NOTFALL
Notfallsituationen treten plötzlich auf und beeinträchtigen die lebenswichtigen
Körperfunktionen eines Menschen. Wird nicht sofort adäquat reagiert, kommt es
zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod des Patienten.
Lernauftrag: Setzen Sie sich mit der Organisation des Notfallmanagements in
Kliniken auseinander.
Lernziele
Sie kennen die Bausteine eines zeitgemäßen innerklinischen
Notfallmanagements.
Innerklinisches Notfallmanagement
Ein strukturiertes Notfallmanagement definiert Zuständigkeiten und sorgt dafür,
dass Handlungsabläufe an die Gegebenheiten einer Klinik angepasst sind. Experten
halten es für eine rechtliche Verpflichtung - die Verantwortung liegt beim
Krankenhausträger.
Notrufnummer
Reanimationsfortbildung
Ziele
Megacode-Training
Megacode-Trainings können in Simulationszentren oder in der Klinik stattfinden. Mithilfe von
Simulationspuppen werden unterschiedliche Notfallszenarien (Atemversagen, Herzstillstand bei
Kammerflimmern, Asystolie oder andere Herzrhythmusstörungen) dargestellt. Teilnehmer haben
die Möglichkeit, jeweils erforderliche Basismaßnahmen und erweiterte Maßnahmen
(Thoraxkompression, Maskenbeatmung, Intubation, Infusion, Medikamentengabe, Echt-
Defibrillation mit manuellen und halbautomatischen Geräten) praktisch und unter Anleitung zu
trainieren.
Notfallmedizinische Basisausrüstung
AED
Pflegende dürfen den AED nach geltendem Recht bedienen, müssen zuvor aber nach dem
Medizinproduktegesetz (MPG) eingewiesen und geschult werden. Die Defibrillation muss unter
Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden. Diese ist auch gewährleistet, wenn der Arzt erst im
Laufe einer Reanimation dazukommt und das Pflegepersonal bereits auf Anweisung des Gerätes
defibrilliert hat. Der Einsatz sollte nach der Reanimation anhand der Geräteaufzeichnungen mit
einem kompetenten Arzt nachbesprochen werden.
Das Verhalten des Einzelnen sollte sich nicht wesentlich von dem im
Individualnotfall unterscheiden. Die Devise lautet: Ruhe, Übersicht,
Disziplin!
Handlungsrichtlinien im Notfall
Zur Bewältigung von Notfallsituationen ist ein strukturiertes Vorgehen nach
Handlungsplan erforderlich. Damit soll vermieden werden, dass das Notfallteam zu
spät oder unnötig oft gerufen wird. Hilfreich sind hier:
Sobald ein Kriterium zutrifft und für Pflegende oder Ärzte der berechtigte
Verdacht auf einen Notfall besteht, kommt es zur Aktivierung der
Innerklinischen Notfallkette
die Person mit der meisten Erfahrung auf Station sollte informiert werden,
um die Koordination zu übernehmen
ist ein Arzt anwesend, liegt die Entscheidung über das weitere Vorgehen bei
ihm, wenn nicht, ist der klinikinterne Notruf zu tätigen
abhängig vom Ausmaß der Notfallsituation werden bis zum Eintreffen des
Notfallteams die Basismaßnahmen durchgeführt
Die Effektivität der Maßnahmen sollte regelmäßig durch das Notfallteam geprüft
werden!
anwesende Besucher oder andere Patienten bitten, das Zimmer oder den Ort
des Notfalls zu verlassen
Betroffenen aus Feuchtraum bergen, falls dort kein ausreichender Platz für
Rettungsmaßnahmen zur Verfügung steht
Blutzuckermessgerät
Notfallmedikamente
Absaugmöglichkeit
Reanimationsbrett
Notfallwagen, -koffer oder -rucksack
Blutzuckermessgerät
Notfallmedikamente
Absaugmöglichkeit
Reanimationsbrett
Um im Notfall funktionierende Hilfsmittel zur Verfügung zu haben, ist es
empfehlenswert, pro Station einen Verantwortlichen zu benennen, der alle
benötigten Gerätschaften in regelmäßigen Abständen auf ihre Funktionsfähigkeit
überprüft.
Lebensrettende Maßnahmen
Notfall
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand werden die Organe nicht mehr mit Sauerstoff
versorgt und es kommt innerhalb kürzester Zeit zu irreversiblen Schäden. Laut
Krankenpflegegesetz sind Sie als Pflegende für die "Einleitung lebenserhaltender
Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes" zuständig.
