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Aus welchen Gründen waren die Häuser der mittelalterlichen Städte

zumeist giebelständig?
2

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 3
2. Hauptteil 3
2.1 Das mittelalterliche Stadthaus anhand Lübecker Beispiele 4
2.2 Die Architektur des mittelalterlichen Dorfes
7
2.3 Pienza: Das Monumentalzentrum einer neuen urbanen Vision
9
2.3.1. Geometrie und Kosmologie
10
3. Schlussfolgerungen
11
4. Literaturverzeichnis
13
5. Abbildungsverzeichnis
14
3

Einleitung
Das Mittelalter ist eine viele hundert Jahre dauernde Epoche und man bezeichnet
damit die historische Zeit zwischen dem Ende des Römischen Reiches im 5.Jh.und dem
frühen 16. Jh. Manche von Historiker haben die Meinung, dass Mittelalter sehr dunkel Zeit
ist. Im frühen Mittelalter lebten die Menschen in ständiger Furcht vor Angriffen. Sarazenen,
Wikinger, Ungarn und slawische Stämme fielen raubend und plündernd in die jungen Reiche
ein.
Außer lag die Schönheit für den mittelalterlichen Menschen mehr in den Fortschritten
der   technischen Zivilisation, den Glasfenstern, dem Decken der Dächer mit Ziegeln und der
Pflasterung in den Straßen.
 Wichtiger allerdings als diese ästhetischen Aspekte der Stadt waren viele
Zeitgenossen Realien, die bereits im Geist der Statistik  beschrieben wurden: der Schutz der
Stadt durch eine Mauer mit zahlreichen Türmen die Getreidespeicher und die für die
Versorgung der Menschen mit dem Grundnahrungsmittel Brot so wichtigen Mühler, deren
Anzahl etwa von schriftstellernden Handwerkern ganz genau Verzeichnet wurde.
Die Könige und ihre Fürsten suchten deshalb nach Möglichkeiten, sich und ihre
Untertanen zu schützen. Abwechslungsreich war das Leben in der mittelalterlichen Stadt
durch eine Vielzahl von öffentlichen Festen wie den »Joyeuses Entrées« in den flandrischen
und brabantischen Städten, den feierlichen Einzügen bei Reichstagen und Königswahlen und
den »Paraden« anlässlich der großen Turniere, bei denen Adlige auf kunstvoll aufgezäumten
Zeltern in prächtigen Rüstungen mit phantastischer Helm- zier durch die Straßen ritten. Kaum
weniger prunkvoll waren auch die großen städtischen Prozessionen, bei denen Geistlichkeit
und Bürger unter Mitführung von Reliquien und großen Kerzen durch die Straßen schritten,
während demgegenüber bei den Fastnachtsfesten das Grotesk-Komische zu seinem Recht
kam. 1
Das Ziel diese Arbeit ist es herauszufinden, was war der Grund, dass die Häuser der
mittelalterlichen Städte zumeist giebelständig und wie unterscheidet sich die Architektur des
1
Ulf Dirlmeier, Geschichte des Wohnens , Band 2 ,Wohnen in der Stadt - Wohnen auf dem Land, s.276
4

Mittelalters von der Antike? Was war den größten Einfluss auf die mittelalterliche
Architektur?

