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Dem Mandolinenmeister

Takashi Ochi
zum 70. Geburtstag

von Edwin Mertes

Edwin Mertes Seite 1 von 1 Das Saarländische Zupforchester


Der Anfang und die Wurzeln fieber. Mit Sologesang und Theaterspiel
hatte er schon als Schulkind seine ersten
Als Takashi Ochi am 19.08.1961 auf dem Publikumserfolge. An seinem Gymnasium
Flughafen in Frankfurt landete, ging er in Imabari gab es ein großes Mandolinen-
davon aus, dass er wenige Wochen später orchester, welches regelmäßig Konzerte
wieder in Japan sein würde, um als gab. Von einem Galakonzert dieses
Mandolinen- und Gitarrenlehrer am imponierenden Klangkörpers war der
Konservatorium seiner Lehrerin Kinuko damals Dreizehnjährige so tief
Hiruma in Tokyo zu unterrichten. Als er beeindruckt, dass er sein Interesse an der
allerdings 1973 die deutsche Staats- Mandoline entdeckte. Außerdem nutzte er
bürgerschaft erwarb, hatte er sich für jede sich bietende Gelegenheit, euro-
Deutschland als seine neue, zweite Heimat päische klassische Musik auf Schallplatten
entschieden. zu hören. Komponisten wie Bach, Mozart,
Im Rückblick auf eine lange erfolgreiche, Wagner, Verdi, Rossini oder Strauß waren
ja glanzvolle internationale Karriere als ihm daher früh vertraut.
Mandolinenvirtuose und Lehrer fragt er Nach dem Studium wirkte Takashi Ochi
sich heute manchmal, ob dies alles Zufall, als Dozent für Mandoline am Konser-
Fügung oder Schicksal war. Aber er ist vatorium Hiruma in Tokyo und nahm
glücklich und zufrieden, lebt seit über 25 Lehraufträge an mehreren Universitäten in
Jahren in einem ruhigen ländlichen Vorort Tokio und Kobe war. Als konzertierender
von Heppenheim, genießt sein Eigenheim Künstler konnte er bereits auf eine rege
mit Garten, den Besuch der Enkelkinder Konzert-, Rundfunk- und Fernsehtätigkeit
und seine neuen Aktivitäten mit Frau mit mehreren japanischen Orchestern
Silvia - jenseits von Berufspflichten und zurückblicken.
den Mühen des Schulbetriebes.
Seine japanische Vorgeschichte und Der Brückenbauer Siegfried Behrend
Kurzvita stand später lapidar auf diversen
Programmen und Plattenhüllen: Er wurde 1961 wurde Ochis Lehrerin, Frau Kinuko
am 30.10.1934 in der Stadt Imabari auf Hiruma (1914-2002), von Siegfried
der Insel Shikoku im Süden Japans, ca. 800 Behrend, der diese von seinen
km von Tokio entfernt, geboren. Er war Konzertreisen nach Japan kannte, nach
der älteste von sechs Geschwistern. Nach Deutschland eingeladen. Diese Einladung
dem Abitur 1954 studierte er bis zum entsprach einer Übereinkunft zwischen
Diplom 1959 an der „Tokyo Universität ihm und Leo Clambour, dem
für Fremdsprachen und Wirtschafts- „Organisationsleiter“ der SZO und
wissenschaften“. Gleichzeitig absolvierte zugleich Redakteur beim Saarländischen
er ein 8-semestriges Studium an einem Rundfunk. Sie sollte als Dozentin im
Privatkonservatorium mit den Haupt- Fortgeschrittenenkurs in Rehlingen ihr
instrumenten Mandoline und Gitarren. exzellentes Mandolinenspiel demonstrieren
Nach der Konzertreifeprüfung schloss sich und einige Soloaufnahmen beim SR
eine dreijährige pädagogische Ausbildung einspielen. Behrend hatte darüber hinaus
zum Instrumentallehrer an. einige öffentliche Konzerte geplant. Weil
Frau Hiruma keiner europäischen Sprache
Die Musikalität des Jubilars ist offenbar mächtig war, hatte sie darum gebeten,
mütterliches Erbe, sie spielte mehrere ihren Meisterschüler Ochi als Begleiter
Saiteninstrumente. Der Onkel, bei dem er und Dolmetscher mitbringen zu dürfen.
den ersten Mandolinen- und Gitarren- Frau Hiruma, Herr Ochi und Siegfried
unterricht erhielt, war ein begabter Behrend trafen am 21.08.61 am Spät-
Mandolinist und profunder Musikkenner. nachmittag im Lehrgangsheim Rehlingen
Takashi sang als Kind sehr gerne und ein. Das Abschlusskonzert des gerade zu
kannte, wie man erzählte, kein Lampen- Ende gegangenen Anfängerlehrgangs fand

