Steinbach am Attersee
Gudrun und Herta Wallentin
Gedruckt nach der Richtlinie des
Österreichischen Umweltzeichens
„Druckerzeugnisse“,
Sterndruck GmbH, Nr. UW 1017
Die Initiative „Bergsteigerdörfer” ist ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins und wird aus
Mitteln des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus und des Europäischen Land-
wirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert.
Seit 16. September 2016 sind die „Bergsteigerdörfer“ zudem ein offizielles Umsetzungsprojekt der
Alpenkonvention.
Alpingeschichte kurz und bündig
Steinbach am Attersee
Österreichischer Alpenverein
2., aktualisierte Auflage, Innsbruck 2020
Inhalt
Vorwort6
Anmerkungen 94
Verwendete Literatur und Quellen 96
Bildnachweis100
Serie Alpingeschichte kurz und bündig 101
Tagungsbände Bergsteigerdörfer 103
Adressen104
Bergsteigerdörfer 105
Danksagung106
Impressum106
6
Vorwort
Mit der Unterzeichnung des Memo- die im Gebirge lebende Bevölke-
randum of Understanding am 16. Sep- rung sollte den Berg für Reisende
tember 2016 in Vent ist die Initiative zugänglicher machen, TouristInnen
Bergsteigerdörfer der Alpenvereine Herbergen bereitstellen, sich ihnen
als offizielles Umsetzungsprojekt der als Bergführer und Träger anbieten.
Alpenkonvention geadelt worden. Die Die Bergwelt in ihrer Schönheit sollte
Bergsteigerdörfer sind damit Leucht- nicht Besitz Einzelner sein, sondern
turmprojekt für eine nachhaltige Ent- aller, die sie genießen wollen.
wicklung im Alpenraum, wie sie das
Übereinkommen zum Schutze der Das Vermächtnis des Gletscherpfar-
Alpen als Ziel formuliert. rers Senn bleibt bis heute Grundstein
Die Orte hinter den Bergsteiger- für den Erfolg der Bergsteigerdörfer.
dörfern mit ihren Menschen gab es Dieser frühe Alpintourismus trägt
lange bevor die Alpenkonvention auch heute noch zur wirtschaftlichen
und ihre Durchführungsprotokol- Existenz entwicklungsschwacher
le beschlossen wurden. Auch ihre und abgeschiedener Alpentäler bei,
Alpingeschichte reicht weit zurück. denen Bevölkerungsschwund sowie
Franz Senn, 1869 einer der Gründer- der Verlust öffentlicher Dienstlei-
väter des Deutschen Alpenvereins stungen und Grunddaseinsfunkti-
und Kurat in Vent, dem Bergsteiger- onen zusetzen. Die Alpenkonvention
dorf im hinteren Ötztal, hatte Mitte unterstützt diese Orte. In dem Be-
des 19. Jahrhunderts im alpinen wusstsein, dass das natürliche und
Tourismus das Potential erkannt, zur kulturelle Erbe sowie die Landschaf-
dauerhaften Besiedelung der Alpen- ten wesentliche Grundlagen für den
täler und zu einem Zusatzverdienst Tourismus in den Alpen sind, ver-
für die BergbewohnerInnen beizu- pflichtet das Tourismusprotokoll der
tragen. Beharrlich organisierte Senn Alpenkonvention zu einer Politik, die
das Bergführerwesen, verwandelte die Wettbewerbsfähigkeit des natur-
sein Widum in eine Talherberge, ließ nahen Alpentourismus stärkt.
Wege bauen und einfache Hütten Die beteiligten Alpenvereine rich-
zum Schutz der Bergsteiger. Auch ten ihr besonderes Augenmerk
7
in der Umsetzung der Initiative cherInnen und Gästen bei und bietet
Bergsteigerdörfer auf die Deklara- auch der einheimischen Bevölkerung
tion Bevölkerung und Kultur. Darin bessere Einblicke in die Alpinhistorie.“
werden der Respekt für die Bedürf- ÖAV, DAV und AVS haben 2013 in
nisse, Wünsche und Vorstellungen ihrem Grundsatzprogramm zum
der einheimischen Bevölkerung als Naturschutz ihr Bekenntnis erneu-
Grundvoraussetzung für die Iden- ert, das von den acht Alpenstaaten
tifikation mit der Alpenkonvention und der EU gemeinsam getragene
und einen partnerschaftlichen Dia- Vertragswerk der Alpenkonvention
log hervorgehoben. zu fördern und umzusetzen. Mit der
Peter Haßlacher, der 2019 verstor- Verankerung der Bergsteigerdörfer
bene Doyen der Alpinen Raumord- im Grundsatzprogramm bekräftigen
nung und gemeinsam mit Roland die Alpenvereine ihre Solidarität mit
Kals Ideengeber der Initiative, formu- diesen kleinen Berggemeinden ab-
lierte: seits des Massentourismus.
„Für den ÖAV stellen der Alpinismus Wir bedanken uns beim Ministerium
sowie die Tätigkeit der alpinen Vereine (BMNT, vormals BMLFUW) für die
von der Pionierzeit bis herauf zu den jahrelange finanzielle und wertvolle
von der einheimischen Bevölkerung ideelle Unterstützung der Bergstei-
mitgetragenen Ausprägungen einen gerdörfer.
ganz wesentlichen Bestandteil des Ein besonderer Dank gilt den Auto-
dörflichen und regionalen Kulturerbes rin nen dieses Bandes zur Alpinge-
und der Identität der Menschen dar. schichte des Bergsteigerdorfes Stein-
Neben der Darstellung des alpintouris- bach am Attersee sowie allen, die mit
tischen Angebots stellt deshalb die Auf- ihrem Wissen oder ihrer Mitarbeit
arbeitung der Alpingeschichte dieser einen Beitrag dazu geleistet haben.
