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Skript vom 28.09.-02.10.2020 Klassen 11c, 11e, 11f B.

Müller
Zunächst möchte ich im Teil a), wie schon besprochen, eine eigene Lösung der Aufgabe 8 auf
dem Arbeitsblatt der laufenden Woche vorstellen, weil der Lösungsweg, den das AB gegeben
hat, nicht dem Standard entspricht und auch einige Fehler darin waren.

Im Teil b) wird dann die Herleitung der Coulomb-Kraft behandelt.

Teil a)

Aufgabe 8:

Gegeben: Zwei Kondensatorplatten, die senkrecht zur Erdoberfläche aufgestellt sind, so dass
die elektrische Kraft auf eine Ladung horizontal ist und somit senkrecht zur vertikalen
Gravitationskraft. Zwischen den Platten befindet sich eine positiv geladene Kugel, die 1 cm
von der positiven Platte entfernt ist, d.h. wegen d = 3,5 cm ist sie 2,5 cm von der negativen
Platte entfernt.
−4
Elektrische Kraft auf diese Kugel: F el=4,0⋅10 N (aus Aufgabe 7), m = 0,1 g

Frage: Die positiv geladene Kugel wird von der negativen Platte angezogen.

Wo (y-Koordinate) und mit welcher Geschwindigkeit trifft die Kugel auf die Platte? Welche
Zeit benötigt die Kugel dazu?

Lösung: Wir haben eine Situation, wo auf die Kugel zwei Kräfte wirken, einmal die
elektrische Kraft in horizontale x-Richtung und zum anderen die Gravitationskraft in vertikale
y-Richtung. D.h. die Kugel „fällt“ auch in diese beiden Richtungen.

Betrachten wir zunächst die x-Richtung, in die die elektrische Kraft wirkt, deren Betrag wir
schon aus Aufgabe 7 kennen. Das Newton-Gesetz
⃗F =m⋅⃗a ist universell und gilt für alle
⃗F =m⋅⃗a
Arten von Kräften. D.h. es gilt auch für die elektrische Kraft: el el . Da wir es hier
mit homogenen Kraftfeldern zu tun haben, können wir die Vektorpfeile weglassen.

Dann gilt also für die horizontale Beschleunigung der Kugel durch die elektrische Kraft:

F el 4,0⋅10−4 N m
ael = = =4,0 2
m 1,0⋅10 kg−4
s

Wir wissen aus der Kinematik (10. Schuljahr), dass für Bewegungen mit konstanter

1 2⋅x 2⋅0 ,025 m

Beschleunigung gilt:
x= ael⋅t 2 ⇒ t =
2 √ael
=

√ m
4,0 2
s
=0 , 112 s
Das ist die Zeit, die die Kugel braucht, um zur negativen Platte zu gelangen, d.h. sie hat nach
dieser Zeit die x-Strecke 2,5 cm zurückgelegt. Wir wissen aber auch, dass sie in dieser Zeit
eine gewisse y-Strecke nach unten zurücklegt, die wir im Folgenden berechnen werden.

Der freie Fall überlagert sich der x-Bewegung (das ist jetzt genauso wie beim waagerechten
Wurf), und aus der Kinematik sind die Gesetze des freien Falls bekannt:

m
9 ,81 2
⋅(0 , 112 s )2
1 s
y= g⋅t 2 = =0 , 062m
2 2

Die Kugel trifft also ca. 6,2 cm unterhalb der Anfangsposition auf die negative Platte. (An
dieser Stelle befanden sich besonders viele Fehler in der vom AB gegebenen Lösung, bitte
beachten!)

