Philosophisches Seminar
Vorlesungsmitschrift
Sommersemester 1994
Vorbemerkungen.......................................................................................3
I) Neuzeitliche Philosophen...............................................................5
II) Mediävisten..................................................................................5
C Anhang.............................................................................................36
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Vorbemerkungen
Die Vorlesung “Gibt es eine mittelalterliche Philosophie?” von Prof. Aertsen im
Sommersemester 1994 weckte mein Interesse an mittelalterlicher Philosophie. Ein Resultat
dessen ist die vorliegende ausgearbeitete und von Prof. Aertsen freundlicherweise durchgesehene
Vorlesungsmitschrift.
Bitte beachten: Es handelt sich hierbei nur um eine Vorlesungsmitschrift, die als solche nicht den
Anforderungen einer wissenschaftlichen Arbeit gerecht werden kann.
Zur Ausarbeitung der Mitschrift wurde einführende Literatur zur mittelalterlichen Philosophie
verwendet, z.B.:
Zur Einstimmung hier der kurze Artikel “Mittelalterliche Philosophie” aus Meyers kleines
Lexikon Philosophie, BI Mannheim 1987:
Charakteristisch für das gesamte Mittelalter ist die Tendenz, Wahrheit und Evidenz einzig und
allein in der Überlieferung - also bei Autoritäten - zu suchen und zu finden. Deshalb beschränkte
man sich auch oft auf das schulmäßige (“scholastische”) Ausarbeiten der bekannten Quellen
3
(Scholastik). Erfahrung - und damit auf beobachtbare Tatsachen gestützte Evidenz - blieb dem
Mittelalter weitgehend fremd. Darin liegt der entscheidende Unterschied zur nachfolgenden Neu-
zeit. Die zweite wichtige Quelle der mittelalterlichen Philosophie (neben kirchlich vermittelter
Bibel) war der spätantike Neuplatonismus. Dieser ließ sich mit seiner Lehre vom höchsten
Sein (dem Ur-Einen) relativ leicht mit der christlichen Religion in Einklang bringen.
Die erste Periode der mittelalterlichen Philosophie, die Patristik, ist gekennzeichnet durch den
Prozeß der schrittweisen Verschmelzung von christlich-kirchlicher Lehre und neuplatoni-
schem Erbe. Zugleich geht von diesem doppelten Ursprung eine Spannung aus, die die mittel-
alterliche Philosophie prägt: der Gegensatz zwischen dem das individuelle Schauen betonende
Neuplatonismus und der die Ansprüche von Tradition und Institution verteidigenden Lehre der
Kirche, also der Gegensatz von Mystik und Scholastik (Orthodoxie).
Die Zweite Hälfte des Mittelalters, die Scholastik im engeren Sinne, ist geprägt durch das all-
mähliche Bekanntwerden der gesamten aristotelischen Philosophie (etwa ab 1200). Diese
kam mit den Arabern nach Europa. Ähnlich wie die neuplatonische Lehre wurde auch diese
mit der kirchlichen Lehre vereinigt. Dies geschah v.a. im Werk des Thomas von Aquin. Teile
der aristotelischen Philosophie wurden systematisch ausgebaut (v.a. die Syllogistik). Die
Hinwendung zu Aristoteles bedeutete zugleich eine Hinwendung zur Realität, indem dessen
naturphilosophische und physikalische Schriften studiert wurden. Das verschärfte die Auseinan-
dersetzung, die die Philosophie schon längere Zeit bewegte, über die Frage nämlich, welche Art
von Sein abstrakten Begriffen (den Universalien) zukomme. Dieser Universalienstreit
beherrschte die philosophische Diskussion des ausgehenden Mittelalters. Hierdurch wurde auch
die Beschäftigung mit erkenntnistheoretischen Problemen angeregt. Vor allem das Verhältnis von
Glauben und Wissen, das Problem der “Dialektik”, rückte dann in den Mittelpunkt des
Interesses. Das Mittelalter ging, philosophisch gesehen, mit der Loslösung der Wissenschaften
von der Autorität der Kirche und der Verschulung der kirchlichen Lehre zu Ende. Dadurch zerfiel
die für diese Epoche so charakteristische Einheit von Kirche, Wissenschaft und Glaube.”
[A.G.]
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A Drei Antworten auf die Frage: “Gibt es eine
mittelalterliche Philosophie?”
I) Neuzeitliche Philosophen
Die Frage “Gibt es eine mittelalterliche Philosophie?” ist keine rhetorische Frage. Bekannt sind
die negativen Antworten von Bertrand Russell (in: History of Western Philosophy, London 2.
Auflage 1947, S. 485: “Die Philosophie des Thomas von Aquin ist keine Philosophie, sondern
Apologie. Sie besitzt keine Autonomie, ist bloßes Anhängsel der Theologie.”) und Hegel:
“Siebenmeilenstiefel zwischen den Jahren 600 und 1600. Descartes ist der Wiederbeginn der
Philosophie”.
II) Mediävisten
In Löwen erfolgte 1958 die Gründung einer internationalen Mediävisten-Gesellschaft, für die als
Name “Société internationale pour l'étude de la philosophie médiévale” (SIEPM) vorgeschlagen
wurde. Es wurden aber unter den Mediävisten Bedenken gegen die Verwendung des Begriffs
‘Philosophie’ geäußert. Man solle lieber von ‘Pensée’, von mittelalterlichem und christlichem
Denken sprechen, statt von Philosophie. Mittelalterliche Philosophie ist eine nicht-existierende
Entität, sie ist abhängig von der Theologie.
Im Gebet, der Anrede an Gott (Proslogion) steckt das hermeneutische Problem der Rede mit
jemandem, dessen Existenz bewiesen werden soll. Der Übergang vom Begriff, vom bloßen
Namen zum Sein im ontologischen Gottesbeweis, d.h. der Übergang von der begrifflichen zur
ontologischen Ebene, wurde nicht nur von Kant kritisiert (KrV, B620-630: Von der Unmöglich-
keit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes).
Karl Barth (evangelischer Theologe, 1886-1968) deutet 1931 Anselms Proslogion in theologi-
schem Sinn: Die Argumentation Anselms im Proslogion ist Exegese des Glaubens. Anselm
entwickelt darin aus einem Glaubenssatz (AQM) den Beweis, daß Gott existiert => Die Erkennt-
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nis des Geglaubten erfolgt aus dem Geglaubten, damit liegt nicht Philosophie, sondern
Theologie vor.
Literatur: Karl Barth: Fides quaerens intellectum. Anselms Beweis der Existenz
Gottes im Zusammenhang seines theologischen Programms.
Darmstadt 3. Aufl. 1966
Bonaventura (1217/18-1274) wäre über das Erscheinen seines Werkes Quaestiones disputatae
de scientia Christi (Vom Wissen Christi) in Meiners Philosophischer Bibliothek (1992) nicht
sehr glücklich gewesen. In seinen Collationes in hexaermeron (Sammlung zum Sechstagewerk
= Schöpfung; entstanden 1273) beschreibt er eine Bücherwertigkeit, eine Hierarchie von
Schriften:
D.h. Bonaventura verstand sich selbst - wie die meisten Denker, die der mittelalterlichen
Philosophie zugerechnet werden - nicht als Philosoph, sondern als Magister. Das
Selbstverständnis der mittelalterlichen Denker resultierte eher aus einer Opposition heraus:
Philosophie versus Theologie.
Auch Johannes Duns Scotus (1265/66-1308) sieht eher Gegensätze zwischen philosophi einer-
seits und theologi und sancti andererseits, er spricht von einer controversia zwischen
Philosophen und Theologen. Der Auffassung der griechischen Philosophie (der Mensch ist fähig,
Gott mittels Vernunft zu erkennen, ohne Theologie) steht die mittelalterliche Auffassung
entgegen (dazu gehört die Offenbarung und die Vernunft).
Das Problem der mittelalterlichen Philosophie: Ihr Gegenstand ist Ergebnis eines
hermeneutischen Eingriffs, einer modernen Lektüre und Deutung von Texten, die selbst keine
rein philosophische Lektüre und Deutung beabsichtigten.
Ende Teil A
Negative Antworten auf die Frage “Gibt es eine mittelalterliche Philosophie?” durch:
I) Neuzeitliche Philosophen
II) Mediävisten
III) Mittelalterliche Denker selbst
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B Vier Konzeptionen der Moderne
I) Etienne Gilson: “Der Geist der mittelalterlichen
Philosophie”
Etienne Gilson: L'esprit de la philosophie médiévale, Paris 2. Auflage 1948
Der Geist der mittelalterlichen Philosophie, Wien 1950
Le philosophe et la théologie, Paris 1960
Le Thomisme. Introduction à la philosophie de Saint Thomas
d´Aquin, Paris 6. Auflage 1965
Drei bedeutende Zentren mittelalterlicher Forschung sind Köln, Toronto und Löwen. Etienne
Gilson (1884-1978), Direktor des 1929 von ihm an der Universität Toronto gegründeten “Ponti-
fical Institute of Medieval Studies” untersucht das Verhältnis von Philosophie und Theologie im
Mittelalter:
Gilson bemüht sich um den Nachweis, daß der Aufbau einer genuin christlichen Philosophie
möglich ist. Mit “Der Geist der mittelalterlichen Philosophie” (zuerst erschienen 1932) wollte
Gilson die Kritik (“abgestumpfte Theologie”) an seiner bisherigen Deutung der Philosophie von
Bonaventura (1924) und Thomas von Aquin (1925) beantworten.
