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Die Aussprache des Hochdeutschen in der

Schweiz [Fortsetzung]

Autor(en): [s.n.]

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizer Schule

Band (Jahr): 43 (1956)

Heft 16

PDF erstellt am: 05.08.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-537768

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Die Aussprache des Hochdeutschen in der Schweiz*

Den Abschnitt über die Konsonanten geben wir ebenso Übergangslaute beim Zusammenstoß
hier im Wortlaut der Wegleitung von Prof. Bruno zweier Vokale (Hiatus), z.B.
Boesch wieder, (am.) Anderseits hüte sich der Schweizer, der die Hoch-
spräche meist nur als Schriftsprache kennt, vor ei-
nem übertriebenen Buchstaben-Hochdeutsch, das
II. Die Konsonanten die Rede schulmeisterlich, geziert und unlebendig
macht. Es gibt Lautangleichungen, die auch die
Wichtig ist für uns die Aussprache der doppelt ge- Hochsprache fordern muß, weil sie die Rede flüs-
schriebenen Konsonanten. Nach Siebs gibt es im sig und lebendig werden lassen : gleichartige Kon-
einfachen Wort keine gelängten Konsonanten. Im sonanten im Auslaut und im Anlaut des folgenden
Gegensatz dazu hält der Schweizer am geschieht- -
Wortes fließen wie schon oben bemerkt - zusam-
lieh begründeten Unterschied zwischen kurzen men und bilden einen einzigen, gelängten Konso-
und gedehnten Konsonanten fest: hat somit nanten: /to-ZVrf/.
ein merklich gedehnteres fais 0-/e«. Damit ist aber
nicht etwa eine zweifach eingesetzte Lautung ge-
meint : die Doppelschreibung darf nicht zur Dop- r
pellautung verleiten. Siebs anerkennt neben dem Zungenspitzen-r nun
Auch in den Wortzusammensetzungen wie auch das Zäpfchen-r als hochsprachlich. Unsere
jW/, Afer&fiteg, und im Zusammenstoß Mundarten haben beide Aussprachen des r. Wer
von Konsonanten in der Wortberührung wie A»- Zungenspitzen-r spricht, soll auf jeden Fall dabei

JVMï/fZ#« usw. soll der


zweite Konsonant nicht völlig neu angesetzt wer-
bleiben. Wer Zäpfchen-r spricht, hüte sich davor,
das r in einen Reiblaut (ch) übergehen zu lassen
den: die Einstellung des Sprechorgans bleibt wäh- (z. B. für yra«gw/jvr/f).
rend der ganzen Dauer des gelängten Konsonan- Im Auslaut ist das r sauber zu artikulieren, es darf
ten dieselbe. In diesen Fällen schreibt übrigens nicht vokalisiert werden: z.B. A/Ma, K2Z7, IFk/L
auch Siebs die Längung des Konsonanten vor. usw. Dies wird auch durch Siebs verpönt und darf
oder Verschleifungen (Assimila- bei uns erst recht nicht als falschverstandene Hoch-
tionen), die aus lässiger Alltagsrede und Mundart spräche nachgeahmt werden.
stammen, sind zu meiden: wenn ein t in der Wort- 1

Zusammensetzung auf folgendes s stößt, so ist kein Das darf nicht zu schlaff gebildet werden; das in
1

