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Schule

des deutschen Rechts - Uniwersystet Wroclawski – 16. April 2021


ORR Christoph Wicher, LL.M. (Int. Tax Law) (King’s College London)

Das Deutsche Unternehmenssteuerrecht


Skript

Teil 1: Einführung
• Begrüßung und kurze Vorstellung:
o Jura und Politik
o Master im internationalen Steuerrecht
o Tätig als Steueranwalt bei Clifford Chance in Frankfurt
o Steuerreferent im Bundesministerium der Finanzen
o Engagement bei der IfA und FFDPRS
• Vorstellung der Studenten
o Name und Studienjahr
o Warum Jura? Pläne in der Zukunft?
A. Wie wird man reich? Hohe Einnahmen & geringe Ausgaben (Steuerersparnis)
B. Steuerbegriff
• Was versteht man unter Steuern?
§ 3 Abs. 1 AO: „Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für
eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Ge-
meinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen
der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspglicht knüpft; die Er-
zielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein.“
• Warum Steuern?
o Steuern müssen dem Staat Ertrag bringen, Hauptginanzierungsquelle
staatlichen Handelns
o Beeinglussen das wirtschaftliche Verhalten des Steuerpglichtigen
C. Welche Steuerarten gibt es?
• Steuern auf den Hinzuerwerb
o Die Einkommen- und Körperschaftsteuer
o Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer
o Die Gewerbesteuer
o Die Erbschaft- und Schenkungsteuer

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• Steuern auf den Vermögensbestand
o (Die Vermögensteuer)
o Die Grundsteuer
• Steuern auf die Verwendung von Einkommen und Vermögen
o Die Verbrauchsteuern
▪ Die Umsatzsteuer
▪ Energiesteuer, Stromsteuer, Kernbrennstoffsteuer
▪ Alkoholsteuern, Tabaksteuer, Kaffeesteuer
o Die Aufwandsteuern:
▪ Kraftfahrzeug- oder Luftverkehrsteuer
▪ Hundesteuer, Zweitwohnungsteuer, Betten- o. Sexsteuer
o Die Verkehrssteuern
▪ Rennwett- und Lotteriesteuer
▪ Grunderwerbsteuer
▪ Versicherungsteuer
▪ Finanztransaktionssteuer

Teil 2: Die Besteuerung von Einzelunternehmern


A. Steuerobjekt
I. Das zu versteuernde Einkommen, § 2 Abs. 5 EStG
• Besteuerung des Einkommens
• Tarif wird auf zu versteuerndes Einkommen angewendet
• Aus tariglicher Einkommensteuer folgt festzusetzende Einkommensteuer
1. Das Einkommensermittlungsschema (s. Folie)
2. Objektive Einkommensteuerpglicht
a. Steuerbare Einkünfte
„A studiert Jura, gibt nebenbei Nachhilfeunterricht und verdient dabei
im Jahr 3000 €. Au0erdem erhält er von seinem Onkel monatlich einen
Zuschuss zum Studium iHv 300 €. Muss A Einkommensteuer bezahlen?
• Zuordnung zu einer Einkunftsart:
o Keine Einkunftsart? Liebhaberei?
• Eink. aus selbst. Arbeit: 3000 € Nachhilfe?
• Sonstige Eink.: 300 € Zuschuss? (-) freiwillig
b. Dualismus der Einkunftsarten

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• Überschusseinkünfte: Übers. Einnahmen über Werbungskosten
• Gewinneinkünfte: Reinvermögenstheorie
c. Steuerfreie Einnahmen
• Deklaratorisch, da Eink. nicht steuerbar
• Konstitutiv, etwa: Leistungen einer Kranken-/Pglegeversiche-
rung; Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld; Stipendien aus öffent-
lichen Mitteln; Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtzu-
schläge; Teileinkünfteverfahren, § 3 Nr. 40 EStG
• Abzugsverbot des § 3c EStG
II. Objektives Nettoprinzip, § 2 Abs. 2 EStG
1. Verlustausgleich und Verlustabzug iRd Erwerbssphäre
• Problem der intertemporalen Abschnittsbesteuerung
• Interner Ausgleich: Verrechnung von Verlusten und Gewinnen innerhalb
einer Einkunftsart;
• Externer Ausgleich: Verrechnung von Verlusten aus einer Einkunftsart mit
Gewinnen einer anderen Einkunftsart
• Intertemporärer Verlustabzug, § 10d EStG
2. Abzugs- und Verlustausgleichsverbote
a. Abzugsverbote bei privater Mitveranlassung
• Gemischte Aufwendungen, § 12 Nr. 1 S. 2 EStG
• Unangemessener betrieblicher Repräsentationsaufwand. § 4 Abs. 5
Nr. 1-4, 7 EStG
b. Verlustausgleichsverbote bei der Ermittlung der Summe der Einkünfte
• Für nicht steuerbare Einkünfte (Liebhaberei, fehlende Gewinn-
erzielungsabsicht)
• Private Veräußerungsverluste
• Steuerfreie Einkünfte, insb. ausländische Einkünfte
III. Subjektives Nettoprinzip, § 2 Abs. 4 EStG
• Grds. Abzugsverbot für private Aufwendungen;
• Ausnahme: Sonderausgaben (§§ 10-10c) und außergewöhnliche Belastun-
gen (§§ 33-33b EStG): größtenteils Existenzsicherung
IV. Der Tarif und die festzusetzende Einkommensteuer, § 2 Abs. 6, §§ 32a ff. EStG
• Zu versteuerndes Einkommen ist Bemessungsgrundlage für tarigliche ESt.

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• Festzusetzende Einkommensteuer: tarigliche Einkommensteuer – anzu-
rechnende ausländische Steuern (§ 34c Abs. 1 EStG) – andere Steuerermä-
ßigungen (§§ 34f – 35b EStG) + Hinzurechnungen nach § 2 Abs. 6 EStG
• Progressiver Verlauf des Tarifs
1. Der Einkommensteuertarif, § 32a EStG
• Tarifzonen (Folie)
o Nullzone, § 32a Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 EStG: 9744 € für 2021
o Untere Progressionszone, § 32a Abs. 1 S. 2 Nr. 2 EStG: 9745 € -
14.753 € (14 % - 24 %)
o Obere Progressionszone, § 32a Abs. 1 S. 2 Nr. 3 EStG: 14.754 € -
57.918 € (24% - 42 %)
o Erste obere Proportionalzone, § 32a Abs. 1 S. 2 Nr. 4 EStG: Ab
57.919 € - 274.612 € (42 %)
o Zweite obere Proportionalzone, § 32a Abs. 1 S. 2 Nr. 5 EStG (sog.
Reichensteuer): Ab 274.613 € (45 %).
• (Link) Prinzip des Grenzsteuersatzes
o Marginalsteuersatz: Steuersatz des letzten Einkommenszuwachses
o Spitzensteuersatz: Höchster Grenzsteuersatz
o Durchschnittssteuersatz
2. Splitting-Tarif bei Ehegatten und Lebenspartnern
• Wahl zwischen getrennter oder gemeinsamer Veranlagung, §§ 26, 26a, 26b
EStG
• Bei Zusammenveranlagung Gesamtschuldner der ESt
• BVerfG hat 2013 entschieden: Ehegatten und eingetragene Lebenspartner
müssen gleich behandelt werden, ansonsten Verstoß gegen Art. 3 Abs.1 GG
• Zunächst getrennte Ermittlung, erst dann Summenbildung
• Danach Splitting-Verfahren, § 32a Abs. 5 EStG: Halbierung des gemeinsa-
men zvE und erst dann Anwendung des Steuertarifs
• Splitting folgt dem Bild der Ehe oder Lebenspartnerschaft als einer Er-
werbsgemeinschaft und nicht einer bloßen Unterhaltsgemeinschaft
• Splitting gilt im Jahr der Eheschließung für das gesamte Jahr
3. Besondere Steuersätze
a. Progressionsvorbehalt, § 32b EStG

