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Adipositas & Metabolisches Syndrom

Definition
 Adipositas ist eine krankhafte oder übermäßige Fettvermehrung, die die Gesundheit
beeinträchtigen kann.
 Bei einem Taillenumfang >= 88cm bei Frauen bzw. >= 102cm bei Männern liegt eine
abdominelle Adipositas vor.
 Der BMI ist das beste derzeit vorhandene an der Bevölkerung orientierte Maß für
Übergewicht und Adipositas.
o BMI = Gewicht in kg / Körpergröße in m2

Klassifizierung anhand des BMI


 Untergewicht: < 18,5
 Normalgewicht:  18,5 und < 25
 Übergewicht:  25 und < 30
 Adipös:  30
 Adipositas Grad I:  30 und < 35
 Adipositas Grad II:  35 und < 40
 Adipositas Grad III:  40

Epidemiologie
 Deutschland ist in Europa Spitzenreiter!
o Nur 30 % sind gesund, die restlichen 70 % sind entweder übergewichtig oder
adipös!

Ätiologie

Symptome/Klinik

Komorbiditäten
 Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels
o Insulinresistenz
o gestörte Glucosetoleranz
o Diabetes mellitus Typ II
 Dyslipoproteinämie, Hyperurikämie/Gicht
 arterielle Hypertonie, linksventrikuläre Hypertrophie
 kardiovaskuläre Erkrankungen
o koronare Herzkrankheit
o Schlaganfall
o Herzinsuffizienz
 hormonelle Störungen
o z.B. polyzystisches Ovarsyndrom
o erniedrigte Testosteron-Spiegel bei Männern
o Einschränkung der Fertilität
o Hyperandrogenämie bei Frauen
 gastrointestinale Erkrankungen
o Cholezystolithiasis
o akute und chronische Cholezystitis
o Fettleber
o nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH)
o Refluxkrankheit
 pulmonale Komplikationen
o restriktive Ventilationsstörungen
o Schlafapnoe-Syndrom
 Karzinome
o Frauen: Endometrium, Zervix, Ovarien, Mamma, Niere, Kolon
o Männer: Prostata, Kolon, Gallenblase, Pankreas, Leber, Niere, Ösophagus

Pathophysiologie
Regulation des Körpergewichts:
 Gewichtsabnahme/Anorexigener Weg
o Leptin vermittelt dem Körper den „Füllungszustand mit Energie des Körpers“
o Leptin bewirkt eine Proopiomelanocortin-Ausschüttung im Nucleus arcuatus
o POMC bewirkt eine alpha-MSH(Melanozyten-stimulierendes-Hormon)-
Ausschüttung im Nucleus paraventricularis
o alpha-MSH dockt an den MC4-Rezeptor und vermittelt dem Körper so ein
„Sättigungsgefühl“
 Gewichtszunahme/Orexiger Weg
o Ghrelin aus dem Magen bewirkt eine NPY/agRP-Ausschüttung
 Ghrelin ist ein Hungerhormon.
o Diese führt zum orexigenen Weg.  Hungergefühl

Entwicklung einer Insulinresistenz


Diagnostik
Anamnese
 Motivation, psychosoziale Anamnese, Familie
 Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsaktivität, Therapieversuche
 Bewegungsaktivität

Untersuchungen:
 Größe, Gewicht, Taillenumfang, BIA
 klinische Untersuchung (RR)
 Labor: BZ, Lipide, oGTT
 endokrinologische Parameter, Genetik
 EKG, Ergometrie, Echo, 24-h-RR, Schlafapnoe-Screening
 Abdomen-Sono, Doppler  Fettleber-Diagnostik

Diagnostik des metabolischen Syndroms


 Abdominelle Adipositas  Taillenumfang
o Männer:  94cm
o Frauen:  80cm
 Triglyzeride  150 mg/dL
 HDL-Cholesterin
o Männer: < 40 mg/dL
o Frauen: < 50 mg/dL
 Blutdruck:  130 / 85 mmHg
 Fastenplasmaglucose: 100 mg/dL oder gesicherter Diabetes

Die Diagnose des metabolischen Syndroms kann gestellt werden, wenn eine abdominelle
Adipositas plus zwei andere Faktoren vorliegen!