Doppellaut (Affrikata z) zu sprechen, sondern dar- vielen Mundarten übliche »dicke« oder gegen u
auf zu achten, daß zwischen t und s eine merkliche hin vokalisierte 1 ist zu meiden (z. B. A/»/, für
Pause eingehalten wird, während der sich der Ver- AïA, AA/^).
schluß des t löst: (nicht: wZ-j/fge/«
Das Entsprechende gilt für den m, n
(nicht: sollen mit Stimmton gebildet werden.
Zusammenstoß anderer ungleichartiger Konso-
nanten wie z.B. von g und s: (nicht: ng
W-VtfZ^«), von b und s oder f: «Air/Zr (nicht: <2/;- ist ein einheitlicher Laut, keine Lautverbindung.
&r«/j), öA/Izä?« (nicht : von t und f: GoZ- Man vermeide es, ein nff-g zu bilden :
yraV (nicht: G'öp/LV/). Auch vorgreifende Anglei- Folgt ein k auf ein n (z. B. 2iv?/Ve«), so ist das n wie
chungen (22-7 statt: JwbW«) sowie Stützlaute ng zu bilden. Wenn n jedoch im Zusammenstoß
zwischen n und sch sind zu meiden, zweier Silben vor g oder k zu stehen kommt fM»-
Aä«//, so ist es als n und nicht als ng zu
* Siehe » Schweizer Schule « Nr. 15 vom 1. Dezember 1956. lauten.
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h deutsche« stimmhafte sch (z.B. in rcpi«, jaP»JcP»,
Man vermeide, h zwischen Vokalen als hörbaren AA».r/P«) ist zu meiden.
Hauchlaut zu sprechen; es ist in dieser Stellung Fest eingebürgert im Anlaut ist schp und seht in
stumm : PfA, j?äA, jjfp/z, JAP«, .rfp«, wP. den Fremd- und Lehnwörtern pöfpp/frf«, bp/»«/,
b/»r, bto//fpp bp//s7, bpor/, b//7, b/ra/w^f, b/r«'p
f, v b/#P;z/.
in deutschen Wörtern ist als genau gleicher Laut Schwankend ist die Aussprache in /;z.f7rzP/A«, Pf-
zu bilden, nämlich als labiodentaler Reibelaut (ver- ÂwPP Auch hier wahren wir uns gegenüber
mittels der Oberzähne und der Unterlippe). Man Siebs eine größere Freiheit von Fall zu Fall und
bemühe sich um eine kräftige Aussprache. wählen im Zweifelsfall lieber ein etwas vergröbern-
Bei schon früh eingedeutschten Fremdwörtern gilt des schp, seht als ein geziertes s + p, s+t.
dieser Laut ebenfalls : FAztr, PA.ÇAr; ebenso in Ei-
gennamen, in welchen v oft als ältere Schreibung ch-Laute
festgehalten ist : zwz Pff/Pff«, FAAPr, FA/f, J/W#g, Hier halten wir uns an die Siebssche Regel:
PATAcP Das ch nach hellen Vokalen oder nach Sonanten
In jüngeren Fremdwörtern wird v häufig als stimm- (1, m, n, r) ist der sogenannte ich-Laut (ein palata-
haftes w gesprochen: hiezu gibt es für uns noch 1er, am Vordergaumen gebildeter Reibelaut), der
mehr Ausnahmen als Siebs sie verzeichnet. So auch in der Verkleinerungssilbe -chen gilt.
sprechen wir das stimmlose f (v) in MzPoPp, PAz/z- Das ch nach dunklen Vokalen ist der uns aus der
V/öwVr, Awrafer, ProzVz#/, Pro- Mundart vertraute ach-Laut (ein gutturaler, am
PfzvVr, lAagzzPz/zp, FAzg«»/, FA/z7zp LA»//7, FAr- Hintergaumen gebildeter Reibelaut).
z///ê/, FAz"ö«/Pz, FAPzr, FAlr/fr, FA^fprP/Pzz/, FAgf- »Helle« Vokale bzw. Diphthonge sind Vorder-
.rf», FA/Pzzz. Wo Mißverständnisse möghch sind, Zungenlaute: e, i, ä, ö, ü, ei, äu (eu): fp-ffp/z, /fp
ist allerdings zu scheiden : so Pfprf»^ (mit f) und Gff^rärP, ZPPr, PpPr, 75/VP, .rrv&mp«, bcPP/oA,
Pf »f/-«/:£ (mit w). mrp
»Dunkle« Vokale bzw. Diphthonge sind Hinter-
w Zungenlaute: a, o, u, au: zzcp /Afp P/zcp Pz?/«rP
ist stimmhaft und kräftig zu artikulieren ; qu ist kw. Die Regel gilt auch für die nicht festen Verbindun-
chs gen chs : i)WfP?, ,r»fp (ach-Laut) ; /pvVPp »PP7,
Diese Lautverbindung wird hochsprachlich als ks P/P?, zmVP? (ich-Laut).
(x) gesprochen: ZPrP, PPP, v-rP. Wo die Ver- Bei den Fremdwörtern gilt für eine Reihe griechi-
bindung nicht alt und fest ist, da erst nachträglich scher Wörter der Anlaut ch-: tPP/z/Ap .4PA////V
ein Laut zwischen ch und s ausgefallen ist, wird chs (ich-Laut). Bei andern Wörtern sehen wir keinen
gesprochen : PhP?, «PP? (aus PPfZ, zzhPb?). Das ch Anlaß, den schwankenden Gebrauch festzulegen :