Hauptteil
Im Jahr 1452 übergab Leon Battista Alberti, Gelehrter und Architekt, dem
humanistischen und kunstsinnigen Papst Nikolaus V. sein gerade fertig- gestelltes Buch De re
aedificatoria (Über die Baukunst), an dem er seit 1443 gearbeitet hatte. 1485, über ein
Jahrzehnt nach Albertis Tod, sollte es gedruckt werden: das erste Buch über Architektur, das
mit dem Gutenbergschen System vervielfältigt wurde. Damit war das wichtigste
Architekturtraktat der italienischen Renaissance zum öffentlichen Gut geworden. 
Seine Architekturtheorie ist auch eine Stadttheorie verwoben. Denn nach Alberti ist
„die Stadt wie ein großes Haus und das Haus eine kleine Stadt.“ Er gibt Hinweise auf die
korrekte Wahl des Standortes, die Anlage der Schutzmauern, die demographische Größe, die
Verteilung der Nutzungen und der gesellschaftlichen Klassen. Doch die gleiche
Aufmerksamkeit, die er den Gebäuden widmet, schenkt er den öffentlichen Räumen. Die
Straßen einer mächtigen und berühmten Stadt müssen gerade und sehr breit sein, symmetrisch
von gleichmäßigen Arkaden oder von gleich hohen Häusern eingefasst. Sie sollen »fast die
Eigenschaft von Plätzen haben.2
Vor dem Zeitalter des Guten Geschmacks und der Relegation – fast- alles
Unerfreulichen in spezialisierte Anstalten waren Alte und Kranke mit durch Geschwulste
verunstalteten Gesichtern, mit durch Knochenbrüche oder durch Krankheiten grotesk
deformierten Turnier Körpern ebenso Bestandteil des Straßenbilds wie zuweilen
blutspritzende Hinrichtungen, die nicht nur der Wiederherstellung der Gerechtigkeit dienten,
sondern auch der Befriedigung von Bedürfnis, die heute von manchen Medien gestillt werden.
Anders als in vielen Städten des 20. Jahrhunderts waren Wohnen, Arbeit und Freizeit kaum
getrennt, und mit der gewöhnlichen Berufsausübung waren expressive Handlungen aller Art
verbunden. Kaufrufe sollten die Kun- den locken, und Gaukler begleiteten ihre Kunststücke
mit großsprecherischen Reden. Die Unterschiede zwischen den Menschen Geistlichen und
Laien, Männern und Frauen, Arm und Reich, Jung und Alt – waren stärker markiert, und die
Expressivität der Menschen, ihre Fähigkeit zum Fluchen und Lachen, zum Gestikulieren und
Schauspielern war ausgeprägter als in der Gegenwart, wo Selbstkontrolle die
Grundvoraussetzung zum weniger lauten und gewiss häufig effizienteren, aber eben auch
einförmigeren Funktionieren in einer extrem arbeitsteiligen Gesellschaft ist. Zur

2
Vittorio Magnago Lampugnani / Die Stadt von der Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert, s. 47-48
5

Lebensqualität in der Stadt trugen auch Ansätze zu einer »Freizeit-Infrastruktur« bei, die
neben die religiöse Infrastruktur und Klöster, die politische Infrastruktur der Rathäuser und
die wirtschaftliche Infrastruktur der Hafenanlagen, der städtischen Waagen und Kaufhäuser
trat. 

2.1 Das mittelalterliche Stadthaus anhand Lübecker Beispiele


Wann der Backstein in den niederdeutschen Sprachraum und nach Südskandinavien
eingeführt wurde und dann zunehmend diese auch als Baulandschaft prägte, ist trotz
intensiver Forschung seit der Mitte des letzten Jahrhunderts immer noch offen; denn es haben
sich zu wenig diesbezüglich beurteilbare Bauten erhalten, die sich auch hin reichend präzise
datieren lassen. Etwa seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fand der Backstein jedenfalls weitere
Verbreitung. In Lübeck ist er seit den siebziger Jahren jenes Jahrhunderts nachgewiesen: Wir
dürfen davon ausgehen, dass zeitgleich mit den ersten Großbauten der Kirchen schon die erste
Profanarchitektur wie auch die Stadtmauer in Backstein aufgeführt wurden, so daß
grundsätzlich seit der Zweitgzundung Lubecks 1158/59 mit dem Einsatz dieses Baumaterials
gerechnet werden muß.
Zunehmend breitet sich in Lübeck die Verwendung des Backsteins aus. Die
Holzkonstruktionen scheinen langsam zu verschwinden, um nur in Nebengebäuden wie
Ställen und Schuppen weiter zu existieren. Der Fachwerkbau hingegen wird weiter gepflegt
und ist in der Tat – oftmals übersehen – ein wesentlicher Bestandteil des Lübecker Stadtbildes
im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit, dies gilt mitnichten nur für Höfe, Gänge oder
Neben- und Querstraßen, sondern auch für mehrgeschossige Verkaufs-Buden am Markt.
Häuser gänzlich in Backstein errichten zu können, schien vor allem eine Kostenfrage zu sein.
So sind es zumeist die von den vermögenden Familien erstellten Häuser, die - neben den
kirchlichen und öffentlichen Großbauten - in Backstein aufgeführt wurden, später auch
Häuser mittleren und kleineren Zuschnitts.
Entsprechend den unterschiedlichen Baumaterialien Holz und Backstein standen
jeweils auch unterschiedliche Haustypen einander gegenüber. Zu Beginn der Entwicklung war
dies ein recht breites Spektrum, welches sich, dann, verstärkt seit der Zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts, einengt und so zum schon immer festgestellten, relativ einheitlichen Stadtbild
führt. 3
Kaufmannswaren unbeschädigt über See und Land zu bringen, war die Leistung von
Schiffen und Wagen, untrennbar von dem Bild des reisenden Händlers seit ältester

