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Vorlesung Medizintechnik

SS 2019

Werner Baumgartner, Institut für Medizin- und Biomechatronik

Eine mögliche Definition

Medizintechnik, auch biomedizinische Technik genannt, ist die Anwendung von


ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Prinzipien und Regeln auf dem Gebiet der
Medizin. Sie kombiniert Kenntnisse aus dem Bereich der Technik mit der
medizinischen Sachkenntnis und der Erfahrung der Ärzte, der Pflegefachkräfte, der
Patienten und anderer Berufe, um die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen,
die Pflege und Rehabilitation Erkrankter sowie die Gesundheitsvorsorge und die
Lebensqualität generell zu verbessern.
Wesentliche gesetzliche Grundlage:

Das österreichische Medizinproduktegesetz ist am 1. Januar 1997 in Kraft


getreten, die österr. Medizinproduktebetreiberverordnung am 1. April 2007.
Beide wurden durch das am 30. Dezember 2009 veröffentlichte Bundesgesetz
betreffend Medizinprodukte (Medizinproduktegesetz MPG) entsprechend den
durch EU-Richtlinie 2007/47/EG geänderten EU-Richtlinien 90/385/EWG und
93/42/EWG modifiziert.
Grundlage für Zertifizierungen sind EN ISO 13485 und ISO 9000 ff.

Medizinprodukt bezeichnet einen Gegenstand oder einen Stoff, der zu


medizinisch therapeutischen oder diagnostischen Zwecken für Menschen
verwendet wird, wobei die bestimmungsgemäße Hauptwirkung im Unterschied
zu Arzneimitteln primär nicht pharmakologisch, metabolisch oder
immunologisch, sondern physikalisch oder physikochemisch erfolgt.

Medizinprodukte dienen zumeist


- der Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von
Krankheiten, Verletzungen oder Behinderungen;
- der Untersuchung, dem Ersatz oder der Veränderung des anatomischen
Aufbaus oder eines physiologischen Vorgangs;
Zur Abgrenzung:

Arzneimittel (=Medikamente, Arzneien) sind nach gesetzlicher Definition „Stoffe


oder Stoffzusammensetzungen, die als Mittel mit Eigenschaften zur Heilung oder
zur Verhütung menschlicher oder tierischer Krankheiten bestimmt sind oder aber
im oder am menschlichen oder tierischen Körper verwendet oder einem Menschen
bzw. Tier verabreicht werden können, um entweder die menschlichen bzw.
tierischen physiologischen Funktionen durch eine pharmakologische,
immunologische oder metabolische Wirkung wiederherzustellen, zu korrigieren
oder zu beeinflussen oder eine medizinische Diagnose zu erstellen.“

Medizinprodukte und Arzneimittel unterliegen anderen gesetzlichen Grundlagen


und anderen Zulasssungsvorschriften. Die Einteilung ist manchmal nicht
unmittelbar einsichtig.
Wichtige Bereiche der Medizintechnik


Medizinische Geräte

Bildgebende Diagnostik

Tissue Engineering

Medizinische Informatik

Krankenhaus- und Sanitätstechnik


Geräte und Verfahren für die Arzneimittelentwicklung und Produktion

Geräte und Verfahren für die Herstellung von Medizinprodukten

Eine weitere Einteilungsmöglichkeit:


Diagnostische Medizintechnik

Therapeutische Medizintechnik

Theragnostik
Im Bereich der Medizintechnik tritt die Kommunikation unabdingbar als
wichtigste operative Primärtugend auf. Kommunikation ist ein Katalysator.

Wer nicht gerne auf Andere zugeht und sich mit Ihnen austauscht, sollte die
Finger von der Medizintechnik lassen.
We have a problem and no solution!

👥
We have a solution but no problem!

👥
Beispiel:
Impedanztomographie

Foto: dpa

Bild: Institut für Medizintechnik, Universität Lübeck


Bild: Institut für Medizintechnik, RWTH-Aachen

Bild: Institut für Medizintechnik, RWTH-Aachen


Tissue Conductivity
Cerebrospinal fluid 2.00
Blood 0.70
Sceletal muscle 0.35
Heart muscle 0.20
Lung deflated 0.26
Lung inflated 0.10
Cortical bone 0.02
Bone marrow 0.003
Problem:

Bild: Institut für Medizintechnik, Universität Lübeck

Foto: dpa
(mögliche) Lösung:
We have a problem and no solution!

