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Alpingeschichte kurz und bündig


Ginzling im Zillertal
Gudrun Steger

MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND UND EUROPÄISCHER UNION

Europäischer
Landwirtschaftsfonds für
die Entwicklung des
ländlichen Raums:
Hier investiert Europa in
die ländlichen Gebiete
Gedruckt nach der Richtlinie des
Österreichischen Umweltzeichens
„Druckerzeugnisse“,
Sterndruck GmbH, Nr. UW 1017

Die Initiative „Bergsteigerdörfer” ist ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins


und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus
und des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen
Raums gefördert.
Seit 16. September 2016 sind die „Bergsteigerdörfer“ zudem ein offizielles
Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention.
Alpingeschichte kurz und bündig
Ginzling im Zillertal

Gudrun Steger

Österreichischer Alpenverein
2. Auflage, Innsbruck 2018
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Inhalt

Vorwort 6
Daten und Fakten 9
An der Grenze 13
Am Anfang war das Bergsteigen 23
Schwierige Zeiten 57
Mit den „Führerlosen“ begann das selbstständige Bergsteigen 71
Ginzling blieb ein Bergsteigerdorf 91


Anmerkungen 102
Verwendete Literatur und Quellen 103
Serie Alpingeschichte kurz und bündig 108
Tagungsbände Bergsteigerdörfer 110
Alpenvereinshütten 111
Adressen 111
Danksagung 112
Bergsteigerdörfer – Kontakt 113
Bildnachweis 114
Impressum 115
6

Vorwort
Mit der Unterzeichnung des Memo- die im Gebirge lebende Bevölke-
randum of Understanding am 16. Sep- rung sollte den Berg für Reisende
tember 2016 in Vent, ist die Initiative zugänglicher machen, TouristInnen
Bergsteigerdörfer der Alpenvereine Herbergen bereitstellen, sich ihnen
als offizielles Umsetzungsprojekt der als Bergführer und Träger anbieten.
Alpenkonvention geadelt worden. Die Die Bergwelt in ihrer Schönheit sollte
Bergsteigerdörfer sind damit Leucht- nicht Besitz Einzelner sein, sondern
turmprojekt für eine nachhaltige Ent- aller, die sie genießen wollen.
wicklung im Alpenraum, wie sie das
Übereinkommen zum Schutze der Das Vermächtnis des Gletscherpfar-
Alpen als Ziel formuliert. rers Senn bleibt bis heute Grundstein
Die Orte hinter den Bergsteiger- für den Erfolg der Bergsteigerdörfer.
dörfern mit ihren Menschen gab es Dieser frühe Alpintourismus trägt
lange bevor die Alpenkonvention auch heute noch zur wirtschaftlichen
und ihre Durchführungsprotokol- Existenz entwicklungsschwacher
le beschlossen wurden. Auch ihre und abgeschiedener Alpentäler bei,
Alpingeschichte reicht weit zurück. denen Bevölkerungsschwund sowie
Franz Senn, 1869 einer der Gründer- der Verlust öffentlicher Dienstlei-
väter des Deutschen Alpenvereins stungen und Grunddaseinsfunkti-
und Kurat in Vent, dem Bergsteiger- onen zusetzen. Die Alpenkonvention
dorf im hinteren Ötztal, hatte Mitte unterstützt diese Orte. In dem Be-
des 19. Jahrhunderts im alpinen wusstsein, dass das natürliche und
Tourismus das Potential erkannt, zur kulturelle Erbe sowie die Landschaf-
dauerhaften Besiedelung der Alpen- ten wesentliche Grundlagen für den
täler und zu einem Zusatzverdienst Tourismus in den Alpen sind, ver-
für die BergbewohnerInnen beizu- pflichtet das Tourismusprotokoll der
tragen. Beharrlich organisierte Senn Alpenkonvention zu einer Politik, die
das Bergführerwesen, verwandelte die Wettbewerbsfähigkeit des natur-
sein Widum in eine Talherberge, ließ nahen Alpentourismus stärkt.
Wege bauen und einfache Hütten Die beteiligten Alpenvereine rich-
zum Schutz der Bergsteiger. Auch ten ihr besonderes Augenmerk
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in der Umsetzung der Initiative auch der einheimischen Bevölkerung


Bergsteigerdörfer auf die Deklara- bessere Einblicke in die Alpinhistorie.“
tion Bevölkerung und Kultur. Darin ÖAV, DAV und AVS haben 2013 in
werden der Respekt für die Bedürf- ihrem Grundsatzprogramm zum
nisse, Wünsche und Vorstellungen Naturschutz ihr Bekenntnis erneu-
der einheimischen Bevölkerung als ert, das von den acht Alpenstaaten
Grundvoraussetzung für die Iden- und der EU gemeinsam getragene
tifikation mit der Alpenkonvention Vertragswerk der Alpenkonvention
und einen partnerschaftlichen Dia- zu fördern und umzusetzen. Mit der
log hervorgehoben. Verankerung der Bergsteigerdörfer
Peter Haßlacher, der Doyen der Alpi- im Grundsatzprogramm bekräftigen
nen Raumordnung und gemeinsam die Alpenvereine ihre Solidarität mit
mit Roland Kals Ideengeber der Initi- diesen kleinen Berggemeinden ab-
ative, formulierte: seits des Massentourismus.
„Für den ÖAV stellen der Alpinismus Wir bedanken uns beim Ministerium
sowie die Tätigkeit der alpinen Vereine (BMNT, vormals BMLFUW) für die
von der Pionierzeit bis herauf zu den jahrelange finanzielle und wertvolle
von der einheimischen Bevölkerung ideelle Unterstützung der Bergstei-
mitgetragenen Ausprägungen einen gerdörfer.
ganz wesentlichen Bestandteil des Ein besonderer Dank gilt der Autorin
dörflichen und regionalen Kulturerbes dieses Bandes zur Alpingeschichte
und der Identität der Menschen dar. des Bergsteigerdorfes Ginzling sowie
Neben der Darstellung des alpintouris- allen, die mit ihrem Wissen und/oder
tischen Angebots stellt deshalb die Auf- ihrer Mitarbeit einen Beitrag dazu ge-
arbeitung der Alpingeschichte dieser leistet haben.
Orte in kurzer und bündiger Form ei-
nen Meilenstein im Gesamtmosaik des
Projektes dar. Das Ergebnis trägt zur Liliana Dagostin
vertieften Einsicht in die alpinistische Leiterin der Abteilung
Entwicklung der Gemeinden bei Besu- Raumplanung und Naturschutz des
cherInnen und Gästen bei und bietet Österreichischen Alpenvereins
Berliner Hütte
Ginzling
Karlsteg

Breitlahner

Furtschaglhaus
Roßhag

Pfitscher Joch
Olpererhütte
Kartenausschnitt aus der Alpenvereinskarte Zillertaler Alpen, mit Genehmigung der Alpenvereinskartographie.
Österreichischer Alpenverein 2017.
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Daten und Fakten


Ginzling-Dornauberg erstreckt sich Zamser- und Schlegeisgrund) an die
über knapp zehn Kilometer entlang Gipfel am Alpenhauptkamm heran.
der Zemm zwischen der Dornau- Die Zemm bildet eine Verwaltungs-
bergklamm bei Karlsteg bis zum grenze, wobei der westliche Ortsteil
Zusammenfluss von Zemm und Dornauberg zur Gemeinde Finken-
Zamser Bach bei Breitlahner. Der berg und der östliche Teil Ginzling
Ortskern liegt an der Mündung des zur Gemeinde Mayrhofen gehört.
Floitenbaches, dazwischen befin- Erst seit 1971 hat Ginzling-Dornau-
den sich einzelne, zum Teil nur im berg ein eigenes Dorfstatut und wird
Sommer bewohnte Häuser, Weiler durch eine Ortsvorstehung verwal-
und Anwesen. Samt dem Ursprung tet. Der Doppelname wird immer
der Zemm führen fünf Seitentäler seltener verwendet, meist wird nur
(Floitengrund, Gunggltal, Zemm-, noch von Ginzling gesprochen. Das

Eckdaten Ginzling:
1999 2008 2017
Seehöhe 999 m

Fläche ca. 234 km²


EinwohnerInnen ca. 380 ca.400 353
Touristische Betten * ca. 280 ca. 400 ca. 400
Nächtigungen Sommer * 21.776 15.252 18.048
Nächtigungen Winter * 10.824 17.068 20.640

*Die Nächtigungen auf den Schutzhütten werden erfasst, sind aber nicht ortsabgabe-
pflichtig und scheinen daher in der Statistik nicht auf. 2017 gab es rund 27.500 Hütten-
nächtigungen. Aufgrund der großen Lawinengefahr in den Seitentälern sind die Schutz-
hütten im Winter nicht geöffnet. Alle Versuche, zumindest die Berliner Hütte (DAV) und
die Alpenrose (privat) im Zemmgrund im Winter zeitweise offen zu halten, haben sich
längerfristig nie durchgesetzt.
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Der Ausschnitt aus dem „Atlas Tyrolensis“ von Peter Anich und Blasius Hueber von
1774 zeigt im Zemmgrund und seinen Seitentälern nur Almen und Asten. Die Ge-
meindegrenze zwischen Pfitsch und Mayrhofen verläuft gleich hinter Breitlahner.
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Ginzling im tief eingeschnittenen Zemmgrund. Die beiden Seitentäler sind die Floite (l.)
und die Gunggl (r.). Über dem Gaulkopf (2.411 m) in der Bildmitte ragt die verschneite
Zsigmondyspitze (Feldkopf, 3.087 m) hervor.

Gemeindegebiet von Mayrhofen GmbH mit einer Jahresleistung von


und Finkenberg umfasst zusammen 313.200 MWh in den Berg gebaut,
rund 350 km², wovon zwei Drittel der dazugehörige Jahresspeichersee
auf das Einzugsgebiet von Ginzling- liegt am Talschluss des Schlegeis-
Dornauberg fallen. grundes auf 1.783 m Seehöhe mit
Rund vier Kilometer südlich vom einem Nutzinhalt von 126,5 Mio. m³.
Ortskern ist das Pumpspeicherkraft- Die doppelt gekrümmte Bogenge-
werk der Kraftwerksgruppe Zemm- wichtsmauer hat eine ungewöhnlich
Ziller der Verbund Hydro Power große Kronenlänge von 725 Metern.
12

Ginzling-Dornauberg zur Zeit der Reisen von Ferdinand Löwl (zw. 1874 u. 1883).
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An der Grenze
Der Zillertaler Alpenhauptkamm Tuxer Tal zwischen dem schroffen
mit dem Tuxer Hauptkamm un- Hauptkamm und den sanfteren
terscheidet sich von den im Osten Tuxer Alpen bot den Menschen
benachbarten Hohen Tauern oder besseren Lebensraum. Zusammen
anderen großen Gebirgsgruppen mit dem weiter nördlich bei Zell
der Ostalpen durch den gewaltigen einmündenden Gerloser Tal bilden
Höhensprung von den Talorten zu diese Seitentäler aus der Luft ein so
den Gipfeln. Während Mayrhofen einprägsames Bild, dass sich die Pi-
am Talschluss des Zillertales nur auf loten der Alliierten Mächte im Zwei-
etwa 600 m liegt, sind die „Haus- ten Weltkrieg daran orientierten,
berge“ rundherum schon knapp wenn sie von Italien aus ihre Einsät-
3.000 m hoch. Die immer noch ver- ze ins „Dritte Reich“ flogen, erzählte
gletscherten Gipfel am Hauptkamm einmal ein amerikanischer Veteran
ragen noch darüber hinaus. Deren dem Mayrhofner Chronisten Paul
höchster, der Hochfeiler, erreicht Lechner. Wie tief der Einschnitt der
3.510 m. Die vier Quellflüsse des Täler ist, zeigte schon Ferdinand
Ziller, der Tuxer Bach, Zemmbach, Löwl 1878 anhand eines Verglei-
Stillupper Bach und Ziller, schufen ches der relativen Höhen vom letz-
tiefe Einschnitte und brechen durch ten Bergdorf zu den Gipfeln: Zwi-
enge, unwegsame Klammen in den schen Ginzling und dem Hochfeiler
Talkessel von Mayrhofen heraus. ist diese z.B. größer als zwischen
Dahinter weiten sich die Täler und Heiligenblut und dem Großglock-
verzweigen sich in mehrere Seiten- ner oder zwischen Sulden und dem
täler. Entlang steiler, oft von mäch- Ortler – wobei man den Hochfeiler
tigen Felswänden durchsetzter von Ginzling nicht sehen kann.
Waldhänge bieten sie zumindest Brandberg und Ginzling-Dornau-
ein wenig Platz für vereinzelte Sied- berg, beide auf rund 1.000 m See-
lungen, Asten und Almen. Sie wer- höhe gelegen, sind die einzigen
den „Innere Gründe“ genannt, weil Dörfer innerhalb dieses Gebirgs-
sie Jahrhunderte lang lediglich zur stocks im Norden. Die Höfe der
Weide genutzt wurden – nur das Bergbauerngemeinde Brandberg
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liegen begünstigt auf einer südex- Sterzing erst seit dem Beginn des
ponierten Terrasse hoch über dem 19. Jahrhunderts am Zusammen-
Zillergrund und gehen auf mittelal- fluss von Floitenbach und Zemm
terliche Schwaigen zurück. Das Dorf im Zemmgrund, einer abgelegenen
Ginzling entwickelte sich am ural- Region zwischen den Gemeinden
ten Saumpfad von Mayrhofen nach Finkenberg und Mayrhofen.

Die Passhöhe des Pfitscher Joches mit dem von der italienischen Finanzwache hart an
der Staatsgrenze errichteten Gebäude in der Bildmitte und dem „Langen See“, an dessen
rechten Ufer sich ein steinzeitlicher Lagerplatz befand. Über den Bergkamm im Hinter-
grund verläuft die Staatsgrenze gegen den Brennerpass hin.
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Besiedlung über die Jöcher


Die ersten SiedlerInnen kamen Dominicushütte am Schlegeis-
nicht nur durch das Zillertal und grund) und die Schwaige Leiten
die unwegsamen, abweisenden machten längst noch kein Dorf aus.
Klammen in die Seitentäler am Zil- Sie gehörten zur Gemeinde Pfitsch
lertaler Hauptkamm, sondern auch (Afenshof) bzw. zur Gemeinde Fin-
von Süden, über die Jöcher aus den kenberg (Leiten) und waren im 17.
Seitentälern des Pustertales und Jahrhundert während der „kleinen
des Pfitscher Tales. Die Grenzen zwi- Eiszeit“ (1600–1850) selber nur
schen den Gemeinden nördlich und mehr eine Alm bzw. Aste. Im „At-
südlich des Alpenhauptkammes las Tyrolensis“ von Peter Anich und
verliefen zumeist nicht entlang der Blasius Hueber von 1774 sind im
Wasserscheide, sondern viel wei- Zemmgrund und seinen Seitentä-
ter nördlich, im Zemmgrund etwa lern nur Almen und Asten verzeich-
gleich hinter Breitlahner und nicht net und auch der Salzburger Natur-
am Pfitscher Joch, wo heute die forscher Karl Maria Ehrenbert Ritter
Staatsgrenze ist. von Moll beschreibt um 1780 wohl
Ein eigenständiges Bauerndorf war für den Zillergrund und Tux, dass
Ginzling nie, dazu fehlten die na- darin Güter liegen, nicht aber für die
turräumlichen Voraussetzungen: anderen Nebentäler des Ziller, „die
Der Zemmgrund ist eng, schattig haben nichts als Alpen und Wie-
und unwirtlich, die Landwirtschaft sen“.1 Moll war wohl einer der ersten
kann kaum etwas abwerfen. Almen auswärtigen Neugierigen, der ohne
und Asten wurden von Mayrhofner, wirtschaftliche Notwendigkeit be-
Finkenberger und Pfitscher Bauern reits 1773 bis zur 2.044 m hoch gele-
genutzt – es gab nichts, was zu einer genen Schwarzensteinalm gelangte
eigenständigen Gemeinde geführt und 1784 mit dem damals in Slo-
hätte. Auch die beiden mittelalter- wenien tätigen Arzt und Naturwis-
lichen Anwesen, der Afenshof in senschaftler Belsazar Hacquet de la
Zams (im Bereich der ehemaligen Motte, dem frühesten Erforscher der
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Breitlahner mit dem Großen Greiner (3.201 m), der schon im 18. Jahrhundert als „Miner-
alienkabinett Tirols“ bekannt war (zw. 1874 u. 1883).

Ostalpen, die Besteigung des Groß- Mooren oberhalb der Berliner Hütte
en Greiner versuchte, der bereits bestätigen, dass schon zur Steinzeit
damals als das „Mineralienkabinett Menschen jagdbarem Wild bis auf
Tirols“ bekannt war. die Schwarzensteinalm folgten. Aus
Siedlungsspuren gehen sogar in der Bronzezeit gibt es neben der
vorgeschichtliche Zeiten zurück, ar- berühmten Nadel vom Tuxer Joch
chäologische Fundstücke, Orts- und jetzt auch einen nachgewiesenen
Flurnamen deuten daraufhin: Zams, Lagerplatz auf der Schwarzenstein-
Zemm oder Floite sind vorrömischen alm. Rund ums Pfitscher Joch, so
Ursprungs, Furtschagl, Igent oder das Ergebnis von Ausgrabungen der
Gunggl werden der Römerzeit zu- Jahre 2011 bis 2014, lagerten Jäger,
geordnet. Klimaforschungen an den Sammler und Hirten auf ihrem Weg
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über die Alpen und im frühen Mit- leicht verloren gingen, und anderer-
telalter (7. Jahrhundert) wurde in seits Abbaustellen von Bergkristall,
der Gegend der Lavitzalm im Zam- wie etwa am Riepenkar auf rund
ser Grund nahe des Pfitscher Joches 2.800 m Seehöhe, aus dem ebenfalls
Speckstein abgebaut und auch ver- Steingeräte geschlagen wurden.
arbeitet, abtransportiert aber ver- Dieses Material – transparent, glit-
mutlich nach Süden. zernd und dabei ausreichend hart
Über das Pfitscher Joch führt ein – faszinierte die Menschen und war
transalpiner Tauschweg, der bereits wohl begehrtes Tauschgut. Diese
zur Steinzeit regelmäßig begangen regionale Verbindung blieb jahrtau-
wurden. Es fanden sich einerseits sendelang bestehen. Erst nach dem
aus Gesteinen der nördlichen und Bau der Eisenbahnen und später der
südlichen Kalkalpen gefertigte hochrangigen Straßen konzentrier-
Werkzeuge, die von Menschen auf te sich der alpenquerende Verkehr
ihrem Weg über die Alpen hier viel- auf vergleichsweise wenige Alpen-

Die Lavitzalm (2.095 m), am Weg vom Schlegeisstausee zum Pfitscher Joch gelegen. Das re-
novierte ehemalige Stallgebäude beherbergt jeden Sommer die Wanderausstellung „pfit-
scherjoch grenzenlos“, in der Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2014 präsentiert werden.
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übergänge, zu denen der benach- Talschlüsse des Valser Tales ins Tuxer
barte Brennerpass gehört. Tal oder sie wählten das Pfitscher
Die Bahnhöfe an der Brennerstrecke Joch um direkt vom Brennerpass
zählten zu den Ausgangspunkten oder von Sterzing in den Zemm-
für BergsteigerInnen und TouristIn- grund zu gelangen. Der Ausbau
nen des 19. Jahrhunderts, die in die dieses Passweges wurde dann auch
Zillertaler Alpen aufbrachen. In wei- zu einem bedeutsamen Projekt des
terer Folge gelangten sie über die Alpenvereins.

