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Beiblatt Juli 2003

Kurzschlussströme in Drehstromnetzen Beiblatt 3


EN zu
60909-0
Faktoren für die Berechnung von Kurzschlussströmen nach IEC 60909-0 Beiblatt 3
DIN EN 60909-0
(IEC TR 60909-1:2002)

Dies ist ein VDE-Beiblatt im Sinne von VDE 0022. Es ist unter nebenstehenden Num- Klassifikation
mern in das VDE-Vorschriftenwerk aufgenommen und in der etz Elektrotechnische Zeit- Beiblatt
VDE 01023
® schrift bekannt gegeben worden. zu 3
Beiblatt
VDE 0102

Dieses Beiblatt enthält Informationen zu DIN EN 60909-0 (VDE 0102),


jedoch keine zusätzlich genormten Festlegungen

ICS 17.220.01 Ersatz für


DIN VDE 0102 Bbl 3
Short-circuit currents in three-phase a.c. systems (VDE 0102 Bbl 3):1997-05
Factors for the calculation of short-circuit currents according to IEC 60909-0
(IEC TR 60909-1:2002)

Courants de court-circuit dans les réseaux triphasés à courant alternatif


Facteurs pour le calcul des courants de court-circuit conformément à la CEI 60909-0
(CEI TR 60909-1:2002)

Nationales Vorwort
Der Zusammenhang mit dem von der International Electrotechnical Commission (IEC) herausgegebenen Technischen
Report IEC 60909-1:2002 wird in den Vorbemerkungen aufgezeigt.
Der Inhalt dieses Beiblattes wurde nicht als Entwurf veröffentlicht.
Basis für den Inhalt dieses Beiblattes ist der Technische Bericht IEC TR 60909-1:2002 „Short-circuit currents in three-
phase a.c. systems – Part 1: Factors for the calculation of short-circuit currents according to IEC 60909-0“ des Technischen
Komitees 73 „Short-circuit currents“ der IEC. Da die IEC 60909-1 keine Internationale Norm, sondern ein Technischer
Bericht ist, dient ihr Inhalt lediglich der Information und wird hier als Beiblatt 3 zu DIN EN 60909-0 (VDE 0102):2002-07
veröffentlicht.
Dieses Beiblatt behandelt die Ermittlung und die Anwendung von Faktoren, die zur Berechnung von Kurzschlussströmen
nach DIN EN 60909-0 (VDE 0102):2002-07 benötigt werden und ersetzt damit das bisherige Beiblatt 3 zu
DIN VDE 0102:1997-05.
Beiblatt 3 zu DIN EN 60909-0 (VDE 0102) wurde vom Unterkomitee 121.1 „Kurzschlussstromberechnungen“ der DKE
Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE erstellt.

Fortsetzung Seite 2 bis 83

DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE

© DIN Deutsches Institut für Normung e.V. und VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. Ref. Nr. DIN EN 60909-0 Bbl 3
(VDE 0102 Bbl 3):2003-07
Preisgr. 46 K
VDE-Vertr.-Nr. 0102012
wu Beuth-Vertr.-Nr. 3346
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Änderungen

Gegenüber Beiblatt 3 zu DIN VDE 0102 (VDE 0102):1997-05 wurden hauptsächlich folgende Änderungen
vorgenommen:
a) Allgemeine Anpassung an die neue Norm DIN EN 60909-0 (VDE 0102):2002-07.
b) Überarbeitete Korrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke mit und ohne Stufenschalter.
c) Neu aufgenommene Korrekturfaktoren für Netztransformatoren.
d) Neu aufgenommene Faktoren zur Berechnung des thermisch gleichwertigen Kurzschlussstromes.

Frühere Ausgaben

DIN VDE 0102 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):1997-05

Nationaler Anhang NA
(informativ)

Zusammenhang mit Europäischen und Internationalen Normen

Für den Fall einer undatierten Verweisung im normativen Text (Verweisung auf eine Norm ohne Angabe des
Ausgabedatums und ohne Hinweis auf eine Abschnittsnummer, eine Tabelle, ein Bild usw.) bezieht sich die
Verweisung auf die jeweils neueste gültige Ausgabe der in Bezug genommenen Norm.

Für den Fall einer datierten Verweisung im normativen Text bezieht sich die Verweisung immer auf die in Be-
zug genommene Ausgabe der Norm.

Eine Information über den Zusammenhang der zitierten Normen mit den entsprechenden Deutschen Normen
ist nachstehend wiedergegeben.

IEC hat 1997 die Benummerung der IEC-Publikationen geändert. Zu den bisher verwendeten Normnummern
wird jeweils 60000 addiert. So ist zum Beispiel aus IEC 68 nun IEC 60068 geworden.

Tabelle NA.1

Klassifikation im
Europäische Norm Internationale Norm Deutsche Norm
VDE-Vorschriftenwerk
HD 472 S1:1989 IEC 60038:1983, mod. DIN IEC 60038 VDE 0175
A1:1994 (VDE 0175):2002-11
A2:1997
EN 60909-0:2001 IEC 60909-0:2001 DIN EN 60909-0 VDE 0102
(VDE 0102):2002-07
– IEC TR 60909-2:1992 DIN EN 60909-0 Bbl 4 VDE 0102 Bbl 4
(VDE 0102 Bbl 4):2003-02
– IEC TR 60909-4:2000 DIN EN 60909-0 Bbl 1 VDE 0102 Bbl 1
(VDE 0102 Bbl 1):2002-11

2
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Nationaler Anhang NB
(informativ)

Literaturhinweise

DIN IEC 60038 (VDE 0175), IEC-Normspannungen (IEC 60038:1983 + A1:1994 + A2:1997); Umsetzung von
HD 472 S1:1989 + Corr. zu HD 472 S1:2002-02

DIN EN 60909-0 (VDE 0102), Kurzschlussströme in Drehstromnetzen – Teil 0: Berechnung der Ströme
(IEC 60909-0:2001); Deutsche Fassung EN 60909-0:2001

DIN EN 60909-0 Bbl 1 (VDE 0102 Bbl 1), Kurzschlussströme in Drehstromnetzen – Beispiele für die
Berechnung von Kurzschlussströmen (IEC/TR 60909-4:2000)

DIN EN 60909-0 Bbl 4 (VDE 0102 Bbl 4), Kurzschlussströme in Drehstromnetzen – Daten elektrischer
Betriebsmittel für die Berechnungen von Kurzschlussströmen (IEC/TR 60909-2:1992)

3
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Inhalt
Seite
Vorwort ............................................................................................................................................................8
1 Allgemeines ............................................................................................................................................10
1.1 Anwendungsbereich...............................................................................................................................10
1.2 Verweisung auf andere Normen ............................................................................................................10
1.3 Anwendung der Faktoren .......................................................................................................................10
1.3.1 Faktor c .............................................................................................................................................10
1.3.2 Faktoren K G und K S oder K SO .......................................................................................................10

1.3.3 Faktoren KG,S , K T,S oder KG,SO , K T,SO .........................................................................................10

1.3.4 Faktor K T ..........................................................................................................................................11

1.3.5 Faktor κ ............................................................................................................................................11


1.3.6 Faktoren µ , λ und q .........................................................................................................................11
1.3.7 Faktoren m und n ..............................................................................................................................11
1.3.8 Beitrag von Asynchronmotoren zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom........................................11
1.4 Formelzeichen, Indizes und hochgestellte Zeichen ...............................................................................11
1.4.1 Formelzeichen...................................................................................................................................11
1.4.2 Indizes ...............................................................................................................................................12
1.4.3 Hochgestellte Zeichen.......................................................................................................................12
2 In IEC 60909-0 verwendete Faktoren ....................................................................................................12
2.1 Spannungsfaktor c für die Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle .......................................12
2.1.1 Allgemeines.......................................................................................................................................12
2.1.2 Berechnungsverfahren......................................................................................................................13
2.1.3 Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle und Spannungsfaktor c ......................................13
2.1.4 Ein einfaches Modell zu Veranschaulichung der Bedeutung des Spannungsfaktors c....................14
2.2 Impedanzkorrekturfaktoren bei der Berechnung der Kurzschlussimpedanzen von
Generatoren, Blocktransformatoren und Kraftwerksblöcken .................................................................19
2.2.1 Allgemeines.......................................................................................................................................19
2.2.2 Korrekturfaktor K G ............................................................................................................................20

2.2.3 Korrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke mit Stufenschaltern.............................................................22


2.2.4 Korrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke ohne Stufenschalter ...........................................................33
2.2.5 Einfluss des Impedanzkorrekturfaktors für Kraftwerksblöcke bei der Berechnung der
Kurzschlussströme in vermaschten Netzen und größte Kurzschlussströme bei
ungünstigstem Leistungsfluss...........................................................................................................37
2.3 Impedanzkorrekturfaktor K T bei der Berechnung der Kurzschlussimpedanzen von
Netztransformatoren...............................................................................................................................40
2.3.1 Allgemeines.......................................................................................................................................40
2.3.2 Beispiel für einen Netztransformator SrT = 300 MVA .......................................................................41

2.3.3 Statistische Untersuchung von 150 Netztransformatoren ................................................................45

4
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Seite
2.3.4 Impedanzkorrekturfaktoren für Netztransformatoren in vermaschten Netzen.................................. 46
2.4 Faktor κ für die Berechnung des Stoßkurzschlussstromes ................................................................. 48
2.4.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 48
2.4.2 Faktor κ für eine R-L-Reihenschaltung ........................................................................................... 48
2.4.3 Faktor κ bei parallelen R-L-Zweigen ............................................................................................... 51
2.4.4 Berechnung des Stoßkurzschlussstromes ip in vermaschten Netzen............................................. 54

2.4.5 Beispiel für die Berechnung von κ und ip in vermaschten Netzen................................................. 56

2.5 Faktor µ für die Berechnung des Ausschaltwechselstromes................................................................. 57


2.5.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 57
2.5.2 Basiskonzept..................................................................................................................................... 58
2.5.3 Berechnung des Ausschaltwechselstromes Ib mit dem Faktor µ .................................................. 60

2.6 Faktor λ (λmax , λmin ) zur Berechnung des Dauerkurzschlussstromes ................................................ 62

2.6.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 62


2.6.2 Einfluss der Sättigung ....................................................................................................................... 64
2.7 Faktor q zur Berechnung des Ausschaltstromes von Asynchronmotoren ............................................. 67
2.7.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 67
2.7.2 Ableitung des Faktors q .................................................................................................................... 68
2.7.3 Ausschaltwechselströme bei unsymmetrischen Kurzschlüssen ...................................................... 71
2.8 Faktoren m und n zur Berechnung des Joule-Integrals oder des thermisch gleichwertigen
Kurzschlussstromes............................................................................................................................... 72
2.8.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 72
2.8.2 Zeitabhängiger dreipoliger Kurzschlussstrom .................................................................................. 73
2.8.3 Faktor m ............................................................................................................................................ 73
2.8.4 Faktor n ............................................................................................................................................. 74
2.8.5 Faktor n in IEC 60909-0, Bild 22....................................................................................................... 75
2.9 Feststellung des Beitrages von Asynchronmotoren oder Gruppen von Asynchronmotoren
(Ersatzmotoren) zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom .................................................................... 77
2.9.1 Allgemeines ...................................................................................................................................... 77
2.9.2 Kurzschluss an den Anschlusspunkten von Asynchronmotoren...................................................... 77
2.9.3 Teilkurzschlussströme von Asynchronmotoren, gespeist über Transformatoren ............................ 78
2.9.4 Summe der Teilkurzschlussströme von mehreren Gruppen aus Asynchronmotoren,
gespeist über mehrere Transformatoren .......................................................................................... 79
Literaturhinweise .............................................................................................................................................. 82

Bild 1 – Modell zur Berechnung des Zusammenhangs zwischen dem Spannungsfall ∆u


und der Kurzschlussstromabweichung ∆i′′k ........................................................................................... 15

Bild 2 – Berechnung von ∆ik′′ nach Gleichung (8) für verschiedene Parameter .............................................. 18
"
Bild 3 – Teilkurzschlussstrom I kG(S) eines direkt mit einem Netz verbundenen Generators ......................... 20

"
Bild 4 – Berechnung von I kG(S) mit dem Überlagerungsverfahren ................................................................. 21

5
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

"
Bild 5 – Symmetrischer Teilkurzschlussstrom I kS eines Kraftwerksblockes S auf der
Oberspannungsseite des Blocktransformators mit Stufenschalter ........................................................23
Bild 6 – Nachbildung eines Kraftwerksblockes mit Stufenschalter ..................................................................24
Bild 7 – Teilkurzschlussstrom eines Kraftwerksblockes nach dem Überlagerungsverfahren..........................26
Bild 8 – Summenhäufigkeit H der nach Gleichung (33) berechneten Abweichungen [22], [23] ......................27
Bild 9 – Kraftwerksblock mit Stufenschalter und Eigenbedarfstransformator F1, F2, F3:
′′
Kurzschlussstellen ( IkMF1 ′′
= IkMF2 )........................................................................................................28

Bild 10 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ G(ν ) nach Gleichung (39) für die
Teilkurzschlussströme von Generatoren in 47 Kraftwerksblöcken mit Stufenschaltern [23] –
Kurzschlussstelle F1 in Bild 9 ................................................................................................................30
Bild 11 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ T(ν ) nach Gleichung (42) für die
Teilkurzschlussströme von Blocktransformatoren in 47 Kraftwerksblöcken mit Stufenschalter
[23] – Kurzschlussstelle F1 in Bild 9 ......................................................................................................31
Bild 12 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ T(ν ) nach Gleichung (42), siehe Bild 11, wenn
′′
für die Berechnung von IkT(S) nur übererregter Betrieb vorausgesetzt wird [23]..................................32

Bild 13 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆F2(ν ) nach Gleichung (46) für den
Teilkurzschlussstrom IkF2 ′′ (Bild 9) im Falle des über- oder untererregten Betriebes vor dem
Kurzschluss ............................................................................................................................................33
Bild 14 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (50) berechneten Abweichungen [22], [23] .......................34
Bild 15 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (39) berechneten Abweichungen
für 27 Generatoren in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter .............................................................35
Bild 16 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (42) berechneten Abweichungen
für 27 Blocktransformatoren in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter ...............................................36
Bild 17 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (46) berechneten Abweichungen für die
′′ (Bild 9) in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter....................................37
Teilkurzschlussströme IkF2

Bild 18 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ [13] ..............................................................................39


"
Bild 19 – Berechnung von I kT(S) = I b + I kTU
"
b mit dem Überlagerungsverfahren [19], [25]..............................41

′′
Bild 20 – Kurzschlussströme IkT(S) ′′ für den Netztransformator
abhängig von t, U b und SkQ
SrT = 300 MVA (Daten im Text) .............................................................................................................42

Bild 21 – Abweichungen ∆NT nach Gleichung (64) berechnet für den Transformator SrT = 300 MVA...........44

Bild 22 – Summenhäufigkeit H der nach Gleichung (64) berechneten Abweichungen ∆NT 1: K T = 1;


2: K T nach Gleichung (63) mit I Tb / IrT = 1.............................................................................................46

Bild 23 – Berechnung des Faktors κ bei einfach gespeistem dreipoligem Kurzschluss


(R-L-Serienkreis) ....................................................................................................................................49
Bild 24 – Faktor κ und tp ( f = 50 Hz) abhängig von R/X oder X/R ..............................................................51

Bild 25 – Ersatzschaltplan im Mitsystem für die Berechnung von κ bei zwei parallelen Zweigen ...................52
Bild 26 – Faktor κ zur Berechnung von ip = κ 2Ik′′ bei zwei parallelen Zweigen nach Bild 25 mit
Z I = Z II ; 0,005 ≤ RI /X I ≤ 1,0 und 0,005 ≤ RII /X II ≤ 10,0.......................................................................53

Bild 27 – Abweichungen ∆κ a , ∆(1,15κ b ) und ∆κ c von den genauen Werten κ mit


0,005 ≤ Z I /Z II ≤ 1,0 für die Anordnung nach Bild 25 .............................................................................54

6
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Bild 28 – Beispiel für die Berechnung von κ und ip mit den Methoden a, b und c (IEC 60909-0,
4.3.1.2) ................................................................................................................................................... 56
Bild 29 – Netzaufbau (einfach gespeister Kurzschluss) und zugehörige Daten zur
Veranschaulichung des Abklingens des Wechselstromanteils bei generatornahem
Kurzschluss............................................................................................................................................ 59
Bild 30 – Abklingen des symmetrischen Kurzschlussstromes (Faktor µ ) ausgehend von
Prüffeldmessungen und Berechnungen [5] ........................................................................................... 62
Bild 31 – Methode der charakteristischen Sättigungskurven zum Auffinden der Potier-Reaktanz Xp
in Übereinstimmung mit [4] .................................................................................................................... 65
Bild 32 – Ersatzschaltplan mit der Quellenspannung E0 ( I f ) und der Potier-Reaktanz Xp ............................ 65

Bild 33 – Faktor q aus gemessenen und berechneten Werten von IbM = µ q IkM
′′ , Gleichung (91),
bei verschiedenen Werten tmin im Vergleich zu q = qIEC (IEC 60909-0, Bild 17) ................................ 68

Bild 34 – Zeitfunktionen µ , q, µ q und e − t /TAC zur Berechnung des


Ausschaltwechselstromes IbM = µ qIkM ′′ bei Kurzschluss an den Klemmen eines
Asynchronmotors ................................................................................................................................... 69
Bild 35 – Wirksame Zeitkonstante TAC zur Bestimmung des Ausschaltwechselstromes IbM und zum
Vergleich T T
= − tmin /ln (µ q)IEC (Nummern der Motoren siehe Tabelle 4)............................................. 71

′′ für den Fall des dreipoligen Kurzschlusses ( Ib3M /IkM


Bild 36 – Zeitfunktion IbM /IkM ′′ ) und für den
Fall des zweipoligen Kurzschlusses ( Ib2M /IkM ′′ ) an den Klemmen eines Asynchronmotors
(Beispiel: Motor Nr. 28 aus Tabelle 4) ................................................................................................... 72
Bild 37 – Beitrag eines Asynchronmotors oder einer Gruppe von Asynchronmotoren zum Anfangs-
Kurzschlusswechselstrom I k" = I kQ
" "
+ I kM .............................................................................................. 77

Bild 38 – Beispiel zur Abschätzung des Teilkurzschlussstromes IkM ′′ eines einzelnen


Asynchronmotors oder eines Ersatzmotors........................................................................................... 78
Bild 39 – Teilkurzschlussströme von mehreren Gruppen aus Asynchronmotoren, gespeist über
mehrere Transformatoren (einschränkende Bedingungen siehe Text) ................................................. 80
Bild 40 – Untersuchung der linken und der rechten Seite der Gleichung (118) zur Feststellung der
Abweichung ∆ nach Gleichung (120): ukr = 6 %, ILR /IrM = 5 für die beiden Transformatoren
und Motorengruppen.............................................................................................................................. 81

Tabelle 1 – Spannungen und Ströme vor dem Kurzschluss auf der Unterspannungsseite der
Netztransformatoren .............................................................................................................................. 45
Tabelle 2 – Ergebnisse der Berechnungen in vermaschten Hochspannungsnetzen mit
Impedanzkorrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke und mit K T nach Gleichung (65) für die
Abweichungen ∆ nach Gleichung (66) [19] .......................................................................................... 47
Tabelle 3 – Werte von κ für das Beispiel in Bild 15........................................................................................ 57
Tabelle 4 – Daten von Niederspannungs- und Mittelspannungs-Asynchronmotoren (50 Hz) und
berechnete Werte................................................................................................................................... 70
Tabelle 5 – Daten für den Modellgenerator [15] .............................................................................................. 75

7
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Vorwort

1) Die IEC (Internationale Elektrotechnische Kommission) ist eine weltweite Normungsorganisation, die alle
Nationalen Elektrotechnischen Komitees (Nationale Komitees der IEC) umfasst. Die IEC hat das Ziel, die
internationale Zusammenarbeit in allen Fragen der Normung auf dem Gebiet der Elektrotechnik und
Elektronik zu fördern. Zu diesem Zweck und neben anderen Aktivitäten veröffentlicht die IEC Internatio-
nale Normen. Mit der Vorbereitung sind die Technischen Komitees beauftragt. Jedes Nationale Komitee
der IEC, das an dem behandelten Thema interessiert ist, darf an dieser Vorbereitungsarbeit teilnehmen.
Internationale Organisationen, Regierungs- und Nichtregierungsstellen, die mit der IEC in Verbindung
stehen, nehmen ebenfalls an diesen Vorbereitungsarbeiten teil. Die IEC arbeitet eng mit der Internatio-
nalen Organisation für Normung (ISO) nach den in der Vereinbarung zwischen beiden Organisationen
festgelegten Bedingungen zusammen.

2) Die offiziellen Beschlüsse oder Vereinbarungen der IEC über technische Fragen, die in Technischen
Komitees von Vertretern aller an dem behandelten Thema besonders interessierten Nationalen Komitees
erarbeitet werden, bringen das höchstmögliche Maß internationaler Übereinstimmung für das behandelte
Sachgebiet zum Ausdruck.

3) Sie stellen Empfehlungen zur internationalen Anwendung dar, die als Normen, Fachberichte oder Leit-
linien veröffentlicht werden und als solche von den Nationalen Komitees angenommen sind.

4) Um die internationale Vereinheitlichung zu fördern, verpflichten sich die Nationalen Komitees der IEC,
Internationale Normen der IEC so durchschaubar wie möglich in ihren nationalen und regionalen Normen
anzuwenden. Jede Abweichung zwischen der IEC-Norm und der entsprechenden nationalen oder regio-
nalen Norm muss in dieser deutlich gekennzeichnet werden.

5) Die IEC hat kein Verfahren für die Kennzeichnung der Konformität festgelegt und übernimmt keine Ver-
antwortung, wenn ein Gegenstand als konform mit einer ihrer Normen erklärt wird.

6) Es besteht die Möglichkeit, dass Bestandteile dieser Internationalen Norm Gegenstand von Patentrech-
ten sind. Die IEC hat nicht die Verantwortung, das Vorhandensein solcher Patentrechte festzustellen und
auf deren Existenz hinzuweisen.

Die Hauptaufgabe der technischen Gremien der IEC ist es, Normen zu erstellen. Ein Technisches Komitee
kann jedoch auch die Veröffentlichung eines Technischen Berichtes vorschlagen, wenn es Informationen, die
üblicherweise nicht in einer Norm veröffentlicht werden, gesammelt hat, wie z. B. über den aktuellen Stand
der Technik.

Technische Berichte brauchen so lange nicht überarbeitet zu werden, bis die enthaltenen Daten nicht mehr
gültig oder nützlich für die Arbeitsgruppe zur Normenpflege sind.

IEC 60909-1 ist ein Technischer Bericht und wurde von dem IEC Komitee TC 73 „Short circuit currents“ erar-
beitet.

Dieser Technische Bericht muss zusammen mit IEC 60909-0 angewendet werden.

Der Text des Technischen Berichtes beruht auf den folgenden Dokumenten:

Enquiry draft Report on voting

73/120/DTR 73/125/RVC

Alle Informationen über den Abstimmungsvorgang für diesen Technischen Bericht sind in dem in obiger Ta-
belle zitierten Abstimmungsbericht zu finden.

Die Publikation wurde entsprechend der ISO/IEC Direktive, Teil 3, entworfen.

Dieses Dokument ist rein informativ und darf nicht als internationale Norm angesehen werden.

8
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Das Komitee hat entschieden, dass der Inhalt dieser Publikation bis 2010 unverändert bleibt. Zu diesem Zeit-
punkt wird die Publikation
– bestätigt,
– zurückgezogen,
– ersetzt durch eine überarbeitete Fassung oder
– geändert.

9
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

1 Allgemeines

1.1 Anwendungsbereich

Dieser Teil der Reihe IEC 60909 ist ein Technischer Bericht für die Anwendung zur Kurzschlussstrom-Be-
rechnung in Drehstromnetzen. Der Technische Bericht hat das Ziel, den Ursprung und, soweit notwendig, die
Anwendung der verwendeten Faktoren zu zeigen, um damit der notwendigen technischen Genauigkeit und
Einfachheit nachzukommen, die bei der Berechnung der Kurzschlussströme nach IEC 60909-0 erforderlich
ist.

Daher ist dieser Technische Bericht eine Ergänzung zu IEC 60909-0. Er verändert jedoch nicht die Basis für
die genormte Berechnung, die in IEC 60909-0 angegeben ist.

ANMERKUNG In manchen Fällen werden Literaturstellen als zusätzliche Hilfe angeboten, ohne jedoch die genormten
Berechnungsvorschriften in IEC 60909-0 zu ändern.

1.2 Verweisung auf andere Normen

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren die angegebenen Ausgaben gültig. Alle Normen unterliegen der
Überarbeitung, und Vertragspartner, deren Vereinbarungen auf diesem Teil der IEC 60909 basieren, werden
gebeten, die Möglichkeit zu prüfen, ob die jeweils neuesten Ausgaben der im Folgenden genannten Normen
angewendet werden können. Die Mitglieder von IEC und ISO führen Verzeichnisse der gegenwärtig gültigen
Internationalen Normen.

IEC 60038:1983, IEC standard voltages

IEC 60909-0:2001, Short-circuit currents in three-phase a.c. systems – Part 0: Calculation of currents

IEC/TR 60909-2:1992, Electrical equipment – Data for short-circuit calculations in accordance to IEC 60909
(1988)

IEC/TR 60909-4(2000), Short-circuit currents in three-phase a.c. systems – Part 4: Examples for the calcula-
tion of short-circuit currents

1.3 Anwendung der Faktoren

1.3.1 Faktor c

Die Spannungsfaktoren cmax und cmin werden zusammen mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurz-
schlussstelle verwendet, um die größten und kleinsten Anfangs-Kurzschlusswechselströme zu berechnen
(2.1).

