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PHYSIK
UNTERRICHTSMATERIAL AB KLASSE 10
Erstellt in Kooperation mit der Joachim Herz Stiftung
BAND 4
MIKROKURSE
Impressum
3. Auflage 2021
Der Inhalt ist urheberrechtlich geschützt.
www.joachim-herz-stiftung.de I www.teilchenwelt.de
Vorwort
LIEBE
LEHRKRÄFTE,
In den Lehrplänen einiger Bundesländer gibt es
die Fragen, welche fundamentalen Prinzipien den Aufbau der noch keinen eigenständigen Themenbereich
Materie in unserem Universum bestimmen und was diese Welt Teilchenphysik. Für diesen Fall sind die hier vor
„im Innersten zusammenhält“, sind seit jeher Gegenstand der gestellten Mikrokurse zusammengestellt worden.
Neugier und des Forschungsdrangs der Menschen. Das vorliegen-
de Unterrichtsmaterial möchte Sie und Ihre Schüler:innen in die Alle Kurse schlagen auf originelle Weise eine Brücke
faszinierende Welt der Teilchenphysik mitnehmen und aufzeigen, von klassischen Lehrplanthemen zu aktuellen
wie Wissenschaftler:innen diese grundlegenden Fragen untersu- Forschungsgegenständen. Denn viele der im Physik
chen und welche Antworten sie bisher gefunden haben. unterricht behandelten Themen lassen sich leicht
um einen Bezug zur modernen Physik und insbeson
In einer intensiven Kooperation haben Netzwerk Teilchenwelt und dere der Teilchenphysik ergänzen.
die Joachim Herz Stiftung mit Lehrkräften, Didaktiker:innen und
Forscher:innen daran gearbeitet, dieses Unterrichtsmaterial zu Der zeitliche Bedarf für die Behandlung eines
entwickeln. Es soll Ihnen – fachlich korrekt und gleichzeitig Kurses beträgt ca. ein bis zwei Unterrichtsstunden.
praktisch einsetzbar – die Erkenntnisse auf einem für die Schule Vorkenntnisse zur Teilchenphysik sind kaum not
zugänglichen Niveau darstellen, Basiskonzepte wie Ladungen und wendig. Die Mikrokurse können und sollen deshalb
Wechselwirkungen herausarbeiten, Hintergrundinformationen zur auch gerade dort eingesetzt werden, wo nur
experimentellen Methodik liefern und Anregungen geben, wie wenig Zeit zur Verfügung steht oder das Thema
Teilchen- und Astroteilchenphysik im Unterricht behandelt werden Teilchenphysik nicht im Lehrplan verankert ist.
können.
Zu jedem Kurs werden Einsatzmöglichkeiten
Entstanden ist eine Reihe mit vier Bänden, die sowohl gedruckt und wünschenswerte Vorkenntnisse der Schüler:innen
als auch unter www.teilchenwelt.de/tp kostenfrei erhältlich sind. angegeben. Auf mögliche Erweiterungen und
LADUNGEN, WECHSELWIRKUNGEN UND TEILCHEN (Band 1) führt Vertiefungen wird hingewiesen.
in die grundlegenden Konzepte der Elementarteilchenphysik ein.
FORSCHUNGSMETHODEN (Band 2) thematisiert Aufbau und
Funktionsweise von Teilchenbeschleunigern und Detektoren und
geht auf die Ziele der Forschung ein. KOSMISCHE STRAHLUNG
(Band 3) bietet Einblicke in die experimentelle Untersuchung von
kosmischen Teilchen am Beispiel der Myonen. MIKROKURSE
(Band 4) liefert voneinander unabhängige Einheiten, die eine
Brücke von klassischen Lehrplanthemen zur Teilchenphysik
schlagen und in ein bis zwei Unterrichtsstunden umsetzbar sind.
Ich bedanke mich herzlich bei den vielen Lehrkräften, die an den
Materialien mitgearbeitet haben, für diesen Band besonders bei
Beate Brase, Johannes Betz und Otmar Winkler. Wir hoffen, dass
diese Einblicke in die Welt der Elementarteilchen und ihrer
Wechselwirkungen die Faszination der modernen Physik für
Lehrkräfte und Schüler:innen erfahrbar machen und wünschen
Ihnen viel Freude beim Einsatz der Bände.