Nach Gilson ist mittelalterliches Denken christliche Philosophie im Sinne einer “Philosophie,
die zwar die Ordnung der Vernunft und die Ordnung der Offenbarung formell auseinanderhält,
trotzdem aber die christliche Offenbarung als unentbehrliche Helferin der Vernunft ansieht.”
=> Ordnung der Vernunft und Ordnung der Offenbarung sollen unterschieden bleiben.
=> Christliche Philosophie deckt sich nicht einfach mit christlicher Offenbarung.
=> Mittelalterliche Philosophie hat das antike Denken unter dem Impuls des Christentums
transformiert.
=> Gilson sieht ein fruchtbares Verhältnis zwischen christlicher Philosophie und Theologie, er
will einen experimentellen Beweis christlicher Philosophie erbringen.
Roger Bacon (ca. 1214-ca. 1292) sieht die Würde des Einzelnen, aber die Menschheit betet das
Universelle an. Jedes einzelne Individuum übertrifft alle Universalien der Welt. These: Bereits
im 13. Jh. wurde der Begriff der Individualität gedacht (Duns Scotus). Aber: Was bedeutete der
Begriff Individualität? Welche Bedeutung hatten in dieser Zeit Verfolgungen?
Nach Etienne Gilson ist die entscheidende Transformation des griechischen Denkens die
Exodus-Metaphysik (Selbstoffenbarung Gottes an Moses im Exodus-Buch der Bibel 3,14)
“Ego sum qui sum” (“Ich bin der Seiende”). Diese Transformation vollzieht sich im Mittel-
alter.
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=> Die Exodusmetaphysik bildet das Fundament der gesamten christlichen Philosophie.
=> Es gibt nur einen Gott, und dieser Gott ist das Seiende.
=> “Seiend” ist der Eigenname Gottes, das Sein Gottes bestimmt zugleich sein Wesen.
=> Identität von Essenz und Existenz, es gehört nur zum Wesen Gottes, zu existieren.
In der neuzeitlichen Philosophie (von Descartes bis Leibniz) ist Monotheismus evident (Gott
als Seiendes). In der antiken Philosophie ist Monotheismus nicht evident, das Göttliche ist
verschiedenen Wesen eigen. Das Göttliche ist Prädikat, es kann daher von mehreren Subjekten
ausgesagt werden.
Gottesbeweis aus der Bewegung (Prozessualität), d.h. alles, was in Bewegung ist, wird von einer
ersten Instanz bewegt.
Unter dem ersten Beweger gibt es bei Aristoteles 49 weitere Beweger, die allesamt unbewegte
Beweger, also göttlich sind.
Gilson:
Das Problem zwischen der antiken und der neuzeitlichen Philosophie wird bei Gilson gelöst
durch die Exodus-Metaphysik (“Ego sum qui sum”, Gott ist das Seiende) im Mittelalter. Es gibt
nur einen Gott, dieser Gott ist das Seiende. Konsequenz dieses Prinzips: Das Sein gehört nicht
notwendig zum Wesen der anderen Götter und der Welt (Kontingenzproblem). Essenz (Wesen,
Sosein) und Existenz (Tatsache des Vorhandenseins eines Seienden) sind nur im ersten Prinzip
identisch (Gott).
Die Konsequenz der Exodus-Metaphysik führt bei Gilson zur Transformation der griechischen
Philosophie. Die christliche Transformation erfuhr eine Nährung durch präreflexive Erfahrung,
im Mittelalter war dies der Horizont des christlichen Glaubens.
Fraglich ist aber, ob die Exodus-Metaphysik den Ausschlag gab. These Aertsens: Nicht eine
Seinsaussage, sondern eine Treueaussage Gottes verbirgt sich hinter Exodus 3,14 (“ego sum qui
sum” ist als “ich bin da” zu übersetzen, statt als “ich bin der Seiende”). Die Philosophie habe die
Interpretation der Exodusstelle beeinflußt.
Pascal (1623-1662): “Der Gott Abrahams, der Gott Jakobs, ... , nicht der Gott der Philosophen
und Denker”. Der Ausdruck ‘Gott der Philosophen’ wurde erstmals bei Q. Septimus Tertullia-
nus (ca. 160-ca. 220) als Gegenbegriff zum ‘Gott Abrahams’, dem christlichen Gott verwendet.
Tertullian war einer der ersten bedeutenden Kirchenschriftsteller in lateinischer Sprache, er ver-
faßte theologische und apologetische Schriften, so u.a. das Apologetikum (197). Tertullian
verteidigte als Apologet das junge Christentum gegen die Vorurteile und Anklagen der Heiden.
Er lehnte die Philosophie schroff ab, wehrte sich gegen das Eindringen der Philosophie in den
Raum des Glaubens (“was hat Jerusalem mit Athen zu schaffen!”). Tertullian steht exemplarisch
für die kulturellen Impulse, die im 2. Jh. n. Chr. von Nordafrika ausgingen.
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Werner Beierwaltes kritisiert Gilson: Die Exodus-Metaphysik ist hervorgegangen aus neupla-
tonischer Interpretation, sie ist der denkbar ungeeignetste Gegenstand, um an ihm eine genuin
christliche Philosophie demonstrieren zu wollen => ungeeignete Aussage über das Sein Gottes.
Durch die christliche Idee der Schöpfung (creatio ex nihilo) wurde die philosophische Reflexion
über den Ursprung der Welt beeinflußt:
Martin Heidegger: Was ist Metaphysik? (1967): “Die Grundfrage der Metaphysik: Warum ist
überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?”
Gilsons Grundthese:
Die Entwicklung von der Vielzahl der Götter (Griechenland) hin zum Monotheismus (Christen-
tum) verändert die Philosophie und nimmt Einfluß auf ihre Fragen. Dies geschieht im
Mittelalter, so daß das Denken anders aus dem Mittelalter herauskommt, als es hineingeht.
Grund ist die Exodus-Metaphysik, die Selbstoffenbarung Gottes gegenüber Moses.
Aertsen:
Die mittelalterlichen Denker haben die Philosophie erneuert, und zwar vor allem auf dem
Gebiet der Metaphysik und der natürlichen Theologie. Ihre Begriffe von Sein, von Ursprung,
von Notwendigkeit und Kontingenz und von Kausalität unterscheiden sich von denen des
griechischen Denkens. Das Denken ging aus dem Mittelalter anders heraus, als es
hineingegangen war. Das Mittelalter verdient deshalb einen Platz in der Geschichte der
Philosophie, namentlich in der Geschichte der Seinsfrage.
Thomas von Aquin (1225-1274) fragt in: Summa theologica (1266-1273) I,44,2:
“Ist die erste Materie von Gott geschaffen oder ist sie ein neben ihm liegender Urgrund?”
(materia prima)
Dazu Aristoteles in Übereinstimmung mit den griechischen Denkern: “Ex nihilo nihil sit”
=> Jedes Werden setzt ein Substrat, eine erste Materie voraus, die selbst ungeworden ist.
=> Erstes Argument für die Anfangslosigkeit der Welt.
Als Antwort auf die Frage Sigers (s.o.) bietet Thomas von Aquin (in: Summa theologica)
eine Geschichte der Philosophie im Hinblick auf die Frage nach dem Sein (Geschichte der
Seinsfrage):
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(materialistische Phase)
Substanz/Akzidens
Es gibt nur sinnlich wahrnehmbare Körper (z.B. aus Urmaterien Feuer, Wasser, Luft, je nach
Vorsokratiker). Werden ist dabei eine akzidentelle Veränderung eines immerseienden unge-
wordenen Urstoffs.
(Formenmetaphysik)
Materie/Form
Die Form ist das Primäre, ist generativ. Für die Vorsokratiker war die Urmaterie etwas
Reales, etwas Seiendes; für Aristoteles ist sie nun lediglich etwas Potentielles, das die Form
zur Realisierung braucht. Generativ ist das Werden eines bestimmten Seienden (hoc ens;
Mensch, Tier, Stein). Jedes Werden setzt eine Materie voraus, die schon auf irgendeine
Weise ist => Die Seinsfrage wird nicht wirklich real gestellt, im Sinne von: Wo kommt
dieses Sein her?
(Seinsmetaphysik)
Suche nach der Ursache der Dinge, nicht bestimmter, sondern insofern sie sind.
=> Hier findet sich zuerst die universale Seinsursache: Schöpfung
=> Essenz/Existenz - Wesen/Sein
=> Zum Wesen der Dinge gehört nicht das Sein.
Creatio ex nihilo (Schöpfung) setzt nichts voraus. Schöpfungsfrage: Innerer Entwicklungs-
gang der Philosophie. Existenz gehört nicht notwendig zum Wesen; Dinge sind kontingent,
nicht notwendig.
Nach Thomas entwickelt sich die Fragestellung vom partikularen zum universalen Sein, zum
Sein als solchem.
Kritik:
Die christliche Philosophie zieht die Philosophie in ihren Bann und stellt eine Bedrohung der
Autonomie der Philosophie dar (siehe Russell, Hegel). Philosophie wird abhängig von der
Theologie.
Nach Fernand Van Steenberghen (aus der Löwener Schule) wird in Gilsons Deutung der mittel-
alterlichen Philosophie als christlicher Philosophie die Autonomie der Philosophie aufgegeben.
Van Steenberghen leugnet, daß es christliche Philosophien gibt (Kontradiktion von Christentum
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und Philosophie). Eine Philosophie würde aufhören Philosophie zu sein in dem Maße, in dem sie
christlich wird. Die Philosophie wurde durch die christliche Glaubensfrage beeinflußt.