Lernauftrag: Überprüfen und ergänzen Sie Ihr Wissen zu den Maßnahmen der
kardiopulmonalen Reanimation!
Lernziele
Sie erkennen einen Notfall anhand der Alarmzeichen.
Handlungsablauf CPR
Durch die Einführung von Leitlinien wurde die Abfolge einzelner Maßnahmen in
Notfallsituationen standardisiert. Das ILCOR gibt Empfehlungen für Maßnahmen
nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft heraus. Die nationalen und
internationalen Vereinigungen entwickelten daraus Handlungsabläufe, wobei sich
die Leitlinien von ERC und AHA in der Praxis durchgesetzt haben.
ILCOR
International Liaison Committee on Resuscitation
ERC
European Resuscitation Council
AHA
American Heart Association
BEI REAKTIONSLOSIGKEIT
Thoraxkompression (30)
Beatmung (2)
Der Patient ist nicht ansprechbar und reagiert nicht natürlich auf Reize.
Leiten Sie so schnell wie möglich lebensrettende Basismaßnahmen ein, wenn Sie
eines dieser Alarmzeichen erkannt haben. Orientieren Sie sich an der A-B-C-Regel
zum Ablauf der Basismaßnahmen.
1. Notfalluntersuchung
3. Herzdruckmassage
4. Beatmung
5. Frühdefibrillation
A-B-C-Regel
Die A-B-C-Regel dient zur Orientierung bei der Durchführung der Basismaßnahmen. Der Ablauf des Schemas lautet: C-A-B Chest
Praxistransfer
Dieses Fallbeispiel soll Ihnen dabei helfen, die theoretischen Zusammenhänge der
kardiopulmonalen Reanimation in die Praxis zu übertragen. Vielleicht kennen Sie
einen ähnlichen Fall...
Fallvorstellung
Vor vier Tagen wurde der 55-jährige Herr D. wegen Blutzuckerentgleisung mit
Verdacht auf Diabetes mellitus Typ II in die Klinik überwiesen. Nach eingehender
Untersuchung hat sich der Verdacht bestätigt – der Patient befindet sich nun auf
Ihrer internistischen Station zur Blutzuckereinstellung. Im Frühdienst sind Sie
heute für die Versorgung von Herrn D. zuständig. Sie betreten um 11.15 Uhr sein
Zimmer, um rechtzeitig vor dem Mittagessen den Blutzuckerwert zu kontrollieren.
Dabei finden Sie den Patienten regungslos im Bett liegend vor …
Notfalluntersuchung
Um Herrn D. helfen zu können, müssen Sie sich zuerst einen Überblick über die
Situation verschaffen. Wie gehen Sie vor?
Ermitteln Sie im Rahmen der Notfalluntersuchung, ob eine akute vitale Bedrohung
vorliegt. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
Bei fehlender Reaktion können Sie davon ausgehen, dass der Patient
bewusstlos ist.
Wenden Sie seinen Kopf leicht nach hinten, um den Hals zu überstrecken
und heben Sie das Kinn an.
Halten Sie Ausschau nach Atemhindernissen und entfernen Sie diese mit
dem Finger, einer Magillzange oder einem großlumigen Absaugkatheter.
Bei Verdacht auf Halswirbelsäulenverletzungen sollte der Kopf nicht oder wenig
überstreckt werden. Hilfreich ist hier der Einsatz von Guedeltubus und Esmarch-
Handgriff.
Atemhindernis
Speisereste, Blut oder feste Fremdkörper im Hals oder auch Zahnprothesen können ein Atemhindernis
darstellen.
Guedeltubus
Ein in die Mundhöhle eingelegter Guedeltubus dient dazu, die Zunge von der Rachenhinterwand fern- und
dadurch die Atemwege freizuhalten. Wichtig ist, die individuelle Größe des Guedeltubus zu bestimmen.
Die Länge sollte dabei dem Abstand zwischen Mundwinkel und Ohrläppchen des Patienten entsprechen.
Esmarch-Handgriff
Der Esmarch-Handgriff dient dazu, die Atemwege beim bewusstlosen Patienten mit erschlaffter
Zungenmuskulatur freizuhalten. Hier wird mit beiden Händen in die Kieferwinkel gegriffen, um den
Unterkiefer nach vorne zu ziehen und gleichzeitig den Mund zu öffnen.
