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Abb.6a, b ISG-Blockade.
a Intraartikuläre Kanülenlage,
b Arthrogramm
Spinalnerven (Wurzelblockade) durch die Kanülenspitze reproduziert schieden werden, ob die Schmerzursa-
werden, die Blockade selektiv ist (Kon- che distal oder proximal der Blockade
In schwierigen Fällen bei Verdacht auf trastmittelausbreitung!), die Schmerzen ist. Die Blockaden sind also ebenfalls
eine Radikulopathie kann eine selektive nach der Blockade völlig verschwunden nur in Zusammenhang mit dem klini-
Wurzelblockade die Zuordnung der sind und der Lasègue nach der Blockade schen Befund zu interpretieren.
Schmerzen zu einem Spinalnerven er- negativ ist. Insbesondere bei lateralen In kontrollierten Untersuchungen
leichtern. Dies ist besonders der Fall, spinalen Stenosen sind diese Blockaden konnte keine zufriedenstellende Platzie-
wenn CT und MRT nicht eindeutig sind, oft notwendig, da hier die klinischen rung der Kanüle bei L4 in 10%, bei L5 in
pathologische Veränderungen in meh- Untersuchungen kein typischen radi- 15% und bei S1 in 30% erfolgen [28].
reren Höhen zeigen oder mit den klini- kulären Zeichen zeigen (Neurologie, Der positive prädiktive Wert von
schen Befunden nicht in Einklang ste- Lasègue-Zeichen) [1]. Wurzelblockaden bzgl. einer operativen
hen. Postoperativ ist vor weiteren thera- Diagnostische Wurzelblockaden Dekompression ist im Gegensatz zu Fa-
peutischen Maßnahmen (Re-OP oder können erfolgreich nur mittels Bildver- cettenblockaden hoch und rangiert zwi-
Spinal-Cord-Stimulation) ebenfalls eine stärker gemacht werden. Der beste Er- schen 87 und 100% [9, 14, 22]. Der nega-
Wurzelblockade sinnvoll, da durch die folgsparameter ist vermutlich die Injek- tive prädiktive Wert kann derzeitig nicht
bildgebenden Verfahren allein (MRT, tion in die periradikuläre Hülle [10]. beurteilt werden, da Patienten mit nega-
Myelographie) nicht immer eine Zuord- Falls zuviel Anästhetikum injiziert wird tivem Ergebnis der Testblockade nur sel-
nung der Beschwerden zu einer Wurzel (>1,5–2 ml) kann das LA epidural ande- ten operiert wurden. Bei den wenigen
möglich ist, weil z. B. Vernarbungen um re Wurzeln miterfassen. Diagnostische Patienten, die trotz eines negativen Er-
Wurzeln bei symptomatischen ebenso Wurzelblockaden unter CT-Kontrolle gebnisses der Blockade operiert wurden,
wie bei asymptomatischen Patienten haben gegenüber den Blockaden unter war dieser Wert nur 27–38%.
auftreten können [2]. Durchleuchtung den Nachteil, dass nur Alle vorhandene Untersuchungen
Die Indikationen zu Wurzelblocka- die horizontale Ebene sichtbar und kei- positiver prädiktiver Werte von neuro-
den sind hauptsächlich: ne dynamische Untersuchung möglich destruktiven Maßnahmen an der Ner-
ist. Zudem sind sie erheblich teurer. venwurzel oder Spinalganglion zeigen,
◗ atypische Topographie radikulärer Aufgrund der Schmerzfreiheit durch dass Wurzelblockaden hier wertlos
Schmerzen, eine Wurzelblockade kann nicht unter- sind [47].
◗ Bandscheibenvorfälle und zentrale
spinale Stenosen in mehreren Höhen
bei monoradikulären Schmerzen,
◗ laterale spinale Stenose,
◗ Postnukleotomiesyndrom
mit Verdacht auf Radikulopathie
(Abb. 8a, b, Abb. 9a, b).
