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Vorlesung Bremssysteme
Juni 2006
Aufgaben
Aufgabe (I):
Welche Vorschriften regeln die Ausrüstung und Leistungsfähigkeit von Bremsanlagen
bei Kraftfahrzeugen ?
a) im Deutschen Raum
b) im Europäischen Raum
c) in den USA
Aufgabe (II):
Welche Energiequellen sind zur Betätigung von Bremsanlagen prinzipiell denkbar ?
Aufgabe (III):
Gliedern Sie die Bremsanlage in ihre allgemeinen Grundbestandteile (Hauptgruppen).
Aufgabe (IV):
Nennen Sie die während des Bremsvorganges auftretenden Verlustzeiten.
a) vom Fahrer verursachte Verlustzeiten
b) vom Bremssystem verursachte Verlustzeiten
Aufgabe (V):
Bestimmen Sie a) den Bremsweg (in der Betätigungszeit tb) und b) den Anhalteweg (tr +
tb) für folgende Parameter:
v = 100 km/h
Verzugszeit tu = 0,2 s
Schwellzeit ts = 0,1 s
Reaktionszeit tr = 0,5 s
Bremsverzögerung &x& B,t b = 7 m / s 2
Aufgabe (VI):
Ein Fahrzeug fährt mit einer Geschwindigkeit von v = 100 km/h. Das Fahrzeug wird nun
ideal konstant mit 2 m/s2 gebremst.
Welche Strecke hat das Fahrzeug nach Bremsbeginn zurückgelegt, wenn
a) es noch 60 km/h schnell ist?
b) es zum Stillstand gekommen ist (V=0)?
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Kfz-Bremssysteme Prof. Dr.-Ing. Ing. grad. Karlheinz H. Bill
Aufgabe (VII):
Erläutern Sie formelmäßig den Unterschied zwischen der mittleren Verzögerung über
der Bremszeit und der mittleren Verzögerung über dem Bremsweg.
Warum unterscheiden sich die beiden Werte in der Regel bei einer Bremsung ?
Aufgabe (VIII):
Berechnen Sie das kraftschlussbedingte Bremsvermögen für das nachfolgend spezifi-
zierte Fahrzeug auf griffiger Fahrbahn (µ = 1,1)
a) bei reiner Vorderachsbremsung
b) bei reiner Hinterachsbremsung
c) bei idealer Allradbremsung
Fahrzeugdaten:
Radstand m l 2,32
Schwerpunktabstand HA m lh 1,45
Schwerpunkthöhe m hs 0,5
Radwiderstandsbeiwert fR 0,015
Aufgabe (IX):
Skizzieren Sie ein Bremskraftverteilungsdiagramm (mit Hilfslinien für das Verzöge-
rungsraster) für einen Pkw und zeichnen Sie neben einer sinnvollen idealen Verteilung
die reale Bremskraftverteilung ein, wenn die Bremsanlage mit einem Bremskraftbegren-
zungsventil an der Hinterachse ausgerüstet ist.
Aufgabe (X):
Was versteht man unter der
a) äußeren Übersetzung und der
b) inneren Übersetzung einer Bremsanlage?
Geben Sie bitte auch den formelmäßigen Zusammenhang an.
Aufgabe (XI):
An einer Bremsanlage wurden folgende Daten ermittelt:
Bremspedalkraft 282,7 N
Bremsdruck 90 bar
Bremskolbendurchmesser der Radbremse 20 mm
Bremsmoment am Rad 848,23 Nm
Bremsenreibradius 0,15 m
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Aufgabe (XII):
Beschreiben Sie die Funktion des Bremskraftverstärkers mit folgenden Schwerpunkten:
a) Welche Aufgabe hat die Membran
b) Welche Aufgabe hat das Tellerventil
c) Welche Aufgabe hat die Reaktionsscheibe
Aufgabe (XIII):
Bestimmen Sie die Steuergehäusefläche und die Kolbenstangenfläche an der Reakti-
onsscheibe des Bremskraftverstärkers:
Druckstangenfläche: ADS = 2000 mm2
Boosterverstärkung: iBooster = 4
Aufgabe (XIV):
Skizzieren Sie qualitativ den Bremsdruck als Funktion der Bremspedalkraft bis zu einem
Wert von ca. 500 N eines pneumatischen Bremskraftverstärkers für folgende Druckzu-
stände in der Unterdruckkammer:
a) 0,2 bar
b) 0,5 bar
Für das Fahrzeug wird ein Blockierdruck von 90 bar bei einer Pedalkraft von 250 N an-
genommen. Zeichen Sie in die Kurven die Aussteuerpunkte ein.