3
Herausgegeben von Bernd Herrman/ Mensch und Umwelt im Mittelalter, s.172-173
6

Überlieferung. Eine andere Dimension tritt seit der Antike erst im 13. Jahrhundert wieder
deutlicher hervor: Waren wertbeständig über Winter und Sommer gar über größere Zeiträume
zu bewahren. Solches leistete ein Haus. Wie Kosten und Risiko weiter Fahrten durch dort
erzielbare Preise wettgemacht wurden, so konnten sich Bauausgaben oder Mieten und andere
Lagerkosten, etwa für das Wenden von Getreide, in Zeiten der Teuerung auszahlen. In dem
Maße, wie im nordischen Handelsverkehr Waren an Bedeutung gewannen, die saisonalen
oder mehrjährigen Preisschwankungen unterlagen, ist hier mit stärktem Bau von
Lagerkapazität zu rechnen.
Schiffe wie Häuser mussten dabei so beschaffen sein, dass die Ware ohne
wesentlichen Qualitätsverlust am jenseitigen Ende des zu überwindenden Raumes oder der zu
überdauernden Zeit ankam. Aus der spezifischen Verderblichkeit einzelner Warengattungen
und dem lokalen Klima der Zeit ergaben sich daher entscheidende technische
Grundanforderungen. 
Zu unterscheiden sind im Wesentlichen einerseits Waren, die durch Verwesung oder
Austrocknung gefährdet waren und daher kühl und feucht gelagert, andererseits solche, die
vor Feuchtigkeit geschützt und gelüftet werden mussten. Die aus diesen Aufgaben
resultierenden baulichen Lösungen sind uns seit der Antike bis heute selbstverständlich:
Keller und Böden. Nur eingegrabene Keller können konstant tiefe Temperaturen halten, und
nur vom Erdreich abgehobene Böden eine dauernd trockene Lagerfläche bieten.
Diese banale Überlegung erinnert uns daran, dass zur Entstehung mehrgeschossiger
städtischer Bauweise neben Traditionen des feudalen und klerikalen Wohnbaues die
Anforderungen der Warenlagerung wesentlich beigetragen haben dürften.
Dabei ist zu Beginn ein kurzer Blick auf die geringen vergrabenen Reste der
Holzbauten des 12. und frühen 13. Jahrhunderts aufschlussreich, wie sie vermutlich auf vielen
Grundstücken den nachweisbaren Steinbauten vorausgingen. Soweit bislang bekannt, waren
diese in Lübeck kaum unterkellert, höchstens wohngrubenartig etwas eingetieft.
Obergeschosse - archäologisch für Holzbauten ohnehin nur hypothetisch zu erschließen
werden neuerdings erwogen, ohne dass die vorgetragenen Befunde schon zu überzeugen
vermögen. Dagegen waren bereits die ältesten erfassten Steinhäuser mehrgeschossig.
Neben die rein speichertechnische Funktion des Hauses trat in dem Maße, wie sich der
Kaufmann vom hochmittelalterlichen Wanderhändler zum Großhändler mit festem Firmensitz
wandelte, der Bedarf an baulicher Repräsentation, an architektonischer Folie des Hausherrn
beim Empfang auswärtiger Gäste wie gegenüber den Mitbürgern. Nach den Ergebnissen
wirtschaftsgeschichtlicher Forschung ist diese Entwicklung im Kern in die zweite Hälfte des
7