Michael Kobel
Professor für Teilchenphysik
Technische Universität Dresden
3
4
Inhalt
INHALT
S. 7 1 ÜBERSICHT ÜBER DIE MIKROKURSE
S. 16 4 HEISENBERGSCHE UNBESTIMMTHEITSRELATION
S. 16 4.1 Einsatzmöglichkeiten / Anknüpfungspunkte
S. 16 4.2 Auf dem Weg zur Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelation
5
Download der Materialien unter https://www.leifiphysik.de/tp und https://www.teilchenwelt.de/tp
6
1 Übersicht über die Mikrokurse
1 ÜBERSICHT
ÜBER DIE MIKROKURSE
MIKROKURS LEHRPLANBEZUG VORKENNTNISSE SCHWIERIGKEITSGRAD
Das AEgIS-Experiment waagerechter Wurf Mathematische Beschrei- Aufgaben von leicht bis
(Anwendung) bung des waagerechten schwer
Wurfs
Grundlagen der Fehlerab-
schätzung bei Experimenten
Geeignet ab Klassenstufe 10
Tab. 1: Übersicht über die einzelnen Mikrokurse, ihren Lehrplanbezug, den Schwierigkeitsgrad und benötigte Vorkenntnisse
7
Download der Materialien unter https://www.leifiphysik.de/tp und https://www.teilchenwelt.de/tp
1 D ie ersten Teilchenbeschleuniger zur Vernichtung von Elektronen und Positronen gingen 1963 mit AdA in Frascati (Italien),
1965 mit VEPP-2 in Novosibirsk (Russland) und 1972 mit SPEAR in Stanford (USA) in Betrieb. Die medizinische Anwendung
von Anti-Materie folgte 1975 mit der Erfindung der Positron-Emissions-Tomographie (PET).
2 Im damaligen Artikel in "Physik in unserer Zeit" wird auch schon das AEgIS Experiment erwähnt:
https://www.mpi-hd.mpg.de/kellerbauer/en/articles/2007/Kellerbauer_PhysUnsererZeit_38_(2007)_168.pdf
8
2 Das AEGIS Experiment
2. Versuchsbedingungen
Abb. 1: Schematisches Messprinzip des AEgIS Experiments Erläutere, durch welche Veränderungen der Versuchsbe-
dingungen die Fallstrecke Δy vergrößert werden könnte.
Inzwischen stellen mehrere internationale Forschergruppen
am CERN Anti-Wasserstoffatome H her. Anti-Wasserstoff besteht 3. Genauigkeit bei der Bestimmung
aus einem Anti-Proton als Atomkern sowie einem Positron der Fallbeschleunigung
im Bereich der Atomhülle. Das Anti-Proton besitzt, genau wie a) Der Detektor ist in der Lage, unter bestimmten
das Proton, die Masse mP = 1,67 · 10-27 kg und es gilt mP ≈ m H .1 Bedingungen den Auftreffpunkt des Anti-Wasser-
Ziel der Forschungen ist es, Unterschiede in den Eigenschaften stoffatoms auf 1,0 μm genau zu messen. Berechne die
von Materie und Anti-Materie aufzuspüren, in der Hoffnung, Genauigkeit, mit der im AEgIS-Experiment die Überein-
eine Erklärung dafür zu finden, wie sich wenige Sekunden nach stimmung von g̅ für Anti-Materie mit dem bekannten
dem Urknall ein winziger Überschuss von Materie ergeben Wert von g für Materie bestimmt werden kann.
konnte. Auf die Herstellung des Anti-Wasserstoffs und die
Funktionsweise des Detektors wird an dieser Stelle nicht b) Für diesen Detektor ist eine Messgenauigkeit von 0,2
eingegangen. μm angestrebt, ein solcher Detektor existiert bis jetzt
noch nicht. Berechne für diesen hypothetischen Detektor
Im AEgIS-Experiment soll untersucht werden, ob sich Anti- ebenfalls die Genauigkeit, mit der die Übereinstimmung
Materie im Gravitationsfeld genauso wie Materie verhält, von g̅ und g bestimmt werden kann.
genauer, ob sich die Fallbeschleunigung g̅ für Anti-Materie
von der Fallbeschleunigung g für Materie unterscheidet. 4. Bestimmung der Geschwindigkeitsabweichung
Aufgrund der thermischen Bewegung haben die
Hierzu wird Anti-Wasserstoff H mit einer Anfangsgeschwindigkeit Anti-Wasserstoffatome eine Geschwindigkeitsabwei-
von v0 = 0,50 km
–s horizontal auf einen Detektor geschossen, der chung vT , die in Richtung oder entgegen der experimen-
sich im Abstand von L = 0,80 m von der „Abwurfstelle“ befindet.2 tell eingestellten Anfangsgeschwindigkeit v0 gerichtet ist,
so dass die Anfangsgeschwindigkeit nicht für alle Atome
genau gleich ist. Um die Geschwindigkeitsabweichung vT
INFOBOX: so klein wie möglich zu halten, wird der Anti-Wasserstoff
ANTI-TEILCHEN auf eine Temperatur von TH = 10 K abgekühlt.
1 1
a) Berechne mithilfe der Formel 2 mH̄ vT2 = 2 kB T mit
J
Zu jedem Materieteilchen existiert ein Teilchen, das exakt kB = 1, 38 · 10−23
K
, wie groß die Geschwindigkeits-
dieselbe Masse, aber genau die entgegengesetzten abweichung vT im Experiment ist, und bestimme,
Ladungseigenschaften besitzt. Dieses Teilchen nennt um wie viel Prozent somit die Anfangsgeschwindigkeit
man das zugehörige Anti-Teilchen. Bis heute ist nicht v0 schwankt.
verstanden, warum sich wenige Sekunden nach dem
Urknall aus zunächst gleichen Anteilen von Materie und b) In den kommenden Jahren soll die Temperatur des
Anti-Materie ein winziger Überschuss von einem Anti-Wasserstoffs auf TH = 10 mK herabgesenkt werden.