👥
We have a solution but no problem!

👥
We have a problem and no solution!

👥
We don't think we have a problem!

👥
We have a solution but no problem!

👥
“Verbesserungen”

Bild: Dr. William H., Gustavus Adolphus College Bild: E. Asan, Universität Würzburg

Bild: Zeiss-AG Bild: Zeiss-AG


Beispiel: Perkutane Nephrostomie
Beispiel: Prothesen
Prothese ( „vor, anstatt“ und  „das Setzen, Stellen“): Ersatz von
Gliedmaßen, Organen oder Organteilen durch künstlich geschaffene, funktionell
ähnliche Produkte.

Arten von Armprothesen:

➢ rein kosmetisch
➢ passiv
➢ körperkraftgetrieben
➢ myoelektrisch
➢ neuroelektrisch

Foto: AP Quelle: NZ Netzeitung GmbH


Passive und Körperkraft-
Beispiel Sauerbrucharm:
getriebene Prothesen

Exponat des Medizin-historischen


Museums Saar

Moderne Variante
Myoelektrische Prothesen

Ableitung von Muskelpotentialen zur


Steuerung der Elektromotoren über
Mikroprozessor =>
muskuläre Kontrolle von
Greifbewegungen der künstlichen
Hand

Produkt und Bilder: Otto Bock Healthcare Deutschland


Christian Kandlbauer; Foto: Otto Bock
Menschen zeichnen sich durch eine große
Diversität aus und das ist gut so.
Menschen zeichnen sich durch eine große
Diversität aus und das ist gut so, aber den
Ingenieur nervt das natürlich.
Akzeptanz!

Einige Systeme für


neuroelektrische Prothesen sind
bereits im Dauertest, z.B. seit
1978 ein 64-Elektrodenarray
führt zu, relativ guter
Orientierungsmöglichkeit des
blinden Patienten (Dobelle et al.)
Akzeptanz durch
Andere!

Bild: Coop41, Wikimedia Commons

Bild: Harmin, Wikimedia Commons


Bild: AirBa, Wikimedia Commons
Alternativen ?

Bild: Ossi Mauno, Wikimedia Commons

Bild: Stougard, Wikimedia Commons


Zellkultur

Def.: Kultivierung eukaryoter Zellen in einem Nährmedium außerhalb eines Organismus.

Man unterscheidet
- Zelllinien (können sich in Kultur unbegrenzt fortpflanzen)
- Primärkultur (direkt aus einem Gewebe gewonnen)

Wesentliche andere Unterscheidung:


- Suspensionszellen
- Adherente Zellen

Zellkulturenwerden in der Grundlagenforschung, als Testsysteme, in der Produktion von


biotechnologischen Stoffen und für Tissue Engineering eingesetzt.
Das Nährmedium versorgt die Zellen mit Nährstoffen und O2, hält den pH-Wert
konstant und entfernt Stoffwechselprodukte der Zellen. Wichtig hierfür:

Henry-Gesetz: pi =k H , pc⋅c i pi … Partialdruck des Gases i


ci … Konzentration in Lösung des Gases i
kH,pc … Henry-Konstante (Flüchtigkeitsk.)

1 1
Wobei
[ (
k H , pc (T )=k H , pc (T =T 0 )⋅exp d kH −
T T0 )]
dkH … Temperaturkoeffizient der Henry-Konstanten

∂ ci ci … Konzentration in der Substanz i


2. Fick'sches Gesetz: =D⋅∇ 2 c i
∂t D … Diffusionskoeffizient

z.B.: CO2 in Wasser: kH,pc …≈ 30 l/mol bar; dkH ≈ 2400 K; D ≈ 2 x 10-9 m²/s
O2 in Wasser: kH,pc …≈ 770 l/mol bar; dkH ≈ 1700 K; D ≈ 2 x 10-9 m²/s