13. Jahrhunderts zu datieren. In welcher Weise sie sich in der Gestaltung des Inneren wie
Äußeren eines Handelshauses wiederfinden lässt, soll neben den handelstechnischen
Zusammenhängen herausgezeichnet werden. Ausgespart bleiben dabei- obwohl der das ganze
Leben umspannenden kaufmännischen ratio ebenso unterworfen – die Räume des familiären
Bedarfs.4
 Das Dielenhaus ist durch sein überhohes Erdgeschoß, eben die Diele, charakterisiert.
Darüber befindet sich ein niedrigeres Obergeschoß, der Unterboden, der, wie auch die nach
oben weiter folgenden ausgebretterten Kehlbalkenlagen, vorrangig dem Speichern von Wa-
ren, zumeist dem Massengut Getreide, dient. In die Diele ist in Backstein oder Fachwerk die
»Dornse« eingestellt, ein an der Straßenfront abgeteilter Raum, der, gesondert beheizbar, als
»Kontor« dient. Dahinter, an der gleichen Traufwand, wird der Kamin plaziert, nicht nur zum
Kochen, sondern zum Heizen, da das etwa ebenerdige Feuer zugleich die einzige
Wärmequelle für die hohe Diele darstellt.
Soweit nicht anders angegeben, alle Aufnahme und Zeichnungen vom Verfasser, im
Amt für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Schauen Sie mal Abbildungsverzeichnis 1.

2.2 Die Architektur des mittelalterlichen Dorfes

Im Einzelnen variiert die Art der Hauskonstruktion mit der relativen Bedeutung von
Getreide- und Viehwirtschaft, und in Weingegenden entwickelten sich andere Haustypen als
in Regionen mit den üblichen bäuerlichen Kulturen. Beim Niederdeutschen Hallenhaus wurde
seit dem Hochmittelalter das ungedroschene Getreide in der Banse, dem Raum unter dem
hohen Dach, aufbewahrt, wo das zuweilen nass eingebrachte Erntegut vom Herdrauch
getrocknet werden konnte. Dabei variierte die Breite des Mittelschiffs, in dem auch
gedroschen wurde, mit der Produktivität der landwirtschaftlichen Produktion und mit dem
Umfang der für den Export bestimmten landwirtschaftlichen Überschüsse.
Anderen Ansprüchen mussten die Winzerhäuser an der Mosel genügen. Hier waren
die hauptsächlichen Wirtschaftsräume die Keller mit Schieferbruchsteingewölben, die
hangseits in den anstehenden Boden verlegt wurden und in denen der Moselwein zwei bis drei
Jahre ausreifen konnte. Einfluss auf das ländliche Bauen hatte aber auch die soziale
Schichtung der ländlichen Bevölkerung, zu denen die Adligen mit ihren Burgen ebenso
gehörten wie der Klerus, Landhandwerker wie Schmiede, Müller oder Stellmacher und
natürlich die Bauern. Auch letztere stellten keine homogene Masse dar, sondern gliederten
4
Jens Christian Holst/ Beobachtung zu Handelsnutzung und Geschoßbildung an Lübecker Steinhäuser des
Mittelalters 1984, s.93-94
8