Orte in kurzer und bündiger Form ei-
nen Meilenstein im Gesamtmosaik des Liliana Dagostin
Projektes dar. Das Ergebnis trägt zur Leiterin der Abteilung
vertieften Einsicht in die alpinistische Raumplanung und Naturschutz des
Entwicklung der Gemeinden bei Besu- Österreichischen Alpenvereins
© BEV KM250R 20.01.2020, Originialmaßstab 1:250.000
9
Steinbach am Attersee
Überragt wird der Ort von den steil und dem Grünalmkogel (1.821 m).
abfallenden Wänden des Höllenge- Daran angrenzend haben die Ge-
birges. Das Gemeindegebiet von meinden Altmünster, Ebensee und
Steinbach erstreckt sich über das ge- Bad Ischl ebenfalls Anteil am Höl-
samte westliche Höllengebirge mit lengebirge.
einer Höhendifferenz von 1.352 m Die genannten Zahlen und Fakten
zwischen dem Seeniveau (469 m) verdeutlichen warum Steinbach in
11
Das Höllengebirge
Das Höllengebirge kann man sich Pfaffengraben, trennt die Hochflä-
wie eine liegende Gesteinsfalte che in zwei Teile: in das westliche
vorstellen. Im Süden, vom Weißen- und das ungleich größere östliche
bachtal, steigen die Gesteinsschich- Höllengebirge. Geologisch gese-
ten vergleichsweise sanft an, und hen besteht das Gebirge in seinem
im Norden fallen diese steil, teil- zentralen Teil überwiegend aus den
weise sogar überhängend ab. Hier hellen, kompakten Wettersteinkal-
bildeten Verwitterungsprozesse bi- ken. Dieses Gestein ist stark ver-
zarre Nadeln und Türme, wie etwa karstungsfähig, das heißt, der Kalk
die Adlerspitze, die Nadelspitzen wird durch chemische Korrosion
oder die Steinernen Manner. vom Wasser langsam aufgelöst.
Das gesamte Höllengebirgsplateau Entlang natürlicher Schwächezo-
ist etwa zwölf Kilometer lang und nen entstehen so Klüfte und Spal-
drei Kilometer breit, die höchste ten, durch die das Regenwasser
Erhebung ist der Große Höllkogel unterirdisch abfließt. Mitgeführtes
mit 1.862 m. Eine tiefe Senke, der Material scheuerte weiter an den
Nadelspitzen
14
Ortsgeschichte
Die Uferhänge des heutigen Stein- der Seeoberfläche geben sie Histo-
bach waren von der Schürftätigkeit rikerinnen und Historikern heute
des Gletschers übersteilt und geolo- Aufschlüsse über jene älteste Bevöl-
gisch labil und somit für Siedlungs- kerung Mitteleuropas. Ein strenges
zwecke lange Zeit nicht geeignet. Tauchverbot in diesen archäologisch
Bis heute gefährden Felsstürze und wertvollen Bereichen schützt die
Muren mehrere Häuser und die Reste der Unterwasser-Pfahlbauten.
Bundesstraße in Weißenbach. Zu Das gebirgige, wildreiche Ufer
deren Schutz wurden aufwändige Steinbachs wurde von den Pfahl-
Steinschlagzäune errichtet. bauern zwar nicht besiedelt, je-
In der Jungsteinzeit fand die Bevöl- doch als Jagdgebiet genutzt, wie
kerung an den flachen Ufern von steinzeitliche Streufunde belegen.
Unterach, Weyregg und Seewalchen Mit Einbäumen wurde die fast
gute Siedlungsbedingungen vor zwei Kilometer lange Strecke ans
und errichtete dort vor etwa 4.500 andere Ufer bewältigt. Um etwa
Jahren Pfahlbauten. Reste dieser 400 v. Chr. wanderten zahlreiche
neolithischen Häuser wurden in keltische Stämme ein, die sich zum
den vergangenen Jahrzehnten wie- Königreich Norikum zusammen-
derentdeckt – gut erhalten unter schlossen. Um Christi Geburt kam
Zwergalpenrose im Wettersteinkalk
26
den musste. „Der Schultes“ ist heute verschwinden hier wie Augenblicke
noch eine wichtige Quelle für Histo- und Tage werden zu Stunden, zumal
rikerinnen und Historiker. Im Zuge wenn die reiche Alpenflora, die hier
seiner Studienreisen stieg Schultes die Region des Krummholzes verherr-
mit einheimischen Führern auch licht, Ihnen den Freudengenuss auf
auf die Berge. Über einen Ausflug diesen Alpen erhöhet.“2
auf den Kranabethsattel (Feuerko- Angesichts des überwältigenden
gel) schrieb er: Panoramas, das sich ihm vom
„Ich weilte immer hier bis gegen Kranabethsattel, vom Traunstein
Abend, um in jeder Beleuchtung das oder vom Schafberg bot, kam
Zaubergemälde zu sehen. Stunden Schultes zu der Ansicht, dass hier
Die 1831 eröffnete Ischler Trinkhalle war nicht nur ein Solbad, sondern zugleich
wichtiger Treffpunkt des Kurpublikums.
29
Sommerfrischekultur am Attersee
Noch in den 80er-Jahren des 19. Verschönerungsverein scheint hier
Jahrhunderts war Steinbach weit- ein und der Spekulationssinn für an-
gehend unberührt vom Fremden- geschwommenes und angefahrenes
verkehr, wie der Reiseschriftsteller Touristengeld fehlt diesen schlichten
Peter Regalat Stolzissi bedauerte: Bergbewohnern. Wie gut ließe sich
„Steinbach! – Dich habe ich schon dieser so schöne Landstrich mit sei-
damals (1859), als ich meine erste nensonnigen Hügeln, mit seinen küh-
Informationsreise zu meinem Schrift- len, lauschigen Thälern, mit seinen
chen‚ Vöcklabruck und Umgebung’, Sturzbächen, mit seinen murmelnd
machte, wie mein eigen Kind ans frischen Quellen und mit seinem vom
Herz geschlossen. Wie ich dich einst Weichen in’s Starre übergehenden
liebte, so lieb ich dich noch, du an- Hintergrunde verwerthen?!“8
mutigste aller Gebirgslandschaften! Die von Stolzissi vermisste touri-
[…] Der Pfarrort Steinbach könnte stische Infrastruktur entwickelte
nach seiner Lage ein irdisches Eden sich schon bald, ausgehend vom
sein, wenn nicht seine Bewohner in Ortsteil Weißenbach.
Verkennung der
Zeitverhältnisse
das ihnen von der
Natur anvertraute
Talent unbenützt
liegen ließen. –
Wann endlich regt
sich ein Fortschritt?