Ein junges Dorf trotz uralter Wurzeln


Erst seit dem Beginn des 19. Jahr- Immer mehr Forscher, Reisende,
hunderts ist Ginzling-Dornauberg Bergwanderer, Alpinisten und deren
ganzjährig bewohnt, seit etwa Begleiter, Männer wie Frauen, kamen
1840 sogar mit eigener Kirche und in das abgelegene Dorf mit der neu-
Schule. Kleinere Bergbaue vom frü- en Kirche, das sich rasch zu einem re-
hen 16. bis ins 19. Jahrhundert (z.B. gen Bergsteigerdorf mit stetig wach-
Granat oder Pyrit), ein bedeutendes sender Bevölkerung entwickelte.
fürstliches Jagdrevier im Floiten- Hier waren um die Wende zum 20.
und Gunggltal oder der Saumweg Jahrhundert mehr Bergführer sta-
übers Pfitscher Joch von Mayrhofen tioniert, als in allen umliegenden
nach Sterzing mit ein wenig regio- Dörfern zusammen. Für die bis zu
nalem Handel, boten zur Landwirt- fünfzig Führer, Träger und Bergfüh-
schaft so viel zusätzliches Einkom- reraspiranten wurde auf der Berliner
men, dass ein paar Familien hier Hütte sogar eine eigene Kellnerin be-
leben konnten. Schließlich benö- schäftigt, die am Edelweiß im Haar zu
tigten Touristinnen und Touristen erkennen war.
in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- Noch heute gibt es verhältnismäßig
hunderts Führer, Gaststätten und viele Gasthäuser in Ginzling und die
Herbergen. kleinen, oft verglasten Veranden an
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den alten Häusern sind nicht bäuer- ze zwischen Italien und der neu
liche Architekturmerkmale, sondern gegründeten Republik Deutsch-
waren Frühstücks- bzw. Aufenthalts- Österreich. Diese lange umstrittene
räume für die zahlenden Gäste. Das „innertirolische“ Grenze durfte
Fürstenhaus und die Villa Grün neben nach dem Zweiten Weltkrieg nur
dem Gasthof Schwarzenstein waren an Bahn- und Straßenübergängen
Zweitwohnsitze. Die Jagdherren und passiert werden, daher blieb der
der Hütten- und Bergführerwart der Grenzübergang am Pfitscher Joch
Sektion Berlin aus der Jahrhundert-
wende, Ludwig Grün, schufen sich
eine kleine Sommerresidenz. Im Ge- Der berühmte Mineraliensammler und
gensatz zum Fürstenhaus gibt es die Bergführer Georg Samer „Steinklauber
Joseler“ (1828–1912) führte u.a. die
Villa Grün nicht mehr.
Erstbesteigungen auf Hochfeiler, Olperer
Für die Entwicklung einer eigenen und Großen Greiner.
Gemeinde war es zu spät, der Zemm-
bach blieb eine amtliche Grenze. Man
kann es nicht sehen, nur der immer
seltener verwendete Doppelname
Ginzling-Dornauberg deutet darauf
hin: Der westlich des Zemmbachs
gelegene Ortsteil Dornauberg gehört
zur Gemeinde Finkenberg und zur Di-
özese Innsbruck. Der östliche Teil ist
Ginzling, zählt zur Gemeinde Mayr-
hofen und zur Diözese Salzburg. Erst
seit 1971 hat Ginzling-Dornauberg
ein eigenes Dorfstatut und damit fast
so viel Gestaltungsmöglichkeit wie
eine eigenständige Gemeinde.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlief
am Pfitscher Joch die Staatsgren-
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geschlossen. Lediglich die Besitzer Jahren entwickelte sich vor allem


der Almen waren davon ausgenom- in Südtirol Widerstand gegen die
men, denn in ihr Eigentum wurde Teilung Tirols, der auch vor Gewalt
nicht eingegriffen. In den 1960er- nicht zurückschreckte. Bei einem
Terroranschlag gegen die Amts-
Hedwig Grün, die Ehefrau von Ludwig räumlichkeiten am Pfitscher Joch
Grün, dem Hütten- und Bergführerwart kam 1966 der italienische Finanzieri
der Sektion Berlin des DuOeAV. In den
Bruno Bolognesi ums Leben.
Sommermonaten bewohnten sie ihre
„Villa Grün“ in Ginzling (um 1900). Von einer Verbindung zwischen
dem Eissacktal im Süden und dem
Inntal im Norden war in diesen Jah-
ren offiziell nichts mehr zu spüren.
Inoffiziell blühte aber ein regionaler
Handel auf, denn in Italien war die
Versorgungslage besser und Vieles
gab es dort lange Zeit billiger zu er-
stehen. Den Schmuggel vermoch-
ten auch die Finanzbeamten nicht
zu verhindern, die in Ginzling und
auch in Mayrhofen samt ihren Fami-
lien in den eigens errichteten „Zoll-
häusern“ wohnten. Die Bergführer
beiderseits der Staatsgrenze, die
vor dem Ersten Weltkrieg Touristen
nicht nur auf die Gipfel führten, son-
dern auch über die Jöcher, wussten
ihr Wissen und ihre Kontakte einzu-
setzen und zu teilen.
Erst 1973 wurden Grenzübertritte
wieder möglich und mit dem Beitritt
Österreichs zur Europäischen Union
21

(1995) sowie dem Schengen-Vertrag Respekt vor den Grenzgängern der


(1998) zogen Militär und Zollbeamte Tier- und Pflanzenwelt in einer zu
ab. Langsam reiften wieder Gedan- den Gletschern hin immer unwirt-
ken zur Verbindung beider Talschaf- licheren Lebenswelt. Das Pfitscher
ten. Aus einer Idee der 1980er-Jahre, Joch und seine Umgebung wurde in
über das Pfitscher Joch einen Zu- den größten Schutzgebietsverbund
gang zum Hintertuxer Gletscherski- der Ostalpen eingebracht, was heute
gebiet samt entsprechender Erwei- den Bergsteigerdörfern Ginzling am
terung des Skigebietes zu schaffen, Eingang zum Hochgebirgs-Natur-
wurde nichts. Stattdessen erlangte park Zillertaler Alpen und St. Jodok,
dieser hochalpine Raum mit der Schmirn- und Valsertal am Natura
Zeit Bedeutung für eine behutsame 2000- und Naturschutzgebiet Valser
Form des Tourismus mit großem Tal zugutekommt.

Für die Finanzbeamten und ihre Familien wurden in Ginzling und auch in Mayrhofen
Zollhäuser gebaut, die trotz der Veränderungen und Anpassungen über die Jahrzehnte
ihre ursprüngliche Architektur bis heute erkennen lassen.
22

Der Gasthof „Alt-Ginzling“ war eine Aste, die in den Urbaren um 1600 erstmals genannt
wird. Der Name „Dornauberg“ ist aber älter und umfassender, schon um 1350 wird damit
der gesamte Abschnitt des Zemmgrundes mit den Almen und Asten bezeichnet (um 1930).
23

Am Anfang war das Bergsteigen


Eine idyllische Ortschaft in etwa eintrafen. „Die um die kleine Kirche
1.000 m Seehöhe inmitten einer versammelten Häuser des Dörf-
gigantischen Berglandschaft, zu- chens bestehen aus dem Widum
mindest drei Wegstunden durch und noch zwei bis drei Bauernhö-
eine enge Klamm vom nächsten fen, die am linken, dann aus dem
Ort entfernt, in der die Bewohner- Wirtshause und noch einem oder
Innen ihren Lebensunterhalt aus zwei Gehöften, die am rechten Ufer
den kargen Erträgen der oft gefähr- des hier in stürmischer Eile vorbei-
lichen Berglandwirtschaft kaum schießenden mächtigen Zemm-
bestreiten können − dieses Bild baches liegen. Ein starker, auf den
präsentierte sich den ersten Reisen- felsigen Ufern ruhender Steg ver-
den und Alpinisten, die in Ginzling bindet beide Seiten.“2
Neben den enormen Höhendiffe-
renzen zwischen dem Dorf im tief
eingeschnittenen Talboden und
den Gipfeln beeindruckten da-
mals vor allem die Gletscher in den
Talschlüssen. Diese Kombination
führte in so mancher Gebietsbe-
schreibung zu einem Vergleich mit
den Westalpen – und die Gipfel in-
teressierten auch Bergsteiger mit
Westalpenerfahrung!
Am Beginn stand der naturwis-
senschaftliche Forscherdrang des
19. Jahrhunderts, der zu Reisen ins
Hochgebirge lockte und dort bis auf
die höchsten Gipfel führte. Zumeist
Bergsteiger um die Jahrhundertwende, wurden diese „Expeditionen“ von
ausgerüstet u.a. mit Seil, Pickel und sehr jungen Wissenschaftlern aus-
„Alpenstange“ bzw. „Stacklsteckn“. geführt, eigentlich noch Studenten,
24

Die Burg Taufers im Ahrntal mit den Gipfeln des Zillertaler Hauptkammes.
V.l.n.r.: Turnerkamp (3.422 m), Hornspitzen, Schwarzenstein (3.370 m)

denen auch ein sportlich-ehrgei- (2.976 m) durch Peter Carl Thurwie-


ziges Interesse an ihrem Tun zuge- ser gilt als Beginn des Alpinismus im
sprochen werden kann. Sie kamen Zillertal. Der kleinen Expedition des
„aus aller Herren Länder“: Briten, aus Kramsach im Unterinntal stam-
Deutsche und Österreicher – auch menden Salzburger Domherren am
aus den Kronländern wie Ungarn 31. August und 1. September 1840
oder Tschechien – suchten mit Hilfe gehörten der Hilfspriester Martin
heimischer und auswärtiger Führer Seisl aus Mayrhofen, der Brandber-
aus Frankreich, der Schweiz, Südtirol ger Vikar Josef Weinold, der Schul-
oder dem Ötztal Wege auf die höch- lehrer Josef Thaler, der Träger Vitus
sten und spektakulärsten Gipfel. Kreidl und der barfuß gehende
Die Ersteigung der Ahornspitze Senner Vitus Eberharter als Führer
25

an. Thurwieser gelangte 1846 auch lertaler Hauptkammes begann der


als Erster auf den Großen Mörchner Wiener Bergrat Dr. Anton von Ruth-
(3.287 m, mit Georg Lechner, Vitus ner in den Jahren 1858 bis 1866.
Hotter und Anton Wechselberger) Seine erfolgreichste Tour führte ihn
und 1847 mit Georg Lechner und auf den Schwarzenstein, als erste
Jakob Huber auf den Schramma- Ersteigung aus dem Zillertal mit
cher (3.416 m). dem Führer Georg Samer und zwei
1843 erreichte der Bergrat Markus Innsbruckern, Prof. Josef Daum und
Vincent Lipold in Begleitung eines Prof. Ludwig von Barth, ansonsten
Gamsjägers aus Mayrhofen den war Ruthner an den hohen Gipfeln
ersten vergletscherten Gipfel, den ziemlich glücklos.
Großen Löffler (3.382 m), und auch In den Sommern der Jahre 1864 bis
den Tristner (2.768 m). Vom Vorde- 1868 stellte der Geograf Carl Son-
ren Zillertal ist von den hohen Gip- klar, Edler von Innstädten (1816–
feln am Hauptkamm nur der Große 1885), ebenso systematische For-
Löffler zu sehen − vielleicht wurde schungen an und gelangte dabei
er deshalb bereits so viel früher zum als erster Fremder auf den Großen
Expeditionsziel als seine Nachbarn. Igent (2.916 m), der ihm neben der
1852 bis 1854 waren etliche hohe Ahornspitze genug Überblick für
Gipfel im Zuge der „Militär-Triangu- seine Studien bot. Erste detaillierte
lierung von Tirol“ Ziel der Wissen- Karten und anschauliche Beschrei-
schaftler: 1852 gelangte Oberleut- bungen der Inneren Gründe waren
nant Langner von Süden auf den das Ergebnis seiner Arbeit.
Schwarzenstein (3.370 m). Auch der Den Wissenschaftlern war der Ziller-
Grünberg (2.864 m), das Schönbich- taler Hauptkamm eine Einheit, die
ler Horn (3.195 m) und etliche wei- von Süden, aus dem Ahrntal, sogar
tere Gipfel wurden Ziel des kaiser- leichter zugänglich war. Dort wurde
lichen „Geographencorps“. auch die erste Hütte am Zillertaler
Mit einer systematischen wissen- Hauptkamm errichtet und nach
schaftlichen Erforschung des Zil- dem Pionier Sonklar benannt.
26

Die Engländer Francis Fox Tuckett (o.), G. H. Fox und Sir Douglas William Freshfield (u.) ge-
langten mit ihren Führern aus den Westalpen, François Devouassoud (r.) aus Chamonix
und Peter Michel aus Grindelwald, im Jahr 1865 als Erste auf den Großen Möseler (3.480 m).
27

Britische Pioniere
An den höchsten Bergen der West- mit den Führern François Devouas-
alpen hatte gut ein halbes Jahr- soud aus Chamonix und Peter Mi-
hundert zuvor die Geschichte des chel aus Grindelwald als Erste auf
Alpinismus begonnen, denn ir- den Großen Möseler (3.480 m), der
gendwann wurde dafür die Erster- wie der Schwarzenstein (3.370 m)
steigung des Mont Blanc im Jahr eine Zeitlang als höchster Gipfel der
1786 festgelegt. Drei Jahre übrigens Zillertaler Alpen galt und lange um-
vor der Französischen Revolution, worben war. Auch am formschönen
die eine Phase größeren politischen Turnerkamp (3.422 m) waren die
und gesellschaftlichen Umbruchs in ersten Touristen Briten. W. H. Hud-
Europa einleitete – und zeitgleich son, C. Taylor und R. Pendelbury er-
mit den ersten Erkundungen Molls klommen 1872 den Gipfel, diesmal
und Hacquets im Zemmgrund. Die mit den Führern Gabriel Spechten-
Schweizer Berge waren das Ziel hauser aus Vent und Georg Samer
von Alpinisten aus Großbritannien, („Steinklauber Joseler“) aus Ginz-
von wo wohlhabende Bürger und ling – inzwischen hatten die Berg-
Aristokraten zu ihren durchaus ko- führer aus den Ostalpen mit den
lonial gefärbten Exkursionen in die Schweizer Kollegen gleichgezogen.
„high alps“ aufbrachen. Der erste Als Erstersteiger gilt Johann Kirchler
europäische Bergsteigerverein, der aus Luttach im Ahrntal, der schon
„Alpine Club“, wurde auch 1857 in 1865 den Gipfel über den Südgrat
London gegründet, und es verwun- erreichte.
dert wenig, dass die mächtigsten,
damals noch unerstiegenen Ziller- Es gab auch einen heimischen
taler Gipfel auch Briten lockten, die Bergsteiger dieser Generation, der
anfangs noch ihre Führer aus den nicht zu den Bergführern zählte,
Westalpen mitbrachten: 1865 ge- den Arzt Dr. Josef Daimer aus Sand
langten G. H. Fox, Douglas William in Taufers. Er hatte über die male-
Freshfield und Francis Fox Tuckett rische Burg Taufers hinweg einen
28

herrlichen Blick auf den Schwar- Moritz von Déchy, ein ungarischer
zenstein und die Hornspitzen. Zu Naturforscher und Alpinist, der
seinen Erstbegehungen zählten die sich später vor allem dem Kaukasus
Berliner Spitze (Dritte Hornspitze, widmete, bezwang 1874 mit dem
3.254 m), die er im Sommer 1874 Suldener Bergführer Hans Pingge-
mit seinem Bruder Carl und dem ra 27 Jahre nach Thurwieser den
Führer Stephan Kirchler aus Luttach Schrammacher. Sie werden in vie-
erreichte, und die Keilbachspitze len Publikationen als Erstersteiger
(3.093 m) im Jahr darauf. angegeben.

Erstersteiger des Schrammacher (3.416 m) waren Peter Carl Thurwieser und


seine Führer Georg Lechner („Schneider Jörgl“) und Jakob Huber („Gainer Jag-
gl“) bereits im Jahr 1847. Vielfach werden auch der Ungar Moritz von Dechy
und sein Suldener Bergführer Hans Pinggera als Erstersteiger im Jahr 1874 ge-
nannt (zw.1874 und 1883).
29

Der Große Greiner (3.201 m) ist einer beiden Zillertaler als Begleiter wähl-
der schönsten Gipfel der Zillertaler te. So kam es, dass an der Erstbestei-
Alpen, er erhebt sich als mächtiges gung des Ortler im Jahr 1804 auch
Massiv über Breitlahner, aus dem zwei Zillertaler beteiligt waren.
der Kleine Greiner (2.958 m) damals Sie gelangten von Trafoi über die
als (geologisch bedingtes) schwar- „hinteren Wandln“ als Erste auf den
zes Horn aus einer schimmernden höchsten Berg der Monarchie. Der
Firnhülle hervorstach. Er war unter Große Greiner war aber zweifellos
den Bergsteigern der ersten Ge- der Berg des Georg Samer („Stein-
neration heiß begehrt, wird heute klauber Joseler“), der längst wusste,
aber kaum begangen. Berühmt wie man auf den Gipfel gelangt, als
war er nicht nur durch seine im- er 1873 von Prof. Karl Zöppritz aus
posante Erscheinung, sondern vor Gießen zur Führung dieser Tour ge-
allem durch die Mineralien, die an wonnen wurde.
seinen Abhängen gefunden wur- Der Hochfeiler (3.510 m, höchster
den. Schon um 1800 versuchte der Gipfel der Zillertaler Alpen) und der
Beamte und Naturwissenschaftler berühmte Olperer (3.476m) wurden
Johannes Nepomuk Gebhard, der von Paul Grohmann erstmals erstie-
im Auftrag Erzherzog Johanns den gen, jeweils mit Samer als Führer.
Zemmgrund näher durchforsch- Am Hochfeiler (1865) war noch der
te, auf diesen Berg zu kommen. Er Pfitscher Peter Fuchs dabei und am
scheiterte, nahm aber Johann Leit- Olperer (1867) Jakob Huber („Gai-
ner und Johann Klausner aus dem ner Jackl“) aus dem Zillertal. Paul
Zillertal mit zum Ortler (3.902 m), Grohmann gilt als der Erschließer
auf den er, wieder im Auftrag des der Dolomiten und initiierte mit
Erzherzogs, einen Weg finden soll- Edmund Mojsisovic von Mojsvár
te. Sechs Versuche, dieses Unter- (der das Bergsteigerdorf Mallnitz
nehmen auszuführen, scheiterten. prägte) und Guido Freiherr von
Zuletzt brachte sich der „Gamsjä- Sommaruga die Gründung des Oes-
ger“ Josef Pichler („Pseirer Josele“) terreichischen Alpenvereins (OeAV)
ins Spiel, der für seinen Versuch die 1862 in Wien.
30

Der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein


Die Aufzählung dieser Unterneh- tal kam. Zu dieser Zeit gab es hier
mungen darf nicht darüber hin- noch keine Hütte und keinen Weg
wegtäuschen, dass der Zillertaler des Alpenvereins und auch kaum
Hauptkamm noch Ende der 1870er- geeignete Bergführer, geschweige
Jahre „trotz seiner landschaftlichen autorisierte. Die meisten der ge-
Schönheit höchst selten besucht nannten Erstersteigungen, vor al-
und … ungenügend durchforscht“3 lem in den 1870er-Jahren, wurden
war. Der Student Ferdinand Löwl, aus dem Ahrntal gestartet. Josef
später Geografieprofessor an der Daimer hatte schon 1874 einen ers-
Universität Czernowitz, stellte das ten Wanderführer verfasst und im
fest, als er 1876 erstmals ins Ziller- Ahrntal das Bergführerwesen orga-

