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MODUL 3

NOTFALL
Notfallsituationen treten plötzlich auf und beeinträchtigen die lebenswichtigen
Körperfunktionen eines Menschen. Wird nicht sofort adäquat reagiert, kommt es
zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod des Patienten.
Lernauftrag: Setzen Sie sich mit der Organisation des Notfallmanagements in
Kliniken auseinander.

Lernziele
 Sie kennen die Bausteine eines zeitgemäßen innerklinischen
Notfallmanagements.

 Sie erkennen eine Notfallsituation und wissen, wann Sie das


Reanimationsteam alarmieren sollten.

 Sie wissen um Ihre Aufgabe innerhalb der Notfallkette und können


wichtige organisatorische Vorbereitungen für einen reibungslosen
Versorgungsablauf treffen.

Innerklinisches Notfallmanagement
Ein strukturiertes Notfallmanagement definiert Zuständigkeiten und sorgt dafür,
dass Handlungsabläufe an die Gegebenheiten einer Klinik angepasst sind. Experten
halten es für eine rechtliche Verpflichtung - die Verantwortung liegt beim
Krankenhausträger.

Bausteine des Notfallmanagements


Frühwarnsysteme
Innerklinisches Notfallteam 
Notrufnummer
Reanimationsfortbildung
Notfallmedizinische Basisausrüstung
Notfall- und Alarmpläne
 Frühwarnsysteme

 sind ein Instrument des Risikomanagements

 sorgen für eine frühzeitige und systematische Erfassung von Risiken

 sollten ins Klinikinformationssystem (KIS) integriert werden

Bp. Bei pathologischen Laborparametern erfolgt ein Anruf durch das


Laborpersonal. So kann die Verschlechterung des Zustands eines
Patienten erkannt und ein drohender Herzkreislaufstillstand vermieden
werden.
Innerklinisches Notfallteam 

= „rapid response team“ RRT

 Verantwortlichkeit: Funktion wird häufig von Intensiv- oder


anästhesiologischen Abteilungen übernommen

 Team: in der Notfallmedizin erfahrene, untereinander eingespielte


Pflegende und Ärzte

 Alarmierung: moderne Telefonanlagen ermöglichen gleichzeitige


Alarmierung des gesamten Reanimationsteams durch einen Gruppenruf

 Erreichbarkeit: 24 Stunden und sofort abkömmlich

 Zweck: Versorgung sich verschlechternder Patienten und Vermeidung eines


innerklinischen Kreislaufstillstands.

!!! Regelungen müssen in die Überlegungen eines Alarmplans einfließen.


In Kliniken ohne entsprechend qualifiziertes Personal wird umgehend der
öffentlich-rechtliche Notarztdienst (Notrufnummer 112) alarmiert.

Notrufnummer

 sollte einheitlich und bei allen Mitarbeitern bekannt sein

 muss einen möglichst automatisierten Alarmweg gewährleisten


 24 Stunden besetzt sein

 Tipp: Verwenden Sie desinfektionsstabile Aufkleber mit der Notfallnummer


auf den Handys und Telefonen.

Reanimationsfortbildung

 Zielgruppe: Pflegende, Ärzte und sonstige Mitarbeiter einer Klinik

 Häufigkeit: mindestens einmal pro Jahr

 Inhalte: Maßnahmen der fachlich korrekten Reanimation, organisatorischer


Notfallablauf

 Umsetzung: bestenfalls als Megacode-Training

Ziele

 zeitnahes Erkennen kritischer Situationen

 adäquates Reagieren bei speziellen Notfallsituationen

 sicheres Durchführen lebenserhaltender Standardmaßnahmen

Megacode-Training
 Megacode-Trainings können in Simulationszentren oder in der Klinik stattfinden. Mithilfe von
Simulationspuppen werden unterschiedliche Notfallszenarien (Atemversagen, Herzstillstand bei
Kammerflimmern, Asystolie oder andere Herzrhythmusstörungen) dargestellt. Teilnehmer haben
die Möglichkeit, jeweils erforderliche Basismaßnahmen und erweiterte Maßnahmen
(Thoraxkompression, Maskenbeatmung, Intubation, Infusion, Medikamentengabe, Echt-
Defibrillation mit manuellen und halbautomatischen Geräten) praktisch und unter Anleitung zu
trainieren.

Notfallmedizinische Basisausrüstung

 Bereitstellung: Auf Stationsebene muss ein klinikübergreifend einheitlich


ausgestatteter Notfallkoffer oder -wagen und gegebenenfalls ein AED
vorhanden sein.
 Information und Schulung: Das Stationspersonal muss eingewiesen und
jeder Stationsmitarbeiter (auch Auszubildende) über den Standort des
Koffers oder Wagens informiert werden.

 Regelmäßige Wartung: Die Notfallausrüstung muss in regelmäßigen


Abständen kontrolliert, vervollständigt und verplombt werden. Dazu bietet
sich ein zentraler Dienst an.

Automatisierter Externer Defibrillator

 AED
 Pflegende dürfen den AED nach geltendem Recht bedienen, müssen zuvor aber nach dem
Medizinproduktegesetz (MPG) eingewiesen und geschult werden. Die Defibrillation muss unter
Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden. Diese ist auch gewährleistet, wenn der Arzt erst im
Laufe einer Reanimation dazukommt und das Pflegepersonal bereits auf Anweisung des Gerätes
defibrilliert hat. Der Einsatz sollte nach der Reanimation anhand der Geräteaufzeichnungen mit
einem kompetenten Arzt nachbesprochen werden.

Notfall- und Alarmpläne


Alle Mitarbeiter müssen in die Notfall- und Alarmpläne eingewiesen werden

Sonderfall: Massenanfall Verletzter oder


Erkrankter
Ein Massenanfall von Verletzten (MANV) oder Erkrankten (MANE) führt dazu,
dass auf einmal eine größere Anzahl von Patienten beziehungsweise Betroffenen
versorgt werden muss. Dies gilt vor allem für Kliniken der höheren
Versorgungsstufen.
Ursachen:

 externe Schadenslagen: Großunfall, Naturkatastrophe, Terroranschlag

 interne Schadenslagen: Brand, Austritt von Gefahrstoffen

Durch die Katastrophenschutzgesetze der Länder werden Krankenhäuser


verpflichtet, sich mithilfe von Gefahrenabwehrplanungen auf die Bewältigung
solcher Katastrophenfälle vorzubereiten und so die Patienten- und
Mitarbeitersicherheit zu erhöhen. Dazu dienen:
Krankenhaus-Alarm- und Einsatzpläne

 geben beteiligten Mitarbeitern klare (Handlungs-)Anweisungen

 sollen eine bestmögliche Patientenversorgung auch unter suboptimalen


Bedingungen und limitierten Ressourcen gewährleisten

 sorgen dafür, dass die Handlungsfähigkeit der Klinik zu jeder Zeit


aufrechterhalten oder schnellstmöglich wiederhergestellt wird

 stellen eine unter Umständen notwendige Kooperation mit externen Stellen


sicher

 setzen gesetzlich geforderte Vorgaben adäquat für die Erfordernisse der


Klinik um

Das Verhalten des Einzelnen sollte sich nicht wesentlich von dem im
Individualnotfall unterscheiden. Die Devise lautet: Ruhe, Übersicht,
Disziplin!

Handlungsrichtlinien im Notfall
Zur Bewältigung von Notfallsituationen ist ein strukturiertes Vorgehen nach
Handlungsplan erforderlich. Damit soll vermieden werden, dass das Notfallteam zu
spät oder unnötig oft gerufen wird. Hilfreich sind hier:

Kriterien zur Alarmierung des Notfallteams


Herzfrequenz unter 40 oder über 140 Schläge pro Minute

Atemfrequenz unter 5 oder über 40 pro Minute

Blutdruck systolisch unter 70 oder über 230 mm/Hg

Verhalten keine Reaktion auf Ansprache und Berührung


und entsprechende klinische Symptomatik

Sobald ein Kriterium zutrifft und für Pflegende oder Ärzte der berechtigte
Verdacht auf einen Notfall besteht, kommt es zur Aktivierung der

Innerklinischen Notfallkette
 die Person mit der meisten Erfahrung auf Station sollte informiert werden,
um die Koordination zu übernehmen

 ist ein Arzt anwesend, liegt die Entscheidung über das weitere Vorgehen bei
ihm, wenn nicht, ist der klinikinterne Notruf zu tätigen

 abhängig vom Ausmaß der Notfallsituation werden bis zum Eintreffen des
Notfallteams die Basismaßnahmen durchgeführt


Die Effektivität der Maßnahmen sollte regelmäßig durch das Notfallteam geprüft
werden!

Neben den unmittelbar medizinischen Maßnahmen müssen die an der


Reanimation Beteiligten folgende organisatorische Maßnahmen einleiten:

Vorbereiten des Reanimationsortes

 Platz schaffen und Gegenstände verrücken, um die Reanimation zu


erleichtern

 anwesende Besucher oder andere Patienten bitten, das Zimmer oder den Ort
des Notfalls zu verlassen

 Betroffenen aus Feuchtraum bergen, falls dort kein ausreichender Platz für
Rettungsmaßnahmen zur Verfügung steht

Bereitstellen der Notfallausrüstung

 Notfallwagen, -koffer oder -rucksack

 Blutdruckmessgerät und Stethoskop

 Blutzuckermessgerät

 Notfallmedikamente

 Zubehör für intravenösen Zugang, Infusion, Intubation und Sauerstoffgabe


 Spritzen und Kanülen

 Beatmungsbeutel und passende Masken

 Guedeltuben in verschiedenen Größen

 Larynxmasken und eventuell weitere Materialien wie Larynxtubus zur


Bewältigung eines schwierigen Atemwegs

 Absaugmöglichkeit

 Reanimationsbrett


Notfallwagen, -koffer oder -rucksack

 Blutdruckmessgerät und Stethoskop

 Blutzuckermessgerät

 Notfallmedikamente

 Zubehör für intravenösen Zugang, Infusion, Intubation und Sauerstoffgabe

 Spritzen und Kanülen

 Beatmungsbeutel und passende Masken

 Guedeltuben in verschiedenen Größen

 Larynxmasken und eventuell weitere Materialien wie Larynxtubus zur


Bewältigung eines schwierigen Atemwegs

 Absaugmöglichkeit

 Reanimationsbrett


Um im Notfall funktionierende Hilfsmittel zur Verfügung zu haben, ist es
empfehlenswert, pro Station einen Verantwortlichen zu benennen, der alle
benötigten Gerätschaften in regelmäßigen Abständen auf ihre Funktionsfähigkeit
überprüft.

