen diese Typs begegnen relativ häufig im Kalenderbergraum, so
etwa in Bad Fischau,147 Rabensburg,148 Marz149 oder Sopron.150
8.8.2 Fußschale mit Turbanrand

PA45111 PA45308
Die Form dieser Variante entspricht im wesentlichen der Fußschale mit eingezogenem Rand, der
Rand der Schalen ist jedoch stark bzw. leicht schräg kanneliert bzw. facettiert. PA45111 aus Grab
C029 besitzt neben der steilen, schrägen Kannelur der Randzone vier längliche, vom Gefäß
waagrecht abstehende Knubben, die jeweils mit eingestochenen Punkten verziert sind. Es ist 7,8 cm
hoch, 16,8 cm breit und fasst 0,47 l. PA45308 aus Grab C061 besitzt einen leicht schräg facettierten
Rand und ist ansonsten unverziert. Die Fußschale ist 8,4 cm hoch, 16,6 cm breit und fasst in etwa 0,5
l. Fußschalen mit Turbanrand sind aus Fischau, Sopron, Loretto und Krensdorf151 belegt.
8.8.3 Fußschale mit ausladendem Rand

PA42638 PA42811 PA45100 PA45263 PA45334

Sieben Gefäße des Gräberfeldes, nämlich PA42638_A041, PA42811_A076, PA43095_B125,


PA45100_C028, PA45263_C051, PA45334_C065 und PA45408_C081 zählen zu dieser Variante der
Fußschalen. Der Schalenkörper der Fußschalen mit ausladendem Rand ist im allgemeinen
flachkonisch bzw. unterhalb des Randes nur leicht gewölbt, die einzige Ausnahme ist das Gefäß
PA42811, das einen kalottenförmigen Gefäßkörper besitzt. Der Rand der Gefäße ist mehr oder

147
Klemm 1992, Taf. 10/58 und 49/379.
148
Kerchler 1977, Taf. 46/1.
149
Peschek 1943, Taf. 4/5.
150
Eibner-Persy 1980, diverse.
151
Klemm 1992, Taf. 67/620, 67/622 und 67/626; Eibner-Persy 1980, Taf. 45/1, 45/2, 45/3, 45/7, 45/9; Pescheck
1943, Taf. 1/3; Nebelsick 1997, 74.

105
Statzendorf Keramik-Typographie

weniger stark nach außen gebogen und verläuft leicht trichterförmig bis waagrecht. Die Fußschalen
mit ausladendem Rand sind zwischen 5,7 und 7 cm hoch und zwischen 9,7 und 18,4 cm breit. Die
Fußschale PA45263 kann mit einem Randdurchmesser von nur 4,6 cm als Miniaturfußschale
bezeichnet werden. Das Fassungsvermögen der Schalen liegt zwischen 0,06 und 0,43 l, im
Durchschnitt bei 0,22 l. Vier der Gefäße sind grafitiert, der Rand der Fußschale PA42638 ist durch
kreuzständige, doppelte Auszipfelungen des Randes plastisch verziert, PA45408 besitzt am Standfuß
eine Ritzverzierung in Form von gittergefüllten, stehenden Winkeln und die Gefäße PA42811 und
PA45334 sind innen jeweils durch Grafitstreifenmuster verziert. PA45334 trägt zusätzlich am Rand
gefüllte Dreiecke aus eingestochenen Punkten.
Einfache, plastisch unverzierte Fußschalen mit ausladendem Rand sind aus Donnerskirchen,152
Bernhardsthal153 und Rabensburg154 bekannt. Die plastisch verzierten Vertreter dieses Typs begegnen
in der Kernzone der Kalenderberggruppe, in Sopron, Bad Fischau und Loretto häufig.
8.8.4 Kalottenförmige Schale auf vier Füßen
Die kalottenförmige Schale SH010a aus Grab B010 auf vier Füßen ist
unter den Fußschalen eine Sonderform, da sie nicht den typischen
Standfuß, sondern statt dessen vier gedrückt – kugelige, kleine Füße
besitzt. Sie ist bis auf die Grafitierung unverziert und zählt mit 7,5 cm
Höhe, 17,5 cm Breite und einem Fassungsvermögen von 0,64 l zu den
großen Schalen. Eine ähnliche Schale, allerdings mit vier im Querschnitt
SH010a rechteckigen Füßen, stammt von der Töpferwiese auf der Malleiten bei
Bad Fischau.155
8.9 Ausgussgefäße
Insgesamt sind im Statzendorfer Fundmaterial neun Gefäße vorhanden, die sich durch einen seitlich
am Gefäß angebrachten, tüllenförmigen Ausguss von der Masse abheben. Der Ausguss kann
röhrenförmig oder in tierförmiger Gestalt geformt sein. Als Gefäßgrundform dient bei allen Gefäßen ein
kugeliges Kegelhalsgefäß oder eine Schüssel mit Kragenrand. Die Gefäße sind zwischen 6,7 und
17,5 cm hoch und zwischen 8 und 17,5 cm breit, ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,17 und 1,21
l, im Durchschnitt bei 0,49 l.
Das Bruchstück eines Gefäßes PA56290 kann keiner Variante mehr zugeordnet werden, es ist ein
Streufund. Die Grundform des Gefäßes ist die Schüssel mit Kragenrand, verziert ist das Gefäß durch
schräge Kannelur, die um den Ausguss bogenförmig gestaltet ist. Abwechselnd sind je zwei Bahnen
grafitiert und nicht grafitiert. Der Ausguss ist abgebrochen, so dass nicht entschieden werden kann, ob
es sich um eine einfache, röhrenförmige Tülle oder ein in Tierform gestaltetes Protomen gehandelt
hat. Mit 15 cm Bauch- und 10 cm Randdurchmesser ist das Gefäß jedenfalls das größte seiner
Gruppe.
8.9.1 Ausgussgefäß mit röhrenförmigen Ausguss

B77 PA43104 SH012a

Der Variante mit einfachem, röhrenförmigem Ausguss gehören drei Exemplare an, SH012a aus Grab
B012, das nur von einer Abbildung bei J. Bayer bekannte Gefäß B077 aus Grab B077 und das Gefäß
PA43104 aus Grab B127. Der Gefäßkörper von SH012a ist ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit
niedrigem Hals, die Ausgusstülle ist seitlich angebracht und leicht nach oben gezogen. Das Gefäß ist
an Rand und Boden schwarz in Grafit bemalt, der Hals und Bauch sind rot gefärbt, darauf findet sich
umlaufend ein Muster aus doppelt ineinander gesetzten, auf die Spitze gestellten Vierecken mit
eingeschriebenen, hängenden Winkeln. Mit 8,5 cm Höhe und 10,9 cm Breite fasst es einen Inhalt von
0,36 l.

152
Pescheck 1942b, 99/9 und 99/11.
153
Kerchler 1977, Taf. 13/3.
154
Kerchler 1977, Taf. 32/1.
155
Klemm 1992, 229.

106
Statzendorf Keramik-Typographie

B077 ist in der Grundform eine kugelige Schüssel mit Kragenrand, der seitlich angebrachte Ausguss
ist im letzten Drittel nach unten abgeknickt. Das Gefäß zeichnet sich durch senkrechte Kannelur und
eine schwarz – rote Streifenbemalung aus. Das Gefäß ist nach den Angaben des Ausgräbers 8,5 cm
hoch und 8 cm breit.
Eine kugelige Schüssel mit Kragenrand bildet den Gefäßkörper von PA43104. Seitlich angesetzt ragt
der Ausguss schräg nach oben. Das Gefäß ist bis auf kleine Kannelurbündel am Bauchumbruch
unverziert. Mit 6,7 cm Höhe, 9,5 cm Breite und einem Inhalt von 0,17 l ist es das kleinste seiner
Gruppe.
8.9.2 Ausgussgefäß mit tierförmigem Ausguss

PA38325 PA42747 PA42779 SH031a SH064c

Dem Gefäß B077 steht SH031a aus Grab B031 sehr nahe: Es ist in der Grundform genauso eine
kugelige Schüssel mit Kragenrand, und das Gefäß zeichnet sich genauso durch senkrechte Kannelur
und eine rot-schwarze Streifenbemalung aus. Der seitlich angebrachte Ausguss ragt etwas steiler
empor, und ist im letzten Drittel ebenfalls nach unten abgeknickt. Durch zwei eingedrückte Punkte
sind die Augen kenntlich gemacht. 8,2 cm hoch und 11 cm breit fasst es ca. 0,32 l und ist auch in der
Größe dem verschollenen Stück B077 sehr ähnlich.
Von PA42747 aus Grab A063 ist lediglich das Tierprotomen in einer Länge von 3,3 cm erhalten, da es
aber so gearbeitet ist, dass Flüssigkeit hindurchlaufen kann, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es
einmal Ausguss eines Gefäßes war. Der Querschnitt der Figur ist oval, zwei angedeutete Ohren oder
Hörner sind erkennbar, der Vorderteil des Tiergesichtes ist abgebrochen. Flüssigkeit konnte aus der
Tülle durch zwei Öffnungen austreten, sofern die obere Öffnung nicht anderwärtig verschlossen war.
Ähnlich dazu ist das Fragment eines Protomens aus Hafnerbach-Wimpassing.156
PA42779 aus Grab A071, in der Grundform ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit mittelhohem Hals, ist
unverziert. Der aus der Schulter steil herausragende, im Querschnitt ovale Hals des Tierprotomens
knickt im letzten Viertel scharf ab. Der Knick ist als Nackenpartie mit kleinen, leicht nach vorne
stehenden Ohren ausgebildet, der runde Ausguss bildet das Maul des stilisierten Tieres. Das Gefäß
ist 10,6 cm hoch, 12,2 cm breit und fasst 0,52 l.
Auch bei PA38325 aus Grab A036 ist die Grundform das kugelige Kegelhalsgefäß, es steht außerdem
auf einem konischen Standfuß. Der aus der Schulter ragende, tierförmige Ausguss hat einen
annähernd runden Querschnitt und knickt im letzten Drittel ab. Deutlich sind die Stirnpartie und die
kleinen, runden Ohren geformt, eingedrückte Punkte symbolisieren die Augen. Das verjüngte
Tüllenende bildet das Maul. Als zusätzliche Verzierung sind auf dem Hals des Tierprotomens und des
Kegelhalsgefäßes stehende, gefüllte Dreiecke aus Punkten eingestochen. Der Bauch des Gefäßes ist
durch ein dreifach eingeritztes Winkelband verziert, links und rechts begleitet von einer Reihe
eingestochener Punkte. 9,8 cm ist das Gefäß hoch, 12,3 cm breit und das Fassungsvermögen beträgt
0,37 l.
Die Grundform des Gefäßes SH064c aus Grab B064 ist ebenso ein kugeliges Kegelhalsgefäß mit
Standfuß. Der Bauch des Gefäßes trägt senkrechte Kannelurbündel und hängende Winkel aus
mehrfacher Kannelur. Der Hals des aus der Gefäßschulter herausragenden Tierkopfes ist stark oval
geformt und knickt im letzten Viertel im rechten Winkel ab. Im Vergleich zu den anderen Gefäßen sind
die Ohren bzw. Hörner deutlich geformt und stehen nach oben, das Maul des Tieres bildet wiederum
das runde Tüllenende. Ein wenig rätselhaft wirken die an beiden Seiten angebrachten, durchlochten,
halbrunden Lappen. Spricht man die beiden Auszipfelungen als Hörner an so könnten diese nun die
Ohren symbolisieren. Mit 17,5 cm Breite und Höhe fasst das Ausgussgefäß 1,21 l und ist das größte
seines Typs.
Bei den Ausgussgefäßen handelt sich durchwegs um kleine Gefäße, die auch als Sauggefäße
angesprochen werden. Sauggefäße sind in der Urnenfelderzeit weit verbreitet und werden als

156
Sitzwohl 1993, Taf. 68/1.

107
Statzendorf Keramik-Typographie

Trinkgefäß für Neugeborene gedeutet.157 Die tiergestaltigen Ausgussgefäße sind den Sauggefäßen
anzuschließen und gehören nach L. Nebelsick ebenfalls noch zur Welt der Kinder, erst im Verlauf der
Hallstattkultur entwickeln sich Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zerimonialgerät.158
Welche Arten die Tierköpfen wiedergeben sollten ist nicht einfach zu entscheiden, Gefäß SH064c
kann man noch am ehesten als Rind interpretieren, die anderen sehen eher Schafen ähnlich.
Wahrscheinlich sollte weniger eine spezielle Art wie bei den späteren Stierkopfgefäßen abgebildet
werden, sondern das Gefäß ganz allgemein – für Kinder? – freundlich erscheinen lassen, ohne ein
spezielles Tier im Sinn zu haben.
Die typochronologische Entwicklung der Gefäße lässt sich folgendermaßen zeichnen: Am Beginn der
Entwicklung stehen kleine Gefäße mit röhrenförmiger Ausgusstülle (SH012a, PA043104), die bald
darauf abgeknickt (B077) und mit Augen versehen wird (SH031a). Etwas größer und mit deutlicher
gestaltetem Tierkopf sind die Gefäße PA42779 und vermutlich auch PA42747. An der Endpunkt der
Statzendorfer Entwicklung kann man die Gefäße PA38325 und SH064 c stellen, die bereits deutlich
und mit naturalistischen Details geformte Tierprotomen besitzen und auf Standfüßen stehen. Andere
zoomorphe Gefäße mit Standfuß wurden etwa in Donnerskirchen159 und Guntramsdorf160 gefunden.
Ob die Entwicklung tatsächlich von den zoomorph geformten Tiergefäßen wie zum Beispiel aus
Wagram ob der Traisen,161 Donnerskirchen162 und Sopron163 hin zu den eigentlichen
Stierprotomengefäßen164 der entwickelten Hallstattzeit tatsächlich linear weiterverläuft, oder der
mediterrane Einfluss der Protomenkessel hier als zweiter Entwicklungsstrang eine gewichtige Rolle
spielt,165 sei dahingestellt.
Gefäß Gefäßform Grab Sozialindex
SH012a Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B012 15
PA43104 Ausgussgefäß mit röhrenförmiger Tülle B127 23
B077 Ausgussgefäß mit geknickter Tülle B077 18
SH031a Ausgussgefäß mit geknickter Tülle und angedeuteten Augen B031 41
PA42747 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A063 24
PA42779 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen A071 46
SH064c Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß B064 30
PA38325 Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und Standfuß A036 72
Grab A036, in dem ein Ärmchenbeil gefunden wurde, kann als Männergrab gedeutet werden,
ansonsten liegen von keinem anderen Grab mit Ausgussgefäß Grabfunde vor, die Hinweise auf das
Geschlecht der Bestatteten liefern könnten. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Ausgussgefäß liegt mit 33,6 deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 21,4. Interessant ist, dass die
Entwicklung der Gefäße analog zur Steigerung des Sozialindex der ausgussgefäßführenden Gräber
verläuft. Während die Gefäße am Beginn der Entwicklung mit wenigen, unspezifischen Beigaben
versehen waren, liegt der Sozialindex bei den Gefäßen der mittleren Gruppe bereits über dem
allgemeinen Durchschnitt. Die Gräber mit naturalistisch gestalteten Protomengefäßen, zuletzt mit
Standfuß, erreichen die höchsten Werte. Setzt sich die Entwicklung fort, ist es nicht verwunderlich,
dass die großen Stierprotomengefäße der Hallstattzeit in außergewöhnlich gut ausgestatteten, durch
monumentale Grabhügel gekennzeichneten (Männer-) Gräbern zu finden sind.
Kartiert man die Gefäße im Gräberfeld, so lässt sich auch anhand der räumlichen Verteilung der
Gräber die chronologische Entwicklung in etwa nachzeichnen. Die Gefäße mit einfacher Ausgusstülle
sind im nördlichsten Bereich des Gräberfeldes zu finden, der auch als ältester gewertet wird. Gefäße
mit naturalistisch geformten Protomen nehmen den nördlichen und mittleren Bereich des Gräberfeldes
ein, wobei Grab A036, das Grab mit Ausgussgefäß mit naturalistisch geformtem Protomen und
Standfuß sowie dem höchsten Sozialindex das südlichste ist.

157
Eibner 1973, 191.
158
Nebelsick 1997, 118.
159
Rebay 1998, Taf. 3.
160
Ladenbauer-Orel 1948, 83.
161
Gattringer 1971, 49 f.
162
Rebay 1998, Taf. 4.
163
Bella 1893, 26 f.
164
zuletzt zusammengestellt von F. Preinfalk (Preinfalk F. 2003, 73 ff.)
165
Siegfried-Weiss 1979, 32 ff.

108
Statzendorf Keramik-Typographie

Abb. 73: Ausgussgefäße mit einfachem Abb. 74: Ausgussgefäße mit


Ausguss tierförmigem Ausguss

8.10 Zisten
Die Zisten des Gräberfeldes stammen aus den Gräbern B033 (SH033b), B077 (SH077d) und B122
(SH122a). Das erste Gefäß ist mit nur 3,4 cm Höhe als Miniaturziste anzusprechen, es besitzt einen
zylindrischen Gefäßkörper und einen Omphalos in der Bodenmitte. Der Unterteil des Gefäßes ist
umlaufend mit stehenden, gefüllten Dreiecken aus eingedrückten Punkten verziert. Die Ziste SH077d
steht auf drei lappenförmigen, tönernen Füßen und ist mit drei waagrecht umlaufenden Rippen
verziert. 12, 5 cm hoch fasst sie einen Inhalt von 0,72 l. Die dritte Ziste wirkt etwas gedrückter und hat
zwei senkrecht aufstehende Lappen, in die der zugehörige Deckel eingepasst werden kann. Sie ist
ebenfalls mit drei waagrecht umlaufenden Rippen verziert, um den Rand jedoch zusätzlich noch durch
ein doppeltes Rollstempelband verziert, zwischen dem doppelte, hängende Winkel stehen. Sie ist 8,9
cm hoch und fasst mit 0,76 fast genauso viel Inhalt wie die Ziste aus Grab B077.
Zu der Ziste gehört ein Deckel, der
aus einer kreisrunden, flachen
Tonscheibe besteht, die an den
Seiten zwei rechteckige
Ausnehmungen für die von der
Ziste aufstehenden Lappen besitzt.
Der Deckel ist durch einen Kreis in
SH033b SH077d SH122a
gleicher Technik und gleichem
Motiv verziert wie die Ziste selbst.
Vergleichsstücke tönerner Rippenzisten sind sowohl aus Siedlungen wie Michelstetten,166
Göttlesbrunn167 oder dem Braunsberg,168 als auch aus Gräbern bekannt, sehr ähnlich sind die Stücke
aus Maiersch,169 Grab 31, Marz170 und Gemeinlebarn.171 Die Ziste aus dem Grab Verf. 1124 aus
Franzhausen172 ist in den Proportionen und durch die beiden Grifflappen dem Stück SH122a sehr
ähnlich.
Im Grab der Miniaturziste kommt sonst lediglich eine Schüssel mit Kragenrand vor, in Grab B077 ist
bloß das Ausgussgefäß außergewöhnlich, die beiden Einzugsrandschalen, die Henkelschale und die
Schüssel mit langem Kegelrand folgen dem üblichen Repertoire. In Grab B122 sind neben der
166
Preinfalk A. 2003, 195 f.
167
Griebl 2002, 246.
168
Urban 1995, Kat.Nr. 2583
169
Berg 1962, Taf. 7/5.
170
Peschek 1943, Taf. 3/3.
171
Szombathy 1890, Taf. 2/6.
172
Neugebauer 1997, 179 f.

109
Statzendorf Keramik-Typographie

Einzugsrandschale zwei sehr kleine Miniaturgefäße vorhanden. Keines der Gräber enthält Beigaben,
die sich geschlechts- und altersdiagnostisch verlässlich verwerten lassen können. Im Gräberfeld
selbst sind alle drei Zisten im nördlichen Bereich vertreten, der als ältester des gesamten
Gräberfeldes interpretiert wird.
Tonzisten gelten als Nachahmungen ähnlicher Formen aus Metall, die als Behältnisse für
Flüssigkeiten im Rahmen des Trinkgeschirrsatzes gedeutet werden. Belege zu deren Verwendung
sind auf den Situlendarstellungen aus Certosa, Welzelach und Benvenuti zu finden. Eine große
Menge tönerner Rippenzisten stammen aus den Gräberfeldern von Bologna, wo sie erst ab dem
Übergang der Stufe Ha C1/C2 vorkommen.173 Tonzisten gelten als charakteristisches Siedlungs- und
Grabinventar der jüngeren Hallstattzeit im Kalenderbergraum174 und werden in die Stufen HaC2
und/oder HaD1 gestellt.175 Vorläufer der klassischen, hallstattzeitlichen Rippenzisten aus Bronzeblech,
nämlich Holzeimer mit Blechbeschlägen in Leisten-Buckel-Zier, sind jedoch bereits ab der älteren
Urnenfelderzeit (Ha A1) bekannt176 und könnten ebenfalls in Ton nachgeahmt worden sein. Gerade
die Ziste SH122a sowie deren Vergleichsstück aus Franzhausen erinnert eher an einen Holzbottich
als an bronzene Rippenzisten, zumal die senkrecht aufstehenden Lappen und der eingepasste Deckel
Konstruktionsdetails sind, die in Bronze keinen Sinn machen, in Holz aber sehr wohl. Möglich ist auch,
dass die Rippen der Zisten die (Holz-)Reifen nachahmen,177 mit denen die Dauben der Eimer bzw.
Bottiche zusammengehalten waren. Holzgefäße aus Dauben, mit hölzernen Reifen zusammengefügt,
sind spätestens seit der Bronzezeit belegt.178
8.11 Drillingsgefäß
Das Gefäß SH102b aus Grab B102 ist das einzige Gefäß des
Gräberfeldes, das als Drillingsgefäß angesprochen werden
kann. Es besteht aus drei kleinen, kugeligen
Kragenrandgefäßen, die im Bauchbereich miteinander
verbunden sind und einen gemeinsamen Standfuß besitzen.
Das Gefäß ist bis auf die Oberflächengrafitierung unverziert.
Es ist lediglich 6,8 cm hoch, alle drei Teilgefäße zusammen
SH102b fassen in etwa einen Inhalt von 0,06 l.
Aus Grab B102 liegt außer dem Drillingsgefäß noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein
Spinnwirtel vor, nach dem Gräberfeldplan waren ursprünglich neben dem Drillingsgefäß noch sechs
weitere Gefäße im Grab. Die als Frauengrab gedeutete Bestattung erreicht einen Sozialindexwert von
19.
Ein ähnliches, allerdings durch Kannelur verziertes Drillingsgefäß wurde im Grabhügel 1 von
Zagersdorf gefunden,179 ebenfalls unverziert, allerdings ohne Standfuß tritt das Drillingsgefäß aus dem
Grab Verf. 10368 aus Gemeinlebarn, Gräberfeld A/Maisgasse auf.180 Ein weiteres Gefäß aus
Gemeinlebarn ist von Tumulus 3 bekannt.181 Das Drillingsgefäß aus Sopron begegnet mit drei
stilartigen Füßen, die am unteren Teil des Gefäßes zu einem Standfuß zusammengefasst werden.182
Außerhalb des Kalenderbergraumes finden sich sehr enge Parallelen zu dem Gefäß in Vače und
Este. A. Siegfried-Weiss erwägt Beziehungen zu Italien, wo dreiarmige Schalen im 7. und 6.
Jahrhundert vorkommen.183 Neben dem Drillingsgefäß sind im Inventar des Grabkomplexes B102
noch ein Kegelhalsgefäß, eine Henkelschale und ein Spinnwirtel vorhanden, laut Plan des
Gräberfeldes müssten es aber mindestens sieben Gefäße gewesen sein. Das Grab B102 ist aller
Wahrscheinlichkeit nach als Frauengrab zu deuten. Laut L. Nebelsick ist das Erscheinen von
Miniaturdrillingsgefäßen in Gräbern an die Existenz weiterer Elemente des Kalenderberg-Geschirres
gebunden und kommt in Loretto nur bei Gräbern vor, die mindestens drei Kegelhalsgefäße enthalten.
Sie sind typischerweise in Frauengräbern zu finden, manchmal auch in Zusammenhang mit Kinder-
bzw. Nachbestattungen.184
173
Stjernquist 1967, 112 ff.
174
Griebl 2002, 246.
175
Preinfalk A. 2003, 195.
176
Clausing 1996, 426.
177
Pescheck 1942a, 59.
178
Hochuli/Maise 1998, 279 ff.
179
Rebay 2002, 44 f.
180
Nebelsick 1997, 30 f., Abb. 8/4.
181
Szombathy 1890, 69, Fig. 64.
182
Eibner-Persy 1980, Taf. 18/1.
183
Siegfried-Weiss 1979, 77.
184
Nebelsick 1997, 46 f.; Nebelsick 1994a, Fundstelle 57, Taf. 92, Fundstelle 93, Taf. 122.

110
Statzendorf Keramik-Typographie

8.12 Miniaturgefäße
Miniaturgefäße sind Kleinstgefäße oder Verkleinerungen von größeren Gefäßformen. Sie wurden
bereits bei der Betrachtung der formtypologischen Aspekte bei den jeweiligen Typen behandelt, fallen
aber in eine eigene Funktionsklasse, da nicht davon auszugehen ist, dass sie die gleiche Funktion
einnehmen wie ihre formtypologisch gleichen oder ähnlichen großen „Brüder und Schwestern“.185
Die Abgrenzung zwischen Miniaturgefäß und kleinem Vertreter eines gängigen Keramiktyps ist
mitunter schwierig. Deshalb wurde nach Sortieren der Grundtypen der Gefäße (Ausgussgefäß,
Deckel, Drillingsgefäß, Fußschale, Gefäßfragment, Henkelschale, Henkelschüssel, Kalenderbergtopf,
Kegelhalsgefäß, Schale, Schüssel, Topf) das Fassungsvermögen der Gefäße dazu herangezogen, sie
jeweils in die Größenklassen sehr klein, klein, mittel, groß und sehr groß einzuteilen. Konnte das
Fassungsvermögen nicht errechnet werden, wurde auf die Maße für Höhe und Randdurchmesser
zurückgegriffen. Die Klassifizierung geschah mittels Clusteranalyse.186 Unter den meisten Typen
kommen mitunter deutlich verkleinerte Formen als der Durchschnitt der ohnehin kleinen Vertreter
eines Typs vor, die dann als Miniaturgefäße bezeichnet wurden.
Unter den 62 so als Miniaturgefäß klassifizierten
Gefäßen sind die Kegelhalsgefäße mit 27 30

Vertretern (43,5 %) die häufigsten, gefolgt von


den Schüsseln mit 20 Vertretern (32,2 %), acht
Töpfe und drei Kalenderbergtöpfe (zusammen 20
17,7 %) sind auch noch mehrfach vertreten,
jeweils nur einmal kommen die Fußschalen,
Henkelschalen, Schalen und Zisten vor.
10
Absolute Werte

Als Miniaturkegelhalsgefäß werden jene


Kegelhalsgefäße bezeichnet, die weniger als
einen Liter Fassungsvermögen besitzen. Das
kleinste dieser Gefäße fasst 0,14. Die Gefäße 0
Fußschale Kalenderbergtopf Schale Topf
sind zwischen 6,5 und 10,6 cm hoch. Es sind Henkelschale Kegelhalsgefäß Schüssel Ziste

dies die 27 Gefäße MK3084_Strf, PA38256_ Miniaturtypen


A007, PA38355_A037, PA42709_A054,
PA42973_A104, PA42982_A104, PA45081b_ Abb. 75: Häufigkeit der einzelnen Miniaturtypen
C024, PA45093_C027, PA45141_C032,
PA45224_C046, PA45227a_C046, PA45239_C047, PA45243_C048, PA45302_C059, PA45374_
C073, PA45379a_C074, PA56080a_C084, PA56080b_C084, PA56107b_GD02, PA56146_GD16,
PA56249_A036, PA56252_A036, PA56289_Strf, PA74271_D011, SH013c_B013, SH016b_B016 und
SH097b_B097.
Die 20 Miniaturschüsseln fassen zwischen 0,1 und 0,65 l. Sie sind bis zu 9 cm hoch (PA38262_A009,
PA38265_A009, PA38266_A009, PA38276_A011, PA42763_A067, PA42860_A089, PA43018_A108,
PA43036_A114, PA43055_A116, SH035a_B035, PA43105_B127, PA43125_B132, PA43151_B136,
PA45188_C039, PA45225_C046, PA45226_C046, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45287_
C057, PA45323_C063).
Unter den acht Miniaturtöpfen (PA38293_A025, SH028d_B028, SH043d_B043, SH100a_B100,
SH122c_B122, PA43094_B125, PA45140_C032, PA45232_C046) sind Formen mit und ohne Henkel.
Sie fassen einen Inhalt von 0,16 bis 0,31 l und sind zwischen 5,1 und 8,1 cm hoch. Die beiden
schlanken Kalenderbergtöpfe, SH043c aus Grab B043 und B99 aus Grab B099 sind nur 5,5 bzw. 6
cm hoch, SH043c fasst nur 0,08 l. Das Fragment eines PA45288_C057 ist dem anzuschließen.
Die Fußschale mit ausladendem Rand PA45263 aus Grab C051 ist mit nur 4,6 cm Randdurchmesser
in die Kategorie Miniaturgefäß zu stellen. Die napfartige Henkelschale PA42780_ A071 ist nicht nur in
der Form ungewöhnlich, sondern auch nur 2,1 cm hoch und fasst lediglich 0,007 l. Unter den Schalen
kann nur die Einzugschale SH122b aus Grab B122 kann als Miniaturform bezeichnet werden. Mit nur
2,3 cm Höhe fasst sie maximal 0,02 l. Das Fragment einer Ziste SH033c aus Grab B33 ist mit 3,4 cm
Höhe deutlich kleiner als die beiden anderen im Gräberfeld vorhandenen Zisten und kann somit als
Miniaturziste bezeichnet werden.
Die Gräber, die Miniaturformen beinhalten, sind über das gesamte Gräberfeld verteilt. 33 Gräber
besitzen jeweils nur ein Miniaturgefäß, in acht Gräbern sind zwei vorhanden, in Grab A009 drei und

185
Dobiat 1980, 95 f.; Klemm 1992, 96.
186
Es wurde die Ward Methode angewandt, die dazu neigt, etwa gleich große Gruppen zu bilden.

111
Statzendorf Keramik-Typographie

ein Grab C046 sogar sechs Stück. Miniaturgefäße kommen in zwei anthropologisch als Kindergräber
bestimmten Komplexen vor, ob sie allerdings als diagnostische Beigabe angesehen werden können,
bleibt zweifelhaft.187 Die These, dass Miniaturgefäße häufig in Gräbern mit besonders hohem Status
vorkommen,188 konnte aufgrund des durchschnittlichen Sozialindexwertes für Gräber mit
Miniaturgefäßen überprüft werden. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass deren durchschnittlicher
Sozialindex mit 26,3 leicht über dem allgemeinem Durchschnitt von 21,4 liegt.
8.13 Deckel

PA38302 PA45293

Der Deckel mit der Inventarnummer PA38302 aus Grab A027 besitzt eine bauchige Form und einen
massiven Deckelknopf, der in der Mitte leicht eingedellt ist. Er ist 7,7 cm hoch und misst im
Durchmesser 15,7 cm. PA45293 aus Grab C058 ist eher flachkonisch geformt und besitzt einen
bandhenkelförmigen Bügel anstelle des Knopfes. Mit 8,4 cm Höhe und 19,8 cm Durchmesser ist er
deutlich größer als der andere Deckel. Beide Deckel sind unverziert. Grab A027 ist eines der am
reichsten ausgestatteten Männergräber des Gräberfeldes (Sozialindex 68), es ist unklar, welches
Gefäß durch den Deckel verschlossen war. Offensichtlich war es nicht die Urne, denn diese war nach
der Beschreibung A. Dungels mit einer umgedrehten Schale abgedeckt. Grab C058 ist
geschlechterunspezifisch ausgestattet (Sozialindex 13), welches Gefäß in diesem Grab mittels des
Deckels abgedeckt werden sollte, ist ebenfalls unklar, vermutlich fehlt es.
Üblicherweise werden im Kalenderbergraum Situlen durch Deckel verschlossen, Gefäße dieser Art
fehlen in Statzendorf jedoch völlig, auch situlenähnliche Töpfe sind in den Grabkomplexen nicht
vorhanden. Im Raum Kleinklein und südlich davon sind die Deckel an andere Gefäßformen gebunden,
etwa an Töpfe, Kegelhalsgefäße und Fußgefäße aller Art.189 Vergleichsbeispiele beider
Deckelvarianten sind im Gräberfeld von Sopron zu finden, wo die unverzierten, bauchigen Formen mit
Bandhenkel eher der 1. Gruppe (Wende HaB/Ha C), die mit Knopf der 2. Gruppe (Ha C) zugeordnet
werden.190 Deckel mit Bügel sind außer aus Statzendorf aus Bad Fischau bekannt,191 Deckel mit
Knopf begegnen in Rabensburg,192 Bernhardsthal193 und Zagersdorf.194
8.14 Spinnwirtel
73 Spinnwirtel gehören zum Fundmaterial des Gräberfeldes Statzendorf, 50 lassen sich 32
verschiedenen Gräbern zuordnen und werden als diagnostisch für die archäologische
Geschlechtsbestimmung der Frauengräber gewertet. Ihre Funktion im Sinne der Textilherstellung ist
evident, auf ihre weitere symbolische Bedeutung wird an anderer Stelle eingegangen. 23 der Gräber
beinhalten nur einen Spinnwirtel, sechs Gräber zwei und in je einem Grab sind vier (A089), fünf
(B134) und sechs (A014) Spinnwirtel vorhanden. Der durchschnittliche Sozialindex der Gräber mit
Spinnwirteln liegt mit 37,8 gegenüber dem allgemeinen Durchschnitt von 21, 4 sehr hoch, es sind hier
auch die reichsten Frauengräber dabei. Die Gräber mit Spinnwirteln sind über das gesamte
Gräberfeld verteilt, es lassen sich keine räumlichen Konzentrationen bemerken.
Zwölf der Spinnwirtel weisen deutliche Spuren sekundären Brandes auf, 10 dürften kurzzeitig dem
Feuer eines Scheiterhaufens ausgesetzt worden sein, so dass eine Mitverbrennung der Spindeln auf
dem Scheiterhaufen nahe liegt. Webgewichte wurden in Statzendorf nicht gefunden, Hinweise, dass
ganze Webstühle auf den Scheiterhaufen gelangten, wie es für Uttendorf nachgewiesen ist, fehlen
völlig.195

187
Siehe Kapitel anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmung.
188
Von Dobiat 1980, 95 f., für Kleinklein formuliert.
189
Dobiat 1980, 104.
190
Eibner-Persy 1980, 40, 79.
191
Klemm 1992, Taf. 19, 117 und 119.
192
Kerchler 1977, Taf. 50/4 und 6.
193
Kerchler 1977, Taf. 12/4.
194
Rebay 2002, Taf. 24, 82 und 83.
195
Moosleitner 1992, 26 f.

112
Statzendorf Keramik-Typographie

Von den 73 Spinnwirteln sind 37 grafitiert und 62 verziert, nur elf gänzlich unverzierte Formen
kommen vor. Die typische Verzierung aller Spinnwirteltypen ist die Gestaltung des Randes der
Oberseite: Durch Ritzen oder Eindrücken werden hier umlaufend radiale Striche gezeichnet. Häufig
handelt es sich um schräge Kannelur oder Ritzung, die durch Richtungsänderung kleine Winkel bildet.
In manchen Fällen wird die umlaufende Verzierung durch radiale oder schräge Strichbündel ersetzt.
Die Höhe der Spinnwirtel liegt zwischen 1,1 und 4,8 cm, der Durchschnitt liegt bei 1,88 cm, die Breite
liegt zwischen 2 und 5,5 cm, im Durchschnitt bei 3,58 cm. Der Durchmesser des Loches in der Mitte
schwankt zwischen 0,3 und 1,3 cm, durchschnittlich ist es 0,6 cm im Durchmesser. Das Gewicht der
Spinnwirtel beträgt zwischen 4 und 50 g, im Durchschnitt 20 g. Nach der Gestaltung der Form werden
drei Typen unterschieden, die kugelförmigen Spinnwirtel (6 Stück, 8,2 %), die doppelkonischen
Spinnwirtel (5 Stück, 6,8 %) und mit 62 bzw. 85 % größte Gruppe der kegelförmigen Spinnwirteln.
Innerhalb dieser großen Gruppe kann noch eine Variante mit eingezogenem Unterteil (10 Vertreter,
13,7 %) und eine gedrückte Variante (18 Vertreter, 24,7 %) abgegrenzt werden.
Die Kartierung der Spinnwirtelformtypen erbrachte keine überzeugenden Ergebnisse. Auch die
Größenklassen der Spinnwirtel – kleine Wirtel bis 3 cm Breite, mittelgroße bis 4 cm breite, große
darüber – sind regelmäßig über das Gräberfeld verteilt. Turbanförmige Spinnwirtel werden eher
allgemein in ein hallstattzeitliches Milieu gestellt, während alle anderen Spinnwirtelformen,
scheibenförmige, pyramidenförmige, konische, doppelkonische und kugelförmige, bereits in der
Urnenfelderzeit, und da vor allem in Siedlungen, auftreten.196
Bei den Verzierungen fällt auf, dass gänzlich unverzierte Spinnwirtel lediglich im Südbereich, dem
jüngeren Teil des Gräberfeldes, auftreten. Die beiden Spinnwirtel mit Strahlenzier stammen aus
benachbarten Gräbern (B134 und B142), Spinnwirtel mit Bronzenagelung aus den Gräbern A092 und
A104, dem mittleren Bereich des Gräberfeldes Statzendorf. Bronzenagelung von Spinnwirteln
begegnet man häufig im estensischen Raum, sie ist aber auch in der Kalenderbergkultur keine
Seltenheit. Vergleichsbeispiele sind aus Loretto und Bad Fischau bekannt.197
8.14.1 Kugelförmige Spinnwirtel

PA38145 PA56097 PA56147b SHoA22 SHoA24


Die sechs kugelförmigen Spinnwirtel PA38145_A019, PA56097_GD01, PA56147b_GD16,
SHoA22_StrfB, SHoA24_StrfB und SHoA34_StrfB zeichnen sich durch einen annähernd kugeligen
oder gedrückt kugeligen Körper aus, der Umbruch vom Ober- zum Unterteil ist gerundet. PA56097
und PA56147b sind unverziert, PA38145 und SHoA24 weisen die typische, umlaufend schräge
Kannelur bzw. Ritzung der Oberseite auf, SHoA22 besitzt fünf waagrechte Eintiefungen, zwischen
denen Wellenlinien verlaufen und SHoA34 ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert. Die
Verzierung der beiden letztgenannten Spinnwirtel ist denen der Perlen sehr ähnlich, und auch ihre
geringe Größe könne eine Verwendung als Keramikperle nahe legen.

196
Kern 2001, 33; Preinfalk A. 2003, 121.
197
Klemm 1992, 98 f.

113
Statzendorf Keramik-Typographie

8.14.2 Doppelkonische Spinnwirtel

PA38100 PA38169 PA45095 SH102d SHoA03


Die fünf doppelkonischen Spinnwirtel PA38100_A009, PA38169_A032, PA45095_C027, SH102d_
B102 und SHoA03_StrfB sind den kugeligen ähnlich, lediglich der Umbruch vom Ober- zum Unterteil
ist durch einen mehr oder weniger scharfen Knick betont. PA45095 ist unverziert, PA38100 weist am
Umbruch zarte Kannelurbündel auf, SH102d ist am Umbruch umlaufend stark gekerbt. SHoA03
besitzt an der Oberseite eine umlaufende Kannelur. Die komplexeste Verzierung findet sich an dem
Stück PA38100: Die Oberseite ist umlaufend durch eine doppelte Reihe eingestochener Punkte, die
Unterseite durch ein umlaufend achtmal eingedrücktes Tannenzweigmuster verziert.
8.14.3 Kegelförmige Spinnwirtel

PA38099 PA38129 PA38130a PA38192 PA42677


Die kegelförmigen Spinnwirtel sind in ihrer Grundform ebenfalls doppelkonisch angelegt, der Umbruch
vom Ober- zum Unterteil liegt jedoch im ersten Drittel bzw. Viertel des Wirtels und niemals in der Mitte.
Die Oberseite ist zumeist durch eine kreisförmige Vertiefung gekennzeichnet, das Unterteil verläuft
gerade kegelstumpfförmig.
Der kegelförmige Spinnwirtel ist mit 34 Vertretern der häufigste Typ, die Exemplare PA38097_A002,
PA38099_A003, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130e_A014, PA38147_A022, PA38192_
A039, PA38211_C010, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA, PA42677_A047, PA42716_A055,
PA42769a_A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42863_A089, PA42975_A104, PA42985_
A104, PA43020_A108, PA43140_B134, PA43141_B134, PA45070a_C021, PA45070b_C021,
PA45279_C054, PA45345_C067, PA45367_C072, PA56093c_Strf, PA56106_GD02, SHoA01_StrfB,
SHoA23_StrfB, SHoA25_StrfB, SHoA26_StrfB, SHoA27_StrfB und SHoA60_StrfB zählen dazu.
Unter den kegelförmigen Spinnwirteln finden sich vier unverzierte Exemplare (PA38211, PA45345,
PA56093c und SHoA26), PA56106 ist an der Oberseite unverziert, trägt aber an der Unterseite ein
Strahlenmuster. Fast alle anderen Exemplare haben eine umlaufende Verzierung der Oberseite in
Form von schrägen Einritzungen bzw. Kanneluren. PA38129 trägt an der Unterseite drei hängende
Winkel, die freien Flächen sind durch jeweils einen eingedrückten Punkt verziert. PA42769a ist
zusätzlich zur Ritzverzierung durch eingestochene Punkte dekoriert. Der sehr sorgfältig gestaltete
Wirtel PA42975 trägt an der Unterseite fünf vierfache, geritzte Bögen, seine Oberseite ist kreuzständig
durch je drei Bronzenieten hervorgehoben. PA42985, ein weiterer Wirtel aus dem Grab A104, ist ganz
ähnlich gestaltet und mit fünf dreifachen, geritzten Bögen und vier einzelnen Nieten an der Oberseite
verziert. SHoA25 hat neben den Kanneluren an der Oberseite auch an der Unterseite eingedrückte
Strichbündel, die Vertiefung an der Oberseite von SHoA60 ist mit eingedrückten Punkten gefüllt.

114
Statzendorf Keramik-Typographie

8.14.4 Kegelförmige Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil

PA38183 PA42769b PA42887 PA43137 PA43215

Die kegelförmigen Spinnwirtel mit eingezogenem Unterteil können als Variante der kegelförmigen
Spinnwirteln betrachtet werden, sie sind den kegelförmigen Spinnwirteln sehr ähnlich, das
kegelstumpfförmige Unterteil ist jedoch mehr oder weniger stark eingezogen. Folgende zehn Vertreter
zählen zu dieser Variante: PA38183_A037, PA38210_C009, PA38224_C014, PA42769b_A068,
PA42887_A092, PA43019_A108, PA43137_B134, PA43215_B142, PA43224_B144 und PA56093b_
Strf. Einer der Spinnwirteln ist unverziert (PA56093b), alle anderen sind durch schräge Kannelur,
Kannelurbündeln bzw. Ritzverzierung an der Oberseite verziert. Die Unterseite von PA43137 ist durch
ein radiales Strahlenmuster, die Unterseite von PA43215 durch ein Kreuz begleitet von Einstichen,
verziert. Acht Bronzenieten verzieren zusätzlich die Oberseite von PA42887.
8.14.5 Kegelförmige Spinnwirtel mit gedrückter Form

PA38098 PA38130c PA42740 PA42823d PA42862

Auch bei dieser Variante des kegelförmigen Spinnwirtels ist die Grundform doppelkonisch bis
kegelförmig, jedoch wirken sie in ihrer Gesamtheit durch die geringe Höhe im Bezug zur Breite
gedrückt bzw. im Vergleich zu den anderen Varianten sehr flach. 18 Spinnwirtel aus dem Gräberfeld
gehören zu dieser Variante: PA38098_A002, PA38118_A013, PA38130b_A014, PA38130c_A014,
PA38130d_A014, PA38242_StrfA, PA42740_A061, PA42823d_A079, PA42861_A089,
PA42862_A089, PA42864_A089, PA43138_B134, PA43139_B134, PA56093a_Strf, PA56111_GD04,
PA56147a_GD16, SHoA02_StrfB und SHoA21_StrfB. Auch in dieser Gruppe finden sich unverzierte
Objekte (PA56111 und PA56147a), die meisten tragen die übliche umlaufende Kannelur bzw.
Ritzverzierung der Oberseite, bei PA38098 ist sie tief und breit genug, um zur Gestaltung der Form
beizutragen. PA42862 ist an Ober- und Unterseite durch viele eingestochene Punkte charakterisiert,
PA43138 trägt eingestochene Punkte und ein Bogenmuster an der Unterseite. PA38242 trägt an der
Oberseite die Reste von je drei kreuzständig angebrachten Bronzenieten.

115
Statzendorf Keramik-Typographie

8.15 Rasseln

PA43126a PA43126b PA43126c

Aus dem Gräberfeld Statzendorf sind sechs kugelförmige Tonrasseln bekannt, drei mit der
Inventarnummer PA43126 aus Grab B132 und drei mit der Nummer PA 56298, die als Streufunde
vorliegen. Sie sind jeweils aus zwei halbkugeligen Teilen zusammengesetzt, von denen jeweils einer
von außen nach innen durchbohrt ist, vermutlich um ein Zerreißen beim Brennen zu verhindern.
Gefüllt sind die Rasseln mit einigen kleinen Kieselsteinen, die beim Schütteln Geräusche verursachen.
Die Rasseln sind zwischen 4 und 4,6 cm im Durchmesser groß und wiegen zwischen 28 und 36 g, sie
sind unverziert. Im Grab B132 treten sie zusammen mit dem üblichen Keramikrepertoire auf, zum Teil
allerdings in stark verkleinerter Form.
Für den Ausgräber J. Bayer war es daher klar, dass es sich um ein Kindergrab handeln müsse.
Tonrasseln sind außer aus Statzendorf noch aus den Gräbern 38 und 54 von Maiersch bekannt, in
einem Fall sogar mit einer durchlochten Auszipfelung zum Aufhängen. Sie kommen zusammen mit
Funden vor, die als weiblich zu charakterisieren sind.198 In dem Soproner Tumulus Este/2 wurde ein
birnenförmiges Exemplar gefunden.199 Ein Siedlungsfund eines fragmentierten Stückes aus Großmugl
– Flur Todtenweg rundet das Bild ab.200 Für K. Kaus ist die ausgehende Urnenfelder- und
Hallstattkultur die Blütezeit der Tonrasseln, deren Hauptverbreitungsgebiet er in ganz Mitteleuropa,
vor allem aber im Sudetenland, Schlesien, Mitteldeutschland entlang der Oder und Böhmen am
Oberlauf der Elbe umschreibt. Einfache, unverzierte Kugelrasseln wie die aus Statzendorf wären
typisch für die ausgehende Hallstatt- und Latènezeit. Rasseln werden ganz allgemein als
Musikinstrument, Kultgerät oder Kinderspielzeug gedeutet.201
8.16 Tonständer (?)
Ein Objekt, dessen Deutung schwer fällt, ist der
Tonständer PA45037 aus Grab C015. Er besitzt einen
runden Querschnitt, die Standfläche ist ebenfalls rund
geformt und misst 4 cm im Durchmesser. Das
abgebrochene Ende ist leicht verbreitert, so dass eine
Deutung als Fuß eines pokalartigen Gefäßes möglich
erscheint. Aufgrund von Parallelen aus Langenlebarn,
Tumulus 3, und Gemeinlebarn, Tumulus 1, erscheint
PA45037 PA86354h auch eine Deutung als einer von mehreren Füßen, die
ein Gefäß tragen sollten, plausibel.202 Auch die
Drillingsfußschale aus Sopron steht auf ähnlichen, tönernen Füßen.203 Aus dem Grab C015 selbst ist
aber ansonsten keine Keramik erhalten, auch im Plan ist nicht vermerkt, dass ein Gefäß ursprünglich
vorhanden war. So kann es sich natürlich auch um einen Fund handeln, der nicht unmittelbar in
Zusammenhang mit einer Bestattung zu sehen ist.
Ähnlich problematisch ist das Tonobjekt PA86354h, das in Grab D018 gefunden wurde. Es ist 7 cm
lang und misst 3,9 cm im Durchmesser des breiteren Endes. Von der Form her ist es mit dem
Tonständer zu vergleichen, verjüngt sich aber nach oben hin, ist gebogen und an beiden Enden
abgebrochen. Das Aussehen erinnert an das Horn eines Rindes. Im Grab befindet sich kein Gefäß,
mit dem ein Zusammenhang zu finden wäre, die vielen unterschiedlichen, kleinen Fragmente, die aus
dem Grab überliefert sind, sprechen jedoch für einen gestörten Grabzusammenhang.

198
Berg 1962, Taf. 14/3 und 19/10.
199
Eibner-Persy 1980, 199 f., Taf. 100/5.
200
Lantschner 2000, 75 f.
201
Kaus 1971, 81 ff.
202
Preinfalk F. 2003, 79 f., Taf. 31, 33, 35, 36.
203
Eibner-Persy 1980, Taf. 27.

116
Statzendorf Keramik-Typographie

8.17 Lampe (?)


Bei dem nur in Fragmenten erhaltenen Tonobjekt PA42981 aus Grab A104
könnte es sich um eine Lampe handeln. Ähnliche Stücke, die Tonlöffeln
ähneln, aber eine ausgussartige Erweiterung am spitz zulaufenden Rand
besitzen, treten seit der Stufe Hallstatt B auf und sind häufig mit
Miniaturgefäßen vergesellschaftet. Das trifft auch für das Grab A104 aus
Statzendorf zu. Die Erweiterung der Spitze könnte als Auflage für einen
Docht dienen, in den Miniaturgefäßen könnte flüssiger Brennstoff mitgeführt
PA42981 worden sein. Stücke dieser Art stammen aus Burgschleinitz, Etzmannsdorf,
Heidenstatt bei Limberg, Maiersch und Thunau.204 Sehr ähnlich ist das
Stück von der Malleiten bei Bad Fischau.205

204
Pescheck 1942a, 119; Kern 2001, 32; Wewerka 2001, 90; Lochner 1991, 249 ff.
205
Klemm 1992, 240.

117
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9. Keramik – Verzierungen

Verzierungen sind Merkmale an Gefäßen, die nicht unmittelbar notwendige Bestandteile ihrer
Formgebung sind.206 Auch wenn die Verzierungen den einzelnen Gefäßtypen bereits
gegenübergestellt und beschrieben wurden, so scheint eine kurze, nachgereichte Definition der
verwendeten Begriffe und eine Zusammenfassung der die Verzierungen betreffenden Ergebnisse
durchaus angebracht. Von 1559 im Katalog aufgenommenen keramischen Objekten, Gefäßkeramik
und Spinnwirtel zusammengenommen, sind 848 verziert, eine eventuelle Grafitierung der Oberfläche
ist hier nicht berücksichtigt.
Die Begriffe Verzierung, Ornament und Dekor können synonym verwendet werden und legen
gleichzeitig bereits den Sinn fest, nämlich Keramik zu schmücken.207 Daneben kann den Verzierungen
jedoch durchaus auch die Funktion von Zeichen zugekommen sein, im Sinne einer Bildsprache, die
für die Menschen der Hallstattzeit problemlos lesbar war, deren Inhalt uns heute aber verschlossen
bleibt. Stilattribute können aktiv zur Vermittlung von Information, etwa Gruppenidentität, eingesetzt
werden, viele Elemente eines Zierstils tragen jedoch nicht notwendigerweise Informationen, sondern
werden durch Nachahmung erlernt und passiv weitergegeben.208
In jüngerer Zeit sind Arbeiten erschienen, die sich in breitem Rahmen mit der Verzierungsmotivik der
Hallstattkultur auseinander gesetzt haben und die das Fundmaterial von Statzendorf berücksichtigt
und ausgewertet haben. Zum einen handelt es sich um die Arbeit von C. Schappelwein,209 zum
anderen die von U. Brosseder.210
C. Schappelwein erarbeitete einen umfassenden und ausführlichen Katalog der Verzierungsmotive
der Kalenderbergkultur, in dem ein Großteil des Fundmaterials von Statzendorf bereits berücksichtigt
wurde. Insgesamt 114 verzierte Gefäße wurden aus der Literatur in den Katalog übernommen, 559
Gefäße wurden aus den Beständen der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in
Wien zusätzlich aufgenommen. Im nun vorliegenden Gesamtkatalog des Gräberfeldes sind 785
verzierte Gefäße beschrieben, von insgesamt 1486 Gefäßen. Spinnwirtel sind hier abgezogen, da sie
in der Arbeit C. Schappelweins keine Berücksichtigung finden. Demnach wurden rund 86% des
Fundmaterials von C. Schappelwein bereits codiert und ausgewertet. Die Klassifizierung und
Codierung der Verzierungsmotive geht bei C. Schappelwein sehr ins Detail, für die Auswertung
wurden sie jedoch in größere Gruppen zusammengefasst, die praktikabler erschienen. Im
wesentlichen wurde versucht, die Diktion C. Schappelweins zu übernehmen. Anstelle einer
umfangreichen und überflüssigen Beschreibung, wie ein einzelnes Motiv aussieht, ist in seiner Arbeit
eine schematische Zeichnung zu finden, die Missverständnisse vermeidet und Klarheit schafft. Die
Verzierungstechniken nehmen in der Arbeit C. Schappelweins keine besondere Vorrangstellung ein,
was zu bedauern ist, denn sie sind besonders für die Chronologie wesentlich. Definitionen der
Verzierungstechniken finden sich keine, hier ist auf S. Klemm211 und C. Dobiat212 zurückzugreifen. Er
bemerkt lediglich, dass gravierende Unterschiede in der Auswahl der Verzierungstechnik zwischen
dem Siedlungs- und Gräberfeldmaterial festzustellen sind, die Chronologie ist ebenso wie die
Chorologie für die Verwendung einzelner Verzierungstechniken mitbestimmend. Im Allgemeinen
lassen sich den Motiven nicht eindeutig bestimmte Verzierungstechniken zuordnen.213
Auch bei U. Brosseder sind die Verzierungstechniken nicht Thema der Untersuchung, ihre Arbeit
untersucht die Ornamentik hallstattzeitlicher Keramik in einem größeren räumlichen Kontext, nämlich
zwischen Rhonetal und Karpatenbecken.
9.1 Verzierungstechniken
Eines der chronologisch empfindlichsten Merkmale eines Keramikgefäßes ist die Auswahl der
Verzierungstechnik – sie verdient daher besondere Beachtung. Gefäßform, Verzierungstechnik und
Motivik stehen in engem Zusammenhang, worauf bei der Typologie bereits Rücksicht genommen
wurde. Eingetiefte Verzierungen, erhabene Verzierungen und Bemalung können im Fundmaterial
beobachtet werden, wobei die Grafitierung der Oberfläche hier nicht behandelt wird, da sie und die

206
Dobiat 1980, 113.
207
Brosseder 2004, 15.
208
Bernbeck 1997, 238 ff.
209
Schappelwein 1999.
210
Brosseder 2004.
211
Klemm 1992.
212
Dobiat 1980.
213
Schappelwein 1999, 263.

118
Statzendorf Keramik-Verzierungen

damit verbundenen Probleme bereits bei der Keramikherstellung besprochen wurden. Eingetiefte
Verzierungen werden nach Formung des Gefäßes in dessen Oberfläche eingebracht. Das kann durch
Finger, Fingerkuppen, Fingernägel oder Werkzeuge geschehen.214 Um die Ansprache einfach zu
halten, werden an eingetieften Verzierungen Ritzung, Kammstrich, Kannelur, Einstiche, Kerben,
Dellen, Stempel und Rollstempel unterschieden, an erhabenen Verzierungen Knubben, Leisten und
Fingernagelkerbleisten. Bei der Bemalung wird die Grafitmalerei von der rot-schwarz Bemalung
unterschieden.
9.1.1 Ritzverzierung
Ritzverzierungen kommen alleine oder in Kombination mit anderen Verzierungstechniken bei etwa 100
Gefäßen vor. Unter Ritzung versteht man eine „enge, linienhafte, längere oder auch strichartig kurze
Vertiefung der Gefäßoberfläche, die nur mit einem spitzen Werkzeug erreicht werden kann.“215 Die
Ritzverzierung unterscheidet sich von anderen eingetieften Verzierungen durch den Umstand, dass
sie mit einem scharfen Gegenstand angebracht wird, bei dem die Oberfläche des Gefäßes
aufgerissen wird.216 Bei schlechtem Erhaltungszustand ist eine Unterscheidung zwischen
Ritzverzierung und eingedrückter Verzierung bzw. Kannelur im Einzelfall nur schlecht möglich.
Tendenziell sind Ritzverzierungen in der Stufe Ha C häufiger nachzuweisen.217 Sie sind im gesamten
Hallstattraum gebräuchlich, besonders beliebt im Gebiet Fischau–Sopron–Gniebing.218 Bei den
Ritzverzierungen werden im allgemeinen die Winkel- und Dreiecksmotive bevorzugt (82), Bogen und
Kreismotive finden sich weit seltener (18). Eine recht umfangreiche Gruppe mit 16 Vertretern ist die
der eingeritzten Kreuze, wie sie auf den Böden von Schalen verbreitet vorkommen. Ritzverzierungen
können mit anderen Techniken kombiniert auf einem Gefäß zu finden sein, häufig sind jedoch lediglich
eingestochene Punkte, die Ritzungen in 16 Fällen begleiten, und das Vorritzen von gemalten
Verzierungen in zehn Fällen. Eine eingeritzte Linie trennt den roten vom schwarz bemalten Bereich.
Die Verteilung der ritzverzierten Gefäße auf die Gefäßformen entspricht in etwa der allgemeinen
Verteilung der Gefäßformen und lässt keine besondere Bevorzugung einzelner Typen erkennen.

PA56100 PA42945 SH024b PA38247 SH070b

Eine Fußschale (PA45408_C081), drei Gefäßfragmente (PA45046b_C018, PA45304_C061,


PA86354g_D018), drei Henkelschalen (PA42780_A071, PA42805_A075, SH027c_B027) und zwei
Henkelschüsseln (PA42725_A059, PA45207_C043) sind ebenso wie der Topf PA45084_C025 von
zahlenmäßig geringer Bedeutung. Häufiger kommen Ritzverzierungen auf Kalenderbergtöpfen
(PA56229_A029, PA42881_A092, SH062a_B062, SH079a_B079, SH087a_B087, PA38333_C007,
PA45046a_C018, PA45086_C025, PA45193_C040, PA45271_C052, PA45410_C081, PA86354d_
D018, PA86354e_D018, PA56292_Strf), Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38249_A004,
PA38255_A008, PA38258_A009, PA56198_A016, PA38286_A023, PA56231_A029, PA42784_A072,
PA42870_A091, PA42973_A104, PA42982_A104, SH014a_B014, SH024a_B024, PA45054_C020,
PA45181_C038, PA74271_D011, PA56100_GD02, MK3086_Strf, PA72168_Strf, PA86382_StrfD),
Schalen (PA38254_A006, PA38263_A009, PA38264_A009, PA38275_A011, PA38320_A035,

214
Dobiat 1980, 117.
215
Dobiat 1980, 120.
216
Lantschner 2000, 103.
217
Preinfalk A. 2003, 137.
218
Klemm 1992, 104.

119
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA38321_A035, PA38322_A035, PA38324_A035, PA42687_A049, PA42692_A050, PA42696_A051,


PA42697_A051, PA42742a_A062, PA42917_A097, PA42955_A101, PA42999_A106, SH022d_B022,
SH024b_B024, SH037c_B037, SH054d_B054, SH084a_B084, PA43254_B148, PA38344_C001,
PA45045_C018, PA45167_C035, PA56060_GA09, MK3080_Strf, PA56074_Strf, PA86384_StrfD),
Schüsseln (PA38262_A009, PA38280_A015, PA38284_A021, PA38305_A030, PA56240_A035,
PA42720_A057, PA42945_A100, PA43031_A114, SH035a_B035, SH053a_B053, SH070b_B070,
SH082b_B082, SH092a_B092, PA45249_C048, PA45323_C063, PA45412a_C081, PA56076_C084,
PA86374_D021, PA56064_GA10, PA56101_GD02, PA56115a_GD07) und Spinnwirteln (PA38099_
A003, PA38129_A014, PA38169_A032, PA56106_GD02, SHoA22_StrfB, SHoA34_StrfB) vor.
9.1.2 Kammstrich
Kammstrich ist ebenfalls eine Ritztechnik. Die Oberfläche des Gefäßes wird mit einem mehrzinkigen,
scharfen Gerät, einem Kamm, aufgerissen,219 so dass mehrfache, parallele Ritzlinien entstehen. 31
Gefäße sind in dieser Art verziert. Im Fundmaterial kann der grobe Kammstrich, wie er in der
Kalenderbergkultur besonders um Loretto verbreitet ist und ein Charakteristikum der Stufe Ha C
darstellt,220 vom feinen, westlicheren Kammstrich unterschieden werden. Der Kammstrich Typ Štitary
in der Art sehr feiner Haarlinien ist kennzeichnend für die späturnenfelderzeitliche Štitary-Keramik
Mittel- und Westböhmens.221

SH052b PA38331 PA56192 PA38257 PA38325

Die beiden Gefäße mit sehr feinem Kammstrich sind das Kegelhalsgefäß SH052b_B052 und die
Schüssel PA38331_C005, bei der ein schraffierter, hängender Winkel aus feinem Kammstrich von
senkrechten Kannelurbündeln und Dellen flankiert wird. Am weitesten verbreitet sind Kegelhalsgefäße
mit stehenden, oft auch mehrfachen Winkeln aus grobem Kammstrich am Hals und Bauch. Dazu
zählen PA38257_A006, PA38256_A007, PA38258_A009, PA38279_A013, PA56192_A014,
PA38285_A023, PA42651_A044, PA42652_A044, PA42701_A053, PA42711_A055, PA42868_A091,
PA42880_A092, PA42890_A094, PA42910b_A096, PA43027_A110, SH006b_B006, SH012b_B012,
SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138, PA43235_B146,
PA45169_C036, PA45224_C046, PA45239_C047, PA45358_C070, PA56118_GD08, MK3086_Strf,
MP137_Strf und PA56088e_Strf. Nur ein Gefäß, PA42701, trägt eine Bogengirlande am Hals.
Kammstrichwinkel tragen außerdem die Henkelschale PA42681_A048, eine Fußschale SH022a_B022
und eine weitere Schüssel PA45188_C039. Bei dem Ausgussgefäß PA38325_A036 und der Schüssel
SH090c_B090 ist der dreifache Kammstrich von einer Reihe eingestochener Punkte begleitet.

219
Klemm 1992, 104.
220
Klemm 1992, 104.
221
Klemm 1992, 104.

120
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.3 Kanneluren
436 Gefäße sind in der einen oder anderen Form in Kannelurtechnik verziert, die Kannelur ist also mit
Abstand die häufigste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf. Als Kannelur werden hier
sämtliche linearen Eintiefungen verstanden, bei denen durch Druck Vertiefungen an der Oberfläche
erzeugt werden,222 ohne die Gefäßwand aufzureißen. Die Breite der Eintiefung spielt bei dieser
Definition keine Rolle, auch wenn sie mitunter stark divergiert.223 Kanneluren können mit Hilfe eines
Stäbchens oder der Finger hergestellt worden sein. Im Fundmaterial kommen waagrechte,
senkrechte, schräge, bogen- und kreisförmige Kanneluren vor, sie sind sowohl einfach, mehrfach – in
diesem Fall werden sie als Kannelurbündel bezeichnet – oder flächig umlaufend angebracht. Die
Kannelur ist eine Verzierungstechnik, die in der Urnenfelderzeit weit verbreitet ist. Vor allem
waagrecht bei der Verzierung des Halses und senkrecht im Schulter- und Bauchbereich findet sie
Verwendung. In der Hallstattkultur wird sie weiter verwendet, nach und nach jedoch durch andere
Verzierungstechniken wie Grafitstreifen- und Stempelzier ergänzt und verdrängt.224 Obwohl die
Verzierung aus der Urnenfelderzeit tradiert ist, fehlen interessanterweise im Gräberfeld von Sopron
Kanneluren in der ersten Belegungsphase, die an den Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit
gestellt wird, während sie in der zweiten Belegungsphase, die mit Ha C1a beschrieben wird, an
nahezu jedem Kegelhalsgefäß vorkommen.225

PA45044 PA38354 PA38277 PA42674 PA42994

Waagrechte Kanneluren markieren bei Kegelhalsgefäßen häufig den Übergang vom Rand zum
Halsbereich bzw. vom Hals- zum Schulterbereich. Ist auf den Gefäßen eine andere Verzierung in
Kannelurtechnik angebracht, so ist dies fast immer der Fall. Allerdings weisen nur wenige Gefäße als
alleiniges Verzierungselement eine Umbruchsmarkierung in Form der umlaufenden Kannelur auf,
nämlich die Kegelhalsgefäße PA38258_A009, PA42691_A050, PA42750_A064, SH058c_B058,
PA43127_B133, PA45062_C021, PA45174_C037, PA45412b_C081, PA86346_D018, PA86354c_
D018 und PA72168_Strf. Die mehrfache Kannelur des Halsansatzes tritt in den Gräberfeldern des
Nordostalpenraumes gehäuft auf. In Kleinklein ist sie bereits in den älteren Grabzusammenhängen zu
beobachten, die flächige Kannelur des Halses kann als datierendes Element für die jüngere
Nekropolenphase gewertet werden.226
Bei den beiden Miniaturkegelhalsgefäßen PA45141_C032 und PA74271_D011 dient eine mehrfache,
umlaufende Kannelur oberhalb des Bodenbereiches genauso wie bei der Schüssel PA43010_A107
und der Schale PA43194_B141 der Akzentuierung des Profils. Bei den Schalen PA56188_A012,
SH028a_B028, SH037d_B037, PA38344_C001 und PA45167_C035 ist der Innenboden durch eine
mehrfache, kreisförmige Kannelur hervorgehoben.
Kreiskanneluren an der Gefäßwand kommen 68-mal vor, und zwar ausschließlich bei
Kegelhalsgefäßen (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,

222
Dobiat 1980, 117.
223
Weitere Begriffe, wie Rille oder Riefe, die häufig die Breite der Kannelur oder ihre Orientierung
mitberücksichtigen (z. B. Lantschner 2000, 109, Klemm 1992, 109) werden hier vollständig vermieden.
224
Lantschner 2000, 107 und 109.
225
Brosseder 2004, 278.
226
Dobiat 1980, 118.

121
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42764_A068, PA42888_A093, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, SH023d_B023,


SH030a_B030, SH084e_B084, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43156_B137, PA38340_C001,
PA38341_C001, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45200_C042, PA45216_
C045, PA45339_C067, PA45398_C080, PA45420_C083, PA38328a_D001, PA86358_D019,
PA86369_D020, PA56053_GA08, PA56051_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_
GD16, PA56146_GD16, PA38339_StrfA) und Schüsseln (PA56263_A039, PA42930_A098,
PA42936_A099, PA42952_A101, PA42996_A106, PA43012_A108, PA43022_A109, PA43041_A115,
PA43052_A116, SH042f_B042, SH084d_B084, PA43151_B136, PA43184_B140, PA43192_B141,
PA45047_C018, PA45044_C018, PA45063_C021, PA45077_C022, PA45204_C042, PA45212_
C044, PA45233_C046, PA45264_C051, PA45285_C057, PA45314_C062, PA45333_C065,
PA45403_C080, PA56049b_GA04, PA56143_GD16, PA56072_Strf). Dazu kommen noch
Gefäßfragmente (PA45147_C033, PA86344_D018, PA56110a_GD04, PA56294_Strf) und die
Henkelschüssel PA45391_C078. Kreiskanneluren sind konzentrische, einfache oder doppelte, selten
mehrfache Kanneluren, in deren Mitte häufig eine knubbenartige Erhebung entsteht. Einige wenige
Kreiskanneluren besitzen in ihrer Mitte auch Dellen. Die geläufigste Kombination ist jene mit Knubben,
die 45-mal auftritt, und jene mit Kannelur- bzw. Leistenbogen, die 42-mal auftritt. Hier tritt die
Kreiskannelur als Füllmotiv auf, gelegentlich wird sie auch abwechselnd mit Kannelurbündeln
angebracht oder unterbricht umlaufende, flächige Kannelur. Die Kreiskannelur ist im Gräberfeld
Kleinklein besonders in der älteren Belegungsphase mit einer Mittelknubbe verbunden, Kreiskannelur
ohne erhabene Mittelknubbe folgt dort auf jene mit Knubbe und wird in der späten Belegungsphase
häufig mit einem Punktkranz umgeben.227 Kreisförmige Dellen mit Mittelknubbe und umgebendem
Punktkranz sind auch in Süddeutschland auf junghallstättischer Keramik beliebt.228
Hängende Bogen aus Kannelur, besonders um Knubben, sind ganz charakteristisch für das
Gräberfeld Statzendorf. Zumeist handelt es sich um vier kreuzständig angebrachte, doppelte bis
dreifache, breite Bogenkanneluren, deren untere Bogen häufig zu einer Girlande zusammengefasst
sind. Manche der Kanneluren sind technisch betrachtet Leisten, da Ton zusätzlich auf dem
Gefäßkörper angebracht wurde, manche der Bogen sind aber rein durch Druck entstanden, was im
Einzelfall schwierig zu unterscheiden ist. Ergänzendes Motiv der Bogenkannelur ist die Kreiskannelur.
50 Kegelhalsgefäße sind in dieser Art verziert: PA38277_A012, PA38313_A033, PA56262_A039,
PA42722_A058, PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42882_A092, PA42891_A094,
PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023,
SH030a_B030, SH070d_B070, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133,
PA43156_B137, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45062_C021, PA45093_C027, PA45130_
C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45206_C043,
PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45269_C052, PA45274_
C054, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067, PA45398_C080, PA86358_D019,
PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56146_GD16, PA56142_
GD16 und PA38339_StrfA. Aus dieser umfangreichen Aufzählung sticht das gehenkelte Gefäß
PA38277_A012 hervor, der einzige Fall, bei dem die Schulter des Gefäßes mit stehenden statt mir
hängenden Bogen verziert ist. Ähnlichkeiten besitzt das Gefäß mit den typischen „Maria Rast-
Krügen“, die an Hals-/Schulterumbruch durch gegenständige Henkel gekennzeichnet sind und
späturnenfelderzeitlich datiert werden.229 Aus dem üblichen Rahmen fällt auch das Gefäß
PA45274_C054, das durch Volutenspiralen statt Bogen heraussticht. Die plastische Umrahmung von
Knubben, die am Hals-/Schulterumbruch angesetzt sind, ist typisch für die ältere Hallstattzeit.230 Die
Bogenzier ist außer auf Kegelhalsgefäßen auf 22 Schüsseln vertreten (PA56257_A038,
PA56263_A039, PA42894_A094, PA42930_A098, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101,
PA43018_A108, PA43051_A116, SH054a_B054, SH084d_B084, SH084c_B084, SH109a_B109,
PA43125_B132, PA43122_B132, PA43192_B141, PA45047_C018, PA45044_C018, PA45212_C044,
PA45314_C062, PA45423_C083 und PA56278_Strf), wobei sie nur bei zwei Gefäßen nicht mit
Knubben kombiniert ist (SH084c_B084 und SH109a_B109).
Unter die Rubrik Bogenkannelur fallen auch einige Kalenderbergtöpfe, nämlich PA42804_A075,
PA42816_A077, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42949a_A100, PA43117_B131 und PA45118_
C030. Es handelt sich um Kalenderbergtöpfe jüngerer Prägung, bei denen die sonst üblichen Bogen
aus Fingernagelkerbleisten durch Bogen und Girlanden aus zwei- und mehrfacher Kannelur
substituiert wurden. Zuletzt bleibt noch das Ausgussgefäß PA56290_Strf zu erwähnen, dessen
umlaufende Kannelur um den Ausguss einen Bogen bildet.

227
Dobiat 1980, 119.
228
Kossack 1959, 36.
229
Stegmann-Rajtár 1992, 73.
230
Nebelsick 1997, 72.

122
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Umlaufende Kanneluren sind bei einigen Gefäßtypen häufig, das Paradebeispiel sind
Einzugsrandschalen mit schräg kannelierter Randzone. In drei Fällen ist der Rand waagrecht
kanneliert (PA43238_B146, PA45102_C028, PA45400c_C080), zumeist aber leicht schräg.
Ausnahmslos verläuft die Kannelur von links oben nach rechts unten. Schalen mit schräger
Randkannelur werden auch Turbanrandschalen genannt. In Statzendorf sind 28 dieser Schalen
gefunden worden (PA56246_A036, PA38354_A037, PA42842_A085, PA42897_A094, PA42940_
A099, PA43035_A114, SH012c_B012, SH030c_B030, SH036b_B036, SH042c_B042, SH054e_B054,
SH082a_B082, PA43114a_B131, PA43118_B131, PA43159_B137, PA43208_B142, PA43209a_
B142, PA43210_B142, PA43218_B143, PA45111_C029, PA45173_C036, PA45213_C044,
PA45308_C061, PA45331_C065, PA45342_C067, PA56139_GD13, PA56140_GD13, PA56070_
Strf).
Unter den 51 übrigen Gefäßformen, die durch umlaufende Kannelur verziert sind, stechen die neun
Henkelschüsseln hervor, die ansonsten kaum verziert werden (PA38248a_A001, PA38335_A007,
PA38261_A009, PA42849_A086, SH023a_B023, PA43120_B132, PA43149_B136, PA45390_C078,
PA45406_C081). Schüsseln sind mit 32 Vertretern der häufigste Typ unter den umlaufend mit
Kannelur verzierten Formen (PA38265_A009, PA56191_A012, PA56243_A036, PA42653_A044,
PA42702_A053, PA42728_A060, PA42774_A069, PA42803_A075, PA42846_A086, PA42968_A104,
SH042e_B042, SH072a_B072, PA43105_B127, PA43222_B144, PA45079_C023, PA45133_C031,
PA45151_C033, PA45225_C046, PA45234_C046, PA45273_C053, PA45284_C056, PA45287_
C057, PA45298a_C059, PA45303a_C059, PA45317a_C062, PA86354a_D018, PA86354f_D018,
PA86370_D020, PA56055_GA08, PA56067_GA11, PA56116_GD07, PA56125_GD08). Vier
Kegelhalsgefäße (PA45289_C058, PA45302_C059, PA45374_C073, PA56051_GA08), ein
Ausgussgefäß (SH031a_B031), drei Gefäßfragmente (PA42686b_A049, PA42970_A104 und
PA43123_B132), die am ehesten Schüsseln zuzuordnen sind, und zwei Töpfe runden das Bild ab
(PA42794a_A073, PA42969_A104). Unter den umlaufend schräg verzierten Gefäßen, zusammen-
genommen 83, sind nur drei Gefäße, die nicht von links oben nach rechts unten, sondern umgekehrt,
von rechts oben nach links unten kanneliert sind (PA56055_A008, PA43120_B132, PA45406_C081).
Das ist insofern bemerkenswert, als es für einen Rechtshänder am einfachsten erscheint, ein Gefäß
mit der linken Hand am Rand zu fassen, und mit der rechten Hand eine Kannelur von Körper weg,
also von links oben nach rechts unten, anzubringen. Eine generelle Bevorzugung dieser
Kannelurrichtung könnte eine kulturelle Präferenz von Rechtshändigkeit andeuten. Die wenigen
Ausnahmen, die in Gegenrichtung laufen, betreffen besonders kleine Gefäße, bei denen ganz einfach
auch zum Körper hin gearbeitet werden kann. Zudem ist ein gewisser Linkshänderanteil in allen
Gesellschaften vorhanden.
Häufig ist eine radiale Kannelur für Spinnwirtel, wobei sie einfach umlaufend ausgeführt sein kann
oder leicht schräg gestellt, wobei die Richtungsänderungen mitunter Winkel bilden. 57 Spinnwirtel im
Fundmaterial sind derartig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38100_A009,
PA38118_A013, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_A014, PA38130e_
A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38183_A037, PA38192_A039, PA42677_A047,
PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_A068, PA42812a_A076, PA42812b_
A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089, PA42863_A089, PA42864_A089,
PA42887_A092, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,
PA43137_B134, PA43138_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142,
PA43224_B144, PA38210_C009, PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_
C054, PA45367_C072, PA56093a_Strf, PA38242_StrfA, PA38243a_StrfA, PA38243b_StrfA,
SHoA01_StrfB, SHoA02_StrfB, SHoA03_StrfB, SHoA21_StrfB, SHoA23_StrfB, SHoA24_StrfB,
SHoA25_StrfB, SHoA27_StrfB, SHoA60_StrfB).
Die Kannelur der Bandhenkel, die senkrecht und in den meisten Fällen doppelt, gelegentlich auch
einfach oder mehrfach ausgeführt wird, ist bei 30 Gefäßen nachweisbar. In erster Linie betrifft diese
Verzierungsvariante Henkelschalen (PA38253_A004, PA42650_A043, PA42704_A045, PA42699_
A051, PA42752_A064, PA42766_A068, PA42829_A082, PA42886_A092, PA42978_A104, SH026b_
B026, SH099a_B099, SH109b_B109, PA43167_B138, PA43227_B145, PA45350_C068, PA45369_
C073, PA56063_GA10), aber auch Henkelschüsseln (PA38326_A036, SH023a_B023, PA43241_
B146, PA45406_C081, PA56144_GD16), Kalenderbergtöpfe (SH022c_B022, SH024c_B024,
SH031b_B031, PA45086_C025, PA45310_C061, PA45422_C083) und das ungewöhnlicherweise
gehenkelte Kegelhalsgefäß PA38277_A012. In ähnlicher Weise, aber in Ritztechnik sind die beiden
Bandhenkel der Gefäße PA42805_A075 und SH027c_B027 ausgeführt, beides sind Henkelschalen.
Der Anteil der verzierten Henkel unter den Henkelgefäßen bleibt gering. Insgesamt tragen immerhin
320 Gefäße im Fundmaterial einen Bandhenkel, 12 einen Henkel mit ovalem bis rundem Querschnitt,
davon sind aber nur 32, also knapp unter 10%, verziert.

123
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Zuletzt bleiben die 141 Gefäße zu erwähnen, die in anderer Art durch Kanneluren geschmückt sind.
Sie sind durch Kannelurbündel, Winkel, gefüllte Winkel, Zickzack- und Wolfszahnmuster, seltener
durch Rauten und Kreuze in Kannelurtechnik verziert. Kannelurbündel auf der Gefäßschulter zählen
zu den wichtigsten Verzierungselementen der älteren Billendorfer Gruppe der Lausitzer Kultur, sind
aber auch andernorts weit verbreitet.231 In dieser Gruppe sind sämtliche Typen ohne erkennbare
Präferenz vertreten. Der Vollständigkeit halber ist hier die Liste der betreffenden Gefäße eingefügt
(PA38338_A007, PA38260_A009, PA38264_A009, PA38291_A025, PA38319_A035, PA38327_
A036, PA56250b_A036, PA42643_A042, PA42674_A047, PA42755_A065, PA42763_A067,
PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077, PA42841_A085, PA42843_A085, PA42860_A089,
PA42880_A092, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42947_A100, PA42949b_
A100, PA42961_A103, PA42990_A105, PA42994_A106, PA43011_A108, PA43027_A110,
PA43032_A114, PA43036_A114, PA43046_A115, PA43050_A116, PA43070b_A117, SH005a_B005,
SH008d2_B008, SH009a_B009, SH027a_B027, SH030e_B030, SH051b_B051, SH056a_B056,
SH058d_B058, SH064c_B064, SH070c_B070, SH074a_B074, SH077e_B077, SH086a_B086,
SH089b_B089, SH090c_B090, SH091b_B091, SH091c_B091, SH097a_B097, SH101b_B101,
SH102a_B102, SH104b_B104, SH113d_B113, SH118a_B118, PA43104_B127, PA43115_B131,
PA43121_B132, PA43150_B136, PA43158_B137, PA43165_B138, PA43187_B140, PA43195_B141,
PA43233_B146, PA43240_B146, PA38343_C001, PA38330_C005, PA38331_C005, PA38332_C005,
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45057_C020, PA45091_C027, PA45112_C029, PA45119_
C030, PA45140_C032, PA45158_C035, PA45172_C036, PA45176_C037, PA45183_C038,
PA45192_C040, PA45202_C042, PA45205_C042, PA45208_C043, PA45224_C046, PA45226_
C046, PA45227a_C046, PA45243_C048, PA45247_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,
PA45285_C057, PA45290_C058, PA45294a_C059, PA45295_C059, PA45296_C059, PA45299a_
C059, PA45309_C061, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45328_C065, PA45358_C070,
PA45368_C073, PA45377_C074, PA45402_C080, PA45405_C081, PA45417_C082, PA56078_
C084, PA56080b_C084, PA56084_C085, PA38328b_D001, PA38329_D001, PA86329_D017,
PA86331_D017, PA86339_D018, PA86341_D018, PA86345_D018, PA86348_D018, PA86349a_
D018, PA86362_D019, PA86373_D021, PA56049a_GA04, PA56052_GA08, PA56056_GA08,
PA56057_GA08, PA56069_GA12, PA56114_GD06, PA56118_GD08, MK3082_Strf, MK3083_Strf,
PA56088d_Strf, PA56269_Strf, PA56277_Strf, PA56281_Strf, PA56288_Strf, PA56289_Strf,
PA56292_Strf, PA86439_Strf, PA86384_StrfD, PA86385_StrfD).
9.1.4 Dellen

PA42667 PA56059 PA45311 PA45323 PA42815

Dellen sind kleine,232 zumeist runde Vertiefungen, die durch Druck erzielt werden und die Oberfläche
des Gefäßes nicht aufreißen.233 Nicht berücksichtigt sind hier Kreiskanneluren, die gelegentlich auch
den Dellen ähnlich sehen. Von den Dellen sind daher eingestochene Punkte abzugrenzen, sofern die
Oberfläche nicht zu sehr verschliffen ist. Ebenfalls zu unterscheiden sind Dellen, die üblicherweise
ohne zusätzliche Hilfsmittel mit den Fingern eingedrückt werden, von den Stempeln, die kleinere
Dellen hinterlassen, die aber mittels eines Gerätes ebenfalls eingedrückt werden. Bei der
231
Klemm 1992, 114.
232
Die Eintiefungen sind im Durchmesser größer als die Stempeleindrücke, zumeist zwischen 0,5 und 1,5 cm
groß.
233
Klemm 1992, 105.

124
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Unterscheidung zählen die Größenunterschiede und der optische Gesamteindruck des Gefäßes, im
Einzelfall wird es Streitpunkte geben. Für chronologische Fragen kann die Delle nicht herangezogen
werden, wird sie doch in der gesamten Urgeschichte als Verzierungsmittel eingesetzt.234
Dellen sind nur selten alleiniges Verzierungselement auf einem Gefäß (PA56259_A038,
PA42667_A046, SH051d_A051 und PA45343b_C067). Meistens sind Dellen Füllmotive und
besonders in Kombination mit Kanneluren sehr beliebt. Manchmal werden drei oder sechs Dellen als
Dreieck angeordnet und bilden so ein eigenes Motiv (PA42843_A085, SH054a_B054, SH077e_B077,
PA43156_B137, PA45062_C021, PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_
D020, PA56059_GA09). Die Verteilung der Typen spricht für eine Bevorzugung von
Kegelhalsgefäßen mit 14 Vertretern (PA38257_A006, PA42652_A044, PA42815_A077, PA42841_
A085, PA43027_A110, SH113c_B113, PA43156_B137, PA45062_C021, PA45243_C048,
PA45255_C050, PA45328_C065, PA38328a_D001, PA86369_D020, PA56059_GA09) und
Schüsseln mit 16 Vertretern (PA38319_A035, PA42667_A046, PA42843_A085, SH054a_B054,
SH077e_B077, SH089b_B089, PA43249_B147, PA38331_C005, PA38332_C005, PA45247_C048,
PA45309_C061, PA45311_C061, PA45323_C063, PA45423_C083, PA56076_C084, PA86362_
D019). Andere Gefäßformen sind selten mit Dellen verziert, dazu zählen die Henkelschale
SH051d_B051, die Henkelschüsseln PA38327_A036, PA42773_A069 und PA43032_A114, der
Kalenderbergtopf PA38292_A025, die Schale PA56259_A038, deren Mundsaum ist mit kleinen,
ovalen Dellen verziert ist, und der Topf PA45343b_C067.
9.1.5 Kerben

PA38337 PA38342 PA45076 SH121e PA42958


Kerben sind längliche, schnittartige Vertiefungen, die sich bevorzugt auf erhabenen oder kantigen
Gefäßabschnitten befinden235 und gerne zur Markierung von Gefäßumbrüchen eingesetzt werden. Sie
können durch spitze Geräte oder einfach mit den Fingernägeln angebracht werden. Kerben sind eine
typische Verzierung des Kalenderbergtopfes, wo einfache Fingernagelkerben die Knubben ersetzen
können. Prinzipiell kommt die Verzierungstechnik bereits in urnenfelderzeitlichem Kontext vor.236 Von
Kerben zu unterscheiden sind Fingernagelkerbleisten, die später gesondert besprochen werden.
17 Kalenderbergtöpfe sind durch Kerben verziert: PA42881_A092, SH110a_B110, PA38342_C001,
PA38333_C007, PA38337_C013, PA45193_C040, PA45261_C051, PA45271_C052, PA45288_
C057, PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45299b_C059, PA86354d_D018, PA86377a_D021,
PA86377b_D021, PA56280_Strf und PA56292_Strf.
Außerdem sind einige Henkeltöpfe, die nicht unbedingt als Kalenderbergtöpfe angesprochen werden
müssen, mit einer Reihe senkrechter Kerben unterhalb des Randbereiches verziert (PA42739_A061,
PA42992_A105, SH017c_B017, SH051c_B051, PA45076_C022, PA45344_C067). Kerben finden
sich weiters am Umbruch der typologisch fast identischen Henkelschüsseln B90_B090 und
SH121e_B121, sowie am Hals-/Schulterumbruch der drei ebenfalls fast identischen Kegelhalsgefäße

234
Wewerka 1989, 157.
235
Dobiat 1980, 122, Klemm 1992, 108.
236
Dobiat 1980, 122.

125
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42958_A102, PA42962_A103 und PA43155_B137. Das vierte gedrückte Kegelhalsgefäß mit


niedrigem Hals gleichen Typs trägt umlaufend eine Reihe von Stempeleindrücken in Form des
Buchstabens U.
9.1.6 Einstiche

PA38256 PA42973 SH053a SH087a PA45410

Die Oberfläche eines Gefäßes wird bei einfachen Einstichen ähnlich der Ritztechnik verletzt. Es
handelt sich um runde Vertiefungen, die mit einem scharfen Gerät erreicht werden.237 Insgesamt
kommen sie 35-mal vor.
Üblich sind Einstiche in Verbindung mit Ritzverzierung und Kammstrich, als begleitendes Motiv, sie
kommen auf Kegelhalsgefäßen (PA38247_A001, PA38256_A007, PA38286_A023, PA42701_A053,
PA42815_A077, PA42973_A104, SH014a_B014, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083,
MK3086_Strf), Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, PA42945_A100, SH035a_B035,
SH053a_B053, SH082b_B082, SH090c_B090, SH092a_B092, PA45333_C065, PA56076_C084),
aber auch auf Spinnwirteln vor (PA38169_A032, PA42769a_A068, PA42862_A089, PA43215_B142,
PA56093a_Strf). Andere Gefäßformen sind vereinzelt mit eingestochenen Punkten verziert, etwa das
Ausgussgefäß PA38325_A036, die Fußschalen SH022a_B022, PA45111_C029 und PA45334_C065,
das Gefäßfragment PA86354g_D018, der Kalenderbergtopf PA56280_Strf, die Schale SH054d_B054,
der Topf PA56239_A035 und die Miniaturziste SH033b_B033. Eingestochene Punkte als Primärmotiv
sind im Kalenderbergbereich selten, sie dürften chronologisch später anzusetzen sein und kommen in
Form von Rosetten und Dreiecken im Gräberfeld von Kleinklein vor.238
Dreieckige Einstiche sind im Fundmaterial zwölfmal vertreten, auf den Schüsseln PA38262_A009 und
PA86374_D021, auf den Schalen PA38264_A009 und PA38321_A035, ebenso wie auf den
Kalenderbergtöpfen PA42816_A077, SH087a_B087, PA43094_B125, PA38334_C008, PA38337_
C013, PA45270_C052 und PA45410_C081, wo sie die übliche Knubbenverzierung substituieren.
Eintiefungen in Dreiecksform stellen einen Grenzfall zum Kerbschnitt dar, sie können so tief
eingestochen sein, dass der Eindruck entsteht, sie wären aus dem lederharten Ton
herausgeschnitten.239
9.1.7 Stempel
Bei der Stempelzier wird in den feuchten Ton ein Gerät eingedrückt oder eingestochen, das einen
dreieckigen, runden oder kreisförmigen Abdruck hinterlässt. Es handelt sich um einzelne Eindrücke
mit annähernd identischer Form.240 Bei runden Stempeln ist die Abgrenzung zu eingeschliffenen
Punkten bei schlechter Oberflächenerhaltung manchmal nicht gut möglich, ebenso wie die
Abgrenzung zu den größeren, eventuell mit den Fingern eingedrückten Dellen.

237
Klemm 1992, 105.
238
Dobiat 1980, 121.
239
Lantschner 2000, 114.
240
Lantschner 2000, 112.

126
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA42804 PA38321 PA38323 PA38284 PA72168

Typisch ist die flächige Stempelverzierung der späten Kalenderbergtöpfe, bei denen die Stempelung
die flächige Knubbenzier ersetzt. Hier kommen einerseits einfache, runde Stempel zum Einsatz,
anderseits kreisförmige Stempel, die einen Mittelpunkt besitzen (PA38260_A009, PA42674_A047,
PA42804_A075, PA42838_A084, PA42942_A099, PA42947_A100, SH110a_B110, PA43117_B131,
PA43195_B141, PA45118_C030, MK3082_Strf).
Richtige Kreisaugen mit Mittelpunkt sind Bestandteil der Verzierung bei den Gefäßen PA38319_A035,
PA38321_A035 und PA38323_A035, die alle aus einem Grab stammen, und der innen verzierten
Stufenschale PA45167_C035. Alle diese Gefäße lassen deutlich westliche Einflüsse erkennen.
Schalen und Schüsseln mit einfachen, runden Einstempelungen sind PA38264_A009,
PA42742a_A062, PA43042_A115, PA38284_A021, PA38319_A035 und PA38322_A035. Das
gedrückte Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals PA56071_Strf trägt am Hals-/Schulterumbruch eine
Reihe von Stempeleindrücken in Form des Buchstabens U. Weitere Kegelhalsgefäße, die mit
Stempeleindrücken verziert sind, sind PA38255_A008, SH113c_B113, PA72168_Strf, PA86382_StrfD
und PA86383_StrfD.
Stempelverzierungen werden als westlicher Einfluss interpretiert, die Datierung wird eher am Ende der
älteren Hallstattzeit angesetzt.241 Bei der Ringstempelverzierung spricht sich K. Kaus ganz allgemein
für eine Datierung in die Stufe Ha D aus,242 andere AutorInnen votieren zumeist für eine etwas frühere
Einordnung, Ha C2.243 Parallelen fanden sich im Material von Sopron, wo sie überwiegend in die Stufe
Ha C2 datiert werden.244 Aber auch in den Materialien von Wien Leopoldsberg und vom Braunsberg
bei Hainburg treten vereinzelt kreis- bzw. würfelaugenverzierte Stücke auf.245
9.1.8 Zahnstempel
Einstiche, die mit einem mehrzinkigen Gerät hergestellt wurden, werden als Zahnstempel bezeichnet.
Es entstehen relativ regelmäßige Einstichreihen, wobei die Einstiche selbst rechteckig erscheinen. Mit
19 verzierten Gefäßen bleibt die Zahnstempeltechnik selten, je siebenmal sind Kegelhalsgefäße
(SH037a_B037, B76_B076, PA45141_C032, PA45296_C059, PA45349_C068, PA45417_C082 und
PA74271_D011) und Schüsseln (PA42720_A057, PA42727_A060, SH098a_B098, PA45172_C036,
PA45277_C054, PA45323_C063, PA56123_GD08) so verziert. Die Verzierung der Ziste
SH122a_B122 erfolgte in Zahnstempeltechnik, ebenso wie die Innenverzierungen der Schalen
PA38254_A006, PA38323_A035, PA43042_A115 und SH037c_B037. Sowohl die Verwendung der
Typen als auch die Motivwahl und die Kombination der Zahnstempelungen mit anderen Techniken
hinterlassen einen sehr inhomogenen Eindruck, so dass sich Gesetzmäßigkeiten nicht herausarbeiten
lassen. Chronologisch ist festzustellen, dass die Zahnstempeltechnik typisch für die jüngere
Hallstattzeit ist.246

241
Lantschner 2000, 115.
242
Kaus 1973a, 384 f.
243
Lochner 1988, 114.
244
Eibner-Persy 1980, 225 f.
245
Urban 1995, Abb. 218, Urban 1994, Abb. 103.
246
Nebelsick 1992, 416.

127
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA45349 PA74271 SH098a SH122a PA43042

9.1.9 Abrollung
Nur bei drei Gefäßen scheint es wirklich notwendig, an eine Abrollung im Sinne eines Rollstempels
oder Rollrädchens zu denken. Bei der Schale PA56156_Strf und PA43249_B147 kann man von
einem tordierten Draht ausgehen, mit dem ein Muster in den Ton eingedrückt wurde. Einen
tannenzweigartigen Eindruck bilden die dreifachen, hängenden Winkel auf der Schüssel
SH113c_B113, auch er würde sich unschwer mithilfe eines geflochtenen Drahtarmreifes oder
Halsreifes herstellen lassen. Ringabrollungen sind aus Kleinklein ebenfalls bekannt, wenn auch
selten. C. Dobiat bringt sie mit späturnenfelderzeitlichen Gefäßen aus Maria Rast (Ruše) in
Verbindung.247

PA56156 PA43249 SH113c

9.1.10 Knubben
Knubben sind mehr oder weniger kleine, runde, spitzkegelig aufgesetzte Erhebungen oder weisen
eine längliche Form auf.248 M. Lantschner bezeichnet aus dem Ton herausgedrückte, kleine Knubben,
die inmitten von Dellen sitzen und die charakteristische Verzierung der Kalenderbergtöpfe darstellen,
als Warzen.249 Im Allgemeinen hilft aber auch eine genauere Klassifizierung der Knubben bei der
Datierung nicht weiter. Knubben sind in Statzendorf ein häufiges Verzierungselement, insgesamt ist
auf 216 Gefäßen eine Knubbenbildung in der einen oder anderen Form vertreten. Besonders gerne
sind sie in folgendem Kontext zu finden:
Bei 94 Gefäßen, hauptsächlich Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, dienen Knubben zur Markierung
des Hals-/Schulterumbruches. In den meisten Fällen sind vier runde, spitz zulaufende, relativ große
Knubben kreuzständig angebracht, seltener markieren mehr Knubben den Umbruch. Ihre Spitzen
zeigen schräg nach oben.

247
Dobiat 1980, 122.
248
Klemm 1992, 119.
249
Lantschner 2000, 122 ff.

128
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA56059 SH016e PA56179 PA45199 SH008f

Als alleinige Verzierung ist die Knubbenverzierung dieser Art nur auf zwölf Gefäßen zu beobachten
(PA42678_A048, PA42857_A089, PA42954_A101, PA42966_A104, PA43102_B127, PA38267_
A010, PA43127_B133, PA43134_B134, PA45359a_C070, PA56273_Strf, SH057d_B057,
SH058c_B058), wesentlich häufiger tritt sie in Kombination mit anderen Elementen, vor allem der
umgebenden Bogenkannelur, auf (PA56053_A008, PA56059_A009, PA56065_A011, PA38277_
A012, PA38313_A033, PA56257_A038, PA56262_A039, PA56263_A039, PA42722_A058,
PA42724_A059, PA42764_A068, PA42866_A090, PA42891_A094, PA42894_A094, PA42934_A099,
PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA42967_A104, PA43018_A108, PA43039_A115,
PA43051_A116, SH008d1_B008, SH023d_B023, SH023e_B023, SH030a_B030, SH054a_B054,
SH070d_B070, SH084d_B084, SH084e_B084, SH118b_B118, PA43119_B132, PA43125_B132,
PA43129_B133, PA43184_B140, PA43192_B141, PA38340_C001, PA45042_C018, PA45044_C018,
PA45047_C018, PA45093_C027, PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_
C040, PA45200_C042, PA45212_C044, PA45216_C045, PA45251_C049, PA45255_C050,
PA45267_C052, PA45274_C054, PA45314_C062, PA45320_C063, PA45343d_C067, PA45423_
C083, PA56141_D016, PA56142_D016, PA56146_D016, PA86358_D019, PA56053_GA08,
PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_GD16, PA56146_GD16, PA38339_
Strf, PA56278_Strf). Knubben werden aber im Prinzip mit allen anderen Techniken und Motiven
kombiniert (PA43027_A110, SH005a_B005, SH027a_B027, SH058d_B058, SH098a_B098,
PA43165_B138, PA45174_C037, PA45239_C047, PA45420_C083, PA56277_Strf, PA56280_Strf).
An die selbe Stelle und den selben Gefäßtyp kann auch eine längliche Knubbe angesetzt werden, die
weniger spitz ausgeführt und deutlich länger als breit ausgeführt ist (PA56250a_A036, PA42868_
A091, PA43041_A115, SH016e_B016, PA43226_B145, PA45202_C042). Die Platzierung der
einzelnen, länglichen Knubbe auf der Schüssel SH066a_B066 ist recht ungewöhnlich, sie sitzt auf
dem Hals. Sie erinnert an das rot-schwarze, mit spiraloidem Muster verzierte Kragenhalsgefäß aus
Zagersdorf.250 Mit Knubben besetzte Kegelhalsgefäße sind im Gräberfeld Kleinklein durch die
gesamte Belegungszeit vertreten.251
Außerdem sind bei Töpfen am Hals-/Schulterumbruch recht häufig vier kreuzständige Knubben
angebracht, gelegentlich auch mehrere. Gerne werden sie in ein horizontales Band von Kerben oder
Fingernageleindrücken miteinbezogen. Die Knubben auf Töpfen sind im allgemeinen rundlich, flach
und besitzen keine ausgeprägte Spitze (PA56179_A011, PA56234_A031, PA42739_A061, SH005b_
B005, SH051c_B051, SH053d_B053, SH103b_B103, PA45076_C022). Eine Besonderheit sind die
drei Knubben des Topfes SH064b_B064, die in der Mitte deutlich eingekerbt sind. Undeutlich aus dem
Topf herausgedrückte Knubben bilden das verbindende Element zur typischen Knubbenverzierung
der Kalenderbergtöpfe (SH100a_B100, PA45232_C046 und PA45344_C067).
Horizontal angebrachte, breite Knubben, die wohl treffender als Handhaben zu bezeichnen sind, sind
kreuzständig an den Töpfen PA56184_A012, PA56215_A026 und PA45199_C041 angebracht. Auf
der Fußschale PA45111_C029 finden sich ebenfalls längs-rechteckige, kreuzständige Handhaben, die
durch eingestochene Punkte zusätzlich verziert sind. An den Einzugschalen PA56160_A005 und
PA42931_A098 sind weich profilierte, längliche Knubben unterhalb des Randes gesetzt. Knubben
250
Rebay 2002, Taf. 19.
251
Dobiat 1980, 124.

129
Statzendorf Keramik-Verzierungen

begegnen auf Einzugschalen ansonsten nicht besonders häufig und in unterschiedlicher Form
(PA42639_A041, PA42761_A066, SH077a_B077, PA43144_B135, PA45102_C028).
Letztendlich sind flächig angebrachte Knubben charakteristisch für die Verzierung des
Kalenderbergtopfes. In vielen Fällen ist zu sehen, dass der für die Knubbe benötigte Ton mit dem
Fingernagel aus der Gefäßwand herausgedrückt wurde. Die Knubben erscheinen daher unregelmäßig
und nicht ganz so perfekt geformt, da offensichtlich ein haptisch und visuell grober Effekt erwünscht
war. Knubben sind oft Mittelpunkt der Bogen aus Fingernagelkerbleisten und Füllelement für
freibleibende Flächen. Die flächige Knubbenverzierung kommt ausschließlich in Verbindung mit dem
Kalenderberghenkeltopf vor, ist aber nicht zwingend Bestandteil der Verzierung. In einigen Fällen
steht die Fingernagelkerbleiste für sich. Knubben werden im Verlauf der Entwicklung der
Kalenderbergkultur durch flächige Fingernagelkerben, Einstiche und Stempel ersetzt (PA38250_A004,
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA38288_A023,
PA38292_A025, PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38315_A033, PA56241b_
A035, PA38353_A037, PA56258_A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049,
PA42703_A053, PA42749_A063, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42808_A076,
PA42816_A077, PA42848_A086, PA42881_A092, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_
A097, PA43004_A106, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118, SH008f_B008,
SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043c_B043, SH043h_B043, SH044a_B044,
SH049a_B049, SH050a_B050, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,
SH073c_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH118a_B118,
SH121c_B121, PA43089_B124, PA43150_B136, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43187_B140,
PA43207_B142, PA43223_B144, PA45046a_C018, PA45081a_C024, PA45086_C025, PA45094_
C027, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45175_C037, PA45246a_C048, PA45261_C051,
PA45276_C054, PA45299a_C059, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56078_
C084, PA56120_D008, PA74270_D011, PA86341_D018, MP000155_Strf, PA56287_Strf,
PA56292_Strf).
9.1.11 Leisten

PA56239 PA38355 SH077d SH122a


252
Leisten sind schmale, längliche Tonauflagen auf Keramikgefäßen. Leisten kommen im vorliegenden
Fundmaterial im wesentlichen in drei Versionen vor, den Bogenkannelurleisten, die bereits
besprochen wurden, den Fingernagelkerbleisten, auf die noch einzugehen sein wird, und den
einfachen Leisten, die im Fundmaterial nicht besonders häufig vorkommen.
Im Fall des Vorratsgefäßes PA56239_A035 ist eine einfache, waagrechte Leiste unterhalb des
Randes mit Einstichen versehen, im Fall des Miniaturkegelhalsgefäßes PA38355_A037 zieren
senkrechte Leisten den Bauch des Gefäßes. Die beiden tönernen Rippenzisten tragen jeweils drei
umlaufende, waagrechte Leisten (SH077d_B077, SH0122a_B122).

252
Klemm 1992, 120 und Dobiat 1980, 123 verwenden die Begriffe Rippe und Leiste, die allerdings nicht
überzeugend voneinander abzugrenzen sind. Für Statzendorf wird daher nur der Begriff Leiste verwendet.

130
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.12 Fingernagelkerbleisten

PA38273 PA38297 PA42953 PA56120 PA42964


In der Literatur sind für die Bezeichnung Fingernagelkerbleiste zahlreiche Begriffe wie etwa Rippe,
Kannelurleiste, gekerbte Furche, Wulstband oder Eindrucksleiste im Umlauf. M. Lantschner stellte die
Begriffe jüngst zusammen253 und unternahm Versuche, bei denen sie die Leisten detailliert
nachformte, um der Herstellungstechnik auf den Grund zu gehen.254 Es handelt sich einerseits um
aufgelegte Leisten, die durch Einkerbungen und Eindrücke versehen sind, die eindeutig von
Fingernägeln und Fingern stammen, oder Leisten, die erst durch das Herausdrücken des Tons in
dieser Technik entstehen. Sie bilden gemeinsam mit der flächigen Knubbenzier die klassische
Verzierungstechnik der Kalenderbergtöpfe, eine plastische Verzierung, die einen ganz typischen,
rauen Eindruck hinterlässt. Häufig werden Fingernagelkerbleisten mehrfach übereinander angeordnet
in Bogen gelegt, oder sie bilden, ebenfalls mehrfach übereinandergelegt, Winkel und andere typische
Motive der Kalenderbergkultur. Mitunter sind Fingernagelkerbleisten nicht eindeutig von
Knubbenreihen, die in ähnlicher Technik hergestellt wurden, zu unterscheiden. Die Verzierung der
Kalenderbergtöpfe ist chronologisch empfindlich, im Lauf der typologischen Entwicklung wird die
Verzierungstechnik verändert, die Fingernagelkerbleiste wird häufig durch einfache
Fingernageleinstiche, Kerben oder Stempel verdrängt. Nach S. Klemm ist die Kerbleiste der Vorläufer
der Reliefverzierung, die sie weiter in Knopfreihen, Kannelurleisten, scharfkantige Leisten und
Eindruckleisten unterteilt. Die Eindruckleisten entstehen durch Fingerkuppeneindrücke. „Durch die
dichte, reihenweise Anordnung der Fingerkuppeneindrücke entsteht ein Mittelgrat, der den Eindruck
einer Leiste vermittelt.“255 Nach M. Lantschner sind Fingernagelkerbleisten charakteristisch für ihren
Typ 2 der Kalenderbergtöpfe, der zwischen der reinen Kerbleistenzier, dem Anfang der Entwicklung,
und ausgesprochen jungen Formen, die durch verschiedene Stempelmuster charakterisiert sind,
steht.256
Folgende Gefäße tragen Fingernagelkerbleisten: PA38250_A004, PA38251_A006, PA38268_A010,
PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014, PA38288_A023, PA38292_A025,
PA38297_A027, PA38303_A028, PA56221_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA56258_
A038, PA42654_A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053,
PA42713_A055, PA42749_A063, PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073,
PA42799_A074, PA42808_A076, PA42828_A082, PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_
A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_A102, PA42964_A103, PA42971_A104,
PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114, PA43056_A116, PA43075_A118,
SH008f_B008, SH022c_B022, SH024c_B024, SH031b_B031, SH038a_B038, SH043c_B043,
SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049, SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057,
SH058a_B058, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070, SH073c_B073, SH073e_B073,
SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B000099_B099, SH101a_B101, SH121c_B121,
PA43089_B124, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43207_B142, PA43223_B144, PA43230_B145,

253
Lantschner 2000, 109. Sie entscheidet sich für den Begriff „Kerbriefe“, der hier nicht verwendet wird, da der
Begriff Riefe generell vermieden wird. Zudem schränkt die Bezeichnung den Begriff technologisch zu sehr ein.
254
Lantschner 2000, 109 ff. und Fototafel 5.
255
Klemm 1992, 123.
256
Lantschner 2000, 133 f.

131
Statzendorf Keramik-Verzierungen

PA43240_B146, PA43250_B147, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_


C024, PA45094_C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036,
PA45218_C045, PA45244_C048, PA45246a_C048, PA45270_C052, PA45310_C061, PA45324_
C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_C083, PA56112_D005,
PA56120_D008, PA74270_D011, PA86354e_D018, PA86359_D019, PA86375_D021, MK003085_
Strf, MP000155_Strf, PA56287_Strf.
PA42964_A103 ist das einzige Gefäß, das nicht dem klassischen Kalenderbergtopf entspricht und
trotzdem Fingernagelkerbleisten trägt, es handelt sich um einen eiförmigen Topf, der am Hals-
/Schulterumbruch vier kreuzständige, waagrechte Fingernagelkerbleisten als Handhabe trägt.
9.1.13 Grafitbemalung

PA56175 PA86333 PA56061 PA45334 SH060c

Als Bemalung wird eine Behandlung der Oberfläche bezeichnet, die durch flächendeckendes oder in
Mustern gehaltenes Auftragen fester oder flüssiger Substanzen entsteht.257 Während
flächendeckende Grafitierung der Schauseite, insbesondere der Randpartie eines Gefäßes, bei fast
der Hälfte aller Keramikgefäße festgestellt werden konnte, ist die Bemalung mit Grafitstreifenmustern
seltener. Bei dieser Technik wird auf schwarzer oder dunkler Oberfläche Grafit angebracht, was
flüssig oder durch direktes Aufreiben einer Grafitknolle oder eines Grafitstiftes258 geschehen kann.
Ebenso wie bei der rot-schwarz Bemalung wird die Herkunft dieser Verzierungstechnik in
Süddeutschland vermutet, im oberfränkischen Raum tritt sie in der späten Urnenfelderzeit auf und ist
auch in Österreich für die späte Urnenfelderzeit nachgewiesen.259
Insgesamt findet sich die Grafitbemalung auf 73 Gefäßen des Gräberfeldes Statzendorf. Es werden
ausschließlich lineare Muster und Winkel in dieser Technik ausgeführt. Die Grafitstreifentechnik ist
etwa zur Innenverzierung von Schalen höchst beliebt (PA56171_A010, PA56175_A011,
PA56177_A011, PA56210_A021, PA56211_A022, PA56228_A029, PA56266_A039, PA42850_A086,
PA42906_A096, PA42935_A099, PA42939_A099, PA42963_A103, PA43045a_A115, SH028a_B028,
SH034a_B034, SH042d_B042, SH057c_B057, SH059b_B059, SH059c_B059, SH064a_B064,
SH064g_B064, SH084a_B084, SH090b_B090, PA43097_B126, PA43124_B132, PA45048_C018,
PA45120_C030, PA45176_C037, PA45184_C038, PA45196_C040, PA45203_C042, PA45213_
C044, PA45220_C045, PA45230_C046, PA45240_C047, PA45252a_C049, PA45260_C051,
PA45301_C059, PA45306_C061, PA45315_C062, PA45322_C063, PA45341a_C067, PA45352_
C068, PA45409_C081, PA45412c_C081, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_D017,
PA86333_D017, PA86342_D018, PA86343_D018, PA86360_D019, PA56061_GA09, PA56066_
GA11, PA56117_GD07, PA56124_GD08, PA56139_GD13, PA56070_Strf, PA56270_Strf,
PA86384_StrfD), seltener werden auch Henkelschalen (SH099a_B099, PA43206_B142, PA56086_
C085, PA86332_D017) und Fußschalen (PA45334_C065) innen mit Grafitstreifen verziert. Selten
nachzuweisen ist die Grafitstreifenverzierung bei Kegelhalsgefäßen, nämlich nur bei den drei Gefäßen
SH060c_B060, SH091b_B091 und PA43191_B141. Die Aufzählung der Gefäße mit Grafitstreifen-
muster muss sich auf die Gefäße beschränken, bei denen ein solches noch einwandfrei zu erkennen
ist. Vor dem Prozess der Lagerung und Restaurierung dürften weit mehr Gefäße in dieser Art verziert
257
Dobiat 1980, 127.
258
Lantschner 2000, 99.
259
Lantschner 2000, 101.

132
Statzendorf Keramik-Verzierungen

gewesen sein. Bei den Kalenderbergtöpfen werden einzelne Kanneluren manchmal nachgrafitiert, so
dass sie wie Grafitstreifen aussehen (PA38260_A009, PA56078_C084, PA56292_Strf).
9.1.14 Rot-schwarz Bemalung

PA45149 PA38289 PA42685 SH012a PA45406

Die rot-schwarz Bemalung tritt auf, wenn der Untergrund des Gefäßes rot engobiert wurde, was
gewöhnlich durch das Auftragen von eisenoxydhaltigem Tonschlicker bewerkstelligt wurde.260
Kontrastierend wird darauf ein Muster aus schwarzen Streifen angebracht. Dies kann wiederum in
unterschiedlicher Ausführung geschehen, von den 69 rot-schwarz bemalten Gefäßen ist bei 41
Gefäßen das Motiv in einer schwarzen Farbe angebracht, die kein Grafit ist – hier könnte man Harz-
oder Pechfarbe vermuten – bei dem Rest ergänzen Grafitstreifen in ähnlicher Weise wie bei der
Grafitstreifenbemalung die Verzierung. Winkelmuster, Wolfszahnmuster, Rauten und Andreaskreuze
werden an Motiven verwendet. Gelegentlich wird auch eine Kombination aus umlaufender Kannelur
und Bemalung angebracht, indem die Kanneluren abwechseln rot und schwarz bemalt werden
(SH023a_B023, SH031a_B031, PA45390_C078, PA45406_C081 und PA56290_Strf).
Als Gefäßtyp ist die Schüssel am häufigsten rot-schwarz bemalt, 26-mal kommen solche Schüsseln
im Fundmaterial vor (PA56173_A010, PA38270_A011, PA38271_A011, PA38272_A011, PA38280_
A015, PA56204a_A018, PA38352_A019, PA38287_A023, PA38305_A030, PA42695_A051,
PA42874_A091, PA42916_A097, PA43010_A107, PA43025_A109, PA43065a_A117, SH017b_B017,
SH040b_B040, SH070b_B070, SH072c_B072, SH073b_B073, PA43168_B138, PA43237_B146,
PA45149_C033, PA45166_C035, PA45362_C071, PA45392_C078,

PA45411_C081, PA45412a_C081), 23-mal sind Kegelhalsgefäße rot-schwarz bemalt (PA38246_


A001, PA38249_A004, PA38278_A012, PA38286_A023, PA38289_A024, PA56230_A029,
PA56249_A036, PA42649_A043, PA42669_A047, PA42685_A049, PA42777_A071, PA42784_A072,
PA42807_A076, PA42815_A077, PA42826_A082, PA42835_A084, PA42869_A091, PA42870_A091,
PA42892_A094, PA42961_A103, SH073d_B073, PA45101_C028, PA45325_C063). Andere Typen
haben untergeordnete Bedeutung. Ausgussgefäße, Schalen, Henkelschalen und Henkelschüsseln
sind nur selten rot-schwarz bemalt (PA38282_A019, PA38320_A035, PA38324_A035,
PA56252_A036, PA42811_A076, PA42875_A091, SH012a_B012, SH023a_B023, SH031a_B031,
B77_B077, PA43194_B141, PA45160_C035, PA45390_C078, PA45406_C081, PA56290_Strf,
MK3079_Strf, MP143_Strf).
Gefäße mit rot-schwarzer Bemalung sind typisch und kennzeichnend für den Westhallstattkreis. Ihr
Auftreten im ostösterreichischen Raum wird vielfach mit dem Beginn der Stufe Hallstatt C
gleichgesetzt, wobei vermutet wird, dass Form, Herstellungstechnik und Verzierung aus
Süddeutschland übernommen, zunächst nachgebildet und schließlich weiterentwickelt wurden.261

260
Eibner-Persy 1980, 54.
261
Klemm 1992, 181 f.

133
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.1.15 Verteilung der Verzierungstechniken


Die Quantifizierung von Motiven und Verzierungselementen erfolgt bezogen auf das einzelne Gefäß,
für das jeweils festgestellt wird, ob ein Verzierungselement vorkommt oder nicht. Häufig ist die
Kombination der einzelnen Verzierungstechniken auf einem Gefäß. Prozentangaben beziehen sich
immer auf den Prozentsatz der verzierten Gefäße oder die Gesamtzahl der Gefäße, nicht auf den
Prozentsatz der vorkommenden Verzierungen allgemein.