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• Gilt für unbeschränkt Steuerpglichtige und für beschränkt Steuer-
pglichtige, auf die § 50 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 EStG anwendbar ist
• Findet bei bestimmten steuerfreien Einnahmen Anwendung:
o Lohnersatzleistungen und andere Sozialleistungen
o Steuerbefreite ausländische Einkünfte
• Steuerfreie Einnahmen werden zur Berechnung des Tarifs in die
Bemessungsgrundlage hineingingiert; dieser Durchschnittsteuer-
satz wird auf das zu versteuernde Einkommen angewendet.
• Progressionsvorbehalt schränkt die ungewollten Auswirkungen der
steuerfreien Einkünfte auf die Progression ein: ohne Progressions-
VB würde gemessen an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ein
zu geringer Steuersatz Anwendung ginden.
• § 32b EStG gilt auch für negative Einkünfte (Verluste) => negativer
Progressionsvorbehalt
• BFH: Verlustausgleichsbeschränkung des § 2a Abs. 1 EStG erstreckt
sich auch auf den negativen Progressionsvorbehalt, also keine Be-
rücksichtigung der Verluste aus Drittstaaten iRd ProgressionsVB
b. Tarifermäßigung für außerordentliche Einkünfte, § 34 EStG
• Außerordentliche Einkünfte sind danach:
o Betriebsveräußerungsgewinne
o Bestimmte Entschädigungen und Abgindungen
o Bestimmte Nutzungsvergütungen
• Zwei Tarifermäßigungen möglich:
o Fünftel-Regelung, § 34 Abs. 1 EStG und
o Ermäßigter Steuersatz: 56 % des durchschnittlichen Tarifs
(Wählbar einmal im Leben nach dem 55. Lebensjahr)
c. Thesaurierungsbegünstigung, § 34a EStG
• Anwendbar auf
o Bilanzierende Einzelunternehmer
o Natürliche Personen als Mitunternehmer, die Gewinn durch
Betriebsvermögensvergleich ermitteln.
o Gewinnanteil von mind. 10 % oder 10.000 €
o Auf Antrag
• Anwendbar für

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o den begünstigungsfähigen Gewinn: thesaurierten oder nicht
entnommenen Gewinn: ermittelter Gewinn – positiver Saldo
der Entnahmen und Einlagen des Wirtschaftsjahres
o Begünstigter Gewinn: bei späterer Entnahme nachversteu-
erter Gewinn.
o Nachversteuerung auch erforderlich, wenn
▪ Veräußerung oder Aufgabe des Unternehmens,
▪ Einbringung oder Formwechsel,
▪ Wechsel der Gewinnermittlungsart,
▪ Antrag des Steuerpglichtigen
• Tarigbegünstigung:
o Begünstigungsfähiger Gewinn: 28,25 %
o Begünstigter Gewinn: 25 %
• Hintergrund: Belastungsneutralität der Rechtsformen
o GmbH-Steuerbelastung: etwa 50 %
o Steuerbelastung einer Personengesellschaft: etwa 50 %
4. Abzüge von der tariglichen Einkommensteuer, § 2 Abs. 6 EStG
• Abzug von Aufwendungen für haushaltsnahe, geringfügige Beschäftigung,
§ 35a Abs. 1 EStG
• Abzug von Aufwendungen für haushaltsnahe Dienstleistungen, § 35a
Abs. 2 EStG
• Anrechnung ausländischer gezahlter Steuern, §§ 34c, 34d EStG
• Abzug bei mit Erbschaftsteuer vorbelasteten Einkünften, § 35b EStG
• Anrechnung der gezahlten Gewerbesteuer, § 35 EStG
o Ertrag eines Gewerbebetriebes ist gewerbesteuerpglichtig, Folge
Doppelbelastung mit Steuern
o § 35 EStG bezweckt, dass diese Doppelbelastung gemindert wird,
indem die Gewerbesteuer pauschaliert angerechnet wird
V. Veranlagung der Einkommensteuer, § 2 Abs. 7, 25 EStG
1. Veranlagungsverfahren
• Erfolgt für jedes Kalenderjahr im s. g. Veranlagungsverfahren
• Bei Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft sowie aus Gewerbebetrieb
gilt Wirtschaftsjahr als Gewinnermittlungszeitraum, § 4a EStG
• Veranlagungsverfahren bezweckt

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o Die Ermittlung der Besteuerungsgrundlagen und
o Die Festsetzung der Steuerschuld durch Steuerbescheid.
o Dieses Verwaltungsverfahren ist größtenteils in AO geregelt.
2. Quellensteuerabzug
• Besondere Form der Einkommensteuererhebung:
o Bei Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit (Lohnsteuer, §§ 38ff
EStG)
o Bei Kapitaleinkünften (Kapitalertragsteuer, §§ 43ff EStG)
o Vergütungen an beschränkt Steuerpglichtige (§ 50a EStG)
• Lohnsteuer ist lediglich eine Vorauszahlung auf die ESt-Schuld
• Kapitalertragsteuer hat hingegen abgeltende Wirkung, § 43 Abs. 5 S. 1
EStG
• Für nicht dem Quellensteuerabzug unterliegende Einkünfte werden gem. §
37 Abs. 1 EStG Vorauszahlungen geleistet, die durch Vorauszahlungsbe-
scheid festgesetzt werden
B. Steuersubjekt
I. Natürliche Person als Subjekt der Einkommensteuer
• Unbeschränkte Steuerpglicht (dh. Welteinkommen steuerpglichtig), wenn
o Wohnsitz, § 8 AO oder
o Gewöhnlicher Aufenthalt, § 9 AO im Inland sind
• Ansonsten beschränkte Steuerpglicht mit inländischen Einkünften
• Erweiterte unbeschränkte Steuerpglicht,
o Kein Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt, aber
o Tätigkeit für eine inländische juristische Person des öffentl. Rechts
• Fiktive unbeschränkte Steuerpglicht für Grenzpendler, § 1 Abs. 3 EStG
• Erweiterte, beschränkte Steuerpglicht für deutsche Staatsangehörige, die
in ein Niedrigsteuerland auswandern, §§ 2, 5 AStG.
• EStG kennt keine subjektiven Steuerbefreiungen sondern nur sachliche
Steuerbefreiungen, -vergünstigungen und –ermäßigungen.
II. Unbeschränkte Steuerpglicht, § 1 Abs. 1 EStG
1. Wohnsitz
• A ist Pole, Direktor einer Sp.z.o.o. mit Sitz in Polen und wohnt in Bydgosz-
cz. Die Sp.z.o.o. kauft die deutsche D-AG in Düsseldorf. Aus diesem Grunde
muss A mehrmals im Jahr nach Deutschland reisen, um bei der D-AG

