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Gefahrstoffe

ASBEST
Informationen über Abbruch, Sanierungs-
und Instandhaltungsarbeiten
INHALT

1 Vorwort 3

2 Asbest 4

3 Gesundheitsgefahren durch Asbest 8

4 Maßgebliche staatliche Arbeitsschutzvorschriften


zu Tätigkeiten mit Asbest 11

5 Technische Regel „Asbest – Abbruch-, Sanierungs-


oder Instandhaltungsarbeiten“ (TRGS 519) 15

6 Geprüfte Arbeitsverfahren geringer Exposition 31

7 Weitere Hinweise 32

8 Richtlinie für die Bewertung und Sanierung


schwach gebundener Asbestprodukte in Gebäuden 34

9 Asbestfasermessungen 35

10 Abfallbehandlung 36

11 Sanierung eines Gebäudes mit


schwach gebundenen Asbestprodukten (Beispiel) 40

12 Abbau von Asbestzementprodukten (Beispiel) 45

13 Anhang 53

1
2
1 VORWORT

Kein Baustoff hat soviel „Staub“ aufgewirbelt wie Asbest. Von der
Wunderfaser mit den tausendfachen Verwendungsmöglichkeiten ist
die einst so hoch geschätzte Asbestfaser zu einem Reizwort höchster
Sensibilität und Beunruhigung geworden.

Heute darf Asbest nicht mehr verwendet werden. Ein Umgang ist nur
noch zulässig im Zuge von Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungs-
arbeiten.

Gerade diese Arbeiten können aber bei einem sorglosen Umgang zu


hohen Faserfreisetzungen führen und Beschäftigte, aber auch unbe-
teiligte Dritte gefährden.

Um dies zu verhindern, will die Broschüre grundlegende Informationen


zum Umgang mit Asbest liefern, zu verantwortungsbewusstem
Handeln sensibilisieren und motivieren. Gleichzeitig soll durch konkrete
Hinweise aufgezeigt werden, dass Asbest beherrschbar ist und auch in
kritischen Fällen ohne Gefahr für Mensch und Umwelt sicher entsorgt
werden kann.

3
2 ASBEST

2.1 Asbestminerale, Vorkommen

Asbeste sind natürliche, mineralische Roh-


stoffe, die bereits vor ca. 4000 Jahren auf-
grund ihrer Eigenschaften z. B. für feuerfeste
Lampendochte,Totenhemden und bruch-
sichere Keramiken verwendet wurden.
Mineralogisch handelt es sich um faser-
förmige, silikatische Mineralien, die aus
Magnesium und eisenhaltigen magmatischen
Ausgangsgesteinen über komplizierte
Reaktionsmechanismen unter hohem Druck
und bei hohen Temperaturen entstanden sind.

Krokydolith-Fasern Je nach der mineralischen Zusammen-


(Amphibolasbest) setzung des Ausgangsgesteins wird
unterschieden zwischen der
■ Serpentin- und der

■ Amphibolgruppe.

Wichtigster, das heißt der am häufigsten


vorkommende und verarbeitete Asbest
aus der Gruppe der Serpentine ist das
Magnesiumsilikat Chrysotil, das auch un-
Chrysotilasbest-Fasern
(Serpentinasbest) ter dem Namen Weißasbest bekannt ist.

Aus der Gruppe der Amphibole sind die


wichtigsten Vertreter das Natriumsilikat
Krokydolith, auch Blauasbest genannt,
und das Magnesiumeisensilikat Amosit
(Braunasbest). Von den in Deutschland
technisch genutzten Asbesten entfallen
94 % auf den Weißasbest (Chrysotil) und
ca. 4 % auf den Blauasbest Krokydolith.
Der Rest verteilt sich auf Amosit und
Anthophyllit, ebenfalls Asbestminerale
der Amphibolgruppe.

4
2.2 Eigenschaften

Asbeste weisen eine Reihe hervorragender


chemischer und physikalischer Eigen-
schaften auf. Dazu gehören zum Beispiel:

■ Faserstruktur,
■ geringe Dichte,
■ hohes Elastizitätsmodul,

■ geringe thermische und elektrische

Leitfähigkeit,
■ hohe Hitzebeständigkeit,

■ gute chemische Resistenz

gegenüber Säuren (Krokydolith) und


Laugen (Chrysotil),
■ Alterungsbeständigkeit.

Die vielseitigen Eigenschaften haben dazu


geführt, dass Asbest in allen Bereichen
und schätzungsweise in ca. 4.000 Produk-
ten verwendet worden ist.
Asbestbergwerk auf Zypern
(Trodos-Gebirge, von 1904 – 1988).
Jahresproduktion zwischen 20.000 t und 40.000 t
pro Jahr. 2.3 Verwendung

Während Asbest bereits Ende des 19. Jahr-


hunderts z. B. zur Herstellung von Flach-
Die Fasern von Chrysotilasbest sind elas- Aufgrund des allgemeinen Rohstoffman- dichtungen oder Stopfbuchspackungen
tisch, lang und lassen sich gut verspinnen. gels im Ersten Weltkrieg versuchte man verwendet oder zu Kordeln, Schnüren und
Amphibolasbestfasern sind dagegen sprö- auch in Sachsen und Thüringen Chrysotil- Tüchern geflochten oder verwebt worden
de, brüchig und schwer verspinnbar. asbest abzubauen und kommerziell zu ist, kam es zu einer wesentlichen Auswei-
nutzen. So förderten die Deutschen As- tung der Asbestverwertung mit der Erfin-
Die größten Asbestvorkommen befinden bestbergwerke in den Jahren 1916 bis dung des Asbestzements durch den Öster-
sich in Russland (Chrysotil, Anthophyllit), 1930 in Thüringen insgesamt 1930 Ton- reicher Ludwig Hatschek zu Beginn des
Kanada (Chrysotil), Südafrika (Chrysotil, nen Asbest. Die Aufbereitung des im Tage- 20. Jahrhunderts. Er stellte fest, dass sich
Amosit, Krokydolith) und China (Chrysotil). bau gewonnenen Asbestmaterials erfolg- Asbest, Zement und Wasser zu einem Brei
te in einem Asbestwerk bei Dresden. vermischen ließen, der sehr leicht formbar
Der Asbestanteil im Muttergestein von Da der Asbestanteil im Muttergestein war und die ausgeformten Produkte nach
abbauwürdigen Lagerstätten liegt im All- sehr gering war, wurde der Asbestabbau Lufttrocknung sehr witterungsbeständig
gemeinen zwischen 4 % und 10 %. Die kurze Zeit später eingestellt. Auch anfäng- waren. Hatschek prägte den Namen Eter-
Aufbereitung des „Asbesterzes“ erfolgt liche Überlegungen Mitte des Zweiten nit für seine Asbestzement-Platten und
zunächst durch Aufspalten und Zermah- Weltkrieges, die Gewinnung wieder auf- ließ ihn patentrechtlich schützen. In den
len. Anschließend werden die feinen As- zunehmen, wurden aus wirtschaftlichen Folgejahren versuchten sich weitere Fir-
bestfasern herausgefiltert (Windsichten). Gründen fallen gelassen. men in der Asbestzementproduktion.

5
2 ASBEST

1929 wurde die Deutsche Asbestzement-Gesellschaft in Nicht ganz so rasant und etwas zeitversetzt verlief der
Berlin (Urzelle von Eternit) gegründet. Die Produktions- Asbestverbrauch in der DDR (s. Abb. Seite 12 ). Auch hier
palette umfasste Rohre, gewellte und ebene Tafeln, klein- wurde Asbest vornehmlich zu Asbestzementprodukten
formatige Platten und Formstücke ohne Beschichtung. verarbeitet. Spritzasbestisolierungen wurden bis auf
Der Import von Rohasbest unterlag keiner Beschränkung. wenige Ausnahmen fast nicht ausgeführt.
In den Jahren von 1937 bis 1945 erfolgte eine Bewirt- Markantestes Beispiel war der Palast der Republik
schaft des Rohasbests zu Gunsten der Rüstungsindustrie. (1975/76). Eine Ausnahmeregelung erlaubte hier über-
Wegen Devisenmangels musste von 1945 bis 1948 der haupt noch die Verwendung von Spritzasbest, nachdem
Import von Rohasbest weitgehend eingestellt werden. die Verwendung bereits seit 1969 verboten war. Auch
Fehlender Rohstoff zwang auch Eternit von 1939 bis 1949, wurden in der DDR keine asbesthaltigen Bodenbeläge
die Produktion einzustellen. Die Wiederaufnahme der eingebaut.
Produktion erfolgte 1950. Nach bescheidenen Anfängen Asbestzement – oder fest gebundene Produkte – haben
erfolgte eine sehr rasante Produktionssteigerung. Von einen Asbestanteil von ca. 15 % und ein Raumgewicht
1970 bis 1979 betrug der Import von Rohasbest in der von in der Regel mehr als 1,4 g/cm3. Bei schwach gebun-
alten Bundesrepublik jährlich ca. 180.000 Tonnen, davon denen Produkten liegen der Asbestanteil meist über 60 %
wurden etwa 70 % für die Asbestzementproduktion ver- und das Raumgewicht unter 1,0 g/cm3.
wendet. Etwa 10 % dienten zur Herstellung von schwach
gebundenen Produkten und der Rest für sonstige Anwen-
dungsgebiete.

Schwach gebundene Asbestprodukte Schwach gebundene Asbestprodukte Die Produktpalette von Asbestzement-
in Gebäuden wurden hauptsächlich dienten im Wesentlichen zu Brand-, produkten umfasste vornehmlich
verwendet als Wärme- und Schallschutzmaßnahmen

■ Spritzasbest oder asbesthaltiger Spritz- Darüber hinaus wurden schwach gebun- ■ Dacheindeckungen
putz, dene Produkte auch verwendet als (gewellte und ebene Platten),
■ asbesthaltiger Leichtmörtelputz, ■ Fassadenverkleidungen,

■ Asbestmatten, Asbestpappen, ■ Bodenbeläge mit filzpappeähnlicher ■ Rohre für alle Bereiche des Tief- und

■ asbesthaltige Leichtbauplatten, Asbestunterlage (CV-Beläge), Hochbaus,


■ Asbestmassen in loser Form für Verstopf- ■ Lüftungskanäle aus Leichtbauplatten, ■ Lüftungsrohre und Abgaskamine

massen, ■ Brandschutzklappen und Füllungen in (Gasheizungen),


■ asbesthaltige Dichtungsschnüre, Brandschutztüren, ■ Gartenartikel wie Blumenkästen,

■ asbesthaltige Kordeln, Schnüre, Gewebe, ■ Schutzvorhänge, ■ Fensterbänke.

Schaumstoffe. ■ Einlagen in Rohrschellen,

■ Teile von Nachtstromspeicher-

heizgeräten.

6
Palast der Republik

Asbesthaltige Bodenbeläge hatten in den Prozentuale Verwendung des


siebziger Jahren einen Marktanteil von Rohasbestes
etwa 20 %. Die verschiedenen Belagstypen
weisen folgende Merkmale auf: Produktbezogen verteilte sich der einge-
führte Rohasbest in den 70er Jahren auf:
■ Vinyl-Asbest-Fliesen oder Flex-Platten:
meist grau oder braunmelierte, quadrati- ■ Asbestzement zu ca. 70 %;
sche, glatte Einzelplatten ohne Träger- ■ Brems- und Kupplungsbeläge zu ca. 5 %;
schicht, die ca. 15 % Asbest in festgebun- ■ Fußbodenbeläge zu ca. 8 %;

dener Form enthalten. Schwarzbraune ■ Textilien zu ca. 3,5 %:

Bitumenkleber, die hier häufig verwen- Gewebe,


det wurden, können ebenfalls asbesthal- Schutzkleidung,
tig sein. Soll neben den Platten auch die Schnüre,
– möglicherweise asbesthaltige – Bitum- Schläuche;
enkleberschicht entfernt werden, sind ■ Bautechnisch Produkte zu ca. 6 %:

spezielle Schutzmaßnahmen zu treffen. Bitumen-, Dach- und Dichtungsbahnen,


■ Cushion-Vinyl-Beläge: geschäumte PVC- Kittmassen,
Bahnenware, die auf der Unterseite Spachtel- und Vergussmassen,
(Trägerschicht) mit weißer oder hellgrauer Feuerschutzmittel,
Asbestpappe beschichtet sind. Die meist Unterbodenschutz;
Auch bauchemischen Produkten wurden nur einen Millimeter starke Asbest- ■ Sonstiges zu ca. 3,5 %:

Asbestfasern zugesetzt. Trägerplatte besteht zu ca. 90 % aus Hochdruckdichtungen,


So zum Beispiel schwach gebundenem Asbest, meist Pappen und Papiere,
gepresstem Weißasbest (Chrysotil). Filtermaterialien,
■ Bitumen-, Dach- und Dichtungsbahnen, 1982 wurde die Verwendung dieser Formmassen,
■ Fußbodenbelägen (Flex-Platten), Platten vom Gesetzgeber verboten. Straßendeckschichten.
■ Dichtungskitten (z. T. auch Fensterkitten), Nicht verwechseln darf man Cushion-
■ Fugenmassen, Vinyl-Beläge mit PVC-Fußbodenbelägen
■ Spachtel- und Vergussmassen, aus den 60er Jahren, die als Rückseite
■ Anstrichmitteln, Korrosionsschutzan- einen ca. 5 mm starken hellbraunen
strichen (Wasserbau), Jutefilz aufweisen. Dieser ist asbestfrei.
■ Klebstoffen auf Harz- und Bitumenbasis. ■ Asbest-Tiles: Die auch als „Asbesthart-

fliesen“ bezeichneten Platten auf As-


best- oder Bitumenbasis sind stark mit
dem Untergrund verhaftet. Sie sind
spröde und leicht brüchig.

7
3 GESUNDHEITSGEFAHREN
DURCH ASBEST

Erste gesicherte medizinische Zusammen-


hänge zwischen der Inhalation von As-
bestfasern und möglichen Erkrankungen
wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhun-
derts festgestellt. Insbesondere Ärzte in
England erkannten, dass es sich bei den
Erkrankungen und Todesfällen im Bereich
der industriellen Nutzung von Asbest um
eine spezielle Lungenkrankheit handelte,
3.1 Berufskrankheiten die auf die Einatmung von Asbeststäuben
zurückzuführen war. Zuvor waren die Er-
krankungen der so genannten Schwind-
Stoffe und Produkte mit hervorragenden tech-
sucht zugeordnet worden.
nischen Eigenschaften können mitunter auch
Aufgrund der medizinischen Erkenntnisse
erhebliche Gesundheitsgefährdungen bedin- wurden im Jahre 1936 die „Asbestose“,
gen. Dies betrifft nicht zuletzt den Gefahrstoff 1943 die „Asbestose in Verbindung mit
Lungenkrebs“ und 1977 das „Mesothe-
Asbest. Eine Gesundheitsgefährdung ist ge- liom des Rippen- und Bauchfells“ als Be-
rufskrankheit anerkannt.
geben, wenn beispielsweise Asbest bei mecha-
nischer Beanspruchung zu lungengängigen Bis Ende 1991 konnte ein Lungenkrebs
(BK 4104) als Berufskrankheit nur ent-
Fasern zerrieben oder aufgespalten und in
schädigt werden, wenn gleichzeitig als
dieser Form eingeatmet wird. Als besonders Brückenbefund eine Asbestose und/oder
eine Erkrankung der Pleura (Rippen- und
kritische Faserabmessungen gelten Fasern mit Bauchfell) diagnostiziert wurde. Fehlen
einer Länge gleich oder größer 5 μm (1 μm = diese Begleitsymptome, kann seit 1992
auch beim Nachweis einer hohen Asbest-
1 tausendstel Millimeter), einem Durchmesser faserstaubbelastung eine Anerkennung
als Berufskrankheit erfolgen. Es muss eine
kleiner 3 μm und einem Verhältnis von Faser-
kumulative (angehäufte) Asbestfaser-
länge zu Faserdurchmesser größer 3 : 1. staubdosis am Arbeitsplatz von minde-
stens 25 Faserjahren vorgelegen haben.

Seit 1997 kann beim Vorliegen der ge-


nannten Brückensymptome auch asbest-
staubverursachter Kehlkopfkrebs als
Berufskrankheit entschädigt werden.
Asbesterkrankungen sind so genannte
Langzeiterkrankungen. Die Latenzzeit
(Zeitraum vom Beginn der Einwirkung
bis zur Erkrankung) kann Jahrzehnte be-
tragen.

8
Die gesicherten wissenschaftlichen Er- Wesentliche Vorraussetzung für die Anerkennung einer Krankheit als
kenntnisse zeigen, dass für Asbest zwei Berufskrankheit ist, dass ein relevanter Zusammenhang mit der beruf-
biologische Wirkungen zu unterscheiden lichen Tätigkeit vorliegt oder vorgelegen hat. Hat ein Arzt den begründe-
sind: ten Verdacht, dass bei einem Versicherten eine Berufskrankheit besteht,
■ die Erzeugung von Narbengewebe so hat er dies der zuständigen Berufsgenossenschaft unverzüglich anzu-
(fibrogener Effekt), zeigen (Siebtes Sozialgesetzbuch § 202). Aber auch der Versicherte oder
■ die Krebserzeugung (karzinogener der Unternehmer kann im Verdachtsfall eine Anzeige erstatten und da-
Effekt). mit ein Feststellungsverfahren einleiten. Bei den nachfolgenden berufs-
Dabei kann es auch zu einer Kombination genossenschaftlichen Ermittlungen und Erhebungen sind der Unterneh-
beider Effekte kommen. mer und der Versicherte zur Mithilfe verpflichtet.

In der Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) vom September 2002 sind


folgende Krankheiten aufgeführt:

Nr. 4103 Nr. 4104 Nr. 4105


Asbeststaublungenerkrankung Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs Durch Asbest verursachtes Mesotheliom
(Asbestose) oder durch Asbeststaub des Rippenfells, des Bauchfells oder des
verursachte Erkrankung der Pleura Perikards (Herzbeutels)

Die Asbestose ist eine fibrogene Erkran- ■ in Verbindung mit Asbeststaublungen- Das bösartige Mesotheliom zumeist des
kung der Lunge und/oder der Pleura, die erkrankung (Asbestose), Rippenfells war in den achtziger Jahren
durch Einatmung von Asbestfasern verur- ■ in Verbindung mit durch Asbeststaub noch eine eher seltene Krebsform, steigt
sacht wird. verursachter Erkrankung der Pleura oder seit dem aber stetig an. Diese Erkrankung
■ bei Nachweis der Einwirkung einer ku- kann bereits bei zeitlich eng begrenzter
Der Grad ihrer „Schwere“ hängt von indi- mulativen Asbestfaserstaub-Dosis am Exposition oder geringer Konzentration
vidueller Reaktionsbereitschaft sowie von Arbeitsplatz von mindestens 25 Faser- auftreten. Die mittlere Latenzzeit liegt bei
der aufgenommenen Asbestfeinstaub- jahren (25 x 106 (Fasern/m3) x Jahre). ca. 30 Jahren, minimal kaum unter 20 Jah-
menge ab. Das Krankheitsbild kann in ren, maximal bis über 60 Jahre, was die
der Regel frühestens etwa 10 Jahre nach Die Faserjahrberechnung erfolgt anhand Beurteilung einer Asbestexposition für die
Beginn der Exposition auftreten. Häufig der durchschnittlichen Asbestfaserkonzen- zurückliegenden Jahre sehr erschwert.
treten die Krankheitsbilder erst später auf tration pro Kubikmeter Atemluft am Arbeits-
und erreichen aufgrund der früher einge- platz (F/m3), multipliziert mit der Exposi-
atmeten hohen Staubkonzentration einen tionsdauer in Jahren (F/m3 x 106 x Jahre).
bemerkenswerten Grad. Der BK-Report „Faserjahre“ des Hauptver-
bandes der gewerblichen Berufsgenossen-
Der Grad der Asbestose ergibt sich nicht schaften gibt Bearbeitungshinweise und
allein aus dem Röntgenbild, sondern auch Expositionswerte verschiedener Tätigkeiten
aus Funktionsstörungen der Lunge. für die Faserjahrberechnung an.
In fortgeschrittenen Fällen kommt es zu Die Latenzzeit (Zeitraum vom Beginn der
erheblichen Atembeschwerden, insbeson- Einwirkung bis zur Erkrankung) für die Er-
dere bei körperlicher Belastung. krankung an einem Lungenkrebs nach As-
bestfaserstaubexposition am Arbeitsplatz
bis zum Zeitpunkt der Diagnose liegt im
Mittel bei 25 Jahren.

9
3 GESUNDHEITSGEFAHREN
DURCH ASBEST

3.2 Asbestverbrauch und BK –


Asbestverbrauch
200 Entwicklung
190
Deutschland vor 1945
180
170 Bundesrepublik In den folgenden Grafiken sind der Asbestverbrauch und
Asbestimport/verbrauch in 1000 t

160 DDR
150 das BK-Geschehen dargestellt. Deutlich wird dabei die
140 hohe Steigerung der Asbesteinfuhr von 1950 bis 1970,
130
120 das fast gleichmäßig hohe Niveau in den Jahren 1970 bis
110
100 1980 und ab 1980 die beginnende Senkung, ausgelöst
90 durch die ersten Verwendungsbeschränkungen.
80
70
60
50 1993 betrug der Verbrauch nur noch etwa 700 Tonnen. Er
40 wurde durch die Chemikalienverbots-Verordnung weiter
30
20 drastisch eingeschränkt. Heute ist die Verwendung (abge-
10
0 sehen von unbedeutenden Ausnahmen) verboten.
1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

Der Kurvenverlauf der Berufskrankheiten macht einen


Asbestverursachte BKen – gewerbliche Wirtschaft Zeitversprung von etwa 20 Jahren deutlich. Entsprechend
4 der durchschnittlichen Latenzzeit wird noch bis zum
■ Anerkannte BKen
■ Todesfälle
Jahre 2010 mit hohen Erkrankungszahlen gerechnet.
Zahl der Fälle in Tausend

3
Die weitere Tendenz ist noch nicht absehbar. Prognosen
gehen jedoch dahin, dass ab 2010 die Zahlen rückläufig
2
sein werden.
Im Jahre 1999 gab es erstmals mit mehr als 1000 Asbest-
1 toten mehr Todesfälle durch Asbest als durch Arbeitsun-
fälle.
0
2000

2006
2005
1980

1985

1990

1995

Asbestbedingte Erkrankungen kündigen sich leider erst


Die Grafik umfasst bis 1990 die Erkrankungen in „der alten BRD“, sehr spät an. Es gibt – wie z. T. auch bei anderen Gefahr-
ab 1991 die asbestverursachten Berufskrankheiten für ganz Deutschland
stoffen – keine rechtzeitigen körperlichen Warnhinweise,
die ggf. auch schwer- oder unbelehrbare Personen zu
Prognose BK-Entwicklung einem vorsichtigeren Umgang ermahnen würden.
250 1000
Die Aussage der BK-Statistik ist eindeutig: Eingeatmeter
900
Asbeststaub wirkt langsam und stetig, in vielen Fällen
Asbestverbrauch (1000 t)

200 800
tödlich.
700
neue BK-Renten

150 600
500
100 400
300
50 200
100
0 0
1945 1955 1965 1975 1985 1995 2005 2015 2025
– Asbestverbrauch – BK 4103 Asbestose .... Prognose BK 4103
Deutschland – BK 4104 Lungenkrebs .... Prognose BK 4104
– BK 4105 Mesotheliom .... Prognose BK 4105

(Quellen: DGUV)

10
4 MASSGEBLICHE STAAT LICHE
ARBEITSSCHUTZ VORSCHRIFTEN ZU
TÄTIGKEITEN MIT ASBEST

4.1 Chemikaliengesetz 4.2 Chemikalien-Verbotsverordnung


(ChemVerbotsV)
Die grundlegende Rechtsnorm zum
Schutz des Menschen und der Umwelt vor Die Chemikalien-Verbotsverordnung regelt, ob oder unter
schädlichen Einwirkungen gefährlicher welchen Bedingungen besonders gefährliche Chemika-
Stoffe und Zubereitungen ist das „Gesetz lien ab- oder weitergegeben werden dürfen. Nach der
zum Schutz vor gefährlichen Stoffen“, Verbotsverordnung (Abschnitt 2: Asbest, Spalte 3) dürfen
kurz Chemikaliengesetz (ChemG). Das Asbest sowie Zubereitungen und Erzeugnisse mit einem
Chemikaliengesetz wendet sich insbeson- Massengehalt von insgesamt mehr als 0,1 % nicht in den
dere an den Hersteller und Inverkehrbrin- Verkehr gebracht werden. Davon ausgenommen sind
ger von Chemikalien und enthält Bestim- chrysotilhaltige Ersatzteile zum Zwecke der Instand-
mungen haltung, soweit andere geeignete asbestfreie Ersatzteile
■ zur Anmeldung neuer Stoffe, auf dem Markt nicht angeboten werden.
■ zur Zulassung von Biozid-Produkten, Die Ausnahme ist in der Praxis inzwischen ohne Bedeu-
■ zur Einstufung, Verpackung und Kenn- tung.
zeichnung sowie
■ zu den Mitteilungspflichten bei ange- Das Verbot gilt ferner nicht für natürlich vorkommende
meldeten und neuen Stoffen. mineralische Rohstoffe und daraus hergestellte Zuberei-
tungen und Erzeugnisse, die Asbest mit einem Massen-
Sieht man davon ab, dass im fünften Ab- anteil von nicht mehr als 0,1 % enthalten. Einzelheiten
schnitt des Gesetzes die Bundesregierung dazu sind in der TRGS „Tätigkeiten mit potenziell asbest-
oder ein Bundesministerium ermächtigt haltigen mineralischen Rohstoffen und daraus hergestell-
wird, Verbote und Beschränkungen sowie ten Zubereitungen und Erzeugnissen (TRGS 517) geregelt.
Maßnahmen zum Schutz von Beschäftig-
ten vorzuschreiben, enthält das Gesetz Neben der Chemikalien-Verbotsverordnung enthält auch
keine direkten Bestimmungen zu Asbest. die Gefahrstoffverordnung Verbote und Beschränkungen
Auf der Basis der Verordnungsermächti- (s. S. 13). Die Regelungen sind vor dem Hintergrund zu
gung wurde u. a. die „Chemikalien-Ver- sehen, dass mit den Verboten und Beschränkungen im
botsverordnung“ (ChemVerbotsV) und die ersten Fall die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung und
„Verordnung zum Schutz vor Gefahrstof- die Umwelt geschützt werden sollen, während im zwei-
fen“ (Gefahrstoffverordnung – GefStoffV) ten Fall die Verbote und Beschränkungen überwiegend
erlassen. dem Arbeitsschutz dienen.
Während Chemikaliengesetz und Chemi-
kalien-Verbotsverordnug in erster Linie
den allgemeinen Gesundheits- und Um-
weltschutz zum Ziele haben, dient die
Gefahrstoffverordnung vorrangig dem
Arbeitsschutz.