– Wie eine Gruppe
erratischer Blöcke
liegen sie noch da,
die Häuser und
Hütten, schmucklos
und altersgrau. Ein
Weißenbach; Ludwig Halauska, 1872
40
Hochleckenhaus ,1932
45
tion Austria überlassen, und man fiel die Rolle zu, sorgsam darauf
wandte sich der Bergwelt um Ischl zu achten, dass die Aktivitäten der
zu. Dem Gründungsmitglied und rührigen Sektion nicht mit den
Beirat der Sektion Salzkammergut, jagdlichen Interessen des Mo-
Carl Frutschnigg vom k.k. Forstärar, narchen in Konflikt kämen.
"Die Not mit der Notdurft" – Karrikatur in den OÖ Nachrichten, 11. April 1992
54
Skikurs auf der Gaisalm 1937, Kneissl Sepp (Hanslmann), Trude Neubacher,
Franz Föttinger, Frida Dirschlmeier
auf dem umliegenden Hochpla- gen und er kann die Überquerung des
teau genutzt. Höllengebirges ohne Überanstren-
Engelbert Koller schrieb in seinem gung machen.“19
Höllengebirgsführer, der nur we- Die ersten Skifahrer in Steinbach
nige Jahre nach dem Bau der Seil- waren die Bediensteten der Forst-
bahn erschien: „Wer sich die Bahn- verwaltung Attergau. Sie dienten
fahrt leisten kann, der tut es, denn auch als Skilehrer für die heimische
er spart dadurch Zeit und viel Kraft. Bevölkerung. Der Abfahrtslauf von
Er ist dadurch in der Lage viel länger der Zwieselalm nach Seefeld wurde
und in frischer Kraft in den Freuden ab den 30er Jahren regelmäßig ver-
der Hochflächenfahrten zu schwel- anstaltet.
56
Kranebethsattelhütte, um 1930
1927, also im selben Jahr, in dem währte nicht lange: schon 1934
erstmals Besucher mit der Seil- wurde der den Sozialdemokraten
bahn auf das Höllengebirgsplateau nahestehende Touristenverein „Die
schweben konnten, entstand die Naturfreunde“ durch das Dollfuß-
zweite Schutzhütte auf dem Feuer- Regime verboten. Das Haus wurde
kogel. Die Naturfreunde-Ortsgrup- beschlagnahmt und der Alpenver-
pe Attnang baute eine kleine Hüt- einssektion Vöcklabruck zur Über-
te, die bald zum Naturfreundehaus nahme angeboten. Diese lehnte
ausgebaut wurde. Doch die Freu- allerdings ab.
de am neuen alpinen Stützpunkt Erst nach dem Krieg wurde das
Haus wieder den Naturfreunden und ganzjährig bewirtschaftet.
zurückgegeben. Es ist bis heute ein Doch im Gegensatz zum Natur-
beliebter Stützpunkt am Feuerko- freundehaus konnte sich die Krana-
gel geblieben. bethsattelhütte des Alpenvereins
Auch die Kranabethsattelhütte der trotz hoher Investitionen gegen die
Alpenvereinssektion Gmunden zuletzt sieben anderen Hütten und
wurde nach der Errichtung der Feu- Berggasthöfe am Feuerkogelpla-
erkogelseilbahn Ende der 1920er- teau nicht behaupten. 1990 fasste
Jahre wieder stark frequentiert. Ins- die Sektion Gmunden den für sie
besondere für den aufstrebenden bitteren Beschluss, ihre Hütte zu
Skitourismus war sie ein wichtiger verkaufen. 1991 brannte das Ge-
Stützpunkt. Sie wurde erweitert bäude bis auf die Grundmauern ab.
Rieder Hütte
Als letzte der vier Schutzhütten im tausschuss des DuOeAV zeugt
Höllengebirge wurde die Rieder von den starken gesellschaftspoli-
Hütte errichtet. Auch ihre Ge- tischen Spannungen der Zeit:
schichte ist eng mit der Feuerko- „Der nationale Gedanke erforderte
gel-Seil- bahn verbunden. Als der den raschesten Entschluss zur Erbau-
Obmann der Sektion Ried, Prima- ung der Hütte, da ansonsten der Tou-
rius Dr. Franz Orthner, und sein Sä- risten Verein ‚Die Naturfreunde’ sich
ckelwart (Kassier), Drogerieinhaber um den Grund beim Forstärar bewor-
Ernst Kienel, von der Feuerkogel- ben hätten, wo bereits ein diesbezüg-
Bergstation eine Skitour ins Höllen- liches Ansuchen vorlag. Durch unser
gebirge unternahmen, stellten sie Zuvorkommen wurde verhindert,
fest, dass aber ein Stützpunkt zur dass die Verbindung zwischen zwei
Überquerung des Gebirgsstockes Alpenvereinshütten (Kranabethsat-
fehlte. telhütte, Sektion Gmunden – Hoch-
Der Bericht Orthners an den Haup- leckenhaus, Sektion Vöcklabruck)
59
Eiblgrube, Riederhütte
Vorbereitung für den Ernstfall: widrige Bedingungen bei einer Bergrettungsübung, 2016
Beginnend mit der Anlage der er- zu, und der DuOeAV beauftragte
sten Wege bis zur Einweihung der seine Sektionen mit der Einrich-
Rieder Hütte, haben die drei Al- tung alpiner Rettungsstellen. 1914
penvereinssektionen Vöcklabruck, gab es im Salzkammergut neun
Ried und Gmunden sowie die Na- solcher Rettungsstellen, eine da-
turfreunde Ortsgruppe Attnang von im Forstamt Attergau in Wei-
das Höllengebirge in nur zwanzig ßenbach unter der Leitung des k.k.
Jahren für die steigende Zahl an Forstverwalters Ing. Edgar Chertek.
