Theoretische Modelle
des Arbeitshandelns
Niclas Schaper
Literatur – 383
Gegenstand dieses Kapitels sind Theorien des Arbeitshandelns. Untersuchungen und Erkenntnisse von Iwan Petrowitsch
1 Mithilfe solcher Theorien soll unter wissenschaftlichen Ge- Pawlow (1849–1936), einem russischen Physiologen, wel-
sichtspunkten Arbeitsverhalten bzw. -handeln beschrieben, cher eine grundlegende Form des Lernens bei Tieren und
2 erklärt und vorhergesagt werden. Unter eher praktischen bzw. Menschen entdeckte. Pawlow fand heraus, dass Tiere in der
anwendungsbezogenen Aspekten sollten gemäß Hacker (2005) Lage sind, neue Reiz-Reaktions-Verbindungen zu erlernen.
solche Theorien auch in der Lage sein, zum einen Erkenntnisse Neben angeborenen Reaktionen auf bestimmte Reize (z. B.
3 zur Verbesserung von Arbeitsaufgaben und ihren Ausführungs- Speichelfluss, wenn Futter gezeigt wird), zeigten die von
bedingungen zu liefern, zum anderen Erkenntnisse zur Verbes- ihm untersuchten Tiere diese Reaktion auch bei neuen Rei-
4 serung von Leistungsvoraussetzungen arbeitender Menschen zen (z. B. einem Klingelton), wenn diese neuen Reize vor-
abzuleiten. Im Verlauf der historischen Entwicklung der Ar- her mehrmals in enger räumlich-zeitlicher Verknüpfung
5 beits- und Organisationspsychologie wurden – auch unter dem mit dem ursprünglichen Reiz (Zeigen des Futters) präsen-
Einfluss jeweils dominierender disziplinärer und zeitgeschicht- tiert wurden. Das heißt, nachdem mehrmals Futter und
licher Theorieströmungen – ganz unterschiedliche theoretische Klingelton gemeinsam präsentiert wurden, reagierte das
6 Ansätze zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Tier (z. B. ein Hund) allein beim Erscheinen des Klingel-
Arbeitsverhalten bzw. -handeln entwickelt. Im Rahmen dieses tons (ohne das Zeigen des Futters) mit Speichelfluss. Diese
7 Lehrbuches können daher nur Schlaglichter auf diese Entwick- Beobachtung bzw. Erkenntnis wurde von den Behavioris-
lung geworfen werden. Im Folgenden werden vier bedeutsame ten in hohem Maße verallgemeinert: Sie nahmen an, dass
jedes Verhalten eine Reaktion auf einen bestimmten Reiz
8 theoretische Ansätze des Arbeitshandelns betrachtet und vor-
gestellt: Verhaltens- und lerntheoretische Ansätze, kognitions- in der Umwelt darstellt. Diese Annahme, die auch als S-R-
psychologische Ansätze sowie handlungs- und tätigkeitstheo- Modell bezeichnet wird, wobei S für Stimulus, d. h. Reiz,
9 retische Ansätze. Dabei sollen folgende Fragen beantwortet und R für Reaktion steht, beschreibt somit den grund-
werden: Auf welchen Grundannahmen beruht der jeweilige legenden behavioristischen Erklärungsansatz: Verhaltens-
10 Ansatz? Welche grundlegenden Erklärungskonzepte wurden weisen werden durch bestimmte Stimulusgegebenheiten
jeweils zur Beschreibung und Erklärung von Arbeitsverhalten ausgelöst und können auf dieser Basis gesteuert werden.
entwickelt? Welche Anwendungsbezüge und praktischen Kon- Dieser Grundansatz wurde auch auf die Analyse und
11 zepte ergeben sich aus diesen Theorien? Erklärung menschlichen Arbeitsverhaltens übertragen.
Zum Beispiel beruht das klassische Belastungs-Beanspru-
12 chungs-Modell der Ergonomie auf einem S-R-Ansatz
20.1 Verhaltenstheoretische Ansätze (▶ Kap. 28). Die Stimulusgegebenheiten in Form von Ar-
des Arbeitshandelns beitsgegenständen, Arbeitsmitteln oder Merkmalen der
13 Arbeitsumwelt wirken als „Belastungen“ auf den Menschen
Verhaltenstheoretische Ansätze des Arbeitshandelns be- ein, was zu bestimmten Reaktionen im Sinne von „Be-
14 schäftigen sich mit der Frage, wie und anhand welcher anspruchungen“ (Erleben der Arbeitssituation und Ver-
Prinzipien (Arbeits‑)Verhalten verändert werden kann. halten/Leistung in der Situation) führt. Untersucht werden
15 Diese Ansätze nehmen Bezug auf behavioristische Theo- entsprechende Zusammenhänge in Versuchsanordnungen,
rien des klassischen und operanten Konditionierens sowie in denen bestimmte Stimuli (z. B. Umgebungslärm oder
des Beobachtungslernens. Behavioristischen Theorien liegt Signaldarstellungen) variiert und die sich dadurch ändern-
16 eine Modellierung menschlichen Verhaltens in Form von den Reaktionen (z. B. Arbeitsleistung oder Stresserleben)
Reiz-Reaktions-Beziehungen (S-R) bzw. in seiner erweiter- gemessen werden. So wurde beispielsweise beobachtet,
17 ten Form unter Einbezug intervenierender Organismus- dass Beschäftigte auf eine hohe Geräuschkulisse am Ar-
variablen (S-O-R) zugrunde. Dieses grundlegende Modell beitsplatz mit einer niedrigeren Konzentrationsfähigkeit
und seine Bedeutung für die arbeits- und organisations- und somit schlechteren Arbeitsergebnissen „reagieren“.
18 psychologische Forschung werden einleitend vorgestellt Das S-R-Modell besitzt allerdings nur eine sehr be-
und diskutiert, bevor auf die genannten Konditionierungs- grenzte Aussagekraft – so lassen sich in erster Linie
19 theorien eingegangen wird. einfache Arbeitssituationen mit wenigen Einfluss neh-
menden Variablen erklären. Aber selbst bei der Unter-
20 20.1.1 S-R- bzw. S-O-R-Modell
suchung solcher einfach strukturierten Situationen wurde
schnell deutlich, dass menschliches Verhalten eben nicht
ausschließlich durch Reize von außen beeinflusst wird,
21 Der Behaviorismus – als eine sehr prägende Richtung in sondern auch Prozesse im Inneren des Menschen einen
den Anfangszeiten der psychologischen Forschung – stellt Einfluss auf das resultierende Verhalten ausüben; Prozesse,
22 das menschliche Verhalten sowie dessen Analyse in den die im Organismus des Menschen wirksam werden und
Mittelpunkt der Betrachtungen. Ausgangspunkt waren die zwischen dem Reiz und der Reaktion als vermittelnder
20.1 • Verhaltenstheoretische Ansätze des Arbeitshandelns
361 20
Definition
Einflussfaktor wirken. Das wiederum bedeutet, dass die
individuelle Wahrnehmung eines Reizes, dessen Verarbei- Die klassische Konditionierung ist ein grund-
tung und Bewertung, entscheidend für die darauf folgende legendes Prinzip der Verhaltensänderung, das
Reaktion ist. Somit haben z. B. auch Einstellungen, Motive, folgendermaßen beschrieben werden kann: Ein
Emotionen, Fähigkeiten oder Persönlichkeitseigenschaften unkonditionierter Stimulus, welcher automatisch
einen Einfluss auf das resultierende Verhalten. Das S-R- bzw. reflexartig eine unkonditionierte Reaktion her-
Modell wurde vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse vorruft, wird mit einem weiteren Reiz bzw. Stimulus
zum S-O-R-Modell erweitert. assoziiert, d. h. mehrfach in enger Verknüpfung mit-
Auch dieses neobehavioristische Modell wurde viel- einander präsentiert. Von einer Konditionierung wird
fach kritisiert (z. B. Ulich, 1989). Es liegt jedoch vielen dann gesprochen, wenn der weitere, dann konditio-
Untersuchungen des Arbeitsverhaltens mehr oder weniger nierte Reiz die gleiche, dann konditionierte Reaktion
implizit zugrunde (Nerdinger, 2012). Zum Beispiel wird hervorrufen kann wie der unkonditionierte Reiz.
ein entsprechender Denk- und Untersuchungsansatz zur
Erklärung und Beschreibung sicherheitskritischer Verhal-
tensweisen in risikobehafteten Arbeitssystemen angewandt Im (Arbeits‑)Alltag spielen Phänomene der klassischen
(▶ Kap. 27). Die Stimulusseite wird dabei beispielsweise vor- Konditionierung insbesondere bei emotionalen bzw. Er-
gegeben durch bestimmte Signale, die Hinweise auf sicher- lebensreaktionen jedes Menschen eine wichtige Rolle.
heitsrelevante Situationen bzw. Anforderungen geben. In Hierzu ein Beispiel aus der Arbeitswelt: Eine Frau wurde
Bezug auf die Organismusvariable werden z. B. Sicherheits- an ihrem Arbeitsplatz durch Kollegen gemobbt (hier als
einstellungen analysiert, und auf der Reaktionsseite werden unkonditionierter Stimulus zu verstehen), was Ängste
sicherheitsadäquate bzw. -inadäquate Verhaltensweisen er- und Depressionen bei ihr auslöste (unkonditionierte Re-
mittelt. Auch bei der Untersuchung des vermittelnden Ein- aktion). Bereits wenn sie morgens auf den Parkplatz fuhr
flusses von bestimmten personalen oder sozialen Ressour- und das große gläserne Bürogebäude (konditionierter
cen (z. B. Selbstvertrauen oder soziale Unterstützung durch Stimulus) sah, in welchem sich ihr Arbeitsplatz befand,
Kollegen) als Organismusvariable zwischen Belastungen/ begannen ihre Angstzustände (konditionierte Reaktion).
Stressoren einerseits und Beanspruchungen/Stresserleben Mittlerweile arbeitet sie schon seit über sieben Jahren
andererseits wird ein dem S-O-R-Ansatz entsprechendes in einem anderen Unternehmen. Trotzdem bekommt
Denkmodell implizit zugrunde gelegt (▶ Kap. 28). sie noch öfters Schweißausbrüche, sobald sie ein großes
Allerdings ist auch das S-O-R-Modell noch relativ be- gläsernes Bürogebäude sieht. In dem beschriebenen Fall
schränkt in seiner Erklärungsreichweite. In erster Linie kommt es somit auch zu einer Art „Generalisierung“ der
lässt sich hiermit passives, als Reaktion auf Reize in der Angstreaktion auf den Reizkomplex „gläsernes Büro-
Umwelt interpretierbares Verhalten erklären. Aktives, gebäude“. Zur Veränderung solcher sehr unangenehmen,
insbesondere zielgeleitetes Verhalten, das von Personen konditionierten Reiz-Reaktions-Verknüpfungen bedarf
selbst ausgeht, ist anhand solcher Modelle nicht adäquat es oftmals verhaltenstherapeutischer Techniken z. B. der
beschreibbar. Hierzu bedarf es z. B. kognitions- bzw. hand- systematischen Desensibilisierung; d. h., es müssen aktiv
lungstheoretisch fundierter Modelle, auf die wir noch zu wieder neue, angenehme Reiz-Reaktions-Verbindungen
sprechen kommen (▶ Abschn. 20.2 und ▶ Abschn. 20.3). aufgebaut und/oder wirkungsvolle emotionale Bewälti-
gungstechniken (in Bezug auf die Angstgefühle) eingeübt
werden (Myers, 2014).
20.1.2 Veränderung des Arbeitsverhaltens Neuere Erkenntnisse zum Prinzip des klassischen Kon-
auf der Basis verhaltensorientierter ditionierens zeigen darüber hinaus, dass der Konditionie-
Lerntheorien rungsprozess keineswegs so gedankenlos und automatisiert
abläuft, wie man zunächst vermutet hat. Vielmehr geht
Auch den im Folgenden vorgestellten Theorien des klas- man mittlerweile davon aus, dass der konditionierte Reiz
sischen und operanten Konditionierens sowie des Be- Informationen über den unkonditionierten Reiz vermit-
obachtungslernens liegt der S-R- bzw. S-O-R-Ansatz als telt und signalisiert, dass Letzterer demnächst erscheinen
grundlegendes Denkmodell zugrunde. wird. Somit wird eine Kontingenzbeziehung zwischen den
beiden Reizen gelernt, die bewusst ist und in erster Linie
zz Klassisches Konditionieren einer „bewertenden Reaktion“ entspricht (Moser, 2015).
Die Funktionsweise des klassischen Konditionierens nach Dies kann man auch daran erkennen, dass die Reaktion,
Pawlow wurde bereits oben anhand eines Beispiels be- die konditioniert wird, oftmals der Reaktion, die vom un-
schrieben und lässt sich in verallgemeinerter Weise wie konditionierten Stimulus ausgelöst wird, nicht unbedingt
folgt definieren: ähnelt und somit keine automatisierte Verknüpfung von
362 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
Reiz und (Verhaltens‑)Reaktion erfolgt. Zum Beispiel wer- für Präsentationen seines Vorgesetzten Grafiken zu Statisti-
1 den in der Werbung oft sexuelle Reize in Zusammenhang ken zu erstellen (unverstärktes Verhalten). Sowohl der Vor-
mit einem Produkt gebracht. Dies führt allerdings nicht gesetzte als auch die Konferenzteilnehmer sind sehr erfreut
2 wirklich zu sexuellen Stimulierungen oder Reaktionen über die Übersichtlichkeit und Aussagekraft der Grafiken
beim Wahrnehmen des Produktes außerhalb der Werbung, und bringen dies lobend zum Ausdruck (Verstärkungsreiz).
sondern allenfalls zu positiv gefärbten Gefühlen bzw. Ein- Dies hat zur Folge, dass sich der Assistent auch bei zukünf-
3 stellungen gegenüber dem Produkt im Sinne der oben tigen Aufträgen dieser Art sehr bemüht, übersichtliche und
genannten bewertenden Reaktion. Schließlich zeigen eine aussagefähige Grafiken zu erstellen (Verhaltensreaktion).
4 Reihe weiterer Studien (Engel, Blackwell & Miniard, 1995), Durch das Lob wird das besonders bemühte und kom-
dass die Wirksamkeit klassischer Konditionierung durch petente Arbeitsverhalten des Assistenten somit „verstärkt“.
