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Christian Zschieschang
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CIE, KÖLN WEIMAR WIEN
GWZO
Geisteswissenschaftliches Zentrum
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V.
Band 52
Das Hersfelder Zehntverzeichnis und
die frühmittelalterliche Grenzsituation
an der mittleren Saale
Eine namenkundliche Studie
von
Christian Zschieschang
2017
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CIE, KÖLN WEIMAR WIEN
Gedruckt mit Unterstützung des Geisteswissenschaftlichen Zentrums
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. an der Universität Leipzig.
Das dieser Publikation zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderschwerpunkt
„Geisteswissenschaftliche Zentren“ (Förderkennzeichen 01UG1410) gefördert.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei dem Autor.
Umschlagabbildung:
Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus dem Hersfelder Zehntverzeichnis
(Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 56, Nr. 2268,
Abdruck mit freundlicher Genehmigung).
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Vorwort
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8 Vorwort
von studentischen Hilfskräften. Vor allem Martin Pätzold (jetzt Engelke), später auch
Isabel Hohle, Doris Wollenberg, Claudia Hoga und Kristin Opitz entlasteten mich
über die Jahre immer wieder von zeitraubenden und z. T. recht stupiden Tätigkeiten.
Kristin Loga und PD Dr. Harald Bichlmeier unterzogen diese Arbeit ihrer auf-
merksamen Korrektur. Beiden danke ich für zahlreiche Anregungen und Hinweise.
Insbesondere die profunden Kenntnisse des zuletzt Genannten hinsichtlich des Indo-
germanischen kamen meinen Ausführungen sehr zugute. Ihm danke ich außerdem
für die Übernahme der Rezension dieses Bandes. Außerdem ist kaum genug zu wür-
digen, was Kristin Loga und André Freisleben mit ihren Magisterarbeiten für die
Schließung der toponomastischen Lücken im untersuchten Gebiet geleistet haben. Dr.
Maria Kozianka, Laura Sturm und Michael Solf halfen mir mit Auskünften, was im
Text an den entsprechenden Stellen vermerkt ist. Ihnen danke ich ebenso wie dem
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt für die großzügigen
Möglichkeiten der Einsichtnahme in die so genannten Historischen Messtischblätter
sowie nicht zuletzt auch Dr. Wolfgang Vahl vom Hessischen Landesarchiv in Mar-
burg für die unkomplizierte Erlaubnis des Abdrucks der Handschrift des Hersfelder
Zehntverzeichnisses.
Für die großzügigen Publikationsbedingungen am GWZO danke ich den hierfür
Verantwortlichen – unserem Direktor, Prof. Dr. Christian Lübke, dem zuständi-
gen Fachkoordinator, Prof. Dr. Matthias Hardt, der außerdem das Manuskript mit
großer Sorgfalt Korrektur gelesen hat, den Mitarbeiterinnen der Verwaltung sowie
den geldgebenden Gremien, in diesem Falle dem Bundesministerium für Bildung und
Forschung, das die Herstellung und Drucklegung dieses Bandes finanzierte. Schließ-
lich bewiesen die MitarbeiterInnen des Böhlau-Verlags – stellvertretend genannt seien
Sandra Hartmann und Julia Roßberg – große Umsicht und Gründlichkeit.
Natürlich braucht das Schreiben Zeit, wodurch andere Aufgaben leicht vernach-
lässigt werden. Dies betrifft (hoffentlich) weniger Frau und Kinder als andere Dinge,
die oft unberechtigt als weniger wichtig abgetan werden. Ob beruflich oder privat –
ich danke Allen, die hiervon betroffen waren, für ihr Verständnis und ihre Geduld.
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.1 Zur Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.2 Das Hersfelder Zehntverzeichnis (HZV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.3 Bisherige siedlungsgeschichtliche Interpretation des HZV . . . . . . . . 15
1.4 Ein perspektivisches Dilemma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.5 Forschungsstand und Aufbau des Untersuchungskorpus . . . . . . . . . 18
1.6 Zuordnungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.6.1 Relativ klare Fälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.6.2 Nicht zu klärende Fälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.6.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.7 Mehrfachnennungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
1.8 Resultat: Das Namenkorpus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
1.9 Prämissen der folgenden Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
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10 Inhalt
9. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
Tafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
1. Einführung
Grenzen als Diskretisierungen von Kontinua 2, insbesondere im Hinblick auf die Erd-
oberfläche, sind nicht nur ein geschichtliches Phänomen der Differenzierung von
administrativen oder kulturellen Einheiten und eine Konstante des menschlichen Zu-
sammenlebens, sondern ein Phänomen allgemeiner Art, das in den unterschiedlichsten
Kontexten – um nicht zu sagen: überall – begegnet. Damit ist es auch nicht überra-
schend, dass ein Zitat wie das oben stehende hier passend erscheint, obwohl es für
einen völlig anderen Zusammenhang formuliert wurde.
Seit Jahrzehnten behauptet sich die Vorstellung, slavischsprechende Menschen
seien von „den Deutschen“ im frühen Mittelalter durch die Flussläufe der Elbe und
Saale getrennt gewesen. Aus einer allgemeinen und großräumigen Perspektive heraus
ist dies sicher bis zu einem gewissen Grade richtig, und da man im Allgemeinen
die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht anders als durch Generali-
sierung und Vereinfachung meint erreichen zu können, mag diese Vorstellung auch
heute zu akzeptieren sein – sofern sie freilich auch unterschwellig frei bliebe von den
kulturkämpferisch-deutschnationalistischen Begrifflichkeiten der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts, was leider nicht immer der Fall ist.
Dennoch bedarf es keines Hochschulstudiums der mittelalterlichen Geschichte
oder historischen Sprachwissenschaft, um festzustellen, dass sich beispielsweise
slavische Ortsnamen auch westlich der Saale in nicht geringer Zahl finden, was
im Folgenden noch genauer darzustellen sein wird. Weiterhin ist es ohne Weiteres
einleuchtend, dass sich materielle Hinterlassenschaften der Menschen des Frühmittel-
alters, seien sie aus Keramik oder Metall, in der Regel nicht als slavisch oder deutsch
etikettieren lassen. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht liegt hingegen an der mittleren
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12 Einführung
Saale tatsächlich eine Grenzsituation vor, indem hier zwei nur relativ entfernt mitein-
ander verwandte Sprachen aufeinander stoßen. Deren Muttersprachler konnten sich
ohne Weiteres kaum miteinander verständigen, sondern mussten dazu die Sprache
der Nachbarn erst mehr oder weniger mühsam erlernen oder auf eine gemeinsame
Fremdsprache ausweichen.
Mit der Feststellung dieses sprachlichen Unterschiedes ist aber die Frage, wo die
Abgrenzung verlief und wie sie beschaffen war, noch völlig unbeantwortet. Dies soll
im Folgenden anhand einer Regionalstudie näher beleuchtet werden. Bei der geogra-
phischen Auswahl bot es sich an, einer besonderen Quelle nicht nur Beachtung zu
schenken, sondern diese in den Mittelpunkt der Untersuchung zu rücken.
Zuvor sind noch einige Prämissen zu benennen, die unkommentiert im Folgenden
zu Irritationen oder Fragen führen könnten. Teilweise wurde bewusst von bisherigen
Schreibkonventionen abgewichen: Als Platzhalter für nicht eindeutig rekonstruierbare
Vokale in erschlossenen Grundformen dient nicht, wie in namenkundlichen Arbei-
ten sonst üblich, der Bindestrich. Vielmehr wurde hierfür – entsprechend heutiger
Schreibgewohnheiten für Leerstellen in anderen Bereichen – der Unterstrich (_) ver-
wendet, was die Anschaulichkeit der Namenformen für Fachfremde vielleicht erhöhen
kann. Außerdem wird damit die Multifunktionalität, die dem Bindestrich zukommt,
ebenso reduziert wie durch die Verwendung des Pluszeichens zur Abgrenzung der
verschiedenen strukturellen Bestandteile einer Namenbildung (Basismorphem, Suffix
usw.), die allerdings nicht durchgängig erfolgte, sondern nur da, wo es angebracht
erschien. Dass es sich bei diesen Abwandlungen um bessere Alternativen handelt, soll
damit nicht behauptet sein, vielmehr seien sie hier zur Diskussion gestellt.
Hinsichtlich der Lemmatisierung von Namen mit unterscheidenden Zusätzen
(„Groß“ vs. „Klein“ usw.) stellt sich bei dem mit Recht üblichen Ansatz unter dem „ei-
gentlichen“ Namen bei Abtrennung des Attributs das Problem, dass eine Schreibung
„Eichstädt, Langen-“ nicht erkennen lässt, ob die offizielle Form des Namens „Lan-
geneichstädt“ oder „Langen-Eichstädt“ lautet. Um hier Eindeutigkeit zu schaffen,
wurde in den entsprechenden Fällen die sonst ungewohnte Kleinschreibung „eichstädt,
Langen-“ gewählt.
In den folgenden Ausführungen werden die HMTB, die Historischen Messtisch-
blätter der Historischen Kommission 3, eine gewichtige Rolle spielen. Ihre Nomen-
klatur folgt nicht derjenigen der späteren, vom Deutschen Reich herausgegebenen
Messtischblätter, welche bis heute von den topographischen Karten gleichen Maß-
stabs der Landesvermessung der deutschen Länder fortgeführt wird, sondern einer
älteren Blattnummerierung, welche ebenfalls eine vierstellige Zahl bildet. Auf jedem
Blatt wurden die Wüstungen, unabhängig davon, ob für sie ein Name überliefert
ist oder nicht, mittels Buchstaben durchnummeriert; hieraus ergibt sich das im Text
praktizierte Angabeschema „HMTB 2679.K“ usw.
Als eine bedeutende schriftliche Quelle zur fränkischen Geschichte war das Hersfel-
der Zehntverzeichnis (Tafelteil, Abb. 3, S. 219) seit jeher für Historiker, Germanisten
und auch Archäologen von großem Interesse. Dafür war ausschlaggebend, dass es
eine große Zahl an Toponymen auflistet, die sich zum überwiegenden Teil in einem
geographisch exakt umrissenen Raum zwischen Saale, Unstrut und Helme sowie der
Salza, dem Süßen See und dem Unterharz lokalisieren lassen. Grundlegendes für die
historische und sprachgeschichtliche Einordnung dieser Quelle hat neben Hermann
Größler insbesondere Edward Schröder geleistet, dessen wenige ihr gewidmete Sei-
ten innerhalb seiner „Urkundenstudien eines Germanisten“ (Schröder 1897) noch
immer als „vorbildliche Arbeit“ 4 gelten können.
Es handelt sich bei dieser Quelle um vier voneinander zu trennende Aufzählungen
von Ortsnamen, die nach Schröder traditionell als A, B, C und D bezeichnet werden.
Optisch und mengenmäßig dominierend ist Teil A, der 239 Namen von Orten im
Friesenfeld aufführt 5, in denen der Zehnte dem Heiligen Wigbert, also dem Kloster
Hersfeld, gehört (Haec est decimatio qvae p(er)tinet ad s(an)c(tv)m Uvigberhtv(m) in
Frisonoveld). Die Namen sind säuberlich in acht nebeneinander stehenden Kolumnen
angeordnet, und innerhalb dieser in untereinander stehenden Zehnergruppen grup-
piert. Demgegenüber wirken die Listen B bis D unscheinbar. B benennt 19 Burgen, die
mit ihrer Umgebung und allen zu ihnen gehörenden Orten den Zehnten dem Heiligen
Wigbert in Hersfeld zu geben schuldig sind (Hec svnt vrbes, qve cv(m) vicilis svis
et omnib(vs) locis ad se p(er)tin[entibv]s decimationes dare debent ad s(an)c(tv)m
Uvigberhdv(m) ad Herolvesfeld), während C und D weitere 13 und 12 Orte nennen,
die sich im Besitz des Kaisers bzw. des Herzogs Otto des Erlauchten, Laienabt in
Hersfeld 6, befinden.
Zeitlich entstanden alle diese Auflistungen im 9. Jahrhundert; zusammengestellt
wurden sie an dessen Ende (Schröder 1897, 10). Wenn auch der uns erhaltene Text
eine Abschrift des 11. Jahrhunderts darstellt, übernimmt diese jedoch die Graphemik
der Vorlagen offensichtlich beinahe exakt, was diese Abschrift „als ausreichenden
Ersatz der Urschrift“ (Schröder 1897, 3 f.) qualifiziert. Wir haben hiermit also eine
sehr umfangreiche toponymische Quelle aus vergleichsweise früher Zeit, die einen
außerordentlich großen Glücksfall für die namenkundliche und historische Forschung
darstellt. Entsprechend groß war das Interesse an ihr und zahlreich die Versuche,
die genannten Namen geographisch einzuordnen und hinsichtlich der durch sie zu
charakterisierenden Siedlungslandschaft zu interpretieren.
Der Teil A ist in das zweite Drittel des 9. Jahrhunderts zu datieren (Schröder
1897, 8). Im zweiten Teil seiner Urkundenstudien (Schröder 1899), der anscheinend
weniger Beachtung fand als der erste, plädierte Edward Schröder mit historischen,
4 Wolf 1957, 193; ähnlich auch Walther 1990, 220. Vgl. zum HZV auch Neuß 1995, 117–123.
5 Vgl. hierzu die Übersicht der im Teil A genannten Orte im Anhang.
6 Vgl. Altmann/Grabolle 2011, 442; Altmann 2012, 184 f.
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14 Einführung
nicht sprachlichen Argumenten für eine jahrgenaue Datierung auf 845. In diesem
Jahr wurde ein Streit zwischen dem Erzbistum Mainz und dem Kloster Hersfeld um
die Zehnterhebung beigelegt, weshalb es naheläge, dass das Kloster sein „wirkliches
Recht auf die „decimatio in Frisonoveld“, wie es die Zehnten-Tafel A bietet“, zu-
sammengefasst hätte (Schröder 1899, 379 f.). Im Folgenden wird diese Datierung
übernommen, einerseits weil sie schlicht praktikabler ist als umständliche Angaben
wie „2. Dr. 9. Jh.“, „M. 9. Jh.“ o. ä., andererseits um an Schröders Überlegung, die
nachfolgend wenig Beachtung fand, zu erinnern.
Im Mittelpunkt der Analyse des HZV stand stets Teil A, allein schon wegen der
Fülle der in ihm enthaltenen Namen, aber v. a. auch deshalb, weil bereits frühzeitig
deutlich wurde, dass die vielen Orte – so, wie es auch die Überschrift in Frisonoveld
ausweist – in einem geographisch eng begrenzten Gebiet zu suchen sind. Es ist das
gleiche, in dem sich auch die Burgen der etwas jüngeren Liste B (letztes Drittel des
9. Jahrhunderts; Schröder 1897, 10) befinden, deren Namen wir in leicht variie-
renden Formen bereits in Teil A finden. Diese Deckungsgleichheit musste geradezu
zu (siedlungs-)geschichtlichen Interpretationen auffordern, während die Namen der
Listen C und D (ebd., 9 f.) einen weitaus größeren und unbestimmten Raum umfassen
und heutigen Toponymen nur zum Teil zugewiesen werden können. Diese beiden
Listen fanden also weniger Aufmerksamkeit, und die Zielstellung dieses Beitrags
macht es erforderlich, ihnen auch hier keine größere Beachtung zukommen zu las-
sen. In einem Punkt spielt die Liste C jedoch eine Rolle, indem mit Spielberg (HZV
Nr. 142, 144, 147 und 261) ein im Teil A genannter Name auch hier auftaucht (Teil A:
Spiliberc, Teil C: Spiliberg; siehe genauer in Abschnitt 3.4.5) 7.
Sprachlich „repräsentiert das Verzeichnis im ganzen einen mitteldeutschen Grenz-
dialect mit vereinzelten orthographischen Compromissen gegenüber dem theilweise
niederdeutschen Wortmaterial“ (Schröder 1897, 8), was der dialektgeographischen
Lage des Entstehungsortes Hersfeld entspricht. Niederdeutsche Einflüsse sind nur
bei einer Handvoll Namen zu beobachten (ebd., 8). In Liste B sind gegenüber den
gleichen in Liste A auftauchenden Namen leichte Veränderungen zu bemerken: Statt,
wie in A, -burc und -berc wird hier konsequent -burg geschrieben, bei Helphideburc
gegenüber Helpide lässt sich eine Verhochdeutschung ausmachen und einiges mehr
(ebd., 8 f.).
Hinsichtlich einer onomastischen Betrachtung der Toponyme des HZV lassen
mehrere Faktoren die Zahl der in den Listen A und B genannten 257 Toponyme
kleiner werden. Zunächst sind 10 Namen aufgrund des physischen Zustands der
Quelle nicht mehr lesbar. Weiterhin werden etliche Toponyme, oft in exakt dersel-
ben Schreibung, mehrfach aufgelistet. Dabei ist per se nicht erkennbar, ob es sich
7 Die übrigen Namen der Listen C und D bleiben in der vorliegenden Untersuchung außen vor, weil
sie überwiegend aus ihrem geographischen Rahmen fallen. Außerdem legen sie einer geographischen
Zuordnung in einem Maße Schwierigkeiten in den Weg, dass eine zielführende Auswertung für ge-
schichtliche Belange kaum angebracht ist. Auch wenn sich einige Namen mit mehr oder weniger
großer Sicherheit heutigen Orten zuweisen lassen, so ergeben sich kaum darüber hinaus verwertbare
Informationen.
Bisherige siedlungsgeschichtliche Interpretation 15
Der gängigen Meinung nach bietet das Hersfelder Zehntverzeichnis das Abbild einer
Siedlungslandschaft des 9. Jahrhunderts mit einer Anzahl von Befestigungen und
mehr als 200 darum gelagerten Siedlungen. Selten wird dies so deutlich ausgespro-
chen wie hier:
„Es bildet dieses Verzeichnis das erste Dokument, welches zu uns über die Besiedlung spricht,
wie sie zur Zeit seiner Abfassung sich herausgebildet hatte. [. . . ] Nur ein Name unserer
Höhendörfer findet sich in dem Verzeichnisse, nämlich Steigra, und zwar findet dieser
Name sich zweimal. Unsere beiden Dörfer [gemeint sind Schnellroda und Albersroda –
Ch. Z.] fehlen in dem Verzeichnisse. Demnach dürfen wir folgern, daß beide Siedlungen
vor 900 nicht entstanden sind.“ (Naumann 1922, 4, der letzte Satz durch gesperrten Druck
hervorgehoben.)
Das Hauptaugenmerk ihrer Erforschung lag neben der Bestimmung der Etymologie
der Namen auf ihrer Lokalisierung in Bezug auf heute noch existierende Orte und
der Einordnung dieser Siedlungsstrukturen in den überregionalen Kontext. Letztere
lassen sich wie folgt subsumieren:
„Staatlich geförderte, organisierte Siedlung zeigte sich [. . . ] besonders im Raum nördlich
der Unstrut (Hassegau, Friesenfeld), auch hier aus politisch-militärischen Gründen: sie
diente als Aufmarschbasis zum Kampf gegen die sächsischen Gegner und die massiertere
slawische Nachbarschaft im engeren Saalebereich. Als Zeichen dafür darf auch die Anlage
eines umfangreichen Burgensystems, das uns im Hersfelder Zehntverzeichnis entgegentritt,
angesehen werden.“ (Walther 1971 [DS 26], 222)
Bis heute ist das Geschichtsbild von dieser Frontsituation bestimmt, die in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts immerhin ihres deutsch-chauvinistischen und slaven-
feindlichen Kontexts entkleidet wurde. Zu verlockend erschien das anscheinend
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16 Einführung
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18 Einführung
Die Analyse der Namen des Hersfelder Zehntverzeichnisses ist untrennbar verbunden
mit Siegmund Wolf. Dieser ging die Listen in mehreren größeren Aufsätzen, die
kurz hintereinander erschienen, regelrecht von vorn bis hinten durch. Die Ähnlich-
keiten in Aufbau und Titel dürfen nicht dazu verleiten, sie als inhaltlich identisch
anzusehen. Vielmehr bieten sie zu den einzelnen Namen jeweils komplementäre Infor-
mationen – bei Wolf 1955 und Wolf 1956b werden weitere historische Belege, bei
Wolf 1956a die (späteren) kirchlichen Verhältnisse genannt. Zudem werden Lokali-
sierungen mancher Namen in den Folgebeiträgen revidiert 8. Dieser fortschreitende
Erkenntnisprozess – Wolf 1955, Wolf 1956b und Wolf 1956a gehen Wolf 1957
voraus 9 – macht die unumgängliche Berücksichtigung dieser Aufsätze kompliziert.
Zur Bildung und sprachlichen Herkunft der Namen hat sich Siegmund Wolf leider
nicht geäußert; die Beschäftigung mit etymologischen Fragen blieb also späteren
onomastischen Untersuchungen vorbehalten. Im Unterschied zu den Regionen öst-
lich der Saale, deren lexikographische Erschließung in großen Teilen als vollständig
bezeichnet werden kann 10, wenn auch freilich nicht alle offenen Fragen in Bezug
auf die Etymologie einzelner Namen endgültig geklärt sind, ist der Forschungsstand
für die Gebiete westlich des Flusses zwar nicht als schlecht zu bezeichnen, aber von
großen Ungleichgewichten geprägt. Manche Regionen sind durch regionale Studien
vollständig dokumentiert; für andere liegt hingegen eine Bearbeitung vor, die ein
Jahrhundert alt ist.
In Bezug auf die einzelnen Namen ist der Forschungsstand am besten durch eine
Stufenabfolge der Bearbeitungstiefe darzustellen.
1.1 ein großlandschaftliches Namenbuch für die westliche Peripherie an der Saale
(Eichler/Walther 1984 [DS 35]). Was die westliche Abgrenzung angeht, ist da-
von allerdings nicht der ganze Ausschnitt der dem Werk beigefügten Beilagekarte
berührt, sondern lediglich ein relativ schmaler Streifen entlang des Flusses. Von den
hier untersuchten 390 Ortsnamen betrifft dies 35, also 9 %;
8 In Bezug auf die geographische Zuordnung der Belege gehen – gegenüber etlichen (nachfolgend
revidierten) Abweichungen bei Wolf 1955 – die drei etwas später erschienenen Abhandlungen Wolf
1956b, Wolf 1956a und Wolf 1957 weitgehend konform.
9 Vgl. dazu die Bemerkungen bei Wolf 1956a, 29, Anm. 40, und 32, Anm. 51.
10 Vgl. neben Eichler/Walther 1984 [DS 35] und Bily 1996 [DS 38] noch eine Vielzahl weiterer re-
gionaler Ortsnamenlexika, welche hier nicht im Einzelnen aufzuzählen sind, sowie die überregionalen
Darstellungen HOS; Eichler SO; AAO.
Forschungsstand 19
1.2 einige neuere Magisterarbeiten (Freisleben 2007; Loga 2007; Meier 2001).
Diese decken große Gebiete des Untersuchungsraumes ab und stellen die Namen
in aller Ausführlichkeit dar. Dass mit ihrer Hilfe immerhin 123 Ortsnamen (davon
Freisleben 30, Loga 77 und Meier 16), also 32 %, bearbeitet wurden, lässt ermessen,
wie wertvoll sie für die vorliegende Untersuchung waren;
1.3 für den Nordwesten eine ältere Kreisarbeit (Richter 1962 [DS 15]), die in Be-
zug auf die sprachwissenschaftlichen Erklärungen sicher nicht auf dem aktuellsten
Stand, aber doch in Bezug auf die Materialsammlung wertvoll ist. Den Wüstungen
dieses Gebietes, die in der genannten Abhandlung, abgesehen von der Belegsamm-
lung, nicht bearbeitet werden konnten, wurde eine separate Abhandlung gewidmet
(Schultheis 1967). Die Zahl der Namen, die für die vorliegende Untersuchung
relevant waren, ist gering, sie beträgt 17 (4 %), davon sechs bei Schultheis 1967.
Überschneidungen gibt es nur für vier Orte, die sowohl bei Eichler/Walther
1984 [DS 35] und Meier 2001 bearbeitet wurden; so dass insgesamt 174 Toponyme,
also mit 45 % fast die Hälfte, mit der Intensität eines regionalen Namenbuches bear-
beitet wurden.
2.1 Dies ist insbesondere bei der Untersuchung der Fall, der der Rang eines Grundla-
genwerkes für die Ortsnamen westlich von Elbe und Saale zukommt (Walther 1971
[DS 26]). Hier wird in umfangreichen Anhängen, nach Bildungstypen geordnet, eine
große Menge an Toponymen aufgelistet. Dies gewinnt dadurch an Gewicht, dass hier
das Hauptaugenmerk auf den für die vorliegende Untersuchung relevanten älteren
Bildungen lag, unter denen 199 Ortsnamen aus dem Gebiet des HZV vorliegen. Pro-
blematisch ist hierbei lediglich die wohl den beschränkten Platzverhältnissen eines
Buches geschuldete Kürze der Darstellung; insbesondere hinsichtlich der Wiedergabe
älterer Namenbelege. Außerdem zeigte sich im Zuge der vorliegenden Ausarbeitung
des Öfteren, dass Hans Walther seinen Namenerklärungen weniger das Zeugnis des
HZV, sondern erst den jeweils folgenden Beleg zugrunde legte. Diese Beobachtung
ist hier nicht weiter zu vertiefen, wird sich aber in den folgenden Kapiteln bei der
Darstellung der einzelnen Toponyme immer wieder zeigen.
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20 Einführung
2.3 Nicht wenige Namen finden sich auch in den Untersuchungen Jürgen Udolphs
(Udolph 1994; Udolph 1991), welche aber aus den bisher genannten Werken, ins-
besondere aus Walther 1971 [DS 26] schöpfen, was auch für Winkler 2009 und
Winkler 2010 gilt.
Von den stattlichen 269 Ortsnamen, welche die Untersuchungen dieser Bearbei-
tungsstufe (unter Berücksichtigung der gegenseitigen Überschneidungen) beisteuern,
sind 156 außerdem in einer regionalen Untersuchung (Stufe 1) berücksichtigt. Eine
Bearbeitungstiefe der Stufe 1 oder 2 weisen also insgesamt 330 Namen von insgesamt
400 im Gebiet des Hersfelder Zehntverzeichnisses auf, was einem Anteil von 82,5 %
entspricht.
3. Stufe: Für die übrigen 70 Toponyme kann immerhin auf einige recht alte Arbeiten
zurückgegriffen werden, die mit einer Reihe von Mängeln behaftet sind und somit
trotz der Verdienste ihrer Autoren nur als Notbehelf dienen können.
3.1 Etliche Ortsnamenbelege für den früheren Kreis Querfurt, der bis in das Geiseltal
hinein und über die untere Unstrut hinaus reichte, finden sich bei Böhme 1909. Diese
Arbeit ist zwar in erster Linie den Flurnamen gewidmet, zum Teil werden jedoch auch
für die Siedlungsnamen wenige ältere Belege genannt, zumeist ohne Quellenangabe,
und eine überaus kurze Herleitung. Der heimatkundliche Charakter dieser Arbeit
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie von einem Germanisten, und zwar ei-
nem Schüler des damaligen Leipziger Indogermanisten Hermann Hirt, noch in seinen
Studentenjahren unter dessen Anleitung angefertigt wurde und daher doch als solide
angesehen werden kann, wenn auch freilich auf dem damaligen Stand der Forschung,
der heute, von eindeutigen Fällen abgesehen, kaum noch maßgeblich ist. Hier werden
insgesamt 98 Ortsnamen vorgestellt.
3.2 Viel ergiebiger ist Größler 1903, da sich seine Arbeit den Siedlungsnamen
widmet und eine Menge historische Belege aufführt, für die z. T. auch die Quelle
angegeben ist. Problematisch ist bei ihm, dass er etliche Namen etymologisch vom
Wortlaut her mit früheren Völkerschaften, insbesondere den Warnen, verbinden will,
was aus heutiger Sicht so einfach kaum haltbar sein dürfte (vgl. Abschnitt 3.2.3). Für
das Gebiet des HZV liefert diese Arbeit für insgesamt 114 Ortsnamen Material.
Wenn auch die Angaben zur Etymologie der Namen in beiden Werken nicht immer
befriedigen können, so bieten sie doch in vielen Fällen historische Belege und damit
einen Zugang zur Entwicklung der Namen. Von den 146 Toponymen, denen sich
beide Arbeiten insgesamt widmen, wurden 97 später in Arbeiten der Stufe 1 und 2
bearbeitet, so dass 49 Ortsnamen übrig bleiben, welche die noch bleibende Lücke von
62 Toponymen zum größeren Teil auffüllen.
4.1 Für 8 Toponyme werden bei Neuß 1969 oder Neuß 1971 historische Belege
geboten, aus denen auf eine Etymologie geschlossen werden kann:
Forschungsstand 21
Barau, Wg. bei Schlettau, HMTB 2605.A: 1182 Borowe, 1336 Barowe (Neuß 1969, 6–8 (Nr. 4))
zu aso. *Borov_ aus *bor ‘Kiefer, Nadelwald’ 11.
Gruba, in der Gemarkung Sangerhausen aufgegangen (Schmidt FlN 1932, 10), vgl. Grova
(HMTB 2601.V): 1446 Gruba (Wolf 1957, 194, Anm. 3); zu mnd. grôve, mhd. gruobe ‘Grube’
(Lexer 1, 1104; MNHWB, 2, 1, 175).
Herchensola, Wg. n. Riestedt: 1246 Herchensale, 1254 Herchensole, 1349 Herchensale usw.
(Neuß 1971, 127–129 (Nr. 95); Schmidt FlN 1935, 47; vgl. auch Bathe 1957, 58 12). Das Grund-
wort ist -sole, ein „bislang kaum in ON nachzuweisendes GW“ 13. Dieses ist appellativisch an
ahd. sol ‘Schlamm, Pfütze’, mnd. sol ‘Teich, Tümpel’ anzuschließen 14. Im Bestimmungswort
dürfte der Personenname Herchan/Erkan (Förstemann PN, 457; Schlaug 1962, 79) stehen,
obwohl das Grundwort eher ein Appellativ erwarten ließe. Asä. erkan ‘tüchtig’ ist jedoch nur in
Anthroponymen belegt (Holthausen 1954, 16; daher nicht bei Tiefenbach 2010), und ahd.
erchan ‘lauter, makellos, wirklich’ (AHDWB, 3, 420) dürfte eher eine Person benennen als ein
Kleingewässer, obwohl ein ‘klarer Teich’ natürlich auch nicht auszuschließen ist. Auf jeden Fall
dürfte dieser seltene Bildungstyp kaum in das Hochmittelalter einzuordnen, sondern älter sein.
Richersdorf, Wg. bei Unterrißdorf: 1295 von Richardesdorf, 1305 Rychardestorp, 1308 Ri-
chardestorp, 1320 Rychardstorp usw. (Neuß 1971, 291–293 (Nr. 227)). Zum Personennamen
Richard bzw. Ricohard (Förstemann PN, 1263), Rîchard (Schlaug 1962, 148). Auf dem
Historischen Messtischblatt ist der Bereich, den dieser Ort eingenommen hat, als Brachborn
bezeichnet (HMTB 2530.V), dieser bildet aber lediglich einen Flurnamen (Eigendorf 1960, 62).
Schafsee, Wg. sw. Schraplau: 1216 Scovesse, 1225 Scofse, 1255 Schawsee, 1268 Scovesse, 1271
Sovesse, 1400 Schoubesehe, 1477 Schowe See usw. (Neuß 1971, 321–323 (Nr. 250)). Angesichts
der frühen Belege mit -o- wohl, ähnlich wie das südhessische Schaafheim (Schmitz 2012) zu
ahd. scopf, scof ‘Schuppen, Vorbau’ und nicht zu ahd. scāf ‘Schaf’ oder asä. skap ‘Holzgefäß’
im Sinne einer mit Holz eingefassten Quelle 15, damit zu trennen von Schafstädt (Walther 1971
[DS 26], 283).
Schulenrode, Wg. bei Bornstedt, HMTB 2602.L: 1502 Schulenrode (Neuß 1971, 337 f. (Nr. 264)
und 519); zu mhd. schûlen, ndt. schūlen ‘verborgen sein’, in etwa ‘bei der verborgenen Rodung’,
vgl. Schulenberg und Schulenbrook (Foster/Willich 2007, 324); Schulenburg bei Hannover
(Ohainski/Udolph 1998 [NOB 1], 397 f.; Sculenburh (Förstemann ON 2, 795).
Udenfelde, Wg. bei Hergisdorf, HMTB 2529.R: 1311 Udesfelde, 1347 Udenvelde, 1400 Utten-
felde, 1420 Utenfeld, 1430 Utenfelde usw. (Neuß 1971, 366–368 (Nr. 292)); zum Personennamen
Udo (vgl. Ûdo, Uddo Schlaug 1962, 166; Udo, Utto Förstemann PN, 1472 f.).
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22 Einführung
Westdorf, Wg. bei Erdeborn, HMTB 2603.G: 1197 Westerendorf (Neuß 1971, 401 f. (Nr. 313));
Benennung nach der Himmelsrichtung. Als Ausgangspunkt dieser Richtungsangabe kommt nur
Erdeborn in Betracht, da weiter östlich der Salzige See anschließt.
4.2 Nicht sehr groß ist damit die Zahl der Orte, welche bisher in kein Ortsnamenlexi-
kon aufgenommen wurden, was nicht heißt, dass sie gänzlich unbearbeitet geblieben
wären. Dies betrifft hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, wüstgefallene Orte:
Angersdorf (1121 Danchmarsdorf, 1182 Dancmaristorp, 1244 Danckesdorp, 1416 Angstorff ):
Der Name ist von HZV Nr. 81 Donichendorpf zu trennen, vielmehr zeigen die späteren Belege
eindeutig eine Abkunft vom Personennamen Thancmar (vgl. Abschnitt 3.4.1; Wolf 1956b, 19;
Wolf 1955, 301).
Dippelsdorf, Wg. HMTB 2529.Q (1473 Dippolstorf, 1484 Dyppelstorf usw.): zum Personenna-
men Diebold (vgl. Abschnitt 3.4.1; Schmidt 1913, 55–57).
Groitz, Wg. HMTB 2605.M, bei Nietleben (1511 auf Grotzsch Marke (Neuß 1969, 96 f. (Nr. 65)),
kann kaum anders als aus aso. *Grodišče ‘(große) Burg’ entstanden sein. Dieser Name liefert
einen ernstzunehmenden Hinweis auf eine frühmittelalterliche Befestigung, zumal die Überreste
einer großen und einer kleinen Befestigung bezeugt sind (Neuß 1969, 96 f. (Nr. 65)). Gleichwohl
sind die Überlieferungen zu spärlich, um die sprachliche Entwicklung des Namens zuverlässig
beurteilen zu können.
Köllme, im HZV Nr. 82 [C]ollimi, blieb bisher ohne Etymologie. Es ist wohl, wenn auch nicht
zweifelsfrei, von einer Bildung aus aso. *chołm ‘Hügel’ auszugehen, vgl. dazu genauer Ab-
schnitt 1.6.1.
Lorenzrieth, Wg. 2601.AA (1311 sanct Lorentzrith, 1420 in dem rithfelde Sanct Lorentz): zum
Personennamen Lorenz/Laurentius (vgl. Abschnitt 3.5.2; Schmidt 1913, 80–85).
Naundorf, w. Frankleben, im Geiseltal (1012 [villam] quae vocatur nova): zu mhd. niuwe ‘neu’
(vgl. Abschnitt 3.4.1; Hengst 2016, 51; Rudolph/Cottin 2015, 125–127).
Schnapsrode, Wg. HMTB 2529.M (1424 auff dem Snappardischade 16, 1535 an Schnappers
Rode): evtl. Personenname Schnapper + rode (vgl. Abschnitt 3.4.3; Schmidt 1913, 67 f.).
Wölbitz/Wellwitz, Wg. HMTB 2747.M und 2748.L, ö. Karsdorf, ist insofern von Bedeutung,
als es ehedem eine ausgedehnte Flur besessen haben muss, die in Flurnamen einer ganzen Reihe
angrenzender Gemarkungen Spuren hinterlassen hat. Der Name, 1206 Wölbitz, 1589 Wolfitz
belegt (Naumann 1922, 16; vgl. auch Walther 1993 [1966], 107 und Mildenberger 1957,
127), ist wohl aus aso. *Volovici zu einem Personennamen *Vol herzuleiten. Dass es sich um
einen Mischnamen handelt (Walther 1993 [1966], 107), ist insofern in Frage zu stellen, als
-f- offenbar erst sehr spät belegt ist und wohl einen sekundären Reflex der mundartlichen Ent-
wicklung (-lb- > -lw-) darstellt. Die Siedlung wurde in Teilen ergraben, wobei sich aber nur
Funde ab dem 12. Jahrhundert fanden (Mildenberger 1957, 126 f.; Walther 1993 [1966],
107). Da es sich lediglich um vier Suchschnitte handelte, ist aber unsicher, ob dabei wirklich der
Wohnplatz gefunden wurde, dem der Name ursprünglich gegeben wurde – im Hochmittelalter
wurde westlich der Saale bestimmt kein slavischer Siedlungsname neu gebildet. Den sich hier
stellenden Fragen nach Siedlungskontinuitäten oder -verlegungen kann mit dem verfügbaren
Quellenmaterial nicht auf den Grund gegangen werden.
Die starke Präsenz von Wüstungen in dieser Gruppe leitet zur schwierigen Proble-
matik der Wüstungsforschung über, für die ein Aspekt bestimmend wird, der hier
bereits deutlich geworden ist. Fehlende Belege oder stark divergierende Schreibfor-
men erlauben keine tragfähigen Angaben zur Etymologie dieser Namen, selbst wenn
diese offensichtlich erscheint, und machen eine genauere sprachliche Bestimmung
unmöglich:
Königs–/Kilianshagen, Wg. bei Rothenschirmbach, ursprünglich Kirchenhagen (Neuß 1971,
171 f. (Nr. 134)). Auch wenn ein historischer Zusammenhang mit einer in den Ansätzen ste-
cken gebliebenen Verlegung des Klosters Paulinzelle besteht (Neuß 1971, 172), so sind doch
die drei recht verschiedenen Formen des Bestimmungswortes ohne weitere Schriftbelege nicht
einzuordnen.
Kraßlau (1350 in Krasleiben, Croslewin, 1416 Graßloüw, 1446 Krosseleuben, 1501 Krosleben,
1532 Kroslau): evtl. aso. *Krasisłav́, *Kras_l+ov_, oder Bildung auf -leben (vgl. Abschnitt 3.3.1).
Moder-/Miedertal, Wg. HMTB 2603.F, bei Erdeborn, 1729 Maidertal (Neuß 1971, 225–227
(Nr. 175);
Seebisch, Wg., HMTB 2677.N, ö. Querfurt, geographisch und sprachlich besteht kein Zusam-
menhang mit Seebich (HZV, Nr. 4).
Nausitz, Wg., HMTB 2601.K, in der Gemarkung Sangerhausen aufgegangen (Schmidt FlN
1932, 10) 17.
Hinzu kommt eine große Zahl von Namen für Wüstungen, die offenbar slavischen
Ursprungs sind. Infolge des Fehlens historischer Belege ist aber auch hier keine zuver-
lässige Erklärung möglich, zumal nicht selten auch die genaue Lage unklar ist, so dass
die oben formulierten Voraussetzungen für eine Einbeziehung in diese Untersuchung
nicht erfüllt sind. Der Vergleich mit analog lautenden anderen Ortsnamen erlaubt
zwar etymologische Ansätze, die aber nicht belastbar genug sind, um den durch eine
Belegreihe fundierten Ortsnamenerklärungen an die Seite gestellt zu werden. Im
Einzelnen handelt es sich um 18:
Bielen, nö. Querfurt – vgl. evtl. zweimal Biehlen aus aso. *Bělina zu *bělina ‘das Weiße’
(Eichler SO 1, 40 f.).
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24 Einführung
Dölitz – vgl. evtl. Dölitz und Dehlitz, herzuleiten aus aso. *Dol’c (aus ursl. *Dolƒcƒ) oder aso.
*Dolica zu *doł ‘Tal’, alternativ aso. *Děl’c zu *děł ‘Teil’/‘Hügel’ (Eichler SO 1, 76 f. und 93),
ältere Belege würden hier den Stammvokal zeigen und eine Entscheidung zwischen beiden
Varianten ermöglichen.
Dreisig oder Drößig, Dreysig, zweimal, nö. Ober-Eichstädt und um Freyburg (Böhme 1909,
90) – vgl. evtl. Dreißig/Dreiskau aus aso. *Tryskov_ zu *trysk ‘Schelm’ als PN (Eichler SO 1,
103).
Gölbitz, nö. Querfurt, 1464 Gelwitz (Böhme 1909, 24) – vgl. evtl. Golbitz aus aso. *Gołubic_ zu
*gołub ‘Taube’ (Eichler SO 1, 150).
Köbbeln, sw. Spergau, Die Köbel-Mark, Die wüste Mark Kobolani (HMTB 2749) – vgl. evtl.
Kobbeln aus aso. *Kobyłov_ zu *kobyła ‘Stute’ (Eichler SO 2, 38).
Kriebitzsch, nö. Querfurt (auch bei Größler/Meyer 1888) – vgl. evtl. Kriebitzsch aus aso.
*Krivica zu *krivy ‘krumm’ (Eichler SO 2, 83; Böhme 1909, 71).
Kürbitz, n. Weißenfels – vgl. evtl. Kürbitz aus aso. *Kurbica/*Korbica zu *kurb/*korb ‘Feuer-
herd, Rauchloch’ (Eichler SO 2, 100).
Liebitz, nö. Querfurt – vgl. evtl. Liebitz aus aso. *L’ubici zum PN *L’ub(a) (Eichler SO 2, 130).
Lübschütz, nö. Querfurt – vgl. evtl. Lübschütz u. ä. aus aso. *L’uboš(ov)ici zum PN *L’uboš
(Eichler SO 2, 130 und 154).
Netzschkau – vgl. evtl. Netzschkau aus aso. *Neckov_ zu *necky ‘Mulde’ (Eichler SO 3, 16).
Poples, w. Obschütz.
Prömmern, bei Freyburg (Böhme 1909, 72) – vgl. evtl. Promnitz aus aso. *Proḿnica zu *prom
‘Fähre’ (Eichler SO 3, 119).
Prösig, n. Markröhlitz.
Teiditz/Theiditz, nö. Querfurt (Böhme 1909, 72) – vgl. evtl. Teuditz (sö. Bad Dürrenberg) evtl.
aus aso. *Tav_dici/*Taj_dici/*Tovdici zu PN *Tav_d/*Taj_d/*Tovd (so Eichler SO 4, 19).
Zickram, bei Oberwünsch – vgl. evtl. Ziegram aus aso. *Zagor_n_ zu *za ‘hinter’ und *gora
‘Berg’ (Eichler SO 4, 118).
Zorbewitz, sw. Merseburg, HMTB 2679 G – vgl. evtl. Zorbau aus aso. *Sorbov_ zu *Sorb
‘Sorbe’ (Eichler SO 4, 127).
Forschungsstand 25
Zwochau, ö. Obhausen (auch bei Größler/Meyer 1888) – vgl. evtl. Zwochau aus aso. *Svochov_
zum PN *Svoch (Eichler SO 4, 150).
Die Menge der fraglichen Wüstungen wäre damit durchaus noch nicht erschöpft. So
führt beispielsweise, um nur ein Streiflicht zu nennen, HMTB 2679 Belzig, Zeitze und
Beustnitz auf, mithin drei Namen, die kaum anders denn als slavische Oikonyme an-
zusehen sind; weitere Bezeugungen dieser Namen sind jedoch bislang nicht bekannt.
In der regionalen Literatur (Böhme 1909; Größler 1903, Schmidt FlN) finden sich
Hinweise auf eine Vielzahl von Wüstungen, wobei aber jeweils fraglich ist, ob diese
für die jeweilige Region vollständig erfasst wurden 19. Und selbst wenn dies der Fall
wäre, dann würde diese Vollständigkeit doch nur für einen Teil des HZV-Gebietes
gelten.
Um für die Erfassung der Wüstungen eine einheitliche Grundlage zu haben, bietet
es sich eher an, auf die Historischen Messtischblätter (vgl. zu dieser Quelle Ab-
schnitt 1.1) zurückzugreifen, die eine Fülle von Hinweisen bieten, die weit über das
in der gedruckten Literatur dargebotene Material hinausgehen. Freilich stellt sich hier
die Frage nach der historischen Überlieferung, und es gälte, die Spreu vom Weizen
zu trennen – denn nicht bei allen Flurnamen, die den Namen einer untergegange-
nen Siedlung zu enthalten scheinen, liegt ein solcher tatsächlich vor. Die Bearbeiter
der Karten, der Kataster-Kontrolleur a. D. Herbers und seine Gehilfen haben über-
korrekt jeden Verdacht auf eine Wüstung auf den HMTB vermerkt. Gemäß ihrem
Auftrag haben sie auch auffällige Abweichungen in der Parzellenausrichtung und
verdächtige Flurnamen (auch Kleines Feld, Kämpe, Garten, Kirche, Kahlstedt, Hagen
usw.) vermerkt (Reischel 1925, 366 f.) und damit „in der Sorge, ja keine Wüstung
zu vergessen, unbewußt Hunderte von Wüstungen erst neu geschaffen“ (Reischel
1925, 366; ähnlich Neuß 1969, XIV). Diese Überfülle galt es zu ordnen und aus ihr
die glaubwürdigen Wüstungen herauszuarbeiten. Da dies ohne überaus umständliche
Vorarbeiten nicht in jedem Fall auf zuverlässige Weise gelingen konnte, wurde eher
streng ausgesondert.
Eine gründliche Analyse im Hinblick auf die Trennung von Spreu und Weizen wäre
für die Erforschung der westlichen Peripherie der Germania Slavica eine wichtige,
aber auch äußerst aufwändige Aufgabe. Da die dafür erforderlichen umfangreichen
Quellenstudien kaum mit dem Zeitbereich zu tun hätten, der in dieser Untersuchung
im Mittelpunkt steht, können sie in diesem Zusammenhang nicht geleistet werden. Die
betreffenden, bis auf Weiteres unsicher bleibenden Namen können damit hier nicht
berücksichtigt werden. Diese Menge unsicherer und fraglicher Toponyme gleicht der
Staubwolke eines Kometenschweifs, deren hinteres Ende sich allmählich ins Nichts
auflöst und mit linearer Exaktheit nicht zu bestimmen ist.
Es handelt sich hierbei um ein für die Rekonstruktion des früheren Siedlungsnetzes
überaus kompliziertes Problemfeld. Während man die heutigen Siedlungen auf topo-
graphischen Karten ohne größere Schwierigkeiten vollständig erfassen kann, ist ein
19 Andersherum ist auch festzustellen, dass „in der Literatur (z. B. Größler) fälschlich zu Wüstungen
erklärte Örtlichkeiten und frei erfundene ‚Wüstungen‘“ begegnen (Neuß 1969, XIV).
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26 Einführung
vergleichbares Vorhaben für die heute nicht mehr existierenden Orte mehr als einfach
nur ein mühsames Unterfangen. „Ein Laie vermag sich gar keine Vorstellungen von
den ungeheuren Schwierigkeiten zu machen, die sich vor dem Bearbeiter auftürmen,
die ihn umgeben“ (Reischel 1925, 367). Es gilt, ganz unterschiedliche Quellenzeug-
nisse zu erfassen, miteinander in Beziehung zu bringen, zu bewerten, einzuordnen
oder zu verwerfen – insbesondere sporadische Quellenbelege, archäologische Funde
und Flurnamen. Soll eine solche Bearbeitung zuverlässig sein, bedarf es einer intensi-
ven Vertiefung in die Landschaft und einer detaillierten Ortskenntnis. Die Mühe einer
solchen Bearbeitung ist in den Vorworten und Einleitungen von Wüstungskunden
eingehend beschrieben. Nur mit einer solchen Bearbeitung ist ein Namenkorpus zu
erzielen, das als vollständige Ergänzung der rezenten Orte in Bezug auf das histori-
sche Siedlungsnetz zu werten ist; ihr Fehlen – wie es bis auf die nördlichen Bereiche
(das Mansfelder Land und den Saalkreis, vgl. Neuß 1969 und Neuß 1971) für den
größeren Teil des HZV-Gebietes der Fall ist – führt unweigerlich zu Abstrichen in
der Zuverlässigkeit der Materialbasis.
Im Hinblick auf das Ziel, den im Hersfelder Zehntverzeichnis stehenden Orts-
namen als Vergleichsgruppe diejenigen Toponyme gegenüberzustellen, die nicht in
dieser Quelle auftauchen, wurde hinsichtlich der Wüstungen vor allem auf das Vor-
liegen dreier Voraussetzungen Wert gelegt:
1. auf eine genaue Lokalisierung, die eine Kartierung des Namens bzw. des durch
ihn bezeichneten Ortes erlaubt;
2. das Vorliegen historischer Namenbelege, die die Voraussetzung für 3. sind;
3. eine sprachwissenschaftlich abgesicherte Etymologie.
Nur wenn mindestens die ersten zwei gegeben sind, ist der Name in einer sied-
lungsgeschichtlichen Untersuchung wie der vorliegenden zu verwerten – die dritte
(Etymologie) ist aus der zweiten (Belege) auch ohne den Rückgriff auf schon existie-
rende Ortsnamenlexika abzuleiten.
Das Siedlungsbild bleibt unter dieser Voraussetzung zwar lückenhaft 20, aber den-
noch dürfte der Großteil der Orte erfasst worden sein, der statistisch aussagekräftig ist.
Die Prüfung, wie zuverlässig die vorliegende Zusammenstellung ist, der ein überaus
großer Arbeitsaufwand zugrunde liegt, wird einem noch zu erarbeitenden Histori-
schen Ortsnamenlexikon für die Region und einer in noch fernerer Zukunft liegenden
Wüstungskunde vorbehalten sein. Hierfür war nicht nur „die spätere territorielle
Aufsplitterung des Gebiets, die bereits das bloße Zusammenstellen der zerstreuten
publizierten Quellen mühsam macht“ (Wolf 1955, 314, Anm. 1), verantwortlich,
20 Unter dem Gesichtspunkt der drei genannten Kriterien sind auch die folgenden bei Größler/Meyer
1888 genannten Orte, die sich ansonsten in der namenkundlichen Literatur nicht finden lassen, von be-
grenztem Wert: Eichenborn bei Emseloh, Engensdorf w. Obersdorf, Hainchen s. Pölsfeld, Harkenrode
n. Wettelrode, Hohndorf s. Beyernaumburg, Hornberg nö. Hornburg, Ilfeld bei Gonna, Karlsdorf
ö. Bornstedt, Krummrode nw. Sangerhausen, Lachsdorf/Lochstedt nw. Sangerhausen, Rüdiesdorf
zwischen Bornstedt und Wolferode, Sigmarsdorf w. Grillenberg, Schraubishayn s. Blankenheim,
Welle sö. Einsdorf sowie Wüstenhof ö. Einsdorf.
Zuordnungsprobleme 27
1.6 Zuordnungsprobleme
Einige Belege werfen hinsichtlich ihrer geographischen Zuordnung Fragen auf, denen
im Folgenden einzeln nachzugehen ist. Die Lokalisierungen, insbesondere bei Wolf,
die dann maßgeblich wurden, stehen unter dem Axiom einer geographisch orientier-
ten Abfolge gemäß der Reihenfolge der Niederschrift im HZV. Diese Zuweisungen
gilt es dahingehend zu prüfen, ob sie aus der Sicht der Sprachentwicklung stichhaltig
sind. Dass dabei in einigen Fällen Wolfs Zuordnungen in Frage gestellt werden, lässt
seine großen Verdienste um die Erforschung des HZV im siedlungsgeschichtlichen
Kontext unberührt.
Im folgenden Abschnitt werden die problematischen Fälle dahingehend sortiert,
ob es gelingt, plausible Zuweisungen vorzunehmen oder nicht. Entscheidendes Kri-
terium hierfür sind die drei in Abschnitt 1.5 genannten Kriterien (Lokalisierung,
historische Belege, Etymologie), die erfüllt sein müssen, um einen Namen in einer
siedlungsgeschichtlichen Untersuchung berücksichtigen zu können. Hierbei bleiben
geographische Aspekte, die sich aus der Reihenfolge der Aufzählung im HZV er-
geben, bewusst außer Betracht; es geht vielmehr um eine rein sprachgeschichtliche
Beurteilung. Alle diejenigen Namen, bei denen entweder keine genaue Lokalisierung
oder keine durch eine historische Überlieferung des Namens gestützte Etymologie
zu gewinnen ist, werden in Unterabschnitt 1.6.2 aufgelistet; diejenigen, bei denen
dies gelingt, wobei kleinere Unsicherheiten in Kauf genommen werden, in Unterab-
schnitt 1.6.1. Die Mehrheit der Belege des HZV (zur Quantifizierung Abschnitt 1.6.3)
bleibt hingegen von dieser Diskussion unberührt.
A. Für eine Reihe von Orten lassen sich Unklarheiten bei genauerer Prüfung der
Topographie und der Überlieferung ausräumen, wodurch sich aber z. T. andere Loka-
lisierungen ergeben, als sie bisher vorgenommen wurden:
Eindorpf (Nr. 45) und Heiendorpf (Nr. 47): Beide Belege werden als identisch an-
gesehen (Walther 1971 [DS 26], 302; Wolf 1956b, 18). Dennoch werden sie zwei
verschiedenen Orten zugeordnet – Nr. 47 zu Heygendorf , belegt 1273 Heigendorf,
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28 Einführung
1332 Heygendorf, 1363 Heindorf 21 und gebildet aus dem Personennamen Haio 22, der
aus *Hăgio entstand (Kaufmann 1968, 168). Das in den Belegen erscheinende 〈g〉 23
ist eine graphemische Variante für intervokalisches /j/, die im Mhd. besonders nach
/ei/ auftreten kann (Paul et al. 2007, 145, § L 87, zum Mnd. Lasch 1914, 180, § 341,
III). HZV Nr. 45 wird hingegen Eindorf bzw. Dörfling zugeordnet, einer Wüstung
zwischen Kalbsrieth und Schönewerda (HMTB 2676.G; Wolf 1957, 200 24 200).
Gerburgoburg/Gerbergoburc (Nr. 46 und 247) ist insofern ein besonderer Fall, als es
sich hierbei um eine Nennung aus der Aufzählung der Burgen handelt und der Name,
nochmals 979 Gerburgaburch bezeugt, mit Gerburga einen femininen Personenna-
men enthält (Walther 1971 [DS 26], 317), was eine Seltenheit darstellt. Für Wolf
1957, 200 und 218 sowie Wolf 1956b, 18 und 20 (bei Wolf 1955, 298 und 309 noch
als unbekannt) handelte es sich um die Kartenburg in der Gemarkung Ritteburg an der
Unstrut (HMTB 2675.C). Die in diesem Zusammenhang genannten Belege 1363 daz
hus czu der Karpennowen, 1354 Karpenhowe, 1426 Karpenburg (Wolf 1956b, 18)
lassen einen sprachlichen Bezug zum HZV-Beleg aber unwahrscheinlich erscheinen.
Somit weist Walther 1971 [DS 26], 317 diese Zuordnung auch zurück und vermutet,
mit Fragezeichen versehen, „die Bäumelburg ö. Lengefeld n. Sangerhausen?“ (vgl.
dazu Grimm 1958, 303, Nr. 596: 1 km südöstlich von Wettelrode), was aber ebenfalls
keinen sprachlichen Anschluss bietet. Die kategorische Bemerkung: „Eine Beziehung
zum Korbesberg oder -hügel bei Lengefeld (218) ist nicht möglich“ (Wolf 1955,
309), ist, was den Namen angeht, zu relativieren, denn eine Kürzung von Gerburgo-
zu Korb- ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber unter folgenden Voraussetzungen
denkbar: Im mündlichen Sprachgebrauch erfolgte eine Kürzung der Nebensilben, /e/
wurde zu /a/ gesenkt. Bei der späteren Verschriftlichung des Flurnamens, um den
es sich inzwischen handelte, wäre die binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung
hyperkorrekt ausgeglichen und /a/ entsprechend seiner mundartlichen Nähe zu /o/
aufgezeichnet worden.
Budinen- und Budilendorpf (Nr. 51 und 73): Beide Belege werden miteinander
verbunden, also jeweils einem einzigen Ort zugeordnet – bei Walther 1971 [DS 26],
301 zu Bottendorf , bei Wolf 1957, 200 und 202; Wolf 1956b, 18 und Wolf 1955,
21 1332 bei Walther 1971 [DS 26], 303; die übrigen bei Wolf 1955, 298.
22 Walther 1971 [DS 26], 303; Wolf 1957, 200; Wolf 1955, 298. Zum Personennamen Förstemann
PN, 735.
23 In der Sprachwissenschaft werden Zeichen, die gesprochene Laute bzw. Phone wiedergeben, in eckige
Klammern gesetzt; Phoneme, die quasi die Abstraktionen der realisierten Laute innerhalb eines Sys-
tems darstellen, zwischen Schrägstriche, während geschriebene Buchstaben (Grapheme) von spitzen
Klammern eingerahmt werden. In der vorliegenden Untersuchung wird diese Kennzeichnung der
Übersichtlichkeit halber nur an Stellen vorgenommen, wo von Phonemen und Graphemen gleicher-
maßen die Rede ist.
24 Von einem identischen Bezug beider Belege (Wolf 1956b, 18) rückte Wolf damit ebenso wieder ab
wie von einer anderen Zuordnung von Nr. 45 zu Annarode (Wolf 1955, 298).
Zuordnungsprobleme 29
299 f. zur Wüstung Peutnitz bzw. Potenitz. Die Belege für Peutnitz weisen jedoch nur
Belege mit -n- auf: 1182 villa putenize, 1453 Valentin Pötenicz, 1462 gein Potenitz,
1467 Potenitz, 1472 zcu Peutnitz, Potenitz, 1532 Potenitz (Neuß 1969, 227 (Nr. 140);
Richter 1962 [DS 15], 92). Bei Bottendorf zeigen alle Schriftformen konsequent
-l-: 1120 Putelendorp, 1248 Pudilndorff, 1293 Potelendorp, 1308 Potilndorf, 1400
Pottelndorp, 1473 Bottendorf 25. Angesichts dessen wären aus sprachlicher Sicht
die beiden Belege des HZV entsprechend zuzuordnen – Budilendorpf zu Botten-
dorf , entstanden aus einem deutschen Personennamen Bodolo, Bodilo oder einem
altsorbischen Anthroponym Budił o. ä. (Walther 1971 [DS 26], 301); Budinendorpf
hingegen zu Peutnitz. Auch dieser Ortsname wurde von einem Personennamen ge-
bildet, angesichts dieses Erstbelegs wäre aber nicht von aso. *Put_n (Eichler SO 3,
66 f.) auszugehen, sondern von aso. *Bud_n-.
Sprachlich geradliniger wäre eine Entwicklung von Budinendorpf zu Bündorf ,
Bien(en)dorf, Biedendorf , dem Namen einer Wüstung im Geiseltal nördlich von
Möckerling und südlich von Klobikau, vgl. HMTB 2678.I1, „auf dem linken Ufer der
Eiche“ (Größler 1903, 95; der Ort genannt auch bei Walther 1971 [DS 26], 325).
Anlaut und Grundwort würden übereinstimmen, und, sofern die zweite Silbe betont
war, wäre auch das Bestimmungswort organisch zu erklären. Möglich wäre auch
eine Verbindung von Budilendorpf zu diesem Ort; dies erwägt Größler 1903, 95.
Problematisch ist jedoch das Fehlen einer schriftlichen Belegreihe 26, wodurch diese
Überlegungen nur Vermutungen bleiben, während Peutnitz und Bottendorf durch
recht frühe Zeugnisse besser an die HZV-Belege anschließen.
Mimileba (Nr. 54): Die sprachliche Erklärung dieses Namens ist insofern unsicher,
als dass der anlautende Konsonant nicht durchgängig in den späteren Schriftbele-
gen begegnet (vgl. Hardt 2001, 64 f.). Dies berührt die eindeutige Zuordnung des
HZV-Belegs jedoch nicht (Walther 1971 [DS 26], 269; Meier 2001, 49–51 und 68;
Bathe o. J. [leben], 140 f.; Größler 1903, 84 f.; Allmann 1981b, [26 f.] 27; Wolf
25 Bis auf 1308 alle Belege bei Größler 1903, 90; dieser und 1248 (als Pudilendorff ) bei Böhme 1909,
13. Walther 1971 [DS 26], 301 führt nur 1120 auf.
26 Vgl. aber 1012 Boian villam (MGH DH II, 250 (S. 288); vgl. Hengst 2016, 54 und Rudolph/Cottin
2015, 127), ein Beleg, der kein geradliniges Zwischenglied zwischen Budinen- bzw. Budilen- einer-
seits und Bün-/Biedendorf andererseits darstellt, so dass eine solche Zuordnung wohl kaum gegeben
ist.
27 In der Bibliothek des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle, der Abteilung Na-
menforschung an der Universität Leipzig und möglicherweise noch an anderen Standorten befindet
sich jeweils eine Reihe von Typoskripten zur Toponomastik aus der Feder des in Riestedt ansässig
gewesenen, 1991 verstorbenen Heimatforschers Rudolf Allmann (zu seiner Person Schmidt 2002).
Diese Werke tragen Titel wie „Die -hausen und -heim-Orte in der Kyffhäuserlandschaft, ihre Entste-
hung und Bedeutung“ (55 Bl.), „Die -stedt-Orte im Mittelgebirgsraum“ (107 Bl.), „Die Ortsnamen der
ältesten Schicht im Mittelgebirgsraum“, Riestedt (68 Bl.), „Die Orte auf -feld, -bach und -born und
-dorf in Thüringen“ (77 Bl.) – weitere siehe Literaturverzeichnis – und wurden in den Jahren 1981 bis
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30 Einführung
1957, 201; Wolf 1955, 299). Bedenken in Bezug auf die Lage von Klein- bzw. We-
nigen-Memleben sowie Ausfurth (dazu im Anschluss) in der Niederung (Fiedler
2008, 23) ist entgegenzuhalten, dass die Talaue des Frühmittelalters mit der heutigen
nicht zu vergleichen ist. Vor der Aueverlehmung, die in starkem Maße von groß-
flächigen Rodungsvorgängen des hochmittelalterlichen Landesausbaus verursacht
wurde, war eine hochwassersichere Ansiedlung auf den zwischen den Fluss- und Alt-
armen befindlichen Talsandinseln ohne Weiteres möglich, und diese war überregional
eine bevorzugte Platzwahl (Zschieschang 2003, 35). Damit ist eine Identifizierung
von Mimileba als Klein-Memleben, gelegen gegenüber der heutigen Klosteranlage,
durchaus wahrscheinlich. Dass sich der HZV-Beleg vielleicht nicht nur auf diese eine
Siedlung, sondern auch auf die gesamte Agglomeration bezogen haben könnte, ist in
Anbetracht der Perspektive der weit entfernten Hersfelder Schreibstube möglich.
Odesfurt (Nr. 55): Die Identität dieses Belegs mit dem Flurnamen Ausfurth zwischen
Wendelstein und Memleben (HMTB 2746; vgl. dort auch hinter die Ausfurth) ist
unstrittig (Wolf 1957, 201; Wolf 1955, 299; Böhme 1909, 71). Es liegt eine lange
Überlieferungsreihe vor, die auch genauere Angaben zur Lokalisierung bietet: (1157
Odesfurte, 1168 Odisfort, 1177 Hodesvorde, ab 1179 Osforde, 1207 Odesforde, 1209
Osforte, 1267 Ostforde, 1277 Odesfurte inter montem, qui Vorst vocatur, et aquam
Unstrut 28. Das Bestimmungswort des Namens enthält mit dem Personennamen Ōd-
(Walther 1971 [DS 26], 245 29) einen der Leitnamen der Liudolfinger, was ange-
sichts der Bedeutung, die das Gebiet um Memleben für dieses Herrschaftsgeschlecht
hatte, bemerkenswert ist. Die Lage des Ortes in der Flussniederung dürfte nicht in
Frage zu stellen sein (vgl. dazu das eben bei Mimileba (Nr. 54) Vermerkte).
Ziuunidun (Nr. 61): Dieser Beleg wird mit der Wüstung Weden nördlich von Unter-
farnstedt verbunden, die durch die Flurnamen Weden-Berg, Unter-Weden, Vor den
Weden belegt ist (Wolf 1957, 201; Wolf 1956b, 18; Wolf 1955, 299). Dieser Zu-
ordnung steht diejenige zu Wenden bei Mücheln (Böhme 1909, 60; Größler 1903,
88 f.) gegenüber. Beide lassen aber die Erstsilbe unberücksichtigt. Da weitere Belege
fehlen, ist eine fundierte Beurteilung unmöglich. Von einem gesicherten Bezug zu
Weden kann aber keine Rede sein. Personennamen wie Siv, Siwi, Siwuni, Sı̄-wo u. ä.,
bei denen es sich um Kurzformen zu zweigliedrigen Vollnamen wie Sigiwini, Sĭgi-
1983, also kurz hintereinander, fertig gestellt. In der Anlage und im Duktus erscheinen sie sehr von
einschlägigen Darstellungen wie Walther 1971 [DS 26] oder Bathe o. J. [leben] inspiriert, können
sich jedoch mit diesen inhaltlich nicht messen. Sie scheinen in starkem Maße aus den Untersuchungen
Hans Walthers zu schöpfen und gehen in der Gesamtschau wohl auch kaum über sie hinaus. Histori-
sche Namenbelege bleiben zumeist ohne Quellenangabe. Wertvoll sind diese Darstellungen u. U. da,
wo sie aus der Perspektive des „lokalen Experten“ Details zu einzelnen Orten bieten. Nur sofern dies
der Fall ist, wurde in dieser Untersuchung auf die Arbeiten Allmanns verwiesen.
