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Philosophischer Essaywettbewerb

des Goethegymnasiums Hildesheim 2021/2022

Ein philosophischer Essay – anspruchsvoll, provokativ und interessant

Welche Vorarbeiten können helfen?

1. Lesen Sie die Textvorlage bzw. das Rahmenthema mehrmals genau.

2. Sie können Ideen dazu in einer Mind-Map sammeln.

5 3. Welche persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen haben Sie mit dem thematisierten
Problem?

4. Welche zentralen Begriffe stellen sich bei Ihnen gegenüber dem Thema ein? Gibt es
zentrale Begriffe, die zu klären sich lohnt? (Definition, Erläuterung.)

5. Welche Unterrichtskenntnisse können Sie zu dem Thema aktivieren?

10 6. Welche fachlichen Lektüren oder Filme können Sie mit dem Thema verbinden?

7. Welche Bilder sehen Sie vor Ihrem inneren Auge?

8. Welche Frage bzw. Problem wird thematisiert und welche Antwort wollen Sie ansteuern?

10. Sie können das Thema präzisieren / einengen; aber geben Sie das in Ihrer Einleitung an.

11. Suchen Sie nach einem Aspekt, der Ihnen persönlich am Herzen liegt, um so Leidenschaft
15 in Ihre Argumentation zu bringen.

12. Überlegen Sie, ob derselbe Text verschiedene Lesarten erlaubt.

13. Grundsätzlich gilt: Jede Position - auch die gegnerische - sollte stark dargestellt werden.
Andernfalls kämpft man leicht gegen zu schwache oder selbst erdachte
Argumentationsgegner.

20 14. Überlegen Sie Pro- und Kontra-Argumente (zum Rahmenthema bzw. zu den eigenen
Thesen).

15. Lesen Sie das Rahmenthema zweimal: einmal sehr freundlich (zustimmend), dann
ausgesprochen feindlich (ablehnend) und notieren Sie sich Ihre Gedanken.

16. Stellen Sie das Rahmenthema bzw. Ihre darauf abzielenden Thesen mit veranschaulichen
25 Beispielen dar. (Denken Sie an Alltagserfahrungen, literarische, kulturelle Erfahrungen, Bilder,
Geschichten aus Ihrem Familienumfeld etc.)

17. Neben den Beispielen sollten Sie auch abstrahierende Sätze wagen (Prinzipien, Regeln
formulieren und zitieren.)

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Der Beginn der Schreibarbeit.

1. Überlegen Sie sich einen Aufbau Ihres Essays. In der Einleitung sollte das Interesse des
geneigten Lesers geweckt werden.

2. Gliedern Sie Ihren Essay bei gedanklichen Einschnitten durch Absätze. (Machen Sie aber
5 nicht nach jedem Gedanken einen Absatz. Achten Sie darauf, dass Ihre Gedanken stets
verständlich und zusammenhängend formuliert werden.)

3. Unterscheiden Sie Wissen und Meinung (deskriptiv vs. präskriptiv).

4. Unterscheiden Sie empirisch beantwortbare Fragen von Fragen der philosophischen


Reflexion.

10 WICHTIG!

> der Aufbau des Textes = Einleitung, Hauptteil und Schluss

> das Verknüpfen von subjektiver Perspektive (Bedeutung des Reflexionsgegenstandes im


Lebenszusammenhang) und philosophischer Schwerpunktsetzung (anthropologisch,
ethisch, metaphysisch, ästhetisch, erkenntnistheoretisch, mathematisch, religiös, biologisch,
15 chemisch, literarisch, musisch, künstlerisch etc.)

> Einleitung (sollte möglichst interessant/ provozierend sein): persönliche Erinnerung oder
Erlebnis; Vermutungen; provokante Frage, etc.

> Hauptteil: argumentative Bearbeitung des philosophischen Gedankens mit Rückbezügen


auf philosophische Aussagen, Thesen, Positionen. Dabei könnten z. B. eigene Thesen
20 entwickelt, in Frage gestellt, erarbeitet, Widersprüche offengelegt oder Vergleiche angestellt
werden.

> Schluss: resümierende Zusammenfassung, Aufwerfen weiterer Fragestellungen, Darlegung


möglicher weiterer Denkwege, Beurteilung, Bewertungen etc.