sich in die Inhaber bäuerlicher Vollerwerbs- und Nebenerwerbsstellen. In dem


mecklenburgischen Dorf Pampow besaßen ohne die sieben Kossaten, Kleinbauern, die oft
noch ein Nebengewerbe ausübten, insgesamt 23 Hüfner 17 Hufen, deren Größe zwischen 4
und 12 Hufen variierte.
Diese sozialen Unterschiede spiegelten sich auch in einer Schadensersatzklage des
Klosters Doberan von 1312, in der die durch Rostocker Söldner in den Klosterdörfern
angerichteten Zerstörungen aufgeführt wurden: Bauernhäuser hatten einen Wert von zwanzig
bis dreißig Mark, für Kossätenhäuser wurden sechs bis zehn Mark notiert, was dem Wert von
vier Pferden entsprach. Die meisten Bauernhäuser verfügten über Nebengebäude wie
Scheunen und Speicher, während diese bei den Kossätenhäuser fehlten.
Für die Bedeutsamkeit dieser Unterschiede im Wohnen spricht, dass die Angehörigen
ländlicher Unterschichten vielerorts nach ihrer Behausung benannt wurden Die süddeutschen
Seldner leiten sich von den Selden her, die fränkischen Kobler von den Kotten.5
Prägten auch wirtschaftliche und soziale Faktoren die Konstruktion der Häuser, so darf
dies doch nicht im Sinn eines statischen Beharrens interpretiert werden. Wirtschaftlicher und
sozialer Wandel veränderte ebenso das ländliche Wohnen wie Fortschritte in der technischen
Konstruktion der Häuser. Am bedeutsamsten in dieser Beziehung war der Übergang vom
Pfosten- zum Ständerbau, der sich bereits im Hochmittelalter vollzogen hatte. Die tragenden
Holzteile wurden nicht mehr wie früher in die Erde eingegraben, wo sie innerhalb einer
Generation verrotteten, sondern auf Fundamentsteine und Schwellen gesetzt. Ein Vorteil der
neuen Bauweise war auch, dass nunmehr zweigeschossiges Bauen möglich und auch eine
bessere Erschließung des Hausinneren gegeben war. 14. Jahrhundert großzügige, vielräumige
Häuser mit Stube, Küche, Flur und Kammer, die Stallräume waren im Erdgeschoß
angeordnet. Von wesentlicher Bedeutung war dabei vor allem die weite Verbreitung der Stube
im süddeutschen Raum, die, oft durch einen Kachelofen beheizt, ein rauchfreies und vor
allem angenehm temperiertes Wohnen ermöglichte und so auch zu einem Ort der Geselligkeit
wurde.6
Darüber hinaus unterscheiden sich die Häuser dieser beiden Gruppen der ländlichen
Bevölkerung in vielen Details der Konstruktion:
Bentzien, Schichtung, 1985
Unterschiede zwischen Bauernhaus und älterem Kossätenhäuser
Bauernhaus Kossätenhäuser
Giebel abgewalmt steil
Tor vorhanden Fehlt durchweg
5
Fritz Schmidt/ Ulf Dirlmeier, Geschichte des Wohnens im Spätmittelalter, s. 286-287
6
Rösener Werner, Bauern im Mittelalter, München 1985, s.88
9

Länge Etwa 6 Fach (17.Jh.) 4 Fach


Stube hinten vorne
Ständerwerk zweiständrig dreiständig
Herdraum Im Mittelschiff Im Seitenschiff

In den Liedern Neidharts von Rauenthal und seiner Zeitgenossen erscheint siein der
Winterzeit immer wieder als ein Ort, an dem sich vor allem die jüngere Generation des Dorfs
zum Tanz trifft.
Ein Beispiel für diese Fortschritte im ländlichen Wohnen ist ein Bauernhaus aus dem
Jahre 1367/68 in Höfstetten, das sich heute im Fränkischen Freilandmuseum in Bad
Windsheim befindet. Es widerlegt mit seinen stattlichen Maßen 13,20 m, seinen circa vierzig
Zentimeter dicken Mauern und einer Firsthöhe von 11,20 m - die allgemeine Gültigkeit der
Aussage des Johannes Boemus über die schlechten Wohnverhältnisse der Bauern - ein Beleg
mehr dafür, dass solche oft von Topoi bestimmten Schilderungen nicht unbesehen für bare
Münze genommen werden dürfen. Beherrscht wird es von außen durch den Kontrast zwischen
den 2,50 m hohen Außenwänden und dem hohen Walmdach, das wie eine übergroße Perücke
das Haus überdeckt. Im Inneren war sein Grundriss funktional differenziert. Der Gesamtraum
war unterteilt in Stall, Roßtal, Gang, Tenne, Kammer, eine 20 m große Stube und eine ebenso
große Küche. Darüber befand sich ein sehr großer, wahrscheinlich in drei Böden unterteilter
Dachraum, der für die Lagerung des ausgedroschenen Getreides bestimmt gewesen sein
dürfte. Dar- über hinaus war wahrscheinlich eine Scheune für die Aufbewahrung des
ungedroschene Getreides vorhanden und auch »Hofhäuslein« für die Altensitzer oder
Lohnarbeiter. Schauen Sie mal Abbildungsverzeichnis 2 :(Rekonstruktion des Hauses in
Höfstetten zur Zeit seiner Erbauung 1367/68).

