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PR AXIS

© Pritscher

KOOPERATIVES BLOGGEN
Möglichkeiten und Herausforderungen eines Online-
Schülerzeitungsprojekts in Mittelosteuropa
© Copyright Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2019 - (www.fremdsprachedeutschdigital.de) - 13.09.2019 - 12:36 - (ds)

Mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam einen Blog in der Fremdsprache Deutsch zu betreiben,
fördert nicht nur deren sprachliche Ausdrucksfähigkeit, sondern auch wesentlich ihre
Medienkompetenz, ihre Allgemeinbildung sowie ihre sozialen Fähigkeiten wie
Verantwortungsbewusstsein, Diskussionsfreude und Kreativität. Geschieht diese Zusammenarbeit
zudem länderübergreifend, werden die Lerneffekte gewissermaßen potenziert und um interkulturelle
Komponenten erweitert.

VON EVA PRITSCHER

Die Online-Schülerzeitung KLICK – blog.pasch-net. Workshops, in denen sie das Handwerkszeug zum
de/klick/ – ist ein gemeinsames Projekt der vom Bloggen lernen: Gutes Schreiben in der Fremdspra-
Goethe-Institut betreuten PASCH-Schulen in acht che, Fotografie-Grundlagen, Redaktionsabläufe,
Ländern Mittelosteuropas. Derzeit nehmen am Interviewführung, Urheberrechte, Bildbearbeitung
Projekt KLICK 16 Partnerschulen aktiv teil. Neben und vieles mehr. Das Herzstück der Workshops, die
einer Online-Plattform (Blog), auf der Schülerinnen in Berlin stattfinden, bilden Interviews und Recher-
und Schüler Beiträge zu ihren Interessen und The- chen, die in Kleingruppen vorbereitet, durchgeführt
men ganzjährig selbst veröffentlichen können und und nachbereitet werden. Aus diesem Material
dabei vom PASCH-Team am Goethe-Institut Buda- entstehen schließlich neue KLICK-Artikel, die noch
pest unterstützt werden, bietet KLICK bereits seit während der Workshops von den Schülerinnen und
2010 jungen Redakteurinnen und Redakteuren pro Schülern selbst gebloggt werden. Hierbei werden
Schuljahr zwei vier- bis fünftägige Redaktions- sie vom KLICK-Team des Goethe-Instituts Budapest
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tungserfahrungen – und haben dabei womöglich


gerade ein A2-Deutschniveau. Einen Beitrag auf
Deutsch zu verfassen ist dann eine beachtliche Leis-
tung, die in der Regel die Unterstützung der KLICK-
betreuenden Lehrkraft braucht: Sie unterstützt
die Lernenden, über Themen zu schreiben, die sie
bewegen, und begleitet sie auf dem manchmal lang-
wierigen Weg des Bloggens mit all seinen Schleifen
und Tücken.
Strukturell ist es für die Kontinuität und Koor-
dination des Projekts wichtig, dass sich eine Lehr-
kraft pro Schule als Ansprechperson einerseits für
die Schülerinnen und Schüler, andererseits für
die KLICK-Schlussredaktion (das PASCH-Team am
Goethe-Institut in Budapest) verantwortlich fühlt
Abb. 1: Ein Artikel über die Schaubühne Berlin entsteht und beständig in Kontakt bleibt. Diese Lehrkräfte
© Pritscher müssen und wollen auch selbst up to date sein und
sich untereinander austauschen, was Neuerungen
sowie Referentinnen aus den Bereichen Journalis- bei Blogsoftware, Redaktionsabläufen, aber auch
mus, Fotografie, Online-Redaktion etc. begleitet. Die zum Beispiel Trends und Themen in der Jugendkul-
Schülerinnen und Schüler handeln und schreiben tur anbelangt. Diesbezüglich hat es sich bewährt, sie
bei allen Aktivitäten in der gemeinsamen Sprache circa alle zwei Jahre parallel zu den Schüler-Work-
Deutsch. shops zu Fortbildungen einzuladen. Aus Schulen
Im Folgenden werden Ablauf, Ziele und Metho- ohne eigene KLICK-Redaktion können die Schülerin-
den eines konkreten Blog-Projektes beschrieben, nen und Schüler jederzeit Gastbeiträge einsenden.
aber auch Überlegungen und Vorschläge zusam- Neben den redaktionellen Tätigkeiten und Akti-
mengestellt, wie sich dieses – kreativ variiert – auf vitäten, die ganzjährig an den einzelnen Schulen
andere Kontexte übertragen lässt und was kooperati- stattfinden, sind die Redaktionstreffen in Berlin ein
ves Lernen allgemein sowie gemeinsames Bloggen in sehr wesentlicher Teil des erfolgreichen Langzeitpro-
der Fremdsprache im Besonderen attraktiv macht. jekts KLICK.
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DAS PROJEKT DIE REDAKTIONSTREFFEN IN BERLIN