Lebensrettende Maßnahmen
Notfall

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand werden die Organe nicht mehr mit Sauerstoff
versorgt und es kommt innerhalb kürzester Zeit zu irreversiblen Schäden. Laut
Krankenpflegegesetz sind Sie als Pflegende für die "Einleitung lebenserhaltender
Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes" zuständig.
Lernauftrag: Überprüfen und ergänzen Sie Ihr Wissen zu den Maßnahmen der
kardiopulmonalen Reanimation!

Lernziele
 Sie erkennen einen Notfall anhand der Alarmzeichen.

 Sie kennen die Basismaßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation und


wissen um deren Anwendung.

 Sie wissen, welche vorbereitenden und unterstützenden Maßnahmen Sie im


Zuge erweiterter lebensrettender Maßnahmen treffen können.

 Sie wissen, was im Notfall bei Kindern zu beachten ist.

Handlungsablauf CPR
Durch die Einführung von Leitlinien wurde die Abfolge einzelner Maßnahmen in
Notfallsituationen standardisiert. Das ILCOR gibt Empfehlungen für Maßnahmen
nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft heraus. Die nationalen und
internationalen Vereinigungen entwickelten daraus Handlungsabläufe, wobei sich
die Leitlinien von ERC und AHA in der Praxis durchgesetzt haben.
ILCOR
International Liaison Committee on Resuscitation

ERC
European Resuscitation Council
AHA
American Heart Association

HANDLUNGSABLAUF CPR BEI ERWACHSENE

 Beachten des Eigenschutzes

 Überprüfen des Bewusstseins

 Freimachen der Atemwege

BEI REAKTIONSLOSIGKEIT

 Tätigen des Notrufs

 Überprüfen der Atmung

BEI FEHLENDER ATMUNG

 Überprüfen des Kreislaufs

 Thoraxkompression (30)

 Beatmung (2)

 nach Möglichkeit Einsatz des AED


!!!Die Basis einer suffizienten Reanimation ist die korrekt durchgeführte,
kontinuierliche Thoraxkompression mit möglichst wenigen und kurzen
Unterbrechungen für andere Maßnahmen wie Beatmung oder Defibrillation.

BASIC LIFE SUPPORT


In Notfallsituationen kann schnelles Eingreifen und richtiges Reagieren Leben
retten. Um einen Notfall als solchen zu erkennen, achten Sie als Pflegende auf die
Alarmzeichen eines Notfalls

 Der Patient stöhnt und schreit um Hilfe.

 Der Patient ist nicht ansprechbar und reagiert nicht natürlich auf Reize.

 Der Patient ist kaltschweißig.

 Der Patient hat eine blasse oder zyanotische Haut.

 Der Patient hat ein verändertes Atemmuster.

 Es befinden sich große Mengen Blut neben dem Patienten.

 Der Überwachungsmonitor alarmiert aufgrund Grenzbereich


überschreitender Vitalzeichen.

Leiten Sie so schnell wie möglich lebensrettende Basismaßnahmen ein, wenn Sie
eines dieser Alarmzeichen erkannt haben. Orientieren Sie sich an der A-B-C-Regel
zum Ablauf der Basismaßnahmen.

1. Notfalluntersuchung

2. Freimachen der Atemwege

3. Herzdruckmassage

4. Beatmung
5. Frühdefibrillation

A-B-C-Regel

Die A-B-C-Regel dient zur Orientierung bei der Durchführung der Basismaßnahmen. Der Ablauf des Schemas lautet: C-A-B Chest

compressions/Herzdruckmassage - Airway/Atemwege - Breathing/Beatmung.

Praxistransfer
Dieses Fallbeispiel soll Ihnen dabei helfen, die theoretischen Zusammenhänge der
kardiopulmonalen Reanimation in die Praxis zu übertragen. Vielleicht kennen Sie
einen ähnlichen Fall...
Fallvorstellung
Vor vier Tagen wurde der 55-jährige Herr D. wegen Blutzuckerentgleisung mit
Verdacht auf Diabetes mellitus Typ II in die Klinik überwiesen. Nach eingehender
Untersuchung hat sich der Verdacht bestätigt – der Patient befindet sich nun auf
Ihrer internistischen Station zur Blutzuckereinstellung. Im Frühdienst sind Sie
heute für die Versorgung von Herrn D. zuständig. Sie betreten um 11.15 Uhr sein
Zimmer, um rechtzeitig vor dem Mittagessen den Blutzuckerwert zu kontrollieren.
Dabei finden Sie den Patienten regungslos im Bett liegend vor … 

Notfalluntersuchung
Um Herrn D. helfen zu können, müssen Sie sich zuerst einen Überblick über die
Situation verschaffen. Wie gehen Sie vor?
Ermitteln Sie im Rahmen der Notfalluntersuchung, ob eine akute vitale Bedrohung
vorliegt. Gehen Sie dabei wie folgt vor:

Überprüfen des Bewusstseins


 Sprechen Sie den Patienten laut an und schütteln Sie ihn an der Schulter.

 Bei fehlender Reaktion können Sie davon ausgehen, dass der Patient
bewusstlos ist.

Freimachen der Atemwege


Bei bewusstlosen Menschen ist der Muskeltonus in Ruhe erniedrigt. Das kann dazu
führen, dass die Zungengrundmuskulatur die Zunge nicht mehr in ihrer Position
hält, diese in den Rachen zurückfällt und die oberen Atemwege verlegt. Gehen Sie
wie folgt vor, um den Zungengrund nach vorne zu ziehen und die Atemwege zu
öffnen:

 Legen Sie lhre Hand auf die Stirn des Patienten.

 Wenden Sie seinen Kopf leicht nach hinten, um den Hals zu überstrecken
und heben Sie das Kinn an.

 Öffnen Sie den Mund des Patienten, um die Atemwege zu inspizieren.

 Halten Sie Ausschau nach Atemhindernissen und entfernen Sie diese mit
dem Finger, einer Magillzange oder einem großlumigen Absaugkatheter.

 Tragen Sie zum Selbstschutz Handschuhe.

Bei Verdacht auf Halswirbelsäulenverletzungen sollte der Kopf nicht oder wenig
überstreckt werden. Hilfreich ist hier der Einsatz von Guedeltubus und Esmarch-
Handgriff.

Atemhindernis
Speisereste, Blut oder feste Fremdkörper im Hals oder auch Zahnprothesen können ein Atemhindernis
darstellen.
Guedeltubus
Ein in die Mundhöhle eingelegter Guedeltubus dient dazu, die Zunge von der Rachenhinterwand fern- und
dadurch die Atemwege freizuhalten. Wichtig ist, die individuelle Größe des Guedeltubus zu bestimmen.
Die Länge sollte dabei dem Abstand zwischen Mundwinkel und Ohrläppchen des Patienten entsprechen.
Esmarch-Handgriff
Der Esmarch-Handgriff dient dazu, die Atemwege beim bewusstlosen Patienten mit erschlaffter
Zungenmuskulatur freizuhalten. Hier wird mit beiden Händen in die Kieferwinkel gegriffen, um den
Unterkiefer nach vorne zu ziehen und gleichzeitig den Mund zu öffnen.

Überprüfen der Atmung


Verwenden Sie nicht mehr als 10 Sekunden Zeit auf die Beurteilung der Atmung.
Halten Sie den Kopf des Patienten in überstreckter Position und setzen Sie Ihre
Sinne ein, um zu erkennen, ob eine (normale) Atmung vorliegt:
 Sehen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt.

 Hören Sie am Mund des Patienten auf Atemgeräusche.

 Fühlen Sie mit Ihrer Wange nach einem Luftstrom am Mund des Patienten.

Bringen Sie den Patienten bei vorhandener normaler Atmung in die stabile
Seitenlage. Holen Sie Hilfe und überwachen Sie den Patienten. Überprüfen Sie
dabei regelmäßig, ob die Atmung normal bleibt.
Vorsicht: Interpretieren Sie eine Schnappatmung keinesfalls als normale Atmung!

Überprüfen der Kreislauffunktion

 Tasten Sie den Puls an der Halsschlagader für maximal zehn Sekunden. 

 Achtung: Eine eindeutige Diagnose, ob ein Puls vorliegt, ist in dieser


Situation sehr schwierig und gelingt auch erfahrenen Helfern nicht immer!

 Beginnen Sie bei nicht erkennbaren Lebenszeichen oder nicht vorhandener /


normaler Atmung unverzüglich mit der kardiopulmonalen Reanimation, bis
weitere professionelle Hilfe eintrifft oder der Patient Lebenszeichen zeigt.

Es ist unwahrscheinlich, dass Thoraxkompressionen bei vorhandenem Kreislauf


dem Patienten schaden.

Herzdruckmassage
Bei der Thoraxkompression wird Blut aus dem Thorax in den Kreislauf gepumpt.
Durch das Venenklappensystem und die Herzklappen entsteht ein
Minimalkreislauf, der etwa 30 Prozent der normalen Herz- und Hirndurchblutung
erreicht.

Wie geht es Herrn D.?


Sie haben bei Herrn D. die Notfalluntersuchung durchgeführt. Er hat auf laute
Ansprache und Berührung nicht reagiert. Weder Atmung noch Kreislauftätigkeit
sind feststellbar.
Wie gehen Sie weiter vor?
Alarmieren Sie das Notfallteam und beginnen Sie sofort mit der
Herzdruckmassage. Beachten Sie dabei Folgendes:

VORBEREITUNG
Lagerung des Patienten

 Lagern Sie den Patienten auf dem Rücken.