Paul Grohmann, Georg Samer und Jakob Huber waren die Ersten am Olperer (3.476m)
im Jahr 1867 (zw. 1874 u.1883).
31

nisiert. Die Bergsteiger dieser Zeit


hielten sich an das Ötztal, wo sich
im gastlichen Venter Widum des
Kuraten Franz Senn die späteren
Alpenvereinsgründer erst kennen
lernten, an die Glocknergruppe,
wo schon seit 1868 die Stüdlhütte
stand, an die Venediger- und an die
Ortlergruppe, die ebenfalls bereits
erschlossen waren.
Was Löwl am Zillertaler Haupt-
kamm unternahm und erlebte, hielt
er in seinem heute noch mit Genuss
zu lesenden Buch „Aus dem Zillert-
haler Hochgebirge“ (1878) fest, das
großen Anklang bei den Alpinisten
fand. Als Alpenvereinsmitglied in
Prag, einige Jahre auch im Vorstand,
weckte er umgehend das Interesse
Johann Stüdls. Der war auf einer sei- Ferdinand Löwl machte mit seinem Buch
ner ersten Wanderungen in den Al- „Aus dem Zillerthaler Hochgebirge“ (1878)
pen schon einmal im Zemmgrund ein breites Publikum auf den Zillertaler
gewesen, verband damit aber wohl Hauptkamm aufmerksam.
keine ungetrübten Erinnerungen:
als er mit seinen Freunden über
den Schwarzensteingletscher ins
Ahrntal wollte (erste Begehung, in eine Gletscherspalte ums Leben.
1864), um von dort weiter in die Zusammen mit dem Venter Kuraten
Dolomiten zu ziehen, kam auf dem Senn hatte der Prager Kaufmann
Rückweg einer ihrer Führer, der Stüdl die Gründung des Deut-
Forstwart Hartler, durch einen Sturz schen Alpenvereins (DAV) 1869 in
32

München vorangetrieben, weil ih- ten, von Königsberg, der heutigen


nen die stärker wissenschaftliche russischen Enklave im Baltikum, im
Ausrichtung des OeAV in Wien zu- Norden bis Abbazia (Opatija) nahe
wenig war. Senn und Stüdl sahen Rijeka im heutigen Kroatien im Sü-
einerseits die Begeisterung der den. Diese Sektionen waren von
Städter für die Alpen, denen sie deutschsprachigen, gebildeten und
die Reisen in entlegene Dörfer er- wohlhabenden Bürgern getragen,
leichtern wollten, und andererseits die sich gerade erst ihre politischen
die wirtschaftlichen Möglichkeiten Rechte erstritten hatten.
für die Bergbewohner, durch Her-
bergen und Führungen ihr karges
Einkommen aufzubessern. Mit dem
DAV, der sich schon 1873 mit dem
OeAV in Wien zum „Deutschen und
Oesterreichischen Alpenverein“
(DuOeAV) zusammentat, schufen
sie eine föderalistische Struktur, die
zu einer rasch voranschreitenden
Erschließung der Ostalpen führ-
te − gemäß ihrer Satzung mit dem
Zweck, „die Kenntnis der Alpen
Deutschlands und Österreichs zu
erweitern und zu verbreiten, so-
wie ihre Bereisung zu erleichtern“.4
Hütten und Wege wurden gebaut,
Arbeitsgebiete festgelegt und Berg-
führer ausgebildet.
Es folgten Sektionsgründungen Johann Stüdl (1839−1925), langjähriger
in halb Europa: von Lothringen im Obmann der Sektion Prag des DuOeAV,
Westen bis Troppau (Sektion Sile- ließ sich von Ferdinand Löwl für das Ziller-
sia) im heutigen Tschechien im Os- tal und den Zemmgrund begeistern.
33

Zu den wichtigsten Sektionen für gen Freunden, die er in Vent kennen


den Zemmgrund zählten Prag, Ber- gelernt hatte, 1869 die Sektion Ber-
lin und Greiz: Stüdl selbst wurde lin aus der Taufe. Zwölf Jahre später
– über Jahrzehnte – erster Vorsit- folgte die Gründung einer Sektion
zender der Sektion Prag (gegründet in der kleinen Thüringischen Kreis-
1870), und der Berliner Gymnasial- stadt Greiz durch Hermann Leo.
professor Julius Scholz hob mit eini-

Die Berliner Hütten


Auf der Suche nach einem hatten auch jene Wanderer ein
geeigneten Bauplatz für eine Hütte Ziel, die sich mit dem Betrachten
der Sektion Berlin führte vielleicht der Gletscher und Gipfel begnügen
der Zufall, vielleicht sogar ein wollten. Die Bewirtschaftung der
Geheimtipp Enno Schuhmann Hütte war nur mehr eine Frage der
auf die Schwarzensteinalm am Zeit, und in den nicht weniger als fünf
Talschluss des Zemmgrundes, für großen baulichen Erweiterungen
Löwl „neben der Franz-Josefshöhe der Berliner Hütte bis zum Jahr
vielleicht der berühmteste Punkt 1912 spiegelt sich die rasche
der deutschen Alpen“.5 Schuhmann Entwicklung des Bergtourismus
investierte in den Beginn des der Jahrhundertwende wider −
Hüttenbaus privates Vermögen, und der bürgerliche Charakter
da die Vereinsstrukturen noch zu des DuOeAV: 1912 verfügte die
jung waren, um Geschäfte wie den Berliner Hütte über eine Postkanzlei,
Grundstückskauf ordentlich über die Telefonanlage, Schusterwerkstatt,
Bühne zu bringen. 1879, nur ein Jahr eine Dunkelkammer für Fotografen,
nach der Veröffentlichung von Löwls eine elektrische Beleuchtungsanlage
Zillertal-Buch, wurde die Berliner und elektrische Heizung. Wie lange
Hütte als erste Alpenvereinshütte es die Kegelbahn aus dem Jahr 1885
im Zillertal festlich eröffnet. Damit gab, ist nicht bekannt.
34

Die Berliner Hütte blieb seit 1912 im Wesentlichen unverändert. Die ursprüngliche kleine
Hütte aus dem Jahr 1879 ist im verschachtelten „Häuserkomplex“ ganz links im Bild ein-
gebaut. Die letzte große Ausbaustufe betraf das zentrale, holzverschlagene Logierhaus
über dem Speisesaal in der Mitte.

Dieses große, feudale Schutzhaus und von Beginn an seitens der Na-
der Reichshauptstadt Berlin steht turwissenschaft, die im Alpenverein
heute unter Denkmalschutz. seit jeher einen fundamentalen Stel-
Als damals topmoderne alpine lenwert genoss. Sebastian Finster-
Infrastruktur wurde das Haus als walder hielt seinen ersten Gletscher-
Stützpunkt für alpine Ausbildungs- kurs 1913 auf der Berliner Hütte ab,
lehrgänge genutzt (auch im Winter) der zur hohen Schule für alle wurde,
35

Die Berliner Hütte in ihrer zweiten bzw. dritten Ausbaustufe 1880/1889 mit
dem Hornkees. Der Vergleich mit dem Bild auf Seite 34 zeigt den Rückgang
des Gletschers während des 20. Jahrhunderts.

die sich mit Gletschern im Hochge- plinäre Feldforschung und Lehre auf
birge beschäftigten. Weitere Kurse der Berliner Hütte wieder aufnahm.
folgten 1925 und 1951, jeweils mit 2004 verfasste er mit Roman Türk für
umfassenden Ergebnissen: Forscher- den ÖAV den naturkundlichen Füh-
Innen späterer Zeit konnten für ihre rer „Gletscherweg Berliner Hütte“.
Arbeiten auf eine reiche Auswahl Wegen der Besonderheit der Glet-
an Karten, Plänen und Geländeun- schervorfelder von Schwarzenstein-,
tersuchungen zurückgreifen. Zum Horn- und Waxeggkees (sehr alte
Doyen der Gletschergeschichts- Moränenteile wurden von jüngeren
forschung im Zemmgrund wurde Gletschervorstößen um 1850 und
Helmut Heuberger, der 1974 in der 1920 nicht berührt) finden immer
Tradition Finsterwalders interdiszi- noch Universitätskurse ihren Weg
36

zur Hütte. 2007 wurden die Ergeb- tschaglhauses oberhalb des Schle-
nisse interdisziplinärer Forschungen geisgrundes, 1894 kaufte die Sektion
über prähistorische Lawinenereig- Berlin die gesamte Schwarzenstein-
nisse veröffentlicht, und 2015 erar- alm von Mathias Fiechtl (dem Vater
beiteten Studierende geleitet von des berühmten Bergführers Hans
Lars Keller einen geographischen Fiechtl, „Schwarzenstein Hansl“), im
Exkursionsführer über Mensch-Um- Jahr 1900 die Riffler- und die Olperer-
welt-Beziehungen im Hochgebirge. hütte von der Sektion Prag, und nach
Mit dem Bau der Berliner Hütte wurde dem Zweiten Weltkrieg wurden das
der Grundstock für das Arbeitsgebiet Friesenberghaus und die Gamshütte
der Sektion Berlin im Zemmgrund ge- übernommen.
schaffen. 1888 folgte der Bau des Fur- All diese Hütten werden vom „Ber-

Der Ursprung des Ziller, gemalt um 1850 von Thomas Ender (1793–1875).
37

liner Höhenweg“ berührt, der in Häuser in so exponierter Lage wur-


mehreren Tagesetappen von der den eine zu große Last.
Gamshütte am Grünberg im Norden Die Sektion Otterfing (DAV) kauf-
entlang des gesamten Zemm- und te die Gamshütte und brachte sie
Zamsergrundes über die Kämme auf höchsten umwelttechnischen
der südlichen Seitentäler hinweg bis Stand, die Sektion Neumarkt in der
zur Greizer Hütte im Floitengrund Oberpfalz (DAV) riss die neu erwor-
Ginzling umrundet. Ende des 20. bene Olpererhütte kurzerhand ab,
Jahrhunderts war die Sektion Ber- um einen viel beachteten Neubau
lin gezwungen, Hütten abzugeben. zu schaffen.
Erhaltung und Sanierung der alten

Bergsteigerstützpunkt Rosshag
Ferdinand Löwl gab den Anstoß, Schwestern Davids, Kathl und spä-
dass zunächst das Gasthaus Roßhag ter auch die anderen, wurden über
zum begehrten Bergsteigerstütz- einen Winter nach Prag eingeladen,
punkt wurde. Der Sohn des Wirtes, um dort im bischöflichen Palais or-
David Fankhauser (1852–1923), dentlich kochen zu lernen, und der
wurde einer der beiden ersten au- Keller des Hauses wurde von Stüdl
torisierten Bergführer des Zillertales persönlich mit erlesenen Weinen be-
(1878) und es gelang ihm, nach und stückt. Die BergsteigerInnen seiner
nach ein fast uneingeschränktes Zeit dankten es ihm und gaben sich
Vertrauen der Herrschaften aus Ber- allmählich am Roßhag die Klinke in
lin und Prag zu gewinnen. Johann die Hand. Das Haus wurde großzü-
Stüdl ließ sich von der gastlichen gig ausgebaut und ausgestattet, ab
und sangesfreudigen Familie be- 1901 sogar mit dem ersten Elektri-
geistern und sorgte dafür, dass die zitätswerk des Zillertales, das heute
BergsteigerInnen hier eine ange- noch betrieben wird.
messene Herberge vorfanden: die David verstand es geschickt, das
38

Vertrauen der Gäste auch beim Bau Rifflerhütte war in seiner Verwah-
der Hütten und Wege zu nutzen. Er rung, und Bergführerbüro war Roß-
wurde zum Mittelsmann in Organi- hag natürlich auch. Der Wirt baute
sationsfragen, übernahm mit Hans sich ein kleines alpines Imperium auf,
Hörhager Arbeitsaufträge beim We- wurde wohlhabend und bekannt.
gebau und bewirtschaftete dann mit Am Höhepunkt seiner Karriere reiste
Hilfe seiner Schwestern die Berliner er zu Vereinsjubiläen des DuOeAV
Hütte und das Furtschaglhaus. Der nach Berlin und Prag und war zur
Schlüssel für die unbewirtschaftete Bärenjagd nach Kanada eingeladen.

David Fankhausers Gasthaus Roßhag wurde zur ersten Adresse für Bergsteiger am
Zillertaler Hauptkamm und war schon 1901 mit elektrischem Strom versorgt. Das kleine
Gleichstromkraftwerk funktioniert heute noch (um 1910).
39

In unumstößlichem Vertrauen in Mit den Investitionen ins Gasthaus


den Kaiser investierte er sein Ver- Roßhag sowie dem Bau und der
mögen in Kriegsanleihen, weshalb Bewirtschaftung weiterer Hütten
seinen Erben nur das prächtige brachten Stüdl und der Alpenverein
Haus blieb. Am Ende des 20. Jahr- die übrigen Wirte in Zugzwang. Sie
hunderts wählten noch die Sport- bauten ihre Häuser und Angebote
kletterer das kaum veränderte Gast- ebenfalls aus und errichteten
haus Roßhag zum Szenelokal, bis es privat geführte Gaststätten in den
ganz geschlossen wurde. Seitentälern, wie die Steinbockhütte

Gasthof Roßhag zu Löwls Zeiten, im Hintergrund der Tristner, 2.768m (zw. 1874 u.1883).
40

Berggasthof Breitlahner („Neubreitlahner“), zw. 1900 u.1919.


41

in der Floite oder die Grawandhütte Weg über den Alpenhauptkamm,


im Zemmgrund. Vor allem die die in Breitlahner oder auf der
Unterkunftshütte Alpenrose auf neuen Dominikushütte nächtigen.
der Waxeggalm, nur eine knappe Motorisiert kommt man über das
halbe Gehstunde unterhalb der Pfitscher Joch nicht, denn der Na-
Berliner Hütte gelegen, löste in turpark macht es rechtlich unmög-
Berlin Diskussionen über eine lich, eine Straße für den öffentli-
unerwünschte Konkurrenz aus. chen Verkehr zu bauen.
Letztlich wollte sich aber der
Alpenverein nicht zu stark im rein
touristischen Sinn engagieren.
Die eigene Hütte genügte als
emotionaler Bezugspunkt für
Vereinsmitglieder und als sichtbares
Zeichen ihrer Tätigkeit – und so
pflegte man gute Nachbarschaft.
Breitlahner war neben Roßhag die
zweite wichtige Anlaufstelle für
TouristInnen. Das Haus lag an der
Verbindung zwischen Sterzing und
dem Zillertal und war bald Schnitt-
punkt der Wege zu den Schutz-
hütten und Übergängen. Als Um-
schlagplatz für die Hütten war es
entsprechend ausgestattet – mit
Sodawassererzeugung, einer Bä-
ckerei, einer eigenen Kapelle und
einem Bergführer als Wirt.
Den ehemaligen Saumweg übers
Pfitscher Joch nützen inzwischen
vor allem Mountainbiker auf dem Wilhelm Eder (1885–1931), Breitlahnerwirt
42

Sektionen Prag und Greiz


Nur zwei Jahre nach der Berliner reits in einer Reihe mit Gipfeln wie
Hütte wurde die Olpererhütte 1881 dem Großglockner oder dem Groß-
von der Sektion Prag des DuOeAV venediger genannten Olperer zu
ihrer Bestimmung übergeben. Die erleichtern. Auch die Rifflerhütte
Sektion Prag war zwar bereits am (Mitte der 1940er-Jahre durch eine
Glockner, Venediger und Ortler Lawine zerstört und nicht wieder
tätig, befand aber das Zillertal als aufgebaut) war eine Gründung der
alpintouristisch auffällig vernach- Sektion Prag, und die Dominicus-
lässigt. Umgehend wurde der Bau hütte am Schlegeisgrund, „einem
einer Hütte in die Wege geleitet, äußerst pittoresken Punkte, von
um die Begehung des damals be- dem man das ganze großartige …

Die Dominicushütte am Schlegeisgrund, der heute vom Stausee geflutet ist (zw. 1900
und 1909).
43

Schlegeisenthal mit seiner mäch-


tigen Gletscherrunde übersieht“,
wurde durch das „verdiente Ver-
einsmitglied“6 Hermann Domini-
cus gestiftet – einem regelrechten
„Zillertal-Fan“. Inzwischen hatte die
Sektion Prag aber bereits rund ein
Dutzend Hütten in ihrem Besitz und
verfolgte dennoch immer weitere
Erschließungspläne in den Alpen.
Sie musste daher einzelne Hütten
gezielt abgeben.
Im Zemmgrund war die Sektion
Berlin logische Nachfolgerin, und
die einträgliche Dominicushüt-
te kaufte der zweite autorisierte
Bergführer neben David Fankhau-
ser, Hans Hörhager (1853–1931). Er
wurde, anders als der Roßhagwirt,
zum „Bergführer auf außergewöhn- Hermann Dominicus, Prager Alpenvereins-
mitglied, finanzierte den Bau der Domini-
lichen und wirklich schwierigen
cushütte. Von der Sektion Prag des DuOeAV
Routen“,7 zu denen allen voran die nie als ihr Eigentum betrachtet, wurde sie
Erstbesteigung der Hochfeiler- dennoch in allen Hüttenstatistiken geführt.
Nordwand (1887, mit F. Dyck), der
Fußstein-Nordwand (1897) und des
Mittelfelsgrat am Möseler (1898, mit
Ludwig Grün) zählten. Hörhagers
Leben prägte eine Reihe schwerer nacheinander, sein Sohn fiel im Ers-
Schicksalsschläge: seine Frau und ten Weltkrieg, und 1918 brannte die
seine Stieftochter, die mit ihm die Dominicushütte bis auf die Grund-
Hütte bewirtschafteten, verstarben mauern nieder. Die Hütte wurde
44

wieder aufgebaut und


von seiner Tochter Liesl
bewirtschaftet, während
er im Dorf zurückgezo-
gen seinen Lebensabend
verbrachte.
Gut 50 Jahre später kam
die Dominicushütte auf
dem Grund des Schle-
geis-Stausees zu liegen,
der großartige Reiz
dieser Landschaft ver-
schwand im Wasser, und
die Hütte wurde knapp
oberhalb des Sees neu
Elisabeth, die Tochter des Bergführers Hans Hörhager mit
errichtet. Sie diente sechs ihrem Mann Josef Eder. Sie bewirtschafteten die Domini-
Jahre als Baubüro, bevor cushütte, während der vom Schicksal gebeutelte Vater zu-
sie von der Familie Eder, rückgezogen in Ginzling lebte (um 1930).
den Nachkommen von
Hans Hörhager, wieder als
Ausflugsziel bewirtschaf-
tet wurde. Das neue Haus kam aber der Große Löffler schon seit 1843
nie mehr an das Charisma der alten regelmäßig Ziel von Bergsteigern
Hütte heran. Christian Eder verkauf- war. Das majestätische Griesfeld
te es zu Beginn der 2000er-Jahre wählte die kleine Sektion Greiz des
und wurde Bergführer. DuOeAV zum Platz für ihre Hütte,
Der oft als wildestes und auch ein- die 1893 feierlich eröffnet wurde
samstes Seitental des Zemmgrun- und bis 1912 gleich zweimal er-
des beschriebene Floitengrund weitert werden musste. Nach dem
blieb von der Berliner und Prager Zweiten Weltkrieg wurden die
Betriebsamkeit unberührt – obwohl DAV-Sektionen zunächst aufgelöst
45

und hatten auf ihren Besitz in Ös- Seit es die Hütten und Wege des Al-
terreich keinen Zugriff mehr. Greiz, penvereins gibt, sind die Bergtouren
nunmehr in der DDR gelegen, ver- einfacher auszuführen, und es wur-
lor zudem den Zugang in die Alpen. de einem breiten Publikum möglich,
Sektionsmitglieder aus der BRD den bewunderten gletschereisge-
gründeten später den Verein als panzerten Bergriesen von Angesicht
„Sektion Greiz – Sitz Marktredwitz“ zu Angesicht gegenüberzustehen.
des DAV neu und konnten sich nach Viele Hütten wurden bald nach ihrer
der Rückgabe des AV-Besitzes wei- Errichtung im Sommer bewirtschaf-
terhin um die Greizer Hütte „in der tet, nach dem Ersten Weltkrieg so-
Floite“ kümmern. gar einige Wochen im Winter.

