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Prävention

Letzte Aktualisierung: 27.08.2021
FRAGEN
KLINIK

GELERNT

Abstract
Maßnahmen unter dem Oberbegriff der „Prävention“ lassen sich je nach Zielmechanismus in Primär- (z.B. Impfung), Sekundär- (z.B.
Früherkennung) und Tertiärprävention (Rehabilitation) unterscheiden. Darüber hinaus wird die Veränderung von gesellschaftlichen
Risikofaktoren (z.B. Iodzusatz zum Speisesalz) als Primordialprävention bezeichnet. Paradox an den Vorsorgeuntersuchungen ist, dass
die für die Gesamtbevölkerung effektivsten Maßnahmen dem Einzelnen keinen oder nur einen geringen persönlichen Vorteil bringen.
NOTIZEN
FEEDBACK
Allgemeines
Präventionsparadoxon (nach Geoffrey Rose)
o Hintergrund: Eine hohe Fallzahl (bspw. einer bestimmten Erkrankung) findet sich trotz eines nur geringen Risikos,
wenn die Gruppe sehr groß ist (bspw. die Bevölkerung eines Landes).
o Paradoxon der Prävention
 Präventive Maßnahmen, die für eine große Gruppe von Nutzen sein können, bieten dem Einzelnen oft
nur einen geringen oder keinen persönlichen Vorteil. 
 Präventive Maßnahmen, die für eine kleine Gruppe von Vorteil sein können, haben nur einen geringen
positiven Nutzen für die große Gruppe. 
o Theoretisches Beispiel aus der Medizin
 Werden alle Personen der Gesamtbevölkerung bei Auftreten eines grenzwertig
erhöhten Bluthochdrucks einer präventiven Maßnahme unterzogen, kann bei vielen Personen das Risiko
für kardiovaskuläre Komplikationen (z.B. Schlaganfall) reduziert werden. Eine einzelne Person, die nur ein
sehr geringes Risiko für die Komplikation aufweist, profitiert dagegen eher nicht von der präventiven
Maßnahme. Anders verhält es sich dagegen, wenn nur das kleine Kollektiv an Patienten der Prävention
unterzogen wird, das bereits eine Komplikation erlitten hat. Hier profitiert der Einzelne mehr von der
Prävention, der Nutzen für die Gesamtbevölkerung ist aber geringer.
NOTIZEN
FEEDBACK
Primordialprävention
Ziel: „Veränderungen von gesellschaftlichen Risikofaktoren, die zu einem erhöhten Krankheitsrisiko beitragen“ (Strasser, 1978)
Beispiele
o Iodzusatz zum Speisesalz zur Vorbeugung des Iodmangels
o Fluoridzusatz zu Zahnpasta, Trinkwasser und Salz zur Verringerung des Kariesrisikos
NOTIZEN
FEEDBACK
Primäre Prävention
Ziel: Soll das Neuauftreten einer Krankheit verhindern
Beispiele
o Impfung, auch postexpositionelle Impfung, sofern indiziert (z.B. bei Hepatitis B, Rabies)
o Maßnahmen zur Änderung der Lebensgewohnheiten (z.B. Rauchen, Essgewohnheiten, Zahnpflege)
o Abzugrenzen von Primärpräventionsprogrammen sind Tauglichkeitsuntersuchungen wie
die Schuleingangsuntersuchung
NOTIZEN
FEEDBACK
Sekundäre Prävention („Früherkennung“)
Ziel: Soll Krankheiten in therapierbaren Frühstadien erkennen, um einer Chronifizierung vorzubeugen

Beispiele 
Allgemeiner Gesundheitscheck (ugs. "Check-up-Untersuchung)  [1]

Ziel: Früherkennung häufig auftretender Krankheiten 


o Früherkennung muss durch diagnostische Maßnahme möglich sein
o Erkrankung muss durch Früherkennung behandelbar bzw. besser behandelbar sein
Inanspruchnahme: Einmalig zwischen 18 und 34 Jahren, anschließend ab 35 Jahren, alle 3 Jahre
Inhalt: Anamnese, körperliche Untersuchung, Labor (Lipidstatus, Glucose, Urin-Stix), Überprüfung des Impfstatus
Früherkennung von Krebserkrankungen  [2]

VOLLBILDTABELLEN-QUIZ

Krebsvorsorgeuntersuchungen nach Alter und Geschlecht

Beginn
Frauen Männer
ab (Lebensalter)