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dienstliche Aufgaben wahrzunehmen. Die Sp.z.o.o. Mietet für A im Hotel
Hilton in Düsseldorf ein Zimmer, das dem A bis auf weiteres ständig zur
Verfügung steht und in dem er seine Badezimmerartikel sowie einige An-
züge augbewahrt. – A hat einen Wohnsitz in D (ohne DBA)
• Eine füngjährige Polin, die mit ihren Eltern in Deutschland wohnt und
Mieteinnahmen aus einem ihr gehörigen Haus in Schweden hat, ist gem.
§ 1 Abs. 1 S. 1 EStG unbeschränkt einkommensteuerpglichtig. Daher hat sie
die Mieteinnahmen in der Bundesrepublik zu versteuern (ohne DBA).
2. Gewöhnlicher Aufenthalt
• Der gewöhnliche Aufenthalt ist dort, wo sich jemand unter Umständen
aughält, die erkennen lassen, dass er an diesem Ort oder in diesem Gebiet
nicht nur vorübergehend verweilt.
• Denkbar sind mehrere Wohnsitze, aber nur ein gewöhnlicher Aufenthalt
• Auch unfreiwillige & rechtswidrige Aufenthalte (Krankenhaus, Gefängnis),
• Unwiderlegbare Vermutung für denjenigen, der sich mehr als sechs Mona-
te „zeitlich zusammenhängend“ im Inland aughält.
• Kurzfristige Unterbrechungen des Aufenthalts bleiben unberücksichtigt.
III. Beschränkte Steuerpglicht
• Steuerausländer mit ihren inländischen Einkünften, § 49 EStG, insb.:
o Einkünfte aus Gewerbebetrieb, für den im Inland eine Betriebsstät-
te unterhalten wird;
o Einkünfte aus selbständiger und nichtselbständiger Arbeit, die im
Inland ausgeübt oder verwertet werden;
o Bestimmte Einkünfte aus Kapitalvermögen, die ein inländischer
Schuldner zahlt,
o Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung im Inland belegener
Grundstücke.
• Besondere Verbindung zum deutschen Hoheitsgebiet (Ursprungs- oder
Territorialitätsprinzip). Dies ist auch die systematische (und völkerrechtli-
che) Rechtfertigung für Besteuerung,
• Dabei bleiben persönliche Verhältnisse des Steuerpglichtigen weitgehend
unberücksichtigt, § 50 Abs. 1 EStG.
• Solche persönlichen Verhältnisse berücksichtigt i.d.R der Wohnsitzstaat
• Steuertarif richtet sich grds. nach § 32a Abs. 1 EStG.

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IV. Fiktive, unbeschränkte Steuerpglicht, § 1 Abs. 3, § 1a EStG
• Beschränkt Steuerpglichtige werden auf Antrag als unbeschränkt steuer-
pglichtig behandelt, wenn
o Einkünfte im Kalenderjahr zu mind. 90 % der ESt unterliegen oder
o Die ausländischen Einünfte den Grundfreibetrag nicht überschrei-
ten
• Gilt auch für beschränkt steuerpglichtigen Ehegatten in der EU, unbe-
schränkte Steuerpglichtig wird dann gingiert.
V. Erweiterte unbeschränkte und erweiterte beschränkte Steuerpglicht
• Erweiterte unbeschränkte Steuerpglicht,
o Kein Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt, aber
o Tätigkeit für eine inländische juristische Person des öffentl. Rechts
• Erweiterte, beschränkte Steuerpglicht für deutsche Staatsangehörige, die
in ein Niedrigsteuerland auswandern, §§ 2, 5 AStG.

Teil 3: Die Besteuerung von Gesellschaften


A. Rechtsformabhängige Unternehmensbesteuerung
I. Besteuerung von Personengesellschaften
• Kein eigenes Gesetz für die Besteuerung der Personengesellschaften,
vielmehr allgemeine Regeln anwendbar.
• EStG enthält jedoch Sondervorschriften:
o § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 EStG: Umfang der Einkünfte,
o § 15 Abs. 3 EStG: Einordnung als Einkünfte aus Gewerbebetrieb,
o § 15a EStG: Verlustzurechnung bei beschränkter Haftung von Ge-
sellschaftern,

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o § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 EStG: Veräußerung eines Gesellschaftsanteils,
o § 16 Abs. 3 S. 2 bis 4 EStG: Realteilung einer Mitunternehmerschaft,
o § 6 Abs. 3 und 5 EStG: Buchwertfortführung bei Übertragungs- und
Überführungsakten und
o § 18 Abs. 4 S. 2 sowie § 13 Abs. 7 EStG: Verweise auf einzelne Rege-
lungen der §§ 15,15a EStG für solche Personengesellschaften, die
sich im Bereich der Einkünfte aus selbständiger Arbeit oder aus
Land- und Forstwirtschaft betätigen.
• Besteuerung der Personengesellschaft ist irreführend
o Personengesellschaft ist weder Steuersubjekt der Einkommen-
noch der Körperschaftsteuer
o § 2 Abs. 1 S. 1 EStG: Einkünfte die der Steuerpglichtige erzielt, un-
terliegen der Einkommensteuer, steuerpglichtig nach § 1 Abs. 1 S. 1
EStG sind aber allein natürliche Personen, somit u.U. die Gesell-
schafter der Personengesellschaft.
o Bilanzbündeltheorie bis Anfang der 70er Jahre herrschend: die
Personengesellschaft ist aus steuerlicher Sicht überhaupt nicht da.
Vielmehr führt der einzelne Unternehmer einen eigenen Betrieb in
dem Umfang, wie es seinem Anteil an der Personengesellschaft
entspricht. Die Bilanz der Personengesellschaft ist nur eine Zu-
sammenfassung von Einzelbilanzen der Gesellschafter.
o Duales Prinzip heute: Einheit der Personengesellschaft zu Vielfalt
der Gesellschafter. Neben den genannten steuerlichen Normen
(§§ 1, 2 EStG) gilt auch die zivilrechtliche Betrachtung (Teilrechts-
fähigkeit; vgl. § 124 HGB für Personenhandelsgesellschaften und
die Gesamthandslehre) und die wirtschaftlichen Verhältnisse (Ge-
sellschaft als unternehmerische Handlungseinheit). Die einkunfts-
erzielende Tätigkeit wird von den Gesellschaftern in ihrer gesamt-
händerischen Verbundenheit ausgeführt, so dass sie gemeinschaft-
lichen den Tatbestand einer Einkunftsart verwirklichen. Die Gesell-
schaft ist einkommensteuerlich transparent.
o Partielle Teilrechtsfähigkeit: bei der Qualigikation der Einkünfte
(Einordnung unter eine der Einkunftsarten sowie der Beurteilung