Milliardstel mehr Materie als Anti-Materie bilden konnte. Berechne auch für diese Temperatur die Geschwindig-
Ohne diesen Überschuss hätte sich innerhalb weniger keitsabweichung der einzelnen Atome. Begründe, warum
Minuten die gesamte Materie des Universums mit der die Wissenschaftler:innen es anstreben, die Temperatur
Anti-Materie vernichtet, was zu einem Universum des Wasserstoffs weiter abzusenken.
geführt hätte, das ausschließlich aus der bei
der Vernichtung entstehenden Strahlung bestünde.
1 Die Masse des Positrons würde hier erst in der übernächsten Stelle zu dem Ergebnis
beitragen: mH = 1,6735 · 10-27 kg im Vergleich zu mP = 1,6726 · 10-27 kg
2 Dieser Abstand kann im Experiment auf bis zu 2 m erhöht werden. Momentan wird
allerdings ausschließlich der kürzere Abstand von 0,80 m verwendet.
9
Download der Materialien unter https://www.leifiphysik.de/tp und https://www.teilchenwelt.de/tp
http://www.teilchenwelt.de/tp
2.3 LÖSUNGEN ZU DEN AUFGABEN thermische Bewegung der einzelnen Anti-Wasserstoffatome bei
den angestrebten TH = 10 mK um
Aufgabe 1: Berechnung der Fallstrecke Δy 9, 1 ms 9, 1 m
vT
Wir legen den Ursprung des Koordinatensystems in die = km
= s
m = 0, 0182 = 1, 82 % .
v0 0, 5 s 500 s
„Abwurfstelle“ und orientieren die y-Achse nach unten. Dann
gilt für den waagerechten Wurf unter der Annahme, dass g̅ =g Die Wissenschaftler:innen verwenden möglichst kalten
Anti-Wasserstoff, damit die Geschwindigkeitsschwankung
x(t) = v0 · t g·x2
⇒ y(x) = . aufgrund der thermischen Energie der einzelnen Atome
y(t) = 12 · g · t2 2·v02
abnimmt. Dies ist wichtig, da die Anfangsgeschwindigkeit die
Die Strecke Δy ergibt sich dann durch Fallstrecke Δy beeinflusst.
g · L2 9, 8 sm2 · (0, 80 m)2
∆y = y(L) =
2 · v02
⇒
2 · (0, 5 km 2
= 1, 26 · 10−5 m = 12, 6 µm .
s )
ZUSATZ-
Aufgabe 2: Versuchsbedingungen INFORMATION
g · L2
Anhand des Versuchsaufbaus und des Terms ∆y = 2 · v2
0
FÜR LEHRKRÄFTE
erkennt man, dass eine Vergrößerung der Strecke Δy zum einen
durch eine Vergrößerung der Strecke L und zum anderen durch
eine Verkleinerung der Anfangsgeschwindigkeit v0 erreicht Als Detektor für den Auftreffpunkt der Anti-Wasser
werden könnte. stoffatome dient ein hochauflösender Silizium-Strei
fendetektor. Ziel des Experimentes ist prinzipiell, das
Aufgabe 3: Genauigkeit bei der Bestimmung Verhalten von Anti-Wasserstoff zu untersuchen. Mit
der Fallbeschleunigung zunehmender Genauigkeit der Messungen sind auch
Eine Messungenauigkeit des Auftreffpunkts von +– 1,0 μm Fragestellungen zu beantworten, die auf konkrete
bedeutet, dass die relative Messabweichung der mittleren Unterschiede bei der Fallbeschleunigung von Materie
Fallstecke Δy im Experiment 12, 6 µm = 0, 079 = 7, 9 % beträgt. Aus
1, 0 µm
und Anti-Materie abzielen.
der Fallstrecke Δy berechnet sich g̅ über Anti-Wasserstoff muss aufwendig hergestellt und dann
gekühlt werden, damit die Geschwindigkeitsschwan
ḡ · L2 2 · ∆y · v02
∆y = 2 ⇔ ḡ = . kung aufgrund der Wärmebewegung nicht zu großen
2 · v0 L2
Einfluss auf die Messwerte hat. Es ist sichtbar, dass die
Da g̅ direkt proportional zu Δy ist, gelten die berechneten thermische Geschwindigkeitsschwankung aufgrund
prozentualen Abweichungen für Δy ebenso für g̅ . Damit lässt der geringen Masse der Anti-Wasserstoffatome bei der
sich mit diesem Detektor die Übereinstimmung von g und g̅ Temperatur von 10 K in der Größenordnung 57 % · v0
mit einer Genauigkeit von 7,9 % überprüfen. liegt. Würde man v0 verringern, wäre der Störeinfluss
Die mittlere relative Abweichung der mittleren Fallstrecke für der thermischen Bewegung sogar noch größer.
den hypothetischen Detektor mit einer Genauigkeit von 0,2 μm Das AEgIS-Experiment wird stetig weiterentwickelt
und damit auch die damit verbundene Genauigkeit von der und verbessert. In der Zukunft soll die Genauigkeit der
Übereinstimmung von g und g̅ beträgt 12, 6 µm = 0, 016 = 1, 6 %.