5 vorherige Erfahrungen mit dem unkonditionierten oder Eine weitere Differenzierung beim Verstärkungsprin-
konditionierten Stimulus beeinträchtigt werden können zip betrifft die Unterscheidung zwischen positiver und
(z. B. können konditionierter und unkonditionierter Reiz negativer Verstärkung. Unter positiver Verstärkung wird
6 als nicht zueinander passend erlebt werden, sodass eine das Geben eines angenehmen Reizes (Belohnen) als Kon-
Konditionierung unter diesen Umständen nicht gelingt). sequenz auf ein gewünschtes Verhalten verstanden (z. B.
7 die Auszahlung einer Prämie an einen Vertriebsmitarbeiter
zz Operantes Konditionieren als Folge exzellenter Verkaufszahlen). Als positive Verstär-
Ein weiteres sehr wirkungsvolles Prinzip der Verhaltens- ker kommen dabei sowohl Dinge infrage, die bestimmte
8 änderung existiert in Form des sog. operanten Konditio- Bedürfnisse (z. B. nach Anerkennung) unmittelbar be-
nierens. friedigen (primäre Verstärker), als auch solche, die eine
9 Bedürfnisbefriedigung in Aussicht stellen (z. B. finanzielle
Definition Belohnungen oder das In-Aussicht-Stellen einer Beför-
10 Die operante Konditionierung wurde insbesondere derung; sekundäre Verstärker). Darüber hinaus sind eine
von Burrhus Frederic Skinner (1904–1990) sehr Reihe weiterer Aspekte bei der Planung und Durchführung
intensiv beforscht und beruht auf der Wirkung von von Verstärkungen zu berücksichtigen, deren Erläuterung
11 positiven oder negativen Folgen eines Verhaltens an dieser Stelle aber zu weit führen würde (vgl. hierzu bei-
für die weitere Auftretenswahrscheinlichkeit dieses spielsweise Spada, Rummel & Ernst, 2006).
12 Verhaltens. Die Auftretenswahrscheinlichkeit des Ver- Von negativer Verstärkung wird im Unterschied zur
haltens wird bei positiven Konsequenzen erhöht (Ver- positiven dann gesprochen, wenn die Auftretenswahr-
scheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens dadurch
13 stärkung) und bei negativen verringert (Bestrafung).
erhöht wird, dass ein negativer Reiz beim Zeigen eines
gewünschten Verhaltens entfernt wird. Beispielsweise
14 Damit sind zwei Grundtypen des operanten Konditio- muss eine Angestellte keine Überstunden machen, wenn
nierens verbunden: Verstärkung und Bestrafung. Aller- sie die Abrechnung rechtzeitig in der Arbeitszeit erledigt.
15 dings greift das behavioristische Denkmodell hier nicht Operantes Konditionieren im Sinne von Verstärkung
ganz bzw. in einer veränderten Weise. Der eigentlich ver- kann somit wirkungsvoll zur Verhaltensformung bzw.
haltensrelevante Stimulus wird zeitlich nicht vor der Re- Herbeiführung von gewünschten Verhaltensweisen ge-
16 aktion, sondern erst nachher als Folge bzw. Konsequenz nutzt werden, die ohne diese Art der Unterstützung nicht
präsentiert. gezeigt werden würden.
17 Eine Verstärkung beinhaltet somit einen Stimulus bzw. Von Bestrafung wird im Unterschied zur Verstärkung
ein Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit eines dann gesprochen, wenn einem Verhalten nicht eine ange-
Verhaltens bzw. einer Verhaltensreaktion erhöht, sie also nehme, sondern eine unangenehme Konsequenz folgt, wo-
18 bekräftigt. Das operante Konditionieren wurde zunächst durch sich die Auftretenswahrscheinlichkeit verringert bzw.
ebenfalls überwiegend an Tieren untersucht (z. B. Skinners verringern soll. Bestrafungen oder Sanktionen sind aller-
19 berühmte Tauben oder Ratten). Insbesondere konnte ge- dings in vielen Fällen keine geeigneten oder wenig effektive
zeigt werden, dass bestimmte Verhaltensweisen von Tieren Mittel zur Verhaltensänderung. So kommt es oftmals nicht
20 (z. B. das Niederdrücken eines Hebels in der sog. Skinner- zur Abnahme des unerwünschten Verhaltens, sondern eher
Box) durch die kontingente Gabe (d. h. direkt im Anschluss zur Vermeidung der Konfrontation mit den Bestrafungen
an das entsprechende Verhalten) von Verstärkern, z. B. bzw. dem Bestrafer (z. B. indem bestimmte Schutzklei-
21 Futter, in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit signifikant dung, die eigentlich Vorschrift ist und deren Nichttragen
erhöht werden konnten. Dieses Prinzip lässt sich auch auf sanktioniert wird, nur angelegt wird, wenn ein Besuch der
22 menschliches Verhalten übertragen. Hierzu wiederum ein Sicherheitsfachkraft am Arbeitsplatz erwartet wird). Des
Beispiel aus der Arbeitswelt: Ein Assistent hat die Aufgabe, Weiteren können sich durch Bestrafungen auch Aversionen
20.1 • Verhaltenstheoretische Ansätze des Arbeitshandelns
363 20
Definition
Prozesse der Beobachtung und des Nachahmens von Ver-
1 haltensweisen anderer Menschen. Es wird angenommen, Der Informationsverarbeitungsansatz beruht auf
dass wir uns unser soziales, aber auch anderes (Arbeits‑) Annahmen über interne (kognitive) Strukturen und
2 Verhalten in hohem Maße über diese Form des Beobach- Prozesse zur Aufnahme, Weiterleitung und Ver-
tungs- bzw. Modelllernens aneignen. Untersuchungen von arbeitung von Informationen sowie deren Einfluss auf
Bandura und anderen Forschern (einen Überblick hierzu Verhalten und Handeln.
3 bieten Spada et al., 2006) zeigen, dass die Ausrichtung der
Aufmerksamkeit auf bedeutsame Verhaltensaspekte, die an-
4 gemessene Einübung und Kodierung des beobachteten Ver- Ein entsprechendes Rahmenmodell der Informationsver-
haltens sowie Prozesse der stellvertretenden Verstärkung arbeitung bieten Newell und Simon (1972) an. Gemäß die-
5 (hierbei wird beobachtet, wie die Modellperson verstärkt sem Modell besteht ein Informationsverarbeitungssystem
wird) und Selbstverstärkung (z. B. durch eigene Belohnung)
zentrale Einflussfaktoren dieser Art des Lernens sind. Eine
--
im Wesentlichen aus vier verschiedenen Komponenten:
Sensorisches System (Rezeptorsystem)
--
6 praxisbezogene und sehr wirkungsvolle Umsetzung dieser Antwortgenerator (Effektorsystem)
Lern- bzw. Verhaltenstheorie erfolgt im Rahmen von An- Gedächtnis
7 sätzen des Behavior Modeling Training (z. B. zum Erlernen Zentraler Prozessor
von Gesprächstechniken; ▶ Kap. 26).
Der Informationsverarbeitungsprozess funktioniert dem-
8 nach folgendermaßen: Zunächst werden über das senso-
20.2 Kognitionspsychologische/- rische System z. B. visuell, auditiv oder haptisch Infor-
9 theoretische Ansätze mationen aufgenommen, welche dann an einen zentralen
Prozessor weitergeleitet werden. In dem Prozessor werden
10 Bei der Behandlung arbeits- und organisationspsychologi- nach einem bestimmten Schema elementare Operationen
scher Fragestellungen wird oft auf Annahmen über kogni- zur Kodierung, Verarbeitung und Speicherung ausgeführt.
tive Prozesse und Leistungen des Menschen zurückgegrif- Beim Gedächtnis wird zwischen Kurzzeit- und Langzeit-
11 fen, d. h. Annahmen über das Wahrnehmen, Verarbeiten gedächtnis unterschieden, wobei Ersteres im Wesentlichen
und Behalten von Umweltinformationen sowie ihre Ver- für die zeitlich relativ begrenzte Bereitstellung von Infor-
12 wendung beim Handeln. Kognitionspsychologische An- mationen zur Verarbeitung im Prozessor zuständig ist und
sätze bzw. Theorien beschäftigen sich somit in erster Linie Letzteres vor allem die langfristige Speicherung von sym-
mit der Beschreibung und Analyse von Mechanismen und bolisch kodierten Informationen in Form von Wissens-
13 Funktionsweisen des menschlichen Denkens. In diesem repräsentationen übernimmt. Nachdem eine Information
Kontext hat sich insbesondere die Betrachtung des Men- dann über zahlreiche Operationen verarbeitet wurde, führt
14 schen als informationsverarbeitendes System durchgesetzt. sie schließlich zu einem bestimmten Verhalten oder Han-
Im Folgenden werden daher zunächst Grundannahmen deln (Antwortgenerator).
15 und ein Rahmenmodell des Informationsverarbeitungs- Anhand dieser Ausführungen wird deutlich, dass der
ansatzes erläutert, bevor ein spezifisch auf Arbeitsverhalten Informationsverarbeitungsansatz auf dezidierten Analo-
bezogenes Modell von Rasmussen (1986) vorgestellt wird. gien zwischen kognitiven Prozessen des Menschen und
16 der Funktionsweise eines Computers aufbaut, weshalb
man in diesem Zusammenhang auch von der „Computer-
17 20.2.1 Annahmen zur menschlichen metapher“ spricht (vgl. Myers, 2014). Der Ansatz geht
Informationsverarbeitung somit davon aus, dass über die kognitiven Funktionen
des Menschen wie bei einem Softwareprogramm Sym-
18 Gemeinsam mit anderen Ansätzen zur Analyse kognitiver bole verarbeitet werden, deren Verarbeitung am Ende zu
Prozesse teilt der Informationsverarbeitungsansatz die Auf- einer Repräsentation (d. h. einer internen bzw. mentalen
19 fassung, dass menschliches Erleben und Verhalten nur auf Darstellung) führt, ähnlich wie in einem Computer durch
der Grundlage von Annahmen über interne (kognitive) numerische Kodierungen Buchstaben, Worte oder Sätze
20 Strukturen und Prozesse erklärbar ist. In Bezug auf den ge- repräsentiert werden. Eine weitere Eigenschaft mensch-
nannten Ansatz bedeutet dies, dass zunächst grundlegende licher Informationsverarbeitungssysteme ist darüber hi-
Annahmen über die Aufnahme, Weiterleitung und Verarbei- naus die Fähigkeit, Informationen aus der Umwelt nicht
21 tung von Informationen sowie deren Einfluss auf Verhalten nur symbolisch zu repräsentieren, sondern auf Basis dieser
und Handeln zu entwickeln sind (vgl. Myers, 2014). Die An- Repräsentationen und elementarer Informationsverarbei-
22 nahmen sollten sich dabei sowohl auf strukturelle als auch tungsprozesse auch neue Symbolstrukturen zu schaffen.
prozessuale Aspekte der Informationsverarbeitung beziehen. Dabei sind Repräsentationen nicht als einmalige Ergeb-
20.2 • Kognitionspsychologische/-theoretische Ansätze
365 20
Gesamt-Output
Handlung/
Verhalten
nisse eines Verarbeitungsprozesses zu betrachten; vielmehr Operation kann erst dann beginnen, wenn der für sie be-
entsteht während des Verarbeitungsprozesses eine Vielzahl nötigte Input zur Verfügung steht.
von Bildern, da das sensorische System stets für das „Ein-
fangen“ neuer Informationen sorgt, welche dann zu immer Physikalische Verankerung Im physischen System sind
neuen Repräsentationen führen. die jeweiligen Zustände des Systems als materielle Träger
Der theoretische und methodische Zugang zur Be- der Information (symbolische Repräsentationen) zu be-
schreibung und Erklärung entsprechender Informations- trachten, während die Zustandsänderungen als materielle
verarbeitungsprozesse erfolgt vor dem Hintergrund folgen- Träger der Operationen (Prozesse) zu verstehen sind.
der Annahmen (Muthig, 1999): Die . Abb. 20.1 verdeutlicht die beschriebenen struktu-
rellen Bestandteile der Informationsverarbeitung und skiz-
Informationelle Beschreibung Kognitive Prozesse des ziert den Informationsfluss zwischen den Komponenten.
Menschen lassen sich als Informationsverarbeitungs- Allgemein hat sich der im Rahmen des Informations-
prozesse beschreiben. Diese Verarbeitungsprozesse folgen verarbeitungsansatzes verfolgte Zugang zur Analyse ko-
einer Sequenz von Input, Operation und Output, wobei gnitiver Prozesse sowohl theoretisch als auch empirisch
der Output direkt vom Input sowie der Operation, die den als sehr fruchtbar erwiesen (Muthig, 1999). Im Folgenden
Input bearbeitet, abhängt. wird daher beschrieben, zu welchen Modellvorstellungen
und Erkenntnissen dieser Ansatz bei der Beschreibung und
Rekursive Zerlegung Es wird angenommen, dass der In- Erklärung von kognitiven Prozessen im Rahmen von Ar-
formationsverarbeitungsprozess in verschiedene Kom- beitszusammenhängen geführt hat. Der Fokus liegt dabei
ponenten oder Stufen zerlegt werden kann. Diese Kom- auf der Darstellung eines Modells von Rasmussen (1986),
ponenten stellen jeweils getrennte Verarbeitungsprozesse das diese Erkenntnisse und Modellvorstellungen für diesen
dar, die auf einer anderen Ebene oder zu einem anderen Anwendungskontext gut integriert.
Zeitpunkt im Ablauf erfolgen. So gliedert sich beispiels-
weise das Gedächtnis in drei Teilsysteme: den sensori-
schen Speicher, den Kurzzeit- bzw. Arbeitsspeicher und 20.2.2 Informationsverarbeitungsmodell
den Langzeitspeicher. In jedem dieser Speicher laufen un- von Rasmussen
terschiedliche Verarbeitungsprozesse ab, deren zeitlicher
Zusammenhang den Informationsfluss durch das System Rasmussen (1986) geht in seinem Ansatz davon aus,
bestimmt. Dabei können unterschiedliche Prozesse so- dass Individuen nicht einfach auf Inputs aus der Um-
wohl gleichzeitig, d. h. parallel, als auch nacheinander, welt reagieren, vielmehr greifen sie aktiv auf die Infor-
d. h. sequenziell, ablaufen. mationen zu, die für sie im Kontext ihrer aktuellen Ziele
und Bedürfnisse relevant sind. Dieses aktive Extrahieren
Kontinuität und zeitliche Steuerung des Informationsflus- von Informationen wird durch Prozesse der selektiven
ses Der gesamte Output einer Verarbeitungsstufe muss Aufmerksamkeit ermöglicht, welche aus einer Fülle von
in dem Output der ihm zeitlich vorgeordneten Prozesse wahrgenommenen Informationen nur jene herausfiltert,
enthalten sein. Das heißt, jede informationsverarbeitende die gerade für die bewusste Handlungssteuerung benötigt
366 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
1 Kurzzeit-
speicher
2
Sekundäres
Verarbeitungssystem/
3 Sequenzieller
Kontrolle
Kontrolle
bei »mismatch« Prozessor
4 Langzeit-
Bewusstseins- gedächtnis
5 schwelle
Dynamisches,
Primäres inneres Handlungen
6 Verarbeitungssystem Kontinuierliche Simulation Weltmodell Motorische
Koordination
Sensorische
Eingaben Inkongruenz-
7 Wahrnehmung
und
Entdecker
(Abgleich
selektive Wahrnehmungs- u.