An den aktiven KLICK-Schulen betreut jeweils eine Zweimal pro Jahr treffen sich aktuell je 24 Schü-
Lehrkraft die lokale KLICK-Redaktion, die in der lerinnen und Schüler, meist aus 12 verschiedenen
Regel aus zwei bis sechs Lernenden besteht. Die Schulen, in Berlin zum KLICK-Workshop, organisiert
Schulen verfahren dabei ganz unterschiedlich: An vom PASCH-Team des Goethe-Instituts Budapest, um
manchen trifft sich das Redaktionsteam inklusive Interviews zu führen, gemeinsam das Bloggen und
Lehrkraft einmal pro Woche, an anderen einmal alles, was dazu gehört, zu lernen und zu üben, aber
pro Monat oder ganz unregelmäßig, an wieder ande- auch um Berlin zu erkunden. Bei diesen Redaktions­
ren Schulen organisieren sich die Schülerinnen und treffen erwartet die Lernenden ein komplexes
Schüler selbst und die Lehrkraft wird nur bei Bedarf Programm (Abb. 3).
hinzugezogen. Auch die Art und Tiefe der Steuerung
durch die Lehrkraft ist ganz unterschiedlich, indi-
ONLINE-SCHÜLERZEITUNG KLICK:
viduell und dynamisch – in der Regel angepasst an
Aufrufe pro Jahr (hier gerundet):
die Bedürfnisse der Redaktionen. 2012:   145.000
Wenn zum Beispiel KLICK-Redakteure auch für 2013:   345.000
die lokale Schülerzeitung, also in ihrer Erstsprache, 2014: 1.110.000
schreiben, sind sie wahrscheinlich bereits ein einge- 2015:   890.000
spieltes Team und an der Schule quasi-institutionell 2016: 1.500.000
verankert. In diesem Gefüge benötigen die Ler- 2017: 1.320.000
Quelle: www.pasch-net.de Statistikreport, Stand
nenden oft nur sprachliche Hilfe, denn schließlich
10. 01. 2018
bloggen sie für KLICK in der Fremdsprache Deutsch.
Gerade jüngere Redakteurinnen und Redakteure Abb. 2: Die Zugriffszahlen haben sich in den letzten
machen jedoch bei KLICK oft ihre ersten Schülerzei- 6 Jahren circa verzehnfacht
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yy Kennenlernen, Team-Building
yy Erkunden des Kiezes (Stadtbezirk in Berlin), täglich
jugendspezifisches Rahmenprogramm
yy Einführung in Struktur, Organisation,
Redaktionsabläufe bei der Online-Schülerzeitung
KLICK
yy Analyse zu Interessen und Leseverhalten der
Jugendlichen; Identifizieren von relevanten,
interessanten Themen für KLICK
yy Bildung von Redaktionsteams, Organisation
innerhalb dieser Teams
yy Kennenlernen relevanter Textsorten für
journalistisches Schreiben
yy Recherchen zu Interviewthema, Interviewpartner/­
-innen und zum Ort der Interviews
yy Interviewtechniken: Festlegung interessanter
Themenbereiche und Sammeln »lukrativer« Fragen Abb. 4: Unsere Themen für unsere Zeitung © Pritscher
dazu
yy Vorüberlegungen zur Textsorte, Fotos und
mit. Das Verstehen des Vermittelten wird durch
Erscheinungsbild des Artikels, Anfertigen einer
Artikelskizze
sofortiges Umsetzen in Handlung (Learning by Doing)
yy Copyright, Persönlichkeitsrechte, Creative- und durch Lernen voneinander (peer-to-peer-learning)
Commons-Lizenzen etc. unterstüzt, denn es gibt immer Jugendliche, die
yy Bilder: Grundlagen guter Fotografie, sinnvoller etwas von HTML oder von Fotobearbeitung verste-
Einsatz von Bildern, Technisches (Smart-Phones hen oder gut fotografieren können – ein Segen für
nutzen!) die ganze Gruppe. Hinzu kommen weitere unter-
yy Im Interview: Aufgabenteilung, Ablauf, Etiquette
stützende Faktoren, wie die Freiheit zum »Rum-
(üben und durchführen)
probieren« sowie großes Vertrauen in die Lernen-
yy Interview-Termin in Kleingruppen (mit
Begleitperson) den-Autonomie, aber auch Gruppen-Intelligenz.
yy Sammeln, Sichern, Sichten und Ordnen des Kooperatives Arbeiten in der Kleingruppe, in der
Interview-Materials (Notizen, Audio, Video, Fotos...) Regel Vierer-Redaktionsteams, als Methode nimmt
yy Auswahl der Artikel-Bestandteile und demzufolge einen großen Teil des Workshops ein.
Zusammenführen in die KLICK-Artikel-Maske Dieses Zulassen oder auch gezielte Einsetzen von
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yy Parallel: Verfassen der einzelnen Textbestandteile Gleichwertigkeit ganz unterschiedlich ablaufender