Martin Heidegger erinnert in seinem Nietzsche-Buch (1961) an den Begriff der christlichen
Philosophie als “hölzernes Eisen”, als “Versuch der Quadratur des Kreises”, als Widerspruch in
sich.
Der Ausdruck ‘christliche Philosophie’ im Sinne Gilsons ist im Mittelalter selbst unbekannt,
gehört jedoch zur Terminologie der monastischen Spiritualität (der Mönch ist der wahre philoso-
phus christianus).
Eine Untersuchung der Quellen des Denkens von Descartes zeigt, daß diese Quellen im Mittel-
alter liegen, nicht in der Antike.
Gilson bezeichnet die Idee von christlicher Philosophie als “konzeptuelle Übersetzung eines
beobachtbaren historischen Gegenstandes”. Mittelalterliche Philosophie ist jedoch als Begriff im
Mittelalter selbst unbekannt. Albertus Magnus und Thomas von Aquin unterscheiden eher
Gegensätze:
Dies macht ein Selbstverständnis der mittelalterlichen Denker nicht als Philosophen, sondern als
Theologen deutlich. Philosophen gehörten in die Antike, in die Vergangenheit. Thomas von
Aquin hat das Epitheton philosophus nie auf einen Christen angewendet.
Des weiteren kann beobachtet werden, daß es unter den theologi selbst eine große Diversi-
tät von Auffassungen gab. Beispiel: Göttliche Namen, die dem Ersten zugeordnet werden
sollen, zurückgehend auf:
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zu 1.) Pseudo-Dionysius Areopagita (2. Hälfte 5. Jh.): Gutheit als primärer Gottesname
Pseudo-Dionysius Areopagita lebte ca. 500 n. Chr. (in Syrien?), präsentiert sich in seinen
Schriften aber als Schüler des Apostels Paulus (d.h. im 1. Jh. n. Chr.), da in der Paulus-
Geschichte ein Dionysius auftritt. In seinen Schriften versucht er, den neuplatonischen
Gedankenkreis mit der christlichen Lehre zu verschmelzen (Vorscholastik). Gegenstand
seiner Schrift De mystica theologia ist eine mystische Theologie zur Einigung mit dem
ersten Prinzip. Danach strebt die Welt nach Rückkehr in Gott als dem Seinsgrund, aus
dem sie entspringt. Das Sehnen der menschlichen Seele nach Gott findet seine Erfüllung
in der mystischen Vereinigung mit dem göttlichen Einen.
Aufgrund der für authentisch gehaltenen fiktiven Identifikation mit dem vom Apostel
Paulus bekehrten athenischen Areopagiten (Apostelgeschichte 17,34) galt Pseudo-Diony-
sius in der Ost- und Westkirche über Jahrhunderte hinweg als unanfechtbare Autorität.
Besonders folgenreich für die Verbreitung seines Schrifttums im Westen war die im 9. Jh.
erfolgte lateinische Übersetzung des ganzen Corpus Dionysiocum durch den Iren
Johannes Scotus Eriugena (ca. 810-ca. 877) am Hofe Karls des Kahlen (König des
Westfränkischen Reiches, gest. 877). St. Denis (sanctus dionysius) bedeutete eine
doppelte Mystifikation. Dies wurde schon im Mittelalter in Zweifel gezogen, worüber die
Mönche von St. Denis nicht sehr glücklich waren. Zwar vermutete schon im 15. Jh. der
Humanist Lorenzo Valla (1405-1457) die Unechtheit der Schriften, doch konnte die
Abhängigkeit seiner Schriften vom späten Neuplatonismus (insbesondere von Proklos,
410-485) erst im 19. Jh. nachgewiesen werden.
zu 2.) Thomas von Aquin (1225-1274): Sein (esse) als primärer Gottesname
zu 3.) Meister Eckhart (ca. 1260-ca. 1327): Wahrheit, Verstehen, Intellekt, intelligere
als primärer Gottesname
Der Evangelist Johannes hat nicht gesagt: “Am Anfang war das Seiende” (ens), sondern:
“Am Anfang war das Wort”. ‘Sein’ gehört vielmehr in den Bereich des Endlichen, des
Geschaffenen.
zu 4.) Nikolaus von Kues (1401-1464): Einheit (unitas) als zutreffendster Gottesname
Über das wissende Nichtwissen zu Gott gelangen; eigentlich ist kein Name Gott
angemessen. Als zutreffendsten Gottesnamen nennt er Einheit (unitas), bezogen auf:
Deuteronomium 6,4: “Höre Israel, dein Gott ist Einer”.
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1.) Pseudo-Dionysius Via Platonica, Gutheit als Gottesname, damit metaphysische
Option des Platonismus
2.) Thomas von Aquin Theologische Ontologie, Seinsmetaphysik
3.) Meister Eckhart Geistmetaphysik
4.) Nikolaus von Kues Neuplatonismus, Henologie (von logos hen = griech. Denken des
Einen)
In der Darlegung der Exodusmetaphysik zeigt Gilson, daß untereinander so verschiedene Denker
wie Aurelius Augustinus, Anselm von Canterbury, Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus
die Identität von Sein und Gott anerkennen. Die obige Diversität unter den theologi macht jedoch
deutlich, daß die Exodusmetaphysik als Eckstein der christlichen Philosophie keineswegs
communis opinio war. Gilson sagt im ‘L´esprit’ wenig dazu, er stellt das griechische Denken,
das, zumindest in seiner platonischen Version, den Primat des Guten bestätigte und die Existenz
diesem unterordnete, dem christlichen Denken gegenüber, das unter dem Einfluß von Exodus
den Primat des Seins lehrte und das Gute diesem unterordnete. An diesem Primat des Seins
haben die mittelalterlichen Denker gegenüber Pseudo-Dionysius festgehalten, Gilson sieht also
Pseudo-Dionysius außerhalb der christlichen Denktradition.
Dagegen Bonaventura als mittelalterliche Gegenstimme (in: Itinerarium mentis in deum V,2):
“Dionysius sequens Christum dicit, quod bonum est primum nomen”. Gott kann auf zwei Weisen
betrachtet werden (siehe unten S. 32f.): Einerseits durch Blick vor allem auf das Sein selbst
(ipsum esse), was die Betrachtungsweise des Alten Testaments ist (Exodus). Andererseits durch
Blick auf das Gute, was die Betrachtungsweise des Neuen Testaments ist. Danach legt Christus
diesen Namen ausschließlich Gott bei (Lukas 18,19). Dionysius folgte deshalb Christus, als er
das Gute als den primären Namen Gottes setzte.
In Gilsons Werken wird eine Spannung zwischen seinem Begriff von christlicher Philosophie
und der historischen Wirklichkeit deutlich. Der ursprünglich historische Begriff von christlicher
Philosophie erhält eine normative Aufladung und kann dadurch der Vielgestaltigkeit der
mittelalterlichen Philosophie nicht mehr gerecht werden. In dieser Philosophie wird ‘Sein’
nämlich nicht als einzig legitime Möglichkeit betrachtet, um das erste Prinzip zu denken,
sondern es finden sich darin auch Kritiker der Ontotheologie.
Der Nachfolger Gilsons in Paris, Paul Vignaux, schlägt vor, das mittelalterliche Denken eher als
eine Religionsphilosophie zu verstehen. Eine solche Philosophie, die die historisch gegebenen
Religionen zum Gegenstand hat, analysiert die Argumente der mittelalterlichen Denker, ohne zur
Übernahme ihrer Ansichten verpflichtet zu sein. Im Gegensatz zu Gilsons Konzeption einer
christlichen Philosophie schließt die Annäherung von Vignaux nicht eine ‘ultra-philosophische
Verbindlichkeit’ ein. Folge dieses Vorschlages ist jedoch, daß das Denken im Mittelalter eine
Ausnahmestellung erhält: Religionsphilosophie als Intermezzo zwischen der antiken und der
modernen Periode der Philosophie.
Nachtrag: Was wird in den Gottesbeweisen bewiesen? Gottesbeweise sind von anderer Art als
geometrische Beweise und Gottesbeweise sind nicht etwas typisch Mittelalterliches. Wie verhält
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sich der bewiesene Gott zum Gott der christlichen Offenbarung? Noch einmal Pascal: “Der Gott
Abrahams, der Gott Jakobs, ... , nicht der Gott der Philosophen und Denker” (siehe oben S. 9).
Gilsons Begriff von christlicher Philosophie hat als Konsequenz, daß die mittelalterliche Philoso-
phie der theologischen Ordnung gemäß dargelegt werden muß. Nach der sacra doctrina, der
Theologie der christlichen Offenbarung, folgt dabei auf die Betrachtung Gottes als Ursache die
Betrachtung von dessen Wirkung, also der geschaffenen Welt (der Wirklichkeit). Nach der philo-
sophischen Ordnung aber folgt auf die Betrachtung der Wirkung die Betrachtung der Ursache.
Gilson in: Le Thomisme: Thomas’ Gottesbeweise in der Summa theologica I,2 folgen der
theologischen und nicht der philosophischen Ordnung, in der die Beweise Gottes nicht am
Anfang, sondern am Ende der Betrachtung stehen. Gilsons Argument dafür, daß Thomas nicht
der philosophischen, sondern der theologischen Ordnung folgt, ist, daß die Philosophie in einer
theologischen ‘Synthese’ eingeordnet ist. Die philosophische Reflexion hat lediglich eine
instrumentelle Funktion für die sacra doctrina, deshalb muß die Ordnung dieser Wissenschaft
auch die der Philosophie sein. Die Bindung der Philosophie an die Theologie wird in den
späteren Werken Gilsons immer stärker betont. Eine christliche Philosophie, losgelöst von der
Theologie, ist eine nicht-existierende Entität.
