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N
das Tagebuch, ¿er g“b’s
ach einem Fernsehabend fand, oder? Für mich war dann klar: Wir , Buch oder Heft, in das , m kurz für: gibt es
mit ihrem Freund Sven passen doch nicht so gut zusammen.“ man jeden Tag schreibt,
Weißt …
schreibt Anna, eine jun- was man denkt oder was
, m gemeint ist hier:
passiert ist; hier: Blog
ge Deutsche, in ihr On- Zwei verschiedene Deutschformen Das weißt du …
verlaufen
line-Tagebuch, wie der Annas zwei Erzählungen haben fast , hier: gehen; sein
jedenfalls
Abend verlaufen ist: den gleichen Inhalt. Die Sprache, die sie , m hier: also
einschalten
„Wir setzten uns auf die Couch und dabei benutzt, ist aber in beiden Situati- , anmachen
K„nn “ch …?
, m Darf ich … haben?
schalteten den Fernseher ein. Es dauerte onen sehr verschieden. Denn es gibt oft
dagegen
ein bisschen, bis wir einen Film fanden. große Unterschiede zwischen gespro- }nd ¡r so: …
, hier: im Gegenteil dazu
, m ≈ Dann hat er
Eigentlich wollte vor allem er ihn sehen. chenem und geschriebenem Deutsch. s“ch k¢scheln „n gesagt: …
Ich dagegen hatte weniger Lust, weil ich „Die gesprochene Sprache vermittelt , ≈ sich mit dem Körper
einfach
nicht so ein Fan von Actionfilmen bin. eine gewisse Nähe und ist spontan. Die eng an einen anderen legen
, hier: ohne Probleme
Aber ich dachte mir, dass es schon in geschriebene kann und muss man mehr D„s g“bt ¡s n“cht.
verm“tteln
, m Das kann nicht
Ordnung sein würde. Ich habe also eine planen“, erklärt Patrizia Noel, Professorin , hier: machen, dass man
wahr sein.
Schüssel Popcorn gemacht, mich an Sven für Germanistik an der Universität Bam- … fühlt
d¶ch
gekuschelt und mir den Film angesehen. berg. Wenn man etwas schreibt, hat man , hier: ≈ wirklich
gew“sse (-r/-s)
, hier: spezielle (-r/-s)
Plötzlich dachte ich: ‚Das gibt es nicht! also mehr Zeit zu überlegen, welche Wör-
spielen
Das ist doch dieser Schauspieler, der auch ter man benutzt. Bei der gesprochenen die German“stik
, hier: eine Rolle haben
, ≈ systematisches Studie-
in diesem Film über Schokolade spielt!’ In Sprache muss man dagegen schnell sein die Tafel, -n ren der deutschen Sprache
diesem Moment bekam ich richtig Lust und auf den Gesprächspartner reagieren. , hier: Packung und Literatur
auf Schokolade und fragte Sven, ob ich Die Sätze sind deshalb oft kürzer, Wörter regelmäßig der Gesprächspartner, -
eine Tafel haben könnte. Er antwortete werden weggelassen oder verkürzt und , m jedes Mal, immer , Person, mit der man
wieder spricht
nur, dass ich sie mir selbst aus dem Kühl- auch die Grammatik ist anders – manch-
schrank holen soll. Wer meinen Blog mal scheint sie sogar nicht mehr ganz n“cht brauchen zu … w¡glassen
, nicht … müssen , hier: nicht sagen
regelmäßig liest, dem brauche ich nicht richtig zu sein.