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wegen einer Kinderlähmungsepidemie im Fernsehaufzeichnungen getätigt. Die
Saarland ohne externes Publikum statt. Als Szene, in der Frau Hiruma im Kimono zu
die japanischen Gäste eine Kostprobe ihres Ochis Mandolinenspiel tanzt, konnte auch
Könnens gaben, war das Staunen unbe- von uns im Bild festgehalten werden.
schreiblich, weil man hierzulande solch 1961 war, wie wir alle wissen, das Jahr des
virtuose Spielkunst noch nie gehört und Mauerbau´s und der Vertiefung der
gesehen hatte. Teilung Deutschlands. Dieses Ereignis
durchkreuzte zugleich die Absicht von
Behrend und Clambour, aus dem
Schülerkreis des in Ostberlin wirkenden
Griechen Jorgo Chartofilax den nam-
haften Mandolinensolisten Gerd
Lindner-Bonelli nach Rehlingen zu
holen. Clambour hatte versprochen,
dafür zu sorgen, dass ein guter
Mandolinenlehrer an saarländischen
Musikschulen sein sicheres Brot finden
würde. Durch das aktuelle,
beängstigende weltpolitische Ereignis
des Mauerbaus´s blieb der geplante
Transfer aus. Clambour unterbreitete
Ochi die Offerte, an der Saar zu
bleiben. Zunächst absolvierte dieser mit
Frau Hiruma die Berliner Konzerte und
die geplanten Rundfunkaufnahmen und
dolmetschte mit seinen bescheidenen
Englisch- und Italienisch-Kenntnissen.
Am letzten Tag seines planmäßigen
Aufenthaltes in Deutschland wieder-
holte Leo Clambour sein Angebot an
Ochi. Der Japaner gab schließlich sein
Einverständnis, und Clambour und
Behrend bemühten sich, die Aufent-
haltserlaubnis vom japanischen
Takashi Ochi und Kinuko Hiruma 1961 in Rehlingen Generalkonsulat Berlin schnellstens
einzuholen.
Am folgenden Tag begann der Fort-
geschrittenenkurs. Frau Hiruma wirkte Das Saarland als neues Wirkungsfeld
neben Behrend als Dozentin mit, und
Takashi Ochi wurde für ein sehr Frau Hiruma reiste alleine in ihre Heimat
bescheidenes Honorar als „Assistent“ zurück. Takashi Ochi blieb als Musiklehrer
geführt. Integriert in diesen Kurs war die und freischaffender Künstler im Saarland.
Arbeitsphase des neu formierten SZO. In So war es später in seiner Biographie zu
den beiden letzten Tagen wurden lesen. Aber der Start und die Integration
Rundfunkaufnahmen produziert. Neun des damals 27-jährigen Japaners, der aus
Titel wurden aufgenommen, neben Werken einem gänzlich anderen Kulturkreis kam,
von Schwaen, Ambrosius, Behrend, Ito, waren ein unglaublich schwieriges
Höffer auch zwei Vivaldikonzerte. Im Unterfangen. Das gesamtes Hab und Gut
Doppelkonzert G-Dur spielten Kinuko beschränkte sich auf den Inhalt seines
Hiruma und Takashi Ochi die Solopartien. Reisekoffers. Er hatte keinen Pfennig Geld
Es wurden ebenfalls zwei Tage lang in der Tasche und sprach kein Wort