0, 2 µm Detektoren wachsen und die Temperatur des Anti-Was
serstoffs und damit auch die Geschwindigkeitsabwei
chung reduziert werden.
Aufgabe 4: Bestimmung der Geschwindigkeitsabweichung Der Mittelwert der Geschwindigkeiten lässt sich
Aus dem gegebenen Zusammenhang folgt wesentlich genauer als deren Schwankung bestimmen,
nämlich für N Anti-Wasserstoffatome mit einer
1 1 kB T
m v 2 = kB T ⇒ v T =
2 H̄ T 2 mH̄
. 57, 4 %
Genauigkeit von √N . Eine höhere Genauigkeit bei
der Bestimmung der Fallstrecke wird ebenso durch
Einsetzen der gegebenen Werte liefert wiederholte Messung und Mittelwertbildung erreicht.
J
1, 38 · 10−23 K · 10 K m
vT =
1, 67 · 10−27 kg
= 287
s .
EXKURS: Zusammenhang zwischen
. kinetischer Energie und Temperatur
Die Anfangsgeschwindigkeit v0 schwankt somit durch die
thermische Bewegung der einzelnen Anti-Wasserstoffatome um
Die Temperatur eines Ensembles, d. h. einer Vielzahl von
vT
=
287 ms
=
287 m
s .
= 0, 574 = 57, 4 %. Teilchen, ist ein Maß für die mittlere kinetische Energie Ekin
m
v0 0, 5 km
s
500 s der Teilchen des Ensembles. In einem idealen Gas beispielswei-
Für die Temperatur von TH = 10 mK ergibt sich für die se ist die mittlere kinetische Energie der Teilchen direkt
Geschwindigkeit proportional zur Temperatur T des Gases und wird über den
3
Zusammenhang Ekin = 2 · kB · T beschrieben, mit der Boltz-
1, 38 · 10−23 KJ
· 10 mK 1, 38 · 10−23 KJ
· 0, 01 K µeV J
vT = = = 9, 1
m
. mann-Konstante kB = 86, 7 K = 1, 38 · 10−23 K . Der Faktor 3 in der
1, 67 · 10−27 kg 1, 67 · 10−27 kg s
Gleichung steht für die drei Raumrichtungen. Wird nur eine
Raumrichtung betrachtet, lautet der Zusammenhang
1
Die Anfangsgeschwindigkeit v0 schwankt somit durch die Ekin = · kB · T .
2
10
3 Bestimmung von Teilchenmassen
3 BESTIMMUNG
VON TEILCHENMASSEN
3.1 EINSATZMÖGLICHKEITEN / Zudem sollten die Schüler:innen vor dem Kurs den Impuls auch
ANKNÜPFUNGSPUNKTE als Vektor kennen sowie mit Anwendungen des Energie- und
Impulserhaltungssatzes vertraut sein. Deshalb empfiehlt es sich,
Der Mikrokurs beschäftigt sich mit der Bestimmung der Masse das Material in den Physik-Leistungskursen oder Profilkursen
von instabilen Elementarteilchen aus den Energien und einzusetzen.
Impulsen der jeweiligen Tochterteilchen. Nach einer auch für
Schüler:innen nachvollziehbaren Darstellung der wichtigsten Der Einsatz kann im Rahmen eines Inhaltsbereiches zur
physikalischen und mathematischen Grundlagen erfolgt eine Teilchenphysik erfolgen oder, falls dieser Themenbereich im
ausführliche Beschreibung der Massenbestimmung des Lehrplan nicht verankert ist, als Anwendung der speziellen
Higgs-Teilchens. Relativitätstheorie mit Bezug zur Teilchenphysik. Die Rechenauf-
gaben sind als mathematisch schwierig einzustufen.
Folgende Kenntnisse werden vorausgesetzt:
• Spezielle Relativitätstheorie Durch den Kurs wird eine direkte Verbindung von Lehrplaninhal-
• Relativistische Beziehung zwischen Masse3 m ten zu einer aktuellen und bedeutenden Leistung der modernen
und Gesamtenergie E = γ ∙ m ∙ c2 mit dem Lorentzfaktor Physik, der Entdeckung des Higgs-Teilchens, möglich. Eine
Betrachtung dieser Entdeckung, verbunden mit der Verleihung
des Nobelpreises für Physik 2013 an Peter Higgs und François
• Englert, bietet sich im Anschluss an die Behandlung des
• Alle Teilchen besitzen einen charakteristischen, unverän- Mikrokurses an.
derlichen Wert der Masse m, anhand der sie sich
eindeutig identifizieren lassen. Die Masse ist sozusagen
ein „Fingerabdruck“ eines Teilchens.