 Befindet er sich in einem Krankenhausbett, schieben Sie eine harte


Unterlage / Reanimationsbrett und den Brustkorb. 

 Achtung: Solange Sie alleine sind, führen Sie die Herzdruckmassage auch
ohne Reanimationsbrett durch. Sobald ein Kollege oder das
Reanimationsteam eintrifft, können Sie dies nachholen.

Hand- und Armposition

 Legen Sie die Handballen beider Hände übereinander.

 Verschränken Sie gegebenenfalls die Finger beider Hände miteinander.

 Strecken Sie Ihre Ellenbogen durch, um das eigene Körpergewicht


auszunutzen.

DRUCKPUNKT

Beim Erwachsenen liegt der Druckpunkt auf der Mitte des Brustkorbs. Dies
entspricht der unteren Hälfte des Sternums.
Komplikationen bei falschem Druckpunkt

 außerhalb der Sternummitte: Rippen- oder Sternumfraktur oder Pneumo-


oder Hämatothorax

 zu tief und zu weit links: Milzruptur

 zu tief und zu weit rechts: Leberruptur

KONPRESSION
 Drücken Sie das Brustbein rhythmisch und gleichmäßig in Richtung
Wirbelsäule ein.

 Halten Sie eine Kompressionsrate von mindestens 100 und maximal 120
Kompressionen pro Minute und eine Kompressionstiefe von mindestens
fünf und maximal sechs Zentimetern ein.

 Sorgen sie nach der Kompressionsphase für eine komplette Entlastung des
Brustkorbs, um eine Füllung zu ermöglichen. Geben Sie kein Gewicht mehr
ab - verlieren aber nicht den Kontakt zum Druckpunkt!

 Halten Sie die Kompressions- und Entlastungsphase gleich lang.

 Führen Sie die Thoraxkompression 30 mal aus, um anschließend zur


Beatmung zu wechseln.

Beatmung
Im Krankenhaus wird die Beatmung bei einem nicht intubierten Patienten mit
Maske und Beatmungsbeutel durchgeführt. Die bestmögliche Ausstattung sollte
stets zugänglich sein.

!!!Für Ungeübte empfiehlt sich regelmäßiges Üben am Phantom, um die


Maßnahme der Maskenbeatmung sicher zu beherrschen.

Wie geht es Herrn D.?


Nun ist Ihre Kollegin mitsamt Notfallwagen eingetroffen, um Sie bei der
Notfallversorgung zu unterstützen. Sie übernimmt die Herzdruckmassage, während
Sie sich bereit machen zur Beatmung.
Wie gehen Sie weiter vor?

Beatmen Sie den Patienten nach 30 Thoraxkompressionen mithilfe eines


Beatmungbeutels. Beachten Sie dabei folgendes:

Vorbereitung
 Positionieren Sie sich hinter den liegenden Patienten.
 Überstrecken Sie seinen Kopf und heben Sie den Unterkiefer an, um die
Atemwege freizumachen.

 Legen Sie die Maske mit dem "C-Griff" über Mund und Nase des Patienten.

 Legen Sie bei zahnlosen Patienten einen Guedeltubus ein, um die Beatmung
zu erleichtern.

Beatmung

 Führen Sie die Beatmung mit einer Inspirationszeit von einer Sekunde
durch.

 Beatmen Sie mit einem Atemwegsdruck von etwa 20 cm H 2O (kann


normalerweise an den Patientenventilen eingestellt werden).

 Verbessern Sie die Sauerstoffversorgung durch frühestmögliche


Sauerstoffgabe in höchstmöglicher Dosis. Schließen Sie dazu an den
Beatmungsbeutel Sauerstoff und Reservoirbeutel an.

 Geben Sie so viel Volumen, dass der Thorax sich sichtbar hebt und senkt.

 Prüfen und korrigieren Sie bei ineffektiver Beatmung (das heißt, der Thorax
hebt und senkt sich nicht) die Atemwege und die Position.

!!!Versuchen Sie maximal zweimal, den Patienten zu beatmen und fahren


Sie dann mit der Herzdruckmassage fort.

Frühdefibrillation
Der Großteil der Kreislaufstillstände beim Erwachsenen wird durch
Kammerflimmern infolge von Durchblutungsstörungen des Herzens verursacht.
Die einzige wirkungsvolle Therapie ist die elektrische Defibrillation.
Voraussetzung für die Durchführung ist ein Mindestangebot von Sauerstoff am
Herzen. Dafür sorgt die Basisreanimation - sie hält das Herz länger defibrillierbar.

!!!Je schneller die Defibrillation erfolgt, desto höher ist die


Überlebenswahrscheinlichkeit!
Kammerflimmern
Spontan oder nach nicht endender ventrikulärer Tachykardie kommt es zum Kammerflimmern. Die Zellen
depolarisieren unkoordiniert und es kommt zum Kreislaufstillstand. Das Kammerflimmern kann nur durch
Defibrillation behandelt werden. Als Überbrückung bis zur Defibrillation wird die kardiopulmonale
Wiederbelebung durchgeführt.

Defibrillation mittels AED


ANWENDUNGSREGELN
AEDs können bereits vor Eintreffen des Notfallteams zur Frühdefibrillation
eingesetzt werden. Diese sind mit einem Sprachsynthesizer ausgestattet und geben
durch konkrete Anweisungen einen Handlungsablauf vor.
Von einer Defibrillation muss abgesehen werden:

 bei Kindern unter einem Jahr.


 wenn keine eindeutige Bewusstlosigkeit vorliegt.
 wenn sich der Patient auf einem leitenden Untergrund oder in einem
explosionsgefährdeten Raum befindet.

DURCHFUHRUNG

 Schalten Sie das Gerät ein.


 Kleben Sie die Elektroden auf den Brustkorb des Patienten, wie auf dem
Gerät oder der Elektrodenpackung beschrieben (bei stark behaarter Brust
muss vorher eine Rasur erfolgen).
 Gehen Sie nach den Anweisungen des Gerätes vor.
 Handeln Sie umsichtig: Achten Sie darauf, dass weder Sie noch eine andere
Person den Patienten berührt.
 Drücken Sie nach Anweisung "Analyse" und "Schock".


Während der Vorbereitungs- und Ladephase sollte die Thoraxkompression nicht
unterbrochen werden.
ADVANCED LIFE SUPPORT
Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen beim Herz-Kreislauf-Stillstand sollten so
früh wie möglich durch die erweiterten Maßnahmen ergänzt werden.
Dazu zählen:

1. Defibrillation mit EKG-Diagnose und Überwachung

2. Endotracheale Intubation

3. Notfallmedikamente

4. Schrittmachertherapie

Erweiterte lebensrettende Maßnahmen dürfen nur von speziell ausgebildetem


Personal durchgeführt werden. Dazu zählen Ärzte sowie Fachpflegepersonal aus
der Intensiv- und Anästhesiepflege.

Defibrillation mit EKG


Eine manuelle Defibrillation muss korrekt vorbereitet und durchgeführt werden,
um erfolgreich zu sein und Komplikationen für Patient und Helfer zu vermeiden.

Vorbereitung
Positionieren Sie eine Elektrode neben der oberen rechten Hälfte des
Schlüsselbeins und die andere links über der Herzspitze.

 Tragen Sie Elektrodengel auf oder bringen Sie selbstklebende Paddels (diese
sind zu bevorzugen) an, um Verbrennung der Haut zu vermeiden.

Durchführung
Die zu wählende Energiemenge ist vom Gerätetyp abhängig und wird vom
Hersteller angegeben.

 Monophasische Impulsform: Jede Stromabgabe erfolgt mit Maximalenergie,


also 360 Joule
 Biphasische Impulsform: erster Schock mit 150 Joule, jeder weitere Schock
mit der maximal einstellbaren Energie, also 200-360 Joule
 Während der Ladephase sollen die Thoraxkompressionen fortgeführt
werden

Nach Verabreichen des Schocks wird die CPR für 5 Zyklen (entspricht 2 Minuten)
fortgeführt.


Gefahr für Helfer!
Während der Defibrillation besteht für alle Helfer die Gefahr eines Stromschlags.
Sie dürfen deshalb weder den Patienten noch seine Unterlage sowie
flüssigkeitsgefüllte Systeme, die mit ihm verbunden sind, berühren.

Intubation
Endotracheale Intubation
Bei der endotrachealen Intubation wird ein Tubus in die Luftröhre eingelegt. Über
diesen Tubus werden die Atemwege des Patienten gesichert, eine Aspiration
verhindert und die Beatmung erleichtert.


Oberste Maxime ist eine möglichst kurze Unterbrechnung des CPR-Ablaufes.

VORBEREITUNG

 Bereitstellen erforderlicher Materialien zur endotrachealen Intubation

 Kurzzeitige erhöhte Sauerstoffversorgung (Präoxygenierung) des Patienten


vor der Intubation

 Lagerung des Patienten in Rückenlage und des Kopfes etwa 10 Zentimeter


erhöht und leicht überstreckt
 Überprüfen der Funktion der Blockmanschette: Manschette wird für etwa
eine Minute mit 10 ml Luft gefüllt und muss diese halten, entweicht Luft,
kann der Tubus nicht verwendet werden

Zubehör Intubation
 Kapnometer, auch verfärbende als sicheres Intubationszeichen (in der Klinik obligat!).
Laryngoskop mit verschiedenen Spateln und intakter Beleuchtung, (Guedel)Tuben in mehreren
Größen, Lokalanästhesie (Gel oder Spray), oraler Tubus mit Führungsstab, Zahnschutz,
Konnektoren / Adapter, Blockspritze / Klemme, Cuffdruckmesser, Fixierungspflaster,
Absauggerät und Zubehör, Beatmungsbeutel und -maske, Notfallmedikamente

Die Intubation ist der Goldstandard zur Atemwegssicherung, wird aber nur
erfahrenen Helfern empfohlen. Ungeübte Helfer sollten auf alternative
Atemwegshilfen ausweichen, um Zeitverzögerung oder Fehlintubationen zu
vermeiden. Dazu dienen:

Supraglottische Atemwegshilfen
Der Larynxtubus oder die Larynxmaske sind nach wenigen Trainingseinheiten an
einem Phantom sicher und mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit einzuführen. Sie
dienen auch für schwierige Atemwege, also bei Patienten, die auf konventionelle
Weise auch durch erfahrene Helfer nicht zu intubieren sind. Sie bietet jedoch
keinen Aspirationsschutz.