Fühlen Sie mit Ihrer Wange nach einem Luftstrom am Mund des Patienten.
Bringen Sie den Patienten bei vorhandener normaler Atmung in die stabile
Seitenlage. Holen Sie Hilfe und überwachen Sie den Patienten. Überprüfen Sie
dabei regelmäßig, ob die Atmung normal bleibt.
Vorsicht: Interpretieren Sie eine Schnappatmung keinesfalls als normale Atmung!
Tasten Sie den Puls an der Halsschlagader für maximal zehn Sekunden.
Herzdruckmassage
Bei der Thoraxkompression wird Blut aus dem Thorax in den Kreislauf gepumpt.
Durch das Venenklappensystem und die Herzklappen entsteht ein
Minimalkreislauf, der etwa 30 Prozent der normalen Herz- und Hirndurchblutung
erreicht.
VORBEREITUNG
Lagerung des Patienten
Achtung: Solange Sie alleine sind, führen Sie die Herzdruckmassage auch
ohne Reanimationsbrett durch. Sobald ein Kollege oder das
Reanimationsteam eintrifft, können Sie dies nachholen.
DRUCKPUNKT
Beim Erwachsenen liegt der Druckpunkt auf der Mitte des Brustkorbs. Dies
entspricht der unteren Hälfte des Sternums.
Komplikationen bei falschem Druckpunkt
KONPRESSION
Drücken Sie das Brustbein rhythmisch und gleichmäßig in Richtung
Wirbelsäule ein.
Halten Sie eine Kompressionsrate von mindestens 100 und maximal 120
Kompressionen pro Minute und eine Kompressionstiefe von mindestens
fünf und maximal sechs Zentimetern ein.
Sorgen sie nach der Kompressionsphase für eine komplette Entlastung des
Brustkorbs, um eine Füllung zu ermöglichen. Geben Sie kein Gewicht mehr
ab - verlieren aber nicht den Kontakt zum Druckpunkt!
Beatmung
Im Krankenhaus wird die Beatmung bei einem nicht intubierten Patienten mit
Maske und Beatmungsbeutel durchgeführt. Die bestmögliche Ausstattung sollte
stets zugänglich sein.
Vorbereitung
Positionieren Sie sich hinter den liegenden Patienten.
Überstrecken Sie seinen Kopf und heben Sie den Unterkiefer an, um die
Atemwege freizumachen.
Legen Sie die Maske mit dem "C-Griff" über Mund und Nase des Patienten.
Legen Sie bei zahnlosen Patienten einen Guedeltubus ein, um die Beatmung
zu erleichtern.
Beatmung
Führen Sie die Beatmung mit einer Inspirationszeit von einer Sekunde
durch.
Geben Sie so viel Volumen, dass der Thorax sich sichtbar hebt und senkt.
Prüfen und korrigieren Sie bei ineffektiver Beatmung (das heißt, der Thorax
hebt und senkt sich nicht) die Atemwege und die Position.
Frühdefibrillation
Der Großteil der Kreislaufstillstände beim Erwachsenen wird durch
Kammerflimmern infolge von Durchblutungsstörungen des Herzens verursacht.
Die einzige wirkungsvolle Therapie ist die elektrische Defibrillation.
Voraussetzung für die Durchführung ist ein Mindestangebot von Sauerstoff am
Herzen. Dafür sorgt die Basisreanimation - sie hält das Herz länger defibrillierbar.
DURCHFUHRUNG
Während der Vorbereitungs- und Ladephase sollte die Thoraxkompression nicht
unterbrochen werden.
ADVANCED LIFE SUPPORT
Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen beim Herz-Kreislauf-Stillstand sollten so
früh wie möglich durch die erweiterten Maßnahmen ergänzt werden.
Dazu zählen:
2. Endotracheale Intubation
3. Notfallmedikamente
4. Schrittmachertherapie
Vorbereitung
Positionieren Sie eine Elektrode neben der oberen rechten Hälfte des
Schlüsselbeins und die andere links über der Herzspitze.
Tragen Sie Elektrodengel auf oder bringen Sie selbstklebende Paddels (diese
sind zu bevorzugen) an, um Verbrennung der Haut zu vermeiden.
Durchführung
Die zu wählende Energiemenge ist vom Gerätetyp abhängig und wird vom
Hersteller angegeben.