28 1168 auch, 1209 nur bei Walther 1971 [DS 26], 245; die übrigen bei Größler 1903, 77.
29 Bei Größler 1903, 77 Otto.
Zuordnungsprobleme 31
wald, -ward usw. handelt, sind zwar bezeugt (Förstemann PN, 1347; Schlaug
1962, 152; Kaufmann 1968, 317), können jedoch den Auslaut -d nicht erklären und
kommen damit hier nicht in Frage. Da das Endelement -un jedoch einen Dativ Plural
darstellt (Schröder 1897, 5), zu verstehen als ‘bei den . . . ’ o. ä., wäre der Anlaut als
Präposition zu verstehen, die als Bestandteil des Namens angesehen wurde (so schon
Größler 1903, 88 f.). Die nachfolgenden Silben sprechen eher für eine Zuordnung
zu Wenden.
Miscauual (Nr. 74): Für sich genommen ist der Beleg nicht zu erklären, und auch die
nach der Aufzählung im HZV vorgenommene Zuordnung zu Lieskau (Wolf 1956b,
18; Wolf 1957, 202; bei Neuß 1969, 144 (Nr. 96) als wahrscheinlich bezeichnet)
erscheint aus sprachlicher Sicht verfehlt. Während sich dieses Toponym, gut belegt
1182 Lezcowe, 1212 Liscowe, 1379 Letzkowe, 1381 Lexsko, 1425 Lizkowe, aus aso.
*Lěskov_ zu *lěsk ‘Wäldchen’ 30 erklären lässt (Eichler SO 2, 131 f.; Eichler HZV,
155; Richter 1962 [DS 15], 51), passen Anlaut und Endelement des HZV-Belegs zu
den genannten Zeugnissen nicht. Sprachlich interessant ist demgegenüber die Zuord-
nung zu Meuschau unter Annahme einer Falschschreibung für Miscawah, wobei die
Zugehörigkeit zum Gebiet des HZV durch eine Lage des Ortes „westlich der Alten
Saale“ gesichert sei (Wolf 1955, 300) 31. Mit der Überlieferung dieses Ortes – 1012 in
Mucsaua, 1311 in campo Muscowe, 1314 in pago Muschowe (Eichler SO 2, 181) –
passt der HZV-Beleg gut zusammen.
Risdorpf (Nr. 77): So ist im HZV in aller Eindeutigkeit der Name zu lesen (vgl. auch
Lück 2005, 16), der bei Walther 1971 [DS 26], 302, welcher darin Wolf 1957,
202 f. und Wolf 1956b, 19 folgt, als Hisdorpf gelesen wird. Eine solche Verschrei-
bung im Anlaut wurde aus geographischen Gründen angenommen (demgegenüber
plädiert Wolf 1955, 300 noch für Rißdorf ), aus sprachlicher Sicht besteht hierzu
jedoch kein Anlass, so dass tatsächlich eher von Rißdorf auszugehen und in diesem
Fall Wenskus 1986b, 216 zu folgen ist. Während dieser jedoch für Oberrißdorf plä-
diert, wäre wohl eher Unterrißdorf ins Auge zu fassen, das unmittelbar am nördlichen
Ufer des Willerbachs liegt und den geographischen Rahmen des HZV nur unerheblich
sprengt.
[C]ollimi (Nr. 82): Abgesehen von der naheliegenden Zuordnung dieses Belegs zu
Köllme („Collimi = Köllme“ Neuß 1971, 130; ähnlich Wolf 1957, 203; Wolf 1955,
301) spielte der Name in etymologischen Untersuchungen bisher noch keine Rolle
(weder bei Walther 1971 [DS 26] und Eichler SO noch in älteren Arbeiten). Er
ist wohl aso. *chołm ‘Hügel’ aus ursl. *ch•lm• ‘Hügel’ zuzuordnen (vgl. Schus-
30 Dies ist grammatisch einfacher als eine Herleitung zu *lěska ‘Haselnussstrauch’, wie sie in der oben
genannten Literatur aufgeführt wird. Von Grundwörtern auf -a werden Possessivadjektiva nicht auf
-ov_, sondern auf -in_ gebildet. *lěsk siehe bei Muka 1, 820. Für den Hinweis danke ich Harald
Bichlmeier, Halle (Saale).
31 Der Ort lag ursprünglich westlich der Saale, vgl. Rudolph/Cottin 2015, 125.
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32 Einführung
ter-Šewc HEW 1, 392; Machek 1997, 200; Berneker 1, 410 f.; Trubačev EW 8,
138 f.) und der Reihe der altsorbischen Ortsnamen westlich der Saale anzugliedern. Es
bleiben aber Unsicherheiten: Der Anlaut ist nur rekonstruiert und könnte prinzipiell
auch ganz anders lauten. Schwer zu beurteilen ist das inlautende -i-; ein Sproßvokal
erscheint hier für die Aussprache kaum notwendig gewesen zu sein. Die Vertretung
des ursl. reduzierten Vokals -•- als -i- im Auslaut ist nicht regelgerecht.
Dussina (Nr. 90) wird – was geographisch völlig richtig ist – Oberteutschenthal zuge-
ordnet (Eichler HZV, 153; Wolf 1957, 204; Wolf 1955, 301). Innerhalb dieser aus
mehreren Ortsteilen bestehenden Ansiedlung (vgl. Abschnitt 3.4.5) befindet sich aber
die Wüstung Deussen bzw. die Deussner Mark (HMTB 2604.Q), die auch 1136 Dusne
belegt ist (Walther 1971 [DS 26], 230) und ganz in der Tradition des HZV-Belegs
steht. Daher erscheint es sinnvoll, eine entsprechende Zuordnung vorzunehmen.
Osniza (Nr. 91) ist ein analoger Fall. Auch hier liegt eine Wüstung Oesnitz vor
(HMTB 2604.S; Neuß 1971, 446), womit sich die bisherige Zuordnung zu Unter-
Teutschenthal (Wolf 1957, 204; Wolf 1955, 301) genauer vornehmen lässt, wie es
auch bei Eichler SO 3, 43 (vgl. hier insbesondere 1400 Tutzental alias Oszenitz) und
Eichler HZV, 155 erfolgt.
Liubsici (Nr. 108) ist der Name einer Wüstung, der 961 Liubisici, 1146 Lubice, 1277
Lubyz 32 bezeugt ist und sich als aso. *L’ubišici eindeutig erklären lässt (Eichler HZV,
154 f.). Sie wird „westlich Asendorf und Dornstedt nach Kuckenburg zu“ (Wolf 1957,
205) vermutet, gegenüber einer früheren Zuordnung zur Wüstung Ibitz bei Teutschen-
thal (Wolf 1955, 302). Dies entspräche HMTB.H oder I (beide namenlos), wobei eine
solche Zuordnung „überaus fraglich“ bleibt (Lück 2005, 16). Eine sprachlich inter-
essante Alternative bei Eichler HZV, 154 f., wenn auch mit Fragezeichen versehen,
ist jedoch die Wüstung Lobitz/Löbitz bei Niederschmon (HMTB 2677.C). Diese zeigt
zwar einen Schwund des Elements -s-, dennoch kann der HZV-Beleg hier zugeordnet
werden (so auch Hengst 1990, 249).
Uulchistedin (Nr. 126): Bis auf das Endelement passt der Beleg gut zum Namen der
Wüstung Wolkau (HMTB 2678.D; Wolf 1956b, 19; Wolf 1957, 207). Damit ist
von einem Namenpaar auszugehen, das aus einem deanthroponymischen deutschen
Kompositum auf -stedt (belegt 1201 Folckstede Walther 1971 [DS 26], 284) und
einer altsorbischen Derivation mit dem Suffix -ov_ (1332 Wolkowe Wolf 1956b, 19)
besteht. Ihm liegt ein Kurzname Folko zugrunde (Walther 1971 [DS 26], 284) 33.
32 Dieser Beleg nicht bei Eichler, sondern bei Wolf 1956b, 19.
33 Bei Walther auch die Möglichkeit der Herleitung von einem nicht näher bezeichneten Appellativ. Zum
Namen auch Böhme 1909, 72. Überholt und von Wolf selbst korrigiert ist die Zuordnung zu Volkstedt
bei Wolf 1955, 303.
Zuordnungsprobleme 33
Thiderichesdorpf (Nr. 133) wurde bei Walther 1971 [DS 26], 302 als Dittersdorf
lemmatisiert und aus dem Personennamen Diotrı̄ch erklärt. Diese Wüstung ist jedoch
aufgrund des leicht zu erklärenden HZV-Belegs lediglich konstruiert und findet unter
den später bezeugten Siedlungsnamen keinen Anschluss. Im Umfeld sind lediglich
Wüstungen namens Belzig, Zeitze und Beustnitz bezeugt (HMTB 2679), die aber
hier nicht in Frage kommen. Aus sprachlicher Sicht muss dieser Beleg unlokali-
siert bleiben. Vermutlich könnte er aber in Zusammenhang mit Dörstewitz stehen,
belegt (1271) 16. Jh. Dorstewitz, 1562 Dorstewitz und evtl. aus aso. *Dorst(o)vica
entstanden 34. Diese Ortschaft ist auch bei Wolf 1957, 207 angegeben (gegenüber der
Angabe „unbekannt“ bei Wolf 1955, 303). Auch „Dittersdorf“ wird bei Walther
1971 [DS 26], 302 in der Nähe dieses Ortes lokalisiert. Eine lautliche Entwicklung
von Thideriches- zu Dorst- wäre weder geradlinig noch elegant, unter der Annahme
von Brüchen in der Siedlungsentwicklung und einer sekundären Eindeutung von aso.
*dorst ‘Kies, Sand’ aber nicht auszuschließen.
Zliusendorpf (Nr. 149) wird mit der Wüstung Blossendorf in Verbindung gebracht,
die in der Mundart auch als Gläsendorf, Glesendorf bezeichnet wird (Wolf 1956b,
20; Wolf 1957, 209; Böhme 1909, 70; Größler 1903, 96) 35 und sich w. Gleina,
„auf dem kahlen Berge hoch über der Unstrut“ (Größler 1903, 96) befindet. Die
Etymologie dieses Namens blieb bisher offen. Orientiert man sich am frühesten, dem
HZV-Beleg, dann wäre an einen slavischen Personennamen *Sluš (Svoboda 1964,
130; 1366 Sluz Schlimpert 1978 [DS 32], 128) zu denken, so dass ein Mischname
vorläge.
34 Zu aso. *dorst ‘Kies, Sand’ o. ä. aus ursl. *dƒrst_, vgl. Eichler SO 1, 97; das Lexem ist ansonsten
im Altsorbischen anscheinend nicht bezeugt, vgl. aber zum Vorkommen in den anderen slavischen
Sprachen Trubačev EW 5, 226 unter *dƒrstva.
35 Nicht mehr aktuell ist damit der vermutete Anschluss zur Wüstung Zaglitz w. Weidenbach (1147
Zouleze, 1152 Zevlize bei Wolf 1955, 304, deren Überlieferung nicht zum HZV-Beleg passt.
36 Größler 1903, 99, der außerdem einen weiteren, wenn auch recht unspezifischen Beleg – „später“
Willichesdorf – angibt.
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34 Einführung
Fizendorpf (Nr. 155): Naheliegend erscheint eine Verbindung mit Wetzendorf , dem
Sitz eines Edelgeschlechts bei Karsdorf, 1061 Widesendorp, 1085 Wydesendorp,
1145 Wisendorf, Wiesendorf, 1400 Biczendorp (Wolf 1955, 304 f.). Dieser Ort liegt
jedoch am südwestlichen Unstrutufer, weswegen Wolf mit Verweis auf die ähnliche
Situation in Memleben eine Siedlung auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses
annimmt (Wolf 1956b, 20), bevor er sich für die Wüstung „Bittdorf in der Feldmark
von Dobichau“ (Wolf 1957, 209; ähnlich schon Größler 1903, 95) entscheidet, die
aber nicht weiter belegt ist und zu deren Namen eine sprachliche Entwicklung des
HZV-Belegs kaum möglich erscheint. Auch bei Wetzendorf bleiben Zweifel, da die
Belege des 11. Jahrhunderts konsequent viersilbig sind, bevor dann der übliche Ne-
bensilbenschwund einsetzt. Zudem ist F- nicht ohne weiteres mit W- gleichzusetzen.
Walther, der als Grundform des Belegs Fizo+dorf angibt (Walther 1971 [DS 26],
302), schließt Wetzendorf nicht aus, vermutet aber daneben einen Zusammenhang
mit Vitzenburg. Dieser Name, im HZV dreimal belegt, ist bis auf das Grundwort
tatsächlich identisch, so dass aus sprachlicher Sicht eine diesbezügliche Zuordnung
vorzuziehen ist.
Liudimendorpf (Nr. 171): Dieser Beleg wurde der Wüstung Schlaukat w. Uich-
teritz zugeordnet, die daher auch als Lautama nördlich von Dobichau erscheint
(Eichler/Walther 1984 [DS 35], 353; Hengst 1990, 249; auf dem HMTB 2749.C
Schlagwitz). Die Belegreihe (1135 (ad 1052) Zlaute (wohl eher Zlauce), um 1300
Zlawekot, 1350 Slauka[t], 1367 Nydern-Slaukot, 1378 Slaukat, 1446 Slaukat, 1453
Slawekat) verweist am ehesten auf eine zweigliedrige Bildung aso. *Słavokoty (aus
*słava ‘Ruhm’ und dem mehrdeutigen *kot_ (Eichler/Walther 1984 [DS 35], 286;
Eichler SO 3, 199) 37. Auch hier ist der HZV-Beleg unorganisch. Er würde besser
zur Wüstung Ludendorf w. Ober-Wünsch passen (Größler 1903, 97), die aber nicht
weiter belegt ist. Womöglich ist sie in der namenlosen Wüstung HMTB 2678.CI
zu suchen. Der Name hätte eine leicht nachvollziehbare Kürzung einer Nebensilbe
durchlaufen und das Bestimmungswort ginge auf einen altsorbischen Personennamen
*L’utim_ zurück (Eichler HZV, 155; vgl. Kap. 2).
Zibuchesdorpf (Nr. 173): Dieser Beleg passt trotz mangelhafter Beleglage sprach-
lich besser zu Zütsch- als zu Schwachs- bzw. Schwötschdorf 38, weil die Belege für
den zweiten Ort durchgehend -a- zeigen: 1383 Swastorp, 1447 Swachdorff, 1472
Swach(s)dorff, 1532 Schwachstorff 39 (Richter 1962 [DS 15], 96; Schultheis 1967,
161; Walther 1971 [DS 26], 325). Dieses bzw. das -o- der Grundform *Svochs+dorf
(zu einem Personennamen *Svoch, vgl. ebd.) kann nicht aus -ibu- des HZV-Belegs
entstanden sein. Vielmehr könnte unter dessen Berücksichtigung eine Verbindung
37 1796 Glaukke bei Eichler/Walther 1984 [DS 35], 352 ist wohl als Verschreibung zu werten.
38 So bereits Wolf 1956b, 20, dann aber zweifelnd Wolf 1957, 210 gegenüber „unbekannt“ bei Wolf
1955, 305. Zum Namen auch Böhme 1909, 67.
39 Neuß 1969, 293–295 (Nr. 173) nennt außerdem: 1342 Schwabsdorf, 1456 in Swachdorff, 1467 Swacks-
dorff usw.
Zuordnungsprobleme 35
zu Zütschdorf vorliegen, das 1470 als Zuzschdorf bezeugt ist (Größler 1903, 94)
und aus dem Anthroponym ursl. *S•buch• oder *S•bych• gebildet wurde (Walther
1971 [DS 26], 306); im Altsorbischen vgl. *Sbysłav/*Zbysłav (AAO 5, 71). Intervo-
kalisches -b- konnte später, im deutschen Sprachgebrauch, spirantisiert worden und
schließlich ausgefallen sein.
Zebechuri (Nr. 178 und 180): Die Zuordnung zu Zöbigker (seit Wolf 1955, 305)
ist sprachlich unstrittig; der Beleg (daneben noch 1350 Zcobker) entspricht recht
genau der Grundform aso. *Seběkury aus *sebě ‘sich’ und *kuŕ ‘Rauch’ (Eichler
SO 4, 124; Eichler HZV, 156) 40. Ob aus den zwei Belegstellen im HZV auf zwei
verschiedene Orte zu schließen ist, weil der Name auch in der Halberstädter Bis-
tumsmatrikel doppelt begegnet (Wolf 1957, 210), bleibt in diesem Zusammenhang
hypothetisch (auch weil nicht wenige andere Orte im HZV mehrfach verzeichnet
wurden, vgl. Abschnitt 1.7) und spielt aus sprachlicher Sicht eine geringe Rolle. Im
Gegenteil: Mehrere Orte gleichen Namens in einer Quelle, noch dazu in geringem
Abstand voneinander, sollten eigentlich eine Differenzierung der Namen voneinander
erwarten lassen.
Gramannesdorpf (Nr. 202): Dieser Beleg wurde Gräfendorf zugeordnet, wobei ne-
ben diesem mit dem Attribut Groß- versehenen Dorf westlich von Bad Lauchstädt
noch weitere so benannte Ortschaften vorliegen: Klein Gräfendorf südlich von Bad
Lauchstädt, Gräfendorf an der Geisel sowie zwei gleichnamige Wüstungen südlich
von Merseburg (HMTB 2679.H und 2679.K/2680.C). Alle diese gleichnamigen Orte
liegen relativ dicht beieinander, was auch unabhängig von dem fraglichen HZV-Beleg
die Unterscheidung und die Zuordnung der Schriftbelege erheblich erschwert.
Auf die eine der beiden Wüstungen (HMTB 2679.H), nördlich von Ockendorf und
nordöstlich von Bösseling gelegen, bezieht Wolf 1957 5, 212 den HZV-Beleg (ge-
genüber „unbekannt“ bei Wolf 1955, 306). Die Namen bieten ein unterschiedliches
Bild. Groß und Klein Gräfendorf ist 1088 als Grevendorp (Walther 1971 [DS 26],
303) überliefert – welchem der beiden Orte der Beleg letztlich zuzuordnen ist, wäre
im Kontext einer Suche nach weiteren Schriftbelegen erst noch zu klären; Gräfendorf
an der Geisel fast zeitgleich 1087 als Grevendorp (in unsicherer Lesung) und 1203
als opidum Grevindorff. Damit verweisen diese Namen auf ahd. grāfio ‘Graf’, mhd.
grēve ‘Graf’. Die genannte Wüstung ist hingegen widersprüchlich. Ihre frühen Belege
1274 Greuendorph, 1289 villa Greuendorf, 1295 Greuendorph usw. zeigen ebenfalls
eine Bildung zum Amt des Grafen (Eichler/Walther 1984 [DS 35], 156), dazu
passen aber nicht die noch älteren Belege 1162, 1167 Gerwardesdorf, 1330 Gher-
werdestorp, die Wolf 1956b, 20 bietet, zumal 4 km w. Merseburg auch eine Wüstung
Gerwartesdorf oder Gerardesdorf bezeugt ist (HMTB 2679.B). Die andere Wüstung
(2679.K/2680.C) ist bislang ohne Überlieferung.
Es zeigen sich also Schwierigkeiten in Bezug auf diese vielen Orte gleichen Na-
mens und die Überlieferungslage. Entscheidend an dieser Stelle ist jedoch, dass der
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36 Einführung
Codimesdorpf (Nr. 213): Die Zuordnung dieses Belegs zur Wüstung Kottendorf
am Gotthardsteich bei Walther 1971 [DS 26], 303 ist sprachlich ohne Weiteres
möglich. Allerdings ist die Motivation der Benennung des Teiches nach einem Per-
sonennamen so klar und einfach, dass eine entsprechende direkte Benennung bei
dessen Anlage wahrscheinlicher erscheint als von einer nach dem Anthroponym
aso. *Chotim (Walther 1971 [DS 26], 303; Eichler HZV, 154) benannten Wüs-
tung auszugehen, deren Name anschließend eine sekundäre semantische Motivierung
durchlaufen hätte 42. Ein Argument für diesen komplizierten Weg wäre die Reihenfolge
der Auflistung im HZV, die – wenn auch nicht ganz eindeutig – für den Teich spricht.
Ansonsten wäre eher der noch einmal 1347 Gitistorp, Gotistorf belegte 43 Ortsteil
Gottsdorf von Teutschenthal zu vermuten (so Neuß 1971, 446; HMTB 2604.P).
B. Für eine Reihe von Belegen ist die Zuweisung nur durch die Annahme einer
Verschreibung, insbesondere im Anlaut, möglich:
Dachendorpf (Nr. 37): Die Annahme einer Verschreibung für Nachendorf , das sich
gut an die späteren Belege für Neckendorf (1539 Neckendorf, 1571 Neckendorf ) und
die Herleitung zum Personennamen Nacho oder *Nakko anschließt, ist Konsens 44.
41 Die Diskussionen um diesen Namen sind hier nicht nachzuzeichnen. Vgl. Popowska-Taborska
2004b, 144; Pohl 2005, 509.
42 Entsprechend bleibt die Zuordnung zu einem heutigen Ortsnamen bei Hengst 1990, 249 offen.
43 Wolf 1955, 307. Von dieser nur mit Fragezeichen versehenen Zuordnung ist Wolf 1956b, 20 und
Wolf 1957, 213 wieder abgerückt, wo er die Zuordnung offen lässt.
44 Freisleben 2007, 83; Walther 1971 [DS 26], 304; Größler 1903, 97 f.; Neuß 1971, 241–243
(Nr. 186); Wolf 1957, 199; Wolf 1955, 298; HMTB 2530.Y.
Zuordnungsprobleme 37
Theommendorpf (Nr. 80): Während Walther 1971 [DS 26], 302 diesen aus dem
Personennamen Deomo bzw. Diemo gebildeten Namen einer Wüstung Diemendorf
bei Halle zuordnet, die aber ansonsten nicht belegt ist und auch bei Neuß 1969 of-
fenbar nicht genannt wird, nimmt Größler 1903, 98 eine Zuordnung zur Wüstung
Ohmendorf w. Ober-Wünsch an (HMTB 2678.C), die auch durch Flurnamen wie
Ohmendorfer Gärten usw. belegt ist 45. Der anzunehmende Abfall des anlautenden
Th- bzw. D- sei auch anderweitig zu beobachten, und zwar in Obersdorf bei San-
gerhausen (im HZV Thabaresdorf, 1400 Dobersdorf, vgl. Loga 2007, 87 f.) und
Oberthau bei Schkeuditz (1246 in Dobertawe, 1267 Dobertowe usw. Eichler SO 3,
30; Eichler/Walther 1984 [DS 35], 235). Unter dieser Voraussetzung kann Größ-
lers Zuordnung als stichhaltig angesehen werden 46. Sprachlich verfehlt ist die von
einer oberflächlichen Ähnlichkeit der Namen ausgehende Zuordnung zu Thondorf
bei Wenskus 1986b, 216, die sich bei genauer Betrachtung als haltlos erweist. Dies
gilt insbesondere im Lichte der historischen Belege für Thondorf (973 Duddondorp,
993 Dudendorp, 1217 de Dodendhorp usw., vgl. Freisleben 2007, 121 f.), die auf
eine Herleitung aus einem Personennamen Dodo oder Dudo verweist, welcher nicht
zum inlautenden 〈mm〉 des HZV-Belegs passt.
Donichendorpf (Nr. 81): Die bei Wolf 1956b, 19 verzeichneten Belege mit anlau-
tendem D- (1121 Danchmarsdorf, 1182 Dancmaristorp, 1244 Danckesdorp, 1416
Angstorff ) scheinen eine Zuordnung des HZV-Belegs zu Angersdorf nahezulegen 47.
Während aber die lexikalische Basis von Angersdorf – der Personenname Dank-
mar – nicht mit dem HZV-Beleg zu vereinen ist, wird die Struktur des Namens von
Benkendorf weit besser widergespiegelt. Belegt 979 als Panicanthorp und 1120 als
Paneckendorp (Walther 1971 [DS 26], 301; Wolf 1956b, 19), ist der Name zum
Anthroponym Banniko zu stellen (Walther 1971 [DS 26], 301). Daneben wäre
aber hinzuweisen auf einen Flurnamen Die Tönicken/Die Theinicken östlich Wansle-
ben (Eigendorf 1960, 64 f.; letztere Form auch auf HMTB 2604), welcher auf den
HZV-Beleg ohne Weiteres zurückgehen könnte. Der Umweg über die Annahme einer
45 Diese Flurnamen werden bei Wolf 1957, 205 fälschlicherweise Ellesdorpf (Nr. 109) zugeordnet.
Identisch mit Ohmendorf ist hiermit die Wüstung Ammendorf in Langeneichstädt (Wolf 1956b, 19).
46 Allerdings belässt es Wolf 1957, 203 bei der auf die Lage bezogenen Bemerkung „Bisher nicht
gedeutet“ bzw. bei Wolf 1955, 301 „unbekannt“.
47 So auch Wolf 1957, 203.
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38 Einführung
Verschreibung wäre damit nicht notwendig, ohne weitere Belege muss eine solche
Lokalisierung aber Vermutung bleiben.
Stegera (Nr. 146) und Segara (Nr. 148): Während sich Stegera problemlos in die
Überlieferung für Steigra einordnet (1207 Steigere mons, 1226 Steigere, 1260 Steiger,
1320 Steygere, 1400 Steygere usw. 48, aus ahd. stı̄gan ‘steigen’, vgl. Abschnitt 3.3.6
und Walther 1971 [DS 26], 246), fehlt dem zweiten Namen das -t-. Eine Ver-
schreibung ist hier wahrscheinlich, womit der Ort wie auch Zebechuri/Zöbigker
(Nr. 178/180) in der Liste zweimal fast hintereinander erscheinen würde. Eine Dif-
ferenzierung der Siedlung in zwei Bestandteile unter Verweis auf einen Flurnamen
Klein-Steigraer Holz erscheint möglich 49, dennoch stünden beide in einem so engen
geographischen Zusammenhang, dass eher von einer einzigen Benennung auszugehen
ist, die nur sekundär differenziert wurde. Ein anderer geographischer Anknüpfungs-
punkt ist aber für Segara nicht auszumachen. Angesichts dieser engen Verbindung
mit Stegara erscheint eine Verschreibung wahrscheinlich zu sein; Überlegungen zur
Etymologie von Segara sind daher nicht angebracht.
C. Außerdem gibt es eine Reihe von Namen, die sich sprachlich nicht eindeutig
oder gar nicht erklären lassen. Für eine siedlungsgeschichtliche Untersuchung sind
solche Namen nicht wertlos, da sich in den meisten Fällen das Grundwort bzw. der
Bildungstyp durchaus bestimmen lassen. Hierzu gehören:
Ubbedere (Nr. 78): Eine Verbindung mit der Wüstung Überrode oder Rode 50 (Wolf
1957, 203; Wolf 1955, 300; Neuß 1969, 318–321 (Nr. 189)) ist mit Walther 1971
[DS 26], 263 nicht mehr aktuell; hiernach ist der Beleg Bedra zuzuordnen. Unklar
bleibt allerdings die Rolle des anlautenden U-. Dies ist jedoch kein Problem, das
allein den HZV-Beleg betrifft, weil eine entsprechende Schreibung in der späteren
Belegreihe wiederkehrt: 991 Vuidri, 1021 Hubetheri, 1400 Bedere (vgl. Walther
1971 [DS 26], 263) 51. Die knappe Angabe zur Etymologie „aso. *bedro [. . . ] ‘Schen-
kel, Hüfte’; oder slawisierte ältere r-Ableitung zu idg. *bheidh–/*bhidh- ‘binden,
flechten’ [. . . ]?“ (ebd.) lässt jedenfalls Fragen offen, vgl. dazu Abschnitt 3.3.6 Eine
bei Wenskus 1986b, 216 vorgeschlagene Zuordnung des Belegs zu Hübitz bei Siers-
leben ist abzulehnen, weil die Schriftbelege für diesen Ort (992 Hubisci, nach 1320
in ambobus Hubitz usw., vgl. Eichler SO, 1, 186; Freisleben 2007, 62 f.) nicht mit
dem HZV-Beleg zusammenpassen.
48 1207 bei Walther 1971 [DS 26], 246; danach bei Größler 1903, 111 und 74; 1400 außerdem bei
Böhme 1909, 53 f.
49 Wolf 1957, 209 und Wolf 1955, 304 nimmt ein Klein Steigra an, vgl. auch: „Bei dem zweiten Namen
dürfte an eine Wüstung zu denken sein, deren Flur bis dicht an die Calzendorfer Grenze heranreichte
und hier durch die alte Flur festgelegt ist.“ Naumann 1922, 4, Anm. 2.
50 Vgl. (1302) Prouest(es)rode, (1305) Probsterode, 1382 vff dem Rode Richter 1962 [DS 15], 94;
Schultheis 1967, 161.
51 Die Belege 1021 und 1400 auch bei Böhme 1909, 12.
Zuordnungsprobleme 39
Zidamacha/Cidamacha (Nr. 156 und 158) wurde mit der Wüstung Zeddenbach un-
terhalb von Zscheiplitz an der Unstrut, „später“ Zedemich, 1400 Czedonich (Größler
1903, 74) in Verbindung gebracht, vgl. HMTB 2748: Zeddenbacher M.[ühle]. Dies ist
Konsens geworden (Böhme 1909, 72; Wolf 1957, 209; Wolf 1955, 305; Walther
1971 [DS 26], 263), kann aber aus sprachlicher Sicht nicht befriedigen. Eine schlüs-
sige Erklärung ist bisher noch nicht gelungen. Vielleicht wäre von einer Bildung
auf -aha auszugehen; bei den beiden -aha-Namen im HZV finden sich mit Cun-
naha (Gonna, Nr. 224) und Uuipparaha (Wippra, Nr. 233) gegenüber Uuipparacha
(Wippra, Nr. 235 und 237) sowohl 〈h〉 als auch 〈ch〉. Problematisch ist jedoch das
Basislexem. Wenngleich sich Personennamen wie ahd. Zı̄dal-āri (Kaufmann 1968,
421) oder Sděmír aus ursl. *S•dƒměr (Svoboda 1964, 84) finden lassen, so sind diese
doch hier unwahrscheinlich und spielen bei Walther 1971 [DS 26], 263, der „ob
ahd. zi demo bahhe?“ lediglich vermutet, keine Rolle.
Gozacha civitas/Gozzesburg (Nr. 170 und 253): Während die Zuordnung zu Go-
seck keinem Zweifel unterliegt, kam die Erklärung des Namens bisher nicht über
Vermutungen hinaus. In der umfangreichsten Bearbeitung (Eichler/Walther 1984
[DS 35], 153 f. 52) wird hauptsächlich aufgelistet, welche Herleitungen nicht in Frage
kommen können, bevor schließlich ein Ansatz aus aso. *Gvozdk- zu *gvozd ‘Berg-
wald’ und einem -k-Suffix vorgeschlagen wird 53. Ausschlaggebend hierfür ist jedoch
einzig die Alternativlosigkeit dieser Variante, denn obwohl sich der Ort innerhalb
eines recht umfangreichen Areals slavischer Toponyme befindet, in das er sich mit
einer slavischen Etymologie gut einordnen würde, bleibt doch das Problem, dass
bei so frühen schriftlichen Belegen von einer großen Nähe zur altsorbischen Grund-
form auszugehen ist; Reduktionen von Konsonanten wären erst für die Zeit ab dem
13. Jahrhundert zu erwarten (vgl. Hengst 1998a, 87–89). Eine solche Nähe ist aber
für die frühen Belege ((845) 11. Jh. Gozacha civitas, (866–900) 11. Jh. Gozzesburg,
979 castellum Gozcoburch) nicht gegeben.
Der Erstbeleg könnte auch auf eine Bildung mit -aha verweisen (vgl. in die-
sem Abschnitt unter Zidamacha (HZV Nr. 156)), wobei hinsichtlich des Basislexems
/goz-/ ein akzeptabler Anschluss an germ. *gusa- ‘Sturzbach’ 54 vorläge, der sogar
von der Topographie gestützt wäre – Goseck liegt markant auf dem Steilhang des
Saaletals. Bemerkenswert ist jedoch eine sich in den frühen Belegen zeigende offen-
kundige Unsicherheit im Umgang mit dem Namen. Im Teil B des HZV wirkt er als
Gozzesburg wie ein deanthroponymisches Kompositum, erst später (um 1135 Gozeka,
52 Vgl. überdies Walther 1971 [DS 26], 317; Böhme 1909, 25 f.; Größler 1903, 74; Wolf 1957, 210
und 219; Wolf 1955, 305 und 309.
53 Sehr knapp bleibt hingegen Walther 1971 [DS 26], 317 mit der Angabe eines Personennamens
Gozz(o), Gozko, was aber in Eichler/Walther 1984 [DS 35], 153 f. abgelehnt wird. Böhme 1909,
25 f. und Größler 1903, 74 sind hinsichtlich der Erklärung dieses Namens überholt.
54 Vgl. Gos, Gosaubach, Gose, Gusen bei Greule 2014, 185 und 198; außerdem im Kontext der ge-
nannten Namen auch ahd. gussa/gussi ‘Überschwemmung’ und mhd. güsse ‘Guss, hervorbrechendes
Wasser, Schwall, Überschwemmung’ bei Wiesinger 2015, 193 f.
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40 Einführung
Hatdesfeld (Nr. 236): Dieser Beleg lässt sich mit dem Forstort Hatzkerfeld als wüst-
gefallene Siedlung relativ eindeutig identifizieren (Wolf 1957, 215; Wolf 1955,
308). Seine sprachliche Erklärung gibt jedoch Rätsel auf, indem die Schreibung des
Bestimmungswortes keinen sinnvollen Anschluss erlaubt. Zwar ist ein Personenname
Hathu bezeugt (Förstemann PN, 788; Kaufmann 1968, 177 f.; Schlaug 1962,
100–102; Janka 2017, 222–226), auch in der Schreibung Hathdo (Förstemann PN,
790), Had, Haddi (Schlaug 1962, 162), die davon abgeleiteten Ortsnamen enthalten
aber in der Fuge -n- (Kaufmann 1968, 178).
Merseburg/Mersiburc ciuitas (Nr. 212 und 243): Die geographische Zuordnung der
HZV-Belege ist eindeutig auch in sprachlicher Hinsicht (Wolf 1957, 213 und 216;
Wolf 1955, 307 f.). Die bisherige Vielfalt an potentiellen Erklärungsmöglichkeiten 55
konnte jüngst erheblich eingegrenzt werden, es ist nunmehr wohl von germ. *mersō
‘Kies, Schotter’ einem urgerm. Gewässernamen *Marisō, dann westgermanisch *Ma-
risa auszugehen (Bichlmeier 2015; Bichlmeier 2016a).
A. Bei einer ganzen Reihe von Namen ist die bisherige Zuordnung zu bestimm-
ten Siedlungen aus sprachwissenschaftlicher Sicht zu bezweifeln, da die jüngeren
Belege nicht mit dem im Hersfelder Zehntverzeichnis zusammenpassen. In einigen
Fällen geht die Erklärung von Ortsnamen von dem zweiten Beleg aus und lässt die
Lautverhältnisse des ersten (im HZV) außer Acht. Entsprechend vorgenommene Zu-
ordnungen sind damit abzulehnen. Die betreffenden Namen lassen sich in der Regel
sehr eindeutig erklären und sind mit einem auffallenden Übergewicht auf die gleiche
Weise, mit einem Personennamen im Bestimmungswort und dem Grundwort -dorf,
gebildet:
Burcdorpf (11) ist eine Bildung mit dem Grundwort -dorf, zeigt aber im Bestim-
mungswort keinen Personennamen, sondern ein Appellativ, und zwar ahd. puruc, purc
‘Burg’ bzw. asä. burug, burg (Loga 2007, 28 f.; Walther 1971 [DS 26], 301). Die
Lageangaben „vermutlich in der Nähe von Einzingen“ (Wolf 1955, 296), „zwischen
Riestedt und Nienstedt“ (Wolf 1957, 196), „b. Beyernaumburg oder Einzingen“
55 Vgl. Abschnitt 3.4.5 mit der maßgeblichen Literatur. Die Zusammenfassung des Forschungsstandes
auch bei Zschieschang 2016b; Zschieschang, im Druck b.
Zuordnungsprobleme 41
(Walther 1971 [DS 26], 301) sowie, darauf aufbauend, „bei Beyernaumburg“ (Loga
2007, 28 f.) entsprechen einander, indem sie auf einen eng abgegrenzten Raum ver-
weisen, der durch den vorherigen (Riestedt) und den nachfolgenden (Nienstedt)
Ort im HZV definiert wird. Eine Anknüpfung an einen konkreten Ort ist jedoch
nicht gegeben. Eine von Wenskus 1986b, 216 vorgeschlagene Verknüpfung mit
Burgsdorf nordöstlich von Eisleben, wobei der Name einen Bezug zur nahen Bö-
senburg zum Ausdruck bringen würde, ist sprachlich nicht auszuschließen, da der
HZV-Beleg durchaus zur 1021 mit Porkesdorf beginnenden Belegreihe passen würde
(Freisleben 2007, 31 f.). Diese zeigt jedoch in der Fuge zwischen Grund- und Be-
stimmungswort durchgehend -s-, das dem HZV-Beleg fehlt. Schwerer wiegt die
geographische Lage weit nördlich des Verbreitungsgebietes der übrigen Belege des
HZV. Daher ist, zumal auch bei den anderen bei Wenskus so weit nördlich lokalisierten
Belegen keine Übereinstimmung zu verzeichnen ist 56, auch dieser Fall abzulehnen.
Theotboldesdorpf (Nr. 50) ist zwar bis ins Spätmittelalter belegt (1209 Deippol-
destorp, 1473 Dippolstorf Wolf 1955, 299), dennoch ist für diese Wüstung keine
genaue Lage anzugeben; entsprechende Angaben variieren 57.
Azechendorpf (Nr. 79 und 189) wird bei Walther 1971 [DS 26], 305 zwei späteren
Siedlungen zugeordnet. Dazu werden beide HZV-Belege mit einem rekonstruierten
initialen Konsonanten versehen, der jeweils den Anschluss an die folgenden Belege
sichert. Einmal ist dies Passendorf , belegt 1091 Bascendorff, 1228 Pascendorf, aus
einem Personennamen asä. Bazeko 58. Für den Namen der anderen Siedlung, Petzken-
dorf , ist nur ein einziger Beleg bekannt, 1121 Bizekendorf (Größler 1903, 92) bzw.
Bizkindorf (Böhme 1909, 40). Bei Wolf 1955, 306 wurde zunächst eine Identität des
Belegs Nr. 189 mit Passendorf angenommen, dann jedoch (Wolf 1956b, 20; Wolf
1957, 211) mit Petzkendorf. Eine unter dem Eindruck der HZV-Belege angenom-
mene sprachliche Identität beider Namen (Walther 1971 [DS 26], 305) ist unter
diesem Eindruck zu bezweifeln; eher wäre für Petzkendorf von einem Personenna-
men wie Bisaco (Förstemann PN, 308) auszugehen, der jedoch zum HZV-Beleg
mit seinem a in der Erstsilbe nicht passt. In Betracht käme im Hinblick auf Petz-
kendorf auch eine slavische Form mit der Wurzel bez- und einem Suffix -ek, was
aber insofern problematisch ist, als zum einen aso. *bez ‘ohne’ bedeutet und einer
Ergänzung um ein Appellativ bedürfte, nicht um ein Suffix. Zum anderen wäre aso.
*bez_k ‘(kleiner) Holunder (Sambucus nigra)’ als Appellativ kaum in einen slavisch-
deutschen Mischnamen integriert worden und kann auch kaum als Personenname,
für den dies möglich wäre, angesehen werden. Allenfalls könnte ein tschechisches
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42 Einführung
_auchesdorpf (Nr. 83): Eine Zuordnung zur Wüstung Rachsdorf bzw. Racksdorf
(HMTB 2604.C) scheint durch die Ähnlichkeit dieses Namens gegeben zu sein,
wenn auch zu fragen ist, wie sich der Diphthong -au- zu -a- entwickeln konnte.
Die historischen Belege sprechen indes eine deutliche Sprache und verweisen mit
1120 Roveckesthorp, 1136 Rovekestorp, 1144 Roueckesdorff, 1179 Rovekestorp, 1219
Rockesdorf 60 auf eine Grundform Rovek+s+dorf, die aus einem slavischen Personen-
namen Rovek gebildet wurde 61. Diese ist jedoch mit dem HZV-Beleg, der gegenüber
den späteren Belegen wie eine Verschleifung wirkt, welche aber eher für spätmit-
telalterliche Belege zu erwarten wäre, nicht in Übereinstimmung zu bringen. Dies
gilt auch für eine Zuordnung zu Augsdorf , die an nicht passenden Belegen (1229
Ostdagestorp, 1230 Ostagesdorf; Wolf 1955, 301) scheitert und bei Wolf 1956b, 19
sowie Wolf 1957, 203 nicht weiterverfolgt wurde.
Ellesdorpf (Nr. 109): Das inlautende -m- im zweiten Beleg (1272 Elmesdorf bei
Walther 1971 [DS 26], 302) passt nicht ganz zur Schreibung im HZV. Dies er-
scheint aber nicht schwerwiegend genug, um die Zuordnung in Abrede zu stellen.
59 Asic/Esicho bzw. Asig (MGH DO III, 174 (S. 584 f.); Widukind, Lib. 2, c. 3); vgl. Wenskus 1986b,
221 und 223 f.
60 1120 und 1219 bei Walther 1971 [DS 26], 325; diese in leicht abweichender Schreibung bzw.
Datierung (1120 Rovekesthorp, 1218 Rockesdorf ) und die übrigen bei Neuß 1971, 280 f. (Nr. 214),
der auch auf die Zuweisung des HZV-Belegs zu diesem Ort verzichtet. Vgl. weiterhin Böhme 1909,
71; Wolf 1957, 210; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 305.
61 So Walther 1971 [DS 26], 305 ohne weiteren Nachweis. Zu denken ist an ein aso. Pendant zu atsch.
Rovík oder Rovec bei Svoboda 1964, 137, 141 und 198, wobei beide Formen den Bildungen aus alten
Beinamen zugeordnet werden (vgl. die den jeweiligen Auflistungen vorangestellte, diesbezügliche
Kennzeichnung „P“).
Zuordnungsprobleme 43
Gravierender ist der Umstand, dass sich auch El(m)sdorf nicht eindeutig lokalisieren
lässt. Die Angabe „w. Schafstedt“ (Walther 1971 [DS 26], 302) kann sich nur auf
die Wüstung HMTB 2678.BI beziehen, für die jedoch kein Name überliefert ist. Al-
ternative Vorschläge sind damit nicht auszuschließen. Flurnamen wie Ohmendorfer
Gärten usw. (Wolf 1957, 205) oder Ammendorf (in Langeneichstädt; Wolf 1956b,
19) können aber kaum hierher gehören; sprachlich viel naheliegender ist hingegen
Ahlsdorf nordwestlich von Eisleben, 1400 Allerstorp, 1484 Alstorf (Wolf 1955,
302), dicht außerhalb des hier bearbeiteten Gebietes. Die Lokalisierung dieses Belegs
muss unter diesen Umständen als unsicher gelten.
Dachiza (Nr. 130): Dieser Beleg wurde zunächst, mit Fragezeichen versehen, Döcklitz
(Wolf 1955, 303; dem neigt auch Hengst 1990, 251 zu) und dann Öchlitz zuge-
ordnet (Wolf 1956b, 19). Aus sprachwissenschaftlicher Sicht wurde dies jedoch
bezweifelt (Eichler HZV, 153; Eichler SO 1, 90), weil die Belegreihen beider Orte,
die recht klar auf bestimmte Grundformen verweisen, mit der Form des HZV nicht
übereinkommen. Für Döcklitz, belegt 1121 in Teklici, 1334 Teckelitz, 1349 Tekelitz,
1400 Teglitz 62, wäre entweder aso. *Teklica aus *tek(l)- ‘fließen’ oder aso. *Těch-
lici zu einem Personennamen *Těch_l_ anzusetzen (Eichler SO 1, 90), wobei die
erste Variante lautlich naheliegender ist. Für Öchlitz liegen zwei ganz verschiedene
Belegreihen vor, einerseits 1315 Ochelitz, 1350 Ochelicz, 1364 Ochgelisse, 1384
Uchlitz (Eichler SO 3, 32) und andererseits 1286 Ouchlitz, 1307 Langocheliz, 1326
Nochelicz, 1329 Ochelitz (Wolf 1956b, 19). Der Name wurde wahrscheinlich ge-
bildet aus aso. *Ocholici zu *ochol ‘aufgeblasen, stolz’ oder einem gleich lautenden
Personennamen (Eichler SO 3, 32). Böhme 1909, 16 fällt die Zuordnung insofern
leicht, als er im HZV Dacliza liest (so auch Hengst 1990, 251 unter Annahme einer
Verschreibung), was aber einer Überprüfung im Faksimile nicht standhält. Ansonsten
wäre auch hier eine Siedlung zu vermuten, die spurlos vergangen ist, und für die als
Grundform evtl. aso. *Tach+ic_ zu einem Anthroponym *Tach, vgl. Dachritz zu aso.
*Tachorovici (Eichler SO 1, 71 f.), anzusetzen ist.
Muchendorpf (Nr. 172): Dieser Beleg wurde Möckerling zugeordnet, das 1350 in
Mokernik, Mokirnik belegt ist und damit aus aso. *Mokŕnik (zu aso. *mokry bzw. ursl.
*mokr• ‘naß’) entstanden ist (Eichler SO 2, 188). Der HZV-Beleg liegt zu dieser
Etymologie quer, was auch für einen weiteren Möckerling zugedachten Beleg, 1128
Mucchendorf gilt (Walther 1971 [DS 26], 304). Beide würden eher zu einem Per-
sonennamen zu stellen sein, für den sowohl das Slavische mit Mocho, Much, Mucha
(Wenzel, Studien 2/2, 32 f.) als auch das Deutsche mit Mucha 63 Anknüpfungspunkte
bieten. Besser zu 1128 passt eine Zuordnung „vielleicht“ zum Anthroponym He-
muko (Walther 1971 [DS 26], 304). Eine eindeutige Entscheidung ist hier nicht zu
62 Der Beleg 1349 bei Eichler SO 1, 90, 1334 und 1400 nur bei Böhme 1909, 16, der Erstbeleg bei
beiden. Vgl. weiterhin Wolf 1957, 207.
63 Förstemann PN, 1132; der Name erscheint dort allerdings nicht gut genug belegt, um als systemhaft
für die deutsche Anthroponymie gelten zu können.
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44 Einführung
treffen (vgl. weiterhin Böhme 1909, 32; Wolf 1957, 210; Wolf 1956b, 20; Wolf
1955, 305); die Zuordnung dieses HZV-Belegs zu Möckerling ist jedoch nicht gege-
ben.
Husuuua (Nr. 197) wird bisher Geusa zugeordnet (Wolf 1955, 306; Wolf 1957,
211). Während bei Eichler HZV, 154 eine Herleitung aso. *Gus/ś+ov_ aus *guś bzw.
ursl. *go̧sƒ ‘Gans’ als unwahrscheinlich angesehen wird, weil dazu der Vokal noch
in nasalierter Form hätte aufgezeichnet worden sein müssen, wird diese Möglichkeit
nachfolgend vor dem Hintergrund der späteren Belege (975 Gusau, 1012 Gusuwa,
Gusuua, 1017 Gusue) als die einzig relevante angenommen (Eichler SO 1, 137;
Hengst 1990, 249). Dies geht aber nur auf, wenn man den HZV-Beleg beiseitelässt,
denn G- kann nicht so früh als H- erscheinen (vgl. Schaarschmidt 1998, 94–97).
Eine Entstehung des Toponyms aus einem altsorbischen Personennamen *Chud_š
(vgl. Schlimpert DS 32, 35) scheitert daran, dass im HZV anlautendes 〈H〉 immer
einem Lautwert [h] entspricht, jedoch nicht [x]. Eine Erklärung aus dem deutschen
Personennamen Husa (Förstemann PN, 936 f.; Kaufmann 1968, 210) würde das
Endelement unberücksichtigt lassen. Die Zuordnung dieses Belegs zu Geusa kann
also nicht als gesichert gelten.
Mechilacha III. (Nr. 221): Dieser Fall ist insofern komplizierter, als die Schreibung
dieses Belegs nahelegt, dass es sich insgesamt um drei Siedlungen dieses Namens
handelt (Schröder 1897, 11) – eine Problematik, der im folgenden Abschnitt 1.7
noch nachzugehen sein wird. Der Name wurde schon von Siegmund Wolf mit Emse-
loh in Verbindung gebracht, das, 1300 Emtzeloe, 1332 Emptzlo, 1347 Emptelo, 1364
Emptilo usw. belegt, aus bei Loga 2007, 38 f.; ebenso Walther 1971 [DS 26], 289
zu mhd. āmei e ‘Ameise’ und dem Grundwort loh gestellt wird. Der HZV-Beleg 64 ist
davon deutlich zu trennen. Er verdankt seine Entstehung dem Namen eines Baches,
welcher „wohl“ aus ahd. mihhil, asä. mikil ‘groß’ gebildet wurde und die Basis des
Toponyms bildete (Walther 1971 [DS 26], 257).
B. Eine Reihe von Belegen konnte bislang noch nicht mit später bezeugten Siedlun-
gen in Verbindung gebracht werden. Weitere Schriftbelege fehlen daher, aber dennoch
lässt sich für viele dieser Belege eine Etymologie angeben. Auch hier handelt es sich
bis auf wenige Ausnahmen um Namen, die nach dem gleichen Muster – Komposita
auf -dorf mit einem Personennamen im Bestimmungswort, der mitunter auch ein
slavischer ist – gebildet wurden:
Uuicholdesdorpf (Nr. 48) wird bei Walther 1971 [DS 26], 306 und Loga 2007,
132 f. Wippelsdorf w. Liedersdorf zugeordnet. Dieser Name ist 1322 und 1332 in
64 Zugeordnet bei Wolf 1957, 214 und Wolf 1956b, 20, noch bei Wolf 1955, 307 als unbekannt
vermerkt.
Zuordnungsprobleme 45
Wypoldesdorff, 1400 Wyppelsdorp alias dicitur Ludestorp belegt und aus einem Per-
sonennamen Wı̄(g)bald gebildet (Loga 2007, 132; Walther 1971 [DS 26], 306; vgl.
auch Schmidt 1913, 75 f.). Diese Zuordnung erscheint Wolf 1957, 200, nachdem
er zuerst dafür plädierte und einen engen Zusammenhang mit Liedersdorf annahm
(Wolf 1955, 298), bei genauerer Prüfung der geographischen Einordnung unpas-
send. Darüber könnte aber hinweggegangen werden, da die beiden jeweils eindeutig
belegten Anthroponyme Wichold und Wigbald zusammengehören. Allerdings wäre
zu erwarten, dass in den Belegen zuerst Wı̄(g)bald erscheint, Wichold aber erst in
späterer Zeit. Obwohl es also fraglich erscheint, beide Namen aufgrund ihrer Ähn-
lichkeit miteinander zu verbinden, ist dies doch nicht auszuschließen. Ein weiterer
Beleg 991 Viubodesdorf erscheint bei Loga 2007, 132 f. als gesonderter Lemmaein-
trag; auch dieser könnte sprachlich Wippelsdorf zuzuordnen sein. Wolf 1957, 200
lokalisiert diesen Beleg „zwischen Allstedt und der Wg. Seebich“, setzt ihn also mit
Uuicholdesdorpf gleich.
_ezemendorpf (Nr. 84): Dieser Beleg wurde häufig infolge des fehlenden Wortbe-
ginns als nicht lokalisierbar angesehen (Wolf 1957, 203; Wolf 1955, 301), und für
die Zuordnung zur Wüstung Hämisch (HMTB 2604.E) bei Neuß 1971, 130 f. (Nr. 99)
gibt es bislang keine Alternative. Obwohl dies infolge fehlender späterer Zeugnisse
hypothetisch bleibt, so erscheint doch eine Einkürzung und Verschleifung der durch
den HZV-Beleg dokumentierten Form zu dem Flurnamen Die Hämischen Höhen
möglich. Gleichwohl ist eine zuverlässige Erklärung des Namens nicht möglich, so
dass er in die folgenden Untersuchungen nicht einbezogen werden kann.
Brunesdorpf (Nr. 145, 157, 159 und 161), leicht zu erklären aus einem Personenna-
men Brun_, kann sprachlich für Nr. 157, 159 und 161 nicht zu einer Wüstung Bindorf
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46 Einführung
auf der Gemarkung Dorndorf zu stellen sein 66. Diese ist einzig bei Böhme 1909, 70
bezeugt; historische Belege oder weitere Spuren liegen jedoch anscheinend nicht vor.
Für Nr. 145 ist dies anders; hier führt Größler 1903, 98 eine umfangreiche Bele-
greihe an: 1057 Bunesdorf, 1109 Bunisdorf, 1206 Bunstorf, 1319 Bunstorph, 1331
Bunstorff, 1400 Bunstorff. Diese gehört zum Namen der späteren Wüstung Pinsdorf .
Ein Lautwechsel von -u- zu -i- wäre in der gegebenen Situation möglich 67; der Name
wäre von einem altsorbischen Anthroponym *Bun (Eichler SO 1, 39; Svoboda
1964, 33) abzuleiten. Nicht dazu passt wiederum der HZV-Beleg, der von Wolf
1957, 208 und Wolf 1956b, 20 hier zugeordnet wird. Damit kann es sich um später
nicht mehr belegte Siedlungen handeln, aber auch ein Anschluss an die beiden gleich
lautenden Belege, die eindeutig zu lokalisieren sind (Braunsdorf, im HZV Nr. 185;
Wg. Braunsdorf , im HZV Nr. 132) wäre denkbar. Trotz dieser Unsicherheit ist das
häufige Auftreten dieses Namens im HZV bemerkenswert.
Azalundorpf (Nr. 163) wird aufgrund der Reihenfolge im HZV in der Nähe von Go-
seck sw. Weißenfels gesucht, genauere Hinweise fehlen jedoch. Der Name wurde aus
einem Personennamen Azzalo gebildet (Walther 1971 [DS 26], 300) 68.
Theodendorpf (Nr. 182) liegt nur in diesem einen Beleg vor. Der Name wurde aus
einem Anthroponym De(o)do gebildet (Walther 1971 [DS 26], 302). Eine Lo-
kalisierung orientierte sich an geographischen Aspekten, die aber sprachlich nicht
befriedigen können. Weder eine Wüstung Tanneroda bei Frankleben (Wolf 1956b,
20), noch ein Flurname Dampfeld in Schortau (Wolf 1957, 211) entsprechen auch nur
annähernd der Struktur des Namens. Ein Zusammenhang mit der Wüstung Schalken-
dorf südöstlich von Mücheln unter der Voraussetzung einer Umbenennung (Walther
1971 [DS 26], 302) ist sicher denkbar, hat aber auch den Ruch von Willkür. Letztlich
bleibt es bei der Angabe „unbekannt“ (Wolf 1955, 306).
Zidimuslesdorpf (Nr. 205) ist wohl bei Merseburg zu suchen und wurde von dem ursl.
Anthroponym *Zƒdimysł oder *Sƒděmysł• abgeleitet (Eichler HZV, 156; Walther
1971 [DS 26], 305 und 325; Hengst 1990, 250). Der Ort könnte bei Bösseling (HZV
66 Wie es bei Wolf 1956b, 20 und Wolf 1957, 209 vorgeschlagen wird gegenüber der Vermutung einer
Zuordnung zu Nr. 132 oder 145 bei Wolf 1955, 305.
67 Das -u- wird unter dem Einfluss des -i- in der nachfolgenden Silbe umgelautet (was graphemisch
nicht zwingend gekennzeichnet werden muss) und in der Folge zu -i- entrundet. Vgl. einen ähnlichen
Fall (Krimpe) bei Eichler SO 2, 85. Außerdem ist in anderen Fällen „ein Wechsel der Extremvokale
i und u bezeugt“ (Naumann 1962, 308).
68 Vgl. zum Beleg auch Wolf 1957, 209; Wolf 1955, 305.
69 Dies ist naheliegender als eine Herleitung von Maganhard bei Walther 1971 [DS 26], 304. Für den
Hinweis danke ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale).
Zuordnungsprobleme 47
Nr. 206) gelegen haben, wo 1572 eine Wüstung Suttelsmund genannt wird (Wolf
1955, 306; Wolf 1957, 212), die jedoch nicht genau zu lokalisieren ist.
Suemeburg (Nr. 258): Die Lageangabe „ehem. Burg bei Burgstaden s. Bad Lauch-
städt“ (Walther 1971 [DS 26], 319; ähnlich Wolf 1957, 220 und Wolf 1956b,
21) mag aus geographischer Sicht plausibel sein; aus sprachgeschichtlicher Perspek-
tive ist sie ebenso willkürlich wie eine Zuordnung zu Schmon (hierin unsicher ist
Grimm 1958, 280, Nr. 479). Ein Bezug des HZV-Belegs, der 979 als Swemoburch
noch einmal begegnet und zu erklären ist aus „schwemmen, Schwemme oder mnd.
sweimen ‘sich schwingen’ oder gar StN Swēben?“ (Walther 1971 [DS 26], 319),
zum Ortsnamen Burgstaden ist allenfalls ein indirekter, indem das Toponym – was
aber angesichts des Fehlens historischer Belege kaum mit Sicherheit zu sagen ist –
auf die Existenz einer Befestigungsanlage Bezug nimmt. Somit ist die Feststellung,
dass der Name nicht zu lokalisieren ist (Größler 1903, 102), weiterhin gültig.
Die fehlende Lokalisierung dieser Namen ist bedauerlich, zumal es sich oft um durch-
sichtige und relativ leicht zu erklärende Bildungen handelt. Auffällig ist der selbst
gegenüber dem gesamten HZV überproportional große Anteil an Komposita auf -dorf,
der sich einer Interpretation verschließt.
Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass in der Zeit seit dem 9. Jahrhundert, die
mithin mehr als ein Jahrtausend umfasst, Siedlungen und ihre Namen durch ver-
schiedene Umstände verschwinden konnten, ohne Spuren zu hinterlassen. Immerhin
führte eine intensive, seit Langem betriebene Suche im Gebiet des HZV (insbesondere
von Größler und Wolf) unter Wüstungen und Flurnamen zu einer großen Zahl von
Lokalisierungen. Einen hundertprozentigen Erfolg zu erwarten wäre unrealistisch,
zumal sich auch in älteren Schriftquellen für andere Regionen für gewöhnlich Na-
menformen finden, die geographisch nicht einzuordnen sind. In diesem Kontext muss
es schon als beachtlich gelten, wenn sich 86 % der Orte des sehr alten Hersfelder
Zehntverzeichnisses exakt lokalisieren lassen.
C. Ganz schwierige Fälle liegen dann vor, wenn weder die Lage zu bestimmen ist
noch der Name zufrieden stellend erklärt werden kann:
Brallidesdorpf (Nr. 29) und Breuieliudest[at] (Nr. 102): Beide Namen scheinen in
ihrer lautlichen Struktur einander zu ähneln und werden daher bei Walther 1971
[DS 26], 275 und 301 zusammengefasst 70; über ihre sprachliche Erklärung ist jedoch
nur zu mutmaßen. Für Nr. 29, die noch einmal 991 Brellidesdor[f] erscheint, wäre
an einen auf -liud endenden Personennamen zu denken oder an ein altsorbisches
Lexem *prav-. . . (Loga 2007, 24); beide Vorschläge können jedoch nur Teile des
Namens, nicht aber seine vollständige Struktur erklären. Von Bedeutung ist hierbei
die Feststellung, dass ein slavisches Bestimmungswort enthalten sein müsse, weil der
70 Während bei Wolf 1955, 302 ein Zusammenhang beider erwogen wird, wird dieser später, bei Wolf
1956b, 19, ausgeschlossen.
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48 Einführung
Beleg ansonsten einen Umlaut aufwiese (Schröder 1897, 4). Dieser liegt zwar bei
Nr. 102 vor, eine Erklärung dieses Belegs erleichtert dies aber nicht.
Die Lokalisierung kam für Nr. 102 nicht über „unbekannt“ hinaus (Wolf 1957,
205; Wolf 1955, 302). Für Nr. 29 erfolgte sie lediglich aufgrund der Reihenfolge
der Aufzählung im HZV und einer Urkunde aus dem Jahr 991, die Brellidesdorf
zwischen Winkel und Allstedt aufführt (Wolf 1957, 198), ohne dass sich konkrete
topographische Anhaltspunkte finden lassen. Gegen den Vorschlag, einen der beiden
Belege mit Barwelle in Beyernaumburg und Liedersdorf in Verbindung zu bringen
(Wolf 1956b, 19), spricht neben der zu unterschiedlichen Lautung, dass es sich bei
Barwelle nicht um eine frühere Siedlung, sondern wohl nur um einen Flurnamen
handelt (Schmidt 1913, 76), weswegen Wolf 1957, 198 und 205 wohl davon wieder
Abstand nahm.
Cunbici (Nr. 128): Ein Zusammenhang mit dem Flurnamen das Grünitzfeld nordöst-
lich von Niederwünsch (Wolf 1957, 207; Wolf 1956b, 19) ist wie auch die zuvor
erwogene Verbindung mit Gölbitz (Wolf 1955, 303), vgl. 1464 Gelwitz (Böhme
1909, 24) aus sprachlicher Perspektive nicht zu bestätigen, da eine geradlinige Ent-
wicklung vom HZV-Beleg zu einem der genannten Namen nicht denkbar ist. Auch
die Erklärung des Belegs steht vor Schwierigkeiten. Ein Ansatz aso. *Kun+ovici
wäre denkbar, aber hinsichtlich einer derartig frühen Vertretung von /v/ durch 〈b〉 71
wohl problematisch. In der Form *Kunpici oder *Kunbici könnte der Name eine dem
Zetazismus schon frühzeitig unterworfene Form *bizi aus asä. *biki ‘Bach’ sein;
diese Lauterscheinung ist jedoch erst ab dem 10. Jh. belegt 72, dürfte hier also nicht in
Betracht kommen. Als Bestimmungswort käme vielleicht ein Personenname *Kunno
in Betracht; vgl. hierzu Kombach bei Greule 2014, 279.
1.6.3 Zusammenfassung
71 Hierzu Paul et al. 2007, 155, § L 100, Anm. 3, wo diese Schreibvariante im Zentral- und Nordhessi-
schen – also im geographischen Umfeld Hersfelds – beobachtet wird, allerdings für die hier relevante
Zeitspanne wohl zu spät. Bei Braune /Reiffenstein 2004 finden sich hierzu anscheinend keine
Angaben.
72 Klein 2000, 1251; vgl. auch Bischoff 1954, 61 f.; Bathe 1957, 57–60; Bischoff 1967, 46 f.
Zuordnungsprobleme 49
Abgesehen von den jeweiligen Neubewertungen bleibt bei 28 % der genannten Namen
die generelle Zuordenbarkeit bestehen. Neu erklärt wurde in diesem Zusammenhang:
Für einige weitere Fälle ist eine Zuweisung nur unter der Annahme einer Fehlschrei-
bung im Anlaut möglich:
Namenerklärung und Lokalisierung sind also bei 60 % der in diesem Abschnitt be-
handelten 53 Namen weitgehend klar. Einige, darunter auch prominente Fälle lassen
sich gut an später bezeugte Orte anschließen, ihre Etymologie bleibt jedoch ungeklärt
oder mehrdeutig:
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50 Einführung
Eine größere Zahl von Namen lässt sich nicht lokalisieren, wobei in einigen Fällen
bisherige Lokalisierungen bei strengerer Beurteilung der sprachlichen Gestalt des
HZV-Belegs abzulehnen sind:
Weitere Belege lassen sich nach wie vor nicht einem später bezeugten Ort zuweisen:
Hinzu kommen einige Belege, die sowohl hinsichtlich ihrer sprachlichen Erklärung
als auch ihrer Lokalisierung unklar sind:
Der Anteil von 12 %, den diese 20 nicht zu verortenden Namen unter den 171 in
Liste A des HZV genannten Toponymen bilden, erscheint angesichts des hohen Alters
dieser Quelle und der generell vorauszusetzenden späteren Transformationsprozesse
in der Siedlungsstruktur als vertretbar. Es sei dahingestellt, inwieweit detailliertere
Forschungen noch Aufklärung bringen könnten, es dürfte aber generell unwahrschein-
lich sein, dass sich eine so große Zahl im Frühmittelalter aufgezeichneter Namen heute
noch ausnahmslos lokalisieren lässt.