Bergsteigern erschlossen. Um die Rettungsstelle im Notfall
Der Alpinismus hatte sich endgül- erreichen zu können, gab es zu-
tig zu einer Bewegung breiter Ge- sätzlich ein Netz von gekennzeich-
sellschaftsschichten entwickelt. Mit neten Meldestellen, die über ein
der Popularität des Bergsteigens Telefon verfügen mussten. Diese
nahmen aber auch die Bergunfälle Meldestellen wurden in Weißen-
62
bach, Steinbach und der Burgau Tod 1968. Die drei Rettungsstel-
eingerichtet. Mit der Eröffnung des len (Forstamt Attergau, Gasthaus
Hochleckenhauses auf der Griesalm Kienklause, Großalm) ebenso wie
organisierte die Sektion Vöckla- die vier Meldestellen (Gasthaus
bruck das lokale Rettungswesen „Zum Höllengebirge„ in Seefeld,
neu. Anton Petrina fand in dem Volksschule Steinbach, Hotel Post
Weyregger Dorfgendarmen Hein- Weißenbach, Forsthaus Aufzug
rich Dorfinger einen sehr engagier- im Weißenbachtal) befanden sich
ten Leiter. Dieser führte die „Alpine allesamt im Gemeindegebiet von
Rettungsstelle der D.u.ÖAV-Sektion Steinbach.
Vöcklabruck“ von der Gründung In der Chronik der Ortsgruppe Wey-
am 23. Oktober 1926 bis zu seinem regg/Steinbach des Österreichi-
Die Adlerspitze
Brunnkogelkreuz
Die kunstvollen Stahlschnitte des Weißenbacher Schlossers Ludwig Klausecker symboli-
sieren die Berufe der Gefallenen und Heimkehrer des Aurachtales im 2. Weltkrieg, errichtet
1970. Das Kreuz wurde durch einen Schneesturm im Jahr 2013 zerstört und auf Initiative
von Hannes Spiesberger neu errichtet.
67
(Nach-)Kriegswirren
Das Ende der Sommerfrische
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Roth war als „Villa Schoberstein“
sich unter dem Druck der wirtschaft- zunächst ebenfalls ein Erholungs-
lichen und politischen Verhältnisse heim für Angestellte der NS-Eutha-
das Bild der Sommerfrische im Salz- nasieanstalten. Diese kamen etwa
kammergut grundlegend gewan- aus dem nahem Hartheim, wo rund
delt. Freunde und Bekannte kamen 30.000 körperlich und/oder psy-
als ‚paying guests’ in die Villen. Jü- chisch beeinträchtigte Menschen
dische Villenbesitzer sahen sich zu- im Rahmen der sogenannten "Ak-
nehmend zum Verkauf gezwungen. tion T4" (benannt nach der Zentra-
Steinbacher vermieteten Sommer- le in der Berliner Tiergartenstraße
wohnungen, nicht selten mussten 4) ermordet wurden. Ab Sommer
dafür die eigenen Kinder ihre Zim- 1943 befand sich in der Villa Roth
mer räumen. auch das Ausweichquartier der me-
Nach dem Anschluss kamen Hitlers dizinischen Abteilung und als 1944
„Kraft durch Freude“-Gruppen in die Zentrale in Berlin ausgebombt
organisierten Reisen. Die Attersee- wurde, übersiedelte auch die T4-
Schifffahrt berichtet von mehr als Verwaltung nach Weißenbach.
100.000 Fahrgästen. Die neuen Viele Familien aus den zerbombten
Machthaber ließen sich nieder. In deutschen Städten suchten gegen
Steinbach wurde ein Kriegsjugend- Kriegsende Schutz und Unterkunft
heim der Nationalsozialistischen in ihrem ehemaligen Sommerdo-
Volkswohlfahrt eingerichtet. Die mizil. Flüchtlinge fanden Aufnah-
Villa Caprice wurde 1942 – wie die me, man rückte zusammen. Die
meisten Villen in Weißenbach – en Einwohnerzahl hatte sich 1945 bei-
eignet und dem Großdeutschen nahe verdreifacht.
Reich einverleibt. Von 1943 bis Nach Kriegsende quartierten sich
1945 war sie ein Erholungsheim Besatzungsoffiziere in Weißenbach
der Geheimen Staatspolizei/Leit- ein. Die Villa Roth diente vorüber-
stelle Linz. Die Weißenbacher Villa gehend als Stützpunkt, bis ein Fels-
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on Fürth ernannte ihn für die um- Man gedachte der Toten. Nahe
sichtige und korrekte Führung der dem Hochleckenhaus wurde ein
Hütte sogar zum Ehrenmitglied. Gedenkstein geweiht, den der Al-
Die Wunden, die der Krieg ge- penverein seinen gefallenen Sek-
schlagen hatte, waren im Verein tionsmitgliedern widmete: 27 Na-
abernoch lange nicht vernarbt. men in Stein gemeißelt.
71
Im Jahr 1984 wurde als Gemein- Wege auf den Schoberstein und auf
schaftsprojekt aller Atterseege- die Meistereben touristenfreund-
meinden die Ringkanalisation um lich ausgebaut und markiert. Die
den See abgeschlossen. Dem At- Touristiker warben für den „Urlaub
tersee wird seither Trinkwasserqua- im Salzkammergut“ und sie mein-
lität bescheinigt. Die Motorboote ten damit die gesamte Seenland-
wurden in den Sommermonaten schaft im südlichen Oberösterreich.
vom See verbannt, dafür fand das Neben dem klassischen Badeurlaub
Surfen und Segeln immer mehr An- warb Steinbach mit bequemen
hänger. Unterstützt von der ober- Wanderwegen, herrlichen Aus-
österreichischen Landesregierung sichtsplätzen und farbenfrohen Na-
und vom Alpenverein, wurden die turschönheiten.
Klettern in Steinbach
Dem wachsenden Interesse am Leute der Steinbacher Bergrettung
Klettersport entsprechend erschien ausgebildet und waren am Aufbau
1969 ein „Kletterführer der Adler- der Bergrettungsgruppe Steinbach/
spitzen“ von Franz Hauzenberger. Weyregg wesentlich beteiligt.“ Die
In der Steinbacher Bergrettung Beschreibung der damaligen Aus-
zählten Engelbert Hausleithner und rüstung zeigt, wie viel sich auf
Gundolf Daxner zu den Kletterpio- diesem Gebiet in den letzten Jahr-
nieren: „In den 70er-Jahren haben zehnten verbessert hat:
wir bis zum 5er alle Kletterrouten hier „Kletterpatschen mit Gummisoh-
im Gebiet gemacht. Wir haben die len sind damals erst aufgekommen.