8 Aufmerksamkeit Simulationsergebnisse)
9
10 .. Abb. 20.2 Informationsverarbeitungsmodell des Arbeitshandelns nach Rasmussen (1986, mit freundlicher Genehmigung von Elsevier). Der
dunkelblau schraffierte Teil des Rahmens stellt den Bereich nicht bewusster Verarbeitung dar, während der unschraffierte Teil die bewusste
Informationsverarbeitung kennzeichnet
11
werden. Die Auswahl der relevanten Informationen kann Diese Komponenten sowie ihre prozessualen Zusammen-
12 jedoch nur dann kontrolliert werden, wenn das Indivi- hänge werden im Folgenden eingehender behandelt (eine
duum über eine dynamische innere Repräsentation des grafisch-schematisch Veranschaulichung des Modells zeigt
aktuellen Zustandes – ein aktives, inneres dynamisches . Abb. 20.2).
13 Weltmodell – verfügt. Die Wahrnehmung und selektive
Verarbeitung von Informationen auf dieser Ebene erfolgt zz Primäres Verarbeitungssystem
14 vor allem mithilfe eines sog. primären Verarbeitungssys- Für Informationsverarbeitungsprozesse, welche notwendig
tems, dessen Prozesse weitgehend automatisch, in Form sind, um den Körper mit einer dynamischen Umwelt auf
15 einer „parallelen“, wahrnehmungsorientierten Verarbei- einer sensomotorischen Ebene zu koordinieren, wird an-
tung und unterhalb der Bewusstseinsschwelle ablaufen. genommen, dass diese durch ein sog. primäres Verarbei-
Das primäre wird durch ein sekundäres Verarbeitungs- tungssystem geregelt werden. Im Fokus des Systems steht
16 system überwacht und kontrolliert, das durch einen „se- die Wahrnehmung, also die Aufnahme von Informationen
quenziell“ sowie wissens- und zielorientiert arbeitenden aus der Umwelt (z. B. über Objekte, Zustände und Ereig-
17 Prozessor oberhalb der Bewusstseinsschwelle gekenn- nisse des Arbeitsprozesses) durch sensorische Inputs. Die
zeichnet ist. Die Annahme von zwei miteinander gekop- Wahrnehmung wird vom primären System geleitet und
pelten Verarbeitungssystemen mit unterschiedlichen Cha- ausgerichtet unter Zuhilfenahme des sog. internen dyna-
18 rakteristika und Funktionen hat den Vorteil, dass dieses mischen Weltmodells. Darunter ist vor allem eine kon-
Modell einem breiten Spektrum kognitiver Prozesse und tinuierliche dynamische mentale Simulation der (Arbeits‑)
19 Leistungen Rechnung trägt. Umgebung sowie der Befindlichkeit des eigenen Körpers in
Das von Rasmussen (1986) beschriebene Informati- dieser Umgebung zu verstehen, um sensomotorische Pro-
20 onsverarbeitungssystem setzt sich aus folgenden zentralen zesse zu koordinieren. Das primäre Verarbeitungssystem
Komponenten zusammen: ist insbesondere dadurch charakterisiert, dass es auf einer
1. Primäres Verarbeitungssystem unbewussten, automatisierten Ebene arbeitet, durch sog.
21 2. Dynamisches internes Weltmodell mit Inkongruenz- verteilte, parallele Verarbeitungsmodi gekennzeichnet ist
entdecker (z. B. die gleichzeitige Aufnahme, Verarbeitung und In-
22 3. Sekundäres Verarbeitungssystem mit Kurzzeit- und tegration von Informationen über mehrere Sinneskanäle
Langzeitspeicher bzw. Aufgaben) und über eine hohe Verarbeitungskapazität
20.2 • Kognitionspsychologische/-theoretische Ansätze
367 20
verfügt. Trotz der grundsätzlichen Fähigkeit zur parallelen dies meist eine „Beförderung“ der Information auf die
Verarbeitung von Informationen auf der sensomotorischen bewusste Verarbeitungsebene, sodass die Schaltbewegung
Ebene, kann allerdings auch gezeigt werden, dass bei der dann bewusst kontrolliert und korrigiert wird.
gleichzeitigen Beanspruchung unterschiedlicher modali- Die Instanz des internen dynamischen Weltmodells
tätsspezifischer Ressourcen zusätzlicher Aufwand entsteht weist hohe Entsprechungen mit dem „Situation-Aware-
(Kluwe, 2006). So absorbiert z. B. nachgewiesenermaßen ness“-Konzept nach Endsley (1995) auf.
das Telefonieren während des Autofahrens einen Teil der
für das Fahren benötigten Aufmerksamkeitsressourcen. Definition
-
Andererseits kann die automatisierte sensomotorische Situation Awareness bezeichnet
Verarbeitung durch das Einüben von Routineprozeduren die zu einem Zeitpunkt vorgenommene Aufmerk-
im Rahmen von Trainings unterstützt werden (▶ Kap. 26), samkeitsverteilung über ein Situationsgeschehen
was zur „Entlastung“ der Verarbeitungskapazitäten führt (quasi eine komplexe Momentaufnahme; z. B.
-
und damit z. B. die gleichzeitige Ausführung von Aufgaben beim Landeanflug eines Verkehrsflugzeugs),
oder die gleichzeitige Beachtung verschiedener Informati- das tiefer reichende Verständnis der aktuellen
onsquellen ermöglicht. Vorgänge (z. B. die Wirkung von Seitenwind beim
-
Endanflug des Flugzeugs) und
zz Internes dynamisches Weltmodell die Erwartungen darüber, wie sich die Situation
Dieses Modell bezieht sich auf die interne Repräsenta- entwickeln wird (z. B. dass das Flugzeug durch
tion bzw. mentale Simulation der Handlungssituation, in den Seitenwindabdrift die Landebahn ver-
der sich eine Person befindet, die kontinuierlich an das fehlt, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen
Handlungsgeschehen angepasst wird. Gemäß Rasmussen werden).
(1986) werden die Wahrnehmungssysteme durch das
dynamische interne Weltmodell auf die Quelle der In-
formation ausgerichtet, zu der relevante Veränderungen Auch hierbei erfolgt ein kontinuierliches „Updating“ der
der aktuellen (Arbeits‑)Situation erwartet werden (z. B. Situation, womit eine fortlaufend aktualisierte Wahr-
die Temperatur- und Druckanzeigen für einen laufenden nehmung und Einschätzung der Situationsentwicklung
chemischen Herstellungsprozess). Umgekehrt liefern gemeint ist. Situation Awareness wird auch als leistungs-
die Wahrnehmungssysteme die Informationen zur kon- kritische Kompetenz von Operateuren, d. h. Bedienern
tinuierlichen Aktualisierung des Weltmodells. Anhand bzw. Benutzern hochdynamischer Mensch-Maschine-
dieser wechselseitigen Verschränkung wird die Infor- Systeme aufgefasst (z. B. bei der Flugzeugführung oder
mationsverarbeitung auf solche Umgebungsmerkmale der Steuerung verfahrenstechnischer Prozesse), die diese
gerichtet, die ziel- und handlungsrelevant in einem be- befähigt, bereits erste, noch relativ „harmlose“ Anzeichen
stimmten Arbeitskontext sind (z. B. die Beobachtung für gefährliche Situationsentwicklungen frühzeitig wahr-
des Temperaturverlaufs beim Anheizen von Synthese- zunehmen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten
prozessen in einem chemischen Reaktor). Wahrnehmung (Endsley, 1995). Das Situation-Awareness-Konzept wurde
und Handlung sind dadurch in hohem Maße integriert. außerdem weiterentwickelt, um kognitive Prozesse beim
Da angenommen wird, dass das dynamische Weltmodell Umgang mit Nebenaufgaben im Kontext des Autofahrens
nicht nur das Verhalten der Umgebung, sondern auch (z. B. bei der Bedienung und Nutzung von Fahrerassistenz-
des eigenen Körpers simuliert, stellt es auch die kognitive systemen) zu analysieren und um damit Einflüsse von Ne-
Grundlage für die Handhabung von Objekten und Werk- benaufgaben auf die Fahrsicherheit zu bestimmen und zu
zeugen sowie die antizipatorische Steuerung und Kon- bewerten (Rauch, 2009).
trolle schneller Handlungssequenzen dar. In Zusammen-
arbeit mit einem sog. „Inkongruenzentdecker“ kommt zz Sekundäres Verarbeitungssystem
dem inneren Weltmodell außerdem die Funktion zu, Ab- Das primäre Verarbeitungssystem unterliegt der Kontrolle
weichungen des äußeren Geschehens von der internen eines zweiten Systems, welches sich auf einem höheren
Situationsrepräsentation aufzudecken, d. h. Diskrepanzen bewussten Level befindet und von Rasmussen (1986) als
zwischen den Wahrnehmungsergebnissen über den Zu- symbolbasierter sequenzieller Prozessor bezeichnet wird.
stand der Umwelt und dem Simulationsergebnis des in- Anhand einer informationellen Kopplung mit dem Kurzeit-
ternen dynamischen Modells. Diese zunächst unbewusst und Langzeitgedächtnis kontrolliert dieser Prozessor die
wahrgenommenen Unstimmigkeiten führen dazu, dass Ebene und die Aufmerksamkeitsausrichtung der Wahr-
das bewusste bzw. sekundäre Verarbeitungssystem alar- nehmungsaktivitäten, die Zielbildung für den gesamten
miert wird. Wenn beispielsweise beim Schalten während Verarbeitungsprozess sowie die Handlungen. Dieses System
einer Autofahrt ein falscher Gang eingelegt wird, bewirkt kommt überwiegend dann zum Einsatz, wenn ungewöhn-
368 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
liche Situationen vorliegen (z. B. starke Abweichungen schnell zu einer informationellen Überlastung dieser Instanz
1 von Temperatur- und Druckwerten im Verlauf eines che- kommt (vgl. Myers, 2014). Die Erkenntnis, dass das Arbeits-
mischen Syntheseprozesses) und rationale Folgerungen, gedächtnis eine geringe Kapazität hat, sowie weitere Eigen-
2 symbolisches Denken sowie neuartige Handlungsstrate- schaften dieser Instanz haben erhebliche Konsequenzen für
gien erforderlich werden. Die Verarbeitungskapazität des die Gestaltung von Überwachungsdisplays und -anzeigen im
sekundären Prozessors ist begrenzt, wobei diese Einschrän- Rahmen von Mensch-Maschine-Systemen. So ist beispiels-
3 kungen im Wesentlichen aus den Begrenzungen der Spei- weise auch von zwei modalitätsspezifischen Subsystemen des
cherkapazität und -dauer des Kurzzeitspeichers resultieren. Arbeitsgedächtnisses auszugehen (ein phonologischer Spei-
4 Durch diese Begrenzungen werden Wahrnehmungs- und cher für sprachbasierte Informationen und ein Subsystem
Gedächtnisinhalte sequenziell (d. h. eins nach dem ande- für visuell-räumliche Informationen). Beanspruchen zwei
5 ren) und sehr selektiv verarbeitet. Da in neuartigen bzw. Teilaufgaben dieselbe Modalität, kommt es zu erheblichen
wenig vertrauten Situationen (z. B. selten auftretenden Stör- Leistungseinbußen in der Informationsverarbeitung. Für
oder Notfallsituationen) viele Wahrnehmungsergebnisse in die simultane Bearbeitung zweier Aufgaben im Rahmen von
6 Diskrepanz zum internen dynamischen Weltmodell stehen Mensch-Maschine-Systemen wird daher empfohlen, die In-
können, kann dies die Verarbeitungsmöglichkeiten der ver- formationsdarbietungen der simultanen Aufgaben so zu ge-
7 antwortlichen Person rasch überschreiten. Wenn die rele- stalten, dass verschiedene Modalitäten beansprucht werden
vanten Umweltinformationen nicht mehr adäquat verarbei- (Wickens, Hollands, Banbury & Parasuraman, 2013).
tet werden, führt dies letztendlich zu Fehlern, inadäquaten Das Langzeitgedächtnis schließlich dient zur über-
8 Handlungen bzw. Entscheidungen und Überforderungs- dauernden Speicherung des Wissens eines Organismus.
reaktionen der Betroffenen (hierzu auch ▶ Kap. 27). Darüber, wie dieses Wissen im Gedächtnis repräsentiert ist,
9 Trotz dieser Begrenzungen ist die Effizienz des sym- gibt es unterschiedliche Auffassungen (z. B. als Schemata
bolbasierten sequenziellen Prozessors hoch, da die Wahr- oder Bedingungs-Aktions-Regeln; ▶ Kap. 26). Je nach Re-
10 nehmungsergebnisse als abstrahierte und hoch aggregierte präsentationsformat ergeben sich unterschiedliche Impli-
Informationscodes (Zeichen und Symbole) interpretiert kationen für die Aneignung und Nutzung von arbeits- bzw.
und verarbeitet werden (z. B. werden in bestimmter Weise aufgabenbezogenem Wissen. Für die Beschreibung von
11 abweichende Temperaturwerte in einem chemischen Syn- Anforderungen in Mensch-Maschine-Systemen ist darüber
theseprozess als bekannte Störungsmuster interpretiert, hinaus die Unterscheidung von vier verschiedenen Arten
12 denen man Störungsursachen zuordnen kann). Auf der Ba- des Wissens relevant: deklaratives, prozedurales, implizites
sis einer zeichenbasierten Verarbeitung, die auf bekannte und explizites Wissen (Schacter, Wagner & Buckner, 2000).