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Deutsch. Doch er besaß Mut und einen Sommerkursen mit. An Erholungsurlaub
großen Optimismus, gepaart mit oder Ferien war viele Jahre überhaupt nicht
spartanischer Sparsamkeit und Anspruchs- zu denken.
losigkeit. Vor seiner späteren, großen Der Fortgeschrittenen- oder Meisterkurs
deutschen Erfolgsstory und darüber hinaus war gleichzeitig die Arbeits- und
glanzvollen internationalen Karriere als Produktionsphase des jungen SZO. Von
Mandolinenvirtuose standen erst einmal Anfang an war der herausragende „Mister
Entbehrungen, Existenzängste, Fleiß und Ochi“ – ohne Streit und Neid – Konzert-
Mühen. meister und Solist dieses Orchesters.
Die erste Bleibe fand er in der Wohnung Neben den Intentionen des charismatischen
der Familie Clambour. Als sein be- Dirigenten Siegfried Behrend waren es
scheidenes Einkommen es einige Monate das professionelle Spiel und die
später zuließ, beschaffte ihm Hans Schmitt, unglaubliche Virtuosität Ochis, welche das
der damalige BZVS-Bundesmusikleiter, Ensemble zu seinen in der damaligen Zeit
ein günstiges Quartier in Klarenthal. herausragenden fulminanten Erfolgen
Takashi Ochi sprach später stets in führte, dokumentiert in einer Fülle
Dankbarkeit von den Hilfen der beispielhafter Rundfunk- und
Eingliederung, die ihm zuteil wurden. Er Platteneinspielungen.
lernte allmählich deutsch, übernahm
Gitarren- und Mandolinenschüler an diver- Die private Verankerung
sen saarländischen Musikschulen.
Angewiesen auf öffentliche Verkehrs- Im Herbst 1966 heiratete der junge Japaner
mittel durchreiste er täglich „das halbe die Abiturientin Silvia Körner, die er im
Saarland“. Er unterrichtete in Saarbrücken, Rahmen seiner Lehrgangstätigkeit als
Neunkirchen, Schiffweiler, Saarlouis, Mandolinistin kennengelernt hatte. Seinem
Bous, Dillingen, Klarenthal, Blieskastel, künstlerischen Wirken und seinem
Ottweiler und Püttlingen. Broterwerb als Musiklehrer ging er nun
In den folgenden Jahren arbeitete er von Saarlouis aus nach. L. Clambour und
regelmäßig als Dozent in den Rehlinger andere hatten sich für eine Festanstellung
Ochis (mit einer ganzen Stelle) an
saarländischen Musikschulen bemüht, aber
die Planstelle oder der Lehrauftrag blieb
aus. An Ochi als Instrumentalpädagoge,
der zwischenzeitlich weit über die Grenzen
des Saarlandes hinaus bekannt geworden
war, hatten auch andere Kreise Interesse
gefunden. Zum April 1977 übernahm Ochi
- auf Vermittlung von Prof. Helmut Funk -
die verantwortungsvolle und „sichere“
Aufgabe als Fachgruppenleiter für Zupf-
instrumente an der Städtischen Musik-
schule Mannheim. Im Spätsommer erfolgte
der Familienumzug, weil auch seine Frau
Silvia in der Nähe von Mannheim eine
Stelle als Grundschullehrerin fand. Bis zu
seiner Pensionierung 1999 übte Takashi
Ochi diese Aufgabe mit großem Erfolg
aus. Das von ihm geleitete
Gitarrenensemble der Musikschule wurde
mehrfach Preisträger bei Orchesterwett-
1966 Takashi & Silvia Ochi und das SZO bewerben.