Mehrfachnennungen 51
1.7 Mehrfachnennungen
Ein Charakteristikum des HZV ist es, dass nicht wenige Ortsnamen (vgl. auch Schrö-
der 1897, 3) mehrfach, z. T. auch an ganz unterschiedlichen Stellen der Auflistung
auftauchen (Tab. 1) 73. Hierbei handelt es sich um alles andere als eine periphere Er-
scheinung; vielmehr ist weit mehr als ein Drittel der in Liste A des HZV genannten
Namen davon betroffen. Hinzu kommen zwei Toponyme, denen jeweils eine Reihe
von Grundstrichen nachgestellt wurde, welche an eine römische Zahl erinnert: Mechi-
lacha III (Nr. 221) und Bullisfeld III (Nr. 228), woraus auf eine entsprechende Zahl
von Einzelsiedlungen dieses Namens geschlossen wurde (Schröder 1897, 11) 74.
Von erheblicher Bedeutung ist die Frage, wie die so zahlreichen Mehrfachnen-
nungen zu erklären sind. Wohl auch unter dem Eindruck der Einheitlichkeit in der
formalen Gestalt der Quelle, die unweigerlich eine entsprechende innere Ordnung im-
pliziert, lag es nahe, bei diesen Mehrfachnennungen noch heute existierende Ortsteile
größerer Siedlungen anzunehmen:
„Das wiederholte Vorkommen gleicher Ortsnamen erklärt sich größtenteils durch das Beste-
hen gleichnamiger und heute durch Groß-, Klein-, Ober-, Nieder- u. ä. unterschiedener Orte.
Daß diese doch meistens benachbarten Orte nie unmittelbar aufeinander folgen, sondern
wenigstens éin [sic!] anderer Namen [sic!] dazwischen geschoben ist, soll wohl gerade
die Verschiedenheit der Siedlungen trotz Namensgleichheit verdeutlichen. Das Verzeichnis
scheint praktischen Zwecken der Bereisungskontrolle der zehntpflichtigen Orte gedient zu
haben.“ (Wolf 1955, 293, Anm. 5)
Im Geltungsbereich des HZV liegen zwar durchaus gleichnamige Orte vor, z. T. auch
in größerem Abstand voneinander (Rothen- und Weißenschirmbach; Röblingen). Den-
noch ist bei einer solchen „Aufteilung“ der Namenformen eine Eineindeutigkeit der
Zuweisung nur oberflächlich zu erzielen. Deutlich wird dies z. B. bei Uunschi bzw.
Unschi (Nr. 127 und 129), wofür sich Ober- und Niederwünsch zur Lokalisierung an-
boten (Wolf 1957, 207 75). Unberücksichtigt blieb dabei jedoch ein dritter, heute wüst
liegender Ortsteil Beerwünsch (HMTB 2678.E), der durchaus ebenfalls in Betracht
zu ziehen wäre. Dass zwei HZV-Belege drei Ortsteilen gegenüberstehen, lässt eine
einfache Lösung nicht erwarten. Bei den anderen Orten ist die Situation grundsätzlich
ähnlich.
73 Da es hier um gleiche Namen geht, werden an dieser Stelle z. B. auch Toponyme, die sich erwie-
senermaßen auf unterschiedliche, aber gleichnamige Orte beziehen, zusammengefasst; dies betrifft
Braunsdorf und Röblingen.
74 Vgl. auch: „Ich mache besonders aufmerksam auf die [. . . ] Zahlen hinter Mechilacha und Bullisfeld :
[sic!] sie deuten an, dass der Schreiber resp. Verfasser hier mit dem Raum in die Klemme kam und
darum statt der bisherigen Wiederholung des Namens zu einem sparsamern Modus greifen musste“
(Schröder 1897, 11).
75 Demgegenüber noch bei Wolf 1955, 303 der Bezug beider Belege zu Oberwünsch.
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52 Einführung
„Augenscheinlich wurden im 10. und 11. Jh. die verbliebenen Reste der Eremusbereiche
aufgehoben und von den Altdörfern aus aufgesiedelt. Die kleinen Tochterdörfer – stets in
direkter Feldmarksnachbarschaft – erhielten entweder den Namen des Mutterdorfes mit dem
Präfix „Klein“ oder wurden mit einem besonderen Bestimmungswort als neue Ansiedlungen
gekennzeichnet.“ (Meibeier 2006, 59)
Will man für die Saaleregion nicht eine völlig andere zeitliche Einordnung dieser Pro-
zesse annehmen als für das Nordharzgebiet, für das die zitierte Feststellung getroffen
wurde, dann ergibt sich daraus, dass es die Namenpaare zur Zeit der Entstehung des
HZV noch gar nicht gab. Damit wäre eine Verteilung der Mehrfachnennungen auf die
heutigen Ortsteile überhaupt nicht möglich.
Angesichts dessen bleibt kaum eine andere Möglichkeit als anzunehmen, dass
Orte im HZV mehrfach genannt werden, dass es sich also bei den sich wiederholen-
den Namen um jeweils ein Toponym handelt, das mehr als nur einmal aufgezeichnet
wurde. Mit dieser These reduziert sich einerseits der Bestand an Namen in dieser
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54 Einführung
Quelle drastisch, andererseits wirft sie die Frage auf, warum dies geschehen sein
sollte. Eine naheliegende Überlegung wurde bereits vor längerer Zeit formuliert,
wonach „Wiederholungen und Überschneidungen [. . . ] sicherlich der Kompilation
zeitlich verschiedener Vorlagen beziehungsweise der schematischen Zusammenstel-
lung durch den Hersfelder Schreiber oder Redaktor anzulasten“ sind (Walther 1990,
221). Die fein säuberlich angeordneten Namen könnten also aus unterschiedlichen
Zusammenstellungen heraus abgeschrieben sein, insbesondere wohl aus verschiede-
nen Kontexten wie z. B. Besitzübertragungen stammenden Auflistungen. Einzelne
Siedlungen konnten bei sich überlappenden oder nebeneinanderliegenden Herr-
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56 Einführung
Dass ein Name als Stellvertreter für andere, unleserliche dienen soll, wäre erst noch
genauer zu begründen. Demgegenüber wären aber Irrtümer des Schreibers nicht un-
bedingt auszuschließen. Immerhin fällt auf, dass viele sich wiederholende Toponyme
durch nur ein bis drei andere Namen voneinander getrennt sind, und mitunter ergibt
sich ein regelrechtes Hin und Her (Tab. 1.2). Derartige Stellen erwecken den Ein-
druck, als seien der Schreiber oder sein Vorleser beim Lesen der Vorlage gelegentlich
in der Zeile verrutscht, so dass kleinere Gruppen von Namen mehrfach notiert wor-
den wären. Gleichwohl wäre aber auch an verschiedene Provenienzen von Besitz in
den entsprechenden Orten zu denken, die sich in einer nach regionalen Faktoren ge-
ordneten Zusammenstellung in solchen Mehrfachnennungen manifestieren konnten;
dies könnte durchaus auch für die in Tab. 1.2 dargestellten Ausschnitte aus der Liste
zutreffen.
Die Situation bleibt also unklar, und ob sich diese Problematik genauer klä-
ren lassen wird, muss an dieser Stelle dahingestellt bleiben (vgl. dazu weiter Ab-
schnitt 5.2.2). Da es in der folgenden Untersuchung vorrangig um die Namen geht,
bleibt als wesentliches Ergebnis, dass sich mehrfach auftretende gleiche Namen mit
großer Wahrscheinlichkeit auf ein und dieselbe Siedlung beziehen. In Aufzählun-
gen und bei Mengenberechnungen werden sie daher nur einmal und nicht mehrfach
gezählt.
das demjenigen der Namen im HZV entspricht. Was als eine Willkürentscheidung
ohne sachgerechte Begründung erscheinen mag, hat methodische Gründe. In allen
toponomastisch untersuchten Regionen, für die in der Regel keine Quelle von Umfang
und Alter des HZV vorliegt, wird davon ausgegangen, dass der jeweilige Namen-
schatz als ein Ganzes zu untersuchen ist. Eine Untergliederung nach Namenschichten
wird vorrangig anhand struktureller Merkmale vorgenommen. Im Deutschen werden
z. B. Derivata in der Regel als ältere Bildungen angesehen, Komposita hingegen als
jüngere. Zu verweisen wäre außerdem auf die Unterscheidung zwischen älteren und
jüngeren slavischen Namentypen, die im folgenden Kapitel 2 noch eine Rolle spielen
wird. Dabei spielen die Ersterwähnungen der Namen gerade keine Rolle 76, da diese
ohnehin nur in den wenigsten Fällen an die Entstehungszeit der Namen heranreichen.
Man ist also im Allgemeinen gezwungen, von einem um Jahrhunderte höheren Al-
ter der Namen auszugehen, als dies durch die schriftliche Überlieferung tatsächlich
dokumentiert ist, was grundsätzlich auch berechtigt ist.
Das Vorliegen des HZV mag nun dazu verleiten, sich auf die tatsächlich für das
9. Jahrhundert überlieferten Namen zu beschränken und die übrigen als unsichere
Kandidaten außer Acht zu lassen. Unweigerlich würde man dann aber auch den si-
cher nicht geringen Prozentsatz beiseitelassen, der trotz fehlender Quellenbelegung
älter ist. Methodisch reizvoll ist aber ein Vorgehen, das sich an demjenigen einer
Untersuchung „normaler“ Gebiete ohne besonders alte Überlieferung orientiert und
die Exzeptionalität des HZV nur sekundär beachtet. Dies bedeutet, dass alle Na-
men der Region als Ganzes betrachtet werden und erst dann danach gefragt wird,
ob diejenigen des HZV signifikante Besonderheiten im Vergleich mit den übrigen
aufweisen. Damit kann zugleich überprüft werden, ob ein solches Vorgehen in den
anderen Fällen tatsächlich zuverlässig ist, indem es hier einer Verifizierung durch den
umfangreichen Quellenbestand des HZV unterzogen wird. Dies betrifft insbesondere
die Unterscheidung zwischen älteren und jüngeren altsorbischen Namentypen, um
die es in Kapitel 2 geht.
In einem bestimmten Punkt ist aber eine Differenzierung angebracht. Da bei Walt-
her 1971 [DS 26] insbesondere die älteren Siedlungsverhältnisse im Blick standen,
hat er in die Namenverzeichnisse auf den Seiten 224 bzw. 242 bis 327 vor allem ältere
Bildungen aufgenommen. Diese von den übrigen zu unterscheiden, bietet eine zusätz-
liche methodische Verifikationsmöglichkeit, ob nämlich in DS 26 nicht aufgeführte
Namen ebenfalls ein hohes Alter aufweisen können.
Außen vor bleiben die relativ wenigen Namen, deren Etymologie Schwierigkeiten
bereitet, was z. T. an den Lücken in der toponomastischen Bearbeitung der Regionen
westlich der Saale liegt. Schließlich mag man sich an der Abgrenzung der unter-
suchten Region reiben, die in Bezug auf Saale und Unstrut jeweils ein Flussufer
miteinbezieht, das andere jedoch außer Acht lässt. Diese Abgrenzung ist aus der
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58 Einführung
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 aufgelistet nicht in DS 26
Kolumne 1 Kolumne 2 Kolumne 3
Tab. 1.3: Die Struktur der Ortsnamenbearbeitung in dieser Untersuchung
Zusammengefasst ergibt sich demnach die in Tab. 1.3 dargestellte Struktur. Die drei
Kolumnen werden in Kapitel 3 und den dazugehörigen kartographischen Darstel-
lungen jeweils in unterscheidbarer Weise dargestellt. In Kapitel 2 ist hinsichtlich
der slavischen Toponyme, da hochmittelalterliche Bildungen westlich der Saale aus
historischen Gründen auszuschließen sind (vgl. Abschnitt 2.1), die Unterteilung in
zwei Kolumnen ausreichend.
Zusätzlich zu den in Abschnitt 1.1 ausgeführten Prinzipien der Schreibung der Namen
bzw. ihrer Grundformen sind zum besseren Verständnis der folgenden Darstellungen
noch einige Bemerkungen erforderlich. Angesichts der Fülle des Materials war es
nicht möglich, jeden Namen gründlich zu diskutieren; vielmehr sind die Erklärungen
in den folgenden Kapiteln sehr knapp gehalten, und die Literatur wird nur summarisch
angegeben. Hierbei stehen die einschlägigen toponomastischen Bearbeitungen am
Anfang, wobei sich die Anordnung an der in Kapitel 1.5 dargestellten Stufenabfolge
der namenkundlichen Bearbeitung orientiert. Es folgen übergreifende Darstellungen,
die aus den zuvor genannten Werken im Wesentlichen nur schöpfen, anschließend,
wenn erforderlich, geschichtliche Darstellungen, darunter insbesondere die Arbeiten
von Siegmund Wolf. Kleinere Modifikationen gegenüber der angegeben Literatur, wie
z. B. in der Schreibweise der zugrunde liegenden Personennamen, wurden stillschwei-
gend vorgenommen; notwendige Erläuterungen in Fußnoten beigefügt. Einige von den
bisherigen onomastischen Gepflogenheiten abweichende Prinzipien der Schreibung
der Namen bzw. Grundformen wurden bereits in Abschnitt 1.1 erläutert.
Die für die folgenden Darstellungen essentiellen Kartierungen (Tafelteil, Abb. 4–
24, S. 220–S. 240) stehen vor dem Problem, dass eine große Anzahl prinzipiell gleich-
wertiger Namentypen durch verschiedene Symbole unterschieden werden muss; diese
Anzahl ist größer als diejenige der visuell leicht unterscheidbaren Grundformen. Aus
Prämissen der folgenden Darstellungen 59
diesem Grunde wurden hinsichtlich der deutschen Namentypen ältere (Abschnitt 3.3)
von jüngeren (Abschnitt 3.4) farblich unterschieden – erstere werden schwarz, letztere
rot dargestellt. Dies führt unweigerlich zu dem Manko, dass Beziehungen zwischen
gleichförmigen Symbolen wie z. B. schwarzen und roten Quadraten, unterstellt wer-
den, die jedoch keine reale Grundlage haben. Die einzige Alternative hierzu wäre
gewesen, die Zahl der unterschiedlichen Formen zu vergrößern, was jedoch andere
Nachteile mit sich gebracht hätte, insbesondere eine schlechtere Unterscheidbarkeit
bei der Betrachtung. Demgegenüber hebt die farbliche Unterscheidung schwarz – rot
die Rolle der älteren Namenbildungen deutlich heraus.
Für die slavischen Namen wurde demgegenüber die auf den ersten Blick viel-
leicht ungewöhnliche Farbe Violett gewählt. Ausschlaggebend hierfür war der damit
verbundene Signalcharakter in Verbindung mit einem dunklen Farbeindruck, der die
Slavica neben dem Schwarz und Rot der deutschen Toponyme in der Wahrnehmung
gleichberechtigt bestehen lässt.
Gemäß dem Hauptziel der vorliegenden Arbeit, die im HZV überlieferten Namen
im Kontext des Gesamtbestandes an Toponymen zu betrachten, wurde die Farbge-
bung zwischen den drei Kolumnen abgestuft. Neben den dunkel dargestellten Namen
des HZV als unzweifelhaften Bildungen des 9. Jahrhunderts werden die Namen der
Kolumne 2, bei denen ein ebenso hohes Alter zumeist eben nur begründet anzuneh-
men ist, zurückhaltender dargestellt. Demgegenüber werden die übrigen Namen, bei
denen ein ebenso hohes Alter eher weniger wahrscheinlich ist, durch ihr Weiß als
Leichtgewichte markiert.
Hinsichtlich der topographischen Grundlagen bestand das Problem, dass ins-
besondere das Gewässernetz im Verlauf der jüngeren Vergangenheit in manchen
Teilbereichen grundsätzlichen Veränderungen ausgesetzt war. Dies betrifft insbe-
sondere den Braunkohlenbergbau im Geiseltal, der buchstäblich kaum einen Stein
auf dem anderen ließ, und in geringerem Maße die Mansfelder Seen. Ausgehend
von heutigen geographischen Basisinformationen wurde mittels manueller Retuschen
versucht, eine Annäherung an den Zustand des Mittelalters zu erzielen. Kartogra-
phische Exaktheit war dabei nicht zu erzielen. Einer Erläuterung bedürfen hierbei
insbesondere die Mansfelder Seen: Der im 19. Jahrhundert leergelaufene Salzige
See 77 wurde mit den schon zuvor trockengefallenen Ausbuchtungen rekonstruiert;
der Süße See auf seinen früheren, weiter nach Nordwesten reichenden Zustand erwei-
tert. Hinzu kommt der Faule See unmittelbar östlich von Eisleben. Als sehr hilfreich
für die Bestimmung der Seeufer erwiesen sich die Ausführungen bei Neuß 1995,
56–58. Auf die Kennzeichnung ehemals sumpfiger Geländeabschnitte, die insbe-
sondere im Bereich der Salza von Bedeutung gewesen wäre, wurde verzichtet. Eine
auch nur annähernd vollständige Rekonstruktion der frühmittelalterlichen Topogra-
phie ist ohnehin kaum zu erzielen, da sich nicht alle Veränderungen nachvollziehen
lassen.
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2. Die slavischen Siedlungsnamen
Das grundlegende Merkmal der slavischen Toponymie westlich der Saale ist, dass sie
sich viel früher als östlich dieses Flusses in einer sprachlichen Minoritätensituation
befand, wobei unter dieser generellen Perspektive die Problematik des Charakters
und der Ausdehnung der sprachlichen Grenze zunächst außer Betracht bleiben kann.
Für eine solche Minoritätensituation sind bestimmte Aspekte von entscheidender
Bedeutung, auf die zum besseren Verständnis kurz einzugehen ist.
Es ist Jedermann freigestellt, Namen von Personen, Orten, Straßen, Gebirgen usw.
nach Belieben zu verändern oder neue zu kreieren. Entscheidend ist dabei jedoch,
dass dieser Ortsname von der Kommunikationsgemeinschaft auch akzeptiert und
verwendet wird, denn nur dann ist er lebensfähig: „The names in the language of
the predominant ethnic group are used“ (Sičáková 2006, 408). Dem individuellen
Namenschöpfer sind hier sehr enge Grenzen gezogen. Mag er es vielleicht noch
schaffen, einer anderen Person einen Spitz- oder Übernamen anzuhängen, so wird
sich eine größere Sprechergemeinschaft doch kaum davon überzeugen lassen, dass
geographische Objekte gemäß seinen individuellen Vorstellungen auf einmal anders
heißen sollen. Sollte ein Individuum jedoch trotzig seine eigenen Namenbildungen
in der Kommunikation mit Anderen verwenden, so würde man ihn nicht verstehen,
und die Verständigung wäre zum Scheitern verurteilt 78. Um diese zu erreichen, ist der
Gebrauch derjenigen Namen erforderlich, die auch dem Gesprächspartner geläufig
sind.
Diese Vorstellung ist auf das Früh- und Hochmittelalter zu übertragen. Zehn
isolierte slavischsprachige Siedlerfamilien können in einem rein deutschsprachigen
Umfeld gewiss ihren eigenen Ortsnamen gebildet haben, es ist jedoch unwahrschein-
lich, dass sich dieser Name auch bei den Deutschsprachigen durchsetzen kann, die
sich in der Überzahl befinden. Vielmehr werden diese den Ort wohl mit ihren eigenen
Mitteln, etwa als *Wendendorf oder *Wendhausen, benennen. Ein anderer Fall liegt
vor, wenn die slavischsprechende Bevölkerung einer Region ihre Muttersprache ablegt
und nur noch Deutsch spricht – dann werden sie ihre schon früher gebrauchten Namen
sicher beibehalten. Mit der zunehmenden Festigkeit im deutschen Sprachgebrauch
werden diese Namen allmählich an die deutschen Spracheigenheiten angepasst. Dies
ist, wie wir wissen, östlich von Elbe und Saale in sehr großer Zahl geschehen. Bei-
spielsweise trug das heutige Gröst ursprünglich den altsorbischen Namen *Grodišče
‘(große) Burgstelle’ (Eichler SO 1, 181). Anhand der historisch überlieferten Na-
78 Die treffende Beschreibung einer solchen Situation liefert Peter Bichsel in seiner Kurzgeschichte
„Ein Tisch ist ein Tisch“, zuerst erschienen 1969; für den Hinweis auf diese mir zuvor unbekannte
Erzählung danke ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale).
Sprachliche Grundlagen 61
menbelege ist die Entwicklung, ausgehend von der genannten Grundform, hin zur
heutigen Namenform, gut ablesbar:
(845) 11. Jh. Crodesti → 991 Grodisti → 1087 Grodeste → 1307 Grest → 1401/04 Gröst.
Erfolgte die Niederschrift zu Beginn noch in einer Form, die dem slavischen Sprach-
gebrauch nahestand, so setzten bald, hier erkennbar für das 12. Jahrhundert, Abschlei-
fungsprozesse in den Nebensilben (i. e. unbetonten Silben) ein, die nunmehr nur noch
als Murmelvokal gesprochen wurden 79. Solche Reduktionen führten schließlich zum
Totalverlust dieser Silben, so dass ein einsilbiger Name übrigblieb. Dieser erfuhr
schließlich noch einen hyperkorrekten Wandel: Da in der Mundart der Region stan-
dardsprachliches [ö] als [e] gesprochen wurde und wird, meinte mancher Schreiber
richtig zu handeln, wenn er ein gehörtes [e] als 〈ö〉 notierte und tat dies häufig – eben
hyperkorrekt – auch an den falschen Stellen.
In sprachlichen Kontaktgebieten ist es jedoch auch eine weit verbreitete, wenn
auch relativ selten schriftlich bezeugte Erscheinung, dass Orte mehrere Namen tragen
(Walther 1971 [DS 26], 114), nämlich in jeder der dort vorkommenden Sprachen
einen. Im jeweiligen sprachlichen Kontext wird dann die entsprechende Namenform
gebraucht. So wurde beispielsweise ein Ort (Hinkau, heute Lubsko-Hynków in der
östlichen Niederlausitz) von den Slaven Hynkow genannt (1375 Hinkau), von den
Deutschen hingegen Hinkendorf (1370 Hinckindorf ) – die gleiche Basis beider Na-
men, ein Personenname Hink oder Hynk – ist deutlich zu erkennen 80. Es ist vor allem
eine Frage der schriftlichen Quellen, welcher dieser Namen uns überliefert wurde 81.
Das HZV bietet uns hier, wenn auch indirekt, einige Namen, die in späterer Zeit als
slavische Toponyme bezeugt, hier aber Komposita auf -dorf sind:
Dörstewitz, HZV Nr. 133 (evtl. (845) 11. Jh. Thiderichesdorpf vs. (1271) 16. Jh. Dorstewitz
usw.) 82.
Peutnitz, HZV Nr. 51 ((845) 11. Jh. Budinendorpf vs. 1182 villa Putenize usw.) 83.
Spielberg, HZV Nr. 142, 144, 147 und 261 ((845) 11. Jh. Spiliberc, M 9. Jh. Spiliberg, 954 villa
Spileberg vocata, quae etiam alio nomine Sibrivici dicitur usw.) 84.
Wolkau, HZV Nr. 126, Wg. HMTB 2678.D ((845) 11. Jh. Uulchistedin vs. 1332 Wolkowe) 85.
79 Zur sprachlichen Gestalt der slavischen Ortsnamen im HZV, jedoch unter einem anderem Aspekt,
Hengst 1997; allgemeiner Hengst 1998a, 87–91.
80 Ausführlicher zu diesem Namenpaar Eichler /Zschieschang 2011, 133 f.
81 In besonderem Maße zeigt sich diese Mehrnamigkeit bekanntermaßen in der zweisprachigen Nie-
der- und Oberlausitz, worauf hier nicht erschöpfend einzugehen ist. Vgl. grundlegend Körner 1993
[DS 36], 91–109; Eichler /Walther 1978 [DS 29], 107–123; Eichler /Zschieschang 2011, 43–53.
82 Vgl. zum Namen die Abschnitte 1.6.1, 2.3 und 3.4.1.
83 Vgl. zum Namen die Abschnitte 1.6.1, 2.3 und 3.4.1.
84 Vgl. zum Namen die Abschnitte 2.3 und 3.4.5.
85 Vgl. zum Namen die Abschnitte 1.6.1, 2.3 und 3.3.2.
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62 Die slavischen Siedlungsnamen
Nur bei Spielberg ist Gleichzeitigkeit unmittelbar belegt, ansonsten sind die alt-
sorbischen Formen der Toponyme erst aus deutlich jüngerer Zeit überliefert. Ein
Nacheinander beider Formen ist in diesen Fällen indes unwahrscheinlich, zumal der
Charakter und die Singularität des HZV weitere so frühe Schriftbelege für dieselben
Orte auch gar nicht erwarten lassen. Was die Motivation beider Komposita anbe-
trifft, so ist bei Wolkau auf die größere Zahl von Namen auf -stedt in unmittelbarer
Umgebung zu verweisen (vgl. Tafelteil, Abb. 7, S. 223), die wohl zu einer Analogie-
bildung geführt hat. Bei Peutnitz ist eine solche Situation nicht erkennbar. Bei der
Bildung des Kompositums Budinendorpf ist die Struktur der altsorbischen Ausgangs-
formen richtig erfasst worden, indem das Basiselement *Bud_n korrekt abgetrennt
wurde.
Abgesehen von der Entstehung von Namenpaaren werden bei der Entlehnung von
Namen diese sprachlich entsprechend angepasst. Dies ist geschehen, als slavisch be-
siedelte Gebiete unter deutsche Herrschaft kamen und geographische Objekte in der
deutschsprachigen Kommunikation der neuen Herren eine Rolle spielten (prägnant
dazu Hengst 1998a). Zu einer massenhaften Erscheinung wurden solche Übernah-
men, als sich im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus eine große Zahl
mittelhoch- bzw. mittelniederdeutschsprechender Einwanderer ansiedelte und sich
so unter die Slaven mischte. Deutsch-slavischer Sprachkontakt war in der Folge eine
alltägliche Erscheinung, und häufig übernahmen die Deutschen zur Benennung von
Orten die Namen, die bereits ihre slavischen Nachbarn gebrauchten. Davon zeugen
tausende von Ortsnamen im östlichen Deutschland.
Das sind die Grundkonstituenten, die für die Entstehung, die Entwicklung und den
Gebrauch der mittelalterlichen Ortsnamen maßgeblich sind, mittels derer wir versu-
chen, der Siedlungsentwicklung jener Zeit auf die Spur zu kommen. Derartige, im
Kontext der Sprachsoziologie und Sprachpsychologie anzusiedelnde Überlegungen
sind überaus wichtig für das Verständnis des Kontextes, in dem die Untersuchungs-
objekte dieser Abhandlung stehen.
Nach diesen grundsätzlichen Feststellungen wäre nun nach der Verbreitung slavischer
Ortsnamen entlang der mittleren Saale zu fragen. Die Verbreitung besonders alter
slavischer Ortsnamentypen zeigt ausgeprägte Areale entlang des Flusses und seiner
Seitentäler (Eichler /Walther 1984 [DS 35], 102); es bietet sich somit ein Bild, wie
es ganz ähnlich auch andere Landschaften südlich der norddeutschen Urstromtäler
erkennen lassen, wie z. B. die Daleminze oder die Regionen an der Elbe (Eichler /
Walther 2010, 355; Eichler /Walther 1967 [DS 21], 188; Eichler /Walther
1970, 86). Slavische Ortsnamen füllen die Seitentäler westlich der Saale genau wie auf
der rechten Seite des Flusses aus und verlieren sich nach Westen hin nur allmählich
(Walther 1971 [DS 26], Beilagekarte 12). Hätten wir die historische Überlieferung
nicht, die uns über die Grenzsituation, über Kämpfe und friedliche Kontakte zwischen
Historisch-geographische Grundlagen 63
Slaven und Deutschen 86 berichten, dann könnten wir aus einer solchen Abbildung nur
folgern, dass es sich hier um eine der slavischen Siedlungslandschaften handelt, wie
sie weiter östlich auch bestanden.
Diese Verbreitungsgebiete beruhen auf günstigen naturräumlichen Voraussetzun-
gen, und sie lassen sich auch mit Methoden der Archäologie – zumeist Fundverbrei-
tungen – in ganz ähnlicher Weise herausarbeiten. Man ist geneigt, diese so deutlich
hervortretenden Siedlungsareale auch als politische oder ethnische Entitäten anzuse-
hen, zumeist als „Stammesgebiete“. Seit jeher werden die in den Quellen genannten
Namen von politisch hervortretenden Gruppen selbstverständlich auf solche Sied-
lungsareale verteilt, und dies scheint in vielen Fällen auch aufzugehen. Tatsächlich
ist jedoch ein Axiom maßgeblich, das der Archäologe Karl Josef Narr so formulierte:
„[. . . ] ist aber eine Siedlungskammer geographisch-ökologisch eindeutig determi-
niert, wird die Annahme einer ‚ethnischen‘ Einheit als Erklärung der räumlichen
Beschränkung einer ‘Kultur’ entbehrlich“ (Narr 1985, 65). Naturräumlich und sied-
lungsgeographisch eindeutig abzugrenzende Areale sind also keineswegs zwingend
als politische oder soziale Einheiten anzusehen. Vielmehr ist strikt zwischen zwei
Sphären zu unterscheiden: den Siedlungsarealen als kontinuierlich besiedelten Land-
schaften, deren Ausdehnung bestimmt ist von den naturräumlichen Bedingungen und
der Fähigkeit ihrer Bewohner zu deren Nutzbarmachung, sowie den politisch-sozialen
Prozessen der Herrschaftsbildung und ihren administrativen Auswirkungen.
Die Abgrenzungen innerhalb dieser beiden Sphären verliefen sicher nicht de-
ckungsgleich zueinander. Herrschaftsbildungen konnten sich zwar in ihrer Aus-
dehnung an Siedlungsarealen orientieren, aber wohl auch innerhalb derselben in
Konkurrenz zueinander entstehen oder auch mehrere dieser Areale erfassen. Es ist
hier nicht der Ort, auf diese Problematik näher einzugehen (vgl. dazu aber knapp
Zschieschang 2009 [Toronto], 1103 f.). Zu verweisen ist nur auf den Umstand, dass
die Quellen von hochrangigen Personen, die als primores, reges und duces bezeichnet
werden, so häufig in der Mehrzahl berichten. Es wird zwar durchaus auch ein Mili-
duoch, Sclavorum dux bzw. Milito rex superbus, qui regnabat in Siurbis genannt 87,
aber auch dieser wird nicht unbedingt der Alleinherrscher der Sorben gewesen sein.
Die Geographie von Herrschaftsgebieten wäre also von derjenigen der Siedlungsareale
strikt zu trennen, und diese haben demnach zunächst mit Herrschaftsverhältnissen
nichts zu tun. Die Regionen westlich der Saale sind dafür ein hervorragendes Bei-
spiel: Unter fränkischer Herrschaft ist trotz dichter toponymischer Areale kaum von
slavischen „Stammesgebieten“ o. ä. auszugehen.
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64 Die slavischen Siedlungsnamen
Die dargelegten methodischen Prämissen sind bei der Betrachtung der im Hersfelder
Zehntverzeichnis genannten slavischen Toponyme nicht aus dem Auge zu verlieren.
In dieser Quelle finden sich immerhin 28 Orte, die einen slavischen Namen tragen 88,
was 16 % aller im HZV genannten Orte entspricht. Außerdem gibt es aber, wenngleich
nicht so früh belegt, mit mindestens 68 mehr als doppelt so viele weitere slavische
Ortsnamen, die sich in dieser Quelle nicht finden 89. Die meisten dieser Namen sind
bereits lexikographisch erschlossen (Eichler SO), so dass es keine große Mühe
bereitet, sie einer strukturellen Untersuchung zu unterziehen.
Unberücksichtigt bleiben in diesem Abschnitt slavisch-deutsche Mischnamen,
die einen slavischen Personennamen mit einem deutschen Grundwort kombinieren.
Da es sich bei ihnen hinsichtlich der Namenbildung nicht um slavische, sondern
um deutsche Onyme handelt, können sie in der folgenden, auf die Bildungstypen
bzw. Suffixe hin orientierten Untersuchung keinen Platz finden (zu den Mischna-
men im HZV vgl. Loga 2016). Die folgende Auflistung orientiert sich im Aufbau
und in der Nummerierung an der Übersicht (Tab. 2.1) in der anschließenden Analyse
(Abschnitt 2.4).
wünsch, Nieder–/Ober-, HZV Nr. 127 und 129 ((845) 11. Jh. Uunschi, Unschi, 932 Uuntza,
995 Unscia, 1004 Unsci, 1267 Vunsch usw.): wohl *Uńč_ /*Un_š_ zum PN *Un_k_, *Un_c_,
*Un_š_ (Eichler SO 4, 88; Böhme 1909, 64 f.; Wolf 1957, 207; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955,
303).
Korbetha, Sand-, HZV Nr. 134, 215 und 238 91 ((845) 11. Jh. Curuuadi, Curuuuati, Curuuuadi,
1012/18 in Chruvati, (zu 1088) 1232 in Chorwete, 1320/21 de Korwete inferiori usw.): *Chor-
vati /*Churvati ‘Kroaten’, eher kein PN (Eichler SO 2, 54; Hengst 1990, 249; Eichler HZV,
154; Wolf 1957, 207 und 213; Wolf 1956a, 14 f. und 18 f.; Wolf 1955, 303 und 307).
Schotterey, HZV Nr. 116 ((845) 11. Jh. Scuturegia, 1053 in Zcortrege, 1121 Scirtaregia, 1176
in [. . . ] Schurt(h)ereie, 1297 Zorterie usw.): *Čortoryja /*Čiŕtoryja zu *čort ‘Teufel’ und *ryj
‘Graben’ 92 (Eichler SO 3, 214 f.; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 155; Wolf 1957, 206;
Wolf 1956a, 13; Wolf 1955, 302 f.).
Zöbigker, HZV Nr. 178 und 180 ((845) 11. Jh. Zebechuri, 1350 Zcobker): *Seběkury zu *sebě
‘sich’ und *kuŕ ‘Rauch’ (Eichler SO 4, 124; Hengst 1990, 250; Eichler HZV, 156; Böhme
1909, 66; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 16 f.; Wolf 1955, 305).
1.3 Patronymika
Dörstewitz, HZV Nr. 133 (evtl. (845) 11. Jh. Thiderichesdorpf 93, (1271) 16. Jh. Dorstewitz, 1562
Dorstewitz): wohl zum PN Diotrı̄ch (Abschnitt 1.6.1; vgl. Eichler SO 1, 97; Wolf 1957, 207;
Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303).
Göstelitz, HZV Nr. 164, Wg. ((845) 11. Jh. Costiliza, (1061) 12. Jh. Hermannus de Gostilice,
1158 Hermannus de Gostelize usw.): *Gost_lici zum PN *Gost_l (Eichler SO 1, 164; Eichler /
Walther 1984 [DS 35], 155; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 154; Wolf 1957, 210; Wolf
1956a, 16; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 305).
Lobitz /Löbitz, HZV Nr. 108, Wg. ((845) 11. Jh. Liubsici, 1146 Lubice, 1277 Lubyz): *L’ubišici
zum PN *L’ubiš (Eichler SO 2, 138; Hengst 1990, 249; Walther 1971 [DS 26], 324; Eichler
HZV, 154 f.; Böhme 1909, 71; Wolf 1957, 205; Wolf 1956a, 13; Wolf 1956b, 19; Wolf 1955,
302).
Peutnitz, HZV Nr. 51 ((845) 11. Jh. Budinendorpf, 1182 villa Putenize, 1453 Valentin Poe tenicz,
1462 die Peutnitz, 1472 zcu Peutnue tz, Potenitz, 1532 Potenitz): unter Berücksichtigung des
entfernt sind, unabhängig voneinander entstanden sein. Wolf 1955, 303 nennt beide und gibt an, sie
seien „schwer auseinanderzuhalten“; unentschieden ist auch Eichler HZV, 154. Bei Wolf 1956a,
14 ist die Entscheidung zugunsten von (Sand)Korbetha nw. Merseburg gefallen; bei Wolf 1957, 207,
213 und 215 wiederum sind die Belege aufgeteilt: Nr. 134 wird (Sand)Korbetha zugeordnet, Nr. 215
und 238 hingegen Großkorbetha. Dem folgen Eichler /Walther 1984 [DS 35], 186 und Eichler
SO, 2, 54. In der Tat ist eine eindeutige und sichere Entscheidung kaum zu treffen. Es dürfte aber
wahrscheinlicher sein, dass sich die drei sehr ähnlichen Einträge im HZV auf einen einzigen Ort
beziehen. In dieser Situation sei hier mit Rücksicht auf die Lageverhältnisse in Bezug auf die weiteren
Namen im HZW Wolf 1956a insofern gefolgt, dass alle Belege (Sand)Korbetha zugeordnet werden.
Dies ist jedoch sicher nicht als abschließende Lösung der Zuordnungsproblematik anzusehen.
92 Neuß 1995, 118 weist darauf hin, dass die angegebene Namenform im HZV offensichtlich als scutum
regis ‘Königs Schild’ resemantisiert wurde. In der bisherigen namenkundlichen Literatur wurde dies
bisher anscheinend nicht thematisiert.
93 Die Zuweisung des HZV-Belegs nach Abschnitt 1.6.1. Dass Dörstewitz hier eingeordnet wird, beruht
auf der Annahme, dass eine ursprünglich deutsche Bildung in altsorbischem Sprachmilieu umgestaltet
wurde, mithin eine slavische Namenbildung vorliegt. Diese würde schwerer wiegen als die unsichere
Einordnung des HZV-Belegs. Da hingegen die schriftliche Überlieferung des Namens erst spät ein-
setzt, ist gegenüber der unsicheren Herleitung zu aso. *dorst ‘Kies, Sand o. ä.’ bei Eichler SO 1, 97 –
wenn schon eine Verbindung mit Thiderichesdorpf angenommen wird – der Personenname Diotrı̄ch,
der in der Folge, aus welchen Gründen auch immer, verstümmelt wurde, anzusetzen.
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66 Die slavischen Siedlungsnamen
HZV-Belegs aso. *Bud_nici zum PN *Bud_n 94 (entgegen aso. *Put_n bei Eichler SO 3, 66 f.;
Richter 1962 [DS 15], 92; Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8 f.; Wolf 1955, 299).
Milzau, HZV Nr. 119 ((845) 11. Jh. Milisa, 1343 f. in villa Mylsowe): wahrscheinlich vorsl. /
germ. *Milisā (Eichler SO 2, 185; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 155; Wolf 1957, 200;
Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 299).
Pretitz, HZV Nr. 141 ((845) 11. Jh. Bridasti, 1337 Bretest, 1350 Pretert, 1464 Pretisch): unsi-
cher; evtl. zu ursl. *brid• ‘Grenze, Gesträuch’ oder vorslavisch, idg. *bhred h- ‘waten, Furt’ +
st- 96 (Eichler SO 3, 111; Walther 1971 [DS 26], 235 f.; Eichler HZV, 153; Böhme 1909, 42;
Wolf 1957, 208; Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 299).
Klobikau, Nieder–/Ober-, HZV Nr. 124 ((845) 11. Jh. Cloboca, 1015 Cloboco, 1297 Clobick
usw.): *Kłobuk_ zu *kłobuk ‘hutförmige Erhebung’ (Eichler SO 2, 35; Hengst 1990, 249;
Eichler HZV, 154; Wolf 1957, 206; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303).
Köllme, HZV Nr. 82 ((845) 11. Jh. [C]ollimi): wohl aso. *chołm ‘Hügel’ aus ursl. *ch•lm•
‘Hügel’ (vgl. Schuster-Šewc HEW 1, 392; Machek 1997, 200; Berneker 1, 410 f.; Trubačev
EW 8, 138 f.; Wolf 1957, 203; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301), vgl. Kap. 1.6.1.A.
Krumpa, HZV Nr. 177 ((845) 11. Jh. Crupa, 1196 Heinricus de Crumpo usw.): wohl aso. *Kro̧p
aus *kro̧p_ ‘grob, kurz’ 97, evtl. GewN (Eichler SO 2, 93; Böhme 1909, 15 f.; Größler 1903,
73; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 16; Wolf 1955, 305).
94 Dieser Fall ist insofern gesondert zu bewerten, als das HZV lediglich einen slavisch-deutschen
Mischnamen überliefert. Von der parallelen Existenz eines Patronymikons ist jedoch auszugehen, vgl.
die Abschnitte 1.6.1 und 2.2.
95 Da Bewohnernamen auf -ici hier im Gegensatz zu Kolumne 2 nicht vorliegen, muss im Interesse der
Kongruenz der Gliederung der Absatz 1.4 hier entfallen.
96 Beides wird in der angegebenen Literatur nur vermutungshalber genannt. Der Status der indoger-
manischen Verbalwurzel wird im LIV, 91 als unsicher angegeben. Nach freundlicher Mitteilung von
Harald Bichlmeier, Halle (Saale), wäre hinsichtlich des Ortsnamens an ursl. *bridostƒ oder *bridišče
zu denken; der zweite Ansatz entspricht aber dem Erstbeleg weitaus weniger.
97 Vgl. Berneker 1, 626. Zur Stellung dieses Etymons im Altsorbischen Eichler SO 1, 171 unter
Graupa, wo auch ein älterer Gewässername erwogen wird. Im vorliegenden Fall sind die Verhältnisse
insofern unklar, als der HZV-Beleg (der in der Quelle eindeutig ohne m notiert wurde) ohne Weiteres
mit aso. *krup- ‘Graupe(n)’ in Verbindung zu bringen wäre, ohne dass ein urslavischer Lautstand mit
nasaliertem Vokal bemüht werden müsste. Dieser ist jedoch für den zweiten Beleg relevant, der mit
〈um〉 kaum anders denn als Reflex eines Nasals anzusehen ist, der aber nicht sekundär entstanden sein
kann. Dieser widersprüchliche Befund bedarf einer Klärung im Detail.
Die Namen 67
Steuden, HZV Nr. 86 ((845) 11. Jh. Studina, um 1150 Studen, 1296, 1313 Studene): *Stud_n_
zu *studeny ‘kalt’ oder *studƒna ‘Brunnen’ (Eichler SO 3, 254; Hengst 1990, 250; Eichler
HZV, 155; Wolf 1957, 203; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
Delitz am Berge, HZV Nr. 122 ((845) 11. Jh. Dalizi, 1145 Delze, 1269 Delicz usw.): *Děl’c zu
*děł ‘Hügel, Berg’, ‘Teil’ (Eichler SO 1, 76 f.; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 153; Wolf
1957, 206; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303).
Ösnitz, Wg., HZV Nr. 91 und 94 ((845) 11. Jh. Osniza, 1180 Osniz, 1347 Oznicz usw.): *Ośnica
zu *osa ‘Espe’ (Eichler SO 3, 43; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 155; Wolf 1957, 204;
Wolf 1956a, 12; Wolf 1955, 301).
Blösien, HZV Nr. 192, 195, 198 und 200 ((845) 11. Jh. Blesin[a], 1004 Pléziga, 1261 de Plezke,
1336 Plezeghe, 1562 Plesie, Blesie): *Blěźin_ zum PN *Blěź(a) o. ä. 98 (vgl. Eichler SO 1, 44;
Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 153; Wolf 1957, 211; Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 306).
Werben, HZV Nr. 214, 216, 239, 251 und 257 99 ((845) 11. Jh. Uuirbina, (866–900) 11. Jh.
Uuirbineburg, 979 civitas et castellum Uuirbineburch, 1135 in Uuirbinensi castro, 1154 ff. de /in
Wirbene, Werbene usw.): *Viŕb_n zu *viŕba ‘Weide’ (Eichler SO 4, 66 f.; Eichler /Walther
1984 [DS 35], 325; Hengst 1990, 250; Eichler HZV, 155 f.; Wolf 1957, 213, 218 und 220;
Wolf 1956a, 18 f. und 21; Wolf 1955, 307 und 309).
Zscherben, HZV Nr. 201 ((845) 11. Jh. Scirbina, 1046 Scirvene, 1053 Scieruene, 1332 Zerwin
usw.): *Čiŕm_n_ zu *čiŕḿny /*čiŕv́ny ‘rot’ < *čiŕv́ ‘Schildlaus’ (Eichler SO 4, 135; Eichler
HZV, 155;˚ Hengst 1990, 249; Wolf 1957, 212; Wolf 1956a, 17 f.; Wolf 1955, 306).
98 Die bisherige, in der oben aufgelisteten Literatur angegebene Erklärung aso. *Ples_k_ zu *ples(o)
‘See’ entspricht den folgenden Belegen, jedoch weniger dem Erstbeleg des HZV. Für diesen ist eher
von dem oben angegebenen Ansatz auszugehen, insbesondere da der Schreibung des Anlautes als
B- in dieser frühen Zeit große Zuverlässigkeit zukommt (vgl. explizit Hengst 1998b, 196). Die-
ses Argument der lautgetreuen Aufzeichnung slavischer Toponyme in der frühen Zeit des deutsch-
slavischen Sprachkontakts wäre aber auch für den zweiten, immerhin vergleichsweise alten Beleg
in Rechnung zu stellen, so dass zu fragen wäre, ob sich die Belege ab dem Jahr 1004 tatsächlich
auf Blösien beziehen, was aber wohl unwahrscheinlicher wäre als die Annahme einer Parallelform.
Frappierend ist jedoch, dass die heutige Namenform dem Beleg im HZV exakt entspricht, nicht jedoch
der Belegreihe. Eine Klärung könnte nur im Rahmen einer Detailstudie unter eingehender Diskussion
der Schriftquellen erfolgen.
99 Der Name bezeichnet insgesamt vier nebeneinanderliegende Orte, die durch differenzierende vor-
angestellte Zusätze voneinander unterschieden sind: Burgwerben (nach früheren, anders lautenden
Belegen 1298 Burkwerbin), Markwerben ((1231) 15. Jh. in ecclesia Marcwirbene usw.), Reichardts-
werben (um 1300 Richerswerben usw.) zu einem Personennamen Richhart und Tagewerben (um
1300 Thanwerben usw.) zu einem Anthroponym Tammo o. ä., vgl. Eichler /Walther 1984 [DS 35],
326; Eichler SO 4, 67. Die vier Namen lassen unschwer eine funktionale Differenzierung erkennen;
für eine genauere Darstellung ist in diesem Kontext jedoch nicht der Platz.
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68 Die slavischen Siedlungsnamen
Meuschau, HZV Nr. 74 ((845) 11. Jh. Miscauual bzw. Miscawah, 1012 in Muscaua, 1311 in
campo Muscowe, 1317 in villa Muzschowe usw.): *Muš(k)ov_ zum PN Muš(k) (Eichler SO 2,
181; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 221 f.; Wolf 1957, 202; Wolf 1956a, 10; Wolf 1955,
300; Wolf 1956b, 18; Wolf 1955, 300).
Schortau, HZV Nr. 184, 186 und 188 ((845) 11. Jh. Zcirduwa, 991 Zirtouua in pago Hassago,
1203 Scurtowe usw.): *Čiŕtov_ /*Čortov_ zu *čiŕt /*čort ‘Teufel’ oder PN (Eichler SO 3, 214;
Hengst 1990, 250; Eichler HZV, 156; Böhme 1909, 51; Größler 1903, 74; Wolf 1957, 211;
Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 306).
Wolkau, HZV Nr. 126, Wg. HMTB 2678.D 100 ((845) 11. Jh. Uulchistedin, 1332 Wolkowe):
Namenpaar (vgl. auch Abschnitt 3.3.2), ein PN Folk(o) ist gegenüber einem Appellativ, das einen
eher untypischen deappellativischen Mischnamen ergeben würde, wohl wahrscheinlicher 101. Vgl.
Walther 1971 [DS 26], 284 102; Wolf 1957, 207; Wolf 1956a, 14; Wolf 1956b, 19; Wolf
1955, 303.
Eulau, HZV Nr. 160 und 162 ((845) 11. Jh. Ilauua, 1060 Hiloua, (1061) 12. Jh. Ylawe usw.):
*Iłava zu *ił ‘Lehm, Ton’ (Eichler SO 1, 115; Meier 2001, 27; Hengst 1990, 249; Eichler
HZV, 154; Größler 1903, 74; Wolf 1957, 209; Wolf 1956a, 16; Wolf 1955, 305).
Lettin, HZV Nr. 75 und 255 ((845) 11. Jh. Liudina, (866–900) 11. Jh. Liudineburg, 979 civitas
et castellum Liutiniburch, 1144 Lvithin, 1217 Lutyn, 1304 Littin usw.): *L’utin_ zum PN *L’uta
(Eichler SO 2, 124; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 155; Richter 1962 [DS 15], 50; Wolf
1957, 202 und 219; Wolf 1956a, 10 f. und 21; Wolf 1955, 300 und 309).
Teutschenthal /Deussen, HZV Nr. 90, 92, 95, 98 und 101 ((845) 11. Jh. Dussina, 1136 Dusne,
1363 Deussenthal, 1400 Tutzenthal): *Dušina /*Dušna zu *duch ‘Geist’ (Eichler SO 4, 19;
Walther 1971 [DS 26], 230; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 153; Neuß 1971, 446; Wolf
1957, 204 f.; Wolf 1956a, 11–13; Wolf 1955, 301 f.).
Uhden /Auden, HZV Nr. 76, Wg. ((845) 11. Jh. Uuodina, 1012 Udene, 1021 Vthini, 1125 Vdene,
1156 Vdene, 1271 Vden, 1398/99 Vden, 1470 Uden): *Udina < PN *Uda (Eichler SO 4, 44 f.;
Richter 1962 [DS 15], 97; Schultheis 1967, 162; Wenskus 1986b, 216; Lück 2005, 16; Neuß
1969, 315–317 (Nr. 188); Wolf 1957, 202; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 300).
Gimritz, HZV Nr. 72, Wg. ((845) 11. Jh. Guministi, 1135 Gumeneste, 1238 Gumnist, 1313
Gummist usw.): *Guḿnišče zu *guḿno ‘Tenne, Dreschplatz’ (Eichler SO 1, 138 f.; Eichler
HZV, 154; Richter 1962 [DS 15], 33; Hengst 1990, 249; Wolf 1957, 202; Wolf 1956a, 10;
Wolf 1956b, 18; Wolf 1955, 300).
Gröst, HZV Nr. 179, 181 und 183 ((845) 11. Jh. Crodesti, 991 Grodisti, 1087 Grodeste, 1307
Grest, 1401/04 Gröst): *Grodišče zu *grod(išče) ‘(große) Burg’ (Eichler SO 1, 181; Eichler
HZV, 154; Böhme 1909, 27; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 305).
Reipisch (1012 Ribzi, 1269 Herboto de Ripsh, um 1330 Rypcz usw.): evtl. *Ryp_c_ /*Ryp_č_
zum PN *Ryp(_k_) (Eichler SO 3, 151).
Schmirma (1350 Smirme): evtl. *Smiriḿ zum PN *Smirim (Eichler SO 3, 207; Böhme 1909,
48; Größler 1903, 74 und 111).
Dobichau (1289 Vlricus de Dobch, 1298 Dobich, um 1300 Burkardus de Dobch, 1350 in Dobich
usw.) am ehesten *Doběchy zum PN *Doběch (Eichler SO 1, 86; Eichler /Walther 1984
[DS 35], 134; Meier 2001, 24; Böhme 1909, 16; Größler 1903, 73).
korbetha, Groß-/Klein- 103 ((zu 1088) 1135 in Choruuete, -uuede, 1108 Chrowati, 1235 in
Chorwete usw.): *Chorvati /*Churvati ‘Kroaten’, eher kein PN (Eichler SO 2, 54; Eichler /
Walther 1984 [DS 35], 186; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 154).
Schlaukat, Wg. (1135 (ad 1052) Zlaute, um 1300 Zlawekot, 1350 Slauka[t] usw.): wohl *Sła-
vokoty zu *słava ‘Ruhm’ und *kot ‘Riß’ o. ä. (Eichler SO 3, 199; Eichler /Walther 1984
[DS 35], 286).
Taupadel /Duppadel, Wg. (um 1330 Tvpedel, 1344 Tue pedel usw.): (1) *Tupadły zu *tu ‘da’ und
*padły, Part. Prät. Akt. von *pasti, *pad ‘fallen, stürzen’ oder (2) *Tupadło zu *tupati ‘mit Füßen
treten’ (Eichler SO 4, 12; Eichler DS 19, 239).
Zeuchfeld (991 Zuchibuli (?), 1302 Tzuchebel usw.): *Suche+byl’e zu *suchy ‘trocken’ und *byl’
‘Pflanze, Gras’ (Meier 2001, 73; Walther 1971 [DS 26], 325; Böhme 1909, 65).
103 Die Zuordnung der HZV-Belege Nr. 134, 215 und 238 erfolgt hier zu (Sand)Korbetha, vgl. oben
Anm. 91.
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70 Die slavischen Siedlungsnamen
1.3 Patronymika
Gerstewitz, Wg. (1261 Gorscuwiz, 1350 Go[r]skwicz usw.): *Gor_škovici zum PN *Gor_šk
(Eichler SO 1, 135 f.; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 145).
Göhritz (1147 Gortize, 1183 Gorditz, 1240 Gortz, 1323 Ghortitz usw.): (1) *Chortic_ zu *chort
‘Windhund’ oder PN oder (2) *Gordici zum PN *Gord (Eichler SO 1, 150; Böhme 1909, 23).
Obschütz (um 1300 Upsiz, 1350 Upschicz usw.): evtl. *Ub_šici zum PN *Ub_š (Eichler SO 3,
31; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 236).
Öchlitz (1315 Ochelitz, 1350 Ochelicz usw.): wohl *Ocholici, vgl. südsl. *ochol ‘aufgeblasen,
stolz’ oder PN (Eichler SO 3, 32; Eichler HZV, 153).
Rodewitz /Roitzsch, Wg. (1371 Rodewitz, Roditz, 1375 Rodewicz usw.): *Rodovici zum PN
*Rod (Richter 1962 [DS 15], 94 f.; Schultheis 1967, 161; Eichler SO 3, 163).
röhlitz, Geisel- (1350 Rolicz apud Gesele, um 1400 Rolitz minor usw.): wohl *Rogalici zum PN
*Rogal’(a) 104 (Eichler SO 3, 164; Böhme 1909, 22).
röhlitz, Mark- (1206 Rogelicz, 1425 zcu großin Rolitz, 1551 Markrogelitz): wohl *Rogalici zum
PN *Rogal’(a) (Eichler SO 3, 164; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 271 f.; Böhme 1909, 22).
Schellsitz (1160 Sche[l]zice, 1197 Shelsiz, 1217/25 Schelsiz, 1226 Schelsiz, Schelschiz, 1279
Schellsiz usw.): wohl *Čel_šici zum PN *Čel_š/ch (Eichler SO 3, 190; Eichler /Walther
1984 [DS 35], 280 f.).
Schömlitz, Wg. (1621 Schemplitz): evtl. *Skom_lici zum PN *Skom_l (Eichler SO 3, 212).
Uichteritz ((1292, 1304) 15. Jh. Gebehardus de Uchtericz, um 1300 Uchtericz, 1350 Uchtericz
usw.): MischN *Uhterici zum asä. PN *Uchteri (Eichler SO 4, 45 f.; Eichler /Walther 1984
[DS 35], 316).
Wölbitz /Wellwitz, Wg. HMTB 2747.M und 2748.L (1206 Wölbitz, 1589 Wolfitz): *Volovici
zum PN *Vol (vgl. Naumann 1922, 16).
Kröllwitz, bei Halle (um 1291 Crolewiz, um 1381 Kroe lewitz usw.): *Krol’ovici zu *krol’ ‘König’
(Eichler SO 2, 87; Richter 1962 [DS 15], 46; Hardt 2014, 72–75).
Kröllwitz, s. Merseburg (1341 Kroe lewicz, 1344 Crolwicz usw.): *Krol’ovici zu *krol’ ‘König’
(Eichler SO 2, 87; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 196; Hardt 2014, 73–75).
104 Aus botanischen Gründen dürfte eine alternative Erklärungsmöglichkeit zu *roglƒ ‘Bergahorn’ hier
wie bei dem folgenden Markröhlitz weniger wahrscheinlich sein.
Die Namen 71
Pödelist (1135 (ad 1052) Pothelitze, 1250 Podilwiz, 1350 Podelicz, Podelwicz usw.): (1) *Po-
dolici zu podol’e ‘Talgebiet’ oder (2) *Podělici /*Poděłovici zu *děł ‘Berg’ (Eichler SO 3, 84;
Eichler /Walther 1984 [DS 35], 248; Meier 2001, 55).
Podelitz, Wg. (1307 molendinum Podelicz situm in Sala usw.): (1) *Podolici zu *podol’e ‘Tal-
gebiet’ oder (2) *Podělici /*Poděłovici zu *děł ‘Berg’ (Eichler SO 3, 84; Eichler /Walther
1984 [DS 35], 248).
Kube, Wg. (um 1300 Chube, 1333 Cube usw.): evtl. *Kub_ zu vorsl. *kamb- ‘krumm’ (Eichler
SO 2, 93 mit ausführlicher Diskussion dieses Ansatzes).
Gleina (1161 Glina): *Glina, *Gliny zu *glina ‘Lehm’ (Größler 1903, 74; Böhme 1909, 23;
vgl. auch Eichler SO 1, 141).
Jauch(a), Wg. (1378 Iuch): *Jucha zu *jucha ‘nasse Stelle, Sumpf, Brühe’ (Eichler SO 1, 190).
Zössen, Wg. ((1252) curia Zossen, 1350 villam Zcossen desolatam usw.): *Sosny zu *sosna
‘Fichte’ (Eichler SO 4, 129; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 347).
Beuchlitz (1323 Picklitz, 1336 Pichlicz usw.): *Pych_lici zum PN *Pych_l_ (Eichler SO 1, 38).
Döcklitz (1121 in Teklici, 1349 Tekelitz): (1) *Teklica zu *tek(l) ‘fließen’ oder (2) *Těchlici zum
PN *Těch_l_ (Eichler SO 1, 90; Böhme 1909, 16 und 70).
Göhlitzsch (1261 in Golz, 1270 in Ghols, 1320/21 in Golz usw.): *Golica zu *goły ‘kahl’, *gol’a
‘Heide’ (Eichler SO 1, 148; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 150).
Ibitz, Wg. (1347 Ybitz, 1452 Ibiczt usw.): *Ivica zu *iva ‘Weide’ (Eichler SO 4, 153 f.).
Öblitz, Wg. ((1278) 14. Jh. Obelicz, 1451 Obelitz usw.): *Oblica zu *obły ‘länglich, rund’
(Eichler SO 3, 31; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 236).
Osterwitz, Wg. (1360 Ostirwitz, 1431 Osterwitz): *Ostrov_c_ zu *ostrov ‘Flussinsel, Umflosse-
nes’ (Eichler SO 3, 45).
Stöbnitz (1499 Stobencz): aus Bachnamen *Stob´nica zu *stob ‘Pfosten’ (Eichler SO 3, 255;
Böhme 1909, 54 f.).
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72 Die slavischen Siedlungsnamen
kayna, Groß–/Klein- (1216 Sybedo de Choyne, 1219 Coina usw.): *Choj_n_ zu *choj_ ‘Kie-
fernreisig’ (Eichler SO 2, 22).
Kötzschen (1012 Cozini, 1271 de Cotsene usw.): (1) *Chocin zum PN Choc(a), (2) *Kočin_ zum
PN *Koč oder (3) *Kot_c_n_ zu *kot_c_ ‘Bude, Hütte’ (Eichler SO 2, 71).
Zeckram, Wg. (vor 1350 Ceckeren, 1481 Czickern usw.): *Seker_n_ zu *sekyra ‘Beil, Axt’
(Eichler SO 4, 101).
Zscherben (1012/18 (ad 981) Cirmini, 1182 Scirewin, 1275 Zerwine, 1371 Zcerwene usw.): <
*Čiŕm_n_ zu *čiŕḿny /*čiŕv́ny ‘rot’ < *čiŕv́ ‘Schildlaus’ (Eichler SO 4, 135; Richter 1962
[DS˚ 15], 81 f.).
Barau, Wg. (1182 Barow, 1251 Borowe, 1336 Barowe): wohl *Borov_ zu *bor ‘Nadelwald’
(Eichler SO 1, 27).
Beuna, Nieder–/Ober- (1004 Bunivua, 1166 de Bunowe, 1169 de Bunow usw.): *Bunov_ /*Buńo /
ev_ zum PN *Bun/*Buń (Eichler SO 1, 39).
Crakau (1543 Krokau, 1562 Krockaw, Kroka): *Krakov_ zum PN *Krak oder *krak ‘Flussarm’
(Eichler SO 2, 73).
Dölau (um 1342 Delowe, 1462 Delow usw.): *Děłov_ zu *děł ‘Berg, Hügel’, ‘Teil’ (Eichler
SO 1, 92; Richter 1962 [DS 15], 25 f.).
Geusa (975 Gusau, 1012 Gusuua, 1017 Gusue, Guszua): *Gus/śov_ zu *gus ‘Gans’ (Eichler
SO 1, 137; Hengst 1990, 249; Eichler HZV, 154).
Granau (1182 Wranowe, 1371 Wranow, 1446 Granowe usw.): evtl. *Vranov zum PN *Vron
oder *Granov_/*Grańov_ zu *gran ‘Ecke, Kante, Flurrain’ (Eichler SO 1, 170; Richter 1962
[DS 15], 36).
Kriechau (1139 Cricowe, 1350 Crichow(e), Krichow usw.): *Krikov_ zum PN *Krik (Eichler
SO 4, 154 f.; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 194).
Leina (um 1300 Lunowe, 1350 Lunow usw.): *Łuńov zu *łuń ‘Raubvogel’ (evtl. PN), evtl. auch
vorsl. (Eichler /Walther 1984 [DS 35], 203).
Leuna (1169 in villa Lunove, 1330 in Lunowe usw.): *Łuńov_ zu *łuń ‘Raubvogel’ (evtl. PN),
evtl. auch vorsl. (Eichler SO 2, 126; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 205).
Lieskau (1182 Lezcowe, 1212 Liscowe, 1379 Letzkowe usw.): *Lěskov_ zu *lěsk ‘Wäldchen’
(vgl. Abschnitt 1.6.1.A.; Eichler SO 2, 131 f.; Eichler HZV, 155; Richter 1962 [DS 15], 51).
Schkopau (1177 Albertus de Schapowe, 1266 castrum Skapowe, 1347 Schapow(e) usw.): evtl.
*Skapov_, wohl von idg. *skāb_ ‘schneiden, graben, spalten’ (Eichler SO 3, 196 unter Verweis
auf IEW, 930–933, besser wohl *skabh- ‘kratzen, schaben’ LIV 549).
Die Namen 73
Schlettau (1147 Hletouuo (Verschreibung), 1288 Sletowe, 1398 Sletow usw.): *Zlětov zum PN
*Zlět (Eichler SO 3, 202; Richter 1962 [DS 15], 71 f.).
Storkau (1234 Lampertus de Storcowe, um 1300 Ztorkowe, 1378 Storkow usw.): (1) *Storkow
zu *stork ‘Storch’ oder (2) *stork < *strk ‘stoßen, aufrecht u. ä.’ (Eichler SO 3, 257; Eichler /
Walther 1984 [DS 35], 300 f.). ˚
Zorbau (1275 Zurbowe, 1333 Czorbowe usw.): *Surbov_/*Sorbov_ zum Ethnonym oder PN
*Surb/*Sorb (Eichler SO 4, 127; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 345 f.; Böhme 1909, 66 f.;
Größler 1903, 74).
Strösen (zu 1198 Dorff Stirnissen): evtl. *Strežin_/*Strešin_ zum PN *Strež/*Streš (Eichler
SO 3, 265).
Groitz, Wg. (1511 auf Grotzsch Marke): *Grodišče zu *grod ‘Burg’ (vgl. Neuß 1969, 96 f.
(Nr. 65)).
Göhren, Wg. (1309 Goren, 1378 Gae ren, Goren usw.): *Goŕn_/*Goŕane (*gora ‘Berg’) (Eichler
SO 1, 149; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 150).
Kämmeritz (1130 Chamirice, 1350 Kemmericz): *Kamerica /i zu kamer(a) ‘Kammer’, als Stel-
lenbezeichnung oder Benennung von einer Kammer zugehörigen Menschen 105 (Eichler SO 2,
14; Böhme 1909, 14).
Lobitzsch (1350 Lobacz, 1378 Labaczs, Labaczsch usw.): (1) *Łavač zu *łava ‘Bank, Steg’,
(2) *Łobač zum (unsicher zu erklärenden) PN *Łobak oder (3) vorsl. *Albantia (Eichler SO 2,
138 f.; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 208 f.).