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der Einkünfteerzielungsabsicht) als auch bei Ermittlung der Ein-
künfte ist die Gesellschaft als Einheit zu betrachten.
• Beispiel: Die A&B oHG, an der A und B zu je 50 % beteiligt sind, stellt eine
Handelsbilanz auf,in der sie einen Gewinn iHv 100.000 € ermittelt. Ein-
kommensteuerlich wird dieser einheitlich von der oHG ermittelte Gewinn
nicht der Gesellschaft, sondern ihren Gesellschaftern nach dem Beteili-
gungsverhältnis zugerechnet.
II. Besteuerung von Kapitalgesellschaften
B. Besteuerung nach der Einkommensteuer
I. Einkünfte aus Gewerbebetrieb
1. Überblick
• Erwerbstatbestände, die als Einkünfte aus Gewerbebetrieb zu qualigizie-
ren sind:
o Einkünfte aus gewerblichen Unternehmen, § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 1,
o Gewinnanteile der Gesellschafter einer oHG, KG oder einer anderen
Gesellschaft, bei der die Gesellschafter als Mitunternehmer anzuse-
hen sind, § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 EStG,
o Der Gewinn bei der Veräußerung oder Aufgabe eines Gewerbebe-
triebs, § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1-3, Abs. 3 EStG
o Die Gewinne solcher Körperschaftsteuersubjekte, die nach § 1
Abs. 1 Nr. 1-3 KStG unbeschränkt körperschaftsteuerpglichtig sind,
§ 8 Abs. 2 KStG
• Fall: A betreibt ein Bauunternehmen. B ist an einer Einzelhandels-OHG be-
teiligt. C ist Gesellschafter einer vermögensverwaltenden GmbH & Co. KG,
wobei die GmbH einzige persönlich haftende Gesellschafterin und allein
zur Geschäftsführung befugt ist. D ist Gesellschafter der X-GmbH; er be-
zieht jährlich Gewinnbeteiligungen. Nach zehn Jahren veräußert er seine
Beteiligung. R betreibt eine Rechtsanwaltskanzlei.
• A hat Einkünfte aus Gewerbebetrieb, § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 S. 1 EStG. R hat
als Rechtsanwalt keine gewerblichen Einkünfte, § 15 Abs. 2 S. 1 EStG, son-
dern Einkünfte aus selbständiger Arbeit, § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG. Sofern B
Mitunternehmer der oHG ist, bezieht er Einkünfte aus Gewerbebetrieb. C
hat Einkünfte aus Gewerbebetrieb, obwohl die Gesellschaft nur vermö-
gensverwaltend tätig ist und keinen Gewerbebetrieb unterhält, § 15 Abs. 3

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Nr. 2 EStG (gewerblich geprägte Personengesellschaft. D hat aus der Ge-
winnbeteiligung laufende Einkünfte aus Kapitalvermögen, § 20 Abs. 1 Nr. 1
EStG, da er die Beteiligung im Privatvermögen hält. Sofern er bei Veräuße-
rung in den letzten fünf Jahren zu mehr als 1 % an der X-GmbH beteiligt
war, liegen Einkünfte aus Gewerbebetrieb vor. Die Gewinne der X-GmbH
sind Einkünfte aus Gewerbebetrieb, § 8 Abs. 2 KStG und unterliegen der
Körperschaftsteuer.
2. „Originär“ gewerbliche Tätigkeit
a. Einkünfte aus einem gewerblichen Unternehmen, § 15 I 1 Nr. 1 EStG
Nach § 15 Abs. 2 S. 1 EStG ist ein Gewerbebetrieb eine selbständige,
nachhaltige Betätigung, die mit Gewinnerzielungsabsicht unternommen
wird und sich als Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr
darstellt. Bei der Betätigung darf es sich nicht um Land- und Forstwirt-
schaft, eine selbständige (insb. freiberugliche) Arbeit oder private Ver-
mögensverwaltung handeln.
i. Selbständige, nachhaltige Betätigung und Teilnahme am allge-
meinen wirtschaftlichen Verkehr
• Maßgeblich für die Selbständigkeit sind Unternehmerrisi-
ko und Unternehmerinitiative
• Nachhaltig ist eine Tätigkeit, wenn sie auf Wiederholung
angelegt ist,
• Eine Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr
liegt vor, wenn Güter oder Leistungen am Markt erkennbar
für Dritte gegen Entgelt angeboten werden.
ii. Gewinnerzielungsabsicht
• Deginition: Streben nach einem Gesamtgewinn innerhalb
der Gesamtperiode des Bestehens der Einkunftsquelle
(sog. Totalgewinnprognose).
• Gewinnerzielungsabsicht als Nebenzweck ausreichend,
• Gewinnerzielungsabsicht ist Voraussetzung für sämtliche
steuerbaren Einkünfte.
iii. Keinerlei land- und forstwirtschaftliche, freiberugliche oder
vermögensverwaltende Tätigkeit

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Oben genannte Merkmale treffen auch auf LuF, Freiberug-
ler und Vermögensverwalter zu, deshalb Negativabgren-
zung
b. Mitunternehmerschaft, § 15 I 1 Nr. 2 EStG
• Deginition Mitunternehmerschaft: Unternehmerrisiko und Unter-
nehmerinitiative
• Rechtsfolge: Liegt Mitunternehmerschaft vor und erzielt sie ge-
werbliche Einkünfte, werden vom Gesellschafter bezogene Vergü-
tungen der Gesellschaft für Tätigkeiten oder für die Überlassung
von Darlehen oder Wirtschaftsgütern (so genannte Sondervergü-
tungen) zu Einkünften aus Gewerbebetrieb. Auch Wertänderungen
des iRd Beteiligung genutzten Vermögens des Gesellschafters wer-
den als gewerbliche Einkünfte erfasst.
• Sinn der Regelung: (teilweise) Gleichstellung der Beteiligten an ei-
ner Personengesellschaft mit einem Einzelunternehmer sowie die
Gleichbehandlung der Gesellschafter unabhängig davon, ob ihre
Leistungen an die Gesellschaft in Form einer Gewinnbeteiligung
oder eines schuldrechtlichen Entgelts abgegolten werden. Einzel-
unternehmer können ihren gewerblichen Gewinn nicht dadurch
mindern, dass sie aus ihrem Privatvermögen an ihr Betriebsvermö-
gen
o Verzinsliche Darlehen geben oder
o Grundstücke vermieten.
o Auch mindern sie den Gewinn nicht durch Lohnzahlungen
an sich selbst.
• Die Einkünfte der Mitunternehmerschaft werden gesondert und
einheitlich festgestellt.
c. Betriebsveräußerung und Betriebsaufgabe, § 16 EStG
• Beginn der gewerblichen Tätigkeit mit den ersten Maßnahmen, die
der Vorbereitung dieser Tätigkeit dienen und mit ihr in unmittelba-
rem, wirtschaftlichem Zusammenhang stehen (vorweggenommene
Betriebsausgaben).
• Ende der gewerblichen Tätigkeit mit der letzten Abwicklungshand-
lung, die zur Auglösung des Betriebs führt

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• Beendigungsgründe sind die Betriebsveräußerung ( § 16 Abs . 1
EStG) und die Betriebsaufgabe (§ 16 Abs. 3 EStG).
• Wird ein Betrieb ins Ausland verlegt, gingiert § 16 Abs. 3a EStG eine
Betriebsaufgabe, wenn
o die Verlegung zu einem Ausschluss oder
o zur Beschränkung des Besteuerungsrechts Deutschlands
hinsichtlich des Gewinns aus der Veräußerung sämtlicher
Wirtschafsgüter des Betriebs führt.
• Betriebsaufgabe erfolgt in zeitlich konzentrierter Form. Sie ist steu-
erlich begünstigt:
o Freibetrag i.H.v. bis zu 45.000 €
o Besonderer Steuersatz nach § 34 EStG
o Begünstigung rechtfertigt sich dadurch, dass mit einem
Schlag sämtliche stillen Reserven eines Betriebsvermögens
realisiert werden.
• Betriebsauglösung erstreckt sich allmählich übereinen längeren
Zeitraum.
II. Einkünfte aus selbständiger Arbeit, § 18 EStG
• Einkünfte aus selbständiger Arbeit sind:
o Einkünfte aus freiberuglicher Tätigkeit, § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG
o Einkünfte der Einnehmer einer staatlichen Lotterie, wenn sie nicht
Einkünfte aus Gewerbebetrieb sind,
o Einkünfte aus sonstiger selbstständiger Arbeit,
o Bestimmte Vergütungen an Beteiligte von vermögensverwaltenden
Gesellschaften oder Gemeinschaften,
o Der Gewinn, der bei der Veräußerung des Vermögens erzielt wird,
das der selbständigen Arbeit dient.
• Selbständige Arbeit setzt Selbständigkeit, nachhaltige Betätigung, Beteili-
gung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr und Gewinnerzielungsab-
sicht voraus.
• Freiberugliche Tätigkeit ist am Wichtigsten, gesetzlich nicht deginiert.
o Stattdessen typisierte Tätigkeiten: selbständige wissenschaftliche,
künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieheri-
sche Tätigkeit