1.3.2 Faktoren K G und K S oder K SO

Die Impedanzkorrekturfaktoren KG und KS oder KSO werden bei der Berechnung der Kurzschlussimpedan-
zen von Generatoren und Kraftwerksblöcken (mit oder ohne Stufenschalter) eingeführt (2.2).

1.3.3 Faktoren KG,S , K T,S oder KG,SO , K T,SO

Die Impedanzkorrekturfaktoren KG,S , K T,S oder KG,SO , K T,SO werden bei der Berechnung der Teilkurz-
schlussströme bei Kurzschluss zwischen Generator und Blocktransformator (mit oder ohne Stufenschalter)
eines Kraftwerksblockes eingeführt (2.2.3.2 oder 2.2.4.2).

10
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

1.3.4 Faktor K T

Der Impedanzkorrekturfaktor K T wird verwendet bei der Berechnung der Kurzschlussimpedanzen von Netz-
transformatoren (2.3).

1.3.5 Faktor κ

Der Stoßkurzschlussstrom wird mit Hilfe dieses Faktors bestimmt (2.4).

1.3.6 Faktoren µ , λ und q

Diese Faktoren werden für die Berechnung des zeitlichen Abklingens der Wechselstromkomponente des
Kurzschlussstromes bei generatornahem oder asynchronmotornahem Kurzschluss verwendet (2.5, 2.6 und
2.7).

1.3.7 Faktoren m und n

Die Faktoren m und n werden für die Berechnung des Joule-Integrals oder des thermisch gleichwertigen
Kurzschlussstromes verwendet (2.8).

1.3.8 Beitrag von Asynchronmotoren zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom

Ableitung und Gültigkeit der maßgeblichen Gleichungen zur Überprüfung der Beiträge von Asynchronmoto-
ren oder der Gruppen von Asynchronmotoren zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom (2.9).

1.4 Formelzeichen, Indizes und hochgestellte Zeichen

Die folgenden Formelzeichen, Indizes und hochgestellte Zeichen werden zusätzlich zu jenen verwendet, die
bereits in IEC 60909-0 angegeben sind.

1.4.1 Formelzeichen
E Spannung hinter der synchronen Reaktanz X d in der Längsachse der Synchronmaschine
E′ Spannung hinter der transienten Reaktanz X d′ in der Längsachse der Synchronmaschine

E′′ Spannung hinter der subtransienten Reaktanz X d′′ in der Längsachse der Synchronmaschine

E′′Q Subtransiente Spannung hinter der Impedanz einer Netzeinspeisung in Q

E0 ( I f ) Klemmenspannung einer gesättigten Synchronmaschine bei Leerlauf ( I G = 0)

Ib Zweigstrom (Laststrom) vor dem Kurzschluss


If Erregerstrom (Feldstrom) einer Synchronmaschine

ik (t ) Zeitabhängiger Kurzschlussstrom

I ′′
kUb
Anfangs-Kurzschlusswechselstrom, allein hervorgerufen durch die Spannung −Ub, bei der Be-
rechnung von Kurzschlussströmen mit dem Überlagerungsverfahren
pG oder pT Bezogene Größen zur Definition des Bereiches der Spannungsänderungen an den Klemmen,
z. B. U G = U rG (1 ± pG ) oder U THV = UrTHV (1 ± pT )

TAC Wechselstromzeitkonstante eines Asynchronmotors

TN′′ ′′
′′ und TqN
Mittelwert der Zeitkonstanten TdN

Tµq Zeitkonstante, berechnet mit dem Produkt µ ⋅ q (2.7.2)

11
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

tp Zeitdauer zwischen dem Beginn eines Kurzschlusses und dem Auftreten des Stoßkurzschluss-
stromes ip
b
U Spannung an der Kurzschlussstelle vor dem Kurzschluss
Xp Potier-Reaktanz

Y Admittanz
γ Impedanzwinkel
∆ Abweichung
ϕU Spannungswinkel

1.4.2 Indizes
0 ′′ )
Leerlauf ( Td0
a Näherung
ad zulässig
d Längsachse
e exakt
f Feld der Synchronmaschine
IEC entsprechend IEC 60909-0, zum Beispiel KS(IEC)

i innen
L Leitung
MAX maximal (Kurzschlussstrom nach ungünstigstem Lastfluss)
N Netz
q Querachse
(S) Überlagerungsmethode
∗ per unit-Größe

1.4.3 Hochgestellte Zeichen


b vorher
' transient
" subtransient

2 In IEC 60909-0 verwendete Faktoren

2.1 Spannungsfaktor c für die Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle

2.1.1 Allgemeines

Die Größe der Kurzschlussströme in Drehstromnetzen (größte und kleinste Kurzschlussströme) an einem
bestimmten Ort hängt in erster Linie vom Aufbau des Netzes, den Generatoren oder Kraftwerksblöcken und
den in Betrieb befindlichen Motoren ab und erst in zweiter Linie vom Betriebszustand des Netzes vor dem
Auftreten eines Kurzschlusses.

Die Änderungen des Betriebszustandes im Drehstromnetz sind sehr umfangreich. Es ist deshalb schwierig,
denjenigen Lastzustand zu finden, der entweder zum größten oder zum kleinsten Kurzschlussstrom an den
verschiedenen Kurzschlussstellen des Netzes führt. In einem gegebenen Netz gibt es deshalb für jeden Ort
so viele verschiedene Werte für die Größe des Kurzschlussstromes wie verschiedene Lastzustände. Norma-
lerweise sind extreme Lastflusszustände aus der Erfahrung nicht bekannt.

12
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Norm IEC 60909-0 empfiehlt daher das Berechnungsverfahren mit der Ersatzspannungsquelle cUn / 3
an der Kurzschlussstelle. Dieses in IEC 60909-0 beschriebene Verfahren ist ein Näherungsverfahren ohne
Rücksicht auf besondere Betriebsbedingungen. Das Ziel dieser Norm ist es, die größten Kurzschlussströme
mit genügender Genauigkeit hauptsächlich unter Berücksichtigung von Sicherheitsgesichtspunkten und so-
weit möglich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu finden.

Während der Planungsphase eines Netzes sind die unterschiedlichen zukünftigen Lastflussbedingungen
nicht bekannt. Die Ersatzspannungsquelle cUn / 3 geht daher von der Netznennspannung Un aus und dem
Spannungsfaktor c = cmax oder c = cmin für die Berechnung der größten oder der kleinsten Kurzschluss-
ströme. Diese Faktoren c sind in Tabelle 1 von IEC 60909-0 angegeben. Die Einführung des Spannungsfak-
tors c ist aus verschiedenen Gründen notwendig (IEC 60909-0, 1.3.15). Diese sind:
• Spannungsänderung, abhängig von der Zeit und dem Ort;
• Veränderung der Stufen der Transformatorstufenschalter;
• Vernachlässigung von Belastungen und Kapazitäten bei der Berechnung nach IEC 60909-0 (2.3.1);
• subtransientes Verhalten von Generatoren, Kraftwerksblöcken und Motoren.

Die Bedeutung des Spannungsfaktors c wird in 2.1.4 an dem einfachen Modell eines Strahlennetzes gezeigt.
Weitere in 2.2.5 und 2.3.4 aufgeführte Ergebnisse von ausgedehnten Untersuchungen zeigen die möglichen
Abweichungen von Berechnungen mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle gegenüber den
ungünstigsten Werten, die mit einer besonderen Methode bei Anwendung des Überlagerungsverfahrens ge-
funden wurden.

2.1.2 Berechnungsverfahren

Im Prinzip gibt es zwei Verfahren zur Berechnung des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes an der Kurz-
schlussstelle (IEC 60909-0, Bilder 1 und 2):
• Das Überlagerungsverfahren, abgeleitet aus dem Helmholzschen oder dem Theveninschen Prinzip;
• das Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle (2.1.3).

Beispiele für das Überlagerungsverfahren sind in 2.2 und 2.3 angegeben. Dort werden die Ergebnisse des
Überlagerungsverfahrens mit dem Verfahren der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle verglichen.

Ist ein bestimmter Lastfluss eines existierenden Netzes bekannt, kann der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom
mit dem Überlagerungsverfahren bestimmt werden, aber dieses Verfahren liefert den Kurzschlussstrom nur
für den einen vorgegebenen Lastfluss. Daher führt dieses Verfahren nicht notwendigerweise auf den größten
Kurzschlussstrom. Der Grund dafür ist, dass an einer Kurzschlussstelle so viele verschiedene Kurzschluss-
ströme wie Lastflussfälle existieren, ohne die Randbedingungen für Spannungen und Ströme während des
normalen Betriebes zu überschreiten, sogar dann, wenn die gleiche Betriebsspannung an der späteren Kurz-
schlussstelle vorliegt.

Um dieses Problem zu bewältigen und den ungünstigsten Lastflussfall zu finden, der zum größten Kurz-
schlussstrom an der Kurzschlussstelle führt, wurde ein spezielles Verfahren mit Variation der Betriebsbedin-
gungen entwickelt [9], [13], [26]. Weitere Informationen werden in 2.2.5 und 2.3.4 gegeben.

2.1.3 Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle und Spannungsfaktor c

Das Vorgehen zur Berechnung des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes unter Verwendung der Ersatzspan-
nungsquelle an der Kurzschlussstelle wird in IEC 60909-0 beschrieben. Dieses Verfahren, das üblicherweise
mit den Bemessungsdaten der elektrischen Betriebsmittel auskommt, stellt eine wesentliche Vereinfachung
dar gegenüber dem Überlagerungsverfahren oder einer transienten Berechnung, weil es auch in diesem Fall
notwendig ist, den Lastfluss vor dem Kurzschluss zu kennen.

13
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Bei der Anwendung dieses vereinfachten Verfahrens ist die Ersatzspannungsquelle cUn / 3 an der Fehler-
stelle die einzige aktive Spannung im Mitsystem. Alle Netzeinspeisungen, Synchronmaschinen und Asyn-
chronmotoren werden hinter ihren inneren (subtransienten) Reaktanzen kurzgeschlossen (IEC 60909-0,
3.6.1). Alle Querkapazitäten und Queradmittanzen (Belastungen) mit Ausnahme der Motoren sind im Mit- und
Gegensystem zu vernachlässigen (IEC 60909-0, 2.3). Kapazitäten im Nullsystem sind im Allgemeinen zu
berücksichtigen. Die Kapazitäten des Nullsystems dürfen in Niederspannungsnetzen und in niederohmig ge-
erdeten Hochspannungsnetzen (d. h. bei einem Erdfehlerfaktor δ ≤ 1,4 ) vernachlässigt werden. Besondere
Überlegungen sind in Hochspannungsnetzen mit langen Leitungen notwendig und natürlich im Falle von
Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation (IEC 60909-0, 1.1). Ein Beispiel für die
Anwendung der Berechnung mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle F ist in IEC 60909-0,
Bild 4 gegeben.

Der Faktor cmax oder cmin ist nach Tabelle 1 in IEC 60909-0 einzusetzen. Zugehörig zu cmax oder cmin wer-
den spezielle Bedingungen für die Berechnung der größten und kleinsten Kurzschlussströme eingeführt
(siehe IEC 60909-0, 2.4 und 2.5). Die Einführung des Spannungsfaktors c verfolgt das Ziel, einen Kurz-
schlussstrom zu finden, z. B. einen größten Kurzschlussstrom, der so nahe wie möglich beim tatsächlichen
Wert liegt. Durch die Anwendung der Impedanzkorrekturfaktoren (IEC 60909-0, 3.3.3, 3.6.1, 3.7.1, und 3.7.2)
zusammen mit dem Spannungsfaktor c sollen realistische Werte auch für die Teilkurzschlussströme erreicht
werden, auch wenn in einem gewissen Maße Kompromisse notwendig werden, siehe 2.2.5.

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Zuverlässigkeit des Verfahrens mit der Ersatzspannungs-
quelle an der Kurzschlussstelle und zeigt den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen den zulässigen
bzw. üblichen Spannungsfällen ∆u und der maximal möglichen Abweichung ∆i′′k und weiterhin die Abhängig-
keit des Faktors cmax von der Spannung U Q max .

2.1.4 Ein einfaches Modell zu Veranschaulichung der Bedeutung des Spannungsfaktors c

Das folgende einfache Modell in Bild 1 zeigt die grundsätzliche Bedeutung des Spannungsfaktors c für den
Fall des unvermaschten Strahlennetzes, z. B. in einem Verteilungsnetz. Komplexe Modelle und ihre Berech-
nungsergebnisse, um den Zusammenhang zwischen dem relativen Spannungsfall ∆u und dem Faktor c zu
finden, sind in [10], [17] gegeben.

Das Mitsystem des Modellnetzes nach Bild 1a ist in Bild 1b gegeben. Es wird vorausgesetzt, dass die Span-
nung U Q am Anfang der Leitung konstant ist ( I′′kQ ⇒ ∞ ) . Die Verbraucherbelastung wird zusammengefasst
und nachgebildet durch die Querimpedanz Z A am veränderlichen Anschlusspunkt A zwischen den Leitungs-
impedanzen α Z L und (1 − α Z L ) bei 0 ≤ α ≤ 1 .

14
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Q A B
α·l (1-α) l k3
F
" ⇒∞
IkQ ZA

~
Bild 1a – Drehstromnetz (unvermaschtes Strahlennetz)

Leitungsimpedanz ZL

ZQ ⇒ 0 αZL (1-α)ZL
Q A B F
~ ~ ~
t≥0
~ EQ" UQ UA UB "
I ke

~
ZA
√3 √3 √3
01

Bild 1b – Ersatzschaltplan im Mitsystem vor dem Kurzschluss in F

Bild 1 – Modell zur Berechnung des Zusammenhangs zwischen dem Spannungsfall ∆u


und der Kurzschlussstromabweichung ∆i′′k

Es soll gezeigt werden, dass die Kurzschlussstromabweichung ∆i′′k von der Spannungsänderung ∆u ab-
hängt. Die folgenden Definitionen werden verwendet:

UQ
∆u = −1 (1)
UB

I"
∆ik′′ = ka − 1 (2)
"
I ke

Dabei ist:
a Index für die Näherung des Kurzschlussstromes, wenn Z A vernachlässigt wird;

e Index für den exakten Wert des Kurzschlussstromes bei Berücksichtigung von Z A .

Die folgende Gleichung für die Spannungsbedingungen vor dem Kurzschluss kann aus Bild 1b abgeleitet
werden, wenn U Q als konstant angenommen wird:

U Q = U A (1 + α Z L Y A ) = U B (1 + α Z L Y A ) (3)

mit U A = U B (siehe Bild 1b) und Y A = 1/ Z A

Bei Verwendung von Gleichung (3) kann die Spannungsänderung wie folgt ausgedrückt werden:

UQ
∆u = − 1 = 1+ α Z L Y A − 1 (4)
UB

15
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Der exakte Wert des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes kann mit Hilfe von Bild 1b berechnet werden:

" 1
I ke = IQ ⋅ (5a)
1 + (1 − α )Z L Y A

UQ 1
mit IQ = ⋅ (5b)
3ZL α + (1 − α )
1 + (1 − α )Z L Y A

Wird I Q aus Gleichung (5b) in Gleichung (5a) eingeführt, so ergibt sich:

" UQ 1
I ke = ⋅ (6)
3 Z L + α − α )Z L Y A
1 (1

"
Die Näherung I ka findet man aus Bild 1b mit Z A = ∞ (oder Y A = 0) und der Spannung U B an der angenom-
menen Kurzschlussstelle unter Verwendung von Gleichung (3):

" UB UQ 1
I ka = = ⋅ (7)
3ZL 3 Z L 1+ α Z L Y A

Die Kurzschlussstromabweichung ∆i′′k folgt aus den Gleichungen (6) und (7):

I" 1 + α (1 − α )Z L Y A
∆ik′′ = ka − 1 = −1 (8)
"
I ke 1+ α Z LY A

Das Produkt Z L Y A kann geschrieben werden als:

Z L Y A = ZL e jγ YA e − jϕ = ZLYA e j(γ −ϕ ) = ZLYA e jη (9)

mit Z L = RL + jX L = ZL e jγ und Y A = GA − jBA = YA e − jϕ

Die folgenden Ergebnisse findet man aus Bild 2:


• Die größte negative Abweichung ∆i′′k tritt im Fall α = 1 und η = 0 auf. Das bedeutet, dass die Last Z A am
Ende der Leitung (α = 1) liegt und induktiv ist (η = 0) .
• Die Absolutwerte der negativen Abweichungen ∆i′′k sind kleiner als die Spannungsänderungen ∆u :

∆ik′′ < ∆u (10)

• Im Falle von α = 1 und η = 0 führt Gleichung (4) auf (siehe Bild 2):

∆u = ZLYA = ∆umax (11)

• Die folgende Beziehung kann ausgehend von Gleichung (8) gefunden werden für die höchsten negativen
Abweichungen ∆i′′k max bei α = 1 (gestrichelte Linie in Bild 2a), abhängig von der größten positiven Span-
nungsabweichung ∆umax :

1
∆ik′′max = −1 (12)
1 + ∆umax

16
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die folgenden Bedingungen werden aus Gleichung (12) gefunden:

∆umax = +5% : −0,048 ≤ ∆i′′k max

∆umax = +10% : −0,091 ≤ ∆i′′k max

∆umax = +15% : −0,130 ≤ ∆i′′k max

"
Zusammen mit der Näherung I ka nach Gleichung (7) und ∆umax = ZLYA nach Gleichung (11) führt Gleichung
(12) auf:

" " UQ
I ke max = I ka (1 + ∆umax ) = (13)
3 ZL

Wenn die Methode mit der Ersatzspannungsquelle cUn / 3 an der Kurzschlussstelle (siehe 2.1.3) zur Be-
"
rechnung des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes I k(IEC) verwendet wird und das Ergebnis näherungs-
" "
weise das Gleiche sein soll wie I ke max , dann ergibt sich mit I ke max nach Gleichung (13) die folgende Bezie-
hung:

" cUn "


I k(IEC) = ≈ I ke max (14)
3 ZL

17
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

∆u

0 0,05 0,10 0,15 0,20


0

α = 0,25 ∆u = αZLYA
α2ZLYA
∆i k" = -
1+αZLYA
∆i k"
ZLYA = 0,05 α = 0,5

- 0,05

0,10

α = 0,75

- 0,10
0,15

∆u = ∆umax
η=0
ZLYA = 0,20
∆u = ∆i k"
α=1
- 0,15

Bild 2a – ∆ik′′ = f (∆u, α ) bei η = 0

∆i k"

- 0,15 - 0,10 - 0,05 0 0,05 0,10 0,15 0,20


180O
ZLYA = 0,05 0,10 0,15 0,20
135O
α=1

η 90O

45O
0,10
0,20 0,15 0,05
0

Bild 2b – ∆ik′′ = f (η , ZLYA ) bei α = 1

Bild 2 – Berechnung von ∆ik′′ nach Gleichung (8) für verschiedene Parameter

"
Dies führt, wenn der maximale Kurzschlussstrom I k(IEC)max berechnet werden soll, auf das Maximum des
Faktors c [17]:

U Qmax
cmax ≈ (15)
Un

18
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Entsprechend der in Gleichung (15) gegebenen Beziehung, auch wenn sie nur für das einfache Modell
mit ZQ ⇒ 0 in Bild 1 gefunden wurde, ist die maximale Spannung U Qmax am Einspeisepunkt die maßgebliche
Spannung zur Berechnung des größten Kurzschlussstromes.

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn höhere Spannungen als cmaxUn (oder cmaxUn / 3 im Mitsystem) in einem
Netz auftreten können. Ein Beispiel ist die innere Spannung E′′ hinter der subtransienten Reaktanz X d′′ einer
Synchronmaschine (Bilder 4 und 6).

Nach [10] kann gezeigt werden, dass dies auch der ungünstigste Fall ist, selbst im Vergleich mit den Ergeb-
nissen für vermaschte Netze und für die Fernübertragung bis zu etwa 400 km.

Der Faktor c = cmax (IEC 60909-0, 2.3.1 und Tabelle 1) berücksichtigt diese Ergebnisse ( cmax = 1,1 für Mit-
tel- und Hochspannungsnetze und cmax = 1,05 oder 1,10 für Niederspannungsnetze abhängig von der Tole-
ranz für die Spannung während des Betriebes) unter Beachtung, dass die höchste Spannung in einem nor-
malen Netz im Durchschnitt nicht mehr als näherungsweise + 5 % (Niederspannung) oder + 10 % (Hoch-
spannung) von der Netznennspannung Un abweicht (IEC 60038, Tabelle III, Anmerkung 2). In einem norma-
len Netz der Serie I (50-Hz- oder 60-Hz-Netze) unterscheiden sich die höchste und die niedrigste Spannung
um nicht mehr als näherungsweise ± 10 % von der Nennspannung des Netzes. In einem normalen Netz der
Serie II (60-Hz-Netze der nordamerikanischen Praxis) unterscheidet sich die höchste Spannung um nicht
mehr als + 5 % und die niedrigste Spannung um nicht mehr als – 10 % von der Nennspannung des Netzes.
Wenn in einem Netz diese Annahme für ein normales Netz nicht erfüllt ist und die höchste Spannung wäh-
rend des Betriebes stärker abweicht als oben angegeben, dann kann ein höherer Faktor cmax notwendig
sein, siehe Gleichung (15).

Besondere Bedingungen liegen für Generatoren und Kraftwerksblöcke vor mit hohen Werten x′′d und uk , die
zu Spannungsabweichungen größer als 10 % führen. Aus diesem Grunde werden Impedanzkorrekturfaktoren
für die Berechnung der Impedanzen dieser elektrischen Betriebsmittel eingeführt (IEC 60909-0, 3.6 und 3.7).

Die Kurzschlussspannung von Netztransformatoren kann in speziellen Fällen Werte bis hinauf zu 35 % an-
nehmen; die Bemessungsspannungen dieser Transformatoren (Zweiwicklungs- oder Dreiwicklungstransfor-
matoren) können sich erheblich von den Nennspannungen der angeschlossenen Netze unterscheiden und in
vielen Fällen sind die Transformatoren mit Stufenschaltern ausgerüstet. Es wurden deshalb Impedanzkor-
rekturfaktoren zur Berechnung der Impedanzen von Netztransformatoren eingeführt (IEC 60909-0, 3.3.3).

ANMERKUNG Die in IEC 60909 (erste Ausgabe 1988), 8.3.2.2 angegebene Anmerkung war keine Hilfe für den
Anwender bei der Durchführung von praktischen Berechnungen mit Netztransformatoren, wenn eine der dort gegebenen
Bedingungen zutreffend war. Daher wurde es notwendig, einen Impedanzkorrekturfaktor für Netztransformatoren zu ent-
wickeln (siehe 2.3).

2.2 Impedanzkorrekturfaktoren bei der Berechnung der Kurzschlussimpedanzen von


Generatoren, Blocktransformatoren und Kraftwerksblöcken

2.2.1 Allgemeines

Eines der Hauptkriterien für die Bemessung elektrischer Betriebsmittel ist der größte Kurzschlussstrom und in
vielen Fällen auch der größte Teilkurzschlussstrom. Es wird notwendig, Impedanzkorrekturfaktoren KG
(2.2.2) für Generatoren und Impedanzkorrekturfaktoren KS für Kraftwerksblöcke mit (2.2.3) und KSO ohne
(2.2.4) Stufenschalter des Blocktransformators zusätzlich zum Spannungsfaktor cmax besonders dann einzu-
führen, wenn die subtransienten Reaktanzen x′′d von Generatoren hoch sind und das Übersetzungsverhältnis
von Blocktransformatoren (mit oder ohne Stufenschalter) verschieden ist vom Verhältnis der Netzspannun-
gen während des Betriebes auf beiden Seiten des Transformators. Die Korrekturfaktoren für Generatoren
und Kraftwerksblöcke sind in IEC 60909-0, 3.6 und 3.7 angegeben.

Besondere Überlegungen und Impedanzkorrekturfaktoren sind notwendig bei der Berechnung der Teilkurz-
schlussströme im Falle eines Kurzschlusses zwischen Generator und Blocktransformator oder dem Eigenbe-
darfstransformator eines Kraftwerksblockes (siehe IEC 60909-0, 4.2.1.3 und 4.2.1.4). Diese Berechnungen
werden normalerweise nur einmal während der Projektierung eines Kraftwerksblockes durchgeführt.

19
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Impedanzkorrekturfaktoren nach IEC 60909-0, 3.6 und 3.7, werden abgeleitet für die größten Teilkurz-
schlussströme ( c = cmax ). Der Faktor cmax soll aus IEC 60909-0, Tabelle 1, entnommen werden, im Zusam-
menhang mit der Spannung UrG bei Anwendung der Gleichung (18) bzw. im Zusammenhang mit der Span-
nung UnQ auf der Oberspannungsseite des Blocktransformators bei Anwendung der Gleichungen (22) und
(24). Zusätzliche Untersuchungen in vermaschten Netzen haben gezeigt, dass diese Korrekturfaktoren auch
angebracht sind bei der Berechnung von Kurzschlussströmen an verschiedenen Orten des Netzes (2.2.5).

Besondere Überlegungen für die Korrekturfaktoren sind bei der Berechnung der kleinsten Kurzschlussströme
notwendig, weil die speziellen Randbedingungen für die einzelnen Kraftwerksblöcke bekannt sein müssen.
Diese Bedingungen sind zum Beispiel gegeben durch die maximale Ausdehnung des untererregten Betriebs-
bereiches, die kleinste abzugebende Wirkleistung thermischer Kraftwerke während des Dauerbetriebs oder
die größte Blindleistung (über- oder untererregt) von Maschineneinheiten in Pumpspeicherkraftwerken,
ebenso wie durch besondere Einrichtungen für die Begrenzung des Polradwinkels. Weiterhin muss die Tat-
sache beachtet werden, dass sogar während der Schwachlastzeit in einem Netz die Anzahl von Kraftwerks-
blöcken, die im Teillastbetrieb mit Untererregung arbeiten, üblicherweise minimiert wird. Eine erste grobe
Näherung für die minimalen Kurzschlussströme kann daher durch Anwendung der Angaben in IEC 60909-0,
2.5, sowie durch Anwendung der gegebenen Impedanzkorrekturfaktoren gefunden werden, selbst wenn
diese sich auf den Fall des Bemessungsbetriebes vor dem Kurzschluss beziehen (IEC 60909-0, 3.7.1).