des Artikels, Bearbeitung der Medien (vor allem
Lernprozesse, kurz: von gesteuertem und informel-
Fotos)
lem Lernen, beginnt bisweilen als Experiment, doch
yy Arbeiten mit der Blogsoftware (Einführung und
praktisches Üben), Bloggen des gesamten Artikels am Ende der Woche waren die Redaktionsteams
yy Vorstellen der Artikel, gegenseitiges Feedback bisher immer erfolgreich und haben zusammen
yy Klärung der Aufgaben in den lokalen KLICK- einen gelungenen Artikel online gestellt.
Redaktionen und Sammlung von Ideen für
die Weiterarbeit an den Schulen (Themen,
Redaktionsorganisation, Werbung für KLICK ...)

Abb. 3: Programm des KLICK-Workshops

Die umfangreiche, weitgehend chronologische


Liste zeigt, dass im Workshop nicht nur »einfach
etwas geschrieben und online gestellt wird«, sondern
neben der Vermittlung von redaktionellem Wissen
und methodischen Hinweisen vor allem auch viel
Raum für Ausprobieren und Einüben bleibt.
Für viele der Jugendlichen ist der Workshop
sprachlich sehr anspruchsvoll, dennoch können
sie die meisten Aufgaben technisch und kognitiv
gut lösen, denn sie bringen breites Vorwissen und/
oder großes Interesse an journalistischem Arbeiten Abb. 5: Workshop-Atmosphäre, Lernplakate © Pritscher
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ERFOLGSFAKTOREN und ihrer Arbeit in sprachlich heterogenen Redakti-