% der
% aller
Technik Anzahl verzierten
Gefäße
Gefäße Bemalung Ritz/Kammstrich
Ritzverzierung 100 6,4% 11,8%
Kammstrich 38 2,4% 4,5% Leiste
Kannelur 437 28% 51,7%
Delle 38 2,4% 4,5%
Einstich 35 2,2% 4,1%
Dreieckige Einstiche 12 0,8% 1,4% Knubbe Kannelur

Kerbe 28 1,8% 3,3%


Stempel 26 1,7% 3,1%
Stempel
Zahnstempel 19 1,2% 2,2% Einstich/Kerbe

Rollstempel 3 0,2% 0,4% Delle

Knubbe 216 13,9% 25,5%


Leiste 4 0,3% 0,5%
Abb. 76: Verteilung der Verzierungstechniken
Fingernagelkerbleiste 110 7,1% 13%
Grafitbemalung 73 4,7% 8,6%
Rot-schwarz Bemalung 68 4,4% 8%

Die beliebteste Verzierungstechnik des Gräberfeldes von Statzendorf ist die Kannelur, die in der
einen oder anderen Form auf 437 Keramikobjekten vorkommt, das sind 51,6% der verzierten oder
28% aller Objekte. Daher ist es lohnend, einen genaueren Blick auf die Verteilung der
Kannelurvarianten zu werfen. Die größte Gruppe, die hier nicht näher unterteilt werden konnte, sind
mit 141 Vertretern (32,3%) Kannelurbündel und Kannelurwinkel. Zahlenmäßig folgt als nächstes die
Bogenkannelur, die 86-mal vorkommt (19,7%) und die Kreiskannelur (69 bzw. 15,8%). Zusammen
kommen die beiden Kannelurformen 42-mal vor, besonders auf Schüsseln und Kegelhalsgefäßen.
Andere Gefäßspektren deckt die umlaufende Kannelur ab, die häufig auf Schüsseln und
Henkelschüsseln vorkommt (52-mal, 11,9%) und der Turbanrand, die schräge, umlaufende Kannelur
der Randzone, die auf Einzugschalen und einigen Fußschalen beliebt ist (32-mal, 7,3%). An die
gehenkelten Formen gebunden ist die zumeist doppelte Kannelur des Henkels, die 29-mal auftritt. Die
radiale Kannelur ist kennzeichnendes Verzierungselement der Spinnwirtel und kommt im Fundmaterial
57-mal vor (13%). Randerscheinungen sind die Kannelur des Bodens oder der Randzone, solange sie

100%

90%
Bodenkannelur

Bogenkannelur 80%

Kannelurbündel Kannelurbündel
70%
Kannelurwinkel
60%
Henkelkannelur Umlaufende Kannelur
50%
Turbanrand
40%
Radiale Kannelur
Kreiskannelur 30%
Umlaufende Kannelur Kreiskannelur
20%
Randkannelur Henkelkannelur
Turbanrand 10%
Radiale Kannelur
0% Bogenkannelur
Au

Fu ssg

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ß
p

Abb. 77: Verteilung der Kannelurvarianten Abb. 78: Anteil der Kannelurvarianten im Verhältnis
zu den einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

134
Statzendorf Keramik-Verzierungen

die einzige Verzierungstechnik bleibt, das trifft nur in neun bzw. elf Fällen zu (2,1 bzw. 2,5%). Aus den
Grafiken sind Verteilung und Bindung der Kannelurvarianten an die Keramikformen herauszulesen.
Mit 216 Gefäßen (25,5% der verzierten Gefäße) ist die Knubbe das zweithäufigste
Verzierungselement. Sie kommt bevorzugt in Kombination mit Kanneluren vor, etwa auf
Kegelhalsgefäßen und Schüsseln, was im Fundmaterial 103-mal der Fall ist, aber auch in Kombination
mit Fingernagelkerbleisten auf Kalenderbergtöpfen, nämlich 79-mal. Zu den Ritzverzierungen zählen
einfache Ritzungen (100 bzw. 11,8% der verzierten Gefäße) und Ritzverzierungen, die mithilfe eines
Kammes ausgeführt wurden (38 bzw. 4,5%). Zusammengenommen beträgt ihr Anteil etwa 16,1% aller
verzierten Gefäße. Fingernagelkerbleisten kommen 110-mal vor (13,5%), und zwar fast
ausschließlich auf Kalenderbergtöpfen, einfache Leisten sind sehr selten und nur viermal im
Fundmaterial zu finden (0,5%). Vom quantitativen Standpunkt aus gesehen hat die Bemalung mit 141
dokumentierten Gefäßen keinen hohen Stellenwert, zu bedenken ist hier allerdings der
Erhaltungszustand der Gefäße, der die Zahlen nach unten nivelliert. Rot-schwarze Bemalung ist in
68 Fällen (8%) der verzierten Gefäße nachgewiesen, Grafitstreifenbemalung in 73 Fällen (8,6%).
Bemalung ist in 21 Fällen mit Kannelur kombiniert, Kombinationen mit Ritzverzierungen kommen 13-
mal vor, mit Einstichen und Kerben fünf mal. Die übrigen Verzierungstechniken sind weit seltener:
Dellen sind im Fundmaterial 38-mal vertreten (4,5%). Zu den einstich- und kerbverzierten Gefäßen
können 47 gezählt werden (5,5%). In dieser Gruppe sind 35 mit einfachen Einstichen, 28 mit Kerben
und zwölf mit dreieckigen Einstichen subsummiert. Die kleinste Gruppe sind die stempelverzierten
Gefäße (45 bzw. 5,3%), zu der 19 zahnstempelverzierte und drei rollstempelverzierte Gefäße
gehören.
Die Grafik stellt die bereits erwähnten Zusammenhänge zwischen Verzierungsform und Typ dar. Da
das linke Balkendiagramm ein wenig unübersichtlich wirkt, sind die zahlenmäßig größten Gruppen
rechts noch einmal skaliert auf 100 Prozent dargestellt. Deutlich ist ersichtlich, dass die
hauptsächliche Verzierungstechnik für Kalenderbergtöpfe die Leisten- und Knubbenzier ist, für
Kegelhalsgefäße bevorzugt Knubben und Kanneluren angewendet werden, doch auch Ritzverzierung
bzw. Kammstrichtechnik und Bemalung eine gewisse Rolle spielen. Ähnlich verhält sich dies bei den
Schüsseln, die noch häufiger eine Kannelur aufweisen, dafür aber weniger Knubben und
Ritzverzierungen. Bei Schalen ist die Bemalung ganz wichtig, Kannelur und Ritzverzierungen haben
bei dieser Gefäßform eine geringere Bedeutung.

400 100%
Bemalung Bemalung
90%

Leiste 80% Leiste


300 Fingernagelkerbleis. Fingernagelkerbleis.
70%
Knubbe Knubbe
60%
Stempel Stempel
200 50%

Einstich/Kerbe 40% Einstich/Kerbe

Delle 30% Delle


100
Kannelur 20% Kannelur

Ritzverzierung 10% Ritzverzierung

0 Kammstrich 0% Kammstrich
Au

Fu ssg

H hale

Ka lsc

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ß

ß
p

fp

Abb. 79: Häufigkeit der Verzierungstechniken bei den Abb. 80: Anteil der Verzierungstechniken bei den
einzelnen Keramiktypen einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

Zuletzt wurde das Datenmaterial auf Zusammenhänge zwischen Verzierungstechnik sowie


Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Markante Korrelationen ergaben
sich nicht, einige Verzerrungen kamen durch die geschlechter- bzw. statusabhängige Auswahl der
Keramiktypen für das Grab zustande. Da die Verzierungstechnik stark an die verwendete Keramikform
gebunden ist, lassen sich auch bei der Verzierungstechnik gewisse Unterschiede feststellen. Dass
Kannelur bei den Keramikformen aus Frauengräbern bevorzugt vorkommt, lässt sich durch die
zahlreichen, mit umlaufender Kannelur verzierten Spinnwirteln in Frauengräbern erklären. Doch auch
wenn man die Kanneluren filtert, bleibt prozentuell gesehen ein gewisser Überhang von bemalten
Gefäßen in Männergräbern bestehen. Die Auswahl der Verzierungstechnik ist vom Sozialstatus nicht
beeinflusst. In jeder Sozialindexgruppe sind ganz ähnliche Verteilungen zu beobachten. In der Gruppe
der reichsten Gräber (Sozialindex 80-100) sind nur die Gefäße zweier Gräber vorhanden, was als

135
Statzendorf Keramik-Verzierungen

statistische Basis zu wenig ist. Zufällig befindet sich kein bemaltes Gefäß unter den 18 analysierten
Gefäßen, das hat aber weiter nichts zu bedeuten. Nimmt man die beiden reichsten Gruppen
zusammen, sind keine Unterschiede zu den anderen Gruppen zu bemerken. Dass in der Gruppe der
Keramikobjekte, die aus Gräbern mit dem Sozialindex 20-39 stammen, etwas mehr kannelierte
Objekte auftreten, hängt wiederum mit den Spinnwirteln zusammen, die ab dieser Sozialindexgruppe
gehäuft in den Frauengräbern vorkommen.

100% 100%

90% 90%
Bemalung
80%
80% Leiste
Bemalung
70% Fingernagelkerbleis.
70% Leiste
60% Knubbe
Fingernagelkerbleis.
60%
50% Stempel
Knubbe
50%
40% Einstich/Kerbe
Stempel
40%
30% Delle
Einstich/Kerbe
30%
20% Kannelur
Delle
20% 10% Ritzverzierung
Kannelur
0% Kammstrich
10%
Ritzverzierung

So

So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

z.
0% Kammstrich

8
-1

0-

0-

0-

0-
Frau Mann

39

59

79

10
0
Abb. 81: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis Abb. 82: Anteil der Verzierungstechniken im Verhältnis
zum archäologisch bestimmten Geschlecht zum Sozialindex

9.2 Verzierungsmotive
Das Motiv bezeichnet in der bildenden Kunst den Gegenstand der Darstellung. Im Keramikmaterial
des Gräberfeldes von Statzendorf kommen einfache Linienmuster, vor allem jene in Kannelurtechnik,
Knubben und Dellen als Motive sehr häufig vor, allerdings seltener als alleinige Verzierung, sondern in
Kombination mit anderen Motiven. Solche Verzierungen wurden bereits bei der Verzierungstechnik
näher betrachtet, hier werden lediglich die wichtigsten Verzierungsmotive, die technikübergreifend
vorkommen, erläutert.
Nützlich bei der Beschreibung der Verzierungselemente sind die Termini „Struktur“ und „Inhalt“, wobei
die Struktur die Art der Anordnung beschreibt, der Inhalt die Einzelelemente. Häufig in der Hallstattzeit
ist die Anordnung der Einzelmotive zu Bändern, die oben und unten begrenzt sind und sich um den
gesamten Gefäßkörper ziehen. Die einzelnen Motive können einfach aneinander gereiht sein, sich
abwechseln, oder abwechselnd in umgekehrter Folge auftreten. Die Anordnung in Felder ist eine
weitere Möglichkeit, Motive anzuordnen. Als „Muster“ wird eine spezifische Kombination aus Struktur
und Inhalt bezeichnet, „Motive“ sind die kleinsten, sich wiederholenden Einheiten der Verzierung.
Beispiele von Motiven sind Dreiecke, Winkel, Kreise oder Bogen. Unterscheiden kann man ferner
zwischen primären und sekundären Motiven, wobei letztere zumeist kleiner sind und nur in
Kombination mit den Primärmotiven auftreten. Beispiele sind etwa Häkchen, begleitende Einstiche
oder Dellen an der Spitze von Dreiecken.262 Das Ornament ist in der Arbeit U. Brosseders eine aus
Motiven zusammengesetzte Einheit, wird in der Arbeit C. Schappelweins allerdings als Synonym für
Motiv verwendet.263
9.2.1 Dreieck
Das Dreieck unterscheidet sich vom weitaus häufigeren Winkel durch das
Vorhandensein einer Basislinie.264 Die Seltenheit dieses Motivs in
Statzendorf verwundert geradezu. Nur wenige Gefäße können genannt
werden, bei denen das Dreieck das primäre Verzierungsmotiv bildet – als
Zwickel oder Füllmotiv in Kombination mit dem Zickzackband kommt ihm
größere Bedeutung zu. Bei den wenigen Fällen, wo von Dreiecken
gesprochen werden kann, bedingt die Verzierungstechnik die Motivwahl mit.
Die Gefäße PA38278_A012, PA42685_A049 sowie PA42784_A072 sind in
Grafitbemalung auf rotem Grund ausgeführt, aus eingestochenen Punkten Abb. 83: Dreieck

262
Brosseder 2004, 17 f.
263
Brosseder 2004, 18; Schappelwein 1999.
264
Eibner-Persy 1980, 58.

136
Statzendorf Keramik-Verzierungen

bestehen die Dreiecke auf den Gefäßen PA38325_A036, SH033b_B033, PA45334_C065 und
PA38256_A007. Das Motiv auf dem letztgenannten Gefäß, einem kleinen Kegelhalsgefäß, ist
eigentlich als Dreieck-im-Dreieck – Ornament zu bezeichnen. Hängende Dreiecke aus Knubben
finden sich auf dem Kalenderbergtopf PA43089 aus Grab B124. Hängende und stehende Dreiecke
sowie eine Dreieck-Rautenkombination ist gittergefüllt in Ritztechnik auf dem Hals des
Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 zu erkennen.
Das Dreieck-im-Dreieck – Ornament, bei dem zumeist ein stehendes Dreieck in ein hängendes
eingeschrieben ist, das aber auch aus mehreren eingeschriebenen Dreiecken bzw. Rauten bestehen
kann, ist von Schlesien bis Nordbayern vertreten, zeigt aber auch einen Verbreitungsschwerpunkt im
niederösterreichischen Donauraum. Im Gräberfeld von Sopron sind Dreiecke dieser Art ab der zweiten
Belegungsphase, dem klassischen Ha C, verbreitet, Dreiecke mit mehr als drei eingeschriebenen
Dreiecken sind typisch für die jüngsten Tumuli, die an den Beginn von Ha D datiert werden.265
9.2.2 Winkel
Als enger Verwandter des Dreieckmotivs ist der Winkel weitaus häufiger im
Fundmaterial vertreten. Der Winkel ist ein Dreieck ohne Basislinie,
geschlossene Winkel stehen offenen Winkeln gegenüber, deren schräge
Seitenlinien nicht zusammentreffen. Winkel sind häufig da zu beobachten,
wo schräge Linienbündel aufeinandertreffen, weil sie die Richtung wechseln.
Die Abgrenzung der Winkel zum Zickzackband ist mitunter nicht einfach, da
häufig mehrere Winkel aneinandergestellt eine Reihe bilden. Der
Unterschied ist jedoch der, dass lediglich eine geschlossene Linie als Abb. 84: Winkel
Zickzackband bezeichnet wird. Der Winkel ist eines der häufigsten Motive im
Fundmaterial und etwa 200-mal vertreten. Winkel werden in allen vorkommenden
Verzierungstechniken ausgeführt, sie können einfach, doppelt und mehrfach ineinandergestellt
vorkommen. Die meisten Winkel sind im mathematischen Sinne gleichschenkelige, spitze Winkel, also
Winkel, die kleiner als ein rechter Winkel sind. Die beiden Schenkel der Winkel können sich am
Scheitel berühren, aber auch einen kleinen Abstand zueinander lassen, so dass sich ein offener,
gesperrter Winkel ergibt. Das Winkelmotiv kommt für sich stehend ebenso vor wie gefüllt, in den
meisten Fällen schraffiert, das heißt mit geraden, parallelen Linien versehen, die entweder parallel
zum rechten oder linken Schenkel verlaufen. Schräge, lineare Motive, etwa die Kannelur der
Gefäßoberfläche, bilden dort Linien, wo sich ihre Ausrichtung ändert. Das ist zum Beispiel häufig bei
der radialen Verzierung von Spinnwirteln zu beobachten. Winkel werden an der Innenseite von
Schalen dazu eingesetzt, die Illusion eines Strahlenmusters zu erzeugen. Die vielfältige Anwendung
des Motivs macht es schwierig, es präziser zu klassifizieren und systematisch zu beschreiben.
In Bemalung ist der Winkel häufig nur ein einzelnes Element des komplexeren Zickzackbandes oder
Wolfzahnmusters. Doppelt oder dreifach gemalt kommt er ansonsten auf den Gefäßen
PA56249_A036, PA42875_A091, PA43237_B146 und PA45160_C035 vor.
Mehrfache, meist hängende, oder mit Knubben gefüllte Winkel in Fingernagelkerbleistentechnik sind
nicht selten als Zierde der Kalenderbergtöpfe anzutreffen. Auch wenn das Bogenmotiv weitaus
überwiegt, so sind doch 16 Töpfe mit Winkeln ausgestattet (PA56221_A028, PA56258_A038,
PA42828_A082, PA42881_A092, PA43075_A118, SH008f_B008, SH022c_B022, SH043c_B043,
B99_B099, SH118a_B118, PA43207_B142, PA43230_B145, PA43240_B146, PA74270_D011,
PA86359_D019, PA56292_Strf).
Eine recht typische Verzierung der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals ist die Anbringung einfacher und
doppelter Winkel auf Hals und Schulter bzw. Bauch der Kegelhalsgefäße in Kammstrichtechnik. 27
Gefäße tragen diese Zier (PA38257_A006, PA38279_A013, PA56192_A014, PA38285_A023,
PA42651_A044, PA42711_A055, PA42868_A091, PA42880_A092, PA42890_A094, PA43027_A110,
SH006b_B006, SH045a_B045, SH064e_B064, SH073a_B073, SH113d_B113, PA43166_B138,
PA43235_B146, PA45169_C036, PA45358_C070, MK3086_Strf, MP137_Strf). Dem anzuschließen
sind die miniaturisierten Kegelhalsgefäße PA45224_C046 und PA45239_C047. Auf dem Hals des
Kegelhalsgefäßes PA56118 sind stehende, doppelte Winkel in Kammstrichtechnik angebracht, die an
der Basis kleine Häkchen besitzen, die wie Füße wirken. Andere Gefäßtypen tragen den Winkel in
Kammstrichtechnik ebenfalls, aber nicht regelhaft. Zu nennen ist die Schale PA38324_A035, die
Henkelschale PA042681_A048, die Schüssel PA042763_A067 und die Fußschale SH022a_B022.
Dasselbe Motiv, in sehr feinem Kammstrich ausgeführt, findet sich auf dem Kegelhalsgefäß SH052_
B52 und den drei Schüsseln SH012_B012, PA38331_C005 und PA45188_C039.

265
Brosseder 2004, 254.

137
Statzendorf Keramik-Verzierungen

66 Gefäße sind mit Winkeln in Kannelurtechnik verziert. Das Motiv ist auf Kegelhalsgefäßen und
Schüsseln besonders beliebt, doch sind auch Henkelschüsseln und Kalenderbergtöpfe mit Winkeln
verziert. Im letzten Fall tritt eine einfache oder doppelte Kannelur an Stelle der üblichen
Fingernagelkerbleiste und unterbricht die flächige Knubben- oder Stempelzier (MK3082_Strf,
PA38257_A006, PA38319_A035, PA38326_A036, PA38327_A036, PA38256_A007, PA38333_C007,
PA38337_C013, PA38338_A007, PA38343_C001, PA42765_A068, PA42773_A069, PA42815_A077,
PA42843_A085, PA42904_A096, PA42915_A097, PA42928_A098, PA42982_A104, PA42994_A106,
PA43011_A108, PA43012_A108, PA43031_A114, PA43032_A114, PA43115_B131, PA43187_B140,
PA43241_B146, PA45063_C021, PA45191_C040, PA45204_C042, PA45205 C042_, PA45226_
C046, PA45227a_C046, PA45247_C048, PA45249_C048, PA45250_C049, PA45261_C051,
PA45290_C058, PA45299a_C059, PA45311_C061, PA45316_C062, PA45333_C065, PA45368_
C073, PA45400b_C080, PA45405_C081, PA56052_GA08, PA56078_C084, PA56080b_C084,
PA56084_C085, PA56115a_GD07, PA56143_GD16, PA56288_Strf, PA56289_Strf, PA86331_D017,
PA86339_D018, PA86341_D018, PA86354d_D018, PA86362_D019, PA86374_D021, PA86385_Strf,
SH005a_B005, SH030e_B030, SH064c_B064, SH077e_B077, SH089b_B089, SH090c_B090,
SH104b_B104).
In Ritztechnik ist das Winkelmotiv in unterschiedlichster Weise ausgeführt, einfach eingeritzt kommt es
nur dreimal vor, und zwar auf SH053a_B053 und PA045271_C052, auf den Kegelhalsgefäß
PA86382_Strf ist das Motiv gittergefüllt. Auf den Bruchstücken des Kegelhalsgefäßes PA56231_A029
sind mehrere, stehende Winkel eingeritzt, die wie ein Teil einer nicht fertig ausgeführten Verzierung
wirken. Doppelt eingeritzte Winkel finden sich auf PA42973_A104, SH035a_B035 und
PA45193_C040. Als sekundäres Motiv oder Bestandteil eines komplexen Motivs sind die Gefäße
PA38262_A009, PA38320_A035, PA38321_A035, PA38322_A035 und PA45193_C040 mit geritzten
Winkeln verziert. Schraffiert ist das eingeritzte Winkelmotiv vor allem an Schaleninnenrändern und an
der Schulter von Schüsseln beliebt (PA56240_A035, SH092a_B092, PA38344_C001,
PA45046b_C018, PA45207_C043, PA45323_C063, PA56057_GA08, PA56064_GA10, PA56101_
GD02, PA86384_Strf). Zuletzt kommen Winkel bei eingeritzten Linienbündeln zustande, die oft
gegenständig orientiert werden (PA42725_A059, SH054d_B054, PA38330_C005, PA45086_C025,
PA86354g_D018).
Da die Stempeltechnik im Gräberfeld nicht besonders häufig angewendet wird, sind auch Winkel in
Stempeltechnik selten und höchst unterschiedlich ausgeführt. Insgesamt begegnet der eingestempelte
Winkel zwölfmal, die Stufenschale PA38254_A006 und die Ziste SH122a_B122 sind mit kleinen,
einfachen und doppelten Winkelbändern verziert. Motivbegleitende Stempelreihen, die einen Winkel
bilden, sind auf den Gefäßen PA45296_C059, PA45417_C082 und PA74271_D011 zu sehen.
Mehrfache Winkel in Stempeltechnik finden sich auf SH113c_B113, PA45277_C054 und
PA56156_Strf. Schraffierte Winkel sind nur auf zwei Gefäßen, nämlich SH098a_B098 und
PA45349_C068 zu beobachten. Die Verzierung des Innenbodens der Schale PA43042_A115, ist
schwierig in Worte zu fassen, neben einem Teilstrich in der Mitte bilden jeweils dreifach gestempelte
Linienbündel ein Winkelmotiv. Ungewöhnlich wirken die stehenden und hängenden Winkel der
Schüssel PA38284, die vorgeritzt und von einem breiten Band aus runden, eingedrückten Punkten
begleitet sind. Ebenso fremd wirkt die Verzierung des Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf, bei dem auf
die Schulter hängende Winkel in Kannelurtechnik gesetzt wurden, die ebenfalls von einem breiten
Band runder Einstiche ausgefüllt wurden. Am Hals desselben Gefäßes wechseln stehende und
hängende, gefüllte Dreiecke, deren Spitzen durch breite Bänder verlängert wurden, einander ab.
Das Winkelmotiv in Ritzlinien- und Leistenform ist bereits in der Urnenfelderzeit bekannt, in der
Hallstattzeit lebt das Motiv weiter und wird auch in Grafitstreifenbemalung und rot-schwarzer
Bemalung ausgeführt.266 Im Gräberfeld von Kleinklein ist das Winkelmotiv typisch für die ältere und
mittlere Belegungsphase und wird im jüngeren Horizont vom Dreieck verdrängt.267 Der Winkel mit
einem teilenden Strich in der Mitte ist ein seltenes Motiv. Aus dem Fundmaterial von Statzendorf ist es
auf der Außenwand einer Einzugschale zu beobachten (PA42955_A101). Hier kann eine
Zeichenfunktion vermutet werden. Auf dem Kegelhalsgefäß PA38258_A009 sind in Kammstrich- und
Ritztechnik mehrere Motive ausgeführt, das Rautenmotiv und das Dreieck, jeweils gittergefüllt, sowie
ein doppelter Winkel mit Strich in der Mitte, ein Motiv, das sehr an einen Baum erinnert, eventuell aber
auch einen stark stilisierten Menschen darstellen könnte. Eine gewisse Verwandtschaft zu vegetabilen
Ornamenten, wie sie in Schlesien oder Böhmen vorkommen268 scheint ebenfalls möglich.

266
Klemm 1992, 245 ff.
267
Dobiat 1980, 134.
268
Brosseder 2004, 248.

138
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.3 Zickzackband und Wolfszahnmuster


Das Zickzackband ergibt sich aus einer Abfolge stehender
und hängender Winkel, die ohne Abstand ineinander
übergehen. Dadurch unterscheidet sich das Zickzackband
von einer Reihe nebeneinander gestellter Winkel. Das
Wolfszahnmuster ist die Vervielfältigung und Verdichtung
des Motivs. Wolfszahnbänder bestehen aus dicht Abb. 85: Zickzackband
aneinandergesetzten, hängenden und stehenden Winkeln,
so dass ein dichtes Band entsteht. Wolfszahnmuster sind
bereits in der Urnenfelderzeit weithin bekannt.269
Im Gräberfeld von Statzendorf ist das Zickzackband ebenso
wie das Wolfszahnmuster besonders häufig, nämlich in 21
Fällen, auf rot-schwarz bemalten Kegelhalsgefäßen oder
Schüsseln zu finden. Ein drei- bis vierfaches, schwarzes
Zickzackband ziert die Gefäße PA38280_A015, Abb. 86: Wolfszahnmuster
PA38305_A030, PA42826_A082, SH040b_B040, SH072c_
B072, SH073d_B073 und PA45149_C033. Nur in einem Fall, PA38249_A004, ist die Verzierung
vorgeritzt und erscheint durch den Wechsel der Gefäßgrundfarbe von rot nach schwarz reizvoll positiv
und negativ. Bei den Verzierungsmustern der übrigen bemalten Gefäße sind die Zwickel der
Zickzackbänder mit Winkeln und Dreiecken gefüllt, die mitunter erst den negativen Eindruck eines
Zickzackbandes entstehen lassen (PA38246_A001, PA38286_A023, PA38289_A024,
PA42669_A047, PA42695_A051, PA42777_A071, PA42807_A076, PA42835_A084, PA42869_A091,
PA42870_A091, PA42892_A094, PA42916_A097, SH060c_B060, PA45412a_C081). Das
Verbreitungsbild des Wolfzahnmusters innerhalb des Gräberfeldes Statzendorf ist eng umrissen und
auf den mittleren Westbereich beschränkt. Zickzackbänder in anderen Techniken kommen nur
vereinzelt vor. Ein vierfaches Zickzackband ist kannelurartig auf der Wand des Henkeltopfes
PA45140_C032 angebracht, in Stempeltechnik finden sich einfache Zickzackbänder auf den
Kegelhalsgefäßen SH037_B037 und B76_B076, in dreifacher Stempelausführung auf der Schale
PA43042_A115 und der Schüssel PA42727_A060. Für geritzte Zickzackbänder ist offenbar die
doppelte Ausführung mit begleitenden Einstichen charakteristisch, sie findet sich auf den typologisch
sehr unterschiedlichen Gefäßen PA038262_A009, PA038264_A009, PA038325_A036 und
PA056076_C084 wieder. Ein einfaches, geritztes Zickzackband prangt auf der Schulter des
Kegelhalsgefäßes PA56100_D002. Aus dem Rahmen fällt die Schale PA38321_A035, die mit
Ritzverzierung, Kerbschnitt und Rundstempeln verziert ist. Das doppelte, eingeritzte Zickzackband ist
hier mit eingeritzten, dreifachen Winkeln gefüllt.
Die Kartierung der Wolfszahnbänder lässt ein bemerkenswertes Fehlen in manchen Gebieten
erkennen, so etwa auch in Mähren und im Südostalpenraum.270 Typisch für den Kalenderbergraum ist
nach U. Brosseder die lokale Ausführung des Wolfszahnmusters in Knoppern.271
Einfache, aneinandergestellte hängende und stehende Winkel aus Fingernagelkerbleisten sind
tatsächlich auf vier Kalenderbergtöpfen zu finden, auf SH038a_B038, SH058a_B058, PA45218_C045
und PA45310_C061. Eine Abwandlung des Motivs, bei dem waagrechte und senkrechte Blöcke die
Winkel ersetzen, findet sich auf dem Kalenderbergtopf PA86375_D021. Ein einfaches Band
schraffierter hängender und stehender Winkel in Ritztechnik ziert den Rand der Schale
PA56060_GA09. Sehr häufig begegnet das Wolfszahnmuster in Kannelurtechnik. Die hängenden und
stehenden, schraffierten Winkel bilden eine flächige Verzierung der Gefäßwand, die in einigen Fällen
durch Kreiskanneluren, Knubben und Dellen unterbrochen wird. Die Abgrenzung dieses Motivs von
schrägen Kannelurbündeln, die gelegentlich die Ausrichtung wechseln und aus diesem Grund Winkel
bilden, ist kaum möglich. Das Motiv ist übrigens nur auf Schüsseln und Henkelschüsseln vertreten und
in klarer Ausführung 16-mal im Gräberfeld vertreten (PA42990_A105, PA43022_A109,
PA43036_A114, SH042f_B042, SH058d_B058, SH097a_B097, PA43158_B137, PA45077_C022,
PA45151_C033, PA45183_C038, PA45285_C057, PA45391_C078, PA45402_C080, PA45403_
C080, PA56144_GD16, PA56072_Strf).

269
Brosseder 2004, 184.
270
Brosseder 2004, 184.
271
Brosseder 2004, 278.

139
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.4 Rauten
Das Motiv der Raute ist ein auf die Spitze gestelltes Viereck oder
Parallelogramm. Es kann für sich stehen oder entsteht durch das
symmetrische Überlagern zweier Winkelbänder. Rauten können positiv oder
negativ ausgeführt sein. Wenn zwei Sanduhrmotive zusammenstoßen,
entsteht in der umschlossenen Fläche der Eindruck einer Raute. Mit nur 13
rautenverzierten Gefäßen kommt sie im Gräberfeld nur selten vor.
Am häufigsten ist die Raute in Statzendorf in der Technik der Bemalung
ausgeführt, schwarz auf rotem Grund. Mehrere ineinandergestellte Rauten Abb. 87: Raute
finden sich auf den Gefäßen SH012a_B012, PA56173_A010, PA38270_
A011, PA45325_C063, mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf den Gefäßen PA45101_C028,
PA38352_A019 und PA56230_A029, auch wenn es sich bei den drei letzten auch um
ineinandergestellte Winkelbänder handeln könnte. Die Rauten auf dem Gefäß SH070b_B070
entstehen durch die Überlagerung dreifacher, polychrom bemalter Winkelbänder, so dass eine
einfache, schachbrettartige Teilung der Raute entsteht. Diese findet sich auf dem Gefäß
PA38282_A019 wieder, auf dem noch blass ein gitterartiges Rautenmuster zu erkennen ist. Die
restlichen Rauten sind in ganz unterschiedlicher Technik ausgeführt: Die zonale Verzierung der
Schüssel PA38322_A035 weist liegende Sanduhren auf, die aus schraffierten Dreiecken geritzt sind
und aneinandergefügt den negativen Eindruck von übereinanderstehenden Rauten vermitteln.
Ebenfalls in Ritztechnik sind die mit dreieckigen Einstichen gefüllten Rauten auf dem Kalenderbergtopf
SH087a_B087 ausgeführt, sie stehen einzeln nebeneinander. Eine Kombination von Dreieck – Raute
– Dreieck ist gittergefüllt am Hals des Kegelhalsgefäßes PA38258_A009 in Ritztechnik angebracht.
Auf dem Kalenderbergtopf PA56120_GD08 entsteht das Rautenband durch stehende und hängende
Winkel aus Knubben und Leisten, die abwechseln die Rauten einfassen. Derselbe Eindruck entsteht
auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA038328b_D001, wo sehr flache Kanneluren in Sanduhrform
umlaufend ein Rautenbild erzeugen. Zuletzt ist auf der Schüssel PA43249_B147 ein Rautenband
durch jeweils dreifache Rollstempelumrahmung angebracht.
Rautenbänder sind besonders auf der Schwäbischen Alb und im Hegau beliebt, außerhalb dieses
Gebietes werden sie seltener. Einzeln stehende Rautenmotive sind weiter östlich geläufiger. Zudem
scheint in Hallstatt C1 das Rautenmotiv weiter verbreitet zu sein als in Hallstatt C2 und D1,272
allerdings ist auch bei diesem Motiv die Technik als entscheidend für die Datierung anzuführen.273 Die
Raute dürfte durch Überlagerung von Winkelbändern entstanden sein und wird bereits zu Beginn der
älteren Hallstattkultur eingeführt, zunächst vor allem auf rot-schwarz bemalten Kegelrand- und
Kragenrandgefäßen.274 Gelegentlich wird das Rautenmotiv auch mit Einflüssen der ostgriechischen
Keramik des 8. und 7. Jahrhunderts erklärt.275
9.2.5 Bogen, Girlanden und Wellenlinien
Das Bogen- bzw. Girlandenmotiv kommt im Gräberfeld
Statzendorf 176-mal vor und ist neben den
Winkelmotiven das häufigste Thema bei Verzierungen.
Als Bogen wird das halbkreisförmige Einzelmotiv
bezeichnet, als Girlande eine zusammenhängende Reihe
hängender Bogen. Stehende Bogen kommen nur ein Abb. 88: hängender und stehender Bogen
einziges mal auf einem Gefäß vor, nämlich auf dem
bereits eingehender besprochenen Kegelhalsgefäß mit
Henkel PA38277_A012, das in Kannelurtechnik verziert
ist.
Bogen finden ihre Präsentationsfläche zum einen in
Fingernagelkerbleistentechnik auf Kalenderbergtöpfen, Abb. 89: Girlande
zum andern in Leisten- und Kannelurtechnik auf
Kegelhalsgefäßen. Verzierungen auf anderen
Gefäßformen sind selten.
Das typische Motiv der Verzierung des Kalenderberg-
topfes ist der mehrfache, hängende Bogen, der zumeist
dreimal nebeneinander die Wand des Gefäßes ziert. An Abb. 90: Wellenlinie

272
Brosseder 2004, 184.
273
Lantschner 2000, 129.
274
Nebelsick 1997, 72 f.
275
Klemm 1992, 131; Siegfried-Weiss 1979, 102 ff.

140
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Stelle des vierten Bogens ist der Henkel angebracht, oft verläuft auch unterhalb des Henkels ein
Bogenmotiv. Die Viertelsymmetrie ist nicht zwingend, bis zu fünf Bogen können vorkommen. Die
klassische Technik, in der Bogen ausgeführt werden, ist die Fingernagelkerbleiste. Füllmotiv ist häufig
eine flächige Knubben- oder Kerbleistenzier. 85 Gefäße sind in dieser Weise verziert (PA38250_A004,
PA38251_A006, PA38268_A010, PA38273_A011, PA38274_A011, PA56180_A011, PA56193_A014,
PA38288_A023, PA38292_A025, PA38303_A028, PA38304_A029, PA56229_A029, PA38306_A030,
PA38315_A033, PA56241a_A035, PA56241b_A035, PA56242_A035, PA38353_A037, PA42654_
A044, PA42666_A045, PA42686a_A049, PA42698_A051, PA42703_A053, PA42713_A055,
PA42751_A064, PA42776_A069, PA42786_A072, PA42792_A073, PA42799_A074, PA42808_A076,
PA42848_A086, PA42893_A094, PA42910a_A096, PA42920_A097, PA42953_A101, PA42959_
A102, PA42971_A104, PA43004_A106, PA43014_A108, PA43029_A110, PA43037_A114,
PA43056_A116, SH024c_B024, SH031b_B031, SH043h_B043, SH044a_B044, SH049a_B049,
SH050a_B050, SH056b_B056, SH057a_B057, SH059a_B059, SH060b_B060, SH070a_B070,
SH073c_B073, SH073e_B073, SH084b_B084, SH088a_B088, SH092c_B092, B99_B099,
SH101a_B101, SH121c_B121, PA43160_B137, PA43171_B138, PA43223_B144, PA43250_B147,
PA38342_C001, PA38334_C008, PA45046a_C018, PA45056_C020, PA45081a_C024, PA45094_
C027, PA45099_C028, PA45110_C029, PA45165_C035, PA45171a_C036, PA45244_C048,
PA45270_C052, PA45324_C063, PA45332_C065, PA45372_C073, PA45401_C080, PA45422_
C083, MK3085_Strf, MP0155_Strf, PA56287_Strf).
Später wird zunächst das Füllmotiv durch Stempel oder einfache Fingernageleindrücke ersetzt,
schließlich wird das Bogenmotiv selbst in einer anderen Technik ausgeführt. Einfache
Fingernageleindrücke, in mehreren Reihen zu Bogen angeordnet, ersetzen fünfmal das Motiv
(PA45288_C057, PA45299b_C059, PA86377a_D021, PA086377b_D021, PA056280_Strf), Bogen
aus Stempel zweimal (PA42838_A084, SH110a_B110). Durch Ritztechnik werden die Bogen
ebenfalls zweimal ersetzt PA042949a_A100, PA045410_C081). Bogen und darunter angeordnete
Girlanden aus doppelter bzw. dreifacher Kannelur, die abwechseln mit flächiger Stempelzier auf dem
Gefäßkörper der Kalenderbergtöpfe sind, begegnen in fünf Fällen (PA042804_A075, PA042816_
A077, PA042942_A099, PA043117_B131, PA045118_C030).
Charakteristisch für das Gräberfeld Statzendorf ist die kombinierte Knubben- und
Kannelurbogenverzierung. Um vier kreuzständig an der Gefäßschulter angebrachte Knubben sind
zumeist zwei bis dreifache, mitunter auch mehrfache Bogen angebracht, und zwar als plastische
Leisten oder auch als breite, flache Kannelur. Die Grenze zwischen den Verzierungstechniken ist nicht
klar zu ziehen, da der optische Effekt derselbe bleibt. Die Bogenmotive berühren einander zumeist
nicht, in manchen Fällen ist die untere Bogenreihe zu einer Girlande oder zu einer Wellenlinie
zusammengefasst. Häufig bilden Knubben oder Dellen mit Kreiskanneluren ein Füllmotiv zwischen
den Bogen, das sich auch auf dem Hals der Kegelhalsgefäße wiederfindet. Begleitende waagrechte
Kanneluren am Hals oder am Hals- /Schulterumbruch sind keine Seltenheit.
34 Kegelhalsgefäße (PA38313_A033, PA56262_A039, PA42722_A058, PA42724_A059,
PA42764_A068, PA42891_A094, PA42934_A099, PA42967_A104, PA43039_A115, SH084e_B084,
SH118b_B118, PA43119_B132, PA43129_B133, PA43165_B138, PA38340_C001, PA45042_C018,
PA45130_C031, PA45145_C033, PA45156_C034, PA45191_C040, PA45200_C042, PA45216_
C045, PA45255_C050, PA45267_C052, PA45320_C063, PA45339_C067, PA45343d_C067,
PA86358_D019, PA56053_GA08, PA56059_GA09, PA56065_GA11, PA56141_GD16, PA56142_
GD16, PA38339_Strf) und 23 Schüsseln sind in der oben beschriebenen Art verziert (PA56263_A039,
PA42894_A094, PA42936_A099, PA42937_A099, PA42952_A101, PA43018_A108, PA43051_A116,
SH054a_B054, SH084d_B084, SH109a_B109, PA43122_B132, PA43125_B132, PA43184_B140,
PA43192_B141, PA45044_C018, PA45047_C018, PA45093_C027, PA45212_C044, PA45314_
C062, PA45423_C083, PA56146_GD16). Ungewöhnlich ist die dreifache Wellenlinie auf der Schulter
der Schüssel PA56278_Strf, und die acht aneinander gesetzten Motive auf der Schüssel
SH084c_B084, die eine Mischform zwischen Bogen und Winkel darstellen.
In Stempeltechnik wird der Bogen zweimal ausgeführt, das Miniaturkegelhalsgefäß PA45141_C032
trägt doppelte und dreifache Girlanden, die Schüssel PA56123_GD08 zwei untereinander liegende
Bogen aus drei- bzw. vierfachen Stempelreihen. Bei der Schale PA38323_A035 ist eine zweifache,
aus doppelten Stempelreihen bestehende Girlande angebracht. An der Spitze der
aneinandergesetzten Bogen prangt jeweils ein Kreisstempel.
Doppelt geritzte, mit Stempeln und Einstichen versehene Girlanden zieren die Schüsseln
PA42945_A100 und SH082b_B082. Bei der Schüssel PA42720_A057 ist das Motiv dreifach
untereinander ausgeführt. Auf dem Hals des Kegelhalsgefäßes PA42701_A053 ist eine sechsfache
Bogengirlande in feinem Kammstrich eingeritzt. Doppelt geritzte Girlanden, die mit kleinen

141
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Querstrichen gefüllt sind und ein Leitermotiv ergeben, begegnen auf der Außenseite dreier komplex
verzierter Schalen und Schüsseln (PA38320_A035, PA38324_A035 und PA42742a_A062).
In der Aufzählung der Bogenmotive fehlen noch die Bogen und Girlanden, die in der Innenverzierung
von Schalen und Stufenschalen eine Rolle spielen: Doppelt eingeritzt und von einfachen Stempeln
begleitet ist die stehende Bogengirlande der Schale PA38264_A009. An der Innenseite der
Stufenschalen SH037c_B037 und PA45167_C035 dominiert das Motiv der hängenden Bogengirlande,
in feiner Kammstrichtechnik ausgeführt. Zuletzt sind noch drei Spinnwirtel zu nennen, deren
Unterseiten mit Bogen gestaltet sind. Bei den Spinnwirteln PA42975_A104 und PA42985_A104 bilden
mehrfach eingeritzte Bogen einen fünfzackigen Stern, bei PA43138_B134 ist ein sechszackiger Stern
einfach eingeritzt.
In Bad Fischau stellen stehende Bogen ein Charakteristikum dar,276 hängende Bogen sind im übrigen
Kalenderbergraum allerdings durchwegs geläufiger und sind etwa aus dem Gräberfeld von Hadersdorf
am Kamp277 oder den Grabhügeln von Zagersdorf bekannt.278 In Kleinklein werden im älteren
Nekropolenhorizont Knubbenaufsätze auf der Schulter von Kegelhalsgefäßen von einer zwei- bis
vierfachen, winkel- oder halbkreisförmig angelegten, nach unten gerichteten Kannelur umzogen.279
9.2.6 Kreis
Das Motiv des Kreises ist auf Kegelhalsgefäßen und Schüsseln relativ häufig
zu finden, und zwar in Form einer Knubbe oder einer Delle, die zusätzlich mit
einer einfachen oder doppelten Kreiskannelur umgeben ist. In dieser Form ist
der Kreis als Zwickelmotiv zwischen hängenden Bogen und Bogengirlanden
eingesetzt, auf Kegelhalsgefäßen, die mit Bogen verziert sind, schmückt er
gelegentlich zusätzlich den Hals des Gefäßes. Von dieser regelhaften
Verzierung abgesehen, die bereits eingehender bei den Knubben und Dellen
besprochen wurde, bleibt der Kreis ein seltenes Motiv. Abb. 91: Kreis

Der kleine, kugelige Spinnwirtel SHoA34_Strf ist durch drei vierfache, konzentrische Kreise verziert, in
ganz ähnlicher Art, wie es für Glasperlen üblich ist. Eine Deutung des Objektes als Tonperle ist
deshalb nicht auszuschließen. Alle übrigen Kreisdarstellungen sind auf Kalenderbergtöpfen zu finden.
Die Gefäße PA42949a_A100, PA43056_A116, SH070a_B070 und PA43089_B124 sind jeweils durch
mehrfache, konzentrische Kreise aus Fingernagelkerbleisten verziert. Sie sind zum Teil von Knubben
begleitet und dienen als Zwickelmotiv. Einfache Kreise aus Fingernagelkerbleisten zieren die Gefäße
SH062a_B062 und SH079a_B079. Bei dem Kalenderbergtopf PA38292_A025 ist der Kreis in Form
einer einfachen Leiste angebracht. Dellen, die mit Einstichen bzw. Stempeln gesäumt sind, gehören
ebenfalls zur Kreismotivik. Folgende Gefäße sind zu nennen: PA38319_ A035, PA42815_A077,
PA45333_C065, PA45420_C083 und PA56076_ C084.
Kreisförmige Ornamente und Motive kommen vor allem in mittelschlesischen Gräbern vor, sind aber
im gesamten nordöstlichen Gebiet der Hallstattkultur verbreitet. Kreisdarstellungen aus mehreren
konzentrischen Kreisen sind auf den mittleren Donauraum beschränkt.280 U. Brosseder bezeichnet
konzentrische Kreise als geradezu typisch für den Kalenderbergraum.281
9.2.7 Spirale
Auf einem Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, PA45274_C054, findet sich ein
Beleg des Spiralmotives im Gräberfeld: Auf der Schulter des Gefäßes sind
kreuzständig plastische Leisten in Form eines hängenden Winkels
angebracht, deren Enden in Spiralen auslaufen. Die Spiralen sind ihrerseits
durch hängende Winkel verbunden. Der andere Beleg ist auf dem
Miniaturkegelhalsgefäß PA42888_A093 in doppelter Kannelur angebracht,
hier verzieren Spiralen die Enden von stehenden Dreiecken.
Tangentenspiralen, die aus ineinandergreifenden S-Haken oder mit Linien Abb. 92: Spirale
verbundenen Kreisen bestehen, sind für den südostalpinen Raum
charakteristisch. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich entlang der östlichen Ausläufer der Alpen vom
Marchfeld bis Südslowenien und Istrien.282 Eine Vorbildrolle für dieses Motiv dürfte der Keramik der

276
Klemm 1992, 115 ff. und 133.
277
Scheibenreiter 1954, Taf. 11, 31, 51, 55, 57.
278
Rebay 2001, 61.
279
Dobiat 1980, 119.
280
Brosseder 2004, 249 f.
281
Brosseder 2004, 278.
282
Brosseder 2004, 289.

142
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Basarabi-Kultur zukommen.283 Die Spiralornamentik ist gerade am Übergang von der streng
geometrischen zur orientalisierenden Zeit bei der ostgriechischen und kykladischen Keramik von
Bedeutung. Anregungen könnten auch aus diesem Raum aufgenommen worden sein.284 Das Motiv
der Volutenwinkel, Winkel, deren Enden in Spiralen auslaufen und mit denen wir es in Statzendorf zu
tun haben, treten etwa in Kleinklein und Sopron auf und können innerhalb der Stufe Ha C nicht näher
chronologisch definiert werden. Einzeln stehende Spiralen sind aus dem Grabhügel 1 von
Gemeinlebarn bekannt, dessen Zeitstellung auf ein entwickeltes Ha C hinweist.285 Spiralmotive im
Gräberfeld von Kleinklein sind in den älteren bis spätestens mittleren Nekropolenhorizont zu stellen.286
Die Datierung passt zur Übernahme basaraboider Elemente, die in unserem Raum gemeinhin an den
Beginn der Hallstattzeit gestellt wird.287
9.2.8 Kreuz
Kreuzmotive begegnen als Bodenkreuze, als Element der Innenverzierung
von Schalen und Schüsseln, und seltener an der Gefäßwand, in Form des
Andreaskreuzes und des breiteren Kreuzes in x-artiger Form. Die
Bodenzeichen, an der Außenseite des Bodens von Schalen angebracht,
wurden bereits bei der Typographie der Schalen diskutiert. Zwölf der 16
Bodenzeichen sind Kreuze, zwei davon mit schraffiert gefüllten,
gegenständigen Winkeln. Das Motiv des Sternes stellt eine Abwandlung des
Kreuzmotivs dar. An der Unterseite zweier Schalen findet sich das
Bodenkreuz in seiner Abwandlung als Stern wieder (PA42687_A049, Abb. 93: Kreuz
SH024b_B024). An der Gefäßwand der Schale SH054d_B054 prangt ein
einzelner, eingeritzter Stern.
Ein einfaches Kreuz aus doppelten Stempelreihen ist an der Schulter des
Kegelhalsgefäßes PA72168_Strf angebracht. Das Andreaskreuz oder das
Kreuz in x-artiger Form ist Element der jüngeren Kalenderbergverzierung. In
vier Fällen ist das Andreaskreuz abwechselnd mit senkrechten Linien auf der
flächig durch Kreisstempel verzierten Wand der Kalenderbergtöpfe
Abb. 94: Andreaskreuz
angebracht (PA38260_A009, PA42674_A047, PA42947_A100, PA43195_
B141). Die Technik als Kannelurtechnik zu bezeichnen, scheint fast ein
wenig zu hoch gegriffen, handelt es sich doch um einfache, mit dem Finger
gezogene Linien. Ebenfalls auf einem Kalenderbergtopf findet sich das
Andreaskreuz aus Fingernagelkerbleisten unterhalb des Henkels als
Füllmotiv wieder (SH056b_B056). Schwarz auf roten Grund gemalt sind die
mehrfachen Andreaskreuze auf den Gefäßen PA56252_A036, PA453623_
C071 und PA45411_C081.
Abb. 95: Stern
In den Zwickeln des Kreuzes sind jeweils einfache Winkel eingeschrieben.
Etwas eigenartig platziert mutet das zwischen zwei der vier mehrfachen Winkel der Schale
SH000084a_B084 gemalte Andreaskreuz an. Am Innenboden derselben Schale ist ein Kreuz doppelt
eingeritzt. Die Winkel des Kreuzes sind schraffiert. An der Wand der Gefäße PA42961_A103 und
PA043046_A115 verbinden jeweils ein einfaches bzw. doppeltes Andreaskreuz senkrechte
Linienbündel aus schmaler Kannelur. In ein komplexes Verzierungsschema eingebunden ist das
Andreaskreuz auf Gefäß PA38322_A035. Es besteht aus doppelten Ritzlinien, die mit quer
verlaufenden Leitersprossen gefüllt sind. Die Zwickel sind mit ebensolchen Winkeln gefüllt, diese
wiederum mit schraffierten Winkeln. Das Motiv ist durch Ritzlinien eingerahmt und wechselt mit
Rautenbändern ab. Bei der Schüssel PA45172_C036 alternieren senkrechte Linienbündel aus
Kannelur und Stempelzier mit einem Andreaskreuz, dessen Zwickel mit Kannelur schraffiert ist. Die so
entstehenden Dreiecke und Winkel sind durch die zusätzliche Stempelzier betont. Die
Motivkombinationen aus senkrechten Kannelurbündeln und Andreaskreuzen stammen aus dem
südwestdeutschen Raum, wo sie bevorzugt auf Kegelhalsgefäßen mit niedrigem Hals oder
Kragenrandgefäßen angebracht sind. Das Motiv wird im Nordostalpenraum in regionaler Technik
umgesetzt.288

283
Metzner-Nebelsick 1992, 349 ff.; Eibner 2001, 181 ff.
284
Siegfried-Weiss 1979, 103.
285
Brosseder 2004, 292 f.
286
Dobiat 1980, 136.
287
Nebelsick 1997, 72 f.
288
Klemm 1992, 132.

143
Statzendorf Keramik-Verzierungen

9.2.9 Gitter
Gitter- oder Netzmotive sind im Gräberfeld von Statzendorf selten. Als
eigenständiges Motiv kommt es an der Wand der stark durch Restaurierung
überprägten Henkelschale MP143_Strf in Bemalung vor, in Bemalung
ebenso am Innenboden der Schale PA43194_B141. In den Schalen-
außenboden eingeritzt übernimmt das Gitter auf der Schale PA56074_Strf
die Funktion des Bodenzeichens. Als Füllmotiv für Winkel wird eindeutig die
Schraffur, also parallele Linien, bevorzugt. Mit Gitter gefüllte Winkel kommen
nur dreimal vor, einmal eingeglättet in der Schale PA43254_B148, einmal
eingeritzt am Fuß der Fußschale PA45408_C081 und einmal gemalt an der Abb. 96: Gitter
Innenseite der Schale PA86333_D017. Beim Kegelhalsgefäß PA38258_
A009 sind die Dreiecke und Rauten mit engem Gitter gefüllt, ebenso die geritzten Winkel der sehr
unsorgfältig ausgeführten Verzierung auf der Schulter des Kegelhalsgefäßes PA86382_Strf.
Die Ausgestaltung mit Kreuzschraffur (Gitter) ist an allen späthallstättischen Fundorten Nordbayerns,
Südmährens, Niederösterreichs, Westungarns und Schlesiens zu finden. Vereinzelt finden sich
Schalen dieser Verzierung bereits am Beginn der Stufe Ha C1. Die Ausführung in Glättstreifen,
Ritzung und Grafit ist typisch für ein spätes C und vor allem für Ha D.289 Im Kalenderbergraum, wo
Verzierungen mit Winkel- und Dreieckskompositionen besonders häufig in unterschiedlichen
Techniken vorkommen, scheinen mit Kreuzschraffur und Gittern ausgefüllte Winkel und Dreiecke
einem späten Abschnitt der Stufe Hallstatt C anzugehören.290
9.2.10 Strahlenmuster
Eng verbunden mit Kreuzen und Sternen sind Strahlenmuster, die auf den
Innenseiten der Schalen, seltener Schüsseln und Henkelschalen, sowie auf
Spinnwirteln angebracht sind. Strahlenmuster an den Innenseiten von
Schalen und Henkelschalen sind überwiegend in Grafitmaltechnik ausgeführt
und liegen nicht immer im besten Erhaltungszustand vor. Die einfache
Grafitierung des Randes mit einem Grafitband ist häufig vorhanden, soll hier
aber nicht näher diskutiert werden. Die angegebenen Zahlen sind daher als
Mindestwerte zu verstehen, vermutlich waren weit mehr Gefäße mit Abb. 97: Strahlen
Strahlenmustern versehen.
Die einfachste Form des Strahlenmusters ist das einfache Kreuz, das an der Innenseite von neun
Schalen angebracht ist (PA56210_A021, PA42906_A096, PA42963_A103, SH028a_B028,
SH057c_B057, PA43097_B126, PA45176_C037, PA86343_D018, PA56066_GA11). Das einfache
Kreuz aus jeweils drei parallelen Linien ziert die Schale PA86384_Strf. Der negative Eindruck eines
Kreuzes entsteht durch das Anbringen von vier flächig gefüllten, hängenden Dreiecken auf
SH090b_B090. Mehr als vier Strahlen, zumeist acht oder zwölf, bilden das Sternmotiv, das 18
Schalen tragen (PA056171_A010, PA056175_A011, PA056177_A011, PA056211_A022, PA056228_
A029, PA056266_A039, PA042850_A086, PA042935_A099, SH000042d_B042, SH000064a_B064,
PA045184_C038, PA045230_C046, PA045252a_C049, PA045322_C063, PA045409_C081,
PA045412c_C081, PA056086_C085, PA086332_D017). Hängende, oft auch mehrfache Winkel,
lassen das Kreuzmotiv negativ erscheinen. Dies ist bei 15 Schaleninnenverzierungen der Fall
(PA42811_A076, SH084a_B084, SH099a_B099, PA43124_B132, PA45048_C018, PA45260_C051,
PA45315_C062, PA45334_C065, PA45341a_C067, PA56079a_C084, PA56085_C085, PA86330_
D017, PA86342_D018, PA56117_GD07, PA56124_GD08). Eingeglättet ist das Motiv der Innenseite
der Henkelschale MK3083, zwei gegenüberliegende, schraffierte Winkel. Andere Schaleninnenzierden
sind selten. Bei einem Gefäß, PA86333_D017, kann eine gitterartige Binnengliederung der
hängenden Winkel beobachtet werden, bei der Schale PA45352 ist der doppelte, hängende Winkel
durch einen Mittelstrich geteilt, und bei PA56061_GA09 ist viermal ein gerades und ein verkehrtes B
abgebildet.
Neben den Schalen ist der zweite klassische Fall radialer Verzierungen die Oberseite von
Spinnwirteln. Zumeist ist umlaufend eine Kannelur oder Ritzung angebracht, die strahlenförmig von
der Mitte ausgeht. Diese kann gerade oder leicht schräg verlaufen, mit Richtungsänderungen, die
einen Winkel bilden. Mitunter ist das Motiv so verdichtet, dass man von einem wolfszahnartigen Motiv
sprechen kann.

289
Brosseder 2004, 286 ff.
290
Brosseder 2004, 278.

144
Statzendorf Keramik-Verzierungen

56 Spinnwirtel sind strahlenförmig verziert (PA38097_A002, PA38098_A002, PA38099_A003,


PA38118_A013, PA38129_A014, PA38130a_A014, PA38130b_A014, PA38130c_A014, PA38130d_
A014, PA38130e_A014, PA38145_A019, PA38147_A022, PA38169_A032, PA38183_A037,
PA38192_A039, PA42677_A047, PA42716_A055, PA42740_A061, PA42769a_A068, PA42769b_
A068, PA42812a_A076, PA42812b_A076, PA42823d_A079, PA42861_A089, PA42862_A089,
PA42863_A089, PA42864_A089, PA42887_A092, PA43019_A108, PA43020_A108, SH102d_B102,
PA43137_B134, PA43139_B134, PA43140_B134, PA43141_B134, PA43215_B142, PA38210_C009,
PA38224_C014, PA45070a_C021, PA45070b_C021, PA45279_C054, PA45367_C072, PA56106_
GD02, PA38242_Strf, PA38243a_Strf, PA38243b_Strf, PA56093a_Strf, SHoA01_Strf, SHoA02_Strf,
SHoA03_Strf, SHoA21_Strf, SHoA23_Strf, SHoA24_Strf, SHoA25_Strf, SHoA27_Strf, SHoA60_Strf).
Die Unterseite ist seltener Verzierungsträger. PA38129_A014 trägt drei eingeritzte Winkel, PA43137_
B134 und PA56106_GD02 tragen einen eingeritzten, neun bzw. siebenfachen Stern, PA43215_B142
ein einfaches, von Punkten begleitetes, eingeritztes Kreuz. Ungewöhnlich ist das achtmal
eingedrückte Tannenzweigmotiv auf der Unterseite des Spinnwirtels PA38100_A032.
Strahlenmuster sind radiale Verzierungen einer kreisförmigen Fläche, die zumeist symmetrisch in drei,
vier, fünf oder mehr Sektoren unterteilt werden. Einfache vierstrahlige Muster, die seltener auch
doppelt und dreifach ausgeführt werden können, sind auf das nördliche Bayern und den
Kalenderbergraum beschränkt. Negative Strahlenmuster, die durch vom Rand hängende Winkel oder
Dreiecke entstehen, kommen in einem weiten Verbreitungsgebiet vor, besonders häufig jedoch im
Ostalpenraum.291
9.2.11 Anthropomorphe Darstellungen
„Zaghafte anthropomorphe Attribute an geometrischen Gebilden“ macht L. Nebelsick am Gefäß
PA38247 aus Grab A001 aus. Das kleine, rot-schwarz bemalte Kegelhalsgefäß ist am Hals mit
eingeritzten, zwei- bis dreifachen, stehenden Winkeln verziert, die wiederum durch eingedrückte
Punkte ausgefüllt sind. Den Bauch zieren vier Kreuze mit angesetzten, erhobenen Armen. Die Motive
sind eingeritzt und werden rechts und links von eingedrückten Punkten begleitet. An zwei Kreuzen
sind Füße bzw. ein dreieckiges Röckchen angebracht, so dass eine Deutung des Motivs als Adorantin
wahrscheinlich wird.292 Zwischen den Adorantinnen sind stehende, mit eingedrückten Punkten
gefüllte, eingeritzte Winkel angebracht, wobei in einem Fall der Winkel aus Platzgründen sehr klein
ausgefallen ist. Füllmotiv für das gesamte Gefäß sind Kreise mit eingedrückten Punkten in der Mitte.
Der Grabkomplex ist an den Anfang der Hallstattzeit zu stellen.
Ein weiteres Gefäß gleicher Form und Verzierung, das allerdings nur bruchstückhaft erhalten ist, ist
SH014a aus Grab B014. Auch in diesem Fall ist ein gabelartiges Motiv zu erkennen, eingeritzt mit
begleitenden Punkten, das eventuell als Adorantin gedeutet werden kann. Beide Gräber stammen aus
dem mittleren Westbereich des Gräberfeldes, weitere Beigaben sind entweder nicht vorhanden, wie
bei Grab A014, oder wenig aussagekräftig. In Grab A001 ist neben dem Kegelhalsgefäß mit niedrigem
Hals noch eine umlaufend mit senkrechter Kannelur verzierte Henkelschüssel und ein mit
Zickzackband und Dreiecken verziertes, bemaltes Kegelhalsgefäß gefunden worden. Neben den als
menschliche Füße plastisch ausgeführten Standfüßen des Kalenderbergtopfes PA38337_C013 sind
diese beiden Gefäße die einzigen Andeutungen anthropomorpher Darstellungen in der Statzendorfer
Verzierungskunst.

Abb. 98: Abrollung der Verzierung des Gefäßes PA38247_A001 (Nebelsick 1992, 405.)

Menschendarstellungen auf Keramik kommen in der Kalenderbergkultur öfter vor und sind von
entscheidender, kulturdefinierender Bedeutung. Relativ deutliche Darstellungen in Form eines
Strichmännchens begegnen ebenso wie starke Abstrahierungen, bei denen lediglich angefügte
Extremitäten oder Trachtbestandteile Menschliches andeuten, und reichen bis hin zur geometrischen

291
Brosseder 2004, 256 ff.
292
Nebelsick 1992, 404 f.

145
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Form des Dreiecks.293 In diesem Fall verschwimmt die Grenze zwischen Zeichen und rein
schmückendem Dekor. Während komplexe, erzählende Szenen selten bleiben, ist der häufigste
Figurentyp des Kalenderbergstils ein auf die Basis gestelltes Dreieck mit abgewinkelten und
erhobenen Armen. Solche Figuren werden als Adorantin bezeichnet, wenn auch die ausschließliche
Zuweisung zum weiblichen Geschlecht mehr als fragwürdig erscheint.294 Die Armhaltung der
abgebildeten Figuren wird als Anbetung oder Epiphanie einer Gottheit295 sowie profaner als Abbildung
klagender und trauernder Menschen296 gedeutet. Die Kombination der Adorantin mit dem Leierspieler
lässt an Tänzerinnen denken.297
9.2.12 Verteilung der Verzierungsmotive
Die Quantifizierung der Verzierungsmotive bezieht sich immer auf das einzelne Objekt, das heißt es
wird festgestellt, ob ein Motiv auf einem Objekt vorkommt oder nicht, Prozentangaben beziehen sich
immer entweder auf die Gesamtzahl der Gefäße oder die Gesamtzahl der verzierten Gefäße als
Grundmenge und nicht auf die Gesamtzahl der Motive. Diese vorangehende Feststellung ist wichtig,
da häufig mehrere Motive auf einem Gefäß kombiniert werden, und sich daher anteilsmäßig große
Unterschiede ergeben würden.
Um die Motive leichter fassbar zu machen, werden sie noch einmal zu Gruppen zusammengefasst. Zu
den „eckigen“ Motiven zählen Dreiecke, Winkel, Zickzackbänder und Rauten. Insgesamt sind 287
Gefäße mit eckigen Motiven verziert, 273 (32,3% der verzierten Gefäße) mit Winkeln, 55 (6,5%) mit
Zickzackbändern oder Wolfszahnmustern, 15 (1,8%) mit Rauten und zehn (1,2%) mit Dreiecken. Die
„runden“ Motive, Bogen, Kreis und Spirale, sind mit 196 Gefäßen im Fundmaterial ebenfalls gut
vertreten. 190-mal kommen Bogen vor, also bei 22,5% der verzierten Gefäße, jedoch nur achtmal
Kreise (0,9%), wobei einfache Dellen oder Kreiskanneluren nicht zu den Kreismotiven gezählt werden,
und lediglich zweimal werden Spiralen verwendet (0,2%). Zu den „Strahlenmotiven“ werden
Strahlenmuster, Kreuze und Gitter zusammengefasst, die gesamt auf 141 Gefäßen des Fundmaterials
vorkommen. Davon entfallen 107 auf radiale Strahlenverzierungen (12,6%), 29 auf Kreuze (3,4%) und
acht auf Gitter (0,9%).

% aller
% aller
Motiv Anzahl verzierten
Gefäße
Gefäße Mensch
Dreieck
Dreieck 10 0,6% 1,2% Strahlen
Gitter
Winkel 273 17,5% 32,3%
Kreuz
Zickzack 55 3,5% 6,5%
Spirale
Raute 15 1% 1,8% Kreis
Winkel

287 18,4% 33,9%


Bogen 190 12,2% 22,5%
Kreis 8 0,5% 0,9%
Spirale 2 0,1% 0,2%
Bogen
196 12,6% 23,2%
Kreuz 29 1,9% 3,4% Zickzack
Raute
Gitter 8 0,5% 0,9%
Strahlen 107 6,9% 12,6%
141 9,1% 16,7% Abb. 99: Verteilung der Verzierungsmotive
Mensch 3 0,2% 0,4%

Vergleicht man die Werte mit den Ergebnissen der von C. Schappelwein durchgeführten Analyse des
Fundmaterials der gesamten Kalenderberggruppe, so sind die Daten nur eingeschränkt vergleichbar,
da sie stark und nicht sehr transparent gefiltert sind. Die Grundmenge der Daten sind nicht die
einzelnen Gefäße, sondern die einzelnen Motive an sich. Neben den reinen Gefäßgrafitierungen
wurden auch reine Linienmuster, die ursprünglich 40,3% des Fundmaterials ausgemacht haben, aus
der Datenmenge herausgenommen, von den komplexeren Motivgruppen, die nun übrig bleiben, sind
Winkel mit 25% am häufigsten zu beobachten, gefolgt von Dreiecken mit 19% und Bogen- und

293
Dobiat 1982, 279 ff.
294
Rebay 2001, 123 ff.
295
Eibner 1997, 129 ff.
296
Dobiat 1982, 301.
297
Nebelsick 1992, 401 ff.

146
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Strahlenmustern mit 13% und 12%. Zickzackbänder konnten in 9% aller Fälle nachgewiesen werden,
Kreise in 6% und Kreuzmotive in 4%. Eher seltener finden sich Rauten mit 2% und Spiralen mit 1%
unter den aufgenommenen Fundstücken.298
Während die Motive innerhalb der Gruppen häufig zusammen vorkommen, sind Kombinationen von
kurvolinearen und eckigen Motiven selten. Im Fundmaterial konnten nur 21 Gefäße beobachtet
werden, auf die dies zutrifft. Am häufigsten sind runde und eckige Motive auf Kalenderbergtöpfen
kombiniert (PA42776_A069, PA42804_A075, SH070a_B070, SH110a_B110, PA43089_B124,
PA45244_C048 und PA45410_C081), ein einziges Mal auf einem Kegelhalsgefäß (SH073d_B073),
häufiger auf Schalen (PA38264_A009, PA38320_A035, PA38324_A035, SH037c_B037) und
Schüsseln (PA38280_A015, PA38305_A030, SH005a_B005, SH035a_B035, SH084c_B084,
PA45047_C018) sowie auf Spinnwirteln (PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134). Eckige
und Strahlenmotive sind 47-mal miteinander kombiniert, runde und Strahlenmotive nur sechsmal
(PA38264_A009, PA42975_A104, PA42985_A104, PA43138_B134, SH056b_B056 und PA43224_
B144).
Betrachtet man die Aufteilung der Verzierungsmotive auf die Gefäßform, so ergeben sich starke
Korrelationen. In den Balkendiagrammen ist die Verteilung der Motive aufgetragen, einmal nach den
tatsächlichen absoluten Zahlen und einmal nach Prozent auf den Typ bezogen. Deutlich fallen die
Strahlenmotive heraus, die nur bei Fußschalen, Henkelschalen und Schalen als Innenverzierung
sowie bei Spinnwirteln als umlaufende Verzierung vorkommen. Interessant ist ferner, dass bei
Henkelschüsseln keine runden Motive vorkommen, ebensowenig bei Töpfen und Zisten, wobei hier
die beurteilte Menge nicht zufriedenstellend ist. Am häufigsten sind runde Verzierungen auf
Kalenderbergtöpfen, was durch das häufige Vorkommen der Bogen aus Fingernagelkerbleisten
zurückzuführen ist. Bei Kegelhalsgefäßen und Schüsseln sind runde Motive in Kannelurleistentechnik
häufig.
200 100%

90%

80%

70%

60%

100 50%

40%

30%
Strahlenmotiv Strahlenmotiv
20%
rundes Motiv rundes Motiv
10%

0 eckiges Motiv 0% eckiges Motiv


Au

Fu

Ka

Ke erb

Sc alsg pf

Sc

Sp el

To irte

Zi

Ka

Ke erb

Sc als
Au

Fu

Sc

Sp el

To irte

Zi
en

en

en

en
st

st
ßs efä

ha

pf

ßs efä

ha g e

pf
s

le

ge

in

le

ge

in
s
e

e
gu

gu
ke

ke

ke

ke
nd sse

nw

nd

nw
ch

ch
le

le
ss

ss
lh

lh
ss

ss
ls

ls

ls

ls
al

al
ch

ch

ch

ch
g

g
e

e
er

er
al

al

üs

l
ef
e

gt

gt


se
ß

äß

ß
o

op

ß
l

Abb. 100: Häufigkeit der Verzierungsmotive bei den Abb. 101: Anteil der Verzierungsmotive bei den
einzelnen Keramiktypen einzelnen Keramiktypen (skaliert auf 100 %)

Das Datenmaterial wurde schließlich auf Zusammenhänge zwischen Verzierungsmotivik sowie


Geschlecht und Sozialstatus der bestatteten Personen untersucht. Zur Vereinfachung der Analyse
wurde auch hier die Gruppen der eckigen, runden und Strahlenmotive zusammengefasst. Signifikante
Korrelationen sind nicht zu bemerken, bei der Verzierungsmotivik gilt dasselbe wie bei der Technik:
Sie ist an die jeweilige Keramikform gebunden und wird durch die geschlechter- bzw. statusbedingte
Auswahl der Beigaben beeinflusst. Das häufigere Vorkommen der Strahlenmotive in Frauengräbern
kann durch die Spindelbeigabe erklärt werden. Die Spinnwirtel sind überwiegend durch radial
umlaufende Kanneluren verziert, die hier einen gewissen Überhang erkennen lassen. Filtert man die
Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, so verschiebt sich das Bild ein wenig, radiale Verzierungen sind
dann in Männergräbern etwas häufiger, dafür holen die Frauen bei den runden Verzierungen auf.
Alles in allem dürfte das Geschlecht des Bestatteten keinen Einfluss auf die Auswahl des
Verzierungsmotivs des Beigabengefäßes gehabt haben.

298
Schappelwein 1999, 161 ff.

147
Statzendorf Keramik-Verzierungen

100% 100%

90% 90%

80%
80%

70%
70%
60%
60%
50%
50%
40%
40%
30%

30% Strahlenmotiv
20%

20% Strahlenmotiv 10% rundes Motiv

rundes Motiv 0% eckiges Motiv


10%

So

So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

z.
0% eckiges Motiv

1-

20

40

60

80
1

-
Frau Mann

39

59

79

10
0
Abb. 102: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis Abb. 103: Anteil der Verzierungsmotive im Verhältnis

Auch der Sozialstatus wirkt sich nicht auf die Motivwahl aus. Ein ansteigender Anteil von radialen
Verzierungen mit zunehmendem Sozialstatus könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der
Spinnwirtel ebenso wie die Zahl der beigegebenen Schalen in reicheren Gräbern verdoppelt oder
vervielfacht wird. Filtert man Spinnwirtel aus dem Fundmaterial, ist die Motivverteilung bei den
einzelnen Sozialindexgruppen fast identisch.
9.3 Verzierung und Identität
Die Ornamentik der Keramik ist zu Beginn der Hallstattzeit ein sichtbares Zeichen für Veränderung. U.
Brosseder299 konnte einen starken Zusammenhang zwischen dem Status einer Person und der
Ornamentik der im Grab gefundenen Keramik feststellen. In Kleinklein und Frög werden einige Motive
wie der Mäander und das Malteserkreuz von der „Gründergeneration“ aufgegriffen und bleiben einer
gewissen Oberschicht vorbehalten. Dieses Phänomen lässt sich im südostalpinen Bereich ebenso
fassen wie in Nordostbayern und Baden-Württemberg, so dass es sich vermutlich um ein
gesamthallstättisches Phänomen handelt. In der frühesten Hallstattzeit, um 800 v. Chr., dürfte die
Gesellschaft von einer Umbruchsstimmung erfasst gewesen sein. Eine neue Führungsschicht, eine
neue Elite, muss sich möglicherweise neu etablieren und eine eigene Ausdrucksform schaffen. In
diesem Zusammenhang sind Reisen, Wanderjahre zur Ausbildung und die folgende Präsentation von
„fremdem Wissen und religiösem Denken“ unter anderem in der Ornamentik der Keramik denkbar.
Gegenüber dieser Erklärung tritt die Erklärung neuer Zeichen und Muster durch reines
Experimentieren zurück, denn auf allen anderen Gebieten ist ein regulierter und regelhafter, eng
regional gebundener Umgang mit Zeichen zu erkennen. Während die Bedeutung von Keramik
allgemein und die von verzierter Keramik im Besonderen in der entwickelten Hallstattzeit und gegen
Ende der Hallstattzeit deutlich abnimmt, erfährt der Trachtschmuck als Träger von Dekor eine
Aufwertung. Im Verlauf von Ha C2 und Ha D verliert die Ornamentik also nicht generell an Bedeutung,
es findet lediglich ein Wechsel des Ornamentträgers statt. Die Reduzierung des einst so wichtigen,
vielfältigen Geschirrensembles zu wenigen Stücken deutet eine Änderung der religiösen
Vorstellungen an.
In Zusammenhang mit der Frage, welche sozialen Verhältnisse im Nebeneinander von Flach- und
Hügelgräbern zu erkennen sind, bemerkt C. Schappelwein, dass der Charakter der Verzierungen aus
Statzendorf ein „gröberes, vom künstlerischen Standpunkt aus ungereifteres Bild“ vermitteln. Er hält
dies für kennzeichnend für Flachgräberfelder, die im Gegensatz zu den Grabhügeln der
Kalenderbergkultur ein „weniger prunkvolles Gesamtbild der Gefäße liefern, das sich sowohl in der
Stückzahl, als auch in der komplexen Verzierung äußert.“300
Meines Erachtens trifft diese Ansicht nur bedingt zu, zumal das Bild der klaren Trennung in Hügel- und
Flachgräberfelder in Auflösung begriffen ist. Statzendorf als reines Flachgräberfeld zu bezeichnen
wäre verfehlt, einzelne Gräber des Gräberfeldes Statzendorf stehen in Qualität und Quantität der
Keramik und deren Verzierung der Ausstattung vieler Grabhügel um nichts nach. Im Gräberfeld
Statzendorf sind jedoch im Gegensatz zu den meisten Grabhügeln, die nur punktuell ergraben sind,
zusätzlich Bestattungen bekannt, die der einfachen Bevölkerung entsprechen. Innerhalb des

299
Brosseder 2004, 338 ff.
300
Schappelwein 1999, 283.

148
Statzendorf Keramik-Verzierungen

Gräberfeldes Statzendorf dürften Verzierungsunterschiede weniger vom Status der einzelnen


bestatteten Personen, sondern vielmehr von chronologischen Faktoren abhängen.
Neben der persönlichen sozialen Identität kann durch Keramikzierstile auch Gruppenidentität
manifestiert werden. Keramikverzierungen und die Untersuchung ihres Stils in ihrer räumlichen
Verbreitung werden in der prähistorischen Archäologie häufig dazu herangezogen, Gruppenidentitäten
zu definieren.301 Interessant ist die Idee einer bewussten Abgrenzung einzelner Gruppen durch
besondere Betonung spezifischer, eigener Stilmerkmale in Zeiten erhöhter Spannung. Stilgrenzen
bedeuten demnach Gruppengrenzen und werden zur Definition von Kulturgruppen herangezogen, bei
denen zumeist das Konzept einer ethnischen Deutung mitschwingt. Keramikzierstile können jedoch
auch von linguistischen, politischen oder sozialen Komponenten abhängen.302
Ganz allgemein ist die Ornamentik der hallstattzeitlichen Keramik lineargeometrisch und nicht
kurvolinear, das betrifft sowohl das Gebiet der Hallstattkultur als auch Italien und Griechenland.
Einzelne Zeichen werden über einen sehr langen Zeitraum abgebildet und unterliegen keiner
schnellen Änderung – der chorologischen Interpretation der unterschiedlichen Keramikstile ist der
chronologischen offenbar in Bezug auf den gesamten Hallstattraum der Vorzug zu geben.303 Die
Umsetzung der Ornamentik ist lokal, es lassen sich anhand der Verzierung Gruppenstile feststellen.
Nach U. Brosseder gibt es weder eine strenge Korrelation zwischen Zeichen und Mustern mit
Gefäßformen, noch eine Korrelation zwischen der Ornamentik der Gefäße in den Bestattungen mit
dem Geschlecht der bestatteten Person. Ein Zusammenhang mit dem Alter der Bestatteten konnte
nicht untersucht werden. Auch im vorliegenden Statzendorfer Material konnte kein überzeugender
Zusammenhang zwischen Alter, Geschlecht oder Sozialstatus der Bestatteten mit der Keramik-
verzierung im Grab festgestellt werden.
Über die Ornamentik der Keramik konnte U. Brosseder innerhalb ihres Untersuchungsgebietes einige
Regionalgruppen herausarbeiten. Den Kalenderbergraum fasst sie mit Böhmen und Mähren zu einem
„mittleren Kreis“ zusammen, der bereits in der frühesten Hallstattzeit zu fassen ist. Dabei weist er
Eigenheiten auf, die sich vor allem in der plastischen Gestaltung der Verzierung und weniger in der
Ornamentik fassen lassen. Typisch sind jedoch verschiedene Arten von Wolfszahnbändern, Varianten
der Felderverzierung und Schalen mit schräg schraffierten Dreiecken. Auf der Muster- und
Ornamentebene dürfte der Kalenderbergraum eine eigenständige Region bilden, wenn auch die
Vielfältigkeit der Ornamentik nicht so ausgeprägt erscheint wie in anderen Regionen. Sowohl die
zweidimensionalen, geritzten oder gemalten Zeichen, als auch die plastische, dreidimensionale
Verzierung mit Knubben, Kanneluren und Leisten sind Kennzeichen des Kalenderbergraumes.
Innerhalb des niederösterreichisch- nordburgenländischen Kalenderbergraumes lassen sich weitere
regionale Einheiten fassen, so die Beschränkung der komplexen Kalenderberg-Ausstattung mit
Tonfeuerbock, Fußschale und Doppelgefäßen auf den Raum westlich des Neusiedler Sees und das
südliche Wiener Becken.304 Allerdings zeigt jede Fundstelle individuelle Charakteristika, die
Zusammenfassung von Fundorten zu Werkstattkreisen ist nach C. Schappelwein nicht möglich,305
eher finden sich kleinregionale Ziergruppen, wie sie schon L. Nebelsick für das Wiener Becken
annimmt.306
Die Ergebnisse der Seriation307 des Fundmaterials aus Sopron, Nové Košariská und von der Malleiten
bei Bad Fischau lassen jeweils Einblicke in die Keramikentwicklung der einzelnen Fundorte zu,
überregionale Aussagen oder auch nur Aussagen, die über einen einzelnen Fundort hinausgehen,
lassen sich jedoch nicht ablesen. C. Schappelwein hält Datierungen der Keramik aufgrund der
Gefäßverzierung für zu unsicher.308 Die Abgrenzung der Kalenderbergkultur zu benachbarten
Regionen gelingt über die Motivwahl der Keramikverzierung nur zum Teil. Einzelne Motive lassen eine
klare Trennung vornehmen, wie zum Beispiel die gewölbten Mäander und die sternförmige
Schaleninnenzier, die südmährische Gräberfelder auszeichnet. Weder nach Osten noch nach Süden
können jedoch Einzelmerkmale in der Motivik festgemacht werden, anhand derer Grenzen der
Kalenderbergkultur festzumachen wären.309 Hier zählt offenbar als Hauptkriterium der
Gesamteindruck der Keramik. In der späten Hallstattzeit sind keine lokalen Gruppierungen mehr
301
Siehe Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische
Einordnung“
302
Bernbeck 1997, 239.
303
Brosseder 2004, 24 f.
304
Brosseder 2004, 281f.
305
Schappelwein 1999, 282.
306
Nebelsick 1997, 72.
307
Siehe Kapitel „Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf – Seriation“
308
Schappelwein 1999, 265 ff.
309
Schappelwein 1999, 279.

149
Statzendorf Keramik-Verzierungen

festzustellen, im Raum zwischen Raab, Neusiedlersee und mittlerer Oder wird eine einheitliche
Ornamentsprache verwendet. Zu Beginn der Latènezeit entwickelt sich gerade hier ein neuer,
eigenständiger Stil.310
Der „mittlere Kreis“ der hallstattzeitlichen Ornamentik ist wiederum in den nordöstlichen Kreis
eingebunden, zu dem auch Nordostbayern und Schlesien gehören. Die engen Verbindungen auf dem
Sektor der Keramikverzierung legen verstärkten Kontakt innerhalb dieser Räume nahe.
Keramikverzierung wird als Ausdruck von Identität gedeutet, wobei die unterschiedlichen Ebenen der
räumlichen Verteilung mit unterschiedlichen Ebenen sozialer Identität parallelisiert werden könnten311
– eine reizvolle Vorstellung, wenn sie nicht zu weit geht.

310
Brosseder 2004, 289.
311
Brosseder 2004, 345 f.

150
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

10. Fassungsvermögen der Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf

Analog zu den Inhaltsberechnungen der Gefäße im Grabhügel 1 von Zagersdorf312 wurde das
Fassungsvermögen aller Gefäße des Gräberfeldes Statzendorf berechnet, für die dies möglich war.
Immerhin sind 996 Gefäße vollständig oder vollständig rekonstruierbar, was eine gute Basis für
typendifferenzierte Betrachtungen darstellt. Um den Inhalt zu ermitteln, wurden kleinere Gefäße mit
Mohn gefüllt, das Gewicht des Mohnes dann auf das Volumen zurückgerechnet. Ein Liter des
verwendeten Mohnes wog etwa 610 g. Der Inhalt größerer Gefäße wurde mithilfe eines kleinen
Computerprogramms errechnet. Eine Gegenüberstellung der gemessenen und errechneten Werte
ergab eine zufriedenstellende Übereinstimmung, ein geschätzter Fehler von 5 % muss aber
einkalkuliert werden. Die Füllmarke der Gefäße, die auch in der Hallstattzeit nicht randvoll gewesen
sein werden, wurde wie schon beim Fundmaterial von Zagersdorf intuitiv festgesetzt.
Die Tabelle gibt einen Überblick von der Zahl der Gefäße, bei denen aufgrund des Erhaltungs-
zustandes eine Messung möglich war, und ihre Aufteilung auf die verschiedenen Gefäßtypen (als
„gültig“ werden hier die Gefäße mit messbarem Inhalt verstanden).

Inhalt in Liter Verarbeitete Fälle


Gültig Fehlend Gesamt
N Prozent N Prozent N Prozent
Ausgussgefäß 6 66,7% 3 33,3% 9 100,0%
Drillingsgefäß 1 100,0% 0 ,0% 1 100,0%
Fußschale 13 72,2% 5 27,8% 18 100,0%
Henkelschale 131 80,9% 31 19,1% 162 100,0%
Henkelschüssel 26 86,7% 4 13,3% 30 100,0%
Kalenderbergtopf 103 68,7% 47 31,3% 150 100,0%
Kegelhalsgefäß 172 60,6% 112 39,4% 284 100,0%
Schale 334 79,9% 84 20,1% 418 100,0%
Schüssel 165 63,2% 96 36,8% 261 100,0%
Topf 43 70,5% 18 29,5% 61 100,0%
Ziste 2 66,7% 1 33,3% 3 100,0%

Die Darstellung des durchschnittlichen Fassungsvermögens der einzelnen Gefäßtypen in Liter sieht
nun folgendermaßen aus: Ausgussgefäße bringen es auf ein durchschnittliches Fassungsvermögen
von 0,49 l, Fußschalen von 0,54 l, Henkelschalen von 0,27 l, Henkelschüsseln von 0,67 l, Kalender-
bergtöpfe von 1,76 l, Kegelhalsgefäße von 14,68 l, Schalen von 1,18 l, Schüsseln von 3,44 l, Töpfe
von 1,26 l und Zisten von 0,74 l. Das Drillingsgefäß fasst 0,45 l. Interessant ist, dass jene Gefäße, die
als Urnen Verwendung fanden, im Mittel deutlich kleiner als Gefäße desselben Typs sind, die als
Beigabengefäße ins Grab gelangten.

Ausgussgefäß
Ausgussgefäß
Drillingsgefäß Drillingsgefäß
Fußschale Fußschale
Henkelschale Henkelschale

Henkelschüssel Henkelschüssel

Kalenderbergtopf Kalenderbergtopf

Kegelhalsgefäß Kegelhalsgefäß

Schale Schale

Schüssel Schüssel

Topf Topf
Beigabengefäß
Ziste Ziste
Urne
0 2 4 6 8 10 12 14 16 0 2 4 6 8 10 12 14 16

Mittelwert Inhalt in l Mittelwert Inhalt in l

Abb. 104: Durchschnittliches Fassungsvermögen der Abb. 105: Durchschnittliches Fassungsvermögen der
einzelnen Gefäßtypen in Liter Gefäßtypen, in Bezug auf ihre Verwendung als Urne

312
Rebay 2002, 71 ff.

151
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

Bei der genauen Betrachtung der Statistik sind neben dem arithmetischen Mittelwert auch der
Median,313 das 5 % getrimmte Mittel,314 der Minimalwert und Maximalwert sowie die Standard-
abweichung315 von Bedeutung.

5% getrimmtes Standard-
Mittelwert Median Minimalwert Maximalwert
Mittel abweichung
Ausgussgefäß 0,49 0,36 0,47 0,17 1,21 0,37
Drillingsgefäß 0,45
Fußschale 0,54 0,43 0,45 0,06 2,63 0,66
Henkelschale 0,27 0,25 0,25 0,01 1,85 0,19
Henkelschüsse 0,67 0,38 0,59 0,10 2,55 0,68
Kalenderbergtopf 1,76 1,72 1,74 0,08 4,01 0,80
Kegelhalsgefäß 14,68 13,26 13,92 0,14 77,35 11,52
Schale 1,18 0,95 1,05 0,01 18,22 1,26
Schüssel 3,44 2,39 3,06 0,10 17,02 3,21
Topf 1,26 0,79 1,04 0,08 7,30 1,37
Ziste 0,74 0,72 0,76

1,4
Die sechs Ausgussgefäße haben ein Fassungs-
vermögen zwischen 0,17 und 1,21 l, im Durchschnitt 1,2

fassen sie 0,49 l. Differenziert man weiter, haben


Ausgussgefäße mit einfachem Ausguss ein Fassungs- 1,0

vermögen von 0,27 l, Ausgussgefäß mit tierförmigem ,8


Ausguss von 0,61 l.
,6

Das Drillingsgefäß kann einen Inhalt von 0,45 l fassen,


,4
nimmt man alle drei Kammern zusammen.
Inhalt in l

,2

0,0
PA

SH

SH

PA

PA

SH
43

38

42
03

01

06
10

32

77
1a

2a

4c
4

9
Abb. 106: Fassungsvermögen der Ausgussgefäße
3,0
Bei den 13 Fußschalen lassen sich vier Varianten
deutlich voneinander abgrenzen. Die Gruppe der 2,5
Fußschalen mit ausladendem Rand und einem durch-
schnittlichen Inhalt von 0,22 l, die Gruppe der 2,0
Fußschalen mit facettierter Randzone mit einem
mittleren Inhalt von 0,49 l, die Gruppe der ein- 1,5

gezogenen Fußschalen mit einem mittleren Inhalt von


0,87 l und die einzelne kalottenförmige Schale auf vier 1,0

Füßen, die 0,64 l fasst. Gesamt gibt es Fußschalen, die


zwischen 0,06 und 2,63 l fassen, der Mittelwert liegt bei ,5
Inhalt in l

0,54 l.
0,0
PA

PA 38

PA 00

PA

SH 34

SH c

PA a

PA

PA 11

SH 08

SH a

SH

PA c
42

45

42

45

43

45

45

38
02

02

04

01

01
6

81

09

26
3

0a

6
1

Abb. 107: Fassungsvermögen der Fußschalen

313
Der Wert, unter dem die Hälfte der Fälle liegen (SPSS für Windows 10.1).
314
Der unter Ausschluß der 5% größten und der 5% kleinsten Werte berechnete arithmetische Mittelwert. Der
Ausschluß von Extremfällen aus der Berechnung des Mittelwertes führt zu einer besseren Schätzung der Lage,
insbesondere dann, wenn die Daten nicht normalverteilt sind (SPSS für Windows 10.1).
315
Ein Maß für die Streuung um den Mittelwert. Bei einer Normalverteilung liegen 68% der Fälle im Bereich von
einer Standardabweichung um den Mittelwert und 95% der Fälle im Bereich von zwei Standardabweichungen.
Wenn z. B. der Altersmittelwert 45 ist, und die Standardabweichung 10 beträgt, würden bei Normalverteilung 95%
der Fälle zwischen 25 und 65 liegen (SPSS für Windows 10.1).

152
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

2,0
Das Fassungsvermögen der 131 Henkelschalen liegt
zwischen 0,01 und 1,85 l. Aufgrund der Form lassen
sich Henkelschalen mit Knick (0,24 l), kalottenförmige
Henkelschalen (0,27 l), kugelige Henkelschalen (0,41 l) 1,5

und napfartige Henkelschalen, die normalerweise ein


wenig kleiner ausfallen (0,13 l), voneinander abgrenzen.
Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Henkel- 1,0

schalen liegt bei 0,27 l. In der Grafik stechen die vier


größten Henkelschalen, MK3083, PA42704, PA42705
und SH026b deutlich heraus, während sich die Masse ,5

der Gefäße nahe des arithmetischen Mittelwerts

Inhalt in l
bewegt.
0,0

Abb. 108: Fassungsvermögen der Henkelschalen


3,0
Henkelschüsseln sind im Allgemeinen ein wenig größer,
ihr Fassungsvermögen liegt zwischen 0,10 und 2,55 l,
im Durchschnitt bei 0,67 l. 26 Henkelschüsseln wurden 2,5

in die Statistik einbezogen. Die kleinste Variante sind


die gedrückten, profilierten Formen (0,14 l), gefolgt von 2,0

den hohen Formen (0,22 l) und den gedrückt-


kalottenförmigen (0,41 l). Kugelige Henkelschüsseln 1,5

fassen 0,59 l, die größten sind Henkelschüsseln mit


eingezogener Wand mit einem durchschnittlichen 1,0

Fassungsvermögen von 1,15 l.


,5
Inhalt in l

0,0

Abb. 109: Fassungsvermögen der Henkelschüsseln


5
Der Inhalt der 103 Kalenderbergtöpfe liegt zwischen
0,08 und 4,01 l, im Mittel fassen Kalenderbergtöpfe
somit 1,76 l. Kugelige Kalenderbergtöpfe sind die 4

kleinste Variante mit einem Fassungsvermögen von


1,39 l, gefolgt von den Kalenderbergtöpfen mit Fuß und
3
einem Fassungsvermögen von 1,73 l. Schlanke
Kalenderbergtöpfe fassen 1,55 l, breite und normale
1,85 l, geschwungene Kalenderbergtöpfe 1,96. Das 2

Fassungsvermögen dieser Gruppe verteilt sich relativ


regelmäßig und lässt keine echten Ausreißer zu. 1
Inhalt in l

Abb. 110: Fassungsvermögen der Kalenderbergtöpfe


100
Das Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße liegt im
Bereich zwischen 0,14 und 77,35 l. Im Durchschnitt
fassen die 172 berechneten Kegelhalsgefäße jedoch 80

nur 14,68 l. Differenziert nach den Varianten ergibt sich


folgendes Bild: Kegelhalsgefäße mit flauer Profilierung
60
sind mit 5,22 l die kleinsten, dann folgen die
Kegelhalsgefäße mit Henkel und 7,85 l Inhalt, die
Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals und 8,97 l und die 40

Kegelhalsgefäße mit mittlerem Hals und 11,25 l


Fassungsvermögen. Die größte Gruppe sind 20
erwartungsgemäß die Kegelhalsgefäße mit hohem
Inhalt in l

Hals. Sie fassen im Durchschnitt 18,56 l.


0

Abb. 111: Fassungsvermögen der Kegelhalsgefäße

153
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

Die Schalen sind mit 334 Gefäßen die größte


20
beobachtete Gruppe. Sie kommen im Gräberfeld von
Statzendorf mit einem Fassungsvermögen zwischen
0,01 und 18,22 l vor. Im Durchschnitt sind sie mit einem
Inhalt von 1,18 l befüllbar. Unter den Einzugschalen
sind die bauchigen die kleinsten (0,25 l), hohe und
durchschnittliche fassen etwa 1 l, gedrückte mit 1,1 l
etwas mehr. Einzugschalen mit facettierter Randzone 10

halten bei 0,96 l. Schale mit ausladendem Rand fassen


0,43 l, jene mit Randverzierung sind mit 1,58 l
Fassungsvermögen deutlich größer, ebenso wie die
kalottenförmigen Schalen mit ausladendem Rand (1,42

Inhalt in l
l). Stufenschalen fassen 0,84 l, Knickwandschalen 1,31
l. Die Schalen mit dem größten Fassungsvermögen 0

sind die innenverzierten Schalen mit ausladendem Abb. 112: Fassungsvermögen der Schalen
Rand (2,95 l), Schalen mit Kerbverzierung,
durchschnittlich 5,21 l. Die große, bemalte Schale
PA38282 fasst 9,82 l Inhalt.
20
165 Schüsseln konnten in die Statistik mit einbezogen
werden. Aufgrund der Menge werden Schalen und
Schüsseln hier anders als in Zagersdorf getrennt
behandelt. Trotzdem ist der Minimal- und Maximalwert
mit 0,10 bis 17,02 l den Schalen relativ ähnlich.
Durchschnittlich fassen Schüsseln 3,44 l. Schüsseln mit
kurzem Kegelrand sind mit 2,16 l Fassungsvermögen 10

die kleinsten, gefolgt von Schüsseln mit geradem,


langen Hals (2,96 l) und rot-schwarz bemalten
Kragenrandschüsseln (2,97). Schüsseln mit geradem,
kurzem Hals fassen 3,24 l, Schüsseln mit langem
Inhalt in l

Kegelrand 3,93 l, und Schüsseln mit Kragenrand 4,49 l.


0

Abb. 113: Fassungsvermögen der Schüsseln


Der Inhalt der 43 Töpfe schwankt zwischen 0,08 und 8

7,30 l. Eiförmige Henkeltöpfe fassen im Durchschnitt


0,9 l, eiförmige Töpfe ohne Henkel 1,79 l. Die beiden
kleinen, doppelkonischen Töpfe ohne Henkel fassen 6

nur 0,14 l, die kugeligen Henkeltöpfe 1,22 l, die


kugeligen Töpfe ohne Henkel1,69 l. Zusammen-
genommen fassen alle Töpfe im Durchschnitt 1,26 l, 4

deutlich weniger als die Kalenderbergtöpfe.

2
Inhalt in l

Abb. 114: Fassungsvermögen der Töpfe


,77
Zuletzt sind noch die beiden Zisten anzuführen, deren
Fassungsvermögen mit 0,72 und 0,76 l nahe
,76
beieinander liegt. Im Durchschnitt fassen sie demnach
0,74 l.
,75

,74

,73

,72
Inhalt in l

Abb. 115: Fassungsvermögen der Zisten ,71


SH077d SH122a

154
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

In der Tabelle ist ein Vergleich der Inhaltsberechnungen zwischen Statzendorf und Zagersdorf316
dargestellt. Abgesehen von der Tatsache, dass einige Typen aufgrund ihres unterschiedlichen
Vorkommens nicht vergleichbar sind, ergeben sich doch ganz beachtliche Unterschiede. Am
auffälligsten ist der Unterschied bei den Kegelhalsgefäßen, die in Statzendorf im Durchschnitt deutlich
kleiner ausfallen als in Zagersdorf. Der Unterschied im Fassungsvermögen beträgt 13,69 l. Bei den
Schüsseln ist dasselbe der Fall, hier beträgt der Unterschied 2,84 l. Schalen sind wiederum in
Statzendorf deutlich größer als in Zagersdorf: Statt den durchschnittlichen 0,64 l fassen die
Statzendorfer Schalen über einen Liter (1,18 l). Fußschalen, Henkelschalen, Kalenderbergtöpfe und
Töpfe sind in etwa vergleichbar. Mit 996 Gefäßen, bei denen ein Fassungsvermögen berechnet
werden konnte, stehen für Statzendorf weit mehr Daten zur Verfügung, als bei Zagersdorf mit 53
Gefäßen.

30

Statzendorf Zagersdorf
Ausgussgefäß 0,49
Doppelgefäß 0,89
20
Drillingsgefäß 0,45
Fußschale 0,54 0,37
Henkelschale 0,27 0,58
Henkelschüssel 0,67 1,65
10
Kalenderbergtopf 1,76 1,48
Kegelhalsgefäß 14,68 28,37 Fundort

Schale 1,18 0,64 Statzendorf


Schüssel 3,44 6,28
0 Zagersdorf
Situla 1,96
Fu

Ka

Ke

Sc

Sc

To
en

en

Topf 1,26 1,36


ßs

ha

p

le

ge

f
ke

ke

nd
c

le

ss
lh
ha

ls

ls

er

al

el
ch

ch

Ziste 0,74
le

sg
be
al

üs

ef
rg
e

se

äß
to
l

pf
Abb. 116: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner
Gefäßtypen aus Statzendorf und Zagersdorf

Schließlich soll dem Zusammenhang zwischen Geschlecht und Sozialstatus der Bestatteten einerseits
und dem durchschnittlichen Fassungsvermögen der mitgegebenen Gefäßen andererseits
nachgegangen werden. Das durchschnittliche Fassungsvermögen aller Gefäße zusammengenommen
unterscheidet sich innerhalb der Männer- und Frauengräber so gut wie gar nicht und liegt bei etwa 4,4
l. Keramik aus nicht bestimmbaren Gräbern liegt mit einem mittleren Fassungsvermögen von etwa 3,6
l deutlich darunter. Gliedert man die Werte nach einzelnen Typen auf, fällt auf, dass Kegelhalsgefäße
aus Männergräbern mehr Inhalt fassen können als solche aus Frauengräbern, im Durchschnitt

Fußschale

unbestimmbar Henkelschale

Henkelschüssel

Kalenderbergtopf
Frau
Kegelhalsgefäß

Schale

Mann Schüssel

Frau
Topf

Mann
3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 4,4 4,6 0 10 20 30

Mittelwert Inhalt in l Mittelwert Inhalt in l

Abb. 117: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller Abb. 118: Durchschnittliches Fassungsvermögen


Gefäße in Frauen- bzw. Männergräbern einzelner Gefäßtypen in Frauen- bzw. Männergräbern

316
Rebay 2002, 71 ff. Für den Vergleich sind einige Typbezeichnungen aus Zagersdorf anders definiert worden,
um sie an das Statzendorfer Material anzupassen, deshalb weichen die Zahlenangaben ein wenig von der
Publikation ab.

155
Statzendorf Keramik-Fassungsvermögen

nämlich 22,3 l im Gegensatz zu 16,3 l. Ähnlich verhält es sich bei den Schüsseln (4,9 bzw. 3,4 l).
Dafür sind die Kalenderbergtöpfe und Henkelschüsseln bei weiblichen Bestattungen etwas größer.
Das durchschnittliche Fassungsvermögen der Gefäße steigt mit zunehmendem Sozialstatus. Auch
wenn in der Gruppe mit Sozialstatus 80-100 bloß zwei Gräber mit zusammen 18 Gefäßen
vorkommen, so ist doch der durchschnittliche Gefäßinhalt aller Gefäße 12,2 l. Fasst man die Gräber
mit einem Sozialindex über 60 zusammen, ergibt sich ein durchschnittliches Fassungsvermögen von
5,15 l, was immer noch oberhalb der Gräber mit niedrigem Sozialindex liegt. Dieser Trend ist
ausschließlich auf die Kegelhalsgefäße zurückzuführen, andere Gefäßformen verhalten sich
insignifikant oder gegenläufig, wie etwa Schalen, Schüsseln und Töpfe.

5,5

Fußschale
5,0
Henkelschale

Henkelschüssel
4,5

Kalenderbergtopf

4,0
Mittelwert Inhalt in l

Kegelhalsgefäß Sozialindex

Schale 1-19
3,5

Schüssel 20-39

3,0
40-59
Topf
So

So

So

So
z.

z.

z.

z.