in den genannten Fällen ist der sogenannte ich- so wird in CP/Pf, Q/'/w, CPrargA bald ch- (ich-
Laut (siehe w.u.). Laut), bald k- gesprochen. Germanische Eigen-
In Orts- und Personennamen gilt die einheimische namen verlangen ch-: GA/TnvPr, CA/pf/v'A (ich-
Lautung: P//zP AG, ZH (chs), P//zP SG (ks), Pkv Laut).
(ks), 11VVÀTÉ7- (chs). Bei fest eingebürgerten und eingedeutschten
Fremdwörtern halten wir uns an die von Siebs vor-
sch geschriebene Qualität k-: C/Aor, CPraA/fr, GPr,
ist stimmlos, kräftig und mit Lippenstülpung zu CIA/P, GA/fztz, AoPwp Cfr/i/, CPw», rp-o/»»-
artikulieren. Das bei uns verbreitete ȟberhoch- /Pf/;, GPwz/p C/zrozzowf/f/", d/fP/zoA/A, OzvP/bv.

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V7
j geln aufgestellt werden. Unsicherheit herrscht be-
ist für uns ein konsonantisches i, kein palataler sonders bei mit //«- zusammengesetzten Adjekti-
Reibelaut, wie er bei Siebs nach norddeutscher ven. LVz- als Verneinungspartikel wird betont,
Übung vorgeschrieben wird. Ein Reibegeräusch wenn das Wort auch ohne //«- vorkommt : '//««v&Z,
ist in unserer Aussprache kaum hörbar. Wir spre- '//«zzwZr, '//«jcA?», '//»e/^ewZrrA '«Knear/f/, dagegen:
chen dieses i auch inlautend in Fällen wie ZV/zc, Ab- »«VAg/zVA »wr'/v^/zVA Es hat sich der Gebrauch
herausgebildet, in stark gefühlsbetonter Rede auch
in der erstgenannten Kategorie den Ton von der
Die Verschlußlaute p, t, k und b, d, g
Vorsilbe auf die Stammsilbe zu verlegen: »«'/«W-
Der Reibelaut s
//VA »»'«zzirV/fzg, //zz'^zm/è/Az//, Watf/zjvrM/A - '£/«-
Die Behauchung der p, t, k ist im Anlaut 2u for-
/w/zr/Z/zVA Behandlung ist die reine Negation
dem, allerdings ohne jede Übertreibung, k, ck ist
fzzAZV /vrarzA//VA), //«Az«zjvMVA Anstrengung ist
in jedem Falle kh und keine Lautverbindung mit
gefühlsbetont (»fer Azx Afe/wrM/"/»?
nachfolgendem Reibegeräusch wie in den meisten
M«/?mzgz//zg,).
Mundarten : k/A Nach Siebs müssen auch die wei-
Der Schweizer hüte sich jedenfalls vor einer aus
chen b, d, g verhärtet und behaucht werden, wenn
dem Norden eindringenden und unbegründeten
sie in den absoluten Auslaut treten; sie unterschei-
den sich dann in keiner Weise von den stimmlosen, Aufgabe der geschichtlichen Erstbetonung, wie
etwa M/Z/wVawg, 7V/W/*»ge«, zz//.ry//A7zVA tf/geff'/zräz-
behauchten p, t, k : hat denselben Auslaut wie
//VA zzoP^/g/zV/' usw.
F/0/>A FVoz/ wie TA/, wie F/wA Diese Behau-
Die häufig gebrauchten Wörter Jög/«VA ro/ör/, ^//-
chung des verhärteten Auslautes kann für die
^/«V7 werden auf der zweiten Silbe betont.
schweizerische Hochsprache nicht verbindlich
sein. -
Bei 'A/Ar/VA A'/AmA gibt die Betonung auf der
zweiten Silbe die dogmatische Bedeutung des Wor-
Bei den weichen Verschlußlauten b, d, g sowie
tes wieder (nach lat. Z/z/Ar/Var) und ist deshalb sinn-