Durch den Vertrauensvorschuss, gepaart mit dem onsteams passiert dies sowohl auf gesamter Inhalts­
Unterstützungsangebot der Expertinnen, entwi- ebene als auch im Besonderen auf der Sprachlern-
ckeln die Schülerinnen und Schüler wiederum Ebene – meist von den Teilnehmerinnen und
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den Mut, Teilnehmern nicht bewusst wahrgenommen. Um
sich auf ihre Art auszudrücken (vgl. z. B. Thelen den Sprachlern-Fortschritt bewusst zu machen,
»Motivation von Lernenden durch Kooperative entstehen im Laufe des Workshops unter anderem
Unterrichtsformen« in Fremdsprache Deutsch 57 Vokabellisten und Lernplakate, auf die die Schüle-
»Motivation«). Wieder zuhause können die Schüle- rinnen und Schüler im Workshop-Raum als sprach-
rinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte online auf liche Unterstützung jederzeit zurückgreifen können.
freie Materialien zum Thema Schülerzeitungspro-
jekte zurückgreifen und im Fall des beschriebenen KLICK AN DER SCHULE
Projektes sich beim KLICK-Team am Goethe-Institut Motiviert und beschwingt fahren die Jugendlichen
Budapest Rat holen. nach dem KLICK-Workshop zurück nach Hause,
Auch wenn einige Lernenden sich gern betont im Rucksack viele Eindrücke und Ideen aus Berlin,
selbstkritisch geben, was ihre eigenen Artikel aber auch ihre »Hausaufgabe«: Sie sollen drei bis
betrifft, sind doch alle – zu Recht! – sichtbar stolz vier Artikel in den nächsten fünf bis sechs Monaten
auf ihr online sichtbares Ergebnis in Form eines bloggen. Sie müssen dabei nicht jeden Beitrag selbst
gut recherchierten, interessant geschriebenen und schreiben, sondern können ihre Aufgabe als »lokale
mit ansprechenden Fotos und korrekten Copyright- KLICK-Redaktion« auch wahrnehmen, indem sie
Angaben versehenen Artikels. Meist umgehend wird Mitschülerinnen und Mitschüler mit dem Verfas-
ein Link zum eigenen Artikel an Freunde, Eltern sen von Artikeln beauftragen oder diese von sich
und Lehrerinnen verschickt und die Aufrufzahlen aus an sie herantreten, wenn sie etwas auf KLICK
von KLICK schnellen in die Höhe – so erhalten veröffentlichen wollen und diese dann redaktio-
die jungen Redakteure und Redakteurinnen auch nell bearbeiten. Der Kreativität in den Beiträgen ist
auf diesem Weg direkt positives Feedback für ihre weder inhaltlich noch medial eine Grenze gesetzt.
Arbeit. Gedichtwettbewerbe, Umfragen oder Buchtipps,
Beinahe jeder Lernprozess profitiert zudem von Foto-Stories, Podcasts oder Videos: KLICK ist offen
sozialer Kompetenz, die die Beteiligten teils bereits für alles und fast alles kann im Blog-Format unter-
mitbringen. Kooperative Arbeitsformen verlangen gebracht werden. Die »frischgebackenen« Redakteu-
soziale Kompetenzen und bergen zusätzlich das rinnen und Redakteure sollen (zusammen mit den
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Potenzial, diese weiter zu schulen. Bei DaF-Projekten KLICK-betreuenden Lehrkräften) an ihren Schulen
wie internationalen Schülerzeitungs-Workshops die Redaktionsarbeit für 6 bis 12 Monate fortsetzen.
Dazu gehört auch, potentiellen Nachfolgerinnen
und Nachfolgern KLICK und den Redaktionsablauf
nahe zu bringen, um vor Ort Wissenstransfer und
Kontinuität der länderübergreifenden Zusammenar-
beit an der gemeinsamen Online-Schülerzeitung zu
gewährleisten. Alle Artikel, die außerhalb der Work-
shops erstellt werden, werden von den Schülerinnen
und Schüler oder ihren Lehrerinnen und Lehrern
an die KLICK-Schlussredaktion (PASCH-Team am
Goethe-Institut Budapest) gesendet. Diese prüft und
fragt z. B. bei unklaren Urheberrechtsangaben oder
Textstellen nach und gibt den Artikel schließlich
frei. Die Schülerinnen und Schüler dürfen ihn dann
selbstständig bloggen, aber inhaltlich nichts mehr
ändern. Passiert es, dass vorschnell gebloggt wurde,
kann die Schlussredaktion den Artikel offline stel-
len. Fehlende oder unschlüssige Copyright-Angaben
zu Fotos machen einen Großteil der Rückfragen an
die Schülerredakteure aus. Diese Fragen müssen
sorgfältig gelöst werden, da ansonsten der Artikel
Abb. 6: Buntgemischte Tagesauswertung © Pritscher oder zumindest das ungeklärte Foto nicht online
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gehen kann, denn Verletzung der Urheberrechte


