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Eine Anleitung zu täglichen Übungen

Routine für Horn

Das Einspielen
Teil I

Summen
mit dem Mundstück

von

Hector McDonald
Vorwort
In meiner mehr als 35 jährigen Praxis als Hornist und Pädagoge hatte ich ausführlich Gelegenheit,
Kollegen und Studenten verschiedenster Hornschulen kennenzulernen. Dabei ist mir aufgefallen, dass
viele von ihnen den physischen Vorgängen des Hornblasens nicht die Aufmerksamkeit widmen, die
dafür notwendig wäre. Das Zusammenspiel der vielen kleinen Muskelpartien des Ansatzes, an die auch
sehr hohe Anforderungen an physischer Ausdauer gestellt werden, bedarf ähnlichem Ausdauertraining
wie dem von Leistungssportlern. Die hier vorliegenden Übungselemente der Routine bieten auch
hierfür jedem Interessierten eine Vielzahl von Übungsalternativen.

Unter dem Begriff "Routine" verstehe ich nicht nur die tägliche Vorbereitung für das Hornblasen,
sondern eine Abfolge von Übungen, die den Hornistinnen/en ein ganzes Berufsleben begleiten soll. Sie
beinhalten grundlegende Elemente des Einspielens (englisch "warm-up"). Schwerpunkte liegen hierbei
auf dem Training von Technik und Tongebung mit besonderem Augenmerk auf die Erfordernisse der
Orchesterliteratur. Sie repräsentieren keine bestimmte Hornschule, sondern sind als Übungshilfe für
jeden Hornisten gedacht. Sie ersetzen natürlich nicht das weitere Studium von Etüden, Sololiteratur und
Orchesterstudien.

Die Routine beginnt mit "Summen", (engl. "buzzing"), weil dies eine hervorragende Methode ist, die
Verbindung zwischen der Luftführung (dem Blasen) und der Lippenspannung (dem Summen oder
Schwingen der Lippen) herzustellen. Dies bildet die Basis der Tonerzeugung jedes Blechbläsers. Es
erlaubt außerdem, den Ansatz (die Formation der Lippen zusammen mit den Wangen-, Kinn- und
Kiefermuskeln) mit Hilfe eines Spiegels genau zu beobachten und eventuell zu korrigieren. Das
Summen soll generell mit dem Mundstück geübt werden; ab und zu ist es aber auch ohne Mundstück zu
empfehlen.

Das Blasen von Naturtonreihen auf unseren Ventilhörnern ist zur Erreichung einer guten Horntechnik
von grundlegender Bedeutung. Besonders die Koordination von Ansatz und Luftführung wird hiermit
trainiert.

Besonders am Herzen liegen mir die Übungen, die zur Tonentwicklung beitragen. Die
Orchesterliteratur stellt an jeden Hornisten den Anspruch, lange Töne in verschiedensten dynamischen
Abstufungen und Lagen zu beherrschen. Die Beispiele des Töneaushaltens sollen dazu als Anleitung
dienen.

Tonleitern zu üben ist auch für uns Hornisten die Basis der spieltechnischen Entwicklung. Ich habe hier
mehrere Tonleitermuster notiert und empfehle deren regelmäßige Abwechslung. Die verschiedenen
Artikulationen kommen immer wieder in unserem Repertoire vor.

Es ist wichtig, diese Übungen regelmäßig und mit voller Konzentration durchzuführen. Die
Reihenfolge der Übungen bleibt dabei dem Einzelnen überlassen. Die tägliche Routine sollte nicht
länger als 30-40 Minuten in Anspruch nehmen. Der Hinweis bei den Übungen "In allen Tonarten"
bedeutet: regelmäßig die Tonarten abwechseln, jedoch nicht jeden Tag in allen Tonarten.

Den Hornistinnen und Hornisten wünsche ich bei der Beschäftigung mit der Routine viel Erfolg.

Hector McDonald, Wien, Mai 2007

Solohornist der Wiener Symphoniker und des Concentus Musicus Wien.


Professor für Horn an der Universität für Musik und angewandte Kunst, Graz.
Solist auf dem Barock- u. Inventionshorn, Wiener F-Horn, Doppel- u. Diskanthorn.
Routine für Horn

Grundsätzlich
- während der Routine das Spielen auf dem F-Horn bevorzugen
- wenn möglich in mehreren Tonarten üben
- Dynamik variieren
- regelmäßig die Haltung kontrollieren
- im Sitzen und im Stehen üben
- sich bei jeder Übung mehr entspannen
-nie forciert oder aggressiv spielen
- geringste Mühe für das größte Resultat aufwenden
- den Atem mit den Schwingungen des Instrumentes verbinden
- regelmäßig pausieren
- jeden Ton singen lassen
- immer Musik machen, auch beim Üben!

Das Einspielen

Die ersten Töne des Tages sollten die Lippen ohne große Anstrengung leicht in Schwingung
bringen. Daher empfiehlt es sich, mit Summen zu beginnen. Danach sollten leichte Bindungen in
der Mittellage (siehe Nr. 1 und 2) folgen. Dann langsam die Tonlagen in kleinen Intervallen
erweitern (Nr. 3. bis 5). Danach kann man mit der Naturtonreihe und größeren Intervallen beginnen
(Nr. 6 bis 8). Die Koordination zwischen Zungenstoß und Luftgebung soll auch regelmäßig
kontrolliert werden (Nr. 9 bis 11). Bei den Übungen 9 bis 11 sollte man sich besonders auf den
Klang und eine möglichst perfekte Tongebung konzentrieren.

Hector McDonald - Routine für Horn


Summen
mit dem Mundstück

* Das Mundstück mit dem Daumen und dem Zeigefinger am Ende des Mundstückschaftes halten und
locker an die Lippen legen.
* Das Loslassen der Luft (Blasen) versetzt die Lippen innerhalb des Mundstückrandes in
Schwingung ("Summen"). Die Öffnung der Lippen beobachten (das Öffnen und wieder
Zuschließen ist ein leichtes ein-und auswärts "Rollen"). Wenn dies nicht möglich ist, ist der
Druck des Mundstückes zu stark, eventuell kleine Änderungen vornehmen.
* Die Lippen nicht zusammenpressen, sondern leicht und locker schwingen lassen. Auch auf die
Mundwinkel und das Kinn achten.
* Die Kinnmuskeln sind gespannt aber flach und wölben sich nicht hinauf. Mit den Lippen weder
lächeln noch sie spitzen. Eventuell mit einem Spiegel kontrollieren.
* Die Luftgebung bleibt gleichmäßig; während der Bindungen die Luft immer weiter strömen lassen.
* Lange Noten in einer angenehmen Lage summen.
* Auch Glissandi auf und ab summen. Zuerst eine Quinte, dann eine Oktave, dann 2 Oktaven.

Nr. 1 Zuerst nur mit dem Mundstück üben, möglichst gemeinsam mit einem Tasteninstrument,
damit die Koordination der Atmung (Luftgebung) mit dem Gehör und der Lippenspannung

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(Summen) vom ersten Moment an hergestellt wird. Sorgfältig auf die Intonation achten! Auch
auf dem Horn ( - ) spielen. Nach und nach in höhere und tiefere Lagen erweitern. Nie
forcieren!

Bindungen sehr weich, keine Stufen; über die Töne gleiten; in mehreren Tonarten üben.

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Hector McDonald - Routine für Horn

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