Gilsons Begriff ‘christliche Philosophie’, gedacht, den eigenen ‘Geist’ der mittelalterlichen
Philosophie zu charakterisieren, ist zum Ausdruck der instrumentellen Funktion der Philosophie
im Dienst der christlichen Theologie geworden. Damit verschwindet aber als Konsequenz die
Philosophie aus dem Thomismus und der Thomismus aus der Philosophie. Zwar hat Thomas'
Gesamtwerk einen durchgehend theologischen Sinn, jedoch enthält seine theologische Synthese
grundlegende philosophische Aussagen. Thomas erkennt der Philosophie eine methodische und
prinzipielle Eigenständigkeit zu (Summa theologica I,1).
Gilsons Darlegung des Thomismus bietet keine Einsicht in die eigene Ordnung der Philosophie.
Thomas´ Denken wird nicht von dieser Ordnung her, d.h. nicht als Philosophie verstanden.
14
II) Der logisch-semantische Ansatz “The Linguistic
Turn"
Norman Kretzmann, Anthony Kenney, Jan Pinborg: The Cambridge History of later
medieval philosophy. From the rediscovery of Aristotle to the desintegration of scholasti-
cism 1100-1600. Cambridge 1982
Das zweite Konzept der Moderne ist das Konzept der linguistischen Wende (“The Linguistic
Turn”), eine radikale Umkehr auch im Hinblick auf das Konzept Gilsons, quasi ein Exodus aus
der Metaphysik. Logik, Semantik und Sprachphilosophie stehen im Zentrum des Interesses,
zurückgehend auf logisch-semantische Untersuchungen Wittgensteins und anderer. Die
linguistische Wende der zeitgenössischen Philosophie mit ihrem sprachanalytischen Ansatz hat
in der angelsächsischen Welt zu einem neuen Interesse an mittelalterlichen Texten geführt, weil
man darin verwandte Beschäftigungen entdeckte.
Anthony Kenny bemerkt in seiner Studie über John Wyclif (ca. 1320-1384), den er bezeichnet
als “The Morning Star of the Reformation and the Evening Star of Scholasticism”: Magister und
Studenten des 14. Jh. diskutierten Probleme und verwendeten Methoden, die heute unter
Oxforder Philosophen geläufig sind. John Wyclif war Magister in Oxford, übte Kritik an der
katholischen Kirche, verfaßte Schriften zum Universalienstreit.
Die Oxford-Philosophie des 14. Jh. hat als linguistische Philosophie große Ähnlichkeit mit der
sprachanalytischen Philosophie des 20. Jh., man verwendete viel Zeit auf sprachanalytische
(linguistische) Untersuchungen, d.h. auf die Art und Weise der Bedeutungsfindung von
Begriffen.
Beispiel: Josef Pieper: Scholastik. Gestalten und Probleme der mittelalterlichen Philo-
sophie. München 1960
Vorherrschende Stellung der Logik; eine logisch-analytische Annäherung ist sicher nicht
unbegründet, ihre Rechtfertigung liegt im scholastischen Charakter des mittelalterlichen
Denkens. Scholastik wird oft synonym mit mittelalterlicher Philosophie verstanden, im Sinne
einer normativer Verbindung von Glauben und Vernunft. Hier wird der Begriff eher in einem
historischen, formal-methodischen Sinne verwendet:
scholastisch = schulmäßig
Zusammenhang zwischen Denken und Art des Unterrichts, nämlich schulmäßigen Unterrichts,
der v.a. in der Vermittlung von autoritativen Texten besteht. Ort dessen ist die Universität, als
wohl wichtigster Beitrag des Mittelalters zur abendländischen Kultur.
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Nach Herbert Grundmann gab menschliches Wissensverlangen den Ausschlag für Ursprung und
Wesen der Universitäten. Im 12. Jh. entstehen in Europa die ersten Universitäten u.a. in Paris,
Oxford und Bologna.
Universitäten sind Sonderfälle der Zünfte oder Korporationen, sind Zusammenschlüsse von
Lehrern und Studenten zu einer universitas magistrorum et scolarium zur Wahrung gemeinsamer
Interessen am Studieren. Unser heutiger Begriff von Universität bedeutete im Mittelalter studium
generale. Universitas bezog sich im Mittelalter auf den Zusammenschluß, nicht auf die
Universalität des Wissens. Wissenschaft wurde als Beruf anerkannt bzw. möglich.
(a) Eigene Gerichtsbarkeit über die Universitätsangehörigen (Leitung der Universität durch
eigene, aus ihrer Mitte gewählte Rektoren).
(b) Regelung der universitären Berufsausbildung (Studienordnung) und -ausübung. Zum ersten
Mal wurde die akademische Ausbildung institutionalisiert, z.B. durch die Regelung der
Examensanforderungen zur Erlangung des baccalaureus und des magister = licentia
docendi, d.h. der Erlaubnis, zu lehren (heute: Habilitation). Magister bedeutete quasi die
Zugehörigkeit zur Zunft, zur Körperschaft des studium generale.
1.) lectio
Lesung, Lektüre, Auslegung eines autoritativen Textes, d.h. der Magister war in der
Auswahl der Texte nicht frei.
=> Weitgehende Aufgabe des Kommentars im Rahmen der Scholastik.
=> Problematisieren durch Fragenstellen.
=> Eigene Kommentarform der quaestio entwickelte sich.
=> Das Fragenstellen löste sich vom Text und bildete eigene Fragestellungen. Die
Kommentarform der quaestio verselbständigte sich und wurde zur Unterrichtsform der
disputatio.
2.) disputatio
Fand alle 14 Tage statt. Studenten disputierten, der Magister entschied die Fragen am näch-
sten Morgen in der determinatio.
=> Es existieren viele Schriften, die das Ergebnis dieser Disputationen sind. Die
Aufzeichnungen der Disputatio quaestiones als eigenständige literarische Form
entwickelte sich, Bestandteile bilden quaestiones und articuli.
=> Diese Disputationsform setzte sich nun an allen Fakultäten und auch außerhalb der
Universitäten durch (Beispiel: Thomas von Aquin: Quaestiones disputatae de veritate).
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Die Quaestiones verwenden als Frageform die “Ob”-Frage, die bejaht oder verneint werden
kann. Es wird nicht gefragt: “Was ist der Mensch?”, sondern: “Ist der Mensch ein
vernunftbegabtes Lebewesen?”.
1.) Videtur quod Deus non sit Es scheint, daß Gott nicht existiert, da es Übel in der Welt
gibt.
2.) Sed contra Andererseits: Argument für die Existenz Gottes: “Ich bin der
Seiende” in Exodus 3,14.
3.) Respondeo dicendum Determinatio, Antwort des Magisters. Thomas bietet hier 5
Gottesbeweise (“quinque viae”)
4.) Respondeo zu 1.) Erwiderung auf die Einwände aus videtur quod non (“ad
primum, ad secundum, ...”)
Die mittelalterliche Logik entwickelt neue Disziplinen, und diese logica modernorum wird mit
ihrer Lehre von den Eigentümlichkeiten der Termini (proprietates terminorum) der logica
antiqua, bestehend aus logica vetus und logica nova gegenübergestellt, die weitgehend auf
Aristoteles und dessen Kommentatoren (besonders Boethius) zurückgeht.
(a) Petrus Hispanus Portugalensis (ca. 1205-1277) = Papst Johannes XXI. (1276): Tractatus,
später: Summulae logicales (entstanden 1230-40)
(b) Wilhelm von Ockham (ca. 1280-ca. 1349): Summa totius logicae (entstanden 1324/25)
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Beispiel: Inhalt des Tractatus (Summulae logicales) des Petrus Hispanus Portugalensis als
wohl bekanntestes und angesehenstes Logik-Lehrbuch des Mittelalters:
Supposition: Erweiterung der Frage der Signifikation eines Terminus auf seine logische Funk-
tion in einem Satz; die Supposition ist also immer kontextabhängig. Der kontex-
tuellen Annäherung liegt die Einsicht zugrunde, daß der syntaktische Kontext
eines Terminus für seine semantische Funktion und für die Auslegung von
Aussagen von Bedeutung ist. Es entwickelt sich die Lehre von den
Eigenschaften bzw. Eigentümlichkeiten der Termini (de proprietatibus
terminorum). Suppositio (lat. Unterschiebung) ist dabei die wichtigste
Eigenschaft eines Begriffs. Ein Terminus steht für etwas, die Supposition gibt
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das Verhältnis zwischen dem Terminus und dem beschriebenen Gegenstand bzw.
dem Bezeichneten an.
(siehe Wilhelm von Ockham: Summa totius logicae I,63-64)
Suppositionen dienen dazu, die Wahrheit eines Satzes zu beweisen. Stehen die Termini für
dasselbe, d.h. supponieren Subjekt und Prädikat für dasselbe, ist ein Satz wahr.
Es gibt nur einzelne Dinge als Seiendes. Nur was individuell ist, ist wirklich, und umgekehrt.
Allgemeine Dinge (Universalien) sind nur termini, nur nomen bzw. conceptus. Frage: Ist dann
aber eine Wissenschaft der Realität, eine scientia realis möglich? Ockham schließt sich hier der
Auffassung an, daß Wissenschaft sich mit dem Allgemeinen beschäftigt (Dualismus im Nomina-
lismus).
