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Jurybericht
Impressum
Herausgeber
STADT BADEN
Planung und Bau
Roter Turm
Rathausgasse 5
CH-5401 Baden
Inhalt:
Aris Gavriilidis, Planung und Bau, Stadt Baden
Willy Notter, Gianesi + Hofmann AG, Zumikon
Bezugsquelle:
Planung + Bau
www.baden.ch/planung_bau
1. Einleitung 5
2. Organisation 6
2.1 Auftraggeberin 6
2.2 Externe Unterstützung 6
3. Grundlagen Projektwettbewerb 7
3.1 Ausgangslage 7
3.2 Perimeter 8
5. Planungsprozess 10
5.1 Art des Verfahrens 10
5.2 Teilnahmeberechtigung 10
5.3 Zusammensetzung Preisgericht 11
5.3.1 Preisgericht 11
5.3.2 Experten 11
5.3.3 Fachliche Begleitung und Vorprüfung 11
5.4 Präqualifikation 11
5.4.1 Vorprüfung Präqualifikation / Kriterien 11
5.4.2 Auswahl Teilnehmende Projektwettbewerb 12
5.5 Fragenbeantwortung 12
5.6 Jurierungssitzungen Projektwettbewerb 13
5.7 Veröffentlichung und Ausstellung 13
7. Vorprüfung Projektwettbewerb 17
7.1 Formelle Vorprüfung 17
8. Beurteilung 18
8.1 Erste Sitzung Preisgericht am 23. März 2012 18
8.2 Zweite Sitzung Preisgericht am 04. April 2012 18
9. Rangierung 19
9.1 Preis, Ankäufe und Entschädigungen 19
9.2 Rangierung 19
11. Genehmigung 22
12. Projekte 23
12.1 Projektverfassende 23
12.1.1 Verfassende der rangierten Projekte 23
12.1.2 Verfassende der weiteren Projekte 24
12.2 Projekte 26
12.2.1 Rangierte Projekte 26
12.2.2 Weitere Projekte (ohne Rangierung) 26
1. Einleitung
2. Organisation
Die Stadt Baden, vertreten durch die Abteilung Planung und Bau, hat in
Zusammenarbeit mit der privaten Bauherrschaft ‚‘Schlossberg‘ und externer
Unterstützung einen einstufigen, anonymen Projektwettbewerb im selektiven
Verfahren vorbereitet und durchgeführt.
2.1 Auftraggeberin
Stockwerkeigentümergemeinschaft Schlossberg
c/o Brauerei H. Müller AG
Dynamostrasse 8
CH-5400 Baden
Gianesi + Hofmann AG
Küsnachterstrasse 38
8126 Zumikon
3. Grundlagen Projektwettbewerb
Bestehende Das bestehende Geschäftshaus wurde 1964 erstellt. Die zwei Untergeschosse
Liegenschaft sind in Massivbauweise und die drei Obergeschosse als Stahlskelettbau mit
Betondecken ausgeführt. Das heutige Erdgeschoss wird für Läden, die
Obergeschosse vorwiegend für Büros genutzt. Durch die ausgezeichnete Lage
sind kaum Leerstände zu verzeichnen. Die Liegenschaft, geplant und erstellt
Anfang bis Mitte der 60-er Jahre durch das Badener Architekturbüro Loepfe,
Hänni und Haenggli Architekten SIA, ist in die Jahre gekommen und weist
einen grossen Sanierungsbedarf auf.
3.2 Perimeter
4.1 Wettbewerbsziele
4.2 Wettbewerbsaufgabe
Aufgabe Die Qualität der städtebaulichen Setzung mit der architektonischen Gestaltung
des Ersatzneubaus ist für den prominenten Ort von grosser Wichtigkeit. Die
neue attraktive Bushaltestelle Schlossbergplatz, mit hoher Haltefrequenz, wird
zu einer Stärkung des Bereichs Schlossbergplatz – Obere Altstadt führen.
5. Planungsprozess
Die Veranstalterin führte das Verfahren in Anlehnung an die SIA Ordnung 142
für Architektur- und Ingenieurwettbewerbe durch (§9 SubmD).
5.2 Teilnahmeberechtigung
Teams Teilnehmer am Wettbewerb konnten ein Planer oder mehrere Planer sein.
5.3.1 Preisgericht
Jury Fachpreisrichter
Barbara Neff, Architektin, Neff Neumann Architekten AG (Vorsitz)
Dr. Klaus Hornberger, Architekt, Hornberger Architekten AG
Claude Reinhardt, Architekt, Webereinhardt Generalplaner AG
Wolfgang Schett, Architekt, Prof. ETHZ
Alain Roserens, Architekt, Baumann Roserens Architekten (Ersatz)
Sachpreisrichter
Kurt Baumann, Stockwerkeigentümergemeinschaft ‘Schlossberg‘
Dr. Christian Lenz, Stockwerkeigentümergemeinschaft ‘Schlossberg‘
Kurt Wiederkehr, ehem. Stadtrat Baden, Ressort Planung/ Bau
Jarl Olesen, Abteilungsleiter Planung und Bau (Ersatz)
5.3.2 Experten
Experten Fachexperten
Christian Coppey, Maus Frères SA
Harry Fehlmann, Bänziger Partner AG
Peter Keller, Abteilung Tiefbau, Kanton Aargau
Markus Schneider, Stadtrat Baden, Ressort Planung und Bau
Peter Schoop, Metron Verkehrsplanung AG
Christoph Tschannen, ct Bauberatung + Bauökonomie AG
5.4 Präqualifikation
Präqualifikation Für die Zulassung der Teilnahmeanträge zur Beurteilung mussten folgende
Kriterien erfüllt sein:
Die Auswahl der Teilnehmer für den Projektwettbewerb erfolgte unter Beizug
des Preisgerichts aufgrund der eingereichten Bewerbungsunterlagen, durch
Prüfung der Eignungsnachweise sowie der Eignungskriterien.