11
4 MASSGEBLICHE STAAT LICHE
ARBEITSSCHUTZ VORSCHRIFTEN ZU
TÄTIGKEITEN MIT ASBEST

4.3 Gefahrstoffverordnung Durch die Gefahrstoffverordnung nicht erfasst ist außerdem


(GefStoffV) eine ohne Umgang beeinflusste Gefährdung, wie sie z. B.
aus eingebauten Baustoffen oder baulichen Einrichtungen
4.3.1 Anwendungsbereich resultieren kann. Typisch hierfür ist die Faserfreisetzung aus
schwach gebundenen Asbestprodukten im Ruhezustand
Ziel der Gefahrstoffverordnung ist es vornehmlich, die oder die Belastung von Gebäudenutzern aus PCB-haltigen
Arbeitnehmer Dichtungsmassen sowie die Gefährdung aus PCP-haltigen
■ vor Gefährdungen ihrer Gesundheit durch Gefahrstoffe Holzschutzmitteln. In diesen Fällen sind die Vorschriften
zu schützen. des Baurechts (Asbest-, PCB-, PCP-Richtlinie) und der Ar-
Sie gilt aber auch, beitsstättenverordnung anzuwenden. Während sich die
■ wenn infolge von Tätigkeiten mit Gefahrstoffen andere Vorschriften des Baurechts an den Gebäudeeigentümer
Personen oder Beschäftigte gefährdet werden, wenden, ist der Adressat der Arbeitsstättenverordnung –
■ zum Schutze der Umwelt vor stoffbedingten Schädi- wie im Falle der GefStoffV – der Arbeitgeber. Arbeitgeber
gungen. sind auch Unternehmer ohne Beschäftigte (Ich-AG).

Schwerpunkt der Gefahrstoffverordnung ist zweifellos 4.3.2 Wesentliche Arbeitgeberpflichten der Verordnung
der Arbeitsschutz.
Wesentliche Arbeitgeberpflichten der Gefahrstoffverord-
Für die Anwendung der Gefahrstoffverordnung ist ent- nung sind die
scheidend, ob Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ausgeführt
werden. Es müssen Gefahrstoffe am Arbeitsplatz vorhan- a) Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung
den sein oder freigesetzt werden. (GefStoffV § 6)
Der Anwendungsbereich erstreckt sich auch auf den Ge- Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist zunächst
fahrenbereich. Gefahrenbereich ist im Allgemeinen der zu ermitteln, ob Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ausgeübt
Bereich, in dem noch mit einer Exposition gegenüber Ge- werden oder ob bei den Tätigkeiten Gefahrstoffe entstehen
fahrstoffen zu rechnen ist. oder freigesetzt werden können. Ist dies der Fall, sind alle
Gefahrstoffe sind Stoffe und Zubereitungen mit Gefähr- Gefährdungen, die von diesen Tätigkeiten ausgehen, zu
lichkeitsmerkmalen nach § 3a des Chemikaliengesetzes. ermitteln und zu beurteilen.
Sie sind in der Regel an ihrer Kennzeichnung erkennbar. Da wesentliche Entscheidungen und Festlegungen von
Doch auch wenn keine Kennzeichnung vorhanden ist, der Gefährdungsbeurteilung abhängen und Fehlein-
können Stoffe/Zubereitungen mit gefährlichen Eigen- schätzungen zu erheblichen Gesundheitsschäden führen
schaften vorliegen, wie z. B. können, erfordert die Gefährdungsbeurteilung ein hohes
■ bei Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten Maß an Fachkenntnissen.
mit Asbest, mit Mineralwolle-Dämmstoffen alter Art,
mit PCB-haltigen Fugendichtungsmassen oder dergl. b) Schutzmaßnahmen (GefStoffV §§ 7 – 11)
(PCB = Polychlorierte Biphenyle). Auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung werden im
nächsten Schritt geeignete Schutzmaßnahmen festge-
Die Regelungen der Gefahrstoffverordnung gelten grund- legt. Dabei ist die Rangfolge der Schutzmaßnahmen nach
sätzlich nicht für private Haushalte. Die Verbote nach dem STOP-Prinzip zu beachten:
Anhang II Nr. 1 der Verordnung sind aber auch für Privat- ■ Substitution, Ersatz von Stoffen oder Arbeitsverfahren

haushalte geltendes Recht. Zu den verbotenen Arbeiten durch weniger gefährliche


zählen Überdeckungs- und Überbauungsarbeiten an ■ Technische Maßnahmen

Asbestzementdächern, so ist zum Beispiel das Anbringen ■ Organisatorische Maßnahmen

von Photovoltaikanlagen auf Asbestzementdächern auch ■ Persönliche Schutzausrüstung.

für Privathaushalte untersagt.

12
c) Betriebsanweisung und Unterweisung (GefStoffV § 14) Sinn auch Auftraggeber. Er ist dafür verantwortlich, dass
nur Firmen herangezogen werden, die über die besonde-
Im Hinblick auf Tätigkeiten mit Asbest werden die Arbeit- ren Fachkenntnisse und Erfahrungen verfügen. Er muss
geberpflichten im Rahmen des Kapitels zur TRGS 519 auch dafür sorgen, dass die Fremdfirma über die Gefah-
noch mal speziell betrachtet und konkretisiert (s. S. 16 ff). renquellen und die festgelegten Verhaltensregeln im Be-
trieb informiert wird.
4.3.3 Festlegung der Schutzmaßnahmen
(GefStoffV §§ 7 – 10) Besteht durch den Fremdfirmeneinsatz die Möglichkeit
einer gegenseitigen Gefährdung, ist ein Koordinator zu
Die Allgemeinen Schutzmaßnahmen fassen die grund- bestellen.
sätzlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen zusammen,
die immer bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen einzuhalten Dieser Paragraph regelt zusätzlich, dass der Arbeitgeber
sind – auch bei nur geringer Gefährdung. Dazu gehören: vor dem Beginn von ASI-Arbeiten Informationen beim
■ geeignete Gestaltung von Arbeitsplätzen und Auftraggeber bzw. Bauherrn einholen muss, ob im Objekt
Arbeitsorganisation Gefahrstoffe vorhanden oder zu erwarten sind.
■ geeignete Arbeitsmittel und Arbeitsverfahren Diese Regelung gilt insbesondere für Asbest.
■ angemessene Hygienemaßnahmen und regelmäßige

Reinigung des Arbeitsplatzes. 4.3.5 Herstellungs- und Verwendungsverbote für


Asbest (GefStoffV Anhang II, Nr. 1)
Reichen die allgemeinen Schutzmaßnahmen nicht aus,
müssen zusätzliche Maßnahmen nach § 9 GefStoffV er- Für Asbest bestehen nach Anhang II Nr.1 der GefStoffV
griffen werden. Besonders erwähnt sind hier Abbruch,- Herstellungs- und Verwendungsbeschränkungen. Arbei-
Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten. Besteht trotz ten an asbesthaltigen Teilen von Gebäuden, Geräten, Ma-
technischer und organisatorischer Schutzmaßnahmen schinen, Anlagen etc. sind grundsätzlich verboten. Davon
weiterhin eine Gefährdung für die Beschäftigten, ist per- ausgenommen sind Abbruch-, Sanierungs- und Instand-
sönliche Schutzausrüstung bereitzustellen. Bereiche mit haltungsarbeiten.
erhöhter Gefährdung dürfen nur für die dort Beschäftig-
ten zugänglich sein. Bei Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten gilt eine
Für Tätigkeiten mit z. B. krebserzeugenden Stoffen wie As- weitere Einschränkung. Arbeiten, die zu einem Abtrag der
best gelten darüber hinaus die besonderen Schutzmaßnah- Oberfläche von Asbestprodukten führen – wie z. B. Ab-
men des §10 GefStoffV. In diese Arbeitsbereiche darf zum schleifen, Druckreinigen, Abbürsten und Bohren, sind
Beispiel dort abgesaugte Luft nicht zurückgeführt werden. nicht zulässig. Eine Ausnahme sind behördlich oder von
Für ASI-Arbeiten mit Asbest sind alle beschriebenen Maß- den Trägern der Unfallversicherung anerkannte Verfahren
nahmen sowie der Anhang I Nr 2.4 der GefStoffV „Ergän- mit geringer Exposition.
zende Vorschriften zum Schutz gegen Gefährdungen mit
Asbest“ zu beachten. Die Konkretisierung der Forderun- Zu den verbotenen Arbeiten zählen auch:
gen erfolgt durch die TRGS 519. Werden die Maßnahmen ■ Überdeckungs-, Überbauungs- und Aufständerungs-

der TRGS 519 umgesetzt, gelten die Vorgaben der Gefahr- arbeiten an Asbestzementdächern und -wandverklei-
stoffverordnung als erfüllt. dungen
■ Reinigungs- und Beschichtungsarbeiten an unbeschich-

4.3.4 Beauftragung von Fremdunternehmen teten Asbestzementdächern und -wandverkleidungen.


(GefStoffV § 15)
Diese Verbote gelten auch für private Haushalte.
Beauftragt ein Arbeitgeber Fremdfirmen (Subunternehmen)
mit Tätigkeiten in seinem Betrieb, so ist er im rechtlichen

13
4 MASSGEBLICHE STAAT LICHE
ARBEITSSCHUTZ VORSCHRIFTEN ZU
TÄTIGKEITEN MIT ASBEST

4.4 Verordnung zur arbeits- 4.6 Ahndung von Zuwiderhandlungen


medizinischen Vorsorge
(ArbMedVV) Verstöße gegen Vorschriften der Gefahrstoffverordnung können in Ver-
bindung mit dem Chemikaliengesetz als Ordnungswidrigkeit oder auch
als Straftat geahndet werden. Für die Unterscheidung zwischen Straftat
Ziel der Verordnung ist es, durch arbeits- und Ordnungswidrigkeit kommt es allein darauf an, ob für die Zuwider-
medizinische Vorsorge arbeitsbedingte handlung als Unrechtsfolge eine Strafe oder Geldbuße vorgesehen ist.
Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und
zu vermeiden. Für besonders gefährdende Liegt eine Ordnungswidrigkeit vor, kann der Verstoß mit einer Geldbuße
Tätigkeiten, dazu zählen Abbruch-, Sanie- bis zu 5.000 €, in besonderen Fällen mit einer Geldbuße bis zu 25.000 €
rungs- und Instandhaltungsarbeiten an geahndet werden.
asbesthaltigen Produkten; sind arbeits- Handelt es sich bei dem Verstoß um eine strafbewährte Vorschrift, kann
medizinische Pflicht- bzw. Angebotsunter- die Zuwiderhandlung mit einer Freiheits- oder Geldstrafe geahndet
suchungen erforderlich. werden.

Bei Verstößen gegen das Chemikaliengesetz bzw. gegen die Gefahrstoff-


4.5 Technische Regeln für verordnung kann sowohl eine Ordnungswidrigkeit als auch eine Straftat
Gefahrstoffe (TRGS) vorliegen. So liegt z. B. eine Ordnungswidrigkeit vor, wenn bei ASI-Arbei-
ten mit Asbest die Mitteilung nicht richtig, nicht vollständig oder nicht
Technische Regeln für Gefahrstoffe geben rechtzeitig erstellt wird oder Arbeitnehmer bei Faserkonzentrationen
den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und über 15.000 F/m3 ohne persönliche Schutzausrüstung beschäftigt werden.
Arbeitshygiene sowie sonstige gesicherte Ein Strafstandsbestand liegt u. a. vor, wenn gegen das Herstellungs- und
wissenschaftliche Erkenntnisse für Tätig- Verwendungsverbot verstoßen wird.
keiten mit Gefahrstoffen, einschließlich
deren Einstufung und Kennzeichnung wie- Auch Zuwiderhandlungen gegen eine Technische Regel für Gefahrstoffe
der. Sie werden vom Ausschuss für Gefahr- können geahndet werden, da die Technischen Regeln auf dem Gefahr-
stoffe (AGS) aufgestellt und von ihm der stoffrecht basieren und die Verordnung für den Anwender lediglich
Entwicklung entsprechend angepasst. Sie untersetzen und präzisieren.
haben zum Ziel, die Rahmenforderungen Bei Luftverunreinigungen durch Asbeststaub und einer damit verbunde-
der Gefahrstoffverordnung zu präzisieren. nen Gesundheitsgefährdung Dritter kann auch eine strafbare Handlung
Der Arbeitgeber kann von Technischen nach § 325 StGB vorliegen. Auch wenn dazu noch kein Fall bekannt ge-
Regeln abweichen, soweit er nachweist, worden ist, so ist dennoch zu beachten, dass vorsätzliche oder fahrlässige
dass er die gleiche Sicherheit auf andere Luftverunreinigungen auch ohne konkrete Gefährdung als Ordnungs-
Weise erreicht. In der Praxis ist dies nicht widrigkeit nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz geahndet werden
einfach, weshalb sie in den meisten Fällen können.
einen sehr verbindlichen Charakter haben.
Die für ASI-Arbeiten mit Asbest maßgeb- Verstöße gegen Unfallverhütungsvorschriften stellen in der Regel Ord-
liche Technische Regel ist die TRGS 519 nungswidrigkeiten dar, die mit Bußgeldern bis zu 10.000 € geahndet
„Asbest – Abbruch-, Sanierungs- oder werden können (§ 209 SGB VII). Geahndet wird der Verstoß; es muss kein
Instandhaltungsarbeiten“. Sie wurde zu- Unfall vorliegen.
letzt im Januar 2007 überarbeitet und der
GefStoffV angepasst. Inhaltlich regelt sie
vornehmlich den Arbeitsschutz, berück-
sichtigt jedoch auch den Umweltschutz
und die Abfallentsorgung.

14
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

Die TRGS konkretisiert die Forderungen der Gefahrstoffverordnung.


Sie ist nach einem Stufenkonzept aufgebaut und unterscheidet zwischen
■ Arbeiten mit geringer Exposition,
■ Arbeiten geringen Umfanges und
■ umfangreiche Arbeiten mit und ohne Begrenzung der Faserkonzentration.
Besonders geregelt wurden außerdem die Instandhaltungsarbeiten.

5.1 Anwendungsbereich 5.2 Begriffsbestimmungen


(TRGS 519 Nr. 2)
Die TRGS gilt für den Umgang mit schwach und fest ge-
bundenen Asbestprodukten im Zuge von Abbruch-, Sanie- Unter Abbrucharbeiten ist das Abbrechen von baulichen
rungs- oder Instandhaltungsarbeiten einschließlich der Anlagen oder Teilen davon zu verstehen. Der Begriff darf
erforderlichen Nebenarbeiten. Sie gilt nicht für Tätigkei- nicht im Sinne des „Demolierens“ gesehen werden, son-
ten mit asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen, wie z. B. dern ist als vorsichtiges „Demontieren“ zu verstehen, um
asbesthaltigen Gesteinsmaterialien. Maßgeblich dafür ist eine Faserfreisetzung weitgehend zu verhindern.
die TRGS 517 „Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen
mineralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Zube- Sanierungsarbeiten umfassen gemäß der „Richtlinie für
reitungen und Erzeugnissen“. Hingegen erstreckt sich der die Bewertung und Sanierung schwach gebundener As-
Geltungsbereich der TRGS 519 auch auf die Abfallentsor- bestprodukte in Gebäuden“ (Asbest-Richtlinie) das Ent-
gung. fernen, Beschichten und die Räumliche Trennung von
schwach gebundenen Asbestprodukten.
Bei allen Arbeiten dürfen Arbeitnehmer nur soweit einer
Asbestexposition ausgesetzt sein, als dies nach dem Instandhaltungsarbeiten umfassen Wartungs-, Inspek-
Stand der Technik unvermeidbar ist. tions- und Instandsetzungsarbeiten.
Auch Nebenarbeiten wie das Begehen oder Ausräumen
Wegen unzureichender medizinischer Daten kann für As- asbestbelasteter Räume sowie die Vorbereitung und
best z. Zt. kein gesundheitsbasierter Grenzwert im Sinne Durchführung vorläufiger baulicher Maßnahmen zur Be-
eines Arbeitsplatzgrenzwertes (AGW) angegeben werden. seitigung von Gefahren infolge von schwach gebundenen
Produkten fallen darunter (z. B. das Schließen von Fugen
Auch bei Einhaltung der messtechnischen Nachweisgren- oder das Ausbessern von Beschädigungen).
ze nach dem rasterelektronischen Verfahren (BGI 505-46)
von 15.000 F/m3 kann deshalb noch ein Krebsrisiko beste- Schwach gebundene Asbestprodukte wie z. B. Spritzas-
hen. Soweit möglich, sind deshalb auch unterhalb dieser best, Pappen und Schnüre sind mit einer Rohdichte von
Konzentration weitergehende Maßnahmen zur Minimie- weniger als 1.000 kg/m3 definiert.
rung der Asbestfaserkonzentration anzustreben.
Zu fest gebundenen Asbestprodukten gehören vornehm-
lich Asbestzementprodukte oder vergleichbar fest gebun-
dene Produkte mit einer Rohdichte von mehr als 1.400
kg/m3 und einem Asbestgehalt von in der Regel weniger
als 15 %. Typische Produkte sind Asbestzementdach-

15
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

und -wandplatten, Lüftungs- und Abwas- 5.3 Anzeige an die Behörde Die ergänzende Mitteilung (Anlage 1.2
serrohre und dergleichen. Auch Flexplat- (TRGS 519 Nr. 3.2) der TRGS) kann ohne Einhaltung der 7-Ta-
ten oder IT-Dichtungen gelten als fest gesfrist kurzfristig per Fax oder e-Mail er-
gebunden. ASI-Arbeiten mit Asbest müssen minde- folgen.
Produkte, die von ihrer Rohdichte her da- stens 7 Tage vor Arbeitsbeginn der zustän-
zwischen liegen, sind aufgrund ihres Zu- digen Behörde und der zuständigen Be- Um gegenüber Aufsichtspersonen die
standes sachverständig zu bewerten und rufsgenossenschaft mitgeteilt werden. formgerechte Mitteilung nachweisen zu
einer Produktgruppe zuzuordnen. Bei der Mitteilung wird zwischen der können, sind unternehmensbezogene
unternehmensbezogenen und der objekt- Mitteilungen an der Arbeitsstätte in Kopie
Arbeiten „geringer Exposition“ liegen vor, bezogenen unterschieden. vorzuhalten.
wenn die Asbestfaserkonzentration weni-
ger als 15.000 F/m3 beträgt. Darunter fal- Eine einmalige unternehmensbezogene In allen anderen Fällen sind objektbezoge-
len insbesondere geprüfte Verfahren nach Mitteilung ist z. B. für stationäre Betriebe ne Mitteilungen erforderlich, d.h., dass
BGI 664 (s. S. 31). vorgesehen, die regelmäßig die gleichen jede Arbeit/Baustelle rechtzeitig und min-
Tätigkeiten ausführen, ohne dass sich das destens 7 Tage vor Arbeitsbeginn der Be-
Arbeiten „geringen Umfangs“ an schwach Arbeitsverfahren ändert. Typisch hierfür hörde/zust. BG mitzuteilen ist. Kann die
gebundenen Asbestprodukten liegen vor, ist z. B. ein Zerlegebetrieb für Speicher- Frist von 7 Tagen nicht eingehalten wer-
wenn die Faserkonzentration weniger als heizgeräte. Eine Wiederholung der Mittei- den, kann die zuständige Arbeitsschutzbe-
100.000 F/m3 beträgt und bei Einsatz von lung ist nur bei wesentlichen Änderungen hörde einer Fristverkürzung zustimmen.
maximal 2 Personen der Gesamtumfang des Arbeitsverfahrens oder der Schutz- Die Mitteilung muss nach Nr. 3.2 Abs. (3)
der Arbeiten 4 Stunden nicht überschreitet. maßnahmen erforderlich. Auch ein Wech- der TRGS bestimmte Angaben enthalten,
Beim Entfernen von Asbestzementplatten sel der sachkundigen Aufsichtsperson ist wie z. B. Ort der Arbeiten, Umfang und
im Außenbereich liegen „Arbeiten geringen als eine wesentliche Änderung zu sehen. dergleichen. Da unvollständige Angaben
Umfangs“ vor, wenn die Fläche weniger als Ordnungswidrigkeit geahndet werden
als 100 m2 beträgt. Eine einmalige unternehmensbezogene können, empfiehlt es sich, für die Mittei-
Mitteilung kann auch bei wechselnden lung die dafür vorgesehenen Formulare zu
Arbeitsstätten erfolgen, sofern verwenden (s. Anhang S. 54 – 56) und
■ Tätigkeiten geringer Exposition diese sorgfältig auszufüllen.
(z. B. bei Anwendung von Verfahren nach
BGI 664), Adressat der objektbezogenen Mitteilung
■ Instandhaltungsarbeiten nach Nr. 16 der ist die für die Lage des Objekts zuständige
TRGS, Arbeitsschutzbehörde. Dies gilt auch für
■ Tätigkeiten geringen Umfangs die „ergänzende Mitteilung von Ort und
vorliegen. Zeit“ bei Tätigkeiten geringen Umfangs.
Unternehmensbezogene Mitteilungen
Während in den beiden ersten Fällen eine sind dagegen immer an die für den Be-
einmalige Mitteilung nach Anlage 1.1 der triebssitz zuständige Arbeitsschutzbehör-
TRGS ausreicht, sind bei Tätigkeiten gerin- de zu richten. In allen Fällen ist eine Kopie
gen Umfangs zusätzlich Ort und Zeit der der Mitteilung der zuständigen Berufsge-
durchzuführenden Arbeiten ergänzend nossenschaft zu übermitteln.
mitzuteilen.

16
Der Mitteilungspflicht mit allen Nachwei- 5.4 Zulassung 5.5 Verwendungsverbote
sen unterliegen auch Subunternehmer, (TRGS 519 Nr. 3.1, GefStoffV (TRGS 519 Nr. 4, GefStoffV
die im Unterauftrag tätig werden. Dies Anhang I, Nr. 2.4.2 Abs. 3) Anhang II, Nr. 1)
gilt auch für Subunternehmer ohne Be-
schäftigte (Einzelunternehmer). Arbeiten an schwach gebundenen Pro- Hinsichtlich der Verwendungsverbote be-
dukten erfordern u. a. spezielle Arbeits- zieht sich die TRGS auf die Verbote der
Mit der Mitteilung sind Gefährdungsbe- mittel, eine umfangreiche lufttechnische Gefahrstoffverordnung (s. Nr. 4.3.5) und
urteilung, Arbeitsplan und Betriebsan- Geräteausstattung und geeignetes Fach- präzisiert diese mit dem Hinweis, dass
weisung vorzulegen (s. Anhang S. 54 – 63). personal. Um im Vorfeld prüfen zu kön- unter das Verbot auch das Anbringen von
Die Unterlagen dienen u. a. auch als nen, ob der Betrieb überhaupt über die Photovoltaik- und Thermosolaranlagen
Nachweis für die personelle und sicher- notwendigen Geräteausstattungen und auf Asbestzementdächern fällt.
heitstechnische Ausstattung des Unter- qualifiziertes Personal zur Durchführung Vom Verbot kann die zuständige Arbeits-
nehmens. der Arbeiten verfügt, wird für Abbruch- schutzbehörde einer Fachfirma auf schrift-
und Sanierungsarbeiten an schwach ge- lichen Antrag im Einzelfall eine Ausnahme
Soweit für die Tätigkeiten eine Zulassung bundenen asbesthaltigen Bauteilen eine erteilen, wenn nachweisbar eine „unver-
erforderlich ist, ist diese ebenfalls in Kopie Zulassung verlangt. hältnismäßige Härte“ vorliegt und der
beizufügen. Die Zulassung ist bei der für den Ort des Schutz der Beschäftigten sichergestellt
Betriebssitzes zuständigen Behörde zu be- ist.
antragen. Sie gilt in der Regel bundesweit,
soweit keine besonderen Beschränkungen Eine Ausnahme von diesen Verboten ist
oder Auflagen vorgesehen sind. nach Gefahrstoffverordnung vom
Eine Zulassung für Tätigkeiten an schwach 26.11.2010 nicht möglich.
gebundenen Asbestprodukten ist nicht er-
forderlich im Rahmen von Instandhal- Zu beachten ist, dass auch die Weitergabe
tungsarbeiten und bei Anwendung von ausgebauter Asbestprodukte an Dritte
Verfahren geringer Exposition (z. B. nach oder die eigene Wiederverwendung, z. B.
BGI 664). von Asbestzementdachplatten, unter das
Verwendungsverbot fällt.
Ausgenommen vom Verwendungsverbot
sind lediglich ASI-Arbeiten sowie die ge-
meinwohlverträgliche Abfallbeseitigung
und emissionsarme Reinigungsverfahren,
die behördlich oder berufsgenossen-
schaftlich anerkannt sind.

17
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

5.6 Leitung und Beaufsichtigung, personelle Anforderungen


(TRGS 519 Nr. 5.4, GefStoffV Anhang I, Nr. 2.4.2 Abs. 3)

Die sichere Ausführung von ASI-Arbeiten mit Asbest setzt voraus, dass
qualifiziertes Personal eingesetzt wird. Der Fachbetrieb muss über
einen sachkundigen Verantwortlichen und über eine sachkundige
Aufsichtsperson verfügen. Zulassungspflichtige Betriebe müssen
darüber hinaus einen sachkundigen Vertreter für den Verantwortlichen
nachweisen.

■ von den Beschäftigten die persönlichen


Schutzausrüstungen getragen werden,
■ die Arbeitsstelle erst nach Abschluss

aller Arbeiten wieder freigegeben wird.