Um die Greizer Hütte im Floitengrund ging es im Vergleich zur Berliner Hütte stets etwas
ruhiger und urtümlicher zu.
46

Sektion Zillertal
Alpenvereinssektionen entstanden solche, die direkt vom Alpenverein
nicht nur in den weit entfernten profitierten, wie Bergführer oder
Städten, sondern natürlich auch in Gastwirte, und andererseits die
den Alpentälern, durchwegs in der ländlichen Bildungsbürger – Ärzte,
wirtschaftlich motivierten Absicht, Geistliche, Beamte und Lehrer.
den Tourismus ihrer Region zu be- 1871 riefen in Zell am Ziller der
leben. Mitglieder waren einerseits Gerichtsvorsteher Josef Vogl und

Das Floitental mit dem Großen Löffer (3.382 m)


47

der k.k. Oberförster Franz von Wall- sucht er es erneut, diesmal unter-
pach mit 18 gleichgesinnten Män- mauert durch zwölf Unterschriften
nern die Sektion Zillerthal des DAV von Mitgliedern der Sektion Ziller-
ins Leben. Sie fallen in den alten tal – von denen jedoch einige den
Schriften zwar nicht als Bergsteiger Makel hatten, gefälscht zu sein. Dr.
auf, arbeiteten aber zielstrebig am Lambert Raitmayr, jahrzehntelang
Wegenetz der heimischen Berge. Vorsitzender der Sektion Zillertal,
Für größere Investitionen war die hielt, damals noch als Schriftführer,
Sektion zu klein, es reichte aber bald dazu fest, dass die Dornauberger
für einen Weg über das Hundskehl- immer gegen alles seien, „was nicht
joch (Zillergrund) ins Ahrntal. An in direkter Weise den Beutel der
Hüttenbauten beteiligten sie sich Dornauberger Wirte füllt“.8
nur insofern, als sie den finanzkräf- Die engen Verbindungen der Sek-
tigen Schwestersektionen Berlin tionen Berlin und Zillertal hatten
und Prag organisatorisch unter die auch eine kuriose Seite: Im Gegen-
Arme griffen. Oberförster Wallpach satz zu den Zillertalern nahmen die
übernahm Behördenwege, ebnete Berliner keine Frauen in ihre Reihen
Geschäftsabwicklungen (z.B. beim auf, obwohl die Gattinnen und Töch-
Kauf des Grundstücks für die Berli- ter der Berliner Bergsteiger auch
ner Hütte) und kümmerte sich um ganz gern die Vergünstigungen auf
Auftragsvergabe und Überwachung ihren Wanderungen in Anspruch
der Bauarbeiten. Nach Wallpachs nehmen wollten, die eine Mitglied-
unerwartetem Tod war es der Roß- schaft im Alpenverein brachte. Sie
hagwirt David Fankhauser, dem die drängten hartnäckig in den Verein,
Berliner als heimischem Vermittler der ihnen im Jahr 1905 in der Rubrik
vertrauten. „Kleine Mittheilungen“ der Berliner
Die Ginzlinger Wirte wollten über- Sektionszeitschrift einen dezenten
haupt eine eigene Sektion Dornau- Hinweis gab:
berg des DuOeAV gründen. 1894 Die Damen mögen irgendeiner der
gab es eine Initiative von Friedrich kleinen Gebirgssektionen beitreten,
Eder, die aber scheiterte. 1901 ver- die auch Frauen aufnähmen. „Sie ha-
48

ben dann nicht nur den erstrebten lerthal“ genannt, samt Sitz und Höhe
persönlichen Nutzen, sondern nüt- des Mitgliedsbeitrages. Der Sektion
zen durch ihre Beiträge auch noch Zillertal gehörten 1905 bereits so
jenen kleinen Sektionen, deren viele Berlinerinnen an, dass sie sogar
Stärke … nur gering sein kann, und eine Vorsitzende hatten (Frau Kauf-
fördern dadurch den Zweck des Ge- mann Styrickow) und sich im Winter
samtvereins.“9 Als Beispiel werden regelmäßig in Berlin trafen – sozusa-
die Sektionen „Wippthal“ und „Zil- gen als Berliner Ortsgruppe der ös-

An der Innenausstattung der Berliner Hütte beteiligten sich die Bergsteigerinnen aus
Berlin. Sie waren Mitglieder der Sektion Zillertal des DuOeAV, da die Sektion Berlin des
DuOeAV keine Frauen in ihre Reihen aufnahm (1910).
49

terreichischen Sektion Zillertal. Die Während die Talwege im Laufe der


Berlinerinnen engagierten sich in Zeit durch (öffentliche) Straßen er-
sozialen Bereichen, bei der Ausstat- setzt wurden, blieb das Netz der
tung der Hütten und sie waren auch Wanderwege zu den Hütten und
ganz notwendig für die Pflege des darüber hinaus im Rahmen von
beliebten Volkstanzes in der Sektion Arbeitsgebieten in den Händen
Berlin. So war der „Damensalon“ der der Alpenvereine. Die 140-jährige
Berliner Hütte weniger den Damen Tradition der Zusammenarbeit der
vorbehalten, als vielmehr von ihnen AV-Sektionen und der moderne
ausgestaltet (u.a. mit den vom Mayr- Tourismus fanden in der „ARGE Hö-
hofner Holzbildhauer Otto Moroder henwege“ ein zeitgemäßes Modell
geschaffenen Deckenleuchten mit zur Erhaltung der Wege. Alle Hütten
eingearbeiteten Darstellungen von besitzenden Sektionen des DAV,
Tanzpaaren).
Mit diesen Verbindungen und der
Unterstützung des „Central-Aus-
schusses“ des DuOeAV erhielt auch
der Zemmgrund von der Sektion Zil-
lerthal einen gefahrlos zu Pferd pas-
sierbaren Weg von Hochstegen (May-
rhofen) bis Breitlahner. Herzstück
dieses Projektes war der Karlsteg,
eine Brücke, die nach einem Hoch-
wasser neu errichtet werden musste
und 1884 als großartiges Bauwerk
feierlich ihrer Bestimmung überge-
ben wurde. Um den Abschnitt von
Breitlahner übers Pfitscher Joch nach
Sterzing kümmerte sich die Sektion
Prag im Zuge des Baus von Domini-
cus-, Olperer- und Rifflerhütte. Der Karlsteg, zw. 1874 u. 1883.
50

die Sektion Zillertal des ÖAV, die deckt sich vom Pfitscher Joch nach
Gemeinden, Tourismusverbände, Osten mit dem Zentralalpenweg 02,
Seilbahnen und die Verbund Hydro der die österreichischen Alpen von
Power GmbH (als Betreiberin der ab Feldkirch in Vorarlberg bis Hainburg
1930 entstandenen Kraftwerksan- an der Donau durchquert. Der rote
lagen) betreuen im Rahmen dieser Weg der Via Alpina von Triest nach
Arbeitsgemeinschaft das Hütten Monaco überquert hier den östli-
verbindende Wegenetz. chen Alpenhauptkamm. Auf tradi-
Der „Berliner Höhenweg” verbindet tionsreicher Route verbindet er das
alle Hütten rund um Ginzling und Ahrntal über den Speikboden, wo
den Zemmgrund in mehreren Ta- die erste Hütte am Zillertaler Haupt-
gesetappen, als „Zillertaler Runde” kamm stand, das Nevesjoch, Glie-
führt er weiter über die nächsten derjoch und Pfitscher Joch mit dem
Gründe bis zur Plauener Hütte und Zemmgrund.

Sektion Sand in Taufers und die ersten Bergführer


Dr. Josef Daimer aus Sand in Taufers hütte am Speikboden (1876), war
(Gemeindearzt und später Medi- eine Gründung der Sektion Sand
zinalrat in Wien) wird noch heute in Taufers, welcher innerhalb weni-
als Tourismuspionier des Ahrntales ger Jahre gleich drei weitere Hüt-
geehrt. Er gründete 1873 die Sek- ten folgten. Als Bergsteiger, dem in
tion Sand in Taufers des DuOeAV Begleitung von Führern zahlreiche
und verfasste bereits ein Jahr spä- Erstbesteigungen gelangen, war
ter den gebietsumfassenden Wan- Daimer an der Organisation des
derführer „Taufers im Pusterthale Bergführerwesens besonders gele-
mit Berücksichtigung der Touren in gen. Er sorgte dafür, dass im Ahrntal
den Nebenthälern“. Auch die erste bereits ab 1874 behördlich autori-
Schutzhütte am Zillertaler Haupt- sierte Bergführer arbeiteten – und
kamm, die heute verfallene Sonklar- beklagte sich über die heillosen Zu-
51

stände des Führerwesens im Ziller- Hauptkamm nennen, geschweige


tal: Ein Tarif, den es „längst“ geben denn einen konzessionierten Füh-
sollte, war nirgends aufzutreiben, rer. Daher kam es, dass im Zillertal
und die Führer verlangten zu viel Bergsteiger zu Löwls Zeiten oft auf
oder hielten sich nicht an Vereinba- Ahrntaler Führer zurückgriffen und
rungen, wenn sie denn überhaupt viele der Erstbesteigungen am Zil-
aufzutreiben waren. Josef Vogl von lertaler Hauptkamm von Süden
der Sektion Zillerthal gab einen ers- gestartet wurden, zumal nach den
ten Führertarif im Jahr 1875 heraus, Westalpen die Dolomiten das be-
konnte dabei aber kaum Ziele am vorzugte Ziel der Briten waren.

Jugendstilkarte mit Sonklarhütte, Großem Möseler (3.480 m)


und Turnerkamp (3.422 m), 1905.
52
53

Ferdinand Löwl (Erster Schriftführer) und Johann Stüdl (Obmann) von der Sektion Prag
des DuOeAV fertigten einen umfassenden Bergführertarif für Ginzling-Dornauberg an,
in dem David Fankhauser/Roßhag, und Hans Hörhager/Lippenaste, als „behördlich con-
cessionirte“ Bergführer angeführt werden. Der Tarif nach Touren enthält bereits alle Gip-
fel am Zillertaler Hauptkamm. Der Tarif wurde von der Bezirkshauptmannschaft Schwaz
am 14. Jänner 1878 genehmigt.
54

Der berühmteste Bergführer die-


ser von Daimer beklagten unge-
ordneten Zeit im Zillertal war Ge-
org Samer („Steinklauber Joseler“,
1828–1912) aus Ginzling, der an
einer Konzessionierung nicht das
geringste Interesse hatte, verdiente
er doch mit dem Verkauf von Mine-
ralien seinen Lebensunterhalt und
wollte frei und unabhängig blei-
ben. Als Teil des geologischen Tau-
ernfensters gehört der Zillertaler
Hauptkamm wie die Hohen Tauern
zu den mineralienreichsten Gebie-
ten der Ostalpen, deren Schätze
der wortkarge Georg Samer mit
großer Akribie zu finden wusste.
Dabei kam er in die entlegensten
Kare und lernte sich auch in schwie- Josef Daimer (1845–1909), Gemeindearzt
rigem Gelände zu orientieren und und Tourismuspionier aus Sand in Taufers.
sicher zu bewegen. Es lag daher
nahe, den Joseler zu empfehlen,
wenn nach Bergführern gefragt
wurde. Zu seinen Erstbesteigungen Die Erstbesteigung war für ihn nur
zählt der Schwarzenstein (1858, mit mehr „so eine Art Firstfeier“.10
Ruthner), der Hochfeiler (1865, mit Um die Misere des
Grohmann), der Olperer (1867, mit Bergführerwesens im Zillertal zu
Grohmann), der Turnerkamp (1872, beheben, wandte sich Löwl nach
mit den Engländern) und 1873 der seinen beiden Sommern im Zillertal
Große Greiner (mit Zöppritz), den umgehend an Stüdl, mit dem er
er schon von allen Seiten kannte. einen detaillierten Führertarif für
55

Zillertaler Bergführer noch vor 1900, sitzend, Zweiter von links: Heinrich Moser
(„Sagschneider Heinrich“) aus Mayrhofen, die anderen können namentlich
nicht zugeordnet werden.

Dornauberg ausarbeitete, der im dafür umso länger.11 In den


Jänner 1878 behördlich genehmigt Tuxer, Mayrhofener und Gerloser
wurde. Das „Namensverzeichnis Führertarifen dieses Jahres blieb
der behördlich concessionirten die Liste der konzessionierten
Bergführer in Dornauberg“ ist kurz Führer noch leer. David Fankhauser
(David Fankhauser/Roßhag und und Hans Hörhager waren somit
Johann Hörhager/Lippenaste), die ersten Berufsbergführer des
die Liste der Tarife nach Touren Zillertales.
56

Im Aufstieg zum Schwarzenstein (3.370 m), zw. 1900 u. 1930.

Blick zum Großen Löffler (3.382 m),


vermutlich vom Gipfel des Großen Mörchner (3.287 m), zw. 1900 u. 1930.
57

Schwierige Zeiten
Die politischen Wirren der beiden auch den Alltag in den Tälern prägte.
Weltkriege und der Zwischenkriegs- Die weitreichendste Folge des Ers-
zeit griffen bis ins Herz der Alpen. ten Weltkrieges für den Zemmgrund
Die Weltabgeschiedenheit, die viele war die Staatsgrenze, die nun direkt
Touristen angelockt hatte, war den über den Alpenhauptkamm verlief
Gebirgstälern durch die Erschließun- und die Verbindungen zwischen
gen längst genommen. Im Ersten den Tälern im Norden und Süden
Weltkrieg verlief eine Front mitten nahezu abgeschnitten hatte. Den
durch die Ostalpen (Dolomiten, Saumhandel besorgten von nun an
Karnische und Julische Alpen), was Schmuggler, und für die Südtiroler
nicht nur den Alpinismus, sondern Bauern, die Weidegründe in den

Das Furtschaglhaus mit der Furtschaglspitze (3.188 m) und dem Großen Möseler
(3.480 m) auf einer Postkarte, die nach einem Aquarell von Max Antlers gefertigt wurde
(zw. 1920 u. 1930).
58

nördlichen Seitentälern besaßen, nach Hause strebenden Soldaten


war es kompliziert geworden, auf großzügig weiter. Sie kümmerten
ihre Almen zu kommen. sich in diesen schwierigen Zeiten
Es war nicht mehr egal, ob ein Berg- um die Hütten, als wären sie ihr Ei-
führer aus dem Ahrntal oder dem gentum, während die tatsächlichen
Zillertal kam, und die nunmehr auf Eigentumsverhältnisse erst geklärt
italienischem Staatsgebiet gelege- werden mussten. 1945 wurden die
nen Hütten des DuOeAV wurden Hütten der deutschen Sektionen
enteignet, viele geplündert und zer- von den Siegermächten des Zweiten
stört, und teilweise erst nach dem Weltkriegs als deutsches Eigentum
Zweiten Weltkrieg durch neue Be- beschlagnahmt. Martin Busch über-
sitzer wieder aufgebaut. Die bewirt- nahm die treuhändische Verwaltung
schafteten Hütten im Zemmgrund dieser Hütten. Mitte der 1950er-Jah-
überstanden die Kriegsjahre dank re konnten die Hütten an die wieder-
der ständigen Überwachung durch gegründeten DAV-Sektionen bzw.
heimische Hüttenwirte halbwegs deren Rechtsnachfolger zurückge-
unbeschadet. Die Wirte sorgten da- geben werden. Nach Martin Busch,
für, dass die einquartierten Solda- der auch maßgeblich am Aufbau des
ten der Deutschen Wehrmacht und OeAV nach dem Krieg beteiligt war,
später der französischen Besatzer wurde eine der Hütten der Sektion
Gebäude und Einrichtung zumin- Berlin im Bergsteigerdorf Vent im
dest halbwegs rücksichtsvoll behan- Ötztal benannt, welche auf halbem
delten und halfen am Ende beider Weg vom Talort zur Similaunhütte
Weltkriege den über die Alpenpässe am Niederjoch liegt.

Ausschluss der Juden


Vor dem Friesenberghaus steht Bergsteigern zur Mahnung“. Das
der „Denkstein“ mit der Plakette Haus wurde in den Jahren 1928 bis
„Gegen Intoleranz und Hass – Uns 1932 nach der Spaltung der Sektion
59

Berlin vom Alpenverein Berlin e.V. 1938, nach dem „Anschluss” Öster-
(DAVB) errichtet, der sich am Ende reichs, wurde das Haus enteignet
des Jahres 1932 dem Alpenverein und bis 1945 durch Wehrmachts-
Donauland in Wien als Zweigverein einheiten genutzt, danach verwahr-
angeschlossen hatte. Schon 1933 loste es. Die wenigen überlebenden
wurde das Friesenberghaus dem Mitglieder des AV Donauland waren
AV Donauland übereignet, denn nach dem Krieg nicht in der Lage,
die Auflösung des DAVB durch die das Friesenberghaus wieder in-
Gestapo des nationalsozialistischen standzusetzen und gaben es 1968
Deutschland war vorherzusehen an die Berliner Bergsteiger zurück.
und wurde 1934 auch vollzogen. Das Friesenberghaus war ein glanz-

Vor dem Hohen Riffler (3.228 m), zw. 1900 u. 1930.


60

volles Haus, fein und aufwändig Nationalismus und Antisemitismus,


ausgestattet wie kein Wohnhaus im die in die Katastrophe des Zweiten
Tal. Die beiden Hüttenwirte Ludwig Weltkrieges mündeten, zeichneten
Fankhauser und Robert Hörhager sich schon zur Jahrhundertwende
(Talaste) erzählten im Dorf von den ab. Sie griffen tief in den Alpenver-
Duschen und dem Fließwasser in ein hinein, ausgehend vor allem von
den Zimmern, von einem wunder- Wien und Berlin. Schon 1899 wurde
schönen Kachelofen, einer Uhr mit in Berlin eine eigene Sektion des
Glockenspiel und von den noblen DuOeAV gegründet, die von Beginn
Messingbeschlägen, die poliert wer- an keine Juden aufnahm und deut-
den mussten ... lich von der Sektion Berlin abrückte,

Blick über den Hochsteller (3.087 m) zum Hochfeiler-Massiv (zw. 1880 u. 1889).
61

Der Friesenbergsee – im Hintergrund der Hochfeiler (3.509 m) mit dem Schlegeiskees.

die damals noch viele jüdische Mit- geschlossenen Juden in einer neuen
glieder hatte. Nur „volljährige, christ- Sektion des DuOeAV, der Donau-
liche, im Besitz der bürgerlichen land. Sie hatte von Anfang an etwa
Ehrenrechte befindliche deutsche 2.000 Mitglieder und wurde rasch
Männer“12 wurden von der Sektion zu einer der größten Sektionen des
Mark Brandenburg aufgenommen. Alpenvereins, wobei rund zwan-
Rund zwanzig Jahre später gewan- zig Prozent ihrer Mitglieder nicht
nen in der Wiener Sektion Austria, jüdisch waren. Zu den Mitgliedern
der viele Juden angehörten, völ- zählte Viktor Frankl, jüdischer Über-
kisch-national eingestellte Personen lebender der Konzentrationslager,
die Oberhand und setzten die Ein- Psychiater und Begründer der Logo-
führung des Arierparagraphen für therapie. Er brachte es in der Sektion
ihre Sektion 1921 durch. Noch im Donauland zum Bergführer und war
selben Jahr sammelten sich die aus- darauf sehr stolz. In seiner Festan-
62

sprache zum 125-jährigen Bestehen tung des Vereins Erfolg hatte: bereits
des ÖAV 1987 sprach er – als Opfer 1924 wurde die Sektion Donauland
kollektiver Schuldzuweisung – die ausgeschlossen. Auch das Gewicht
einzelnen Alpenvereinsmitglieder des damals schon über achtzigjäh-
von Kollektivschuld frei. rigen Alpenvereinsgründers Johann
Der antisemitische Agitator und Ob- Stüdl oder des Bergsteigers und Al-
mann der Sektion Austria, Eduard pinschriftstellers Eugen Guido Lam-
Pichl, wollte die Sektion Donau- mer konnte den Ausschluss der Sek-
land aus dem DuOeAV überhaupt tion Donauland nicht verhindern.
ausschließen und den Arierpara- Nur mehr einzelne Sektionen hatten
graphen im gesamten Alpenverein von da an jüdische Mitglieder, und
verankern. Dort wehrte man sich ei- 1938 gab es keine Juden mehr im
nige wenige Jahre gegen diese „Ma- Alpenverein, der inzwischen in die
jorisierung durch eine Minderheit“,13 vorgegebenen Sportvereinsstruk-
ehe der aggressive Druck der Anti- turen des Deutschen Reiches fest
semiten unter Androhung der Spal- eingebunden war.