Das Preisgericht nahm aufgrund der aufgeführten Kriterien eine Gesamt-
wertung vor.
Eignungskriterien Präqualifikation:
Auswahl Teilnehmer Nach der Vorstellung des Vorprüfungsberichtes beschloss das Preisgericht,
alle Bewerber zur Beurteilung zuzulassen. In mehreren Rundgängen wurden
10 Teams (Zusammensetzung siehe Kapitel 12), darunter ein Nachwuchsteam
zur Teilnahme am Projektwettbewerb ausgewählt:
5.5 Fragenbeantwortung
Fragen Innert der gesetzten Frist gingen zahlreiche Fragen ein, deren Beantwortung
vom Preisgericht genehmigt und den Teilnehmern als Bestandteil des
Wettbewerbsprogramms zur Verfügung gestellt wurde.
Sitzungen Das vollständige Preisgericht traf sich am 23. März 2012 zur ersten Jury-
sitzung.
Das Preisgericht tagte am 04. April 2012 zur zweiten Jurysitzung. Sach-
preisrichter Kurt Wiederkehr musste sich für diese Sitzung entschuldigen. Jarl
Olesen (Ersatz) übernahm daraufhin die Funktion als stimmberechtigter
Sachpreisrichter.
6.1 Nutzungskonzept
6.2.1 Wohnflächen
Raumprogramm Die Innerstädtische Lage hat auf die Wohnungsqualität und -grösse einen
bedeutenden Einfluss. Der für die Zentrumszone Z4 minimale Wohnanteil von
30% ist zwingend umzusetzen. Die Wohnungen sind ausschliesslich im 3. und
4. Obergeschoss anzusiedeln. Damit kann der minimal erforderliche Wohn-
anteil sogar überschritten werden.
Im ersten Untergeschoss ist für jede Wohnung ein vollwertiger Kellerraum von
10 – 12 m2 Fläche einzuplanen.
6.2.2 Verkaufsflächen
6.2.4 Nebenräume
7. Vorprüfung Projektwettbewerb
geprüft. Alle 10 Teams haben fristgerecht, vollständig und anonym ihre Unter-
lagen eingereicht.
Erweiterte Vorprüfung Die Projekte der engeren Wahl wurden zwischen der ersten und zweiten Jury-
sitzung auf wirtschaftliche Kriterien (Kostenprognose der Erstellungskosten,
vertiefte Überprüfung der Flächen, Volumina und Kennwerte gemäss SIA 416)
8. Beurteilung
Erste Jurysitzung Zu Beginn der Jurierung wurde dem Preisgericht die Ergebnisse der Vorprü-
fung vorgestellt. Die Vorprüfung erläuterte dem Preisgericht die geprüften Kri-
terien und die wesentlichen Erkenntnisse aus der Vorprüfung. Anschliessend
beschloss das Preisgericht, alle 10 eingereichten Projektvorschläge zur Beur-
teilung zuzulassen. Vor den Wertungsrundgängen besichtigte das Preisgericht
das Areal des Wettbewerbsperimeters.
Das Preisgericht beschloss, die zwei verbliebenen Projekte Nr. 5 Janus und
Nr. 8 Wolkenbügel vertieft zu prüfen. Die Projekte wurden anschliessend den
Fachjuroren zur schriftlichen Projektbeurteilung zugeteilt.
Zweite Jurysitzung Zuerst wurden alle schriftlichen Projektbeschriebe im Plenum vorgestellt und
die Projekte anlässlich eines Kontrollrundganges nochmals besprochen. Das
Preisgericht stimmte dem Antrag eines Fachpreisrichters zu, das Projekt Nr.
10 Keystone mit einem Ankauf auszuzeichnen.
Die beiden verbliebenen Projekte Nr. 5 Janus und Nr. 8 Wolkenbügel wurden
abschliessend eingehend und vergleichend diskutiert.
9. Rangierung
Preise / Ankäufe Für die auftrags-, form- und fristgerecht eingereichten und dem Wettbewerbs-
programm entsprechenden Arbeiten standen dem Preisgericht eine Gesamt-
preissumme (feste Entschädigung, Preise, Ankäufe) von CHF 160‘000.00
(exkl. MwSt.) zur Verfügung. Die Gesamtpreissumme wurde voll ausgerichtet.
Dieser Betrag wurde im Ermessen des Preisgerichts und gemäss Rangierung
an die Teilnehmer ausgerichtet und ist nicht Bestandteil späterer
Honorarbestandteile. Es wurden drei Preise (inklusive Ankauf) vergeben. Allen
10 Teilnehmern wurde zusätzlich eine feste Entschädigung von CHF 10‘000.00
(exkl. MwSt.) ausbezahlt.