Aufgabe (XV):
Welche Maßnahmen sind an einem pneumatischen Bremskraftverstärker notwendig,
um die Verstärkung bei gleich bleibender Boostermembran und gleich bleibendem
Druckgefälle (Unterdruck/Umgebungsdruck) zu verändern?
Aufgabe (XVI):
Welche funktionsrelevanten Unterschiede existieren zwischen einem Smart-Booster
und einem pneumatischen Bremsassistenten?
Aufgabe (XVII):
Nennen Sie Bauarten von Teilbelagscheibenbremsen
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Kfz-Bremssysteme Prof. Dr.-Ing. Ing. grad. Karlheinz H. Bill
Aufgabe (XVIII):
Welche ABS-Regelstrategien sind an einer Achse prinzipiell möglich?
Aufgabe (XIX):
Skizzieren Sie den Arbeitsbereich eines ABS im µ-Schlupf Diagramm.
Aufgabe (XX):
Nennen Sie unterschiedliche Prinzipien von elektrischen Pkw-Bremssystemen und be-
schreiben Sie deren Grundfunktion (in Stichpunkten).
Aufgabe (XXI):
Bestimmen Sie die Radblockier- und wiederbeschleunigungszeit (tblockieren, tbeschleunigen)
und die Druckabbauzeit im Hydrauliksystem bei µ-Sprung von Hochreibwert auf Nied-
rigreibwert:
Hochreibwert µhigh = 0,8;
Niedrigreibwert µlow = 0,1;
Massenträgheit des Rades θRad = 0,6 kgm2;
Radlast GR = 4000N;
Dynamischer Radhalbmesser rdyn = 0,3 m
Fahrzeuggeschwindigkeit v0 = 60 km/h;
Bremsdruck phydr. = 100 bar (bei µ = 1,0)
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Kfz-Bremssysteme Prof. Dr.-Ing. Ing. grad. Karlheinz H. Bill
Lösungen
Lösung (I):
a) StVZO §41 und 41b
b) RREG 71/320 EWG bzw. (ECE-R13)
c) FMVSS
Lösung (II):
• Muskelkraft (Mensch)
• Mechanik (mechanische Energiespeicher)
• Pneumatik (Druckluft, Unterdruck)
• Hydraulik (hydraulische Energiespeicher)
• Elektrik (elektrische Energiespeicher)
Lösung (III):
• Energieversorgungseinrichtung
• Betätigungseinrichtung
• Übertragungseinrichtung
• Radbremsen
• Zusatzeinrichtungen (des Zugfahrzeuges für einen Anhänger)
Lösung (IV):
a) Wahrnehmungszeit
Schreckzeit
Umsetzzeit
Schwellzeit der Fußkraft
b) Ansprechzeit
Schwellzeit der Bremsanlage
Lösung (V):
a) Bremsweg in der Betätigungszeit tb:
1 1 v 02
x B,tb = v 0 ⋅ tu − ⋅ &x& B,max ⋅ t s + ⋅
2
24 2 &x& B,max
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2
⎛ 100 ⎞⎟
100 1 1 ⎜⎝ 3,6 ⎠
⋅ 7 ⋅ (0,1) + ⋅
2
=> x B,tb = ⋅ 0,2 −
3,6 24 2 7
b) Anhalteweg:
x Anh. = v 0 ⋅ t r + x B,tb
100
=> x Anh. = ⋅ 0,5 + 60,667
3,6
=> x Anh. = 74,556 m
Lösung (VI):
s = ∫ v dt , v = ∫ a dt
Ö v = a ∗ t + v Re st mit v Re st = v 0 − ∆v
1
s= ∗ a ∗ t 2 + v Re st ∗ t + s Re st mit s Re st = 0
2
∆v
Bremszeit: t =
a
1 ∆v 2 ∆v
Ö s= ∗ a ∗ 2 + v Re st ∗
2 a a
1 ( v 0 − v Re st ) 2 ( v − v Re st )
Ö s= ∗ + v Re st ∗ 0
2 a a
1 (100 / 3,6) 2
b) s= ∗ =
2 2
1 (27,778) 2
s= ∗ = 192,901 m
2 2
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Lösung (VII):
Insbesondere zu Beginn eines Bremsvorganges wird bei hoher Geschwindigkeit in kur-
zer Zeit ein großer Weg zurückgelegt, während zum Ende der Bremsung im gleichen
Zeitintervall ein wesentlich geringerer Weg zurückgelegt wird.
