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«Steter Tropfen höhlt den Stein»...

– Ein Theosoph glaube doch nicht, ein Buch wirklich zu kennen,


wenn er es dreimal gelesen hat. Das ist so gut, als habe er es noch gar nicht gelesen. Und anstatt je fünf
Bücher fünfmal zu lesen, soll er lieber ein Buch fünfundzwanzigmal lesen. – Wir werden dann die
Resultate schon an uns merken...
(GA 266b, 15.3.1911)

Avicenna: <<Ich habe die Metaphysik von Aristoteles vierzig Mal gelesen, bis ich sie auswendig
konnte, ohne sie verstanden oder ihr Ziel erkannt zu haben. Ich gab die Hoffnung darauf auf und sagte
mir: "Das ist ein Buch, zu dessen Begreifen man keinen Zugang findet". Eines nachmittags ging ich
zum Büchermarkt und fand jemanden, der mir ein Buch anbot. Ich wies es aber verdrossen zurck.
Dieser erwiderte: "Ich verkaufe es dir billig für drei Dirham", wobei sein Besitzer dieser Preis bitter
nötig hat. Ich kaufte es und fand zu meiner Überraschung, dass es das Buch des Abu-Nasr al-Farabi
über die Ziele der Metaphysik des Aristoteles war. Ich kehrte nach Hause zurück und beeilte mich mit
der Lektüre. Alsdann eröffneten sich nmir die Ziele dieses Werkes, weil ich es schon einmal
auswendig glernt hatte. Ich war darüber sehr erfreut und spendete am folgenden Tag den Armen vieles
aus Dankbarkeit für Gott.>>
[Zitiert aus: Abu Hamid al-Ghazali: Der Erretter aus dem Irrtum, 1988. https://books.google.de/books?
id=XwYRAwAAQBAJ Er wiederum zitiert aus:
Ibn-al-Qifti: Die Biographien der Weisen, hrsg. von Julius Lippert, arabisch, Leipzig 1903, S. 215f.]

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