9.2 Rangierung
Rangierung Das Preisgericht setzte die folgende Rangierung und Preiszuteilung fest:
Angesichts der hohen Komplexität der gestellten Aufgabe war das zweistufige
Verfahren angemessen und zielführend. Das Preisgericht bedankt sich bei
allen Teilnehmenden für ihr grosses Engagement und die wertvollen Beiträge.
Mit dem erstrangierten Projekt erhält die Stadt Baden nicht nur ein neues,
attraktives Wohn- und Geschäftshaus, sie bekommt auch eine attraktive
Lösung für die Anbindung der Infrastrukturhaltestellen mit interessanter
räumlicher Verknüpfung der verschiedenen städtischen Ebenen.
Empfehlung Das Preisgericht empfiehlt der Bauherrschaft und dem Stadtrat Baden
das erstrangierte Projekt Nr. 5 ‚JANUS‘ unter Berücksichtigung der
Projektkritik sowie der detaillierten Resultate der Vorprüfung und der
weiteren Rückmeldung des Preisgerichts zur Weiterbearbeitung.
Die Fassade ist ansprechend, so lange sie auf der expressiven Gebäude-
volumetrie basiert. Im Bereich der ‚flächigen‘ Gebäudeseiten ist sie gesichts-
und charakterlos und vermag den Ansprüchen an die exponierte städte-
bauliche Lage nicht zu genügen.
Es stellt sich die Frage, inwiefern das gewählte Material der vorfabrizierten
Betonelemente seine Entsprechung im architektonischen Ausdruck findet.
Dieser muss zwingend sensibler werden.
Die Frage nach dem Verhältnis von Gebäude und Sockel muss auf Niveau
Bahnhofstrasse gelöst werden. In dem Zusammenhang gilt es auch die
unterschiedlichen statischen Elemente hinsichtlich ihrer räumlichen Wirkung
zu überprüfen. Die lange, die Kaskadentreppe begleitende Wandscheibe ist
stadträumlich unattraktiv und muss zu Gunsten einer durchlässigeren Lösung
verändert werden.
Das Preisgericht empfiehlt der Bauherrschaft, für das Projekt eine erste
Projektüberarbeitung einzuleiten und das Resultat ihr und Mitgliedern des
Preisgerichtes, welche als Expertengremium walten, nochmals zur Stellung-
nahme und kritischen Würdigung zu unterbreiten.
11. Genehmigung
Fachpreisrichter
Klaus Hornberger
Claude Reinhardt
Wolfgang Schett
Alain Roserens
Sachpreisrichter
Kurt Baumann
Christian Lenz
Kurt Wiederkehr
Jarl Olesen
12. Projekte
Rangierte Projekte
12.1.1 Verfassende der rangierten Projekte
2. Rang | 2. Preis
Projekt Nr. 8 Wolkenbügel
Architektur: Penzel Valier AG
Grubenstrasse 40, 8045 Zürich
Verantwortlich: Christian Penzel
Mitarbeit: Bence Komlosi
Ivo Piazza
Bauingenieur: Penzel Valier AG
Grubenstrasse 40, 8045 Zürich
Verkehrsplaner: Emch + Berger AG
Schlösslistrasse 23, 3001 Bern
3. Rang | Ankauf
Projekt Nr. 10 KEYSTONE
Architektur: Esch.Sintzel GmbH
Badenerstrasse 156, 8004 Zürich
Verantwortlich: Philipp Esch
Mitarbeit: Nicola Wild
Marco Rickenbacher
Lukas Gruntz
Jana Stratmann
Bauingenieur: Ernst Basler + Partner AG
Mühlebachstrasse 11, 8032 Zürich
Verkehrsplaner: Hans A. Moser AG
Allenmoosstrasse 77, 8057 Zürich
Tania Carl
Marcus Küster
Andreas Helbling
Bauingenieur: Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Badenerstrasse 156, 8004 Zürich
Verkehrsplaner: Zwicker + Schmid
Neptunstrasse 6, 8032 Zürich
Den Verfassern des Projektbeitrages JANUS gelingt mit deren Beitrag eine
präzise städtebauliche Setzung des vorgeschlagenen Bauvolumens. Der
Baukörper folgt im Wesentlichen den vorgegebenen Baubegrenzungslinien.
Die „Sägeform“ entlang den Bahngeleisen spiegelt dabei die Aussicht- und
Belichtungsqualität der Maisonette-Wohnungen der Obergeschosse 3 & 4.
Der klare, kompakte und schön „geschnittene“ Baukörper erscheint selbst-
verständlich und elegant. Der architektonische Ausdruck der Westfassade
bestätigt die grundrisslichen Qualitäten des Projektvorschlages. Die weiteren
Fassaden – insbesondere die Anbindung ( Ostfassade ) des Hauses auf dem
Niveau Bushof vermögen nicht gleichermassen zu überzeugen bzw. es ist
kein übergeordneter Gestaltungswille erkennbar. Die Verfasser überspielen in
der Fassade bewusst das „duale“ Konstruktionsprinzip von Stahlbau und
Betonkonstruktion - was durchaus legitim ist.
Als problematisch und gestalterisch unklar gelöst erscheint der Lastenabtrag
der Gebäudeauskragung auf Ebene Schlossbergplatz. Die angedeuteten
Stützen und Wandscheiben sind in den Fassaden leider nicht lesbar. Der Vor-
schlag der Treppenverbindung vom Schlossbergplatz zum Niveau Brugger-
strasse, angelehnt an eine teils tragende teils nichttragende Wandscheibe, ist
architektonisch unklar.