Nach Verabreichen des Schocks wird die CPR für 5 Zyklen (entspricht 2 Minuten)
fortgeführt.
Gefahr für Helfer!
Während der Defibrillation besteht für alle Helfer die Gefahr eines Stromschlags.
Sie dürfen deshalb weder den Patienten noch seine Unterlage sowie
flüssigkeitsgefüllte Systeme, die mit ihm verbunden sind, berühren.
Intubation
Endotracheale Intubation
Bei der endotrachealen Intubation wird ein Tubus in die Luftröhre eingelegt. Über
diesen Tubus werden die Atemwege des Patienten gesichert, eine Aspiration
verhindert und die Beatmung erleichtert.
Oberste Maxime ist eine möglichst kurze Unterbrechnung des CPR-Ablaufes.
VORBEREITUNG
Zubehör Intubation
Kapnometer, auch verfärbende als sicheres Intubationszeichen (in der Klinik obligat!).
Laryngoskop mit verschiedenen Spateln und intakter Beleuchtung, (Guedel)Tuben in mehreren
Größen, Lokalanästhesie (Gel oder Spray), oraler Tubus mit Führungsstab, Zahnschutz,
Konnektoren / Adapter, Blockspritze / Klemme, Cuffdruckmesser, Fixierungspflaster,
Absauggerät und Zubehör, Beatmungsbeutel und -maske, Notfallmedikamente
Die Intubation ist der Goldstandard zur Atemwegssicherung, wird aber nur
erfahrenen Helfern empfohlen. Ungeübte Helfer sollten auf alternative
Atemwegshilfen ausweichen, um Zeitverzögerung oder Fehlintubationen zu
vermeiden. Dazu dienen:
Supraglottische Atemwegshilfen
Der Larynxtubus oder die Larynxmaske sind nach wenigen Trainingseinheiten an
einem Phantom sicher und mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit einzuführen. Sie
dienen auch für schwierige Atemwege, also bei Patienten, die auf konventionelle
Weise auch durch erfahrene Helfer nicht zu intubieren sind. Sie bietet jedoch
keinen Aspirationsschutz.
DURCHFÜHRUNG
Die endotracheale Intubation sollte nur durch gut ausgebildete Helfer mit
regelmäßiger Erfahrung durchgeführt werden. Pflegende können folgendermaßen
unterstützend mitwirken:
Die Intubation ist der Goldstandard zur Atemwegssicherung, wird aber nur
erfahrenen Helfern empfohlen. Ungeübte Helfer
sollten auf alternative Atemwegshilfen ausweichen,
um Zeitverzögerung oder Fehlintubationen zu
vermeiden. Dazu dienen:
Supraglottische Atemwegshilfen
Der Larynxtubus oder die Larynxmaske sind nach
wenigen Trainingseinheiten an einem Phantom sicher
und mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit einzuführen.
Sie dienen auch für schwierige Atemwege, also bei
Patienten, die auf konventionelle Weise auch durch
erfahrene Helfer nicht zu intubieren sind. Sie bietet jedoch keinen
Aspirationsschutz.
!!! Nach misslungener endotrachealer Intubation oder alternativer
Atemwegssicherung muss weiter mit Beutel und Maske beatmet werden.
Notfallmedikamente
Das wichtigste "Notfallmedikament" ist der Sauerstoff.
Um schnell weitere medikamentöse Maßnahmen durchführen zu können, muss
zunächst ein Zugang gelegt werden. Über diesen Zugang - ob periphervenös oder
alternativ intraossär - können Medikamente und Infusionen mit gleicher Dosierung
und Wirkung verabreicht werden.
Wichtigste Notfallmedikamente
Schrittmachertherapie
Ein Herzschrittmacher löst durch rhythmische elektrische Stimulation der
Herzkammern mechanische ventrikuläre Kontraktionen aus.
Eine Schrittmachertherapie kann bei lebensbedrohlichen atropinresistenten
Bradykardien indiziert sein. Die Stimulation kann durch einen transvenösen oder
transkutanen Schrittmacher erfolgen. Im Erfolgsfall werden diese temporären
Schrittmacher entbehrlich oder durch permanente Schrittmacher ersetzt.