Begegnungsstätte Friesenberghaus
Der Sektion Berlin gehörten mehr als Berlin und der Erste Vorsitzende des
dreißig Prozent jüdische Mitglieder Gesamtvereins, der Berliner Dr. Rein-
an, sie stimmte 1924 aber dennoch hold von Sydow, bis 1924 versucht,
gegen die Sektion Donauland. Als derlei „Politisches“ aus dem Alpen-
Konsequenz wurde von den brüs- verein auszuklammern. Sie trugen
kierten Mitgliedern der eigenstän- dazu bei, dass die Sektion Donauland
dige DAVB gegründet, der sich als nicht von vornherein im DuOeAV kei-
Zweigverein dem AV Donauland in nen Platz hatte, was den Berlinern
Wien anschloss und bald Ortsgrup- nach dem Krieg von den Überleben-
pen in anderen deutschen Städten den des AV Donauland angerechnet
hatte. Immerhin hatten die Sektion wurde: sie gaben das Friesenberg-
63

haus bewusst den Berliner Berg- Auch die Gamshütte kam in diesem
steigern zurück, von denen sie es Spannungsfeld in Berliner Besitz.
erhalten hatten und die zumindest 1932 wurde sie von der antisemiti-
eine Zeit lang für Toleranz gestanden schen Sektion Kurmark des DuOeAV
waren. Zehn Jahre später stellte die unter dem Vorsitz von Dr. Hermann
Sektion Berlin des DAV eine Erinne- Hecht (nach dem einer der Anstie-
rungstafel auf, und 2003 wurde das ge zur Hütte benannt ist) gekauft.
Friesenberghaus zur „Internationalen Nach dem Krieg wurde auch diese
Begegnungsstätte gegen Intoleranz Hütte (wie alles andere Vermögen
und Hass“ ausgebaut und als solche ehemaliger Berliner AV-Sektionen)
von einem jüdischen, einem evan- von der neu gegründeten Sektion
gelischen und einem katholischen Berlin des DAV übernommen. 1993
Geistlichen eingeweiht. Die Stühle in kaufte die Sektion Otterfing (DAV)
den Gasträumen tragen die Namen die Hütte und baute sie zu einem
der Opfer des Holocaust, die mit dem ökologischen Vorzeigehaus um.
Haus verbunden waren.

Das Friesenberghaus
mit dem „Denkstein“
und der Plakette „gegen
Intoleranz und Hass“.
64

Der Fall Halsmann


Auch die Bergbewohner selbst wa- und dem Friesenberghaus nichts zu
ren von dem Zeitgeist erfasst, der tun hat, aber zur gleichen Zeit, Ende
den Menschen jüdischen Glaubens der 1920er-Jahre, im Zamser Grund
das Leben in Mittel- und Osteuropa auf dem Weg von der Dominicus-
so schwer und am Ende ganz un- hütte nach Breitlahner passierte
möglich gemacht hatte – das geht und vom Journalisten und Schrift-
aus einer ganz anderen Geschichte steller Martin Pollack dokumentiert
hervor, die mit dem Alpenverein wurde.

Die Gamshütte vor dem Tristner (2.768 m) ist heute der Ausgangspunkt für den „Berliner
Höhenweg” (um 1965).
65

Der aus der lettischen Hauptstadt mand im Tal an Presseberichte über


Riga stammende 48-jährige Zahn- Wegelagerer oder gar Raubmörder,
arzt Max Murdoch Halsmann war am die den Touristeninnen und Touristen
10. September 1928 auf dem Weg gefährlich werden könnten, auch
ins Tal aus ungeklärten Gründen ab- nur denken. Der Prozess gegen den
gestürzt. Noch am selben Tag wurde später weltberühmten LIFE- und Vo-
sein 22-jähriger Sohn Philipp wegen gue-Fotografen Philippe Halsmann
des Verdachts auf Vatermord verhaf- wurde im politisch aufgeladenen
tet. Der Prozess gegen ihn stützte Klima der Zwischenkriegszeit zu ei-
sich auf Indizien, die auf der Beweis-
aufnahme einer Untersuchungskom-
Franz Eder, Dominicushüttenwirt, versorgte
mission aus Innsbruck beruhten, die Hütte bis Mitte der 1960er-Jahre mit dem
welche erst Tage nach der Tat am Saumpferd über jenen Weg, auf dem Max
Ort des Geschehens eingetroffen Murdoch Halsmann 1928 zu Tode kam.
war. Gewitter und Regen erschwer-
ten die Untersuchungen, und der
angeklagte Sohn war sehr wortkarg.
Immerhin stand außer Streit, dass der
Vater gewaltsam ums Leben gekom-
men und beraubt worden war. Dass
sein Mörder aber jemand anderer
als sein Sohn gewesen sein könnte,
wurde von vornherein nicht in Er-
wägung gezogen. Einerseits traute
man einem Juden alles zu – was auch
aus dem rekonstruierten Verhalten
von Vater und Sohn während ihrer
zweitägigen Wanderung durch den
Zemm- und Zamser Grund nach
Befragungen der Wirte geschlossen
worden war. Andererseits wollte nie-
66

ner international beachteten Affäre. in den Sektionen ging, wollte


Halsmann wurde zunächst wegen jedenfalls die Sektion Zillertal dabei
Mordes zu zehn Jahren, dann wegen nicht mitmachen. Aus Rücksicht auf
Totschlags zu vier Jahren Kerker ver- die Geschäfte der Wirtsleute müsse
urteilt, ehe ihn Bundespräsident Wil- es weiterhin möglich sein, dass „ab
helm Miklas 1930 begnadigte. und zu auch ein Jude in die Sektion
Im Sinne des Tourismus wurden aufgenommen“14 werde, machte
die politischen Fragen dieser Zeit der Vertreter des Zillertals bei einer
im Tal aber auch ganz anders Sitzung der Tiroler Sektionen des
aufgegriffen, jedenfalls pragmatisch DuOeAV im Jahr 1923 deutlich,
– um nicht zu sagen dem alten also noch vor dem Ausschluss der
Ruf der „geschäftstüchtigen Sektion Donauland. Es wurde mit
Zillertaler“ entsprechend: viele der nur einer Gegenstimme aus dem
TouristenInnen des Zillertales waren Zillertal beschlossen, Juden aus den
Juden. Als es um die Frage des Tiroler Sektionen auszuschließen,
Ausschlusses der Sektion Donauland wobei man es im Zillertal mit dem
aus dem DuOeAV und die Vollzug dieses Beschlusses nicht so
Einführung des Arierparagraphen genau nahm.

„Wer den Zemmgrund nicht besucht,


hat das Zillertal nur zur Hälfte genossen“15
Die Geschichte der Familie Hals- sie sogar neu verlegt, wie Ludwig
mann oder auch das viel ältere Buch Steubs „Drei Sommer in Tirol“ oder
Löwls aus dem Zillertaler Hoch- die Bilder des Wiener Fotografen
gebirge sind nur zwei von vielen Dr. Karl Kaser, aus denen der Hoch-
Dokumentationen, Berichten und gebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen
Geschichten aus den Zillertaler Ber- einen Bildband über dessen Wande-
gen, die bis heute ihre Leser und rung aus dem Jahr 1904 zusammen
Leserinnen finden. Teilweise werden gestellt hat: Kaser startete mit seiner
67

Frau Alma, einem Freund und einem antreten. Die hervorragenden Bilder
Bergführer aus Walchsee in Sterzing. zeigen nicht nur die damals noch so
Sie gelangten vom Brenner über die stark vom Gletschereis dominierte
Landshuter Europahütte (wie sie Berglandschaft ohne große tech-
heute heißt), St. Jakob in Pfitsch und nische Bauwerke, sondern geben
das Pfitscher Joch bis in den Zemm- auch einen Einblick in die – interna-
grund, dort in alle Seitentäler und tionale – Touristenatmosphäre auf
zuletzt über Mayrhofen ins Tuxer Tal. den Wanderwegen und in den Hüt-
Vom damals neuen Bahnhof Mayr- ten der Jahrhundertwende.
hofen (seit 1901) konnten die Berg- Auch der finnische Literat Juhani Aho
wanderer bequem ihre Heimreise erzählte als Reisender 1903 von den

Die Olpererhütte, errichtet von der Sektion Prag im Jahr 1881.


68

Der Schwarzsee wird bis heute gerne von Besuchern der Berliner Hütte und der Schutz-
hütte Alpenrose aufgesucht, um die Aussicht auf die Hornspitzen, Turnerkamp (3.422 m)
und den Großen Möseler (3.480 m) mit dem markanten Firndreieck zu genießen
(zw. 1874 u. 1883).

Bergen und Dörfern des Zillertales einziges Stück Land so nah am Fluss
mit einer feinen Beobachtung der besaßen, dass es als Erstes vom
sozialen Verhältnisse, wenn er z.B. Hochwasser weggerissen wurde.
beschrieb, wie ein Träger unter der Dem Alpenverein war Aho dankbar,
Last von nur einem Balken aus dem denn ohne dessen Hütten und Wege
Baumaterial für eine ganze Hütte wäre er niemals so weit in die Berge
zusammenbrach oder die ärmsten gekommen. „Die Sekte der Diener
BewohnerInnen Mayrhofens ihr der Berge hat sich über die ganze
69

Welt verbreitet“16 beobachtete er und Aho keine Alpinisten der „schär-


ironisch, mit unzähligen Bergspitzen feren Richtung“ waren, prägten sie
als deren „Mekka oder Rom”. Für die Tourismuswirtschaft des Tales bis
riesige Summen gesammelten in die Gegenwart mit. Ginzling blieb
Geldes wurden die Wege dorthin es gegeben, die Atmosphäre des
geebnet. Aus Finnland war ihm das Bergsteigens und Wanderns auf zeit-
gänzlich unbekannt, obwohl er dort gemäßem Niveau auch im 21. Jahr-
vergleichbar schöne Landschaften hundert auszustrahlen, in dem vielfäl-
wusste, freilich nicht von der Höhe, tiges Naturerlebnis eine Renaissance
sondern von Meer und Seen geprägt. in großen Bevölkerungskreisen inner-
Auch wenn Bergreisende wie Kaser halb und außerhalb der Alpen erfährt.

Die Bergsteiger des ausgehenden 19. Jahrhunderts erlebten noch mächtige Gletscher auf
den Gipfelanstiegen am Zillertaler Alpenhauptkamm.
70

Auf die Zsigmondyspitze (Feldkopf, 3.087 m), von Löwl als „Matterhorn der Zillertaler
Alpen“ bezeichnet, führte die erste nennenswerte führerlose Erstbesteigung der Ostalpen
im Jahr 1879.
71

Mit den „Führerlosen“ begann das


selbständige Bergsteigen

Die Brüder Otto und Emil Zsigmon- Zeit, oder 1887 vom berühmten
dy aus Wien krönten die Eröffnung Bergmaler Edward Theodore
der Berliner Hütte 1879 mit ihrer Compton mit Prof. Karl Schulz,
nur wenige Tage zuvor geglückten führerlos. 1881 fanden Dr. Karl
– führerlosen – Erstersteigung des Diener und sein Bergführer Johann
Feldkopfes (3.087 m), der bis dahin Niederwieser („Stabeler“, aus dem
als „unersteiglich“ galt. Der Berg, Ahrntal) die heutige Normalroute
von Löwl als „Matterhorn der Zil- durch die S-Flanke im Abstieg, 1891
lertaler Alpen“ bezeichnet, erhielt wurde der NW-Grat (Lammergrat)
Emil Zsigmondys Namen, nachdem im Zuge einer Überschreitung von
dieser im Alter von nur 24 Jahren in Eugen Guido Lammer und Oscar
den französischen Alpen ums Le- Schuster erstmals begangen,
ben gekommen war. führerlos. In den Jahren 1910 und
Die Zsigmondys leiteten mit 1911 eröffneten der Bergführer Hans
Ludwig Purtscheller einen neuen Fiechtl und der Träger Hans Hotter
Abschnitt in der Geschichte des die schwierigen Kletterrouten aus
Alpinismus ein: sie begannen auf dem Floitental, (NO-Wand, V, und
die Begleitung von Bergführern zu ONO-Grat, Feldkopfkante, V-), mit
verzichten, auch in schwierigem denen Fiechtl klettertechnische
Fels- und Eisgelände. Ihre Meilensteine setzte. Über Jahre
Tour auf den Feldkopf war die zählten sie zu den schwierigsten
erste nennenswerte führerlose Klettertouren in den Tiroler Alpen.
Erstbesteigung in den Ostalpen Für spätere Generationen blieb die
– und der Bann über diesen ONO-Wand zu bewältigen, 1985
markanten Gipfel war gebrochen. eröffneten Hannes Condin und
Der Weg der Erstersteiger wurde Josef Kröll („Guy“) aus Mayrhofen
bald wiederholt, schon 1880 diesen modernen Klassiker (VI+).
von August Böhm, bei besseren In seiner berühmten Aufsatzsamm-
Verhältnissen in viel kürzerer lung „Jungborn“ beschrieb Lammer
72

die Entwicklung des „unersteigli- rekten Abstieg zum Schlegeisfer-


chen Matterhorns der Zillertaler ner fand (Lammergrat), am Greiner
Alpen“ zum Massenbummelberg (Abstieg über den NO-Grat) und am
in nur 15 Jahren – als Exempel für Tuxer Hauptkamm mit der ersten
die rasche, übertriebene
Entwicklung des Berg-
steigens noch vor der
Jahrhundertwende. Wer
es sich leisten konnte,
ließ sich auf den Berg hi-
nauftragen oder ziehen
– für das Gefühl, auch
dabei gewesen zu sein.
Heute werden solche
Geschichten vom Mount
Everest erzählt …
Eugen Guido Lammer
(1863–1945), der be-
rühmte Alleingeher
und Alpinschriftstel-
ler aus Wien, der gern
über seine Gefühle als
Bergsteiger vor allem in
extremen Situationen
schrieb, löste damit hef-
tige Diskussionen aus.
Spuren hinterließ er
nicht nur auf der Zsig-
mondyspitze, sondern Der wortgewaltige Alpinist Eugen Guido Lammer (1863–
auch am Hochfeiler, von 1945) aus Wien beschrieb u.a. die Geschichte der Zsig-
dem er 1882 einen di- mondyspitze.
73

Überschreitung vom Olperer zum sportlich zu fordern, sie wurden erst


Fußstein. Lammer war ein ausge- interessant, wenn der Mensch damit
zeichneter Bergsteiger, der die Ge- in Beziehung trat: „Wir gehen nicht in
fahr regelrecht suchte, um die in- die Berge um der Berge willen, son-
tensive Konzentration, die er dabei dern um unseretwillen.“17 Bergerfah-
seinem Geist und seinem Körper ab- rung nach seinem Verständnis stand
verlangte, bis aufs Letzte auskosten weit über nationalen Interessen, und
zu können. Die Berge stellte er als er war politisch genug, um sich nicht
Mittel zum Zweck dar, den Körper instrumentalisieren zu lassen.

„Der Sagschneider spinnt“


Lammers Begleiter am Feldkopf, den, „der Sagschneider spinnt“, als
Oscar Schuster (1873–1917), zählte dieser daheim, hinterm Haus, die
zu den Pionieren des Skisports, der Brettln ausprobierte. Sein Bemü-
aus Skandinavien in die Alpen kam. hen zahlte sich aus: Im März 1898
Schuster schenkte dem Mayrhofner machte er mit Oscar Schuster die
Bergführer Heinrich Moser („Sag- erste Skitour auf einen Viertausen-
schneider Heinrich“), seinem Erst- der, die Dufourspitze (4.683 m) des
begehungspartner der Östlichen Monte-Rosa-Massives bei Zermatt.
Floitenspitze (3.154 m) und der Heinrich Moser kam bereits im Jahr
W-Flanke des Kleinen Löffler (3.224 1900, nur 35-jährig, bei einem Ab-
m), eine Skiausrüstung. Moser war sturz im Zuge einer Führungstour
somit neben einem Bergführer im Gebiet der Königsspitze (Ortler)
vom Sonnblick (Hohe Tauern) der ums Leben. Viele schwierige und
erste Führer in den Ostalpen, der hohe Gipfel waren in den Führerver-
das Skifahren lernte. Schuster war zeichnissen unter seinem Namen
sich sicher, dass die Nachfrage nach aufgelistet. Neben den heimischen
skilaufenden Führern größer würde, Bergen (mit einigen Erstbestei-
während Mosers Nachbarn befan- gungen, z.B. des Fußstein, 1880) war
74

er in den Dolomiten, vielen anderen nis von 1896. „Moser war einer un-
Gruppen der Ostalpen, den Westal- serer tüchtigsten Ostalpenführer“,
pen und im Kaukasus unterwegs: würdigte man ihn im Bericht über
„Ararat und 9 weitere Gipfel über das Unglück in den „Mittheilungen“
4.000 m“ steht im Führerverzeich- (Nr. 14/1900) des DuOeAV, das die
damalige Bergsteigerszene
nachhaltig beschäftigte. In
mehreren Ausgaben der
„Mittheilungen“ wurde
über seinen Hergang gerät-
selt und gefachsimpelt.
Die Ski-Bergsteiger trafen
in den Zillertaler Gründen
zumeist erst im Spätwin-
ter ein, zu sehr waren (und
sind) die Zustiege auf die
Hütten durch Lawinen be-
droht. Die Hütten sind mit
einem Winterraum ausge-
stattet, die Berliner Hütte
oder die Alpenrosehütte im
Zemmgrund waren wäh-
rend der Skitourensaison
(zu Ostern) auch immer
wieder bewirtschaftet, was
sich aber längerfristig nicht
durchsetzte.
Eine der herausragenden
B ergsteiger persönlich-
keiten am Beginn des 20.
Heinrich Moser, „Sagschneider Heinrich“ (1865–1900). Jahrhunderts, Paul Preuß
75

(1886–1913), kannte
das Zillertal durch aus-
gedehnte Skifahrten.
Im Mai 1912 wanderte
er z.B. mit seiner Skiaus-
rüstung in Begleitung
zweier Freunde von May-
rhofen über Ginzling (wo
ihn der Milchpreis daran
erinnerte, dass das Ziller-
tal durch den sommer-
lichen Massenverkehr
bereits „zu den von der
‚Kultur’ am ärgsten mit-
genommenen Bergtä-
lern“ gehörte) in die
Floite. Greizer Hütte,
Großer Löffler, Schwar-
zenstein, dann Luttach
im Ahrntal, Chemnitzer
Hütte und Großer Möse-
ler waren die Stationen,
bevor die drei Alpinisten Paul Preuß (1886–1913), der „geistige Vater
mit der ersten Winter- des Freikletterns“, kannte den Zemmgrund von
begehung des Thur- ausgedehnten Skitouren auf Großen Löffler
(3.382 m), Schwarzenstein (3.370 m), Großen
nerkamp-S-Grates ihre
Möseler (3.480 m), Thurnerkamp (3.422 m),
Tour abschlossen. Paul Olperer (3.476 m), Riffler (3.228 m) usw.
Preuß wird von Reinhold
Messner als „geistiger
Vater des Freikletterns“
bezeichnet, da er die Ver-
76

löste damit zum Teil hef-


tig geführte Diskussionen
unter seinen Zeitgenossen
aus. Messner sammelte
zu Preuß‘ 100. Geburtstag
dessen Schriften in einem
Buch, um ihm einen seinen
Leistungen gebührenden
Stellenwert unter den Berg-
steigern zu geben, was ihm
während der Kriegs- und
Nachkriegszeit vielleicht
wegen seiner jüdischen
Wurzeln verwehrt geblie-
ben war. Am Friesenberg-
haus hängt sein Portrait.
Aus der Geschichte der
Zsigmondyspitze ist zu se-
Hans Fiechtl verlegte seinen Bergführerstandort hen, dass mit dem Beginn
nach dem Ersten Weltkrieg von der Berliner Hütte des führerlosen Bergstei-
aufs Stripsenjoch im Wilden Kaiser. gens allmählich die soziale
Herkunft der Bergsteiger
an Bedeutung verlor. Der
wendung von Haken (und somit Bergführer Hans Fiechtl („Schwar-
künstlichen Hilfen) als Unterstüt- zenstein Hansl“, 1884–1925) und
zung für Hochtouren in einer Aufse- der Träger Hans Hotter („Schulhaus
hen erregenden Schrift 1911 in der Honis“) aus Ginzling erkletterten
Deutschen Alpenzeitung ablehnte. die Feldkopfkante (ONO-Grat) und
Wer sich einer Tour nicht auch im die NO-Wand der Zsigmondyspitze,
Abstieg gewachsen sehe, solle damals die schwierigste Kletterei
darauf verzichten, meinte er und Tirols, die erst 19 Jahre später von
77