Der Projektvorschlag zeigt auf allen Ebenen hohe Funktionalität und gute Ein-
haltung des Raumprogramms. Insbesondere die Präsentation von Maiso-
netten – mit Belichtung und Belüftung über integrierte Dachloggien sowie
spannenden „Aussichtsfenstern“ vermag zu überzeugen. Im Eingangsge-
schoss der Maisonetten sind verordnungsgemäss zusätzliche Toiletten
einzuplanen. Die Platzverhältnisse im Bereich Eingang/Küche sind minimal
ausgelegt. Im Verhältnis von Maisonetten zu Etagenwohnungen wären mehr
Etagenwohnungen wünschenswert. Wie weit der innere Korridor mit vielen
unübersichtlichen „Ecken“ nachts allfällig „Gefühle von Unsicherheit“
auszulösen vermag wäre zu prüfen.
Die Laden und Bürogeschosse versprechen gute Vermietbarkeit mit hoher
Unterteilungsflexibilität. Das vorgeschlagene Konstruktionsprinzip wird als
effizient und kostenoptimiert bewertet. Die Anforderungen an Bauphysik und
Schall werden gut gelöst.
Sowohl die aussenräumlichen Bezüge wie auch die klare Zugänglichkeit der
verschiedenen Nutzungen (Vertikalverbindungen ) werden konsequent gelöst.
Gesamthaft handelt es sich um einen äusserst wertvollen Wettbewerbsbeitrag
mit hoher städtebaulicher und organisatorischer Qualität. Das äussere Er-
scheinungsbild und die Kongruenz von konstruktiven und gestalterischen
Elementen vermögen jedoch nicht restlos zu überzeugen.
Fassadenansicht
Querschnitt
Fassadenansicht
Querschnitt
Die Projektverfasser gehen von der These aus, dass in einer städtebaulich kom-
plexen und vielschichtigen Situation nicht mit Anpassung und Unterordnung, sondern
mit einem selbstbewussten Auftreten – mit einer eigenständigen und klar lesbaren
Form – zu reagieren sei. Dies ist zweifellos eine plausible Haltung, an der dann
allerdings die Form auch gemessen werden muss. Ob das gewählte unregelmässige
Sechseck, welches sich in den Geschossen von oben nach unten stetig verändert
und zunehmend komplexer wird, als eindeutige Figur wahrgenommen werden kann
ist eher fraglich. Der entstandene komplexe Baukörper ist formal dennoch von hoher
Qualität, wenn auch aus anderen Gründen: Der plastische, in allen Massstabsebenen
sorgfältig durchgearbeitete Baukörper hat die nötige Kraft und Ausstrahlung, an
diesem städtebaulich exponierten und schwierigen Ort eine gewisse Klärung her-
beizuführen. Nicht ganz verständlich ist die grosse Auskragung in der Nordwestecke
(wo zudem der Abstand zur Bahn unterschritten wird), auch wenn dadurch, wie die
Verfasser argumentieren, der Anschluss des Gebäudes an die Bruggerstrasse ent-
schärft wird. Von hoher räumlicher Qualität ist der zenital belichtete Hauseingang,
der allerdings die Ladenfläche stark beschneidet. Der Treppenaufgang zwischen
Manor und Neubau als quasi in den Hang eingelegte Kaskadentreppe ist gut gelöst.
Die Wohnungen sind über einen Korridor erschlossen, der von zwei der insgesamt
vier Lichthöfe belichtet wird und der über einen Nebeneingang von der Brugger-
strasse her verfügt. Das Konzept der zweigeschossigen Wohnungen mit einem
Tagbereich (Wohnen oder Essen/Kochen) und jeweils einem durch diesen Raum
erschlossenen Individualraum pro Geschoss ist eigenwillig, kann aber durchaus als
Antwort auf die im Programm verlangten „town appartments“ verstanden werden.
Damit sind wohl nicht primär Familienwohnungen im traditionellen Sinn gemeint.
Die Lichthöfe sind mehr als nur Lichtquellen und geben der Wohnung eine zusätz-
liche räumliche Qualität, nur wird aus der Erläuterung der Verfasser nicht klar, wie
die Probleme der gegenseitigen Einsicht zwischen zwei Wohnungen und, vielleicht
noch schwieriger, das Problem des Brandschutzes gelöst werden können. Die
Wohnqualität kann als gut bezeichnet werden, und die besondere Lage zwischen
Schlossberg, Bahnareal und Altstadt wird durch die zweiseitige Orientierung
wirkungsvoll ausgenützt.
Die architektonische Sprache, wie sie in der Volumetrie und im Fassadenbild zum
Ausdruck kommt, ist etwas interpretationsbedürftig, erinnert sie doch vordergründig
an die eher negativ konnotierte Zeit der frühen Siebzigerjahre. Mit einer entspre-
chend sorgfältigen Durcharbeitung in Material und Detail kann daraus aber auch
eine besondere Qualität entstehen. Die in ihrer Farbigkeit differenzierten, plastischen
Fassadenelemente in Betonvorfabrikation sind potentiell ein guter Kompromiss
zwischen ortsbezogener Bildhaftigkeit und einer Abstraktion, wie sie das Konzept der
„eigenständigen Form“ verlangt. Der konstruktive Aufwand wird nicht ganz gering
sein, und die vorgeschlagenen motorisch bewegten Schwenkflügelfenster sind dafür
ein erstes Indiz. Unverständlich und in eigenartigem Widerspruch zur Sorgfalt der
übrigen Projektbearbeitung ist das statische Konzept , welches aus einer wilden
Sammlung von verschiedenen ad-hoc-Lösungen besteht.