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o Katalogberufe, z.B. Arzt, Rechtsanwalt, Steuerberater & Ingenieur
o Problem: ähnliche Berufe – Ähnlichkeit setzt etwa eine bestimmte
Ausbildung voraus.
• Im Gegensatz zur gewerblichen Tätigkeit rückt bei freiberuglicher Tätigkeit
der Einsatz von Kapital in den Hintergrund, da vielmehr
o die geistige Arbeit und
o die eigene Arbeitsleistung des Freiberuglers von Bedeutung sind.
o Bedient er sich Hilfspersonen, muss jeder Freiberugler dennoch lei-
tend und eigenverantwortlich tätig bleiben. Dies setzt etwa voraus:
▪ Er muss die Vorleistung seiner fachlich vorgebildeten Mitar-
beiter überprüfen,
▪ Selbst ausreichend Zeit für die eigentliche freiberugliche Tä-
tigkeit augbringen und
▪ Der Arbeit sein Gepräge geben.
• Im Unterschied zur gewerblichen Tätigkeit ist die freiberugliche Tätigkeit
tendenziell günstiger:
o Keine Gewerbesteuerpglicht,
o Erleichterungen hinsichtlich der Gewinnermittlung: Wahlrecht zu
Einnahmen-Überschussrechnung, § 4 Abs. 3 EStG
• Fall: B ist Erbin einer Arztpraxis, die ihr Ehemann A bis zu dessen Tod be-
trieben hat. Sie führt die Praxis mithilfe eines Arztvertreters fort. Das FA
sieht die aufgrund der Tätigkeit des Arztvertreters erwirtschafteten Ein-
künfte als Einkünfte aus Gewerbebetrieb an. B ist der Ansicht, dass es sich
um Einkünfte aus selbständiger Arbeit handele.
• Lösung: Für die Annahme einer selbständigen Arbeit der B kommt es nicht
nur darauf an, dass ihre Hilfsperson, sondern auch sie selbst die Voraus-
setzungen eines Katalogberufs erfüllt. Das Fortführen der Arztpraxis stellt
eine gewerbliche Tätigkeit dar.
III. Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, §§ 13-14a EStG
• Positive Tatbestandsmerkmale eines Gewerbebetriebes, § 15 Abs. 2 EStG
• Zusätzlich planmäßige Nutzung der natürlichen Kräfte des Bodens (sog.
Urproduktion) und die Verwertung der selbst erzeugten Produkte.
IV. Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, § 19 EStG
• Solche Einkünfte sind etwa:

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o Gehälter, Löhne, Gratigikationen, Tantiemen und andere Bezüge und
Vorteile für eine Beschäftigung im öffentlichen oder privaten
Dienst;
o Zuwendungen des Arbeitgebers an seinen Arbeitnehmer im Rah-
men von Betriebsveranstaltungen (ab 110 €).
o Wartegelder, Ruhegelder, Witwen- und Waisengelder und andere
Bezüge und Vorteile aus früheren Dienstleistungen,
o Bestimmte Zuwendungen des Arbeitgebers iRd betrieblichen Al-
tersvorsorge.
• Die Einkünfte werden durch Einnahmen-Überschussrechnung ermittelt
und unterliegen nach §§ 38ff. EStG dem Lohnsteuerabzugsverfahren.
1. Arbeitnehmer
• Deginiert in § 1 LStDV: Arbeitnehmer sind Personen, die im öffentlichen
oder privaten Dienst beschäftigt sind und aus diesem oder einem früheren
Dienstverhältnis Arbeitslohn beziehen. Maßgeblich ist
o Das Bestehen eines Dienstvertrages gem. § 611 BGB oder
o Das Bestehen eines faktischen Dienstverhältnisses, Merkmale sind:
▪ Arbeitnehmer schuldet Arbeitgeber seine Arbeitsleistung,
▪ ist von ihm weisungsabhängig und
▪ bezieht Arbeitslohn.
2. Arbeitslohn
• Bruttoarbeitslohn, der alle Einnahmen umfasst, die der Arbeitgeber aus
dem Dienstverhältnis, einem früheren Dienstverhältnis oder im Hinblick
auf ein künftiges Dienstverhältnis erhält.
• Trinkgelder fallen als zusätzliches Entgelt für die erbrachte Dienstleistung
auch darunter, werden aber nach § 3 Nr. 51 EStG steuerfrei gestellt.
3. Werbungskosten
• Aufwendungen, die durch das Arbeitsverhältnis veranlasst sind, z.B.:
o Notwendige Mehraufwendungen für eine doppelte Haushaltsfüh-
rung, § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG;
o Aufwendungen für Arbeitsmittel, Satz 3 Nr. 6;
o Aufwendungen für die Wege zwischen Wohnung und erster Tätig-
keitsstätte, § 9 Abs. 1 S. 3 Nr. 4 S. 1 EStG

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• Zur Verwaltungsvereinfachung gewährt der Gesetzgeber in § 9a S. 1 Nr. 1
lit. a EStG jedoch einen Arbeitnehmer-Pauschbetrag iHv 1.000 €.
V. Einkünfte aus Kapitalvermögen, § 20 EStG
• Gesetzlicher Regelfall ist die so genannte Abgeltungsteuer
o Einheitlicher Steuersatz von 25 % auf Kapitalerträge,
o Pauschaler Steuerabzug an der Quelle mit Abgeltungswirkung,
o Werbungskostenabzug = Sparer-Pauschbetrag
o Verluste aus Kapitalvermögen dürfen gemäß § 20 Abs. 6 S. 1 EStG
nicht mehr mit Einkünften aus anderen Einkunftsarten ausgegli-
chen werden,
o Verluste dürfen auch nicht nach § 10d EStG vorgetragen werden.
• Einkünfte aus Kapitalvermögen sind:
o Einnahmen aus bestimmten Beteiligungsformen
▪ Beteiligung an Kapitalgesellschaften, § 20 I Nr. 1, 2, 9, 10,
etwa Dividenden aus Aktien, Gewinnanteile aus Beteiligung
an einer GmbH
▪ Erforderlich ist, dass die Leistungen aufgrund des Gesell-
schaftsverhältnisses erfolgen, nicht aufgrund schuldrechtli-
cher Beziehungen.
▪ Abgrenzen zu sog. Verdeckten Gewinnausschüttungen
o Zinseinnahmen (Auffangtatbestand),
o Gewinne aus der Veräußerung von Wirtschaftsgütern; Fällt auch
auf private Veräußerungsgewinne aus Anteilsveräußerungen an,
o Nur Früchte des eingesetzten Kapitals werden steuerlich erfasst
o Entgelte für Kapitalüberlassung dürfen nicht iRd Gewinneinkunfts-
arten oder der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung anfallen
– Subsidiarität!
• Steuerabzug vom Kapitalertrag (§§ 43ff EStG) und Tarif (§ 32d EStG)
o Schuldner der Kapitalerträge darf nicht den vollen Kapitalertrag an
den Gläubiger auszahlen, sondern muss einen Teil einbehalten und
an das Finanzamt abführen, so genannte Kapitalertragsteuer,
o Damit ist die Einkommensteuer abgegolten, § 43 Abs. 5 S. 1 EStG
VI. Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, § 21 EStG
• Vermietung und Verpachtung im Einkommensteuerrecht