Peter Aschenbrenner wiederholt ragenden Zillertaler Bergsteiger


wurde, ganz ohne Gast und tarif- überhaupt. Mit Paul Preuß disku-
liche Entlohnung – und der Respekt tierte er über künstliche Hilfsmittel,
der Fachwelt war ihnen sicher. Hans Hans Dülfer und Otto Herzog zähl-
Fiechtl war einer der besten Klette- ten zu seinen Seilpartnern. Viele sei-
rer seiner Zeit und einer der heraus- ner schwierigen Erstbegehungen

Hans Fiechtls Vater Mathias verkaufte die Schwarzensteinalm (vor dem Schwarzenstein-
kees) der Sektion Berlin des DuOeAV (zw. 1874 u. 1883).
78

In der Feldkopfkannte (ONO-Grat, V-) der Zsigmondyspitze mit


Blick auf die Berliner Spitze (3.253 m). Erstbegeher waren der le-
gendäre Bergführer Hans Fiechtl und der Träger Hansl Hotter aus
Ginzling 1911 (zw. 1911 u. 1940).
79

und Wiederholungen bewältigte er Malariaerkrankung, der er nach


aber mit weniger berühmten Berg- Kräften zu trotzen versuchte, nun-
steigern, oft mit Hansl Hotter, mit mehr im Wilden Kaiser – er hatte
anderen Bergführern oder im Zuge seinen Bergführerstandort von der
von Führungstouren, nicht selten Berliner Hütte auf das Stripsenjoch
mit Frauen als Partnerinnen. Frau verlegt, wo er den jungen, extre-
Schäke war bei der Erstbegehung men Kletterern näher war. 1925
der N-Wand des Kleinen Mörchner stürzte Fiechtl vom Totenkirchl in
dabei, und mit Lisl Rhomberg wie- den Tod – von dem Berg, den er viel-
derholte er die Feldkopfkante. leicht am besten kannte.
Gern wird auch vom „Fiechtl-Tarif“ Vor allem die deutschen Berg-
erzählt, den eben nur Damen erbrin- steiger kamen nach dem Ersten
gen konnten – ob sie das auch taten, Weltkrieg kaum aus ihrer Heimat
ist aber nirgends aufgeschrieben. hinaus. Sie hielten sich an die baye-
Als Kind war der „Schwarzenstein rischen Berge und die Grenzberge
Hansl“ Hüterbub auf der Schwar- zu Österreich, wo sie das Klettern
zensteinalm, die seinem Vater, dem perfektionierten. An der Verbesse-
Bergführer Mathias Fiechtl, gehörte. rung ihrer Ausrüstung bastelten sie
Er kümmerte sich aber um nichts selbst, etliche Impulse dafür kamen
als die Berge und Felsen, auf de- aus dem Gebirgskrieg. Berühmt
nen er unermüdlich herumkraxelte. wurde Hans Fiechtls Messerhaken,
Mathias Fiechtl verkaufte die Alm in einem Stück geschmiedet, ohne
der Sektion Berlin, bei der sich der geschweißten Ring. Als „Fiechtlha-
17-jährige Hansl meldete, um 1901 ken“ ist er in zahllosen Variationen
behördlich legitimierter Träger zu bis heute in Gebrauch, mittlerweile
werden und sich innerhalb eines aber viel seltener, denn das alpine
Jahrzehnts zu einem der schnei- Klettern ist aus der Mode gekom-
digsten Kletterer und Ostalpenfüh- men, das Betätigungsfeld für Erster-
rer zu entwickeln, stets ausgerüstet steigungen ist ziemlich erschöpft.
mit Pfeife und Schnapsflaschl. Der Die Strapazen langer Zustiege, har-
Erste Weltkrieg bescherte ihm eine ter Sicherungsarbeit oder die zu-
80

nehmende Steinschlaggefahr durch schenkriegszeit hatten fast kein


die zurückgehenden Gletscher neh- Geld, oft aber mehr Zeit, als ihnen
men immer weniger Kletterer auf vielleicht lieb war. Mit der Bahn oder
sich. Die Klettergärten, Sportkletter- auf Fahrrädern, denen sie sogar die
routen und Boulderblöcke rund um Ski aufgeschnallt hatten, machten
Ginzling genießen hingegen inter- sie sich auf den Weg, um sich schwie-
national einen hohen Stellenwert. rigste Aufgaben zu suchen. Als nach
Die jungen Bergsteiger der Zwi- und nach die großen Nordwände

Die Zillerthalerferner, um 1863. Bleistiftzeichnung auf Papier, Julius von Payer (1841–1915).
81

vom Ortler bis zum Eiger erstmals holte, mit Willy Mayr den bekannten
durchstiegen wurden, wärmten sich Mittergrat auf den Grundschartner
die österreichischen und deutschen im Zillergrund eröffnete und mit
Aspiranten dafür ganz gerne an Wastl Mariner die Fußstein-Nord-
den bereits bekannten Eiswänden wand (V+) bewältigte. Peter Habe-
der Ostalpen auf, zu denen auch ler lernte Peter Aschenbrenner und
die klassischen N-Anstiege auf den andere großartige Bergsteiger der
Hochfeiler und seine Nachbarn Nachkriegszeit kennen und war mit
zählten. Die langen, teilweise noch Hias Rebitsch befreundet, der am
unerstiegenen Grate und die Gra- Sagzahn (im Fußstein- und Olper-
nitwände lockten zudem bekannte ermassiv) einen seiner berüchtigten
Bergsteiger wie Peter Aschenbren- Risse eröffnete, die sich heute kaum
ner ins Zillertal, der Fiechtls NO- jemand zu klettern traut.
Wand der Zsigmondyspitze wieder-

Die Hütten- und Bergführeratmosphäre


Die Berge begeisterten Peter Habe- te Unternehmungen in den Alpen
ler (geb. 1942) aus Mayrhofen von und an den Weltbergen gerüstet.
Kindesbeinen an und er sog schon Der mediale Höhepunkt seiner Kar-
als sehr junger Bursch das Zillerta- riere war die erste Ersteigung des
ler Bergführerleben regelrecht in Mt. Everest ohne Verwendung von
sich auf. Das Wissen, Können und künstlichem Sauerstoff mit Reinhold
die Ausstrahlung vor allem der flin- Messner (1978). Habeler und Mess-
ken Führer zogen ihn magisch an ner waren nicht nur erfahren und
und was er von ihnen abschaute besser ausgerüstet als die Bergstei-
und aufnahm, perfektionierte er ger vor ihnen, sie stehen auch für
an sich weiter. Er fand gute Partner eine neue Bergsteigergeneration,
und Freunde, an denen er wachsen die so gut trainiert war, dass sie in
konnte, und war bald für schwierigs- technisch schwierigen Routen und
82

in großen Höhen mit Geschwindig-


keit punkten konnte. Geschwindig-
keit gab ihnen Sicherheit und somit
die Souveränität für immer neue Zie-
le. Anlässlich seines 75. Geburtsta-
ges durchstieg Habeler am Seil von
David Lama in zwei Tagen die Eiger-
Nordwand. Lama (Jahrgang 1990),
ein herausragender Sportkletterer
der jüngeren Generation begann
seine Laufbahn als kleiner Bub in
einem Kletterkurs bei Peter Habeler
im Zillergrund. Peter Habeler wuchs Peter Habeler am Abend des ersten Tages
mit den Bergführern und dem Hüt- in der Route „Salathe“ am El Capitan (Yo-
tenleben des Zillertales auf – die semite Nationalpark, USA). Habeler und
Doug Scott kletterten 1970 als erste Euro-
Hüttenwirte waren über Generati-
päer diese Route.
onen auch Bergführer. Hütten- und
Führerleben bedeutete ineinander
verwobenes heimisches Bergstei-
gen, mit einer ganz besonderen At- hager („Diggl“) aus Ginzling verkör-
mosphäre. Bis heute bringt man im perte diese enge Verbindung über
Zillertal die Hütten zuerst mit deren vier Generationen.
Wirtsleuten in Verbindung, dann Alfons Hörhager („Diggl Alfons“,
erst mit den Besitzern. Die Vertreter 1885–1962) wurde 1901 Hüttenwirt
der Alpenvereine wechselten, waren des Furtschaglhauses – für 55 Jah-
selten da und daher kaum jeman- re! Als hervorragender Berg- und
dem bekannt. Die Hüttenwirte und Skiführer kam er mit seinen Gästen
ihre Familien hingegen kamen aus bis in die Dolomiten und Westal-
dem Dorf oder dem Nachbarort, pen, wo er sogar Skihochtouren
jeder kannte sie und war mit ihnen im Mont-Blanc-Gebiet führte. Die
vertraut. Die Bergbauernfamilie Hör- ersten Skitouren in den heimischen
83

Bergen gingen ebenfalls auf Hör- Säumer die Packpferde auf die
hagers Konto, war doch Heinrich Hütte, er wurde Berg- und Skifüh-
Moser kurz nach seinen ersten Ver- rer und heiratete die Hüttenköchin
suchen in diesem neuen Sport ver- Olga. Im Kriegsjahr 1942 über-
unglückt. nahmen die beiden die Bewirt-
Hörhagers Sohn Karl („Diggl Karl“, schaftung der Berliner Hütte und
1907–1996) wuchs „auf Furtschagl“ betreuten zunächst Soldaten (der
auf. In seiner Jugend führte er als Deutschen Wehrmacht, später der
französischen Besatzung), welche
die Berliner Hütte als Stützpunkt
für alpine militärische Ausbildung
nützten. Sobald Bergsteiger zum
Besuch der Hütte offiziell zugelas-
sen waren, arbeiteten Hüttenwirte
und Besatzungssoldaten parallel
in der Küche und der Hütte, was si-
cher nicht einfach war, obwohl Olga
nur von netten Begebenheiten er-
zählte. Die kleine Landwirtschaft
lief nebenher mit, verbrachte doch
auch das Vieh den Sommer auf der
Schwarzensteinalm.
Ihr Sohn Gerhard Hörhager sen.
(„Diggl Gerhard“, 1939–2012),
Bergführer und ausgezeichneter
Alpinist, pachtete 1976 mit seiner
Frau Rosmarie die Berliner Hütte.
Er zählte zu den Ersten, die sich an
Alfons Hörhager mit der langjährigen Al- rasch zugänglichen Felsen für ihre
penrosewirtin Maria Geisler, „Kaffeehaus alpinen Vorhaben fit hielten. Zu-
Moidl“ (um 1960). sammen mit Andreas Aschenwald
84

(„Schotta Anderl“) und Bergführern später sein Sohn Gerhard Hörhager


wie Willi Kröll oder Franz Steindl jun. (geb. 1968) mit 15 Jahren rot-
legte er den Grundstein für das punkt (im Vorstieg, ohne zu rasten
Sportklettern an den beiden auffäl- und ohne die Sicherungskette – die
ligen Felsblöcken links und rechts Haken – zu belasten) kletterte und
des Zemmbaches bei Breitlahner, in „Sechsplosion“ (6 c) umbenann-
dem Herz der Sportklettergebie- te. Das Zillertal hatte seine erste
te im Zemmgrund, die später den Route im VII. Schwierigkeitsgrad
klingenden Namen „Ewige Jagd- erhalten und das moderne Sport-
gründe“ erhielten. Legendär wurde klettern hielt an den Ewigen Jagd-
der von ihnen technisch gekletterte gründen Einzug. Gerhard Hörhager
„Schottariss“, den eine Generation jun. stand am Beginn einer weltweit

Postkarte der Berliner Hütte und ihrer vielseitigen Umgebung (mit der Zsigmondyspitze
im Zentrum) im Jahr 1897.
85

beachteten Kletterkarriere. Unzähli- Pioniere neuer Varianten des Berg-


ge Erstbegehungen gehen auf sein sportes, dem Skifahren (1912) und
Konto, viele davon wurden zu Klassi- dem Sportklettern (1983), die sich
kern, wenn auch äußerst anspruchs- zum Breitensport entwickelten.
vollen. Als er seine schwierigsten Statt einer Hütte bewirtschaftet er
Routen kletterte (z.B. „Love 2.1“, 8c+) das Erbe seiner Familie, den kleinen
war er bereits 40 Jahre alt. Bergbauernhof Diggl als „Climbers &
Der junge Gerhard wurde als Berg- Freeride Farm“ im Sinne einer einfa-
führer berühmt wie sein Urgroß- chen Bergsteigerunterkunft.
vater – beide von Ginzling aus als

Neue Zeiten
Das schillernde Auftreten des Mayr- Luggi Rieser lernte rund hundert
hofners Luggi Rieser (geb. 1956) und Jahre nach Eugen Guido Lammer
seiner Freunde steht für die Moder- seine physischen Grenzen durch
ne im Bergsport. Ihre gelben Fräcke höchste, spirituell erworbene Acht-
und roten Zylinderhüte fielen auf, samkeit bis aufs Äußerste auszu-
so etwas wurde üblicherweise in loten – wofür er sogar einen neuen
den Bergen nicht getragen, erst die Namen annahm: Swami Prem Dars-
Generation nach ihnen wählte die- hano, ein Name, der mit schwierigen
ses „nonkonforme Outfit“ zur Norm, Erstbegehungen im Zillertal, Wilden
aus der die Rebellen mit der Grün- Kaiser, Rofan, in den Dolomiten
dung eines ersten eigenen Kletter- usw. verbunden ist. Darüber hinaus
labels („Gentic“) auch ihren Nutzen war er Mentor für die nachkom-
zogen. Bunt liebten es zuerst „die mende Generation an Kletterern.
Extremen“, vom Klettern bis zum Insbesondere gilt das für Gerhard
Gleitschirmfliegen, aber mittlerweile Hörhager, dem es durch seine beein-
tragen auch sportliche Großmütter druckenden Leistungen gelang, das
lila T-Shirts auf ihren Wanderungen. Sportklettern im Zemmgrund und
86

am Zillertaler Haupt-
kamm international in
den Fokus zu rücken.
Das Leistungsniveau
der „Locals“ wurde
enorm und es fanden
namhafte Kletterer von
Gerry Moffat bis Jorg
Verhoeven ins Tal, um
sich an diesem Kräfte-
messen zu beteiligen
− mit dem Ergebnis
zahlreicher schwieriger
Kletterrouten und Boul-
der im Tal. 1996 grün-
dete er zusammen mit
den lokalen Klettergrö-
ßen Hansjörg Kainzner,
Gerhard Hörhager, Uwe
Eder, Markus Schwaiger
und Wolfgang Rotten-
steiner den Verein „sto-
nemonkeys“, der zum
Träger der rasanten
Entwicklung des Sport-
kletterns im Zemm-
grund und den übrigen
Tälern am Zillertaler
Hauptkamm wurde.
Zu den großen alpi-
Vorbereitungen zur Skiabfahrt in die Hochfeiler-Nordwand. nistischen Leistungen
87

zählt die erste durchgehende Bege- bewuchs der Felsen. Am Grat lässt
hung des Floitenkammes Ende Au- sich kein „haulbag“ zur Versorgung
gust 2017, eine Unternehmung, die (vor allem mit Wasser) nachzie-
schon seit mehreren Generationen hen, wie etwa in den „big walls“ in
von Bergsteigern versucht wurde – Amerika. Nun waren es zwei junge
unter anderen von Hermann Buhl Bergsteiger aus Tirol, der Zillerta-
oder vom langjährigen Hüttenwirt ler Bergführer Daniel Kopp (geb.
der Berliner Hütte, Gerhard Hör- 1984) und Roland Striemitzer (geb.
hagers sen. – aber nie vollständig 1987, Bergführer und Mitglied der
gelungen ist. Zu abgelegen und zu „Alpinen Bande“ aus der Gegend
lang ist diese Tour, zu schwierig, zu um Thaur im Inntal), die sich der
ausgesetzt und zu schmerzvoll und äußerst anspruchsvollen hochal-
unberechenbar durch den Flechten- pinen Herausforderung mit über

Daniel Kopp und Roland Striemitzer fanden hin und wieder Spuren von vorangegan-
genen Versuchen, den entlegenen, überaus langen, von unzähligen steilen und messer-
scharfen Türmen geprägten Floitenkamm zu überschreiten.
88

6.000 Höhenmeter im Auf-, und fast auswärtige Skifahrer und Snowboar-


3.400 im Abstieg (von Mayrhofen der aus, die mit erstklassiger Ausrü-
über den Tristner bis zum Großen stung und oft sehr viel Mut und Über-
Löffler) und anhaltend ausgesetz- windung diese Wände befahren. Wer
ten Klettereien bis zum VI. Schwie- ein solches Unternehmen ins Auge
rigkeitsgrat erfolgreich stellten. Drei fasst, sollte nicht nur ein sicherer Ski-
Tage benötigten die Bergsteiger fahrer sein, sondern auch so gut klet-
dazu, die der Erfahrung Habelers tern können, um im Fall des Falles „zu
und Messners gemäß auf Geschwin- Fuß“ aus der Wand zu kommen. Reini
digkeit setzen. Scherer sprach sich an der Hochfei-
Geschwindigkeit gibt Sicherheit ler Nordwand mit der immer wieder
– und fördert auch einen alpinen erzählten Geschichte Eugen Guido
Leistungswettstreit außerhalb offizi- Lammers Mut zu, der einen nicht
eller Wettbewerbe durch „Speedbe- unbeträchtlichen Teil seines Abstiegs
gehungen“. Als Beispiel sei der Weg vom Hochfeiler nach Norden am Ho-
auf den Grundschartner (3.065 m) senboden absolviert haben soll.
von Häusling im Zillergrund (1.056 Die Eis-Spezialisten fanden nach
m) angeführt. Daniel Kopp erreichte den Nordwänden ein reiches Be-
den Gipfel über die Nordkante (V) in tätigungsfeld an den gefrorenen
nur 2 Stunden und 19 Minuten ab Wasserfällen entlang der steilen, oft
seinem Auto und unterbot damit klar von mächtigen Felswänden durch-
die bisherige Bestzeit von 2 Stunden setzten Waldhänge der Inneren
und 45 Minuten des viel zu früh ver- Gründe, wobei nur wenige Zillertaler
unglückten Finkenberger Bergfüh- Wasserfälle für Anfänger geeignet
rers Günter Mitterer (1972–2013). sind, die sich deshalb am besten
Die vergletscherten Nordwände des einem Bergführer anvertrauen.
Hochfeilermassivs (Vordere Weiß- Nicht nur die Jungen frönen diesem
spitze, Hoch- und Grießferner usw.) neuen Sport, auch „Schotta Anderl“
bis zur Gefrorenen Wand am Tuxer – mittlerweile in der Großvaterklas-
Hauptkamm üben ihre Anziehungs- se – wurde zum regional bekannten
kraft mittlerweile auf heimische und Eiskletterer.
89

Die Tour Hannibal (WI 6) befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft mehrerer


Eistouren in einer schattigen Klamm an den Talwänden kurz vor Ginzling. Die Be-
wertung WI („Water Ice“) erfolgt in sieben Stufen und umfasst sowohl Schwierigkeit
(Neigung des Eises) als auch Eisbeschaffenheit bzw. Eisqualität.
90

Blick vom Hochfeiler über den Schlegeis-Stausee zum Tuxer Hauptkamm:


v.l.n.r.: Olperer (3.476 m), Gefrorene Wand (3.286 m), Hoher Riffler (3.228 m)
91

Ginzling blieb ein Bergsteigerdorf

In den 1950er-Jahren begannen fahrung abverlangten.