Im Gegensatz zum Aufsichtführenden hat


der sachkundige Verantwortliche die Vor-
aussetzungen für die sichere Abwicklung
der Baumaßnahme zu schaffen. An Stelle
oder in Verbindung mit dem Unterneh-
mer muss er u. a. dafür sorgen, dass
■ die Arbeiten rechtzeitig der Behörde mit-

geteilt werden,
■ die Gefährdungsbeurteilung durchge-

führt wird,
■ Arbeitsplan und Betriebsanweisung er-

stellt und die Beschäftigten unterwiesen


Nachweis der Unterweisung werden,
Der sachkundige Aufsichtführende trägt die Verantwor- ■ die Vorsorgeuntersuchungen organisiert

tung vor Ort. Er muss während der Arbeiten – ausgenom- werden,


men bei Arbeiten mit geringer Exposition – ständig auf ■ die Abfallentsorgung geregelt wird.

der Baustelle anwesend sein. Er ist vom Unternehmer


schriftlich zu beauftragen. Zu seinen Aufgaben gehört es Der sachkundige Verantwortliche oder
u. a. darauf zu achten, dass sein Vertreter kann auch als Aufsichtsper-
■ die Arbeitsstelle abgesperrt und gekennzeichnet ist, um son tätig werden und damit beide Funk-
Unbefugte fernzuhalten, tionen in einer Person wahrnehmen. Dies
■ die festgelegten Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, wird insbesondere für Kleinbetriebe zu-
■ die arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen treffen.
durchgeführt worden sind,

18
„Sachkunde“ setzt die erfolgreiche Teil- 5.7 Gefährdungsbeurteilung, Inhalt des Arbeitsplanes:
nahme an einem behördlich anerkannten Arbeitsplan
Sachkundelehrgang voraus. In Abhängig- (TRGS 519 Nr. 5.1 und 5.3, ■ Beschreibung der Baustelleneinrichtung,
keit von der Art der Tätigkeit sind dafür GefStoffV Anhang I, Nr. 2.4.4) ■ Beschreibung der technischen Schutz-
nach den Anlagen 3, 4 und 5 der TRGS Lehr- maßnahmen,
gänge von unterschiedlicher Dauer und Von zentraler Bedeutung für die Festle- ■ Angaben zu den persönlichen Schutz-

differenzierten Lehrinhalten vorgesehen. gung angemessener Schutzmaßnahmen ausrüstungen,


Die Sachkunde nach Anlage 3 schließt den ist eine sorgfältige Ermittlung der mit der ■ Beschreibung des Arbeitsablaufes mit

Erwerb der Sachkunde nach den Anlagen Tätigkeit verbundenen Gefährdung und Arbeitszeit- und Pausenregelung,
4 und 5 ein. Die Sachkunde nach Anlage 4 deren Beurteilung. ■ Beschreibung der Arbeitsdurchführung

umfasst auch die nach Anlage 5. Die Gefährdungsbeurteilung ist vor Auf- und Angaben zur Abfallbeseitigung,
Durch die Teilnahme an einem Lehrgang nahme der Tätigkeit zu erstellen. ■ bei Arbeiten in Innenräumen Angaben

nach Anlage 5 kann die Sachkunde nur für Dazu ist vorab zu ermitteln, ob asbesthal- zur gefahrlosen Freigabe der Räume.
die Arbeiten erworben werden, für die der tige Produkte in fest oder schwach gebun-
Lehrgang ausdrücklich benannt wurde. dener Form vorliegen. Soweit dies nicht Ein Arbeitsplan ist auch für Instandhal-
erkennbar oder bekannt ist, sind dazu An- tungsarbeiten erforderlich. Gefährdungs-
Neben einer sachkundigen Leitung und gaben beim Bauherrn einzuholen, ggf. Ex- beurteilung und Arbeitsplan sind in
Beaufsichtigung wird für ASI-Arbeiten mit perten einzuschalten und Materialproben gegenseitiger Abhängigkeit zu sehen. Die
Asbest ein fachkundiges Personal ver- untersuchen zu lassen. Dokumente sollten deshalb immer im Zu-
langt. Die Forderung beinhaltet, dass die sammenhang erstellt werden. Zur Verein-
Beschäftigten in der Lage sind, mit den Folgende Punkte sind bei der Gefährdungs- fachung wurde ein Musterformular als
Arbeitsmitteln und Schutzausrüstungen beurteilung zu berücksichtigen: Anlage aufgenommen (s. S. 57). Die An-
sicher umzugehen und in die Arbeits- ■ Art und Menge des vorliegenden Asbest- lage kann zur Dokumentation der Gefähr-
weise sicher eingewiesen sind. produktes, dungsbeurteilung und des Arbeitsplanes
■ mechanischer Zustand, verwendet werden. Bei umfangreichen Ar-
Werden umfangreiche Arbeiten an schwach ■ Umfang und Dauer der Arbeiten, beiten an schwach gebundenen Produk-
gebunden Asbestprodukten ausgeführt ■ Arbeitsbedingungen, ten ist ergänzend dazu noch eine weitere
(Arbeiten nach Nr. 14.1 der TRGS), muss ■ mögliche passive Gefährdungen Dritter. Anlage zu verwenden (s. S. 60). Werden
der Betrieb zusätzlich über eine befähigte Gefährdungsbeurteilung und Arbeitsplan
Person (Gerätefachkundigen) zur Prüfung Davon ausgehend sind festzulegen: anhand der Formulare abgehandelt, sind
der sicherheitstechnischen Einrichtung ■ geeignetes und sicheres Arbeitsverfahren, im Regelfall keine weiteren Angaben er-
verfügen. Die befähigte Person muss mit ■ erforderliche Schutzmaßnahmen, forderlich.
der Bedienung und Wartung der lufttech- ■ Festlegungen zur Wirksamkeitsprüfung

nischen Arbeitsmittel vertraut und in der der getroffenen Maßnahmen.


Lage sein, den Zustand und die Funktion
der Geräte sicher zu beurteilen. Die erfor- Die Gefährdungsbeurteilung einschließ-
derlichen Fachkenntnisse können z. B. lich der Schutzmaßnahmen ist vor Auf-
durch Herstellerunterweisungen erwor- nahme der Tätigkeit zu dokumentieren.
ben und entsprechende Bescheinigungen Zur Präzisierung der Maßnahmen und um
nachgewiesen werden. vor Ort Improvisationen zu vermeiden,
Ist für ASI-Arbeiten ein Koordinator erfor- müssen die Ergebnisse in einem Arbeits-
derlich, muss dieser ebenfalls sachkundig plan münden.
sein oder sich von einem Sachkundigen
beraten lassen.

19
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

5.8 Betriebsanweisung und Unterweisung Da nicht sichergestellt ist, dass Betriebsanweisungen in


(TRGS 519 Nr. 5.2, GefStoffV § 14 ) allen Punkten verstanden werden, ist zusätzlich eine
Unterweisung der Arbeitnehmer anhand der Betriebs-
Hintergrund einer Betriebsanweisung ist es, den Beschäf- anweisung vorgeschrieben.
tigten die Gefährdungen aufzuzeigen und die erforder- Dabei sind auch die Gefährdungsbeurteilung und der
lichen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln einschließ- Arbeitsplan sowie wesentliche Punkte der Hygiene ein-
lich der Abfallentsorgung zu erläutern und zu erklären. Es zubeziehen. Insbesondere sind folgende Punkte anzu-
handelt sich um verbindliche Anordnungen und Verhal- sprechen:
tensregeln des Arbeitgebers zum Schutze der Beschäftig- ■ Eigenschaften von Asbest und seine Wirkungen auf die

ten vor Unfall- und Gesundheitsgefahren. Gesundheit einschließlich der verstärkenden Wirkung
des Rauchens, ggf. unter Einbeziehung eines Arztes,
Verantwortlich für die Erstellung einer Betriebsanwei- ■ gewerkspezifische asbesthaltige Produkte,

sung ist der Arbeitgeber; die Beschäftigten haben sie zu ■ Tätigkeiten, bei denen eine Exposition auftreten kann,

beachten. Damit Letztere dieser Verpflichtung nachkom- ■ sachgerechte Anwendung der Verfahren und der per-

men können, sind Betriebsanweisungen am Arbeitsplatz sönlichen Schutzausrüstungen,


an geeigneter Stelle, zum Beispiel durch Aushang, be- ■ Maßnahmen bei Störungen des Betriebsablaufs,

kannt zu geben. Sprachlich sind Betriebsanweisungen all- ■ die Abfallbehandlung,

gemein verständlich, konkret und doch knapp zu fassen. ■ die arbeitsmedizinische Vorsorge.

Bei Tätigkeiten mit Asbest muss die Betriebsanweisung


folgende Informationen enthalten: Die Unterweisung ist durchzuführen:
■ Angaben zur Tätigkeit und zum Arbeitsbereich, ■ erstmals vor Beginn der Arbeiten,

■ Angaben zu den auftretenden asbesthaltigen Gefahr- ■ mindestens einmal jährlich,

stoffen, ■ zusätzlich bei wesentlichen Änderungen der Arbeitsbe-

■ die erforderlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen, dingungen, der Arbeitsverfahren oder der Schutzmaß-
■ Angaben zur Verwendung von persönlichen Schutzaus- nahmen.
rüstungen,
■ Maßnahmen bei Betriebsstörungen/Unfällen, Inhalt und Zeitpunkt der mündlichen Unterweisung sind
■ Angaben zur Abfallbehandlung und Entsorgung. schriftlich festzuhalten und von den Unterwiesenen durch
Unterschrift zu bestätigen. Zur Dokumentation kann das
Sind im Betrieb ausländische Arbeitnehmer beschäftigt, Formblatt im Anhang (s. S. 64) verwendet werden.
die kein oder nur ungenügend Deutsch verstehen, ist die
Betriebsanweisung in deren Sprache zu übersetzen. Je gründlicher und sorgfältiger die Unterweisung erfolgt,
Die äußere Form einer Betriebsanweisung ist nicht ver- um so bereitwilliger werden die Beschäftigten den not-
bindlich festgelegt. Allerdings fördert die einheitliche wendigen Anordnungen und Maßnahmen der betrieb-
Gestaltung von Betriebsanweisungen den „Erkennungs- lichen Vorgesetzten nachkommen.
effekt“ für die Beschäftigten, weshalb zu empfehlen ist,
eine einmal festgelegte Form beizubehalten. Werden umfangreiche Arbeiten an schwach gebundenen
Produkten durchgeführt, ist zusätzlich eine objektbezo-
Im Anhang der Broschüre sind Betriebsanweisungs- gene Einweisung erforderlich.
entwürfe als Beispiele vorgegeben. Sie sollen lediglich als
Orientierungshilfe dienen und sind zumindest den be-
triebsspezifischen Gegebenheiten anzupassen, falls sie
als Vorlagen benutzt werden.

20
5.9 Verwendung persönlicher Dabei wird von 3 Einsätzen pro Schicht ausgegangen
Schutzausrüstungen (s. BGR 190, Anhang 2).
(TRGS 519 Nr. 8, GefStoffV Anhang I, Während der Maskenpause dürfen die Beschäftigten nur
Nr. 2.4.3 Abs. 4) mit leichten Arbeiten beauftragt werden.
Durch die erhöhte körperliche Belastung werden bei Be-
Bei ASI-Arbeiten mit Asbest sind vom Arbeitgeber geeig- nutzung von Atemschutz auch spezielle arbeitsmedizini-
neter Atemschutz und Schutzanzug zur Verfügung zu sche Vorsorgeuntersuchungen erforderlich (s. S. 22).
stellen und von den Beschäftigten zu tragen, soweit nicht
sichergestellt ist, dass bei der Tätigkeit die Asbestfaser- Die Wirksamkeit von Atemschutzgeräten hängt im We-
konzentration von 15.000 F/m3 unterschritten wird. Dies sentlichen vom Dichtsitz ab. Die Geräteträger müssen
ist z. B. bei Anwendung von geprüften Verfahren geringer deshalb in die richtige Benutzung eingewiesen werden.
Exposition gewährleistet.
Geeignete Atemschutzgeräte bis zu einer Faserkonzentra- Um ein Verschleppen von Asbestfasern in unbelastete Be-
tion von 150.000 F/m3, z. B. für Arbeiten an Asbestzement- reiche zu vermeiden, sind bei ASI-Arbeiten auch geeigne-
produkten und für Arbeiten geringen Umfangs sowie für te Schutzanzüge zu tragen. Dabei können sowohl Ein- als
Probenahmen sind auch Mehrwegschutzanzüge benutzt werden. In beiden
■ Halbmasken mit P2-Filter, Fällen muss es sich um zertifizierte Staubschutzanzüge
■ partikelfiltrierende Halbmasken FF P2, mit CE Kennzeichnung handeln (im Allgemeinen Katego-
■ Masken mit Gebläse und Partikelfilter TM1P. rie III Typ 4 – 5, bei Sprühnebel und Feuchtigkeit Typ 3 – 4).
Dabei steht Typ 3 für flüssigkeitsdicht, 4 für sprühdicht,
Bei höheren Faserkonzentrationen wie z. B. bei umfang- 5 für partikeldicht und 6 für begrenzt spritzdicht.
reichen Arbeiten an schwach gebundenen Produkten:
■ Vollmasken mit Partikelfilter P3, nach Möglichkeit Neben Schutzanzug und Atemschutz können selbstver-
Masken TM3P mit Gebläseunterstützung und ggf. ständlich weitere Schutzausrüstungen erforderlich wer-
Anwärmung der Einatemluft. den, wenn dies zur Vermeidung von Verletzungen not-
wendig ist (z. B. Schutzhelm, Schutzschuhe, Augenschutz,
Sollten in Ausnahmefällen Faserkonzentrationen größer Schutzhandschuhe und dergl.).
als 6 Mio F/m3 zu erwarten sein (z.B. beim trockenen Ent-
fernen von Spritzasbest), sind Isoliergeräte mit Vollmaske
oder Mundstückgarnitur einzusetzen.
Atemschutzgeräte müssen geprüft sein; ein Verzeichnis
zertifizierter Atemschutzgeräte enthält die BGI 693.

Da die Verwendung von Atemschutzgeräten eine erhebli-


che körperliche Belastung darstellt, sind zur Vermeidung
von Überbelastungen Tragezeitbegrenzungen zu beach-
ten. Die BG-Regel „Benutzung von Atemschutzgeräten“
(BGR 190) nennt dazu im Anhang Anhaltswerte, bei de-
ren Einhaltung im Allgemeinen eine Überbelastung des
Geräteträgers vermieden wird. Bei Verwendung von Halb-
masken oder filtrierenden Halbmasken mit Ausatemven-
til ist danach nach einer Einsatzdauer von jeweils 120
Minuten eine Maskenpause von 30 Minuten einzulegen.

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5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

5.10 Hygienemaßnahmen 5.11 Arbeitsmedizinische Vorsorge


(TRGS 519 Nr. 9, GefStoffV (TRGS 519 Nr. 10, ArbMedVV)
Anhang I, Nr. 2.4.3 Abs. 6)

Bei ASI-Arbeiten ist eine Duschmöglich- Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen werden nach speziellen
keit am Arbeitsort bereitzustellen. Die For- Grundsätzen durchgeführt. Bei einer Belastung durch Asbestfaserstaub
derung ist auch erfüllt, wenn eine Perso- ist zu unterscheiden zwischen Pflicht- und Angebotsuntersuchungen.
nenschleuse mit Nasszelle vorhanden ist. Pflichtuntersuchungen sind vom Arbeitgeber zu veranlassen, wenn bei
Von Duschmöglichkeiten vor Ort kann ab- Tätigkeiten mit Asbest die Asbestfaserkonzentration von 15.000 F/m3
gesehen werden überschritten wird.
■ bei Verfahren geringer Exposition,

■ bei Arbeiten an AZ-Produkten im Freien, Sie erfolgen als


sofern diese nicht länger als drei Tage ■ Erstuntersuchung vor Aufnahme der Tätigkeit,

dauern, ■ Nachuntersuchungen in regelmäßigen Abständen während der

■ bei Arbeiten geringen Umfanges. Tätigkeit,


■ Nachuntersuchung bei Beendigung der Tätigkeit

Der Verzicht setzt voraus, dass Duschmög- und sind Voraussetzung für die Beschäftigung mit Asbestarbeiten.
lichkeiten am Betriebshof vorhanden sind;
eine Waschgelegenheit ist in jedem Fall Bei Unterschreitung der Faserkonzentration von 15.000 F/m3 (Nach-
vor Ort erforderlich. weisgrenze nach BGI 505-46), z. B. bei Anwendung von geprüften
Arbeitsverfahren nach BGI 664, sind vom Arbeitgeber
Weiter muss bei Tätigkeiten mit asbest- ■ die Erstuntersuchung und

haltigen Gefahrstoffen sichergestellt sein, ■ regelmäßige Nachuntersuchungen während der Tätigkeit den

dass Beschäftigten anzubieten (Angebotsuntersuchungen).


■ eine getrennte Aufbewahrung der

Straßen- und Arbeitskleidung möglich „Anzubieten“ bedeutet, dass der Arbeitgeber auf die Untersuchungen
ist, aufmerksam machen und deren Wahrnehmung ermöglichen muss.
■ Pausenräume vorhanden sind und Dies beinhaltet auch die Freistellung für die Untersuchung.
■ sofern Mehrwegschutzkleidung verwen-

det wird, diese vom Arbeitgeber regel- Im Hinblick auf die lange Latenzzeit von Asbesterkrankungen sind im
mäßig gereinigt wird. Falle von Pflichtuntersuchungen den Beschäftigten auch Nachunter-
suchungen als sogenannte „nachgehende Untersuchungen“ (ngU) an-
zubieten. Voraussetzung dafür ist, dass mindestens eine Nachunter-
suchung zu veranlassen ist oder mindestens über einen Zeitraum von
3 Monaten Asbestarbeiten ausgeübt worden sind.
Nachgehehende Untersuchungen werden Lebens begleitend und damit
auch noch durchgeführt, wenn sich die Personen bereits im Ruhestand
befinden, um eventuelle Erkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen.

22
Bei Pflichtuntersuchungen ist die Be-
fundbescheinigung dem Arbeitgeber
vorzulegen, damit dieser prüfen kann,
ob gegen die Ausübung der Tätigkeit
gesundheitliche Bedenken bestehen.

Bei Überschreitung der Faserkonzen-


tration von 15.000 F/m3 ist das Tragen
von Atemschutzgeräten erforderlich.
Die Benutzung von Atemschutzge-
räten bedeutet im Allgemeinen eine
zusätzliche Belastung, so dass die
Eignung des Atemschutzgeräteträgers
durch eine arbeitsmedizinische Unter-
suchung nach G26 nachzuweisen ist.
Auch diese arbeitsmedizinische Vor-
sorgeuntersuchung umfasst Pflicht-
Beratung durch den Betriebsarzt im AMD
und Angebotsuntersuchungen.
Für Filtergeräte mit Partikelfilter P2,
partikelfiltrierende Halbmasken und
Die Untersuchungen sind von Fachärzten von den Berufsgenossenschaften einge- gebläseunterstützte Filtergeräte mit
für Arbeitsmedizin oder von Ärzten mit richteten Zentralen Gesundheitsvorsorge Voll- oder Halbmaske ist durch den
der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ (GVS, früher ZAs). Unternehmer eine Angebotsuntersu-
durchzuführen. Bei der Berufgenossen- Die Vorsorgestelle wurde bereits 1972 von chung anzubieten. Eine Pflichtunter-
schaft der Bauwirtschaft werden sie vom den Berufsgenossenschaften mit dem Ziel suchung ist z.B. für Voll- oder Halb-
Arbeitsmedizinisch-Sicherheitstechnischen eingerichtet, alle asbeststaubgefährdeten masken mit P3-Filter erforderlich.
Dienst (ASD der BG BAU durchgeführt. Sie Personen zentral zu erfassen und nach
sind kostenlos und erfolgen nach dem be- einheitlichen Kriterien arbeitsmedizinisch Die Untersuchungen nach G1.2 und
rufsgenossenschaftlichen Grundsatz G1.2 zu betreuen. Mit der Zusammenführung G26 werden in der Regel im Zu-
„Gesundheitsgefährlicher mineralischer von Messdaten und medizinischen Be- sammenhang vorgenommen.
Staub, Teil 2: Asbesthaltiger Staub“. funddaten konnten außerdem wichtige Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, ge-
Die Fristen für Nachuntersuchungen legt epidemiologische Erkenntnisse gewonnen eignete Personen für Tätigkeiten mit
der Arzt fest. Sie werden im Falle von werden. Asbest auszuwählen und die Unter-
Pflichtuntersuchungen in die Untersu- Im März 2007 waren bei der GVS ca. suchungen zu organisieren.
chungsbescheinigung eingetragen. Die 249.100 Personen für nachgehende Unter-
weitere Terminüberwachung für Nach- suchungen gemeldet.
untersuchungen erfolgt häufig von den Etwa 63.700 Personen sind als „noch
Berufsgenossenschaften selbst oder der staubgefährdet“ erfasst.

23
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

5.12 Beschäftigungs - 5.13 Allgemeine sicherheits- ins Freie nicht möglich oder unverhält-
beschränkungen technische Maßnahmen nismäßig ist. Dies gilt auch für Neben-
(TRGS 519 Nr. 7) arbeiten wie Reinigungsarbeiten oder für
vorbereitende Arbeiten. Der Abscheide-
Jugendliche und werdende oder stillende ■ Um zu verhindern, dass Unbefugte as- grad für das Filtern muss in diesem Fall
Mütter dürfen nach dem Jugendarbeits- bestbelastete Arbeitsbereiche betreten, 99,995 % betragen. Dies wird erreicht
schutzgesetz bzw. dem Mutterschutzge- sind die Arbeitsbereiche deutlich abzu- mit Geräten der Staubklasse „H“ oder bei
setz mit Asbestarbeiten nicht beschäftigt sperren und mit dem Verbotszeichen älteren Geräten, wenn sie der Kategorie
werden. nach BGV A 8 (s. Abb.) zu kennzeichnen. „K1“ entsprechen.
Je nach Erfordernis können dabei feste
Umzäunungen mit Sichtschutz erforder- ■ Lufttechnische Anlagen oder Geräte sind
lich werden oder auch Absperrungen mit mindestens einmal jährlich zu warten
Flatterleinen ausreichend sein. In sensi- und von einem Gerätefachkundigen
blen Bereichen wie Schulen oder Kinder- oder Wartungsunternehmen zu prüfen.
gärten sollten immer feste Absperrun- Das Prüfergebnis ist auf verlangen vor-
gen mit Sichtschutz gewählt werden. zulegen.

■ Bei den Arbeiten sind immer Verfahren ■ Im Schwarzbereich eingesetzte Industrie-


und Techniken anzuwenden, mit denen staubsauger dürfen erst nach sorgfäl-
weitgehend eine Faserfreisetzung und tiger Reinigung des Motorgehäuses im
-ausbreitung verhindert wird. Weißbereich eingesetzt werden.

■ Abgesaugte Luft darf nicht zurückge-


führt werden. Sie muss gereinigt und ins
Freie geleitet werden. Dabei darf die As-
bestfaserkonzentration in der gereinig-
ten Abluft nicht mehr als 1000 F/m3 be-
tragen. Dies muss durch Messungen bei
der ersten Inbetriebnahme und anschlie-
ßend im Turnus von drei Jahren nachge-
wiesen werden, soweit für die lufttechni-
schen Geräte keine Baumusterprüfung
vorliegt.

Asbestfasern! ■ Abweichend vom allgemeinen Verbot


kann die Luft bei Verwendung berufsge-
Asbest-Verbotsschild nossenschaftlich oder behördlich aner-
kannter ortsveränderlicher Entstauber
oder Industriestaubsauger in Räumen
zurückgeführt werden, wenn Arbeiten
geringen Umfangs oder geringer Exposi-
tion vorliegen und eine Abluftführung

24
5.14 Maßnahmen bei umfangreichen Arbeiten an
schwach gebundenen Asbestprodukten
(TRGS 519 Nr. 14.1)

Umfangreiche Arbeiten liegen in der Regel dann vor, wenn Bauwerke UHG an Folienabschottung
großflächig entsorgt oder saniert werden. In diesen Fällen werden im
Wesentlichen folgende Maßnahmen notwendig:

■ Der Arbeitsbereich (Schwarzbereich) muss gegenüber der Umgebung


staubdicht abgetrennt sein (Abschottung). Die Abschottungen sind in
einem Arbeitsplan darzustellen und möglichst klein zu halten.

■ Als Zugang zum Arbeitsbereich ist eine Mehrkammerpersonenschleuse


erforderlich (3 Kammern mit Vorraum oder 4-Kammer-Schleuse im
Baukastensystem, s. Abb. S. 26). Dauern die Arbeiten unter Einsatz von
3 Arbeitnehmern nicht länger als zwei Schichten, ist eine 3-Kammer-
Schleuse ausreichend. Dies gilt unabhängig vom Umfang auch für
Arbeiten mit Faserkonzentrationen < 100.000 F/m3.
Eine Sonderregelung in Bezug auf Personenschleusen ist in Nr. 14.1.10
der TRGS 519 vorgesehen. Danach kann auf eine Personenschleuse ver-
zichtet werden, wenn bei Einsatz von 2 Beschäftigten die Arbeiten ins- Mehrkanaliger Unterdruckschreiber

gesamt nicht länger als 2 Stunden dauern und der abgeschottete Ar-
beitsbereich während der Arbeiten nicht verlassen wird. Der Zugang ist
während der Arbeiten staubdicht geschlossen zu halten. Eine Unter- ■ Bei der Entfernung von Spritzasbest in größerem Um-
druckmessung ist nicht erforderlich. fang ist ein Hochleistungsvakuumsauggerät (HVS-Ge-
rät) einzusetzen; wird Spritzasbest anschließend verfe-
■ Für den Arbeitsbereich ist ein mindestens fünffacher Luftwechsel pro stigt, muss dies in einem geschlossenen System
Stunde sicherzustellen. erfolgen.

■ Im Arbeitsbereich ist während der Arbeiten ein Unterdruck von min- ■ Asbesthaltige Produkte oder asbestkontaminierte
destens 20 Pa herzustellen. Der Unterdruck muss kontinuierlich regis- Gegenstände dürfen nur über eine Materialschleuse
triert und bei einem Abfall optischer oder akustischer Alarm ausgelöst herausgegeben werden. Die Materialschleuse muss aus
werden. Nach Schichtende genügt unter Berücksichtigung einer ein- mindestens zwei Kammern bestehen (s. Abb. S. 27).
stündigen Nachlaufzeit ein Unterdruck von 10 Pa.
■ Schleusen müssen nach Schichtende sorgfältig gerei-
■ Bei Störungen (z. B. defekter Abschottung) oder bei länger andauern- nigt werden.
den Arbeiten sind Kontrollmessungen im Weißbereich der Schleusen
und der näheren Umgebung durchzuführen (< 1.000 F/m3). ■ Vor Aufhebung der Schutzmaßnahmen (Abschottung)
ist nach einer visuellen Sichtkontrolle eine Freigabemes-
■ Vom Arbeitsbereich nach außen muss eine Sprechverbindung vorhan- sung durchzuführen. Diese Messungen dürfen nicht mit
den sein. den Erfolgskontrollmessungen nach den Asbestrichtli-
nien verwechselt werden.
■ Raumlufttechnische Anlagen nicht im Arbeitsbereich aufstellen und
Luftleitungen zwischen Schwebstofffilter und Sauggerät nicht durch
den Arbeitsbereich führen.

25
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

Personenschleuse (Prinzipskizze)

A R B E I TS B E R E I C H
Unterdruck ≥ 20 Pa

Fußbad

Durchgang Absaugen der


Kammer 4/Vorraum
Schutzkleidung.
Unterdruck ≥ 20 Pa
Reinigen der
Stiefel/Schuhe.

Ablegen und Aufbewahren


Anlegen der Unterklei- bzw. Entsorgen* der

AU S S C H L E U S E N
dung, der Schutzkleidung Schutzkleidung. Ablegen
Kammer 3
(Einweg- oder Mehrweg- der Unterkleidung und
Unterdruck ≥ 20 Pa
anzug) und der Stiefel/ Stiefel/Schuhe.
Schuhe.
EINSCHLEUSEN

Unterdruckmessung

Duschen mit Maske.