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Konzertmeister im Saarländischen und Konzertmeister stets ausgeglichen und
im Deutschen Zupforchester ausgleichend. Trotz höchstem Qualitäts-
anspruch ließ er nie unnötigen Stress und
Im Jahre 1968 gründete der Bund Hektik aufkommen. Er war unglaublich
Deutscher Zupfmusiker gemeinsam mit belastbar und leistungsfähig. Und er besaß
Siegfried Behrend das Deutsche einen köstlichen Humor und konnte sich
Zupforchester (DZO). Es war selbst- wie ein Kind freuen.
verständlich, dass Ochi von Anfang an
diesem Klangkörper als Konzertmeister
und Solist angehörte. Diese herausragende
Rolle erfüllte er seit 1961 auch im
Saarländischen Zupforchester. Frau Silvia
Ochi-Körner war in beiden Ensembles
jahrelang die versierte zweite
Konzertmeisterin.
Ziel des DZO war es, die guten
Arbeitsergebnisse des SZO´s auf die
Bundesebene zu übertragen und durch die
Multiplikatorenwirkung der Orchester-
mitglieder das künstlerische Niveau in die E. Mertes, Bassgambe, Takashi Ochi, Gitarre
Breite zu tragen.
Diese sprichwörtliche kindliche Freude
Am 31.07.1981 wurde Ochi in seiner genossen wir gelegentlich im „Krug“ des
Heimatstadt Imabari in Anerkennung Lehrgangsheimes, wo wir uns zur
seiner hervorragenden Verdienste um die Entspannung gegenseitig Kartenspiele
Entwicklung der Zupfmusik in beibrachten.
Deutschland die „Theodor-Ritter-Plakette“ Ochi war stets neugierig und offen. Er
verliehen. Diese Auszeichnung wurde vom musizierte auch in der Freizeit mit den
Präsidenten des BDZ, Rüdiger Grambow, Lehrgangsteilnehmern. in sehr variablen
vorgenommen. Inzwischen hat der BDZ Ensembles. Er war an allem interessiert
den Jubilar auch zum Ehrenmitglied und konnte sich an den verrücktesten
ernannt.. Besetzungen, den kuriosesten
Kompositionen und am wechselnden
Der Künstler als Mensch Kolorit erfreuen.

Es ist bekannt, dass Behrend als Dirigent


von seiner künstlerischen Arbeit so
gefesselt und besessen war, dass er nicht
immer realisierte, wenn das Orchester
schon 8 oder 10 Stunden probte oder
produzierte. Ochi hatte als Konzertmeister
die Mitverantwortung übernommen, stets
das Optimum zu erzielen. Er wusste aber
auch am ehesten, wenn die Spieler an ihre
Belastungsgrenzen gelangt waren. Hatte er
diesen Eindruck, dann schlug er vor, das
geplante Werk z.B. nur mit einem Silvia &Takashi Ochi, E. Mertes, S. Behrend
Doppelquartett aufzunehmen.
Mit einer bewundernswürdigen Mischung
von Ernst und Konzentration, aber auch
Gelassenheit und Nonchalance wirkte der

