Sie sind auf Seite 1von 4

Die Aufklärung: Im Zentrum der Vernunft

3. Februar 2020 Nicole  Aktuelles, Deutsch, Lernen und Wissen


Ende des 17. Jahrhunderts brach eine neue Zeit an, die endgültig die Epoche des
Mittelalters ablöste. Von Westeuropa ausgehend breitete sie sich eine geistige Bewegung
aus, die nach und nach ganz Europa ergriff. Die Entwicklungen, die sich anbahnten, zeigen
ihre Wirkung noch heute. Die Rede ist von der Aufklärung, deren Einfluss weit über die
Literatur hinausging.
In diesem Beitrag erfährst du alle wichtigen Informationen zur Literaturepoche
Aufklärung, ihren Motiven, Gattungen und Vertretern.
Das Zeitalter der Aufklärung
Während der Aufklärung wurden Frauen als Zielgruppe für Literatur interessant.
Die Aufklärung begann Ende des 17. Jahrhunderts und war vor allem im 18.
Jahrhundert von 1720 bis 1785 präsent. Der 30-jährige Krieg war zu Ende und es begann
eine verhältnismäßig ruhige Zeit, geprägt vom kulturellen Aufschwung und einer rationalen
Weltsicht.
Die Naturwissenschaften machten während der Aufklärung große Fortschritte.
Die Naturwissenschaften gewannen an Bedeutung und entwickelten sich weiter. Die
Elektrizität wurde entdeckt, Biologie und Chemie wurden zu eigenständigen Wissenschaften.
Die Kirche verlor an Bedeutung, während sich das Bürgertum erhob sich und an Einfluss
gewann. In Mitteleuropa führte dies schlussendlich zu einem Zusammenbruch der alten
Ständeordnung. Menschenrechte wurden thematisiert und das Urheberrecht erfunden.
Die Literatur in der Epoche der Aufklärung
Verständlichkeit und Klarheit prägten die Literatur der Epoche. Mit der Aufklärung erfuhr
die deutsche Sprache eine deutliche Aufwertung. Die Dichter begannen mit
der Regelpoetik strenge Regeln aufzustellen, an die sich die Autorinnen und Autoren halten
sollten.
Merkmale und Motive der Aufklärung
Im Zentrum der Aufklärung steht die menschliche Vernunft, die das Individuum erleuchtet
und ihm als Orientierung dient. Sie befähigt den Einzelnen, zwischen wahr und richtig zu
unterscheiden und die alten Traditionen und Normen zu überwinden.

G. E. Lessing wollte die Menschen von ihren Leidenschaften befreien.


Die Fokussierung auf die Vernunft trug in der Epoche der Aufklärung dazu bei, dass der
Mensch als autonomes Individuum wahrgenommen wurde. Man gestand ihm die Fähigkeit
zu, eigenständig Wissen zu erlangen und verantwortungsvoll zu handeln. Jeder sollte in der
Lage sein sich eine Meinung zu bilden – auch über die Religion.
Dieser vernunftbeherrschten Welt widersprechen Emotionen. Der Schriftsteller Lessing
forderte als wichtiger Vertreter der Aufklärung, dass sich der Mensch von Gefühlen reinigen
müsse.
Kant und die Grenzen der Vernunft
Der deutsche Philosoph Immanuel Kant kritisierte, dass die Vernunft des Einzelnen ihre
Grenzen hat. Deswegen sei es eine wichtige Aufgabe der Gelehrten, pädagogischen Einfluss
auszuüben. Mit dieser Forderung entstand die Pädagogik als eigenständige Wissenschaft.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“
(Immanuel Kant)
Die Aufklärung fordert ein Lesepublikum
Das literarische Leben begann mehr und mehr zu florieren, da die Epoche ihr Publikum
erreichen wollte. Im 18. Jahrhundert entstand eine vollkommen neue Lesekultur.
Spielten Frauen bisher als Leserinnen kaum eine Rolle, wurden sie nun zu einer wichtigen
Zielgruppe für die Literatur.
Zusammen Lesen und Diskutieren gehörte zu den Hobbies des Bürgertums.
Das gemeinsame Lesen in Lesezirkeln wurde kultiviert. Zeitschriften wurden gedruckt und
es entwickelte sich ein Buchmarkt.
Gattungen der Literaturepoche
Während die Lyrik in der Epoche Aufklärung an Bedeutung verlor, wurden Prosa und Drama
wichtiger. Es entstand eine neue Form der Theatergattung – das Bürgerliche Trauerspiel.
Rückgriff auf die Antike: Back to Drama
Johann Christoph Gottsched war der Überzeugung, dass ein Drama die Aufgabe hat,
moralische Wahrheiten und die Welt darzustellen. Er bezog sich dabei auf die französische
Tragödie, die ihren Ursprung in der Antike hat. Thema der neuen Dramen war die Fallhöhe
des Adels: Der adelige Held scheitert im Drama der Aufklärung unter tragischen
Umständen.
Nicht nur das antike Drama, sondern auch die Katharsis-Lehre wurde im Zuge der
Aufklärung wieder aufgegriffen. Das Publikum sollte nach Gotthold Ephraim Lessing durch
Theater-Aufführungen eine „reinigende Wirkung“ erfahren.
Der Roman als literarische Gattung
War der Roman in den Jahrhunderten zuvor als reine Unterhaltungsliteratur verpönt, wurde
er in der Aufklärung als eigene Gattung der Literatur aufgewertet. Es entstanden
verschiedene Formen wie die Autobiografie, der Briefroman, der Bildungsroman und der
psychologische Roman.
Im Fokus dieser Romane stand die Entwicklung eines Individuums – aber auch
allgemeines Weltwissen und Belehrungen fanden ihren Platz darin.
Alles Wichtige über die literarischen Gattungen erfährst du hier: Textsorten unter Verdacht
– Auf der Suche nach Beweisen
Werke und Autoren
Das Zeitalter der Aufklärung war in Deutschland geprägt von den folgenden Dichtern und
Schriftstellern:
 Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): Hamburgische Dramaturgien, Nathan der
Weise, Miss Sara Sampson, Emilia Galotti
 Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799): Sudelbücher
 Immanuel Kant (1724-1804): Beantwortung der Frage: Was ist die Aufklärung
 Karl Philipp Moritz (1756-1793): Anton Reiser
 Christoph Martin Wieland (1733-1813): Die Abenteuer des Don Sylvio von
Rosalva, Geschichte des Agathon, Geschichte der Abderiten
Das Bürgerliche Trauerspiel Emilia Galotti