Wissenschaft beschäftigt sich nur mit Begriffen, mit Allgemeinheiten => jede Wissenschaft wird
Logik. Ockham fragt: Gibt es eine scientia realis, eine Wissenschaft, die sich mit dem Realen
beschäftigt? Wissenschaft beschäftigt sich nicht mit extramentalen Dingen, sondern mit Sätzen,
in denen Begriffe verbunden werden. Propositionen, Propositionalität, “S ist P”.
Es bleibt ein Unterschied zwischen einer Realwissenschaft und einer Wissenschaft der Begriffe,
Grund sind die Suppositionen:
19
‘Naturphilosophie ohne Natur’, logisch-semantische Analyse der Sätze über die Natur. Mensch-
liche Redeweise, nicht die Gegenstände selbst sind Objekte der Beschäftigung.
zu 2.) Modallogik:
Untersucht werden die Modalitäten der Verbindung von Subjekt und Prädikat. Zur Darstellung
des ’Modalquadrats’ der Scholastik analog zum logischen Quadrat der Aussageformen siehe
Hans Poser, Zur Theorie der Modalbegriffe bei G. W. Leibniz, Wiesbaden 1969, S. 12.
Kontingenter Sachverhalt:
P kann zu einem anderen Zeitpunkt Nicht-P sein => Kontingenz bezieht sich auf die
gegenwärtige Zeit.
P und Nicht-P sind zur selben Zeit möglich im Sinne einer logischen Möglichkeit, d.h. nicht an
die tatsächliche Welt gebunden, entsprechend also der modernen Modallogik. Theologischen
Hintergrund bildete bei Duns Scotus dabei die Allmacht Gottes. Gott ist nicht an diese
existierende Welt gebunden, er hätte auch eine andere Welt erschaffen können (logische
Kompatibilität). Die tatsächliche Welt ist “nur” Beispiel aller möglichen Welten. Mögliche Welt
sind die Sachlagen, die innerlich konsistent sind (kompossibel).
=> Notwendig ist danach, was wahr ist in allen möglichen Welten.
=> Möglich ist das, was wahr ist in mindestens einer möglichen Welt.
Rätsel; logische Paradoxe; Aussagen, die sich auf sich selbst beziehen; Puzzles. Beispiel: Das
Lügenparadox “Ego dico falsum” = “Ich sage Falsches” (Aus Wahrem folgt Falsches, aus
Falschem folgt Wahres).
Fazit:
Alle drei Neuentwicklungen der mittelalterlichen Logik haben ihren Niederschlag, ihre Entspre-
chung in der modernen Logik:
- Die zeitgenössische Diskussion über Sinn und Bedeutung hat ihre Parallele in der Unterschei-
dung zwischen significatio und suppositio innerhalb der mittelalterlichen Semantik.
- Die Semantik der möglichen Welten hat die Modallogik des 14. Jh. wiederentdeckt.
- Die propositionale Analyse von logischen Paradoxien hat ein Gegenstück in den mittelalter-
lichen Untersuchungen der Sophismata.
Mittelalterliche Philosophie hat ihren Ort in der Geschichte des Denkens, ihr wird darüber
hinaus Aktualität zugesprochen.
20
Kritik:
Das Postulat der Modernität, d.h. die philosophische Erkennbarkeit für den modernen Geist
führt in der Cambridge History dazu, daß das Studium der mittelalterlichen Philosophie durch
Logik und Semantik dominiert wird. Eine viel zu geringe Beachtung findet die Art und Weise,
wie die mittelalterlichen Denker philosophische und theologische Probleme mit Hilfe dieser
Denkinstrumente analysiert haben.
Das Ergebnis ist ein reduziertes Bild des mittelalterlichen Denkens, auch weil die
philosophische Theologie bewußt ausgeklammert ist.
Zwar füllt die Cambridge History als wichtiges Werk der neuen Mediävistik eine Lücke in der
Forschung, jedoch kann der logisch-semantische Ansatz der Cambridge History wegen seiner
Einseitigkeit mittlerweile als überholt angesehen werden.
21
III) Alain de Libera: “Der andere Geist der mittel-
alterlichen Philosophie”
Alain de Libera: Penser au Moyen Age, Paris 1991
La philosophie médiévale, Paris 2. Aufl. 1992
Nach Alain de Libera ist die Artes-Fakultät (facultas artium) der Ort der mittelalterlichen Philo-
sophie. Jedoch steht nicht der logisch-semantische Ansatz im Mittelpunkt des Interesses, sondern
die Erscheinung des Intellektuellen im 13. Jh. einerseits, und deren ethische Lehre andererseits.
Diese Intellektuellen entwickelten dort ein neues Ideal eines philosophischen Lebens, von de
Libera “ethischer Aristotelismus” genannt.
Zwar wurden an der Artes-Fakultät die in ihrem Ursprung auf Boethius (ca. 480-524) zurück-
gehenden septem artes liberales gelehrt (die drei sermocinalen Fächer des Triviums der sieben
freien Künste - die Gesprächs- bzw. dialogischen Fächer - , sowie die darauf aufbauenden Fächer
des Quadriviums), jedoch standen diese angesichts der beginnenden Aristotelesrezeption nicht
mehr im Mittelpunkt.
Trivium Quadrivium
Grammatica (Latein) Geometria
Dialectica (Logik) Arithmetica
Rhetorica Astronomia
Musica
Beispiel: Das ‘Manuskript Barcelona’, ein im 20. Jh. gefundener Strukturplan des Studiums an
der Artes-Fakultät in Paris, zeigt eine Dreigliederung des Studiums der Philosophie:
Das Wesen Europas ist die Kunst des Entlehnens. Die Quellen, aus denen Europa schöpft, liegen
außerhalb seiner selbst, d.h. Athen und Jerusalem als nicht zu Europa gehörend angesehen.
Wichtige vermittelnde Rolle der arabischen Denker dabei: Avicenna (Ibn Sina) 980-1037 in
Persien und Averroës (Ibn Roschd) 1126-1198 in Spanien.
22
=> Einsetzende Aristotelesrezeption.
=> Aristoteles wurde ‘der Philosoph’ des 13. Jh., vorher war Platon ‘der Philosoph’.
Philosophische Wende im Mittelalter von Platon zu Aristoteles: Bisher galt Platon als der
Philosoph, mit dem man die Philosophie und die christliche Lehre in Einklang bringen
kann, jetzt zeigt u.a. Thomas von Aquin, daß das auch mit Aristoteles geht.
=> Aristoteles-Studien an den Universitäten, gegen den Widerstand der Kirche.
=> Durchsetzen der Studienordnung an der Artistenfakultät der Universität Paris i.J. 1255:
Entstehung einer philosophischen Fakultät.
=> Erstmals eigener institutioneller Ort für die Philosophie.
Nach Aristoteles wird die Welt von ihren inneren Prinzipien her gedeutet, und nicht mehr von
einer überirdischen Ideenwelt, d.h. eher rational, den inneren, natürlichen Prinzipien der Dinge
folgend => Wende von Platon zu Aristoteles.
1210 wurde auf der Provinzialsynode von Paris die lectio der naturphilosophischen Schriften des
Aristoteles verboten, 1215 wurde dieses Verbot unter Papst Innocenz III. auf die Metaphysik
ausgedehnt. 1231 bestätigte Papst Gregor IX. diese Verbote noch, allerdings mit dem einschrän-
kenden Hinweis, “bis sie geprüft und von jedem Verdacht des Irrtums gereinigt seien”. Die
heterodoxe Auslegung, d.h. die Auslegung abweichend von der Kirchenlehre, sollte nach wie vor
nicht zum Gegenstand des offiziellen Unterrichts gemacht werden. Bis zum Jahr 1255 wurden
jedoch alle bis dahin bekannten Schriften des Aristoteles in das offizielle Lehrprogramm der
Artistenfakultät aufgenommen (offizielles Legitimieren des Aristotelesstudiums).
Vor diesem Hintergrund entwickelten Siger von Brabant und Boethius von Dacien als Ver-
treter des radikalen Aristotelismus um 1250/60 eine neue Ethik bzw. ein neues Lebensideal,
nämlich ein philosophisches:
Boethius von Dacien, 1250: De summo bono (Über das höchste Gut) oder De vita philoso-
phi: Das höchste Gut des Menschen (Glück) besteht in der Tätigkeit des höchsten Vermögens
des Menschen, der Vernunft:
Intellektuelles Betrachten ist das höchste Ziel, Glück und Gut des Menschen => intellektuelle
Selbstentfaltung (Aristoteles, Nikomachische Ethik, v.a. Buch 10). Nach Boethius erreicht nur
der Philosoph das letzte Ziel des Menschen: Glück. Philosoph ist jeder Mensch, der nach der
Ordnung seiner (vernünftigen) Natur lebt und der das beste, sowie das letzte Ziel des Menschen
erreicht hat. Philosophie wird nicht als Propädeutik, sondern als höchster Lebensstand des
Menschen angesehen.
Diese neue philosophische Ethik stellt sich als ein naturalistisch orientierter Intellektualis-
mus dar. Menschliche Glückseligkeit besteht in der Erkenntnis des Wahren und im Tun des
Guten, und zwar in dieser Welt. Das ist das dem Menschen angemessene und zugleich
höchste Glück.
Dies geht nach de Libera einher mit dem Erscheinen des Intellektuellen im 13. Jh.:
23
Auf diese Frage versucht de Libera eine Antwort zu finden.