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o Erträge aus der wirtschaftlichen Nutzung von privaten Vermö-
gensgegenständen
▪ Vermietung und Verpachtung von unbeweglichem Vermö-
gen,
▪ Vermietung und Verpachtung von Sachinbegriffen (zB Bi-
bliothek, Praxiseinrichtung eines Freiberuglers),
▪ Überlassung von Rechten, insb. Urheberrechten,
▪ Veräußerung von Miet- und Pachtzinsforderungen.
o Vermietung beweglicher Sachen fällt nicht darunter.
• Abgrenzung zu anderen Einkunftsarten
o Nur auf Gegenstände des Privatvermögens anwendbar
o Mieteinnahmen eines Gewerbetreibenden oder Freiberuglers sind
Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder selbständiger Arbeit
o VuV-Einkünfte sind subsidiär, 21 Abs. 3 EStG
• Werbungskosten
o Aufwendungen zur Erzielung von Einnahmen, wenn sie durch die
Vermietungstätigkeit veranlasst sind,
o Grundsätzlich sind Werbungskosten sofort abziehbar,
o Ausnahmsweise nicht bei
▪ Anschaffungs- oder Herstellungskosten: Instandsetzungs-
oder Modernisierungsmaßnahmen innerhalb von drei Jah-
ren nach Anschaffung des Gebäudes
▪ Renovierungsaufwendungen können sofort abzugsfähiger
Erhaltungsaufwand oder Herstellungsaufwand sein.
VII. Sonstige Einkünfte, §§ 22, 23 EStG
• Solche Einkünfte, die keiner anderen Einkunftsart zuzuordnen sind:
o Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen, § 22 Nr. 1 EStG,
o Einkünfte aus Unterhalts- und Versorgungsleistungen, § 22 Nr. 1 a,
o Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften, § 22 Nr. 2, § 23,
o Einkünfte aus sonstigen Leistungen, § 22 Nr. 3 EStG,
o Teile der Einkünfte aufgrund der Abgeordnetengesetze sowie ver-
gleichbare Leistungen, § 22 Nr. 4 EStG,
o Einkünfte durch Leistungen aus begünstigten Altersvorsorgever-
trägen, § 22 Nr. 5 EStG.

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• Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen: Einnahmen in Geld oder Gel-
deswert, die einer Person aufgrund eines bestimmten Verpglichtungs-
grundes oder wenigstens Entschlusses für eine gewisse Zeit periodisch
wiederkehrend zugließen:
o Unterhalts- und Versorgungsleistungen,
o Leibrenten,
o Zuschüsse und sonstige Vorteile,
o Zeitrenten.
• Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften: etwa Veräußerungen von
Gegenständen des täglichen Gebrauchs.
o Müssen innerhalb bestimmter Veräußerungsfristen erfolgen
▪ Bei Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten, zehn
Jahre, § 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 EStG,
▪ Bei anderen Wirtschaftsgütern grundsätzlich ein Jahr, § 23
Abs. 1 S. 1 Nr. 2 S. 1 EStG.
o Der Gewinn wird durch Abzug der Anschaffungs- oder Herstel-
lungskosten sowie der Werbungskosten vom Veräußerungspreis
ermittelt.
• Einkünfte aus sonstigen Leistungen: jedes Tun, Dulden oder Unterlassen,
das Gegenstand eines entgeltlichen Vertrages sein kann und um des Ent-
geltes willen erbracht wird.
o Davon ausgenommen sind:
▪ Vermögensumschichtungen durch Veräußerungen oder
▪ Spiel- und Wettgeschäfte, bei denen aber der Glücksspiel-
charakter im Vordergrund stehen muss.
o Dazu zählen jedoch:
▪ Vermietung von beweglichen Gegenständen des privaten
Vermögens, § 22 Nr. 3 EStG
▪ Bisher Entgelt einer Prostituierten, nunmehr Einkünfte aus
Gewerbebetrieb,
▪ Vergütungen für die Mitnahme im PkW.

C. Besteuerung nach der Körperschaftsteuer


I. Überblick

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• Einkommensteuer ist die Ertragsteuer natürlicher Personen
• KSt entspricht als Ertragsteuer juristischer Personen der ESt
• Knüpft in weiten Bereichen an Regelungen der EStG an; eine eigene Rege-
lung im KStG erfolgt nur bei Abweichungen vom EStG
• Trennungsprinzip: Die Besteuerung der Kapitalgesellschaft erfolgt un-
abhängig von der des Anteilseigners (Anzeichnen)
• Thesaurierung: keine Versteuerung beim Anteilseigner, solange der er-
zielte und versteuerte Gewinn der Kapitalgesellschaft nicht an den An-
teilseigner ausgeschüttet wird. Der Anteilseigner erzielt erst einkommen-
steuerpglichtige Einkünfte mit der Ausschüttung von Gewinnen durch die
Körperschaft.
• Besteuerungshöhe:
o Ab 2008 wurde der Körperschaftsteuersatz im Zuge des interna-
tionalen Steuerwettbewerbs auf 15 % gesenkt.
o Erträge aus Anteilen im Privatvermögen werden mit einer Abgel-
tungsteuer iHv 25 % besteuert, § 32d Abs. 1 EStG. Der Abzug von
Werbungskosten wird durch den Sparer-Pauschbetrag abgegolten,
§ 20 Abs. 9 EStG.
o Für Erträge aus Anteilen im Betriebsvermögen gilt ein „Teileinkünf-
teverfahren“: 60 % der Ausschüttung sind steuerpglichtig, § 3 Nr. 40
EStG und korrespondierend sind 60 % der Betriebsausgaben ab-
ziehbar.
II. Die persönliche Steuerpglicht
1. Unbeschränkte Steuerpglicht, § 1 KStG
• Steuersubjekt muss eine bestimmte Rechtsform aufweisen (insb. Kapital-
gesellschaften wie SE, AG, KGaA, GmbH und UG).
• Sitz oder Geschäftsleitung im Inland
o Geschäftsleitung ist der Mittelpunkt der geschäftlichen Oberleitung
an, § 10 AO. Maßgeblich sind die tatsächlichen Verhältnisse.
o Statuarischer Sitz, § 11 AO. Formales Kriterium der Satzung, des
Gesellschaftsvertrags oder des Gründungsstatuts.
o Bei doppelt ansässigen Gesellschaften sind Sitz und Geschäftslei-
tung in unterschiedlichen Ländern. Für die Zuordnung der Besteue-