Es sollte nun die Geschwindigkeit berechnet werden, mit der die Kugel auf die negative
Platte trifft. Hier kann man wieder genauso vorgehen, wie beim waagerechten Wurf, wo
immer nach der „Auftreffgeschwindigkeit“ gefragt wurde, die man auch
„Gesamtgeschwindigkeit“ oder „resultierende“ Geschwindigkeit nennen kann, weil sie (als
Vektor) aus einer x-Komponente und einer y-Komponente besteht. Also gilt (nach
v res = v 2 +v

Pythagoras): x y2 . Wir nutzen wieder unsere Kenntnisse aus der Kinematik:

2⋅x m m
v x=ael⋅t=ael⋅
√ ael √
= √2⋅ael⋅x= 2⋅4 2⋅0 , 025 m=0 , 45
s s

2⋅y m m
v y=g⋅t=g⋅
√ g √
= √2⋅g⋅y= 2⋅9 , 81 2⋅0 , 062m=1 , 10
s s .

Dann erhält man für die Gesamtgeschwindigkeit:

m 2 m 2 m
√ x y √(
v res = v 2 +v 2 = 0 , 45
s )(
+ 1 , 10
s )
=1 ,19
s .

Auch in den letzten 3 Rechenschritten gibt es starke Unterschiede bzgl. Lösungswegen und
Ergebnissen zum AB. So wie es hier steht, sollte es aber nun richtig sein…

Ich betone noch mal, dass die Zeit, die die Kugel für die x-Strecke braucht, die gleiche Zeit ist,
die sie für die y-Strecke braucht (weil mich einige Schüler danach fragten). Das kann man
auch jetzt sehr schön sehen an den beiden Formeln für diese Zeiten:

2⋅x 2⋅y
t=
√ √
a el
=
g
=0 ,112 s
.
Wer das überprüft, wird Abweichungen in der 4. Stelle hinter dem Komma finden. Das
kommt durch Abrundungen bei der Berechnung für die Fallstrecke y, sollte aber kein
Problem sein.

Damit ist die Aufgabe, sowie sie im AB steht, gelöst. Ihr sollt jetzt nicht glauben, dass ich von
euch auch 2 DIN-A4-Seiten für die Lösung einer solchen Aufgabe in der Klausur verlange…

Es ist nur wichtig, die verschiedenen physikalischen Größen eindeutig zu benennen


(Beschleunigung durch die elektrische Kraft und Erdbeschleunigung können nicht beide a
genannt werden…), es ist wichtig, alle für das Problem relevanten Formeln vollständig
anzugeben, nach der gesuchten Größe umformen und die Beträge der physikalischen
Größen mit den richtigen Einheiten erst am Ende einzusetzen.

Zwar gibt es, wie schon mehrfach erwähnt, Parallelen zum waagerechten Wurf, aber:

Es gibt einen wichtigen Unterschied: Beim waagerechten Wurf gibt es nur eine Kraft, die auf
den Körper wirkt, das ist die Gravitationskraft in y-Richtung. In die x-Richtung wirkt keine
Kraft, die Geschwindigkeit in x-Richtung hat seit dem Zeitpunkt t=0 einen konstanten
Betrag. Natürlich muss der Körper vor dem Abwurf auf diese Geschwindigkeit gebracht
werden, was ohne Kraftaufwand und Beschleunigung nicht geht, aber diese
„Vorbereitungen“ gehören nicht zum waagerechten Wurf selbst.

Wir wissen, es ergibt sich in diesem Fall eine Wurfparabel, deren Gleichung sich schnell
x 1 g
x=v x⋅t ⇒t= y=− g⋅t 2 ⇒ y ( x )=− ⋅x 2
v x und 2 2⋅v 2
finden lässt aus x

Also eine nach unten geöffnete Parabel (endlich habe ich mal an das Vorzeichen gedacht…)

Wenn man wissen will, ob die Bahn der Kugel in Aufgabe 8 auch eine Parabel ist oder aber
eine andere Form hat, kann man auf die gleiche Weise vorgehen, muss aber beachten, dass
es dabei auch eine Kraft in x-Richtung gibt, also 2 Kräfte senkrecht aufeinander stehen.