60-100
1-

20

40

60
1

-
9

39

59

10

0 10 20 30
0

Mittelwert Inhalt in l

Abb. 119: Durchschnittliches Fassungsvermögen aller Abb. 120: Durchschnittliches Fassungsvermögen einzelner
Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber Gefäßtypen in Bezug auf den Sozialindex der Gräber

156
Statzendorf Metall

11. Metall
Zu den Metallobjekten im Gräberfeld von Statzendorf zählen Waffen, Geräte, Schmuck,
Trachtbestandteile und Reste von Bronzegefäßen. Selbstverständlich sind sie zahlenmäßig den
Keramikfunden unterlegen, jedoch ist die Zahl der katalogisierten Objekte aus Metall mit 528 (271
Bronze, 257 Eisen) gegenüber den Keramikfunden mit 1560 Objekten für den Nordostalpenraum
ungewöhnlich hoch. In wie weit dieser Umstand die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegelt, oder
doch eher darauf zurückzuführen ist, dass man nicht alle Gefäße bei der Grabung geborgen und
später aufbewahrt hat, sei dahingestellt. Zu erwarten ist bei Ausgrabungen des frühen 20.
Jahrhunderts eher ein Nichterkennen bzw. Nichtbergen von kleinen, unscheinbaren oder im Boden
schlecht erhaltenen Metallobjekten.
Ein Problem bei der Auswertung war, dass zahlreiche Kleinobjekte des Feldes B nicht kartierbar sind,
da sie aus dem Grabzusammenhang gerissen wurden und heute nicht mehr entscheidbar ist, zu
welchem Grab des Feldes B sie gehören. Verbreitungskarten innerhalb des Gräberfeldes sind daher
nur in wenigen Fällen aussagekräftig.
Bei vielen Trachtbestandteilen und Metallbeigaben kann nicht mehr entschieden werden, ob sie am
Scheiterhaufen mitverbrannt worden sind oder nicht. Das trifft vor allem auf Eisenobjekte zu, die in
verschiedensten Erhaltungszuständen vorliegen und in unterschiedlichen Techniken restauriert
wurden. Eine offensichtliche Veränderung der Oberfläche konnte jedenfalls nicht beobachtet werden.
Die meisten bronzenen Trachtbestandteile weisen auch keine Spuren von Hitzeeinwirkung auf, auch
zarte Objekte wie kleine Ringe oder Fibeln sind kaum beschädigt. Bei 108 Objekten, zumeist
Trachtbestandteilen, ist hingegen eine Feuerdeformation deutlich zu erkennen. Dazu zählen 8
Armreifen, 1 Bronzegefäß, 3 Fibeln, 1 Gürtel, 8 Halsreiffragmente, 1 Knopf, 4 Nadeln, 8 Niete und 17
Bronzeringe. Von den feuerdeformierten Objekten sind oft nur wenige Fragmente vorhanden, die nicht
immer eindeutig Typen zugeordnet werden konnten. 54 Fragmente dieser Art sind im Fundbestand
erhalten. Inwieweit Bronzeschmelzstücke und völlig zerstörte Objekte den Prozess der Grabung,
Restaurierung und Lagerung über 100 Jahre überlebt haben, ist eine andere Frage. Die
feuerdeformierten Bronzeobjekte stammen, soweit zuordenbar, aus insgesamt 48 unterschiedlichen
Gräbern, einige Objekte sind Streufunde. Die Gräber sind über das gesamte Gräberfeld verteilt, es
konnten keine Konzentrationen festgestellt werden, die auf unterschiedliche Bestattungs- und
Niederlegungssitten schließen ließen.
So könnte sowohl die Verbrennung des Leichnams samt Gewand und Tracht als auch die
Niederlegung und Beigabe von zusätzlichem Gewand, Tracht und Schmuck üblich gewesen sein. J.
Bayer vermutet ähnliches bereits in Zusammenhang mit der Beschreibung des Befundes von Grab
B037: "Die Behauptung, dass man bei Verbrennung die mit den Fibeln geschmückte Kleidung auf die
Brandreste gelegt hat, bestätigt die Lage der Fibel in Grab 37. Sie lag geschlossen an der
Bauchwölbung der Urne, nahe unter dem Deckel, wo sie herabfallen hätte müssen, wäre sie nicht von
dem unter dem Deckel herausstehenden Gewandstoff festgehalten worden."317
Experimente zur Verbrennung am Scheiterhaufen haben ergeben, dass Beigaben die Kremation in
einem breiten Erhaltungsspektrum überstehen können, von völlig unverbrannt bis total verbrannt.
Erklärbar ist dies dadurch, dass die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen ein komplexes Phänomen
ist, das von Witterung, Brenneigenschaften, Feuchtigkeitsgehalt des Holzes und Konstruktion
abhängig ist, trotzdem aber immer einen gewissermaßen chaotischen Verlauf zeigt. Innerhalb des
Brandes gibt es Zonen mit unterschiedlicher Sauerstoffversorgung und unterschiedlicher Temperatur,
die zwischen 300 und über 1000 °C schwankt. Diese Tatsache erklärt den differenzierten
Erhaltungszustand von Beigaben in einem Grab.318 Selbstverständlich können Trachtbestandteile und
Beigaben während des Verbrennungsvorganges vom Scheiterhaufen fallen und in feuernahen und
feuerfernen Bereichen zu liegen kommen. Die Temperaturen, die Zinnbronze zum Verformen (1040°
C) bzw. zum Schmelzen (1150 bis 1250° C) benötigt, werden unter Umständen gar nicht erreicht. So
wurde auch bei einem Experiment in der Steiermark festgestellt, dass mitverbrannte Keramik zur
Gänze zerscherbt und ausgeglüht, das Glas völlig zerschmolzen, die Bronzegegenstände hingegen
fast unzerstört waren.319

317
Bayer 1904, 52.
318
Leineweber 2002, 168 ff.
319
Siami/Kern 2001, 77 f.
157
Statzendorf Metall

11.1 Waffen, Zaumzeug und Gerät


11.1.1 Beile
Eiserne Ärmchenbeile liegen aus drei Gräbern vor (PA38154_A027,
PA38175_A036 und PA43251_B147), sie unterscheiden sich auffällig in
ihrer Größe. Das erstgenannte Beil ist mit 15,5 cm Länge das größte,
das zweitgenannte mit 9,2 cm das kleinste, das letztgenannte liegt mit
12,6 cm dazwischen. Nach A. Wesse gehört PA38154 der Variante
III3A,2, das Beil PA38175 der Variante III3C,2 an, den Ärmchenbeilen
mit Nackenfächern, die sich nur noch durch die Länge des Schaftteiles
unterscheiden. Der erste Typ ist vor allem im Gräberfeld von Hallstatt
und im inneralpinen Raum zu finden, der zweite vor allem in Schlesien,
Böhmen und Mähren.320 Eiserne Ärmchenbeile setzen während der
frühen Hallstattzeit im Ostalpenraum ein und verschwinden im Lauf der
späten Hallstattzeit. Für F. Stary könnte die häufige Vergesellschaftung
mit anderen Beiltypen darauf hinweisen, dass sie im Kampf eine
besondere Bedeutung, etwa als Wurf- oder Reiterwaffe, haben.321 A. PA38154_A027
Wesse datiert die Funde aus dem Ostalpenraum in ein vorgerücktes
Stadium der älteren Hallstattzeit, die Beile mit Nackenfächer stehen
chronologisch zwischen den älteren Exemplaren mit geradlinigem Bahnende und den jüngeren Beilen
mit verdicktem Bahnende.322 Die eisernen Ärmchenbeile sind in ganz Mitteleuropa verbreitet, sie
haben Vorbilder aus Bronze in Kleinasien und im Kaukasus, wo sie bereits ab dem 12. Jh. v. Chr.
belegt sind. Im Bereich des Osthallstattraumes wurden sie vermutlich in Eisen umgeformt.323 Die
eisernen Ärmchenbeile mit fächerförmig verbreitertem Nacken sind in der älteren Hallstattzeit erstmals
nachweisbar, die meisten Funde stammen auch aus dieser Zeit. Einige Exemplare aus Hallstatt sind
in jüngeren Zusammenhängen nachgewiesen.324 Ärmchenbeile sind in Niederösterreich aus Hügel 7
und Hügel Hochholz von Bad Fischau325 sowie vom Kalenderberg326 und dem Schwarzkogel bei
Mödling327 bekannt. Im Gräberfeld von Kleinklein wurden ebenfalls drei eiserne Ärmchenbeile
gefunden (Tumulus Hochschusterwald 27, Grellwald 22 und Leitengritschwald 27).328 Die Schäftung
der Ärmchenbeile kann in verschiedener Weise ausgeführt werden. Aus Bad Fischau ist ein Befund
überliefert, der bezeugt, dass der Nackenteil des Ärmchenbeiles durch ein in Längsrichtung
verlaufendes Loch im Stiel gesteckt wird. Auch andere Schäftungsmethoden als die
Stangenschäftung, wie die Knieholmschäftung, wobei die Schneide sowohl längs- als auch quer
angebracht werden kann, sind wahrscheinlich.329
Aus Grab B141 ist ein bronzenes Tüllenbeil mit Schaftloch und
einer Länge von 9,2 cm bekannt (PA43204). Es weist deutlich
ausgeprägte Seitengrate auf, eine Seite ist mit fünf Ziergraten
verziert. Der mittlere Grat ist länger, von ihm zweigen zwei Grate
schräg nach oben ab und enden in einem Kreis. L. Nebelsick
datiert das Beil in die frühe bzw. ältere Hallstattzeit.330 Das
Tüllenbeil gehört nach E. Mayer zu den Tüllenbeilen mit vertikalen
Rippen. Weitere Funde dieses Typs aus dem nieder-
österreichischen Raum stammen aus Hainburg, Langenlois,
Hohenau und Wien. Beile dieser Art gehören zu den Leitformen
der späten Urnenfelderzeit, lediglich das Statzendorfer Beil wurde
in älterhallstättischem Kontext gefunden.331
PA43204_B141

320
Wesse 1990, 79.
321
Stary 1982, 41.
322
Wesse 1990, 154, 168.
323
Mayer 1977, 241.
324
Mayer 1977, 240.
325
Klemm 1992, 153; Schäftungsteile wie etwa Bronzebänder und Eisendrahtumwicklungen, die in Bad Fischau
nachgewiesen werden konnten, kommen in Statzendorf nicht vor.
326
Kyrle 1912, 225.
327
Pescheck 1942a, 112, Taf. 39/1.
328
Dobiat 1980, 143.
329
Wesse 1990, 86 ff.
330
Nebelsick 1997, 101.
331
Mayer 1977, 202 f.
158
Statzendorf Metall

Die Funktion der Tüllenbeile ist nicht ganz geklärt, es könnte sich sowohl um Werkzeuge als auch um
Waffen handeln.332 Im östlichen Hallstattkreis ist das Beil zusammen mit der Lanze die primäre
Angriffswaffe und setzt sich damit vom westlichen Hallstattkreis ab. Der Übergang zur Beilbewaffnung
findet im Ostalpenraum und in Mittelitalien annähernd gleichzeitig statt, urnenfelderzeitliche Formen
werden weiterentwickelt. Das eiserne Ärmchenbeil wird unter östlichem Einfluss in der frühen
Hallstattzeit eingeführt und verschwindet noch während der Hallstattzeit wieder.333 Dem Beil können
mehrere Funktionen zugeschrieben werden, es ist als Waffe, als Handwerksgerät aber auch in
rituellem Zusammenhang als Schlacht- und Opfergerät334 oder Würdezeichen verwendbar. Als
Rangabzeichen und Kultobjekt spielt das Beil besonders an der Grenze zwischen West- und
Osthallstattkreis, namentlich in Hallstatt und am Dürrnberg, eine besondere Rolle.335
11.1.2 Lanzenspitzen
Beide eisernen Lanzenspitzen (PA38236a und b) stammen aus
demselben Grab C013. Mit 21,7 und 22,5 cm unterscheiden sie sich
nicht wesentlich in der Länge. Die lange Tülle, der scharfe Mittelgrat und
das leicht geschwungene, schmale Blatt sind typisch. Beide
Lanzenspitzen sind am Tüllenende verziert, sie sind umlaufend doppelt
eingeritzt, darunter befinden sich je drei Bänder mit schrägen Ritzungen.
Die Tülle ist beidseitig gelocht. Nach dem Gesamtplan des Gräberfeldes
waren die beiden Lanzenspitzen parallel zueinander im Nordosten des
Grabes C013 neben einem mittelgroßen Gefäß niedergelegt, und zwar
mit der Spitze nach Westen. Der Befund impliziert, dass die
Lanzenspitzen nicht auf einer organischen Stange montiert waren,
Hinweise auf Lanzenschuhe fehlen ebenfalls. Das paarweise Auftreten
der Lanzenspitzen ist nicht ungewöhnlich und z. B. aus Maissau Grab 17
und Roggendorf Grab 14 bekannt.336 In Größe und Form entspricht die
Roggendorfer Lanzenspitze337, in der Verzierung das Stück aus
Maiersch, Grab 7, am ehesten dem aus Statzendorf.338
Das Mitgeben von Lanzen im Grab ist eine Sitte der Urnenfelderkultur,
die in der Hallstattzeit im Kalenderbergraum nur selten zu beobachten
ist. Wenn überhaupt sind Lanzen im westlichen Verbreitungsgebiet zu
suchen und unterstreichen dort die enge Verbindung zu Mähren. PA38236a_C013
Lanzenspitzen wurden im Kalenderbergraum noch in Grafenwörth,
Maiersch, Ravelsbach, Roggendorf und Maissau gefunden.339
Lanzenspitzen aus Eisen lösen in der späten mittleren und frühen
jüngeren Phase von Kleinklein die Standardbewaffnung des Kriegers mit
Schwert zugunsten des Beiles mit zunächst einer, später zwei oder
mehreren Lanzenspitzen ab.340
11.1.3 Pfeil
Die einzige Pfeilspitze des gesamten Gräberfeldes stammt aus Grab
A013 (PA38110). Sie ist aus Bronze und 2,8 cm lang, besitzt zwei Flügel
und eine Schafttülle. Nach E. Holger gehört die Statzendorfer Pfeilspitze
zu Typ 4, der geflügelten Tüllenpfeilspitze, Variante A. Sie besitzt eine
eingezogene Basis und spitz zulaufende Flügelenden. Es handelt sich
um den bei weitem häufigsten Typ im Hallstattraum überhaupt. Er kommt
in Fundzusammenhängen von Bronzezeit C bis Latène A vor, am
häufigsten jedoch in der späteren Urnenfelderzeit (Ha A/B).341 Pfeile sind
als Jagd-, Kriegs und Wettkampfwaffe einsetzbar. Die Pfeilspitze aus
PA38110_A013
Statzendorf Grab A013 stammt aus einem interessanten Grabensemble,
das neben zwei Harfenfibeln und einem Gürtelhaken auch einen

332
Mayer 1977, 207.
333
Stary 1982, 70.
334
Pauli 1989, 291 ff.; Krausse 1996, 319 f.; Tomedi 2002, 119 f.
335
Stary 1982, 67.
336
Pescheck 1942a, 106.
337
Pescheck 1942a, Taf. 38/3.
338
Berg 1962, Taf. 1/8.
339
Nebelsick 1997, 102.
340
Dobiat 1980, 144.
341
Eckhard 1996, 29, 151.
159
Statzendorf Metall

Spinnwirtel und einen Anhänger enthält. Ohne anthropologische Daten zur Verfügung zu haben, ist
eine Klassifizierung als Frauengrab angebracht, wobei der Pfeilspitze ein Amulettcharakter
zugeschrieben werden kann.342 Pfeilspitzen dieser Art sind zumeist als Oberflächenfunde im Bereich
von Siedlungen gefunden worden, wie etwa am Kalenderberg343, in Deutschkreuz344 und in
Donnerskirchen.345 Aus Gräbern stammen jeweils mehrere Knochenpfeilspitzen, die in Grafenwörth346
und Franzhausen347 gefunden wurden.
11.1.4 Pferdegeschirr
Zu Bestandteilen von Pferdegeschirr zählen zwei eiserne
Trensen (PA38158a und b), die in Form und Ausführung
fast identisch sind. Sie besitzen jeweils ein zweiteiliges
Mundstück mit falscher Torsion und ringförmige
Abschlüsse, in die jeweils ein Schaumring und eine
Omegazwinge eingehängt ist. Zur Ausrüstung gehören PA38158a_A027
außerdem zwei eiserne Zwergknebel (PA38161 und
PA38162). Ersterer hat Kugelenden und ist im Querschnitt achteckig, der zweite ist wesentlich
schlechter erhalten, dürfte aber im Querschnitt rund gewesen sein. Zum Verschließen der Riemen ist
außer den Zwergknebeln noch mit Ringen zu rechnen, die aus demselben Grab in vierfacher
Ausführung vorhanden sind. Alle Objekte stammen aus Grab A027, sie wurden gemeinsam mit drei
Messern, einem Ärmchenbeil, einer Mehrkopfnadel und dem Leichenbrand in einer Urne gefunden.
Ein weiteres Eisenobjekt, das in Grab C062 gefunden wurde, könnte ebenfalls eine Omegazwinge
sein (PA45319), aber auch jede andere Funktion als mit Holz oder anderem organischen Material
verbundener Splint annehmen.
Eine Entsprechung der Eisentrense aus Grab 9 von Mindelheim zählt G. Kossack zu den älteren
Ausprägungen der hallstättischen Pferdegebisse.348 Trensen sind im Gebiet der Kalenderbergkultur
äußerst selten, paarweise treten sie noch in Retz auf, in dem Fall allerdings aus Bronze, weshalb ein
urnenfelderzeitlicher Zusammenhang eher wahrscheinlich ist349, einzeln in Maiersch Grab 36 und
50,350 wobei letztere Trense jenen aus Statzendorf sehr gut entspricht.351 Einzelne andere
Bestandteile des Pferdegeschirrs finden sich in Loretto, Bad Fischau und Gemeinlebarn,
Donnerskirchen und Roggendorf.352Omegazwingen werden durch Seitenstangen aus Holz oder Bein
getrieben und befestigen das Kopfgestell und die Trense an den Seitenstangen. Sie kommen sehr
häufig vor, in Österreich etwa in Hügel 1 von Gilgenberg und Mitterkirchen.353
Zwergknebel dienen der schnellen, sicheren, aber auch leicht lösbaren
Verbindung zweier Lederriemen. Wenn auch im Magdalenenberg bei Villingen ein
Zwergknebel in Verbindung mit einem Ring als einfacher Gürtel bzw.
Leibriemenverschluß Verwendung gefunden hat, so kommen sie doch am
häufigsten in Gräbern mit Pferdegeschirr und Zaumzeugteilen vor. C. Dobiat zählt
die beiden eisernen Zwergnebel aus Statzendorf zu seinem Typ 1, den einfachen
Knebeln aus Bronze und Eisen mit knopfartigen Enden. Sie sind über den
gesamten Hallstattraum verbreitet.354 Eine ganz ähnliche Ausstattung mit
Zwergknebeln und mehreren Eisenringen ist vom Tschoneggerfranzl - Tumulus 2
von Kleinklein bekannt.355 Aus dem Grab stammen vier Eisenringe, drei mit einem
Durchmesser von 5,2 cm, einer mit einem Durchmesser von 2,3 cm. Ringe dieser PA38161_A027
Art können als Riemenkreuzungen eingesetzt werden, J. Leskovar rekonstruiert

342
wie auch Nebelsick 1997, 102 vorschlägt.
343
Pescheck 1942a, 107, Taf. 37, 5-7.
344
Matouschek 1976, 212, Abb. 166.
345
Nebehay 1981, 415 f., Abb. 396-397.
346
Lochner 1988, 99, Taf. 12, 4-8.
347
Neugebauer 1997, 180, Abb. 73.
348
Kossack 1959, 19, Taf. 23/4, 23/5.
349
Lochner 1991, 219 ff.
350
Berg 1962, Taf. 12/2, Taf. 18/4.
351
Gelegentlich wird in der Literatur fälschlich behauptet, in Statzendorf Grab A027 gäbe es nur eine Trense (z.
B. Kaus 1973a, 201, Nebelsick 1997, 103). A. Dungel spricht jedoch von Anfang an von einem Paar Eisentrensen
(Dungel 1908, 21), wenn er auch nur ein Objekt abbildet und beide Trensen unter einer Nummer inventarisiert
sind.
352
Nebelsick 1997, 103.
353
Leskovar 1998, 67.
354
Dobiat 1979, 191ff.
355
Dobiat 1980, Taf. 58.
160
Statzendorf Metall

das Kopfgeschirr von Grab I/3 aus Mitterkirchen so, dass je zwei Ringe pro Geschirr die
Kreuzungselemente zwischen Stirn- und Nackenriemen bilden.356 Genauso möglich ist es, einen
Nasenriemen mit dem Backenringen zu verbinden, wofür vermutlich ein kleinerer Ring eingesetzt
wurde. Das könnte die verschiedenen Größen der Ringe in Grab A027 erklären. Weiterhin sind
einfache Lederverbindungen in jedem Fall möglich. Eine zweite Interpretationsmöglichkeit ist die
Verwendung von Ringen am Joch, was aber reichlich unwahrscheinlich erscheint, da sonstige
Hinweise auf Fahrgeschirr oder Wagen gänzlich fehlen. An den Trensen selbst ist nicht zu erkennen,
ob sie zum Reiten oder zum Fahren benutzt wurden, die paarige Beigabe spricht jedoch für ein
wagenziehendes Gespann. Im Westhallstattkreis sind vor allem paarweise Trensenbeigaben zu
beobachten, während sie im Osthallstattkreis nur bei sehr reichen Gräbern wie in Strettweg,
Kleinklein, Somlóvásárhely und Libna vorkommen. Üblicher ist die Beigabe von nur einer Trense, die
häufig mit Reiterkriegern in Verbindung gebracht wird. Selten kommen auch drei Trensen in Gräbern
vor, die wohl für ein wagenziehendes Gespann und ein Reittier dienten.357 Zur Grabausstattung eines
Pferdehalters gehören in der frühen Hallstattzeit zwei Paar Trensen aus Bronze oder Eisen, zwei Paar
Knebel verschiedener Form, ein- oder zwei Paar kreisrunde Bronzeblechscheiben,
Riemenkreuzungen in Form von Hohlkreuzen oder Bronzekegeln mit Rückenösen und Ringbesatz am
Rand, sowie Riemenschlaufen oder Knöpfe mit Ringfuß. Diese Garnitur kann noch durch Aufsatzringe
ergänzt werden.358 Diese Zusammensetzung von Pferdegeschirrteilen ist von Krain bis
Norddeutschland und von Westungarn bis nach Belgien recht einheitlich, von lokalen Nuancierungen
in der Zusammensetzung und im Stil abgesehen. In Grab 11 aus Mindelheim fanden sich 2
Eisentrensen, 4 Bronzeknebel, 13 geschlossene Bronzeringe, 10 Bronzetutuli mit kreuzförmiger
Rückenöse und Ringösenbesatz, 2 Aufsatzringe aus Bronze, Leder mit Bronzeblechbesatz, Schale
und Schöpfer aus Bronzeblech und Keramik.359 Durch glückliche Fundumstände und präzise Grabung
konnte die Machart der beiden im Grab von Hochdorf niedergelegten Zaumzeuge der jüngeren
Hallstattzeit genau rekonstruiert werden. Das Gebiss selbst wird durch mit Bronzeblech umwickelte,
gebogene hölzerne Trensenknebel vor dem Durchrutschen geschützt. Zur Fixierung der Trense und
der Riemen sind jeweils drei Omegaclips pro Seite in den Trensenknebeln fixiert, der mittlere ist mit
den Schaumringen verbunden, die beiden äußeren mit dem Kopfgestell.360 Die Trensenknebel werden
mit zwei Riemen am Nasen- und Backenriemen fixiert. Der Genickriemen ist mit dickem Bronzedraht
umwickelt, zwischen Stirn- und Nasenriemen läuft ein Frontriemen. Auf diesen Riemen sind bei jedem
Halfter 16 große und 8 kleine Bronzeblechscheiben aufgesetzt. Sie sind unverziert und besitzen in der
Mitte einen Bronzeniet, der mit einer Eisenblechlasche den durchlaufenden Lederriemen hält.
Riemenkreuzungen werden zusätzlich mit schmalen Eisenblechstreifen gesichert. Die Halfter werden
seitlich am Kehlriemen mit einem kleinen Verschlussknopf geschlossen, bei Zugtieren, wie in diesem
361
Fall, liegen die Verschlüsse jeweils an der äußeren, der Deichsel abgewandten Seite.
11.1.5 Eisenringe
Dem Pferdegeschirr sind thematisch die Eisenringe anzuschließen. Für die Eisenringe sind zahlreiche
Verwendungsmöglichkeiten denkbar. Ein Zusammenhang mit Pferdegeschirr ist für die vier Eisenringe
aus Grab A027 anzunehmen, doch auch in anderen Fällen können Eisenringe als Riemenverteiler für
das Schwertgehänge oder als Gürtelschließe Verwendung finden. Im
Gräberfeld von Statzendorf wurden 31 Ringe aus Eisen gefunden. Sie
besitzen bis auf die Exemplare PA42822 und PA42710, die einen
rechteckigen Querschnitt aufweisen, einen runden Querschnitt
(PA38126_A014, PA38159a_A027, PA38159b_A027, PA38159c_A027,
PA38160_A027, PA38201_D001, PA38220a_C013, PA38220b_C013,
PA42640a_A041, PA42640b_A041, PA42640c_A041, PA42710_A054,
PA42822_A078, PA42878_A091, PA42993_A105, PA43007_A106,
PA43211a_B142, PA43231_B145, PA43246_B146, PA43253_B147,
PA45061a_C020, PA45061b_C020, PA45113_C029, PA45121_C030,
PA45125_C030, PA45238a_C046, PA45415_C081, PA56127a_GD08, PA38159a_A027
PA56127b_GD08, PA56164_A005, PA56181_A011). Die Ringe haben

356
Leskovar 1998, 70.
357
Egg 1996b, 71.
358
Kossack 1953, 55 f.
359
Kossack 1954, 154 und Kossack 1953, 56.
360
Koch 2000, 327. Auch für Statzendorf kann man davon ausgehen, dass ursprünglich sechs Clips vorhanden
gewesen sein müssen.
361
Biel 1985, 157.
161
Statzendorf Metall

einen Durchmesser zwischen 2,3 und 6,4 cm, der Durchschnitt liegt bei 4,5 cm. Auf PA45415 ist ein
kleinerer Ring aufgeschoben. An PA43246 ist ein Nadelfragment, an PA45415 ist Leichenbrand
ankorrodiert.
11.1.6 Messer
Von den 141 erhaltenen Eisenmessern sind lediglich 58 in voller Länge erhalten. Sie sind im
Durchschnitt 11,3 cm lang (6,9 bis 17,2 cm), 1,7 cm breit und 0,4 cm dick. In ihrer Form sind sie relativ
einheitlich, mit Mühe kann man Messer mit geknicktem, geradem, geschwungenem und rundem
Rücken voneinander unterscheiden.

geknickter Rücken gerader Rücken geschwungener Rücken runder Rücken


(PA38202_C003) (PA45087a_C025) (PA38208_C009) (PA42783b_A071)

Bei Messern mit geknicktem Rücken ist der Rücken in der Mitte bzw. im letzten Drittel vor der
Griffangel scharf abgeknickt. Zu diesem Typ zählen die Exemplare PA38137_A017, PA38146_A022,
PA38173_A034, PA38202_C003, PA38213_C011, PA38221_C013, PA42648_A042, PA42661_A044,
PA42754_A064, PA42821_A078, PA43162_B137, PA43252_B147, PA56126_GD08, SHoA42_StrfB,
SHoA50_StrfB und SHoA52_StrfB.
Messer mit relativ geradem Rücken kommen ebenfalls im Formbestand vor, sie weisen keinen Knick
am Rücken auf, können aber sanft gebogen sein. Die Messer PA38103b_A011, PA38131_A015,
PA38156_A027, PA38177_A036, PA38204_C008, PA38205_C008, PA42717_A055, PA42723b_
A058, PA42759b_A065, PA42801_A074, PA42960_A102, PA43009b_A106, PA43038_A114,
PA43244a_B146, PA45059a_C020, PA45060_C020, PA45087a_C025, PA45154_C033, PA45190_
C039, PA56167_A009, PA56299, SHoA40_StrfB, SHoA48_StrfB und SHoA57_StrfB zählen zu
diesem Typ.
Bei den Messern mit geschwungenem Rücken sitzt der runde Knick im letzten Drittel der Klinge, die
Spitze ist nach oben gebogen, so dass sich ein s-förmig geschwungener Rücken ergibt. Die eher
geringe Zahl der Messer dieses Typs kommt auch dadurch zustande, dass unvollständig erhaltenen
Messern häufig die Spitze fehlt, so dass sie eher den Messern mit rundem Rücken zugeordnet
werden (PA38144_A019, PA38208_C009, PA42642_A041, PA42770a_A068, PA42876a_A091,
PA42927_A097, PA42933_A098, PA43048_A115, PA43225_B144, PA45096_C027, PA45127_C030,
PA45355_C068, PA45361_C070, SHoA38_B106, SHoA41_StrfB).
Messer mit rundem Rücken sind zwar ebenfalls geknickt, der Knick ist allerdings nicht scharf,
sondern rund ausgeführt und sitzt etwa in der Mitte des Rückens (PA38116_A013, PA38125a_A014,
PA38125b_A014, PA38132_A016, PA38141_A018, PA38151_A023, PA38155_A027,
PA38157_A027, PA38165_A030, PA38166_A030, PA38171_A033, PA38176_A036, PA38179_A037,
PA38180_A037, PA38189_A038, PA38200_C001, PA38212_C011, PA38237_A004, PA42675_A047,
PA42708_A053, PA42783b_A071, PA42790a_A072, PA42790b_A072, PA42818a_A077, PA42824_
A080, PA42825_A081, PA42851_A086, PA42876b_A091, PA42901_A094, PA42943_A099,
PA42950_A100, PA43021a_A108, PA43021b_A108, PA43026_A109, PA43060_A116, PA43076a_
A118, PA43091_B124, PA43147_B135, PA43153_B136, PA43189_B140, PA43199b_B141,
PA43244b_B146, PA45049a_C018, PA45059b_C020, PA45087b_C025, PA45090b_C026,
PA45105_C028, PA45114_C029, PA45128_C030, PA45168_C035, PA45177_C037, PA45197_
C040, PA45215_C044, PA45223_C045, PA45280_C054, PA45313_C061, PA45348_C067,
PA45383_C074, PA45416_C081, PA45427_C083, PA56091b_C086, PA56136_GD11, PA56154_
GD19, PA86352_D018, PA86379_D021, SHoA19_StrfB, SHoA43_StrfB, SHoA44_StrfB, SHoA47_
StrfB, SHoA49_StrfB, SHoA51_StrfB, SHoA53_StrfB).
Keinem Typ zuordenbar sind die Fragmente PA38103a _A011, PA38117_A013, PA42818b_A077,
PA42840a_A084, PA42840b_A084, PA43009a_A106, PA43021c_A108, PA43076b_A118, PA43081,
PA43178a_B138, PA43178b_B138 und PA45236_C046.

162
Statzendorf Metall

Die Verteilung der zuordenbaren Messer auf die Typen sieht nun folgendermaßen aus:

Messertyp n % Länge
Messer mit geknicktem Rücken 16 12,6% 11,0
Messer mit geradem Rücken 24 18,9% 11,6
Messer mit geschwungenem Rücken 15 11,8% 11,4
Messer mit rundem Rücken 72 56,7% 11,2

Die durchschnittliche Länge der Messer ist offenbar nicht an den Typ gebunden. Bei der Verteilung
der Messertypen im Gräberfeld lässt sich auch keine Regel erkennen. Die Messer dürften ihre Form
durch Benutzung, Nachschleifen und vielleicht auch durch Korrosion und Restaurierung verändert
haben, deshalb ist eine typologische Gliederung vermutlich nicht sinnvoll und brachte keine
Ergebnisse. Das Verhältnis zwischen Längen und Breiten der Messer verhält sich erwartungsgemäß.
180

160

140

120
Messerlänge in mm

100

80

60
N= 1 2 2 4 3 6 12 3 5 6 2 4 1 3 1 2 1

9 11 13 15 17 19 21 24 27

Messerbreite in mm

Abb. 121: Boxplot zum Längen-/Breitenverhältnis der Eisenmesser

Die kurzen Griffangelmesser, die zu den häufigsten Metalltypen des Kalenderbergraumes überhaupt
zählen, gehören dem Typ Stillfried an. Sie werden zunächst aus Bronze, während der Hallstattzeit
zunehmend aus Eisen hergestellt und sind in ganz Mitteleuropa verbreitet.362
Für die Messer kann man zwei Arten der Niederlegung unterscheiden: Viele werden in der Nähe von
Schalen und Tierknochen gefunden und sind somit eindeutig als Essbesteck ausgewiesen. Natürlich
können Messer auch als Werkzeug- oder Gerätebeigabe interpretiert werden.363 In Frög und generell
im südalpinen Raum werden Messer selten im Zusammenhang mit Tierknochen gefunden. Eventuell
wurde dort entweder so tranchiert, dass Fleischstücke ohne Knochen übrig blieben, oder die
Fleischbeigaben mit Knochen werden am Scheiterhaufen mitverbrannt. Die Beigabe von Messern ist
geschlechtsspezifisch nicht relevant.364 Nach C. Dobiat treten sie aber in Kleinklein häufiger in
Männergräbern als in Frauengräbern auf.365 Diese Annahme kann für das Gräberfeld von Statzendorf
nicht bestätigt werden. In 37 Fällen ist der Befund als Messer zur Speisebeigabe in Statzendorf durch
die Grabbeschreibung dokumentiert. Andere Messer werden mitverbrannt und gemeinsam mit dem
Leichenbrand in der Urne niedergelegt, so dass man annehmen kann, sie seien Bestandteil des
Trachtensembles gewesen, das mitverbrannt wurde. Dieser Befund ist sechsmal beschrieben. Sind
mehrere Messer im Grabensemble, so ist selten mehr als ein Messer bei der Fleischbeigabe zu
finden. Im Plan sind nur fünfmal zwei Messer pro Grab eingezeichnet, aus den Beschreibungen geht
aber hervor, dass bei mindestens 15 Gräbern (von 97 beschriebenen) zwei oder drei Messer
vorhanden waren, heute gibt es noch 20 Gräber, in deren Inventar mehr als ein Messer zu finden ist
(drei Messer: A027, A108, C020 zwei Messer: A011, A014, A030, A036, A037, A072, A077, A084,
A091, A106, A118, B138, B146, C008, C011, C025, C030).

362
Klemm 1992, 157.
363
Nebelsick 1997, 97 f.
364
Tomedi 2002, 132 f.
365
Dobiat 1980, 144.
163
Statzendorf Metall

11.1.7 Pinzette
Eine kleine Bronzepinzette (PA42845) mit nur 4,5 cm Länge stammt aus
Grab A085. Sie besteht aus einem Bronzeband, das in der Mitte rund
gebogen ist und so die Fähigkeit zu federn besitzt. Zwei ganz ähnliche
Objekte sind die Pinzetten aus Grab 44 und 54 von Maiersch.366
Toilettebesteck, bestehend aus Pinzette, Nagelkratzer und Ohrlöffelchen,
die häufig durch einen Ring zusammengehalten werden, sind aus Ha C
Männergräbern der gesamten Zone nördlich der Alpen gut bekannt.367
PA42845_A085
11.1.8 Nähnadeln
Die vier bronzenen Nadeln mit Öhr sind im Durchschnitt 8,7 cm lang (7,5
bis 9,4 cm) und dürften ebenso wie die eisernen Exemplare
(PA38140_A018, PA42718 aus der Nähe des Grabes A056) wohl weniger
als Trachtbestandteil sondern eher als Nähnadel zu interpretieren sein
(PA38228_A013, PA42731c_A061, SH32b_B032, SH37f_B037).
Parallelen zu den Nähnadeln finden sich sowohl im Osten, zum Beispiel in
Loretto, Fundstelle 126,368 als auch im Westen, zum Beispiel in Linz – St.
Peter, Brandgrab 446.369
PA38140_A018
11.1.9 Nadelbehälter (?)
Als Nadelbehälter wird PA38107 aus Grab A014 angesprochen, wenn
auch im Inventar des Grabes keine Nadeln zu finden sind. Das nur
fragmentarisch erhaltene Stück aus sehr dünnem Bronzeblech ist noch 13
cm lang und dürfte zu einem runden Behälter von 1,5 cm Durchmesser zu
rekonstruieren sein. Es ist durch Reihen von Punzen verziert. Die
Blechenden sind auf beiden Seiten einmal umgefalzt und ineinander
gesteckt. Im Gräberfeld von Maiersch, allerdings ohne Grabzusammen-
hang, existiert ein ähnliches Objekt. Es wird als 26 cm langer, länglicher
Beschlag aus sehr dünnem Bronzeblech beschrieben, die Oberfläche ist
mit Reihen von getriebenen Buckeln verziert und es konnten Reste einer
Holzunterlage beobachtet werden. F. Berg interpretiert das Objekt als
Dolchscheide.370 PA38107_A014

11.2 Tracht und Schmuck


Zu Tracht und Schmuck werden all jene Gegenstände zusammengefasst, die unmittelbar am Körper
oder als Kleidungsapplikation zur Zierde getragen werden.
11.2.1 Anhänger

PA38108_A013 PA45038_C015 PA56153c_D018 SH31c_B031

Nur vier Bronzen können zu den Anhängern gezählt werden. Bei der ersten handelt es sich um einen
länglichen Anhänger aus Grab A013 von 5,9 cm Länge mit 24 runden Buckeln, das obere Ende ist
durchlocht (PA38108). Ein weiteres Klapperblechfragment, PA42911b_A096, wurde in
Zusammenhang mit einer Halbmondfibel gefunden. Anhänger dieser Art sind im gesamten
Hallstattraum weit verbreitet, sie finden als Klapperbleche an kleinen Kettchen oder Ringen bei
Bronzegefäßen, Fibeln und Ringschmuck Verwendung. Während Klapperbleche im Westen eher in

366
Berg 1962, Taf. 13/14, Taf. 19/5.
367
Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 80.
368
Nebelsick 1994a, Taf. 141.
369
Adler 1965, 281, sowie als Streufund, 319.
370
Berg 1962, Taf. 47/1.
164
Statzendorf Metall

Zusammenhang mit Pferdegeschirr und Wagen auftreten, werden Klapperbeche im Osten der
Hallstattkultur als Schmuck gebraucht.371 Buckelverzierte Klapperbleche finden sich vor allem nördlich
der Alpen, ihre Zeitstellung innerhalb der Hallstattzeit lässt sich nicht näher eingrenzen,372 weist aber
einen Schwerpunkt in Hallstatt C2 und D1 auf.373
Des weiteren stammt eine nur 2,2 cm lange Doppelspirale aus Bronzedraht (PA45038 aus Grab
C015) aus dem Gräberfeld Statzendorf. Doppelspiralanhänger sind selten in funktionalem
Zusammenhang überliefert, wenn doch, sind sie mit einem kleinen Kettchen an einer Fibel angehängt.
Ihr Verbreitungsgebiet zeigt Schwerpunkte im Golaseccagebiet und in Slowenien, an österreichischen
Fundorten sind Hallstatt und Bischofshofen zu nennen. Die Datierung ist zwischen Este II spät und
dem Certosafibelhorizont, also etwa zwischen Hallstatt C2 und D3 anzusetzen.374
Ein kleines, gewölbtes und durchlochtes Bronzeblech mit einem Durchmesser von etwa 1,7 cm
(PA56153c aus Grab GD18) dürfte als Anhänger getragen oder auf die Kleidung aufgenäht gewesen
sein. Zu den Prunkstücken des Gräberfeldes gehört sicher die kleine Vogelfigur aus Grab B031, von
der offenbar 1904 noch etwas mehr erhalten war als heute (SH31c).375 Die Figur ist heute noch 4 cm
lang, der etwa 1 cm lange Schnabel ist abgebrochen und fehlt heute. Das Auge ist beiderseits deutlich
ausgearbeitet. Das Ende der Figur war vermutlich als Ring ausgearbeitet, der allerdings ebenfalls
abgebrochen ist. Anhänger mit Wasservögeln sind in der Hallstattkultur weit verbreitet, ein Beispiel
aus Niederösterreich ist Grab 32 von Maiersch.376 Anhänger, die vermutlich einen Hahn darstellen,
sind aus Most na Soči und Stična bekannt.377
Bei den Anhängern kann sowohl ein Schmuck- als auch ein Amulettcharakter postuliert werden.378 Die
Tatsache, dass aus dem Süden eingeführte Anhängerformen im Norden keine nachhaltige Wirkung
hinterließen, veranlasste T. Warneke, von einer geistig-religiösen Eigenständigkeit der Hallstatt- und
Frühlatènekultur auszugehen, zumal etwa ein Fünftel der Anhängerformen bereits aus der Bronzezeit
tradiert ist.379
11.2.2 Armschmuck
42 Armreifen bzw. Armringe kommen im Bestand des Statzendorfer Gräberfeldes vor. Armreif
bezeichnet ein offenes Objekt, der Armring ist in sich geschlossen. Da keinerlei Befund Hinweise auf
die Trageweise gibt, werden hier alle Funde der oberen Extremität zugewiesen, wenn auch nicht
ausgeschlossen werden kann, dass es sich in manchen Fällen um Fußreifen oder -ringe handelt. Als
Material wurde sowohl Eisen als auch Bronze verwendet.
Die 16 Armreifen aus Eisen sind im Durchschnitt 7,1 cm lang (von 5,6 – 8,3 cm) und 6,6 cm breit
(von 4,4 - 7,6 cm) und besitzen einen runden bis leicht ovalen Querschnitt. Lediglich der bandförmige
Armreif PA38168 aus Grab A032 besitzt einen halbrunden Querschnitt. Seine Enden überlappen sich
leicht und sind nicht weiter verziert. Am ehesten vergleichbar ist ein bandförmiger Armreif mit
überlappenden Enden aus Klein Rust, Grab 13, und ein Exemplar mit ovalem Querschnitt aus
Maiersch, Grab 31. 380 Die Enden aller anderen Armreifen laufen – soweit erhalten – in Kugeln bzw.
Pufferenden aus (BA54_B054, PA38136_A017, PA38139b_A018, PA38139a_A018, PA38150_A023,
PA38168_A032, PA38185_A037, PA38239_A012, PA38240_A023, PA42660_A044, PA42689_A049,
PA45381_C074, PA56132a_GD09, SHoA18_StrfB, SHoA46_StrfB, SHoA58_StrfB). Nach K. Kaus
sind eiserne Pufferringe typisch für die frühen Männergräber in Niederösterreich.381 Bei fünf
Armreifen ist vor dem Ende eine kleine Verdickung bzw. ein Knoten zu beobachten (PA38139b,
PA38139a, PA38239, SHoA58, PA38136). PA38240 besitzt ein gleichmäßig doppelt verdicktes
Ende.

371
Warneke 1999, 91.
372
Parzinger/Nekvasil/Barth 1995, 53.
373
Warneke 1999, 91.
374
Warneke 1999, 166.
375
Bayer 1904, 60.
376
Berg 1962, Taf. 32/8.
377
Warneke 1999, 125.
378
Pauli 1975.
379
Warneke 1999, 224.
380
Pescheck 1942a, 90.
381
Kaus 1973a, 200.
165
Statzendorf Metall

Eisenarmreifen: bandförmig mit Pufferenden mit doppelt verdickten Enden


(PA38168_A032) (PA38136_A017) (PA38240_A023)

Die 26 bronzenen Armringe und -reifen können in mehrere Typen gegliedert werden. Die
Bronzearmreifen sind mit einer durchschnittlichen Länge von 6,2 cm (3,8 bis 7,5) und einer Breite von
6 cm (3,5 bis 9 cm) etwas kleiner als die eisernen Exemplare. SH74b aus Grab B074 ist ein 1,2 cm
breiter Blechbandarmreifen mit Hakenverschluß. Er ist mit 6 waagrecht eingeritzten Linien verziert,
der Rand ist mit kleinen Kerben versehen. Die geschlossenen Armringe (PA38196a und b aus Grab
C001, PA38222 aus Grab C014) haben einen Durchmesser von etwa 7 cm und einen runden
Querschnitt. Die ersten beiden sind durch Knoten, der dritte durch Rippen verziert. Bei den Armreifen
mit verdickten Enden (PA38120_A014, PA38190_A039, PA42951_A100, PA45386c_C075,
SHoA04_StrfB, SHoA06_StrfB, SHoA07_StrfB, SHoA11_StrfB) laufen die Enden in Pilz- oder
Kugelform aus, bei drei Exemplaren ist vor dem Ende ein Knoten angebracht. PA38120 ist durch
Knoten verziert, zwischen den Knoten ist der Armreif gerippt. Auch PA38190 und PA42951 sind durch
Rippen verziert. Alle Armreifen dieses Typs besitzen einen runden Querschnitt. Die Armreifen mit
einfachem Ende besitzen zumeist einen runden Querschnitt (PA43030_A110, PA45144_C032,
PA45380_C074, PA56134_GD11, PA86440, SHoA05_StrfB, SHoA10_StrfB), bei drei Objekten ist er
halbrund (PA45376a_C073, PA45376b_C073, PA56135_GD11). Nur ein Armreifen ist gänzlich
unverziert (ShoA05), PA43030 ist lediglich an den Enden gerippt, alle anderen Armreifen weisen
Ritzverzierungen, Knoten oder Rippen auf. Bei den Fragmenten PA38135_A017, PA42912_A096,
PA45180_C037 und PA56133_GD09 kann keine Zuordnung zu einzelnen Typen mehr vorgenommen
werden, da sie durch das Mitverbrennen auf dem Scheiterhaufen zu stark beschädigt wurden.

Bronzearmreifen: Blechband offen mit verdicktem Ende offen mit einfachem Ende Ring
(SH74b_B74) (PA38120_A014) (PA45376a_C073) (PA38196a_C001)

Die Bronzearmreifen sind in neun Fällen glatt, in zwölf Fällen gerippt und in fünf Fällen durch Ritzung
verziert. Runde und leicht ovale Querschnitte kommen ebenso vor wie D-förmige Querschnitte. Das
Spektrum der Bronzearmreifen entspricht im Wesentlichen den in der älteren Hallstattzeit geläufigen
Typen.382 Die Verteilung der Armreifen nach dem Material innerhalb des Gräberfeldes ist nicht
uninteressant: Während Bronzearmreifen relativ regelmäßig über das Gräberfeld verteilt sind und
auch unkartierter weise sechsmal in Feld B vorkommen, das den nördlichsten Bereich des
Gräberfeldes darstellt, konzentriert sich die Verteilung der Eisenarmreife im mittleren Westbereich des
Gräberfeldes, der Innovationszone, die auch mit der mittleren Phase des Gräberfeldes gleichzusetzen
ist. Drei Eisenarmreifen stammen aus Feld B und konnten daher nicht kartiert werden.

382
Stöllner 2002, 78 ff.
166
Statzendorf Metall

Abb. 122: Bronzearmreifen Abb. 123: Eisenarmreifen

11.2.3 Fibeln
25 Objekte konnten als Fibeln oder deren Bestandteile identifiziert werden. Sie sind in Statzendorf
vermutlich ausschließlich Bestandteil der Frauentracht und dienen dem Zusammenstecken des
Gewandes oder des Leichentuches.
11.2.3.1 Harfenfibeln
Der häufigste Typ ist zweifellos die Harfenfibel, die neunmal in Bronze und zehnmal in Eisen gefertigt
vorkommt.383 Nur eine der bronzenen Harfenfibeln wurde offenbar am Scheiterhaufen mitverbrannt
(PA42911a aus Grab A104), bei den eisernen Exemplaren bzw. Fragmenten kann dies nicht mit
Sicherheit gesagt werden. Die bronzenen Exemplare können der Größe nach in drei Gruppen
eingeteilt werden. Die kleinste Fibel ist nur 3,8 cm lang (PA38163 aus Grab A28), die mittelgroßen
sind zwischen 5 und 6,3 cm lang (PA38226_C001, SH37e_B037, PA56098_GD01, PA56148_GD16,
PA43211b_B142, PA38142_A019) die größten sind 10,2 bzw. 11,5 cm lang (SHoA62_StrfB,
PA42987b_A104). Meist ist der Bügel von rundem Querschnitt, bei SHoA62 und SH37e und PA56148
ist er rautenförmig, bei PA38142 achteckig. Drei Objekte sind am Bügel verziert, und zwar jeweils mit
zwei Gruppen von doppelten, drei oder fünffachen Einritzungen bzw. Rippen. PA38226 weist als
Besonderheit eine Achse auf, die in der Spirale geführt wird und an den Enden eingerollt ist. PA38142
besitzt eine einfache Achse.
P. Beltzer teilt die Fibeln nach ihren Proportionen ein. Zum eher lang gezogenen Typ Hadersdorf zählt
er die Stücke PA38142 und PA43211b. Dem ist noch die Fibel PA56098 anzuschließen. Die
Bezeichnung des Typs legt schon nahe, dass es sich um einen hauptsächlich urnenfelderzeitlichen
Typ handelt, der nur in Bronze vorkommt. Parallelen sind aus Hadersdorf am Kamp, Stillfried,
Zagersdorf, Bad Fischau und Jois bekannt. Der Typ Roggendorf ist im Gegensatz zum Typ
Hadersdorf immer unverziert, klein und besitzt eine gedrungene Form. Er kann auch in Eisen
auftreten. PA38163, PA38226 und SH37e ordnet er diesem Typ zu, hinzuzufügen ist noch PA56148.
Parallelen gibt es aus Roggendorf und Maiersch. Als typologischen Grenzgänger ordnet er das Stück
SHoA62 ein, da es in Proportion und nicht vorhandener Verzierung dem Typ Roggendorf entspricht,
aber größer als üblich ist.384
Die eisernen Harfenfibeln sind in der Größe ähnlich, die kleine Fibel PA38184 aus Grab A037 ist 4,7
cm lang, die mittelgroße Fibel PA45179 aus Grab C037 ist 7,1 cm lang, die großen Fibeln PA38113a

383
Betzler 1974, 87.
384
Betzler 1974, 86 ff.
167
Statzendorf Metall

Bronzeharfenfibel Typ Hadersdorf Bronzeharfenfibel Typ Roggendorf Eisenharfenfibel


(PA38142_A019) (PA38226_C001) (PA38113a_A013)

aus Grab A013 und PA45385 aus Grab C075 sind 9,2 bzw. 9,3 cm lang. Von den restlichen
Eisenfibeln existieren nur Fragmente (PA56132b_GD09, PA56150b_GD16, PA38114b_A013,
PA38223_C014, PA38114a_A013, SHoA45_StrfB, PA38209_C009). Auch bei den eisernen
Exemplaren ist der Bügel zumeist rund, außer bei PA45179 und PA45385, die einen rautenförmigen
Querschnitt haben. Bei PA45179 und PA38113a sind die Bügel verziert, bei allen anderen Eisenfibeln
ist durch die Korrosion keine Verzierung mehr erkennbar. Aus Sopron liegt nur eine eiserne
Harfenfibel aus Tumulus 27 vor (2. Gruppe),385 weitere Exemplare aus Eisen sind aus Klein Rust,
Maiersch, Roggendorf und Röschitz bekannt.386 Im Südostalpenraum ist am Übergang von der
Urnenfelder- zur Hallstattzeit der "Horizont des eisernen Schmuckes" fassbar, zu dem auch das
Auftreten der eisernen Harfenfibel gerechnet wird.387 In Statzendorf kommen zweimal zwei
Harfenfibeln in einem Grab vor, es sind die Gräber D016 (ein bronzenes und ein eisernes Exemplar)
und A013 mit zwei eisernen Fibeln. Dieser Befund ist sonst nur aus Maiersch bekannt,388 üblich ist
jeweils nur eine Fibel. Körpergräber geben Hinweise auf die Trageweise. So lag in Swibie die Fibel auf
der rechten Brustseite, in Grab 3 von Prag-Stresovice auf der linken Schulter389. Betrachtet man alle
Harfenfibeln so, dass die Fußspirale links liegt, so ist bei 11 Fibeln, wo dies entschieden werden
konnte, der Bügel oben und die Nadel unten. Bei den Fibeln PA45385, ShoA37e, ShoA45 ist es
jedoch genau umgekehrt. Die verschiedene Ausrichtung der Fußspiralscheibe links bzw. rechts des
Bügels könnte auf verschie-
dene Tragweisen an der
linken bzw. rechten Schulter
hinweisen.
Die Verteilung der Harfenfi-
beln innerhalb des Gräber-
feldes Statzendorf ist klar
gegliedert: Bronzene Har-
fenfibeln sind schwerpunkt-
mäßig im nördlichen Teil
des Gräberfeldes verteilt,
das der ältere sein dürfte,
eiserne Harfenfibeln kom-
men hingegen im Südteil
des Gräberfeldes vor. Je-
weils eine nicht kartierbare
Fibel aus Bronze und aus
Eisen stammen aus Feld B.
In Mitteleuropa haben Har-
fenfibeln drei Verbreitungs-
schwerpunkte: Niederöster-
reich und das Burgenland,
wo die ältesten Stücke zu
Abb. 124: Harfenfibeln aus Bronze Abb. 125: Harfenfibeln aus Eisen finden sind, Nordostböhmen

385
Eibner-Persy 1980, 50.
386
Pescheck 1942a, 79.
387
Tomedi 1996, 539.
388
Berg 1962, 20.
389
Betzler 1974, 89.
168
Statzendorf Metall

und Schlesien. Chronologisch betrachtet sind sie eine langlebige Form, die bereits in der jüngeren
Urnenfelderzeit vorkommt und in der frühen- und älteren Hallstattzeit beliebt ist, und zwar sowohl aus
Bronze als auch aus Eisen. Im Laufe der Hallstattzeit ist eine Tendenz zu gedrungeneren Formen,
dem Typ Roggendorf, zu erkennen.390 Zu Beginn der Hallstattzeit bilden Harfenfibeln den Leittyp, am
Ende der Stufe Ha C2 und zu Beginn von D1 überwiegen Kahnfibeln.391
11.2.3.2 Bogenfibeln
Aus Grab A014 stammt die bronzene Bogenfibel PA38124a, die nur 3,8
cm lang und 2,3 cm hoch ist. In den hohl gearbeiteten Bügel wurde
offenbar nachträglich der Rahmen aus Draht eingesetzt. In die Mitte des
Bügels eingesetzt befindet sich heute noch ein rechteckiges Stück aus
Bein, in das eine nur etwa 2 mm dicke, runde Bernsteineinlage
eingesetzt ist. Die Einlagen links und rechts des Mittelstückes fehlen, ein
ebenfalls in diesem Grab gefundenes Bernsteinfragment legt nahe, dass
die fehlenden Teile mit Bernstein zu ergänzen wären (PA38124b). Da
der Bügel an der Ober- und nicht an der Unterseite hohl gearbeitet und
außerdem durch Intarsien geschmückt ist, handelt es sich nicht wie an
manchen Stellen in der Literatur angegeben um eine Kahnfibel. PA38124a_A014

PA42732_A061 PA38194a und b_C001

Eine einfache Bogenfibel aus rundem Bronzedraht stellt das Stück PA42732 aus Grab A061 dar. Sie
ist 6,1 cm lang, die Spirale beinhaltet fünf Windungen und der Nadelrast ist relativ groß. Die Fibel
PA38194a aus Grab C001 ist ebenfalls eine Bogenfibel, besteht jedoch aus rechteckigem, tordiertem
Bronzedraht und besitzt nur zwei Windungen an der Spirale. Sie ist 6,2 cm lang. Auf den Bügel
aufgeschoben war eine große, 7,4 cm lange Bernsteinperle (PA38194b). Die Fibel wurde in der
Halsgegend der Körperbestattung gefunden. Die Fibel mit monolithischem Bernsteinaufsatz wäre
typisch für das Picenum, sie kommt aber auch im liburnischen und japodischen Kulturraum vor.392
11.2.3.3 Weitere Typen
Weitere Fibeltypen kommen im Gräberfeld Statzendorf jeweils nur
einmal vor. Die verbrannten Fragmente PA42911a und b aus Grab
A096 könnten Teile einer Halbmondfibel sein. Das erste Fragment
ist noch 8,9 cm lang erhalten, an der Oberseite ist das
umgeschlagene Blech mit feinen Ritzlinien verziert, der untere
Bereich ist mehrfach gelocht, in einigen Löchern hängen noch Reste
der eingehängten Kettchen. Das zweite Fragment (PA42911b) ist PA42911a_A096
ein 2,5 cm großes, ehemals annähernd dreieckiges Bronze-
blechfragment, das mit einem doppelten Kreisauge verziert ist. Die rechte Seite des Fragmentes ist im
Original erhalten, die linke angebrochen. Oben befindet sich die Hälfte des kleinen Loches, mit dem
das Klapperblech in ein Kettenglied eingehängt gewesen ist. Da Nadel, Nadelrast und Schleifen
fehlen, ist eine genaue typologische Einordnung nicht möglich. Ein sehr ähnliches Stück stammt aus
Grab 83 von Maiersch,393 das zu den einschleifigen Halbmondfibeln zu zählen ist. Auch aus Frög,
Tumulus 234, Grab 1, kann man ein vergleichbares Stück nennen.394 Fibeln dieser Art sind vor allem
am Caput Adria und im inneralpinen Hinterland verbreitet. Am Caput Adria sind sie vom 9. bis ins 7.
Jh. v. Chr. nachgewiesen, in Hallstatt sind sie in lokalen Variationen bis Ha D gebräuchlich.395 Der
Ursprung dieser Fibelmode ist im 10. Jh. im ägäischen Raum zu suchen. Halbmondfibeln sind im

390
Betzler 1974, 90 f.
391
Romsauer 1996, 433.
392
Dörrer 2003, 205.
393
Berg 1962, Taf. 23, 1.
394
Tomedi 2002, 175, Taf. 90 B.
395
Teržan 1990, 84.
169
Statzendorf Metall

gesamten Verbreitungsgebiet fast ausschließlich aus Gräbern von Frauen, Jugendlichen und Kindern
bekannt, die vermutlich eine gehobene, vielleicht auch rituelle Stellung innehatten. Im griechischen
Raum sind sie als Votivgaben in Heiligtümern, die Frauen geweiht waren, bekannt.396
Die knieförmig geknickte Kahnfibel PA42819 aus Grab A077 besteht
aus Eisen und hat einen längeren Fuß, der mit einem einfachen
Schlußknopf geziert ist. Sie ist an den Seiten ausgezogen und an allen
vier Bügelenden doppelt gerippt. C. Pescheck bezeichnet Fibeln, die
seitlich ausgezogen und mit Knöpfen verziert sind, als Segelfibeln. Fibeln
dieser Art sind auch aus Eisen bekannt, etwa aus Roggendorf und
Röschitz.397 Die Länge beträgt 6,2 cm. Nach G. Kossack sind Kahnfibeln
typisch für die Stufe Ha D1.398 Nach G. Mansfeld wäre sie am ehesten
dem Typ K2 zuzuordnen, mit dem Fuß der Variante A und der
Verzierung V3.399 Ein ähnliches Exemplar mit reicher Ritzverzierung fand
sich im Grab Höchschusterwald 2 der Nekropole von Kleinklein. Es wird PA42819_A077
Phase 2 des Gräberfeldes zugeordnet.400 Kahnfibeln mit rhombischem
Bügel sind in der Golasecca – Gruppe häufig, wie die Kartierungen von
B. Teržan und G. Tomedi zeigen.401 Die Verzierung der Bügel kann
vielfältig ausfallen.402
Keinem gesicherten Grabverband konnte das Hörnchenfibelfragment
PA56268 zugeschrieben werden. Sie ist eine Variante der Schlangen-
fibel, Typ 2 nach G. Mansfeld, und an ihrem aufsteigenden Bügelende
befindet sich ein Paar abgebrochener Hörnchen sowie eine Rosette der
Variante R2.403 Fibeln dieses Typs werden auch Dragofibeln genannt.
Auch wenn dieser Fund lediglich ein Streufund ist, ist er doch einer der
chronologisch spätesten Typen, die im Gesamtfundverband vertreten PA56268_Strf
sind. Schlangenfibeln breiten sich ab der Stufe D1 von Süddeutschland
aus, werden aber im Nordostalpenraum nur selten in den Trachtbestand
integriert. Bei der Hörnchenfibel mit Rosettenbesatz handelt es sich um
ein Exemplar der älteren Variante. Weitere Funde von Schlangenfibeln
im Nordostalpenraum stammen aus Smolenice, Sághegy und
Doubravice.404
Mit einiger Vorstellungskraft könnte man in den Fragmenten von
gewundenem Bronzedraht SH32 c aus Grab B032, die es zusammen auf
eine Länge von ca. 6 cm bringen, eine Schleifenbogenfibel sehen.
Neben mittlerweile sechs Funden aus dem Gräberfeld von Hallstatt sind SH32c_B032
nur wenige Fibeln diese Typs bekannt, etwa aus der Region Trient und
aus Trzišče im Innerkrain. Eine Datierung dieser Einzelfunde ist derzeit
nicht möglich.405 P. Betzler hält das Stück möglicherweise für eine
Drahtbügelfibel vom Typ Hanau, die er zur Frauenausstattung zählt.
Fibeln dieses Typs sind vor allem von der Mündung zum Mittellauf des
Mains verbreitet, als Datierung schlägt er die Stufe Gammertingen vor,
die der Endstufe der älteren Urnenfelderzeit entspricht.406
C. Pescheck erwähnt in seiner Habilschrift das Fragment einer Watscher Fibel mit geknotetem
Bügel407, erwähnt aber leider mit keiner Angabe die Grabzugehörigkeit. Nach L. Nebelsick stammt das
Stück aus Grab B070408. Das Stück konnte im gesichteten Material nicht wiedergefunden werden.

396
Teržan 1990, 86 ff.
397
Pescheck 1942a, 77.
398
Kossack 1959, 32.
399
Mansfeld 1973, 20 f.
400
Dobiat 1980, 146, Taf. 2.
401
Teržan 1990, 217, Karte 13; Tomedi 1992, 611.
402
Tomedi 2002, 177.
403
Mansfeld 1973, 8 f.
404
Romsauer 1996, 433.
405
Glunz 1997, 27.
406
Betzler 1974, 40 f.
407
Pescheck 1942a, 74, Taf. 26/8.
408
Nebelsick 1994a, 80.
170
Statzendorf Metall

Neben dem üblichen Vorkommen im Südostalpenraum sind Stücke dieses Typs aus Maiersch und
Loretto bekannt.409
In Kleinklein ist die Fibeltracht im älteren Horizont kennzeichnend für die Frauentracht, während
Männer mit Mehrkopfnadeln ausgestattet sind, im jüngeren Horizont tragen auch Männer Fibeln.410 Im
Gegensatz zu P. Betzler vertritt G. Tomedi die Ansicht, dass zumindest die Harfenfibeln diagnostisch
für Frauengräber zu werten sind.411 Zur Frage der Geschlechterrelevanz der Fibeln und anderen
Trachtbestandteilen siehe Kapitel „Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechs-
bestimmung“.
11.2.4 Gürtel
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden in zehn Gräbern Objekte gefunden, die sich mit mehr oder
weniger großer Sicherheit den Gürteln zuordnen lassen. Dabei ist die Varietät der Funde auffällig.
Während nur ein einziger Bronzeblechgürtel erhalten ist, begegnen häufiger die metallenen
Endbeschläge organischer Gürtel, die Gürtelhaken. Das Gegenstück zur Befestigung des Hakens auf
der gegenüberliegenden Seite ist üblicherweise ein Ring, der jedoch nur in seltenen Fällen erhalten
ist.

PA38195_A014

Der einzige Bronzeblechgürtel (PA38195) stammt aus Grab A014. Er ist 108,5 cm lang und 6,5 cm
breit und besteht aus drei Teilen. Das breite Blechband ist mit großteiligen Mustern aus Ringbuckeln,
großen Buckeln und Perlbändern verziert. Der T-förmige Gürtelhaken ist aus etwas dickerem Blech
und mit Ziselier verziert. Der Gürtel ist durch ein angenietetes Blechband, das mit Löchern versehen
ist, verschließ- und verstellbar, einige Löcher wurden sichtlich auch mehr beansprucht als andere.
Nach I. Kilian-Dirlmeier ist er namengebend für den Typ Statzendorf, dem noch drei Exemplare aus
Hallstatt und eines aus Traubing zugeordnet werden. Kennzeichnend für den Typ ist der
Dekorwechsel. „Vom Hakenende ausgehend ist ein Teil mit einem in Blechbreite angelegten,
kontinuierlichen Muster oder mit großen geschlossenen Feldern verziert; auf dem restlichen Teil sind
in einer Länge, die selbst bei geschlossenem Gürtel nicht durch das Übergreifen verdeckt wird,
Einzelmotive zu mehreren Horizontalreihen angeordnet.“ Sie werden in die Stufe Hallstatt D1
datiert.412 Das Dekor der Gürtel ist allerdings jeweils sehr unterschiedlich. Der Statzendorfer Gürtel
wird der Stilgruppe B der Blechgürtel zugeordnet, deren Dekor sich ausschließlich aus Buckeln
unterschiedlicher Größe aufbaut, wobei beim Statzendorfer Exemplar noch Doppelringbuckel als
Zwickelmotiv vorkommen. Die Werkstatt ist nach I. Kilian-Dirlmeier im Bereich des Osthallstattkreises
zu suchen, etwa in der Steiermark oder in Slowenien.413 Das vorherrschende, spitzovale
Verzierungsmotiv dürfte einzigartig in Mitteleuropa sein, es zeigt laut O. Dörrer in seiner Verzierung
Hallstätter Einfluss, der Verschluss mittels zusätzlichem Blechstreifen ist bei den Vertretern aus
Hallstatt nicht zu beobachten.414 Der Gürtel war am Fußende der Körperbestattung niedergelegt, also
nicht in Trachtlage. In der Regel werden die Blechgürtel im Bereich der Hüfte gefunden, quer über
dem Vorderleib, der Verschlusshaken sitzt seitlich über der Hüfte.415 Ein weiterer Bronzeblechgürtel
wurde in jüngerer Zeit in Franzhausen gefunden. Es handelt sich um einen zweiteiligen, mit Ziernieten
und Ornamenten verzierten Blechstreifen, der offenbar auf einem Lederträger fixiert gewesen sein
musste.416 Aus Loretto ist ein dem Statzendorfer Exemplar ähnlicher, durch Feuer stark in
Mitleidenschaft gezogener Blechgürtel mit ähnlichem, jedoch gröber ausgeführtem Muster bekannt,
ebenso wie weitere Fragmente von Blechgürteln aus Loretto.417 Das Verbreitungsgebiet der
Bronzeblechgürtel ist im Allgemeinen eindeutig der Westhallstattkreis. In der "Grauzone" zwischen

409
Pescheck 1942a, 73 f.; Nebelsick 1994a, 80, Taf. 137.
410
Dobiat 1980, 145.
411
Tomedi 2002, 172, Betzler 1974, 90.
412
Kilian-Dirlmeier 1972, 91 f.
413
Kilian-Dirlmeier 1972, 119.
414
Dörrer 2002, 10.
415
Kilian-Dirlmeier 1972, 124.
416
Neugebauer 1997, 180 ff.
417
Nebelsick 1994a, 98 f., Taf. 107.
171
Statzendorf Metall

Ost- und Westkreis wurde ein Gürtel aus Amstetten gefunden.418 Parallelen zum Blechgürtel stammen
aus dem Gräberfeld Hallstatt, Grab 9 und 367, sowie Taubing Hügel 11. Gürteln diese Typs werden
gewöhnlich in die Stufe Ha D datiert.419 T. Stöllner sieht in den schmäleren, ostalpinen Blechgürteln
mit zungenförmigen Befestigungshaken Vorläufer der breiten Ha D1-zeitlichen Gürteln, deren
Verbreitungsgebiet östlicher gestreut ist.420 L. Nebesick spricht sich ebenfalls für das Tragen von
Blechgürteln bereits in der älteren Hallstattzeit aus.421
Eine ähnliche Hakenform besitzt der doppelkreuzförmige Bronzegürtelhaken PA38195 aus Grab
C001, er ist 13,4 cm lang und 6,6 cm breit, aus Bronzeblech gefertigt und mit Kreisaugen verziert. Das
Stück besteht aus zwei Teilen, die durch einen Niet zusammengehalten werden, offenbar eine
Reparatur, und war mit zwei weiteren Nieten am Gürtel aus organischem Material befestigt. Eine
Parallele zu diesem Stück ist aus Au am Leithagebirge bekannt.422 Der Gürtelhaken aus Statzendorf
ist allerdings aus einem Blechstück geschnitten und nicht gegossen wie sein zweiter Vertreter im
Nordostalpenraum. Er lässt einen fertigungstechnischen Einfluss aus Hallstatt erkennen.423 B. Teržan
veröffentlichte eine Verbreitungskarte dieses Typs,424 der offensichtlich im Drau-/Savegebiet am
geläufigsten ist. Als Gegenstück zur Befestigung des Hakens kommen einer oder mehrere der Ringe
PA38197a und b, PA38198 a und b und PA38199 in Frage.

PA38195_C001 PA45067b_C021 PA42976b_A104

Mit 5 cm Breite etwas kleiner, aber in der Länge auch nicht vollständig erhalten, ist PA45067b aus
Grab C021. Der Gürtelhaken ist am Rand mit kleinen Punkten verziert, auf dem Blech befinden sich
Punzen, die mit kleinen Einstichen umgeben sind. Befestigt war er ebenfalls mit Bronzenieten. Zum
Einhängen des Gürtelhakens gehört der Ring PA45067a. Ein sehr ähnliches Stück ist aus Loretto,
Grab Fundstelle 120, bekannt.425 Das durch Verbrennen in Mitleidenschaft gezogene Bronzefragment
PA42976b aus Grab A104 könnte analog zum eisernen Vertreter PA38115a ein Drahtgürtelhaken
sein, der aus einem runden Bronzestab doppelt zusammengebogen wurde. Das erhaltene Fragment
ist noch 4,2 cm lang.
Zu den eisernen Gürtelhaken zählt der Drahtgürtelhaken PA38115a aus Grab A013. Er besteht aus
einem am Hakenende doppelt genommenen, runden Eisenstab von 0,4 cm Dicke, der sich am Ende
verzweigt. Er ist 10,6 cm lang. Aus dem selben Grab stammen zwei Bronzeringe mit dreieckigem
Querschnitt, die zur Befestigung des Hakens gedient haben könnten. Nur noch 4,2 cm erhalten ist das
Fragment eines ähnlichen Stückes aus Bronze (PA42976b aus Grab A104), das durch Feuer
beschädigt wurde.
Ebenfalls aus Eisen ist der rhombische Gürtelhaken PA43255 aus Grab B148. Er ist vollständig
erhalten und 14,2 cm lang. Das rhombische Blatt mündet bei diesem Typ in einen runden Stab, der in
einen Schlitz des organischen Gürtels gesteckt werden konnte und so als Achse diente. Zum selben
Typ könnte das Fragment PA56081 aus Grab C084 gehören, das jedoch weniger rhombisch als
lanzettförmig geformt ist und nur bis zu einer Länge von 8,4 cm erhalten ist. Rhombische
426
Eisengürtelhaken datieren in die frühe Stufe Ha D1.

418
Stifft - Gottlieb 1931, 295, Taf. 2.
419
Kilian-Dirlmeier 1972, 91.
420
Stöllner 2002, 94.
421
Nebelsick 1994a, 100.
422
Serascin 1929, 229 ff.
423
Dörrer 2002, 10.
424
Teržan 1990, 211, Karte 3.
425
Nebelsick 1994a, Taf. 138.
426
Dušek 1974, 148; Dušek 1984, Taf. 118/14.
172
Statzendorf Metall

PA38115a_A013 PA43255_B148 PA42817d_A077

PA38203_C003 PA56081_C084 PA86353_D018

Der noch 11,3 cm lange, aber nur 2 cm schmale eiserne Gürtelhaken PA42817d aus Grab A077 ist
hingegen von rechteckiger Form. Aus dem selben Grab stammen drei weitere, hakenförmige
Eisenobjekte (PA42817a-c), die vielleicht zum selben oder anderen Gürteln gehören könnten.
Ein T-förmiger Gürtelhaken aus Eisen stammt aus Grab C003 (PA38203), es besteht aus zwei
Blechen, aufgrund des mäßigen Erhaltungszustandes ist über die Verbindung der Bleche nichts zu
sagen. Er ist fast vollständig erhalten und misst 8,4 mal 5,6 cm. Möglicherweise handelt es sich bei
dem Eisenblechfragment PA56081 aus Grab C084 ebenfalls um einen Gürtelhaken. In der Form
erinnert er am ehesten an den rhombischen Gürtelhaken, das Blatt ist jedoch runder ausgeführt.
Ungewöhnlich sind die zwei Niete in der Mitte des Blattes. Ein 3,8 cm langer, schmaler Eisenhaken
(PA86653), dessen rundes Ende durch einen Eisenniet befestigt war, fand sich in Grab D018, auch er
könnte Bestandteil eines Gürtels gewesen sein.
Gürtelbeschläge und -fragmente sind aus zahlreichen Gräbern der Kalenderberggruppe bekannt,
nach K. Kaus427 sind sie typische Bestandteile der Frauentracht. Neben der praktischen Funktion ist
noch auf die Funktion eines Status-, Berufs- bzw. Herrschaftssymbols des Gürtels im Osthallstattkreis
hinzuweisen.428
11.2.5 Halsreifen
Von den Halsreifen können nur drei Objekte einzelnen Gräbern zugeordnet werden. Bis auf den
eisernen Halsreifen PA38138 aus Grab A018 bestehen alle Halsreifenfragmente aus Bronze.
PA38138 ist ein einfacher, unverzierter Ösenreif mit eingerollten Enden und rundem Querschnitt, er
misst 14,4 mal 18,8 cm. Vergleichsstücke finden sich im Südostalpenraum, etwa in Frög. G. Tomedi
zählt Halsreife dieser Art zu den Leitformen des „Horizontes des eisernen Schmuckes“ und datiert sie
nach Ljubljana II b.429
Von den bronzenen Objekten sind nur Fragmente vorhanden, auch ihre Enden sind, soweit
ersichtlich, eingerollt. PA38232 und SH032a aus Grab B032 sind tordiert, wenn auch in
unterschiedlicher Technik. PA42688 aus Grab A048 ist geknotet und weist zwischen den Knoten
Ritzverzierungen in Form von einfachen Strichbündeln und schraffierten Dreiecken auf. ShoA55 und
ShoA56 sind leicht gerippt und in den Vertiefungen jeweils mit eingeritzten Strichbündeln versehen,
PA38233a und b, ShoA014 w und x weisen ebenfalls Bündel von Ritzlinien auf. Lediglich ShoA014y
und z sind unverziert.
Aus dem Gräberfeld von Sopron kommen sowohl glatte Halsreifen mit Ritzverzierung, als auch
geknotete Objekte, ebenfalls mit zusätzlicher Ritzverzierung vor, eine vollständige Entsprechung gibt
es aber nicht. Weitere ähnliche Stücke stammen aus Fischau, Klein Rust und Gemeinlebarn.430 Nach

427
Kaus 1975, 107.
428
Rebay 2001, 92.
429
Tomedi 2002, 193 f.
430
Pescheck 1942a, 87 f.
173
Statzendorf Metall

glatt tordiert geritzt


(PA38138_A018) (PA38232_Strf) (PA42688_A049)

G. Kossack werden die geperlten Halsreifen mit Strichbündeln in Vace IIa, das mit Ha C2/D1
parallelisiert wird, gestellt.431 Während Ringschmuck zur „vollständigen Frauenausstattung“ gehört,
kommen Halsreifen in Frauengräbern selten vor und dürften die hohe soziale Stellung der Toten
kennzeichnen.432
11.2.6 Nadeln
48 Nadeln konnten im Bestand des Gräberfeldes von Statzendorf eindeutig identifiziert werden, 36
aus Bronze und zwölf aus Eisen.
Charakteristisches Merkmal der Mehrkopfnadeln ist das durch zwei bis vier kugelförmige
Verdickungen gegliederte Oberteil. Die Mehrkopfnadel SH49f_B049 ist aus Bronze und hat drei
Köpfe, eine Faltenwehr und ist unterhalb des schrägen Knicks abgebrochen. Ein grazileres Exemplar
diese Typs, PA42741a_A061, ist nur 6,6 cm lang und besitzt drei Köpfe. PA38153_A027 ist in ihrer
vollständigen Länge von 10,2 cm erhalten. Sie besitzt einen pilzförmigen Kopf, am Hals zwei etwas
kleinere Knoten und eine kegelförmige Faltenwehr, unter dieser ist die Nadel leicht abgeknickt. K.
Kaus wertet sie als Übergangsform zwischen den Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr und den echten
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr.433 Die Mehrkopfnadel ist typisch für die Hallstattzeit, ihre ältere Form
ist die Mehrkopfnadel ohne Faltenwehr, beide Formen treten aber auch parallel und bis in die jüngere
Hallstattzeit auf.434 Sie ist im ostalpinen Bereich verbreitet und erreicht die größte Verbreitungsdichte
in der Gegend um Este und St. Lucia mit nördlichen Ausläufern nach Kärnten und Oberösterreich und
in Slowenien um Save und Drau.435 Vergleichbare Funde sind aus Maiersch, Schandorf, Bad Fischau,
Kleinklein, Frög und Jois bekannt.436 Die beiden erhaltenen eisernen Mehrkopfnadeln
(PA42877_A091, PA45414_C081) sind nicht in ihrer vollständigen Länge erhalten, trotzdem kann man
auch bei diesen Fragmenten einen Knick beobachten. Mehrkopfnadeln sind hauptsächlich im
Ostalpenraum und in der padanischen Ebene üblich, sie zeigen die stärkere Hinwendung der
männlichen Bevölkerung zu italischen Einflusssphären.437
Zu den Rippenkopfnadeln zählt eine breite Skala von Nadeln, die als gemeinsames Merkmal einen
aus Rippen und Wülsten bestehenden Kopf besitzen. Die Rippenkopfnadeln aus Bronze
(PA38227_A024, PA43006_A106, PA43047_A115, PA45107_C028, SH35b_B035, SH49d_B049,
SHoA17_StrfB, SHoA30_StrfB) sind im Durchschnitt 11,3 cm lang (9,4 bis 13 cm), der keulenförmige
Kopf ist zart gerippt, in vier Fällen doppelt, und in je einem Fall 4-, 6- und 13-mal. In Bayern kommt die
Rippenkopfnadel mit Schwanenhals gemeinsam mit der Schälchenkopfnadel auf, ist also ebenfalls
ans Ende der späten Urnenfelderzeit und den Beginn der Hallstattzeit anzusetzen,438 die
hallstattzeitlichen Stücke sind jedoch zierlicher als die der Urnenfelderzeit. Für die Rippen-,
Schälchen- und Spiralkopfnadeln finden sich zahlreiche westliche Analogien.439 Zur Variante der
Nadeln mit geripptem Kopf ohne ausgeprägtem Abschluss zählt SH35b. Diese Variante ist
möglicherweise von der Vasenkopfnadel abgeleitet, die vom Ende der jüngeren Urnenfelderzeit bis
zur älteren Hallstattzeit datiert. Sie ist in ganz Mitteleuropa und im nordischen Kulturkreis verbreitet,
ihre Verbreitung deckt sich mit jener der Vasenkopfnadeln und später Schälchenkopfnadeln. Ähnlich

431
Kossack 1959, 43.
432
Teržan 1995, 95.
433
Kaus 1973a, 202.
434
Říhovský 1979, 234 f.
435
Gabrovec 1968, 175 ff.
436
Říhovský 1979, 233 f.
437
Nebelsick 1996, 350.
438
Kaus 1973a, 201.
439
Torbrügge 1992, 466.
174
Statzendorf Metall

Stücke sind in Niederösterreich aus Hadersdorf, Limberg, Thunau und vom Oberleiserberg bekannt.440
Die Variante Býčí skála ist eine etwas massivere Rippenkopfnadel mit ausgeprägt kugeligem Kopf und
mit Rippen und Wülsten verziertem Hals. Aus Statzendorf sind die Stücke PA45106 und SHoA30
dieser Variante zuzuordnen. SHoA30 hat am Hals direkt unterhalb des Kopfes einen kleinen Knoten.
Diese Nadelvariante ist relativ selten. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in Südmähren,
Niederösterreich und dem Burgenland. Stücke der Variante Býčí skála stammen aus Býčí skála,
Jaroměřice nad Rokytnou und Thunau. Eine gute Parallele zur Nadel SHoA30 wurde in Brandgrab 3
vom Gilgenberg in Oberösterreich entdeckt. Die Datierung ist älter- bis junghallstättisch.441 Die
Variante Statzendorf besitzt ein stumpfwinkelig abgebogenes Schaftoberteil. Zu ihr zählen die Stücke
PA38227, PA45107, PA43006, PA43047, SHoA17 und SH49d. Nach der Kopfform sind diese Nadeln
den Rippenkopfformen anzuschließen, die knieförmige Biegung ist nur in Mähren, Niederösterreich
und dem Burgenland verbreitet, sie wird zumeist als lokale Variante der Stufen- und
Schwanenhalsnadeln gedeutet. Weitere Beispiele dieser Variante stammen aus Bad Fischau, Loretto
und Gemeinlebarn. Sie gehören der älteren Hallstattzeit an.442 O. Dörrer hat diesen Typ aber jüngst
mit den Nadeln vom Typ Molaroni in Verbindung gebracht, die im nördlichen Picenum während des 8.
und 7. Jahrhunderts verbreitet waren. Der typologische Einfluss der Nadeln aus Italien soll zur
Angleichung lokaler Formen an ein picenisches Vorbild geführt haben.443
Die Vasenkopfnadel (SH34d_B034) hat einen unausgebildeten Hals, einen geknickten Vasenkörper
und Miniaturkopf. Nadeln mit Miniaturvasenkopf erscheinen später als die mit großem Kopf, erstmals
nachweisbar sind sie im Velaticer – Podoler Übergangshorizont, ihre Blütezeit läuft bis zur späten
Urnenfelderzeit, sie kommen aber auch in der Hallstattzeit vor. Während die Nadeln mit gut
ausgebildetem Vasenkopf und reicher Verzierung des Schaftes älter sind, bilden Nadeln mit
degeneriertem Vasenkopf und unverziertem Schaft eine jüngere Gruppe der älteren Eisenzeit. Die
Nadel aus Statzendorf entspricht den genannten Degenerationserscheinungen. W. Kimmig spricht sie
in Süddeutschland als Leitform der jüngeren Urnenfelderkultur, des jüngeren Ha B an.444
Vasenkopfnadeln kommen häufig vor und streuen weit im mitteleuropäischen Raum. Die besten
Parallelen dieser Variante finden sich in der Siedlung Jaroměřice nad Rokytnou in Mähren und in
Brandgräbern von Hadersdorf und Wien Leopoldsberg.445 Die Vasenkopfnadel PA42676_A047 ist
11,4 cm lang und am Hals geknickt. Die nur fragmentarisch erhaltene Nadel PA45106_C028 ist
unterhalb des Kopfes doppelt geknotet. Auch sie dürfte dem Typ der Vasenkopfnadel zuzuordnen
sein.
Zu den Kugelkopfnadeln zählt die Schwanenhalsnadel mit gedrücktem Kugelkopf PA38152_A024.
Sie ist in ihrer vollständigen Länge erhalten und 6 cm lang. Sie besitzt ein zweifaches, in Form eines
Schwanenhalses gebogenes Schaftoberteil, der Kopf ist mehr oder weniger gedrückt kugelig, dicht
unter dem Kopf sitzt eine kleine Rippe und der Kopf weist schräg nach oben. Mit Sicherheit kommen
die Schwanenhalsnadeln ab der älteren Hallstattzeit vor, vereinzelt bis in die frühe Latènekultur.
Parallelen der älteren Eisenzeit stammen aus St. Andrä; Doloplazy und Drysice sind Belege für ein
Vorkommen im jüngerhallstättischen Kontext.446 Schwanenhalsnadeln sind weit verbreitet in Mittel-
und Nordeuropa, der Schwerpunkt dieser Variante liegt im zentralen Mitteleuropa, Niederösterreich ist
das südöstlichste Verbreitungsgebiet.447 Der oben gerade abschließende Kopf von PA45237_C046
trägt an der Oberseite ein eingeritzes Kreuz, der Rand ist schräg geritzt. Sie gehört zu den Nadeln mit
eingeflachtem Kugelkopf.448 Dieser Typ erscheint erstmals in der Stufe Velatice I und ist in der
jüngeren Urnenfelder- und älteren Hallstattzeit vorherrschend, zur Datierung also unbrauchbar. Die
ähnlichsten Stücke stammen aus einem Brandgrab der älteren Urnenfelderzeit aus Oberzeiring449,
weitere Exemplare diese Typs fanden sich in Gemeinlebarn, Getzersdorf, Maiersch und Hadersdorf.450
SH38b aus Grab B038 ist eine eiserne Kugelkopfnadel mit einfachem Pilzkopf und geknotetem Hals.
Sie erinnert an die Armreifen mit Pufferenden, die in gleicher Weise ausgeführt sind.
Rollenkopfnadeln mit geradem Schaft kommen in zwei Fällen vor, eine ist unverziert mit rundem
Querschnitt und 9 cm Länge (SHoA61_B031), die andere besitzt einen rechteckigen Querschnitt,

440
Říhovský 1979, 218 ff.
441
Říhovský 1979, 221 f.
442
Říhovský 1979, 222 f.; Nebelsick 1994a, 82 f.
443
Dörrer 2003, 205.
444
Kimmig 1940, 109.
445
Říhovský 1979, 198 ff.
446
Říhovský 1979, 224 f.
447
Říhovský 1979, 225 ff.
448
Říhovský 1979, 124 ff.
449
Říhovský 1979, 128
450
Říhovský 1979, 127 f.
175
Statzendorf Metall

Torsion und 8,2 cm Länge (SHoA28_StrfB). Haken und Rollenkopfnadeln haben eine lange Laufzeit
von der älteren Bronzezeit bis zur Hallstattzeit, ihre Form unterliegt aber gewissen Wandlungen. Bei
einigen Stücken lässt sich die Zeit ein wenig eingrenzen, im Statzendorfer Fall aber nicht.
Rollenkopfnadeln kommen in fast ganz Europa vor.451 Rollenkopfnadeln mit tordiertem Schaft werden
nach G. Kossack in die Mindelheimphase datiert452, nach J. Říhovský ist die Torsion des Schaftes
aber kein chronologisch relevantes Merkmal. Parallelen im niederösterreichischen Raum sind für das
Modell mit unverziertem Schaft aus Maissau, Maiersch, Eggenburg und vom Oberleiserberg
bekannt,453 Nadeln mit tordiertem Schaft aus Böheimkirchen, Leoben – Donawitz und ebenfalls vom
Oberleiserberg.454 Im Tumulus 103 von Sopron konnte noch der Kopf einer Bronzenadel mit
eingerolltem Kopf geborgen werden, A. Eibner datiert das Stück in ihre zweite Gruppe, die in etwa mit
Ha C1 gleichzusetzen ist.455 W. Torbrügge kritisiert die Datierung A. Eibners und nimmt für die
Rollenkopfnadel ein älteres Alter (ab Ljubljana I bzw. Vače Ia, nach konventioneller Gleichung mit Ha
B1 bis Ha B3 gleichzusetzen) an.456 Vermutlich dürfte sich bestätigen, was G. Tomedi schreibt: „Diese
Nadelform ist in ihrer Zeitstellung kaum näher zu präzisieren.“457
Die beiden bronzenen Schälchenkopfnadeln sind beide unterhalb des Halses geknotet, sie weisen
eine Länge von 10,1 bzw. 10,2 cm auf (PA38149_A023, SHoA29_StrfB). Schälchenkopfnadeln gibt es
bereits in der späten Urnenfelderzeit und werden in der frühen Hallstattzeit weitergeführt.458 Bei den
beiden Statzendorfer Exemplaren handelt es sich um jüngere Schälchenkopfnadeln mit geradem
Schaft. Sie besitzen einen kleinen Kopf von der Form eines Kugelabschnittes, der oben schalenförmig
eingetieft ist, und dicht unterhalb des Schaftes eine Rippe. Vorläufer dieser Variante sind Nadeln mit
Schälchenkopf und großen Schaftrippen. Die Mehrzahl der Schälchenkopfnadeln wird in ältere
Hallstattzeit datiert, es gibt aber auch Belege für die jüngere Hallstattzeit und Periode VI. Sie sind in
Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. In Südwest- und Süddeutschland kommen sie vereinzelt vor, in
Oberfranken und der Oberpfalz sind sie geläufige Typen der Hallstattzeit. Die nächsten Parallelen zu
den Statzendorfer Exemplaren stammen aus Sobúlky in Mähren und Linz – St. Peter.459
Die bronzene Nadel mit Doppelspiralkopf PA38148 aus Grab A023 ist ein ungewöhnlicher Typ für
den Kalenderbergraum. Sie ist nur 10,2 cm lang, die Doppelspirale ist 1,6 cm breit, darunter ist der
Hals doppelt gerippt. Das Schaftoberteil verzweigt sich in zwei Drähte mit rundem Querschnitt, von
denen jeder eine flache Spirale bildet, die brillenartig angeordnet sind. Nadeln dieses Typs sind relativ
selten und dünn gestreut über weite Teile der östlichen Hälfte Mitteleuropas, ihr Ursprung wird zum
einen in Großpolen gesucht,460 zum anderen aber auch als Imitation der Nadeln mit großen Spiralen,
die im oberösterreichischen und Salzburger Raum verbreitet sind, gesehen.461 Doppelspiralnadeln
stellen eine charakteristische Leitform der mittleren Hallstattzeit (Ha D1) im Inn-Salzach-Gebiet dar.462
Nach K. Kaus entwickelt sich die Nadel mit Doppelspiralkopf aus der einfachen Spiralkopfnadel des
B3 Horizontes.463 Eine vergleichbare Nadel stammt aus Dobšice in Mähren, deren Beifunde sind nicht
gesichert. Für das Statzendorfer Exemplar wird eine älterhallstattische Datierung angenommen, ein
Fund zweier ähnlicher Nadeln aus Schleedorf in Salzburg gemeinsam mit einem eisernen,
rhombischen Gürtelhaken bezeugt ein Vorkommen in jüngeren Komplexen.464
Die Nadel mit senkrechtem Scheibenkopf (PA38133 aus Grab A017) ist im Kalenderbergraum
ungewöhnlich und am ehesten mit nordischen Fibelformen vergleichbar.465 Sie ist 12,1 cm lang und
besitzt eine große, flache oder leicht gewölbte Kopfscheibe, die aus massivem Bronzeblech besteht
und durch konzentrisch eingeritzte Kreise den Eindruck einer Spirale erweckt. Der Durchmesser der
Scheibe beträgt 3,7 cm. Der Schaft ist dicht vor dem Ansatz der Kopfscheibe rechtwinkelig
abgebogen. Nach J. Říhovský ist sie eine charakteristische Form des nordischen Kulturkreises und

451
Říhovský 1979, 138 ff.
452
Kossack 1959, 17 ff.
453
Říhovský 1979, 142.
454
Říhovský 1979, 143.
455
Eibner-Persy 1980, 50, Taf. 71/4.
456
Torbrügge 1992, 477.
457
Tomedi 2002, 167.
458
Kossack 1959, Taf. 36.
459
Říhovský 1979, 216 f.
460
Říhovský 1979, 228 f.
461
Nebelsick 1997, 95.
462
Stöllner 2002, 49 f.
463
Kaus 1973a, 200.
464
Říhovský 1979, 228 f.
465
Nebelsick 1997, 95.
176
Statzendorf Metall

kommt in Mitteleuropa nur vereinzelt vor. Sie datiert in die IV bis VI Periode und kommt besonders
häufig in Periode V vor. Statzendorf ist eine lokale Variante, die an nordische Formen anknüpft.466
Elf Nadelfragmente aus Bronze (PA38111a_A013, PA38111b_A013, PA38186_A037, PA42783a_
A071, PA42813b_A076, PA45189_C039, PA56087_C085, SHoA31_StrfB, SHoA32_StrfB, SHoA33_
StrfB, PA45318b_C062) und sechs Fragmente von Eisennadeln konnten keinem Typ zugeordnet
werden (PA38214_C011, PA42641_A041, PA42759a_A065, PA45123_C030, PA56168_A009,
BA32_B032). PA38140 aus Grab A018 ist eine fragmentierte Eisennadel mit Bronzeaufsatz.

Mehrkopf Rippenkopf Vasenkopf Kugelkopf Rollenkopf Schälchenkopf Doppelspiralkopf Scheibenkopf


(PA38153) (PA38227) (PA42676) (PA38152) (SHoA28) (SHoA29) (PA38148) (PA38133)

11.2.7 Ringe
Neben den 31 Eisenringen, die bereits besprochen wurden, befanden sich im Gräberfeld von
Statzendorf weitere 73 Ringe aus Bronze. Ringe können als Fingerringe, Gürtelringe, Kleidungsbesatz
oder Anhänger Verwendung finden.
Die 29 Bronzedrahtspiralringe, oft auch als Lockenringe bezeichnet, bestehen aus 0,1 bis 0,2 cm
dickem, rundstabigem Bronzedraht, der zu einem Ring spiralig gedreht wird. In einigen Fällen konnte
nachgewiesen werden, dass zuerst ein einfacher Drahtring produziert wurde, der dann
zusammengedrückt und schließlich zu einem Ring zusammengelegt wird. In zwei Fällen (PA42741b
und PA42813a) waren zwei Ringe ineinander verdreht. Im Durchschnitt sind sie 2,8 cm groß, doch
können sie in drei Gruppen eingeteilt werden: kleine Bronzedrahtringe mit einem Durchmesser von
1,2 bis 2,3 cm sind PA43107a_B129, PA43212_B142, PA43064a_A116, PA45382_C074, PA42741b_
A061, SHoA15y_StrfB, SHoA15z_StrfB, PA42813a_A076, PA42729a_A060, PA45386b_C075,
PA56099b_GD01, PA56099c_GD01, PA38121a_A014, PA38121b_A014 und SHoA13_StrfB, mittlere
mit einem Durchmesser von 3,2 – 4,5 cm sind SHoA12_StrfB, PA38134b_A017, SHoA16_StrfB,
SHoA20_StrfB, PA42690_A049, PA38134a_A017, PA45395b_C078, PA45395a_C078, SHoA54_
StrfB und PA38234_Strf, und große die Exemplare SHoA08_StrfB und SHoA09_StrfB.
Drahtspiralringe werden häufig als Lockenringe bezeichnet, wenn auch die Fundlage der Stücke das
nicht immer unterstreicht. Paarweise getragen finden sie als Haar- oder Schleierschmuck
Verwendung.467 Ringe gleicher Machart sind aus Bronze von Maiersch, Grab 86, bekannt,468 aus Gold
sind sie ebenso gebräuchlich, Stücke stammen aus Hallstatt, Novo Mesto-Kandija und Strettweg.469
Der Ring PA43107b aus Grab B129 ist den Drahtspiralringen sehr ähnlich, besitzt jedoch bei einem

466
Říhovský 1979, 214 ff.
467
Teržan 1985, 77 ff.
468
Berg 1962, Taf. 27.
469
Egg 1996a, 219.
177
Statzendorf Metall

Drahtspiralring dreieckiger Querschnitt kleine Bronzeringe massive Bronzeringe


(PA38121a_A014) (PA38122_A014) (PA38231b_C001) (PA43163b_B137) (PA38197b_C001)

Durchmesser von 1,4 cm nur 1,5 Windungen und ist an den Drahtenden verdickt. Auch PA38167 aus
Grab A032 ist ein einfacher Ring aus dünnem Bronzedraht, der mit massiven Bronzekügelchen
absichtlich oder unabsichtlich verschmolzen ist. Er ist 2,4 cm lang.
Die 15 Bronzeringe mit dreieckigem Querschnitt (PA38109a_A013, PA38109b_A013,
PA38122_A014, PA38182_A037, PA38199_C001, PA38218b_C012, PA42662b_A044, PA42913_
A096, PA56099a_GD01, SHoA15v_StrfB, SHoA15w_StrfB, SHoA15x_StrfB) haben einen
durchschnittlichen Durchmesser von 1,6 cm, wobei drei Ringe – SHoA15v, w und x – einen
Durchmesser von 1,2 cm aufweisen, die anderen zwischen 1,6 und 1,8 cm groß sind. Der Ring
PA42731b aus Grab A061 hat einen stark ausgeprägten Grat auf der Rückseite. In Grab C001 und
A013 wurde jeweils ein Gürtelhaken gefunden, was eine Verwendung dieser Ringe als Gegenstück
oder Applikation am Gürtel nicht ausschließt. Aufgrund der Form ist die Funktion als Fingerring eher
auszuschließen.
Kleine Bronzeringe sind zwischen 0,4 und 0,6 cm groß, der rundstabige, aber auch halbrunde oder
dreieckige Draht besitzt einen Durchmesser von 0,1 cm (PA38101_A011, PA38230b_C001,
PA38231a_C001, PA38231b_C001, PA42814b_A076, PA56149d_GD16, PA42731a_A061). In fast
allen Gräbern ist mehr als ein Exemplar der kleinen Bronzeringe vorhanden. Bei PA38101 sind es
mehr als 25 Ringe, die zum Teil ineinander verschränkt sind. Zwei der Ringe weisen einen länglichen
Fortsatz auf. Interessant ist, dass im gesamten Gräberfeld keine Spiralröllchen gefunden wurden.
Kleine Bronzeringe schmücken das Gewand und den Gürtel, können ebenso aber als Kette um Hals
und Handgelenk getragen werden.470 L. Nebelsick sieht in den mit kleinen Bronzeringen bestickten
Gewändern einen eigenen Trachtkreis, der zwischen dem Machland (Mitterkirchen), dem westlichen
Niederösterreich und Mähren während der älteren und mittleren Hallstattzeit verbreitet ist.471
In einigen Gräbern kommen insgesamt zehn geschlossene, massive Bronzeringe vor. Sie sind im
Durchschnitt 2,9 cm groß (1,7 bis 4,6 cm). SH18b fällt mit seinen 7,6 cm ein wenig aus dem üblichen
Rahmen. Die geschlossenen Bronzeringe sind PA38191_A039, PA38207_C008, PA43163b_B137,
PA43175a_B138, PA43175b_B138, PA43232_B145, PA45124_C030, PA45387a_C076, PA45428a_
C083 und SH18b_B018. Bis auf PA45387 mit seinem rechteckigen Querschnitt sind alle Ringe
annähernd rundstabig. Nur ein geschlossener Ring, PA45428a, ist verziert, nämlich geperlt.
Die offenen, massiven Bronzeringe (PA56163_A005, PA38197a_C001, PA38197b_C001,
PA38198a_C001, PA38198b_C001, PA45052_C018, PA45067a_C021) zeigen eher die Tendenz zur
Zierde. PA45067a ist gerippt, PA38197a und b sind ebenfalls gerippt und in den Vertiefungen jeweils
zwei bis viermal umlaufend geritzt. Die sieben Ringe sind zwischen 1,5 und 3,2 cm, im Durchschnitt
2,33 cm, groß. Neben einer Verwendung als Fingerring, wie es A. Dungel für die Ringe PA38197
beschreibt,472 werden sie wohl ähnlich der Eisenringe als Riemenverteiler oder Verschluss gedient
haben.
Der Bronzering PA38198a aus Grab C001 hat einen Durchmesser von 2,3 cm
und ist mit umlaufend eingeritzten Strichen verziert. Auf Grund der Größe kommt
eine Verwendung als Fingerring in Frage, aber auch die Applikation des Ringes
gemeinsam mit den Exemplaren PA38197a und b, PA38198b und PA38199 auf
einem organischen Gürtel als Gegenstück zum ebenfalls in diesem Grab
gefundenen Bronzegürtelhaken ist möglich. Der Ring wurde zunächst von B.
PA38198a_C001

470
Nebelsick 1997, 91.
471
Nebelsick 1994a, 108.
472
Leider spezifiziert er die Lage der Ringe nicht genauer. Dungel 1908, 29.
178
Statzendorf Metall

Bühler mikroskopisch untersucht.473 Sie stellte einen vermutlich bronzenen Kern und eine
ungewöhnliche Oberfläche fest, die durch geritzte Linien verziert ist und regte eine weitere
Untersuchung an, um das Material des Ringes zu bestimmen. Die Untersuchung mittels
Rasterelektronenmikroskop wurde von M. Kucera durchgeführt, der ebenfalls zwei verschiedene
Materialien feststellte, nämlich einen stark kupferhältigen Kern und eine vergleichsweise stark
zinnhältige Oberfläche.474 Zudem konnte der Eindruck erhärtet werden, dass die Verzierung durch
Ritzen aufgebracht war.
Bei den Bronzeringfragmenten PA38101_A011, PA38230b_C001, PA38231a_C001, PA38231b_
C001, PA42731a_A061, PA42814b_A076 und PA56149d_GD16 konnte nicht mehr entschieden
werden, ob es sich um offene oder geschlossene Ringe handelt.
11.2.8 Knöpfe und Nieten
Knöpfe und Nieten dienten vermutlich als Zierde von
Kleidungsstücken, Gürteln und dergleichen. Während Knöpfe
durch einen kleinen Bügel am Gewand zu befestigen waren,
besitzen Niete kleine längliche oder dreieckige Fortsätze, die
direkt in den Stoff oder das Leder gesteckt werden konnten. Die
Mehrzahl (9 von 15 Objekten) sind durch Feuer beschädigt. Nur
ein Knopf (PA43199a aus Grab B141) besteht aus Eisen, er hat
einen Durchmesser von 1,5 cm. Die bronzenen Knöpfe aus Grab
C018 (PA45051a und b) sind 2,3 bzw. 1,8 cm groß. Knopf Niet
Möglicherweise ist das feuerbeschädigte Stück PA45318a aus PA45051b_C018 PA38229_C001
Grab C062 demselben Typ zuzuordnen. Knöpfe dieser Art
können dem Pferdegeschirr zuzurechnen sein, entsprechendes findet sich in Tumulus K von
Frög.475Mit einem kleinen Stift, der in der Mitte des Objektes angebracht ist, wurde PA42731d aus
Grab A061 befestigt. Der Schirm des Knopfes hat nur einen Durchmesser von 1 cm. PA42987a aus
Grab 104 ist mit 1,3 cm Durchmesser ein wenig größer. Zwei Bronzeknöpfe derselben Größe mit
kleiner Öse, die durch einen kleinen Draht zu befestigen sind, stammen aus Grab C051 (PA45266).
Mindestens 17 Niete aus dünnem Bronzeblech mit einem Durchmesser von 1,6 cm wurden in Grab
C001 gefunden (PA38229). Aus demselben Grab stammen mindestens 35 kleinere Niete mit einem
Durchmesser von 0,5 cm (PA38230a). Vier große Niete mit einem Durchmesser von 2,2 cm wurden in
Grab B140 gefunden (PA43188). Aus Grab C021 sind noch 55 kleine Nieten mit 0,6 cm Durchmesser,
sowie eine größere mit 1 cm Durchmesser erhalten (PA45068a und b). Zwei ineinander
verschmolzene Nieten PA43079 konnten keinem Grabverband mehr zugeordnet werden. Kleine,
kalottenförmige Zwingen wurden auch im Gräberfeld von Sopron geborgen und bereits 1891 von L.
Bella als Lederbeschlag gedeutet.476 Im süddeutschen Raum werden Ledergürtel vor allem während
den Stufen Ha D1 und 2 verwendet.477
11.2.9 Kugeln
Im Gräberfeld von Statzendorf wurden sechs durchlochte
Eisenkugeln gefunden, die im Durchschnitt einen Durchmesser
von 2,4 cm (2 – 2,9 cm) aufweisen (PA42852_A086, PA42879_
A091, PA45122_C030, PA45126_C030, PA56127c_ GD08,
BA47_B047). Sie wiegen zwischen 12 und 56 g, der Durch-
schnitt ist 29,6 g, wenn auch der Aussagewert des Gewichtes
von korrodiertem Eisen eher gering einzuschätzen ist. Die
Eisenkugel aus Grab B47, die heute verschollen, aber bei J.
Bayer 1904478 publiziert ist, ist mit einem Eisenstift durchbohrt,
der an einem Ende zu einem Ring geformt ist.479 Eisenkugeln
dieser Art sind aus vielen Gräberfeldern der Hallstattzeit PA82852_A086 Bayer_B047

473
Zunächst stand der Verdacht im Raum, bei dem Ring könnte es sich um einen Goldring handeln. Für die
rasche und unkomplizierte Hilfe möchte ich mich bei B. Bühler bedanken.
474
Auch ihm sei für seine zeitaufwändigen Untersuchungen herzlich gedankt, ein Artikel über die technologischen
Aspekte des Ringes ist geplant.
475
Tomedi 1996, 542.
476
Eibner-Persy 1980, 51, Taf. 77/1, 97.
477
Kossack 1959, 32.
478
Bayer 1904, 60.
479
Pescheck erwähnt, dass zwei dieser Eisenperlen aus Statzendorf mit einem Eisenstift durchsteckt gefunden
wurden und deutet sie daher in ihrer Verwendung als Perlen (Pescheck 1942a, 99).
179
Statzendorf Metall

bekannt, so etwa aus Maiersch,480 St. Andrä481 oder Schandorf.482 In Bad Fischau wurden in zwei
Hügeln Eisenkugeln gefunden, eine in Feichtboden Hügel 2 und vier Stück in Hügel Hochholz, die
allerdings nicht mehr erhalten sind.483 In Sopron fand sich in Tumulus 28 ebenfalls eine durchlochte,
eiserne Kugel mit einem Durchmesser von 2,6 cm und einer Höhe von 1,6 cm (PA35438a). Sie wurde
gemeinsam mit dem Leichenbrand in einem kleinen Kegelhalsgefäß (PA35438) gefunden.484 Ein
jüngerer Fund wurde 1999 in Szombathely-Zanat geborgen, wo ebenfalls in der Urne neben einem
Eisenring, einem Eisenmesser und einem ovalen, durchbohrten Blech eine durchbohrte Eisenkugel
gefunden wurde, die der Bearbeiter als Perle oder Spinnwirtel deutet.485 Interessanterweise ist die
Urne hier ebenfalls ein kleines Kegelhalsgefäß mit derselben Verzierung wie in Sopron, nämlich mit
am Hals-/Schulterumbruch sitzenden eingedellten Knubben.
E. Patek vermutet den Ursprung der Sitte, Eisenperlen "mitunter als Rangabzeichen magischer
Potenz" zu tragen, im Kreis um Mezöcsát, der pontisch-kaukasische Kontakte aufweist. Sie nennt als
weitere Fundorte Halimba, Vaszar, Nové Košariská und Sopron.486 Im östlichen Raum der Dolenjsko-
Gruppe sind immer wieder mehrere Bronzeperlen in Männergräbern zu beobachten. Sie werden an
Lederriemen gehängt und sind Teil der Gürtelgarnitur.487 So fanden sich in den Gräbern Forstwald 50,
64 und Tschoneggerfranzl - Tumulus 2 massive Bronzeperlen kugeliger Form.488
Diese Kugeln bzw. „Eisenwirtel“ oder "Eisenperlen" werden als Teil des
Wehrgehänges oder als männliches Trachtattribut, eventuell als Riemen-
beschwerer, interpretiert.489 Möglicherweise dienen derartige Kugeln als Aufsatz
für Szepter, zumal sie an Keulenköpfe mit kugelförmigen Bekrönungen aus dem
picenischen Bereich erinnern.490
Eine gequetschte, hohle Bronzekugel PA43005 aus Grab A106 mit Durchlochung
in der Mitte soll ebenfalls in dem Zusammenhang aufgeführt werden. Sie fällt mit
2,8 cm Durchmesser und 44 g Gewicht in die selbe Kategorie wie die PA43005_A106
Eisenkugeln.

11.3 Weitere Metallobjekte


11.3.1 Bronzegefäß
In Grab C013 befanden sich Bruchstücke eines offenbar mitverbrannten Bronzegefäßes (PA38219)
mit umgeschlagenem Rand und Rippe am Bauch. Vom Rand ist soviel erhalten, dass ein
Durchmesser von mindestens 12 cm errechnet werden konnte, die Form konnte aufgrund der
geringen Größe der Fragmente nicht mehr erschlossen werden. Das Gewicht aller erhaltenen
Fragmente beträgt 90 g. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich um eine Schale oder Tasse
gehandelt hat. Solche Stücke führen die
urnenfelderzeitliche Tradition weiter und liegen in der
Hallstattzeit aus den verschiedenen Landschaften
Österreichs in mehreren Spielarten vor.491 Im
Kalenderberggebiet sind sie naturgemäß selten,
Bronzegefäße wurden zum Beispiel in Hügel Hochholz
von Bad Fischau entdeckt. Hier handelte es sich um
eine Fußschale, eine Tasse und ein Schale.492 Aus dem
Gräberfeld von Maiersch stammt ebenfalls eine Schale, PA38219_C013
die mit Buckeln verziert ist.493

480
Berg 1962, Taf. 11/14.
481
Krenn 1935, 70.
482
Barb 1937, 96.
483
Klemm 1992, 156 f.
484
Eibner-Persy 1980, 51, 144, Taf. 30/2.
485
Ilon 2001, 249, 264
486
Patek 1993, 59.
487
Guštin 1996, 119; z.B.: Velike Malence Grab 2, 122.
488
Dobiat 1980, 148.
489
Nebelsick 1997, 102.
490
Dörrer 2003, 205.
491
Prüssing 1991, 105.
492
Klemm 1992, 162, Taf. 61.
493
Berg 1962, Grab 73, Taf. 9/7.
180
Statzendorf Metall

11.3.2 Klammern
Die Klammern PA38179a und b aus Grab A037
bestehen aus je zwei dünnen Bronzeblechen mit den
Maßen 3,7 mal 1,2 cm, die durch je zwei Stifte mit leicht
verdickten Enden zusammengehalten werden. Ein
Zusammenhang mit den beiden ebenfalls im Grab
gefundenen Eisenmessern (PA38179 und PA38180), PA38179a_A037 PA38181a_C050
etwa als Bestandteil einer Messerscheide, scheint
möglich. In Grab C050 wurden vier Klammern gefunden (PA38181a-d), die aus je einem abgerundet
rechteckigen Blech mit zwei Löchern bestehen, in die ein kleineres Blech mit hakenartigen Fortsätzen
eingesteckt ist. Die Klammern sind zwischen 2,1 und 2,9 cm lang und 0,8 cm breit.
11.3.3 Nägel
Die Bronzestifte PA42731e_A061, PA42731f_A061, PA45419c_C082 und PA86435 werden als Nägel
bezeichnet. Die ersten beiden sind rundstabig und besitzen einen Kopf, die letzteren haben einen
quadratischen Querschnitt und keinen Kopf.
11.3.4 Fragmente
Einige Metalle konnten aufgrund des Erhaltungszustandes keinen Typen mehr zugeordnet werden. Es
handelt sich um die Eisenfragmente PA38206_C008, PA38238a, PA38238b, PA42770b_A068,
PA43008_A106, PA43063a_A116, PA43063b_A116, PA43070a_A117, PA43213_B142, PA43245_
B146, PA43247_B146, PA45050_C018, PA45185b_C038, PA45185c_C038, PA56091a und
PA56150a_GD16, sowie um die Bronzefragmente PA38102_A011, PA38112_A013, PA38123_A014,
PA38164_A028, PA38170_A033, PA38172_A034, PA38215_C011, PA38233c, PA38233d,
PA38235a, PA38235b, PA38235c, PA42662a_A044, PA42684a_A048, PA42684b_A048, PA42723a_
A058, PA42770c_A068, PA42813c_A076, PA42813d_A076, PA42817e_A077, PA42911b_A096,
PA42914_A096, PA42976a_A104, PA42987c_A104, PA42987d_A104, PA43064b_A116, PA43069_
A117, PA43084, PA43108a_B129, PA43108b_B129, PA43108c_B129, PA43133a_B133,
PA43133b_B133, PA43177_B138, PA43182_B139, PA43201_B141, PA45039a_C015, PA45039b_
C015, PA45090a_C026, PA45135a_C031, PA45185a_C038, PA45238b_C046, PA45327_C064,
PA45347_C067, PA45386a_C075, PA45387b_C076, PA45387c_C076, PA45419a_C082,
PA45419b_C082, PA45419c_C082, PA45419d_C082, PA45428b_C083, PA56089, PA56090a,
PA56090b, PA56090c, PA56090d, PA56090e, PA56090f, PA56090g, PA56128_GD08, PA56149a_
GD16, PA56149b_GD16, PA56149c_GD16, PA56149e_GD16, PA56151a_GD17, PA56151b_GD17,
PA56153b_GD18, PA56153c_GD18, PA56206a_A019, PA56206b_A019 und SH32d_B032.
Unter den Fragmenten sind Stücke, die sicherlich hallstattzeitlich sind, wobei aber nicht entschieden
werden konnte, ob es sich etwa um einen Ring, Armreif oder Halsreif gehandelt hat. Für einige
Bronze- und Eisenblechfragmente bleibt jede Vermutung offen. Die Streufunde PA56090c und d
dürften neuzeitliche Trachtbestandteile (aus den napoleonischen Kriegen?) sein. Die Streufunde
PA38238a und b könnten sowohl Messer als auch Bestandteile landwirtschaftlicher Geräte, etwa
Radreifen oder Eggenblätter, sein. Der Griff eines unbekannten Objektes PA43078 ist ein Streufund.
Er ist noch 12,6 cm lang, 2,7 cm breit und 0,4 cm dick. Der rautenförmige, bronzene Mittelteil endet
auf einer Seite in einem eisernen Stift, auf der anderen Seite in einem offenen Bronzering, der
spiralförmig eingeritzt ist.

181
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

12. Stein
Zu den Steinobjekten gehören in erster Linie Geräte, nämlich Schleif- und Glättsteine sowie Silices,
Rohstoffe wie Grafit und Rötel, aber auch Steine, die im Sinne von Amuletten oder Schmuckstücken
gedeutet werden können.
12.1 Geräte
12.1.1 Schleifsteine mit Loch
Durchlochte Schleifsteine aus Sandstein kommen in Statzendorf
elfmal vor (PA38216_C011, PA38217_C011, PA42926_A097,
PA43172_B138, PA43202_B141, PA45053_C018, PA45129_
C030, PA45155_C033, SH49e_B049, SHoA49a_StrfB, SHoA59_
StrfB). Sie sind längsrechteckig, in den meisten Fällen leicht
tailliert und besitzen einen runden bis ovalen Querschnitt. Eine
Seite ist durchbohrt, der Durchmesser des Loches schwankt
zwischen 0,2 und 0,5 cm. Die Schleifsteine sind zwischen 8,2 PA45129_C030
und 15 cm lang, der Durchschnitt liegt bei 11,3 cm. Die Breite
liegt zwischen 1,1 und 3,1 cm, im Durchschnitt bei 2,3 cm. Die Schleifsteine kommen in fast allen
Fällen gemeinsam mit Messern vor, mit einem Messer in Grab A097, B141, C018 und C033, mit zwei
Messern in Grab B138, C011 und C030. Nur in Grab B049 ist kein Messer vorhanden, was aber auf
die unvollständige Überlieferung des Grabinventars zurückzuführen sein könnte. „Typisch weibliche“
Inventarbestandteile fehlen in Gräbern mit durchlochten Schleifsteinen, dafür sind ausreichen „typisch
männliche“ Bestandteile in den Inventaren vorhanden, etwa Beile, Mehrkopfnadeln und Eisenkugeln,
um Schleifsteine mit Loch in Statzendorf als kennzeichnend für Männergräber zu betrachten.
Während in Bad Fischau und Sopron Schleifsteine dieser Art nicht belegt sind, treten sie in Kleinklein
fünfmal in Verbindung mit Waffen auf.494 G. Tomedi vermutet eine Verwendung der Schleifsteine in
erster Linie zum Nachschärfen von Waffen und anderem schneidenden Werkzeug, das durch die
Lochung oder durch Metallzwingen am Gürtel befestigt zur persönlichen Ausstattung gehört.495 L.
Nebelsick hält eine nicht geschlechtsgebundene, praktische Funktion in Zusammenhang mit den
Messern des Tafelbestecks für wahrscheinlich.496 Dafür spricht das Vorkommen in einem Frauengrab
in Roggendorf, Grab 19497. Weitere Exemplare dieses Typs sind aus Krensdorf498 und Maiersch499
bekannt.
12.1.2 Schleifsteine ohne Loch
Die sieben Schleifsteine ohne Loch (PA42823a_A079,
PA42823b_A079, PA42823c_A079, PA43061_A116, PA45346_
C067, PA45388_C077, PA56082a_C084) besitzen unterschied-
liche, meist längliche, Form und ebenfalls einen runden bis
ovalen Querschnitt. Die Länge der Stücke liegt zwischen 3,4 und
8,3 cm, wobei sie möglicherweise nicht ganz vollständig sind, die
Breite zwischen 1,2 und 3,8 cm. Die Schleifsteine ohne Loch sind
interessanterweise mit ganz anderen Funden vergesellschaftet
als die Schleifsteine mit Loch. In Grab A079, in dem gleich drei
PA43061_A116
Schleifsteine lagen, fand sich außerdem ein Spinnwirtel, ebenso
wie in Grab C067, wo neben dem Spinnwirtel auch ein Messer
zum Inventar gehört. In Grab A116 war ebenfalls ein Messer und diverse Trachtbestandteile, in Grab
C084 ein Gürtelhaken. Es handelt sich also durchwegs um Funde, die eher dem weiblichen Spektrum
zugeordnet werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Kleinklein, wo kleinere „Poliersteine“ im
Frauengrab Hochschusterwald 2 gefunden wurden.500

494
Dobiat 1980, 150.
495
Tomedi 2002, 158.
496
Nebelsick 1997, 98.
497
Pescheck 1942a, 261 f.
498
Pescheck 1943, Taf. 2/3.
499
Berg 1962, Taf. 1/4, 1/6, 28/11.
500
Dobiat 1980, 150.

182
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

Die Verbreitungskarte zeigt Gräber mit durchlochten


Schleifsteinen (schwarz markiert) und Gräber mit Schleifsteinen
ohne Durchlochung (weiß markiert). Da es sich bei den Formen
um funktionell geprägte Typen handelt, ist eine chronologische
Relevanz nicht zu erwarten. Im Nordostbereich befinden sich
die Gräber B138 und B141, die durch ähnlichen Grabbau und
Ausstattung in Zusammenhang zu bringen sind. Die Gräber mit
Schleifsteinen ohne Durchlochung konzentrieren sich – ob Zufall
oder nicht – eher im Südbereich des Gräberfeldes.
12.2 Anhänger
Ein durchlochter Kieselstein PA56109a aus Grab GD03 kann
als Anhänger bezeichnet werden, zumal er zusammen mit
einem durchlochten Bären- und einem durchlochten Eberzahn
gefunden wurde. Er ist 3,2 cm lang und 2,1 cm breit. Das
gesamte Ensemble dürfte Amulettcharakter besessen haben,
leider ist ansonsten außer einer Henkelschale aus dem Grab
kein Fund überliefert.
12.3. Rohstoffe
12.3.1 Silex
Silices wurden in vier Gräbern gefunden (PA45337_C065,
PA56152_GD17, PA56153a_GD18, PA56207_A019). Eine Abb. 126: Schleifsteine
eindeutige Funktion der Stücke ist nicht zu erkennen. Ob es sich ○ ohne Loch
um verlagertes Material oder absichtlich deponierte Stücke ● mit Loch
handelt, ist nicht zu entscheiden. Die Stücke weisen keine
Retuschen auf, die einen intentionalen Charakter besitzen.501 PA56152 ist derart weiß patiniert, dass
eine Herstellung zur Zeit der Hallstattkultur nahezu ausgeschlossen zu sein scheint. G. Tomedi macht
darauf aufmerksam, dass in bronze- und eisenzeitlichen Grabzusammenhängen geschlagene
Steingeräte keine Seltenheit sind und bietet mehrere Erklärungsmodelle an: Neben einer
tatsächlichen Verwendung als Gerät kommt eine Funktion als Feuerschläger in Betracht, ebenso ist
die Deponierung von Altstücken als Amulett nicht ausgeschlossen.502
12.3.2 Grafit
Grafitknollen, die bei der Oberflächenbehandlung und Verzierung der Keramik eine unverzichtbare
Rolle gespielt haben, sind aus Grab D017 (PA86337a und b) und als Streufund bekannt (PA56092c).
Ihre Größe liegt zwischen 4 und 4,8 cm. Grafit ist in hexagonalen Tafeln kristallisierender reiner
Kohlenstoff. Er ist schwarz bis grau, fast metallisch glänzend, sehr weich und gleitfähig. Sein
Kristallgitter besteht aus übereinander liegenden Schichten von Sechserringen, die sich relativ leicht
gegeneinander verschieben lassen. Daher kann er als Schmiermittel und zum Glätten verwendet
werden.503
12.3.3 Rötel
Ein weiterer Streufund ist ein 2,7 cm langes Stück Rötel (PA56092b). Als Rötel bezeichnet wird eine
Varietät des Hämatit, ein trigonales Mineral in der chemischen Zusammensetzung α-Fe2O3, das
dunkelgraue bis schwarze, metallisch glänzende Kristalle bildet, die in dünnsten Schichten dunkelrot
durchscheinen.504 Rötel wird als Farbpigment verwendet, eventuell zur Herstellung der rot-schwarz
bemalten Keramik.
12.3.4 Sonstiges
Aus nicht ganz geklärten Umständen wurden noch drei weitere Steine aufgehoben und inventarisiert.
Es handelt sich um einen Kiesel, der als Streufund gilt (PA56092a), einen Kalksteinbrocken aus Grab
D019 (PA86366) und einen Stein aus Grab C017 (PA45041).

501
freundlicher Hinweis von P. Nigst
502
Tomedi 2002, 157 f.
503
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
504
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.

183
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

13. Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte


Die Geweih-, Knochen- und Zahnartefakte wurden gemeinsam mit den restlichen Tierknochen von M.
Schmitzberger bestimmt. Ausführliche Bestimmung und Interpretation der Tierknochenfunde sind in
seinem Beitrag im Anhang zu finden, an dieser Stelle werden nur die Stücke angeführt, die nicht als
Reste einer Speisebeigabe zu deuten sind.
13.1 Zahnanhänger
An der Wurzel durchbohrte Tierzähne fanden offenbar als Anhänger oder Amulett Verwendung. Aus
Grab GD03 stammen jeweils ein Unterkiefereckzahn eines Braunbären und eines Ebers (PA56109 b
und c), aus Grab B139 der eines Keilers (PA43183). Gelochte Tierzähne werden seit der Altsteinzeit
getragen, in hallstattzeitlichen Zusammenhängen sind sie zum Beispiel aus den Siedlungen
Großmugl505 und Horn506 bekannt, in Gräberfeldern sind sie weniger häufig vertreten.
13.2 Geweihscheiben
Zwei ähnliche Stücke von Geweihscheiben, die aus der Hauptstange
eines Rothirschgeweihs gesägt und an einer Seite mit einer einfachen
bzw. doppelten Reihe von Kreisaugen verziert sind, stammen aus den
Gräbern B138 (PA43174) und B141 (PA43203). Sie sind 3,8 bzw. 3,5
cm im Durchmesser und jeweils 0,5 cm dick. Durchlochte Knochen-
und Geweihscheiben sind auch aus anderen Gräberfeldern der
Hallstattzeit bekannt. Ein unverziertes Exemplar stammt aus
Maiersch507, Grab 2 von St. Andrä barg ein mit Kreisaugen verziertes
Stück, ebenso wie der Grabhügel von Jois508 und das Grab Loretto,
Fundstelle 83a.509 PA43174_B138

13.3 Knochenobjekte
An die Geweihscheiben anzuschließen ist ein künstlich durchlochter
Handwurzelknochen eines Pferdes aus Grab C040 (PA45198) sowie
ein abgesägtes und durchlochtes Stück eines Oberschenkel-
gelenkknopfes eines Rindes aus Grab A090 (PA42867). Zwanzig
solcher Knochenscheiben wurden im Gräberfeld Linz-St. Peter in
Zusammenhang mit einem Körpergrab 8 gefunden, das von H. Adler PA45198_C040
in frühbronzezeitlichen Kontext gestellt wurde.510 Ein ganz ähnliches
Stück stammt aus dem Kürbischhansl – Tumulus von Kleinklein.511
Ungeklärt ist die Funktion eines hantelförmigen Knochenobjektes aus
Grab C037 (PA45178). Es ist 5,1 cm lang, 2,6 cm breit und nur 0,3 cm
dick, beide Enden sind durchlocht.
13.4 Astragali
Merkwürdigerweise nennt C. Pescheck Statzendorf, Grab B 80 als Fundort mehrerer Astragali,
beschreibt sie aber nicht näher. Heute sind aus diesem Grab überhaupt keine Funde erhalten.512 Elf
vollständig erhaltene, unverbrannte Tali des Hausrindes wurden hingegen in Grab A116 gefunden.
Eine so große Anzahl an Astragali in einem Grab ist aber durchaus bemerkenswert. Das Grab ist
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Stücke dieser Art sind aus urnenfelder- und
hallstattzeitlichen Grab- und Siedlungszusammenhängen hinreichend bekannt, vergleichbare Stücke
stammen aus Bad Fischau,513 Grafenwörth514 und Maiersch.515 Aus Loretto sind sogar 13 Gräber mit

505
Lantschner 2000, 138.
506
Griebl 1997, 62.
507
Berg 1962, Taf. 1/18.
508
Pescheck 1942a, 101.
509
Nebelsick 1994a, Taf. 112.
510
Adler 1965, 27. Aufgrund mangelnder Beifunde kann das Grab meiner Ansicht nach auch hallstattzeitlich
interpretiert werden. Die Hockerstellung des Skelettes hat vermutlich den Anstoß zur Datierung gegeben, diese
konnte in Statzendorf aber auch für hallstattzeitliche Bestattungen nachgewiesen werden.
511
Dobiat 1980, 150 f.
512
Pescheck 1942a, 103.
513
Klemm 1992, 167, Taf. 47/350.
514
Lochner 1988, Taf. 9/3 und 4.
515
Berg 1962, Taf. 12/5.