Der zeitliche Verlauf der Fahrzeugverzögerung spiegelt sich in der Differenz zwischen
x&&B,m( t ) und x&&B,m( s ) wider.
v2
Mittlere Verzögerung über dem Weg: x&& = 0
B, m ⎛⎜⎝ s ⎞⎟⎠ 2 ⋅ x
B
v
0
Mittlere Verzögerung über der Zeit: x&& =
B, m ⎛⎜⎝ t ⎞⎟⎠ t + t + t
a s v
( )
- z.B. Sportfahrzeug
- z.B. Limousine
v(0)
= f (µ)
dv
dt
Geschwindigkeit v
x = ∫ v(t) dt
Zeit t t(*)
Lösung (VIII):
a) Reine Vorderachsbremsung:
lh 1,45
µR ∗ + fR 1,1∗ + 0,015
l 2,32 0,7025
x&&B,v =g∗ = 9,81∗ = 9,81∗ = 9,033 m / s 2
hs 0,5 0,76293
1 − µR ∗ 1 − 1,1∗
l 2,32
b) Reine Hinterachsbremsung:
lv 2,32 − 1,45
µR ∗ + fR 1,1∗ + 0,015
l 2,32 0,4275
x&&B,h =g∗ = 9,81∗ = 9,81∗ = 3,39 m / s 2
hs 0,5 1,2371
1 + µR ∗ 1 + 1,1∗
l 2,32
c) Idealer Allradbremsung:
x&&B,Allrad =g ∗ (µ R + f R ) = 9,81∗ (1,1 + 0,015) = 10,938 m / s 2
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Lösung (IX):
60%
a=
a=
a=
10
80
60
0
F
%
%
%
B,h
_____
G
40%
a=
40
%
ie
Sollin
20%
Begrenzer
a=
20
%
Lösung (X):
a) Äußere Übersetzung:
Das Verhältnis von Spannkraft am Radzylinder zur Betätigungskraft am Bremspe-
dal.
FSp , B
iä =
FBet , B
FSp,B Spannkraft am Radzylinder
FBet,B Betätigungskraft am Bremspedal
b) Innere Übersetzung:
Das Verhältnis von Gesamtumfangskraft an den Bremsbelägen einer Bremse zur
Spannkraft am Radzylinder.
FU ,B
C* =
FSp ,B
FU,B Gesamtumfangskraft an den Bremsbelägen
FSp,B Spannkraft am Radzylinder
Lösung (XI):
a) Äußere Übersetzung:
FSp , B
iä =
FBet , B
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d k2 ∗ π 0,022 ∗ π
FSp,B = ∗ pB = ∗ 90 ∗ 105 = 2827,43 N
4 4
2827,43
⇒ iä = = 10
282,7
b) Innere Übersetzung:
FU ,B
C* =
FSp ,B
MB 848,23
FU ,B = = = 5654,86 N
rB 0,15
5654,86
⇒ C* = =2
2827,43
Lösung (XII):
a) Der Unterdruck wirkt einseitig auf eine großflächige Membran (Vakuumkammer), die
ihrerseits mit dem Arbeitskolben des Hauptbremszylinders verbunden ist. Auf der
anderen Seite der Membran (Arbeitskammer) herrscht in der Lösestellung der
Bremse der gleiche Unterdruck. Bei Betätigung des Bremspedals wird der Unter-
druck hinter dem Arbeitskolben durch Zutritt von Luft mit Umgebungsdruck abge-
baut; die Differenz auf beiden Seiten der Membran verursacht eine die Pedalkraft
unterstützende Kraft.