105 Eine solche Benennung setzt eine frühe Entlehnung in das Slavische voraus, in der einschlägigen
Literatur (Muka 1926–1928, 1, 661; Schuster-Šewc HEW, 2, 605 f.; Machek 1997, 272; Ber-
neker 1, 555 f.; Sławski SE, 2, 390–392) finden sich hierzu jedoch keine konkreten Angaben.
Hinzuweisen ist auch auf den Anlaut des ältesten Belegs, der nicht eindeutig auf Kammer verweist.
Die Namenerklärung bedürfte damit wohl einer genaueren Prüfung.
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74 Die slavischen Siedlungsnamen
Löbnitz, Wg. (1394 Löbnitz, 1430 Löpnitz, 1440 Lobenicz usw.): *L’uban+ici 106 oder *Lěp_
n+ic_ (PN oder App.) (Eichler SO 2, 139 (Nr. VIII); Neuß 1971, 212 f. (Nr. 162); Schmidt
1913, 28 f.).
Mötzsch, Wg. (1454 Metzem(ar)k): evtl. zu *moč_ ‘Nässe’ (Eichler SO 2, 196; Richter 1962
[DS 15], 90; Schultheis 1967, 158; Neuß 1969, 180–182 (Nr. 113 und 114)).
Nösselitz, Wg. (1324 Nuseliz, 1400 [N]eselwicz): evtl. *Novosedlici ‘Neusiedler’ (Eichler SO 3,
26; Schultheis 1967, 159; Neuß 1969, 191 f.).
Pönitz, Wg. (1524 Ponitz): evtl. (1) *Bonic_ zum PN *Bon oder *bon ‘nasser Rasen’ oder (2)
*Benici zum PN *Ben (Eichler SO 3, 94).
Röpzig (1174 Robciz, 1177 Robiz): evtl. *Rob_šici zum PN *Rob_š (Eichler SO 3, 167 und 160).
Rössen (1012 Rossini, 1236 Russin, 1313 Roe ssin, 1320/21 Rue ssin, Rossin, 1345 Rue ssin, 1428
Russin): (1) Ros_n_ zum PN *Rosa oder *rosa ‘Tau’ oder (2) *Rus_n_ zum PN *Rus(a) oder
*rusy ‘rot’ (Eichler SO 3, 168; DS 35, 273).
Schiepzig (nach 1150 Scipize, 1156 Schips, 1269 Schipz, 1303 Schipiz, 1371 Zschyps, 1498
Schiptz, 1515 Schipzig): *Šipic_ zu *šip ‘Pfeil, Hagebutte’ oder PN 107 (Eichler SO 3, 191;
Richter 1962 [DS 15], 71).
Sibrowitz, Wg., = Spielberg (954 Sibrouici): schwierig, nur evtl. *Žibrovic_ zu *žib_ ‘[nicht
näher bestimmbare] Pflanze’ (Eichler SO 4, 155).
Storkwitz, Wg. (1120 Storquice, 1146/47 Sturcawice, 1152 Storcheweza): *Storkov_c_ zu (1)
*stork ‘Storch’ oder PN oder (2) *stork zu ursl. *strk ‘Schub, Stoß o. ä.’ (Eichler SO 3, 257).
˚
Weischütz ((1268) 15. Jh. Wischicz, 1350 in Wiszcicz, Wischicz, Wyshicz, 1426 Wisschicz, 1487
Witschitz, 1524 Weyschwitz): (1) *Vyšici zum PN *Vyš(a) oder (2) *Vysěč zu *vysěč, *vysěk
‘Aushau’ (Eichler SO 4, 59 f.; Böhme 1909, 59; Meier 2001, 67 f.).
Zscheiplitz ((1089) F Schyplicz, 1214 Schipplicz, de Sipliz, de Schipliz, 1254 in Shipliz, 1268 in
Schiplicz, (1285) 16. Jh. Schiplitz, um 1300 villa Shypeliz, vor 1350 Shyplicz): *Čiplic- zu *čipły
‘schmächtig, hörnerlos’ oder PN (Eichler SO 4, 133; Böhme 1909, 67; Meier 2001, 73 f.).
Zwanzig, Wg. (1295 Fridericus de Zanzik, um 1320 Zanzk, Zank, vor 1350 Zhaynzk): (1) *Sańsk_
zu *san_ ‘Schlitten’, evtl. auch ‘Schlange’ oder (2) *Čańsk_ zum PN *Čan (Eichler SO 4, 146).
Nicht zu lokalisieren (vgl. Abschnitt 1.6.2.A) ist Dachiza ((845) 11. Jh. Dachiza), das evtl.
aus *Tachici zu einem PN *Tach entstanden ist (Eichler HZV, 153; Eichler SO 1, 90), vgl.
Dachritz zu *Tachorovici (Eichler SO 1, 71 f.). Pettstädt, könnte slavischen Ursprungs sein, die
Erklärung bleibt aber unklar (vgl. Abschnitt 3.3.2); ähnliches gilt für Goseck (HZV Nr. 170 und
253; vgl. Abschnitt 1.6.1.C).
106 Bei zahlreichen anderen vergleichbaren Toponymen ist mit früheren Belegen der Wandel L’ub zu
Lob bzw. Löb- gut belegt, vgl. Eichler SO 2, 139 f.
107 Außerdem wird bei Eichler SO 3, 191 mit Blick auf den Anlaut noch ein Ansatz *Čiplic_ zu *čip_
l_ ‘spärlich, schmächtig’ oder einem gleich lautenden Personennamen für möglich erachtet, der aber
unwahrscheinlicher erscheint, weil -l- nicht in den durchaus frühen Belegen erscheint.
Analyse 75
2.4 Analyse
Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass das HZV ein einigermaßen flächendecken-
des Bild der Besiedlung zur Zeit der Aufzeichnung wiedergibt. Orte, die in ihm nicht
verzeichnet sind, seien erst in späterer Zeit entstanden. Im Falle einiger Namen mit
dem Grundwort -rode, die sich v. a. im Südosten der Querfurter Platte finden, ist dies
nicht zu bezweifeln, denn derartige Bildungen sind zumeist erst während des hochmit-
telalterlichen Landesausbaus entstanden (vgl. Abschnitt 3.4.3). Auch bei Ortsnamen
mit slavischen Wurzeln ist eine solche Annahme nicht von vornherein zurückzuwei-
sen. Slavische Sprechergruppen können neu gegründeten Siedlungen noch bis zu dem
Zeitraum Namen gegeben haben, in dem in soziolinguistischer Hinsicht der Gel-
tungsbereich der deutschen Sprache denjenigen der altsorbischen in den Hintergrund
drängte. An Saale und Elbe war diese Zeit mit dem hochmittelalterlichen Landesaus-
bau im 12. und 13. Jahrhundert gekommen – außerhalb der Nieder- und Oberlausitz
hörte das Sorbische noch vor dem Ende des Mittelalters auf zu existieren 108.
Die Areale, die von slavischen Sprechern westlich der Saale bewohnt waren,
waren jedoch weitaus weniger geschlossen als weiter östlich, da sie in viel stärke-
rem Maße und viel früher von Gruppen Deutschsprechender durchsetzt waren. Der
Assimilierungsprozess der hier ansässigen slavischen Muttersprachler hin zum Deut-
schen dürfte damit früher eingesetzt und auch früher abgeschlossen gewesen sein.
Eine slavische Ortsnamengebung noch im 11. oder 12. Jahrhundert erscheint damit
unwahrscheinlich.
Damit wäre als These zu vermuten, dass zur Zeit der Entstehung des HZV auch
diejenigen slavischen Toponyme existierten, die in dieser Quelle nicht aufgezeichnet
wurden. In der Konsequenz würde das HZV das Gebiet des Friesenfeldes keineswegs
flächendeckend, sondern nur lückenhaft erfassen (vgl. Abschnitt 5.2.1). Erhärten ließe
sich diese These durch den Nachweis einer identischen oder ähnlichen Strukturierung
der Namen im und außerhalb des HZV.
Das Instrumentarium der slavistischen Toponomastik bietet hierfür gute Ansatz-
punkte, so dass sich durchaus prüfen lässt, ob zwei verschiedene Gruppen von
Ortsnamen eher zur gleichen Zeit entstanden sind oder in aufeinanderfolgenden
Zeiträumen. In diesem Beitrag kann diese Methode nicht eingehend vorgestellt wer-
den, hierfür ist auf andere Literatur zu verweisen 109. Vielmehr sei nur kurz dargestellt,
dass die slavische Toponymie über eine große Vielfalt an Wortbildungselementen
108 Hierzu Herrmann 1985, 443–452, dort insbesondere auf S. 450 die Feststellung, dass „im 14. und
in der ersten Hälfte des 15. Jh. [. . . ] in fast allen Gebieten der Gebrauch der slawischen Sprache
zurückging oder diese gänzlich erlosch“; knapper Brankačk /Mětšk 1977, 123. Die ebenda auf
S. 164 f. sowie auf der Beilagekarte und stärker noch in weiteren Beiträgen, deren Nennung in der
vorliegenden Untersuchung zu weitschweifig wäre, postulierte Fortexistenz der sorbischen Spra-
che in Teilen von Gebieten westlich der Elbe bis in die Frühe Neuzeit hinein bedarf der kritischen
Überprüfung, vgl. hierzu exemplarisch Zschieschang 2003, 319–324 und Malink 1983.
109 Vgl. ausführlicher Zschieschang 2007 [Selpuli], 36. Die Literatur zum Thema ist sehr zahlreich. Als
besonders wegweisende Beiträge sind zu nennen: Šmilauer 2015 [1960]; Walther 1993 [1967];
Eichler /Walther 1970. Darauf aufbauende Arbeiten für das altsorbische Sprachgebiet (Auswahl):
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76 Die slavischen Siedlungsnamen
verfügt 110, die meist als Suffixe den Wortstämmen angefügt werden und deren Bedeu-
tung modifizieren. Nach jahrzehntelangen Forschungen hat sich gezeigt, dass einige
dieser Suffixe vorwiegend in einer älteren Zeit produktiv waren, also einen archai-
schen Charakter aufweisen. Sie finden sich noch in zahlreichen Ortsnamen, die in der
Frühzeit der slavischen Besiedlung des östlichen Mitteleuropas entstanden, kommen
aber dann bald außer Gebrauch. Mittels der Kartierung dieser Namentypen können
Hinweise auf die Ausbreitung der frühen slavischen Besiedlung gewonnen werden,
was schon in vielen Fällen signifikante Ergebnisse gebracht hat.
Jedoch ist dieses Verfahren mit einigen Einschränkungen behaftet. So ist nicht
in allen Regionen das Ergebnis derartiger Untersuchungen eindeutig. Insbesondere
bereiten Unsicherheiten oder Varianten im Ansatz von Grundformen oft Schwierig-
keiten. Außerdem hat diese Unterteilung keinen Ausschlusscharakter, ihr wohnt nur
eine statistische Tendenz inne. Das heißt, es ist nur für eine größere Anzahl ent-
sprechender Namen insgesamt vorauszusetzen, dass sie in der Regel in eine ältere
oder jüngere Zeit gehören. Je umfangreicher die Datenbasis ist, desto deutlicher und
zuverlässiger wird sich der zeitliche Schwerpunkt herausheben, der mit der Nor-
malverteilung zu beschreiben und mit der gaußschen Glockenkurve zu visualisieren
ist. Exakte Zahlenangaben sind dabei ebenso unzulässig wie die Übertragung auf
den Einzelfall, dass z. B. eine bestimmte Siedlung eine besonders alte Gründung sei,
nur weil ihre Benennung einem der älteren Bildungstypen zuzurechnen ist. Es kann
durchaus sein, dass einige Namen auch noch in späterer Zeit nach älteren Namenty-
pen gebildet wurden und dass jüngere Namentypen frühe Vorläufer haben. Bei einem
Schultheis 1970; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 64–75; Bily 1996 [DS 38], 45–58; Hengst
2003.
110 Vgl. die Übersichten bei Eichler/Šrámek 1988.
Analyse 77
einzelnen Namen wiegen diese Einschränkungen viel stärker als bei einer größeren
Namenmenge.
Dies bedeutet aber, dass eingehende Untersuchungen der einzelnen Namentypen
für größere Regionen mit einer Zahl von Vertretern, die groß genug ist, um statistisch
aussagekräftig zu sein, vielleicht das Ergebnis erbringen, dass es zwischen den Typen
gewisse chronologische Unterschiede im zeitlichen Schwerpunkt der jeweiligen Pro-
duktivität gibt. Dennoch sähe das Ergebnis allenfalls so aus wie in Abb. 1. Eine solche
in der Toponomastik bisher unübliche Darstellung bedarf einer etwas weiter ausho-
lenden Erklärung. Es handelt sich hierbei um das Schema eines Boxplot-Diagramms,
womit normalverteilte Wertemengen dargestellt werden (vgl. z. B. Leonhart 2009,
86). Der Bereich zwischen den senkrechten Strichen gibt die statistisch normalver-
teilten Werte an (wovon Ausreißer ausgeschlossen sind). Innerhalb dieses Bereichs
steht das Rechteck für den Bereich, den die beiden mittleren Quartile einnehmen (also
die mittleren 50 % der Werte des Datenbestandes). Der senkrechte Strich im Kasten
markiert die Lage des Medians.
Übertragen auf die Entstehung von Toponymen würde einer solchen Darstellung
die Menge der Entstehungszeitpunkte der einzelnen Namen zugrunde liegen, womit
die Abszisse einen Zeitstrahl verkörpert. Hinsichtlich der Werte wäre davon auszu-
gehen, dass sie normalverteilt sind – es gibt einen Produktivitätszeitraum, in dem
besonders viele Namen eines Typs gebildet wurden und der in beide Richtungen
allmählich ausläuft. Scharfe Abgrenzungen ließen sich nur mit statistischen Mitteln
herstellen, indem die Quartile zu berechnen wären.
Der Gebrauch des Konjunktivs deutet schon an, was jedem onomastisch auch
nur geringfügig bewanderten Leser von vornherein klar gewesen sein dürfte: Den
Entstehungszeitpunkt eines Ortsnamens kennen wir, sofern wir von Bildungen der
jüngeren Neuzeit absehen, allenfalls für einige sehr wenige Namen. Somit sind wir
zwar nicht imstande, Diagramme wie in Abb. 1 zu berechnen, jedoch, „weil es in der
Natur vieler Merkmale liegt, dass sie eine solche Form der Verteilung annehmen“
(Quatember 2011, 103), ist die grundsätzliche Annahme berechtigt, dass hierunter
auch die Bildung von Ortsnamen in ihrer zeitlichen Dimension fällt.
Der entscheidende Punkt dieser Überlegungen ist jedoch die prinzipielle Verdeut-
lichung, dass sich die Produktivität der Namentypen erheblich überlappt und eben
nur graduell – wofür die unterschiedlich platzierten Mediane stehen – zeitliche Un-
terschiede zeigt, die aber in keiner Weise als Abfolgen anzusehen sind. Um es im
Gegensatz dazu deutlich zu betonen: Sofern nicht explizite Beweise für das Gegenteil
vorliegen, ist eher von sich überlappenden Zeitbereichen mit graduell verschiedenen
Schwerpunkten auszugehen, keinesfalls jedoch von zeitlich aufeinanderfolgenden
Bildungsmustern, wie in Abb. 2.
Selbst eine chronologische Differenzierung wie diejenige in Abb. 1 würde nur
für das untersuchte große Namenkorpus gelten. Eine Übertragung auf eine Region,
in der von jedem Typ nur eine Handvoll von Vertretern vorliegt, verbietet sich je-
doch, da die Unwägbarkeiten, an welcher Stelle der Produktivitätsbalken die wenigen
Namen zu verorten wären, nicht zu kalkulieren sind. Auch die verbreitete, von der
Archäologie inspirierte Bezeichnung Namen„schicht“, die etwas klar voneinander
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78 Die slavischen Siedlungsnamen
korpora 111. Hinzuweisen ist zunächst auf die geringe Zahl der älteren Namentypen
in beiden Gruppen, die dafür spricht, dass die Orte mehrheitlich nicht in der Frühzeit
der slavischen Besiedlung angelegt wurden, sondern in einer späteren Ausbauphase.
Von Bedeutung ist weiterhin, dass diejenigen Bildungsweisen, die als „jüngere Ty-
pen“ gelten, durch ihr Vorkommen im HZV schon sehr früh bezeugt sind, und zwar
nicht nur im Ausnahmefall, sondern in einer Häufigkeit, die derjenigen der „älteren
Typen“ kaum nachsteht. Dies zeigt eindrücklich den statistischen Tendenzcharakter
dieser chronologischen Differenzierung an, die nicht für einzelne Namen belastbar
sein kann. In knapper Form ist dies in Tab. 2.2 zusammengefasst.
Noch vor Kurzem wurde in Bezug auf die Possessiva mit dem Suffix -ov_ expli-
zit festgestellt, dass „kein Ortsname dieses Typs vor 973 bezeugt ist. Das lässt den
Schluss zu, dass dieser kaum vor dem 10. Jahrhundert in regelhaften Gebrauch kam“
(Eichler /Walther 2010, 32). Dem ist ebenso entschieden zu widersprechen wie
der Aussage, die „Schriftquellen der Karolingerzeit [. . . ] zeigen alle ein Vorherrschen
der zweigliedrigen altsorbischen Personennamen und pluralischen Bewohner- und
Ortsnamen, während einstämmige Personen- sowie Kurznamen in Ortsnamen und
Örtlichkeitsnamen (geographische Stellenbezeichnungen) erst in der spätslawischen
Zeit (10.–12. Jh.) überwiegen“ (Eichler /Walther 2010, 25). Im Gegenteil, seit dem
Einsetzen der schriftlichen Überlieferung sind die als jünger anzusehenden Namen
ebenso in Gebrauch wie die älteren. Als ein wesentliches Resultat im Kontext der vor-
liegenden Untersuchung zeigt sich, dass bestimmte Namentypen in beiden Kolumnen
gleichermaßen vorherrschen, insbesondere jüngere Ableitungen, auf deren Charak-
ter hier nicht im Einzelnen einzugehen ist. Die charakteristischen Patronymika, ein
älterer, aber auch nicht archaischer Bildungstyp, häufen sich gerade in den nicht im
HZV befindlichen Namen.
111 Einige weitere Namen, die sich nicht so eindeutig in die älteren Namen einordnen lassen, wären
noch zu ergänzen, ohne dass sie das Bild verändern würden:
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80 Die slavischen Siedlungsnamen
Signifikante Unterschiede zwischen den Namen des HZV und den übrigen sind
demnach nicht auszumachen. Es handelt sich eher um ein einziges Korpus, das nur
zu einem relativ geringen Teil im HZV verzeichnet wurde. Aus dieser Perspektive
besteht kein Grund anzunehmen, dass diese anderen Namen später entstanden sind.
Das kann hin und wieder durchaus geschehen sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass
alle der mehr als 60 Orte erst nach der Abfassung des HZV gegründet wurden, ten-
diert gegen Null. Damit muss es auf jeden Fall Siedlungen gegeben haben, auf die
der fränkische König bei der Vergabe der Zehntrechte an das Kloster Hersfeld keinen
Zugriff hatte.
Die Kartierung (Tafelteil, Abb. 4, S. 220) zeigt, dass sich die nicht im HZV zu
findenden Siedlungen signifikant entlang der westlichen Zuflüsse der Saale konzen-
trieren und dort im Gemenge mit den zehntpflichtigen Orten liegen. Ein Areal, in dem
die im HZV bezeugten Namen ein Übergewicht haben, ist lediglich im südwestlichen
Umfeld von Halle nachzuweisen; das so dicht besiedelte Geiseltal bleibt davon bei-
nahe, das Mündungsgebiet der Unstrut gänzlich unberührt. Hierbei ist allerdings in
Rechnung zu stellen, dass im HZV zwischen Göstelitz (Nr. 164) und Goseck (Nr. 170)
fünf Namen nicht mehr lesbar sind. Die zugehörigen Ortschaften befanden sich ver-
mutlich gerade in diesem Areal nordöstlich der Unstrutmündung; hinzu kämen die
ebenfalls unleserlichen Nr. 208–210 bei Lunstädt.
Ältere Namentypen finden sich bemerkenswerterweise nur zum geringeren Teil
entlang der größeren Gewässer, also in „erster Platzwahl“ (Walther 1993 [1967],
309), was sich anhand dreier Zonen entsprechend dem jeweiligen Anteil der älteren
Namentypen veranschaulichen lässt (Tafelteil, Abb. 5, S. 221). Gerade am Unterlauf
der Geisel und ein Stück weiter saaleabwärts zeigen sich ausschließlich Bildungen,
die den jüngeren Namentypen zuzurechnen sind, und zwar in so großer Zahl, dass ein
zufälliges Fehlen der älteren Typen kaum anzunehmen ist. Siedlungsgeschichtlich ist
dieses Verbreitungsbild nur schwer einzuordnen 112, es ist aber kaum anders zu inter-
pretieren, als dass die Umgebung von Halle und Merseburg westlich der Saale nicht
zu den frühesten von slavischsprachigen Bevölkerungsgruppen besiedelten Gebieten
gehört.
112 Die Kartierungen der slavischen Siedlungsnamen bei Eichler /Walther 1984 [DS 35], 102 und 105
bringen dies hinsichtlich der Ortspunkte zwar zum Ausdruck, angesichts der Nichtberücksichtigung
der weiter westlich gelegenen Areale wird hier jedoch die lineare Abgrenzung der „Altsiedelräume“
schematisch dicht östlich der Saale gezogen.
3. Die deutschen Siedlungsnamen
Die Mehrzahl der Toponyme des HZV ist – im sprachwissenschaftlichen Sinne – deut-
schen Ursprungs. Dominant sind hierbei die vielen Komposita mit dem Grundwort
-dorf. Dieses liegt in 46 Namen vor, die ganz überwiegend aus Personennamen gebil-
det wurden. Unter diesen finden sich auch 7 Anthroponyme slavischen Ursprungs 113.
Andere Grundwörter treten demgegenüber deutlich zurück (vgl. Tab. 3.1). Noch am
häufigsten ist -stedt mit 23 Bildungen, während -bach, -burg (ohne die eigentlichen
Burgennamen der Liste B), -leben und -hausen nur in jeweils sechs bis acht Namen
vorliegen. Alle anderen Grundwörter und Suffixe sind noch seltener.
Bemerkenswert an diesem Befund ist, dass die gemeinhin als älter angesehenen
Elemente eine derart marginale Rolle spielen. Einzig -stedt entfaltet eine größere
Produktivität. Das archaische Element ahd. -idi, germ. -*iþja-, tritt nur dreimal auf,
und ebenso selten sind andere alte suffixale Bildungen. Im Vergleich mit anderen
Siedlungslandschaften, insbesondere im südlichen Niedersachsen (vgl. dazu Ab-
schnitt 3.6) erscheint dies sehr wenig. Jedoch ist die ursprünglich geringere Stabilität
und Kontinuität der Siedlungen zu berücksichtigen, weshalb es heißt: „[W]ir können
bei all der vorherrschenden Beweglichkeit der Bevölkerung unserer Gebiete nur zu
einem kleinen Hundertsatz mit der Erhaltung älterer Siedlungsnamen von vor dem
4./5. Jh. u. Z. rechnen“ (Walther 1971 [DS 26], 136).
Daraus wäre zu folgern, dass der Großteil der Siedlungen nicht schon in einer Zeit
entstand, für die man sich beispielsweise über völkerwanderungszeitliche „Stämme“
und ihre onomastischen Relikte den Kopf zerbrechen könnte (vgl. z. B. Wenskus
1986a, 205–209; Bathe 1955 [DS 5]; Bathe 1953, 55). Vielmehr deutet das Über-
wiegen deanthroponymischer Komposita mit dem Grundwort -dorf mit einem Drittel
der deutschen Namenbildungen auf eine spätere Besiedlung, die am ehesten – ohne
dass dies in den Kontext früherer Vorstellungen einer „fränkischen Staatskolonisation“
zu rücken wäre – unter dem Einfluss des merowingischen und des karolingischen
Reichs stehen dürfte.
Nicht grundsätzlich anders ist das Bild, das die nicht im HZV verzeichneten
Namen dieser Region bieten (Tab. 3.1 114). Dennoch zeigen sich einige signifikante
Unterschiede. Das Vorherrschen von Komposita mit dem Grundwort -dorf fällt bei
den nicht im HZV stehenden Namen nicht ganz so deutlich aus. Hier sind Bildungen
auf -rode sehr zahlreich, während das im HZV so häufige -stedt erheblich zurück-
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82 Die deutschen Siedlungsnamen
tritt. Verhältnismäßig gleich vertreten sind -bach und -leben. Die ein- oder zweifach
auftretenden Grundwörter sind im HZV zumeist andere als außerhalb dieser Quelle.
Die Häufigkeit der -rode-Namen, die sich im HZV nicht finden, verweist darauf, dass
nach der Abfassung dieser Liste umfangreiche Landesausbauvorgänge stattgefun-
den haben – eine Tatsache, die nicht weiter verwundert (vgl. dazu Abschnitt 3.4.3).
Weiterhin liegen einige altertümliche Bildungen vor, die wohl weit vor die Zeit der
Abfassung des HZV zurückreichen. Auch unter den deutschen Namen finden sich
damit Hinweise darauf, dass diese Quelle nicht alle seinerzeit bestehenden Siedlun-
gen zwischen Saale, Unstrut und Süßem See erfasst, sondern diesbezüglich Lücken
aufweist.
Nach diesem allgemeinen Einblick sollen im Folgenden nach einigen methodi-
schen Bemerkungen die einzelnen Bildungstypen einzeln analysiert werden. Dieser
Terminus wird hier in der gleichen Weise gebraucht wie gemeinhin bei der Struktu-
rierung der slavischen Toponyme (Wenzel 2009; Wenzel 2013, 162–166) – alle
Toponyme, die mit dem gleichen Endelement gebildet wurden, werden als ein Bil-
dungs- oder Namentyp zusammengefasst.
3.2 Methodisches
Bei der Analyse der deutschen Toponymie ist es Tradition, sich um eine chronolo-
gische Ausdifferenzierung der Namenentstehung zu bemühen. Das diesbezügliche
Vorgehen entspricht vom Grundsatz her demjenigen, das auch für die slavische To-
ponyme zur Anwendung kommt: Einige Namentypen werden einer älteren Schicht
zugeordnet, andere einer jüngeren. Dies basiert auf siedlungsgeschichtlichen Beob-
achtungen, die überregional in ähnlicher Weise gelten. Demnach sind z. B. Namen auf
-leben und -heim in einer älteren Periode entstanden, während Toponyme auf -dorf
und -rode jünger sind. Dies ist grundsätzlich nicht in Abrede zu stellen, und es ist
nicht von der Hand zu weisen, dass die zuerst genannten Grundwörter in den Gebieten
der deutsch-slavischen Kontaktzone, in der es erst im Laufe des Hochmittelalters zu
einer umfänglichen deutschen Namenbildung kam, nur sehr selten zu finden sind,
während die anderen geradezu grassieren.
Die Untergliederung der deutschen Toponymie in zwei „Schichten“ ist fest eta-
bliert, aber der Forscherdrang richtete häufig seine Versuche darauf, diese Chronologie
noch weiter zu differenzieren bzw. zu verfeinern. In diesem Kontext wurde überlegt,
ob z. B. Bildungen auf -heim älter seien als solche auf -leben oder ob es sich vielleicht
eher umgekehrt verhält.
Solche Überlegungen sind jedoch kritisch zu sehen, und es ist an die chronolo-
gische Schichtung der altsorbischen Toponyme zu erinnern (Abschnitt 2.4). Auch
hier ist es nur möglich, generell ältere von jüngeren Typen zu unterscheiden, was
aber jeweils nur für ein ganzes Namenkorpus von statistisch relevanter Größe maß-
geblich ist, nicht für einzelne Namen. Feinere Abstufungen sind nur sehr bedingt
möglich (so scheinen bei den altsorbischen Namen Patronymika im Allgemeinen
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84 Die deutschen Siedlungsnamen
eine etwas jüngere Stufe zu verkörpern als die übrigen „älteren“ Typen, bleiben aber
gleichwohl deutlich von den „jüngeren“ Typen abgegrenzt). Vor allem jedoch ist zu
beachten, dass sich die Produktivität der einzelnen Typen in chronologischer Per-
spektive überlappt; grundsätzlich ist also nicht auszuschließen, dass Siedlungen in
Einzelfällen noch mittels „älterer“ Bildungsmuster benannt werden, wenn schon „jün-
gere“ Typen in Gebrauch sind. Dies war schließlich deutlich in Kapitel 2 zu sehen,
wo schon im 9. Jahrhundert Toponyme sehr zahlreich begegnen, die den jüngeren
Bildungstypen zuzuweisen sind. Nachdrücklich sei auf die beiden Darstellungen in
Abschnitt 2.4 verwiesen (Abb. 1 und 2), die dieses Axiom bzw. dessen zu verwerfen-
des Gegenstück verdeutlichen sollen. Von einer derartigen zeitlichen Überlappung
von Namenbildungsmustern ist als methodisches Grundaxiom auch für deutsche Orts-
namenbildungen auszugehen 115.
Auf eine weitere Tücke machte Dietrich Freydank aufmerksam. Wenn nämlich die
Ortsnamen auf -leben in ihrer Etymologie meist leicht durchschaubar sind, während
die Erklärung der Bildungen auf -stedt oftmals schwierig ist, dann ist dies kein Beleg
für ein unterschiedliches Alter der Bildungsweisen. Vielmehr wurden die letzteren
zumeist mit Appellativen gebildet, die zuerst genannten hingegen mit Personennamen.
Diese blieben viel längere Zeit dem aktiven Sprachgebrauch verhaftet (oder wurden
wenigstens als Anthroponyme erkannt) als archaische Appellativa, welche leichter
unverständlich werden konnten (Freydank 1966, 44).
Nicht nur in Bezug auf die dargestellten Aspekte ist darauf zu achten, dass die
geschichtliche Aussagekraft der Ortsnamen, die unbestritten groß ist, nicht über-
strapaziert wird. Was für manche Namenforscher so klar sein mag, dass es ihnen
unangebracht erscheint, es noch schriftlich auszuformulieren, kann bei Historikern,
die Forschungsergebnisse der Namenkunde rezipieren, leicht für Irritationen sorgen.
Bevor die einzelnen Namentypen darzustellen sind, seien somit noch die grundlegen-
den Charakterzüge der Toponymie hervorgehoben:
„Zunächst gilt es festzustellen, daß ON kein sicherer Beweis für das Alter eines Ortes sind.
Neben dem häufig beobachteten Fall einer Namensübertragung von einer älteren, bereits
lange bestehenden auf eine neue, zuweilen sogar weit entfernt entstehende Siedlung – wo
dann der Name älter ist als der Ort – muß auch beachtet werden, daß in vielen Fällen der
115 Diese Prämissen sind alles andere als neu und auch nicht nur einem engen Kreis von Wissenschaftlern
bewusst, sondern durchaus auch manchem Heimatforscher der älteren Generation, wie das folgende,
um der Deutlichkeit willen etwas längere Zitat verdeutlicht: „Es kommt nicht so sehr darauf an,
bis in die letzten Eigenheiten die zeitliche, räumliche und völkische Stellung einer Ortsgründung
genau zu ermitteln oder ein genaues Übereinstimmen von Ortsnamen und danach zu erwartender
Zeit der Gründung jedes Mal zu erreichen. Es ist nur notwendig, die Ortsnamen insgesamt gemäß
ihrer sprachlichen Struktur für das zu bearbeitende Gebiet in zeitliche Schichten einzuordnen und
Abweichungen entsprechend zu berücksichtigen. Mag auch der Einzelfall nicht sicher feststehen
oder abweichen, wenn die übersichtliche Schau, das ‚statistische Mittel‘, korrekt ist, so ist der sied-
lungsgeographischen und kundlichen Betrachtung schon sehr geholfen. Dieses ‚statische [sic; besser:
‚statistische‘ – Ch.Z.] Mittel‘ wird bis zu einem gewissen Grade um so korrekter sein, je größer das
zu betrachtende Gebiet gewählt wird“ (Eigendorf 1960, 13).
Methodisches 85
Name eines Ortes jünger sein kann als der Ort selbst. Es ist durchaus denkbar, daß eine
kleinere Ansiedlung, die nicht an einem viel begangenen Verkehrsweg lag, zunächst län-
gere Zeit ein gewissermaßen anonymes Dasein führte, daß eine individuelle Bezeichnung
sich nicht im Ort selbst entwickelte, sondern – ähnlich wie bei den PN – von der näheren
Umgebung gebildet wurde. Die individuelle Bezeichnung ist, sofern sich damit keine festen
Vorstellungen verbanden, umgebildet oder verändert worden, hier ist ebenfalls ein Vergleich
mit PN, aber auch mit FN möglich. Feste ON haben sich erst in dem Augenblick durchset-
zen können, als Siedlungen administrativ erfaßt, ihre Namen gewissermaßen registriert und
sie verkehrsmäßig einem größeren Lebenskreis von Menschen, der über die unmittelbare
Nachbarschaft hinausging, erschlossen wurden. Damit erklärt sich auch die Tatsache, daß
sich die ON-Kunde oft im Gegensatz zur Siedlungsarchäologie befindet.“ (Timm 1954, 181)
116 Im Gegensatz zu den slavischen Toponymen sind für hochmittelalterliche deutsche Ortsnamen ver-
gleichende arealtypologische Studien deutlich weniger entwickelt. Warum z. B. in den Regionen der
deutsch-slavischen Kontaktzone die einzelnen toponymischen Grundwörter in manchen Regionen
fehlen und in anderen häufig auftreten, ist bislang schwer zu beurteilen.
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86 Die deutschen Siedlungsnamen
zeigte, indem alle darüber hinausgehenden Recherchen nur relativ wenig zusätzli-
ches Material für die hier zur Diskussion stehende ältere Zeitstellung des frühen
Mittelalters erbrachten.
Ortsnamen mit dem Grundwort -leben finden seit jeher das besondere Interesse der
Forschung (Bathe o. J. [leben]; Schönwälder 1993 117; Walther 1971 [DS 26],
152–156; Udolph 1994, 497–513; Casemir 2003, 453–455; Debus /Schmitz 2004,
3492 und Karte 222.15; Winkler 2009; Winkler 2010) oder: „Das Feld der -leben-
Namen bildet einen Tummelplatz der Sprach- und Geschichtsforscher“ (Springer
2003, 15). Der Hauptgrund hierfür ist das eigenartige Verbreitungsbild, das einerseits
eine enorme Produktivität dieser Namenbildungsweise in Skandinavien zeigt, ande-
rerseits aber eine große Zahl solcher Namen im thüringisch-ostfälischen Raum 118.
Dies gab Anlass zu verschiedenen Hypothesen über germanische Wanderungsbewe-
gungen von Norden nach Süden oder in umgekehrte Richtung, auf die hier nicht näher
einzugehen ist.
Wichtiger ist in unserem Kontext, dass sich die in Mitteldeutschland vorliegenden
Namen in zwei Regionen besonders konzentrieren, in einem „Bodeareal“ und einem
„Unstrutareal“. Das Gebiet des HZV liegt zwischen beiden und weist nur 13 Namen
auf, von denen sich mehr als die Hälfte im HZV findet:
Kolumne 1:
Almensleben, HZV Nr. 1, Wg. ((845) 11. Jh. [Al]bundesleba, 991 Aluundeslev[o], 1134 Ek-
kehardo de Almundisleve, 1286 Almundisleybin, 1295 Almensleve, 1300 Almundesleben, 1347
Aluensle, 1353 Almesleben usw.): PN *Alwund + leben (Loga 2007, 9–11; Walther 1971
[DS 26], 265; Bathe o. J. [leben], 127 f.; Größler 1903, 84; Schönwälder 1993, 34 (3); Wolf
1957, 195 f.; Wolf 1956a, 3 f.; Wolf 1955, 295; zur lokalen Topographie Allmann 1981b,
[5–7]).
Aseleben, HZV Nr. 40 ((845) 11. Jh. Esiebo 119, 1120 in Asleve, 1120 Aseleve, 1121 in Aslibe
usw.): PN Asi + leben (Freisleben 2007, 20 f.; Walther 1971 [DS 26], 265; Bathe o. J. [le-
ben], 148 f.; Schönwälder 1993, 41 (16); Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 7; Wolf 1955, 298;
Allmann 1981b, [8]).
117 Dort zur Forschungsgeschichte S. 21–26. Kritisch zu diesem Werk Walther 1994/95.
118 Vgl. Udolph 1994, 503; ein Verzeichnis weiterer Kartierungen ebd., 502.
119 In der Quelle ist eindeutig Esiebo zu lesen (vgl. Tafelteil, Abb. 3, S. 219); die bei Mansfelder Land,
175 angegebene Form Esilebo sowie die Schreibung Esleba bei Walter 1971 [DS 26], 265 sind
falsch. Die Schaftlänge des fraglichen auf das lange 〈s〉 folgenden Graphems entspricht eindeutig der
eines 〈i〉; zum Aussehen der Kombination 〈sl〉 vgl. demgegenüber Ludesleba (Nr. 97).
Ältere Bildungstypen 87
Frankleben, HZV Nr. 194 und 199 (780/802 (Francheleibe), (845) 11. Jh. Franchen[leba],
(1134–42) in Franckenleve, (1144) Franckeleve, 1289 Herbordus de Vrankeleuen usw.): PN
Franko + leben (Walther 1971 [DS 26], 268; Bathe o. J. [leben], 146; Schönwälder 1993,
78 (97); Wolf 1957, 211; Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 306.
Holleben, HZV Nr: 131 und 256 ((845) 11. Jh. Hunenleba, (866–900) 11. Jh. H[unlebab]urg,
979 Hunleiuaburch, 1175 in villa Hynleve, 1182 zu Hunleue, 1211 in villa Hunleue usw.): PN
Hunno 120 + leben (Walther 1971 [DS 26], 269 und 317; Bathe o. J. [leben], 146 f.; Schön-
wälder 1993, 99 (140); Wolf 1957, 207 und 219; Wolf 1956a, 14 und 21; Wolf 1955, 303 und
309; zur lokalen Topographie Allmann 1981b, [24]).
Lodersleben, HZV Nr. 97 (780/802 (Lutolfesleibe), (845) 11. Jh. Ludesleba, 1120 Ludesleue,
1179 Lodesleuen, 1186 Ludersleben, 1205 Ludesleve, 1218 Ludersleve, 1240 Lodesleve, 1269
Lodeslove, 1279 Lodesleve, 1273 Lodesleiben, 1315 Lodesleven, 1320 Lodersleben, 1322 Lod-
dersleben, 1364 Lodensleue, 1381 Loddersleben, 1465 Lodersleben, 1454 Lodisleben): PN
Liudolf + leben (Walther 1971 [DS 26], 269; Bathe o. J. [leben], 143 f.; Böhme 1909, 30 f.;
Größler 1903, 83 f.; Winkler 2009, 226; Schönwälder 1993, 107 (156); Wolf 1957, 204;
Wolf 1956a, 12; Wolf 1955, 301; Allmann 1981b, [25]).
Memleben, Wenigen-, HZV Nr. 54 ((845) 11. Jh. Mimileba, 980 Mimilevu marca, 1182 in
Parvu Mimeleibim, 1255 in pago allodii Minoris Mimeleibe, in Minori Mimeleibem): PN *Mimo /
Immo + leben Meier 2001, 68; Walther 1971 [DS 26], 269; Bathe o. J. [leben], 140 f.; Größler
1903, 84 f.; Schönwälder 1993, 108 f. (161); Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf 1955,
299; Hardt 2001, 64–66; Allmann 1981b, [26 f.]).
Roßleben, HZV Nr. 52 ((845) 11. Jh. Rostenleba, 1160/80 Růstenleve, 1175 in ecclesia Rusten-
leve, 1177 Rusteleve, 1254 de Rusteleibin, 1329 de Rusteleyben, 1330 Heymke von Rosteleybin,
1346 in Rusteleven usw.): PN Rusto, (H)rōdswind o. ä. + leben (Walther 1971 [DS 26], 271;
Bathe o. J. [leben], 140; Böhme 1909, 44 f.; Größler 1903, 84; Schönwälder 1993, 126 f.
(197); Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf 1955, 299; Allmann 1981b, [31]).
Wansleben, HZV Nr. 69 ((845) 11. Jh. Uuenzesleba, 1320 Wantzleyben, 1322 Wanzsleue, (1376)
A. 16. Jh. zcu Wanczeleben, 1400 Wandesleve usw.): PN Wanzo + leben (Freisleben 2007,
133 f.; Walther 1971 [DS 26], 272; Bathe o. J. [leben], 147 f.; Schönwälder 1993, 145 (241);
Wolf 1957, 202; Wolf 1956a, 10; Wolf 1955, 300; Allmann 1981b, [35]).
Kolumne 2:
Eisleben (994 in oriente Islevo, 1045 in loco Gisleuo, 1121 in maiori Hislebo . . . in minori
Hislebo, 1195 Ysleve, 1203 Isleven, 1209 in Hyslewe, 1222 Ysleve, 1227 Ysleiben, 1264 Isleve
usw.): PN Isi /o + leben (Freisleben 2007, 70–72; Walther 1971 [DS 26], 267; Bathe o. J.
[leben], 149 f.; Schönwälder 1993, 64 (65); Allmann 1981b, [14 f.]).
120 Eine bei Walther 1971 [DS 26], 269 ebenfalls angegebene Form Hundo dürfte hier weniger ins
Gewicht fallen. Förstemann PN, 930 gibt Huno an.
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88 Die deutschen Siedlungsnamen
Nietleben (1371 Nytle, 1381 Nytleiben, um 1385 Nytleue, 1470 Nittleben, 1667 Nietleben): PN
Nı̄do (< Nı̄dhard) + leben (Richter 1962 [DS 15], 60; Walther 1971 [DS 26], 270; Bathe o. J.
[leben], 147; Schönwälder 1993, 112 (167); Allmann 1981b, [28]).
Schkortleben (um 1300 Zcurtelebe, 1350 Kurteleiben, Gartleiben, 1367 Schorteleiben, 1378
Scorteleybin, -leibin, 1428 Schortelebin, 1458 Scorteleuben usw.): evtl. *Skort(o)/*Skroto +
leben, aso. oder dt. PN (Eichler /Walther 1984 [DS 35], 285; Walther 1971 [DS 26], 271;
Bathe o. J. [leben], 145 f.; Schönwälder 1993, 131 f. (209); Allmann 1981b, [33]).
Hinzu kommen zwei unsichere Fälle: Zum einen Kraßlau, das in der schriftlichen Überlieferung
(1350 in Krasleiben, Croslewin, 1416 Graßloüw, 1446 Krosseleuben, 1501 Krosleben, 1532
Kroslau) den Eindruck erweckt, ein -leben-Name zu sein, ein Eindruck, der aber täuschen kann,
da hier ebenso gut eine slavische Bildung *Krasisłav́, oder *Kras_l+ov- vorliegen kann, vgl.
Eichler /Walther 1984 [DS 35], 191 f. und Bathe o. J. [leben], 145. Da die Überlieferung eher
spät einsetzt und kein Zeugnis über evtl. frühere Wandlungen des Namens gibt, ist die Möglichkeit
einer Bildung auf -leben eher unwahrscheinlich. Zum anderen findet sich n. Reichardtswerben
eine Wüstung Waschleben (HMTB 2749), von der aber weitere Informationen fehlen 121.
Das ausgewogene Verhältnis zwischen den im HZV gelisteten Namen und den übrigen
ist auch bei den Bestimmungswörtern zu beobachten (Tab. 3.2). In beiden Gruppen
überwiegen eingliedrige Bildungen gegenüber zweigliedrigen Vollnamen. Bei ein-
stämmigen stark flektierenden Kurznamen findet sich zwischen zahlreichen Namen
in der Magdeburger Börde und relativ wenigen im Thüringer Becken im HZV-Ge-
biet kein einziger Vertreter (Winkler 2010, 117). Die Bandbreite verschiedener
Bildungen ist damit eher schmal, aber, wie die Übersicht zeigt, ausgeglichen. Wenn
stark flektierte Personennamen im Bestimmungswort auf ein höheres Alter verweisen
(Casemir /Menzel /Ohainski 2011, 241; Udolph 1994, 513), dann zeigt sich hier
ein eher ausgeglichenes Bild.
Die Namen finden sich überwiegend entlang von Saale und Unstrut und der Mans-
felder Seen (Tafelteil, Abb. 6, S. 222). An Oberläufen bzw. abseits von Fließgewässern
liegen Lodersleben, Nietleben und Wismannsleben. Dieses Bild deutet an, dass Na-
men auf -leben schon in der sicher früh erfolgten Besiedlung der Täler der größeren
Flüsse eine Rolle spielten, ist aber im Hinblick auf eine zeitliche Einordnung der
Entstehung dieser Namen wenig aussagekräftig. Es ist jedoch festzustellen, dass die
im HZV enthaltenen Orte gegenüber den übrigen keine Besonderheit im Hinblick auf
ihre geographische Verbreitung zeigen.
121 Bei Bathe o. J. [leben], 144 f. als Wuschleben, jedoch ebenfalls nur schwach belegt.
Ältere Bildungstypen 89
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
Zwei- *Alwund (Almensleben) Wisumar
gliedrig Liudolf (Lodersleben) (Wismannsleben)
In Bezug auf die siedlungsgeographische Einordnung dieser Namen ist noch kurz
auf Max Bathe einzugehen. Dieser konzentrierte sich ganz auf die Unterschiede zwi-
schen dem eingangs genannten „Unstrut-“ und „Bodekreis“ (Bathe 1953) 122. Das
zwischen beiden liegende Areal – mithin das Gebiet des HZV – spielt nur insofern
eine Rolle, als es als „eine allerdings stark zerstörte Brücke zwischen Bode und Un-
terunstrut“ (Bathe 1953, 5) angesehen wird. Eine solche Brückenfunktion ist jedoch
im Grunde nicht zu erkennen. Lässt man sich nicht von Wanderungsbewegungen
der Namengeber leiten, dann erscheint die Region zwischen der Unstrut bzw. den
Höhenzügen südlich von ihr und dem Süßen See schlicht als eine gegenüber den
Gunstgebieten nördlich und südlich etwas schwächer besiedelte Region.
Bildungen mit diesem Grundwort 123 werden im Allgemeinen als alt angesehen, die
zeitliche Einordnung in Ostfalen variiert jedoch von Region zu Region (Casemir
2003, 487). Der Zeitraum der Produktivität dieses Elements als Ortsnamengrundwort
soll in etwa derjenigen des Grundwortes -leben entsprechen (Freydank 1966, 45). In
122 Auch im Hinblick auf heutige und evtl. zukünftige Verwaltungsgliederungen erscheint der Terminus
„Kreis“ hier wenig glücklich gewählt. Besser wäre es, diese Verbreitungsgebiete als „Areale“ zu
bezeichnen.
123 Allgemein dazu Walther 1971 [DS 26], 156–161; Casemir 2003, 486 f.; Debus /Schmitz 2004,
3492 und Karte 222.7.
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90 Die deutschen Siedlungsnamen
der Zahl der mit diesem Grundwort gebildeten Namen zeigt sich für das Gebiet des
HZV eine signifikante Differenz: Während sie im HZV zahlreich vorliegen, sind sie
außerhalb sehr selten.
Kolumne 1:
Alberstedt, HZV Nr. 62 ((845) 11. Jh. Alberestat, 1061 Alfarstide, 10(52) in Alfarstide, 1181
Elverstede, 1183 in Elverstedte, 1327 parvum und magnum Alverstede): PN Alb /fheri + stedt
(Walther 1971 [DS 26], 273; Neuß 1971, 2–4 (Nr. 2); Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9 f.; Wolf
1955, 299).
Allstedt, HZV Nr. 43 und 242 (772 Altstetti, (777) 11. Jh. Altstedi, (845) 11. Jh. Altstedi, (866–
900) 11. Jh. Altstediburg, 935 Altsteti, 937 in Alstete, 958 Altstedi, 973 Altstedi, 974 (K.) Altera
(sic!), Altstedi, 975 (K.) Altstat, 978 (K.) in corte quae dicitur Altestet, 978 (K.) Alstedi, 979
Alstediburch, 979 loco qui Altstet dicitur, 985 Altstedi, 987 Alsteti, 991 Altsteti, 1002/4 Alstidi,
1003 Altstedi, 1014/17 Altstidi, 1040 Altstide, 1064 Altsteti, 1069 Altstede usw.): ahd. alt, asä.
ald ‘alt’ + stedt (Loga 2007, 7 f.; Walther 1971 [DS 26], 274 und 315; Eichler /Walther
SNB, 37 f.; Wolf 1957, 200 und 215 f.; Wolf 1956a, 7 f. und 20; Wolf 1955, 298 und 308).
Barnstädt, HZV Nr. 110, 113 und 115 ((845) 11. Jh. Bernstat, 1147 Barnestede, 1156 Berrens-
tede, 1220 Bernestede, 1240 Barnestede, 1242 Barnstede, 1256 Barnestede, 1400 Brunstede):
ahd. barno, parno ‘Krippe’ oder PN Be /arn + stedt (Walther 1971 [DS 26], 274; Böhme 1909,
11; Größler 1903, 78; Wolf 1957, 206; Wolf 1956a, 13; Wolf 1955, 302).
Bennstedt, HZV Nr. 70 ((845) 11. Jh. Bannungestat, 1246 Bennenstede, 1274 Bennenstede): <
PN Bannung /Benning oder Banno /Bando + stedt (Walther 1971 [DS 26], 275; Wolf 1957,
202; Wolf 1956a, 10; Wolf 1955, 300).
Bornstedt, HZV Nr. 21 und 245 ((845) 11. Jh. Brunistad, (866–900) 11. Jh. Bru[nstedibur]g,
979 Burnigstediburch, (1120) Tr. 1381 Esicone de Bornstede, 1130 Esicus senior genuit Esicum
iuniorem de Burnstide usw.): ahd. brunno ‘Quelle, Brunnen’ + stedt (Freisleben 2007, 29–31;
Walther 1971 [DS 26], 275 und 316; Wolf 1957, 197 und 217; Wolf 1956a, 5 und 20; Wolf
1955, 297 und 309).
Dornstedt, HZV Nr. 87 ((845) 11. Jh. Dornstat, 961 Dornsteti): ahd. thorn ‘Dornstrauch’ + stedt
(Walther 1971 [DS 26], 276; Wolf 1957, 203; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
eichstädt, Langen-, HZV Nr. 111 ((845) 11. Jh. Ahistide, Ehstat, 1133 Eistete, 1320 Eychstede):
GewN Eichaha + stedt, sekundär semantisch motiviert (Walther 1971 [DS 26], 277; Böhme
1909, 17–19; Größler 1903, 78 f.; Wolf 1957, 206; Wolf 1956a, 13; Wolf 1955, 302).
Esenstedt, HZV Nr. 104 und 107, Wg. ((845) 11. Jh. Gisunstat, 1205 Isinstede, 1251/68 Esens-
tede, 1328 Hesenstede, 1504–1515 Esenstedt, Eselstedt): PN Giso o. ä. + stedt 124 (Walther
1971 [DS 26], 277; Größler 1903, 81 und 72; Wolf 1957, 205; Wolf 1956a, 13; Wolf 1956b,
19; Wolf 1955, 302).
124 Der durch die Belege dokumentierte Abfall des Anlauts G- ist schwer zu erklären. Die Annahme
einer sekundären Eindeutung von mhd. îsen ‘Eisen’ ist denkbar, es wäre aber unklar, weshalb diese
eingetreten sein sollte.
Ältere Bildungstypen 91
esperstedt, Ober-/Unter-, HZV Nr. 64 ((845) 11. Jh. Osperestat, 1320 Asperstede, 1323 Espers-
tede): PN Osberht 125 o. ä. + stedt (Walther 1971 [DS 26], 277; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a,
10; Wolf 1955, 299).
farnstädt, Ober-, HZV Nr. 58 und 60 ((845) 11. Jh. Farnistat, 1144 Varnstede, 1179 Varrens-
tede): BachN Farnaha, heute Farre + stedt (Walther 1971 [DS 26], 277; Böhme 1909, 20 f.
Größler 1903, 79; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf 1955, 299; zu ähnlichen Namen vgl.
Greule 2014, 141).
Gatterstädt, HZV Nr. 96 ((845) 11. Jh. Gozerestat, 1019 Gutirstat, 1139 Gatersteten, 1154
Gaterstede, 1197 Goterstede, 1316 Gaterstede, Gaderstetd): PN Go heri + stedt (Walther 1971
[DS 26], 277; Böhme 1909, 22; Größler 1903, 80; Wolf 1957, 204; Wolf 1956a, 12; Wolf
1955, 301).
Holdenstedt, HZV Nr. 17 ((845) 11. Jh. Holdestedi, 1120 Holdenstede, 1136 (K.) Holdenstede,
1189 (K.) Holdenstede, 1201 (K.) Huldensted, (1271) K. 14. Jh. Holstede, 1293 (K.) Holdenstede,
1309 Holdenstede, 1314 Holdenstede, 1347 Holdensted, 1394 Holdenstede usw.): PN Holdo +
stedt (Loga 2007, 57 f.; Walther 1971 [DS 26], 279; Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf
1955, 296).
Köchstedt, HZV Nr. 93 ((845) 11. Jh. Cochstat): dän. kok ‘Haufen’, mhd. köche ‘Erdaufwurf’ 126
+ stedt (Walther 1971 [DS 26], 280; Wolf 1957, 204; Wolf 1956a, 12; Wolf 1955, 301).
Kriegstedt, HZV Nr. 123 und 125 ((845) 11. Jh. Cristat, 1004 Crik-, 1061 Christide, 1320
Krichstete superior): ahd. chrēg ‘Rechtsstreit’ 127 (Walther 1971 [DS 26], 280; Wolf 1957,
206; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303).
Lauchstädt, HZV Nr. 117 und 120 ((845) 11. Jh. Lochstat, v. 1088 Locstede maior, 1225 Louchs-
tete): GewN Laucha + stedt (Walther 1971 [DS 26], 280; Greule 2014, 300 Laucha Größler
1903, 79; Wolf 1957, 206; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303).
Liederstädt, HZV Nr. 136 und 139 ((845) 11. Jh. Liodenstat, 991 Liedenstedi, 1046 Liuterstat,
1079 Ledenstede, 1206 Litenstide, 1317 leydenstede, 1328 Letenstede, 1373 Litenstedt, 1408
Litenstede): PN Liudo /Liodo (Walther 1971 [DS 26], 280; Böhme 1909, 29 f.; Größler 1903,
81; Wolf 1957, 207; Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304).
125 Ein bei Walther 1971 [DS 26], 277 außerdem angegebener Personenname Aspar schließt an den
Zweitbeleg 1320 an, ist aber unter Berücksichtigung des HZV-Belegs gegenstandslos. Das Erstglied
von Osbert ist entstanden aus Auso oder einem Stamm Os, vgl. Förstemann PN, 123 und 1182.
126 Vgl. Lexer, 1, 1660; DWB 11, 1553. Zu klären wäre noch, inwieweit dieses eher für das Rheinland
belegte Lexem hier in Anspruch genommen werden kann.
127 Problematisch ist hierbei neben dem Wechsel von Formen mit und ohne 〈k〉 die Differenz zwischen
anzunehmendem /e/ und konsequent geschriebenem 〈i〉, die jedoch evtl. durch die gerade im Ostmit-
teldeutschen zu beobachtende Hebung von /ē/ zu /ı̄/ (Paul et al. 2007, 98, § L 39) zu überbrücken
ist. Für das Mittelniederdeutsche ist festzustellen, „dass manches i wohl auch nur die geschlossene
aussprache des ê anzeigt“ (Lasch 1914, 91, § 147). Für das hier maßgeblichere Althochdeutsche
scheinen indes entsprechende Beobachtungen zu fehlen. Ein geeigneterer Ansatz, der ahd. chrēg
ersetzen könnte, ist überdies nicht auszumachen.
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92 Die deutschen Siedlungsnamen
Lunstädt, HZV Nr. 207 und 211 ((845) 11. Jh. Lunstedi (DS 26: Lunstedt), 1278 Lunstete, 1320
Lunstede): GewN Luhne + stedt (Walther 1971 [DS 26], 280; Böhme 1909, 31; Größler 1903,
82; Wolf 1957, 213; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 307; zu ähnlichen Namen vgl. Greule 2014,
328 f.).
Nienstedt, HZV Nr. 12 ((845) 11. Jh. Niustat, 1004/1014 Ninstidi, (1153) K. 12. Jh. Nienstede
usw.): asä. niuwi ‘neu’ + stedt (Loga 2007, 85 f.; Walther 1971 [DS 26], 281; Wolf 1957, 197;
Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Riestedt, HZV Nr. 10 (772 Ridstetti, (777) K. 11. Jh. Ritstaedi, (845) 11. Jh. [R]eotstat, 979
Rietstedi, 1015 Rizzesstat, 1107–09 Rietstedi, 1108 Rietstedi, 1112 Rietstedi, 1134 Rietstedi,
1251 Ristedt, 1327 Riestede usw.): ahd. (h)riot, asä. hriod ‘Ried, Schilfrohr’ + stedt (Loga 2007,
94–96; Walther 1971 [DS 26], 282; Wolf 1957, 196; Wolf 1956a, 4 f.; Wolf 1955, 296).
Schafstädt, HZV Nr. 112, 114, 118 und 121 ((845) 11. Jh. Scabstedi, 1088 Scafestede): asä.
skāp, ahd. skāf ‘Schaf’ (Walther 1971 [DS 26], 283; Freydank 1966, 44; Wolf 1957, 206;
Wolf 1956a, 13 f.; Wolf 1955, 302).
Siegerstedt /Seigerstedt, HZV Nr. 150, Wg. ((845) 11. Jh. Sigiristat, 1372 Seigerstedt): PN
Sigiheri o. ä. + stedt (Walther 1971 [DS 26], 283; Größler 1903, 81 f. 128; Wolf 1957, 209;
Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304).
Wolferstedt, HZV Nr. 28 ((845) 11. Jh. Uuolfheresstedi, 991 Vuolfersteti, 1065 item Wulfersteda,
1179 (K.) Wulferstede, 1283 (K.) Wolferstede usw.): PN Wulfher + stedt (Loga 2007, 133 f.;
Walther 1971 [DS 26], 285; Wolf 1957, 198; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955, 297).
Wolkau, HZV Nr. 126, Wg. HMTB 2678.DI 129 ((845) 11. Jh. Uulchistedin, 1332 Wolkowe):
Wohl PN Folk(o), vgl. Abschnitt 2.3 (Walther 1971 [DS 26], 284 130; Wolf 1957, 207; Wolf
1956a, 14; Wolf 1956b, 19; Wolf 1955, 303).
Kolumne 2:
eichstädt, Klein- (1179 Ekstede): asä. ēk ‘Eiche’ (Walther 1971 [DS 26], 277; Böhme 1909,
17).
Grockstedt (1179 Grokenstede, 1327 Grochstede, 1338 Grocstede, 1351 Grokstedt, 1481 Grogs-
tedt): PN Grocko oder slav.? 131 (Walther 1971 [DS 26], 278; Böhme 1909, 26 f.; Größler
1903, 80).
128 Heute nicht mehr ernsthaft zu vertreten, doch buchstäblich eine kuriose Fußnote wert ist die Inter-
pretation des Namens als „Siegesstätte“ bei Größler 1903, 81 f., wobei der Ort am Siegesdenkmal
von 531 gegründet worden sei.
129 Genannt auch bei Böhme 1909, 72.
130 Allerdings unter Bezug auf das bei Wolf 1956b, 19 und Wolf 1957, 207 verworfene Volkstedt n.
Eisleben.
131 Nicht näher spezifiziert. Evtl. wäre an aso. *krak ‘Flussarm’ zu denken; die genannte deutsche
Herleitung dürfte aber wahrscheinlicher sein.
Ältere Bildungstypen 93
Runstedt (um 1130 Runenstide, 1320 Runstede 132): PN Rūno 133 (Walther 1971 [DS 26], 282;
Größler 1903, 82).
Kolumne 3:
Eckstedt (1053 Achistide): ahd. aha ‘Wasser, Fluß’ (Größler 1903, 81).
Die Wüstung Neustadt (1332 Nuenstede, 1375 Nuestad, 1378 Nunstedt) ist einerseits eine spätere
Gründung (Größler 1903, 81) und andererseits nicht genau zu lokalisieren, kann also hier nicht
weiter berücksichtigt werden. Ein weiterer Name, Breuieliudest[at] (HZV Nr. 102), wäre von
seiner Struktur her hier anzuschließen, ist jedoch weder zu lokalisieren, noch kann das Bestim-
mungswort sprachlich erklärt werden (vgl. Abschnitt 1.6.2.C). Pettstädt ist nur auf den ersten
Blick eine Bildung auf -stedt, vielmehr verbirgt sich dahinter, wie die Belege 1046 Pozieste, 1206
Pozeste usw. zeigen, eine ganz andere, wahrscheinlich slavische Namenbildung, die sich jedoch
nicht genauer fassen lässt, vgl. Walther 1971 [DS 26], 281; Böhme 1909, 40; Größler 1903,
83.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine Motivation, die bei den bisherigen etymo-
logischen Betrachtungen kaum zum Vorschein gelangt ist: In einigen Fällen war es
der Name eines lokalen Fließgewässers, der die Basis für die Benennung der Siedlung
bildete, was vor allem Größler 1903 bemerkt hatte: Langeneichstädt zur Eichaha,
Oberfarnstädt zur Farnaha (heute Farre), Lauchstädt zur Laucha und Lunstädt zur
Luhne. Gegenüber direkten indogermanischen Herleitungen ist die Annahme solcher
Transonymisierungen naheliegender.
Bemerkenswert ist das Übergewicht, mit dem Namen dieses Typs im HZV begeg-
nen. Hinsichtlich der Bestimmungswörter zeigt sich nur eine geringfügige Dominanz
(Tab. 3.3): Bildungen mit Appellativa überwiegen ein wenig gegenüber Deanthro-
ponymika, unter denen – soweit die geringe Zahl der Namen aussagekräftig ist –
zweigliedrige und eingliedrige Personennamen gleich häufig erscheinen 134. Die nicht
im HZV stehenden Namen sind zu wenige, um hierbei einen Unterschied erkennen
zu lassen.
132 Ein älterer Beleg 1133 Ronstede gehört nach Walther 1971 [DS 26], 282 nicht hierher.
133 Das außerdem genannte asä. rūna ‘Geheimnis’ passt grammatisch nicht hierher. Für diesen Hin-
weis danke ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale). In ihrer Eindeutigkeit – obwohl ein gewisser
sprachwissenschaftlicher Zusammenhang nicht zu bestreiten ist – nur von literarischem Wert ist die
Formulierung von Joseph Roth zu diesem Namen aus dem Jahr 1930: „Es war ein altes Dorf, mit
einem ehrwürdigen Namen, eine Stätte der Runen war es, benachbart der Heimat der ehrwürdigen
Merseburger Zaubersprüche“ (zit. bei Beck /Cottin 2015, 33).
134 Eigendorf 1960, 46 bemerkt dazu: „Es fällt auf, daß die Ortsnamen auf -stedt in unserem Gebiete
oft mit physisch-geographischen, besonders aber mit botanischen ‚Eigenschaften‘ der unmittelbaren
Umgebung der Siedlungen in enger Verbindung stehen“.
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94 Die deutschen Siedlungsnamen
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
PN zwei- Alb /fheri (Alberstedt)
gliedrig Go heri (Gatterstädt)
Osberht (Esperstedt)
Sigiheri o. ä. (Siegerstedt)
Wulfher (Wolferstedt)
PN ein- Bannung o. ä. (Allstedt) Rūno (Runstedt)
gliedrig Folko (Wolkau)
Giso o. ä. (Esenstedt)
Holdo (Holdenstedt)
Liudo /Liodo (Liederstädt)
GewN Eichaha (Langeneichstädt)
Farnaha (Farre) (Farnstädt)
Laucha (Lauchstädt)
Luhne (Lunstädt)
Appella- ahd. alt, asä. ald ‘alt’ (Allstedt) asä. ēk ‘Eiche’ ahd. aha ‘Fluss’
tiv ahd. brunno ‘Quelle, Brunnen’ (Kleineichstädt) (Eckstedt)
(Bornstedt)
ahd. chrēg ‘Rechtsstreit’
(Kriegstedt)
ahd. (h)riot, asä. hriod ‘Ried’
(Riestedt)
dän. kok ‘Haufen’, mhd. köche
‘Erdaufwurf’ (Köchstedt)
asä. niuwi ‘neu’ (Nienstedt)
asä. skāp, ahd. skāf ‘Schaf’
(Schafstädt)
ahd. thorn ‘Dornstrauch’
(Dornstedt)
unsicher ahd. barn ‘Krippe’ oder PN Be / PN Grocko oder
arn (Barnstädt) slav. (Grockstedt)
Bildungen auf -stedt konzentrieren sich sehr markant an Oberläufen und in Quell-
gebieten der kleineren Bäche (Tafelteil, Abb. 7, S. 223). Dies ist ein signifikant anderes
Verbreitungsbild als das der Toponyme auf -ingen und -dorf (vgl. die Abschnitte 3.3.3
und 3.4.1). Besonders markant erscheint ein Verbreitungsareal im nördlichen Bereich,
das bereits Hans Walther aufgefallen war 135. Zahlreiche weitere Namen finden sich
insbesondere im Bereich nördlich des Süßen Sees und westlich der unteren Helme
(Walther 1971 [DS 26], Karte 5).