184
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

Astragali sicher überliefert.516 Über Bedeutung und Funktion der Stücke wird diskutiert. Gängige
Interpretationen sind die Verwendung als Spiel- und Orakelwürfel, im Sinne einer symbolischen
Überwindung des Todes, mitunter auch profan als Webgewicht.517

14. Gagat
Gagat ist eine zu Schmuckzwecken verwendete, polierbare,
bitumenreiche, tiefschwarze Braunkohle518 und wird auch schwarzer
Bernstein genannt. Aus Grab A039 stammt der kleine Gagatring
PA38193, der 1,8 cm Durchmesser im misst. Er ist das einzige Objekt
aus diesem Material im Gräberfeld von Statzendorf. Der Ring kommt PA38193_A039
gemeinsam mit einem Bronzearmreif und einem Bronzering in einem
Grab mit Spinnwirtel vor, dürfte also der weiblichen Tracht zuzuordnen
sein. Ein vergleichbares Exemplar eines Gagatrings stammt aus
Maiersch, Grab 83.519

15. Harz
Zwei Harzfragmente wurden in Statzendorf gefunden, PA38106 aus Grab A011 und der Streufund
PA38244. Über Funktion und Verwendung kann nur spekuliert werden, eine Deutung als Räucherwerk
scheint möglich. In St. Andrä ist Harz zur Reparatur und Abdichtung zerbrochener Gefäße
nachgewiesen.520 Harzreste wurden auch in Bad Fischau, Hügel 5521 und Sopron, Tumulus 148522
gefunden.

16. Bernstein
Bernstein ist ein fossiles Harz von Nadelbäumen, der chemischen Struktur nach ein Polyester aus
Harzsäuren. Er hat einen Schmelzpunkt zwischen 290 und 384ºC und ist brennbar523, weshalb er in
Körpergräbern häufiger erhalten ist als in Brandgräbern und daher auch gemäß der Bestattungssitte in
den westlichen und südöstlichen Bereichen der Hallstattkultur häufiger auftritt. Bernstein kommt in
größeren Mengen im Baltikum, in Sizilien und Rumänien vor und wurde entlang der Bernsteinrouten
zwischen baltischen Küstengebieten und Mittel- und Südeuropa verhandelt.524

16.1 Fibelverzierungen
Die große, ovale Bernsteinperle PA38194b aus Grab C001 war
vermutlich auf den Bügel der bronzenen Bogenfibel PA38194a
aufgeschoben. Sie ist 6,2 cm lang, 3,9 cm breit und 2,4 cm hoch.
Möglicherweise ist das Stück aus Hügel 3 von Donnerskirchen525, das
1,7 cm lang ist und eine ähnliche Durchbohrung besitzt, als Parallele
anzuführen. Ein weiteres Stück Bernstein, PA38124b, das vermutlich
als Bernsteineinlage der Bogenfibel PA38124a aus Grab A014 zu
deuten ist,526 ist 1,2 cm lang, 1 cm breit und 0,2 cm dick.
PA38194b_C001

516
Nebelsick 1994a, 185 ff.
517
Hlavac 1998, 35 ff.; Nebelsick 1994a, 194 f.
518
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
519
Berg 1962, Taf. 23/3.
520
Eibner 1974, 65.
521
Klemm 1992, 168.
522
Eibner-Persy 1980, 52.
523
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Der Brockhaus in Text und Bild 2002, Mannheim 2002.
524
Malinowski 1971, 102 ff.
525
Pescheck 1942b, 101, 103.
526
Siehe Kapitel 11.2.3 (Fiben)

185
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

16.2 Stabperlen
Aus dem Körpergrab A014 sind sieben stabförmige
Bernsteinperlen (PA38128) erhalten, die jeweils etwa 3 cm lang
sind und einen Durchmesser von 0,8 cm besitzen. Perlen dieser
Art sind aus westlicheren Gebieten der Hallstattkultur in
Zusammenhang mit größeren Kolliers geläufig, etwa aus
Hallstatt527 oder vom Dürrnberg528.
16.3 Ringe PA38128_A014
Bernsteinringe kommen im Gräberfeld von Statzendorf in vier
Gräbern vor. Es handelt sich um die zwei fragmentarisch
erhaltenen Ringe PA38105b aus Grab A011, die einen
Durchmesser von etwa 1,6 cm erreicht haben dürften und einen
annähernd runden Querschnitt besitzen, das Fragment
PA38127c aus Grab A014 mit halbrundem Querschnitt und
einem Durchmesser von etwa 0,8 cm, das Fragment PA38188
aus Grab A037, und den Bernsteinring PA42733 aus Grab A061,
der zu einem Ensemble aus 49 Glasringen und 4 Bronzeringen PA38105b_A011
gehört. Er besitzt einen flachen Querschnitt und misst 0,7 cm im
Durchmesser. Dass Bernstein aus Grab A011 und A037 erhalten
ist, ist eher erstaunlich, da es sich um Brandbestattungen
handelt.
16.4 Perlen
Runde Bernsteinperlen sind in Statzendorf in zwei Gräbern und
als Streufunde von Feld B belegt. Drei Perlen mit einem
Durchmesser von 0,5 cm stammen aus Grab A011 (PA38105a),
aus Grab A014 kommen 6 Perlen mit einem Durchmesser von
0,9 cm (PA38127a). Aus demselben Grab ist noch eine weitere,
mit 0,8 cm etwas kleinere, fragmentierte Perle zu erwähnen
(PA38125c), lediglich fragmentarisch erhalten sind die Stücke SHoA36
PA38127b aus Grab A014. Die beiden Streufunde SHoA35 und
SHoA36 sind im Durchmesser 1,1 bzw. 1,2 cm groß. Ähnliche
Perlen kommen in Bad Fischau, Hügel 5, vor.529 Aus
Donnerskirchen sind Perlen dieser Art erwähnt,530 zur
Ausstattung gehören sie offensichtlich auch in Maiersch.531
Bernsteinperlen kommen in Gräbern mit gehobener Ausstattung
vor, in drei Fällen, bei Grab A014, A037 und A061 in
Zusammenhang mit Spinnwirteln und weiblichen
Trachtbestandteilen, bei Grab A011 zusammen mit einem
Eisenring und zwei Messern. Wie aus der Kartierung der Gräber
mit Bernsteinfunden herausgelesen werden kann, sind die
Gräber im mittleren Westbereich des Gräberfeldes verteilt.
Einschränkend zu dieser Karte ist zu sagen, dass zwei Funde
aus Feld B, dem Nordbereich des Gräberfeldes, nicht kartiert
werden konnten, da nicht überliefert ist, aus welchen Gräbern sie
stammen.

Abb. 127: Gräber mit Bernstein


527
Kromer 1959, Taf. 2/23, 3/4.
528
Zeller 1994, 116.
529
Klemm 1992, 166.
530
Pescheck 1942b, 101.
531
Berg 1962, Taf. 2/11, 5/5, 10/6, 13/08, 23/05.

186
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

17. Glas
17.1 Ringe
Die 17 Glasringe mit der Inventarnummer PA42814a besitzen jeweils einen
Gesamtdurchmesser von nur 0,3 cm und eine Stabdicke von 0,1 cm. Sie
wurden in Grab A076 gefunden. Aus Grab A061 stammen 49 Glasringe
(PA42733), die gemeinsam mit vier Bronzeringen und einem Bernsteinring ein
Ensemble bilden. Die Glasringe haben ebenfalls jeweils einen Durchmesser von
0,3 bis 0,4 cm. Kleine, gelbe und hellblaue Glasringe ähnlicher Dimension ergab
PA42814a_A076
Tumulus 148 von Sopron.532
17.2 Ringaugenperlen
Ringaugenperlen werden durch das Auftragen von kleinen, zu Kreisen
geformten Fäden auf den andersgeformten Perlenkörper hergestellt. Sie sind
nicht zu verwechseln mit den chronologisch später gestellten, aus mehreren
Kreisflächen verschiedener Färbung schichtweise aufgebauten Schicht-
augenperlen.533 Ringaugenperlen aus blauem und gelbem Glas sind aus fünf
Gräbern und zweimal als Streufunde von Feld B belegt. Die Perlen
PA38174_A036, PA38187_A037, PA42853_ A086, PA42986b_ A104 und
PA43214_ B142 sind in ihrem Grab jeweils Einzelstücke. Zur den nicht mehr PA38174_A036
zuordenbaren Funden von Feld B zählen einmal die 16 Stücke SHoA37 und die
106 Stücke SHoA39. Die Perlen sind zwischen 0,8 und 2,4 cm groß und
zumeist mit jeweils drei Augen verziert, bei denen Ringe aus unterschiedlich gefärbtem Glas einander
abwechseln. Die Grundfarbe ist zumeist blau, die Farbe der Verzierung gelb oder weiß. Bei den
kleineren Perlen sind einfache und doppelte Kreise als Verzierung zu beobachten, gelegentlich auch
einfache Wellenbänder. Perlen dieser Art bezeichnet man als Perlen mit Zickzackzier. Fragmente von
Glasperlen stammen noch aus den Gräbern A104 (PA42986a) und D019 (PA86368), eine Perle
PA38104 aus Grab A011 fehlt. Ringaugenperlen sind typisch für Ha C-zeitliche Gräber im
Ostalpenraum534 und sind in allen wichtigen Fundorten repräsentiert, etwa in Maiersch535, Sopron536
und Kleinklein537.
17.3 Perle mit Zickzackzier und Bronzeblechband
Einen Sonderfall unter den Perlen mit Zickzackzier stellt das Stück PA38241 aus Grab A014 dar. Es
handelt sich um eine längliche Perle, die um eine Spirale aus Bronzeblech aus blauem und gelbem
Glas gefertigt wurde. Sie ist 2,7 cm lang erhalten, ihr Durchmesser beträgt 1,5 cm. Verziert ist sie
durch drei umlaufende, gelbe Linien, zwischen denen jeweils gelbe Wellenbänder auf blauem Grund
verlaufen. Stützringe in Perlen, kleine Blechbänder aus Kupfer bzw. Bronze, sind außer aus
Statzendorf von Bad Fischau538, Virje und Hallstatt Grab 495 bekannt, die Funktion ist nicht ganz
geklärt,539 sie können allerdings als Notwendigkeit bei der Perlenproduktion interpretiert werden.
Glasperlen mit Ringaugen sind weniger häufig vertreten als jene mit
Zickzackzier, ihre Verbreitung ist gesamteuropäisch mit Schwerpunkten in
Mittel- und Oberitalien sowie im slowenisch-kroatischen Raum. Sie sind
chronologisch früher anzusetzen, denn sie treten bereits in der späten
Urnenfelderzeit auf, sind in Hallstatt C sehr beliebt und weit verbreitet und
werden schließlich von Perlen mit Zickzackzier verdrängt.540 Blaue Perlen mit
weißer und gelber Zickzackeinlage sind ebenfalls in ganz Europa verbreitet,
ein Schwerpunkt findet sich in Slowenien, wo die größte Zahl und auch der
höchste Variantenreichtum auftritt. Typisch ist eine Datierung in Hallstatt D,
doch räumt T. Haevernick ein, dass Perlen dieser Art auch mitunter in PA38241_A014
früheren, C – zeitlichen Zusammenhängen auftreten. Sie führt hier Hallstatt

532
Eibner-Persy 1980, 185, Taf. 77/4, 77/6.
533
Dobiat/Frey/Roth 1987, 7.
534
Klemm 1992, 165.
535
Berg 1962, Taf. 5/4, 30/16.
536
Eibner-Persy 1980, 51.
537
Dobiat 1980, 150.
538
Klemm 1992, 165.
539
Dobiat/Frey/Roth 1987, 27.
540
Dobiat/Frey/Roth 1987, 9 ff.

187
Statzendorf Stein-Bein-Gagat-Bernstein-Glas

und Sopron an,541 Statzendorf dürfte in diesem


Zusammenhang anzuschließen sein. L. Nebelsick hält Perlen-
ketten aus Glas, Bernstein und seltener auch Bein für eine
Erscheinung, die während der älteren und mittleren
Hallstattzeit die bronzenen Halsreifen zunehmend ablöst.542
Glasperlen kommen in sechs archäologisch als Frauengräber
bestimmten Komplexen vor und sind zumeist mit einem
reichen weiblichen Trachtensemble und Spinnwirteln
vergesellschaftet. Allerdings wurden Perlen auch in drei Fällen
mit eher dem männlichen Fundspektrum zuzuordnenden
Objekten gefunden, einem Beil, einem Eisenring und einer
Eisenkugel.
Die Verbreitungskarte aller Glasfunde des Gräberfeldes von
Statzendorf zeigt eine Konzentration der Funde im mittleren
Westbereich, und deckt sich in diesem Bereich mit der
Verbreitungskarte der Bernsteinfunde. Die östlich und nördlich
gelegenen Funde belegen die weitere Verbreitung dieses
Materials, die zum Teil auch durch die besseren
Erhaltungschancen zu erklären sein kann. Bei dieser
Kartierung fehlen zwei Gräber von Feld B, dem Nordbereich
des Gräberfeldes Statzendorf, da nicht mehr festgestellt
werden konnte, aus welchen der Gräber die recht
Abb. 128: Gräber mit Glasfunden umfangreichen Perlenketten stammen.

541
Haevernick 1983, 4 f.
542
Nebelsick 1996, 84.

188
Statzendorf Tierknochen

18. Kommentar zur Tierknochenauswertung


Die Bearbeitung der Tierknochen geschah vor der Auswertung des Gräberfeldes, somit standen dem
Bearbeiter M. Schmitzberger543 noch nicht alle archäologischen Daten zur Verfügung. Ein kleiner
Kommentar zu den Tierknochen versucht, diese Lücke zu schließen.
Wie M. Schmitzberger bereits ausführlich dargelegt hat, spiegelt sich die Bedeutung der einzelnen
Haustierarten für die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes in den Tierknochenresten wider.
Gesamt machen die Schaf/(Ziegen)-Reste etwa 46 %, Schweineknochen 31 % und Rinderfragmente
21 % des Gesamtaufkommens aus.

16 70

14
60

12
50

10
40
8

30
6

Sex arch. 20
Absolute Werte

4 Sex arch.

2 10

Prozent
Frau
Frau

0 Mann
0 Mann
Schaf Rind Schwein
Schaf Rind Schwein

Abb. 129: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im Abb. 130: Prozentueller Anteil der Haustierarten im
Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern Verhältnis zu den Frauen- und Männergräbern

Betrachtet man die vorkommenden Tierarten in Zusammenhang mit der archäologischen


Geschlechtsbestimmungen der Gräber544, so zeigt sich, dass Kleinwiederkäuer signifikant häufiger in
Frauengräbern vorkommen (10 in Frauen-, 3 in Männer- und 16 in unbestimmbaren Gräbern), Rinder
und Schweine jedoch prozentuell gesehen häufiger in Männergräbern enthalten sind (Rind: 3 in
Frauen-, 2 in Männer- und 6 in unbestimmbaren Gräbern, Schwein: 4 in Frauen-, 3 in Männer- und 5
in unbestimmbaren Gräbern). Die Datenbasis bestand aus 20 Frauen-, 8 Männer- und 29
unbestimmbaren Gräbern, in den Grafiken sind nur Gräber mit jeweils einer Tierart berücksichtigt. Ein
Zusammenhang zwischen der Wollverarbeitung und Textilarbeit, die traditionell den Frauen
zugeordnet wird, und Schafen als Fleischbeigabe im Grab scheint nicht ganz unwahrscheinlich.

16
Die Reichhaltigkeit der übrigen Ausstattung der
Gräber könnte ein Kriterium für die Auswahl der 14

Tierart gewesen sein, die Überprüfung eines 12


Zusammenhangs zwischen dem Sozialindex und
der Tierart im Grab ergab allerdings keine 10

wesentlichen Zusammenhänge. In der Sozialindex- 8

gruppe 0 – 25 sind die Tierarten etwa den 6


Erwartungen gemäß verteilt, in der Gruppe 26 - 50 Tierart
Absolute Werte

sind die Rinder ein wenig häufiger vertreten, und in 4


Rind

der Gruppe 51 – 78 fehlt das Rind gänzlich, dafür 2 Schaf

ist das Schwein häufiger vertreten. 0 Schwein


0-25 26-50 51-78

Sozialindex

Abb. 131: Absolute Häufigkeit der Haustierarten im


Verhältnis zum Sozialindex der Gräber

543
Die Neubearbeitung der Tierknochenfunde geschah im Rahmen des FWF-Projektes P 12520HIS unter der
Leitung von A. Lippert und wurde von M. Schmitzberger durchgeführt. Seine Auswertung findet sich im Anhang.
544
Dieser Fragestellung begegnet man in der Literatur nicht sehr häufig. P. Trebsche und N. Müller-Scheeßel
brachten mich auf die Idee, dem Zusammenhang nachzugehen und bereiten einen Artikel darüber vor.

189
Statzendorf Tierknochen

Die elf vollständig erhaltenen Rindertali aus Grab A116 sind anders als die meisten anderen
Tierknochenreste wohl kaum im Sinne einer Fleischbeigabe zu interpretieren. Grab A116 ist
geschlechterspezifisch nicht deutbar, weist aber mit 45 einen recht hohen Sozialindex auf, ohne die
Astragali in die Berechnung mit einzubeziehen. Die Bedeutung der Stücke könnte im kultischen
Bereich liegen, Deutungen als Spiel- und Orakelwürfel oder als Webgewicht sind ebenso gängig.
Der einzige Hinweis auf Pferde (Equus ferus f. caballus) in Statzendorf stammt aus dem Grab A009,
ein Brandgrab mit teilweiser Steinabdeckung. Archäologisch wurde es als Frauengrab bestimmt,
neben einem Spinnwirtel, einer Nadel und einem Messer sind noch neun Gefäße vorhanden. Das
Grab wurde mit einem Sozialindex von 44 bewertet.
Das Teilskelett eines Haushuhnes (Gallus gallus f. domestica) kann leider nicht mehr mit
vollständiger Sicherheit innerhalb des Gräberfeldes lokalisiert werden,545 wahrscheinlich ist jedoch
Grab D009, das im jüngeren Teil des Gräberfeldes anzunehmen wäre. Die sonstigen Funde aus dem
Komplex GD09 sind ein Eisenarmreif, Fragmente einer eisernen Fibel, ein Fragment eines
Bronzearmreifes ohne Verzierung sowie Leichenbrand, der nicht eindeutig als männlich bzw. weiblich
zu bestimmen war. Dem Komplex zuzuordnen ist jedoch ebenso der Boden eines rötlichen, auf der
Töpferscheibe hergestellten Gefäßes, was den Schluss nahe legt, dass es sich auch um einen
gestörten Komplex handeln könnte. Da die Erhaltung und die Größe der Hühnerknochen eher für eine
eisenzeitliche als römische Datierung spricht und hallstattzeitliche Hühner in Mitteleuropa zwar selten,
aber nicht unbekannt sind, gibt es trotzdem kaum Zweifel an der hallstattzeitlichen Herkunft des
Hühnerskelettes.
Frühe Hühnerfunde aus westhallstättischen Siedlungen sind von der Heuneburg und aus
Wallerfangen bekannt, Grabfunde stammen aus Schirndorf. Die Einführung von Hühnern in Spanien
dürfte auf die Phönizier zurückzuführen sein. Aus dem östlichen Bereich der Hallstattkultur sind Fund
aus Tĕšetice und Nové Košariská bekannt.546 Hühner werden aufgrund ihrer Seltenheit weniger als
Eier- und Fleischlieferant, sondern als Ziergeflügel gehalten worden sein,547 eventuell kam ihnen auch
eine glückbringende oder apotropäische Bedeutung zu.548
In diesem Zusammenhang sei auf eine Abbildung eines Huhnes auf der frühlatènezeitlichen Situla von
Kuffern aufmerksam gemacht549, einem Fundort, der zwar ein wenig jünger als Statzendorf sein dürfte,
allerdings nur etwa 1,5 km entfernt liegt. Von der Darstellung des Huhnes ist leider lediglich der Kopf
im Original erhalten, der deutlich den typischen Kamm und die Kehllappen unterhalb des Schnabels
zeigt.

Abb. 132: Abrollung und Detail des figuralen Frieses der Situla von Kuffern (Lucke/Frey 1962, Taf. 75.)

545
Siehe Kapitel „Quellenkritik“.
546
Neumaier 1996, 167.
547
Schüle 1960, 1 ff.
548
Spindler 1983, 313.
549
Für diesen Hinweis danke ich A. Eibner herzlich. Abbildungen: Lucke/Frey 1962, Taf. 75.

190
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

19. Zur anthropologischen und archäologischen Geschlechts-


bestimmung
Um Aussagen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf zu treffen, ist eine
Bestimmung von Alter und Geschlecht der bestatteten Personen wichtig. Leider sind nur wenige
anthropologische Daten vorhanden, viele der Skelette und Leichenbrände sind nicht in das
Naturhistorische Museum Wien gelangt, zumeist wurde der Leichenbrand zwar bemerkt und im Plan
eingezeichnet, aber nicht mitgenommen. Das biologische Geschlecht und das Alter der meisten
Bestatteten bleibt also im Dunkeln. Auch wenn die Quellenlage nicht so ideal wie bei modern
gegrabenen Gräberfeldern ist, rechtfertigt die Größe und Bekanntheit des Gräberfeldes den Versuch
einer detaillierten Auswertung, auch in bezug auf das Geschlecht der Bestatteten. Auf
archäologischem Weg wird nun versucht, einigen Komplexen aufgrund der Beigaben ein soziales
Geschlecht zuzuweisen. Natürlich ist das Bemühen nur dann von Erfolg gekrönt, wenn sich
einigermaßen aussagekräftige Beigaben in den Komplexen befinden. Der archäologischen
Geschlechtsbestimmung liegt in jedem Fall die Annahme zugrunde, dass die Geschlechterrollen der
Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf analog der biologischen Voraussetzungen bipolar
organisiert sind. In jeder Gesellschaft gibt es biologisch betrachtet Männer und Frauen, aber welche
Eigenschaften, Rollen und Aufgaben ihnen zugedacht werden, das unterscheidet sich von Kultur zu
Kultur.550 Aufgrund dieser Prämisse und den fehlenden Referenzdaten aus der Anthropologie ist es
nicht möglich, ungewöhnliche Gesellschaftsorganisationen, verschwimmende Geschlechtergrenzen,
Geschlechterrollentausch oder weitere soziale Geschlechter im Gräberfeld Statzendorf zu erkennen.
Die Geschlechtsbestimmung auf rein archäologischem Weg versucht also, aus den Beigaben eines
Komplexes den Bestatteten ein soziales Geschlecht innerhalb eines bipolaren Systems zuzuweisen,
auch wenn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es überhaupt in dieser Form existiert hat. Um
das Vorgehen bei der archäologischen Geschlechtsbestimmung mit allen Schwierigkeiten und
methodischen Zweifeln zumindest transparent zu machen, werden im folgenden die einzelnen Schritte
der archäologischen Geschlechtsbestimmung dargelegt.
19.1 Die anthropologische Geschlechtsbestimmung551
Von ursprünglich 378 Bestattungen konnten nur noch 41 (10,9 %), nämlich 25 (65,8 %) Körper- und
16 (4,7 %) Brandbestattungen anthropologisch analysiert werden. Von den 31 Individuen, bei denen
ein Geschlecht festgestellt worden ist, sind lediglich die Bestimmungen von zwölf Individuen von der
Bearbeiterin als „sicher“ eingestuft.
Die Leichenbrände sind in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
inventarisiert. Unter den auffindbaren Leichenbränden aus Statzendorf konnten acht Männer und eine
Frau bestimmt werden. Bei sieben Leichenbrandresten konnte nur mehr „erwachsen“ diagnostiziert
werden: fünf Individuen sind vermutlich zwischen dem 19. und 60. und zwei zwischen dem 19. und 40.
Lebensjahr verstorben. Kindliche Individuen fehlen gänzlich. Bei den nach ihrem Geschlecht
unbestimmbaren Individuen ergibt sich eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 37,2 Jahren.
Bis auf ein Individuum, dem keinem Grab mehr zugeordnet werden konnte, sind alle Bestimmungen
der Brandbestattungen unsicher. Wichtig ist weiters die Feststellung, das in keinem Fall mehr als ein
Individuum pro Leichenbrand vorliegt.
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht
A001 38248 19-60 ? D018 86356 19-40 M??
A011 56182 19-40 ? D019 86367 19-40 M??
A015 38131 19-60 ? D020 86372 41-50 M??
A057 42721 19-40 M?? D021 86381 19-30 W??
A065 42757 19-40 M?? GD09 56131 19-60 ?
C032 45143 19-60 ? Strf oA 19-40 ?
C070 45359 19-60 ? Strf1 oA 19-40 M??
D017 86338 31-40 M? Strf13 oA 25-35 M

Die Skelette sind in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
untergebracht und inventarisiert, neben der Inventarnummer ist Feld und Grabnummer vermerkt. Von

550
Kästner 1997, 16.
551
Die anthropologische Geschlechtsbestimmung erfolgte im Rahmen des FWF-Projektes P12520HIS unter der
Leitung von A. Lippert von S. Renhart. Ihr Bericht ist im Anhang einzusehen, die Ergebnisse sind hier kurz
zusammengefasst.

191
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

vielen Skeletten ist nur wenig mehr als der Schädel vorhanden. Insgesamt konnten zwölf Männer und
zehn Frauen sowie drei Kinder bestimmt werden.
Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht Grab Inventarnr. Sterbealter Geschlecht
A061 5789 31-40 W B133 5803 25-35 M
A067 5792 31-40 W? B139 5790 31-40 M
A068 5786 41-50 M? B146 5793 35-45 W??
A070 5791 19-30 M?? C016 5796 19-30 W?
A079 5781 35-45 W C017 5799 19-25 M?
A089 5783 31-40 W? C046 5801 2-3 -
A090 5779 41-50 M C066 5802 2-4 -
A094 5784 45-55 W C073 5800 4-6 -
A110 5794 35-45 M? C077 5798 35-45 M??
A112 5787 35-45 M? C078 5795 35-45 M
A113 5788 41-50 M D001 5797+5780 19-30 W
A119 5782 31-40 W B133 5804 verschollen W
B129 5785 31-40 M? 9539 verschollen
B104 5848 31-40 W

Selbst bei den Körperbestattungen ergeben sich große Unsicherheiten bezüglich der
Geschlechtsbestimmung, bei 11 von 22, also der Hälfte der Individuen ist die Geschlechtsbestimmung
mit einem Fragezeichen versehen.
Aufgrund der Datensituation können demographische Auswertungen nur als Einordnungsversuch
verstanden werden. Insgesamt zeigt das Geschlechterverhältnis ein großes Frauen- und
Subadultendefizit auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug bei der Geburt ca. 32 Jahre,
Körperhöhe und körperliches Erscheinungsbild fügen sich gut in das bereits bestehende Bild der
eisenzeitlichen Gräberfelder des heutigen ostösterreichischen Raumes ein. An pathologischen
Erscheinungen treten die üblichen Verschleißerscheinungen an den Gebissen auf. Bei dem
weiblichen Individuum aus Grab B104 zeigen sich am linken Os parietale zwei Eindellungen, die auf
eine Schabtrepanation hindeuten könnten.552
19.2 Die archäologische Geschlechterbestimmung
In Ermangelung anthropologischer Daten, die nur für wenige Gräber zur Verfügung stehen, wird
versucht, über geschlechtertypische Grabausstattungen eine archäologische Geschlechter-
bestimmung durchzuführen.553 Zunächst wurden die anthropologisch sicher bestimmten Gräber und
ihre Inventare begutachtet. Ausgehend von der Hypothese, dass einige Beigaben nur oder vor allem
verstorbenen Frauen bzw. Männern ins Grab mitgegeben wurden, wurde Fundkomplexen ein soziales
Geschlecht zugewiesen. A priori angenommen wurde hierbei, dass normalerweise nur ein Individuum
pro Grab vorliegt. Diese Annahme stützt sich auf die Befunde des Flachgräberfeldes, die ganz anders
zu beurteilen sind als die von Hügelgräbern554 und auf die anthropologischen Analysen, bei denen
niemals mehr als ein Individuum pro Leichenbrand festgestellt werden konnte.
In den fünf als sicher bestimmten Frauengräbern (A061, A079, A094, B104 und D002) sind folgende
Typen zu finden: An Gefäßkeramik vorhanden sind Henkelschalen, Kegelhalsgefäße, Schalen,
Schüsseln und Töpfe, an Trachtbestandteilen Fibeln und Nadeln aus Bronze, Perlen aus Bernstein
und Glas und Bronzeringschmuck, an Geräten Messer, Nähnadeln, Schleifsteine ohne Loch und
Spinnwirtel. Als besonders typisch für Frauengräber in diesem Sinne wurden zunächst Spinnwirtel
gewertet. In 36 Gräbern, den Gräbern A002, A003, A009, A013, A014, A019, A022, A032, A037,
A039, A047, A055, A061, A068, A076, A079, A089, A092, A104, A108, B102, B134, B142, B144,
C009, C010, C014, C021, C027, C054, C067, C072, GD01, GD02, GD04 und GD16 kommen
Spinnwirtel vor. Sie werden als archäologische “Frauengräber” gedeutet. Weitere Funde, die Frauen
zugeschrieben werden, sind Harfen- und Halbmondfibeln, Halsreifen, (Finger-)Ringe, Perlen und
Tonspulen.555 Für C. Dobiat sind in Kleinklein Fibeln, Webstuhlgewichte und Spinnwirtel diagnostisch,

552
Siehe Anhang (S. Renhart, Anthropologie).
553
Dieses Vorgehen ist von der Genderforschung in letzter Zeit vielfach zurecht kritisiert worden (z.B.
Kleibscheidel 1997), jedoch sind im Fall Statzendorf keine Daten zu Verfügung, die ein anderes Vorgehen
ermöglichen. Durch die genaue Beschreibung der Hypothese und Methode wird versucht, das Verfahren
zumindest transparent und kritisierbar zu machen.
554
So konnten im Grabhügel von Zagersdorf sechs Brandbestattungen innerhalb eines Grabhügels geborgen
werden (Rebay 2002, 93 ff.)
555
Klemm 1992, 171.

192
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Arm- und Halsringe fehlen zwar in Kleinklein, werden aber als typisch weiblich bezeichnet.556 L.
Nebelsick ordnet alle Spinn- und Webgeräte sowie Nähnadeln den Frauenbestattungen zu, an
Trachtbestandteilen Halsreifen, Perlen, Fibeln, Schläfenringe, Gürtelhaken, Ringe und Spiralröllchen
als Kleidungsbesatz, Arm- und Beinschmuck, mitunter auch kleine Bronzenadeln.557
Die sechs anthropologisch sicher als Männergräber bestimmten Gräber (A090, A110, A113, B133,
B139 und C078) haben folgende Beigaben und Trachtbestandteile im Grab: Henkelschalen,
Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Kragenrandschüsseln, Töpfe, Anhänger, einen
Bronzearmreifen und zwei Bronzedrahtspiralringe. Als typisch für Männer werden in Statzendorf
Waffen aller Art, Eisenkugeln und Schleifsteine gewertet. „Männergräber“ sind die 17 Gräber A027,
A036, A086, A091, A097, A106, B047, B049, B138, B141, B147, C008, C011, C018, C030, C033 und
GD08. Schleifsteine sind in Statzendorf nie mit Spinnwirteln oder anderen typischen Frauenbeigaben
vergesellschaftet, dafür aber zweimal mit Waffen, dreimal mit Nadeln und bis auf einmal immer mit ein
bis zwei Messern. Waffen und Mehrkopfnadeln sind nach C. Dobiat kennzeichnend für die
Männergräber in Kleinklein, wobei er die Waffengräber von den Männerbestattungen ohne Waffen
abhebt. In Kleinklein wurden Wetzsteine auch nur in Verbindung mit Männergräbern beobachtet. Die
Tatsache, dass in drei Waffengräbern Spinnwirtel zu finden waren, die seiner Ansicht nach keine
Doppel- oder Nachbestattungen sind, erklärt er durch einen besonderen Grabritus.558
Leichenbrandbestimmungen konnten jedoch nicht durchgeführt werden.559 Charakteristisch für
Männergräber sind nach L. Nebelsick in der Kalenderbergkultur Nadeln, vor allem Mehrkopfnadeln,
Waffen und Pferdegeschirr, darunter auch durchlochte Eisenkugeln, die er als „Eisenwirtel“
bezeichnet. Bei den durchlochten Schleifsteinen bemerkt er ein gehäuftes Vorkommen mit
Waffengräbern und Gräbern mit männlichem Zubehör, hält aber Roggendorf Grab 19 dagegen, wo ein
Schleifstein dieser Art mit weiblichen Accessoirs vergesellschaftet ist. Er vermutet einen
Zusammenhang mit dem geschlechtsunspezifischen Tafelbesteck wie etwa bei den Messern.560 Nach
S. Klemm sind Gewandnadeln, vor allem Mehrkopfnadeln, Beile und Eisenkugeln typisch für
Männergräber der älteren Hallstattzeit,561 auf die Bedeutung der Nadeln wird noch einzugehen sein.
Bei Grab B141 und C030 wird die archäologische Geschlechterbestimmung durch zwei Argumente
gestützt. Bei Grab A013 gibt es eine Überschneidung mit den Frauengräbern, denn trotz typischer
Frauenausstattung mit zwei Fibeln, einem Spinnwirtel, Gürtelhaken und Nähnadel befindet sich die
einzige bronzene Pfeilspitze des Gräberfeldes in diesem Grab. Trotz dieser wird Grab A013 weiterhin
als Frauengrab gedeutet.
Neben dem Geschlecht ist das biologische Alter eines Individuums eine weitere der
Rahmenbedingungen, die wesentlichen Einfluss auf soziale Stellung und Rolle zu Lebzeiten und
Auswahl der Beigaben nach dem Tod haben kann. In den drei anthropologisch bestimmten
Kindergräbern, übrigens alle körperbestattet (C046, C066 und C073), wurden an Gefäßkeramik
Miniaturgefäße, Henkelschalen, Henkelschüsseln, Kegelhalsgefäße, Schalen, Schüsseln und Töpfe
gefunden, an Schmuck und Tracht Bronzeanhänger, Bronzearmreifen und Bronzenadeln, ansonsten
noch ein Messer und ein Eisenring. Das Inventar des Grabes C046 gehört zu zwei Bestattungen in
einem Grab, neben der Körperbestattung ist im Plan auch eine Urne eingezeichnet. Sieben
Miniaturgefäße in zwei Kindergräbern sind ein starkes Argument für die altersspezifische Signifikanz
dieses Typs, wenn diese auch von vielen Autoren für ihre Gräberfelder abgelehnt wird. Einschränkend
ist zu sagen, dass Miniaturgefäße auch in zwei anthropologisch bestimmten Frauengräbern
vorkommen. C. Dobiat stellt für Kleinklein fest, das viele Miniaturgefäße und ganze Ensembles von
Miniaturgefäßen in Gräbern gefunden wurden, denen ein besonders hoher Status zugeschrieben
werden kann. Er kann keinen Zusammenhang zwischen Kindergräbern und Miniaturgefäßen
feststellen.562 Was ein Miniaturgefäß konkret ist, ist eine Definitionsfrage. Insgesamt kommen in 45
Gräbern Gefäße vor, die deutlich verkleinerte Typen darstellen, und zwar so, dass sie sich vom
sonstigen Größenspektrum, auch von den kleinen Gefäßen des Typs, deutlich absetzten. Die Gräber
mit Miniaturgefäßen sind A007, A009, A011, A025, A036, A037, A054, A067, A071, A089, A104,
A108, A114, A116, B013, B016, B028, B033, B035, B043, B097, B099, B100, B122, B125, B127,
B132, B136, C024, C027, C032, C039, C046, C047, C048, C051, C057, C059, C063, C073, C074,
C084, D011, GD02 und GD16. Sechzehn dieser Gräber kann aufgrund der übrigen Beigaben auch ein
weibliches oder männliches Geschlecht zugeschrieben werden, so dass es zweifelhaft bleibt, ob man

556
Dobiat 1980, 152.
557
Nebelsick 1997, 84 ff.
558
Dobiat 1980, 153.
559
Dobiat 1980, 152.
560
Nebelsick 1997, 94 ff.
561
Klemm 1992, 172.
562
Dobiat 1980, 95 f.

193
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Kindergräber tatsächlich über Miniaturgefäße erkennen kann. Als typisch für Kinder werden im
übrigen kleine Gefäße mit Ausguss angesehen, die auch in Tiergestalt ausgeführt werden können. In
seiner Zusammenstellung der urnenfelderzeitlichen Sauggefäße hält C. Eibner die Deutung kleiner
Gefäße mit Ausguss als Trinkgefäß für Kinder für wahrscheinlich. Er stellt zwei Statzdorfer Beispiele in
diese Reihe.563 Auch L. Nebelsick stellt eine Verbindung der tiergestaltigen Saug- bzw.
Ausgussgefäße zur Welt der Kinder her, erst im Verlauf der Hallstattkultur entwickeln sich
Protomengefäße und Stierkopfgefäße zu einem Zeremonialgerät.564 Die acht im Statzendorfer
Gräberfeld gefundenen Objekte kommen in Grab A036 mit einem Ärmchenbeil, einer Glasperle und
zwei Messern vor, ein Grab, das man als Männergrab bezeichnen würde. Zweimal kommen
Ausgussgefäße mit Bronzenadeln vor. Grab A071 enthält neben dem Ausgussgefäß eine
Miniaturhenkelschale sowie eine fragmentierte und daher unbestimmbare Bronzenadel. Grab B031 ist
nicht vollständig und enthält neben der bronzenen Rollenkopfnadel noch einen vogelförmigen
Bronzeanhänger.
Die letzte Fundkategorie, die mit Kindern in Verbindung gebracht wird, sind Rasseln.565 B132, das
einzige Grab mit drei Tonrasseln, enthält sonst noch eine Miniaturschüssel. Die wirkliche Funktion der
beschriebenen Fundkategorien, Miniaturgefäße, Ausgussgefäße und Rasseln, ist im Endeffekt nicht
geklärt. Die Frage, ob es in der Kalenderbergkultur eine Sozialkategorie Kind gegeben hat, die im
Grab darzustellen war bzw. im Grabritus Beachtung gefunden hat, muss derzeit unbeantwortet
bleiben. Die Gleichung klein = Kind ist vermutlich eher typisch für unsere heutige Gesellschaft als für
die Hallstattkultur. In Mitterkirchen wurden die Kindergräber ebenso wie die Gräber der Erwachsenen
ausgestattet, zum Teil mit Objekten, „die ohne Zweifel zu Lebzeiten nicht selbstständig von ihnen
benützt wurden.“566 Da viele dieser „Kindergräber“ diagnostisch weibliche oder männliche Beigaben
aufweisen, und nicht eindeutig eine eigene Kategorie geschaffen werden konnte, wurden, soweit es
möglich war, die Gräber mit Miniaturgefäßen, Ausgussgefäßen und Rasseln im nächsten Schritt den
Männern bzw. Frauen zugeordnet und auf eine archäologische Kategorie Kinder verzichtet. Bei
Gräbern dieser Art könnte es sich auch um Doppel- oder Mehrfachbestattungen eines Erwachsenen
und eines subadulten Individuums gehandelt haben.
Nach dieser ersten Einordnung wurden andere Fundkategorien nach ihrer geschlechterspezifischen
Relevanz überprüft. In der Kategorie Tracht und Schmuck ist relativ eindeutig, dass Armreifen, Fibeln
und Gürtel ausschließlich und Bronzeringe und Perlen eher den „Frauengräbern“ zuzuordnen sind. Im
Gegensatz dazu sind Knöpfe eher den Männern zuzuschreiben. Betrachtet man die Nadeln etwas
genauer so stellt man fest, dass Eisennadeln eher bei den Männern, Bronzenadeln eher bei den
Frauen vorkommen. 25 Bronzenadeln aus 20 Gräbern stehen zwölf Eisennadeln aus zwölf Gräbern
gegenüber. Gemeinsam kommen Bronze- und Eisennadeln in keinem Komplex vor. Leider sind viele
der Eisennadeln zu schlecht erhalten, um sie typologisch zu bewerten, Mehrkopfnadeln aus Eisen und
Bronze stammen jedenfalls auch nicht ausschließlich aus Männergräbern. Vier Männergräber A027,
A091, B049 und C081 stehen zwei Frauengräbern gegenüber, A037 und A061.
„Frauengräber“ „Männergräber“
Armreif 5 0
Bronzering 20 7
Fibeln 13 0
Gürtel 4 0
Halsreif 0 0
Knopf 0 3
Nadel 8 7
Perle 88 2

Bei den Gefäßen kam ein Deckel in einem Männergrab vor, das einzige Drillingsgefäß in einem
Frauengrab. Rot-schwarz bemalte Kragenrandschüsseln kommen in vier Männergräbern, aber nur in
je einem Frauen- und Kindergrab vor. Die Beobachtung, dass rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüsseln nur in Männergräbern mitgegeben werden, wurde in Bad Fischau gemacht.567
Kalenderbergtöpfe sind relativ gleichmäßig verteilt. Andere Gefäßkategorien zeigen ebenso auf den
ersten Blick keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Keramik kann auch nur in beschränktem
Ausmaß als geschlechtsdiagnostisch gewertet werden, Keramiktypen, die mit Frauengräbern in

563
Eibner 1973, 191.
564
Nebelsick 1997, 118.
565
Leskovar 2000, 56.
566
Leskovar 2000, 58.
567
Klemm 1992, 172.

194
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Verbindung gebracht werden, wie innenverzierte Fußschalen, Doppelgefäße und Feuerböcke568


fehlen vollständig.
„Frauengräber" „Männergräber“
Deckel 0 1
Drillingsgefäß 1 0
Henkeltopf 5 1
Kalenderbergtopf 13 12
Kragenrandschüssel 1 4
Topf 3 0

Eisenringe sind signifikant häufiger in „Männergräbern“ zu finden. Relativ gesehen sind auch Messer
häufiger, wobei vor allem auffällt, dass in „Männergräbern“ tendenziell öfter mehr als ein Messer
vorkommt.
„Frauengräber“ (33) „Männergräber“ (17)
Eisenring 2 11
Nähnadel 2 0
Messer 20 25

Die Hypothese, Pinzetten wären typisch für das Toilettebesteck der Männer, kann durch den Komplex
A085 von Statzendorf, in dem sich sonst keine geschlechterrelevanten Beigaben befinden, nicht
gestützt werden. Auch in Maiersch kommen Pinzetten vor, in Grab 44 und 54, und zwar einmal mit
Bronzeanhängern und Armreiffragmenten, ein andermal mit zwei Spinnwirteln, einer Rassel und zwei
Bronzenadeln.569
Zur Überprüfung der Ergebnisse wurde die Seriation570 eingesetzt. Dazu wurden funktionelle
Merkmale statt chronologisch empfindliche Typen in den Vordergrund gestellt. Zu breite und
allgemeine Typen wurden ausgeschlossen. Es ergab sich eine Reihung der Gräber, die eindeutig
geschlechtsspezifisch zu deuten ist: In der ersten Gruppe finden sich Typen, die für Frauengräber
charakteristisch sind, und zwar Halsreifen, Nähnadeln, Fibeln, Armreifen, Gürtel, Ringe und Niete,
Spinnwirtel und Glasperlen. Dann folgt eine Gruppe, die man als Männergräber interpretieren kann, zu
den signifikanten Typen zählen Zaumzeug, Schleifstein, Nadel, rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüsseln, Kugeln, Eisenringe und Anhänger. Wie die anschließende Gruppe zu deuten
ist, in der Miniaturgefäße, Henkelschüssel, Töpfe, Fußschalen, Ausgussgefäße, Silices und die Ziste
vorkommen, ist fraglich. Interessant ist jedenfalls die Nähe der Miniaturgefäße zu den Männergräbern.

|ABABGACAACCCGAAACAAACABCACAAAAAABGBCAGCBCACCACACCAACAAACGBCCABGBBCCCAAGGBCAABCBCCABBBBAAGBCBB
|0000D0000000D000000000100000010110100D010000000000100000D00000D10000010D1001000000000100D0010
|134307794010033131112641375121704046418337159727290786830463030434834010320122642313227616627
|879297564149129374791128741136945512764806117873716298638972952646151513987489032661351384527
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+
Halsreif |* ** | | | | |
Nähnadel |** * * | * | | | |
Fibel | * ***** **** *** * ** * * * | | | |
Armreif |* * * ***** ** ***| ** * | * * | |
Gürtel | * * * * |* * *| | | |
Ring | * **** **** *********** * *** * *** * | | |
Niet | * |** * * | * | | |
Knopf | | * * | | | |
Spinnwirtel | ****** * **** * ** ** | * * *** *|* * | |
Glasperle | * + ** * * + * * + + * |
Zaumzeug | | * | * | | |
Schleifstein | | * ** * *** * * * **| | |
Nadel | * * *|** * ** ** |*** * ** * | * *** * * | * * |
rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel| * *** * ** * * | * ** | * |
Kugel | | |* ** * * | | |
Eisenring | * | * ** |* * ** * | * ** *** * | |
Anhänger | ** | * * | ** | * * |
Miniaturgefäß | | ** * **| * ** **** * *** | ** * * |
Henkelschüssel | | * | * * ** |* * * ** ** ** * * |
Henkeltopf | | * * | * *** * * *|* * * * |
Topf ohne Henkel | | | ** ** * * * * * ** * |
Fußschale | | | * | * * * * | ** ** * |
Ausgussgefäß | | | | | * * ** * *|
Silex | | | | | * * |
Ziste | | | | | *|
______________________________________+___________________|___________________|___________________|___________________|_____________+

Abb. 133: Seriation funktioneller Typen des Gräberfeldes Statzendorf

568
Nebelsick 1996, 327.
569
Berg 1962, Taf. 13 und Taf. 19.
570
Ähnliches versuchte J. Kaerner anhand des Gräbermaterials der Rušegruppe. Ihre Ergebnisse sind
vielversprechend, sie hatte aber leider ebenfalls keine anthropologischen Vergleichsdaten zur Überprüfung ihrer
Hypothesen zur Verfügung (Kaerner 1989, 172 ff).

195
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Nach dieser Analyse wurden im nächsten Schritt auch Gräber mit Armreifen, Fibeln und Gürteln als
„Frauengräber“ bezeichnet, Gräber mit Eisenringen als „Männergräber“. So wurden 62 Komplexe
archäologisch als Frauengräber und 31 Komplexe als Männergräber bestimmt.
19.3 Gegenüberstellung anthropologischer und archäologischer Geschlechts-
bestimmung
Bei den anthropologisch als sicher weiblich bestimmten Individuen A061, A079, A094, B104 und D002
ergaben sich keine Widersprüche zum Inventar. Grab A061 ist archäologisch durch
Bronzeringschmuck, eine Fibel, eine kleine Bronzenadel, Perlen aus Bronze und Eisen sowie einen
Spinnwirtel als weiblich gekennzeichnet. Auch Grab A079 enthielt einen Spinnwirtel, bei den anderen
Gräbern konnten keine geschlechtertypischen Inventarbestandteile gefunden werden. Das
anthropologisch als wahrscheinlich weiblich bezeichnete Individuum A089 hatte vier Spinnwirtel mit im
Grab, bei A067, C016 und D021 konnten keine geschlechtertypischen Objekte entdeckt werden. B146
hat Eisenfragmente im Grab, die von einer Eisennadel und einem Eisenring stammen könnten, sowie
zwei Messer. Archäologisch wäre dieses Grab eher einem Mann zuzuordnen, wenn auch unsicher.
Bei den sicher als männlich bestimmten Leichenbränden und Skeletten A090, A110, A113, B133,
B139 und C078 sind sehr wenige geschlechtsdiagnostische Anhaltspunkte zu finden. Grab A110
enthielt einen Bronzearmreif. Grab C078 enthielt ein Paar Bronzespiralringe, Schmuck, der eher für
Frauen typisch wäre. Bei den unsicher als männlich bestimmten Individuen A057, A065, A068, A070,
A112, C017, C077, D017, D018, D019 und D020 sind zwei als zweifelhaft einzustufen. Grab D018
enthielt ein Eisenobjekt, das man als Gürtelhaken deuten könnte, in diesem Fall eher für Frauen
typisch, A068 enthielt zwei Spinnwirtel. Die übrigen Gräber enthalten wenig diagnostisches Material,
zu nennen ist noch eine fragmentierte Eisennadel aus Grab A065 und ein eventuell als undurchlochter
Schleifstein zu bezeichnender Stein aus Grab C077.
19.4 Größe der Bestattungsgemeinschaft
Die Bevölkerungsgröße kann nach der Formel P = ((D x e0) / t) + k von G. Acsádi und J. Nemeskéri571
berechnet werden. Die Bevölkerungsgröße entspricht demnach der Anzahl der Bestatteten (D) mal
der durchschnittlichen Lebenserwartung (e0) durch die Belegungsdauer (t) des Gräberfeldes. K ist ein
konstanter Faktor, der 10% der Bruchzahl ausmacht. Nach K. Beinhauer572 kann auf den Faktor k
verzichtet werden, er schlägt allerdings vor, die Formel dahingehend zu korrigieren, dass dem
Unterschied zwischen der absoluten, demographischen Belegungszeit eines Gräberfeldes und der
relativen, archäologisch ermittelten Belegungszeit Rechnung getragen wird. Da in den wenigsten
Fällen absolute Daten vorhanden sind, um die Laufzeit des Gräberfeldes besser als über
typochronologische Vergleiche und Kombinationsstatistik einzuschätzen, zieht er als Korrektur 50
Jahre von der archäologisch ermittelten Laufzeit eines Gräberfeldes ab. Seine Formel lautet daher P =
(D x e0) / (t - 50).
Nimmt man als geschätzte Zahl der Bestatteten 376 bis 500 an (376 Gräber wurden dokumentiert
ergraben), eine durchschnittliche Lebenserwartung von 32 Jahren573 und eine Laufzeit des
Gräberfeldes etwa 200 Jahren, so ergibt sich nach G. Acsádi und J. Nemeskéri eine
Bevölkerungsgröße von 80 bis 100 Personen, lässt man den Faktor k weg, so läge die Zahl bei 60 bis
80 Personen. Nach K. Beinhauers Korrekturvorschlag läge die Größe der Bestattungsgemeinschaft
mit 80 bis 106 lebenden Personen nicht wesentlich über den Ergebnissen der ursprünglichen Formel.
In jedem Fall wird man von etwa 80 gleichzeitig lebenden Personen ausgehen können, die ihre Toten
im Gräberfeld von Statzendorf bestatteten. Ob diese Gemeinschaft aus kleineren und größeren
Familien bestanden hat, die auch zusammen gewohnt haben, oder gänzlich anders organisiert war, ist
nicht mehr rekonstruierbar. Möglich wäre eine kleine, dörfliche Struktur, für die das Gräberfeld von
Statzendorf der zugehörige Friedhof war, oder aber auch mehrere, verstreute Gehöfte, die das
Gräberfeld zusammen als gemeinsamen Bestattungsplatz nutzten.

571
Acsádi/Nemeskéri 1970.
572
Beinhauer 1989, 22 ff.
573
S. Renhart, Anthropologie, siehe Anhang.

196
Statzendorf Geschlechtsbestimmung

Schleifstein ohne Loch


Schleifstein mit Loch
Sex anthropologisch
Sex archäologisch

Perle Bernstein

Pferdegeschirr
Nadelbehälter
Miniaturgefäß
Ausgußgefäß

Lanzenspitze
Bronzegefäß

Spinnwirtel
Bronzering
Perle Glas

Pfeilspitze

Gagatring
Anhänger

Nähnadel
Nadel BZ

Nadel FE

Eisenring

Goldring
Pinzette
Messer
Armreif

Rassel
Gürtel

Knopf

Kugel
Grab

Fibel

Niet
Beil
A002 F 2
A003 F 1
A009 F 3 1 1 1
A012 F 1
A013 F 1 2 1 2 2 1 1 2 1
A014 F 1 1 1 2 1 15 1 1 3 6
A017 F 2 1 1 2
A018 F 2 1 1
A019 F 1 1 1 1
A022 F 1 1
A023 F 2 1 2
A028 F 1
A032 F 1 1 1
A037 F 1 1 1 2 1 1 1 1 1
A039 F 1 1 1 1
A044 F 1 1 1
A047 F 1 1 1
A049 F 1 1
A055 F 1 1
A061 F F 1 1 1 1 1 49 3 1
A068 F M? 1 2
A076 F 1 17 2 2
A077 F 1 1 2
A079 F F 3 1
A089 F F? 1 4
A092 F 1
A096 F 1 1 1
A100 F 1 1
A104 F 2 1 1 1 2 2
A108 F 1 3 2
B032 F 1 1 1
B037 F 1 1
B054 F 1
B102 F 1
B134 F 5
B142 F 1 1 1 1 1
B144 F 1 1
B148 F 1
C001 F 2 2 1 1 1 1 104?
C003 F 1 1
C009 F 1 1 1
C010 F 1
C014 F 1 1 1
C021 F 1 1 1 1 2
C027 F 1 1 1
C032 F 2 1
C037 F 1 1 1 1
C054 F 1 1
C067 F 1 1 1
C072 F 1
C073 F K 1 2
C074 F 1 2 1 1
C075 F 1 1 1
C078 F M 2
C084 F 2 1 1
D018 F M?? 1 1
GD01 F 1 3 1
GD02 F 1 1
GD04 F 1
GD09 F 2 1
GD11 F 2 1
GD16 F 1 2 1 2

197
Grab

198
B147
B146
B145
B141
B138
B049
B047
A106
A105
A097
A091
A086
A078
A054
A041
A036
A027
A005
A011

D001
C081
C046
C033
C030
C029
C020
C018
C013
C011
C008
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M

GD08 M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
M
Sex archäologisch
Statzendorf

K
Sex anthropologisch

F?
1
Ausgußgefäß

1
2

6
1
Miniaturgefäß

1
1
Anhänger

Armreif

1
1
1
1 Beil

1?

1
Bronzegefäß

Fibel

Gürtel

2
Knopf

1
1
1
1

1
2
Kugel

2
Lanzenspitze

1
2
1
2
2
1
2
1
1
1
3
3

1
1
1
1
2
1
3
1
1
2
2
2

Messer

2
1

1
Nadel BZ
1
1
1

1
1
1
Nadel FE

Nadelbehälter

Nähnadel

Niet
5

Perle Bernstein
1
1
1

Perle Glas

Pfeilspitze
2

Pferdegeschirr

Pinzette

Rassel
1
1
1
1
1
3
4

2
1
1
1
2
1
2
2
1
1
1
1
1

Eisenring

Gagatring

Goldring
1
3

1
1
1
1
1

Bronzering
25

1
1
1

1
1
1
2
1

Schleifstein mit Loch

Schleifstein ohne Loch

Spinnwirtel
Geschlechtsbestimmung
Statzendorf Sozialindex

20. Sozialindex und hierarchische Gesellschaftsgliederung


Da meines Erachtens die Auswertung von Gräberfeldern nicht beim Was, Wann und Wo aufhören
darf, sondern berechtigterweise die Frage nach dem Wie und Warum zu stellen ist, sind Unterschiede
innerhalb der Grabausstattungen besonders zu beachten und zumindest Erklärungsversuche
anzubieten, warum sie uns heute in dieser Form entgegentreten. In jüngerer Zeit werden
Sozialindexberechnungen von Gräberfeldern immer beliebter, was mich darauf brachte, verschiedene
aus der Literatur bekannte Methoden zu probieren und sie am Material von Statzendorf zu testen.
Das Gräberfeld von Statzendorf wurde bereits von den Ausgräbern als „bäuerlich“ und „ärmlich“
eingestuft, nicht überraschend, verglich man die Ausgrabungen doch mit anderen berühmten
hallstattzeitlichen Gräberfeldern, die zu der Zeit ausgegraben wurden. J. Bayer bemerkt dazu: „Wenn
der Reichtum künstlerischer Erzeugnisse in den folgenden Fundbeschreibungen nicht entfernt an die
Gräberfelder von Waatsch und Hallstatt erinnert, so darf nicht außer acht gelassen werden, wie weit
nördlich diese Nekropole gelegen ist, wieviel schwächer daher der Strahl südlicher Kultur in diese
Gegend gedrungen ist, und dass wir es hier mit einem ackerbautreibenden Volk zu tun haben, das
durch seiner Hände Arbeit seine Nahrung verdiente, aber auch nicht viel mehr, jedenfalls viel zu
wenig, um für die damalige Zeit unerhörte Reichtümer anzusammeln wie die Bergleute von
Hallstatt.“574
20.1 Theoretische Überlegungen
Die Untersuchung der vertikalen Sozialstruktur innerhalb des Gräberfeldes von Statzendorf setzt
voraus, dass Grabstrukturen und Beigaben qualitativ und quantitativ gewertet werden. Üblicherweise
geschieht dies dadurch, dass Gräber mit zahlreichen Beigaben, wertvollen Materialien wie Gold oder
Bernstein und aufwändigeren Grabanlagen ganz subjektiv als „reich“ eingestuft werden, während
seichte Gräber ohne Beigaben im Allgemeinen als „arm“ eingestuft werden.
Die Frage, in wie weit die Anlage und Ausstattung von Gräbern soziale Verhältnisse der Lebenden
widerspiegeln und sich daher Erkenntnisse über die Organisation der Gesellschaft aus Gräbern
ableiten lassen, wurde bereits ausführlichst diskutiert.575 Fest steht allerdings, dass trotz aller Kritik,
die Verhältnisse eines Gräberfeldes auf die Welt der Lebenden zu projizieren, zumindest ein gewisser
Zusammenhang gesehen und auch gewertet wird. Wenn auch mitunter durch das Totenritual
tatsächliche gesellschaftliche Strukturen verzerrt, versteckt oder umgekehrt werden, 576 so kann man
vielleicht gerade durch diesen Umstand dem von den Bestattenden gewünschten Idealbild einer
Gesellschaft durch die Gräberfeldanalyse näher kommen.577 Eine gewisse Variabilität im Fundmaterial
und bei den Befunden muss gegeben sein, um Unterschiede in Hinblick auf die soziale Organisation
einer Gesellschaft untersuchen zu können und sie etwa in Beziehung zu Alter, Geschlecht und
Gesundheitszustand der Bestatteten zu bringen. Die Variabilität im Bestattungsbrauchtum ist
allerdings nicht überall und zu allen Zeiten gleichermaßen gegeben und erschließbar.
Die zahlreichen geschlossenen Grabkomplexe des Gräberfeldes von Statzendorf bieten die
Möglichkeit, die Inventare statistisch auf einen Zusammenhang zwischen sozialem Status, Grabform,
Alter und Geschlecht zu untersuchen. Dazu wird die Methodik der Sozialindexberechnung angewandt.
Die Berechnung eines Sozialindex für einzelne Gräber innerhalb eines Gräberfeldes ist eine Methode,
die versucht, einzelnen Individuen bzw. deren Gräbern einen Wert zuzuordnen, der in etwa der
sozialen Bedeutung des Menschen innerhalb der Gemeinschaft entsprechen soll. Dies geschieht
durch die einzelne Wertung von Befundsituationen und Beigabenzusammensetzungen, die dann zu
einem Gesamtindex zusammengefasst werden. Der Vorteil der Beigabengewichtung liegt darin, dass
man die Unterschiede zwischen den Bestattungen nicht nur erfassen, sondern auch quantifizieren
kann. Vom rechnerisch ermittelten Beigabenwert gelangt man zum Inventarwert, der im Idealfall den
sozialen Rang der bestatteten Person ausdrückt und eine Ordnung der berücksichtigten Gräber
erlaubt.578
Dafür wird davon ausgegangen, dass etwa die Errichtung eines Hügels für die Bestattung ungleich
mehr Aufwand war als etwa das Verscharren einer Leiche im seichten Boden, daher war auch die
Wertschätzung des Toten, für den man diesen Aufwand trieb, wesentlich größer, was wiederum
seinen sozialen Status beschreibt. Für die Beigaben wird davon ausgegangen, dass die mit Bernstein

574
Bayer 1904, 47.
575
Einen Überblick über den Stand der Diskussion gab zuletzt G. Tomedi im Kapitel „Prämissen zur Gräber-
archäologie“ seiner Habilitationsschrift (Tomedi 2002, 283 ff.).
576
Hodder 1982, 152.
577
Rebay 2002, 76 ff.
578
Burmeister 2000, 128.

199
Statzendorf Sozialindex

und Beineinlage verzierte Fibel PA38125 aus Grab A14 ungleich mehr wert war als eine beliebige
Beigabenschale, die in so gut wie jedem Grab vorkommt. Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, nämlich
die Bedeutung von Beigaben nur archäologisch dokumentierter Gesellschaften zu begreifen und in
Zahlen zu fassen.
Die Analyse von Ausstattungsgruppen versucht, hierarchisch differenzierte soziale Gruppen antiker
Gesellschaften zu erkennen und zu beschreiben. Die Annahmen, die dieser Methode zugrunde liegen,
hat R. Karl579 kürzlich folgendermaßen zusammengefasst:
• Es gibt eine klare Gliederung der Gesellschaft in Gruppen, die sich in klar unterschiedlichem
materiellen Reichtum dieser Gruppen bzw. ihrer Angehörigen ausdrückt.
• Wir haben in den uns zur Verfügung stehenden Bestattungen einen repräsentativen
Querschnitt der Gesamtbevölkerung.
• Alle gesellschaftlichen Gruppen bestatten in der gleichen oder zumindest in vergleichbarer
Weise.
• Es gibt sozial kontrollierte Regeln, wer wie bestattet werden kann und/oder darf, und diese
Regeln werden auch – zumindest von der statistisch relevanten Mehrheit der Bevölkerung –
eingehalten.
• Diese Regeln führen dazu, dass gesellschaftliche Hierarchie und Ausstattungsreichtum in den
Bestattungen direkt aneinander gekoppelt sind.
• Diese Regeln führen des weiteren dazu, dass [sich] Angehörige unterschiedlicher sozialer
Gruppen in Bestattungen klar voneinander unterscheiden lassen.
Tatsächlich ist keine einzige dieser Prämissen erfüllt. Gerade der erste Punkt kann jedoch durch die
Methode der Sozialindexberechnungen ein wenig entschärft werden, da nicht bereits a priori von einer
„Klassengesellschaft“ ausgegangen wird, die im Fund- und Befundmaterial des Gräberfeldes ja auch
nicht zu erkennen ist. Die Zuweisung eines Sozialindex zwischen 0 und 100 lässt einen gewissen
Spielraum fließender Grenzen zu. Der zweite und dritte Punkt steht in dieser Analyse gar nicht zur
Debatte, da sie sich lediglich auf die Bestattungsgemeinschaft des Gräberfeldes von Statzendorf
bezieht. Ich gehe davon aus, dass im Gräberfeld kein repräsentativer Querschnitt der
Gesamtbevölkerung bestattet ist, sondern ein Ausschnitt, der sowohl geographisch-wirtschaftlich als
auch sozial-familiär und bereits vorab hierarchisch begründet sein dürfte. Das Gräberfeld von
Statzendorf ist jedoch nur ein Gräberfeld einer hallstattzeitlichen Gesellschaft, die viele verschiedene
Bestattungsformen und Ausstattungsmuster kennt. Um die Motive, die hinter diesen Unterschieden
stehen, zu erkennen, wäre die Analyse von Siedlungs- und Bestattungsformen in Bezug zu einem
geographisch-topographisch umgrenzten Raumes vonnöten. Die soziale Gruppe, die den Friedhof
benutzt hat, muss lange nicht alle Toten an diesem Ort bestattet haben. Leider können die lediglich
knapp über zehn Prozent anthropologisch bestimmten Bestattungen kaum Hinweise darauf geben, ob
die demographischen Verhältnisse innerhalb des Gräberfeldes der Demographie theoretisch einer
prähistorischen Gesellschaft entsprechen könnte. Das festgestellte Frauen- und Subaldultendefizit ist
nicht so signifikant, dass es nicht eher mit der schlechten Datenlage als mit einer besonderen
Auswahl der Individuen, die auf dem Gräberfeld bestattet wurden, zu erklären wäre.
Die Anwendung quantitativer Methoden zur Gräberfeldanalyse als Annäherung an prähistorische
Gesellschaftsstrukturen wurde bereits des öfteren kritisiert. M. Jung bezeichnete kürzlich Sozial-
indexberechnungen als „Vergröberung und Verzerrung, die der Kodierung und dem
Berechnungsmodus geschuldet sind.“580 Zahlen suggerieren eine Objektivität, die es nicht gibt, und
das Klassifizieren und Zuordnen von Zahlen ist tatsächlich immer eine gewisse Vereinfachung, um der
Komplexität zu entfliehen und vor allem die immer unüberschaubareren Datenmassen zu bewältigen.
Nun bedeutet das Messen allein noch nicht das Ende der Unsicherheit, und jeder, der mit Daten
arbeitet, ist sich dieses Umstandes bewusst, verdrängt ihn aber gelegentlich.
M. Gebühr setzte der Kritik M. Jungs entgegen, dass doch gerade von den Anwendern der Methode
der Sozialindexberechnungen die zahlreichen Schwächen der Verfahren ausführlich thematisiert und
diskutiert werden. Das Ziel bleibt, Verfälschungen und Verzerrungen in der Beurteilung möglichst klein
zu halten.581 Die Berechnung von Sozialindices objektiviert subjektive Einschätzungen von Reichtum
oder Armut nicht. Nicht Messbares wird dadurch allerdings messbar und somit vergleichbar gemacht.
Die Kriterien der Einschätzung werden explizit, sind nachvollziehbar und wiederholbar und werden für
alle Gräber gleich angewandt.582 Unterschiedliche Berechnungsmethoden liefern unterschiedliche
Ergebnisse, die zwar größtenteils miteinander korrelieren, aber nicht immer ausschließlich Aussagen
579
Karl 2004, 306.
580
Jung 2002, 18.
581
Gebühr 2002, 31 f.
582
Nönnig 2002, 151.

200
Statzendorf Sozialindex

zu „arm“ und „reich“ zulassen. Die Ergebnisse der berechneten Abstufung müssen daher in Bezug zu
ihrer Methode zunächst diskutiert werden und können erst dann zu einem Gesamtbild
zusammengefasst werden.
20.2 Forschungsgeschichte
Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchen verschiedene Forscherinnen und Forscher
sich den Sozialstrukturen auf quantitativem Wege anzunähern,583 zunehmend auch im
deutschsprachigen Raum. Im Prinzip kann man zwei Methoden voneinander unterscheiden: die
Berechnung aufgrund angenommener Werte, die intuitiv bzw. aufgrund von Analogien rezenter und
historischer Kulturen erfolgt, und materialimmanente Verfahren, die ihre Werte aus den Gräberfeldern
selbst errechnen. Diese Verfahrensweisen wurden im Wesentlichen von M. Gebühr entwickelt und
wurden bereits von einigen Autorinnen und Autoren angewandt, um zu einem differenzierten,
quantitativ erschließbaren Bild von „Reichtum“ zu gelangen. Die Kriterien, die zur Bewertung
herangezogen werden, sind recht unterschiedlich und im Allgemeinen abhängig von Bearbeiterinnen
und Bearbeitern sowie dem Ausgangsmaterial. An dieser Stelle sollen die wichtigsten relevanten
Arbeiten vorgestellt werden, die hallstattzeitliches Material betreffen:
F. Hodson ermittelt Werte für einzelne Beigabentypen, die daraus errechnet werden, mit wie vielen
Beigaben der betreffende Typ im Durchschnitt zusammen vorkommt. Die errechneten Werte aller
Beigaben in einem Grab werden addiert und bilden den Inventarwert. Typen, die also nur in Gräbern
vorkommen, die vielfältige und reichhaltige Inventare beinhalten, sind vermutlich mit exklusiveren
Aktivitäten und einem höheren Rang verknüpft als Typen, die regelmäßig auch in armen Gräbern
gefunden werden. Hodsons Ziel ist zum einen, das Gräberfeld Hallstatt generell zu charakterisieren,
zum anderen die Gräber in eine Reihenfolge zu bringen, die dem Beigabenwert entspricht. Typische
Inventare illustrieren die Abstufung der Gesellschaft.584
J. Müller erhebt für die Auswertung der Nachbestattungsgemeinschaft vom Magdalenenberg bei
Villingen die Daten Beigabenzahl,585 Beigabenpluralität, Klassenpluralität, Werkstoffanzahl und
Beigabenseltenheit sowie Grabschachtvolumen und Volumen von Steinpackungen. Die sieben Werte
werden jeweils auf 100 Einheiten umgerechnet, so dass der höchste Wert 100, der niedrigste Wert 0
entspricht. Die Werte für Beigaben werden zu einem Beigabenindex zusammengefasst, die Werte für
den Befund ebenfalls, diese werden nochmals einzeln skaliert und schließlich zum Gesamtindex
zusammengefasst. Interessant ist besonders, dass zwar die einzeln erhobenen Werte der Beigaben
stark miteinander korrelieren, die Werte der Befunde und Beigaben aber nur schwach.586
S. Burmeister verwendet in seiner „gräberfeldübergreifenden“ Studie über Geschlecht, Alter und
Herrschaft in der Späthallstattzeit Württembergs drei Kriterien zur Beurteilung der Grabinventare,
nämlich Seltenheit einer Beigabe, Vielfältigkeit des Inventars und die Vergesellschaftung mit Gold.
Dafür wird davon ausgegangen, dass die Seltenheit oder Exklusivität einer Beigabenart ein
wesentliches Kriterium für Statussymbole sind, die einen hohen Rang anzeigen. Einschränkend muss
man hinzufügen, dass auch individuelle Beigaben selten sind, ohne dass sie einen besonderen Rang
angeben müssen. Die Vielfältigkeit des Inventars ist ebenfalls ein Kriterium, das als Standesindikator
gewertet werden kann. Es zeigt unter anderem auch den ökonomischen Wohlstand einer Person an,
die ein Indiz für sozialen Rang sein kann – aber nicht muss. Das Vorkommen von Gold wertet S.
Burmeister als universellen Ausdruck von Reichtum, Macht und Ansehen.587
Von S. Sprenger, die das frühbronzezeitliche Gräberfeld von Franzhausen I bearbeitet hat, wurden
ebenfalls einige Ideen übernommen. Ihre Kriterien waren Beigabenindex (Beigabenanzahl +
Beigabenpluralität / 2), Werkstoffindex, Metallgewicht, Goldgewicht und Grabvolumen. Wegweisend
ist die Rekonstruktion des Inventars beraubter Gräber aufgrund der Bronzeverfärbungen auf den
Knochen und deren Einbeziehung in die Sozialanalysen.588
20.3 Sozialindexberechnungen für das Gräberfeld von Statzendorf
Für das Gräberfeld von Statzendorf wurden verschiedene, in der Literatur vorgeschlagene, und
andere, aufgrund der Quellen- und Materiallage sinnvoll erscheinende Berechnungsmethoden

583
Zusammengefasst mit dem Schwerpunkt Bronzezeit bei Nönnig 2002, 148 ff. (z. B. Randsborg 1973, Shennan
1975, Gebühr 1975, 2002, Hodson 1973, 1990, Thrane 1981, Jørgenson 1987, Freudenberg 1989, Sprenger
1999, Müller 1994).
584
Hodson 1990.
585
Alle Berechnungsmethoden werden im folgenden genauer erklärt.
586
Müller 1994, 175 ff.
587
Burmeister 2000, 129.
588
Sprenger 1999.

201
Statzendorf Sozialindex

ausprobiert, mit dem Hintergrund, die Ergebnisse für das Gräberfeld von Statzendorf zu vergleichen
und so die generelle Anwendbarkeit der Methode für Gräberfelder der Hallstattzeit im Ostalpenraum
zu testen. Aufgrund der Ausgangslage für die Bearbeitung des Gräberfeldes von Statzendorf, vor
allem des Umstands, dass es sich um eine Altgrabung handelt, sind leider nicht alle sinnvoll
erscheinenden Auswertungen möglich. Die drei Hauptprobleme der Quellenlage sind folgende:
• Zahlreiche Beobachtungen zum Befund wurden zu Zeit der Ausgrabung nicht dokumentiert,
oder die Befundbeschreibungen sind nicht mehr auffindbar. Das betrifft etwa Angaben zur
Grabtiefe oder zum Volumen von Steinpackungen. Der Gesamtplan des Gräberfeldes im
Maßstab 1:100 ist jedoch mit Einschränkungen für Befundwerte verwendbar.
• Die Inventare wurden nicht immer vollständig geborgen, Teile der Inventare sind in späterer
Zeit verlorengegangen oder heute den einzelnen Grabkomplexen nicht mehr zuordenbar. Es
stellte sich heraus, dass bei 64 Gräbern die Übereinstimmung der Anzahl der Gefäße im
Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war, das heißt, dass der Unterschied
größer als +/- zwei Gefäße war. Bei nichtkeramischen Beigaben (Bronze, Eisen, Glas,
Bernstein, Stein) ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von der Grabungsstelle mitgenommen
wurden und Eingang in die diversen Sammlungen gefunden haben, wesentlich größer. Bei
den Gräbern B001 bis B123 sind die Kleinfunde heute nicht mehr sicher einzelnen Gräbern
zuordenbar. Problematisch ist, dass sich einige zusammengehörige Grabensembles, die als
GA04, GA08 bis GA12 und GD01 bis GD19 bezeichnet werden, nicht sicher einem Abschnitt
des Gräberfeldes zuordnen lassen und daher auch nicht dem Gräberfeldplan zugeordnet
werden können. 589 Da die Inventare aber in einem anderen Bereich fehlen müssen, sind auf
jeden Fall 25 Grabkomplexe nicht korrekt dargestellt. Bei Berechnungen, die sich auf die
Metallfunde in den Gräbern beziehen kommt das Problem dazu, dass bei den Gräbern B001
bis B123 zahlreiche Metalle nicht den einzelnen Gräbern zugeordnet werden konnten. Bei
jeder angewandten Berechnungsmethode muss auf diese Problematik der unvollständigen
Inventare mitunter unterschiedlich reagiert werden, weshalb sich auch die statistische Basis
der 374 im Plan eingetragenen Gräber verändern kann. Bei der Auswertung der Ergebnisse
werden jeweils jene Gräber, bei denen die Datenbasis unzureichend ist, nicht miteinbezogen.
• Anthropologische Daten, die für geschlechts- und altersspezifische Auswertungen benötigt
würden, sind leider nur in Ausnahmefällen vorhanden, und zwar für 41 Bestattungen. Der
Vergleich der Ergebnisse beruht daher hauptsächlich auf der archäologischen
Geschlechtsbestimmung, nur in Ausnahmefällen können anthropologische Daten in Bezug zu
Geschlecht dazugenommen werden. Archäologisch ist im Material von Statzendorf derzeit
keine Altersbestimmung möglich, daher wird mit den wenigen vorhandenen anthropologischen
Daten gearbeitet. Für die Beantwortung alters- und geschlechterspezifischer Detailfragen der
Hallstattzeit im Raum Niederösterreich kann nur ein Weg aufgezeigt werden, der anhand
anderer Gräberfeldmaterialen mit besserer Datenlage beschritten werden muss, aus dem
Gräberfeld Statzendorf lassen sich höchstens Tendenzen ableiten.
Alle Indices werden nach der Berechnung als Wert zwischen 0 und 100 ausgedrückt,590 was den
Vorteil hat, sie direkt miteinander vergleichen zu können, die relativen Verhältnisse aber nicht zu
verändern. So kann man die einzelnen Werte auch als Summanden der abschließenden
Gesamtberechnung verwenden. Zur besseren Übersicht wurden alle Werte auf ganze Zahlen
gerundet. Folgende Indices wurden für Statzendorf berechnet:
• Index Befund • Kleinfundanzahl • Klassenindex
• Index Gefäße • Kleinfundpluralität • Metallgewicht
• Keramikpluralität • Kleinfundseltenheit • Socistat – Index
• Keramikseltenheit • Werkstoffindex • Gesamtindex
Neben der Erklärung der Berechnungsmethode wird jeweils ein Überblick über Datenbasis, die
Datenprobleme und die Ergebnisse gegeben. Es folgt eine Diskussion der Methode und ihrer
Anwendbarkeit im Gräberfeld Statzendorf. Im Anschluss werden die Methoden zu einem Gesamtbild
zusammengefügt. Der aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Index wird in der gesamten
Arbeit kurz als „Sozialindex“ bezeichnet. Zum Schluss wird der Versuch einer Interpretation der
Ergebnisse unternommen, um der Gesellschaftsstruktur, die dem Gräberfeld Statzendorf zugrunde
liegt, näher zu kommen.
589
Siehe Kapitel „Quellenkritik“.
590
Der höchste errechnete Wert wird mit 100 gleichgesetzt. Alle Werte werden also mit 100 multipliziert und
durch den höchsten Wert dividiert. Alle anderen Werte werden so zu Prozentwerten des höchsten Wertes.
(Beispiel: Ist der höchste errechnete Wert 1005, entspricht dies 100, 534 entspricht 53,13, gerundet 53).

202
Statzendorf Sozialindex

20.3.1 Index Befund


Methode: Folgende Werte werden angenommen: Datenbasis: 374 Gräber
keine Steinstruktur = 0
Datenprobleme: keine, da der vollständige
Steinumstellung = 50
Gräberfeldplan als Grundlage verwendet wurde.
Steinabdeckung = 100
Ergebnisse:
266 Gräber besitzen keine Steinstrukturen, das entspricht 71,1 % der Gräber, jeweils 54 Gräber (14,4
%) sind durch Steinumstellungen markiert oder sind durch Steine abgedeckt.
100 300

80

200
60

40
100

Absolute Werte
Befundindex

20

0 0
1 51 101 151 201 251 301 351 0 50 100

Gräber Befundindex

Abb. 134: Befundindexwerte der einzelnen Gräber Abb. 135: Absolute Häufigkeit der unterschiedlichen
Befundindexwerte
80%

Beim Vergleich der Brand- und Körperbestattun-


gen in Bezug zum Befundindex wird deutlich,
60% dass prozentuell gesehen ein geringerer Anteil an
Brandbestattungen Steinabdeckungen erhält, als
das bei den Körperbestattungen der Fall ist.
40% Knapp mehr als die Hälfte aller Körperbestattun-
gen sind durch Steinstrukturen markiert, aber nur
35,9 % der Brandbestattungen.
20%
Bestattungsform
Prozent

Brandbestattungen
Abb. 136: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen
0% Körperbestattungen
0 50 100
Befundindexwerte im Verhältnis zur Bestattungsform

Befundindex

80% 80%

60% 60%

40% 40%

Sex archäologisch Sex anthropologisch


20% 20%
unbestimmbar unbestimmbar
Prozent

Prozent

Frauen Frauen

0% Männer 0% Männer
0 50 100 0 50 100

Befundindex Befundindex

Abb. 137: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen Abb. 138: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen
Befundindexwerte im Verhältnis zum archäologisch Befundindexwerte im Verhältnis zum anthropologisch
bestimmten Geschlecht der Bestatteten591 bestimmten Geschlecht der Bestatteten

591
Die Diagrammbeschriftung "Sex archäologisch" ist aus technischen Gründen entstanden und sollte richtiger
"archäologisch bestimmtes Geschlecht" oder "Gender" heißen.

203
Statzendorf Sozialindex

Der Vergleich des Befundindex mit den Männer- und Frauenbestattungen basiert auf der
archäologischen Geschlechtsbestimmung, bei der 55 Frauen und 29 Männer – soweit möglich –
identifiziert werden konnten, dazu kommen noch drei anthropologisch bestimmte Kinder. Die Masse
der Bestattungen, 287, ist nicht bestimmbar. Bereits im ersten Balkendiagramm wird deutlich, dass
prozentuell gesehen die Männer gegenüber den Frauen höhere Befundindexwerte erreichen. Das
zweite Balkendiagramm, in dem die absoluten Zahlen gezeigt werden, relativiert diese Aussage ein
wenig. Die drei Kinder sind mit einmal Wert 0 und zweimal Wert 100 nicht zu beurteilen. Der Mittelwert
beim Befundindex ist für die Männer 43,1, für die Frauen 27,3 und für unbestimmbare 17,9. Ob dieses
deutliche Ergebnis tatsächlich auf geschlechterspezifische Unterschiede in den Bestattungsriten
zurückzuführen ist, bleibt deshalb fraglich, da die Zahl der als Männer identifizierten erstens gering ist,
und sie zweitens meist nur dann identifiziert werden konnten, wenn außergewöhnliche oder
besonders reichhaltige Inventare vorhanden waren. In diesem Fall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass
die Sonderstellung dieser Männer auch im Grabbau ausgedrückt wird. Betrachtet man nur die Gräber,
von denen eine anthropologische Geschlechtsbestimmung vorliegt, so stellt sich das Bild anders dar,
die Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden kleiner und das Verhältnis kehrt sich um. Da
aber nur 30 Geschlechtsbestimmungen vorliegen, von denen 16 unsicher sind, kann man schwerlich
die oben aufgestellte Hypothese stützen oder verwerfen.

80%
Leider ist beim Alter die Datenbasis noch gerin-
ger, die Auswertung muss sich rein auf die anth-
ropologischen Daten verlassen. Es zeigt sich,
60%
dass die älteren Altersklassen adult-matur und
matur vorwiegend im unteren Bereich zu finden
40%
sind, die jüngeren, adulte und Kinder in den höhe-
Alter anthropolog. ren. Einschränkend ist zu sagen, dass die Daten-
basis hier nur drei Kinder, vier als matur be-
adult
20%
stimmte Individuen, zehn adult bis mature und 16
matur
adulte Individuen aufweist.
Prozent

adult-matur

0% infans Abb. 139: Relative Häufigkeit der unterschiedlichen


0 50 100 Befundindexwerte im Verhältnis zum Sterbealter der
Befundindex
Bestatteten

Diskussion: Während sich die ersten Arbeiten zur Berechnung von Sozialindices hauptsächlich auf
die Funde konzentrierten, ist in der weiteren Folge der Ruf nach der Berücksichtigung von Befunden
immer lauter geworden. Durch die Einbeziehung von Daten moderner Grabungen wie
Grabschachtvolumen und Volumen von Steinpackungen bzw. bei Grabhügeln das Volumen der
Aufschüttung wird versucht, dem Folge zu leisten. Zumeist werden die numerischen Daten der
Volumina skaliert und direkt in die Berechnungen einbezogen, oder es wird versucht, aufgrund
ethnographischer Parallelen die Arbeitsstunden zu berechnen, die wahrscheinlich für den Grabbau
benötigt worden sind.592 In Statzendorf existieren Angaben dieser Art nicht, die Beurteilung der
Befunde muss sich alleine auf den Plan des Ausgräbers J. Bayer verlassen. 593
Im Plan angegeben sind Steinstrukturen, die grob in Steinumstellungen und Steinabdeckungen
gegliedert werden können. Zunächst wurde versucht, dem Unterschied zwischen Brand- und
Körperbestattung Rechnung zu tragen, indem Brandbestattungen einen höheren Wert zugewiesen
bekommen, da sie durch das Heranschaffen von Holz, die Verbrennung und das Wiedereinsammeln
von Leichenbrand und Trachtbestandteilen einen Mehraufwand an Arbeitsleistung bedeuten.594 Im
Verlauf der Auswertung zeigte sich aber, dass diese Bewertung nicht sinnvoll ist. Den
Skelettbestattungen lediglich aufgrund des selteneren Vorkommens des Befundes (10,1 %
unverbrannte Bestattungen) einen höheren Wert zuzuordnen, ist genauso wenig zu argumentieren.
Die Frage, warum einige Individuen unverbrannt, andere verbrannt bestattet wurden, kann nicht
eindeutig geklärt werden. Auf jeden Fall ist zum einen eine chronologische Komponente fassbar, da
es ja eine Abkehr von urnenfelderzeitlicher Tradition bedeutet, zum anderen ist eine ethnische
Komponente möglich, da im Westbereich der Hallstattkultur Körperbestattung zur Regel wird, während
im Ostbereich einige Bestattungsgemeinschaften bis zur Latènezeit an der Leichenverbrennung

592
Hier stellt sich mir immer die Frage, ob für vorindustrielle Gesellschaften tatsächlich Arbeitszeit ähnlich
bewertet wurde, als wir das heute, auch abseits der Industriestaaten, sehen.
593
Die Qualität des Gräberfeldplanes wurde bereits im Kapitel „Quellenkritik“ diskutiert.
594
J. Müller meint hingegen, dass der Aufwand für die Leichverbrennung der Herstellung eines Holzsarges die
Waage hält (Müller 1994, 190.)

204
Statzendorf Sozialindex

festhalten. Religiöse Vorstellungen und familiäre Traditionen können ebenfalls eine Rolle gespielt
haben. Zwischen der Niederlegung in einer Urne oder in einem Haufen wird kein wertender
Unterschied gemacht. Der Anteil der völlig beigabenlosen Gräber ist bei den Körperbestattungen
relativ hoch, 18 von 38 Körperbestattungen sind im Plan ohne Keramikgefäße eingetragen, ansonsten
ist die Verteilung und Häufigkeit der Beigaben aber denen der Brandbestattungen sehr ähnlich.
Für Doppelbestattungen wäre es möglich, den halben Wert anzunehmen, entsprechend dem halben
Arbeitsaufwand pro Person im Grab. Das Problem ist aber, dass die Inventare dieser Gräber ja nicht
getrennt vorliegen, also wurde pro Grab und nicht pro Individuum gerechnet. Das beträfe aber
ohnehin nur drei Brandgräber (A018, A028 und B136), ein Körpergrab (B133) und ein Grab, in dem
eine Brandbestattung und ein Kind gemeinsam vorliegen (C046). Ist kein Leichenbrand im Plan
eingetragen, wird angenommen, dass es sich dennoch um eine (einzelne) Brandbestattung gehandelt
hat, deren Lage nur nicht vermerkt ist. Das Gräberfeld von Statzendorf erschien bei der Ausgrabung
wie ein Flachgräberfeld, insofern sind Berechnungen über Arbeitsaufwand beim Hügelbau nicht
möglich. Da auch nur bei 25 Gräbern Angaben über die Tiefe der Bestattung vorhanden sind, und die
Grabtiefe in erster Linie mit den topographischen Gegebenheiten zusammenhängen dürfte, kann auch
diese nicht als Kriterium herangezogen werden.
Der Befundindex korreliert signifikant mit allen anderen Indices, jedoch lassen sich durchaus
Ausreißer feststellen, wenn etwa bei besonders reichen Gräbern keine Steinstrukturen vorhanden
sind, oder bei beigabenlosen Gräbern Steinpackungen. Die Korrelation rechtfertigt die Einbeziehung
des Befundindex in die Gesamtbeurteilung. Genauso möglich wäre aber, lediglich die einzelnen
Ergebnisse anderer Berechnungen mit den Steinstrukturen gegenüberzustellen, was auch im
Folgenden geschieht. Fest steht, dass es einen Zusammenhang zwischen Grabbau und Reichtum in
Statzendorf gibt, wenn er auch bei manchen Gräbern nicht ausgedrückt wird. Eine mögliche Erklärung
dafür könnte neben den üblichen religiösen und rituellen Modellen die Jahreszeit der Bestattung sein.
Im gefrorenen Boden ist es nicht so einfach, mit Holzspaten zu graben, während der Erntezeit stehen
vielleicht einfach viel weniger Arbeitskräfte zur Verfügung.
20.3.2 Index Gefäße
Methode: Folgende Werte werden angenommen und jeweils pro Grab addiert:
Kleines Gefäß (z.B.: Schale, Henkelschale, Miniaturgefäß) = 1
Mittelgroßes Gefäß (z.B.: Schüssel, Topf) = 3
Großes Gefäß (z.B.: Kegelhalsgefäß, Schüssel mit Kerbschnittverzierung) = 6

Datenbasis: 374 Gräber


Datenprobleme: keine, da der vollständige Gräberfeldplan als Grundlage verwendet wurde.
Ergebnisse:

12% 100

10%
80

8%
Index Gefäße nach Plan (0-100)

60

6%

40
4%
Häufigkeit

2% 20

0%
0
100
13
15
19
21
23
26
28
30
32
34
36
38
40
43
45
47
49
51
53
55
57
60
62
66
68
70
74
77
81
0
6
9

0 50 100 150 200 250 301 350

Index Gefäße Plan (0-100) Gräber

Abb. 140: Relative Häufigkeit der Gefäßindexwerte Abb. 141: Gefäßindexwerte der einzelnen Gräber

Die Werte für die Gefäße bewegen sich zwischen 0 und 47. Eine Bestattung ohne keramische
Beigaben wie z. B. B062 erhält den Wert 0, Grab C30 mit einem großen, drei mittelgroßen und einem
kleinen Gefäß erhält den Wert 16, Grab A36 mit drei großen, acht mittelgroßen und fünf kleinen
Gefäßen den Wert 47. Die Werte werden über 100 gerechnet.

205
Statzendorf Sozialindex

Der durchschnittliche Wert der 374 Gräber liegt bei etwa 28. Der niedrigst mögliche Wert, Gräber ohne
Gefäßbeigaben, liegt bei 39 Gräbern, also 10,4 % vor. Werte über 70 erreichen nur fünf Gräber (A036,
A094, A106, C001, C059). Die Häufigkeit der Werte ist annähernd normal verteilt. Bringt man die
Gräber in eine Reihe zeigt sich ein kontinuierlicher, annähernd linearer Anstieg.
Wiederum stellt sich nun die Frage nach Bestattungsform sowie geschlechts- und altersabhängigen
Unterschieden bei den Gefäßindices:

Brandbestattungen Körperbestattungen
80 20

60

40 10

20
Häufigkeit

Häufigkeit
Std.abw. = 17,30 Std.abw. = 21,79
Mittel = 30 Mittel = 18
0 N = 337,00 0 N = 37,00
90 - 100

90 - 100
10 - 20

20 - 30

30 - 40

40 - 50

50 - 60

60 - 70

70 - 80

80 - 90

10 - 20

20 - 30

30 - 40

40 - 50

50 - 60

60 - 70

70 - 80

80 - 90
0 - 10

0 - 10
Index Gefäße Plan Index Gefäße Plan

Abb. 142: Häufigkeit der Gefäßindexwerte (gruppiert) Abb. 143: Häufigkeit der Gefäßindexwerte (gruppiert)
der Brandbestattungen der Körperbestattungen

Ganz deutlich zeigt sich der gravierendste Unterschied zwischen den beiden Bestattungsformen:
Während von 337 Brandbestattungen nur 22 (6,5%) keine Gefäßbeigabe aufweisen, so liegt der Anteil
bei den 37 Körperbestattungen, hier sind 17 ohne Beigaben, bei 46 %. Im Durchschnitt erreichen die
Körperbestattungen nur einen Wert von 18 für den Gefäßindex, die Brandbestattungen immerhin 30.
60% 110
A036

50% 90
C059

C001
40% 70

30% 50

20% Sex archäologisch


30
Index Gefäße

unbestimmbar
Häufigkeit

10%
Frauen 10

A079
0% Männer
-10
81-100
0

21-40

41-60

61-80
1-20

N= 287 55 3 29

unbestimmbar Frauen Kinder Männer

Index Gefäße Sex archäologisch

Abb. 144: Häufigkeit der Gefäßindexwerte in Bezug auf Abb. 145: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in
das archäologisch bestimmte Geschlecht Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht

Getrennt nach der archäologischen Geschlechtsbestimmung zeigt sich folgendes Bild: Die 287
unbestimmbaren Individuen haben mit 25 den niedrigsten Durchschnittswert, gefolgt von den drei
nicht unbedingt statistisch relevanten Kindern, die 55 Frauen weisen einen Wert von etwa 36 auf und
die 29 Männer stehen mit einem Wert von etwa 45 deutlich an der Spitze. Aus dem Boxplot595 ist das
Verhältnis der Mediane zueinander gut ersichtlich. Auch bei der aus dem Balkendiagramm
erkenntlichen Verteilung wird deutlich, dass im Bereich 0 lediglich unbestimmbare und Frauen zu
finden sind, im Bereich zwischen 1 und 20 etwa gleich viele Frauen wie Männer, im Bereich 21 bis 40
finden sich wesentlich mehr Frauen als Männer, und ab 40 sind prozentuell gesehen die Männer die
Vorreiter, in der obersten Kategorie 81 – 100 ist wiederum nur ein Mann, aber keine Frau vertreten. In

595
Diagramm auf der Grundlage des Medians, der Quartile und Extremwerte. Die Box stellt den
Interquartilbereich mit 50% der Werte dar. Die von der Box ausgehenden Linien führen jeweils bis zum höchsten
und niedrigsten Wert, ohne Ausreißer zu berücksichtigen. Die quer über die Box gelegte Linie gibt die Lage des
Medians wieder (SPSS).

206
Statzendorf Sozialindex

Anbetracht der Tatsache, dass dieses Verhältnis trotz der kleinern Anzahl von Männern zustande
kam, ist meines Erachtens von einer archäologischen Relevanz auszugehen.

60%
120

50% 100 A036

C059
80
40%

60
30%

40

20% Sex anthropologisch


20

Index Gefäße
unbestimmbar
Häufigkeit

10%
Frauen 0

0% Männer -20
81-100
0

21-40

41-60

61-80
1-20

N= 344 10 3 17

unbestimmbar Frauen Kinder Männer

Sex anthropologisch
Index Gefäße

Abb. 146: Häufigkeit der Gefäßindexwerte in Bezug auf Abb. 147: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in Bezug
das anthropologisch bestimmte Geschlecht auf das anthropologisch bestimmte Geschlecht

Betrachtet man ausschließlich die anthropologisch bestimmten Gräber, bei denen 10 als Frauen, 17
als Männer und drei als Kinder bestimmt wurden, verschiebt sich das Bild jedoch wieder zu Gunsten
der Frauen. In Anbetracht der Tatsache, dass 16 dieser Bestimmungen lediglich Tendenzen in
Richtung männlich oder weiblich feststellen und von sicherer Bestimmung keine Rede sein kann,
möchte ich wiederum der archäologischen Geschlechtsbestimmung den Vorzug geben.

120 Vergleicht man den Gefäßindex in Bezug auf


das anthropologisch bestimmte Alter so könnte
100 A036
sich vielleicht eine leichte Zunahme mit dem
80 C059 Alter der bestatteten Individuen andeuten. Der
Durchschnitt der unbestimmbaren Individuen
60
liegt bei 28. Die Kinder haben 0, 23 und 55, im
40 Durchschnitt 26, die Erwachsenen einen Durch-
schnitt von 25, die Altersgruppe adult-matur 23
Index Gefäße

20
und matur 33.
0

-20
N= 341 10 16 3 4

unbestimmbar adult matur Abb. 148: Boxplot zur den Gefäßindexwerten in


adult-matur infans Bezug auf das Sterbealter der Individuen

Diskussion: Bei der Errechnung des Gefäßindex wird als Grundlage ausschließlich der Gesamtplan
des Gräberfeldes verwendet. R. Teltschik und J. Bayer stellen jedes Ganzgefäß im Grab durch einen
Kreis im Plan dar, es kann in etwa zwischen kleinen, mittleren und großen Gefäßen unterschieden
werden. Als Parameter für die Wertung der keramischen Beigaben kann zum einen die Gesamtzahl
der Gefäße gewertet werden, bei dieser Berechnungsmethode werden die zum Teil sehr massiven
Unterschiede in den Größenverhältnissen der Keramik ebenfalls berücksichtigt. Zum einen weist der
Größenunterschied auf einen größeren Arbeitsaufwand bei der Herstellung des Gefäßes hin, zum
anderen auf mehr Inhalt, folgt man der Prämisse, dass es sich bei der Keramik zum Großteil um
Beigabenbehälter handelt, die mit Speisen und Getränken gefüllt ins Grab gelegt wurden. Durch die
oben genannte Methode wird diesem Unterschied Rechnung getragen. Natürlich könnten kleinere
Gefäße besonders wertvollen Beigaben wie etwa Salz oder Gewürzen vorbehalten gewesen sein,
doch fehlen bisher archäologische Hinweise zu dieser Vermutung.
Gefäßkeramik wird in der Berechnung der Sozialindices häufig wenig beachtet, zum einen, weil
genügend anderes Material vorhanden ist, zum anderen, weil in der Späthallstattzeit des Westens
Keramik in Gräbern kaum mehr vorkommt. Im Fall von Hallstatt ist die Keramik derartig schlecht
erhalten, dass bei den Altgrabungen keine Keramik mitgenommen wurde. In Statzendorf stellt sich die
Situation wie auch im übrigen Bereich der Kalenderbergkultur anders dar: Das Hauptarbeitsgebiet ist
hier Keramik, Trinkgeschirrsätze bestehen aus Ton und können bis zu hundert Gefäße in den
Grabhügeln umfassen. Die Keramik ist reich verziert und dürfte auch kaum leer ins Grab gelangt sein.

207
Statzendorf Sozialindex

Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Bereich der Kalenderbergkultur in meinen Augen unbedingt
auf Keramik Rücksicht genommen werden muss, da sie einen wesentlichen Teil der materiellen
Hinterlassenschaft darstellt und nicht nur zufällig, sondern wohl auch absichtlich in Gräbern eine
wesentliche Rolle spielt. Die Korrelation zwischen Gefäß- und Metallbeigaben in den Gräbern ist
schlechter als erwartet, jedoch kann man nicht tatsächlich, wie J. Bayer vermutete,596 von einem
bewussten Ausgleich der Bestattungsgemeinschaft sprechen, in dem Sinne, dass den metallarmen
Gräbern zum Ausgleich mehr Gefäße ins Grab gelegt wurden.
20.3.3 Keramikpluralität
Methode: Die Keramikpluralität beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen dividiert durch die
Gesamtzahl der Gefäße. Als Typ im funktionellen Sinne wurden Miniaturgefäß, Ausgussgefäß,
Deckel, Drillingsgefäß, Ziste, Fußschale, Henkelschale, Henkelschüssel, Kegelhalsgefäß,
Einzugschale, große Schale, Schale mit ausladendem Rand, Turbanrandschale, Stufenschale, rot-
schwarze Kragenrandschüssel, Schüssel, Henkeltopf, Topf und Kalenderbergtopf gewertet.
Datenbasis: 310 Gräber
Datenprobleme: Die Berechnung ist selbstverständlich nur für jene Gräber sinnvoll, von denen die
Übereinstimmung der Gesamtzahl der Gefäße im Plan denen des Inventars ungefähr entspricht. 64
Gräber wurden aus der Berechnungsgrundlage genommen, da die Übereinstimmung der Anzahl der
Gefäße im Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war, das heißt, dass der
Unterschied größer als +/- zwei Gefäße war.597 Die 25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles
dürften in diesen Bereich fallen, so dass nur im ungünstigsten Fall mit einer weiteren, geringfügigen
Verzerrung zu rechnen ist.
Ergebnisse:

100
140

120
80

100

60
80

60
40
Keramikpluralität

40
Häufigkeit

20
20

0
0
100
0
33
40
42
43
44
45
46
50
55
56
57
58
60
63
67
70
71
75
80
83
86
88

0 50 100 150 200 250 300

Gräber Keramikpluralität

Abb. 149: Keramikpluralitätswerte der einzelnen Gräber Abb. 150: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte

Die Werte für die Keramikpluralität liegen zwischen 0,33 und 1. Gräber, die gar keine Gefäße
beinhalten, erhalten den Wert 0. Ist nur ein Gefäß im Grab, so ist der Wert für die Keramikpluralität
logischerweise 1 bzw. 100, also automatisch der höchste Wert. Gleiches gilt für zwei unterschiedliche
Gefäße in einem Grab. In diesem Sinne ist es wenig verwunderlich, dass eine ganze Menge an
Gräbern (56 oder 18 %) den Wert 0 aufweisen und ebenso eine ganze Menge an Gräbern den Wert
100 (131 oder 42%). Der Mittelwert entspricht 69, der Median liegt bei 80. Die dazwischenliegenden
Werte steigen in ihrer Häufigkeit kontinuierlich an. Es zeigen sich keinerlei bzw. irrelevante
Unterschiede, schlüsselt man das Ergebnis nach Bestattungsform, Geschlecht und Alter auf.

596
Bayer 1904, 48 f.
597
Die Argumentation, weshalb diese Grabinventare als verlässlich eingestuft werden, ist im Kapitel
„Quellenkritik“ zu finden. Die Gräber, die herausgenommen wurden, sind in der Liste mit der Bewertung 4 und 5
für Gefäßvollständigkeit aufgelistet.

208
Statzendorf Sozialindex

140 60

120
50

100
40

80

30
60

20
40
Bestattungsform
Bestattungsform
Häufigkeit

Häufigkeit
20 10
Körperbestattungen
Körperbestattungen
0 Brandbestattungen
0 Brandbestattungen
0
33
40
42
43
44
45
46
50
55
56
57
58
60
63
67
70
71
75
80
83
86
88
100
21-40 41-60 61-80 81-100

Keramikpluralität Keramikpluralität

Abb. 151: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte im Abb. 152: Häufigkeit der Keramikpluralitätswerte
Verhältnis zur Bestattungsform (gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform

Der Unterschied zwischen Körper- und Brandbestattungen, also die Bestattungsform, hat signifikanten
Einfluss auf die Keramikpluralität.

50 60%

50%
40

40%

30
30%
Alter anthropolog.

20 Alter anthropolog. 20% unbestimmbar

adult-matur
Häufigkeit

adult-matur 10%
10 adult
Häufigkeit

adult
0% matur

81-100
0

21-40

41-60

61-80

0 matur
21-40 41-60 61-80 81-100

Keramikpluralität Keramikpluralität

Abb. 153: Absolute Häufigkeit der Abb. 154: Relative Häufigkeit der
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum
Sterbealter der Individuen Sterbealter der Individuen

Das anthropologisch bestimmte Alter kann weder im linken Diagramm, wo die absoluten Häufigkeiten
angegeben sind, noch im rechten Diagramm mit den relativen Häufigkeiten als besonderer Faktor für
die Keramikpluralität bewertet werden.
60% 60%

50% 50%

40%
40%

30%
30%

20% Sex anthropologisch Sex archäologisch


20%
unbestimmbar
Häufigkeit

10% Frauen
Frauen
Häufigkeit

10%
Kinder
0% Männer
81-100
0

21-40

41-60

61-80

0% Männer
21-40 41-60 61-80 81-100

Keramikpluralität Keramikpluralität

Abb. 155: Relative Häufigkeit der Abb. 156: Relative Häufigkeit der
Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum Keramikpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis zum
anthropologisch bestimmten Geschlecht archäologisch bestimmten Geschlecht

209
Statzendorf Sozialindex

In der statistischen Basis bleiben zwei Kinder übrig, die mit einem Mittelwert von 83,5 eine größere
Vielfältigkeit ihres Keramikinventars beobachten lassen als Frauen mit 68 und Männer mit 66. Der
Unterschied ist zu gering, als dass man von einer alters- oder geschlechtsspezifischen Abstufung der
Keramikpluralität sprechen könnte.
Diskussion: Beigabenpluralitätswerte werden dazu benutzt, Inventaren, die besonders vielfältig sind,
einen höheren Wert zuzuordnen als Inventaren, die viele, aber gleiche Beigaben beinhalten. Für
Statzendorf wurden die Werte für Keramik- und Kleinfundpluralität getrennt berechnet, da durch die
unterschiedliche Quellenlage so mehr Gräber beurteilt werden konnten. Die Keramikpluralität
beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen dividiert durch die Gesamtzahl der Gefäße. Je mehr
verschiedene Typen in einem Grab zusammen vorkommen, desto höher ist der Wert für das
betreffende Grab.
Die Methode der Berechnung ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man größere Keramik-
geschirrsätze mit ungefähr gleicher Anzahl miteinander vergleichen will. Im nächsten Schritt wurden
daher nur Inventare mit mehr als vier Gefäßen in die Berechnung miteinbezogen, es bleiben 109
Gräber für die Beurteilung übrig. Doch auch hier zeigt sich lediglich eine erwartungsgemäße
Verteilung und kaum statistisch relevante Unterschiede in Alter, Geschlecht und Grabform.
Für einen Fundkomplex der Kalenderbergkultur verwundert diese Tatsache auf den ersten Blick, denn
es gibt in diesem Bereich Gefäßformen, die ausschließlich oder vorwiegend den Frauen vorbehalten
sein sollen, wie etwa Fußschalen, Mondidole, und Zwillingsgefäße.598 Diese fehlen im Statzendorfer
Inventar aber völlig, lediglich ein Drillingsgefäß lässt sich eventuell den speziellen Keramikgattungen
zuordnen. Wie sich herausgestellt hat, ist die Berechnungsmethode der Keramikpluralität für
Statzendorf wenig sinnvoll, könnte aber gute Ergebnisse für das Kerngebiet der Kalenderberggruppe,
das Eisenstädter Becken und Umgebung, bringen. Dreh- und Angelpunkt dieser Berechnungs-
methode ist in jedem Fall die Definition der Typen. Die Klassifikation sollte nach funktionalen Kriterien
erfolgen, um chronologische und zufällige Differenzen zu vermeiden, ist aber oft nicht einfach. Ob zum
Beispiel die Stufenschalen tatsächlich funktionell anders zu bewerten sind als ausladende Schalen,
oder ob sie wegen ihrer ungewöhnlichen Formgebung und gewissen Exotik im Osthallstattkreis
lediglich so erscheinen, und in Wirklichkeit nur von ethnischen oder stilistischen Einflüssen aus dem
Westen zeugen, sei dahingestellt.
20.3.4 Keramikseltenheit
Methode: Die Keramikseltenheit errechnet nun für die selben funktionalen Typen Werte entsprechend
der Frequenz ihres Auftretens. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Gefäße (1369)
durch die Anzahl der Gefäße pro Typ.

Typ Häufigkeit Wert


Drillingsgefäß 1 1369
Deckel 2 685
Stufenschale 2 685
Ziste 3 456
große Schale 6 288
Ausgussgefäß 8 171
Schale mit ausladendem Rand 13 105
Fußschale 18 76
rot-schwarze Kragenrandschüssel 23 60
Henkeltopf 26 53
Turbanrandschale 28 49
Topf 28 49
Henkelschüssel 30 46
Miniaturgefäß 60 23
Kalenderbergtopf 143 10
Henkelschale 155 9
Schüssel 212 6
Kegelhalsgefäß 267 5
Einzugschale 344 4
Summe 1369

598
Teržan 1986, 228 f.

210
Statzendorf Sozialindex

Für jedes Grab werden nun die einzelnen Werte entsprechend ihres Vorkommens im Grab addiert.
Sind etwa in einem Grab lediglich zwei Einzugschalen vorhanden, entspricht das einem
Keramikseltenheitswert von 8. Die Werte für Gräber mit Gefäßbeigaben liegen zwischen 4 und 1383.
Datenbasis: 310 Gräber
Datenprobleme: Auch hier werden wie bei der Keramikpluralität nur die Gräber herangezogen, deren
Übereinstimmung der Gesamtzahl der Gefäße im Plan mit der des Inventars zufriedenstellend ist, 64
Gräber wurden aus der Berechnungsgrundlage genommen.
Ergebnisse: Die Werte für die einzelnen Gräber liegen zwischen 4 und 1383, Gräber ohne
Gefäßbeigaben erhalten den Wert 0. Das Grab mit dem höchsten Wert, Grab B102 mit dem
Drillingsgefäß, scheidet durch die Quellenkritik aus, es folgen die Gräber A035, C035, A018, A027
und C058, bedingt durch große Schalen, Stufenschalen und Deckel.

80 80

60 60

40 40
Keramikseltenheit

20 Absolute Werte 20

0 0

10
11
12
13
14
15
16
17
18
21
23
51
53
54
68
69
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
1 51 101 151 201 251 301

Gräber Keramikseltenheit

Abb. 157: Keramikseltenheit der einzelnen Gräber Abb. 158: Häufigkeit der Keramikseltenheitswerte
Aus den oben stehenden Diagrammen ist ersichtlich, dass neben den 74 (24 %) Gräbern, deren Wert
0 ist, die meisten Gräber im Bereich mit niedrigen Werten liegen. Ab dem Wert 12 gibt es überhaupt
nur noch 17 Werte, die darüber liegen.

100% 80

80%
60

60%

40
40%

Bestattungsform
20% 20
Häufigkeit

Bestattungsform
Häufigkeit

Brandbestattung

Körperbestattungen
0% Körperbestattung
0 1-20 21-40 41-60
0 Brandbestattungen
10
11
12
13
14
15
16
17
18
21
23
51
53
54
68
69
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9

Keramikseltenheit

Keramikseltenheit

Abb. 159: Relative Häufigkeit der Keramik- Abb. 160: Absolute Häufigkeit der Keramik-
seltenheitswerte in Bezug auf die Bestattungsform seltenheitswerte in Bezug auf die Bestattungsform

Beim Vergleich der Keramikseltenheitswerte mit den Bestattungsformen zeigt sich lediglich das
bekannte Phänomen, dass prozentuell gesehen mehr Körperbestattungen ohne Keramikbeigabe
vorkommen.

211
Statzendorf Sozialindex

100% 80%

80%
60%

60%

40%

40% Sex archäologisch Alter anthropolog.

20%
20% Frauen adult-ma
Häufigkeit

Häufigkeit
Kinder adult

0% Männer 0% matur
0 1 2 3 0 1-20 21-40 41-60

Keramikseltenheit Keramikseltenheit

Abb. 161: Relative Häufigkeit der Abb. 162: Relative Häufigkeit der
Keramikseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis zum Keramikseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis
archäologisch bestimmten Geschlecht zum Sterbealter der Individuen

Geschlechts- oder altersspezifische Faktoren konnten bei der Keramikseltenheit nicht erkannt werden.
Diskussion: Die Beigabenseltenheit wurde ebenfalls nach Keramik und Kleinfunden getrennt
berechnet. Für dieselben funktionalen Typen werden aus dem Material selbst Werte entsprechend der
Frequenz ihres Auftretens errechnet. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Gefäße
(1369) durch die Anzahl der Gefäße pro Typ. Selten vorkommende Keramiktypen, wie Drillingsgefäß,
Deckel und Stufenschalen erhalten einen weit höheren Wert als „Allerweltstypen“ wie
Kegelhalsgefäße und Einzugschalen. Der Wert kann selbstverständlich nur über außergewöhnliche
Inventare Auskunft geben, erklärt aber nicht, ob selten vorkommende Typen nun besonders wertvoll
oder nur besonders individuell zu werten sind. Hohe Werte könnten Auskunft über soziale
Besonderheiten oder Migration geben.
Im Fall Statzendorf hat sich gezeigt, dass dieser Wert gut ist, um außergewöhnliche Inventare zu
identifizieren, zu einer qualitativen Bewertung ist es weniger gut geeignet. So konnte im Westen des
Gräberfeldes eine Gruppe ausgemacht werden, in der ein westhallstättischer Einfluss besonders stark
erscheint. Chronologisch ist diese Gruppe etwa in das klassische Hallstatt C1 bzw. die ältere
Kalenderbergstufe zu datieren. Als Interpretation scheint eine stärkere Internationalisierung der eher
bäuerlich orientierten, urnenfelderzeitlich geprägten Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft denkbar,
die im Zuge der Hallstattisierung auftritt. Ebenso denkbar ist eine Migration westlicher
Bevölkerungsteile in das niederösterreichische Fladnitztal.
20.3.5 Kleinfundanzahl
Methode: Die Beigabenanzahl ist die Gesamtsumme aller Beigaben und Trachtbestandteilen ohne
Gefäßkeramik und Tierknochen. Mehrere Perlen oder kleine Bronzeringe werden dabei als eine
Beigabe gewertet.
Datenbasis: 251 Gräber
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Kleinfunde der Statzendorfer Inventare kann nicht überprüft
werden. Die Gräber B001 bis B123 werden wegen ihrer nicht mehr den einzelnen Gräbern
zuordenbaren Kleinfunde ausgeschlossen. Von den 25 Gräbern, die keinem Grab mehr zugeordnet
werden können, beinhalten 11 Kleinfunde, das bedeutet, dass bis zu 4,4% der restlichen 251 Gräber
unterbewertet sein können.
Ergebnisse:
Die Höchstzahl an Kleinfunden in einem Grab ist 20. 100 Gräber (39,8%) haben keine Kleinfunde im
Inventar. Sie erhalten daher den Wert 0. In 18,7 % der Gräber wurde ein Kleinfund, in 16,7 % zwei
Kleinfunde gefunden. Nur sechs Gräber erreichen einen Wert über 50, es sind dies die Gräber A013,
A014, A027, A037, A061 und C001. A027 ist das einzige Männergrab in dieser Reihe.

212
Statzendorf Sozialindex

100 120

100
80

80
60

60

40
40
Beigabenanzahl

Häufigkeit
20 20

0
0

100
10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

75
0

5
1 51 101 151 201 251

Gräber Beigabenanzahl

Abb. 163: Kleinfundanzahl der einzelnen Gräber Abb. 164: Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte

60% 60%

50% 50%

40% 40%

30% 30%

20% 20% Steinabdeckung

Bestattungsform keine
10% 10%
Prozent
Prozent

Brandbestattungen Umstellung

0% Körperbestattungen 0% Abdeckung

81-100
0

21-40

41-60

61-80
1-20
81-100
0

21-40

41-60

61-80
1-20

Beigabenanzahl Beigabenanzahl

Abb. 165: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte Abb. 166: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahlwerte
(gruppiert) in Bezug auf die Bestattungsform (gruppiert) in Bezug auf die Steinabdeckungen

Bei der Bestattungsform fällt auf, dass die in dieser Analyse verbliebenen 33 Körperbestattungen zu
fast 50% ohne Kleinfundbeigaben sind, dafür ist prozentuell gesehen der Anteil der
Körperbestattungen in den höheren Klassen größer. Deutlich ist aus dem rechten Balkendiagramm
erkennbar, dass es einen Zusammenhang zwischen Steinabdeckungen und den Kleinfunden im Grab
gibt. Der Mittelwert der Beigabenzahl ist bei Bestattungen ohne Steinstrukturen 0,65, bei Gräbern mit
einzelnen Steinen und Steinumstellungen 0,71, bei Steinabdeckungen jedoch 1,42. Bei Werten ab 50
kommen in allen Gräbern außer Grab A027 Steinabdeckungen vor.

80% 16

70% 14

60% 12

50% 10

8
40%

6
30%
Sex archäologisch
Sex archäologisch
4
20%
Keramikanzahl

unbestimmbar Männer
2
Prozent

10% Frauen Kinder


0
0% Männer Frauen
0

81-100
1-20

21-40

41-60

61-80

-2
-20 0 20 40 60 80 100 120

Beigabenanzahl Beigabenanzahl

Abb. 167: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl in Abb. 168: Keramik- und Kleinfundanzahlwerte in
Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht

213
Statzendorf Sozialindex

Setzt man die Anzahl der Kleinfunde in Bezug zum archäologisch bestimmten Geschlecht, sieht man
zunächst, dass die unbestimmbaren keine oder nur wenige Beigaben haben, was der Natur der Sache
entspricht – ohne Kleinfunde sind sie so gut wie nicht zu identifizieren. Der hohe Anteil der
Frauengräber mit einem oder nur wenigen Kleinfunden geht auf das Konto der Spinnwirtel, doch auch
in den höheren Beigabenanzahlklassen sind Frauen öfter vertreten, und zwar wahrscheinlich aufgrund
des reichhaltigeren Trachtschmuckes. Betrachtet man das Streudiagramm auf der rechten Seite so
kann man meinen, dass Männer zahlenmäßig eher mehr Keramikgefäße ins Grab bekommen als
Kleinfunde, während es sich bei den Frauen genau umgekehrt verhält. Vermutlich trifft diese Tatsache
aber nur bei exzeptionellen Gräbern zu.