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Der Mandolinenvirtuose und seine Solopartien unter berühmten
konzertierende Künstler Dirigenten, wie Karl Ristenpart, Hans
Zender, Friedrich Zeha, Siegfried Behrend,
Ob Konzertbesucher, Laien oder Musiker- Paul Kuentz, Paul Angerer, Bruno
kollegen Ochi´s Spiel lauschten, stets Maderna, Zdenek Dejmek, Friedemann
gelang es ihm, Staunen und Bewunderung Layer u.a.m.. Mit Gitarristen wie Siegfried
hervorzurufen. Anfänglich erlebten wir ihn Behrend, Narciso Yepes und diversen
mit seinem riesigen überwiegend Instrumentalsolisten und Kammermusikern
romantischen Repertoire, seinen Bravour- vieler Länder pflegte er langjährige, enge
stücken von Calace, Paganini, Monti und Freundschaften. In seiner ungemein
anderen. Mit makelloser Technik, fleißigen und fruchtbaren Zusammenarbeit
Spielfreude und Esprit begeisterte er sein mit Wilhelm Krumbach wurden über 200
Publikum. Virtuose Tonkaskaden, furiose wiederentdeckte, klassische Werke – oft
Läufe, vollgriffige Tuttikadenzen oder
gespenstig huschende Arpeggien
machten sein Spiel auch zu einem
optischen Genuss.
Seine unübertroffene Koloristik und
seine ausgeprägte Sensibilität für
dynamische Schattierungen und sein
sicheres Stil- und Geschmacks-
empfinden verschafft seinen Inter-
pretationen ästhetischen Rang und
künstlerische Gültigkeit. Er vermochte
es, auch einem einfachen Stückchen
Anmut und Frische zu verleihen. Ob
lyrische, agogische Cantabilität oder
kraftvolle rhythmische Motorik, er
zelebrierte nuanciert traumhaft schöne Das Meisterduo Takashi & Silvia Ochi
Klanggebilde und beherrschte eine
faszinierende Tonsprache, ohne dabei in auch gemeinsam mit Frau Silvia - aufge-
eine sterile Akrobatik zu verfallen. Sein führt und für den Rundfunk eingespielt.
mitreißender Vortrag hat eine ungeheure Neben zahlreichen Konzertauftritten in der
Spannweite des musikalischen Ausdrucks. Bundesrepublik Deutschland unternahmen
Nach Konietzny´s Urteil war Ochi´s Takashi und Silvia Ochi Konzertreisen
Widergabe - gerade auch zeitgenössischer nach Frankreich, Spanien, Nordafrika,
Werke - mustergültig und beispielhaft. Italien, Österreich, Tschechei, Jugos-
lawien, Ungarn, Schweiz, Schweden und
Takashi Ochi zählte in den 60-er bis 80-er wiederholt nach Japan. Dabei konnte Ochis
Jahren zu den besten Mandolinenvirtuosen Mutter und die Geschwister ihn als großen
der Welt. Er war über 30 Jahre lang ein Künstler live erleben, was sie mit
vielgefragter, begehrter Kammermusik- unbeschreiblicher Freude und Stolz
partner, ein zuverlässiger und anpassungs- erfüllte. Besonders hervorzuheben sind
fähiger, professioneller Musikant, ein Tourneen, Festivals oder ständige
sympathischer Star ohne Allüren. Er Konzertreihen mit dem Pariser
konnte sich unterordnen und trotzdem sein Kammerorchester (P.Kuentz), dem Süd-
unverwechselbares Kolorit einbringen. Er westdeutschen Kammerorchester
begleitete weltbekannte Gesangssolisten, (P.Angerer), dem Deutschen Zupforchester
wie Hermann Prey, Edith Matthis und (S. Behrend) und über viele Jahre
Ingeborg Hallstein in öffentlichen regelmäßig mit dem Cembalisten/
Konzerten und in Tonstudios. Er spielte Organisten Wilhelm Krumbach.

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Es ist enorm, welch breites Repertoire der „Bundesakademie für musikalische
Solo- und Duoliteratur von Barock bis Jugendbildung Trossingen“ T. Ochi
Avantgarde Ochi beherrschte. Aber am regelmäßig für ihre einschlägigen Kurse
meisten nachgefragt wurden Vivaldis verpflichtete, war eine logische Folge
Mandolinenkonzert C-Dur und das seiner Kompetenz.
Doppelkonzert G-Dur, gefolgt von den Nicht zu verkennen sind seine hohen
Hummel- und Hoffmann-Konzerten. Diese Verdienste für „Jugend-musiziert“. Seine
„Hits“ haben Takashi und Silvia Ochi viele überzeugenden Interpretationen und sein
hundert Male weltweit mit verschiedenen vorbildliches Wirken waren mit
Orchestern aufgeführt und mehrfach ausschlaggebend dafür, dass die
mustergültig auf Platten verewigt. Zupfinstrumente (Mandoline/Gitarre) zum
Neben seiner reichen Konzerttätigkeit in Wettbewerb 1972 zugelassen wurden. Im
aller Welt wirkte Ochi mit an zahlreichen ersten Jahr waren fast ausschließlich Ochi-
Schallplatten-, Rundfunk- und Fernseh- Schüler unter den Preisträgern. Erst seine
produktionen. Seine Diskographie umfasst professionellen Ausbildungen und
über 40 Schallplatten und CDs bei Philips, Schulungen befähigte Kinder und
Thorophon, Avanta, HMS, Grammophon, Jugendliche zur erfolgreichen Teilnahme.
Polydor und japanischen und italienischen In vielen unserer Spitzenorchester finden
Labels. sich ehemalige SchülerInnen Ochis.
Etliche haben auch Musik studiert und sind
Der Instrumental-Pädagoge als Pädagogen, Solisten oder Komponisten
tätig. Dass es heute möglich ist, Mandoline
Takashi Ochi unterrichtete in seinem an deutschen Hochschulen zu studieren, ist
langen Musiklehrerdasein viele hundert nicht zuletzt Ochis künstlerischem und
Kinder und Jugendliche, sei es in den pädagogischen Wirken zu verdanken. Bis
verschiedenen Musikschulen, oder in zum heutigen Tage wird er als geschätzter
verbandlichen Seminaren und Workshops Fachexperte und Juror zu regionalen,
in fast allen Bundesländern. Er überzeugte nationalen und internationalen Wett-
und förderte auch erfahrene Spieler und bewerben eingeladen.
Orchesterleiter zu einer neuen Sicht und Talente zu entdecken, Freude am
Musizierpraxis. Dass auch die künstlerischen Mandolinen- und Gitarren-
spiel zu fördern und eine kultivierte,
ästhetische Geschmacksbildung entwickeln
zu helfen, ist ihm zu einem ganz wichtigen
Anliegen geworden.