Adlerspitze/Nordwestkante, 1958
77
Helme hat es auch nicht gegeben. Wir crash pads gesichert. Der Untera-
haben Tiroler Hüte genommen, einen cher Boulderer Martin Schmeisser
Gummizug ums Kinn und Heu hinein, hat das Gebiet für sich entdeckt
da hatte man dann zumindest a bissl und durch seinen „Boulderführer
einen Schutz.“ Attersee“ in der einschlägigen Sze-
ne weitum bekannt gemacht.
Heute hat sich der Schwerpunkt auf Wer auch im Winter und bei
das Sportklettern verlagert, alpine Schlechtwetter an Fingerkraft und
Routen werden nur noch selten be- Technik feilen möchte, findet an
gangen. Das traditionelle Kletterge- der künstlichen Kletterwand im
biet der Adlerspitze wurde saniert Freizeitzentrum Steinbach Möglich-
und darüber hinaus eine Anzahl keiten, um sich auszutoben.
neuer Routen im Bereich Gren-
zeck, Steinerne Manner, Vorderes Völlig neue Dimensionen – vor
Aurachkar und Schafluckenwand allem auch was die Anzahl an Klet-
angelegt. Neue Routen bis zum terern betrifft – brachte 2012 die
neunten Schwierigkeitsgrad wur- Eröffnung des Klettersteigs Mahdl-
den eröffnet. Seit 2003 bietet der gupf mit sich. Über fast 1.200 Klet-
Sportkletterführer „Höllengebirge“ termeter zieht sich das Drahtseil
von Sabine Greifeneder und Walter vom Einstieg aus dem Jaga-Wolferl-
Perathoner (beide aus Vöcklabruck) Graben oberhalb des Nikoloweges
einen Überblick über diese Sport- bis auf den Gipfel des Mahdlgupf
klettergebiete im Höllengebirge. (1.261 m). Der Steig wurde von
Das Felssturzgebiet oberhalb des Werner Schnetzer lanciert und vom
Ortsteils Forstamt wurde für das Bad Goiserer Bergführer Heli Putz
Bouldern entdeckt, dem Klettern landschaftlich äußerst reizvoll ent-
weniger, schwieriger Züge knapp lang einer Gratrippe errichtet. Die
über dem Boden. Bei dieser be- Schwierigkeit der Schlüsselstelle
liebten Spielart des modernen Klet- ist mit D bewertet, die einfacheren
terns wird nicht mit Seil und Haken, Passagen dazwischen laden ein, das
sondern vielmehr mit spotten und luftige Panorama zu genießen.
Briefkastlschluf im Goldenen Gatterl
79
Höhlenforschung
Höhlen in der Sagenwelt
In der Sagenwelt Steinbachs nah- tete alljährlich einen „Walschen“
men Höhlen seit jeher eine beson- zum Goldenen Gatterl, um von
dere Stellung ein. Eine der bekann- dem Gold zu holen. Einmal packte
testen Geschichten erzählt über das den Knecht die Gier und er überre-
Teufelsloch, einen Felsdurchbruch dete den Walschen, ihn in die Gold-
am Westhang der Gaisalm. Dieses schlucht mitzunehmen. Der Wal-
Loch soll der Teufel selbst gerissen sche ließ ihn hinab, warf ihm aber
haben, als er die immer zänkische den Strick nach und ging davon.
Pfarrersköchin geholt habe und mit Der Holzknecht grub verzweifelt
ihr durch den Fels gefahren sei. und gelangte nach mehreren Mo-
Eine andere Sage bezieht sich auf naten an die Oberfläche. Zwar hatte
das „Goldene Gatterl“ unweit des er einen Sack blinkenden Goldes,
heutigen Hochleckenhauses. Man doch seine Arme waren blutrot, und
erzählt sich, dass es in der Tiefe der er selbst war wahnsinnig geworden.
Höhle Gold in unermesslicher Fülle Bis heute hätte es noch niemand ge-
gebe. Ein armer Holzknecht beglei- wagt, nach dem Gold zu suchen.
Funkelnde Schätze
80
Höhlenfahrten
Nur schwerlich lässt sich glauben, merfrischlers Franz Kraus statt, der
dass nicht trotz dieser abschre- durch die Sage auf die Existenz der
ckenden Sage hie und da ein mu- Höhle aufmerksam gemacht wor-
tiger Holzknecht oder Senner auf den war. Als aufgeklärter und nüch-
der Suche nach dem beschriebenen terner Wissenschaftler war er nicht
Gold in die Höhle gestiegen wäre. an dem sagenumwobenen Schatz,
Die erste dokumentierte Erfor- sondern vielmehr an den Ausma-
schung des Goldenen Gatterls fand ßen und der Lage der Höhlengänge
1883 unter der Leitung des Wiener interessiert. Die damals bekannte
Höhlenforschers und Ischler Som- Gesamtganglänge betrug 87 Meter,
und somit, schließt der Berichter-
statter der Expedition, „gehört das
Goldene Gatterl zu den größten alpi-
nen Höhlen“.27 Heute kann man über
diese Aussage der frühen Höhlen-
forschung schmunzeln, denn im
Goldenen Gatterl sind derzeit 415
Meter Ganglänge vermessen. In der
größten derzeit bekannten Höhle
im Höllengebirge, der Hochlecken-
Großhöhle, sind es 5,5 Kilometer,
das Schönberg-Höhlensystem im
Toten Gebirge ist vermessene 120
Kilometer lang.
Während am Schafberg Ende des
19. Jahrhunderts sogar eine Schau-
höhle eingerichtet wurde, war im
Höllengebirge das Höhlenforschen
Die Wetterlochhöhlen am Schafberg,1896 wie das Bergsteigen – während der
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Hochlecken Großhöhle
Heute sind im Höllengebirge über des sogenannten „Alten Teiles“.