Gegenüber den -ingen-Namen ist die Verbreitung geradezu komplementär (Tafel-
teil, Abb. 7 und 8, S. 223 f.). Dies spricht sehr deutlich dafür, dass dieses Bildungs-
element vorzugsweise in einer jüngeren Zeit Verwendung fand, als die Besiedlung
in die Areale um die Oberläufe der kleineren Fließgewässer vordrang. Die Beob-
achtung: „Das [die Arealität] scheint mir nicht [! – Ch. Z.] dafür zu sprechen, daß
die -leben-Namen jünger sind als die -stedt-Namen“ (Freydank 1966, 45), ist zu
bestätigen, eher wäre zu vermuten, dass es umgekehrt ist – dass die Bildungen auf
-stedt tendenziell etwas jünger sind als diejenigen auf -leben. Die Indizien hierfür
beschränken sich aber auf den durchschnittlich viel geringeren Abstand der -leben-
Orte zu Saale und Unstrut, sind also eher schwach. Die im HZV fehlenden Orte fügen
sich, soweit ihre geringe Zahl hierzu überhaupt eine verlässliche Aussage erlaubt,
in diese Lagesituation ein. Sie fehlen zwar im Bereich Schraplau – Allstedt, liegen
jedoch ebenfalls an Bächen.
Die beinahe vorliegende Ausschließlichkeit der stedt-Namen im HZV lässt eine
Beziehung der Namen dieses Typs zu Siedlungsprozessen vermuten, die von der
fränkischen Administration zumindest initiiert wurden. Dabei hätte man sich exzes-
siv eines bestimmten toponymischen Grundwortes bedient, das in jener Zeit gerade
Mode bzw. modellhaft für Neugründungen attraktiv war. Beweisen können die Namen
solche Besiedlungsprozesse jedoch nicht.
Kolumne 1:
Burgscheidungen, HZV Nr. 151, 153 und 250 ((845) 11. Jh. Scidinge; 876 Skidinga, (866–900)
11. Jh. Scidingeburg, 939 Schidingi, 979 Scithingaburg civitas vel castellum, 1043 Schidingun,
1069 Scidingun, 1127 Schidingen, 1135 Skidingen usw.): ahd. skı̄t ‘Holzscheit, Latte’, germ.
135 „[M]assiert begegnen sie [. . . ] zwischen Hettstedt und Bad Lauchstädt“ (Walther 1971 [DS 26],
157); vgl. auch die Aufzählung dieser Orte um Schraplau-Querfurt Walther 1971 [DS 26], 159.
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96 Die deutschen Siedlungsnamen
*skı̄ða ‘Lattenwerk’ 136 + ingen (Walther 1971 [DS 26], 251 und 319; Meier 2001, 59 f.; Böhme
1909, 45 f.; Größler 1903, 85 f. Wolf 1957, 209 und 218; Wolf 1956a, 15 und 21; Wolf 1955,
304 und 309).
Einzingen, HZV Nr. 5 und 9 137 (835 Enzing, (845) 11. Jh. [En]zinga, 1184 (K.) Entzingen, 1189
(K.) in villa Einzingen, 1291 (K.) plebanus in Einzingen, 1364 Enzingen, 1400 Entzungen in
banno Coldenborn, 1541 Entzingen): PN Enzi, Enzo 138 + ingen (Loga 2007, 36–38; Walther
1971 [DS 26], 248; Wolf 1957, 196 f.; Wolf 1956a, 4; Wolf 1955, 295).
röblingen, Nieder-/Ober-, HZV Nr. 3 und 6 ((845) 11. Jh. Rebiningi, Rebininge, 991 Rauiningi,
1028 Reuiningun, 1139 Reveninge, 1154 Revenigne, 1204 Reveningen, 1270 (K.) Rebeningin,
1279 (K.) Rebeningen, 1391 (K.) Hueßrebenigin, 1400 Hus-Rebenunge, et dicitur Rebenunge
superior): PN Hraban + ingen (Loga 2007, 97–100; Walther 1971 [DS 26], 251; Wolf 1957,
196; Wolf 1956a, 4; Wolf 1955, 295).
Röblingen am See, HZV Nr. 66 und 68 ((845) 11. Jh. Rebiningi, 932 Seorebininga, 1026 Reue-
ningin, 1028 Reviningun, 1029 Reuiningun, 1134 Volrado de Reuinigni, 1134 Reueninge, 1175 in
villa Reveninge, 1181 Revenigge, 1209 in Rawenningen, 1216 Reveningen, 1336 in Reveningen,
1447 Rebbeningen usw.): PN Hraban + ingen (Freisleben 2007, 103–105; Walther 1971
[DS 26], 251; Wolf 1957, 201 f.; Wolf 1956a, 10; Wolf 1955, 300).
Morungen, HZV Nr. 217 ((845) 11. Jh. Morunga, 1112 Morunge, 1158 castrum Morungen,
(1265) Morunge, 1266 in Morungen, 1277 a quodam dicto de Morungen, 1326 Morunge, 1434
Eckebrechte von Morungen usw.): ahd. muor, asä. mōr ‘Moor, Sumpfland’ + ungen (Loga 2007,
79–81; Walther 1971 [DS 26], 250; Udolph 1994, 157; Neuß 1971, 235 f. (Nr. 180); Wolf
1957, 213; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 307).
Kolumne 2:
Leinungen, Groß- und Klein-; dazu auch †Munislynungen (1107 Leininge, 1116 Lynungen,
1231 (K.) Heinricus de Linungen, 1253 Henricus de Linunge, 1266 Lininthe, datum in Lininche,
1273 Linungen, 1347 Liningen, 1400 Grossin-Lynungin): GewN *Lina + ungen (Loga 2007,
69–72; Walther 1971 [DS 26], 227 und 127; Udolph 1994, 157).
136 Dies ist sprachlich naheliegender als das bei Meier 2001, 59 f. angegebene idg. *skeid ‘trennen,
schneiden’ (wobei die Schreibung idg. *sk(h)eid-, *skeid- angebrachter wäre) in Bezug auf eine
˘ ˘
Grenze oder Wasserscheide. Für diesen Hinweis danke ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale).
137 Die benachbarte Wüstung Wenigeneinzingen wird hier aus statistischen Gründen nicht gesondert
erfasst. Zwar bietet das HZV für Einzingen zwei offenbar gleich lautende Belege (Nr. 9 aber mit
einer Fehlstelle: [Enz]inga), die genau auf die beiden Orte passen würden, methodisch ist diese
1:1-Zuweisung aber fragwürdig, da die Zuordnung nicht unmittelbar durch die Quelle überliefert ist,
sondern allein auf Vermutungen beruht (vgl. Abschnitt 1.7).
138 Der demgegenüber in der oben genannten Literatur angegebene Personenname Aginzo kann hier
nicht in Betracht kommen, weil er nicht so frühzeitig kontrahiert worden wäre, wie etliche an-
dere nichtkontrahierte Anthroponyme im HZV zeigen. Zu Enzi, Enzo vgl. Förstemann PN, 134;
Kaufmann 1968, 33 f.
Ältere Bildungstypen 97
Kolumne 3:
Eptingen (keine Belege): ahd. abbat, mhd. abt ‘Abt’ + ingen (Böhme 1909, 20; Größler 1903,
86).
Auch dieser Bildungstyp liegt überwiegend im HZV vor, ist aber in diesem Gebiet ins-
gesamt seltener. Deanthroponymische und deappellativische Bildungen (vgl. Tab. 3.4)
sind hier ausgewogen. Beide Gruppen werden chronologisch unterschiedlich bewertet
(Debus /Schmitz 2004, 3486 und 3489; Casemir 2011, 55 f.); die geringe Anzahl der
hier vorliegenden Namen erlaubt jedoch keine tragfähigen Aussagen.
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
-ingen PN Enzi /o (Einzingen) ahd. abbat
PN Hraban ‘Abt’(Eptingen)
(Nieder-/Oberröblingen)
PN Hraban (Röblingen am See)
-ungen ahd. muor, asä. mōr ‘Moor’ GewN *Lina
(Morungen) (Leinungen)
ahd. skı̄t ‘Holzscheit, Latte’
(Burgscheidungen)
Tab. 3.4: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -ingen/-ungen
In arealer Hinsicht bieten die -ingen-Namen des HZV ein signifikantes Bild. Sie
finden sich ausnahmslos in der Nähe von Unstrut, Helme und Salzigem See (Tafelteil,
Abb. 8, S. 224). Hierbei ist aber nicht aus den Augen zu verlieren, dass es sich nur um
wenige Namen handelt, deren Verbreitung auch vom Zufall bestimmt sein kann.
Im Rahmen des HZV scheinen Morungen und Leinungen peripher zu liegen; sie
sind jedoch in Zusammenhang mit einem westlich anschließenden Areal zu sehen,
in dem Toponyme auf -ingen und -ungen in großer Zahl entlang der Helme in der
Goldenen Aue vorliegen. Diese Namen bilden ein separates und durchaus auch altes
Verbreitungsareal (Walther 1971 [DS 26], 147; Udolph 1994, 161). Morungen ist
dabei relativ weit in den Harz hineingeschoben, unterscheidet sich darin aber nicht
von weiter westlich gelegenen Orten. 139
139 Der Name hat eine gewisse Bekanntheit erlangt durch den wohl von hier stammenden Minnesänger
Heinrich von Morungen. Für dessen „thüringische Heimat spricht auch der Dialekt“ (Kesting 1969
mit weiterer Literatur); vgl. aber auch Tervooren 1981 und zuletzt Hahn 2012, 133–138, zur
Biographie 134 f.
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98 Die deutschen Siedlungsnamen
Trotz ihrer geringen Zahl erscheinen diese Namen „eindeutig auf älteste Siedlungs-
flächen orientiert: die Terrassen bzw. Talhänge der Hauptwasserläufe“ (Walther
1971 [DS 26], 147). Während eine „auffällige binnenräumliche Ausgliederung“ zwi-
schen Namen auf -heim und auf -ingen (Debus /Schmitz 2004, 3491) nicht deutlich
wird, weil Toponyme auf -heim hier fast völlig fehlen, erscheint die Verbreitung der
-ingen-Namen komplementär zu denjenigen auf -stedt und auf -hausen, was aber
angesichts der geringen Zahl der vorliegenden Toponyme kaum signifikant sein dürfte
(vgl. dazu Abschnitt 5.1).
Das im Allgemeinen nicht seltene Grundwort -heim (Walther 1971 [DS 26], 150 f.;
Udolph 1994, 451–459; Casemir 2003, 408–414 und 418–420), das im Hinblick auf
die chronologische Einordnung unterschiedlich bewertet wird (Casemir 2003, 414;
Casemir 2011, 56; Debus /Schmitz 2004, 3489–3491 und Karte 222.6), spielt im
Verbreitungsgebiet des HZV eine frappierend marginale Rolle:
Kolumne 3:
Blankenheim (1155 (K.) Bobbone de Blankenhei(m), 1183 Blanckenheim, 1264 (K.) Blanken-
heim, usw.): mnd. mhd. blank, blanc ‘blinkend’ + heim (Loga 2007, 19 f.).
Der zweite Name dürfte eher jüngeren Datums sein und zur Entstehungszeit des HZV
noch nicht existiert haben. Blankenheim steht damit isoliert, und dies auch in einem
weiteren Kontext, indem sich zahlreichere Namen dieses Typs erst im Thüringer Be-
cken und in der Magdeburger Börde finden (Walther 1971 [DS 26], Beilagekarte 6).
Eine jüngere Entstehung dieses Ortes ist nicht auszuschließen. Für die vorliegende
Untersuchung ist dieser Name damit nicht zu verwerten, denn eine Beurteilung der
Lage (vgl. Tafelteil, Abb. 8, S. 224) im Vergleich mit anderen Namentypen verbietet
sich ebenso wie chronologische Überlegungen (vgl. z. B. Meibeier 2006, 56).
Dieses Suffix, ahd. -idi, -ida, asä. -ithi, aus germ. *-iþja-, zur Benennung von Ört-
lichkeiten und Geländestellen, hat einen altertümlichen Charakter (Walther 1971
[DS 26], 143; Udolph 1991, 86; Udolph 1994, 258; Casemir 2003, 442 f.). Dies gilt
auch für das in den Basiselementen enthaltene Sprachgut (Udolph 1991, 86 f.).
Abzugrenzen ist dieses Endelement von anderen Dentalsuffixen (vgl. Udolph
1991, 88 f.; Casemir 2003, 392–395). Diese liegen aber bei den folgenden drei Na-
Ältere Bildungstypen 99
men nicht vor, weil das Kennzeichen von -ithi-Bildungen, dass „der suffixanlautende
Vokal lange erhalten“ bleibt (Casemir 2003, 393), hier gegeben ist. Da es aber bei
den konkurrierenden Endelementen ebenfalls um alte Bildungen geht, muss die Pro-
blematik einer eindeutigen Zuweisung der vorliegenden Toponyme hier nicht im
Mittelpunkt stehen.
Die im Bereich des HZV liegenden Namen sind nicht sehr zahlreich:
Kolumne 1:
Mönchpfiffel, HZV Nr. 44 ((845) 11. Jh. Bablide, 1154 Peffelde): asä, ahd. pāpila ‘Malve’ +
idi 140 (Walther 1971 [DS 26], 287; Udolph 1991, 109 f.; Schmidt FlN 1935, 42; Schmidt FlN
1939, 30; Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8; Wolf 1955, 298).
Helfta, HZV Nr. 38 und 240 ((845) 11. Jh. Helpide, (866–900) 11. Jh. Helphideburc, ad 967
in Helpithi, (969) 15. Jh. in villa Helpidi, 979 (A. 16. Jh.) Helphedeburg, 979 Helpethingaburg,
980 in Helpithe, 1004 [in] villa Helpidi, 1014 Helpithi, 1088 in pago Helfethe, 1120 in Helpede
usw.): unsicher, idg. *kel- 141, am ehesten wohl in einem GewN Helpe + idi (Freisleben 2007,
55–57; Walther 1971 [DS 26], 286 und 317; Udolph 1991, 126; Wolf 1957, 199 und 215;
Wolf 1956a, 7 und 21; Wolf 1955, 298 und 308).
Mücheln, HZV Nr. 175 und 252 ((845) 11. Jh. Muchilidi, (866–900) 11. Jh. Muchileburg, 1128
Muchele, 1144 Muchil, 1190 Muchele, Muchel, 1207 Mochele usw.): GewN germ. *Muhila
aus idg. *(s)meug /k- ‘schlüpfrig’ +idi 142 (Walther 1971 [DS 26], 229, 286 und 318; Eich-
˘
ler /Walther SNB, 189; Udolph 1991, 108; Böhme 1909, 32 f.; Größler 1903, 103–105;
Wolf 1957, 210 und 218; Wolf 1956a, 16 und 21; Wolf 1955, 305 und 309; genannt auch bei
Wiesinger 2015, 197).
140 Laut EWA, das als Stichwort pappula ansetzt, ist das Lexem in nachklassischer Zeit entlehnt worden
und seit dem 9. Jahrhundert in zahlreichen Glossen zu finden (das Lemma liegt derzeit nur als Ma-
nuskript vor; für die Möglichkeit der Einsichtnahme danke ich PD Dr. Harald Bichlmeier sowie den
Autorinnen des Lemmas Dr. Maria Kozianka und Laura Sturm auf das herzlichste). Die Einbeziehung
in ein Toponym wäre damit chronologisch zwar möglich, da das Grundwort -idi aber ein höheres Al-
ter voraussetzt und eine Produktivität noch in der Karolingerzeit unwahrscheinlich erscheint, dürfte
der Ansatz vielleicht zu revidieren sein, was aber späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben
muss.
141 Hinter diesem Ansatz können verschiedene Wurzeln stehen, vgl. LIV 322 f. und 348–350.
142 Wohl anders zu bewerten sind Micheln bei Köthen (Bily 1996, 267; Eichler SO 2, 183) und Mü-
cheln bei Wettin (Richter 1962, 56; Eichler SO 2, 196). Bei beiden könnte neben der slavischen
Herleitung und der in diesen Fällen unwahrscheinlicheren germanischen auch eine von dem hier be-
handelten Toponym ausgehende Namenübertragung bzw. toponymische Nachbenennung in Betracht
kommen.
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100 Die deutschen Siedlungsnamen
Als einziger dieser drei Namen lässt sich Mönchpfiffel möglicherweise aus den frü-
hen Sprachstufen des Deutschen erklären, was aber unsicher bleibt. Neben diesen
eventuellen ‘Malvenort’ treten zwei Benennungen, die offenkundig in ältere Zeiten
zurückreichen. Ob es sich hierbei um Gewässernamen handelt, nach denen später eine
Siedlung benannt wurde, muss dahingestellt bleiben, der archaische Charakter dieser
Toponyme ist aber offensichtlich. In arealer Hinsicht lassen diese wenigen Namen
keine aussagekräftigen Schlüsse zu (Tafelteil, Abb. 8, S. 224). Die festzustellende
Lage an kleineren oder größeren Fließgewässern ist nicht signifikant, weil es sich mit
der Helme sowohl um einen größeren Fluss (bei Mönchpfiffel) als auch (bei Mücheln
und Helfta) um die Quellbereiche kleinster Bäche handelt.
In den vorangegangenen Abschnitten zeigte sich bereits, dass nicht wenige Na-
mentypen nur selten im Gebiet des HZV begegnen. Dies setzt sich mit weiteren
Bildungsweisen fort, die hier zusammengefasst dargestellt werden 143. Die jeweils nur
geringe Anzahl von Namen schränkt ihre Aussagekraft stark ein.
Die ältere, semantisch gleichbedeutende Entsprechung des Grundwortes -bach
(dazu Unterkap. 3.4.4) ist -aha ‘fließendes Wasser’. Dass es sich dabei um ein ar-
chaisches Namenelement handelt, ist unbestritten (Casemir 2003 [NOB 3], 376 f.;
Debus /Schmitz 2004, 3488; Walther 1971 [DS 26], 148–150). Zumeist wird es
an Appellativa angefügt; in Verbindung mit Personennamen ist von einer jüngeren
Entstehung ab dem 5./6. Jahrhundert auszugehen (Debus /Schmitz 2004, 3486). Es
liegt im Gebiet des HZV nur in zwei Toponymen vor:
Gonna, HZV Nr. 224 ((845) 11. Jh. Cunnaha, 1274 (K.) in rivulo, qui Gunno nuncupatur,
ca. 1350 Gunna, 1400 Gunna usw.): unklar, idg., GewN? + aha (Loga 2007, 42–44; Walther
1971 [DS 26], 255; Wolf 1957, 214; Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 307).
Wippra, HZV Nr. 233, 235 und 237 ((845) 11. Jh. Uuipparaha, 964 in Wippere, 979 in Uippera,
1110 de Wippere, 1135 Wippera usw.): GewN Wipp_r 144 + aha (Freisleben 2007, 141–143;
Walther 1971 [DS 26], 234; Wolf 1957, 215; Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 308).
143 Bei den Namen in diesem Abschnitt kam es in besonderer Weise darauf an, die Etyma nicht einfach
aus der Literatur abzuschreiben, sondern entsprechend dem heutigen indogermanistischen und alt-
germanistischen Forschungsstand anzugeben. Hierbei bin ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale), für
seine Unterstützung und für mancherlei Hinweise überaus dankbar, insbesondere hinsichtlich der
Namen Wippra, Schraplau, Bedra, Zingst, Horn und Schmon.
144 Es dürfte dabei von einer Form germ. *uib̄+ra/ō bzw. ahd. Wipp(a)rā auszugehen sein.
˘
Ältere Bildungstypen 101
Ein weiterer Name, Mechilacha (HZV Nr. 221), wäre „wohl“ von ahd. mihhil, asä. mikil ‘groß’
herzuleiten (Walther 1971 [DS 26], 257), ist aber geographisch nicht einzuordnen; eine Ver-
bindung mit Emseloh ist abzulehnen (vgl. Abschnitt 1.6.2.A).
Eine sichere und eindeutige Erklärung weisen diese Namen nicht auf. Der HZV-Beleg
für Wippra zeigt eindeutig das Grundwort aha, das den folgenden Belegen fehlt. Da-
her erscheint es angebracht, im Gegensatz zu bisherigen Zuordnungen (Freisleben
2007, 141–143; Walther 1971 [DS 26], 234 145) den Namen entsprechend zu klassi-
fizieren, wovon unberührt bleibt, dass das Bestimmungswort eine mit dem Suffix -r-
gebildete Gewässerbezeichnung darstellt.
Ein weiteres altes Basislexem ist -loh ‘Hain, Wäldchen, Wald’, das ursprüng-
lich Waldnamen, also Anoikonyme bildet (Walther 1971 [DS 26], 143; Debus /
Schmitz 2004, 3502 und Karte 222.11; Udolph 1994, 514; Casemir 2003, 460). Bei
Siedlungsnamen mit diesem Grundwort dürfte es sich also um Transonymisierungen
handeln. Das hohe Alter von Bildungen mit diesem Grundwort ist nicht unumstritten
(Casemir 2003, 460 f.), wird aber verbreitet angenommen (Walther 1971 [DS 26],
143; Udolph 1994, 516).
Schraplau, HZV Nr. 65 und 244 ((845) 11. Jh. Scrabanloch, (866–900) 11. Jh. Scrabenlebab-
urg, 979 Scroppenleuaburch, 1196 Scrappelo, 1320 Scropelow 146): ags. screpan, mhd. schreffen,
mnd. schrappen ‘reißen, ritzen, kratzen’ 147 + loh (Walther 1971 [DS 26], 289 und 319; Eich-
ler /Walther SNB, 250; Udolph 1994, 531; Wolf 1957, 201 und 217; Wolf 1956a, 10 und
20; Wolf 1955, 299 und 308).
Emseloh (1300 Emtzeloe, 1332 Emptzlo, 1347 Emptelo, 1364 Emptilo, 1400 Emptzlo, 1420
Emptzlo, 1420 Emptilo, 1536 Embselho): evtl. mhd. āmei e ‘Ameise’ 148 + loh (Loga 2007, 38 f.;
Walther 1971 [DS 26], 289; Udolph 1994, 521).
Die beiden Namen sind also mit einiger Sicherheit zu erklären. Entsprechend ihrem
Charakter als ursprüngliche Flurnamen ist davon auszugehen, dass sie als Siedlungs-
namen in eine spätere Ausbauphase gehören.
Von den zahlreichen germanischen Suffixen (vgl. dazu z. B. Udolph 1994 und die
Auflistungen in den einzelnen Bänden des Niedersächsischen Ortsnamenbuchs) sind
nur zwei im Gebiet des HZV nachzuweisen. Hierbei handelt es sich zum einen um
-r- bzw. -āre/-ere, das aus mehreren älteren Lexemen entstanden ist, also homonym
mehrere ältere Elemente verkörpert (Walther 1971 [DS 26], 141 f.; Casemir 2003,
468–470; Udolph 1994, 162–164).
145 An beiden Stellen zu ahd. wipfan ‘schaukeln, hüpfen’, was aber grammatisch nicht möglich ist.
146 Weitere Belege bietet Allmann 1981 [leben], [38]: 1273 Schrapelo, 1303 Scrapleve, 1389 Schrap-
law, 1470 Schrapla.
147 Das bei Walther 1971 [DS 26], 289 ebenfalls angegebene screb ‘Sperber’ kommt hier sicher nicht
in Betracht.
148 Von den Lautverhältnissen her ist dieser Ansatz angesichts der Schriftbelege unwahrscheinlich, aber
bislang ohne Alternative.
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102 Die deutschen Siedlungsnamen
Bedra, (Brauns-), HZV Nr. 78 ((845) 11. Jh. Ubbedere, 991 Vuidri, 1021 Hubetheri, 1400 Be-
dere): unklar, evtl. aus slav. *bedro ‘Schenkel, Hüften’ oder idg. *bh(e)id- ‘spalten’ 149 (Walther
˘
1971 [DS 26], 263; Udolph 1994, 170; Böhme 1909, 12; Größler 1903, 73; Wolf 1957, 203;
Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 300).
Steigra, HZV Nr. 146 und 148 ((845) 11. Jh. Stegera, 1207 Steigere mons, 1226 Steigere, 1260
Steiger, 1320 Steygere, 1400 Steygere usw.): BergN, ahd. stı̄gan ‘steigen’ 150 + _r (Walther
1971 [DS 26], 144 und 246; Böhme 1909, 53 f.; Größler 1903, 111 und 74; Wolf 1957, 209;
Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304; Naumann 1922, 4, Anm. 2).
Die Erklärung des zuletzt genannten Namens bleibt zweideutig, und es wird bei
beiden genannten Varianten nicht recht deutlich, welche Motivation den Anlass zur
Benennung gegeben haben könnte. Dies gilt auch für Steigra, wo es sich wohl um die
Transonymisierung eines Fluss- bzw. Bergnamens handelt. Zum anderen ist eine -st-
Bildung zu verzeichnen:
Zingst (1203 Cindest, 1206 Zindesti): germ. *Tindesta- aus idg. *dend hu- ‘Bergspitze, Zacken’
(in heutiger idg. Schreibweise *h1d-ént-), germ. *tenþ-, ahd. *zind, vgl. mhd. zint, zindes ‘Zacken,
Zinke’ (Walther 1971 [DS 26], 236).
Daneben liegt noch ein weiterer, bisher nicht beachteter Name vor, der ebenfalls ein
älteres Endelement enthält, so dass ein hohes Alter dieser Bildung unstrittig sein
dürfte:
Herchensola, Wg. (1246 Herchensale, 1249 in villa Herchensale, 1254 Herchensole, 1349 Her-
chensale, 1400 Heydekensol usw.): PN Herchan /Erkan + sole (vgl. Abschnitt 1.5; Neuß 1971,
127–129 (Nr. 95); Schmidt FlN 1935, 47; Schmidt 1913, 31–34; bei Größler /Meyer 1888 als
Herchensal; zum Grundwort Casemir /Menzel /Ohainski 2011 [NOB 7], 243).
Überwiegend als alt kann auch eine Anzahl von Namen gelten, die ohne Grundwort
oder Suffix gebildet wurden, jedoch oftmals mit -un den lokativischen Dativ Plural
aufweisen.
Horn, HZV Nr. 30, Wg. ((845) 11. Jh. Hornun): ahd., asä. horn (Gen. horwes) ‘Horn, Berg-,
Landspitze’ + un (Dat. Pl.) 151 (Loga 2007, 61 f.; Udolph 1994, 324; Wolf 1957, 198; Wolf
1956a, 6; Wolf 1955, 297).
jena, Groß- ((ad 1002) 1012/18 Geniun, (ad 1002) n. 1150 Gene, 1160 in Slauico Gene, 1197 in
Sclauico Jêne, 1226 in Slavico Gene, (1271) 16. Jh. Windeschen Jhene, 1279, 1280 de Sclavico
149 Die in der genannten Literatur angegebene, IEW, 153 entnommene Wurzel mit der Bedeutung ‘bin-
den, flechten’ ist äußerst schlecht bezeugt, hier vorzuziehen ist die oben aufgeführte, im LIV, 70 f.
zu findende Wurzel. Die Herleitung dieses Namens bedarf weiterer Klärung.
150 Die Differenz zwischen /ı̄/ im Ansatz und 〈e〉 im frühesten Beleg (demgegenüber sich 〈ei〉 der folgen-
den Zeugnisse als, wenn auch frühe, Diphthongierung von /ı̄/ erklären ließe) ist schwer zu erklären
und bedarf weiterer Überlegungen. Bei Braune /Reiffenstein 2004, 39, § 37 finden sich keine
diesbezüglichen Aussagen.
151 Eine bei Loga 2007, 61 f. ebenfalls angegebene Herleitung von ahd. hor(o), asä. horu ‘Schlamm u.
ä.’ ist grammatisch nicht möglich.
Ältere Bildungstypen 103
Gene, 1350 Gene usw.): mhd. jān ‘Reihe, gerader Gang, Reihe gemähten Grases’ (im Weinbau)
(Eichler /Walther 1984 [DS 35], 75 und 170; Meier 2001, 40 f.; Walther 1971 [DS 26], 244;
Hengst 2015; Bichlmeier, 2016b).
Schmon, Nieder-/Ober-, HZV Nr. 135, 137 und 140 ((845) 11. Jh. Smean, 937 Smeon, 974
Smahon, 1194, 1205, 1315 Sman, 1327 Nederen-Sman und Overen-Sman, 1400 Smahn): evtl.
ahd. smāhı̄ ‘Niedrigkeit, Wenigkeit’ 152 (Walther 1971 [DS 26], 245; Böhme 1909, 48–50;
Größler 1903, 89; Wolf 1957, 208; Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304).
Stedten, HZV Nr. 63 ((845) 11. Jh. Stedi, 1223 Henricus de Steden, 1243 Wernerus de Steden,
1254 (A.) in villa steden, 1268 (A.) in Steden, 1323 in Steden usw.): ahd. stati, asä. stad ‘Stätte,
Ort’ (Freisleben 2007, 121 f.; Größler 1903, 77 f.; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 10; Wolf
1955, 299).
Wangen, Klein-, HZV Nr. 56 ((845) 11. Jh. Uuangun, 1120 in Wangen, 1176 Wangen, 1190
de Wange, 1194 de Wange, 1200 de Wangen, 1207 de Wangen): ahd., asä. wang ‘Feld, Wiese,
Abhang, Krümmung’ (Meier 2001, 67; Walther 1971 [DS 26], 144 und 246; Größler 1903,
73; Böhme 1909, 57 f.; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf 1955, 299).
Wenden, HZV Nr. 61 ((845) 11. Jh. Ziuuinidun): wohl ahd. ze winidun ‘bei den Wenden’, vgl.
Abschnitt 1.6.1.A (Böhme 1909, 60; Größler 1903, 88 f.; dagegen: Wolf 1957, 201; Wolf
1955, 299; Wolf 1956a, 9; Wolf 1956b, 18).
Winkel, HZV Nr. 27 ((845) 11. Jh. Uuinchilla, 991 Vuinkile, 1179 (K.) in villa Winckele, Win-
kele, 1189 (K.) in villa Winckele, 1324 ut dem Winkele, 1364 schepfen zu Winkele usw.): ahd.
winkil, winchel, asä. winkil ‘Winkel’, in einem Winkel vor einem Waldgebiet (Loga 2007, 130 f.;
Walther 1971 [DS 26], 247; Größler 1903, 73; Wolf 1957, 198; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955,
297).
Die bei Schmon von Größler und Böhme geschilderten Umstände der Namenbildung
(es habe sich um verachtete Wenden gehandelt) sind wohl zu relativieren. Ob alle
diese Namen einer hier maßgeblichen älteren Zeit angehören, ist zu bezweifeln, da
simplizische Bildungen zu ganz verschiedener Zeit entstanden sein können (Casemir
2003, 481). Entsprechend werden auch nicht alle der oben stehenden Namen bei
Walther 1971 [DS 26] aufgelistet. Winkel liegt an der Peripherie eines mehrheitlich
durch Namen auf -stedt und -dorf gebildeten Areals entlang der Rohne; die Benen-
nung wäre damit als Charakterisierung einer abgeschiedenen Lage zu deuten. Obwohl
die dadurch gekennzeichneten Ausbauprozesse in eine jüngere Zeit fallen (Walther
1971 [DS 26], 145), ist der Ort schon im HZV belegt.
Hinzu kommen in diesem Kontext einerseits das bislang nicht sicher erklärte Go-
seck (vgl. Abschnitt 1.6.1.C) und andererseits die beiden von der Bildung her als
Slavica erscheinende Namen Milzau und Pretitz (vgl. in Abschnitt 2.3 Kolumne 1,
152 Vgl. Schützeichel 2006, 319. Sicher ist dieser Ansatz nicht, da zwar die Belege ab 974 für einen
Dativ Plural vom angegebenen Substantiv sprechen, nicht jedoch vom Adjektiv ahd. smāhi ‘klein,
verächtlich’. Die beiden Erstbezeugungen kommen damit jedoch nicht überein. Der Name bedarf
damit weiterer Überlegungen.
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104 Die deutschen Siedlungsnamen
Gruppe 1.5). Sie alle sind weder aus dem Slavischen noch dem Deutschen bzw.
Germanischen sicher zu erklären und reichen offenbar in voreinzelsprachliche Zeit
zurück. Beide Herleitungen bedürften, insbesondere angesichts neuer etymologischer
Ansätze für mitteldeutsche indogermanische Gewässernamen 153, einer genaueren Un-
tersuchung im Detail. Ähnliches gilt für zwei andere, sich auf Gehölzarten beziehende
Bildungen, die aber anders zu bewerten sind:
Daspig (1341 Dazp; 1350 Dasp, in Daspen; 1351 zcu Dazp; 1378 Dasp, Dazpig; 1453 Daspk
usw.): dat + asp ‘das Espengebüsch’, später suffigiert mit -aki /ik /ich (Eichler /Walther 1984
[DS 35], 75 f. und 131 f.; Walther 1971 [DS 26], 324).
Spergau (1012 in Spirga, 1042 in Spirega et alterum locum eodem nomine Spirega dictum in
purcwardo Mersebvrc, 1066 villam quandam Spirige dictum, Sclavonice autem Kobolani nun-
cupatum in pago Mersibvrch, (1168) 18. Jh. de Zpirige, 1270 in Zbirge, 1309 Zspirge, 1313 in
Sperge usw.): *Sper + ig- zu mhd. sperwe ‘Eberesche, Speierling’ (Eichler /Walther 1984
[DS 35], 76 und 295).
Die Erklärungen beider Namen vermögen nicht recht zu befriedigen, so dass evtl.
älteres Sprachgut zu vermuten ist, was aber weiterer Forschungen bedarf. Da es sich
auch um ursprüngliche Flurnamen handeln könnte (aber nicht muss), wären diese
Toponyme als Siedlungsnamen evtl. in eine jüngere Zeit einzuordnen. Beide liegen
dicht an der Saale in einem von zahlreichen slavischen Namen beherrschten Areal;
dies legt nahe, dass Daspig und Spergau siedlungsgeschichtlich anders einzuordnen
sind als Namen auf -aha, -sola usw.
Wie die vorangegangenen Ausführungen häufig von einer Uneindeutigkeit der
Namenerklärungen geprägt waren, so ist auch die Übersicht (Tab. 3.5) nicht unproble-
matisch. Dennoch zeigt sich, dass nur einzelne der hier aufgezählten Bildungstypen
außerhalb des HZV bleiben. Dies spricht zwar dafür, dass diese Quelle die ältere
Besiedlung weitgehend erfasst, ist aber bei der geringen Zahl der jeweils vorliegenden
Namen kaum signifikant. Bezüglich der Frage, ob diese als älter anzusehenden Namen
in der Summe für eine schon früh besiedelte Region sprechen, ist in Rechnung zu
stellen, dass eine ganze Reihe weiterer archaischer Bildungstypen hier gänzlich fehlt,
wie z. B. die Grundwörter -ahi, -lar und -mar und Suffixe wie -tr-, -l- und -n- 154.
Dies bestätigt den zu Beginn dieses Kapitels ausgeführten Eindruck, dass es sich bei
dem vom HZV eingenommenen Areal nicht um ein ausgesprochenes Altsiedelgebiet
handeln dürfte.
153 Für den mitteldeutschen Raum vgl. insbesondere (in Auswahl) Bichlmeier 2010; Bichlmeier
2012a; Bichlmeier 2012b; Bichlmeier 2013; Bichlmeier 2015; Bichlmeier 2016a; Bichlmeier /
Blažek 2014; Bichlmeier /Blažek 2015; Bichlmeier/Opfermann 2011.
154 Umfänglich Literatur zu den nicht vorliegenden Bildungstypen zu geben, dürfte kaum angebracht
sein. Zu den genannten Grundwörtern bzw. Suffixen vgl. Walther 1971 [DS 26], 139–141; Udolph
1994, 330–364; Debus /Schmitz 2004, 3486 und Karte 222.4; Casemir 2003, 449 f., 462, 464–466
und 491 f.
Ältere Bildungstypen 105
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
-aha unklar, idg.? (Gonna)
GewN Wipp_r (Wippra)
-loh ags. screpan usw. ‘reißen, ritzen’ evtl. mhd. āmei e
(Schraplau) ‘Ameise’ (Emseloh)
-r slav. *bedro ‘Schenkel’ oder idg.
*bh(e)id- ‘spalten’ (Bedra)
˘
Die Namen streuen gleichmäßig über das HZV-Gebiet; es finden sich keine area-
len Besonderheiten (Tafelteil, Abb. 9, S. 225). Sie ordnen sich vielmehr in die Areale
der übrigen in diesem Abschnitt (3.3) dargestellten älteren Bildungen ein. Dass die
Namen auf -loh einem „ersten Landesausbau“ zuzurechnen sind (Walther 1971
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106 Die deutschen Siedlungsnamen
[DS 26], 144), ist insbesondere für Schraplau nicht von der Hand zu weisen. An-
sonsten ist jedoch zu berücksichtigen, dass, wie oben dargelegt, Simplizia in einigen
Fällen auch jüngere Bildungen sein können, so dass die Aussagekraft der Kartierung
beschränkt bleibt.
155 Baden in der Katastrophe, Mitteldeutsche Zeitung vom 19. 9. 2012, http://www.mz-web.de/servlet/
ContentServer?pagename=ksta/page&atype=Page&aid=987490165154&openMenu=987490165154
(19. 9. 2012).
Jüngere Bildungstypen 107
Kolumne 1:
Amsdorf, HZV Nr. 67 ((845) 11. Jh. Amalungsdorpf, 948 Amalungesdorpf /Amulungesdorf, 1181
(A. 18. Jh.) in Amelungesdorf, 1183 in Amalungesdorf, 1209 in Amelunckestorp, 1400 Ambges-
dorf in sede Rebenunge, 1480 (A.) Amstorf usw.): PN Amalung + dorf (Freisleben 2007, 14–
16; Walther 1971 [DS 26], 300; Wolf 1957, 202; Wolf 1956a, 10; Wolf 1955, 300).
Asendorf, HZV Nr. 88 ((845) 11. Jh. Asendorf, 961 Asundorf ): PN Aso + dorf (Walther 1971
[DS 26], 300; Wolf 1957, 204; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
Atzendorf, HZV Nr. 203 ((845) 11. Jh. Azendorpf, 1146 Azentorph): PN Azzo + dorf (Walther
1971 [DS 26], 301; Wolf 1957, 212; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 306).
Benndorf, HZV Nr. 191, 193 und 196 ((845) 11. Jh. Bebendorph): PN Bebo + dorf (Walther
1971 [DS 26], 301; Wolf 1957, 211; Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 306) 156.
Bie(de)ndorf, HZV Nr. 190, Wg. ((845) 11. Jh. Edendorph): evtl. PN Adi /Edi 157 + dorf
(Walther 1971 [DS 26], 301; Wolf 1957, 211; Wolf 1956a, 17; Wolf 1955, 306; Wolf
1956b, 20).
Bischofrode, HZV Nr. 35 ((845) 11. Jh. Bisgofesdorpf, 964 Biscopesthorp, 1250 Bischoprode,
1400 Bischoperode, 1436 Lwdman Pischoprod usw.): ahd. biscof, asä. biscop + dorf (Freisleben
2007, 26 f.; Walther 1971 [DS 26], 79 und 301; Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 7; Wolf 1955,
297).
Blossendorf, HZV Nr. 149, Wg. ((845) 11. Jh. Zliusendorpf ): evtl. zum aso. PN *Sluš (vgl.
Schlimpert DS 32, 128); diese Erklärung käme gegenüber derjenigen bei Größler 1903, 96
(aus PN Gliza) ohne Annahme einer Verschreibung (Zl für Gl) aus, vgl. Abschnitt 1.6.1.B. Zum
Namen weiterhin Böhme 1909, 70; Wolf 1957, 209; Wolf 1956a, 15; Wolf 1956b, 20; Wolf
1955, 304).
Bösseling, HZV Nr. 206, Wg. ((845) 11. Jh. Bizimendorpf, 1320/21 Beseme, Bysme, 1332 Bezeme
usw.): aso. PN *Be(z)+zema + dorf (Walther 1971 [DS 26], 301 und 325; Wolf 1957, 213;
Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 306 f.).
Bottendorf, HZV Nr. 73 ((845) 11. Jh. Budilendorpf, 1120 Putelendorp, 1248 Pudilndorff 158,
1293 Potelendorp, 1400 Pottelndorp, 1473 Bottendorf ): PN Bodo /ilo oder slav. Budił + dorf
(Walther 1971 [DS 26], 301; Böhme 1909, 13; Größler 1903, 90; Wolf 1957, 202; Wolf
1956a, 10; Wolf 1956b, 18; Wolf 1955, 300).
Braunsdorf, HZV Nr. 185 ((845) 11. Jh. Brunesdorpf, 1160 Brunistorff in pago Hassago, 1273
Brunestorf, 1291 Brunstorf, 1297 Brunsdorf 159, 1300 Brunstorff, 1400 Brunsdorf ): PN Brun +
dorf (Walther 1971 [DS 26], 301; Böhme 1909, 13 f.; Größler 1903, 90; Wolf 1957, 211;
Wolf 1956a, 17; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 306).
156 Das bei Größler 1903, 94 genannte Benndorf ist ein anderer, nicht im Gebiet des HZV gelegener
Ort.
157 Im Hinblick auf die heutige Form wird bei Walther 1971 [DS 26], 301 noch der Personenname
Beda angegeben, der aber mit dem HZV-Beleg nicht übereinkommt.
158 Böhme 1909, 13 führt diesen Beleg (entgegen Größler) als 1248 Pudilendorff auf und nennt au-
ßerdem noch 1308 Potilndorf. Eine Verifizierung ist in beiden Fällen ohne Quellenangabe nicht
möglich.
159 Bei Wolf 1956b, 20 in abweichender Schreibung 1273 Brunestorff, 1297 Brunsdorph.
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108 Die deutschen Siedlungsnamen
Braunsdorf, HZV Nr. 132, Wg. HMTB 2679.E: ((845) 11. Jh. Brunesdorpf ): PN Brun + dorf
(Walther 1971 [DS 26], 301; Wolf 1957, 207; Wolf 1956a, 17; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955,
303).
Dörstewitz, HZV Nr. 133, Wg. ((845) 11. Jh. Thidirichesdorpf ): PN Diotrı̄ch + dorf (Walther
1971 [DS 26], 302; Wolf 1957, 207; Wolf 1956a, 14; Wolf 1955, 303; zur Zuordnung vgl.
Abschnitt 1.6.1.A).
Eilwersdorf/Eilwartsdorf, HZV Nr. 100, Wg. ((845) 11. Jh. Engiluuardesdorpf, 1141 Eigelwar-
tesdorf, 1144/45 Eliwardesdorf, Eilwardesdorf, 1147 Eilwardestorp, 1191 Eilwardsdorp, 1220
Eylwardestorp, 1327 Eylwardesdorff, 1363 Eilwersdorp, 1365 Eylberstorff ): PN A(n)gilward +
dorf (Walther 1971 [DS 26], 302; Böhme 1909, 71; Größler 1903, 95 f.; Wolf 1957, 205;
Wolf 1956a, 12 f.; Wolf 1955, 301 f.).
Eindorf [Dörfling] , HZV Nr. 45, Wg. ((845) 11. Jh. Eindorpf ): PN Haio + dorf (Walther
1971 [DS 26], 302; Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8; Wolf 1956b, 18; Wolf 1955, 298).
Einsdorf, HZV Nr. 25 ((845) 11. Jh. Einesdorpf, 1154 (Or.) Einestorp, 1238 Enistorp, 1254
Enestorp, 1272 (K.) Elmesdorff [sic!], 1314 Einsdorf, 1364 Einsdorf usw.): PN Eino o. ä. 160 +
dorf (Loga 2007, 34–36; Walther 1971 [DS 26], 302; Wolf 1957, 198; Wolf 1956a, 6; Wolf
1955, 297).
Eßmannsdorf, HZV Nr. 49 ((845) 11. Jh. Hessimesdorpf, 1386 Esmerstorph, 1400 Esmersdorp,
1496 und 1526 Esmesdorf ): PN As(k)imār o. ä. + dorf (Walther 1971 [DS 26], 302; Böhme
1909, 20; Größler 1903, 91; Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8; Wolf 1955, 298).
Etzdorf, HZV Nr. 89 ((845) 11. Jh. Erhardesdorpf ): PN Erhard o. ä. + dorf (Walther 1971
[DS 26], 302; Neuß 1971, 91 f.; Wolf 1957, 204; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
Friesdorf, HZV Nr. 234 ((845) 11. Jh. Fridurichesdorpf, 1400 Friessdorf, 1430 Friessdorf ): PN
Fridurı̄ch + dorf (Freisleben 2007, 40 f.; Walther 1971 [DS 26], 303; Wolf 1957, 215; Wolf
1956a, 19; Wolf 1955, 308).
Gottsdorf (Teutschenthal), HZV Nr. 213, Wg. 2604.P ((845) 11. Jh. Codimesdorpf, 1347 Gi-
tistorp, Gotistorf ): aso. PN *Chotim + dorf (Eichler HZV, 154; Walther 1971 [DS 26], 303;
Neuß 1971, 446; Wolf 1957, 213; Wolf 1956a, 18; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 307).
Grabsdorf, HZV Nr. 15, Wg. ((845) 11. Jh. Grabanesdorpf, 1120 Chravernstorb, 1136
Krauenestorp, 1144 Gravesdorff, 1179 Kravenestorp, 1266 Gravensdorff, 1378 Gravensdorff ):
PN Hraban (evtl. slavisiert) oder aso. PN *Graban + dorf (Loga 2007, 44 f.; Walther 1971
[DS 26], 303; Schmidt 1913, 73 f.; Schmidt FlN 1935, 29; Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5;
Wolf 1955, 296).
Grillenberg, HZV Nr. 227 ((845) 11. Jh. Coriledorpf, 1243 Grellenberge, 1286 Grellenberg,
1293 Gerleberch, 1362 Grellenberg, (1375) Grellenberg, 1382 Grellinberg, 1394 Grellenbergk):
PN Chorěl(a) + dorf, sekundär an mhd. grel, grelle ‘Dorn, Gabel’ angeglichen, Suffixwechsel
von späterem Burgenbau motiviert (Loga 2007, 45 f.; Walther 1971 [DS 26], 303; Wolf 1957,
214; Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 307).
160 Der in der oben genannten Literatur angegebene Personenname Agin kommt hier nicht in Betracht,
weil er nicht so frühzeitig kontrahiert worden wäre. Für den Hinweis danke ich Harald Bichlmeier,
Halle (Saale). Zu Eino usw., angesichts der frühen Bezeugung hier nicht entstanden aus Agino, vgl.
Förstemann PN, 37 und 49; Kaufmann 1968, 23 und 26.
Jüngere Bildungstypen 109
Heygendorf, HZV Nr. 47 ((845) 11. Jh. Heiendorpf ), 1332 Heygendorf ): PN Haio + dorf
(Walther 1971 [DS 26], 303; Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8; Wolf 1955, 298; Wolf 1956b,
18).
Kessendorf/Kössendorf, HZV Nr. 154, Wg. ((845) 11. Jh. Cozimendorpf, 876 Kessmentorph,
Kessmesdorf ): aso. PN *Chocim + dorf (Walther 1971 [DS 26], 303; Böhme 1909, 71;
Größler 1903, 97; Wolf 1957, 209; Wolf 1956a, 16; Wolf 1955, 304).
Klosternaundorf, HZV Nr. 31 ((845) 11. Jh. Nigendorpf, 1252 Niendorp, 1254 Nigendorp, 1283
(K.) Niendorp, 1283 Nigendorp, 1286 Nigendorp, 1286 Nuwendorp, 1291 (K.) Nuendorp, 1302
Nyendorph usw.): ahd. niuwi, asä. niuwi, nı̄gi ‘neu’ + dorf (Loga 2007, 83 f.; Walther 1971
[DS 26], 304; Wolf 1957, 198; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955, 297).
Körbisdorf, HZV Nr. 202 (evtl. (845) 11. Jh. Gramannesdorpf, 1291 Corwanstorff ): aso. PN
*Chorvan (Walther 1971 [DS 26], 325; Wolf 1957, 212; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 306;
vgl. Abschnitt 1.6.1.A).
Liedersdorf, HZV Nr. 20 ((845) 11. Jh. Liudoluesdorpf, Vuicholdesdorpf, 991 Viubodesdorf,
1217 Heuerardus de Ludelfestorpt, 1255 Ludolvesdorp, 1256 Ludolvesdorp, 1314 Ludersdorf,
1400 Wyppelsdorp alias dicitur Ludestorp in banno Coldenborn, 1405 Ludesdorf, 1419 (K.)
Luderszdorf usw.): PN Liudwolf o. ä. + dorf (Loga 2007, 75 f.; Walther 1971 [DS 26], 304;
Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Lipsdorf/Liebsdorf, HZV Nr. 41, Wg. HMTB 2603.D und E ((845) 11. Jh. Leobedagesdorpf,
1120 Liefdagesdorp, 1136 Liezdegestorp, 1146 Lifdagesdorf, vor 1147 Lifdagesdorf, 1144 Lieft-
degersdorf, 1179 Liefdegestorp): PN Leobdag + dorf (Walther 1971 [DS 26], 303; Neuß 1971,
201 f. (Nr. 156); Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 7; Wolf 1955, 298).
Lobesdorf, HZV Nr. 16 und 271, Wg. ((845) 11. Jh. Lioboluesdorpf, 991 Leobolvesdorf, 1262
Lupperßdorf ): PN Liobwolf + dorf (Loga 2007, 76 f.; Walther 1971 [DS 26], 304; Schmidt
1913, 74 f.; Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Ludendorf, HZV Nr. 171, Wg. HMTB 2678.CI ((845) 11. Jh. Liudimendorpf ): aso. PN *L’utim_
+ dorf (Eichler HZV, 155; Größler 1903, 97; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 16; Wolf 1955,
305).
Lüttchendorf, HZV Nr. 39 ((845) 11. Jh. Luzilendorpf, 1120 in Luttekendorp, 1136 in Lutte-
kenthorp, 1179 (A.) in Lutekentorp, 1311 Lutkendorp, 1362 Luckendorf, 1521–24 Luttichendorf
usw.): ahd. luzzil, liuzil, asä. luttil ‘klein’ 161 + dorf (Freisleben 2007, 75 f.; Walther, DS 26,
304; Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 7; Wolf 1955, 298).
Meinersdorf, HZV Nr. 53, Wg. ((845) 11. Jh. Meginrichesdorpf, 980 Meginrichesdorf marca in
pago Hassegowe . . . , 1252 Meiurisdorff, 1264 Meinrichesdorp iuxta Unstrut, 1293 Meinristorb,
1400 Meynerstorff, 1468 Menrich(s)dorff ): PN Meginrich + dorf (Walther 1971 [DS 26], 304;
Meier 2001, 49; Böhme 1909, 71; Größler 1903, 97; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf
1955, 299).
161 Der HZV-Beleg ist ahd., was mit dem Charakter dieser Quelle konform geht, die folgenden Belege
zeigen hingegen einen dem dialektgeographischen Umfeld des Ortes entsprechenden ndt. Sprach-
stand, der sich kontinuierlich zum Ostmitteldeutschen hin wandelt.
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110 Die deutschen Siedlungsnamen
Nahlendorf, HZV Nr. 176 ((845) 11. Jh. Nannendorpf ): PN Nanno /Nando + dorf (Walther
1971 [DS 26], 304; Böhme 1909, 34; Größler 1903, 92; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 16;
Wolf 1955, 305).
Neckendorf, HZV Nr. 37, Wg. 2677.G ((845) 11. Jh. Dachendorpf, 1539 Neckendorf, 1571
Neckendorf ): PN Nacho/*Nakko + dorf (Freisleben 2007, 83; Walther 1971 [DS 26], 304;
Böhme 1909, 71; Größler 1903, 97 f.; Neuß 1971, 241–243 (Nr. 186); Wolf 1957, 199; Wolf
1956a, 7; Wolf 1955, 298).
Obersdorf, HZV Nr. 226 ((845) 11. Jh. Tharabesdorpf, 1400 Doberstorff, 1454 Doberstorf,
Dobirstorf ): unsicher, evtl. aso. PN *Dobr(a) o. ä. + dorf (Loga 2007, 87 f.; Walther 1971
[DS 26], 304; Wolf 1957, 214; Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 307).
Ockendorf, HZV Nr. 204 ((845) 11. Jh. Hachendorpf, (um 1048) 12. Jh. Ockendorff, 1146 Hoy-
kyntorph, 1167 Hoykendorf, 1355 de Vkkendorf usw.): PN Ha /ok(k)o + dorf (Eichler /Walther
1984 [DS 35], 237; Wolf 1957, 212; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 306).
Ohmendorf, HZV Nr. 80, Wg. HMTB 2678.C ((845) 11. Jh. Theommendorpf ): PN Deomo /
Diemo + dorf (Walther 1971 [DS 26], 302; Größler 1903, 98; Wenskus 1986b, 216; Wolf
1957, 203; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
Peutnitz, HZV Nr. 51, Wg. ((845) 11. Jh. Budinendorpf, 1182 villa putenize, 1453 Valentin Pö-
tenicz, 1462 gein Potenitz, 1467 Potenitz, 1472 zcu Peutnitz, Potenitz, 1532 Potenitz): aso. *Bud_
n + dorf als parallele deutsche Bildung zum slavischen Toponym Peutnitz (vgl. Kap. 2.3; Eich-
ler SO 3, 66 f.; Richter 1962 [DS 15], 92; Neuß 1971, 521; Neuß 1969, 226–228 (Nr. 140);
Wolf 1957, 200; Wolf 1956a, 8 f.; Wolf 1955, 299).
Reinsdorf, HZV Nr. 143 (Anf. 9. Jh. Reginhardesdorf, (845) 11. Jh. Reginheresdorpf, 991 Regin-
heresdorf, 1255 Reinsdorf ): PN Reginher + dorf (Meier 2001, 58; Böhme 1909, 43; Größler
1903, 93; Wolf 1957, 208; Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304).
Rißdorf, (Unter-), HZV Nr. 77 ((845) 11. Jh. Risdorpf, 1121 Risdorph, 1195 Ristorp, 1268 in
Risdorp, 1272 Bernhardus plebanus in Richardstorph, 1305 Everhardus plebanus in Rycharde-
storp, 1320 Ristorph, 1324 in Ribestorp, 1333 (A. 15. Jh.) Ecbertus plebanus in Rychardestorff,
1383 Rystorff, 1397 Rissdorf vf dem Berge usw.) 162: mhd. rise ‘Abhang, Wasserrinne’ + dorf, vgl.
Abschnitt 1.6.1.A (Freisleben 2007, 88–90; Wolf 1957 5, 202 f.; Wolf 1956a, 11;).
Rollsdorf, HZV Nr. 85 ((845) 11. Jh. Ruodoldesdorpf, 1120 in Roldesthorp 163, 1136 in Roldest-
horp, 1179 (A.) in Roldestorp, 1299 in villa Rolsdorf, 1299 Rolsdorff usw.): PN (H)ruodold +
dorf (Freisleben 2007, 106 f.; Walther 1971 [DS 26], 305; Neuß 1971, 308 (Nr. 240); Wolf
1957, 203; Wolf 1956a, 11; Wolf 1955, 301).
Tönicken/Theinicken, HZV Nr. 81: ((845) 11. Jh. Donichendorpf ): PN *Donik (wohl aus Do-
natus oder Donizo (aus Dionysius) + dorf (vgl. Schlimpert DS 32, 44; Förstemann PN, 418).
162 Hierzu auch das nahegelegene Oberrißdorf ; da von einem gemeinsamen Ursprung beider Orte
mit nachträglicher onymischer Differenzierung auszugehen ist, sind hier für die Betrachtung der
frühmittelalterlichen onymischen Verhältnisse beide Orte zusammenzufassen.
163 Bei Walther 1971 [DS 26], 305: 1120 Roldestorp.
Jüngere Bildungstypen 111
Welzdorf, HZV Nr. 152, Wg. HMTB 2678.I ((845) 11. Jh. Willichendorpf ): PN Williko 164 +
dorf (Walther 1971 [DS 26], 306; Größler 1903, 99; Wolf 1957, 209; Wolf 1956a, 15; Wolf
1955, 304).
Wettelrode, HZV Nr. 219 ((845) 11. Jh. Vuidilendorpf, 991 Uuidelenrot, 1347 Wedelrode, 1400
Wettelderode, 1400 Wiettelrode): PN W/Vidilo + dorf (Loga 2007, 127 f. 165; Walther 1971
[DS 26], 306; Wolf 1957, 214; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 307).
Winddorf, HZV Nr. 23, Wg. ((845) 11. Jh. Uuinidodorpf, 1314 Wenthdorf ): App./PN Winid
‘Wende’ + dorf (Walther 1971 [DS 26], 306; Größler 1903, 99; Wolf 1957, 198; Wolf
1956a, 5; Wolf 1955, 297).
Ziegendorf, HZV Nr. 174, Wg. ((845) 11. Jh. Ichendorph): PN Icho + dorf (Walther 1971
[DS 26], 306; Böhme 1909, 72; Größler 1903, 99; Wolf 1957, 210; Wolf 1956a, 16; Wolf
1956b, 20; Wolf 1955, 305).
Zütschdorf, HZV Nr. 173 ((845) 11. Jh. Zibuchesdorpf, 1470 Zuzschdorf ): aso. PN *Sbu /ych +
dorf (Walther 1971 [DS 26], 306; Böhme 1909, 67; Größler 1903, 94; Wolf 1957, 210;
Wolf 1956a, 16; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 305).
Kolumne 2:
Almsdorf (1206 Almarstorf, 1232 Almarisdorf, 1302 Almarisdorf, Almeristorff, um 1320 Almar-
storf, 1374 Almerstorff, 1411 Almisdorff ): PN Alamār o. ä. + dorf (Walther 1971 [DS 26], 300;
Böhme 1909, 9; Größler 1903, 90).
Dorndorf (1137 Dorendorf 166, 1190 de Tundorf, 1194 de Tundorf, 1195 de Tundorph, 1271
Dorindroph, 1350 Dorndorf ): ahd. thorn ‘Dorngebüsch’+ dorf (Meier 2001, 25; Böhme 1909,
17; Größler 1903, 91).
Gniebendorf (um 1300 Gniwendorf, 1329 Gniwindorph, 1336 Gniwendorph, 1378 Gnywendorf,
Gnywindorff, 1458 Gnywendorff, 1501 Gnybendorff usw.): aso. PN *Gněv(a) + dorf (Eichler /
Walther 1984 [DS 35], 148; Walther 1971 [DS 26], 325).
Gräfendorf, Groß (vor 1088 Grevendorp): ahd. grāfio ‘Graf’ + dorf (Walther 1971 [DS 26],
303).
164 Ein bei Walther 1971 [DS 26], 306 außerdem noch angegebener aso. PN *Vil’k dürfte aus lautlichen
Gründen unwahrscheinlicher sein.
165 Das Grundwort im HZV-Beleg steht gegenüber der gesamten späteren Überlieferung isoliert. Ob
damit wirklich ein Wechsel im Endelement erfolgt ist, kann durchaus bezweifelt werden. Da es in
dieser Untersuchung aber gerade um die Zeit des HZV geht, ist aus strukturellen Gründen der Name
dennoch unter den Bildungen auf -dorf einzuordnen.
166 Nach Größler 1903, 91 ist der Lagebezug dieses Belegs fraglich.
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112 Die deutschen Siedlungsnamen
Melmsdorf, Wg. (1193 Melmerisdorf, 1206 Malmarestorp, 1292 Melmerstorf, 1335 Melme-
storp, 1348 Malmarestorf, 1477 Melmesdorff, 1481 Malmesdorff ): aso. PN *Małoměr + dorf
(Walther 1971 [DS 26], 304 und 325; Neuß 1971, 218–220 (Nr. 170) und 446).
Passendorf: (1091 Bascendorff, 1228 Pascendorf ): PN Bazeko 167 + dorf (Walther 1971
[DS 26], 305 und 325).
Petzkendorf (1121 Bizekendorf 168): evtl. aso. PN *Bezek 169 (Böhme 1909, 40; Größler 1903,
92).
Posendorf (1256 Hermannus de Busendorf; 1378 Bosyndorf, Posindorff, 1458 Bosindorff, 1501
Bosendorff, 1532 Bossendorff usw.): PN Bōso + dorf (Eichler /Walther 1984 [DS 35], 252).
Rachsdorf/Racksdorf, Wg. HMTB 2604.C (1120 Roveckesthorp 170, 1136 Rovekestorp, 1144
Roueckesdorff, 1179 Rovekestorp, 1219 Rockesdorf 171): wohl aso. PN *Rovek + dorf (vgl.
Abschnitt 1.6.2.A; Walther 1971 [DS 26], 305 und 325; Neuß 1971, 280 f. (Nr. 214)).
Rattmannsdorf (1174 Ratmarsthorp): aso. PN *Radoměr oder dt. PN Rātmār + dorf (Walther
1971 [DS 26], 305 und 325).
Wippelsdorf, Wg. (1322 und 1332 Wypoldesdorff, 1400 Wyppelsdorf alias Ludestorp in banno
Coldenborn): PN Wı̄(g)bald + dorf (Loga 2007, 131 f.; Walther 1971 [DS 26], 306; Schmidt
1913, 75 f.; Wolf 1957, 200; Wolf 1955, 298).
Zaasdorf, Wg. (1004 Zebedesdorf ): aso. PN *Se(bě)bud o. ä. 173 + dorf (Walther 1971 [DS 26],
325; Größler 1903, 99).
Kolumne 3:
Dippelsdorf, Wg. HMTB 2529.Q (1473 Dippolstorf, 1484 Dyppelstorf usw.): PN Diebold o. ä.
(< Theudobald) + dorf (vgl. Schmidt 1913, 55–57).
Eisdorf (1121 Hisdorph, 1385 Eyßdorff ): PN Isi + dorf, vgl. Abschnitt 1.6.1.A (Walther 1971
[DS 26], 302; Wenskus 1986b, 216; Wolf 1957, 202 f.; Wolf 1955, 300; Wolf 1956b, 19).
Eriksdorf, Wg. (1182 Erikistorp, 1388 Erigisdorff, 1400 Irkstorp, 1438 Irxstorff, 1455 Irxdorff,
1470 Erich(s)dorff ): PN Eric, Erik + dorf (Richter 1962 [DS 15], 85; Schultheis 1967, 155;
Neuß 1969, 49–51 (Nr. 38)).
Fährendorf (1320/21 in Verendorph, 1336 Verendorp, 1350 in campis Verendorf, 1378 Vern-
dorf, 1428 Ferendorff, 1545 Ferendorff ): mhd. ver(e) ‘Fähre’ + dorf (Eichler /Walther 1984
[DS 35], 142).
Gräfendorf (1087 Grevendorp (unsichere Lesung), 1203 opidum Grevindorff ): mhd. grēve
‘Graf’ + dorf (Böhme 1909, 26; Größler 1903, 91).
Gräfendorf, Wg. 2679.H (1162, 1167 Gerwardesdorf, 1274 Greuendorph, 1289 villa Greu-
endorf, 1295 Greuendorph, 1330 Gherwerdestorp usw.): mhd. grēve ‘Graf’ + dorf (Eichler /
Walther 1984 [DS 35], 156; Wolf 1956b, 20).
Jüdendorf (1142 Judendorf, 1203 Judindorf villula in silvestribus locis, 1206 Judendorf, 1208
Judendorf, 1270 und später Jodendorp, Jodendorff 174, 1291 Judendorp): PN Judo + dorf (Böhme
1909, 28; Größler 1903, 92).
Karsdorf (1166 Karlesdorf, 1209 curtis Karlestorp, 1271 Karlesdorff, 1280 Carlesdorff, 1326
castrum Karlstorp, 1331 Kastrum Karstorff, 1400 Karlstorff ): PN Karl 175 + dorf (Meier 2001,
25; Größler 1903, 90 f.; Böhme 1909, 14).
173 Die hier in Frage kommenden Erstglieder Se-, Sebě- und evtl. auch Vše- sind in dithematischen
slavischen Personennamen bezeugt; die systemisch durchaus mögliche Kombination mit -bud jedoch
nicht, vgl. Svoboda 1964, 84 f. und 92 f.
174 Der Ortsbezug praktisch aller dieser Belege ist nach Größler 1903, 92 unsicher, in Betracht käme
auch Judendorf bei Halle.
175 Ob die Benennung tatsächlich „zu Ehren eines fränkischen Herrschers dieses Namens“ erfolgte, wie
Größler 1903, 90 f. meint, bleibt Spekulation.
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114 Die deutschen Siedlungsnamen
Kirchdorf (1282 Kirichdorf; 1348 Kirichdorf, 1378 Kirchdorf, 1428 Kerchdorff, 1545 Kirch-
dorff ): mhd. kirche, kiriche ‘Kirche’ + dorf (Eichler /Walther 1984 [DS 35], 179 f.).