Fassadenansicht
Querschnitt
Das Projekt ‚TAVOLO’ leitet sich einerseits aus den Dimensionen und Mass-
stäben der das Grundstück charakterisierenden Bauwerken von Bahn, Strasse
und Unterführung ab, und sieht sich andererseits selbst als Gebäude, welches
in wesentlichen Teilen der Infrastrukturnutzung dient. So zeichnet sich das
städtische Niveau durch eine grosszügige Tischkonstruktion, getragen von weit
gespannten Unterzügen aus, welche ihre Lasten über klar gesetzte, gross-
zügige Stützen ableiten. Die gewählte Positionierung dieser an den Rändern,
lässt ein weiträumiges Passantengeschoss von willkommener Transparenz
entstehen. Gleichzeitig vermag das Gebäude die Platzsituation klar zu fassen
und einen räumlichen Abschluss zu formulieren. Analog zum referenzierten
Bild der Infrastrukturbauten, ist die Lastabtragung bis ins 1. Untergeschoss
einfach und schlüssig und tangiert die bestehende Ladenpassage nicht. Die
Einbindung der Liftanlage in die klare Gebäudevolumetrie wertet das obere
städtische Ankunftsniveau auf, die räumliche Anbindung dieser im Erdge-
schoss ist allerdings zu eng und wenig einladend.
Das Bürogeschoss ist dank seiner einfachen und zweckmässigen Struktur in
mindestens drei Einheiten unterteilbar und gut nutzbar. Die Flexibilität ist auf
Grund der grossen Gebäudetiefe und der einhergehenden Belichtungsproble-
matik eingeschränkt. Die obersten Geschosse werden als Wohngeschosse mit
Maisonettewohnungen vorgeschlagen. Mit einer am Ende belichteten ‚rue
interieure’ werden sämtliche Wohnungen im Zimmergeschoss erschlossen
und erfüllen somit die Anforderungen der behinderten Norm nicht. Bis auf die
Wohnungen im schmaleren Bereich des Baukörpers, welche sich durch einen
durchgehenden Wohn-/Essraum auszeichnen, stapeln sich die Wohneinheiten
und bleiben in Bezug auf Orientierung und Besonnung einseitig. Die Belich-
tung durch die äusserst klein geschnittenen Atrien wird durch die Positionie-
rung der Küche und des Cheminées unnötig eingeschränkt, so dass sich das
räumliche Potenzial nicht entfalten kann. Die Idee der ‚Altstadtzinne’ ist grund-
sätzlich attraktiv, bedingt aber ein aufwändiges Erschliessungsbauwerk, so
dass die Dachaufsicht ihrer gewünschten Gelassenheit beraubt wird und nicht
zu überzeugen vermag.
Der architektonische Ausdruck des Gebäudes ist das kohärente Abbild der
statischen Struktur. So prägen die eingangs erwähnten Unterzüge mit ihren
grossen Spannweiten und statischen Höhen wesentlich das Erscheinungsbild
und treten als grosszügige Basis für die oberen Stockwerke in Erscheinung.
Diese zeichnen sich durch die markanten vertikalen Stützen aus, welche das
Bürogeschoss und die Wohngeschosse zusammenfassen. Die gewählte Archi-
tektursprache schafft eine interessante Ambivalenz zwischen Ensemblebildung
mit dem Manorgebäude und eigenständigem Schlussstein in der Altstadt, nicht
unähnlich der heutigen Situation.
Das Projekt entwickelt seine Stärke aus der konsequenten Umsetzung seiner
anfänglich analysierten und formulierten Themen. So werden die assoziierten
Bilder und die damit verbundenen Dimensionen und Massstäbe in ein sta-
tisches Konzept überführt, welches einerseits den Charakter des Hauses, an-
dererseits aber auch die stadträumlichen Merkmale wesentlich prägt. Leider
sind die Wohnungen strukturell nicht kongruent und vermögen räumlich nicht
zu überzeugen.
Ersatzneubau Bahnhofstrasse 7 Baden, Jurybericht 42
Situation
Fassadenansichten
Fassadenansicht
Querschnitt
Die städtebauliche Situation des Projekts ‚here comes the sun’ wird geprägt von
einem massigen, mehrfach geknickten dreigeschossigen Baukörper, welcher
auf der Ebene der neu geplanten Bushaltestelle auf einem zentralen Erschliess-
ungskern und verschiedenen, räumlich wirksamen Scheiben zu liegen kommt.
Eine übertiefe Auskragung produziert nicht nur einen äusserst unattraktiven
Wartebereich, sie verunklärt gleichzeitig auch die stadträumliche Idee der
Schlossbergpassage. Die räumliche Dynamik des Platzes endet an statischen
Scheiben, Erschliessungskernen und Abstellräumen. Die somit im rückwärtigen,
vom Platz abgewandten Bereich zu liegende Verkaufsfläche ist von den Pas-
santenströmen vollständig abgewandt und ist auf Grund seiner geometrischen
Ausbildung und der riesigen statischen Wandscheiben nicht brauchbar.