50% 60

50
40%

40
30%

30

20%
Sex anthropologisch 20 Alter anthropolog.

unbestimmbar unbestimmbar
10%
10
Prozent

Frauen
Prozent adult

0% Männer 0 matur
0

81-100

81-100
1-20

21-40

41-60

61-80

1-20

21-40

41-60

61-80
Beigabenanzahl Beigabenanzahl

Abb. 169: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl Abb. 170: Relative Häufigkeit der Kleinfundanzahl
(gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch (gruppiert) im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen
bestimmten Geschlecht

Das Bild, das die anthropologischen Daten zeichnen, auch wenn es nur sehr wenige sind, scheint die
Annahme zu bestätigen. Wiederum finden sich in den Beigabenzahlklassen über 20 zwar zwei von
neun bestimmten Frauen, aber nur einer von 17 bestimmten Männern. Der Bezug zum Alter könnte
andeuten, dass mature Individuen mehr Kleinfunde ins Grab bekamen als adulte, doch ist die
Datenbasis mit vier Erwachsenen zu gering, um weitere Schlüsse zu ziehen.
Diskussion: Die bloße Anzahl der Beigaben sagt noch nichts über die Größe oder den Wert der
Beigaben aus, kann aber als erste Orientierung benutzt werden. Die Probleme, die sich beim bloßen
Zählen der Beigaben ergeben, wurden bereits angeschnitten. Dass Frauen hier höhere Werte
erreichen, liegt bei einem kaum anthropologisch bestimmten Gräberfeld daran, dass sie archäologisch
natürlich viel leichter zu identifizieren sind, nämlich anhand der Spinnwirtel und des Trachtschmuckes,
und dass ihr Trachtschmuck wesentlich vielfältiger ist. Gelegentlich wurde behauptet, dass die
Gegenstände im Besitz der Frauen tatsächlich Eigentum ihrer Männer oder Familien waren und ihnen
lediglich zum Tragen zur Verfügung gestellt wurden. Ebenso könnte behauptet werden, dass die
Waffen der Männer Leihgaben der Frauen wären, um ihre Familien beschützen zu können. Über die
Rechtsverhältnisse der Hallstattzeit ist allerdings zuwenig bekannt, als dass die Daten des
Gräberfeldes in die eine oder andere Richtung interpretiert werden könnten.
20.3.6 Kleinfundpluralität
Methode: Die Beigabenpluralität beschreibt die Anzahl der vorkommenden Typen von Kleinfunden
dividiert durch die Zahl der Beigaben. Aufgrund der Tatsache, dass es in Statzendorf so gut wie keine
völlig identischen Objekte gibt, wurden folgende Kategorien als Typen gewertet: Anhänger, Armreif,
Beil, Bronzegefäß, Fibel, Fragment, Gürtel, Halsreif, Klammer, Knopf, Kugel, Lanzenspitze, Messer,
Nadel, Nadelbehälter, Nagel, Nähnadel, Niet, Perle, Pfeilspitze, Pferdegeschirr, Pinzette, Rassel,
Eisenring, Gagatring, Bronzering, Schleifstein, Schnalle, Silex, Spinnwirtel.
Datenbasis: 251 Gräber
Datenprobleme: Es treten die selben Probleme wie bei der Kleinfundanzahl auf.

214
Statzendorf Sozialindex

Ergebnisse:

100 120

100
80

80

60

60

40
Beigabenpluralität

40

Absolute Werte
20 20

0
0

100
20
25
33
40
45
50
58
60
62
67
71
72
75
80
83
84
85
0
1 51 101 151 201 251

Gräber Beigabenpluralität

Abb. 171: Kleinfundpluralität der einzelnen Gräber Abb. 172: Häufigkeit der Kleinfundpluralitätswerte

Das Ergebnis ist jeweils ein Wert zwischen 0,2 und 1. Gräber, die entweder gar keine Kleinfunde
beinhalten (100 Gräber bzw. 39,8 %), oder Gräber mit nur einem Fund erhalten jeweils die Werte 0
oder 1, der Mittelwert liegt daher auch wenig überraschend bei 50,7 %. Im nächsten Schritt werden
also die Gräber mit weniger als vier Kleinfunden ausgeklammert, nach dem Verfahren bleiben noch 33
Gräber übrig, davon nur 5 Körperbestattungen, was die untenstehenden Ergebnisse relativiert. Werte
über 80 erreichen die Gräber A018, A019, A077, A091, A106, B141, B142, C018 und C021.

50% 60%

50%
40%

40%
30%

30%

20%
20% Steinabdeckung

Bestattungsform keine
10%
10%
Prozent

Prozent

Brandbestattungen Umstellung

0% Körperbestattungen 0% Abdeckung
1-20 21-40 41-60 61-80 81-100 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100

Beigabenpluralität Beigabenpluralität

Abb. 173: Relative Häufigkeit der Abb. 174: Relative Häufigkeit der
Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) in Bezug auf die Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) in Bezug auf die
Bestattungsform Steinabdeckungen

Für Brand und Körperbestattungen zeigt sich eine Verteilung, die bezüglich der Wertigkeit eigentlich
nicht viel aussagt. Bei Brandbestattungen steigen die Pluralitätswerte gegenüber den
Körperbestattungen kontinuierlich an, um in der höchsten Klasse wieder mit den Körperbestattungen
gleichzuziehen. Die Pluralitätswerte der Körperbestattungen sind relativ bei Werten zwischen 21 und
40 am höchsten. Bei den Steinstrukturen kann man mit zunehmender Qualität der Abdeckung eine
Zunahme der Pluralität feststellen.

215
Statzendorf Sozialindex

8
Das Geschlechterverhältnis der archäologisch
bestimmten Komplexe in Bezug zur Beigaben-
pluralität ist recht ausgewogen. Anthropologi-
6
sche Daten liegen hier nur für drei Individuen
vor, was für eine Beurteilung in punkto Alter und
4
anthropologisches Geschlecht nicht ausreicht.

Sex archäologisch
Absolute Werte

2
unbestimmbar

Frauen Abb. 175: Relative Häufigkeit der


0 Männer Kleinfundpluralitätswerte (gruppiert) im Verhältnis
1-20 21-40 41-60 61-80 81-100 zum archäologisch bestimmten Geschlecht
Beigabenpluralität

Diskussion: Beigabenpluralitätswerte ordnen Inventaren, die besonders vielfältig sind, einen höheren
Wert zu als Inventaren, die viele, aber gleiche Beigaben beinhalten. Die Werte für Keramik- und
Kleinfundpluralität wurden getrennt berechnet, da durch die unterschiedliche Ausgangslage so mehr
Gräber beurteilt werden konnten. Analog zur Keramikpluralität beschreibt die Kleinfundpluralität die
Anzahl der vorkommenden Typen von Kleinfunden dividiert durch die Zahl der Beigaben. Bei der
Beigabenpluralität zeigt sich dasselbe Problem wie bei der Keramikpluralität: Die große Menge der
Gräber, die entweder gar keine Kleinfunde beinhalten und die große Menge an Gräbern mit einem
Fund, deren „Pluralität“ ja dann automatisch den höchsten Wert annimmt.
Für Statzendorf hat sich auch die Pluralitätsberechnung der Kleinfunde als wenig sinnvoll
herausgestellt, dafür sind Kleinfunde in diesem Gräberfeld zu selten und zu individuell. Es zeigt sich
für Brand und Körperbestattungen eine normale Verteilung, die bezüglich der Wertigkeit eigentlich
nichts aussagt. Auch bei den Steinstrukturen kann man nur bei den Abdeckungen eine
erwartungsgemäße Zunahme mit der Pluralität feststellen. Selbst die Werte, die nicht 0 und 1 sind,
zeigen keinerlei alters- oder geschlechtsspezifische Differenzierung. Die Methode der Berechnung ist
eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man größere Tracht- oder Beigabenensembles mit ungefähr
gleicher Anzahl miteinander vergleichen will.
20.3.7 Kleinfundseltenheit
Methode: Analog zur Keramikseltenheit wird auch für die Kleinfunde entsprechend dem Auftreten der
funktionalen Typen ein Wert gebildet. Der Wert jedes Typs entspricht der Gesamtzahl aller Kleinfunde
(542) durch die Anzahl der Kleinfunde pro Typ. Es ergeben sich folgende Werte:

Typ Häufigkeit Wert


Bronzegefäß 1 542
Gürtel 1 542
Nadelbehälter 1 542
Pfeilspitze 1 542
Pinzette 1 542
Gagatring 1 542
Lanzenspitze 2 271
Pferdegeschirr 2 271
Halsreif 3 181
Rassel 3 181
Beil 4 136
Knopf 4 136
Silex 4 136
Klammer 6 90
Nähnadel 6 90
Niet 6 90
Kugel 7 77
Perle Bernstein 7 77
Gürtelhaken 9 60
Perle Glas 10 54
Anhänger 11 49
Schleifstein 16 34

216
Statzendorf Sozialindex

Fibel 23 24
Armreif 32 17
Eisenring 31 17
Nadel 37 15
Spinnwirtel 55 10
Bronzering 59 9
Fragment 75 7
Messer 123 4
Summe 542

Den Beigabenseltenheitswert ergibt nun die Addition der Seltenheitswerte aller im Grab vor-
kommenden Typen.
Datenbasis: 251 Gräber
Datenprobleme: Es treten die selben Probleme wie bei der Kleinfundanzahl auf.
Ergebnisse:
120 140

120
100

100
80

80

60
60
Beigabenseltenheit

40
Absolute Werte

40

20 20

0
0

100
10
13
14
16
17
20
21
22
24
26
35
38
51
55
57
73
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
1 51 101 151 201 251

Gräber Beigabenseltenheit

Abb. 176: Kleinfundseltenheit der einzelnen Gräber Abb. 177: Häufigkeit der Kleinfundseltenheitswerte

Die Werte für die Kleinfundseltenheit liegen zwischen 4 und 1531 (100). 128 Gräber oder 51 % aller
Gräber haben keine Kleinfundbeigabe, daher ist der Seltenheitswert 0. Nur 5 Gräber haben Werte
über 50, es sind dies die Gräber A013, A014, A027, C001 und C013. Nur etwa 10 % der Gräber
erhalten einen Wert über 8.

60% 70%

60%
50%

50%
40%

40%
30%
30%

20% Steinabdeckung
20%
Bestattungsform keine
10%
Prozent

Prozent

Brandbestattungen 10% Umstellung

0% Körperbestattungen 0% Abdeckung
81-100

81-100
0

21-40

41-60

61-80

21-40

41-60

61-80
1-20

1-20

Beigabenseltenheit Beigabenseltenheit

Abb. 178: Relative Häufigkeit der Abb. 179: Relative Häufigkeit der
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) in Bezug auf die Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) in Bezug auf die
Bestattungsform Steinabdeckungen
Ganz offensichtlich hat die Bestattungsform – Körper- oder Brandbestattung – keinen Einfluss auf die
Beigabenseltenheit, sehr wohl aber die Steinstrukturen im Befund. Gräber ohne Kleinfunde bzw. mit
einem Wert von 0 sind selten mit Steinabdeckungen versehen, der Anteil der Steinabdeckungen steigt
mit dem Seltenheitswert der Beigaben.

217
Statzendorf Sozialindex

100 80%

80
60%

60

40%
Alter anthropolog.
40
Sex archäologisch unbestimmbar

unbestimmbar 20% adult-matur


20
Prozent

Prozent
Frauen adult

0 Männer 0% matur
81-100

81-100
0

21-40

41-60

61-80

21-40

41-60

61-80
1-20

1-20
Beigabenseltenheit Beigabenseltenheit

Abb. 180: Relative Häufigkeit der Abb. 181: Relative Häufigkeit der
Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis zum Kleinfundseltenheitswerte (gruppiert) im Verhältnis
anthropologisch bestimmten Geschlecht zum Sterbealter der Individuen

Bei der Gegenüberstellung von Beigabenseltenheit und archäologisch bzw. anthropologisch


bestimmtem Geschlecht zeigen sich keine Unterschiede. Beim Alter finden sich zwei Individuen in der
Gruppe 0 und nur eines in der Gruppe 1-20, aufgrund der geringen Datenbasis sind daraus aber keine
Schlüsse zu ziehen.
Diskussion: Die Beigabenseltenheit wurde nach Keramik und Kleinfunden getrennt berechnet. Der
Seltenheitswert soll die Exklusivität der Kleinfunde eines Grabes im Kontext zu den anderen Gräbern
widerspiegeln. In Statzendorf ist dies aufgrund der Tatsache, dass die Kleinfunde sehr individuell sind
und Metalltypen selten gleich ausgeführt werden, ein wenig problematisch. Der Wert kann zudem nur
über außergewöhnliche Inventare Auskunft geben, erklärt aber nicht, ob selten vorkommende Typen
nun besonders wertvoll oder nur besonders individuell zu werten sind. Hier spielt die Definition der
Typen eine große Rolle. Mitunter werden seltene Beigaben wie zum Beispiel die Pinzette in ansonsten
unscheinbaren Gräbern gefunden, weshalb der Eindruck entsteht, dass diesem Gegenstand weniger
Bedeutung zugemessen wurde, auch wenn er nur ein einziges Mal vorkommt. Umgekehrt sind im
reichsten Grab der Bronzegürtel und der Nadelbehälter zu finden, die ebenfalls die höchsten
Seltenheitswerte erhalten. Isoliert betrachtet sagt der Seltenheitswert weniger aus als in Kombination
mit Beigabenanzahl oder Beigabengewicht. Gut geeignet ist der Seltenheitswert zur Identifikation von
Gräbern, die aus dem Rahmen fallen – warum sie das tun, muss die Interpretation des Einzelfalles
klären.
20.3.8 Werkstoffindex
Methode: Der Werkstoffindex gibt an, wie viele verschiedene Werkstoffe für Trachtbestandteile und
Beigaben im Grab verwendet worden sind. Im Fall von Statzendorf kommen Bernstein, Glas, Keramik,
Knochen (sowie Geweih und Zähne), sofern sie als Artefakt und nicht als Speisebeigabe zu werten
sind, Stein, Bronze und Eisen in Frage.
Datenbasis: 251 Gräber
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Inventare ist nicht gewährleistet, da es nur für wenige Gräber
die Möglichkeit gibt, Inventare zu überprüfen. Soweit eine Kontrolle durch Protokolle möglich war,
wurde sie selbstverständlich durchgeführt. Nicht alle Gräber sind für die Statistik der Werkstoffe
brauchbar.599 Die Gräber B001 bis B123 werden wegen ihrer generell fehlenden Kleinfunde aus den
Betrachtungen herausgenommen. Die 25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles fallen in den
Bereich der ausgewerteten Gräber, vier davon beinhalten keine Werkstoffe. Das bedeutet, dass bis zu
21 Gräber unterbewertet sein können, aber nicht müssen, was einem Fehler von maximal etwa 8 %
entspricht.

599
Näheres zur Vollständigkeit von Kleinfundinventaren im Kapitel „Quellenkritik“.

218
Statzendorf Sozialindex

Ergebnisse:

100 120

100
80

80
60

60

40
40

Absolute Werte
Werkstoffindex

20
20

0 0
1 51 101 151 201 251 0 20 40 60 80 100

Gräber Werkstoffindex

Abb. 182: Werkstoffindex der einzelnen Gräber Abb. 183: Häufigkeit der Werkstoffindexwerte

Das Maximum an möglichen Werkstoffen ist sieben, das Minimum null, im Gräberfeld Statzendorf
kommen aber maximal fünf Werkstoffe in einem Grab vor. Den Gräbern mit fünf Werkstoffen wird der
Wert 100 zugeordnet, vier 80, drei 60, zwei 40 und ein Werkstoff 20. Von den 251 ausgewerteten
Gräbern haben 17 überhaupt keine Beigaben, was einem Anteil von 6,8 % entspricht. 97 Gräber
(38,6%) beinhalten einen Werkstoff, fast immer Keramik, 81 Gräber zwei (32,3 %), immerhin noch 41
Gräber drei (16,3 %), neun Gräber vier (3,6 %) und sechs Gräber (2,4 %) fünf Werkstoffe. Es sind dies
die Gräber A011, A014, A037, B138, B141 und C001.
120 80%

100

60%

80

60 40%

Alter anthropolog.
40
unbestimmbar
Absolute Werte

20%
Bestattungsform adult-matur
20
Prozent

Körperbestattungen adult

0 Brandbestattungen 0% matur
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100

Werkstoffindex Werkstoffindex

Abb. 184: Häufigkeit der Werkstoffindexwerte im Abb. 185: Relative Häufigkeit der
Verhältnis zur Bestattungsform Werkstoffindexwerte im Verhältnis zum Sterbealter
der Individuen

Der Werkstoffindex in Bezug zur Bestattungsform zeigt das gewohnte Bild, eine relativ ähnliche
Verteilung bis auf die erhöhte Anzahl der beigabenlosen Gräber, die sich im ersten Balken
niederschlägt. Das anthropologische Alter hat nach den wenigen Bestimmungen keinen Einfluss auf
den Werkstoffindex.

219
Statzendorf Sozialindex

60% 50%

50%
40%

40%
30%

30%

20%
20% Sex archäologisch Sex anthropologisch

unbestimmbar 10% unbestimmbar


10%
Prozent

Prozent
Frauen Frauen

0% Männer 0% Männer
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100

Werkstoffindex Werkstoffindex

Abb. 186: Relative Häufigkeit der Werkstoffindexwerte Abb. 187: Relative Häufigkeit der
im Verhältnis zum archäologisch bestimmten Werkstoffindexwerte im Verhältnis zum
Geschlecht anthropologisch bestimmten Geschlecht

Interessant scheint auf den ersten Blick der geschlechtsspezifische Unterschied zu sein, nachdem
unbestimmbare Individuen die wenigsten, Frauen die zweitwenigsten und Männer die meisten
Beigaben unterschiedlicher Werkstoffe im Grab haben. Hinterfragt man das Ergebnis, wird schnell
klar, dass es sich nur scheinbar so verhält. Unbestimmbare Gräber sind jene, wo generell wenig
Beigaben und Trachtbestandteile zu finden sind, so auch keine, die über das Geschlecht Auskunft
geben können. Frauengräber werden aufgrund ihrer Spinnwirtel als solche angesprochen, die jedoch
in dieselbe Werkstoffkategorie fallen wie die Gefäßkeramik, nämlich Werkstoff Keramik. Können
Männergräber identifiziert werden, dann aufgrund der Waffen und Trachtbestandteile, die zumeist aus
Metall sind. Das Diagramm gibt daher mehr Auskunft zur archäologischen Geschlechtsbestimmung
als zur tatsächlichen Situation. Betrachtet man das gegenübergestellte Diagramm, in dem nur die
anthropologischen Ergebnisse in Bezug zum Werkstoffindex gesetzt werden, so sieht man eine
Nivellierung bzw. Verschiebung der Ergebnisse zugunsten der Frauen.
Diskussion: Der Werkstoffindex gibt an, wie viele verschiedene Werkstoffe für Trachtbestandteile und
Beigaben im Grab verwendet worden sind. Die Prämisse dieser Berechnung ist, dass unterschiedliche
Rohstoffe im Grab unterschiedlichen Zugang zu Rohstoffen bzw. deren Verbreitung bedeuten. Die
Werkstoffe zu zählen ist vor allem dann interessant, wenn man wertvolle, seltene oder importierte
Stücke in den Grabensembles hat. In hallstattzeitlichen Gräbern sind Koralle, Elfenbein, Gold und
Bernstein zu den wahrscheinlich wertvollsten Grundstoffen zu zählen, in Statzendorf kommt davon
lediglich Bernstein in geringer Menge vor.
20.3.9 Klassenindex
Methode: Der Klassenindex zählt die funktionalen Ausstattungsgruppen, die innerhalb eines Grabes
vorkommen. Als Klasse definiert wurden zum ersten die Gefäßkeramik, zum zweiten die Tracht- und
Körperschmuckbestandteile (Anhänger, Armreifen, Fibeln, Gürtelbestandteile, Halsreifen, Knöpfe,
Kugeln, Nadeln, Niete, Ringe und Schnallen), zum dritten die Geräte (Messer, Nähnadeln,
Schleifsteine, Silices und Spinnwirtel) und als letzte Gruppe Waffen und Zaum (Beile, Lanzenspitzen,
Pfeilspitzen, Trensen und Trensenknebel).
Datenbasis: 251 Gräber
Datenprobleme: Dieselben Probleme wie beim Werkstoffindex treten auf. Neben der zweifelhaften
generellen Vollständigkeit der Gräber wurden wieder die Gräber B001 bis B123 ausgeklammert. Die
25 nicht dem Plan zuordenbaren Grabensembles könnten im schlechtesten Fall das Ergebnis bis zu
etwa 8 % verfälschen.

220
Statzendorf Sozialindex

Ergebnisse:

100 120

100
80

80
60

60

40
40

Absolute Werte
Klassenindex

20
20

0 0
1 51 101 151 201 251 0 25 50 75 100

Gräber Klassenindex

Abb. 188: Klassenindex der einzelnen Gräber Abb. 189: Häufigkeit der Klassenindexwerte
Maximal vier Klassen können in einem Grab vorkommen, das Grab erhält den Index 100, drei Klassen
bedeuten Index 75, zwei Klassen Index 50, eine Klasse Index 25 und keine Klasse Index 0. Neben 19
Gräbern, denen man keine Klasse zuordnen kann, fällt die Mehrheit der Gräber, 99 oder 39,4%, in
den Bereich mit einer Klasse, zumeist Gefäßkeramik. 75 Gräber (29,9%) haben neben der
Gefäßkeramik noch eine weitere Fundkategorie im Grab, 53 (21,1%) zwei weitere, nur fünf Gräber
(2%) weisen alle vier Klassen auf. Es handelt sich um die Gräber A013, A027, B141, B147 und C013.

120
Der Vergleich der Klassenindexwerte der einzel-
nen Gräber mit der Bestattungsform ergibt, dass
100
relativ viele Körperbestattungen einen Klassenin-
dex von 0 aufweisen, in der Gruppe der Gräber
80
mit dem Klassenindex 100 finden sich gar keine
60
Körperbestattungen. Bei den übrigen Klassen
entspricht die Verteilung des Klassenindex in etwa
40
dem normalen Verhältnis zwischen Körper- und
Brandbestattungen.
Absolute Werte

Bestattungsform
20
Körperbestattungen
Abb. 190: Absolute Häufigkeit der Klassenindexwerte in
0 Brandbestattungen
0 25 50 75 100
Bezug auf die Bestattungsform

Klassenindex

120
120

100 100

80
80

60

60
40

40 Sex archäologisch 20
Klassenindex
Absolute Werte

unbestimmbar 0
20
Frauen
-20
N= 170 51 3 27
0 Männer
unbestimmbar Frauen Kinder Männer
0 25 50 75 100

Sex archäologisch
Klassenindex

Abb. 191: Absolute Häufigkeit der Klassenindexwerte im Abb. 192: Boxplot zur den Klassenindexwerten in
Verhältnis zum archäologisch bestimmten Geschlecht Bezug auf das archäologisch bestimmte Geschlecht

221
Statzendorf Sozialindex

Setzt man den Klassenindex in Bezug zur archäologischen Geschlechtsbestimmung, so zeigt sich
dass unbestimmbare Individuen logischerweise den niedrigsten Klassenindex aufweisen, gefolgt von
den drei Kindern. Mehr Frauen als Männer erreichen den Wert 50 und 75, doch bei dem höchsten
Klassenindex finden sich vier Männer und nur eine Frau, und zwar Grab A013, das eine kleine
Bronzepfeilspitze im Inventar hat.

50% 60%

50%
40%

40%
30%

30%

Alter anthropolog.
20%

Sex anthropologisch 20%


adult-matur

10% unbestimmbar adult


10%
Prozent

Prozent
Frauen infans

0% Männer 0% matur
0 25 50 75 100 0 25 50 75 100

Klassenindex Klassenindex

Abb. 193: Relative Häufigkeit der Klassenindexwerte im Abb. 194: Relative Häufigkeit der Klassenindexwerte
Verhältnis zum anthropologisch bestimmten Geschlecht im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen

Kein Ergebnis ohne anschließende Relativierung: Bei den anthropologisch bestimmten Individuen sind
mehr Männer in der beigabenlosen Gruppe zu finden, was den Durchschnitt drückt. Die Analyse des
Alters bringt kaum Ergebnisse.
Diskussion: Zu überlegen wäre, ob Messer, die ja zumeist im Sinne eines Essbestecks zur
Fleischbeigabe gehören, anders als Geräte generell zu werten wären. Das Ergebnis des Klassenindex
könnte noch verfeinert werden, könnte man aufgrund von Körperbestattungen etwa in Arm- und
Beinschmuck unterscheiden und so zusätzliche Kategorien schaffen. Das ist bei einem Gräberfeld, bei
dem die Brandbestattung vorherrscht, nicht möglich. Waffen bevorzugen Männer in der Einordnung,
Geräte hingegen Frauen, da Spinnwirtel häufig auftreten. Mitunter wurden in reichen hallstattzeitlichen
Männergräbern Sägen, Raspeln, Waagen und ähnliche Geräte gefunden, die darauf hindeuten, dass
dem spezialisierten Handwerk eine hohe Bedeutung zugewiesen wurde. Das homerische
Gesellschaftsmodell,600 das gerne als Analogie zur Hallstattkultur verwendet wird, beinhaltet
schließlich auch die Idee, dass der Knabe in die Welt geschickt wird, um ein Handwerk zu lernen, und
erst später nach Hause zurückkehrt und seine gesellschaftlichen Pflichten wahrnimmt. Ein System,
das sich über das mittelalterliche Knappenwesen bis zu heutigen Auslandsjahren höherer Söhne und
Töchter zum Studium erhalten hat.601
20.3.10 Metallgewicht
Methode: Alle Bronzen und alle Eisenobjekte werden gewogen, danach wird das Gesamtgewicht aller
Bronzen und Eisenobjekte für jedes Grab errechnet. Das Bronzegewicht und Eisengewicht addiert
ergeben das Metallgewicht.
Datenbasis: 249 Gräber
Datenprobleme: Die Vollständigkeit der Inventare kann nicht überprüft werden. Die Gräber B001 bis
B123 werden wegen ihrer nicht zuordenbaren Kleinfunde aus den Betrachtungen herausgenommen,
die Gräber C64 und 65 enthielten zwar Metalle, die allerdings verschollen sind, sie werden daher
ebenfalls aus der Datenbasis genommen. Von den 25 nicht dem Plan zuordenbaren Ensembles
beinhalten nur 8 Metalle, so dass der Fehler, der aufgrund der zu niedrigen Bewertung der übrigen
Grabkomplexe entsteht, nur bei etwa 3 % der Gräber buchstäblich „ins Gewicht“ fallen kann.
Nachdem der höchste Metallindex dieser Komplexe 13 nicht übersteigt, ist der Fehler als gering
einzuschätzen. Wie immer können erhebliche Abweichungen von der zu rekonstruierenden antiken
Realität nicht ausgeschlossen werden, vor allem bedingt durch zwei Faktoren: Der unterschiedliche
Restaurierungszustand und die Ergänzung restaurierter Objekte mit verschiedenen Materialien sowie
die Frage, wie viele der ursprünglich vorhandenen Objekte Grabung und Aufbewahrung „überlebt“
haben. Faktoren, die bereits bei der Niederlegung der Objekte eine Rolle spielen, etwa in wie weit

600
Ulf 1990, Tomedi 2002, 290 ff.
601
Karl 2002.

222
Statzendorf Sozialindex

verbrannte Trachtbestandteile und Beigaben aus dem Scheiterhaufen aufgesammelt wurden, ob die
Objekte überhaupt mitverbrannt wurden und inwiefern Beraubung üblich war, können nicht
miteinbezogen werden.
Ergebnisse:

100 140

120
80

100

60
80

60
40

Absolute Werte
40
Metallindex

20
20

0
0

100
10
11
12
13
14
16
17
18
19
20
25
46
48
52
68
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
1 51 101 151 201

Fallnummer Metallindex

Abb. 195: Metallgewicht der einzelnen Gräber Abb. 196: Häufigkeit der Metallgewichtswerte

In den Statzendorfer Gräbern liegt das Gesamtgewicht der Bronzen zwischen 0,4 und 263,1 g, das
Gesamtgewicht an Eisen zwischen 0,4 und 727 g. 727 g ist auch der höchste Wert für Metalle
insgesamt, in Grab A027 ist ausschließlich Eisen vorhanden. Wie als den Diagrammen oben
ersichtlich ist, enthalten von den 249 analysierten Gräbern 119 (47,8%) überhaupt keine Metalle, und
nur fünf Gräber (2%) liegen über einem Wert von 40. Es sind dies die Gräber A014, A027, B141,
C001 und C013. Der Mittelwert des Metallwertes entspricht 3,75, der Median ist 1.

80% 70%

70%
60%

60%
50%

50%
40%
40%
30%
30%
Steinabdeckung
20%
20%
Bestattungsform Abdeckung
10%
Prozent

Prozent

10% Brandbestattungen keine

0% Körperbestattungen 0% Umstellung
0 1-20 21-40 41-60 81-100 0 1-20 21-40 41-60 81-100

Index Metall Index Metall

Abb. 197: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte Abb. 198: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform (gruppiert) im Verhältnis zu den Steinabdeckungen der
Gräber
Betrachtet man den Metallindex in Bezug zu den Befunden, so lassen sich bei der Unterscheidung
zwischen Brand- und Körperbestattungen kaum Unterschiede aufzeigen, außer dem üblichen
prozentuellen Überschuss beigaben- und daher auch metallloser Körpergräber. Bei den
Steinumstellungen und -abdeckungen wird deutlich, dass es nicht zwingend notwendig war,
metallführende Gräber noch mit Steinen zu sichern. Während keine Steinstrukturen oder einzelne
Steine bzw. Steinumstellungen etwa gleichmäßig auf metallführende und nicht metallführende Gräber
aufgeteilt sind, sind nur etwa 27 % der Gräber mit Abdeckungen nicht metallführend.
Die Frage, ob das Bronze und Eisengewicht in Zusammenhang stehen, kann durch Korrelationstests
untersucht werden, demnach ist für alle Gräber die Korrelation zwar schwach (r=0,98) nach Spearman
aber dennoch signifikant (auf dem Niveau von 0,01, Korrelationskoeffizient 0,204). Nimmt man nur die
metallführenden Gräber heraus ist die Korrelation noch schwächer (r=0,027). Interessant wird es,
wenn man den Bronze- und Eisenindex in Beziehung zum archäologisch bestimmten Geschlecht
setzt. Das linke Streudiagramm zeigt alle Werte an, die Gräber mit hohen Werten sind jedoch
deutlicher zu sehen. Hohe Bronzewerte erreichen die Gräber B141 (archäologisch als Männergrab

223
Statzendorf Sozialindex

bestimmt), sonst jedoch vor allem die Frauengräber, C001, A014 und A049. Auf der Achse für den
Eisenindex erreichen Männergräber, vor allem C013 und A027 die höchsten Werte, haben dafür aber
weniger Bronzen. Blendet man die sechs Gräber mit den höchsten Werten aus, so sieht man den
Trend, dass Frauen vor allem Bronze und wenig Eisen im Grab haben, während hohe Eisenwerte
hauptsächlich von Männern erreicht werden. Leider lassen sich die Daten nicht anthropologisch
überprüfen, da keines der untersuchten Individuen in die höheren Metallindexkategorien fällt.
120 30

B141
100
C001
A014
20
80

60
A049 10
40 C013
Sex archäologisch Sex archäologisch

20 Männer Männer
0
Bronzeindex

Bronzeindex
Kinder Kinder
A027
0
Frauen Frauen

-20 unbestimmbar -10 unbestimmbar


-20 0 20 40 60 80 100 120 -10 0 10 20 30

Eisenindex Eisenindex

Abb. 199: Bronze- und Eisenindex der Gräber im Abb. 200: Bronze- und Eisenindex im Verhältnis zum
Verhältnis zum archäologisch bestimmten Geschlecht archäologisch bestimmten Geschlecht (ohne die
sechs Gräber mit den höchsten Werten)
120%
Zusammenfassend kann man sagen, dass
100%
Frauen bei den Bronzen die Spitzenreiterinnen
sind, Männer bei den Eisenobjekten. Die gene-
80% relle geschlechterspezifische Verteilung des
Metallgewichtes lässt erkennen, dass die Män-
60% ner in den hohen Kategorien die Nase vorne
haben. Das Ergebnis kann damit zu tun haben,
40% Sex archäologisch dass eiserne Metallbeigaben generell eher
schwerer als die filigranen Bronzen sind. Es ist
20%
lohnend, den Bronze- und Eisenindex getrennt
Prozent

Frauen

0% Männer geschlechtsspezifisch zu betrachten. Leider


sind für die Gräber mit höherem Metallindex
91-100
11-20

21-30

41-50

51-60

61-70
1-10

keine antropologischen Daten, weder Ge-


Metallgewicht schlecht noch Alter, vorhanden. Die Verteilung
von Geschlecht und Alter in Bezug auf metall-
Abb. 201: Relative Häufigkeit der Metallgewichtswerte führende und Gräber ohne Metall zeigt so gut
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten wie keine Unterschiede.
Geschlecht

50 40

40
30

30

20

20

Sex archäologisch Sex archäologisch


Absolute Werte

Absolute Werte

10
10 unbestimmbar unbestimmbar

Frauen Frauen

0 Männer 0 Männer
0 1-20 21-40 81-100 0 1-20 21-40 41-60 81-100

Index Eisengewicht Index Bronzegewicht

Abb. 202: Absolute Häufigkeit der Eisengewichtswerte Abb. 203: Absolute Häufigkeit der
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten Bronzegewichtswerte (gruppiert) im Verhältnis zum
Geschlecht archäologisch bestimmten Geschlecht

224
Statzendorf Sozialindex

Diskussion: Problematisch und bereits bei den Datenproblemen besprochen, ist prinzipiell zunächst
die Ermittlung des Metallgewichtes, das durch vielfältige Faktoren beeinflusst sein kann. Trotzdem
kann das Gewicht der Metallbeigaben ein Kriterium dafür sein, wieweit Zugang zu Rohstoffen und
Fertigprodukten bestanden hat, die im Bereich der Kalenderbergkultur im Gegensatz etwa zum
westlichen Hallstattbereich eine Seltenheit darstellen. Auch wenn S. Burmeister für sein Material diese
Berechnung ablehnt,602 erscheint sie mir für Statzendorf, getrennt nach Bronze- und Eisenobjekten,
eine weitere Möglichkeit zur Annäherung an materielle Wertvorstellungen zu sein. Das Gewicht der
Metalle steht in der Beurteilung für sich und ist kaum mit dem von Glasperlen, Bernsteinschmuck oder
Schleifsteinen zu vergleichen, ist daher auch kein für alle Kleinfunde anwendbarer Index. Die
Vergesellschaftung mit Gold ist für Statzendorf nicht belegt. Interessant wäre, in welche Wertrelation
Bronze und Eisen zu setzen sind, und ob sich das Verhältnis im Laufe der Hallstattkultur verändert.
Mir sind aber keine Daten bekannt, die Hinweise zu diesen Fragen geben könnten. S. Burmeister
versucht, der Werterelation zwischen Gold und Bronze über den Umweg über das antike
Griechenland auf die Schliche zu kommen und kommt auf ein Verhältnis von etwa 1000:1. Aus
diesem Grund wertet er die Vergesellschaftung mit Gold als Zeichen eines hohen Inventarwertes.603
20.3.11 Socistat – Index
Methode: Nach Hodson ergibt sich der Wert einzelner Beigabentypen daraus, mit wie vielen
Artefakten er im Durchschnitt zusammen vorkommt.604 Nach dem Namen des von ihm verwendeten
Statistikprogramms wird der Index Socistat – Index genannt. Zunächst wird also die Gesamtzahl der
Funde für jedes Grab ermittelt. Danach werden jeweils jene Gräber zusammengenommen, in denen
ein bestimmter Typ vorkommt, und für diese Gräber der Mittelwert der Gesamtzahl der Funde
errechnet. So erhält man für jeden Typ einen Wert, der angibt, mit wie vielen Typen er im Durchschnitt
pro Grab gemeinsam vorkommt. Die Berechnungen wurden zunächst nur für Kleinfunde, danach nur
für Gefäßkeramik und endlich für alle Artefakte gemeinsam durchgeführt. Folgende Werte wurden den
einzelnen Typen zugeschrieben:

Typ Wert nur Keramik Gesamtwert Wert nur Kleinfunde


Ausgussgefäß 7,3 7,1
Ziste 7,3 4
Drillingsgefäß 7 4
Fußschale 6,9 7,9
Schale mit ausladendem Rand 6,8 7,1
Stufenschale 6 9,5
Kragenrandschüssel, rot-schwarz 6 8,8
Kalenderbergtopf 6 7,8
Turbanrandschale 5,9 7,8
Miniaturgefäß 5,9 7,3
Henkelschüssel 5,8 7,2
Henkelschale 5,6 7,6
Deckel 5,5 11,5
Henkeltopf 5,5 6,5
Einzugschale 5,4 7,2
Kegelhalsgefäß 5,3 6,9
Topf 5,3 5,9
Schüssel 5,2 6,9
große Schale 3,7 7,7
Nadelbehälter 24 21
Gürtel 24 21
Pfeilspitze 16 15
Perle Bernstein 19,8 13
Pferdegeschirr 19 11
Perle Glas 17,6 9,4
Niet 15,2 8
Klammer 10,5 7,5
Fibel 11,8 7,4

602
Burmeister 2000, 131.
603
Burmeister 2000, 131 ff.
604
Hodson 1990, 71 ff.

225
Statzendorf Sozialindex

Nähnadel 9,3 6,7


Gürtelhaken 11,7 6,6
Beil 14,8 6,5
Lanzenspitze 7 6
Bronzering 11 6
Bronzegefäß 7 6
Fragment 10,4 5,2
Eisenring 10,9 5,1
Spinnwirtel 9,2 4,9
Nadel 9,8 4,8
Kugel 11,3 4,8
Schleifstein 10,4 4,7
Knopf 12,3 4,7
Armreif 8,9 4,6
Anhänger 8 4,5
Halsreif 7 4,3
Gagatring 9 4
Silex 7,3 3,7
Messer 8,9 3,5
Rassel 8 3
Pinzette 5 1

Der Index eines Grabkomplexes entspricht den addierten Werten aller Artefakte im Grab.
Datenbasis:
Keramik: 310 Gräber
Metall: 251 Gräber
Gesamt: 224 Gräber
Datenprobleme: Wie bei der Keramikpluralität und Keramikseltenheit werden die 64 Gräber aus der
Berechnungsgrundlage genommen, bei denen die Übereinstimmung der Anzahl der Gefäße im
Gräberfeldplan mit dem Keramikinventar nicht gut genug war. Von den 25 nicht dem Plan
zuordenbaren Grabensembles beinhalten 16 Keramik, das heißt das bis zu etwa 5 % der Gräber
unterbewertet sein könnten. Für die Berechnung der Werte der einzelnen Beigaben ergab sich das
Problem, dass bei den Gräbern B001 bis B123 die Vollständigkeit nicht gewährleistet ist, was dazu
führte, die Werte ohne diese Gräber zu berechnen. Es ergaben sich aber nur geringfügige
Unterschiede, nämlich im Bereich über 0,5, lediglich bei den Nadeln (0,6), Nähnadeln (1,6) und
Kugeln (0,8). Für die Erstellung der Bewertung wurden die Gräber also miteinbezogen, bei der
Einzelauswertung wäre der Fehler aber zu groß. Also wurden wie üblich die Gräber B001 bis B123
aus den Betrachtungen herausgenommen, der Fehler aufgrund der nicht zuordenbaren Inventare
sollte dadurch 5 % nicht überschreiten. Für den Gesamtindex bleiben, zieht man alle oben genannten
Fehlerquellen ab, noch 224 Gräber übrig.
Ergebnisse:
100 30

80

20
60
Socistatindex gesamt

40
10
Absolute Werte

20

0 0
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
32
33
34
35
37
39
41
42
45
46
48
49
50
66
71
80
84
0
2
3
4
5
6
7
8
9

1 51 101 151 201

Gräber Socistatindex gesamt

Abb. 204: Socistatindex der einzelnen Gräber Abb. 205: Häufigkeit der Socistatindexwerte

226
Statzendorf Sozialindex

Der Wert der einzelnen Gräber liegt zwischen 6 und 295 (hier 100). Von den 224 analysierten Gräbern
sind 24 (10,4 %) beigabenlos und haben daher einen Wert von 0. Nur fünf Gräber erreichen einen
Wert über 50, es sind dies die Gräber A011, A027, A061, A104 und C001. Das Grab mit dem
höchsten Wert, A014, wurde nicht in die Statistik miteinbezogen, weil ein guter Teil der Keramik fehlt,
und trotz dieses Mangels steht es eindeutig an der Spitze. Weitere Gräber, die aufgrund der
Quellenqualität nicht in der Statistik aufscheinen, aber mindestens über einem Wert von 50
einzuschätzen sind, sind A013, A036 und A037. Der Mittelwert liegt bei 16,14, der Median bei 14.

70% 70%

60% 60%

50%
50%

40%
40%

30%
30%

20% Steinstrukturen
Bestattungsform 20%
Prozent

10% keine
Brandbestattung
10%

Prozent
Umstellung
0% Körperbestattung
81-100
0

21-40

41-60

61-80
1-20

0% Abdeckung
0 1 2 3 4 5

Socistatindex gesamt Socistatindex gesamt

Abb. 206: Relative Häufigkeit der Socistatwerte Abb. 207: Relative Häufigkeit der Socistatwerte
(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform (gruppiert) im Verhältnis zu den Steinstrukturen

Vergleicht man den Socistatindex mit der Bestattungsform und überprüft zusätzlich noch den
Zusammenhang mit eventuellen Steinstrukturen, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Neben den
bei jeder Gegenüberstellung üblichen, überproportional häufigen beigabenlosen Körperbestattungen
sieht man im ersten Diagramm oben, dass die Körperbestattungen prozentuell beim Socistatindex
vorne liegen. Leider sind nur 31 Körperbestattungen in der Statistik erfasst, jedoch 193
Brandbestattungen. Bei den Steinstrukturen zeigt sich im zweiten Balkendiagramm oben, dass hohe
Socistatindices häufig in Verbindung mit Steinabdeckungen stehen. Einzelne Steine und
Steinumstellungen haben einen geringeren, aber ebenfalls merkbaren Effekt.
80% 70%

60%

60%
50%

40%
40%
30%

Sex archäologisch Sex anthropologisch


20%
20% unbestimmbar unbestimmbar
Prozent

Prozent

Frauen 10% Frauen

0% Männer 0% Männer
81-100

81-100
0

21-40

41-60

61-80

21-40

41-60

61-80
1-20

1-20

Socistatindex gesamt Socistatindex gesamt

Abb. 208: Relative Häufigkeit der Socistatwerte Abb. 209: Relative Häufigkeit der Socistatwerte
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten (gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch
Geschlecht bestimmten Geschlecht

Die Gegenüberstellung der archäologisch geschlechtsbestimmten Individuen mit den anthropologisch


bestimmten ist interessanterweise ziemlich konträr. Während bei den archäologisch bestimmten
Gräbern die Männer die höheren Werte erreichen, sind es bei den anthropologisch bestimmten die
Frauen. Einschränkend muss noch wiederholt werden, dass von den 31 Geschlechtsbestimmungen
17 mit Fragezeichen versehen sind. Wodurch kann nun der höhere Wert bei den Männern erklärt
werden? Möglicherweise zu einem gewissen Anteil wieder durch die archäologische
Geschlechtsbestimmung. Während auch ärmere Frauengräber durch Spinnwirtel identifiziert werden,
muss bei Männern erst ein gewisser Anteil an Beigaben vorhanden sein, bis man sie archäologisch
überhaupt als männlich klassifizieren kann.

227
Statzendorf Sozialindex

70 100

C001
60 A104
80 C001

A061 A011
50 A027 A061
A104 60

40 A027
A011
40
30 A076
Socistatindex Kleinfunde

Sex archäologisch

Socistat gesamt
20
20 A106 Männer
C046
Kinder 0
10
Frauen
0 -20
unbestimmbar N= 192 10 15 3 4

-10 unbestimmbar adult matur


-20 0 20 40 60 80 100 adult-matur infans

Socistatindex Keramik Alter anthropologisch

Abb. 210: Socistatindex der Keramik und der Kleinfunde Abb. 211: Boxplot zu den Socistatindexwerten in
im Verhältnis zum archäologisch bestimmten Bezug zum Sterbealter der Individuen
Geschlecht

Stellt man den Socistatindex für die Kleinfunde mit dem für die Keramik in Bezug zueinander, so zeigt
sich eine wesentlich bessere Korrelation zwischen den beiden Indices als es etwa beim Bronze- und
Eisenindex der Fall war (r= 0,395, Korrelationskoeffizient 0,381 nach Spearman, signifikant auf dem
Niveau von 0,01 %). Viele Keramikfunde sind mit vielen Metallfunden vergesellschaftet, wenige
Keramikfunde meist mit keinen oder wenigen Bronze- und Eisenbeigaben. Eine
geschlechtsspezifische Tendenz lässt sich auf den ersten Blick nicht herauslesen.
Das anthropologisch bestimmte Alter hat ganz offensichtlich kaum Einfluss auf den Socistatindex. Wie
der nebenstehende Boxplot verdeutlicht, ist der Median bei infanten und maturen Individuen leicht
erhöht, drei und vier Individuen reichen aber nicht aus, um weitere Schlüsse zu ziehen.
Diskussion: Nach F. Hodson ergibt sich der Wert einzelner Beigabentypen daraus, mit wie vielen
Artefakten er im Durchschnitt zusammen vorkommt. Das Ergebnis ist durchaus für sich bereits sehr
interessant: Erstaunlicherweise erreichen die Zisten, das Drillingsgefäß und die Pinzette nur sehr
niedrige Werte; dass die höchsten Werte das Pferdegeschirr, die Bernsteinperlen, der Nadelbehälter
und der Bronzeblechgürtel erreichen, verwundert kaum. Möglicherweise gibt diese Berechnungs-
methode Aufschluss darüber, welcher Wert einzelnen Objekten zugemessen wurde. Im oberen
Bereich lassen sich Objekte finden, die als Statusanzeiger angesehen werden können. Der Index
eines Grabkomplexes entspricht den addierten Werten aller Artefakte im Grab. Die Werte, die sich für
die einzelnen Gräber ergeben, entsprechen am ehesten meiner persönlichen, subjektiven
Einschätzung von „arm“ und „reich“. Ein weiterer Vorteil der Methode ist, dass sie sich offensichtlich
bei Gräberfeldern mit gehobener, als auch bei solchen mit einfacherer Ausstattung anwenden lässt.
20.3.12 Fazit – der Gesamtindex
Methode: Die bereits im einzelnen besprochenen Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden haben
dazu geführt, den Gesamtindex für Statzendorf aus folgenden Komponenten zu bilden:

Vergesellschaftung Befund
Index Befund (0-100)
Werkstoffindex (0-100) durch 2
Klassenindex (0-100) durch 2 Klassen

Index Gefäße Plan (0-100) Metallgewicht

Beigabenanzahl (1-100) Werkstoffe

Index Metall (1-100)


Socistat (1-100) Beigabenanzahl Gefäße

Abb. 212: Verhältnis der Einzelkomponenten des


Gesamtsozialindex zueinander

228
Statzendorf Sozialindex

Die Indices wurden addiert und wie gewohnt auf 100 skaliert. Die Auswahl und Gewichtung kann nur
subjektiv sein, beruht aber auf der Erfahrung der Einzelindexberechnungen. Für die vertikale
Sozialstruktur wurden also der Befund, die Zahl der Gefäße und die Zahl der übrigen Kleinfunde zu je
einem Sechstel gewertet. Die Zahl der Werkstoffe und die Zahl der Beigabenklassen, die pro Grab
vorkommen, zu einem Zwölftel: da mehr Beigabenklassen auch mehr Werkstoffe bedingen, wurden
die beiden Indices weniger gewertet als die übrigen Komponenten. Das Gewicht des Metalls erschien
bedeutsam, um metallführende Gräber gegenüber anderen Gräbern mit nichtmetallischen Kleinfunden
hervorzuheben: Zuletzt ist eine Wertdefinierung der Beigaben durch die Anzahl der
vergesellschafteten Typen wie beim Socistatindex nicht unbedeutend und hebt wiederum jene Gräber
heraus, die ungewöhnliche Keramikformen aufweisen.
Datenbasis: 248
Datenprobleme: Auf jeden Fall aus der Datenbasis genommen werden müssen wiederum die Gräber
B001 bis B123, streng genommen auch jene Gräber, bei denen bei der Überprüfung der
Vollständigkeit der Keramik mehr als zwei Fehlstücke registriert wurden, da das Auswirkungen auf den
Socistatindex hat. Allerdings betrifft das nur jene Gräber, die ohnehin mehr als zwei Gefäße im Grab
haben, so würde sich die Tendenz zugunsten der ärmeren Gräber verschieben. Zum Beispiel fehlt bei
Grab A014, das den höchsten Wert insgesamt erhält und somit als reichstes Grab innerhalb des
Gräberfeldes bezeichnet werden kann, ein guter Teil der Keramik. Gräber mit fehlender Keramik
werden daher hier trotzdem berücksichtigt. Die Gräber C064 und C065 haben fehlende und daher
ungewogene Metalle. Obwohl diese Gräber aus der Gesamtstatistik herausgenommen werden
müssen, kann dennoch vielen der Gräber ein Mindestsozialindex zugeordnet werden, der mitunter
auch recht hoch ausfällt.
Ergebnisse:

100 50

80 40

60 30

40 20
Sozialindex

10
Häufigkeit

20
Std.abw. = 17,01
Mittel = 24
0 N = 248,00
0
100
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
0
5

1 51 101 151 201

Gräber Sozialindex

Abb. 213: Sozialindex der einzelnen Gräber Abb. 214: Häufigkeit der Sozialindexwerte

Von den 248 in die Statistik einbezogenen Gräbern weisen acht Gräber einen Sozialindex von 0 auf,
ein Grab den Wert 100. Der Mittelwert aller berücksichtigten Gräber liegt bei 24,4, der Median bei 21.
Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Zahl der Gräber innerhalb der einzelnen Sozialindexklassen,
deren Zahl willkürlich mit sechs festgelegt wurde.

Sozialindex

Gültige Kumulierte
Häufigkeit Prozent Prozente Prozente
Gültig 0 8 3,2 3,2 3,2
1-20 115 46,4 46,4 49,6
21-40 89 35,9 35,9 85,5
41-60 25 10,1 10,1 95,6
61-80 9 3,6 3,6 99,2
81-100 2 ,8 ,8 100,0
Gesamt 248 100,0 100,0

229
Statzendorf Sozialindex

60%
Bezieht man den Sozialindex auf die Bestat-
tungsform, so wird deutlich, dass Körperbestat-
50%
tungen zu einem Anteil von über 20 % (7 Körper-
bestattungen) in die Kategorie 0 fallen. Dem steht
40%
eine einzige Brandbestattung mit dem Wert 0
30%
gegenüber. Auf der anderen Seite sind auch unter
den reichsten Gräbern über einem Wert von 60
20%
drei Körperbestattungen, und der prozentuell viel
geringere Anteil von acht Brandbestattungen. Im
Bestattungsform
10%
mittleren Bereich kann die Verteilung der Sozial-
Prozent

Brandbestattungen indices auf die Bestattungsformen als ähnlich


0% Körperbestattungen bezeichnet werden.
0 1 2 3 4 5

Sozialindex

Abb. 215: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte


(gruppiert) im Verhältnis zur Bestattungsform
80% 120

70% 100 A014

C001
60%
80 A013
A061
50%
60

40%
40

30%
Sex archäologisch 20
Sozialindex

20%
unbestimmbar
0
Prozent

10% Frauen
-20
0% Männer N= 167 51 3 27

0 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100 unbestimmbar Frauen Kinder Männer

Sozialindex Sex archäologisch

Abb. 216: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 217: Boxplot zur den Sozialindexwerten in Bezug
(gruppiert) im Verhältnis zum archäologisch bestimmten auf das archäologisch bestimmte Geschlecht
Geschlecht

Für diese Statistik sind 51 Frauengräber, 27 Männergräber und drei Kindergräber 167
unbestimmbaren Bestattungen gegenübergestellt. Bereits im Balkendiagramm wird deutlich, dass
prozentuell gesehen die Männer gegenüber den Frauen höhere Sozialindexwerte erreichen, auch
wenn die höchsten Werte wieder von den Frauen eingenommen sind. Der Mittelwert des Sozialindex
bei Männern ist 44,7, bei Frauen 36,1, bei Kindern 33,3 und bei unbestimmbaren 17,4. Der Boxplot
verdeutlicht noch einmal die Gewichtung, wobei die drei Kinder aufgrund ihrer geringen Menge nicht
wirklich miteinbeziehbar sind. Die Frage, ob dieser Vorsprung der Männer reale Verhältnisse
widerspiegelt oder durch die Quellen bedingt ist, muss leider offen bleiben.
Der Vergleich des Sozialindex mit dem archäologisch bestimmten Geschlecht ist von vornherein
zugunsten der Männer gewichtet, da es im Kontext Statzendorf schwierig ist, Männer als solche zu
identifizieren. Wenn sie identifizierbar sind, so handelt es sich um Gräber mit zahlreichen Beigaben,
die dann natürlich auch einen höheren Sozialindex aufweisen. Genauso wenig verwundert der
niedrige Sozialindex der unbestimmbaren Individuen – wo keine Beigaben zur Identifikation
vorhanden sind, wird der Sozialindex auch nicht besonders hoch sein. In diesem Sinne kann ein
Zirkelschluss nicht ausgeschlossen werden. Deshalb müssen die anthropologisch bestimmten Gräber
dem Sozialindex gegenübergestellt werden.

230
Statzendorf Sozialindex

60% 120

100 A014
50%
C001

80
40%
A061

60 B146
30%

40

20% Sex anthropologisch


20
unbestimmbar

Sozialindex
10%
Prozent

Frauen 0

0% Männer
-20
0

81-100
1-20

21-40

41-60

61-80
N= 219 9 3 17

unbestimmbar Frauen Kinder Männer

Sozialindex Sex anthropologisch

Abb. 218: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 219: Boxplot zur den Sozialindexwerten in
(gruppiert) im Verhältnis zum anthropologisch bestimmten Bezug auf das anthropologisch bestimmte
Geschlecht Geschlecht

Für die Gegenüberstellung des Sozialindex zu den anthropologischen Bestimmungen ist die
Datenbasis noch geringer. 17 als solche bestimmte Männer, neun Frauen und drei Kindern stehen
219 nicht bestimmten gegenüber. Etwa die Hälfte der Individuen konnte zudem nicht sicher bestimmt
werden. Deutlich im ersten Balken des Balkendiagramms ersichtlich sind die fünf männlichen
Körperbestattungen, die keine oder nur ganz geringfügige Beigaben haben. Während in den unteren
Klassen das Geschlechterverhältnis sonst relativ ausgewogen ist, erreichen hier zumindest zwei als
solche bestimmte Frauen Sozialindexwerte über 40. Der Boxplot verdeutlicht noch einmal die Stellung
der drei Kinder, die immerhin Werte von 20, 21 und 59 erreichen. Sind diese Daten nun
repräsentativer für die hallstattzeitliche Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf? Meiner Ansicht
nach nicht, denn die anthropologischen Daten sind bereits dadurch vorausgewählt, dass es sich in der
Mehrheit um Skelette handelt, 20 Skelette stehen neun bestimmbaren Leichenbränden gegenüber.
Das ist ein krasses Missverhältnis zur realen Population, bei der nur etwa 10 % der Toten unverbrannt
beigesetzt worden waren. Durch die Körperbestatteten mit so gut wie keinen Beigaben fassen wir
vermutlich eine nicht repräsentative Gruppe innerhalb der Bestattungsgemeinschaft, die im folgenden
interpretiert wird.

80 120

100 A014

C001
60
80
A061

60

40
Alter anthropolog. 40

unbestimmbar
20
Sozialindex

20 adult
0
Prozent

infans
-20
0 matur N= 216 10 15 3 4
0

81-100
1-20

21-40

41-60

61-80

unbestimmbar adult matur


adult-matur infans

Sozialindex Alter anthropologisch

Abb. 220: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 221: Boxplot zur den Sozialindexwerten in
(gruppiert) im Verhältnis zum Sterbealter der Individuen Bezug auf das Sterbealter der Individuen

Leider ist beim Alter die Datenbasis mit drei Kindern, 15 adulten, vier maturen und zehn adult bis
maturen Individuen, die nicht wirklich in die Statistik miteinbezogen werden können, wiederum sehr
gering. Es zeigt sich, dass immerhin drei der vier maturen in die Sozialindexklasse 21-40 fallen, nur
ein Individuum liegt bei 0. Die Erwachsenen sind der Erwartung entsprechend verteilt. Der Mittelwert
liegt bei den Kindern bei 33,3, bei den adulten bei 23,1, bei den adult – maturen bei 21, 8 und bei den
maturen bei 22,75.

231
Statzendorf Sozialindex

60 40%

50

30%

40

30 20%

Chronologie Chronologie
20
früh früh
Absolute Werte

10%
alt alt
10

Prozent
mittel mittel

0 jung 0% jung
0 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100 0 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100

Abb. 222: Absolute Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 223: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte
(gruppiert) im Verhältnis zur Gräberfeldchronologie (gruppiert) im Verhältnis zur Gräberfeldchronologie

Um Veränderungen des Sozialindex in ihrer Entwicklung begreifen zu können, wurde hier versucht,
den Sozialindex in Bezug auf die Gräberfeldchronologie zu betrachten. Dazu wurde eine vereinfachte
Chronologie benutzt, wobei früh Gräbern der frühen Hallstattzeit entspricht (Statzendorf 1-2), alt
Gräbern der älteren Hallstattzeit (Statzendorf 2-4), mittel bezeichnet jüngere Gräber der älteren
Hallstattzeit (Statzendorf 3-4) und jung entspricht der mittleren bzw. jüngeren Hallstattzeit (Statzendorf
4-5). 149 Gräber konnten sowohl datiert werden, als auch in die Berechnung der Sozialindices
miteinbezogen werden. Da 90 Gräber (60 %) in die ältere Gräberfeldphase fallen, ist vor allem die
relative Häufigkeit aufschlussreich: deutlich ist zu sehen, dass mittlere und junge Gräber in den

100 30%

80

20%

60

40

10%
Absolute Werte

20 westliche Elemente westliche Elemente


Prozent

ja ja

0 nein 0% nein
0 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100 0 1-20 21-40 41-60 61-80 81-100

Abb. 224: Absolute Häufigkeit der Sozialindexwerte Abb. 225: Relative Häufigkeit der Sozialindexwerte
(gruppiert) im Verhältnis zum Auftreten westlicher (gruppiert) im Verhältnis zum Auftreten westlicher
Elemente Elemente
Sozialindexgruppen 41-60, 61-80 und 81-100 besonders häufig aufscheinen.

Unter den 251 für die Sozialindexberechnung herangezogenen Gräbern konnte bei 34 Gräbern (13,5
%) bei der Bearbeitung der Fundtypen ein Kultureinfluss aus dem Westen festgestellt werden, 216
Gräber zeigen keinen Westeinfluss. Setzt man Gräber mit westlichen Typen in Verhältnis zum
Sozialindex, so fällt vor allem bei der Betrachtung der relativen Häufigkeit auf, dass in den höheren
Sozialindexgruppen wesentlich öfter westliche Typen, vor allem Keramikformen, zu finden sind. In der
Gruppe mir dem Sozialindex 41-60 stehen 22 Gräber ohne Westeinfluss neun Gräbern mit
Westeinfluss gegenüber, in der Gruppe mit dem Sozialindex 61-80 acht Gräber vier Gräbern und in
der Gruppe mit dem höchsten Sozialindex 81-100 finden sich jeweils zwei Gräber mit und ohne
westliche Elemente.

232
Statzendorf Sozialindex

20.3.13 Verteilung der Gräber unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräberfeldareals


Die nebenstehende Grafik gibt die Verteilung
unterschiedlicher Sozialindices innerhalb des Gräber-
feldareals wieder, wobei sowohl Größe als auch Farb-
intensität der Symbole dem Anstieg des Sozialindex
Rechnung tragen. Für die Grafik wurden jene 248 Gräber
kartiert, die in der Datenbasis für den Gesamtindex
aufscheinen. Dem zufolge bleibt ein Großteil von Feld B,
der Nordwestbereich des Gräberfeldes, unberücksichtigt.
Die Kartierung ist für den Rest des Gräberfeldareals
allerdings durchaus brauchbar.
Gräber mit hohen Sozialindexwerten scheinen sich in
erster Linie im mittleren Westbereich des Gräberfeldes zu
konzentrieren. Hier findet man die beiden Gräber mit den
höchsten Sozialindexwerten, A014 und C001. Die Dichte
der Belegung mit Gräbern hoher Sozialindexwerte ist hier
besonders hoch, ansonsten beanspruchen Gräber mit
hohen Sozialindexwerten einen größeren Raum, was
vermutlich mit der Grabkonstruktion zusammenhängt, die
zunehmend eine Tendenz in Richtung Hügelbau
aufweist.605 Aufgrund der lückenhaften Datenlage für den
ältesten Bereich des Gräberfeldes kann der langsame
Wandel des zunächst urnenfelderzeitlich geprägten
Bestattungsbrauches hin zum hallstattzeitlichen mithilfe
der Sozialindexberechnungen in Statzendorf in der
Kartierung nicht sehr gut nachvollzogen werden.606 Für
die Verteilung interessant sind die beiden benachbarten
Gräber B138 und B141, die nicht nur die reichsten
Gräber des Nordostbereiches des Gräberfeldes
darstellen, sondern auch große Ähnlichkeiten in der
Ausstattung aufweisen. Einfacher ausgestattet sind die Abb. 226: Verteilung der Gräber
Gräber des Südbereiches und der östlichen und unterschiedlicher Sozialindices
westlichen Randbereiche. innerhalb des Gräberfeldareals

605
Siehe Kapitel „Befunde“.
606
Dass dieser Versuch bei besser dokumentierten Grabzusammenhängen lohnend wäre, haben Sozialindex-
berechnungen der Gräberfelder Maiersch, Hadersdorf, Stillfried, St. Andrä und Sopron im Rahmen der Übung
„Analyse und Auswertung urzeitlicher Gräberfelder” ergeben. Die Übung wurde im Wintersemester 2002/2003
zusammen mit A. Lippert abgehalten.

233
Statzendorf Sozialindex

20.3.14 Schlussbemerkungen zu den Berechnungen


Das Beispiel Statzendorf hat meines Erachtens gezeigt, dass sich durch gründliche Investigation und
statistische Analyse lohnende Ergebnisse erzielen lassen, die bei einer großen Menge von Gräbern
durch rein intuitives Arbeiten nicht in dieser Form zustande gekommen wären. Welche Methoden zur
Sozialindexberechnung man einsetzt, ist stark vom Material abhängig, das man bearbeitet, weiß man
jedoch um Vor- und Nachteile der Methoden, lassen sie sich besser im Vorhinein abschätzen.
Unbenommen bleibt den Bearbeiterinnen und Bearbeitern die Interpretation der Ergebnisse und die
Entwicklung von Gesellschaftsmodellen. Statistik liefert gute Anhaltspunkte und kann helfen,
Zusammenhängen auf die Schliche zu kommen. Beweisen kann sie nichts.

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

A001 A-M B 9 0 13 67 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
A002 F B 14 0 13 100 1 10 50 1 20 50 0 0 0 6 12 11
A003 F B 11 0 13 0 0 5 100 1 20 50 0 0 0 3 0 3
A004 B 39 100 28 100 2 5 100 0 40 50 0 1 1 2 24 13
A005 M B 17 0 6 50 1 10 100 2 60 50 1 1 1 7 12 12
A006 B 15 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7
A007 B 13 0 32 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A008 B 12 0 32 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
A009 F B 44 50 55 67 12 15 100 2 40 75 0 3 3 8 73 39
A010 B 16 0 40 71 12 0 0 0 20 25 0 0 0 0 44 18
A011 M B 53 0 53 46 14 40 62 16 100 75 20 2 12 35 85 71
A012 F B 24 0 38 45 7 5 100 1 40 50 0 4 4 3 64 29
A013 F B 78 100 60 100 0 75 67 57 60 100 12 13 19 57 6 56
A014 F K 100 100 62 100 1 100 50 100 100 75 85 6 48 100 18 100
A015 A-M B 20 0 34 100 6 5 100 0 40 50 0 2 2 2 24 13
A016 B 19 0 28 80 2 5 100 0 40 50 0 3 3 2 29 15
A017 F B 36 0 38 100 1 30 67 5 60 75 24 6 18 18 17 27
A018 F B 30 0 26 100 54 25 80 20 40 75 0 18 18 15 19 23
A019 F B 39 0 28 83 23 35 85 13 80 75 23 3 14 22 34 39
A020 B 11 0 30 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
A021 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
A022 F B 19 0 26 100 1 10 100 1 40 50 0 4 4 5 6 9
A023 F B 33 0 40 75 2 25 60 4 60 75 2 5 6 14 24 25
A024 B 20 0 26 75 2 10 50 2 40 50 1 0 1 6 23 16
A025 B 14 0 34 100 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 14
A026 B 1 0 0 100 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 2
A027 M B 68 0 47 75 53 55 45 51 40 100 0 100 100 38 48 66
A028 F B 31 0 62 63 4 10 100 2 40 50 17 0 9 8 48 27
A029 B 17 0 40 50 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 48 20
A030 B 26 0 47 50 7 10 50 1 40 50 0 3 3 4 49 26
A031 B 9 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 4
A032 F B 27 0 32 67 5 15 100 2 60 75 0 2 3 10 17 17
A033 B 49 100 53 83 3 10 100 1 60 50 4 3 5 5 36 21
A034 B 18 0 13 100 0 10 100 1 60 50 2 1 2 5 6 9
A035 B 17 0 38 44 69 0 0 0 20 25 0 0 0 0 47 23
A036 M B 72 100 100 64 35 25 60 13 60 75 0 8 8 16 100 59
A037 F B 60 50 47 100 7 55 72 26 100 75 6 0 3 44 31 56
A038 B 21 0 34 83 3 5 100 0 40 50 0 2 2 2 36 18
A039 F B 33 0 40 60 2 20 100 38 60 75 22 0 11 12 29 25
A040 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

234
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

A041 M B 27 0 19 100 6 25 60 5 40 75 0 10 10 14 13 23
A042 B 17 0 19 75 5 5 100 0 40 50 0 2 2 2 24 13
A043 B 12 0 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
A044 F B 36 0 53 56 4 20 100 2 60 75 1 4 5 12 54 35
A045 B 22 50 28 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A046 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
A047 F B 52 100 47 67 3 15 100 2 60 75 2 2 3 8 36 24
A048 B 18 0 26 80 5 10 50 1 40 25 4 0 2 6 29 19
A049 F B 29 0 32 75 2 15 100 14 60 50 45 3 25 9 24 19
A050 B 20 50 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
A051 B 25 0 49 80 6 10 50 1 40 50 1 0 1 7 31 21
A052 B 8 0 19 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
A053 B 23 0 38 71 4 5 100 0 40 50 0 3 3 2 42 21
A054 M B 15 0 13 100 2 5 100 1 40 50 0 1 1 3 12 9
A055 F B 34 50 45 80 2 10 100 1 40 50 0 2 2 5 30 18
A056 B 14 0 19 0 0 5 100 6 40 50 0 0 0 5 0 3
A057 M?? A B 31 100 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7
A058 B 21 0 26 100 0 10 100 1 60 50 3 4 5 5 6 9
A059 B 21 50 26 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
A060 B 15 0 19 50 1 5 100 1 40 50 0 0 0 4 11 8
A061 F F A K 71 100 45 71 6 60 67 26 80 75 6 0 3 51 41 66
A062 K 8 0 13 100 16 0 0 0 20 25 0 0 0 0 4 3
A063 B 24 50 34 100 21 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 14
A064 B 18 0 26 100 5 5 100 0 40 50 0 1 1 2 25 13
A065 M?? A B 22 0 21 100 2 10 100 1 40 75 0 3 3 5 23 16
A066 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
A067 F? A K 9 0 15 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
A068 F M? M B 39 50 34 83 6 25 60 3 60 50 1 2 2 14 35 30
A069 B 14 0 34 80 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
A070 M?? A K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
A071 B 46 100 26 100 16 10 100 1 60 75 1 1 2 5 44 23
A072 B 43 100 34 83 3 10 50 1 40 50 0 2 2 4 36 21
A073 B 12 0 26 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
A074 B 22 0 36 67 3 5 100 0 40 50 0 3 3 2 36 18
A075 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A076 F B 61 100 45 83 8 40 62 8 60 75 11 0 5 28 38 45
A077 F B 33 0 40 100 1 25 80 7 60 75 0 10 10 16 12 23
A078 M B 28 0 55 100 0 10 100 1 40 75 0 7 7 5 6 9
A079 F F A-M K 33 100 0 0 0 20 50 7 40 25 0 0 0 11 0 14
A080 B 12 0 6 0 0 5 100 0 40 50 0 1 1 2 0 3
A081 B 16 0 26 0 0 5 100 0 40 50 0 3 3 2 0 3
A082 B 13 0 34 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A083 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A084 B 23 0 47 100 2 5 100 0 40 50 0 2 2 2 30 15
A085 B 15 0 28 100 5 5 100 35 40 25 1 0 0 1 24 11
A086 M B 30 0 38 80 5 15 100 9 60 75 0 5 5 11 30 25
A087 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
A088 B 12 0 32 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7
A089 F F? A K 22 0 28 100 7 20 25 3 20 50 0 0 0 12 30 24
A090 M K 4 0 0 100 0 5 100 3 20 0 0 0 0 3 6 5
A091 M B 59 100 62 50 7 25 80 8 40 75 0 12 12 14 48 37
A092 F B 22 0 47 71 3 5 100 1 20 50 0 0 0 3 42 20
A093 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 4
A094 F M K 30 0 70 55 8 5 100 0 40 50 0 1 1 2 66 30
A095 B 6 0 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
A096 F B 28 0 34 63 3 20 100 4 40 50 16 0 8 14 48 34

235
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

A097 M B 51 100 53 55 8 10 100 3 60 50 0 2 2 5 66 34


A098 B 20 0 34 100 7 5 100 0 40 50 0 2 2 2 31 15
A099 B 25 0 47 50 7 5 100 0 40 50 0 2 2 2 59 27
A100 F B 28 0 34 71 4 10 100 1 60 75 7 0 4 5 42 23
A101 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
A102 B 21 0 40 75 2 5 100 0 40 50 0 1 1 2 24 13
A103 B 14 0 34 60 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12
A104 F B 63 50 57 50 13 50 60 22 60 75 8 0 4 43 96 84
A105 M B 19 0 28 75 5 5 100 1 40 50 0 2 2 3 23 13
A106 M B 49 0 77 42 5 30 85 8 60 75 18 8 17 17 71 50
A107 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3
A108 F B 32 0 47 75 5 25 40 2 40 50 0 3 3 12 54 37
A109 B 18 0 28 100 4 5 100 0 40 50 0 2 2 2 17 10
A110 M A-M K 19 0 32 100 2 5 100 1 40 50 8 0 4 3 18 11
A111 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
A112 M? A-M K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
A113 M M K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
A114 B 24 0 43 86 11 5 100 0 40 50 0 1 1 2 49 23
A115 B 43 50 55 50 3 10 100 1 60 75 1 2 3 5 47 26
A116 B 45 0 55 67 6 35 71 5 80 75 0 5 5 21 60 49
A117 B 17 0 13 50 1 10 50 1 60 25 5 0 3 6 23 17
A118 B 20 0 28 100 2 10 50 1 40 50 0 2 2 4 24 16
A119 M?/F A K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B001 B 10 0 26 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B002 B 34 100 47 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 2
B003 B 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B004 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B005 B 12 0 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7
B006 B 33 100 38 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 5
B007 B 8 0 13 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B008 B 17 0 43 43 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17
B009 B 22 50 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B010 B 11 0 26 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 14 5
B011 B 16 50 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B012 B 15 0 47 100 16 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7
B013 B 25 50 38 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
B014 B 8 0 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B015 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B016 B 17 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 37 15
B017 B 11 0 26 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B018 B 14 0 13 100 0 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 4 6 6
B019 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B020 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B021 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B022 B 16 0 40 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 15
B023 B 41 100 68 80 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12
B024 B 33 100 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B025 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B026 B 32 100 28 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B027 B 9 0 15 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B028 B 15 0 38 100 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14
B029 B 10 0 19 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 8
B030 B 2 0 0 80 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 30 12
B031 B 41 100 40 100 13 10 100 4 40 50 n.b. n.b. n.b. 6 15 11
B032 F B 28 0 28 100 0 25 100 21 60 75 n.b. n.b. n.b. 18 6 19
B033 B 19 50 15 100 35 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 6

236
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

B034 B 43 100 53 100 4 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 17 10


B035 B 17 50 0 100 2 5 100 1 20 25 n.b. n.b. n.b. 3 12 8
B036 B 17 50 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 13 5
B037 F B 25 0 40 75 9 10 100 7 40 75 n.b. n.b. n.b. 10 25 17
B038 B 17 0 28 100 1 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 7 6
B039 B 9 0 21 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 3
B040 B 20 50 21 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B041 B 9 0 19 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B042 B 14 0 34 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15
B043 B 17 0 45 100 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 49 19
B044 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B045 B 8 0 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B046 B 19 50 13 75 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10
B047 M B 25 50 21 0 0 5 100 5 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 0 4
B048 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B049 M B 41 50 53 100 12 15 67 4 60 75 n.b. n.b. n.b. 9 20 17
B050 B 12 0 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B051 B 18 0 53 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14
B052 B 11 0 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B053 B 14 0 34 80 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12
B054 F B 28 50 26 60 5 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 30 15
B055 B 9 0 21 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B056 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B057 B 13 0 28 60 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
B058 B 15 0 43 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
B059 B 14 0 36 60 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
B060 B 36 100 47 100 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10
B061 B 8 0 19 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B062 B 1 0 0 100 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 3
B063 B 31 100 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B064 B 30 50 60 71 18 0 0 0 20 25 0 0 0 0 43 17
B065 B 11 0 26 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B066 B 31 100 28 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B067 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B068 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B069 B 11 0 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B070 B 19 0 60 75 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10
B071 B 12 0 34 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B072 B 13 0 32 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8
B073 B 37 100 45 50 7 0 0 0 20 25 0 0 0 0 37 15
B074 B 13 0 6 100 1 5 100 1 40 50 n.b. n.b. n.b. 3 11 8
B075 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B076 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B077 B 18 0 55 83 47 0 0 0 20 25 0 0 0 0 40 14
B078 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B079 B 12 0 32 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3
B080 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B081 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B082 B 12 0 32 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B083 B 1 0 0 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 2
B084 B 37 100 47 57 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 41 17
B085 B 14 0 40 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B086 B 9 0 19 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B087 B 22 50 34 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3
B088 B 14 0 40 67 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8
B089 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5

237
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

B090 B 12 0 28 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B091 B 13 0 34 67 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7
B092 B 13 0 34 100 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8
B093 B 9 0 21 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 3
B094 B 22 50 34 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B095 B 9 0 21 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B096 B 9 0 15 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B097 B 9 0 13 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7
B098 B 21 50 28 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B099 B 23 50 34 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 25 10
B100 B 15 0 43 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B101 B 14 0 40 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B102 F B 19 0 47 100 100 5 100 1 20 50 0 0 0 3 20 9
B103 B 12 0 34 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B104 F A K 34 100 38 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B105 B 13 0 34 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
B106 K 14 0 19 0 0 5 100 0 40 50 n.b. n.b. n.b. 2 0 3
B107 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B108 K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B109 B 7 0 6 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
B110 B 25 50 47 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
B111 B 34 100 47 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B112 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B113 B 12 0 28 75 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
B114 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B115 B 6 0 6 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
B116 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B117 B 18 50 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
B118 B 1 0 0 100 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 12 5
B119 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B120 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B121 B 16 0 40 67 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15
B122 B 17 0 51 100 40 0 0 0 20 25 0 0 0 0 38 13
B123 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B124 B 23 0 40 71 3 5 100 0 40 50 0 5 5 2 42 20
B125 B 14 0 36 100 12 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12
B126 B 13 0 28 67 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14
B127 K 23 50 28 100 15 0 0 0 20 25 0 0 0 0 32 12
B128 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
B129 K 34 100 0 0 0 25 40 3 20 25 4 0 2 17 0 18
B130 B 13 0 34 75 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 10
B131 B 14 0 28 71 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 43 18
B132 B 18 0 28 100 7 15 33 35 20 25 0 0 0 5 36 23
B133 M A K 37 100 19 67 6 10 50 1 40 25 0 0 0 6 35 21
B134 F B 22 0 26 67 1 25 20 3 20 50 0 0 0 15 17 23
B135 B 18 0 26 50 2 5 100 0 40 50 0 3 3 2 24 13
B136 B 32 50 36 100 7 5 100 0 40 50 0 3 3 2 37 18
B137 B 33 0 53 86 6 15 67 1 60 75 2 2 3 9 42 28
B138 M B 70 100 60 56 8 40 62 8 100 75 17 3 11 24 54 50
B139 M A K 37 100 34 67 4 5 100 3 40 25 2 0 1 3 18 10
B140 B 25 0 26 75 2 10 100 6 60 75 1 3 4 7 24 18
B141 M B 79 100 57 44 3 35 100 24 100 100 100 2 52 21 53 48
B142 F K 39 0 40 71 13 30 100 8 80 75 4 4 6 23 44 42
B143 B 9 0 13 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 8
B144 F B 22 0 34 80 3 10 100 1 40 50 0 3 3 5 30 18
B145 M B 24 0 28 100 2 10 100 2 60 50 1 3 4 7 30 20

238
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

B146 M F? A-M B 59 100 62 70 15 25 60 3 40 75 0 8 8 13 61 42


B147 M B 31 0 32 100 1 15 100 10 40 100 0 20 20 9 12 17
B148 F B 13 0 6 100 0 5 100 4 40 50 0 4 4 4 6 6
C001 F K 90 100 74 75 18 60 58 55 100 75 88 2 46 60 51 80
C002 K 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C003 F B 33 50 36 0 0 10 100 4 40 75 0 5 5 6 0 7
C004 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
C005 B 12 0 32 67 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 17 7
C006 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
C007 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3
C008 M B 34 0 53 100 1 20 75 2 60 75 2 9 10 14 7 19
C009 F B 25 0 34 0 0 15 100 2 40 75 0 9 9 10 0 10
C010 F B 32 100 15 0 0 5 100 1 20 50 0 0 0 3 0 3
C011 M B 59 100 62 0 0 30 67 6 80 75 1 6 6 16 0 20
C012 K 35 100 13 0 0 10 50 1 40 50 0 0 0 7 0 7
C013 M B 50 0 53 100 1 30 67 73 60 100 35 50 68 19 7 20
C014 F B 49 100 38 0 0 15 100 3 60 75 23 1 12 11 0 10
C015 B 10 0 0 0 0 15 67 4 20 25 5 0 3 9 0 10
C016 F? A K 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C017 M? A K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C018 M B 39 0 40 71 3 30 83 21 80 75 8 4 8 17 42 39
C019 K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C020 M B 52 100 32 80 2 25 40 3 40 75 0 13 13 12 30 29
C021 F B 44 50 47 75 1 30 84 13 40 75 5 0 2 21 23 32
C022 B 18 0 53 83 9 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14
C023 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
C024 B 20 50 19 100 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 19 7
C025 B 22 0 34 100 6 10 50 1 40 50 0 4 4 4 30 18
C026 B 21 0 21 100 1 10 100 1 60 50 7 2 6 5 12 12
C027 F B 22 0 34 100 3 10 100 1 40 50 0 4 4 5 25 16
C028 B 50 100 36 71 8 15 67 2 60 75 7 1 5 8 44 27
C029 M B 45 100 34 80 8 10 100 1 40 75 0 3 3 5 32 19
C030 M B 64 100 34 83 3 45 67 17 80 75 1 15 16 26 36 46
C031 B 17 0 28 80 5 5 100 0 40 25 3 0 1 3 30 16
C032 F A-M B 23 0 38 83 12 5 100 1 40 50 11 0 6 3 48 22
C033 M B 42 50 68 75 10 10 100 3 60 50 0 1 1 5 48 27
C034 K 19 50 15 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
C035 B 48 100 60 80 68 5 100 0 40 50 0 1 1 2 62 28
C036 B 23 50 28 100 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 31 13
C037 F B 33 0 34 100 1 20 100 6 80 75 16 6 14 12 18 20
C038 B 24 0 40 75 4 15 33 1 60 25 1 0 1 9 24 20
C039 B 21 0 9 100 2 10 100 1 60 75 1 1 2 5 18 14
C040 B 37 50 45 83 3 10 100 4 60 50 0 2 2 5 36 20
C041 B 16 50 6 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
C042 B 16 0 43 67 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 15
C043 B 24 50 34 67 8 0 0 0 20 25 0 0 0 0 35 14
C044 B 16 0 19 100 4 5 100 0 40 50 0 2 2 2 18 10
C045 B 24 0 47 57 3 5 100 0 40 50 0 2 2 2 42 20
C046 M I K 59 100 55 67 17 20 100 3 60 75 4 1 3 11 91 50
C047 B 10 0 19 100 10 0 0 0 20 25 0 0 0 0 20 7
C048 B 22 0 66 63 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 55 22
C049 B 38 100 53 40 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 29 12
C050 B 20 0 26 100 1 20 25 24 40 25 1 0 1 18 12 19
C051 B 24 0 43 71 11 5 100 9 40 50 1 0 0 3 56 26
C052 B 14 0 34 60 3 0 0 0 20 25 0 0 0 0 31 13
C053 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 11 5

239
Statzendorf Sozialindex

Socistat - Index Kleinfunde

Socistat - Index Keramik


Alter anthropologisch

Index Bronzegewicht
Sex anthropologisch

Index Eisengewicht
Beigabenseltenheit
Sex archäologisch

Beigabenpluralität
Keramikseltenheit
Keramikpluralität
Bestattungsform

Beigabenanzahl

Socistat gesamt
Werkstoffindex
Index Gefäße

Klassenindex
Index Befund
Gesamtindex

Index Metall
Grab

C054 F B 22 0 34 100 2 10 100 1 40 50 0 2 2 5 24 16


C055 B 8 0 13 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
C056 B 28 100 13 100 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
C057 B 11 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
C058 B 13 0 32 100 51 0 0 0 20 25 0 0 0 0 24 11
C059 B 25 0 81 63 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 54 22
C060 B 10 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C061 B 25 0 45 63 9 5 100 0 40 50 0 4 4 2 49 23
C062 B 32 50 26 33 2 10 100 7 40 50 5 1 3 8 35 23
C063 B 16 0 40 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17
C064 B 14 50 0 0 0 5 100 0 20 0 n.b. n.b. n.b. 3 0 4
C065 B 42 50 68 88 12 10 100 9 60 50 n.b. n.b. n.b. 4 50 26
C066 I K 20 100 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
C067 F B 34 0 47 75 10 20 100 4 80 50 1 1 2 11 48 33
C068 B 21 0 34 50 2 5 100 0 40 50 0 2 2 2 35 18
C069 B 9 0 19 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 6 2
C070 A-M B 17 0 26 100 1 5 100 0 40 50 0 3 3 2 12 8
C071 B 8 0 13 100 4 0 0 0 20 25 0 0 0 0 7 3
C072 F B 25 50 23 100 5 5 100 1 20 50 0 0 0 3 18 10
C073 F I K 21 0 23 100 7 10 50 2 40 50 10 0 5 6 43 23
C074 F B 25 0 9 100 3 20 75 3 60 75 3 2 4 12 30 25
C075 F B 16 0 0 100 1 20 100 4 40 25 6 5 8 14 12 19
C076 B 10 0 0 0 0 15 67 2 20 25 3 0 1 10 0 11
C077 M?? A-M K 6 0 0 0 0 5 100 2 20 25 0 0 0 3 0 4
C078 F M A-M K 32 50 26 67 12 10 50 1 40 50 8 0 4 7 37 23
C079 B 9 0 19 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 12 5
C080 B 19 0 53 86 6 0 0 0 20 25 0 0 0 0 42 17
C081 M B 44 50 45 58 21 15 100 2 40 75 0 9 9 8 75 41
C082 B 17 0 15 100 0 20 50 2 40 25 5 0 3 12 6 16
C083 B 31 0 40 71 3 15 100 1 60 75 4 4 6 9 42 28
C084 F B 49 100 40 100 12 10 100 6 60 75 0 3 3 7 38 22
C085 B 38 100 26 100 1 5 100 1 40 50 1 0 1 3 18 11
C086 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
D001 M B 27 50 21 33 1 5 100 1 40 50 0 2 2 3 17 11
D002 F K 19 50 21 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D003 B 10 0 28 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D004 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D005 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D006 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D007 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D008 B 10 0 26 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D009 B 18 0 66 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D010 B 6 0 6 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D011 B 11 50 0 100 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 19 7
D012 B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
D013 B 13 0 43 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D014 B 7 0 13 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D015 B 8 0 15 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D016 B 17 0 60 0 0 0 0 0 20 25 0 0 0 0 0 0
D017 M? A B 14 0 34 100 5 0 0 0 20 25 0 0 0 0 30 12
D018 F M?? A B 29 0 40 33 6 10 100 4 40 75 0 0 0 6 73 37
D019 M?? A B 18 0 53 67 2 0 0 0 20 25 0 0 0 0 36 15
D020 M?? M B 22 50 28 100 1 0 0 0 20 25 0 0 0 0 18 7
D021 F?? A B 27 0 43 50 4 10 100 1 40 75 0 0 0 5 49 26

240
Statzendorf Sozialindex

20.4 Überlegungen zur Sozialstruktur der Bestattungsgemeinschaft von


Statzendorf
Das Wort Sozialstruktur wird im Brockhaus als „dauerhafte Wirkungszusammenhänge, die den Aufbau
einer Gesellschaft bestimmen“, beschrieben. „Wichtigste Aspekte sind die soziale Schichtung der
Bevölkerung (nach Merkmalen wie Stellung im Beruf, Einkommenshöhe, Konsumgewohnheiten), die
Vernetzung des sozialen Handelns (Familie), Institutionen (Schulen, Betriebe, Parteien, Medien,
Verwaltung) und Subsysteme (Bildungssystem, Wirtschaftssystem, Rechtssystem).“607 Zu den
meisten der genannten Punkte können aus dem archäologischen Material nur wenige Schlüsse
gezogen werden. Die geschlossenen Grabkomplexe des Gräberfeldes und die Berechnung der
Sozialindices erlauben jedoch eine statistische Annäherung an die soziale Stratifikation der
Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft. Der Gesamtindex der Gräber ist jeweils ein Wert zwischen 0
und 100, der einen gewissen Spielraum fließender Grenzen zulässt. Eine klare Gliederung in
Gruppen, die sich in deutlich abgegrenzten, materiellen Ausstattungsmustern der Gräber ausdrückt
und eine Art von „Klassengesellschaft“ andeuten könnte, gibt es nicht und darf daher für die
Bestattungsgemeinschaft von Statzendorf nicht angenommen werden. Um die Gräber dennoch
beschreiben und nach ihrer Ausstattung interpretieren zu können, wurden jeweils die Gräber mit
einem Sozialindex von 0, 1-20, 21-40, 41-60, 61-80 und 81-100 zu einer Gruppe zusammengefasst.
Zu betonen ist, dass diese Gliederung willkürlich erfolgte und sich anhand der Ergebnisse nicht von
selbst ergab.608
20.4.1 Die Spitze der Pyramide – die reichsten Frauen- und Männergräber
Das Grab, das mit dem Wert 100 den höchsten Sozialindex erreicht, ist Grab A014, dessen
Keramikinventar aber zum Großteil fehlt. Das reichste annähernd vollständig erhaltene Grab ist C001
(Sozialindex 90), ein Frauengrab, das eine Körperbestattung unter einer annähernd rechteckigen
Steinabdeckung darstellt. Da eine Beschreibung des Grabes vorhanden ist, kann die Trachtlage des
Schmuckes am Körper rekonstruiert werden. Im Halsbereich fand sich eine Bronzedrahtbügelfibel mit
Bernsteinauflage, zwei gerippte Bronzearmreifen waren an jedem Arm der Toten. An den Fingern –
leider ist nicht vermerkt welchen Fingern welcher Hand – waren zwei Bronzeringe, über den Hüften
lag ein Bronzegürtelhaken mit Kreisaugenzier. Um die Lenden zog sich in Gürtelbreite ein dichter
Besatz von Bronzenieten. Die Harfenfibel lag auf der Brust. Wo konkret die restlichen Bronzeringe
gefunden worden waren, ist leider nicht notiert worden. Kleine Ringe, die „zum Teil noch reihenweise,
wie sie an Schnüren aufgezogen waren, durch Rost verkittet“ vorlagen, waren rund um das Skelett
verteilt, was am ehesten auf Kleidungsbesatz hindeutet. Im Fußbereich fand sich das Eisenmesser
sowie Tierknochen. Das Keramikservice bestand laut Beschreibung aus zehn, laut Plan aus zwölf
Gefäßen, heute sind noch acht erhalten. Ungewöhnlich ist das Fehlen von Spinnwirteln.
# #

38200$ 38197
$
38195 38194

C1
#

Abb. 227: Grab C001 Metall- und Keramikausstattung


(schwarz erhalten, grau fehlt)

607
Der Brockhaus in Text und Bild Edition 2002, Mannheim 2002.
608
Zunächst wurde versucht, die Gruppenbildung mit Hilfe der Clusteranalyse vorzunehmen. Die Ergebnisse
entsprachen allerdings nicht der Hoffnung, zu „natürlicheren“ Gruppen zu gelangen. Da die Zahl der Gruppen ja
in jedem Fall vorgegeben werden muss, wurde auf die leichter nachvollziehbare lineare Gliederung
zurückgegriffen.

241
Statzendorf Sozialindex

Sozialindexwerte über 60 erreichen die sechs Frauengräber A013, A014, A061, A076, A104 und
C001. Frauen der Oberschicht sind reich mit Schmuck ausgestattet, fünf tragen ein bis zwei Fibeln,
zwei tragen Armringe und vier tragen einen Gürtel. Bronzeringe sind in jedem Grab vorhanden,
Bernstein- und Glasperlen in fünf von sechs Gräbern. Spinnwirtel kommen in allen Gräbern bis auf
Grab C001 vor, einmal sechs und je zweimal einer bzw. zwei. Nähnadeln sind in zwei reichen
Frauengräbern vorhanden. Spindeln werden allgemein als weibliches Attribut gewertet, das den Stand
und die Tätigkeit der Frau als Leiterin eines Haushalts anzeigt. Vor allem Frauen, die zum Zeitpunkt
ihres Todes schon ein höheres Alter erreicht hatten, werden mit einer Spindel als Beigabe bestattet.
Im Gräberfeld von Chotin hat jede Frau der senilen Altersklasse, jede dritte in der adult bis maturen
Gruppe und nur jede sechste der juvenilen bis adulten Gruppe Spindeln im Grab.609 Historische und
ethnographische Quellen bezeugen zwar, dass Textilarbeit keineswegs immer Frauenarbeit war und
ist, oft ist die Frau für die Erzeugung des Eigenbedarfes im Haus zuständig, während Männer der
gewerblichen Textilarbeit nachgehen.610 In der Hallstattzeit dürften Organisation und Durchführung der
Textilarbeit jedoch in Frauenhand gelegen haben. A. Eibner wies auf die symbolische Bedeutung des
Handwerks hin. Darstellungen von spinnenden und webenden Frauen könnten Schicksalsgottheiten
abbilden, die den Lebensfaden der Menschen spinnen, weben, aber auch wieder abschneiden.611
Das Männergrab mit dem höchsten Sozialindex (79) ist B141. Obwohl es sich um eine
Brandbestattung handelt, lag die Urne mitsamt den Beigaben unter einer rechteckigen Steinlage, die
etwa 2,80 m lang und 1,70 m breit war, also recht beachtliche Ausmaße annahm. Neben neun
Keramikgefäßen lagen zahlreiche Metallgegenstände im Grab, die zum Großteil mitverbrannt und
beschädigt waren. Zu den Metallen zählen ein Eisenmesser, ein eiserner Knopf, ein Bronzering, ein
kleines Bruchstück eines geknoteten Ringes, Bronzeschmelzstücke, die nicht näher interpretierbar
sind und ein Bronzetüllenbeil. Außerdem befanden sich ein gelochter Schleifstein und eine
durchlochte Knochenscheibe im Grab, die vielleicht als Anhänger getragen wurde.
# #

43192 (darauf 43194)


%
darin 43199-204

B141

Abb. 228: Grab B141 Kleinfund- und Keramikausstattung

Fünf Männergräber erreichen Sozialindexwerte über 60. Es handelt sich um die Gräber A027, A036,
B138, B141 und C030. Betrachtet man die Gräber näher, so lassen sich einige Gemeinsamkeiten
erkennen. Vier der Gräber sind mit rechteckigen Steinstrukturen abgedeckt, alle Bestattungen sind
Brandbestattungen. Unter den Körperbestattungen sind keine archäologisch als männlich
erkennbaren Gräber, die anthropologisch männlich bestimmten Körpergräber erreichen keine so
hohen Indexwerte. Die Gräber haben mindestens fünf, maximal 16 Gefäße im Grab, der Durchschnitt
liegt bei acht Gefäßen, dabei ist mindestens ein großes (Kegelhals-) Gefäß. Alle Bestattungen weisen
Eisenmesser auf, in zwei Fällen drei, in zwei Fällen zwei und nur einmal war nur ein einziges Messer
zu bergen. Schleifsteine waren in drei der fünf Gräber zu finden. Zur Totentracht gehörten bei zwei
Individuen Nadeln, häufiger sind Bronze- oder Eisenringe zu finden, nämlich jeweils drei mal. Drei
Bestatteten wurde ein Beil mitgegeben. Neben der Funktion des Beiles als Waffe und Gerät wird ihm
eine rituelle Funktion als Schlachtgerät im Rahmen von Opferhandlungen oder als Herrschaftszeichen
zugeschrieben.612 In Grab A027 lagen zwei Eisentrensen, außergewöhnlich für das Gräberfeld.
609
Eibner 1986, 39 ff.
610
Kleibscheidel 1997, 50 ff.
611
Eibner 1997, 129 ff.
612
Pauli 1989, 291 ff.; Krausse 1996, 319 f.; Tomedi 2002, 119 f., Stary 1982, 67.

242
Statzendorf Sozialindex

Abb. 229: Gräber mit einem Abb. 230: Gräber mit einem
Sozialindex über 80 Sozialindex zwischen 61 und 80

20.4.2 Die gehobene Mittelklasse


Sozialindexwerte zwischen 41 und 61 erreichen 26 Gräber, davon sechs Frauen und elf
Männergräber, dem Rest der Gräber konnte kein archäologisches Geschlecht zugewiesen werden.
Grab C046 ist eines der wenigen sicher bestimmbaren Kindergräber, die Frauengräber sind die
Gräber A009, A037, A047, C014, C021 und C084, die Männergräber die Gräber A011, A091, A097,
A106, B146, C011, C013, C020, C029, C033 und C081. A033, A071, A072, A115, A116, C028, C035
sowie C065 konnten auf archäologischem Wege nicht geschlechtsbestimmt werden.
Als Beispiel eines Grabes der gehobenen Mittelklasse möchte ich das Grab C033 vorstellen. Neben
einer rechteckigen Steinpackung sind der Brandbestattung, die ohne Urne auf den Boden den Grabes
niedergelegt worden war, zehn Beigabengefäße ins Grab gestellt worden. Die persönlichen Attribute
sind jedoch spärlich, lediglich ein durchlochter Schleifstein deutet an, dass es sich um eine
Männerbestattung gehandelt haben könnte. Zur Fleischbeigabe war ein Messer gelegt worden.
# #

$ 45154?
%

C33
#

Abb. 231: Grab C033 Kleinfund- und Keramikausstattung


(schwarz erhalten, grau fehlt)

Steinstrukturen sind für alle bis auf vier Gräber kennzeichnend. Lediglich ein Individuum, das
Kindergrab C046, wurde unverbrannt beigesetzt. Zur typischen Ausstattung der dreizehn
Männergräber gehören Messer, einmal wurden drei, fünfmal zwei und einmal nur eines im Grab
gefunden. Die häufige doppelte und dreifache Messerausstattung ist vielleicht nicht mehr nur durch

243
Statzendorf Sozialindex

das Messer als Essbesteck für die Fleischbeigabe zu


erklären, sondern könnte als Gerät oder auch Tracht-
bestandteil zu werten sein. Drei von den 13 Gräbern
beinhalten durchlochte Schleifsteine. Häufig, in acht Fällen,
kommen Eisenringe vor, die zu unterschiedlichsten Zwecken
zu gebrauchen waren, wahrscheinlich ist eine Verwendung
als Gürtelschließe oder im Rahmen eines Wehrgehänges.
Nadeln sind in vier Fällen als Trachtbestandteil belegt. Ein
außergewöhnliches Inventar weist Grab C013 auf, das
einzige Grab mit Fragmenten eines Bronzegefäßes sowie
zweier Lanzenspitzen. Skurril wirkt ein Kalenderbergtopf, der
auf naturgetreu nachgebildeten, anthropomorphen Tonfüßen
steht. Zwei Eisenringe sowie ein Messer komplettieren neben
den acht Tongefäßen das Inventar. Dass das Grab trotz
seiner exzeptionellen Beigaben nicht die höchsten
Sozialindexwerte erzielt, liegt an seiner fehlenden Stein-
abdeckung. Zwei der Männergräber mit Sozialindex zwischen
41 und 60 enthalten Metallkugeln, Grab A091 eine
Eisenkugel, Grab A106 eine Bronzekugel. Interessanterweise Abb. 232: Gräber mit einem
sind Eisennadeln immer in Verbindung mit Eisenkugeln zu Sozialindex zwischen 41 und 60
finden, Bronzenadeln mit Bronzekugeln.
Für eine Bestattungsgemeinschaft mit ursprünglich mindestens 400 Bestattungen sind die mit Waffen
ausgestatteten Gräber äußerst spärlich. Mit Waffen bestattet zu werden ist einer sehr kleinen Gruppe
vorbehalten, wobei Waffen durchaus der Stellenwert eines Statussymbols zugekommen sein kann.
Strenggenommen kann man lediglich bei Grab C013 von einer Waffenbeigabe sprechen, die
Niederlegung von Beilen kann auch andere Hintergründe gehabt haben. An die Seite zu stellen sind
den Waffengräbern die Gräber mit Kugeln, die mitunter als Wehrgehänge gedeutet worden sind. Falls
es sich also um eine Art „pars pro toto“ – Beigabe für ein Schwertgehänge handelt, ist es interessant,
dass Kugeln nicht zusammen mit Beilen vorkommen. Denkbar ist eine chronologische Komponente,
denn die Beilgräber dürften älter als die Gräber mit Kugeln sein. Natürlich ist es auch möglich, dass
die Kugeln allgemeines männliches Trachtbestandteil gewesen sind, und ähnlich wie die Eisenringe
vermutlich zu einem Gürtel gehörten.
Ganz offensichtlich gehörten Waffen nicht zur üblichen Ausstattung, was wohl für den ganzen Raum
der Kalenderbergkultur zutrifft, wo nur hin und wieder Einzelstücke in die Gräber kommen.
Möglicherweise wurden Waffen weitervererbt und gelangten nur dann ins Grab, wenn kein Erbe
vorhanden war. Für die Hallstattzeit ist wohl ebenso wie in der keltischen Antike davon auszugehen,
dass Waffenträger oder Krieger zwar für den Militärdienst ausgebildet waren, ihre hauptsächliche
Beschäftigung sich aber kaum vom Rest der Bevölkerung unterschieden haben wird, es werden
Bauern, Handwerker oder Händler unter den Waffenträgern gewesen sein.613 Um von einer
Kriegerschicht zu sprechen, sind zu wenige Indizien vorhanden, vielleicht könnte man von wenigen
Einzelpersonen sprechen, die als Aufgabe übernommen haben, ihre Gemeinschaft, Haus und Hof, mit
ihren Waffen zu schützen.
Die sechs Frauengräber in der Sozialindexgruppe 41 bis 60 zeichnen sich typischerweise durch
Spinnwirtel aus, die in fünf der sechs Gräber zu finden waren. Im Grab sind außerdem fünf bis neun
Gefäße zu finden. Tracht und Schmuck sind häufiger in Einzelkomponenten als in der gesamten
Ausstattung belegbar. Kleine, zumeist bronzene Schmucknadeln fanden sich in vier Gräbern,
Gürtelteile, Armreifen und Fibeln in jeweils zwei Gräbern. Die Hälfte der Gräber ist mit Messern zur
Fleischbeigabe ausgestattet.
20.4.3 Durchschnittlich ausgestattete Gräber
89 Gräber sind durchschnittlich ausgestattet, darunter fallen das Kindergrab C073, die acht
Männergräber A041, A078, A086, B145, B147, C008, C018 und D001 sowie die 34 Frauengräber
A012, A017, A018, A019, A023, A028, A032, A039, A044, A049, A055, A068, A077, A079, A089,
A092, A096, A100, A108, B134, B142, B144, C003, C009, C010, C027, C032, C037, C054, C067,
C072, C074, C078 und D018. Der deutliche Überhang der Frauengräber ist durch die
Spinnwirtelbeigabe begründet, die in 18 Fällen eine archäologische Klassifizierung erst ermöglicht,
während entsprechende Attribute in den Männergräbern weitgehend fehlen. Der Mehrzahl der Gräber,
46, war jedoch auf archäologischem Wege kein Geschlecht zuzuweisen (A004, A030, A038, A045,

613
Karl 2004, 61.

244
Statzendorf Sozialindex

A051, A053, A057, A058, A059, A063, A065, A074, A084,


A094, A099, A102, A114, B124, B127, B129, B133, B136,
B137, B139, B140, C012, C025, C026, C036, C038, C039,
C040, C043, C045, C048, C049, C051, C056, C059, C061,
C062, C068, C083, C085, D020 und D021).
Steinumstellungen oder gar Abdeckungen werden seltener,
27 Bestattungen mit Steinstrukturen stehen 62 ohne Stein-
strukturen gegenüber, elf Individuen wurden unverbrannt
beigesetzt. Durchschnittlich ausgestattete Individuen sind mit
einem Keramikgeschirrsatz bestattet, der zumeist ein Kegel-
halsgefäß, eine Kragenrandschüssel als Urne, einen Topf,
sowie mehrere kleine Gefäße, wie Schalen und Henkelscha-
len umfasst. Dazu kommen eventuell ein Eisenmesser für die
Fleischbeigabe und seltener persönliche Gegenstände,
Spinnwirtel, Schleifsteine, sowie wenig Trachtschmuck.
Ein Beispiel eines Grabes dieser Gruppe ist Grab A023, das
mit einem Sozialindex von 33 noch zu den besser
ausgestatteten dieser Gruppe gehört. Von den ursprünglich
mindestens sechs Gefäßen sind nur noch zwei Kegelhalsge-
fäße, eine Schüssel und ein Topf erhalten, dazu kommen
wiederum die Fleischbeigabe mit Messer und eine einfache Abb. 233: Gräber mit einem
Trachtausstattung aus zwei Armreifen und zwei Bronze- Sozialindex zwischen 21 und 40
nadeln.
# #

38285
%
38286

A23
#

Abb. 234: Grab A023 Metall- und Keramikausstattung


(schwarz erhalten, grau fehlt)

20.4.4 Einfach ausgestattete Gräber


116 Gräber können zu den einfach ausgestatteten Gräbern mit einem Sozialindex zwischen 1 und 20
gezählt werden. Geschlechtsdiagnostische Beigaben sind selten zu finden, daher können auf
archäologischem Wege nur die Gräber A005, A054 und A105 als vermutlich männlich, die Gräber
A002, A003, A022, B148, C075 und C066 als vermutlich weiblich bezeichnet werden. Der Masse der
Bestattungen kann kein Geschlecht zugewiesen werden (A001, A006, A007, A008, A010, A015,
A016, A020, A021, A024, A025, A026, A029, A031, A034, A035, A040, A042, A043, A046, A048,
A050, A052, A056, A060, A062, A064, A066, A067, A069, A073, A075, A080, A081, A082, A083,
A085, A087, A088, A090, A093, A095, A098, A101, A103, A107, A109, A110, A117, A118, B125,
B126, B130, B131, B132, B135, B143, C004, C005, C006, C007, C015, C016, C017, C019, C022,
C023, C024, C031, C034, C041, C042, C044, C047, C050, C052, C053, C055, C057, C058, C060,
C063, C064, C069, C070, C071, C076, C077, C079, C080, C082, D002, D003, D004, D005, D006,
D007, D008, D009, D010, D011, D013, D014, D015, D016, D017, D019).
Eine einfache Bestattung ist beispielsweise Grab A001. Das gesamte Ensemble bestand nur aus
einem Kegelhalsgefäß, das den Leichenbrand enthielt und mit einer Henkelschüssel abgedeckt war,
und einem kleineren, weiteren Kegelhalsgefäß als Beigabe.

245
Statzendorf Sozialindex

#
A2 #

38246
%

38247
A1

Abb. 235: Grab A001 Keramikausstattung

Einfach ausgestattete Gräber haben gewöhnlich keine Steinstrukturen, sie bestehen oft nur aus einer
Urne und einem Abdeckgefäß, gelegentlich kommt eine Schale oder ein Topf hinzu. Gräber dieser
Gruppe haben keine Metallbeigaben, sie sind persönlich nicht gekennzeichnet.
Einen Sonderfall dieser Gruppe stellen beigabenlose
Bestattungen dar, die Steinabdeckungen aufweisen. Es sind
dies die Gräber B003, B108, C017, C019 und C066. Bis auf
B003, das wie schon erwähnt durchaus in Zusammenhang
mit B002 zu werten sein könnte und nicht unbedingt ein
eigenes Grab darstellt, sind die vier übrigen Bestattungen
Körperbestattungen. Sie sind sorgfältig mit einer Steinlage
abgedeckt, von pietätlosem Verscharren kann keine Rede
sein. Die Bestattungen sind im gesamten Gräberfeld verteilt,
anthropologisch konnte einmal ein Kind und einmal ein Mann
diagnostiziert werden. Beigabenlose Bestattungen kommen
auch in Verbindung mit einzelnen Steinen bzw.
Steinumstellungen vor, es sind die Gräber A040, B081, B120,
C016, C060 und D011. Bis auf C016 sind es durchwegs
Brandbestattungen, die offenbar gerade durch ihre Stein-
setzungen auffielen und so in den Gesamtplan Eingang
gefunden haben. Wie viele beigabenlose Brandbestattungen
ohne Steinsetzungen während der Grabung nicht erkannt
wurden oder der Erosion zum Opfer gefallen sind, ist
ungewiss. Ein Mindestaufwand bei der Bestattung der
Individuen ohne Beigaben wurde betrieben, aber warum die Abb. 236: Gräber mit einem
übliche Ausstattung fehlt, ist unklar, nachdem eine Sozialindex zwischen 1 und 20
Beraubung unwahrscheinlich erscheint.
20.4.5 Beigabenlose Bestattungen
Bestattungen, die völlig beigabenlos sind, keinerlei Steinstrukturen im Grabbau aufweisen und somit
den Sozialindex 0 erhalten, sind die 14 Gräber A070, A111, A112, A113, A119, B025, B080, B116,
B119, B123, B128, C002, C086 und D012. Interessant ist, dass acht Körperbestattungen lediglich
sechs Brandbestattungen gegenüberstehen, ein für die Bestattungsgemeinschaft untypisches
Verhältnis. Drei der Skelette konnten anthropologisch als männlich identifiziert werden, der Rest der
Skelette ist nicht mehr auffindbar bzw. geschlechtsspezifisch unbestimmbar. Möglicherweise ist das
auf die Erhaltungsbedingungen zurückzuführen, denn beigabenlose Brandbestattungen, ungesichert
durch Steine, sind zum einen ein leichtes Opfer der Erosion, zum anderen sind sie unter den
Grabungsbedingungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sicherlich nur in Ausnahmefällen beachtet
worden. Die Frage, ob es sich um beraubte Gräber handeln könnte, ist meines Erachtens eher zu
verneinen. Zum einen liegen die Skelette im Verband vor, zum anderen sind auch keinerlei
Beigabengefäße vorhanden, die bei einer Beraubung wohl kaum mitgenommen worden wären.
Interessant ist die Verteilung der Gräber auf dem Gräberfeld. Neben einigen Bestattungen, die
erwartungsgemäß im Gräberfeld verteilt sind, konzentrieren sich vier beigabenlose

246
Statzendorf Sozialindex

Körperbestattungen im mittleren Ostbereich, dort, wo das Gräberfeld ausdünnt und vermutlich endet.
Mangels datierender Objekte kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bestattungen nicht
zeitgleich zum Gräberfeld sind, wobei das jedoch äußerst unwahrscheinlich erscheint, weil Gräber
anderer Zeitstufen im Bereich des Gräberfeldes fehlen und Einzelfunde anderer Zeitstellung ebenfalls
selten sind. Die Überzahl der Körperbestattungen wirft wiederum die Frage auf, wie
Körperbestattungen im Vergleich zu Brandbestattungen zu werten sind. Es ist nicht zu leugnen, dass
das Verbrennen eines Leichnams eine gewisse Arbeitsleistung erfordert, die das Heranschaffen des
Holzes, das kontrollierte Abbrennen und das Wiedereinsammeln des Leichenbrandes und der
Trachtbestandteile mit einschließt. Nicht zuletzt muss eine Grabgrube ausgehoben, gefüllt und wieder
zugeschüttet werden. Bei der Körperbestattung erspart man sich den Verbrennungsvorgang, der
Aufwand für das Ausheben der Grabgrube ist jedoch höher, und eventuelle Holzbretter, Särge oder
Kisten sind eventuell ebenfalls vonnöten. Körperbestattungen sind im Osthallstattkreis die Ausnahme,
die Bestattungsform scheint mir jedoch nicht prinzipiell wertend zu sein, da ein erheblicher Anteil der
Gräber mit extrem hohem Sozialindex Körperbestattungen sind. Hier könnte eine Übernahme der
Bestattungssitten aus dem Westen zum Tragen kommen. Die beigabenlosen Körperbestattungen
hingegen können durchaus ein Zeichen besonders niedrigen sozialen Standes zu sein, die noch dazu
am Rand des Gräberfeldes verscharrt werden. Die Bestattungen – oder Verscharrungen – am Rande
des Gräberfeldes könnten symbolisch für die Stellung der Toten zu Lebzeiten am Rande der
Gesellschaft zu interpretieren sein. Möglicherweise ist bei diesen Individuen an Sklaven, (Kriegs-)
Gefangene, Verbrecher, von der Gesellschaft durch das Brechen gesellschaftlicher Regeln
Ausgestoßene, Kranke, Seuchenopfer, Geiseln und Fremde zu denken – die Liste ließe sich noch weit
fortsetzen. Es scheint, als könne man hier punktuell eine Unterschicht fassen, wenn sie auch weit
kleiner ist, als erwartet. Das Bild muss natürlich keineswegs vollständig sein, da es nicht unbedingt zu
erwarten ist, dass Außenseiter der Gesellschaft innerhalb des üblichen Bestattungsplatzes einer
Gemeinschaft ihre letzte Ruhestätte finden.

# #

C2
#

Abb. 237: Beigabenlose Bestattungen Abb. 238: Grab C002

20.4.6 Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft


Da im ältesten Teil des Gräberfeldes viele Kleinfunde nicht mehr den einzelnen Bestattungen
zugeordnet werden konnten, wurden Gräber dieses Bereichs nicht in die Auswertung einbezogen.
Generell lässt sich vermuten, dass das Gräberfeld zu Beginn der Hallstattzeit in urnenfelderzeitlicher
Tradition mit einem sehr normierten Grabritus einsetzt. Im Verlauf der Hallstattzeit werden westliche
Einflüsse aufgenommen, die sich in einigen Funden und einer stärkeren Betonung des Individuums
widerspiegeln. Der Raum, den die einzelnen Bestattungen einnehmen, wird größer, eventuell
verbunden mit der Einführung der Hügelgräbersitte. Das Modell einer Gesellschaftspyramide der
Hallstattzeit versucht, die Ergebnisse grafisch umzusetzen. Dabei bleibt zu beachten, dass die
Abstufungen willkürlich gewählt wurden. Insgesamt dürften 80 gleichzeitig lebende Personen ihre
Toten im Gräberfeld von Statzendorf bestattet haben. Ob diese Gemeinschaft in einer dörflichen
Anlage zusammengewohnt hat, oder ob die Toten von mehreren, umliegenden Gehöften stammen,
kann heute nicht mehr entschieden werden.