Naundorf, w. Frankleben, im Geiseltal (1012 [villam] quae vocatur nova): zu mhd. niuwe ‘neu’ +
dorf (Hengst 2016, 51; Rudolph /Cottin 2015, 125–127).
Pinsdorf, Wg. (1057 Bunesdorf, 1109 Bunisdorf, 1206 Bunstorf, 1319 Bunstorph, 1331 Bun-
storff, 1400 Bunstorff ): slav. PN *Bun + dorf, vgl. Abschnitt 1.6.2.B (Größler 1903, 98; zum
PN Eichler SO 1, 39; Svoboda 1964, 33).
Schalkendorf (1208, 1362 Schalkendorf ): ahd. scalk ‘Knecht’ + dorf (Größler 1903, 93 177).
Wernsdorf (1363 Wernstorff ): PN Wernher (< Warinhari) + dorf (Böhme 1909, 61; Größler
1903, 94).
Bei dieser umfangreichen Namengruppe ist die Zahl der schwer einzuordnenden unsiche-
ren Einzelfälle naturgemäß umfangreicher. Eine Reihe von weiteren Namen findet sich auf
den Historischen Messtischblättern: Bischdorf , Frohndorf , Schadendorf , Reinsdorf (alle auf
HMTB 2679), Glesendorf (HMTB 2748.H) und Sachsendorf nö. Burgwerben (HMTB 2749).
Da keine schriftlichen Belege vorliegen, ist eine der oben genannten notwendigen Voraussetzun-
gen für die Einbeziehung in diese Untersuchung nicht erfüllt. Dies gilt auch für einige Namen
im unmittelbaren Umfeld von Merseburg, die in ihrer Struktur auf ein programmatisches, auf
Herrschaft ausgerichtetes Namenfeld hindeuten 178: Hier liegen neben dem unter Kolumne C
genannten Gräfendorf (H) dicht beieinander Gerwartesdorf (HMTB 2679.B), Kirstansdorf (C),
Braunsdorf (E), Hohendorf (W) und zusätzlich Rode (A) sowie eine namenlose Wüstung (D).
176 Die Erklärung dieses Personennamens wirft Schwierigkeiten auf. Es finden sich Ansätze im Sla-
vischen und im Deutschen. Größler 1903, 92 verweist auf Namo, der aber kaum belegt ist (vgl.
Förstemann PN, 1147; Kaufmann 1968, 263, hier auch der Verweis auf den Ortsnamen Namur),
jedoch durchaus eine Erweiterung um ein hypokoristisches Suffix -l- erhalten haben könnte. An-
dererseits könnte auch ein apotropäischer slavischer Personenname in Betracht gezogen werden,
der, mit der Negationspartikel beginnend, *Ne+mil+_k gelautet haben könnte. Vergleichbare Namen
sind aber selten: poln. Niemiełowic(z) (Cieślikowa 1, 184; SSNO 4, 45); tsch. Nemil(ek) (Svoboda
1964, 44 f. und 103). Problematisch bei diesem zuletzt genannten Ansatz ist jedoch, dass sich das
-i- dieses Ansatzes nur schwer mit dem -a- und -e- der Belege verbinden lässt. Kaum maßgeblich
dürfte hier das Erstglied von Vollnamen wie Namgost, Namdrag sein, das überdies anscheinend nur
im Bayernslavischen belegt ist (Svoboda 1964, 95).
177 Walther 1971 [DS 26], 302 geht demgegenüber vom HZV-Beleg Nr. 182 Theodendorf aus, was
aber in Abrede zu stellen ist, vgl. Kap. 1.6.2.
178 Vgl. dazu Zschieschang 2016a, 95 f.; Zschieschang, im Druck b.
Jüngere Bildungstypen 115
Die Übersicht über die Bestimmungswörter zeigt zwei klare Schwerpunkte, einerseits
diejenige der im HZV überlieferten Namen und dann – geradezu erdrückend – die
der deanthroponymischen Bildungen (Tab. 3.6). In allen drei Gruppen ist das Ver-
hältnis zwischen zwei- und eingliedrigen Bildungen in etwa gleich groß, wobei die
relativ große Zahl der zweigliedrigen Namen bemerkenswert ist. Deappellativische
Bildungen sind zwar erheblich seltener, aber ebenfalls in allen drei Gruppen gleich-
mäßig vertreten. Hinzu kommt, dass sich die unsicheren Fälle ausschließlich auf eine
evtl. Slavizität der Personennamen beziehen, ihr deanthroponymischer Charakter aber
unstrittig ist. Dass slavische Personennamen unter den Toponymen der Kolumne 3
beinahe fehlen, ist bemerkenswert, aber wohl ebenso wenig überzubewerten wie der
Umstand, dass sich zweigliedrige slavische Anthroponyme ausschließlich außerhalb
des HZV finden, während diese Quelle nur slavische Kurznamen überliefert. Struk-
turell zeichnet sich damit kein Unterschied zwischen den Namen im und außerhalb
des HZV ab, so dass von einer späteren Entstehung der nicht im HZV verzeich-
neten Namen nicht auszugehen ist – die große Zahl der hier aufgelisteten Namen
verleiht diesem Befund wie auch den nachfolgenden Beobachtungen ein gewisses
Gewicht.
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116 Die deutschen Siedlungsnamen
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
PN zwei- A(n)gilward Alamār o. ä. (Almsdorf) Diebold (Dippelsdorf)
gliedrig (Eilwersdorf) Wı̄(g)bald Thancmar (Angersdorf)
As(k)imār (Wippelsdorf) Wendelher(i)
(Eßmannsdorf) (Wengelsdorf)
Diotrı̄ch (Dörstewitz) Wernher (Wernsdorf)
Ērhard (Etzdorf)
Fridurı̄ch (Friesdorf)
(H)ruodold (Rollsdorf)
Leobdag (Lipsdorf)
Liobwolf (Lobesdorf)
Liudwolf o. ä.
(Liedersdorf)
Meginrich (Meinersdorf)
Reginher (Reinsdorf)
PN ein- evtl. A/Edi Banniko (Benkendorf) Eric /k (Eriksdorf)
gliedrig (Bie(de)ndorf) Bazeko (Passendorf) evtl. Gelico o. ä.
(auch Amalung (Amsdorf) (Kalzendorf)
Bōso (Posendorf)
suffigiert)
Aso (Asendorf) Liuziko (Lützkendorf) Gero (Göhrendorf)
Azzo (Atzendorf) Isi (Eisdorf)
Bebo (Benndorf) Judo (Jüdendorf)
Brun_ (Braunsdorf) Karl (Karsdorf)
Brun_ (Braunsdorf) Namelo (Nemsdorf)
Deomo /Diemo
(Ohmendorf)
Eino o. ä. (Einsdorf)
Ha /ok(k)o (Ockendorf)
Haio (Eindorf)
Haio (Heygendorf)
Icho (Ziegendorf)
Nacho/*Nakko
(Neckendorf)
Nanno /Nando
(Nahlendorf)
W/Vidilo (Wettelrode)
Jüngere Bildungstypen 117
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
PN slav. evtl. *Be(z)zema evtl. *Bezek *Bun (Pinsdorf)
(Bösseling) (Petzkendorf)
*Bud_n (Peutnitz) *Gněv(a) (Gniebendorf)
*Chocim (Kessendorf) *Małoměr (Melmsdorf)
*Chorěl(a) *Radovac
(Grillenberg) (Rathmannsdorf)
*Chorvan (Körbisdorf) *Rovek (Rachsdorf)
*Chotim (Gottsdorf) *Se(bě)bud o. ä.
*L’utim_ (Ludendorf) (Zaasdorf)
evtl. *Sluš (Blossendorf) evtl. *Svoch
(Schwachsdorf)
*Sbu /ych (Zütschdorf)
Personen- ahd. biscof, asä. biscop ahd. grāfio ‘Graf’ mhd. grēve ‘Graf’
bezeich- ‘Bischof’ (Bischofrode) (Gräfendorf) (Gräfendorf)
nung Winid ‘Wende’ mhd. grēve ‘Graf’
(Winddorf) (Gräfendorf)
Appellativ ahd. luzzil, liuzil, asä. ahd. thorn mhd. ver(e) ‘Fähre’
luttil ‘klein’ ‘Dorngebüsch’ (Fährendorf)
(Lüttchendorf) (Dorndorf) mhd. kir(i)che ‘Kirche’
ahd., asä. niuwi ‘neu’ (Kirchdorf)
(Klosternaundorf) ahd. scalc ‘Knecht’
mhd. rise ‘Abhang, (Schalkendorf)
Wasserrinne’ (Rißdorf) mhd. niuwe ‘neu’
unsicher Bodo /ilo/*Budił aso. *Radoměr oder dt.
(Bottendorf) Rātmār
evtl. aso. *Dobr(a) o. ä. (Rattmannsdorf)
(Obersdorf)
aso. *Donik /Donizo
(Tönicken)
Hraban/ aso. *Grab+an
(Grabsdorf)
Williko/aso. *Vil’k
(Welzdorf)
Tab. 3.6: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -dorf
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118 Die deutschen Siedlungsnamen
179 Ganz im Gegenteil hierzu sieht Neuß 1995, 118 diese Bildungsweise als Kennzeichen einer „fränki-
schen Staatskolonisation“ an, was jedoch von geringerem Gewicht ist.
180 Hierüber ist eine Studie von Sabine Altmann in Vorbereitung.
Jüngere Bildungstypen 119
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120 Die deutschen Siedlungsnamen
Kolumne 1:
Kieselhausen, HZV Nr. 7, Wg. ((845) 11. Jh. Gisilhus, 991 Kisilhuson, 1285 (K.) Kisselhusen,
1386 Kyselhusen, 1467 Kyselhusen, 1484 zcu Kiselhusen usw.): PN Gisil oder ahd. kisil ‘Kie-
selstein’ + hausen (Loga 2007, 66–68; Walther 1971 [DS 26], 293; ; Wolf 1957, 196; Wolf
1956a, 4; Wolf 1955, 295).
Mittelhausen, HZV Nr. 26 ((845) 11. Jh. Midelhusa, 991 Midilhuson, 1194 Eremfrido de Mid-
delhusen, Eremfridus de Middelhusenn, 1229 (K.) Myttelhausen, 1230 (K.) Mittelhusen, 1238
Middelhusen, 1347 Middelhusen, 1364 Mittelhusen usw.): asä. middil ‘mittel’ + hausen (Loga
2007, 78 f.; Walther 1971 [DS 26], 294; Jochum-Godglück 1995, 493 und 524 f. ; Wolf 1957,
198; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955, 297).
Obhausen, HZV Nr. 105 ((845) 11. Jh. Hubhusa, 999 Vpphusun, 1004 Ubhuson, 1144 Ophusen,
1182 und später Uphusen, 1262 in Uphusen, 1334 Uphusen, 1400 Ophusen): asä. up ‘oben,
hoch’ + hausen (Walther 1971 [DS 26], 294; Böhme 1909, 36–38; Größler 1903, 87; Wolf
1957, 205; Wolf 1956a, 13; Wolf 1955, 302).
osterhausen, Groß-/Klein-, HZV Nr. 24 und 32 (777 (unecht) Osterhausen, (845) 11. Jh. Os-
terhusa, 932 in locis Osterhusa, 960 in Hosterhusen, 1108 Osterhusun, 1146 actum Osterhusen,
1278 uber vier huffen landes zu Groszen Osterhauszen, 1290 (A.) in villa Osterhusen, 1320
(A. 16. Jh.) in campis ville Osterhusen, 1485 zcu Osterhauszen usw.): ahd. ōstar, mhd. ōster
‘im Osten, östlich’ Freisleben 2007, 88 f.; Walther 1971 [DS 26], 294; Böhme 1909, 39 f.;
Größler 1903, 87 f.; Jochum-Godglück 1995, 213–215 (Nr. 242), 493 und 524 f. ; Wolf 1957,
198; Wolf 1956a, 5 f.; Wolf 1955, 297).
Sangerhausen, HZV Nr. 8 ((845) 11. Jh. Sangerhus, v. 900 Sangarhusen, 991 Sangirhuson,
1110 (K.) in villa, que dicitur Sangerhusen, 1141 (K.) in Sangerhusen, 1203 (K.) Samershusen
[sic!], 1216 Sangerhusen usw.): ahd. sangāri ‘Roder, Brenner’ + hausen (Loga 2007, 105–107;
Eichler /Walther SNB, 240; Walther 1971 [DS 26], 295; Wolf 1957, 196; Wolf 1956a, 4;
Wolf 1955, 295).
Sotterhausen, HZV Nr. 13 ((845) 11. Jh. Suderhusa, 1004/1014 Sidegeshusun 181, 1216 (K.)
Suthirshusen, 1220 de Sutterhusen, 1268 de Suterhusen, 1272 Sutterhausen, 1273 Sutterhusen,
1406 Sutterhausen usw.): asä. sūthar ‘südlich’ 182 + hausen (Loga 2007, 114 f.; Walther 1971
181 Angesichts der ansonsten sehr einheitlichen Belegreihe ist sehr zu bezweifeln, dass diese Nennung
hierher gehört. Die Form erweckt den Eindruck, als sei sie aus einem Personennamen wie Sidicho
oder Siduger entstanden (Förstemann PN, 1315; Kaufmann 1968, 310).
182 Zum hier nicht darzulegenden Verhältnis von Sud- und Sund- vgl. Bischoff 1957, 22–24.
Jüngere Bildungstypen 121
[DS 26], 295; Jochum-Godglück 1995, 226–228 (Nr. 268); Bischoff 1967, 31, Abb. 6; Wolf
1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Kolumne 3:
Siebenhausen (o. J. Sobenhusen, 1258 Sebbenhusen): ahd. sibun, mhd. siben ‘sieben’ (Größler
1903, 88).
Windhausen (1206 Winthusen, 1349 Hartmann de Windehusen): ahd. winid, mhd. wint
‘Wende’ 183 (Größler 1903, 88).
Hier nicht zu berücksichtigen ist Westhausen, eine Wüstung dicht nw. Wolferstedt. Die Benen-
nung ist evtl. bezogen auf die nahegelegene Westermühle (1559 molen zu Westendorf boben
Wulferstedt), vgl. Loga 2007, 126 f. Der einzige ältere Beleg, 1146 (K.) Westhusen, bezieht sich,
wie bei Dobenecker 1896–1939, 2, 450 (in den Korrigenda) vermerkt, auf einen anderen, bei
Heiligenstadt im Eichsfeld gelegenen Ort 184.
Die Mehrheit dieser Namen ist im HZV verzeichnet. Es handelt sich ausschließlich
um deappellativische Bildungen (Tab. 3.7). Hierbei handelt es sich überwiegend um
relative Lageangaben. Sofern deappellativische Bildungen auf -hausen als jünger gel-
ten können als deanthroponymische (Jochum-Godglück 1995, 514; Casemir 2003,
424; vorsichtiger Walther 1971 [DS 26], 163), wäre eine eher späte Entstehung
dieser Namen anzunehmen. Angesichts des Überwiegens von Lagebezügen im Be-
stimmungswort ist die Semantik der Bestimmungswörter zusammen mit der Arealität
zu betrachten. Diese ist überaus markant: Bis auf eine Ausnahme liegen alle Namen
westlich der Weida 185, also außerhalb des Verbreitungsgebietes slavischer Toponyme
(Tafelteil, Abb. 12, S. 228). Auch nach Nordosten hin ist die Verbreitung begrenzt
(Neuß 1995, 118). Die einzige Ausnahme Windhausen steht als Bezeichnung einer
Ansiedlung der slavischsprechenden Bevölkerung von der Motivation her in einem
anders gearteten Kontext. Die Namen des HZV lassen sich noch weiter einschränken,
indem sie sich fast ausschließlich im Vorharzgebiet um Beyernaumburg befinden 186.
In dieser arealen Verbreitung (Tafelteil, Abb. 12, S. 228) und angesichts des Um-
stands, dass Himmelsrichtungen in den Bestimmungswörtern vertreten sind, drängt
183 Angesichts des fehlenden Genitiv-s- wäre auch an ahd. wint ‘Wind’ zu denken; für den Hinweis
danke ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale).
184 Diesen Hinweis erhielt ich freundlicherweise von Kristin Loga am 6. 2. 2013.
185 Zum größeren arealen Kontext vgl. Bischoff 1957, 36 f., wo das Saale-Unstrut-Gebiet als Peripherie
eines weiter westlich gelegenen dichten Verbreitungsgebietes erscheint.
186 Dies ist die bei Walther 1971 [DS 26], 160 genannte kleinere Gruppe um Sangerhausen/Allstedt.
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122 Die deutschen Siedlungsnamen
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
Appellativ asä. middil ‘mittel’ ahd. sibun ‘sieben’
(Mittelhausen) (Siebenhausen)
ahd. ōstar ‘im Osten, ahd. winid ‘Wende’
östlich’ (Osterhausen) (Windhausen)
ahd. sangāri ‘Roder,
Brenner’ (Sangerhausen)
asä. sūthar ‘südlich’
(Sotterhausen)
asä. up ‘oben, hoch’
(Obhausen)
unsicher PN Gisil oder ahd. kisil
‘Kieselstein’
(Kieselhausen)
Tab. 3.7: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -hausen
sich eine Verbindung dieser Namen mit einer von den fränkischen Machthabern
ausgehenden konzentrierten Besiedlungsaktivität förmlich auf, ohne dass damit Vor-
stellungen von einer „fränkischen Staatskolonisation“ zu folgen ist, wie sie in der
älteren Literatur (vgl. bei Jochum-Godglück 1995, 11–29) als maßgeblich galten.
Zu beachten ist jedoch, dass es sich insgesamt nur um eher wenige Namen auf -hau-
sen handelt, deren Areal zudem perforiert ist von zahlreichen anderen Toponymen,
insbesondere Bildungen mit dem Grundwort -dorf.
Die Bildungen nach den Himmelsrichtungen sind nicht so systematisch, wie es auf
den ersten Blick scheinen mag. Sotterhausen scheint eindeutig auf Beyernaumburg
bezogen. Mittelhausen und Westhausen könnten zwar von der Lage her zusammen
gehören, Westhausen ist jedoch so spät bezeugt, dass ein überhaupt bis ins Mittel-
alter zurückreichender Name kaum anzunehmen ist 187. Bei Großosterhausen sind
rein geographisch sowohl Mittelhausen als auch Beyernaumburg als Ausgangspunkt
möglich. Hinzu käme noch eine Wüstung Osterhausen nördlich von Lodersleben bzw.
nordwestlich von Querfurt (HMTB 2677.I) und 10 km südwestlich von Großoster-
187 Daher wurde der Name auch nicht mit kartiert. Es könnte sich auch nur um eine Lagebezeichnung
im lokalen Kontext von Wolferstedt handeln, wo die Westermühle eben westlich von Wolferstedt
liegt und mit dem Beleg von 1559 schlicht ‘das westliche Dorf’ bezeichnet wurde. Der auf HMTB
2602 eingetragene Flurname Am Westerhausen allein ist für einen mittelalterlichen Siedlungsnamen
nicht belastbar.
Jüngere Bildungstypen 123
hausen, deren Bezugspunkt Allstedt gewesen sein könnte, die aber ansonsten nicht
weiter belegt ist. In ähnlicher Weise dürfte die Benennung von Obhausen auf die
Kuckenburg bezogen sein, die, wenn auch erhöht, bachabwärts liegt 188.
Sangerhausen liefert ein semantisches Indiz für Rodungs- und Landesausbauvor-
gänge. Undeutlich bleiben die Motivationen von Kieselhausen sowie des merkwürdi-
gerweise ein Zahlwort enthaltenden Siebenhausen (vgl. Pfeiffhausen, 1296 Vifhausen,
zu asä. fı̄f ‘fünf’ (Freisleben 2007; 86 f.; Größler 1903, 88; der Erstbeleg ohne
Quellenangabe bei Mansfelder Land 1982, 86).
Bei detaillierter Betrachtung sind zwar toponymische Spuren von Ausbauprozes-
sen im Umfeld fränkischer Reichsbesitzungen zu erkennen, dabei handelt es sich aber
jeweils nur um einzelne Ortschaften. Ein „Eindruck der schematischen Benennung“
(so Jochum-Godglück 1995, 599) ist aus dieser räumlich eng begrenzten Perspek-
tive aber nicht zu gewinnen. Für diese scheint auch nicht viel Platz gewesen zu sein,
denn im Gegensatz zur Beobachtung, dass sich in einer weiträumigen Perspektive
Namen auf -dorf und auf -hausen ausschließen (Walther 1971 [DS 26], 162), ist
hier zu konstatieren, dass sich entlang der Rohne beide Bildungstypen abwechseln.
Außerdem finden sich hier noch einige Toponyme mit dem Grundwort -stedt, die aber
chronologisch wohl anders zu beurteilen sind. Dies spricht ebenso gegen signifikante
Unterschiede im zeitlichen Horizont der Entstehung der Namen auf -dorf und -hau-
sen wie auch gegen eine totale Verfügbarkeit des Landes und seiner Siedlungen für
karolingische Nominationsstrategien.
Allein schon durch die Wortbedeutung impliziert dieses Grundwort 189 Vorgänge der
Siedlungserweiterung, die mit der Beseitigung von Wald elementar verbunden sind,
so dass die areale Verbreitung dieser Namen für die Siedlungsgeschichte besonders
interessant erscheint. Gemeinhin werden diese Namen mit dem hochmittelalterli-
chen Landesausbau in Verbindung gebracht, sie können aber einige Jahrhunderte
älter sein. Die Belege im HZV markieren hierbei fast den Beginn der nachweisbaren
Produktivität dieses Grundwortes, für die als Beginn zumeist etwa der Anfang des
9. Jahrhunderts angegeben wird (Schröder 1899, 376 f.; Walther 1971 [DS 26],
155; Meibeier 2006, 55):
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124 Die deutschen Siedlungsnamen
Kolumne 1:
Etzkerode, HZV Nr. 229, Wg. ((845) 11. Jh. Eggihardesrod, 1347 Eskenrode, 1437 Hatzkerode
usw.): PN Eggihard + rode 190 (Loga 2007, 41; Walther 1971 [DS 26], 307; Wolf 1957, 214;
Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 307).
Hackerode, HZV Nr. 225 und 231, Wg. ((845) 11. Jh. Hardaredesrod, 1004 Hartinrotda 191) PN
Hardarē/ād + rode (Loga 2007, 50 f.; Walther 1971 [DS 26], 307; Wolf 1957, 214; Wolf
1956a, 19; Wolf 1955, 307).
Hohenrode, HZV Nr. 223, Wg. ((845) 11. Jh. Hoenrod, (1376) Hogenrode, 1446 Hoenrode,
(1451) Honrode, 1453 Honrode, 1477 Hohenrode usw.): ahd., asä. hōh ‘hoch’ + rode (Loga
2007, 55 f.; Walther 1971 [DS 26], 307; Neuß 1971, 137–139 (Nr. 105); Wolf 1957, 214;
Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 307).
Klosterrode, HZV Nr. 19 ((845) 11. Jh. Hildiburgorod, 1162 Rhoden, 1173 Rode, (ca. 1182) K.
12. Jh. Hildeburgerothe, (nach 1200) Hilburgerode, 1223 Rothe, 1251 Hilleborcherode, 1254
(K.) Rodhe, 1469 (Or.) des closters Rode, 1469 Rodhe usw.): f. PN Hildiburg + rode (Loga 2007,
96 f.; Walther 1971 [DS 26], 307; Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Kolumne 2:
Schleberoda (nach 1200 Slaverenrode, 1308 Slaverenrode, 1350 Slabernrode): aso. PN *Słavo-
bor 192 + rode (Meier 2001, 61; Eichler SO 3, 199 193; Walther 1971 [DS 26], 325; Größler
1903, 107; Böhme 1909, 47).
Wolferode (1323 Wolferode, 1336 in villa Wolverode, (1399) A 16. Jh. Wolferode, 1400 Wulver-
ode, 1484 Wolferode usw.): PN Wolfo + rode (Freisleben 2007, 143 f.; Walther 1971 [DS 26],
273).
Kolumne 3:
Äbtischrode (keine Belege): mlat. abbatissa, mhd. ebdische ‘Äbtissin’ + rode (Freisleben 2007,
10 f.).
190 Auch wenn der Ansatz hinsichtlich des Erstbelegs problemlos ist, so lassen doch die sehr unter-
schiedlichen nachfolgenden Belege Zweifel an ihrer Zugehörigkeit zu diesem Ort aufkommen, was
ggf. noch genauer zu prüfen wäre.
191 Die Zugehörigkeit dieses Belegs hat sich als unsicher erwiesen; wahrscheinlich steht er in keinem
Zusammenhang mit Hackerode. Für diese Mitteilung danke ich Kristin Loga, Bremen.
192 Dieser Ansatz auch im AAO 2, 88. Von der Beleglage her wäre eher an einen altsorbischen Personen-
namen *Słav_r o. ä. zu denken, der aber anscheinend ansonsten nicht nachzuweisen ist, so dass wohl
eher von einer früh kontrahierten Form des angegebenen zweigliedrigen Vollnamens auszugehen ist.
193 Unter dem Stichwort Schleben.
Jüngere Bildungstypen 125
Baumersroda (1367 Baumersrode (?), 1470 Bommersrode, 1515 Bomersrode, 1581 Pumersrot):
PN Baumer o. ä. 194 + rode (Größler 1903, 106; Böhme 1909, 11 f.).
Branderoda (1400 Branderode, 1518 Branderode): wohl PN Prando (< Brandold o. ä.) + rode
(Böhme 1909, 13; Größler 1903, 106 f.).
Ebersroda (keine Belege): PN Eberhard + rode (Böhme 1909, 17; Größler 1903, 107).
Epkeborn, Wg (1347 Ebekenrode, 1400 Epkeborne, 1430 wüstes Dorf Epkeborn): < PN Ebeko +
rode (Loga 2007, 40 f.).
Erwinsrode, Wg. (1120 Erwinsrode, 1329 Bruderermesrode, 1352 Erwiegerode usw.): PN Erwin
(< Hariwini) + rode (Neuß 1971, 86–88 (63); Eigendorf 1960, 59).
Frankenrode, Wg. (1215 Frankenrode): PN Franco oder gleich lautendes App. (vgl. Größler
1903, 108; bei Größler /Meyer 1888 als Frankenrödchen).
Henkerode, Wg. (1517 Eynnckenrode, 1535 Ennickenrode, 1547 Ennickenroda, 1737 Hannicke-
rode): PN Anniko + rode (Loga 2007, 53 f.; Neuß 1971, 126 f. (Nr. 96)).
Hessenrode, Wg. (1400 Heskerode in banno Coldenborn): PN Ha(t)ziko + rode (Loga 2007,
54 f.).
194 Größler 1903, 106 setzt Bodomar an, was aber bei der gegebenen Beleglage sehr konstruiert ist.
Eher ist an eine Form wie Bäumer, Baumert zu denken (Zoder 1968, 1, 205), aber auch an ältere,
nichtdiphthongierte Formen, die sich mit den gegebenen Belegen aber nicht genauer bestimmen
lassen. Gesichert ist dies nicht – insbesondere in den ersten beiden Belegen zeigt sich ein erheblicher,
aber sicher nicht unüberbrückbarer Widerspruch zwischen -au- und kurzem -o-. Außerdem bietet
der Erstbeleg u. U. gar keine Schreibform des 14. Jahrhunderts, womit auch Namen wie Pommer
o. ä. (in Anrechnung der binnenhochdeutschen Konsonantenschwächung) in den Blick rücken. Unter
Vernachlässigung der durch den zweiten Beleg angezeigten Vokalkürze wäre auch an eine mdal.
Form wie bōm ‘Baum’ zu denken. Dieser Fall macht, wie viele andere in dieser Untersuchung auch,
das Desiderat eines umfassenden Ortsnamenlexikons für die Region deutlich.
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126 Die deutschen Siedlungsnamen
Johannrode, Wg. HMTB 2747, A (1206 ad rus S. Johannis, 1207 in monte, qui vocatur novale
S. Johannis, 1260 in villa quae dicitur novale S. Johannis): PN Johann + rode (Größler 1903,
108 f.).
Kunrode, Wg. (1320 Conrode, 1352 Cunenrode usw.): PN Cun(o) + rode (Neuß 1971, 185 f.
(147); Eigendorf 1960, 60).
Müncheroda (keine Belege): mhd. münech ‘Mönch’ + rode (Böhme 1909, 33 f.; Größler 1903,
107).
Schmalzerode (1539 Schmalzrode, 1571 Schmaltzerode): wohl zu mhd. smalz, mnd. smalt ‘aus-
gelassenes Fett’ in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit, evtl. auch vom PN Schmelzer + rode
(Freisleben 2007, 113 f. 195).
Schnapsrode, Wg. 2529.M (1424 auff dem Snappardischade 196, 1535 an Schnappers Rode):
evtl. PN Schnapper 197 + rode (Schmidt 1913, 67 f.).
Schulenrode, Wg., HMTB 2602.L (1502 Schulenrode): mhd. schûlen, ndt. schūlen ‘verborgen
sein’ (vgl. Abschnitt 1.5 sowie Neuß 1971, 337 f. (Nr. 264) und 519).
Stachelroda, Ober-, Mittel-, Unter, Wg. (1349 in Stachelrode, 1400 Sthachalrode, 1464 Sta-
chelrode): PN Stahal + rode (Größler 1903, 110).
195 Hier wird einer Herleitung von dem genannten Personennamen der Vorzug gegeben; indes scheint
ein Deappellativum wahrscheinlicher zu sein, da eine überaus nachvollziehbare Motivation nach der
Beschaffenheit des Bodens gegeben ist.
196 Wohl Verschreibung für -disrhode.
197 Eher wäre *Schnapphard o. ä. zu erwarten, was aber so nicht bezeugt zu sein scheint. Vgl. auch
Schnapp bei Zoder 1968, 2, 537.
198 So Böhme 1909, 65.
199 Nach Böhme 1909, 65 geht der Name auf die Gattin Ludwigs II. von Wippra am Anfang des
12. Jahrhunderts zurück.
200 Die Nennung des Namens an der angegebenen Stelle erfolgt im Zusammenhang mit der späteren Um-
benennung und nicht im Kontext frühmittelalterlicher Namen; daher ist der Name hier in Kolumne 3
einzuordnen.
Jüngere Bildungstypen 127
Einige weitere Namen sind hier nicht zu berücksichtigen. Landgrafroda verweist durch seine
Namengebung auf die politischen Verhältnisse des Hochmittelalters; zur Zeit der Entstehung
des HZV existierte dieser Ort noch nicht. Dies dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit auch für
die folgenden Namen gelten, für die bislang keine schriftliche Überlieferung vorliegt. Hierzu
zählen Bennrod und Hartenrode bei Karsdorf /Steigra (beide genannt bei Größler 1903, 108)
sowie einige auf den Historischen Messtischblättern verzeichnete Namen: Dittgerode (2601.F),
Sickerode (2529.F), Stegelrode (2529.a), Lützkerode (2529.d).
Die Verbreitung der Namen dieses Bildungstyps (Tafelteil, Abb. 13, S. 229) lässt drei
Schwerpunkte erkennen:
1. ein Areal im Unterharz, das sich westlich bis Eisleben zieht und offenbar Zeugnis
eines auch andernorts bezeugten großflächigen Ausgreifens von Rodungen im 7.–
9. Jahrhundert ist (Debus /Schmitz 2004, 3488; Eigendorf 1960, 17);
2. ein sehr dichtes Areal, das die Hochfläche zwischen Freyburg, Merseburg und
Weißenfels einnimmt, einem vormaligen großen Wald, „der sich auf der lößbe-
deckten Muschelkalkplatte von den Vierdörfern bei Querfurt an bis nach Freyburg
a. U. [= an der Unstrut – Ch. Z.] hinzog und dessen Rest jetzt den slawischen
Namen ‚Alte und neue Göhle‘ (gola), auf deutsch ‚Heide‘ führt“ (Größler 1903,
106 201);
3. einige verstreute Orte zwischen beiden Arealen, wobei es sich insbesondere um
Ansiedlungen im Bereich des heutigen Ziegelrodaer Forsts handelt (vgl. Größler
1903, 106).
Selbstverständlich ist nicht zu bestreiten, dass viele rode-Orte zur Zeit der Aufzeich-
nung des HZV noch nicht existierten, also jüngere Gründungen sind. Dies dürfte
insbesondere für das südliche Areal zutreffen, das seine Entstehung einem hochmit-
telalterlichen Ausbauprozess zu verdanken scheint, der jedoch weiter nicht belegt ist.
Auch bei den verstreuten Namen in der Mitte dürfte es sich um Benennungen jüngerer
Ausbausiedlungen an der Peripherie der älteren Orte handeln, wobei die Personenna-
men Schnapper und ggf. Schmelzer eher der hoch- und spätmittelalterlichen Bei- und
Familiennamengebung zuzuordnen sind.
Im Harz jedoch ist angesichts des relativ dichten Areals, das sich nach Südwesten
ins Eichsfeld hinein fortsetzt und dort „vorwiegend“ im 10./11. Jahrhundert entstan-
den sein soll (Rosenkranz 1990, 94), nicht davon auszugehen, dass die nicht im
HZV belegten Namen generell jünger sind als das HZV. Dennoch findet sich gerade
hier, nur wenige Kilometer entfernt von den im HZV bezeugten Toponymen, ein
Beleg, der wie kein anderer die späte Entstehung eines -rode-Namens illustriert. Noch
1388 ist Hainrode belegt als Henriche vom Hayn czu Ruden (Loga 2007, 49 f.). Die
Entwicklung eines festen Siedlungsnamens erfolgte also erst im späten Mittelalter.
Dies mahnt zur Vorsicht gegenüber Schlüssen, die aus der Arealität für Einzelfälle
abgeleitet werden: Dicht beieinanderliegende, analog gebildete Namen können also
im Abstand eines halben Jahrtausends entstanden sein.
201 Die slavische Herleitung des genannten Namens ist prinzipiell richtig.
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128 Die deutschen Siedlungsnamen
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
Areal 1
PN Eggihard (Etzkerode) Wolfo (Wolferode) Anniko (Henkerode)
Hardarē/ād Daiko (Deikerode)
(Hackerode) Ebeko (Epkeborn)
Hildiburg Erwin (Erwinsrode)
(Klosterrode)
Gebahard (Gebhardsrode)
Ha(t)ziko (Hessenrode)
Cun(o) (Kunrode)
Schnapper (Schnapsrode)
Appellativ ahd., asä. hōh ‘hoch’ mhd. smalz ‘ausgelassenes Fett’
(Hohenrode) (Schmalzerode)
Areal 2
PN aso. *Słavobor Adelbrecht (Albersroda)
(Schleberoda) Ba /edilo (Bärsrode)
Baumer (Baumersroda)
Berthold (Petersrode)
Burghard (Borkersrode)
Eberhard (Ebersroda)
Prando (Branderoda)
Snello (Schnellroda)
Appellativ mhd. münech ‘Mönch’
(Müncheroda)
mhd. schûlen ‘verborgen sein’
(Schulenrode)
Areal 3
PN evtl. Brun_ (Brommerrod)
Franco (Frankenrode)
Hildebrecht (Hildebrechtsrode)
Johann (Johannrode)
Mathilde (Ziegelroda)
Stahal (Stachelroda)
Appellativ mhd. ebdische ‘Äbtissin’
(Äbtischrode)
Tab. 3.8: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -rode
Jüngere Bildungstypen 129
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130 Die deutschen Siedlungsnamen
Während Bildungen auf -bach, die sich chronologisch nicht einschränken lassen
(Casemir 2003, 379–381), sehr häufig sind, ist das synonyme, aber in älterer Zeit
produktive Grundwort -aha im Gebiet des HZV lediglich in drei Namen festzustel-
len (vgl. Abschnitt 3.3.6) 203. Dieses Verhältnis scheint dafür zu sprechen, dass die
toponymische Landschaft der Region keinen sehr alten Charakter aufweist. Ein area-
ler Vergleich beider Endelemente, der die Aussage nachprüfen könnte, dass Namen
auf -bach weiter bachaufwärts liegen als solche auf -aha (Walther 1971 [DS 26],
149) ist bei nur drei Namen auf -aha, deren Erklärungen z. T. über Vermutungen
kaum hinausreichen, kaum angebracht. Die im HZV belegten Toponyme auf -bach
überwiegen:
Kolumne 1:
Brumbach, HZV Nr. 232, Wg. ((845) 11. Jh. Brunbach, 1349 villa Branbeke, 1400 Brunbeke,
1430 Brumbach, auch Brambach, 1477 Brunnbach): ahd., asä. brūn ‘braun’+ bach (Loga 2007,
26 f.; Walther 1971 [DS 26], 259; Neuß 1971, 33–35 (Nr. 28); Wolf 1957, 214; Wolf 1956a,
19; Wolf 1955, 308).
Klosterrohrbach, HZV Nr. 2 ((845) 11. Jh. Rurbach, 1050 (K.) Rorbeche, 1285 (K.) Henricum
de Rorbach, 1317 in villa Rorbeche, 1347 Rhorbach usw.): ahd. rōr ‘Rohr, Schilf’ + bach (Loga
2007, 100 f.; Walther 1971 [DS 26], 261; Wolf 1957, 196; Wolf 1956a, 4; Wolf 1955, 295).
Leimbach, HZV Nr. 99 ((845) 11. Jh. Leimbach, 1181 Limbeke, 1214 de Leimbeche, 1283 Limbe-
cke, 1400 Lymbech): ahd. leimo ‘Lehm’ 204 + bach (Walther 1971 [DS 26], 260; Böhme 1909,
29; Größler 1903, 74; Wolf 1957, 204; Wolf 1956a, 12; Wolf 1955, 301).
Rothenschirmbach, HZV Nr. 33 ((845) 11. Jh. Scrinbechiu, 1141 Scirimbich, (ca 1150) in
Schermbeke, (1175–1178) inter Skirmbeche et Horenberch, (1200) A. 13. Jh. Otto de Scerenbe-
che, 1261 Schermbecke, (O. D. um 1300) (A. 16. Jh.) in villa Scher(mbeke), (1317) A. 16. Jh. in
campis ville Schernbech, 1364 Scherembeke, 1473 (A.) Schernbech, 1490 Rothenschermbech /
Rotenschermbich, (1513) Rothen Schernbich): asä. skı̄r(i), mnd. schı̄r ‘rein, lauter, schier’+ bach
(Freisleben 2007, 107–109; Walther 1971 [DS 26], 261; Böhme 1909, 46 f.; Größler 1903,
75; Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955, 297).
im Seebich, HZV Nr. 4, Wg./Flurname ((845) 11. Jh. Seobach, 991 Sobechi): ahd., asä. sēo
‘See’ + bach, im Sinne eines bei Überflutung sehr breit werdenden Bachs (Loga 2007, 112 f.;
Walther 1971 [DS 26], 262; Wolf 1957, 196; Wolf 1956a, 4; Wolf 1956b, 18; Wolf 1955,
295).
203 Das weitgehende Fehlen dieser Namen östlich des Harzes wurde bereits von Walther 1971 [DS 26],
149 festgestellt.
204 Die niederdeutschen, Lim- zeigenden Belege dürften von asä. lēmo ‘Lehm’ ausgehen, wobei in
Rechnung zu stellen ist, „dass manches i wohl auch nur die geschlossene aussprache des ê anzeigt“
(Lasch 1914, 91, § 147).
Jüngere Bildungstypen 131
Sittichenbach, HZV Nr. 22 ((845) 11. Jh. Sidichenbechiu, 932 Sitechenbahque, 1141 in Sichem,
(1147–1149) abbas de Siche[m] Vulcuvinus, 1154 in Sidekenbische, [1175–1178] Helphethe et
Sichem, 1180 in Sedeckenbecke, 1190 (A. 13. Jh.) in Sychem, 1195 Sychemensi, 1202 in Sychem,
1202 in Sychem, 1209 in Sychem, 1228 in Sychem usw., 1350 in Sedekenbeke, 1357 Sychem,
1359 in Sedichenbech, 1361 in Sychem, 1364 closter Sitkenbeke, 1376 clostir Sichenbech usw.):
evtl. PN Sidicho (< Siduger) + bach (Freisleben 2007, 118–120; Walther 1971 [DS 26],
262; Böhme 1909, 51 f.; Größler 1903, 75; Wolf 1957, 1908; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955,
297) 205.
Weißenschirmbach, HZV Nr. 138 ((845) 11. Jh. Scrinbach): asä. skı̄r(i) ‘rein, lauter, schier’ +
bach (Walther 1971 [DS 26], 261; Böhme 1909, 47; Größler 1903, 75; Wolf 1957, 208;
Wolf 1956a, 15; Wolf 1955, 304).
Kolumne 3:
Mallerbach, Wg. (1241 (K.) Henricus de Alerbach, 1289 (K.) ville Alrebach, 1290 (K.) villam
Malrebach, 1490 Pauwel Mallerbach): ahd. alar als Nebenform zu elira f. ‘Erle (Alnus)’ + bach
(Loga 2007, 77 f.; vgl. EWA 2, 1049–1055, insbesondere 1049 f.).
Roßbach (1057 Rozpach, 1176 Rosbah, 1218 Rozbach): ahd. riozan ‘weinen, trauern’, ahd. rūzen
‘stöhnen, rauschen, knarren o. ä.’ oder ahd. ruozzen ‘aufwühlen, pflügen’+ bach (Böhme 1909,
44; Größler 1903, 74 f.).
Schönbach, Wg. (1347 Schonenbeke, 1430 Schönbeck, 1516 ein flegk zw Schenbigk usw.): ahd.
skōni, mhd. schœn ‘schön’ + beke /bach (Loga 2007, 108 f.).
Weidenbach 206 (1120 Widenbecke, 1340 Wydenbach, 1402 Weidenbech): ahd. wı̄da ‘Weide
(Salix)’ + bach (Böhme 1909, 58; Größler 1903, 75).
Zu ergänzen wäre eine eventuelle Wüstung Tiefenbeck ö. Pölsfeld (HMTB 2529.L), die aber
weiter nicht belegt ist.
205 Die in den Quellen häufige Bezeichnung des Klosters als Sichem o. ä., die in den ersten beiden
Jahrhunderten seiner Existenz die Belegreihe dominiert, wird von Freisleben 2007, 115 festgestellt,
aber nicht weiter interpretiert. Es dürfte sich um eine sekundäre Eindeutung des alttestamentlichen
Sichem, einer Stadt im Bereich des heutigen Nablus, handeln, die in Gen 12, 6–8, 33, 18–20 und
35, 4 sowie Jos 24 eine Rolle spielt. Inwieweit die jeweiligen Kontexte der Landnahme in Kanaan
und der Versammlung der Stämme Israels für Sittichenbach von Bedeutung waren (das Auftreten
Sichems als Personenname in Gen 34 dürfte sicher keine Rolle spielen), ist an dieser Stelle nicht zu
klären.
206 Heute Altweidenbach.
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132 Die deutschen Siedlungsnamen
Bei diesen ursprünglichen Gewässernamen stellt sich die Frage, ob die Siedlungs-
namen tatsächlich als Komposita aufzufassen sind oder ob es sich nicht dahingehend
um Simplizia handelt, dass eine Transonymisierung zusammengesetzter Bachnamen
erfolgte, die aber als solche, quasi im Ganzen, ohne Hinzufügung weiterer onymisie-
render Elemente, zu Siedlungsnamen wurden (vgl. dazu im Kontext der Flurnamen
Tyroller 1996, 1430). Auf diese onomastisch nicht unbedeutende Frage ist hier
zwar hinzuweisen, auf sie muss jedoch nicht näher eingegangen werden, da vergleich-
bare Übertragungen anderer Namen auf Siedlungsnamen, die ähnlich zu beurteilen
wären, wie z. B. Winkel (vgl. Abschnitt 3.3.6), zu selten sind, um im Vergleich mit
den Transonymisierungen auf -bach aussagekräftig zu sein. Aus siedlungshistori-
scher Perspektive dürfte außerdem bei kleineren Bächen in vielen Fällen kaum zu
unterscheiden sein, ob primär das Gewässer oder die an ihm liegende Siedlung be-
nannt wurde. Praktikabel und auch sachlich naheliegend erscheint die Annahme,
dass sich der Benennungsakt auf beide Objekte gleichzeitig bezogen hat, wobei für
die Ortschaft das Charakteristikum der Lage an diesem Gewässer ausschlaggebend
war.
Damit ist es gerechtfertigt, für eine strukturelle Analyse diese Toponyme ana-
log den übrigen Siedlungsnamen zu betrachten. Hierbei ergibt sich ein klares Bild
(Tab. 3.9). Es handelt sich überwiegend um deappellativische Bildungen, während ein
Personenname eine Ausnahme darstellt. Die Bestimmungswörter zeigen ein typisches
Inventar von Motivationsmöglichkeiten für Gewässer: Die Färbung des Wassers und
charakteristische Pflanzen. Ein ‘klarer Bach’ kann dabei leicht zweifach vorliegen,
wobei eine Differenzierung beider in größerer Entfernung voneinander liegender
Orte durch unterscheidende Attribute erst in Zeiten zunehmender schriftlicher Kom-
munikation notwendig wird. Dass dann schon das altsächsische Bestimmungswort
nicht mehr verstanden wurde, ist einerseits im Lichte der durch die Schriftbelege
dokumentierten starken sprachlichen Verformung ganz natürlich, wird aber anderer-
seits durch die hinzugefügten Attribute deutlich. Diese greifen offensichtlich mit der
Färbung die gleiche Motivation auf, die schon für die ursprünglichen Benennungen
ausschlaggebend war 207.
207 Für Böhme 1909, 46 waren die von rotem Ton bestimmten Bodenverhältnisse für die Benennung
maßgeblich; während weiß lediglich der Kennzeichnung des Gegensatzes dient, ohne nachvollzieh-
bares naturräumliches Charakteristikum. Größler 1903, 75 als Kenner der lokalen Topographie
bezieht hingegen die Benennungen konkreter auf den Untergrund, der zum einen vom hier ausgehen-
den Rotliegenden (der älteren Formation des Perm), zum anderen aber von weißgrauem Muschelkalk
(der mittleren Trias) geprägt ist.
Jüngere Bildungstypen 133
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
PN Sidicho (Sittichenbach)
Appellativ ahd., asä. brūn ‘braun’ ahd. alar ‘Erle (Alnus)’
(Brumbach) (Mallerbach)
ahd. leimo ‘Lehm’ ahd. riozan ‘weinen’
(Leimbach) o. ä. (Roßbach)
ahd. rōr ‘Rohr, Schilf’ ahd. skōni ‘schön’
(Klosterrohrbach) (Schönbach)
ahd., asä. sēo ‘See’ ahd. wı̄da ‘Weide
(Seebich) (Salix)’ (Weidenbach)
asä. skı̄r(i) ‘rein, lauter,
schier’
(Rothenschirmbach)
asä. skı̄r(i) ‘rein, lauter,
schier’
(Weißenschirmbach)
Tab. 3.9: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -bach
Auch die Toponyme mit dem Grundwort -bach beschränken sich, wie schon die
Namen auf -hausen, auf das Gebiet westlich der Weida. Ob hinsichtlich dieser Aus-
schließlichkeit zwischen beiden Namengruppen ein direkter Zusammenhang besteht,
ist aber eher zu bezweifeln. Einige Orte liegen am Rand des Helmerieds, meistens
aber am Oberlauf kleinerer Bäche, was der o. g. Beobachtung bei Walther 1971
[DS 26], 149 vollends entspricht.
Areale Besonderheiten der zahlenmäßig hervorstechenden Namen im HZV sind
nicht auszumachen (Tafelteil, Abb. 14, S. 230), demgegenüber ist aber die Nach-
barschaft von Brumbach (im HZV) und Schönbach (nicht im HZV) bei Wippra
interessant, die evtl. als Indiz dafür zu werten ist, dass nur ein Teil der im 9. Jahrhun-
dert bestehenden Siedlungen im HZV aufgezeichnet wurde.
Die schriftlichen Zeugnisse für niederdeutsche Sprachformen beschränken sich
auf den Norden, das Einzugsgebiet der zur Salza hin abfließenden Bäche, was auf den
ersten Blick im Hinblick auf die nur wenig nördlicher verlaufende ik /ich-Linie auch
plausibel erscheint. Dennoch liegen Ortsnamenformen auf -beke noch aus späteren
Jahrhunderten aus dem Gebiet südlich der Unstrut vor (Bischoff 1967, 236, Abb. 27),
was die begrenzte Aussagekraft der wenigen hier behandelten frühen Namenbelege
deutlich macht.
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134 Die deutschen Siedlungsnamen
-burg, Kolumne 1:
Beyernaumburg, HZV Nr. 14 und 241 ((845) 11. Jh. Nuinburc, (866–900) Niuuenburg, 979
Niuuanburch, 1120 Niuvenburhc, 1136 Nienburch, 1197 (K.) Neumburgk, 1219 Neumburg, 1249
(K.) advocatus de Beiger-Nyenborch, 1262 (K.) Nienburg, 1302 (K.) Beyernigenburch, 1308
(Or.) Beyernigenburch, 1325 (K.) Nigenborch, 1364 (Or.) Bayer-Naumburg usw.): asä. niuwi
‘neu’ + burg 209 (Loga 2007, 81 f.; Walther 1971 [DS 26], 318; Wolf 1957, 197 und 215; Wolf
1956a, 5 und 20; Wolf 1955, 296 und 308).
Hornburg, HZV Nr. 34 ((845) 11. Jh. Hornberc, 932 Hornpergi, 994 Quae ex Oscherslevo ten-
ditur usque Hornaburhc, 1120 in Horenberg, 1128 Guncelinus de Horneburch, 1195 Hornburc,
1234 Horneburch usw.): ahd., asä. horn ‘Horn, Berg-, Landspitze’ + berg (Freisleben 2007,
64 f.; Walther 1971 [DS 26], 317; Neuß 1971, 152 f. (Nr. 116) sowie 129 f. (Nr. 98); Wolf 1957,
199; Wolf 1956a, 6; Wolf 1955, 297).
Korbesberg, HZV Nr. 46 und 247, bei Lengefeld ((845) 11. Jh. Gerbergoburc, (866–900)
11. Jh. Gerburgoburg, 979 Gerburgaburch): f. PN Gerburga + burg (Walther 1971 [DS 26],
317; Wolf 1957, 200 und 218; Wolf 1956a, 8 und 21; Wolf 1956b, 20; Wolf 1955, 298 und
309; Grimm 1958, 303, Nr. 596).
Kuckenburg, HZV Nr. 106 und 254 ((845) 11. Jh. Cucunburg, (866–900) 11. Jh. Cucunburg,
979 castellum Cucunburch, 1004 Cucinburg, 1120 Kuckenburg, 1182 Cukenburch, ab 1201 Ko-
ckenborg, Kockenburch, Kuckenburg): evtl. aso. PN *Kuk_(n) + burg, sekundär an ahd. guckōn
‘schauen, gucken’ angeglichen? (im Sinne von Schauenburg) 210 (Walther 1971 [DS 26], 317 f.;
208 Helfta (HZV Nr. 240 und 38), Allstedt (242 und 43), Schraplau (244 und 65), Bornstedt (245 und 21),
Querfurt (249 und 103), Burgscheidungen (250, 151 und 153), Burgwerben (251, 257, 214 und 216),
Mücheln (252 und 175), Goseck (253 und 170), Lettin (255 und 75), Holleben (256 und 131).
209 Das erst in jüngerer Zeit hinzutretende Attribut Beier- kann hier unberücksichtigt bleiben.
210 Ein Äquivalent zu ahd. guckōn ist im Niederdeutschen nicht belegt (vgl. DWB 9, 1033: „fehlt dem
nd.“); hier als semantische Entsprechung kiken. Dessen Einfluss führte erst zur Anlautverhärtung
kūken im Mittelhochdeutschen (Kluge /Seebold 2011, 379, die aber in diesem Fall bereits für
das 9. Jahrhundert, also viel zu früh, vorliegen müsste. Daher und angesichts der Konsequenz des
K-Anlauts in den Belegen wäre an ein anderes Etymon zu denken, etwa an den oben angegebenen
Jüngere Bildungstypen 135
Böhme 1909, 28; Größler 1903, 101 f.; Wolf 1957, 205 und 219; Wolf 1956a, 13 und 21;
Wolf 1955, 302 und 309).
Merseburg, HZV Nr. 212 und 243 ((845) 11. Jh. Mersiburc ciuitas, (866–900) 11. Jh. Merse-
burg, (932) um 1150 in Merseburc, 949 Mersapurac, 952 Merseburg, (965) Ende 16. Jh. Mers-
burg, 968 Merseburg(o), 973 Mersiburg, 974 Mersabu[r]g, 975 Merseburch, 980 Merseburg,
1030 Mersiburg, 1043 Meresburg usw.): wohl ur-/westgermanisch *mersō ‘(mit) Kies /Schot-
ter (versehen)’ 211 + burg (Bichlmeier 2016a; Bichlmeier 2015; vgl. hinsichtlich vorheriger
Überlegungen Zschieschang 2016a, 96–99; Zschieschang 2016b, 207–209; Zschieschang,
im Druck b; Greule 2014, 347; Hartig 2012; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 218–220;
Eichler /Walther SNB, 186 f.; Eichler 2001, 24 f.; Wolf 1957, 213 und 216; Wolf 1956a, 18
und 20; Wolf 1955, 307 und 308).
Seeburg, HZV Nr. 42 und 246: ((845) 11. Jh. Seoburc, (866–900) 11. Jh. Seoburg, (952) A.
18. Jh. in Seborch, 980 in Seburg, 1120 in Seburch, 1136 in Seburch, (1179) A. 16. Jh. Seburg,
1180 castrum nostrum Seburch, 1184 castrum Seburg, 1191 castrum nostrum Seburg, 1211 ex
parte altera de Seburgensi, 1318 Seborch usw.): ahd., asä. sēo ‘See’ + burg (Freisleben 2007,
114 f.; Walther 1971 [DS 26], 319; Wolf 1957, 199 und 217; Wolf 1956a, 7 und 20; Wolf
1955, 298 und 309).
Spielberg, HZV Nr. 142, 144, 147 und 261: ((845) 11. Jh. Spiliberc, (M 9. Jh.) 11. Jh. 212 Spi-
liberg, 954 villa Spileberg vocata, quae etiam alio nomine Sibrivici dicitur, in marca quoque
quae Smeon nominatur sita, 1053 Spiliberch): wohl ahd. spëllon ‘feierlich reden, sprechen, vor-
tragen’ + berg, vielleicht ‘Gerichtsstätte’ (Walther 1971 [DS 26], 319; Böhme 1909, 52 f.;
Größler 1903, 102; Wolf 1957, 208; Wolf 1956a, 15 und 22; Wolf 1955, 304).
Vitzenburg, HZV Nr. 57, 59 und 248 ((845) 11. Jh. Fizenburc, (866–900) 11. Jh. Vizenburg, 979
Vitzanburch, 991 Vicenburg, 1197 Vizenburg, 1334 Wyzenburg, 1400 Vytzenborch): PN Fizzo +
burg (Walther 1971 [DS 26], 320; Böhme 1909, 56 f.; Größler 1903, 103; Wolf 1957, 201
und 218; Wolf 1956a, 9 und 21; Wolf 1955, 299 und 309).
-burg, Kolumne 2:
Wimmelburg ((1038) in Wimilaburch, 11. Jh. Wimodeburg, 1108 Wimodeburhc, 1121 Wimode-
burg, 1177 Wimodeburg, 1195 in Wimodeburch, 1196 in Wimedeburc, 1205 Wimodeburg, 1215
in Wimedeburch, 1272 Wymedeburgk, 1313 in villa Wimedeburch, 1318 ecclesie in Wimedeborch
usw., 1411 czu Wymedeborg, 1420 Wimelborgk, 1449 in Wymelborg, 1455 zu Weymelburg, 1463
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136 Die deutschen Siedlungsnamen
-burg, Kolumne 3:
Lutisburg, vgl. HMTB 2976 (1036 Ludesburg, 1067 Wilhelmus rex de Lutisleve, 1147 Ludes-
burg, 1156 Ludesborch, Lodesborch): PN L(i)udo (< Liudolf ) + burg (Größler 1903, 102 f.).
Die Schwemeburg (HZV Nr. 258) ist nicht sicher zu lokalisieren und damit gemäß den in Ab-
schnitt 1.5 formulierten Prämissen hier nicht weiter zu berücksichtigen (vgl. Größler 1903,
102; Wolf 1957, 220; Wolf 1955, 309; Wolf 1956b, 21; Grimm 1958, 280, Nr. 479); auch
die sprachliche Erklärung ist nicht eindeutig (Walther 1971 [DS 26], 319). Urkundlich nicht
sicher belegt ist die Weißenburg bei Zscheiplitz, die ihren Namen nach dem dort anstehenden
weißen Muschelkalk erhalten haben könnte (Größler 1903, 102). Die Wüstung Klein-Hornburg
(HMTB 2603.A) ist im Zusammenhang mit Hornburg (HZV Nr. 34) zu sehen; die Existenz einer
separaten „Anlage aus der fränkischen Ausbauzeit“ (Neuß 1971, 152 f. (Nr. 116)) ist in Zweifel
zu ziehen, bzw. aus rein namenkundlicher Sicht hier nicht weiter zu berücksichtigen.
Die Lokalisierung der Seoburg im heutigen Seeburg dürfte unstrittig sein. Der Lage-
bezug ist im Hinblick auf die Namenmotivierung an Deutlichkeit kaum zu übertreffen.
Davon zu trennen ist die Frage, ob die Hocsioburg des Jahres 743 hiermit zu ver-
binden ist oder nicht. Hierbei ist einerseits zu bedenken, dass es viele Seen gibt, die
zur Benennung einer Örtlichkeit in Frage kämen, und dass andererseits nicht -seo-,
sondern -sio- geschrieben wird. Zweifel an einer Identifikation mit Seeburg werden
bereits seit Langem geäußert:
„Uebrigens [sic!] kann dem Versuch, in der Seeburg die bekannte Hoohseoburg des karolin-
gischen Feldzugs von 743 und die ‚Gauburg‘ des als ‚Hochseegau‘ gedeuteten Hassegaus zu
erblicken, auch mit Rücksicht auf das Zehntverzeichnis nicht beigepflichtet werden, anderer
geographischer Gründe zu geschweigen.“ (Wolf 1956a, 28)
Auch in der Namenforschung herrscht diesbezüglich Skepsis (Freisleben 2007, 115;
weniger kritisch ist Walther 1971 [DS 26], 319). Letztendlich ist die Lokalisierung
der Hocsioburg für die vorliegende Untersuchung nicht von großer Bedeutung.
Hinsichtlich des Verhältnisses der beiden Varianten des Grundworts -burg/-berg
bietet sich ein überaus eindeutiges Bild: Abgesehen von zwei Namen finden sich
ausschließlich Schriftbelege mit -u- im Grundwort. Ein Wechsel zwischen -u- und
-e- ist nur bei Hornburg zu beobachten, während das schlecht belegte Spielberg aus-
schließlich -e- zeigt. Interessanterweise handelt es sich bei diesen beiden Namen um
die beiden im HZV nicht als Burg genannten Toponyme. Daraus wäre zu schließen,
dass es sich nicht um Befestigungen gehandelt hat. Dies würde aber eine konse-
quente Verwendung der beiden Varianten des Grundworts – eine für Befestigungen,
die andere für unbefestigte Erhebungen – voraussetzen, was die Belege der im HZV
enthaltenen Namen immerhin sehr eindeutig nahelegen. Die Gebundenheit von Na-
Jüngere Bildungstypen 137
men mit dem Grundwort -burg an nachweisliche Befestigungen wurde bereits für
Niedersachsen festgestellt (Casemir 2003, 389), ebenso der Ausnahmecharakter des
Schwankens zwischen -berg und -burg bei nur einzelnen Toponymen (Casemir 2003,
385 f.; Casemir /Menzel /Ohainski 2011 [NOB 7], 236).
Fast ebenso eindeutig zeigt sich die Statistik der Bestimmungswörter (Tab. 3.10).
Deappellativische Bildungen überwiegen. Dass die nicht im HZV genannten -burg-
Namen demgegenüber Deanthroponymika sind, dürfte bei nur zwei Namen Zufall
sein. Auch wenn diese beiden Toponyme strukturell nicht anders zu bewerten sind
als die im HZV belegten, ist nicht mit Sicherheit zu behaupten, dass sie bereits im
9. Jahrhundert existierten. In ihrer Arealität zeigen die -burg-Namen keine Besonder-
heiten; sie sind über das ganze HZV-Gebiet verbreitet (Tafelteil, Abb. 15, S. 231). Die
letztlich geringe Zahl der Toponyme verbietet hier weitere Beobachtungen.
Ortsnamen
Im HZV Nicht im HZV
in DS 26 nicht in DS 26
Kolumne 1 2 3
PN Gerburga (Korbesberg) Wi(g)mod L(i)udo (Lutisburg)
Fizzo (Vitzenburg) (Wimmelburg)
aso. *Kuk_(n)
(Kuckenburg)
GewN germ.. *mersō ‘Kies,
Schotter’ (Merseburg)
Appellativ asä. niuwi ‘neu’
(Beyernaumburg)
ahd., asä. horn ‘Horn u.
ä.’ (Hornburg)
ahd., asä. sēo ‘See’
(Seeburg)
ahd. spëllon ‘feierlich
reden’, Gerichtsstätte
(Spielberg)
Tab. 3.10: Die Basiselemente der Ortsnamen auf -berg/-burg
Die Ergänzung durch das antonymische Grundwort -tal folgte dem Bestreben nach
sachbezogener Übersichtlichkeit; aussagekräftige Ergebnisse sind angesichts der ge-
ringen Zahl der vorliegenden Namen nur zum Teil möglich. Dass die vorliegenden
Namen auf -tal mit den Bildungen auf -berg/-burg in einem Zusammenhang stehen,
ist unwahrscheinlich:
Helmstal, Wg. (1220 Helmesthale, 1319 Helmstal, 1353 Helmsthal, 1422 Helmesdal, 1465
Helmesdal): < FlN Helme oder PN Helm(_) + tal (Loga 2007, 52 f.).
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138 Die deutschen Siedlungsnamen
Othal (1486 das Ochthal): unklar, evtl. mhd. ouwe, mnd. ô, ouwe ‘Aue’ + tal 213 (Loga 2007,
88 f.).
Teutschenthal/Deussen, HZV Nr. 90, 92, 95, 98 und 101 ((845) 11. Jh. Dussina, 1136 Dusne,
1363 Deussenthal, 1400 Tutzenthal): *Dušina/*Dušna zu *duch ‘Geist’, ursprünglich wohl GewN
(Eichler SO 4, 19; Walther 1971 [DS 26], 230; Eichler HZV, 153; Hengst 1990, 249; Neuß
1971, 446; Wolf 1957, 204 f.; Wolf 1956a, 11–13; Wolf 1955, 301 f.).
Für eine Wüstung Moder- oder Miedertal ist mit nur einem, und überdies sehr jungen Beleg
(1729 Maidertal) keine eindeutige Grundform zu ermitteln (vgl. Neuß 1971, 225–227 (Nr. 175)).
Sie dürften viel jünger sein als die -burg-Namen. Dass sich Helms- und Othal dicht
beieinander befinden und jeweils die Nähe einer im HZV bezeugten Burg suchen,
dürfte dem Zufall geschuldet sein. Bei Teutschenthal ist das spätere Erscheinen des
Endelements schriftlich bezeugt. Es steht wohl im Zusammenhang mit einem Trans-
formationsprozess, indem eine Gruppe kleinerer Einzelsiedlungen zunehmend als eine
Einheit betrachtet wurde. Hierbei handelt es sich um eine Agglomeration von sechs
oder sieben sehr dicht beieinanderliegenden Ortschaften, die namentlich nachweisbar
sind (vgl. auch Neuß 1995, 122):
Deussen (HMTB 2604.O, vgl. Abschnitt 2.3 214),
Gottsdorf (HMTB 2604.P, vgl. Abschnitt 3.4.1),
Bossdorf (HMTB 2604.Q, vgl. Abschnitt 3.4.1),
Ibitz (HMTB 2604.R, vgl. Abschnitt 2.3),
Ösnitz (HMTB 2604.S, vgl. Abschnitt 2.3),
Wordheim/Würden (Neuß 1971, 446; auf HMTB 2604 verzeichnet).
Dieses Konglomerat wird ergänzt von der Wüstung Kusdorf (1452 Koischdorf; Neuß
1971, 188 f. (Nr. 149)) und evtl. von Nachsdorf , ebenfalls einer Wüstung, deren Lage
jedoch unbekannt ist (Neuß 1971, 240 f. (Nr. 184)). Gemeinsames Kennzeichen dieser
Siedlungen war ihre Lage im Tal des heutigen Würdebaches, das für die Benennung
der Agglomeration Pate stand. Dabei steht Dussina sowohl für eine der Siedlungen
als auch für den Bach, dessen Name wohl ursprünglich so lautete.