Der Komponist

Auch als stilsicherer und geschmackvoller


Komponist hat sich Ochi betätigt. Er
schrieb einige Stücke für Zupforchester
sowie Solo- und Unterrichtswerke für
Mandoline. Am bekanntesten ist vielleicht
sein „Se´i doh“. Diese Werk mit der
Bedeutung von „Ruhe und Bewegung“
wurde von ihm selbst und anderen oft
gespielt und gehört heute zu einem
modernen Standardwerk der Mandolinen-
sololiteratur.

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Dedikationen für den Meister aus Japan einzubeziehen. Viele neue zeitgenössische
Werke für das Musizieren mit Zupf-
Ochi gab mit seinem brillanten, instrumenten entstanden auf seine
ausdrucksvollen Instrumentalspiel und Anregung. Heinrich Konietzny, Bernd
seiner differenzierten Spielkultur Scholz, Fried Walter, Siegfried Behrend,
namhaften Komponisten Anstöße, die Stanley Weiner und Wolfgang Hofmann
Mandolinenmusik in ihr Schaffen mit widmeten Takashi Ochi persönlich meist

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mehrere Werke. Weitere Komponisten, Wir entsenden Takashi Ochi zu seinem 70.
wie z.B. Heinz Hartig, Günther Becker, Geburtstag einen herzlichen,
Günther Braun, Helmut Fackler, Gerhard freundschaftlichen Glückwunsch und
Maasz, Friedrich Gaitis, Maki Ishii, Karl- wünschen noch viele, gute Jahre in
Heinz Köper schrieben neue, Gesundheit und Lebensfreude und ein
anspruchvolle Stücke für das SZO oder weiteres erfolgreiches Wirken für die
das DZO, wobei sich Ochi bei der Zupfmusik, insbesondere im Bereich der
Realisierung der Stücke stets als Jugendförderung.
kongenialer, kreativer Mitschöpfer erwies.
Unter den vielen Komponisten, die für ihn
oder das SZO schrieben, war Heinrich
Konietzny der fruchtbarste. Begeistert
über die ersten überzeugenden
Interpretationen Ochi´s mit den Edwin Mertes
„Altfranzösischen Variationen“, dem
„Ständchen“, der „Partita Nr.1“ oder der
„Ochiana“ schrieb Konietzny für die
Zupfmusik rund 40 Werke, teils solistisch
für Mandoline oder Gitarre, teils
kammermusikalisch mit unterschiedlichen
Begleitpartnern bis zur Orgel und große
Orchesterstücke. Konietzny war von
Ochi´s perfektem, kunstvollem Spiel und
seiner authentischen Werkauffassung
zutiefst überzeugt und äußerte sich stets
über ihn - als Mensch und Künstler - mit
höchster Wertschätzung.