TRANSKUTANER SCHRITTMACHER
invasive Methode
erfordert die Punktion einer zentralen Vene
kann ohne Röntgenkontrolle oft nicht hinreichend schnell und sicher
intrakardial platziert werden
Sonderfall Kind
Kinder haben im Vergleich zu Erwachsenen einen höheren Sauerstoffbedarf und
sind anfälliger für Atemstörungen. Während sich beim Erwachsenen meist aus dem
Kreislaufstillstand ein Atemstillstand ergibt, kommt es bei Kindern zuerst zu einer
Störung der Atmung und daraufhin zum reflektorischen Kreislaufstillstand.
Obwohl der Algorithmus bei Kindern dem bei Erwachsenen ähnelt, gilt bei primär
respiratorischen Kindernotfällen die Devise "Phone fast": Vor Absetzen des
Notrufs sollte zunächst etwa ein bis zwei Minuten reanimiert werden, um für eine
ausreichende Sauerstoffzufuhr zu sorgen.
Vorgehen
Notfallsituationen
Notfall
In einer Notfallsituation spielt die Notfalldiagnostik eine bedeutende Rolle. Das
Forschen nach Leitsymptomen hilft, geeignete und effektive Maßnahmen
abzuleiten.
Lernziele
Sie kennen die Leitsymptome von Kreislauf, Atem- und
Bewusstseinsstörungen.
Herz-Kreislauf-System
Folgende Herz-Kreislauf-Störungen führen häufig zu Notfallsituationen:
akutes Koronarsyndrom
Herzrhythmusstörungen
dekompensierte Herzinsuffizienz
hypertensiver Notfall
Blässe, Zyanose
Kaltschweißigkeit
veränderter Hautturgor
Empfinden:
pektanginöse Beschwerden
SAUERSTOFFVERSORGUNG
bei Anzeichen einer Atemnot, liegt der Verdacht auf eine kardiale Ischämie
nahe - das Hochlagern des Oberkörpers entlastet das Herz
Akutes Koronarsyndrom
In Deutschland erleiden jährlich etwa 680 000 Menschen ein akutes
Koronarsyndrom - fünf bis zehn Prozent sterben in der Akutphase.
Das akute Koronarsyndrom bezeichnet die lebensbedrohlichen Erscheinungen der
koronaren Herzerkrankung, die instabile Angina pectoris, den akuten
Myokardinfarkt sowie den plötzlichen Herztod.
SYMPTOMATIK
Neben weiteren Leitsymptomen der Kreislaufstörung stehen im Vordergrund:
pektanginöse Beschwerden
pektanginöse Beschwerden
Subjektive Brust- und herzbeklemmende Beschwerden, die infolge einer gestörten Herzfunktion auftreten,
wenn die Koronargefäße nicht ausreichend durchblutet sind und somit der Sauerstoffbedarf des Herzens
größer ist als das Angebot. Sie äußern sich in Form von retrosternalen dumpfen, drückenden,
beklemmenden Schmerzen, die in andere Körperregionen (linker Arm, Hals, Unterkiefer, Magengegend,
Rücken) ausstrahlen können.
KOMPLIKATIONEN
Zu den häufigsten Frühkomplikationen des akuten Koronarsyndroms zählen:
Herzrhythmusstörungen
Kammerflimmern
Kreislaufstillstand
HANDLUNGSPLAN
WEITERVERSORGUNG
Nach der Erstversorgung sollte der Patient möglichst zügig in eine
weiterbetreuende Einheit verlegt werden. Dort erfolgen Interventionen wie
Koronarangiografie, Ballondilatation oder Stenteinlage. Pflegende treffen folgende
vorbereitende Maßnahmen zur Verlegung:
Medikamentöse Maßnahmen
Atypische Verläufe
Bei diabetischer Neuropathie kann die Schmerzkomponente fehlen. Verständigen
Sie deshalb auch bei abweichender Symptomatik den nächst verfügbaren Arzt und
gegebenenfalls das Notfallteam.
Herzrhythmusstörungen
Bei den Herzrhythmusstörungen werden tachykarde und bradykarden Störungen
unterschieden. Nicht jede Bradykardie oder Tachykardie hat kardiale Ursachen.
Ein Sportler kann trotz bester Gesundheit eine Herzfrequenz von 40 Schlägen pro
Minute aufweisen. Schmerzen oder psychischer Stress wiederum können zu einer
Tachykardie mit über 100 Schlägen pro Minute führen.
Bradykardie
Bei einer Bradykardie liegt die Herzfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute.
Tachykardie
Von einer Tachykardie spricht man, wenn die Herzfrequenz mehr als 100 Schläge pro Minute beträgt.