DURCHFÜHRUNG

Die endotracheale Intubation sollte nur durch gut ausgebildete Helfer mit
regelmäßiger Erfahrung durchgeführt werden. Pflegende können folgendermaßen
unterstützend mitwirken:

 Einsatz von Lokalanästhetikum oder Gleitgel an Tubus und Führungsstab

 Vorbereitung des Tubus in der gewünschten Größe

 Bereithalten der Absauganlage

 Anreichen der Materialien


 Anreichen von Spritze oder Cuffdruckmesser zur Befüllung der
Blockermanschette nach erfolgter Intubation

 Fixierung des Tubus

 Einlegen eines Guedeltubus zum Schutz des Endotrachealtubus vor


Zubeissen des Patienten

Die Intubation ist der Goldstandard zur Atemwegssicherung, wird aber nur
erfahrenen Helfern empfohlen. Ungeübte Helfer
sollten auf alternative Atemwegshilfen ausweichen,
um Zeitverzögerung oder Fehlintubationen zu
vermeiden. Dazu dienen:
Supraglottische Atemwegshilfen
Der Larynxtubus oder die Larynxmaske sind nach
wenigen Trainingseinheiten an einem Phantom sicher
und mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit einzuführen.
Sie dienen auch für schwierige Atemwege, also bei
Patienten, die auf konventionelle Weise auch durch
erfahrene Helfer nicht zu intubieren sind. Sie bietet jedoch keinen
Aspirationsschutz.
!!! Nach misslungener endotrachealer Intubation oder alternativer
Atemwegssicherung muss weiter mit Beutel und Maske beatmet werden.

Notfallmedikamente
Das wichtigste "Notfallmedikament" ist der Sauerstoff. 
Um schnell weitere medikamentöse Maßnahmen durchführen zu können, muss
zunächst ein Zugang gelegt werden. Über diesen Zugang - ob periphervenös oder
alternativ intraossär - können Medikamente und Infusionen mit gleicher Dosierung
und Wirkung verabreicht werden.

Verschaffen Sie sich im Folgenden einen Überblick über

Wichtigste Notfallmedikamente

 Adrenalin: Sympathomimetikum, z.B. bei Reanimation, Anaphylaxie


 Amiodaron: Antiarrhythmikum, z.B. bei Tachyarrhythmien,
Kammerflimmern
 Diazepam, Lorazepam, Midazolam: Benzodiazepine, z.B bei
Krampfanfällen
 Glukose, z.B. bei Hypoglykämie
 Heparin: Antikoagulans, z.B. bei akutem Koronarsyndrom, Lungenembolie.
Aspirin 500mg i.v bei akutem Koronarsyndrom
 Morphin: Opiat, z.B. bei Myokardinfarkt
 Nifedipin: Kalziumkanal-Blocker, z.B. zur Vasodilatation,
Blutdrucksenkung bei hypertensiver Krise
 Noradrenalin: Sympathomimetikum, z.B. bei schwerem Schock
 Urapidil: Antihypertensivum, z.B. zur Vasodilatation bei hypertensiver
Krise, neurologischen Notfällen
 Urokinase, Alteplase: Fibrinolytikum, z.B. bei Myokardinfarkt,
Lungenembolie

!!! Bei der Herzdruckmassage kann kaum ein ausreichender peripherer


Blutfluss erreicht werden. Damit das Medikament dennoch in den Kreislauf
gelangt, sollten nach jeder Medikamentengabe zusätzlich 20 Milliliter
physiologische Kochsalzlösung verabreicht werden.

Schrittmachertherapie
Ein Herzschrittmacher löst durch rhythmische elektrische Stimulation der
Herzkammern mechanische ventrikuläre Kontraktionen aus.  
Eine Schrittmachertherapie kann bei lebensbedrohlichen atropinresistenten
Bradykardien indiziert sein. Die Stimulation kann durch einen transvenösen oder
transkutanen Schrittmacher erfolgen. Im Erfolgsfall werden diese temporären
Schrittmacher entbehrlich oder durch permanente Schrittmacher ersetzt.

TRANSKUTANER SCHRITTMACHER

 noninvasive, aber schmerzhafte Methode, die nur unter Analgesie /


Sedierung zur Anwendung kommen sollte
 wird mit speziellen Schrittmachern oder einer Zusatzfunktion am
Defibrillator durchgeführt
 stimuliert das Herz von extern über Klebeelektroden auf der Haut
 erfordert geringen Zeitaufwand und ist nur kurzfristig geeignet
TRANSVENÖSER SCHRITTMACHER

 invasive Methode
 erfordert die Punktion einer zentralen Vene
 kann ohne Röntgenkontrolle oft nicht hinreichend schnell und sicher
intrakardial platziert werden

Sonderfall Kind
Kinder haben im Vergleich zu Erwachsenen einen höheren Sauerstoffbedarf und
sind anfälliger für Atemstörungen. Während sich beim Erwachsenen meist aus dem
Kreislaufstillstand ein Atemstillstand ergibt, kommt es bei Kindern zuerst zu einer
Störung der Atmung und daraufhin zum reflektorischen Kreislaufstillstand.

Obwohl der Algorithmus bei Kindern dem bei Erwachsenen ähnelt, gilt bei primär
respiratorischen Kindernotfällen die Devise "Phone fast": Vor Absetzen des
Notrufs sollte zunächst etwa ein bis zwei Minuten reanimiert werden, um für eine
ausreichende Sauerstoffzufuhr zu sorgen.
Vorgehen

 Freimachen der Atemwege: bei Säuglingen Kopf in Neutralstellung, Kinn


anheben, bei Kindern über einem Jahr leicht überstreckter Kopf, Kinn
anheben
 Einleitung der Wiederbelebung: fünf effektive Beatmungsversuche
 Verhältnis Herzdruckmassage zu Beatmung: 15:2
 Beatmungsfrequenz: 12 bis 20 pro Minute
 Kompressionsmethode: bei Kindern mit dem Handballen einer Hand, bei
Säuglingen mit zwei Fingern / Daumen
 Kompressionstiefe: ca. ⅓ Thoraxhöhe
 Kompressionsrate: ca. 100 pro Minute
 Wiederbelebungsdauer: bei Kleinkindern und Säuglingen unter Umständen
länger als 20 Minuten
 Defibrillation: 4 J/kg KG, Verwendung von Kinderelektroden

Die Kardiopulmonale Reanimation hat bei Kindern eine schlechtere Prognose als
bei Erwachsenen, da es sich meist um einen sekundären Herzstillstand handelt.

Notfallsituationen
Notfall
In einer Notfallsituation spielt die Notfalldiagnostik eine bedeutende Rolle. Das
Forschen nach Leitsymptomen hilft, geeignete und effektive Maßnahmen
abzuleiten.

Lernziele
 Sie kennen die Leitsymptome von Kreislauf, Atem- und
Bewusstseinsstörungen.

 Sie kennen ihre Aufgaben zur Untersuchung und Überwachung des


Kreislauf-, Atem- und Bewusstseinszustands und wissen um Maßnahmen
zur Stabilisierung.

 Sie können organisatorische und vorbereitende Maßnahmen einleiten, um


den Versorgungsablauf zu optimieren.

Herz-Kreislauf-System
Folgende Herz-Kreislauf-Störungen führen häufig zu Notfallsituationen:

 akutes Koronarsyndrom

 Herzrhythmusstörungen

 dekompensierte Herzinsuffizienz

 hypertensiver Notfall

Leitsymptome bei Kreislaufstörungen


Haut:

 Blässe, Zyanose

 Kaltschweißigkeit

 veränderter Hautturgor

Empfinden:

 pektanginöse Beschwerden

 Schwindel, Übelkeit, Erbrechen

Paramater zur Differenzierung von Kreislaufstörungen:


HERZFREQUENZ UND BLUTDRUCK

 Ermittlung von Herzfrequenz und Blutdruck entweder manuell durch Tasten


des Pulses und mittels Blutdruckmessgerätes oder automatisch über Herz-
Kreislauf-Monitoring

 bei Hypotonie dient das Hochlagern der Beine zur Autotransfusion

SAUERSTOFFVERSORGUNG

 durch Pulxoxymetrie kann die arterielle Sauerstoffsättigung beim Patienten


ermittelt und so beurteilt werden, ob der Patient von zusätzlicher
Sauerstoffgabeprofitiert

 bei Anzeichen einer Atemnot, liegt der Verdacht auf eine kardiale Ischämie
nahe - das Hochlagern des Oberkörpers entlastet das Herz

Akutes Koronarsyndrom
In Deutschland erleiden jährlich etwa 680 000 Menschen ein akutes
Koronarsyndrom - fünf bis zehn Prozent sterben in der Akutphase. 
Das akute Koronarsyndrom bezeichnet die lebensbedrohlichen Erscheinungen der
koronaren Herzerkrankung, die instabile Angina pectoris, den akuten
Myokardinfarkt sowie den plötzlichen Herztod.

SYMPTOMATIK
Neben weiteren Leitsymptomen der Kreislaufstörung stehen im Vordergrund:

 pektanginöse Beschwerden

 Gefühl der Todesangst

Leitsymptome einer Kreislaufstörung

Blässe, Zyanose, Kaltschweißigkeit, veränderter Hautturgor, pektangiöse Beschwerden, Schwindel,


Übelkeit, Erbrechen

pektanginöse Beschwerden
Subjektive Brust- und herzbeklemmende Beschwerden, die infolge einer gestörten Herzfunktion auftreten,
wenn die Koronargefäße nicht ausreichend durchblutet sind und somit der Sauerstoffbedarf des Herzens
größer ist als das Angebot. Sie äußern sich in Form von retrosternalen dumpfen, drückenden,
beklemmenden Schmerzen, die in andere Körperregionen (linker Arm, Hals, Unterkiefer, Magengegend,
Rücken) ausstrahlen können.