beim Reibelaut s stellt sich die Frage der JYz«zzzzAz/"-
voll.
/zg£e/7. Nach Siebs sind diese Laute im Anlaut und
Bei den Fremdwörtern französischer Herkunft
im Inlaut zwischen Vokalen mit Stimmton zu
verlangt Siebs allzu schematisch durchwegs End-
sprechen. Die Forderung fällt für die schweize-
tische Hochsprache dahin: in Übereinstimmung
betonung : C7A//.re'/o/zg»0, CAzzz'jwzj", AT'/ft/. Wir leh-
nen dies ab und halten die Betonung gemäß dem
mit den Mundarten begnügt sie sich damit, die
Französischen schwebend, hüten uns anderseits
Verschlußlaute in Bezug auf Stärke und Behau-
vor einer bei uns verbreiteten übermäßigen Erst-
chung zu unterscheiden: p, t, k sind starke, be-
betonung
hauchte, b, d, g sind weiche, unbehauchte Laute.
Prof. Dr. Ar////« Ä«urA Zürich, schließt seine Weg-
Einfaches s ist im Anlaut und Inlaut zwischen Vo-
kalen stimmlos-schwach (Fo/z«d>, Z/W wie leitung mit der Bemerkung :
wo ss, ß geschrieben wird, stimmlos-scharf / GArre, »Die Aufstellungen mögen gezeigt haben, daß wir
dVr/z/fej.
Ganz besonders ist auf die Siebssche Auslautrege-
von allzu vielen und von allzu starren Sonderrege-
lungen absehen: wir würden damit gegenüber ei-
lung für -g in der M/AA/Ä/zg.fA/A -ig hinzuweisen.
ner lebendigen, gesprochenen Sprache, wie es die
Die Hochsprache verlangt hier nach mittel- und
deutsche Hochsprache sein soll, wahrscheinlich
norddeutscher Übung den -ich Reibelaut : f zwVA
auch in Zusammensetzungen mit -keit : AhzvVM«/
wenig Erfolg haben. Nach reiflicher Überlegung
und Prüfung durch Vertreter der in erster Linie
und vor Konsonanten: _/FeW/Ai7. Nur wenn ein
interessierten Berufe aus den verschiedenen Lan-
zweites ch folgt /fzz'/g/A/)j wird g als Verschlußlaut
desteilen haben wir uns gegenüber Siebs zu ein
gesprochen. Für unser Lautgefühl ist diese Rege-
paar wenigen, in ihrer Auswirkung aber kenn-
lung unannehmbar, und wir bleiben beim Ver- zeichnenden und ins Ohr fallenden Abweichun-
schlußlaut g in jeder Stellung des Wortes.
gen entschlossen. Mag daneben noch genug dem
Sprecher und der Sprechsituation überlassen blei-
Ae/0»»/zg
ben: an diesen wenigen Punkten muß sich ent-
Für den lPVr//o« können keine verbindlichen Re- scheiden, ob eine schweizerische Form der Hoch-
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Sprache Lebensrecht hat oder nicht. Unsere For- -
langen, der wir weil sie uns angemessen erscheint
derungen entspringen nicht einer eigenwilligen - mit mehr Freude zu folgen bemüht sind.«
Freude am Besonderen, vielmehr dem Bestreben, (Im nächsten Heft werden wir zu diesen Vor-
den heutigen Zustand in der Schweiz zu verbessern Schlägen kurz Stellung beziehen und damit die
und zu einer Sprechform der Schriftsprache zu ge- Aussprache eröffnen.)