Durchgang Kammer 2/Dusche Ablegen und Reinigen
der Maske.

Ablegen der Kleidung, Anlegen der Kleidung,


Aufbewahren im Spind. Kammer 1 Aufbewahren der
Anlegen der Maske. sauberen, verschlossenen
Maske.

* Einweganzüge dürfen höchstens


über eine Schichtlänge benutzt
werden und sind nach
Schichtende zu entsorgen

26
Materialschleuse (Prinzipskizze)

A R B E I TS B E R E I C H
Unterdruck ≥ 20 Pa Arbeitsablauf beim Materialschleusen

1) Materialtransport aus Arbeitsbereich


in Kammer 2 unter persönlicher Schutz-
Tür 3
ausrüstung (Vollschutz) bei geschlosse-
ner Tür.
2) Reinigen der Materialien in Kammer 2
bei geschlossenen Türen 2 und 3 unter
Vollschutz.
3) Materialtransport aus Kammer 2 in
Kammer 1 bei geschlossener Tür 3.
Kammer 2 4) Tür 2/Klappe schließen.
Unterdruck ≥ 20 Pa 5) 30facher Luftaustausch in Kammer 2
bei geschlossenen Türen 1 und 2.
6) Entnahme der verpackten Materialien
von außen bei geschlossener Tür 2.
Unterdruckmessung

Tür 2/Klappe

Die Türen der Materialschleuse sind so zu


Kammer 1 verriegeln, dass die Türen 1 und 2 sowie 2
und 3 nicht gleichzeitig geöffnet werden
können.

Tür 1

27
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

5.15 Maßnahmen bei Arbeiten geringen 5.16 Maßnahmen bei Arbeiten an Asbest-
Umfangs an schwach gebundenen zementprodukten
Produkten (TRGS 519 Nr. 15)
(TRGS 519 Nr. 14.2)
5.16.1 Bereitstellung von Arbeitsmitteln und Geräten
Arbeiten geringen Umfangs liegen vor, wenn der Umfang
der Arbeiten bei Einsatz von 2 Beschäftigten 4 Stunden In Abhängigkeit von den auszuführenden Arbeiten sind
nicht überschreitet und die Faserkonzentration weniger geeignete Geräte und Einrichtungen vorzuhalten.
als 100.000 F/m3 beträgt. Entsprechende Arbeiten können Dazu gehören z. B.
z. B. vorliegen beim Entfernen von Asbestpappen unter ■ geeignetes Handwerkzeug zum Lösen der Befestigungen,

Fensterbänken, beim Entfernen von Türdichtungen oder ■ müssen handgeführte Maschinen/Geräte zur Bearbei-

beim Beschichten schwach gebundener Asbestplatten. tung von AZ-Produkten eingesetzt werden, dürfen nur
langsam laufende Maschinen/Geräte mit Absaugung
Bei Arbeiten geringen Umfangs beschränken sich die verwendet werden,
Maßnahmen auf ■ Behältnisse zur Aufnahme der ausgebauten AZ-Produkte,

■ Verwendung von Atemschutz (P2-Filter) und Schutz- der kontaminierten Befestigungsmittel, Bruchstücke
anzug, und dergl.,
■ Arbeitsbereich staubdicht abtrennen (Abschottung), ■ Transportmittel,

■ nicht entfernte und schwer zu reinigende Gegenstände/ ■ Sprühgerät, Staubbindemittel,

Einrichtungen abdecken (z. B. Teppichböden, Heizkörper), ■ Industriestaubsauger (H-Sauger),

■ Zugang über 1-Kammerschleuse, ■ Abdeckfolien, Verbotsschilder,

auf die Schleuse kann nur verzichtet werden, wenn die ■ Absperrmaterial.

Expositionszeit weniger als 2 Stunden beträgt, Personen


den Arbeitsbereich während der Arbeiten nicht verlassen 5.16.2 Abbau von Dach-/Fassadenplatten
und auch kein Material ausgeschleust wird (TRGS 519
Nr. 14.2 (4)), Folgende Vorkehrungen sind zu treffen:
■ Entlüftungsgerät für Unterdruckhaltung; ■ geeignete Absturzsicherungen vorsehen, auf Dächern

anstelle des Entlüftungsgerätes kann auch ein bau- Laufstege und Absturzsicherungen nach innen berück-
mustergeprüfter Industriestaubsauger (Staubklasse sichtigen,
„H“) eingesetzt werden, wenn der Staubsauger ständig ■ Benutzung von Atemschutz und Schutzanzug,

in Betrieb ist und die Abluft nach außen geleitet wird, ■ bei Arbeiten an Außenwandbekleidungen Planen oder

■ Asbestprodukte nässen oder mit Staubbindmittel be- Folien zum Auffangen von Bruchstücken auslegen und
sprühen, nach Ausbau umgehend staubdicht verpacken, Bauwerksöffnungen im unmittelbaren Arbeitsbereich
■ Verzicht auf Freigabemessung, wenn nach sorgfältiger geschlossen halten,
Raumreinigung und vor Abbau der Abschottung ein ■ unbeschichtete AZ-Platten an der bewitterten Oberfläche

30-facher Luftwechsel durchgeführt wird, mit Staubbindemittel besprühen oder feucht halten,
■ Waschgelegenheit vor Ort, ■ entgegen der Einbaurichtung weitgehend zerstörungs-

■ Dusche vor Ort oder am Betriebshof. frei von Hand ausbauen, Nägel, Schrauben vorsichtig
lösen, Nieten nur mit Absaugung aufbohren,
■ Platten nicht aus Überdeckungen oder über Kanten ziehen,

■ gelöste Platten gegen Abrutschen sichern,

■ ausgebautes Material nicht werfen, keine Schuttrut-

schen verwenden, mit Hebezeug vom Dach/Gerüst nach


unten transportieren,

28
■ Material staubdicht verpacken (Big-Bags, Platten Big-
Bags, PE-Folien), Verpackung kennzeichnen,
■ nach dem Abbau Unterkonstruktion/Gerüstlagen sorg-

fältig reinigen (raue Flächen absaugen, glatte Flächen


feucht wischen,
■ bei Dacharbeiten nach Beendigung Dachrinnen reinigen

und anschließend spülen, Spülwasser kann wie Abwas-


ser entsorgt werden, falls keine örtlichen abwasser-
rechtlichen Bestimmungen dagegen stehen,
■ Arbeitsgeräte reinigen,

■ Schutzanzug und Atemschutz im Freien ablegen.

Für Arbeiten geringen Umfangs an Asbestzementplatten


im Außenbereich (kleiner 100 m2) gelten die gleichen Luftaustausch-/Unterdruckhaltegerät mit 3-stufigem Filtersystem
Schutzmaßnahmen, Erleichterung besteht nur durch die und einer Luftleistung von 900 m3/h, Gewicht 24,0 kg, geeignet für
kleinere Raüme (Quelle Deconta)
Möglichkeit einer „unternehmensbezogenen Anzeige“.

5.16.3 Arbeiten in Innenräumen

Bei Arbeiten in Innenräumen ist auf bruch- und staub-


freie Arbeitsmethoden besonders zu achten. Asbestze-
mentprodukte dürfen im trockenen Zustand ausgebaut
werden, falls sie nicht zerstört werden. Kann Bruch nicht
vermieden werden, ist durch Nässen oder durch das Auf-
legen von feuchten Tüchern eine Staubfreisetzung weit-
gehend zu verhindern.

■ Bewegliche Gegenstände/Einrichtungen aus dem Raum


entfernen.
■ Nicht entfernte und schwer zu reinigende Gegenstän-

de/Einrichtungen abdecken (z. B. Teppichböden, Heiz-


körper). ■ unbeteiligte Dritte den Raum (Arbeitsbereich) vor Ab-
■ Lüftungstechnische Anlagen außer Betrieb setzen. schluss der Arbeiten (einschließlich Reinigung und
Durchlüftung) nicht betreten,
Arbeitsräume dürfen während der Arbeiten und bis zum ■ der Arbeitsbereich nach Abschluss des Umgangs mit As-

Abschluss der Reinigung nicht genutzt werden. Sie sind best sorgfältig mit einem baumustergeprüften Staub-
geschlossen zu halten. Nach Beendigung der Arbeiten ist sauger der Staubklasse „H“ (Filter-Abscheidegrad
eine sorgfältige Endreinigung und ein mehrfacher Luft- 99,995 %) gereinigt und feucht gewischt wird. In Räu-
wechsel durchzuführen. Können die Produkte zerstö- men mit einem Fußbodenbelag, der nicht feucht ge-
rungsfrei ausgebaut werden, kann auf Abschottungen wischt werden kann, muss der Fußboden vor Beginn der
und Freigabemessungen verzichtet werden, wenn Arbeiten faserdicht abgeklebt werden, so dass eine
■ Öffnungen zu angrenzenden Räumen geschlossen ge- Feuchtreinigung des abgeklebten Fußbodens nach den
halten werden, Arbeiten und vor Wiederbenutzung erfolgen kann.

29
5 TECHNISCHE REGEL
„ASBEST – ABBRUCH-, SANIERUNGS- ODER
INSTANDHALTUNGSARBEITEN“ (TRGS 519)

■ Nach der Feuchtreinigung ist die Abkle- 5.17 Instandhaltungsarbeiten ■ das Abwaschen oder Beschichten von
bung zu entfernen und der Fußboden- (TRGS 519 Nr. 16) Außenwandflächen.
belag mit einem baumustergeprüften
Staubsauger zu reinigen und anschlie- Die speziellen Regelungen für Instand- Im Zuge von Wartungs- oder Instand-
ßend ein mehrfacher Luftwechsel durch- haltungsarbeiten beschreiben besondere haltungsarbeiten ausgebaute und unbe-
zuführen. technische Maßnahmen mit dem Ziel, schädigte AZ-Produkte dürfen wieder ein-
möglichst eine Asbestfaserkonzentration gebaut werden, wenn dies ohne Beschädi-
Tritt beim Ausbau merklicher Bruch auf von 15.000 F/m3 zu unterschreiten. Die gung oder Bearbeitung möglich ist.
oder muss gebohrt oder geschnitten wer- Vorbemerkung lässt erkennen, dass nicht
den, ist im Arbeitsbereich zur Minimierung Verfahren geringer Exposition beschrieben Instandhaltungsarbeiten sind in der Regel
der Faserkonzentration ein Entlüftungs- werden, sondern Minimierungsmaßnah- vom Umfang her kurzzeitige Tätigkeiten,
gerät einzusetzen und der Arbeitsbereich men mit der Vorgabe, dieses Ziel möglichst die mitunter sehr kurzfristig durchgeführt
über eine 1-Kammerschleuse zu betreten zu erreichen. Eine Bestätigung durch Er- werden müssen.
bzw. zu verlassen. Für die Durchlüftung des mittlungsergebnisse liegt nicht vor. Bei Inanspruchnahme der Erleichterungen
Arbeitsbereiches ist ein mindestens 5-facher Für bestimmte kleinere Instandhaltungs- ist Vorsorge zu treffen, dass Personen und
Luftwechsel pro Stunde vorzusehen. arbeiten an Asbestzementprodukten, an Nachbarbereiche nicht gefährdet werden.
Dichtungen und Packungen sowie an Dies bedeutet eine sorgfältige Arbeitspla-
5.16.4 Ausbau von Rohrleitungen Bremsanlagen und Kupplungen sind die nung. Dabei sind vornehmlich folgende
beschriebenen Maßnahmen jedoch so Maßnahmen und Überlegungen einzube-
Asbestzementrohre müssen möglichst konkret, dass auf persönliche Schutzmaß- ziehen:
von Hand zerstörungsfrei aus den Steck- nahmen verzichtet werden kann, wenn ■ Arbeitsstelle bzw. Umgebung z. B. durch

verbindungen gezogen und ausgebaut die Arbeiten nur im Einzelfall ausgeführt Folien abdecken; ggf. Kleinabschottung
werden. werden. Werden die Arbeiten häufiger vorsehen,
Muss die Rohrleitung getrennt werden, durchgeführt, gilt die Erleichterung nicht ■ Türen/Fenster im unmittelbaren Arbeits-

sind langsam laufende oder grob span- bzw. nur dann, wenn die Unterschreitung bereich geschlossen halten,
nende Sägen zu verwenden, z. B. Ketten- von 15.000 F/m3 durch Ermittlungen ■ Staubfreisetzung durch Befeuchten oder

schneider (s. S. 33). Die Schnittstellen sind nachgewiesen ist (z. B. bei Anwendung durch penetrierende Flüssigkeiten weit-
mit Staubbindemittel zu behandeln, die geprüfter Verfahren). gehend verhindern bzw. Staub direkt mit
ausgebauten Rohre und Abfallstücke Die unterschiedliche Behandlung mag H-Sauger absaugen,
staubdicht zu verpacken. etwas unverständlich erscheinen. Da- ■ Keine schnelllaufenden Maschinen/

Erdverlegte und erdfeuchte Rohre dürfen hinter verbirgt sich jedoch die kumulative Geräte verwenden,
auch maschinell ausgebaut und verladen Dosiswirkung von Asbest. ■ Möglichst zerstörungsfrei ausbauen,

werden. Nach dem Ausbau sind sie bei ■ Arbeitsstelle vor Freigabe sorgfältig

einer Zwischenlagerung mit einer Folie Instandhaltungsarbeiten an Asbestzement- reinigen.


staubdicht abzudecken. Soweit beim produkten bzw. geringfügige Arbeiten an
maschinellen Ausbau Rohre zertrümmert/ AZ-Produkten können z. B. sein: Die Praxis zeigt, dass gerade bei kurzzeiti-
gebrochen werden müssen, ist durch eine ■ der Ausbau einzelner defekter Platten gen und gelegentlichen Tätigkeiten mit
Erdüberdeckung eine Staubfreisetzung zu einer Dachdeckung oder Außen-Wand- Asbest eine gewisse Sorglosigkeit zu be-
verhindern. bekleidung, obachten ist. Nachdrücklich muss deshalb
■ das Anbringen, Durchführen oder Ent- daran erinnert werden, dass auch in diesen
fernen einzelner Befestigungen, Masten Fällen eine hohe Faserfreisetzung zu einer
oder Dachständern, Gefährdung führen kann.
■ der Ausbau einzelner Platten zur War-

tung oder Instandhaltung darunter


liegender Bauteile,

30
6 GEPRÜFTE ARBEITSVERFAHREN
GERINGER EXPOSITION

Bei Anwendung geprüfter (standardisier- Im Anhang der Broschüre wurde beispiel-


ter) Verfahren geringer Exposition ist si- haft die Arbeitsvorschrift für das geprüfte
chergestellt, dass bei strikter Einhaltung Verfahren zum „Ausbau von Vinyl-Asbest-
der Arbeitsanweisungen die Exposition platten (auch Flexplatten genannt)“ auf-
der Arbeitnehmer unter 15.000 F/m3 liegt genommen (Anhang S. 65). Das Verfahren
und bei Arbeiten in Innenräumen die Räu- ist nur anwendbar, wenn die Platten auf
me nach Abschluss der Arbeiten nicht Bitumenkleber geklebt sind.
kontaminiert sind.
Bei Anwendung geprüfter Verfahren
Geprüfte Verfahren werden in Form einer geringer Exposition kann eine unterneh-
Arbeitsvorschrift in der BGI veröffentlicht. mensbezogene Mitteilung erfolgen.
Da die Informationsschrift nicht bei jedem
neu verabschiedeten Verfahren neu auf- Weitere Erleichterungen:
gelegt (neu gedruckt) wird, sollte der ■ Verzicht auf Atemschutz,

aktuelle Stand im Internet abgerufen ■ Verzicht auf die Bereitstellung einer

werden: Dusche,
www.dguv.de/ifa/de/pra/asbest/index.jsp ■ Verzicht auf arbeitsmedizinische Pflicht-

untersuchungen,
Trennen eines AZ-Rohres mittels
U. a. gibt es geprüfte Verfahren ■ Verzicht auf Abschottung des Arbeits-

Kettenrohrschneider (BT 3) ■ für den Ausbau von Vinyl-Asbestboden- bereichs,


platten (BT 15), ■ Verzicht auf Freigabemessungen.

■ für den Ausbau von CV-Bodenbelägen

Bei geprüften Verfahren geringer (BT 15), Trotz des Verzichts auf Atemschutz ist vom
■ zum Trennen von AZ-Rohren (BT 3), Arbeitgeber Atemschutz bereitzustellen, um
Exposition handelt es sich um ■ zum Anbohren von AZ-Wasserrohr- bei Störfällen umgehend und angemessen
Arbeitsverfahren, die aufgrund leitungen (BT 1), reagieren zu können. Außerdem soll den
■ zum Bohren von Gerüstverankerungen Arbeitnehmern die Möglichkeit gegeben
repräsentativer Messergebnisse in (BT 12), werden, sich individuell zu schützen.
■ zum Abschleifen von asbesthaltigen
einem Arbeitskreis geprüft und
Bitumenklebern (BT 17), Die Arbeitsausführung darf nur durch fach-
bewertet worden sind. ■ zum Entfernen von asbesthaltigen Mag- kundige und besonders eingewiesene Per-
nesia-Estrichen (BT 18), sonen erfolgen. Im Betrieb muss ein sach-
Die Veröffentlichung und Freigabe
■ für die Reinigung und Beschichtung von kundiger Verantwortlicher vorhanden sein,
der Verfahren (BGIA-Handbuch Asbestzementfassadenplatten (BT 19, zur Unterweisung müssen Gefährdungsbe-
■ für den Ausbau von asbesthaltigem urteilung und Betriebsanweisung vorliegen.
und BGI 664) erfolgt erst, wenn
Fugenkitt (BT 20),
alle Voraussetzungen und Prüf- ■ für das Reinigen und Beschichten von Eine ständige Beaufsichtigung der Arbeiten
AZ-Lüftungskanälen (BT 22), vor Ort ist nicht erforderlich. Der Sachkun-
nachweise erfüllt sind, die vom ■ für die Hochdruckreinigung von Abwasser- dige kann auch für räumlich voneinander
Arbeitskreis festgelegt worden kanälen aus Asbestzement (BT29). getrennte Arbeitsbereiche zuständig sein
und diese beaufsichtigen. Dies bedeutet
sind (veröffentlicht in der BGI 664). Geprüfte Verfahren gelten jeweils nur für nicht, dass keine qualifizierte Aufsicht vor
den beschriebenen Anwendungsfall und Ort sein muss. Eine in das Verfahren einge-
bei konsequenter Einhaltung der Arbeits- wiesene Aufsicht muss immer vorhanden
vorschrift. sein.

31
7 WEITERE HINWEISE

7.1 Wiederverwendung ausgebauter 7.2 Reinigen von Dach- oder


Asbestprodukte Fassadenplatten

Nach § 1 der Chemikalienverbotsverordnung in Verbin- Bei der Reinigung von Dach- oder Fassa-
dung mit Abschnitt 2 der Verordnung sowie nach § 18 denplatten können in kurzer Zeit mehr
GefStoffV in Verbindung mit Anhang IV Nr. 1 dürfen aus- Asbestfasern freigesetzt werden, als dies
gebaute Asbestprodukte nicht wieder verwendet wer- bei jahrelanger natürlicher Abwitterung
den. Das Verwendungsverbot gilt für alle Asbestprodukte geschieht. Um dies zu verhindern, dürfen
und umfasst somit auch ausgebaute Dach- oder Fassa- unbeschichtete Asbestzementdächer gar
denplatten aus Asbestzement. Es gilt uneingeschränkt nicht und alle sonstigen Asbestprodukte
auch für den privaten Bereich. Ausgebaute Asbestmateri- nicht mit oberflächenabtragenden Gerä-
alien müssen einer geordneten Abfallentsorgung zuge- ten gereinigt werden. Darunter fallen z. B.
führt werden. Davon abweichend ist lediglich für In- das Abschleifen, Hoch- und Niederdruck-
standhaltungsarbeiten vorgesehen, dass im Rahmen von reinigen oder das Abbürsten von Asbest-
Instandhaltungen ausgebaute, unbeschädigte einzelne produkten. Von diesem Verbot sind ledig-
Asbestzementprodukte wieder angebracht werden dür- lich emissionsarme Verfahren ausgenom-
fen, soweit dies ohne Beschädigung oder Bearbeitung men, die behördlich oder berufsgenossen-
möglich ist (TRGS 519 Nr. 16.2 (3)). Dies kann z. B. bei der schaftlich anerkannt sind. Dazu ist zur
Wartung/Inspektion darunter liegender Einrichtungen Zeit nur ein einziges Verfahren bekannt
oder bei Gerüstverankerungen zutreffen. (BGI 664, Verfahren BT 19).
Häufig wird die Frage gestellt, was sich unter der Formu-
lierung „einzelne“ verbirgt. Geht es dabei um 5 % oder Da unbeschichtete Asbestzementdächer
10 % oder weniger? Zur Beantwortung sollte der gesunde nicht gereinigt werden dürfen, ist es nur
Menschenverstand dienen und nicht durch überzogene konsequent, dass auch die Beschichtung
Maßstäbe eine formelle Festlegung erzwungen werden, entsprechender Dächer verboten ist.
die später den Praktikern noch größere Probleme berei-
ten wird. Soweit z. B. Asbestzementfassaden im
Zuge von Beschichtungen gereinigt wer-
Unter das Verbot fallen auch Überdeckungsarbeiten an den müssen, darf nur mit drucklosem
Asbestzementdächern und das Anbringen von Photo- Wasser und weich arbeitenden Geräten,
voltaik- und Thermosolaranlagen auf Asbestzement- z. B. Schwamm, gereinigt werden. Reini-
dächern (s. S. 17). gungsmittel können zugesetzt werden.
Wenn auch bei den Überdeckungen verbal nur Über- Das Reinigungswasser muss in Rinnen
deckungsarbeiten an Asbestzementdächern ausge- aufgefangen und kann – falls keine beson-
nommen worden sind, so gilt das Verbot auch für Über- deren behördlichen Auflagen dagegen be-
deckungen an Asbestzementfassaden, da es sich hierbei stehen – wie Abwasser entsorgt und dem
nicht um Instandhaltungsarbeiten handelt und vom öffentlichen Kanalnetz zugeführt werden.
generellen Verbot nur Abbruch-, Sanierungs- und
Instandhaltungsarbeiten ausgenommen sind.

32
Kennzeichnung einer asbestfreien Faserzement-
wellplatte mit Herstellungsdatum und Zulassungs-
nummer: Woche (19), Jahr (93), Werk (26),
asbestfrei (AF), Zulassung (Z31.1-47)

7.3 Erkennen von asbestfreien Produkten

Anstelle von Asbestzementprodukten werden schon seit vielen Jahren


asbestfreie „Faserzementprodukte“ hergestellt. Asbestzementprodukte
von asbestfreien „Faserzementprodukten“ zu unterscheiden ist nicht
einfach, da es kaum offensichtliche oder leicht erkennbare Merkmale
gibt.
Bei asbestfreien Formstücken kann zum Beispiel die Kennzeichnungen
„NT“ (neue Technologie) oder „AF“ (asbestfrei) angetroffen werden. Bei
asbestfreien Faserzementwellplatten kann der Prägestempel mit der all-
gemeinen bauaufsichtlichen Zulassung als Hilfe dienen. Großformatige
(> 0,4 m2) Faserzementfassadentafeln besitzen ebenfalls eine Zulas-
sungsnummer, die in Form eines Rollenstempels mit Produktions-
und/oder Beschichtungsdatum auf der Rückseite vorhanden sein kann.
Asbestfreie Rohre tragen die Norm-Kennzeichnung „DIN EN 588“. Lüftungsrohr mit Prägestempel „AF“
Da eine Kennzeichnungspflicht für asbesthaltige Zubereitungen auf-
grund der früheren Arbeitsstoffverordnung in Verbindung mit der TRgA
201 („Kennzeichnung von asbesthaltigen Zubereitungen“, März 1983)
nur für diejenigen Asbestzementprodukte erforderlich war, die nach-
bearbeitet werden mussten, war die verbindliche Kennzeichnung von
Asbestzementerzeugnissen nicht immer eindeutig.
In Zweifelsfällen wird deshalb dringend geraten, eine Materialprobe
analysieren zu lassen Auch eine Einordnung aufgrund der Farbe ist
schwierig. Unverwitterte Asbestzementprodukte sind hellgrau und zei-
gen teilweise marmorierte Oberflächen, während asbestfreie Produkte
im Allgemeinen zementgrau bis gelblichgrau sind. Sind das Lieferdatum
und der Hersteller bekannt, können ggf. noch beim Hersteller nähere
Auskünfte eingeholt werden.