Diagnostik
EKG
Das EKG dient zur weiterführenden Diagnostik und zur Beurteilung folgender
Parameter:
AV-Block
AV-Block bezeichnet die gestörte Erregungsleitung zwischen Vorhof und Kammer. Die
Weiterleitung ist verzögert beziehungsweise zeitweise oder dauerhaft unterbrochen.
Handlungsplan
1. bei stabilem Patient je nach Ursprung der Störung: Amiodaron 300 mg als
Kurzinfusion (Kammer) oder Betablocker und Vagusreizmanöver (Vorhof)
Ursprung Herzrhythmusstörung
Das EKG erlaubt Rückschlüsse auf den Ursprungsort der Herzrhythmusstörung: Zeigt das EKG breite
Kammerkomplexe, liegt der Ursprung in der Kammer. Bei schmalen Kammerkomplexen gilt dagegen der
Vorhof als Ursprung.
Vagusreizmanöver
Das Vagusreizmanöver, etwa durch Massage der A. carotis oder durch Pressen soll die Aktivität des Vagus
und die Wirkung auf das Herz steigern und so eine Verlangsamung der Herzfrequenz erzielen.
(Dekompensierte) Herzinsuffizienz
Als Herzinsuffizienz wird die Unfähigkeit des Herzens verstanden, den
Organismus mit ausreichend Blut und damit mit genügend Sauerstoff zu versorgen,
um den Stoffwechsel unter Ruhe- und unter Belastungsbedingungen zu
gewährleisten (WHO 1995).
Herzinsuffizienz ist die Bezeichnung für ein Syndrom, das entweder durch eine
Erkrankung des Herzens selbst oder als Folge einer Erkrankung entsteht, die
außerhalb des Herzens liegt und die Herztätigkeit beeinträchtigt.
FORMEN
Betroffene Herzkammer:
Zeitlicher Verlauf:
SYMPTOMATIK
Linksherzinsuffizienz:
Atemnot
Husten
Rechtsherzinsuffizienz:
Atemnot
Zyanose
Halsvenenstauung
Medikamentöse Maßnahmen
Hypertensiver Notfall
Beim hypertensiven Notfall kommt es zu einem schweren, häufig plötzlich
einsetzenden kritischen Blutdruckanstieg. Im Vergleich zur hypertensiven Krise
treten lebensbedrohliche Komplikationen und progrediente Organschäden auf.
Ausschlaggebend ist nicht der Absolutwert des Blutdrucks, sondern die schwere
Begleitsymptomatik.
Hypertensive Krise
Starke Blutdruckerhöhung ohne Hinweis auf akute Organschädigung, schwere Funktionsbeeinträchtigung
oder unmittelbare Lebensbedrohung; kann in einen hypertensiven Notfall übergehen. Orientierende Werte:
Akuter Blutdruckanstieg auf über 230 mmHg systolisch und/oder über 130 mmHg diastolisch.
Ursachen
Renale Hypertonie
Endokrine Hypertension
Alkoholexzess, Alkoholentzug
Diagnostik
Blutdruckmessung
Handlungsplan
Medikamentöse Maßnahmen
Urapidil 25–50mg i. v.
Atmungssystem
Folgende Erkrankungen des Atmungssystems führen besonders häufig zu einer
Notfallsituation:
Lungenembolie
Eine Notfallsituation kann sich außerdem durch die akute Verschlechterung einer
Pneumonie oder durch das spontane Auftreten eines Pneumothorax ergeben. Hier
empfiehlt sich zur wegweisenden Diagnostik die Durchführung einer
Röntgenaufnahme des Thorax.
© SciePro/stock.adobe.com
Eine Notfallsituation kann sich außerdem durch die akute Verschlechterung einer
Pneumonie oder durch das spontane Auftreten eines Pneumothorax ergeben. Hier
empfiehlt sich zur wegweisenden Diagnostik die Durchführung einer
Röntgenaufnahme des Thorax.
Empfinden Atemnot
Asthma bronchiale
Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der unteren
Atemwege, die durch reversible Obstruktion zu einer anfallsweisen Atemnot führt.
Obstruktion
von lateinisch: obstruere = verschließen; teilweiser oder kompletter Verschluss des Lumens eines
Hohlorgans oder eines Abschnittes des Gang- oder Gefäßsystem (DocCheck Flexikon).