Das Bürogeschoss ist, bedingt durch die Erschliessungssituation und die sta-
tisch notwendigen Scheiben in seiner Flexibilität eingeschränkt. Das vorge-
schlagene Layout produziert auf Grund der grossen Gebäudetiefe zahlreiche
innere Flächen, welche nur mit Kunstlicht belichtet werden können. Die vorge-
schlagenen Lichtkörper vermögen zwar die inneren Zonen zu erleuchten, gene-
rieren jedoch gleichzeitig ineffiziente Korridore und schränken die vielfältige
Nutzbarkeit des Geschosses unnötig ein.
Die beiden in den Obergeschossen situierten Wohnebenen werden durch die
beiden Treppenhauskerne effizient erschlossen und von eingestanzten, terras-
sierten Lichthöfen strukturiert. Diese generieren eine grosse Vielfalt an Patio-
wohnungen mit unterschiedlichsten Wohnungslayouts. Durch die intelligente
Positionierung der Atrien können spannende Raumabfolgen generiert und die
Wohnungen schön zoniert werden. Allerdings ist fest zu halten, dass die Wohn-
einheiten im obersten Geschoss deutlich besser funktionieren, auf Grund des
grösseren Lichteinfallswinkels und der Privatheit der Aussenräume. Im unteren
Geschoss kann der Patio lediglich als Belichtungs- und Belüftungshof dienen,
seiner Funktion als Aussenraum wird er wegen der Einsehbarkeit von der
oberen Atriumterrasse beraubt. Die Chance, die Belüftung der zum Lärm ex-
ponierten Schlafräume über die Atrien zu bewerkstelligen wird nicht genutzt.
Stattdessen werden Lüftungsschächte vorgeschlagen, welche aus feuerpoli-
zeilichen und akustischen Überlegungen ungenügend sind.
Der architektonische Ausdruck des Gebäudes wird geprägt von einer Architekur-
sprache, welche auf den ersten Blick an Fassadenbilder aus den vierziger
Jahren erinnert. Die klaren Hierarchien, die Plastizität, gebildet aus Putz und
Kunststein, welche einen solchen Ausdruck normalerweise charakterisieren
werden überspielt und mit einem einheitlich geformten Keramikmodul bis zur
Unkenntlichkeit verfremdet. Gleichzeitig endet die historisierende Fassade
abrupt an der Kante der Auskragung, und das scheinbar klare Bild der
Lastabtragung erweist sich als Farce.
Die Hauptstärke des Entwurfs liegt im anregenden Versuch, auf die Frage nach
möglichen Wohnformen im innerstädtischen Kontext mittels Atriumwohnungen
von unkonventionellem Zuschnitt eine Antwort zu geben. Die städtebaulichen
Fragen, welche dieser Aufgabe allerdings zu Grunde liegen, werden
unbefriedigend gelöst.
Ersatzneubau Bahnhofstrasse 7 Baden, Jurybericht 47
Situation
Fassadenansicht
Querschnitt
Das Projekt Tangram entwickelt über dem Stadtturmplatz einen Baukörper, der
auf alle Seiten spezifisch zu reagieren versucht. Die entstehende Geometrie
nimmt die Flucht des Manorgebäudes und der Bahnhofstrasse auf, die langen
Seitenflächen sind leicht geknickt. Das entstehende Tangram wirkt geometrisch
noch etwas zufällig und kann im städtebaulichen Umfeld nur wenig Spannung
entwickeln.
Eine vorgehängte Glasfassade verläuft über alle Geschosse und Nutzungen,
ein Raster aus Aluminiumprofilen überzieht den Baukörper und führt zu einer
gewissen Abstraktion des Volumens und seiner Nutzung. Einerseits ergibt sich
über die Glasfassade eine nicht gewünschte Materialeinheit zum Manorge-
bäude und andererseits wirkt die gezeigte Visualisierung der Fassade mit
mehrfarbigen Vorhängen und Sonnenstoren sehr kleinteilig und unruhig.
Im Bereich der Stadtturmpassage werden Ladenflächen angeboten die mit dem
ersten Obergeschoss verbunden sind. Der wichtige Treppenaufgang, vor allem
aber der Lift, ist im EG schlecht auffindbar die soziale Sicherheit ist in diesem
Bereich nicht gegeben. Die Treppenläufe scheinen in den oberen Etagen nicht
ganz aufzugehen.
Die wichtigen Verkehrsabläufe im ersten Obergeschoss sind funktional ausge-
bildet; die Bushaltestelle mit Einfahrt über die Bahnhofstrasse ist machbar. In
der anschliessenden, dreieckigen Ladenfläche ist auch die Statik und Vertikal-
erschliessung integriert, die grosse Auskragung Richtung Bahnhofstrasse /
Stadtturmplatz wird allerdings ohne zusätzliche Abstützung nicht stehen
können.
In den drei folgenden Obergeschossen wird das Hauptvolumen des Neubaus
realisiert, im 2. Obergeschoss Büros im 3. und 4. Obergeschoss Wohnungen.
Ein zentrales Treppenhaus erschliesst zwei frei unterteilbare Bürozonen und
pro Geschoss je 6 Loft-Wohnungen. Der Bewohner kommt aus dem innen
liegenden Treppenhaus, links oder rechts, jeweils in einen innen liegenden
Vorraum für drei Wohnungen und von dort in den zumeist langen Gang seiner
Wohnung. Die bescheidene räumliche Qualität der Lofts korrespondiert mit der
unattraktiven und komplizierten Erschliessung. Die direkte Belüftung der
Wohnungen auf die lärmorientierte Nordwest Seite ist nicht möglich.