2.2.2 Korrekturfaktor K G

Der Impedanzkorrekturfaktor KG wird auf die Impedanz Z G = RG + jX d′′ der Generatoren angewendet, die
direkt mit einem Nieder- oder einem Mittelspannungsnetz (ohne Blocktransformator) verbunden sind, wie in
Bild 3 gezeigt (IEC 60909-0, Bild 11b).

G
UG "
I kG k3
G
3~ F
SG = PG+jQG
Un

"
Bild 3 – Teilkurzschlussstrom I kG(S) eines direkt mit einem Netz verbundenen Generators

Der Impedanzkorrekturfaktor KG wird aus dem Zeigerdiagramm für normalen übererregten Generatorbetrieb
abgeleitet unter Berücksichtigung der subtransienten Reaktanz X d′′ und der subtransienten inneren Span-
nung E′′.

Bild 4a zeigt den zugehörigen Ersatzschaltplan eines Generators im Mitsystem. Die Klemmenspannung U G
des Generators ist geregelt und daher während des Betriebes vor dem Kurzschluss konstant. Üblicherweise
gilt U G = U rG = 1,05 U n. In besonderen Fällen kann der Sollwert veränderlich sein: U G = U rG (1 ± pG ).

"
Bild 4 beschreibt das Vorgehen für die Berechnung des Teilkurzschlussstromes I kG(S) mit dem Überla-
gerungsverfahren.

20
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Xd" RG IG Xd" " b


RG I kGU Xd" "
RG I kG(S)
F F F

UrG
UrG ~
~ E" + UrG
~ = ~ E" √3
√3 √3 UrG ~
√3
01 01 01

Bild 4a – Bild 4b – Bild 4c –


Normalbetrieb mit geregelter Einführung der Spannung vor dem Überlagerung der Teilbilder a und b
Spannung U G = UrG Kurzschluss in entgegengesetzter zur Bestimmung von
Richtung an der Kurzschlussstelle " "
an der Kurzschlussstelle I kG(S) = I G + I kGUb

"
Bild 4 – Berechnung von I kG(S) mit dem Überlagerungsverfahren

"
Die Ströme I G und I kGUb werden mit U
G = U rG aus den Bildern 4a und 4b wie folgt abgeleitet:

"
E − U rG / 3
IG = (16)
RG + jX d"

" U rG / 3
I kGUb = (17)
RG + jX d"

"
Der Index U b zeigt an, dass der Strom I kGUb durch Einführung der Spannung U
rG / 3 vor dem Kurzschluss
in Gegenrichtung gefunden wird (Bild 4b).

"
Die Überlagerung nach Bild 4c führt auf den Teilkurzschlussstrom I kG(S) :

"
" " E − U rG / 3 U rG / 3 E
"
I kG(S) = I G + I kGUb = + = (18)
RG + jX d" RG + jX d" RG + jX d"

Wird im Gegensatz dazu das Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle cUn / 3 an der Kurzschlussstelle
"
angewendet, ergibt sich die folgende Gleichung zur Berechnung des Kurzschlussstromes I kG :

" E" cUn


I kG = = (19)
RG + jX d" 3( RG + jX d" )K G

Wird E " = U rG / 3 + I G Z G = UrG / 3 + I G (cos ϕ G − jsinϕ G )( RG + jX d" ) eingeführt, so findet man für den Impedanz-
korrekturfaktor K G :

Un c
KG = ⋅ (20)
UrG 3 IG 3 IG
1+ ( RG cos ϕ G + X d′′ sinϕ G ) + j ( X d′′ cos ϕ G − RG sinϕ G )
UrG UrG

21
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Ist RG sehr viel kleiner als X d′′ ( RG << X d′′ ), so ergibt sich folgende Näherung:

Un c
KG ≈ ⋅ (21)
UrG 1 + ( I G / IrG ) xd′′ sinϕ G

Der bezogene Wert der subtransienten Reaktanz wurde eingeführt mit xd′′ = X d′′ / ZrG und ZrG = UrG
2
/ SrG
(IEC 60909-0, 3.6.1).

Den größten Kurzschlussstrom IkG ′′ findet man, wenn der Nenner des zweiten Teils auf der rechten Seite der
Gleichung (21) sein Maximum erreicht. Dies wird normalerweise der Fall bei Betrieb im Bemessungspunkt
( SrG , UrG , cos ϕ rG ) sein, oder in dessen Nähe, wenn man den extremen übererregten Betrieb mit Q > Qr aus-
schließt. Es erscheint daher angebracht, I G = IrG und sinϕ G = sinϕrG zu wählen.

Wird c = cmax eingeführt, so nimmt die Näherung nach Gleichung (21) die folgende Form ein:

Un cmax
KG = ⋅ (22)
U rG 1 + xd′′ sin ϕrG

Beispiel:
SrG = 10 MVA

UrG = 10,5 kV

cos ϕrG = 0,8

x′′d = 0,12

Der Generator speist in ein Netz mit der Nennspannung Un = 10 kV (siehe Bild 3).

Die Berechnung des größten Teilkurzschlussstromes entsprechend der rechten Seite von Gleichung (19) mit
′′ = 4,900 kA.
KG = 0,977 nach Gleichung (22) bei c = cmax = 1,1 (IEC 60909-0, Tabelle 1) führt auf IkG

Der mit dem Überlagerungsverfahren (Index (S)) nach Gleichung (18) berechnete Strom wird
"
I kG(S) = (0,759 − j4,889) kA; IkG(S)
′′ = 4,948 kA. Die Näherung für IkG ′′
′′ ist etwa 1 % kleiner als IkG(S) .

Wenn die Klemmenspannung des Generators von UrG verschieden ist, kann es notwendig werden,
U G = UrG (1 ± pG ) anstelle von UrG in die Gleichungen (20), (21) und (22) einzuführen. Der größte Kurz-
schlussstrom ergibt sich dann, wenn die Spannung U G den oberen Grenzwert U G = UrG (1 ± pG ) erreicht
[17].

2.2.3 Korrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke mit Stufenschaltern

2.2.3.1 Impedanzkorrekturfaktor K S

Die Bestimmung des Impedanzkorrekturfaktors KS (IEC 60909-0, Gleichung (22)) für Kraftwerksblöcke mit
Stufenschalter nach Bild 5 beruht auf der in Bild 6a gegebenen Darstellung mit dem Übersetzungsverhältnis t
des Blocktransformators t ≠ tr = UrTHV / UrTLV .

22
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Q
G T I"
UrG (1 ± pG) kS k3
G LV HV
3~ F
SrG SrT, t
UQ, UnQ
S

"
Bild 5 – Symmetrischer Teilkurzschlussstrom I kS eines Kraftwerksblockes S auf der
Oberspannungsseite des Blocktransformators mit Stufenschalter

Das Bemessungsübersetzungsverhältnis des Blocktransformators kann höher sein als der Quotient von UnQ
geteilt durch UrG : tr ≥ UnQ / UrG .

Durch Verwendung des Überlagerungsverfahrens (ähnlich wie in Bild 4) werden die beiden Ströme I S
"
(Bild 6a) und I kSUb wie folgt abgeleitet.

"
1 1 E − U Ti / 3
IS = ⋅ IG = ⋅ (23)
t t Z G + Z TLV

"
Der Strom I kSUb wird bei Einführung von U / 3 in entgegengesetzter Richtung an der Kurzschlussstelle
Q

gefunden mit E ″ = 0.

" UQ / 3
I kSUb = (24)
2
t ( Z G + Z TLV )

mit dem Übersetzungsverhältnis t = U Q / U Ti = U Q / U Ti (Bild 6a) und der Impedanz Z TLV abhängig von dem
Übersetzungsverhältnis t.

"
Der Teilkurzschlussstrom I kS(S) auf der Oberspannungsseite des Blocktransformators wird mit dem Über-
lagerungsverfahren (S) wie folgt gefunden:

" " t( E ″ − U Ti / 3) tU Ti / 3 1 tr2 E ″


I kS(S) = I S + I kSUb = + = ⋅ 25)
t 2 ( Z G + T TLV ) t 2 ( Z G + T TLV ) t tr2 Z G + Z THV

mit Z THV = tr2 Z TLV .

23
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Xd" RG IG XTLV RTLV IS

UG UTI UQ
~ E"
√3 √3 √3

01
1:t

t ≠ tr = UrTHV / UrTLV
U Q = tU Ti
I S = (1/ t ) I G

Bild 6a – Ersatzschaltplan im Mitsystem mit Z G = RG + jX d′′ und Z TLV = RTLV + jX TLV

Re

jXd" IG

E" RGIG
jXTLVIG

RTLVIG
UG
UTI
√3
√3 IG
ϕG

Im

Bild 6b – Zeigerdiagramm für übererregten Betrieb mit U G, IG, ϕ G

Bild 6 – Nachbildung eines Kraftwerksblockes mit Stufenschalter

Ohne Kenntnis des Lastflusses im Netz ist weder die Spannung U G noch das Übersetzungsverhältnis
t = U Q / U Ti des Blocktransformators (t ≠ tr = UrTHV / UrTLV ) bekannt.

Die innere Spannung E ″ des Generators wird aus Bild 6b ermittelt, abhängig von U G / 3 = U G / 3 und
I G = I G (cos ϕ G − jsinϕ G ) vor dem Kurzschluss auf der Oberspannungsseite des Blocktransformators
(Bild 5).

″ U U  3 IG 3I 
E = G + I G Z G = G 1 + ( RG cosϕG + X d′′ sinϕG ) + j G ( X d′′ cosϕG − RG sinϕG ) (26)
3 3  U G U G 

Das Übersetzungsverhältnis kann ersetzt werden durch t = U Q / U Ti mit U Ti / 3 nach dem Zeigerdiagramm
in Bild 6b.

U Ti UG
= − I G Z TLV
3 3

UG  3 IG 3I 
= 1 − ( RTLV cosϕG + X TLV sinϕG ) − j G ( X TLV cosϕG − RTLV sinϕG ) (27)
3  UG UG 

24
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Wird E ″ nach Gleichung (26), U Ti / 3 nach Gleichung (27) und die Ersatzspannungsquelle cUnQ / 3 an der
Kurzschlussstelle F (identisch mit dem Anschlusspunkt Q in Bild 5) eingeführt, so ergibt sich die folgende
Gleichung:

" cUnQ
I kS(S) = (28)
3(tr2 Z G + Z THV ) K S

mit
tr = UrTHV / UrTLV

Z G = RG + jX d′′

Z THV = tr2 Z TLV

(ohne Impedanzkorrekturfaktor KT) und

U U U2
K S = nQ Q ⋅ rTLV
2 2
UG UrTHV

c

3IG 3I
1+ ( RG cos ϕG + X d′′ sin ϕG ) + j G ( X d′′ cos ϕG − RG sin ϕG )
UG UG

1
⋅ (29)
3 IG 3I
1− ( RTLV cos ϕG + X TLV sin ϕrG ) − j G ( X TLV cos ϕG − RTLV sin ϕG )
UG UG

Es darf angenommen werden, dass RG << X d′′ und RTLV << X TLV gilt. Gleichung (29) führt dann auf die fol-
gende Näherung, wenn U G = UrG zutrifft:

U U U2 cmax 1
KS ≈ nQ Q ⋅ rTLV ⋅ ⋅ (30)
2 2 2 2
UrG UrTHV I  I  I  I 
1 + 2 xd′′  G  sinϕ G + xd" 2  G  1 − 2 xT  G  sinϕG + xT2  G 
 IrG   IrG   IrG   IrG 

mit
xd′′ = X d′′ / ZrG

xT = X T / ZrT und

ZrG = ZrT = UrG


2
/ SrG bei UrG = UrTLV und SrG = SrT .

Die Untersuchungen für eine große Anzahl von Kraftwerksblöcken mit Stufenschaltern haben, ähnlich wie im
′′
Fall von direkt an das Netz angeschlossene Generatoren gezeigt, dass der Kurzschlussstrom I kS(S) in vielen
Fällen sein Maximum erreicht, wenn der Kraftwerksblock vor dem Kurzschluss in seinem Bemessungspunkt
betrieben wird [7], [11], [16], [17]. Einzelheiten sind in [22] gegeben. Vierundzwanzig von siebenundvierzig
untersuchten Kraftwerksblöcken mit SrG = 32 MVA ... 1640 MVA liefern ihre maximalen Kurzschlussströme,
wenn sie vor dem Kurzschluss in ihrem Bemessungspunkt S rG betrieben wurden. Weitere sechzehn Kraft-
werksblöcke, wenn sie mit Q > QrG im übererregten Bereich betrieben werden. Nur in den verbleibenden sie-
ben Fällen ist der größte Kurzschlussstrom nach untererregtem Betrieb zu erwarten. In sechs von diesen sie-
ben Fällen gilt xT > x′′d ( SrG = 32 MVA ... 147 MVA).

25
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Bild 7 zeigt ein Beispiel aus diesen Untersuchungen mit maximalem Kurzschlussstrom des Generators nach
′′
Betrieb im Bemessungspunkt. Der größte Kurzschlussstrom I kS(S) wird erreicht beim kleinsten Wert U Q auf
der Oberspannungsseite des Blocktransformators mit Stufenschalter. Es wurde vorausgesetzt, dass es aus-
reichend ist, UnQ als niedrigsten Wert während des normalen Betriebes anzunehmen.

1,0 übererregt
1 2,8
2
3 kA UQ =
1' 2' 3' "
IkS(S) 220 kV
4
QG*
2,7
PGmin*

Bemessungsbetrieb
5
SrG*
6 230 kV
2,6
ϕrG
0 7
10 1,0
PG*
8
2,5
2
UrG* 1 240 kV
xd
=
xd ϑG = 70°
untererregt
2,4
1 2 3 4 5 6 7 8
1' 2' 3' Betriebspunkt
QG > QrG
–1,0 QG = QrG

Bild 7a – Leistungsdiagramm eines Turbogenerators Bild 7b – Mit dem Überlagerungsverfahren berechnete


mit Grenzen für über- und untererregten Betrieb Teilkurzschlussströme nach Gleichung (28)
mit K S nach Gleichung (30)

Beispiel: SrG = SrT = 395 MVA PGmin = 0,2 PrG


UrG = 21 kV UrTHV = 245 kV
cos ϕrG = 0,8 UrTLV = 21 kV
x′′d = 0,25 t = UrTHV (1 ± 0,112) / UrTLV
xd = 2,38 ukr = 15 %; uk+ = 15,8 %; uk- = 14,5 %; UnQ = 220 kV

Bild 7 – Teilkurzschlussstrom eines Kraftwerksblockes nach dem Überlagerungsverfahren

Eine weitere Vereinfachung der Gleichung (30) führt auf:

U2 U2 cmax
KS = nQ ⋅ rTLV ⋅ (31)
2 2
UrG UrTHV 1 + x ′′
d xT sinϕrG

′′
weil vorausgesetzt werden kann, dass U Q = UnQ auf den höchsten Teilkurzschlussstrom I kS(S) führt (siehe
Bild 7 und andere in [7], [11], [16], [17], [22] gegebene Beispiele).

26
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Weil die Spannung U Q vor dem Kurzschluss und die aktuelle Stellung des Stufenschalters nicht bekannt
sind, wird in IEC 60909-0 die folgende Gleichung zur Berechnung des Teilkurzschlussstromes vorgeschla-
gen:

" cUnQ
I kS = (32)
3(tr2 Z G + Z THV )KS

mit KS nach Gleichung (31) und Z THV in Gleichung (32) als die mit ukr berechnete Impedanz des Block-
transformators, siehe IEC 60909-0, 3.3.1. Nur wenn die kleinste Betriebsspannung U Qmin > UnQ auf der
Oberspannungsseite des Blocktransformators aus langer Betriebserfahrung gut bekannt ist, ist es erlaubt,
2
das Produkt UnQU Qmin anstelle von UnQ in Gleichung (31) zu verwenden, siehe IEC 60909-0, 3.7.1.

Es wird angenommen, dass die Betriebsspannung an den Klemmen des Generators gleich UrG ist. Wenn die
Spannung U G dauernd höher als UrG ist, dann soll U Gmax = UrG (1 + pG ) anstelle von UrG eingeführt werden
mit zum Beispiel pG = 0,05 [17].

Um die Wirksamkeit des abgeleiteten Impedanzkorrekturfaktors KS nach Gleichung (31) zu zeigen, gibt
Bild 8 die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆S an, die mit der vereinfachten Methode nach
IEC 60909-0 im Vergleich mit den nach dem Überlagerungsverfahren bestimmten Werten gefunden wurden
für 47 Kraftwerksblöcke mit Stufenschaltern der Blocktransformatoren [22], [23].

′′ ν ) − IkS(S)
IkS( ′′
∆S(ν ) = ⋅ 100 % (33)
′′
IkS(S)

100
%
1
80

60
H

40

20
2

0
- 20 - 15 - 10 -5 0 5 10 % 15

∆S(ν)

′′ ( KS = 1), Gleichung (32) mit KS = 1


ν = 1: IkS

′′ IEC , Gleichungen (31), (32): (IEC 60909-0, Gleichungen (21) und (22))
ν = 2 : IkS,

Bild 8 – Summenhäufigkeit H der nach Gleichung (33) berechneten Abweichungen [22], [23]

Kurve 1 in Bild 8 zeigt die Notwendigkeit zur Einführung eines Impedanzkorrekturfaktors für die Impedanz
von Kraftwerksblöcken zusammen mit der Ersatzspannungsquelle, weil sonst etwa 50 % der Fälle auf Ergeb-
nisse auf der unsicheren Seite führen würden (Abweichungen größer als – 5 %).

27
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Der vereinfachte Impedanzkorrekturfaktor nach Gleichung (31) führt auf eine zufrieden stellende Annäherung
′′ IEC (Kurve 2 in Bild 8). Alle Ergebnisse liegen innerhalb des Bereiches
für den Teilkurzschlussstrom IkS,
∆S = ± 5% . Sicherheits- und Wirtschaftlichkeits-Gesichtspunkte werden zufrieden stellend erfüllt, wenn KS
verwendet wird.

Berücksichtigt man, dass der Eigenbedarfstransformator AT in Bild 9 eine Scheinleistung in Dampfkraftwer-


ken von etwa SrTA ≈ 0,1SrG hat (Die benötigte Hilfsenergie in Wasserkraftwerken ist sehr viel kleiner als in
Dampfkraftwerken.) und dass die Motorlast während des Dauerbetriebes nur einen Wert von etwa 0,6 SrAT
erreicht und weiterhin, dass U Q normalerweise höher als UnQ ist während des übererregten Betriebes im
Bemessungspunkt oder in dessen Nähe, dann wird klar, dass es nicht notwendig ist, den Einfluss der
Motoren des Eigenbedarfs auf die Teilkurzschlussströme IkS ′′ oder I kSO
′′ auf der Oberspannungsseite des
Blocktransformators zu berücksichtigen (siehe IEC 60909-0, Gleichungen (21) und (23)). In IEC 60909-4,
5.3.1, wird gezeigt, dass die Niederspannungs- und Mittelspannungsmotoren nicht mehr als 5 % zum Teil-
kurzschlussstrom IkS′′ beitragen.

Diese Situation kann sich in besonderen Fällen verändern, zum Beispiel wenn Gasturbinen-Einheiten nicht
nur in Notsituationen zusätzlich an die Eigenbedarfssammelschiene angeschlossen sind.

2.2.3.2 Korrekturfaktoren KG,S und K T,S

Bild 9 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Kraftwerksblockes mit Stufenschalter des Blocktransformators und
einem Eigenbedarfstransformator (AT). Die Klemmenspannung U G des Generators wird in diesem
Falle allgemein gleich UrG (= const.) sein. Das Übersetzungsverhältnis während des Betriebes
t = UrTHV (1 ± pT ) / UrTLV ist oftmals ungleich tr = UrTHV / UrTLV in der Mittelstellung des Stufenschalters. Die
Impedanzen der Schienenverbindung zwischen Generator, Blocktransformator und Eigenbedarfstransforma-
tor werden vernachlässigt.

F1 ±pT
G T Q
"
IkG "
IkT
G
3~ "
IkMF1
UG "
IkQmax
UrG "
IkF2 1:t
F2 ZQmin
"
IkMF2

AT

"
IkF3AT
F3

UnA

Bild 9 – Kraftwerksblock mit Stufenschalter und Eigenbedarfstransformator


′′
F1, F2, F3: Kurzschlussstellen ( IkMF1 ′′
= IkMF2 )

28
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

" " "


Sowohl die Teilkurzschlussströme I kG und I kT als auch der Teilkurzschlussstrom I kF2 können mit dem
Überlagerungsverfahren (S) wie folgt berechnet werden:

" "
I kG(S) = I G + I kGUb (34a)

" "
I kT(S) = − I G + I kTUb (35a)

" " " " "


I kF2(S) = I kG(S) + I kT(S) = I kGUb +I
kTUb (36a)

Wenn U G / 3 und I G = I G (cos ϕ G − jsinϕ G ) eingeführt werden, findet man die folgenden Teilkurzschluss-
ströme, wenn nur Reaktanzen anstelle von Impedanzen verwendet werden ( RG << X d′′ ; RT << X T [23].

"  UG 
I kG(S) = I G cos ϕ G − j  I G sinϕ G +  (34b)
 3 X d′′ 

 
 
U
"
I kT(S) = − I G cos ϕ G + j  I G sinϕ G − G  (35b)
  1 
 3  X TLV + X Q  
  t2 

 
" " " UG  1 1 
I kF2(S) = I kG(S) + I kT(S) = −j  +  (36b)
3  X d′′ X +
1
X 
 TLV Q
 t2 

Wenn der Blocktransformator einen Stufenschalter hat (Bild 9), können sich die Größen X TLV , t, I G und
cos ϕ G verändern. Es wird vorausgesetzt, dass U G gleich UrG ist. Aus Gleichung (34b) folgt unter diesen Be-
dingungen:

2
E ′′ U I  I 
′′
I kG(S) = = rG 1 + 2 xd′′ G sinϕ G +  xd′′ G  (34c)
X d′′ 3 X d′′ IrG  IrG 

Die Berechnung nach IEC 60909-0, 4.2.1.3, führt den Impedanzkorrekturfaktor KG,S ein:

cUrG
′′ =
IkG [IEC 60909-0, Gleichung (35)] (37)
3 KG,S ZG

cmax
mit KG,S = [IEC 60909-0, Gleichung (36)] (38)
1 + xd′′ sinϕrG

Die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆G(ν ) ist in Bild 10 gegeben.

′′ ν ) − I kG(S)
I kG( ′′
∆G(ν ) = ⋅ 100 % (39)
′′
IkG(S)

29
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

100
%

80

60
H
1
40

20
2

0
- 10 -5 0 5 % 10

∆G(ν)

ν = 1: IkG
′′ ( KG,S = 1) , Gleichung (37) mit KG,S = 1

ν = 2: I kG ′′
′′ = I kG,IEC , Gleichungen (37) und (38), (IEC 60909-0, Gleichungen (35) und (36))

Bild 10 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ G(ν ) nach Gleichung (39) für die
Teilkurzschlussströme von Generatoren in 47 Kraftwerksblöcken mit Stufenschaltern [23] –
Kurzschlussstelle F1 in Bild 9

′′
Aus Gleichung (35b) kann, nur mit Reaktanzen, der folgende Ausdruck für den Teilkurzschlussstrom I kT(S)
gefunden werden [24]:

2
UrG  1 I  1 I 
′′
I kT(S) = 1 − 2  xTLV + xQ  G sinϕrG +  xTLV + xQ  G  (40)
 1   t 2
 IrG  t 2
 IrG 
3  X TLV + X Q 
 t2 

mit X T = xTUrG / ( 3 IrG ) und X Q = xQUrG / ( 3 IrG ) .

Die Berechnung entsprechend IEC 60909-0, 4.2.1.3, Gleichung (37), führt in diesem Falle keinen Impedanz-
korrekturfaktor ein (d. h. K T,S = 1).

cUrG
′′ ν ) =
I kT( (41)
1
3 Z TLV KT,S + Z Q
t2

ANMERKUNG In der früheren Ausgabe von IEC 60909-0 (1988) war ein Impedanzkorrekturfaktor K T,S = 1,1 und ein
fiktives Übersetzungsverhältnis tf = UnQ / UrG ≠ tr eingeführt worden, siehe Bild 11, Kurve 2.

Die Summenhäufigkeiten H der Abweichungen ∆ T(ν ) sind für drei Fälle in Bild 11 angegeben.

′′ ν ) − IkT(S)
IkT( ′′
∆T(ν ) = ⋅ 100 % (42)
′′
IkT(S)

30
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

100
%

80

2 3 1
60
H

40

20

0
- 20 - 15 - 10 -5 0 % 5

∆T(ν)

ν = 1: K T,S = 1; t = tr (IEC 60909-0, Gleichung (37))

ν = 2: K T,S = 1,1; t = tf (siehe die Anmerkung unter Tabelle I von IEC 60909-0 (1988); diese An-
gabe wird aus historischen Gründen gemacht)
ν = 3: * K T,S wie in Gleichung (43) angegeben, t = tr

Bild 11 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ T(ν ) nach Gleichung (42) für die Teilkurz-
schlussströme von Blocktransformatoren in 47 Kraftwerksblöcken mit Stufenschalter [23] –
Kurzschlussstelle F1 in Bild 9

Die Kurve 3 in Bild 11 bezieht sich auf die Berechnungen für 47 Transformatoren von Kraftwerksblöcken [23]
′′
mit einem repräsentativen Bereich von Kurzschlussströmen I kQmax bei Verwendung des folgenden Impe-
danzkorrekturfaktors [23]:

* cmax
K T,S = (43)
1 + xT / xd

gefunden nach Gleichung (40) unter besonderen Bedingungen [23] mit xT als Bemessungsreaktanz des
Blocktransformators mit Stufenschalter bezogen auf ZrT = UrTLV / ( 3 IrTLV ) .