• Die meisten subatomaren Teilchen sind nicht stabil,
sondern wandeln sich in leichtere, stabile Teilchen um.
3 D
ie Masse m bezeichnet hier, wie in der Teilchenphysik üblich, die unveränderliche Teilcheneigenschaft, die häufig auch als Ruhemasse m0 bezeichnet
wird. Unter Verwendung dieser Konvention für das Symbol m lautet Einsteins berühmte Masse-Energie-Äquivalenz E = γ ∙ m ∙ c2.
Für Geschwindigkeiten, die klein im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit sind, ist der Lorentzfaktor γ ≈ 1, bei Geschwindigkeiten v → c kann γ
und damit E beliebig groß werden. Ausführlichere Erläuterungen zum Begriff der Masse in der Teilchenphysik sind im Band "Forschungsmethoden" dieser
Heftreihe auf Seite 10 zu finden. 11
Download der Materialien unter www.leifiphysik.de/tp und www.teilchenwelt.de
https://www.leifiphysik.de/tp und https://www.teilchenwelt.de/tp
4 D
er Large Hadron Collider (LHC) ist ein Teilchenbeschleuniger am CERN in Genf. Mit 27 km Umfang ist er der größte Teilchenbeschleuniger weltweit.
12 Am LHC werden Teilchen bei hohen Energien zur Kollision gebracht, um so neue Teilchen zu erzeugen und zu untersuchen.
3 Bestimmung von Teilchenmassen
AUFGABEN
1. Beziehung zwischen Masse, Gesamtenergie Damit ergibt sich folgende Vorgehensweise zur Bestimmung
und Geschwindigkeit der Masse von instabilen Teilchen:
Für ein stabiles Teilchen werden seine Gesamtenergie E und
seine Geschwindigkeit v gemessen. Gib ausgehend von der • Bestimmung der Teilchenarten aller Umwandlungs-
relativistischen Masse-Energie-Beziehung eine Formel an, produkte und jeweils Messung der Energien Ei oder
͢
mit der sich die Masse m aus der gemessenen Gesamtener- der Impulse pi der Umwandlungsprodukte. Der Index
gie und der Geschwindigkeit berechnen lässt. i nummeriert dabei alle entstehenden Umwandlungs-
produkte.
2. Abhängigkeit der Energie von Masse und Impuls • Addition aller so bestimmten Energien und Impulse:
Sehr viele Teilchen besitzen eine so extrem kurze Lebens-
dauer, dass es unmöglich ist, experimentell ihre Geschwin-
digkeit zu messen. Nur ihre Umwandlungsprodukte
erreichen den Detektor. Wie erfolgt die Bestimmung der Da der Impuls eine gerichtete Größe ist, müssen die
Masse von solch instabilen Teilchen aus diesen Tochterteil- Impulse „vektoriell“ addiert werden. Man benötigt also
chen? Dazu muss man wissen, dass die Detektoren je nach auch Kenntnisse über die Bewegungsrichtungen der
Teilchenart nur die Gesamtenergie (in sogenannten Umwandlungsprodukte.
„Kalorimetern“) oder den Impuls elektrisch geladener • Einsetzen dieser Energie- und Impulssummen in die
Teilchen (durch die Krümmung der Bahn in einem Magnet- nach m umgestellte relativistische Energie-Impuls-
feld) sehr genau messen können. Geschwindigkeiten sind Gleichung für das Mutterteilchen:
hingegen in der Regel sehr schwer genau messbar, weil sich
fast alle Teilchen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegen.
Wir benötigen eine Gleichung, welche die Energie in
Abhängigkeit der Masse und des Impulses angibt. Zeige
unter Verwendung von p = γ ∙ m ∙ v, wobei p die relativisti- Ist es ein Problem, wenn man für ein Tochterteilchen i nur
sche Verallgemeinerung
des klassischen Impulses ist, dass dessen Impuls genau messen kann, jedoch nicht dessen
J
1, 38 · 10−23 K · 0, 100 gilt.
K m Energie? Nein, wenn man alle involvierten Teilchenarten in
vT = = 28, 8 (1)
1, 001 · 1, 66 · 10−27 kg s
einer Umwandlung kennt: In die (in Aufgabe 2 hergeleitete)
vT 28, 8 ms
3. Berechnung= von m Teilchenmassen
= 0, 072 = 7, 2% (2) Beziehung setzt man dann die bekannte
v0 400 s
Löst man die in Aufgabe 2 hergeleitete Formel nach m auf, Masse mi des Tochterteilchens ein und kann damit Ei
1
so ergibt sich: m = c2 E 2 − p2 · c2 . Mithilfe dieses Zusam- (3) bestimmen. Analog geht man vor, wenn man nur Ei und die
menhangs können wir die
Masse eines
2 2
instabilen Teilchens Bewegungsrichtung kennt.
bestimmen, 1
wenn man
die Gesamtenergien und Impulse (4)
m = 2 Ei − pi · c2
c
aller Tochterteilcheni misst. Diesi ist möglich, da entspre- Berechne die Masse m des Teilchens, das sich in
chend der Energie- und Impulserhaltung die Gesamtenergie Abb. 2 in zwei Photonen umgewandelt hat! Bestimme dazu
͢ ͢
und der Gesamtimpuls des instabilen Teilchens gleich den zunächst die Vektoreinträge von p1 und p2 . Entscheide, um
Summen der Gesamtenergien und der Impulse der welches Teilchen es sich handeln könnte.