Grundlagen von Wurzelblockaden: Zur Facettendenervation gibt es nen Katheters (IDET) bei Patienten mit
◗ Die Wurzelblockade eines 3 kontrollierte Untersuchungen. Die der Diagnose „Internal disc disruption“
unauffälligen Spinalnerven ist 1. zeigt nur mäßige Effekte, möglicher- wurde unlängst von amerikanischen Au-
wenig schmerzhaft. weise weil die veraltete Shealy-Technik toren beschrieben [31, 55]. In prospekti-
◗ Die Blockade einer symptomatischen benutzt wurde [20]. Die 2. ergab gegen- ven nichtkontrollierten Studien wurde
Wurzel ist sehr schmerzhaft. über der Kontrollgruppe nach 3, 6 und gefunden, dass durch diese Maßnahme
◗ Ohne typische (segmentale) 12 Monaten signifikante Verbesserungen nicht nur die Schmerzen deutlich rück-
Parästhesien ist die Wurzelblockade nicht nur der Schmerzen, sondern auch läufig waren, sondern sich auch die Le-
unpräzise. der funktionellen Beeinträchtigung [72]. bensqualität erheblich verbesserte. In ei-
◗ Es sollten nur maximal 2 ml Die 3., gerade publizierte [34a], zeigt ner kontrollierten, aber nichtrandomi-
Injektat/Wurzel gegeben werden. nach 3 Monaten keinerlei Verbesserun- sierten Studie wurde nachgewiesen, dass
◗ Die Korrelation zwischen positiver gen von Schmerz und funktioneller diese Behandlung gegenüber konserva-
Blockade und chirurgischem Erfolg Beeinträchtigung (Oswestry- sowie tiver Rehabilitation bei ausgesuchten
ist hoch. Roland-Morris-Score). In einer eigenen, Patienten auch langfristig (bis zu einem
nichtkontrollierten Untersuchung hat- Jahr) deutlich besser ist [31]. Die intra-
Therapeutische Nerven- ten wir kurzfristige positive Effekte von diskale Thermoläsion mittels Radiofre-
blockaden über 50%, längerfristige nur noch in quenz ist dagegen wirkungslos [3].
25% [25]. Eine neuere Technik mit intra- Zum jetzigen Zeitpunkt kann auf-
Die Wirksamkeit von Infiltrationen mit artikulärer Facettendenervation [56] grund des Fehlens von randomisierten,
Lokalanästhetika im Bereich von Mus- scheint bessere Ergebnisse zu bringen kontrollierten Studien keine endgültige
keln und Bändern wurde bisher in kon- als die konventionelle extraartikuläre Bewertung abgegeben werden.
trollierten Studien nicht nachgewiesen Technik nach Metha u. Sluijter [40] oder
[45]. Bogduk u. Long [4]. Spinalnerven (Wurzelblockaden)
der Kortikoidinjektion und längerfristig Wirksamkeit von >50% Schmerzreduk- Zweifel bestehen, da die Technik eben-
(3 und 6 Monate) eine bessere Wirkung tion nur 13. Dies könnte jedoch auch falls blind ist, sicher nicht einfach, ins-
der Kochsalzinjektion. durch die hohe Selbstheilungstendenz besondere in anatomisch schwierigen
radikulärer, diskogener Schmerzen be- Situationen und mit potenziellen Risiken
Epidurale Kortikosteroide dingt sein. einer intraspinalen Injektion und Infek-
Vermutlich sind die Indikationen in tion behaftet.
Epidurale Kortikosteroide werden zur den vorhandenen Studien nicht klar ge- Wir selbst haben aufgrund des o. g.
Behandlung von radikulären Schmerzen nug: Es sollten nur Patienten mit eindeu- Problems einer möglichst ventralen Plat-
aufgrund von Bandscheibenvorfällen tigen radikulären Schmerzen mit epidu- zierung im Periduralraum unsere Tech-
und Stenosen seit 40 Jahren angewen- ralen Kortikosteroiden behandelt wer- nik geändert: die Injektion wird ipsilate-
det. Die Grundlage der Anwendung be- den (bei Bandscheibenvorfall oder Ste- ral entsprechend der betroffenen Wurzel
ruht auf dem Nachweis, dass Bandschei- nose). Über die Effekte bei Stenosen lie- durchgeführt. Die Kortikoidmenge kann
benmaterial im Kontakt mit Nerven- gen allerdings keine ausreichenden va- überdies so begrenzt werden (20 mg
wurzeln eine Entzündung verursacht liden Daten vor [63]. Des Weiteren ist Triamcinolon/Injektion) (s. Abb. 10a, b).