Die Ergebnisse in Bild 11 sind gültig bei Betrieb vor dem Kurzschluss sowohl im über- als auch im unterer-
regten Bereich.

In speziellen Fällen kann es möglich sein, dass der Generator des Kraftwerksblockes während seiner Le-
benszeit nur im übererregten Bereich arbeitet. Dafür wurden die Ergebnisse des Bildes 12 gefunden mit den
gleichen Randbedingungen wie in Bild 11.

31
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

100
%

80
2 3
60
H
1
40

20

0
-5 0 5 10 15 % 20

∆T(ν)

ν = 1: K T,S = 1; t = tr (IEC 60909-0, Gleichung (37))

ν = 2: K T,S = 1,1; t = tf (siehe die Anmerkung unter Tabelle I von IEC 60909-0 (1988). Angabe
aus historischen Gründen)
ν = 3:
*
K T,S wie in Gleichung (43) angegeben, t = tr

Bild 12 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ T(ν ) nach Gleichung (42), siehe Bild 11,
′′
wenn für die Berechnung von IkT(S) nur übererregter Betrieb vorausgesetzt wird [23]

Der in Bild 9 auf der Schienenverbindung zum Eigenbedarfstransformator fließende Teilkurzschlussstrom


"
I kF2 soll nach IEC 60909-0, Gleichung (38) berechnet werden [17]:

 
 
" cUrG  1 1  = cUrG
I kF2 = + (44)
3  KG,S Z G K Z 1  3 Z rsl
 T,S TLV + 2 Z Qmin 
 tr 

cmax
mit KG,S = (45a)
1 + xd′′ sinϕrG

cmax
und K T,S = (45b)
1 − xT sinϕrG

Bild 13 zeigt die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆F2(ν ) der nach Gleichung (44) gefundenen Ergeb-
nisse im Vergleich zu den mit dem Überlagerungsverfahren nach Gleichung (36b) gefundenen Ergebnissen:

′′ ν ) − IkF2(S)
IkF2( ′′
∆F2(ν ) = ⋅ 100 % (46)
′′
IkF2(S)

Die Kurven ν = 1 und ν = 2 in Bild 13 sind in guter Näherung auch gültig, wenn der Generator vor dem Kurz-
schluss immer übererregt ist [23].

32
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

100
%

80
1
2
60
H

40

20

0
-5 0 5 10 % 15

∆F2(ν)

ν = 1: K G,S = K T,S = 1

ν = 2: K G,S und K T,S nach den Gleichungen (45a) und (45b), (IEC 60909-0, Gleichungen (36)
und (39))
Bild 13 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆F2(ν ) nach Gleichung (46) für den
′′ (Bild 9) im Falle des über- oder untererregten Betriebes
Teilkurzschlussstrom IkF2
vor dem Kurzschluss

′′
Die Berechnung des Teilkurzschlussstromes IkF3AT in Bild 9 wird mit Z rsl nach Gleichung (44) und der Impe-
danz des Eigenbedarfstransformators AT korrigiert mit dem Impedanzkorrekturfaktor K T (IEC 60909-0, 3.3.3)
ausgeführt.

2.2.4 Korrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke ohne Stufenschalter

2.2.4.1 Korrekturfaktor K SO

Die Bestimmung des Impedanzkorrekturfaktors KSO (IEC 60909-0, Gleichung (24)) für Kraftwerksblöcke
ohne (zusätzlicher Index O) Stufenschalter nach Bild 5 ist unterschiedlich von der Bestimmung von KS, weil t
während des Betriebes konstant ist. Der größte Wert des Teilkurzschlussstromes wird gefunden, wenn die
Betriebsspannung U Q vor dem Kurzschluss ihren Höchstwert erreicht. In diesen Fällen ist normalerweise
UrTHV höher als UnQ , in einigen Fällen sogar höher als U mQ [16], [17], [19], [22], [23].

2
E ′′ UG U IG  2  U rG IG 
′′
I kSO(S) = = 1 + 2 xd′′  rG  sinϕrG + xd′′   (47)
tr ( X d′′ + X TLV ) 3tr ( X d′′ + X TLV )  UG IrG   UG IrG 

wobei U G = UrG (1 ± pG ), I G und ϕG veränderlich sind. Wenn der Transformator Anzapfungen ± pT hat, dann
sollte t = tr (1 ± pT ) anstelle von tr eingesetzt werden. Grundsätzliche Untersuchungen sind in [17] angege-
ben.

33
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Berechnung mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle mit Z SO nach IEC 60909-0, Glei-
chung (23), führt auf:

" cUnQ
I kSO = (48)
3(tr2 Z G + Z THV )KSO

UnQ U cmax
mit KSO = ⋅ rTLV ⋅ (49a)
UrG (1 + pG ) UrTHV 1 + xd′′ sinϕrG

und, wenn der Transformator Anzapfungen ± pT hat, auf den Korrekturfaktor nach IEC 60909-0, Glei-
chung (24) [17]:

UnQ U cmax
KSO = ⋅ rTLV (1 ± pT ) (49b)
UrG (1 + pG ) UrTHV 1 + xd′′ sinϕrG

Wenn nach dem größten Teilkurzschlussstrom gesucht wird, dann soll (1 − pT ) in Gleichung (49b) verwendet
werden entsprechend IEC 60909-0, 3.7.2. Untersuchungen sind in [17], [19] angegeben.

Bild 14 zeigt die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆SO , die mit der vereinfachten Berechnung nach
Gleichung (48) im Vergleich mit den Ergebnissen nach dem Überlagerungsverfahren (Gleichung (47)) für
27 Kraftwerksblöcke ohne Stufenschalter oder bei Anzapfungen, wenn die Anzapfung auf der Mittelstellung
fixiert ist, gefunden wurden [22], [23].

′′ ν ) − IkSO(S)
IkSO( ′′
∆SO(ν ) = ⋅ 100 % (50)
′′
IkSO(S)

100
%

80

60
H 1

40
2 3

20

0
- 20 - 15 - 10 -5 0 5 10 % 15

∆S0(ν)

ν = 1: K SO = 1 (ohne Korrektur)

ν = 2: K SO = KS = KPSU nach IEC 60909-0 (1988), Gleichung (44). (Angabe aus historischen
Gründen)
ν = 3: K SO nach Gleichung (49a), (IEC 60909-0, Gleichung (24) für t = tr )

Bild 14 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (50) berechneten Abweichungen [22], [23]

34
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.2.4.2 Korrekturfaktoren KG,SO und K T,SO

Die Gleichung zur Berechnung des Teilkurzschlussstromes eines Generators in einem Kraftwerksblock ohne
Stufenschalter folgt aus Gleichung (34c) bei Berücksichtigung von U G = UrG (1 ± pG ) und X d′′ = xd′′UrG /( 3 IrG ) :

2
E ′′ UrG (1 ± pG ) x ′′ I  x ′′ I 
′′
I kG(S) = = 1 + 2 d ⋅ G sinϕ G +  d ⋅ G  (51)
Xd′′ 3 X d′′ 1 ± pG IrG  1 ± pG IrG 

Die Berechnung in IEC 60909-0 verwendet Gleichung (40) mit KG,SO unter Berücksichtigung der veränderli-
chen Spannung an den Klemmen des Generators [17]:

1 cmax
KG,SO = ⋅ (52)
1 + pG 1 + xd′′ sinϕrG

Bild 15 zeigt die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆G(ν ) berechnet mit Gleichung (39) für 27 Gene-
ratoren in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter [23].

100
%

80

60
H
2

40
1

20

0
- 15 - 10 -5 0 5 % 10

∆G(ν)

ν = 1: KG,SO = 1 (ohne Korrektur)

ν = 2: KG,SO nach Gleichung (52), (IEC 60909-0, Gleichung (41))

Bild 15 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (39) berechneten Abweichungen


für 27 Generatoren in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter

Die Gleichung zur Berechnung des Teilkurzschlussstromes des Blocktransformators in einem Kraftwerks-
block ohne Stufenschalter folgt aus Gleichung (35b) unter Berücksichtigung von U G = UrG (1 ± pG ) ,
X T = xTUrG / ( 3 IrG ) und X Q = xQU rG / ( 3 IrG ) , wobei X T die Bemessungsreaktanz des Blocktransformators
auf der Unterspannungsseite ist.

2
UG  1  IG  1  IG 
′′
I kT(S) = 1 − 2  xT + xQ  sinϕ G +  xT + xQ   (53)
 (1 ± pG ) IrG
   
    (1 ± pG ) IrG 
2 2
1
3  XT + 2 XQ   tr tr 
 
 tr 

35
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Wenn nach dem größten Wert gesucht wird, muss der kleinste Wert der Netzimpedanz in Q eingeführt wer-
den. Wenn der Transformator Anzapfungen ± pT hat, dann sollte in Gleichung (53) t = tr (1 ± pT ) anstelle von
tr eingesetzt werden. Grundsätzliche Untersuchungen sind in [17] angegeben.

Die Berechnung in IEC 60909-0 verwendet Gleichung (41) mit K T,SO = 1. Bild 16 zeigt die Summenhäufig-
keit H der Abweichungen ∆ T(ν ) (Gleichung (42)) für 27 Blocktransformatoren ohne Stufenschalter oder bei
Anzapfungen, wenn die Anzapfung auf der Mittelstellung fixiert ist [23].

100
%

80

2 1
60
H

40

20

0
- 15 - 10 -5 0 5 10 % 15

∆T(ν)

ν = 1: K T,SO = 1 (ohne Korrektur), (IEC 60909-0, 4.2.1.4)

ν = 2: *K T,SO nach Gleichung (54), t = tr

Bild 16 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (42) berechneten Abweichungen


für 27 Blocktransformatoren in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter
c U
* K T,SO = max rTHV
U mQ (54)

Die Einführung des Impedanzkorrekturfaktors nach Gleichung (54) [23] wird zu einer etwas besseren Annä-
herung an die Ergebnisse des Überlagerungsverfahrens führen, wenn t = tr vorausgesetzt wird, siehe
Bild 16, Kurve 2.

Der in der Schienenverbindung zum Eigenbedarfstransformator nach Bild 9 fließende Teilkurzschlussstrom


"
I kF2 muss, wenn der Kurzschluss in F2 auftritt, nach IEC 60909-0, Gleichung (43) berechnet werden [17].

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 
 
" cU rG  1 1 
I kF2(ν) = + (55)
3  KG,SO Z G K 1 
 T,SO Z TLV + 2 Z Qmin 
 tr 

1 cmax
mit KG,SO = ⋅ (56a)
1 + pG 1 + xd′′ sinϕrG

1 cmax
und K T,SO = ⋅ (56b)
1 + pG 1 − xT sinϕrG

Bild 17 enthält die Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆F2(ν ) (Gleichung (46)) der Ergebnisse nach Glei-
chung (55) verglichen mit den mit dem Überlagerungsverfahren nach Gleichung (36b) mit t = tr gefundenen
Ergebnissen.

100
%

80

60
H
1
2
40

20

0
- 10 -5 0 5 % 10

∆F2(ν)

ν = 1: KG,SO = 1; K T,SO = 1 (ohne Korrektur)

ν = 2: KG,SO und K T,SO nach Gleichung (56) entsprechend IEC 60909-0, 4.2.1.4

Bild 17 – Summenhäufigkeit H der mit Gleichung (46) berechneten Abweichungen für die
′′ (Bild 9) in Kraftwerksblöcken ohne Stufenschalter
Teilkurzschlussströme IkF2

2.2.5 Einfluss des Impedanzkorrekturfaktors für Kraftwerksblöcke bei der Berechnung der Kurz-
schlussströme in vermaschten Netzen und größte Kurzschlussströme bei ungünstigstem
Leistungsfluss

Das Ziel der Norm IEC 60909-0 ist es, sowohl eine gute Näherung für die Teilkurzschlussströme von Gene-
ratoren und Kraftwerksblöcken als auch für die Kurzschlussströme an verschiedenen Kurzschlussstellen in
vermaschten Netzen zu finden.

Wie bereits in den Bildern 8 und 14 gezeigt, führt die Anwendung der Korrekturfaktoren KS oder KSO zu gu-
ten Näherungen für die Teilkurzschlussströme von Kraftwerksblöcken mit oder ohne Stufenschalter.

37
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die verbleibende Frage war, ob das Näherungsverfahren mit der Ersatzspannungsquelle cUn / 3 bei
c = cmax (IEC 60909-0, Tabelle 1) und den Impedanzkorrekturfaktoren entsprechend 2.2.3.1 und 2.2.4.1
auch bei Kurzschlüssen in vermaschten Netzen auf Ergebnisse mit ausreichender Genauigkeit im Vergleich
zu den Ergebnissen nach dem Überlagerungsverfahren führt. Um diese Frage zu beantworten, wurden
Hochspannungsnetze mit Un ≥ 110 kV und Teile aus ihnen untersucht [7], [9], [13], [26]. Kurzschlussströme
wurden berechnet für 260 Knotenpunkte bei Verwendung des Überlagerungsverfahrens und bei Verwendung
der Näherungsmethode nach IEC 60909-0 (1988) mit einem Impedanzkorrekturfaktor KPSU nach Glei-
chung (44) in IEC 60909-0 (1988). Dieser Impedanzkorrekturfaktor KPSU ist nahezu gleich dem Impedanz-
korrekturfaktor KS nach IEC 60909-0, Gleichung (22), wenn die Annahmen U Q = UnQ und U G = UrG erfüllt
sind. Der einzige Unterschied ist, dass der Ausdruck xd′′ − xT jetzt als Absolutbetrag zu nehmen ist, um auch
jene Fälle zu berücksichtigen, bei denen xT merklich größer ist als x′′d . Netze mit Un = 380 kV ( Um = 420 kV)
wurden in diese Untersuchung einbezogen, obwohl diese Spannungsebene nicht innerhalb des Anwen-
dungsbereiches von IEC 60909 (1988) lag, weil eine Netznennspannung zugehörig zu Um = 420 kV bis da-
hin nicht genormt worden war (IEC 60038). Die Einbeziehung erscheint gerechtfertigt, weil in allen Fällen das
gleiche Verhältnis Um / Un ≈ 1,1 gültig ist ( Um / Un = 123 kV/110 kV ≈ 1,12; Um / Un = 245 kV/220 kV ≈ 1,11;
Um / Un = 420 kV/380 kV ≈ 1,105), siehe auch IEC 60909-0, Fußnoten in Tabelle 1.

In einem ersten Schritt wurden Hochspannungsnetze mit Un ≥ 110 kV mit zusammen 260 Knotenpunkten
′′
behandelt, um exakte Ergebnisse I k(S) mit dem Überlagerungsverfahren zu finden und daraufhin Näherungs-
werte I k′′ IEC zu bestimmen bei Verwendung der Ersatzspannungsquelle mit c = cmax = 1,1 (IEC 60909-0, Ta-
belle 1) und des Impedanzkorrekturfaktors KPSU nach IEC 60909-0 (1988), Gleichung (44). Das Ergebnis ist
die Kurve 1 des Bildes 18 als Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ mit einem Medianwert von etwa
+ 4 % auf der sicheren Seite. Die Variation zwischen H = 10 % und H = 90 % ist verhältnismäßig klein
(Bild 18, linke Seite).

′′
Der Leistungsfluss zur Bestimmung von I k(S) nach dem Überlagerungsverfahren war ein spezieller
Leistungsfluss für das stark belastete Netz im Winter. Wie bereits in 2.1.2 festgestellt, kann dieser eine be-
stimmte Leistungsfluss nicht zu den maximal möglichen Kurzschlussströmen an jedem Knoten des Netzes
führen. Um herauszufinden, in welchen Maße die maximal möglichen Kurzschlussströme I kMAX ′′ , berechnet
mit dem jeweils ungünstigsten Leistungsfluss, die Kurzschlussströme der Kurve 1 in Bild 18 (links) über-
schreiten können, wurde eine besondere Optimierungsmethode mit Hilfe der linearen Programmierung entwi-
′′
ckelt [9], [13], [26]. Die Ergebnisse werden mit I kMAX bezeichnet. Die Variablen bzw. Randbedingungen in
diesem Optimierungsprozess sind das zulässige Spannungsband (Spannung zwischen Un und
1,1 Un ≈ Um ), die Veränderung der Übersetzungsverhältnisse von Transformatoren mit Stufenschaltern, die
Abhängigkeit der Kurzschlussspannung bzw. Reaktanz dieser Transformatoren von der Stellung der
Stufenschalter xT = f ( s ), der Untererregungsbereich der Generatoren und die möglichen Bereiche der
Leistung am Anschlusspunkt der Generatoren oder Kraftwerksblöcke und der Belastungen.

Die Ergebnisse sind in Bild 18 angegeben als Summenhäufigkeiten H der Abweichungen ∆ bezogen auf die
′′
maximal möglichen Kurzschlussströme I kMAX bei ungünstigstem Leistungsfluss für jeden Knotenpunkt des
Netzes.

Die nachstehenden Folgerungen ergeben sich aus Bild 18:


• Der Medianwert (50 %-Wert) der Häufigkeitskurve der Abweichungen für den Anfangs-Kurzschluss-
wechselstrom I k′′ IEC bezogen auf Ik′′ MAX , wie in Kurve 2 des Bildes 18 angegeben, liegt um etwa 5 %
höher als bei den Ergebnissen, die mit dem normalen Überlagerungsverfahren gefunden wurden
(Kurve 1 in Bild 18) bei konstanten Reaktanzen der Transformatoren: uk = ukr = const., unabhängig von
der Stellung des Stufenschalters.
• Zwischen den Medianwerten der Kurven 2 und 3 in Bild 18 gibt es nur geringe Differenzen. Kurve 3 be-
rücksichtigt die Änderung der Kurzschlussspannung uk der Transformatoren mit Stufenschaltern abhän-
gig von der Stufenstellung.

38
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

• Die Einschränkung des untererregten Betriebsbereiches der Generatoren reduziert im Allgemeinen die
größtmöglichen Kurzschlussströme, wie aus der Verschiebung der Kurve 4 in Richtung auf Kurve 5 in
Bild 18 ersehen werden kann.

Die Untersuchungen in 2.2.2 bis 2.2.4 und die Ergebnisse in Bild 18 zeigen, dass die Einführung der Impe-
danzkorrekturfaktoren für Generatoren und Kraftwerksblöcke bei der Berechnung der Kurzschlussströme mit
der Ersatzspannungsquelle zu befriedigenden Ergebnissen führt. Nur die negativen Abweichungen in Bild 18
sind nicht zufrieden stellend.

2.3 wird zeigen, dass es für die Neuausgabe von IEC 60909-0 notwendig wurde, Impedanzkorrekturfaktoren
für Netztransformatoren einzuführen. Die hohen negativen Abweichungen im rechten Teil des Bildes 18 sind
auf Berechnungsergebnisse an Kurzschlussstellen auf der Unterspannungsseite von Netztransformatoren bei
einseitig über die Transformatoren gespeistem Kurzschluss zurückzuführen (siehe Bild 19).

100 % 100 %

Summenhäufigkeit H
Summenhäufigkeit H

5
2 1
50 50
4
5%

-6 -4 -2 0 2 4 6 8 % 10 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8
%
Abweichung ∆ Abweichung ∆
unsicher sicher unsicher sicher

Ik′′ IEC − Ik′′ (S)


Kurve 1: ∆= ⋅ 100 % ;
Ik′′ (S)

Ik′′ IEC − Ik′′ MAX


Kurve 2 ... 5: ∆= ⋅ 100 %
Ik′′ MAX

I k′′ IEC Anfangs-Kurzschlusswechselstrom mit cmax = 1,1 und KPSU nach Gleichung (44) aus
IEC 60909-0 (1988)
Ik′′ (S) Mit dem Überlagerungsverfahren bestimmter Anfangs-Kurzschlusswechselstrom nach einem
Hochlastfall vor dem Kurzschluss (siehe Text)
Ik′′ MAX Anfangs-Kurzschlusswechselstrom mit dem ungünstigsten Lastfluss vor dem Kurzschluss für je-
den Knotenpunkt des Netzes [9], [13], [26]
Kurve 2: Berechnung von Ik′′ MAX mit uk = ukr = const.

Kurve 3: Berechnung von Ik′′ MAX mit uk = f ( s)

Kurve 4: Berechnung von Ik′′ MAX für eine Untergruppe der Knotenpunkte mit uk = f ( s)

Kurve 5: Berechnung von Ik′′ MAX in gleicher Weise wie bei Kurve 4, jedoch mit eingeschränktem Bereich
für den untererregten Betrieb

Bild 18 – Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ [13]

39
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.3 Impedanzkorrekturfaktor K T bei der Berechnung der Kurzschlussimpedanzen von


Netztransformatoren

2.3.1 Allgemeines

In IEC 60909-0 (1988), 8.3.2.2 wurde, jedoch nur in einer Anmerkung, die folgende allgemeine Information
gegeben über die Behandlung der Netztransformatoren, die häufig mit einem Stufenschalter ausgerüstet
sind.

Diese Anmerkung besagte, dass es ausreichend ist, die Impedanz Z T für Netztransformatoren mit Stufen-
schalter nach Gleichung (6) [IEC 60909-0, Gleichung (7)] für die Hauptanzapfung zu bestimmen und die Im-
pedanzen, Ströme und Spannungen nach 8.4 mit dem Bemessungswert der Transformatorübersetzung tr
umzurechnen.

Sie legt außerdem fest, dass besondere Überlegungen notwendig sind, wenn
• ein einfach gespeister Kurzschlussstrom berechnet wird und der Kurzschlussstrom die gleiche Richtung
hat wie der Betriebsstrom vor dem Auftreten des Kurzschlusses (Kurzschluss auf der Unterspannungs-
seite eines Transformators oder paralleler Transformatoren mit Stufenschaltern entsprechend Bild 3 oder
Bild 6b),
• es mit Hilfe eines Stufenschalters möglich ist, die Transformatorübersetzung in weiten Grenzen zu ver-
ändern, U THV = UrTHV (1 ± pT ) mit pT > 0,05,

• die kleinste Kurzschlussspannung uk min merklich kleiner ist als der Bemessungswert der Kurzschluss-
spannung bei der Hauptanzapfung (uk min < ukr ),

• die Spannung während des Betriebes merklich höher ist als die Netznennspannung U ≥ 1,05 U n.

Diese Anmerkung war weder maßgebend für das in IEC 60909-0 (1988) angegebene genormte Verfahren,
noch gab sie irgendeine Hilfe für die Benutzer der Norm, weil häufig wenigstens eine der in der obigen An-
merkung gegebenen Bedingungen zutraf. Um diese unbefriedigende Situation zu verbessern, wurde eine
statistische Untersuchung durchgeführt, aufbauend auf den gesammelten Daten von etwa 150 Netztransfor-
matoren mit Stufenschalter [19], [25].

Diese Untersuchung hatte das Ziel, das genormte Vorgehen mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurz-
schlussstelle durch Einführung eines Impedanzkorrekturfaktors für Netztransformatoren unter Beachtung der
beiden Gesichtspunkte Sicherheit und Wirtschaftlichkeit zu verbessern [19].

′′
Bild 19 beschreibt die Anordnung für die Berechnung des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes I kT(S) mit
dem Überlagerungsverfahren (S).

Um die Modellbildung für den Netztransformator und die Abhängigkeit der Größe des Kurzschlussstromes
vom Spannungsverhältnis, der Leistungsflussbedingung vor dem Kurzschluss, der Kurzschlussspannung
′′ = 3UnQ IkQ
uk (t ) und der Kurzschlussleistung SkQ ′′ bzw. des Kurzschlussstromes IkQ
′′ der Netzeinspeisung zu
beschreiben, wird in 2.3.2 ein Beispiel für einen 300-MVA-Transformator mit Stufenschalter auf der Ober-
spannungsseite angegeben.

40
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Q T A
"
IkQ HV LV

" F
I kT
UnQ, UQb t:1
Un, U b
ZT(t)

Bild 19a – Netzanordnung, einfach gespeister Kurzschluss

ZQ ZT(t)
Q t:1 F
~ ~
Ib
UQb Ub
~ E Q"
√3 √3
01

Bild 19b – Strom I b und Spannung U b / 3 vor dem Kurschluss

ZQ ZT(t)
Q t:1 F
~ ~
" b
I kTU
Ub
√3
01

Bild 19c – Einführung der Spannung U b / 3 vor dem Kurzschluss


in entgegengesetzter Richtung an der Kurzschlussstelle

"
Bild 19 – Berechnung von I kT(S) = I b + I kTU
"
b mit dem Überlagerungsverfahren [19], [25]

Die statistische Untersuchung für etwa 150 Netztransformatoren ist in 2.3.3 gegeben für die Anordnung des
einfach gespeisten Kurzschlusses auf der Unterspannungsseite (Bild 19). Diese Anordnung wurde verwendet
für die Entwicklung des Impedanzkorrekturfaktors K T [19], [25].

2.3.2 Beispiel für einen Netztransformator SrT = 300 MVA

Für dieses Beispiel sind die folgenden Daten gegeben:


SrT = 300 MVA; UrTHV / UrTLV = 400 kV / 120 kV; pT = ± 16,25 % in ± 13 Stufen (27 Stufen);

ukr = 19,4 %; uk+ = 21,1 % (Stufe 1); uk- = 18,2 % (Stufe 27).

′′
Nach Bild 19 wird die folgende Gleichung zur Berechnung von I kT(S) mit dem Überlagerungsverfahren gefun-
den:

"
 b Ub 
I kT(S) = I b + I kTU
"
b = I cos ϕ − j  I sinϕ +
b b b
 (57)

 3 ( X T (t ) + X Qt ) 

41
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Resistanzen RT und RQt sind klein verglichen mit den Reaktanzen und können vernachlässigt werden.