KOMPLIKATIONEN
Zu den häufigsten Frühkomplikationen des akuten Koronarsyndroms zählen:

 Herzrhythmusstörungen

 Kammerflimmern

 Kreislaufstillstand

HANDLUNGSPLAN

 Lagerung: strenge Bettruhe, um den Sauerstoffbedarf des Herzens zu


reduzieren; Oberkörperhochlagerung, um die Vorlast zu senken und so das
Herz zu entlasten
 Überwachung: kontinuierliches Herz-Kreislauf-Monitoring, Durchführen
bzw. Veranlassen eines 12-Kanal-EKGs, Beobachten der
Schmerzentwicklung

 Organisation: Veranlassen der Anlage eines periphervenösen Zugangs und


der Labordiagnostik, Vorbereiten diagnostischer und therapeutischer
Maßnahmen, Bereitstellen von Defibrillator, Notfallkoffer und
Medikamenten, Reanimationsbereitschaft

 Verhalten: beruhigender Umgang mit dem Patienten, um Ängste zu lindern


und Sicherheit zu vermitteln

WEITERVERSORGUNG
Nach der Erstversorgung sollte der Patient möglichst zügig in eine
weiterbetreuende Einheit verlegt werden. Dort erfolgen Interventionen wie
Koronarangiografie, Ballondilatation oder Stenteinlage. Pflegende treffen folgende
vorbereitende Maßnahmen zur Verlegung:

 Vorbereitung der Patientenakte

 Organisation des Transports in die kardiologische Abteilung der Klinik oder


in eine auswärtige Klinik mit Rettungsdienst, unter ärztlicher Begleitung
und Monitoring von Atmung und Kreislauf.

Medikamentöse Maßnahmen

 Nitroglycerin (unter bestimmten Voraussetzungen): 2 Hübe Nitrospray oder


2 Nitrokapseln s.l., senkt die Vorlast des Herzens und bewirkt venöses
Pooling

 Morphin: wiederholt 3-5 mg, i.v., bewirkt Reduktion des Sauerstoffbedarfs


am Herzen durch Schmerz- und Stressfreiheit, ggf. Drucksenkung im
kleinen Kreislauf

 Betablocker: führen zu Reduktion des Sauerstoffbedarfs

 Plättchenaggregationshemmer: 250-500 mg Acetylsalicylsäure oder (nach


Rücksprache mit Kardiologen) 600 mg Clopidorgrel p.o., verhindern
Vergrößerung des koronaren Thrombus
 Heparin / Enoxaparin 70 IE/kg Körpergewicht

Voraussetzungen für die Gabe von Nitro


 Die Gabe von Nitroglycerin darf nur nach Arztanordnung und unter Blutdruckmonitoring
erfolgen. Der systolische Blutdruck muss über 100 mmHg liegen, da sonst ein komplettes
Kreislaufversagen droht.
venöses Pooling
 Das venöse Pooling bezeichnet die Weitstellung venöser Gefäße.

Atypische Verläufe
Bei diabetischer Neuropathie kann die Schmerzkomponente fehlen. Verständigen
Sie deshalb auch bei abweichender Symptomatik den nächst verfügbaren Arzt und
gegebenenfalls das Notfallteam.

Herzrhythmusstörungen
Bei den Herzrhythmusstörungen werden tachykarde und bradykarden Störungen
unterschieden. Nicht jede Bradykardie oder Tachykardie hat kardiale Ursachen.
Ein Sportler kann trotz bester Gesundheit eine Herzfrequenz von 40 Schlägen pro
Minute aufweisen. Schmerzen oder psychischer Stress wiederum können zu einer
Tachykardie mit über 100 Schlägen pro Minute führen.

Bradykardie
Bei einer Bradykardie liegt die Herzfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute.
Tachykardie
Von einer Tachykardie spricht man, wenn die Herzfrequenz mehr als 100 Schläge pro Minute beträgt.

Diagnostik

Tasten des Pulses


Fast alle Herzrhythmusstörungen können durch das Pulstasten diagnostiziert
werden.

EKG
Das EKG dient zur weiterführenden Diagnostik und zur Beurteilung folgender
Parameter:

 Herzfrequenz: schnell, normal oder langsam


 Rhythmus: rhythmisch oder arrhythmisch

 Herkunftsort der Arrhythmie: Vorhof bei schmalen Kammerkomplexen oder


Kammer bei breiten Kammerkomplexen

 Verhältnis zwischen Vorhof- und Kammeraktion: normal oder AV-Block

AV-Block
 AV-Block bezeichnet die gestörte Erregungsleitung zwischen Vorhof und Kammer. Die
Weiterleitung ist verzögert beziehungsweise zeitweise oder dauerhaft unterbrochen.

Handlungsplan

 Notruf: Verständigung von Arzt und gegebenenfalls Reanimationsteam

 Lagerung: Immobilisation, Oberkörperhochlagerung

 Überwachung: kontinuierliches Monitoring

 Entlastung: Sauerstoffapplikation über Nasenbrille oder Gesichtsmaske

 Organisation: Bereitstellen von Medikamenten, Veranlassen der Anlage


eines periphervenösen Zugangs, Reanimationsbereitschaft

Medikamentöse und ärztliche Maßnahmen


TACHYKARDE RHYTHMUSSTÖRUNG

1. bei stabilem Patient je nach Ursprung der Störung: Amiodaron 300 mg als
Kurzinfusion (Kammer) oder Betablocker und Vagusreizmanöver (Vorhof)

2. bei hämodynamischer Instabilität: synchronisierte Kardioversion,


Amiodaron 300 mg als Kurzinfusion, Volumenersatzlösung bei Verdacht
auf Volumenmangel

Ursprung Herzrhythmusstörung
Das EKG erlaubt Rückschlüsse auf den Ursprungsort der Herzrhythmusstörung: Zeigt das EKG breite
Kammerkomplexe, liegt der Ursprung in der Kammer. Bei schmalen Kammerkomplexen gilt dagegen der
Vorhof als Ursprung.
Vagusreizmanöver
Das Vagusreizmanöver, etwa durch Massage der A. carotis oder durch Pressen soll die Aktivität des Vagus
und die Wirkung auf das Herz steigern und so eine Verlangsamung der Herzfrequenz erzielen.

!!!Grundsätzlich werden nur symptomatische Herzrhythmusstörungen akut


behandelt. Alle anderen werden einer weitergehenden Diagnostik
zugeführt.

(Dekompensierte) Herzinsuffizienz
Als Herzinsuffizienz wird die Unfähigkeit des Herzens verstanden, den
Organismus mit ausreichend Blut und damit mit genügend Sauerstoff zu versorgen,
um den Stoffwechsel unter Ruhe- und unter Belastungsbedingungen zu
gewährleisten (WHO 1995).
Herzinsuffizienz ist die Bezeichnung für ein Syndrom, das entweder durch eine
Erkrankung des Herzens selbst oder als Folge einer Erkrankung entsteht, die
außerhalb des Herzens liegt und die Herztätigkeit beeinträchtigt.

Ursachen der Herzinsuffizienz


akut chronisch

Akuter Myokardinfarkt KHK

Hypertensive Krise chronisch arterielle Hypertonie

Lungenembolie pulmonale Hypertonie

FORMEN
Betroffene Herzkammer:

 linke Kammer: Linksherzinsuffizienz

 rechte Kammer: Rechtsherzinsuffizienz

 gesamtes Herz: Globalinsuffizienz

Zeitlicher Verlauf:

 Entwicklung innerhalb weniger Stunden: akute Herzinsuffizienz


 Entwicklung im Verlauf von Monaten oder Jahren: chronische
Herzinsuffizienz

Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit:

 Symptome unter Belastung: kompensierte Herzinsuffizienz

 Symptome in Ruhe: dekompensierte Herzinsuffizienz

SYMPTOMATIK

 Linksherzinsuffizienz:

 Atemnot

 blutiger Auswurf als Zeichen eines Lungenödems

 Husten

Rechtsherzinsuffizienz:

 Atemnot

 Zyanose

 Halsvenenstauung

 Ödeme in der Peripherie (z.B. im Unterschenkel)

Die dekompensierte Herzinsuffizienz ist eine fortgeschrittene Form der


Herzinsuffizienz, bei der es bereits in Ruhe zu Symptomen kommt.
Formen der dekompensierten Herzinsuffizienz
Handlungsplan
Medikamentöse Maßnahmen

Formen der dekompensierten Herzinsuffizienz


Vorwärtsversagen:
Das Herz erbringt nur eine unzureichende Förderleistung. Der Auswurf an Blut
durch den Herzmuskel ist für die Versorgung des Körpers zu gering. Dabei
entwickelt sich noch kein "Rückstau" in das venöse System, im Vordergrund steht
die verminderte Organperfusion.
Rückwärtsversagen:
Dieses führt zu einer Druckerhöhung in den vorgelagerten Organsystemen. Beim
linken Herz betrifft dies die Lunge, beim rechten Herz die großen Hohlvenen.
Meist liegt eine Kombination aus beiden Formen vor.
Handlungsplan

 Lagerung: Immobilisation und 30-Grad-Oberkörperhochlagerung zur


Entlastung und Reduktion des Sauerstoffverbrauchs

 Überwachung: kontinuierliches Monitoring

 Entlastung: Sauerstoffapplikation bei Bedarf

 Organisation: Bereitstellen von Medikamenten, Veranlassen der Anlage


eines periphervenösen Zugangs, Reanimationsbereitschaft

Medikamentöse Maßnahmen

 Schleifendiuretika, z.B. Furosemid, senken den Druck im Lungenkreislauf,


"entwässern" den Körper und sorgen so für eine geringere Belastung des
Herzens

 Morphin sorgt für Stress-, Schmerz- und Angstreduktion

 Vasodilatatoren, z.B. als Nitrospray, bewirken eine Weitung der Blutgefäße

 Katecholamine, z.B. Adrenalin oder Dobutamin, steigern die Herzkraft

Hypertensiver Notfall
Beim hypertensiven Notfall kommt es zu einem schweren, häufig plötzlich
einsetzenden kritischen Blutdruckanstieg. Im Vergleich zur hypertensiven Krise
treten lebensbedrohliche Komplikationen und progrediente Organschäden auf.
Ausschlaggebend ist nicht der Absolutwert des Blutdrucks, sondern die schwere
Begleitsymptomatik.