Situationsmuster verweist, können damit verknüpfte
13 routinisierte Handlungsmuster abgerufen und situati- Definition
onsgerecht angepasst werden. Auf der Ebene einer sym- Unter deklarativem Wissen wird Wissen über die
14 bolbasierten Verarbeitung der Geschehensinformationen Realität verstanden, welches der Mensch in der Lage
können darüber hinaus funktionale Schlussfolgerungen ist mitzuteilen. Dies kann auf der einen Seite die Er-
15 zum Situationsverständnis und zur Problemlösung sowie innerung an ein (Arbeits‑)Ereignis der vergangenen
durch planendes symbolisches Probehandeln neue Hand- Tage sein (sog. episodisches Wissen), aber auch das
lungsstrategien generiert werden (z. B. indem man plant, Wissen über Aufbau und Funktionsweise einer be-
16 wie die Störungsursache des gestörten Syntheseprozesses stimmten Maschine (sog. semantisches Wissen). Mit
verifiziert und beseitigt werden kann). prozeduralem Wissen ist Wissen in Form von Hand-
17 Wie bereits erwähnt, steht der Prozessor des sekundären lungsabläufen gemeint (insbesondere Bedienungs-
Verarbeitungssystems nicht nur mit dem primären Verarbei- wissen, z. B. wie eine Fertigungsmaschine zu Beginn
tungssystem, sondern auch mit dem Kurzzeitspeicher und
18 dem Langzeitgedächtnis in einer informationellen Kopplung.
der Schicht angefahren wird). Dieses Wissen entsteht
über die Wiederholung und „Einübung“ von Hand-
Der Kurzzeitspeicher, der in anderen Modellen auch als Ar- lungsabläufen oder durch wiederholten Umgang mit
19 beitsgedächtnis bezeichnet wird, enthält die Informationen, bestimmten Situationen. Implizites Wissen beschreibt
die von dem sekundären Prozessor jeweils aktuell bearbeitet die Nutzung von Informationen, die wahrgenommen,
20 werden und damit im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. jedoch nicht bewusst gespeichert wurden (z. B. in
Hierbei handelt es sich einerseits um kodierte Elemente der Bezug auf Motorengeräusche, die Hinweise auf den
Wahrnehmung und andererseits um für die Verarbeitung Regelungsbedarf der Motorkraft geben). Explizites
21 relevante Elemente des Langzeitgedächtnisses. Die Kapazität Wissen beschreibt hingegen den bewussten Abruf
dieses Speichers ist stark begrenzt (7 ± 2 Informationsein- vorher eingeprägter Informationen (z. B. in Bezug auf
22 heiten bzw. Chunks), wodurch einerseits der sequenzielle Werte zur Justierung von Messvorrichtungen).
Verarbeitungsmodus begründet ist und es andererseits
20.2 • Kognitionspsychologische/-theoretische Ansätze
369 20
-
schine-Systemen folgende Funktionen (Kluwe, 2006):
Mentale Modelle leiten das Verständnis einer Person
über das Prozessgeschehen: Das heißt, bestimmte
Ausschnitte der Prozessrealität werden in ihren
der menschlichen Informationsaufnahme und -verarbei-
tung lassen sich anhand kognitionstheoretisch fundierter
Ansätze praktisch relevante Implikationen für die Analyse
und Gestaltung von Informationsdarstellungen (Anzeigen
strukturellen bzw. zeitlichen, räumlichen, kausalen und Displays) sowie Unterstützungssystemen (z. B. für be-
oder symbolischen Relationen mithilfe interner, sondere Steuerungs- und Entscheidungsanforderungen)
dynamisch veränderbarer Repräsentationsformate in Mensch-Maschine-Systemen ableiten. Darüber hinaus
mehr oder weniger gut wiedergegeben (z. B. in Bezug werden sie aber auch zur Konzeption und Planung kogni-
auf den Ablauf eines chemischen Syntheseprozesses tiver Aufgabenanalysen (Schaper & Sonntag, 1998; Wei &
hinsichtlich des Temperatur‑, Druck- und che- Salvendy, 2004; Crandall, Klein & Hoffman, 2006) sowie
mischen Reaktionsverlaufs). Dies impliziert beispiels- zum Entwurf kognitiv orientierter Trainings und Trai-
weise, dass die Wahrnehmung und Verarbeitung ningssimulatoren für Operateure (z. B. Van Merrienboer,
von Informationen über den aktuellen Zustand des 1997; ▶ Kap. 26) herangezogen. Begrenzungen kogniti-
Systems mithilfe eines mentalen Modells erfolgt, das onstheoretischer Ansätze zum Arbeitshandeln liegen vor
wiederum durch seine Beschaffenheit Einfluss auf allem darin begründet, dass komplexere Strukturen der
die Sichtweise und Bewertung des Systemzustandes Handlungsplanung und -ausführung, in denen z. B. eine
nimmt (z. B. ob der Temperaturverlauf im beobach- Zwischenzielbildung erforderlich ist, nicht hinreichend
teten Syntheseprozess noch im normalen Schwan- berücksichtigt werden. Im Fokus stehen eher kurzfristige
kungsbereich verläuft oder nicht). Handlungsepisoden bzw. Anforderungssituationen. Für
370 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
eine umfassendere Betrachtung von komplexen Hand- schließen. Im folgenden Abschnitt wird zunächst auf das
1 lungen sind handlungstheoretische Ansätze geeignet, die sog. TOTE-Modell eingegangen – einem Vorläufer und
im folgenden Abschnitt vorgestellt werden. wichtigen Basiskonzept der Handlungstheorien –, um da-
2 nach die im arbeits- und organisationspsychologischen
Kontext zentrale Theorie der Handlungsregulation zu er-
20.3 Handlungstheoretische Ansätze örtern.
3
Handlungstheorien befassen sich mit der Beschreibung,
4 Erklärung und Vorhersage menschlicher (Arbeits‑)Hand- 20.3.1 TOTE-Modell
lungen. In diesem Zusammenhang wird Handeln nicht
5 als reaktives Verhalten wie etwa im Rahmen der Reiz-Re- Das Test-Operate-Test-Exit-(TOTE-)Modell stellt eine
aktions-Modelle verstanden. Vielmehr wird davon ausge- Erweiterung der einfachen behavioristischen Reiz-Re-
gangen, dass Handlungen von Individuen zweckgerichtet, aktions-Modelle dar. Ursprünglich entstammt das Modell
6 motiviert und bewusst ausgeführt werden und somit einen der Kybernetik, welche sich mit der Struktur komplexer
aktiven, finalen Charakter besitzen. Handlungen werden Systeme beschäftigt. Das Modell wurde in den 60er- und
7 im Kontext dieser Theorien vor allem als Mittel zur Er- 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts von Miller, Galanter
reichung von Zielen verstanden. Fragestellungen ergeben und Pribram (1973) entwickelt und als bedeutsame Alter-
sich dabei in Bezug auf die Gründe und die Motivation native zu den bis dahin dominierenden Reiz-Reaktions-
8 menschlichen Handelns sowie die Beziehungen zwischen Modellen diskutiert.
dem Handelnden und der Situation.
9 Eine zentrale Annahme der Handlungstheorien bezieht Definition
sich auf die Existenz sog. Rückkopplungsmechanismen, Das TOTE- bzw. Test-Operate-Test-Exit-Modell wurde
10 welche notwendig sind, um gezielte und koordinierte in der Psychologie zur Untersuchung zielstrebigen
Handlungen vorzunehmen. Das aus der Kybernetik über- Verhaltens eingeführt, und diente dazu, menschliches
nommene Rückkopplungskonzept entspricht einem tech- (Arbeits‑)Handeln unter Berücksichtigung der jewei-
11 nischen Regelvorgang (z. B. einer durch Thermostaten ligen Situation ganzheitlich zu erklären. Verhalten ist
gesteuerten Regelung von Hausheizungen), der folgende gemäß dem TOTE-Modell hierarchisch organisiert und
12 Systemkomponenten im Sinne eines Rückkopplungs- läuft nach folgendem Muster ab (Miller et al., 1973):
kreislaufes beinhaltet: Messfühler zur Feststellung des In einem ersten Schritt erfolgt ein Vergleich zwischen
Ist-Wertes, der Vergleich des Ist- mit einem Soll-Wert und
13 die Feststellung von Diskrepanzen sowie Effektoren zum
Soll- und Ist-Situation (Test 1). Daran schließt sich
eine bestimmte Operation an, durch welche die Um-
Ausgleich der Ist-Soll-Diskrepanzen. Dieses zunächst eher welt verändert wird (Operate 1). Hiernach erfolgt eine
14 technische Regelprinzip wird im Rahmen der Handlungs- Rückmeldung über das erzielte Veränderungsresultat
theorien auf das menschliche Handeln übertragen. Man (Test 2). Diese Test-und-Operate-Einheiten wieder-
15 geht davon aus, dass das zu erzielende Handlungsergebnis holen sich so lange, bis das gewünschte Resultat
im Kopf des Menschen gespeichert ist, sodass es als Ver- erreicht wird (Exit).
gleichsgrundlage für die sich aus einer Handlung ergeben-
16 den Teil- oder Zwischenergebnisse dienen kann. Dies setzt
eine kognitive Grundlage voraus, d. h. intern repräsentierte In . Abb. 20.3 wird das TOTE-Modell anhand eines Bei-
17 Ziele und Wissensbestände zur Handlungssteuerung. spiels verdeutlicht: Ein Fahrradkurier soll möglichst rasch
Handlungstheorien basieren somit auch auf kogniti- wichtige Unterlagen von der Hauptverwaltung eines Un-
onspsychologischen Annahmen. Die in diesem Kontext ternehmens zu einer Zweigstelle fahren. Nachdem er die
18 betrachteten kognitiven Prozesse weisen allerdings engere Unterlagen bei der Hauptverwaltung abgeholt hat, stellt er
Bezüge zum Verhalten bzw. den Situationsgegebenheiten mithilfe des Stadtplans fest, wo sich die Zweigstelle befin-
19 beim aktiven Handeln auf als kognitionstheoretische An- det und welche grobe Richtung er dazu einschlagen muss.
sätze. Damit ergeben sich auch Bezüge zu behavioristischen Dann fährt er zunächst in der geplanten Richtung los.
20 Theorien. Im Gegensatz zu diesen befassen sich Hand- Hierdurch ermittelt der Kurier die Wegdifferenz zwischen
lungstheorien allerdings vor allem mit den Prozessen, die den beiden Positionen und führt eine Operation zur Ver-
zwischen dem Reiz- bzw. Umwelt-Input und dem gezeigten ringerung der Wegdifferenz durch. An einer der nächsten
21 Verhalten stattfinden, d. h. den regulativen Funktionen von Kreuzungen bleibt er stehen, nimmt den Plan wieder zur
Kognitionen beim Handeln. Handlungstheorien zeichnen Hand, stellt fest, wie weit er schon gekommen ist und ent-
22 sich somit insbesondere dadurch aus, dass sie die Lücke scheidet sich für die nächste Wegstrecke. Hiermit erfolgt
zwischen Kognitionen und äußerer motorischer Aktivität ein weiterer Vergleichs- bzw. Prüfschritt, um die Differenz
20.3 • Handlungstheoretische Ansätze
371 20
Differenz zwischen
Ist-Position und Ziel
Einzuschlagenden Weg Anhalten bei einer
Test anhand des Stadtplans Kreuzung und erneute Test
prüfen Positionsbestimmung
zwischen der aktuellen und der angestrebten Position zu tionstheorie davon aus, dass eine effektive Arbeitsanalyse,
ermitteln sowie weitere Maßnahmen zur Differenzver- -bewertung und -gestaltung nur dann möglich ist, wenn
ringerung. Derartige Test-Operate-Einheiten werden so bekannt ist, wie Arbeitstätigkeiten psychisch reguliert
lange wiederholt, bis der Kurier sein Ziel (die Zweigstelle) werden.
erreicht hat.
Um hierarchisch verschachtelte TOTE-Einheiten mo- Definition
dellieren zu können, führten Miller et al. (1973) außerdem Ein wesentlicher Ausgangspunkt der Handlungs-
das Konzept des Plans ein. Pläne dienen vor allem dazu, regulationstheorie ist, dass Arbeitsverhalten bzw.
Handlungen bzw. Operationen in der richtigen Reihen- -handeln durch Ziele geleitet und gesteuert wird.
folge auszuführen, und bestehen aus einer Hierarchie von Arbeitshandeln kann aus zwei Perspektiven betrach-
Instruktionen. Darüber hinaus unterschieden die Autoren tet werden. Gemäß der ersten prozessorientierten
zwischen Verhaltensstrategien und -taktiken, auf denen Perspektive schreitet eine Handlung von einem
Pläne basieren können. Strategien beziehen sich dabei Ziel zu einem Plan, dann zur Ausführung des Plans
auf verallgemeinerte Pläne zu größeren Handlungsketten, und schließlich zum Handlungsergebnis bzw. einer
während Taktiken zur Steuerung bzw. Ausgestaltung klei- entsprechenden Rückmeldung voran. Unter einer
ner Verhaltenseinheiten dienen. Der Begriff Bild („image“) zweiten eher strukturellen Perspektive wird be-
wurde schließlich im Rahmen des Modells verwendet, um trachtet, wie der Handlungsverlauf durch bestimmte
die Repräsentation von Handlungswissen als kognitive hierarchisch strukturierte Formen der Informations-
Grundlage der Handlungssteuerung zu beschreiben. verarbeitung gesteuert bzw. reguliert wird.