Tochterteilchen sind.
Angaben:
Photon 1: E1 = 82,2 GeV
Impulsrichtung:
1
13
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3.3 LÖSUNGEN ZU DEN AUFGABEN Anmerkung: Bei der Herleitung wurde explizit vorausgesetzt,
dass die Geschwindigkeit nicht v = c sein darf, dass das Teilchen
Aufgabe 1: Beziehung zwischen Masse, also z. B. kein Photon ist. Durch eine Grenzwertbetrachtung
Gesamtenergie und Geschwindigkeit kleiner Massen, d. h. für m → 0, kann man aber zeigen, dass die
Beziehung zwischen Ruhemasse, Energie und Lorentzfaktor obige Formel auch für masselose Teilchen gilt.
nach m auflösen:
Aufgabe 3: Berechnung von Teilchenmassen
Anmerkung: Diese Umformung geht nur für v ≠ c. Durch einen In den Angaben sind ex , ey und ez die Komponenten des Ein-
Grenzübergang m → 0 kann man aber die Gültigkeit auch für heitsvektors in Bewegungsrichtung und geben daher den Anteil
m = 0, also für ein masseloses Teilchen, zeigen. des Impulses in der jeweiligen Richtung an. Die Komponenten
des Impulses können aus den angegebenen Richtungen
Aufgabe 2: Abhängigkeit der Energie von Masse und Impuls bestimmt werden.
Es gelten die zwei Beziehungen
Photonen haben keine Ruhemasse, daher gilt aus
Zuerst wird der Impuls, mit dem eingesetzten γ, quadriert und 1, 38 · 10−23 KJ
· 0, 100 K m
vT = = 28, 8 (1)
nach v2 umgestellt: 1, 001 · 1, 66 · 10−27 kg s
vT 28, 8 ms
= = 0, 072 = 7, 2% (2)
v0 400 ms
1 2
m = E − p2 · c 2 (3)
In die Gleichung c2
2 2
Die linke Seite wird ausmultipliziert und anschließend v auf die 1
m = 2 Ei − pi · c2 (4)
c
rechte Seite der Gleichung gebracht und ausgeklammert:
i i
Die Gleichung wird nach v umgestellt. Damit erhalten wir für
den Betrag von v: Das ist ein Wert, der sehr nahe an der Masse des im Sommer
2012 am LHC entdeckten Higgs-Teilchens liegt!
1
14
3 Bestimmung von Teilchenmassen
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4 HEISENBERGSCHE
UNBESTIMMTHEITSRELATION
4.1 EINSATZMÖGLICHKEITEN / Ergebnis: Die Töne können besser unterschieden werden, je
ANKNÜPFUNGSPUNKTE länger sie zu hören sind. Das bedeutet, dass wir das Signal über
ein ausreichend langes Zeitintervall Δt untersuchen müssen,
Durch ein Einstiegsexperiment aus ihrer Erfahrungswelt um die Frequenz f halbwegs exakt ermitteln zu können und die
entwickeln die Schüler:innen ein intuitives Verständnis für die Messungenauigkeit Δf zu verkleinern. Die Messung der
Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation der Form Frequenz zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ist nicht
h .
ΔE · Δt ≥ 4π möglich.
Der Kurs ist überall dort einsetzbar, wo die besonderen Mathematische Betrachtung:
Eigenschaften von Quantenobjekten behandelt werden. Er Über ein Zeitintervall Δt werden mit einem Messgerät N
bietet den Schüler:innen einen Zugang, die in diesem Bereich Perioden des Tones gezählt. Da man es nie ganz schafft, dass
geltenden Gesetze zu verstehen. Auch wenn auf umfangreiche das Zeitintervall Δt genau bei Beginn der ersten Periode
mathematische Herleitungen verzichtet wird, ist das Niveau des anfängt, bzw. genau am Ende der letzten Periode aufhört,
Mikrokurses als hoch einzustufen. Eine ausführliche Interpretati- entsteht eine gewisse Messungenauigkeit ΔN = r, wobei
on der Beziehung sowie der Verweis auf konkrete Anwendungs- 0 < r < 1 den zusätzlichen oder fehlenden Bruchteil einer
gebiete sind empfehlenswert. Periode bezeichnet. Die Frequenz erhält man aus der Zahl der
N . Da die Messungenauigkeit der
Perioden pro Zeit: f = Δt
In einem zweiten Schritt kann dann die Einführung der Periodenzahl ΔN = r beträgt, ergibt sich die Messungenauigkeit
h erfolgen.