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Lösung (XIII):
FDS A DS ⋅ p Re aktionsscheibe A DS
i Booster = = =
FKS A KS ⋅ p Re aktionsscheibe A KS
A DS
iBooster = 4 =
A KS
A DS
=> A KS = = 500 mm 2
4
A DS = A DS − A KS = 2000 − 500 = 1500 mm 2
Lösung (XIV):
p [bar]
0,2 bar
90 Aussteuerpunkt
0,5 bar
Lösung (XV):
Die Flächenverhältnisse an der Reaktionsscheibe müssen verändert werden (Steuer-
gehäuseringfläche, Druckstangenfläche, Kolbenstangenfläche).
Lösung (XVI):
• Regelbarer Proportionalmagnet
• (Wegsensor für den Magnetanker)
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Lösung (XVII):
Festsattelbremse
Schwimmsattelbremse (Faustsattel)
Schwimmrahmensattelbremse
Kombisattelbremse (mit integrierter Feststellbremse)
Lösung (XVIII):
Individuelle Regelung jedes Rades
Select-Low-Regelung
Select-High-Regelung
Mischformen (z.B. modifizierte Individualregelung)
Lösung (XIX):
Das ABS System regelt adaptiv im Bereich des µ-Maximums.
stabil instabil
1.4
Maximalreibwert
1.2
Reibwert µ [-]
Gleitreibwert
1
0.8
0.6
0.4
0.2
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
freirollend Schlupf [%] blockiert
Lösung (XX):
Alle elektrischen Bremssystemen verfügen über eine reine Signalankopplung der Betä-
tigungseinrichtung an das restliche Bremssystem. Es handelt sich als grundsätzlich um
Fremdkraftbremsanlagen.
1. Elektrohydraulisches Bremssystem:
• Es werden konventionelle Radbremsen versendet
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Kfz-Bremssysteme Prof. Dr.-Ing. Ing. grad. Karlheinz H. Bill
2. Elektromechanisches Bremssystem:
• Die Bremskraft wird direkt in der Radbremse mittels elektromechanischer
Komponenten erzeugt.
• Die Übertragungseinrichtung ist elektrisch.
Lösung (XXI):
ϕ&
mit ϕ&& = und v = rdyn ⋅ ϕ&
t
Θ R ,ges
⇒ Blockieren: t blockieren = ⋅v
(µ high − µ low ) ⋅ GR ⋅ rdyn
2
0,6 60
t blockieren = ⋅ ⇒ t blockieren = 39,7 ms
(0,8 − 0,1) ⋅ 4000 ⋅ 0,3 3,6
2
Θ R ,ges
⇒ Beschleunigen: t beschleunigen = ⋅v
µ low ⋅ GR ⋅ rdyn
2
0,6 60
t beschleunigen = ⋅ ⇒ t beschleunigen = 277,8 ms
0,1 ⋅ 4000 ⋅ 0,3 3,6
2
b) Hydraulischer Druckabbau:
− K p ,ab ∗t
p hyd = p0 ∗ e
dp hyd − K p ,ab ∗t
⇒ Druckänderung: = −K p,ab ⋅ p 0 ⋅ e
dt
p hyd ,start K p ,ab • (t end −t start ) K p ,ab ∗∆t ab
⇒ =e =e
p hyd ,end
1 ⎛ p hyd ,start ⎞
Bestimmung der Konstanten Kp,ab: K p,ab = ⋅ ln⎜ ⎟
∆t ab ⎜p ⎟
⎝ hyd ,end ⎠
Praxiswerte für den Lösevorgang: phyd,start = 80 bar nach phyd,end = 20 bar in ∆t ≈ 70 ms
⇒ Kp,ab ≈ 20 s-1
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Kfz-Bremssysteme Prof. Dr.-Ing. Ing. grad. Karlheinz H. Bill
1 ⎛ p hyd ,start ⎞
⇒ ∆t ab = ⋅ ln⎜ ⎟
K p,ab ⎜p ⎟
⎝ hyd ,end ⎠
Mit der Vorgabe Bremsdruck phydr.=100 bar (bei µ=1,0) folgt für
die den Kraftschlüssen entsprechenden Drücke:
phyd,start=80 bar; phyd,end=10 bar
1 ⎛ 80 ⎞
∆t ab = ⋅ ln⎜ ⎟ ⇒ ∆t ab = 103,97 ≈ 104 ms
20 ⎝ 10 ⎠
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