9,0

"
S kQ
kA
bei Ub = 120 kV UQ
480
∞ GVA bei Ub = 120 kV
kV UQ
8,5
bei Ub = 110 kV
"
I kT(S) 60 GVA
460
40 GVA

UQ 8,0
440
20 GVA

420 7,5

"
SkQ
10 GVA
bei Ub = 110 kV
400
7,0
∞ GVA
60 GVA
40 GVA
380 20 GVA

6,5
10 GVA
360

22
6,0 %
340 21

Mittenstellung uk (t)
uk (t) 20

320 5,5 19,4 % 19

18

27 21 14 7 1

Stellung des Stufenschalters

2,790 3,040 3,333 3,625 3,875

(tr) t

ANMERKUNG (Fette Linien für den zulässigen Bereich U Q = 380 kV ... 420 kV, berechnet mit Gleichung (58)).

′′
Bild 20 – Kurzschlussströme IkT(S) ′′ für den Netztransformator
abhängig von t, U b und SkQ
SrT = 300 MVA (Daten im Text)

42
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2
b U Ib  U Ib 
UQ = tU b 1 + 2 xT (t ) rTLV sinϕ b +  xT (t ) rTLV  (58)
b I  b I 
U rTLV  U rTLV 

t ist das Übersetzungsverhältnis (t ≠ tr = UrTHV / UrTLV ) und xT (t ) der bezogene Wert der Kurzschlussreak-
tanz abhängig vom Übersetzungsverhältnis t mit xT (t ) = X T (t ) / ZrT und ZrT = U rTLV / 3 IrTLV .

Bild 20 zeigt die mit Gleichung (57) gefundenen Kurzschlussströme. Die Kurzschlussleistung am Anschluss-
punkt Q wird zwischen 10 GVA und ∞ GVA verändert bei Spannungen U b = 110 kV und U b = 120 kV
b
( U max ≤ U m = 123 kV, IEC 60038). Die Ergebnisse in Bild 20 wurden mit der Bedingung I b = IrTLV und
cos ϕ b = 0,9 berechnet. Der Bereich der möglichen Kurzschlussströme zwischen 6,7 kA und 8,6 kA in Bild 20
hängt von den Randbedingungen ab.

Folgt man dem Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle und führt man den Impe-
danzkorrekturfaktor K T ein, so führt dies auf Gleichung (59):

cUn cUn
′′ =
I kT ≈ (59)
3 Z T K T + Z Qt 3( X T K T + X Qt )

2
uXr UrTLV
mit X T = X TLV = ⋅ (60)
100% SrT

c U U2
und X Qt = Q nQ ⋅ rTLV (61)
′′ UrTHV
3 IkQ 2

"
Um einen passenden Ausdruck für K T zu finden, ist es nützlich, den Imaginärteil von I kT(S) ′′ nach
mit IkT
Gleichung (59) zu vergleichen. Mit c = cmax für den größten Kurzschlussstrom findet man den folgenden auf
der konservativen Seite liegenden Ausdruck [19]:

U n X T (t ) cmax
KT = ⋅ ⋅ (62)
Ub XT I b
1+ X T (t )sinϕ b
Ub / 3

Aus den gesammelten Daten für etwa 150 Netztransformatoren [19] findet man einen Quotienten
X T (t ) / X T ≈ 0,92 bis 1,12 und einen Quotienten UrTLV / Un = 1,0 bis 1,125 mit einem Mittelwert von 1,075.
Diese Untersuchungen führten auf die folgende Vereinfachung der Gleichung (62), geschrieben in der in
IEC 60909-0, Gleichung (12b) gegebenen Form:

Un cmax
KT = ⋅ (63)
U b
1+ xT ( I Tb / IrT )sinϕ Tb

mit xT = X T bei ZrT = UrTLV / ( 3 IrTLV ) und U b als die höchste Spannung vor dem Kurzschluss und I Tb als
der höchste Strom des Transformators vor dem Kurzschluss abhängig vom Netzaufbau und der zutreffenden
Zuverlässigkeitsphilosophie. Gleichung (63) ist identisch mit IEC 60909-0, Gleichung (12b). Der Faktor cmax
ist bezogen auf die Nennspannung des Netzes, das mit der Unterspannungsseite des Netztransformators
verbunden ist.

′′ nach Gleichung (59), mit K T = 1 und mit I kT(S)


Bild 21a zeigt die Abweichungen ∆NT mit IkT ′′ nach Glei-
chung (57).

′′ − IkT(S)
IkT ′′
∆NT = ⋅ 100 % (64)
′′
IkT(S)

43
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

10 S"kQ
%
bei Ub = 110kV
8
∞ GVA
6 60 GVA
∆NT 40 GVA
4 20 GVA

2 UQ = 420 kV
10 GVA
UQ = 380 kV
0
∞ GVA
60 GVA
-2
40 GVA
20 GVA
-4

-6 10 GVA

-8 S "kQ
bei Ub = 120kV
- 10
UQ = 420 kV
- 12

- 14 UQ = 380 kV
Ur

27 21 14 7 1
Stellung des Stufenschalters

Bild 21a – Korrekturfaktor K T = 1

"
SkQ
10 bei Ub = 110kV
% ∞ GVA
8 60 GVA
40 GVA
6
∆NT 20 GVA
4
10 GVA
2 "
SkQ
bei Ub = 120kV ∆NT
0 bei
10 GVA Ub = 110 kV
-2 20 GVA bis zu
40 GVA
60 GVA Ub = 120 kV
-4 ∞ GVA UQ = (380 ... 420) kV
27 21 14 7 1
Stellung des Stufenschalters

Bild 21b – Korrekturfaktor nach Gleichung (63) mit I Tb / IrT = 1 und cos ϕ b = 0,8

Bild 21 – Abweichungen ∆NT nach Gleichung (64) berechnet für den


Transformator SrT = 300 MVA

Aus Bild 21a mit K T = 1 kann man erkennen, dass die Spannung U b einen entscheidenden Einfluss hat und
dazu führen kann, dass die Ergebnisse auf der unsicheren Seite außerhalb der unteren Grenze von −5 % lie-
gen, wenn die Spannung U b höher als Un = 110 kV ist.

Bild 21b zeigt die Abweichungen nach Einführung von K T nach Gleichung (63). Die Abweichungen sind nun
klein, wenn die Spannung auf der Oberspannungsseite des Transformators in dem Bereich von 380 kV bis
420 kV liegt.

44
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.3.3 Statistische Untersuchung von 150 Netztransformatoren

Eine statistische Untersuchung wurde für etwa 150 Netztransformatoren mit Stufenschalter durchgeführt. Die
Daten wurden von Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen und industriellen Anlagen gesammelt [19]. Die
Netznennspannungen auf der Oberspannungsseite der Transformatoren lagen zwischen 20 kV und 380 kV,
die Bemessungsscheinleistungen zwischen 10 MVA und 600 MVA. Die folgenden Verhältnisse und Daten
wurden gefunden:
UrTHV / UnQ = 0,91 ... 0,987 ... 1,105

UrTLV / Un = 1,0 ... 1,075 ... 1,125

ukr = 7,2 ... 19,0 % [IEC 60909-2: ukr = 7 % ... 12 % ... 15 %

bei SrT = 10 MVA ... 40 MVA]

Nur Netztransformatoren im Vereinigten Königreich haben extrem hohe Werte von ukr bis herauf zu 32 %; in
diesen Fällen ist der zweite Teil von Gleichung (63) von besonderem Interesse.

Tabelle 1 gibt die Randbedingungen I und II für die statistische Untersuchung.

Tabelle 1 – Spannungen und Ströme vor dem Kurzschluss auf der Unterspannungsseite der
Netztransformatoren
b
Ub UQ I Tb
Randbedingung cos ϕ b
Un UnQ IrT

I 0,95 ... 1,05 0,95 ... 1,05 0 ... 0,6 1 ... 0,8
1)
II 0,95 ... 1,1 1,0 ... 1,1 (1,0) 1 ... 0,8

1) Im Falle eines Transformators: I Tb / IrT = 0 ... 1,0.

Im Falle von zwei parallelen Transformatoren: I Tb / IrT = 0 ... 0,6.

′′ = 3UnQ IkQ
Die Kurzschlussleistung SkQ ′′ in Q wurde in den folgenden Bereichen verändert:

UnQ kV 20 110 220 380

S′′kQ GVA 0,25 ... 1,25 1,0 ... 7,5 4,0 ... 30 7,0 ... 50

Die Ergebnisse werden als Summenhäufigkeitskurven H der Abweichungen ∆NT angegeben, berechnet mit
′′
Gleichung (64) bei Verwendung der höchsten mit dem Überlagerungsverfahren gefundenen Werte I kT(S) und
′′ nach Gleichung (59) mit K T = 1 oder K T nach Gleichung (63) mit I Tb / IrT = 1 .
IkT

Der Unterschied zwischen den Bildern 21a und 21b bezieht sich hauptsächlich auf das höhere Verhältnis
U b / UrTLV auf der Unterspannungsseite des Transformators vor dem Kurzschluss. Weil die Betriebsbedin-
gung I in Tabelle 1 für die meisten praktischen Fälle zutreffen wird, sollte der Korrekturfaktor K T nach Glei-
chung (63), identisch mit IEC 60909-0, Gleichung (12b), zufrieden stellende Ergebnisse liefern.

Wenn die Betriebsbedingungen U b , I b, und cos ϕ b unbekannt sind, zum Beispiel im Planungsstadium, kann
der folgende Ausdruck für K T zufrieden stellende Ergebnisse liefern [19], [23]:

cmax
K T = 0,95 (65)
1 + 0,6 xT

45
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07
100 100
% %

1 1
2 2

H H

50 50

0 0
- 20 - 15 - 10 -5 0 5 10 % 15 - 20 - 15 - 10 -5 0 5 10 % 15

∆NT ∆NT

Bild 22a – Betriebsbedingung I (Tabelle 1) Bild 22b – Betriebsbedingung II (Tabelle 1)

Bild 22 – Summenhäufigkeit H der nach Gleichung (64) berechneten Abweichungen ∆NT


1: K T = 1; 2: K T nach Gleichung (63) mit I Tb / IrT = 1

Der Korrekturfaktor nach Gleichung (65), in IEC 60909-0 als Gleichung (12a) angegeben, soll sowohl für
Netztransformatoren mit Stufenschalter als auch für Netztransformatoren mit einem konstanten Über-
setzungsverhältnis verwendet werden, zum Beispiel im Fall von Niederspannungstransformatoren
UrTHV / UrTLV = 20 kV/0,41 kV oder UrTHV / UrTLV = 20 kV/0,42 kV, die Niederspannungsnetze mit Un = 400 V
speisen [23]. Der Faktor c max ist in jedem Fall auf die Nennspannung des Netzes bezogen, das an die Unter-
spannungsseite des Netztransformators angeschlossen ist.

2.3.4 Impedanzkorrekturfaktoren für Netztransformatoren in vermaschten Netzen

Ein Impedanzkorrekturfaktor für Netztransformatoren muss bei der Berechnung der Kurzschlussströme mit
′′
der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle in der Lage sein, die im Vergleich mit I kMAX auftreten-
den negativen Abweichungen zu reduzieren ohne eine generelle Anhebung der Kurzschlussströme im gan-
zen Netz [19].

Die statistische Untersuchung behandelt nur Netztransformatoren [19], [25]. Blocktransformatoren werden zu-
sammen mit Kraftwerksblöcken behandelt, siehe 2.2. Die sich mit der Auswirkung von K T in vermaschten
Netzen beschäftigenden Berechnungen wurden mit denjenigen Impedanzkorrekturfaktoren K T ausgeführt,
die bereits eine zufrieden stellende Wirkung gezeigt hatten während der Berechnungen für einfach gespeiste
Kurzschlüsse auf der Unterspannungsseite von Netztransformatoren [19]. Die Ergebnisse bei der Anwen-
dung von K T nach Gleichung (63) mit cos ϕ b = 0,8, I Tb / IrT = 1 und Un / U b = 0,95 (Betriebsbedingung I in Ta-
belle 1: U b / Un = 0,95 ... 1,05 ) sind enthalten in den Ergebnissen des Bildes 22a (siehe Gleichung (65)).

Für die statistische Berechnung der Wirkung von K T in vermaschten Netzen wurden die gleichen sechs
Hochspannungsnetze mit Un = 110 kV, 220 kV und 380 kV verwendet, die bereits für die Entwicklung des
Impedanzkorrekturfaktors für Kraftwerksblöcke (2.2.5) verwendet wurden.

46
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Tabelle 2 zeigt charakteristische Werte der Summenhäufigkeit H der Abweichungen ∆ nach Gleichung (66)
[19]:

Ik′′ IEC − Ik′′ MAX


∆= ⋅ 100 % (66)
Ik′′ MAX

I k′′ IEC wurde dabei mit c = cmax und KS (Gleichung (31)) oder KSO (Gleichung (49)) für die Kraftwerksblöcke

und K T nach Gleichung (65) oder nach Gleichung (63) mit Un / U b = 0,95 und ( I Tb / IrT ) ⋅ sinϕ b = 0,6 berechnet.
Der Strom Ik′′ MAX wird mit einem Optimierungsprozess bestimmt als der maximale Kurzschlussstrom, der
sich nach dem ungünstigsten Lastfluss an jedem Knoten des Netzes ergibt [9], [13], [26].

Im Vergleich zu den Ergebnissen in 2.2.5, insbesondere auf der rechten Seite des Bildes 18, führen die in
Tabelle 2 aufgeführten Ergebnisse zu ähnlichen Summenhäufigkeitskurven H = f ( ∆) . Nur die untere Abwei-
chungsgrenze ist reduziert. Dies führt auf das Ergebnis, dass der Impedanzkorrekturfaktor K T nach Glei-
chung (65) nicht die Kurzschlussströme als Ganzes auf die konservative Seite verschiebt, sondern vornehm-
lich in den Fällen wirkt, in denen der Kurzschlussstrom nur durch Transformatoren gespeist wird, das bedeu-
tet in den Fällen, die bereits in 2.5.3 behandelt wurden.

Es ist zu beachten, dass durch die Methode des Optimierungsprozesses, um den maximalen Kurzschluss-
strom Ik′′ MAX zu finden, die ungünstigsten Fälle bei Beachtung der vorgegebenen Randbedingungen be-
stimmt wurden und dass diese ungünstigsten Bedingungen nur selten auftreten werden. Die Ergebnisse in
2.2.5, insbesondere auf der linken Seite des Bildes 18, haben gezeigt, dass die mit Ik′′ MAX berechneten
Ergebnisse für die Abweichungen ∆ um etwa 5 % nach links verschoben wurden im Vergleich zu den
Ergebnissen, die mit dem Überlagerungsverfahren gefunden wurden bei hoher Belastung des Netzes wäh-
rend des Winters. Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse aus 2.2.5, sollten etwa 5 % zu den in den Spal-
ten 3, 4 und 5 der Tabelle 2 gegebenen Werte addiert werden. Die Mittelwerte in Tabelle 2 (Spalte 5) liegen
dann zwischen + 0,7 % und + 4,3 %.

Diese Überlegungen führten unter Sicherheits- und Wirtschaftlichkeits-Gesichtspunkten zur Einführung des
Korrekturfaktors K T für Netztransformatoren nach Gleichung (65) oder nach Gleichung (63), wenn die Be-
triebsbedingungen aus der Erfahrung zuverlässig vorausgeschätzt werden können.

Tabelle 2 – Ergebnisse der Berechnungen in vermaschten Hochspannungsnetzen mit


Impedanzkorrekturfaktoren für Kraftwerksblöcke und mit K T nach Gleichung (65)
für die Abweichungen ∆ nach Gleichung (66) [19]

1 2 3 4 5 6 7
Gruppe Anzahl Untere Abwei- Obere Abwei- Mittelwert Anteil mit Anteil mit
der der chungsgrenze ∆ chungsgrenze ∆ ∆50% ∆ < −5 % ∆ < 5%
Knoten Knoten
% % % % %
I 63 − 9,5 + 7,0 − 1,3 20,6 73,0
II 146 − 9,5 + 7,0 − 1,0 17,1 76,7
III 36 − 9,5 + 5,0 − 4,3 52,8 47,2
IV 21 − 9,5 + 4,0 − 3,7 47,6 52,4
V 21 − 8,0 + 7,0 − 0,7 19,0 61,9

I Grundvariante der Hochspannungsnetze


II alle Varianten der Hochspannungsnetze
III Knoten an den Transformatoranschlüssen
IV Spannungsbereich an den Knoten + 10 %
V geringerer Spannungsbereich als im Falle IV

47
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2.4 Faktor κ für die Berechnung des Stoßkurzschlussstromes

2.4.1 Allgemeines

Der Faktor κ wird zur Berechnung des Stoßkurzschlussstromes ip verwendet. Die Basisgleichung ist Glei-
chung (54) aus IEC 60909-0:

ip = κ 2 Ik′′ (67)

Für den Fall des einfach gespeisten generatorfernen Kurzschlusses ist der Faktor κ abhängig von R/X oder
X/R in Bild 15 von IEC 60909-0 angegeben, oder er kann mit der folgenden numerischen Näherung berech-
net werden:

κ = κIEC = 1,02 + 0,98e −3R/X (68)

κ = κ IEC ist sowohl für 50-Hz-Netze als auch für 60-Hz-Netze gültig. Der Faktor κ soll auf den höchstmögli-
chen Augenblickswert des Kurzschlussstromes führen. Daher wird angenommen, dass der Kurzschluss im
Nulldurchgang der Spannung eintritt und ip etwa 10 ms (in 50-Hz-Netzen) oder 8,33 ms (in 60-Hz-Netzen)
nach dem Beginn des Kurzschlusses auftritt, siehe 2.4.2 und 2.4.3.

Im Falle des generatornahen oder motornahen Kurzschlusses klingt auch der symmetrische Wechselstrom-
anteil des Kurzschlussstromes ab. Zur Berücksichtigung dieser Erscheinung während der ersten 10 ms (oder
8,33 ms) nach dem Kurzschlusseintritt werden spezielle fiktive Verhältnisse RGf / X d′′ (IEC 60909-0, 3.6.1) und
RM / X M (IEC 60909-0, 3.8.1) eingeführt. Diese Verhältnisse sind erheblich größer als die natürlichen Verhält-
nisse R/X der Synchron- und Asynchronmaschinen. Diese fiktiven Verhältnisse wurden aus Messungen und
Berechnungen gefunden.

Im Falle des dreipoligen aus nicht vermaschten Quellen gespeisten Kurzschlusses, siehe zum Beispiel
IEC 60909-0, Bild 12, ergibt sich der Stoßkurzschlussstrom an der Kurzschlussstelle als Summe der Stoß-
kurzschlussströme der verschiedenen Zweige (IEC 60909-0, 4.3.1.1).

In vermaschten Netzen mit parallelen Zweigen und der Kombinationen von parallelen und in Reihe geschal-
teten Zweigen (IEC 60909-0, Bild 14) wird die Berechnung des Stoßkurzschlussstromes ip mit einer der drei
in IEC 60909-0, 4.3.1.2 angegebenen Methoden durchgeführt. Einzelheiten zu diesen drei Methoden und
ihrer Anwendung werden in 2.4.4 angegeben.

Das wesentliche Prinzip für die Methoden a), b) und c) zur Berechnung von κ und ip ist die Forderung, dass
die Methoden sowohl für die Berechnung per Hand als auch mit einem geeigneten Digitalprogramm anwend-
bar sind (siehe IEC 60909-4, Abschnitt 6). Weiterhin sollen die Ergebnisse nicht mehr als 5 % auf der un-
sicheren Seite vom exakten Wert abweichen. In diesem Konzept ist der Gesichtspunkt der Sicherheit das
wesentliche Ziel, aber es sind auch wirtschaftliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

2.4.2 Faktor κ für eine R-L-Reihenschaltung

Für den einfach gespeisten dreipoligen Kurzschluss (generatornaher oder generatorferner Kurzschluss), d. h.
für eine R-L-Reihenschaltung, wird ip nach IEC 60909-0, 4.3.1.1, berechnet. Um dies zu zeigen, ist das Bei-
spiel in Bild 23 mit der Annahme Z Qt << Z T + Z L gegeben.

48
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

A
Q
T k3
L

F
"
SkQ

Bild 23a – Beispiel mit der Voraussetzung Z Qt << Z T + Z L

RQt XQt Q RT XT A RL XL F

~ cUn

I k"
√3
01

Bild 23b – Ersatzschaltplan des Mitsystems zur Berechnung von Ik′′

t≥0
R L F

c√ 2 U n
~ u(t) = sin(ωt + ϕU)
ik(t) √3
01

Bild 23c – Ersatzschaltplan des Mitsystems zur Berechnung von ip mit R = RQt + RT + RL und
L = LQt + LT + LL , ω = 2 π f, f = 50 Hz oder 60 Hz

u
u(t)

ωt
ϕU

Bild 23d – Definition des Spannungswinkels ϕU

Bild 23 – Berechnung des Faktors κ bei einfach gespeistem dreipoligem Kurzschluss


(R-L-Serienkreis)

Nach Bild 23c findet man die folgende Differentialgleichung zur Berechnung von ik (t ≥ 0):

dik c 2U n
Rik + L = sin(ω t + ϕU ) (69)
dt 3

Die Lösung der Gleichung (69) ergibt:

 R
− ωt 
ik = 2 Ik′′ sin (ω t + ϕU − γ ) + e X sin (γ − ϕU ) = 2 Ik′′κ (70)
 
 

49
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

mit
I k′′ Anfangs-Kurzschlusswechselstrom (IEC 60909-0, Gleichung (29)),

cUn
I k′′ = mit Z k = Z = R + jX ;
3 Zk

Z Kurzschlussimpedanz, Z = Zk = R2 + X 2 ;

X
γ Impedanzwinkel, γ = Arctan ;
R

ϕU Spannungswinkel am Beginn des Kurzschlusses, siehe Bild 23d.

ik in Gleichung (70) setzt sich aus einem periodischen Strom ikAC und einem abklingenden aperiodischen
Strom ikDC = iDC zusammen (IEC 60909-0, Bild 1):

R
− ωt
ik = ikAC (t ) + ikDC (t ) = 2 Ik′′ sin (ω t + ϕU − γ ) + 2 Ik′′e X sin (γ − ϕU ) (71)

Am Beginn des Kurzschlusses (t = 0) ist der Kurzschlussstrom gleich null: ik (t = 0) = ikAC (t = 0) +


ikDC (t = 0) = 0.

Nur in dem besonderen Fall R/X = 0 wird der höchste Wert des Kurzschlussstromes ik exakt 10 ms (in
50-Hz-Netzen) oder 8,33 ms (in 60-Hz-Netzen) nach dem Kurzschlussbeginn beim Nulldurchgang der Span-
nung ( ϕU = 0) erreicht. Bei R/X > 0 tritt der höchste Wert ip bei einer Zeit tp < 10 ms oder tp < 8,33 ms auf.

Das Maximum von ip findet man durch partielle Differentiation von κ aus Gleichung (70) nach t und ϕU . Da-
nach findet man ϕU = 0 unabhängig vom Verhältnis R/X und damit κ = κ max ausgehend von Gleichung (70):

R
− ωt
κ = sin (ω t − γ ) + e X sin γ (72)

Den Faktor κ und die Zeit tp (Zeitpunkt, zu dem der Stoßkurzschlussstrom auftritt) erhält man durch einen
Iterationsprozess aus der Gleichung (72). Bild 24 zeigt die exakten Ergebnisse von κ abhängig von R/X oder
X/R. Weiterhin ist die Zeit tp = tp50 angegeben bei einer Nennfrequenz 50 Hz ( tp60 = tp50 50 Hz/60 Hz).

Die Abweichung ∆κIEC vom exakten Wert κ ist geringer als 0,6 %, solange 0 ≤ R / X ≤ 1,2 gilt (Bild 24).

50
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07
10 2,0 1,0

ms %
tp
8 1,8 0,8

κ
tp κ ∆κ
6 1,6 0,6

4 1,4 0,4

2 1,2 0,2
∆κIEC
X/R

20 10 5 4 3 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,9 0,8


0 1,0 0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2
R/X

- 0,2

- 0,4

κ −κ
Abweichung ∆κ IEC = IEC 100 % ; κ IEC nach Gleichung (68)
κ

Bild 24 – Faktor κ und tp ( f = 50 Hz) abhängig von R/X oder X/R

Für den Fall ϕU ≠ 0 wird ein Faktor κ (ϕU ≠ 0) < κ gefunden. Bei diesen Fällen ist zu bedenken, dass ein
dreipoliger Kurzschluss als simultan in allen drei Polen angenommen wird (IEC 60909-0) und dass es des-
halb nicht notwendig ist, einen Bereich außerhalb 0 ≤ ϕU ≤ ± 30° in Betracht zu ziehen. Der Faktor
κ (ϕU ≤ ± 30°) hat eine maximale Abweichung von nur − 7 % gegenüber κ (ϕU = 0) .

2.4.3 Faktor κ bei parallelen R-L-Zweigen

Die von der Frequenz abhängige Impedanz eines vermaschten Netzes an der Kurzschlussstelle kann durch
Partialbruchzerlegung in parallele R-L-Zweige umgewandelt werden, wobei jeder der parallelen Zweige einen
der Eigenwerte des vermaschten Netzes wiedergibt.

Die einfachste Anordnung ist daher eine Ersatzschaltung aus zwei parallelen Zweigen nach Bild 25 mit den
Impedanzen Z I = RI + jX I und Z II = RII + jX II , bei der die Verhältnisse RI / X I und RII / X II variiert werden bei ver-
schiedenen Verhältnissen Z I / Z II . Der mögliche Bereich des Verhältnisses R/X im Mitsystem von Nieder- und
Hochspannungsleitungen liegt zwischen 0,05 und ≈ 10. Das Verhältnis R/X bei Transformatoren hängt we-
sentlich von der Bemessungsscheinleistung SrT ab. Ein Bereich von 0,007 bis herauf zu 0,4 kann gefunden
werden. Es erscheint deshalb ausreichend, den Bereich 0,005 ≤ R / X ≤ 10 für die beiden parallelen Zweige zu
betrachten.