Macht und Gewalt zeichnet den Prinzen im bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti“ aus.
In diesem bürgerlichen Trauerspiel befindet sich Emilia auf dem Weg zur ihrer Hochzeit mit
einem Grafen, als sie entführt und ihr zukünftiger Gemahl umgebracht wird. Der Prinz steckt
hinter dieser Tat, weil er sich in die schöne Emilia verliebt hat. Aus Angst, sie könne ihre
Unschuld an den Prinzen verlieren, lässt sich Emilia von ihrem Vater erstechen.
Das Stück thematisiert den Machtanspruch des Adels, der nicht vor Gewalt zurückschreckt.
Ihm steht die Werte-Ordnung des Bürgertums gegenüber, die keinen klugen Ausweg aus der
Situation bietet.
Tipp: Eine gute Interpretationshilfe zu Emilia Galotti bietet der STARK Verlag an.
Das Drama Nathan der Weise
Das Stück rückt eine Utopie in den Fokus, die drei Religionen friedlich miteinander vereint.
Es spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Nathan ist ein Jude. Ihm gelingt es im Verlauf
des Werkes, dass die Vertreter der drei großen Religionen (Judentum, Christentum und
Islam) miteinander kommunizieren. Am Ende betrachten sich diese als eine Familie.
Das Drama baut Kommunikationsmodelle ein, die zur Aufklärung beitragen sollen. Hierin
spiegelt sich der Kern der Epoche – Vernunft und Toleranz – wieder.
Für das Drama hält der STARK Verlag eine Übersicht der Interpretationsmöglichkeiten
bereit: Nathan der Weise.
Vernunft gegen Empfindsamkeit
Nicht alle Schriftsteller*innen und Dichter*innen in dieser Zeit folgten der Abwertung von
Emotionen. Mit der Aufklärung entstand eine Gegenbewegung, die sich der
Empfindsamkeit verschrieb. Ihre Vertreter*innen wollten Gefühle in der Literatur nicht
ausklammern. Vielmehr verfolgten sie das Ziel, Gefühle aufzuklären und beschäftigen sich
daher auch mit der Psychologie der Sprache. Später in der Romantik griff man diese
Vorgehensweise wieder auf.
Die Empfindsamkeit findet sich in den sogenannten weinerlichen
Lustspielen und Schäferspielen wieder, aber auch in der Lyrik. Die Werke interessierten sich
nicht für die Handlung, sondern für die Reflektion des innerlichen Empfindens des
Individuums.
Aufklärung als Grundstein für spätere Epochen
Die Aufklärung schließt das Barock ab und baut die Grundlage für andere literarische
Strömungen und Epochen. Sie ebnet unter anderem den Weg für den Sturm und Drang, die
Romantik und die Weimarer Klassik.