247
Statzendorf Sozialindex

rot = Frauenbestattungen
blau = Männerbestattungen
weiß = unbestimmbare Bestattungen

Abb. 239: Modell einer Gesellschaftspyramide der Statzendorfer Bestattungsgemeinschaft

Unter den elf aufwändigsten Bestattungen sind sechs Frauen- und fünf Männergräber zu finden. Bei
den 26 gut ausgestatteten Gräbern stehen sechs Frauen- elf Männergräbern gegenüber. In der
Gruppe der durchschnittlichen Gräber sind Frauen leichter zu identifizieren – wohl deshalb
überwiegen die Frauen mit 35 Bestattungen gegenüber den acht Männerbestattungen. Insgesamt sind
es 89 Gräber, etwa 35%. Die breite Basis bilden die einfachen Bestattungen mit 116 Bestattungen,
oder 45%. Nur fünf Frauen- und drei Männergräber konnte mit aller Wahrscheinlichkeit ein
archäologisches Geschlecht zugeschrieben werden. Unter dieser Basis sind noch die 14
beigabenlosen Bestattungen zu finden, von denen drei anthropologisch als Männer bestimmt werden
konnten.
20.5 Zur hierarchischen Gliederung der hallstattzeitlichen Gesellschaft
Schlüsse, die aus der Auswertung eines einzigen, wenn auch sehr großen Gräberfeldes gezogen
wurden, sind nicht allgemein auf die hallstattzeitliche Gesellschaft zu projizieren. Gerade im
niederösterreichischen und nordburgenländischen Raum gibt es eine Fülle verschiedener
Bestattungsformen, Brand- und Körperbestattungen, Flachgräberfelder, einzelne Großgrabhügel und
Grabhügelfelder, deren Beziehung untereinander nicht ganz geklärt ist. Es gibt Entwicklungen, die
sich chronologisch erklären lassen, andere Ausprägungen sind räumlich in Bezug zur Landschaft zu
interpretieren. Schließlich repräsentieren verschiedene Gräberfelder unterschiedliche hierarchische
Teile einer komplexen Gesellschaft, die wohl auch unterschiedliche Sitten und Bräuche auslebte. Um
die Ergebnisse des Gräberfeldes Statzendorf mit anderen Gräberfeldern im übrigen
Kalenderbergraum vergleichen und Entwicklungen besser fassen zu können, müsste zunächst das
chronologische Rahmenwerk verbessert werden. Dem stehen wiederum eine stark lokal geprägte
Keramikentwicklung, fehlende Absolutdaten und mangelnde aussagekräftige Metallobjekte entgegen.
Ebenso fehlt publiziertes, aussagekräftiges Siedlungsmaterial aus stratigraphisch gegrabenen Höhen-
und Flachlandsiedlungen. Doch wie lassen sich die Daten des Gräberfeldes Statzendorf in
verschiedene Entwürfe der Struktur hallstattzeitlicher Gesellschaften eingliedern? Welche Modelle
können angewendet werden, welche sind weniger zur Erklärung der Daten geeignet?
M. Fried, E. Service oder A. Johnson und T. Earle entwarfen sozialanthropologisch-evolutionäre
Modelle,614 die zur Klassifikation von Sozialsystemen ethnographisch beobachteter, außer-
europäischer Gesellschaften entworfen wurden. Ausschließlich archäologisch erfasste Gesellschaften
lassen sich nur bedingt in das Klassifikationssystem einordnen, da zu vielen zur Bewertung
notwendigen Einzelaspekten keine Quellen vorhanden sind, allerdings sind sie als Denkmodelle
wertvoll.
In allen Gesellschaften gibt es relevante soziale Unterschiede, Ungleichheiten, die in egalitären
Gesellschaften bzw. unranked societies lediglich innerhalb von Verwandtschaftsgruppen bestehen,
und auf familiären Rollen basieren. Diese Rollen werden aufgrund von Geschlecht, Alter und
persönlichen Charakteristiken verteilt.615 Um brauchbare Aussagen zur Verteilung der Geschlechter-
rollen und zu den Rollen, die bestimmten Altersklassen vorbehalten sind, zu treffen, sind die
anthropologischen Daten des Gräberfeldes Statzendorf nicht ausreichend. Die bipolare
Geschlechterrollenverteilung ergibt sich nicht zuletzt aus den angewendeten Methoden der
archäologischen Geschlechtsbestimmung, trotzdem halte ich eine zumindest ideologisch relativ strikte
Arbeits- und Rollenverteilung auf Basis des biologischen Geschlechts für die frühe Eisenzeit am
wahrscheinlichsten.
In ranked societies werden Ungleichheiten institutionalisiert und bilden eine Abfolge sozialer
Schichten, die sich auf mehr als nur Geschlecht, Alter und Familienrollen bezieht. Dieser Hierarchie
614
Wason 1994, 40.
615
Wason 1994, 36 f.

248
Statzendorf Sozialindex

zufolge werden höhere und niedrigere Positionen in der Gesellschaft, Prestige und Dominanz verteilt.
Der Rang eines Individuums kann entweder zugeschrieben werden, etwa durch Abstammung und
Geburt, oder muss erst erworben werden, etwa durch Fähigkeit und Leistung. Stratifizierte
Gesellschaften zeichnen sich durch differenzierten Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen aus. Der
Zugang zu Ressourcen und Produktionsmitteln wird von der Elite kontrolliert, durch die lebenswichtige
Güter erworben werden müssen. Insbesondere Landbesitz zählt zu den wichtigsten dieser
Ressourcen. Die Weitergabe der Macht geschieht über Vererbung und zu ihrer Erhaltung ist eine
Ideologie notwendig, die Menschen unterschiedlich klassifiziert und es gleichzeitig akzeptabel macht,
dass Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zugeschrieben bekommen.616 Zu diesen
unstratifizierten Ranggesellschaften zählen die big-man society, in der Rang erworben werden muss
und nicht permanent ist, die rank-society, in der permanente Statuspositionen erworben oder
zugeschrieben werden können und das chiefdom, das am häufigsten zur Beschreibung bronze- und
eisenzeitlicher Gesellschaften herangezogen wird, gleichzeitig aber auch mehr schlecht als recht
definiert ist.
Unter chiefdom wird eine Übergangsform zwischen egalitären Stammesgesellschaften und komplexen
Staatsgesellschaften verstanden. Zu den Charakteristiken zählen ein bis zu einem gewissen Grad
erblicher Status und wirtschaftliche Stratifikation.617 Es gibt mindestens zwei gesellschaftliche Klassen,
die Elite und das Volk. Die Gesellschaft wird von einem chief angeführt, der zumeist aus einer elitären
Familie stammt, und den größten Einfluss, Macht und Prestige erhält. Organisationsprinzip ist am
häufigsten die Abstammung, doch auch Heirat, Alter und Geschlecht können die Rollenverteilung
innerhalb der Gesellschaft beeinflussen, zudem sind Klassenunterschiede für das einzelne Individuum
nicht unüberwindbar. Ökonomisch wird die Vormachtstellung der Elite typischerweise durch ein Tribut-
und Redistributionssystem gestützt. Die Legitimation der Macht kann durch die Berufung auf göttliche
Vorfahren geschehen, mit der häufig eine besondere rituelle Rolle der Elite einhergeht.618 Die Größe
dieser sozio-politischen Einheit kann unterschiedlich sein und wird mit wenigen 1000 bis 10000
Personen einschätzt,619 mit ihrer Größe wächst auch ihre Komplexität. Nicht zuletzt ist die
Organisation gesellschaftlicher Gruppen sowie ihre Interaktionen mit anderen Gruppen abhängig von
der Bevölkerungsdichte. Trotzdem kann man von einer pyramidenartigen Gesellschaftsordnung
ausgehen, mit dem chief und der Elite an der Spitze, der eine breite Bevölkerungsbasis
gegenübersteht, die in sich weiter differenziert sein kann.
Manche Aspekte des chiefdoms lassen sich tatsächlich ganz gut mit der Situation der frühen Eisenzeit
in Niederösterreich und den Daten des Gräberfeldes Statzendorf in Einklang bringen. Der Aufbau der
Gesellschaftspyramide spricht dafür, jedoch ist unter den Statzendorfer Bestattungen eher kein chief
zu finden, möglich ist aber, dass wir mit der Bestattungsgemeinschaft eine Gruppe fassen, die als
Segment eines chiefdoms zu beschreiben wäre. Die Bestattungen von Kindern mit ähnlicher
Ausstattung wie die der Erwachsenen sprechen dafür, dass Status nicht erworben werden musste,
sondern vererbbar war. Zu den Mechanismen der Vererbung und der Weitergabe von Status und
Gütern kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiter nichts ausgesagt werden, ebenso wenig, ob sich
räumliche Gruppen innerhalb des Gräberfeldes durch Verwandtschaft erklären lassen.
Vergleicht man Statzendorf mit dem übrigen Kalenderbergraum – was hier nur sehr oberflächlich
geschehen kann – fällt folgendes auf: Der Fundort Statzendorf liegt am Westrand dessen, was als
Kalenderbergkultur bezeichnet wird, besondere Keramikformen, die nach den Forschungen von B.
Teržan mit weiblichen Trachtbestandteilen, Spinn- und Webgeräten verknüpft sind, wie das Mondidol,
die innenverzierte Fußschale und das Zwillingsgefäß, fehlen völlig.
Das Modell der Gesellschaftsstruktur des ostalpinen-westpannonischen Gebietes, das B. Teržan
aufgrund der Grabinventare der Hügel von Sopron, Bad Fischau und Nové Košariská entwarf, grenzt
vier soziale Gruppen ab. Zwei Gruppen lassen sich geschlechtsspezifisch interpretieren, die erste
Gruppe mit weiblichen Trachtbestandteilen, Spinn- und Webgeräten sowie der Kalenderbergware wird
Frauen zugeschrieben, die dritte Gruppe mit Trachtelementen männlichen Charakters, Nadeln und
Eisenperlen sowie seltener Waffen, den Männern. Die zweite Gruppe ist der ersten ähnlich, allerdings
kommen jeweils nur Einzelelemente in den Gräbern vor, sie kann als „unvollständige“ erste Gruppe
bezeichnet werden, bei der vierten Gruppe fehlen persönliche Beigaben vollständig.620 Das Modell von
B. Teržan billigt den Männern die führende Rolle in der Gesellschaft zu, was unter anderem durch
Totenfolge in den Hügeln unterstrichen wird, ebenso wird einigen Frauen ein besonderer Status

616
Wason 1994, 57.
617
Wason 1994, 48.
618
Wason 1994, 49.
619
Nönnig 2002, 186.
620
Teržan 1986, 228 f.

249
Statzendorf Sozialindex

zugeschrieben, der eventuell mit dem kultischen Bereich verbunden ist.621 Ob es eine Totenfolge im
Kalenderbergraum tatsächlich gegeben hat, ist meiner Ansicht nach nicht zu belegen, vor allem aber
nicht vorauszusetzen. Die Möglichkeiten, auf archäologischem Weg Totenfolge von Nach- und
Mehrfachbestattungen abzugrenzen, sind äußerst beschränkt, vor allem bei Brandbestattungen. Einer
der wesentlichen Vorteile der Brandbestattung ist schließlich, dass man die verbrannten Individuen
nicht unmittelbar nach der Verbrennung bestatten muss, sie werden konserviert, transport- und
lagerfähig gemacht. Der Einschätzung, dass Frauen im Kerngebiet der Kalenderbergkultur eine
besonderen Bedeutung zukam, die nicht zuletzt durch die Kunst ausgedrückt wird,622 möchte ich
jedoch zustimmen. In Statzendorf konnten dagegen keine Anzeichen einer besonderen rituellen
Bedeutung von Frauen gefunden werden.
B. Teržans vier Gruppen könnten trotzdem im Gräberfeld Statzendorf wiedergefunden werden.
Frauen- und Männergräber von hohem Sozialindex repräsentieren die Gruppen eins und drei,
Frauengräber mit niedrigeren Sozialindexwerten die Gruppe zwei, geschlechterspezifisch nicht
klassifizierbare Gräber, die Mehrzahl in Statzendorf, die Gruppe vier. In den Ausstattungsgruppen
spiegelt sich aber wohl nicht viel mehr wider, als eine oberflächliche Gliederung nach Geschlecht und
Status. Das Problem der schwer identifizierbaren Männergräber der unteren sozialen Schichten ist im
gesamten Bereich der Kalenderbergkultur offensichtlich und kann wohl nur durch bessere
anthropologische Daten gelöst werden.
Von der Kalenderberg-Gruppe möchte B. Teržan die Gemeinlebarn-Statzendorf Gruppe
unterschieden wissen, zumal deutliche Unterschiede im Grabbrauch zu finden sind.623 Neben der
geographischen dürfte trotzdem auch eine chronologische Komponente bei der Wahl des
Bestattungs- und Ausstattungsmodus zum Tragen gekommen sein. Der Beginn des Gräberfeldes
Statzendorf ist an der Schwelle zwischen Urnenfelderzeit und Hallstattzeit anzusetzen, die Tradition,
Tote in einfachen Urnengräbern zu bestatten, bleibt noch eine Weile bestehen. Während der
Belegungszeit ändert sich jedoch der Brauch hin zu Gräbern, die besser ausgestattet sind und mehr
Raum beanspruchen – vermutlich waren einige der Gräber im Südbereich Hügelgräber. Die Belegung
des Gräberfeldes endet jedoch bereits vor der Phase der Kalenderbergkultur, in der monumentale
Bestattungen wie Großmugel, Niederfellabrunn und Gemeinlebarn den Reichtum lokaler Herren
markieren.
Hallstattzeitliche Gruppen des südwestpannonischen Raumes, zu dem die Region der Raab, Somogy-
Tolna und Slawonien gehören, folgen einem anderen Bestattungsritus, in dem Waffen sehr wohl
Bestandteil der männlichen Grabausrüstung sein können.624 B. Teržan versuchte 1990, ein Bild der
Gesellschaft der slowenischen Steiermark zu zeichnen. Bei der Analyse der Bestattungssitten betont
sie immer wieder Unterschiede, die sich nicht nur in den einzelnen Regionen, sondern auch innerhalb
von Gräberfeldern, wie etwa Kleinklein und Frög, zu finden sind, und wohl auf Gruppenbildungen
zurückzuführen sind. Diese Gruppen unterscheiden sich in ihrer Ausstattung. Ihre Differenzierung ist
auf vielfältige Faktoren zurückzuführen, wie etwa unterschiedliche Regeln und Gebräuche, außerdem
bezieht B. Teržan Geschlecht, Status, Gruppenzugehörigkeit, Traditionen und Arbeitsteilung in ihre
Überlegungen mit ein. Einzelne, isolierte und gut ausgestattete Tumuli sind vor allem in ihrer Phase II
zu finden und in Zusammenhang mit der Formierung einer aristokratischen Führungsschicht zu
interpretieren. Krieger dürften eine besondere Rolle gespielt haben, wobei die Auswahl der Waffen –
Schwert, Axt oder Speer – durchaus hierarchisch zu deuten sein könnte.625
Eine Sozialinterpretation des Gräberfeldes von Kleinklein nimmt C. Dobiat nur in Ansätzen vor, er
unterscheidet lediglich Männer- und Frauengräber. Aufgrund der mangelhaften Dokumentationslage,
bei der auf Mehrfachbestattungen in Grabhügeln keine Rücksicht genommen wurde, ist mit
vermischten Grabinventaren zu rechnen. In Kleinklein ist die Waffenbeigabe allerdings wesentlich
häufiger als im Kalenderbergraum, wobei vor allem in älteren Gräbern Waffen, Ausrüstung und
Schmuck unverbrannt niedergelegt wurden, während in den jüngeren Gräbern lediglich
„zusammengeschmolzene Bronze- und Eisenknollen“ vorliegen, „die sich einer Bestimmung
entziehen.“626
Für die Sozialinterpretation des Gräberfeldes von Frög spielt die Totenfolge oder Mitverbrennung von
Frauen anlässlich des Todes eines ihr übergeordneten Mannes für G. Tomedi eine Rolle, die schwer
zu verstehen ist, zumal er sie lediglich aus dem Vorhandensein verbrannter und fragmentierter

621
Teržan 1986, 238 f.
622
Eibner 2001a, 107 ff.
623
Teržan 1986, 239.
624
Teržan 1986, 239.
625
Teržan 1990, 205 ff.
626
Dobiat 1980, 152.

250
Statzendorf Sozialindex

Armreifen in der Urne des Zentralgrabes Tumulus 70 (K) von Frög ableitet.627 Generell geht er von
„männerbündischen“ Strukturen zu Beginn der Belegung aus, die sich über die ausschließlich
männlichen Nachbestattungen in Tumulus 70 (K) fassen lassen. Weitere männliche Elitegräber
vermutet er in Grab 1 des Tumulus 191, in Grab 1 des Tumulus 82, in Grab 1 des Tumulus 284 sowie
in einer Steinkiste des Tumulus 92. Für die Frauengräber nimmt er eine Veränderung des
Rechtsstatus während der Belegungsdauer des Gräberfeldes an. Während G. Tomedi den Status der
Frau in Frög 2 lediglich als Eigentum des Mannes interpretiert, werden ab Frög 3 selbstständige
Grabstätten für Frauen errichtet, bestimmte Beigaben wie Halbmondfibeln haben „emblematischen“
Charakter. Ab Frög 4 finden sich dann reiche Frauengräber bis hin zum prunkvoll ausgestatteten
Frauengrab in Frög 5.628 Bei der Beurteilung der sozialen Verhältnisse in Frög hat sich das
„homerische Gesellschaftsmodell“ als sehr brauchbar erwiesen. Krieger nehmen eine hervorragende
Stellung ein, Prestigegüter werden als Teil des persönlichen Besitzes in den Gräbern deponiert,
Trinkgeschirr symbolisiert die Speisegemeinschaft, aufgeschüttete Hügel dienen als Monumente der
Erinnerung.629
Die Beschreibung der griechischen Gesellschaft bei Homer ist nicht widerspruchsfrei, schließlich
stammen einzelnen Komponenten der homerischen Epen wahrscheinlich aus unterschiedlichen
Zeiten und sind in ihrer Datierung umstritten. Mit ziemlicher Sicherheit kann gesagt werden, dass die
homerische Gesellschaft agrarisch ausgerichtet war. Ein Herr steht dem Haus (Oikos) vor, das in
geometrischer Zeit wohl einem manchmal vielzimmrigen, aber einfachen Herdhaus entspricht.630 Es
gibt viele Hinweise darauf, dass der Vorsteher des Hauses in die bäuerlichen Arbeiten völlig
eingebunden war, ebenso, wie die Herrin des Hauses in die Textilarbeit. Zum Haushalt, der mitunter
als tendenziell autark beschrieben wird, gehören neben der Familie auch Bedienstete und Sklaven.
Erwirtschaftete Güter werden zur Subsistenz an die Mitglieder des Oikos verteilt. Handwerker, Sänger
und Ärzte sind nicht an den Oikos gebunden. In schwierigen Zeiten übernimmt ein Basileus die
Führungsrolle. Diese begründet sich auf seine persönlichen Fähigkeiten, auf Eignung und
Leistungsfähigkeit und nicht auf institutionell verankerte Macht oder Vererbung.631 Er ist mit der
Götterwelt aus engste verbunden. Der Hinweis auf Abstammung von Göttern oder verdienten Ahnen
ist bei Homer weniger die Berufung auf ein Geburtsrecht als die Erklärung dafür, warum bestimmte
Individuen besonders aus der Gesellschaft hervorstechen.632 Ein Basileus hat mehr Autorität als ein
Oikosherr, besonders im Krieg, dürfte sich aber wirtschaftlich nicht sehr von anderen (Groß-) Bauern
unterschieden haben. Ihm zur Seite stehen weitere Basilees, die als Aristokratie bezeichnet werden
können, wenn vielleicht auch nicht im gewohnten, von genetischer Verwandtschaft ausgehenden
Sinne. Freie Bauern hatten ein gewisses politisches Mitspracherecht und unterstützen die Basilees im
Krieg. Zur Erhaltung seiner Macht war die Redistribution der Güter, die sein persönlicher Besitz waren
und die ihm aufgrund seiner Rolle zustanden, vonnöten, Anlass dazu konnte das Gastmahl sein. Über
die Größe und Art der Gruppe, in der ein Basileus die Führungsrolle innehatte, ist unklar, eventuell
kann man sie im ethnischen Sinne mit "Stamm" gleichsetzten. Eine Art Gefolgschaftswesen dürfte die
wichtigste politische Kleinstruktur gewesen sein.633

Die griechische Gesellschaft war, nicht zuletzt durch den Anstieg der Bevölkerung, zu Beginn des
letzten Jahrtausends v. Chr. in Umbruch begriffen. Im Grabbrauchtum ist zu beobachten, dass ab dem
10. Jh. v. Chr. eine größere Variabilität der Gräber zu erkennen ist, bei der einzelne Gräber besonders
reichhaltig ausgestattet werden. Im 8. Jahrhundert kann man von einer kultischen Verehrung einzelner
als besonders verdient angesehener Heroen sprechen. Deszendenzgruppen berufen sich nun
zunehmend auf die Abstammung von diesen so verehrten Ahnen, was sich durch die Gruppierung von
Familiengräbern um die verehrten Ahnen ausdrückt.634
Das eben sehr simplifiziert beschriebene Modell der homerischen Gesellschaft mit den Daten des
Gräberfeldes Statzendorf in Einklang zu bringen, gelänge mühelos. Die Größe der
Bestattungsgemeinschaft entspricht der eines Oikos, die Individuen zeigen unterschiedliche
Ausstattungen, die ihren Rollen im Haushalt entsprechen könnte, unter den reichsten Männer- und
Frauengräbern könnten Oikosherren und -herrinnen zu finden sein. Dass die Textilarbeit für Frauen
zur Subsistenzsicherung vonnöten war, ist aus dem archäologischen Befund herauszulesen, dass die
627
Tomedi 2002, 314. Mit gleicher Argumentation könnte man bei Statzendorf, Grab A013, einen jungen Krieger
vermuten (Pfeilspitze PA38110), der einer hallstättischen Dame ins Grab folgen musste.
628
Tomedi 2002, 320 ff.
629
Tomedi 2002, 290.
630
Ulf 1990, 185.
631
Ulf 1990, 213.
632
Ulf 1990, 113.
633
Tomedi 2002, 292.
634
Ulf 1990, 245 f.

251
Statzendorf Sozialindex

Landwirtschaft ansonsten Lebensgrundlage war, sehr wahrscheinlich. Es ist keine Kriegerschicht im


Gräberfeld von Statzendorf zu erkennen, doch könnten die wenigen mit Waffen ausgestatteten
Personen durchaus in ein Gefolgschaftssystem eingebunden gewesen sein. Völlig beigabenlos
bestattete könnten Sklaven repräsentieren. Über religiöse Rollen innerhalb der Gesellschaft von
Statzendorf lässt sich so gut wie nichts aussagen, jedenfalls wesentlich weniger als in anderen
Bereichen der Kalenderbergkultur. Im relativ dicht besiedelten Traisental-Fladnitztal könnte eine
ganze Reihe oikosähnlicher Haushaltsstrukturen bestanden haben, die relativ autark, allerdings durch
vielfältige wirtschaftliche und politische Beziehungen verbunden waren. Auch weiterreichende
Beziehungen sind besonders durch die Funde mit westlichem Einfluss in Statzendorf belegt. In einer
solchen Struktur ist ein Basileus als Inhaber institutionalisierter Macht nicht ständig vonnöten, könnte
aber unter den Oikosherren zu Krisenzeiten gestellt werden. Dass im Laufe der Hallstattzeit im
Gräberfeld Statzendorf gewisse Veränderungen im Bestattungsbrauch zu erkennen sind, die auf eine
stärkere Betonung von Status und Reichtum hinzielen und vielleicht Hinweise auf eine Veränderung
der Machtverhältnisse darstellen, lässt sich gut mit den sozialen Entwicklungen im frühen
Griechenland parallelisieren. Alles in allem halte ich das homerische Gesellschaftsmodell für eine sehr
gute Analogie zu den Verhältnissen im hallstattzeitlichen Niederösterreich.
Man kann in der homerischen Gesellschaft auch mehr als nur eine Analogie sehen. Vieles spricht
dafür, dass Zentraleuropa bereits zur Bronzezeit in ein vielschichtiges System an Beziehungen
eingebettet war, das als "Weltsystem"635 bezeichnet werden kann. Überregionale Trends beeinflussen
lokale und regionale Entwicklungen, auch im niederösterreichischen Statzendorf. Ein weitläufiges Netz
an internationalen Kontakten, die vor allem für die Verbreitung von Bronzegütern notwendig sind, wird
durch vielfältige soziale Interaktion gestützt. Dafür sind bis zu einem gewissen Grad gemeinsame
Wertvorstellungen und Ideologien Voraussetzung. Die bronzezeitliche Gesellschaft wird von K.
Kristiansen and T. Larsson als chiefdom society mit theokratischen Herrschern charakterisiert, in der
weltliche und spirituelle Macht untrennbar miteinander verbunden seien.636 Zu Beginn der Eisenzeit
seien tiefgreifende Veränderungen spürbar: Da das Aufkommen des Eisens, das im Gegensatz zur
Bronze fast überall verfügbar ist, dem Austauschsystem die wirtschaftliche Grundlage entziehe, werde
das bronzezeitliche Sozialsystem zu Beginn der Eisenzeit durch militärische und neu strukturierte
wirtschaftliche Allianzen abgelöst. Mit dieser Veränderung beginnt nun nach K. Kristiansen and T.
Larsson langsam die Trennung von weltlicher Herrschaft und religiöser Autorität.637
Der so gezeichnete europaweite Trend, mag man ihm zustimmen oder nicht, ist auf lokaler Ebene nur
schwer zu verfolgen. Im Gräberfeld von Statzendorf selbst finden sich keine Hinweise, die darauf
hindeuten, dass die Einführung des Eisens während der Belegung des Gräberfeldes besondere
Veränderungen im Sozialleben der Bevölkerung gebracht hätte. Eisenmesser gehören fast zur
Standardausstattung eines Grabes, Schmuckformen wie die Harfenfibel werden zwar in Bronze und
Eisen gefertigt, in der Formgebung zeigen sich kaum Unterschiede. Auch Beile kommen in Bronze
und Eisen vor. Das eiserne Trensenpaar ist der einzige Fund, der bis zu einem gewissen Grad an den
Werkstoff Eisen gebunden ist. Die Verteilung des Bronze- und Eisengewichtes in den Gräbern zeigt
eher geschlechterspezifische als chronologische Züge, Frauen werden tendenziell mit Bronze-,
Männer mit Eisenartefakten bestattet. Über die Verteilung weltlicher und spiritueller Macht kann aus
dem Gräberfeld selbst leider nichts ausgesagt werden.
Bei der Beurteilung der Sozialstrukturen des Westhallstattkreises nimmt der Terminus „Fürstengrab“
einen breiten Raum ein, und unzweifelhaft stand hier das Modell des mittelalterlichen Feudalsystems
Pate. Die Idee der Fürstengräber und Fürstensitze wurde von W. Kimmig deutlich formuliert.638 Die
Tendenz zur starken sozialen Stratifizierung ist in der Hallstattzeit zwar nicht neu aufgekommen,
allerdings aufgrund des demonstrativen Grabritus besonders leicht zu fassen. K. Spindler fasste 1991
die Positionen zur Gesellschaftsstruktur des Westhallstattkreises zusammen, nicht ohne zu betonen,
dass mit „sozialer Schicht“ ein Terminus technicus für bestimmte Fundkombinationen gemeint ist.639
Demnach ergäbe sich eine in sechs Gruppen gegliederte Gesellschaft, an deren Spitze Gräber der
ersten Garnitur stehen, die „Fürstengräber“, die mit Gold, Wagen und Südimporten ausgestattet sind,
während Gräber der zweiten Garnitur alles außer Südimporte aufweisen. Die dritte Gruppe umfasst
„freie Hofbauern“, die mit Wagen und Schweinen bestattet wurden, die vierte Gruppe ist lediglich in
ihrer Tracht bestattet, die bei der fünften Gruppe ärmlich ausfällt. Beigabenlose Gräber werden als
Gräber der Unfreien interpretiert.640 Ob der hallstattzeitliche Fürst nun als „Dorfältester“ oder

635
Kristiansen 1998, 418 f.
636
Kristiansen/Larsson 2005, 231.
637
Kristiansen/Larsson 2005, 366.
638
Kimmig 1983, 5 ff.
639
Spindler 1991, 356.
640
Spindler 1991, 355 ff.

252
Statzendorf Sozialindex

„Sakralkönig“ zu sehen ist, wurde zuletzt heftig diskutiert,641 wobei beiden Positionen durchaus einiges
abzugewinnen ist. Es ist jedoch bedauerlich, dass Gräber mit gehobener Ausstattung häufig punktuell
herausgegriffen, beurteilt und verglichen werden, aber lediglich beiläufig und lapidar in
Zusammenhang mit den Bestattungen der durchschnittlichen Bevölkerung diskutiert werden.
Den westhallstättischen Fürsten stellt M. Egg die des Osthallstattkreises zur Seite. Trotz der Tatsache,
dass es sich beim Osthallstattkreis um ein Gemenge recht heterogener Gruppen handelt,642 sind fast
im gesamten Gebiet sehr große Grabhügel zu finden, die analog zum Westhallstattkreis als
„Fürstengräber“ bezeichnet wurden. Einer des wesentlichen Unterschiede zum Westen ist jedoch die
chronologische Stellung. Im Osten werden Fürstengräber wesentlich früher angelegt, nämlich am
Beginn der Hallstattzeit, ihr Ende wird mit gesellschaftlichen Veränderungen, bedingt durch
reiternomadische Überfälle, in Zusammenhang gebracht.643 In der Ausstattung stehen besonders die
Fürstengräber der Sulmtalgruppe den westhallstättischen Gräbern um nichts nach. Nach M. Egg
spiegelt sich in den Fürstengräbern die „Konzentration von Macht in den Händen einzelner Personen“
wider.644
A. Preinfalk hat kürzlich versucht, Beziehungen zwischen Fürstensitzen und Grabhügeln im
niederösterreichischen Weinviertel im diesem Sinne nachzuvollziehen.645 Das Problem des
Fürstengrab- und Fürstensitzmodells als Gesellschaftsmodell liegt darin, dass die Fürstensitze sehr
häufig an die Existenz von Höhensiedlungen und dadurch an die topographischen Voraussetzungen
innerhalb einer Region gebunden sind. Zentralorte im Flachland sind archäologisch schwerer zu
fassen und ihre Erkennbarkeit beruht auf Zufällen, während sicherlich die Rolle vieler
Höhensiedlungen aufgrund ihrer dominanten Lage überbewertet wird. Wie das Gräberfeld Statzendorf
in ein solches System einzugliedern wäre, ist nicht einfach zu beurteilen. Sowohl eine Höhensiedlung
mit hallstattzeitlichem Fundmaterial, Göttweig, läge in etwa 7 km Entfernung vor, als auch größere
Grabhügel, wie etwa Gemeinlebarn in einer Entfernung von etwa 12 km. Statzendorf könnte als
bäuerliche Siedlung mit entsprechendem Gräberfeld als abhängig von einem Zentralort mit
entsprechender Elite begriffen werden. Für dieses Modell sind mir jedoch die Statusunterschiede
innerhalb des Gräberfeldes selbst zu groß, ebenso wie die Dynamik seiner Entwicklung. Möglich wäre
allerdings eine feinchronologische Differenzierung, nämlich dass sich die Region Traisental-Fladnitztal
im Laufe der Hallstattzeit in Richtung des Fürstensitzmodells hin entwickelt. So könnte man auch die
parallele Existenz von Flachgräberfeldern und Großgrabhügeln in ein Bild zusammenfassen.
Die Variabilität im Bestattungsbrauchtum und innerhalb der Siedlungsstrukturen ist die Quelle, die zur
Beurteilung hallstattzeitlicher Gesellschaftssysteme zur Verfügung steht. Trotz der hohen Funddichte
im niederösterreichisch-nordburgenländischen Raum ist es noch nicht gelungen, ein vollständig
zufriedenstellendes Bild der Sozialstrukturen zu zeichnen. Es ist weitgehend ungeklärt, wie groß
soziale Einheiten in der Hallstattzeit waren und in welchem Zusammenhang sie zu wirtschaftlichen
sowie topographischen Rahmenbedingungen stehen. Wenn man schon von einer „Führungsschicht“
oder „Elite“ spricht, wäre der Frage nach zu gehen, wen sie denn überhaupt führt oder wem sie
vorsteht und nicht zu letzt wie sie ihre Macht ausübt, legitimiert und erhält. Schließlich bleibt für Zeiten
des Wandels, wie sie der Übergang von der späten Bronze zur frühen Eisenzeit darstellt, zu
entscheiden, ob sich ausschließlich der Bestattungsritus verändert, oder ob die nun fassbaren
Unterschiede der Ausstattung und des Grabbrauches Veränderungen im Sozialsystem bedeuten.
Meiner Ansicht nach ist ein ideologischer Wandel, der über die Veränderung der Bestattungssitten
archäologisch fassbar ist, völlig ohne soziale Veränderungen schwer vorstellbar.

641
Eggert 1999, 211 ff., Krauße 1999, 339 ff., Eggert 2001, 329 ff.
642
Egg 1996, 56.
643
Teržan 1998, 519 f.
644
Egg 1996, 83.
645
Preinfalk 2003, 188 ff.

253
Statzendorf Chorologie

21. Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine


kulturgeographische Einordnung
21.1 Die Begriffe Kultur und Kulturkreis
Was Kultur eigentlich ist, ist bereits seit Generationen Diskussionsstoff aller Kultur- und Geistes-
wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Dem holistischen Kulturbegriff, der das Gesamtphänomen
des Kulturellen als Gegenpol zur Natur begreift, steht der partitive Kulturbegriff entgegen, der sich auf
je eine spezifische Kultur aus der Fülle einzelner Kulturen einer Epoche und Weltgegend bezieht.631
W. Angeli unterscheidet drei typische Standpunkte der archäologischen Forschung gegenüber dem
Begriff Kultur. Kultur kann demnach als rein systematische, formale Einheit aufgefasst werden, als
Systembegriff,632 oder aber auch als Realität verstanden werden, und zwar mit oder ohne bestimmten
Inhalt.633 Für den archäologischen Kulturbegriff ist wesentlich, dass aufgrund der Quellenlage nicht
alle Teilbereiche einer spezifischen Kultur nachweisbar sein können. Im archäologischen Fundgut ist
nur ein kleiner Teil von Kultur erfassbar, die materielle Kultur, und selbst von der wiederum bloß ein
gefilterter Ausschnitt. Die materielle Kultur ist von der nicht materiellen, geistigen, nicht zu trennen, der
Begriff „materielle Ausstattung der Kultur“ spiegelt besser wieder, was gemeint ist.634 Als
archäologische Kultur können chronologisch und räumlich verwandte Gemeinschaften verstanden
werden, die sich aufgrund des Komplexes grundlegender Merkmale der materiellen und geistigen
Kultur voneinander abgrenzen.635
Besondere Bedeutung bei der Definition einer archäologischen Kultur hat die Verbreitung der
Bodenfunde. Der Kulturbegriff bezeichnet einen Komplex zusammengehöriger Kulturelemente, die
voneinander funktional unabhängig sind und sich zeitlich und räumlich abgrenzen lassen.636 In der
Deutung derartig abgesteckter Kulturen schwingt zumeist auch der Begriff eines Volkes637 oder
Ethnos mit. Eine Prämisse von G. Kossinnas „Siedlungsarchäologischer Methode“ – „scharf
umgrenzte archäologische Kulturprovinzen decken sich zu allen Zeiten mit ganz bestimmten Völkern
oder Völkerstämmen“638 – ist trotz seiner wegbereitenden Rolle für die Ideologie des National-
sozialismus und seiner daraus folgenden breiten Ablehnung in der Nachkriegszeit Bestandteil
urgeschichtlicher Arbeitsmethodik geblieben. Deutungen dieser Art waren im 19. Jahrhundert, zu
Beginn der prähistorischen Forschung, allgemein üblich, man versuchte, durch historische Quellen
bekannte Bezeichnungen antiker Völker auf archäologische Quellen zu übertragen.639 Für G.
Kossinna bedeutete Kultur im Prinzip dasselbe wie Volk oder Stamm. Es gibt allerdings genügend
Beispiele aus der Antike und dem Frühmittelalter, wo sich die historische Überlieferung nicht oder nur
geringfügig mit der archäologischen Wahrnehmung bzw. der Verbreitung der Bodenfunde deckt.640
Die prähistorische Archäologie kann die Überprüfung einer Materialgruppeninterpretation durch
schriftliche Quellen nicht vornehmen.
Der Ethnosbegriff der Völkerkunde ist mit dem der Archäologie nicht unbedingt übereinstimmend. Er
umfasst zumeist eine Menschengruppe mit gemeinsamer Abstammung, Stammesüberlieferung und
einem „Wir-Bewusstsein“, dazu werden noch Sprache, Rechts-, Siedlungs- und Kultgemeinschaft
genannt. Auch gemeinsame Lebensform, Tracht, Kampfesweise und Totenbrauchtum kann zum
Ausdruck gebracht werden, doch sind einzelne Merkmale nicht ausreichend, um eine ethnische
Einheit festzustellen. Der Begriff Ethnos entspricht am ehesten dem deutschen „Stamm“, wird aber
auch mit „Volk“ gleichgesetzt.641 Kultur wird in der Ethnologie seit E. Tylor als komplexes Ganzes von
Glaube, Kunst, Gesetz, Moral, Brauch und jeder anderen menschlichen Fähigkeit und Haltung
definiert. Gruppen sind ein Sozialgebilde, das sich durch ein Wir-Gefühl selbst definiert.642 Auch wenn
heute dem Ethnosbegriff ein gänzlich anderes Konzept zugrunde liegt als im 19. und der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, Ethnien als vielschichtig, flexibel und wandelbar begriffen werden, folgt die

631
Eggert 2001, 292 f.
632
Angeli 2002, 166.
633
Angeli 1976, 4.
634
Müller-Beck 2003, 127.
635
Plesl 1985, 9 ff.
636
Narr 1984, 62 ff.
637
Das Volk zeichnet sich durch gemeinsame Abstammung, eventuell auch durch Sprache, Kultur und Religion
aus, eine Gruppendefinition, die „implizit rassistisch“ ist. (U. Sommer 2003, 206.)
638
Kossinna 1920, 3.
639
Müller-Scheeßel 2000, 70.
640
Angeli 1991, 199.
641
Angeli 1991, 190 f..
642
Hirschberg 1988, 269, 192 f.

254
Statzendorf Chorologie

archäologische Deutung dem nicht, der archäologische Kulturbegriff ist weiterhin mit einem
altertümlichen Volksbegriff verbunden.643
Wie aus der „Siedlungsarchäologischen Methode“ sind der Urgeschichtsforschung aus der längst
überwundenen Kulturkreislehre einige Elemente und Begriffe erhalten geblieben. Als Kulturkreis kann
ein charakteristischer Komplex von Kulturelementen bezeichnet werden, die sich hauptsächlich auf
ein Gebiet beschränken und alle notwendigen Kategorien des Kulturlebens umfassen, also Religion,
Wohnungsart, Waffen, Gerät und vieles mehr. Die Kulturkreislehre ist der Versuch, die Völkerkunde in
den Rahmen der Geschichtswissenschaft einzufügen, eine Kulturgeschichte der "geschichtslosen
Menschheit" zu erarbeiten und eine relative Chronologie zu erstellen. Kulturkreise haben ein
bestimmtes Alter und verbreiten sich geschlossen und kontinuierlich. Auf dem Weg des
Kulturvergleiches stellt man Gemeinsamkeiten zwischen Völkern fest, die nicht als Folge von
Einzelentwicklung, sondern als Folge historischer Zusammenhänge und Kulturkontakte gedeutet
werden. Erfindungen und Entwicklungen sind nach der Kulturkreislehre nur einmal gemacht worden
und haben sich dann lediglich ausgebreitet. Besondere Bedeutung bei der Feststellung von
Kulturparallelen hat die materielle Kultur, die klassifiziert und kartiert wird.644
Genauso funktioniert die Bildung archäologischer Formenkreise, die Fundgesellschaften gleicher
Zusammensetzung zusammenfasst. In ihrer räumlichen Ausdehnung sollen sie die Hinterlassenschaft
einer Menschengruppe wiedergeben, in der „traditionsbildende Kräfte am Werk“ waren. Die
Formenkreise werden als Kultur interpretiert.645 Als Kultur im Sinne der archäologischen Forschung
wird also eine zeitlich-räumliche Kongruenz von Befundkreisen bezeichnet.646 Obwohl die
kulturhistorischen Schulen der Ethnologie im Schwinden begriffen sind, wird in der Archäologie immer
noch der Begriff "Hallstattkreis" gleichwertig mit "Hallstattkultur" verwendet.647
Neben der ethnischen Komponente des archäologischen Kulturkonzeptes, der zweifelsohne am
häufigsten implizierten, kann mit archäologischer Kultur auch Gesellschaft und Wirtschaftseinheit
gemeint sein.648 Die Vorstellung, der archäologischen Systematik der materiellen Kultur entspräche
eine ebenso abgegrenzte Menschengruppe, bleibt bestehen,649 ohne diesen naiv-positivistischen
Forschungsansatz wäre vielen Bereichen der prähistorischen Forschung der Sinn entzogen. Ein
anderes Konzept liegt der Auffassung R. Girtlers zugrunde, bei der das handelnde Individuum im
Vordergrund steht, das seine Gruppenzugehörigkeit zu durchaus verschiedenen sozialen Systemen
durch bestimmte Symbole ausdrückt. Er bestreitet, dass es so etwas wie ein Volk mit einer
einheitlichen Kultur gibt und versucht, als soziale Gruppe alle Individuen zu begreifen, die gleichzeitig
ein gemeinsames Normen- und Symbolsystem haben.650 Das Problem bei dieser Deutung besteht
allerdings darin, dass Menschen nicht von Geburt an autonome, frei handelnde Individuen sind. Sie
werden durchaus von der Umgebung geprägt, in der sie aufwachsen, mit großer Wahrscheinlichkeit
von der Familie oder Verwandtschaft, erlernen ihre Sprache sowie bestimmte Einstellungen und
Denkmuster.651
Was Archäologinnen und Archäologen zur Analyse bleibt, ist nichts als die Variabilität der materiellen
Hinterlassenschaft prähistorischer Menschen. Die Ursache für die Verteilung der Überreste aus
schriftloser Vergangenheit ist immer unbekannt und war vermutlich auch nicht immer dieselbe.652 Der
Begriff der archäologischen Kultur ist daher in seinem forschungshistorischen Kontext zu sehen und
auf seine Berechtigung zu überprüfen. Es gab sicherlich urgeschichtliche Epochen, in denen weit
treffender von „Kulturen“ gesprochen werden kann, als in der Hallstattzeit. In der Praxis werden
Bezeichnungen wie „Hallstattkultur“ allerdings selten hinterfragt, sie dienen in erster Linie der
Kommunizierbarkeit wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und haben dadurch meines Erachtens
durchaus eine gewisse Berechtigung. Als Mittel zur Klärung kulturgeschichtlicher Phänomene sind sie
nicht geeignet.653 Da das wichtigste Argument zur Definition einer Kultur die räumliche Dimension ist,
ist die Frage berechtigt, ob nach der Dekonstruktion des archäologischen Kulturbegriffes und dem
Erkennen desselben als Hilfsmittel der Forschung nicht andere Wege einzuschlagen wären. Man
könnte von Zeitphänomenen innerhalb bestimmter, natürlich vorgegebener Räume oder Regionen

643
Müller-Scheeßel 2000, 96 f.
644
Bernbeck 1997, 26 ff.
645
Sangmeister 1967, 218 ff.
646
Eggert 2001, 296.
647
Müller-Scheeßel 2000, 17 f.
648
Angeli 2002, 153.
649
Angeli 1991, 199.
650
Girtler 1982, 44 ff.
651
Angeli 1991, 193.
652
Angeli 1991, 200.
653
Müller-Scheeßel 2000, 97.

255
Statzendorf Chorologie

sprechen, solange es keine guten Argumente dafür gibt, Gruppen zu unterscheiden, die sich
absichtlich voneinander abgrenzen. Geländeerscheinungen wie Relief, Boden und Gewässer,
Paläovegetation aber auch forschungshistorische Entwicklungen, die zu erhöhter oder verminderter
Funddichte führen, könnten im Sinne einer Landschaftsarchäologie mit einbezogen werden und so zu
besseren Interpretationen der materiellen Hinterlassenschaften der hallstattzeitlichen Menschen
führen.
21.2 Hallstättische Welt – Hallstattkultur – West- und Osthallstattkreis
Zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr. liegt der Brennpunkt der historischen Entwicklungen –
über die bereits schriftlich berichtet wird – im Mittelmeerraum. Etrusker, Griechen, Phönizier, Skythen,
Thraker und Illyrer existierten nicht nur zur gleichen Zeit wie Menschen der mitteleuropäischen
Hallstattkultur, sondern standen in regem Kontakt und beeinflussten die regionale Entwicklung
merklich. Die Hallstattkultur entwickelte sich aus der Urnenfelderkultur ohne sichtbare Brüche, sie ist
jedoch keine einheitliche Kultur, schon gar keine „Frühform europäischer Einheit“,654 sondern ein
Konglomerat von verschiedenen, regional begrenzten Kulturgruppen, die nur durch wenige,
grundsätzliche Gemeinsamkeiten, wie eine gewisse Einheit im Sachbesitz, miteinander verklammert
sind.655 Ohne damit ein Werturteil abgeben zu wollen, kann man die Hallstattkultur als Randkultur der
antiken Welt bezeichnen.
Eine inhaltliche Definition des Begriffes Hallstattkultur656 fällt sehr unbefriedigend aus, bedeutend ist
der kunstgeschichtliche Begriff „Hallstattstil“, der jedoch als kulturdefinierendes Element nicht
ausreicht. G. v. Merhart ergänzte den Begriff um allgemeine Kriterien wie das Kegelhalsgefäß, das
Eisenschwert, die Dolche, die Bronzegefäße, die Fibeln und die zwar allgemeine, aber doch nicht
durchgreifende Verwendung des Eisens.657 Nach R. Gebhard ist die Herrschaftsstruktur mit einer
Führungsschicht, kleinen, burgähnlichen Siedlungen und Fernhandel kennzeichnend.658 W. Angeli
fallen noch die kahlgeschorenen Köpfe der Männer ein, die sich in den bildhaften Darstellungen finden
und Hinweise auf einen Trachtkreis liefern, Oberitalien eingeschlossen.659 Abgesehen vom Stil der
Zeit, der allerdings auch über das als Hallstattkultur bezeichnete Gebiet hinaus fassbar ist, zerfällt die
Hallstattkultur in „Gruppenphänomene“.660
Nach O. Urban bildet die Hallstattkultur gemeinsam mit der Lausitzer Kultur und anderen
benachbarten Kulturen die „Hallstättische Welt“. Zu den „Gruppen und Kulturkreisen“, die auf dem
Gebiet des heutigen Österreichs unterschieden werden können, zählen im Wesentlichen der
Westhallstattkreis und der Osthallstattkreis mit der nordostalpinen Kalenderberggruppe und der
südostalpinen Gruppe, dazwischen liegt noch die inneralpine Gruppe mit dem eponymen Fundort
Hallstatt.661 Die Gliederung der Hallstattkultur in vier Gruppen ist durch das Zusammenspiel von
Hallstatt-B-zeitlichen Grundlagen und kulturlandschaftlichen Lokalmodifikationen bestimmt.662
Innerhalb der Hallstattkultur werden also regionale Gruppen unterschieden, die jeweils zum West-
bzw. Osthallstattkreis gezählt werden.663 O. Tischler664 vermutete das Zentrum der Hallstattkultur im
Südostalpenraum und ihm war bereits aufgefallen, dass sich innerhalb des Fundgutes des
Gräberfelds von Hallstatt eine östliche, an Italien orientierte, und eine westliche, durch Schwertgräber
charakterisierte Gruppe unterscheiden ließen. Zu Beginn der Verwendung der Begriffe West- und
Osthallstattkreis standen allerdings chronologische Untersuchungen im Vordergrund, etwa bei M.
Hoernes, die geographische Trennung war lediglich Hilfsmittel. Es folgte eine Phase ethnischer oder
sogar „völkischer“ Deutung, nach dem 2. Weltkrieg eine Phase des Vermeidens ethnischer Deutungen
und des Rückzugs auf das archäologische Material.665 Schließlich fixierte G. Kossack die Teilung in
654
Wie der Titel der Oberösterreichischen Landesausstellung 1980 impliziert: Katalog: Die Hallstattkultur.
Frühform europäischer Einheit. Internationale Ausstellung des Landes Oberösterreich 25. April bis 26. Oktober
1980 Schloß Lamberg, Steyr 1980.
655
Weiss 1999, 10 f.
656
Müller-Scheeßel 2000, 18 ff.
657
Merhart 1969, 2.
658
Gebhard 1993, 4 f.
659
Angeli 2002, 166.
660
Kossack 1980, 35.
661
Urban 2000, 228 f.
662
Pittioni 1954, 535 ff.
663
Die Begriffe West- und Osthallstattkreis, ihren Gebrauch und ihre Bedeutung analysiert N. Müller-Scheeßel
ausführlich (N. Müller-Scheeßel, Die Hallstattkultur und ihre räumliche Differenzierung. Der West- und
Osthallstattkreis aus forschungsgeschichtlich-methodologischer Sicht, Tübinger Texte, Materialien zur Ur- und
Frühgeschichtlichen Archäologie 3, 2000).
664
Tischler 1886, 182.
665
Müller-Scheeßel 2000, 91 ff.

256
Statzendorf Chorologie

einen Ost- und Westhallstattkreis geographisch. Seine Grenze verläuft entlang der Enns, Moldau und
oberen Elbe, Hallstatt selbst bildet die Schnittmenge zwischen dem Ost- und Westkreis.666
Mitunter wird versucht, einen mittleren Kreis zu etablieren. H. Parzinger umschreibt ihn geographisch
zwischen Iller, Ostalb und fränkischem Stufenland im Westen, bis ins Marchfeld im Osten, im Süden
bis zum nördlichen Alpenrand und im Norden bis zum Thüringer Wald, dem Erzgebirge und den
Sudeten, als typisch hebt er Kahnfibeln, Vierpassfibeln, Melonenarmbänder, Hohlringe, Schaukelringe
und gestielte Ringanhänger hervor.667
Der Osthallstattkreis wurde nie präzise definiert668 und es fällt schwer, gemeinsame Elemente zu
finden, die den gesamten Raum betreffen und sich klar vom kulturell einheitlicheren Westhallstattkreis
absetzen. Als typisch für den Westhallstattkreis, aus dem sich vermutlich die keltische Kultur
entwickelt, gelten Schwerter und Dolche als Bewaffnung, Elitenbestattungen mit paarigem
Pferdegeschirr und Wagen, Südimporte und Goldschmuck. Der Osthallstattkreis ist stärker in der
urnenfelderzeitlichen Tradition verhaftet,669 was sich unter anderem in der größeren Bedeutung der
(Grab-) Keramik niederschlägt. Das „Hochhalsgefäß“ gilt als kennzeichnend.670 Die Bewaffnung mit
Lanzen und Beilen sowie Schutzwaffen unterscheidet sich vom Westhallstattkreis, einzelne
Pferdegeschirre belegen die Bedeutung des Pferdes als Reittier. Szenische Menschendarstellungen
auf Bronzeblechen und Keramik sind ebenso wie plastische Keramikverzierung fast ausschließlich
dem Osthallstattkreis vorbehalten. Die angeführten gemeinsamen Elemente des Osthallstattkreises
haben den Nachteil, dass sie allesamt sehr selten vorkommen und eher die Ausnahme als die Regel
im Fundgut darstellen. In vielen Gebieten, die nach gängiger Forschungspraxis dem Osthallstattkreis
angehören, kommen die genannten Elemente gar nicht vor. In Grabbrauch, Siedlungsgewohnheiten
und chronologischer Entwicklung weisen die einzelnen Gruppen markante Unterschiede auf, so dass
sie oft mehr trennt als verbindet.
Während sich im Westhallstattkreis und den Konzepten, die hinter diesem Begriff bestehen, nach N.
Müller-Scheeßel zumindest einige gute Argumente verbergen, ist der Begriff des Osthallstattkreises in
der derzeitigen Forschungspraxis weitgehend inhaltsleer und umschreibt nur einen schlecht
definierten Raum innerhalb der älteren vorrömischen Eisenzeit. Seine Verwendung verdankt er der
Tatsache, dass er als Komplementärbegriff zum Westhallstattkreis gebraucht wird.671
Es ist auch nicht klar, welchen geographischen Raum der Osthallstattkreis einnimmt, und welche
Kulturgruppen nun dazu zählen und welche nicht. Für R.-M. Weiss hat der östliche Hallstattkreis sein
Zentrum im Ostalpengebiet und reicht in die nördlich angrenzenden Regionen, zu denen
Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark, Kärnten, die südliche Slowakei, Westungarn,
Slowenien und Kroatien gezählt werden. Weitere Kulturgruppen bezeichnet er als Randgebiete der
Hallstattkultur.672 Nach W. Torbrügge gehören die mittelschlesisch-großpolnische Untergruppe der
Lausitzer Kultur, die oberschlesische Untergruppe der Lausitzer Kultur, die Gruppe von Platenice, der
nordmährischen Zweig der Lausitzer Kultur, die Gruppe von Horákov, der Bereich der
Kalenderberggruppen, die Sulmtalgruppe, die Gruppe von Ljubljana in Oberkrain, die Gruppe von
Unterkrain, die Gruppe von Weißkrain sowie das Raabtal und Nordosttransdanubien zu den Gruppen
des östlichen Hallstattkreises.673
Scharf umrissene Grenzen gibt es nicht – tendenziell werden je nach Forschungsstandort
benachbarte Kulturgruppen, die naturgemäß Ähnlichkeiten aufweisen, noch zur jeweiligen Definition
der Hallstattkultur hinzugezogen, weiter entfernte Gebiete jedoch vernachlässigt. Aus
niederösterreichischer Perspektive wird die Ostgrenze der Hallstattkultur bis zur Nord-Süd
verlaufenden Donau bei Budapest verschoben. Östlich der Donau grenzt die Hallstattkultur an die
Alföld-Gruppe,674 an Fundgruppen im nordöstlichen Transdanubien sowie westlich und südlich des
Balaton.675 Für B. Teržan ist die Donau-Vertikale, die zusammen mit dem Fluss Vah bis in die
Karpaten reicht, während des 7. und 6. Jahrhunderts auch eine kulturelle Grenze zwischen den
Gruppen der „sogenannten Osthallstattkultur“ und Gruppen skythischer Prägung.676 Im Süden grenzt

666
Kossack 1959, Taf. 150.
667
Parzinger 1995, 225.
668
Egg 1996a, 56.
669
Torbrügge 1995, 426 ff.
670
Müller-Scheeßel 2000, 49.
671
Müller-Scheeßel 2000, 101.
672
Weiss 1999, 11.
673
Torbrügge 1995, 426 f.
674
Kromer 1986, 49.
675
Patek1983, 1 ff.
676
Teržan 1998, 511.

257
Statzendorf Chorologie

der Osthallstattkreis an die Este- und Golaseccakulturen, die sich unter dem Einfluss der etruskischen
Kultur entwickelten. Im Südosten findet man Fundgruppen bis ins nordöstliche Kroatien. Gerade die
innere Gliederung des Osthallstattkreises ist von den verschiedenen Forschungstraditionen
unterschiedlicher Länder geprägt und spiegelt häufig archäologische Arbeitsgebiete wieder, die nicht
selten an modernen Landesgrenzen verlaufen.677
21.3 Zum Begriff der Kalenderbergkultur
Nachdem recht wenige allgemein verbindliche Argumente für einen „Osthallstattkreis“ oder eine
„Osthallstattkultur“ sprechen, die über ein Zeitphänomen hinausgehen und das genannte
Verbreitungsgebiet, wenn auch nicht einheitlich definiert, sehr groß erscheint, ist meiner Ansicht nach
der Begriff Kalenderbergkultur dem der Kalenderberggruppe vorzuziehen.678 „Kalenderbergkultur“ wird
in dieser Arbeit synonym zu „Hallstattzeit im Raum Niederösterreich – Burgenland und angrenzenden
Regionen“ gebraucht und soll in erster Linie als archäologischer Terminus technicus verstanden
werden, als Arbeitsbegriff, der nun forschungshistorisch, geographisch und inhaltlich umrissen wird.
G. Kyrle verwendete 1912 in seiner Publikation der damals bekannten Funde vom Kalenderberg bei
Mödling den Terminus "Kalenderberg-Ödenburggruppe".679 O. Menghin schreibt in seiner
Urgeschichte Niederösterreichs: „Leider sind die Kulturkreise und Kulturgruppen der Hallstattzeit, vor
allem der mittleren und jüngeren, noch fast gar nicht herausgearbeitet. Wir müssen uns daher
vorderhand mit der Erkenntnis bescheiden, daß Niederösterreich und Westungarn um diese Zeit eine
kleine Sondergruppe im großen hallstättischen Kulturbereiche darstellen, deren nähere
Verwandtschaft erst klarzulegen ist. Man kann ihr, nach einem der wichtigsten Fundplätze, füglich den
Namen Kalenderberg-Kultur geben.“680 Er nahm an, dass sich die Kalenderbergkultur aus der
Stillfrieder Gruppe entwickelt hat.681 Das Bestreben, Kulturkreise und -gruppen zu finden, beherrschte
die Forschung jener Zeit. Die Forschungsgeschichte des niederösterreichischen Raumes während der
Hallstattzeit mit den wichtigsten chronologischen und chorologischen Ansichten verschiedener
Autorinnen und Autoren hat kürzlich L. Nebelsick zusammengefasst,682 schließlich gibt es „über die
kulturelle Zugehörigkeit der einzelnen Landschaften hinaus gemeinsame, verbindende Züge, die es
ermöglichen, größere Gebiete zusammenzuschließen und als relativ einheitliche Kulturräume zu
betrachten“.683
R. Pittioni gliedert die Ostgruppe seines „mittleren Metallikums“ in einen Typus Statzendorf-
Gemeinlebarn im mittleren Niederösterreich und im Burgenland, einen Typus Bernhardsthal im
nördlichen Niederösterreich, einen Typus Wies in der Steiermark und einen Typus Frög in Kärnten.684
Jeder Typus besitzt nach R. Pittioni „eine individuelle Note im Großen und jeder Fundkomplex eine
solche im Kleinen“. Zweifellos richtig ist die Feststellung, die „kulturgeographische Orientierung
urgeschichtlicher Probleme“ gestatte eine weitaus zutreffendere Interpretation als jede
„kulturmorphologische Betrachtung im luftleeren Raum“. Zudem sei ein „quer durch das Donautal von
Westen nach Osten ziehendes Kulturgefälle, das an Hand einer in mancher Hinsicht überspitzten
keramischen Gestaltung einwandfrei verfolgt werden kann“, nachweisbar.685
Verbreitungsmuster von archäologischen Fundobjekten spiegeln nach L. Nebelsick verschiedene
Kontakt- und Kommunikationssphären wieder, weshalb verschiedene Elemente der materiellen Kultur
unterschiedliche geographische Verteilungen aufweisen. Da in der älteren Hallstattzeit Mitteleuropas
Sepulkral- und Metallgeräte überregional vorliegen, ist eine kleinräumige Gliederung anhand der
Keramikformen und -zierden zu treffen.686 „Anders als Metallgegenstände, die oft weitreichende
Verbreitung zeigen, ist die Keramik im Allgemeinen lokal gebunden und es kommt ihr eine Hauptrolle
dabei zu, innerhalb von Kulturkreisen die Unterscheidung regionaler Gruppen zu ermöglichen. Lokal
hergestellte Keramik lässt die soziale Identität von Gemeinschaften erkennen“ stellt S. Stegmann-
Rajtár fest. 687

677
Müller-Scheeßel 2000, 29.
678
Rebay 2002, 112 f.
679
Kyrle 1912, 242.
680
Menghin 1921, 24.
681
Menghin 1928, 195.
682
Nebelsick 1997, 9 ff.
683
Eibner-Persy 1980, 89.
684
Pittioni 1937, 176 ff.
685
Pittioni 1954, 539
686
Nebelsick 1997, 20.
687
Stegmann-Rajtár 2002b, 201.

258
Statzendorf Chorologie

Zur räumlichen Abgrenzung des Kulturphänomens kann das Auftreten kalenderbergverzierter Gefäße
verwendet werden, auch wenn es nur einen Teil der gesamten Kulturerscheinung darstellt,688
vermutlich aber ein „spezifisches ästhetisches und rituelles Verständnis“ ausdrückt. Zu den
Eigenheiten der Kalenderbergkultur zählen sowohl die zweidimensionalen, geritzten oder gemalten
Zeichen, als auch die plastische, dreidimensionale Verzierung mit Knubben, Kanneluren und Leisten.
In der Ornamentik sind verschiedene Arten von Wolfszahnbändern, Varianten der Felderverzierung
und Schalen mit schräg schraffierten Dreiecken typisch.689

Abb. 240: Fundstellen der Hallstattzeit mit Kalenderbergware in den Gräbern (Kartierung n. Nebelsick 1996, 355.)

Die Verbreitung des „komplexen Kalenderberggeschirres", bestehend aus Tonfeuerbock, Fußschalen,


Doppelgefäßen und Henkeltöpfen, ist in dieser Zusammensetzung nur im Eisenstädter Becken, rund
um das Leithagebirge und im südlichen Wiener Becken verbreitet. Dieses Kerngebiet der
Kalenderbergkultur beeinflusst umliegende Gebiete maßgeblich, so dass einzelne Objekte in einem
weiteren Umkreis geläufig sind und mit ihrer Verbreitung den Raum der Kalenderbergkultur
definieren.690
Wo natürliche Barrieren eine Region begrenzen, müssen auch Kulturgrenzen nicht näher erläutert
werden. Topographisch zu erklären sind die Grenzen der Kalenderbergkultur in dünn besiedelten
Berglandschaften, den Höhen des Wiener- und Dunkelsteiner Waldes, des Waldviertel-Massivs und
der Kleinen Karpaten sowie die Steppen- und Sumpflandschaft der kleinen ungarischen Tiefebene.
Nicht topographisch, sondern kulturell bedingt ist eine bewusste Ablehnung eines kulturdefinierenden,
gruppenbildenden Elementes durch eine andere Kultur- bzw. Gruppe. Dies ist im mährisch-
niederösterreichischen Grenzland jenseits des Tayabeckens, im unteren Marchtal, in der
Gebirgsrandzone des Mittelburgenlandes sowie im Gebiet jenseits von Bratislava und der Großen
Schüttinsel der Fall.691 Im Nordwesten grenzt die Horákovkultur an die Kalenderbergkultur, im Osten
berührt sie Ausläufer der Hallstattkultur im Bereich des Bakonygebirges und des Donauknies692 und
im Süden schließen süd- und inneralpine Gruppen an.693
Die Westgrenze ist in den Umschreibungen der Kalenderbergkultur häufig unklar formuliert,
tatsächliche Grenzen nach Westen sind auch nicht zu erwarten. In der Tat bilden das westlichste

688
Schappelwein 1998.
689
Brosseder 2004, 281f.
690
Nebelsick 1997, 20 f.
691
Nebelsick 1997, 20 f.
692
Patek 1983, 1 ff.
693
Pichlerová 1970, 5 ff.

259
Statzendorf Chorologie

Niederösterreich zwischen Pielach und Enns mit dem oberösterreichischen Machland und dem
Mündungsgebiet der Traun zwischen Wels und Linz eine Einheit.694 Etwa 70 km von Statzendorf
entfernt liegt Mitterkirchen, ein Hügelgräberfeld der Hallstattzeit, das erst in den 1980er Jahren
bekannt und ergraben wurde. Das Fundmaterial aus Mitterkirchen wird zur Zeit von J. Leskovar vom
Oberösterreichischen Landesmuseum bearbeitet.695 Auch wenn Fundmaterial wie Kalender-
bergtöpfe696 in Richtung Osten weisen, so ist das etwa 80 Gräber umfassende Hügelgräberfeld bereits
durch die Wagengräber einer anderen Qualitätsstufe zuzuordnen. Die Keramik des Gräberfeldes ist
von guter Qualität, bemalte Ware ist häufig, an Verzierungen sind vor allem mehrfache, hängende
Bogengirlanden auffällig, die in einer Rollstempeltechnik ausgeführt sind, die aus Statzendorf nicht
bekannt ist. Bei den Kleinfunden sind einige Parallelen zu Statzendorf auffällig, so finden sich etwa im
noch unpublizierten Material eine fast identische, mit Kreisaugen verzierte Knochenscheibe,
Zwergknebel, eine Gehängefibel sowie Kleidungsbesatz und Nadelformen.
Etwa 30 km flussaufwärts, ebenfalls an der Donau, sind in den Jahren 1938 bis 1945 beim Bau der
heutigen VÖEST Grabfunde der Hallstattzeit geborgen worden, die unter dem Namen Gräberfeld
Linz-St. Peter von H. Adler publiziert, aber nicht ausgewertet wurden.697 Auch wenn das Gräberfeld
bereits etwa 100 km entfernt liegt, dürfte es noch mehr Gemeinsamkeiten mit Statzendorf als
Mitterkirchen aufweisen. Die unglücklichen Fundumstände, die mangelhafte Dokumentation und der
Verlust vieler Dokumente, die das Gräberfeld betreffen, machen eine zufriedenstellende Einschätzung
nicht mehr möglich. Trotzdem sollte erwähnt sein, dass das Hallstatt C-zeitliche Gräberfeld das
urnenfelderzeitliche überlagert.698 Die Keramik ist deutlich dunkler und gröber als in Mitterkirchen und
entspricht so eher Statzendorf. Rädchenverzierung wie in Mitterkirchen kommt vor, auffallend ist
jedoch die überdeutlich in den Ton gedrückte Abrollzier. Bemalte Keramik ist sehr selten, einige
östlich geprägte Kegelhalsgefäße fallen auf,699 ebenso eine ganze Reihe von Henkeltöpfen mit
eingestochenen Dreiecken am Hals-/Schulterumbruch,700 wie sie aus Grab B125 (PA43094) bekannt
sind – sie dürften ähnlich der Kalenderbergtöpfe zur Grundausstattung der Gräber von Linz-St. Peter
gehört haben. An Bronzen, die Richtung Osten weisen, sind eine Harfenfibel701 und eine
Rippenkopfnadel702 Typ Statzendorf zu nennen. Im Grunde würde das Material des Gräberfeldes auch
in Statzendorf nicht auffallen, zumal das Ausstattungsniveau der Gräber im Durchschnitt ähnlich sein
dürfte. Als Bindeglied zwischen Ost und West kann das Wagengrab von Amstetten angeführt werden,
das mit seinem Bronzeblechgürtel eng mit Statzendorf verbunden bleibt.703
Die Donau ist jedenfalls in der Hallstattzeit nicht als Grenzfluss aufzufassen.704 Sie dient eher als
Wasserstrasse, als Kommunikations- und Verbindungslinie für Transport und Verkehr.705 Anders als
Flüsse dürften dichte Wälder dem Handel und dem Ideenaustausch eher hinderlich gewesen sein. In
der Hallstattzeit dürfte neben dem Dunkelsteiner Wald, der weitgehend fundleer ist, auch dem
Ennswald, ähnlich wie in historischer Zeit, eine trennende Rolle zugekommen sein.
S. Stegmann-Rajtár untersuchte jüngst die Bedeutung der Keramik für die regionale Gliederung der
nordöstlichen Hallstattkultur. Diese gliedert sie in mehrere Kulturgruppen, die Horákovgruppe, die
Kalenderberggruppe und die Gruppe des mittleren (Raabtal) und nordöstlichen Transdanubien. Die
große Variabilität im Totenbrauchtum lässt wiederum auf die Keramik zurückgreifen. Charakteristisch
für die Kalenderberggruppe ist die Beigabe eines Geschirrsatzes, der nach bestimmten Regeln
zusammengesetzt ist. Hauptsächlich sind folgende Typen vertreten: großes Kegelhalsgefäß,
bauchiges Gefäß, Henkelschüsseln, Henkelschalen, Schalen, Fußschalen, Situlen, Tassen, Töpfe und
Gefäßdeckel. Besonders häufig kommt die Vergesellschaftung von großem Kegelhalsgefäß,
Henkelschüssel und Fußschale vor. Schüsseln mit oberrandständigem Henkel sind bis jetzt nur im

694
Weissenborn 1983.
695
J. Leskovar bearbeitete als Diplomarbeit bereits drei Wagengräber aus Mitterkirchen (Leskovar 1998). An
dieser Stelle möchte ich ihr für viele entgegenkommende Hinweise und die Möglichkeit, Einsicht in das noch nicht
publizierte Material zu nehmen, danken.
696
Leskovar 1998, 47.
697
Adler 1965.
698
Adler 1965, 11. Die Klassifizierung in frühbronzezeitliches, urnenfelderzeitliches, Hallstatt-C zeitliches, latène-
zeitliches und römerzeitliches Material unternahm H. Adler, wobei die Zeitstellung oder die Geschlossenheit der
Komplexe im Einzelfall anzuzweifeln ist (z.B. bei Körpergrab 8, Adler 1965, 26, oder bei Körpergrab 49, Adler
1965, 31).
699
Adler 1965, 259, 281, 285.
700
Adler 1965, 257, 307, 309, 313, 317, 319.
701
Adler 1965, 241.
702
Adler 1965, 303.
703
Lucius 1963, 514 ff.
704
Kaus 1981, 150.
705
Eibner 2001b, 181.

260
Statzendorf Chorologie

Bereich der Kalenderberggruppe verbreitet, Schüsseln mit in der Halsmitte endendem Henkel sind nur
in der Hallstattgruppe des mittleren und nordöstlichen Transdanubien festzustellen. Charakteristisch
für diese Gruppe ist außerdem die Schale mit vier Randlappen.706
E. Patek707 beschreibt die hallstattzeitlichen Fundgruppen Ungarns aus geographischer Sicht. Sie
unterscheidet das nordwestliche Transdanubien, Sopron-Umgebung, das Bakonygebirge und
Marcalbecken, das nordöstliche Transdanubien und Fundgruppen westlich und südlich des Balaton.
Das nordwestliche Transdanubien sieht sie in engem Zusammenhang mit dem benachbarten
Burgenland und Niederösterreich, der Kalenderbergkultur, ohne jedoch ihren regionalen Gruppen ein
Siegel aufzudrücken. Der Kulturbegriff an sich spielt für sie kaum eine Rolle.
Die Grafik versucht eine Kartierung der normalerweise eher vorsichtig formulierten Vorstellungen über
die Verbreitung der Kalenderbergkultur. Besonders unverständlich ist hierbei die Grenze zur
Horákovkultur, die exakt entlang der österreichisch-tschechischen Staatsgrenze verläuft und wohl
forschungsgeschichtlichen Ursprungs ist. Seit 1941 wird der Begriff Horákovkultur für die
Hallstattkultur in Südmähren gebraucht. Klare Unterschiede zum Kalenderbergraum sind bis auf die
„nüchternere Keramikausstattung“ 708 nicht zu fassen. Unverständlich ist außerdem die Grenze entlang
der March, dienen doch Flüsse weitgehend eher als Kommunikations- denn als Trennlinie. In der
Südwestslowakei waren jedoch relativ wenige Fundstellen bekannt, weshalb bei vielen Kartierungen
hier eine Lücke klafft. Durch die Arbeiten von M. Pichlerová709 und P. Romsauer710 konnte die Lücke
ein wenig gefüllt werden, trotzdem dürften auch Erosion und Landwirtschaft für das Fehlen von
Fundstellen verantwortlich sein. Anstelle von Arbeiten, bei denen der Kulturbegriff eine große Rolle
spielt, werden in jüngerer Zeit regions- und landschaftsbezogene Arbeiten häufiger. Im Grenzgebiet
zwischen Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn wird die Arbeit nicht zuletzt durch die
unterschiedlichen Landessprachen erschwert. Es bleibt zu hoffen, dass durch das Zusammenrücken
Europas die Chance für künftige, grenzüberschreitende Projekte wahrgenommen wird.

Abb. 241: Die Kalenderbergkultur in der gängigen Literatur (Die Kartierung der Fundstellen erfolgte nach Kaus
1973, Nebelsick 1997, Neugebauer 1993, Patek 1993, Pichlerová 1970, Podborský 1993 und Teržan 1990 und ist
keine vollständige Wiedergabe aller hallstattzeitlichen Funde des abgebildeten Raumes.)

706
Stegmann-Rajtár 2002b, 202.
707
Patek 1993, 47 ff.
708
Podborský 1974, 371
709
Pichlerová 1970.

261
Statzendorf Chorologie

21.4 Zur inneren Gliederung der Kalenderbergkultur


Eine innere Gliederung der Kalenderbergkultur wurde nicht zuletzt wegen der Materialfülle immer
wieder versucht. R. Pittioni lehnte den Begriff Kalenderbergkultur, der ja bereits in der Forschung
verankert war, ab. Offenbar wehrte er sich damit gegen die Übertragung des Wortes
Kalenderbergkeramik auf knubben- und leistenverzierte Keramik anderer Gegenden.711 An seine
Stelle trat der Typus Statzendorf-Gemeinlebarn im mittleren Niederösterreich. Das nördliche Nieder-
österreich sonderte er durch den Typus Bernhardsthal ab.712 Später sprach er von einer „Regionalform
Statzendorf-Gemeinlebarn-Ödenburg“.713
Nachdem das Gräberfeld Statzendorf gemeinsam mit den Grabhügeln von Gemeinlebarn
namengebend war, ist es angebracht, diese heute nur noch forschungshistorisch interessante
Gliederung zu beleuchten. Die Namengebung soll das kennzeichnende Nebeneinander von Flach-
und Hügelgrab betonen, das nach R. Pittioni „kaum anders als soziologisch gedeutet werden“ kann.714
Grund für das Herausheben des mittleren Niederösterreichs beiderseits der Donau und das
anschließende nördliche Burgenland als eigenen Typus ist die Sonderstellung diese Raumes in der
Hallstattzeit. Eine klare Westgrenze ist nicht auszumachen. R. Pittioni betont das aus dem Westen
kommende Kulturgefälle und führt besonders die westlich beeinflusste Keramik an, die eine enge
Verbindung zum Typus Huglfing-Schärding aufweist. Daneben rechtfertigt aber die ausgeprägte
Eigengestaltung der Keramik einen eigenen Typus. Enge Kontakte gibt es selbstverständlich mit dem
nördlicheren Typus Bernhardsthal, das Auffinden westlich orientierter keramischer Typen in der
norddanubischen Siedlungslandschaft hält R. Pittioni für einen „Infiltrierungsvorgang“.715 Die
Aufzählung der Fundorte, natürlich entsprechend dem Forschungsstand 1954, umfassen neben
Statzendorf und Gemeinlebarn Langenlebarn, St. Andrä a. d. Traisen, Kuffern, weiter östlich
Katzelsdorf bei Tulbing, Wien XXV-Vösendorf [sic!], Mödling-Kalenderberg, die Malleiten bei Bad
Fischau und das zugehörige Gräberfeld Feichtenboden, Loretto, Au am Leithagebirge, Jois,
Donnerskirchen, Eisenstadt-Burgstall, Weiden am See und in Westungarn [sic!] Marz bei Ödenburg.
Für die Südgrenze seines Typus führt R. Pittioni Krensdorf bzw. Riegersburg an, gegen Norden
stecken die Fundorte Maiersch, Röschitz, Pillichsdorf und Großweikersdorf die Grenzen ab. Nachdem
die Metalle gesamthallstättischen Formen entsprechen, werden die keramischen Funde besonders
hervorgehoben. R. Pittioni erkennt eine „dreifache Orientierung“, die Weiterführung des
bodenständigen Hallstatt-B-Horizontes, erkennbar in den Kegelhalsgefäßen, Einzugschalen,
Henkelschalen und Tonsitulen, den reichen Bestand westlicher Formen, zu denen er gequetscht-
kugelige Großgefäße, Stufenschalen und kalottenförmige Becken zählt, und die Verbindung beider
Elemente zu spezifischen Neuformungen. Diese werden an den reliefverzierten Oberflächen,
insbesondere von Henkelschalen und Mondidolen, festgemacht.716
Der Typus Bernhardsthal, verbreitet im nördlichen Niederösterreich, wird als Fortführung des Typus
Stillfried gesehen. Neben den Einflüssen des Typus Statzendorf-Gemeinlebarn, zu dem der Typus
Bernhardsthal enge Kontakte hält, führt R. Pittioni auch mährische Einflüsse an, die Ostgrenze sieht
er in der March. Zu den Fundorten des Typus zählt er Bernhardsthal, Rabensburg, Bullendorf,
Hohenau, Maiersch, Maissau, Ravelsbach, Roggendorf bei Eggenburg, Hauskirchen, Landersdorf, die
Heidenstadt bei Limberg, Thunau am Kamp, Röschitz, Pillichsdorf, Unterzögersdorf, Steinberg bei
Ernstbrunn, Oberleiserberg bei Klement, Großweikersdorf, Stillfried, Scheibenberg bei Kronberg und
schließlich Großmugl. Unverständliche bleibt, dass Maissau zum Typus Bernhardsthal gerechnet wird,
Maiersch aber sowohl beim Typus Statzendorf-Gemeinlebarn717 als auch beim Typus Bernhardsthal718
aufgezählt wird, ebenso wie Röschitz, Pillichsdorf und Großweikersdorf. Kennzeichnend ist für den
Typus Bernhardsthal das Kegelhalsgefäß mit Halsteil, der gleich hoch wie der Bauchteil ist.719 Eine
chronologische Gliederung ist für R. Pittioni anders als für den Typus Statzendorf-Gemeinlebarn nicht
zu erreichen, die „von C zu D führende Modifikation wurde nicht vollzogen“, und so nimmt er an, dass
der kulturelle Stand der Stufe C bis zur Latènekultur beibehalten wird.720 Die Keramik unterscheidet
sich gegenüber der des Typus Statzendorf-Gemeinlebarn durch die „fühlbare Einfachheit der

710
Romsauer 1984.
711
Pittioni 1954, 573.
712
Pittioni 1937, 176 ff.
713
Pittioni 1980, 58 ff.
714
Pittioni 1954, 580
715
Pittioni 1954, 573
716
Pittioni 1954, 588.
717
Pittioni 1954, 574.
718
Pittioni 1954, 591.
719
Pittioni 1937, 176.
720
Pittioni 1954, 591.

262
Statzendorf Chorologie

Oberflächengestaltung“, Grafitstreifenbemalung ist häufiger als rot-schwarze Bemalung. Das


Mehrfach- und das Stierkopfgefäß sind beliebte Formen, zahlreich kommt auch die Tonsitula mit
Deckel vor, seltener das Kalenderberggefäß, für das R. Pittioni direkten Import für möglich hält.721
Kartiert man die Fundstellen, die R. Pittioni anführt und beachtet dabei die unklar zugeordneten
Fundstellen nicht, so ergibt sich eine strikte Trennung nördlich und südlich der Donau, die so
sicherlich nicht existiert.722
K. Kaus machte sich 1981 für die Wiedereinführung des Begriffes Kalenderbergkultur als
Kalenderberggruppe des Osthallstattkreises stark,723 worin ihm der Großteil der Fachwelt folgte.724
Auch er versucht, innerhalb der wiedererstandenen Kalenderberggruppe Siedlungskammern oder
„Herrschaftsbereiche der Kalenderbergkultur“ zu unterscheiden und meint die Gruppen anhand der
unterschiedlichen Bestattungsriten, namentlich dem Vorherrschen von Hügel- oder Flachgräbern,
erkennen zu können.725 Die Ursachen für das Phänomen der vielfältigen Bestattungsarten, unter
anderem in Flachgräberfeldern und unter Grabhügeln, dürften jedoch vielschichtiger sein, unter
anderem dürften Mikrotopographie und Chronologie eine Rolle spielen.
Andere Gliederungsversuche der Kalenderbergkultur orientieren sich an der Verbreitung keramischer
Formen und Zierstile. Anhand der Gefäßverzierungen klar abgrenzbare Werkstattkreise zu finden,
scheint innerhalb der Kalenderbergkultur nicht möglich zu sein, eher weist jede Fundstelle individuelle
Charakteristika auf.726
S. Klemm spricht sich für einen Soproner Formenkreis innerhalb der Kalenderbergkultur aus, der das
einheitliche Fundbild im südöstlichen Kalenderbergraum, dem Wiener Becken, dem Nordburgenland,
dem Gebiet um Sopron aber auch in der nördlichen Steiermark während der älteren Hallstattzeit
umschreibt. Ähnliches hat bereits A. Eibner-Persy angedeutet.727 In jedem Gräberfeld sind
unterschiedlich starke Auswirkungen auswärtiger Einflüsse und Beziehungen fassbar. So ist etwa für
Bad Fischau die Bogenkannelur besonders kennzeichnend, für Loretto die Kammstrichverzierung, in
Sopron und Gniebing die Ritzverzierung und in den Fundstellen des nördlichen Burgenlandes und der
Südwestslowakei die Grafitstreifenmalerei. Typisch sind hier die kalenderbergverzierten Sonderformen
sowie der merkliche Einfluss des Süd- und Südostalpenraumes sowie Kontakte zur Basarabi-Kultur
und zur Lausitzer Kultur. 728
Basierend auf R. Pittionis Zweiteilung der Kalenderbergkultur werden heute häufig drei Gruppen
unterschieden. Der Typus Statzendorf-Gemeinlebarn, der eine große geographische Ausdehnung
besitzt, wird nochmals in einen nordwestlichen und einen südöstlichen gegliedert. B. Teržan
unterscheidet im Nordostalpenraum eine „Fazies“ um den Neusiedlersee und Sopron, das
Donaubecken, womit die Südwestslowakei, Nordwestungarn und die östlichen Randgebiete
Niederösterreichs und des Burgenlandes gemeint sind, und den Raum Statzendorf-Gemeinlebarn.729
J.-W. Neugebauer erkennt im March-Thayagebiet Merkmale einer kulturellen Einheit, die noch über
die March hinaus zu gehen scheint.730 Diese Gruppe fasst L. Nebelsick durch die Verbreitung
tonnenförmiger, zweihenkeliger Toneimer im nordöstlichen Bereich der Kalenderbergkultur, die
Verbreitung großer Henkelschalen steckt den südlichen Bereich ab, die Verbreitung getreppter
Schalen den Westbereich.731 Etwas anders, da ihr Forschungsschwerpunkt ein wenig weiter östlich
liegt, sieht M. Pichlerová die Situation: Durch Kartierung der Hügelgräber gliedert sie die
Kalenderbergkultur in drei Gruppen, die ihr auch materialmäßig fassbar erscheinen: Die
niederösterreichische Gruppe mit den Fundorten Rabensburg und Bernhardsthal, die
südwestslowakische Gruppe mit Nové Košariská und Reca und die Gruppe Sopron-Fischau mit den
Fundorten Sopron, Bad Fischau, Donnerskirchen und Schandorf.732

721
Pittioni 1954, 596 ff.
722
Wie Karte 11 in Pittioni 1954, 538, zeigt, war eine strenge Nord-Süd – Teilung gar nicht in dem Sinne
beabsichtigt. R. Pittioni spricht sich schließlich immer wieder für die Berücksichtigung von Naturräumen aus.
723
Kaus 1981, 149 ff.
724
Eibner C. 1984, 53.
725
Kaus 1981, 156 f.
726
Schappelwein 1998
727
Eibner-Persy 1980, 87 ff.
728
Klemm 1992, 186 f.
729
Teržan 1990, 208.
730
Neugebauer 1972, 6f.
731
Nebelsick 1997, 26.
732
Pichlerová 1970, 5ff.

263
Statzendorf Chorologie

Abb. 242: Innere Gliederung der Kalenderbergkultur nach Pittioni 1954 und Nebelsick 1997

Zur Wirtschaftsgeschichte ist anzumerken, dass im alpinen und südostalpinen Bereich die
wirtschaftliche Grundlage vermutlich vor allem der Bergbau darstellte. Südmähren, die Slowakei,
Niederösterreich und das nördliche Burgenland waren hingegen eher bäuerlich orientiert, klimatisch
günstige Zonen, tertiäre Beckenlagen mit Braun- und Schwarzerdeböden wurden bevorzugt,
ungünstige Gegenden wie das östliche Weinviertel, das Laaer-Becken und Gegenden östlich des
Neusiedler Sees gemieden und nur dünn besiedelt.733 Wie anhand des Kartenausschnittes gezeigt
werden kann, liegt der Großteil der hallstättischen Fundstellen in günstigen Siedlungslagen, in
Gewässernähe und Tieflage. Die geringere Wirtschaftskraft und der „bäuerliche Konservativismus“
führten zu einer langsameren Aufnahme von Modeerscheinungen sowie einer langsameren
Hallstattisierung.734
Die Entwicklung der hallstattzeitlichen Siedlungstätigkeit im Osthallstattraum hat vor kurzem M. Griebl
prägnant zusammengefasst. In der späten Urnenfelderzeit ist die vorherrschende Siedlungsform die
befestigte Höhensiedlung, die in Zentren wie Stillfried, Sopron, Velem und Kleinklein bis Ha D1 weiter
fortgeführt wird. Andere Höhensiedlungen werden bereits früher aufgegeben und existieren nur bis in
die ältere Hallstattzeit. Dazu zählen Eisenstadt, Devín oder der Oberleiserberg. Thunau am Kamp, der
Burgstall von Schiltern, der Leopoldsberg sowie die Malleiten bei Bad Fischau werden bis in die
fortgeschrittene Hallstattzeit besiedelt. Erst während der Hallstattzeit besiedelt werden der Allander
Buchberg, der Praunsberg bei Niederhollabrunn, der Braunsberg bei Hainburg, der Kalenderberg bei
Mödling, Purbach und Donnerskirchen. Siedlungen mit einem Schwerpunkt in der jüngeren
Hallstattzeit sind vorwiegend in der Slowakei bekannt, dazu zählen Smolenice-Molpír, Sered und der
Burgberg von Bratislava. Neben den Höhensiedlungen werden ab Ha C2 zahlreiche
Flachlandsiedlungen wie Großweikersdorf, Wien-Oberlaa, Unterparschenbrunn, Zlabern, Hohenau,
Asparn/Zaya, Göttlesbrunn oder Horn angelegt, was eventuell durch die einsetzende
Klimaverschlechterung zu erklären ist. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts führen gesellschaftliche
Umbrüche zur Aufgabe der Siedlungsplätze.735
21.5 Statzendorf und die Region Traisental-Fladnitztal
Versucht man, kleinregionale Beobachtungen zur Siedlungsstruktur der Hallstattzeit anzustellen, so
hat man im Fall von Statzendorf besonderes Glück. Statzendorf liegt im Fladnitztal, einem Nachbartal
des Traisentales. Die Fladnitz verläuft westlich der Traisen, am Rand des Dunkelsteiner Waldes, im
Abstand von 3 - 8 km von der Traisen, ebenfalls von Süden nach Norden. Bei kaum einem anderen
Fundort sind in unmittelbarem Umkreis eine solche Fülle gleichzeitiger oder zumindest annähernd
gleichzeitiger Fundstellen bekannt. Einige davon schon seit längerem bekannt, besonders ins Licht
gerückt wurde die Region Traisental-Fladnitztal durch die Rettungsgrabungen des Bundesdenkmal-
amtes.736 Die Dichte der bekannten Fundstellen ist neben der günstigen topographischen Lage auch
auf den Abbau der glazialen Schotter zurückzuführen, und auf den Umstand, dass Funde aus dem
Schotterabbau beobachtet und von geistlichen und weltlichen Interessierten zur Kenntnis genommen
wurden.737
733
Kaus 1973b, 74.
734
Kaus 1973b, 74.
735
Griebl 2004, 127 ff.
736
Neugebauer 1988, 85 ff.
737
Nebehay 1993, 8, nennt A. Dungel, L. Karner, A. Baumgartner, G. Hahnl, A. Kerschbaumer und A. Gattringer.
J. Szombathy, J. Bayer und selbstverständlich J.-W. Neugebauer sind ebenfalls zu nennen.

264
Statzendorf Chorologie

Die Fundstellen, Siedlungen ebenso wie Gräberfelder, liegen perlenartig aufgefädelt in geringer
Entfernung von den Flussläufen an der Niederterrassenkante. In der Region südlich der Donau, im
wesentlichen zwischen Pilach und Traisen bzw. an deren Verlauf, finden sich folgende Fundstellen
der Hallstattzeit: Franzhausen, Fugging, Gemeinlebarn, Getzersdorf, Göttweig, Groß-Rust,
Hafnerbach, Inzersdorf a. d. Traisen, Karlstetten, Klein- bzw. Großrust, Kuffern, Oberndorf i. d. Ebene,
Reichersdorf, St. Andrä a. d. Traisen, St. Pölten, Wagram ob der Traisen und Statzendorf.738
Nur bei einem Bruchteil des ergrabenen Materials wäre eine Bearbeitung und Publikation bereits
möglich, der größte Teil des Fundmaterials ist hingegen noch nicht zu beurteilen und kann vermutlich
in absehbarer Zeit aufgrund der Fülle des Materials auch nicht in zufriedenstellender Weise erforscht
werden. Es ist daher weiterhin auf die Altmeister der prähistorischen Forschung zurückzugreifen.
Erstaunlich ist, dass auch zahlreiche Klein- und Einzelkomplexe, die seit langem bekannt sind, häufig
nur kursorisch und ohne Abbildungen, für moderne Ansprüche jedenfalls unzureichend publiziert sind.
Es wäre lohnend, sich ihrer erneut, vielleicht im Sinne einer Landschaftsarchäologie, anzunehmen. Im
folgenden wird versucht, die Gräberfelder der Region kurz zu umreißen:
Statzendorf und Großrust739 liegen etwa drei km voneinander entfernt. 1928 barg J. Bayer bei einer
„Probegrabung“ vier Brandgräber und kündigte die systematische Ausgrabung des Gräberfeldes an.
Die Größe der Nekropole schätzte er nicht wesentlich geringer ein als die des Gräberfeldes
Statzendorf.740 Tatsächlich konnten noch 14 weitere Gräber ergraben werden, es existiert aber kein
weiterer Fundbericht. Das Fundmaterial
befand sich in der prähistorischen Abtei-
lung des Naturhistorischen Museums in
Wien und wurde später an das Nieder-
österreichische Landesmuseum abge-
treten.741
Das Gräberfeld St. Andrä an der Traisen
liegt etwa 6 km von Statzendorf entfernt.
1935 wurden acht Gräber geborgen, die
umgehend von K. Krenn publiziert wur-
den.742 Das Fundmaterial ähnelt dem aus
Statzendorf. Grab 2 ist durch die durch-
lochte Eisenkugel und die verzierte Kno-
chenscheibe besonders interessant,
zumal sich direkte Parallelen zu Grab
B138 und B141 von Statzendorf ziehen
lassen. Auch in St. Andrä ist ein deutli-
cher Westeinfluss, etwa durch die
Schwanenhalsnadeln, spürbar.
Aus Gemeinlebarn sind seit langer Zeit
sowohl Grabhügel743 als auch Flachgrä-
ber744 bekannt, erst 1996-1997 konnten
weitere Bestattungen geborgen werden.
Es handelt sich um eine Körperbestat-
tung in gestreckter Rückenlage sowie
eine Brandbestattung mit zweischleifiger
Bogenfibel aus Bronze mit Zierstücken
auf dem Bügel.745 In Karlstetten wurde
Abb. 243: Fundstellen der Hallstattzeit in der Region
um 1913 Fundmaterial aus neun Urnen-
Traisental-Fladnitztal (Kartierung nach Kaus 1973 und gräbern der Hallstattkultur geborgen, das
Neugebauer 1993, ergänzt) in der prähistorischen Abteilung des Na-
turhistorischen Museums in Wien aufbe-

738
Nebelsick 1997, 25, Neugebauer 1988, 87, Kaus 1973.
739
Bei J. Bayer wird die Fundstelle Klein-Rust genannt, was jedoch von K. Kaus 1973a, 69, korrigiert wurde.
740
Bayer 1928, 233.
741
Kaus 1973a, 71.
742
Krenn 1935, 65 ff.
743
Szombathy 1890, 49 ff.
744
Szombathy 1929
745
Neugebauer 1999, 485.

265
Statzendorf Chorologie

wahrt wird und von K. Kaus und C. Pescheck erwähnt wird.746 Ein Skelettgrab aus Mauternbach mit
acht Gefäßen wurde offensichtlich ebenfalls bereits 1936 entdeckt.747
Fugging befindet sich etwa 2 km südlich von Statzendorf. 42 Gräber wurden hier in den Jahren bis
1971-1975 ergraben, die Teil eines Gräberfeldes sind. In Fugging sind neben Brand- auch
Körperbestattungen nachgewiesen, das Fundmaterial ist lediglich summarisch in den Fundberichten
aufgezählt, ein Gräberfeldplan ist publiziert.748
Mindestens sieben zum Teil unpublizierte Gräber des durch den Fund einer figural verzierten Situla
berühmt gewordenen Fundorts Kuffern dürften der Hallstattzeit zuzuordnen sein,749 nach K. Kaus lässt
sich Grab IX aufgrund des Kegelhalsgefäßes jünger als Statzendorf datieren, tatsächlich spricht auch
der Kalenderbergtopf für eine Datierung in die entwickelte Hallstattzeit. Der große Abstand zwischen
den Gräbern von Kuffern lässt eine Kontinuität zwischen Hallstatt- und Latènezeit lediglich vermuten,
die Fundstellen in der Region Traisental-Fladnitztal liegen allerdings so dicht aneinander, dass die
Situation aus heutiger Sicht nicht beurteilbar ist.
Anders verhält es sich in Pottenbrunn. Die Gräber 1, 7 und 8 können ohne Probleme der Hallstattzeit
zugeordnet werden, die Gräber 3, 6 und 9 stellt P. Ramsl bereits in den Innovationshorizont des
Gräberfeldes Latène A1. Eine zeitliche Lücke anzunehmen750 ist meines Erachtens nicht notwendig,
da weder die eiserne Harfenfibel 10 aus Grab 8 zwingend an den Übergang Hallstatt B/C gestellt
werden muss – im Gräberfeld Statzendorf datieren die eisernen Harfenfibeln eher in die späteren
Gräberfeldphasen – noch die Keramik einen besonders frühen Eindruck macht. Besonders das
Kegelhalsgefäß 1a aus Grab 7 mit den punktumkränzten Dellen spricht für eine jüngere Datierung.
Zusätzlich ist die Horizontalstratigraphie in Pottenbrunn ein Argument für die Kontinuität zwischen
Hallstatt- und Latènezeit.
Zu den jüngst ergrabenen hallstattzeitlichen Nekropolen, die noch nicht oder nur teilweise vorgelegt
sind, zählen Getzersdorf, Schottergrube Karl Kern, wo neun Körper- und 80 Brandbestattungen
freigelegt werden konnten, Wagram ob der Traisen, Schottergruben ASDAG und Göbl, mit 82 Brand-
und Körperbestattungen und Franzhausen, das zwar für die bronzezeitlichen Bestattungen bekannt
ist, aber auch einen ausgedehnten eisenzeitlichen Friedhof enthielt; wie sich herausstellte, die
Verlängerung der bereits bekannten Fundstelle Wagram ob der Traisen.751 Bekannt ist aus
Franzhausen-Wagram das tiergestaltige Gefäß mit rot-schwarzer Bemalung, sowie eine tönerne
Rippenziste.752 Verlagert fand sich ein bronzener Blechgürtel, der dem aus Statzendorf
(PA38195_A014) ähnlich ist, er war vermutlich bereits durch antiken Grabraub zerstört worden und
wurde aus drei verschiedenen, nahe beieinander liegenden Grübchen geborgen und zusammen-
gesetzt.753
Aus Getzersdorf, etwa 6 km von Statzendorf im Traisental gelegen, sind 89 Gräber bekannt, die
Gräberfeldstruktur lehnt sich wie bei den anderen Gräberfeldern der von Statzendorf an, es sind
Brand- und Körpergräber bekannt. Interessant ist der Hinweis auf die Gruppierung einzelner Gräber
um ein im Zentrum befindliches Grab mit größerer Grabgrube.754 Soweit den Fundberichten zu
entnehmen ist, ist das Material dem aus Statzendorf ähnlich, eine tönerne Rippenziste sticht aus dem
Material hervor. Die intentionelle Durchlochung von Schalen, die zur Abdeckung benutzt wurden, kam
anscheinend gehäuft vor. Die Aufarbeitung des Gräberfeldes war vorbereitet,755 wurde aber bis dato
nicht fertiggestellt.756
1986 wurde durch Luftaufnahmen das Gräberfeld von Reichersdorf entdeckt, das vermutlich zu einer
Siedlung der Hallstattkultur an der Niederterrassenkante gehört, die ebenfalls ergraben werden
konnte. Im Gräberfeld wurde ein 30 mal 30 m großer Bereich untersucht, der 17 Brandbestattungen
und die Körperbestattung eines Kindes enthielt. Das Kragenrandgefäß aus Verfärbung 20 ist figural
verziert, jagende und tanzende Menschen sind ebenso wie Tiere stilisiert abgebildet.757 In Walpersdorf
an der Traisen wurde eine unbekannte Anzahl Gräber vernichtet, nur noch drei Bestattungen konnten

746
Kaus 1973a, 84, Pescheck 1942a, 108 ff.
747
Kaus 1973a, 134, Willvonseder 1937, 231.
748
Adler, Jungwirth, Windl 1971, 38 ff., Windl 1975, 101 ff.
749
Dungel 1907, 86 ff., Kaus 1973a, 94 ff, Nebehay 1993, 8 ff.
750
Ramsl 2000, 147 f.
751
Neugebauer 1997, 175.
752
Neugebauer 1988, 96, Abb. 1.
753
Neugebauer 1997, 183.
754
Gattringer 1972, 59.
755
Neugebauer 1988, 87.
756
freundliche Mitteilung von F. Preinfalk
757
Neugebauer 1997, 184, 187 ff.

266
Statzendorf Chorologie

geborgen werden.758 Zuletzt ist noch Oberndorf in der Ebene zu nennen, wo 14 Brandgräber der
Hallstattkultur in den Jahren 1981-82 ausgegraben und dokumentiert werden konnten.759
Zusammenfassend lässt sich vermuten, dass die Region Traisental-Fladnitztal in der Hallstattzeit eine
Region mit relativ einheitlichen Siedlungs- und Bestattungsvorlieben war. Die Siedlungen sprechen für
eine bäuerliche Grundorientierung des Großteils der Bevölkerung. Dörfer und Gehöfte aus
mehrschiffigen Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden mit kellerartigen Eintiefungen konnten
nachgewiesen werden. Neben der Landwirtschaft wurden auch Befunde entdeckt, die mit
Textilerzeugung, Töpferei, Knochen- und Geweihbearbeitung sowie Buntmetallverarbeitung in
Verbindung zu bringen sind. Mitunter werden die hallstattzeitlichen Gehöfte durch einen Graben
eingefriedet.760 In unmittelbarer Nachbarschaft der Siedlungen werden Friedhöfe angelegt. Das
Gräberfeld von Statzendorf wurde vermutlich von etwa 68 bis 100 gleichzeitig lebenden Personen
belegt. 761 Ob die Gemeinschaft, die ihre Toten auf dem Gräberfeld bestattete, aus einem oder
mehreren verschiedenen Gehöften stammten, ist nicht zu entscheiden. Im Laufe der Hallstattzeit
dürfte eine Entwicklung im Bestattungswesen stattgefunden haben, die eine immer stärkere
Individualisierung ebenso wie eine stärkere Demonstration von Status zur Folge hatte. Nicht von allen
Familien dürfen diese Tendenzen im gleichen Maße aufgegriffen worden sein, mitunter dürften sie
jedoch auch in der Region Traisental-Fladnitztal zur Errichtung von Grabhügeln führen. Die größten
Grabhügel der Region sind die drei Hügel von Gemeinlebarn.762 Südlich der Donau kommen im
näheren Umkreis noch die Grabhügel Pixendorf und Langenlebarn, nördlich der Donau Absdorf,
Großmugel, Gaisruck, Unterzögersdorf, Niederfellabrunn und Niederhollabrunn als Begräbnisstätten
der Elite in Frage.

Abb. 244: Hallstattzeitliche Fundstellen im Donauraum (Kartierung n. Kaus 1973, Nebelsick 1997, Neugebauer 1993)

758
Neugebauer 1988, 89. Das Fundmaterial wurde 2005 im Rahmen einer Proseminararbeit von Petra
Schneidhofer bearbeitet.
759
Neugebauer 1988, 89.
760
Neugebauer 1993, 88.
761
Siehe Kapitel “Zur anthropologischen Geschlechtsbestimmung”.
762
Dungel/Szombathy 1890, 49 ff.

267
Statzendorf Chorologie

Die Region Traisental-Fladnitztal war durch die Donau, die als Kommunikationslinie für Handel und
Verkehr zu sehen ist, an den westhallstättischen Bereich angebunden. Die engen Verbindungen mit
dem Westen zeigen Keramikformen wie Kragenrandschüsseln und Stufenschalen, die
Keramikzierweise mit Stempel- und Rädchenverzierungen sowie Grafitbemalung auf rotem
Untergrund oder Metallformen wie der Bronzeblechgürtel und die Kugelkopfnadel mit Schwanenhals.
Das einheimische Keramikrepertoire wirkt äußerst traditionsgebunden und macht nicht jede
ostniederösterreichisch-burgenländische Modeerscheinung mit. Die interessanten, vermutlich mit
Kulthandlungen verbundenen Keramiksonderformen der Kalenderbergkultur wie die Tonfeuerböcke,
innenverzierte Fußschalen und Mehrfachgefäße fehlen wie die Tonsitulen in der Region fast zur
Gänze.

268
Statzendorf Chronologie

22. Chronologie der Hallstattzeit im Kalenderbergraum


22.1 Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes
Nachdem die Begriffe Stein-, Bronze- und Eisenzeit im Rahmen des Dreiperiodensystems allgemein
anerkannt waren, schlug H. Hildebrand 1874 vor, die ältere Eisenzeit nach dem Fundort Hallstatt, die
jüngere vorrömische Eisenzeit nach dem Fundort La Tène zu benennen.763 Das Auftreten des neuen
Werkstoffes Eisen markierte den Beginn der Eisenzeit, die Einteilung diente der chronologischen
Einteilung von Fundmaterial und war mit kulturhistorischen Inhalten noch wenig durchsetzt. Neben der
Bedeutung von „Hallstattzeit“ als Unterteilung der Eisenzeit kann auch die Laufzeit des Gräberfeldes
von Hallstatt gemeint sein, was eine größere Zeitspanne, die in die Bronzezeit hineinreicht,
subsummiert. Im Laufe der Forschungsgeschichte durchlief der Begriff Hallstattzeit eine Reihe von
Bedeutungsänderungen und wird bis heute, gerade in Bezug auf das heikle Thema des Übergangs
von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit, nicht einheitlich verwendet.
In der österreichischen Forschungstradition war lange Zeit eine Unterscheidung zwischen Hallstattzeit
und Hallstattkultur gebräuchlich, wobei Hallstattzeit die antiquarischen Stufen Hallstatt A bis D im
Sinne P. Reineckes umschrieb, Hallstattkultur die Stufen Hallstatt C und D. Die durchaus sinnvolle
Trennung zwischen der Bezeichnung „-zeit“ als rein chronologisches, „-kultur“ aber als
Zeitphänomene beschreibendes Suffix setzte sich in der Praxis nicht durch. Wohl endgültig wurde mit
dieser Tradition mit K. Kaus Schluss gemacht, der bemerkte, „Hallstattzeit“, „Hallstattkultur“,
„hallstättisch“, „hallstattzeitlich“, „älterhallstättisch“, „späthallstättisch“ immer im Sinne der Zeitspanne,
die P. Reinecke mit Hallstatt C und/oder D umschrieben hat, zu gebrauchen, es sei denn, ältere
Literatur wird direkt zitiert.764 In dieser Arbeit werden genauso unter Hallstattzeit die Stufen Hallstatt C
und D verstanden, die Stufen Hallstatt A und B werden als späte Bronzezeit oder Urnenfelderzeit
bezeichnet.
O. Urban, der zuletzt eine umfassende Arbeit über die Urgeschichte Österreichs verfasste, stellte ein
Rahmengerüst der Urgeschichte vor, das im Wesentlichen aus drei „Epochen“ mit dazwischen-
liegenden „Sattelzeiten“ besteht. Im Laufe der Urgeschichte stehen den Archäologinnen und
Archäologen zunehmend mehr Quellengattungen zur Verfügung. Die metallzeitlichen Kulturen, die
Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit, fasste er zu einer „Epoche“ zusammen, die sich durch ein
gemeinsames Wertesystem auszeichnet. Die letzte urgeschichtliche Epoche ist durch Arbeitsteilung
und gesellschaftliche Schichtung gekennzeichnet und dem Leistungsprinzip unterworfen. 765 In seiner
Chronologietabelle finden sich allerdings wieder die Eisenzeit als „Epoche/Zeitstufe“, die in „Kulturen“,
nämlich in die Hallstattkultur und die Latènekultur, gegliedert wird.766
Wichtig für die Forschungsgeschichte waren zwei Gliederungsversuche der Hallstattzeit: Zum einen
unterschied M. Hoernes767 in der „mittleren Gruppe des hallstättischen Ostens“ zwei Stufen, eine
althallstättische und eine junghallstättische, wobei der absolutchronologische Rahmen mit 1100 bis
200 v. Chr. weit von unseren heutigen Vorstellungen entfernt liegt. Er orientierte sich an der
Belegungszeit des Gräberfeldes von Hallstatt. Die weitere Untergliederung ergibt eine frühere Phase
der althallstättischen Stufe, die sich durch monochrome Keramik auszeichnet und durch die
Gräberfelder Stillfried und Hadersdorf am Kamp illustriert wird, und eine spätere Phase, für die
polychrome Keramik charakteristisch ist, wie sie in Bad Fischau, Statzendorf, Marz und Sopron
vorkommt. Die junghallstättische Stufe wird ebenso in zwei Stufen gegliedert, wobei ihr kein
Fundmaterial zugeordnet werden konnte. Die jüngere Phase ist schließlich am Übergang zur
Latènezeit anzusetzen, zu ihr zählte M. Hoernes das Gräberfeld von Kuffern.
O. Menghin768 lehnte seine Stufengliederung an P. Reineckes Hallstattchronologie an. Die jüngere
Urnenfelderzeit wurde Hallstatt A genannt, Hallstatt B entsprach älteren Gräbern aus Statzendorf und
Retz, Hallstatt C und D umfassten die bekannten Zeugnisse der klassischen Hallstattzeit. Das
Gräberfeld von Statzendorf selbst setzt er „als ganzes wohl an die Wende von der älteren zur
jüngeren Hälfte der Hallstattzeit“, womit der Übergang zwischen Ha B und Ha C gemeint war. Er
schreibt wörtlich: „In Reineckes B-Stufe reicht gewiß noch das Gräberfeld von Statzendorf
(Herzogenburg) zurück, nicht nur wegen der altertümlichen Harfenfibeln, die in Niederösterreich sogar
noch im dritten Abschnitte der älteren Eisenzeit erscheinen, sondern vor allem der Keramik wegen,
die zwar als unmittelbare Vorstufe der junghallstättischen Erzeugnisse anzusehen ist, aber doch um
763
Weiss 1999, 9.
764
Kaus 1973a, 9.
765
Urban 2000, 372.
766
Urban 2000, 375.
767
Hoernes 1905, 46 ff.
768
Menghin 1913, 304 f.

269
Statzendorf Chronologie

ein beträchtliches davon abweicht. Die ungeheuren, weitausladenden Urnenbäuche der folgenden
Stufe fehlen gänzlich. Die für die dritte Hallstattstufe charakteristischen, glänzend schwarzen,
hochhalsigen, mit hängenden Buckeln plastisch verzierten Urnen finden sich in Statzendorf selten“
[sic!].769 Einige Komplexe, wie etwa Langenlebarn und Gemeinlebarn setzte er zeitlich mit der Stufe D
in Verbindung, auch wenn sie „typologisch noch zur Stufe C gehören“. Als typische Funde der
Kalenderbergkultur führte er reliefverzierte Keramik, Mäander- und Spiralverzierung, das eiserne
Hallstattschwert, die Nadel mit geknicktem Hals, die Halbmondfibel und die eiserne Lappenaxt an.
1924 gliederte er die ältere Eisenzeit in vier Stufen, die Stufen A und B setzte er zwischen 1200 und
850 v. Chr. an und bezeichnete sie als Schlesische Kultur, die Stufe C, zwischen 850 und 700, als
Kalenderbergkultur, die Stufe D blieb fundleer und wird von der Stufe A der Latènezeit, der Kuffarner
Kultur, abgelöst.770
R. Pittioni, der die Gliederung des niederösterreichischen Hallstattmaterials in Typus Statzendorf-
Gemeinlebarn und Typus Bernhardsthal unternahm,771 setzte das mittlere Metallikum zwischen
800/700 und 400 v. Chr. an. Während der Typus Bernhardsthal chronologisch nicht näher zu datieren
war, teilte er den Typus Statzendorf-Gemeinlebarn in eine ältere und eine jüngere Stufe, zu deren
Definition wieder einmal Kuffern herhalten musste. Allerdings wies R. Pittioni den Weg einer
chronologisch besseren Einteilung der Hallstattkultur über die Keramik, da „leichter zu datierende
Metallgeräte fast vollkommen fehlen.“772
1942 erarbeitete C. Pescheck aufgrund rein typologischer Erwägungen ein Chronologiesystem,
dessen ältere Stufe er „Kalenderberg-Stufe“, und dessen jüngere Stufe er „Donnerskirchner-Stufe“
taufte. Trotz der Beobachtung älterer und jüngerer Tendenzen konnte er auf diesem Wege allerdings
die Stufen Hallstatt C und D nicht deutlich voneinander abgrenzen. Die gesamte Hallstattzeit ist durch
das Auftreten der bemalten Keramik charakterisiert, die mit Hallstatt C beginnt und mit Hallstatt D
wieder zu Ende geht.773 Er gliederte das damals bekannte Fundmaterial feinchronologisch aufgrund
typologischer Kriterien, beachtete geschlossene Fundkomplexe allerdings nicht in dem Maße, wie es
später K. Kaus nachholte. Vielfach kritisiert wurde die Bezeichnung „Terrine“, die er für verschiedene
Gefäßformen wie Trichterrandtöpfe, Schüsseln und Kragenrandgefäße gemeinsam verwendete. Bei
den Kegelhalsgefäßen unterschied er jüngere Formen aufgrund der tiefliegenden Schulter und dem
langen, konischen Hals. Wichtig war für ihn auch die Verzierungstechnik, wobei er Knoppern,
Wulstbänder und Girlandenmuster als kennzeichnend für die ältere, Stempeleindrücke,
Ringeindrücke, Dellen, Zickzack- und Girlandenfurchen, Strich- und Dreieckeinstiche als kenn-
zeichnend für jüngere Keramik herausstellte.774
K. Kaus775 setzte sich 1973 mit dem niederösterreichisch-burgenländischen Hallstattmaterial
auseinander. Seine leider nie publizierte Dissertation beschäftigt sich mit Bestattungssitten und
Chronologie der Kalenderbergkultur, sein Fundstellenkatalog ist nach wie vor eine der wichtigsten
Arbeitsgrundlagen. In seinen chronologischen Betrachtungen lehnte er sich deutlich an P. Reinecke
an und versuchte, vor allem durch Parallelen in der materiellen Kultur zu Nachbarräumen zu einer
chronologischen Gliederung zu kommen. Dabei stützte er sich in erster Linie auf die Metallformen, die
Keramik spielte nur eine Nebenrolle. Der Beginn der Hallstattkultur im niederösterreichisch-
burgenländischen Raum wurde jedoch sehr wohl am Erscheinen rot-schwarz bemalter Keramik
festgemacht. Da es sich um die Übernahme einer Ziertechnik aus dem Westen handelt, sind die
frühesten Gräber der Hallstattkultur im Fladnitz- und Traisental zu suchen. Der Zeitrahmen für Hallstatt
C wurde damals zwischen 700 und 600, der Zeitrahmen für Hallstatt D aber zwischen 600 und 400
angenommen. Aus der simplen Überlegung, dass es ja nicht sein kann, dass das gesamte
Fundmaterial aus einem Drittel der Zeit stammt, während Hallstatt D fundleer bleibt, dreht K. Kaus den
Spieß um: Bei der chronologischen Stufengliederung der Hallstattzeit ist es also nicht die Aufgabe,
eine Spätstufe im Sinne Hallstatt D zu erarbeiten, sondern umgekehrt, „das Material der Stufe C
auszusondern“.776 K. Kaus zieht Gräber aus dem niederösterreichisch-burgenländischen Material
heran, unter anderem auch Gräber aus Statzendorf, um „Leitgrabinventare“ für die Männer- und
Frauengräber der Stufen Hallstatt C und D herauszuarbeiten. Die geschlossenen Grabinventare

769
Menghin 1913, 303.
770
Menghin/Wanschura 1924, 11.
771
Siehe Kapitel „Statzendorf und seine Stellung in der Kalenderbergkultur – eine kulturgeographische
Einordnung“
772
Pittioni 1937, 176.
773
Pescheck 1942a, 193.
774
Kaus 1973a, 352.
775
Kaus 1973a.
776
Kaus 1973a, 363.