33
8 RICHTLINIE FÜR DIE BEWERTUNG UND
SANIERUNG SCHWACH GEBUNDENER
ASBESTPRODUKTE IN GEBÄUDEN

Nach den Bauord- Im Falle von Asbest wurde zur Gefährdungs- Alle drei Verfahren gelten bei sorgfältiger
beurteilung und Gefahrenabwehr die Ausführung nach den „Asbestrichtlinien“
nungen der Länder „Richtlinie für die Bewertung und Sanie- als „dauerhafte Maßnahme“.
dürfen von baulichen rung schwach gebundener Asbestprodukte
in Gebäuden“ (Asbest-Richtlinie) erarbeitet. Typische schwach gebundene Asbestpro-
Anlagen keine Gefah- Die Asbest-Richtlinie gilt als Technische dukte sind neben Spritzasbest insbeson-
ren ausgehen, die Baubestimmung und ist für die Bewer- dere Brandschutzplatten. Auch CV-Beläge
tung und Sanierung schwach gebundener oder die in der ehemaligen DDR herge-
Leben oder Gesund- Asbestprodukte verbindlich. Sie gilt nicht stellten Plattenarten Baufatherm, Sokalit
für Asbestzementprodukte, z. B. Wellplat- und Neptunit zählen zu schwach gebun-
heit der Gebäude-
ten, ebene Platten, Rohre oder dergleichen. denen Asbestprodukten. Sie müssen nach
nutzer gefährden. der Asbest-Richtlinie bewertet und gege-
Die Dringlichkeit einer Sanierung wird benenfalls saniert werden.
Besteht eine konkrete nach der Asbest-Richtlinie mit Hilfe eines Bei der Sanierung von schwach gebunde-
Gefahr, sind die Formblattes (siehe Anhang S. 65) festge- nen Asbestprodukten sollte als Sanie-
stellt. Das Gefährdungsrisiko wird dabei rungsmethode vornehmlich das „Entfer-
Bauaufsichtsbehörden u.a. an Kriterien wie Asbestart, Oberflä- nen“ gewählt werden, da alle anderen
verpflichtet Maß- chenstruktur, Lage des Produkts und Methoden (Beschichten, räumliche Tren-
Raumnutzung bewertet. Den Kriterien nung) erfahrungsgemäß nur zu einer Ver-
nahmen zur Gefahren- sind Bewertungspunkte zugeordnet, aus schleppung des Problems führen.
deren Summe sich die Dringlichkeit der
abwehr zu fordern.
Sanierung wie folgt ergibt: Asbestzementprodukte oder sonstige
■ größer 80 Punkte, Dringlichkeitsstufe I, festgebundene Asbestprodukte mit einer
Sanierung unverzüglich erforderlich, Rohdichte von mehr als 1400 kg/m3 haben
■ bis 79 Punkte, Dringlichkeitsstufe II, in der Regel einen Asbestgehalt von weni-
Neubewertung mittelfristig (< 2 Jahre) ger als 20 %. Aufgrund des hohen Binde-
erforderlich, mittelgehalts sind die Fasern fest einge-
■ kleiner 70 Punkte, Dringlichkeitsstufe III, bunden. Nach heutiger Erkenntnis gehen
Neubewertung langfristig (< 5 Jahre) er- von diesen Produkten im eingebauten
forderlich. Ruhezustand keine konkreten Gesund-
Ergibt sich die Dringlichkeitsstufe I muss heitsgefahren im Sinne der Bauordnun-
unverzüglich saniert werden, weil in die- gen der Bundesländer aus. Die Produkte
sem Fall von einer konkreten Gefahr im müssen deshalb weder bewertet noch
Sinne der Bauordnungen ausgegangen saniert werden.
werden muss. Bei den Dringlichkeitsstu-
fen II oder III besteht bauaufsichtlich erst Wenn auch im eingebauten Zustand von
dann Handlungsbedarf, wenn sich auf- fest (stark) gebundenen Asbestprodukten
grund nachfolgender Neubewertungen keine Gefährdung ausgeht, können doch
die Dringlichkeitsstufe I herausstellt. bei unsachgemäßer Behandlung oder Be-
arbeitung erhebliche Fasermengen freige-
Muss saniert werden, unterscheidet die setzt werden, so z. B. beim Brechen, Zerschla-
Richtlinie drei Verfahren: gen, Schleifen, Fräsen oder bei Abrieb. Eine
■ Entfernen, Bearbeitung von Asbesterzeugnissen mit
■ Beschichten, oberflächenabtragenden Arbeitsgeräten
■ räumliche Trennung. ist deshalb nicht zulässig (s. S. 13)

34
9 ASBESTFASERMESSUNGEN

Bei den Asbestmessungen ist zu unterscheiden zwischen Arbeitsplatzmessungen


nach BGI 505-46 und Messungen nach VDI 3492 Blatt 2 zur Erfolgskontrolle von
Sanierungen oder von vorläufigen Maßnahmen.

9.1 Arbeitsplatzmessungen 9.2 Erfolgskontrollmessungen


nach VDI 3492 Blatt 2
Mit der Durchführung von Messungen dürfen nur Mess-
stellen beauftragt werden, die über die notwendige Sach- Ist bei ASI-Arbeiten mit Asbestprodukten vor einer erneu-
kunde und über die notwendigen Einrichtungen verfügen. ten Nutzung des Raumes der Sanierungserfolg durch
Der Arbeitgeber kann davon ausgehen, dass die Mess- Messungen nachzuweisen, gilt eine Sanierung dann als
ergebnisse korrekt und zutreffend sind, wenn er eine erfolgreich, wenn die beiden folgenden Bedingungen er-
akkreditierte Messstelle mit den Messungen beauftragt. füllt sind.

Die Akkreditierung von außerbetrieblichen Messstellen 1. Die Asbestfaserkonzentration mit Faserlängen L > 5 μm,
kann für fünf Stoffgruppen oder Teilbereiche vorliegen: Faserdurchmessern D < 3 μm und einem Verhältnis
Gruppe 1: Aerosole (Stäube, Rauche, Nebel), von Faserlänge zu Faserdurchmesser L : D > 3 : 1 wird
Gruppe 2: Faserstäube, aus der auf dem Filter beobachteten Faseranzahl be-
Gruppe 3: Anorganische Gase und Dämpfe, rechnet. Jeder Messwert muss weniger als 500 F/m3
Gruppe 4: Organische Gase und Dämpfe, betragen.
Gruppe 5: Ausgewählte Parameter/Gebiete
(Stoffe deren Bestimmung einen hohen Auf- 2. Die Obergrenze des aus der Anzahl der Asbestfasern
wand erfordert.). mit einer Faserlänge L > 5 μm, einen Faserdurchmesser
Für Asbestmessungen ist die Akkreditierung für die D < 3 μm und einem Verhältnis von Faserlänge zu Faser-
Gruppe 2 erforderlich. durchmesser L : D > 3 : 1 nach der Poisson-Verteilung
berechneten 95%-Vertrauensbereichs der Asbesfaser-
Die Akkreditierung von Messstellen wurde bis Ende 2005 konzentration muss unterhalb von 1000 F/m3 liegen.
von der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik
(ZLS) vorgenommen. Das letzte Verzeichnis wurde im Messungen dürfen nur von Instituten durchgeführt
März 2006 veröffentlicht. Da die ZLS die Akkreditierung werden, die die ordnungsgemäße Durchführung der
eingestellt hat, müssen sich Stellen, die weiterhin an einer Messung nach der VDI-Richtlinie 3492 Blatt 2 gewähr-
Akkreditierung interessiert sind, an andere Akkreditierungs- leisten. Die Messungen dienen dem Schutz von Personen
stellen wenden, wie z. B. bei der normalen Gebäudenutzung und unterscheiden
■ die Deutsche Akkreditierungsstelle Chemie GmbH oder sich von Arbeitsplatzmessungen u. a. durch eine Nut-
■ das Deutsche Akkreditierungssystem Prüfwesen GmbH. zungssimulation, der Messzeit und dem Luftvolumen.
Messstellen, die eine Akkreditierung dieser Stellen besit-
zen, verfügen ebenfalls über die Kompetenz, Arbeitsplatz- Bei der Sanierung von schwach gebundenen Asbest-
messungen durchzuführen. produkten erfolgt in der Regel eine Raummessung vor
Aufhebung der Schutzmaßnahmen. Nach Abbau der Ab-
Weitere Informationen zu akkreditierten Messstellen siehe schottung und erneuter Raumreinigung ist anschließend
www.bua-verband.de/gefahrstoffmessstellen.html die Erfolgskontrollmessung durchzuführen, ehe der Raum
wieder freigegeben wird.

35
10 ABFALLBEHANDLUNG

Bei der Abfallbehandlung ist zu 10.1 Abfallaufnahme an der Abfälle dürfen beim Be- und Entladen
Baustelle weder geworfen noch geschüttet werden.
unterscheiden zwischen
Bei Verwendung von Absetzmulden muss
■ der Abfallaufnahme an der Bereits an der Baustelle müssen die Ab- das Entladen mit Hebezeugen erfolgen.
fälle so behandelt werden, dass bei der Bei der Transportbereitstellung der Abfälle
Baustelle Transportaufnahme, während des Trans- sind die Anlieferbedingungen des Depo-
■ dem Transport und ports und bei der anschließenden Ent- niebetreibers zu beachten, um ggf. Um-
sorgung, z. B. auf Deponien, keine Asbest- verpackungen zu vermeiden.
■ der Abfallbeseitigung fasern freigesetzt werden. In diesem Zu-
sammenhang wird verlangt, dass asbest- Das Zerkleinern oder Schreddern von As-
(Deponierung)
haltige Abfälle so zu sammeln sind, dass bestabfällen zur Deponierung ist nicht zu-
ein Umfüllen vermieden wird. Müssen die lässig (ausgenommen Rohre, soweit die
Abfälle zwischengelagert werden, sind sie Zerkleinerung so erfolgt, dass keine Fasern
feucht zu halten oder mit geeigneten Ma- freigesetzt werden).
terialien abzudecken oder in geeigneten
Behältern aufzubewahren und gegen den Spritzasbest oder Stäube aus Filteranlagen
Zugriff Unbefugter zu sichern. müssen vor der Deponierung mit einem
Bindemittel verfestigt und anschließend
Geeignete Sammelbehälter für stückige, staubdicht verpackt werden. Die Verfesti-
gewebte oder plattenförmige Abfälle sind gung muss vornehmlich an der Baustelle
z. B. in einem geschlossenen System erfolgen
■ gut verschließbare Kunststoffgewebe- (TRGS 519, Nr. 14.1.8). Davon abweichend
säkke (Big-Bags, Platten-Big-Bags) zur können Kleinmengen auch in einem Fass
Aufnahme von Platten oder groben Ab- verfestigt werden (Fass in Fass-Methode).
fällen,
■ reißfeste PE-Kunstofffolie, überlappt, ver-

klebt zum Verpacken von Plattenstapeln 10.2 Transport


(Dicke 0,4 mm oder 2 x 0,2 mm),
■ reißfeste PE-Kunststoffsäcke zur Aufnah- Abfälle dürfen gewerbsmäßig nur mit Ge-
me von kleinen Bruchstücken, Befesti- nehmigung der zuständigen Abfallbehör-
gungsmittel, Schutzbekleidung, Atem- de eingesammelt oder befördert werden.
schutzfilter, kontaminiertem Material u.ä. D. h., für den Transport ist eine Transport-
Die Abfallbehälter sind genehmigung erforderlich. Davon ausge-

a
zu kennzeichnen: nommen ist der Transport von Asbestab-
fällen im Rahmen wirtschaftlicher Unter-
nehmungen. Voraussetzung ist, dass der
Abfall vom Unternehmen erzeugt wird
(z. B. Dachdeckerbetrieb transportiert aus-
gebaute AZ-Dachplatten zur Deponie). In
ACHTUNG
ENTHÄLT diesem Fall muss der Betrieb (Dachdecker-
ASBEST
betrieb, Baufirma) jedoch eine Beförderer-
Gesundheits-
gefährdung bei nummer für den genehmigungsfreien
Einatmen von
Asbestfeinstaub Transport beantragen. Die Transportge-
Sicherheits- nehmigung – soweit erforderlich – sowie
vorschriften
beachten

36
Mit Plane abgedeckter Baustellencontainer Platten Big-Bags für ebene und gewellte Platten

die Beförderernummer sind bei der für den jeweiligen Bei nicht verfestigtem Spritzasbest oder Asbeststäuben
Firmensitz zuständigen Abfallrechtsbehörde (z. B. Kreis- handelt es sich nach der GGVSEB um ein Gefahrgut der
verwaltungsbehörde) zu beantragen. Zertifizierte Entsor- Klasse 9. Für den Transport werden besondere Anforde-
gungsfachbetriebe benötigen ebenfalls keine Transport- rungen an die Verpackung, den Fahrzeugführer sowie an
genehmigung. die Kennzeichnung und Ausstattung gestellt. Davon ab-
weichend gibt es unter bestimmten Voraussetzungen Er-
Bei der Beförderung von Asbestabfällen durch gewerb- leichterungen für Kleinmengentransporte. Dabei müs-
liche Transportunternehmen sind dieTransportfahrzeuge sen bauartgeprüfte und besonders gekennzeichnete
nach dem Abfallrecht durch Warntafeln mit dem schwar- Verpackungen vorliegen. Einzelheiten sind bei
zen „A“ zu kennzeichnen. der für den Vollzug der GGVSEB zuständigen
Behörde zu erfragen (Polizei, Arbeits-
Der Transport von Asbestzementabfällen oder sonstigen schutzbehörde).
Asbestprodukten, die in ein natürliches Bindemittel (z. B.
Zement, Kunststoff oder dergl.) eingebunden sind, unter- Seit 2003 muss für den Transport
liegt nicht der GGVSEB (Gefahrgutverordnung Straße, von Asbestabfällen ein 2 kg-Feuer-
Eisenbahn und Binnenschifffahrt), wenn die Produkte so löscher mitgeführt werden.
verpackt sind, dass es während der Beförderung nicht zum
Freisetzen gefährlicher Mengen lungengängiger Fasern Der Transport von Geräten, in denen Asbest-
kommen kann. Dies ist gewährleistet, wenn die Produkte staub enthalten ist (z. B. Staubsauger, Lüftungsgerä-
gemäß TRGS 519 vorbehandelt, verpackt und gekenn- te o. dergl.) fällt ebenfalls nicht unter die GGVSEB,
Gefahrzettel Nr. 9
zeichnet sind. wenn die Geräte so abgedichtet sind, dass keine Fasern
austreten können und die Geräte gegen Umfallen gesi-
Der Transport von Spritzasbest und Asbeststäuben fällt chert sind (Ladungssicherung).
hingegen i. d. R. unter die gefahrgutrechtlichen Bestim-
mungen der GGVSEB, falls die Abfälle nicht mit Zement
oder einem anderen gleichwertigen Bindemittel verfestigt
worden sind.

37
10 ABFALLBEHANDLUNG

Seit 1.1.2002 sind asbesthaltige Abfälle


als gefährliche Abfälle eingestuft und
unterliegen dem abfallrechtlichen Nach-
weisverfahren. Folgende Abfallgruppen
in Verbindung mit Asbest sind in der
Abfallverzeichnisverordnung (AVV) auf-
geführt:

17 06 05*
Asbesthaltige Baustoffe
Fest gebundene oder behandelte asbest-
haltige Abfälle, z. B. Asbestzementplatten,
Asbestzementrohre, Fußbodenbeläge
(Flexplatten), asbesthaltiger Straßenauf-
bruch (> 0,1 Gew % Asbest).

17 06 01*
Dämmmaterial, das Asbest enthält
Schwach gebundener Asbest, z. B. Spritz-
asbest, leichte asbesthaltige Platten (z. B.
Promabest), Asbestpappen, Brandschutz-
türen, asbesthaltige Dichtungen, Asbest-
schnüre.

16 02 12*
In Big-Bags
verpackter Gebrauchte Geräte, die freies Asbest
Asbestabfall 10.3 Abfallbeseitigung enthalten
Elektrospeichergeräte, elektrische Schalt-
Asbest und asbesthaltige Abfälle müssen beseitigt, sprich deponiert einrichtungen.
werden. Zwar hat man in der Vergangenheit wiederholt versucht, bei
asbesthaltigen Abfällen die gefährlichen Fasern durch chemische, ther- Grundlage für die Nachweisführung bei
mische und/oder mechanische Verfahren zu zerstören und die so be- der Entsorgung von gefährlichen Abfällen
handelten Abfälle wieder der Verwertung zuzuführen, doch waren die ist das Kreislaufwirtschafts- und Abfallge-
verschiedenen Verfahren weder in wirtschaftlicher Hinsicht noch vom setz sowie die Nachweisverordnung. Es ist
Behandlungsergebnis her zufrieden stellend, weshalb sie für die Praxis ein zweiteiliges Nachweisverfahren vorge-
weitgehend bedeutungslos sind. sehen, das sich aus der Vorabkontrolle und
der Verbleibskontrolle zusammensetzt.
Die Ablagerung (Deponierung) asbesthaltiger Abfälle darf nur in abfall- Zur Nachweisführung verpflichtet sind
rechtlich dafür zugelassenen Deponien erfolgen. Die Ablagerung asbest- Abfallerzeuger, Abfallbeförderer und Ab-
haltiger Abfälle außerhalb zugelassener Deponien (z. B. für Auffüllungen) fallentsorger. Die Entsorgungsnachweise
ist nicht zulässig. Auch die Ablagerung auf Erdaushub- oder Bauschutt- und Begleitscheine müssen seit 1.4.2010
deponien (Deponieklasse 0) ist unzulässig. Auch Bauschuttrecyclingan- elektronisch geführt werden.
lagen darf Asbest nicht zugeführt werden. Ebenfalls nicht erlaubt ist
auch die eigene Wiederverwendung ausgebauter Asbestprodukte oder
die Weitergabe an Dritte zur Wiederverwendung.

38
Vorabkontrolle: Entsorgungsnachweis Behörde weiter, die innerhalb von 30 Tagen Verbleibskontrolle:
die Zulässigkeit der Entsorgung bestätigt. Begleitscheinverfahren
Für gefährlichen Abfall muss bereits vor Trifft die Behörde innerhalb dieser Frist
der Entsorgung ein Entsorgungsnachweis keine Entscheidung, gilt die Bestätigung Der Nachweis der ordnungsgemäß durch-
geführt werden. Er dient dem Nachweis als erteilt. geführten Entsorgung gefährlicher Abfäl-
über die Zulässigkeit des vorgesehenen len wird durch das Begleitscheinverfahren
Entsorgungsweges. Der Entsorgungs- Die Wartefrist und die Pflicht zur Einho- geführt (Verbleibskontrolle).
nachweis besteht aus dem Deckblatt, der lung einer Bestätigung entfallen für zerti-
verantwortlichen Erklärung des Abfaller- fizierte Entsorgungsfachbetriebe (privile- Die Begleitscheine umfassen:
zeugers und der Annahmeerklärung des giertes Verfahren).Wird ein Entsorgungs- ■ die Ausfertigungen 1 (weiß) und 5 (alt-

Abfallentsorgers: fachbetrieb mit der Entsorgung gefähr- gold) als Belege für das Register des Ab-
licher Abfällen beauftragt, sollte sich der fallerzeugers,
1. Deckblatt Entsorgungsnachweise Abfallerzeuger über das Vorliegen der ■ die Ausfertigungen 2 (rosa) und 3 (blau)

(DEN; auszufüllen vom Abfallerzeuger) Zertifizierung vergewissern. zur Vorlage an die zuständige Behörde,
■ die Ausfertigung 4 (gelb) als Beleg für

■ Angaben zum Nachweisverfahren, Von der elektronischen Abwicklung des das Register des Abfallbeförderers,
■ Angaben zum Abfallerzeuger. Nachweisverfahrens ausgenommen sind ■ die Ausfertigung 6 (grün) als Beleg für

Übernahmescheine im Rahmen der Sam- das Register des Abfallentsorgers.


2. Verantwortliche Erklärung melentsorgung und der Entsorgung von
(VE; auszufüllen vom Abfallerzeuger) Kleinmengen. Register

■ Abfallherkunft, Abfallerzeuger mit weniger als 20 Tonnen Auch das Register (früher Nachweisbuch)
■ Abfallbeschreibung, gefährlicher Abfälle pro Jahr können die muss für gefährliche Abfälle elektronisch
■ Abfallmenge und Abfallhäufigkeit. Abfälle mit einem Sammelentsorgungs- geführt werden. Das Register umfasst alle
nachweis entsorgen. Der Sammelentsor- „registerpflichtigen“ Entsorgungsvorgänge,
3. Annahmeerklärung des Abfallentsorgers gungsnachweis wird vom Abfallbeförde- dies sind die Nachweise zur Vorabkontrolle
(AE, auszufüllen vom Deponiebetreiber rer geführt. Als Beleg für die Übergabe des (Entsorgungsnachweis), Nachweise der
z.B. Stadt, Landkreis, Zweckverband) Abfalls erhält der Abfallerzeuger einen Verbleibskontrolle (Begleitscheine) und
Übernahmeschein. die Übernahmescheine. Die Nachweise
■ Angabe der Entsorgungsanlage, bzw. belege sind ab Datum ihrer Einstel-
■ Unterschrift des Abfallentsorgers. Für private Haushalte und für Abfaller- lung in das Register drei Jahre aufzube-
zeuger, bei denen pro Jahr weniger als wahren.
Man unterscheidet zwischen dem Nach- insgesamt 2 Tonnen gefährlicher Abfälle
weis im Grundverfahren und dem Nach- (Summe aller beim Erzeuger anfallenden Die Entsorgung gefährlicher Abfällen mit
weis im privilegierten Verfahren. Im gefährlichen Abfälle!) anfallen, sind von Entsorgungsnachweis, Begleitscheinver-
Grundverfahren erfolgt im nächsten der elektronischen Nachweisführung aus- fahren und dem Führen eines Registers ist
Schritt: genommen. Sie sind jedoch verpflichtet, nicht einfach geregelt. Am 1. April 2010
den Abfall einer ordnungsgemäßen Ent- hat das elektronische Nachweisverfahren
4. Bestätigung der Behörde (BB) sorgung zuzuführen, d. h. die asbesthalti- zur Überwachung gefährlicher Abfälle die
gen Abfälle sind (verpackt, gekennzeich- bisherigen Verfahren, die auf Papierfor-
Der Entsorgungsnachweis ist vom Abfall- net etc.) bei einer dafür zugelassenen mularen beruhten, abgelöst. Bei erstmali-
erzeuger an den Entsorger weiterzuleiten. Deponie oder kommunalen Sammelstelle ger Entsorgung gefährlicher Abfälle, zu
Im Grundverfahren leitet dieser die Ver- abzugeben. Als Beleg für die Übergabe denen auch Asbest gehört, wird deshalb
antwortliche Erklärung gemeinsam mit des Abfalls wird auch hier ein Übernahme- geraten, sich bei den örtlichen Abfallbe-
der Annahmeerklärung an die zuständige schein ausgestellt. hörden zu informieren.

39
11 SANIERUNG EINES GEBÄUDES
MIT SCHWACH GEBUNDENEN
ASBESTPRODUKTEN (BEISPIEL)

In einem Gebäudetrakt eines mehrflügeligen und mehrgeschossigen Verwaltungs-


gebäudes waren aus Brandschutzgründen die Stahlträger mit Spritzasbest isoliert
und die Stahlstützen mit Promasbestplatten verkleidet worden.
Nach der bautechnischen Untersuchung und Beurteilung des schwach gebundenen
Asbestmaterials entschloss sich der Bauherr unverzüglich zu einer umfangreichen
Sanierung.

Träger mit Spritzasbest,


Stützenverkleidung mit
Promasbestplatten Die Geschosse hatten eine Größe von ca.
650 m2. Nachdem der Gebäudetrakt wie-
der schnellstmöglich genutzt werden
musste, wurde vom Auftraggeber noch
vor der Vergabe der Sanierungsarbeiten
ein Ablauf- und Terminplan erstellt. Dabei
war vorgesehen, dass nach der Räumung
des gesamten Gebäudetraktes sofort und
weitgehend in allen Geschossen gleich-
zeitig mit der Sanierung begonnen wird.

Der mit der Abwicklung der Baumaßnah-


me beauftragte Hauptunternehmer sah
Verpackte sich aufgrund der kurzen Terminvorgabe
Zwischendeckenplatten
veranlasst, Teilaufträge an leistungsfähige
und qualifizierte Subunternehmer zu ver-
geben. Um Störungen im Bauablauf durch
die Untervergabe von Aufträgen zu ver-
meiden, wurde ein Koordinator mit Asbest-
sachkunde bestellt. Ihm oblagen neben
der Terminüberwachung und Abstim-
mung der Arbeiten auch die sicherheits-
technische Überwachung der Arbeitsaus-
führung. Im Folgenden soll die Sanierung
eines Geschosses durch einen Subunter-
nehmer kurz dargestellt werden.

40
Abnehmen der Zwischendeckenplatten
im Randbereich

11.1 Bauvorbereitung

Nach der Auftragsvergabe erfolgte unver-


züglich die Mitteilung der Sanierungsar-
beiten an die zuständige Behörde (Gewer-
beaufsichtsamt) und an die zuständige
Berufsgenossenschaft. Mit der Mitteilung
wurden die Gefährdungsbeurteilung so-
wie ein Arbeitsplan und eine Betriebsan-
weisung vorgelegt. Der Mitteilung wurde
außerdem eine Kopie der Zulassung bei-
gefügt.

Im Arbeitsplan war u.a. festgelegt, dass


eine Geschossebene in zwei Abschottungs-
bereiche aufgeteilt und der Spritzasbest
mit einem HVS-Gerät (Hochleistungs-
vakuumsauggerät) direkt abgesaugt wird.
Die Herausgabe der Promasbestplatten Ausgehängte Arbeits-
aus dem Schwarzbereich war über eine und Betriebsanweisung
mit Störfallplan
Materialschleuse vorgesehen.

Neben Betriebsanweisung und Arbeits- Für jeden Arbeitnehmer musste außerdem nachgewiesen werden, dass
plan musste dem Koordinator auf Wei- die erforderlichen Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt worden sind
sung des Bauherrn zusätzlich ein Störfall- und eine objektbezogene Unterweisung der Beschäftigten stattgefun-
plan vorgelegt werden. Dieser sah insbe- den hat. Rechtzeitig und noch vor Sanierungsbeginn war auch die Ent-
sondere provisorische Sofortmaßnahmen sorgung der Asbestabfälle zu klären. Die Promabestplatten konnten in
bei Störfällen und die Alarmierung von Folien verpackt auf einer Deponie eingelagert werden, während man
Personen und Rettungsdiensten vor. sich bei den Spritzasbestabfällen entschloss, den Abfall nicht wie üblich
zu verfestigen, sondern in luftdicht verschlossenen 200-I-Fässern einer
thermischen Behandlung und Verwertung zuzuführen (der Betrieb hat
inzwischen die thermische Behandlung von Asbestabfällen aus Kosten-
gründen wieder eingestellt).

41
11 SANIERUNG EINES GEBÄUDES
MIT SCHWACH GEBUNDENEN
ASBESTPRODUKTEN (BEISPIEL)

11.2. Einrichten
des Sanierungsbereiches

Bei den Sanierungsarbeiten wurden in


einem ersten Schritt und nachdem in den
Räumen das bewegliche Mobiliar entfernt
worden war, die Zwischenwände (Trocken-
bauständerwände) ausgebaut und die
Teppichböden, Heizkörper sowie Decken-
leuchten unter Weißbereichbedingungen
entfernt. Anschließend wurden die Ab-
schottungen aus Folienständerwänden
erstellt, die Fenster- und sämtliche Öff-
nungen einschließlich der stillgelegten
Lüftungseinrichtungen luftdicht verklebt.
Weitere Arbeitsschritte waren:

■ Andocken der Personenschleuse (3-Kam-


mer-Schleuse mit Vorraum) einschließ-
lich Installation der Leitungen für Frisch-
und Abwasser unter Zwischenschaltung
eines Wassermanagement-Systems zur
Zugang Mehrkammer-
personenschleuse Aufheizung des Dusch-/Waschwassers
sowie zur Filterung des Abwassers,
■ Aufstellen der 2-Kammer-Material-

schleuse,
Mehrkammerpersonenschleuse.
■ Aufstellen der Luftaustauschgeräte ein-
Die Kammern wurden versetzt angeordnet.
schließlich der Saugleitungen zur Unter-
druckhaltung. Um einen unkontrollierten
Luftaustausch zwischen dem Arbeits-
bereich (Schwarzbereich) und der Perso-
nen- und Materialschleuse zu verhindern,
wurden die Bereiche jeweils getrennt an
ein separates Luftaustauschgerät ange-
schlossen. Die Dokumentation des
Unterdrucks erfolgte mit einem mehr-
kanaligen Unterdruckschreiber.
■ Aufstellen des HVS-Gerätes (MaxVac)

auf der Geschossebene im Weißbereich,


Verlegen des Saugschlauchs in den
Schwarzbereich und des Abluftschlau-
ches ins Freie.

Wassermanagement

42
11.3 Sanierungsdurchführung

Bei den Sanierungsarbeiten wurden Ein-


wegschutzanzüge mit Kapuze, gebläseun-
terstützte Atemschutzgeräte mit Partikel-
filter der Schutzstufe P 3 und Gummistie-
fel getragen.