Pioniere mit dem Bau der ersten Ende der 1960er-Jahre wurde dann
Aufstiegshilfen im Tuxer Tal und doch gebaut, nicht nach Ideen und
in Mayrhofen – zunächst noch zur Plänen der Ginzlinger BürgerInnen,
Unterstützung des Sommertouris- sondern vom Staat als Investor (Tau-
mus. Die Penkenbahn in Mayrho- ernkraftwerke AG, heute: Verbund
fen zählt zu den ersten Seilbahnen Hydro Power GmbH), und zwar so
Tirols und wurde errichtet, um das gründlich, dass sich das gesamte
Naturschutzgebiet am Penken Gä- Dorf in eine Baustelle verwandelte:
sten zu erschließen, die nicht so gut mit Schwerverkehr, riesigen Aus-
zu Fuß waren. Auch in Ginzling gab hubmengen, Lagerplätzen, Arbeiter-
es Unternehmer mit Ideen, Plänen baracken usw. Die Gletscherbäche
und Geld. Die Abgeschiedenheit wurden nach optimierten Ausbau-
des Dorfes war kein Argument, das plänen aus den 1920er-Jahren in
gegen Aufstiegshilfen im Bereich die Speicherkraftwerke Zemm-Ziller
Böden und Oberböden sprach, wohl mit den Kraftwerken Roßhag und
aber der Mangel an dörflicher Zu- Mayrhofen geleitet. Dazu musste zu-
sammenarbeit und die fehlende Ei- nächst die Straße ausgebaut werden
genständigkeit – weder Mayrhofen – mit dem damals längsten Tunnel
noch Finkenberg kümmerten sich Österreichs, der nur einspurig errich-
um die Anliegen am Rand ihres Ge- tet wurde, weil der Wirt an der Stra-
meindegebietes. ße durch die Zemmschlucht um sein
Während sich in Mayrhofen, Fin- Geschäft fürchtete. Das Gasthaus
kenberg und Tux aus den ersten Jochberg wurde vor ein paar Jahren
Seilbahnen und Liften großräumige abgerissen, und die Schluchtstrecke
Skigebiete entwickelten, blieben in wird schrittweise zu einer zweispu-
Ginzling die Hütten und Berge, die rigen Straße ausgebaut – nicht nur
ihren Besuchern und Besucherinnen um den sommerlichen Ausflugsver-
sommers wie winters den Einsatz kehr der Schlegeis-Alpenstraße auf-
der eigenen Körperkraft und Berger- zunehmen, sondern auch für eine
92

zeitgemäße Zufahrt nach Ginzling, frequentiert. Zugleich blieben die


die der einspurige Tunnel mit seinen Hütten und die Zillertaler Berge für
zwanzigminütigen Durchfahrtsin- Bergsteiger und Wanderer attraktiv.
tervallen nicht mehr gewährleistet. Als Ginzling 1971 endlich sein Dorf-
Touristinnen und Touristen kamen statut erhielt und die Narben der
in der Zeit des Kraftwerksbaus kei- Baustellen langsam verheilten,
ne ins Dorf, stattdessen wurden musste man feststellen, dass der ein-
die Wirtshäuser von den Arbeitern trägliche Zillertaler Wintertourismus
am Dorf vorbeigegangen war. Wäh-
rend in den 1980er-Jahren andern-
orts bereits heftig diskutiert wurde,
wie die touristische Wachstumsspi-
rale unterbrochen werden kann,
fand man sich im Zemmgrund trotz
der großen Eingriffe für die Kraft-
werke in einem der letzten Bergstei-
gerrefugien ganz ohne Aufstiegshil-
fen wieder. Nur wenige Kilometer
weiter rollte der Rubel, und in Ginz-
ling fühlte man sich für die Abge-
schiedenheit zunehmend belächelt.
Kaum jemand im Dorf hatte daher
Verständnis für das auf Initiative des
ÖAV von der Tiroler Landesregierung
1991 über den gesamten Zillertaler
Hauptkamm bis hart an die Gren-
ze des Hintertuxer Gletscherskige-
bietes verordnete Ruhegebiet.
Ein Ruhegebiet – die naturschutz-
Postautoverkehr durch die Dornauberg- rechtliche Grundlage für den Hoch-
klamm in den 1930er Jahren. gebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen
93

– ist durch seine klaren Verbote ein gilt noch viel mehr im Umgang mit
wirksames Instrument der alpinen den seit Jahrzehnten immer wie-
Raumordnung. So ist beispielsweise der aufflackernden Diskussionen
die Errichtung von Straßen für den um eine weitere transalpine Auto-
öffentlichen Verkehr ausnahmslos bahnverbindung unter dem Namen
verboten. Eine solche Straße über „Alemagna“ (zwischen München
das Pfitscher Joch wurde daher nicht und Belluno), die über Osttirol füh-
verwirklicht – damit auch kein Zu- ren könnte oder durch das Zillertal.
gang zum Skigebiet am Hintertuxer Die „Alemagna“ verbietet auch das
Gletscher, und es gibt auch keinen Verkehrsprotokoll der Alpenkonven-
Durchzugsverkehr durch das Zil- tion, was ihre Befürworter nicht hin-
lertal sowie das Pfitscher Tal. Das dert, das Projekt weiter zu forcieren.

Hochgebirgs-Naturpark
Von der immensen naturräumlichen Naturparkhaus zu den festen Grö-
Bedeutung ganzer Gebirgszüge ßen des Dorfes, hervorgehoben aus
ohne Aufstiegshilfen oder Fahrstra- dem gleichförmigen, intensivtouris-
ßen für die gesamten Alpen hatte tischen Zillertal.
man im Dorf zwar gehört, konnte Natur- und Umweltschutz ist im Al-
dem aber nichts abgewinnen, wie penverein fast so alt wie der Verein
sollte man davon leben können? selbst, kaum hatte die Erschließung
Dass es eine Zukunft geben könnte, der Alpen begonnen, wurden auch
in der das Bergsteigen – wieder – schon die warnenden Stimmen laut,
auch eine wirtschaftliche Rolle spie- und die Ausweisung von Schutzge-
len würde, war vielen unvorstellbar. bieten angestrebt. Zwischen 1918
Ein Vierteljahrhundert später aber und 1942 erwarb der Alpenverein
zählt das mit dem Prädikat „Hoch- große Grundstücksflächen in den
gebirgs-Naturpark“ versehene Ru- Hohen Tauern, um sie in einen Na-
hegebiet mit seiner Betreuung im turschutzpark einzubringen – der
94

rund 50 Jahre später in Form des Umweltplanung im Alpenraum“


Nationalparks Hohe Tauern auch festgehalten, das 1978 von der
verwirklicht wurde. Innerhalb des Hauptversammlung des ÖAV in
ÖAV entwickelte die Fachabteilung Bad Hofgastein angenommen wur-
Raumplanung/Naturschutz unter de. Als „Grundsatzprogramm zum
der Leitung von Peter Haßlacher Schutz des Alpenraumes“ wurde es
eine professionelle Alpine Raum- auch vom DAV beschlossen.
ordnung, die weit über Vereins- und Die Sektionen beider Vereine über-
Staatsgrenzen hinaus den gesamt- nahmen ja schon in den Gründungs-
en Alpenbogen beeinflusst. Die Eck- jahrzehnten nicht nur für ihre Hütten
pfeiler dieser Arbeit sind im „Grund- die Verantwortung, sondern auch
satzprogramm für Naturschutz und für deren gesamte alpine Umge-

Lappenspitze (2.992 m), Großer Löffler (3.382 m), Tribbachspitze (3.267 m), zw. 1900 u.
1930. Der mächtige Gletscher am Großen Löffler verführt heutige Betrachter manchmal
zur Verwechslung mit dem Großen Möseler.
95

Im Sommer 2008 wurde die völlig neu errichtete Olpererhütte der Sektion Neumarkt in
der Oberpfalz des DAV eröffnet.

bung, vor allem mit der Anlage von gebirges. Die Sektionen sind gegen-
Wegen. Sie verbanden damit ihre über dem Alpenverein verpflichtet,
„alpine Heimat“, und weil jede Sekti- ihre Arbeitsgebiete zur Wahrung
on eine solche wollte, teilte der Du- der Interessen der Bergsteiger und
OeAV die gesamten Ostalpen in klar Bergsteigerinnen auch zu betreu-
definierte Arbeitsgebiete auf, die en, wobei seit dem Beginn der
in einem eigenen Kataster aktuell 1980er-Jahre im Sinne der beiden
gehalten werden. Der Alpenverein Grundsatzprogramme die Alpine
wurde zum Nutzer des ansonsten als Raumordnung und der Naturschutz
„unproduktiv“ bezeichneten Hoch- ausdrücklich berücksichtigt werden.
96

Rund um Ginzling waren die Sek- Zillertal des ÖAV und regionalen
tionen Greiz und Berlin tätig, zwi- Institutionen zusammen, und un-
schenzeitlich sind es auch die Sek- terstützen die Naturparkarbeit nach
tionen Otterfing und Neumarkt in Kräften.
der Oberpfalz im Bereich der Gams- Großflächige Schutzgebiete kön-
bzw. Olpererhütte. Die Sektionen nen ein regionaler Wirtschaftsfak-
des DAV, die im Zillertal Arbeitsge- tor sein, wenn sie von der Bevöl-
biete haben, arbeiten in der „ARGE kerung mitgetragen werden. Der
Höhenwege“ eng mit der Sektion ÖAV bemühte sich in Fragen der
97

Alpinen Raumordnung stets um Zillertal des ÖAV. Für dieses Pilot-


eine Partnerschaft mit der Bergbe- projekt, dessen Arbeitsinhalt und
völkerung – auch beim Zillertaler Arbeitsweise in unmittelbarer Zu-
Ruhegebiet, dessen Einrichtung im sammenarbeit mit der Zillertaler
Tal höchst kontroversielle Diskus- Bevölkerung erst entwickelt wer-
sionen vorausgingen. Unmittelbar den mussten, gab es finanzielle Un-
nach der Verordnung wurde eine terstützung vom Land Tirol. Alpen-
Betreuungsstelle vor Ort einge- verein und Land Tirol arbeiteten in
richtet, angesiedelt bei der Sektion loser Kooperation mit den Gemein-

Die Sektion Greiz wählte den Talschluss der Floite zu ihrem Arbeitsgebiet (um 1905).
98

den Brandberg, Finkenberg, Mayr- dern: als größte Neuausweisung


hofen und der Ortsvorstehung von eines Schutzgebietes in Tirol seit
Ginzling zusammen. 1996 folgte 1991, und dem Hochgebirgsnatur-
die Gründung des Betreuungsver- park Zillertaler Alpen als Geschenk
eines, dem mittlerweile auch die zu seinem 25-jährigen Bestehen.
Gemeinde Tux, die regionalen Tou- Damit erlangte der Hochgebirgs-
rismusverbände, die Österreichi- Naturpark eine Ausdehnung über
schen Bundesforste und jene DAV- 422 km². Zusammen mit dem Na-
Sektionen angehören, die hier ihre tionalpark Hohe Tauern, dem Natur-
Hütten und Arbeitsgebiete haben. park Rieserferner Ahrn, dem Land-
Sitz ist das im Jahr 2008 eröffnete schaftsschutzgebiet Innerpfitsch
Naturparkhaus in Ginzling. 2016 und dem Naturschutzgebiet Valser
war die Zeit schließlich reif, weitere Tal erstreckt sich der größte alpine
43 km² am Tuxer Hauptkamm ohne grenzübergreifende Schutzgebiets-
nennenswerte regionale Diskus- verbund (2.730 km²) über diesen
sionen dem Naturpark anzuglie- zentralen Teil der Ostalpen.

Bergsteigerdorf an der Via Alpina


Alpine Raumordnung richtet den war. Auch die Probleme gleichen
Blick auf den gesamten Alpenbo- einander: von der wirtschaftlichen
gen: von Slowenien bis Frankreich Randlage über den Transitverkehr
sind die Lebensbedingungen im bis zu Bedrohungen des Siedlungs-
Gebirge ähnlich, oft bestehen raumes durch Kräfte der Natur, die
über die Bergkämme hinweg enge von der globalen Veränderung des
wirtschaftliche und kulturelle Ver- Klimas gerade in den Alpen rasch
bindungen, wie man es aus der verschärft werden. Mit der Alpen-
Schweiz weiß und wie es für die konvention gibt es seit 1991 ein
Tiroler Berge vor den Kriegen des umfassendes Vertragswerk der Al-
20. Jahrhunderts selbstverständlich penstaaten und der Europäischen
99

Union zum Schutz und respektvol- können, engagieren sich ÖAV, DAV
len Umgang mit den Alpen. Ein Ver- und AVS gemäß einem weiteren ge-
trag, den abgesehen von ein paar meinsamen Grundsatzbeschlusses
Fachleuten kaum jemand kennt, aus dem Jahr 2013 in Umsetzungs-
der mit seinen thematischen Pro- projekten der Alpenkonvention
tokollen aber fast alle Alpentäler und unterstützt die Bildung über-
betrifft. Um voneinander zu lernen regionaler Netzwerke. Im Hochge-
und gegenüber dem übrigen Euro- birgs-Naturpark Zillertaler Alpen
pa die spezifischen Interessen der wird gleich in mehreren Bereichen
Alpen laut und kräftig vertreten zu versucht, den sperrigen Begriff der

Das Naturparkhaus am Eingang ins Floitental hat ganzjährig geöffnet und beheimatet
neben der Naturparkbetreuung und der Ortsvorstehung auch die Ausstellung „Gletscher.
Welten“ sowie eine Alpinbibliothek.
100

Alpenkonvention bodenständig zungen für alle Spielarten des Berg-


mit (Dorf-)Leben zu füllen. steigens: Sportklettern, Bouldern,
1997 nahm Brandberg an der Grün- Eisfallklettern, aber auch Steilwand-
dung des Gemeindenetzwerkes „Al- fahren mit Ski und Snowboard usw.
lianz in den Alpen“ der CIPRA (Inter- Wer das mag, kommt früher oder
nationale Alpenschutzkommission) später ins Zillertal. Die Inneren Grün-
teil und wählte die Schwerpunkte de laden dazu ein – mit ihren steilen,
Berglandwirtschaft und Tourismus felsdurchzogenen Talwänden, mit
zur Umsetzung. Ginzling mit seiner dem Wasserreichtum (und entspre-
Bergsteigergeschichte wurde in chend vielen Wasserfällen, die nicht
die Via Alpina eingebunden, eine alle im verzweigten System an Stau-
Weitwanderroute als Bindeglied dämmen, Bachfassungen und Über-
alpiner Kulturen und Naturland- leitungen verschwunden sind) und
schaften aller acht Alpenstaaten, den oft riesigen Granit- bzw. Gneis-
welche rund sechzig Mal nationale blöcken auf den Talböden.
Grenzen überschreitet und so zeigt, Als der junge Gerhard Hörhager das
dass es eigentlich ein Weg ohne Sportklettern entdeckte, waren es
Grenzen ist. Am Pfitscher Joch wird nur wenige, die sich an den Rou-
am zentralen roten Weg von Triest ten maßen und ihren Spaß daran
nach Monaco der Hauptkamm in hatten. Im Dorf konnte man sich
den Ostalpen überschritten. Im Juli bei bestem Willen nicht vorstellen,
2008 wurde schließlich mit einer dass dieses oft skurril anmutende
Konferenz in Ginzling die Initiative Trüppchen den Tourismus beleben
„Bergsteigerdörfer“ des ÖAV gestar- sollte. Auch als Reini Scherer in den
tet, die zur Stärkung eines naturna- 1990er-Jahren aus Innsbruck kam
hen Tourismus im Alpenraum unter und nahezu systematisch am Ein-
dem Dach der Alpenkonvention gang zur Floite beginnend, Sport-
entwickelt wurde. kletterrouten einrichtete, dachte
Neben dem ausgedehnten Wan- noch niemand, dass seine Arbeit
derwegenetz verfügt gerade der sich in Nächtigungszahlen für Ginz-
Zemmgrund über alle Vorausset- ling niederschlagen könnte.
101

In der Initiative
„Bergsteigerdörfer“
des Österreichi-
schen Alpenvereins,
in Ginzling betreut
von der Naturpark-
verwaltung, wird
die lange Tradition
des Bergsteigens
im Zemmgrund zu-
sammen mit seiner
aktuellen Entwick-
lung aufgegriffen.
Von einer neuen
Generation an Klet- Der Klettersteig „Nasenwand“, errichtet von der Bergrettung
terern aus der Re- Ginzling, erfreut sich größter Beliebtheit.
gion werden nach
und nach Routen
eingerichtet, die allen Anforde- ten eine zentrale Rolle spielt – mit
rungen entsprechen, von „leicht den Naturparkschulen in Brandberg
genug“ für Kinder und Einsteiger und Tux, der Präsenz von Rangern
bis „richtig schwierig“ für die Pro- auf den Wegen und Hütten, Besu-
fis. Zu den Höhepunkten zählt der cherlenkungen an den beliebten
Klettersteig auf die Nasenwand Kletterfelsen sowie einem breiten
(sehr schwierig, E), errichtet von Angebot an geführten Wanderun-
der Bergrettung Ginzling, der den gen nach unterschiedlichen Inter-
Nerv des aktuellen Bergsteigens essen, bei denen stets das individu-
punktgenau treffen konnte. Der elle Betrachten und Erfühlen dieser
Naturpark kümmert sich um eine großartigen Berglandschaft rund
geordnete Entwicklung, in der auch um das Bergsteigerdorf Ginzling im
die Vermittlung der Naturschönhei- Mittelpunkt steht.
102

Anmerkungen
1
Karl Maria Ehrenbert Ritter von Moll: Beschreibung des Zillerthals. Kopie einer Abschrift der Handschrift
in mehreren Ausgaben der Zillertaler Heimatstimme, o.J.; S. 6
2
Carl von Sonklar: Das Floitenthal und der Floitengletscher in den Zillerthaler Alpen; in: Zeitschrift des
DuOeAV, Band 70, 1869; S. 3–16
3
Ferdinand Löwl: Aus dem Zillerthaler Hochgebirge; Gera 1878; S. 7 ff
4
Johannes Emmer: Verfassung und Verwaltung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Ein
Handbuch zum Gebrauch für die Sectionen. Unter Benützung der Acten des Central-Ausschusses; Berlin
1893; S. 3
5
Löwl: a.a.O.; S. 115
6
M. Hammerschlag: Festschrift 25 Jahre Sektion Prag, 1895; S. 51
7
Hannes Gasser: Erlebnis Zillertal; Graz/Stuttgart 1974; S. 36
8
OeAV Sektion Zillertal (Hrsg.): 125 Jahre Sektion Zillertal; Mayrhofen 1996; S. 8
9
Klaus Kundt: Erfolge. Intrigen. Intoleranz. Die Geschichte der Berliner Bergsteiger bis 1945;
Teil 1: Sektion Berlin, Akademische Sektion Berlin, Akademischer Alpen-Verein Berlin; Schriftenreihe der
DAV-Sektion Berlin, Heft 3; Beilage der Sektionszeitschrift Berliner Bergsteiger und Sonderdruck; Berlin
2008; S. 17
10
Gasser: a.a.O.; S. 33
11
ÖAV-Archiv, Bearb. 37.2: Bergführertarif von Joh. Stüdl und Ferd. Löwl; Prag/Schwaz 1878
12
Klaus Kundt: Erfolge. Intrigen. Intoleranz. Die Geschichte der Berliner Bergsteiger bis 1945; Teil 2; Schrif-
tenreihe der DAV-Sektion Berlin, Heft 3, Teil 2; Beilage der Sektionszeitschrift Berliner Bergsteiger und
Sonderdruck; Berlin 2009; S 5.
13
Helmut Zebhauser: Alpinismus im Hitlerstaat. Gedanken, Erinnerungen, Dokumente; Dokumente des
Alpinismus; München 1998; S. 75
14
ÖAV-Archiv HS 7.1/7: Bericht über die Vertreter-Tagung der Tiroler Sektionen des D.Ö.A.V. in Innsbruck
am 27. April 1923
15
Junk’s Naturführer Tirol; Berlin 1912
16
Juhani Aho: Dies und das aus Tirol; Helsinki 1908 u. 2007; S. 140
17
Ralf Peter Märtin: Talschleichen oder Gipfelstürmer. Der Streit zwischen Heinrich Steinitzer (1869–1947)
und Eugen Guido Lammer (1863–1945) über Alpinismus, Sport und Kultur; in: Jahrbuch 2005 der Deut-
schen Ges. für Geschichte d. Sportwissenschaft e.V.; Münster/Berlin/Hamburg/London/Wien 2005; S. 64
103