Hypertensive Krise
Starke Blutdruckerhöhung ohne Hinweis auf akute Organschädigung, schwere Funktionsbeeinträchtigung
oder unmittelbare Lebensbedrohung; kann in einen hypertensiven Notfall übergehen. Orientierende Werte:
Akuter Blutdruckanstieg auf über 230 mmHg systolisch und/oder über 130 mmHg diastolisch.

Ursachen

 Umstellung antihypertensiver Therapie

 Renale Hypertonie

 Endokrine Hypertension

 Sympathomimetische Drogen (Kokain, Amphetamine, Ecstasy)

 Schmerzen, Aufregung, Angst

 Alkoholexzess, Alkoholentzug

Symptomatik bei entsprechender Organschädigung

 Enzephalopathie, Blutung, Infarkt: 


 Kopfschmerz, Sehstörung, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen,
Vigilanzstörung, Krampfanfall, Parästhesie, Parese
 Akutes Koronarsyndrom, Infarkt, Lungenödem, Herzinsuffizienz: 
 Thoraxschmerz, Atemnot, Herzrhythmusstörung, Schock
 Dissezierendes Aortenaneurysma: 
 Vernichtungsschmerz, Puls-/ Blutdruckdifferenz an Extremitäten, Schock,
Ischämiesymptomatik
 Akute Niereninsuffizienz: 
 Oligurie, Anurie, Proteinurie, Hämaturie, Atemnot, urämisch bedingte
Vigilanzstörung

Diagnostik
 Blutdruckmessung

 Anamnese: Vorgeschichte, Medikamentenplan und Einnahmeverhalten


verordneter Medikamente

Handlungsplan

 Notruf: Information des Arztes

 Lagerung: Oberkörper erhöht

 Überwachung: kontinuierliches Monitoring

 Organisation: Bereitstellen von Medikamenten, Veranlassen der Anlage


eines periphervenösen Zugangs, Reanimationsbereitschaft

 Verhalten: beruhigender und möglichst sicherer Umgang mit dem Patienten

Monitoring von Herz und Kreislauf


 Um ein kontinuierliches Monitoring von Herz und Kreislauf zu gewährleisten, bedarf es der
Überwachung durch Pulsoxymetrie, EKG-Monitor und Blutdruckmessgerät. Falls kein EKG-
Monitor verfügbar ist, müssen die Vitalzeichen in regelmäßigen Abständen manuell überwacht
und anhand von Überwachungsprotokollen dokumentiert werden.

Medikamentöse Maßnahmen

 Nitrate (Nitroglycerin als Spray oder Kapsel) 1,2 mg s. l.

 Calciumantagonisten, z.B. Nifedipin (Adalat) 5–10 mg p.o.

 Urapidil 25–50mg i. v.

 Clonidin 75–150 μg langsam i. v. (Cave: Initiale Blutdrucksteigerung nach


Gabe)

Atmungssystem
Folgende Erkrankungen des Atmungssystems führen besonders häufig zu einer
Notfallsituation:

 Asthma bronchiale und COPD

 Lungenembolie

Eine Notfallsituation kann sich außerdem durch die akute Verschlechterung einer
Pneumonie oder durch das spontane Auftreten eines Pneumothorax ergeben. Hier
empfiehlt sich zur wegweisenden Diagnostik die Durchführung einer
Röntgenaufnahme des Thorax.
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Eine Notfallsituation kann sich außerdem durch die akute Verschlechterung einer
Pneumonie oder durch das spontane Auftreten eines Pneumothorax ergeben. Hier
empfiehlt sich zur wegweisenden Diagnostik die Durchführung einer
Röntgenaufnahme des Thorax.

Leitsymptome bei Atemstörungen


Haut Blässe, Zyanose

Atemgeräusche Giemen oder Pfeifen

Atemfrequenz unter 5 oder über 40 Atemzüge pro Minute

Empfinden Atemnot

Verhalten Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (aufrechter Oberkörper, gestreckt abges


Die erste und einfachste Maßnahme bei Atemstörungen ist die Gabe von
Sauerstoff, je nach Toleranz über Maske oder Nasenbrille verabreicht.
Empfehlenswert ist eine Sauerstoffgabe von 4–6l/Min.

Asthma bronchiale
Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der unteren
Atemwege, die durch reversible Obstruktion zu einer anfallsweisen Atemnot führt.

Obstruktion
von lateinisch: obstruere = verschließen; teilweiser oder kompletter Verschluss des Lumens eines
Hohlorgans oder eines Abschnittes des Gang- oder Gefäßsystem (DocCheck Flexikon).

!!!Bei COPD darf die Sauerstoffgabe 2 Liter pro Minute nicht überschreiten!

URSACHEN

 Allergene

 Infekte

 psychischer Stress

 Medikamente wie Aspirin

SYMPTOMATIK

 schwere Atemnot

 Angst

 Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (aufrechter Oberkörper, Arme seitlich


abgestützt)

 giemendes, pfeifendes oder brummendes Geräusch in der Ausatemphase

 Zyanose

 Tachykardie

 trockener Husten

COPD / Chronisch obstruktive


Lungenerkrankung
Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary
disease) ist eine fortschreitende Erkrankung der Lunge, bei der es durch chronische
Bronchitis zur Obstruktion der Atemwege kommt.
URSACHEN

 Zigarettenrauchen in 80–90% der Fälle

 Luftverschmutzung: Schwefeldioxid, Staub, Stickstoffdioxid oder offenes


Feuer

 Infektionen der Atemwege mit Viren oder Bakterien können zur


Verschlimmerung (Exazerbation) führen

ENTSTEHUNG

 Unfähigkeit der Zilien, Schleim abzutransportieren

 Entzündung der Schleimhaut, Vermehrung und Vergrößerung der


Schleimdrüsen und Absonderung von zähem Schleim

 Verbreiterung der Muskelschicht der Bronchien und Einengung des Lumen

 Überblähung der Lunge und Entstehen eines Lungenemphysems

Zilien
Flimmerhärchen auf der Bronchialschleimhaut

SYMPTOMATIK

 Hustenattacken, chronischer Husten mit Auswurf

 weißliches, dünnflüssiges, zähes, bei Infekt gelblich, blutiges Sekret

 Dyspnoe, zunächst bei körperlicher Belastung, später auch in Ruhe

 morgendliche Kopfschmerzen

 Gewichtsabnahme durch zusätzliche Atemarbeit

 Rechtsherzhypertrophie: rechtes Herz wird größer und kräftiger, um gegen


Veränderungen in der Lunge anzupumpen
 hervortretende Halsvenen und Ödeme an den Unterschenkeln bei Cor
pulmonale: das rechte Herz kann die zusätzliche Arbeit nicht mehr leisten -
das Blut staut sich vor dem rechten Vorhof in den Körper zurück

Vorgehen bei akutem Asthma- und COPD-


Geschehen
HANDLUNGSPLAN

 Verhalten: Beruhigender Umgang mit dem Patienten und Signalisieren von


Anwesenheit und Beistand

 Überwachung: kontinuierliche Kontrolle von Sauerstoffsättigung,


Atemfrequenz und Atemtiefe

 Entlastung: Sauerstoffapplikation 2-4 l/Min dient als psychologische


Hilfestellung, Unterstützung bei der Einnahme von Bedarfsmedikation;
Wichtig: Pumpstoß muss in der Einatemphase erfolgen

 Notruf: Information des innerklinischen Notfallteams bei ausbleibender


Besserung auf Bedarfsmedikation

 Organisation: Bereitstellen von Medikamenten, Veranlassen der Anlage


eines periphervenösen Zugangs, Reanimationsbereitschaft

Bedarfsmedikation bei Asthma


Patienten, die bereits über ihre asthmatische Erkrankung informiert sich, tragen im Normalfall
Bedarfsmedikamente bei sich, die sie bei Auftreten eines Anfalls einnehmen sollen. Hier handelt es sich
um sogenannte inhalative Betamimetika (z.B. Berotec ®).
Das Notfallteam
Es soll sich aus in der Notfallmedizin erfahrenen sowie untereinander eingespielten Pflegenden und Ärzten
zusammensetzen (häufig übernimmt dies eine Intensivstation oder Anästhesiologische Abteilung eines
Krankenhauses). Es muss durchgängig erreichbar und sofort abkömmlich sein. Diese Aspekte müssen
bereits im Vorfeld in die Überlegungen eines Alarmplanes einfließen. Moderne Telefonanlagen können
über einen Gruppenruf das gesamte Notfallteam gleichzeitig alarmieren. In Kliniken ohne entsprechend
qualifiziertes Personal wird umgehend der öffentlich-rechtliche Notarztdienst alarmiert. Dies muss explizit
im Alarmplan vorgesehen werden.
MEDIKAMENTÖSE MASSNAHME

 Betamimetika inhalativ, i.v. oder s.c.

 Kortikosteroide i.v., wirken erst nach 15-20 Minuten

 Theophyllin (nur als Reservemedikation)

 Ketamin als Ultima Ratio

 Bei COPD: Anticholinergika, z.B. Ipratropiumbromid (Atrovent®) inhalativ

Die meisten Anfälle können auf der Station rasch behandelt werden. Ansonsten
erfolgt die Weiterbehandlung und Überwachung auf einer Intensivstation.