Insbesondere bei 3D-Kulturen und Massenkulturen sehr problematisch! Eventuell


ist eine Konvektion zu erzwingen.
Typisches Arbeiten in einem
Zellkultur-Labor

Handling der Zellen unter


einer Sterilarbeitsbank (1).
Die Zellen werden in einem
Inkubator (2) bei konstanter
Temperatur, mit bestimmter
Atmosphäre (z.B. Wasser-
gesättigte Luft mit 5% CO2)
gehalten. Nährmedien sind
gekühlt (4) zu lagern und
erst für den Einsatz mit
einem Wasserbad (3) auf
Temperatur zu bringen.
Zur Versorgng mit frischem Medium wird manuell Medium gewechselt. Dazu ist
eine Absaugvorrichtung (5) und sterile Pipetten (6,7) notwendig. Daneben
werden Zentrifugen, Pipetierhilfen und Kryo-Aufbewahrungseinrichtungen sowie
Mikroskope benötigt.
Reinraumwerkbank. Keine Sicherheitswerkbank Klasse 1: Nicht für steriles Arbeiten geeignet!
Sicherheitswerkbank!

Sicherheitswerkbank Klasse 2: Standard.


Sicherheitswerkbank Klasse 3: Für S4-Arbeiten
Wichtig für alle Effekte: Adhäsion der Partikel an den Filterfasern
Zellkulturimpressionen
“Massenkulturen”
Osmose – osmotischer Druck

Osmose – als Diffusion des Lösemittels meist


durch eine Membran in eine Lösung – ist ein
spontaner Mischungsvorgang. Allgemein hat eine
Mischung zweier Flüssigkeiten A und B eine
höhere Entropie als die beiden getrennten
Substanzen, da im gemeinsamen Volumen mehr
Positionen zur Verfügung stehen, an denen sich
jedes Teilchen A oder B aufhalten kann.

kB … Boltzmannkonstante (1,38 · 10-23J/K)


( N 1 + N 2 )! R= kB·NA… Gaskonstante (8,314 J/(mol K))
Δ S=k B⋅ln Ω mit Ω=
N 1 !⋅N 2 ! NA ... Avogadrokonstante (6 · 1023 mol-1)

Aus der Äquivalenz der Arbeiten zufolge Entropie und Druck ergibt sich nach dem van't
Hoff'schen Gesetz der osmotische Druck:

n
Δ p=Π= ⋅i⋅RT =c⋅i⋅RT
V
Hierbei ist i der van-’t-Hoff-Faktor, eine dimensionslose Zahl, welche die Anzahl der im
Lösungsmittel dissoziierten Teilchen pro gelöstem Molekül angibt. Für z.B. Glukose wäre
i=1, für Natriumchlorid (NaCl), Kaliumchlorid (KCl) und andere binäre Elektrolyte ist i = 2;
für 1,2-wertige Elektrolyte wie Natriumsulfat (Na2SO4) ist i = 3.
Risikogruppen und Schutzstufen (Mindestanforderung, keine GVOs)
Risikogruppe 1
Biologische Arbeitsstoffe, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie beim Menschen eine Krankheit verursachen. Zur Gruppe 1 zählen alle biologischen
Arbeitsstoffe, die nicht in höheren Risikogruppen erfasst sind.

Risikogruppe 2
Biologische Arbeitsstoffe, die eine Krankheit beim Menschen hervorrufen können und eine Gefahr für Beschäftigte darstellen können; eine Verbreitung des
Stoffes in der Bevölkerung ist unwahrscheinlich; eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise möglich.

Risikogruppe 3
Biologische Arbeitsstoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen können und eine ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen können; die Gefahr
einer Verbreitung in der Bevölkerung kann bestehen, doch ist normalerweise eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung möglich.

Risikogruppe 4
Biologische Arbeitsstoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen und eine ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen; die Gefahr einer
Verbreitung in der Bevölkerung ist unter Umständen groß; normalerweise ist eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung nicht möglich

Schutzstufe 1
In diesen Laboratorien sind die gewöhnlichen Hygienemaßnahmen einzuhalten (Waschen der Hände, kein Verzehr von Speisen und Getränken usw.).