2.3 Pienza: Das Monumentalzentrum einer neuen urbanen Vision

Brennpunkt des neuen Stadtumbaus ist die Piazza. Sie liegt am Corso, der Hauptstraße
von Corsignano, ungefähr auf halber Strecke zwischen dem östlichen und dem westlichen
Stadttor und geht südlich von ihm ab. Ihr Raum wird hauptsächlich von drei einzelnstehenden
neuen Gebäuden bestimmt: der Kirche Santa Maria Assunta im Süden, dem Palazzo
Vescovile im Osten und dem Palazzo Piccolomini im Westen.
Die Kirche, deren Chor sich über einem steil abfallenden und recht instabilen Felsen
vulkanischen Ursprungs befindet, stieß von Anfang an auf technische
Gründungsschwierigkeiten: Mehrere Arbeiter verunglückten, und im Mauerwerk bildeten sich
10

sofort auffällige Risse. Der Sichtbezug zum Tal (Val d'Orcia) und zum Berg (Monte Amiata)
war indessen Bauherren wie Architekten derart wichtig, dass sie nicht von ihrem Plan
abließen. So entstand eine eigenwillige Komposition, bei der das Kirchenschiff einer
gotischen Hallenkirche entspricht, die Fassade hingegen ein römisch-antikes
Triumphbogenmotiv aufnimmt und damit die Formensprache der Renaissance vorbildet. Die
gotischen Elemente fanden auf ausdrücklichen Wunsch des Piccolomini-Papstes
Verwendung, der in seinen Commentarii, einer literarischen Mischform von Tageschronik,
Autobiographie und Memoiren, diesen Wunsch nicht ohne Apodiktik begründet: Pius hatte es
so angeordnet, weil er den Typus dieser Kirche bei den Deutschen in Österreich gesehen
hatte. Dagegen setze Rossellino eine moderne Fassade ausleuchtend hellem Travertin, der
sich scharf von dem dunklen Tuffstein absetzt und den vollzogenen Übergang vom Mittelalter
in die Neuzeiten architektonisch versinnbildlicht.
Die südlich anschließende Casa Canonica, das Wohn- und Versammlungshaus der
Kanoniker, tritt noch bescheidener auf. Zur Stadt hin geben sich die drei Fassaden
vergleichsweise massiv und geschlossen: Pilaster und Gesimse gliedern die strengen
Tuffsteinflächen, in die Travéen der Obergeschosse sind Rundbogenfenster mit Travertin
Verzierungen eingeschnitten. Nach Süden hin öffnet sich hingegen eine zierliche
dreigeschossige Loggia, die das Gebäude mit seinem Garten und der sich dahinter
ausbreitenden Landschaft, an deren Schönheit Piccolomini leidenschaftlich hing, in
unmittelbare Beziehung setz. Der Garten selbst ist auf dem flachen Dach der Pferdeställe
angeschüttet und von einer hohen Mauer umschlossen, sodass man nur durch drei Gezeit
platzierte Öffnungen ins Tal hinabzuschauen vermag. Die annähernd quadratische Anlage ist
in vier wiederum rechteckige Quadranten aufgeteilt, ein Emblem der durch den Menschen
geordneter Natur und gleichzeitig eine Anspielung auf das Paradies.
Gegenüber der Kirche steht, vom Corso leicht zurückgesetzt, der Palazzo del Pretorio
oder Palazzo Comunale, Dessen Erdgeschoss größtenteils von einer Loggia eingenommen
und dessen Obergeschoss durch Biforien geziert wird. Ein Turm weist ihn als Sitz und
Versammlungsort der Stadtverwaltung aus. 7

2.3.1 Geometrie und Kosmologie


Die vier Bauten stehen als Solitäre da und berühren einander an keiner Stelle; und
doch bestimmen sie in ihrem räumlichen Spannungsfeld die Piazza mit beiläufiger
Eindeutigkeit. Die Kirche ist nahezu exakt nord-süd-orientiert (also nicht, wie es die