100 Höhlen bekannt, deren Ein- Im Jahr 1972 wurde von den For-
gänge meist im Plateaubereich schern hinter einer unscheinbaren
in einer Seehöhe um 1.500 m lie- „Porta“ ein neuer Höhlenteil ent-
gen. Die weitaus größte der be- deckt, der unter anderem zum
kannten Höllengebirgshöhlen ist Stierwascher-Schacht führt, der sich
die Hochlecken-Großhöhle. Die schier endlos in die Tiefe zu ziehen
tiefsten erforschten Stellen lie- schien.
gen 907 m unter dem Eingang, sie Intensiv wurde von Salzburgern,
zählt damit zu den zwanzig tiefsten Oberösterreichern und Italienern
Höhlen Österreichs. Zurzeit sind geforscht, doch erst einem franzö-
5.582 m Ganglänge vermessen. sischen Team gelang 1975 der Ab-
In den 1920er- und 1930er- Jah- stieg bis zum Grund des Schachtes.
ren wurde sie von einheimischen Die mit 350 m vermessene Tiefe
Bergsteigern schon erkundet. Höh- des Hauptschachtes zählte damals
lenforscher des Landesvereines für zu den tiefsten Direktabstiegen der
Höhlenkunde in Oberösterreich be- Erde.
gannen 1963 mit der Vermessung Seit 2002 ist die Hochlecken-
82
Bergsteigerdorf Steinbach
Eine große Anzahl an Vereinen hat auf die Griesalm. Am Hochlecken
ihre alpine Heimat in der Stein- organisiert sie alljährlich den Firn-
bacher Bergwelt. Das westliche gleiterlauf. Die Ortsgruppe Neukir-
Höllengebirge bis zur Steinbacher chen an der Vöckla trifft sich tradi-
Gemeindegrenze liegt im Arbeits- tionell zum „Palmbuschentragen“
gebiet der Alpenvereinssektion am Hochleckenhaus, und dieser
Vöcklabruck. Diese Sektion ist für Ortsgruppe obliegt auch die Erhal-
die Erhaltung und den Betrieb ihrer tung des Schafluckensteiges, des
einzigen Schutzhütte, das Hoch- anspruchsvollsten Anstiegs. Die
leckenhaus, verantwortlich. Hinzu Ortsgruppe Frankenmarkt betreut
kommen noch die jährliche Kon- den Steig Kienklause–Hochlecken,
trolle und Sanierung der Zustiege und die Ortsgruppe St. Georgen im
auf das Plateau im westlichen Attergau wartet den Weg über die
Höllengebirge. Fünf Ortsgruppen Mahdlschneid zum Dachsteinblick.
sind unter dem Dach der Sektion Ein Schwerpunkt der St. Georgener
Vöcklabruck versammelt, viele ihrer sind die Firngleiterrennen: Landes-,
Aktivitäten finden im heimatlichen Staats- und sogar Europameister-
Höllengebirge statt. Die Ortsgrup- schaften wurden ausgetragen.
pe Vöcklamarkt zeichnet für die Die Sektion Schwanenstadt, eine
beliebte Bergmesse am Dachstein- frühere Ortsgruppe der Sektion
blick verantwortlich und betreut Vöcklabruck, wurde 1999 eigen-
den am meisten frequentierten ständig und übernahm die War-
Zustieg zum Hochleckenhaus von tung des Brennerriesensteigs und
der Taferklause. Die Ortsgruppe des Plateausteigs vom Grünalmko-
Kammer ging aus der bergsteige- gel bis zum Dachsteinblick.
risch äußerst aktiven und erfolg- Eine lange Tradition im Höllenge-
reichen Jungmannschaft Kammer birge hat auch der Touristenverein
hervor, an der vereinseigenen Klet- „Die Naturfreunde“. Die Natur-
terwand trainiert der Nachwuchs. freunde-Ortsgruppe Vöcklabruck
Sie kümmert sich um den „Stieg“, hat keine eigene Hütte, ihr Schwer-
den Aufstieg vom Ortsteil Kaisigen punkt liegt auf dem Bergsteigen.
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Brennerin-Hütte
Ein Bergsteigerdorf?
Die Alpinen Vereine der Region Daxner philosophiert: „Ich weiß
sind im Höllengebirge aktiv und für nicht, ob Steinbach wirklich ein Berg-
Bergsteiger und Bergsteigerinnen steigerdorf ist. Verglichen mit Orten
aus dem oberösterreichischen Al- wie Chamonix, wo sich das gesamte
penvorland ist es ein leicht erreich- Dorfleben ums Bergsteigen dreht, si-
bares und beliebtes Tourenziel. cherlich nicht. Es gibt schon ein paar
Trotzdem wird kaum ein Alpinist Bergsteiger in Steinbach – aber ein
den Begriff „Bergsteigerdorf“ mit Bergsteigerdorf?“
Steinbach am Attersee verbinden. Tatsächlich kann die vorliegende
Der Steinbacher Bergführer Gerald Alpingeschichte nicht mit klin-
genden Namen aus der Alpinis- War Bergsteigen hier sogar lange
mushistorie aufwarten, findet man Zeit explizit verboten, so war doch
im Höllengebirge keine berühmten diese gebirgige Ecke des Attersees
Gipfelnamen, keine Felswände mit im Fin de Siècle tonangebend für
überregionaler Bedeutung. Doch die touristische Entwicklung des
die Berge sind untrennbar mit dem Attergaues.
Ort verbunden. Das unmittelbare
Zusammenspiel von See und Berg Der Fremdenverkehr hat sich seit
auf so kleinem Raum prägt die jenen Tagen stark gewandelt. Die
Landschaft und gibt dem Ort einen Lage Weißenbachs an der Pforte
Reiz, der damals wie heute die Be- des Inneren Salzkammerguts verlor
sucher und Besucherinnen begeis- an Bedeutung. Die Sommerfrische-
tert. Gesellschaft von einst gibt es heute
Abendstimmung im Höllengebirge
91
nicht mehr, die Aufenthalte sind Wurde die ruhige Lage Steinbachs
kürzer geworden, der Lebensstil vor einigen Jahrzehnten noch als
hat sich gewandelt. Nachteil empfunden, so wird der
Ende der 1950er-Jahre bemühten sich daraus ergebende Erholungs-
sich der Fremdenverkehrsverband wert heute von vielen aber als Vor-
und die Gemeinde Steinbach um die teil geschätzt.