51
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

RI LI ikI (t)
t≥0 F
RII LII ikII (t)
c √ 2 Un
~ u(t) = sin (ωt + ϕU)
√3
ik (t)
01

Bild 25 – Ersatzschaltplan im Mitsystem für die Berechnung von κ bei zwei parallelen Zweigen

Ausgehend von Bild 25 kann die folgende Gleichung zur Berechnung des zeitabhängigen Kurzschlussstro-
mes ik an der Kurzschlussstelle F abgeleitet werden:

ik = ikI + ikII

 R
− Iω t 

′′ sin (ω t + ϕU − γ I ) + e
= 2 IkI XI
sin (γ I − ϕU )
 
 

 R
− II ω t 
′′ 
+ 2 IkII sin (ω t + ϕU − γ II ) + e X II
sin (γ II − ϕU ) (73)

 

Der Stoßkurzschlussstrom ip wird wie folgt definiert:

ip = ik MAX = κ 2 Ik′′ (74)

cUn Z I Z II
mit I k′′ = und Z k = = Rk + jX k
3 Zk Z I + Z II

Durch partielle Differentiation der Gleichung (73) nach t und ϕU ist es möglich, wie in 2.4.2, zu zeigen, dass
auch in diesem Fall der Kurzschlussstrom seinen Höchstwert bei ϕU = 0 erreicht.

Der Faktor κ ist:

RI RII
Zk Zk Z X − ωt Z X − ωt
κ = sin (ω t − γ I ) + sin (ω t − γ II ) + k 2 I e XI + k 2 II e XII (75)
ZI ZII ZI ZII

Bild 26 zeigt den Faktor κ für die Anordnung in Bild 25, aufgezeichnet über Rk/Xk mit den Parametern
0,005 ≤ RI / X I ≤ 1,0 und 0,005 ≤ RII / X II ≤ 10,0 für den Spezialfall Z I / Z II . Die untere Einhüllende ent-
spricht dem Faktor κ nach Gleichung (72). Die obere Einhüllende ergibt sich für den Fall RI / X I = 0. Die un-
tere Einhüllende für die Zeit tp ist durch die Werte von tp in Bild 24 gegeben.

52
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07
2,0

1,8

κ R II/X II 5
10
0,005
0,5 2 3 0,01
1,6 2
1 0,05

R I/
0,5 10 0,10
5

XI
3
2
1,4 0,20

0,5

1 5 10 0,40
1,2 2 3
1 0,60

0,80
1,0
1
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4

Rk/Xk
Á X ntere Einhüllende: κ nach Gleichung (72)

 obere Einhüllende: RI / X I = 0

Bild 26 – Faktor κ zur Berechnung von ip = κ 2Ik′′ bei zwei parallelen Zweigen nach Bild 25
mit Z I = Z II ; 0,005 ≤ RI /X I ≤ 1,0 und 0,005 ≤ RII /X II ≤ 10,0

Bild 27 zeigt die Abweichungen ∆κ der Näherungen von κ a , 1,15 κ b und κ c , berechnet mit den Methoden a,
b und c nach IEC 60909-0, 4.3.1.2, von den genauen Werten κ nach Gleichung (75).

κ −κ 1,15κ b − κ κ −κ
∆κ a = a 100 %; ∆(1,15κ b ) = 100 % ; ∆κ c = c 100 % (76)
κ κ κ

Die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen des Bildes 27 sind:


• Der Faktor κ a liefert immer Ergebnisse auf der sicheren Seite ( κ a ≥ κ ). In extremen Fällen ist der Faktor
κ a etwa 100 % größer als κ .

• Der Faktor 1,15 κ b für die Berechnung von ip = 1,15κ b 2Ik′′ (IEC 60909-0, 4.3.1.2, Methode b) liefert
Ergebnisse auf der sicheren und der unsicheren Seite. Nur wenn die beiden Verhältnisse RI/XI und RII/XII
innerhalb des Bereiches 0,005 ≤ R / X ≤ 1,0 bleiben, sind die Ergebnisse von ∆κ nicht niedriger als − 5 %
auf der unsicheren Seite. Die Methode b (Bild 27) ist deshalb beschränkt auf die Fälle mit
0,005 ≤ R / X ≤ 1,0 für alle Zweige des Netzes. Dieses Verhältnis findet sich üblicherweise in Hochspan-
nungsnetzen mit Un ≥ 110 kV.

• Der Faktor κ c führt zu Abweichungen ∆κ c im Bereich zwischen + 3,7 % und − 6,5 % gegenüber dem
exakten Wert κ . Die Grenzen ± 5 % (siehe 2.4.1) werden eingehalten für den Fall 0,005 ≤ RI / X I ≤ 1,0
und 0,005 ≤ RII / X II ≤ 5,0.

53
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Methode A: κa
Methode B: 1,15 κb, 50 Hz, 60 Hz (R/X = Rk/Xk)
% Methode C: κc, 20 Hz, 24 Hz (Ersatzfrequenz)
100

90
∆κv
max. 80
min.

70

60

50

40

30

20

10
+5%
0
-5%
- 10

- 20
0,07 ≤ R/X
- 30
0,005 ≤ R/X
- 40

0,005 0,005 0,005 0,005


0,07 ≤ R/X ≤ 1 0,07 ≤ R/X ≤ 3 0,07 ≤ R/X ≤ 5 0,07 ≤ R/X ≤ 10

κ −κ
∆κν = ν 100 % mit κν = κ a , 1,15 κ b und κ c
κ

Bild 27 – Abweichungen ∆κ a , ∆(1,15κ b ) und ∆κ c von den genauen Werten κ mit


0,005 ≤ Z I /Z II ≤ 1,0 für die Anordnung nach Bild 25

2.4.4 Berechnung des Stoßkurzschlussstromes ip in vermaschten Netzen

Die Methoden a, b und c sind in IEC 60909-0, 4.3.1.2, gleichermaßen für generatornahe und generatorferne
Kurzschlüsse angegeben. Die Grundgleichung (67) (IEC 60909-0, Gleichung (54)) wird unabhängig von der
Methode angewendet. Einige Zusatzinformationen können nützlich sein.

54
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Methode a: Einheitliches Verhältnis R/X oder X/R ⇒ verwende κ = κ a

Der Faktor κ a wird ausgehend von IEC 60909-0, Bild 15 oder Gleichung (55), bestimmt mit dem kleinsten
Verhältnis R/X oder dem größten Verhältnis X/R von den Zweigen des Netzes, die Teilkurzschlussströme füh-
ren und die zu einem Netz mit der gleichen Nennspannung gehören. Zweige mit an die Kurzschlussstelle an-
grenzenden Transformatoren sind ebenfalls zu berücksichtigen.

Diese Methode a führt in Übereinstimmung mit Bild 27 zu Ergebnissen auf der sicheren Seite. Darüber hin-
aus zeigt Bild 27, dass die Berechnung mit κ a zu Ergebnissen mit großen Sicherheitsabständen führen kann,
wenn die Verhältnisse R/X verschieden sind. Daher sollte Methode a nur als erste Näherung verwendet wer-
den, begrenzt auf die Fälle der Kurzschlussstromberechnung nur mit Reaktanzen und Rk < 0,3 X k
(IEC 60909-0, 4.2.1.1).

Methode b: Verhältnis R/X oder X/R an der Kurzschlussstelle ⇒ verwende κ = 1,15 κ b

Der Faktor κ b wird nach IEC 60909-0, Bild 15 oder Gleichung (55), bestimmt unter Verwendung des Verhält-
nisses R k / X k ( Z k = Rk + jX k ) an der Kurzschlussstelle F, berechnet mit der Frequenz f = 50 Hz oder
f = 60 Hz. Der Faktor 1,15 ist ein Sicherheitsfaktor zur Abdeckung der Ungenauigkeit, die durch die Verwen-
dung des Verhältnisses R k / X k einer Netzreduktion mit komplexen Impedanzen bei der Berechnung von κ b
entsteht (siehe Bild 26). Die Berechnungen in 2.4.3 zeigen jedoch, dass es darüber hinaus notwendig ist, ein
Verhältnis R/X ≤ 1 in allen Zweigen zu haben, damit Abweichungen größer als − 5 % auf der unsicheren Seite
vermieden werden (siehe Bild 27: ∆(1,15 κ b ) ).

Solange das Verhältnis R/X in allen Zweigen kleiner als 0,3 bleibt, ist es nicht notwendig, den Sicherheitsfak-
tor 1,15 zu verwenden.

Der Faktor 1,15 κ b ist in Niederspannungsnetzen auf 1,8 begrenzt. Um unrealistische Ergebnisse in Hoch-
spannungsnetzen mit Verhältnissen R k / X k < 0,1 zu vermeiden, ist der Faktor 1,15 κ b auf 2,0 begrenzt
(IEC 60909-0, 4.3.1.2, Methode b).

In IEC 60909-0, 4.3.1.2 wird empfohlen, zur Berechnung des Stoßkurzschlussstromes in vermaschten Net-
zen die Methode c anstelle der Methode b zu verwenden. Dies ist möglich bei Verwendung eines geeigneten
digitalen Programms (siehe IEC 60909-4).

Methode c: Ersatzfrequenz fc = 20 Hz oder fc = 24 Hz [6] ⇒ verwende κ = κ c

Der Faktor κ c wird nach IEC 60909-0, Bild 15 oder Gleichung (55), bestimmt unter Verwendung des Verhält-
nisses

R Rc f c X Xc f
= ⋅ oder = ⋅
X Xc f R Rc fc

Die Impedanz Z c = Rc + jX c ist die von der Kurzschlussstelle F aus gesehene Impedanz, wenn dort eine
Ersatzspannungsquelle als einzige wirksame Spannung im Netz eingeführt wird mit der Frequenz fc = 20 Hz
(in Netzen mit 50 Hz) oder fc = 24 Hz (in Netzen mit 60 Hz).

Bild 27 zeigt, dass die Abweichungen ∆κ c in den Grenzen ± 5 % bleiben, solange die Verhältnisse R/X aller
Zweige innerhalb des Bereiches 0,005 ≤ R/X ≤ 5,0 liegen, siehe auch [6].

Methode c ist daher in Nieder- und Hochspannungsnetzen anzuwenden, wenn es notwendig ist, eine gute
Näherung für den Stoßkurzschlussstrom bei Beachtung sowohl der Sicherheitsaspekte als auch der Wirt-
schaftlichkeit zu finden. Bei Verwendung geeigneter Digitalprogramme zur Berechnung der komplexen Kurz-
schlussimpedanz Z k ist es mit geringen Ergänzungen in der Programmierung möglich, Z c zu finden und da-
von ausgehend κ c bei der Ersatzfrequenz 20 Hz oder 24 Hz.

55
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.4.5 Beispiel für die Berechnung von κ und ip in vermaschten Netzen

Bild 28 zeigt ein Beispiel für die Berechnung von κ in einem vermaschten Netz, das auf zwei parallele
Zweige im Mitsystem mit unterschiedlichen Verhältnissen R/X reduziert werden kann.

Q
T2
L
l= 1,5 km

Un = 10 kV
" ⇒∞
SkQ T1 G
G
UnQ = 220 kV 3~

R
k3
F

Bild 28a – Netz, f = 50 Hz

RII = 0,371 Ω XII = 0,345 Ω


t≥0

. XI = 0,513 Ω
. F

c√2 Un
RI = 0,00513 Ω ~ u(t) = sin (ωt + ϕU)
√3
ik(t)
01

Bild 28b – Ersatzschaltplan (Mitsystem)

Generator G SrG = 100 MVA UrG = 10 kV x′′d = 11 % rG = 0,11 %

Transformator T1 SrT1 = 100 MVA UrT1HV = 220 kV UrT1LV = 10 kV uXrT1 = 11 % uRrT1 = 0,11 %

Transformator T2 SrT2 = 31,5 MVA UrT2HV = 220 kV UrT2LV = 10 kV uXrT2 = 6 % uRrT2 = 0,75 %

Kabel L R′L = 0,231 Ω / km X L′ = 0,104 Ω / km

Drosselspule R RR = 0,00458 Ω X R = 0,485 Ω

Bild 28 – Beispiel für die Berechnung von κ und ip mit den Methoden a, b und c
(IEC 60909-0, 4.3.1.2)

Die Impedanzen der parallelen Zweige (Bild 28b) sind:


Z I = (0,00513 + j0,513) Ω ; RI / X I = 0,01; Z I = 0,51303 Ω

Z II = (0,371 + j0,345) Ω ; RII / X II = 1,0754; Z II = 0,5066 Ω

Z I / Z II = 1,0127

56
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Kurzschlussimpedanz Z k an der Kurzschlussstelle F ist:

Z k = (0,11276 + j0,25349) Ω ; Z k = 0,27744 Ω ; γ = 1,15225

Der Faktor κ wird durch einem Iterationsprozess aus Gleichung (72) bestimmt:

κ = κ e = 1,54655 ; tp = 8,58 ms (f = 50 Hz)

Wird das Verhältnis R k / X k ≈ 0,445 verwendet, dann ist es möglich, κ ≈ 1,55 aus dem Bild 26 zu finden (das
Verhältnis Z I / Z II ist nur wenig von 1 verschieden).

Tabelle 3 enthält die Ergebnisse der Berechnungen für κ mit den Methoden a, b und c (IEC 60909-0,
4.3.1.2) für das Beispiel in Bild 28.

Tabelle 3 – Werte von κ für das Beispiel in Bild 15

Methode R κ ∆κν 1) Bemerkungen


X
Gleichung (68)
%
a R R R κ = κ a = 1,971 + 27,45 Die Anwendung der
=  = I = 0,01
X  X min X I Methode a ist in diesem
Beispiel nicht angebracht,
weil Rk > 0,3 X k

b R Rk κ b = 1,278 − 4,967 ∆κ b ≤ − 5 % ,
= = 0,4448
X Xk
1,15 κ b = 1,4697 solange R/X ≤ 1
in allen Zweigen gilt
c R Rc 20Hz κ = κ c = 1,6029 + 3,644 ∆κ c ≤ 5 %
= ⋅ = 0,1732 2)
X X c 50Hz
solange R/X ≤ 5
f = 50 Hz; fc = 20 Hz in allen Zweigen gilt
κν − κ
1) ∆κν = 100 % mit κν = κ a , 1,15κ b oder κ c und κ = κ exakt = 1,54655
κ

2) Z c = (0,0634 + j 0,14644) Ω ; Rc / X c = 0,43294

2.5 Faktor µ für die Berechnung des Ausschaltwechselstromes

2.5.1 Allgemeines

Im Falle des generatornahen Kurzschlusses klingt der symmetrische Kurzschlussstrom innerhalb der ersten
Zehntelsekunde nach dem Eintreten des Kurzschlusses merklich ab, wie in IEC 60909-0, Bild 2, dargestellt.
Dieses Phänomen ist bedingt durch die Änderung des Flusses im Rotor des Generators während des Kurz-
schlusses.

Selbst wenn Digitalprogramme oder Analogrechner verwendet werden, ist es nicht einfach, die aktuellen Be-
dingungen zu simulieren. Das verwendete System der Differentialgleichungen zur Nachbildung des transien-
ten Verhaltens des Generators kann nicht in einfacher Weise integriert werden wegen der Stromverdrängung
im massiven Rotor von Turbogeneratoren, der nichtlinearen Charakteristik des Rotoreisens, der Rotor-Ani-
sotropie (unterschiedliche Leitfähigkeit in der d- und der q-Achse) und wegen der Zahnsättigung im Stator.
Ein erheblicher Umfang von Daten muss für die Berechnung des transienten Abklingens des symmetrischen
Kurzschlussstromes berücksichtigt werden.

57
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Hier sind hauptsächlich zu berücksichtigen:


– die Reaktanzen und Zeitkonstanten des Generators;
– die Lage des symmetrischen oder unsymmetrischen Kurzschlusses entweder innerhalb des Kraftwerkes
oder außerhalb im Netz;
– die Betriebsbedingungen des Generators vor dem Kurzschluss zwischen Leerlauf und Bemessungsbe-
trieb entweder über- oder untererregt;
– die Art und Wirkung der Erregungsvorrichtung und Spannungsregelung;
– das kinetische Verhalten des Generator-Turbinen-Satzes während des Kurzschlusses;
– die Bemessungsdaten und die Betriebswerte (z. B. Stufenschalterstellung und Sättigung) des Transfor-
mators, über den der Kurzschlussstrom fließt.

Es ist deshalb nicht überraschend, dass sogar Ergebnisse von detaillierten Berechnungen oftmals weniger
genau sind als erwartet. Detaillierte Berechnungen werden in speziellen Fällen durchgeführt, z. B. wenn be-
sondere Sicherheitsanforderungen notwendig sind.

Der ungünstigste zu betrachtende Fall kann wie folgt beschrieben werden:


– Der symmetrische dreipolige Kurzschluss an den Klemmen eines Generators führt zu dem höchsten An-
fangs-Kurzschlusswechselstrom. Angenommen wird, dass der Sternpunkt des Generators isoliert ist
(wenn der Sternpunkt direkt geerdet ist, wie z. B. in Niederspannungsnetzen, führt der einpolige Erd-
kurzschluss zu dem höchsten Anfangs-Kurzschlusswechselstrom, weil die Nullimpedanz des Generators
kleiner ist als die subtransiente Reaktanz im Mitsystem).
– Unsymmetrische Kurzschlüsse (zweipolige Kurzschlüsse) führen zu kleineren Anfangs-Kurzschluss-
wechselströmen als symmetrische Kurzschlüsse; die symmetrischen Kurzschlussströme klingen jedoch
auf einen kleineren Wert ab (IEC 60909-0, Bild 10).
– Die symmetrischen Ausschaltwechselströme I b sind die größten für kleine Werte des Mindestschaltver-
zuges tmin.
– Die Kurzschlussströme großer Generatoren klingen im Allgemeinen langsamer ab als die kleinerer
Generatoren. Der Faktor µ (IEC 60909-0, Bild 16 und Gleichung (70)) wurde oberhalb der höchsten
Werte gewählt, die bei Messungen und Berechnungen gefunden wurden, siehe Bild 30 für Generatoren
verschiedener Art und Bemessungsleistung.

2.5.2 Basiskonzept

Verwendet wird die folgende Gleichung zur Berechnung des symmetrischen Ausschaltwechselstromes
(IEC 60909-0, 4.4.1.2):

Ib = µ Ik" (77)

Der Faktor µ wurde für den ungünstigsten Fall gewählt wie in 2.5.1 beschrieben. Von den oben aufgeführten
Parametern wurden nur die folgenden berücksichtigt:
– Der Mindestschaltverzug tmin nach IEC 60909-0, 1.3.22. Angegeben werden vier verschiedene µ -Kur-
ven für verschiedene Zeiten tmin (IEC 60909-0, Bild 16).
– Der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom des Generators bezogen auf den Bemessungsstrom des
"
Generators, I kG / IrG . Dieser Wert wird als Abszisse im Bild 16 von IEC 60909-0 eingeführt.

Gleichung (77) soll nur für den Fall des einfach gespeisten Kurzschlusses (Kurzschluss gespeist von einem
Generator nach IEC 60909-0, 4.5.2.1) oder für den Fall des von unabhängigen Quellen gespeisten Kurz-
schlusses (IEC 60909-0, 4.5.2.2) verwendet werden. Die Berechnung des Ausschaltwechselstromes in ver-
maschten Netzen erfordert besondere Überlegungen (IEC 60909-0, 4.5.3.2) [12].

58
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Um zu zeigen, dass im Fall des einfach gespeisten Kurzschlusses, die Abszisse in Bild 16 von IEC 60909-0
sowohl für Kurzschlüsse an den Klemmen von Generatoren mit unterschiedlichen Reaktanzen als auch für
Kurzschlüsse im Netz mit der Reaktanz X N zwischen dem Generator und der Kurzschlussstelle verwendet
werden darf, wird der abklingende Verlauf des Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom in vereinfachter
Weise betrachtet.

Zu diesem Zweck führt man die folgende Gleichung für die Berechnung des Wechselstromanteils I kAC (t ) des
symmetrischen Kurzschlussstromes I k (t ) = I kAC (t ) + I kDC (t ) ein:

( ) ( )
" '
I kAC (t ) = I k" − I k' e −t / TN + I k' − I k e −t / TN + I k (78)

Dabei ist:

Ik" Symmetrischer Anfangs-Kurzschlusswechselstrom (IEC 60909-0, 1.3.5) oder der subtransiente Kurz-
schlussstrom (Gleichung (79a));
Ik' Transienter Kurzschlussstrom (Gleichung (79b));

Ik Dauerkurzschlussstrom (IEC 60909-0, 1.3.10), (Gleichung (79c));

TN" Subtransiente Zeitkonstante als Mittelwert zwischen TdN


" "
und TqN (Gleichung (80a));

TN' Transiente Zeitkonstante, TN' = TdN


'
(Gleichung (80b)).

Die Ströme Ik" , Ik' und Ik hängen von den inneren Spannungen E " , E 'und E des Generators und den Reak-
tanzsummen X d" + X N , X d' + X N und X d + X N ab, wie in Bild 29 gezeigt.

U rG k3
G
3~
F

E" X d" XN subtransient TN"

E' X d' XN transient mit TN'

E Xd XN stationär

Bild 29 – Netzaufbau (einfach gespeister Kurzschluss) und zugehörige Daten zur Veranschau-
lichung des Abklingens des Wechselstromanteils bei generatornahem Kurzschluss

Für einen Netzkurzschluss bei unbelastetem Generator und damit E " = E '= E sind die folgenden Ströme ein-
zuführen

E" E
I k" = = (79a)
X d" + XN X d" + XN

E' E
I k' = = (79b)
X d' + XN X d' + XN

E
Ik = (79c)
X d + XN

59
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

und mit TN" ≈ TdN


"
aus Vereinfachungsgründen die Zeitkonstanten

X d" + X N X d' X d" + X N X d'


TN" = T0" = T" ⋅ mit T0" = T " (80a)
X d' + XN X d" X d' + X N X d"

X '+ XN X X '+ XN X
TN' = T0' d = T' d ⋅ d mit T0'= T ' d (80b)
X d + XN X d' X d + X N X d'

Typische Zeitkonstanten sind T " ≈ 0,03 s und T '≈ 1 s und damit nach Gleichung (80a) TN" ≈ (1,0...1,3)T " und
'
nach Gleichung (80b) TN' ≈ (1,0...2,5)T '. Mit der Näherung e −tmin / TN ≈ 1 bei t = tmin = (0,02...0,25) s kann man die
folgende Gleichung für µ finden:

IkAC (t )  X " + X N  −t / T " X d" + X N


µ= ≈ 1 − d  e min N + ' (81)
Ik" '
 X d + X N  X d + XN

Weil tmin / TN" kleiner oder größer als 1 sein kann, wird es notwendig, die unbegrenzte Reihe (t = tmin )

2 3 4
" t 1 t  1 t  1  t 
e −t / TN = 1 − +  " −  " +   − ... + ...
TN" 2  TN  6  TN  24  TN" 

einzuführen, um die folgende Gleichung für µ unter Leerlaufbedingungen zu finden:

t I" 1  tmin −t /T"



µ = 1 − 0,5 xd" ⋅ k tmin +  " + e min N − 1 (82)
" I "
T0 rG 3 + 2 xN / xd  TN 

Aus Gleichung (82) erkennt man, dass der Faktor µ abhängig von Ik" / IrG und tmin (IEC 60909-0, Bild 16 und
Gleichung (70)) eingeführt werden kann. Bei generatorfernem Kurzschluss mit xN >> xd" nähert sich der Fak-
tor µ dem Wert 1. Gleichung (82) soll nicht für Berechnungen verwendet werden.

2.5.3 Berechnung des Ausschaltwechselstromes Ib mit dem Faktor µ

Die bereits in 2.5.2 beschriebenen Vereinfachungen wurden durch zahlreiche Versuche in Prüffeldern und
durch detaillierte Berechnungen unter Verwendung der Daten existierender Generatoren verschiedener Be-
messungsleistung und Art überprüft. Beispiele sind im Bild 30 aufgezeichnet sowohl für den unbelasteten Fall
als auch für Betrieb mit Bemessungsleistung vor dem Kurzschluss.

Um die Kurzschlussstromberechnung zu vereinfachen, wird µ = 1 vorausgesetzt für alle Werte I kG


"
/ IrG ≤ 2
(IEC 60909-0, Bild 16), und wird weiterhin die Kurvenschar für verschiedene Werte tmin numerisch beschrie-
ben (IEC 60909-0, Gleichung (70)). Beide Informationen sind identisch.

Im Falle der Stromrichtererregung und im Falle der Kompoundierung von Niederspannungsgeneratoren soll-
ten die Bemerkungen in IEC 60909-0, 4.5.2.1 berücksichtigt werden. Sie beruhen auf Messungen in Prüffel-
dern.

Die Werte für µ bei tmin = 0,02 s wurden speziell für die Berechnung der Ausschaltwechselströme von Nie-
derspannungsmotoren und Gruppen von Niederspannungsmotoren (IEC 60909-0, 3.8) eingeführt. In Hoch-
spannungsnetzen ist der Mindestschaltverzug tmin normalerweise größer als 0,02 s.

Gleichung (77) (IEC 60909-0,Gleichung (69)) ist beschränkt auf einfach gespeiste Kurzschlüsse aus nicht
vermaschten Quellen (IEC 60909-0, Bilder 11 und 12). Wenn der Kurzschluss dagegen sowohl von Genera-

60
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

toren und Motoren und zusätzlich von Ersatznetzeinspeisungen gespeist wird und wenn der Kurzschluss-
strom durch ein vermaschtes Netz (IEC 60909-0, Bild 14) fließt, kann Gleichung (77) (IEC 60909-0, Glei-
chung (69)) nicht direkt für die Berechnung der Teilausschaltströme von Generatoren und Motoren verwendet
werden. Als Ergebnis der Kopplung der Teilausschaltströme, bedingt durch das vermaschte Netz, steigt der
Teilausschaltstrom der Netzeinspeisung, während die von den Generatoren und Motoren gelieferten Ströme
abnehmen [12].