213 Ein erheblich früherer, noch bei Loga 2007, 52 genannter Beleg 1146 (K.) in Occandale gehört
nicht zu dieser Ortschaft. Hinzu tritt allerdings 1473 an dem Otale. Abgesehen davon, dass eher ein
Flurname vorzuliegen scheint, verändern sich die lautlichen Voraussetzungen für die Erklärung des
Namens grundlegend, und mnd. ö̂ken ‘mehren, vergrößern’ sowie mhd. ocker ‘Ocker’ kommen als
Anknüpfungspunkte nicht mehr in Frage. Vielmehr ist an Stelle von Ok- von Oh- auszugehen, wes-
halb die oben genannte Anknüpfung in Erwägung zu ziehen ist. Diese Informationen verdanke ich
Kristin Loga, die mir freundlicherweise vertrauensvoll einen Einblick in ihre laufenden Forschungen
ermöglicht hat.
214 Aus diesem Namen entwickelte sich Teutschenthal. Die Eintragung als Wüstung auf dem HMTB ist
wie auch bei den folgenden nicht ganz korrekt, da die Orte trotz der onymischen Zusammenfassung
weiterbestanden.
Sporadisch auftretende Bildungsmuster 139
Im Gebiet des HZV finden sich Grundwörter, die jeweils nur in einem, zwei oder drei
Ortsnamen begegnen. Für eine statistische Auswertung sind diese kaum zu verwer-
ten. Es handelt sich dabei aber auch um Bildungen, die ansonsten durchaus häufig
auftreten, z. B. auf -hain und -walde. Eine Reihe von Grundwörtern ist aber generell
nur in sehr geringem Maße produktiv gewesen, wie die Bände des Niedersächsischen
und des Westfälischen Wörterbuches zeigen, wo von insgesamt 115 aufgelisteten
Grundwörtern und Suffixen 45 (40 %) in einem oder mehreren Bänden nur jeweils
einmal vorkommen, 34 (30 %) überhaupt nur ein einziges Mal und 84, also drei
Viertel, in allen Bänden zusammengenommen weniger als zehnmal. Auch wenn es
sich im etymologischen und morphologischen Sinne dabei zweifelsohne um Grund-
wörter handelt, ist doch zu fragen, ob diese tatsächlich als systemhaft zu behandeln
sind oder ob sie nur okkasionell auftreten, bezogen auf konkrete Lageverhältnisse
oder andere Umstände, die sich aus heutiger Sicht wohl nur selten rekonstruieren
lassen.
Dass die Zahl der selten auftretenden Basiselemente unter den nicht im HZV
verzeichneten Namen größer ist (vgl. Tab. 3.1), verweist darauf, dass das HZV die To-
ponymie nur bis maximal zum Zeitpunkt seiner Aufzeichnung abbildet; alle erst später
entstandenen Namen jedoch nicht mehr berücksichtigen kann. Hierzu gehören u. a.
Bildungen auf -walde, die typisch für den hochmittelalterlichen Landesausbau sind
und deren Fehlen im HZV nicht weiter verwundert. Dieser Umstand ist jedoch dahin-
gehend nicht überzubewerten, dass es sich zum großen Teil um chronologisch eher
merkmallose Elemente handelt. Dem steht gegenüber, dass sich andere, eigentlich für
das Hochmittelalter typische Grundwörter (-dorf, -hausen, -rode) wie dargestellt sehr
zahlreich bereits im HZV finden.
Für chronologische oder areale Fragen geben also diese Restbestände des topo-
nymischen Systems wenig her. Für die meisten ist damit eine über die Auflistung
hinausgehende Diskussion nicht ertragreich, während einige Bildungen durchaus eine
nähere Betrachtung verdienen.
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140 Die deutschen Siedlungsnamen
Osfurth, HZV Nr. 55, Wg. ((845) 11. Jh. Odesfurt, 1157 Odesfurte, 1168 Odisfort, 1177 Hodes-
vorde, 1207 Odesforde, 1209 Osforte, 1267 Ostforde, 1277 Odesfurte inter montem, qui Vorst
vocatur, et aquam Unstrut): PN Ōd_ + furt, vgl. Abschnitt 1.6.1.A (Walther 1971 [DS 26],
245; Böhme 1909, 71; Größler 1903, 77; Wolf 1957, 201; Wolf 1956a, 9; Wolf 1955, 299).
Bei dem ersten Namen ist nicht, wie bisher in der angegebenen Literatur, einfach
ein ‘Mühlbach’ anzusetzen, weil das bezeugte hohe Alter des Namens dies kaum
zulassen dürfte. Durch das HZV ist der Siedlungsname bereits für das 9. Jahrhundert
bezeugt, der ihm zugrunde liegende Gewässername muss noch ein Stück älter sein,
mindestens in das 8. Jahrhundert zurückreichen, wenn nicht in noch frühere Zeit.
In den ersten Jahrhunderten des frühen Mittelalters hätten Wassermühlen durchaus
noch eine größere Besonderheit dargestellt als in späteren Jahren; daher wäre eine
entsprechende Gewässerbenennung durchaus vorstellbar. Allerdings ist zu bezwei-
feln, dass die Wassermühle bereits in dieser frühen Zeit ihren Weg in die Saaleregion
gefunden hatte, und zudem dürfte hier die ursprüngliche Bedeutung ‘Handmühle’
noch größeres Gewicht haben. Damit dürfte eine metaphorische Benennung weitaus
näher liegen, welche vielleicht die Ufererosion des Gewässers mit dem Mahlen der
Handmühle in Verbindung setzt.
Dass mit quern nicht nur Hand-, sondern auch Wassermühlen bezeichnet wur-
den (Udolph 1994, 573–587), ist grundsätzlich natürlich nicht in Abrede zu stellen,
allerdings ist daraus kein Automatismus abzuleiten, indem sich alle quirna usw. ent-
haltenden Benennungen einfach auf Mühlbäche beziehen würden. Die nicht geringe
Menge der im deutschen Sprachgebiet kartierten Namen 216 lässt umgekehrt natür-
lich auch nicht erwarten, dass bei jeder Benennung auf eine reibende, erodierende
Wirkung des fließenden Wassers abgehoben wurde. Gleichwohl erscheint die Aus-
215 Bei Walther 1971 [DS 26], 144 f. werden Bildungen mit -furt unter die älteren deappellativischen
Bildungen eingeordnet.
216 Udolph 1994, 575–585. Die dort verzeichneten noch viel häufigeren nordeuropäischen Belege sind
hier nicht zu thematisieren; sie können ganz anders zu bewerten sein.
Sporadisch auftretende Bildungsmuster 141
sage: „Alle hier kartierten Namen dürften auf Wasser- oder Windmühlen hinweisen“
(Udolph 1994, 586), zu einseitig, zumal die vorgebrachten Beobachtungen nicht
zwingend sind. Die für Deutschland getroffene Feststellung, „Bäche mit stärkerem
Gefälle, deren Wasser zum Betreiben von Mühlen geeignet ist, finden sich eher im
gebirgigeren Süden als im Norden“ (Udolph 1994, 579), kann nicht überzeugen,
denn auch in Norddeutschland sind zahllose Wassermühlen zu finden. Einer Argu-
mentation, wonach in den Mittelgebirgsregionen Mittel- und Süddeutschlands die
Fließgeschwindigkeit der Gewässer weitaus höher ist als im Flachland des Nordens
und demnach hier Ufererosion viel augenfälliger ist, käme da größeres Gewicht zu.
Eine eindeutige Entscheidung ist hier jedoch nicht zu treffen – für die Summe der
bei Udolph aufgelisteten Namen ohnehin nicht, die im Einzelfall sicher differenzierte
etymologische Befunde ergeben, und auch für Querfurt ist das letzte Urteil wohl noch
nicht gesprochen.
Will man die beiden hier aufgelisteten Namen siedlungsgeschichtlich interpre-
tieren, dann muss berücksichtigt werden, dass weitere Flussübergänge markierende
Namen nicht bezeugt sind. Da nicht anzunehmen ist, dass es keine weiteren Furten
gab, bleibt das toponymische Bild also fragmentarisch.
Ebenso dürfte es um die Reflexe auf slavischsprechende Bevölkerungsgruppen
stehen, die in den folgenden Namen vorliegen:
Schweinswende, HZV Nr. 18, Wg. ((845) 11. Jh. Sinesuuinidun, 1293 (K.) Swinswende, (1364)
K. 16. Jh. Schwinswenden usw.): PN Sino + Winidâ (Loga 2007, 109 f.; Walther 1971 [DS 26],
324; Udolph 1994, 280; Schmidt 1913, 77 f.; Neuß 1971, 340–342 (Nr. 266), 343 (Nr. 269) und
519; Wolf 1957, 197; Wolf 1956a, 5; Wolf 1955, 296).
Brechtewenden, Wg. 2601.X (1375 Dorff czu Berchtewende, 1400 Borchtewenden, 1405 Berch-
tewendin, 1539 Brechtwenden): < PN Bercht + Winidā ‘Wenden’ (Loga 2007, 21; Walther
1971 [DS 26], 324; Schmidt 1913, 50 f.).
Hier steht ein Name des HZV einem anderen gegenüber. Beide befinden sich im Wes-
ten, weit entfernt von den Toponymen slavischer Herkunft (Tafelteil, Abb. 16, S. 232),
und verweisen darauf, dass hier die Anwesenheit slavischsprechender Bewohner eine
Besonderheit darstellte. Die Bildung solcher Namen „ist ganz offensichtlich an das
Vorhandensein einer Mehrheit deutscher bzw. slawischer Siedlungen in den betref-
fenden Gegenden gebunden“ (Walther 1993 [1962], 318) 217. Eine auf den ersten
Blick naheliegend erscheinende Beziehung zu mehreren sich nördlich anschließenden
Toponymen mit dem sich auf Waldrodung beziehenden Grundwort -schwend(e) wie
z. B. Braunschwende, Bodenschwende (vgl. Loga 2007, 148 f.; Freisleben 2007,
156) ist nicht gegeben.
Etwas häufiger sind Namen mit dem Grundwort -feld (Walther 1971 [DS 26],
163–165; Debus /Schmitz 2004, Karte 222.7):
217 Eine Herleitung von germ. *Winiþi kommt hier nicht in Betracht, vgl. Udolph 1994, 274–284.
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142 Die deutschen Siedlungsnamen
Lengefeld, HZV Nr. 218, 220 und 222: ((845) 11. Jh. dreimal Langunfeld, 980 Lengiuelt, 991
Lengifeld, 1120 Lengevelt, 1362 Jan von Lengefelt, 1415 Hanse Lengefelde usw.): ahd. lang,
lank, asä. lang ‘lang’ (Dat.) + feld (Loga 2007, 72–74; Walther 1971 [DS 26], 299; Wolf
1957, 213; Wolf 1956a, 18; Wolf 1955, 307).
Pölsfeld, HZV Nr. 228 ((845) 11. Jh. Bullisfeld III [= dreifach], 1499 Boelßfelt): PN Bu /ollo +
feld (Loga 2007, 90 f.; Walther 1971 [DS 26], 299; Wolf 1957, 214; Wolf 1956a, 19; Wolf
1955, 307).
Udenwalde, Wg. 2529.R (1311 Udesfelde, 1347 Udenvelde, 1400 Uttenfelde, 1420 Utenfeld,
1430 Utenfelde usw.): PN Udo + felde (vgl. Neuß 1971, 366–368 (Nr. 292); Schmidt 1913,
53 f.).
In diesem Zusammenhang ist auch Hatzkerfeld zu nennen, ein Name, dem zwar der HZV-Beleg
Nr. 236 Hatdesfeld zuzuordnen ist (Wolf 1957, 215; Wolf 1956a, 19; Wolf 1955, 308), der
jedoch sprachlich nicht zu erklären ist (vgl. Abschnitt 1.6.1.C) und sich somit einer Bewertung
entzieht. Nur scheinbar hierher gehört Zeuchfeld. Die älteren Schriftbelege offenbaren eine
slavische Bildung, vgl. Kap. 2.3.
Wiegenhain, Wg (1340 Wygenhayn, 1347 Wigenhain, 1394 Wygenhein, 1430 Wygenhayn usw.):
PN Wigo + hagen (Loga 2007, 129; Neuß 1971, 409 (Nr. 319); Schmidt 1913, 21).
218 Angesichts der disparaten Belege ist ein eindeutiger Ansatz erschwert; Schöps bleibt zumindest nicht
ohne Alternative. Zu denken wäre evtl. auch an mhd. schouwen ‘schauen’.
219 Dieser Ansatz misst dem erst aus dem späten Mittelalter stammenden Zweitbeleg insofern größeres
Gewicht bei als der Schreibung des HZV, als bei letzterem kein -t- vorliegt. Für den Hinweis danke
ich Harald Bichlmeier, Halle (Saale). Daher wäre nach einem Ansatz zu suchen, der primär von
dem frühen Beleg ausgeht. Hierbei wäre an den altsorbischen Personennamen *Łoch (AAO 5, 52)
zu denken, der in zwei Toponymen Lochwitz n. Eisleben und w. Naumburg vorliegt, also räumlich
dicht benachbart zum HZV-Gebiet. Problematisch ist jedoch, dass die Schreibung eher für einen
palatalisierten Anlaut (L’-) spricht. Ein deutscher Personenname Locho, Loha (letzterer feminin) ist
dagegen nur spärlich belegt, vgl. Förstemann PN, 1003; Kaufmann 1968, 238.
Sporadisch auftretende Bildungsmuster 143
Ein weiterer Name, Rehhagen, ist hier nicht mit zu betrachten. Er ist evtl. aus ahd. rēh, asä. rēho
‘Reh’ oder ahd. hrēo, rē ‘Leichnam, Grab’ zu erklären, aber nicht sicher als Siedlungswüstung
belegt (Loga 2007, 94).
Beide Namen liegen im Harz und scheinen, ebenso wie die Namen auf -rode und
-feld, frühe Landesausbauprozesse zu markieren (Tafelteil, Abb. 16, S. 232). Die drei
Grundwörter sind also im Kontext des östlichen Harzvorlandes in einen gemeinsamen
siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang zu stellen. Interessanterweise sind es gerade
die Grundwörter, die auch semantisch auf Rodungsprozesse verweisen. Neben -rode,
das für den Prozess der Entwaldung steht, markieren -hain und -feld eine gelichtete
bzw. freie Fläche in einer ansonsten waldigen Umgebung.
Von dieser Gruppe zu trennen sind die Namen auf -born (Debus /Schmitz 2004,
Karte 222.5). Diese können einerseits natürliche, gefasste Quellen und andererseits
geschachtete Brunnen bezeichnen (Freydank 1966, 43). Eine Entscheidung ist für
die beiden vorliegenden Namen nicht zu treffen:
Erdeborn, HZV Nr. 36 ((845) 11. Jh. Hardabrunno, 1121 Herdebrunnen, 1166 Erdenbronnen):
ahd. hërd, asä. hërth ‘Feuerherd, Erdboden’ oder asä. hard ‘Bergwald’ + born (Walther 1971
[DS 26], 260; Wolf 1957, 199; Wolf 1956a, 7; Wolf 1955, 298).
Kaltenborn, Wg. HMTB 2602.E (1107 Kaldeburne, 1120 (K.) Caldenborn, 1120 Chalden-
brunnen, 1136 (K.) Caldenbrunnen, (1162) Caldenbornensis, 1183 Caldenbornensem, 1218 (K.)
Caldenborn, 1251 Caldenborn, 1280 Caldenborn usw.): ahd. chalt, kalt, asä. kald ‘kalt’ + born
(Loga 2007, 62 f.).
Bei Kaltenborn erscheint ein Bezug auf eine natürliche Quelle naheliegend, während
bei Erdeborn auch ein Bezug zur Siedlung und zu einem gegrabenen Brunnen möglich
ist. Warum gerade in diesen beiden Fällen der Bezug zu dieser Art von Gewässer
ausschlaggebend für die Benennung war, ist nicht nachzuvollziehen.
Es finden sich unter diesen seltenen Bildungstypen also durchaus Fälle, die sich
in die toponymische Landschaft zur Zeit des 9. Jahrhunderts einordnen lassen. Bei
anderen Namen ist hingegen nicht sicher zu bestimmen, ob sie wirklich in eine so
frühe Zeit zurückreichen.
Diese Namen können kurz abgehandelt werden, da es wenig wahrscheinlich ist, dass
die so benannten Siedlungen bis in das 9. Jahrhundert zurückreichen. Für einige, die
toponymisch markante Gruppen bilden, ist eine jüngere Einordnung urkundlich auch
belegt. Gewissermaßen ein Paradebeispiel bilden mit Martinsrieth, Katharinenrieth
und dem wüstgefallenen Lorenzrieth (2601.AA) mehrere nach einheitlichem Mus-
ter gebildete Toponyme auf -rieth, die mit einer Siedlungsmaßnahme in Verbindung
stehen, an denen ein Walkenrieder Klosterbruder als Fachmann beteiligt war (zu den
Namen vgl. Loga 2007, 64 f. und 78; Walther 1971 [DS 26], 309; Schmidt 1913,
80–85). Mit der Anlage dieser Siedlungen wurden große Teile der Helmeniederung
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144 Die deutschen Siedlungsnamen
für die Landwirtschaft erschlossen. Dies erfolgte aber erst am Ende des 12. Jahr-
hunderts 220 und ist damit für die Betrachtung des Hersfelder Zehntverzeichnisses
gegenstandslos.
In einen ähnlichen zeitlichen Horizont dürfte mit St. Micheln und St. Ulrich die
Entstehung zweier nach Heiligen benannter Siedlungen im Geiseltal fallen (Böhme
1909, 32 und 56). Ob diese tatsächlich von Bischof Otto von Bamberg zu Beginn des
13. Jahrhunderts gegründet wurden, wie Böhme 1909, 32 und 56 meint, ist hier nicht
zu entscheiden.
Zwei weitere Namen erscheinen zwar siedlungsgeschichtlich interessant, indem
sie auf Elemente der „chorologischen Infrastruktur“ (Meibeyer 2006, 54) verweisen,
auch hier ist aber von einer hochmittelalterlichen Entstehung auszugehen:
Holzzelle (1217 iuxta Cellam, 1309 cella Horneberg, 1327 in cella Horenberg, 1331 cella Horn-
berg, 1350 cella, 1454 closter zu Czelle bie Hornburg, 1487 zcur Zcelle, 1534 Closter Zelle, 1539
Holtzell usw.): späte Zusammensetzung aus mhd. holz ‘Holz, Wald’ + cella, zuvor Benennung
mittels des Namens des Nachbarortes Hornburg (Freisleben 2007, 62 f.).
Hohewarte, Wg. (1329 Honwarde, 1400 Hogenwarte usw.): ahd., asä. hōh ‘hoch’ + warte (Loga
2007, 56; Neuß 1971, 141 f. (107); Schmidt 1913, 116).
Dies ist für Holzzelle belegt – der Ort wurde Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet
(Mansfelder Land, 156 f.). Hohewarte, wo Ziel und Ausrichtung der Wehranlage nicht
zu bestimmen sind, ist hingegen eher in den Kontext des Spätmittelalters zu stellen.
Schließlich finden sich noch einige Einzelgänger in Gestalt von Grundwörtern,
die im gesamten Gebiet des HZV nur jeweils dieses einzige Mal produktiv wurden.
Weitere Erkenntnisse liefern diese Namen nicht. Sie referieren zumeist auf Besonder-
heiten der Topographie:
Kurzgehofen, Wg. 2676.E (1287 Cordeshove, 1415 Conradshof, 1531 Curdeshoff ): < PN Cord +
hof (Loga 2007, 68 f.).
Schafsee (1216 Scovesse, 1225 Scofse, 1255 Schawsee, 1268 Scovesse, 1271 Sovesse, 1400
Schoubesehe, 1477 Schowe See usw.): ahd. scopf, scof ‘Schuppen, Vorbau’ (vgl. Abschnitt 1.5
und Neuß 1971, 321–323 (Nr. 250)).
220 Die maßgebliche Literatur vgl. bei Schich 2015, 83 und Anm. 23; vgl. weiterhin Heutger 2007,
119; zur Topographie der Siedlungen Oskar August in Atlas SME, Blatt Nr. 26, Teilkarte Ib und
Begleitheft, S. 94–98. Eine bei Wiswe 1950, 67 zu findende chronologische Einordnung eines Ortes
aufgrund des Grundwortes -hausen, das „jedenfalls wesentlich älter“ als das 12. Jahrhundert sein
soll, stellt in ihrer Pauschalität einen Fehlschluss dar.
Das Verhältnis älterer und jüngerer Namentypen 145
Hier ist mit der Wüstung Börnicke südlich von Eisleben eine derivierte Bildung anzu-
schließen (1362 Börnecke, 1579 Bornecker Mark), deren Bezug zu einer Quellmulde
topographisch eindeutig nachzuweisen ist (Eigendorf 1960, 17 und 57; Neuß 1971,
31 f. (25)). Von einer Kartierung der Namen in diesem Abschnitt wurde, da sie für
diese Untersuchung nicht weiter relevant sind, abgesehen.
In Bezug auf die Gesamtzahl dieser älteren Bildungen ist ein gewisser Unterschied
festzustellen (Tab. 3.11). Von den Namen im HZV ist fast die Hälfte mit einem der
älteren Grundwörter bzw. Suffixe gebildet; bei den Nicht-HZV-Namen ist es hingegen
nur jeder sechste. Abzüglich der Bildungen auf -stedt, die im HZV überproportio-
nal häufig sind, nähert sich das Verhältnis an – im HZV ist es jeder fünfte, von den
Nicht-HZV-Namen jeder achte. Das Zünglein an der Waage ist demnach die Rolle,
welche der großen Zahl der Namen auf -stedt im Siedlungsprozess zukommt. Unge-
achtet dieser nicht geringen Unterschiede kann generalisiert werden, dass ein etwa
25-prozentiger Anteil älterer Bildungen vorliegt.
Wenn also jeder vierte Name einem Bildungstyp angehört, der in der Zeit des Hoch-
mittelalters nicht mehr produktiv gewesen ist – ist dieser Wert hoch genug, um als
Indiz für eine früh und dicht besiedelte Landschaft gelten zu können? Um dieses
Verhältnis besser einordnen zu können, ist ein Blick auf andere, von Siedlungsna-
men germanischen bzw. deutschen Ursprungs geprägte Regionen vonnöten. Hierfür
bieten sich aufgrund der räumlichen Nähe insbesondere die Bände des Niedersächsi-
schen und z. T. des Westfälischen Ortsnamenbuches an. Deren Untersuchungsgebiete
umfassen zum Teil die Bördelandschaften nördlich der Mittelgebirge, die aus natur-
räumlicher Sicht für eine frühe Besiedlung (und damit einhergehende Bildung von
Siedlungsnamen) in Frage kommen wie kaum eine andere Region. In den einzelnen
Kreisen nehmen Ortsnamen mit den Grundwörtern -hēm /heim, -leben, -stedt, -lar,
-mar und den Suffixen (allgemein in größerer Zahl -i /ung- und -idi, seltener: -ia-, -r-
˘
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146 Die deutschen Siedlungsnamen
und -n-, sporadisch 221: -l-, -s-, -k-, -st-, -t-, -ei, -me /ono-, -ahi, -sk-) sehr verschie-
dene Anteile am Gesamtbestand ein (Tab. 3.12) 222. Sehr deutlich zeigen sich zwei
Gruppen: In der einen (Osterrode, Göttingen, Northeim, Holzminden, Lippe) ist die
Zahl dieser Namen mit unter einem Zehntel relativ gering, in der anderen (Hannover,
Wolfenbüttel/Salzgitter, Helmstedt/Wolfsburg, Soest) nehmen sie einen weit größeren
Bereich ein (20–60 %). Gerade diese Kreise liegen aber – wenigstens teilweise – im
Bereich der niedersächsischen Börden mit ihren Lössböden.
Es zeigt sich hierbei, dass die Dichte älterer deutscher bzw. germanischer Namenty-
pen im Gebiet des HZV deutlich über derjenigen der nicht in der Börde gelegenen
Kreise liegt und an diejenige in ausgesprochenen Altsiedelgebieten heranreicht. Dies
deutet darauf hin, dass diese Region westlich der Saale in den Jahrhunderten vor der
Einwanderung slavischer Sprechergruppen intensiv besiedelt war. Im Folgenden wird
noch zu zeigen sein, dass die entsprechenden Namen das HZV-Gebiet nicht gleich-
mäßig überziehen, sondern sich in der westlichen Hälfte konzentrieren, hier also noch
dichter gelagert sind (vgl. Abschnitt 5.1). Dass der Anteil der älteren Bildungstypen
im HZV signifikant größer ist als unter den übrigen Toponymen, verweist darauf, dass
zu einem nicht geringen Teil Nominationsprozesse erst nach der Zusammenstellung
des HZV stattfanden 224.
224 Vgl. hierzu eine in Vorbereitung befindliche Untersuchung von Sabine Altmann.
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4. Die Burgen
225 Puhl 2010; Wiesinger 2003; Boxler 1996; Stühler 1988, 178–198 und 209 f.; Walther 1993
[1982]; Freydank 1963; außerdem ältere, z. T. kritisierte Literatur: Schnelbögl 1996 [1956];
Schröder 1944, 200–211.
226 MGH DO II, 191 (S. 217–219). Dazu Heßler 1957, 81 f.; Wenskus 1986b, 215. Sprachwissenschaft-
lich zu dieser Urkunde Schröder 1897, 19–21; zu den Namen vgl. die Übersichten bei Schröder
1897, 20; sowie bei Wolf 1957, 229, Wolf 1955, 312 und Wolf 1956a, 24. Wolf verzeichnet jedoch
zumeist nur die Namenformen der Originalurkunde. Zu den Namen der Urkunde knapp auch Bach
DNK 2/2, 509. Zusätzlich zu den im HZV verzeichneten Namen wird in der Urkunde als Nr. 9 eine
nicht lokalisierbare Smeringaburch /Smeringeburg genannt.
Die Burgen 149
Solche Behauptungen sind im Detail aber sehr fraglich. Eher ist von einer Synonymität
von Burg und Ortschaft auszugehen: „Die Pfalzen und Herrenhöfe des 9. und 10. Jahr-
hunderts, die meist innerhalb oder in der näheren Umgebung der Siedlungen lagen,
trugen in der Regel deren Namen“ (Boxler 1996, 1597). Dass aber der befestigte
Charakter oder die zentralörtliche Funktion der betreffenden Orte gekennzeichnet
werden kann, steht grundsätzlich außer Frage, ob sich dies auf die Befestigung oder
227 Bei Bornstedt und Holleben könnte dies ebenfalls der Fall sein, da die Belege durch Schreibträger-
verlust nur lückenhaft überliefert sind. Allerdings scheint die Lücke groß genug zu sein, um den
Bildungen in den oben rekonstruierten Formen Platz zu bieten.
228 Dieser Terminus zielt auf den temporären Charakter des Anfügens des Elements an vollständige
Toponyme ab, im Gegensatz zu „festen“ bzw. dauerhaften Bildungen.
229 Bach DNK 2/2, 509 unter Rückgriff auf Belege des HZV; ähnlich Böhme 1909, 33.
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150 Die Burgen
die zugehörigen Siedlung bezieht, wird hingegen kaum zu differenzieren sein. Das
bereits in Abschnitt 3.4.5 beschriebene ausschließliche Vorliegen von -burg gegen-
über fehlendem -berg wäre durchaus als Reflex auf den befestigten Charakter der
so benannten Orte zu werten. Genaueres wird sich aber aus der Namenbildung nur
vermutungshalber bestimmen lassen.
Beides – der sekundäre Charakter des angefügten Elements wie auch dessen
Semantik – wird dadurch gestützt, dass bei Goseck im Teil A des HZV statt des
angefügten -burg ein nachgestelltes ciuitas den herausgehobenen Charakter des Or-
tes kennzeichnet. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die übrigen im
Teil B genannten Orte eine solche oder ähnliche Kennzeichnung im Teil A noch nicht
tragen (einzige Ausnahme ist Merseburg, dem ebenfalls ciuitas beigefügt ist, das
aber ein originäres Kompositum auf -burg ist). Dass sich in der Zeit zwischen der
Zusammenstellung der Liste A und der Liste B Transformationsprozesse in Gestalt
der Etablierung von Herrschafts- oder Verwaltungsmittelpunkten ereigneten, ist aus
dieser Perspektive zu bestätigen.
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152 Die Burgen
Die eigentlichen Zusammensetzungen mit dem Grundwort -burg, die dann so auch
in der Liste A erscheinen (Beyernaumburg, Merseburg, Seeburg, Korbesberg, Vit-
zenburg, Kuckenburg, Schwemeburg), weisen sehr verschiedene Bestimmungswörter
auf. Personennamen liegen in der Hälfte der Fälle vor, hierbei stellt ein feminines
Anthroponym (Gerburg in Korbsberg) eine Besonderheit dar, und Fizenburg bildet
den ältesten Beleg für einen deanthroponymischen Burgnamen überhaupt (Freydank
1963, 10). Bei den Appellativa finden sich topographische Charakterisierungen und
in einem Fall evtl. ein Bezug auf die Herrschaftspraxis – mit der gebotenen Vorsicht
ließe sich Beyernaumburg interpretieren als Bezug zur Ausweitung von Herrschaft in
Gestalt eines neuen Stützpunkts, was aber recht vage bleibt. Es ist damit keineswegs
so, dass „ursprünglich bei den Zusammensetzungen topographische Bezeichnungen
überwiegen“ (Schnelbögl 1996 [1956], 298), eher zeigt sich das Spektrum von
örtlichkeitsorientierten, personenbezogenen und auf den Eigencharakter der Anlage
bezogenen Burgnamen, das für die Zeit bis 1100 typisch ist (vgl. die Übersicht bei
Walther 1993 [1982], 402 f.).
Die Burgen überziehen das gesamte Gebiet des HZV (Tafelteil, Abb. 17, S. 233).
Im westlichen Bereich weisen sie etwas geringere Abstände zueinander auf als im
östlichen. Sehr markant ist ihre Gewässerbindung, wobei das Größenspektrum von
der Saale und Unstrut, deren Nähe immerhin fünf bzw. zwei der Anlagen suchen,
über Bäche wie Rohne und Salza bis hin zu den Oberläufen kleinerer Gewässer reicht.
Die primären Komposita auf -burg unterscheiden sich hierin nicht von den übrigen
Bildungen, und es ist nicht zu erkennen, dass sie ein vorheriges Netz von Befestigun-
gen nach bestimmten Kriterien erweitern oder verdichten würden. Dass entlang der
Saale in etwa gleiche Abstände zwischen den einzelnen Befestigungen zu verzeichnen
sind, ist nicht überzubewerten – hier würde das auf dem jenseitigen Flussufer gele-
gene, im HZV fehlende Halle bzw. Giebichenstein 230 die Regelmäßigkeit erheblich
unterbrechen. Die so deutlich hervortretende lineare Abfolge von Burgen zwischen
See- und Vitzenburg verdankt ihre Ausprägung den topo- bzw. hydrographischen
Verhältnissen. Hierfür ist ein Einfluss der im Folgenden (Unterabschnitt 5.1.6) noch
zu beschreibenden, durch die Geographie der Ortsnamen indizierten Grenzlage of-
fensichtlich und wahrscheinlicher als andere Ursachen wie z. B. über eine eventuell
hier nordsüdlich verlaufende Verkehrsverbindung.
Auch im Kontext der Arealität der einzelnen Bildungstypen zeigen die Burgen-
namen keine Auffälligkeiten – bei den Slavica sowie den Bildungen auf -leben und
-stedt liegen sie nicht gerade im Zentrum, aber doch im unmittelbaren arealen Kontext
der übrigen Vertreter 231. Die Lage von Burgscheidungen entspricht den festgestellten
topographischen Merkmalen der Bindung an größere Gewässer (vgl. Abschnitt 3.3.3)
230 Giebichenstein war gegenüber Halle bis zum Hochmittelalter der bedeutendere Ort (Herrmann
2006a, 16–23), wobei die Lage der frühmittelalterlichen Befestigung wie auch die Ausdehnung
dessen, was seinerzeit unter Halle subsummiert wurde, nicht eindeutig zu bestimmen ist (Herrmann
2006b, 95 f.). Vgl. jetzt Hardt 2014.
231 Bei anderen Namentypen (-ithi, -furt und -loh) liegen zu wenige Namen vor, um eine Feststellung
zur Arealität treffen zu können.
Die Burgen 153
und ist damit keineswegs so isoliert, wie es den Anschein hat. Hinsichtlich Goseck
würde die Lage des Ortes in einem von slavischen Toponymen geprägten Areal für
eine slavische Namenerklärung sprechen, die aber sprachlich nicht die wahrschein-
lichste Herleitungsmöglichkeit ist (vgl. Abschnitt 1.6.1.C).
Im Ganzen bieten die Burgennamen des HZV ein heterogenes Bild, das den An-
schein hat, als seien Befestigungen an schon bestehenden Siedlungen errichtet und
deren Namen damit eher zufällig zu Burgennamen geworden. Dem entspricht die all-
gemeinen Feststellung, dass bis zum 12. Jahrhundert „vorwiegend Örtlichkeitsnamen
auf Burgen übertragen“ wurden (Boxler 1996, 1596). Eines ist aus dieser Situation
mit Sicherheit nicht herauszulesen: Eine Gründungskampagne, die zur Entstehung von
18 befestigten Stützpunkten führte. Eine solche ließe eine einheitlichere Benennungs-
weise erwarten. Die mechanische Anfügung des Elements -burg an schon vollständige
Ortsnamen ist dabei als gängige Verfahrensweise von Kanzleischreibern ebenso we-
nig aussagekräftig wie die Struktur der originären Komposita. Dies schließt natürlich
nicht aus, dass ein Befestigungssystem an bereits bestehenden Orten errichtet wird,
eine einheitliche und systematische herrschaftliche Durchdringung der Region hätte
aber in den Namen Spuren hinterlassen sollen, auch wenn das frühe Mittelalter „im
großen und ganzen wohl kaum eine bewusste Namengebung mit der Tendenz der
Propaganda und Verherrlichung“ kannte (Schnelbögl 1996 [1956], 314). Zudem
ist nicht davon auszugehen, dass alle Befestigungen der Region in der Liste B des
HZV genannt werden. Wolf 1957, 232 verweist hier auf die wüste Lautersburg bei
Lodersleben. Aus namenkundlicher Sicht wären außerdem noch die Wüstung Gröst
sowie die Wüstung Groitz bei Nietleben (HMTB 2605.M, 1511 auf Grotzsch Marke,
Neuß 1969, 96 f. (Nr. 65)) zu nennen. Beide Namen sind aus aso. *Grodišče ‘(große)
Burg’ entstanden und verweisen in Verbindung mit archäologischen Zeugnissen mit
Sicherheit auf frühmittelalterliche Befestigungen (vgl. die Abschnitte 1.5 und 2.3).
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5. Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Aus einem überregionalen Vergleich ging hervor, dass im Gebiet des HZV der Pro-
zentsatz derjenigen Namen, die in einer älteren Periode entstanden sind, an denjenigen
der früh besiedelten Bördegebiete der Nordharzregion fast heranreicht, so dass es be-
rechtigt ist, für die Gebiete zwischen Harz und Saale von einer ähnlich alten und
intensiven Besiedlung auszugehen (Abschnitt 3.6). Dennoch liegen die einzelnen
älteren Bildungstypen für sich genommen nur in geringer Anzahl vor. Selbst die noch
relativ häufigen Namen auf -leben treten weiter nördlich und südlich viel zahlreicher
auf als hier (Kap. 3.3.1, Walther 1971 [DS 26], Karte 4); ähnlich verhält es sich
mit den Bildungen auf -heim (Kap. 3.3.4, Walther 1971 [DS 26], Karte 6). Manche
andernorts häufig anzutreffende Typen sind so selten, dass signifikante Aussagen
zur Arealität kaum möglich sind (-ingen, -ithi, -heim sowie die in Abschnitt 3.3.6
genannten Bildungen). Schließlich ist nicht zu vergessen, dass viele weitere alte Bil-
dungstypen, Namen auf -ahi, -lar und -mar und mit Suffixen wie -tr, -l- und -n-, hier
gänzlich fehlen.
Demgegenüber überwiegen jüngere Bildungen, wobei Komposita auf -dorf, die
generell vielerorts den häufigsten Ortsnamentyp darstellen, das Bild beherrschen. Na-
men auf -hausen sind erheblich seltener und nur im Westen zu finden. Ob sie zu den
dorf -Namen komplementär liegen, ist damit kaum zu beurteilen, entlang der Rohne
wechseln sich aber einige Vertreter beider Typen auf engem Raum ab. Die wiederum
zahlreicheren Namen auf -rode hingegen besetzen die Areale, die von den beiden
anderen Typen frei gelassen wurden. Da die Namen, welche ausgesprochene Rodungs-
gebiete konstituieren, im HZV nicht zu finden sind, ist von einer überwiegend späten
Produktivität dieses Typs auszugehen; die HZV-Belege im Harz stellen demgegenüber
frühe Vorläufer dar. Dass die Namen auf -hausen im östlichen Teil des HZV generell
fehlen und fast ausschließlich im HZV belegt sind, könnte vielleicht als relativ früher
Produktivitätsabbruch gedeutet werden, ist aber für sich genommen schwer zu beur-
teilen. Dies gilt auch für die Beobachtung, dass sich die wenigen Namen auf -ingen
mit denjenigen auf -stedt und auf -hausen nur in geringem Maße überschneiden.
Die Namen mit dem Grundwort -stedt fallen aus diesem Bild heraus, indem sie
fast ausschließlich im HZV zu finden sind. Dies ließe eine Beziehung dieser Namen
zu Siedlungsprozessen vermuten, die in Verbindung mit der fränkischen Administra-
tion stehen könnten (vgl. Abschnitt 3.3.2). Von einer Planmäßigkeit ist dabei jedoch
nicht auszugehen, da in den Bestimmungswörtern Gewässer- und Personennamen
sowie Appellativa gleichermaßen begegnen. Ein derart breites Motivationsspektrum
entspricht nicht einer einheitlichen Benennungsintention, die man bei gelenkten Be-
siedlungsprozessen erwarten dürfte.
Die Siedlung im toponymischen Licht 155
Die Häufigkeit und die lange Produktivität des Grundwortes -dorf erschweren
eine zeitliche Eingrenzung der Entstehung der entsprechenden Namen; es ist wohl
davon auszugehen, dass einige dieser Namen bereits im frühen, andere jedoch erst
im hohen Mittelalter oder noch später entstanden. Dass deappellativische Bildungen
relativ selten sind, ist jedoch als Indiz dafür zu werten, dass das Gros der Komposita
auf -dorf eher in jüngerer Zeit entstanden ist (Abschnitt 3.4.1; vgl. Walther 1971
[DS 26], 167). Wenn in der Besiedlung der Merowingerzeit v. a. die Endelemente
-ingen, -heim und -dorf produktiv waren, in der Karolingerzeit hingegen -weiler, -ho-
fen und -hausen (Debus /Schmitz 2004, 3488), dann würde zwar die Dominanz von
Komposita auf -dorf eine Einordnung in die ersten Jahrhunderte des Frühmittelalters
nahelegen, dass aber -ingen und -heim derart selten sind, spricht massiv dagegen.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang womöglich eine genauere Betrachtung der
Standortwahl, für die hier zumindest ein Faktor betrachtet werden soll, nämlich zu
welchem Anteil mittels bestimmter Bildungstypen benannte Orte wüstgefallen sind.
Das Maß, in dem Siedlungen eines bestimmten Namentyps Wüstungen wurden, kann
als Indiz für die chronologische Einordnung dieses Typs gelten. Im Allgemeinen ist
davon auszugehen, dass im Siedlungsprozess zuerst die günstigsten Standorte besetzt
werden, die aufgrund ihrer besseren naturräumlichen Bedingungen seltener zur Auf-
gabe von Siedlungen Anlass bieten. Dagegen müssen sich spätere Gründungen mit
schlechteren Lagen begnügen, wo die Gefahr, dass die Siedlung nicht Bestand hat,
größer ist 232.
Die Übersicht (Tab. 5.1) zeigt bei den älteren Bildungstypen signifikant weniger
Wüstungen als bei den jüngeren. Dass bei letzteren der Anteil der Wüstungen höher
ist und insbesondere die Toponyme auf -rode im HZV-Gebiet überproportional häufig
wieder wüst wurden, ist bereits andernorts festgestellt worden (Eigendorf 1960, 22;
Wolf 1957, 214; Größler 1903, 105). Der Unterschied fällt viel deutlicher aus als
die Darstellung der Tabelle erkennen lässt: Für die älteren Namentypen fielen nur 5
von 69 Siedlungen wüst, bei den jüngeren hingegen 65 von 138 – sieben stehen gegen
47 Prozent! Dieser überdeutliche Unterschied ist ein Argument dafür, dass die Namen
auf -leben, -stedt und -ingen tatsächlich einer älteren Siedlungsperiode zuzuordnen
sind. Zudem zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Namen im
HZV und denen, die darin fehlen. Abweichungen finden sich nur bei den Typen mit
wenigen Vertretern, wo die Zahlenwerte in stärkerem Maße dem Zufall unterworfen
sind.
232 Ähnliche Berechnungen wurden auch für andere Regionen unternommen, darunter auch das südwest-
liche Harzgebiet, vgl. Schuh 1996, 1717; weiterhin Debus /Schmitz 2004, 3489; Zschieschang
2003, 95–98. Kersting 1998, 218 und Abb. 7; Quirin 1973, 209.
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156 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
S Kolumne
1 2 3
Namentyp % Abs. % Abs. % Abs. % Abs.
-leben (3.3.1) 17 2/12 13 1/8 25 1/4 –
-stedt (3.3.2) 0 0/27 0 0/23 0 0/3 0 0/1
-ingen (3.3.3) 0 0/7 0 0/5 0 0/1 0 0/1
-heim (3.3.4) 0 0/2 – – 0 0/2
-ithi (3.3.5) 0 0/3 0 0/3 – –
Weitere ältere
(3.3.6) 16 3/19 15 2/13 0 0/4 5 1/2
Dieser und der noch folgenden Tabelle 5.3 liegen folgende Prinzipien zugrunde: Die Klassen-
bildung folgt dem Verfahren der natürlichen Unterbrechung (natural break), bei dem besonders
breite Lücken in der Werteabfolge zur Abgrenzung der einzelnen Klassen genutzt werden.
Dementsprechend bedeutet die Unterlegung der Prozentangaben:
Zusätzlich wurde die absolute Zahl der jeweiligen Namen visuell abgestuft, um den Einfluss
von Zufälligkeiten (beim Vorliegen nur weniger Toponyme) in den Hintergrund zu drängen. Bei
1–2 vorliegenden Namen ist die Schrift grau, bei 3–4 normal ausgezeichnet, bei 5–8 fett sowie
mehr als 8 fett und unterstrichen. Die beiden Zeilen „Weitere ältere“ und „Sonstige“ noch zu
differenzieren, erschien aufgrund der jeweils geringen Zahl an Namen unangebracht. Da es sich
aber nicht um homogene Gruppen handelt, wurden die Zahlenangaben nicht, wie es der Summe
der Namen entsprochen hätte, hervorgehoben, sondern zurückhaltender dargestellt.
Die Siedlung im toponymischen Licht 157
Bereits für die Komposita auf -dorf war festzustellen, dass angesichts des Überwie-
gens deanthroponymischer Bildungen adlige Siedlungsgründungen zahlreich gewesen
waren (Abschnitt 3.4.1; vgl. auch Walther 1971 [DS 26], 180). Die Feststellung,
dass im Mittelalter auch in Toponymen „Besitz und Herrschaft [. . . ] zu Leitmoti-
ven der Namengebung“ (Debus /Schmitz 2004, 3487) wurden, ist nun auch für die
übrigen Namentypen zu prüfen (Tab. 5.2).
Das hier speziell interessierende Kondensat aus Tab. 5.2, welche in ihrer Differen-
ziertheit in erster Linie der Nachvollziehbarkeit (im Vergleich mit den Übersichten
in Kapitel 3) dienen soll, zeigt Tab. 5.3. Wenn nicht systembedingt ausschließlich
deanthroponymische Bildungen zu erwarten sind, wie bei den Bildungen auf -leben,
zeigt sich das Überwiegen deanthroponymischer Bildungen insbesondere bei den
Namen auf -dorf, in relativ gleichem Maße aber auch, wenn auch nicht so zahlreich,
bei -rode. In -stedt- und -burg-Namen sind Anthroponyme erheblich seltener, ähnlich
verhält es sich mit -ingen. Hier erschwert aber die geringe Zahl der Namen ein Urteil,
was auch für das fast völlige Fehlen von Deanthroponymika unter den selteneren äl-
teren Namentypen gilt. Markanter ist hingegen, dass auch die Bildungen auf -hausen
ausschließlich von Appellativa abgeleitet wurden.
Das Postulat einer großen Bedeutung von Aktivitäten der regionalen politischen
Eliten bei der Landeserschließung stützt sich damit lediglich auf zwei Namentypen,
die aber immerhin überaus zahlreich sind, während die übrigen Typen in dieser Hin-
sicht nicht aussagekräftig sind. In Zeiten großer Produktivität der Namen mit den
Grundwörtern -dorf und -rode ist also durchaus eine erhebliche Rolle lokaler und
regionaler Machthaber anzunehmen, jedoch nicht durchgängig über die gesamte Zeit
des Frühmittelalters hinweg – auf eine phasenweise starke „Zentralgewalt“ o. ä. ist
aber daraus nicht zwingend zu schließen.
Während die zahlreichen Anthroponyme über ihre Namenträger kaum ein genaue-
res Bild erkennen lassen, könnte der mehrfach auftretende Name Gräfendorf evtl. als
Anhaltspunkt für Landesausbaumaßnahmen regionaler Großer dienen, die – sofern
sie mit dem entsprechenden Amt ausgestattet waren – gelegentlich ein „Grafendorf“
gründen konnten. Immerhin wurde diese Namenbildung im westlichen und südlichen
Umfeld von Merseburg auf dichtem Raum in einem Bogen von nur etwa 15 Kilo-
metern Länge gleich an fünf Orte vergeben 233, was für eine starke Position dieser
sozialen Gruppe spricht.
Wie man sich die bestimmende Rolle des grundherrschaftlichen Adels am Landes-
ausbau der Karolingerzeit vorzustellen hat, verdeutlicht Gockel 1976 für das Hünfeld
zwischen Fulda und Hersfeld auf der Basis entsprechend aussagekräftiger Quellen.
233 Vgl. Abschnitt 3.4.1 – zusätzlich zu den dort in Kolumne B und C genannten drei Orten noch die
Wüstungen Gräfendorf (2679.H) und Klein Gräfendorf (Wg. 2679.K/2680.C).
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158 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Weitere
-leben -stedt -ingen -dorf -hausen -rode -bach -burg
ältere
Kolumne 1
Summe 8 23 5 13 46 6 4 7 8
PN
zweigliedrig 2 4 2 – 11 – 3 – 1
PN
eingliedrig 6 5 1 – 16 – – 1 1
(auch suff.)
PN slav. – – – – 9 – – – –
PB – – – – 2 – – – –
GewN – 4 – – – – – – –
Appellativ – 8 2 8 3 5 1 6 5
unsicher – 2 – 5 5 1 – – 1
Kolumne 2
Summe 4 3 1 4 16 – 2 – 1
PN
zweigliedrig 1 1 – – 2 – – – 1
PN
eingliedrig 3 – – – 4 – 1 – –
(auch suff.)
PN slav. – – – – 7 – 1 – –
PB – – – – 1 – – – –
GewN – – 1 – – – – – –
Appellativ – – – 4 1 – – – –
unsicher – 2 – – 1 – – – –
Kolumne 3
Summe – 1 1 2 18 2 26 4 1
PN zweigliedrig – – – – 4 – 9 – –
PN eingliedrig
(auch suff.) – – – 1 7 – 13 – 1
PN slav. – – – – 1 – – – –
PB – – 1 – 2 – 2 – –
Die Siedlung im toponymischen Licht 159
Weitere
-leben -stedt -ingen -dorf -hausen -rode -bach -burg
ältere
GewN – – – – – – – – –
Appellativ – 1 – 1 4 2 2 4 –
unsicher – – – – – – – – –
„Für eine stärkere Aktivität des Königtums im Landesausbau dieses Gebietes gibt es
keine Anhaltspunkte“ (Gockel 1976, 23). Für die Saale-Unstrut-Region liegen derart
eindeutige Zeugnisse aus jener Zeit nicht vor. Immerhin ist jedoch festzustellen, dass
die „im Schwarzen Moor und im Hünfeld am Landesausbau beteiligten Familien der
gleichen als adlig anzusprechenden Schicht zuzuordnen sind, die auch in den übrigen
ostfränkischen Landschaften im 8. und 9. Jahrhundert als Hauptträger von Rodung
und Siedlung in Erscheinung tritt“ (ebd., 21).
S Kolumne
1 2 3
Namentyp % Abs. % Abs. % Abs. % Abs.
-leben (3.3.1) 100 12/12 100 8/8 100 4/4 –
-stedt (3.3.2) 37 10/27 39 9/23 33 1/3 0 0/1
-ingen (3.3.3) 43 3/7 60 3/5 0 0/1 0 0/1
Weitere ältere
(3.3.6) 5 1/19 0 0/13 0 0/4 50 1/2
234 Die Klassenbildung und Gestaltung folgt denselben Prinzipien wie bei Tab. 5.1, in der Farbgebung
allerdings umgekehrt, von weiß (0 % Personennamenanteil) bis dunkelgrau (100 %).
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160 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Aus rein onomastischer Perspektive ist bemerkenswert, dass insbesondere die sla-
vischen, in Teilen aber auch die deutschen Toponyme der HZV-Region einen über-
raschend modernen Eindruck machen. Bei den Slavica erscheint das System der
slavischen suffixalen Namenbildungsmittel so ausgebildet, wie es in vielen weiter
östlich gelegenen Siedlungsarealen erst im Hochmittelalter, also einige Jahrhunderte
später, anzutreffen ist (vgl. Kap. 2.4). Das Zahlenverhältnis zwischen als älter und als
jünger unterschiedenen Bildungstypen ist hier kein anderes als dort. Bei den deutschen
Bildungen sticht generell die große Zahl von Namen hervor, die mit Grundwörtern
gebildet wurden, die noch im Hochmittelalter produktiv waren; besonders zahlreich
sind hier -dorf und -rode zu nennen. Dennoch sind in der Summe auch die für Gebiete
ohne slavischen Siedlungseinfluss typischen Grundwörter bzw. Suffixe wie -leben,
-heim, -ithi, -ingen usw., wie oben dargestellt (Kap. 3.6), vergleichsweise häufig;
besonders groß ist ihr Anteil unter den Namen des HZV.
Hinsichtlich der Slavica würde man ohne Vorliegen eines Zehntverzeichnisses
aus der Karolingerzeit rein von diesem typologischen Befund her kaum auf die Idee
kommen, ihn als eine Siedlungslandschaft des 9. Jahrhunderts zu interpretieren; eher
würde man sie etwa in das 10.–12. Jahrhundert einordnen, in die späte Zeit der
slavischen Siedlungserweiterungen und die Frühzeit des hochmittelalterlichen Lan-
desausbaus. Diese typologischen Argumente sind natürlich nicht hinreichend genug,
um die allgemein anerkannte Datierung des HZV in Zweifel zu ziehen; vielmehr
mahnt dieser Umstand zur Vorsicht gegenüber absoluten Altersbestimmungen allein
aufgrund des Auftretens bestimmter Grundwörter oder Suffixe.
Da andererseits Verbreitungskarten der slavischen Toponymie fast regelmäßig
Areale liefern, die von älteren Namentypen dominiert werden, lässt sich die Zu-
verlässigkeit der Unterscheidung zwischen älteren und jüngeren Namentypen auch
nicht in Abrede stellen. Wenn aber die jüngeren Namentypen so zahlreich schon im
9. Jahrhundert erscheinen, und man für den Beginn der slavischen Besiedlung im
Elbe-Saale-Gebiet das 7. oder 8. Jahrhundert annimmt (Dulinicz 2006, 275 sowie
die instruktive Abb. 6, S. 49; Brather 2008, 61), wäre die vorwiegende Produktivi-
tätsphase der älteren Typen gegenüber derjenigen der jüngeren überaus kurz gewesen.
Wenn man weiterhin keine grobe Ungleichzeitigkeit in den toponymischen Systemen
des Altsorbischen zulassen will, wären die ältesten slavischen Siedlungsareale in
Daleminze, im Elbtalkessel um Dresden, in der Oberlausitz und anderswo 235 schon
in der frühen Karolingerzeit ausgeprägt oder zumindest angelegt gewesen. Dieser
Problematik kann hier nicht erschöpfend nachgegangen werden; der überregionale
Vergleich müsste vielmehr so weit ausholen, dass dazu eine gesonderte Untersuchung
notwendig wäre; die Betrachtung dieser für die slavische Toponymie überaus frühen
Überlieferung ist dabei jedoch von entscheidender Bedeutung.
235 Walther 1993 [1967]; Eichler /Walther 1970; Schultheis 1970; Eichler /Walther 1978
[DS 29], 130–140; Eichler /Walther 1984 [DS 35], 64–75; Bily 1996 [DS 38], 45–58; Hengst
2003.
Die Siedlung im toponymischen Licht 161
Aus der Verteilung älterer und jüngerer slavischer Namentypen ist also nicht auf
einen jungen Charakter der Siedlungslandschaft westlich der Saale zu schließen. Viel-
mehr wäre methodisch zu überlegen – und dies in einem geographischen Rahmen, der
mindestens das altsorbische Sprachgebiet umfasst –, wie in diesem Kontext „älter“
und „jünger“ zu definieren sind. Die deutschen Toponyme verweisen hingegen auf
eine Altsiedellandschaft. Die Größe dieses Gebietes und die Zahl der hier vorliegen-
den Namen bringen es mit sich, dass diese Feststellung als signifikant gelten kann,
womit davon auszugehen ist, dass die Besiedelung dieser Region im frühen Mittelal-
ter mit derjenigen in Gunstgebieten wie der Magdeburger Börde und dem Thüringer
Becken vergleichbar war, aber auch eine weitere Verdichtung in späteren Ausbaupro-
zessen erfolgte, die zur Zeit der Zusammenstellung des HZV, also im 9. Jahrhundert,
weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen waren. Für die Jahrhunderte da-
vor ist die Vorstellung einer nördlich der Unstrut gelegenen, prosperierenden Grenz-
und Übergangsregion zwischen den Herrschaftsbereichen der Sachsen 236 und der
Thüringer nicht von der Hand zu weisen.
Nur ein einziger Bereich ist in chronologischer Hinsicht anders zu beurteilen. Nicht in
den Hügellandschaften oder den Flusstälern, sondern im Mittelgebirge des östlichen
Unterharzes zeigt sich eine Lagesituation, die im Kontext der slavischen Toponymie
als toponymische Kernlandschaft bezeichnet werden würde (Šrámek 2007 [1971],
insbesondere 139 f.) – eine Vergesellschaftung zahlreicher Bildungstypen auf engem
Raum (Tab. 5.4). Mit Ausnahme von -idi, dessen Fehlen wohl nur dem Zufall geschul-
det ist, sind alle Namentypen, denen in Kapitel 3 ein eigener Unterabschnitt gewidmet
wurde, hier vertreten. Selbst unter den seltener auftretenden Grundwörtern fehlen
nur sehr wenige. Dieser Teilbereich erscheint auf etwa 120 km2 wie ein Brennpunkt
der toponymischen Landschaft des HZV-Gebietes, und gemäß der Definition topo-
nymischer Kernlandschaften ist davon auszugehen, dass dieses Areal im Vergleich
mit den weiter westlich gelegenen Gebieten früher und dichter besiedelt war. Einige
Toponyme, wie diejenigen auf -hain, -rode und -feld, verweisen überdies auf frühe
Landesausbauprozesse 237.
Abzugrenzen ist es in struktureller Hinsicht insbesondere von den weiter östlich
gelegenen Arealen rund um den Hornburger Sattel, wo ein Waldgebiet in späterer Zeit
gerodet wurde (Abschnitt 3.4.3). In Richtung Südosten erfolgte die Abgrenzung unter
236 Auszuklammern ist hier die nicht leichte Frage, welche gesellschaftlichen Organisationsstrukturen
unter „den Sachsen“ des frühen Mittelalters zu verstehen sein mögen; vgl. dazu gegenüber älteren
Vorstellungen die außerordentlich anregenden Überlegungen bei Springer 2004 sowie – abwägend –
Hardt 2009b.
237 Zu frühen Rodungen im Harzgebiet Neuß 1995, 118 f.
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162 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Abgesehen von der lokalen Besonderheit des Ostharzgebietes lässt sich bezüglich
der Arealität der einzelnen Namentypen eine klare und grundlegende Unterscheidung
treffen. Das Verbreitungsgebiet einer ganzen Reihe von Namentypen reicht im Osten
nur bis zur Weida, umfasst also lediglich die westliche Hälfte des HZV-Gebietes
(Tab. 5.5). Einen fundamentalen Unterschied zeigen demgegenüber die Toponyme
auf -leben und -stedt, die gleichmäßig bis zur Saale hin verteilt sind. Auch für die
weiteren älteren Namentypen (-ingen, -ithi usw.) wäre eine solche gleichmäßige
Verteilung wohl anzunehmen, bedingt durch ihre geringe Zahl bleibt jedoch das
Verbreitungsbild wenig aufschlussreich. Auch hier ist mit den in Abschnitt 5.1.5
genannten toponymischen Kernlandschaften zu argumentieren – die größere Vielfalt
an Ortsnamentypen im Westen ist als Indiz für die frühere und intensivere Besied-
lung dieses Abschnitts zu werten, während der Osten von der slavischen Toponymie
geprägt wurde.
Die Verbreitung der „Westtypen“ ist weitgehend komplementär zu derjenigen der
slavischen Toponyme (Tafelteil, Abb. 18, S. 234). So deutlich ist der Unterschied,
dass sich hier quasi zwei toponymische Räume gegenüberstehen, wobei sich die Täler
von Weida und Schmoner Bach als Grenzzonen abzeichnen. Dies könnte durchaus
auch als Ursache dafür angesehen werden, dass sich die in Teil B des HZV genannten
Burgen entlang dieser beiden Bäche besonders dicht aneinanderreihen, da sie hier
tatsächlich einen Grenzbereich sichern sollten.
Die älteren deutschen Namentypen, insbesondere die Bildungen auf -leben und
-stedt, bei deren Verbreitung diese Grenze rein gar keine Rolle zu spielen scheint, sind
in dieser Hinsicht schwer zu beurteilen. Es kämen dazu zwei Hypothesen in Betracht:
Einerseits könnten sie noch in einer älteren Zeit entstanden sein, in der die
„Weida-Schmoner-Bach-Grenzzone“ noch nicht bestand, die germanische Besiedlung
also ohne slavische Beeinflussung bis zur Saale reichte. Es wäre jedoch zu fragen,
warum diese Namen mit der später erfolgten slavischen Zusiedlung erhalten bleiben
konnten. Dies wäre aber nicht abwegig, wenn man in Rechnung stellt, dass zwischen
Weida und Saale deutsch- und slavischsprechende Menschen kohabitierten und so-
mit auch die jeweiligen Toponyme in Gebrauch bleiben konnten. Ein Vergleich der
arealen Situation der Slavica mit derjenigen der Bildungen auf -leben und -stedt (Ta-
238 Vgl. dazu eine in Vorbereitung befindliche Studie von Sabine Altmann.
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164 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Im Westareal
vollständig unvollständig
Namentyp (100 %) % abs.
-leben (3.3.1) 58 7/12
-stedt (3.3.2) 56 15/27
-ingen (3.3.3) 71 5/7
-heim (3.3.4) 2
-ithi (3.3.5) 67 2/3
-aha (3.3.6) 2
-loh (3.3.6) 2
-āre/-ere (3.3.6) 0 0/2
-st- (3.3.6) 1
-sola (3.3.6) 1
Simplizia (3.3.6) 57 4/7
voreinzelsprachlich (3.3.6) 50 1/2
-ig (3.3.6) 0 0/2
-dorf (3.4.1) 33 26/78
-hausen (3.4.2) 75 6/8
239
-rode (3.4.3) 22
-bach (3.4.5) 91 10/11
-burg (3.4.6) 90 9/10
-tal (3.4.6) 67 2/3
Sonstige (3.5.1) 15
Tab. 5.5: Namentypen im Westareal
felteil, Abb. 19, S. 235) zeigt, dass die deutschen und slavischen Toponyme in enger
Nachbarschaft zueinander stehen und sich die Bewohner dieser Siedlungen offenbar
gegenseitig respektierten. Einige der deutschen Namen könnten auch späte Ausläufer
der Produktivität der beiden Typen sein und im Kontext der späteren, durch Bildun-
gen auf -dorf repräsentierten Ausbaumaßnahmen stehen, ohne dass dies jedoch zu
konkretisieren ist.
Andererseits könnten die Bildungen auf -leben und -stedt mit fränkischen Er-
schließungsmaßnahmen in Zusammenhang stehen, die eine ältere Grenzsituation an
239 Abweichend ist hier nur das markante Rodeareal auf der südlichen Querfurter Platte, dessen Namen
in der Zusammenstellung nicht berücksichtigt wurden.
Die Siedlung im toponymischen Licht 165
Weida und Schmoner Bach beseitigten und den fränkischen Herrschaftsbereich bis
zur Saale hin ausdehnten. Auch die Bildungen auf -dorf könnten zumindest teil-
weise in diesen Kontext gehören. Um eine planmäßige Kolonisation muss es sich
jedoch angesichts der wenig einheitlichen Struktur der Bestimmungswörter (vgl.
Abschnitt 5.3.1 und Tabelle 5.2) nicht gehandelt haben, sondern um nur locker ge-
lenkte Siedlungsprozesse, wobei sich für die Nomination bestimmte Basiselemente
besonderer Produktivität erfreuten, so dass sie vielleicht serienbildend wirkten. Bei
diesem Szenario ist problematisch, dass -leben und -stedt gemeinhin nicht als typische
Grundwörter im Kontext fränkischer Siedlungsmaßnahmen gelten.
Der äußerst geringe Wüstungsanteil bei den beiden hier zur Diskussion stehenden
Bildungstypen spricht dafür, dass die entsprechenden Siedlungen schon relativ früh
an den besten Standorten entstanden. Die zuerst genannten Überlegungen können
damit als wahrscheinlicher gelten. Wenn Neuß 1995, 119 meint: „Es ist aber sehr
wahrscheinlich, daß in diesen [slavisch benannten und westlich der Saale gelegenen –
Ch. Z.] Dörfern auch Deutsche wohnten, trotz der slawischen Namen“, dann ist ihm
durchaus zuzustimmen.
An der westlichen Peripherie der slavischen Toponymie, quasi an der geographi-
schen Nahtstelle zwischen slavischer und germanischer sprachlicher Einwirkung,
findet sich eine Spur sprachlicher Interferenzen zwischen der älteren deutschen
bzw. germanischen und der slavischen Besiedlung, indem dem HZV-Beleg für Wol-
kau, Uulchistedin, also einer Bildung auf -stedt, wie sie in unmittelbarer Umgebung
mehrfach begegnet, ein altsorbisches Toponym *Folkov_, bezeugt 1332 Wolkowe, ge-
genübersteht. Auch wenn die schriftliche Überlieferung marginal ist, zeigt sich doch
die Parallelbildung eines deutschen Kompositums und eines slavischen Derivatums
zum gleichen Basismorphem, dem Kurznamen Folko (vgl. Abschnitt 1.6.1.A, 2.1, 2.3,
3.3.2), die von der engen sprachlichen Nachbarschaft zeugt. Ähnliche Fälle sind Dörs-
tewitz/Thiderichesdorpf (HZV Nr. 133) und Peutnitz/Budinendorpf (HZV Nr. 51),
beide in der Nähe der Saale (vgl. jeweils Abschnitt 2.1, 2.3 und 3.3.1). Weitere Paral-
lelbildungen dürften auch für die übrigen Toponyme dieses Bereichs vorauszusetzen
sein, in schriftlichen Zeugnissen sind sie jedoch nicht überliefert.
Dass die älteren slavischen Namentypen so markant nicht an den Unterläufen der
der Saale zustrebenden Gewässer, sondern konzentriert weiter flussaufwärts liegen
(Tafelteil, Abb. 5, S. 221), widerspricht den gängigen Verbreitungsbildern, bei denen
die Besiedlung, vom Flusstal ausgehend, immer entlegenere Landstriche erschließt.