Kritisiert wurde am TOTE-Modell (Frese & Zapf,
1994) vor allem, dass der beschriebene Prozess nicht ex-
plizit auf Ziele und Rückmeldungen bei der Handlungs- Prozessuale Struktur von Handlungen
steuerung eingeht. Des Weiteren wird angemerkt, dass Mit Bezug auf die erste Perspektive nehmen Frese und
das Modell eher einem geschlossenen Kreislauf ähnelt, Zapf (1994) bzw. Hacker (2005) an, dass ein Handlungs-
nicht jedoch mögliche Umwelteinflüsse, welche die Pläne prozess bzw. -ablauf in der Regel folgende Schritte be-
oder Ziele ändern könnten, berücksichtigt. Trotz dieser inhaltet:
kritischen Aspekte wurde das TOTE-Grundmodell im 1. Zielbildung oder Ausrichtung des Handelns im
Rahmen der Handlungsregulationstheorie aufgegriffen Sinne einer Vornahme und Vorwegnahme
und weiterentwickelt. 2. Orientierung über die Aufgabe, die Ausführungsmög-
lichkeiten und Handlungsbedingungen
3. Entwerfen eines Vorgehensplans bzw. Handlungspro-
20.3.2 Handlungsregulationstheorie gramms
4. Entscheidung über die tatsächliche Ausführungsweise
Hacker (2005) sowie Oesterreich und Volpert (1987) gehen bzw. für einen spezifischen Plan aus einer Reihe von
im Rahmen der von ihnen entwickelten Handlungsregula- möglichen Vorgehensweisen
372 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
1
Aufgabe und Einfluss auf
Ausführungsbedingungen
2
Ziel 2
Vergleich
3
Ziel 1
4
U
Ausführen der Veränderung m
5 w
verändernde e
Wirkung l
6 Vergleich Vergleich t
7 Rückmeldung Rückmeldung
Verändern Verändern
8
9
10
.. Abb. 20.4 Vergleichs-Veränderungs-Rückkopplungs-(VVR-)Einheiten. (Nach Hacker, 2005, mit freundlicher Genehmigung von Hogrefe,
11 Göttingen)
5. Ausführung des Handlungsplans und Überwachung des Akteurs können daher Aufträge bzw. Arbeitsaufgaben
12 bzw. Kontrolle des Ausführungsprogramms ganz unterschiedlich aufgefasst werden, was nicht selten
6. Verarbeitung des Feedbacks zur Handlungsausführung zu Konflikten innerhalb einer Arbeitsgruppe oder zwi-
bis zur Zielerreichung schen Mitarbeiter und Führungskraft führt. Die in dieser
13 Phase gebildeten Ziele sind gleichzeitig die Richtschnur
Diese Abfolge darf man jedoch nicht als eine Folge real des Handelns, da sie Repräsentationen der erwarteten
14 abgegrenzter regulativer Phasen verstehen, sondern eher Handlungsergebnisse darstellen und damit als Vergleichs-
als miteinander verquickte Handlungsvorgänge. Die Rei- größen für den Handlungsfortschritt dienen. Bestimmte
15 henfolge der Schritte kann in der Realität ebenfalls un- Eigenschaften der Ziele bzw. der Zielbildung (z. B. die Spe-
geordneter erfolgen, sodass manche Schritte vor anderen zifität oder der Herausforderungscharakter von Zielformu-
erfolgen oder Rücksprünge bzw. Wiederholungen von lierungen) sind darüber hinaus maßgeblich für Motivation
16 bestimmten Phasen des Handelns vorkommen. Für die und Qualität des Handelns (z. B. werden spezifische und
Betrachtung bestimmter regulativer Bedingungen und herausfordernde Ziele motivierter und mit höherem Erfolg
17 Prozesse des Handelns ist es dennoch sinnvoll, eine ent- verfolgt als Zielformulierungen, die diese Eigenschaften
sprechende Phaseneinteilung vorzunehmen. nicht aufweisen).
18 Phase der Zielbildung Die Phase der Zielbildung ist vor Phase der Orientierung In der Phase der Orientierung über
allem durch kognitiv-motivationale Prozesse geprägt. Ei- die Aufgabe und deren Bedingungen verschafft sich der
19 nerseits werden hier aus Wünschen bzw. Motiven unter Akteur einen Überblick über Handlungsmöglichkeiten
Berücksichtigung und Abwägung bestimmter Handlungs- und -bedingungen. Hier kommt es vor allem auf adäquate
20 erwartungen konkrete Ziele abgeleitet. Andererseits ist mentale Modelle über die Aufgabe sowie aktive und geeig-
in der Arbeitswelt weniger von Wünschen und Motiven, nete Strategien zur Informationssuche beim Akteur und
sondern von Aufträgen oder Aufgaben als Ausgangspunkt die handlungsbezogene Darstellung von relevanten Auf-
21 des Handelns auszugehen. Solche Aufträge und Aufgaben gabenbedingungen im Arbeitssystem (z. B. die Darstellung
werden jedoch von den Akteuren im Zusammenhang mit von eingriffsrelevanten Kennwerten in einem Mensch-Ma-
22 ihrem Wissen, ihren Einstellungen und ihren Motiven „re- schine-System) an. Die Angemessenheit und Qualität der
definiert“. Je nach Aufgabenverständnis und Motivation Handlungsauswahl und -planung in der nächsten Phase
20.3 • Handlungstheoretische Ansätze
373 20
hängt somit stark davon ab, wie angemessen und gründlich backinformationen hängen darüber hinaus davon ab, wie
sich ein Akteur kognitiv über die Handlungsbedingungen zeitnah diese jeweils gegeben werden, ob sie auch Infor-
orientiert hat bzw. welche Art von Informationen ihm mationen über die Handlungsausführung oder nur zum
hierzu zur Verfügung standen bzw. gestellt wurden. Ergebnis des Handelns enthalten und wie detailliert die
Rückmeldungen ausfallen.
Entwurfs- und Entscheidungsphase Der Orientierungs-
folgt die Entwurfs- und Entscheidungsphase, die die ei- Hierarchisch-sequenzielle Struktur
gentliche Handlungsplanung beinhaltet. Je nach Erfahrung der Handlungsregulation
der Akteure mit der Aufgabe bzw. Handlungssituation Die zweite Perspektive der Handlungsbetrachtung nimmt
kann diese Phase sehr unterschiedlich ausfallen. In einer Bezug auf die kognitive Strukturierung der Handlungs-
Routinesituation genügen Sekunden, um sich zu vergegen- regulation. Eine zentrale Grundannahme hierzu beinhal-
wärtigen, was zu tun ist; während in einer unbekannten tet, dass die Organisation von Handlungen auf der Basis
und problemhaltigen Situation ein Handlungsplan erst von „zyklischen Einheiten“ erfolgt. Hacker (2005) geht
ausgearbeitet werden muss oder verschiedene Vorgehens- davon aus, dass die von ihm als Vergleichs- bzw. Vor-
alternativen zu entwickeln und gegeneinander abzuwägen wegnahme-Veränderungs-Rückkopplungs-Einheiten
sind. Je nach Reichweite und Komplexität des Ziels bedarf (VVR-Einheiten) benannten Einheiten in sich vernetzte
es oftmals auch keiner vollständigen und detaillierten Aus- und hierarchisch organisierte zyklische Einheiten dar-
arbeitung aller Handlungsschritte. Angemessener ist in stellen (. Abb. 20.4).
solchen Fällen oft, wenn nur die ersten Schritte detailliert
geplant werden und ein grober Plan für das gesamte Vor- Definition
gehen vorliegt. Weitere Teilpläne können dann während Vergleichs-Veränderungs-Rückkopplungs-Einheiten
des Handelns entwickelt werden. Diese Art der Planung entsprechen inhaltlich den TOTE-Einheiten und
ist darüber hinaus flexibler, da adäquater mit Handlungs- stellen in sich vernetzte und hierarchisch organisierte
gegebenheiten, die während des Handelns entstehen, um- zyklische Einheiten der Handlung dar. Unter zy-
gegangen wird. klischen Einheiten sind Grundbausteine mensch-
lichen Handelns zu verstehen, die aus einem Ziel bzw.
Phase der Handlungsausführung und -kontrolle In der Zwischenziel sowie mehreren Transformationen, die
Phase der Handlungsausführung und -kontrolle werden auf das Ziel bezogen sind, bestehen. Im Unterschied
die kognitiven Vorbereitungen des Handelns umgesetzt zu den TOTE-Einheiten nehmen die Vergleichs-Ver-
und bezüglich Zielerreichung und Planbeibehaltung über- änderungs-Rückkopplungs-Einheiten Bezug auf Ziele
wacht. Effizientes Handeln erfordert aber in dieser Phase als Resultate und Vergleichsmuster des Handelns und
auch, dass der Handelnde flexibel auf unerwartete Gege- weisen deutlicher auf umweltverändernde Wirkungen
benheiten reagieren und Handlungspläne anpassen kann, des Handelns hin.
ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, sein Handeln
auch unter zeitlichen Aspekten effizient ausführt und
gegebenenfalls sein Handeln mit anderen Akteuren oder Analog zum TOTE-Modell wird bei den VVR-Einheiten
mit der Erledigung paralleler Aufgaben koordinieren kann. das „vorgedachte“ Ziel mit dem angestrebten Ergebnis
verglichen. Wenn das rückgemeldete Resultat mit dem
Feedbackverarbeitung Im Rahmen der Feedbackver- Zwischenziel übereinstimmt, wird die Handlung fort-
arbeitung erhält der Akteur Rückmeldung darüber, ob er gesetzt, falls nicht, wird die zyklische Einheit wiederholt.
das Ziel erreicht hat bzw. wie weit er noch von der Ziel- Die Verschachtelung der VVR- bzw. zyklischen Einheiten
erreichung entfernt ist. Rückmeldungen sind somit die hängt dabei davon ab, in welchem Ausmaß die Ziel- und
Informationen aus der Umwelt, die der Handelnde zur die korrespondierende Planstruktur einer Handlung
Beurteilung des Handlungsfortschritts und zur weiteren Hierarchieebenen aufweisen. Unter der hierarchischen
Handlungssteuerung benötigt. Der Wert solcher Rück- Organisation der Handlungsregulation ist somit zu ver-
meldungsinformationen ist jedoch immer in Relation zu stehen, dass Operationen auf unteren Ebenen von höheren
den Zielrepräsentationen zu sehen, da erst der Vergleich Ebenen der Handlungsregulation generiert, organisiert
des Feedbacks mit dem Ziel oder Plan handlungsrelevante und gesteuert werden. Als sequenzielle Organisation ist
Kognitionen erzeugt. Rückmeldungen zum Handeln er- schließlich die mehr oder weniger geordnete Abfolge kon-
hält ein Akteur nicht nur durch direkte Reaktionen aus kret beobachtbarer Handlungsschritte auf der untersten
der Umwelt auf sein Verhalten, sondern teilweise auch Ebene der Handlungsausführung zu verstehen, die sich
durch Personen, die das Handeln beobachtet haben oder aus der Organisation der übergeordneten Ziel- und Plan-
darin involviert waren. Bedeutsamkeit und Wert von Feed- ebenen ergibt.
374 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
1 Konferenz organisieren
2
Einladungen Tagungsraum Verpflegung
3 schreiben organisieren organisieren
4 Text
entwerfen
5
Inhalt Formatierung
6 festlegen erstellen
8
Buchstaben
Mitlesen
9 auf der
Tastatur
auf dem
Monitor
tippen
10
.. Abb. 20.5 Beispiel für die hierarchisch-sequenzielle Struktur von Arbeitshandlungen
11
Zur Veranschaulichung der hierarchisch-sequen- Formulierung einzelner Sätze beinhaltet. So können alle
12 ziellen Organisation von Handlungen dient folgendes Aufgaben so weit heruntergebrochen werden, bis die
Beispiel (. Abb. 20.5): Eine Sekretärin hat den Auftrag unterste Handlung nur noch aus der Eingabe von Buch-
bekommen, eine Konferenz zu organisieren. Um dieses staben auf der Tastatur besteht.
13 Gesamtziel zu erfüllen, muss sie verschiedene Teilauf- Da die Annahme einer durchgehend hierarchischen
gaben erledigen. Zunächst gilt es eine Einladungs-E- Regulation von Handlungen empirisch nicht haltbar ist,
14 Mail zu schreiben und an alle Beteiligten zu verschicken. spricht man mittlerweile eher von einer „heterarchischen“
In einem weiteren Teilziel muss sie einen Tagungsraum Handlungsorganisation bzw. von schwachen Hierarchien
15 sowie die Verpflegung für die Konferenzteilnehmer aus- (Frese & Zapf, 1994). So kann man beispielsweise davon
wählen und organisieren usw. Bei der Planung der Rei- ausgehen, dass untere Handlungsebenen eigene regulative
henfolge der einzelnen Teilaufgaben legt die Sekretärin Funktionen ausüben, indem sie auf Feedback selbststän-
16 fest, dass sie zunächst mit dem Schreiben und Versenden dig reagieren und die Handlung ohne Einbezug höherer
der Einladungs-E-Mail beginnen wird. Bei der Planung Ebenen an situative Bedingungen anpassen. Auch wirken
17 und Ausführung dieser Teilaufgabe ist es währenddes- unerwartete Handlungsergebnisse der unteren Ebenen
sen nicht notwendig, die anderen Teilaktivitäten sowie auf höhere Ebenen, z. B. durch Veränderungen der Ziel-
deren Vornahmen und Ausführungsaktivitäten ständig setzungen, ein (weil möglicherweise die Erreichung der
18 im Bewusstsein zu behalten. Die Vollständigkeit und ursprünglichen Ziele nicht mehr realistisch ist). Anhand
Komplexität des gesamten Handlungsplans muss dem der Analyse von Handlungsfehlern kann man sogar eine
19 Handelnden also nicht permanent bewusst sein, sonst Art von „Eigenleben“ der unteren Ebenen beobachten
wäre er bzw. sie sehr schnell kognitiv überfordert. Bei der (▶ Kap. 27).
20 Ausführung der Teilaufgabe „Schreiben einer Einladung“
Ebenen der Handlungsregulation
ergeben sich schließlich verschiedene Unteraufgaben, wie
beispielsweise das Festlegen der Inhalte des Schreibens, Neben der hierarchisch-sequenziellen Struktur der Hand-
21 die Erstellung der Formatierung usw. Zur Umsetzung lungsorganisation geht Hacker (2005) außerdem davon
dieser Unteraufgaben sind dann wiederum die Planung aus, dass die Handlungsregulation auf qualitativ verschie-
22 und Ausführung weiterer Unterunteraufgaben bzw. Ope- denen Regulationsniveaus erfolgt.
rationen notwendig, welche in diesem Beispiel u. a. die
20.3 • Handlungstheoretische Ansätze
375 20
Definition
Regulationsebene Aktionsprogramme
Im Rahmen der Handlungsregulationstheorie werden
drei Regulationsebenen unterschieden: Auf der Intellektuelle Bewusstseinspflichtige
Regulationsebene Heuristiken, Strategien
sensomotorischen bzw. untersten Ebene wird die und Pläne
motorisch koordinierte Ausführung einzelner Hand-
lungsschritte bzw. Bewegungen gesteuert. Bei der
mittleren bzw. perzeptiv-begrifflichen Ebene erfolgt Perzeptiv-begriffliche Bewusstseinsfähige
Regulationsebene Handlungsschemata
die Steuerung von mehreren zu einer Teilaufgabe
gehörenden Schritten anhand von bereits gut be-
herrschten Handlungsschemata. Mithilfe der obersten
Sensomotorische Nicht bewusstseinsfähige
bzw. intellektuellen Regulationsebene werden Regulationsebene Stereotypien/Routinen,
übergeordnete oder neuartige Handlungspläne zur Bewegungsentwürfe
Zielerreichung entworfen und kontrolliert.