Lungenembolie
Bei einer Lungenembolie kommt es zum embolischen Verschluss
pulmonalarterieller Äste mit Durchblutungsstopp entsprechender Lungenareale.
Meist wird dieser Embolus durch einen Thrombus (seltener aus Fett, Luft,
Fruchtwasser, Fremdkörpern) aus einer Becken- oder Beinvene verursacht, der bei
einer Thrombose der tiefen Beinvenen losgelöst und durch das rechte Herz in die
Lunge geschwemmt wurde.
Nur etwa 25 Prozent der tiefen Beinvenenthrombosen, die eine Lungenembolie
verursachen, äußern sich vorher durch die Symptome.
SYMPTOMATIK

 Echokardiografie: zum Nachweis einer Rechtsherzbelastung

 Laboruntersuchung: Blutgasanalyse

 Elektrokardiogramm (zeigt nur in 50% der Fälle typische Veränderungen)

 Computer- und Magnetresonanztomografie, Angiografie zum Nachweis des


Embolus

 Farbduplex-Sonografie zur Diagnostik der tiefen Beinvenenthrombose


 Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie

 Schmerzen im Thorax, Angst und ein Beklemmungsgefühl

 Husten, mit oder ohne blutigen Auswurf

 Kreislaufschock äußert sich durch Schweißausbruch, Herzrasen,


Bewusstlosigkeit

Bei vorangegangener Bein- und Beckenvenenthrombose

 ziehende Schmerzen im betroffenen Bein

 Zyanose und Überwärmung der Extremität

 Spannungsgefühl, Druckempfindlichkeit

DIAGNOSTIK

 Echokardiografie: zum Nachweis einer Rechtsherzbelastung

 Laboruntersuchung: Blutgasanalyse

 Elektrokardiogramm (zeigt nur in 50% der Fälle typische Veränderungen)

 Computer- und Magnetresonanztomografie, Angiografie zum Nachweis des


Embolus

 Farbduplex-Sonografie zur Diagnostik der tiefen Beinvenenthrombose

HANDLUNGSPLAN

 Lagerung: Immobilisation, Vermeiden abrupter Bewegungen

 Überwachung: kontinuierliches Monitoring

 Sauerstoffversorgung: hochdosierte Sauerstoffapplikation 10-15l/Min


 Organisation: Veranlassen der Anlage eines periphervenösen Zugangs,
Vorbereiten diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, Bereitstellen
von Defibrillator, Notfallkoffer und Medikamenten,
Reanimationsbereitschaft

 Einleiten von Reanimationsmaßnahmen bei Kreislaufstillstand

MEDIKAMENTÖSE UND ÄRZTLICHE MASSNAHME

Medikamentöse Maßnahmen

 Heparin als Bolus und später als Dauerinfusion zum Verhindern weiterer
Embolien

 Thrombolytika, z.B. Urokinase, zur Fibrinolysetherapie

 Analgetika, Morphin zur Schmerz- und Stressbekämpfung

 Benzodiazepine zur Sedierung

 Katecholamine zur Kreislaufunterstützung und Bekämpfung des Schocks

 anschließend orale Antikoagulation für drei bis sechs Monate, z.B. mit
Cumarinen (Marcumar®)

Ärztliche Maßnahmen

 Intubation und Beatmung

 mechanisches Auflösen des Embolus mittels Rechtsherzkatheter oder


operatives Entfernen

Nervensystem/Bewusstsein
Verschiedene Krankheitsbilder können zu
Bewusstseinsstörungen, im schlimmsten Fall zur
Bewusstlosigkeit, zum Koma führen:

 Hypoglykämie
 Intoxikation

 Krampfanfall

 Ischämischer und hämorrhagischer Apoplex

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LEITSYMPTOME

Bewusstsein:

 eingetrübt oder bewusstlos

 desorientiert

Schmerzreaktion:

 nicht vorhanden oder ungezielt

 keine eindeutige Abwehr

Augen:

 keine Öffnung auf Anfrage

 Pupillendifferenz, Blickabweichung

Motorik:

 ungezielte Bewegungen

 Krämpfe, Lähmungen

 VORGEHEN BEI VERDACHT AUF EINE BEWUSSTSEINSSTÖRUNG


 Das Bewusstsein des Patienten wird durch Ansprache und Berührung
überprüft. Erfolgt keine adäquate Reaktion auf innere oder äußere Reize,
liegt eine Bewusstseinsbeeinträchtigung vor.
 1. Atmung und Kreislauf intakt:Die stabile Seitenlage hält die Atemwege
offen beugt einer Aspiration von Erbrochenem vor.
 2. Atem- oder Kreislaufstillstand: Unabhängig von der Ursache wird mit
den Reanimationsmaßnahmen begonnen. Bis zur weiteren Diagnostik ist die
regelmäßige Kontrolle der Vitalfunktionen sowie die Bestimmung des
Blutzuckerwertes erforderlich. Blutzuckerveränderungen sind häufig die
Ursache von Bewusstseinsstörungen.

Hypoglykämie
Die Hypoglykämie ist eine der häufigsten und am leichtesten therapierbaren
Ursachen für Bewusstseinsstörungen. Sie ist durch erniedrigte Blutglukosewerte
gekennzeichnet.


!!!Bei einer schweren Hypoglykämie kann der Patient durch die
Elektrolytverschiebung (Kaliummangel/Hypokaliämie) Herzrhythmusstörungen
erleiden!

URSACHEN
Diabetiker:

 Überdosierung von Insulin oder oralen Antidiabetika

 verminderte Kohlenhydratzufuhr oder vermehrte körperliche Betätigung


ohne Anpassung der Dosis von Insulin oder Antidiabetika

Nicht-Diabetiker:

 Nüchternhypoglykämie bei Insulinom, schwerer Leberfunktionsstörung,


Nebennierenrinden- oder Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, Urämie,

 Anorexia nervosa

 Alkoholabusus

 Medikamente (Betablocker, ASS, Paracetamol)

 Postprandiale Hypoglykämie bei Dumping-Syndrom


SYMPTOMATIK

 Bewusstseinsstörungen: Somnolenz, Sopor, Koma (Coma


hypoglycaemicum), Halluzinationen, Delirium

 Unruhe, Verwirrtheit, Agitiertheit

 Heißhunger

 Schweißausbruch

 Krämpfe

DIAGNOSTIK

 Blutzuckermessung (Teststreifen): Werte liegen unter 50 mg/dl

 Zusatzuntersuchungen bei nachgewiesenen Spontanhypoglykämien von


Nichtdiabetikern (Transaminasenbestimmung, Ausschluss eines Insulinoms)


Ein schlecht eingestellter Diabetiker, der an sehr hohe Blutzuckerwerte gewöhnt
ist, kann schon bei normalen Blutzuckerwerten eine "Pseudohypoglykämie"
erleiden.

HANDLUNGSPLAN

 Überwachung: regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers und der Vitalzeichen

 Verhalten: beruhigender Umgang mit dem Patienten

 Organisation: ggf. Vorbereiten von Medikamenten, Veranlassen der


Anlage eines periphervenösen Zugangs

MEDIKAMENTÖSE/THERAPEUTISCHE MASSNAHME
Leichte Hypoglykämie/erhaltene Schutzreflexe:
 Traubenzucker 1–2 Stück

 Würfelzucker 4–8 Stück

 gesüßter Fruchtsaft 1 Glas

Bewusstlosigkeit:

 Glukoselösung 40% 40 ml i.v., Wiederholung bis zum Aufwachen

 Glukoselösung 10% nach dem Aufwachen

Intoxikation
Bei einer Vergiftung wird ein schädlicher Stoff vom Körper aufgenommen und
gelangt in die Blutbahn. Unterschieden werden Vergiftungen mit
Selbsttötungsabsicht (Suizid) und Vergiftungen durch ein Versehen (akzidentell).

EINFLUSSFAKTOREN

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Aufnahme und Wirkung des Stoffes im


Körper:

 Menge und Art des aufgenommenen Stoffes

 Weg, über den der Stoff in den Körper gelangt (Mund, Atemwege, Haut,
Gefäße)

 Fähigkeit eines Stoffes, in die Blutbahn zu gelangen

 Zeit, in der sich der Stoff im Körper verteilt und wieder ausgeschieden wird

 Verhalten des Stoffes im Körper, speziell in Verbindung mit anderen


Stoffen

 Zeit von der Aufnahme des Stoffes bis zur ersten Therapie

 gesundheitlicher Allgemeinzustand
SYMPTOMATIK

Wegen der Vielzahl von Giftstoffen ist es schwierig, spezifische Symptome zu


beschreiben. Es gibt jedoch charakteristische Erscheinungen, die den Verdacht
einer Vergiftung erhärten können:

 akute Störung im Magen-Darm-Trakt

 auffälliger Mundgeruch

 Störungen des Herzrhythmus

 Störungen im Nervensystem, der Temperaturregulierung, der Vigilanz

 Hautveränderungen

DIAGNOSTIK

 Eigen- oder Fremdanamnese

 gründliche Untersuchung auf Symptome und Hinweise in der Umgebung:


"alkoholgeschwängerter" Atemgeruch, leere Medikamentenschachteln in der
Nähe des Patienten

 Schnelltests nach Rücksprache mit Giftinformationszentrale

HANLDUNGSPLAN

 Selbstschutz: bei Kontaktgiften

 Vorbeugen von Komplikationen: Atemwegssicherung /


Aspirationsvermeidung durch stabile Seitenlage und evtl. Einlegen eines
Guedeltubus

 Sauerstoffversorgung: nach Bedarf Sauerstoffapplikation


 Überwachung: kontinuierliches Monitoring von Herz-Kreislauf und
Bewusstsein, Kontrolle von und Husten- und Schluckreflexen

 Krankenbeobachtung: Wahrnehmen gastrointestinaler Störungen,


Ausscheidungsproben zum Substanznachweis

 Verhalten: Beaufsichtigen des Patienten, vor allem bei Suizidpatienten

 Organisation: Reanimationsbereitschaft

Sauerstoffapplikation
 Eine zusätzliche Sauerstoffgabe kann erforderlich werden, wenn die Pulsoxymetrie eine zu
geringe arterielle Sauerstoffsättigung ergibt. Nach aktuellen Erkenntnissen ist eine zusätzliche
Sauerstoffversorgung jedoch nicht in jedem Fall zielführend, da auch ein Überangebot an
Sauerstoff für den Patienten schädlich sein kann. Es sollten deshalb bei der Applikation die
Grenzwerte der Sauerstoffsättigung berücksichtigt werden. Diese liegen im Bereich von 94-98
Prozent.