7
Vittorio Magnago Lampugnanani “ Die Stadt von der Neuzeit bis zum 19.Jahrhundert „/Berlin 2017
11

liturgische Regel verlangt, geostet), um mit ihrer Längsachse auf den fernen Monte Amiata zu
zielen. Der Palazzo Vescovile und der Palazzo Piccolomini sind nach der Straßenführung des
Corso ausgerichtet. Daraus ergibt sich für die beiden Bauwerke eine Achsendivergenz zur
Kirche und für den Platz ein trapezförmiger Grundriss. Die geometrische Unterteilung des
Bodens der Piazza in gleichmäßige rechteckige Felder aus weißem Travertin betont die
Abweichung und ihre perspektivische Wirkung. Es ist kein Zufall, dass sich die
Eingangstreppe der Kirche exakt in drei Längsfelder einfügt. Und es ist ebenso wenig ein
Zufall, dass zur Tag- und Nachtgleiche, also zum Frühlings- und zum Herbstanfang, der
Schatten der Fassade mit der Lineatur des Platzbodens zusammenfällt.
Die Piazza ist nicht nur ein neuartiger öffentlicher Raum, der subtil zwischen Natur
und städtischem Artefakt vermittelt, sondern auch ein kryptischer Kalenderbau, der mit dem
Wechsel von Licht und Schatten den Lauf der Zeit abbildet. Mit der feierlichen Weihe der
neuen Kirche am 29. August 1462 (wenige Tage später wird sie in den Rang eines Doms
erhoben) wird auch die Platzanlage eröffnet. Sie ist vollendet und für die Ewigkeit gedacht:
Pius I1. dekretiert, dass die Kirche in keiner Weise verändert werden darf, und droht
Zuwiderharrdelnden mit Exkommunikation. Später wird er die gleiche Aura des
Unantastbaren auch über den eigenen Palast verhängen. Die Kirchenweihe entspricht dem Akt
der säkularen Stadtgründung: Im gleichen Jahr 1462 wird Corsignano in Pientia oder Pienza
umbenannt.
Die zentrale Platzanlage liegt nicht isoliert; über die Piazzetta ist sie im Norden mit
der Piazza di Spagna verbunden. Die Piazzetta, ungefähr elf Meter breit und annähernd
quadratisch, bildet einen optischen Resonanzraum zur Piazza und gliedert und betont den
Durchgang zur Piazza di Spagna. Diese, bedeutend größer und rechteckig geschnitten, wurde
vermutlich durch den Abriss eines Häuserblocks geschaffen und als Marktplatz genutzt.
Damit entlastet sie die repräsentat ve Piazza von allzu großer Betriebsamkeit, Lärm und
Schmutz und fügt sich in die Tradition idealer Stadtentwürfe wie Sforzinda ein, die nahezu
ausnahmslos zwischen Haupt- und Marktplatz unterscheiden. Selbst der Palazzo Comunale,
der als bauliche Klammer zwischen beiden Plätzen steht, unterstreicht den funktionalen und
formalen Charakterunterschied zwischen diesen; zur zentralen Piazza stellt er sich würdevoll
dar, zur Piazza di Spagna eher bescheiden. Die Sequenz Piazza-Piazzetta-Piazza di Spagna
bildet eine räumliche Abfolge, die den Corso durch- kreuzt. Der Corso selbst verläuft nicht
gradlinig, sondern in leichten Schwüngen und erfüllt somit die Forderung, die Alberti an die
kleinstädtische Straße stellte ( Schauen Sie mal Abbildungsverzeichnis 3).  
12

3.Schlussfolgerung

Zusammenfassend kann man sagen, dass im späten Mittelalter werden, ausgehend von
den bekannten Flügelbauten, die Hintergrundstücke oder Blockbinnenbereiche mit Zeilen
zumeist zweigeschossiger Einraumhäuser bebaut, die durch einen Gang im jeweiligen
Vorderhaus erreicht wurden. Es ist dies eine Art »Reihenhausbau« zur Kapitalanlage. Die
Ganghäuser werden vermietet an die nicht als arm zu bezeichnenden Unterschichten, an
Handwerker, Schiffer, Verlehnte usw. Ein solcher Mietshausbau, der sich auch entlang der
Querstraßen, dort traufenständig, ausbreitet, nimmt zwar im 15. Jahrhundert seinen Anfang,
erreicht aber seinen Höhepunkt erst nach dem Mittelalter und ist in Lübeck bei weitem nicht
so ausgedehnt wie etwa in Hamburg. Die wichtigen Fragen der Versorgung der Stadthäuser
mit Wasser oder Brennmaterial und der Haushaltungen mit den täglichen Bedürfnissen an
Nahrung sowie die Entsorgung kann nicht Gegenstand dieser Betrachtung sein, obwohl hierzu
entsprechende Grabungsergebnisse in Lübeck vorliegen. Es wird stattdessen auf andere
Beiträge in diesem Band verwiesen. Ebenso müssen die gewerblichen Bauten ausgespart
bleiben. Deren Erforschung steht erst am Anfang, so etwa für Brauhäuser und (Groß-)
Bäckereien. 8
Entsprechend den unterschiedlichen Baumaterialien Holz und Backstein standen
jeweils auch unterschiedliche Haustypen einander gegenüber. Zu Beginn der Entwicklung war
dies ein recht breites Spektrum, welches sich, dann, verstärkt seit der Zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts, einengt und so zum schon immer festgestellten, relativ einheitlichen Stadtbild
führt.
Bewusst ausgespart blieben aus dieser Darstellung die Wohnnutzungen im Hause:
Befunde zur Hausfeuerstelle an der Mitte der Brandmauer in der Diele, zu Heizungen, Öfen
und Kaminen ebenso wie Malerelen und Fenstern im Flügelsaal und in der Dornse seit dem
späten 13. Jahrhundert, in großen Häusern seit um 1300 auch im Obergeschoß, verstärkt
gegen 1500. Die nachreformatorische Zeit bringt dann eine Welle von Befunden zu
Raumabteilungen Ausstattungen, die sich mit Hilfe von Inventaren bezeichnen lassen, auch in
kleinen Häusern, bis zu den zahlreichen Wohnkellern. Umfang und Form des mittelalterlichen
Handelsbetriebes im Hause sind daraus nicht mehr zu erkennen. 9