!!!Bei COPD darf die Sauerstoffgabe 2 Liter pro Minute nicht überschreiten!
URSACHEN
Allergene
Infekte
psychischer Stress
SYMPTOMATIK
schwere Atemnot
Angst
Zyanose
Tachykardie
trockener Husten
ENTSTEHUNG
Zilien
Flimmerhärchen auf der Bronchialschleimhaut
SYMPTOMATIK
morgendliche Kopfschmerzen
Die meisten Anfälle können auf der Station rasch behandelt werden. Ansonsten
erfolgt die Weiterbehandlung und Überwachung auf einer Intensivstation.
Lungenembolie
Bei einer Lungenembolie kommt es zum embolischen Verschluss
pulmonalarterieller Äste mit Durchblutungsstopp entsprechender Lungenareale.
Meist wird dieser Embolus durch einen Thrombus (seltener aus Fett, Luft,
Fruchtwasser, Fremdkörpern) aus einer Becken- oder Beinvene verursacht, der bei
einer Thrombose der tiefen Beinvenen losgelöst und durch das rechte Herz in die
Lunge geschwemmt wurde.
Nur etwa 25 Prozent der tiefen Beinvenenthrombosen, die eine Lungenembolie
verursachen, äußern sich vorher durch die Symptome.
SYMPTOMATIK
Laboruntersuchung: Blutgasanalyse
Spannungsgefühl, Druckempfindlichkeit
DIAGNOSTIK
Laboruntersuchung: Blutgasanalyse
HANDLUNGSPLAN
Medikamentöse Maßnahmen
Heparin als Bolus und später als Dauerinfusion zum Verhindern weiterer
Embolien
anschließend orale Antikoagulation für drei bis sechs Monate, z.B. mit
Cumarinen (Marcumar®)
Ärztliche Maßnahmen
Nervensystem/Bewusstsein
Verschiedene Krankheitsbilder können zu
Bewusstseinsstörungen, im schlimmsten Fall zur
Bewusstlosigkeit, zum Koma führen:
Hypoglykämie
Intoxikation
Krampfanfall
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LEITSYMPTOME
Bewusstsein:
desorientiert
Schmerzreaktion:
Augen:
Pupillendifferenz, Blickabweichung
Motorik:
ungezielte Bewegungen
Krämpfe, Lähmungen
Hypoglykämie
Die Hypoglykämie ist eine der häufigsten und am leichtesten therapierbaren
Ursachen für Bewusstseinsstörungen. Sie ist durch erniedrigte Blutglukosewerte
gekennzeichnet.
!!!Bei einer schweren Hypoglykämie kann der Patient durch die
Elektrolytverschiebung (Kaliummangel/Hypokaliämie) Herzrhythmusstörungen
erleiden!
URSACHEN
Diabetiker:
Nicht-Diabetiker:
Anorexia nervosa
Alkoholabusus
Heißhunger
Schweißausbruch
Krämpfe
DIAGNOSTIK
Ein schlecht eingestellter Diabetiker, der an sehr hohe Blutzuckerwerte gewöhnt
ist, kann schon bei normalen Blutzuckerwerten eine "Pseudohypoglykämie"
erleiden.
HANDLUNGSPLAN
MEDIKAMENTÖSE/THERAPEUTISCHE MASSNAHME
Leichte Hypoglykämie/erhaltene Schutzreflexe:
Traubenzucker 1–2 Stück
Bewusstlosigkeit:
Intoxikation
Bei einer Vergiftung wird ein schädlicher Stoff vom Körper aufgenommen und
gelangt in die Blutbahn. Unterschieden werden Vergiftungen mit
Selbsttötungsabsicht (Suizid) und Vergiftungen durch ein Versehen (akzidentell).
EINFLUSSFAKTOREN
Weg, über den der Stoff in den Körper gelangt (Mund, Atemwege, Haut,
Gefäße)
Zeit, in der sich der Stoff im Körper verteilt und wieder ausgeschieden wird
Zeit von der Aufnahme des Stoffes bis zur ersten Therapie
gesundheitlicher Allgemeinzustand
SYMPTOMATIK
auffälliger Mundgeruch
Hautveränderungen
DIAGNOSTIK
HANLDUNGSPLAN
Organisation: Reanimationsbereitschaft
Sauerstoffapplikation
Eine zusätzliche Sauerstoffgabe kann erforderlich werden, wenn die Pulsoxymetrie eine zu
geringe arterielle Sauerstoffsättigung ergibt. Nach aktuellen Erkenntnissen ist eine zusätzliche
Sauerstoffversorgung jedoch nicht in jedem Fall zielführend, da auch ein Überangebot an
Sauerstoff für den Patienten schädlich sein kann. Es sollten deshalb bei der Applikation die
Grenzwerte der Sauerstoffsättigung berücksichtigt werden. Diese liegen im Bereich von 94-98
Prozent.