.. Abb. 20.6 Zusammenhang von Regulationsebene und Art der Ak-
tionsprogramme. (Nach Hacker, 2005, mit freundlicher Genehmigung
Speziell das Vorgehen in neuartigen und wenig vertrau- von Hogrefe, Göttingen)
ten Handlungssituationen erfordert eine Steuerung auf
dieser Ebene anhand analytischer und problemlösender oder Übung in routinisierter Form beherrscht werden. Die
Denkoperationen (Hacker, 2005). Die Charakteristika der Handlungsorientierung und -vorbereitung auf dieser Re-
einzelnen Regulationsebenen werden im Folgenden ein- gulationsebene verläuft daher in hohem Maße regelgeleitet
gehender behandelt (. Abb. 20.6). und schematisiert, sodass es nur bestimmter „Signale“ be-
darf, um entsprechende Pläne oder Handlungsschemata zu
Sensomotorische Ebene Auf der sensomotorischen Ebene aktivieren. Nichtsdestotrotz bleiben die Schemata flexibel
werden stereotype und automatisierte Bewegungen ohne be- einsetzbar, indem sie Steuerungsparameter besitzen, die
wusste Aufmerksamkeit organisiert und gesteuert. Diese Art situationsbezogen spezifiziert werden und damit an die je-
der Handlungsregulation erfolgt meist mit wenig Anstren- weilige Situation bei gleichbleibendem Grundmuster ange-
gung. Sie ist vergleichbar mit den Aktivitäten des primären passt werden können. Die Wahrnehmung entsprechender
Verarbeitungssystems bei Rasmussen (▶ Abschn. 20.2.2). „Signale“ sowie der damit verbundene Abruf von mehr
Sensomotorische Vorgänge werden durch bewegungsori- oder weniger „fertigen“ Handlungsplänen kann meist gut
entierte Abbilder aufseiten des Gedächtnisses gesteuert und trainiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Wahrnehmung
orientieren sich darüber hinaus an internen und externen bestimmter Warnsignale an Maschinen und die dadurch
Feedbacksignalen der motorischen Bewegungskoordina- ausgelösten Handlungsketten zur Bewältigung eines mög-
tion. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass lichen Störereignisses. Nimmt ein erfahrener Arbeiter
sensomotorische Handlungskomponenten durch bewusste ein solches Warnsignal wahr, so muss er, abhängig vom
Regulationsvorgänge zwar in Gang gesetzt und unterbro- wahrgenommenen Signal, zunächst bestimmte Zuord-
chen bzw. angehalten werden können, die Veränderung von nungsvorgänge vornehmen (z. B. um welche Störungsart
automatisierten Handlungsprogrammen durch bewusste es sich handelt). Nach der Klassifikation bzw. Bewertung
Regulationsanstrengungen jedoch erhebliche Schwierig- des Warnsignals werden dann – meist in unmittelbarer
keiten bereitet (Frese & Zapf, 1994). Ein Beispiel für die zeitlicher Folge – damit verknüpfte Entscheidungen über
Handlungsregulation auf der sensomotorischen Ebene stellt die zu ergreifenden Maßnahmen getroffen und umgesetzt.
das weitgehend automatisierte und meistens unbewusst ab-
laufende Schalten von Gängen beim Autofahren dar. Intellektuelle Ebene Auf der intellektuellen Ebene werden
komplexe Analysen von Situationen und Handlungen zur
Perzeptiv-begriffliche Ebene Auf der perzeptiv-begriff- Bewältigung problemhaltiger Arbeitsanforderungen re-
lichen Ebene werden Handlungen durch bewusstseins- guliert. Diese Vorgänge bedürfen meistens der bewussten
fähige, wenn auch nicht unbedingt bewusstseinspflichtige Zuwendung. Auf dieser Ebene werden die Handlungspläne
Vorgänge vorbereitet und gesteuert. Die Hauptrolle spielen entwickelt, die auf den untergeordneten Ebenen umge-
dabei Urteils- und Klassifikationsvorgänge, die auf Wahr- setzt werden bzw. nach einer Phase der Einübung ohne
nehmungs- und Wissensschemata basieren. Hierbei wer- Rückgriff auf die intellektuelle Ebene abgerufen werden
den Informationen nach bestimmten gespeicherten Regeln können. Die informationsverarbeitenden Aktivitäten zur
bzw. Mustern integriert und meist direkt mit bestimmten Erstellung solcher Handlungspläne umschließen beispiels-
Handlungsschemata verknüpft. Handlungsschemata be- weise die Analyse von Zielen und Umweltbedingungen in
inhalten fertige Handlungspläne, die durch Erfahrung einem Handlungsfeld, die Analyse und der Entwurf von
376 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
tes operatives Abbildsystem zu dieser Maschine und den in Form von eher bedingungs- und erfahrungsgeleite-
Eingriffsmaßnahmen verfügt, wird in der Regel langsamer ten Maßnahmen gleichsam von selbst ergeben und zu
handeln, läuft Gefahr, Signale falsch zu interpretieren und zweckmäßigen Handlungen verbinden.
so unangemessene Handlungsschritte einzuleiten.
Die genannten Regulationsmechanismen bei innovieren-
Weiterentwicklung den Tätigkeiten sind bisher nur in Ansätzen untersucht
der Handlungsregulationstheorie und konzeptionell ausformuliert worden. Insgesamt wei-
Die beschriebenen Organisations- und Steuerungsmecha- sen sie aber auf wichtige theoretische Differenzierungen
nismen der Handlungsregulation beziehen sich insbeson- der Handlungsregulationstheorie im Hinblick auf ein
dere auf Tätigkeiten mit weitgehend vorgegebenen Zielen bedeutsames Tätigkeitsfeld der modernen Arbeitswelt hin.
und weitgehend bekannter Handlungsausführung (vgl.
Hacker, 2010). Bei bestimmten Arten von Tätigkeiten bzw. zz Interaktive bzw. dialogische Tätigkeiten
Handlungsprozessen sind die Regulationsmechanismen Eine veränderte und differenzierende theoretische Be-
jedoch teilweise anders beschaffen. Dies betrifft vor allem schreibung von Handlungsregulationsmechanismen ist
„innovierende“ Tätigkeiten und „interaktive“ bzw. „dia- darüber hinaus auch bei sog. interaktiven bzw. dialogi-
logische“ Arbeitstätigkeiten. schen Tätigkeiten erforderlich. Hiermit sind vor allem Tä-
tigkeiten im Dienstleistungsbereich – speziell im Bereich
zz Innovierende Arbeitstätigkeiten Humandienstleistungen – gemeint, in denen andere Men-
Innovierende Arbeitstätigkeiten beziehen sich insbeson- schen zu beeinflussen, d. h. beispielsweise auszubilden,
dere auf Tätigkeiten des problemlösenden Entwerfens, zu beraten, zu heilen, zu bedienen oder zum Kaufen zu
z. B. das Entwerfen von Maschinen, Programmen, Ver- veranlassen sind. Da es dabei insbesondere auch um das
fahren, Gebäuden oder Substanzen. Diese Tätigkeiten Einflussnehmen auf Emotionen anderer (z. B. Begeisterung
sind dadurch charakterisiert, dass das spezifische Ziel des für ein zu verkaufendes Produkt erzeugen) bzw. auf die
Handelns oft erst noch zu finden ist und bestenfalls ein eigenen Gefühle geht (z. B. sachlich und freundlich bei
mehr oder weniger schlecht definierter Zielrahmen vor- aggressiven Kunden bleiben), wird in diesem Zusammen-
liegt. Eine zielgerichtet voranschreitende hierarchisch- hang oftmals auch von Emotions- bzw. Gefühlsarbeit ge-
sequenzielle Handlungsorganisation ist unter diesen sprochen (vgl. ▶ Abschn. 30.3). Bedeutsame Unterschiede
Umständen kaum realisierbar, sodass eher ein „hybrides“ bezüglich handlungsregulativer Merkmale bei interaktiven
bzw. „opportunistisches“ Vorgehen genutzt wird, das durch Tätigkeiten sind nach Hacker (2009, 2010) u. a. folgende
folgende Aspekte der Handlungsregulation gekennzeichnet Aspekte, die allerdings auch theoretisch noch weiter aus-
-
ist (Lauche, 2001; Hacker, 2010; Hacker & Sachse, 2014):
Vermutungsgeleitetes Handeln bei noch unvollstän-
diger Zielspezifizierung: Das heißt, es werden bereits
Lösungsmöglichkeiten verfolgt, bevor das Entwurfs-
-
gearbeitet und empirisch validiert werden müssen:
Prozesse der mentalen Modellierung der psy-
chischen Situation anderer Menschen, um deren
Verhaltens‑, Motivations- und Emotionsregulation
problem tiefgründig untersucht und das Gesamtziel beeinflussen zu können: Hierzu gehören nicht nur
-
unscharfe Gesamtlösung bewertet; das Konzept der
Gesamtlösung wird somit akkumulativ präzisiert.
Heterarchische Handlungsorganisation: Das heißt,
dass sich aus Teilzielen bzw. untergeordneten Ebenen
- lungsabschnitten.
Prozesse und Arten des regelkonformen Er-
zeugens bzw. Darstellens von eigenen Gefühlen
im Arbeitsprozess gegenüber den Klienten
der Handlungsorganisation weitere Handlungsschritte bzw. Kunden: Um einerseits sozialen und rol-
378 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
lenbezogenen Erwartungen im Hinblick auf einen RHIA-Verfahren Beim RHIA-Verfahren steht hingegen die
1 situationsgerechten Ausdruck von Gefühlen gerecht Analyse von Belastungen bei Arbeitstätigkeiten in Form
zu werden (z. B. in Bezug auf Freundlichkeit bei von Regulationshindernissen und -überforderungen im
2 Servicepersonal) und um andererseits das Ver- Vordergrund. Hierzu wurde ein eigenständiger Ansatz zur
halten, Denken und Fühlen von Klienten wirkungs- Klassifizierung entsprechender Hindernisse und Überfor-
voll zu beeinflussen, muss der Dienstleister auch in derungen unter Berücksichtigung handlungstheoretischer
3 der Lage sein, seine eigenen Gefühle bzw. seinen Grundannahmen entwickelt.
Gefühlsausdruck ziel- und situationsgerecht zu steu- Unter arbeitsanalytischen Gesichtspunkten sind darü-
4 ern; dies erfordert eine „emotionsintegrierte Hand- ber hinaus Taxonomien zur Beschreibung, Erklärung und
lungsregulation“ (vgl. Hacker, 2009, S. 186 ff.), der Klassifizierung von Handlungsfehlern auf handlungstheo-
5 man allerdings durch das oberflächliche „Vorspielen“ retischer Basis von Bedeutung. Auf der Grundlage solcher
von Freundlichkeit („surface acting“) in den meisten Klassifizierungen können Ursachen der Fehlerentstehung,
Fällen nicht gerecht wird (▶ Abschn. 30.3). die auf verschiedene Aspekte der Regulationsebenen und
6 -phasen Bezug nehmen, aufgedeckt und Maßnahmen für
Anwendungsaspekte ein besseres Fehlermanagement entwickelt werden (Frese
7 der Handlungsregulationstheorie & Zapf, 1994; auch ▶ Kap. 27).
Was folgt aus den handlungstheoretischen Konzepten für
praktische Fragen- und Problemstellungen der Arbeits- zz Arbeitsgestaltung
8 und Organisationspsychologie? Anwendungsbezogene Folgerungen der Handlungsregulationstheorie für die Ar-
Folgerungen und Forschungsaktivitäten, die durch die beitsgestaltung ergeben sich vor allem in Hinblick auf die
9 Handlungsregulationstheorie initiiert wurden, beziehen Gestaltung der Aufgaben und Handlungsanforderungen.
sich u. a. auf Fragen der Arbeitsanalyse, der Arbeitsgestal- In Bezug auf die Aufgabengestaltung ist in erster Linie
10 tung sowie der Aus- und Weiterbildung. das Konzept der „vollständigen“ Aufgabe bzw. Tätigkeit
zu nennen. Hierunter wird in Anlehnung an die prozess-
zz Arbeitsanalyse orientierte Betrachtung von Handlungen die Gewährung
11 Auf der Grundlage handlungstheoretischer Konzepte wurde von Möglichkeiten zum selbstständigen Setzen von Zielen
eine Reihe – zumindest im deutschsprachigen Raum – sehr sowie zur selbstständigen Handlungsvorbereitung, Mittel-
12 bedeutsamer Arbeitsanalyseinstrumente entwickelt. Hier ist auswahl, Ausführung von Handlungen mit Ablauffeed-
neben dem Tätigkeitsbewertungssystem (TBS) und seinen back und Kontrolle der Zielerreichung mit Resultatfeed-
Varianten aus der Dresdener Arbeitsgruppe um Hacker vor back verstanden. Einschränkungen dieser Möglichkeiten
13 allem das VERA- und RHIA-Verfahren aus der Berliner z. B. durch Fragmentierung von vorbereitenden, aus-
Arbeitsgruppe um Volpert und Oesterreich zu nennen: führenden und kontrollierenden Teiltätigkeiten führen
14 nachgewiesenermaßen zu Störungen im Wohlbefinden
Tätigkeitsbewertungssystem Das Tätigkeitsbewertungs- und zu psychischen Beschwerden sowie zum Abbau der
15 system erlaubt eine differenzierte Analyse und Bewertung geistigen Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit (Ulich,
eines breiten Spektrums von kognitiven und kooperativen 2004). Neben der Berücksichtigung einer „ganzheitli-
Anforderungen bei Arbeitstätigkeiten, um auf dieser chen“ Aufgabengestaltung weist die Handlungsregulati-
16 Grundlage einerseits arbeitsbedingte Ursachen psychischer onstheorie aber auch darauf hin, dass die maßvolle Er-
Beeinträchtigungen (z. B. Stress- oder Monotonieerleben; höhung von Regulationsanforderungen im Sinne z. B.