Bezüglich Nachhaltigkeit im Bereich Materialisierung, Dämmung, Wärme- und
Kälteerzeugung sollte der Minergiestandard erreicht werden können.
Das Projekt Tangram kann städtebaulich und architektonisch nur beschränkt
überzeugen und hat bezüglich der Wohnungsgrundrisse und Ihrer
Erschliessung kein brauchbares Konzept entwickeln können.
Fassadenansicht
Querschnitt
Der komplexe Baukörper versucht auf allen Seiten die Geometrie des umge-
benden Stadtraumes aufzunehmen, daraus ergibt sich eine städtebauliche
Setzung des Volumens, welche eine lesbare räumliche Verankerung im Stadt-
gefüge bewirkt. Die Aussenräume sollen als Aufenthaltsorte gestärkt werden;
unter diesem Titel wird insbesondere die Bushaltestelle über dem Schlossberg-
platz von der Ost- auf die Westseite verlegt, mit Blick auf Gleisfeld und Bahnhof.
Dies brächte zwar einerseits eine mögliche Steigerung der Aufenthaltsqualität im
Bereich der Brücke über dem Schlossbergplatz, ergibt aber andererseits grosse
Nachteile für die Bushaltestelle auf der lärmigen und unwirtlichen Westseite;
sichere Zugänge zur Haltestelle und deren Auffindbarkeit sind nicht, respektive
nur beschränkt gegeben.
Im Zwischenraum zum Manor erfolgt der Aufgang zum Bus an der Brugger-
strasse mit Treppe und Lift, der Einstieg im EG ist, vor allem für den Lift, ver-
winkelt und schlecht auffindbar.
Zusammen mit der Architektur der Fassade ist auch das Thema Statik und Trag-
werk zu behandeln. Vorgeschlagen wird eine tragende und fugenlose Fassade
in gestrahltem Kalksandsteinbeton, die den gesamten Baukörper umspannt. Mit
der monolithischen Ortbetonstruktur sollen grosse Spannweiten ermöglicht wer-
den und damit ein offenes und transparentes 1.Obergeschoss entstehen. Die
Überprüfung des statischen Konzeptes kommt zu einem sehr kritischen Erge-
bnis. Der Beschrieb des statischen Systems ist rudimentär und nicht verständ-
lich. Erklärende Darstellungen resp. Vordimensionierung sind nicht vorhanden,
es handelt sich jedenfalls um eine sehr aufwendige und heikle Konstruktion.
Die Plastizität der Fassade mit breiten und tiefen Betonrahmen erscheint trotz
der hellen Farbe sehr mächtig und schwer, der architektonische Ausdruck des
Gebäudes wirkt in der städtischen Umgebung fremd.
Das generelle Nutzungskonzept hingegen ist intelligent auf die lärmtechnisch
schwierige Situation abgestimmt. Das Haupttreppenhaus liegt direkt an der
Bahnhofstrasse, von dort wird der zweigeschossige Laden im EG und 1. OG
erschlossen, weiter auch die darüberliegenden Büros und Wohnungen. Die gut
organisierten Büros besetzen im 2. und 3. OG die lärmempfindlichen Bereiche.
Die Wohnungen hingegen sind lärmabgewandt über drei Geschosse auf die
Bahnhofstrasse orientiert; im 4. OG werden weitere 5 Wohnungen über eine
offene „rue interieur“ erschlossen, welche den Blick auf Burg und Schlossberg
freigibt. Der Zugang und die innere Belichtung erfolgt für jede Wohnung über
einen kleinen Innenhof.
Bezüglich der Wirtschaftlichkeit bleibt die vorgeschlagene spezielle Statik ein
Risikofaktor der in der Erstellung wie auch im Unterhalt schlecht abschätzbar ist.
Der Minergiestandard soll gemäss Verfasser erreicht werden, wobei die innen-
liegende Dämmung aufwendig sein wird. Der Wärmebedarf wie auch die Warm-
wasseraufbereitung erfolgt über eine Sole-Wasser Wärmepumpe. Mit dem ge-
neigten Aluminiumblechdach ist eine Versickerung oder Retention nicht möglich.
Das Projekt Balance entwickelt ein interessantes Nutzungskonzept über alle Ge-
schosse, die statische Konzeption und die damit verbundene Architektur kann
allerdings nicht überzeugen.
Ersatzneubau Bahnhofstrasse 7 Baden, Jurybericht 57
Situation
Fassadenansicht
Querschnitt
Den Verfassern des Projektes „space invader“ gelingt es, ein Bauvolumen
mit klaren einfachen Umfassungswänden zu präsentieren. „space invader“
positioniert sich damit städtebaulich präzise und konsequent. Das architek-
tonische Erscheinungsbild gliedert sich stark in zwei Sockelgeschosse mit
grossflächigen Verglasungen und drei Obergeschosse mit durchlaufenden
Brüstungs- und Fensterbändern. Die Absicht der Verfasser, die Ebenen
Bruggerstrasse und Schlossbergplatz publikumsfreundlich zu verbinden
wird erkannt und gewürdigt. Dennoch erscheinen die dazu notwendigen
Treppenanlagen und Gebäudedurchbrüche als zu dominant und der Ge-
samtsituation nicht angepasst. Die damit einhergehende „Unruhe“ zeigt
sich insbesondere in der Ostfassade zum Schlossbergplatz. Die zu
erwartenden Schallimmissionen durch den Gebäudesockel auf den
Schlossbergplatz sind nicht erwünscht.