Wenn die Näherung I b = I k" (IEC 60909-0, Gleichung (74)) im Falle des generatornahen oder motornahen
Kurzschlusses in vermaschten Netzen nicht ausreichend ist, kann eine genauere Lösung auf der sicheren
" "
Seite nach IEC 60909-0, Gleichung (75) gefunden werden. Die Ausdrücke (1 − µi )I kGi und (1 − µ j q j ) I kMj werden
" "
entwickelt durch die Anfangs-Spannungsdifferenzen ∆U Gi und ∆U Mj (IEC 60909-0, Gleichungen (67) und
(77)). Die Faktoren µi und µ j findet man nach IEC 60909-0, Bild 16 oder Gleichung (70), mit I kGi
"
/ IrGi oder
"
IkMj / IrMj [12].

61
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07
1,0

Mindestschaltverzug
tmin =
0,9
0,05 s
0,10 s

µ 0,25 s
0,8

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
" /I
IkG rG

Turbogeneratoren: Schenkelpolgeneratoren:
x tmin = 0,05 s  … tmin = 0,05 s 
• tmin = 0,10 s  nach Leerlauf ∆ tmin = 0,10 s  nach Leerlauf
o tmin = 0,25 s  T tmin = 0,25 s 
x/ tmin = 0,05 s  nach Bemessungs- x – x/ ; • – •/ ; o – φ
•/ tmin = 0,10 s  betrieb Verbindungslinien zwischen Messungen
φ tmin = 0,25 s  (berechnet) bei Leerlauf und Berechnungen bei
Bemessungsbetrieb
Bild 30 – Abklingen des symmetrischen Kurzschlussstromes (Faktor µ ) ausgehend von
Prüffeldmessungen und Berechnungen [5]

2.6 Faktor λ (λmax , λmin ) zur Berechnung des Dauerkurzschlussstromes

2.6.1 Allgemeines

Der typische zeitliche Verlauf des symmetrischen Kurzschlussstromes im Falle eines generatornahen Kurz-
schlusses wird in IEC 60909-0, Bild 2 beschrieben. Der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom ändert sich wäh-
rend einiger Sekunden auf den Dauerkurzschlussstrom Ik mit I k < I k′′ . Das Abklingen hängt von der Art der
Erregungseinrichtung und der Spannungsregelung und in hohem Maße von der Sättigung und der größtmög-
lichen Erregerspannung U fmax ab (IEC 60909-0, 4.6.1.1). Der abklingende Gleichstromanteil ist null, bevor
der symmetrische Dauerkurzschlussstrom erreicht wird.

62
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

In den meisten Fällen ist der größte Dauerkurzschlussstrom von Interesse (IEC 60909-0, Gleichung (78)):

I kmax = λmax I rG (83)

Der Strom I kmax eines Generators wird wegen der thermischen Wirkung auf IrG bezogen. Der Faktor λmax
′′ / IrG und vom gesättigten Wert xdsat = X dsat / ZrG der synchronen Reaktanz in der
hängt vom Verhältnis I kG
′′ / IrG des betrachteten Generators wird
Längsachse ab (IEC 60909-0, Bilder 18 und 19). Das Verhältnis I kG
nach IEC 60909-0, 4.8 zur Auffindung der thermischen Beanspruchung von elektrischen Betriebsmitteln ver-
wendet, unter Heranziehung der Faktoren m und n (siehe 2.8).

Der Umfang der bei der Berechnung von I kmax zu berücksichtigenden Daten ist merklich größer als der bei
der Berechnung des Ausschaltwechselstromes I b (2.5.1). Die folgenden zusätzlichen Parameter haben Ein-
fluss:
– die synchrone Reaktanz, besonders in der Längsachse ( X d ),
– die Eisensättigung, besonders die des Rotors,
– die Wirksamkeit der Spannungsregelung,
– die größtmögliche Erregerspannung U f max , die von der Erregungseinrichtung geliefert und die üblicher-
weise auf die Erregerspannung U fr bei Bemessungsbetrieb bezogen wird: uf max = U f max / U fr .

Da Turbogeneratoren und Schenkelpolmaschinen sich in Bezug auf ihre synchrone Reaktanz X d weitgehend
unterscheiden und mit unterschiedlichen Erregungseinrichtungen ausgerüstet werden, werden unterschiedli-
che Faktoren λmax für Turbogeneratoren (IEC 60909-0, Bild 18) und für Schenkelpolmaschinen
(IEC 60909-0, Bild 19) benötigt.

Besondere Überlegungen sind notwendig für Synchronmaschinen mit klemmengespeisten statischen Erre-
gern (IEC 60909-0, 4.5.1). Die λmax -Kurven (IEC 60909-0, Bilder 18 und 19) können auch bei klemmenge-
speisten statischen Erregern angewendet werden, wenn der Kurzschluss auf der Oberspannungsseite des
Blocktransformators eines Kraftwerksblockes oder im Netz auftritt und wenn die größte Erregerspannung mit
Rücksicht auf die Verminderung der Klemmenspannung während des Kurzschlusses gewählt wurde.

Der kleinste Dauerkurzschlussstrom Ikmin ist von besonderem Interesse für die Auswahl und die Einstellung
von Schutzeinrichtungen in Netzen (IEC 60909-0, Gleichung (79)):

Ik min = λmin IrG (84)

Der Faktor λmin ist in IEC 60909-0, Bilder 18 und 19, für konstante Leerlauferregung angegeben unter der
Annahme, dass ein Spannungsregler nicht vorhanden oder nicht wirksam ist.

Bei Generatoren mit Kompounderregung sind besondere Überlegungen und Informationen vom Hersteller
notwendig (IEC 60909-0, 4.6.1.2).

Die oben erwähnten Annahmen, die zur Auffindung des Faktors λ getroffen wurden, sind in der Praxis nicht
immer erfüllt. Bei der Berechnung von I kmax können größere Abweichungen zwischen den tatsächlichen und
den berechneten Werten auftreten als im Falle der Berechnung von I k′′ und Ib .

Wird der Kurzschluss aus mehr als einem Generator gespeist, können die Generatoren außer Tritt fallen, ehe
der Dauerkurzschlussstrom erreicht wird, insbesondere in vermaschten Netzen. In diesen Fällen kann der
Dauerkurzschlussstrom nur grob geschätzt werden, wie in IEC 60909-0, 4.6.3 beschrieben.

In extremen Fällen des Asynchronismus kann der maximale Dauerkurzschlussstrom sogar größer werden als
der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom.

Der Wert von Ikmin kann auch merklich von den tatsächlichen Werten der Praxis abweichen.

63
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.6.2 Einfluss der Sättigung

2.6.2.1 Methode der charakteristischen Kurven (Potier-Reaktanz)

Die Potier-Reaktanz wird als Differenz zwischen zwei Sättigungskurven gefunden, und zwar der Leerlauf-
kennlinie und der Kennlinie bei Bemessungsstrom und dem Leistungsfaktor cos ϕ = 0. Die Leerlaufkennlinie
in Bild 31 beschreibt die Beziehung zwischen der Spannung E0 ( I f ) und dem Polradstrom I f einer unbelaste-
ten Synchronmaschine ( I G = 0). Diese Charakteristik ist deutlich nichtlinear. Die Lastkurve UL ( I f ) in Bild 31
für den Bemessungsstrom IrG bei cos ϕ = 0 hat eine ähnliche nichtlineare Form. Im Fall UL = 0 liegt ein
Klemmenkurzschluss vor. In diesem Fall kann vollständige Linearität angenommen werden.

Nach Abzug des Feldstromes I fkr , der bei einem Klemmenkurzschluss mit IrG benötigt wird, vom Feldstrom
I f (UL ) im Punkt A des Bildes 31 verbleibt der für die Sättigung des magnetischen Kreises notwendige Teil.
Wird weiterhin angenommen, dass alle Streuflüsse des Generators außerhalb des Eisens direkt proportional
zu I und unabhängig von UL sind, ergibt sich der Ersatzschaltplan des Bildes 32.

Aus dem Schaltplan nach Bild 32 ist ersichtlich, dass E0 − UL = X p I die Differenz zwischen der Quellen-
spannung und der Klemmenspannung ist. Die wirksame Reaktanz X p wird als Potier-Reaktanz bezeichnet
[2,4]. Der Wert von X p wird ermittelt, indem eine Tangente zur Leerlaufkennlinie durch den Anfangspunkt in
Bild 31 und dazu eine Parallele BC durch den Punkt B gezeichnet wird. Die beiden schraffierten Dreiecke
ADC und A´D´C´sind kongruent. Die Höhe des Dreiecks in Bild 31 wird:

X p / ZrG = X p IrG /(UrG / 3)

Die Leerlaufkennlinie E0 ( I f ) kann in einem Prüffeld einfach gemessen werden. Manchmal werden in der
Literatur Standardkurven verwendet, spezifische Kurven sind jedoch abhängig von der Auslegung der mag-
netischen Kreise der Synchronmaschine.

Die Größe der Potier-Reaktanz X p liegt zwischen der Ständerstreureaktanz X σ (keine Sättigung in den
Polen, Sättigung nur in den Zähnen) und der transienten Reaktanz X d′ (Sättigung nur in den Polen, die
Zähne sind ungesättigt): X σ < X p < X d′ [4]. Die Erfahrung hat gezeigt, dass entweder die Beziehung
X p ≈ 0,82 X d′ oder die Beziehung X p ≈ X d′′ + 0,63( X d′ − X d′′ ) ausreichend genau ist.

Ausgehend von der Leerlaufkennlinie E0 ( I f ) und der Potier-Reaktanz X p kann der Dauerkurzschlussstrom
bei einfach gespeistem Kurzschluss für jeden Wert der Erregung I f und der Netzreaktanz X N (siehe Bild 29)
berechnet werden. Bild 32 führt auf die folgende Gleichung:

E0 ( I f )
Ik = (85)
Xp + XN

64
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E0(If)
Leerlaufkennlilnie
XpIrG
E0 C
UrG/√3
UrG/√3
A
1,0
B D
UL Ifkr/If0d
UrG/√3

UL (If)
Lastkennlinie
für IrG bei cos ϕ = 0
0,5

C'

B' A'
0
0 D' 1 2 3
Ifkr /If0d If /If0d

Bild 31 – Methode der charakteristischen Sättigungskurven zum Auffinden der Potier-Reaktanz


Xp in Übereinstimmung mit [4]

Xp

~ E0 (If) UL

Bild 32 – Ersatzschaltplan mit der Quellenspannung E0 ( I f ) und der Potier-Reaktanz Xp

′′ ( X d′′ + X N ) = E ′′ ergibt sich das folgende Ergebnis für den Faktor λ :


Mit der Beziehung I kG

Ik E0 ( I f )
λ= = (86)
IrG ( X p − X d′′ ) IrG + E ′′IrG / IkG
′′

E0 ( I f ) hängt nur für den Fall λmax bei der Berechnung von Ik max von der synchronen Reaktanz X d ab
(IEC 60909-0, Bilder 18 und 19).

65
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.6.2.2 Vereinfachte Methode zur Berechnung von λ

Mit Rücksicht auf die große Zahl der Voraussetzungen, die für die Methode der charakteristischen Kurven in
2.6.2.1 notwendig sind, und die Begrenzung der Berechnung auf die Dauerkurzschlussströme, die nur von
einem Generator geliefert werden, ist es nützlich, die Berechnungsmethode zu vereinfachen. Die folgende
Methode wurde zur Bestimmung der λ -Kurven verwendet (IEC 60909-0, Bilder 18 und 19).

Nach Bild 31 werden sowohl die Quellenspannung E0 für einen gegebenen Feldstrom I f als auch die Potier-
Reaktanz X p infolge der Sättigung vermindert. Beide Einflüsse heben sich teilweise gegenseitig auf, wie in
Bild 32 gezeigt wird. Es erscheint deshalb möglich, eine Gleichung ohne diese Effekte zu entwickeln [8]. Als
Ergebnis dieser Annahme wird Gleichung (85) durch die folgende Gleichung ersetzt:

uf max Er
Ik = (87)
X d sat + X N

und anstelle von Gleichung (86) findet man die folgende Beziehung:

Ik uf max Er
λ = λmax = =
IrG ( X d sat − X d′′ ) IrG + E ′′IrG / IkG
′′

uf max 1 + 2 xd sat sinϕrG + xd2 sat


= (88)
xd sat − xd′′ + (1 + xd′′ sinϕrG ) IrG / IkG
′′

Dabei sind für die Synchronmaschine:


E′′
subtransiente interne Spannung (IEC 60909-0, 1.3.16);
Er stationäre innere Spannung bei Bemessungsbetrieb U rG, IrG und cos ϕrG;

ufmax = U fmax / U fr bezogene höchstmögliche Erregerspannung;

U fr Erregerspannung bei Bemessungsbetrieb;


X d′′ subtransiente Reaktanz (IEC 60909-0, 1.3.21);

X dsat gesättigte synchrone Reaktanz (IEC 60909-0, 4.6.1.1);


′′ / IrG
I kG Anfangs-Kurzschlusswechselstrom bezogen auf den Bemessungsstrom;
xdsat , x′′d bezogene Größen (siehe Gleichungen (89) und (90)).

Die subtransiente interne Spannung ergibt sich in guter Näherung mit:

U U
E ′′ = rG + IrG X d′′ sinϕrG = rG (1 + xd′′ sinϕrG ) (89)
3 3

Die interne Spannung für Bemessungsbetrieb ergibt sich wie folgt:

2
U 
( U
)
2
Er ≈  rG  + IrG X d sat + 2 rG IrG X d sat sinϕrG (90)
 3  3

U rG
≈ 1 + xd2 sat + 2 xd sat sin ϕrG
3

mit
xd′′ = X d′′ / ZrG , xd sat = X d sat / ZrG mit ZrG = UrG /( 3 IrG )

66
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′′ / IrG > 2 vorausge-


Weil für den einzelnen betrachteten Generator ein generatornaher Kurzschluss nur bei I kG
setzt wird (IEC 60909-0, 1.3.18), gelten die charakteristischen Kurven in IEC 60909-0, Bilder 18 und 19, und
die obige Gleichung (88) für diesem Bereich.

Die Faktoren λ , die mit der Methode der charakteristischen Kurven (2.6.2.1) und in Übereinstimmung mit der
vereinfachten Methode [8] berechnet wurden, befinden sich in guter Übereinstimmung bei Verwendung der
Werte X d′′ = 0,2 ⋅ ZrG und cos ϕrG = 0,85. Die folgenden gebräuchlichen Werte für uf max = U f max / U fr wurden
bei der Berechnung der λmax - Kurven vorausgesetzt (IEC 60909-0, Bilder 18 und 19):

Serie 1 2
Turbogeneratoren uf max = 1,3 uf max = 1,6

Schenkelpolmaschinen uf max = 1,6 uf max = 2,0

′′ / IrG > 2 , braucht er


Da der Faktor λmax durch die Gleichungen (88) bis (90) klar definiert ist im Bereich I kG
nicht durch vereinfachte numerische Ausdrücke angenähert zu werden wie im Fall der Faktoren µ
(IEC 60909-0, Gleichung (70)) und q (IEC 60909-0, Gleichung (73)).

2.7 Faktor q zur Berechnung des Ausschaltstromes von Asynchronmotoren

2.7.1 Allgemeines

Der Faktor q wird zusammen mit dem Faktor µ (2.5) zur Bestimmung des Ausschaltwechselstromes von
Asynchronmotoren oder Gruppen von Asynchronmotoren in Mittel- und Niederspannungsnetzen verwendet
(IEC 60909-0, 4.5.2 und 4.7).

Der Kurzschlusswechselstrom von Asynchronmotoren bei dreipoligem Klemmenkurzschluss klingt merklich


schneller ab als der Kurzschlusswechselstrom von Synchrongeneratoren. Die wirksame Zeitkonstante TAC
wächst mit der Quadratwurzel der Wirkleistung pro Polpaar, siehe Bild 35.

Der Faktor q, abhängig von PrM / p und tmin, ist in IEC 60909-0, Bild 17 oder Gleichung (73), angegeben. Der
Faktor µ im Produkt µ ⋅ q (IEC 60909-0, Gleichung (75) und (96)) berücksichtigt den Abstand zwischen der
Kurzschlussstelle und den Motorklemmen. Der Faktor µ wird aus IEC 60909-0, Bild 16 oder Gleichung (70),
entnommen.

Wenn der Ausschaltwechselstrom I b von Asynchronmotoren aus Kurzschlussmessungen bekannt ist, kann
der Faktor q aus der Gleichung (91) bestimmt werden.

Der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom von Asynchronmotoren ist mit der Ersatzspannungsquelle cUn / 3


(IEC 60909-0, Tabelle 2) zu berechnen, obwohl die innere Spannung der Motoren vor dem Kurzschluss klei-
ner als die Klemmenspannung ist. Die Gründe sind:
– Vereinheitlichung des Berechnungsverfahrens in allen Fällen (IEC 60909-0, 2.3);
– Die Spannung an den Klemmen des Asynchronmotors vor dem Kurzschluss kann höher sein als die Be-
messungsspannung UrM des Motors;

– Das Verhältnis ILR / IrM darf 20 % höher sein als der vom Hersteller angegebene Bemessungswert. (Das
Verhältnis ILR / IrM berücksichtigt die Sättigung der Reaktanzen des Asynchronmotors. Diese Erschei-
nung sollte berücksichtigt werden, insbesondere dann, wenn die Ergebnisse von transienten Berechnun-
gen mit den Ergebnissen nach IEC 60909-0 verglichen werden.)

67
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Bei der Berechnung des Ausschaltwechselstromes in vermaschten Netzen mit Asynchronmotoren muss
IEC 60909-0, Gleichung (75) verwendet werden, selbst im Fall des generatorfernen Kurzschlusses mit µi = 0 .
Wenn der Kurzschluss ein motorferner Kurzschluss mit µ j = 1 ist, dann verwende man 1 − µ jq j = 0, unabhän-
gig von dem Wert q j.

2.7.2 Ableitung des Faktors q

Zur Auffindung des Faktors q (IEC 60909-0, Bild 17 und Gleichung (73)) wurden zahlreiche Kurzschlussver-
suche [5] und transiente Berechnungen [14] für die Ausschaltwechselströme IbM bei verschiedenen Zeiten
tmin (IEC 60909-0, 1.3.22) verwendet:

IbM
q= (91)
′′
µ IkM

Im Bild 33 ist der Faktor q nach Gleichung (91) für 8 Niederspannungsmotoren mit PrM = (0,011 ... 0,16) MW
und 20 Mittelspannungsmotoren mit PrM = (0,16 ... 10,0) MW bei Mindestschaltverzügen tmin = 0,02 s, 0,05 s,
0,10 s und > 0,25 s angegeben. Die Hauptdaten dieser Asynchronmotoren sind in Tabelle 4 enthalten.

Mittelspannungsmotoren UrM = 6 kV

Niederspannungsmotoren UrM = 0,38 kV

1,0
 
 
 
0,9 Mindestschaltverzug tmin =
 

 0,02
  

0,8 



0,05


0,7


q 


0,1
0,6


0,5
 
≥ 0,25 s


0,4 


0,3


0,2 

0,1

0
0,001 0,002 0,004 0,006 0,01 0,02 0,04 0,06 0,1 0,2 0,4 0,6 1,0 2 MW 4 6 10
Wirkleistung des Motors pro Polpaarzahl PrM/p

• tmin = 0,02 s; ∇ tmin = 0,05 s; ♦ tmin = 0,10 s; | tmin ≥ 0,25 s

Bild 33 – Faktor q aus gemessenen und berechneten Werten von IbM = µ q IkM
′′ , Gleichung (91),
bei verschiedenen Werten tmin im Vergleich zu q = qIEC (IEC 60909-0, Bild 17)

Die Werte von qIEC (IEC 60909-0, Bild 17 oder Gleichung (73)) sind Mittelwerte, wie aus Bild 33 zu ersehen
ist. Der 50-%-Wert der Häufigkeit der Abweichungen zwischen den Einzelwerten q und qIEC liegt im Bereich
∆qIEC = 0 % ... + 5 % für die vier verschiedenen Kurven qIEC ( tmin = 0,02 s, 0,05 s, 0,10 s, ≥ 0,25 s).

68
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Im Bild 34 sind die Zeitfunktionen von µ , q und µ ⋅ q für ein Beispiel (Motor Nr. 14 in Tabelle 4) angegeben. In
diesem Fall und auch in den anderen Fällen ist es mit ausreichender Genauigkeit möglich, das Produkt
′′ durch den Ausdruck e −t / TAC zu ersetzen.
µ q = IbM / IkM

1,0

µ
0,8
q µ(IkM
" /I = 5,83)
rM
µ•q
e -t/TAC

0,6

" / I = 5,83)
q(IkM rM

1 0,4
e

0,2 µq

e-t/T
AC

0
0 0,02 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 s
TAC ≈ 66 ms
t(tmin)
Beispiel: PrM = 550 kW; UrM = 6 kV; IrM = 66 A; I LR /I rM = 5,3; nr = 990 min ; f = 50 Hz; TAC = 66 ms
-1

Bild 34 – Zeitfunktionen µ , q, µ q und e − t /TAC zur Berechnung des Ausschaltwechsel-


′′ bei Kurzschluss an den Klemmen eines Asynchronmotors
stromes IbM = µ qIkM

69
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Tabelle 4 – Daten von Niederspannungs- und Mittelspannungs-Asynchronmotoren (50 Hz)


und berechnete Werte
1) 2) 3) 4) 5) 6)
UrM IrM SrM PrM nr p PrM / p ILR / IrM ZM
Nr.
min−
1
kV A MVA MW – MW – Ω

1 0,38 22,5 0,0149 0,011 1425 2 0,0055 8,5 1,147


2 0,38 45,0 0,0295 0,022 960 3 0,0073 6,0 0,813
3 0,38 36,6 0,024 0,0185 1460 2 0,0093 6,0 1,002
4 0,38 61,0 0,040 0,030 1465 2 0,015 6,5 0,533
5 0,38 88,0 0,0578 0,045 1475 2 0,0225 6,7 0,372
6 0,38 106,0 0,0696 0,055 1475 2 0,0275 7,3 0,284
7 6,0 25,0 0,259 0,175 485 6 0,0292 4,3 32,22
8 0,38 137,0 0,090 0,075 1475 2 0,0375 6,8 0,236
9 0,38 291,0 0,192 0,160 1480 2 0,080 6,3 0,120
10 6,0 21,0 0,218 0,180 1480 2 0,090 5,7 28,94
11 6,0 80,5 0,837 0,630 492 6 0,105 5,2 8,275
12 6,0 26,0 0,270 0,225 1485 2 0,113 5,8 22,97
13 6,0 19,0 0,197 0,160 2970 1 0,160 6,0 30,39
14 6,0 66,0 0,685 0,550 990 3 0,183 5,3 9,903
15 6,0 45,0 0,467 0,400 1487 2 0,200 5,33 14,44
16 6,0 27,0 0,281 0,230 2980 1 0,230 6,0 21,38
17 6,0 81,0 0,842 0,700 990 3 0,233 6,0 7,128
18 6,0 29,0 0,299 0,250 2973 1 0,250 5,3 22,54
19 6,0 34,0 0,353 0,300 2980 1 0,300 6,2 16,43
20 6,0 36,0 0,374 0,320 2980 1 0,32 6,0 16,04
21 6,0 52,0 0,540 0,460 2985 1 0,460 7,0 9,517
22 6,0 201,0 2,090 1,800 992 3 0,600 5,2 3,314
23 6,0 163,0 1,697 1,400 1478 2 0,700 5,0 4,250
24 6,0 231,0 2,400 2,100 1492 2 1,050 5,1 2,940
25 6,0 504,0 5,245 4,500 1492 2 2,250 4,7 1,462
26 6,0 296,0 3,070 2,650 2985 1 2,650 5,0 2,341
27 6,0 659,0 6,850 6,000 1489 2 3,000 5,5 0,956
28 6,0 1120,0 11,640 10,000 1490 2 5,000 4,0 0,773
1)
SrM = 3UrM IrM
2)
PrM = SrM cosϕrMηrM

f = 50 Hz
3)

4)
Polpaarzahl
5)
Wirkleistung je Polpaarzahl
6)
ZM nach IEC 60909-0, Gleichung (26)

70
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Zeitkonstanten TAC für die 28 Asynchronmotoren aus Tabelle 4 sind im Bild 35 aufgetragen zusammen
mit den Zeitkonstanten Tµq = −tmin / ln( µ q )IEC mit µ nach IEC 60909-0, Gleichung (70), und q = qIEC nach
IEC 60909-0, Gleichung (73). Die verhältnismäßig großen Abweichungen in Bild 33 und 35 sind hauptsäch-
lich bedingt durch die unterschiedliche Auslegung von Asynchronmotoren auch bei gleicher Bemessungs-
wirkleistung und Polpaarzahl.

Niederspannungsmotoren
Mittelspannungsmotoren

200

ms
180 



TAC
Tµq 160 tmin = 0,05 s
tmin= 0,02 s


140 tmin = 0,10 s


 tmin = 0,25 s
120 


  

100 

 



80



 
60 
 






40
tmin
Tµq = -
20


In (µq)IEC


0
0,005 0,01 0,03 0,05 0,1 0,3 0,5 1,0 MW 5 10

PrM/p

Bild 35 – Wirksame Zeitkonstante TAC zur Bestimmung des Ausschaltwechselstromes IbM und
zum Vergleich Tµq = − tmin /ln (µ q)IEC (Nummern der Motoren siehe Tabelle 4)

2.7.3 Ausschaltwechselströme bei unsymmetrischen Kurzschlüssen

Bei unsymmetrischen Kurzschlüssen tragen Asynchronmotoren oder Gruppen von Asynchronmotoren zum
Anfangs-Kurzschlusswechselstrom, zum Stoßkurzschlussstrom, zum Ausschaltwechselstrom und zum
Dauerkurzschlussstrom bei (IEC 60909-0, Tabelle 3). Der Einfluss von Motoren auf den einpoligen Erdkurz-
schlussstrom ist nur im Fall des niederohmig geerdeten Netzes zu berücksichtigen.