Zervixkarzinom

20 Jahre  Jährlich gynäkologische —

Tastuntersuchung, Spekulumeinstellung und Zervixabstrich

Mammakarzinom

30 Jahre  Jährlich Untersuchung der Mammae —

 Zwischen 50–70 Jahren: Alle 2 Jahre Mammografie

Hautkrebsfrüherkennung
35 Jahre
 Alle 2 Jahre Untersuchung der gesamten Körperoberfläche
Krebsvorsorgeuntersuchungen nach Alter und Geschlecht

Beginn
Frauen Männer
ab (Lebensalter)

Prostatakarzinom

45 Jahre —  Jährliche Untersuchung des äußeren Genitals,

der Prostata (digital-rektal) und regionärer Lymphknoten

Kolorektales Karzinom

 Jährlicher Stuhltest auf okkultes Blut

 Koloskopie (und digital-rektale Untersuchung) 
50 Jahre
o ♂ ab 50 Jahren

o ♀ ab 55 Jahren 

 Siehe hierzu auch Empfehlungen der S3-Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ (Darmkrebsvorsorge)

NOTIZEN
FEEDBACK
Tertiäre Prävention
Ziel: Soll das Rezidivrisiko einer Erkrankung senken (z.B. Maßnahmen zur Verhinderung einer Restenosierung
nach Herzinfarkt) und typischen Folgen/Komplikationen einer Erkrankung vorbeugen
Beispiele
o Rehabilitationsmaßnahmen
 Träger zur Rehabilitation können allgemein sein
 Gesetzliche Krankenversicherung (z.B. bei Patienten außerhalb des Erwerbslebens zur
Verbesserung der gesundheitlichen Situation)
 Gesetzliche Rentenversicherung (bei Erwerbstätigen im Falle einer Bedrohung der
Erwerbstätigkeit)
 Gesetzliche Unfallversicherung (nach Arbeitsunfall oder bei Berufskrankheit)
 Sozialhilfe (z.B. bei psychiatrischen oder suchtspezifischen Reha-Maßnahmen)
 Bundesagentur für Arbeit
 Die Auswahl einer Heilanstalt erfolgt dabei durch den Kostenträger und nicht durch den Arzt. Dieser
erstellt einen Befundbericht. Der Patient muss zur Erstellung des Antrages sein Einverständnis geben und
die Leistung beantragen
o Selbsthilfegruppen: Helfen Erkrankten, mit ihrer Krankheit umzugehen und sich förderlich zu verhalten
 Freiwillige, regelmäßige Treffen von Betroffenen
 Leitung der Gruppe durch einen Betroffenen
 Hilfe zur Bewältigung der Erkrankung und ihrer Folgen im Austausch 
 Zum Teil werden Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit übernommen und Patientenvertreter aus
den Selbsthilfegruppen rekrutiert, die die Interessen der Betroffenen vor dem Gesundheitswesen
vertreten
 Finanzielle Förderung durch Sozialversicherungsträger (Krankenkassen, Rentenversicherungsträger sowie
Träger der gesetzlichen Pflegeversicherung), die öffentliche Hand (Kommunen, Bund, Länder) oder
private Geldgeber (z.B. Sponsoren) [3]

 Sonderform Angehörigenselbsthilfegruppen : Unterstützung für Angehörige, die durch die Erkrankung


einer nahestehenden Person in ihrer psychischen oder körperlichen Gesundheit belastet sind
o Weitere Beispiele
 Tumornachsorge
 Maßnahmen zur Vermeidung von Komplikationen einer Erkrankung (z.B. Blutdruckeinstellung und Sport
bei bestehendem Diabetes mellitus)
NOTIZEN
FEEDBACK
Verhaltensprävention und Verhältnisprävention
Verhaltensprävention 
o Annahme: Das individuelle (Fehl-)Verhalten kann dazu beitragen, dass Krankheiten entstehen
o Beispiel: Der Patient wird durch einen Arzt darüber aufgeklärt, dass Rauchen schädlich ist. Im besten Fall hört der
Patient auf zu rauchen
o Vorteil: Hohes Maß an persönlicher Freiheit bezüglich des eigenen Lebensstils
o Nachteil: Der Patient muss einen Eigenanteil leisten, also gesund kochen, mit dem Rauchen aufhören, Sport
treiben
Verhältnisprävention 
o Annahme: Lebensumstände können zur Entstehung von Krankheiten beitragen
o Beispiele 
 Anschnallpflicht im Auto
 Verkehrsvorschriften
 Arbeitsschutzstandards
 Lebensmittelkontrolle
o Vorteil: Der Patient muss keinen Eigenanteil beitragen 
o Nachteil: Persönliche Freiheit wird eingeschränkt
Die Kombination verhaltenspräventiver und verhältnispräventiver Maßnahmen verspricht größeren Erfolg als die alleinige
Durchführung einer der beiden Maßnahmen!

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