F el q⋅E q⋅U
F el=m⋅a el ⇒ ael = = =
Für die x-Richtung gilt: m m m⋅d (so will es Newton…)

1 q⋅U 2 2 2⋅m⋅d
x= ael⋅t 2 = ⋅t ⇒ t = ⋅x
Dann: 2 2⋅m⋅d q⋅U (1)

In y-Richtung gelten die Gesetze des freien Falls:

1
y=− g⋅t 2
2 (2)

Einsetzen von (1) in (2) ergibt:


g⋅m⋅d
y ( x )=− ⋅x
q⋅U (3)

Also man sieht: Gleichung (3) ist keine Parabel, sondern eine Gerade mit der negativen
g⋅m⋅d
Steigung q⋅U . Interessant wird es dann, wenn man wegen U=E⋅d diesen
Vorfaktor umformt , man erhält dann noch viel „eleganter“:

m⋅g
y ( x )=− ⋅x
q⋅E (4)

Man sieht jetzt, dass der Vorfaktor in Wirklichkeit ein Quotient aus zwei Kräften ist (Zähler:
Gravitationskraft und Nenner: Elektrische Kraft)

Und jetzt macht es Sinn: Je stärker die Gravitationskraft (Zähler), desto größer ist die
negative Steigung, desto mehr fällt die Kugel nach unten. Haben wir aber ein starkes
homogenes elektrisches Feld, so dominiert die elektrische Kraft und die negative Steigung ist
flacher (kleiner). Und in der Schwerelosigkeit gibt es überhaupt kein y(x) mehr!

Teil b)

Hier soll die Herleitung der Coulomb-Kraft besprochen werden, was nichts anderes ist, als

eine Formel für die elektrische Kraft


F
el , die aber auch für inhomogene Felder gilt.

Insbesondere interessiert uns die elektrische Kraft, die zwischen zwei kugelförmigen
F el=q⋅E für alle Arten von Feldern , aber das
Ladungen wirkt. Zwar gilt die Formel
U
U=E⋅d ⇒ E=
Problem ist die Feldstärke: d : So etwas gilt nur für homogene Felder
zwischen zwei Kondensatorplatten, wo es eben auch einen Plattenabstand d gibt.

Aber in der „freien“ Natur, wo es die inhomogenen Felder gibt, die meist aus kugelförmigen
Ladungen gebildet werden, müssen wir eine andere Formel für die elektrische Feldstärke E
finden.

Dazu gibt es eine nützliche physikalische Größe, die sogenannte „Flächenladungsdichte“.

Sie gibt die Ladungsmenge pro Fläche an, also

Q
σ=
A Das könnte z.B. die Ladungsmenge auf einer kreisförmigen Kondensatorplatte
2
mit der Fläche A=π⋅r sein (also nicht die Probeladung) oder aber auch die
Ladungsmenge auf einer kugelförmigen Ladung mit der Fläche A=4 π⋅r 2 (wie wir gleich
sehen werden).

Es gibt aber noch einen wichtigen Zusammenhang:

σ =ε 0⋅E

ε
Man nennt 0 die „Elektrische Feldkonstante“, die uns noch in vielen Situationen, z.B. bei
der Berechnung der Lichtgeschwindigkeit, begegnen wird. Hier ist sie einfach ein
Proportionalitätsfaktor der den Zusammenhang zwischen der Flächenladungsdichte und der
elektrischen Feldstärke beschreibt, also: Je größer die Feldstärke ist, desto größer wird auch
die Flächenladungsdichte. Bei den Plattenkondensatoren mit konstantem Abstand d kann
man erkennen: Je höher man die Spannung U einstellt (E wird dann auch größer), desto
mehr werden Ladungen getrennt (das bedeutet ja Spannung) also mehr
Elektronenüberschuss auf der negativen Platte und mehr Elektronenmangel auf der
positiven Platte.

C
ε 0 ≃8 , 85⋅10−12
Der Betrag der elektrischen Feldkonstante lautet: Vm

Genauere Werte findet man im Taschenrechner: Shift 7 und dann auf [32] drücken.

Wir wollen jetzt mit Hilfe eines „Gedankenexperimentes“ und eben auch dieser
Flächenladungsdichte die Formel für die Coulomb-Kraft herleiten.