kann für die Betreiber eines Blogs teuer werden.
Die Sensibilisierung dafür sowie das Einüben von
Alternativen zu Fotos aus dem Internet, wie z. B.
selbst Fotos machen, von abgebildeten Personen
Einverständniserklärungen unterschreiben lassen
oder freie Fotos im Internet suchen und mit den
entsprechenden Lizenzangaben zu versehen (Crea-
tive Commons) nimmt deswegen bei den Redakti-
onstreffen großen Raum ein. Der Aufwand in der
Schlussredaktion lohnt sich, denn der Unterschied
zwischen schnellem Facebook-Post und professionell
aufgebautem Blog-Beitrag wird den Jugendlichen
mit jedem selbst gebloggten Artikel klarer, und
sowohl Medienkompetenz als auch Selbstbewusst-
sein wachsen mit jedem Artikel, der (auf Deutsch) Abb. 7: Der Weg eines Artikels kreativ von den
gebloggt wird. Teilnehmenden erklärt © Pritscher

ZUR MOTIVATION Gelingen der Zusammenarbeit im Redaktionsteam


Eine gewisse Grund-Motivation zu schreiben und zu und letztendlich des Beitrags auf KLICK. Gleichzeitig
bloggen müssen die Jugendlichen für KLICK bereits verstehen die Schülerinnen und Schüler, dass nicht
mitbringen. Der Teilnahme an den Workshops geht jeder einzelne Wunsch, gerade was einen bestimm-
eine Ausschreibung voraus: Die Schülerinnen und ten Interviewpartner oder ein sehr konkretes Thema
Schüler sollen kurz darlegen, über wen oder was betrifft, erfüllt werden kann, sondern sie aus quasi
in Berlin sie gerne schreiben würden. Sie sollen jedem Interview bzw. Thema etwas für sich Interes-
auch bereits konkrete Fragen für ein Interview santes herausholen können, wenn sie die richtigen
formulieren und sich Gedanken machen, wer Fragen stellen.
ihren Text lesen könnte, also wer ihre Zielgruppe Wie lange die Motivation anhält und wie viele
ist und welche weiteren Medien (Foto, Video …) Artikel fließen, ist naturgemäß individuell unter-
sie einsetzen könnten. Das Deutschniveau spielt schiedlich. Jedoch bestätigen die Aussagen von
bei der Bewerbung eine untergeordnete Rolle, als KLICK-Redakteurinnen und Redakteuren sowie
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Richtlinie gilt A2. Die Bewerberinnen und Bewerber ihren Lehrkräften, dass die kooperativen Lernfor-
sollen zwischen 14 und 17 Jahre alt und nicht in der men im Workshop und das Erleben der eigenen
Abschlussklasse sein. Hauptkriterien für eine Teil- Kompetenzen die Motivation der Jugendlichen
nahme an den Redaktionstreffen sind in erster Linie nachhaltig positiv beeinflussen (vgl. z. B. Karagian-
Neugier, Freude am Schreiben und/oder Fotogra- nakis »Motivation durch Autonomie und Kompeten-
fieren sowie Lust, sich im Team intensiv mit einem zerleben« in Fremdsprache Deutsch 57 »Motivation«).
Thema – auf Deutsch und in Berlin – auseinander- Sie berichten z. B. selbstbewusst im Schulradio über
zusetzen. KLICK, präsentieren selbstgestaltete KLICK-Plakate
Anhand der Einsendungen wählt das KLICK- in den Deutschklassen ihrer Schule und suchen
Team in Budapest 24 Jugendliche aus und fasst gemeinsam mit ihren Lehrkräften nach Teilneh-
ihre Bewerbungstexte thematisch zusammen. Die menden für den nächsten KLICK-Workshop.
hierbei identifizierten Themenbereiche werden
möglichst bei der Wahl der Interviewpartnerinnen EIGENE BLOGPROJEKTE: PRINZIPIEN UND
und -partner oder Recherchen/Reportagen vor Ort HILFESTELLUNGEN
berücksichtigt. Zum Beispiel werden dann Teilneh- Im vorliegenden Beitrag wird das Projekt Bloggen in
mende, die Texte über Kunst oder eine Sportart ein- einer quasi privilegierten Umgebung vorgestellt. Für
gereicht haben, für den Interviewtermin möglichst ein Blog-Projekt braucht es aber weder einen Berlin-
mit einem Maler oder einer Sportlerin »gematcht«. Aufenthalt noch externe Referentinnen. Alles kann
Andere, die Texte über bestimmte Plätze in Berlin auch im Klassenzimmer und/oder virtuell stattfin-
eingereicht haben, bereiten im Team zum Beispiel den.
eine Straßenumfrage an einem geschichtsträchti- Auf den Seiten von pasch-net.de ist hervorragen-
gen Ort in Berlin vor. Die Identifikation mit dem des Material zusammengestellt, das Lehrkräfte (oder
Auftrag vor Ort ist ein sehr wichtiger Faktor für das Praktikantinnen und Praktikanten, Freiwillige an
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liche haben diesbezüglich ein erstaunliches Vorwis-