17 ▶ Kap. 28) zu identifizieren, und um andererseits Hinweise erweiterter Handlungs- und Entscheidungsspielräume
zur Gestaltung lern- und persönlichkeitsförderlicher Tätig- und damit verbundener Planungs- und Denkanforderun-
keiten ableiten zu können. Beim TBS wurde auf die oben gen zur Weiterentwicklung der Handlungskompetenzen
18 beschriebenen prozess- und strukturorientierten Charak- und damit letztlich zur „Persönlichkeitsentwicklung“
teristika der Handlungsregulation direkt Bezug genommen beiträgt. Diese Hinweise zur praktischen Relevanz der
19 und entsprechende Bewertungsskalen zur Operationalisie- handlungsregulationstheoretischen Konzepte in Bezug
rung dieser Merkmale entwickelt. auf die Arbeitsgestaltung deuten nur an, welches enorme
20 Potenzial dieser Ansatz für die Arbeitsgestaltung besitzt
VERA-Verfahren Das VERA-Verfahren, das zur Analyse (vgl. Hacker, 2005).
von Denk‑, Planungs- und Entscheidungsanforderungen
21 bei Arbeitstätigkeiten dient, lehnt sich ebenfalls an zentrale zz Aus- und Weiterbildung
Grundannahmen der Handlungsregulationstheorie an, wo- Eine wichtige kognitive Grundlage für effektives und ef-
22 bei es allerdings auf dem Zehn-Stufen-Modell der Hand- fizientes Arbeitshandeln stellen außerdem differenzierte
lungsregulation von Oesterreich (1981) basiert (▶ Kap. 21). und aufgabenadäquate operative Abbildsysteme sowie die
20.4 • Tätigkeitstheoretische Ansätze – Die Tätigkeitstheorie nach Leontjew
379 20
Beherrschung von Strategien und Handlungsprogrammen Beim Tätigkeitsbegriff wird der Akzent auf die Gegen-
auf den unterschiedlichen Regulationsebenen dar. Auf der ständlichkeit gesetzt; d. h., das Motiv des Tätigwerdens ist
Basis dieses handlungstheoretischen Konzepts lassen sich auf ideelle oder materielle Gegenstände gerichtet, durch
weitreichende und differenzierte praktische Implikationen deren Veränderung individuelle und gesellschaftliche Be-
für die Gestaltung von Lern- und Trainingsprozessen bei dürfnisse erfüllt werden. Bei der Handlung hingegen liegt
sowohl routinisierbaren als auch problemhaltigen, kognitiv der Akzent auf der Zielbezogenheit und der Bewusstheit;
anspruchsvollen Arbeitsaufgaben bis hin zur Förderung d. h. der kognitiven, auf ein Ziel bezogenen Steuerung
von selbstgesteuerten Lern- und Laufbahnentwicklungs- von Arbeitshandlungen. Enge Bezüge zwischen beiden
prozessen ableiten (▶ Kap. 26). Ein besonderes Verdienst Konzepten bestehen aber insofern, da Handlungen zur
kommt dieser Theorie auch insofern zu, da sie als eine Konkretisierung oder Realisierung einer Tätigkeit er-
der ersten auf die Potenziale der Auseinandersetzung mit forderlich sind.
Lernanforderungen im Arbeitskontext für ein kognitiv Tätigkeitstheoretische Konzepte beruhen vor allem
anspruchsvolles Lernen hingewiesen und gezeigt hat, wie auf den Arbeiten osteuropäischer Psychologen wie Rubin-
entsprechende arbeitsnahe Lernprozesse unterstützt und stein (1984), Leontjew (1977) und Tomaszewski (1981).
wirkungsvoll gestaltet werden können (siehe hierzu Hacker Im Folgenden soll insbesondere der Ansatz von Leontjew
& Sachse, 2014, S. 465 ff.). eingehender vorgestellt werden.
Eine zentrale Kritik an den bisher vorgestellten ko- Tätigkeiten des menschlichen Individuums werden im
gnitions- und handlungstheoretischen Ansätzen ist, dass Rahmen der Tätigkeitstheorie als Teilsystem der gesell-
Arbeitstätigkeiten im Wesentlichen unter kognitiven Ge- schaftlichen Beziehungen aufgefasst (Kannheiser, 1992).
sichtspunkten behandelt, die sozialen und motivationalen Dementsprechend wird angenommen, dass der Mensch
Aspekte der Arbeit hingegen eher vernachlässigt werden. nicht nur durch innere Vorgänge, sondern auch durch
Die Tätigkeitstheorie ist ein theoretischer Ansatz, der diese sein Handeln in der Welt geformt wird. Im Rahmen seiner
Aspekte in den Fokus seiner Betrachtungen stellt und in Tätigkeitstheorie stellt Leontjew (1977) daher die ver-
die kognitionsorientierten Konzepte integriert. Sie wird im mittelnde Rolle der Tätigkeit zwischen Individuum und
Folgenden als abschließender theoretischer Ansatz zum Umwelt in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Nach sei-
Arbeitshandeln vorgestellt. nem Verständnis stellen Tätigkeiten Wechselwirkungen
zwischen Mensch und Umwelt her. Des Weiteren betont
Leontjew den „gegenständlichen Charakter“ von Tätig-
20.4 Tätigkeitstheoretische Ansätze – Die keiten, welcher sich daraus ergibt, dass das Motiv, welches
Tätigkeitstheorie nach Leontjew einen Menschen zu einer Tätigkeit antreibt, stets auf
einen ideellen oder materiellen Gegenstand zur Bedürf-
Zur begrifflichen Klärung und zum besseren Verständnis niserfüllung gerichtet ist. Als drittes nimmt Leontjew an,
des folgenden Abschnitts werden einleitend Unterschiede dass Tätigkeiten ein gestaltendes und persönlichkeitsför-
zwischen den Konzepten Handlung und Tätigkeit erläutert. derndes Element besitzen, welches sich daraus ergibt, dass
sich der Mensch, während er auf seine Umwelt einwirkt,
Definition sich ihre sachliche und soziale Bedeutung aneignet und
Eine Handlung ist im Sinne von Stengel (1997) ein sich hieraus wiederum seine Motive, Fähigkeiten und sein
Verhalten, das auf ein konkretes, bewusst angestreb- Denken (weiter)entwickeln. Neben diesen generelleren
tes Ziel ausgerichtet ist. Handlungen werden durch Annahmen geht Leontjew davon aus, dass Tätigkeiten
Prozesse der Zielbildung, Orientierung, Planung, Aus- aus verschiedenen strukturellen Perspektiven betrachtet
führung und Kontrolle gesteuert. bzw. analysiert werden können. Er unterscheidet dabei
Eine Tätigkeit ist auf einer höheren Ebene als die zwischen einer Makrostruktur, welche einer strukturellen
Handlung anzusiedeln und bezieht sich auf ein über- Betrachtungsweise, und einer Ringstruktur, die einer pro-
geordnetes Ziel oder Motiv, welches dem Individuum zessualen Betrachtung entspricht.
nicht unbedingt bewusst sein muss. Eine Tätigkeit
umfasst dabei sowohl geistig-mentale, d. h. innere, als
auch praktische, gegenstandsbezogene, also äußere 20.4.1 Makrostruktur der Tätigkeit
Prozesse, welche den erwähnten Motiven oder Ober-
zielen zugeordnet sind. Das Motiv des Tätigwerdens Die Makrostruktur beschreibt den Zusammenhang und
ist auf ideelle oder materielle Gegenstände gerichtet, die hierarchische Ordnung der Konzepte Tätigkeit, Hand-
durch deren Veränderung individuelle und gesell- lung, Operation und Bewegung einerseits und Motiv, Ziel
schaftliche Bedürfnisse erfüllt werden. und Bedingung andererseits (. Abb. 20.7).
380 Kapitel 20 • Theoretische Modelle des Arbeitshandelns
.. Abb. 20.7 Makro-
1 struktur der Tätigkeit nach
Leontjew (1977, Bildrechte:
Tätigkeit Motiv Athenäum)
2
3 Handlung Handlung Ziel Ziel
Operation Op. Op. Op. Op. Op. Bedingungen Be. Be. Be. Be. Be.
4
Bewegungen Bew.
5
6 Definition
Die makrostrukturelle Betrachtungsweise von Tä-
7 Laut der Makrostruktur der Tätigkeiten bilden Tätig-
keiten die hierarchisch am höchsten angesiedelte
tigkeiten ist weitgehend mit derjenigen der Handlungs-
regulationstheorie in Einklang zu bringen. Jedoch ergeben
Analysekategorie. Sie werden durch Motive ausgelöst sich durch den stärkeren Einbezug von motivationalen
8 (z. B. das Motiv der Existenzsicherung bei Arbeits- Aspekten der Arbeitstätigkeit weitergehende Analyse- und
tätigkeiten) und anhand von Handlungen, Ope- Gestaltungsperspektiven. Dies betrifft beispielsweise die
9 rationen und Bewegungen realisiert. Handlungen Analyse der im makrostrukturellen Modell angesproche-
auf der nächst tiefer gelegenen Stufe verkörpern die nen Beziehungen zwischen Motiv, Ziel und Bedingungen.
einem bewussten Ziel untergeordneten Prozesse, die
10 schließlich in Operationen umgesetzt werden. Ope-
So können sich bezüglich des Motivs einer Tätigkeit Dis-
krepanzen zwischen Motiv und Ziel einerseits sowie Motiv
rationen auf der dritten Analyseebene sind Verrich- und Bedingungen andererseits ergeben und motivationale
-
11 tungen, welche von den gegebenen Bedingungen Probleme bei den Tätigkeitsausübenden verursachen:
abhängen und damit als unselbstständige Teilhand- Diskrepanzen zwischen Motiv und Ziel liegen
12 lungen zu verstehen sind. Auf unterster Ebene sind
schließlich die Bewegungen als sichtbare und gleich-
beispielsweise vor, wenn durch zu starke Reglemen-
tierung der Arbeit eine Mitgestaltung seitens des
zeitig kleinste Einheit der Tätigkeit zu betrachten. Mitarbeiters sowie eine positive Identifikation mit der
-
13 Arbeit verhindert bzw. eingeschränkt werden.
Diskrepanzen zwischen Motiv und Bedingungen
14 Wichtig ist hierbei, dass Tätigkeiten nicht nur durch Mo- können dann entstehen, wenn durch belastende Um-
tive initiiert, sondern auch von diesen gesteuert werden feldbedingungen, z. B. eine laute Arbeitsumgebung,
15 (der Charakter einer Handlung wie z. B. das Führen eines das Ziel der Arbeit, z. B. das Entwickeln komplexer
16
Kundengespräches verändert sich, je nachdem welches
Motiv dabei im Vordergrund steht: Sollen die Bedürf-
nisse des Kunden erfüllt oder der Verkaufsumsatz opti-
miert werden). Gleichermaßen werden Handlungen nicht
- Problemlösungen, nicht erreicht werden kann.
Darüber hinaus können auch Ziel-Bedingungs-Dis-
krepanzen entstehen, wenn beispielsweise durch
die Bereitstellung unzureichender Arbeitsmittel
17 nur durch Ziele gesteuert, sondern ebenfalls von diesen Handlungen nicht wie geplant durchgeführt werden
ausgelöst. Somit sind sowohl bei Tätigkeiten als auch können.
bei Handlungen zwei verschiedene Regulationssysteme
18 zu unterscheiden (Hacker, 2005): ein motivational-an- Anhand der Analyse solcher Diskrepanzen können folglich
triebsregulatorisches System (bei dem es um die Absich- in der Praxis wichtige Hinweise für die Arbeitsgestaltung
19 ten, Vorsätze sowie Bedürfnisse, Interessen und Gefühle gewonnen werden.
beim Handeln, d. h. die motivationalen, volitionalen und
20 emotionalen Aspekte der Handlungs- bzw. Tätigkeits-
20.4.2 Ringstruktur der Tätigkeit
regulation, geht) und ein zielgerichtet-ausführungs-
regulatorisches System (bei dem es um die Zielanalyse,
21 die Verwirklichungsbedingungen, die Mittelbestimmung Mit der Ringstruktur bzw. prozessualen Betrachtungs-
und die Ausführungskontrolle, d. h. die kognitive und weise (. Abb. 20.8) beschreibt Leontjew die durch Tätig-
22 sensomotorische Steuerung der Handlungs- bzw. Tätig- keiten und Handlungen hervorgerufenen bzw. vermittelten
keitsausführung, geht). Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Person.
20.4 • Tätigkeitstheoretische Ansätze – Die Tätigkeitstheorie nach Leontjew
381 20
Definition
Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Person
haben laut der Ringstruktur der Tätigkeit auf der
einen Seite eine Veränderung der Umwelt zur Folge, Mensch Tätigkeit Umwelt
die durch eine in die Umwelt eingreifende Tätigkeit (Subjekt) (Objekt)
hervorgerufen wird. Auf der anderen Seite wirkt die
Umwelt über die Tätigkeit auf die handelnde Person
ein bzw. zurück und verändert diese, worunter in erster
Linie Veränderungen in Bezug auf die Tätigkeitsauf-
.. Abb. 20.8 Ringstruktur der Tätigkeit nach Leontjew (1977, Bild-
fassung und der Ausführungskompetenzen der Person rechte: Athenäum)
(z. B. indem man Interesse an einer zunächst uninteres-
santen Tätigkeit entwickelt) zu verstehen sind. mangelnden Integration der Ebenen (z. B. durch fehlende
Sinnlichkeit, fehlende Eingriffsmöglichkeiten oder fehlen-
den Sinnbezug) die Entwicklungspotenziale in der Tätigkeit
Prozesse der Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung nicht ausreichend bzw. suboptimal gegeben sind. Um die
durch die Arbeit sind somit anhand dieser Betrachtungs- Entwicklungspotenziale einer Tätigkeit voll auszuschöp-
weise erklärbar. fen, sollten in eine Tätigkeit daher stets alle drei Ebenen
Der beschriebene Wechselwirkungsprozess zwischen (Wahrnehmung, Kognition, Sinn) eingebunden werden.
Mensch und Umwelt darf darüber hinaus nicht so verstan- Die mangelnde Integration einer der Ebenen kann bei dem
den werden, dass er sich auf den unterschiedlichen Ebenen Handelnden beispielsweise zu einer erlebten Sinnlosigkeit
als Tätigkeit oder Handlung oder Operation jeweils für der Arbeit führen. Tätigkeiten sind somit so zu gestalten,
sich vollzieht. Vielmehr ist er als „hierarchisch-inklusiver“ dass die Bedeutung des persönlichen Arbeitsbeitrags für
Vorgang aufzufassen (Kannheiser, 1992). Das bedeutet, den Handelnden erfahrbar wird (z. B. indem einem Mit-
dass die Tätigkeit im Wesentlichen als eine motivbezogene arbeiter der Zusammenhang seiner Arbeit zum Endprodukt
Betrachtungseinheit zu verstehen ist: Handlungen sind aus verdeutlicht wird). Insbesondere in Arbeitskontexten mit
diesem Grund nicht allein als zielorientierte Prozesse zu einer hohen Arbeitsteilung ist dies von großer Bedeutung.
betrachten, sondern immer auch als motiv-initiierte Tätig- Anhand des Ringstrukturmodells lassen sich außerdem
keiten. Anders ausgedrückt fallen Tätigkeit und Handlung die verschiedenen Übergänge zwischen Mensch bzw. Sub-
stets zusammen. Dies wiederum bedeutet, dass Handlun- jekt, Tätigkeit und Umwelt und die sich daraus ergebenden
gen sowohl ausführungsregulatorisch, d. h. durch Kogni- spezifischen Wechselwirkungen verdeutlichen (▶ Wechsel-
tionen gesteuert, als auch antriebsregulatorisch, also durch wirkungen zwischen Mensch, Tätigkeit und Umwelt).