Persönliche Schlussbetrachtung

Die saarländischen Zupfmusikfreunde und


Weggefährten der frühen gemeinsamen
Aufbauarbeit des SZO, aber auch viele
Schüler und Kollegen freuen sich darüber,
dass der Vorstand des BZVS den
hochverdienten Mandolinenvirtuosen und
– lehrer mit der Ehrenmitgliedschaft
ausgezeichnet hat. Alle Facetten seines
langen erfolgreichen Wirkens als Virtuose,
Pädagoge oder Komponist haben das
Ansehen der Zupfmusik gesteigert. Er hat
mit seinem künstlerischen Lebenswerk -
getragen und oft begleitet von seiner Frau
Silvia - der Mandolinenmusik Professio-
nalität und dem Image der Zupforchester
international neuen Glanz verleihen. Er ist
seit über 40 Jahren Pionier, Motor,
Multiplikator, Seele und Repräsentant der
Deutschen Zupfmusikbewegung.

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Der BZVS verlieh am 24.Oktober 2004 Er bedankte sich ebenso bei Frau Silvia
Takashi Ochi die Ehrenmitgliedschaft Ochi-Körner, die ihrem Mann jahrzehnte-
lang - auch selbst als Mandolinensolistin -
Die elliptische Aula der Landesakademie bei vielen Reisen, Tourneen und Konzerten
Ottweiler gab das festliche Ambiente. Den Partnerin und Begleiterin war.
musikalischen Matinee-Rahmen lieferten
zwei SZO-Generationen mit einem Edwin Mertes, ein langjähriger Orchester-
repräsentativen Zupfmusikprogramm von und Kammermusikpartner, beleuchtete in
der Renaissance bis zur Moderne. Die einer sehr persönlichen Laudatio einige
Musikanten der beiden Orchester, aber Streiflichter zur Biographie und zum
auch die große Schar der Konzertgäste, Wirken des Musikfreundes Takashi Ochi.
erwiesen sich überwiegend als Er sprach über das Wirkungsprofil des
Weggefährten, Freunde, SchülerInnen oder Mandolinenvirtuosen, der gleichermaßen
gar schon Enkelschüler von Takashi Ochi. Lehrer, Komponist, Konzertmeister, Juror,
Vorbild, Maßstab und Multiplikator war
Der Präsident des BZVS, Thomas und dessen menschliche Tugenden, wie
Kronenberger, verlieh Takashi Ochi die Bescheidenheit, Humor und Toleranz
Ehrenmitgliedschaft in Dank, Respekt und entscheidend die Persönlichkeit Ochis
Anerkennung seiner herausragenden kennzeichnen.
Leistungen für die Zupfmusik.
Takashi Ochi dankte für die ihm wider-
Er bekundete, dass diese seltene Ehrung fahrene Auszeichnung. Er memorierte,
und Auszeichnung satzungsgemäß primär dass seine deutsche Karriere 1961 vom
für langjährige offizielle Vorstandstätigkeit Saarland ausging und dass er bei der
und besondere Leistungen im BZVS Eingliederung viele Hilfen erfuhr; dabei
vorgesehen sei. Eine Ehrenmitgliedschaft bedankte er sich namentlich bei Familie
für Nichtmitglieder des BZVS kann nur für Leo Clambour und Familie Hans Schmitt,
ein außerordentliches künstlerisch- Klarenthal.
pädagogisches oder kulturpolitisches und
publizistisches Wirken für die Volks-
und Zupfmusik verliehen werden.
1958 wurde Josef Reichert, 1972
Heinrich Konietzny und 1989 Kurt
Schwaen diese hohe Auszeichnung
zuteil.

Herr Kronenberger betonte, dass diese


Ehrung für Takashi Ochi die
öffentliche Anerkennung und
Würdigung des künstlerischen Lebens-
werks zum Ausdruck bringen soll. Im
Namen des BZVS-Vorstandes sprach
er seine Wertschätzung aus für Ochis
beispielhaftes musikpädagogisches
und publizistisches Wirken im Saar-
land und in Deutschland insgesamt,
ein Wirken, welches das Image und
die Weiterentwicklung der Zupfmusik
- nicht nur - in Deutschland
Siegfried Behrend, Belina, Takashi Ochi 1968 in Berlin
entscheidend geprägt und gefördert
hat.

Edwin Mertes Saarländische Zupfmusikgeschichte(n) 10


1966 Takashi Ochi und Natsue Hanada, Sopran beim ZDF

Edwin Mertes Saarländische Zupfmusikgeschichte(n) 11


Takashi Ochi, 1964 (Foto: Julius Schmidt, Saarbrücken)

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