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Mitnahmeschaltung

1.Grundlagen der Mitnahmeschaltung und der automatischen


Wiedereinschaltung, Umsetzungsvarianten
Bei Freileitungsnetzen besteht der größte Teil der Kurzschlüsse aus
Lichtbogenfehlem, die bei schneller Abschaltung keine den Betrieb
gefährdenden Schäden hinterlassen, so daß nach Entionisierung der
Lichtbogenstrecke sofort wieder eingeschaltet werden kann. Erfolgt diese
Wiedereinschaltung durch automatische Einrichtungen sehr schnell, so kann
eine ansonsten unvermeidliche, längerdauernde Unterbrechung der
Stromversorgung in vielen Fällen verhindert werden. Die Abschaltung eines
Fehlers durch Schutzeinrichtungen mit nachfolgender selbsttätiger
Wiedereinschaltung wird als Automatische Wiedereinschaltung (AWE)
bezeichnet. Automatische Wiedereinschaltung (AWE) ist die automatische
Unterbrechung eines gestörten Stromkreises für mindestens die Zeit, die eine
sichere Lösung des Kurzschlußlichtbogens ermöglicht.
Die AWE-Einrichtung kann auch ein integrierter Bestandteil der
Schutzeinrichtung sein.
Bisher war für die Automatische Wiedereinschaltung auch der Begriff
„Kurzunterbrechung“(KU) gebräuchlich.
Da die Netzgestaltung, die Behandlung des Sternpunktes und
Versorgungsaufgaben in den Mittel, Hoch- und Höchstspannunsnetz
unterschiedlich sind, weichen auch Ausführung und Anwendung der AWE
voneinander ab.
Die Mittelspannungsnetze mit hohem Freileitungsanteil werden
überwiegend mit Erdschlußkompensation oder isoliertem Sternpunkt betrieben.
Einpolige Fehler treten nur als Erdschlüsse auf. Bei richtiger Abstimmung der
Erdschlußspulen bzw. genügend kleinem Erdschlußstrom werden
Erdschlußlichtbögen erlöschen. Im Falle eines dauerhaften Erdschlusses kann
das Netywerk weiterarbeiten auch wenn ein Erdschlusses unter bestimmten
Bedingungen einige Zeit andauert. Aufgrund des niedrigen Isolationsniveaus
und des geringen Abstands zwischen den Leitern verursachen atmosphärische
Einflüsse häufig Kurzschlüsse zwischen den Leitern. Ihren Auswirkungen auf
den Betrieb und die Versorgung kann mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand
in den meisten Fällen durch eine dreipolige automatische Wiedereinschaltung
wirksam begegnet werden. In Netzen mit niederohmiger bzw. vorübergehender
niederohmiger Sternpunkterdung wird ebenfalls die dreipolige AWE eingesetzt.
In diesen Netzen werden auch einpolige Erdkurzschlüsse durch die dreipolige
AWE erfasst.
In Hochspannungsnetzen mit Erdschlußkompensation gilt bei
Erdschlüssen das gleiche wie in Mittelspannungsnetzen. Aufgrund des höheren
Isolationsniveaus, des größeren Abstands zwischen den Leitern und meist
vorhandenen Erdungskabeln ist die Fehlerrate geringer. Wir sehen dass,
Erdschlüsse überwiegen. In diesen Netzen wird üblicherweise die dreipolige
AWE angewendet.
In Hoch- und Höchstspannungsnetzen mit niederohmiger
Sternpunkterdung stellt hingegen jeder einpolige Fehler einen Erdkurzschluß
dar, der ohne automatische Wiedereinschaltung zu einer endgültigen
Abschaltung des betroffenen Stromkreises führt.
Der Lichtbogenkurzschluss kann erfolgreich behoben werden, indem der
fehlerhafte Stromkreis für eine ausreichend lange Zeit vom Netz getrennt wird.
Dafür ist die „Resultierende Pausenzeit" entsprechend zu bemessen. Der
Funktionsablauf der Automatischen Wiedereinschaltung ist in Bild 1 unter
weitgehender Benutzung von Begriffen dargestellt, die in DIN VDE 0670, Teil
101/12.92 definiert sind.1

Bild 1: Funktionsablauf der AWE

1
Schutztechnik „Richtlinie für die Automatische Widereinschaltung in elektrischen Netzen“ 3 Auflage 2001
2. Sollte ein gesamter Abgang in die automatische Wedereinschaltung
einbezogen werden oder nur die jeweiligen Erzeugungsanlage?