′′ bei dreipoligem und zweipoligem Kurzschluss an den


Bild 36 zeigt ein Beispiel für die Zeitfunktion I bM / I kM
Klemmen eines Asynchronmotors.

′′
Der Strom im dritten Leiter bei zweipoligem Kurzschluss kann etwa die Größe von I k3M erreichen, wenn der
Zeitverzug groß genug ist. Der Dauerkurzschlussstrom in den beiden vom Kurzschluss betroffenen Leitern
′′ , siehe Bild 36 und IEC 60909-0, Gleichung (100). Der Kurzschluss-
erreicht ein Maximum von ( 3 / 2)Ik3M
strom bei einpoligem Erdkurzschluss in einem niederohmig geerdeten Netz wird noch langsamer abklingen
als im Fall des gezeigten zweipoligen Kurzschlusses.

71
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07
1,0

Ib
"
IkM 0,8

"
Ib2M/IkM
0,6

0,4

"
Ib3M/IkM

0,2

0
0 0,02 0,05 0,1 s 0,25
t
′′ für den Fall des dreipoligen Kurzschlusses ( Ib3M /IkM
Bild 36 – Zeitfunktion IbM /IkM ′′ ) und für den
′′ ) an den Klemmen eines Asynchronmotors
Fall des zweipoligen Kurzschlusses ( Ib2M /IkM
(Beispiel: Motor Nr. 28 aus Tabelle 4)

2.8 Faktoren m und n zur Berechnung des Joule-Integrals oder des thermisch
gleichwertigen Kurzschlussstromes

2.8.1 Allgemeines

∫i
2
Die Faktoren m und n werden verwendet zur Berechnung des Joule-Integrals dt oder des thermisch
gleichwertigen Kurzschlussstromes I th (IEC 60909-0, 4.8 und Anhang A). Der Faktor m wird verwendet, um
den zeitabhängigen Wärmeeffekt des Gleichstromanteils im Kurzschlussstrom und der Faktor n, um den zeit-
abhängigen Wärmeeffekt des Wechselstromanteils auszudrücken.

Für einen einzelnen dreipoligen Kurzschlussstrom ik (t ) gilt die folgende Gleichung zur Berechnung des
Joule-Integrals (IEC 60909-0, Gleichung (102)):

Tk

∫ ik dt = I k′′ (m + n )Tk = I thTk


2 2 2
(92)
0

mit I th = I k′′ m + n (93)

Dabei ist:
I k′′ Anfangs-Kurzschlusswechselstrom (IEC 60909-0, Gleichung (29)),

Tk Dauer des Kurzschlussstromes (Kurzschlussdauer),


m Faktor für den Wärmeeffekt des Gleichstromanteils im Kurzschlussstrom,
n Faktor für den Wärmeeffekt des Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom.

72
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die Berechnungsvorschrift für den Wärmeeffekt einer Reihe von dreipoligen, aufeinander folgenden einzel-
nen Kurzschlussereignissen ist in IEC 60909-0, Gleichung (104), angegeben.

2.8.2 Zeitabhängiger dreipoliger Kurzschlussstrom

Für den Kurzschlussstrom ik (t ) an den Klemmen einer Synchronmaschine kann man mit genügender Ge-
nauigkeit die folgende Gleichung schreiben [3, 15]:

′′ ′
ik (t ) = 2 ( I k′′ − Ik′ ) e −t / Td + ( Ik′ − Ik ) e −t / Td + I k  cos(ω t + ϕU ) − 2 Ik′′ e −t / Ta cos ϕU (94)
 

Dabei ist:
Ik′ Transienter Kurzschlussstrom;
Td′′ Subtransiente Zeitkonstante einer Synchronmaschine in der Längsachse;

Td′ Transiente Zeitkonstante einer Synchronmaschine in der Längsachse;

Ta Gleichstromzeitkonstante einer Synchronmaschine;

ϕU Spannungswinkel zu Beginn des Kurzschlusses (siehe 2.4.2).

Der abklingende transiente Strom in der Querachse der Synchronmaschine ist in Gleichung (94) vernachläs-
sigt. Das größte Gleichstromglied des Kurzschlussstromes (Gleichung (94)) wird erreicht im Fall ϕU = 0
(siehe 2.4.2).

Wenn der Kurzschluss nicht am Anschlusspunkt der Synchronmaschine auftritt, sondern an einem Ort im
Netz mit der Reaktanz X N zwischen dem Anschlusspunkt und der Kurzschlussstelle, sind die folgenden
Ströme und Zeitkonstanten einzuführen [3], [15].

E ′′
I k′′ = (95a)
X d′′ + X N

E′
I k′ = (95b)
X d′ + X N

E
Ik = (95c)
X d + XN

′′ ≈ 0,1TdN
TdN ′ (96a)

X d′ + X N
′ ≈ Td0
TdN ′ (96b)
X d + XN

1
TaN = − (96c)
2 f ln(κ − 1)

TAN ist eine Näherung bei Verwendung von κ ≈ 1 + e −3 R /X anstelle von κ IEC = 1,02 + 0,98e −3 R /X (IEC 60909-0,
Gleichung (55)) und R/X = 1/( ω TaN ) mit ω = 2π f und π ≈ 3.

2.8.3 Faktor m

Zur Bestimmung des Faktors m, der zur Beschreibung des Wärmeeffekts des Gleichstromanteils im Kurz-
schlussstrom verwendet wird, kann ein generatorferner Kurzschluss ( I k = I k′′ und n = 1) vorausgesetzt werden
[15].

73
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

In diesem Fall mit I k′′ ≈ I k′ ≈ I k (generatorferner Kurzschluss) und ϕU = 0 führt Gleichung (94) auf:

ik (t ) = 2 I k′′ cos ω t − 2 Ik′′e −t / TaN = 2 Ik′′ ( cos ωt − e −t / TaN


) (97)

und auf das Joule-Integral (Gleichung (92)) mit Tk = Tk max :

Tk Tk

∫ ik2 (t )dt = Ik′′2 ∫ 1 + cos 2ω t − 4 cos ω t ⋅ e−t / TaN + 2e −2t / TaN  dt (98)
 
0 0

Die Glieder der Gleichung (97) mit ω (cos2 ω t und cos ω t ) können vernachlässigt werden, weil ihr Beitrag
zum Wärmeeffekt sehr klein ist [3].

Ausgehend von Gleichung (98) findet man das folgende Ergebnis:

)
Tk

∫ ik (t )dt = Ik′′ Tk 1+


2 2  TaN
Tk
( 
1 − e −2Tk / TaN 

(99)
0

Zusammen mit Gleichung (92) und TaN nach Gleichung (96c) wird der Faktor m abhängig von f Tk und κ
wie folgt ermittelt:

m=
1
2 fTk ln(κ − 1)
(
e 4 fTk ln(κ −1) − 1 ) (100)

Der mit Gleichung (100) berechnete Faktor m ist in IEC 60909-0, Bild 21, angegeben (siehe auch
IEC 60909-0, Anhang A).

2.8.4 Faktor n

Der Faktor n für den Wärmeeffekt des abklingenden Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom kann aus
Gleichung (101) gefunden werden, wenn m bekannt ist.

Tk
1
∫ ik (t )dt − m
2
n= (101)
Ik′′2Tk 0

Wenn ik (t ) nach Gleichung (94) eingeführt wird mit cos ϕU = 1, kann das folgende Ergebnis gefunden werden,
wenn die oszillierenden Komponenten 50 Hz (60 Hz) oder 100 Hz (120 Hz) vernachlässigt werden, weil ihr
Beitrag zum Wärmeeffekt sehr klein ist [3].

 T ′′ 2
 
2

 2Tk
( ′′
1 + dN 1 − e −2Tk / TdN  )
 Ik′′ Ik′ 

 I k Ik 
 +
TdN′
2Tk
1 − e ( ′
−2Tk / TdN  Ik′

 Ik
− 1 )
 
 
 
n=
1
( Ik′′ / Ik )2 
 ′′
2TdN
 + T 1− e
k
(−Tk / TdN ′′
 −  +)
 Ik′′ Ik′ 
 Ik Ik 
2TdN
Tk

1− e (′
−Tk / TdN  Ik′
 − 1 
 Ik


) (102a)

 
 +

2TSN
Tk
(  I ′′
)I ′ 
1 − e −Tk / TSN  k − k   k − 1
 Ik Ik   I k
 I ′ 



 

1 1 1
mit = +
TSN ′′ ′
TdN TdN

′ [3] verwendet wird, dann findet man TSN ≈ (1/11) ⋅ T′dN und die folgende
′′ ≈ 0,1 ⋅ TdN
Wenn das Verhältnis TdN
Gleichung zur Berechnung des Faktors n:

74
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

 2
 
2
T′
(
1 + dN 1 − e −20Tk / TdN
 20Tk

) Ik′′ Ik′ 
 −  +
 Ik Ik 
TdN
2Tk

( ′
) I′
1 − e −2Tk / TdN  k − 1 
 Ik  
 
n=
1  TdN
 +
( Ik′′ / Ik )2  5Tk

(1 − e

−10Tk / TdN
)  Ik′′ Ik′ 
 −
 Ik Ik 
 +

2TdN
Tk
1(− e

−Tk / TdN
)
 Ik′
 Ik
− 1



(102b)

 
T′
(
 + dN 1 − e −11Tk / TdN ′
)  Ik′′ Ik′   Ik′′
 −   − 1


 
5,5Tk  I k I k   Ik 

Um eine einheitlich abklingende Charakteristik des Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom zu finden, ist


es notwendig, eine Beziehung zwischen I k′ / I k und I k′′ / I k zu finden, wenn I k′′ / I k aus der Kurzschluss-
′ zu wählen. Dies ist nur
stromberechnung (IEC 60909-0) bekannt ist, und eine transiente Zeitkonstante TdN
für einen charakteristischen Modellgenerator möglich.

2.8.5 Faktor n in IEC 60909-0, Bild 22

Die Daten für den Modellgenerator, die auf den Faktor n in IEC 60909-0, Bild 22, führen, sind in der folgen-
den Tabelle angegeben.

Tabelle 5 – Daten für den Modellgenerator [15]

Turbogenerator:
Subtransiente Reaktanz x′′d = 0,225

Transiente Reaktanz xd′ = 0,34 ≈ 1,5 xd′′

Synchrone Reaktanz xd = 2,35

Transiente Leerlaufzeitkonstante ′ = 10s


Td0

Bemessungsleistungsfaktor cos ϕrG = 0,8

Höchste Erregerspannung uf max = U f max / U fr = 1,3

Die Netzreaktanz X N zwischen dem Anschlusspunkt des Generators und der Kurzschlussstelle kann aus
dem Quotienten von I k′′ und I k gefunden werden mit den Gleichungen (95a) und (95c):

I k′′ E ′′ X + XN
= ⋅ d (103a)
′′
Ik X d + X N E

I E ′′X d − Ik′′EX d′′


und damit XN = k (103b)
Ik′′ E − Ik E ′′

Die Gleichungen (95b) und (95c) führen auf den Quotienten I k′ / I k und, wenn X N aus der Gleichung (103b)
eingeführt wird, zu:

I k′ E′ X + XN I k′′ / I k
= ⋅ d = (104)
I k X d′ + X N E E ′′ X d − X d′ E X d′ − X d′′ I k′′
⋅ + ⋅ ⋅
E ′ X d − X d′′ E ′ X d − X d′′ Ik

75
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

mit

(
E ′′ = UrG / 3 ) 1 + 2 xd′′ sinϕrG + xd′′2 (105a)

(
E ′ = UrG / 3 ) 1 + 2 xd′ sinϕrG + xd′2 (105b)

(
E = ufmax UrG / 3 ) 1 + 2 xd sinϕrG + xd2 (105c)

wenn U G = UrG , I G = IrG und cos ϕ G = cos ϕrG ist.

Mit den in Tabelle 5 gegebenen Daten für den Modellgenerator findet man die folgenden Ergebnisse:

( )
E′′ = U rG / 3 ⋅ 1,149,

( )
E′ = U rG / 3 ⋅ 1,234,

( )
E = uf max U rG / 3 ⋅ 3,057

und nach Gleichung (104):

I k′ I k′′ / I k
= (106a)
I k 0,88 + uf max ⋅ 0,134 ( I k′′ / I k )

Wenn uf max = 1,3 eingeführt wird, ergibt sich aus Gleichung (106a) die Gleichung (106b) identisch mit der in
IEC 60909-0, Anhang A, gegebenen Gleichung:

I k′ I k′′ / I k
= (106b)
I k 0,88 + 0,17 ( I k′′ / I k )

Wenn die Gleichungen (95b) und (95c) in die Gleichung (96b) eingeführt werden, findet man die folgende
Gleichung für die transiente Zeitkonstante:

X d′ + X N E′/ E
′ = Td0
TdN ′ ′
= Td0 (107a)
X d + XN Ik′ / Ik

Werden E und E′ mit den Daten der Tabelle 5 eingeführt, ergibt sich die folgende transiente Zeitkonstante:

4,04 s
′ =
TdN (107b)
uf max ( Ik′ / Ik )

Mit uf max = 1,3 wird diese Gleichung identisch mit der in IEC 60909-0, Anhang A, angegebenen Gleichung:

3,1 s
′ =
TdN (107c)
Ik′ / Ik

76
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

2.9 Feststellung des Beitrages von Asynchronmotoren oder Gruppen von


Asynchronmotoren (Ersatzmotoren) zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom

2.9.1 Allgemeines

Asynchronmotoren oder Gruppen von Asynchronmotoren (Ersatzmotoren) tragen, insbesondere beim motor-
nahen Kurzschluss, zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom I k′′ und weiterhin zum Stoßkurzschlussstrom ip ,
zum Ausschaltwechselstrom I b und bei unsymmetrischen Kurzschlüssen auch zum Dauerkurzschluss-
strom Ik bei (IEC 60909-0, 3.8.1). In den Fällen, in denen der Beitrag zum Anfangs-Kurzschlusswechsel-
strom kleiner als 5 % des gesamten Kurzschlussstromes bleibt, darf dieser Beitrag vernachlässigt werden.
IEC 60909-0 enthält zwei Gleichungen zur Abschätzung des Beitrages kleiner 5 % von Asynchronmotoren
oder Gruppen von Asynchronmotoren, entweder bei einem Kurzschluss am Anschlusspunkt des Motors
(IEC 60909-0, Gleichung (25)) oder bei einem Kurzschluss, gespeist von Motoren oder Motorgruppen über
Transformatoren (IEC 60909-0, Gleichung (28)), ohne genaue Berechnung.

Große Anzahlen von Niederspannungs-Asynchronmotoren, zum Beispiel in Industriebetrieben oder in einem


Kraftwerkseigenbedarf, und in einigen Fällen das Fehlen ausreichender Daten für jeden der Motoren führt zur
Einführung von Ersatzmotoren einschließlich der Verbindungskabel zu einer gemeinsamen Sammelschiene
(IEC 60909-0, 3.8.2). Die Annahmen für Ersatzmotoren sind:

∑ PrM ⇒ PrM, ILR / IrM = 5, cos ϕrMηrM = 0,8 und PrM / p = 0,05 MW

im Fall von Niederspannungs-Motorgruppen (IEC 60909-0, 3.8.2).

2.9.2 Kurzschluss an den Anschlusspunkten von Asynchronmotoren

Der Beitrag eines Asynchronmotors oder einer Gruppe von Asynchronmotoren (Ersatzmotor) zum gesamten
Anfangs-Kurzschlusswechselstrom I k′′ , wie in Bild 37 gezeigt, darf vernachlässigt werden, wenn

′′ ≤ 0,05 I kQ
I kM ′′ (108)

"
I kQ I k"

Q Un
F
"
I kM

M
3~

Bild 37 – Beitrag eines Asynchronmotors oder einer Gruppe von Asynchronmotoren


zum Anfangs-Kurzschlusswechselstrom I k" = I kQ
" "
+ I kM

Wird ZM nach Gleichung (26) aus IEC 60909-0 bei Vernachlässigung der Zuleitungskabel eingeführt, so er-
gibt sich für den Teilkurzschlussstrom I′′kM:

cUn I cU
′′ =
I kM = LR ⋅ n ⋅ I rM (109)
3 ZM I rM U rM

77
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Bei einer Motorgruppe wird die Summe der Bemessungsströme ∑ IrM der Motoren anstelle von IrM einge-
führt. Wird ILR / IrM = 5 und cUn / UrM = 1 angenommen, so geht Gleichung (108) in die folgende Form über
(siehe IEC 60909-0, Gleichung (25)):

∑ IrM ≤ 0,01IkQ
′′ (110)

2.9.3 Teilkurzschlussströme von Asynchronmotoren, gespeist über Transformatoren


Zur Ableitung der Gleichung (28) in IEC 60909-0 wird das einfache Beispiel nach Bild 38 verwendet.

"
SkQ
I "kQ I k"

Q Un
F

"
I kM
HV
Zweiwicklungstransformator
T SrT, ukr , UrTHV /UrTLV

LV

A UnA

M Asynchronmotor oder
M 3~ Gruppe von Motoren (Ersatzmotor)
PrM , cosϕrMηrM, UrM, ILR/IrM

′′ eines einzelnen
Bild 38 – Beispiel zur Abschätzung des Teilkurzschlussstromes IkM
Asynchronmotors oder eines Ersatzmotors

Der gesamte Kurzschlussstrom I k" an der Kurzschlussstelle F ergibt sich als Summe aus den beiden Teil-
" "
kurzschlussströmen I kQ und I kM auf der Oberspannungsseite des Transformators in Bild 38.

"
Wenn der Beitrag I kM des Asynchronmotors oder des Ersatzmotors kleiner oder gleich 5 % des Kurzschluss-
"
stromes I kQ ist, so kann dies wie folgt festgestellt werden:

" "
I kM ≤ 0,05 I kQ (111)

"
Der Kurzschlussstrom I kM ergibt sich ausgehend von der Kurzschlussimpedanz ZMt , bezogen auf die Ober-
spannungsseite des Transformators, und der Kurzschlussimpedanz Z THV des Transformators auf der Ober-
spannungsseite:

1 U2 U2
ZMt = ⋅ rM ⋅ rTHV (112)
2
ILR / IrM SrM UrTLV

2
ukr U rTHV
Z THV = ⋅ (113)
100 % SrT

78
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Wird der Impedanzkorrekturfaktor für Netztransformatoren vernachlässigt und U rM ≈ U rTLV , UnQ ≈ UrTHV vor-
ausgesetzt, können die beiden Impedanzen nach den Gleichungen (112) und (113) in die folgende Gleichung
eingeführt werden:

cUnQ cUnQ 1
′′ ≈
I kM ≈ ⋅ (114)
3 ( Z THV + ZMt ) 2
3UrTHV ukr

1
+
1

1
100% SrT ILR / IrM SrM

′′ nach Gleichung (114) in Gleichung (111) eingesetzt wird, so findet man die folgende Gleichung:
Wenn IkM

ukr 1 1 1 c
⋅ + ⋅ ≥ (115)
′′
100 % SrT ILR / IrM SrM 0,05 3U nQ IkQ

Führt man PrM = SrM cos ϕrηr ein, so wird aus Gleichung (115):

PrM cos ϕrMηrM


≤ (116a)
SrT ILR c SrT ILR ukr
⋅ ⋅ − ⋅
′′
IrM 0,05 3U nQ IkQ IrM 100 %

Führt man cos ϕrMηrM = 0,8 , ILR / IrM = 5 und u kr = 6 % für Niederspannungstransformatoren ein, so führt Glei-
chung (116a) auf:

PrM 0,8
≤ (116b)
SrT c ⋅ 100 ⋅ SrT
− 0,3
3UnQ IkQ ′′

Es ist notwendig, den Absolutwert des Nenners in Gleichung (116) einzuführen, wenn der erste Teil des
Nenners kleiner als der zweite wird.

Asynchronmotoren oder Ersatzmotoren tragen weniger als 5 % zum Kurzschlussstrom ohne Motoren bei,
wenn Gleichung (116) erfüllt ist (IEC 60909-0, 3.8.2).

2.9.4 Summe der Teilkurzschlussströme von mehreren Gruppen aus Asynchronmotoren, gespeist
über mehrere Transformatoren

Liegt eine Anordnung wie in Bild 39 vor, mit mehreren Gruppen aus Asynchronmotoren (Niederspannungs-
oder Mittelspannungsmotoren), gespeist über mehrere verschiedene Transformatoren, so kann Glei-
chung (116) nur in erster Näherung unter einschränkenden Bedingungen angewendet werden, um herauszu-
finden, ob die Motoren mehr oder weniger als 5 % zum Kurzschlussstrom ohne Motoren beitragen.

79
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

I k"
I "kQ

Q Un
F

"
I kM1 I "kM2 "
I kM3 Σ I kM
" = I" + I" + I"
kM1 kM2 kM3
HV HV HV

T1 T2 T3 Σ SrT = SrT1 + SrT2 + SrT3

LV LV LV

A B C
UnA UnB UnC
Σ PrM = PrM1 + PrM2 + PrM3
M M M
M1 3~ M2 3~ M3 3~

Bild 39 – Teilkurzschlussströme von mehreren Gruppen aus Asynchronmotoren, gespeist


über mehrere Transformatoren (einschränkende Bedingungen siehe Text)

Die Bedingung ∑ IkM


′′ ≤ 0,05 IkQ
′′ mit ∑ IkM
′′ = IkM1
′′ + IkM2
′′ + IkM3
′′ (Bild 39) soll untersucht werden.

Werden ZM1t , ZM2t , ZM3t nach Gleichung (112) und Z T1HV , Z T2HV , Z T3HV nach Gleichung (113) eingeführt und
ukr = ukrT1 = ukrT2 = ukrT3 ebenso wie gleiche Verhältnisse ILR / IrM für die Motorgruppen und weiterhin, wie
bereits in 2.9.3, UrTHV = UnQ und UrM = UrTLV , so ergibt sich die folgende Gleichung:

∑ ′′ = 3UnQ ( IkM1
3UnQ I kM ′′ + IkM2
′′ + I kM3
′′ )

c c c
= + +
ukr /100 % 1 1 ukr /100 % 1 1 ukr /100 % 1 1
+ ⋅ + ⋅ + ⋅
SrT1 ILR / IrM SrM1 SrT2 ILR / IrM SrM2 SrT3 ILR / IrM SrM3

′′
≤ 0,05 3UnQ I kQ (117)

Gleichung (117) kann vereinfacht werden durch Verwendung der folgenden Näherung:

c c c
+ +
ukr /100 % 1 1 ukr /100 % 1 1 ukr /100 % 1 1
+ ⋅ + ⋅ + ⋅
SrT1 ILR / IrM1 SrM1 SrT2 ILR / IrM2 SrM2 SrT3 ILR / IrM3 SrM3

c c
≈ = (118)
ukr /100 % 1 1 ukr /100 % 1 1
+ ⋅ + ⋅
SrT1 + SrT2 + SrT3 ILR / IrM SrM1 + SrM2 + SrM3 ∑ SrT ILR IrM ∑ SrM
/

Mit der Näherung (rechte Seite der Gleichung (118)) ergibt sich eine Gleichung ähnlich der Gleichung (116a)
unter der Voraussetzung, dass cos ϕrMηrM für alle Motorgruppen ähnlich ist:

∑ PrM ≤ cos ϕrMηrM


(119)
∑ SrT ILR

c

∑ SrT − ILR ⋅ ukr
′′
IrM 0,05 3U nQ IkQ IrM 100 %

80
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

Die rechte Seite der Gleichung (118) ist von der linken Seite verschieden, wenn SrT1 ≠ SrM1 oder SrT2 ≠ SrM2
oder SrT3 ≠ SrM3 gilt. Gilt dagegen in jedem Fall SrTi = SrMi , so sind die beiden Seiten der Gleichung (118)
identisch.

Um festzustellen, bis zu welchem Ausmaß die rechte Seite (RS) der Gleichung (118) sich von der linken
Seite (LS), die den genauen Wert ergibt, unterscheiden kann, ist die folgende Abweichung

RS
∆= −1 (120)
LS

im Bild 40 für zwei unterschiedliche Motorgruppen, gespeist über zwei unterschiedliche Transformatoren,
aufgezeichnet, abhängig von SrM2 / SrT2 und den Parametern SrM1 / SrT1 und SrT1 / SrT2 . Solange die Verhält-
nisse SrM1 / SrT1 und SrM2 / SrT2 zwischen 0,5 und 1,5 liegen, bleibt die Abweichung ∆ kleiner als 0,05. Somit
kann die Näherung auf der rechten Seite der Gleichung (118) bei der Aufstellung der Gleichung (119) zur
Feststellung des Beitrages verschiedener Motorgruppen zum Kurzschlussstrom verwendet werden.

15
1,0
SrM1
= 0,5
% SrT1

13 1,0 SrM1
= 1,0
SrT1
∆ 12
SrM1
2,0 = 1,5
11 SrT1

SrT1
10
SrT2
9 I "k
SrT1
2,0
8 SrT2
F
7 1,0
T1 T2

6
5,0 M1 M M2 M
3~ 3~ 2,0
5
1,0
2,0

4 5,0 5,0

3 10
10
5,0
2 10

10
1 1,0
2,0
5,0
10
0
0 0,25 0,5 0,75 1,0 1,25 1,5
SrM2
SrT2

Bild 40 – Untersuchung der linken und der rechten Seite der Gleichung (118) zur Feststellung
der Abweichung ∆ nach Gleichung (120): ukr = 6 %, ILR /IrM = 5 für die beiden
Transformatoren und Motorengruppen

81
DIN EN 60909-0 Bbl 3 (VDE 0102 Bbl 3):2003-07

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[28] IEC 60909:1988, Short-circuit current calculation in three-phase a.c. systems (cancelled and re-
placed by IEC 60909-0:2001)

[29] IEC 60909-3:1995, Short-circuit current calculation in three-phase a.c. systems – Part 3: Currents
during two separate simultaneous single phase line-to-earth short circuits and partial short-circuit
currents flowing through earth

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