Therapiemöglichkeiten
Primäre Elimination
Sekundäre Elimination
Ergänzende therapeutische Maßnahmen

Primäre Elimination
Sie dient zur Entfernung der Toxine vor deren vollständiger Resorption.
Orale Giftaufnahme:

 Magenspülung

 Forciertes Erbrechen: bei wachen, kooperationsfähigen Patienten, nicht bei


Vergiftungen mit Säure, Lauge, organischem Lösungsmittel oder
Schaumbildner

 Aktivkohle: zur Adsorption der Gifte durch ½-1g/kg KG, suspendiert in 7-


10-facher Menge Wasser p. o. oder via Magensonde über 10 Minuten

Nicht-orale Giftaufnahme:

 Atmung: O2-Gabe oder Beatmung


 Haut: Auskleiden und Abwaschen des Patienten

 Augenspülung

Sekundäre Elimination
Sie dient zur Entfernung resorbierter Toxine aus dem Organismus.

 Forcierte Diurese: drastische Steigerung der Urinausscheidung durch


Flüssigkeitszufuhr und Diuretika mit dem Ziel der verstärkten Ausscheidung
einer wasserlöslichen Substanz durch Verminderung der Rückdiffusion in
der Niere

 Hämoperfusion: zur direkten Adsorption von Toxinen im Blut an einer


künstlichen Oberfläche

 Hämodialyse

 kontinuierliche Hämofiltration

Ergänzende therapeutische Maßnahmen

 Intubation: zur Vermeidung einer Aspiration bei fehlenden oder unklaren


Schutzreflexen

 Antidottherapie: durch Gegenmittel / Antidot bei bestimmten


Substanzen, Achtung: vor Einsatz strenges Beachten der Indikation und
Informationen bei Beratungsstelle

Grand mal
Der generalisierte hirnorganische Krampfanfall (Grand mal) ist gekennzeichnet
durch Beteiligung der gesamten quergestreiften Muskulatur und gleichzeitige
Bewusstlosigkeit.

Ursachen

 äußere Faktoren wie Alkoholgenuss, Schlafentzug, Aufregungen,


Überanstrengung
 „Umschaltvorgänge“ zwischen Wach- und Schlafzustand

 biologische Vorgänge wie Menstruation, Pubertät, Gravidität

Da meist keine organische Veränderung vorliegt, spricht man auch von


idiopathischer Epilepsie.

Symptomatik in verschiedenen Anfallsstadien


VORBOTEN

 können schon einige Tage, Stunden vor dem Anfall auftreten

 gekennzeichnet durch Reizbarkeit, Kopfdruck, Schwindel, Herzklopfen

AURA

 Dauer: wenige Sekunden

 tritt unmittelbar vor dem Anfall auf und zeigt sich durch eigenartige
Erlebnisse im Bereich der Sinnesqualitäten als optische, akustische,
sensible, psychische Aura

TONISCHES STADIUM

 Dauer: einige Sekunden

 beginnt mit plötzlichem Niederstürzen des Patienten durch Steifigkeit der


gesamten Muskulatur

 gekennzeichnet durch verzerrtes Gesicht, weite, lichtstarre Pupillen, blasse


Haut, nach der Seite gedrehten Kopf und Augen, Sauerstoffmangel mit
Zyanose durch Verkrampfung der Atemmuskulatur

KLONISCHES STADIUM

 Dauer: wenige Minuten


 gekennzeichnet durch rhythmische Zuckungen über den ganzen Körper,
begleitet von Zungenbiss und Austreten von mit Blut vermischten,
schaumigen Speichel bei Beteiligung von Kau- und Zungenmuskulatur,
Stuhl- und Harnabgang

 Einsetzen schneller, keuchender Atmung nach Nachlassen der Zuckungen

ERSCHÖPFUNGSSTADIUM

 gekennzeichnet durch Tiefschlaf, der einige Stunden dauern kann und mit
anschließender Müdigkeit, Missmutigkeit und Kopfschmerzen einhergehen
kann

 keine Erinnerung an den Anfall, häufig jedoch an die Aura

Wenn sich kurz nacheinander fortlaufend große Anfälle ereignen und der
Patient zwischen den Anfällen nicht das Bewusstsein wiedererlangt, liegt
ein Status epilepticus vor.

Handlungsplan

 Schutz vor Verletzungen: entsprechende Lagerung, seitliches Abpolstern


mit Kissen, Decken, Einbringen eines Textils zum Vermeiden des
Zungenbiss, Achtung: keine Fixierung, Beißkeile und ähnliche Maßnahmen
- diese könnten zu schwerwiegenderen Verletzungen führen

 Beobachtung des Anfallgeschehens zur Erleichterung der diagnostischen


Zuordnung

 Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit: kontinuierliche Überwachung,


Monitoring, stabile Seitenlage (bei Einsetzen der tiefen, keuchenden
Atmung) zur Aspirationsprophylaxe von Blut oder Erbrochenem

 Organisation: Vorbereiten von Medikamenten und der Anlage eines


periphervenösen Zugangs

Diagnistische Maßnahmen
 im Anfallgeschehen: EEG zeigt generalisierte Krampfpotentiale über der
ganzen Hirnrinde

 nach dem Anfall: Ursachenforschung

Medikamentöse Maßnahmen
 Benzodiazepine wie Diazepam (Valium), Lorazepam (Tavor) und
Midazolam (Dormicum) zur Durchbrechung des Krampfanfalls, i.v. oder als
Rectiole
Rectiole
 Rectiolen dienen der rektalen Applikation von Medikamenten und sind vor allem dann indiziert,
wenn Patienten keine Tabletten schlucken können oder wollen.

Schlaganfall
Beim Schlaganfall kommt es zur akuten regionalen kritischen Störung der
zerebralen Blutversorgung mit plötzlich einsetzenden, anhaltenden fokalen
Symptomen durch Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall) oder Gefäßruptur
(hämorrhagischer Schlaganfall).


"Time ist brain"
Das zeitliche Fenster bei der Versorgung eines Schlaganfalls liegt bei maximal drei
Stunden. Der Patient sollte deshalb schnellstmöglich in eine Stroke Unit verlegt
werden.

URSACHEN
Ischämischer Schlaganfall:

 arterielle Thrombose bei Arteriosklerose

 arterielle Embolie oft kardiogener Genese (Vorhofflattern/-flimmern)

 poststenotische Minderperfusion bei Blutdruckabfall hinter hochgradigen


Gefäßstenosen

Hämorrhagischer Schlaganfall:
 Hypertonie, Aneurysma

 Sonderfall: Subarachnoidalblutung

SYMPTOMATIK

 Bewusstseinsstörungen: Somnolenz, Sopor, Koma

 Halbseitenlähmung an Gesicht, Arm, Bein mit Sprach- oder


Sprechstörungen, Gesichtsfeldausfälle, Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit,
Erbrechen, Kopfschmerzen

 Bedarfshypertonie

Bedarfshypertonie
 Bedarfshypertonie bezeichnet eine Form der Hypertonie, bei der der Körper durch Erhöhung des
Blutdrucks versucht, durchblutungsgestörte Areale des Gehirns mit Sauerstoff zu versorgen.

DIAGNOSTIK

 Beachten der Symptomkonstellation

 Anamnese: Forschen nach vorliegender Hypertonie, früheren Schlaganfällen


und Markumartherapie

 körperliche Untersuchung auf Anzeichen einer Lähmung (hängender


Mundwinkel) und auf Vorliegen neurologischer Erscheinungen
einschließlich Pupillenkontrolle

 Blutdruckmessung

 Blutzuckermessung

 Kranielle Computertomografie (CCT) oder Kernspintomografie

!!!!Präklinisch kann ein ischämischer Infarkt nicht von einem hämorrhagischen


Infarkt unterschieden werden!
HANDLUNGSPLAN

 Lagerung: bei niedrigem Blutdruck flach, bei normalem oder erhöhten


Blutdruck Oberkörperhochlagerung, bei Erbrechen stabile Seitenlage

 Überwachung: besonders engmaschige Kontrolle des Blutdrucks und


kontinuierliche Monitoring

 Sauerstoffversorgung: gauerstoffapplikation –8l/Min 

 Organisation: Veranlassen der Anlage eines periphervenösen Zugangs


(wegen erhöhter Thrombophlebitisgefahr nicht am gelähmten Arm),
Vorbereiten diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, Bereitstellen
von Defibrillator, Notfallkoffer und Medikamenten,
Reanimationsbereitschaft

MEDIKAMENTÖSE MASSNAHME

 Benzodiazepine, z. B. Diazepam 5–10mg i. v., zur Sedierung

 Infusionstherapie und Katecholamine zur Kreislaufstabilisierung


(Blutdrucksteigerung bei Hypotonie bis ca. 140 mmHg systolisch,
vorsichtige Blutdrucksenkung bei Hypertonie ab 220 mHg systolisch)

 Blutzuckereinstellung auf weniger als 150 mg/dl

 Antikoagulation mit Heparin

 Lyse bei ischämischem Apoplex unter der Voraussetzung, dass das


ischämische Geschehen höchstens 4,5 Stunden zurückliegt


Keine Lyse / Antikoagulation vor sicherem Ausschluss einer Blutung durch CCT
oder MRT! ASS zur Sekundärprophylaxe.
Notfallnachsorge
Notfall
Die Akutbetreuung und Krisenintervention nach Notfällen nimmt in der
Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein und verdient unsere
Aufmerksamkeit. Es geht dabei darum, Angehörige angemessen zu betreuen, die
Notfallsituation im Team aufzuarbeiten und im Rahmen des Qualitätsmanagements
systematische Lücken im Notfallmanagement zu schließen.

Lernziele
 Sie wissen, in welcher Form Angehörige nach einem Notfall verständigt
und angemessen betreut werden können.

 Sie kennen die Möglichkeit der Unterstützung und Begleitung durch


Kriseninterventionsteams.

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