Das Frauenbild der 50er Jahre: die Hausfrau und Mutter, die sich ganz ihrem Mann, den Kindern und dem Haushalt widmet, am ö ffentlichen und beruflichen Leben aber kaum noch teilnimmt: Frauen, die in einer Brä uteschule Haushaltsfü hrung und Kinderpflege erlernen; Fabrikarbeiterinnen, die jedoch bis 1957 angewiesen auf die Einwilligung des Ehemannes nur dazuverdienen dü rfen; berufstä tige Frauen, die auf dem Weg zur Arbeit ihre Kinder in Horten abgeben, und ein Arzt, der vor psychischen Folgeschä den fü r die Kinder warnt; die Ursachen fü r das gewandelte Frauenbild, nä mlich: Mä nner, die nach ihrer Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft die Frauen vom Arbeitsmarkt verdrä ngen; die schwierige wirtschaftliche Situation zu Beginn der 50er Jahre, geprä gt durch hohe Arbeitslosigkeit und eine nur zö gernde Durchsetzung der Marktwirtschaft; Frauen in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Randpositionen, die dem geforderten Leitbild nicht entsprechen kö nnen, nä mlich: alleinstehende, berufstä tige und alte Frauen.
"Sexuelle Befreiung oder Vermarktung"
Ü berleitung zu den 60er Jahren, einer Zeit wachsenden Wohlstands, der den Frauen die Mö glichkeit, aber auch die Verpflichtung gab, sich stä rker mit ihrem Aussehen zu befassen: die verä nderte gesellschaftliche Norm, die von Frauen jetzt Schö nheit, Jugend und Sexappeal fordert (sichtbares Zeichen: die Minimode); die Sexwelle, gekennzeichnet durch Aufklä rungsfilme wie die von Oswald Kolle, eine breite ö ffentliche Diskussion um die Anti-Baby-Pille und ein deutlich sexualisiertes Frauenbild in der Werbung.
"Frauen gemeinsam sind stark"
das neue Selbstverstä ndnis von Frauen in den 70er Jahren: die Entstehung einer autonomen Frauenbewegung: die enttäuschenden Erfahrungen, die viele Studentinnen wä hrend der Studentenrevolte von 1968 mit ihren mä nnlichen Genossen machen, fü hren zum Rü ckzug der Frauen aus der APO; der Kampf um die Abschaffung des § 218 und dessen Auslö ser: die ö ffentliche Selbstbezichtigung von Frauen "Wir haben abgetrieben" im STERN, verö ffentlicht im Juni 1971; die Grü ndung von Frauenhä usern seit Herbst 1976; das Erscheinen feministischer Zeitschriften, Beispiel: EMMA seit 1977.
"Karriere oder Neue Mütterlichkeit"
Die Doppelgesichtigkeit des gesellschaftlichen Leitbilds fü r die Frauen zu Beginn der 80er und 90er Jahre: eine junge Frau mit Kindern; eine frü her in der Frauenbewegung aktive Frau bei der Hausarbeit, die darauf hinweist, wie schwierig es fü r viele Frauen ist, befriedigende berufliche Bedingungen zu finden; einige beruflich erfolgreiche Frauen: Rita Sü ßmuth, Alice Schwarzer, Sabine Christiansen, Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger; Frauen bei der Arbeit in einem Großraumbü ro; eine Grafik, die den derzeitigen Frauenanteil im Bundestag zeigt; eine Frau in einer Gruppe von Parlamentarierinnen, die mit deutlichem Missfallen darauf hinweist, dass Verfassungsnorm (Artikel 3,2 GG) und Verfassungswirklichkeit nach wie vor auseinanderklaffen.