Verwendete Literatur und Quellen


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104

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105

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KÖFLER, Werner: Kleine Mayrhofner Chronik; Mayrhofen 1973; 52 S.
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reihe der DAV-Sektion Berlin, Heft 3, Beilage der Sektionszeitschrift Berliner Bergsteiger und
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KUNDT, Klaus: Erfolge. Intrigen. Intoleranz. Die Geschichte der Berliner Bergsteiger bis 1945; Teil 2;
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LÖWL, Ferdinand: Aus dem Zillerthaler Hochgebirge; Eduard Amthor, Gera 1878; 436 S.
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MAILÄNDER, Nicholas: Hofrat Martin Busch. Ein treuer Freund der deutschen Sektionen; in: Berli-
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MARKTGEMEINDE MAYRHOFEN/RUHEGEBIETSBETREUUNG ZILLERTALER HAUPTKAMM (Hrsg.):
… Lass dir erzählen. Ginzling … am Anfang war das Bergsteigen! Erlebnisausstellung im Ru-
hegebiet Zillertaler Hauptkamm, 19. Juli–3. Okt. 99; Sonderbeilage zur Erlebnisausstellung,
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MÄRTIN, Ralf Peter: Talschleichen oder Gipfelstürmer. Der Streit zwischen Heinrich Steinitzer
(1869–1947) und Eugen Guido Lammer (1863–1945) über Alpinismus, Sport und Kultur; in:
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MESSNER, Reinhold (Hrsg.): Freiklettern mit Paul Preuß; BLV Verlagsgesellschaft, München/Wien/
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MOLL, Karl Maria Ehrenbert Ritter von: Beschreibung des Zillerthals; Kopie einer Abschrift der
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kamm, Interreg IV Italia-Austria Projekt 4934 PFIGREN; Ginzling/Pfitsch/Vals 2014; S. 90−101
PINDUR, Peter/Schäfer, Dieter/Luzian, Roland: Der Nachweis einer bronzezeitlichen Feuerstel-
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Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss. 16, Wien 2007; S. 143–154
POLLACK, Martin: Anklage Vatermord. Der Fall Philipp Halsmann; Zsolnay, Wien 2002; 324 S.
SCHWAIGER, Markus: Zillertal. Klettern und Bouldern; Lochner, Fügen 2008; 503 S.
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SEIFERT, Willi: Der konsequente Aufbau eines Partnernetzwerkes; in: Schutzgebietsbetreuung in


Österreich, Fachbeiträge des Oesterreichischen Alpenvereins, Serie Alpine Raumordnung
Nr. 32, Innsbruck 2007; S. 62–76
SONKLAR, Carl von: Das Floitenthal und der Floitengletscher in den Zillerthaler Alpen; in: Zeit-
schrift des DuOeAV, Band 70, 1869; S. 3–16
STEGER, Gudrun/Warum, Florian (Red.): pfitscherjoch grenzenlos. Das Buch von jahrtausendalten
Wegen und Begegnungen am Alpenhauptkamm, Interreg IV Italia-Austria Projekt 4934 PFI-
GREN; Ginzling/Pfitsch/Vals 2014; 131 S.
STEGER, Paul: Die Sicht einer Sektion in den Alpen; in: Die Arbeitsgebiete der Alpenvereine zwi-
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Fachbeiträge des Oesterreichischen Alpenvereins, Serie: Alpine Raumordnung Nr. 29, Inns-
bruck 2007; S. 20–22
STOLZ, Otto: Geschichtskunde des Zillertales; Schlern-Schriften Nr. 63, Innsbruck 1949; S. 30–33
TREPTOW, Leon: Die Berliner Hütten im Zillertal. Wegweiser für sämtliche Spaziergänge, Über-
gänge und Bergtouren von der Berliner Hütte, vom Furtschaglhaus, von der Olperer- und
Riffler-Hütte; 5. Aufl., neubearb. von L. Grün, Hüttenwart, Berlin 1922; 70 S.
VOGL, Josef: Bergführertarif für Zillerthal, dessen Seitenthäler und Joch-Übergänge; Zell am Ziller
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WAGNER, E./J./Kuhling-Weissenfels, Aye/M.: Absturz von der Kreilspitze; in: Mittheilungen des Du-
OeAV, Nr. 15/1900; S. 180
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ZEBHAUSER, Helmuth: Alpinismus im Hitlerstaat. Gedanken, Erinnerungen, Dokumente; Doku-
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Quellen:
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OeAV in Innsbruck am 27. April 1923
ÖAV-Archiv, Historisches Archiv Bearb. 37.2: Bergführertarif von Joh. Stüdl und Ferd. Löwl; Prag/
Schwaz 1878
ÖAV, S. Zillertal, Archiv: handschriftliche Bergführertarife, o.J.
108

Serie Alpingeschichte kurz und bündig


Beermeister, Helga: Alpingeschichte kurz und bündig – St. Jodok, Schmirn- und Valsertal;
Hrsg. Österreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2016
Glantschnig, Erich: Alpingeschichte kurz und bündig – Mallnitz; Hrsg. Oesterreichischer
Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2011
Hasitschka, Josef: Alpingeschichte kurz und bündig – Johnsbach im Gesäuse;
Hrsg. Österreichischer Alpenverein; 122 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2016
Heidinger, Hartmut: Alpingeschichte kurz und bündig – Die Steirische Krakau;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2013
Jäger, Georg: Alpingeschichte kurz und bündig – Region Sellraintal; Hrsg. Österreichischer
Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2014
Jury, Hans und Rüscher, Klaus: Alpingeschichte kurz und bündig – Malta;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2014
Kendler, Sepp: Alpingeschichte kurz und bündig – Hüttschlag im Großarltal;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2014
Klenovec, Christine und Haitzmann, Christine: Alpingeschichte kurz und bündig − Weißbach bei
Lofer; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2014
Maca, Willi: Alpingeschichte kurz und bündig – Reichenau an der Rax;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 126 Seiten; Innsbruck 2013
Mair, Walter: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Lesachtal; Hrsg. Oesterreichischer
Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2011
Peters, Robert und Lederer, Sepp: Alpingeschichte kurz und bündig – Mauthen im Gailtal;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2013
Sauer, Benedikt: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Villgratental; Hrsg. Oesterreichischer
Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2011
Schlosser, Hannes: Alpingeschichte kurz und bündig – Vent im Ötztal; Hrsg. Oesterreichischer
Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2012
Schmid-Mummert, Ingeborg: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Große Walsertal;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 106 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2012
Steger, Gudrun: Alpingeschichte kurz und bündig – Ginzling im Zillertal;
Hrsg. Österreichischer Alpenverein; 114 Seiten; Innsbruck 2018
109

Tippelt, Werner: Alpingeschichte kurz und bündig – Lunz am See; Hrsg. Oesterreichischer
Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2013
Tuschar, Hans. M.: Alpingeschichte kurz und bündig – Zell/Sele; Hrsg. Österreichischer
Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2016
Trautwein, Ferdinand: Alpingeschichte kurz und bündig – Grünau im Almtal;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2010
Wallentin, Gudrun und Herta: Alpingeschichte kurz und bündig – Steinbach am Attersee;
Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2010
Wiedemayr, Ludwig: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Tiroler Gailtal − Kartitsch,
Obertilliach, Untertilliach; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; 2. Auflage,
Innsbruck 2014.

Ginzling mit dem Tristner (2.768 m) und dem vorderen Abschnitt des Floitenkammes.
110

Tagungsbände Bergsteigerdörfer
Startkonferenz Bergsteigerdörfer im Bergsteigerdorf Ginzling, 10.–11. Juli 2008,
Tagungsband; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr.1; 34 Seiten; Innsbruck 2008
Bergsteigerdörfer – Ein Modell für die Umsetzung der Alpenkonvention; Tagung
Mallnitz/Kärnten, 26.–27. November 2008; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 2;
54 Seiten; Innsbruck 2009
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Öffentlicher Verkehr in peripheren Räumen; Grünau im
Almtal; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 3; 70 Seiten; Innsbruck 2010
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Berglandwirtschaft und zukunftsfähiger Bergtourismus –
eine untrennbare Einheit; Sonntag im Gr. Walsertal; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 4;
78 Seiten; Innsbruck 2011
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Nachhaltiger Bergtourismus – Kernkompetenz der
Bergsteigerdörfer; Johnsbach im Gesäuse; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 5;
50 Seiten; Innsbruck 2012
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Raumplanung und nachhaltige Entwicklung; Lesachtal;
Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 6; 46 Seiten; Innsbruck 2013
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Protokoll „Energie“ der Alpenkonvention; Lunz am See;
Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 7; 46 Seiten; Innsbruck 2014
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Bergsport und Gesundheit; Hüttschlag im Großarltal;
Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 8; 74 Seiten; Innsbruck 2015
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Gedenkjahr Gebirgskrieg 1915/2015; Mauthen im Gailtal;
Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 9; 58 Seiten; Innsbruck 2016
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Klimawandel – Risiken und Chancen für die Bergsteigerdör-
fer; Vent im Ötztal; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 10; 82 Seiten; Innsbruck 2016
Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Gemeinschaft - Lebensqualität - Kreativität: Die Kultur der
Bergsteigerdörfer; Steinbach am Attersee; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 11;
Innsbruck 2018
111

Alpenvereinshütten
Gamshütte (1.921 m) Furtschaglhaus (2.295 m)
DAV Sektion Otterfing DAV-Sektion Berlin

Friesenberghaus (2.498 m) Berliner Hütte (2.042 m)


DAV-Sektion Berlin DAV-Sektion Berlin

Olpererhütte (2.389 m) Greizer Hütte (2.227 m)


DAV-Sektion Neumarkt/Oberpfalz DAV-Sektion Greiz

Alle Informationen zu den Alpenvereinshütten unter www.alpenvereinshuetten.at

Adressen
Ortsvorstehung Ginzling-Dornauberg Österreichischer Alpenverein Sektion Zillertal
6295 Ginzling, Nr. 239 1. Vorsitzender: Paul Steger
Tel.: +43/(0)5286/52 18 Sportplatzstraße 307
ortsvorstehung@ginzling.net 6290 Mayrhofen
Tel.: +43/(0)5285/636 01
Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen www.alpenverein.at/zillertal
Naturparkhaus Zillertaler Alpen
6295 Ginzling, Nr. 239 Tourismusverband Mayrhofen
Tel.: +43/(0)5286/52 18-1 Dursterstraße 225
info@naturpark-zillertal.at 6290 Mayrhofen
www.naturpark-zillertal.at Tel.: +43/(0)5285/67 60-0
info@mayrhofen.at
www.mayrhofen.at 
112

Danksagung zur 1. Auflage 2010


Danke für die Unterstützung, Hilfe, Ideen und Korrekturen, und vor allem für die Bilder!
Martin Achrainer, ÖAV; Ingrid Beikircher, AVS-Sektion Sand in Taufers; Hannes Condin; Matthias
Danninger, Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen; Horst Ender; Elke Fankhauser, Roßhag; Mo-
nika Gärtner, ÖAV; Peter Habeler; Peter Hasslacher, ÖAV; Gerhard Hörhager; Barbara Hundegger;
Rudolf Klausner, OV Ginzling; Paul Lechner, Ortschronik Mayrhofen; Erika und Günter Mitterer,
Bergsport Zillertal; Nina Oestreich, Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen; Stefan Ritter, DAV;
Reini Scherer; Hannes Schlosser; Ingeborg Schmidt-Mummert; Bernd Schröder, DAV-Sektion Ber-
lin; Markus Schwaiger, ÖAV; Christina Schwann, ÖAV; Christian Steger.
Ich konnte auf die Recherchen von Josef Ascher, Pamela Blome, Nicola Fankhauser und Gudrun
Wallentin für die Bergsteiger-Ausstellung des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen in den
Jahren 1999 und 2000 sowie für das Büchlein von Alfred Kröll („Ginzling … am Anfang war das
Bergsteigen“, 2000) zurückgreifen, was sehr hilfreich war!
Gudrun Steger

Danksagung zur 2. Auflage 2018


Bergsteigerdorf Ginzling (Ortsvorsteher Rudolf Klausner) und Hochgebirgs-Naturparkes Zillertaler Al-
pen (Geschäftsführer Willi Seifert) haben beide ihren Verwaltungssitz im Naturparkhaus in Ginzling und
unterstützen einander harmonisch in ihrer Entwicklung. Das erste betreute Schutzgebiet Tirols (neben
dem Nationalpark Hohe Tauern) und das erste Bergsteigerdorf des Österreichischen Alpenvereins ha-
ben sich etabliert und steuern den respektvollen Umgang des Menschen mit dem Naturraum ganz
unspektakulär aber erfolgreich. Zu den jüngeren Projekten (abgeschlossen 2014) gehört das interreg
IV Italia-Austria Projekt 4934 „Pfitscherjoch grenzenlos“, das die Alpingeschichte von Ginzling erweitert,
um einige naturräumliche Besonderheiten ergänzt und durch neue Forschungen bereichert.
Es erscheint unglaublich, dass sich immer noch „unerledigte“ alpinistische Herausforderungen auftun,
die nur von wenigen Sportlern gelöst werden können, die dann namentlich Platz in der Alpingeschich-
te finden, wie Daniel Kopp und Roland Striemitzer. Etwaige persönliche Nachforschungen von Lese-
rinnen und Lesern dieses Büchleins werden im Sommer von Rangern und Rangerinnen unterstützt,
die im Naturpark regelmäßig anzutreffen sind.
Gudrun Steger
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Bergsteigerdörfer – www.bergsteigerdoerfer.at
Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ ist eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins. Es handelt
sich dabei um kleine Gemeinden, die nach einem strengen Kriterienkatalog ausgewählt werden
und für ein reichhaltiges Alpinangebot in unverbrauchter Naturlandschaft stehen. „Bewegung
aus eigener Kraft“ lautet das Motto der Bergsteigerdörfer. Damit sind Aktivitäten wie Wandern,
Bergsteigen, Klettern, Schneeschuhwandern, Skitourengehen und Langlaufen gemeint. Die In-
itiative steht unter der Schirmherrschaft der Alpenkonvention, und es ist Aufgabe der Bergstei-
gerdörfer, nicht nur selbst nachhaltig zu wirtschaften, sondern auch eine starke Vorbildfunktion
für andere Gemeinden auszuüben.
Folgende Gemeinden bzw. Talschaften zählen zu den Bergsteigerdörfern: Das Große Walsertal,
Ginzling im Zillertal, Vent im Ötztal, St. Jodok, Schmirn- und Valsertal, Region Sellraintal, das Vill-
gratental, das Tiroler Gailtal, die Gemeinde Lesachtal, Mauthen, Mallnitz, Malta, Zell/Sele, Weiß-
bach bei Lofer, Hüttschlag im Großarltal, Johnsbach im Gesäuse, die Steirische Krakau, Steinbach
am Attersee, Grünau im Almtal, Lunz am See und Reichenau an der Rax.
Das große Interesse aus den benachbarten Ländern führte 2015 zur Kooperation mit den be-
freundeten Alpinen Vereinen, welche nun die Philosohpie der Bergsteigerdörfer nach Bayern
(Deutscher Alpenverein), Südtirol (Alpenverein Südtirol), Slowenien (Planinska zveza Slovenije)
und Italien (Club Alpino Italiano) umsetzen.
So dürfen sich mittlerweile auch Ramsau bei Berchtesgaden (D), Sachrang und Schleching (D)
sowie Matsch (Südtirol) Bergsteigerdörfer nenne. Jezersko (Sl), Lungiarü (Südtirol) und Kreuth (D)
wurden bereits genehmigt und stehen für 2018 in den Startlöchern.

Kontakt:
Österreichischer Alpenverein, Abteilung Raumplanung und Naturschutz
Initiative Bergsteigerdörfer
Email: info@bergsteigerdoerfer.org

Die Alpingeschichte Bücher können in den jeweiligen Bergsteigerdörfer Gemeinden für einen
kleinen Unkostenbeitrag erworben werden.
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Bildnachweis
Alpenverein Museum Innsbruck: S. 26, 32, 35, 36, 43, 52, 53, 72, 74, 75, 78, 80
Archiv BEIKIRCHER Ingrid (Sand in Taufers): S. 24
Archiv Chronik Mayrhofen: S. 10, 31, 48, 55, 57, 84
Archiv Deutscher Alpenverein München: S. 40, 42, 60, 69
S. 56, 59, 94; Max BODENSTEIN
S. 12, 16, 28, 30, 39, 49, 67, 68, 77; Bernhard JOHANNES
Archiv HABELER Peter, Mayrhofen: S. 82; Doug SCOTT
Archiv Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen, Ginzling: S. 17, 45, 109
S. 11, 90; Andreas KITSCHMER
Archiv Sektion Sand in Taufers (AVS): S. 51, 54
Archiv und Chronik Ortsvorstehung Ginzling-Dornauberg:
Titel, S. 14, 20, 21, 22, 23, 38, 41, 44, 46, 63, 64, 65, 76, 83, 92, 96/97, 99
ENDER Horst (Zell am Ziller): S. 70
KOPP Daniel (Kaltenbach): S. 87, 89
RITSCHEL Bernd (Kochel): S.34
SCHERER Reini (Innsbruck): S. 86
SCHWAIGER Markus (ÖAV Innsbruck): Rückseite
STEGER Christian (Mayrhofen): S. 101, 115
SÜRTH Paul (Hippach): S. 59, 61
Zillertaltourismus, becknaphoto: S. 95

Titelbild: Mit dem Bergsteigen wurde Ginzling zum stattlichen Dorf.


Vom Kirchturm leicht verdeckt: das Fürstenhaus (um 1930).
Foto Rückseite: Alfons Dornauer in der Route „Wolke 7“ (6c) über dem Bergsteigerdorf Ginzling
(ca. 2010).
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Mag. Gudrun Steger, geboren 1967 in Kärnten,


begann nach ihrem Studium (Lehramt Geogra-
phie und Geschichte in Wien) im Jahr 1991 mit
der Betreuung des Ruhegebietes Zillertaler
Hauptkamm im Auftrag des ÖAV, Abt. Raum-
planung und Naturschutz. Nach Gründung
des Trägervereins (1996) wurde sie dessen Ge-
schäftsführerin bis zu ihrer Familiengründung
1998. Nebenberuflich arbeitete sie bis ins Jahr
2000 in der Öffentlichen Bibliothek der Markt-
gemeinde Mayrhofen.

Im Schuljahr 2004/05 holte sie das Unterricht-


spraktikum nach, arbeitete danach freiberuflich (unter anderem als Wan-
derführerin und Naturpädagogin) sowie mit dem Fotografen Horst Ender
am Bildband Zillertal (Tyrolia, 2013). Sie unterrichtete 2011 bis 2014 an der
NMS Mayrhofen und seither am BRG Wörgl.

Impressum
Herausgeber: Österreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck
Redaktion: Hannes Schlosser und Barbara Reitler
Grafik: SuessDesign.de
Layout: Barbara Reitler
Druck: Sterndruck, Fügen
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www.bergsteigerdoerfer.at

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