(s. hierzu [70]). Steroide können diese vermutlich auch die Injektionstechnik Noch problematischer sind kaudale
Entzündungen rückgängig machen. wichtig. Der Zielpunkt dieser Injektio- Injektionen. Hier wurde nachgewiesen,
Koes et al. [33] untersuchten in ei- nen liegt im ventralen Teil des Epidural- dass selbst bei erfahrenen Ärzten in nur
nem Review alle randomisierten, kon- raums (s.Abb. 1), die Injektionen werden 62% der kaudale Epiduralraum ohne
trollierten Studien. Elf dieser Untersu- aber normalerweise in den dorsalen Ab- Durchleuchtungshilfe überhaupt er-
chungen hatten eine Qualität von >50 schnitt gemacht. Eine korrekte epidura- reicht wurde [51]. Fragwürdig ist auch ei-
Pkt. (von 100). 8 der 15 Studien zeigten le Blockade ist auch bei erfahrenen Ärz- ne ausreichende kraniale Ausbreitung
einen positiven, 7 einen negativen Effekt ten bei einer blinden Technik offensicht- der Flüssigkeit, um lumbale Wurzeln zu
lumbaler epiduraler Steroide. Positiv lich in nur 30% der Fälle möglich [78]. erreichen. 20 ml erreichen häufig nicht
und negativ aussagende Studien waren Noch problematischer wird es, wenn in die lumbalen Wurzeln, die Ausbreitung
methodologisch vergleichbar.Von den 5 komplizierteren Fällen (z. B. postopera- ist extrem unterschiedlich: teilweise
besten Studien (>60 Pkt.) berichteten 2 tiv) untersucht wird, inwieweit das Kor- fließt das gesamte Injektat aus den kau-
über positive und 3 über negative Ergeb- tikosteroid den Zielpunkt erreicht. Hier dalen sakralen Wurzel ab, z. T. erreicht
nisse. Das Hauptproblem dieser Unter- hatten Fredman et al. [19] in nur 26% der es den thorakalen Periduralraum [75].
suchungen ist offensichtlich ihre Quali- Fälle korrekt die betroffene Wurzel mit- In letzter Zeit werden Kathetertech-
tät, die in vielen Fragen problematisch tels Injektion erreichen können. In vie- niken propagiert [50] und bei vielen In-
ist. Der Effekt von epiduralen Kortiko- len Fällen wurde die Injektion in einem dikationen von wirbelsäulenbedingten
steroiden scheint von relativ kurzer Dau- Segment oberhalb oder unterhalb der Schmerzen angewendet [27]. Die Vor-
er zu sein, allerdings haben radikuläre betroffenen Wurzel durchgeführt, oder stellung ist dabei, dass über Katheter, die
Schmerzen auch ein hohe Selbsthei- das Injektat breitete sich in die falsche in die Nähe der betroffenen Nervenwur-
lungstendenz. In einem anderen Review (kontralaterale) Richtung aus. zel meist von kaudal her vorgeschoben
[38] kommen die Autoren aufgrund Krämer et al. [34] haben versucht, werden, mittels Kortikosteroiden, Hya-
der gleichen Untersuchungen zu dem durch eine andere, transspinale Technik luronidase und hypertoner Kochsalzlö-
Schluss, dass die Number needed to treat diese Nachteile blinder dorsaler epidu- sung Verwachsungen gelöst und Ent-
(NNT) für eine kurzfristige Wirksam- raler Injektionen auszugleichen und in zündungen beseitigt werden sollen. Die
keit (1–60 Tage) von >75% Schmerzre- kontrollierten Untersuchungen auch amerikanischen Autoren führten kürz-
duktion 7.3, für eine Wirksamkeit von bessere Ergebnisse gegenüber konven- lich selber eine randomisierte, kontrol-
>50% dagegen unter 3 ist. Die NNT für tioneller periduraler Injektion erzielen lierte Untersuchung durch und fanden,
langfristige Wirkung war bei einer können. Allerdings bleiben auch hier dass die Technik gegenüber einer aus-