Errichtung einer Seilbahn vom Orts- „Wir müssen dankbar sein, dass wir
teil Forstamt auf die Brennerin mit in einer so schönen Gegend leben
einer Skiabfahrt ins Weißenbachtal. dürfen“, sind sich viele Steinbache-
Die Brennerin sei ein „ideales Skige- rinnen und Steinbacher einig.
biet“, und im Sommer böte sie den
Gästen ein „herrliches Panorama“. Auch als Urlaubsort hat sich Stein-
Ein Proponentenkomitee wurde ge- bach seine Exklusivität bewahrt.
bildet, und eine Seilbahn-AG sollte Die außergewöhnliche Verbindung
die Bahn betreiben. Das 12 Millio- von See, Berg und Kultur zieht da-
nen Schilling teure Projekt schei- mals wie heute Gäste an. Viele von
terte jedoch an der Finanzierung. ihnen kommen jedes Jahr oder ha-
ben hier sogar einen Zweitwohn-
Die in den 1960er-Jahren fertig sitz. Personen des öffentlichen
gestellte Autobahntrasse Linz– Lebens finden in Steinbach einen
Salzburg bevorzugte die Nordge- Rückzugsraum. Einer der berühm-
meinden des Sees, weil diese für testen Wahl-Steinbacher der Nach-
Tagestouristen leichter erreichbar kriegszeit war der Pianist Friedrich
wurden. Pläne einer Panorama- Gulda, der von 1962 bis 2000 in
Autobahn mit Ausblick auf See und Weißenbach lebte. Am Steinbacher
Gebirge konnten aus geologischen Friedhof hat er seine letzte Ruhe-
Gründen nicht realisiert werden. stätte gefunden. Sein Cellokonzert
Noch 1986 ist im Gemeindebuch zu ist durchwebt von Tönen und Me-
lesen, dass dies „fremdenverkehrs- lodien der heimischen Volksmusik.
mäßig einen Nachteil für Steinbach Der Berg ist auch für viele Gäste
brachte“.29 nicht mehr nur Landschaftskulisse,
92
Anmerkungen
1
Caroline Pichler: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Erstes Buch 1769–1798;
G. Müller, München 1914; S. 164
2
Joseph August Schultes: Reisen durch Oberösterreich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803,
1804 und 1808; Cotta, Stuttgart; Tübingen 1809, Bd. 1; S. 192
3
Alfred Komarek: Kulturschätze im Salzkammergut; Kremayr & Scheriau, Wien 2000; S. 169
4
Gottfried Heindl: Das Salzkammergut und seine Gäste. Die Geschichte einer Sommerfrische;
Edition Atelier, Wien 1993; S. 12
5
Maria von Peteani: Es war einmal ... in Linz ... in Ischl; Rudolf Trauner Verlag, Linz 1963; S. 112
6
Helmine von Chezy: Norika; Ernst August Fleischmann, München 1833; S. 155
7
H. Dürhamer: Führer durch das Atter- und Mondseegebiet mit Einschluss des Schafberges;
Buchdruckerei R. Heitzendorfer, Vöcklabruck 1923, 40 S; S. 35
8
Peter Regalat Stolzissi: Der Attergau. Ein Vademecum bei Bereisung des Attergaues mit beson-
derer Berücksichtigung des Curortes Kammer und der Attersee-Ufer; Octav, Vöcklabruck 1883;
S. 22f
9
Otto Schachner: Tourentagebuch; Salzburg 1886–1897
10
Heinrich Hackel: Meine Berge, mein Leben; Das Bergland-Buch, Salzburg/Stuttgart 1960
11
Gustav Mahler: Brief an Nathalie Bauer-Lechner; 27. Juni 1896
12
Dietmar Grieser: Nachsommertraum im Salzkammergut; Insel Verlag, Frankfurt am Main 1996;
S. 33
13
DuOeAV (Hrsg.): Sektionsberichte; in: Mittheilungen des DuOeAV Nr. 13/1893; S. 168
14
DuOeAV (Hrsg.): Sektionsberichte; in: Mittheilungen des DuOeAV Nr. 9/1875; S. 10
15
DuOeAV (Hrsg.): Sektionsberichte; in: Mitteilungen des DuOeAV Nr. 16/1908; S. 212
16
Heinz Schießer (Hrsg.): 100 Jahre Alpenverein in Gmunden; Mayrhofen 2002; S. 64
17
Franz Hollinetz: Chronik der Sektion Vöcklabruck des Deutschen und Österreichischen
Alpenvereins 1907–1957; DuOeAV Sektion Vöcklabruck, Vöcklabruck 1956, 19 S; S. 8
18
Gustav Pöltner: 100 Jahre Alpenverein Vöcklabruck; OeAV Sektion Vöcklabruck; Vöcklabruck
2007; S. 21
19
Engelbert Koller: Das Höllengebirge; Sektion Vöcklabruck des DuOeAV, Vöcklabruck 1933; S. 19
20
21 DuOeAV: Hüttenstandblatt„Rieder Hütte“; 1932
22
Gundolf Daxner: Chronik; Österreichischer Bergrettungsdienst, Ortsstelle Weyregg/Steinbach,
95
Steinbach 2006; S. 5
23
Schießer (Hrsg.): a.a.O.; S. 85
24
Hollinetz: a.a.O.; S. 9
25
Schießer (Hrsg.): a.a.O.; S. 64
26
Koller: a.a.O.; S. 27
27
Ferdinand Krakowizer: Beim goldenen Gatterl. (Eine Höhlenfahrt.); in: Linzer„Tages- Post“ 224,
1883; S. 1–3
28
Josef Rabl: Illustrierter Führer durch Oberösterreich und die angrenzenden Teile des Böhmer-
waldes, Bayerns und Salzburgs; Hartleben‘s Verlag, Wien/Leipzig 1911; S. 52
29
Brigitte Werner (Hrsg.): Steinbach am Attersee; Linz 1986; S. 59
30
Franz Hauzenberger: Das Höllengebirge: Ein topographischer und alpinistischer Überblick; in:
Petermayr, Klaus/Gaisbauer, Stefan (Hrsg.): Höllgang; Linz 2008
Herbsttag in Steinbach
96
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Innsbruck): S. 24 KALS, ROLAND: S. 33, 47 u. 49, 66, 79, 86, 108
Archiv Alpenverein, SEKTION GMUNDEN: S. 64 KIRCHMAYR, HERMANN: S. 78, 82
Archiv Alpenverein, SEKTION VÖCKLABRUCK: HALAUSKA, LUDWIG (aus Wikipedia, Copyright
S. 46, 47 o., 51, 52, 70 Kunsthandel Giese & Schweiger): S. 39
Archiv BERGRETTUNG, ORTSSTELLE WEYREGG/ LOOS, FRIEDRICH (Archiv Gemeinde Steinbach