Als wirtschaftlich uninteressant erweist sich das mit Kernen und Treppen-
anlagen weitgehend verstellte Obergeschoss auf Niveau Bushof. Der
gewünschte Publikumscharakter von Bushaltestelle und offener Laden-
nutzung kann kaum erreicht werden.
Die zahlreichen und unterschiedlichen Maisonetten der Geschosse 3 und 4
spielen mit der wechselnden Ost-West Ausrichtungen und den introvertierten
Dach-Loggien. Sie versprechen interessante Raumbeziehungen, wenn auch
die Erschliessungen über zwei Hauptkerne aufwändig sind. Einzelne Woh-
nungen verfügen über sehr lange Korridorsysteme. Die flexible Unterteil-
barkeit des Bürogeschosses ist gegeben.
Fassadenansicht
Querschnitt
Fassadenansicht
Querschnitt
Die Struktur des Neubaus wird durch zwei unterschiedliche Konzepte geprägt: Im
Grundriss sorgt eine einfache und eindeutig erkennbare polygonale Form für eine
Klärung der unterschiedlichen Stadträume. Der Schlossbergplatz, die Bahnhof-
strasse und der offene Raum zum Gleisfeld erhalten alle eine klare Front und eine
gute räumliche Definition. Im Schnitt hingegen wird die komplexe Situation mit den
drei verschiedenen Ebenen Schlossbergplatz, Bahnhofstrasse und Bruggerstrasse
nicht mit einer geschlossenen Volumetrie, sondern mit der offenen Figur eines
„Tisches“ beantwortet. Das Erdgeschoss (Ebene Bahnhofstrasse) ist als Pilotis-Ge-
schoss offen und transparent, die Tischplatte selber wird als Bauteil kräftig artikuliert.
Je für sich sind diese Massnahmen verständlich und ihrem Kontext angemessen,
wenn auch vielleicht etwas plakativ. Ganz kompatibel sind sie aber untereinander
nicht und es entsteht ein eher uneinheitliches Bild. Konzeptionell vollends wider-
sprüchlich ist die Perforation der massiven Tischplatte mit einem zentralen Hof, der
zur Erschliessung des Gebäudes und zur Belichtung des tiefen Grundrisses dient.
Die der Manor zugewandte Hauskante wird so weit nach Nordosten verschoben,
dass eine Sichtverbindung zwischen Schlossbergplatz und Schlossberg entsteht.
Diese möglicherweise interessante Option wird aber mit dem offenen Treppenauf-
gang zur Bruggerstrasse unbefriedigend umgesetzt.
Die verbleibende Fläche des Erdgeschosses (Ebene Bahnhofstrasse) wird effizient
als Laden genutzt, der intern mit der Ladenfläche Schlossbergpassage verbunden
ist. Die Büros und Wohnungen sind nicht vertikal getrennt, sondern über die drei
Obergeschosse verteilt, wobei die Büros jeweils als Schicht auf der Nordwestseite
zusammengefasst sind. Die vier Wohnungen pro Geschoss sind nach Südosten zum
Schlossbergplatz hin orientiert, die Kopftypen zusätzlich zur Bruggerstrasse respek-
tive zur Bahnhofstrasse. Ganz verständlich ist diese räumliche Aufteilung zwischen
Wohnen und Arbeiten nicht, verlieren doch die Wohnungen die zwar lärmbelastete,
räumlich aber schöne und spannende Ausrichtung zur Bahn und zum Schlossberg-
platz. Sie wirken dadurch etwas eindimensional und den Grundrissen mangelt es
generell an spezifischen, irgendwie auf den Ort bezogenen räumlichen Qualitäten.
Die zum Schlossbergplatz hin ausgerichteten privaten Aussenräume sind der inner-
städtischen Öffentlichkeit dieses wichtigen Platzes nicht angemessen. Durch ihre
einseitige Orientierung stark benachteiligt sind die zwei innenliegenden Wohnungen,
die nicht ganz unproblematische zusätzliche Belichtung über den mit den Büros
gemeinsam genutzten Erschliessungshof ist dafür keine genügende Kompensation.
Die Fassadentypologie mit sich abzeichnenden Deckenstirnen und dazwischen ge-
spannten flächigen Elementen aus transparentem und opakem Glas ist bezogen auf
die Struktur und die Volumetrie des Gebäudes konsequent gedacht. Die abstrakte
Wirkung der Struktur und des Materials ist einem innerstädtischen Gebäude mit ge-
mischter Nutzung an sich angemessen, wird aber bei den offenen Loggien, wo das
Private der Wohnungen sichtbar wird, etwas in Frage gestellt. Dem Thema der Leich-
tigkeit widerspricht hingegen die überaus massive und plastische Ausbildung des
Tisches. Die ebenfalls plastisch ausgeformten Pilotis stehen einmal im Freien, ein-
mal innerhalb des verglasten Erdgeschosses, was der räumlichen Lesbarkeit dieses
Geschosses eher abträglich ist.
Den teilweise guten strukturellen und städtebaulichen Ansätzen fehlt letztlich die
nötige innere Kohärenz, was zu einem uneinheitlichen und in sich etwas
widersprüchlichen Resultat geführt hat.
Ersatzneubau Bahnhofstrasse 7 Baden, Jurybericht 72
Situation
Situation
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