Der Bedarf von erneuerbaren Energien führt zu einer starken Veränderung


der Energieerzeugung und Verteilung. Heutzutage entwickelt sich die Tendenz
zu vielen kleineren verteilten Energieerzeugungsanlagen (EEA). Diese
Veränderungen des Energieerzeugungskonzeptes wirken auf das Verteilnetz.
Die Primär- und Sekundärtechnik des Verteilnetze müssen sich dieser
veränderten Situation anpassen. Dies beeinflusst auch die Anforderungen an die
automatische Wiedereinschaltung (AWE) in den Verteilnetzen.
Nach dem erneuten Anschließen besteht die Gefahr einer asynchronen
Verbindung mit dem vorhandenen Drehfeld und damit einer hohen Belastung
der angeschlossenen Geräte.
In Freileitungsnetzen mit AWE kann die Löschung des Lichtbogens durch
Einspeisung von EEA erschwert oder sogar verhindert werden.
Die AWE zielt darauf ab, Stromunterbrechungen aufgrund von
Kurzschlüssen im Verteilungsnetz zu reduzieren durch Automatisierung der
manuellen Wiederzuschaltung. Zeitkritische Abläufe werden besser
automatisiert.
Die AWE ist keine Schutzfunktion. Sie kann jedoch als Bestandteil des
Schutzes sowie der Netzautomatisierung betrachtet werden.
Die statische Spannungserhaltung ist durch die Spannungserhaltung in
einem Mittelspannungsnetz für normale Betriebsbedingungen definiert, in denen
die langsamen Spannungsänderungen im Verteilungsnetz innerhalb akzeptabler
Grenzen gehalten werden.
Falls netzbedingte Probleme dies erfordern und der Netzbetreiber diese
Forderung erhebt, müssen sich die Erzeugungsanlagen an der statischen
Spannungshaltung im Mittelspannungsnetz beteiligen. Unter dynamischer
Netzunterstützung ist die Aufrechterhaltung der Spannung im Falle von
Spannungsabfällen im Hoch- und Hochspannungsnetz zu verstehen, um ein
unbeabsichtigtes Abschalten der großen Versorgungsleistung und infolgedessen
einen Netzwerkausfall zu verhindern. Mit der schnell wachsenden Anzahl von
Kraftwerken, die an das Mittelspannungsnetz angeschlossen werden müssen,
wird die Einbeziehung dieser Stationen zur dynamischen Unterstützung des
Netzes immer wichtiger. Insofern müssen diese Erzeugungsanlagen in der Regel
auch an der dynamischen Netzunterstützung teilnehmen, auch wenn dies vom
Netzbetreiber zum Zeitpunkt der Verbindung zum Netz nicht benötigt wird.2