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rungsrechte gilt eine solche Gesellschaft regelmäßig im Geschäfts-
leitungs-Staat als ansässig.
• Beginn und Ende der Steuerpglicht
o Gründungsphase: Die Vorgesellschaft wird zivilrechtlich wesent-
lich wie eine GmbH behandelt. INsoweitstellt sie körperschaftsteu-
erlich gemeinsam mit der späteren GmbH ein einheitliches Steuer-
subjekt dar, wenn die Eintragung erfolgt.
o Die Vorgründungsgesellschaft ist eine GbR bzw. oHG, so dass auch
steuerlich keine Körperschaftsteuerpglicht eintritt.
o Liquidationsphase: Die Löschung im Handelsregister reicht für
das Ende der Steuerpglicht nicht aus. Die Körperschaft besteht so-
lange fort, bis sie über keine weiteren bilanzierungsfähigen Vermö-
gensgegenstände verfügt.
o Verlegt die Körperschaft ihren Sitz oder ihre Geschäftsleitung ins
außereuropäische Ausland, gilt sie nach § 12 Abs .3 KStG als aufge-
löst, so dass eine Schlussbesteuerung nach § 11 KStG erfolgt. Bei
Wegzügen innerhalb des EU/EWR Raums werden nur die stillen
Reserven aufgedeckt und gestundet besteuert.
2. Beschränkte Steuerpglicht, § 2 KStG
• Körperschaften ohne Sitz und Geschäftsleitung im Inland
• Soweit sie inländische Einkünfte iSd § 49 EStG erzielen.
III. Die Bemessungsgrundlage (Steuerobjekt)
1. Zu versteuerndes Einkommen, Einkommen und Gewinn
• Bemessungsgrundlage ist zu versteuerndes Einkommen, § 7 Abs. 1 KStG
• Differenz aus Einkommen iSd § 8 Abs. 1 S. 1 KStG abzüglich der Freibeträ-
ge der §§ 24, 25 KStG (§ 7 Abs. 2 KStG).
2. Gewinn nach § 4, § 5 EStG als Ausgangsgröße
Sämtliche Gewinne einer Körperschaft sind Einkünfte aus Gewerbebetrieb
3. Spezielle sachliche Steuerbefreiungen des KStG
a. Steuerbefreiung für Schachteldividenden, § 8b Abs. 1 KStG
• Norm stellt Gewinnausschüttungen (Dividenden), die eine Körper-
schaft von einer anderen Kapitalgesellschaft bezieht, steuerfrei,
wenn die Beteiligung mind. 10 % beträgt, sog. Schachtelbeteili-
gung (Zeichnen).

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• Sinn der Befreiung ist es, eine Doppel- oder sogar Mehrfachbelas-
tungen ausgeschütteter Gewinne zu vermeiden.
• Trotz der Steuerfreistellung der Gewinnausschüttungen an Mutter-
gesellschaften wird auf die Dividenden Kapitalertragsteuer erho-
ben, § 43 Abs. 1 S. 3 EStG, die jedoch bei inländischen Kapitalge-
sellschaften iRd Veranlagung zur KSt angerechnet wird, § 31 Abs. 1
KStG iVm § 36 Abs. 2 Nr. 2 S. 1 EStG.
• Bei ausländischen Muttergesellschaften bleibt die Kapitalertrag-
steuerbelastung uU deginitiv. Innerhalb der EU wird der Mutterge-
sellschaft die KapErtSt jedoch erstattet, wenn sie eine Mindestbe-
teiligung von 10 % hält, § 43b EStG: Mutter-Tochter RiLi.
• Nach § 8b Abs. 5 S. 1 KStG gelten pauschal 5 % der nach Abs. 1
steuerfreien Einnahmen als nicht abziehbare Betriebsausgaben.
Diese Fiktion reduziert die Steuerfreiheit im Ergebnis stets auf
95 %. Diese Schachtelstrafe kann in Beteiligungsketten zum so ge-
nannten Kaskadeneffekt führen, wonach sich die steuerfrei verein-
nahmte Dividende immer weiter verringert.
b. Steuerpglicht für Streubesitzdividenden, § 8b Abs. 4 KStG
• Streubesitzbeteiligungen: es wird keine Mindestbeteiligungshöhe
von 10 % erreicht.
• Dividenden aus solchen Beteiligungen sind ausdrücklich von der
Steuerbefreiung ausgenommen, § 8b Abs. 4 KStG.
c. Steuerbefreiung von Veräußerungsgewinnen, § 8b Abs. 2 KStG
• Veräußerungsgewinn aus Kapitalanteilen ist ebenfalls steuerfrei.
• Steuerbefreiung reicht jedoch nur zu 95 %, 5 % gelten als nicht ab-
zugsfähige Betriebsausgaben, § 8b Abs. 3 S. 1 KStG.
• Kehrseite: Absolutes Abzugsverbot für substanzbezogene Gewinn-
minderungen an den Anteilen, etwa Veräußerungsverluste und
Teilwertabschreibungen.
4. Nichtabziehbare Aufwendungen nach § 10 KStG
• § 10 Nr. 2 KStG: Abzugsverbot für Steuern vom Einkommen (etwa die KSt),
sonstige Personensteuern (etwa Erbschaftsteuer), die Umsatzsteuer auf
Entnahmen vom Abzug aus.

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• § 10 Nr. 3 KStG: Abzugsverbot für Geldstrafen und sonstige Rechtsfolgen
vermögensrechtlicher Art mit überwiegendem Strafcharakter.
• § 10 Nr. 4 KStG: Abzugsverbot für die Hälfte der Vergütungen an Mitglieder
des Aufsichtsrats.
5. Abgrenzung zu Vorgängen, die durch Gesellschaftsverhältnis veranlasst sind
Vermögensverschiebungen zwischen Gesellschaft und Gesellschafter sind
problematisch.
a. Verdeckte Gewinnausschüttung, § 8 Abs. 3 Satz 2 KStG
• Nach § 8 Abs. 3 S. 1 KStG hat die Einkommensverteilung an die Ge-
sellschafter keinen Eingluss auf die Einkommensermittlung der Ge-
sellschaft.
• Gewinnausschüttungen bei der Ermittlung des Einkommens dürfen
nicht einkommensmindernd berücksichtigt werden.
• Dividendeneinkünfte eines Gesellschafters sind stets mit der Kör-
perschaftsteuer auf der Ebene der Körperschaft belastet. Deshalb
ergeben sich Vorteile daraus, wenn Gewinnanteile nicht als Divi-
dende ausgezahlt, sondern als Leistungsvergütung „getarnt“ wer-
den, so dass sie als Betriebsausgabe die körperschaftsteuerliche
Bemessungsgrundlage mindern.
• Entscheidendes Kriterium für die Beurteilung einer Betriebsver-
mögensminderung als vGA ist ihre Veranlassung durch das Gesell-
schaftsverhältnis – im Gegensatz zu Vermögensminderungen, die
durch den Betrieb veranlasst sind.
• Fallgruppen zur Bestimmung des Veranlassungskreises:
o Fremdvergleich: Hätte ein ordentlicher und gewissenhafter
Geschäftsleiter (§ 93 Abs. 1 S. 1 AktG/ § 43 Abs. 1 GmbHG)
die Vermögensminderung oder verhinderte Vermögensmeh-
rung gegenüber einer Person, die nicht Gesellschafter ist,
unter sonst gleichen Umständen hingenommen?
▪ Interner Fremdvergleich: Gesellschaft tätigt selbst
vergleichbare Geschäfte mit Dritten.
▪ Externer Fremdvergleich: Vergleichbare Geschäfte
einer anderen Gesellschaft