Vor Beginn der eigentlichen Entsorgungs-


arbeiten war es notwendig, zuerst die
Zwischendecke abzunehmen. Da die
Deckenplatten an der Oberseite kontami-
niert waren, mussten sie als kontaminier-
tes Material behandelt, verpackt und über
die Materialschleuse herausgegeben wer-
den. Der Spritzasbest an den Unterzügen
wurde angefeuchtet, direkt abgesaugt
und jeweils in 200-l-Fässern (Vorabschei-
der) gesammelt.

Der Vorabscheider stand im Schwarzbe-


reich, die Herausgabe der Fässer erfolgte
Materialschleuse, Kammer 1
(Weißbereich), offen über die Materialschleuse. Die Promas-
bestplatten konnten weitgehend bruch-
frei abgenommen werden. Aus Transport-
gründen wurden sie genässt, anschlie-
Materialschleuse, zwangsverriegelt, Kammer 1
ßend mit der Handsäge mittig geteilt,
mit Faserbindemittel besprüht, verpackt
und nach sorgfältiger Reinigung der Ver-
packung im Schwarzbereich der Material-
schleuse und der nachfolgenden Zwi-
schenlagerung im Weißbereich (30facher
Luftaustausch) ausgeschleust.

HVS-Gerät (MaxVac)

43
11 SANIERUNG EINES GEBÄUDES
MIT SCHWACH GEBUNDENEN
ASBESTPRODUKTEN (BEISPIEL)

Nach dem Entfernen des Asbestmaterials


erfolgte eine gründliche Reinigung des
abgeschotteten Bereichs, sowohl trocken
mittels H-Sauger als auch nass. An schwer
zu reinigenden und rauen Oberflächen
wurde zusätzlich ein Restfaserbindemittel
aufgesprüht.
Um sicherzugehen, dass nach Abschluss
der Arbeiten keine Asbestgefährdung
mehr vorliegt, erfolgte eine Asbestfaser-
messung nach VDI 3492 Blatt 2. Aufgrund
des positiven Ergebnisses konnten die
Schutzmaßnahmen aufgehoben und die
Abschottungen abgebaut werden.

Anschließend wurde der Raum nochmal


gründlich nachgereinigt und eine weitere
VDI-Messung zur Erfolgskontrolle durch-
geführt. Da auch dieses Ergebnis zu
keinen Beanstandungen geführt hatte,
konnte der sanierte Raum wieder an den
Hauptunternehmer übergeben und die
Luftaustauschgerät zur Unterdruckhaltung
Sanierung des nächsten Teilabschnittes
vorbereitet werden.

Ausgeschleuste Fässer mit Spritzasbest

44
12 ABBAU VON ASBEST-
ZEMENTPRODUKTEN
(BEISPIEL)

Im Folgenden werden noch einmal die 12.1 Allgemeine Anforderungen


Maßnahmen beim Entfernen von Asbest-
Ein wirtschaftlicher, störungsfreier und sicherer Ausbau
zementprodukten zusammenfassend von Asbestzementprodukten setzt – wie bei Sanierungs-
arbeiten mit schwach gebundenen Produkten – eine
dargestellt und Hinweise für die Praxis sorgfältige Planung der Arbeiten voraus. Bei allen Über-
gegeben. legungen muss es das Ziel sein, die Freisetzung von As-
bestfasern so gering wie möglich zu halten. Dazu müssen
alle technischen Möglichkeiten zur Faserminimierung
umfassend genutzt werden. Dies setzt voraus, dass in Ab-
Das Risiko einer hohen Faserfreisetzung ist bei sachge- hängigkeit vom Umfang und der Art der Arbeit die not-
rechtem Umgang mit Asbestzementprodukten ungleich wendigen technischen Arbeitsmittel vorhanden sind.
geringer als bei schwach gebundenen Asbestprodukten. Dazu gehören z. B.:
Asbestzementprodukte haben einen geringen Asbest- ■ geeignetes Handwerkzeug zum Lösen der Befestigungen,

und hohen Bindemittelanteil. Das Verhältnis beträgt etwa ■ soweit Handmaschinen eingesetzt werden, langsam

15 % zu 85 %; ihr Raumgewicht liegt über 1.400 kg/m3. In laufende Geräte mit Absaugung,
Asbestzementprodukten sind die Asbestfasern im Allge- ■ Sprühgeräte, Staubbindemittel,

meinen ausreichend fest eingebunden und werden nur ■ Industriestaubsauger der Staubklasse „H“ mit Prüfzeugnis,

bei mechanischen Einwirkungen freigesetzt. Eine Bewer- ■ Abdeckfolien, Verbotsschilder,

tung bzw. Sanierung dieser Produkte ist nicht erforder- ■ geeignete Behältnisse zur Aufnahme der ausgebauten

lich. Infolge des unterschiedlichen Gefährdungsrisikos ist AZ-Produkte, der Befestigungsmittel und Bruchstücke,
auch der Umfang der Schutzmaßnahmen geringer. der verbrauchten persönlichen Schutzausrüstungen
und zusätzlich bei Arbeiten in Innenräumen
So unterscheidet die Technische Regel (TRGS 519) sehr ■ Luftaustauschgerät,

wohl und bewusst zwischen den beiden Hauptverwen- ■ Ein-Kammer-Personenschleuse,

dungsarten. ■ Abschottungsmaterial.

Allerdings gilt auch für AI-Arbeiten mit AZ-Produkten, Neben den technischen Arbeitsmitteln muss auch aus-
dass die arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften in enger reichend qualifiziertes Personal vorhanden sein. Dies
Verbindung mit der Umwelt gesehen werden müssen, beinhaltet, dass den eingesetzten Mitarbeitern die
um nicht Dritte einer ungewollten passiven Asbestfein- Gefährdung und die Schutzmaßnahmen bekannt sind.
staubbelastung auszusetzen. Um möglichst wenige Personen zu gefährden, ist der
Personaleinsatz auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Die für Asbestzementprodukte zu beachtenden Forde-
rungen können in einer groben Gliederung in Für die Überwachung der Arbeiten vor Ort, muss eine
■ allgemeine Anforderungen, sachkundige Aufsichtsperson vorhanden sein. Ein Auf-
■ bauvorbereitende und organisatorische Maßnahmen, sichtführender gilt nur dann als sachkundig, wenn die
■ Baudurchführung, erfolgreiche Teilnahme an einem behördlich anerkannten
■ Abfallbehandlung Sachkundelehrgang nachgewiesen werden kann (Prüf-
eingeteilt werden. zeugnis).
Entsprechende Lehrgänge für Abbruch- und Instandhal-
tungsarbeiten an Asbestzementprodukten dauern 2 Tage
und enden mit einer Prüfung. Sie werden von verschiede-
nen privaten Lehrgangsträgern angeboten.

45
12 ABBAU VON ASBEST-
ZEMENTPRODUKTEN
(BEISPIEL)

12.2 Bauvorbereitende und Techn. Regel einzuhalten sind. „Unternehmensbezogene


organisatorische Maß nahmen Mitteilungen“ gelten unbefristet, solange sich das Arbeits-
verfahren, die Schutzmaßnahmen oder die sachkundige
12.2.1 Mitteilung Aufsichtsperson nicht ändern. Werden wesentliche Ände-
rungen vorgenommen, ist die Mitteilung zu wiederholen.
Der Beginn von Abbruch- und Instandhaltungsarbeiten
an Asbestzementprodukten ist rechtzeitig und mindes- Erfolgt für „Arbeiten geringen Umfangs“ eine unterneh-
tens 7 Tage vor Arbeitsaufnahme der für den Ort der mensbezogene Mitteilung, müssen bei Ausführung der
Arbeiten zuständigen Arbeitsschutzbehörde und der zu- Arbeiten zusätzlich Ort und Zeit ergänzend nachgereicht
ständigen Berufsgenossenschaft schriftlich mitzuteilen. werden (Formular Anhang S. 55). Dies ist nicht erforder-
Die Mitteilung ist auch dem Betriebs- oder Personalrat lich, bei unternehmensbezogenen Mitteilungen im Falle
vorzulegen. Mit der Mitteilung soll der Behörde/Berufsge- von Tätigkeiten mit geringer Exposition oder wenn es sich
nossenschaft die Möglichkeit gegeben werden, gegebenen- um Instandhaltungsarbeiten handelt.
falls noch Nachbesserungen bei den Arbeiten zu verlangen.
Durch die ergänzende Meldung von Ort und Zeit bei
Der Eingang der Mitteilung wird nicht bestätigt. Soweit „Tätigkeiten geringen Umfangs“ wird häufig in Frage
keine Reaktion auf die Mitteilung erfolgt, kann mit den gestellt, ob unter diesen Umständen unternehmensbe-
Arbeiten zum geplanten Zeitpunkt begonnen werden. zogene Mitteilungen überhaupt noch von Vorteil sind.
Kann die 7-Tagesfrist aus dringenden Gründen nicht ein- Die Skepsis ist verständlich, doch liegt der wesentliche
gehalten werden, kann die Behörde (Gewerbeaufsicht/ Vorteil darin, dass bei der ergänzenden Meldung die
Arbeitsschutzämter) einer Fristverkürzung zustimmen. In 7-Tagesfrist nicht eingehalten werden muss.
der TRGS wurde bewusst die Formulierung „Zustimmung“
gewählt, da im Arbeitskreis nicht gewollt war, eine not- 12.2.2 Gefährdungsbeurteilung und Arbeitsplan
wendige Fristverkürzung mit einer kostenpflichtigen
Ausnahmeregelung zu verbinden. So werden Fristverkür- Die Gefährdungsbeurteilung hat zum Ziel, das mit den
zungen in der Praxis inzwischen sehr unterschiedlich Arbeiten verbundene Gefährdungspotential aus dem
gehandhabt, zum einen formell und kostenpflichtig, wäh- Gefahrstoff und der Tätigkeit rechtzeitig zu erfassen, zu
rend sie zum anderen bei stichhaltigen Gründen zustim- bewerten und darauf aufbauend, die Schutzmaßnahmen
mend zur Kenntnis genommen werden. festzulegen. Dabei sind neben dem Normalbetrieb auch
mögliche Betriebsstörungen, Unfälle und Notfälle zu be-
Die Mitteilung ist für jede Baumaßnahme neu zu er- rücksichtigen.
stellen (Objektbezogene Mitteilung). Eine einmalige
unternehmensbezogene Mitteilung bei Tätigkeiten mit Die Gefährdungsbeurteilung darf nur von einer fachkun-
Asbestzementprodukten ist nur vorgesehen digen Person durchgeführt werden. Die notwendige Qua-
■ im Falle von Tätigkeiten mit geringer Exposition, lifikation ist nicht formell vorgeschrieben. Sie ergibt sich
■ wenn Instandhaltungsarbeiten nach aus der Art der Tätigkeit. Ist der Arbeitgeber nicht in der
Nr. 16 der TRGS an Asbestzementprodukten durch- Lage, die Risiken ausreichend zu bewerten, muss er sich
geführt werden und ggf. fremder Personen bedienen. Als fachkundige Perso-
■ bei Tätigkeiten „geringen Umfangs“ an AZ-Produkten. nen gelten im Übrigen der Betriebsarzt und die Fachkraft
für Arbeitssicherheit. Das Ergebnis der Gefährdungsbeur-
Zu beachten ist, dass die Definition für „Arbeiten gerin- teilung ist zu dokumentieren (schriftlich) und bei maß-
gen Umfangs“ bei Tätigkeiten mit AZ-Produkten nur für geblichen Änderungen zu aktualisieren. Unter „maßgeb-
das Entfernen von Asbestzementplatten im Außenbe- licher Änderung“ wird ein Zustand verstanden, bei dem
reich gilt (bei einer Fläche von weniger als 100 m2) und veränderte Arbeitsbedingungen Auswirkungen auf den
auch in diesen Fällen die Maßnahmen nach Nr. 15.2 der Grad der Gefährdung haben. Die Gefährdungsbeurteilung

46
ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Beurteilung 12.2.3 Betriebsanweisung und Unterweisung
der Arbeitsbedingungen und zur Festlegung angemesse-
ner Schutzmaßnahmen. Aufgrund der zentralen Bedeu- Ausgangspunkt für die Information der Beschäftigten ist
tung kann die Arbeitsschutzbehörde die Arbeiten unter- die Betriebsanweisung. Mit der Betriebsanweisung sollen
sagen, wenn keine Gefährdungsbeurteilung vorliegt. den Beschäftigten die Gefahren bewusst gemacht und
die Schutzmaßnahmen aufgezeigt werden. Sie „über-
Neben der Gefährdungsbeurteilung wird bei Asbestarbei- setzt“ die an die Beschäftigten gerichteten Informatio-
ten zusätzlich ein Arbeitsplan verlangt. nen, z. B. aus der Gefährdungsbeurteilung, für die Arbeit.
Zwischen dem Arbeitsplan und der Gefährdungsbeurtei- Die Betriebsanweisung ist schriftlich und in einer für die
lung bestehen zweifellos Parallelen. Mit dem Arbeitsplan Beschäftigten verständlichen Form und Sprache zugäng-
soll erreicht werden, alle über die Gefährdungsbeurteilung lich zu machen. „Zugänglich“ bedeutet, dass die Beschäf-
hinausgehenden Maßnahmen und Schutzeinrichtungen tigten jederzeit Einsicht nehmen können, d. h., sie muss
zur Abwicklung der gesamten Arbeiten rechtzeitig zu an der Arbeitsstätte ausliegen oder aushängen.
überdenken und vorzuplanen. Die Baustelleneinrichtung,
die Beschreibung des Arbeitsablaufs und des Arbeitsver- Bei Betriebsanweisungen handelt es sich um verbindliche
fahrens, technische und persönliche Schutzmaßnahmen, Anordnungen und Verhaltensregeln des Arbeitgebers
die Abfallbehandlung und Pausenregelungen sind dabei zum Schutz der Beschäftigten vor Unfall- und Gesund-
ebenso zu berücksichtigen wie Angaben zur Freigabe der heitsgefahren. Es ist wichtig, unter Beachtung der Quali-
Arbeitsstätte. Mit der Gesamtplanung sollen Improvisa- fikation der Beschäftigten, die Maßnahmen konkret und
tionen vor Ort vermieden werden. praxisgerecht zu übermitteln. So ist z. B. die Aussage
„Atemschutz tragen“ wenig hilfreich, wenn der Masken-
Die zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Be- typ nicht konkret benannt wird. Auch Betriebsanweisun-
schäftigten festgelegten Maßnahmen müssen nach der gen müssen bei maßgeblichen Änderungen aktualisiert
Umsetzung regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Eine Änderung der Gefährdungsanalyse wird in
werden. Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Verbesse- der Praxis auch zu einer Aktualisierung der Betriebs-
rung der Schutzmaßnahmen anzustreben. anweisung führen.

Zum Inhalt der Gefährdungsbeurteilung und des Arbeits- Die Betriebsanweisung ist auch Grundlage für die Unter-
planes herrschen in der Praxis zum Teil unterschiedliche weisung der Beschäftigten. Die Unterweisung gehört zu
Vorstellungen. Um den Arbeitgebern eine Hilfestellung den wirksamsten Instrumenten, um die mit dem Gefahr-
zu geben, wurden deshalb die Anlagen 1.4 und 1.5 zur stoff verbundene Gefährdungssituation zu verdeutlichen
TRGS 519 (siehe Anhang S. 57 – 60) erarbeitet. Zur Doku- und die Notwendigkeit der Maßnahmen zu erklären. Die
mentation der Gefährdungsbeurteilung und des Arbeits- Informationen, Anweisungen und Erläuterungen sollen
planes empfiehlt es sich, sich dieser Anlagen zu bedienen. auch dazu beitragen, die Akzeptanz bei der Anwendung
Die ergänzenden Angaben sind nur erforderlich bei um- der Schutzmaßnahmen zu erhöhen und zur sensiblen
fangreichen Arbeiten mit schwach gebundenen Produkten. Mitarbeit beitragen.
In allen anderen Fällen kann die Anlage zur Gefährdungs-
beurteilung herangezogen und mit dem Arbeitsplan ver- Die Unterweisung soll auch eine „arbeitsmedizinisch-
bunden werden. Voraussetzung für die richtige Anwen- toxikologische“ Beratung beinhalten. Bei dieser etwas
dung der Anlage ist, dass man sich mit dem Inhalt der hoch angesetzten Formulierung geht es vornehmlich
TRGS 519 genau vertraut macht, die Anforderungen kon- darum, auf die gesundheitsschädigende Wirkung von
sequent umsetzt und bei Abweichungen ergänzende An- Asbest einzugehen, insbesondere auch auf die verstär-
gaben festlegt. kende Wirkung des Rauchens, die Berufskrankheiten kurz
zu erläutern sowie Sinn, Zweck und Möglichkeiten der
arbeitsmedizinischen Vorsorge zu erläutern. Die Beratung

47
12 ABBAU VON ASBEST-
ZEMENTPRODUKTEN
(BEISPIEL)

kann durchaus vom Unternehmer selbst vorgenommen


werden, wenn er sich zu den Punkten vorab und z. B. an-
hand der Broschüre informiert. Gegebenenfalls kann er
sich auch vom Betriebsarzt beraten lassen.

Prinzipiell gilt für Unterweisungen, dass sie


■ erstmals vor Beginn der Arbeiten und

■ mindestens einmal jährlich

durchzuführen sind.

Bei veränderten Arbeits- oder Gefährdungsbedingungen


muss sie angepasst und ggf. wiederholt werden. Inhalt
und Zeitpunkt der Unterweisung sind schriftlich festzu-
halten und von den Unterwiesenen durch Unterschrift zu
bestätigen. Der Nachweis ist bis zur nächsten Unterwei-
sung aufzubewahren.

12.2.4 Arbeitsmedizinische Vorsorge

Da auch bei Tätigkeiten an Asbestzementprodukten mit


einer Asbestfaserbelastung gerechnet werden muss,
werden arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen
als Pflicht- oder Angebotsuntersuchungen verlangt.

Vorsorgeuntersuchungen dienen zur Früherkennung von


Gesundheitsstörungen und Berufskrankheiten und zur
Beratung der Beschäftigten über die mit der Tätigkeit
Absaugen der Arbeitskleidung
verbundenen Gesundheitsgefährdung. Aus den Ergebnis-
sen können auch Empfehlungen zur Verbesserung der
Schutzmaßnahmen resultieren. Einzelheiten zu Pflicht-
und Angebotsuntersuchungen siehe Seite 22. Um bei den Untersuchungen eine Gleichbehandlung aller
Probanden zu gewährleisten, erfolgen sie nach einheit-
In der Praxis wird bei Tätigkeiten mit Asbestzementpro- lichen Grundsätzen und zwar bei Asbestexposition nach
dukten von einer Überschreitung des 15.000-Faserwertes dem Berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 1.2 (Mine-
ausgegangen, weshalb die Vorsorgeuntersuchungen ver- ralischer Staub, Teil 2: Asbesthaltiger Staub) und bei Ver-
pflichtend sind. Liegt die Faserkonzentration nachweislich wendung von Atemschutz nach G 26 (Atemschutzgeräte).
darunter, wie z. B. bei Anwendung von Arbeitsverfahren Bei den Untersuchungen wird vom Arzt eine Unter-
geringer Exposition, hat der Arbeitgeber die Untersu- suchungsbescheinigung ausgestellt, aus der hervorgeht,
chungen den Beschäftigten anzubieten. Da bei Nichtein- ob gegen die Beschäftigung gesundheitliche Bedenken
haltung der Asbestfaserkonzentration von 15.000 F/m3 bestehen. Im Falle von Pflichtuntersuchungen ist diese
auch Atemschutz zu tragen ist und bei Verwendung von Bescheinigung dem Arbeitgeber vorzulegen, damit sich
Atemschutz ebenfalls Vorsorgeuntersuchungen vorge- dieser danach richten kann. Eine Verpflichtung zur Vor-
schrieben sind, werden die Asbest- und Atemschutzvor- lage der Untersuchungsbescheinigung besteht nicht bei
sorgeuntersuchungen in der Regel gemeinsam organi- Angebotsuntersuchungen. Es empfiehlt sich aber, den
siert und durchgeführt. Arbeitgeber zu informieren.

48
12.3 Baudurchführung

12.3.1 Persönliche Schutzausrüstung und hygienische


Anforderungen

Solange nicht nachgewiesen ist, dass bei Abbruch- oder


Instandhaltungsarbeiten die Asbestfaserkonzentration
unterhalb von 15.000 F/m3 liegt, sind neben den üblichen
persönlichen Schutzausrüstungen wie Schutzschuhen
und dergl.
■ Halbmasken mit P2-Filter oder partikelfiltrierende Halb- Besprühen der Platten
mit staubbindendem
masken FFP2 sowie
Mittel
■ Ein- oder Mehrwegschutzanzüge Zu den hygienischen Mindesteinrichtungen gehören
zu tragen. ■ Wasch-/Duschmöglichkeiten,

■ Einrichtungen zur getrennten Aufbewahrung der

Straßen- und Arbeitskleidung.


Um eine Faserverschleppung in Aufenthaltsräume zu ver-
Absaugen der oberen Gerüstlage
meiden, sind Schutzanzüge und Atemschutzmasken nach
Möglichkeit im Freien abzulegen.

12.3.2 Maßnahmen beim Abbau von Dach- oder


Fassadenplatten

Bei unbeschichteten Dach- oder Faserplatten besteht


die Gefahr, dass unmittelbar an der Oberfläche haftende
Asbestfasern infolge der Verwitterung nur mehr eine ge-
ringe Bindung aufweisen und schon bei geringer Bean-
spruchung freigesetzt werden. Um dies zu vermeiden,
sind die Platten während der Arbeit feucht zu halten oder
mit staubbindendem Mittel zu besprühen.

Das Annässen der Oberfläche mit drucklosem Sprüh-


strahl ist bei Dächern wegen der Rutschgefahr nicht un-
problematisch und im Übrigen nur bedingt wirksam. Es
ist in jedem Fall wirkungsvoller und auch wirtschaftlicher,
die Platten mit staub- oder faserbindendem Mittel zu be-
sprühen. Geeignet sind die meisten Stein- oder Putzver-
festiger. Die Sprühmittel können mit jeder Gartenspritze
aufgebracht werden, sie müssen schnell einziehen und
abtrocknen und dürfen bei Dächern nicht zur Rutschge-
fahr führen.

49
12 ABBAU VON ASBEST-
ZEMENTPRODUKTEN
(BEISPIEL)

Bei frei zugänglichen Hallen können die


Dachplatten ggf. unter Verwendung einer
Hubarbeitsbühne auch von innen abge-
nommen werden. Das Dach wird ab-
schnittsweise an der Oberfläche mit einem
Sprühstrahl genässt oder mit einem Staub-
bindemittel behandelt. Anschließend wer-
den mit einer Bolzenschere die Befesti-
gungen innen abgezwickt und die Platten
nach innen abgehoben.

Bei beschichteten Asbestzementproduk-


ten ist eine Oberflächenbehandlung mit
Wasser oder Staubbindemittel nicht er-
forderlich, wenn die Beschichtung noch
in gutem Zustand und nicht großflächig
abgewittert ist. Wird mit Wasser genässt,
kann dieses wie Regenwasser abgeleitet
werden. Dachrinnen sind nach dem Arbei- Abnehmen der Dachplatten (von innen) von einer Hubarbeitsbühne aus

ten zu spülen.

Die größte Faserfreisetzung erfolgt beim Das Herausdrehen der Schrauben ist im Allgemeinen pro-
Zertrümmern der Asbestzementprodukte. blemlos möglich. Dies gilt auch für Nägel. Sie können
Diese Arbeitsweise ist unzulässig, eben- meist mit einer einfachen und etwas nachgeschärften Ar-
Lösen der Befestigungen mit falls das Abwerfen oder die Verwendung mierzange gezogen werden. Größere Umstände bereiten
einer Amierzange von Schuttrutschen. Stattdessen sind die lediglich Nieten. Sie müssen aufgebohrt werden, wobei
Befestigungen zu lösen, die Platten Zug der Bohrstaub mit Sauggeräten abgesaugt werden muss.
um Zug abzunehmen, von Hand oder mit Zum Absaugen des Bohrstaubes dürfen nur behördlich
Hebezeugen vorsichtig zu transportieren oder berufsgenossenschaftlich zugelassene Industrie-
und in Transportbehälter (Big-Bags) zu ver- staubsauger der Staubklasse „H“ (früher K1) verwendet
packen. Die Behälter sind zu kennzeichnen. werden.

Unvermeidbare Bruchstücke, Befestigun- Natürlich schließt ein zerstörungsfreier Ausbau nicht aus,
gen, Dichtungsschnüre und sonstige dass gelegentlich Platten ungewollt zu Bruch gehen oder
Kleinteile müssen ebenfalls in staubdich- vereinzelt aus der Befestigung herausgebrochen werden
ten und gekennzeichneten Behältern ein- müssen. Dies ist kaum vermeidbar, darf aber nicht zur
gesammelt werden. planmäßigen Zerstörung oder Zertrümmerung führen.

Gewöhnlich sind Asbestzementplatten


mit Schrauben oder Nägeln und in Aus-
nahmefällen mit Nieten befestigt.

50
Bei Arbeiten an Außenwandbekleidungen ist zum Auf-
fangen etwa herabfallender Bruchstücke das Gelände an
der Gebäudewand mit einer Plane oder Folie auszulegen.
Außerdem ist es notwendig, dass Fenster oder sonstige
Bauwerksöffnungen im unmittelbaren Arbeitsbereich
geschlossen gehalten werden.

Da Platten nicht aus der Überdeckung gezogen werden


dürfen, um einen Faserabrieb zu vermeiden, sind sie bei
Dächern entgegen der Verlegerichtung vom First zur
Traufe und bei Wänden – falls überdeckt verlegt – von
oben nach unten auszubauen. Dies gilt nicht für das Aus-
wechseln einzelner Platten im Zuge von Instandhaltungs-
arbeiten. Sie dürfen – soweit unvermeidbar – vereinzelt
auch aus Überdeckungen hervorgezogen werden.

12.3.3 Behandlung der Unterkonstruktion Einsammeln von


Bruchstücken

Bei verkleideten Bauteilen ist nicht auszuschließen,


dass die Unterkonstruktion wie Latten, Sparren, Pfetten,
Schalungen geringfügig kontaminiert ist. Dies kann passiert sein, insbesondere dann, wenn
bereits beim Anbringen der Dach- oder Wandverkleidung nicht vorkonfektionierte Produkte ver-
wendet und z. B. die Platten angebohrt
worden sind. Zwar bewirkt bei hinterlüfte-
ten Bauteilen die Luftspülung eine natür-
Absaugen von Staubablagerungen
liche Schadstoffverdünnung, doch ver-
bleibt eine gewisse Unsicherheit. Zur Bin-
dung oder Beseitigung etwa vorhandener
Restfasern muss deshalb die Unterkon-
struktion je nach Untergrund
■ mit zugelassenen Industriestaubsaugern

abgesaugt oder
■ feucht abgewischt oder

■ mit staubbindendem Mittel besprüht

werden.