Differentialdiagnosen der Adipositas


 monogene Erbleiden
o Leptin-Gen
o Leptin-Rezeptor-Gen
o POMC-Gen
o MC4R-Gen (Melanocortin-4-Rezeptor-Gen)
o Prader-Willi-Syndrom: Funktionsverlust der väterlichen Gene auf Chromosom
15  Hyperghrelinämie
 Fat mass and obesity associated Gene (FTO)
o Träger einer bestimmten Variante im FTO-Gen haben ein um 30% erhöhtes
Risiko, adipös zu werden; falls zwei Kopien dieser Variante vorliegen, erhöht
sich dieses Risiko auf 60%
 ca. 40 % aller Deutschen tragen eine, 10 % zwei Varianten
 Das durchschn. KG ist dadurch u, 1,5 bis 3 kg erhöht!
 Cushing-Syndrom
 Hypogonadismus bei Männern: erhöhter Fettanteil und verminderte Muskelmasse
 Wachstumshormonmangel
 Hypothyreose
 Adipositas bei hypothalamischen Läsionen
o „Dystrophia adiposogenitalis“ bei Hypothalamus-Tumoren
 Gewichtszunahme durch Neuroleptika, Steroide und Antidepressiva
o Clozapin: 4,45 kg Gewichtszunahme in 10 Wochen
o Olanzapin: 4,15 kg Gewichtszunahme in 10 Wochen
o Thioridazin: 3,19 kg Gewichtszunahme in 10 Wochen
o Quetiapin: 2,16 kg Gewichtszunahme in 10 Wochen
o Risperidon: 2,10 kg Gewichtszunahme in 10 Wochen

Therapie
Indikation zu Therapie
 BMI  30 oder
 Übergewicht mit einem BMI zwischen 25 und 29,9 und gleichzeitiges Vorliegen
übergewichtsbedingter Gesundheitsstörungen (z.B. Hypertonie, Diabetes Typ II) oder
o abdominelles Fettverteilungsmuster oder
o von Erkrankungen, die durch Übergewicht verschlimmert werden oder
o einen hohen psychosozialen Leidensdruck

Nutzen einer Gewichtsabnahme von 10kg


 Reduktion der…
o Gesamtmortalität um 20 %
o Diabetesassoziierten Mortalität um 30 %
o Karzinommortalität um 40 %

Therapieziele
 müssen realistisch sein!
o BMI 25-35  5 % des Ausgangsgewichts sollten abgenommen werden
o BMI > 35  10 % des Ausgangsgewichts sollten abgenommen werden

Basisprogramm
 Ernährungstherapie
 Bewegungstherapie
 Verhaltenstherapie

Vorstellung: Das OPTIFAST-52-Programm


 dauer 1 Jahr
o 1. Woche: Vorbereitungsphase
o 2.-13. Woche: Fastenphase
o 14.-19. Woche: Umstellungsphase
o 20.-52. Woche: Stabilisierungsphase
 Gewichtsreduktion: besonders in den ersten Wochen
 Nachhaltig?  Nein

Medikamentöse Therapie
 Lipasehemmer Orlistat
o Gewichtsreduktion ca. 4,2 % im 1. Jahr
o UAW: Fettstühle
 GLP-1-Agonist Liraglutid (Saxenda)
o UAW: Übelkeit
Operative/Endoskopische Therapie
 Magenballon
o Liegezeit nicht länger als 6 Monate
o Gewichtsverlust: 15-25 kg
o Indikation: präoperative Konditionierung bei extremer Adipositas oder
Hochrisikopatienten
o Kontraindikation: vorausgegangene Magenoperationen, Abdominaltrauma
o Komplikationen: Ileus, Magenulkus, Ruptur des Ballons
 Endobarrier
o Schlauchsystem, welches im Bulbus duodeni verankert wird; dieser rollt sich
60 cm über den Dünndarm aus und verhindert, dass die Nahrung mit
Pankreas und Galle in Verbindung kommt  ähnlicher Effekt wie
Magenbypass
o Liegedauer: max. 12 Monate
o Gewichtsabnahme: ca. 10-20 kg
o UAW: Bauchschmerzen, Übelkeit, Blutung
o wirksame Diabetestherapie
o leider in Deutschland nicht zugelassen

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