Beziehung Δp · Δx ≥ 4π der Frequenz zu Δf ≥ Δtr .
Folgende Kenntnisse werden vorausgesetzt: Wenn wir also für eine Frequenzmessung eine Auflösung kleiner
gleich Δf benötigen, so erfordert dies ein Zeitintervall Δt, das
• Grundkenntnisse der Akustik: Frequenz eines Tones und größer gleich einer bestimmten Mindestzeit ist, die von Δf
Periodendauer abhängt:
• Energie-Frequenz-Beziehung E = h ∙ f der Quantenphysik r
Δt ≥ Δf (1)
• Berechnung von Messungenauigkeiten
Wir nehmen an, dass dieser Zusammenhang für alle Wellen
Wichtiger Hinweis: Es handelt sich um ein Analogieexperiment gültig ist. Für Wellen kennen wir zudem den Zusammenhang
und nicht um einen Beweis! E = h · f. Multiplizieren wir die rechte Seite der Beziehung (1) mit
h, so erhalten wir:
rh = rh
Δt ≥ hΔf
4.2 AUF DEM WEG ZUR ΔE .
HEISENBERGSCHEN Dies ist die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation in der
UNBESTIMMTHEITSRELATION Form ΔE · Δt ≥ r · h. Aus der quantenmechanischen Herleitung
1 (wobei dieser Wert auch für die
ergibt sich der Bruchteil r = 4π
Aufgabe: Unterscheide, welcher der folgenden Töne höher ist. Messungenauigkeit des hier erdachten akustischen Experiments
durchaus eine passende Größenordnung hat) und damit die
Demonstration: Ein:e Schüler:in oder die Lehrkraft singt zwei Unbestimmtheitsrelation zwischen Energie und Zeit:
fast identische Töne jeweils für nur sehr kurze Zeit! Alternativ h .
ΔE · Δt ≥ 4π
können zwei Flaschen mit geringfügig unterschiedlicher
Wasserfüllhöhe durch „Darüberblasen“ zum Klingen gebracht Wenn wir die Energie eines quantenmechanischen Systems mit
oder ein Soundgenerator genutzt werden5. der Genauigkeit ΔE messen möchten, so benötigen wir also eine
h
Messdauer, die größer ist als Δt ≥ 4πΔE .
Ergebnis: Eine Unterscheidung der Töne wird sehr schwer fallen
und kaum möglich sein.
16 5 z. B. www.audiocheck.net/audiofrequencysignalgenerator_sinetone.php
4 Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation
Anmerkung:
E Ruhe
• Diese Gesetzmäßigkeit gilt wegen m = c 2 ebenfalls
für die Masse von instabilen Teilchen, die man im Mittel
nur während einer endlichen Zeit Δt = τ, die durch ihre
mittlere Lebensdauer τ gegeben ist, beobachten kann.
Daher besitzt die Ruhemasse von instabilen Teilchen eine
h h
Unbestimmtheit von Δm ≥ 4 · π · c 2 · Δt = 4 · π · c 2 · Δ τ .
Man spricht bei instabilen Teilchen von der „Breite“ ihrer
Massenverteilung, deren Vermessung oft die einzige
Möglichkeit ist, so kurze Lebensdauern wie 10-25 s zu
bestimmen. Auch die Energieniveaus von angeregten
Zuständen von Atomen mit endlicher Lebensdauer sind
entsprechend „verbreitert“.
• Für ein masseloses Teilchen gilt: ∆E = ∆p ∙ c. Mit Δt ≥ Δx c .
erhält man die in der Quantenmechanik übliche Impuls-
Ort-Unbestimmtheitsrelation
h
Δp · Δx ≥ 4π .
Man kann zeigen, dass dies auch allgemein für nicht-relati-
vistische Teilchen (v << c) gilt.
• Im Zusammenhang mit der Behandlung des Mikrokurses ist
es wichtig zu betonen, dass die Heisenbergsche Unbe-
stimmtheitsrelation ein Wesenszug der Quantenmechanik
ist. Sie beschreibt eine prinzipielle Unbestimmtheit
zwischen bestimmten physikalischen Größen, die nicht
durch ein besseres Messverfahren behoben werden kann.