zu sagen, dass ich so etwas doof finde. zus„mmenpassen verk•rzen
, hier: so sein, dass einer , kürzer machen
So stellte ich also fest, dass Sven und ich Die Wahl der Zeitform gut zum anderen passt
scheinen
doch nicht so gut zusammenpassen.“ Um etwas in der Vergangenheit zu erzäh- }nd, …? , hier: so sein, dass man
Später spricht Anna per Videoanruf len, hat man im Deutschen meistens die , m Erzähl mal, …? meint, sie ist …
mit ihrer Freundin Paula. „Und, wie war Wahl zwischen dem Präteritum (oder Im- ’n¡n sogar
dein Date?“, fragt Paula sofort. Also er- perfekt) und dem Perfekt. Das Präteritum , m kurz für: einen , ≈ auch
zählt Anna ihr die Geschichte, die sie auf wird normalerweise beim Schreiben be- w¶llt’ die Wahl
ihrem Blog publiziert hat. nutzt. So schreibt Anna: „Wir setzten uns , m kurz für: wollte , von: wählen
„Wir haben uns auf die Couch gesetzt auf die Couch und schalteten den Fern- ja g¡rn
und den Fernseher eingeschaltet. Es hat seher ein.“ Als sie aber mit Paula spricht, , m hier: ≈ wie du , hier: oft
weißt
ein bisschen gedauert, bis wir ’nen Film benutzt sie das Perfekt: „Wir haben uns existieren
s“ch d¡nken , da sein
gefunden haben. Also vor allem er wollt’ auf die Couch gesetzt und den Fernseher
, für sich denken
ihn schau’n. Ich hatte nicht so viel Lust, eingeschaltet.“ Anna spricht außerdem nahebringen
W“rd … , hier: Lesern das Gefühl
weil ich bin ja nicht so der Fan von Ac- auch im Präsens, um über die Vergan- , m gemeint ist hier: geben, … passiert direkt
tionfilmen. Aber ich hab’ mir gedacht: genheit zu sprechen: „Ich mach’ also ’ne Das wird …
‚Wird schon okay sein.’ Ich mach’ also ’ne Schüssel Popcorn, kuschel’ mich an Sven schon
Schüssel Popcorn, kuschel’ mich an Sven und schau’ mir den Film an.“ Diese Form , m hier: sicher
und schau’ mir den Film an. Und plötzlich heißt historisches Präsens und wird gern
denk’ ich mir: ‚Das gib’s nich’! Das is’ doch beim Sprechen benutzt. Sie existiert aber
dieser Schauspieler!’ Weißt doch, der, der auch in der Literatur: Dann soll sie dem
auch in diesem Film über Schokolade Leser die Geschichte nahebringen.
Illustration: Grinbox/Shutterstock.com
hat sich größtenteils an den süd- und einen wird die erste Silbe verschluckt: Man
mitteldeutschen Dialekten orientiert. sagt nur ’ne, ’nem oder ’nen.
Sprachwissenschaftler nennen diese die Auch Pronomen werden gern kürzer
hochdeutschen Dialekte. Dadurch ist der gemacht, wenn sie nach einem Verb ste-
Unterschied zwischen den norddeut- hen. Statt gibt es oder war es sagt man gib(t)’s
schen Mundarten (Niederdeutsch) und oder war’s. Die Frage Wie geht’s? lernen
dem Standarddeutsch heute sehr groß. Deutschlernende schon in ihren ersten
„Wer niederdeutschen Dialekt lernt, Kursen kennen. Wie geht es dir? wäre hier
wächst fast zweisprachig auf. Die Schrift- die komplette Form. Dieses Beispiel zeigt
sprache ist im Norden eine ganz andere auch einen anderen Trend der gesproche-
als die gesprochene Sprache im Dialekt“, nen Sprache: Personalpronomen einfach
erklärt Noel. Heute sprechen speziell ganz wegzulassen.
junge Menschen im Norden aber auch Anna macht das in ihrem Gespräch
kein Niederdeutsch mehr – und deshalb mit Paula mehrmals. Sie sagt „wird schon
keinen wirklichen Dialekt. Speziell Han- okay sein“ statt „es wird schon okay sein“
nover gilt aus speziellen historischen und „weißt nicht, wen ich meine?“ statt
Gründen als das Zentrum des Standard- „weißt du nicht, wen ich meine?“. Auch
deutschen. Die Unterschiede zwischen wenn das grammatikalisch eigentlich
gesprochenem Deutsch und Schrift- nicht korrekt ist, sind viele solcher For-
deutsch, die in diesem Artikel genannt mulierungen im gesprochenen Deutsch
werden, sind heute meistens im Süden völlig normal: komm schon, kann sein oder
größer als im Norden. auch geht doch.
Haus, Ottos Buch – das verschwindet nicht. wenn man mündlich nur Schriftdeutsch
Nur Verben, die den Genitiv verlangen, benutzt. So sagt Noel: „Wenn man eine
werden seltener: sich einer Sache erinnern, Sprache lernt und es wirklich schafft, sich
jemanden einer Sache bezichtigen, das gibt schriftsprachlich auszudrücken, dann ist
es heute fast nicht mehr. Ansonsten geht das eine prima Leistung. Warum soll man
die Benutzung des Genitivs nur sehr lang- zum Beispiel als Tourist noch mehr kön-
sam zurück“, sagt die Professorin. nen? Das ist doch toll!“