Sturm und Drang: Mit Herz und Leidenschaft


19. Februar 2019 Nicole  Aktuelles, Deutsch, Lernen und Wissen
Für das Herz! Für die Freiheit! Emotional, laut und unverfälscht – so möchte sich der Sturm
und Drang im 17. Jahrhundert geben. Der Rationalismus der Epoche Aufklärung ist den
Dichtern zuwider. Sie möchten lieben, leben und sich ihrer Kreativität hingeben. Alles über
das damalige Menschenbild, den Geniekult und die Sprache der Werke – sprich: die
Merkmale des Sturm und Drang –, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Das Herz des Sturm und Drangs
„Bedecke deinen Himmel Zeus,…“, wendet sich das lyrische
Ich in Goethes Prometheus provozierend an die griechische Gottheit und schließt das
Gedicht mit den Worten: „Hier sitz ich, forme Menschen / Nach meinem Bilde, / Ein
Geschlecht das mir gleich sei, / Zu leiden, zu weinen, / Zu genießen und zu freuen sich / Und
dein nicht zu achten, / Wie ich!“
Das Individuum lehnt sich auf
Die Gesellschaft des 17. Jahrhunderts war geplagt von sozialen Ungleichheiten,
Standesschranken und absolutistisch-autoritären Herrschern. Gleichzeitig bestimmte
der Rationalismus der Aufklärung das Denken der Menschen. Mit Worten lehnten sich die
Schreibenden im Sturm und Drang gegen diese Zustände auf. Sie wollten „Wollen statt
Sollen“, Empfindsamkeit, Individualität und erlebten den Drang nach Freiheit. Es
herrschte Aufbruchstimmung in der Literatur dieser Epoche.
Mittelpunkt der Epoche
Im Mittelpunkt der Epoche Sturm und Drang von 1765 bis 1785 steht der Mensch.
Der Mensch als Individuum. Ein Individuum, dass sich natürlich und selbstbestimmt mit
Herz, Vernunft und Verstand entwickelt und verwirklicht. Alle Grenzen und Regeln wollten
überwunden werden.
Man entdeckte das kreative Potenzial des Einzelnen: Der ideale Dichter, der sich in seinen
Werken den Werten des Sturm und Drangs hingab, wurde zum Genie erklärt.
Zurück zur Natur
Die Natur bot die Quelle der Inspiration. Sie galt im Sturm und Drang als unverfälscht und
löste unmittelbare Empfindungen aus. Es herrschte die Auffassung des „Pantheismus“.
Pantheismus: Die Natur, der Mensch, das All – alles verbindet sich zu einem, das als
Göttliches wahrgenommen wird.
Sturm und Drang Merkmale
Die literarische Strömung dieser Zeit war geprägt durch Leitbegriffe wie Herz, Liebe,
Einsamkeit und Freiheit. Themen wie Natur, Abend und Nacht, Freundschaft und
Brüderlichkeit traten in den Vordergrund. Die Dichter*innen setzten sich in ihren Werken
für Gleichheit und Gerechtigkeit ein, was politischen Widerstand erzeugte.
Sprachliche Auffälligkeiten
Der Sturm und Drang war laut und nahm keinen Blatt vor dem Mund. Kraftausdrücke und
der Dialekt aus dem alltäglichen Sprachgebrauch der Epoche wurden unzensiert
übernommen. Die Worte, die in der Literatur genutzt wurden, waren leidenschaftlich und
stark bildlich. Die Stilmittel Hyperbel und Ausruf fanden häufigen Gebrauch.
Formen des Sturm und Drang
In der Dramatik wandte man sich hin zu William Shakespeare und den freien Formen des
offenen Dramas. Es wurden geschichtliche Stoffe aufgegriffen, mit denen man Kritik an
den vorherrschenden autoritären Strukturen übte. Die Lyrik der Epoche orientierte sich
an Klopstocks Oden. Mithilfe der Erlebnislyrik drückte man Gefühle aus, wobei
die Liebe in den meisten Fällen im Mittelpunkt stand. Zudem kam im Sturm und Drang der
Briefroman auf, um Erlebnisse aus der Perspektive einer individuellen Figur zu schildern.
Autoren und Zentren der Epoche Sturm und Drang
Der Sturm und Drang wurde in Deutschland von gebildeten Männern aus dem Bürgertum
ausgefochten. Sie zentralisierten sich in den Städten Straßburg (Herder, Lenz,
Goethe), Frankfurt (Goethe, Schlosser, Klinger), Schwaben (Schiller, Schubart)
und Göttingen.
Typische Werke der literarischen Strömung sind:
 Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (Briefroman)
 Friedrich Schiller: Kabale und Liebe; Die Räuber (Drama)
 Gottfried A. Bürger: Lenore (Ballade)

Das könnte Ihnen auch gefallen