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▪ Hypothetischer Fremdvergleich: mutmaßliche
Überlegungen eines ordentlichen Geschäftsleiters.
o Beherrschungsfälle: Der Begünstigte ist beherrschender
Gesellschafter und es fehlt an einer zivilrechtl. wirksamen,
klaren und im Voraus abgeschlossen Vereinbarung.
o Fehlende Üblichkeit: VGA liegt auch vor, wenn die Verein-
barung einem Fremdvergleich unter Einbeziehung der Sicht
des Gesellschafters nicht standhält, weil ein Dritter ihr an
dessen Stelle nicht zugestimmt hätte. Gilt insb. für Geschäfte,
die die Gesellschaft einseitig begünstigen.
• Rechtsfolge bei Annahme einer vGA
o Für die ausschüttende Gesellschaft: § 8 Abs. 3 S. 2 KStG –
Wenn eine vGA das Einkommen nicht mindern darf, aber bei
der Gewinnermittlung bereits abgezogen worden ist, muss
sie wieder hinzugerechnet werden.
o Für den Empfänger: vGA werden wie offene Gewinnaus-
schüttungen behandelt.
▪ Soweit die vGA vor ihrer Aufdeckung bereits als steu-
erpglichtige Einnahme behandelt wurde, etwa als
überhöhte Gehaltszahlung iRd Einkünfte aus nicht-
selbständiger Arbeit, führt die Aufdeckung der vGA
zu einer Umqualigizierung des als vGA beurteilten,
überhöhten Teils der Gehaltszahlung in eine Gewinn-
ausschüttung, für die das Teileinkünfteverfahren
oder die Abgeltungsteuer greift.
▪ Bei steuerfreien Einnahmen für die Aufdeckung zu
einer Steuererhöhung, etwa bei vergünstigtem
Grundstückskauf für den Anteilseigner.
b. Verdeckte Einlage
• Gegenteil zur vGA – Einlage liegt vor, wenn ein Gesellschafter der
Körperschaft einen Vorteil zuwendet, der von dieser nicht erwirt-
schaftet wurde, sondern seine Grundlage in dem bestehenden Ge-
sellschaftsverhältnis hat.

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• Wird die Einlage entgegen der gesellschaftsrechtlichen Regeln (Ka-
pitalausstattung & Kapitalerhöhung) erbracht, ist sie verdeckt.
• Die verdeckte Einlage darf nicht den Gewinn sondern nur die Kapi-
talrücklage der Gesellschaft erhöhen, § 8 Abs. 3 S. 3 KStG.
• Beim Gesellschafter liegen nachträgliche Anschaffungskosten der
Beteiligung vor, die im Betriebs- oder im Privatvermögen steuerli-
che Auswirkung erlangen können.
6. Sonderausgabenähnliche Abzugstatbestände
• § 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG: Spendenabzug
• Parteispenden von Körperschaften sind jedoch nicht abziehbar.
7. Verlustabzug, § 8c KStG
• Grundsatz: in der Vergangenheit entstandene Verluste werden mit zukünf-
tigen Gewinnen verrechnet.
• Beschränkung des Verlustabzugs – Missbrauchsvermeidungsvorschrift:
• Grundtatbestand schädlicher Beteiligungserwerb: kein Kauf sogenannter
Verlustmäntel (substanzlose Kapitalgesellschaften mit hohen Verlustvor-
trägen).
• Schädlicher Beteiligungserwerb liegt vor, wenn die Anteile in einem be-
stimmten Umfang innerhalb eines Füngjahreszeitraums auf einen einzel-
nen Erwerber, eine diesem nahe stehende Person oder eine Personen-
gruppe mit gleichgerichtetem Interesse übertragen werden.
• Umfang des Anteilseignerwechsels bestimmt die Reichweite des Verlust-
untergangs – zwei Stufen:
o Anteils- oder Stimmrechtsübertragungen von mehr als 25 % bis zu
50 %: quotaler Untergang des Verlustabzugs.
o Anteils- oder Stimmrechtsübertragungen von mehr als 50 %: voll-
ständiger Untergang des Verlustabzugs.
• Keine Rückausnahme eines schädlichen Beteiligungserwerbs:
o Konzernklausel: Bei Anteilserwerben innerhalb eines Konzerns
kann der Verlustvortrag nicht untergehen.
o Stille Reserven-Klausel: Gedanke, dass der Erwerb einer Beteili-
gung bei Vorhandensein von stillen Reserven auch aufgrund des
zukünftigen Gewinnpotenzials erfolgt, das in diesen stillen Reser-
ven schlummert. Überdies sind die stillen Reserven zum Zeitpunkt

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des Anteilserwerbs und damit im gleichen Zeitraum wie die Verlus-
te entstanden. Deshalb kein schädlicher Beteiligungserwerb, soweit
die Verluste die stillen Reserven nicht übersteigt.
8. Freibeträge, §§ 24, 25 KStG
• Keine Freibeträge für Kapitalgesellschaften
• Freibeträge für Stiftungen, gemeinnützige Vereine (§ 24 KStG: 5.000 €)
• Zehn Jahre für den neu gegründeten land- und forstwirtschaftlich tätigen
Genossenschaften oder Vereinen (§ 25 KStG: 15.000 €)
IV. Tarif
15 % des zu versteuernden Einkommens, § 23 Abs. 1 KStG.
V. Die Behandlung von Ausschüttungen bei der ausschüttenden Körperschaft
und dem Anteilseigner
1. Die Besteuerung der Körperschaft
• Gewinnausschüttung hat auf die Steuerbelastung der ausschüttenden
Körperschaft grundsätzlich keine Auswirkungen, § 8 Abs. 3 S. 1 KStG.
• Die ausschüttende Körperschaft (oder die Depotbank des Anteilseigners)
hat vom Bruttobetrag der Ausschüttung 25 % Kapitalertragsteuer einzu-
behalten und an das Finanzamt abzuführen, § 43 Abs. 1 S. 1 Nr. 1, 1a § 43a
Abs. 1 Nr. 1 EStG. Ist der Anteilseigner eine natürliche Person, hat dieser
Einbehalt grundsätzlich abgeltende Wirkung, § 43 Abs. 5 S. 1 EStG.
2. Die Besteuerung des Anteilseigners
a. Beteiligung im Privatvermögen
• Laufende Ausschüttungen: ist der Anteilseigner eine natürliche
Person, die ihre Beteiligung im Privatvermögen hält, sind die Aus-
schüttungen Einkünfte aus Kapitalvermögen, § 20 Abs. 1 Nr. 1.
o Steuersatz von 25 %,
o Sparer-Pauschbetrag iHv 801 €.
o Optionsrecht zur Anwendung des Teileinkünfteverfahrens,
wenn
▪ der Steuerpglichtige zu mindestens 25 % an der Kapi-
talgesellschaft beteiligt oder
▪ zu mindestens 1 % an der Kapitalgesellschaft betei-
ligt und gleichzeitig beruglich für diese tätig ist, § 32d
Abs. 2 Nr. 3 EStG.

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• Veräußerung von Anteilen: Gewinne aus der Veräußerung von An-
teilen stellen wirtschaftlich eine Totalauschüttung dar und werden
grundsätzlich den laufenden Gewinnausschüttungen gleich gestellt.
o Ebenfalls Kapitaleinkünfte, die der Abgeltungsteuer iHv
25 % unterliegen.
o Veräußerungsverluste können nur beschränkt, nämlich al-
lein mit ebensolchen Veräußerungsgewinnen verrechnet
werden (Verrechnungsbeschränkung in § 20 Abs. 6 EStG).
b. Beteiligung im Betriebsvermögen
Teileinkünfteverfahren
c. Kapitalgesellschaften als Gesellschafter
• Nach § 8b Abs. 1, Abs. 5 KStG zu 95 % steuerfrei bei einer Mindest-
beteiligung von 10 %.
• Steuerpglichtig nach § 8b Abs. 4 KStG bei Beteiligungen unter 10 %.
• Veräußerungsgewinne sind zu 95 % steuerfrei.

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