Die berühmtesten Averroisten des 13. Jh., d.h. die Pariser Philosophie-Professoren der Artisten-
Fakultät (v.a. Siger von Brabant und Boethius von Dacien) kamen durch ihre mit der
Kirchenlehre unvereinbaren Aristoteles- und Averroës-Interpretationen in scharfe Konflikte mit
den Theologen.
Virulent war die Frage nach dem Verhältnis von griechisch-philosophischer Weltsicht einerseits
und theologischer Weltsicht andererseits. Beide Fakultäten erhoben Anspruch auf Wahrheit
=> Streit der Fakultäten.
Beispiel: Der Streit um die Frage nach der Ewigkeit der Welt:
Aristoteles: Die Welt ist ewig, ist immer da. Jedes Werden setzt etwas voraus, ein Substrat,
eine erste Materie (Ex nihilo nihil sit) => Erste Materie selbst muß ungeworden, unver-
gänglich sein, um zu sein, d.h. auch die Welt muß immer da sein.
Boethius von Dacien: De aeternitate mundi (Über die Ewigkeit der Welt).
dagegen:
24
Christlicher Glaube: Lehrt die Neuheit der Welt, Genesis, Gott erschuf Himmel und Erde
(Creatio ex nihilo).
Bonaventura: Schöpfung schließt Ewigkeit aus. Ewigkeit ist innere Unmöglichkeit.
These Bonaventuras: Es läßt sich philosophisch beweisen, daß die Welt einen Anfang hat.
Beide Meinungen erheben Anspruch auf Wahrheit => Der Streit führte 1277 zu einer Krise
(Verurteilung von 219 Thesen durch den Bischof von Paris, Vertreter dieser Thesen wurden
exkommuniziert). Vorwurf der doppelten Wahrheit (duplex veritas), dazu aus dem Prolog der
Verurteilung: “ ... als gäbe es zwei kontradiktorische Urteile, die zugleich wahr sein könnten.”
Darin findet sich eine Übersetzung dieser 219 Thesen. Einige dieser Thesen betreffen die Auto-
nomie der Philosophie, z.B. keine höhere Erkenntnisform als die philosophische anzuerkennen,
oder alles, was die Theologen sagen, sei auf Fabeln begründet (s.a. Voltaire) Diese Säkularisie-
rung des Denkens kann als Wende im mittelalterlichen Denken betrachtet werden. These: Das
intellektuelle Ideal bewegte sich nun außerhalb der Universitäten, eine Entprofessionalisierung
der Philosophie ist die Folge der Pariser Verurteilung von 1277. Sprichwort im Mittelalter: “Man
soll an der Artes-Fakultät nicht alt werden”.
Fazit:
Alain de Libera betrachtet diese ethische Lehre als den Geist der mittelalterlichen Philosophie
(ist damit gegen Gilson gerichtet). Er sucht Philosophie da, wo sie erstmals Autonomie
behauptet. Die Artes-Fakultät ist Ort der Philosophie und die Magister dort behaupten ihre
Selbständigkeit.
=> Reflexion über den Ort der mittelalterlichen Philosophie.
=> Analyse des spezifischen Phänomens der Erscheinung des Intellektuellen im 13. Jh.
Kritik:
Mittelalterliche Philosophie wäre nach Alain de Libera auf die Artes-Fakultät beschränkt (d.h.
Thomas von Aquin, Bonaventura, Duns Scotus, Meister Eckhart usw. fielen raus). Auffällig ist,
daß nach de Libera die Rheinische Mystik den ethischen Aristotelismus wieder aufgreift. Diese
Verbindung ist jedoch unklar.
Lokaler Charakter der Verurteilung => Die Bedeutung der Pariser Verurteilung wird von de
Libera überschätzt.
Meister Eckhart war Dominikaner und zweimal Professor in Paris (1302/03 und 1311-13), d.h.
er genoß ein hohes Ansehen. Ab 1323 hatte er die Leitung des studium generale in Köln inne.
Nachdem er vom Kölner Erzbischof der Verbreitung häretischer Lehren beschuldigt wurde, wies
er diese Vorwürfe in einer Rechtfertigungsschrift zurück und appellierte an den Papst in
Avignon, wo Eckhart jedoch vor einer Entscheidung im Jahre 1327/28 starb. In einer Bulle vom
27.3.1329 wurden 28 Artikel aus Werken Eckharts verurteilt, teils als “häretisch”, teils als “sehr
kühn und der Häresie verdächtig”.
25
Wichtig ist hier die Frage, ob sie aus denselben Gründen verurteilt wurden wie die
Verurteilungen von 1277, und, ob Meister Eckharts Intention auch auf ein philosophisches
Lebensideal ausgerichtet war, wie es Boethius formuliert hatte.
Meister Eckhart fällt aus der Konzeption Gilsons und dem logisch-semantischen Ansatz der
Cambridge History heraus (Eckhart ist zu spekulativ). Die Entdeckung Meister Eckharts in der
neueren Forschung kann als Korrektur dieser beiden Konzeptionen betrachtet werden. Meister
Eckhart ist in der Forschung immer sehr umstritten gewesen, er wird sehr gegensätzlich
interpretiert. Hauptproblem in der Forschung ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen seinen
lateinischen (scholastischen) und seinen deutschen (mystischen) Werken. Programmatischer
Text ist der Johannes-Kommentar.
Unter welcher Intention steht Eckharts Gesamtwerk?
Er möchte die Heilige Schrift (a) auslegen und mit Philosophie beweisen und (b) sie so
ausweisen, daß sie alle philosophischen Wahrheiten enthält, d.h. er intendiert die philosophische
Auslegung des Christentums.
Meister Eckharts Absicht ist also nicht auf das philosophische Lebensideal ausgerichtet, er strebt
eine Verbindung, nicht eine Trennung von Philosophie und Theologie an.
26
IV) Oratio pro domo (Aertsens Annäherung)
Die Konzeptionen B I) - B III) liefern jeweils eine unzureichende Einsicht in das Denken des
Mittelalters. Thomas von Aquin, Bonaventura und Meister Eckhart daraufhin untersucht, was das
Charakteristische, das Gemeinsame ihres Denkens ist, zeigt, daß sich ihr Denken auf das bezieht,
was im 13. Jh. transcendentia genannt wurde. Im 16. Jh. wurde dafür der Begriff transcendenta-
lia verwendet. Francisco Suárez’ Disputationes metaphysicae (Salamanca, 1597) war die erste
komplette und sachlich geordnete Darstellung der Metaphysik und stellt einen Höhepunkt der
Spätscholastik der Renaissance dar. Der Ursprung des transzendentalen Denkens ist im 13. Jh. zu
suchen => Mittelalterliches Denken ist transzendentales Denken.
Thomas von Aquin fragt in den Quaestiones disputatae de veritate (der vollständigsten
Darstellung der Transzendentalienlehre im Mittelalter, entstanden 1256-59): “Quid sit veritas?”
“Was ist Wahrheit?” (q1, a1):
1. Schritt:
Wissenschaft setzt etwas voraus, was bereits als Vorkenntnis vorhanden ist. Aristoteles: “Jeder
Begriff und jedes Wissen basiert auf bereits vorhandenem Wissen.” Diese Notwendigkeit von
Vorwissen ist impliziert im Begriff scientia = Wissenschaft als begründete Erkenntnis, begründet
aufgrund eines Beweises.
Wissenschaft ist bezogen auf den Schlußsatz eines Syllogismus, der auf Prämissen gebaut ist.
Diese Prämissen müssen vorher bekannt sein. Wissenschaft ist damit aus Prämissen abgeleitet.
Diese Prämissen können das Ergebnis eines früheren Syllogismus sein, jedoch kann das Unend-
liche nicht durchlaufen werden => Wissenschaft erfordert die Endlichkeit der Reduktion, der
Zurückführung der Prämissen (ein infiniter Regreß ist nicht zulässig). Es muß also etwas voraus-
gesetzt werden, das durch sich selbst einsichtig ist (per se notum, evident). Erstes Prinzip des
Wissens bei Aristoteles ist das Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs: Etwas kann etwas
nicht zugleich in derselben Hinsicht zukommen und nicht zukommen. S=P ist bereits
Anwendung dieses Prinzips.
Diese Zurückführung (Analytik, Analysis, resolutio, reductio) führt zum Anhypotheton des
Denkens, zur Voraussetzungslosigkeit des Denkens. Es ist keine Hypothese mehr denkbar,
dahinter kann nicht mehr zurückgegangen werden. Platon verwendete diesen Ausdruck für die
Idee des Guten.
Die Frage nach dem Wesen (der Essenz) als Was-Frage führt bei Thomas von Aquin als Folge
der Anwendung der Analytik auf Begriffe zum Sein als Anhypotheton des Denkens, bei
Aristoteles als Folge der Anwendung der resolutio auf Aussagen zum Prinzip des
ausgeschlossenen Widerspruchs. Beides ist die erste Konzeption des Verstandes, d.h. die erste
Konzeption, die nicht mehr aus etwas anderem abgeleitet werden kann, die evident, per se
27
notum, unmittelbar einsichtig ist (prima intelligibilia). Das, was allen ohne jeden Beweis
unmittelbar bewußt ist.
2. Schritt:
1. Schritt war die Rückführung jeder Was-Frage auf ein erstes Prinzip.
2. Schritt: Was ist das erste Prinzip? Was ist der Anfang des Denkens?
Nach Thomas von Aquin ist Seiendes das erste Prinzip, das Ersterkannte. Alle anderen Begriffe
entstehen durch eine Hinzufügung (additio).