sen und bringen es gern gewinnbringend im Team
ein. Je nach Erfahrung, z. B. in der erstsprachlichen
Schülerzeitungsredaktion, und Kenntnisstand der
Schülerinnen und Schüler, z. B. sprachlich oder in
der Projektarbeit, sollte von Seiten der Lehrkraft
dann mehr oder weniger Struktur in Form von
Deadlines, Jahresplanung, Themen etc. vorgegeben
werden.
Interviews führen und daraus einen Online-
Artikel erstellen sind als Aktivitäten leicht im
regulären Fremdsprachenunterricht zu realisieren
– auch als länderübergreifende Video-Chats oder
in schriftlicher Form. Innerhalb internationaler
Schulpartnerschaften können Stichtage und ein
Abb. 8: Redaktionsteams in Aktion © Pritscher Veröffentlichungsplan über ein ganzes Schuljahr
Verantwortlichkeiten regeln und den gemeinsamen
den Schulen) bei Schülerzeitungsprojekten in der Blog lebendig halten. Auch das aktive Nutzen einer
Fremdsprache berät und unterstützt: Kommentarfunktion kann angeregt werden und
Handbuch und Arbeitsblätter zum freien Download: damit können z. B. unkompliziert Meinungsbilder
http://www.pasch-net.de/de/pas/cls/leh/med/ abgefragt und wiederum – für alle sichtbar – kom-
amp/3350304.html mentiert werden.
Mitmachen bei der Schülerzeitung PASCH-Global: Bedeutend und vielleicht sogar entscheidend
http://www.pasch-net.de/de/pas/cls/leh/med/ für ein gelungenes, kooperatives und aktives Blog-
amp/3350363.html Projekt bleibt aber die Motivation der Schülerinnen
und Schüler.
Die Materialien vereinen organisatorische Tipps für
Schülerzeitungsprojekte, Allgemeines zum journa- RESÜMEE UND AUSBLICK
listischen Arbeiten mit Schülerinnen und Schülern
»Eine Schülerzeitung muss immer jung und frisch bleiben,
sowie Hinweise für die Mitarbeit am Schülerzei-
Themen für uns junge Leute finden und ein supermoder-
tungsblog PASCH-Global.
nes Layout haben.«*
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Doch auch außerhalb des PASCH-Kontextes