Motive reguliert, zu analysieren bzw. zu betrachten sind. Aus der Betrachtung von Übergängen zwischen
In Bezug auf die Arbeitsgestaltung beinhaltet diese Auf- Mensch, Tätigkeit und Umwelt ergeben sich ebenfalls be-
fassung, dass durch Handlungen auch die Realisierung von deutsame praxisrelevante arbeits- und organisationspsy-
Motiven ermöglicht bzw. unterstützt werden sollte (z. B. chologische Fragestellungen: In Bezug auf den Übergang
gesellschaftlich nützliche Dinge herzustellen oder befriedi- zwischen Subjekt und Tätigkeit stehen die Zuordnung von
gende Beziehungen zu anderen Menschen zu entwickeln). Personen zu Aufgaben sowie der „Match“ zwischen vor-
Anhand der Ringstruktur lassen sich darüber hinaus handenen, geforderten und abgerufenen Qualifikationen
Folgerungen in Bezug auf die Ganzheitlichkeit der Tätig- im Vordergrund (z. B. welche Aufgaben sind für ältere
-
keit ableiten:
Durch die Schnittstelle zur Umwelt wird der Bezug
zur sachlichen und stofflichen Realität hergestellt.
Hier wird auch von der Ebene der sinnlichen Wahr-
leistungseingeschränkte Mitarbeiter noch adäquat und
fordernd genug). In umgekehrter Richtung, d. h. beim
Übergang von Tätigkeit zum Subjekt, werden die Rück-
wirkungen der ausgeführten Tätigkeit auf Wohlbefinden,
-
chanikertätigkeit hingegen würde ihm die Motivation fehlen.
werden.
4 Ein „Match“ zwischen Person und Aufgabe wäre im letzteren
Fall daher nicht vorhanden. Im Rahmen des Informationsverarbeitungsansatzes wird
angenommen, dass menschliches Arbeitserleben und
Tätigkeit – Umwelt
5 Hierbei steht die durch eine Tätigkeit vorgenommene Ein- -verhalten nur auf der Basis von Annahmen über interne
flussnahme auf die Umwelt im Mittelpunkt. Ein Mechaniker (kognitive) Strukturen und Prozesse erklärbar ist. Hierbei
kann beispielsweise durch eine Reparatur Einfluss auf den geht es insbesondere um Annahmen über die Aufnahme,
6 Zustand einer Maschine nehmen. Diese Veränderung ist für Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen und
ihn als Ergebnis seiner Arbeit sichtbar und beinhaltet ent-
deren Einfluss auf das Verhalten bzw. Handeln in Arbeits-
-
sprechende Rückmeldungen über den Erfolg der Tätigkeit.
7 Umwelt – Tätigkeit
kontexten.
Das Informationsverarbeitungsmodell nach Rasmussen
Im Unterschied zum vorherigen Übergang werden bei
8 diesem Modus die Rückwirkungen der Umwelt auf die Tätig- spezifiziert, welche Informationsverarbeitungsprozesse
und -komponenten beim Arbeitshandeln in Mensch-
-
keit betrachtet. Durch die Verwendung einer Vielzahl von
mikroelektronischen Systemen in der modernen Automobil- Maschine-Systemen eine Rolle spielen.
9 technik haben sich die Reparaturtätigkeiten in Kfz-Werk- Handlungstheorien gehen davon aus, dass Arbeitshand-
stätten erheblich verändert. Zur Fehlersuche benutzt ein
lungen in erster Linie als Mittel zur Erreichung von Zielen
Kfz-Mechaniker heutzutage nicht nur seine Beobachtung
10 und Erfahrung, sondern er führt vielmehr eine Reihe von zu verstehen und zu erklären sind, wobei entsprechende
Ziele sowohl Ausgangspunkte als auch Regulationskom-
-
Tests mit messelektronischen Geräten durch, um darüber den
Fehler zu bestimmen. ponenten des Handelns darstellen.
11 Tätigkeit – Subjekt Bei der Analyse von Arbeitshandlungen unterscheidet
Bei diesem Übergang werden die Rückwirkungen der Tätig- man zwischen einer prozessualen Betrachtung von ver-
12 keit auf das Subjekt, also den Menschen, untersucht. Hier
führen Erfahrungen aus dem Vollzug der Tätigkeit zu einem
schiedenen aufeinanderfolgenden Handlungsphasen
und einer strukturellen Perspektive, die sich mit der hie-
veränderten Abbild der gegenständlichen Welt, welches
13 rarchisch-sequenziellen Organisation von Handlungen
-
wiederum die Modifikation von Plänen und Strategien
zur Folge haben kann. Nach vergeblichen Versuchen eine bzw. der Handlungssteuerung befasst.
Maschine allein zu reparieren, bittet ein Mechaniker schließ- Die Tätigkeitstheorie nach Leontjew befasst sich nicht
14 lich einen weiteren Kollegen ihm zu helfen. Gemeinsam lässt nur mit der kognitiven Strukturierung von Handlungen
sich die Maschine deutlich leichter und besser reparieren.
bzw. Tätigkeiten, sondern auch mit den sozialen und
-
Durch diese Erfahrung wird der Mechaniker möglicherweise
15 seine Einstellung gegenüber kooperativem Arbeiten ver-
motivationalen Aspekten des Arbeitshandelns.
ändern und bei künftigen Aufträgen schwierige Reparaturen Bei der Betrachtung von Tätigkeiten kann zwischen einer
von vornherein gemeinsam planen. makrostrukturellen Perspektive, bei der Entsprechungen
16 zwischen Motiv‑, Ziel- und Handlungsstrukturen unter-
sucht werden, und einer ringstrukturellen Perspektive,
17 auf die Arbeitsstrategien zur Erreichung der Produktions- die die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Tätigkeit
ziele aus). und Umwelt analysiert, unterschieden werden.
Anhand dieser Beispiele sollte deutlich geworden sein,
18 dass auch die Tätigkeitstheorie ein hohes Potenzial für die
Analyse und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten besitzt,
19 wenngleich dieses auch erst in Ansätzen erforscht und
realisiert wird.
20
-
Zusammenfassung
Behavioristischen Theorien liegt eine Modellierung
21 menschlichen Verhaltens in Form von Reiz-Reaktions-
Beziehungen (S-R) bzw. in seiner erweiterten Form unter
22 Einbezug intervenierender Organismusvariablen (S-O-R)
zugrunde.
Literatur
383 20
| | Miller, G. A., Galanter, E., & Pribram, K. H. (1973). Strategien des Handelns.
-
Mehr lesen
Pläne und Strukturen des Verhaltens. Stuttgart: Klett.
Moser, K. (2015). Werbewirkungsmodelle. In K. Moser (Hrsg.), Wirt-
Arnold, J., Randall R., Patterson, F., Silvester, J.,
schaftspsychologie (2. Aufl., S. 11–27). Berlin, Heidelberg: Springer.
Robertson, I., Cooper, C., Burnes, B., Harris, D., & Muthig, K. P. (1999). Kognitive Prozesse: Aufnahme und Verarbeitung
Axtell, C. (2016). Work psychology. Understanding von Informationen. In C. G. Hoyos & D. Frey (Hrsg.), Arbeits- und Or-
human behaviour in the workplace (6th ed.). Harlow: ganisationspsychologie. Ein Lehrbuch (S. 251–264). Weinheim: Beltz.
-
Pearson Education Limited. Myers, D. G. (2014). Psychologie (3. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer.
Nerdinger, F. W. (2012). Grundlagen des Verhaltens in Organisationen
Hacker, W., & Sachse, P. (2014). Allgemeine Arbeits-
(3. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
psychologie: Psychische Regulation von Tätigkeiten.
-
Newell, A., & Simon, H. A. (1972). Human problem solving. Englewood
Göttingen: Hogrefe. Cliffs: Prentice Hall.
Kluwe, R. H. (2006). Informationsaufnahme und In- Oesterreich, R. (1981). Handlungsregulation und Kontrolle. München:
formationsverarbeitung. In: B. Zimolong, & U. Kon- Urban & Schwarzenberg.
Oesterreich, R., & Volpert, W. (1987). Handlungstheoretisch orientierte
radt (Hrsg.), Ingenieurpsychologie. Enzyklopädie
Arbeitsanalyse. In U. Kleinbeck & J. Rutenfranz (Hrsg.), Arbeits-
der Psychologie (Bd. D/III/2, S. 35–70). Göttingen: psychologie. Enzyklopädie der Psychologie, (Bd. D/III/1, S. 43–73).
Hogrefe. Göttingen: Hogrefe.
Rasmussen, J. (1986). Information processing and human-machine inter-
action. An approach to cognitive engineering. New York, NY: Elsevier.
Rauch, N. (2009). Ein verhaltensbasiertes Messmodell zur Erfassung von
Situationsbewusstsein im Fahrkontext. http://www.psychologie.
Literatur uni-wuerzburg.de/izvw/texte/2009_Rauch_Diss.pdf. Zugegriffen:
5. Juni 2017. Inaugural Dissertation, Philosophische Fakultät II an
Arnold, J., Randall, R., Patterson, F., Silvester, J., Robertson, I., Cooper, C., der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Burnes, B., Harris, D., & Axtell, C. (2016). Work psychology. Understan- Rubinstein, S. L. (1984). Grundlagen der Allgemeinen Psychologie. Berlin:
ding human behaviour in the workplace (6. Aufl.). Harlow: Pearson Volk und Wissen.
Education Limited. Schacter, D., Wagner, A., & Buckner, R. (2000). Memory systems of 1999.
Bandura, A. (1986). Social foundations of thought and action: A social In E. Tulving & F. Craik (Hrsg.), The Oxford handbook of memory
cognitive theory. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall. (S. 627–644). New York, NY: Oxford University Press.
Crandall, B., Klein, G., & Hoffman, R. R. (2006). Working minds: A prac- Schaper, N., & Sonntag, K. (1998). Aufgabenanalysen und arbeitsplatz-
titioner’s guide to cognitive task analysis. Cambridge, MA: MIT Press. bezogene Lernprozesse. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 52(3),
Endsley, M. R. (1995). Toward a theory of situation awareness in dynamic 132–143.
systems. Human Factors, 37(1), 32–64. Spada, H., Rummel, N., & Ernst, A. (2006). Lernen. In H. Spada (Hrsg.),
Engel, J. F., Blackwell, R. D., & Miniard, P. W. (1995). Consumer behavior. Lehrbuch Allgemeine Psychologie (3. Aufl. S. 343–434). Bern: Huber.
Chicago: Dryden. Stengel, M. (1997). Psychologie der Arbeit. Weinheim: Beltz.
Frese, M., & Zapf, D. (1994). Action as the core of work psychology: A Tomaszewski, T. (1981). Struktur, Funktion und Steuerungsmechanis-
German approach. In H. C. Triandis, M. D. Dunnette & L. M. Hough men menschlicher Tätigkeit. In T. Tomaszewski (Hrsg.), Zur Psycho-
(Hrsg.), Handbook of industrial and organizational psychology 2. Aufl. logie der Tätigkeit. Positionen und Ergebnisse polnischer Psychologen
(Bd. 4, S. 271–340). Palo Alto, CA: Consulting Psychologists Press. (S. 11–33). Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
Hacker, W. (2005). Allgemeine Arbeitspsychologie. Psychische Regulation Ulich, D. (1989). Einführung in die Psychologie. Stuttgart: Kohlhammer.
von Wissens-, Denk- und körperlicher Arbeit (2. Aufl.). Bern: Huber. Ulich, E. (2004). Gestaltung von Arbeitstätigkeiten. In H. Schuler (Hrsg.),
Hacker, W. (2009). Arbeitsgegenstand Mensch: Psychologie dialogisch- Lehrbuch Organisationspsychologie (S. 221–251). Bern: Huber.
interaktiver Erwerbsarbeit. Ein Lehrbuch. Lengerich: Pabst. Wei, J., & Salvendy, G. (2004). The cognitive task analysis methods for
Hacker, W. (2010). Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten. In U. job and task design: Review and reappraisal. Behavior & Information
Kleinbeck & K.-H. Schmidt (Hrsg.), Arbeitspsychologie. Enzyklopädie Technology, 23(4), 273–299.
der Psychologie, (Bd. D/III/1, S. 3–37). Göttingen: Hogrefe.Hacker, Wickens, C., Hollands, J. G., Banbury, S., & Parasuraman, R. (2013). Engi-
W., & Sachse, P. (2014). Allgemeine Arbeitspsychologie: Psychische neering psychology and human performance (4. Aufl.). Upper Saddle
Regulation von Tätigkeiten (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. River: Prentice Hall.
Kannheiser, W. (1992). Arbeit und Emotion: eine integrierte Betrachtung. Zohar, D., & Fussfeld, N. A. (1981). A systems approach to organizational
München: Quintessenz. behaviour modification: Theoretical considerations and empirical
Kluwe, R. H. (2006). Informationsaufnahme und Informationsverarbei- evidence. Applied Psychology: An International Review, 30, 491–505.
tung. In B. Zimolong & U. Konradt (Hrsg.), Ingenieurpsychologie.
Enzyklopädie der Psychologie, (Bd. D/III/2, S. 35–70). Göttingen:
Hogrefe.
Lauche, K. (2001). Qualitätshandeln in der Produktentwicklung. Theo-
retisches Modell, Analyseverfahren und Ergebnisse zu Förderungs-
möglichkeiten. Zürich: vdf.
Leontjew, A. N. (1977). Probleme der Entwicklung des Psychischen. Kron-
berg: Athenäum.
Van Merrienboer, J. J. G. (1997). Training complex cognitive skills: A four-
component instructional design model for technical training. Engle-
wood Cilffs, NJ: Educational Technology Publications.