270
Statzendorf Chronologie

beinhalten Metalle mit „chronologisch gesicherten Hallstattbeständen anderer Räume“,777 um sie


zeitlich vergleichbar zu machen. Dabei versuchte er, der unterschiedlichen chronologischen
Entwicklungsdynamik der Männer- und Frauengräber Rechnung zu tragen und beachtete die
Möglichkeit der Mehrfach- und Nachbestattung in Grabhügeln.
Trachtbestandteile aus Frauengräbern der Stufe Ha C sind für K. Kaus Fibelformen wie die Harfen-,
Bogen-, Halbmond- und Brillenfibel, Haarnadeln mit einfachem Kugelkopf, kleine, zungenförmige
Gürtelhaken, gerippte Arm- und Fußreifen sowie Glas- und Bernsteinperlen. In der Stufe Ha D
kommen nur noch Harfenfibeln mit langer Kopfspirale vor, sie werden auch aus Eisen gefertigt.
Außerdem gehören treibverzierte Blechgürtel, geperlte und eingerippte Arm- und Fußreifen sowie
Glas- und Bernsteinperlen zum Repertoire. Zu den Trachtbestandteilen der Männergräber der Stufe C
zählen Nadeln wie Rippen-, Schälchen-, Doppelspiral- und Mehrkopfnadeln mit und ohne Faltenwehr
sowie Armreifen mit Pufferenden. Lanzenspitzen aus Bronze mit kürzerem, breiterem Blatt und
Pferdegeschirr gehören zu den Beigaben. In der Stufe Hallstatt D sind eiserne Mehrkopfnadeln und
eiserne, rhombische Gürtelhaken geläufig, Halsschmuck kann nun in Männergräbern vorkommen. Die
Lanzenspitzen sind nun zumeist aus Eisen, länger und schmäler, ein scharfer Mittelgrat ist
charakteristisch.778
W. Torbrügge kritisierte an der Arbeit von K. Kaus, dass die süddeutsche Gliederung für den
Osthallstattkreis übernommen wird, obwohl „Abläufe und Entwicklungsgänge alles in allem deutlich
anders“ sind als im westdeutschen Hallstattbereich und zumal „deutlich andere Materialien“ zu
bearbeiten sind.779 K. Kaus Vergleiche mit dem Westhallstattkreis und die daraus abgeleitete
chronologische Gliederung der niederösterreichischen Funde hält W. Torbrügge für zu gewagt und
teilweise unzulässig.780
Das Fundmaterial der Grabhügel von Sopron gliederte A. Eibner-Persy aufgrund von geschlossenen
Grabfunden relativchronologisch. Sie konnte zwei Hauptgruppen unterscheiden: Die erste Gruppe
steht an der Wende von Hallstatt B zu C, sie ist durch das Kegelhalsgefäß mit stark fallender Schulter,
den klassischen Kalenderbergtopf, die Kegelhalsschüssel mit Henkel, die innenverzierte Fußschale
und den konisch-kalottenförmigen Deckel gekennzeichnet. Zwischen erster und zweiter Gruppe steht
Grab 14, das Kegelhalsgefäße mit ausgeprägterer Schulter, eine Kegelhalsschüssel mit Trichterrand,
eine einfache Schale und eine Fußschale, eine Tonsitula mit runder Schulter, einen Kalenderbergtopf,
zwei innenverzierte Fußschalen, eine Kragenschüssel sowie 19 Tonprismen enthielt. Die zweite
Gruppe stellt A. Eibner-Persy in die Stufe Hallstatt C und unterteilt sie in eine ältere (C1) und jüngere
(C2) Phase. Charakteristisch für die Gruppe sind Kegelhalsgefäße mit ausgeprägter Schulter,
Tonsitulen mit gegliederter Schulter, verschiedene Deckelformen, klassische Kalenderbergtöpfe und
Fußschalen mit durchbrochenem Fuß. Die Aufnahme von Fremdformen aus dem Basarabi-
Kulturkomplex ist wesentlich für die ältere Phase der zweiten Gruppe. Als jüngstes Grab an der
Wende von Hallstatt C zu D wird Grab 148 geführt, in dem blau-gelbe Glasperlen, ein geknoteter
Halsreif, zwei Bronzeklammern, weitere Bronzebeschläge, zwei Kegelhalsgefäße, Tassen,
Fußschalen und ein Deckel gefunden wurden.781 K. Kaus schlug gemäß seiner allgemeinen
chronologischen Ansichten vor, die jüngere Gräbergruppe als Hallstatt D zu umschreiben. Ganz
wichtig ist die Feststellung, dass sich nicht alle Spezifika der lokalen Soproner Keramikentwicklung im
gesamten Kalenderbergraum wiederfinden.782
Auch bei der Arbeit von A. Eibner-Persy kritisierte W. Torbrügge die Anbindung an Südbayern und
warf ihr außerdem vor, die typologischen Horizonte, denen er prinzipiell zustimmt, als „fest
umgrenzbare Zeitschichten“ zu interpretieren, und „mechanistisch“ Parallelisierungen zu anderen
Regionalgliederungen aufzustellen.783
Die detaillierte typologische Bearbeitung der Hügelgräber von Bad Fischau784 erbrachte zwei
Formengruppen, bei denen sich neben einer relativchronologischen Abfolge auch soziologische
Unterschiede manifestiert haben könnten. Form und Verzierung der Kegelhalsgefäße mit hohem Hals
sind ausschlaggebend. Formengruppe 1 zeichnet sich durch getreppte Verzierung und Ritzverzierung
mit Dreiecksmotiven aus, durch bestimmte Varianten rot-schwarzer Gefäße und leistenverzierte,
große Schalen. Formengruppe 2 ist durch die typische Bogenkannelur auf Kegelhalsgefäßen mit

777
Kaus 1973a, 358.
778
Kaus 1975, 103 ff.
779
Torbrügge 1995, 460.
780
Torbrügge 1995, 466.
781
Eibner-Persy 1980, 83.
782
Kaus 1973a, 357.
783
Torbrügge 1995, 474.
784
Klemm 1992.

271
Statzendorf Chronologie

hohem Hals und einer größeren Zahl an Gefäßformen charakterisiert. Die Mehrzahl der Gräber ist in
einen späteren Abschnitt der älteren Hallstattkultur ("entwickeltes" Ha C) zu datieren.785 L. Nebelsick
bemerkt dazu, dass sich das Material aus Bad Fischau kaum gliedern lässt und erkennt in der
Schwierigkeit, die Keramik zwischen Bad Fischau und Loretto in Beziehung zu setzen, die
grundlegenden Unterschiede zwischen einer Bestattungsgemeinschaft einer ländlichen Siedlung und
einer Höhensiedlung. Während in Bad Fischau in der frühen Hallstattzeit ein kanonisches
Gefäßrepertoire entwickelt wurde, das bis zur jüngeren Hallstattzeit nur wenige Veränderungen erfuhr,
ist in Loretto ein Bruch zwischen der lokal geprägten Stufe IIIa und der von Fremdformen
beeinflussten Stufe IIIb zu bemerken.786
22.2 Hallstattisierung oder der Beginn der Hallstattzeit
In letzter Zeit sind zahlreiche Arbeiten erschienen,787 die sich mit dem Übergang von der späten
Bronzezeit zur frühen Eisenzeit beschäftigen. Es ist daher nicht unbedingt notwendig, die gesamte
Problematik neu aufzurollen, trotzdem scheint es angebracht, ein wesentliches Problem nochmals zur
Sprache zu bringen. Es sind dies die beiden impliziten Ausgangspositionen, die dem Problem
zugrunde liegen – der materialbezogene, antiquarische und der kulturhistorische Ansatz. Das
Grundproblem aller Arbeiten scheint nämlich ein Definitionsproblem zu sein: Welche Merkmale
werden mit Urnenfelder- bzw. Hallstattzeit in Verbindung gebracht, was kann als kennzeichnend
betrachtet werden und welche Prozesse und Entwicklungen stecken dahinter? Wann kann man von
Urnenfelderzeit, wann von Hallstattzeit sprechen?
Der Begriff Hallstattisierung bezeichnete ursprünglich die Übernahme hallstättischer Kulturelemente in
Regionen, die nicht in der Urnenfelderkultur verwurzelt waren, wurde später allerdings für den
Kulturwandel am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit gebräuchlich. L. Nebelsick bezeichnet die
Hallstattisierung als Paradigmenwechsel788 und führt gesellschaftliche Veränderungen bzw.
Veränderungen bei den Bestattungssitten ins Treffen. Die Stufeneinteilung war ursprünglich jedoch
rein an den Artefakten orientiert, eine immer feinere Untergliederung sollte einen immer besseren
relativchronologischen Rahmen erzeugen, in den die Umschreibung gesellschaftlicher und kultureller
Prozesse eingebettet werden konnte. Hallstattzeit wurde also nicht mehr chronologisch gebraucht, im
Sinne der Zuordnung einzelner Typen zur Datierung, sondern kulturhistorisch, es werden umfassende
kulturelle Veränderungen und Umbrüche, bedingt durch das Aufeinandertreffen fortschrittlicher und
konservativer Traditionen umschrieben. 789 N. Müller-Scheeßel kritisierte den Versuch, chronologische
Systeme mit gesellschaftlichen Prozessen in Einklang bringen zu wollen,790 und tatsächlich führen
unterschiedliche Auffassungen dessen, woran der Beginn der Eisen- bzw. Hallstattzeit festzumachen
ist, zu Verwirrung und chronologischen Zirkelschlüssen.
Für W. Torbrügge bedeutete die Hallstattzeit schlicht die „Material- und Zeitschichten, die seit
Jahrzehnten unbeanstandet unter den Sigeln Ha C und Ha D laufen.“791 Als Kernstück wird das
eiserne Hallstattschwert genannt, als maßgebliche Verhaltensweise die regelhafte Beigabe desselben
im Grab. Nachdem dieses kennzeichnende Merkmal aber im Nordostalpenraum nicht oder nur als
Ausnahme792 auftritt, wird die hallstättische Nomenklatur als „numerisches Rahmengestell“ benutzt.
Das Fundmaterial verlangt nach W. Torbrügge außerhalb des südwestdeutschen Hallstattraumes eine
eigene Bewertungsskala, da das Material aber oft schwierig zu gliedern ist, wird das Hallstattsystem
als zuverlässige Messlatte gebraucht, was durch divergierende Entwicklungen in unterschiedlichen
Räumen allerdings zu Synchronisationsproblemen führt.
C. Eibner versuchte, den Übergang von der jüngsten Urnenfelder- zur ältesten Hallstattstufe durch
Keramikfunde zu untermauern, vor allem, um Siedlungs- und Grabfunde in Einklang zu bringen.
Eisenfunde hält er, da sie generell selten und bisweilen gemeinsam mit Bronzefunden auftreten, zur
Erörterung dieser Frage für ungeeignet. Als Zeithorizontgrenze lässt sich das Einsetzen plastischer
Verzierung in Kalenderbergart ebenso verwenden wie die rot-schwarze Bemalung der Gefäße oder
die Grafitmalerei. Die einförmige Kannelur und Ritzverzierung wird durch zahlreiche neue Techniken
und die Zusammenstellung zu neuen Motiven ergänzt. An neu hinzukommenden Gefäßformen sind
Kalenderberggefäße, Fußschalen und -schüsseln, Tassen mit bauchseitig kräftig abstehendem

785
Klemm 1992, 176 ff.
786
Nebelsick 1994a, 201.
787
Teržan 1990, Stegmann-Rajtár 1992, Nebelsick 1994b, Torbrügge 1995, Hellerschmid 2004.
788
Nebelsick 1992, 410.
789
Müller-Scheeßel 2000, 21 ff.
790
Müller-Scheeßel 2000, 23.
791
Torbrügge 1994, 19.
792
Gemeinlebarn, Hügel 1 (Kromer 1958) und Maiersch, Flachgrab C (Berg 1962, 38, Taf. 31).

272
Statzendorf Chronologie

Henkel und Mondidole, in Kalenderbergtechnik verziert, genannt.793 C. Eibner spricht sich für eine
bruchlose Weiterentwicklung der ostösterreichischen Hallstattkultur aus der Spätphase der
Urnenfelderzeit aus, was sich sowohl in den Gräberfeldern, wie im Fall Sopron, als auch in den
Siedlungen, wie im Fall Stillfried, abzuzeichnen scheint.794
Gräber am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit, die dem sogenannten Hallstatt B3-
Horizont angehören, führen keine rot-schwarz bemalte Keramik. Gekennzeichnet ist der Horizont
durch Gräber mit Rollenkopfnadel, Schälchenkopfnadel mit geknotetem Schaft, quergeriefter
Kugelkopfnadel, Nadel mit kleinem Vasenkopf und tordiertem Hals, sowie dem Trichterrandgefäß mit
konischem Hals, kugeligem Körper und waagrechter Rillung des Hals-Schulter-Umbruches.795 Das
Auftreten der bemalten Keramik und somit den Beginn der Hallstattzeit gerade im Raum Fladnitztal-
Traisental leitet K. Kaus aus „verkehrsgeographischen“ Überlegungen aus dem Westen her,
besonders unter der Berücksichtigung des Materials von Linz-St. Peter. Gräber, die dem Übergang
von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit entsprechen, also dem Hallstatt B3-Horizont bzw. dem 8.
Jahrhundert angehören, sind dort frei von rot-schwarz bzw. grafitbemalter Keramik. K. Kaus meint,
dass diese Art der Keramikverzierung erst in Hallstatt C nach Oberösterreich und in der Folge nach
Osten vermittelt wurde. Über die südbayrische Chronologie lässt er die niederösterreichische
Hallstattkultur folglich erst um 700 beginnen. Im Gegensatz zu C. Eibner ist K. Kaus aber der Ansicht,
dass in Niederösterreich und im Nordburgenland kein einziges Gräberfeld über die Wende von
Hallstatt B zu C belegt wurde. Die These, dass auch in der Siedlungstätigkeit eine Diskontinuität
feststellbar wäre, widerlegte er mit einem Verweis auf die Siedlung Stillfried.796
Die chronologische Abfolge der Siedlung Stillfried wurde jüngst von I. Hellerschmid untersucht. Die
Siedlungsphasen I bis V beginnen in der mittleren bis jüngeren Urnenfelderzeit (Hallstatt A2/B1) und
enden in der mittleren bis jüngeren Hallstattzeit (Hallstatt C2 bis D1). Während in der
Endurnenfelderzeit bzw. frühen Hallstattzeit die Siedlung ihre Blütezeit erlebt, sind Kontakte nach
Norden und Nordosten am stärksten. In der Siedlungsphase III/2, die der frühen Hallstattzeit
entspricht, nimmt Stillfried Einflüsse aus dem Kalenderbergraum auf, in der Siedlungsphase V, die
mittel- bis junghallstättisch eingestuft wird, sind Einflüsse aus dem Westhallstattbereich merkbar.
Echte Kalenderbergware ist in Stillfried nur einmal nachgewiesen, so dass sie auch als Importstück
nach Stillfried gelangt sein könnte.797 Tatsächlich ist die Siedlung Stillfried am Übergang von der
Urnenfelder- zur Hallstattzeit kontinuierlich weiterbesiedelt worden, ein Bruch ist nicht feststellbar.798
Der allmähliche Kulturwandel darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr wohl große Unterschiede
zwischen Urnenfelder-Tradition und Hallstatt-Innovation zu fassen sind. I. Hellerschmid hat die
Unterschiede nochmals in einer Tabelle für den Fundort Stillfried deutlich gemacht: Die befestigte
Siedlungsweise wird aufgegeben, trichterförmige Siedlungsgruben werden von beutelförmigen
abgelöst, Grubenhütten werden angelegt. Der Keramikstil, der in der Urnenfelderzeit vor allem von
Norden und Nordwesten beeinflusst war, wird zunehmend auch von Westen und Süden geprägt.
Während weich profilierte bauchige Kegelhalsgefäße, Tassen, hohe Schalenformen, Zylinder- und
Trichterränder, flächiger Grafitauftrag, Ritz- und Rillenbündel sowie Kannelur in der Urnenfelderzeit
typisch für die Keramik sind, begegnen in der Hallstattzeit straff profilierte Kegelhalsgefäße,
Schüsseln, gedrückte Schalenformen, kragenartige Steilränder, Grafitmalmuster, Stempel-
verzierungen, Haarrillenzier und flächige Fingernagelzier. Das handwerkliche Schwergewicht lag in
der Urnenfelderzeit im Bereich der Geweihverarbeitung, in der Hallstattzeit im Textilbereich. Die
zooartige Haltung von Wildtieren und rituelle Tierdepositionen dürften eine Stillfrieder Eigenart
gewesen sein.799
Der Beginn der Hallstattkultur wird in unserem Raum hauptsächlich an der Keramik festgemacht,
schon um Siedlungen und Gräberfelder besser synchronisieren zu können,800 hat aber den Nachteil,
dass oft Entwicklungen beschrieben werden, die sich nur tendenziell auf andere Fundorte oder
Gräberfelder übertragen lassen. Die Keramikentwicklung erfolgt äußerst kleinräumig und ist durch die
Vielzahl der verwendeten Formen, Verzierungstechniken und Motive schwer zu fassen. Überregional
sind hingegen Tendenzen wie die Bereitschaft zur Aufnahme neuer Ziertechniken und Motive.
Zusätzlich kommt neben der regionalen Entwicklung eine immer stärkere soziale Differenzierung
hinzu, die das Material von Gräberfeldern einfacher Prägung mit dem Prunkinventar großer Grabhügel

793
Eibner C. 1984, 51.
794
Eibner C. 1984, 52.
795
Kaus 1975, 105.
796
Kaus 1973a, 360 f.
797
Hellerschmid 2004, 337.
798
Hellerschmid 2004, 354.
799
Hellerschmid 2004, 382.
800
Eibner 1986, 51.

273
Statzendorf Chronologie

nicht stimmig in chronologischen Einklang bringen lässt. Direkte Keramikvergleiche über größere
Distanzen können bisweilen zu chronologischen Fehleinschätzungen führen. Der einzig gangbare
Weg ist wohl weiterhin die Erstellung von Einzelchronologien für jeden Fundort aufgrund der Keramik,
darüber hinaus das Einhängen der lokalen Entwicklung in einen breiteren regionalen Kontext über die
Metallfunde und letztlich der Versuch, die Entwicklungen kulturhistorisch zu deuten. Kulturhistorische
Entwicklungen aber zur Erstellung einer Chronologie oder zur Definition des Beginns einer neuen
Epoche heranzuziehen, führt zu Problemen bei der Beurteilung der kulturellen Dynamik in einem
größeren räumlichen Kontext.
Der mitteldonauländische Urnenfelderkreis, auch Podol-Stillfried-Vál-Chotín Kreis, tritt in der jüngeren
Urnenfelderzeit relativ einheitlich in Erscheinung, die Hallstattisierung dürfte in unterschiedlichen
Regionen mit unterschiedlichem Tempo erfolgt sein. Innovative Regionen, wie etwa der
westdanubische Bereich und das Wiener Becken, stehen Regionen gegenüber, die gerade beim
Wandel der Bestattungssitten und der Übernahme neuer Ideen besonders konservativ agierten. Was
die Verwendung des Eisens als neuen Werkstoff betrifft, ist die Verfügbarkeit von Wissen und
Technologie bedeutsam, der notwenige Rohstoff selbst als wirtschaftliche Voraussetzung ist im
niederösterreichisch-nordburgenländischen Raum weit verbreitet. Dass Eisen im Osten wesentlich
früher verarbeitet wurde als etwa im süddeutschen Raum verwundert nicht, trotzdem wird der Beginn
der Eisenzeit nicht bereits in die Urnenfelderzeit vorverlegt. Der Zeitpunkt des Überganges von der
Urnenfelder- zur Hallstattzeit wird als frühe Hallstattzeit,801 als Hallstatt B3/C1, als Hallstatt Tumulus
Culture I802 umschrieben und fällt ins 8. Jahrhundert v. Chr. Die ältere Hallstattzeit, im Sinne Hallstatt
C1, beginnt erst gegen 750/720 v. Chr.803
Der kontinuierliche Übergang von Ha B nach Ha C wird überall in den Grab- und Siedlungskomplexen
des östlichen Hallstattkreises betont.804 Tatsächlich ist bei den Gräberfeldern in einigen Fällen eine
Kontinuität feststellbar, wie etwa im Gräberfeld von Stillfried, Nynice, Kietrz, Podolí, Oblekovice,
Kletnice, Ljubljana, Schirndorf und Kehlheim. Einige Gräberfelder werden bis zur späten
Urnenfelderzeit belegt und dann aufgegeben (Hadersdorf, St. Andrä, Franzhausen, Brno-Obřany),
einige sind in der Urnenfelderzeit verwurzelt, haben ihren Schwerpunkt in der Hallstattzeit
(Statzendorf, Maiersch, Bad Fischau, Kleinklein, Platenice, Moravičany, Horákov), andere werden in
der Hallstattzeit ohne erkennbare Bindung an die Urnenfelderzeit angelegt (Maissau, Nové Košariská,
Bylany).805
L. Nebelsick betont am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit in erster Linie die
„fundamentalen Änderungen in der Totenfürsorge und Sepulchraldarstellung“. Prestigegüter wie
Bronzegeschirr, Waffen und Zaumzeug sowie Schmuck werden am Ende der Urnenfelderzeit zumeist
in Depots niedergelegt. Zu Beginn der Hallstattzeit bricht die Sitte der Depotniederlegung völlig ab und
verschwindet zu Gunsten der Selbstdarstellung im Grab.806 Nicht notwendigerweise muss diese
Entwicklung als Spiegel einer gesellschaftlichen Entwicklung gesehen werden. L. Nebelsick hält eine
Verschiebung vertikaler und horizontaler gesellschaftlicher Gliederungen für möglich, durch die
Einführung gestaffelter Grabausstattungen werden Einblicke in bereits vorhandene
Gesellschaftsstrukturen möglich.807 L. Nebelsick stellt drei Etappen heraus, die kennzeichnend für die
Entwicklung zur Hallstattzeit in Transdanubien sind, aber auch in ähnlicher Form im Bereich der
Kalenderberggruppe des südlichen Wiener Beckens zu fassen sind. In der mittel- bis
jungurnenfelderzeitlichen Etappe wird ein differenzierter Geschirrsatz etabliert und standardisiert
beigegeben, der einen Aspekt des Wandels im religiösen und kommunikativen Gefüge der
Gesellschaft darstellt. In der jüngeren Phase der späten Urnenfelderzeit ist die zweite Etappe
festzustellen, die durch heterogene Keramikgestaltung und die Aufgabe von angestammten
Bestattungsplätzen gekennzeichnet ist und einen Bruch der Konvention andeutet. In der dritten
Etappe wird ein neuer Konsens mit hoher stilistischer Übereinstimmung gefunden, der allerdings
durch heterogene Bestattungssitten geprägt ist. In Niederösterreich ist der Übergang zur
Hallstattkultur regional geprägt, südlich und östlich der Donau fehlt eine kanonische, späturnen-
felderzeitliche Keramikausprägung. Im Traisental hingegen ist eine deutliche, späturnenfelderzeitliche
Entwicklung zu fassen, die von einer westlich geprägten Hallstattisierung in der späten Hallstatt B-Zeit
abgelöst wird.808

801
Nebelsick 1997, 68 ff.
802
Teržan 1990, 204 ff.
803
Hellerschmid 2004, 359 f.
804
Torbrügge 1995, 475.
805
Hellerschmid 2004, 354.
806
Metzner–Nebelsick 1996, 283 ff.
807
Nebelsick 1994b, 362 f.
808
Nebelsick 1994b, 352.

274
Statzendorf Chronologie

L. Nebelsicks Vermutung, dass die Hallstattisierung in Transdanubien bereits ab Hallstatt B2 beginnt


und regional unterschiedlich verläuft, stimmt C. Pare nicht zu. Die Überschneidung von Urnenfelder-
und Hallstattzeit hält er für unzulässig und gliedert die Harfenfibel, die nach L. Nebelsick das
verbindende Element darstellt, in Sattelfibeln vom Typ Hadersdorf und Harfenfibeln vom Typ Bad
Fischau.809
C. Pare nennt die frühe Hallstattzeit Ha C1a und betont, dass in dieser Stufe einerseits
Flachgräberfelder weiterbenutzt werden, wie in Stillfried, Stufe III des Gräberfeldes, als auch
Hügelgräber angelegt werden, wie etwa in Sopron. Das Nebeneinander der alten und neuen
Bestattungssitten während der frühen Hallstattzeit ist seiner Meinung nach charakteristisch für den
Raum zwischen Kelheim-Obereching im Nordwesten und Ruše im Südosten. Die ältere Hallstattzeit,
Ha C1b nach C. Pare, beginnt in Sopron mit der zweiten Stufe nach A. Eibner-Persy. Typisch sind
Funde wie Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, geknotete Halsringe, typische Pferdegeschirrteile, eiserne
Lappenbeile, Harfenfibeln vom Typ Bad Fischau und Roggendorf, halbmondförmige Bogenfibeln,
Armringe und Gürtelhaken, aufgrund der Metallfunde wird die Keramik der klassischen Kalenderberg-
Stufe mit Ha C1b parallelisiert.810
Ein gut dokumentiertes Beispiel des Überganges von der Urnenfelder- zur Hallstattkultur im Traisental
wurde von J.-W. Neugebauer vorgestellt: Zwischen 1984 und 1991 wurden 411 Gräber der
Urnenfelderzeit in Franzhausen ergraben.811 Das Gräberfeld wurde in der Stufe Hallstatt B3
aufgegeben. Zu Beginn der Stufe Hallstatt C wurde in etwa 500-1000 m Entfernung ein neuer
eisenzeitlicher Friedhof angelegt, der bis zur Stufe Latène B belegt wurde. Der Friedhof wurde von
Norden nach Süden belegt und zählt insgesamt 505 Bestattungen. Einige der frühlatènezeitlichen
Bestattungen überlagerten hallstattzeitliche, Nachbestattungen konnten dokumentiert werden.812 Von
der Auswertung der Gräberfelder und ihrem horizontalstratigraphischen Zusammenhang sind
sicherlich noch einige interessante Erkenntnisse zu erwarten.
Ganz gleich, ob man mit dem Beginn der Eisenzeit oder der Hallstattkultur eine Epoche beginnen
lassen will oder nicht – eine vielschichtigen Entwicklung auf Einzelmerkmale reduzieren zu wollen wird
schwerlich gelingen. B. Hänsel hat dies in seinem Vortrag zur Bronzezeit auf den Punkt gebracht:
„Scharfe Grenzen gibt es bekanntermaßen in der Geschichte nicht. Jede Epoche wird in einem
längeren Prozeß vorbereitet. Kaum etwas von dem, was eine Epoche kennzeichnet, ist wirklich neu.
Das Epochale ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Quantitäten, das zu einer neuen
Qualität führt.“813
22.3 Das chronologische Grundgerüst der Hallstattzeit im Kalenderbergraum
Trotz der Versuche, eine von G. Kossacks814 Stufengliederung für Süddeutschland abgekoppelte
Gliederung einzuführen, wird immer wieder darauf zurückgegriffen, um eine leichtere Verständlichkeit
zu erreichen. 1959 erstellte G. Kossack eine relative Chronologie aus Inventargruppen mit und ohne
Waffen und untergliederte die Hallstattstufen C und D in je zwei Stufen. Er beschrieb die
vorkommenden Typen und fixierte sie durch Vergleiche mit Hallstatt, Italien und Slowenien absolut.
Während aufgrund der Fibeltypologie die Untergliederung von Hallstatt D weitgehend unangefochten
ist und noch weiter verfeinert werden konnte, ist für die Stufe C überlegt worden, ob nicht andere als
chronologische Gründe hinter den Ausstattungsunterschieden stehen. In Bayern bedeutet Ha C1 die
Hochblüte, Ha C2 das Auslaufen frühhallstättischer Formen und ist keine einfache chronologische
Zweiteilung der Stufe Hallstatt C.815 Im Prinzip ist an der vielfach kritisierten Verwendung816 der Sigel
nichts auszusetzen, wenn man sie als Grundgerüst817 versteht und nicht im Sinne allgemein
verbindlicher Zuordnungen oder gar als Mittel des Vergleiches mit entfernteren Kulturgruppen benutzt.
Die chronologische Gliederung nach L. Nebelsick818 wurde vorwiegend anhand des Gräberfeld-
materials von Loretto erarbeitet. Für den gesamten Kalenderbergraum wurde schon des öfteren
festgestellt, dass die „notorische Metallarmut der Gräber“ und „eigenwilliger Züge der Gefäß-

809
Pare 1998, 400.
810
Pare 1998, 398.
811
Das Gräberfeld wird derzeit im Rahmen eines Projektes der Prähistorischen Kommission der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften von M. Lochner ausgewertet.
812
Neugebauer 1996, 384.
813
Hänsel 1998, 19.
814
Kossack 1959.
815
Torbrügge 1995, 477.
816
Torbrügge 1995, 459 f.
817
Griebl 2004, 129.
818
Nebelsick 1997, 26 f., 68 ff.

275
Statzendorf Chronologie

produktion“ sowohl das Erarbeiten einer Chronologie als auch das Einbinden in Chronologiesysteme
der benachbarten Räume erschwert.819 Fehlende Absolutdaten für den gesamten Kalenderbergraum
machen zudem eine Überprüfung der Chronologiesysteme praktisch unmöglich. L. Nebelsicks chrono-
logisches Grundgerüst sieht nun folgendermaßen aus:
Die frühe Hallstattzeit, Kalenderbergstufe I a, ist regional uneinheitlich und entspricht dem „Ringen um
einen neuen ästhetischen Ausdruck in der materiellen Kultur“. Während in der Endurnenfelderzeit der
regional geprägte Keramikstil mit sanfter Profilierung der Gefäße, großzügiger Dreiecks- und
Winkelmotivik und Verwendung flächiger Kannelur einhergeht, wird in der frühen Hallstattzeit das
Keramikrepertoire erweitert. Das rot-schwarz bemalte Kegelhalsgefäß mit kurzem Hals und das
Kragenrandgefäß sind an dieser Stelle ebenso wie Tonsitulen und große Henkelschalen mit betontem
Wandknick zu nennen. Die Kegelhalsgefäße werden größer, Kammstrich- und Ritzverzierung kommen
hinzu. Die frühe Hallstattzeit ist vor dem klassischen C1 einzureihen und dürfte der Gündlinger Phase
nach C. Pare820 im Westen und der Podzemeljistufe nach Gabrovec821 im Südostalpenraum
entsprechen. Zu den Leitformen unter den Metallen zählen Schirmkopf- und Rippennadeln,
Gürtelhaken und Harfenfibeln.822
Die ältere Hallstattzeit, Kalenderbergstufe I b, ist kanonisch geprägt und entwickelt bei Grabinventaren
und Verzierung einen „regionalen Konsens“. Die Keramik entwickelt sich hin zu einer stärkeren
Betonung der Profilierung, besonders bei den Kegelhalsgefäßen ist ein abgesetzter Boden, ein hoher
Bauchumbruch und eine flach gewölbte Schulter typisch, der Rand steht scharf ab und ist innen häufig
facettiert. Neue Schalenformen kommen hinzu, leicht geschweifte und deutlich gegliederte Typen. Der
Kalenderberggeschirrsatz, die Standfußschale, das Doppelgefäß und der Kalenderbergtopf
bekommen ihre typische Gestalt. Plastische Verzierung, flächig oder in der Betonung des
Gefäßumbruches, wird zunehmend wichtig, zudem werden die älteren Motive großflächig verteilt und
umrahmt. Als Motiv neu hinzu kommen Spiralen und Rauten. Metallfunde wie frühe Mehrkopfnadeln
und Fibeln mit kurzem Fuß lassen eine Parallelisierung mit der Stufe Ha C1 zu.823 Die Stufe Hallstatt
C kann von der Urnenfelderzeit durch das Fehlen der charakteristischen, innen gekanteten Ränder
abgesetzt werden.824
Die mittlere Hallstattzeit, Kalenderberg II a, und die jüngere Hallstattzeit, Kalenderberg II b, sind
„durch Innovationen gezeichnet“, lassen sich aber schwer und nur unscharf untergliedern. Wo dies
nicht möglich ist, kann auch von
einer fortgeschrittenen Hallstatt-
zeit825 gesprochen werden. Die
mittlere Hallstattzeit entspricht
etwa dem süddeutschen C2.
Typisch sind Schüsseln, entwi-
ckelte Mehrkopfnadeln und
langfüßige Kahnfibeln. Nur we-
nige Funde der jüngeren Hall-
stattzeit können mit dem west-
österreichisch-süddeutschen
Material in Verbindung gebracht
werden – bei Blechgürteln und
Eisenhaken gelingt dies. Etwas
kompliziert bezeichnet L. Nebel-
sick die mittlere Hallstattzeit als
„älteren Abschnitt der mittleren
bis jüngeren Hallstattzeit“. Bei
den Kegelhalsgefäßen wird das
Profil in die Länge gezogen und Abb. 245: Chronologie der Hallstattzeit (Nebelsick 1997, 68.)

819
Nebelsick 1997, 68. Das häufig als der Entwicklung eines Chronologiesystems entgegen stehend
vorgebrachte Argument “Metallarmut” erklärt sich vielleicht forschungsgeschichtlich aus dem direkten Vergleich
mit exzeptionellen Fundorten wie Hallstatt, ist meines Erachtens aber bei weitem übertrieben dargestellt.
Tatsächlich sind in vielen Komplexen des Kalenderbergbereiches Metallfunde geborgen worden, vielfach
überlebten sie jedoch Bergung und jahrzehntelange Lagerung nicht.
820
Pare 1991, 183 ff.
821
Gabrovec 1996, 1 ff.
822
Nebelsick 1997, 26, 69 ff.
823
Nebelsick 1997, 27, 71 ff.
824
Preinfalk A. 2003, 195.
825
Griebl 2004, 130.

276
Statzendorf Chronologie

aufgeweicht – der Hals-/Schulterumbruch wird nicht mehr so scharf betont. Rippen an der Schulter
sind ganz typisch für die mittlere Phase. Die Henkelschalen werden zunehmend runder und verlieren
den Omphalos, zudem ist der Rand oft leicht gekehlt, Einzugschalen mit hohem, geknicktem Umbruch
werden häufiger. Das Kalenderberggeschirr verliert die Knubbenzier, die durch eingerillte oder
eingestochene Ornamente ersetzt wird.826
Die jüngere Hallstattzeit bzw. die „entwickelte mittlere bis jüngere Hallstattzeit“ zeichnet sich durch das
schlanke, gestreckte Kegelhalsgefäß aus. Bei den Schüsseln vollziehen sich die Änderungen am
deutlichsten: Kegelhalsschüsseln mit gebuckelter Wandung, Steilhalsschüsseln mit linsenförmigem
Körper und Schalenformen mit kurz einziehendem Rand werden geformt und mit eingeglätteten
Motiven verziert. Seltener werden nun Formen mit Henkeln, offensichtlich ist der Übergang zur
Latènezeit mit einer Änderung der Trinksitte verbunden.827
Die späte Hallstattzeit, Kalenderberg III, stellt die Spätphase der gesamten Entwicklung dar und bildet
den Übergang zur Latènezeit. Das keramische Spektrum wird stark eingeschränkt, stark profilierte
Schüsselvarianten spielen eine große Rolle.828 Um 600, in der Stufe Hallstatt D1 bzw. der III Stufe der
Hallstattkultur im pannonisch-steirischen Raum sind Veränderungen fassbar: Einfälle und
Plünderungen von skythisch geprägten Gruppen dürften verantwortlich für den Zusammenbruch der
Osthallstattkultur im pannonisch-ostalpinen Raum sein. Hügelgräberbestattungen hören auf, viele
Siedlungen werden verlassen und verschwinden und Außenkontakte werden eingestellt.829 Deutlich
lässt sich der Wandel von der älteren zur späten Hallstattzeit anhand des Fundortes Sopron
nachvollziehen. Die Siedlung auf dem Burgstall wird aufgegeben, statt dessen wird eine einfache,
unbefestigte Siedlung, Sopron Krautacker, angelegt. Hügelgräber werden nicht weiter angelegt,
einfache Flachgräber treten an ihre Stelle. Von Smolenice bis Ljubljana lassen sich Funde von
dreiflügeligen, als skythisch gedeuteten Pfeilspitzen entlang der Siedlungen des Ostalpenrandes
nachweisen. Auf die Kontakte zu skytischen Gruppen wurde regional unterschiedlich reagiert,
wahrscheinlich auf Basis der wirtschaftlichen und sozialen Organisation der einzelnen Gruppen.
Manche Gebiete und ländliche Siedlungen wird der Vorstoß kaum betroffen haben. 830
22.4 Überregionale Synchronisationsversuche
Um hallstättische Erscheinungen des westlichen und südostalpinen Raumes miteinander zu
synchronisieren, wurde von einigen Autoren das Konzept der Horizonte verwendet. Unter Horizont
versteht H. Parzinger „eine gedachte Linie, die durch verschiedene Kulturräume verläuft und
gleichzeitige Erscheinungen miteinander verbindet“.831 Eine zeitliche Tiefe müssen Horizonte
allerdings besitzen, da archäologische Materialien eine bestimmte Laufzeit haben – zuletzt läuft das
Konzept wiederum auf Leittypen hinaus. Dass die Erstellung von überregionalen Feinchronologien
möglich und sinnvoll ist, wurde zurecht angezweifelt. Feinchronologien sind in der Einzelbetrachtung
von Gräberfeldern möglich, sie allerdings überregional in ein chronologisches System einzuhängen
erfasst nicht die „realen Abweichungen und Überschneidungen der prähistorischen Wirklichkeit“ und
bleibt fiktives Konstrukt.832
Prinzipiell stehen hinter den Chronologiesyste-
men unterschiedliche gedankliche Konzepte,
wie Veränderungen der materiellen Kultur eines
Zeitabschnittes oder am Übergang zweier Zeit-
abschnitte zu begreifen sind. Ein Konzept sieht
in den Zeitabschnitten Kisten, die sich mit Mate-
rial füllen lassen. Ein anderes Konzept versucht,
die Entwicklung der materiellen Kultur als konti-
nuierlich zu begreifen, zieht aber trotzdem im-
mer wieder Zäsuren ein, um mitunter weit von
einander liegende Räume miteinander zu ver-
binden. Je nachdem, ob eher das Verbindende
oder das Trennende im archäologischen Mate-
rial gesucht wird, wird es auch gefunden.
Abb. 246: Konzepte hinter den Chronologiesystemen

826
Nebelsick 1997, 27, 77 ff.
827
Nebelsick 1997, 27, 80 ff.
828
Nebelsick 1997, 27 und 68 f.
829
Teržan 1998, 519 f.
830
Teržan 1998, 520 ff.
831
Parzinger 1989, 5 f.
832
Torbrügge 1995, 600 f.

277
Statzendorf Chronologie

Die prähistorische Realität war vermutlich von unterschiedlichen Entwicklungen geprägt, bruchlosen
und solchen mit Zäsur, kleinräumigen und weite Gebiete überspannende. Aus dieser Erkenntnis
heraus das Kind mit dem Bade auszuschütten und die Möglichkeit der Erstellung einer
Feinchronologie ganz abzulehnen, ist nicht zielführend. Versuche, Einzelchronologie von Fundorten in
ein größeres, kulturhistorisches Bild einzubetten, haben genauso ihre Berechtigung, schließlich darf
das Ziel der prähistorischen Archäologie, den Mensch hinter dem Material zu fassen, nicht ganz aus
den Augen verloren werden. Leider kranken Arbeiten, die große Räume umspannen, häufig an
fehlender Detailkenntnis der regionalen Situation, so dass sich nicht das Gefühl einstellt, dass in
letzter Zeit große chronologische Durchbrüche erzielt worden wären.
S. Stegmann-Rajtár untersucht aus mährischer Perspektive die chronologische Entwicklung der
Hallstattkultur in Niederösterreich und entwirft sechs Zeithorizonte der Hallstattzeit, die absolut von der
zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. angesetzt
werden. Horizont 1 entspricht den frühesten Gräbern von Statzendorf und Fischau, die in einer Zeit
angelegt werden, als das Gräberfeld Stillfried noch weiter belegt wurde. Charakteristisch sind
Metallbeigaben wie Harfenfibeln und Ösenhalsringe, die als „Erbe der Urnenfelderzeit“ gelten,
Knotenbügelfibeln und Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr.833 Horizont 2 entspricht Gräbern mit
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, Trensen mit Omegaklammern, Ärmchen- und Lappenbeilen,
Gefäßen mit strenger Dreigliederung und bereits solchen mit weicherer Profilierung. An Fibeln
kommen die frühe Halbmondfibel sowie die zweischleifige Bogenfibel vor. Die Gräberfelder von
Statzendorf, Maiersch und Bad Fischau werden weiter belegt, Maissau kommt neu hinzu. Horizont 3
und 4 war nicht überall zu trennen, für beide Horizonte sind die Mehrkopfnadel mit Faltenwehr, der
geknotete Halsring, bronzene Gürtelhaken sowie das weich profilierte Kegelhalsgefäß typisch.
Horizont 3 zeichnet sich durch die Halbmondfibel mit Gehänge, Horizont 4 durch die Kahn- bzw.
Šmarjetafibel aus. Sowohl in Statzendorf, Maiersch, Maissau als auch Bad Fischau und Sopron sind
Gräber dieses Horizonts vertreten.834 Horizont 5 kann nach S. Stegmann-Rajtár in Niederösterreich
nur noch in Maiersch und Maissau dokumentiert werden, in Sopron-Burgstall gehört die
Nachbestattung in Hügel 215 dem Horizont 5 an und ist gleichzeitig das jüngste Grab des
Gräberfeldes. Auch Nové Košariská geht mit Hügel 1 zu Ende. Typisch wäre die frühe Schlangenfibel
und die Fibel mit Bernsteinbügel.835 Horizont 6, für den die entwickelte Schlangenfibel charakteristisch
wäre, ist im Verbreitungsgebiet kaum zu belegen.
Von den Horizonten ausgehend zeichnet S. Stegmann-Rajtár ein Bild der beginnenden Hallstattzeit,
das von einer uneinheitlichen Initialphase ausgeht. Ein kontinuierlicher Übergang von der Urnenfelder-
zur Hallstattzeit ist in Mähren nicht belegbar. Charakteristisch wird in der ersten Hälfte der älteren
Hallstattzeit die bemalte Keramik, in Süddeutschland setzt sich zur gleichen Zeit die
kerbschnittverzierte Ware durch, die bis Statzendorf vorkommt. Zahlreiche Fremdformen drängen das
„Podoler Kulturelement“ immer mehr zurück. Als typisch für die Formengruppe I und den Beginn der
Hallstattzeit sieht sie die Knickwandschale, später kommt die Stufenschale hinzu, in der entwickelten
Hallstattzeit ist das Hochhalsgefäß typisch. In der zweiten Hälfte der älteren Hallstattzeit ist eine
Bemalung in dieser Art nicht mehr in dem Maße vertreten und wird durch vielfältige
Verzierungstechniken wie Dellen, Kanneluren, Ritzlinien, Stempel und Rädchenverzierungen ergänzt.
Keramische Leitform ist die Schüssel mit hohem Kragenrand, die S. Stegmann-Rajtár auf Vorbilder im
süddeutschen Raum ab Hallstatt C2 zurückführt.836 Nach einer Blütezeit in der entwickelten älteren
Hallstattzeit bricht kurz nach der Wende zur jüngeren Hallstattzeit (Hallstatt D1) die Entwicklung ab,
ein neuer Abschnitt mit neu angelegten Bestattungs- und Siedlungsplätzen bricht an.837

833
Stegmann-Rajtár 1992, 161.
834
Stegmann-Rajtár 1992, 164.
835
Stegmann-Rajtár 1992, 165.
836
Stegmann-Rajtár 1992, 169.
837
Stegmann-Rajtár 1992, 170.

278
Statzendorf Chronologie

23. Die Chronologie des Gräberfeldes Statzendorf


Die Chronologie des Gräberfeldes steht auf mehreren Standbeinen: Neben den überregional
datierbaren Metallfunden838 ist die lokale Entwicklung der Gefäßformen839 und der Grabformen840
ausschlaggebend. Ein wesentliches Hilfsmittel zum Erkennen chronologischer Entwicklungen und
somit für die Datierung ist die Seriation des Gräberfeldes nach mehreren Gesichtspunkten, die
Analyse der „N Nächsten Nachbarn“ und die horizontalstratigraphische Analyse.
23.1 Die bisherige Datierung einzelner Grabkomplexe in der Literatur
Nachdem das Gräberfeld Statzendorf seit über hundert Jahren bekannt und ein kleiner Teil des
Materials nach Komplexen getrennt bereits publiziert ist,841 haben schon einige Autoren ihre Ansichten
über die Chronologie des gesamten Gräberfeldes oder einzelner Komplexe geäußert. Wie im
Abschnitt „Hallstattzeit – Forschungsgeschichte der Bedeutung eines Begriffes“ gezeigt werden
konnte, sind zu Beginn der Forschung ganze Gräberfelder, so auch Statzendorf, tendenziell einer
bestimmten Stufe oder Epoche zugeordnet worden. So diente Statzendorf M. Hoernes842 zur
Illustration seiner durch polychrome Keramik charakterisierten späteren Phase der althallstättischen
Stufe. O. Menghin843 datierte Statzendorf „als ganzes wohl an die Wende von der älteren zur jüngeren
Hälfte der Hallstattzeit“. Später wurde stärker differenziert und einzelne Grabkomplexe aus dem
Gräberfeld getrennt beurteilt, ohne jedoch der Gesamtentwicklung des Gräberfeldes und dem
horizontalstratigraphischen Zusammenhang der Gräber Rechnung zu tragen, zum Großteil ohne
Kenntnis des überwiegenden, bislang unpublizierten Materials.844 Wie die Tabelle zeigt, verwenden K.
Kaus, S. Stegmann-Rajtár und L. Nebelsick zwar unterschiedliche Chronologiesysteme, in ihren
Datierungsansätzen stimmen sie aber weitgehend miteinander überein.

Grab Kaus 1973 Stegmann-Rajtár 1992 Nebelsick 1994


A001 Phase I ältere Hallstattzeit
A004 Phase I
A006 Phase Ib
A009 Phase II
A011 Hallstatt C Phase I
A012 Phase Ia frühe Hallstattzeit
A013 Phase II
A014 Hallstatt D Phase II mittlere Hallstattzeit
A015 Phase I
A017 Hallstatt C
A019 Hallstatt C frühe Hallstattzeit
A023 Hallstatt C Phase I
A024 Hallstatt C Phase Ia
A027 Hallstatt C Phase Ib
A028 Phase Ia
A030 Phase I
A033 Phase II
A035 Phase Ib
B034 frühe Hallstattzeit
B141 frühe Hallstattzeit
C001 Hallstatt D Phase II
C005 Phase II

Komplexe aus Statzendorf datiert K. Kaus folgendermaßen: Grab A011 ist für ihn durch die hellrote,
mit rhombischen Grafitmustern verzierte Kragenrandschüssel, die in Bayern als Leitform der Stufe C1

838
Siehe Kapitel „Metallobjekte“
839
Siehe Kapitel „Keramik“
840
Siehe Kapitel „Befunde“
841
Dungel 1908.
842
Hoernes 1905, 46 ff.
843
Menghin 1913, 304 f.
844
Diese Bemerkung ist nicht als Kritik der auf die Primärliteratur angewiesenen Forscherinnen und Forscher zu
verstehen, sondern als Kritik an der gängigen Praxis in der Archäologie, die jeglicher Systematik in der
Aufarbeitung entbehrt und einer ständig wachsenden, zunehmend weniger zu bewältigenden Materialmenge
kaum Arbeitskonzepte entgegenstellt.

279
Statzendorf Chronologie

gilt, als typisches Grab der Stufe Hallstatt C zu bewerten. Grab A014 datiert er aufgrund der
geknoteten Armreifen mit Zwischenrippen und Pufferenden in die südbayrische Stufe D1, als weiteren
Anhaltspunkt dieser Datierung verwendet er den Bronzeblechgürtel, der nach I. Kilian-Dirlmeier
ebenfalls in die Stufe Ha D zu stellen ist. Eiserne Pufferringe mit nierenförmigen Schlussknöpfen
kommen in Niederösterreich laut K. Kaus nur in der Stufe C vor, weshalb er Grab A017 so datiert. Die
datierenden Merkmale für Grab A019 findet K. Kaus in der Harfenfibel vom Hallstatt-C-Schema, dem
frühen Kegelhalsgefäß und der doppelkonischen Schüssel mit Grafitbemalung auf rotem Grund in
Form von Dreiecken und Gittern, für die er Parallelen im Gräberfeld Linz-St.Peter gefunden hat. Er
spricht sich für die Stufe Hallstatt C aus. Einen Beleg für die frühe Stufe von Hallstatt C sieht K. Kaus
in Grab A023, in dem durch die Schälchenkopfnadel und die Doppelkopfspiralnadel Formen der
Urnenfelderzeit vertreten sind. Auch der eiserne Pufferring und das Kegelhalsgefäß mit Trichterrand
und stark fallender Schulter sind Indizien für eine Datierung in Hallstatt C. Das wichtigste datierende
Element des Grabes A024 ist die Rippenkopfnadel, die Parallelen in Bayern und Linz St.-Peter besitzt
und ebenso wie das westliche Kegelhalsgefäß in die Stufe Hallstatt C zu stellen ist. Grab A027 besitzt
eine knieförmig gebogene Mehrkopfnadel mit kegelförmiger Faltenwehr, die K. Kaus als
Übergangsform zwischen den Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr und der echten Mehrkopfnadel mit
Faltenwehr wertet, die Pferdetrensen sind ältere Ausprägungen der hallstattzeitlichen Pferdegebisse,
daher wohl Hallstatt C. Grab C001 datiert K. Kaus in die Stufe Hallstatt D, da Bernsteinaufsteckzier
auf Fibeln in Niederösterreich lediglich für die jüngere Hallstattstufe nachgewiesen sei, ebenfalls für
Hallstatt D sprächen die Harfenfibel mit breiter Kopfspirale und die gerippten Armreifen. Das Konzept
wird ein wenig durch den Gürtelhaken gestört, der in Au am Leithagebirge und in Hallstatt lediglich in
Frauengräbern der älteren Stufe C vorkommt. 845
S. Stegmann-Rajtár skizziert für Statzendorf folgende chronologische Entwicklung: Zur älteren Phase
zählt sie die Gruppe der Gräber A001, A004, A006, A011, A012, A015, A023, A024, A027, A028,
A030, A035 und 47.846 Die frühesten Komplexe der Phase 1 sind nach S. Stegmann-Rajtár A012,
A024, A028 und 47, die noch starke Urnenfeldertraditionen erkennen lassen. Funde wie die
kleinköpfige Vasenkopfnadel, die Nadel mit geripptem Kopf und der Krug vom Typ Ruše stehen für
diese Einschätzung. Die Inventare A006, A027 und A035 seien etwas jünger einzuschätzen, weil die
urnenfelderzeitliche Komponente fehlt. Die Keramik zeichnet sich durch stark bauchige
Kegelhalsgefäße mit strenger Dreigliederung, durch Kragen- und Trichterrandgefäße aus, die häufig
eine kirschrote Oberfläche und Grafitbemalung tragen, typisch für die Motivik sind Winkelbänder.
Kalottenförmige Schalen, Kalenderbergtöpfe, Stufen- und Knickwandschalen mit Innendekor kommen
hinzu. Metallfunde dieser Phase sind Nadeln mit gebogenem Schaft und Rippen- bzw. Kugelkopf,
Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr, die Eisentrense, die Ärmchenbeile und die Eisenmesser. Die jüngere
Phase, zu denen S. Stegmann-Rajtár die Gräber C001, C005, A009, A013, A014 und A033 zählt,
definiert sie durch Kegelhalsgefäße „mit weichem Profil, die Ritzlinienbänder oder plastische Bögen
aufweisen, aber keine Bemalung mehr kennen“, gehenkelte Kegelhalsschüsseln mit umlaufenden
Kanneluren und Steilhalsgefäße. Typische Metalle sind Knotenarmringe mit Zwischenrillen, grob
geperlte Armringe, Bronzeblechgürtel und Bronzedrahtgürtelhaken, eiserne Harfenfibeln und
Eisenmesser. Aus dem Fehlen von typischen Leitformen vom Übergang zur jüngeren Hallstattzeit
schließt sie, dass das Gräberfeld Statzendorf zu diesem Zeitpunkt nicht mehr belegt wurde.847 U.
Brosseder übernimmt im Wesentlichen die Datierungsansätze von S. Stegmann-Rajtár, zu Grab A035
bemerkt sie jedoch, dass die Datierung mit Hallstatt C1 zu früh angesetzt wäre, die Keramik des
Grabes, die mit Girlanden und Kreuzfeldern aus Leiterbändern sowie mit Kreisaugen verziert ist, findet
in Bayern Analogien, die eindeutig in die Stufe Ha C2 datieren.848
L. Nebelsick rechnet mit einem sehr frühen Beginn der Hallstattzeit in Statzendorf. Grab A019 hält er
aufgrund des Zusammenhanges eines „endurnenfelderzeitlichen Kegelhalsgefäßes, eines unorthodox
geformten Kragenrandgefäßes“ und der bronzenen Harfenfibel für frühhallstättisch. Ein weiteres, sehr
frühes Inventar ist B034, das ein archaisch wirkendes, hallstättisches Kragenrandgefäß mit einer
kleinen Vasenkopfnadel [sic!] enthielt. Grab B141, in dem hallstattzeitliche Keramik mit einem
späturnenfelderzeitlichen Beil zusammen vorkommt, macht für L. Nebelsick deutlich, dass „auch an
der westlichen Verbreitungsgrenze der Hallstattgruppen nordostalpiner Prägung in einem noch spät-

845
Kaus 1973a, 195 ff.
846
Bei Komplex 47 ist nicht klar, welcher gemeint ist, denn S. Stegmann-Rajtárs Angaben der Grabnummern
beziehen sich im Allgemeinen auf A. Dungel und entsprechen daher Funden aus Feld A bzw. C, bei ihm ist
jedoch kein Grab 47 angeführt. Auf Seite 76 erwähnt S. Stegmann-Rajtár einen drahtförmigen Gürtelhaken und
zwei Fibeln aus Grab 14. In Grab A014, das einzige, das gemeint sein kann, ist jedoch nur eine Fibel mit
organischem Bügel und ein Bronzeblechgürtel vorhanden (Stegmann-Rajtár 1992, 73 ff.)
847
Stegmann-Rajtár 1992, 73 ff.
848
Brosseder 2004, 112.

280
Statzendorf Chronologie

bis endurnenfelderzeitlichen Milieu neue Ausstattungsmuster, Formen und Zieroptionen die


Hallstattkultur einleiten.“849 Grab A012 ist ein weiteres Beispiel früher Integration rot-schwarz bemalter
Gefäße in Grabensembles, hier wurde ein miniaturisiertes, kurzhalsiges Kegelhalsgefäß zusammen
mit einem Kegelhalshenkelgefäß gefunden, das in urnenfelderzeitlicher Tradition steht. Im
oberbayrischen Donauraum und auch weiter die Donau abwärts, etwa in Linz St. Peter, ist erst in der
Hallstattzeit mit bemalter Keramik zu rechnen, während rot engobierte Ware im westlichen
Urnenfelderkreis entwickelt wurde und in Niederbayern, der Oberpfalz und der Münchner
Schotterebene bereits während der späten Urnenfelderzeit vorkommt.850 Grab A014 wäre aufgrund
der Fibel eher in die entwickelte ältere Hallstattzeit (Hallstatt C2) zu stellen.851 Grab C001, ein
mittelhallstattzeitliches Körpergrab mit Keramik, ist aufgrund des Metallspektrums mit geknoteten
Armringen, einer Harfenfibel mit breiter Sehne und der spätesten Variante der doppelarmigen
Gürtelhaken so zu datieren. Die Keramik entspricht Loretto IIIb oder IV.852
23.2 Absolute Chronologie
Mangels Daten853 kann das Gräberfeld lediglich durch Vergleiche in einen absolutchronologischen
Rahmen gestellt werden, der, wie die Forschungsgeschichte zeigte, veränderbar ist und eine
verlässliche Fixierung der Laufzeit des Gräberfeldes oder gar die genaue Datierung einzelner
Grabkomplexe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zulässt. Einzelne dendrochronologische Daten aus
Schweizer Seeufersiedlungen oder süddeutschen Grabkammern854 helfen bei der Datierung des
Gräberfeldes Statzendorf kaum weiter. Die Eichenstämme, die zum Bau der Grabkammer des
Wehriger „Hexenbergle“, Hügel 8, verwendet wurden, dürften im Jahr 778 ± 5 v. Chr. gefällt worden
sein und markieren derzeit den Beginn der Stufe Hallstatt C1.855 Dem derzeitigen Forschungsstand
entsprechend wäre die Belegung des Gräberfeld etwa zwischen 800 und 600 v. Chr. anzusetzen.
23.3 Seriation
Wenn stratigraphische Beobachtungen eines Fundortes nicht ausreichen, um geschlossene Komplexe
in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, etwa wenn Gräber eines Bestattungsplatzes nicht
übereinander, sondern nebeneinander liegen, wird über Kombinationsstatistik oder Seriation versucht,
zu einer Reihung der Gräber zu gelangen. Grundlegend sind die Konzepte des „Typs“ und des
„geschlossenen Fundes“, bei dem mindestens zwei Gegenstände gemeinsam deponiert wurden und
bis zum Zeitpunkt der Auffindung in ihrem Zusammenhang verblieben sind.856 Im Gräberfeld von
Statzendorf wird davon ausgegangen, dass es sich bei den einzelnen Grabkomplexen um
geschlossene Funde handelt. Die chronologische Seriation versucht, das aus verschiedenen
Komplexen stammende archäologische Fundmaterial so zu ordnen, dass seine ursprüngliche zeitliche
Abfolge aus dem Ergebnis abzulesen ist. Als „Erfinder“ der Seriation gilt Sir William Flinders Petrie
(1853-1942), der um die Jahrhundertwende anhand ägyptischen Keramikmaterials ein System
relativer Altersabfolge entwickelte, das auf dem Prinzip der Veränderung von Objekten und der
Vergesellschaftung dieser Objekte in Gräbern beruhte. Nach Betrachtung der Stratifizierung und der
Herausarbeitung von Serien keramischer Formen aufgrund ihrer Entwicklung werden Gruppen mit
ähnlichem Keramikinventar herausgearbeitet, die so geordnet werden, dass die Laufzeit der einzelnen
Gruppen möglichst klein gehalten wird.857
W. Petrie steht am Anfang einer Reihe unterschiedlicher statistischer Verfahren, die heute mit Hilfe
von Computerprogrammen durchgeführt werden und qualitativ und quantitativ gewichtet sein können.
Bei der Seriation werden die Befunde und Typen in eine Reihenfolge gebracht, die zumeist
chronologisch interpretiert wird, es können aber auch andere Ursachen hinter der graduellen
Veränderung von Typenkombinationen stehen, etwa Geschlecht, soziale Gruppenzugehörigkeit der
Bestatteten oder geographische Eigenheiten verschiedener Fundorte. Die Wirkung nicht-
chronologischer Variabler kann allerdings erkannt und berücksichtigt werden. Die Seriation weist allen
Typen und Befunden den wahrscheinlichsten Ort innerhalb einer Reihenfolge zu, ist aber keine
Anordnung auf einer Zeitskala. Gleiche Abstände zwischen Befunden müssen nicht gleich lange

849
Nebelsick 1994a, 68.
850
Nebelsick 1994a, 69.
851
Nebelsick 1994a, 98.
852
Nebelsick 1994a, 108.
853
Auf 14C-Datierungen der Tierknochen oder Skelette wurde wegen der geringen Aussicht, zu brauchbaren
Daten zu kommen, verzichtet. Zwischen 780 und 450 BC verläuft die Kalibrationskurve für eine Feindatierung zu
flach (www.nhm-wien.ac.at/NHM/Prehist/Stadler/14C_Project).
854
Metzner-Nebelsick 2002, 46 ff.
855
Tomedi 2002, 94.
856
Eggert 2001, 54.
857
Eggert 2001, 201 ff.

281
Statzendorf Chronologie

Zeitunterschiede bedeuten. Eine Weiterentwicklung der Methode der Petrifikation stellt das Reciprocal
Averaging858 dar, bei der Zeilen und Spalten der Inzidenzmatrix durch Eigenvektoren ersetzt werden.
Fundkomplexe mit gleichem Inhalt liegen an gleicher Stelle, je ähnlicher sich Fundkomplexe oder
Typen sind, desto näher liegen sie beisammen.859
Für die Seriation des Gräberfeldes von Statzendorf wurde das von P. Stadler entwickelte
Programmpaket WinSerion860 verwendet. Der größte Vorteil dieses Programms ist die Möglichkeit,
durch die Verwendung einer Bilddatenbank die Klassifikation der Typen sehr einfach zu verändern.
Für jede Seriation ist schließlich die Typologie ausschlaggebend. Die „dynamisch" definierten Typen
können auf ihre chronologische Relevanz und über die Verteilung im Gräberfeld getestet werden.
Häufige Typen, die weit streuen, lassen sich möglicherweise nach bisher unberücksichtigten
Merkmalen in mehrere Typen aufgliedern, unnötige Aufgliederungen von Typen können wieder
zusammengefasst werden. Die Verbesserung der Typologie hat schließlich eine Verbessung des
Seriationsergebnisses zur Folge.861 Als Gradmesser für den Erfolg einer Seriation gilt der
Korrelationskoeffizient der Matrix. Er beträgt 1, wenn die Matrix quadratisch ist und die Inzidenzen
exakt entlang der Diagonale angeordnet sind. Ein Ergebnis ab 0,75-0,8 gilt als brauchbar.862
Um die Seriation in einen größeren geographischen Rahmen einzubetten, wurde das Material
zahlreicher anderer publizierter Fundorte im Rahmen der Bilddatenbank aufgenommen. Neben den
2073 Objekten aus Statzendorf wurden 2377 Objekte anderer Grabkomplexe der Hallstattkultur und
1391 Objekte aus Grabkomplexen der Urnenfelderkultur eingegeben. Zu den Objekten gehören
Funde aus Bernhardsthal, Bullendorf, Donnerskirchen, Fischau, Gemeinlebarn, Grafenwörth,
Hadersdorf, Krennsdorf, Langenlebarn, Maiersch, Marz, Nové Košariská, Rabensburg, Röschitz,
Sopron-Burgstall, Stillfried, St. Andrä, Weiden und Zagersdorf. Die Aufnahme weiterer Daten und eine
detaillierte Auswertung konnte im Rahmen dieser Dissertation noch nicht erfolgen. Der Versuch, die
Keramik der anderen hallstattzeitlichen Fundstellen der Kalenderbergkultur gemeinsam mit dem
Material aus Statzendorf zu serieren, hat jedoch kein verbessertes Ergebnis erbracht. Offensichtlich
ist die Keramikherstellung sowohl zu stark regional, als auch zu stark sozial differenziert.
Für das Gräberfeld Statzendorf selbst wurden mehrere Seriationen unter verschiedenen Gesichts-
punkten durchgeführt. Die Seriation funktioneller Typen ergab deutliche geschlechtsspezifische
Gruppierungen nach Männer- und Frauengräbern, die zur geschlechtsspezifischen Klassifizierung der
Gräber verwendet werden konnte.863 Weitere Seriationen mussten daher nach Männer- und

Abb. 247: Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (alle Gräber)

858
Ihm 1983, 8 ff.
859
Doneus 2001, 101.
860
P. Stadler gab mir die Möglichkeit, seine Programme MonteliusEntry und WinSerion bei der Bearbeitung des
Gräberfeldes von Statzendorf zu verwenden, wobei er viel Zeit und Arbeit investiert hat, mich zu unterstützen.
Dafür möchte ich ihm herzlich danken. Die genaue Methode, Vorgehensweise und die statistischen Grundlagen
beschreibt er in seiner Habilitationsschrift (Stadler 2005).
861
Stadler 2004, 36.
862
Doneus 2001, 101.

282
Statzendorf Chronologie

Frauengräbern getrennt durchgeführt werden. Da die Typologie während der Bearbeitung laufend
verändert und verfeinert werden kann, wurden einmal Merkmale der Formgebung, einmal Merkmale
der Verzierung in den Vordergrund gestellt. Die Metall- und Kleinfunde erwiesen sich für die Seriation
als wenig brauchbar, da es keine Typen im Gräberfeld gibt, die Merkmale aufweisen, die sich
tatsächlich chronologisch entwickeln.

Abb.248 : Eigenvektordarstellung Reciprocal Averaging Kleinfunde (alle Gräber)

Die getrennte Seriation der Kleinfunde erbrachte eine klare geschlechtsspezifische Gruppierung. Der
untere, linke Bereich der Matrix ist den Frauen, der obere rechte Bereich den Männern zuzuordnen.

Abb.249 : Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (nur Frauengräber)

In der oben abgebildeten Matrix sind ausschließlich Frauengräber berücksichtigt. Auf den ersten Blick
fällt eine gewisse materialspezifische Gliederung des Fundmaterials auf, so kommen Bronzefunde
offensichtlich eher mit Bronzefunden, Eisenfunde eher mit Eisenfunden vor. Versucht man eine
vorsichtige chronologische Interpretation, so würde man die älteren, bronzenen Harfenfibeln in die
Nähe der massiven, verzierten und unverzierten Bronzeringe zu stellen haben, die jüngeren eisernen
Harfenfibeln in die Nähe der Eisenringe und des Armschmuckes. Interessant ist die Gliederung der
Messertypen, die mit Messern mit geschwungenem Rücken beginnen, es folgen Messer mit rundem
Rücken und schließlich Messer mit geknicktem Rücken.

863
Siehe Kapitel „Zur archäologischen und anthropologischen Geschlechtsbestimmung“.

283
Statzendorf Chronologie

Abb. 250: Ergebnis Reciprocal Averaging Kleinfunde (nur Männergräber)

Die Ordnung der Messer wiederholt sich bei den Männergräbern. Obwohl zunächst davon
ausgegangen wurde, dass die Form der Messer aufgrund der Verwendung, des Nachschleifens und
auch der Restaurierung zu sehr beeinflusst wird, könnte sich doch eine chronologische Komponente
abzeichnen. Ansonsten sind in den Männergräbern keine Typen enthalten, die eine relativ-
chronologische Aussage zuließen.
Als nächstes wurde das gesamte keramische Fundmaterial miteinbezogen. Ein Mal erfolgte die
typologische Klassifikation vorwiegend nach Formkriterien, ein anderes Mal nach Verzierungs-
merkmalen. Mithilfe der dynamischen Typologie konnte die Seriation in mehreren Schritten
durchgeführt werden, dazwischen wurde immer wieder versucht, die typologische Klassifikation und
folglich auch das Seriationsergebnis zu verbessern. Trotzdem streuen Inzidenzen relativ weiträumig
entlang der Matrixdiagonale. Um von rein geschlechtsspezifischen Gruppierungen weg zu kommen,
wurde die Seriation getrennt nach Frauen- und Männergräbern durchgeführt. Das verringerte die
Datenbasis allerdings beträchtlich, da nur 62 Frauen- und 31 Männergräber mit einiger Sicherheit
geschlechtsbestimmt werden konnten.
Die Seriation (Petrifikation) aufgrund der Typologie mit dem Schwerpunkt Form erbrachte noch die
besten Ergebnisse. Natürlich konnten nur Komplexe in die Seriation aufgenommen werden, bei denen
mindestens zwei Typen vorliegen, andererseits nur Typen, die in mindestens zwei Gräbern

Abb. 251: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)

284
Statzendorf Chronologie

vorkommen. Außerdem wurden alle Komplexe, bei denen es sich nicht um Frauengräber handelt,
exkludiert. Folgende Typen wurden aufgrund dieser Vorgaben eliminiert:
Bernsteinperle, Bernsteinstabperle, Bronzegürtel, Doppelspiralkopfnadel aus Bronze, Drillingsgefäß,
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, Fußschale mit ausladendem Rand, Gagatring,
Halbmondfibel, Halsreif mit Ritzverzierung, Halsreif mit Torsion, Henkelschüssel, gedrückt und
kalottenförmig, Kahnfibel, Kegelhalsgefäß mit flauer Profilierung, gedrückt, Kegelhalsgefäß mit flauer
Profilierung, hoch, Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, hoch, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,
gedrückt, Knickwandschale, Mehrkopfnadel aus Bronze, Mehrkopfnadel aus Eisen, Messer mit
geradem Rücken, Nadelbehälter, Pfeilspitze, Schale mit ausladendem Rand und Randverzierung,
Scheibenkopfnadel aus Bronze, Schleifenbogenfibel, Schleifstein ohne Loch, Schälchenkopfnadel aus
Bronze, Schüssel mit geradem, kurzen Hals, kugelig, Schüssel mit geradem, langen Hals, gedrückt,
Schüssel mit langem Kegelrand, hoch, Stufenschale, Vasenkopfnadel aus Bronze, eiförmiger
Henkeltopf mit Kerben, eiförmiger Henkeltopf mit Knubben und Kerben, eiförmiger Henkeltopf,
unverziert, eiförmiger Topf ohne Henkel mit Knubben, eiförmiger Topf ohne Henkel, unverziert,
einfache Schale mit ausladendem Rand, geschlossener, massiver Bronzering, große Schale, bemalt,
innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, kugeliger Henkeltopf, napfartige Henkelschale, rot-
schwarz bemalte Kragenrandschüssel, gedrückt, schlanker Kalenderbergtopf, unverzierter Halsreif
Zahl der Funde = 53
Zahl der Typen = 56
Zahl der Inzidenzen = 289
Gesamtstress = 18.05
Durch die Anwendung des Verfahrens „Reciprocal Averaging“ konnte das Ergebnis deutlich
verbessert werden. „Durchläufer“ wurden eliminiert, was die Datenbasis wiederum verkleinerte.

Abb.252 : Reciprocal Averaging Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)

Zahl der Funde = 32


Zahl der Typen = 39
Zahl der Inzidenzen = 158
Gesamtstress = 0.86
Interpretation: Es bleibt fraglich, ob die Ergebnisse der Seriation chronologisch interpretierbar sind.
Die Ergebnisse der Seriation unter Einbeziehung der Keramik deckt sich im wesentlichen mit der
Seriation der Kleinfunde. Eine Reihung der Messer von geschwungenen über runde bis hin zu
geknickten Formen ist vorhanden. In die Nähe der bronzenen Harfenfibeln sind Bronzeniete,
Bronzegürtelhaken und offene, massive Bronzeringe zu stellen, gerippte Bronzearmreifen,
Bronzeringe mit dreieckigem Querschnitt sowie Bronzespiralröllchen leiten zu den Eisenformen, den
eisernen Harfenfibeln und Nähnadeln über. Glatte Bronzearmreifen und Bronzespiralringe sind

285
Statzendorf Chronologie

ebenfalls dieser eventuell jüngeren Gruppe zuzuordnen. Am linken, unteren Ende der Matrix, das als
das ältere interpretiert wird, sind bevorzugt Topfformen anzutreffen, am rechten oberen Ende der
Matrix finden sich Schüsselformen, was der generellen Ansicht über der Keramikentwicklung des
Kalenderbergraumes entspricht. Spinnwirtel könnten sich von kugeligen über kegelförmige bis hin zu
gedrückten Formen entwickelt haben.

Abb. 253: Eigenvektordarstellung Typologie mit Schwerpunkt Form (Frauengräber)

Der Seriation der Frauengräber wird nun die der Männergräber zur Seite gestellt. Das Typlimit und
Fundlimit wurde wiederum mit 2 festgelegt, was die Eliminierung folgender Typen zur Folge hatte:
Ausgussgefäß mit tierförmigem Ausguss, Deckel, Fußschale mit facettierter Randzone, Fußschale,
eingezogen, Henkelschüssel, kugelig, Kegelhalsgefäß mit flauer Profilierung, gedrückt, Kegel-
halsgefäß mit flauer Profilierung, kugelig, Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, kugelig, Kegelhalsgefäß
mit abgesetztem Hals, Kegelhalsgefäß mit mittlerem Hals, hoch, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,
gedrückt, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, kugelig, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, normal,
Lanzenspitze, Mehrkopfnadel aus Bronze, Omegazwinge, Pinzette, Rippenkopfnadel aus Bronze,

Abb. 254: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Form (Männergräber)

286
Statzendorf Chronologie

Schale mit waagrecht facettiertem Rand, Schüssel mit Kragenrand, gedrückt, Schüssel mit geradem,
kurzen Hals, kugelig, Schüssel mit langem Kegelrand, kugelig, Trense, Trensenknebel, Tüllenbeil,
breiter Kalenderbergtopf, eiförmiger Henkeltopf mit Kerben, eiförmiger Henkeltopf mit Knubben,
eiförmiger Topf ohne Henkel mit Knubben, einfache Schale mit ausladendem Rand, gedrückte
Einzugschale mit eingezogenem Unterteil, kalottenförmige Schale mit ausladendem Rand, kugeliger
Henkeltopf, rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, hoch.
Zahl der Funde = 30
Zahl der Typen = 40
Zahl der Inzidenzen = 188
Gesamtstress = 19.04
Das Verfahren des Reciprocal Averaging verbesserte formal das Ergebnis, die archäologische
Aussage bleibt jedoch dürftig:

Abb. 255: Reciprocal Averaging Typologie mit Schwerpunkt Form (Männergräber)

Zahl der Funde = 11


Zahl der Typen = 14
Zahl der Inzidenzen = 49
Gesamtstress = 0.79
Interpretation: Die Metallformen, Messer mit geradem Rücken, Messer mit Rundem Rücken sowie
Ärmchenbeile sind im rechten oberen Bereich der Matrix angeordnet, eine chronologische Relevanz
dürfte dieser Gruppe jedoch nicht zukommen. Im linken unteren Bereich finden sich Schüsselformen,
die gewöhnlich mit den jüngeren Kalenderbergstufen in Verbindung gebracht werden. Aus den
unterschiedlichen Formen der Einzugsrandschalen dürfen kaum Schlüsse zu ziehen sein.
Bei den folgenden Seriationen standen Verzierungsmerkmale im Vordergrund, da der Verdacht nahe
lag, dass sich Verzierungselemente noch am ehesten chronologisch entwickeln. Auch hier wurde
versucht, die Typologie schrittweise zu verbessern, um zum bestmöglichen Ergebnis zu gelangen.
Trotzdem erbrachte das Verfahren „Petrifikation“ lediglich Ergebnisse, die für eine chronologische
Interpretation als nicht brauchbar eingestuft werden müssen, das Verfahren „Reciprocal Averaging“
reduzierte Typen und Komplexe für eine archäologische Aussage zu sehr.
Das festgelegte Typ- und Fundlimit eliminierte die folgenden Typen: Drillingsgefäß, Fußschale
ausladend, Halsreif mit Ritzverzierung, Halsreif mit Torsion, Henkelschüssel kanneliert,
Henkelschüssel mit Winkeln, Henkelschüssel unverziert, Henkeltopf mit Knubben, Henkeltopf mit
senkrechter Kannelur, Henkeltopf unverziert, Kalenderberg mit Stempeln und Bogen,
Kalenderbergtopf klassisch mit Winkeln, Kegelhalsgefäß mit vier Knubben, Kegelhalsgefäß mit
Stempeln und Winkeln, Kragenrandschüssel mit Rauten, Mehrkopfnadel aus Bronze, Messer mit
geradem Rücken, Schale mit rund kanneliertem Boden, Schälchenkopfnadel aus Bronze, Schüssel
mit Kannelur und Delle, Schüssel mit Stempel, Schüssel mit geritzten Bogen und Punkten,
Vasenkopfnadel aus Bronze, ausladende Schale mit Dreiecken am Rand, Stufenschale einfach,
Stufenschale mit Stempeln, kugeliger Topf ohne Henkel, unverzierter Halsreif, Knickwandschale
Zahl der Funde = 51
Zahl der Typen = 45
Zahl der Inzidenzen = 263
Gesamtstress = 19.09

287
Statzendorf Chronologie

Abb. 256: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Verzierung (Frauengräber)

Interpretation: Geht man von der Prämisse aus, dass die enthaltenen Metallfunde die Richtung der
Seriation vorgeben, so ließe sich eine Entwicklung der Kegelhalsgefäße ablesen, die durchaus den
chronologischen Vorstellungen entspräche. Der rechte obere Bereich der Matrix wäre als der ältere zu
interpretieren, der linke untere Bereich als der jüngere. Kegelhalsgefäße mit Kannelurbogen und
Knubben beginnen die Reihe, es folgen Kegelhalsgefäße mit Kannelurwinkeln und kamm-
strichverzierte Kegelhalsgefäße. Am linken unteren Ende sind unverzierte und schließlich bemalte
Kegelhalsgefäße zu finden. Die Reihung der Kalenderbergtöpfe entspricht jedoch nicht den
chronologisch Einschätzungen, denn stempelverzierte Gefäße, die jünger als die klassischen, mit
Knubben und Bogen verzierten Formen einzuordnen wären, sind im rechten oberen Bereich der
Matrix zu finden. Es fällt auf, dass im linken unteren Bereich der Matrix Gräber angeordnet sind, die im
mittleren Westbereich des Gräberfeldes situiert sind und starke westliche Einflüsse zeigen. Die
Seriation könnte eher eine Gruppenbildung innerhalb des Gräberfeldes als eine chronologische Reihe
ergeben haben.
Bei der Seriation der Männergräber aufgrund einer Typologie mit dem Schwerpunkt Verzierung
wurden zunächst aufgrund des Typ- und Fundlimits von 2 folgende Typen eliminiert: Deckel,
Fußschale mit Turbanrand, Fußschale eingezogen, Henkelschüssel unverziert, Henkeltopf mit
Knubben, Kalenderbergtopf mit Kerben, Kalenderberg mit Knubben und Kannelur, Kalenderbergtopf
mit Stempeln, Kalenderberg mit Stempeln und Bogen, Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kannelur,
Mehrkopfnadel aus Bronze, Rippenkopfnadel aus Bronze, Schüssel mit Dellen, Tiergefäß, Topf mit
Knubben, Turbanrandschale waagrecht, ausladende Schale tulpenförmig, ausladende Schale einfach
Zahl der Funde = 31
Zahl der Typen = 39
Zahl der Inzidenzen = 198
Gesamtstress = 19.05
Interpretation: Bei den Männergräbern verläuft die Reihung der Kegelhalsgefäßtypen wie die der
Frauengräber. Kannelurbogenverzierte Gefäße beginnen die Reihe, es folgen kammstrichverzierte
und solche mit Kannelurwinkeln. Unverzierte Kegelhalsgefäße sowie bemalte Kegelhalsgefäße sind
im linken unteren, wiederum vermutlich jüngeren Bereich gereiht. Kalenderbergtöpfe mit klassischer
Knubben- und Fingernagelkerbleistenzier stehen diesmal der Erwartung nach in der älteren Gruppe.
Andere Gefäßformen, wie etwa die Turbanrandschale, sind im Gegensatz zur Matrix der Frauengräber
an völlig anderer Stelle angeordnet, funktionelle Formen wie das Ärmchenbeil oder die Eisenkugel
dürften gar keine chronologische Aussagekraft besitzen.

288
Statzendorf Chronologie

Abb. 257: Petrifikation Typologie mit Schwerpunkt Verzierung (Männergräber)

Zusammenfassend ist zur Seriation des Fundmaterials des Gräberfeldes Statzendorf zu sagen, dass
die erhoffte Erwartung, zu einer besseren chronologischen Gliederung des Fundmaterials zu
gelangen, vorerst nicht eintrat. Die Ergebnisse liegen für die Seriation eines Gräberfeldes deutlich
unter den Erwartungen. Auch wenn die Ergebnisse der Seriation chronologisch nur in Ansätzen
verwertbar sind, zeigten sich geschlechtsspezifische Gruppierungen und Reihungen, die auf die
räumliche Verteilung innerhalb des Gräberfeldes zurückzuführen sein könnten. Ob diese
chronologisch im Sinne einer Belegungsreihenfolge zu interpretieren sind, sei dahingestellt.
23.4 Vorschläge zur Datierung einzelner Gräber
Die Datierung der einzelnen Komplexe stützt sich auf chronologisch klassifizierbare Metalle, die
Entwicklung der Keramik und den Grabbau. Der chronologische Rahmen des gesamten Gräberfeldes
reicht von der frühen Hallstattzeit bis zur jüngeren Hallstattzeit, umfasst also die Stufen Hallstatt B3/C1
bis D1. Viele Komplexe können nicht genauer als diese Zeitspanne datiert werden. Bei einigen ist eine
feinchronologische Einschätzung möglich, die sich aus dem Grabbau, den Typen und deren
Kombinationen ergibt. Im folgenden werden die näher datierbaren Gräber aufgelistet, wobei in den
meisten Fällen nur eine Zeitspanne angegeben werden kann. Sämtliche Datierungen sind als
Vorschläge aufzufassen. Folgende Phasen können unterschieden werden:
_________________________________________________________________________________
Statzendorf 1: Frühe Hallstattzeit.
Gräber der Phase Statzendorf 1 sind am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit einzuordnen
(Hallstatt B3/C1). Der Grabbau zeichnet sich meist durch kleine Brandgrubengräber mit wenigen
Gefäßen aus, es kommen ausschließlich Brandbestattungen vor. Die Keramik ist häufig unverziert
oder durch flächige Kannelur gekennzeichnet, die weiche Profilierung der Gefäßwand ist kenn-
zeichnend.
Gräber der Phase 1-2: A001, A004, A012, B009, B010, B013, B014, B015, B016, B026, B028, B029,
B040, B041, B096, B097, B127
Gräber der Phase 1-4: B105, B126, B130
_________________________________________________________________________________
Statzendorf 2: Ältere Hallstattzeit.
Die Masse der Gräber in Statzendorf sind in diese Phase zu stellen, sie entspricht Hallstatt C1, sofern
man das Sigel „C1“ im Sinne eines chronologischen Rahmengerüstes versteht. Der Bestattungsritus

289
Statzendorf Chronologie

wird modifiziert, erstmals kommen Körperbestattungen und Steinabdeckungen vor, die Anordnung der
keramischen Beigaben im Grab deutet an, dass es Holzkammern gegeben haben müsste. Neben den
Funden, die aus der lokalen Weiterentwicklung der Urnenfelderzeit erklärbar sind, kommen erstmals
typisch hallstattzeitliche Funde vor, wie der mit Knubben und Fingernagelkerbleisten verzierte
Kalenderbergtopf. Daneben ist in einer Gruppe von Gräbern eine hallstattzeitliche Komponente aus
dem Westen vertreten. Stufenschalen, rot-schwarz bemalte Kragenrandgefäße und rot-schwarz
bemalte Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals gehören zum Typenspektrum.
Gräber der Phase 2: A019, A023, A024, A027, A030, A032, A033, A035, A036, A051, A062, A071,
A072, A076, A097, A104, A110, B002, B008, B012, B017, B022, B023, B024, B031, B033, B034,
B035, B038, B043, B044, B045, B049, B060, B070, B072, B074, B084, B142, C028, C045
Gräber der Phase 2-3: A028, A091, A094, B073, C029, GD01
Gräber der Phase 2-4: A006, A007, A008, A010, A015, A016, A017, A018, A025, A029, A037, A038,
A039, A044, A045, A047, A049, A053, A055, A057, A061, A063, A064, A068, A073, A074, A082,
A085, A086, A089, A096, A101, A102, A103, A106, A108, A114, A115, A118, B005, B006, B027,
B037, B042, B050, B051, B052, B053, B054, B056, B057, B058, B059, B064, B076, B077, B082,
B090, B092, B099, B101, B102, B104, B106, B108, B111, B113, B121, B124, B125, B129, B132,
B133, B134, B137, B138, B140, B144, B145, B147, C020, C021, C024, C027, C036, C048, C049,
C061, C066, C067, C068, C073, C078, C080, D019, GD11
Gräber der Phase 2-5: A011, A069, A079, C011, C012, C018, C034, C074, D001, D002, D009,
D013, D016
_________________________________________________________________________________
Statzendorf 3: Ältere Hallstattzeit.
Die Phase Statzendorf 3 existiert als chronologische Phase im eigentlichen Sinne nicht, jedoch wird
der Eindruck erweckt, dass nun hallstattzeitliche Keramikelemente aus dem Westen und Osten
verschmelzen. So wird die rot-schwarze Bemalung auf lokale Keramiktypen übertragen und ist nicht
mehr ausschließlich auf westliche Typen beschränkt. Kammstrichverzierte Kegelhalsgefäße kommen
häufig zusammen mit Typen der Phase Statzendorf III vor. Chronologisch dürften Gräber dieser
Phase ebenfalls der älteren Hallstattzeit, Stufe Hallstatt C1 entsprechen.
Gräber der Phase 3: B091, B146, C035
Gräber der Phase 3-4: A013, A014, A021, A067, A075, A084, A092, A098, A099, A100, A105, A116,
B087, B110, B131, B136, B141, C001, C003, C005, C007, C008, C009, C013, C014, C022, C032,
C033, C040, C042, C054, C057, C063, C065, C075, C081, C082, C083, D011, D017, D018, GD08,
GD16
Gräber der Phase 3-5: A060, B030, C037, C085, D021
_________________________________________________________________________________
Statzendorf 4: Mittlere Hallstattzeit.
Einige Gräber können einer späteren, entwickelten Stufe von Hallstatt C zugeordnet werden, die etwa
Hallstatt C2 entspricht. Kennzeichnend für die Stufe Statzendorf 4 ist die raumgreifende Grab-
architektur, die wahrscheinlich mit der Einführung von kleinen Hügelgräbern in Statzendorf verbunden
ist. Zu den typischen Keramikformen zählen Schüsseln mit langem, geraden Rand, sowie
Kalenderbergtöpfe jüngerer Prägung, bei denen die Knubben- und Fingernagelkerbleistenzier durch
Stempel oder einfache Kerben ersetzt wird.
Gräber der Phase 4: A009, A077, B122, C030, C046, C051, C052, C059
Gräber der Phase 4-5: A005, C084
_________________________________________________________________________________
Statzendorf 5: Jüngere Hallstattzeit. Die wenigen Gräber dieser Phase, die bereits Hallstatt D ent-
sprechen könnten, sind einfache Brandgrubengräber mit nur wenigen Beigaben. Datierbar sind etwa
rhombische Gürtelhaken und Knickwandschüsseln mit Glättzier.
Grab der Phase 5: B148

290
Statzendorf Chronologie

Zum Schluss werden die datierbaren Gräber mitsamt ihren Datierungsvorschlägen, einer
Einschätzung der Zuverlässigkeit der Datierung (sicher – unsicher) und den Argumenten, die zur
chronologischen Beurteilung geführt haben, aufgelistet.

Feld A
Grab A001: Phase 1-2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß,
Henkelschüssel, kleines Kegelhalsgefäß mit anthropomorpher Ritzverzierung)] Grab A004: Phase 1-
2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab A005: Phase 4-5, unsicher [Grabbau, Metall (Eisenarmreif), Keramik (Knick-
wandschale)] Grab A006: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand)] Grab A007: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Keramik unspezifisch] Grab A008: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, gedrückt, Strichbündel mit Punktbegleitung)] Grab A009: Phase 4,
sicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Ritzverzierung, Kalenderbergtopf mit Stempeln und
Andreaskreuz, Kragenrandgefäß mit eingestempelten Dreiecken)] Grab A010: Phase 2-4, unsicher,
westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)]
Grab A011: Phase 2-5, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Eisenarmreif), Keramik (rot-
schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab A012: Phase 1-2, sicher,
westliche Typen [Grabbau, Metall (Armreif mit Pufferenden), Keramik (rot-schwarz bemaltes, kleines
Kegelhalsgefäß, Kegelhalsgefäß mit Henkel)] Grab A013: Phase 3-4, sicher [Grabbau, Metall
(Eisengürtelhakeln, Harfenfibel Eisen, Bronzepfeilspitze, Klapperblech), Keramik (Kegelhalsgefäß mit
Kammstrich)] Grab A014: Phase 3-4, sicher, westliche Typen [Grabbau, Bernsteincollier, Metall
(Bronzeblechgürtel, gerippter Bronzearmreif), Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab A015: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüssel)] Grab A016: Phase 2-4, unsicher [Keramik (unverziert)] Grab A017: Phase 2-4,
unsicher [Metall (Bronzearmreif mit glatten Enden, Eisenarmreif mit Pufferenden, Scheibenkopfnadel,
Bronzedrahtspiralring), Keramik (unverziert)] Grab A018: Phase 2-4, sicher, westliche Typen [Metalle
(unverzierter Halsreif, Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (Stufenschale, rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüssel)] Grab A019: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metalle (Harfenfibel
Bronze Typ Hadersdorf), Keramik (rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, große, bemalte Schale)]
Grab A021: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kragenrandschüssel mit Stempelverzierung)] Grab A023:
Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Doppelspiralkopfnadel, Schälchenkopfnadel,
Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, rot-schwarz bemaltes
Kragenrandgefäß und Kegelhalsgefäß)] Grab A024: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau,
Metall (Rippenkopfnadel, Kugelkopfnadel mit Schwanenhals), Keramik (rot-schwarz bemaltes
Kegelhalsgefäß mit kurzem Hals)] Grab A025: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)] Grab A027: Phase 2, sicher [Grabbau, Metall
(Ärmchenbeil, Mehrkopfnadel, Trense), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A028: Phase 2-
3, unsicher [Metall (Harfenfibel Bronze, Typ Roggendorf), Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)]
Grab A029: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A030: Phase 2, unsicher, westliche Typen
[Keramik (rot-schwarz bemalte Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A032:
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Eisenarmreif mit glatten Enden), Keramik (unverziert)] Grab
A033: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit
Knubben und Bogen, unspezifische Keramik)] Grab A035: Phase 2, sicher, westliche Typen
[Grabbau, Keramik (Schalen mit westlicher Verzierung, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A036:
Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall (Ärmchenbeil), Keramik (rot-
schwarz bemalte Kegelhalsgefäße, Tiergefäß, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab A037: Phase
2-4, unsicher [Metall (Harfenfibel Eisen), Schichtaugenperle, Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)]
Grab A038: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)]
Grab A039: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Bronzearmreif mit verdickten Enden),
Kegelhalsgefäß und Schüssel mit Knubben und Kannelurbogen)] Grab A044: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Metall (Eisenarmreif mit Pufferenden), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A045: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, sonst unverzierte Keramik)] Grab A047: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen
[Grabbau, Metall (Vasenkopfnadel), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf
mit Stempeln und Andreaskreuz)] Grab A049: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Metall
(Eisenarmreif, Halsreif, Bronzespiralringe), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß,
klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A051: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-
schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A053: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Bogengirlande und Einstichen,

291
Statzendorf Chronologie

unverzierte Gefäße)] Grab A055: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A057: Phase 2-4, unsicher [Keramik
(kugeliges Kragenrandgefäß, Bogengirlande, geritzt mit begleitenden Einstichen)] Grab A060: Phase
3-5, unsicher [Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Schüssel mit Stempeln)] Grab A061:
Phase 2-4, sicher [Grabbau, Metall (Bronzenadel), Keramik unverziert, Henkeltopf mit Knubben und
Kerben] Grab A062: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Keramik (Schale mit westlicher Verzierung)]
Grab A063: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Tiergefäß, unverzierte Keramik, Henkeltopf)] Grab A064:
Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A067: Phase 3-4, unsicher
[Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab A068: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassisch,
unspezifisch)] Grab A069: Phase 2-5, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, sonst eher
unspezifisch)] Grab A071: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes
Kragenrandgefäß, Tiergefäß)] Grab A072: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-
schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A073: Phase 2-4, unsicher
[Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A074: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, unverzierte Keramik)] Grab A075: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf
mit Stempeln und Kannelurbogen, Schüsseln mit Kragenrand)] Grab A076: Phase 2, sicher, westliche
Typen [Grabbau, Metall (Eisennadel), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab A077: Phase 4, sicher [Grabbau, Metall (Eisengürtelhakeln, Fibel), Keramik
(Kegelhalsgefäß bemalt, mit Kannelur, Stempeln und umkränzten Dellen, Kalenderbergtopf mit
Kannelurbogen und Stempeln)] Grab A079: Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab A082: Phase 2-4,
unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz bemaltes, kleines Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf
mit Winkelband aus Leisten)] Grab A084: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz
bemaltes Kegelhalsgefäß, Kalenderbergtopf mit Stempeln)] Grab A085: Phase 2-4, unsicher [Metall
(Pinzette), Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab A086: Phase 2-4, sicher [Grabbau,
Schichtaugenperle, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand, klassischer Kalenderbergtopf)]
Grab A089: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik unspezifisch (Spinnwirtel)] Grab A091: Phase 2-
3, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Mehrkopfnadel Eisen), Keramik (rot-schwarz bemalte
Kegelhalsgefäße, Kragenrandgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A092: Phase 3-4,
unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäße mit Kammstrich und Kannelur, Kalenderbergtopf mit Knubben
und Kerben)] Grab A094: Phase 2-3, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz
bemaltes Kegelhalsgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab
A096: Phase 2-4, unsicher [Metall (Halbmondfibel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab
A097: Phase 2, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemalte
Kragenrandschüssel, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab A098: Phase 3-4, unsicher [Keramik
(Schüsseln mit langem, geraden Rand, Kegelhalsgefäß mit langem Hals)] Grab A099: Phase 3-4,
sicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit langem, geraden Rand, Kalenderbergtopf mit
Kannelurbogen und Stempeln)] Grab A100: Phase 3-4, unsicher [Metall (gerippter Bronzearmreif),
Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und Andreaskreuz, Schüssel mit Kragenrand und
eingeritzten Bogen mit begleitenden Stempeln)] Grab A101: Phase 2-4, unsicher [Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, Schüsseln mit langem, geraden Rand)] Grab A102: Phase 2-4,
unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,
gedrückt und umlaufender Einstichreihe), Parallele zu Grab A103] Grab A103: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, gedrückt und umlaufender Einstichreihe),
Parallele zu A102] Grab A104: Phase 2, sicher [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall
(Bronzegürtelhaken, Harfenfibel Bronze), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäße mit
Knubben und Kanelur, kammstrichverziertes Kegelhalsgefäß)] Grab A105: Phase 3-4, unsicher
[Keramik (Kalenderbergtopf mit flächigen Kerben, Schüsseln mit langem Kegelrand)] Grab A106:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,
Kegelhalsgefäße, Schüsseln)] Grab A108: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik)] Grab A110: Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (glatter
Bronzearmreif), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab A114:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Henkelschüssel, unspezifische
Keramik)] Grab A115: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (Keramik
klassisch, Schüssel mit Dellen, Schale mit Rollstempelverzierung)] Grab A116: Phase 3-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf mit Rosette und Kranz, Schüsseln mit geradem,
langen Rand)] Grab A118: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)]
Feld B
Grab B002: Phase 2, unsicher [Grabbau] Grab B005: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(Schüssel, Henkeltopf mit Knubben, Kegelhalsgefäß)] Grab B006: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,
Keramik (Kragenrandgefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B008: Phase 2, unsicher
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B009:

292
Statzendorf Chronologie

Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B010: Phase 1-2, unsicher
[Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B012: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (rot-
schwarz bemaltes Ausgussgefäß, Schüssel mit Kammstrich)] Grab B013: Phase 1-2, unsicher
[Keramik (unverziert, Kegelrandgefäß mit Henkel)] Grab B014: Phase 1-2, unsicher [Keramik (kleines
Kegelhalsgefäß mit anthropomorpher Ritzverzierung), Parallele zu Grab A001] Grab B015: Phase 1-
2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B016: Phase 1-2, unsicher [Grabbau,
Keramik (unverziert, einfach)] Grab B017: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Keramik (rot-schwarz
bemalte Kragenrandschüssel, Henkeltopf mit Reihe dreieckiger Einstiche)] Grab B022: Phase 2,
unsicher [Grabbau, Keramik (Fußschale ritzverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B023: Phase
2, unsicher [Grabbau, Keramik (Fußschaleunverziert, Kegelhalsgefäß mit Knubben und Kannelur, rot-
schwarz bemalte Henkelschüssel)] Grab B024: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (einfach,
unverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B026: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik
(unverziert, einfach)] Grab B027: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit langem Hals)]
Grab B028: Phase 1-2, unsicher [Keramik (unverziert, einfach)] Grab B029: Phase 1-2, unsicher
[Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B030: Phase 3-5, unsicher [Grabbau, Keramik
(Knickwandschalen, ansonsten klassische Keramik)] Grab B031: Phase 2, sicher [Grabbau, Metalle
(Rollenkopfnadel, zoomorpher Anhänger), Keramik (rot-schwarz bemaltes Tiergefäß, klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab B033: Phase 2, unsicher [Keramik (unverzierte Schüssel, Ziste)] Grab B034:
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (unverziert, einfach)] Grab B035:
Phase 2, unsicher [Grabbau, Metall (Rippenkopfnadel), Keramik (Miniaturgefäß mit Ritzverzierung und
Punkten)] Grab B037: Phase 2-4, sicher, westliche Typen [Metall (Harfenfibel Bronze, Typ
Roggendorf, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, kleines Kegelhalsgefäß mit
Rollstempelverzierung)] Grab B038: Phase 2, sicher [Metall (Eisennadel mit Kugelkopf), Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B040: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert,
einfach)] Grab B041: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unverziert, einfach)] Grab B042: Phase
2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand)] Grab B043: Phase 2,
unsicher [Grabbau, Keramik (einfach, unverziert, klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab B044: Phase 2,
unsicher [Grabbau, Keramik (einfach, unverziert, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B045: Phase 2,
unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B049: Phase 2, sicher [Grabbau,
Metall (Mehrkopfnadel, Kugelkopfnadel), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, kalottenförmige
Schale mit ausladendem Rand)] Grab B050: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab B051: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, unspezifische Keramik] Grab B052:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B053: Phase 2-4,
unsicher [Grabbau, unspezifische Keramik] Grab B054: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall
(Eisenarmreif), Keramik unspezifisch] Grab B056: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel)] Grab B057: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B058: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B059: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß)] Grab B060: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, grafitbemaltes Kegelhalsgefäß)] Grab B064: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (Tiergefäß, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B070: Phase 2, unsicher,
westliche Typen [Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß, klassischer
Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäße)] Grab B072: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Grabbau,
Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß)] Grab B073: Phase 2-3, sicher, westliche Typen
[Grabbau, Keramik (rot-schwarz bemaltes Kegelhalsgefäß, klassische Kalenderbergtöpfe,
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B074: Phase 2, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall
(Bronzearmreif), Keramik (Schüssel mit langem Kegelrand)] Grab B076: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, Parallele zu Grab B036] Grab B077: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Tiergefäß, Rippenziste,
Schüssel)] Grab B082: Phase 2-4, unsicher [Keramik (Turbanrandschale, Kragenrandschüssel mit
geritzten Bogen und Punkten)] Grab B084: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, innenverzierte Schale, Kegelhalsgefäß und Schüssel mit Knubben und Kannelur)]
Grab B087: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln)] Grab B090: Phase 2-4,
unsicher [Grabbau, Keramik (Henkelschüssel, Schüssel mit Kannelur und eingestochenen Punkten)]
Grab B091: Phase 3, unsicher [Grabbau, Keramik (östliches Kegelhalsgefäß bemalt, Kegelhalsgefäß
mit Kannelur)] Grab B092: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf,
Schüssel mit Ritzverzierung und begleitenden Punkten)] Grab B096: Phase 1-2, unsicher [Grabbau,
Keramik (unspezifisch)] Grab B097: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifisch)] Grab
B099: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Miniaturkalenderbergtopf, Keramik sonst
unspezifisch)] Grab B101: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B102:
Phase 2-4, unsicher [Keramik (Drillingsgefäß, Spinnwirtel)] Grab B104: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,
Keramik (unspezifisch)] Grab B105: Phase 1-4, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifisch)] Grab
B106: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B108: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B110: Phase

293
Statzendorf Chronologie

3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kerben)] Grab B111: Phase 2-
4, unsicher [Grabbau] Grab B113: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit Abrollzier,
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B121: Phase, unsicher [Keramik (Henkelschüssel, klassischer
Kalenderbergtopf)] Grab B122: Phase 4, unsicher [Grabbau, Keramik (Rippenziste mit
Stempelverzierung)] Grab B124: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B125: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,
Keramik (unspezifische Keramik)] Grab B126: Phase 1-4, unsicher [Grabbau, Keramik (unspezifische
Keramik)] Grab B127: Phase 1-2, unsicher [Grabbau, Keramik (Ausgussgefäß, unspezifische
Keramik)] Grab B129: Phase 2-4, unsicher [Grabbau] Grab B130: Phase 1-4, unsicher [Grabbau,
Keramik (unspezifische unverzierte Keramik)] Grab B131: Phase 3-4, unsicher [Keramik
(Kalenderbergtopf mit Stempeln und Kannelurbogen, Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab
B132: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassische Keramik:Turbanrandschale,
Kegelhalsgefäß und Schüsseln mit Knubben und Kannelurbogen)] Grab B133: Phase 2-4, unsicher
[Doppel- oder Nachbestattung (Keramik unspezifisch, klassische bzw. unverziert)] Grab B134: Phase
2-4, unsicher [Keramik (unspezifisch, vier verzierte Spinnwirtel)] Grab B136: Phase 3-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtopf mit Knubben und
Kannelur)] Grab B137: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals,
gedrückt und umlaufender Einstichreihe, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab B138: Phase 2-4, sicher
[Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Kammstrich)] Grab B140:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtopf mit
Knubben und Kannelur)] Grab B141: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit
Stempeln und Andreaskreuz)] Grab B142: Phase 2, sicher [Grabbau, Schichtaugenperle, Metall
(Harfenfibel Bronze, Typ Hadersdorf), Keramik (Turbanrandschalen, Kalenderbergtopf mit Knubben
und Kannelur, Spinnwirtel)] Grab B144: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer
Kalenderbergtopf, unspezifische Keramik, Spinnwirtel)] Grab B145: Phase 2-4, unsicher [Keramik
(klassischer Kalenderbergtopf, ansonsten unspezifische Keramik)] Grab B146: Phase 3, unsicher,
westliche Typen [Grabbau, Metall (viel Eisen), Keramik (rot-schwarz bemaltes Kragenrandgefäß,
Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab B147: Phase 2-
4, sicher [Metall (Ärmchenbeil), Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel mit Abrollzier)] Grab
B148: Phase 5, sicher [Metall (rhombischer Eisengürtelhaken), Keramik (Knickwandschale mit
Glättzier)]

Feld C
Grab C001: Phase 3-4, sicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Bronzegürtelhaken, Armreif,
Bronzearmring, Bogenfibel, Harfenfibel Bronze, Typ Roggendorf), Keramik (Schüssel mit langem,
geraden Rand, Kalenderbergtopf mit Kerben)] Grab C003: Phase 3-4, unsicher [Metall
(Eisengürtelhakeln)] Grab C005: Phase 3-4, unsicher [Keramik (eiförmiger Topf ohne Henkel,
Schüssel mit geradem, langen Rand, Schüssel mit langem Kegelrand)] Grab C007: Phase 3-4,
unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur und Kerben)] Grab C008: Phase 3-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit dreieckigen Einstichen)] Grab C009: Phase 3-4, unsicher
[Metall (Harfenfibel Eisen), Schichtaugenperle, Keramik (klassische Kalenderbergtöpfe)] Grab C011:
Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab C012: Phase 2-5, unsicher [Grabbau] Grab C013: Phase 3-4,
sicher [Grabbau, Metalle (Lanzenspitzen, Bronzegefäß), Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln und
Kerben)] Grab C014: Phase 3-4, sicher [Grabbau, Metalle (Harfenfibel aus Eisen, gerippter
Bronzearmring)] Grab C018: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Keramik klassisch hallstättisch] Grab
C020: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik klassisch hallstättisch] Grab C021: Phase 2-4, sicher
[Grabbau, Metalle (Bronzegürtelhaken), Keramik eher unspezifisch] Grab C022: Phase 3-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (viel unverziert, Schüsseln mit geradem, langen Rand, Topf mit
Fingernagelkerbreihe)] Grab C024: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)]
Grab C027: Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüssel mit
Kannelurbogen)] Grab C028: Phase 2, sicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, rot-
schwarzes Kegelhalsgefäß), Metalle (Rippenkopfnadel, Vasenkopfnadel)] Grab C029: Phase 2-3,
unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C030: Phase 4, sicher [Grabbau,
Keramik (Kalenderbergtopf mit Stempeln, Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab C032: Phase 3-
4, unsicher [Metall (Bronzearmreif mit Rippen), Keramik (Kegelhalsgefäß mit Stempeln, Parallele zu
Grab D011, Henkeltopf)] Grab C033: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (viel unverziert, rot-
schwarz bemalte Schüssel, eher klassisch)] Grab C034: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Keramik
unspezifisch] Grab C035: Phase 3, sicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (westlich,
Stufenschale, innenverzierte Schale mit ausladendem Rand, klassischer Kalenderbergtopf, rot-
schwarz bemalte Kragenrandschüssel)] Grab C036: Phase 2-4, unsicher [Keramik macht einen etwas
späteren Eindruck (Kegelhalsgefäß mit Kammstrich, Schüssel mit Stempeln und Kannelur, aber

294
Statzendorf Chronologie

klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C037: Phase 3-5, unsicher [Metalle (Harfenfibel Eisen, gerippter
Bronzearmreif), Keramik unspezifisch] Grab C040: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Metalle
(Kegelhalsgefäß mit langem Hals, Kalenderbergtopf mit Kerben, Schüssel mit geradem, langen
Rand)] Grab C042: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüsseln mit geradem, langen Rand,
Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab C045: Phase 2, unsicher [Grabbau, Keramik
(klassische Kalenderbergverzierung, Kegelhalsgefäß Knubben/Kannelur, Doppelhenkelgefäß)] Grab
C046: Phase 4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit langem Hals, Schüsseln mit langem,
geraden Rand, Henkeltopf mit Knubbenreihe)] Grab C048: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, klassische
Keramik] Grab C049: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, klassische Keramik] Grab C051: Phase 4,
unsicher [Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur und Kerben, Schüsseln mit langem, geraden
Rand)] Grab C052: Phase 4, unsicher [Keramik (Kalenderbergtöpfe mit Stempeln und Kerben)] Grab
C054: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit hohem Hals, gedrückt und mit Spiralen,
Schüssel mit geradem, langen Rand und Stempelverzierung)] Grab C057: Phase 3-4, unsicher
[Keramik (Kalenderbergtopf mit Kerben, Schüsseln mit langem, geraden Rand)] Grab C059: Phase 4,
unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtöpfe mit Fingernageleindrücken, Kalenderbergtopf mit
Kannelur und Stempeln, Kegelhalsgefäß mit Stempeln)] Grab C061: Phase 2-4, unsicher [Grabbau,
Keramik klassisch] Grab C063: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Keramik (Schüssel
mit geradem, langen Rand und Dellen, klassischer Kalenderbergtopf, rot-schwarz bemaltes
Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals)] Grab C065: Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel
mit Dellen und umgebenden Punkten, klassischer Kalenderbergtopf)] Grab C066: Phase 2-4, unsicher
[Grabbau, kein Fundmaterial] Grab C067: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik unspezifisch] Grab
C068: Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kegelhalsgefäß mit Stempelverzierung)] Grab C073:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Metall (gerippte Bronzearmreifen), Keramik klassisch
(Kalenderbergtopf)] Grab C074: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, Metall (gerippte Bronzearmreifen),
Keramik unspezifisch] Grab C075: Phase 3-4, unsicher [Metall (Eisenfibel), Keramik unspezifisch]
Grab C078: Phase 2-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metall (Drahtspiralringe), Keramik (rot-
schwarz bemalte Kragenrandschüssel, rot-schwarz bemalte, kannelierte Henkelschüssel)] Grab C080:
Phase 2-4, unsicher [Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Schüsseln mit langem, geraden Rand
und Kannelurbündeln)] Grab C081: Phase 3-4, unsicher, westliche Typen [Grabbau, Metalle
(Mehrkopfnadel), Keramik (ritzverzierte Fußschale, Henkelschüssel, kanneliert und bemalt, Henkeltopf
mit Ritz- und Stempelverzierung), rot-schwarz bemalte Kragenrandgefäße)] Grab C082: Phase 3-4,
unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit Kannelur, die von stempeln umgeben ist)] Grab C083: Phase
3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (klassischer Kalenderbergtopf, Kegelhalsgefäß mit Dellen, die von
Punkten umgeben sind)] Grab C084: Phase 4-5, unsicher [Grabbau, Metalle (eiserner Gürtelhaken),
Keramik (Kalenderbergtopf mit Kannelur, Schüssel mit Ritzverzierung und mit Punkten umgebenen
Dellen)] Grab C085: Phase 3-5, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit langem, geraden Rand)]

Feld D
Grab D001: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, unspezifisches, hallstattzeitliches Fundmaterial)] Grab
D002: Phase 2-5, unsicher [Grabbau: Körperbestattung, kein Fundmaterial] Grab D009: Phase 2-5,
unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial] Grab D011: Phase 3-4, unsicher [Keramik (Kegelhalsgefäß mit
Stempeln, Parallele zu Grab C032)] Grab D013: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial]
Grab D016: Phase 2-5, unsicher [Grabbau, kein Fundmaterial] Grab D017: Phase 3-4, unsicher
[Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, gedrückte Einzugschalen)] Grab D018:
Phase 3-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Kalenderbergtopf mit Knubben und Kannelur)] Grab D019:
Phase 2-4, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand)] Grab D021: Phase 3-
5, unsicher [Grabbau, Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand, Kalenderbergtöpfe mit
Fingernagelkerben)]

Grabinventare ohne Lokalisation:


Grab GD01: Phase 2-3, unsicher [Metalle (bronzene Harfenfibel, Drahtspiralringe)] Grab GD08:
Phase 3-4, unsicher [Keramik (Schüssel mit geradem, langen Rand und Stempelverzierung, Schale
mit ausladendem Rand)] Grab GD11: Phase 2-4, unsicher [Metall (gerippte Bronzearmreifen)] Grab
GD16: Phase 3-4, unsicher [Metalle (bronzene Harfenfibel, Typ Roggendorf)

295
Statzendorf Chronologie

Abb.258: Kartierung der Datierungsvorschläge einzelner Gräber in Statzendorf

23.5 Horizontalstratigraphie und Belegungsreihenfolge


Die „Horizontalstratigraphie“864 hat zum Ziel, eine horizontale oder zonale Gliederung eines Fundortes
herauszuarbeiten. Ausschlaggebend ist eine chronologische, mitunter aber auch eine kulturelle und
soziale Belegungsabfolge eines Gräberfeldes. Die Analyse ist nur dann sinnvoll, wenn sich die
Belegung des Gräberfeldes mehr oder weniger systematisch vollzogen hat und nur dann, wenn eine
einigermaßen brauchbare relative Chronologie vorliegt. Sichere chronologische Aussagen aufgrund
der Lage eines einzelnen Komplexes innerhalb des Gräberfeldes lassen sich nicht treffen, dennoch
kann die räumliche Verbreitung ein Zusatzkriterium für die Richtigkeit der relativchronologischen
Einschätzung sein. Gräberfeldzonen sind zumeist nicht scharf voneinander abzugrenzen, dennoch
sind allgemeine Tendenzen der Belegungsabfolge erkennbar. Abweichende Einzelfälle können
darüber hinaus durchaus vorkommen.865

864
Der Begriff „Horizontalstratigraphie“ wurde bereits vielfach als fragwürdig kritisiert.
865
Eggert 2001, 222.

296
Statzendorf Chronologie

Die Analyse der „N Nächsten Nachbarn mit einem Typ“ kombiniert Verbreitungskarten aller definierter
Typen und testet, ob Vertreter eines Typs in einer Umgebung der benachbarten Grabkomplexe
signifikant häufiger auftritt, als es dem Zufall entspricht.866 Die Gräber und zugehörige Nachbarn
werden in eine Liste von Beziehungen zwischen den Komplexen aufgenommen. Die entstandene
Matrix aus Beziehungen und Komplexen wird seriert (Reciprocal Averaging), der erhaltene
Eigenvektor der Funde wird mit einer eindimensionalen Clusteranalyse in "natürliche" Gruppen zerlegt
und auf dem Gräberfeldplan dargestellt.867 Die Grafik ist eine Zusammenfassung zahlreicher
Kartierungen einzelner Typen. Gruppenbildungen innerhalb des Gräberfeldes können mithilfe des
Verfahrens leichter erkannt werden und müssen schließlich interpretiert werden. Die erhaltene
Reihenfolge ein Hinweis auf die Belegungsreihenfolge sein. Die Anzahl der N Nächsten Nachbarn
wurde mit 15 (NextNeiN=15), das Konfidenzniveau mit 2 festgelegt (KonfNivN=2). In der Grafik sind
die Beziehungen der einzelnen Gräber aufgrund gleicher Typen im Grab dargestellt, einmal aufgrund
einer Typologie mit dem Schwerpunkt Form, einmal aufgrund einer Typologie mit dem Schwerpunkt
Verzierung. Erfreulicherweise ist das Ergebnis ähnlich.

Abb.259: ANN1, Typologie mit Schwerpunkt Form Abb.260: ANN1, Typologie mit Schwerpunkt Verzierung

Auch ohne die Anwendung von Statistikprogrammen fallen bei der Bearbeitung des Fundmaterials
gelegentlich Komplexe auf, die mit exakt denselben, vielleicht auch eher ausgefallenen und daher
auffälligen Beigaben ausgestattet sind. Im Normalfall liegen diese Gräber sehr nahe beisammen, was
wiederum für die Annahme spricht, dass die Gräber innerhalb des Gräberfeldes nicht regellos,
sondern in einer bestimmten Systematik angelegt wurden. Neben einer rein chronologischen
Interpretation ist es selbstverständlich auch möglich, dass etwa auf soziale Beziehungen, familiäre
Zugehörigkeiten oder den früheren Wohnort der Verstorbenen Rücksicht genommen wurde. Eine der
Beziehungen zwischen den Gräbern, die bei der Bearbeitung des Fundmaterials heraus stachen,
seien hier kurz erwähnt:
Die Gräber A001 und B014 sind durch das Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals, das anthropomorph
verziert ist, verbunden (PA38247, SH014a). Die Gräber A103 und A105 sind beide durch ein
Kegelhalsgefäß mit niedrigem Hals ausgestattet, das senkrechte Kannelurbündel am Bauch trägt,
zwischen denen Andreaskreuze aus doppelter Kannelur verlaufen (PA042961, PA043046). Zwei fast
identische, kleine Ausgussgefäße mit senkrechter, bemalter Kannelur befanden sich in den Gräbern
B031 und B077 (SH031a, B77). Vier Kalenderbergtöpfe sind durch Stempel und Kannelurkreuze in
gleicher Weise verziert, sie stammen aus den Gräbern A009, A047, A100 und B141 (PA038260,
PA042674, PA042947 und PA043195). Kleine, kugelige Kegelhalsgefäße mit niedrigem Hals, die mit
866
Stadler 2004, 43 ff.
867
Stadler 2002 (http://www.nhm-wien.ac.at/NHM/Prehist/Stadler/LVAS/QAM/QAM-Seriation-Frame.htm)

297
Statzendorf Chronologie

einem eingestempelten Zickzackband versehen sind, wurden in den Gräbern B037 und B076
gefunden (SH037a, B076). Die Gräber A015 und A030 liegen fast direkt nebeneinander und sind
beide mit einer rot-schwarz bemalten Kragenrandschüssel ausgestattet, die durch Winkelbänder
verziert ist und an deren Gefäßunterseite eine Bogengirlande aus dreifacher Ritzlinie angebracht ist,
die von eingestochenen Punkten begleitet ist (PA038280, PA38305). Vier gedrückte Kegelhalsgefäße
mit niedrigem Hals tragen an der Schulter jeweils eine horizontale Reihe einfacher Einstiche,
senkrechter Kerben bzw. Stempel in Form des Buchstabens U, zwei der Gefäße stammen aus
unmittelbar benachbarten Gräbern (PA42958_A102 und PA42962_A103), das dritte wurde etwas
weiter nördlich aufgefunden (PA43155_B137). Ein weiteres Gefäß dieses Typs liegt heute nur als
Streufund vor (PA056071). Kalottenförmige Schalen mit ausladendem Rand verbinden die Gräber
B002 und B049 (SH002a, SH049c). Schalen
mit westlich geprägter Verzierung kommen
einige Male in Grab A035 vor, das
benachbarte Grab A062 enthielt eine
Parallele zu einem der Gefäße (PA038323,
PA042742a). Die Einzug-schalen SH028a
und SH037d weisen beide einen rund
kannelierten Boden auf und beweisen
Beziehungen zwischen den Gräbern B028
und B037. Henkelschüssel mit Knick und
Kerbreihe am Umbruch wurden in den
Gräbern B090 und B121 gefunden (B90,
SH121e). Kugelige Töpfe mit Knubbenreihen
am Hals-/Schulterumbruch sind aus den etwa
6 m voneinander entfernten Gräbern A011
und A031 bekannt (PA056179, PA056234).
Im Gräberfeld von Statzendorf dürfte die
älteste Gräbergruppe im Nordwesten liegen
(grün), wo die Belegungsdichte auch beson-
ders hoch ist. Steinstrukturen sind hier
selten, die Gräber sind zumeist einfache
Urnengräber mit wenigen Beigefäßen.
Bestattungssitten und Metalle stehen in
urnenfelderzeitlicher Tradition. Nach dieser
Gruppe folgt im westlichen Zentralbereich
eine Gruppe, die sich nicht nur durch hohe
Sozialindices, sondern auch durch Beigaben
auszeichnet, die typisch für den Westbereich
der Hallstattkultur sind (schwarze Kreuze).
Ob in diesem Innovationshorizont vielleicht
sogar mit Menschen verbunden ist, die aus
dem Westen zugewandert sind, oder ob
diese Gräber Indizien für die beginnende
Internationalisierung am Anfang der Hallstatt-
zeit sind, könnten möglicherweise Isotopen-
analysen am Skelettmaterial entscheiden.
Die weitere Belegungsabfolge erfolgt in
Richtung Süden und Osten. Die
Belegungsdichte nimmt nach Süden hin ab,
prozentuell werden die Steinstrukturen
häufiger. Die Gräber nehmen hier insgesamt
mehr Raum ein. Das jüngste sicher
datierbare Grab, B148, ist jedoch im
Abb. 261: Gräberfeldphasen und westliche Typen Nordosten des Gräberfeldes, in der Nähe der
älteren Gräber zu finden.