3. Schritt:
Hinzufügung:
Parmenides von Elea (ca. 540-ca. 480 v. Chr.): Das Sein ist Eins, die bewegte Vielheit des
Seins ist Schein der Sinne. Nur Sein als Absolutes kann erkannt werden. Genauer: Die bewegte
Vielheit des Seienden ist trügerischer Schein der Sinne, bei der Forschung von sinnlichen Wahr-
nehmungen auszugehen führt zu Scheinmeinungen. Wahre Erkenntnis kann nur durch Ableitung
aus Denkgesetzen gewonnen werden. Merkzeichen des Seins sind Ungeborenheit, Unvergäng-
lichkeit, nicht der Zeit unterworfen, im Jetzt vorhanden als Ganzes, Eines, Zusammenhängendes.
(Eigentlich ist nur ein Sein => christlicher Parmenideismus.)
Problem: Das Hinzuzufügende ist normalerweise außerhalb des Begriffs, dem etwas
hinzugefügt wird. Kann ‘Sein’ durch Hinzufügung von etwas außerhalb des Seins liegendem
differenziert werden? Sein kann nicht differenziert werden, kein außerhalb des Seins liegendes
kann ihm hinzugefügt werden, da es außerhalb des Seins nichts gibt.
Lösung des Thomas von Aquin: Eine weitere Bestimmung des Seins erfolgt nicht durch die
Hinzufügung eines außerhalb liegenden, sondern durch die Hinzufügung eines Modus, der die
Weise des Seins ausdrückt, die durch den Begriff des Seins selbst noch nicht ausgedrückt ist.
28
(a) Besondere Seinsweise (Kategorien)
Beschränkung, Kontrahierung der unendlichen Vielfalt der Dinge auf die 10 Kategorien des
Aristoteles: Substanz, Qualität, Quantität, Relation, Ort (Wo), Zeit (Wann), Lage, Haben, Tun
(Wirken), Leiden.
Kategorien sind Arten der Aussagen über Seiendes in einem allgemeinen Sinn. Kategorien
zählen zu den allgemeinsten Strukturen des Seienden. Die ihm zugeordneten Begriffe sind
denknotwendig, d.h. Kategorien sind Aussageformen, die verwendet werden müssen, wenn wir
überhaupt etwas aussagen wollen.
Im 13. Jh. wurde erstmals der Begriff transcendentia (transcendentalia seit dem Ende des 16.
Jh., siehe oben Francisco Suárez S. 28) verwendet (transcendere = übersteigen). Aber was wird
überstiegen? Überstiegen werden die Kategorien. Genauer: Transzendentalien sind in der
Scholastik im Unterschied zu Universalien (Allgemeinbegriffe, ihrerseits im Unterschied zu den
Realien, den Individualbegriffen) Bezeichnungen für die allgemeinsten, jenseits sämtlicher
kategorialen Bestimmungen liegenden und nicht mehr reduzierbaren metaphysischen
‘Wesenheiten’.
Transzendentalien übersteigen die Kategorien, weil sie sich in allen Kategorien, nicht bloß in
einer wiederfinden. Sie sind allgemein (communia). Transzendentalien sind Bestimmungen, die
unmittelbar aus dem Wesen des Seins folgen und deshalb alles Seiende betreffen.
Augustinus hat transcendere als charakteristisch für die Platonische Philosophie bezeichnet, für
den Aufstieg zum Bereich des Göttlichen, dem Immergeltenden der platonischen Ideen.
Bei Kant beziehen sich die Transzendentalien auf die menschlichen Kategorien des Verstandes.
(“Quodlibet ens est unum, verum, bonum”).
transzendent transzendental
13. Jh. 16. Jh.
29
Deduktion der Transzendentalien als Modi des Seienden bei Thomas von Aquin:
Seiendes und dessen modale Explizierungen:
in se
Seiendes
(ens)
ad aliud
verum (4a) Erkennbarkeit;
das Wahre
(4) Übereinstimmung
(convenientia)
bonum (4b) Erstrebbarkeit;
das Gute
(1) Jedes Seiende hat eine bestimmte Seinsweise (Sinngehalt, Essenz, Wesen, das ‘Was’) =>
Ding (res)
(3) Negative relationale Seinsweise bzw. Bestimmung: Getrenntheit; ein Unterschied kann
erst im Getrenntsein, in der Andersheit betrachtet werden (divisio aliquid im Sinne von
aliud quid, d.h. etwas anderes, was ist). Erst die Trennung macht etwas unterscheidbar. In
der Vielheit ist das eine nicht das andere.
(4) Positive Relation: Übereinstimmung (conveniencia) der menschlichen Seele (von Natur
aus befähigt, mit allem anderen zusammenzukommen) mit Seiendem. Bei Thomas von
Aquin folgt aus der menschlichen Seele als Erkenntnisvermögen (gerichtet auf das Wahre
= verum (4a)) und als Strebevermögen (gerichtet auf das Gute = bonum (4b)) eine
Sonderstellung des Menschen in diesen beiden Transzendentalien. In der Ableitung von
Thomas offenbart sich eine Anthropozentrik, greifbar in den transzendentalen
Bestimmungen ‘wahr’ und ‘gut’. Diese drücken die Beziehung zu einem Sein aus, das
wie jedes Seiende aliquid ist, das jedoch in seinem Geistsein seine unendliche Reichweite
hat, mit allem übereinstimmen kann (transzendentale Offenheit, d.h. alles erstreben oder
erkennen können).
30
Drei Antworten auf die Frage “Was ist das erste Prinzip?”:
Das erste, was wir in jedem Begriff implizit erfassen, ist Seiendes (Ontologie als
Seinsmetaphysik). Das erste Erkannte eines Gegenstandes ist das Sein, als Voraussetzung für
weitere Fragestellungen.
Wie verbindet nun Bonaventura die Idee des Seins mit der Idee Gottes als das Gute? Durch eine
Art von transzendentaler Annäherung, ähnlich wie Thomas, also durch eine Analytik und
resolutio der Erkenntnis durch die Rückführung der Denkinhalte auf das Erste der Erkenntnis.
Dabei müssen auf jeder Stufe höhere, allgemeinere (Gattungs-)Begriffe gesucht werden:
Bis hierhin gibt es noch keinen Unterschied zwischen Thomas von Aquin und Bonaventura, aber:
Bonaventura: in: Collationes in hexaemeron X,18: “Der Verfasser des Buches über die Ursa-
chen sagt: Das erste aller geschaffenen Dinge ist das Sein. Ich aber sage: Das erste der erkenn-
baren Dinge ist das erste Sein.”
Also: Wenn Seiendes erkannt ist, ist noch nicht alles erkannt. Die Erkenntnisanalyse ist damit
noch nicht vollständig bei Bonaventura (Thomas hörte hier auf). Nach Bonaventura lassen sich
Unvollkommenheit (Privation), Abhängigkeit usw. nur erkennen, wenn wir wissen, was Voll-
31
kommenheit und Absolutheit des Seins ist, m.a.W. der Erkenntnis des Unvollkommenen, des Ab-
hängigen setzt voraus (oder: beinhaltet auch) die Erkenntnis von Vollkommenem, von
Absolutem.
Aus Bonaventuras resolutio completa folgt: Das erste Erkannte, die erste Erkenntnis ist das
Göttliche Sein. Eine reflexive Erkenntnis ist notwendig. Durch diese Untersuchung werden
Dinge explizit erkannt, die in allem implizit eingeschlossen sind. In der Idee des Seins ist das
Göttliche Sein enthalten.
Liegt bei Bonaventura nicht ein eklatanter Widerspruch vor? These: Es gibt eine Blindheit des
Intellekts für die erste Erkenntnis. Der Intellekt kann nicht die erste Voraussetzung für das
Erkennen des Seienden betrachten. Beispiel: So wie das Auge, das von der Farbenpracht geblen-
det ist, das Licht nicht sieht, durch das es alles erst sieht, so sieht der Intellekt den Geist selbst
nicht, mit dem er erkennt.
Meister Eckhart war der wohl umstrittenste Denker des Mittelalters (=> unterschiedliche Inter-
pretationen). Er forderte intellektuelle Selbstentfaltung ( => Krönung des ethischen Aristotelis-
mus). Absicht seiner Werke war die philosophische Auslegung der Heiligen Schrift und des
Christentums.
Meister Eckharts Hauptwerk (Opus tripartitum, begonnen nach 1311) besteht aus:
1.) Opus propositionum: Es sollte nach dem Vorbild der spätantiken und mittelalterlichen
neuplatonischen Thesenwerke mehr als 1000 Thesen und deren
Beweise umfassen, zusammengefaßt in 14 Traktaten (Vollendung
fraglich).
2.) Opus quaestionum: Vorgesehen war hier eine Zusammenstellung von einzelnen
Problemen und Quastionen, und zwar nach dem Aufriß der Summa
theologica des Thomas von Aquin (Vollendung fraglich).
3.) Opus expositionum: Hier wollte Eckhart seine Schriftkommentare und Predigten sammeln.