Schutzstufe 2
Der Zutritt ist auf namentlich benannte Beschäftigte zu beschränken. Im Labor selbst sind auf die Organismen abgestimmte Desinfektionsverfahren anzuwenden.
Vektoren, welche zur Krankheitsausbreitung beitragen können, wie z. B. Nager und Insekten, sollten regelmäßig geprüft werden. Nötigenfalls sind
Sicherheitswerkbänke mit einer wasserundurchlässigen und leicht zu reinigenden Oberfläche zu verwenden, die außerdem gegen Säuren, Laugen und
Lösungsmittel sowie gegen Desinfektionsmittel beständig sein sollten. Die Arbeitsstoffe sind sicher aufzubewahren. Es sollte eine geeignete Einrichtung
vorhanden sein, um von außen in die Laboratorien sehen zu können (Kamera oder Fenster in den Türen). Bei Tierversuchen sollte ein Verbrennungsofen für
Versuchstierkörper vorhanden sein.

Schutzstufe 3
Das Labor muss bei luftübertragbaren Krankheiten baulich abgetrennt sein und die Abluft muss gefiltert werden. Bei anderen Krankheiten muss keine bauliche,
nur eine räumliche Trennung erfolgen. Zusätzlich muss Unterdruck im Labor herrschen. Auf Vektoren ist regelmäßig zu kontrollieren. Der Boden ist mit einem
wasserundurchlässigen, leicht zu reinigendem Material auszukleiden und die Oberflächen müssen säure-, laugen- und lösungsmittelbeständig sowie beständig
gegen Desinfektionsmittel sein. Beobachtungsfenster in den Türen sind vorgeschrieben. Jedes Labor sollte seine eigene Ausrüstung besitzen und es muss an
Sicherheitswerkbänken gearbeitet werden. Ein leicht zugänglicher Tierkörperverbrennungsofen muss vorhanden sein.

Schutzstufe 4
Das Labor muss baulich abgetrennt sein, die Zu- und Abluft muss gefiltert werden und der Zugang darf nur über drei Schleusen erfolgen (Druckkaskade), damit
ein definierter Unterdruck aufrechterhalten werden kann. Das Labor muss hermetisch abgeschlossen werden können, um eine Desinfektion durchzuführen. Das
ganze Labor muss gasdicht ausgeführt werden (Containment). Die Arbeitsstoffe sind unter Verschluss aufzubewahren und Tierkörper müssen unmittelbar im
Labor beseitigt werden. Außerdem muss jedes Labor eine eigene Ausrüstung besitzen. Sämtliche Abwässer werden chemisch und thermisch inaktiviert.
Tissue Engineering bezeichnet die künstliche Herstellung biologischer Gewebe
durch gerichtete Kultivierung von Zellen in vitro oder in vivo, um damit kranke Gewebe
bei Patienten zu ersetzen oder zu regenerieren.
Möglichkeiten zur Herstellung der Scaffolds:

Bioprinter: Spezielle Form eines 3D-Druckers,


welcher regelmäßige Strukturen (sog.
Bioarrays) oder Gewebe aus Matrixmaterial
(Alginat, Collage, resorbierbare Polymere,
biokompatible Polymere) herstellen soll.
Besonders interessant wenn gleichzeitig zuvor
gezüchtete einzelne Zellen gleich mit gedruckt
werden.

NovoGen MMX

Medusoid
Elektrospinnen (electrospinning)

Herstellung von meist sehr dünnen


Fasern aus Polymerlösungen oder
Schmelzen durch Anlegen eines
elektrischen Feldes.
Faserdurchmesser sind im Bereich
<1µm.
Natürlich können auch verschiedene andere Techniken zum Einsatz kommen:

- Schmelzspinnverfahren
- Gewebe und Geflechte nach klassischen Verfahren
- Gießen
- Sintern
- “Spanende Fertigung”
- Schäumen
- Selbstorganisierende Strukturen
- Ätzen

Die Scaffolds können/müssen modifiziert werden, z.B. Nanostrukturen an der


Oberfläche, Adhäsionsmoleküle an die Oberfläche binden, mit
Wachstumsfaktoren tränken, …
Wichtig:

Passende Kulturbedingungen im Gewebe


Ausreichende Versorgung
Passende physikalische Reize
Sterilität
Kokultur der entsprechenden Zellen
Funktionalisierung der Scaffolds

Blutgefäßprothese: Scaffold (links),


Kultur mit Endothel oben
Steriles Arbeiten

Desinfektion: „Totes oder lebendes Material in einen Zustand versetzen, dass es


nicht mehr infizieren kann“.