3. Welche Herausforderungen bestehen, wenn künftig statt so genannter


stromeinsprägender Umrichter spannungseinsprägende (netzbildende) Umrichter
in den EZA eingesetzt werden?
2
Technische Richtlinie Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz , Ausgabe Juni 2008
Neben den klassischen Systemdienstleistungen rücken Fragen der
Stabilität, wie ein ausreichender Kurzschlussstrom und die Winkelstabilität,
zunehmend in den Fokus der fachlichen Debatte. Einer der Gründe hierfür liegt
im Rückgang der synchron gekoppelten Erzeugung und der Zunahme von
Anlagen, die über Umrichter angebunden sind. Hierdurch werden instantan auf
Spannungs- und Frequenzänderungen reagierende Anlagen durch
regelungsbasierte Anlagen mit einer zeitlich verzögerten Reaktion ersetzt. So
werden die Fehlerauswirkungen nicht mehr unmittelbar bei Fehlereintritt
gedämpft. Ein Beispiel hierfür ist die unterschiedliche Wirkung der
Momentanreserve und einer schnellen Regelleistung auf den initialen
Frequenzgradienten, wenn das Verhältnis aus Erzeugung und Last gestört ist.
Eine der Lösungsoptionen besteht darin, anstelle der heute verbreiteten
netzfolgenden und netzstützenden Umrichter verstärkt auf sogenannte
netzbildende Umrichter zu setzen.
Netzbildende Umrichter werden heute bereits z. B. in Inselnetzen
eingesetzt. Dennoch sind noch viele Forschungsfragen offen, bevor diese Art der
Umrichter flächendeckend eingesetzt werden kann. Um den Nachweis zu
erbringen, dass mit geeigneten Regelungsverfahren auch ein durch Umrichter
dominiertes Netz stabil betrieben werden kann, wurde das Verbundvorhaben
Netzregelung 2.0 ins Leben gerufen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse soll eine
konkrete Umsetzung der Ergebnisse im deutschen Teil des
kontinentaleuropäischen Verbundnetzes vorbereitet werden.
Um Einfluss auf den initialen Frequenzgradienten nehmen zu können,
bedarf es einer verzögerungsfreien Systemantwort.
Für die Gewährleistung der Stabilität werden sowohl hinsichtlich der
Frequenz- als auch der Spannungsstabilität mindestens ein Teil der Anlagen eine
instantane Reaktion auf Abweichungen aufweisen müssen.
Die Wissenschaftler der Veranstaltung waren sich einig, dass mittelfristig
bis langfristig mindestens ein Teil der Umrichter netzbildend sein müssten, um
die Stabilität des Netzes gewährleisten zu können. Erste Anwendungen
netzbildender Umrichter im Verbundnetz wird es vermutlich im Bereich der
sogenannten VINKs (vollständig integrierte Netzkomponenten) wie HGÜ-
Systemen, Kompensationsanlagen oder sogenannter Netzbooster geben. Die
Verbreitung netzbildender Umrichter im Bereich der dezentralen
Erzeugungsanlagen, und damit zunehmend auch im Verteilnetz, könnte dann der
nächste Schritt sein. Neue Speicherkraftwerke, die über Konverter an ein
dreiphasiges Netz angeschlossen sind, müssen alle Aufgaben herkömmlicher
Kraftwerke übernehmen. Dies kann mit konventioneller Frequenzregelung
(Netzunterstützungsmaßnahmen) oder einer neuartigen Winkelregelung
(Netzaufbaumaßnahmen) erfolgen (H. Weber / Universität Rostock).
Dies kann jedoch zu einer ernsthaften Gefahr für den Antrieb der Wellen
von Turbinenkraftwerken führen (S. Eksnowski / Fachhochschule
Südwestfalen). Neue selbstgeführte HGÜ-Systeme können dazu beitragen,
Torsionsschwingungen zu dämpfen. Wenn die elektrische Dämpfung im
Frequenzbereich der Wellenresonanzen nicht ausreicht, müssen
Abhilfemaßnahmen ergriffen werden (A. Krontiris / ABB AG). Bei
Zwischenkreiswandlern ist die mögliche Anregung von subsynchronen
Torsionsschwingungen in vielen Fällen kein Problem, da die Dämpfung der
Eigenschwingungen ausreichend ist. In Einzelfällen muss die Steuerung des
Zwischenspannungswandlers angepasst werden. Durch die Steuerung
subsynchroner Torsionsschwingungen kann das Risiko von Wellenschäden
weiter verringert werden (D. Audring, P. La Seta, C. Trunk / Siemens AG).3

3
Alle Inhalte und Abbildungen: TG-Fb. 153: Energiewende in der Stromversorgung – Systemstabilität und
Systemsicherheit ISBN: 978-3-8007-4481-7 

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