Weihnachtstransparente, eine verlockende Arbeit für Primaroberschüler Volksschule


und Sekundarklassen Eduard Bachmann, Zug

Afotfo; Eine Aufgabe ist erst dann wahrhaft beglückend,


70x100, Katalog-Nr. 10526, 10 Bogen 13.50.
wenn auch der minderbegabteste einer Klassengemein- Farbige Seidenpapiere, Katalog-Nr. 982, 10 Bo-
Schaft sie erfolgreich lösen kann.
gen 90 Rp.)
Das Zeichnen und Gestalten gewährt dem Lehrer Für die ersten Entwürfe verwende ich leichtes Ab-
breiten Raum, Schülern, die in andern Fächern fallpapier, für den ausgewählten Entwurf ein Zei-
schwer haben, etwas Mut zu machen und sie sich chenpapier vom Format 35X25. Zum Schneiden
seelisch wieder etwas auffangen zu lassen. Ich habe verwendeten wir Sackmesser und RasierkHngen.
die Überzeugung, daß gerade bei der Schaffung von Die Schüler erhielten keine Vorbildung in einem
Transparenten, wie ich sie mit meinen Sechstkläß- Kartonagekurs. Zum Schneiden sind Kartonunter-
lern herstellte, sich jeder auf seine Art entfalten und lagen erforderlich, wenn man die Schultische scho-
bilden kann. Auch Abschlußklassenschüler brin- nen wiH.
gen bei dieser Aufgabe sehr schöne Leistungen fer-
tig, wie wir in Einsiedeln sahen. - Die Arbeit
das ZVcAwAx/feTA? Für das bessere Ver-
verlangt allerdings viel Ausdauer und Präzision, ständnis des Arbeitsganges wären einfache, zu-
aber gerade diese Arbeitstugenden werden hier sammenhängende Scherenschnitte aus oganzen
o
durch das Mittel des farblichen Transparentreizes rechteckigen Stücken zu empfehlen. (Meinen Bu-
sozusagen spielerisch gewonnen. Außer einem re-
ben gab ich zwar diese Gelegenheit nicht, aber sie
ligiösen Erlebnis ist auch das künstlerische zu hätte doch die Arbeit sehr erleichtert.)
schätzen. Das Auge wird geöffnet für das Glasbild
des Künstlers und wird nun viel eher dessen Wert
erahnen können. Ein weiterer Vorteil Hegt in der : Man halte ein paar farbige Seiden-
Technik. Der Schüler wird gezwungen, papiere ans Fenster, dann steuern die Schüler von
<&« zu arbeiten und einyörzra/er »t/z//H/A/hAtr G/wrv&- sich aus auf das gewünschte Arbeitsziel. Jeder darf
herzustellen. Damit wird er ganz unbewußt auf Weihnachten ein »Glasbild« aus Papier her-
mit den Gesetzlichkeiten des Schönen vertraut. stellen. Damit wir zum voraus eine Gleichförmig-
keit ausschheßen, führen wir ein paar
auf: Kerzen, Engel, Hirten, Könige,
ilGArhz/, Wer, wie in den Beispie- den Stall von Bethlehem, Auf der Flucht usw.
len gezeigt wird, den Schülern Fotokarton im For- Ich teile nun das Abfallpapier ton zirka Postkar-
mat 35x25 gibt, wird zusammen mit dem Leim tengröße aus und lasse die Schüler ihre A/cra (VzAz'cr-
und dem Seidenpapier pro Kopf 80-90 Rp. rech- Wenn vorher keine Scherenschnitte gemacht
nen müssen. (Fotokarton, dick, schwarz, erhält wurden, kranken fast alle Entwürfe daran, daß die
man bei Franz Schubiger, Winterthur, in Bogen zu Figuren nicht unter sich und mit dem Rande ver-
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