Entsprechend dem Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Namentypen lassen sich
drei Zonen beschreiben (vgl. Abschnitt 2.4 und Tafelteil, Abb. 5, S. 221). Eine ge-
schichtliche Interpretation dieser arealen Situation fällt nicht leicht; die folgenden
beiden Szenarien stellen vielleicht die wahrscheinlichsten dar:
Einerseits musste vielleicht eine ältere Besiedlung an der Saale aufgegeben wer-
den, wofür wohl vor allem kriegerische Auseinandersetzungen als Ursache in Frage
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166 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
kommen. Es wäre danach ein Rückzug nach Westen erfolgt mit Anlehnung an die
bestehende deutsche Siedlungsverteilung; das Saalegebiet wäre erst später wieder-
besiedelt worden, wobei mittlerweile jüngere Namentypen produktiv waren, die
umfassende Verwendung fanden. Dieses Szenario erscheint jedoch unwahrschein-
lich, weil toponymische Reste einer ersten slavischen Besiedlung an der Saale, die
wenigstens in geringer Zahl zu erwarten wären, völlig zu fehlen scheinen, zumal
auch zahlreiche ältere Namen auf -leben und -stedt erhalten blieben. Außerdem ist zu
bezweifeln, dass heftige Kämpfe am westlichen Saaleufer zu einer weit gehenden Ent-
völkerung führen konnten. Kriegerische Auseinandersetzungen sind auch für spätere
Jahrhunderte bezeugt, ohne dass dies entsprechende toponymische Auswirkungen
gezeitigt hätte.
Andererseits könnte sich die frühe slavische Besiedlung von vornherein an bereits
bestehende deutsche Siedlungen angelehnt haben. Eine solche räumliche Nähe könnte
im Hinblick auf Sicherheit und wirtschaftlichen Austausch durchaus Vorteile geboten
haben. Erst in späterer Zeit dehnte sich die slavische Besiedlung nach Osten hin aus,
bis sie die Saale erreichte. Auch diese Variante erscheint, wie die erste, recht kon-
struiert und vermag nicht so recht zu befriedigen. Bei diesen Überlegungen ist jedoch
zu berücksichtigen, dass, abgesehen von den Patronymika, die älteren Namentypen
nur ausgesprochen selten vorliegen, so dass die chronologische Differenz zwischen
älteren und jüngeren Typen vielleicht nicht überschätzt werden darf.
In Bezug auf die Frage, ob die slavischen Sprachrelikte westlich des Flusses auf
selbständige slavische Einwanderungen zurückgehen oder von einer durch fränkische
Machthaber gelenkten Ansiedlung zeugen, wäre die dargestellte areale Situation (Ta-
felteil, Abb. 4 und 5, S. 220 f.) so zu interpretieren, dass die Areale östlich von Weida
und Schmoner Bach sicher slavisch besiedelt waren, ehe bzw. ohne dass fränkische
Herrschaftsträger ihren Einfluss geltend machen konnten. Vom Siedlungsbild und von
der Struktur der Namen her ist kein Unterschied zu autochthonen slavischen Sied-
lungsprozessen erkennbar. Weiter westlich hingegen, wo sich slavische Toponyme nur
vereinzelt und verstreut finden, dürfte eine sukzessive Ausbreitung slavischer Sied-
lungen eine wohlwollende Tolerierung durch ansässige Herrschaftsträger gefunden
haben.
Insgesamt wäre damit zwischen drei Bereichen 240 der slavischen Besiedlung zu
unterscheiden:
1. im Westen eine von deutschen Grundherren geförderte Ansiedlung inmitten des
älteren deutschsprachigen Milieus, die wohl nicht in jedem Fall toponymische
Spuren hinterlassen hat;
2. ein an die geschlossene deutsche Besiedlung östlich unmittelbar angrenzender
Bereich, der von älteren slavischen Namentypen dominiert wird;
3. und schließlich dessen Erweiterung nach Osten hin bis zur Saale, wo jüngere
Namentypen vorherrschend sind oder z. T. sogar ausnahmslos vorliegen.
240 Diese Bereiche sind nicht identisch mit den drei auf Tafelteil, Abb. 5, S. 221 dargestellten Zonen.
Die Siedlung im toponymischen Licht 167
5.1.8 Fazit
241 Als außerordentlich hilfreich für die Lokalisierung der vielen Ortschaften im Geiseltal erwies sich
eine Kartierung an einer gänzlich unerwarteten Stelle, die wissenschaftlich vielleicht unangebracht
erscheint, aber in ihrer Zweckmäßigkeit einmalig sein dürfte: Im Schulatlas der DDR (Atlas der
Erdkunde) befanden sich auf S. 11 drei Darstellungen der territorialen Veränderungen im Geiseltal
mit den Zeitstufen 1865, 1945 und 1968, deren erste den Ausgangszustand vor der industriellen Ent-
wicklung widergibt und alle Ortschaften, wenn auch vereinfacht, so doch nachvollziehbar abbildet.
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168 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
242 Innerhalb dieses Areals bleiben nur drei Toponyme – Äbtischrode, Döcklitz und Mallerbach –
außerhalb des HZV, vgl. zu den Namen die Abschnitte 2.3, 3.4.3 und 3.4.4.
Der Anteil des HZV in der Darstellung 169
HZV in starkem Maße perforiert von Toponymen, die im HZV nicht zu finden sind.
Dies gilt insbesondere für die slavischen Toponyme an der Saale und ihren westlichen
Zuflüssen, wenn auch im Mündungsgebiet der Unstrut vermutlich die im HZV nicht
lesbaren Namen Nr. 165–169 zu lokalisieren sind (vgl. Abschnitt 2.4). Beispielhaft
sei auf die Siedlungsagglomeration Teutschenthal verwiesen, wo auf engstem Raum
von den sieben sie konstituierenden Ortschaften nur drei im HZV auftauchen (vgl.
Abschnitt 3.4.5). Die Kartierung (Tafelteil, Abb. 20, S. 236) wird vielleicht in vielen
Details zu hinterfragen sein – die Prämissen der Abgrenzung der Zonen sind kaum
frei von Willkür zu gestalten, und selbst mathematisch-statistische Berechnungs-
modelle müssen nicht zwingend plausibler sein. Dennoch ist das generelle Bild der
perforierten Areale nicht in Abrede zu stellen.
Was in diesem Zusammenhang schon für die slavischen Namen angedeutet wurde
(Abschnitt 2.4), sei hier unterstrichen: Auch wenn der eine oder andere Name in
diesen „Perforationszonen“ jünger sein mag als das HZV – in Gänze ist von einem
Nacheinander nicht auszugehen, vielmehr liegen hier mit an Absolutheit grenzender
Sicherheit Orte, die vom HZV übergangen werden. Dafür spricht auch, dass der Anteil
der wüstgefallenen Orte (vgl. Abschnitt 5.1.2) sich zwischen den Orten im HZV und
den übrigen nicht signifikant unterscheidet.
Dieser Befund verlangt nach einer geschichtlichen Interpretation. Zunächst ist
er unvereinbar mit der Vorstellung, das HZV beschreibe die Siedlungslandschaft
des 9. Jahrhunderts vollständig. Eine toponymische Exklusivität des HZV ist zwar
zwischen Rohne und Weida sowie entlang der Unstrut durchaus gegeben; der Harz
und die weiter östlich bis zur Saale gelegenen Gebiete werden hingegen nur par-
tiell erfasst. Dies ist kaum anders zu verstehen, als dass die königliche Macht in
diesem Teil der östlichen Peripherie des Frankenreiches über den Zehnten zum Zwe-
cke seiner Verschenkung nicht flächendeckend verfügen konnte. Ihr Zugriff auf das
Gebiet war demnach nicht total, sondern in geographischer Hinsicht einem alten,
löcherig gewordenen Wischlappen oder dem sprichwörtlichen Schweizer Käse ver-
gleichbar.
Insbesondere scheint der Einfluss der fränkischen Macht nur partiell bis zur Saale
gereicht zu haben. Schon von daher wäre Begriff der „Saalegrenze“ zu relativie-
ren; dieser stellte wohl eher eine Idealvorstellung in den Köpfen der Eliten des
karolingischen Reiches dar (Hardt 2000; Hardt 2009a). Bezogen auf die schrift-
liche Überlieferung, „konstruierten die Autoren ethnisch einheitliche Uferseiten“
(Potschka 2011, 99). Eine lineare Grenze entlang des Flusses entsprach aber nicht
der machtpolitischen Realität.
Daneben zeigen sich auch Lücken im Inneren. Zum einen ist auf das Harzgebiet
zu verweisen, wo sich eine starke und kleinräumige Durchmischung von Toponymen
im und außerhalb des HZV zeigt, wenn auch die im HZV zu findenden Namen die
Mehrheit bilden. Zum anderen findet sich eine kleinere geschlossene Gruppe von
nicht im HZV verzeichneten Namen im oberen Flussgebiet der Weida südöstlich von
Querfurt. Es wäre verlockend, diese als „Nest“ des Machtbereichs eines regionalen
Großen, der nicht der Königsmacht unterstand, anzusehen. In dieser Konkretheit wäre
dies aber eine Überschätzung der Interpretierbarkeit der Toponymie. Nicht durch Na-
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170 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
men belegbar ist eine Beobachtung, wonach „nördlich der Merseburger Altenburg ein
z. Z. der Abfassung des Hersfelder Zehntverzeichnisses schon länger dicht besiedeltes
Gebiet archäologisch feststellbar [ist], das unerwähnt bleibt“ (Weigelt 1979, 38).
Hier wurde ein früher Burgbezirk um die Merseburger Altenburg vermutet (ebd., 43),
der ebenfalls im HZV keine Berücksichtigung fand. In diesem Kontext wurde auch die
Vermutung geäußert, dass nicht im HZV erscheinende Orte „den Merseburger Grafen
gehörten und daher zehntfrei waren“ (August 1964, 391, vgl. dort auch Anm. 63)
und damit nicht in das Verzeichnis gelangen konnten.
Auch wenn also Einzelheiten undeutlich bleiben, so ist doch davon auszugehen,
dass die königliche Macht – im geographischen Sinne – nicht allumfassend war,
sondern dass es offenbar Akteure gab, auf die sie keinen oder nur geringen Zugriff
hatte. Im Kontext der historischen Prozesse erscheint dies nicht verwunderlich, denn
während der Merowingerzeit hatten die Mächtigen genügend Freiraum: „Die lo-
ckere Oberherrschaft des fränkischen Königs störte diesen Adel zunächst nur wenig,
jedenfalls kaum vor dem 8. Jh., als die fränkische Krone das Land stärker durchorga-
nisierte“ (Walther 1971 [DS 26], 222). Bezogen auf das Gebiet des HZV haben sich
diese regionalen Aktivitäten wohl in der großen Produktivität der Namen mit dem
Grundwort -dorf niedergeschlagen. Dass sich diese Situation im 8. und 9. Jahrhun-
dert grundlegend geändert hätte, ist zu bezweifeln. Einerseits lassen sich Spuren von
„geplanten“ Maßnahmen hinsichtlich von Befestigungsbau oder Siedlungsgründung
nicht ausmachen; andererseits bleiben bei einer großen Übertragung von Rechten
durch die Karolinger, wie sie das HZV darstellt, so große Lücken, dass von einer
regionalen Geschlossenheit keine Rede sein kann. Ohnehin wäre zu fragen, weshalb
man sich die Mühe gemacht haben sollte, die Namen von über 200 Siedlungen einer
Region extra niederzuschreiben, wenn deren Umfang auch mit der Angabe von 15
Burgen oder – falls diese Befestigungen noch nicht existiert haben sollten – einiger
Grenzflüsse hinreichend erklärt gewesen wäre.
Diese Feststellungen sind durchaus nicht neu. Es finden sich zwar apodiktische
Feststellungen wie: „Nichts spricht gegen den Schluß, daß die Grenzen der einzel-
nen Burgwardbezirke aneinanderstießen und daß zur Zeit der Abfassung von B die
Burgwardverfassung das Zehntgebiet aufgegliedert hatte“ (Wolf 1956a, 26), wobei
ausdrücklich von einem „Zehntgebiet“, also wohl einem geschlossenen Territorium,
die Rede ist. Kurz zuvor heißt es aber: „Rückschlüsse auf das Bestehen oder Nichtbe-
stehen einer in A nicht genannten Ortschaft um 830–850 dürfen aus dem Verzeichnis
keinesfalls gezogen werden“ (ebd., 25) und es findet sich auch die Beobachtung, dass
es Burgen außerhalb des HZV gab (Wolf 1957, 232).
Unterschwellig wird das Bewusstsein für den lückenhaften Charakter des HZV
auch bei Hans Walther deutlich, wenn er bemerkt: „wurde das Kloster a.780 durch
Karl den Großen mit der großen Zehntschenkung im Hassegau bedacht, die uns das
bekannte große Hersfelder Zehntverzeichnis übermittelt“ (Walther 1990, 220), wo-
bei er mit Bedacht formuliert: „im Hassegau“. Am deutlichsten war die oben genannte
Feststellung in Bezug auf das Merseburger Umfeld (August 1964, 391 und Anm. 63).
Die Königsherrschaft in jener Zeit wäre also demnach – und dies sicher nicht nur
in dieser Region – nicht flächendeckend, sondern lückenhaft bzw. fragmentarisch und
Der Anteil des HZV in der Darstellung 171
Wie schon die mehrfachen Nennungen von Toponymen gezeigt haben (Abschnitt 1.7),
entspricht die innere Struktur des HZV nicht unbedingt seiner peniblen äußeren Ord-
nung und der sprachlichen Sorgfalt der Abschrift. Wenn ein und derselbe Name
mehrfach begegnet, deutet das nicht auf ein systematisches Abschreiten einer Region
hin. Viel näher liegt es dagegen, dass im Zuge der Auseinandersetzung zwischen
dem Erzbistum Mainz und dem Kloster Hersfeld um die Zehnterhebung im Jahr 845
(Schröder 1899, 379 f.) – vielleicht sogar sehr eilig – aus verschiedenen Vorlagen
eine Kompilation der Hersfelder Ansprüche unterschiedlicher Herkunft zusammen-
gestellt wurde (vgl. hierzu auch Abschnitt 1.7). Dabei wurden alle möglichen bzw.
möglichst viele Orte nacheinander aufgelistet, ohne auf Namenwiederholungen zu
achten. Später dann, im 11. Jahrhundert, wurde dieses Sammelsurium dann von einem
gewissenhaften Schreiber fein säuberlich in die Fassung übertragen, in der es uns
bis heute vorliegt. Dass „Wiederholungen und Überschneidungen [. . . ] sicherlich
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172 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
243 Um die ohnehin schon gravierende, aber kaum zu vermeidende Unübersichtlichkeit nicht noch weiter
zu verstärken, mussten in manchen Fällen sich häufig wiederholender Orte in der Darstellung Ver-
einfachungen vorgenommen werden. Dies betrifft die Nummern 157–163, 178–183, 186–188, 207–
211 und 220–222. Acht untereinander gleichrangige Klassen farblich voneinander zu unterschei-
den, ist kein leichtes Unterfangen; hierbei wurde auf ein von Cynthia Brewer, einer ausgewiesenen
Expertin für die Farbauswahl auf Landkarten, vorgeschlagenes Schema zurückgegriffen, vgl. http://
colorbrewer2.org/?type=qualitative&scheme=Set1&n=8 (01. 07. 2015).
244 Bei Wolf 1955 spielen diese noch keine Rolle. Bei Wolf 1956a wird recht unvermittelt „ein erster
geographisch geschlossener Abschnitt“ eingeführt, wobei im Folgenden insgesamt sieben solcher
Abschnitte gebildet wurden. Bei Wolf 1957 ist eine Modifikation insofern zu verzeichnen, als hier
acht Abschnitte vorliegen – der vorher sechste wurde nochmals unterteilt.
245 Der vielleicht wenig gebräuchliche Terminus „Versprung“ bezeichnet in der Fachsprache des Bau-
wesens eine abrupte Unterbrechung innerhalb einer kontinuierlich verlaufenden Fläche, Kante oder
eines anderen Elements, also eine Sache, die für die unterbrochenen Nachbarschaften in der Abfolge
des HZV gut passt. In der sprachwissenschaftlichen Lexikographie spielte dieses Wort bislang keine
Rolle; es fehlt in den gängigen Wörterbüchern und Datenbanken. Für eine diesbezügliche Auskunft
danke ich Michael Solf vom Deutschen Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften auf das herzlichste.
Der Anteil des HZV in der Darstellung 173
Beinahe am Ende dieser Untersuchung stellt sich die Frage, warum hier allenthalben
in umständlicher Ausdrucksweise vom „HZV-Gebiet“ o. ä. die Rede war, wo doch
für dieses mit Friesenfeld eine geographisch überaus exakte Raumbezeichnung über-
liefert ist. Diese wurde aber bewusst vermieden, weil dieser Name aufgeladen ist mit
Assoziationen über frühmittelalterliche Bevölkerungsbewegungen, über die unter Her-
anziehung anscheinend aussagekräftiger Landschafts- und Personengruppennamen
gern spekuliert wurde. Noch in neueren Publikationen wird an einen „weiträumigen
Bevölkerungsaustausch durch Umsiedlungen“ (Meibeier 2006, 61) gedacht: „Die
überkommenen Benennungen Schwabengau und Friesenfeld legen unabweisliches
Zeugnis ab von derartigen Vorgängen während des frühen Mittelalters“ (Meibeier
2006, 61). Ohne zu zweifeln wird dies mit bekannten historischen Daten in Ver-
bindung gebracht: „Die Bezeichnung Friesenfeld geht zurück auf die Besiedlung
des Gebietes nach dem Untergang des Thüringerreiches (531) [. . . ]. Das Territorium
wurde daraufhin von Friesen, Sachsen, Franken und Nordschwaben besiedelt. Neben
dem Friesenfeld erinnern die Bezeichnung Schwabengau (zwischen Wipper, Bode
und Eine) und der Sachsgraben (bei Wallhausen) an diese Migrationsprozesse“ (Lück
2005, 14). Diese Äußerung beruht auf einem Forschungskonsens, der durch die Kom-
bination der nicht sehr reichlichen historischen Zeugnisse mit den geographischen
Namen ein differenziertes Bild von frühmittelalterlichen Wanderungsprozessen ent-
worfen hat, in dem Friesenfeld, Hassegau und andere Raumnamen der damaligen
Zeit eine entscheidende Rolle spielten (Wenskus 1986a, 206–209) 246. Auch Flur-
namen wie Friesental bei Großleinungen oder Friesenburg, die Bezeichnung eines
246 Ähnlich auch Timm 1954/55, 126, der eine Ansiedlung von Friesen nur für das 6. Jahrhundert be-
zweifelt, aber für das 8. Jahrhundert annimmt. Obwohl er durchaus dialektgeographische Argumente
bietet, scheinen bei Bischoff 1957 [Geschichte], 27 doch die Zweifel zu überwiegen: „Die Friesen
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174 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
Ringwalls nördlich von Grillenberg, wurden „mit der Grenze des Gaues Friesenfeldes
in Zusammenhang gebracht“ (Schmidt FlN 1941, 52) 247.
Zu solchen oft sehr bestimmt vorgetragenen Überlegungen musste der Name Frie-
senfeld mit seinem derart signifikanten ethnographischen Bezug beinahe zwangsläufig
einladen, zumal er auf eine Bevölkerungsgruppe verweist, die man gemeinhin an der
Nordsee verortet und die hier mit Fug und Recht als fremd angesehen werden kann.
Dennoch ist aus namenkundlicher Sicht eine solche Verbindung weder zwangsläufig
noch alternativlos, ganz abgesehen von der Frage, auf was für eine Personengruppe
sich der Name eigentlich bezogen haben soll. Diesbezügliche Überlegungen haben
grundsätzlich drei verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:
1. Namen, die auf den ersten Blick ethnisch motiviert sind, können auf verschiede-
nem Wege entstanden sein. Davon zeugen die im Rahmen des hochmittelalterlichen
Landesausbaus recht häufigen Namen wie Sachsendorf , Fries- oder Freesdorf oder
Frankenheim. Neben der Kennzeichnung der ursprünglichen Herkunft der Bewoh-
ner dieser Orte könnten sie auch auf Personennamen Sachs(e), Fries oder Frank(e)
zurückgehen. In neueren namenkundlichen Publikationen stehen oft beide Möglich-
keiten gleichberechtigt nebeneinander, tendenziell wird jedoch der Herkunftsbezeich-
nung der Vorrang gegeben 248. Zu verweisen ist hier nicht zuletzt auf Friesdorf (HZV
Nr. 234), das eben nicht als Ethnonym, sondern, wie uns das HZV lehrt, als Friduri-
chesdorpf aus einem Personennamen entstanden ist (vgl. Abschnitt 3.4.1).
Wie ein ethnisch anmutender Name auch entstanden sein könnte, illustriert ein
Fall, der mit dem Friesenfeld als Teil des Hassegaues nur indirekt in Verbindung
steht. Es betrifft nicht den Raumnamen Hessen, sondern die homonyme Bezeich-
nung einer Ortschaft im Nordharzgebiet, zwischen Halberstadt und Wolfenbüttel.
Dieser Ortsname, belegt (966) 1295 in Hessenheim, (968–96) in loco Hæssinhem,
1139 in Hessenem usw., ist aus einem Personennamen Hasso oder Hassjo entstanden
(Udolph 2006, 69, dort ausdrücklich: „es liegt keine Hessenansiedlung vor“). Ein
so Benannter erscheint als Anführer der Ostfalen, die sich im Jahr 775 Karl dem
Großen unterwarfen (Annales regni Francorum, 40–42; Rau 1955, 30–33; zur Person
vgl. Springer 2015b, 91 f.). Ein Zusammenhang dieser Person mit dem Ortsnamen
[. . . ] könnten den n-Schwund aus ihrer Heimat mitgebracht haben, vorausgesetzt, daß sie wirklich
Friesen und im 6. Jahrhundert ins Land gekommen waren.“
247 Auch wenn eine geradlinige Verbindung mit angeblichen Migrationsprozessen des Frühmittelalters
nicht anzunehmen ist, wären beide Namen natürlich zu erklären. Hierbei ist vielleicht an Personenna-
men zu denken. Die Walkenrieder Besiedlung des Helmerieds (vgl. dazu kurz Abschnitt 3.5.2) liegt
mit etwa 10 bzw. 15 km nicht weit entfernt, so dass anthroponymische oder anderweitige Reflexe
hierauf denkbar wären. Eine Klärung ist an dieser Stelle nicht möglich; sie bedürfte des Kontextes
einer gründlichen Bearbeitung der Flurnamen der Region.
248 Vgl. exemplarisch HOS 1, 268–271; HOS 2, 328–331; Eichler /Walther 2010, 167 f. Einen Son-
derfall bildet Friesen (HOS 1, 279 f.) mit einer altsorbischen Herleitung, die aber für das Friesenfeld
kaum in Betracht kommt.
Der Anteil des HZV in der Darstellung 175
Hessen ist zwar nur zu vermuten, aber auch nicht abwegig 249, Auch für Bezeich-
nungen von geographischen Räumen ist methodisch die Möglichkeit nicht von der
Hand zu weisen, dass sie in Anthroponymen ihren Ursprung haben könnten 250, indem
eine Menschengruppe nach ihrem Anführer benannt ist. Dessen Name könnte über
diesen transonymischen Umweg nicht nur einzelnen Siedlungen, sondern auch größe-
ren Arealen seinen Namen gegeben haben. Grundsätzlich unwahrscheinlicher als die
Umsiedlung einer homogenen Gruppe von Menschen in einer Größenordnung, die
einer ganzen Region von etwa 1000 km2 einen choronymischen Stempel aufdrücken
konnte, ist ein anthroponymischer Ursprung jedenfalls nicht.
249 Meibeier 2006, 57 geht davon recht sicher aus, während Meier 1906, 187 mit Recht viel vorsichtiger
ist: „[. . . ] wird H. in der Form Hessenheim schon 966 erwähnt, d. h. in einer so frühen Zeit, daß es
nicht unberechtigt erscheint, in dem Gründer des Orts einen Mann vornehmen Standes zu erkennen
und bei ihm an jenen Führer der Ostfalen Hessi oder Hassio zu denken, der sich nach den Ann.
Lauriss. 75 dem bis zur Oker vordringenden König Karl unterwarf [. . . ].“ Ähnlich abwägend ist die
Darstellung bei http://de.wikipedia.org/wiki/Hessen_%28Osterwieck%29 (09. 06. 2015).
250 Vgl. hierzu Popowska-Taborska 1993, 70; zuletzt pointiert Springer 2015a, 298–306.
251 Vgl. allgemein Gießauf 2006, 175 f. (für den Hinweis auf diese Arbeit danke ich meinem Kollegen
Daniel Syrbe, Leipzig); zu Skythen ebd., 33 und 50–54; zu Hunnen ebd., 91 f.; knapp Pohl 2000,
246–248. In der englischsprachigen Form Huns führt der Name ein spätes Nachleben zur pejorativen
Bezeichnung für die als eine unkultivierte, kriegerische, eurasisch-kontinentale Masse empfundenen
Deutschen.
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176 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
der vielen Erklärungsversuche: „Bisher konnte keine überzeugende Deutung des Frie-
sennamens vorgelegt werden“ (Reichert 2008, 130; die Aufzählung der einzelnen
Ansätze dort auf S. 130–133). Ebenso verhält es sich mit Hessen (Reichert 2008,
91–93). Auf dieser quasi nicht vorhandenen etymologischen Basis bleiben alle weite-
ren Überlegungen in dieser Hinsicht Spekulation, was aber ebenfalls bedeutet, dass
weiträumige Migrationen nicht wahrscheinlicher sind als alle anderen Hypothesen.
3. Ein weiterer Aspekt ist die offene Frage, ob der ausschließlich in Erzeugnissen der
Hersfelder Kanzlei begegnende Name Friesenfeld wirklich aus dem Leben gegriffen
wurde oder evtl. auch ein artifizielles Konstrukt in den Köpfen der Klosterbrüder
dargestellt haben könnte. Schließlich „prägt 979 ein besonders gewissenhafter Kanz-
list, zwei verschiedene Hersfelder Überlieferungen (Zehntverzeichnis und Breviarium
Lulli) miteinander verbindend, die Doppelbezeichnung Hassegau und Friesenfeld,
die nun die langwierigen Hersfelder Zehntstreitigkeiten begleitet“ (Heßler 1957,
82 f.; vgl. Timm 1954/55, 126). Auch hier erschwert die fehlende Etymologie weitere
Überlegungen, warum ausgerechnet auf Friesen zurückgegriffen wurde, erheblich 252.
Auch wenn diese Untersuchung bei einer eher eng begrenzten Themenstellung zu
einem beträchtlichen Umfang angewachsen ist (und damit inhaltliche Erwartungen
wecken mag, die letztlich nicht erfüllt werden konnten), bleibt sie doch ein nicht
völlig befriedigendes Provisorium, weil sich die fehlende grundhafte Bearbeitung der
252 Vgl. Heßler 1957, 81 mit der wohl zu kurz schließenden Behauptung: „Daß man in Hersfeld diesen
Namen frei erfunden haben sollte, wäre absurd. Es müssen zur Zeit der Aufzeichnung dort friesische
Ansiedler gesessen haben.“ In den nationalstaatlichen Denkmustern der Mitte des 20. Jahrhunderts
war eine andere als die unmittelbar ethnische Motivierung eines solchen Namens anscheinend nicht
vorstellbar.
Transregionaler Vergleich und Schluss 177
253 Innerhalb der Projektgruppe „Vergleichende Untersuchungen zum sozialen, wirtschaftlichen und
kulturellen Wandel in den Grenz- und Kontaktzonen Ostmitteleuropas im Mittelalter“, Laufzeit:
2008–2010, das Teilprojekt: „Namenkundliche Untersuchungen zum sozialen, wirtschaftlichen und
kulturellen Wandel in den Grenz- und Kontaktzonen Ostmitteleuropas im Mittelalter“ (vgl. http://
research.uni-leipzig.de/gwzo/index.php?option=com_content&view=article&id=319&Itemid=563,
09. 06. 2015).
254 Vgl. hierzu auch die umfangreichen Drucklegungen der archäologischen Bearbeitung: Si-
kora/Wołoszyn 2011; Wołoszyn 2011; Wołoszyn 2012a; Wołoszyn 2012b; Piotrow-
ski/Wołoszyn 2012; Bagińska/Piotrowski/Wołoszyn 2012.
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178 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
der slavischen Sprachen 255. Auch wenn der paraphrasierte Terminus zu hinterfragen
wäre, ist doch die Annahme einer nicht zu großen Region, in der die Charakteris-
tika des Slavischen aus älteren sprachlichen Entwicklungsstufen ausgeprägt wurden,
nicht von der Hand zu weisen. Die grundsätzliche Lokalisierung dieser Region fand
weitgehend Akzeptanz, blieb aber nicht ohne – durchaus ernstzunehmende – Kritik
(Popowska-Taborska 1993, 44 f.; Popowska-Taborska 2004a, insbesondere 139).
Sodann war die Region Teil des Gemeinslavischen als eines Dialektkontinuums,
das vom 7. bis etwa zum 9./10. Jahrhundert anzusetzen ist und den gesamten geo-
graphischen Bereich umfasste, in dem damals Slavisch gesprochen wurde. Es war in
sich durch verschiedene Isoglossen differenziert, welche jedoch nicht mit den heu-
tigen Sprachgrenzen kongruent verliefen (vgl. Holzer 1997, 87 und 101; Holzer
2014, 1126 f.). In sprachlicher Hinsicht lag um den Bug herum demnach das genaue
Gegenteil einer Grenze vor: Im frühen Mittelalter war diese Region unter dieser Per-
spektive nicht Peripherie, sondern Zentrum. Wenn in jener Zeit eine von insgesamt
„drei Zonen mit auffälliger Isoglossendichte [. . . ] im Wesentlichen entlang der Was-
serscheide zwischen Weichsel [. . . ] und Dnjestr“ (Holzer 2014, 1128) verläuft, dann
ist dies nicht überzubewerten: Sie bedeutet lediglich, dass auf beiden Seiten dieser
Abgrenzung, die jedoch geographisch überaus vage und weiträumig ist, jeweils mehr
untereinander als über sie hinweg kommuniziert wurde (ebd.).
Die Unterscheidung zwischen ostslavischen und westslavischen Sprachen ist hin-
gegen Produkt einer späteren Zeit. Sie ist mit sprachwissenschaftlichen Methoden
deduziert und beruht auf der Phonologie, also einer einzigen Sprachebene, wobei
Lautentwicklungen maßgeblich sind wie z. B. – mit Blick auf die polnisch-ukrainische
Nachbarschaft – die (ostslavische) Polnoglasije ukr. horóch gegenüber poln. groch,
der Übergang von g zu h (ukr. hórod gegenüber poln. gród) und etliche andere, die hier
im Detail nicht aufgeführt werden müssen 256. In der geschichtlichen Dimension kann
sie aber nicht stellvertretend für die Gesamtheit von Sprache und Kultur der Slaven
stehen. In neueren Einführungen und Handbüchern der Slavistik wird die klassische
Dreiteilung der slavischen Sprachen, obwohl durchaus vorausgesetzt, kaum explizit
thematisiert (vgl. Franz 1994, 97–102; Hock 1998, 31; Schuster-Šewc 2014).
Wenn die Bedeutung der Unterscheidung einer West- und einer Ostgruppe hervor-
gehoben wird (Franz 1994, 100–102), dann erfolgt dies lediglich für die religiös-
kulturelle Sphäre. „Die geläufige Trichotomie in eine süd-, eine west- und eine ost-
slavische Sprachengruppe hat allenfalls einen praktischen Wert, darf jedoch nicht als
genetische Klassifizierung, nicht als Einteilung in Teilfamilien verstanden werden“
(Holzer 2014, 1127) 257.
255 Prägend hierbei Udolph 1979; eine Wiederholung und Weiterführung der dort aufgestellten Thesen
in zahlreichen Aufsätzen.
256 Vgl. für die hier betrachtete Region Wolnicz-Pawłowska 1998, 453; im Kontext der Ortsnamen
Czopek 1988, 127–140.
257 Vgl. auch die Bemerkung, dass „die Einteilung der slavischen Völker in drei Gruppen, nämlich Ost-,
Süd- und Westslaven [. . . ] so gar nicht den historischen Nachrichten über Völker und Regionen der
Slaven entsprechen“ will (Eichler 2004, 66).
Transregionaler Vergleich und Schluss 179
Wenn die Unterscheidung zwischen West- und Ostslavisch mit der großen Grenze
zwischen den ursprünglich lateinisch-katholischen und den griechisch-orthodoxen
Teilen Europas konform geht, dann ist dies kein Zufall. Grundsätzlich ist davon
auszugehen, dass die Sprachentwicklung von den Zentren dieser Kultur- und Herr-
schaftsbereiche – in diesem Falle dem piastischen Polen und der Kiewer Rus – ausging
und die beiden verschiedenen Ausprägungen an der Grenze beider aufeinandertra-
fen 258. Damit war eine breite Überschneidung beider Sprachbereiche wie auch die
Zweisprachigkeit der Mehrheit der Bewohner dieser Region verbunden (Wolnicz-
Pawłowska 1998, 461 f.; Czopek 1988, 127). Die Toponymie in diesem Grenz-
gebiet war grundsätzlich in zwei verschiedenen Varianten angelegt und konnte – je
nach sprachlichem Kontext – okkasionell in einer ukrainischen oder in einer polni-
schen Form aufgezeichnet werden (Czopek 1988, 136 f. und 139; Rieger 1994, 117).
Der einzelne Beleg kann also nicht ohne Weiteres als Kronzeuge für die sprachliche
Situation insgesamt angesehen werden; vielmehr zeigt sich die Koexistenz beider
Sprachausprägungen in häufigen Kontaminationen (Czopek 1988, 139).
Die ganze Geschichte dieser Region ist also geprägt von einem Neben-, Mit- und
Gegeneinander der polnischen und der ukrainischen 259 Sprache, was oft genug zum
Vehikel politischer Auseinandersetzungen wurde. Dies hinterließ auch in der Topo-
nomastik Spuren, indem es zwischen Jerzy Nalepa als Propagandisten des polnischen
Charakters der Region – vgl. seinen Aufsatztitel „Eine urpolnische toponymische Bas-
tion“ 260 – und Władysław Makarski als Verfechter einer ursprünglich ostslavischen
sprachlichen Prägung zu einer in umfangreichen Publikationen 261 ausgetragenen Aus-
einandersetzung mit polemischen und ideologischen Zügen kam.
Dass versucht wird, eine sprachliche Kontaktsituation möglichst weit in die
Vergangenheit zurückzuschreiben, um daraus offen oder unterschwellig politisches
Kapital zu schlagen, ist nun beileibe keine auf die Bugregion beschränkte Erschei-
nung. Diesem Vorgehen ist aber entgegenzuhalten, dass diese Kontaktsituation erst
sekundär entstand. Es ist anzunehmen, dass politische Prozesse, insbesondere auch
kriegerische Auseinandersetzungen im Bereich eines machtpolitischen Zwischen-
raums, die seit dem späten 10. Jahrhundert überliefert sind (vgl. Sikora/Wołoszyn
2011, 235), zu einer Siedlungsrezession mit einem Rückgang der Bevölkerungsdichte
geführt haben könnten. Dies war in der Folge, insbesondere mit der Verfestigung einer
Grenze zwischen zwei Herrschaftsgebieten mit unterschiedlicher kultureller Prägung,
einer sprachlichen Diversifizierung förderlich.
258 Zu Vorstellungen einer hier nicht weiter zu diskutierenden piastischen „Staatssprache“ ab dem
10. Jh., die ältere slavische Regiolekte überlagert hätte, vgl. Holzer 1999, 260–262; eine andere
Situation des Zusammentreffens von zwei „sprachlichen ‚Standards‘“ bei Holzer 1995, 68.
259 Władysław Makarski deklariert in seinen in Anm. 261 genannten Werken von ihm bearbeitete Topo-
nyme z. T. als „altrussisch“ („strus.“ bzw. „staroruski“), was für die Zeit der Kiewer Rus, in der es
die Ukraine als solche noch nicht gab, berechtigt ist.
260 Im Original „Prapolski bastion toponimiczny“, so Nalepa 1991.
261 In der Reihenfolge des Erscheinens: Makarski 1986; Nalepa 1991; Makarski 1996; Nalepa 2000;
Nalepa 2001; sachlicher hingegen Rieger 1997.
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180 Siedlungsgeschichtliche Interpretation
262 Die Termini „slavisch“ und „deutsch“ werden hier im Interesse einer prägnanten Aussage simpli-
fizierend gebraucht; sie beziehen sich auf das augenscheinlich für die Benennung von Ortschaften
maßgebliche Idiom der damaligen Bevölkerung.
6. Anhang – Die Namen aus Liste A des Hersfelder
Zehntverzeichnisses
Zur besseren Übersicht sind hier neben der fotomechanischen Wiedergabe des Hers-
felder Zehntverzeichnisses (Tafelteil, Abb. 3, S. 219) die Namen in der Reihenfolge
ihrer Nennung aufgelistet. Diese Aufstellung wurde ergänzt um die im Zuge dieser
Untersuchung vorgeschlagenen Neuzuordnungen einzelner Belege (Spalte 5; vgl.
Abschnitt 1.6) 263 sowie die von Siegmund Wolf vorgenommene Untergliederung in
acht Abschnitte (vgl. Abschnitt 5.2.2 und Tafelteil, Abb. 21–24, S. 237–240):
263 Genannt werden hier nur wirkliche Änderungen der Zuordnung. Auf Differenzierungen zu Ortsteilen
wie Ober-/Unter- usw. wird nicht hingewiesen.
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182 Anhang
Abschnitt 2:
32 Osterhausen Osterhusa 24
33 Rothenschirmbach Scrinbechiu
34 Hornburg Hornberc
35 Bischofrode Bisgofesdorpf
36 Erdeborn Hardabrunno
37 Neckendorf Dachendorpf
38 Helfta Helpide
39 Lüttchendorf Luzilendorpf
40 Aseleben Esiebo
41 Lipsdorf, Wg. Leobedages-
dorpf
42 Seeburg Seoburc
Abschnitt 3:
43 Allstedt Altstedi
44 Mönchpfiffel Bablide
45 Dörfling /Eindorf, Wg. Eindorpf
46 Korbesberg Gerbergoburc Kartenburg, Wg.
47 Heygendorf Heiendorpf
48 [nicht zu lokalisieren] Uuicholdes-
dorpf
49 Eßmannsdorf Hessimesdorpf
50 [nicht zu lokalisieren] Theotboldes-
dorpf
51 Peutnitz, Wg. Budinendorpf Bottendorf, Wg.
52 Roßleben Rostenleba
53 Meinersdorf, Wg. Meginriches-
dorpf
Anhang 183
Abschnitt 4:
58 Farnstädt Farnistat 60
59 Vitzenburg Fizenburc 57
60 Farnstädt Farnistat 58
61 Wenden Ziuunidun Weden, Wg.
62 Alberstedt Alberestat
63 Stedten Stedi
64 Esperstedt Esperestat
65 Schraplau Scrabanloch
66 Röblingen am See Rebiningi 68
67 Amsdorf Amalungesdorf
68 Röblingen am See Rebiningi 66
69 Wansleben Uuenzesleba
70 Bennstedt Bannungestat
71 [nicht zu lokalisieren] Rozuualesdorpf
72 Gimritz Guministi
73 Bottendorf, Wg. Budilendorpf Peutnitz, Wg.
74 Meuschau Miscauual Lieskau
75 Lettin Liudina
76 Uhden, Wg. Uuodina
77 Rißdorf Risdorpf Eisdorf
78 Bedra Ubbedere
79 [nicht zu lokalisieren] Azechendorpf 189 Passendorf
80 Ohmendorf Theommen-
dorpf
81 Tönicken Donichendorpf Angersdorf,
Benkendorf
82 Köllme Collimi
83 [nicht zu lokalisieren] _auchesdorpf Rachsdorf, Wg.
84 [nicht zu lokalisieren] _ezemendorpf Hämisch, Wg.
85 Rollsdorf Ruodoldesdorpf
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184 Anhang
Abschnitt 5:
96 Gatterstädt Gozerestat
97 Lodersleben Ludersleba
98 Deussen, Wg. Dussina 90, 92, 95, 101
(Teutschenthal)
99 Leimbach Leimbach
100 Eilwersdorf, Wg. Engiluuardes-
dorpf
101 Deussen, Wg. Dussina 90, 92, 95, 98
(Teutschenthal)
102 [nicht zu lokalisieren] Breuielliudestat
103 Querfurt Curnfurt
104 Esenstedt, Wg. Gisunstat 107
105 Obhausen Hubhusa
106 Kuckenburg Cucunburg
107 Esenstedt, Wg. Gisunstat 104
108 Lobitz, Wg. Liubsici
109 Ellesdorpf El(m)sdorf, Wg.
110 Barnstädt Bernstat 113, 115
111 Langeneichstädt Ehstat
112 Schafstädt Scabstedi 114, 118, 121
113 Barnstädt Bernstat 110, 115
114 Schafstädt Scabstedi 112, 118, 121
115 Barnstädt Bernstat 110, 113
Anhang 185
Abschnitt 6:
135 Schmon Smean 137, 140
136 Liederstädt Lodenstat 139
137 Schmon Smean 135, 140
138 Weißenschirmbach Scrinbach
139 Liederstädt Liodenstat 136
140 Schmon Smean 135, 137
141 Pretitz Bridasti
142 Spielberg Spiliberc 144, 147
143 Reinsdorf Reginheresdorpf
144 Spielberg Spiliberc 142, 147
145 [nicht zu lokalisieren] Brunesdorpf 157, 159, 161 Pinsdorf †
146 Steigra Stegera 148
147 Spielberg Spiliberc 142, 144
148 Steigra Segara 146
149 Blossendorf, Wg. Zliusendorpf
150 Siegerstedt, Wg. Sigiristat
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186 Anhang
Abschnitt 7:
172 [nicht zu lokalisieren] Muchendorpf Möckerling
173 Zütschdorf Zibuchesdorpf
174 Ziegendorf, Wg. Ichendorpf
175 Mücheln Muchilidi
176 Nahlendorf Nannendorpf
177 Krumpa Crupa
178 Zöbigker Zebechuri 180
179 Gröst Crodesti 181, 183
180 Zöbigker Zebechuri 178
181 Gröst Crodesti 179, 183
182 [nicht zu lokalisieren] Theodendorf
183 Gröst Crodesti 179, 181
184 Schortau Zcirduuua 186, 188
185 Braunsdorf Brunesdorpf
Anhang 187
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188 Anhang
Bach DNK = Bach, Adolf: Deutsche Namenkunde, Bd. I, 1 und 2: Die deutschen Personennamen;
Bd. II, 1 und 2: Die deutschen Ortsnamen; Bd. III: Registerband, bearb. von Dieter Berger,
Heidelberg 1952–1956.
Bagińska, Jolanta/Piotrowski, Marcin/Wołoszyn, Marcin (Hrsg.): Červeń – eine Burg zwischen
Ost und West. Ausstellungskatalog, Tomaszów Lubelski /Leipzig /Lublin /Rzeszów 2012.
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berg, Maik (Hrsg.): Sprache, Sprechen, Sprichwörter. Festschrift für Dieter Stellmacher zum
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Casemir, Kirstin/Ohainski, Uwe/Udolph, Jürgen: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen
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Cz˛eść 1: Odapelatywne nazwy osobowe, Kraków 2000.
Czopek, Barbara: Nazwy miejscowe dawnej ziemi Chełmskiej i Bełskiej (w granicach dzisiejs-
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Eichler, Ernst: Zur Genese des Slaven-Begriffs und zur slavischen Ethnonymie, in: Häger-
mann, Dieter (Hrsg.): Akkulturation. Probleme einer germanisch-romanischen Kultursynthese
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Eichler, Ernst/Šrámek, Rudolf (Hrsg.): Die Strukturtypen der slawischen Ortsnamen (anhand der
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Förstemann PN = Förstemann, Ernst: Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen. Bonn
1901 [ND München – Hildesheim 1966]
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204 Quellen und Literatur
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kus, Reinhard: Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter. Festgabe zu
seinem siebzigsten Geburtstag, hrsg. von Hans Patze, Sigmaringen 1986, S. 201–212; ursprüng-
lich in: Jäschke, Kurt-Ulrich/Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Festschrift für Helmut Beumann zum
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Wenskus 1986b = Wenskus, Reinhard: Der Hassegau und seine Grafschaften in ottonischer Zeit,
in: Wenskus, Reinhard: Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter. Fest-
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ursprünglich in: Brosius, Dieter/Last, Martin (Hrsg.): Beiträge zur niedersächsischen Landes-
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Klaus/Steube, Anita (Hrsg.): Sprache, Sprachvergleich, Sprachträger. Rudolf Růžička zum
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derösterreich (mit einer Karte), in: Casemir, Kirstin (Hrsg.): Namen und Appellative der älteren
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Göttingen vom 18. bis 20. September 2008 in Göttingen durchgeführten Tagung „Namen und
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Wiswe, Hans: Die Bedeutung des Klosters Walkenried für die Kolonisierung der Goldenen Aue, in:
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Wolf 1956b = Wolf, Siegmund A.: Ergänzungen und Berichtigungen zur Ortsnamenbestimmung
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dence, Bd. 2 (U Źródeł Europy Środkowo-Wschodniej /Frühzeit Ostmitteleuropas 1.2), Kraków /
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Geographie 29 (2011), S. 75–105.
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206 Quellen und Literatur
8.2 Tabellen
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208 Verzeichnis der Abbildungen, Karten und Tabellen
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10. Ortsregister
Ein Namenregister soll ein Hilfsmittel für die Benutzung des Buches sein, kein stupider Häufigkeits-
nachweis für bestimmte Formantien. Wenn Manuskripte in digitaler Form mühelos nach beliebigen
Wörtern und Zeichenkombinationen durchsucht werden können, hat dies für ein gedrucktes Register
Konsequenzen: Der Fokus kann auf diejenigen Einträge gelegt werden, die für die Orientierung im
Buch und die sachliche Erschließung von Bedeutung sind. Alles andere kann den Suchfunktionen
überlassen bleiben.
Generell umfasst das folgende Verzeichnis Namen für geographische Objekte einschließlich von
Raum- und Landschaftsnamen, wobei die Grenze hinsichtlich von Bildungen wie Lippe, Thüringer
Becken oder Querfurter Platte mitunter schwer zu ziehen ist. Ausgeschlossen wurden Personen-
gruppenbezeichnungen wie (die) Sachsen, Thüringer usw.
Bei der Erschließung der Ortschaften wurde auf bloße Lageangaben („nw. Mücheln“ usw.)
verzichtet – durch diese Beschränkung auf die den jeweiligen Ort und seinen Namen tatsächlich
behandelnden Textstellen ergibt sich ein Mehrwert gegenüber den elektronischen Suchfunktionen.
Historische Quellenbelege von Namen wurden nicht berücksichtigt; die Schreibformen im Hersfel-
der Zehntverzeichnis nur insoweit, wie sie sich nicht sicher einem heutigen Ortsnamen zuordnen
lassen. Für die übrigen steht der Anhang (Kapitel 6) zur Verfügung, aus dem sich eine Zuordnung
des Belegs ablesen lässt. Wüstungen werden nicht als solche gekennzeichnet. Auch unterscheidende
Zusätze (Ober-/Unter- usw.) werden nur in den Fällen berücksichtigt, in denen eine Unterscheidung
unbedingt notwendig ist.
Einige passim im ganzen Text begegnende Namen blieben außen vor. Neben der Saale (mit weit
über 100 Textstellen) betrifft dies Hersfeld, aber nur in den Fällen, in denen der Name lediglich
Teil der Bildung Hersfelder Zehntverzeichnis ist. Durch diese Prinzipien dürfte das Register einen
Überblick über die bearbeiteten Namen und die geographischen Bezüge des Textes innerhalb und
außerhalb der untersuchten Region bieten.
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212 Ortsregister
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214 Ortsregister
Mansfelder Seen (siehe auch unter Süßer See, Ohmendorf, 37, 41, 43, 49, 110, 116
Salziger See, Fauler See), 59, 118 Osfurth, 140
Markwerben, 67 Ösnitz, 32, 49, 52, 56, 67, 138
Martinsrieth, 143 Osterhausen, 52, 120, 122
Mechilacha, 44, 50, 51, 101 Osterrode, 146
Meginhardesdorpf, 46, 50, 115 Osterwitz, 71
Meinersdorf, 109, 116 Ostfalen, 86, 89, 174
Melmsdorf, 112, 117 Othal, 138, 162
Memleben, 34, 89, 148
Memleben, Wenigen-, 30, 87 Passendorf, 41, 42, 50, 112, 116
Merseburg, 40, 80, 127, 135, 137, 151, 152, Petersrode, 126, 128
157, 170 Pettstädt, 74, 93
Meuschau, 31, 49, 68 Petzkendorf, 41, 42, 50, 112, 117
Micheln, 99 Peutnitz, 29, 49, 61, 62, 65, 110, 117, 165
Miedertal, 23, 138 Pfeiffersheim, 98, 162
Milzau, 54, 66, 105 Pfeiffhausen, 123
Miscauual, 64 Pinsdorf, 46, 50, 114, 117
Mittelhausen, 120, 122 Pödelist, 71
Möckerling, 43, 44, 50, 64, 73 Podelitz, 71
Modertal, 23, 138 Pödelitz, 24
Mönchpfiffel, 99, 100 Polen, 57, 177–180
Morungen, 96, 97, 162 Pölsfeld, 142, 162, 173
Mötzsch, 74 Pönitz, 74
Mücheln, 99, 100, 134, 149, 150 Pontzig, 129
Muchendorpf, 43, 50, 64, 115 Poples, 24
Mucke, 129 Posendorf, 112, 116
Müncheroda, 126, 128 Pretitz, 54, 66, 105
Prömmern, 24
Nablus, 131 Promnitz, 24
Nachendorf, 36 Prösig, 24
Nachsdorf, 115, 138
Nahlendorf, 110, 116 Querfurt, 95, 127, 134, 140, 141, 150, 168, 169
Namur, 114 Querfurter Platte, 75, 164, 167, 168
Naundorf, 22, 114
Nausitz, 23 Rachsdorf, 42, 50, 112, 117
Neckendorf, 37, 49, 110, 116 Racksdorf, 42, 112
Nemsdorf, 114, 116 Raschwitz, 70
Netzschkau, 24 Rathmannsdorf, 112, 117
Neumark, 144 Rattmannsdorf, 112, 117, 119
Neustadt, 93 Rehhagen, 143
Niedersachsen, 81, 137, 146 Reichardtswerben, 67
Niemiełowic(z), 114 Reinsdorf, 54, 110, 114, 116
Nienstedt, 41, 92, 94, 162 Reipisch, 69
Nietleben, 88, 89 Richersdorf, 21
Northeim, 146 Riestedt, 41, 92, 94, 162
Nösselitz, 74 Rißdorf, Ober–/Unter-, 31, 49
Rißdorf, Ober-/Unter-, 106, 110, 117
Obersdorf, 37, 110, 117, 119, 162 Röblingen (beide Ortschaften), 51, 52
Oberthau, 37 Röblingen am See, 96, 97
Obhausen, 120, 122, 123 röblingen, Nieder-/Ober-, 96, 97, 162
Öblitz, 71 Rode, 38, 114
Obschütz, 70 Rodewitz /Roitzsch, 70
Öchlitz, 43, 50, 64, 70 röhlitz, Mark- und Geisel-, 70
Ockendorf, 110, 116 Rohne, 152, 163, 168, 169
Ortsregister 215
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216 Ortsregister
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Tafeln 219
Abb. 3 Das Hersfelder Zehntverzeichnis (Hess. Staatsarchiv Marburg, Urk. 56, Nr. 2268)
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Rodewitz
220
Uhden (76)
Lettin (75)
Dölau Gimritz (72)
Köllme (82)
Kröllwitz
Lieskau
Peutnitz (51)
Go
nn
Groitz
a
Granau
Zscherben
Ösnitz (91) Schlettau
ch
Ibitz Beuchlitz
ba
Teutschenthal (90) de
ür
W
Delitz (122)
G on n a
Steuden (86)
Dörstewitz (133)
Döcklitz
Schotterey (116) Korbetha (215)
Strösen Schkopau
e
Abb. 4: Die slavischen Siedlungsnamen
Meuschau (74)
hn
Ro Milzau (119)
Wolkau (126) )
01
Raschwitz Crakau (2
b en
Klobikau (124) er
Lobitz/Löbitz (108) Geusa
Wünsch (127) Zs
ch Barau
Blösien (192)
Klyegraben
Tafeln
U
tö Göhlitzsch
ns
tru Öchlitz bn Stöbnitz
it
Beuna
z
t Möckerling Reipisch
Schmirma Osterwitz
Zorbau Kröllwitz
Geiselröhlitz
Pretitz (141) Zöbigker (178) Kayna
Krumpa (177)
Wölbitz Leina
Schortau (184) Korbetha
5 km
Gleina Gröst (179)
Go
nn
a
ch
ba
de III
ür
G on n a
e
hn
Ro
II III
Abb. 5: Die Arealität der slavischen Toponymie
Klyegraben
Tafeln
I l
ise
St Ge
U
ns öb
n
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tru it
z
5 km
II
Areal der älteren slavischen Namentypen
typologische Zonierung:
I - überwiegend ältere Namentypen I
II - ältere und jüngere Namentypen gemischt
III - ausschließlich jüngere Namentypen
Eisleben
Wormsleben
Go
nn
a
Aseleben (40) Nietleben
ch
Almensleben (1) Wansleben (69)
ba
de
ür
G on n a
Holleben (131)
Wismannsleben
Abb. 6: Die Siedlungsnamen auf -leben
e
hn
Ro
Lodersleben (97)
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
t
Frankleben (194)
Roßleben (52)
Memleben (54)
5 km
Schkortleben
im Hersfelder Zehntverzeichnis
nicht im HZV, in DS 26 verzeichnet
nn
a
Bornstedt (21)
Riestedt (10)
Köchstedt (93)
Holdenstedt (17)
ch
ba
Alberstedt (62) de
ür
G on n a
Nienstedt (12)
Farnstädt (58)
Esperstedt (64)
Wolferstedt (28)
Dornstedt (87)
Gatterstädt (96)
Lauchstädt (117)
Allstedt (43)
Abb. 7: Die Siedlungsnamen auf -stedt
e
hn
Ro
Schafstädt (112)
Langeneichstädt (111)
Klyegraben
Barnstädt (110)
Tafeln
l
ise
Grockstedt St Ge
U
ns Kleineichstädt öb
n
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tru it
z
t
Runstedt
Liederstädt (136)
5 km Lunstädt (207)
Siegerstedt (150)
Helfta (38)
Morungen (217)
Blankenheim
Go
nn
a
Leinungen
Pfeiffersheim
Röblingen (3)
ch
ba
de
ür
W
Einzingen (9, 5)
G on n a
(Ober)röblingen (3)
e
hn
Ro
Mönchpfiffel (44)
Klyegraben
Abb. 8: Die Siedlungsnamen auf -i/ungen, -heim, -ithi
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
Eptingen
Mücheln (175)
5 km
Burgscheidungen (151)
-ingen, im Hersfelder Zehntverzeichnis
-ingen, nicht im HZV, in DS 26 verzeichnet
-ingen, nicht im HZV, nicht in DS 26 verzeichnet
-ithi, im Hersfelder Zehntverzeichnis
-heim, nicht im HZV, nicht in DS 26 verzeichnet
Herchensola
Gonna (224) -sola
-aha
Go
nn
-loh Emseloh
a
ch
ba
de
Stedten (63) ür
W
Rainbac h -ø
Schraplau (65)
G on n a
-loh
Horn (30)
-ø
Winkel (27)
Simplex
e
hn
Ro
Basis
Milzau (119)
Abb. 9: Weitere ältere deutsche Namentypen
-ø
l
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St Ge
U
ns öb
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tru it -ig
z
t
Wenden (61) Daspig
Pretitz Basis -ø
Steigra (146)
-r- -ig
Zingst -st- Spergau
-r-
Bedra (78)
Wangen (56)
5 km -ø
Großjena
-ø
Go
Schwachsdorf
nn
a
Lipsdorf (41) )
Bischofrode (35) 81 Passendorf
Rachsdorf e n(
k Eisdorf
Grabsdorf (15) n ic
Tö
Liedersdorf (20) Angersdorf
ch
Wippelsdorf Amsdorf (67)
ba
de Gottsdorf (213)
ür
W
Winddorf (23)
G on n a
Lobesdorf (16) Etzdorf (89) Benkendorf
Melmsdorf
Einsdorf (25) Rattmannsdorf
e
hn
Ro
Braunsdorf (132)
Ludendorf (171)
Eilwersdorf (100) Nemsdorf Ohmendorf (80) Gräfendorf
Atzendorf (203)
Heygendorf (47) Göhrendorf Klyegraben Ockendorf (204)
Tafeln
Welzdorf (152) 2)
Biendorf (190) (20 isel Bösseling (206)
Eßmannsdorf (49) St orf rfe
U
ns öb Bennd bisd aundoG
tru nit Kör
orf (19 N
z
G on n a
e
hn
Ro
Abb. 11: Die Basislexeme der Toponyme auf -dorf
Klyegraben
Tafeln
l
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St Ge
U
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n
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tru it
z
5 km
Go
nn
a
Sangerhausen (8)
Großosterhausen (24)
ch
ba
de
ür
W
Kieselhausen (7) Sotterhausen (13)
G on n a
Mittelhausen (26)
e
Obhausen (105)
hn
Ro
Abb. 12: Die Siedlungsnamen auf -hausen
Siebenhausen
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
Windhausen
5 km
Go
Schmalzerode
nn
Etzkerode (229)
a
Klosterrode (19)
Schulenrode
Hessenrode Äbtischrode
ch
Deikerode
ba
de
ür
G on n a
Brommerod
Frankenrode
e
Abb. 13: Die Siedlungsnamen auf -rode
hn
Ro Frankenrode
Klyegraben
Hildebrechtsrode
Tafeln
l
ise
Ziegelroda St Ge
U
ns öb
n
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tru it
z
t
Stachelroda
Johannrode Bärsroda
Schnellroda
Petersroda
Albersroda
5 km Borkersrode Baumersroda
Branderode
Ebersroda
im Hersfelder Zehntverzeichnis (HZV)
nicht im HZV, in DS 26 verzeichnet Schleberoda
Müncheroda
nicht im HZV, nicht in DS 26 verzeichnet
Schönbach
Go
nn
a
Sittichenbach (22)
ch
ba
Rothenschirmbach (33) de
ür
W
Klosterrohrbach (2)
G on n a
Seebich (4)
e
Abb. 14: Die Siedlungsnamen auf -bach
Mallerbach
hn
Ro
Weidenbach
Leimbach (99)
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
Weißenschirmbach (138)
5 km Roßbach
Korbsberg (46)
Seeburg (42)
Go
nn
a
Helmstal
Beyernaumburg (14)
Teutschenthal
ch
Othal
ba
e
ü rd
Hornburg (34)
G on n a
Kuckenburg (106)
e
hn
Ro Merseburg (212)
Lutisburg
Abb. 15: Die Siedlungsnamen auf -bu/erg und -tal
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
n
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tru it
z
t Spielberg (142)
Vitzenburg (57)
5 km
-feld
Wiegenhain -feld -feld
Pölsfeld (228) Schaubesfelde
Lengefeld (218)
Go
-feld
nn
Kaltenborn
a
-born
Erdeborn (36)
-born
-wend Schweinswende (18)
Brechtewenden
-wend
ch
ba
de
ür
G on n a
e
hn
Ro
-furt
Abb. 16: Sporadisch auftretende Namentypen
Querfurt (103)
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
Osfurth (55)
-furt
5 km
Go
nn
a
Bornstedt (245)
Beyernaumburg (241)
ch
ba
de Holleben (256)
ür
W
Rainbac h
Schraplau (244)
G on n a
-loh
Kuckenburg (254)
Allstedt (242)
e
hn
Ro Merseburg (243)
-furt
Querfurt (249)
Abb. 17: Die Namen der Burgen in Teil B des HZV
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
n
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tru it
z
Vitzenburg (248)
Mücheln (252)
5 km
Burgscheidungen (250)
Namenbildung auf -burg (vgl. Abb. 12)
Werben (251)
anders gebildeter Name
jeweiliger Bildungstyp (vgl. Abb. 4, 6, 7, 8, 9, 16)
-furt
Goseck (253)
-feld
-feld -feld
Go
-feld
nn
a
-born
-born
-wend
-wend
ch
ba
de
ür
G on n a
Abb. 18: Ost- und Westareal
e
hn
Ro
-furt
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it
z
-furt
5 km
G on n a
e
hn
Ro
Klyegraben
Tafeln
l
ise
Abb. 19: Slavica, -leben und -stedt im arealen Vergleich
St Ge
U
ns öb
n
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tru it
z
5 km
-sola
-aha
Go
-loh
nn
a
ch
ba
de
ür
W
-ø
G on n a
-loh
-ø
Simplex
e
hn
Ro
Basis
Abb. 20: Die Exklusivität des HZV im Toponymikon
Klyegraben
Tafeln
-ø
l
ise
St Ge
U
ns öb
tru n it -ig
z
-ø
Basis
-r- -ig
-st-
-r-
5 km -ø
Go
223 19 42 85
nn
40
a
218,220,222 10 35 70
21 93
36
17
8 14 91,94
15 22 67 69 81
1 20 18 66,68
ch
24,32 34 213
ba
13 33 e
62 ü rd 131
90,92,95,98,101
W
7 16 23 63
5,9 86
G on n a
2 12 25 65 89 122
3,6 26
58,60 64
28 134,215,238
30 88 133
31 87
106
43 27
4 96 116
105 117,120
e
119 74
hn
Ro
112,114,118, 121 132
104,107
97 103 123,125
44 212
100 126
171
99
80 127,129 124
47 108 111 203
110,113,115 Klyegraben 201 204
135,137,140 192,195,198,200
Tafeln
l 206
152 190 ise
S Ge
Abb. 21: Die Reihenfolge der Auflistung im HZV, Gesamt
U
ns 49 tö
bn
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tru 142,144,147 it 202
z
t 45 194,199
174 191,193,196
138 136,139 61
141 178,180 173
175 177
73 57,59,155 146,148
52 143 185
78
53 184,186,188
55
5 km 56 207,211
54 150 179,181,183
176
149
45 151, 153
Ort im HZV mit Nummer (nach Siegmund Wolf)
neu lokalisierter Ort (vgl. Kapitel 1.6.) 214,216,239
154
Reihenfolge der Auflistung, Gruppe 1-8 (nach S. Wolf)
156,158
Fehlstelle für nicht zu lokalisierenden Ort
170
Fehlstelle für nicht zu lokalisierende Orte 164
160,162
© Christian Zschieschang 2017
237
238
46 37 38 51
19
Go
39 42
nn
41
a
10 35 40
21
36
17
8 14
15 18 22
1 20
ch
33
ba
13 24,32
34 de
ür
W
16 23
7 5,9
G on n a
2 12 25
3,6 26
28
31
30
27
4 43
e
hn
Ro
44
47
Klyegraben
Tafeln
l
ise
St Ge
U
ns 49 öb
tru n it
z
t 45
Abb. 22: Die Reihenfolge der Auflistung im HZV, Gruppen 1-3
52
53 55
56
5 km
54
45
Ort im HZV mit Nummer (nach Siegmund Wolf)
neu lokalisierter Ort (vgl. Kapitel 1.6.)
Reihenfolge der Auflistung, Gruppe 1-3 (nach S. Wolf)
Fehlstelle für nicht zu lokalisierenden Ort
Fehlstelle für nicht zu lokalisierende Orte
85
Go
nn
a
70
93
69 81 91,94
67
ch
66,68
ba
e
62 ü rd 131
W
63 90,92,95,98,101
122
G on n a
65 86 89
58,60 64 134,215,238
133
106 88 87
96 116
105 117,120
e
119 74
hn
112,114,118, 121
Ro 104,107
97 103 123,125 132
126
100
99
127,129 124
108 80
111 Klyegraben
Tafeln
110,113,115
l
ise
St Ge
U
ns öb
n
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CIE, KÖLN WEIMAR WIEN
tru it
z
t
61
73
Abb. 23: Die Reihenfolge der Auflistung im HZV, Gruppen 4 und 5
78
5 km
45
Ort im HZV mit Nummer (nach Siegmund Wolf)
neu lokalisierter Ort (vgl. Kapitel 1.6.)
Reihenfolge der Auflistung, Gruppe 4-5 (nach S. Wolf)
Fehlstelle für nicht zu lokalisierenden Ort
Fehlstelle für nicht zu lokalisierende Orte
232
227 228
225,231
226
219
217 224
229
Go
223
nn
a
218,220,222
ch
213
ba
de
ür
G on n a
134,215,238
e
hn
Ro
212
171
203
Klyegraben 201 204
135,137,140 192,195,198,200
Tafeln
152 l 206
190 ise
S Ge
U
ns tö
tru bn
it 202
142,144,147
z
178,180
136,139 173
141 177
146,148
175 185
57,59,155 143
184,186,188
5 km 207,211
150
179,181,183 176
149
45
Ort im HZV mit Nummer (nach Siegmund Wolf)
151, 153
neu lokalisierter Ort (vgl. Kapitel 1.6.) 154 214,216,239
Reihenfolge der Auflistung, Gruppe 6-8 (nach S. Wolf)
156,158
Fehlstelle für nicht zu lokalisierenden Ort
170
Fehlstelle für nicht zu lokalisierende Orte 164