Sterilisation: Verfahren, durch die Materialien und Gegenstände von lebenden


Mikroorganismen einschließlich ihrer Ruhestadien (z. B. Sporen) sowie von Viren,
Prionen und DNA-Fragmenten befreit werden.

Methoden der Sterilisation:


- Hitzesterilisation (Autoklavieren, Heißluftsterilisation)
- Chemische Sterilisation (Niedertemperatur-Gas-Verfahren, wässrige Lösungen)
- Strahlensterilisation (g-Strahlen, UV-Strahlung, Elektronenstrahlung)
- Plasmasterilisation
- Sterilfiltration für Flüssigkeiten und Gase

Das Verfahren sollte für die entsprechenden Medizinprodukte korrekt gewählt


werden, bei der Entwicklung von Medizinprodukten ist auf die Sterilisierbarkeit
bereits Rücksicht zu nehmen!
Autoklavieren (Sattdampfverfahren)

Standardverfahren! Billig, schnell und einfach.

Typisch: Sterilisiergut 20 Minuten auf 121 °C bei zwei bar Druck in Wasserdampf
gehalten oder 5 Minuten auf 134 °C bei 3 bar. Zur Zerstörung von Prionen wird
18 Minuten auf 134 °C bei 3 bar erhitzt.
−t N
(
N (t )=N ⋅10 D
)
0 10
n+2

n+1
Überlebenskurve
10
N(t) Keimzahl zum Zeitpunkt t 10
n

N0 Keimzahl zu Beginn 10
n-1

n-2
D Dezimalreduktionszeit 10
n-3
10
n-4
10
z.B. Clostridium botolinum D≈12s 10
n-5

bei 120°C. Extrembeispiel: 10


n-6 D
Bacillus stearothermophilus
D≈300s 0 Hitzeeinwirkung t

Neben dem D-Wert wird auch der z-Wert für verschiedene T 1 −T 2


Mikroorganismen und Erreger angegeben: z=
lg D 2 −lg D1
Heißluftsterilisation

Deutlich langsamer als Autoklavieren, für unverpackte, sehr hitzestabile


Materialien mit gut zugänglicher Oberfläche.

Typisch: Sterilisiergut 60-120 Minuten auf 180°C bei Umgebungsdruck. Für


manche Anwendungen, insbesondere kontinuierliche Prozesse auch bis 400°C.

Niedertemperatur-Gas-Verfahren
Gassterilisation erfolgt typischerweise mit Formaldehyd (Einwirkzeit 120 min,
keine Durchdringung) oder Ethylenoxid (Einwirkzeit 60min, durchdringt die
meisten Polymere), seltener mit Ozon oder Wasserstoffperoxid.
Ethylenoxid funktioniert hervorragend, ist aber eine extreme Sauerei!

Wässrige Lösungen
Sind praktisch immer nur Desinfektionsmittel! Verwendet werden starke
Oxidationsmittel, Halogen-Lösungen (Chlor, Jod, Brom), starke Laugen, 70-
80%ige Alkohollösungen (EtOH oder Isopropanol) oder Peressigsäure.
Gammastrahlen

Wichtigstes Strahlensterilisationsverfahren! Meist wird 60Co verwendet mit


typischerweise 25kGy (2.5 Mrad). Effizient, hohe Eindringtiefe, schnell aber teuer,
Gefahr der Materialveränderung. Zur Endsterilisation von Einwegprodukten sehr
häufig. Genehmigungspflicht!

UV-Strahlung

34 mW s /cm² bei einer Wellenlänge von 254nm ist effektiv, auch gegen Viren.
Überwiegend für die Desinfektion von Räumen und Kammern.

Elektronenstrahlen

10GeV aus Linearbeschleunigern. Genehmigungspflichtig und teuer.

Generell: In einer Einrichtung sollten möglichst wenige unterschiedliche


Verfahren eingesetzt werden.

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