STEINBACH: S. 61, 71 am Attersee, Copyright Galerie Kovacek
Archiv FAMILIE WALLENTIN: S. 16, 41, 42, 44, 80 Spiegelgasse): S. 1
Archiv GASTHOF FÖTTINGER: S. 43, 55 MIKEGR (aus Wikipedia): S. 32
Archiv GEMEINDE STEINBACH AM ATTERSEE: NEMEC, RUDOLF: S. 53
S. 18, 23 o. OÖ. LANDESMUSEUM, GRAPHISCHE SAMM-
Archiv GEMEINDE UNTERACH: S. 73 LUNG: S. 35
Archiv HERBERT TRUCKER: S. 38, 40 ORTNER, HERBERT (Wikipedia): S. 36
ASSMUS, ROBERT (aus Wikipedia, scanned by PLATTER, PETER: S. 107
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ATTERSEE-GEBIETSVERBAND: S. 72 ROSENKRANZ, HARALD: S. 21
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HAUNOLD, KARL FRANZ EMANUEL (Archiv HUSEN 1980: S. 15
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right Galerie Kovacek Spiegelgasse): S. 26
101
Tagungsbände Bergsteigerdörfer
Hrsg.: Österreichischer Alpenverein
Adressen
Tourismusverband Attersee-Attergau Naturfreunde Vöcklabruck
Informationsbüro Steinbach am Attersee Vorsitzender: Dr. Franz Sterrer
Steinbach 5 T: +43 664 4334 116
4853 Steinbach am Attersee og-voecklabruck@naturfreunde.at
T: +43 7666 7719-60 www.voecklabruck.naturfreunde.at
info.steinbach@attersee.at
attersee-attergau.salzkammergut.at ALPENVEREINSHÜTTEN
Bergsteigerdörfer – www.bergsteigerdoerfer.org
Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ ist eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins. Es handelt
sich dabei um kleine Gemeinden und Talschaften, die nach einem strengen Kriterienkatalog
ausgewählt werden und für ein reichhaltiges Alpinangebot in unverbrauchter Naturlandschaft
stehen. „Bewegung aus eigener Kraft“ lautet das Motto der Bergsteigerdörfer. Damit sind
Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern, Schneeschuhwandern, Skitourengehen und
Langlaufen gemeint. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft der Alpenkonvention, und
es ist Aufgabe der Bergsteigerdörfer, nicht nur selbst nachhaltig zu wirtschaften, sondern auch
eine starke Vorbildfunktion für andere Gemeinden auszuüben.
Folgende Gemeinden bzw. Talschaften zählen zu den Bergsteigerdörfern:
Das Große Walsertal, Ginzling im Zillertal, Grünau im Almtal, das Gschnitztal, Hüttschlag im Groß-
arltal, Johnsbach im Gesäuse, Lesachtal, Lunz am See, Mallnitz, Malta, Mauthen, Region Sellraintal,
Steinbach am Attersee, Steirische Krakau, St. Jodok, Schmirn- und Valsertal, Tiroler Gailtal, Vent im
Ötztal, Weißach bei Lofer und Zell-Sele.
Das große Interesse aus den benachbarten Ländern führte 2015 zur Kooperation mit den be-
freundeten Alpinen Vereinen, welche nun die Philosohpie der Bergsteigerdörfer in Bayern (Deut-
scher Alpenverein), Südtirol (Alpenverein Südtirol), Slowenien (Planinska zveza Slovenije) und
Italien (Club Alpino Italiano) umsetzen. So dürfen sich mittlerweile auch Ramsau bei Berchtesga-
den (D), Sachrang und Schleching (D), Kreuth (D), Jezersko (SI), Luče (Sl), sowie Lungiarü (Südti-
rol), Matsch (Südtirol) und Val di Zoldo (I) Bergsteigerdörfer nennen.
Kontakt:
Österreichischer Alpenverein, Abteilung Raumplanung und Naturschutz
Initiative Bergsteigerdörfer
Email: info@bergsteigerdoerfer.org
Danksagung
Für die tatkräftige Unterstützung bei der Recherche und bei den Korrekturarbeiten möch-
ten wir uns herzlich bedanken bei:
Eduard Bader, Familie Daxner, Georg Föttinger (Hotel Höllengebirge), Engelbert Haus-
leithner, Franz Hauzenberger (Naturfreunde Vöcklabruck), Thomas Jekel, Peter Hoch-
leitner (ÖAV-Sektion Vöcklabruck), Roland Kals, Hermann Kirchmayr (Landesverein für
Höhlenkunde in OÖ, Forschergruppe Gmunden), Altbürgermeister Franz Kneißl (Gemein-
de Steinbach), Gustav Pöltner (ÖAV-Sektion Vöcklabruck), Johann Resch jun., Franz
Spiesberger (Gemeinde Steinbach), Josef Spiesberger (Heimathaus Steinbach), Lotte und
Petra Wallentin.
Impressum
Herausgeber: Österreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck
Redaktion: Hannes Schlosser
Grafik: SuessDesign.de
Layout: Marion Hetzenauer, Projektteam Bergsteigerdörfer ÖAV
Druck: Sterndruck, Fügen im Zillertal
Umschlagbilder
Titelbild: Steinbach am Attersee, Gemälde von Freidrich Loos, 1835
Foto Rückseite: Klettersteig Mahdlgupf
Dr. Gudrun Wallentin, geb. 1975 in Linz, studierte
Ökologie in Innsbruck und Geoinformatik in Edin-
burgh. Von 1999 bis 2005 leitete sie als Geschäfts-
führerin des Naturparkvereins die Geschicke des
Naturparks Zillertaler Alpen. Es folgte die Pro-
motion am Institut für GIScience der Österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften.
Seit 2017 forscht und lehrt sie als Assoz. Prof. an
der Universität Salzburg in den Fächern Geoinfor-
matik und Ökologie. Gern besuchter Nebenwohn-
sitz ist ihr Elternhaus in Steinbach am Attersee.
Dem Alpenverein ist Gudrun Wallentin von Kin-
desbeinen an verbunden: Jugendgruppe Sektion
Linz, Diplomarbeit bei der Fachabteilung Raum-
planung-Naturschutz, Jugendwartin Sektion Zil-
lertal, Naturschutzreferentin und Schriftführerin
Sektion Salzburg.