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Den Denk- und Schreibprozess anregen und erleichtern

→ Nehmen Sie das Ihnen für das Essay zur Verfügung stehende Material genau in den Blick.
Gibt es zentrale Begriffe, die Sie klären wollen?

→ Welche philosophischen Implikationen (logische Beziehung) bringt das vorliegende Material


5 (Text, Bild etc.) zum Ausdruck, und woran ist dies zu erkennen?

→ Wie könnte die philosophische Problemstellung formuliert werden?

→ Welche These bzw. welchen philosophischen Schwerpunkt wollen Sie in Ihrem Essay
reflektieren?

→ Sie können ihre Schwerpunkte präzisieren oder einengen; aber machen Sie dies zu Beginn

10 Ihres Essays deutlich.

→ Überlegen Sie, ob ihr Material ggf. verschiedene Lesarten erlaubt. Warum entscheiden Sie
sich für diese von Ihnen gewählte Lesart von Text, Bild oder Kunstwerk?

→ Lassen Sie ihre Gedanken um Ihren Schwerpunkt kreisen (denken, nicht grübeln!),
spitzen Sie wesentliche Aspekte zu, feilen Sie an Ihrer These, ihren wesentlichen
15 Argumentationsaspekten, die Sie überzeugend darlegen wollen.

→ Welche Kenntnisse aus der Philosophiegeschichte können/wollen Sie in Ihre Argumentation


einbauen? Können Sie ggf. auf andere philosophische Positionen rekurrieren? Beachten Sie
dabei, dass Sie diese Kenntnisse für die Argumentation fruchtbar verwenden können und nicht
nur additiv einfügen, um mit ihrem Wissen und Ideen zu glänzen. Wenn Sie sich auf ein Zitat
20 beziehen wollen, dann muss dies auch in einem Essay korrekt wiedergegeben und
nachgewiesen werden.

→ Sie haben durchaus die Möglichkeit, Ihren Gedankenweg aufzuzeigen, d.h., dass Sie kurz
umreißen, wie Sie in Ihrem Essay Ihre Gedanken entfalten wollen. Dies bietet sich vornehmlich
im ersten Teil Ihres Essays an.

25 → Gliedern Sie Ihren Essay bei gedanklichen Einschnitten durch gedankenlogische Absätze.

→ Sie können Ihrem Essay auch eine eigene Überschrift geben. (Es ist ratsam, die Überschrift
erst nach Beendigung der Niederschrift zu formulieren.)

→ Können Sie Ihren Gedankenprozess durch Veranschaulichung interessanter und


überzeugender gestalten? Hier einige Anregungen: Beispiele aus Philosophie, Kunst,
30 Literatur, kleinere biografische Exkurse, eingeschobene kleine Elemente eines
Gedankenexperiments, Metaphern etc.

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→ Wagen Sie auch abstrahierende Sätze (z.B. Prinzipien aufstellen, mögliche Regeln
formulieren und zitieren).

→ Überlegen Sie den Aufbau Ihres Essays. In der Einleitung sollte das Interesse des Lesers
geweckt werden. (Was will ich überhaupt beim Leser erreichen? Für wen ist es relevant?) Am
5 Ende ist oft eine Zusammenfassung hilfreich oder auch ein Ausblick auf weitere sich hieran
anschließende Reflexionsbereiche. Es ist auch durchaus möglich, am Ende seinen eigenen
Gedankengang abschließend in den Blick zu nehmen, dabei eventuell über den eigenen
Reflexionsprozess abschließend nachzudenken.

10 Sapere aude!

Haben Sie den Mut, Ihre Gedanken frei zu äußern, denken Sie dabei an uns

Leser, die neugierig sind, mit Ihnen zu philosophieren!

[Quellen: Autorentext nach Ruth Lieberich, Fachberatung Philosophie/Ethik, Dossier 2007 in


15 Anlehnung an H. Engels, Trier 10.02.2005, Gerhardt, G. (2008). Mitteilungen 48, Fachverband
Philosophie.]

i.A. für die Fachgruppe Werte und Normen / Philosophie

H. Lorenzo, P. Große.

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