können erfolgreich Schülerzeitungsblogs realisiert Diese Ansprüche formulierten vor einem Jahr einige
werden, sowohl im Deutschunterricht als auch als Workshop-Teilnehmenden beim Redaktionstreffen:
außerschulisches – im Idealfall länderübergreifen- KLICK wird »von Schüler/innen für Schüler/innen«
des – Projekt, sowohl von Mini-Teams als auch im gemacht. Darauf einigen sich die Jugendlichen bei
Klassenverband. Entscheidend für den Erfolg solcher jedem Redaktionstreffen und wollen damit sicher-
Projekte ist, das Interesse der Schülerinnen und stellen, dass KLICK keine SCHULzeitung ist, und sie
Schüler an journalistischer Arbeit zu wecken. sind daher auch selbst für die Themen verantwort-
Es gibt immer wieder Schülerinnen und Schüler, lich. Es gibt keine Zensur, alle dürfen über alles
die einen eigenen Blog betreiben oder auf ihrem schreiben. Bedenklicher oder aber unverständlicher
Lieblings- Blog sehr aktiv sind, also allein dadurch Inhalt wird gegebenenfalls ausgehandelt. In einigen
schon motiviert sind. Oder vielleicht ist die bereits der bei KLICK beteiligten Länder gilt: »Politik hat
etablierte Schülerzeitung in der Erstsprache (auch) im Schulunterricht nichts verloren«. KLICK bietet
als Blog angelegt? Das gemeinsame Anlegen eines jungen Redakteurinnen und Redakteuren, die sich
Blogs kann Teil einer Medienkompetenz-Einheit im im weitesten Sinne politisch äußern wollen, eine
Unterricht sein. Dies muss nicht notwendigerweise offene Plattform – aber auch allen anderen. Die
im Deutschunterricht geschehen, es wäre auch fünf Rubriken SprachWELT, LernZEIT, LEBENdig,
fächerübergreifend denkbar in Kombination mit KULTur und PolitikON dienen der Orientierung und
Informatik-, Kunst-, oder Erstsprachenunterricht Übersichtlichkeit, sind aber nicht thematisch eng
und zu einem Thema, das gemeinsam bestimmt zu verstehen. Die Redakteurinnen und Redakteure
wird. Auch jugendaffinere, bestehende Plattfor- dürfen über alles für sie Interessante schreiben,
men lassen sich gut für gemeinsame, partizipative sollen ansprechende Überschriften und Teaser, Texte
Schreib- und Medienprojekte nutzen. Viele Jugend- und Bildunterschriften formulieren, gute Fotos selbst
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machen oder passende lizenzfreie Fotos online fin- und seit den intensiven KLICK-Workshops eng mitei-
den und dabei ihre Leserschaft, also in erster Linie nander verbunden – nicht nur schreibend.
gleichaltrige Deutschlernende aus Estland, Lettland,
Litauen, Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien und
der Slowakei, aber auch weltweit, wie die Aufrufsta-
tistiken belegen, nicht aus den Augen verlieren. Blog- LITERATUR
gen ist eine vielschichtige inhaltliche und sprachli- Karagiannakis, Evangelia (2017), Motivation durch Autonomie und
che Aufgabe, birgt allerlei Herausforderungen und es Kompetenzerleben. Fremdsprache Deutsch 57, 25–29.
Schreiber, Birgit (2017), Schreiben zur Selbsthilfe: Worte finden, Glück
passieren Fehler. Es wird lediglich sanft korrigiert, erleben, gesund sein. Berlin, Springer.
der Text eines A2-Schülers darf auch als solcher zu Thelen, Jan (2017), Motivation von Lernenden durch Kooperative
erkennen sein. Dies wird auch den Deutschlernen- Unterrichtsformen. Fremdsprache Deutsch 57, 30–34.
* Zitate von Workshop-Teilnehmenden (April 2017), ge­sammelt
den vermittelt, wie dieses Zitat einer Schülerin zeigt:
in der Abschlussevaluation

»Wir wissen, dass KLICK nicht perfekt ist oder unser


Artikel nicht perfekt ist, aber das Interview, fotografieren
und bloggen und natürlich in Berlin sein – das alles macht
wirklich großen Spaß! Und wir arbeiten sehr viel zusam-
men auf Deutsch!« *