Abbildung 1

Die Abbildung 1 zeigt eine kugelförmige positive Ladung, die von einem sternförmigen
(radialen), also inhomogenen elektrischem Feld umgeben ist. Angenommen, es gibt zwei
hohle Metallhalbkugeln um diese Ladung herum, so würden die Elektronen, die im Metall
frei beweglich sind, zur Innenseite gehen, weil sie negativ geladen sind. Der Außenrand der
Hohlkugeln wäre dann positiv, was uns hier aber nicht weiter interessieren soll.

Wichtig ist aber: Alle diese Elektronen auf dem Innenrand der Hohlkugel haben genau den
gleichen Betrag der Ladung, wie die positive Ladung im Zentrum. Also wäre z.B. der Betrag
der positiven Ladung 2,0 C, dann wäre die gesamte Ladung aller Elektronen auf der inneren
Hohlkugel auch 2,0 C.

Sei der Abstand zwischen dem Mittelpunkt der positiven Ladung und den Elektronen auf der
Innenseite der Hohlkugel r, dann befinden sich die Elektronen auf einer Kugelschale mit der
Oberfläche A=4 π⋅r 2 , so dass für die Flächenladungsdichte der inneren Hohlkugel gilt:

q1
σ=
4 π⋅r 2 (5)

Ich meine mit q1 die positive Kugelladung in der Mitte und natürlich auch die gesamte
Ladung der Elektronen auf der inneren Kugelschale. Wir wissen aber auch:

σ =ε 0⋅E (6)

Da (5) und (6) den gleichen Betrag haben, gilt für die elektrische Feldstärke:

q1 1
E= ⋅ 2
4 π⋅ε 0 r (7)

Das ist die Formel für die elektrische Feldstärke in einem radialen elektrischen Feld.

Man sieht, dass diese elektrische Feldstärke nur von der inneren kugelförmigen positiven
Ladung q1 abhängt und dem Abstand r zum Zentrum dieser positiven Ladung.

Man sieht auch, je größer r ist, desto kleiner wird E. Macht auch Sinn, denn je weiter die
Feldlinien auseinander sind, desto schwächer wird E. (wir hatten schon darüber gesprochen).

Bitte denkt daran, die Gleichung (7) gilt auch dann, wenn es keine Metallkugel gibt, denn das
radiale Feld um eine Ladung ist ja auf jeden Fall da.

Befindet sich nun eine weitere Ladung, wir nennen sie q 2 , irgendwo in diesem radialen
Feld, dann gilt natürlich:

q1⋅q 2
F el=q 2⋅E ⇒ F el =
4 π⋅ε 0⋅r 2 (8)

Diese Kraft nennt man auch oft Coulomb-Kraft, die auf der Verbindungslinie zwischen zwei
kugelförmigen Ladungen wirkt und man schreibt auch so:
1 q ⋅q
FC = ⋅ 122
4 π⋅ε 0 r (9)

Streng genommen (es wird nicht von euch verlangt…), müsste man so schreiben:

1 q ⋅q ⃗r
FC =
⃗ ⋅ 1 2 2⋅
4 π⋅ε 0 r |⃗r | (10)

Damit ist berücksichtigt, dass die Kraft ein Vektor ist, und die Richtung der Kraft ist
gekennzeichnet durch die Verbindungslinie der beiden Ladungsmittelpunkte, bitte auch
bedenken: r ist der Abstand der beiden Ladungsmittelpunkte, genau wie beim
Gravitationsgesetz immer der Abstand der beiden Massenmittelpunkte gemeint ist.

Was der Betrag eines Vektors ist, also hier |⃗r | , braucht ihr jetzt noch nicht zu wissen, das
alles lernt ihr im Laufe des Jahres in Mathematik (Analytische Geometrie) und auch nicht,
dass der Abstand r ein Vektor ist…

Also viel Spaß beim Lesen!

İyi eğlenceler!

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