8
Bernd Herrman „Mensch und Umwelt im Mittelalter“/ Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1986. S.177
9
Jens Christian Holst „Beobachtungen zu Handelsnutzung und Geschoßbildung an Lübecker Steinhäusern des
Mittelalters,1984 / s.107
13

4.Literaturverzeichnis

1. Bernd Herrman „Mensch und Umwelt im Mittelalter“/ Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt,


1986. S.177
2. Ders. und M. Christensen-Streckebach: Kleinhausbebauung in Lübeck im 16. Jahr- hundert
- Zusammenhänge zwischen Eigentumsentwicklung und Baustruktur. In: Zeitschrift des
Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 63 (1983), S. 145-169.
3. Fritz Schmidt/ Ulf Dirlmeier, Geschichte des Wohnens im Spätmittelalter, s. 286-287
3. Jens Christian Holst „Beobachtungen zu Handelsnutzung und Geschoßbildung an Lübecker
Steinhäusern des Mittelalters,1984 / s.107
4. Meckseper, C.: Kleine Kunstgeschichte der deutschen Stadt. Darmstadt 1982. Mührenberg,
D.: Die Grabungen auf den Grundstücken Hundestraße 9-17 in Lübeck: Stratigraphie und
Chronologie, Bau- und Besiedlungsgeschichte im Mittelalter, Magisterarbeit Hamburg 1984.
5. Nielsen, P. unter Mitarbeit von W. Erdmann: Das Haus Kapitelstraße 5 in Lübeck.
Vorbericht zu einer exemplarischen Hausentwicklung lübeckischen Hausbaus. In: Lübecker
Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte 11 (1985), S. 145 bis 153.
6. Rösener Werner, Bauern im Mittelalter, München 1985, s.88
7. Scheftel, M.: Küchen in Lübecker Gangbuden. In: Die Lübecker Küche (= Hefte zur Kunst
und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck 7). Lübeck 1985, S. 51–58.
8. Vittorio Magnago Lampugnanani “ Die Stadt von der Neuzeit bis zum 19.Jahrhundert „
/Berlin 2017
9.Wiedenau, A.: Katalog der romanischen Wohnbauten in westdeutschen Städten und
Siedlungen (ohne Goslar und Regensburg) (= Das deutsche Bürgerhaus, Bd. 34). Tübingen o.
J. (1984).
10. Zaske, N.: Mittelalterliche Backsteinstädte der Hanse. Gestalt-Ikonologie. In: Kunst und
Stadt. II. Jahrestagung des Jenaer Arbeitskreises für Ikonographie und Ikonologic (=
Wissenschaftliche Zeitschrift für Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschafts- und
sprachwissenschaftliche Reihe
14

5.Abbildungsverzeichnis

Stadt Lübeck – älteren Aufnahmen Sammlung Finke 1984 ,Quelle: Topografischen


Bildarchiv des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck.
15

Rilievo Di Pienza, Stadtgrundriss, 1977.Fritz Schmidt/ Ulf Dirlmeier, Quelle: Geschichte des
Wohnens im Spätmittelalter.

Francesco di Giorgio Martini, Gestalt eines Menschen, eingezeichnet in einer


Kirchengrundriss als Langhausbau, 1480 Quelle: Geschichte des Wohnens im Spätmittelalter.

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