Therapiemöglichkeiten
Primäre Elimination
Sekundäre Elimination
Ergänzende therapeutische Maßnahmen
Primäre Elimination
Sie dient zur Entfernung der Toxine vor deren vollständiger Resorption.
Orale Giftaufnahme:
Magenspülung
Nicht-orale Giftaufnahme:
Augenspülung
Sekundäre Elimination
Sie dient zur Entfernung resorbierter Toxine aus dem Organismus.
Hämodialyse
kontinuierliche Hämofiltration
Grand mal
Der generalisierte hirnorganische Krampfanfall (Grand mal) ist gekennzeichnet
durch Beteiligung der gesamten quergestreiften Muskulatur und gleichzeitige
Bewusstlosigkeit.
Ursachen
AURA
tritt unmittelbar vor dem Anfall auf und zeigt sich durch eigenartige
Erlebnisse im Bereich der Sinnesqualitäten als optische, akustische,
sensible, psychische Aura
TONISCHES STADIUM
KLONISCHES STADIUM
ERSCHÖPFUNGSSTADIUM
gekennzeichnet durch Tiefschlaf, der einige Stunden dauern kann und mit
anschließender Müdigkeit, Missmutigkeit und Kopfschmerzen einhergehen
kann
Wenn sich kurz nacheinander fortlaufend große Anfälle ereignen und der
Patient zwischen den Anfällen nicht das Bewusstsein wiedererlangt, liegt
ein Status epilepticus vor.
Handlungsplan
Diagnistische Maßnahmen
im Anfallgeschehen: EEG zeigt generalisierte Krampfpotentiale über der
ganzen Hirnrinde
Medikamentöse Maßnahmen
Benzodiazepine wie Diazepam (Valium), Lorazepam (Tavor) und
Midazolam (Dormicum) zur Durchbrechung des Krampfanfalls, i.v. oder als
Rectiole
Rectiole
Rectiolen dienen der rektalen Applikation von Medikamenten und sind vor allem dann indiziert,
wenn Patienten keine Tabletten schlucken können oder wollen.
Schlaganfall
Beim Schlaganfall kommt es zur akuten regionalen kritischen Störung der
zerebralen Blutversorgung mit plötzlich einsetzenden, anhaltenden fokalen
Symptomen durch Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall) oder Gefäßruptur
(hämorrhagischer Schlaganfall).
"Time ist brain"
Das zeitliche Fenster bei der Versorgung eines Schlaganfalls liegt bei maximal drei
Stunden. Der Patient sollte deshalb schnellstmöglich in eine Stroke Unit verlegt
werden.
URSACHEN
Ischämischer Schlaganfall:
Hämorrhagischer Schlaganfall:
Hypertonie, Aneurysma
Sonderfall: Subarachnoidalblutung
SYMPTOMATIK
Bedarfshypertonie
Bedarfshypertonie
Bedarfshypertonie bezeichnet eine Form der Hypertonie, bei der der Körper durch Erhöhung des
Blutdrucks versucht, durchblutungsgestörte Areale des Gehirns mit Sauerstoff zu versorgen.
DIAGNOSTIK
Blutdruckmessung
Blutzuckermessung
MEDIKAMENTÖSE MASSNAHME
Keine Lyse / Antikoagulation vor sicherem Ausschluss einer Blutung durch CCT
oder MRT! ASS zur Sekundärprophylaxe.
Notfallnachsorge
Notfall
Die Akutbetreuung und Krisenintervention nach Notfällen nimmt in der
Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein und verdient unsere
Aufmerksamkeit. Es geht dabei darum, Angehörige angemessen zu betreuen, die
Notfallsituation im Team aufzuarbeiten und im Rahmen des Qualitätsmanagements
systematische Lücken im Notfallmanagement zu schließen.
Lernziele
Sie wissen, in welcher Form Angehörige nach einem Notfall verständigt
und angemessen betreut werden können.