- Vorrede des Opus tripartitum (Prolog) - Esse est deus (Das Sein ist Gott)
- Einige Quaestiones - Utrum deus sit (Ob Gott existiert)
- Einige Expositionen (z.B. Genesis Satz 1) - In principio creavit deus caelum et terram
(Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde)
Da Opus 2 und 3 von Opus 1 abhängen, ist das Werk nur schwer verständlich, da vom Opus 1
selbst nur der Prolog überliefert ist. Meister Eckhart bemerkt am Ende des Prologs selbst, daß
32
das zweite und dritte Werk derart vom Opus propositionum, d.h. dem Werk der Thesen,
abhängen, daß sie ohne das erste Werk von geringem Nutzen sind, und zwar deshalb, weil die
Lösungen der Probleme und die Auslegungen der Worte der Schrift in den meisten Fällen in
einer der Thesen begründet sind.
Das Vorgehen Meister Eckharts ist als axiomatische Metaphysik anzusehen, allgemeine Prinzi-
pien bilden also die Voraussetzungen. Es wird von einer vorangestellten These ausgegangen, von
der alles weitere abgeleitet wird. Dies stellt eine Kritik am scholastischen Vorgehen dar
(quaestio), das autoritative Texte an den Anfang stellt.
Dazu die erste Bemerkung aus dem Prolog des Opus tripartitum: Allgemeinbegriffe sind priora,
sind früher als alles andere (=> das Werk der Thesen setzt eine Transzendentalienlehre voraus).
Termini generales (Seiendes, Einheit, das Wahre, das Gute) dürfen nicht nach der Seinsweise und
der Natur der Akzidenzien vorgestellt werden, denn sie gehen allem voraus und sind das erste in
den Dingen. Akzidenzien sind ontologisch später anzusetzen, da sie zur Substanz hinzukommen.
D.h. der Begriff des Seins (priora) und dessen, was mit dem Sein vertauschbar ist (Subjekt und
Prädikat sind vertauschbar = convertibilis) wird hier untersucht.
=> Termini generales sind gleichzusetzen mit dem, wofür im 13. Jh. der Terminus transcenden-
tia eingeführt wurde, und wofür seit Suárez (Ende 16. Jh. s.o.) der Ausdruck transcenden-
talia gebräuchlich wurde (bei Kant die reinen Verstandesbegriffe).
=> Die Transzendentalienlehre ist Grundlage des Opus tripartitum Meister Eckharts, der axio-
matischen Metaphysik.
- Was betrachten die mittelalterlichen Denker selbst als das Besondere der Philosophie?
Antwort: Transzendentalien.
- Was ist Ursprung der Transzendentalienlehre? Antwort: Abgrenzung des Denkens mittelalter-
licher Philosophen von Theologen.
- Warum kommt die Transzendentalienlehre gerade im 13. Jh. auf? Antwort: Die Philosophie
hatte zwar seit jeher über Wahrheit, Sein, Einheit, das Gute etc. nachgedacht, es gab aber in der
Antike keine Doktrin der transcendentia, in der Grundworte und -bestimmungen in einen
Zusammenhang gebracht und diese Verhältnisse betrachtet wurden. Also warum Transzendenta-
lienlehre im 13. Jh.? Der Anfang der Transzendentalienlehre fällt zusammen mit der Zeit, in der
die lateinische Welt zum ersten Mal mit einer umfassenden philosophischen Welterklärung
konfrontiert wird, d.h. fällt zusammen mit der beginnenden Aristotelesrezeption (Übersetzung
des gesamten Corpus Aristotelicum im 13. Jh.) => mittelalterliche Denker reflektieren über die
Eigenart der Philosophie im Unterschied zur christlichen Theologie. Es gab nie eine solche
Notwendigkeit, die eigenen Grundlagen der Philosophie zu verantworten => Herausforderung
der Lehre der Transzendentalien, d.h. dessen, was das Erste des Denkens, das Erste des
Erkennens ist, was jede weitere Erkenntnis bedingt. Transzendentalien sind die prima in
kognitiver Hinsicht. In der Rückführung (resolutio) unserer Denkinhalte auf die allgemeinsten
Begriffe erweisen sie sich als das Ersterkannte.
33
Metaphysik als Name ist eine bibliothekarische Bezeichnung, die auf Andronikos von Rhodos
zurückgeht, der im 1. Jh. v. Chr. die 14 Bücher der ersten Philosophie des Aristoteles hinter bzw.
jenseits denen der Naturdinge (Physik) anordnete (griech. ta meta ta physika). Aristoteles gibt
mehrere Bestimmungen zur ersten Philosophie (Metaphysik) an:
(a) Die erste Philosophie sucht die erste Ursache der Dinge (gleichzeitig Definition des
Wissens), sie ist die Lehre von der Erkenntnis der ersten Ursache.
=> Metaphysik ist Prinzipienwissenschaft (Buch I der Metaphysik)
(b) Die erste Philosophie ist Wissenschaft des Seienden als solchem und seiner Bestimmungen,
sie betrachtet alles Seiende als Seiendes.
=> Metaphysik ist Seinswissenschaft, allgemeine Ontologie (Buch IV der Metaphysik)
(c) Die erste Philosophie ist Wissenschaft des ersten, unbewegten, unstofflichen Bewegenden,
des Göttlichen.
=> Metaphysik ist Theologie (damit spezielle Ontologie) (Buch VI der Metaphysik)
Frage: Welche war die eigene Metaphysikauffassung des Aristoteles? Die Forschungsmeinung
dazu ist nicht übereinstimmend. Tendenz: Die erste Philosophie ist Wissenschaft des Göttlichen;
Metaphysik ist bei Aristoteles Theologie, die aber das Sein selbst, damit die Ontologie
einschließt. Dies ist auch die Meinung der spätantiken Kommentatoren. Die Bestimmung (c) ist
in der Antike als die eigentliche Bestimmung der ersten Philosophie anerkannt worden, jedoch
gibt es im Mittelalter eine Distanz zur Rezeption der ersten Philosophie als Theologie. Beispiel:
Bei Thomas von Aquin ist Metaphysik Seinswissenschaft, d.h. die Ontologie steht an erster
Stelle, nicht die Theologie.
Ludger Honnefelder spricht von einem “Zweiten Anfang der Metaphysik” im 13. Jh. (erster
Anfang war Aristoteles im Zeitalter des Übergangs vom Mythos zum Logos), der mit der
beginnenden Aristoteles-Rezeption im lateinischen Westen zusammenhing (bisher waren nur die
logischen Schriften bekannt). An den Artes-Fakultäten der entstehenden Universitäten etablierte
sich ein Philosophie-Studium als Aristoteles-Studium.
Mit dem zweiten Anfang der Metaphysik ist die Frage nach dem Gegenstand der Metaphysik
verbunden. Die Kommentatoren (Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Johannes Duns Scotus)
übernahmen nicht das theologische Konzept, sondern die ontologische Konzeption des Seins als
solchem. Die Distanz zur Theologie entstand durch eine Aufspaltung in philosophische und
nicht-philosophische Überlegungen zur Theologie: Einer auf Offenbarung gegründeten
Theologie (auf Glauben beruhend) stand eine philosophische Theologie im Sinne der
aristotelischen Metaphysik (auf Vernunft begründet) gegenüber. Auch dieses Verhältnis von
philosophischer Theologie und Offenbarungstheologie kennzeichnet den zweiten Anfang der
Metaphysik.
34
Eigentlicher Gegenstand der Philosophie ist Seiendes im allgemeinen (communis). Ziel der
Wissenschaft ist Erkenntnis der Ursachen, Ziel der ersten Philosophie ist Erkenntnis der ersten
Ursache. Metaphysik betrachtet die erste Ursache, also Gott, insofern er Prinzip alles Seienden
ist. Das Seiende und dessen Eigenschaften sind gerade Transzendentalien.
2. Aspekt:
Transzendentalien sind das Ersterkannte i.S.v. Bedingungen für alles weitere Erkannte. Aber:
Finden wir eine philosophische Rechtfertigung der Transzendentalien? Eine Eigenart philosophi-
scher Reflexion sind Begriffe, die aus sich selbst bekannt sind.
Die mittelalterliche Philosophie ging aus einer theologischen Synthese hervor. Ein hermeneuti-
scher Eingriff liegt darin, daß theologische Werke, wie Thomas von Aquins Summa theologica
als philosophische Werke betrachtet werden. Da aber die Summa theologiae Transzendentalien
behandelt, kann der Eingriff (z.B. zu sagen, es handle sich um Philosophie) gerechtfertigt
werden. Beispiel: Die Lehre der Transzendentalien spielt eine entscheidende Rolle in der Lehre
der göttlichen Namen.
Transzendentalien sind unbeschränkt, können von allem ausgesagt werden, sind philoso-
phische Theologie.
Ende Teil B
Vier Konzeptionen der Moderne zur Frage “Gibt es eine mittelalterliche Philosophie?”:
I) Etienne Gilson: “Der Geist der mittelalterlichen Philosophie”: Mittelalterliche
Philosophie ist christliche Philosophie.
II) Der logisch-semantische Ansatz “The Linguistic Turn”: Sieht mittelalterliche
Philosophie auf logisch-semantischer Ebene.
III) Alain de Libera: “Der andere Geist der mittelalterlichen Philosophie”: Im 13. Jh.
erscheint ein neues Lebensideal, das des Intellektuellen in der mittelalterlichen
Philosophie (Geburtsstunde der mittelalterlichen Philosophie) an der Artes-
Fakultät (als Ort der Philosophie).
IV) Oratio pro domo (Aertsens Annäherung): Mittelalterliche Philosophie als eine Art
transzendentalen Denkens. Keine Zeit denkt so grundlegend über Prinzipien und
Eigenarten der Philosophie nach, wie das Mittelalter.
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C Anhang
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