298
Statzendorf Zusammenfassung

24. Zusammenfassung
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf in Niederösterreich
Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation von Sozialindexberechnungen
Katharina C. Rebay
Die Fundstelle Statzendorf in Niederösterreich liegt im Fladnitztal südlich der Donau zwischen Krems
und St. Pölten. Das Gräberfeld wurde 1902 entdeckt und bereits in den Jahren 1903 bis 1925 von A.
Dungel (Stift Göttweig) und J. Bayer (Naturhistorisches Museum Wien) relativ vollständig
ausgegraben. Obwohl es eines der größten und aussagekräftigsten Gräberfelder der Hallstattzeit in
Niederösterreich ist, wurde es bisher weder vollständig vorgelegt noch ausgewertet. Die
Dokumentation ist dank der peniblen Aufzeichnungen und Vermessungen der Ausgräber für die
damalige Zeit erstaunlich gut. Pläne und Grabbeschreibungen existieren, und zumindest die
Geschlossenheit der Grabinventare ist für nahezu jedes Grab gewährleistet. Im Laufe der Zeit gingen
jedoch Teile der Dokumentation verloren, für einige Funde konnte der Grabzusammenhang nicht
mehr mit absoluter Sicherheit rekonstruiert werden. Am Beginn der Arbeit war daher eine kritische
Beurteilung der Quellen unerlässlich.
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf umfasst 373 Gräber mit 376 Bestattungen. Der
Großteil der Toten wurde verbrannt beigesetzt, in Urnen oder als Niederlegung ohne Urne, doch etwa
10 % der Bestattungen sind Körperbestattungen. Die Körperbestattungen sind über das gesamte
Gräberfeld verteilt, wobei sich jeweils am nördlichen, östlichen und südlichen Rand Gruppen mit
ähnlicher Orientierung feststellen lassen. Die Orientierung der Toten folgt offenbar keinen festen
Regeln. Am häufigsten ist die Ost-West Orientierung vertreten, die gestreckte Rückenlage wurde
gegenüber der Seitenlage mit leicht angezogenen Beinen bevorzugt. Bei den Brandbestattungen
überwiegen die Urnen gegenüber den Niederlegungen ohne Urne, wobei Männer tendenziell eher in
Urnen bestattet werden als Frauen. Bestimmt man die Lage der Urne in Relation zu den übrigen
Beigaben, so ist eine bevorzugte Niederlegung der Individuen im Norden und Osten ersichtlich. Etwa
ein Viertel der Gräber ist durch Steine begrenzt oder sogar mit einer Steinabdeckung versehen. In der
ältesten Phase des Gräberfeldes liegen die Gräber dicht aneinander, im Verlauf der Hallstattzeit wird
der Raum, den die einzelnen Gräber einnehmen, größer. Denkbar ist die Einführung des
Grabhügelbaus, der jedoch mit den Grabungsmethoden vor über hundert Jahren nicht erkannt wurde.
Analog zu Befunden aus dem Traisental sind Pfostenkränze, Steinkränze und Umfassungsgräben
möglich.
Zur Ausstattung der Toten gehörten zumeist mehrere Gefäße, die Bestandteile eines umfangreichen
Trink- und Speisegeschirrsets waren, die häufigsten Formen sind Schalen, Kegelhalsgefäße,
Schüsseln, Henkelschalen, Henkelschüsseln, Töpfe und Fußschalen, im Fundmaterial kommen aber
auch Zisten, Deckel und ein Drillingsgefäß vor. Zudem wird häufig eine Fleischbeigabe, mit oder ohne
Eisenmesser, beigegeben. Die persönlichen Objekte umfassen Trachtbestandteile wie Fibeln, Nadeln,
Arm- und Halsreifen, Gürtel sowie Ringschmuck. Geräte wie Spinnwirtel und Schleifsteine gelangten
wesentlich häufiger ins Grab als Waffen wie Beile und Lanzenspitzen, Pferdegeschirr wurde lediglich
in einem Grab gefunden.
Leider standen für die anthropologische Auswertung nur noch 25 Skelette und 16 Leichenbrände zur
Verfügung, der Rest der Individuen wurde bei der Grabung nicht geborgen. Für die Auswertung war
daher eine systematische, archäologische Geschlechtsbestimmung aufgrund der Beigaben
erforderlich. Mithilfe der Seriation funktionaler Beigabenkombinationen konnte 93 Gräbern ein
archäologisches Geschlecht zugewiesen werden.
Ziel der Arbeit war, im Rahmen der Aufarbeitung der Funde und Befunde des Gräberfeldes von
Statzendorf Hinweise auf die hallstattzeitliche Gesellschaftsstruktur zu erlangen. Anders als bei den
meisten Arbeiten dieser Thematik stehen keine Gräber der Elite, sondern solche der Bevölkerung der
ländlichen Peripherie im Mittelpunkt. Für alle Gräber, bei denen das aufgrund der Quellenlage möglich
war, wurden Sozialindexwerte berechnet. Die Methode der Sozialindexberechnungen ist der Versuch
einer qualitativen und quantitativen Wertung der Beigaben und Befundsituationen von Gräbern. Die
subjektive Wertung „arm“ und „reich“ wird durch Werte ersetzt, die nachvollziehbar, quantifizierbar
und statistisch in Bezug zu Grabbau und Befund, sowie Alter und Geschlecht der Toten auswertbar
sind. Durch den errechneten Wert wird im Idealfall der soziale Rang der Bestatteten ausgedrückt, das
Verhältnis der Werte untereinander kann ein Hinweis auf prähistorische Gesellschaftsstrukturen sein.
Der Gesamtindex für Statzendorf setzt sich aus Werten für den Befund, für die Anzahl und Größe der
Gefäße, für die Zahl der Beigabenklassen und der für die Beigaben verwendeten Werkstoffe, für das
Metallgewicht und für die Anzahl der jeweils mit einem Typ vergesellschafteten Beigaben zusammen.

299
Statzendorf Zusammenfassung

Das Gesamtergebnis zeigt eine kleine Gruppe beigabenloser Bestattungen mit dem Sozialindex 0,
etwa 45 % einfach ausgestattete Gräber, etwa 35 % durchschnittlich ausgestattete Gräber und eine
kleine Elite, die in sich wiederum sehr differenziert ist. Unter den elf aufwändigsten Bestattungen sind
sechs Frauen- und fünf Männergräber zu finden. Bei den 26 gut ausgestatteten Gräbern stehen sechs
Frauen- elf Männergräbern gegenüber. Setzt man den Sozialindex in Bezug zur Bestattungsform so
zeigt sich einerseits, dass unter den Beigabenlosen ein hoher Prozentsatz an Körperbestattungen ist
– was vielleicht auch auf den Umstand zurückzuführen ist, dass beigabenlose Brandbestattungen
nicht immer erkannt wurden – andererseits, dass unter den ganz reichen Bestattungen vor allem
Körpergräber zu finden sind.
Statzendorf befindet sich am Westrand dessen, was gewöhnlich als Kalenderbergkultur bezeichnet
wird, und im Wesentlichen der Hallstattzeit im Raum von Niederösterreich und dem nördlichen
Burgenland entspricht. Im Fundmaterial sind daher starke westliche Einflüsse merkbar, die das
Gräberfeld mit Fundorten wie Linz-St. Peter oder Mitterkirchen verbinden. Keramiksonderformen des
Eisenstädter Beckens und Umgebung, die gelegentlich mit einer besonderen rituellen Bedeutung von
Frauen in Zusammenhang gebracht werden, fehlen in Statzendorf völlig, lediglich der mit Knubben
und Fingernagelkerbleisten verzierte Kalenderbergtopf ist im Fundmaterial geläufig. Aus der Region
Traisental-Fladnitztal sind mittlerweile zahlreiche eisenzeitliche Fundstellen bekannt. Die Siedlungen,
zumeist kleine Dörfer und Gehöfte, sprechen für eine bäuerliche Grundorientierung eines Großteils
der Bevölkerung.
Die Belegung des Gräberfeldes beginnt relativchronologisch mit der frühen Hallstattzeit, der
Schwerpunkt der Belegung liegt in der älteren und mittleren Hallstattzeit, einige wenige Komplexe
dürften in die jüngere Hallstattzeit zu datieren sein. Das Fundmaterial ist also den Stufen Hallstatt C
und D1 zuzuordnen. Absolutchronologische Daten fehlen, der Zeitrahmen kann mit etwa 800 bis 600
v. Chr. angegeben werden. Insgesamt dürften 80 gleichzeitig lebende Personen ihre Toten im
Gräberfeld von Statzendorf bestattet haben. Die ältesten Gräber sind im Nordwesten des
Gräberfeldes zu finden, das zu Beginn der Hallstattzeit in urnenfelderzeitlicher Tradition mit einem
stark normierten Grabritus einsetzt. Gräber mit Funden, bei denen deutlicher westlicher Einfluss
bemerkbar ist, sind vorwiegend im mittleren Westbereich verteilt. Im Verlauf der Hallstattzeit dürfte
eine Entwicklung im Bestattungswesen stattgefunden haben, die eine immer stärkere
Individualisierung ebenso wie eine stärkere Demonstration von Status zur Folge hat. Die weitere
Ausdehnung des Gräberfeldes erfolgt in Richtung Osten und Süden, wo die jüngsten Gräber zu finden
sind. Die Belegungsdichte nimmt ab, Steinstrukturen werden häufiger und die Gräber nehmen
insgesamt mehr Raum ein. Parallel dazu steigen die Sozialindexwerte der einzelnen Gräber.

300
Statzendorf Abstract

25. Abstract
The Hallstatt Culture Cemetery of Statzendorf, Lower Austria:
feasibility and limitations of interpreting calculated social indices
Katharina C. Rebay
The site of Statzendorf is located in the valley of the river Fladnitz, south of the Danube between the
cities of Krems and St. Pölten. The cemetery was discovered in 1902 and completely excavated by A.
Dungel (Stift Göttweig) and J. Bayer (Naturhistorisches Museum Wien) from 1903 to 1925. Although it
is one of the largest and best known cemeteries of the Hallstatt culture in Lower Austria, it has not
previously been published or analysed. Due to accurate recording, drawing and surveying by the
excavators, the documentation is amazingly good for these days. There is a general plan of the
cemetery as well as descriptions of the graves, and at least the validity of the complexes can be
guaranteed. Unfortunately, however, part of the documentation has been lost and some of the finds
cannot be traced back to their original graves with certainty. At the beginning of this study, therefore, a
critical review of the primary data was absolutely necessary.
The Hallstatt culture cemetery of Statzendorf contained 373 graves containing 376 burials. Most of the
individuals were cremated and either placed in urns or directly onto the soil of the grave; 10 % of the
burials, however, were inhumations. The inhumation burials were distributed over the whole area,
excluding the north-western part, which was the oldest part of the cemetery. On the northern, eastern
and southern edge of the graveyard, groups with similarly oriented graves could be detected. The
orientation of the burials obviously did not follow strict rules; the most frequent orientation was east-
west. Most of the inhumations were flat inhumations, but there were also occasional crouched
inhumations. In case of cremations, placing the burnt bones in urns was more common than piling
them on the ground, and males were more frequently buried inside urns than females. The remains of
cremated individuals were most frequently placed to the North and East of pottery vessels. According
to the cemetery plan, about a quarter of the burials were lined with stones or covered with stone
structures. In the oldest phase, the graves were situated close to each other, and through the course
of the Hallstatt culture, the distance between the graves increased. It is tempting to think of small
tumuli that could not be detected using the excavation methods of more than a hundred years ago.
Analogies with excavations in the river valley of the Traisen show that post and stone circles as well
as circular ditches were likely to have surrounded the graves.
The dead were usually equipped with a number of vessels, parts of a substantial drinking and dining
set. The types most frequently found are dishes, cups and bowls, large vessels with cylindrical necks,
footed dishes and pots. Cists, lids and triplet vessels are rare. Apart from that, animal bones
representing the remains of meat were frequently found together with iron knives. Personal objects
include fibulae, pins, bracelets, torcs, metal belt plates as well as glass and bronze beads. Tools and
equipment such as whetstones and spindle whorls are more often found within the graves than
weapons such as axes and lances. Horse gear was found in only one grave.
Unfortunately, only 25 skeletons and 16 cremated individuals were sufficiently well preserved for
anthropological examination. The remaining human remains were not collected during the excavation.
Only 22 of the individuals could be sexed. For further analyses, the burials had to be gendered
systematically via the grave goods. With the help of a Seriation of functional grave good combinations,
93 graves could be gendered. This indicated the presence of 62 female and 31 male graves.
The main aim of this work was to gain a sense of how Hallstatt society might have been organized by
analysing find combinations and cemetery structures. Whereas most other studies dealing with
Hallstatt society focus on elite graves, the graves of the inhabitants of a rural periphery are the primary
focus of this study. For each reliable grave complex, a social index was calculated. The method of
calculating social indices is an attempt to quantify and determine the value of both grave goods and
types. Instead of simply classifying graves as “poor” or “rich”, each grave is assigned a value that is
comprehensible and reproducible and can be statistically analysed with reference to grave
architecture, including burial type as well as the age and gender of the individuals. The evaluation is
derived from the material itself and is not primarily based on modern ideas about wealth and status. In
the best-case scenario, the social index value represents the social rank of the dead, and the relation
of the values can thus help in interpreting prehistoric social structures. The complete index for
Statzendorf consists of an index of the burial type, an index of the amount and size of the pottery, an
index of the functional types of grave goods, an index of the materials used for grave goods, an index
of the number of small finds, an index of the metal weight and an index of the association of finds.

301
Statzendorf Abstract

The results indicate that there were few burials with a social index of 0, 45 % were simple graves, 35
% were average graves and there was a small, well-differentiated elite. Amongst the eleven most
wealthy burials, six were female and five male. Within the 26 well-equipped graves, six could be
ascribed to females and eleven to males. Comparing the social index value to the burial type, it can be
shown that among the burials without any grave goods, there is a high percentage of inhumation
burials. This might be due to the fact that cremations without grave goods or stone structures were not
always detected. On the other hand, some of the most wealthy burials were inhumations.
Statzendorf is situated in the very west of the so-called “Kalenderbergkultur”, the early Iron Age in
Lower Austria and northern Burgenland. Naturally, a strong Western influence can be detected in the
material, linking the cemetery of Statzendorf with contemporaneous sites along the Danube such as
Mitterkirchen and Linz-St. Peter. Pottery types associated with a ritual importance of women, typical
for the Eisenstadt basin and the surrounding regions, are absent in Statzendorf. Only the
“Kalenderberg vessel”, decorated in relief, is frequent in the material culture. Many Iron Age sites are
now known from the Traisental-Fladnitztal region. The settlements, consisting of small farms and
villages, indicate a population mostly involved in agriculture.
The sequence of the burials begins in the early Hallstatt culture. Most of the graves date to the early
and middle Hallstatt culture, and only few complexes can be dated to the later Hallstatt culture. The
material can be classified as Hallstatt C and D1. Absolute dates are missing, but the chronological
framework covers the period between 800 and 600 BC. It can be assumed that a community of about
80 people buried their dead in the cemetery of Statzendorf. The oldest graves are situated in the
north-western part of the graveyard and show a strong Urnfield cultural tradition in burial rites. Graves
with a Western influence are distributed in the mid-western part of the graveyard. During the Hallstatt
period, a change in burial rites took place. The grave goods became more personalized and the
burials begin to represent the individual as well as being a strong demonstration of social status.
Later, the cemetery expanded towards the east and south, where the latest graves can be found. The
spatial patterning shows that distances between graves became larger, stone structures became
more common and social index values increased.

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315
Statzendorf Plan des Gräberfeldes

27. Plan des Gräberfeldes

Abb. 262: Gesamtplan des Gräberfeldes Statzendorf - Übersicht

316
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Statzendorf (NÖ):


Anthropologie
Silvia Renhart

1. Individualbefunde der Körperbestattungen:


Inv.-NR.:5779
Erhalten: Calvarium, Mandibula

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re x x 3 4 5 6 7 8
- li x x 3 4 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Frühmatur (41-50)
Geschlecht: M
Pathologie: Cribra orbitalia: 1
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5781
Erhalten: Calotte, Axis
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)
Geschlecht: W
Pathologie: Cribra orbitalia: 1
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5782
Erhalten: Calottenbruchstücke, Mandibulareste

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li (7) (8)
UK: - re
- li (6) (7) (8)

Sterbealter: Spätadult (31-40)


Geschlecht: W
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5783
Erhalten: Calotte, Mandibula

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li x x 3 4 5 6 x x
UK: - re x x x 4 5 6 7 8
- li x x x x x 6 7 x

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Spätadult (31-40)
Geschlecht: W?
Anmerkungen: Zusätzlicher Mandibularest von weiblichem adultem Individuum:
Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re x x 3 4 5 6 x .
- li x x 3 x x

317
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Inv.-NR.: 5784
Erhalten: Calotten-, Mandibulabruchstücke

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li 7
UK: - re a 2 3 4 5 6 7 .
- li a 2 3 4 5 b b 8

- KARIES:
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li Ko

- ALVEOLARRESORPTION: D
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Matur (45-55)
Geschlecht: W
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5785
Erhalten:Calotte und Mandibulabruchstücke

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re x x x x x x

Sterbealter: Spätadult (31-40)


Geschlecht: M??
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5786
Erhalten: Calotte und Mandibulafragmente

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re x x x x x 6 7 .
- li x x x x 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Frühmatur (41-50)
Geschlecht: M?
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5787
Erhalten: Calottenbruchstücke, Mandibula, 1 Mittelfußknochen, 2 Brustwirbelreste

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re 1 x x 4 x 6 7 x
- li x x x x x x 7 x
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8
- li x x 3 4 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)
Geschlecht: M
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5788
Erhalten: Calotten- und Mandibulabruchstücke, Mittelhandknochen, Halswirbelreste

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re (1) 2 3 4 5 6 (7) (8)
- li (1) 2 3 4 5 6 (7) (8)

318
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

UK: - re (1) (2) 3 4 5 6 7 8


- li (1) 2 3 4 5 6 7 8

- KARIES:
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li Kp

Sterbealter: Frühmatur
Geschlecht: M
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.:
Erhalten: Calottenbruchestücke, Maxilla- und Mandibulareste, Bruchstücke der Diaphysen und Wirbelkörper

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8
- li
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 x
- li 1 2

Sterbealter: Spätadult (31-40)


Geschlecht: W
Körperhöhe: B: 152 cm O: 154 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5790
Erhalten: Bruchstücke der Humeri, Ulne, Radii, Femura, Tibiae, Becken, Scapulae und Claviculae

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li 1 2 3 4 5 6 7 x
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8
- li 1 2 3 4 5 6 7 8

Sterbealter: Spätadult (31-40)


Geschlecht: M
Körperhöhe: B: 186 cm O: 190 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5791
Erhalten: Cranium, Bruchstücke aller Langknochen

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re 1 2 3 4 5 6 7 .
- li (1) (2) 3 4 5
UK: - re 1 2 3 4 a 6 7 8
- li 1 2 3 4 b 6 7 x

- KARIES:
I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re Ko
- li Ko

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Frühadult (19-30)
Geschlecht: M??
Körperhöhe: B: 161 cm O: 153 cm
Pathologie: Cribra orbitalia: 1
__________________________________________________________________________________________

319
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Inv.-NR.: 5792
Erhalten: Calotte, Mandibula, Diaphysenbruchstücke, Beckenreste

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re
- li x 2 3 4 x 6 x
UK: - re x 2 x 4 5 6 x x
- li x x x x x x x x

- ALVEOLARRESORPTION: B-C
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Spätadult (31-40)
Geschlecht: W??
Körperhöhe: B: 166 cm O: 164,5 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5793
Erhalten: Calotte, Bruchstücke von Mandibula, Diaphysen, Rippen und Claviculae

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re 1 2 3 4
- li x c x
UK: - re x 2 3 4 5 6 7 .
- li x x x 4 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
- GEBIßANOMALIEN: OK re I1+2 + li I2: starke Abnutzungsspuren
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)
Geschlecht: W??
Körperhöhe: B: 151 cm O: 153,5 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5794
Erhalten: Bruchstücke des Schädels, Diaphysen, Becken, Scapulae und Rippen

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re x 5 6 7 x
- li x x x x x 6 7 x

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
- RETENTION (Fehlentwicklung): UK re: P1
Sterbealter: Frühmatur (35-45)
Geschlecht: M
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5795
Erhalten: beinahe vollständig

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re 1 2 3 4 5 6 7 8
- li x 2 3 4 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
- RETENTION (Fehlentwicklung): UK li: M3
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)
Geschlecht: M
Körperhöhe: B: 186 cm O: 171 cm
__________________________________________________________________________________________

320
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Inv.-NR.: 5796
Erhalten: Calotte, Maxilla, Mandibula, Bruchstücke der Diaphysen

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re x x x x 5 6 7 x
- li x x 3 4 5 6 7 x
UK: - re x x 3 4 x x 7 .
- li x x x x x 6 7 .

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Frühadult (19-30)
Geschlecht: W
Körperhöhe: B: 159,5 cm O: 153,7 cm
Pathologie: Cribra orbitalia: 2-3; Porosierungen am harten Gaumen
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5797 + 5780
Erhalten: beinahe vollständig

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re x x x x 5 6 7 8
- li x x x x x 6 7 .
UK: - re x x x x 5 6 7 .
- li x x x 4 x 6 7 .

Sterbealter: Frühadult (19-30)


Geschlecht: W
Körperhöhe: B: 160 cm O: 156 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5798
Erhalten: beinahe vollständig

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
UK: - re a x 3 4 x b b b
- li a x x x b b b a

- ALVEOLARRESORPTION: D
- ZAHNSTEINBESATZ: B
- ZAHNSCHMELZHYPOPLASIE:
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35-45)
Geschlecht: M??
Körperhöhe: B: 167,5 cm O: 164 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5799
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken und Rippen

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re (6)
- li x x x x x 6 7
UK: - re x x x x x 6 7 8 (D)
- li x x x x x 6 7

Sterbealter: Frühadult (19-25)


Geschlecht: M?
Körperhöhe: B: - O: 165,7 cm
Pathologie: periostale (streifige) Auflagerungen am re Oberarmbruchstück proximal: a
__________________________________________________________________________________________

321
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Inv.-NR.: 5800
Erhalten: beinahe vollständig (Schädel stark zerbrochen)

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re (IV) (V) (6)
- li IV V 6 (B)
UK: - re 7 (A)
- li 1 x III IV V 6 7 (A)

Sterbealter: Infans I (4-6)


Geschlecht: -
Körperhöhe: S/K: 90-94 cm
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5801
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, 3 Wirbelreste

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re (1) 2 x IV V
- li 3 IV 4 V
UK: - re x 1 x x IV V 6 (A)
- li IV V

Sterbealter: Infans I (2-3)


Geschlecht: -
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5802
Erhalten:Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Femura

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re x x x IV V 6 (A)
- li
UK: - re 1 (A) x x x x 6 (A)
- li (1)

Sterbealter: Infans I (2-4)


Geschlecht: -
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5803
Erhalten: Bruchstücke Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken, Claviculae

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re x x x 4 x 6 7 8
- li x x x x 5 6 x
UK: - re x 2 3 4 5 6 7 x
- li x x 3 x 5 6 7 8

- ALVEOLARRESORPTION: B
- ZAHNSTEINBESATZ: B
Sterbealter: Adult (25-35)
Geschlecht: M
Körperhöhe: B: 160 cm O: 155,3 cm
Pathologie: re Tibiadiaphyse frontal: von proximal nach distal streifige Knochenauflagerungen: a
__________________________________________________________________________________________
Inv.-NR.: 5848
Erhalten: Bruchstücke der Calotte, Mandibula, Diaphysen, Becken und Claviculae

Bezahnung: I 1 I 2 C P 1 P 2 M 1 M 2 M 3
OK: - re 1 2 3 4 5 6 x
- li 1 2 3 4 5 6 7
UK: - re x 2 3 4 5 6 x .
- li x x x x x x x x

322
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Sterbealter: Spätadult (31-40)


Geschlecht: W
Pathologie: li Os parietale: 2 fingerkuppengroße Eindellungen

2. Individualbefunde der Brandbestattungen:


D.
InventarN Frag.stuf
Grab-Nr. Erhalten Gewicht Farbe V-stufe V-grad Frag.grö Rob. MM
r. e
ße
38131 3 11 elfenbein I d 17 2
38248 3 27 m-hg III d 33 3
42721 57 6 22 db-sw II e 78 5 c c
42757 65 6 25 b-g III c 75 5 c c
45143 4 18 m-hg III d 23 2
45359 4 32 m-hg III d 35 3
56080 84
56131 3 19 m-hg III c 20 2
56182 2 15 elfenbein I d 16 2
86338 17 5, 6 72 m-w IV c 12 1 d b
86356 18 3, 4 126 m-hg-w III-IV c 16 2 c b
86367 3, 4 41 m-hg III c 22 2 c c
86372 o.A. 5, 6 62 b-g III c 14 1 c c
86381 o.A. 3, 4 31 m-w IV c 35 3 b b
o.Nr. 1 1 126 m-hg III d 21 2 c c
o.Nr. 13 1 518 elfenbein I d 36 4 d c
o.Nr. 46
0.A. 3 11 m-hg III c 12 1

Bemerkunge
Grab-Nr. Indiv. Sterbealter Geschlecht Bezahnung Pathologie InventarNr.
n
1 19-60 ? A13, TK 38131
1 19-60 ? A1 38248
57 1 19-40 M?? Feld A 42721
65 1 19-40 M?? Feld A 42757
1 19-60 ? C32 45143
1 19-60 ? C70 45359
Feld C, nur
84 TK 56080
1 19-60 ? D9 56131
1 19-40 ? UK li: PM 1+2 11 56182
17 1 31-40 M? Feld D 86338
18 1 19-40 M?? Feld D, TK 86356
1 19-40 M?? D19, TK 86367
o.A. 1 41-50 M?? Feld D 86372
o.A. 1 19-30 W?? Feld D 86381
1 1 19-40 M?? Feld B o.Nr.
OK li Alv: C-
13 1 25-35 M P2 Feld B o.Nr.
Feld C, nur
46 TK o.Nr.
1 19-40 ? D10-9-05 o.A.

323
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

3. Ergebnisse
Aufgrund des unvollständigen und zum Teil sehr schlecht erhaltenen Materials können keine
verbindlichen Aussagen getroffen werden. So sind von den ursprünglich insgesamt 376 Bestattungen
(38 Körper- und 338 Brandbestattungen) nur 25 (65,8 %) Körper- (+ 2 im Inventarbuch des
Naturhistorischen Museums in Wien als „Verschollene“ festgehalten) und 16 (4,73 %)
Brandbestattungen vorhanden. In Prozenten ausgedrückt heißt dies, dass nur 41 (10,9 %) der
Bestattungen für die anthroplogische Auswertung zur Verfügung waren. Daher kann der vorliegende
Versuch nur als „Einordnungsversuch“ dieses Gräberfeldes verstanden werden.
3.1 Analyse der Brandbestattungen
Unter den auffindbaren Leichenbränden aus Statzendorf konnten 8 Männer und 1 Frau bestimmt
werden. Bei 7 Leichenbrandresten konnte nur mehr „Erwachsen“ diagnostiziert werden: 5 zwischen19
und 60 und 2 zwischen 19 und 40 Lebensjahren verstorben. Kindliche Individuen fehlen gänzlich.
Die auf eine 19 – 30 Jahre alte grazile Frau hinweisenden milchig-weiß gefärbten Schädel- und
Langknochenfragmente haben ein Gewicht von 31 g, sind mittelgroß fragmentiert und vollkommen
verbrannt. Dies lässt auf eine Verbrennungstemperatur von rund 650 Grad Celsius schließen.
Fünf Männer verstarben zwischen dem 19. und 40. Lebensjahr und je einer zwischen 31 und 40, 25
und 35 sowie 41 und 50. Das Gewicht variiert zwischen 22 g und 518 g. Die Hälfte der männlichen
Leichen wurde bei Temperaturen um 550 Grad Celsius verbrannt. Je ein Toter wurde um 250, um
400, 400-550 und 650 Grad Celsius eingeäschert. Die meisten Knochenreste weisen dabei auf eine
vollkommene Verbrennung hin. Nur in zwei Fällen liegt eine teilweise unvollkommene und in einem
Fall eine unvollkomme Verbrennung vor. Der größere Teil der Brandknochen ist „sehr klein – klein“
fragmentiert. In nur wenigen Fällen liegt eine „große – sehr große“ Fragmentierung vor. Bezüglich
Robustizität und Muskelmarkenrelief kann von einem mittelkräftigen, muskulösen Körperbau
ausgegangen werden. Die verbrannten Männer verstarben mit durchschnittlich ca. 32,3 Lebensjahren.
Bei den nach ihrem Geschlecht unbestimmbaren Individuen variiert das Gewicht zwischen 11 g und
32 g. Die Verbrennung war größtenteils unvollkommen. Die meist milchig-hellgraue Knochenfärbung
weist in fünf Fällen auf Verbrennungstemperaturen um 550 Grad Celsius hin. In zwei Fällen lag die
Temperatur wohl nur um 250 Grad Celsius. Die Knochen sind im überwiegenden Fall „klein – sehr
klein“ fragmentiert. Nur in zwei Fällen sind sie als „mittelgroß“ zu bezeichnen. Die
Sterbealtersbestimmung ergibt für die Unbestimmbaren eine durchschnittliche Lebenserwartung von
ca. 37,2 Jahren.

324
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

3.2 Liste Sterbealter, Geschlecht und Körperhöhe

Inventar-Nr. Sterbealter Geschlecht Körperhöhe in cm Körperhöhe in cm


(Breitinger, 1937 (Olivier et al., 1978)
oder Bach, 1965
oder Schmid/Künle,
1958)
Körperbestattungen
5779 41-50 M - -
5781 35-45 W - -
5782 31-40 W - -
5783 31-40 W? - -
5784 45-55 W - -
5785 31-40 M? - -
5786 41-50 M? - -
5787 35-45 M? - -
5788 41-50 M - -
5789 31-40 W 152 154
5790 31-40 M 186 190
5791 19-30 M?? 161 153
5792 31-40 W? 166 164,5
5793 35-45 W?? 151 153,5
5794 35-45 M? - -
5795 35-45 M 186 171
5796 19-30 W? 159,5 153,7
5797+5780 Knochen des 19-30 W 160 156
gleichen Individuums
5798 35-45 M?? 167,5 164
5799 19-25 M? - 165,7
5800 4-6 - 90-94 -
5801 2-3 - - -
5802 2-4 - - -
5803 25-35 M 160 153,3
5804 verschollen
5848 31-40 W - -
9539 verschollen

Brandbestattungen
o.Inv./D 10-9-05 19-40 - - -
o. Inv./ 1 19-40 M?? - -
o. Inv./ 13 25-35 M - -
38131/ - 19-60 - - -
38248/ - 19-60 - - -
42721/ 57 19-40 M?? - -
42757/ 65 19-40 M?? - -
45143/ - 19-60 - - -
45359/ - 19-60 - - -
56131 19-60 - - -
56182 19-40 - - -
86338/ 17 31-40 M? - -
86356/ 18 19-40 M?? - -
86367/ - 19-40 M?? - -
86372/ - 41-50 M?? - -
86381/ - 19-30 W?? - -

Tab.1: Liste Sterbealter, Geschlecht und Körperhöhe

Legende:
o. Inv/Grab.: ohne Inventarnummer/GrabNr.
M: Männlich; W: Weiblich
M?: wahrscheinlich Männlich; W?: wahrscheinlich Weiblich
M??: eher Männlich als Weiblich; W??: eher Weiblich als Männlich
- : unbestimmbar

325
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

3.3 Demographie

Altersstufen Subadulte Männer Frauen ? Gesamt


Detail
0-6 3 3
7-12 -
13-18 -
19-40 (25-35) 7 2 9
19-30 2 3 5
31-40 3 5 8
35-45 4 2 6
41-50 4 4
41-60 (45-55) 1 1
19-60 5 5
3 20 11 7 41

Altersstufen Subadulte Männer Frauen ? Gesamt


Infans I 3 3
Infans II -
Juvenil -
Adult 14 9 4,5 27,5
Matur 6 2 2,5 10,5
Senil -
3 20 11 7 41

Altersstufen Körperbestattungen Brandbestattungen


Infans I 3
Infans II
Juvenil
Adult 15 12,5
Matur 7 3,5
Senil
25 16

Tab.2: Demographie

Bei 25 von den insgesamt 41 anthroplogisch untersuchten Bestattungen des Gräberfeldes Statzendorf
handelt es sich um Körperbestattungen und bei 16 um Brandbestattungen.

Geschlechterverhältnis Körperbestattungen:
12 (48 %) Männer, 10 (40 %) Frauen und 3 (12 %) Subadulte

Geschlechterverhältnis Brandbestattungen:
8 (50 %) Männer, 1 (6,3 %) Frau und 7 (43,7 %) Unbestimmbare

Geschlechterverhältnis Gesamt:
20 (48,8 %) Männer, 11 (26,8 %) Frauen, 3 (7,3 %) Subadulte und 7 (17,1 %) Unbestimmbare.

Das Geschlechterverhältnis zeigt ein großes Frauen- und Subadultendefizit auf. Der „übliche“
Frauenüberschuss – vor allem an jung Verstorbenen – fehlt hier.

326
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Tab.3: Sterbealtersklassen

Gesamt
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex
0 - 4 1.40 3.41 100.00 0.03 491.46 3428.35 34.28
5 - 9 1.60 3.90 96.59 0.04 473.17 2936.89 30.41
10 - 14 0.00 0.00 92.68 0.00 463.41 2463.72 26.58
15 - 19 0.60 1.46 92.68 0.02 459.76 2000.30 21.58
20 - 24 2.40 5.85 91.22 0.06 441.46 1540.55 16.89
25 - 29 6.00 14.63 85.37 0.17 390.24 1099.09 12.88
30 - 34 9.60 23.41 70.73 0.33 295.12 708.84 10.02
35 - 39 7.55 18.41 47.32 0.39 190.55 413.72 8.74
40 - 44 4.75 11.59 28.90 0.40 115.55 223.17 7.72
45 - 49 4.25 10.37 17.32 0.60 60.67 107.62 6.21
50 - 54 1.45 3.54 6.95 0.51 25.91 46.95 6.75
55 - 59 0.75 1.83 3.41 0.54 12.50 21.04 6.16
60 - 64 0.35 0.85 1.59 0.54 5.79 8.54 5.38
65 - 69 0.25 0.61 0.73 0.83 2.13 2.74 3.75
70 - 74 0.05 0.12 0.12 1.00 0.30 0.61 5.00
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.30 0.30 0.00
Summe : 41.00 100.00

(Korrigiert mit 5q0 nach Bouquet und Masset)


Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex
0 - 4 4.41 10.02 100.00 0.10 474.94 3210.86 32.11
5 - 9 1.60 3.64 89.98 0.04 440.79 2735.92 30.41
10 - 14 0.00 0.00 86.34 0.00 431.70 2295.13 26.58
15 - 19 0.60 1.36 86.34 0.02 428.30 1863.42 21.58
20 - 24 2.40 5.45 84.98 0.06 411.25 1435.13 16.89
25 - 29 6.00 13.63 79.52 0.17 363.54 1023.88 12.88
30 - 34 9.60 21.81 65.89 0.33 274.93 660.34 10.02
35 - 39 7.55 17.15 44.08 0.39 177.51 385.41 8.74
40 - 44 4.75 10.79 26.92 0.40 107.64 207.90 7.72
45 - 49 4.25 9.66 16.13 0.60 56.52 100.26 6.21
50 - 54 1.45 3.29 6.48 0.51 24.14 43.74 6.75
55 - 59 0.75 1.70 3.18 0.54 11.64 19.60 6.16
60 - 64 0.35 0.80 1.48 0.54 5.40 7.95 5.38
65 - 69 0.25 0.57 0.68 0.83 1.99 2.56 3.75
70 - 74 0.05 0.11 0.11 1.00 0.28 0.57 5.00
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.28 0.28 0.00
Summe : 44.01 100.00

Männer
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex
0 - 4 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
5 - 9 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
10 - 14 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
15 - 19 0.20 1.00 100.00 0.01 497.50 2211.25 22.11
20 - 24 0.80 4.00 99.00 0.04 485.00 1713.75 17.31
25 - 29 2.15 10.75 95.00 0.11 448.13 1228.75 12.93
30 - 34 5.15 25.75 84.25 0.31 356.88 780.63 9.27
35 - 39 4.80 24.00 58.50 0.41 232.50 423.75 7.24
40 - 44 3.30 16.50 34.50 0.48 131.25 191.25 5.54
45 - 49 3.00 15.00 18.00 0.83 52.50 60.00 3.33
50 - 54 0.60 3.00 3.00 1.00 7.50 7.50 2.50
55 - 59 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00
60 - 64 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00
65 - 69 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00
70 - 74 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 -0.00 0.00
Summe : 20.00 100.00

327
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Frauen
Klasse Dx dx lx qx Lx Tx ex
0 - 4 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
5 - 9 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
10 - 14 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00
15 - 19 0.30 2.73 100.00 0.03 493.18 1880.68 18.81
20 - 24 1.20 10.91 97.27 0.11 459.09 1387.50 14.26
25 - 29 3.45 31.36 86.36 0.36 353.41 928.41 10.75
30 - 34 2.95 26.82 55.00 0.49 207.95 575.00 10.45
35 - 39 1.00 9.09 28.18 0.32 118.18 367.05 13.02
40 - 44 0.50 4.55 19.09 0.24 84.09 248.86 13.04
45 - 49 0.50 4.55 14.55 0.31 61.36 164.77 11.33
50 - 54 0.30 2.73 10.00 0.27 43.18 103.41 10.34
55 - 59 0.25 2.27 7.27 0.31 30.68 60.23 8.28
60 - 64 0.25 2.27 5.00 0.45 19.32 29.55 5.91
65 - 69 0.25 2.27 2.73 0.83 7.95 10.23 3.75
70 - 74 0.05 0.45 0.45 1.00 1.14 2.27 5.00
75 - x 0.00 0.00 0.00 0.00 1.14 1.14 0.00
Summe : 11.00 100.00

Korrigiert nach der Formel von Bouquet und Masset betrug die Lebenserwartung der Statzendorfer
bei der Geburt insgesamt ca. 32 Lebensjahre.

Wurden die ersten 15 Lebensjahre überlebt, zeigt sich, dass die Männer mit einer durchschnittlichen
Lebenserwartung von ca. 37 Jahren und die Frauen von ca. 33 Jahren rechnen konnten. Grafik 1 –
Sterbefrequenz, Grafik 2 - Sterbewahrscheinlichkeit und Grafik 3 – Lebenserwartung verdeutlichen
diese Aussagen.

80
70
60
50 Frauen
40 Männer
30 Gesamt
20
10
0
4

4
0-

-1

-2

-3

-4

-5

-6

-7
10

20

30

40

50

60

70

Grafik 1: Sterbefrequenz (dx):

Diese Grafik verdeutlicht, dass die meisten der Statzendorfer zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr
verstarben.

328
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

2,5

1,5 Frauen
Männer
1 Gesamt
0,5

0
4

4
0-

-1

-2

-3

-4

-5

-6

-7
10

20

30

40

50

60

70
Grafik 2: Sterbewahrscheinlichkeit (qx):

Auch hier bestätigt sich, dass die hochgerechnete Sterbewahrscheinlichkeit zwischen dem 30. und
40. Lebensjahr enorm war, ebenso wie zwischen 45 und 55 und natürlich bei den über 70 Jährigen.

50
45
40
35
30 Frauen
25 Männer
20 Gesamt
15
10
5
0
4

4
4

4
0-

-1

-2

-5

-6
-3

-4

-7
10

20

30

40

50

60

70

Grafik 3: durchschnittliche Lebenserwartung (ex):

Wer von den Frauen die ersten 15 - 20 Lebensjahre überlebte, hatte – statistisch gesehen – gute
Chancen noch weitere 20 Jahre zu leben. Wer von den Männern das 25. Lebensjahr überschritt, hatte
– statistisch gesehen – gute Chancen noch weitere 10 Jahre zu leben. Insgesamt nur ca. 30 % der
Männer und ca. 20 % der Frauen überschritten das 40. Lebensjahr. Der Großteil verstarb bis zur Mitte
des 30. Lebensjahrs.

329
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

3.4 Körperhöhe und Konstitution


Tab. 3: Körperhöhenkategorien

Kategorien Männer Frauen


n % n %
150-159,9 klein 2 33 4 80
160-163,9 untermittelgroß
164-166,9 mittelgroß 2 33 1 20
167-169,9 übermittelgroß
170-179,9 groß 1 17
180-x übergroß 1 17
Min-Max 153,3-190 cm 153,5-164,5 cm
Mittelwert 166 cm 156,3 cm

Körperhöhen konnten nur bei einigen wenigen Körperbestattungen erhoben werden, wobei sich aus
den Daten von sechs Männern eine durchschnittliche Körperhöhe von 166 cm (mittelgroß) errechnen
lässt. Aus den fünf Frauenmaßen kann eine durchschnittliche Körperhöhe von 156,3 cm (klein)
ermittelt werden. Für die Hallstattzeit wurden bislang für die Männer durchschnittliche Körperhöhen
von 170,3 cm und für die Frauen von 157,2 cm und für die Latènezeit für die Männer von 169,5 cm
und für die Frauen von 159,8 cm errechnet.Die Körperhöhen der vorliegenden Statzendorfer
entsprechen ziemlich genau denen der Durezza Schachthöhle (Fabrizii-Reuer, Reuer, 1998): Männer:
166 cm, Frauen: 157 cm.

Tab. 4: Robustizität, Muskelmarkenrelief und Körperhöhen – Männer

Inventar-Nr. Sterbealter Robustizität Muskelmarken Körperhöhe


in cm
(Olivier et al.,
1978)
Körperbestattungen
5779 41-50 c-d c -
5785 31-40 c b -
5786 41-50 c b -
5787 35-45 - - -
5788 41-50 - - -
5790 31-40 d c 190
5791 19-30 b-c b-c 153
5794 35-45 c c -
5795 35-45 d c 171
5798 35-45 c c 164
5799 19-25 c c 165,7
5803 25-35 d c 153,3

Brandbestattungen
o. Inv./ 1 19-40 c c -
o. Inv./ 13 25-35 d c -
42721/ 57 19-40 c c -
42757/ 65 19-40 c c -
86338/ 17 31-40 d b -
86356/ 18 19-40 c b -
86367/ - 19-40 c c -
86372/ - 41-50 c c -

Wie bei den männlichen Brandbestattungen zeigt sich auch bei den Körperbestattungen, dass die
meisten Männer von mäßig robustem Körperbau waren. Die Muskelmarken vermitteln jedoch ein Bild
von einer ausgesprochen kräftig ausgebildeten Muskulatur. Besonders hervor sticht so der Mann mit
der Inv.Nr. 5790. Er ist ausgesprochen groß (190 cm), sehr robust und kräftig. Sehr kräftig ist auch
der Mann mit der Inv.Nr. 5803, wobei er seiner Körperhöhe (153,3 cm) nach sehr klein ist. Dies
unterstreicht, dass Körperhöhe und Körperbau nicht in direktem Zusammenhang stehen. Sehr kräftig
und relativ groß gewachsen (171 cm) ist auch der Mann mit der Inv.Nr. 5795.

330
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Tab. 5: Robustizität, Muskelmarkenrelief und Körperhöhen – Frauen

Inventar-Nr. Sterbealter Robustizität Muskelmarken Körperhöhe in


cm
(Olivier et al.,
1978)
Körperbestattungen
5781 35-45 b-c b -
5782 31-40 b b -
5783 31-40 b b -
5784 45-55 b b -
5789 31-40 - - 154
5792 31-40 b-c b 164,5
5793 35-45 b-c b 153,5
5796 19-30 b b 153,7
5797+5780 19-30 b-c b 156
5848 31-40 b b -

Brandbestattungen
86381/ - 19-30 b b -

Auch bei diesen weiblichen Bestattungen fällt – wie bei ähnlichen eisenzeitlichen Gräberfeldern – auf,
dass die Frauen trotz ihrer relativ geringen Körperhöhe robust gebaut waren. Deutlich ausgeprägte
Muskelmarken unterstreichen das Bild und der Geschlechtsimorphismus ist dadurch recht gering.

3.5 Typologie
Männer:
Morphognose:
In der Draufsicht (Norma verticalis) sind die männlichen Schädel überwiegend ellipsoid (6,7 %). Nur je
ein Schädel (16,7 %) ist rhomboid (5791) und sphenoid (5795). Der Schädel „5795“ fällt auch
bezüglich der übrigen Merkmale auf. So besitzt er mittelstark ausgeprägte Parietalia, kein Chignon
und in der Hinteransicht (Norma occipitalis) eine Übergangsform zwischen Kreis- und Hausform. Alle
übrigen Schädel haben schwach ausgeprägte Parietalia, ein Chignon und in der Hinteransicht eine
kreisförmige Schädelform.
Metrische Merkmale:

Tab. 6: Metrik Männer

Maße 5779 5785 5786 5790 5791 5795 5798


1 gr. Lang Mittellang Mittellang Mittellang Mittellang Mittellang
SchädelL
8 gr. Schmal Schmal Schmal Mittelbreit Breit Mittelbreit Schmal
SchädelB
9 kl. StirnB Mitelbreit Mittelbreit Sehr Breit Mittelbreit Schmal Breit
schmal
10 gr. Schmal Schmal Schmal Breit Mittelbreit Breit
StirnB
20 Ohr- Hoch Sehr niedrig Niedrig Mittelhoch Sehr niedrig
Bregma-H.
23 Mittelgroß Klein Groß Klein Groß
Horizontal-
umfang
38 Schädel- Aristen- Oligen- Aristen- Oligen-
kapazität kephal kephal kephal kephal
1 L-B-I Hyperdolicho- Dolicho- Dolicho- Brachy- Meso- Dolicho-
kran kran kran kran kran kran
4 L-OH-I Orthokran Chamae- Hypsikran Chamae-
kran kran
5 B-OH-I Akrokran Tapeino- Tapeino- Tapeino- Tapeino-
kran kran kran kran
13 tr.fr. Eury- Metri- Steno- Eury- Steno- Metrio- Eury-
Par.-I metop metop metop metop metop metop metop

331
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Die meisten Schädel sind mittellang (83,3 %) und schmal (57,1 %). Ihrer Höhe nach sind 20 % hoch,
20 % mittelhoch, 20 % niedrig und 40 % sehr niedrig. Dem Längen-Breiten-Index nach sind 50 %
dolichokran und je 6,7 % hyperdolichokran, mesokran und brachykran. Dem Längen-Ohrhöhen-Index
nach sind 50 % chamaekran und je 25 % hypsikran bzw. orthokran. Dem Längen-Ohrhöhen-Index
nach sind 80 % tapeinokran und 20 % akrokran. Auch hier zeichnen sich wie bei der Morphognose
leichte Unterschiede zwischen den Schädeln 5791 und 5795 zu den übrigen Schädeln ab.

Frauen:
Morphognose:
Einzig der weibliche Schädel 5796 (KH: 153,7 cm) weicht etwas von den übrigen ab. Der Aufsicht
nach ist er ellipsoid, die Wölbung der Parietalia ist mittelstark, ein Chignon ist vorhanden und die
Hinteransicht zeigt einen Übergang zwischen Kreis- und Hausform. Alle übrigen Schädel (87,5 %)
sind ellipsoid, besitzen eine schwach ausgeprägte Wölbung der parietalia sowie ein Chignon und
zeigen in der Hinteransicht eine Kreisform.

Metrische Merkmale:

Tab. 7: Metrik Frauen

Maße 5781 5783 5784 5792 5793 5796 5797 5848


1 gr. Lang Lang Mittellang Mittellang Lang Lang Lang Mittel-
SchädelL lang
8 gr. Mittelbreit Sehr Mittelbreit Mittelbreit Mittelbreit Schmal
SchädelB schmal
9 kl. StirnB Mittelbreit Mittelbreit Mittelbreit Schmal Sehr breit Schmal Breit
10 gr. StirnB Schmal Sehr Schmal Mittelbreit Mittelbreit Mittel-
schmal breit
20 Ohr- Niedrig Niedrig Hoch Hoch Mittelhoch Hoch Hoch
Bregma-H.
23 Groß Mittelgroß Mittelgroß Mittelgroß Groß Mittel-
Horizontal- groß
umfang
38 Schädel- Aristen- Oligen- Aristen- Euen- Aristen- Euen-
kapazität kephal kephal kephal kephal kephal kephal
1 L-B-I Dolicho- Hyper- Mesokran Mesokran Mesokran Dolich-
kran dolichokra kran
n
4 L-OH-I Chamae- Chamae- Hypsi- Orthokran Orthokran Hypsi- Hypsi-
kran kran kran kran kran
5 B-OH-I Tapeino- Metrio- Metrio- Metrio- Metrio- Akro-
kran kran kran kran kran kran
13 tr.fr. Par.- Eury- Eury- Eury- Eury- Eury- Eury-
I metop metop metop metop metop metop

62,5 % der weiblichen Schädel sind lang und 37,5 % mittellang. 66,7 % sind mittelbreit und je 16,7 %
sehr schmal bzw. schmal. Ihrer Höhe nach sind 57,1 % hoch, 28,6 % niedrig und 14,3 % mittelhoch.
50 % sind mesokran, 33,3 % sind dolichokran und 16,7 % hyperdolichokran. Dem Längen-Ohrhöhen-
Index nach sind 42,9 % hypsikran und je 28,6 % orthokran bzw. chamaekran. Dem Breiten-Ohrhöhen-
Index nach sind 66,7 % metriokran und je 16,7 % tapeinokran bzw. akrokran.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich die Statzendorfer dem bereits bestehenden Bild der
eisenzeitlichen Bevölkerung Ostösterreichs anschließen: „Der männliche morphologische
Durchschnittstypus der ostöstereichischen Latènezeit weist einen mittellangen, schmalen, mittelhohen
bis hohen, seinem L-B-I nach dolichokranen Schädel auf..... Der Hirnschädel der weiblichen
Individuen ist im Durchschnitt lang, mittelbreit, mittelhoch bis hoch und seinem L-B-I nach dem
mesokranen Bereich zu zuordnen.“ (Renhart, 1992, S 133).

332
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

3.6 Pathologie
Bei nur sechs Individuen (zwei Frauen und vier Männer) treten leichte krankhafte Erscheinungen auf.
Bei einer Frau und zwei Männern zeigen sich an der Tabula externa des Orbitadaches ein Netz von
seichten Furchen mit kleinen Löchern. Bei einer weiteren Frau treten neben den Löchern auch tiefere
Rinnen und Furchen sowie Porosierungen am harten Gaumen auf. Dieses Krankheitsbild der Cribra
orbitalia gilt als Hinweis auf Mangelernährung und Vitaminmangel.
Bei zwei Männern zeigen sich periostale, streifige Knochenauflagerungen. Bei einem Mann sind sie
am Bruchstück seines rechten Oberarmknochens und beim anderen an der rechten Tibia frontal
festzustellen. Solche Auflagerungen weisen auf geheilte Fissuren und subperiostale Blutungen hin.
Am linken Os parietale des weiblichen Schädels 5848 zeigen sich zwei Eindellungen. Der Mittelpunkt
der zeigefingergroßen, dem Os frontale nahen Delle ist 23 mm vom Bregma entfernt. Der Mittelpunkt
der dem Scheitel nahen daumengroßen Einbuchtung ist 56 mm vom Bregma entfernt. Die
bregmanähere Eindellung hat einen Durchmesser von ca. 10 mm und eine Tiefe von ca. 3 mm. Die
entferntere Eintiefung hat einen Durchmesser von ca. 15 mm und ist ca 5 mm tief. Sie setzt sich leicht
über die Sutura parietalis am rechten Os parietale fort. Soweit es die erodierte Schädeloberfläche
zulässt, kann festgehalten werden, dass keine Schnitt- oder Hiebmarken zu sehen sind, und dass es
sich wohl um eine Schabtrepanation handeln könnte. Diese Form des chirurgischen Eingriffs war in
der Eisenzeit eine recht häufige Art um „Irritabilitäten“ im Schädelbereich zu beheben.
Bezahnung:
Bei beinahe allen Gebissen der Körperbestattungen können eine leichte Alveolarresorption und mäßig
starker Zahnsteinbesatz festgestellt werden. Retentionen treten nur bei zwei Männern auf. In einem
Fall steckt der rechte erste Prämolar noch in der Alveole des Unterkiefers und im anderen Fall betrifft
es den dritten linken Unterkiefermolaren. Bei fünf weiblichen Gebissen und einem männlichen waren
meist die dritten rechten Unterkiefermolaren nicht angelegt. Atrophierte Alveolen treten bei zwei
Frauen (45-55 Jahre) und einem Mann (35-45 Jahre) auf. Als gering ist auch der Kariesbefall zu
bezeichnen. So tritt bei zwei Männern einmal am ersten linken Oberkiefermolaren Kronenkaries
palatinal und an je einem rechten und linken Unterkiefermolaren Kronenkaries occlusal auf. Eine
Kronenkaries occlusal zeigt sich auch am dritten Oberkiefermolaren eines weiblichen Individuums. Bei
der 35-45 jährigen Frau 5793 weisen der erste und zweite rechte sowie zweite linke Incisivus (der
erste linke ist nicht vorhanden) typische Abnützungsspuren für den Gebrauch der Zähne als „dritte
Hand“ auf.

4. Zusammenfassung
Von ursprünglich 376 Bestattungen kamen nur 25 Körper- und 16 Brandbestattungen zur
anthropologischen Analyse. Dies ergibt ein verzerrtes Bild der demographischen Daten. So dass die
vorliegende Auswertung nur als Einordnungsversuch zu verstehen ist. Das Geschlechterverhältnis
zeigt ein großes Frauen- und Subadultendefizit auf. Die druchschnittliche Lebenserwartung betrug bei
der Geburt ca. 32 Jahre. Körperhöhe und körperliches Erscheinungsbild fügen sich gut in das bereits
bestehende Bild der eisenzeitlichen Gräberfelder des heutigen ostösterreichischen Raumes ein. An
pathologischen Erscheinungen treten in nur wenigen Fällen, neben den üblichen fast jedes Individuum
betreffenden Gebissverschleisserscheinungen, Cribra orbitalia, periostale Knochenauflagerungen und
Eindellungen an einem linken Os parietale als Hinweis auf operative Eingriffe auf.

333
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

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334
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

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335
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

6. Anhang
6.1 Metrik
Maßnr.: Maß Bezeichnung M M M M M M M M M M
Schädel: GRAB-Nr.: 5779 5785 5786 5787 5790 5791 5795 5798 5799 5803 n Min. Max. MWert
1 gr. Sch. L. 191 184 185 184 183 186 6 183 191 185,5
5 Sch.ba.L.
8 gr. Sch.B. 132 136 136 144 154 143 138 7 132 154 140,4
9 kl. StirnB. 99 93 88 102 100 95 101 7 93 102 96,9
10 gr. StirnB. 120 119 120 129 121 129 6 119 129 123
12 gr. Hinterh. B. 111 111 107 116 112 103 6 107 116 110
17 Ba-Breg. H.
20 Ohr-Breg. H. 119 101 111 116 96 5 96 119 108,6
23 Horiz. umf. 532 517 538 511 536 5 511 538 526,8
24 Trans.bo. 309 318 315 3 309 318 314
25 med.sag.bo. 376 368 2
26 med.sag. Fro.bo. 130 132 121 125 127 131 137 7 121 137 129
27 med.sag.Pa.bo. 130 134 127 114 120 123 124 7 114 134 124,6
28 med.sag.Occ.bo. 116 112 2
29 med.sag. Fro.se. 111 114 105 112 105 115 114 7 105 115 110,9
38 Sch.kap. 1455 1282 1559 1276 4 1276 1559 1393
40 Ges.L.
45 Jochbo.B.
47 Ges.H.
48 Oges.H.
51 Orb.B. re
51 Orb.B . li
52 Orb.H. re
52 Orb. H. li
54 NasenB.
55 NasenH.
66 W.B. Uk 94 100 96 102 92 99
69 KinnH. 35 28 29 35 31 35 33
70 AstH. re 62 62 72 57 67
70 AstH. li 62
Humerus: rechts
1 gr. L.
2 ganze L.
5 gr. Dm. Mitte 21
6 kl. Dm. Mitte 17
7 kl. Umf. Mitte 61
9 gr. tr. Dm. Caput
10 gr. sag. Dm. Caput
links
1 gr. L. 318
2 ganze L. 314
5 gr. Dm. Mitte 21 19
6 kl. Dm. Mitte 17 16
7 kl. Umf. Mitte 61 60
9 gr. tr. Dm. Caput 41
10 gr. sag. Dm. Caput
Radius: rechts
1 gr. L.
1b Parallele L.
2 Fkt. L.
3 kl. Umf.
links
1 gr. L.
1b Parallele L.
2 Fkt. L.
3 kl. Umf. 41
Ulna: rechts
1 gr. L. 246 252
2 Fkt. L. 240
3 Umfang 38
links
1 gr. L.
2 Fkt. L.
3 Umfang 39

336
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Femur: rechts
1 gr. L. 405 466 400
2 ganze L. 465
6 sag. Dm. Mitte 28 24 26
7 tr. Dm. Mitte 25 27 28
9 ob.tr. DiaDm. 33 33 33
10 ob.sag. DiaDm. 25 22 22
18 vert.Dm. Caput 47 49
19 tr. Dm. Caput 47 46
links
1 gr. L.
2 ganze L.
6 sag. Dm. Mitte 27 24 23
7 tr. Dm. Mitte 25 27 30
9 ob.tr. DiaDm. 32 34 35
10 ob.sag. DiaDm. 22 22 24
18 vert.Dm. Caput 49
19 tr. Dm. Caput
Tibia: rechts
1 ganze L.
1b L. Tibia 453
8a gr. Dm. F. nut. 33
9a tr. Dm. F. nut. 25
10b kl. Umfang 73
links
1 ganze L.
1b L. Tibia
8a gr. Dm. F. nut. 30
9a tr. Dm. F. nut. 25
10b kl. Umfang 72
Fibula: rechts
1 gr. L.
2 gr. Dm. Mitte
3 kl. Dm. Mitte
links
1 gr. L.
2 gr. Dm. Mitte
3 kl. Dm. Mitte
INDICES
Schädel:

1 L-B-I (8/1) 69,1 73,9 73,5 83,7 78,1 74,1


2 L-H-I (17/1)
3 B-H-I (17/8)
4 L-OH-I (20/1) 62,3 54,9 63,0 52,5
5 B-OH-I (20/8) 90,2 74,3 77,1 75,3 67,1
12 tr. Front.-I (9/10) 82,5 78,2 85,0 77,5 78,5 78,3
13 tr. fr. Par.-I (9/8) 75,0 68,4 64,7 70,8 64,9 66,4 73,2
16 sag. Fr.-Parietal-I 100,0 101,5 105,0 91,2 94,49 93,89 90,5
(27/26)
22 sag. Frontal-I 85,4 86,4 86,8 89,6 82,7 87,8 83,2
(29/26)
Ulna:
L-D-I. (3/2) 15,8
Tibia:
I. cnemicus (9a/8a) 78,76
L-D-I. (10b/1) 16,11
Femur:
Rob.-I. ((6+7)/2) 10,97
I. platymericus 75,8 66,7 66,7
(10/9)

Tab. 6: Metrik

337
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Maß Nr. Maß Bezeichnung F F F F F F F F F


Schädel: GRAB-Nr.: 5781 5783 5784 5789 5792 5793 5796 5797 5848 n Min. Max. MWert
1 gr. Sch. L. 187 185 177 173 185 180 183 177 8 173 187 180,9
5 Sch.ba.L. 104
8 gr. Sch.B. 135 122 137 135 143 128 6 122 143 133,3
9 kl. StirnB. 97 93 95 92 103 91 98 7 91 103 95,6
10 gr. StirnB. 115 108 113 117 120 116 6 108 120 114,8
12 gr. Hinterh. B. 111 101 114 98 110 104 110 7 98 114 106,9
17 Ba-Breg. H. 152
20 Ohr-Breg. H. 107 104 116 116 110 117 118 7 104 118 112,6
23 Horiz. umf. 516 504 500 513 520 505 6 500 520 509,7
24 Trans.bo. 297 326 328 3
25 med.sag.bo. 369 369 377 369 4 369 377 371
26 med.sag. Fro.bo. 123 120 118 124 125 133 126 7 118 133 124,1
27 med.sag.Pa.bo. 125 122 125 120 118 116 142 7 116 142 124
28 med.sag.Occ.bo. 121 104 121 123 105 5 104 121 114,8
29 med.sag. Fro.se. 109 102 108 107 111 107 6 102 109 107,3
38 Sch.kap. 1309 1077 1327 1299 1445 1299 6 1077 1445 1292,7
40 Ges.L.
45 Jochbo.B.
47 Ges.H. 115
48 Oges.H. 67
51 Orb.B. re
51 Orb.B . li
52 Orb.H. re 37
52 Orb. H. li 37
54 NasenB. 27
55 NasenH. 47
66 W.B. Uk 103 107 98 105 102
69 KinnH. 34 35 28 32 32 34 31
70 AstH. re 64 65 60 61 56
70 AstH. li 60 54
Humerus: rechts
1 gr. L.
2 ganze L.
5 gr. Dm. Mitte 21 19 19
6 kl. Dm. Mitte 17 18
7 kl. Umf. Mitte 59 56
9 gr. tr. Dm. Caput 40
10 gr. sag. Dm. Caput
links
1 gr. L. 301
2 ganze L. 296
5 gr. Dm. Mitte 21 19 19
6 kl. Dm. Mitte 17 17 18
7 kl. Umf. Mitte 65 59 56
9 gr. tr. Dm. Caput 38
10 gr. sag. Dm. Caput
Radius: rechts
1 gr. L. 223
1b Parallele L. 220
2 Fkt. L. 211
3 kl. Umf. 40
links
1 gr. L. 220
1b Parallele L.
2 Fkt. L. 207 207
3 kl. Umf. 31 30 37
Ulna: rechts
1 gr. L.
2 Fkt. L.
3 Umfang 30 32
links
1 gr. L. 235 245
2 Fkt. L. 207 214
3 Umfang 31 30 32
Femur: rechts
1 gr. L. 400
2 ganze L.
6 sag. Dm. Mitte 24 25

338
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

7 tr. Dm. Mitte 30 25


9 ob.tr. DiaDm. 34 30 31
10 ob.sag. DiaDm. 21 22 22
18 vert.Dm. Caput 40
19 tr. Dm. Caput 41
links
1 gr. L. 450 400
2 ganze L.
6 sag. Dm. Mitte 25 25
7 tr. Dm. Mitte 30 25
9 ob.tr. DiaDm. 35 29 34
10 ob.sag. DiaDm. 23 26 20
18 vert.Dm. Caput 40
19 tr. Dm. Caput 40

Tibia: rechts
1 ganze L. 346
1b L. Tibia 320 318 333
8a gr. Dm. F. nut. 35 34
9a tr. Dm. F. nut. 25 23
10b kl. Umfang 69 73
links
1 ganze L.
1b L. Tibia
8a gr. Dm. F. nut. 30 26
9a tr. Dm. F. nut. 21 21
10b kl. Umfang 70 66

Fibula: rechts
1 gr. L.
2 gr. Dm. Mitte
3 kl. Dm. Mitte
links
1 gr. L.
2 gr. Dm. Mitte
3 kl. Dm. Mitte

INDICES:
Schädel:
1 L-B-I (8/1) 72,2 65,9 79,2 75,0 78,1 72,3
2 L-H-I (17/1) 83,1
3 B-H-I (17/8) 106,3
4 L-OH-I (20/1) 57,2 56,2 67,1 62,7 61,1 63,9 66,7
5 B-OH-I (20/8) 79,3 85,3 84,7 81,5 81,8 92,2
12 tr. Front.-I (9/10) 84,4 86,1 69,3 88,0 75,8 84,5
13 tr. fr. Par.-I (9/8) 77,9 76,2 69,3 76,3 63,6 76,6
16 sag. Fr.-Parietal-I (27/26) 101,6 101,7 105,9 96,8 94,4 87,2 112,7
22 sag. Frontal-I (29/26) 88,6 86,4 87,1 85,6 83,5 84,9
27 Nasal-I. (54/55) 57,5
Humerus:
L-D-I. (7/1) 18,6
I. cnemicus (9a/8a) 71,4 67,7
L-D-I. (10b/1) 19,1
Femur:
Rob.-I. ((6+7)/2)
I. platymericus (10/9) 61,8 73,3 71,0

Tab. 7 : Metrik-

339
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

5.2 Diskreta
Grab-Nr.: 5779 5785 5786 5790 5791 5795 5798 5781 5782 5783 5784 5792 5796 5780 5848
Schädel: Geschlecht: M M M M M M M W W W W W W W W
Norma frontalis:
Nahtknochen (Sut. coronalis) rechts 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Sutura metopica x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
For. supraorb. rechts: 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 0
Sulc. supraorb. 1 1 1 1 0 0 0 1 1 1 0 0 0
For.+Sulc. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
2 For. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0
For. zygofac. acc. 1
For. infraorb. acc. 0
For. mentale acc. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Nahtknochen (Sut. coronalis) links: 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
For. supraorb. 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 1 0
Sulc. supraorb. 1 1 1 1 0 1 0 1 1 1 1 0 0
For.+Sulc. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
2 For. supraorb. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
For. zygofac. acc. 1
For. infraorb. acc. 0
For. mentale acc. 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Norma basilaris:
Torus palatinus rechts: 0
Canal. hypogl. bip.
Tub. praecond.
Fac. cond. bip.
Nahtknochen (Sut. lambd.) 1 0 1 1 1 1 1 0 0 1 1 0
Torus palatinus links:
Canal. hypogl. bip.
Tub. praecond.
Fac. cond. bip.
Nahtknochen (Sut. lambd.) 1 1 0 1 1 1 1 1 0 0 1 1 0
Norma verticalis:
Os bregmaticum x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Foramen parietale rechts: 1 1 0 0 1 1 1 1 0 0 1 0 1
2 For. pariet. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Nahtknochen (Sut. pariet.) x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Os lambda x 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0
Foramen parietale links: 0 1 0 0 1 1 0 1 1 0 0 1 0
2 For. pariet. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Norma occipitalis:
Os incae x 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Scapula:
Fac. art. acrom. rechts:
Fac. art. acrom. links:
Humerus:
For. supratroch. rechts:
For. supratroch. links: 1
Femur:
Allen's Fossa rechts: 0 0
Reiterfacette 0
Troch. tertius 0 0
Fossa hypotroch. 1 0
Allen's Fossa links: 0
Reiterfacette 0
Troch. tertius 0
Fossa hypotroch. 1
Tibia:
Hockerfac. lat. rechts: 0
Hockerfac. med. 0
H. lat. + med. 0
Hockerfac. lat. links:
Hockerfac. med.
H. lat. + med.
Talus:
Fac. art. nav. bip. rechts: 0
Fac. art. nav. bip. links:
Atlas:
Fov. art. sup. bip. rechts: 0
Pont. post. 0
Fov. art. sup. bip. links:
Pont. post.

340
Statzendorf S. Renhart: Anthropologie

Vertebra cervicalis:
Proc. spin. bip. x 0
For. trans. bip. rechts: 0
For. trans.bip. links:
Os sacrum:
Hiat. sacr. caud. x 0

Morphognose:
N. verticalis: Schädelform C C C A F C C C C C C C C C
Wölbung Parietalia A A A A A B A A A A A A B A A
Chignon M M M M O A M M M M M M M O
N. occipitalis: Schädelform A A A A A B A A A A A A B A A
Form Aperatura piriformis
Form d. Orbitae

Tab. 8: Diskreta

Anmerkung:
1 Merkmal vorhanden
0 Merkmal nicht vorhanden
M männlich
W weiblich
U unbestimmbar

341
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Tierknochen aus dem hallstattzeitlichen Gräberfeld von Statzendorf,


Nö.
Manfred Schmitzberger

Einleitung
Die im folgenden dargestellten Tierknochenfunde wurden bereits vor knapp 100 Jahren während der
Ausgrabung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Statzendorf (Bezirk St. Pölten-Land,
Niederösterreich) durch A. Dungel (Grabungen 1903-1905) und J. Bayer (Grabungen 1903-1905,
1906-1907 sowie 1925) geborgen und werden seitdem in der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums Wien aufbewahrt. Die Fundstelle, an der fast 400 Körper- und
Brandbestattungen freigelegt werden konnten, liegt nördlich der Ortschaft Statzendorf, an der von St.
Pölten nach Krems führenden Bundesstraße. Die zeitliche Einstufung des Flachgräberfeldes erfolgte
anhand der Keramik in die Phasen C1 bis D1 der Hallstattzeit (700 bis 550 v. Chr.). Im Rahmen des
FWF-Projektes P 12520HIS (Leitung: Univ. Prof. Dr. A. Lippert, Institut für Ur- und Frühgeschichte der
Universität Wien) fand nun eine Neubearbeitung der damaligen Funde und Befunde statt, weshalb um
die fachliche Begutachtung des zoologischen Materials gebeten wurde.1 Für die Anfertigung der
Photos ist Frau A. Schumacher (Geologische Abteilung des NHMW) herzlich zu danken.

Das Material
Mit Ausnahme von Grab 9 im Feld D, das nach Mitteilung durch A. Lippert aufgrund der Funde
römerzeitlicher Keramikfragmente nachweislich heterochron beeinflußt ist, stammen die Tierreste aus
mindestens 57 weitgehend ungestörten Gräbern. Die Erhaltungsbedingungen für Knochensubstanz
waren im Bereich des Gräberfeldes leider relativ ungünstig. Vor allem Pflanzenwurzeln hinterließen
ihre charakteristischen mäandrierenden Ätzspuren an den Knochenoberflächen, und auch andere
bodenchemische Prozesse sorgten für umfangreiche Auflösungserscheinungen.
Tab. 1 gibt einen Überblick über die Verteilung der bestimmbaren Säugerreste nach Arten und
Elementen. Daneben liegen aus einigen Gräbern die Reste von Kleinsäugern, Vögeln, Froschlurchen
und Mollusken vor, die aber mit Ausnahme der Vögel und einer Flußmuschel allesamt als intrusiv
betrachtet werden. 7 Knochenfragmente zeigen eindeutige Bearbeitungsspuren und werden weiter
unten als Artefakte gesondert angeführt, 40 Knochensplitter mußten unbestimmt bleiben. Die
Mehrzahl dieser Splitter gehört aber mit Sicherheit zu den bestimmten Knochenfragmenten, konnte
aber wegen der schlechten Erhaltung der Bruchflächen nicht genau zugeordnet und wieder angeklebt
werden. Unter den Vogelresten ist der Nachweis des Haushuhns besonders bemerkenswert. Zwei
Schädelfragmente, zwei Unterkieferprämolaren, ein Radius- und ein Tibiaschaftfragment sowie drei
Handwurzelknochen gehören zu den sterblichen Überresten der Bestatteten selbst und bleiben daher
in dieser zoologischen Bearbeitung unberücksichtigt. Alle zoologischen Funde werden – nach
Gräbern, Feldern und Inventarnummern getrennt – in einem Fundinventar im Anhang aufgelistet.

Tierart / Element BT OA O/C SD EC CA Summe %


Calvarium/Maxilla - - 2 1 - 1 4 2,9
Mandibula - 1 2 3 1 - 7 5,1
Vertebrae 2 - - 1 - - 3 2,2
Costae 8 - - 14 - - 22 15,9
Scapula 3 - 1 - - - 4 2,9
Humerus - 3 6 5 - - 14 10,1
Radius + Ulna 1 4 8 7 - - 20 14,5
Metacarpus - 3 - - - - 3 2,2
Pelvis 1 - 1 4 - - 6 4,3
Femur 1 2 7 3 - - 13 9,7
Tibia + Fibula - 1 11 4 - - 16 11,6
Tarsus 11 3 - 1 - - 15 10,9
Metatarsus 1 3 5 - - - 9 6,5

1
Angaben zur Fundsituation, Grabungsgeschichte und Datierung: pers. Mitt. A. LIPPERT sowie FRANZ & NEUMANN
(1965).

342
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Patella 1 - - - - - 1 0,7
Phalangen - - 1 - - - 1 0,7
Summe 29 20 44 43 1 1 138
% 21,0 46,4 31,2 0,7 0,7 100
Tab. 1: Statzendorf - Verteilung der Arten und Elemente (Säugetiere) Abkürzungen: BT – Hausrind, OA –
Schaf, O/C – Schaf oder Ziege, SD – Hausschwein, EC – Hauspferd, CA - Biber

Die Funde
Hausrind (Bos primigenius f. taurus)
29 Knochen sind dem Hausrind zuzuordnen. Einige davon, insbesondere diejenigen aus Grab 67/Feld
C, scheinen aufgrund der Art ihrer Fragmentierung und Erhaltung eher Küchenabfälle zu sein und
eventuell mit den Bestattungen in keinem näheren Zusammenhang zu stehen. Ein Scapulafragment
und ein Femurschaft aus Grab Nr. 62/Feld A stammen von jungadulten (Epiphysenfuge offen) Tieren
eines kleinen Rinderschlages. In Grab 116/Feld ? (Inv.Nr. 43.059) fanden sich 11 vollständig
erhaltene Tali (Abb. 1). Sie ermöglichen anhand ihrer Meßwerte einen Größenvergleich mit den
Rindern anderer Fundstellen (Tab. 2) und dokumentieren einmal mehr die für die Eisenzeit
charakteristischen kleinen Rinder. Der Umstand, daß die Statzendorfer Mittelwerte eine Spur über den
Mittelwerten vergleichbarer Talusserien liegen, kann möglicherweise durch eine Selektion größerer
(männlicher) Rinder erklärt werden. Diese Vermutung wird vor allem dadurch gestützt, daß sich die
Variationsbreite der Statzendorfer Talusmaße relativ exakt mit der oberen Hälfte der Variationsbreite
der Dürrnberger Rinder (vgl. PUCHER 1999) deckt. Letztere kann wohl aufgrund der chronologisch
eindeutigen Befundung und der hohen Stichprobengundlage als charakteristisch für Rinder der
ausgehenden Hallstattzeit und der darauffolgenden Latènezeit gelten.

Abb. 1: Vollständig erhaltene Hausrindertali aus Grab 116

343
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Maße/Fundort Hallstattzeit Latènezeit


e Statzendorf Heuneburg Dürrnberg Inzersdorf Manching
GLl 60,1 58,7 57,4 60,0 58,4
(n; min-max) (11; 56,5-63,0) (606; 50,0- (191; 48,0- (11; 54,5- (1235; 48,0-
77,0) 64,5) 63,5) 74,5)
GLm 55,7 54,0 52,6 55,4 53,8
(n; min-max) (11; 51,0-60,0) (486; 45,0- (188; 43,0- (10; 50,5- (1220; 44,0-
62,0) 59,0) 59,0) 70,0)
Tl 33,5 32,7 31,9 33,5 32,6
(n; min-max) (11; 31,0-37,0) (478; 28,0- (188; 28,0- (11; 30,5- (1199; 27,5-
38,0) 36,0) 36,5) 41,5)
Bd 37,5 36,7 35,7 37,4 36,9
(n; min-max) (11; 35,0-41,0) (599; 30,0- (193; 30,5- (11; 33,5- (1230; 29,0-
47,0) 43,5) 43,0) 47,0)

Tab. 2: Mittelwertvergleich der Maße der Rindertali mit anderen Fundkomplexen (Angaben in mm)

Schaf (Ovis orientalis f. aries)


Obwohl aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der bekannten osteologischen
Unterscheidungsschwierigkeiten (vgl. BOESSNECK, MÜLLER & TEICHERT 1964) nur knapp ein Drittel der
Knochen kleiner Wiederkäuer artlich zugeordnet werden konnte, sprechen doch zahlreiche Indizien
dafür, daß sämtliche in Frage kommenden Reste von Schafen stammen. Sie bilden nach der
Fundzahl immerhin fast die Hälfte des gesamten Tierknochenmaterials und hatten damit wohl die
größte Bedeutung im Zuge der hallstattzeitlichen Statzendorfer Begräbnissitten. Die überwiegende
Mehrzahl dieser Funde wird von Elementen des Extremitätenskeletts gebildet. Wahrscheinlich wurden
ganze Extremitäten oder zumindest größere Teile davon in die Gräber gelegt. Aus einigen Gräbern
liegen dazu mehrere Elemente vor, die aufgrund ihrer Dimension und Körperseitenzugehörigkeit von
einer einzigen Extremität stammen dürften (z. B. aus Grab 37/Feld A Humerus, Radius, Ulna und
Metacarpus), oder sich sogar reartikulieren lassen (z. B. aus Grab 19/Feld D Femur, Tibia, Talus,
Calcaneus, vgl. Abb. 2).
Eine Altersschätzung der Schafe gestaltet sich in Ermangelung einer ausreichenden Anzahl ganzer
Kiefer oder Einzelzähne schwierig und kann daher nur sehr ungefähr anhand der Verknöcherung der
Wachstumsfugen erfolgen. Obwohl dabei sämtliche Altersstadien nachweisbar sind, ist eine Häufung
von Knochen jungadulter Tiere klar zu erkennen. Ein Beckenfragment aus Grab 70/Feld C dürfte von
einem Widder stammen, über das Geschlecht der übrigen Schafe läßt sich jedoch nichts aussagen.
Der Vergleich der wenigen abnehmbaren Meßwerte mit den Dimensionen eisenzeitlicher
Schafknochen aus Inzersdorf (PUCHER 1998), Hochstetten und Münsterberg (ARBINGER-VOGT 1978),
Altenburg (KARRER 1986), von der Heuneburg (MCENEANEY-SCHNEIDER 1984), vom Dürrnberg
(PUCHER 1999), aus Hallstatt (PUCHER in Vorbereitung) und aus Manching (BOESSNECK et al. 1971)
bestätigt den Eindruck schlankwüchsiger, für eisenzeitliche Verhältnisse mittelgroßer Schafe. Die
größten Längen eines Humerus, zweier Radien, eines Talus und eines Calcaneus ergeben mit Hilfe
der Faktoren von TEICHERT (1975) eine mittlere Widerristhöhe von 63,6 cm. Diese Größe entspricht
ausgezeichnet den bereits aus den meisten oben angeführten und auch aus anderen Fundstellen
bekannten Widerristhöhen eisenzeitlicher Schafe. Nur in Inzersdorf waren sie mit durchschnittlich 60
cm etwas kleiner, am Dürrnberg mit etwa 66 cm hingegen etwas größer.

344
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Abb. 2: Extremitätenknochen von Hausschwein (links) und Hausschaf (rechts). Vor allem unter den Schafresten
lassen mehrere artikulierbare Elemente darauf schließen, daß ganze Extremitäten oder zumindest größere Teile
davon in die Gräber gelegt wurden.

Haus- und Wildschwein (Sus scrofa f. domestica und Sus scrofa)


Knapp ein Drittel der bestimmbaren Knochen gehören zum Hausschwein. 9 Rippenfragmente
stammen wahrscheinlich von einem einzigen Individuum, 5 weitere sind in ihrer Zuordnung zum
Schwein etwas unsicher. Die Größte Länge eines vollständig erhaltenen Calcaneus ermöglicht mit
Hilfe der Faktoren von TEICHERT (1969) die Berechnung einer Widerristhöhe, ansonsten stehen nur
wenige Breitenmaße für den Größenvergleich mit Hausschweinen anderer Fundstellen zur Verfügung.
Im Vergleich zu Langknochen unterliegen die aus Tarsalknochen errechneten Widerristhöhen zwar
einer geringeren Genauigkeit, dennoch liegt der anhand des Calcaneus berechnete Wert von 71,9 cm
zwischen den durchschnittlichen Schulterhöhen der Schweine von der frühkeltischen Heuneburg
(WRH durchschnittlich 73,5 cm, WILLBURGER 1983) und aus dem latènezeitlichen Manching (WRH im
Mittel 70 cm, BOESSNECK et al. 1971) und würde daher auf die während der Eisenzeit weit verbreiteten
kleinen Schweineschläge im hallstattzeitlichen Statzendorf schließen lassen. Die wenigen
Breitenmaße der Statzendorfer Funde liegen jedoch deutlich über den Mittelwerten der
Schweineknochen der beiden obigen Befunde und lassen sich weit besser mit den Maßen der
mittelgroßen Schweinepopulationen aus Inzersdorf (PUCHER 1998) bzw. vom Dürrnberg (PUCHER
1999) vergleichen. Für eingehendere Analysen ist jedoch die Materialgrundlage aus Statzendorf
entschieden zu gering, da selbst die etwas besser erhaltenen Schweineknochen aus dem Grab
62/Feld A in der Mehrzahl von nicht ganz ausgewachsenen Tieren stammen (Epiphysen fehlen).
Die statistische Erfassung des Schlachtalters und die Bestimmung von Geschlechtern, die ja beim
Schwein nur anhand der Eckzähne bzw. deren Alveolen festgestellt werden können, sind aufgrund
des weitgehenden Fehlens von Zahn- und Kieferresten nicht möglich. Epiphysenfugenmerkmale der
Langknochen belegen sämtliche Altersstadien, vom Ferkel bis zum vollständig ausgewachsenen,
mehrjährigen Tier in zahlenmäßig etwa gleichen Anteilen.
Zwei Schweinereste mußten aus den Hausschweineresten ausgesondert werden: Zum einen
gestattet ein kalziniertes Diaphysenfragment eines Femurs aus Grab 9/Feld D aufgrund seiner Größe
keine eindeutige Zuordnung zu Wild- oder Hausform, insbesondere deshalb, als der Einfluß von
Feuer und Hitze Verformungen und Schrumpfungen von Knochensubstanz bewirken kann, zum

345
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

anderen fällt ein fast vollständig erhaltenes Os metatarsale IV (Grab 51/A) aus dem Rahmen der
Dimensionen eisenzeitlicher Hausschweine. Mit einer Länge ohne Plantarfortsatz von 96,5 mm würde
es zwar noch am obersten Rand der Variationsbreiten der Hausschweine von der Heuneburg und
Hallstatt zu liegen kommen, damit aber eines der größten bisher festgestellten Hausschweine seiner
Zeit darstellen. Extrapoliert man die Länge ohne Plantarfortsatz zur Größten Länge, und berechnet
daraus die Widerristhöhe, so ergibt sich ein theoretischer Wert von knapp 90 cm, der sich eher in die
Variationsbreite von Wildschweinen einfügen läßt. Dieser Mittelfußknochen ist wahrscheinlich einem
kleineren Wildschwein zuzurechnen, würde aber damit, abgesehen vom oben angesprochenen
fraglichen Femurfragment und einem Biberzahn, den einzigen Nachweis einer Jagdwildart darstellen.

Pferd (Equus ferus f. caballus)


Abgesehen von einem weiter unten noch gesondert angeführten Artefakt ist das Pferd nur durch das
Fragment eines rechten Unterkiefers aus Grab 9/Feld A belegt. Zwar sind an dem Stück keine Maße
abnehmbar, doch gehörte es offenbar zu einem relativ kleinen Individuum.

Haushuhn (Gallus gallus f. domestica)


Überraschend, weil in der Hallstattzeit Mitteleuropas grundsätzlich noch selten, und daher
domestikationsgeschichtlich besonders interessant, sind 8 Knochen aus Grab 9/D, die nach genauer
Prüfung nur dem Haushuhn zugeordnet werden können. Vier Fragmente der Vorder- und weitere vier
Fragmente der hinteren Extremitäten bilden wohl die Reste eines ehemals vollständigen Skelettes.
Die artliche Zuordnung wurde durch den schlechten Erhaltungszustand (von den Knochen sind nur
mehr die Diaphysen erhalten) etwas erschwert, doch durch die Lage, Form und Ausdehnung der
Impressio musculi brachialis inferior an einem Humerusfragment, die von ERBERSDOBLER (1968) als
für in Mitteleuropa vorkommende mittelgroße Hühnervögel differentialdiagnostisch bedeutsam
hervorgehoben wurde, sowie den eingehenden Vergleich mit rezentem und prähistorischem
Vergleichsmaterial abgesichert.
Der Gesamteindruck und die Heterogenität der Tierknochenfunde aus Grab 9/Feld D, das neben den
Hühnerknochen ein möglicherweise vom Wildschwein stammendes kalziniertes Femurfragment und
ein Darmbeinfragment einer Erdkröte enthielt, ließ Zweifel an der Ungestörtheit des Grabes und somit
an der Datierung der Funde erheben. Die Rücksprache mit dem archäologischen Projektleiter
bekräftigte diese Bedenken, da in Grab 9/D auch Reste römischer Keramik gefunden wurden.
Andererseits spricht die Anzahl und Körperseitenzugehörigkeit der Hühnerknochen für das Vorliegen
eines Teilskelettes, das wohl nur in ungestörten Zusammenhängen in dieser Form gefunden werden
kann. Die Größe, besser die Kleinheit der Hühnerknochen läßt sich zudem nur schwer mit den
weitaus größeren bei uns während der Römerzeit verbreiteten Hühnern in Einklang bringen, sodaß
von zoologischer Seite die hallstattzeitliche Datierung wahrscheinlich gemacht, jedoch nicht bewiesen
werden kann.
Der Zeitpunkt, an dem das Huhn als neues Haustier nach Mitteleuropa gelangte, ist gegenwärtig noch
nicht restlos geklärt, doch ist nach dem derzeitigen, durch mehrere Funde abgesicherten
Kenntnisstand die Stufe C der Hallstattzeit anzunehmen (BENECKE 1994). Somit wäre dieser
Nachweis aus Statzendorf, vorausgesetzt, die Datierung der Knochen ist mit der Stufe Hallstatt C
korrekt, einer der ältesten Belege für das Haushuhn in Mitteleuropa und gleichzeitig der meines
Wissens derzeit älteste Beleg für das Haushuhn in Österreich. Vermeintlich noch ältere
Hühnerknochen sind aus Österreich bislang nur aus den urnenfelderzeitlichen Schichten von Stillfried
bekannt geworden, doch dürfte es sich hierbei um eine in Anbetracht der vielen
Datierungsschwierigkeiten in mehrphasigen Siedlungen jüngere Einmischung handeln (PUCHER 1982
und mündl. Mitt.).

Wildtiere
In Grab 61/Feld A wurde der linke obere Schneidezahn eines Bibers gefunden. Daneben wurden aus
den Gräbern 68/Feld A , 31/C, 11/D und 19/D zahlreiche Knochen von Kleinsäugetieren geborgen, die
in den meisten Fällen zu ganzen oder zumindest Teilskeletten rekonstruierbar sind. Ihre Bestimmung
wurde durch den schlechten Erhaltungszustand erschwert, dennoch konnte einige Fragmente auf
Artniveau zugeordnet werden: Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens), Maulwurf (Talpa europaea),
Feldmaus (Microtus arvalis) und Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis). Anurenreste liegen aus den
Gräbern 9/D, 11/D, 30/D und 68/A vor, wobei nur die Erdkröte (Bufo bufo) sicher identifiziert werden
konnte. Die Lebensweise der Kleinsäuger und Amphibien legt aber den Schluß nahe, daß es sich hier
um intrusive Beimischungen zum primären Inhalt der Gräber handelt.
346
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Von ornithologischem Interesse sind einige stark durch Wurzelfraß mitgenommene Knochen aus
Grab 68/A, die von Herrn Dr. E. BAUERNFEIND (Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums
Wien), dem an dieser Stelle sehr herzlich gedankt sei, als Reste der Grauammer (Emberiza calandra)
und des Steinkauzes (Athene noctua) identifiziert wurden. Die Grauammer ist nur durch ein distales
Humerusfragment belegt, die immerhin 9 Fragmente des Steinkauzes dürften zu einem ehemals
vollständigen Skelett gehört haben.
Aus mehreren Gräbern wurden zum Teil zahlreiche Gehäuse der Wiener Schnirkelschnecke (Cepaea
vindobonensis) aufgesammelt, doch erwecken diese aufgrund ihres im Vergleich zu den Knochen
großteils erstaunlich guten Erhaltungszustandes den Eindruck, aus jüngster Vergangenheit zu
stammen. Sicherlich zeitgleich und als Grabbeigabe zu interpretieren ist aber das Fragment einer
Muschel (Unio sp.) aus Grab 89/A.

Artefakte
7 Knochen konnten aus dem Fundmaterial als Artefakte ausgesondert werden. Zwei aus der
Hauptstange des Rothirschgeweihs gesägte, in ihrer Mitte durchlochte und jeweils an einer
Schnittfläche verzierte Scheiben aus den Gräbern 138/B bzw. 141/B fanden vermutlich als Amulette o.
ä. Verwendung. Ebenfalls künstlich durchlocht wurden ein Handwurzelknochen eines Pferdes (Grab
40/C) sowie der abgesägte und im Bereich der Fovea capitis durchbohrte Gelenkkopf des
Oberschenkelbeins eines Rindes (Grab 90/A). In Grab 3/D fanden sich je ein Unterkiefereckzahn
eines Braunbären und eines Ebers, in Grab 139/B der eines Keilers. Jeder dieser drei Zähne weist im
Bereich seiner Wurzel eine Bohrung auf.

Ergebnisse
In etwas mehr als einem Drittel der Gräber mit Knochenfunden fanden sich ausschließlich Knochen
kleiner Hauswiederkäuer (allesamt wahrscheinlich Schafe), nur in 7 Gräbern ausschließlich Rinder-
und in 4 Gräbern ausschließlich Schweineknochen. Schaf- und Schweineknochen wurden aus 8
Gräbern, Rind- und Schweinereste bzw. Rind- und Schafreste aus nur jeweils einem Grab geborgen.
Diese Reihenfolge der Bedeutung spiegelt sich auch in der Fundzahl der einzelnen Haustierarten
wider, nach der die Schaf/(Ziegen)-Reste etwa 46 %, Schweineknochen 31 % und Rinderfragmente
21 % ausmachen.
Ein Blick auf die Elementhäufigkeiten in Tab. 1 verdeutlicht die vergleichsweise starke Repräsentation
von Rippen sowie Ober- und Unterarm- bzw. Ober- und Unterschenkelknochen und legt den Schluß
nahe, daß den Verstorbenen im wesentlichen qualitativ hochwertige, fleischreiche Portionen in ihre
Gräber beigelegt wurden, im Falle der Schafe wahrscheinlich sogar vollständige Extremitäten.
Hinweise dafür liefert der Umstand, daß an keinem Schafknochen Zerlegungsspuren festgestellt
werden konnten und die Tatsache, daß die Mehrzahl der zerbrochenen Elemente „neue“ Brüche
aufweist, und daher ursprünglich unversehrt im Grab gelegen hatte. Diese Vermutung wird durch den
Fund der höchstwahrscheinlich von einer einzigen Vorderextremität stammenden Elemente Humerus,
Radius, Ulna und Metacarpus eines Schafes aus Grab 37/A und die reartikulierbaren Hinter-
extremitätenelemente Femur, Tibia, Talus und Calcaneus aus Grab 19/Feld D bekräftigt. Oft sind aber
größere Bereiche einer Extremität aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen vergangen bzw.
so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, daß wahrscheinlich die Bergung dieser Knochen
unmöglich wurde. Die Schaffleischbeigaben stammten in der Regel von jungadulten, für eisenzeitliche
Verhältnisse mittelgroßen Schafen. Schweinefleischbeigaben wurden hingegen bei der Schlachtung
vielfach stärker zerteilt, wie die im Vergleich zu den Schafknochen z. T. stärker zerschlagenen
Schweineknochenfragmente erkennen lassen. Auf größere Fleischportionen weisen nur die in Abb. 2
dargestellten Extremitätenknochen hin. Eine bevorzugte Altersklasse der Schweine ließ sich nicht
feststellen.
In manchen Gräbern fanden sich allerdings immer wieder auch Fragmente, die aufgrund ihrer
Kleinstückigkeit und Elementzugehörigkeit eher „normalem“ Siedlungsabfall entsprechen. Dies trifft
insbesondere für einige Rinderfunde, ein Pferdeunterkieferfragment und einen isolierten, in seiner
Bestimmung aber nicht ganz sicheren Wildschweinmetatarsus zu. Grundsätzlich muß man natürlich
die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß dem Verstorbenen auch gekochte Fleischspeisen ins Grab
mitgegeben worden sind (vgl. AMBROS 1975) oder aber die Küchenabfälle bzw. Speisereste, die
während der Zubereitung und dem Verzehr des Leichenschmauses anfielen, im Sinne einer
symbolischen Beigabe in die Gräber gelangten. Die Überlegung H.-H. MÜLLERS (z.B. 1987), der das
Betten oder Einwickeln des Toten in Tierfelle, in denen die distalen Skelettelemente der Extremitäten

347
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

und Teile des Hirnschädels mitsamt der Hornzapfen belassen wurden, in Erwägung zieht, kann
anhand des Statzendorfer Knochenmaterials aufgrund des weitgehenden Fehlens eben jener
Skelettelemente nicht nachvollzogen werden. Mitunter ist aber beim Statzendorfer Material damit zu
rechnen, daß auch einzelne Knochen aus der Füllerde des Grabschachtes aufgesammelt wurden, die
mit der eigentlichen Bestattung in keinem Zusammenhang stehen.
Die zumindest regional gesehen größere Bedeutung der Schafe gegenüber den Rindern und
Schweinen im Zusammenhang mit dem hallstattzeitlichen Bestattungsritual geht auch aus den
archäozoologischen Befunden des Gräberfeldes Führholz (Bez. Völkermarkt, Kärnten; RENHART &
KUNST 1997, RENHART, KUNST & POPOVTSCHAK 1998) und unveröffentlichten Bestimmungslisten der
Tierknochen aus dem Grabhügel 3 aus Langenlebarn (Bez. Tulln, Nö.; Bestimmung: E. Pucher) und
einiger Gräber des Gräberfeldes Getzersdorf (Bez. St. Pölten-Land, Nö.; Bestimmung: P. Wolff und B.
Herzig) hervor. Ähnliche Verhältnisse läßt auch der Befund von Vrádište, einem Urnenfeld im Bezirk
Senica (Slowakei; AMBROS 1984) vermuten. In Nové Košariská, einem Hügelgräberfeld im Bezirk
Bratislava-Land (Slowakei), stellte AMBROS (1975) hingegen ein Überwiegen der Rinderreste fest.
Allerdings „handelte es sich um kleinere Gelenkteile der Extremitätenknochen, auf denen deutliche
Teilungsspuren zu sehen sind und keinesfalls fleischreiche Teile darstellen, sondern allem Anschein
nach eher nur noch als Knochen in die Gräber gelangt sind. (...) In das Grab legte man ... (vom Schaf,
Anm.) am häufigsten Portionen der vorderen oder hinteren Extremität, eventuell auch beinahe ganze
Extremitäten (ohne Metapodien und Phalangen), und zwar vorwiegend von nicht erwachsenen Tieren.
Ausnahmsweise kamen jedoch auch andere Körperteile vor (Wirbelsäule, Schädel). Es handelte sich
also abermals um Stücke gutes Fleisch, die die wirklichen Grabbeigaben darstellten.“ (AMBROS 1975,
223 f.). Auffällig bei all diesen Befunden ist das weitgehende Fehlen von Wildtierfleischbeigaben. Nur
in Nové Košariská fand AMBROS Reste vom Feldhasen und vom Biber. Unter den Vögeln konnte er
Reste der Graugans, der Stockente und des Haushuhns nachweisen, wodurch für den Hühnerfund
aus Statzendorf eine geographisch nahe und zeitlich sehr ähnliche Parallele - korrekte Datierung
vorausgesetzt - gegeben ist. Bei der Interpretation der Reste der Grauammer und des Steinkauzes
aus Grab 68/A könnte der anthroplogische Befund hilfreich sein.

Zusammenfassung
Tierknochen aus mindestens 57 Gräbern des vor etwa 100 Jahren ergrabenen hallstattzeitlichen
Gräberfeldes von Statzendorf (Bezirk St. Pölten-Land, Nö., Stufe Hallstatt C1 bis D1) gelangten zur
Untersuchung. Als eindeutige Fleischbeigaben im engeren Sinn dürften ausschließlich Teile von
Haustieren, vorzugsweise von Schafen, und in diesen Fällen vermutlich ganze Extremitäten, in
geringerem Ausmaß auch Portionen vom Schwein und nur in selteneren Fällen vom Rind gedient
haben. Bemerkenswert ist der Nachweis des Haushuhns, doch ist seine hallstattzeitliche Datierung
nicht restlos gesichert. Daneben konnten auch Reste der Grauammer und des Steinkauzes
festgestellt werden.

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348
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

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Hundersingen an der Donau (Grabungen 1966 bis 1979) - Die Schweine. 215 S., Diss. - München.

Anschrift des Verfassers:


Mag. Manfred Schmitzberger
Archäologisch-Zoologische Sammlung
Naturhistorisches Museum Wien
Burgring 7, A-1010 Wien

349
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Fundinventar
Feld A:
Grab 4; A; Inv.Nr. 56.050; XIII 32.5
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener linker Humerus
Grab 5; A; Inv.Nr. 56.165; XIII 32.6
Bos primigenius f. taurus: distales Fragment eines rechten Radius
1 indet. Knochenfragment
Grab 9; A; Inv.Nr. 56.169; XIII 32.6
Equus ferus f. caballus: Fragment einer rechten Mandibula
Grab 13; A; Inv.Nr. 38.113; XIII 9/8; Dungl 1904
3 indet. Knochenfragmente
Grab 19; A; Inv.Nr. 56.208; XIII 32.6
Sus scrofa f. domestica: Fragment einer rechten Fibula
Grab 30; A; Inv.Nr. 56.232; XIII 32.6
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener rechter Radius
Grab 36; A; Inv.Nr. 56.254; XIII 32.6
Ovis orientalis f. aries: Diaphysenfragment eines linken Humerus, proximales linkes Metacar-
pusfragment, proximales rechtes Metatarsusfragment
Ovis/Capra: je ein linkes und ein rechtes Femurschaftfragment
Sus scrofa f. domestica: rechtes Tibiafragment (juvenil)
Grab 37; A; Inv.Nr. 56.255; XIII 32.6
Ovis orientalis f. aries: Fragment eines rechten Metacarpus
Ovis/Capra: Fragment einer linken Scapula, Fragment eines rechten Humerus, proximales Fragment
eines rechten Radius und einer dazupassenden Ulna, 3 Radiusschaftfragmente, 3
Tibiaschaftfragmente
Grab 47; A; o.N.; XIII 32.6
Ovis/Capra: distales Fragment eines linken Humerus, Diaphyse eines rechten Femurs
Grab 51; A; o.N.; XIII 32.3
Sus scrofa f. domestica: prox. und dist. Fragment einer linken Tibiadiaphyse, vollständiger linker
Calcaneus
Sus scrofa (?): fast vollständiger linker Metatarsus IV
Ovis/Capra: 2 linke Metatarsusdiaphysen juveniler Individuen
Grab 60; A; Inv.Nr. 42.729; XIII 32.3
2 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 61; A; o.N.; XIII 32.3
Ovis/Capra: Schaftfragment einer rechten Tibia
Castor fiber: linker Oberkieferschneidezahn
Homo sapiens: Schaftfragment eines linken Radius
Grab 62; A; Inv.Nr. 42.742
Bos primigenus f. taurus: ein Processus spinosus, 2 Scapulafragmente, 2 Femurfragmente, 1 Becken-
bruchstück
Sus scrofa f. domestica: 16 Fragmente von Calvarium, Mandibula, Sacrum, Humerus, Pelvis, Femur
und Tibia, sowie zwei jeweils fast vollständige linke und rechte Radien und Ulnae, außerdem 5 Rip-
penfragmente, sehr wahrscheinlich ebenfalls vom Hausschwein.
Grab 63; A; Inv.Nr. 42.744; R.R. 27/VI
Ovis/Capra: Fragment einer rechten Ulna (juvenil)
1 indet. Knochenfragment
Grab 64; A; o.N.; XIII 32.3
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Metatarsus
Grab 68; A; Inv.Nr. 42.770; XIII 32.3
3 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 68; A; Inv.Nr. 42.771; XIII 32.3

350
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Kleinsäuger-, Vogel- und Anurenreste


Grab 73; A; o.N.; R.R. 28/VI
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines rechten Radius
Grab 74; A; o.N.; XIII 32.3
Ovis orientalis f. aries: prox. beschädigte Tibia sin., Os centroquartale sin., dist. Hälfte eines
Metatarsus dex.
Ovis/Capra: Phalanx distalis
Grab 74; A; o.N. XIII 32.3
Schneckengehäuse, zerbrochen (indet.)
Grab 85; A; o.N.; R.R. 28/IV
Homo sapiens: Schaftfragment einer rechten Tibia
Grab 89; A; Inv.Nr. 42.865; XIII 32.3
Muschelschalenfragment (Unio sp.)
Grab 90; A; Inv.Nr. 42.867; XIII 32.3
Artefakt: abgesägtes, durchlochtes Caput femoris eines Rindes
Grab 94; A; Inv.Nr. 42.902
Ovis/Capra: 2 Fragmente einer linken Metacarpusdiaphyse, distales Diaphysenfragment einer rechten
Tibia, proximales Fragment eines rechten Metatarsus
Grab 100; A; Inv.Nr. R.R. 30/VI
Ovis/Capra: Schaftfragment einer rechten Tibia
Grab 104; A; Inv.Nr. 42.988; R.R. 25/IV
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Humerus, Diaphyse einer rechten Tibia
Großer Wiederkäuer: Rippenfragment, wahrscheinlich von Bos primigenius f. taurus
Sus scrofa f. domestica: prox. und dist. Fragment eines rechten Humerus
4 indet. Knochenfragmente
Grab 117; A; Inv.Nr. 43.071; XIII 32.4
Ovis/Capra: 2 Molares sup.

Feld B:
Grab 130; B; Inv.Nr. 43.110; XIII 32.4
15 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 135; B; Inv.Nr. 43.146; R.R. 32 IV
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Femurs
Grab 136; B; Inv.Nr. 43.154; XIII 32.4
5 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 137; B; Inv.Nr. 43.164; XIII 32.4
2 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 138; B; Inv.Nr. 43.173; XIII 32.4
1 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 138; B; Inv.Nr. 43.174; XIII 32.4
Artefakt: Amulett (o. ä.) aus Geweih, verziert
Grab 139; B; Inv.Nr. 43.181; R.R. 33/II
Bos primigenius f. taurus: 2 Rippenfragmente
Grab 139; B; Inv.Nr. 43.182; XIII 32.4
Artefakt: durchlochter Caninus inf. dex. eines Wildschweins (Γ)
Grab 141; B; Inv.Nr. 43.203; XIII 32.4
Artefakt: Amulett (o. ä.) aus Geweih, verziert
Grab 146; B; Inv.Nr. 43.242; R.R. 33/III
Sus scrofa f. domestica: Diaphysenfragment eines rechten Humerus

351
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Feld C:
Grab 18; C; Inv.Nr. 45.049
Bos primigenius f. taurus: Rippenfragment
Grab 28; C; o.N.; XIII 32.5
Ovis/Capra: Schaftfragment eines rechten Humerus
Grab 30; C; Inv.Nr. 45.117; XIII 32.5
Ovis orientalis f. aries (?): linke Mandibula (mit Milchprämolaren, M2 im Durchbruch)
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Femurs
1 Schneckengehäuse (Cepaea vindobonensis)
Grab 31; C; Inv.Nr. 45.135
Talpa europaea: Teilskelett
Grab 32; C; Inv.Nr. 45.139; XIII 32.5
Ovis/Capra: proximales Schaftfragment eines rechten Femurs
Grab 40; C; Inv.Nr. 45.198; XIII 32.5
Artefakt: in der Mitte durchbohrtes Carpale III sin. von Equus ferus f. caballus
Grab 45; C; Inv.Nr. 45.220; R.R. 35/IV
Sus scrofa f. domestica (?): Femurdiaphysenfragment eines juvenilen Individuums
Grab 46; C; o. N.; D 10-9-04
Sus scrofa f. domestica: linkes Mandibulafragment eines subadulten Individuums
Grab 49; C; o.N. (45.252?); R.R. 35/IV
Bos primigenius f. taurus: Fragment eines Lendenwirbels
Grab 51; C; o.N.; XIII 32.5
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines linken Metacarpus, distales Fragment eines linken
Femurs
Sus scrofa f. domestica: proximales Fragment eines linken Radius
Grab 54; C; o.N.; XIII 32.5
Bos primigenius f. taurus (?): Rippenfragment
Sus scrofa f. domestica: Diaphyse eines linken Humerus
Grab 59; C; Inv.Nr. 45.298; R.R. 36/III
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Metatarsus
Sus scrofa f. domestica: Diaphysenfragment eines linken Radius
Grab 59; C; Inv.Nr. 45.303; R.R. 36/III
Ovis/Capra: Fragment einer linken Mandibula (Pd2-Pd4, M1 im Durchbruch)
Grab 65; C; o.N.; XIII 32.5
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener rechter Radius, dazu passendes Ulnafragment
Grab 67; C; Inv.Nr. 45.341; R.R. 37/III
Bos primigenius f. taurus: 2 Rippenfragmente, proximales Fragment einer rechten Scapula (juvenil),
Diaphysenfragment eines Metatarsus
1 indet. Rippenfragment
Grab 68; C; Inv.Nr. 45.363; R.R. 37/III
Ovis orientalis f. aries: vollständig erhaltener linker Humerus
Grab 70; C; o.N.; XIII 32.5
Ovis orientalis f. aries: proximales Fragment eines rechten Metatarsus
Ovis/Capra: Diaphysenfragment eines rechten Radius, Pelvisfragment (Γ?)
Grab 78; C; Inv.Nr. 45.394; R.R. 37/III
Ovis/Capra: kalzinierte Trochlea eines rechten Humerus, Fragment einer rechten Femurdiaphyse, 2
Fragmente einer rechten Tibiadiaphyse
3 indet. Knochensplitter
Grab 84; C; Inv.Nr. 56.082; XIII 32.6
Ovis/Capra: Schaftfragment einer linken Tibia
Sus scrofa f. domestica (?): 9 Rippenfragmente

352
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Feld D:
Grab 3; D; Inv.Nr. 56.109; XIII 32.6
Artefakt: Caninus inf. dex. von Sus scrofa f. domestica (Γ), im apikalen Wurzelbereich durchlocht
Artefakt: Caninus inf. dex. von Ursus arctos, im apikalen Wurzelbereich durchlocht
1 Stein
Grab 8; D; Inv.Nr. 56.119; D-13-5-05
Sus scrofa f. domestica: distales Fragment eines linken Humerus, proximales und distales Fragment
einer Ulna
Ovis/Capra: Schaftfragment eines rechten Radius
Grab 9; D; Inv.Nr. 56.130; XIII 32.6
Gallus gallus f. domestica: Teilskelett
Bufo bufo: linkes Ilium
Grab 9; D; Inv.Nr. 56.131; XIII 32.6
Sus scrofa (f. domestica?): Diaphysenfragment eines Femurs, kalziniert
4 indet. kalzinierte Knochenfragmente
Keramikrest, feuerbeeinflußt
Grab 11; D; Inv.Nr. 56.137; XIII 32.6
Crocidura suaveolens: Oberschädel, linke und rechte Mandibula, linkes Pelvisfragment
Apodemus sp.: zahlreiche, z.T. schlecht erhaltene Unterkiefer- und postcraniale Reste von A.
flavicollis und/oder A. sylvaticus
Bufo bufo: 33 Knochenreste, nach 7 bestimmbaren Ilia allesamt von der Erdkröte
Grab 19; D; Inv.Nr. 86.357
Ovis orientalis f. aries: 1 proximales und distales Femurfragment, 1 proximales und 1 distales
Tibiafragment, 1 Calcaneus, 1 Talus
2 indet. Kleinsäugerknochen
Grab 19; D; Inv.Nr. 86367
Bos primigenius f. taurus: 1 Rippenfragment
4 indet. Knochenfragmente
Grab 30; D; Inv.Nr. 56.300; XIII 32.6
Anura indet.: 8 sehr schlecht erhaltene Knochen von vermutlich einem einzigen Individuum

Ohne genauere Zuordnung:


Grab 1a; Inv.Nr. 38.248
Bos primigenius f. taurus: Fragment einer kalzinierten rechten Patella
1 kalziniertes indet. Knochenfragment
Grab 4; Inv.Nr. 56.110; D-13-5-04
Ovis/Capra: Schaftfragment eines linken Humerus
Grab 11; Inv.Nr. 56.182; XIII 32.6
Homo sapiens: 2 Unterkieferprämolaren
Grab 36; zu Inv.Nr. 45.171
Ovis/Capra: Mandibulafragment
Grab 116; Inv.Nr. 43.059
Bos primigenius f. taurus: 5 linke und 6 rechte Tali
Statzendorf unbekannt
Homo sapiens: Fragmente dreier linker Handwurzelknochen (Lunatum, Trapezium, Hamatum)
3 indet. Knochenfragmente
Statzendorf unbekannt
Homo sapiens: Schädelfragment (feuerbeeinflußt?)
3 indet. Knochenfragmente (feuerbeeinflußt?)
Statzendorf unbekannt
Homo sapiens: stark durch Feuer beeinträchtigtes Schädelfragment

353
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Maßtabellen
Alle Maße nach VON DEN DRIESCH (1976), Widerristhöhenfaktoren für das Schaf nach TEICHERT (1975),
für das Schwein nach TEICHERT (1969).

Bos primigenius f. taurus – Talus


Inv.Nr. GLl GLm Tl Tm Bd
43.059 59,5 56,0 33,0 32,0 38,5
43.059 (63,0) (60,0) 37,0 (35,0) (41,0)
43.059 59,5 55,0 33,0 (32,5) 38,0
43.059 58,5 54,5 33,5 33,5 36,0
43.059 59,5 54,0 32,5 32,5 39,5
43.059 59,0 54,0 32,5 (31,5) 35,0
43.059 56,5 51,0 31,0 30,5 35,0
43.059 60,0 (56,0) 33,0 33,0 38,0
43.059 61,0 57,0 34,5 34,5 37,0
43.059 62,0 58,0 33,5 34,0 38,5
43.059 63,0 57,5 35,0 33,5 36,5
x 60,1 55,7 33,5 33,0 37,5

Ovis / Capra – Humerus


Inv.Nr. Genus GL GLC Bp KD Bd BT WRH
45.363/68 Ovis (141,0) (128,0) (39,5) 15,5 30,0 28,0 60,3 cm
56.050/4 Ovis - 125,0 - 14,5 29,0 27,5 -

Ovis / Capra – Radius


Inv.Nr. Genus GL Bp BFp KD Bd BFd WRH
o.N./65 O/C (164,0) (31,5) (29,0) 16,5 (27,5) - 65,9 cm
56.232/30 O/C 156,0 30,0 27,0 17,0 30,5 23,0 62,7 cm

Ovis / Capra – Ulna


Inv.Nr. Genus BPC
o.N./65 O/C 18,0

Ovis / Capra – Metacarpus


Inv.Nr. Genus Bp
56.254/36 Ovis 21,0
56.255/37 Ovis (?) (21,0)

Ovis / Capra – Pelvis


Inv.Nr. Genus Geschlecht LA
o.N./70 O/C Γ? (31,5)

Ovis / Capra – Tibia


Inv.Nr. Genus KD Bd
o.N./74 O/C 13,5 26,5

Ovis / Capra – Os centroquartale


Inv.Nr. Genus GB
o.N./74 O/C 23,0

Ovis / Capra – Metatarsus


Inv.Nr. Genus Bp Bd
o.N./70 Ovis (?) 20,5 -
o.N./74 Ovis - 23,5

Sus scrofa f. domestica – Mandibula


Inv.Nr. Länge M3 Breite M3
42.742 36,0 15,6

354
Statzendorf M. Schmitzberger: Tierknochen

Sus scrofa f. domestica – Humerus


Inv.Nr. KD Bd
42.988/104 - 39,5
56.119/8 18,0 38,5

Sus scrofa f. domestica – Ulna


Inv.Nr. BPC TPA KTO
56.119/8 20,0 38,0 29,5

Sus scrofa f. domestica – Tibia


Inv.Nr. Bd
o.N./51 30,5

Sus scrofa f. domestica – Calcaneus


Inv.Nr. GL GB WRH
o.N./51 77,0 21,5 71,9 cm

Sus scrofa (?) – Metatarsus IV


Inv.Nr. LoP Bp Bd
o.N./51 (96,5) 17,5 19,0

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