Der Ausbau der Unterkonstruktion und


der Wärmedämmung ist in der Regel nicht
erforderlich.

51
12 ABBAU VON ASBEST-
ZEMENTPRODUKTEN
(BEISPIEL)

Vorsichtiges Beladen des


Transportbehälters

12.3.4 Ausbau von Asbestzement- In ungünstigen Fällen oder sensiblen Bereichen wie Schu-
produkten in Innenräumen len oder Kindergärten können auch Freigabemessungen
erforderlich werden.
Beim Ausbau von Asbestzementproduk-
ten in Innenräumen ist besonders behut- 12.3.5 Abfallbehandlung
sam vorzugehen. Die Produkte sind unter
Beachtung der aufgezeigten Forderungen Asbestabfälle gelten als gefährliche Abfälle und unterlie-
zerstörungsfrei auszubauen. Dabei müs- gen dem abfallrechtlichen Nachweisverfahren. Der Ent-
sen die Arbeitsräume geschlossen gehal- sorgungsweg ist rechtzeitig mit der zuständigen Abfall-
ten werden. Raumlufttechnische Anlagen behörde zu klären (Einzelheiten dazu s. S. 36).
sind selbstverständlich stillzulegen.
Weiter ist es notwendig, sich nach den Deponieeinlage-
Nach Beendigung der Arbeiten ist eine rungsbedingungen zu erkundigen, da die Annahmebe-
gründliche Raumreinigung durchzuführen dingungen nicht immer gleich sind. Nur so kann bereits
und – falls auf eine Freigabemessung an der Baustelle der Abfall so verpackt werden, dass er
verzichtet werden soll – ein mehrfacher auch problemlos abgegeben und eingelagert werden
Raumluftwechsel durchzuführen. Ist eine kann. Da der Transport zur Deponie so erfolgen muss,
weitgehend bruchfreie Demontage nicht dass keine Fasern freigesetzt werden, sollte immer die
möglich, können in Abhängigkeit vom oberste Lage des verpackten Abfalls, z. B. auch in Big-Bags,
Grad der möglicherweise auftretenden satt mit Staubbindemittel besprüht werden, um eine
Faserkonzentration weitergehende Maß- Faserfreisetzung zu verhindern. Anstelle eines Staub-
nahmen erforderlich werden, z. B. bindemittels kann auch mit Wasser genässt werden, doch
■ Abschottung des Raumes, ist die Staubbindung mit Wasser weniger wirksam.
■ Absaugung der Raumluft/Luftaustausch,

■ Ein-Kammer-Schleuse.

52
13 ANHANG

■ Formblatt
Unternehmensbezogene Mitteilung zu Tätigkeiten
mit asbesthaltigen Gefahrstoffen 54

■ Formblatt
Ergänzende Mitteilung von Ort und Zeit 55

■ Formblatt
Objektbezogene Mitteilung zu Tätigkeiten
mit asbesthaltigen Gefahrstoffen 56

■ Formblatt
Gefährdungsbeurteilung mit Arbeitsplan 57

■ Zusatzformblatt
Ergänzende Angaben zum Arbeitsplan bei AS-Arbeiten
an schwach gebundenen Asbestprodukten 60

■ Betriebsanweisung: Abbau von AZ-Fassadenplatten 62

■ Betriebsanweisung:
Entfernen von asbesthaltigen Brandschutzplatten 63

■ Formblatt
Unterweisung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen 64

■ Beispiel zu
Verfahren geringer Exposition:
„Ausbau von Vinyl-Asbestbodenplatten“ (BT 11) 65

■ Formblatt aus Asbestrichtlinie


Bewertung der Sanierungsdringlichkeit
bei schwach gebundenen Asbestprodukten 66

■ Chronologie der Vorschriftenentwicklung,


der Verwendungsverbote und Grenzwerte 67

■ Adressen 71

Download
Die Formblätter (S. 54 – 61) finden Sie im Internet unter:
www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/TRGS-519.
Die Betriebsanweisungen (S. 62 – 63) können unter:
www.wingis-online.de abgerufen werden.

53
Unternehmensbezogene Mitteilung
zu Tätigkeiten mit asbesthaltigen Gefahrstoffen
(gemäß Anhang I Nr. 2.4.2 GefStoffV und Nr. 3.2 TRGS 519) (Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

An die Absender (Name, Anschrift, Tel., Fax, E-Mail)


Arbeitsschutzbehörde

1. Die Mitteilung erfolgt für

 Tätigkeit mit geringer Exposition,  stationäre Arbeitsstätte, Anschrift der Arbeitsstätte


z.B. BGI 664 Nr.

 Tätigkeit geringen Umfangs, schwach gebunden

 Tätigkeit geringen Umfangs, Asbestzement  sonstige Tätigkeiten:


 Instandhaltung nach Nr. 16 TRGS 519

2. Beschreibung der Tätigkeit

3. Name des/der Sachkundigen:

4. Anzahl der Beschäftigten mit Asbest:

5. Maßnahmen zur Begrenzung der Asbestexposition


 Gefährdungsbeurteilung mit Arbeitsplan nach Anlage 1.4 der TRGS 519 ist beigefügt
 Betriebsanweisung ist beigefügt
 Ergänzende Angaben zum Arbeitsplan nach Anlage 1.5 der TRGS 519 sind beigefügt
(können bei Tätigkeiten nach Nr. 14.1 TRGS 519 bei stationären Anlagen erforderlich sein)

6. Verfahren/Ort der Abfallbehandlung


 Mit Beseitigung wird Entsorgungsfachbetrieb beauftragt
 Beseitigung (Deponierung) durch ausführende Firma erfolgt auf folgender für Asbest zugelassener Deponie:

 Andere Art der Abfallbeseitigung:

7. Kopien der Mitteilung abgegeben an


 die Berufsgenossenschaft am
 die betroffenen Beschäftigten/Betriebs- bzw. Personalrat

(Ort, Datum) (Verantwortlicher Betriebsleiter)

54
Ergänzende Mitteilung von Ort und Zeit
bei einer unternehmensbezogenen Mitteilung
für Tätigkeiten geringen Umfangs mit asbesthaltigen Gefahrstoffen
(gemäß Nr. 3.2 Abs. 3 TRGS 519) (Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

Zu richten an die für den Ort der Tätigkeit zuständigen Arbeitsschutzbehörde

An die Absender (Name, Anschrift, Tel., Fax, E-Mail)


Arbeitsschutzbehörde

Gemäß der unternehmensbezogenen Anzeige vom: (Datum)

an die Arbeitschutzbehörde:

teilen wir Ihnen ergänzend mit, dass wir am: (Datum)


beabsichtigen, Arbeiten geringen Umfangs an asbesthaltigen Materialien durchzuführen.

Die Anschrift der Arbeitsstätte lautet:

Kopie dieser ergänzenden Mitteilung abgegeben an

die Berufsgenossenschaft am

(Ort, Datum) (Verantwortlicher Betriebsleiter)

55
Objektbezogene Mitteilung
zu Tätigkeiten mit asbesthaltigen Gefahrstoffen
(gemäß Anhang I Nr. 2.4.2 GefStoffV und 3.2 TRGS 519) (Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

An die Absender (Name, Anschrift, Tel., Fax, E-Mail)


Arbeitsschutzbehörde

1. Anschrift der Arbeitsstätte:

2. Art/Bezeichnung und Menge (kg/m3/m2) des asbesthaltigen Produkts:

3. Durchzuführende Tätigkeit
 Abbruch/Entfernen von festgebundenen Asbestprodukten
 Abbruch/Sanierung von schwach gebundenen Asbestprodukten
 Entfernen  Beschichten  Räumliche Trennung
 Instandhaltung (umfangreich)
 Sonstige Tätigkeiten:

4. Name des/der Sachkundigen vor Ort:

5. Anzahl der Beschäftigten mit Asbest:

6. Beginn der Tätigkeit: Dauer: Tage Wochen

7. Maßnahmen zur Begrenzung der Asbestexposition


 Gefährdungsbeurteilung/Arbeitsplan nach Anlage 1.4 der TRGS 519 ist beigefügt
 Betriebsanweisung ist beigefügt
 Ergänzende Angaben (bei umfangreichen AS-Arbeiten an schwach gebundenen Produkten nach Nr. 14.1 TRGS 519)
gemäß Anlage 1.5 der TRGS 519 sind beigefügt

8. Verfahren/Ort der Abfallbehandlung


 Mit Beseitigung wird Entsorgungsfachbetrieb beauftragt
 Beseitigung (Deponierung) erfolgt durch ausführende Firma auf folgender für Asbest zugelassener Deponie:

 Andere Art der Abfallbeseitigung:

9. Kopien der Mitteilung abgegeben an


 die Berufsgenossenschaft am
 die betroffenen Beschäftigten/Betriebs- bzw. Personalrat

(Ort, Datum) (Verantwortlicher Betriebsleiter)

56
Gefährdungsbeurteilung mit Arbeitsplan
(gemäß § 6 und Anhang I Nr. 2.4.4 GefStoffV)

(Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

Die Anlage kann zur Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung und des Arbeitsplanes für ASI-Arbeiten an Asbest-
produkten ergänzend zur Mitteilung verwendet werden.
Bei umfangreichen Arbeiten an schwach gebundenen Produkten nach Nr. 14.1 TRGS 519 sind ergänzende Angaben
nach Anlage 1.5 erforderlich.

Absender

Zur unternehmensbezogenen Mitteilung vom:


Zur objektbezogenen Mitteilung zum Objekt: vom:

1. Art des asbesthaltigen Materials

 Spritzasbest  AZ-Dachplatten

 Leichtbauplatten  AZ-Fassadenplatten

 Dichtungsschnüre  sonstige AZ-Produkte:

 sonstige schwach gebundene Produkte:  Flexplatten


 IT-Dichtungen

 sonstige fest gebundene Produkte:

2. Tätigkeit wird ausgeführt


 außerhalb von Gebäuden  innerhalb von Gebäuden

3. Beschreibung der Tätigkeit

4. Bewertung des Faserfreisetzungspotentials bzw. der Arbeitsmenge

 Tätigkeit mit geringer Exposition,  Instandhaltung nach Nr. 16 TRGS 519


BGI 664 Nr.:

 Tätigkeit geringen Umfangs, schwach gebunden

 Tätigkeit nicht geringen Umfangs, schwach gebunden  Bewertung für sonstige Asbestprodukte
nach Nr. 2.13 TRGS 519
 Tätigkeit geringen Umfangs, Asbestzement

 Tätigkeit nicht geringen Umfangs, Asbestzement

57
Gefährdungsbeurteilung mit Arbeitsplan
(gemäß § 6 und Anhang I Nr. 2.4.4 GefStoffV)

(Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

5. Schutzmaßnahmen
5.1 Technische Schutzmaßnahmen
nach  Nr. 14.1 TRGS 519
 Nr. 14.2 TRGS 519
 Nr. 14.3 TRGS 519
 BGI 664 Nr.
 Nr. 15.2 TRGS 519

 Nr. 15.3 TRGS 519


 Nr. 16.2 TRGS 519

 Nr. 16.3 TRGS 519


 Nr. 16.4 TRGS 519

einschließlich erforderlicher Wirksamkeitskontrollen.

Die Anforderungen werden  erfüllt  teilweise erfüllt

Soweit die Anforderungen nur teilweise erfüllt werden, sind die Abweichungen und die alternativen Maßnahmen
zu beschreiben:

Sicherheitstechnische Arbeitsmittel (z. B. H-Sauger, Sprühgerät, Schleusen und dergl.):

Angaben zu Absturzsicherungen (insbesondere bei Dacharbeiten):

5.2 Organisatorische Schutzmaßnahmen


Vorsorgeuntersuchungen
 Pflichtuntersuchungen wurden durchgeführt (nach Nr. 10.1 TRGS 519)

 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen wurden angeboten (nach Nr. 10.2 TRGS 519)

(bei Tätigkeiten nach BGI 664 oder Nr. 16 TRGS 519)


Zulassung
 liegt vor, Kopie ist beigefügt  nicht erforderlich
 wurde bei folgender Arbeitsschutzbehörde beantragt

 Betriebsanweisung, Kopie ist beigefügt


Unterweisung der Beschäftigten am:

58
Gefährdungsbeurteilung mit Arbeitsplan
(gemäß § 6 und Anhang I Nr. 2.4.4 GefStoffV)

(Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

5.3 Persönliche Schutzmaßnahmen


Atemschutz:
 Halbmaske P2

 Filtrierende Halbmaske FFP2


 Vollmaske P3 mit Gebläseunterstützung

 Sonstiger Atemschutz:

Schutzanzug:
 Einweg, Typ  Mehrweg, Typ
Weitere persönliche Schutzausrüstung:

6. Maßnahmen bei Betriebsstörungen, Unfällen und Notfällen

7. Abfallbehandlung/Abfallbereitstellung an der Arbeitsstätte

8. Freigabe der Arbeitsstätte nach Abschluss der Arbeiten


 nach abschließender Reinigung und visueller Sichtprüfung
 nach abschließender Reinigung, visueller Prüfung und mehrfachem Raumluftwechsel
 nach abschließender Prüfung und Freigabemessung

(Ort, Datum) (Verantwortlicher Betriebsleiter)

59
Ergänzende Angaben zum Arbeitsplan für
umfangreiche AS-Arbeiten an schwach gebundenen Asbestprodukten
nach Nr. 14.1 TRGS 519 (Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

Erfolgen Gefährdungsbeurteilung und Arbeitsplan nach Anlage 1.4 dieser TRGS sind bei umfangreichen Arbeiten
an schwach gebundenen Asbestprodukten nach Nr. 14.1 TRGS 519 folgende ergänzende Angaben zum Arbeitsplan
erforderlich:

Absender

1. Gebäude/Bauteil/Tätigkeit
Nähere Angaben zur Lage des Asbestproduktes im Gebäude, Zustand des Asbestproduktes,
Ausdehnung/Umfang (evtl. Lageplan beifügen)

2. Vorgesehene sicherheitstechnische Einrichtungen zum Schutz und zur Dekontamination der Beschäftigten
und zum Schutze Dritter im Gefahrenbereich
 Raumlufttechnische Anlage mit Abluftfilterung zur Unterdruckhaltung
 Personal-Dekontaminationsanlage (Anforderungen in Nr. 14.1 bzw. 14.2 TRGS 519)
 Material-Dekontaminationsanlagen (Anforderungen in Nr. 14.1.5 TRGS)
 Hochleistungsvakuumsauggerät
 Unterdrucküberwachungsgerät
 Spritzgerät zum Aufbringen von Faserbindemittel
 Industriestaubsauger K1 bzw. K1/C oder H
 Sonstige Einrichtung:
Hygieneeinrichtung:
 Einrichtung zur Reinigung von Schutz-, Arbeits- und Unterbekleidung
 Sozial- und Sanitärbereich für Pausen, Umkleiden, Waschen und Duschen

Erläuterungen:

3. Koordinator nach Nr. 5.4.4 TRGS 519


 vorhanden, Name des Koordinators:
 nicht erforderlich

4. Sachkundig Verantwortlicher
Name:

60
Ergänzende Angaben zum Arbeitsplan für
umfangreiche AS-Arbeiten an schwach gebundenen Asbestprodukten
nach Nr. 14.1 TRGS 519 (Zutreffendes ankreuzen bzw. ergänzen)

5. Abfallbehandlung an der Arbeitsstätte


 Verfestigungsanlage (bei Spritzasbest)
 Staubdicht verpackt
 mit Faserbindemittel behandelt und staubdicht verpackt

Sonstige Behandlung:

6. Arbeitsablauf und Arbeitsdurchführung, Beschreibung des Arbeitsablaufes, evtl. Besonderheiten,


Abschottungen, Reinigung und Freigabe/Erfolgskontrolle

7. Weitere Angaben bei Bedarf

(Ort, Datum) (Verantwortlicher Betriebsleiter)

61
Betriebsanweisung Nr.: GISBAU 02/2008
Gem. §14 GefStoffV

Baustelle/Tätigkeit: Druckdatum: 21.02.08

T
Abbau von AZ-Fassadenplatten
Asbest kann beim Menschen erfahrungsgemäß
bösartige Geschwülste verursachen.
Giftig Asbestfasern!

Gefahren für Mensch und Umwelt


Asbestzement-Fassadenplatten enthalten ca. 15 – 20 % Weißasbest (Chrysotil). Bei mechanischer Bearbeitung, beim Zerbrechen,
Dieser Entwurf muss noch durch arbeitsplatz- und tätigkeitsbezogene Angaben ergänzt werden.

Anbohren, Abreiben und dergl. entsteht asbesthaltiger Staub, der beim Einatmen zu ernsten Gesundheitsschäden wie Asbestose oder
Krebserkrankungen führen kann.

Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln


Arbeitsaufnahme nur nach arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen. Arbeitsbereich durch Verbotszeichen
„Zutritt verboten, Asbestfasern“ kennzeichnen und gegen unbefugtes Betreten absperren.
Bei der Arbeit Schutzanzug und Atemschutzmaske tragen, Schutzanzug/Atemschutz getrennt von Arbeitskleidung und
nicht im Aufenthaltsraum aufbewahren. Maskenpausen einhalten und bei Arbeitsunterbrechungen/Pausen erst Schutz-
anzug und anschließend Atemschutz im Freien ablegen, beim Wiederanlegen umgekehrt verfahren. Einwegschutzanzug
und Einwegmaske nach Schichtende entsorgen (z. B. PE-Sack oder Big-Bag).
Bei Arbeitsunterbrechungen/Pausen Hände immer gründlich reinigen. Bauwerksöffnungen im Arbeitsbereich geschlossen
halten. Zum Auffangen von Bruchstücken entlang der Gebäudeaußenwand Folie auslegen. Platten abschnittsweise mit
Staubbindemittel besprühen und anschließend möglichst bruchfrei demontieren. Demontierte Platten, Bruchstücke und
sonstige kontaminierte Abfälle umgehend in Big-Bags einlagern.
Arbeitsplatz sauber halten, bei Pausen Fensterbretter absaugen oder feucht abwischen! Keine Schuttrutschen verwenden.
Transport nur von Hand oder mit Hebewerkzeugen.
Nach Abschluss der Arbeiten Oberflächen und Gerüstbeläge mit Industriestaubsauger der Staubklasse „H“ absaugen,
Fensterbretter und Fensterrahmen außen besonders sorgfältig reinigen. Wischwasser kann in die Kanalisation geschüttet werden.
Vor Aufhebung der Kennzeichnung und Absperrung Arbeitsstätte noch mal visuell auf Asbestrückstände prüfen.
Augenschutz: Bei Überkopfarbeiten Schutzbrille tragen
Handschutz: Handschutz wird empfohlen! Beim Tragen von Schutzhandschuhen sind Baumwollunterziehhandschuhe empfehlenswert.
Atemschutz: Halbmaske mit Partikelfilter P2 (weiß) oder partikelfiltrierende Halbmaske FFP2.
Körperschutz: Einwegschutzanzug mit CE-Kennzeichnung der Kategorie III Typ 4 – 5.

Verhalten im Gefahrenfall
Bei ungewöhnlich hohem Bruchanteil Arbeit unterbrechen, weiteres Vorgehen mit Aufsichtführenden absprechen.
Bei sonstigen unplanmäßigen Ereignissen immer Aufsichtführenden verständigen und Unbefugte fern halten.

Erste Hilfe
Bei jeder Erste-Hilfe-Maßnahme Selbstschutz beachten und umgehend Arzt verständigen.
Ersthelfer/Sanitäter auf Asbestgefährdung hinweisen. Unbefugte fernhalten.
Nach Augenkontakt: Bei Augenreizungen nicht reiben, sondern mit viel Wasser spülen. Gegebenenfalls Augenarzt aufsuchen!
Nach Hautkontakt: Neben der üblichen Hautreinigung mit Wasser und Seife sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.
Ersthelfer:
Zuständiger Arzt:
Unfalltelefon:

Sachgerechte Entsorgung
Asbestzementabfälle weder werfen noch schütten, zerkleinern oder schreddern.
Nicht in Mülltonne oder zum Bauschutt geben.
Demontierte Platten, abgelegte Schutzkleidung, kontaminierte Kleinteile, Befestigungen und sonstige Asbestabfälle
wie Wischtücher in Big-Bags einlagern, vor dem Schließen der Big-Bags obere Lage satt mit Staubbindemittel besprühen.
a ACHTUNG
ENTHÄLT
ASBEST
Abfallsack mit Aufkleber kennzeichnen: „Achtung, enthält Asbest!“. Gesundheits-
gefährdung bei
Einatmen von

Staub aus Staubsaugern nicht umfüllen, sondern gemäß Bedienungsanleitung des Gerätes staubfrei entsorgen. Asbestfeinstaub
Sicherheits-
vorschriften
beachten
Transport und Beseitigung des Abfalls erfolgen durch zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb.

62
Betriebsanweisung Nr.: GISBAU 02/2008
Gem. §14 GefStoffV

Baustelle/Tätigkeit: Druckdatum: 21.02.08

T
Entfernen von asbesthaltigen Brandschutzplatten
Asbest kann beim Menschen erfahrungsgemäß
bösartige Geschwülste verursachen.
Giftig Asbestfasern!

Gefahren für Mensch und Umwelt


Brandschutzplatten gehören zu den schwach gebundenen Asbestprodukten. Aufgrund der geringen Bindung des Asbests können
Dieser Entwurf muss noch durch arbeitsplatz- und tätigkeitsbezogene Angaben ergänzt werden.

von diesen Produkten bereits bei geringer mechanischer Beanspruchung wie z.B. durch Stoß, Reibung und insbesondere beim Brechen
hohe Asbestkonzentrationen in die Raumluft abgegeben werden.
Das Einatmen von Asbestfasern kann zu ernsten Gesundheitsschäden wie Asbestose oder Krebserkrankungen führen. Beim Entfernen
der Brandschutzplatten muss deshalb sorgfältig darauf geachtet werden, möglichst wenig Staub freizusetzen.

Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln


Arbeits-/Sanierungsbereiche von anderen Arbeitsbereichen abschotten. Kennzeichnung durch Hinweisschild:
„Zutritt verboten, Asbestfasern!“ Arbeiten im Sanierungsbereich (Schwarzbereich) dürfen nur nach arbeitsmedizinischen
Vorsorgeuntersuchungen aufgenommen werden.
Der Sanierungsbereich darf nur bei ausreichendem Unterdruck und nur über die Personenschleuse mit Schutzanzug und
Atemschutz betreten werden. Maskenpausen einhalten. Im Schwarzbereich nicht allein arbeiten.
Platten anfeuchten und möglichst zerstörungsfrei ausbauen; Arbeitsplatz sauber halten und regel-mäßig mit Industrie-
staubsauger der Staubklasse „H“ oder durch feuchtes Wischen reinigen. Ausgebaute Platten im Schwarzbereich staub-
dicht in Foliensäcke verpacken. Dies gilt auch für Bruchstücke und kontaminierte Materialien. Verpackten Asbestabfall nur
über Materialschleuse (2-Kammernschleuse) herausgeben. Vor Übergabe des verpackten Abfalls in Kammer 1 Verpackung
absaugen und mit Staubbindemittel besprühen. Von Außen aus Kammer 2 übernommenen Asbestabfall im gekenn-
zeichneten Transportcontainer einlagern.
Beim Verlassen des Schwarzbereiches Schutzkleidung vor dem Ablegen gründlich absaugen, im Vorraum lagern, danach duschen.
Nach Schichtende ist die Einweg-Schutzkleidung im Abfallbehälter zu sammeln. Atemschutzgerät erst nach dem Duschen ablegen,
gründlich nachreinigen und im Weißbereich aufbewahren.
Nach Abschluss der Arbeiten und vor Aufhebung der Abschottung entsorgten Bereich noch mal visuell auf Asbestrückstände prüfen
und sorgfältig nachreinigen; raue Oberflächen absaugen, glatte Oberflächen wie Fensterbretter feucht nachwischen.
Asbesthaltiges Wasser aus dem Schwarzbereich nicht ungefiltert in die Kanalisation einleiten.
Augenschutz: Bei Überkopfarbeiten Schutzbrille tragen.
Handschutz: Handschutz wird empfohlen! Beim Tragen von Schutzhandschuhen sind Baumwollunterziehhandschuhe empfehlenswert.
Atemschutz: Vollmaske mit Partikelfilter P3 (weiß) oder gebläseunterstütze Maske TM3P.
Körperschutz: Einweg-Schutzanzug mit CE-Kennzeichnung der Kategorie III Typ 4 – 6.

Verhalten im Gefahrenfall
Bei Ausfall der Atemluftzufuhr, bei erschwerter Atmung oder bei Abfall des Unterdruckes Schwarzbereich sofort verlassen.
Beschädigte Abschottungen umgehend provisorisch schließen und dem Aufsichtführenden melden.
Bei sonstigen unplanmäßigen Ereignissen immer Aufsichtführenden verständigen.
Zuständiger Arzt:
Unfalltelefon:

Erste Hilfe
Bei jeder Erste-Hilfe-Maßnahme Selbstschutz beachten und umgehend Arzt verständigen.
Ersthelfer/Sanitäter auf Asbestgefährdung hinweisen. Unbefugte fernhalten.
Verletzte Personen, die den Schwarzbereich nicht über die Personenschleuse verlassen können, sind über die Materialschleuse
heraus zu transportieren.
Soweit von außen kommende Helfer den Schwarzbereich betreten müssen, sind sie mit Schutzanzug und FFP3- Maske auszustatten.
Nach Augenkontakt: Bei Augenreizungen nicht reiben, sondern mit viel Wasser spülen. Gegebenenfalls Augenarzt aufsuchen!
Nach Hautkontakt: Neben der üblichen Hautreinigung mit Wasser und Seife sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich
Ersthelfer:

Sachgerechte Entsorgung
Ausgeschleusten Asbestabfall, in PE-Säcken gesammelte Schutzkleidung und Kleinabfälle im Container einlagern.
Abfälle nicht umfüllen. Container mit Asbestaufkleber kennzeichnen.
a ACHTUNG
ENTHÄLT
ASBEST
Gesundheits-
gefährdung bei

Staub aus Staubsaugern gemäß der Bedienungsanleitung staubfrei entsorgen. Einatmen von
Asbestfeinstaub
Sicherheits-

Transport und Beseitigung des Abfalls erfolgen durch zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb. vorschriften
beachten

63
Unterweisung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen

Die nachfolgend aufgeführten Mitarbeiter sind anhand der Betriebsanweisung(en) über


■ die auftretenden Gefahren für Mensch und Umwelt,
■ die erforderlichen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln und
■ die arbeitsmedizinische Vorsorge, einschließlich der verstärkenden Wirkung des Rauchens
bei Tätigkeiten mit Asbest

unterwiesen worden.