Wer fehlerfrei veröffentlichen möchte, kann sich


zum Beispiel bei seiner Lehrerin Unterstützung
KLICK– http://blog.pasch-net.de/klick/ – ist der
holen, es gibt dafür aber keinen festgelegten Ablauf.
Online-Schülerzeitungsblog der vom Goethe-Institut
Viel wichtiger ist es, das Schreiben als Mittel des betreuten PASCH-Schulen in Mittelosteuropa.
persönlichen Ausdrucks wahrzunehmen und das
Bloggen als Spielwiese für eigene Texte zu begrei- Der Blog ist eingebunden in PASCH-Global, den Blog der
fen, die alleine oder in der Gruppe produziert wer- Online-Schülerzeitung der Initiative »Schulen: Partner
den. Durch »sich schreibend Gedanken machen« der Zukunft« (PASCH): www.pasch-net.de/global
und mutiges Publizieren können junge Leute ihre Technisch wird der Blog von der in der Zentrale des
Goethe-Instituts angesiedelten PASCH-net-Redaktion
Handlungsspielräume innerhalb der Gesellschaft
betreut.
ent­decken. Sie stellen sich einer möglichen Ausei-
nandersetzung, übernehmen Verantwortung (vgl.
Schreiber 2017, 2ff.) und handeln damit demokra- PASCH – »Schulen: Partner der Zukunft« – ist eine
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tisch. Aussagen einiger Teilnehmerinnen und Teil- Initiative des Auswärtigen Amtes, in der weltweit
nehmer an KLICK-Workshops lassen vermuten, dass circa 2000 Schulen, an denen Deutsch einen besonders
KLICK bei dem Einen oder der Anderen auch in der hohen Stellenwert hat, vernetzt sind. Ziele der Initiative
Weise persönlichkeitsbildend wirkt und dass die sind unter anderem lebendige, langfristige Bindungen
zur Sprache Deutsch und zu Deutschland aufzubauen
Freude am Schreiben und Publizieren in die Berufs-
und Schulen, ihre Lehrkräfte und Schülerinnen und
wahl einfließt:
Schüler anzuregen, sich untereinander auszutauschen
»Jetzt sehe ich mein Deutsch, weil mein Artikel online und zusammenzuarbeiten. Mehr: http://www.pasch-
ist. Und meine Freundin kann das auch lesen. Das gefällt net.de/de/udi.html
mir sehr, ich bin ein bisschen stolz und ich möchte mehr Über das Goethe-Institut betreut PASCH in der Region
schreiben und bloggen, litauisch und deutsch.« * Mittelosteuropa (MOE) mit zwei Expertinnen für
Unterricht an den Goethe-Instituten Prag und Budapest
Das Medium Blog erlaubt einerseits schnelle und insgesamt 24 PASCH-Schulen in den Ländern Estland,
Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei,
direkte Reaktionen über Ländergrenzen hinweg,
Ungarn und Slowenien.
fordert diese aber andererseits auch, wenn zum Bei-
spiel binationale Teams einen gemeinsamen Artikel
veröffentlichen wollen. Die Jugendlichen schätzen
ZITAT EVA PRITSCHER, PROJEKTLEITUNG
diesen interkulturellen Austausch, besonders wenn KLICK, EXPERTIN FÜR UNTERRICHT AM
er nicht nur online, sondern bei den Redaktionstref- GOETHE-INSTITUT BUDAPEST:
fen persönlich stattfindet. Die Arbeit in den Redak- »Das Schönste an KLICK sind die Begegnungen an
tionsteams schweißt zusammen und wirkt nach – sich und zu sehen, wie die Jugendlichen ihre Themen
auch im Sinne von PASCH: In der Region Mittelost- finden, sich mit Eifer dazu austauschen, diese dann
gemeinsam und sehr kreativ in Szene setzen und –
europa sind einige der aktivsten PASCH-Alumni
berechtigterweise! – stolz sind auf ihre Ergebnisse.«
ehemalige KLICK-Redakteurinnen und Redakteure
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