17
www.leifiphysik.de/tp und www.teilchenwelt.de
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18
5 Woher kommen die Elektronen bei der β-Strahlung?
Anti-Neutrino ν̅ 0 vernachlässigbar
(< 0,000002 MeV
c2 )
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Das Proton p müsste bereits aus einem Neutron n, einem Positron e+ und einem Neutrino ν bestehen. Wenn aber ein Neutron n bereits
aus einem Proton p, einem Elektron e- und einem Anti-Neutrino ν̅ besteht, besteht es dann folgerichtig aus einem Neutron n, einem
Positron e+, einem Neutrino ν, einem Elektron e- und einem Anti-Neutrino ν̅ . Damit würde das Neutron aus sich selbst und vier
weiteren Teilchen bestehen, was zu einem Widerspruch führt.
e–
e– e+
e+ n
p n
–
v–
–v v v v
e–
e–
e+ p
p + e+ v
–
v –
v v
Es müsste immer sowohl ein Paar aus einem Positron e+ und Einfacher und eleganter ist es, einen symmetrischen Prozess
einem Elektron e- sowie einem Neutrino ν und einem Anti-Neu- anzunehmen, bei dem die emittierten Teilchen weder
trino ν̅ entstehen, und das Positron und das Neutrino müssten bei der β+-Umwandlung noch bei der β – -Umwandlung vorher
immer emittiert werden, während sich das Elektron und das Bestandteile der Nukleonen waren, sondern als ein einziges
Anti-Neutrino mit dem Proton zu einem Neutron binden. Paar im Emissionsprozess neu erzeugt wurden, dass also
Schwierig zu erklären wäre u. a.: folgendes Modell des Neutrons falsch ist:
Neutron
20
5 Woher kommen die Elektronen bei der β-Strahlung?
• β-Teilchen sind Elektronen oder Positronen. Die in den Nukleonen befindlichen Up- und Down-Quarks
• β-Teilchen werden im Emissionsvorgang neu erzeugt. können sich über W-Teilchen ineinander umwandeln – und
• Neutronen und Protonen sind keine Elementarteilchen. damit Neutronen in Protonen und umgekehrt. Daher ist die
Wir wissen heute, dass sie sich jeweils aus drei Quarks historisch etablierte Bezeichnung β-Zerfall irreführend. Es
zusammensetzen. zerfällt kein zusammengesetztes Teilchen in seine Bestandteile,
sondern eine der Komponenten wandelt sich um, wobei völlig
neue Teilchen entstehen. Die in der β– -Umwandlung und
β+-Umwandlung emittierten Elektronen und Neutrinos werden
über die Umwandlung des ausgesandten W-Teilchens erzeugt.
u
+2/3
d
–1/3 e–
d
–1/3 W– –
ve
Neutron d u
d d
u u
ß–-Umwandlung: d—> W– + u
u
+2/3
u
+2/3
d e+
–1/3
W+ ve
Proton
u d
u u
d d
ß+-Umwandlung: u—> W+ + d
21
22
Notizen
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DIE JOACHIM HERZ STIFTUNG
Die gemeinnützige Joachim Herz Stiftung arbeitet überwiegend operativ und ist vorrangig in den Themenfeldern Naturwissenschaften,
Wirtschaft sowie Persönlichkeitsbildung tätig. In diesen drei Bereichen werden auch kleine, innovative Projekte Dritter gefördert. Seit
2017 unterstützt die Stiftung zudem Forschungsprojekte in den Themenfeldern Medizin, Recht und Ingenieurwissenschaften. Die
Joachim Herz Stiftung wurde 2008 errichtet und gehört zu den großen deutschen Stiftungen.
Der Programmbereich Naturwissenschaften führt Jugendliche an die Naturwissenschaften heran und fördert den wissenschaftlichen
Nachwuchs auf dem Weg in die Wissenschaftskarriere.
Ziel des Themenfeldes „Naturwissenschaften vermitteln“ ist es, den naturwissenschaftlichen Unterricht durch zeitgemäße Materialien
und flankierende Lehrerfortbildungen zu stärken. Gemeinsam mit dem Netzwerk Teilchenwelt hat die Joachim Herz Stiftung in
enger Abstimmung mit Lehrkräften, Didaktiker:innen und Wissenschaftler:innen Unterrichtsmaterialien zum Thema Teilchenphysik
entwickelt, um aktuelle und forschungsnahe Fragestellungen aus den Naturwissenschaften für die Schule aufzubereiten. Die entstan-
denen Materialien stehen unter https://www.leifiphysik.de/tp und https://www.teilchenwelt.de/tp kostenfrei zum Download zur
Verfügung.
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In den Lehrplänen einiger Bundesländer gibt es noch keinen eigenständigen Themenbereich
Teilchenphysik. Für diesen Fall sind die hier vorgestellten Mikrokurse zusammengestellt worden.
Alle Kurse schlagen auf originelle Weise eine Brücke von klassischen Lehrplanthemen zu aktuellen
Forschungsgegenständen. Denn viele der im Physikunterricht behandelten Themen lassen sich leicht
um einen Bezug zur modernen Physik und insbesondere der Teilchenphysik ergänzen.
Der zeitliche Bedarf für die Behandlung eines Kurses beträgt ca. ein bis zwei Unterrichtsstunden. Vor-
kenntnisse zur Teilchenphysik sind kaum notwendig. Die Mikrokurse können und sollen deshalb auch
gerade dort eingesetzt werden, wo nur wenig Zeit zur Verfügung steht oder das Thema Teilchenphysik
nicht im Lehrplan verankert ist.