Ort, Datum:

Thema der Unterweisung:

Unterweisung durchgeführt von:

Teilnehmer
Über die Gefahren, Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln sowie über die arbeitsmedizinische Vorsorge bei
Tätigkeiten mit Asbest bin ich ausführlich unterrichtet worden:

Nr. Name, Vorname Unterschrift

Die Unterweisung muss mindestens einmal jährlich erfolgen.


Der Nachweis ist bis zur nächsten Unterweisung aufzubewahren.

64
Beispiel für ein Verfahren geringer Exposition
Ausbau Vinyl-Asbestplatten nach DIN 16950 Ausgabe 4/77 (auch Flexplatten genannt) BT 11
Stand 11/2007

Anwendungsbereich Arbeitsausführung
Ausbau von Vinyl-Asbestbodenplatten (so genannte ■ Entfernen aller beweglichen Einrichtungen, wie Möbel,

Flexplatten) auf Bitumenkleber mittels Handspachtel. Teppiche, Gardinen, Wandbilder und dergleichen,
■ unbewegliche Einrichtungsgegenstände, z. B. Heiz-

Organisatorische Maßnahmen körper, Einbaumöbel, mit Folie abdecken bzw. abkleben,


■ Benennung eines sachkundigen Verantwortlichen nach ■ Türen/Fenster schließen,

TRGS 519 Nr. 5.4.1, ■ Boden abschnittsweise befeuchten, Platten mit Hand-

■ einmalige unternehmensbezogene Mitteilung spätestens spachtel möglichst bruchfrei abheben und während
7 Tage vor Aufnahme der Arbeiten gemäß Anhang III des Abhebens mit entspanntem Wasser untersprühen
Nr. 2.4.2 GefStoffV/TRGS 519 Nr. 3.2 an zuständige (nebeln),
Behörde und Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, ■ keine Stripper, keine Bodenlegerschaber verwenden,

■ Prüfung durch den sachkundigen Verantwortlichen, ■ ausgebaute Platten in geeignete Behälter verpacken

dass Bitumenkleber vorliegt, und staubdicht verschließen (max. Verpackungs-


■ Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung, einer Betriebs- gewichte bei Handtransport 25 kg) ,
anweisung, eines Arbeitsplans sowie Unterweisung der ■ anhaftende Belagsreste mit dem Handspachtel ab-

bei Tätigkeiten mit asbesthaltigen Gefahrstoffen be- stoßen, lose Reste aufsaugen,
schäftigten Arbeitnehmer nach §§ 7 und 14 GefStoffV/ ■ Werkzeug mit feuchtem Lappen reinigen, Lappen in den

TRGS 519 Nr. 5, Abfallsack geben, anschließend Werkzeug nochmals im


■ Arbeitsausführung unter Beachtung der Betriebsan- Freien mit Wasser reinigen,
weisung durch fachkundige und in das Arbeitsverfahren ■ Abfallsack mit Klebeband staubdicht verschließen,

eingewiesene Personen. verpackten Abfall in Transportbehälter (z. B. Container,


Big-Bags) einlagern,
Arbeitsvorbereitung ■ Boden nach oberflächlicher Abtrocknung mit Staub-

■Arbeitsbereich abgrenzen und kennzeichnen. sauger*) absaugen; sonstige Oberflächen ebenfalls ab-
saugen oder feucht wischen,
Bereitzustellen sind: ■ Boden anschließend mit Haftdispersion zur Restfaser-

Geräte: bindung einstreichen.


■ Arbeitsmittel, Werkzeuge

(z.B. Handspachtel, Schere, Messer), Abfallbeseitigung


■ Sprühgerät Asbesthaltige oder asbestkontaminierte Abfälle sind als
(Gartenspritze mit entspanntem Wasser, Tenside), gefährlicher Abfall eingestuft und gemäß den länderspe-
■ geeigneter, bauartgeprüfter Staubsauger zifischen Regelungen und unter Beachtung der TRGS 519
(Staubklasse H einschließlich der „Zusatzanforderungen Nr. 13 zu entsorgen.
für Asbestsauger“; siehe TRGS 519 Nr. 7.2 Abs. 6).
Material: Verhalten bei Störungen
■ Arbeitsplatzabsperrung/Schilder mit Zutrittsverbots- Muss beim Arbeitsablauf von diesem geprüften Verfah-
kennzeichnung, ren abgewichen werden, ist die Arbeit zu unterbrechen
■ geeigneter, sicher verschließbarer und gem. TRGS 519 und der sachkundige Verantwortliche zwecks Abstim-
Nr. 9.3 (2) gekennzeichneter Behälter (z. B. ausreichend mung der weiteren Vorgehensweise zu verständigen.
fester Kunststoffsack) zur staubdichten Verpackung der
asbesthaltigen Abfälle einschließlich kontaminierter *) In explosionsgefährdeten Bereichen muss auf den Ein-
Verbrauchsmaterialien , satz eines H (früher K1)-Saugers verzichtet werden.
■ Klebeband,

■ Abdeckfolien,

■ Reinigungstücher/-mittel,

■ Haftdispersion zur Restfaserbindung ,

■ Atemschutzmaske (mindestens Schutzstufe P2).

65
Bewertung der Sanierungsdringlichkeit
bei schwach gebundenen Asbestprodukten

Bewertung der Dringlichkeit einer Sanierung

Formblatt

Asbestprodukte – Bewertung der Dringlichkeit einer Sanierung

Gebäude: Bewer- Bewer-


Gruppe

Raum: tung*) tungs-


Zeile

Produkt: zahl

I Art der Asbestverwendung


1 Spritzasbest  20
2 Asbesthaltiger Putz  10
3 Leichte asbesthaltige Platten  5, 10 o. 15
4 Sonstige asbesthaltige Platten  5,10,15 o.20

II Asbestart
5 Amphibol-Asbeste  2
6 Sonstige Asbeste  0

III Struktur der Oberfläche des Asbestprodukts


7 Aufgelockerte Faserstruktur  10
8 Feste Faserstruktur ohne oder mit nicht ausreichend dichter Oberflächenbeschichtung  4
9 Beschichtete, dichte Oberfläche  0

IV Oberflächenzustand des Asbestprodukts


10 Starke Beschädigungen  6
11 Leichte Beschädigungen  3
12 Keine Beschädigungen  0

V Beeinträchtigung des Asbestprodukts von außen


13 Produkt ist durch direkte Zugänglichkeit (Fußboden bis Greifhöhe) Beschädigungen ausgesetzt  10
14 Am Produkt werden gelegentlich Arbeiten durchgeführt  10
15 Produkt ist mechanischen Einwirkungen ausgesetzt  10
16 Produkt ist Erschütterungen ausgesetzt  10
17 Produkt ist starken klimatischen Wechselbeanspruchungen ausgesetzt  10
18 Produkt liegt im Bereich stärkerer Luftbewegungen  10
19 Im Raum mit dem asbesthaltigen Produkt sind starke Luftbewegungen vorhanden  7
20 Am Produkt kann bei unsachgemäßem Betrieb Abrieb auftreten  3
21 Das Produkt ist von außen nicht beeinträchtigt  0

VI Raumnutzung
22 Regelmäßig von Kindern, Jugendlichen und Sportlern benutzter Raum  25
23 Dauernd oder häufig von sonstigen Personen benutzter Raum  20
24 Zeitweise benutzter Raum  15
25 Nur selten benutzter Raum  8

VII Lage des Produkts


26 Unmittelbar im Raum  25
27 Im Lüftungssystem (Auskleidung oder Ummantelung undichter Kanäle) für den Raum  25
28 Hinter einer abgehängten undichten Decke oder Bekleidung  25
29 Hinter einer abgehängten dichten Decke oder Bekleidung, hinter staubdichter Unterfangung
oder Beschichtung, außerhalb dichter Lüftungskanäle  0

30 Summe der Bewertungspunkte

31 Sanierung unverzüglich erforderlich Dringlichkeitsstufe I)  * 80


32 Neubewertung mittelfristig erforderlich Dringlichkeitsstufe II)  70 – 79
33 Neubewertung langfristig erforderlich Dringlichkeitsstufe III)  < 70

*) Zutreffendes bitte ankreuzen. Wurden innerhalb einer Gruppe mehrere Bewertungen angekreuzt, darf bei der Summenbildung (Zeile 30)
nur eine – die höchste – Bewertungszahl berücksichtigt werden.

66
Chronologie der Vorschriftenentwicklung,
der Verwendungsverbote und Grenzwerte

1971 beschlossen die Berufsgenossen- tige Zubereitungen und Erzeugnisse, Fort-


schaften, die bis dahin nur für die Steinge- schreibung der Asbestverbote und Ver-
winnung und Steinbearbeitung geltende wendungsbeschränkungen (u. a. Hitze-
UVV „Schutz gegen gesundheitsgefähr- schutzkleidung mit Ausnahme von Schutz-
lichen Staub bei Steingewinnung, -bear- kleidung über 1.000 °C, Anstrichstoffe,
beitung und -verarbeitung“ (VBG 119) auf krokydolithaltige Erzeugnisse und Zuberei-
alle gesundheitsgefährlichen minerali- tungen mit Ausnahme von Asbestzement-
schen Stäube auszudehnen. rohren, säure- und temperaturbeständige
Dichtungen sowie Stopfbuchspackungen).
1.4.1973 Inkrafttreten der UVV „Schutz
gegen gesundheitsgefährlichen minerali- 1. Jan. 1988 Erste Änderungsverord-
schen Staub“ (VBG 119), im Wesentlichen nung zur Gefahrstoffverordnung, Ver-
Ausdehnung der Regelungen für Quarz- schärfung der Umgangsbestimmungen:
feinstaub auf Asbest, erster Grenzwert als U. a. ist auch ohne Überschreitung der
TRK-Wert für Asbest (TRK-Wert für Chry- Auslöseschwelle die Herstellung und Ver-
sotilfeinstaub 0,15 mg/m3, asbesthaltiger wendung von asbesthaltigen Gefahrstof-
Feinstaub 4 mg/m3). fen der Behörde anzuzeigen, die Arbeits-
plätze sind messtechnisch zu überwachen.
1979 „Erster Nachtrag“ zur VBG 119 mit
dem Verbot, asbesthaltige Massen aufzu- 1. April 1988 Neufassung der VBG
sprühen oder aufzuspritzen (Verbot von 119, UVV „Schutz gegen gesundheitsge-
Spritzasbest ab 1. Okt. 1979) . fährlichen Staub“ wurde abgelöst durch
UVV „Gesundheitsgefährlicher minerali-
1.4.1982 „Zweiter Nachtrag“ zur VBG scher Staub“, Erweiterung der Verbote
119, Verwendungsverbot des Winkel- und Beschränkungen im Einklang mit der
schleifers zur Asbestbearbeitung, weitere Gefahrstoffverordnung.
Einschränkung der Asbestverwendung.
Nach einer Übergangsfrist dürfen ab 1.4. 1. Mai 1990 Zweite Änderungsverord-
1984 asbesthaltige Leichtbauplatten nung zur Gefahrstoffverordnung, Umstu-
(Rohdichte kleiner 1 g/cm3), asbesthaltige fung von Asbest aus der Gruppe II ( stark
Isoliermaterialien oder Dämmstoffe sowie gefährdend) in die höchste Gefährdungs-
asbesthaltige Anstrichstoffe, Klebstoffe, gruppe I (sehr stark gefährdend) mit der
Kitte, Mörtel- und Spachtelmassen, Boden Folge, dass Arbeitnehmer beim Herstellen
und Straßenbeläge nicht mehr verwendet und Verwenden von Asbest dem krebser-
werden. Von den Verboten, die für einige zeugenden Asbeststaub nicht mehr aus-
Berufsgenossenschaften bereits ab 1.4.1982 gesetzt sein dürfen. Die Verwendung
galten, konnte unter bestimmten Voraus- asbesthaltiger Gefahrstoffe ist verboten,
setzungen und mit Zustimmung der Be- wenn deren Verwendung nicht erforder-
rufsgenossenschaft abgewichen werden. lich ist oder geeignete Ersatzstoffe verfüg-
bar sind.
1. Okt. 1986 Ablösung der berufsge- Ausgenommen sind Abbruch-, Sanierungs-
nossenschaftlichen Regelungen durch die oder Instandhaltungsarbeiten. Herstel-
neue Gefahrstoffverordnung, mit der die lungsverbot für großformatige Platten
bis dahin geltende Arbeitsstoffverordnung und Wellplatten aus Asbestzement für
ersetzt worden ist. Umsetzung von 4 EG- den Hochbau ab 1.1.1991, Verwendungs-
Richtlinien in nationales Recht, weitere verbot ab 1.1.1992. Die Umstellung von
Konkretisierung der Umgangsbestimmun- kleinformatigen asbesthaltigen Dach-
gen, Kennzeichnungspflicht für asbesthal- und Wandplatten sowie von Lüftungs-

67
Chronologie der Vorschriftenentwicklung,
der Verwendungsverbote und Grenzwerte

rohren und Pflanzgefäßen auf asbestfreie Die Neufassung war notwendig, da zahl-
Produkte erfolgte bereits 1985 im Zuge reiche EU-Richtlinien und ILO-Überein-
des Innovationsprogramms der Asbestze- kommen in nationales Recht umgesetzt
mentindustrie mit der Bundesregierung. werden mussten. Zentraler Baustein der
neuen VO ist die Gefährdungsbeurteilung.
15. Juni 1991 Dritte Änderungsver- In Abhängigkeit vom Ergebnis der Beurtei-
ordnung zur Gefahrstoffverordnung. Mit lung sind die Schutzmaßnahmen anhand
der Änderungsverordnung erfolgte insbe- von Schutzstufen festzulegen.
sondere eine Konkretisierung der Anforde- Sieht man von einigen wenigen Konkreti-
rungen an sachkundige Personen. sierungen und dem neuen Konzept zu ar-
beitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchun-
1. Nov. 1993 Vierte Änderungsverord- gen ab, erfolgten mit der VO hinsichtlich
nug. Mit der Umsetzung von 20 EG-Richt- der Regelungen zu Asbest keine substan-
linien in nationales Recht wurde auch die ziellen Änderungen. So entsprechen die
Asbestverbotsverordnung in die Gefahr- Herstellungs- und Verwendungsverbote
stoffverordnung integriert und in Verbin- des Anhangs IV dem bisherigen Anhang
dung mit der Chemikalienverbotsverord- IV der VO in aktualisierter Form, während
nung wurden die Verwendungsverbote Anhang III Nr. 2.3 in knapper Form die bis-
fortgeschrieben. So gilt seit 1.1.1994 u. a. herigen Schutzmaßnahmen enthält.
ein Herstellungsverbot für asbesthaltige
Kanal- und Druckrohre, für Brunnen-
schächte und für Hitzeschutzkleidung
(Verwendungsverbot ab 1.1.1995).
Eine weitere und wesentliche Änderung
erfolgte mit der Differenzierung bei krebs-
erzeugenden Stoffen in zwei Gruppen,
wobei die in § 15a GefStoffV genannten
besonders gefährlichen Stoffe, zu denen
auch Asbest gehört, mit einem Exposi-
tionsverbot belegt worden sind.

Seit 1995 besteht in Deutschland ein ge-


nerelles Herstellungs- und Verwendungs-
verbot für Asbest und asbesthaltige Ma-
terialien. Vom Verbot ausgenommen sind
lediglich Abbruch-, Sanierungs- und In-
standhaltungsarbeiten. Seit 1.1.2005 gilt
das Verbot europaweit.

1.1.2005 Ablösung der alten Gefahr-


stoffverordnung durch eine Neufassung.

68
Entwicklung der Technischen sequent, im April 1995 die TRGS 517 und den für den Gel-
Regeln für Gefahrstoffe tungsbereich dieser TRGS noch bestehenden Grenzwert
für Chrysotil aufzuheben. Seit dieser Zeit besteht für den
Zur Konkretisierung der Regelungen der Gefahrstoffver- Umgang mit Asbest kein Grenzwert mehr.
ordnung wurde erstmals im August 1988 eine Technische
Regel (TRGS 517, „Asbest“) mit besonderen Schutzmaß- Die TRGS 519 „Asbest – Abbruch-, Sanierungs- oder In-
nahmen für den Umgang mit Asbest und asbesthaltigen standhaltungsarbeiten“ wurde erneut überarbeitet und
Gefahrstoffen erarbeitet. Die TRGS regelte sowohl das mit der Ausgabe 3/95 den aktuellen Bestimmungen an-
Herstellen und Verwenden als auch den Abbruch von As- gepasst. Mit geringfügigen Präzisierungen bei den Be-
best und löste die „Sicherheitsregeln für das Entfernen griffsbestimmungen, zum fachkundigen Personal sowie
von Asbest“ ab, die bereits 1982 von den Berufsgenossen- zu den persönlichen Schutzausrüstungen und den Perso-
schaften herausgegeben worden sind. nenschleusen folgte eine weitere novellierte Fassung im
September 2001.
Mit der Zweiten Verordnung zur Änderung der Gefahr-
stoffverordnung musste die Technische Regel überarbei- Mit dem Inkrafttreten der neuen Gefahrstoffverordnung
tet und dem Stand der Technik angepasst werden. Da, zum 1.1.2005 war es erneut notwendig, die Technische
wenn auch nur in begrenztem Umfang und für einen be- Regel zu überarbeiten, was zu einer Neuausgabe im Janu-
fristeten Zeitraum, Asbestprodukte weiter verwendet ar 2007 führte und die einschließlich der redaktionellen
werden durften und hinsichtlich der Schutzmaßnahmen Berichtigungen im März 2007 im Rahmen dieser Broschü-
wesentliche Unterschiede zwischen dem Herstellen und re behandelt worden sind.
Verwenden einerseits und den Abbruch-, Sanierungs-
oder Instandhaltungsarbeiten andererseits bestanden,
entschloss man sich, die beiden Gebiete getrennt zu re- Arbeitsschutzvorschriften
geln. Die Schutzmaßnahmen für Abbruch-, Sanierungs- in der DDR
oder Instandhaltungsarbeiten wurden herausgelöst und
unter Berücksichtigung der überarbeiteten Gefahrstoff- Auch in der früheren DDR gab es bereits frühzeitig Ar-
verordnung in der TRGS 519, „Asbest – Abbruch-, Sanie- beitsschutzvorschriften beim Umgang mit Asbest. Sie
rungs- oder Instandhaltungsarbeiten“ (Ausgabe Septem- waren in arbeitshygienischen Standards festgelegt.
ber 1990) zusammengefasst, während für das „Herstellen Bereits ab 1958 galten Grenzwerte, die auf Ergebnissen
und Verwenden“ die TRGS 517 bestehen blieb. konimetrischer Messverfahren basierten. Ab 1976 erfolg-
te die Bewertung aufgrund gravimetrischer Feinstaub-
Mit der Dritten Änderungsverordnung zur GefStoffV vom konzentrationsmessungen, wobei in Abhängigkeit vom
Juni 1991 war es erneut notwendig, die beiden Techni- Asbestgehalt des Materials verschiedene Feinstaubgrenz-
schen Regeln zu überarbeiten. So folgte eine Neuausgabe werte zur Arbeitsplatzbewertung herangezogen worden
der TRGS 519 im September 1991, während für das „Her- sind. Daneben wurden auch die konimetrischen Messun-
stellen und Verwenden“ die Umgangsbestimmungen der gen beibehalten.
TRGS 517 in der Fassung vom Februar 1992 aktualisiert
worden sind. Mit der Neufassung der TRGS 519 wurde für Auch die medizinische Betreuung der Arbeitnehmer
ASI-Arbeiten auch der TRK-Wert aufgehoben, da man im durch Vorsorgeuntersuchungen war geregelt. Sie erfolgte
Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) der Auffassung war, bis 1976 nach qualitativen Merkmalen, wenn „infolge der
dass bei ASI-Arbeiten regelmäßig mit Spitzenbelastungen Produktionstechnik die Möglichkeit einer Gesundheitsge-
zu rechnen ist und deshalb kein Grenzwert angegeben fährdung bestand“. Nach 1976 dienten arbeitshygie-
werden kann. Für den Umgang mit Asbest im Sinne der nische Kennzahlen als Kriterien für „Arbeitsmedizinische
TRGS 517 galt weiterhin für Chrysotil der Grenzwert von Tauglichkeits- und Überwachungsuntersuchungen“
250.000 F/m3. (ATÜ). Lagen Staubmesswerte vor, wurden auch diese zur
Beurteilung notwendiger Vorsorgeuntersuchungen her-
Mit der Übernahme der Asbest-Verbotsverordnung in die angezogen.
GefStoffV (November 1993) war es nur logisch und kon-

69
Chronologie der Vorschriftenentwicklung,
der Verwendungsverbote und Grenzwerte

Für Bereiche mit hoher Asbestbelastung gab es auch Grenzwertentwicklung


frühzeitig Asbestverbote, so für Spritzasbest im Jahre
1969. Weitere folgten in den 80er Jahren. Öffnungsklau- Die Grenzwerte waren als TRK-Werte festgelegt. Sie gal-
seln ermöglichten jedoch Ausnahmeregelungen, die nicht ten zunächst als Jahresmittelwerte und ab 1985 als
ungenutzt blieben und eine kontinuierliche und konse- Schichtmittelwerte.
quente Substitution erschwerten. Hinzu kam eine restrik-
tive Informationspolitik, die die Verbreitung von Informa- Die ersten Massenkonzentrationswerte wurden 1973 für
tionen über die Gesundheitsgefahren von Asbest nur Chrysotil festgelegt. Für Chrysotilfeinstaub betrug die
sehr bedingt ermöglichte. technische Richtkonzentration 0,15 mg/m3, für chrysotil-
haltigen Feinstaub (Asbestgehalt kleiner 3,75 Gew.-%)
Seit dem 3. Oktober 1990 gelten die Asbestbestimmungen 4 mg/m3.
für das gesamte Bundesgebiet.
1976, Absenkung des TRK-Wertes für Chysotilfeinstaub
auf 0,1 mg/m3, zusätzlich Festlegung eines Faserwertes
Weitere berufsgenossenschaftliche für Chrysotil von 2 F/cm3, weiter wurde festgelegt, dass
Initiativen die Werte auch auf Amosit anzuwenden sind.

Parallel zu den ersten Regelungen zum Umgang mit As- 1979, weitere Absenkung und Halbierung der TRK-Werte.
best haben sich die Berufsgenossenschaften Anfang der Für Asbestfeinstaub wurde eine Massenkonzentration von
siebziger Jahre mit der Frage der Ersatzstoffe befasst und 0,05 mg/m3, für asbesthaltigen Feinstaub von 2 mg/m3
in Merkblättern und Sicherheitsregeln konkrete Anforde- festgelegt. Die Faserkonzentration wurde auf 1 F/cm3 ab-
rungen an Maschinen und Geräte zur Bearbeitung von gesenkt. Die Grenzwerte waren erstmals auch auf Kroky-
Asbestzement festgelegt (Sicherheitsregeln für staub- dolith anzuwenden und galten nur für Neuanlagen. Für
emittierende handgeführte Maschinen und Geräte zur bestehende Anlagen wurde eine Übergangsfrist von 3
Bearbeitung von Asbestzementerzeugnissen, ZH 1/616). Jahren eingeräumt.
Um dem Gesundheitsrisiko vorzubeugen, wurden arbeits-
medizinische Grundsätze für Vorsorgeuntersuchungen 1985 erfolgte für Krokydolith eine Halbierung der bisheri-
formuliert und 1972 die Zentrale Erfassungsstelle asbest- gen Werte. Für Krokydolithfeinstaub galt ein Wert von
gefährdeter Arbeitnehmer (ZAs) eingerichtet, heute Zen- 0,025 mg/m3, für asbesthaltigen Krokydolithfeinstaub
trale Gesundheitsvorsorge (GVS). Aufgabe der GVS ist es eine Massenkonzentration von 2 mg/m3, die Faserkonzen-
u. a., alle asbeststaubgefährdeten Personen zentral zu er- tration betrug 0,5 F/cm3.
fassen, um eine einheitliche umfangreiche arbeitsmedizi-
nische Betreuung zu gewährleisten. Eine weitere wesent- Da Amosit und Krokydolith in der Praxis bedeutungslos
liche Aufgabe besteht in der Zusammenführung und Aus- wurden, konnten für die beiden Asbestarten 1990 die
wertung von Messdaten mit medizinischen Befunddaten Grenzwerte aufgehoben werden. Gleichzeitig erfolgte
für epidemiologische Forschungen. Bei der GVS sind mitt- eine weitere Absenkung des Faserwertes für Chrysotil auf
lerweile mehr als 200.000 Personen erfasst (s. S. 23). 0,25 F/cm3 und die Aussetzung der Massenkonzentra-
tionswerte.
Schon mit den ersten Verwendungsbeschränkungen von
Asbest wurde erkannt, dass die Asbeststaubgefährdung Im April 1995 wurde auch der für Chrysotil noch beste-
zunehmend nicht mehr in der Verwendung, sondern hende Grenzwert aufgehoben. Seither gibt es keine
beim Abbrechen und Beseitigen von Asbest und asbest- Grenzwerte mehr für Asbest. Zur Orientierung bei der
haltigen Materialien liegen wird. Zum Schutze der damit Festlegung spezifischer Schutzmaßnahmen gilt für alle
beschäftigten Personen wurden deshalb 1982 die „Sicher- Asbestarten ein Wert von 15.000 F/m3.
heitsregeln für das Entfernen von Asbest“ erarbeitet. Mit
der ersten Technischen Regel zu Asbest im September
1988 wurden die Sicherheitsregeln aufgehoben und die
Inhalte in die TRGS überführt.

70
Adressen

Hier erhalten Sie weitere Informationen

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin


Prävention

Präventions-Hotline der BG BAU: 0800 80 20 100 (gebührenfrei)


www.bgbau.de
praevention@bgbau.de

Fachliche Ansprechpartner für Ihren Betrieb vor Ort


finden Sie im Internet unter
www.bgbau.de – Ansprechpartner/Adressen – Prävention

Um die Kontaktdaten des Ansprechpartners der Prävention der


BG BAU zu finden, können Sie ihn direkt über die Postleitzahl bzw.
den Ortsnamen Ihrer Baustelle suchen.
Wenn Ihnen keine dieser Angaben vorliegt, haben Sie zusätzlich
noch die Möglichkeit, sich über die Kartendarstellung zur Adresse
Ihrer Baustelle „durchzuklicken“.
Auch dort finden Sie die entsprechenden Kontaktdaten.

71
Impressum

Herausgeber und Copyright:


Berufsgenossenschaft
der Bauwirtschaft
Hildegardstraße 29/30
10715 Berlin
www.bgbau.de

Gestaltung:
H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH
Hannover

Ausgabe 04/2015
Abruf-Nr. 611

72
Berufsgenossenschaft
der Bauwirtschaft

Hildegardstraße 29/30
10715 Berlin
www.bgbau.de

Abruf-Nr. 611 · 2015

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